k a i b a ch e r Wochenblatt zum , Nutzen und Vergnügen. Kro. 29. / Freyta^ den ^8. Iuln ,3>7. Züge aus dcm Leben berühmrec Manncr. II. ^ Friedrich von Schiller. Friedrich Schiller war zu Marburg m, ^urtembergischcn geboren. Sein Vater, Lieutenant in herzoglichen Diensten, Water Inspector der Baulnschule auf einem Lustschloffe, glaubte seinem Sohne keme bessere Erziehung geben zu können, als wenn er ihm die Annahme in der -"Mttärakademie zu Stuttgart verschaffte, wo dann allerdings die strengste Ordnung «nh die regelmäßigste Gleichheit in den ^'gnÜMWn und Schulübungen herrschte, ^er junge Schiller, voll glühenden Dich-w'talents, voll des damit verbundenen "djcheues gegcn alle äuß?rc Beschränkungen, paßte freylich sehr schlecht in eins ^ziehmigsanstalt, wo, wk er Mst,ag-"e, alle 400 Schlilsr, die ihn unwaben , «ur em einzigcs Geschöpf waren, der ge-"'ue Abguß ein und desselben Modells, fö, /.^^bem die plastische Natur stch '"uunch lo^jagt; — abtt ungeachtet sei- ncs Widerwillens studierte er doch die Medicin, wozu er bestimmt war mit Fleiß und^ disputirte darüber. Seine Lieblings-leclure aber war zu jener ^sit die Geschichte; je enger ihn seine" Umgebungen drückten, desto mehr schme sich sein Geist in die vergangenen Zeiten', wo keine Schranke mehr die Phantasie zu hemmen vermochte, deren Kraft sich bald deutlicher zergsn sollte. Denn noch in der Militärakadcmis ttlbst schrieb er sein erstes Stuck: die Räuber. Seine Phantasie ward in diesem kühn jugendlichen , ungezähnten Werks auf em? auffallende Art sichtbar. Was auch die damahligen Krmker in der Schule der Griechen und Franzosen gebildet dagegen, und vielleicht nicht m?t Unreckr cinwcnden mochten, dennoch ließ sich vis Starke der Schwinge nicht verborgen, die einen solchen Flug zu wagen, im Stande war. Auch war die Wirkung außerordentlich, wclckes dieses Stück aufaßen deurschcn Theatern machte, die so .weit ging, daß sogar einige junge Leute, durch die kräftige Charakterisirung des Schilkr-schen Carl Moor zu dem Wahne vsrlei- bet wmdm? als sey sein Charakter nach-ohmungswerth ; denn di? Thoren sahen es nicht, daß dis Heldenanlage, welche Carl Moor in allen seinen Verirrungen doch noch so interessant macht, nur von der Natur geschenkt werden könne und daß es gerade der Mißbrauch jener Anlagen war, die ihn ins Verderben stürzte. Nun wollten sie auch ihre kleinen Fähigkeiten mißbrauchen, um dadurch Helden zu werden. Gerade wie einst einige ahgeschmack? ts Empfindler Werther zu seyn glaubten , wem» sie ihrem gewöhnlichen Daseyn durch einen Pistolenschuß ein Ende machten. Dieß fur manche unserer vielleicht jugendlichen Leser. Schiller ward durch den Fortgang seines ersten Stückes aufgemuntert, sich ganz der dramatischen Muse zu weihen, und er schrieb nun zu Mannheim dis Verschwörung des Fiesko, ein Stück, voll der frischesten und glänzendsten Schönheiten, und Cabals und Liebe, woran dis Kunstrichter manche Uebertreibungen ta« delten. Zu Mainz lernte der Herzog von Weimar den Dichter kennen, und dieser las ihm einige Acte seines Don Carlos vor, welchen er zu jener Zeit schon angefangen harte und der allein fähig war, seinen Nahmen auf die Nachwelt zu bringen. Schiller ging nun nach Sachsen, und lebte da in Leipzig, oder vielmehr in dem schönen Dorfe Gehlis, nahe bey dieser Stadt, einige Zeit bey dem Buchhändler Göschen , der^ durch die vortrefflichen Prachtausgaben einiger unserer Claft siksr, eines Wieland, Klopstock , berühmt, geworden ist. Hier arbeitete Schiller auch seinen Abfall der vereinigten Niederlands, ein historisches Werk, das durch tiefe Charakterisirung und Glanz der Darstellung sich mit allen übrigen Meisterstücken dieser Art messen kann. Von Leipzig gmg Schiller nach Wei- mar, welches damahls die größten Geister Deutschlands in seine Mauern schloß, wo Göche, Wieland und Herder lebten» Schiller ward bald mit ihnen vertraut, und heirathete in der Folge ein Fräulein von Wolzogen, welche, durch Geist und Talente ausgezeichnet, Schillers Gattinn zu werden verdiente. Noch war Schiller immer bloß Schriftsteller geblieben, ohne ein Amt oder einen Titel anzusuchen; endlich im Jahre 1769 ward er Professor der Geschichte zn Jena, und sing an seine M^moires heraus zu geben, von denen er aber nur die Hälfte des ersten Theils selbst übersetzte. Nlcht lam.s darauf erschien seine Geschichte des dreißigjährigen Krieges, welche mit Enthusiasmus aufgenommen wurde, und ihn vollkommen verdiente. Die Kantische Philosophie beschäftigte zu dieser Isit alle Denker in Deutschland; auch Schlller wurde auf ihre Principie» aufmerksam, bekannte sich zur neuen Lehre, und schrieb in ihrem Geists verschiedene ästhetische und philosophische Abhandlungen , welche viele Verdunste haben. Im Jahrs 1797 erhielt Schiller end, lich im 37. Jahre einen Gehalt von 200 Reichsthalern und den Charakter als Höft rath. Er zog wieder nach Weimar zu? ruck, wo er später seine allgemein bewun? derten Werke, Wollenstem, Maria Smart, Jungfrau von Orleans, Wilhelm Tell u. s. w. schrieb ; zur Aufführung des letzten reiste er selbst nach Berlin, absc er kam kränklich zurück und starb nicht längs darauf am 9. May 1805. Ssin Vaterland beweinte ihn mit tiefer Wehs muth; beynahe alle deutsche Theater fey" erten seinen Tod durch einige Stucke, deren Ertrag an Schillers Familie ädermacht wurde. Denn auch dieser große, einzige Mann war -nicht reich gestorben. Schlller, der im Jahre 1302 in den Adelstand erhoben worden war, arbeitete gewöhnlich zur Nachtzeit, den Tag widmete er der Ruhe; in der majestätischim Stille der Nacht stiegen seine erhabenen, ewig ergreifenden Gestalten, wie nur zur Nachtzeit der Stab des Beschwörers Heroen vergangener Jahrhunderts aus ihren Gräbern ruft." Gewiß war Schiller eines der größten, eines der merkwürdigsten Genien. An ihm ging die Prophe-zeyung Lessings in Erfüllung , daß Schakespeare noch ganz andere Köpfe unter uns erwecken würde, als die Franzosen je im Stands sind, zu schaffen. Das Drama hat unstreitig unendlich durch ihn gewonnen, durch ihn ist das Gebieth derselben unendlich erweitert worden.^ Er war nur für die tragische Kunst geboren und seine Trauerspiele sind der Kern aller seiner poetischen Werke. Er hat sich Schakespeare zwar zum Vorbilde ge» nommen, aber er ist weit entfernt von einer Nachahmung. Seine Tragödien bringen die höchste, die stärkste Wirkung hervor. Aber auch in seinen Gedichten erscheint Schiller gleich bewunderungswürdig. Kein Dichter der neuesten Zeit hat mehr, wenige nur so vtel wie er durch die Macht des hohen reinen Gesanges, und so kräftig , so schön in die Bildung seines Zeitalters eingegriffen. Seine Gattinn und seine Freunde erlitten an ihm einen unersetzlichen Verlnst. Er hinterließ vier Kinder. Einfache Größe, liebevolle Freundlichkeit, ein Herz voll Liebe und Güte, OGnhnt und Biederkeit, dieß alles machte denen, die ihn näher umgaben, seinen Umgang bensioenswerth. Ueber die Gasbeleuchtung. Unter allen, der menschlichen Gesellschaft wohlthätigen Künsten, gebühr, unstreitig jensv eine der ersten Stellen, wo- durch in Abwesenheit der Sonne künstliches Licht erhalten wird. Denken wir uns dieses wesentliche Bedürfniß unbefriedigt, so mußte nothwendig ein sehr ansehnlicher Thsil des Erdballs für den Menschen unbewohnbar werden; und die sy überaus große Verschiedenheit, die wir zwi» schen der Civilisation und den Genüssen des Lappen oder SamojadTN und hinwieder des Schweden und des Normanns wahrnehmen, hängt, wie man vermuthen darf, weniger von dem Unterschied emi> ger Breitgrade , als von der geringen und mangelhaften Beleuchtung des ersteren (ei« in der aus Erde aufgeführten Mauer seiner Hütte, befestigtes Stück harzigen Holzes) in Vsrgleichung mit dem Licht, das der letztere , durch das Verbrennen der Pflanzen- und Thier- Oehle erhält, die er sich zu verschaffen weiß. Das Verfahren bey dieser Verbrennung war noch sehr mangelhaft, als Argand durch die ihm ertheilte Vervollkommung, wie ein ungleich helleres Licht zu erhalten sey; seiner schönen Er-^ndung folgte jene der Thermolampsn ; diese lehrte die vortrefflichste Beleuchtung aus der kaum sichtbar im Kamin brennenden Steinkohle gewinnen , indem ihr Gas , welches zwischen den Kohlen die kleine, fast unnütz bleibende Flamme liefert, abgesyn-dert und verbrannt wird» Ieoei mann weiß, daß wenn Steinkohlen im Kamin gebrannt wcrden , eine mehr oder wen ger helle Flamme, mitunter in fehr glänzenden Strahlen, zum Vorschein kommt. Allein , unabhängig von dieser Flamme, die ein besonderes, sich im Zustande der Verbrennung befindliches, Gas ist, treibt die Wärme aus der Steinkohle einen mit nmmoniacalischen Salzen geschwängerten Wafferdunst , ferner eine schwarze, d chtt , und klebrige, dcm Theer ähnliche Flüssigkeit , und "endlich einige nicht brennbare gasartige Flüssigkeiten. Daraus entstehen die steten« VchivingunM oder Veränderungen in Größs und Farbe der Flamme, die wechftlud erscheint, und von dichtem Rüuche verdunkelt wkder verschwindet« Wenn nun aber die Steinkohlen, st att in freyer Luft der Wirkung eines höheren Wärmegrades ausgesetzt zn <>)n , dieser letztern in verschlossenen Gefäßen und als Dlstellivstoffunterwotten wird, w können die oba/nannten Bestandtheile einzeln oder abgesondert erhalten werden. Das stüssi» ge Erdharz wi^d in Theergestalt erscheinen ; es wird sich qü':<^;ettiq eine ansehnliche Menge einer nnt Ochls und ammoniaca-, lischen Salzen qeschwcingsrtsn wässrigen Flüssigkeit absondern; ferner wird sicb in Gasgestalt, mtt andern nicht brennbaren Gasarttn vermischt, viel aekochtes Wasserstoffes entwickeln; die feste Grundlage der Steinkohlen endlich bleibt im Destil-lirs Gefäß in Kohleugestalt, oder sogenanntes Coak oder Cose zurück. Diese vers^isdens Erzeugnisse laßen sich in besondern Gefäßen abgesondert oder einzeln sammeln. Eben so kann das kohlen-haltigs Wasserstoffgas , von den nicht entzündbaren Gasartsn getrennt, durckRöh^, ren geleitet werden, dis sich mit kleinen Mündungen endigen , wo es dann bey seinem Anströmen angezündet wird, und als Lichtstrahl, welcher einen gegebenen Naum erleuchtet, fortbrennt, Auf diese Weis? kann man sich mittelst der Steinkohls ein reines, reicbes und dauerhaftes Licht ver< schaffen, wozu sonst ein mehr und minder kostbarer Brennstoff gebraucht wird. Prolog zur gefahrlichen Nachbarschaft und zum häusilichett Zwist von Kotzedue , bey Wie^creiöffmmH des Liebhaber: Theaters zu Marburg gesprochen. „Wird man nicht bald ein Schauspiel wieder selm?" Go hörten wir in dicsen WnnertaiM Schon maackcn unserer Freunde f«aqe>,, Und—im Venrcm'n wA lchs gchch'a — Wir borten es mit Modlbchagen, Da es bewelsit, daß M'ser Spiel Dem werthen Publikum gmel — Run ! das gibt Muth , noch mehr zn wagen! Willkommen dann auf's neue hier! Nach langer Pause wollen wir Hiermit uns wied-r praftnüren, Zwey lusi'ge Stückchen anfzufuhren. Dir Nachbarschaft dringt oft Gttadr, No Hnuscr und wo — Herzen brennen, So könnt ein kleiner Kommentar Des ersten Stuckes Inhalt nennen. Der Gegenstand des zweyten ist Etwas Alltägliches, ein kleiner Ebstanbszwist, Det sich, da hier zum Gluck das Blattchen bald sich sendet, Gar zärtlich durch Versöhnung endct. Nie man versickert, ist das schon Zum Zeitvertreib mit anzuseb'u. Doch — daß wir hier erscheinen, Ist nickt zum Zeitvertreib allein Wis andre spiele, denn wir weih'n, Zwey edle Zwecke zn vereinen, Die klelne Bübne wieder ein, Laut sscbt die ärmste Mcnschenklasse, Da jetzt ihr Frost und Hunger drübt, Besch^r'uns, Gott, in uns'rcr Noth Ein ^cherfltin aus der Schanspieikasse!^) Durch dies Gebet wird unser Scherz Geheiligt — und wer möcht cs wagen, ( O Freunde! legt die Hand anf's Herz!) Von jedem andern dies zu sagen? So wird dies Spiel zur süßen Pflicht; Nehmt für die Tkar den gutenWillcn l De-.ln alle Wü-.scke zu erfüllen Vermag der größte Meister nicht. v.Wild un gen. "^ Die Einnahme des Liebhaber-Theaters ist für die Armen bestimmt.