Miurheilmckalt..WaHnerbrum^ Wel'des in Aberkrain. Motto: Wasser thuts freilich - Höher jedoch stehl die Luft, Raulse. Am höchsten das Licht! Rikli. I. Vorwort. Die Curverhältnisse in Beides sind so eigenthümlicher Art, dass eine etwas ausführlichere Beschreibung, als gewöhnlich üblich, am Platze ist. Durch 36jährige Erfahrung belehrt, haben wir uns gründlich überzeugt, dass zur Heilung chronischer Leiden die'GesammtregeNeration desOr- gani^muF, nämlich Kräftigung des Nerveusystemes und Voll¬ entwicklung des Gefäßsystem es, am rationellsten und schnellsten zum Ziele führt. - Wie das Motto schon andeutet, wird mit der hier üblichen Eurmethode der Standpunkt vertreten, dass der Mensch weder Fisch noch Amphibium, sondern in erster Linie ein Lichtluftgeschöpf, beziehungsweise eine wandelnde Nerven¬ pflanze ist, deren vornehmste Nahrung im Lichte (der Sonne) und der Luft besteht; ferner, dass alle chronischen Leiden auf Kreislaufstörungen beruhen, in deren Folge sich Stoffwechselstockungen ergeben, und zwar stets zuerst vom Nervensysteme ausgehend, durch dessen mangelhafte Strahlung (Jnervation) aus die Blntbahnen und die Organe. Zur Wiederherstellung des Normalzustandes hat sich die atmosphärische Kt'ektrik hervorragend bewährt. Darunter ist zu verstehen: der methodische Gebrauch der Lichtluftbäder, der Sonnenbäder, das Bewohnen der Luch Hütten. Sie bildet als Quelle höchster Nervenkräftigung und Säftereiniu-, - den Schwerpunkt, die Wasserapplieation den Secundärpunkt der Cur. ' Ju r Lufthütten lebt mau gleichsam im Freien und empfängt in mondhellen Ni bezaubernde Eindrücke. Deren Zweckmäßigkeit und idyllische Lage win¬ den bisherigen Bewohnern begeistert anerkannt. II. Kundschaft, Bevölkerung, Zureise. Veldes liegt in einer der malerischesten Gegenden Oesterreichs, an enu , sehr lieblichen See von 1'/« Stunden Umfang, zwischen den wildzackigen Kara wanken, welche sich im Grintouz bis zu einer Seehöhe von 2560 Meter erheben, und den malerischen Julischen Alpen mit einer sechsreihigen, amphi- theatralischen Staffage, welche sich im König Triglav bis zu 2862 Meter imposant emporthürmen. Trotzdem mächtige Gebirge Veldes in weitem Kreise umgürten, so zeichnet sich dessen nähere Umgebung doch mehr durch Lieblichkeit und Viel¬ fältigkeit, als durch Großartigkeit aus. Aehnlich dem hervorragenden Schloss¬ berge, welcher hart am See circa 400 Fuß hoch in senkrechtem Felsen abfällt, ist Veldes von einer Menge kleinerer und größerer, maulwurfartig hingewor¬ fener Hügel umgeben, wovon der höchste circa 500 Fuß relative Höhe erreicht. Der zweithöchste dieser Hügelberge, Strascha genannt, gipfelt in einem felsenumgürteten Hochplateau mit großartiger Rundsicht auf das umliegende Hochgebirge und Thalgelände. Dasselbe ist circa 20 Minuten von der Anstalt entfernt und bildet die Lichtbadstation «Riklikulm», welche für die schwä¬ cheren Herren bestimmt ist. Ein so romantischer Lichtbadpark wie dieser wird sich nicht bald wieder finden. Der für die kräftigeren Herren bestimmte, di. sogenannte «Arnoldshöhe» auf dem Hundsrückenberge, ist circa 1^ Stunden entfernt und merklich höher gelegen, bietet jedoch nur nach Osten und Norden eine ausgedehnte, herrliche Aussicht. Der nähere, für die schwächeren Damen bestimmte Lichtbadpark «Marien- hain» liegt in der Ebene auf einem niederen Hügelkamme mit sehr lieblicher Nundsicht. Die für kräftigere Damen bestimmte Lichtbadstation ist circa V- Stunden entfernt auf dem ziemlich steilen Homberge gelegen und bietet ebenfalls eine wundervolle Aussicht, namentlich auf die Pittoresken Julischen Alpen. Aus dem See, welcher circa 500 Meter über dem adriatischen Meere liegt, ragt ein allerliebstes Jnselbergchen hervor, auf welchem sich, als malerische Zierde, eine Kirche sammt Kirchthurm erhebt, von dem aus harmonisches Geläute jeden Samstag Abend lieblich über das Wasser tönt. Gerade jene wie hingesäeten Vergehen verleihen der Umgebung von Veldes einen ganz eigenthüm ' Wer gründlicher darüber unterrichtet sein will, der kaufe sich die Schriften - Die atmosphärische Cur, Preis 60 Pfennig; Das Lichtluftbad, Preis 1 Mark. Zu haben beim Verfasser und im Verlage von Th. Grieben in Leipzig. Z lichen Reiz, und vbwohl diese vvn Künstlerhand schvn vielfach ausgenommen wurde, hört man nicht selten das Urtheil, hier übertreffe die Natur jedes Bild. Die Volkssprache in Oberkrain ist die slavische, indessen sprechen die meisten Männer deutsch, und die Heranwachsende Jugend lernt die deutsche Sprache ziemlich allgemein. Die männliche Bevölkerung, ein kräftiger Menschen- schlag, obwohl noch ziemlich uncultiviert, bezeugt im allgemeinen doch einen gutmüthigen Charakter. Das stark durchschnittene Land Oberkrains bietet mannigfache interessante, kürzere und längere Thal- und Gebirgsausflüge, auch liefert die Gegend in botanischer Beziehung sehr dankbare Ausbeute. Durch die Nähe des adriatischen Meeres und den Schutz hoher Berge gegen- Norden und Osten erfreut sich Veldes eines sehr milden Gebirgsklimas, was sich namentlich an den angenehmen Morgen und milden Abenden fühlbar macht, welche schon im nachbarlichen Südsteiermark merklich feuchter und rauher sind. Veldes liegt westlich von Laibach und südöstlich von Villach, eine halbe Stunde (per Wagen) von der Kronprinz-Rndolfsbahn-Station Lees-Veldes ent¬ fernt. Letztere wird per Bahn von Laibach in anderthalb Stunden, von Villach in drei Stunden erreicht. Südlich von Villach, nach circa einer Stunde Fahrzeit, oder auch wenn man aus Italien über Pontafel kommt, muss man durch die Abzweigestation Tarvis fahren, allwo meistens Wagenwechsel stattfindet. Liebhaber schöner Gebirgsansichten können von Villach aus den so¬ genannten Aussichtswaggon (in welchem man rechter Hand zu sitzen hat) be¬ nützen, wozu man bloß einer Fahrkarte I. Classe bedarf. Für die bei Tage anlangenden Züge finden sich in der Regel hinreichend Fahrgelegenheiten nach Veldes auf der Station, nämlich Einspänner zu 1 fl. und Zweispänner zu 2 fl. Der Postwagen nimmt ebenfalls, so viel als Plätze frei sind, Passagiere nm 40 kr. per Kopf auf. Mit Nachtzügen anlangende Gäste sollten nicht ermangeln, sich früher rechtzeitig Fahrgelegenheiten zu be¬ stellen, nämlich beim Postmeister Schrei in Lees oder direct bei uns? III. Beschreibung der Kade- »nd Curanstalts-Kocnlitäten. Die Badeanstalt «Mallncrbrnnn» liegt hart am östlichen Ende des Sees, mit der Hauptfront nach Südwesten, dem schönsten Theil der Umgebung, gerichtet. Sie verfügt über zwei reichhaltige Quellen (eigentlich Thermen neu¬ tralen Wassers) mit der Temperatur von 8 und 12^011, wovon letztere in einem Bassin aufgefangen ist, in welchem man sowohl Schwimmbäder als auch die so wichtigen ableitenden Beinbäder nimmt. Außer diesem Bassin wird auch der See zu Vollbädern benützt sowie dessen Wasser zwecks Vorwärmung durch die Sonne in ein Reservoir gepumpt, um lichtelektrisch zu den meisten Cnrbädern verwendet zu werden. Die Tem¬ peratur des Sees schwankt im Sommer zwischen 16 bis 20 ° U. Wenig über den Seespiegel erhaben liegt der Badesaal für die Damen, unmittelbar darüber 1 ^vis. Die m t. Curgäste wollen von den Kutschern am Bahnhofe Lees nach¬ drücklich verlangen, zu uns geführt zu werden, indem diese öfter fälschlich vorgeben, dass alles bei uns besetzt sei, weil sie von den Gasthäusern, denen sie die Fremden zuführen, remuneriert werden. 4 deren Sormenbad-Gallerie. Ein Stockwerk höher und nm die halbe Hausbo.uc rückwärts (weil die Anstalt an einem Abhange steht) befindet sich der Bade- saäl für Männer sowie ebenfalls darüber deren Sonnenbad-Gallerie. Rebe-' d«w letzteren ist ein gemeinschaftlicher, gut ventilierter Wohn- und Schlafsaal für zehu Herren vorhanden, hauptsächlich für solche, welche möglichst billig logieren wollen. Eine Originalität des Veldeser Curortes besteht in der sogenannten Lufthütten-Colouie, welche circa zehn Minuten entfernt gegenüber der Cnr- anstalt, hart am See und in nach Norden und Westen vom Schlw'sberg sehr geschützter Lage errichtet ist. Diese Hütten in verschiedenen Größen, nämlich von einem kleinen bis zu einem ziemlich großen Zimmer, sind in ihrer Hauptfront, nach dem See gerichtet, ganz offen, zu gelegentlichem Verschluss mit Vor¬ hängen versehen; Kastanienbäume umgeben sie von allen Seiten. Um je nach der Witterung die Hütten stärker oder schwächer lüften zu können, sind größere Lüftungsöffnnngen mit Verschlnssbalken nach rückwärts ganz oben an der Decke angebracht. Eine solche Hütte ist für je zwei Individuen mit genügenden Möbeln ausgestattet und bildet für jene, welche die atmosphärische Elektrik ernstlich ausnützen wollen, das ständige Quartier. Nicht nur Herren, sondern auch Damen mit ihren Kindern können in denselben Unterkunft nehmen. All¬ jährlich werden diese originellen Abhärtungsquartiere nach Bedürfnis vermehrt. Das betreffende Grundstück besitzt nämlich eine Anlage für 30 solcher Hütten in drei Reihen, wobei zwischen je zwei derselben eine geräumige Kastanien¬ allee zu schattigen Spaziergängen einladet. Die rationell gesundheitliche Beschaffenheit der Lufthütten, vereint mit einer lachend lieblichen Lage, gestalten deren Bewohnung für sich allein schon zn einer halben Cur. Das Wohn- und Speisehaus musste einstweilen (localer Jntriguen wegen) im Dorfe Veldes oben, circa 15 Minuten von der Bade-Anstalt entfernt, errichtet werden. Die Mehrzahl der Curgäste speist dorten, und zwar stets im Freien unter einer Veranda. Außer diesem Wohngebäude stehen den x. t. Curgästen noch verschiedene andere Privatwohnuugen nnd Gasthäuser zur Verfügung, falls unsere Wohnräume besetzt sind. Seit der Saison 1888 spielt in Veldes täglich zweimal an verschiedenen Orten eine Curmusik. IV. Eigenthümlichkeit der Curmethode in Veldes. Um sich eine richtige Vorstellung vom Curorte Veldes anzueignen, ist es nöthig zu wissen, dass sich zweierlei Gäste daselbst einfinden, nämlich so¬ genannte Sommerfrischler, die zahlreicher erst von Mitte bis Ende Juli ein¬ treffen, sich in den verschiedenen Gast- und Privathäusern am See einlogieren und der Hauptzahl nach mit Ende August wieder abziehen. Dieselben benützen außer den Seebädern auch die Bäder im sogenannten Louisenbade, in einer kohlensäurereichen, eisenhältigen Quelle von 18 "k; sie genießen die milde, reine Luft auf Spaziergängen, Seefahrten sowie auf kleineren und größeren Ausflügen in die Umgebungen. — Die andere Gruppe umfasst diejenigen Gäste, denen es ernstlich um eine gründliche Erholung oder um Herstellung ihrer verlorenen Gesundheit zu thun ist. Diese sind die eigentlichen Curgäste, welche durch die gemeinsamen Zwecke, welche sie verfolgen, und die gemein- o schaftlichen Curmittel zu einer förmlichen Curfamilie verbunden werden. Die erst Gäste dieser Kategorie erscheinen schon Ende Mai, die letzten verschwin¬ den gegen Ende September, indem die Anstalt jeweilig am 1. Juni eröffnet und am 30. September geschlossen wird. Der Schwerpunkt der in Veldes üblichen Heilmethode wird, wie schon erwähnt wurde, in die atmosphärische Cur gelegt, weil diese für uns, als Lichtlustgeschöpfe, in chronischen Leiden viel geeigneter (adäquater) ist, als die einseitig ausgeübte Wassercur. Keine andere Badeart, heiße sie, wie sie wolle, kann eine ebenso gründliche Umstimmung (Kräftigung) des Nervensystems und des Gefäßsystems hervorbringen; ein hochbeglückenderes Gefühl körperlichen Behagens, als wie solches im Lichtluftbade bei schönem Wetter am frühen Morgen erweckt wird, ist kaum denkbar; ähnlich, wie durch heitere Musik, wird man von einer gehobenen, fröhlichen Stimmung durchströmt (elektrisiert). Leider geht das Verständnis dieser relativ neuen Gesundheitslehre, obwohl sie klar und einfach wie das Ei des Columbus ist, furchtbar schwer in die Köpfe, weil das mehrhundertjährige, tiefgewurzelte falsche Dogma von der «bösen kalten Luft» und der «Gefährlichkeit der Sonnenhitze» ihr gegenüber steht! Wohl kommen in «Mallnerbrunn» alle möglichen Formen der Wasseranwendung (warme wie kalte) vor, doch meistens in untergeordnetem Grade. Schon vor Gründung der Anstalt hatten wir Gelegenheit, die Schädlichkeit mancher Kaltwassercuren, sogar Nervenüberreizung selbst bei milder Wasseranwendung, kennen zu lernen, und seither machten wir häufig die Erfahrung, dass alte Hydropathen durch eine einzige hier durchgeführte Cur mehr erreichten, als bei jahrelangem Wasserpritscheln, woraus sich leicht erklärt, dass hier dem Cultus der atmosphärischen Elektrik der Vorrang eingeräumt wird. Eine später kom¬ mende Zeit kann dieser therapeutischen Reform eine dankbare Anerkennung nicht versagen. Die Naturheilkunde kennt keine Krankheits-Objecte nach medieinischer Benennung und Classificierung, sondern sie sieht nur erkrankte Indi¬ viduen, in welchen die Lebenskraft mit der Materie (Stoffwechselrückstände) kämpft. Besonders abfällig verwirft sie den medieinischen Standpunkt «ört¬ licher Krankheit» — nämlich die örtliche Behandlung zur Hauptsache zu machen — indem sie den Grundsatz aufstellt, dass der menschliche Organismus ein integrirendes Ganzes bildet, welches für jede Localstörung verantwortlich gemacht werden muss! Sie beruht daher auf einfacher, solider Grundlage, die sie zu einem ganz selbständigen Heilsystem stempelt, welches keine Krankheitsform grundsätzlich ausschließt, wenn auch vorgerückte Erkrankungen, weil unheilbar, hie und da eine Abweisung erfordern. Sehr viel hängt von der Ausdauer in der Cur ab, ob dieselbe befriedigend oder durchgreifend nachwirkt. Eine zu kurze Cur ist manchmal so viel wie keine Cur, weil die Kreislaufstörung bloß angeregt, aber nicht ausgeglichen wird, oder indem die Krankheitsstoffe nur aufgerührt, aber nicht zur Ausscheidung gebracht werden. Der erste hygienische Cursus gegen tiefe chronische Leiden sollte nie unter zwei Monaten dauern, indem erfahrungs¬ mäßig festgestellt ist, dass man für jeden Curmonat auf die sechs- bis acht¬ fache Zeit lyterischer (langsam bessernde) oder kritischer (mit stürmischen Aus- 6 -cheidungen begleitete) Besserung rechnen kamr Erst nach Ablauf dieser Zeit darf man sich ein maßgebendes Urtheil über die Curwirkung gestatten. Schwer- Nervenkranke sollten den ersten Curchklus auf drei oder vier Monate aus¬ dehnen, um bei schlechtem Wetter Ruhepausen eintreten zu lassen. Die wirksamste Curperiode ist stets von Anfang Juni bis Ende Juli, weil die Sonnenstrahlen im Frühsommer auf das vegetative Leben fördernder w'rken, als selbst die wärmeren Strahlen des Nachsommers (siehe Hunt- An¬ gaben in unseren Schriften). Ebenso gestaltet sich dieselbe um so durchgr>m< m. r, je entfernter nördlich oder südlich der Wohnort des Euranten vom C worte liegt, d. i. je bedeutender der klimatische Unterschied ist, welcher zwrjchen beiden besteht. Entschieden abzurathen ist es, Familienangehörige mitzubringen, reiche die Cur nicht zu machen beabsichtigen, es sei denn zum Zwecke ernstlicher Pflege des Kranken, aber auch dann nur, wenn sie von den Curgrundlehren vollständig überzeugt sind; im andern Falle bewirken sie, weil ihnen als Ge¬ sunden (?) manches unbequem ist, einen recht nachtheiligen Einfluss auf den Euranten. Wir empfehlen, einen Anzug winterlicher Unterkleider oder Ueberkleider mitzubringen, Blutarme beides; alle nöthigen Currequisiteu erhält man in Veldes, natürlich kleinere nothwendige Gegenstände, wie Leibbinde, Feldflasche, Honigbüchse, Brotsackl rc., nur kaufweise. V. Beiläufige Tagesordnung der Curgüste. Die große Mehrzahl begibt sich morgens früh direet nach dem An¬ kleiden auf eine der Lichtbad-Stationen, badet daselbst je nach der Witterung in der Dauer von einer Viertelstunde bis zu fünf Stunden, nämlich längstens bis 10 Uhr. Das Frühstück wird in der Regel mitgenommen und im Licht¬ bade verzehrt. Zwischen 10 und 1 Uhr folgen die vormittägigen Sonnenbäder, durchschnittlich eine Stunde dauernd, welche mit einer mild abkühlenden Wasserapplication, meistens in einem Halbbade bestehend, endigen. M. Das Lichtbad soll grundsätzlich ein Abkühlungsbad sein, während das Sonnenbad eine Erhitzungsapplication bildet; beide im richtigen Verhältnis, d. i. im individuellen Gleichgewicht geübt, rufen die höchste Nerven- Entwicklung (Kraft) hervor. «Wer Kraft hat, hat alles! Wer keine hat, dem fehlt alles!» sagt Jdeler. Hierauf legen wir das Hauptgewicht, weil der Organismus als¬ dann von selbst diagnosiert; absolut sicher, wie kein Professor, weiß er¬ den Fehler zu finden und macht sich über kurz oder lang an die Remedur der localen Kreislaufstörung, insoweit keine unheilbare organische Entartung vorliegt. Dem Abkühlungsbade folgt natürlich ein Erwärmungsgang, diesem das zweite Frühstück, wonach mit einer Mittagsruhe oder Mittagsschläfchen die Vormittagscur beschlossen wird. Zwischen 2 und 5 Uhr werden die nachmittägigen Sonnen- und Licht¬ luftbäder durchgeführt. Erstere, in der Dauer einer halben Stunde, sind meistens nur auf den Unterkörper gerichtet; es folgen darauf in der Regel ebenfalls nur theilweise Wasserabkühlungen, nämlich Beinbader, Sitzbäder, untere Abreibungen re., und diesen wie immer ein Erwärmungs-Spaziergang An trüben Tagen, wo die Sonnenbäder ausfallen, werden dieselben durch Bett- und Theildampfbäder oder Warmwasserbäder ersetzt, um das volle Gleichgewicht der durch das morgendliche Lichtbad öfter stark entzogenen Wärme wieder herzustellen. Um balb 6 Uhr abends, wo die Tagesaufgabe der Cur vollendet ist, vereinigt man sieb zum gemeinschaftlichen Hauptmahle. L il enden, denen Feuchtwicklungen verordnet sind, werden solche meistens nachts vd r auch nachmittags statt des zweiten Sonnenbades gegeben. Tn. Cur, mit dem inzwischen nöthigen Ruhebedürfnisse, füllt die Zeit .n-rart aus, dass man zu geistiger Arbeit weder aufgelegt ist noch Zeit dazu findet; von Langweile kann keine Rede sein. Die freie Abendzeit nach dem Hauptmahl wird zu gruppenweisen Spazier¬ gängen oder Seefahrten benützt. Die Beköstigung ist für die Mehrzahl eine vegetarische, weil erfahrungs¬ gemäß zur Förderung der Genesung am zuträglichsten befunden; indes wird hierin niemandem Zwang auferlegt, sondern Einzelnen wird auch Fleisch verordnet. VI. Tarifpunkte. Lesterr. Silberwährung. 1. ) Erste Allgemein-Consultation.st. 5' — 2. ) Für Cur mit ärztlicher Leitung, zwei Dienern zu den Halb¬ bädern und Abreibungen, mit Zugabe einer wollenen Schwitz¬ decke sowie completer Curkost (vegetarisch), per Monat n 30 Tage 100 - — 3. ) Cur wie sud 2 ohne Curkost wird nur ganz ausnahmsweise gestattet, wie z. B. bei außerordentlicher Magenkrünklichkeit, per Monat n 30 Tage. 70' — 4. ) Curkost ohne Cur für Begleiter der Kranken.»33' — 5. ) Detto für Nichtbegleiter, nämlich neutrale Fremde . . . »36' — 6. ) Für jede Portion gebratenes oder gedunstetes Fleisch . . —'36 7. ) Bei abgesondertem Speisen im Curwohnhause für jede Haupt¬ mahlzeit mehr. . . . . > — '20 Wenn in den Lufthütten abgesondert gespeist wird oder wenn die Speisen in andere Wohnungen geschickt werden müssen, für jede Hauptmahlzeit mehr. —'30 8. ) Gäste in s r e m d e n Quartieren haben nothwendig befundene oder gewünschte Visiten zu honorieren.> 1 ' — 9.) Gästen, welche eine neue Wolldecke verlangen, statt einer ge¬ brauchten gewaschenen, wird es freigestellt, dieselbe zu kaufen oder 5 fl. Entschädigung zu zahlen. 10. ) Curgebrauch oder Kostbenützung unter einem Monat wird im Verhältnis berechnet. 11. ) Der Tarif über die öfter verlangten Extraspeisen zum zweiten Frühstück ist der Curhansordnuug beigegeben. Staats- oder Privatbeamten und Unvermögenden, welche auf Ehre versichern, dass weder sie noch ihre Gattin die Mittel besitzen, um den vor- 8 stehenden Tarif einhalten zu können, wird nach Umständen ein entsprechend, r Nachlass bewilligt, indes nur dann, wenn sie sich vor Antritt der Cur darum bewerben. Nachträglich gewünschte Ermäßigungen werden ab¬ solut abgewiesen. Wie in allen Kuranstalten üblich, versteht sich von selbst, dass die Cur- gäste bei uns Quartier zu beziehen haben, so weit oder sobald solches frei ist, und zwar vorzugsweise in der Lufthüttencolonie, weil dasselbe den Cur- grundsätzen harmonisch entspricht. Wünscht jemand dennoch anderswo Quartier zu nehmen, so beanspruchen wir dafür eine Entschädigung im Betrage eines Lufthüttenplatzes I. Classe n fl. 1'25 per Tag. Ergämungs-Bestimmungen. Die obigen Curpreise sind als Abonnementstaxe anzusehen und müssen, streng genommen, im vorhinein bezahlt werden. Da jedoch in der Regel hievon abgesehen wird, so gelten folgende Normen: 1. ) Unterbrechung der Cur zu Ausflügen, kurze Abwesenheit jeder, Art bis ' zur Ausdehnung von drei Tagen wird in der Berechnung nicht berücksichtigt. 2. ) Der Austritt aus der Cur soll uns wenigstens drei Tage früher bestimmt angezeigt werden. Wo dies nicht geschehen ist, erfolgt die Abrechnung genau drei Tage weiter vom Moment der Kündigung, oder wo diese unter¬ blieben ist, vom Moment des Austrittes an. 3. ) Gäste, welche auf regelmäßige Vormittags-Sonnenbäder pränume- rieren oder sich dazu auf der Sonnenbädertafel einreihen lassen, füllen einen Cnrplatz aus, müssen daher den vollen Curplatz bezahlen, gleichviel, ob sie die übrigen Curapplicationen benützen oder nicht; denn ohne Sonnenbad gibt es kein regelmäßiges Lichtluftbad, und in beiden liegt der Curschwerpunkt. Einzelne Sonnenbäder können nur verabreicht werden, wenn Plätze hiezu frei sind. 4. ) Der gewöhnliche Curdienst trifft die Diener in den Stunden von 4 Uhr morgens bis 10 Uhr abends, mit Ausnahme von 2 bis 3 Uhr nach¬ mittags, wo sie Ruhe- und Schlafzeit haben. Der außergewöhnliche Dienst fällt in die Stunden von 10 Uhr abends bis 4 Uhr morgens, sowie Sonn- nnd Feiertags nachmittags von 2 Uhr an. Der allenfalls in Anspruch genom¬ mene außergewöhnliche Dienst innerhalb obbenannter Stunden, wie er durch acute Krankheitszustünde mitunter erforderlich ist, wird für eine einzelne Stunde oder einmaliges Aufstehen des Dieners bei der Nacht mit 20 kr., für zwei oder zweimaliges Ausstehei: mit 30 kr. und für drei und mehr Stunden mit 10 kr. per Stunde berechnet, insofern man sich nicht mit dem betreffenden Diener zu seiner Zufriedenheit schon direct abgefunden hat. 5. ) Leibstücke, wie Leib- und Brustbinden, Beinfatschen, Kopf- und Ge¬ sichtshauben, Klystierspritzen und andere extra angefertigte Stücke, sind in Vor¬ rath vorhanden, werden auf Wunsch verabfolgt, allein nicht wieder zurück¬ genommen, und haben festen Tarif. ^vis. Man wolle sich gefälligst die richtige Adresse an -uns merken, nämlich: -Post Veldes in Obcrkrain», um eine Verwechslung mit Velden in Kärnten zu verhüten. 9 Wegl'einent zu.den Pohnungs-Nermietungen in mnncr Uatnrhrilanllalt ..Wallncrbrunn" in Veldes (Obcrkrain). 1. t In der Zeitperiode vom 1. Juni bis 15. August jedes Jahres können Wohnungs-Bestellungen für Bruchtheile dieses Zeitraumes meinerseits al- Vermieter höchstens acht Tage vor der gewünschten Antrittszeit definitiv zugesagt werden, falls nicht zufällig eine entsprechende Wohnung auf den Termin des Anfragers frei wird, indem es unbillig ist, früher eingezogene Mietsparteien später eintretenden zuliebe, welche sich das Quartier nur früher zusicherten, zu delogieren. 2. ) Eine Ausnahme wird bloß dann gemacht, wenn die mietende Partei das gewünschte Quartier entweder vom 1. Juni oder vom Tage des Frei¬ werdens an obligatorisch übernimmt. 3. ) Für jedes bloß kontrahierte Quartier muss der Wohuungszius, im Minimum für einen halben Monat, sofort nach der Vereinbarung cingesaudt werden, andernfalls wir uns als Vermieter nicht für gebunden erachten. 4. ) Wird die Wohnung bis zum Ablauf des vorausbczahlten n Eonto- Betrages nicht bezogen, so ist der Vermieter berechtigt, dieselbe anderen Parteien zu übergeben. 5. ) Bei der Beziehung einer Wohnung hat sich jede Partei zu erklären, für welchen Zeitraum sie dieselbe positiv übernimmt, woran beide kontrahie¬ rende Theile gebunden sind. 6. ) Stellen sich Nachfragen für besetzte Quartiere ein, so wird die je¬ weilige Besitzpartei befragt, ob sie dasselbe für einen späteren Zeitpunkt, als den früher angegebenen, zu behalten wünscht. 7. ) Da mit 15. August der Höhepunkt der Saison vorüber ist, alsdann mehr Quartiere frei werden, als Nachfrage besteht, so kann letzterer von diesem Zeitpunkte an in der Regel sofort entsprochen werden. Verzeichnis der Wohnränmc. T. Im Wohnhause, oben im Dorfe Deldes gelegen. I>. Im gemeinschaftlichen Schlalsaale des Badehauses. Hier sind zehn Logierplätze für solche Herren, welche sich dazu bequemen, mit anderen in einem Locale zn logieren. Jeder Logierplatz per Monat n 12 ft. ö. W., unter einem Monat im Verhältnis, jedoch mit 20 Procent Zuschlag. 0!. In der Lufthiitten-Äolonie, am See gelegen. Florenz im Februar 18S1. KM 128 IM Arnold Wilrl'i naturwissenschaftlicher Arzt. Bom Verfasser sowie von Theob. Grieben in Leipzig durch alle Buchhandlungen zu beziehen: HNlrii A.., Grundlehren der Naturheilkunde (früher «Allgemeine Curregeln- betitelt) mit graphischer Verlaussskizze des Heilungsvorganges. 7. Auflage. Preis 2 Mark 40 Pf. — Das Lichtluftbad mit praktischer Anleitung. 3. Auflage. 1 Mark. -- Bett- und Theildampfbäder, mit lithographierter Tabelle, für Aerzte und Laien. 4. Auflage. 2 Mark. — Die diätetische Katarrhalisierung. 40 Pf. - - Lehrbuch der Naturheilkunde. I. Theil: Die Fieberkrankheiten; besonders für den gefammten Lehrerstand Deutschlands und der Schweiz geschrieben. 2 Mark. — Die atmosphärische Cur oder die Sonne der schärfste Diagnostiker und Progno¬ stiker. Preis 60 Pf.