Lan-tngswähler Arains! Laibach, im Juni 1870. Vom coiMutioilckm Verein in Laibach Aie nächsten Landtagswahlen, die in wenigen Wochen stattfinden, sind von weittragender, von ganz außerordentlicher Bedeutung. Oesterreich steht abermals an einem entscheidenden Wendepunkte! Der innere Friede, dessen wir so sehr bedürfen, soll endlich hergestellt, die Constituirung des Reiches durch Ausbildung der vorhandenen Grundlagen neu befestigt werden. Bon dem Ausfälle der Wahlen aber hängt es ab, welcher Weg zur Lösung dieser hochwichtigen Aufgabe betreten werden wird. Davon hängt es ab, daß der einzige unerschütterliche Boden des Rechtes und des Gesetzes nicht verlassen werde, daß nicht abermals unklare und gefähr¬ liche Experimente an die Stelle selbstbewußten und sicheren Handelns treten, und daß nicht die kaum gesäeten Freiheitskeime durch feindliche Wühlereien aller Art wieder, und vielleicht für lange Zeit, zu Grunde gehen. In einem so ernsten Augenblicke ist es eine Ehrenpflicht jeder politischen Partei, gegenüber den wichtigen Fragen des Tages feste Stellung zu nehmen und die Grundsätze offen darzulegen, von welchen sie sich bei ihrem Handeln leiten läßt. Auch die liberale Partei in Kmin darf sich dieser Verbindlichkeit nicht entziehen, nnd unumwunden wollen wir den krainischen Landtagswählern unsere Anschauungen bekannt geben. So erhaben unser Ziel ist: dir Freiheit in unserer Heimat fest nnd dauernd zu begründen und in allen Richtungen und Segnungen zur Blüthe zu bringen — so lauter und rein sind die Mittel und Wege, deren wir uns bedienen; beide haben das volle Licht der Oeffent- lichkeit nicht zu scheuen. Unsere leitenden Grundsätze sind folgende: Wir halten an dem Rechtsboden der Deceinberverfassung unerschütterlich fest. Wir erblicken in ihr die einzige Grundlage einer Ent¬ wicklung unserer staatsrechtlichen Verhältnisse im liberalen Sinne. Verfassungsänderungen dürfen nur auf verfassungsmäßigem Wege geschehen. Wir halten eine parlamentarische Vertretung der westösterreichischen Reichshälfte für eine absolute Nothwendigkeit zum Gedeihen des Reiches nicht minder, als unseres engeren Vaterlandes. Wir treten daher jeder föderalistischen Gestaltung des Reiches urit aller Entschiedenheit entgegen; wir anerkennen nicht ein besonderes böhmisches Staatsrecht nnd einen böhmischen Generallandtag, und wir weisen die unberechtigten Ansprüche auf Zerreißung der verfassungsmäßig gewährleisteten Integrität einzelner Länder und Bildung eines neuen Kronlandes „Slovenien" energisch zurück. Im Interesse der Kräftigung der Reichsidee, der gesicherten Entwicklung verfassungsmäßiger Freiheit und der dauernden Consolidirung unserer staatsrechtlichen Verhältnisse erachten wir eine Umgestaltung des Reichsrathes in der Art für unerläßlich, daß das bisherige Abgeord¬ netenhaus von den Landtagen unabhängig gestellt und mit Beseitigung des gegenwärtigen Gruppensystems in ein ans direkten Wahlen der städtischen und der ländlichen Bevölkerung herborgehendes Bolkshans nmgewandelt werde. Auch das Herrenhaus soll in der Art umgeändert werden, daß die Landtage Abgeordnete der Länder dahin entsenden und daß die Zahl der ernannten Mitglieder beschränkt werde. Indem wir es für folgerichtig halten, daß der auf Grundlage directer Wahlen gebildete neue Reichsrath berufen sei, über die Zu¬ lässigkeit und das Maß einer weiteren Bermehrnitg der Autonomie einzelner Länder zu entscheiden, verwerfen wir unter allen Umständen jede a.'.'FeAsM,-er^erfa.HlnzKmä'ßiz^r .Vertrelu-.gs'körper siattsuieendc ÄusK?.chsactisn. ' - - Wir halten fest an der staatsqrundgesetzlichen Gleichberechtigung von Nation und Sprache und betrachten dieselbe gegen jede Verge¬ waltigung unter den Schutz des Reiches gestellt. Wir achten jede religiöse Ueberzeugung. Weil wir aber das gleiche Recht für alle wollen, müssen wir auch für die Gleichberechtigung aller Glaubensbekenntnisse und für ihre Unterstellung unter das Staatsgesetz in allen nicht rein kirchlichen Angelegenheiten einstehen. Wir müssen deshalb die gänzliche Aufhebung des Concordats anstreben, welches einem Glaubensbekenntnisse besondere Vorrechte ertheilt und es über das Staatsgesetz stellt. Wir erwarten auch sonst von dein künftigen, aus directcn Wahlen hervorgehendcn Reichsrath die sofortige und entschiedene Durch¬ führung einer Reihe nothwendiger Reformen auf freiheitlichem und vülkswirthschaftlichem Gebiete. Es erscheint nicht uothwendig, hier alle aufzuführen, und wir heben nur noch hervor, daß wir eine Herabminderung des Heeresaufwandes, eine zweckmäßige Umgestaltung des Wehr¬ systems und eine mit vollster Berücksichtigung der Interessen des Mittelstandes und der ärmeren Volksclassen dnrchgeführte, gerechte Steuerreform für dringende Aufgaben der Reichsvertretung ansehen. Landtagswähler! Das sind die politischen Grundsätze, welchen die liberale Partei bei den bevorstehenden Landtagswahlen Geltung verschaffen will. Prüfet unser Programm unbefangen und unbeeinflußt. Es ist ein Programm des Rechtes und der Freiheit — denn auf dem einzigen legalen Boden der Verfassung stehend, streben wir deren weitere Entwicklung im fortschrittlichen Sinne an; es ist aber auch ein gut krainischcs und echt österreichisches Programm - — denn nur als gleichberechtigter Theil eines mächtigen nnd wohlgegliederten Oesterreich kann Krain die Entwicklung seiner Wohlfahrt, eine blühende Zukunft erwarten, und indem wir die Neichsidee gegenüber den zersetzenden Bestrebungen des Föderalismus hoch halten, sichern wir dadurch auch unserem engeren Baterlande die einzige Möglichkeit wahrhaften und sichern Gedeihens. Bedenken wir also den hohen Ernst der gegenwärtigen Wahlen! Es handelt sich um die höchsten gesammtstaatlichen Interessen, ebenso ist aber auch das Wohl nuferes engeren Vaterlandes in die Hände der zu wählenden Volksvertreter gelegt, welche die wahren Bedürf¬ nisse des Landes richtig zu erfassen und denselben, frei von Parteirücksichten und einseitigen unpraktischen Anschauungen, allseits Rechnung zu tragen haben. Nur von freisinnigen Volksvertretern ist die Wahrung des vollen Selbstbestimmungsrechtes der Gemeinde, die dringend not¬ wendige Hebung des Schulwesens, die unabhängige Stellung und die Verbesserung der materiellen Lage der Lehrer, die Regelung des Armen¬ wesens, die Pflege der mannigfachen, bisher nur wenig oder gar nicht beachteten Quellen des geistigen Aufschwunges des Volkes und seiner materiellen Wohlfahrt zu erwarten. Vereinigen wir uns demnach einmüthig und treu unter der siegreichen Fahne der Freiheit, Vertheidigen wir mnthig und entschlossen unser heiliges Gut, die fortschrittlich zu entwickelnde Reichsverfassung, und schaffen wir die Grundlagen für eine weise, vom Geiste wahrer Auf¬ klärung durchwehte Landesgesetzgebung! Landtagswähler! Wollt Ihr ein mächtiges Oesterreich, liegt Euch das Glück unseres geliebten Krain am Herzen, so tretet bei den bevorstehenden Wahlen für unsere Grundsätze mit Eurer ganzen Ueberzeugung ein, mit Eurem ganzen Einflüsse. Wählet nur Männer, welche, mit gründlicher Kenntniß unserer Verhältnisse ansgestattet, von aufrichtiger Liebe für Reich und Heimat beseelt, Muth und Unabhängigkeit genug besitzen, diesen Grundsätzen furchtlos und treu überall Geltung zu verschaffen! Verlag des konstitutionellen Vereins. Drnck v. Kleinmayr L Bamberg, Laibach. — Z. N St. G. einetimmig 3<8 I.3NlIl3g803NlIil!3ten für Ulk 8i3lit I.3ib3oli aufgestellt worden. Die Freisinnigkeit und die Vaterlandsliebe dieser Männer sind Euch längst bekannt. Unsere Landeshauptstadt bedarf im Landtage solcher erprobter Vertreter, deren unverdrossene Thätigkeit für das Gemeinwohl seit jeher die allgemeine Anerkennung gefunden hat. Gesinnungsgenossen! Bedenkt die hohe Wichtigkeit der bevor stehenden Landtagswahlen. Erscheint am nächsten um Euer Wahlrecht auszuüben, und vereinigt obne ^u8N3bme kure 8ÜMMKN auf die hier vorgeschlagenen Candidaten. Mitbürger! Schaaret Euch auch diesmal, wie ihr es schon zu wiederholten malen gethan habt, mutkig unä kinee 8inne8 um ä38 kanner ller Verf388ung unä äe8 fortsebritiee. Ihr werdet dann einen neuen ruhmvollen 8ieg erfechten und' dem ganzen Lande übermal ein leuchtendes Beispiel geben von äem ?3trioti8inu8, äem Un3bl>3ngigl \, Natisnila Igli. pl. Kleinmavr & Fed. Bamberg, v Ljubljani. Založilo ustavno društvo.