^/^^^ Hankaund ^alembang uebst Mitthctluitffcn iibcr Enmatta inl Allffcmcincn. Von »I. H3tto Mohnike, Nligirtndnn saniliil« Vssicitr Vcr rrllc» lllnlsc i,l l>cl Niedsrläüdisch lyst Indischsn Miiustcr. Druck und Verlag der Aschendorff'schen Nnchhaiidlung. ly?4. Manka und Jalembang nebst Mittheilungen über Sumatra im Allgemeinen. Von l»r. Qtto Mohnike, dlrlyirendem Hanität« Officier der ersten Klaffe in der Niederländisch Gst Indischen Almee a. V. Miillstcr. Druck und Verlag der Aschendorfsf'chen Buchhandlung. !874. Dns Ue>'MrymWlech< wird vorl'chaltrn. Herr« Bernhard Uicolaus Johann Uoskott zu Ronmah tiga auf Amboina, meinem verehrten Schwiegervater und theuersten Freunds widme ich diese Blätter, in Erinnerung an dir mit ihm cms jcnor fernen Insel verlebten glücklichen Jahre. Otto Mohnitc, Vorwort. Die nachfolgenden Mittheilungen über Banka und Sumatra, namentlich über die Residentschaft Palembang. enthalten aus meinen Tagebüchern und Reiseaufzeichnungen dasjenige, was auch für einen weiteren Leserkreis nicht ganz ohne Interesse sein dürfte. Beide, in vielen Beziehungen so sehr von einander verschiedene Inseln gehören ja noch immer zu den am wenigsten allgemein gekannten Theilen des indischen Archipels. Auf die erstgenannte, nämlich Sumatra, ist erst in neuester Zeit, durch den vor einem Jahre begonnenen, noch immer nicht beendigten Krieg der Niederländer mit dem Reiche Atfchin die Aufmerksamkeit mehr und mehr hingelenkt worden. Sumatra gehört zu denjenigen Ländern, welche die Natur, vor allen andern auf der Erde, vorzugsweise mit ihren reichsten und herrlich ften Gaben in einer überschwenglichen, kanm denkbaren Fülle ausgestattet hat. Die Resideutschaft Palembang aber bildet gerade den Theil dieser Insel, wo diese Fülle, ihres Thier- und Pfiauzcnlebens am kräftigsten und glänzendsten zur Entfaltung gelangt. Das dem Umfange nach so viel kleinere, unbedeutendere nnd, was die Erzeugnisse jener beiden Naturreiche betrifft, ungleich sparfamer, ja fast stiefmütterlich bedachte Banka besitzt hierfür, in der fehr beträcht lichen, sich überall dicht nuterhalb seiner Oberfläche befindenden Ablagerung von Zinnerz, eine reiche Eutschädignng. Die Menge dieses Metalles daselbst, ist für Holland die Quelle eines sehr bedeutenden Reingewinnes und gewährt diesem Staate alljährlich einen größeren unmittelbare», Vor- VI theil, als jede andere seiner zahlreiche»» ostindischen Besitzungen, das einzige Java ausgenommen. Die Weise dcr Gewinnung dos Zinnes auf Banta ist aber, ihrer Eigenthümlichkeit wegen, ganz besonders bemer-kcnswerth. Nachdem meine Anstellung als Arzt bei der Garnison zn Mnara Kompeh mich im Jahre 1847 zuerst nach Mnntot und Palcmbang geführt hatte, bin ich, in viel späteren Jahren, 1861, I862und1863, als Inspekteur über das Medicinal-Wesen außerhalb Java's, wiederholt auf Banka und Sumatra gewesen; habe auch Gelcgeuheit gehabt beide Inseln zu durchreisen. Die während jener ersten Reise, deren Ziel ich nicht erreichen sollte, von mir gemachten Aufzeichnungen sind den nachfolgenden Mittheilungen zu Grunde gelegt nnd bilden gewissermaßen den Nahmen für dieselben. Ich habe nämlich dasjenige, was ich bei mei nen späteren Reisen erlebte, kennen lernte und erfuhr, gelegentlich ein geschaltet. Es ist deßhalb wesentlich die Beschreibung einer verunglück' ten Reise von Vatavia nach Muara Kompeh, welche ich dem geneigten Leser hier übergebe. Ich hatte zuerst die Absicht sowohl die uachfolgenden Mittheilungen, als auch ähnliche über andere Theile des niederländisch-indischen Insel-reiches, schon bald nach meiner Rückkehr von dort, im Jahre 1870, zur Veröffentlichung zu bringen. Arbeiten anderer Art aber haben mich bis jetzt hiervon zurückgehalten. Ich glaube nicht daß die Verzögerung, welche die Herausgabe dieser kleinen Schrift hierdurch erlitteu hat, der-selben in irgend einer Hinsicht zum Nachtheile wird gereicht haben. Denn in den Ländern, über welche sie handelt, schreitet die Zeit, wenn ich mich dieses Ausdruckes bedienen darf, nur sehr langsam voraus und alle Zustände und Verhältnisse daselbst sind zu fest uud einem zn geringen Wechsel unterworfen, als daß die wenigen, seit meiner Rückkehr voll dort verflossenen Jahre, irgend eine wesentliche Veränderung hierin, mit sich geführt haben sollten. Die Dnrchsicht jener alten Tagebücher und Reiseanfzeichnungen für VII deli Zweck dieser Mittheilungen, hat nur selbst einen grüßen Genuß gewährt. Ein seit lange abgeschlossenes, halb schon vergessenes Stnck Le-bensgeschichte rückte nur wieder ganz nahe und vergegenwärtigte sich mir in den frischesten Farben. Ich vergaß wie weit dasselbe schon hinter nur liegt nnd erinnerte mich an längst Vergangenes wie an erst gestern Erlebtes. Möge Derjenige, dem dieser Reisebericht in die Hände fällt, einen Theil des Vergnügens empfinden, mit welchem ich Alles, was ich hier mittheile, sowohl erlebt als auch niedergeschrieben habe. Bonn, den 18. April 1874. . O. M. 1. <3 a n k a. Ich lMe mich seit einigen Wochen zu Batavia befunden, nm das vorschriftsmäßige Exanien für den höheren Rang abzulegen. Dasselbe wm'de glücklich überstanden und meine Beförderung erfolgte bald darauf. Die Freude hierüber war ader nicht nugetiübl, indem ich gleichzeitig die Mittheilung erhielt, daß ich nach Muara Kompch versetzt sei, damals noch dem änhersten und am meisten nördlich gelegenen (Narnisonsorte an der Ostküste von Sumatra, Muar a Kamp eh gill mit Recht als einer der allerschlechtesten unter den vielen schlechten und von allen Annehmlichkeiten des Lebens ent blößten, sogenannten Anßenvosteu des Niederländisch-Indischen Reiches. Ich erinnerte mich an manches, mir früher von der Lebensweise und den Verhältnissen in diesen kleineren und entlegeneren Garnisonen außerhalb Java's bekannt gewordene; aber wie wenig tröstlich dieses schon für mich war. so erreichte os doch noch lange nicht das, was mir ein älterer, schon pensionirter ärztlicher College zn Vatavia, der cinmal selbst ein Paar Jahre zu Mnarn Kompch hatte zubringen müssen, schreckliches davon zu erzählen wußte. Ich habe dasselbe in viel späteren Jahren bestätigt ge^ funden. Dieser Ort, den das Schicksal mir zum Aufenthalte für die nächsten Jahre zu bestimmen schien; ich sage schien, da der Leser erfahren wird, daß ich ihn nicht erreicht habe, liegt unter 1" 23' südlicher Breite und UN" 5»^ ö. v. Gr., fünf bis sechs geographische Meilen von dem Meere entfernt, in der sumpfigen, mit dichtem, undurchdringlichem Walde bestan^ denen Niederung, welche einen großen Theil der ostlicheren Hälfte von Sumatra einnehmend, sich erst tief landeinwärts mehr erhebt, um als wellenförmiges, immer höher aufsteigendes Hügelland sich dem Fuße der Gebirgskette Vnkit Parisian anzulehnen, von welcher die ganze Insel in der Richtung ihrer Längenaxe, aber ungleich näher den» westlichen als dem/östlichen Mecresstravde durchzogen wird. Das Fort Muara Kompeh ist an der Stelle erbaul. wo zwei Flüsse, der eine, mächtigere Iambi, der undcre, kleinere.ilomreh g.nattnt, sich in eimm scharfen Winkel vereinigen, 1 2 und das zwischen ihnen gelegene Land in eine gegen Osten gerichtete Spitze ausläuft. Für den Zweck der Uebcrwachung der Schifffahrt auf beiden Flüssen, wofür dieses Fort hauptsächlich bestimmt wurde, kann man sich kaum eine mehr geeignete Lage denken. Muara Kompeh ist die einzige holländisch« Niederlassung auf dem Gebiete des Sultans von Iambi, eines Vasallen der niederländischen Ne gierung, dessen Hauptstadt, denselben Namen tragend, als das Neich und der schon erwähnte Fluß, an dem rechten Ufer des lchteren, einige geogr. Meilen weiter aufwärts liegt. Es ist eine Nedoute mit aus Erde aufgeführten Wällen und Bastionen, welche von einem breiten Graben um^ geben wird. In ihrem Innern befinden sich, dicht aneinander gedrängt und einen Platz von schr mäßigem Umfange einschließend, einige Offi-cierswohnungen, Kasernen für 70—^0 Mann, Magazine für Mundvorrath und Kriegsbedarf, sowie noch verschiedene andere größere und kleinere Locale. Alle diese Gebäude find von Holz und ruhen auf Pfählen ungefähr sechs Fuß über der Erde. Sowohl der sumpfige Boden im Allgemeinen, als auch der Umstand, dah während des Westmonsun's, wenn die Flüsse von den heftigen Sturzregen anschnallen und oft meilenweit über ihre Ufer treten, innerhalb dieser Nedoute das Wasser nicht selten Tage lang ein Paar Fuß hoch steht, machen diese Bauart nothwendig. Von einem Gebäude zum andern hinübergelegte Bretter müssen alsdann den Verkehr zwischen den Bewohnern derselben unterhalten. Die Besatzung besteht ans nngcfähr 80 Mann, worunter drei Offi-ciere, nämlich ein Oberlieutenant, ein Unterlientenant und der Arzt. Voll den Unterofficieren und Soldaten sind ungefähr der dritte Theil Europäer, die übrigen aber Eingeborene, hauptsächlich von Java nnd Madura. Der Oberlieutenant ist Kommandant des Forts und in der Negel zugleich mit der Führung der vorkommenden bürgerlichen Geschäfte beauftragt. Eigentlich soll sich hierfür ein besonderer Civilbeamter zu Muara' Kompeh befinden, Diese Stelle ist aber eben so wie die eines politischen Agenten, den die Negierung im Jahre 1"5^ bei dem Sultan von Ianchi anzustellen beschloß, sowohl zu semer Ueberwachung als auch um ihm in der Verwaltung seines Reiches mit Nath beizusteheu, fast immer unbesetzt geblieben. Obgleich Iambi unter seinem Sultane eine eigene Verfassung und Verwaltung besitzt, die niederländische Negierung contraclmäßig auch nur die Oberanfsicht über letztere beansprucht, so wird dicses Reich in admini strativer Hinsicht doch nur al^ eine Al'theilnng der Residcntschaft Palem :j bang angesehen. Namentlich mit Muara 5kompeh ist dieses der ^all. DerKomnlandant dnoo ist in seinen bürgerlichen Allttöuerrichtnagen dsnl Residenten, in nülitairischer Hinsicht aber dem Abtheilungskomumudanien der genannten Provinz untergeordnet. Muara Kompeh wird mich von Palembnng aus mit allem Nöthiget! versehen. Die Verbindung zwischen beiden Oertern geschieht über See. ist aber nicht sehr häusig und findet in der Rege! nil, einmal im Monate statt. Auch alle Priese ge laugen nur über Palembang nach Mnarn Kompeh. Wenn schon das Leben ans solchen isulirten Außenposten im Mge ineinen außerordentlich, fast unerträglich einförmig genannt werden muß. so kommt für die drei Offtciere zu Muara Kompeh noch hinzu, daß sie auf zwei Sachen Verzicht leisten müssen, welche überall, in Indien alx'r noch mehr als anderswo, sowohl vielen Genuß gewähren als auch traf' tigend auf den Körper und erheiternd ans den Geist einwirken, nämlich das Neitm und Jagen. Der weiche, sumpfige Boden allenthalben, macht, bei dem gänzlichen Mangel an erHöhlen, festeren Wegen, den Gebrauch der Pferde unmöglich. Denn uur in unmittelbarster Nähe der Nedoulo bietet sich die Gelegenheit für ganz kurze Spaziergänge, und zwar allein während des Ostmmlsun's, der trockenen Jahreszeit. Während der Negmmonate können die Bewohn ner des Fortes sich nur auf den Wällen desselben ergehen. Das Nediirf nih au Wegen aber scheint für die Malaiische Bevölkerung dieser Gegen« den nicht zu bestehen. Ihre Ortschaften liegen nämlich alle an den Flußufern, so daß die Verbindung zwischen ihnen am leichtesten und nalür^ lichsten mittels Prauwen geschieht. Aus diesem Grunde findet sich in dem ganzen Reiche Iambi vielleicht kein einziges Pferd. Eben diese sumpfige Vodenbeschaffenheit stellt sich anch gebieterisch dem Eindringen in die Wälder, welche allenthalben in uuuuteibrochener Ausbreitung das Land bedecken, zum Zwecke der Jagd entgegen; noch viel Ntchr als dieses schon durch das Unterholz und die zahlreichen, theils am Boden hinkriechenden, theils sich vo: Stamm zu Stamm hinüberrankeu-den Schlingpflanzen geschieht. Auch der Charakter der Veuölkelung des Reiches Iambi trägt dazu bei, dasi der Aufenthalt zu Muara Kompeh sich noch unangenehmer als auf andern, ähnlichen kleinen Posten gestaltet. Denn von allen Malaiischen Stämmen auf Sumatra gelten die Bewohner deö östlicheren Theiles oieser Insel, uornämlich die der Landschaften Iambi, Indragiri und Siat U'lr ? iojenigcn, bei denen alle schlechte Eigenschaften, welche mau so oft uls bezeichnende sür den R>.>tionalcharakK'r der Malaien im Allgemeinen 1* 4 angeführt hat, ihren Gipfelpunkt erreichen. Man hält sie, und wohl nicht ganz mit Unrecht, für sehr unzuverlässig, treulos und verrätherisch, na^ mentlich Europäern gegenüber. Daö Fort zu Muara Kompeh ist außerdem für die Bevölkerung von Iambi noch ein besonderer Gegenstand des Verdrusses und Hasses. Sein Zweck ist nämlich hauptsächlich, ja fast ausschließlich, die Perhinderung des Einlaufens fremder Handelsschiffe, besonders englischer, von Pulo Pi uang, Malakka und Sincapour, in den Iambi- und Kompehfluß, wodurch der nicht unbeträchtliche Niederländische Handel mit dem Inneru von Su-matra über Palembang, natürlich sehr beeinträchtigt werden würde. Hieraus aber entsprang für die Bewohner von Iambi ein wesentlicher Nach theil. Neberhaupt ist die Gesinnung der Bevölkerung in dem nördliche-ren Theile der östlichen Hälfte dieser großen Insel den Engländern günstiger als den Niederländern.*) In Folge hiervon wird in dem Forte zu Muara Kompeh immer eine viel größere Wachsamkeit gehandhabt als unter anderen Umständen nöthig wäre. Alles muh stets auf die Möglichkeit eines Verrätherischen Ueberfalles vorbereitet sein. Den Eingeborenen wird nur bei Tage und immer nur in kleiner Anzahl zngleich, der Einlaß in das Fort gewä'htt, während es für die Bewohner desselben nicht rathsam ist, sich einzeln nnd unbewaffnet weit davon zu entfernen. An einen näheren m,d freund-schaftlichen Umgang mit vornehmeren und gebildeteren Eingeborenen ist hier nicht zu denken. Alle diese, die drei Officiere zu Muara Kompeh in ihrer Freiheit zu haudelu und sich zu bewegen, so sehr beengenden Verhältnisse, stören das Wohlbehagen derselben und erzeugen bei ihnen früher oder später eine gewisse Verstimmung. Da sie dnrchaus keinen andern Umgang haben können als mit eiuander, so könnte man glauben, daß zwischen ihnen ein recht herzliches uud inniges kameradschaftliches Verhältniß bestehen müßte. Dieses ist aber nur selten der Fall. Meistens lebt ein jeder sehr für sich, es vorziehend die laugen Abende mit Lecture oder anderer Veschäfliguna,, iin stillen häuslichen Zusammensein mit einer dunkelfarbigen Gefährtin, anstatt im Kreise seiner Standesgenossen zuzubringen. Gerade die kleineren und entlegeneren Anßenposten sind auch nicht *) Erst in diesen Tagen ist durch dm gcmz unlängst zwischen Oruß Britlanien und Holland geschlossenen Vertrag, der englische» flagge drr Zugang in die Häfen von Sumatra, unter gleichen Rechte» und Freiheiten wie der niederländischen zuge-stände,, worden. 5 selten der Schauplatz so weittragender Zwiste und Uneinigkeiten unter den wenigen Officiercn daselbst, daß der Dienst darunter leidet und das Mi-litair Departement sich genöthigt sieht, strafend, schlichtend und ausglei chend einzuschreiten. Alles w'is ich hier über Muara Kompeh mitgetheilt habe, vernahm ich damals, dem Wesen nach, von jenem älteren Arzte zu Balaoia. Es mußte mich aber um so mehr mit Angst und Schrecken vor meinem neuen Bestimmungsorte erfüllen, als ich die letzten Jahre, welche zngleich die ersten meines Aufenthaltes iu Indien waren, in den schönsten Theilen des mittleren und südlichen Java in Lebens- und Dienstverhältnissen zu gebracht hatte, wie sie sich freier und angenehmer kaum denken lassen. Ob ich aber gern oder uugeru nach Muara Kompeh ging, war nur allein für mich nicht dasselbe. Ich muhte mich in das Unvermeidliche fügen und für dio Nbreife von Bataoia, die gegen Ende de^ Monats stattfinden sollte, bereit machen. Das einzige, mir von meinem neuen Bestimmungsorte berichtete Gute, war, daß es dort gesund sein sollte. Hierin lag für mich zugleich die Voraussicht, daß ich daselbst als Arzt wenig zu thun, aber um so mehr freie Zeit für andere wissenschaftliche Beschäftigungen haben würde. Ich konnte mir zugleich nicht denken, daß Muara Kompeh, wie ungeeignet es im Allgemeinen auch für Streifereien durch Wald und Feld seiu mochte, mir nicht wenigstens die Gelegenheit zur Bereicherung und Vervollständigung meiner entomologischeu Samm--lungen bieten sollte. Hiermit suchte ich, so viel ich konnte, mir selbst Trost zuzusprechen. Mit dem Einpacken war ich bald fertig. Das werthvollste von meinen Büchern, Sammlungen u. s. w. beschloß ich selbst mitzunehmen, wäh^ re, 8 - lassen den Fluß nicht; und um die Befehlshaber der Europäischen Schiffe zu warum, mit Unterschähung der Gefahr, ihre Chaloupen an das Land zu senden, wehen von dem schon erwähnten Signalthurme, sowie dem Stadthause zu Batavia und dem Regierungsgebäude zu Welteureden blaue Flaggen. Dessenungeachtet aber hört man alljährlich, daß, iu Folge des Nichtbeachtens dieser Warnungen, an jener Stelle Chalonpen unigeschlagen seien u'id Europäische Seeleute, in größerer oder geringerer Zahl, den Tod gefunden hätten. In neuerer Zeit sind kleine Nädordampfboote in Dienst gestellt um, auch wenn solches für Segel- und Ruderboote unmöglich ist, die Verbindung zwischen dem Lande und der Nhede zu unterhalten. Sie dienen aber hauptsächlich nur um Reisende nach den Maildampfern und von diesen an das Land zu befördern. Es war ein herrlicher, kühler und erfrischender Morgen, als ich auf den leicht bewegten Wellen nach der Vatam'a hinfuhr. Sehr bald bemächtigte sich meiner das Gefühl jener Heiterkeit und erregteren Gemüthsstim-mung, welches bei den meisten Menschen bei dem Antritte einer Reise zn bestehen pflegt. Ich war der einzige Reisende, den die Vatavia dieses Mal und auch nur bis zur Hälfte des Weges uach Sincavour, mitzu nehmen hatte. Diesem Umstände verdankte ich wahrscheinlich, daß mir daselbst ein freundlicherer Empfang zu Theil ward, als anders vielleicht der Fall gewesen wäre. Dcnn „Passagiere sind auf Kriegsschiffen, wo man nicht gewohnt ist, welche zu haben", im Allgemeinen keine willkom mene Erscheinungen, wie schon Kapitain Kotzebue gegen Chamisso be-merkte. Dieses läßt sich leicht begreifen, da ihre Anwesenheit auf Kriegsschiffen stets mehr oder weniger störend auf die gewöhnlichen Lebensver^ Hältnisse daselbst einwirkt, besonders weil die Officicre verpflichtet sind, ihr Logis und ihre Tafel mit ihnen zu theUen. Dessen ungeachtet aber muh ich bekennen, daß, wie häusig ich auch Reisen mit Niederländischen Kriegsschiffen gemacht, und obwohl ich mich iu späteren Jahren mitunter Monate lang an Bord derselben befunden habe, mir von Seiten ihrer Ofsicierc immer das freundlichste Entgegenkommen und die größte Höflichkeit zn Theil geworben ist. Da die Vatavia bestimmt war, alle Monate die Niederländische Mail nach Sincavour zu bringen und von dort abzuholen, so hatte man auf Logis für über Land Reisende nach und von Europa bedacht sein müssen. Hierfür war auf den» Hinterdecke ein kleiner Salon oder Pa villou aus Brettern errichtet und mit einigen Schlafstellen verschen. Die^ scs extemporirte Gebäude wurde auch mir angewiesen und ich war darin 9 sehr wohl versorgt. Für das seemännische Gefühl der Officiere aber lag in diesem Salon, der sich auf einem Kriegsschiffe allerdings sonderlar ge-nug ausnahm, etwas entsetzliches. Als ich dem Kommandanten, Herrn Aucmaet, einen Anstandsbesuch machte, bemerkte dieser im Laufe des Gespräches, wie es noch nicht genug sei, daß man ihn zum Schisser auf einer „Trekschnul" gemacht habe, man zwinge ihn auch !>och jedesmal, wenn er auf das Perdeck käme, einen „Affenkasten" vor Augen zu haben. Gegen 9 Uhr ging der Anker in die Höhe und wir trateu, den Vug gegen Norden gerichtet, die Neise an. Sehr bald lagen die vielen klei nen, die Nhede von Batavia nördlich begrenzenden, meistens nach hollän dischen Stadien genannten Inseln hinler nns. ^on ihnen ist nur eine, nämlich Onrnst, d, h. Unruhe, bewohnt und wegen des daselbst befindlichen Mariueetablissemmtes bemcrkeuswelth. Nur dort und zu Sourabaja könne« größere Schiffe trocken gelegt und ausgebessert werden. Die Ein-richtungeu an beiden Orten gehören dem Staate, und werden von ihm und für ihn betrieben. Die Eingeborenen nennen Onrust in der Negel Pulo Kapnl oder Schiffsinsel. Ich habe viele Jahre später einmal einen halben ^ag dort zugebracht. Kein Ort im weiten Umfange des Niederländisch Indischen Reiches ist seiner Uugesundheit wegen so übel berüchtigt als dieser. Der Aufenthalt daselbst hat vieleu Tausenden von Europäern, namentlich Seeleuten, im Laufe, der Zeit das Leben gekostet. Man nimmt an, daß es gegenwärtig auf Onrust nicht mehr ganz so ungesund sei als srüher. Es kommen aber jetzt noch täglich Kranke mit den bösartigsten Fiederll von dort in das große Krankenhaus zu Welteureden. Eine ein^ zige Nacht daselbst verlebt, kann für die Erzeugung eines solchen tödtlichen Fiebers genügeu, besonders bei träftigeu, jungen und vollblütigen Personen, die sich noch nicht lunge in diesen Gegenden befinden. Gerade aber bei Seeleuten ist solches meistens der Fall. Nicht allein für Europäer, sondern auch für Eingeborene ist der Auf enthalt auf dieser Insel sehr gefährlich. Das Erbauen der Docks in neue^ rsl Zeit und anderer, namentlich solcher Werke, die mit Erdarbeiten verbunden sind. hat die inländischen Arbeitsleute massenhaft hi «weggerafft. Die Europäi chen Beamten und Officiere verweilen in der Negel nicht lange dort, auch wenn ihre Gesundheit, was bei Einzelneu der Fall ist, auf die Dauer ungestört bleibt. Das Leben daselbst ist von fast allen Annehmlichkeiten ontblöm. Ich habe aber Einen, und zwar einen Arzt Wannt, der zwölf Jahre Mf Onrnst zngebracht halle nnd sehr gegen sei nen Willen, allein aw<. Mcksichtcu für seine Familie vou dml wegging, 10 als ihm eine viel uortheilhaftere um angenehmere Stelle in eimr der größten Städte von Java angetragen wurde. Alle diese kleinen Inseln bestehen auö Korallenwlk. Gs ist aber wahrschciülich, daß die Uugesundheit von Onrnst uichl sowohl durch diese Nodenbeschassenh'.'it als dnrch das Sumpfnliasina bedingt wird, welches die tägl'ch periodisch wehenden Landwinde von den gegenüber liegenden ausgebreiteten Strandinorästen der Javanischen Küste fortwährend herüber tragen. Zahlreicher wi«> diese Inseln sind diejenigen, mi deren Oststttt wir bald nachher vorbeifuhren, nämlich die wegen ihrer Menge sogenannten tausend Inseln. Sie dildeu einen kleinen, sich über mehrere Mile,, ausbreitenden Archipel. ju>d unbewohnt und oienm nur gelegentlich malaii schen Fischern und vielleicht mitunter auch Seermlbmi, de'^n Pranwen sich zwischö,'. ihne>l ohne Mühe der Wahrnehmung von Kriegsschiffen und anixren größeren Fahrzengen entziehen können, zn kur^enl Aufenthalte Auch diese Inseln bestehen aus Korallenkalk. Ihr schneeweißer, weit in die Ferne schimmernder Strand bildet einen angenehmen Gegensatz zu dem lebhaften Grün, der mehr stranch^ als banmartigen Vegetation, wo^ mit sie bedeckt sind. Cocuspalmen habe ich unf ihnen nicht wahrnehmen können. Von den Bekanntschaften, welche ich auf der Natavia machte, war die des Arztes, Dr. Gr . . . . n, eines Vrannsch'oeigers, für mich die interessanteste, Er ^ar nicht mehr jnng, hatte schon über zwanzig Dienst jähre und wünschte nur, daß die wenigen Jahre, welche ihm noch zur Pensionsbercchtignng fehlten, erst vorbei wären. Seine Mellnng al^ Ma^ rinearzt schien ihm dnrchans nicht mehr zn gefallen. (5r halte in seinem Leben viel gesehen und erfahren, besaß kein geringe VcobachtmuMalent und eine an'gebreitete Welt- und Menschenkenntnis. Dabei sprich er gern und gut, wiewohl, wenn es das NrchcN über Personen galt nicht ganz ohne Zchärse rmd Sarwsnms. Als Arzt hat^e er einen gntcn Na nien nnd bewies sich anch später zu Sourabaja, n'o ^r niit eben so vie lem Glücke als Geschicklichkeit die AngcilhcMunde anMble, alö solcher. Die anderen Ofsiciere, nüt welchen ich erst an der sehr woblbesiellten Miilagsllfcl nnhcle Bekanntschaft machte, waren gebildete, heitere und angenehme jnnge Männer. Da aber jedem von ihnen bestimmte Dienst-geschäfte oblagen, so hatte ich nicht die Gelegenheit, mich mit ihneu so viel zn unterhalten, a!^ mit meinem College« nnd Vlmdsmcmm', der, da mals sich in der Lage eines Arztes ohne Kranke befand. Wie er mir nnl einem Seufzer mittheilte, war dieses meistens der Fall nnd für ihn, 11 einen Mam», der seine Wissenschaft lieb hatte, cine der Quellen seines anhaltenden Verdrusses. Es verschaffte ihm eine gewissc Erleichterung sich gegen mich über manches, was ihm in seiner Stellung mißfiel und zuwider war, frei äußern zu können. Da er angenehm sprach, und seine Mittheilungen mich über Verhaltnisse und Zustände belehrten, die mir neu und nicht uninteressant, waren, so hörte ich ihm mit Vergnügen zu. Der Tag verstrich schnell nnd angenehm. Nach neun Uhr Abends war das Rauchen auf dem Hinterdecke erlaubt, und durften die Offtctere, mit Ausnahme desjenigen, der die Wacht hatte, alsdann auch ohne Uni-form daselbst erscheinen. Sie, so wie ich, halten schnell unsere leichte Mor-gl'nkleidnng angethan. Es wurden Stühle auf das Verdeck gebracht, wir zündeten nnsere Manillacigarren an und genossen in heiterem Beisammensein, woran auch der Kommandant Th?il nahm, bis fast gegen Mitternacht l'io kühle, erfrischende Abendluft. Als ich am folgenden Morgen auf das Verdeck kam, war die Ostküste oon Snmatra in der Ferne sichtbar. Sie erschien als grünes, sehr gleichmäßiges, kaum sich über das Meer erhebendes Flachland. Obgleich der ganze östliche Küstenstrich dieser großen Insel eine ähnliche i'odenbe schaffenheit zeigt nnd, bis weit landeinwärts in einer sumpfigen Niederung besteh!, so weicht der Theil desselben, welcher zwischen der Vankastraße und der Mnndm'g des Flusses Sokampong, nördlich um, der Sundastrnße, gelegen ist, doch sehr von dem übrigen ab. Zwischen den genannten Punkten nämlich verläuft die Küste ununterbrochen in einer sehr geraden Linie, fast genau in der Richtung eines Meridianes, von Norden nach Süden. In diesem Theile findet sich anch nur eine größere Flußmündung, die des Tonlong Aawang. Im Gegensatze hiermit ist die Küste, nördlich von jeuer Landspitze, die den Eingang in die Vankastraße anzeigt und ans den Seekarten als erster Punkt von Sumatra bezeichnet wird. viel gekrümmter und ungleichmäßiger. Hierzu aber tragen die vielen größeren nud kleineren, nor den Mündungen dcr großen Flüsse Mousi, Iambi, In-drasiiri, Äampur und Siak liegenden, großeiuheils durch Anschwemmung un.> ihnen entstandenen, stets an Umfang zunehmenden und zngleich ihre Gestalt verändernden Inseln wesentlich be. Dieser gauze, weit ausgestreckte Küstenstrich ist im höchsten Grade ein sonnig und unmalerisch. Er bitt»ot, oon der See geseheil, eine ununterbrochene, gfiine Ebene. >ülen!halben ohne die 'geringste Spur de>5 Vcwohul seins durch Menschen, Nirgends sieht man eine Ranchwolte emporsteigen 12 oder die Cocuspalme, die freundliche Gesellin des Menschet«, ihre Blätter krol,e über den niedrigeren Pflanzenwuchs erheben, da diese Küste meilenweit in das Land hinein gänzlich unbewohnt und unbewohnbar ist. Hier, wie überall auf den Indischen Inseln, wo das Land sich nur wenig über das Meer erhebt, und die Tiefe des letzteren von der Küste an nur sehr langsam zunimmt, zeigt sich in sehr auffallender Weise der allmä'hlige Übergang des Flüssigen in das Feste. Als erste Zeichen des Landes erscheinen, vornehmlich während der Fluthzeit, einzelne, wie Grashalme auf einer überschwemmten Wiese, mit ihren Spitzen ans dem Was ser hervorragende niedrigere Strandpflanzen. Sie gehören hauptfächlich einer, sowohl wegen ihrer Gestalt und er Ari ihres Wachsthumes, als auch des großen Einflusses wegen, den sie ans die Vergrößerung und Form der Küstenstriche ausübt, höchst merkwürdigen Pflanzellordnung an, näm^ lich jener der Rhizophoreen und mehr speziell den Gattungen lilii^oplwi^, XHnäülia, LruguiLra, und Osriops. Lieblingsaufenthalt dieser gesellig lebenden Pflanzen sind sumpfige Meeresufer gegen welche keine Brandung anschlägi, die aber bei hohem Wasser überfluthet werden. Es sind mehr strauch als baumartige Ge^ wachse, deren Höhe 5 bis 25 Fuß beträgt. Ihr Stamm ist nicht in den Boden eingesenkt, sondern ruht auf der vielfach getheilten, sich nach nnten immer mehr ausbreitenden, allein mit ihren Endspitzen dem Grunde angehefteten Wurzel. Während der Fluth ragt nur der obere Theil, häufig nur die Spitze dieser Wanzen aus dem Wasser hervor; zur Zeit der Ebbe aber werden auch ihre Stämme sowic ihre zahlreichen Wurzelzweige sichtbar. Zwischen letzteren wimmele es alsdann von Weichthierell, Crustaceen und Fischen auf dem von der See daselbst zurückgelassenen Schlamme. Letzerer sammelt sich zwischen diesen dnrch einander wachsenden, gleichsam ein dichtes, natürliches Pfahlwerk bildenden Wurzeln immer mehr an, wird höher, fester und gestaltet sich endlich zu ueucm Uferlande. Die viel-getheilten Wurzelzweige, auf denen sie ruhen, machen die Nhizophoreen zugleich viel geschickter für den Widerstand gegen den Wellenanschlag, als wenn sie selbst mit einem Theile ihrer Stämme ties in den Grund eingesenkt wären, Zwischen den Nhizophoreen, von welchen meistens verschiedene Arten unter einander leben, kommen auch noch andere Pflanzen vor, deren Lebensweise, obwohl sie anderen Familien angehören, ooch eine ähnliche ist. Hierher gehören verschiedene Arten von ^ssicxü'u«, Olim^ixIiÄ und ^vic^lmia. Eigenthümlich ist auch die Fortpftanzungoweise der Rhizophoreen. i:4 Der Same entkeimt nämlich schon innerhalb der langen, dünneu, mehr »der weniger gekrümmten und an ihrem unteru Ende spitzigen Früchte, während dieselben noch lion den Zweigen herabhangen. Die Früchte lösen sich erst von der Mutterpflanze ab, wenn die dem Samen entsprießenden Wurzelfasern iil dem schlammigen Boden festen Fuß gefaßt haben und die juuge Pflanze hinreichende Stärke besitzt, um, von der Mutter getrennt, selbstständig fortbestehen zn können. Auf die erwähnte Weise findet dort, wo die Gestalt und Neschaffew heit des Meeresufers dem Entstchen und Wachsthums von Nhizsvhoreen Wäldern günstig ist, wie an der ganzen Ostküste von Sumatra, durch sie eine fortwährende Neubildung von Land statt, und das Ufer rückt immer weiter in die See hinaus. Wenn solches in dem Maße geschehen ist, daß die älteren Generationen dieser Pflanzen selbst bei hoher Fluth nicht mehr von dem MeereZwasser erreicht werden, so sterben sie allmählig ab und machen anderen, in ihren Lebensbedingungen von ihnen abweichenden PflaxMarteu Nanni Alle diese Processe gehen abcr, bei der wnn^ derbnreu Triebkraft, welche die Pflanzenwelt in dieseu Gegenden besitzt, überraschend schnell vor sich. Gegen Mittag kam die in der Nähe von jener schon erwähnten, auf den Karten als „erster Punkt von Sumatra" angezeigte« Landspitze gelegene, von Untiefen umgebene Insel Lucivara, und nicht lange nachher auch die Südspitze von Nanka in Sicht. Wir fuhren ostwärts an er sterer vorüber und gelangten in die nach der anderen, größeren Insel genannte, wenig breite Meeresstraße. Dieselbe hat ungefähr d!e Gestalt eines umgekehrten 8 nnd ist kein ganz ungefährliches Fahrwasser, sowohl wegen verschiedener Klippen in der Nöhe von Vlinka, als auch weil dic gegenüberliegende, so schr flache Küste uou Sumatra bei dunklem, nebel haftem Wetter kanm zu erkenueu ist. Deshalb gehen auch Schiffe, die gegen Mend in diese Straße gelangen, fast immer vor Anker, wozu die geringe Tiefe derselbe» allenthalben Gelegenheit bietet. Bei ihrer außerm deutlichen Wichtigkeit für die Schifffahrt ist sie wicderholentlich von Offi cieren der englischen wie der niederländischen Marine sehr genau ausgc nommen worden. Wir fuhren näher der Küste von Sumatra als der von Vanka hin. behielten letztere Insel aber stets im Gesichte. Auch ihre Umrisse sind, uon der See aus betrachtet, keinesweges malerisch, obgleich sich aus ihr Verge bis zn einer Hölie von ülxr WOo Fuß erheben. Von dieseu boten sich nach einander der Pajong uud Parmassan, su wie, die genannten ü<>er ragend nud mehr im Innern der ^nsel, in blauer, uebelliaslel Eutfer nung, die Verge von Koba und Maras uns^rü Vlicken dar. Me dkefe Verge sind aber keine Gipfel einer längeren, die Insel durchziehenden Kette, sondern von einander durch wenig hohes, mitunter selbst niedriges und stellenweise sogar snmpfiges Land von einander geschieden. Der Kommandant hatte gehofft noch vor Sonnenuntergang auf der Rhede von Müntok, dem Hauptorte anf Vanka, daö Anker fallen lassen zu können. Es war aber schon Nachmittag, als wir den sogenannten zweiten und dritten Punkt von Snnmtra, so une die letzterem gegenüber, in der Nähe von Banka gelegene kleine Gruppe der Nangka-Inseln pas-sirten. Die genannten Punkte sind als Erkennungszeichen für die Fahrt auf diesem Gewässer von großer Wichtigkeit. Mit ihnen lag der schwierigste nnd gefährlichste Theil desselben uns im Nucken, so daß wir vor fichtig und mit verminderter Geschwindigkeit uusere Fahrt fortsetzeu konu ten, auch als die Sonne schon hinter den Wäldern von Sumatra nieder-gesunken war. Erst gegen acht Uhr sahen wir uns den Lichtern von Müntok gegenüber, wo die Batavia die Nacht vor Anker bleiben sollte und sich für mich der erste Abschnitt dieser Reise abschloß. Es dauerte uicht lauge, bis ein Negimmgsboot den Hafenmeister, den Postbeamten und einige andere Personen an den Äord des Dampf schiffes brachte. Unter letzteren befand sich auch N>. Baumgarten, der erste Medicmalbeamle auf Vauka, Derselbe war, wie der Schiffsarzt Dr, Gruelmann, aus Braunschweig gebürtig knd ein alter, intimer Freund des letztereu. Beide hatten sich Jahre lcwg nicht gesehen. Als ich Her^n B. vorgestellt wurde, hatte er die Freundlichkeit mich einzuladen, so lange als ich zu Münlok bleiben würde, sein Gast zu sein. Er kam mir hierin zuvor, dl>lm ich selbst hatls ihn um Gastfreiheit ansprechen wollen, und würbe di',seö schon von Batauia ans gethan haben, wenn die Gelegenheit sich gcbok'n hätte, noch vor meiner Al.nns^ von twrl, einen Brief nach Nanka zu senden. In Müntok bestanden damals keine Gasthofe. Ueberhaupt waren dieselben in jener Zeit kaum anderswo als cnif Iaua, und auch dort nur in den größeren See- und Handelsstädten zu finden. Das Äedürsuift hieran machte sich noch wenig fühlbar, denn die Anzahl der Reisenden war verlMnisimä'fn'g gering, und umfaßte hauptsächlich nur, in Folge von VerseMng oder wegen anderer Dienstgeschäfte, über Land und See reisende Beamte» und Officiere Diese aber fanden allenthalben bei ihren Amtsgeiwssen und Kameraden eine gastfreie Aufnahme. Die letzteren, be sonders an entlegeneren, seltener besuchten Oerteni waren in drr Negel erfreut, m?nn das ermüdende Einerlei ihrc^ gewöhnlichen Bebens )ür ei !5 nige Zeit unterbrochen nn>rde, und die Erscheinung eines Gcistes war dn her meistens eine sehr willkommene. Seitdem abet alle Hauptpunkte in dem indischen Archipel durch eine regelmäßige Dampfschiffsfahrt mit einander verbunden sind, und auf Java verschiedene Einrichtungen in das Leben traten, wodurch der Verkehr des Innern dieser großen Insel mil deren Küste erleichtert wurde, so als mehrere Diligencen, eine Visenbahn n. s. w. ist das Neisen in dieser Weltgegcnd viel bequemer, billiger und weniger Zeit raubend geworden; hat daher auch in gleichem Verhältnisse immer mehr zugenommen. In Folge hiervon entstanden selbst an kleineren Oertern Gasthöfe. Ihre Nothwendigkeit ergiebt sich mehr und mehr, weshalb sie auch da, wo ihr Vestehen nicht ganz gesichert erscheint, von Seiten der Negierung unter stützt und begünstigt werden. Die Unternehmer vieler dieser kleineren Gasthöfe genießen nämlich vom Staate eine monalliche Zulage von 50 bis 100 Gulden, mitunter selbst mehr, während zugleich ein Gesetz besteht, nach welchem alle in Dienst reisenden Beamten und Ofsiciere, sobald sie sich mi Orten befinden, wo solche Gasthöfe sind, an dieselben einen Theil ihrer Taggeldcr abtra gen sollen, wenn sie anch nicht dort, sondern bei Freunden und Bekannten ihren Einzug nehmen. Diese Verordnung gilt freilich mehr als Gesetz denn als Obseroa.'.z. Als ich nach vielen Jahren, 1862, wieder nach Müntok kam, be fand sich dort eine Art von Gasthof und ich hatte Ursache froh hierüber zu sein. Das Dampfschiff, mit welchem ich spät in der Nacht cnttam, wußte sich beeilen Sincapour zu erreichen und hatte nur eben Zeit genug, um die Pakete für Vanta abzugeben und die Post uon dort in Empfang zn nehmen. Ich mußte mich deshalb mit den zurückkehrenden Post und Hafendcamten nach dem Lande begeben. Es war zu Ansauge Februars, also mitten in der Regenzeit, uud die Wolken entleerten sich auf uns mit solcher Kraft uud Fülle, daß man sich in Europa, selbst während des schwersten Gewitterregens, keinen Vcgriff davon machen kann. Die Nachl war dabei außergewöhnlich finster und der Boden dergestalt aufgeweicht, daß ich mit meincn Schuhen nicht vorwärts konnte. Ohne die Hülfe der Matrosen des Hafenbootes, die meine Koffer trngen, wäre es für mich durchaus unmöglich gewesen, mich nach den,, einige tanscnd Sckritte entfernten Gasthosi' hinznsinden, und ich hätte mich auf der ersten, der besten Stelle niedersetzen nnd die Nacht unter bloßem Himmel zubringen müssen. Meine eigenen Vrdicnkn waren nur an diesem fremden Ort.', bci dunkler Nach«, von gal keinem Nutzen. Ich dankte Gott, als da<' znr Herberge 16 eingerichtete chinesische Haus erreicht, der Wirth ans dem Schlafe ge klopft und mir Einlaß verliehen war. Es ist dieses die einzige Nacht gewesen, welche 'ch außerhalb Iava'5, auf meinen vielen Neisen in dem indischen Archipel, jemals in einem Gast' Hofe zugebracht habe. Denn schon mn nächsten Morgen, in aller Frühe, lud der Resident von Banka, Herr Br., mich ein, meinen Gasthof mit ei nem Zimmer m seinem Hanse zu vertauschen, so daß ich anf's neue in die Gelegenheit kam, mich der großen, mit Recht gepriesenen indischen Gastfreiheit erfreuen zu können. Herr B. kehrte gegen Mitternacht nach dem Lande zurück. Ich blieb die Nacht noch anf dem Schiff? und folgte ihm ersi früh am andern Morgen, mit einem Voote, welches inzwischen angelangi war, um mich und mein Gepäck abzuholen, dorthin uach. Der Strand ist vor Müntok uu-gewöhnlich seicht und nimmt erst weit von dem Ufer an Tiefe zu. Man kann deshalb mit Booten, selbst während der Flnth, nicht ganz bis an dasselbe gelange . Um diesem Uebelstande abznhelfen, der besonders das Landen nmfangreicherer Stückgüter sehr beschwerlich machte, ist mit beträchtlichem Kostenanfwande eine sehr lange, hölzerne Landungsbrücke vun dem Ufer weit in die See hinausgeführt, An ihrem Ende können jetzt, selbst während der niedrigsten Ebbe, die größten Schiffsboote sehr bequem anlegen. Als ich zum ersten Male 1'anka betrat, bestand diese Landungsbrücke noch nicht und ich wurde von der Stelle, wo das Äoot anf den Grund stieß, von zwei malaiischen Seeleuten an das Ufer getragen. Diese Slrecke aber war keine knrze. Münwk ist kein großer Ort. Er besteht ans zwei, durch ihre Lage gänzlich von ei ander g trennten Theilen. Der eine wird voll den malaiischen Eingeborenen der Insol nnd chinesischen Ansiedlern, ocr andere aber ausschlichlicli von Europäern bewohnl. Die Wohnungen der ersteren liegen in der Nähe des Meeresusers, an dcm Fuße eines steil nach der See zu abfallenden Hügelplateans, zn beidm Seiten eines von letzteren« herabfließenden Aaches, vor dessen Mündung eine stets an Umfang zn nehmende Vank angesvühlien Landes, von mehr sumpfiger als sandiger Art, sich weithin ausbreitet. In diesem unteren oder niedrigeren Theile von Müutot befinden sich auch das Hafenomeau sowie verschiedene größere und kleinere Gonverue mentsmagazine nnd Packhänstt'. Ein von ' ä'umen beschatteter, nur allmi während der Negenzcil, wegen de^ alsdann aufgeweichten, schlüpfrigen LelMgrundes, minder angr»eh»m Weg, sühtt mm hier zn den« «Mpsel 1? des hügelartigen Landes hinauf, wo die Wohnungen der Europäer ge legen sind. Die Anzahl dcr lehteru, das Militair nicht mitgerechnet, en eicht kunm hundert. Hieraus ergiebt sich schon, daß die Anzahl der Häuser eine sehr geringe sein muß. Sie liegen zerstreut im Umkreise ei" es weiten, von wohlunterhaltencn und breiten, sich schlangelnden Wegen durchschnittenen Grasplatzes. Jedes einzelne Haus ist von größeren oder kleineren Gar-tenanlagen nmgeben. Das durch seinc Größe und Bauart hervorragendste unter ihnen ist die sehr schöne und geräumige, allen Bedürfnissen einer vornehmeren indischen Haushaltung entsprechende Amtswohnung des Re sidenten von Banka. Sie liegt dem zu der unteren ^tadt führenden Wege gerade gegenüber. Als ich zum ersten Male zu Vanka war, bestand die ses Gebäude noch nicht und der Resident wohnte in einem kleineren, für ihn gemietheten Hause. Andere Gebäude, wie die Kasernen; das Hospital; die Gouveruementö bureaus; die Gefängnisse mit den Räumen für 2 bis R)(), zu dem Tragen eines eiferneu Halsbandes und gezwungener Nr beit für 5 bis 20 Jahre verurtheilte Missethäter aus den verschiedensten Gegenden des niederländisch indischen Reiches, liegen weiter von diesem Platze entfernt. Dieser Theil von Müntok macht einen freundlicheu, angenehmen Eindruck. Ich bemerke noch, daß dieser Ort am nördlichsten Eingänge in die Aankastraße, auf dem am meisten gegen Westen vorspringeuden Theile der Insel gelegen ist. Der ^laggenstock vor der Nesidentswuhnung be^ findet sich auf 2" :^ 12" südlicher Areite, und wü" 9' 20" östlich von Greenwich, Nördlich von Müntok. in einer Entfernung von kaum anderthalb geographischen Mcileu, ragt der Berg Mouopyn oder, wie er auf einigen Karten genannt ist, Manumbing bis zu einer Höhe von 144« Fuß empor. Das Plateau, worauf die Wohnnngen der Niederländer ste hen, setzt sich, in zunehmender, hügelnrtiger Erhebung, bis au leinen Fuß fort. An dem westlichen, nach der Sce gerichteten Plateauabhange sind, etwas tiefer nach unten, einige die Nhede beherrschende Vatterieen errichtet. An ihnen führt ein Weg vorbei, der seiner weiten und augenehmen Aussicht wegen, vornehmlich um die Zeit des Sonnenunterganges, vielfach von Spaziergängern besuch' wird. Ich fand in dem geräumigen, ans Pfählen ruhenden nnd ans Planken errichteten Hause des Herrn V. cine sehr freundliche Aufnahme, und habe dort üoci' eimn Moiat, bis zum dritte« October, angenehm zuge bracht. Der Zufall wollte nämlich daß keine der, für die Ueberfahrt von Personen, welche im Dienste der Regierung von Müntok nach Pakmbang 2 1ft reisten, bestimmten Krenzprauwen, eine Art von Fahrzeug, worüber ich wei^ ter unten näher sprechen werde, an erstgenanntem Orte gegenwärtig war. Ich war also genöthigt auf die Zmückknnft von einer derselben zn warten. Mir selbst war dieser unvorhergesehene Aufenthalt keineswegs unangenehm, da es für mich shr gleichgültig war, ob ich einige Wochen früher oder später Muara Knmveh erreichte und sich mir auf diese Weise die Gelegenheit bot, wenigstens einen Theil von Vanka kennen zn lernen. Daß das Schicksal mich nach vielen Jahren noch wiederholentlich hierher zurückführen würde, ließ sich damals nicht voraussehen. Bei dem Cha rakter meines gütigen Wirthes nnd der indischen Lebensweise im Mge meinen, brauchte ich nicht zu befürchten, ihm durch meine längere Anwe senheit in seinem Hause lästig zu fallen. Herr B. sprach schon damals davon, daß er sich aus dem Dienste zurückziehen wolle, und hat dieses Vornehmen auch nicht lange nachher zur Ausführung gebracht. Ich habe nicht viele Menschen gekannt, bei denen sich, so wie bei ihm, in allen menschlichen wie geschäftlichen Verhältnissen eine gleiche Fülle innerer Herzensgute knnd gab. Als Arzt hatte er sich während der merkwürdigen, jahrelangen Belagerung der malaiischen Festung Bondjol, im Innern des westlichen Sumatra, besonders ausgezeichnet. Er galt überhaupt als geschickter, an Erfahrungen reicher Arzt und war außerdem wegen seines gütigen, milden Wesens allgemein beliebt. Er war unverheirathet und, als ich ihn kennen lernte, schon über fünfzig Jahre alt. Wahrscheinlich ist auch er jetzt schon lange todt. Ich habe seit Jahren nichts mehr von ihm vernommen. Eine Eigenthümlichkeit bei meinem Wirthe war, daß er außerordent' lich wenig sprach, auch seine Gedanken nicht in Sätzen und Perioden, sondern meistens nur in einzelnen, hingeworfenen, seim Meinung bezeichnen den Wörtern, hauptsächlich Infinitiven, auszudrücken pflegte. Dessen ungeachtet hielt er viel von geselligem Umgänge, machte und empfing gern Besnche. In Folge hiervon brachten wir wenige Abende allein zu. Herr B. mischte sich jedoch selten in das Gespräch und war fast nur Zuhörer. Man konnte aber in seinen Gesichtszügen lesen, in welchem Maße er geistig an der Unterhaltung Theil nahm. Die kleine, gegenwärtig kaum hundert Seelen betragende, damals aber noch viel geringere, fast nur an5 Beamten und Ofsicieren mit ihren Familien bestehende niederländische Veoolkernng u^n Müntok war der Schauplatz innerer Zwiste und Uneinigkeiten. Es >>anerl«,' auch nicht lange, so hatte man mich von verschiedenen Seiten in dies? Mißverhältnisse ein geweiht. 18 Als Hauptursache hiervon wurde die willkürliche, rücksichtslose und unverständige Handelsweise des Residenten, Herrn u. d. E . b, nicht allein in seinen persönlichen, sondern selbst in seinen amtlichen Veziehun gen den übrigen Bewohnern des Ortes gegenüber, hervorgehoben. Der» selbe hatte sich gegen den territorialen Kommandanten, Major van H..,n, einen sehr geachteten und von seinen Untergebenen hochgeschätzten Offi-cier, einen groben Verstoß gegen den Anstand zu Schulden kommen las^ sen, in Folge dessen sein Hans von oem Officiercorps gemieden wurc>e. Nun wurde seinerseits verlangt, daß alle Civilbeamten ihren Umgang mit oei« Officieren abbrechen solltrn. Ewige wenige unterwarfen sich dieser Willkür, die meisten aber weigerten sich, mehr oder weniger offen, solches zu thun. Der Resident, in der Meinung, daß er von Feindeil nnd Widersachern umgeben sei, ward gegen Diejenigen seiner Beamten, welche er am meisten als seine Gegner ansah, innuer g. reiztcr und gehässiger, trachtete denselben auch das Dienstvcrhältniß so lästig mW unerträglich wie möglich zumachen. Solches fand besonders mit Bezug auf die höher Gestellten unter ihnen statt. Das Mißverhältniß nahm täglich zu und gipfelte endlich in der Suspension eines der angesehensten örtlichen Beamten, a!^ dieser sich gegen seinen Chef, den Residenten, über die Handelsweise desselben sowohl im Allgemeinen, wie gegen ihn besonders, frei und offen ausgesprochen hatte. Ich erwähne beilänfig, daß diese Amtsenthebung von der indischen Regierung nicht gebilligt wurde. Der venmglimpftc Beamte erhielt wenige Monate später eine höhere und vortheilhaftere Anstellung, während der Resident zur Disposition gestellt ward. Man warf Herrn v. d. E . b außerdem noch vor, sich, nach Art eines türkischen Pascha, gelegentlich andere Eingriffe in die persönlichen Rechte der europäischen Bewohnev von Müntok zu erlauben. Dieser Umstand giebt Veranlassung, ein gewisses Verhältniß zu berühren, das noch jetzt häufig vorkommt, zu jener Zeit aber viel häufiger und gewisiermaa^ ßen für die Lebensweise in Niederländisch-Inoien bezeichnend war. Ich meine das Zusammenleben in einer Art wilder Ehe von Europäern mit eingeborenen Frauen. solche Verdindnugen waren sehr allgemein, wurden geduldet und erregten selbst bei europäischen Domen teiuen Anstoß. Die Umstände gaben fast gebieterisch Veranlassung zu ihnen und es war auch nicht zu leugnen, daß sie einige, wenn auch nur wenige gute Seiten darboten. Die Zahl hoUäi ^i'cher Frauen war damals in Indien überhaupt sehr gering; noch viel geringer aber nnd durchono in keinem Verhältniß zu der Anzahl heirathsfähiger Männer stehend, war die der gebildeten 2* 20 jungen Mädchen. Alle jungen, wohlerzogenen Europäerinnen, selbst die am wenigsten von der Natur begünstigten, welche in jener Zeit nach Java kamen, konnten mit Sicherheit darauf rechnen, nach wenigen Monaten gut und selbst glänzend verheirathet zu sein. Auf Vermögen ihrerseits wurde fast niemals gesehen. Jetzt freilich lM sich auch in Niederläudisch-Indien in dieser Beziehung Vieles verändert. Der früher äußerst geringen, gegenwärtig c>ber immer zunehmenden Anzahl junger Holländerinnen daselbst, stehen die vielen Töchter des Lau-des. deren Blut von mütterlicher Scite mit malaiischem vermischt ist, ge genüber. Ungeachtet ihres dunkleren Colorits sind Viele unter ihnen von großer und eigenthümlicher, sehr anziehender Schönheit. Sie Alle aber streben nach einer Verheirathung nut Europäern und ziehen diese ihrer eigenen Kaste angehörenden Männern vor. Auch besitzen nicht Wenige von ihnen ein größeres oder geringeres Vermögen, was bei den aus Holland ankommenden jungen Damen sehr selten der Fall ist. Dessen ungeachtet aber hat bei der Mehrzahl der Europäer. Haupt sächlich der höher gebildeten, von jeher eine besondere Abneigung gegen das Eingehen von Ehen mit jenen eingeborenen Schönen bestanden. Ursachen hiervon sind theils ihre in der Negel äußerst mangelhafte Erziehung und geistige Bildung, in Folge wovon nur die wenigsten die Sprache ihrer Väter, das Holländische, einigermaßen richtig zu sprechen und zu schreiben verstehen; theils die herrschende Meinung, daß in diesen Mischlingen zwar alle schlechten, aber nicht die guten Eigenschaften der beiden Menschenrassen, von denen das Blut in ihnen zusammengeflossen, vereinigt wären; endlich aber der Umstand, daß die mit Frauen dieser Art verheiratheten Europäer, thatsächlich darauf verzichten müssen, jemals für immer nach ihrem Vaterlande zurückzukehren. Alle diese Frauen besitzen nämlich einen unüberwindlichen Widersinn gegen Europa, weniger des Klima's wegen, als weil sie sich in die dortigen Sitten, Gewohnheiten und Lebensverhältnisse nicht zu fügen verstehen, sich auch stets, sowohl wegen ihrer dunkleren Hautfarbe als ihrer vernachlässigten Erziehung, verachtet nnd zurückgesetzt glauben. Bei der, wenn auch gegenwärtig mehr und mehr zunehmenden, doch in früheren Jahren nur sehr selten gebotenen Gelegenheit, sich in Indien mit einer jungen, gebildeten Holländerin zu verheiralhen, und den mannigfachen Bedenken, welche sich gegen die Wahl von einer der dunkleren, schwarzgelockten und gluthäugigen Schönheiten vermischten Blutes zur Le-bensgefährtin erhoben, war jene erwähnte, wilde Ehe mit einer Malaiin, Javanerin oder Chinesin ein gutes Auskunftsmittel. Verhältnisse dieser 21 Art hatten vor den letztermähnten Heirachen wenigstens das voraus, daß sie lösbar waren und den Mann nicht verpflichteten sein ganzes Leben in Indien zuzubringen. Auch der Umstand, daß jeder Beamte und Offt cier genöthigt ist, seine eigene Haushaltung zu sichren, und dieselbe von Frauen stets besser als von männlichen Bedienten geleitet wird, trug we^ sentlich dazu bei, solche Verhältnisse häusig, um nicht zu sagen, allgemein zu machen. Daß die Wahl zu diesen Haushälterinnen aber in der Negel nicht auf die häßlichsten fiel, bedarf kaum der Versicherung. Zu Müntok war damals uou allen Beamten und Officieren nur ein einziger verheirathet, und zwar mit einer sehr liebenswürdigen jungen Dame aus dem Haag. In allen übrigen Haushaltungen führten asiatische Schönheiten und unter ihnen vornämlich Chinesinnen, oder eigens lich Frauen von chinesischen« mit malaiischem vermischten Blute, das Re^ giment. Die Zahl der Letzteren ist nämlich auf Vanka größer als irgend wo anders. Der Resident war schon seit Jahren Wittwer nnd auch bei ihm wurde von einer javanischen Haushälterin die Wirthschaft geleitet. AIs Vergegenwar-tiger der höchsten Macht aber glaubte er auch über die Freundinneu der anderen Europäischen Bewohner von Müntok, wenn sie seinen Augen wohl> gefällig erschienen, ein gewisses Herrenrecht ausüben zu dürfen. Die Ja-vanerin in seinem Hause, eine nicht mehr jugendliche Frau, deren Reize sich schon stark im Abnehmen befanden, war, so meinte man, gleich wie die Marquisin von Pompadour Ludwig dem Fünfzehnten, ihrem Gebieter hierin zur Hand, um sich selbst durch diese Gefälligkeit länger in semer Gunst zu erhalten. Man war leider nur zu gut mit dem Charakter der betreffenden Schönen im Allgemeinen bekannt, um auf einen anhaltenden Widerstand ihrerseits gegen diese von der höchsten Autorität ausgehen-deu, von einer geschickten Unterhändlern! betriebenen und durch Versprechungen sowohl als Drohungen unterstützten Nachstellungen, allzufest rech^ neu zu können. Ein jeder, dessen Genossin für schön und liebenswürdig galt, konnte sich deshalb, wenn ihr Alleiubesitz ihm am Herzen lag, jedesmal, wenn die ^al,i äm-ri tonwtn, d^ri', was sich durch „Freundin dos großen Herrn" d. h. des Residenten, übersetzen läßt, in seinem Hause ei> nen Besuch abzustatten kam, einer gewissen Angst und Unruhe nicht erwehren. Nur wenige von ihnen, am wenigsten aber die (5ivilbeamten, besaßen den Muth ebenso zu handeln, wie ein junger Lieutenant, der je-ner Dame, als ihre, in einer kurzen Zeit häufig wiederholten Besuche demselben verdächtig erschienen, geradezu sein Haus verbot, was der Resident als 22 persönliche Beleidigung aufnahm und wodurch die schon bestehende Span nung zwischen ihm und den Officieren noch vermehrt wurde. Diese Mittheilungen über Zustände, welche längst nicht mehr bestehen nnd über Personen, von denen die meisten schon seit Jahren nicht mehr am Leben sind, bezwecken allein die Lebensweise nnd gesellschaftlichen Ver^ Hältnisse, wie sie an den größeren Oertern anherhalb Java's früher bestanden und theilweise noch bestehen, näher v»r die Augen zu führen. Alles hängt daselbst von der Persönlichkeit des höchsten Beamten, des Residenten, ab und ob derselbe durch Charakter nnd Bildung, durch LebenMugheit, Menschenkenntnis sowie durch seine ganze Weise zu handeln und zu seiu, geeignet ist, einen Punkt der Vereinigung und des Zusammenhaltes für die kleine europäische Bevölkerung dieser Oerter zu bilden. Hänsig nimmt ein solcher, die genannten Eigenschaften besitzender Beamter, wenn sein Nachfolger anders gesinnt ist, einen großen Theil der Annehmlichkeiten des Ortes, den er verläßt, mit sich fort. Als ich sechszehn Jahre später mich wieder zu Müntok befand, waren alle Verhältnisse daselbst außerordentlich verändert. Die Zahl der europäischen Bewohner hatte nur um wenige zugenommen, aber zwischen ihnen, hauptsächlich zwischen den Civilbeamten und dem Militair herrschte die wünschenswertheste Harmonie. Das gastfreie Haus des Residenten mit seinen liebenswürdigen Bewohnern, bildete den Mittelpunkt heiterster Geselligkeit. Hierzu trug aber hauptsächlich bei, daß jene eingeborenen Haushälterinnen, welche während meiner ersten Anwesenheit zu Müntok, eine so große Rolle gespielt und daselbst nicht wenig zur Verwickelung und Trübung der Verhältnisse mitgewirkt hatten, gänzlich von der Scene abgetreten waren. Im Jahre 1847 befand sich nur eine einzige Holländerin zn Müntok; 1362 dagegen waren fast alle Beamten nnd Officiere daselbst verheirathet. In vielen Häusern erklang das Piano und des Sonnwgs funden abwechselnd bei dem Residenten nnd dem militairen Kommandanten kleine Bälle statt, wo gegen zwanzig jüngere Damen, und unter ihnen einige schöne und liebe.iswürdige, in den elegantesten und modernsten Toiletten, sich bis spät in die Nacht dem Vergnügen des Tanzes hingaben. Das ganze Leben an diesen» Orte hatte einen durchaus anderen, mehr europäisch cwilisirten und zeitgemäßeren Aufdruck erhalten. Aber auch in jener früheren Zeit war der Ausenthalt zu Müulok für mich teinesweges unangenehm. Mit d Hebungen, an deren Bildung Magnet-Eisenstein und Nothchenerz wesentlichen Antheil nehmen, hier und da unterbrochen. Ich bemerkte nämlich gleichfalls schon, daß die Berge auf Banka nicht hervorragende Punkte 25 einer diese Insel durchziehenden Kette seien, sondern sich isolirt von ein ander erhöben. Alles flachere Land zwischen diesen höheren u»d niedre leeren Bergen aber ist die Lagerungsstätte des Zinnerzes. Die Tiefe, in welcher dasselbe unter der Oberstäche vorkommt, ist sehr verschieden. An einigen Stellen liegt das Erz unmittelbar unter der Humusdecke, an anderen 5 bis 10, an noch andern 30 bis 40 und selbst noch mehr Fuß unter der letzteren. Nach heftigem Negen sieht man selbst auf der Oberstäche, besonders au Stellen, die mehr oder wenig abschüssig sind, wie z. V. an den Ufern schnellfliehender Bergbäche, auf Wegen die zu Anhöhen hinaufführen u. s. w., eine geringe Menge von Zinn-sand angespühlt. Unter der Humnslage. die auf Banka nirgends die Mächtigkeit erreicht wie auf Iaua mw Sumatra und deren Dicke anderthalb bis zwei Fnß beträgt, findet sich eine Lage von Sand, mit Humus vermengt und dadurch dunkel gefärbt. Auf sie folgt eine Lage mit Sand vermischten weißen Thones und hierauf eine Schicht theils gröberen, theils feineren Quarzsandes. UiMr dem letzteren breitet sich, mehr oder weniger mit Sand und größeren Quarzgeschieben vermischt, die Ablagerung des Zinnerzes aus. Sind zwei oder mehr Schichten des letzteren vorhanden, so werden sie dnrch zwischenliegende Schichten von Sand oder weißlichem Thone, oder durch eine Vermengung von beiden, von einander getrennt. Das Verhältniß und die Dicke der Sand- und Thonschichten, von denen die Zinnablagerungen bedeckt sind, weichen an den verschiedenen Stellen in dem Maße von einander ab, als das Erz sich mehr oder we-Niger von der Oberfläche entfernt befindet. Mo dasselbe unmittelbar unterhalb der letzteren abgelagert ist. fehlt die erwähnte Schichtenbedeckung natürlich ganz, während die Mächtigkeit der einzelnen Schichten an an-deru Stellen von 5 bis zu 6 und noch mehr Fuß abwechselt. Auch die Ablagerungen des Erzes sind in ihrer Mächtigkeit sehr ver^ schieben, und betragen bald nur einige Zoll, bald aber zwei bis drei Fuß. Das Zinnerz erscheint meistens in der Gestalt eines grobkörnigen Sandes von bräunlich grauer, asch-graner oder schwärzlich-brauner Farbe. Hin und wieder ist dagegen dieser Sand so fein, daß er einem schwarzen Pulver gleicht. Vs kommen aber auch in dem gewöhnlichen Zn.nsande einzelne größere Körner »,or, an denen sich ihre frühere Krystallform noch deutlich erkennen läßt, obgleich die Eckeu und Kanten, in Folge von Ab> nibung, ihre ursprüngliche Schärfe verloren haben. 26 Es unterliegt keinem Zweifel, daß diese horizontalen Ablagenmgen uon Zinnsand auf Banka und Villiton, an den Stellen, wo sie jetzt vorzugsweise vorkommen, ursprünglich nicht vorhanden waren. Sie entstanden durch Zersetzung älterer Gebirgsgssteine, in de,'en sich dao Erz anf Oängen, Stockwerken oder eingesprengt befand, wie solches noch gegenwärtig mit dem Monopyn und den andern, wesentlich aus sehr grobkörnigem Granit und Zinnoxud haltigem Qnarzc bestehenden höhern Bergen auf Äanta der Fall ist. Das von seinem Muttergesteinc abgelöste Zinnerz wurde zugleich mit der Masse des Quarzsandes und des später zu Thon erhärtenden Schlammes, welche ebenfalls das Product der Zer^ setzung jener älteren Gebirgsgesteine waren, durch dieselben Wasserströ-mungen, welche diese Zersetzung hauptsächlich verursacht hatten, „ach den niedriger gelegenen Stellen hingeschwemntt. Aus diesem Gemenge von Wasser, den Bestandtheilen des Thones, Quarzsand, Kieselgeschieben sowie größeren und kleineren Stücken von Zinnoxyd, sanken die letzteren, bei dem Niederschlage, durch ihre Schwere am meisten nach unten. In Folge hiervon befinden sich die Ablagerungen dieses Erzes jetzt unterhalb der Schichten von Thonerde und Quarzsand. Man darf selbst für wahrscheinlich halten, daß diese Anschwemmungen von Zinnsand, wenigstens die mächtigsten und am tiefsten liegenden von ihnen, zu einer Zeit entstanden sind, wo die Insel ,"anta noch nicht ihre gegenwärtige Gestalt besaß und uon zinnreichen Bergen herrühren, deren Spuren sich nicht mehr nachweiseu lassen. Wahrscheinlich aber wa-ren auch die Kräfte, welche die Zersetzung der letzteren bedingten und ihre Bestandtheile nach den Niederungen der gegenwärtigen Inseln Äanka und Billiton hinführten, in jener entlegenen Periode ungleich schneller und viel intensiver, als gegenwärtig, wirksam. Auffallend ist das Vorkommen von Zinnerz, fast unter oenselven Lagerungsverhältnissen wie auf Banka und Billiton, auf dem westlichen Theile der malaiischen Halbinsel und anf einigen kleineren Insoln in ihrer Nähe, während es auf den andern, zwischen Vanka und der Züdspitze von Malakka gelegenen, wie Linga, Bintang u. s. w. nicht gefunden wird. Maroden bemerkt in seiner Geschichte uon Sumatra, daß cs daselbst vorkomme, ohne jedoch den Ort näher zu bezeichnen. Es findet sich in dem nordöstlichen, der Halbinsel Malakka gegenüber liegenden Theile dieser Insel wie z. B. in den kleinen Reichen Assahan und Deli; auch hörte icl, zu Palembang, daß an der Grenze zwischen dieser Residontichaft und den Lampong'schen Districten, südlich uon ersterer, an beiden Usern des Flusse Babatan, ähnliche Ablagerungen van Zinnerz wie auf Banka, wie 27 wohl in viel geringerer Ausbreitung, beständen. Dieselben wären aber wenig reichhaltig und daher noch niemals bergmännisch betrieben worden. Wie groß der Zumreichlhum auf Banka auch ist, so gehört die Entdeckung davon doch erst einer uerhältnißmäßig späten Zeit an. Der Sage nach fand man im Jahre 1710, als daselbst ein Dorf durch eine heftige Feuersbrunst verzehrt geworden war, unter dem Schütte und der Asche, einen großen, durch die Hitze zusammengeschmolzenen Klumpen dieses Metalles. Banka gehörte damals zu dem Reiche des Sultans von Palem> bang. Unter Mahmud Badoureddin, dem Nachfolger des Sultans Käme-roueddin, während dessen Regierung das Zinn auf Banka entdeckt war, wurde dieses Metall daselbst zuerst auf dieselbe Weise, wie noch jetzt geschieht, in größeren Mengen gewonnen und in den Handel gebracht. Dieses fand schon in dem ersten Regierungsjahre uon Mahmud Badoureddin, nämlich dem Jahre 171^'., statt. Die Insel Billiton mit einigen in ihrer Nähe gelegenen kleineren, wie Plllo Liat und andere, gehörte früher in administrativer Hinsicht zu der Residsntschaft Banka, wurde aber im Jahre 1652 von letzterer abgeschieden und zu einer selbftstä'ndigen Assistent-Residentschaft erhoben. Dah sich daselbst ähnliche Zinnlager wie auf Banka befänden, war längst bekannt. Die niederländisch-indische Regierung hatte aber niemals Veran lassung, dieselben ausbeuten zu lassen und trat vor etwns länger als 20 Jahren den Zinnbetrieb auf dieser Insel, unter Vorbehalt gewisser Rechte, an eine Gesellschaft in Holland ab. Letztere läßt jetzt auf ihre Kosten und für ihre Rechnung das Zinn auf Billiton gewinnen, hauptsachlich durch Ausgrabung der Ablagerungen !'.es angeschwemmten Zinnsandes, wie auf Banka, theilweise aber auch, und zwar in dem Districts Gunong Tadjouw, durch Betrieb der Verge, in denen das Erz anstehend, in Gra^ nit und andern Gesteinen, gefunden wird. Die jährliche Ausbeute an Zinn beträgt auf Billiton in der Regel weniger als die Hälfte voll jener auf ' anka. Alles Zinn auf letztgenannter Insel wird durch die Regierung als ausschließliches Eigenthum beansprucht. Der Anlauf und die Ausfnhr davon dnrch Privatpersonen ist daher bei schwerer Strafe verboten. Die 6lwze Insel, deren Flücheninhalt ungefähr 230 geographische Quadrat-Meilen beträgt, ist in neun Districts, oder, wie sie häusiger gebannt wer-den, Minendistricte getheilt, nämlich Müutok, IebouK, Blinjou, Soungei> Liat, Merawang, Pangkal-Pinang, Soun^ei Selan, Koba und Toboali. In ,»em erstgenannten, dem District Müntok, wo die Zinngcwn^ uung die geringste Bedeutung hat, ist der Resident zugleich Avtheilungs- 28 Chef. In jedem der andern Districts befindet sich dagegen ein besondc rer, den Titel „Administrateur" führender Beamter, dem die Ausübung der Polizei, die Anfrechthaltung der Ordnung und anßerdem die admimstra^ tive Leitnng und Beaufsichtigung aller Zinnminen daselbst obliegt. Diese Administratenrs sind aber keine technische Bergbeamten. Das Anlegen der Minen, die Gewinnung des Erzes und das Schmelzen desselben geschieht nur durch Chinesen nach ihrer eigenen, altherkömmlichen Weise. Allein mit Beziehung auf die Wahl des Ortes bei der Anlage einer neuen Mine haben in neuerer Zeit wesentliche Veränderungen stattgefunden. Früher übe ließ man dieselbe gröhtentheils den Chinesen und durch sie allein gcschahen die Probebohrungen für die Untersuchung des an dem betreffenden Orte vorhandenen Zinnlagers. Diese Untersuchungen mit dem chinesischen, Tjiam genannten Erdbohrer geschahen aber auf so unvollkommene Weise, daß die Ergebnisse nicht immer richtig waren und Täuschungen hinsichtlich des wirklichen Reichthums des betreffenden Erzlagers häufig stattfanden, so daß in Folge hiervon erft unlängst geöffnete Minen, als nicht die Kosten des Betriebes deckend, wieder verlassen werden mußten, uachdem eine Menge von Ar-beitskraft und beträchtliche Summen Geldes fruchtlos für sie verwendet waren. Auch nahmeu die Chinesen die allerreichsten und mächtigsten Zinn^ ablagerungen, und zwar solche, wo die Gewinnung des Erzes eine vei> hältnißmäßig geringe Mühe verursachte, vorzugsweise in Vetrieb; verließen aber auch diese nicht selten wieder, bevor alles Zinn aus ihnen zu Tage gefördert war. Es ist nämlich für sie leichter uud vortheilhafter eine neue Mine zu eröffnen, als in schon bestehenden in einer größeren Tiefe zu arbeiten. Nicht selten wurden die untersten Lagen des Erzes ganz unangerührt gelassen. Die Aomiinstrateurs verschiedener Districts haben mich versichert, daß sich daselbst ältere, seit langer Zeit verlassene Minen befänden, die jetzt noch eine reiche Ausbeute an Erz liefern könnten, wenn sie anf's nene, unter dem Gebrauche mechanischer Hülfsmittel, wie sie den Chinesen nicht zu Gebote stehen, wieder in Angriff genommen würden. Es giebt überhaupt wohl wenig Unternehmungen bergmännischer Art, die so rücksichtslos und desultorisch betrieben worden sino, wie die Zinngruben auf Banka bis zu einer uerhältnißmähig neueren Zeit. Man strebte einzig und allein dahin, mit so weniger Mühe wie möglich und möglichst schnell, so große Vortheile wie nur möglich zu erzielen. Ob dabei eine Menge des Erzes ungenutzt in den Minen liegen blieb, oder gar vergeudet wurde; ob durch die Anlage derselben ein viel größerer 29 Theil der Vodenfläche, als nöthig gewesen wäre, für immer der Cultur entzogen niard; oli die Bereitung der Holzkohle für das Schmelzen des Erzes mit schonungslosester Verwüstung der Wälder gepaart ging, ohne daß an ihre Wiederanpftanzung gedacht wurde, — dieses Alles erschien sehr gleichgültig und war niemals Gegenstand ernstlicher Erwägung. Während Banka zu dem früheren Reiche Palembang gehörte, wurde von den Beherrschern desselben, ebenso wie jetzt von der niederländischen Negierung, das ausschließliche Eigenthumsrechl über alles Zinn auf dieser Insel beansprucht. Letztere war damals in fünf Districts getheilt, von denen jeder einen Beamten, Teko genannt, der sick aber nicht auf Banta, sondein an dem Hofe des Sultans zu Palembang aufhielt, zum Vorge setzton hatte. Diese Beamten übertrugen die Gewinnnng des Zinnes in den ihnen zugetheilten Districten, a . reichere und angesehenere, zuverlässige und ihnen verantwortliche Chinese», sogenannten Kongsi's, welche sich mit einer größeren oder geringeren Anzahl ihrer Landsleute für den Betrieb der betreffenden Minen, zu bestimmten Genossenschaften vereinigten. Sie waren zugleich Nnterr.chmer der Minen und Mitarbeiter an denselben, theilten auch als solche zu gleiche« Theilen mit den Uedrigen in dem Gewinne. Sie führten außerdem oie Buchhaltung der Vereinigung. Auch errichteten sie Packhäufer, aus welchen die ärmeren Arbeiter an den Minen sich von Lebensmitteln, Werkzeugen, Kleidern und andern Gegenständen vorsehen konnten und wovon ihnen der Preis spater von ihre»» Gewinns-antheile abgezogen wurde. Alles gewonnene Zinn mußte, gegen den be-stimmten Preis von 6 Piastern fnr den Pikul, dem betreffenden Beamten des Sultans von Palembang abgeliefert werden. Im Uebrigen fand so gut wie keine Beaufsichtigung von Seiten des letztern statt und die Chinesen konnten an allen Stellen, die ihnen hierfür geeignet schienen, Minen anlegen und auch, ganz nach eigenem GiUdün-ken, diese wieder verlassen, nm nen>.', ergiebigere zn öffnen. Diese Ncise des Betriebes wurde im höchsten Maße nachtheilig für die Bodenverhältnisse dieser Insel, besonders aber )ür die Wälder, welche sich damals in viel größerer Ausbreitung als gegenwärtig auf ihr befanden; rächte sich anch bald genug selbst. Denn währen,' in der Mitte des vorigen Jahrhunderts, vierzig Jahre nachdem oc^ Zinn auf Banka entdeckt wurde, die Ausbeute an diesem Metalle 65<«)0 Pikul's betrug, war sie im Jahre !?«<» schou auf ö(»W(» Piknl's vermindert nnd belief sich zu Anfange tn'ese^ Jahrhunderts nur noch auf etwa 1 Pitnl'i, Ein P>s»l aber ist gleich 125, Amsterdam'schen Pfunden. Ms die Engländer im Jahre 1811 Java, da^ damals eincn Thei! des französischen Kaiserreiches bildete, erobert hatten und im folgenden Jahre von ihnen auch das Reich Palembang besetzt und der Sultan Mahmud Vadoureddin seines Thrones verlustig erklärt war, eigneten sie sich, nach dem Rechte der Eroberung, anch die Insel Äanka zu. Die englische Regierung suchte die Zinngewinnung wieder auf die frühere Höhe zurückzuführen und zugleich die Lage der Arbeiter in den Minen, die bis dahin durch die Unternehmer derielben schr übervortheilt wurden, jo viel wie möglich zu uerbessern. Zu diesem Zwecke ließ sie die Minen unmittelbar und ohne Zwischenkunft besonderer Annehmer be treiben, erhöhte auch den Preis für oen Pitul Zinn von »» auf o Piaster. In Folge dieser verschiedenen Mahregeln betrug die Production im Jahre lxi7 schon wieder iwüoo Pikul's. Nachdem Niederland seine Besitzungen in Oftindien von England zu rückerhalten halte, wurde auch die Insel Banka ein Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit seitens der Regierung. Man verstand den Reichthum, welcher in den Zinnsandablagerungen daselbst verborgen war, nach sei' nem Werthe zu schätzen und trachtete zugleich diesen Schatz so schnell wie möglich zu heben. Die Eintheilung der Insel in dio schon erwähnten District«, so wie die Ernennung eines besonderen AeamtencorvS für die administrative Beaufsichtigung und obere Leitung der Minen, zugleich auch die Maßregel, daß diese Administrateurs hinsichtlich ihrer Besoldung hauptsächlich auf einen bestimmten Antheil an dem Reinerträge der Erzgewinnung in ihren betreffenden Districten hingewiesen wurden, so daß ihr eigener Vortheil mit dem des Staates unmittelbar Hand in Hand geht, waren die Ursache, dah sich die Zinnuusbeute bald auf eine Höhe erhob, auf welcher sie sich selbst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts nicht befunden hatte. Die niederländisch - indische Regierung nahm für den Betrieb der Zlnngruben, mit einigen Veränderungen, die Weise an, welche im Ge brauch gewesen war, als Vanla noch den Sultanen von Palembang gehörte. Die Gewinnung des Erzes, das Schmelzen desselben und alle übn-gen Verrichtungen sind nämlich anch jetzt wieder an chinesische Genossenschaften, unter ewem Chef, dem sogenannten Kongsi, nach contraclmähi-gen, von oer Regierung festgestellteil Bedingungen üdeNragcn. Von Seiten der letzteren werden die Mincnarbeiter monatlich mit Reis, einigen andern Lebenomitteln, den nöthigen (Heräthschafteu u. s. w. gegen festge^ setzte Preise versehen. 54 Daß die Regierung sich die ganze Ausfuhr des Zmnes von Banka vorbehält, gleich viel, ob dasselbe in rohem Zustande ist, ober schon zu lHerälhschaften irgend einer Art verarbeitet wurde, ist schon bemerkt worden. Die letzteren dürfen nnr au^ solchem Zinne verfertigt wcr^en, wel< ches gegen einen festgesetzten Preis uns dem Aiagazine der ^Itegiernng gekauft wurde. Zu ihrer Ausfuhr ist aber dennoch die schriftliche Zu« stimmung des Residenten nöthig. Wie viel besser und wohlgercqelter dei Zustand der Minen im All gemeinen auch wuroe, verglichen mit jenem zur Zeit der malaiischen Te to's, seitdem in jedem Districte ein niederländischer Admmistrateur die Aussicht über dieselben mlöübte, so blieb doch auch jetzt noch, im Großen und Ganzen, ein rücksichtsloses und einseitiges, mit den Regeln eines g? sunden Staatshaushaltes wemg vereinbares Etrcben nach einer so großen, so schreiten und so wenig mühevollen Ausbeute an Zinn, wie nur immer möglich, nicht zu verkennen, Anch jetzt n^ch wurden fast nur die reicheren Erzgründe in Angriff genommen, Minen verlassen, wenn die Schichten des Zinniaudes mehr m der Tiefe lagen oder schmieriger ans zubeuten waren und neue Minen ohne dringende Ursache geöffnet. Erst als sich der Gedanke au die Möglichkeit, daß auch die über-reichen Schätze von diesem Erze einmal erschöpft werden könnten, mehr und mchr entwickelte, wurde zugleich dic Nothwendigkeit gefühlt, bei der Gewinnung dieses Metalles auf eme mehr sparsame und zugleich rationellere Weise zu Werke zu gehen. Zu diesem Zwecke sind, seitdem vor ungefähr zwanzig Jahren einem der allgemeinen verwaltungs Departe-mente in Niederländisch-Indien, nämlich der Abtheilung für die öffenl-lichen Werte — llii-uoti« vu.„ opoilliluv >v6i^yn — oiue besondere U,n-lerabtheilung für den Bergbau zugefügt wurde, auf Vanta wisseuschaftlich und vractisch gebildete Mneningcnieuiv ohne Unterbrechung angestellt gewesen. Aufgabe derselben war zuersi die ganze Insel mit Beziehung auf die daselbst vorhandenen Ziunlagn sorgfältig zu untersuchen und hiervon genaue Karten zu entwerfen. Aus,-rdew «^ ichchen durch sie alle Erc>boh' rungen und anderen, der Anlegm'.'. nemr Minen vorausgehenden Probe arbeiten, die früher gleichfalls dc^ Chincscn überlassen waren und osn ihnen mit sehr uuzureichcnden Hü! ^nitl ln verrichtet wurden. Auch fmd Ue in vielen andern Bezichmigen !^chnische Consnw ten, sowohl des Ne udentcn als dcr Ndminist.ak'urs m drn einzelnen D stricten. Die (He winnung und weitere Aehandlllng des Erzes ans den schon in Betrieb 32 genommenen Minen geschieht aber auch jetzt noch, nach hergebrachter Weise, allein durch die Chinesen. Die Aufsicht hierüber und Allcs, was in Beziehung zu der Verwaltung der Minen steht, liegt durchaus außerhalb des amtlichen Wirkungskreises dieser Bergbauingenieurs. Die Gesammtzahl der Iinnminen auf der ganzen Insel beträgt etwas über 300 und die Zahl der an ihnen beschäftigten chinesischen Ar better über 6090. Alle Minen werden in Koulit. Koulit Kollcmg und Kollong-Minen eingetheilt. Koulit-Minen, von dem malaiischen, Haut, Ninde, Leder, Oberfläche u. f. w. bedeutenden Worte Koulit, sind solche, wo das Erz entweder ziemlich rein oder mehr oder weniger mit Thon und Sand vermischt, unmittelbar unter der Humusdecke, bis zu einer Tiefe von ei' nigen Fußen gefunden wird. Diese Minen sind meistens flein und keines weges die ergiebigsten. Ihr Betrieb ist mit geringer Mühe und we nigen Kosten verbunden, da nur eine kleine Zahl von Arbeitern für sie nöthig ist, und sie die beträchtliche Kosten verursachende Anlegung jener Wasserwerke, von denen ich bei den tieferen Minen sprechen werde, nicht erfordern. Koulit - Kollong d. h. zugleich oberflächliche und tiefe Minen, sind solche, wo entweder die Lage des Zinnerzes sich in einer Tiefe von n> bis 12 Fuß unter der Pflanzenerde befindet; oder aber andere, in denen eine Schichte des Erzes unmittelbar unter der Oberfläche, eine zweite aber in der Tiefe von einigen Fußen angetroffen wird. Kollong ist ein ma-laiisches Wort mit sehr mannigfacher Bedeutung, welches Höhlung, Ver tiefung, dunkle Stelle und so den Naum unterhalb eines Bettes, des Feuerheerdes in der Küche u. s. w., als in diesem Falle die größere Tiefe bezeichnet, ill welcher das Erz in den Minen abgelagert ist. Auch die Koulit-Kollong-Minen machen nnr in seltenen Fällen und ausnahmsweise die Anwendung hydraulischer Geräthschaften nöthig. Die wichtigsten von allen und zugleich diejenigen, welche von den Chinesen am liebsten betrieben werden, weil sie den größten Gewinn liefern, obgleich das Bearbeiten davon mit viel mehr Mühe und Kosten ge-paart geht, als das der übrigen, sind die sogenannten tiefen oder Kollong' Minen. Um einen deutlichen Begriff von diesen letzteren zu geben, will ich eine derselben von dem Augenblicke ihres Entstehens an beschreiben. Ich bemerke vorher noch, daß sie eine Länge von 5—600 und selbst noch mehr Fuß haben, ungefähr halb so breit sind, eine Tiefe von A0—40 Fuß besitzen und 40—60 Arbeiter erfordern. Sobald sich in dem einen oder andern Districte die Nothwendigteit oder das Wünschenswerte einer neuen Kollonst-Mine fühlbar macht, wird solches von dem betreffenden Administrateur dem Residenten von Banka vorgestellt. Meistens hat sich aledann schon, unter den daselbst anwesenden Chinesen, eine Genossenschoft für die Uebernahme und den Betrieb dieser neu anzulegenden Mine im Voraus gebadet. In früherer Zeit suchten die Chinesen, wenn sie sich zu einei solchen Kongsi oder Genossenschaft für eine Kollong Mme vereinigen wollten, sich zuvor selbst eine hierfür geschickte Stelle aus, trachteten sich mittels ihres eigenen, unvollkommenen Erdbohres, Tjiam, uon der Mächtigkeit und denStreichungsvöihältnisscn dee daielst vorhandenen Zinnerzes zu überzeugen nnd ersuchten aledann den Administrateur um Erlaubniß an der betreffenden Stelle eine Mine anlegen zu dürfen. Der Letztere, dessen größeres oder geringeres Einkommen, wie ich schon bemerkt habe, uon dem größeren 0l.er geringeren Ertrage der Minen in dem ihm untergeordneten Distncto abhängig ist, untersuchte alle örtlichen Verhaltnisse, namentlich mit Beziehung auf benachbarte Minen und Dörfer, Kampong's, der Eingeborenen; auf die größere oder geringere Schwierigkeit, welche die Anlegung der nöthigen Wasserlcnnngen daselbst verursachen würde; auf etwa sich hieraus für andere, ältere Minen ergebenden Nachtheile u. s. w. Zugleich ttat der Administrateur hinsichtlich der mu anzulegenden Mine mit dem chinesischen Lieutenant in seinem Districts, den beiden von der Negierung besoldigten chinesischen Minen-Aufsehern, Mandor's, daselbst und andern sachverständigen, zuverlässigen Chinesen in Verathm.g und Rücksprache. Hiernach berichtete er, unter gleichzeitiger Ueberscndung einiger Proben des Erzes von der betreffenden Stelle, dcm Residenten, ohne dessen Zustimmung auch schon früher keine Kollongmine geöffnet werden dmfte, und empfahl demselben, nach Maßgabe der Umstände, die Zustimmung zu verleihen oder zu verweigern. Seitdem aber von den Mineningenieurs genaue Karten von allen Districten eutworfen sind, die Zinngewinnung auf Vanka überhaupt besser geregelt ist und nicht mehr, wie früher, nur „auf ^en Raub" und ohne alle Rücksichtsnahme auf dic Lehren einer gesunden Nationalökonomie stattfindet, ist die Wahl des Ortes für neu anzulegende, Kolloug-Minen nicht wehr den Chinesen überlassen, welche sich zn ihrem Betriebe angemeldet haben, sondern geschieht durch den Residenten in Uebereinstimmung mit dem Administrateur des betreffenden Districts und dem Ingenieur. Die Meinung des Letzteren ist hierbei von großem Gewichte. Die Wünsche der chinesischen Unternehmer werden nllew, so viel möglich ist, berücksichtigt. Anch wird die betteffende Stelle vor der Oeffnung der Mine noch einmal oon dem Ingenieur sorgfällig untersucht. 3 34 Nenn der Beschluß, daß die neue Mine betrieben werden soll, von dem Residenten genommen ist, so lieben sich alle Chinesen, welche Theil daran zu haben wünschen, zn dem Administrateur, der diejenigen von ih^ nen, die ihm aus dem einen oder andern Grunde nicht geschickt dafür erscheinen, zurückweist; mit den Uebrigon alier, in Uebereinstimmung mit de,n von der Regierung mit Beziehung hierauf ein für allemal erlassenen Bestimmungen, einen Contract schlicht. Zugleich trägt derselbe ihre Namen, sowie auch den Namen, welcher der n^uen Mine beigelegt werden soll, in das Mineuregister seines Districts ein. Man theilte mir mit, daß die Wahl des Namens für eine neu zu öffnende Mine, für die Chinesen iM' mer eine Sache von großer Wichtigkeit sei, und daß sie einen schlecht gewählten als von ungünstiger Vorbedeutung für dm zn erzielenden Gewinn ansähen. Die Letzteren gehen alsdann zu der Wahl eines Hauptes oder Vorstehers der Mine aus ihrer Mitte über, dessen Titel, Kongsi, der Name solcher Vereinigungen odcr Genossenschaften im Allgemeinen geworden ist. Außerdem wählen sie unier sich eine» Schreiber, der zugleich Nechnungs-führer ist, zwei Tjeuling's, von denrn der eine die Kasse führt und die Anfsicht über den Vorrath an Lebensmitteln nnd Mineugl.'rätl)schaften hat; der andere aber alle Geschäfte außerhalb der Mine verrichtet, wie z. B. das Einkaufen der Nahrungsmittel, den Empfang der Vorschüsse bei dem Administratenr, das Ueberbringen von Botschaften u. s. w,, sowie noch einen Koch, einen Gärtner, einen Holzträger und endlich einen Aufseher und Versorger der Schweine, von d?mn bei jeder Mine eine größere oder geringere Anzahl gezüchtet wird. Eo ist bekannt, wie beliebt das Fleisch dieser Thiere bei den Chinesen im Allgemeinen ist. Für die chinesischen Minenarbeiter auf Aanka aber ist »>? außerdem noch von einer besonde ren öconomischeu Wichtigkeit. Sobald sich die Genossenschaft ober Kongsi auf diese Weise förmlich organisirt hat, erhält sie von Seiten der Negierung durch den Administrateur die erforderlichen geldlichen Vorschüsse für die Aufrichtung eines Wohngebäudes für alle an der Mine Betheiligten, dem sogenannten Kongsihause; für die Anlage eines Gemüsegartens, sowie für den Ankauf von Schweinen, Hühner.!, Thee, Onfervcipier und dem nothwendigsten Hausgerä'che wie zinnerne und eherne Kessel nnd Psnunen, Gemthschaften für die Bereituug des Tjou, einer Art von Arat n, s. w. Auch werden alls diesen Vorschüssen die für die Bearbeitung der Mine nöthigen Werkzeuge und Geräthschafw!, so als eiserne Sv^ten, chinesisch Kiot-tjo; B,ech-eifen, chin. Tji ong; Tr^korde, chin. Puniie; Trageyölzer, chin. Tam-koon; ein Wasserrad. chin.Tjia-tianw; eine hölzerne' Wasferkette, von der weiter unten näher die Rede fein wird, chm. Kioo-kuf; eine hölzerne Wasserrinne, chin. Tjui. thong, nnd verschiedene Zimmermannswerlzeuge Mgeschafft. Ms diese Vorschüsse werden d«n Kongsi's, bei den von ihnen später erfolgenden Zumaliliefernngen an den Atnninistratmr, von der contract-Mäßigeu Vezahlung dafür abgezogen. Die Kongsi empfängt auch aus dem in jedem Districte eingerichteten Gouvernementsvorrathshause alle Monate ihren Vedarf an Neis, Ösl, Salz, Eisen und Stahl zu einem festgestellten Preise, welcher ihr bis zur nächsten Zinnablieserung creditirt wird, Da der Neis den Chinesen stets gegen 5i Gulden für den Pikul berechnet wird; die Regierung aber selbst, bei dem Einkaufe in Masse, nicht selten eluen höheren Preis bezahlen muß, so ergiebt sich hieraus schon, daß die letztere weniger des Gewinnes wegen, als ans Rücksichten von anderer, mehr politischer Art, zu der Errichtung dieser Vorrathshauser übergegangen ist. Die uiedel ländisch-indische Ne gierung bezieht einen unmittelbaren Vortheil allein aus dem Salze, dessen Bereitung und Verkauf überhaupt zu ihren Monopolen gehört und ans ihren Magazinen auf Java nach Banka angeführt wird. Der Einkaufspreis des Oeles, des Eisens und des Stahles ist viel weniger schwankend als der von dem Reis. Der feste Preis, wofür die Regierung diese Artikel den Chinesischen Kongsi's liefert, ist deßhalb in der Regel der Einkaufspreis mit einem Aufschlage von 20 bis 2b Mt. Jede Kongsi bildet eine enggeschlossere Genossenschaft, deren Mitglieder gemeinschaftlich wohne», essen, arbeiten und sich gleichmäßig in den Gewinn theilen. In der Regel haben alle Mitglieder einen gleichen Antheil, chin. Hun, an der Mine. In einzelne!', Fällen aber kaufen auch Chinesen, die nicht der Kongsi angehören, namentlich an dem Hauptorle des Districtes ansässige Kanfleute, einen oder einige Hun's und stellen für ihre Person Lohnarbeiter, um den ihnen zufallenden Antheil au dem Vetriene ber Mine zu verrichten. ' Der Kongsi und die andern oben erwähnen, für besondere Geschäfte und Dienste gewählten Personen, mit Ausnahme des Kochs und dss Gä'rt^ uers, müssm während der Zeih, die nicht durch diese Dietistverrichtungew W Anspruch genommen wird, nnd für wclche sie eine besondere Zulage Mneh«m, gleich den U chrigen an der Mine mbciteu. Wenn der Kougsi, der Schneicker und die beiden Tjenting's ihre Stellen antreten, erhält fi» ber oun ihnen ein Geschenk, chin. Ampauw, bestehend an6 zwei, Mrst in weißes und darauf in rothes Papier gewickelten Dollars, durch deren 56 Annahme sie sich verpflichten, die ihnen aufgetragenen Geschäfte für das folgende Arbeitsjahr, d. h. bis nack Ablauf der nächsten Schmelznng, treu und gewissenhaft zu verrichten, Wemi sie früher diese Stellen niederlegen, oder ihre Antheile an der Mine oerkanfen und sich von der Kongsi trennen wollen, so sind sie verpflichtet, das Ampauw ihren Nachfolgern abzutreten. Nach jeder Schmelzung, womit sich das betreffende Arbeitsjahr abschließt, findet eine Neuwahl der mit besonderen Dienstvernchlungen beauftragten Kongsimitglieder statt. Der Schreiber und die beiden Tjen-ting's werden in der Regel wieder gewählt. Seltener findet dieses mit d?m Kongsi statt, der häufig froh ist, von seiner factisch mit keiner Auszeichnung und nur mit Mühe und Last verbundenen, allein scheinbar höheren Stellung abtreten zu können. Derselbe hat nämlich für die Ordnung und Regelmäßigkeit bei den Arbeiten an der Mine zu sorgen, muß daher immer der erste und letzte in derselben, und von Allcm, was daselbst vorgeht, unterrichtet sein. Ihm liegt auch ob, die häufig unter den Minenarbeitern stattfindenden Zwistig' keilen zu schlichten, überhaupt alle Ueberschreiwngen der bestehenden polizeilichen Vorschriften zu verhüten, Anch ist er die Mittelsperson zwischen der Mine und dem Administrateur, für den es natürlich angenehmer ist, mit einer Person, anstatt mit allen Mitgliedern der Kongsi zugleich, unterhandeln zu können. Von Ansehen und Einfluß bei den letz teren ist für ihn, bci dem durchaus communist'schen Charakter dieser Kongsiuereüie, mcht im mindeswl die Rede. Die Andern fügcn sich sei neu Anordnungen und Befehlen auch fast nnr in Angelegenheiten, welche unmittelbar die Mine betreffen, ohne ihm imUebrigm die geringste Ehrer^ bietung zn beweisen. Nach Ablauf der Schmelzung empfängt er als Belohnung für seine besonderen Dienste ein Geschenk von 40 bis 50 Gulden und einem Paar chinesischer Schuhe. Der Schreiber hat die Buchhaltung zu führen. Eine jede Kongsi steht in drei laufenden Rechnungen, näml ch mit dem Administrates wegen aller an sie im Lanfe eines Arbeltsjahres geschehenden Geldvorschüsse und Lieferungen von Reis, Salz u, s. w.; mit verschiedenen Kaufleuten und andern Privatpersonen wegen drr verschiedenen Artikel, welche sic von denselben von einer Schmelzung bi5 zur andern entnimmt und endlich mit ihren eigenen Mitgliedern. All? diese Rechnungen werden einmal im Jahre, uud zwar wenn die Schmelzung beendigt ist, abgeschlossen. Der Schreiber erhält zu Ende eines jeden Jahres eine Bclohuuug von 2»> bis ^0 Gulden, Aller Älngen sind stets darauf gerichtel daß die Bücher mit 37 der größten Genauigkeit gehalten werden und der Schreiber sich nicht al^ lein nicht die geringste Unehrlichkeit, sondern selbst keine Nachlässigkeiten irgend einer Ait erlaube. Ueber die besonderen Geschäfte der Tjenting's wurde schon gesprochen. Auch sie sind einer anhaltenden, strengen Controlle von Seiten ihrer Kongsigenossen unterworfen. Derjenige von ihnen, dem die Aufsicht über das Magazin der Mine anvertraut ist, darf nicht das allergeringste ausgeben oder empfangen, bevor der Kongsi hiervon in Kenntniß gestellt nnd 5ie betreffend? Ausgabe oder Einnahme von dem Schreiber in seine Bücher eingetrageen wurde. Eben so wenig wie der Kongsi, genießen der Schreiber und die Tjenting's Nang nnd Ansehen vor den andern Minen genossen. Auch die Tjenting's erhalten nach d>?r jährlichen Schmelzung ein besonderes Ge-jchmk von 20 bis 3») Gulden. Allein der Koch empfängt zu seinem Mi^ nenantheile eine monatliche Zulage von 3 bis 4 Gulden. Alle Personen, die sich einer Veruntreuung an dem gemeinschaftlichen Eigenthumc der Mine schuldig machen, werden von ihren Genossen dafür auf eine sehr strenge Weise gestraft. Verschiedene Admimstrateurs erzählten mir, wie es vorgekommen sei, daß des Betruges und Unterschleifes überwiesene Schreiber unl> Tjenting's, von den übrigen Minenarbeitern buchstäblich tont geprügelt wären. In solchen Fällen maßt die Kongsi, wie streng solches auch verboten ist, sich meistens selbst die Verurtheilung der Schuldigen an, und der Administrateur des betreffenden Districtes hört ln'ervon entweder niemals elwaS, oder es kommt erst viel später, mehr zufälliger Weise, zu seinen Ohren. In der Mme, wo Vorfälle die-ser Art sich ereignen, findet sich niemals ein Verräther-, und es sind allein derselben feindlich gesinnte Arbeiter au anderen, benachbarten Miuen, die hin und wieder als Angeber auftreten. Wenn Mitglieder einer Kongsi uerheirathet sind und Kinder haben, waö aber nur äußerst selteu der Fall ist, da sich die Zahl der Chinesv jchen Frauen auf Panka zu jener der Männer kaum wie 1 zn 5< verhält, so empfängt auch die Frau das für ihren Unterh'lt nothweitdigc auöoem Magazine der Vereinigung und der Mann wird hierfür Schuldner dsr letzteren. Ich bemerke hierbei, daß alle Chinesischen grauen auf Banta ursprünglich von Malaiischen Müttern abstammten. Für die mn meisten zur Anlage von KollongMinen geeignete Stel len werden niedrige, mitunter selbst tief gelegene Tl>!lflächen zwischen Hügelveihen gehallen, besonders wenn der Boden etwa5 abhängig lst. Diese Verhältnisse erleichtern nämlich sehr die Anlage der für den Netrieh 38 der Mine so äußerst wichtigen Wasserleitungen. Mau beginnt, damit, den Grund von allen Ääumen und Gestnmcheu zu entblößen uud hierauf zu der Anlage der Wasserwerke überzugehen. Die letztsren bilden, bei der Anlage einer joden Mine, den mit der größten Mühe und zugleich den meisten Kosten verbundenen Theil der Arbeit. Denn nm mit diesem Werke so bald wie nur möglich fertig zu werden, ist die Kongsi häufig gezwungen, ihre eigenen Arbeitskräfte durch die Annahme von Lohnarbeitern zu vermehren. Die hierdurch verursachten Kosten aber müssen durch sie selbst getragen werden. Zuerst wird ein größeres Reservoir, um aus ihm alle für die Mine nothwendigen Wasserleitungen nach Maßgabe des Bedarfes füllen zu können, oberhalb derselben angelegt. Zu diesem Zwecke wird einer der Bäche, an denen Banka sehr reich ist, abgedämmt. Je mehr der, für die Darstellung dieses, in der chinesischen Minensprache Tebat genannten Reservoirs, geeignete Bach, sich in der Nähe der Mine befindet, mit so geringeren Kosten können natürlich die aus ihm zu der letzteren hinführenden Wasserleitungen angelegt werden. Die Zahl derselben ist nicht bei allen Minen eine gleiche, besteht aber bei den meisten aus drei größeren und eben so vielen oder noch mehr kleinereu. Der allgemeine Name dieser Wasserleitungen ist Bandar. Die Hauptleitung, chinesisch Laai tjoui tiamv, ist von allen die höchst-Uegende. Das Wasser, welches durch sie aus dem Tebat nach der Mine hingeführt wird, ergießt sich auf ein Wasserrad, bringt dieses in Bewe-gnng und fällt hierauf in einen tiefer angelegten, Chan kianw genannten Bandar, durch welchen es in irgend einen unterhalb der Mine gelegenen Nach gelangt. Durch diesen zweiten, tiefer gelegenen Bandar wird auch das mittels des auf die weiter unten zu beschreibende Weise aus der Mine heraufgezogene Wasser abgeführt. Der dritte dieser hauptsächlichsten Bandar's wird Pio TM genannt und verbindet das Tebat unmittelbar mit dem Bache oder Flusse unterhalb der Mine, in welchen sich die vorerwähnte Leitnng ergießt. Er dient hauptsächlich um bei heftigen Sturzregen das Tebal zu entleeren und hierdurch eine Ueberfüllm'g desselben, wodurch Dammbrüche verursacht werden könnten, zu verhüten. Die Länge dieser Bandar's hängt von der Entfernung des Tebat von der Mine und ihre Tiefe von der größeren ober geringeren Neigung ab, welche der Boden, worauf sie angelegt werden, besitzt. Ist dieser nur sehr wsnig abhängig, so müssen diese Leitungen, um in ihnen die erforderliche Strömung oes Wasser« zu erlangen, selbstverständlich nnten viel tiefer als oben sein. Ihre Tiefe wechselt daher von 2 bis zu 10 39 Und mehr Fuß, während ihre Breite :.' bis :> ^nß beträgt. Das Anl> gen dieser bandar's erfordert dic meiste Sorgfalt, damit ihre Wandun> gsN bei den Sturzregen während des Westmonsun's, dem alsdann außer^ ordentlich vermehrten Andränge der Wassermenge, de>i nöthigen Widerstand bieten können. Nußer den genannten, bei allen Kollong Minen sich wiederfindenden Hauptbandar's, bestehen bei jeder von ihnen, wie schon bemerkt wurde, noch verschiedene kleinere. Diese führen aus den ersteren einen Theil des Wassers allenthalben hin, wo man desselben bedarf, und dienen vornä'm^ lich zu dem Answaschen des Zinnerzes. Sie können mittels Schleusen von den großen Bandar's abgesperrt werden. Das Aufgraben der Mine fangt an ihrem unleren Ende an. Der dritte Theil der Kongsigen offen gräbt und die übrigen tragen die Erde weg. Um, wenn die Ausgrabung Zugenommen hat, in die Mine zu ge-laNgeu, dienen zwei rohe, einfach au^ den Stämmen von Cumspalmeu mit eingehauenen Tritten bestehende Leitern. Auf der einen steigen sie mit den, mit Erde gefüllten Mbm aus der Mine herauf, auf der ande^ ren tetzren sie in diese mit den entleerten Körben zurück. Jeder dieser Arbeiter bringt bei einem jeden Gange in deil beiden, von dem Tmge-holze, chin. Tam koon. herabhängenden Korben, chin. Punkie, 40 bis KO Pfund Erde nach oben, und schüttet dieselbe in einiger Entfernung von der Mine an einer hierfür geeigneten Stelle au<<. Es ist auffallend, mit welcher Ausdauer und Kraftanstrengung die> ser beschwerliche Theil der Arbeit von den Chinesen verrichtet wird und Mit welcher Schnelligkeit sie mit ihrer schweren Last an Erde uNd StenW dic StieM des Baumstammes hinaufeilen. Sie bedürfen deshalb einer wehr als gewöhnlich reichlichen uno kräftigen Nahrung. In der Regel essen fie täglich fünfmal. Ihre Speisen bestehen aus Neis, Gemüse, ge> trockneten Fischen, sowie dem Mische uon wilden Schweinen und Hirschen, entweder in frischem Zustande oder getrocknet, Ding ding. Dabei trinken sle den ganzen Tag Theo nnd häufig auch Tjou, eiue Art selbstbereiteten Arrnk's. Der Ruf zu diesen gemeinschaftlichen Mahlzeiten wird jedesmal Mit weithin duich die ganze Mine schallenden Schlägen gegen ein aufge^ haTlgsne», ausgehöhltes Stück von emem Baumstamme gegebcn. Ich erwähne auch »och, daß kel von 45 Graden', gegeN dle schwächeren Stellen, wie Stützen angelehnt werden. 40 In dem Maße, als 5ie Mine tiefer wird, sammelt sich in ihr, theils in Folge der Negen, theils aber aus dem Grunde aufsteigend, mehr und mehr Nasser an. Um dasselbe aus ihr herauszuschaffen, wird das, am untern Ende des großen, Laoi tjoui tiauni genannten Bandar's angebrachte Wasserrad gebraucht. An dem einen, etwas verlängerten Achsene'-oe desselben sind nämlich in seinem ganzen Umfange, gleich den Zähnen eines Kammrades, viereckige, hervorstechende Hölzer angebracht. Bei den Umwälzungen des Rades aber greift, in Folge hiervon, jedes dieser Hölzer genau in ein Glied der sich, um die Achse des Nad's hcrmnbewegenden Wasserkette, malaiisch Tali aijer, chinesisch Kioo-lut. Diese letztere, deren Anwendung ich später auch vielfältig in den ebenfalls von Chinesen betriebenen Goldminm in Landak, im westlichen Borneo, beobachtet habe, ist folgender Gestalt zusammengesetzt. Jedes Glied besteht aus einem hölzerneu, ungefähr zwei Fuß langen und ungefähr anderthalb Fuß breiten Brette. In der Mitte desselben, sowohl an seiner obern als untern Seite etwa einen halben Fuß hervorragend, befindet sich ein, ungefähr einen Zoll dickes Stück Holz fest eingefügt. Dasselbe ist an seinem obern und untern Ende durch ein Gelenk mit dem entsprechenden Holze an dem nächst oberen so wie dem nächst unteren Gliede der Kette verbunden. Zu letzterer gehört die Wasserrinne, chin. Tjia-thong. Dieselbe besteht aus einem Baume, der trogartig so ausgehauen ist, daß seine Aushöhlung den Verhältnissen des mittleren, queren Brettes eines jeden Gliedes der Kette genau entspricht, und diese sich in der Aushöhlung nur eben auf- und abbewegen kann, zugleich aber den Raum zwischen den drei Wandungen derselben, mit jenen Brettern so vollständig wie nur möglich ausfüllt. Ehe diese Maschine iu Anwendung kommt, wird in der Mine, unterhalb der Stelle, wo der zuerst beschriebene Hanptbandar seinen Inhalt auf das große Wasserrad ausstürzt, eine Art von Brunnen ausgegraben, um das Wasser aus der Mine vorläufig aufzunehmen. Einzelne klcinere Gräben befördern aus allen Theilen derselben den Znfluß des Wassers zu dieser Grube. Der rinnen- oder trogartig ausgehauene Baumstamm wird alsdann gegen dic Wand der Mine in einem Neigungswinkel von ungefähr 45 Graden so angelehnt, daß sein unterer Theil sich in diesem Nruunen, sein oberes Ende aber unterhalb der hervorragenden Hölzer an dem großen Rade befindet. Die Entfernung zwischen beiden Puncten bedingt die grö> ßere oder geringere Länge dieser Wasserrinne. An ihrem unteren Ende ist, innerhalb des Brunnens, eine Epille angebracht und mit hervorstechenden Hölzern versehen, welche gleich denen an der Verlängerung der Achse 41 des Wasserrades, genau in die Glieder der Wasserkette, eingreifen. Die letztere besitzt die doppelte Länge der Entfernung zwischen der Achse des ersteren und der Spille an dem untern Theile der Rinne, Ihre Eilden aber sind, wie alle übrigen Glieder, durch ein Gelenk mit einander verbunden. Wenn alle Theile dieser Maschine gehörig mit einander verbunden sind, namentlich aber die Wasserkette über die Verlängerung der Achse des Wasserrades und die Spille am unteren Ende der Rinne fest und in der Weise gespannt ist, daß ihre eine Hälfte sich innerhalb der letzteren b> findet, so wird das große Wasserrad in Bewegung g?seP. Bei den Um^ wälznngen desselben aber windet sich die Kette mittels ihrer beweglichen Glieder um die Verlängerung seiner Achie und zugleich auch um die Spille an dem unteren Ende der Rinne, so daß die eine Hälfte von ihr, innerhalb der letzteren, sich stets in einer lwfsteigenden, die andere, außerhalb der Rinne, aber in einer absteigenden Bewegung befindet. Durch die Bewegung derKettenhälfte innerhalb der Rinne nach oben, wird aber fortwährend ein Theil des sich in dem Brunnen befindlichen Wassers mit hinaufgezogen und in den zwei-ten des Hlluptbandcn's entleert. Wenn die Wasseransammlung in dcr Mine sehr beträchtlich imd schnell zunehmend ist, müssen zwei und mitunter noch mehr dieser Wasserräder und Wasserketten in Anwendung gebracht werden. Zwei genügen aber in der Mehrzahl der Fälle. Diese Maschinen sind für die Arbeiter au einer Kollong-Mine ein Gegenstand d^s Stolzes und der Freude, obgleich dieselben viel zweckmäßiger durch ganz einfache, ungleich weniger Mühe uno Kosten verursachende Pumpen ersetzt werden könnten, da die Entlee^ rung des Wassers durch sie nur verhältnißmäßig langsam und unvoll^ ksmmen stattfindet. Wenn auf die beschriebene Weise alle die Erzlage bedeckende Schichten von Sand und Thon hinweggeräumt sind, tritt ein Ruhetag in der Mine ein. Alle Kongsigenossen vereinigen sich zu einem Festmahle für gemeinschaftliche Rechnung, bei welchem Thee, der schon erwähnte, selbst gebrannte Arrak, chin. Tjou, und vaterländisches Gebäck nicht geschont und für welches Hühner und Schweine, das Lieblingsessen der Chinesen, geschlachtet werden. Auch werden den ganzen Tag vor dem, in einem jeden Kongsi-hause sich befindenden Abgotte, chin. ToMkong, sogenannte Iosi's oder wohlriechende Opferstöckchcn und Ovfevpapier verbrannt, um hierdurch den (Hott zu bewogen, ihnen einen reichen Orzgewinn zukommen zu lassen. Die chinesischen Minenarbeiter sind überhaupt in einem hohen Grade abergläubisch. Sie glauben z. B. fest daran, daß, wenn Jemand mit Schuhen und Stiefeln, oder mit einem Negenschnme in der Hand die Mine betritt oder gar das Erz mit den Füßen anrührt, dasselbe unmit telliar m^r in die Tiefe sinkt und minder reichhaltig an Metall wird. Wenn ich Minen besuchte, so wurden mir, wohin ich meine Schritte lenkte, immer Bretter untergelegt, welche ich nicht verlassen durfte. Selbst der Resident von Banka und der Administrates unterwerfen sich hierin. Das Zinnerz wird ganz auf dieselbe Weise, wie vother die Lugen von Thon und Sand, aus der Mine herausgeschafft und an einer geeig^ neten Stelle, meistens in der Nähe der kleineren Bandar's, wurm es spä-ter ausgewaschen werben soll, aufgehäuft. In welcher Gestalt dasselbe in der Regel vorkommt, erwähnte ich schon oben. Allem füge ich hier noch l>ei, daß es wsnig erwünscht ist, wenn es sich als feiner, schwärzlicher, Siamang genannter Sand vorfindet. Nicht allein geht bei dieser Form des Erzes bei den» Auswüschen sehr viel verloren, sondern sein Metallgehall ist auch geringer wie bei dem grobkörnigeren. Alle bisher beschriebenen Arbeiten cm und m der Mine, so wie auch das Auswaschen des Erzes können, wegen des hierzu nöthigen Wassers, allein während des Westmonsun's, der Regenzeit, betneben werden. Das Aufhören desselben findet in der Regel beinahe gleichzeitig ckit dem Antritte des chinesischen neuen Jahres statt, in der letzten Hälfte des Februar oder in den ersten TagsN von März. Es ist den Chinesen aber viel daran gelogen, mit jedem ihrer neürN astronomischen Iahte auch em neues Arbsitsjahr antreten zu könWl. Man beeilt sicl, daher in allen Minen mit 5l Folge dieser Bewegung werben der mit dem Erze verbundene Sand und die ihm anhaftenden erdigen Theile durch das Nasser abgeführt, während das Erz selbst wegen seiner größeren Schnxre liegen bleibt. 43 Ist das Erz mit vielen Quarzstücken und andern größeren Steinen vermengt, so schüttet man es in länglichen, flachen Korden unter der Einwirkung des Wasserstromes in dem Bandar hin und her. Hierdurch kommen die Äteine oben zn liegen. Man liest sse ans, wirft sie weg und wäscht das in dem Korde zurückbleibende noch einmal auf die gewöhnliche Weise. Mit dem Waschen ist ein größerer oder kleinerer Theil der Minenarbeiter beschäftigt, in dem Maße, als der Vorrath des bereits vorhandenen Erzes beträchtlich und der Eintritt der trockene» IahresM vor der Hand ist. An einem Banoar können gleichzeitig verschiedene Arbeiter beschäftigt sein. Diejenigen, welche nicht für das Waschen erforderlich sind, führen inzwischen fort^, Erz aus der Mine heraufzuschaffen. Das ausgewaschene wird in einem Schoppen in der Nähe des Schmelzofens aufbewahrt und gelrockllel. Endlich lommt auf diese Weise die für alle Theilnehmer an der Mine so hochwichtige Zeit der Schmelzung heran, der Me nach Maßgabe der Umstände, mit freudigerer oder baugorer Erwartung entgegen sehen. Da dieser Theil des Werkes mit besonderen, .licht unbeträchtlichen Aufgaben für die Mine verbunden ist, so empfängt sie hierfür von dem Admimstra^ teur des Districtes größere oder kleinere geldliche Vorschüsse. Das Schmelzen des. Erzes geschieht immer ocs Nachts, und zwar von 6 Uhr Abends dis «;, 7 oder 8 Uhr am andern Morgen. An dem Tage, wo zuerst des Abends Erz geschmolzen werden soll, findet in der Mine wieder ein großes Festmahl statt, an welchem nicht allein alle .ttollgsigeimjseu, sondern ouch Freunde und Bekannte aus andern Minen, so wie chinesische Kaufleute, mit denen die Mine in gelblicher Beziehung ftohl, und Andere Theil nehmen. Je größer die Menge des erhaltenem Erzes ist und jsmehr sich davou ein reichlicher Ertrag an reinem Metalle erwcnten läht, um so größer ist die Zahl der geladenen Taste, um so mehr Schweine werden geschlachtet und um so höher geht es überhaupt bei dem Feste her. Jede größere Mine dat ihren eigeuen Schmelzofen; kleinere, haben °ft einen gemeinschaftlichen. Auch haben einzelne chinesische Industrielle hier nno da Oefen errichtet, um sie an ganz kleine Minen zu vermiethen. Emzelne derselben sind so eingerichtet, daß zwei Minen zugleich ihr Erz schmclzeu lassen kö'.men. Wenn sich schon im Allgemeinen in der Weise, wie die Zinugowiw "ung auf Nanka stattfindet, s?hr vieles nicht billigen läßs, besonders wenn wan hieibei allein auf ähnliche bergmännische Einrichtungen in Europa blickt und nicht zugleich erwägt, auf welche fast unüberwindliche Schwie- 44 rigkeiten die Ginführung von Veränderungen und Verbesserungen hier stößt, so erscheint doch kaum ein anderer, mit der Zinngewinnung auf dieser Insel in Verbindung stehender Gegenstand so durchaus tadelswerth, als die Einrichtung der Schmelzöfen. Dieselben sind aht bis zehn Fuß lang. ungefähr halb so breit und fünf bis sechs Fuß hoch. Oben sind sie offen. Sie wer en aus einem feuerfesten, mit Sand vermengten Thone aufgerichtet und können einen sehr hotM Glad von Hitze ertragen. Inwendig auf ihrem Grunde, in der Nähe der vorderen Mauer, befindet sich eine kegelförmige Vertiefung. Von dem Grunde derselben führt, durch ein Loch in der erwähnten Mauer, eine aus Thon gebrannte Nöhre nach außen, Untcrhalb der letzteren, auher^ halb des Ofens, ist eine in die Erde gegrabene Grube, unl das geschmolzene, durch die erwähnte Röhre ausfliehenoe Metall aufzunehmen. Auch die hintere Mauer des Ofens ist durchbohrt und zwar für die Aufnahme einer zweiten, aus Thon gebrannten Röhre, durch welche die Luft aus dem Blasebalge in das Innere des Ofens gelangt. Der Blasebalg, chin. Pouput, ist von sehr eigenthümlicher Construe tion. Er besteht nämlich in einem ungefähr zehn Fuß langen, cylinder formigen, ausgehöhlten, dicken Baumstamme. In der Höhlung desselben bewegt sich eine lmge starke Stange, an deren unterem Ende eine dicke, runde, genau in den Cylinder hineinpassende hölzerne Scheibe, angebracht ist. Der Rand der letzteren ist mit Hühnerfedern besetzt und befinden sich in ihr einige Luftklnvpen, die sich bei dem Einstoßen dieses Stempels schließen, bei dem Herausziehen aber wieder öffnen. An den» unteren Ende des Cylinders ist eine Oeffnung, aus welcher der in ihm erzeugte Luftzug, mittels der schon erwähnten thönerncn Röhre, in das Innere des Ofens geführt wird. Die Schmelzung des Zinnes geschieht, wiewohl auch durch Chinesen, doch nicht durck die Theilgenossen an der betreffenden Mine, sondern durch besondere, hierfür in Dienst genommene Arbeiter. Sie bestehen aus einem Schmelzer, sechs Blasebalgziehern und einem Handlanger. Da das Werk des Schmelzers, der fortwährend der Gluthitze des Ofen>> ausgesetzt ist, eine große körperliche Anstrengung erfordert; er auch in seinem Fache er^ fahren und zugleich sehr aufmerksam sein muß, so erhält er die verhält nißmäßig große Belohnung von drei Dollars für die Schmelznacht. Die Vlasebalgzieher erhalten einen Gulden und achtzig Cente, der Handlanger aber einen Gulden für die Nacht. Außerdem wird ihnen Allen Essen und Tjou vollauf gereicht. Die Oefen werden mit Holzkohlen geheizt. Die Minen lassen dieselben entweder durch einige ihrer Mitglieder brennen, die alsdann für diese Arbeit eine monatliche Zulage von zwei bis drei Gulden für Rechnung der Kongsi genießen, oder sie werden ihnen von andern, das Kohleübren-nen als Geschäft uuN Erwerbsmittel treibenden Chinesen geliefert. In letzterem Falle kommt die für eins Schmelznacht erforderliche Menge von Kohlen, der Mine auf IN bis 12 Dollars zu stehen. Die Oefen erfordern eine sehr viel größere Menge von Kohlen, als der Fall sein würde, wenn ihre Construction nicht so durchaus unzweckmäßig wäre. Hierdurch, so wie durch die desultorischo Weise, in welcher die Wälder für den Zweck der Kohlenbereitung, die ebenfalls unvolitmn men und so wenig haushälterisch wie nur möglich geschieht, seit so vielen Jahren verwüstet wurden, ist es gekommen, duh sich in manchen Distric ten jetzt schon Mangel an Holz in zunehmendem Maße fühlbar macht. Jene hochstämmigen Riesen. die Pracht und das Wunder der Wälder in den Aequinoctialgegenden. sieht man selbst in weiterem Umkreise von den Mnen gar nicht mehr, und von dem dichten Urwalde, der zn Anfange des vorigen Jahrhunderts die ganze Insel bedeckte, finden sich nur noch hier und da einzelne, fragmentarische Ueberreste. Wenn der Ofen mit Kohlen gefüllt ist und diese sich i„ vollster Gluth beftuden, wirft her Schmelzer einige Schaufeln Erzes auf die letztere». Drei von den Blasebalgziehern sind ohne Unterbrechung damit beschäftigt, die Kohlen anzuschüren und in Gluth zu erhalten, indem sie hin und wieder laufend, den in dem hohlen Baumstämme befindlichen Stempel so schnell wie möglich vor- und zurückbewegeu. Auch diese Arbeit ist so er müdend, daß die eine Hälfte die andere alle 10—12 Minuten ablöse:» muß. Während die Einen den Blasebalg bewegen, ruhen die Anoern aus, oder werfen, wenn der Schmelzer solches verlangt, bohlen und (5rz in den Öfen, halten auch die Formen bereit, iu welche das geschmolzene Mclall gegossen wird. Die letzteren silld in der Nähe des Ofens und werden durch deu l5M' druck einer hölzernen Form in eine feine, etwas feuchte Erde erhalten, womit man zuvor eine stäche, gleichmäßig tiefe, größere o',er kleinere Grube ausfüllte. Jede Form zeigt an ihrer Unterseite ein V, Vanka bedeutend und zugleich den Anfaugsbuchftalnn des betreffenden Zini^ d'stricteZ. In dem Äaße als das Zinn aus dem Erze herausschmilzt, fließt dasselbe durch die obenerwähnte, thünerne Röhre in der vorderen Seile des Ofens, aus diesem nach außen iu die om der äußeren Oeffuung der Röhre befindliche Grube. Der Schmelzer muß vor allem darauf sehen, daß sich die Röhre nicht durch Kohlen verstopfe und, wenn solches der Fall ist, sie mit einer langen Stange vorsichtig zurückzuschieben suchen. Würde hierbei die thönerne Nöhre zerbrochen, so müßte die Schmelzung für diese Nacht aufhören. Wenn die Grube uor dem Ofen« mit dem aus ihm herauöfließendem Zinne gefüllt ist, so schöpft der Schützer alle auf der Oberfläche desselben schwimmenden Kohleustücke und andere Unreiuigkeiten sehr sorgfältig mit einem eisernen Löffel ab und füllt hierauf die bereit gehaltenen Formen mit dem flüssigen Metalle. Bevor dasselbe völlig erstarrt, werden noch einmal alle auf seiger Oberfläche schwimmenden Unreinigkeik'n weggenommen und schreibt man zugleich auf sie den Namen der Mine mit chinesischen Charaktere,«. Wenn diese Blöcke, dere« Gewicht einen halben Pikul oder tz2'/, Amsterkam/sche Pfund«,, bei dem einen etwas mehr, bei dem anderu etwas minder beträgt, völlig erkaltet sino, werden sie aus den Formen genominen und, in der Nähe des Ofens aufeinander gestapelt. In einer jeden Schmelznacht werden 4b bis <»(» und selbst noch meht solcher Blöcke gegossen. Diese Differenz wird durch die größere oder geringere Reichhaltigkeit des Erz«s, so wie in einem hohen Maße auch durch die Qualität der Kohlen bedingt. Selbst die persönlichen Eigenschaften des Schmelzers, der Grad seiner Erfahrung und der Sorgfalt, womit der Schmelzungsprozeß von ihm geleitet wirh, üben hierauf Einfluß aus. Die besseren Zinnerze auf Santa enthalten zwischen 45, und 65 "/<> reinen Metalles. Ml«n. deren Erzlager hieran weniger als 45 Procent enthalten, werden nicht des Betriebes werth geachtet. Es bedarf aber keines Beweises daß auch diese, wenn es möglich wäre, sie nach europäischer Weise, mit europäischen Albeilykräften und Maschinen zu betreiben, noch einen sehr betcächllichen Vortheil aufliefern würden. Auf diese Weise wird mit der Schmelzung fortgefahren, bieder ganze Vorrath des aufgehäuften Erzes iu regulmisches Metall verwandelt is^. Hierbei findet nach drei Nächten angestrengter Arbeit immer eine Ruhe-nacht statt. Vei der schlechten Construction, der Oefen verflüchtigt sich nicht nur eine gar nicht unbetlächlliche Mengc des Zinms und entweicht durch dic obere Oeffuuug desselben, sondern auch dio nach der Schmelzung zurückbleibende Schlacke ist noch immer mehr oder weniger zinnhaltig, ächtere wird deshalb,., yMU die eigentliche. Schmelzung beendigt ist, zerschlagen, geneben uiw noch einmal geschmolzen, Siebeil Schmelznächtc gebon in der Regel genug Schlacke, chinesisch Tro, für eine Nacht. Die nach der 47 Schmelzung derselben zurückbleibende zweite Schlacke wird alsdann «och, einmal geschmolzen. Hierdurch erhält man aus den Schlacken noch N/, bis 4 Procent an Zinn. Hierauf wirb die ganze Menge des sowohl aus dem Erze wie au5 den Schlacken gewonnenen Zinnes nach dem Hauptorte des betreffenden Di-strictes hingekarrt und an den Administraleur desselben abgeliefert. Dieser Beamte läßt alle Blöcke einzeln wägen nno zeichnet das Gewicht der< selben genau an. Hierauf findet die Abrechnung zwischen ihm unH der Mine statt. Die letztere erhält für jeden Pikul, zu 125 Amsterdumschen Pfunden gerechnet, i^/z Gulden Hiervon wird aber der Vetrag alles dessen abgezogen, was die Mine im Laufe des verflossenen Jahres sowohl an s^Id-Vorschüssen als an Nalnralien, wie Reis, Oel, Salz, Eisen, Stahl, Ge räthschaften n. s. w, von dem Administrate«? empfangen h t, Vei dieser Abrechnung werden die Bücher des Adminiftrateurs mit dem des Schreibers der Mme genau verglichen. Wenn die Mine unglücklich gearbeitet hat, so ist, nach Abschluß dieser Rechnung, der für die Vertheilung unter die Kongsigenossen bleibende Ueberschuß nur sehr gering. Mitunter werden die Schulden bei dem Administrateur durch den Verkaufspreis des Zinnes »icht einmal gedeckt. In solchen Fällen hofft man, dah das nächste Jahr günstigere Resultate aufliefern werde. Es ist aber keineswegcs leicht und findet auch nicht häufig statt, daß Minen, die einmal Schulden besitzen, sich wieder davon frei arbeiten. Meistens wachsen dieselben von Jahr zu Jahr an. Da die Regierung aber für den Pikul Zinn, wouon der europäische Markt preis zwischen 65 und 75 Gulden schwankt, mitunter aber die lehige-nannte Summe noch übersteigt, nur 13^ Gulden bezahlt, so hat sie selbst von den weniger glücklich arbeitenden Minen noch einen nicht unbeträchtlichen Gewinn. Es ist bekannt, daß das Zinn yyn Banka das beste auf der Erde ist und an Güte selbst das von Malakka noch übertrifft. Es enthsilt^ Wenn es in den Handel gelangt, nur zwischen '/? und 1 Procent fremder Bestandtheile, ist also fast chemisch rein. Jahre lang war zu Müntok ein Chemiker angestellt, ausschließlich für die Untersuchung des aus den verschiedenen Mmeu eines jeden Districtes erhaltenen Zinnes. Man hatte in Holland nämlich darin einen sehr geringen Vleigehalt entdeckt, den man früher in dem Zinne von <'anka nicht gefunden hat^e. Es crgab sich, °aß in einigen Minen das Hlei, worin in China der Thee eingeschlossen 48 nmd, mit in den Schmelzofen geworfen war. Zur Verhütung eiuer solchen Beimischung eines fremde» Metalles, wie unbedeutend auch, fanden die Untersuchungen jenes erwähnten Chemikers statt. Der jährliche Gesammteitrag aller Zmnminen auf Vanka beläuft sich in dcr Nea/l auf 75—80, Pikul's und selbst mehr. Mau kann hieraus beurtheilen, wie werthuoll der Besitz dieser Insel für Holland ist und daß, nach Abzug ihrer Verwaltn! gekoste»,, des Ankaufspreises des Zinnes und aller ferneren, auf das letztere fallenden Unkosten bis zu dem Augenblicke, wo es auf den Versteigerungen der niederländischen Handelegesellschaft za Amsterdam und Rotterdam zum Verkaufe gelangt, noch ein sehr beträchtlicher, reiner Gewinn übrig bleibt. Diese Insel ist für Holland eine Henne, die jetzt noch golame Eier kgl, mit jrdem Eie aber einen Theil ihres Fleisches einbüßt, so düß ein Zeitpunct vorherzusehen ist, wo sie nur noch als todtes Gerippe üasteht. Os ist daher eine gebieterische Pflicht, onrch eine so planmäßige, h,,ust,ällerische und schonende Ausbeutung wie nur möglich der daselbst jetzt noch vorhandenen Metallschätze, diesen Augenblick so weit wie möglich hinauszuschieben. Selbst wenn eine Mine voriheilhaft gearbeitet hat, ist die Summe, welche nach Abschluß ihrer Rechnungen bei dem Administrateur, verschiedenen Lieferanten und andern Privatpersonen zur Verlheilung unter den Mitgliedern der Kongsi überschießt, keine beträchtliche. Es sind daher nur verhälwißmäßig Wenige von den eigentlichen Miuenarbeitern im Stande, so viel zu erübrigen, daß sie, nach vielen Jahren angestrengter Arbeit mit einem Vermögen von wenigen hundert Gulden nach ihrem Vawlande zurückkehren können. Vei den in den Minen allein für Tagelohn arbeitenden Chinesen, den sogenannten Minen Kouli's, ist solches noch viel seltener der Fall. Der von der Negierung festgestellte Einkaufspreis von 13 V2 Gulden für den Pikul, oder 125 Amsterdam'schen Pfunden, Zmn, erscheint allerdings sehr niedrig, ja fast allzu niedrig, wenn man ihn mit dein wirklichen Werthe und dem Verkaufspreise desselben vergleicht. Man darf hierbei aber nicht aus dem Auge verlieren, daß die chinesischen Minenar-beiter den Betrieb der Zinngruben durchaus ungezwungen und freiwillig auf sich Nehmen, obwohl sie voraus wissen, daß selbst nnler den günstigsten Verhältnissen der Gewinn, auf den sie zu rechnen haben, tciu sehr großer ist; daß, wenn die betreffende Mne weniger glücklich arbeitet, bei Abschluß des Arbeitt'jahres entweder gar kein ober doch nur nn sehr geringer Ueberschuh?znr Vertheiim,g unter den Theilnehmern daran übrig bleibt; so wie auch dah die Letzteren, wenn die Mine sehr unglücklich ge- 49 Wesen und ln Folge hiervon bei der Regierung in Schulden tzeromniien' ist, hierfür solidarisch verantwortlich bleiben. Die Lnge der chinesischen Minenarbeiter auf Bauka ist deshalb noch immer eine günstigere wie die der Landbevölkerung auf Java, welche, bei dem herrschenden Cultursysteme, gezwungen ist, Kaffee anzupflanzen, die Anpflanzungen in der von der Negierung vorgeschriebenen Ausbreitung zu unterhalten und die Ernte davon, gegen eine Bezahlung, die schon zu dem Marktpreise der Kaffeebohnen zu Batavia und Samarang in keinem Verhältnisse steht, an die Gouvernements - Packhäuser abzuliefern. Die Ginwanderung von chinesischen Minenarbeitern nach Nanka O» schah in früheren Zeiten unmittelbar von Kanton nach Müntok mit ck»i-nesischeu Junten, findet seit den letzten Jahrzehnten aber fast nur noch über Sincapour statt. Sobald eine größere oder tlei- ere Anzahl von ihnen auf Vanka ankommt, worden sie, nach Maßgabe des Bedürfnisses, tn die verschiedenen Mineudistricte vertheilt, wo sie anfänglich und bis sie im Stands sind ein Antheil an einer Mine, chin. Hun, zu erlangen, als Tagelöhner, sogenannte Singes, arbeiten müssen. Sie stammen meistens aus den Gebirgsgegenden im Innern der Provinz Kuan-tong und gehören zu den rohesten, zügellosesten und ungebildetsten ihres Volkes. Das Leben in den Minen aber ist wenig geeignet ihnen eine höhere Gesittung zu verleihen. Trifft es sich mitunter, was aber nicht häufig der Fall ist, daß die Zahl der ungerufen sich nach Banka begebenden Minenarbeiter dem Bedürfnisse nicht entspricht, und in dem einen oder andern Districte sich ein Mangel an ihnen fühlbar macht, so wird meistens durch Vermittelung des Chef's, sogenannten Kavitain, der Chinesen zu Müutok abgeholfen. Derselbe begicbt sich alsdann nach Sincapour und sucht daselbst so Viele, Wie nöihig sind, zu engagiren. ^ ' Ich bemerkte schon, daß die Zahl der chinesischen Minenarlieiter auf Vauka, welche im Stande sind, durch jahrelange, angestrengte Arbeit so viel zu erübrigen, um mit einem tlcincn Vermögen nach ihrem Vaterlande zurückzukehren, nur eine verhältnißmäßig geringe sei. In Folge hiervon und ihres Zusammenlebens mit eingeborenen, malaiischen Frauen Hai sich im Laufe der Zeit auf dieser Insel eine chinesische Bevölkerung gebildet, die ungefähr eiu Drittheil ihrer Gesammtbevölkerung ausmacht. Letztere bestand nämlich im Jahre i«?n aus H6 Europäern, 37,070 Eingeborenen malaiischer Race, 17,100 Chinesen und 56 Arabern. Die auf Vanka geborenen und ansässigen, sogenannten Paranakan-Chinesen, suid viel gesitteter, geistig gebildeter und in ihrem Netragen anständiger 4 ho llls die zuziehenden Minenarbeiter. Man findet sie hauptsächlich an den Hauptörtern der verschiedenen District, wo sie sich durch Handel, An-theilnehmcn an Minen, ohne persönlich daran zu arbeiten, Land- und Gartenbau u. s. w. ernähren. , Interessant war es für mich, als ich lange Jahre nachher, in 1862, eine Inspectionsrelse durch die ganze Insel machte, zu Soungei-Selan die römisch-katholische, seit einigen Jahren unler der Leitung des Pastors Lan-gmhoff stehende, von demselben gegründete MissionsMnstalt kennen zulernen. Zweck derselben ist nicht allein das Christenthum, sondern auch allgemeine menschliche Gesittung unter der chinesischen Bevölkerung daselbst zu verbreiten. Mit innigem Vergnügen sah ich die Kirche, die Schule, das Hospital und andere, mit dieser Anstalt verbundene und aus ihr hervorgegangene Einrichtungen. Nirgends, wohin ich nur das Auge warf, war der Geist reinster, auf keine Nebenzwecke gerichteter Humanität zu verkennen. In der Lehr- und Bekehrungsweise des Herrn Langenhaff ging die Moral dem Dogma voraus. Er trachtete die rohen und wüsten chinesischen Minenarbeiter zu Menschen, und dann erst zu Christen zu formen. Ich bewunderte die Einsicht, den Tact, die Milde, Aufopferung und Geduld, womit diese Mission von ihm geleitet wurde. Der Pastor Lmgenhoff sprach verschiedene chinesische Dialects, und schrieb sie mit derselben Leich» tigkeit wie ein Eingeborener. Durch einen achtjährigen Aufenthalt in China, während welcher Zeit er gänzlich außer allem Verkehre mit Euro< päern lebte, hatte er sich für diese Stellung vorbereitet. Ich selbst habe niemals die Nothwendigkeit davon erkannt, „daß als len Bäumen eine Ninde wachse" und Manches, was ich während meines vieljährigen Aufenthaltes außerhalb Europa's mit Beziehung auf Missionswesen und Christen mach erei im Allgemeinen beobachtet und erfahren habe, hat bei mir eher eine ungünstige als günstige Meinung hierfür erzeugt. Um sa anziehender war es für mich, den segensreichen Wirkungs' kreis, welchen Herr Langenhoff sich in diese? entlegenen Weltgegend geschaffen hatte, in allen Einzelnheiten kennen zu lernen, und die wenige^ Tage meines Aufenthaltes zu Soungei-Selan haben in mir einen blei« benben, angenehmen Eindruck hinterlassen. Die Stelle des Administrateurs in jedem der Districts ist mit einer großen Verantwortlichkeit verbunden und erfordert seinerseits zugleich Umsicht, Tact und verständiges Handeln. Häusig entstehen unter den Arbeitern an einer Mine weitgehende, auf das Werk se!bst einen nachtheiligen Einfluß ausübende Streitigkeiten, die durch ihn geschlichtet und beseitigt werden müssen. Noch wichtiger sind die Zwiste zwischen verschiedenen, be< Nachbarten Minen, vornämlich wenn die Arbeiter an ihnen einander feindlichen Partheien angehören, deren so viele unter allen Volksklassen in China bestehen. Nicht selten entarten diese Feindlichkeiten in offnen Krieg, so daß die Zwischenkunft der bewaffneten Macht erfordert wird. Auch kommt es mitunter vor, daß die Arbeiter der einen oder andern Mine, besonders solcher, die Jahre hinter einander keinen baaren Gewinn für die Theilnehmer daran abwarfen und in Schulden bei dem Administra-teur gerielhen, sich in Aufstand gegen die Regierung begeben. Sie ver> Nichten alsdann die Wasserleitungen, Wasserräder u. s. w.; zerstören die Mine so viel wie möglich; ziehen haufenweise tumultarisch in dem be» treffenden District« umher und suchen andere Minen gleichfalls zum Ausstände zu bewegen, allenthalben Unheil und Unruhe anstiftend- In allen solchen Fällen ist von Seiten des Administrateurs ein ebenso tactvolles und umsichtiges als energisches Einschreiten nöthig. — Die eingeborene Bevölkerung, deren Anzahl ungefähr das doppelte der eingewanderten chinesischen beträgt, besteht aus Malaien; gehört aber zu den in körperlicher wie in geistiger Beziehung am niedrigsten stehenden Stämmen dieser weit verbreiteten Völkerfamilie. Diese Eingeborenen sind eul körperlich schwaches, wenig energisches und wenig intelligentes Volk, ohne allen Kunstfteiß und mit einer sehr geringen Anlage und Neigung für dcu Ackerbau. Bis zu einer verhältnißmäßig neuen Zeit, wo sie durch vie Negierung gezwungen wurden, sich in Dörfern, Kampong's, niederzulassen und regelmäßig nach Maßgabe ihres Bedürfnisses, Reisfelder, La-dang's, anzulegen, führten sie, ohne eigentliche feste Wohnsitze, ähnlich wie viele Stämme der Dajak's im Innern uon Borneo, in den Wäldern umherschweifend, ein elendes und armseliges, hall» nomadenartiges Leben. Nur gelegentlich wurde von ihnen auf di^ allerroheste Weise und stets in unzureichender Meuge Neis angepflanzt, oder etwas Zinnerz aufgeschmolzen und au chinesische Handelsleute verkauft. Viele von ihnen trugen selbst keine Kleider aus gewebten Stoffen, sondern bedienten sich hierfür weich geklopfter Baumrinden. Seit dcn letzteren Iahreu ist das Loos dieser eingeborenen Bevölkerung uiel verbessert, Ihre Dörfer, Kampong's, sind alle sehr regelmäßig ^u ein und derselben Form angelegt. Die auf Pfählen errichteten Häu< !er schließen nämlich einen größeren oder kleineren viereckigen, mit Bäumen bepflanzten Platz ein, in dessen Mitte sich die Numah Mara oder b«s Veriammlungslocal der Aeltesteu des Dorfes, also eine Art von Aathhaus befindet. 4' es Fast alle Dörfer der eingeborenen Bevölkerung liegen von der Küste entfernt an dem großen, durch die ganze Insel führenden, ebenfalls erst in neuerer Zeit angelegten Wege, aber in beträchtlicher Entfernung von den Minen. Jede Gemeinschaft zwischen den chinesischen Minenarbeitern und den Eingeborenen wird nämlich, so viel wie nur möglich ist, verhütet, damit diese nicht von jenen, deren Intelligenz, besonders mit Beziehung auf Handelsgeschäfte eine viel höhere ist, übervortheilt und ausgesogen werden. Die Eingeborenen von Banka machten auf mich den Eindruck, als ob sie im Allgemeinen nicht allein minder gut genährt, sondern auch von einer viel schwächlicheren Körverconstitution wären als die meisten andern malaiischen Volksstämme auf den indischen Inseln. Auffallend war mir auch das sehr häufige Vorkommen des Albinismus unter ihnen. Vei meiner zweiten Anwesenheit auf dieser Insel, wo ich auch den Zustand der Vaccine daselbst zu insviciren hatte, fand ich in den verschiedenen Districten unter 993 Kindern 78 Albino's. Diese Erscheinung befremdete mich um so mehr, als ich auf Java kein einziges Mal, auf den Moluk-ken so wie auf Sumatra aber nur sehr selten Fälle von Aldimsmus wahrgenommen hatte. Das häufige Vorkommen desselben auf Banka muß jedenfalls auf die schwächliche Constitution der eingeborenen Bewohner dieser Insel im Allgemeinen zurückgeführt werden. Banka gehört zu den Theilen des indischen Archipels, die am meisten den Anfällen malaiischer Seeräuber bloßgestellt sind. Denn obschon fortwährend niederländische Kriegsdampfschiffe gegen dieselben kreuzen und die indischen Meere gegenwärtig nach allen Richtungen von Mailbooten befahren werden, so hat man bis jetzt doch das Piratenwesen noch nicht ausrotten können. Die vermehrten Anstrengungen in letzterer Zeit haben dasselbe sogar nicht einmal wesentlich zu vermindern vermocht. Gleich wie früher, verlassen noch jetzt immer, bei dem Eintritte des Ostmonsun's ganze Flotten von Seeräuberprauwen die verschiedenen Inseln des Sulo-Archivels, um, vor dem Winde, ihre weiten, sich bis zur Gaspar- und Banka^Straße erstreckenden Seezüge gegen Westen zu unternehmen, kleinere, unbewaffnete inländische Handelsfahrzeuge wegzunehmen, und, wo sich nur die Gelegenheit dazu darbietet, Menschenraub auszuüben. Mit dem Westmonsun kehren alsdann diese Piratenprauwen, reichdcladen mit Sclaven und anderer Veute, zu ihren, für europäische Kriegsschiffe mei' stens wenig zugänglichen heimathlichen Inseln zurück. Hauptsächlich die Ostküste vou Vanka wird durch diese Seeräuber von Palawan, Magindanao und den Sulo-Inseln häufig heimgesucht. Fast 53 iahrlich führen sie noch von dort eine größere oder geringere Anzahl der Eingeborenen weg, wie streng und wachsam die Polizei auch ist, welche M diesen Gewässern durch niederländische Kriegsschisse ausgeübt wird. Die Seeräuber landen und überfallen die wenigen Bewohner dieser Küstenstriche in der Regel eben so schnell als unerwartet und sind meistens Mit ihrem Naube schon wieder weit von Aanka entfernt, wenn bieKriegs-banivfer Jagd auf sie machen. Es war für mich sehr interessant, die Mittheilungen anzuhören, welche «ine Frau zu Müntok, die erst vor einigen Jahren aus der Gefangenschaft bei den Piraten nach Vanka zurückgekehrt war, eiues Abends meinem Wirthe, Dr. Baumgarten und mir, von ihren Erfahrungen und Erlebnissen auf Tawi-Tawi, oer Hauptinsel des Sulo-Archipels, machte. Die Erzählerin hatte daselbst fast drei Jahre zugebracht. Sie war von chinesischer Abkunft, aber aUf Vanka geboren, vielleicht erst 25 Jahre alt, sehr schön, dabei lebensklug, in ihrer Weise welterfahren, so wie nicht ohne Geist und Witz. Sie wußte angenehm, aber in einer eigenthümlichen, naiven Weise, ohne die geringste Zurückhaltung und mit Eingehen in alle Einzelnheiten, selbst die allerdelicatesten, zu erzählen. Von dem Augenblicke an, wo si« Ait eilf andern Personen durch die Vemannuug einer Seeräuberprauw von der Küste von Bauka weggeschleppt wurde, bis zu dem Zeitpunkte ihrer Erlösung, war sie durch verschiedene Hände gegangen, halte sich aber, ungeachtet sie nur Eclaoin war, Menschen und Verhältnisse zu unterordnen gewußt. Sie gestand offen ein, daß sie sich im Allgemeinen über die ihr gewordene Behandlung, nicht beklagen könne. Ihre Befreiung hatte sie einem englischen Schiffskapitain von Sincavour zu verdanken, der sie dem Häuptlinge, bei welchem sie damals war, für 12 Lila's d. h. Drehhassen und einige Fässer Pulver abgekauft hatte. Sie begleitete hierauf ihren Befreier auf zwei Reisen nach Manilla und Calcutta und wurde alsdann von ihm der niederländisch-indischen Negierung, als Unterthanin derselben, überliefert. Letztere erstattete den Kaufpreis für sie dem Engender zurück. Derselbe nahm ihn aber nur an, um ihn seiner, ihm lieb gewordenen Schützlingin zum Geschenke zu machen. Als ich die Schicksale dieser Frau veinahm, war sie Haushälterin "kl einem der vornehmeren holländischen Beamten zu Müntot. Bei ihren Mannigfachen, so wechselvollen Erlebnissen und Abenteuern mußte ich un» Mkürlich an das Göthe'sche „Fraun gewöhnt an Männerliebe, Wähle« ^nnen sind sie nicht, aber Kennermnen u. s. w." denken. Ich habe im Jahre 1862 ihre Tochter, ein schlankes, schönes Mädchen, in einem ähn« 54 lichen Verhältnisse, als worin sich damals ihre Mutter zu Müntok befand, bei einem der Administrators kennen gelernt. — In eben dem Maße, als die Insel Banka, wegen des daselbst in, sy^ großer Menge abgelagerten Zinnerzes, reich genannt werden kaun, ist sie in anderer Beziehung arm nnd unfruchtbar. Sie theilt dieses Loos mit andern, sehr metallreichen Ländern. Vanka ist weder für den Landban, noch für Viehzucht geeignet und bringt kaum so viel Neis hervor, wie für einen Theil ihrer Äevölkernng, nämlich die eingeborene malaiische, erfordert wird. Der Bedarf an diesem HauptnahrungZmittel für die Euro-, päer und Chinesen wird von Java eingeführt. Selbst an den herrlichen, für die Malaienländer so charakteristischen Früchten besteht auf Banka ein auffallender Mangel; kaum werden daselbst einige wenige Pisang-Nrten von geringerer Güte angepflanzt. In dieser Beziehung steht Vanka in auffallender Weise hinter Java, Sumatra nnd den Molukken zurück. Die Nähe von Palcmbang macht indessen, daß die Tafel der Europäer zu Müntok doch immer mit verschiedenen Früchten reich versehen ist. Neberhaupt läßt sich Palemba:ig als die Vorrathskammer von Müntok betrachten. Selbst das Büffelfleisch, welches hier die Stelle des Rindfleisches vertritt und fast eben so wohlschmeckend ist, kommt von dort. Die See in der Nähe von Vanka ist wegen ihrer geringen Tiefe sehr reich an Fischen und unter ihnen an schönen und wohlschmeckenden Arten. Mit dem Fange derselben beschäftigen sich aber mehr Chinesen als Eingeborene. Getrocknete Fische bilden die hanpsächlichste animalische Nahrung der nicht europäischen Bevölkerung dieser Insel. Von wilden Thieren finden sich in den Wäldern von Äanka eine Hirschart, Nsrvus munh'ao; ein wildes Schwein, 8u8 vittätus; die aller-gemeinste Affenart, (^rc0pitli«ou8 c^numoißug; der Gespenstaffe, largius 8p6«trum; der fliegende Maki, Oaikopitneou» varik^tug und eine Menge von Handflüglern oder Fledermäusen. Weder der Tiger noch irgend ein anderes größeres Naubthier kommt daselbst vor. Im Allgemeinen ist die Säugethierfauna dieser Insel, mit der von Sumatra, Java und Borneo verglichen, eine arme und zugleich keino eigenthümliche, da alle genannten Mammalien sich auf jenen größeren Inseln wiederfinden. Die Vögel zeigen sowohl, was die Geschlechter als die Arten betrifft, eine große Ueber-einstimmnng mit denen von Sumatra, Java und der malaiischen Halbinsel. Die Flußmündungen wimmeln auch auf Banka, gleichwie ans allen andern größeren Inseln des indischen Archipels, von Crocodilen. Die Insecten, besonders die Käfer, finden sich meistens auf Sumatra wieder. bb Auf ganz Banka befanden sich, als ich das letzte Mal daselbst war, Nur zwei Reitpferde, von denen das eine dem Residenten, das andere einem Officier angehörte. Auch Büffel werden daselbst nicht gehalten. Die Meisten der Eingeborenen haben dieses Thier selbst nicinals gesehen. Als ich mich im Jahre 1862 zu Toboali, dcm Hauptorte des gleichnamigen Districtes im südwestlichsten Theile von Vanka befand, war da'elbst die niederländische Kriegöbrig Pylades für die Aufnahme der Bankastraße stationirt. Um die Equipage dieseB Schiffes täglich mit frischem Fleische versehen zu können, war eine Anzahl von Büffeln von Palembang nach Toboali gebracht worden. Diese Thiere erregten aber die Neugierbe und Bewunderung der Eingeborenen in dem Grade, daß täglich eine Menge von ihnen, zur Besichtigung derselben, oft Meilen weit aus dem Innern, herbei eilte. Das Wasser auf Banka wird allgemein für ungesund gehalten, und die, wie es mir scheint, nicht ganz richtige Meinung, daß es Zinntheile aufgelöst enthalte, ist allgemein verbreitet. Im Allgemeinen gilt Vanka für ungesund und der Aufenthalt daselbst soll namentlich für Kinder von europäischen Eltern in den ersten Lebensjahren sehr nachtheilig, ja selbst lebensgefährlich sein. Die Aerzte zu Müntok und an andern Orten versicherten mich. daß die Erfahrung hierfür spräche, wußten aber nicht die Ursachen dieser Erscheinung anzugeben. Daß auf Banka auch Eisenerze vorkommen, erwähnte ich schon oben beiläufig. Sie sind aber nicht der Gegenstand bergmännischer Gewinnung Und nur die Eingeborenen trachten aus ihnen gelegentlich, auf sehr einfache und rohe Weise, wenig beträchtliche Mengen von Metall darzustellen. Das Eisen von Banka wird seiner Beschaffenheit wegen gepriesen nnd ist zu Palembang für die Verfertigung von Krissen und andern Waffen, worin die Bewohner dieses Hauptortes des östlichen Sumatra sich so sehr auszeichnen, ganz besonders gesucht. Auch Allumalgold soll sich in einigen Gegenden des Innern von Banka, besonders im südlichen und südwestlichen Theile dieser Insel beenden und in früheren Zeiten aufgegraben sein. Man erzählte mir, daß slch m den genannten Gegenden noch einige, längst verlassene Gruben aus nlter Zeit befänden. Erdbeben sind auf Banka so gut wie unerhört. Als einzige Zeichen ^r Vulcanicität lassen sich, wenn man will, zwei auf dieser Insel be-Endliche warme Quellen anführen. Die eine, welche ich selbst gesehen habe, ist Uzjer anggat genannt und liegt an dem Wege von Soungei« Eelan nach Pankal-Pinang, ungefähr sicben englische Meilen von erstge< 56 nanntem Orte, etwa eine halbe Meile südwärts. Das Wasser war hell, geruch^ und geschmacklos. Seine Temperatur betrug 45, 41" 0,, bei ei?,, ner Lufttemperatur von 27, 22 Graden. Die zweite warme Quelle liegt, am Fuhe des Verges Parmassang in einer morastigen Gegend, einige englische Meilen von der Küste entfernt. Das Wasser derselben soll noch heißer als das der von mir besuchten sein und einen salzigen Geschmack besitzen. — Inzwischen näherte sich das Ende meines Aufenthaltes auf Vanka immer mehr. Am 1. October ward mir die Nachricht, daß eine Kreuz-prauw für meine Ueberfahrt nach Palembang bereit läge. Ich beschloß deßhalb, schon am 3. des Morgens abzureisen, schickle am folgenden Taa.e meine Kisten und Koffer nach dem Fahrzeuge und stattete bei den Beamten und Officieren, deren Bekanntschaft ich gemacht hatte, einen Abschiedsbesuch ab. Am 3. October, bald nach Sonnenaufgang, begleitete mich mein liebenswürdiger Wirth bis an Bord der Kreuzvrauw, wo wir Abschied oon einander nahmen. Ich dankte ihm noch einmal für alle mir bewiesene Güte und Freundlichkeit und verließ einige Augenblicke später, die Insel Banka, wo der Aufenthalt für mich angenehm gewesen w«H und ich Gelegenheit gehabt hatte, Manches für mich Neue und Interessante zu beobachten und kennen zu lernen. — 2. Palembang. Die Krenzprauw, welche bestimmt war mich nach Palembang hinüberzubringen, führte, als Unterscheidungszeichen von den andern Fahr» zeugen gleicher An, die Zahl Achtzehn sowohl iu der Flagge wie hm-ten auf den» Spiegel. Es befinden sich nämlich im Ganzen 84 solcher Kreuzprcmwen im Dienste. In der Negel sind dieselben, »ach dem Bedürfnisse der verschiedenen Strandresidentfchaften, über den ganzen Archipel vertheilt. Sie werden aber, wenn es gilt Küstenstriche zu blockiren, Flußmündungen, abzusperren und ähnliche kriegerische Hülfsleistungen zu verrichten, in größere oder kleiner? Geschwader znsammen-gezogen. Ihr gewöhnlicher Dienst, namentlich außerhalb Java's, besteht darin, daß sie die Verbindung zwischen dem Hauptorte der betreffenden Residentschaft uud deu kleineren, entweder an der See, oder wie auf Borneo und in der östlichen Hälfte vou Sumatra, an den Flutz-ufern gelegenen Posten unterhalten; Briefe, Gelder, sowie im Dienste reisende Beamten und Militairpersoneu vou einem Orte zum andern be« fördern;' die Polizei längs der Küste ausübon; gelegentlich gegen Seeräuber kreuzen; SchmuMlhandel verhüte» u. s. w. ^ Diese Fahrzeuge bestehen in sehr stark und fest aus dem Holze des Djatti'V'iumes gebauten, an ihrem vorderen, größeren Theile offenen Vooten von mäßigem Tiefgange aber ausnehmender Seetüchtigkeit. Ihre Länge beträgt 35—40, ihre Breite 12 — 14 Fuß. Sie sind für den Gebrauch der Ruder wie der Segel eingerichtet und führen, zwei nach europäischer Weise aufgezeugte Masten. Zwischen dem hinteren derselben und dem Steuerruder befindet sich, zum Aufenthalte uud Gebrauche der wit diesen Booten reisenden Europäer, ein ungefähr 10 Fuß langes, etwas weniger breites, aber nur etwa 4 Fuß hohes, sich mit seinem platten Dache kaum über die Verschanznng erhebendes, an den Seiteu mit kleinen Fenstern versehenes cajütenartiges Geinach. Die ganze Breite "essclben, sowie anch den größten Theil seiner Länge nimmt eine niedrige, kaum einen Fuß hohe hölzerne Bank em. Man läßt auf letztere eine Matratze ausbreiten, sowohl zum nächtlichen Lager als auch um sitzend "der liegend auf ihr, mit einem Buche in der Hand, die Zeit zuzu» bringen, wenn Regen oder allzustarke Souuengluth den Aufenthalt un« 58 ter freiem Himmel weniger angenehm machen. In« Allgemeinen ist dic° fes Logis, wenn man sich daran gewöhnt hat, daß man darin nicht stehen kann, keineswegs unbequem zu nennen. Für den malaiischen Befehlshaber, der Kreuzpranw befindet sich eine ähnliche aber viel tleinere Cajüte als die für Passagiere bestimmte, zwischen dieser letzteren und dem Steuerruder. Ihr Eingang sieht auf dasselbe. Die Matrosen haben kein Obdach gegen Wind und Wetter. Sie bringen die Nacht wie den Tag in dem Nordertheile des Bootes unter freiem Himmel zu. Nur wenn anhaltend starler Regen fällt, suchen sie sich durch Matten, alte Segel u. f. w. soviel wie möglich gegen denselben zu schätzen. Die Milde des Klima'S im Allgemeinen sowie ihre Gewohnheit an diese Lebensweise von früher Jugend an, läßt sie hiervon keine nachthciligc Einwirkung auf ihre Gesundheit erfahren. Da diese Krcuzvrauwen Kriegsfahrzeuge, wiewohl nur von den« letzten Nange sind und keineswegs ganz selten als solche auftreten und handeln müssen, so find sie auf ihrer Verschanzung mit einigen, in der Regel 3-4, Drehbasfen, malaiisch Vila, bewaffnet und führen außerdem eine Anzahl von Gewehren, Pistolen und kurzen, breiten und schweren Säbeln, mal. Klewang, welche sich zngleich als Beile gebrauchen lassen. Alle diese Waffen sind im Innern der Cajüte aufgehan-gen und bilden, wohlcrhalten und glänzend geputzt, den Wandschmuck derselben. Die Bemannung emer jeden Kreuzftrauw besteht alls ihrem Be-fehlt Haber, mal. Djouragan; einem Steuermann, mal. Djouroumoudi, und 18 Matrosen. Alle sind Eingeborene des indifcheu Archipels, der größeren Anzahl nach Malaien, theilweise aber auch Javaner und VoU' gl's. Die Djouragan's sind in der Regel tüchtige und erfahrene, dabei erprobte >lnd zuverlässige, mit allen Örtlichteiten der Gewässer, in welchen die unter ihrem Befehl stehenden Prauwen ftatiunirt siud, wohl-vertraute Seeleute; die Matrosen aber mMig, entschlossen und, wenn es darauf ankommt, kampfbereit, das wcchsrlvollc, unstete Leben auf dem Meere höher stellend als jede andere gleichmäßigere, einträglichere und zugleich gefahrlosere Beschäftigung ans dem festen Lande. Die Kreuzpranwen, sowie ein Dutzend größerer nno kleinerer, drei bis acht Stücke führender Dampfschiffe, welche während der letzten 10 bis 12 Jahre in Dienst gestellt wurden, bilden die, von den für eine Reihe von Jahren stets in den indischen Gewässern stationirten Schiffen der niederländisch?!, Seemacht, in alle«, Beziehungen durchaus getrennte, sogenannte „civile" oder ..Gouvernements-Marine". Nur die Befehls» Haber, Steuerleute und Maschinisten der zu letzterer gehörenden Dampf-schifft sind Europäer, während ihre übrige Bemannung, gleich wie die der Kreuzboote, nur aus Eingeborenen besteht. Diese Dampfschiffe filhren 59 , indessen die Flagge und den Wimpel gleich den Schiffen der königlichen Marine und ihre Offiziere tragcn auch Uniform, wiewohl nicht die der niederländischen Seeoffiziere. Dieselben bilden ein besonderes Corps nie-derländisch-ost-indischer Civilbeamten. Chefdieser „Gonvermmcnts-Marine" ist ein höherer, meistens haldmvalioer, bei dem, eine besondere Abtheilung des niederländischen Marine-Dienstes bildenden, sogenannten „seden-tairen Seewesen" angestellter Offizier der niederländischen Seemacht. Beide, Gouveruement^Dampfschifse und Kieuzprauweu, stehen dort, wo sie stationirt sind, zur Disposition nnd unter dem Befehle der betreffenden höchsten CivibAutorität. Die Entfernung zwifchen Müntot und den südwestlich von diesem Orte gelegenen Mündungeil des uach Palembang hinaufführende:! Muusi, beträgt weuig mehr als sieben geographische Meile». Da der Wind uns aber nicht begünstigte und die Krenzprauw Nr. 18 ken, schneller Segler war, so erreichten wir die Küste von Sumatra erst turz vor Sonnenuntergang. Der Tag war sehr heiß, der Himmel unbewölkt und die See ebensowenig bewegt wie die Luft. Die Sonne brannte dabei so empfindlich, daß ich es vorziehen mußte den größten Theil des Tages, statt auf einem leichten, wenig Raum einnehmenden Feld« stuhle vor der Cajütte, innerhalb derselben zubringen. Erst am Nach« Mittage, als sich ein leichter ui's zugleich erquickender und schneller fortbewegender Wind aus Osten erhob, wurde der Aufenthalt uuter freiem Himmel mehr und mehr angenehm. Ich bemerkte schon oben, gleich zu Anfange dieser Mittheilungen, wie flach die Ostküste von Su-watra sei, wie sehr allmählig sie sich über das Meer erhöbe und wie an ihr ein kaum zu bemerkender Uebergang des Flüssigen in das Feste stattfinde. Aus diesem Grunde unterscheideu fich die Mündungen der großen Flüsse, von denen diese Hälfte der genannten Insel in der Richtung von Westen nach Osten durchzogen wird, von dem Vande zu beiden Seiten, welches eigentlich noch keiu Land ist, dem Auge nach Haupt' fächlich bloß durch die Farbe. Der Anfang des Landes wird nämlich uur dadurch erkennbar gemacht, daß fich daselbst einzelne Nhizophoreen, Avicennien und Aegicereu mit ihren grünen Spitzen, zuerst uur weuige Holl hoch, über die Meeresfläche erheben. Höher den Strom hinauf drängt sich die Vegetation zu feineu Seiten in zunehmendem Ma^ße zusammen und wird kräftiger und höher, wiewohl uoch Meilen weit land' einwärts die Stämme der genannten Pflanzen von dem Meere umspült werden. Der Mousi theilt sich, wenige Meilen unterhalb der Hauptstadt Pa-lembang, in mehrere Arme, welche, indem sie sich entweder unmittelbar oder durch eine Art Canalo wieder mit einander vereinigen, cine Anzahl von Inseln bilden und sich endlich durch vier Mündungen in die See ergießen. Dieselben führen, von Norden gegen Süden gezählt, die Namen Banjou Assim, Sounsang, Oupang und Saleh. Bon ihnen ist die Souusang genannte die wichtigste, die vorzugsweise befahrene und zugleich diejenige, welche am meisten als wirtliches letztes Ende des Moufi erscheint. Diese Mündung ist zugleich die breiteste und von genügender Tiefe, um, zumal während des Hochwasfers, selbst größeren Kriegsschiffen, für welche der Fluß bis Palembang befahrbar ist, das Einlaufen in denselben zu verstatten. Alle Flüsse auf den indischen Inseln nämlich und zwar nicht allein die größeren von ihnen auf Borneo und Sumatra, welche bei einer sehr bedeutenden Breite und Wassermenge meistens zngleich sehr schnell-fließend sind, sondern auch die beträchtlich kleineren auf Celebes und Java, ja selbst solche, die sich schon nach einem Laufe von nur wenigen Meilen in das Meer ergießen, führen demselben fortwährend eine große Menge mit sich geschwemmter Erdtheile zu. Hierdurch aber bilden sich vor ihren Mündungen Untiefen, Sand- und Morastbänte von stets sich verändernder Gestalt, zwischen denen sich meistens nur schmale und nicht« selten nur bei dem Hochwasserstande für größere Schiffe befahrbare, wenn» > gleich scheinbar sehr breite Wasserwege durchwinden, deren Auffindung die genanefto Kenntniß der Oertlichleit und den fortwährenden Gebrauch des Senkbleies erfordert. " Diese Bänte nehmen unter dem Einflüsse der wunderbar üppigen Vegetation von Strand- und Meeres sumpf - Pflanzen sehr bald immer' mehr an Umfang Zu und gestalien sich zu kleineren und größeren In« seln. Allmählig werden die schmäleren und weniger tiefen, sie von ein< ander trennenden Verzweigungen der Flußmündung mit Sand, Erde mid Schlamm angefüllt; es entsteht ein Zusammenhang zwischen den Inseln und sowohl der Fluß als die stets anwachsende Neubildung von Land zu seinen Seiten, rücken immer weiter in das Meer hinaus. Die an den Mündungen der Flüsse stattfindende Anschwemmung von innen her, wird aber an den zwischen ihnen gelegenen Strecken bei der äußerst geringen Erhebung, welche die ganze Ostküste von Sumatra zeigt, wie schon bemerkt wurde, von außen durch Anspülung von Sand und Schlamm aus dem Meere ersetzt, so daß auch dort die Neubildung von Land immer weiter fortschreitet. Die Entfernung zwischen der gegenwärtigen Hauptstadt Palembang und dem Meere beträgt jetzt ungefähr 40 englische Meilen. Nach Ueberlieferungen aber soll dieselbe vor ungefähr vier Jahrhunderten in unmittelbarer Nähe des letzteren, an der damalig?« Mündung des Monsi erbaut worden sein. Denjenigen, welche Gelegenheit hatten, die eigenthümliche Gestaltung dieses ganzen Küstenstriches und sein stetes Anwach« sen aus eigener Anschauung kennen zu lernen, kann diese Ueberlieferung/ sa< 61 genhaft und unbestimmt wie ste ift, taum befremdend und unwahr et" scheinen. Das linke Ufer der breiten, Sounsang genannten Mündung des Mousiflusses, erstreckt sich weiter als das rechte in die See hinein. Wir waren ungefähr eine Meile längs ersterem hingefahren und hatten eine vorspringende Ecke passirt, als wir uns in der Nähe des großen, auf Pfählen erbauten Dorfes Sounsang befanden, welches entweder seinen Namen der Flußmündung gegeben oder ihn von dieser erhalten hat. Der Djouragan Ismail stellte mir vor, bei diesem Dorfe vor Anker zu gehen, um das Aufkommen des Mondes für die Fortsetzung unserer Fahrt stromaufwärts abzuwarten. Sein hauptsächlicher und wirklicher Beweggrund, nm einige Stunden hier zu verweilen, leuchtete mir aber sehr bald ein, als ich nicht lange nachher, wie ich vermuthen dürfte, für den Zweck ihres Verkanfes zu Palembang, ganze Körbe mit frischen und getrockneten Seefischen, Krabben, Austern und ciudern Erzeugnissen des Meeres an Bord der Kreuzprauw bringen sah. Ich habe einige Monate später, in Folge von Umständen, welche zu seiner Zeit znr Mittheilung gelangen werden, mich ein Paar Tage vor dem Dorfe Sounsang aufhalten müssen und dadurch Gelegenheit gehabt, diesen Ort ganz genau kennen zu lernen. Derselbe ist in mehr als einer Beziehung merkwürdig genug, um einige Augenblicke bei ihm zu verweilen. DaS ganze Dorf, Mal. Dousson, ist nämlich in einem Abstände von dem nächstgelegenen Uferlande, der mehrere hnndert Schritte beträgt, mitten im Wasser erbaut. Alle Häuser stehen auf 20 —25 Fuß hohen Pfählen. Während der Fluth siud sie gänzlich von der See umspühlt und nur während der Ebbe werden zwischen ihnen und dem Ufer einige Morastbänke sichtbar. Sie sind in einer Neihe errichtet und vor ihnen breitet sich eine lange terrassenförmige Plattform aus, auf welcher man von einem Hause nach dem andern gelangt. Von dcr Wasserseite ans führen leiterartige Treppen ans diese Plattform, welche allein aus nebeneinander gereiheten dünnen Zweigen besteht und unter dem Fuße. vornämlich eines Europäers, nicht wenig schwankt. Unterhalb der Häuser befinden sich, an den Pfählen festgebunden, die Boote der ausschließlich von Fischfang lebenden, etwas mehr als 500 Familien und ungefähr 2500 Seelen zählenden Bevölkerung dieses Dorfes. Allenthalben vor den Häusern aber ficht man die Geräth-schaften für den Fischfang und Fische in großer Menge zum Trocknen aufgehangen und derjenige, welcher zum ersteu Male dieses Dorf betritt, wird sowohl durch die Ausdünstung der letztereu, als auch noch mehr durch die des Trafsie, mit dessen Vereitung man sich in allen Strandörtern beschäftigt, unangenehm getroffen. Traffic nämlich, ein pikanter Znsatz su dem Kerri und den Sambal-Sambal's, den gewöhnlichen und allge- wein beliebten Aeigenchtcn zum Reis,, dem Hauptnahrungsmittel der nreisten indischen Volkerstämme, wird aus kleinen, halbuerfaulten, zerstampften und alsdann getrockneten Krebsen und Krabbe», bereitet. Hiernach tcnm man den Gernch desselben beurtheilen. Dacl Erbauen der Hänser anf Pfählen ist im indischen Archipel ein weitverbreiteter Gebrauch. Man findet ihn allgemein auf Sumatra; außerdem überall, anf Borneo und anderswo, wo malaiische Ansiedler leben, und theilwcise auch in den Molulkru. Auch die sehr großen und eigenthümlichen Häuser der Dajat's auf Borneo, von deneu jedes gewissermaßen zugleich ein Dorf bildet, da in ihnen ein ganzer Stamm un« ter ein und demselben Dache wohnt, sind auf Pfählen errichtet. Nur auf Java ist diese Bauart nicht gebräuchlich. Dessen uugeachtet habe ich gerade unweit letzterer Insel, an ihrer südlichen Küste, in der Tegara Analan genannten Meelesbnch:, welche dadurch, daß ste südlich von der langgestreckten im hohen Grade merkwürdigen und zugleich sehr malerischen Insel Nusa Kambangau begrenzt wird, fast einem Binnensee gleicht, ein gleichfalls mitten im Waffer anf Pfählen erbautes und von allen Seiten vom Meer umspültes Dorf kennen gelernt. Es ist bieseK der östlich von der Mündung des i» jene Meeresbucht sich ergießenden Flusses Tjitcindni gelegene große Kampong Ondjong Mas. Derselbe gleicht hinsichtlich seiner ^ige, der Weise iu welcher er erbaut ist, der Lebensart und Beschäftigung seiner Bewohner dem Donsson Hunnsang an der Mündung des Mousi fast vollkommen. Beide aber geben, was vielleicht das interessanteste au ihnen ist, eiu sehr treffendes Bild von dem Aeußeren, welches die Pfahlbauten in den Seen der Schweiz und anderswo in Europa, in jener weit hinter uns gelegenen, vorgeschichtlichen Zeit, wo sie noch wohlerhalten dastanden und bewohnt waren, gehM haben müssen. Beide, der Donssun Sounsang wie der Kampong Ouojong Alias, zeigen auch darin eine Uebereinstimmung, daß die Bewohner deo einen wie des andern ursprünglich aus der Gesellschaft Ausgestohrne wareu. Die des ersteren waren nämlich dorthin Verbannte ans allen Theilen des früheren Reiches, der gegenwärtigen Nesidentschaft Palembang; die des letzteren aver ursprünglich Seeräuber. Ans Beiden hat sich im ßaufe der Zeit ein ebenso lräftigcs als arbeitsames und tüchtiges, dabei im Ganzen und Großen sittenrcines Aachgeichlecht entwickelt. Das letztere soll namentlich mit den .Bewohnern des Dousson Sunnsang der FM sein, deren Charakter, besonders bei einem Vergleiche mit dcr entsittlich ten, sehr dem Sinnrngennsse ergebenen Bevölkerung des Hauptortes Pa-lembang, auffallend günstig hervortritt. Man sagte mir, daß sowohl Ehebruch als auch geschlechtlicher Umgang Unverheirateter mit einander, unter ihnen 63 so gut wie unbekannt srien. Ein jnnger Mann daselbst darf sich erst nach einer Lebensgefährtin umsehen, wenn er zu voller Körperkraft gelangt und, zum Beweise hiervon, start genug ist, um, mit einer llemen Prauw den Fluß gegen den Strom schnell hinaufru'oerud, im Streite mit de» Fluthen, die Nuder zerbrechen zu tonnen. Man muß zugestehen, daß bei einer stets auf dem Meere lebenden und sich von don Erzeugnissen desselben nährenden Bevölkerung, zur Beweisführung des Besitzes der Manneskraft, sich kein sinnigeres und bezeichnenderes Mittel wählen ließ. Di^ Bewohner von Sounfang gelten für sehr tüchtige, muthige und unternehmende Seeleute, während zugleich ihre Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit gepriesen wird. Mit ihren eigenthümlichen, leichten, nuter dem Namen „Prauw Sonnsang" belannten und gewissermaßen berühmten Booten, au denen sich nicht ein einziger Nagel oder ein anderes Stück Eisen befindet, dienten sie früher, als zu Müntok noch kein Dampfschiff der oben erwähnten sogenannten „Gouvernements-Marine" stationirt war, zur Besorgung der Post zwischen Palembang und erstgenanntem Orte, wo die zwischen Sincapour und Batavia fahrenden Maildampfer immer einen kurzen Aufeuthalt macheu. Auch jetzt noch werden die „ Sounsang-Prauwen" häusig für diesen Dienst gebraucht. Man erzählte mir als Merkwürdigkeit, daß lein einziger Fall bestehe, wo eines dieser Fahrzeuge in der Bankastraße, in welcher während des?l0rdwestmonsuns die See nicht selten sehr hoch geht und schwere Stürme wehen, verloren gegangen sei oder die Postpakete nicht gehörig besorgt habe. Unserem Aufenthalte vor Sounsaug verdankte ich ein sehr einfaches aber vortreffliches Abendmahl, auf welches ich nicht gerechnet hatte. Mein von Aatavia mitgenommener malaiischer Dieuer, Sariman, der zugleich als Koch fuugirte, tischte mir nämlich einen großen, noch lebend in seine Hände gekommenen, blos mit Salz und etwas Tamarinde ge« rosteten, aber außerordentlich wohlschmeckenden Seefisch uud außerdem noch drei bis vier Auster«, auf. Die geringe Anzahl der letzteren kann nicht befremden, da oas Thier in jeder von ihnen vielleicht ein Viertelpfund oder noch mehr wog. , Ich habe später, ebenfalls zu Sounsang, einige gesehen, wovon der Inhalt gewiß das Gewicht eines Pfundes hatte. Ihr Wohlgeschmack nimmt aber mit ihrer wachsenden Größe ab und auch der Umstand, daß man sie nur in Stücke geschnitten essen tanu, ver< Mindert den Genich. Mit dem Aufgange des Mondes setzten wir unsere Fahrt fort. Als ^H am andern Morgen nach einem laugen, festen und erquickenden Schlafe die Cajüte verließ, erzählte mir der DjourcMn, daß die Gelegenheit stromaufwärts zu gelangen, während der Nacht nicht ungünstig gewesen sei; daß wir schon die Hälfte des Weges bis Palembang zurückgelegt hätten, und daß er hoffe schon gegen Mittag daselbst den Anter fallen las« sen zu können. Mem erstes Geschäft war mich nach allen Seiten umzusehen. Jetzt zum ersten Male befand ich mich auf einem der mächtigeren, eine sehr bedeutende Wassermenge w die See rollenden Ströme. Bis jetzt hatte ich nur mehrere von den sehr viel kleineren und wasserarmeren Flüssen an der nördlichen und südlichen Hälfte von Java gesehen und befahren. Letztere bieten häufig, besonders wenn man von einer Anhöhe auf sie hinabsieht und ihrem Laufe mit dem Auge folgt, höchst anmuthige Landschaftsbilder. Meistens durchschneiden sie in mehr oder weniger beträchtlichen Biegungen und selbst in Krümmungen bebautes und bewohntes Land. Die Waldungen, mit denen in ältester Zeit auch ihre Ufergegenden bestanden waren, sind bei der beträchtlichen, stets zunehmenden und vorzugsweise auf den Landbau gerichteten Bevölkerung Java's, schon seit Jahrhunderten von dort verschwunden, um den Ranm für Reis-, Zucker-, Indigo« und andere Felder herzugeben. Au den Viegungöstellen dieser Flüsse aber, an ihrer vorspringenden Seite, sieht man, halb verborgen in einem Dickigte der edelsten Fruchtbäume, größere und kleinere Dörfer, Iav. Dcssa, lie-, geu, über welche die Blattkrouen der Cocos- und Pinaug-Palme, ^^«a oktßoku, emporragen. Die erstere ist, wiewohl meistens mit mehr oder weniger gekrümmtem Stamme, von allen Palmen, wie die nützlichste, so auch die schönste; die andere aber Zeichnet sich durch die vollkommen senkrechte Linie, in welcher ihr sehr fester aber verhältnißmäßig auffallend dünner Stamm zu einer beträchtlichen Höhe emporschießt, vor allen übrigen Arten aus. Einen durchaus andern Anblick als dlefe javanischen Flüsse gewäh» reu die anf Borneo und der Osthälfte von Sumatra, besonders dci, wo sie niedrig gelegenes Land durchströmen, was bei ersteren fast mit ihrem ganzen Laufe, bei letzteren aber mit ihrer unteren, größeren Hälfte der Fall ist. Die Waldesdecke, welche die genannten Länder in nur hin und wieder uuterbrochenem Zusammenhange überzieht, setzt sich näm< lich, wie ich jetzt zum ersten Male auf dem Mousi wahrnahm, bis ali das Ufer der Flüsse sort und dringt streckenweise selbst in sie hinein Gerade an dem Ufer ist abr? der Wald am dichtesten, undurchdringlichsten und siud die Bäume daselbst häufig wie ineinander verfilzt. Hierzu kommt noch, daß längs dieser Flüsse, namentlich an ihrem unteren Laufe und aus ihnen hervorwachsend, sich meistens ein langer Saum voll Mva ^) Uttd anderen niedrigen, gesellig lebenden Moraslpalmen hinzieht, wodurch, im Verbünde mit dem weichen und sumpfigen, keinen Fußtritt ertragenden Böden der Ufcvsiriche, nicht nnr das Eindringen in den Wald, sHndeM selbst das bloße Landen daselbst unmöglich gemacht wird. i'^l >^, *) Nipa fructicans, Wurmb. 65 Im Allgemeinen zeigen dicse großen indischen Ströme, auf denen Man fast nur Himmel, Wasser nnd Wald, selten dagegen die Spuren der Anwesenheit von Menschen gewahrt, was auf Borneo, bei der sehr geringen Bevölkerung dieser großen Insel, in einem noch viel höheren Grade als auf Sumatra stattfindet, welch großartigen und überraschenden Eindruck sie bei del» ersten Anblick auch machen mögen, doch eine gewisse Eiuförnugü'it. Dieselbe ermüdet nur denjenigen uicht, her sich in einem tleineren Fahrzeuge langsam neben ihren Ufern fortbewegt und hierdurch Gelegenheit hat, die Fülle der auf letzteren vorkommenden Pflanzen und Thiergestalten ganz in der Nähe betrachten zu können. Dagegcu habe ich mich selbst des Gefühles einer Art von Langeweile nicht erwehren tonnen, wenn ich in späteren Jahren mit Dampfschiffen, welche meistens die Mttte der Flüsse halten müssen, Tagelang auf den großen Strömen von Borneo, dem Kavuas, Sambas u. f. w. fuhr. Dieselben sind zu breit, aw daß von ihrer Mitte aus betrachtet, ihre so sehr niedrigen, sich kaum über den Wasserspiegel erhebenden, dichtbe« waldewl und gar leim wechselnden Landschaftsbilder bietenden Ufer, sich anders als wie durchaus gleichförmige, nirgends unterbrochene grüne Linien darstellten. Mau ist von beiden Ufern soweit entfernt, daß man dcn Wald nur al4 Masse und nicht in seinen Einzelheiten crtenneu kaun. Eme Seereise, welche nur den Anblick von Himmel und Wasser gewährt, hat niemals ein?n ähnlichen ermüdenden Gindruck auf mich gemacht, wie die Monotonie der Nferlandschaft bei meinen Fahrten mit Dampfschiffen auf den genannten Flüssen. Im Gegensatze hierzu hatte das> Befahren schmälerer und schmälster. sich durch den Urwald windender Flußarme, mit kleineren Fahrzeugen, wo wir dicht an dem Ufer, bald an dem eiuen, bald an dem andern, unter den überhangenden Zweigen hmrudertcn, einen wunderbaren, kaum Zu beschreibenden, immer neueu Nei^ für mich. Der Mousi war an der Stelle, wo ich zuerst an jenem Mvrgen Meine Blicke über ihn nach allen Richtungen hingleiten ließ, ungefähr zweitausend Fuß breit. Er behält diese Breite bis oberhalb Palembang. Dabei ist er sehr schnellfließeud uud zugleich, wie schon bemerkt wurde, tief gcimg um für größere Kriegsschiffe, wie Fregatten und kleinere Linienschiffe, nachdem sie, was uichl selten mit Schwierigkeiten verbunden ist, die Baute an seiner Mündung passirt haben, mit Leichtigkeit bis zu dem genannten Orte befahrbar zu sein. Seine Ufer waren dicht mit Waldwnchs von mittlerer Höhe oestandcn, über welche sich nur hier und da einzelne hochstämmigere Bäume erhoben. Hiu und wieder wurde ^e Einförmigkeit der grünen Ufer durch emzelne, gerade in Blüthe stehende Bäume alls dcr Gattung Ecobia, malaiisch Pnhon Pnngur, un- 5 66 terbrochen. Letztere zeigte.? sich in dem Maße voll von schönen violett« farbigen Blumen, daß kein Blatt an ihnen zu erkennen war. Wir bewegten unö nur langsam, hauptsächlich mit der Fluth und den Rudern stromaufwärts, da die ^uft zn unbewegt war, um den Gebrauch der Segel zuzulassen, während wir nahe genug dem linken Ufer hiufuhren, um dasselbe deutlich betrachten zn können. An verschiedenen Stellen war dassrlbe durch Affen von der ans den indischen Inseln gemeinsten und weitverbreitetsten 'Art — Onopitliocu« cviwmol^uk — belebt. Sie spielte in größeren oder kleineren Gesellschaften an dem Uferrande oder wiegten sich auf den über den Fluß hangenden Zweigen, ohne sich durch die in ihr?r ^ähe vorbeifahrende Krenzprauw verscheu-chen zu lassen. Auch macht? mich der Djouragan nicht selten auf in dem Flusse herumschwimmende, mit dem Kopfe und Rücken nur eben aus dem Wasser bervorracMdc Kaiman's — O()sMi1u8 Iiipoi-l^tuk — aufmerksam. Ein sehr großcr befand sich in schußgerechter Entfernung und bot ein fast nicht zu missendes Ziel. Ich tonnte mich nicht enthalten, mein Gewehr auf sciuel: Kopf abzudrücken; traf ihn anch, denn ich hörte den Anschlag der Kugel und sah ihn blitzschnell untertauchen, glaube aber r.icht ihn wesentlich verwundet zu haben, denn er tauchte wenige Augenblicke später wieder auf und schwamm, als ob nichts geschehen wäre, kräftig den Fluß hinanf. Von diesen Thieren wimmelt es, wie in allen Flüssen auf den indische«: Inseln, auch in denen von Sumatra und es wird sich die Gelegenheit bieten auf sie zurückzukommen. Beide Ufer des Monsi erschienen wenig bevölkert und nur hier und da in großen Abständen von einander zeigten sich einzelne, auf Pfählen ruhende malaiische Wohnungen, stellenweise in der Zahl von vier bis sechs nebeneinander gereiht. Die von dem Djouragan ausgesprochene Hoffnung, daß wir schon gegen Mittag Palemba:,g erreichen würden, sollte nicht erfüllt werden, denn die Sonne stand schon im Zenith, als wir noch mehrere Meilen von diesem Orte entfernt waren. Wir fuhren bald nachher au einer größeren, mitten im Flusse gelegenen Insel vorbei, gelaugten darauf au den Troufson Aatang, einen natürlichen, in die nördlichste, Banjou Assim genannte Mündung des Mousi führenden ktaual; wenig später aber an die tleine Insel Kombarou, westlich vou welcher dcr Pladjou, ein furzer aber breiter Nebenarm des Mousi, iu k'tzlcrcu ciumündet. Diese ganze Örilichteit, namentlich die erwähnte den ganzen Fluß beherrschende Insel Kombarou, ist in kriegsgeschichtlichor Hinsicht merkwürdig. Denn hier fand hauptsächlich die Vertheidigung dec- letzten Beherrschers vm, Palembang gegen die, zuerst vou den Eliglä'»den>, später aber von den Holländern gegen :hn unternommenen, zu feiner endlichen Msetznng und Gcfangennrhmung, so- 67 wie zu der Verschmelzung des Staates Palembang mit dem niederläu» disch-indischen Reiche führenden Angriffe statt. Oberhalb der Insel Kombarou ward der Fluß von kleineren und größeren Fahrzeugen belebter nnd nahm auch die Anzahl Don Hänsergruppen an seinen Ufern zu. Nicht lange nachher erreichten wir das an dcm linken Ufer gelegene, gegenwärtig mehr und mehr verfallende allc Palembang, mal. Palembang lcuna, welches durch eine Aneinanderreihung von Häusern und Gärten mit dem weiter aufwärts liegenden gegenwärtigen Hauplorte zusammenhängt. Auch auf dem rechten Ufer nahm die Zahl der Häuser zu nnd cs dauerte nicht lange, bis die Mastspitzen der vor Palcmbang liegenden europäischen Schisse sichtbar wurden. Kurz vor drei Uhr ließ die Krenzprauw in ihrer Mhe vor dem niederländischen Fort die Anker fallen. Ich hatte von Müntok aus einen meiner zu Palembang stationir-teu ärztlichen Coliegen, den Doctor Engelkcn, einen Bremer, um Gastfreiheit bis zu meiner Weiterreise nach Muara Kompeh ersncht. Noch bevor ich die Kreuzpranw verließ, erschien Herr Engclten, nicht aber um mich nach seiner Wohnung zn führen, sondern nm mir eine Einladung von dem Obersten Baron de Kock, wahrnehmenden Residenten von Palembang zn überbringen. Eine sehr hochstehende und einflußreiche Person zu Batavia hatte nämlich die Güte gehabt, mich, ohne daß ich solches vermuthen oder erwarten konnte, Baron de Kock anzuempfehlen. Diesem Umstände verdankte ich, daß ich mit einer der ausgezeichnetsten und liebenswürdigsten Familien, welchen ich während meines langjährigen Aufenthaltes in Indien begegnete, näher bekannt lind befreundet gcwor-oeu bin. Als ich mich dem Obersten vorstellte, hatte derselbe die Freundlichkeit mir Zu bemerken, daß vor der Hand keine Gelegenheit für die Fortsetzung meiner Reise nach Muara Kompeh bestehe und ich mich deßhalb wohl darin werde fügen müssen, einige Wochen uuter seinem Dache Anzubringen. Ans diesen Wochen aber wurden drei für mich sehr angenehme nnd unvergeßliche Monate. Baron de Kock, Holländer, wiewohl in Berlin von einer deutschen Mutter geboren, ein Neffe von dem erst vor wenigen Jahren zu Paris verstorbenen Nomaudichter Pan! de stock, war der Sohn eines sehr ausgezeichneten Offiziers, des Geuerallieutenants Marcus de Kock, der we-6en der Eroberung von Palembang Im Jahre 1821, und der Beendigung bes Krieges auf Java mit Diepo Negoro 1831, einen bleibenden und hervorragenden Platz in der niederländisch-indischen Kriegsgeschichte ein« "ünmt. Derselbe war auch von 182« bis 1830 Lieutenant-General-gouverneur von Niederlunoisch-Iudien. Sciu Sohn, mein Gastherr zu Palcmbang, hatte, als ich ihn kennen lernte, schon mehrere Jahre ne-ben seiner militärischen Stellung als Kommandant der Trnppen in der 5* 6s Nesidentschaft Paleiubang, das höchste Civilamt verwaltet. Wenige Mo< nate später trat er aus dem Militärdienste in den civilen über; war während einiger Jahre Resident zu Vezouki, Surakarta, Madioun und Batavia, um später Mitglied und zuletzt Vicepräsioei't der indischen Negierung zu werden. Herr de Kock, damals kaun», ein angehender Vierziger, verband mit einem auffallend günstigen Aenßern und einer seltenen Urbanität ill sei-uem Wesen, die grösste Herzensgute und eine ritterliche, in jeder Bezie-hung ehrenwerthe Denkweise. Außerdem war er vielseitig »nd keineswegs bloß oberflächlich gebildet; halte sich als tüchtiger Offizier während der Kriege mit der eingeborenen Bevölkerung des westlichen Sumatra be-währt und legte, sowohl als Resident von Palembang, wie später in ähnlicher Stellung ans Java, eine besondere administrative Befähigung an den Tag. Indien, namentlich aber die Insel Sumatra in allen ihren innern Verhältnissen und Voll'Kzustän^en kannte er wie kein Anderer, so daß mein Aufenthalt in seinem Hause und täglicher Umgang mit ihm, eine reiche, nnecschopfliche Quelle der Belehrung für mich wurde. Diesem so liebenswürdigen wie in mehr als einer Hinsicht ausgezeichneten Manne, stand, in dem glücklichsten Ehrbande, eine schöne und unmuthige, dabei geistreiche, witzige und sehr lebenstluge Gemahlin zur Seite. Obgleich bereits Mutter zahlreicher Kinder, von denen drei Söhne sich für den Zweck ihrer Erziehung in Holland befanden, hatte Frau de Kock doch sowohl im Aenßern wie in ihrem Wesen so viele Jugendlichkeit bewahrt, daß man sie eher für die Schwester wie für die Mutter ihrer ältesten, sich eben vom Kinde zur Jungfrau entfaltenden Tochter hätte halten können, ^iese junge Dame hen"«thete einige Jahre später einen Offizier der königlichen Marine, den durch verschiedene hydrographische Arbeiten, viele Orts- und Höhenbesiimmuugen im indischen Archipel, die Herausgabc des Moniteur des Indes und eines umfassenden geographischen Atlasse von dem niederländischeil Inselreiche auch außerhalb der Grenzen seines Vaterlandes rühmlichst bekannten Baron P. Melvil! van Carnbee. Leider aber ward die eben so schöne als liebenswürdige, taum zwanzigjährige Frau ihrem Manue nach eiuer sehr kurzen und glücklichen Ehe, zu Natavia durch den Tod entrissen und Melvill folgte ihr nicht lange nachher uach. Unter den jüngeren Geschwistern der letzterwähnten jnngen Dame, welche ich damals in dem Hause ihrer Eltern lenneu lernte, befand sich ein etwa vierjähriges Mädchen, Gertrud genannt, von wunderbarer Schönheit und unwiderstehlichem kindlichen Liebreize. Auch dieses Kind, dessen Bild mir noch jetzt, nach so vielen Jahren, in seiner ganzen engelhaften Anmuth vor' schwebt, sollte frühzeitig eine Beute des Todes werden. 69 Es war in der That flir mich ein Glückstern, der mich in die Familie de Kock einführte, denn unter angenehmeren Verhältnissen wie bort, hatte ich nirgends zu Palembaug die Zcit bi^ zu meiner Abreise nach Muara Kompeh zubringen können. Wie lange ich auch von der, mir von dem Obersten auf die liebenswürdigste und entgegenkommendste Weise angebotenen Gastfreiheit Gebrauch machte, so hatte ich doch, bei der Einrichtung seines Hanswesens und der Lebensweife seiner Familie, weder zu befürchten, dmch meine längere Anwesenheit lästig zu fallen, noch tonnte ich meinerseits mich im mindesten genirt fühlen. Ich wohnte in einem nächst der Amtswohnung des ittesidcnten gelegenen , erst unlängst fertig gewordeneu, nicht sehr großen aber nnt allem indischen Comfort eiugcnchtclcz; , ausschließlich für die Aufnahme von Gästen bestimmten Gebäude. Hier lebte ich ebenso frei wie in meinem eigenen Hause. Das Frühstück wurde mir daselbst servirt; gegen l! Uhr brachte mir Luna, eiue Slavin von Frau de Kock, denn zu jener Zeit bestand in Niederländisch-Indieu noch das erst in I860 durch die Negicnmg aufgehobene Institut der Hanssclaven, einen Teller mit den ausgesuchtesten, herrlichsten Früchten, welche Su-Matra in noch größerer AuZabl hervordringt als Java, und erst die Mittagstafel vereinigte mich mil meiimu Gastherrn und seiner Familie. Nach der Siesta und dem darauf folgenden Vad?, gegen 5 !hr, kamen wir wieder beisammen, theils um Spaziergänge laugs dem Flusse oder Nuderfahrten auf diesem zu machen, hier und da Besuche abzustatten u. s. w. Die Zeit von acht Uhr Abende bis gegen Mitternacht brachte» wir entweder allein oder iu Gesellschaft einiger intimen Freunde des Hauses, in der vorderen auf den Mousi sehenden Veranda zu, uns bei heitereni Gespräche des Blickes auf deu bis spät in die Nacht belebten und von vieleu Lichtern erhellten Fluß, sowie der kühlen, erfrischender. Abludliift erfreuend. Jeden Samstag Abend besuchten wir das Gesellschaftslocal der Ossiziere und Beamten, die „Societät." Soulttags aber faud bei Herrn nnd Frau de Kock stets der Empfang aller europäischen Honoratioren des Ortes, der Offiziere und Beamten mit ihren Damen, sowie der malaiischen Großen, der Chefs der zu Palembang ansässigen Chinesen, Araber u. a. m. statt, Mei-ftcus waren alsdann die ziemlich weite» Räume des Nesidenzgeban'oes fast überfüllt. Der jüngere Theil der Gesellschaft tanzte nach dem Rauo; ältere Damen und Herren amüsirten sich au der Whist- oder Quadrille-Tafel; während an dem eiueu Ende der vorderen Veranda ein großer, runder Tisch staud, an welchem, unter dem Vorsitze von Varon de Kock, b>e vornehmen Malaien nn'o Chinesen, sowie auch ein Theil der Enro< piier, sich am ViiiFt-un, einem bei Ersteren sehr beliebten Spiele er» setzten. Die Gegenwart des Hausherrn aber verhütete, daß das Spiel 70 sich erhitzte und der Einsatz eine bestimmte, sehr mäßige Höhe überstieg. Unter den Bekanntschaften, welche ich zu Palembang machte, will ich, was Europäer betrifft, nur der folgenden gedenken. Zunächst meines Land^maunes nnd Collegen, des schon erwähnten Doctor Engelken. Derselbe war schon mehrere Jahre zu Palembang angestellt gewesen und stand mit der Familie de Kock in einem intimen Verhältnisse. Er war ein guter Arzt, außerdem ein leidenschaftlicher Jäger und zugleich ein ausgezeichneter Schütze, dessen Keschicklichkeit im Gebrauche der Büchse mit Necht berühmt war. Nur Wenige standen ihm hierin gleich, kaum Einer aber, glaube ich, übertraf ihn. Durch diese große Geschicklichleit im Gebrauche des Schießgewehres, sowie durch seine Kaltblütigkeit und seineu besonnenen Muth, war er ungefähr ein Jahr nach unserer Bekanntwerdung im Stande, dem Staate einen sehr wichtigen und großen^ Dienst zu leisten, sowie Hutlderten das Leben zu retten. Dt'. Engelteu war nämlich von Palembang nach Tebing-Tinggi, einem großen und wichtigen, unweit der westlichen Grenze der Ncsidentschaft Palembang, an den östlichen Abhängen des Varissangebirges gelegenen militärischen Posten verseht worden. In Tebing-Tinggi befindet sich ein Fort mit einer Garnison von ungefähr 300, theils europäischen theils inländischen Soldaten unter dem Befehle eines Stabsoffiziers. Das Fort ist ein geräumiges aus Stein erbautes Blockhans mit einem großen inneren Hofe, den an allen Seiten breite Galerien umgeben, in welche sich die Thüren der Offiziers-wnhmmgen, Kasernen und aller übrigen Locale öffnen. Neben dem einzigen Eiugangsthore dieses Gebäudes befindet sich die Hauptwache, während an seinen vier Ecken mit Geschützen versehene Bastionen angebracht sind. Ich habe in I86>5, bei Gelegenheit einer dienstlichen Inspection, dieses Fort tn allen Einzelheiten kennen gelernt. Wie ich schon oben, gleich zu Anfange dieser Mittheilungen erwähnte, als ich über die Vedensweise der Offiziere zu Muara Kompeh sprach, müssen die Befehlshaber der verschiedenen befestigten Plätze in dem östlichen Theile von Snmatra, namentlich aber der entlegeneren, stets auf die Möglichkeit eines verrächerischeu Anfalles von Setter, der malaiischen Bevölkerung bedacht und vorbereitet sein, können auch in dieser Bezw hung kaum genug Vorsicht anwenden. Zu jener Zelt, als der Vorfall sich zutrug, den ich jetzt erzählen will, bestand unter der eingeborenen Bevölkerung im Innern der Nesidentschaft Palembang, besonders aber in ihrem westlichen Theile, eine große, stets zunehmende Unzufriedenheit mit der niederländischen Ueberherrschung, welche nicht lange nachher in einen Aufstand ausartete und einen Jahre langen Krieg herbeiführte, dessen glückliche Beendigung Mühe genug verursacht nnd Menschenleben in Fülle 71 gekostet hat. Viele waren und sind noch jc^t dcr Meinung, daß der Uebergatlg von Herrn de Kuck in den Civildienst und seine hiermit verbundene Versetzung von Palrmbang nach Bezouti ans Java, so wie der Umstand, daß fein Nachfolger nicht so geschickt, wie er, die eingeborenen Häuptlinge zu behandeln gewußt had»?, Hauptin'sachc dieser sehr bedenl» lichcu Unruhen gewesen seien. Anfang und erstes Zeiche:« de5 Aufstandet sollt? die Ueberrumpe-llmg des Fortes zu Tebing^Tinggi nnd dic Ermordung seiner Besatzung sein. Zu diesem Zwecke ließ sich ciiie^ Nachmittags eine Anzahl malaiischer Häuptlinge bei dem Kommandant!, zu eiuem freundschaftlichen Besuche anmelden. Der Major empfing sie freundlich und ließ die übri-gen Offiziere ersuchen, mit seinem malaiischen Gästen deu Abend bei ihm zuzubringen. Die meisten, unter ihnen auch VuaMen, entsprachen dieser Einladung. Jeder der Häuptlinge hatte, nach orientalischem Gebrauche, zehn bis zwölf Begleiter mitgebracht, von denen die Mehrzahl in dem Eingangsportale in der Nähe der Wache blieb, zwei bis drei aber ihren Gebietern in dic Wohnung des Kommandanten folgten, wo sie, ebenfalls der ^audessitte gemäß, hinter deu Ttühlcu der Ersteren, läug^ der Mauer auf den Flurmatten Platz nahmen. Wie sich später ergab, war nnter deu Verschworenen die Verabredung getroffen, nach eingetretener Dunkelheit und von ihren, in dem Empfangssaal a»^ wesenden Begleitern unterstützt, durchaus unerwartet über den Kommandanten und die übrigen Offiziere herzufallen und diese, unter dem Ausrufe: „Amot! Amok!" mit ihrenKrisseu zu erstechen. Auf den Ruf „Amok" aber sollte ihr übriges Gefolge die Wachmannschaft todten, das Thor öffnen und, um die ganze Besatzung zu ermorden, gegen tausend be, waffuete, nach eingetretener Dunkelheit iu der Nahe der Forts sich be-findende Malaien in dasselbe einlassen. Dr. Engelkeu, durchaus vertraut mit oem Charattcr der Malaie?,, hatte schon von vorne herein in der Stellung und dem Benehmen der Häuptlinge etwas Verdächtiges wahrzunehmeu geglaubt, sich hierüber aber uicht, weil zugleich der Gedanle ul ihm aufkam, daß er sich vielleicht irren ko'nue, gegen die andern Offiziere aufgesprochen. Er hielt die Malaien aber im Auge und verfolgte mit scharfem Blicke auch die kleinste ihrer Bewegungen. Da bemerttc er, wie dieselben, auf eine eigenthümliche, seinen Argwohn wieder aufweckende Weise Blicke wechselten und sah zugleich zwei von ihnen nach dem (Ariffe ihrer Krisfe greifen. Augenblicklich sprang er mit den Worten „meine Herren, die Malaien sinnen auf Verrath; nehmen Sie sich in Acht" auf uud durch ein offenes Fenster in die Galerie, worauf er im Fluge seiner, nächst der des Kommandauten gelegenen Wohnung zueilte. Da die Jagd seine Aeblingsneiguug war, so besaß er eiue nicht 72 unbedeutende Anzahl einfacher sowie doppelläufiger Büchse», und Jagdgewehre, welche, stets geladen, den Wandschmuck feines Arbeitszimmers bildeten. So schnell er nur konnte, ergriff er drei Doppelgewehre und befahl seinem javanischen Bedienteil, ihm mit den übrigen zu folqen. Als er zu der Wohnung dec- Kommandanten zurückgeeilt war, sah er durch das Fenster wie der Kommandant und die andern Offiziere, unbewaffnet wie sie waren, sich mtt deu Rücken gegen die Wand gelehnt, nur mit größter Mühc mittels vorgehaltener Stühle des Angriffes der mit gezogenen Krissen auf sie eindringenden Malaien erwehren konnten. Der Entschluß Engelten's war schnell. Ohne in das Haus zu treteu, streckte er, von der Galerie aus durch das Fenster, mit fünf unmittelbar aufeinander folgenden, gut gezielten Schlissen eine gleiche Allzahl malaiischer Häuptlinge nieder. Ihr Tod verursachte Bestürzung uud Schrecken unter den Uebrigen, um so mehr, als sie nicht scheu von wem und von woher die Kugeln auf sie hinflogen. Bon Furcht ergriffen flohen sie aus dem Hause und eilten dem Thore de5 Fortes zu, verfolgt von Engelken und den durch ilm au.' so großer Gefahr erretteten Offizieren. Der Augriff auf o!c Wache mißglückte ebenfalls, wiewohl hierbei ein Soldat getödtct und drei andere verwundet wurden. Die Schüsse des Doctovs hatten nämlich das Fort in Allarm und die gauze Besatzung unter die Waffen gebracht. Einer solchen Ucbermacht konnten die allein mit Krissen bewaffneten Malai?n nicht lange widerstehen. Die Meisten von ihnen fielen durch die VajounelN' lind unter den Säbeln der erbitterten Soldaten, so daß nur wenig Gefangene gemacht ttmrden, denen später die Strafe des Stranges zn Theil w^rd. Im Ganzen kostete dieser verräthevische Ueberfall, dessen glückliche Abwendung hauptsächlich der kaltblütigen Besonnenheit dcs Armies zu verdanken war, drei und fünfzig Malaien das ^eben. Ich brauche kaum ,itt>uZnfüge„, dc>ß die Entschlossenheit Engeltrn's von all>n Seiten ^nertannl und gepriesen, sowie auch von der Regiernm, gelobt und belohnt wurde. Auch den andern Arzt zu Palembang, I>. Schölten, lernte ich näher kennen. Einige Iah« später traf ich mit diesem sehr liebenswürdigen , sich durch einen vesonderu Adcl der 'Besinnung auszeichnenden jungen Mcmn Zu Saiuoi5, an der Westküste von Borneo wieder zusammen, wo ein engeres Va»d der Freundschaft nä) zwisch«'!l uns bildete, beider starb er nicht lange nachher zu Vatavia an der Cholera, Auch l5,igelten, zuletzt Leibarzt des Sultans vou Djocjolcn't« auf Ic»va. ist nicht alt gewordei'. uud jetzi schou seit vielen Jahren todt. Den Kommandanten deö Fortes zu Palembang, Major van Hamel, einen mir werthen Bekannten von Kcoong-Kebo im südlichen Java. sah ich mit Vergnügen wieder, und lerntc unter den übrigen Offizieren sowohl 73 wie unter den Civilbeamten eine Anzahl liebenswürdiger, achtnngswer ther und tüchtiger Männer kennen. Mit den Meisten von ihnen bin 'ch auch in der Folge ill näherer Beziehung und freundschaftlichem Verhältnisse geblieben. Von den Civilbeamteu will ich hier nur des Assi' stent'Residenten Magistrats Stürm van 's Gravksande, jowie des Hafenmeisters Daniel Fisher gedenken. Beide haben mir viele Dienste und Gefälligkeiten erwiesen nnd mich zu Dank gegen sie verpflichtet. Ich erhielt von ihnen theils als Gc scheni, theils durch ihre Vermittelung eine Anzahl werthvoller malaiischer Manuscripte, Waffen nnd verschiedene seltenere nnd merkwürdigere Erzeugnisse des Kimftfleißes der Palembanger. Herr Storm van 's Gra^ oesande trug auch dadurch, daß er an verschiedenen Orten Insecteu für mich sammeln ließ, wesentlich zur Bereicherung meiner entomologischen Sammlnngcn bei. Auch empfing ich von ihm mehrere interessante le bende Säugethiere. Unter ihnen befand sich der große, vollkommen auc-gewachsene Siamang, l^wdaw^ «)mäl'.^t,) Ki3, über welchen ich schon an einem andern Orte einige Mittheilungen gemacht habe. Der Hafenmeister Daniel Fisher, ein bci den Bewohnern Palem-bang's hoch nnd niedrig, Gnropaern sowohl als Malaien, Chinesen und Arabern, gleich beliebter und bei Allen hoch in Achtung nnd Ansehen stehender Mann, war eine eigenthümliche und in mancher Beziehung merk' würdige Persönlichkeit. Er war gemischten Blntes, iu Indien geboren und schon im Jahre 1^1!) als Schiffsjunge, de^ fo gnt wie keine Erziehung genossen hatte und kanm nothdürftig lesen uud schieiben tonnte, nach Palcmbang gekon? ihm, in ei»er sehr untergeordneten nnd wenig ansehnlichen Stellung bei dem .Aafcnde^artcment beschäftigt zu werden. Sem damaliger Chef ülteres-sirte sich für ihn, sorgte für feine weitere Ausbildung und empfahl ihn bei vorkommender Gelegenheit dem Nesidentcil zur Beförderung. So wurde Fifher endlich der Nachfolger semei- früheren Beschützers und bklleivele diese Stelle cine lange Neihe Don Jahren. Ich traf ihn sechszehn Jahre später noch il, diesem Amte. Fisher, der »nein gmer Freund geworden uud immer geblieben ist, tamile Palembang nnd die Gesinnung nicht nnr der Bevölkerung im Allgemeinen, sondern auch die von fast cinen:'jeden malaiischen Häuptlinge aus dem Grnnd^ und war in dieser Beziehung hänsig Nathgeber der Nesidenten. Uebcrhaupt ist wohl selten Jemand mit allen innern Verhältnissen dieser N^fidentschaft so durchaus vertraut gewesen, wie cr. Dabei besaß er einen hohen Grad praktischen Verstandes; war zugleich bon seltener Herzensgute und Zuverlässigkeit und zeigte sich einem Iedeu, ber sich an ihn wandte, hilf.iereit. Ich glaube, es sind wenig Euro-päer in Palembang gewesen, wes Nauges und Standes sie auch fein 74 mochten, die ihm nicht den eine«! oder andern Dienst zu verdanken ge» habt haben. Er war von sehr heiterer, sich stets gleichbleibender Geniüthsstimlnnng, immer fröhlich »nd aufgeräumt; die Seele aller, besonders der von eingeborenen Großen gegebenen Festlichkeiten. Die Achtung, in welcher er bei Malaien sowohl als bei Arabern und Chinesen stand, war so groß nnd das Vertrauen, welches sie in seine Scharfsinnigleit, sein Urtheil »nd seine Rechtfchaffenhcit setzten, uon der Art, daß sich die Gewöhn--heit gebildet hatte, bei Zwisten und Streitigkeiten übel das Mein nnd Dein, selbst wenn der Gegenstand des Streites ein bedeutender war, sich an Fisher als Schiedömann zu wenden und sich feinem Allsspruche zu unterwerfen. So schlichtete er eine Menge von Zwisten, die anders, bei der großen Proceßsnchtiglcit Zumal der Chincs?n und Araber, zn kostbaren und langdauernden, die Gemüther erbitternden Rechtshändeln geführt haben würden. Seine geräumige, altmodische und sehr eigenthümliche, aus Planten errichtete und an, oder richtiger gesagt, halb in dem Mousi auf Pfäh-len ruhende Amtswohnung, Pabean genannt, enthielt eine lange uiid schmale, nach dem Flnße sehende, mit einer Neihevon Stühlen besetzte Galerie, welche den beliebtesten und besuchtesten Versammlungsort der Palembangscheu Honoratioren bildete. Nach Sonnenuntergang bis zur Stunde des Abendessens, war diese Galerie der Schauplatz eines steten Kommens und Gehens von Gästen, welche alle von dem gastfreien Hausherrn mit gleicher Herzlichkeit uud Freundlichkeit empfangen wurden. Für Vicle, besonders solche, die schon Jahr nnd Tag zu Palcmbana, verweilten, war der Besuch des Pabean in den Abendstunden eine feste tägliche Gewohnheit, ja ein wahres Vebeusbedürfniß geworden. Auch wenn Fisher selbst abwesend war, fand der Besuch jener, in dem gesell' schaftlickcn Leben zu Palembang einen so besonderen Platz einnehmenden Valerie des Pabean in kaum vermindertem Maßc statt, und war als-dann ein alter, vieljähriger malaiischer Hansbediente, eine Art von Original, d?n Alle kannten, der von einem Jeden frenndlich angesprochen wurde und uon Zeit zu Zeit sich einige Neinc, bei keinem andern Ve^ dienten geduldete Freiheiten erlauben dnrfte, beauftragt, die Honneurs der Galerie wahrzunehmen m'.d für die Pewirlblm^ des Besuchers mit Thee nnd Manilla-Cigarren Sorge zu tragen. Was am meisten für diesen vortrefflichen, in mancher Beziehung merkwürdigen Mann spricht, ist der Umstand, daß derselbe sich fast, ein halbes Jahrhundert, bis in sein hohes Alter, sowohl bei allen Residenten von Palembang, seinen Chefs, wie verschieden dieselben ihrer Ge-sinmmg und Denkweise nach im Allgemeinen auch sein mochten, als auch bei der europäischen wie bei der asiatischen Bevölkerung, stets in 75 ungeschwächter Achtung und niemals vermindertem Ansehen erhalten hat. Auch unter den eingeborenen Häuptlingen, mit denen ich in dem Haufe des Baron de Kock näher bekannt und theilweise selbst befreundet wurde, sind mehrere oemerleilsnierth. Zu diesen gehörte iu erster Stelle dor Neichsverweser, holländisch „RrMbestierder", Pangerau Fer-dana Mantri, welcher damals die Zwischenpcrson zwischen der malaii schen Gesamlutbevölkerullg der Nesidcntschaft und dem Residenten bildete, also eine Stellung einnahm, die in vieler Beziehung mit jener der ja^ vamschen Regenten übereinstimmte. Der Reichsverwefer war ein gro ßer, stattlicher Mann von vornehmer Haltung, aber leichten und gcfä'lli gen Manieren, dessen heller Verstand mir bei meiner ersten Unterhaltung mit ihm ein'euchtcle. Herr de Kock hielt viel von ihm, vertraute ihm durchau« und hat sich auch niemals iu ihm betrogen gesehen. Dessen ungeachtet aber kam dieser ausgezeichnete, in hohem Grade einflußreiche Häuptling nicht sehr lange nachher, als unter dem Nachfolger des Ober? steu de Kock die schon oben erwähnten Uurnheu in den Hochlanden von Palemdang ansbracheu, iu Verdacht, die Hände hierbei im Spiele zu haben uno es nicht aufrichtig mit der uiederläudischen Negierung zu meinen. Er wurde nach Java übergeführt und daselbst eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet. Obwohl dieselbe nicht das Mindeste zu seiuem Nachtheile ergab, so widersetzten sich doch an höchster, maßgebender Stelle Erwägungen politischer Art seiner Rückkehr nach Palem-bang und wurde er, in Folge hiervon, mit seinen Frauen und Kindern zu krawang auf Java, wiewohl unter dem Genusse einer zureichenden Pension, für immer internirt. Leider kommen solche Fälle, wo mit Beziehung auf eingeborene Fürsten uuo andere Hochgestellte das streuge juridische Recht nicht zur Geltung gelaugt, sondern, im entschiedensten Gegensatze zu demselben „m Folge politischer Nothwendigkeit" wirklich Unschuldige durch sehr harte Maßregel« für ihr ganzes i> gleichmäßig schön geformte männliche Gestalt von mittlerer Höhe und eine so edle und einnehmende Gesichtsbildung gesehen wie bei ihm. Sein Benehmen und srin Austand waren die ei' nes Fürsten; voller Würde und nicht ohne eine gewisse Zurückhaltung, aber zugleich sehr höflich nnd einnehmend. Wenn er festlich und reich nach arabischer Weise gekleidet, mit einem weiten und faltenreichen, bis auf die Füße fallenden Kaftan von schwerer kirschrother Seide über den Nuterkleidern von schneeiger Weiße, während ein indischer Shawl von großem Werthe um seinen Turban gewunden war, und ein anderer ihm als Gürtel diente, Sonntags Abends den Residenten besuchte, konnte man sich eine edlere und mehr impWumde Erscheinung kaum deukeu. Er hätte einem Maler als Modell zu einem Bilde des Chalifen Harouu al Nasbid oder des Sultans Salaeddiu dieneu können. Noch im Jahre 1863, als wir uns wiedersahen, kam mir sein Neüßeres, trotz seines hohen Alters, besonders stattlich vor. Gr galt für sehr reich und hatte mehrere Schiffe, mit denen er für eigene Rechnung bis nach Chiua, Vorder-Indien, dem rothen Meere und dem Golf von Persien Handel trieb; besaß auch außerdem viele Häuser, Gärten und Felder, sowie eine beträchtliche Anzahl vo« Scla^ ven. Man hielt ihn für geizig, vielleicht aber nur weil er etwas zurückgezogen lebte und kaum jemals, gleich dcn malaiischen Große» und deu Chefs der Chinesen, große und kostbare Feste gab. Seine vollkommene Ehrenhaftigkeit auch in geldlichen Sachen, wurde indessen von Keinem, der ihn näher kannte, im mindesten bezweifelt. Mit der Anlage zum Gelderwerbe und dem Zusammenhalten des Erworbenen vereinigte sich bei ihm so reges geistiges Leben, wie ich es auf den indischen Inseln bei einem Nichteuroväer niemals wiedergefunden habe. Außer dem Malaiischen und Arabischen verstand, sprach nnd schrieb er das Persische voll-lomlucn gut; hatte eine Menge iu dirsrn Sprachen geschriebener Bücher gelesen und besaß eine über 1200 Bände zählende Sammlung theils histori- 78 scher, theile und hauptsächlich aber auch theologischer, die Exegese des Korans betreffender sowie poetischer Schriften. Ich bemerkte iu semer Bibliothek aber nur drei gedruckte Bücher, nämlich eine in Paris mit größter ty-pographischer Eleganz erschienene Ausgabe des Koraus; eine andere, zu Bulak in Aegypten gedruckte Ausgabe desselben, sowie endlich eine Pariser Ausgabe des arabischen Urtextes der „Tausend und eine Nacht." Alle übrigen Bücher in dieser Bibliothek waren Manuscripts Nuter diesen zeichneten sich viele durch eine bewundernswürdige Gleich-mäßigleit, Sauberkeit und Schönheit der Handschrift aus. Ihr Besitzer machte mich uüt Beziehung hierauf, besonders auf einige persische Schrift ten aufmerlsam. Das Prachtstück iu der ganzen Sammlung war ein Exemplar des Ehah Nameh von Firdusi iu zwölf Bauden klein Folio, welches Sjavif Ali vor Jahren zu Bender Abassi für eine beträchtliche Summe erstanden hatte. In jedem Bande war das Titelblatt, sowie die erste Seite oben wie an den Seiten, ebenso reich als sauber und sorgfältig mit Gold, Purpur und Ultramarin arabeskenartig verziert. Sjarif Ali hatte von der Bedeutung der Buchdruckortunst für die Verbreitung und Bewahrung menfchlicher Cultur keinen sehr hohen Begriff, uud war der Meinung, daß die Vervielfältigung der Bücher durch die Schrift genüge. Die Schönheit der Schrift aber erhöhte iu seinen Augen den Werth eines Buches nicht wenig. Er besaß vielseitige historische und literarische Kenntnisse, so daß man ihu fast einen Gelehrten nennen konnte, aber sein ganzes Wissen betraf ausschließlich den muhammedauischen Osten und war allein aus orientalischen Quellen geschöpft. Alles Wissen uud alle Bildung des Abendlandes war ihm durchaus fremd geblieben und interefsirte ihn auch uicht. Sjarif Ali war ein recht- uud streuggläudiger sunnitischer Muhammedaner, desseu ganze Haudelsweise durch die Vorschriften des Korau geleitet wurde; aber ohne Fanatismus und selbst voll Wohlwol len gegen Andersgläubige. Ich habe verschiedene längere Gespräche mit ihm über das Christenthum und den Islam, über die Stellung der Frauen im mnhammedamschen Osten, über dao Halten von Sclaven u. s. w. gehabt, wobci cr mir seine Ansichten hiervon in der ruhigsten und besonnensteu Weise sehr ausführlich aber durchaus objektiv mittheilte, ohne seiue Ueberzeugung als die richtige mir aufdrängen zu wollen. Seine Lebensweise, fowie die Einrichtnng seines Hausweseus waren durchaus nach der Art seiner Väter, ohne alle Beimischung vou europäischen Sitten und Gewohnheiten. Er hatte von mehreren Frauen viele Kinder, von denen verschiedene, Söhne sowohl als Töchter, bereito verheirathet waren und ihm eine Anzahl von Enkeln geschenkt hatten. Diescr zahlreichen Familie, deren einzelne Glieder fest zusammeuhicltcu, 79 stand Sjarif Ali, als patriarchalisches Haupt, von Allen geachtet und hochverehrt, mit ebensoviel Würde als Weisheit vor. Später wird sich die Gelegenheit bieten, auf diesen mir besonders werth gewordenen Mann zurückzukommen. Den entschiedensten Gegensatz zu diesem feingebildete«, durch sein Aeußeres wie durch seine Haltung und sein ganzes Wesen so sehr ausgezeichneten Araber dot das Oberhaupt, oder wie sein officieller Titel, ist, der Kavitain dcr zu Palembaug anwenden Chinesen, Tau Kongsiuue, ein sehr wohlbeleibter Mann iu mittleren Jahren, mit kleinen schief-stehenden Augen und der eigenthümliche:! Gesichiöbildung seines Volkes. Er war ein Lebemann, von fröhlicher GemntlMrt, sehr gesprächig und in seinem Wesen mitunter fast zu frei und ungenirt. Auch er war sehr wohlhabend und befaß öändereien. Häuser und Schiffe. Da er gastfrei war, häufig Gaste bei sich sah und nicht seltm großartige Festlichkeiten veranstaltete, wobei es in jeder Beziehung hoch herging und eine reiche Bewirthung mit Speise und Trank, der Europäer nach europäischer, der Malaien nach malaiischer Sitte stattfand, so war Tan Kongsioue bei den Einen wie bei den Andern, trotz seines etwas unmanierlichen Wesens beliebt und gern gesehen. Die Stadt Palembang liegt an beiden Ufcrn des Moufi, an denen sie sich in der Länge von 7 — 8 englischen Meilen ausdehnt, besitzt aber bei dieser beträchtlichen Länge :mr eine äußerst geringe Tiefe, da ganze Strecken bloß aus einer einzigen Neihe von Häusern bestehen. Die Ursache dieser Bauweise liegt theils in der Beschaffenheit des Bodens, welcher nur in der unmittelbaren Nähe des Flusses eine größere Festigkeit besitzt, aber schon in geringer Entfernung von demselben, zumal an sei-ttem rechten Nfer, weich und sumpfig ist; theils aber auch darin, daß Alle, Vialaien wie Chinefeu und Araber, den Mousi als die Haupt< ftratze der Stadt ansehen und deßhalb ihre Wohnungen fo dicht wie Möglich an demselben und selbst in und auf ihm erbauen. Hierdurch ist die Stadt bei zunehmendem Anwachse, von der Stelle ihrer Gründung, dem schon erwähnten Palembang lama, ihrem ältesten Viertel, im Laufe der Zeit meilenweit den Flnß hinaufgerückt und rückt auch jetzt noch immer weiter nach oben. An dem rechten wie an dem linken Ufer ergießen sich innerhalb der Stadt zahlreiche kleinere Flüsse und Bächc, mal. Soungei, in den Mousi. Man kaun dieselben, da auch ihre Ufer vorzugsweise als Vaustätten für Hänser gewählt werden, gewissermaßen als Nebengassen von letztgenannter Hauptstraße betrachten. Diese verschiedenen Soungei's dienen zugleich als Begrenzung der einzelnen Kampong's oder Kwartiere, deren 'Valkmbang im Ganzen 5>2 zählt lind von denen 32, mal. Kampong 60 ilir, auf dem linken, 16 aver, mal. ^amMg oulon, auf dem rechten Ufer des Monsi gelegen sind. Der letztere ist bei Palembaug ungefähr gen Negiernngsgebäudc, die vornehmste der Moschecu, mal. MeWd, der- größte uud besuchteste der Pazar's, sowie die Wohnungen aller niederländischen Ahmten und Offiziere, einiger europäischer Kanflentc uud aller malaischen Großen und vorl'.ehmeren Araber. Die Chinesen dagegen, selbst die reichereu und angeseheneren unter ihnen haben sich von jeher vorzugsweise auf dem rechten Ufer angebaut. Die Zahl großartigerer monumentaler Gebände zu Palembang ist sehr gering, kaum nennenswerth. Nur die folgenden verdienen vielleicht der Erwähnung. Das eine ist das gegenwärtige niederländische Fort, früher der befestigte Wohnsitz, mal. Kratou, des letzten Sultans des Reiches Palembang; das andere die Wohnung des Residenten und das dritte die Hauvtmoschce. - Ersteres wurde von dem Sultan Muhammed Vad»ureddin, der von 1776 — 1804 regierte, nuweit des Monsi nnd von diesem nnr durch die unmittelbar neben ihm hinführende Hauptstraße getrennt, in den 81 achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts errichtet, und anstatt des früheren, von dem Flusse mehr entfernten Kraton's, zum Wohnsitze für sich und seine Nachkommen bestimmt. Fünfundzwanzig Fuß hohe und ungefähr zehn Fuß dicke Mauern von gebackrucn Steinen schließen eineu beträchtlichen viereckigen Platz ein, auf dem früher die Wohngebäude des Sultans und seiner zahlreichen Frauen, Vertrauten, Bedienten und Leibwächter! der Rathssaal; die Schatzkammern und viele andere Räumlichkeiten sich befanden. Das an der Flußseite befindliche Hauptthor ist besonders für die Vertheidigung eingerichtet und erhebt sich thurmartig über die Nina/ mauer. Den Raum innerhalb der letzteren nehmen jetzt Kasernen für 1l)00 bis 12s)l) Mann, dic Wohnungen der meisten Offiziere, Magazine und andere für eine so beträchtliche Garuifon nothwendige Gebäude ein. Auch find jetzt in den vier Ecken dieses frühern Kraton's Bastionen errichtet nnd mit Stücken besetzt. Später, bei den Unruhen der Jahre 184!) nnd 185l), winde dieses Fort, um dasselbe noch besser gegen llebcrfälle zu beschützen, außerhalb seiner Niugmauer, mit einem Graben nnd einer dichten, undurchdringlichen Hecke von Stachelbambus, einem vortrefflichen Hülfsmittel der indischen Aefestigungskunst, umgeben. Die Wohnung des Residenten mit ihren Nebengebäuden liegt ostwärts von dem Forte, kaum hundert Schritte von oemselbeu eutferut. Das Hauptgebäude aus Backsteinen, ist geräumig, cuthält aber nur eine Etage und ruht auf zwanzig Fuß hoheu Vogen und Pfeilern. Zu feiuem Vorportale, von wo man eine schöne Aussicht auf den Fluß und den lenseit desselben liegenden Theil der Stadt hat, führt eine Doppeltreppe hinauf. Vor der Wohnung des Residenten bis zu der Hauptstraße und von ihr durch ein Gitter getrennt, breiten sich zierliche, wohlerhaltene Garten-anlagen aus. In ihrer Mitte ist der Flaggenstock, unter !)" 59' 26" s. Br. und 104" 45>' 6" o. v. Gr., aufgerichtet. Die Moschee liegt nördlich von dem Forte auf einem geräumigen, d?n arabischen Namen „Atmcidan" führenden Platze. Sie ist eiue der srijtzten und schönsten in Niederländisch-Indien. Von drei Seiten, der nördlichen, südlichen und östlichen, führen Treppen zn eben so vielen Eingangsthoren in ihr Inneres. Diese Portale haben große, dreieckige, von l-'mer doppelten Säulenreihe getragene Giebel. Die nach Westen, Mekka, ^richtete Seite des Gebäudes ist ohne Eingang und es erhebt sich da-gelost, von der eigentlichen Moschee getrennt, ein siebeuzig Fuß hohes, Ms drei Etagen bestehendes Minaret. Jede dieser Etagen ist außen mit k'ner um sie herumführenden offenen Galerie versehen. Das Hauptgebäude hat eine Breite von K<> bei einer Tiefe von ^^ Fuß. Sein Inneres ist ebenfalls mit Säulen geschmückt, welche 6 ft2 zugleich das eigeuthüiulich geformte Dach tragen, letzteres sieht »äm lich aus als bestände es aus drei abgestumpften, auf einander abstellten Pyramiden von ungleichen Verhältnissen, so daß die zweite kürzer und schlanker als die erste ist, die dritte aber in derselben Weise geringere Maaße als die zweite zeigt. Der Fußboden in der Moschee ist mit Marmorplatten belegt. Sie wurde zu Ende des vorigen Jahrhunderts, unter der Regierimg des schon erwähnten Sultans Muhammed Badou-heddiu, von einein holländischen Architekten erbaut. Als ich zuletzt in Palembang war, schien ?s mir, als ob sich an diesem ziemlich imponi renden und nicht unschönen Gebände Spuren des Verfalles in Folge von Verwahrlosung und ungenügender Unterhaltung zeigten, welche ich Mich nicht erinnerte früher daran wahrgenommen zu haben. Alle Häuser in Palembang, deren Gesammtzahl sich auf 45M be läuft, sind des morastigen Bodens wegen auf Pfählen erbaut, mit Aus' nähme der sogenannten „Rakkits", einer sehr eigenthümlichen Art ganz auf dem Flusse ruhender, und obschon an dem Ufer festliegender, doch von den Wellen bewegt werdender Wohnungen. Die der reicheren und vornehmeren Malaien, Chinesen und Araber sind häufig sehr nett aus dicken Planken gezimmert, sorgfältig m einander gefügt, fowie in ihrem Innern mit Schnitzwerk und Vergoldung verziert. Die Dächer bestehen aus Schiw deln. Die Mittelklasse wohnt in einfacheren nnd schmuckloseren Häufern aus Brettern, während der ärmste Theil der Bevölkerung sich mit solchen behilft an denen die Eckpfeiler aus Stämmen der Nibonng-Palme bestehen, die Wände und das Dach aber aus den Blättern dieses Bau mes bereitet sind. Unter dem Himmel der indischen Inseln genügt ein solches Haus, wenn cs Schutz gegen Negeu nnd Wind gewährt, dem Bedürfnisse vollkommen, wie ich aus eigeuer Erfahrung weih, da ich zu Tambas au der Westküste von Borneo Jahr nnd Tag in einem ähn lichen gelebt und mich wohlbefunden habe. Ich habe der „Rctttits" erwähnt. Unter dieser Benennung versteht man zu Palembang schwimmende, auf einer nach Art eines Flosses zn sammengefügten Unterlage von Bambusrohr, erbaute Häuser. Je nach der Größe und der davon abhängigen Schwere des Gcoändes, welches sie zu tragen bestimmt ist, besteht dk'se Unterlage ans zwei bis vier und selbst mehr Schichten der stärksten Bambusrohre. Dieselben sind so mit einander verbunden, daß jede obere Schicht sich mit der nächst unteren kreuzt. Das Bambusrohr besitzt aber durch die. in seiner Höhlung be findlichen, mit Vuft erfüllten Fächer, eine besondere Tragtraft auf dem Wasser. Die Größe dieser Flösse und der auf ihnen erbauten Häuser ist sehr verschieden. Ich bin in einigen, Europäern zugehörenden gewesen, die Raum für eine ganze Familie boten nnd aus einem Salon mit 83 zwei Zilmmvn auf jeder Seite, einer hinteren nach dem Lande gerich» teten uud einer vorderen ans den Fluß sehenden, von ihm durch eine Balustrade getrennten Galerie bestanden. Sämmtliche Gemächer aber waren geräumig und sehr bequem, ja selbst mit Luxus ausgestattet und meublirt. Viele dieser Nattit's sind aber bedeutend kleiner 'und ungleich einfacher eingerichtet. Es giebt selbst eiue beträchtliche Anzahl solcher, wo auf einem nur wenige Quadratfuß großen Flosse sich einfache Hü> teu vou Bambus oder den Stämmen und den Blättern der Niboung palme besinden. Diese Nattit's, bilde», vo», dem Flusse ane, die vorderste oder erste Häuserreihe von Palembang. Die meisten vou ihnen sieht man oberhalb des Fort, sowie unterhalb des großen Bazars, weil das Flußufer zwischen diesen Heiden Gebäuden, sowie vor der Wohnung des Residenten frei bleiben uinß und nicht bebaut werden darf. Alle Nattit's sind mittelst langer und starter, aus Rotang gedrehter Taue am Ufer an Pfählen befestigt. Poll der Landseite führen zu ihnen lange aber schmale, aus einfachen Planten oder Balken bestehende Brücken, auf denen man sich häufig Mischen anderen, Nächstliegenden Gebäuden fomlich durchwinden muß. Bricht in einem NaMt Feuer aus, so losen augenblicklich alle anderen, sich in seiner Nähe befindenden die Notaugtaue, um sich durch den schnellströmeuden Fluß aus der gefähr^ lichen Nachbarschaft wegführen zu lassen. Es soll selbst hin und wie der geschehen sein, daß bei nächtlicher Weile, wenn alle Bewohner eines NaMt in festem Schlafe lagen, das Tau, welches letzteres am Ufer festhielt, entweder durch Zufall oder durch die Böswilligkeit Anderer gelöst wurde. Wie sehr erstamtten nicht in solchen Fällen die Bewohner, wenn sie an« andern Morgen mit dem Rattit mehrere Meilen den Strom hmabgetriebcn waren und sich, anstatt an der gewohnten Stelle, in men schenleerer Einöde befanden. Kleinere Nattit's der einfachsten Art find auch für die Bewohner des Innern der Residcntschast Palembang, namentlich ihres höher gcle geuen Theiles, das meist gebräuchliche Fahrzeug für die Neise nach der Hauptstadt und man sieht sie, beladen mit den Erzeugnissen jener Gegenden, sehr häufig den Mousi herab treiben. In Palembaug werden alsdauu, zugleich iml seiner Ladnug, auch die Bambusrohre des Flosses verkauft. Ich bemerkte schou, das? die linke Hälfte von Palembaug nicht ganz so niedrig gelegen sei als die rechle. Diesem Umstaude uud der Sorge, welche daselbst fortwährend auf den Unterhalt und die Erhöhung der Wege verwandt wird, verdankt man, daß sich auf dieser Seite des Flus ses die Gelegenheit zu sehr allgenehmen und selbst längereu Spazier gangen bietet. Auf solchen, zwischen Häusern und Gärten hindnrchfüh 6" rendcn, meistens von den herrlichsten Fruchtbäumen, wieDontou's, Man-gustan's, Dourian's u. a. m., an denen Palembaug eine wunderbare, kaum glaubliche Fülle und Mannigfaltigkeit besitzt, überschatteten Wegen, gelangten wir bei nnsern fast allabendlichen Wandelungen zu verschiedenen Punl'ten und Totalitäten, welche, als Merkwürdigkeiten des Ortes, Herr de Kock die Freundlichkeit hatte nur zn zeigen und zu erklären. Hierzu gehörte das Grab des Sultans Aodnl Nachman, der von 1649—1694 regierte nnd dessen Andenken als das an einen weisen, gerechten und wohlwollenden Fürsten, noch bei der gegenwärtigen Vevöl' tcrung fortlebt nnd in hohen Ehren gehalten wird. Dasselbe von dem Volke nach dem Orte wo es sich befindet, Tjindü Balcmg, gewöhnlich das von Sultan Tjindi' Balcmg genannt, ist wohlnnterhalten nnd besteht in einem nur wenig verzierten aber fest und start aus gebraunten Stei-nen errichteten, mit einer einzigen Thür versehenen, viereckigen Gebäude. Auch sein Inneres ist durchaus schmncklos. Die Stelle in seiner Mitte, wo die deiche des Fürsten einfach in der Erde ruht, ist mit einer Einrahmung von Gisenholz umgeben, währeud an dem Haupt- wie an dem Fußende sich aufrechtstehende, in arabischen Schriftzeichen den Namen, das Alter und die Ncgierungszeit des Verstorbenen anzeigende Leichen-steine befinden. Unweit dieses Grades, an dem von Palembang nach der nördlichsten Mündung des Mousi, Aanjou Assim, führenden Wege, befand sich zur Zeit meiner ersten Anwesenheit zu Palembang, die in mehr als einer Beziehung erwähnenswerthe, dem Araber Za'i'd Abubeker ben Omnao gehörende, von ihm errichtete nnd unter seiner ^eitnng wirtende Zucker^ fabrik. Für den Bedarf derselben waren ausgebreitete Felder in der Nähe, von ihm mit Zuckerrohr bepflanzt worden. Diese großartige Fa^ brik war von ihrem sehr intelligenten Besitzer auf eine höchst sinnreiche nnd verständige Weise angelegt worden, wobei eigenes Nachdenken, mehr als frühere Erfahrung lind Belehrung durch Andere ihn geleitet hatte. Die Maschine, deren sämmtliche Theile von ihm selbst aus Eiscnholz verfertigt waren, arbeitete mit Wasser. Leider wnrdeu die Iutelligeuz, der Fleiß und die Ausdauer dieses Manner durch die Erfolge seiner Thätigkeit schlecht belohnt, da der Boden vm> Pak'inbang für Anbau von Zuckerrohr wenig geeignet ist. Es schießt schnell und üppig in die Hohe, wird dickstämnüg, ist aber zn wässerig lind enthält wenig Sij' tzigkeit. Andere Spaziergänge führten uns zn den, nnr noch aus wenigen Ueberresten der Ringmauer und des Hanptportales bestehenden, unter niedrigerem Gebüsche nnd einigen hochstämmigen Waringi's fast gänzlich verborgenen Ruinen des schon erwähnten 5lraion'5 der Sultane von Pa- 85 lembang, Vorgängern von Muhammed Vadonheddin, sowie nach einer ungefähr drei englische Meilen von dein Forte entfernten, Boukit Si< gantang genannten, sich hügelartig über das stäche, morastige Land in seiner Umgebung erhebenden Stelle hin. Anf diesem anmuthig gelegenen, mit einigen hochstämmigen Waldcsriesen, vielen Fruchtbäumen und einer reichen Vegetation von niedrigeren Pflanzen geschmückten Platze be> findet sich ein altes Grab, welches cine BMslegende als das von Ale rander dem Großen bezeichnet. Einer andern Ueberlieferung nach, soll ein Nachkomme des Macedonierö Beherrscher von Palembang gewesen sein, anf dem Voukit Sigantang gewohnt und daselbst sein Grab gefunden haben. Daß dieses in Verehrung und gewissermaßen heilig gehaltene Grab, Mal. .Hramat, die Gebeine weder vo>l Alexander noch von einem seiner entfernteren Nachkommen in sich aufgenommen hat, bedarf feines Be weises. Ein ganzes Dorf und zahlreiche Priester bewachen dasselbe; häusig haben Wallfahrten, nicht mir von Einzelnen sondern von ganze» Schaaren gläubiger Muhammcdaner dahin statt und es werden dort Opfer gebracht und Vereinigungen zu gemeinschaftlichem Gebete und andere Andachtsübungen, Mal. Sedetka, gehalten. Wunderbar, beinahe unerklärlich ist mir immer vorgekommen, nicht fo sehr, daß die Sage von Alexander den: Großen sich nach dieser Weltgegend hin verbreitet hat, sondern daß sie daselbst Jahrtausende fortbestehen und sich erhalten konnte. Jedes malaiische Fürstenhaus auf Sumatra wie auf Borneo und überall im indischen Archipel, wo Niederlassungen von Malaien sich befinden, leitet feinen Urfprung von Kindern ab. welche der macedonische Eroberer in den Ländern am Indus mit den Töchtern der dortigen Fürsten gezeugt haben sol!. Seine halbmythische, legendenartige, noäi mehr als die Mittheilungen des Talmud über ihn, mit Wundern und mährchenhaften Abenteuern ausgeschmückte Ge schichte, bildet das Vieblingsbuch der Malaien und ist allgemein uutcr ihnen verbreitet. Ich selbst habe zn Palembang unter anderu malaiischen Werken zwei nicht ganz mit einander übereinstimmende Handschriften des „Hitaiiat Sulthün Islander Djultarnam" der „Geschichte Alexanders des Gehörnten" erstanden. Auch der europäische Theil der Bevölkerung von Palembang inacht nicht selten- einen Ausflug nach dem Bonkit Sigantang, nm daselbst auf wirtlich festen« Grund und Nodcu, in anmnthiger Umgebung, unter dem erfrischenden Schatten der Bämm gesellig emcn Tag zu verleben. Er wähnt sei »wch, daß die letzteren in auffallender Weise von sehr zahl reichen, verschiedenen Arten angehörenden Eichhörnchen belebt werden. Diese Thiere, niemals verscheucht und verfolgt, sind beinahe zalim und fürchten die Anwesenheit von Menschen nicht, sondern kommen von den Bäumen 86 herunter um sich ihnen zu nähern, nnd von ihnen Früchte, Neis, Zucker u. s. w. zn empfangen, ähnlich wie solches bei den Affentolonien zu Pasferuaug, Malang und an andern Orten auf Java stattfindet. Einer der weiteren Spaziergänge ist auch der nach dem alten Pa lembang. Meistens aber inacht man den Weg dorthin mit einer Vidar auf dem Flnffe, um zu Fuß zuriickzulehren. Auch dort und in seiner Nähe befinden sich viele, meistens sehr wohl erhaltene Gräber Palem-bang'scher Fürsten und Großen aus früherer Zeit. Mit Ausnahme des von Sultan Kamarneddin, der in 1716 starb und des einer Fürstin, der Raton Senouhon, der Frau des Pangeran Sindang Kenaijang, welcher von 1616—1627 die Regierung zu Palembang wahrnahm, weiß man nicht mehr mit Sicherheit wem sie angehören. Das Grab der Ratou Senouhon ist in dem Kampong Sabokientieng gelegen und wird, als das einer durch Verstand und Tugend ausgezeichneten Frau, welche durch die genannten Eigenschaften den größten Einfluß auf ihren Mann und durch diesen auf das Wohl des Landes ausübte, von der ganzen Bevölkerung von Palembang hoch verehrt. Noch jetzt bestehen daselbst mehrere Gewohnheitsrechte, Mal. Adat, welche cmf ursprünglich von ihr erlassenen Verordnungen gegründet sind. Fortwährend besuchen zahlreiche Andächtige ihr Grab um daselbst zu beten uud zu opfern. Dasselbe weicht von dem oben beschriebenen dcs Sultans Abdul Rachman zu Tjind^ Balaug nnd den andern zahlreichen Fürstcngräbern zu Palembang lama nur insofern ad, als es sich nicht in einem aus Backsteinen errichteten, sondern in einem ails Eneuholz gezimmerten Be gräbnißyause befindet. Dieses hölzerne Gebäude sah, ungeachtet es fast schon dritthalb Jahrhunderte allen zerstörenden Einflüssen des indischen Klima bloßgestandeu hatte, doch noch dnrchaus wohlerhalten alls und als ob es erst wenige Jahre alt wäre. Nur das Dach, gleichfalls aus Gisenholz, hätte, so erzählte mir Herr de 5lock, im ^aufe der Zeit zwei bis dreimal leichter Ausbesserungen bedurft. Mau sieht hieraus, daß das Holz der Sideroxylon Arten seineu Namen „Eisenholz", Mal. Kajon Vessi, mit Recht fülirt, da es in der That so unvergänglich als Eisen, vielleicht selbst noch unvergänglicher als dieses ist. Das Grab der Ratou Senouhon selbst zeigte nur oariu eine Abweichung von denen der anderen Fürsten, daß an seinen vier Ecken nw gcfähr fünf Fuß hohe Säuleu angebracht waren, an welchen ein durchsichtiger Vorhang von Flor ausgespaum war. Vcmertenswerth erschien mir auch noch, daß iu mehrere»! der He grä'bmßhänser, besonders in denen aus älterer Zeit, sich neben dem fürst-lichen Grabe, wiewohl in einem gewissen Abstände voll diesem, das Grab eines Arabers befand. Bei den frühereu Sultanen bestand nämlich der Gebrauch, wenn zu Palembaug ein im Rufe der Frömmigkeit uud 9? Nechlgläubigkeit stehender Araber starb, seine deiche in dem Begräbniß-hause zu beerdige», welche« jeder Fürst schon zu seinen Lebzeiten für sich selbst errichten ließ. Hierzu gab der Gedanke, daß die Nähe der körperlichen Ueberreste von einem Landsmanne des Propheten, seinen ei^ genen eine sanftere Ruhe bereiten werde, die Veranlassung. Zu Palembang lama wurde mir auch die „BatuAmpar" genannte Stelle gezeigt, wo die erste, zn Anfange des siebenzehnten Jahrhunderts gegründete niederländische Faktorei zu Palcmbang, welche später von den Vingeborueu verrätherisch überfallen und ausgemordet wurde, der Ueberlieferung nach gestanden haben soll. Ungleich interessanter als der Besuch jener zahlreichen Gräber ma laiischer Fürsten und Großen, deren ich nur erwähnt habe, weil sie mir als Merkwürdigteiten des Ortes gezeigt wurden, war für mich die Ve^ sichtigung der oberhalb dee Fortes, au dein Mousi gelegenen Wevkstätte der großen, „ Pautjallan's" genannten Fahrzeuge. Sie sind von eigenthümlicher aber vorzüglicher Arbeit und deßhalb im ganzen indischen Archipel berühmt. Die Pamjallan's haben eine Länge von 60—75 bei einer Breite dou l>- 8 Fuß, sind vorn und hinten spitzzulaufend und bestehen, mit Ausnahme des Deckes, der Uebcrdachung und inneren Einrichtung, aus einen, einzigen Baumstamme. Sie haben einen Tiefgang von 12 bis l8 Zoll, überragen mit ihrem Borde dic Wasserfläche nicht mehr als ^ — 'i Zoll und werden von 12—16 Mderern auf jeder Seite pfeilschnell auf dem Flusse fortbewegt. Zum Bau dieser Fahrzeuge dieneu hauptsächlich zwei in den höher gelegenen Theilen 'der Residentfchaft wachsende, Kloutong und Agrawan genannte, sehr mächtige nnd hoch stämmige Bäume. Der erstere, dem Geschlechte Artocarpus angehörend, dessen Holz braunroth, fast purpurfarben ist, gilt für diesen Zweck als der vorzüglichere. Wenn ein solcher Baum gefällt ist, wird der Stamm an Ort und Stelle roh zugehauen, hierauf uach dem Mousi oder einem seiner Nebenflüsse geschleppt uud auf einem Flosse uou Bambus nach Palembang übergeführt. Auf der daselbst für den Bau der Pantjallan's eingerichteten, werftartigen, gcränmigen Wertstätte wird alsdann der Stamm mit der größten Vorsicht und Sorgfalt außen weiter bearbeitet und inwendig ausgehöhlt, bis die Waud eine Dicke von nicht ganz vier Zoll erlangt hat. Hiernach füllt mau die Höhlung mit Wasser, während an der Außenfeite Feuer angemacht wird. Bei dieser Behandlung uud der hiermit abwechselnden entgegengesetzten, wobei der Banmstamm umge-lehrt und sein Inneres der Einwirkung des Feuers bloßgcstellt wird, während man seine Außenseite mit Wasser degießt, entfernen sich die ^eitenwände mehr und mehr von einander, indem zwischen ihue»! an- 88 brachte Stichen und Querhölzer verhüten, daß die Wände sich wieder zusammenziehen. Diese Verrichtung muß unzählige Male wiederholt werden bis das Fahrzeug die erforderliche Breite von 6 — 8 Fuß erlangt hat. Nach jedesmaliger Behandlung mit dem Fener und Wasser wird zugleich die Dicke des Holzes vermindert, bis dieselbe nur noch etwa 1^/2 Zoll beträgt. Wenn 25 bis 30 fleißige Arbeitsleute anhaltend au einem solchen Pantjallan beschäftigt sind, tann ihr unterer Theil, das eigentliche Boot, in drei bis vier Monaten fertig werde». Die feinere Arbeit an dem-selben, nämlich es zu glätten; mit dem Verdecke und dem anf diesem zu errichtenden, hausähnlichen, nicht selten ans mehreren Gemächern bestehenden ^ogis für die Reisenden mit diesen Fahrzeugen zu versehen; die innere Einrichtung hiervon; die Verzierung der Außenseite mit Schnitze werk sowie der Anstrich und die theilweise Vergoldung erfordern noch 5 — 6 Monate Arbeit. Die der Regierung gehörenden Pantjallan's, mit denen der Resident von Palembang seine Inspektionsreisen längs der Ufer des Mousi und seiner Nebenflüsse macht, sind Muster von bequemer und zugleich eleganter Einrichtung. Es befinden sich in ihnen ein hinteres Schlaf-gemach sowie ein vorderes Wohn, Eß und Empfangszimmer, in welchem 8 —10 Personen, an einem iu der Mitte stehenden Tische, bequem auf Stühlen Platz finden können. Ein zweites, etwas kleineres, für die Dienerschaft eingerichtetes, worin sich zugleich die Nnche befindet, folgt dem ersteren unmittelbar nach. Diese Fahrzeuge können aber nur die Flüsse befahren wem« ihle Fläche ruhig ist und keine Stürme sie bewegen. Die Bevölkerung der Hauptstadt Palenwang beträgt etwas mehr als 46,000 Seelen und besteht aus ungefähr 4^,000 Malaien, gegen 2200 Chinesen, gegen 1600 Araber, etwa 1<1<» Europäern, die Garnison nicht ^mitgerechnet und fast ebenso vielen Fremdlingen ans dem in dischen Archipel und den Nachbarländern des Kontinents. Die Malaien zuPalembang sind aber nicht so rein und nnvernüscht geblieben wie ihre Vandesgenossen in dem Inner» und der westlichen Hälfte von Sumatra, sondern zeige» eine nnvertennbare Beimengung von javanischen Voltselementen, sowohl in ihrer Sprache, wie in man chen Sitten, Gewohnheiten lind Gebräuchen, namentUly in dem Eeremo-mel, der Lebensweise, der Haus und Hofbaltimg ihrer Großen, welch«' an ähnliche, an den Fürstenhöfen zu Djokjakarta und Snratarta auf Java noch jctzt fortbestehende erinnern. So ,',. B. war der schon er wähnte Neichsverweser Paugcran Ferdana Mantri, den man, zur Zeit meiner ersten Anwesenheit zu Palemdang, in gewissem Sinne uoch als den Repräsentanten der höchsten Macht gegenüber der eingeborenen Bevölkerung ansehen tonnte, wo er ging und stand, von einer Schaar, 89 freilich größtentheils schon ältlicher weiblicher Bedienten mit nackten Schultern, Armen lind fast zu sehr entblößten Brüsten umgeben. Sie um standen seinen Stlchl, wenn er Sonntags Abends bei dem Obersten de Kock zwischen den übrigen enroväischen nnd asiatischen Gästen an dem Vm^t-m»-Tische saß, »nd reichten ihrem (Gebieter, subaid er hiernach verlangte, aus reichen, goldenen Gefäßen die mundgerecht zubereiteten Siri-oder Betel-Blätter. Die erste Veranlassung zu dieser Veruiischnng der malaiischen Sprache und Sitten, namentlich bei der höheren Polkstlasfe, unt javanischen Ele menten gab die Eroberung von Palembang durch Ario Damar, einen Sohn von Anko Widjogo, den, letzten Beherrscher des mächtigen Hindu reiches Modjopahit im östlichen Java, nicht lange vor dem im Jahre 1478 n. Chr., iu Folge der gewaltsamen Emführnng des Islam auf dieser Insel, stattfindenden Zusammenstürze desselben. Im Jahre 1544 hatte aus dem muhammedauischen Reiche Demal auf Java eine neue Einwanderung von Palembang unter einem Häuptlinge .Namens Gcding Souro statt. Der Vetgerr wurde Beherrscher von Palembang nnd von ihm stammen dir bis 1649 regierenden, damals noch nicht den Titel Sultan führenden Fürsten dieses Neiches ab. Die malaiische Bevölkerung uon Palembang ist im Ganzen genom men wohlgebaut und ziemlich lräftig von H örperwnchb. Beide Geschlech ter, besonders aber die Frauen, zeigen bei einer gewissen Fülle der For Men die, ohne in Dickleibigleit überzugehen, bei ihnen dock bemerkbarer hervortritt wie bei den meisten andern malaiischen Boltsstämmen auf Sumatra, innerhalb des eigenthümlichen Naceutypus, nicht selten fehr angenehme und selbst schöne Gosichtsbildnngen. Besonders die Frauen, welche häufig sich zugleich durch die Hellfarbigteit ihrer Haut auszeich neu, sind, ihrer körperlichen Schönheit sowohl als der Anmuth ihrer Haltung und ihres leichten gefälligen Wesens wegen, im ganzen indischen Archipel berühmt. Sie gelten dabei für intelligent nnd sind, obschon nicht viel sittlicher und laum weniger finnlich, doch im Allgemeinen sehr viel gutherziger als die Männer zn Palembang. Den letzteren schreibt man alle weniger guten Eigenschaften zn, welche man so oft als für den Nationalcharatter der Malaien bezeich» "ende, denselben specifisch bedingende hervorgehoben hat. Man hält sie lür grausam, vcrrätherisch nnd nnzuverlässig, rachsüchtig, sinnlichen Ge Nüssen sehr ergeben nnd zugleich für träge und arbeitsscheu. Ihnen zuge fügte Beleidigungen vergeben sie niemals. Wenn sie selbst nicht im Stande nnd in der Gelegenheit sind hierfür Rache zu nehmen, so ver klbt ftch die Beleidigung und die Verpflichtung der Rachenahmc auf Ander, «indesfinder nnd alle Verwandten. Alle feindlichen Gefühle "ber, uon denen ihr Herz bewegt wird, verstehen sie mit großer Ge 90 schicklichteit in ihren Gesichtszügen unerkennbar zu machen. Dabei sind sie dem Mißbrauche des Opiumrauchens sehr ergeben und leidenschaftliche Freunde von Hahngefechten, bei welchen oft sehr große Summen für und gegen die streitenden Thiere verwettet werden. Die furchtbar heftige, häufig eitlen Mord veranlassende Oemüths-aufregung, welche dnrch dieses hohe Wetten anf den Sieg des einen oder des anderen Hahnes bei ihren Besitzern erzeugt wird, ist Ursache davon, daß diese Gefechte für gewöhnlich verboten sind und nur bei besondere, festlichen Gelegenheiten unter dem Auge der Polizei zugelassen werden. Um cinm Maaßstab davon zn geben, wie herrschend und allgemein die Leidenschaft für Hahngefechte und die damit verbundenen Wetten bei allen Malaien ist, erwähne ich noch, daß ich i. 1.1tttt2, anf der Reise, welche ich damals von Palembang nach Beutoulen durch einen betracht lichen Theil des Innern von Sumatra machte, fast in einem ieden Haufe Hähne fand, die eigens für den Kampf mit ihresgleichen genährt, gepflegt und erzogeu wurden. In Palcmbang besteht anch noch der grausame Gebrauch den Hähnen, um den Streit zwischen ihnen blutiger und schneller entscheidend zu macheu, all ihren natürlichen Sporen ein zweites Paar sauber ans Stahl gearbeiteter, schön polirter, zwei Zoll langer, sehr scharfer und spitziger, zu befestigen. Von der Häufigkeit des Vorkommens von Mordthaten zu Palembang habe ich mich während meines ersten Anfenthaltes daselbst nur zu gut überzeugen können. Es geschah nämlich, znfolgr meiner Neiseauzeichlmugeu, während der drei Monate, welche ich im Hause des Obersteu de Kock zubrachte, uicht weniger als sechsmal, daß, wenn wir spät Abends beisammen saßen, noch die Anzeige von einem in dem einen oder andern Kampoug verübten Morde gemacht, wurde. Meistens erschien alsdann am andern Morgen in der Resideutswohnuug, so zahlreich wie möglich, die ganze Familie des Ermordeten, Männer, Frauen und Kinder bis zu dem Säugling an der Vrust seiner Mntter, um voll dem Residenten als dem Vergegenwärtiger der höchsten Macht, die strengste Bestra^ ftmg, ja die Tödtung des Mörders zu erflehen. Fast gleichzeitig aber und nicht weniger zahlreich stellte sich die Familie des inzwischen flüchtig gewordeneu Mörders daselbst ein, nm zu seiuer Freisprechung alle nur deutbaren wahren und erdichteten Entschuldigungen vorzubringen. Ich selbst bekenne offen, daß ich, in meinem persönlichen Perkehre sowohl mit den Malaien im Allgemeinen als mit den Bewohnern von Palembang im Besonderen, keine Gelegenheit gehabt habe, den National-charatter dieses Volksstammes so ungünstig zn benrtheilen wie man von jeher gewohnt gewesen ist ihn zu schildern. Wohl ist wahr, sie sind selbstbewußter, unabhängiger uud freier gesinnt, ertragen daher die Herr^ 3l Schaft der Europäer über sie nicht mit derselben Geduld nud demselben ^leichmuthe wie anderc Stämme auf den indischen Inseln, besonders aber wie die Javaner. Sie besitzen auch viel weniger Anlage nnd Neigung znm ^and^ bau, wie namentlich die letzteren nnd sind aus diesem Grunde der niederländischen Regierung von geringerem Nutzen und liefern ihr viel weniger Vortheile wie die Bewohner Java's. Würde man den moralischen Nerth beider Volksstämme durchaus uupartheusch wägen, so dürfte viel> leicht dor der Malaien sogar der schwerere sein. Auch Oberst de Kock, der deu Charakter der Malaien aus dem Grunde kannte, hielt Alle keineswegs für so durchaus trenlos nnd ver-^ätherisch als man sie gewöhnlich schildert. Er vertraute ihnen selbst unter scheinbar sehr bedenklicheu Umständen. Ein Beispiel hiervon habe >ch selbst erlebt, Eines Abends, schon gegen Mitternacht, als einige andere Herren mit dein Obersten und nur noch an dem Whisttischc saßen, stürzten ein Paar Bedienten in das Zimmer mit der Meldung, daß im Hort Brand sei. Wir flogen auf die vordere Galerie des Haufes, wo Wir Muth und Flammen eines großen Feuers sich aus dem Kraton Theben sahen. Die andern Gästr eilten so schnell sie tonnten fort und Herr de Aock, nachdem er sich iu Hast die Uniform umgeworfen, nach dem Fort. Im Weggehen rief er mir zu: „Doktor, bringen Sie 'Ueiue Frau und Mnder nach dem Hause des Ferdana Mantri!" Solches geschah auch von mir sogleich. Es brannte nnr eine aus Holz errichtete Kaserne ab und das Feuer Wurde gelöscht ohne weiteren Schaden anzurichten. Daß der Oberste, Was auch geschehen möchte, fein theuerstes Besitzthum uirgcndo für siche-^kr bewahrt hielt alo in dem Hause des malaiischen Häuptlings, bewies wie sehr er demselben vertraute und vertrauen tonnte. Denn, "bschon eo wenig wahrscheinlich war, daß die eingeborene Bevölkerung dir durch den Brand im Fort verursachte Verwirrung zu einem An Hl'lsfe auf dasselbe benutzen werde, so lag solches doch teincsweges au-«erhalb aller Möglichkeil, zumal mit Hinblick auf den Umstand, daß "le Niederlassung der Niederländer zu Palembang, seit ihrem ersten Ent-"ehen, schon zweimal an^gemordet worden ist. Eben derselbe Pangeran «erdaua Mantri abev wurde, wie ich fchon oben mittheilte, durch den Nachfolger von Herrn de Nock wegen nnzuverlässiger und vrrrätheriscber Gesinnung gegcu die Negieruug in Untersuchung gezogen nud obschon '^n nichts bewiesen wnrde, aus seinem Vaterlande verbannt. Die malaiische Bevölkerung von Palcmbaug bekennt sich ohne Autz- ^hnle zum Mam und beobachte! alle Gebote nnd Borschriften dieser '"eligion, zum mindesten äußerlich, mit großer Genauigkeit. Die große ^oschce auf 5,^1 Atmeidan ist alle Freitag stark besucht und zwar von k" Reicheren nud Solchen, die vorzugsweise andächtig erscheinen wol' 92 ten, in weißer Kleidung. Auch sieht man an allen für besonders heilig und verehruuaFwürdig gehaltenen Oerteru, wie bei den oben erwähnten Gräbern u. s. w., stets Viele beten nnd opfern. Ebenso pilgert jährlich eine beträchtliche Anzahl von Palembangern nach Mekka zum Grabe des Propheten, um sich von dort den bei ihren VandKleuteu in Ansehen und Achtung stehenden Titel eines Hadji zu holen. Die Zahl der muhammedamschen Priester zu Palembang ist sehr groß, viel zu groß für die Hahl der Bewohner dieser Stadt, Einigc Kwartiere sind ansfchließlich von ihnen bewohnt. Die meisten derselben leben auf «'often der Bevölkerung und zwar hauptsächlich der ärmeren und niedere», Klasse, auf welche sie, außer dem materiellen Schaden den dieselbe von ihnen hat, auch in geistiger uud moralischer Beziehung nach lheilig einwirken. Sie zwingen die Bevölkeruug zu einer strengen und sorgfältigen aber bloß äußerlichen uud iu leeren Formen bestehenden Beobachtung aller in dem Koran enthaltenen religiösen Vorschriften, ohne im »lindesten zugleich auch auf ihre Gefinnung einzuwirken. Der größte Nachtheil aber geschieht dadurch, daß die meisten dieser Priester den fa-natischen Haß gegen das Christenthum, von den» sie selbst beseelt sind, auch ihren Anhängern mitzutheilen und dieselben hierdurch sür die christlich-europäische Gesiuuuug, Bildung und Sittlichkeit durchaus unzugäna/ !ich zu machen vcrsteheu, Der Ueberlieferung nach war Arw Damar, jcuer schon genannte Prinz aus dem javanischen Fürsteuhause von Modjopahit. der Eroberer von Palembang iu der letzten Hälfte des 15>. Jahrhunderts, der erste welcher sich daselbst zum Islam betauute. Er wurde von einem Araber, NamenÖ Nachmau, vom Hindmsnms, der Neligion seiner Väter, zu je »er des arabischen Propheten bekehrt. Ein anderer ähnlicher aber noch größerer Uebelstand, als die große Anzahl der mnhammcdauische,! Geistlichkeit zu Palembang, auf den ich von Herrn de >iock, als auf einen Wurm, der an dem materiellen Wohle der Bevölkerung dieser Stadt nage, wiederholentlich aufmerksam gemacht wurde, ist der überaus zahlreiche Adel. Derselbe besteht aus zwei wesentlich von einander verschiedenen Massen. Die erste, welche man als den hohen oder fürstlichen Familien-Adel bezeichne» könnte, umfaßt m>' ter den, malaiischen Collectivnameu „Priiai" alle Nachkommen nnd Veo wandten der früheren Sultane. Znr Zeit, wo diese noch herrschten, hatten die Mjai's, selbst die dem regierenden Fürsten schon ferner stehenden, au itnu eiueu Auhalt, bezogen größere oder kleinere Apana' gen, genossen Ansehen, Einfluß uud erfreuten sich, freilich nicht selten zum großen Nachtheile des gemeine« Mannes, einer Menge materieller Voriheile und Begünstigungen. Die Abfeynng des letzten Sultane Mahmud Badonreddiu i. I. 185N aber, wo die niederländische Regie 93 ^littg all die Stelle desselben trat, mußte, wie sich nicht anders erwürgn ließ, im höchsten Grade nachtheilig auf alle ^ebensverhältnisse der Vrijai's einwirken. Nur weitigen von ihnen wurde von der niederländisch mdischen Regierung eine mäßige, sich nicht auf ihre Nachkommen ver^ erbende Pensum zuerkannt. Sie verarmen deshalb immer mehr und mehr, smd durchaus ohne Einfluß und genießen tem einziges faktisches Vorrecht vor jedem andern Malaien. Dessen ungeachtet aber sind sie, im Bewußtsein ihrer vornehmen Abstammung, sehr anmaßend und, was das schlimmste ist, zu stolz »m zu arbeiten, nicht aber um, wie sehr.von ^er Regierung hiergegen auch gewacht wird, die Verehrung, welche ihnen als Abstammliugen ihrer früheren Herrscher von der Masse der Bevölkerung noch gezollt wird, nach Kräften auszubeuten und, so weit es nur lnöglich ist, ans Unkosten derselben zn leben. Die Masse der Prijai's umfaßt vielleicht Tausend und mehr Mit' Ilieder, da die Tnltane gewohnt waren eine Menge von Frauen in ih len Harems zu halten, von denen sie strts eine zahlreiche Nachkommenschaft hatten. Obgleich dieser Theil der Bevölkerung der vornehmste ist, so ist derselbe doch zngleich der meist entsittlichte und treten vielleicht nirgends wie bei ihm, alle den Malaien zugeschriebenen schlechten Eigenschaften des Charakters so lebhaft hervor. Ungeachtet ihrer stets zunehmenden Armuth treibt ihr Stolz sie an noch immer, wenigstens nach außen, mit einem gewissen Prnnke aufzutreten, wie um so größere Entbehrungen sie hierfür in ihrem Hause auch erdulden nnd zn welchen schlechten nnd entehrenden Mitteln sie, bei i'Invr großen Trägheit und Arbeitsschen, deßhalb auch ihre Zuflucht nehmen müssen. Man erzählte 'nir, daß Vielen selbst das ehrlose Mittel der Prostitution ihrer schönen grauen nnd Töchter mit Europäern nnd reichen Chinesen nicht zu schlecht ^'schiene. Einige Wenige machen hiervon eine rühmliche Ausnalmn'. Viele jener ebenso schon als sorgfältig aus Elfenbein, Holz, Bambus und Fischzähnen ^schnitzten Gegenstände; die alls Holz, nach Art der chinesischen und ja ^Nischen, gedrehten nnd mit ^ack überzogenen Tassen; die prächtigen ^'ch mit Gold dnrchwebtru seidenen Sarongs ». s. w., welche mir zu '^lembang zn Kanf angeboten wnrden, stammten, wie ich hörte, aus "u Häuser» einiger vornehmeren Prijai's und waren theils voll ihnen, llieils von ihren Frauen verfertigt. Einige von ihnen sind selbst, frei M) im Geheimen, Gold lind Waffenschmiede, oder beschäftigen sich mit der Vervielfältigung malaiischer und arabischer Handschriften. Die zweite blasse der Palembang'scheu Noblesse, die der Mautri's, ^nme man als eine Art erblichen Vri.'f- oder Beamten^ Adels bezeich-Uen. Der Name Mantri schlich! ?ine Anzahl anderer, wie Toumongong, "klnang, Krango, Mas Agvns, 5tiaij Agous in sich, Kiaij Mas, mit 94 welchen Titoln dir früheren Sultane Personen aus den, Volle hervor hoben, deren Dienste als Beamte sie nöthig hatten, Dieie Mantri's wa ren Spione nnd dienten als solche der geheimen, argwöhnischen Polizei des Sultans-, seine Geheimschreiben, Kassenbeamte; Aufseher über du Magazine von Nris und Zinn sowie die Verwalter der ^ändereien deß Sultans mW der vornehmeren Prijai's. Ihr Einfluß auf die Bevölkerung und das Ansehen in welchem sie standen, war aber niemaw be deutend genug um mit denen der letztgenannte» verglichen werden zu tönneu. Gerade ans diesem Grunde gereichen sie jetzt, wo sie gleich falls zunehmender Verarmung lind Bedeutungslosigkeit anheim gefallen sind, der Bevölkerung viel weniger zum Nachtheile. Während der Herrschaft der Snltane bestand zwischen beiden Klas sen des Adels eine so scharfe Abschcidung, dasi selbst Ehebnndnisse zwi schon ihnon nur ausnahmsweise und allein mit Zustimmung des Für ften stattfinden durften. Heirathete in solchen Fällen, was hin und wieder geschah, ein angesehener Mantri selbst eine Tochter des Sultans von einer Nebenfran, so wurden die Kinder aus dieser Ehe uur Man tri's, gleichwie auch diejenigen, welche ein Prijai mit der Tochter eines Mantri erzeugte, nicht den Nanq ihres Vaters erhielten, Uebrigens hat die Masse der Mautri'5, was Intelligenz, Thätig' koit und Geschäftstüchtigteit betrifft, von jeher viel höher als die der Prijai's gestanden. Aus diesen« Grunde wählt die niederländische Re gierung alle Diejenigen, welche zu inländischen Beamten in der Resident schaft Palembang herangebildet werden sollen, vorzugsweise aus ihnen. Für die Bevölkerung von Palcmbang im Allgemeinen ist es eil' Glück, daß die niederländische Negierung dnrch ihre Einwirkung aus da? Ganze, ohne zu diesem Zwecke besonderer Maßregeln zu bedürfen, dn' erwähnten Standesverschiedenheiten in dieser Nesidentschaft, besonders aber in der Hauptstadt, mehr und mehr nivellirt. Nach wenigen Generationen wird selbst von den Prijai's kaum noch die Rede sein-Das Ansehen, in welchem sie jetzt noch bei der Mehrzahl des Volte? stehen und hiermit ihr schädlicher Einfluß auf letzteres, wird vo» Jahr zu Jahr geringer werden nnd endlich zn ihrem völligen Aufgehe" in dasselbe führen. Sie selbst aber werden zu ihrem eigenen Wohlr, durch Noth lind Armuth gezwungen, sich mehr und mehr der Arbeit und Thätigkeit zuwenden müssen. Zu der großen, sie selbst am meisten entehrenden Freiheit, welche, wie bemerkt, manche der Prijai's, mit Verleugnung aller orientalische" Sitte nnd selbst des gerade bei den Malaien in eiuem so sehr hohe" Grade bestehenden Gefühles der Eifersucht, ihren Fraueil nud Tochter" verstatten, oder letztere sich selbst erlauben, wenn sie, bis zur Unkend lichteit verhüllt, bei eintretender Nacht mit leichten Djoutons vor ein' OH zelnen NaNits voll Gnropärrn imd Chinin still halten, um deren Be sitzer» einen Äesnch zu bringen, bildet dev Zwang, dem die Frauen der vornehmen Palembanger äußerlich unterworfen find, einen auffallenden Gegensatz. Der Bliä teines fremden Mannes darf auf sie fallen und sie müs' fen, selbst wenn sie in dem eigenen Hause sich aus einen: Gemache in das andere begeben, das Gesicht unter einem Schleier verbergen. So oft Frau de Kock, welche mit den vornehmen Malaiinnen even so gut umzugehen verstand als der Oberst mit ihren Männern, auch von ihnen in hohem Grade geliebt und verehrt wurde, einen Besuch von den Frauen des Neichsverwesers oder anderer Großen empfing, mutzten jedesmal alle zufällig in der vorderen Veranda anwesenden Her ren, wenn jene Damen eintraten, nm sich nach dem Zimmer der Ba ronin zu begeben, ihnen auf Ersuchen von Herrn de Kock den Nucken zukehren. Nur allein der letztere hatte, in seiner hohen Stellung, daß Vorrecht diese Damen, ohne daß sie jedoch auch ihm gegenüber sich entschleiert hätten, bei ihrem Eintritte in sein Haus zu empfangen und nach den innern Gemächern zu geleiten. Durch die Anwesenheit so vie,' ler Araber zu Palembang und den Einfluß den sie schon seit Jahrhunderten auf die Sitten des Landes, namentlich auf die strenge, äußerliche Befolgung der Vorschriften des Koran ausgeübt haben, dürfte auch der erwähnte, sich bei deu Fürsten und Großen auf Java m'cht wiederfindende Gebranch hervorgerufen sein. Die Chinesen zu Palembang sind, wie alle diesem Volke Angeböri gen auf den indischen Inseln, entweder aus den, Reiche der Mitte dorthin eingewandert oder daselbst ans Verbindungen mit Töchtern des ^an des geboren. Unter den letzteren, Paranatan's genannt, findet man die angesehenern, gebildeteren und auch die reicheren. Wie überall im indi scheu Archipel ist der Gelderwerb das Ziel ihres Strebens und bildet für sie gewissermaßen deu Hauptzweck des Lebens. So lange es für sie noch zn erwerben gilt, sind sie außerordentlich thätig und nach allen Dichtungen hin betriebsam; besonders mit Beziehung auf die Geschäfte des Handels, wozu sie eine besondere, mau fönntc fast sagen spezifische Anlage lind zugleich auch die meiste Neigung besitzen. Ich tenne zu Natavia und Sonrabaja Chinesen, die mit einem geliehenen Kapitale von zwei bis drei Gulden einen Kleinhandel der allerunbedeutendsten Art begannen und jetzt, nach ungefähr dreißigjähriger Thätigteit, Hun berttansende, vielleicht selbst Millionen besitzen. Der Umstand, daß sie trotz der ihrem Volte so besonders eigenen Neigung zum Sinuengemisse, namentlich der Schwelgerci, so lange sie arm sind, auf eine sehr spar-scune und einfache, kaun: für il,re Existenz ausreichende Weise zu leben verstehen und vor der kleinsten Ausgadr, welche nicht das allernothwendigsie 96 betrifft, zurückbeben, erleichtert ihnen den Gelderwerb ganz besondert«. Auch sind fie iu Betreff des letzteren wenig gewissenhaft, was ihnen in ihren Beziehungen zu den eingeborenen Vollstämmen, zumal sie die selben an Intelligenz wie an Thätigkeit so sehr übertreffen, liicht wenig zu statten tomml. Was ich hier über die chinesischen Ansiedler ans den indischen Inseln im Allgemeinen gesagt habe, ist auch bei denen zu Palembaug der ^all. Viele von ihnen haben sich von den kleinsten und unbedeutendsten Anfängen zur Wohlhabenheit, ja znm Reichthmne biuaufgearbeitel; besitzen Vändereien, Häuser llnd Schiffe; treiben bedeutende Handelsgeschäfte nnd erfreuen sich zugleich des Genusses der Güter, für welche entweder sie selbst oder ihre Väter, in einer früheren Periode ihres Lebens, so hart gearbeitet und so viel sich entjagt haben. Des Kapitäns der Chinesen zu Palem-bang und der von ihm gegebenen, von allen Europäern und malaiischen Vornehmen so geru besuchten Feste habe ich schon erwähnt. Die chinesische Ansiedlungin Palembang besteht, iu zunehmender Ausdeh' nuug, daselbst hauptsächlich seit den, Anfange des vorigen Jahrhunderts, nachdem i. I. l710 auf der Insel Vauka, welche damals dem Sultan von Palembang gehörte, die reichen Zinnlager entdeckt wnrden. Ein zelue Chinesen waren schon früher zu Palcmdang ausässig. Diese lockteu ihre Landsleute für die Gewinnung des Zinnes nach jener Insel. Vou ihnen aber begaben sich diejenigen, welche etwas Vermögen erworben hatten, meistens »ach Palembang, wo einträglichere Haudels gcschäfte zu machen waren als auf Vanka. Seit jener Zeit ward Pa lembang alljährlich von einer Anzahl chinesischer Djouken und Wantaug'e besucht. Bekannt waren, wenigstens der nördliche Theil voll Sumatra; die jetzige Residelltschaft Vampoug'sche Distrikten und die ^stlnste dieser Insel, nameutlich Palembaug, del« Chinesen schon zu Anfange des zehnten Jahrhunderts unter den stamen San sou t'si, San fou tjai, Sam bo tjai und Sau fou oder San fou koui'. Der Name Sumatra Sou uwuu thä lä. Japanisch' Chinesisch Sou mo da ra ist erst in neuerer Zeit bei deu Chiuesen, wenigstens auf ihren Karten und in ihren historische» Werken, in Gebrauch gekommen. Was die Araber zu Palembang betrifft, so wurde mir gesagt, daß, sie erst seit zweihundert Jahren daselbst ansässig wären. Diese Augabe erscheint mir aber nicht wahrscheinlich, da dieselben, als sie nach der Stiftung deo Islam mit so vieler Machtentfaltnug über die Grenzen ihres Vaterlandes iu die Welt hinausgetreten waren, schon währeud des ersten Jahrhunderts nach Muhammed mit ihren Schiffe» alle indischen Meere befuhren, ja selbst b>5 zu deu fernliegenden chinesi scheu Hafenortern drangen, sowohl eine<' einträglichen Handels wegen 9? als zugleich um allenthalben, wo sich die Gelegenheit hierzu bieten möchte, die Saat des Islam ausznstreuen. Dafür, daß sie schon sehr früh auch nach Sumatra gekommen sind, sprechen unter andern die in der Tansend und einen Nacht vorkommenden Erzählungen Sindbad's des Teemannes. Diese reizenden, kaum mehr als halb« mährchenhaften Reiseabenteuer enthalten großentheils als Kern und Grund« läge die Mittheilungen jener älteren arabischen Seefahrer von dem, was sie bei ihren Neisen im indischen Archipel gesehen uud erlebt hatten. Eine Menge der iu ihnen vorkommenden Einzelheiten bezieht sich aver auf die allerdentlichste und unverkennbarste Weise anf Sumatra. Schon im Jahre !)44 theilt auch Masoüdi nähere Nachrichten von dieser Insel mit, die damals Fantsoür genannt wurde. Auch wurde schon frühzeitig der Islam anf Snmatra eingeführt und verbreitet. In Atschin, dem nördlichsten Theile dieser Insel, geschah solches im Jahre 1205, unter dem Sultan Paduka Sri Sulthan Iohon Shah. Als der arabische Sheikh Ivn Vatutah i. I. 1340 nach der von ihm, P3,r5 pi'0 tow, Soumathra uud Samathra genannten, jetzt nicht mehr nachweisbaren Stadt gelaugte, fand er daselbst in dein Fürsten El Malik ei Tlahir Djamal Onddin, einen sich tren zu der streng gläubigen Sccte der Sjafel bekennenden Glaubensgenossen. Daß die Araber aber, und mit ihnen der Islam, frühzeitig den Weg nach Pa-lembang, einen, schon in älterer Zeit reichen und wichtigen Handels-Platze, gefnuden haben uud dort in wachsender Anzahl ansässig geworden sind, geht aus den: Umftaude hervor, daß der javanische Eroberer von Palembang, Ario Damar, daselbst von dem Araber Nachman vom Hnv duismus zu der Lehre voll Mnhammed bekehrt wurde. Die hentigen diesen« Volte angehörigen Bewohner Palembang's sind, gleich den Chinesen daselbst, theils selbst eiugewanderl theils in dieser Btadt und zwar meistens von arabischen Müttern geboren, so daß ihr Vlut ziemlich unvermischt gcbliebeu ist. Selten wählt ein Araber eine Eingeborene zu seiner rechtmäßigen Frau, wenn sie nicht die Tochter oines Fürsten oder Großen ist nud er dnrch diese Ehe zn Einfluß, Am srhen und Vortheilen gelangen kann. . Kein malaiischer Fürst aber sieht die Ehe seiner Tochter mit einem reichen Araber, besonders weil die letzteren sich im Auslande meistens einen höheren Nang als sie in ihrer Heimath betleiden und den Titel eines Sheikh beilegen, als eine un-ebenbürtige au. Wie die Chinesen find anch die Araber ganz vortreffliche Kanf nnd Handelsleute, fo daß die Entscheidung, wer von ihueu hierin den andern übertrifft, keine ganz leichte ist. Auch sie sind, was das Erwerben nnd ^as Zlisamincnhaltcn des Erworbenen betrifft, im höchsten Grade gedickt und gewandt, Dabei befolgen sie, selbst nachdem sie reich ge- 7 98 worden sind, eine sehr einfache und sparsame Lebensweise, so daß viel-fach der Gei.^ zn ihren nationalen Charakterfehlern gerechnet wird. Zu dieser Meinung trägt vielleicht hauptsächlich der Umstand bei, daß anch die reicheren nnd vornehmeren Araber, selbst solche, welche in den Cm pfangssälen der hohen niederländischen Beamten, zumal bei festlicheu Gelegenheiten, fast immer zu erscheinen pflegen, doch selbst niemals Feste anch für Europäer veranstalten. Ueberhanpt bält von den gebildete ren asiatischen Völkern, welche auf den indischen Inseln vertreten sind, keines in seiner Lebensweise so fest an den Sitten nnd Gewohnheiten feiner Heimath, sondert sich anch im innern, hänslichen Leben in gleichem Maße von den übrigen ab, wie das arabische. Die in Palembang lebenden Araber sind meistens Kaufleute nnd Tchiffsrheder oder ernähren fich von dem Ertrage ansgestreckter Gärten und Vändcrcien. Handwerker finden sich unter ihnen nicht. Der von einem Araber, in einem größeren Maßstabe, höchst sinnreich nnd zugleich prat^ tisch angelegten Zuckerfabrik wnrde schon gedacht. Alle sind strenggläu^ bige Muhammedauer nnd befolgen die Vorschriften des Islam, wenigstens äußerlich, mit der größten Genauigkeit. Aus diesem Grunde stehen sie bei der malaiischen Bevölkerung in hohem Ansehen und üben anf alle religiösen Angelegenheiten den größten Einfluß ans. Dieser Einfluß würde, wie mall für gewiß halten darf, leicht auch eiu politischer werden, wenn die Negierung nicht stets mit der größten Sorgfalt hiergegen wachte. Zu welcher Zeit der gegenwärtige Ort Palembang entstanden ist, und ob derselbe immer die Hauptstadt des gleichnamigen Reiches war; ob letzteres von der Hanptstadt oder diese von dein Reiche den Namen erhalten hat, sind jetzt sehr schwer zn beantwortende Fragen. Da? hentige alte Palembang, Palembang lama, soll von dem schon genann ,ten javanischen Eroberer, dem Ario Damar, eiuem Sohne des letzten Beherrschers des Hindu Reiches Modjopahit aus Java, eiuige Jahre vor dem Umstürze defselben, unmittelbar an der Mündung des Mousi erbaut worden sein. Man darf aber für gewiß halten, daß schon in einer sehr viel älteren Zeit, unweit der Müuduug dieses Flusses eine blühende, ansehnliche nnd volkreiche Handelsstadt gelegen hat, welche schon vor dem Jahre Vintansend unserer Zeitrechnung deu Arabern, Per sern, Chinesen und anderu asiatischen Böllern bekannt war und nicht selten voll Schiffen derselben besucht wurde. Die älteste Geschichte Palembaug's nnd seiner Könige, deren Al> stammung, wie die der meisten übrigen malaiischen Fürsten im indischen Archipel, anf Alexander den Großen Mrüägcführt wird, ist von einem undurchdringlichen, mythischen Dunkel umgeben. Die einzelnen, in den mehr legendcuartigen als geschichtlichen Ueberlieferungen aus dieser Pe^ riode vorkomnn'ndeu Rameu von Regenten, lassen keine Kritik zu nud 99 lönuen nicht auf irgend eine Weift historisch festgestellt werden. Selbst aus der zunächst auf Ario Damar folgenden Zeit ist lvenig Näheres bekannt. Das die Geschichte von Paleiubaug umgebende Dnntel klärt sich erst mit dem Jahre 1544 auf, wo von Demak anf Java eine Einwandt rung javanischer Großen nnter Geding Soliro llach Palembaug stattfand. Geding Souro wurde Herrscher über dieses Reich und regierte 22 Jahre, bis 1566, über dasselbe. Ihm folgten, meistens unter dem Titel von Pangerau, sieben, in rechter Vinie von ihm abstammende Fürsten bis zum Jahre 1649. Mit Pangeran Sindaug Aadja starb diese Regeutenlinieaus und eine ncne kam mit Abdnl Nachman, der znerst den Titel eines Snltaus annahm, znr Herrfchaft. Erregierte 45 Jahre bis 1695 uud ihm folgten, aus seinem Stamme, noch neuu andere Sultane bis 1823, wo Palembang dem uiederländifch-indischeu Neiche als Provinz einverleibt nnd zu einem mtegrirenden Theile desselben gemacht wurde. Auf die Geschichte der drei letzten Sultane werde ich zurückkommen. Der Name Palembang kommt, meines Wissens, in europäischen Schriften zuerst in dem Reiseberichte des portngiesischen Seefahrers Diego Pacheco Uor. Sein ^andsmann Alvaro Taleffo war^ 1506 zuerst nach Sumatra gekommen. Ihm folgte drei Jahre später Diego ^opez Sequeira und stiftete zu Pedir, Paseh uud Aru au der ^tordost - 5lüste portugiesische Handelsniederlafsnngen. Im Jahre 1511 eroberte M fonso Albnquerqne, von dort ans, die zu jeuer Zeit iu voller Blüthe stehende, reiche Handelsstadt Malakka aus der malaiischen Halbinsel. Von dieser Stadt aus umfuhr Diego Pacheco, im Jahre. 1520, läugs Atschin mid ihrer WeMste die ganze Insel Sumatra, nm länqs ihrer OMste nach dem Ausgangspunkte znrückznlehreli. Er spricht bei dieser Gelegenheit von eiuer Straße, die er Polimban nennt. Man hat geglaubt, Pacheco habe unter diesem Namen die Snuda-Straße zwischen Sumatra und Java verstanden, Biel wahrscheinlicher, fast gewiß aber ist, daß hiermit nicht letztgenannter Meeresweg, sondern jener Zwischen der Insel Banka uud dem mittleren Theile der Osttüste von Sumatra von ihm gemeinl wurde. Banta bildete damals eiuen Theil deS weiches Palembaug uud zwar eiuen wenig wesentlichen, weil die Zinnlagen auf dieser Insel zu jener Zeit noch nicht entdeckt waren. Dieser Umstand erklärt mir, wcßhalb die heutige Banta Straße zu Anfange des sechszehnten Jahrhunderts, Palcmbang corrnmpirt Polimban Straße genannt werden tonnte. Die Holländer errichteten, nicht lauge uachdem fie im indischen Archi-pl'l festen Fnsi gefaßt hatte» nnd noch vor der Gründung von Äatavia, ^'l)on iu< Jahre 1618, zu Palembang nnd zwar an dem linken Ufer ^'s Mousi, au drr obenerwa'huten, uou mir besnchten, Batu A:npat ge-bannten Stelle, eine Handelsfatlorei und suchten die Ansfuhr der 7^ 10s> Erzeugnisse dieses Reiche, welche den meisten Gewillu gaben, wie namentlich des Pfeffers, zu einem Vionopole für sich zu machen, Diese Faktorei wurde aber im ^al)re !6<)^ von der malaiische, ^eoöllernng verrätherisch überfallen, wobei der größte Theil ihrer Velvohner ermor det wurde und der übrig bleibende sich nnr mit Mühe auf die anwe senden holländischen Schiffe reiten nnd mit diesen entfliehen tonnte. I,n Jahre 1t»li4, während Joan Ma at suiter Generalgonverneur war, wurde für diese an den Niederländern ausgeübte, verrathen-schc Gewaltthat von ihren Landsleuten Rache an Palembang ge-nommen, Eine Flotte von !^5> Schiffen, nnter deni "Admiral vall der Vaan, segelte de>» Nionsi hinanf, vernichtete die auf der Insel ttomdarou nno ibr gegenüber, an der Mimdung des tleinen Flnsses Piadjon, gele genen nlalaiischen Batterien sowie andere Vertheidignngswerle nnd ließ alsdann in der Mitte Mischen beiden Hälften der Hauptstadt ihre An ker fallen. Palembang wnrde vou den holländischen Schiffen beschossen und gro'ßtentheil5 m Asche gelegt. Der Snltan nnd die Gleichgroßen flehten mm den holländischen Befehlshaber die Stadt nicht ganz zn vernichten. Sie bewiesen oder trachteten zn beweisen, dasi der Ucberfall der niederländischen I-atwrei gegen ihr Wissen, in Folge einet' plötzlichen ViMauflanfe,'.? geschehen sei, gelobten alle hieran Betheiliqten der strengsten Bestrafung zu unterziehen nnd stellten ungleich, wenn die Niederländer leine fernere Nache nehmen nnd, nach wie vor, als Frennde zu Palemdang bleiben wollten, ihnen eine Menge wichtiger Handelsvortheile in Aussicht. Es tau, zn einem Friedensschlüsse zwischen Palembang und den Niederländern. Die letzteren legten in einen, größeren Maßstabe, als die frühere gewesen war, eine neue Handelsfattorei, aber an einer an dern Stelle nnd zwar m,f den, rechten Flusmfer all. Der Sultan Abdul Rachman empfing die Investitur von dein Generalgouverneur Maatsuiter und schloß mit der indischen Regierung einen Vertrag, der den Niederländern das Monopol des Handels mit dem Reiche Palcm-bang gewährte, ihnen aber leinen unmittelbaren Einfluß anf die Regierung und die politischeu Verhältnisse desselben einräumte. Dieser erste schriftliche Handelstractat zwischen Palembaug nnd den Niederländern hat fattisch, wiewohl mit gelegentlichen Zujäken nud Ber-, ändernngcn, bis znm Jahre 1811 fortbestanden und Geltung gehabt. Iu deu letzten Regierungojahreu des Sultans >tamaroueddin, der von l 7(>l', 171 »5 regierte, war das Reich Palembang der Schanplal! langwieriger innerer Unruhen nnd Verwicklungen welche endlich in eineü Bürgerkrieg zwischen zwei Kronprätendenten ausarteten. Die Niederläu der sahen sich deßhalb genöthigt, zur Stiftnng der Ruhe, zuletzt nut ge-waffneler Hand ihren Einfluß geltend zn machen. In Folge dessen gelang" 101 einer der Prätendenten, Djaja Karama, unter dein Namen von Sultan Mahmud Badoureddin, ,716 1751, auf den Thron. Schon im ersten Regierungsjahre dieses Fürsten wurden die unter feinein Vorgänger i. I. 1710 auf der Insel Vanla entdeckten Zinn lager in Betrieb genommen. Der Handelsvertrag mit den Niederländern wurde m so fern erweitert, als ein großer Theil dieses Metalles, l 1,000 Piknl's, ihnen für einen geringen Prejs geliefert werden mnftte. Mer auch der audcre, ndrig bleibende Theil dnrfte ebensowenig als dasEr> zeugniß der Pfefferpflanze, für deren Cultnr während der Negierung von Vadonreddin die meiste Sorge getragen wurde, an andere handeltreibende Nationen als oie Holländer verkanft werden. Der genannte Fürst erwarb große Reichthümer, erbaute die von mir beschriebene Moschee und auch den alten Kraton, der 1821, in dem Kriege mit den Niederländern, zcr stört wurde und dessen Ruinen ich gleichfalls schon erwähnt habe. Anf ihn folgte, l 75! 1775, Sultan Ächmet Nadjamoueddin. Un-ler diesem Fürsten wurde der Contract mit der niederländisch oft'indischen Compagnie erneuert und auf eine für sie sehr vortheilhafte Weise erweitert. Der Sultan verpflichtete sich hierdurch den Holländern jährlich 20,000 Pitul's Pfeffer gegen 3 Realen 9 Soutou's und 30,000 Pitul's Zinn, den Pitul gegen 10 Realen zu liefern. Achmet Nadjamoueddiu entsagte zu Gunsten seines Sohnes, der als Sultan Muhammed Bahaoueddin von 1776-- 1804 den Thron besaß. Unter ihm wurde ein neuer Kraton, das jetzige niederländische Fort, erbant, während der frühere, von Mahmud Badoured-din erbante, seinem ältesten Sohne, dem Pangeran Raton zur Wohnung angewiesen wurde. Unter ihm verminderte sich der in früheren Iahreu bis auf 70,000 Pikul's uud mehr im Jahre gestiegene Ertrag der Zinnminen auf Banta mehr nnd mehr. Hierzu tam noch, daß eine beträchtliche Anzahl mit Zinn beladener Prauweu in der Nankastraßc in die Hände malaiischer Seeräuber fiel. Im Jahre l?l11 erlitt, unter dem Generalguuverneur Alting, der Handelstrattat zwischen den Niederländern und dem Sultan von Pa-lembaug eine Veränderung, Es wurde nämlich bestimmt, daß, wenn der letztere den Ersteren mehr als 90,000 Mnl's Zinn nnd 20,000 Pitul's Pfeffer liefere, er für jeden Pikul über diese Zahl einen Real Mehr erhalten solle, wogegen er, seiuerfeits, sich verpflichtete, für jedeu Ntul weniger, der Compagnie einen Real als Schadenvergütung zu entrichten. Nachfolger des letztgenannten Sultaus war Mahmud Badoureddin^ Unter welchem Palcmbang seine Selbftftäudigteit verlieren und eine Pro-vwz des niederländisch-indischen Reiches werden sollte. Die Veranlassung 102 hierzu gab die Ermordung der Holländer zu Palembang i. I. l^li, wenn nicht auf ausdrücklichen Besohl, doch ultter Zulassung von Mah> mud Badonreddin. Dieses blutige Ereigmß ist von einer so haarsträu bendcn, jedes Utenschliche Gefühl empörenden Art. daß nur die Greuel thatcu, welche in Britisch-Indien, bei dem Ausstände der Teapoy's i. I. l 857, an den Engländern zu Meerut, Cawnpore, Delhi und so vielen audern Orten verübt wurden, als Gegenstücke dazu erscheineu. Zugleich' sieht man hieraus, wie trügerisch und nnzuverlässig der Boden ist, ans wel ch«n die europäischen Machthaber in Indien wandeln. Uuter einer dünnen Erddeckc, welche jeden Augenblick unter ihren Füßen einbrechen lann, lauern daselbst furtwährend Tod und Verderben. Ich will diesen tragischen Vorfall hier in der Kürze erzählen, wie er mir aus den Mittheilungen des Baron de Kock, des Pangeran Sja> rif Ali, der als Jüngling diese blutigen Scenen miterlebt hatte und aus dem Rapporte des englischen Koloucls Robert Rollo Gillespie, von dem 18. Mai 1819, an Sir Thomas Stamford Raffles, damaligen engli schen Lieutenant Gouverneur vou Java, bekannt geworden ist Nach der Einverleibung von Holland in das französische Kaiserreich durch Napoleon, waren Java und die übrigen niederländischen Kolonien im indischen Archipel gleichfalls Theile davon geworden. Die Engländer rüsteten deßhalb in Bengalen eine Expedition gegen die genannte Insel ans, nicht sowohl um selbst sie in Besitz zu nehmen als um sie dem französischem Scepter zu entziehen. Bei den Direktoren der englisch-oft-indischen Compagnie bestand sogar die Absicht Java, von dessen überschwenglichem Reichthume und kaum zu schätzendem Werthe als Eolonie, man zu jeuer Zeit in England leine Idee hatte, sobald alle europäischen Vertheidigm-gsmittel daselbst zerstört wären, den einheimischen Für steu zum unbeschränkten Eigenthmne zu übergeben und hierauf die In-sel wieder zu verlassen. Nur die Einsicht nud menschenfreundliche Gesinnung von Vord Miulo, dem damaligen Geueralgouverueur des brittischeu Indiens, ließen diesen Plan, wovon die Ermordung aller ans Java zurückgebliebenen Europäer wahrscheinlich die Folge gewesen wäre, nicht zur Ausführung gelangen. Er selbst begleitete die erwähnte Erpedition i. I. 1X11 nach Java und richtete, als der General I. W. Iansscns, der kurz vorher von dein Kaiser als Generalgolwerneur dortliin gesandt war, diese Insel mit den von ihr abhängigen anderen K'olouieu zu Samaraug, iu der Capitula tion vom !>!. September des genannten Jahres, übergeben hatte, da-selbst eigenmächtig, unter der Oberherrlichteit der Regierung von englisch Indien, eine neue Verwaltung eiu, au dereu Spitze Thomas Stam ford Raffles als Lieuteuaut Gouverneur gestellt wurde. Die befestigte Haudelofattorci der Niederländer zu Palembang war 103 cine Dependenz von Java und fiel, durch das Recht der Eroberung die-jer Insel, den Engländern zu. Aber noch bevor sie dieses Recht zur Grltnng bringen und dir Faktorei von den Holländern übernehmen konnten, hatte der Sultan von Palembangsich der^eyteren auf die grausamste nnd verräterischste Weise zu erledigen gewußt. Mahmud Badoureddiu, grausam und despotisch von Sinnesart, zugleich alier thatkräftig uud uicht ohne Scharfsinn, zeigte seinem ältesten Sohne, dein Pangcran Raton, gegenüber stets die allergrößte Schwäche. In diesem letzteren aber erreichten alle schlechten Eigenschaf ton, welche man so oft als bezeichnend fiiv den nationalen Eharak tcr der Malaien im Allgemeinen angeführt hat, nämlich Wollnst, Falschheit uud Grausamkeit, ihren Gipfelpnntt. ^ieine Frau und kein Mädchen, anf welche sein Auge siel oder von deren Schönheit er hörte, war davor sicher das Opfer seiner ^ust zn werdeu. Widersetzte:« sich ihre Männer oder Väter, so wurdeu sie entweder heimlich oder auch ganz offenbar ermordet. Mitunter zwang er Männer bei der Ent^ ehrung ihrer Frauen gegenwärtig zu seiu nnd machte sich anch ein Vergnügen darans, wenn er in der Umgegend von Palembang zwischen Gärten nnd Feldern hermnschwä'rmte, den Ersten den Besten, der ihm entgegenkam, ohne allen Gruud mit der Vauze zu durchstoße»«. Alle Klagen bei dem Sultan über dieses, jedes Maß überschreitende schlechte Betragen seines Sohnes, fie mochten von den vornehmsten Reichs großen oder dein holländischen Residenten tommen, fanden bei Mahmud Badourcddin nicht imr teiu Gehör, sondern erbitterten ihn sogar in ho hem Grade gegen die Ankläger. Dieses letztere fand namentlich mit Aeziehuug auf den Residenten Woerman statt, welcher den Sultan wiederholt auf die Miffethaten seines Sohnes und zugleich darauf aufmerksam gemacht hatte, daß die bei der Bevölkerung bestehende uud stets zunehmende Erbitterung hierüber, wahrscheinlich früher oder später die Veranlassung zu einem Aufstandc geben würde. Während hierdurch das Verhältniß zwischen dem Sultan und dem Chef der niederländischen Handelsfaktorei immer gespannter und unfrcnndlicher ward, entwickelte sich bei dem Pangcran Ratou, dem die Ermahnungen und Vorstellungen , die seinetwegen seinem Vater von dem Residenten Woerman ge macht wurden, kein Geheimniß blieben, ein außerordentlicher Haß nnd dic glühendste Rachsucht gegen den letzteren. Hierzu kam noch daß Neide, Vater nnd Sohn, fanatische Anhänger des Islam und schon ans diesem Grunde innerliche Feinde der Holländer waren. Der Gedanke, sich ihrer auf irgend eine Weise zu eutledigeu, erstand, wie mau glaubt, gierst bei den, Paugeran Ratoll. Es wurde diesem aber nicht schwer, anch seinen Vater hierfür geneigt zu machen. Bloß hiusichtlich der Ausführung dieses Planes bestand bei Beidell eine Meinungsverschiedenheit. 104 Der Sultan nämlich zog dem nächtlichen Ueberfalle der Faktorei, bei welchem diese verbrannt und alle Niederländer ermordet werden sollten, wofür f«n Sohn stimmte, eine Handelsweise vor, welche zwar nicht weniger verrätherisch und noch grausamer war, aber, wie er glaubte, weniger Anfsehcn machen und eher zu verheimlichen sein würde. Mahmud Badoroueddiu fah in der Vertilgung der Holländer zugleich ein Mittel, sich die Gemüther der fanatisch muhammedanischen, wegen seiner strafbaren Schwäche und unverantwortlichen Nachsicht für den Pangeran Ratou, erbitterten Bevölkerung von Palembang wiederzugewinnen und dieselbe von einem Anfftandc gegen ihn selbst abzuhalten. Während der Sultan auf eine günstige Gelegenheit wartete um dieses Vorhaben zur Ansführung zu bringen, erreichte die Nachricht von dem, was sich auf Java zugetragen hatte, nämlich die Vanduug der Engländer, die Uebergabe dieser Insel durch den Generalgouvcrneur Ianssens an Sir Säumet Achmuty sowie die Einsetzung einer englischen Regie rung, Palembang. Der Snltan glaubte hiervon für seine Pläne Vortheil ziehen zu können und hielt den günstigen Augenblick ihrer Verwirklichung ietzt für gekommen. Er wähnte selbst daß die Engländer, in ihrer Eigenschaft als Feinde der Holländer, alles, was er gegen diese unternähme, nicht nur gutheißen, sondern ihn« hierfür selbst ihre Gunst und Freuudfchaft schenken würden. Vielleicht hoffte er sogar wieder zu völliger Unabhängigkeit gelangen zu köuuen, oder doch, wenn auch die Engländer anf das Schließen eines Handelstractates mit ihm andringen möchten, daß dieser für ihn günstiger als der frühere mit den Holländern sein würde. Die holländische Faktorei, Mal. Vodjie Vlanda, war nach ihrer Zer störung i. I. 1662 nicht don, wo sie früher gestanden hatte, auf dein linken Ufer desMousi an der erwähnten, Baton Ampat genannten Stelle, sondern anf seinem rechten, in der Nähe des kleinen Flusses Soungei Au-wer, wieder errichtet worden. Der Raum, den sie daselbst einnahm, wurde später mit einem chinesischen Tempel, einem tleiueu Vazar und einer Anzahl größtenthcils chinesischer Häuser bebaut. Auch diesen Ort habe ich besucht. Von Ueberbleibseln iener Faktorei ist letzt keine Spur mehr zu finden. Dein Ehef der Faktorei, zugleich Residenten bei Mahmud Vadour-eddin, Woerman, einem einsichtsvollen, mit allen Verhältnissen zu Pa-lembaug wohlvertrauten Manne von besonnener aber entschlosseuer Sin nesart, konnte die zunehmende Gefahr der Vage, in welcher er und die übrigen Niederländer daselbst sich befanden, kein Geheimniß bleiben. Der Haß den Veide, sowohl der Sultan als, in noch höherem Grade, der Pangeran Natou ihnen zutrugen und bei dem fanatischeren Theile der Bevölkerung gegen sie, als Ungläubige, anzuschüren sich deeiferten, 105 War dem Residenten zu gut bekannt, als daß er von dieser Seite nicht auf das Allerschlimmste gefaßt gewesen wäre, Wocrman hätte sich mit seinen Untergebenen vielleicht noch zu rech' ter Zeit durch die Flucht retten können. Er beschloß aber den ihn anvertrauten Posten bis zu dem Augenblicke, wo er mit den Engländern hinsichtlich der Uebergabe der Faktorei an sie, eine ehrenvolle Capitulation schließen könne, nicht zu verlassen und allen, ihm von dem Sultan und der Bevölkerung von Palembang drohenden Gefahren, muthig die Stirn zu bieten. Die Faktorei war, wie schon bemerkt wurde, befestigt und, wenn auch nicht gegen ciue regelrechte Belagerung, doch gegen einen Handstreich start genug. Der Resident ließ deßhalb die Wachsamkeit innerhalb der Faktorei verdoppeln uud alles in Bereitschaft bringen nm im Falle, daß dieselbe von den Malaien plötzlich und unerwartet überfallen werden mochte, Ge-walt mit Gewalt abwehren zu können. Die Zahl der Niederländer und der zu ihncu Gehörenden betrug zwischen 110 und l 20. Sie bestand aus den Beamten der Faktorei mit ihren Frauen, Kindern und Be> dienten, sowie 70-80, hauptsächlich javanischen Soldaten unter ihren europäischeu Offiziere«. Alle Beamten, Offiziere und Soldaten theilten die Gesinnung des Chefs der Faktorei und waren, gleich ihm, entschlossen sich gegen Angriffe von Seiten des Sultans bis auf deu letzten Mann zu vertheidigen. Aller persönliche Perlehr zwischen dem Sultan und dem Residenten horte auf und, was zwischeu Beiden zu verhandeln war, wurde von dritten Personen besorgt, wozu vou holländischer Seite meistens vornehme Chinesen gewählt wnrden. Niederholt ließ der Sultau Herrn Woer-mauu ersuchen uud auffordern ihn in seinem >traton zn besuchen. Der letztere wies diese Einladungen aber stets von der Hand, weil er die Ueberzeugung haben tonnte daß bei einen, solchen Besuche sein Leben gefährdet sein würde. Auch die übrigen Niederländer wagten nicht mehr die Faktorei zn verlassen und selbst nicht ihre unweit derselben befindlichen Gärten uud Vändereieu zu besuchen. Da geschah es, daß der Paugeran Ratou eiues Nachts, mit seiuen Begleitern in das sehr nahe an der Faktorei gelegene Haus eines Chinese,, einbrach, dessen schöne Frau die Begierde nach ihren, Besitze bei ihn, erweckt hatte. Er verlangte selbst, der Chinese solle bei der Schän dung seiucr Frau zugegen sein und wollte ihn durch sein Gefolge hierzu zwingen. Der Chinese aber schrie so laut daß eine Patrouille javani' scher Soldaten aus der Faktorei ihm zu Hülfe kau,. Bei ihrer Ankunft flüchtete der Paugeran Ratou mit seinen Begleitern in seme, sich in der Nähe befindende Bidar uud stieß vom Ufer ab, bevor er "vch von den Soldaten erkannt werden konnte. Er machte sich diese», 106 aber selbst bekannt, indem er, als sein Nachen sich einige Ellen von dem Ufer entfernt hatte, anhalten lieft und der Patrouille zu rief: „Ihr kennt nicht die Macht und den Einstuft Desjenigen, an wel cben Ihr Ench jetzt so verwegener Weise vergriffen HM. Wisset zu Eurem Schrecken, ich selbst bin es, der Pangeran Ratoll nnd vernehmt von mir zu gleicher Zeit, daß Ihr Alle binnen drei Tagen ermordet sein werdet. Eure Wohnnngen werden der Schauplatz so grofter Ver^ Wüstung sein, daft fortan nnr noch die Vögel ihre Nester darin bauen können." Als der Resident am andern Morgen dem Sultan von diesem nacht' lichen Borfalle Mittheilung machen ließ, ward dieser sehr erzürnt und aufgebracht. Nicht der Paugeran Naton, so war seine Antwort, hätte sich der Gewaltthat gegen den Chinesen schnldig gemacht, sondern die selbe wäre von einigen javanischen Soldaten au« der Faktorei begangen. Sein Sohn habe die ganze Nacht den Dalam, das Innere seiner Woh^ nung im Kraton, nicht verlassen. Einige Tage später, des Morgens, erschien Pangeran Muhammed, ein Araber lind naher Verwandter von Mahmud Badourcddin, in der Faktorei, nm im Namen des letzteren, den Residenten Zu ersuchen, sich nach dem Kraton zu begeben, weil der Sultan mit ihm über sehr wichtige Angelegenheiten sprechen müsse. Herr Noermcm gab dieser Einladung keine Folge. Paugeran Muhammed war noch in der Faktorei, als ein zweiter Bote von dem Sultan ankam um die Einladung zu wiederholen. Es war dieser ein zum Islam übergetretener Chinese, der Demang Osman, ein Mann den« die Holländer ihr Vertrauen schenkten. Er erklärte dem Residenten, er könne sich ohne alle Gefahr zum Sultan begeben; dieser fei keineswegs böse gegen ihn gesinnt und denke nicht daran ihm Uebles znznfügen, Resident Wocrman weigerte sich auch jetzt noch die Faktorei zu verlas' sen. Als aber der zweite Resident uud der Garnisons-Kommandant ihm vorstellten, ob es vielleicht nicht verständiger wäre wenn er der Einladung des Snltaus Folge leistete; daß ein längeres Weigern seinerseits denselben nur noch mehr erzürnen werde; daß es nicht denkbar sei daß Mahmud Vadonreddin sich an ihn vergreifen sollte; daß sie selbst bereit wären ihn nach dem kraton zu begleiten, so beschloß er endlich, bloß um nicht feige zn erscheinen, sich zn dem Snltan zu begeben uud stieg zu diesem Zwecke, begleitet von den, zweiten Residenten, dein Komman danten sowie einigen andern Offizieren und Beamten, in die bercitlie-gende Pantjallan. Während Pangerang Muhammed uud Demang Osman sich bei den« Residenten befanden nm ihn zu dem Befuche des Sultans zn überreden, hatte ihr außergewöhnlich zahlreiches Gefolge, begünstigt durch 107 dic Unvorsichtigkeit der Schildwachten, welche cms die Staatsprauw des Sultans, die aufgeputzten Ruderer in derselben mid was auf dem Flusse vorfiel, mehr Acht gaben als ans dasjenige, was sich in ihrer immittelbaren Mhe ereignete, sich nacheinander allmä'hlig in die Faktorei eiuzn-schleichen gewußt. Zugleich sammelte sich, gleichfalls von den Schild-Wachten nnbemerkt, außerhalb derselben eine große Volksmenge an. Der Resident und die ihn begleitenden Niederländer befanden sich taum in der von dem Sultan geschickten Staatsprauw, als man sie plötzlich und ganz unerwarteter Weise überfiel, ihnen das Seiteugewehr entriß, sie ihrer Oberklcioer beraubte und ihnen die Häude auf dem Rücken festband. Diese Gewaltthat war zugleich das Zcicheu für den Ueberfall der Faktorei. Von allen Seiten überstieg das aufgereizte Volk die Mauern um sich mit denen, welche bereits früher eingedruugeu waren und auch jetzt noch durch die Hauptpforte eindrangen, zn vereinigen. Die Ueberrumpeluug war so wohl vorbereitet nnd gelangte mit einer solchen Geschicklichteit zur Ausführung, daß die Besatzung gefangen und gebunden war, ehe sie sich von dem Schrecken und der Ueberraschung über das, was geschah, erholen und zu deu Waffen greifen tonnte. Wie die Garnison und alle zu der Faktorei gehörenden Europäer und Javaner, wurden auch ihre Frauen und Kinder anf die roheste Weise mit Stricken gebuudeu, Inzwischen hatte sich ciue Menge kleinerer Prauwen dem Ufer genähert. Der Resident Woerman nnd die anderen Herren wurden ans dem Staatsfahrzeuge deo Sultans in eine derselben geworfen, während mau die anderen mit den übrigen Holländern, den javanischen Soldaten, den Frauen und Kiudern füllte. Hierauf fuhren sämmtliche Pranwen den Fluß hinunter bis zu seiner Mündimg, dem Dorfe Sounsang gegenüber. Hier fand ein Schauspiel von so haarsträubender Grausamkeit statt, wie man sich kaum vorstellen kann. Der Pangcran Raton sowie ewige Prinzen nnd Reichsgroßen hatten anf die Ankunft der Gefangenen an der Miinduug des Mouft schou gewartet um an der Ermordung der Holländer persönlich Theil nehmen zu können. Die letzteren wurden auf die schmerzlichste Weise langsam zu Tode gemartert, während man die Javaner mittelst durchlöcherter Fahrzeuge in« Flusse erträntte. Eine holländische Frau, Namens Schesfcr, erwürgte ihre beiden, iu zartem Alter sich befindenden Kinder, um sie einem schmerz^ licheren Todc zu entziehen uud warf ihre Leichen in den Fluß, bevor sie selbst, uachdem sie noch andere schauderhafte Mißhaudluugen erfahrcu mußte, unter deu Krisscn ihrer Mörder fiel. Die Veichen der Ermordelen wurden, wie mir der Paugcran Sjarif Ali erzählte, in den Mousi geworfen, trieben aber, zum Eutsetzeu der Vcwohucr des Dorfes Sounsang, bis zu ihrer gänzlichen Auflösung je 108 nachdem es Ebbe oder Fluth war, bald den Fluß hinunter bald ihn wieder hinauf. Einer der holländischen Soldaten, van der Wiel genannt, wurde, von zahlreichen Krisstichen verwundet, gleich den übrigen in den Flnß geworfen. Er war aber noch nicht todt, ward von den Wellen an das Ufer gespült und kam hier wieder zum Bewußtsein. Ban der Wiel unterhielt, seit längerer Zeit, eiu ^iebesverhaltnitz mit einer außerhalb der Faktorei wohnenden Malaiin und hatte mit ihr mehrere Kinder erzeugt. Sein Herz trieb ihn an, sich, trotz aller hiermit für ihn verbundenen Gefahr, nach dein Schicksale derselben zu erkuudigen. Unge^ achtet seiller vieleil Wunden und wie mühsam es ihm auch ward, schleppte er sich, iudem er uur bei Nacht wanderte, sich des Tages aber in dem Walde verbarg und sein Gesicht wie seiueu Körper mit Schlamm be deckte um unkenntlich zu seiu, laugsam bis uach Palcmdaug zu dem Hause jener Frau. Die Malaiin empfing ihu liebevoll, versteckte ihu im Walde an einer abgelegeneu Stelle uud brachte ihm allnächtlich Nahrungsmittel. So vergingen einige Wochen, die Wuuden von van der Wiel waren fast scholl geheilt, als dnrch eine Unvorsichtigkeit semer Pflegerin das Geheimniß verrathen wurde uud dem Snltan zu Ohren gelangte. Der Holländer wurde wieder ergriffen und, uachdem man zuerst stnn-deulaug geschmolzenes Wachs tropfenweise auf feine kaum verharschten Wundeu hatte fallen lassen, langsam mit Krisftichen um das Leben gebracht. Seine Müder aber uud ihre malaiische Mutter wurden in dem Flusse ertränkt. Bei dem Ueberfalle der Faktorei hatten sich, während der dadurch entstandenen Verwirrung, mehrere Frauen und unter diesen die hoch-schwangere Gattin des Residenten Woermau sowie auch ein Soldat, Willem vau de Wetering BuW, zu verbergen gewußt, so daß sie erst später, als jene schaudererregenden Scenen an der Mündung des Mousi schon stattgcfuudru hatten, entdeckt und gefangeu genommen wurden. Der letztere, Sohn einer javanischen Mutter, hatte eine sehr dunkle Hautfarbe. Dieser Umstand trug vielleicht dazu bei, daß der Sultau ihm das Veben schenkte, nachdem er gezwnugen wordeu war zum Islam überzutreten. Vau de Wetering Buys wurde hieraus als Uuterweiscr der Jugend auf einem dein Sultau gehörenden Donsson augestellt. Er wurde nach dem Sturze des Vetztcren wieder Christ uud blieb als Bürger zu Palembang wohnen. Er war 1^47 noch am Kebeu nud ich habe das über ihu Mitgetheilte aus seiuem eigenen Munde vernommeu. Das ^ovs der Fraueu war eiu ungleich traurigeres. Nach Erdul duug der schimpflichsten Mißhandlungen, welche ihrem Geschlechte zugefügt werden touneu, zwang »nan sie gleichfalls zum Islam überzutreten und hernach, als Sclaviuueu der niedrigsten Art, iu dem Maton des 109 Sultans, bei der schlechtesten, häufig nicht einmal zureichenden Nahrung, die schwerste und zugleich schmutzigste Arbeit zu verrichten. Die Vor^ sehung fügte es aber daß die beiden dieser Frauen, wie schwer und fast unerträglich sie auch sein mochten, doch ein baldiges Ende erreichen sollten. Die stunde dieser Greuelthateu erregte zu Batavia die größte Be stürzuug. Mahmud Badoureddin hatte anfangs, iu dem Wahne daß die Ermordung der Holländer den Engländern entweder nicht bekannt werden, oder, wäre solches anch nicht der Fall, für sie, als Feinden der Ersteren, teincn Gegenstand näherer Untersuchung und Nachforschung vilden würde, der englischen Negierung zu Batavia die Mittheilung gemacht, daß die Holländer, schou vor der Uebergabc Java's an Sir Samuel Achmuty, auf ihr eigenes Wünschen und Ansuchen, mit ihm gehörenden Schiffen nach Java zurückgeschickt wären. Sowohl um den Sultan für die Ermordung der Niederlande^ zu bestrafen; als auch weil derselbe unter dem Vorgeben er sei ein völlig unabhängiger Fürst und werde seine unbeschränkte Souueraenitä't gegen jede Macht auf Erde», zu bewahren wissen, die Uebertragnng des frü heren Tractates zwischen ihm und den Holländern anf die Engländer geweigert und auch gegen die, von den« Gouverneur Raffles an ihu abgesandte Commission eine beleidigende (Geringschätzung an den Tag ge^ legt hatte, wurde von der englischen Regierung auf Java eine Eipedi' tion nach Palembang gegen ihn beschlossen. Weil damals aber schon, nnter dem Herrschen des Nordwestmonsuns, auf Java uud der südlichen Hälfte von Sumatra die Regenzeit einge treten war, so tonnte diese, aus 12 Kriegsschiffen nnd einer beträchtlichen Truppenzahl bestehende, mit allen Kriegsbedürfnissen reichlich ausgestattete Erpedition erst im März des folgenden Jahres, 1812, Batavia verlassen. Den Oberbefehl über die Flotte hatte 5iapitain Owen, 5tom Mandant des Linienschiffes Phönix; den über die Landungstruppen der Colonel, spätere General Sir Robert Rollo Mllespie von der Armee in Bengalen, ein sehr ausgezeichneter Offizier und zugleich ein Mann von großer persönlicher Tapferkeit nnd einem seltenen Muthe. Erst am l5,, April tam die Flotte an der Mündnng des Mousi an, theils weil sie mit ungünstigem Winde zu kämpfen gehabt hatte, theils weil sie genöthigt gewesen war sich auf der Insel Nangka mit einem neuen Vorrathe von Trintwasser z» versehen. Auch hatte sie vor dem, erst vor einem Jahre von den Engländern auf Aanta gegründeten und nach Vord Minto, dem damaligen (Aeneralgouvernenr des brittischm Indiens, genannlen Orte Miulo, den« gegenwärtigen Müutot, einen mehrtägigen Aufenthalt machen müssen, um daselbst Kriege nnd andere ^orrathe auszuschiffen. Am ^. April des Morgens erreichte die Flotte die lleine ^nsel 110 Borang. Hier wareu auf Befehl des Sultans, um die weitere Fahrt den Strom aufwärts für die englifchen Kriegsschiffe »lnmöglich zu ma chen, Pallifadiruugeu augelegt, Batterieeu errichtet und nüt Kanonen bewaffnete Schiffe vor Anker gelegt. Schon an den vorhergehenden Tagen hatten Abgesandte von Sultan Mahmud Batwureddin sich wiederholt zu dem Oberbefehlshaber der Expedition begeben um, unter verschiedenen Verwänden, denselben von der Fortsetzung seiner Fahrt stromanfwärts abzuhalten, ihu dagegeu aber einzuladen sich mit einem kleinen Gefolge nach der Hauptstadt zu be gebeu. Die Bevölkerung der letztereu sei aus die Ankunft und den Em pfang von so vielen Schiffen nud Truppen nicht vorbereitet, wodnrch vielleicht Verwicklungen und Auftritte unangenehmer Art zwischen ihr lind den Engländern erzeugt werden könnten. Der Sultan selbst sei über ihre Ankunft in hohem Maße erfreut und würde die höheren Be fehlshaber, welche er bäte ihn zn besuchen, mit allen Ehren und Auszeichnungen empfangen. Die Botschafter des Sultans mit ähnlichen Aufträge» und Vorstellungen erschienen um so hänfiger, je mehr die englischen Schiffe sich der Insel Oorang näherten. Ihre Sendung blieb jedoch ohne allen Erfolg. Als die Expedition sich der Absperrung des Monsi und den erwähnten, an dieser Stelle angelegten Vertheidig uugswerten gegenüber befand, erließ ziolonel Gillespie an den Befehlshaber hiervon die Anfforderung, alle, die Fahrt weiter aufwärts verhindernden Vertheidigungswerte augenblicklich hinwegräumen zn lassen, widrigenfalls er zn eiuem Angriffe auf dicfelben übergehen werde. Die auf der Insel Borang befindlichen Äatterieeu waren mit mehr als hundert Stinten besetzt und würden den Engländern, wcnn sie, dem Willen uud den Befehlen von Mahmud Ba-doureddiu gemäsi, althaltend uud energisch vertheidig!, worden wäreu, zugleich mit der Absperrung des Fahrwassers, eiueu große», vielleicht mtüberwiudllcheu Widerstand geboten habe«. Die Besatzung dieser Werke verließ dieselben jedoch heimlicher Weise, noch bevor die Engländer eiueu erustlicheu Augriff auf sie unternommen hatten. Die letzteren tonnten sich der Batterien mit ihren zahlreichen Geschützen bemächtigen, ohue hierbei dcu geringsten Widerstand zu sin deu. Hierfür fiel ihueu aber selbst die Mühe der Hiuwegräumuug der Pallisadiruugeu, wodurch der Flusi abgesperrt war, zu Theil. Mit dir 'ser Beschäftigung gingen ihnen ein Paar Tage verloren. Im Vaufe des ^5. April meldeten fich bei Colonel Gillespie zwei vornehme Araber aus Palembang, von denen der eine die Nachricht brachte, Mahmnd Badoureddin habe auf die jinnde, daß seine Truppeu aus den Festungswerken ans der Iusel Boraug feige entflohen wären, die Hauptstadt verlafsen und sich mit seinen Weibern nnd Schätzen nach ei Ill ner entlegenen und wellig zugänglichen Gegend im Iulieru des Reiches zurückgezogen. Der andere, Paugerang Sjarif Abubeker, aber berichtete daß nach dcr Flucht des Sultans, sowohl im Innern des Kratous als auch in verschiedenen Stadttheilen, die größte Zügellosigkeit lind Verwirrung herrsche. Plünderung, Äiord und Brandstiftung wären bereits in vollem Gange. Das Schrecklichste stehe aber noch bevor, weil die Anhänger von Mahmnd Baoonreddin übereingekommen wären, in der kommenden Nacht alle Chinesen und anderen reicheren Fremdlinge zu ermorden, zu berauben und alsdann mit der Beute ihrem entflohenen Gebieter zu folgen. Der Araber ersnchte deßhalb den Kolonel Gillespie auf die eindringlichste Weise, damit durch seine Gegenwart einem so schrecklichen Blutbade vorgebeugt werde, sich so schnell wie möglich, am liebsten augenblicklich, nach der Hauptstadt zu begeben. Pangeran Sjarif Abubetcr war dcr Vater meines Freundes Sjarif Ali. Dem Letzteren aber verdanke ich viele Mittheilungen über die Er-eiguisfe während jener, für Pnlembang so verhä'ngnisivollen Zeit, denen er als Jüngling selbst beigewohnt halte. Oberst Gillespie, von dem ich schon bemerkte daß er sich dnrch einen hohen Grad persönlichen Muthes ausgezeichnet habe, sprang auf das Ansuchen des Pangeran Sjarif Abnbetcr, ohne sich lange zu bedenken, in die Bidar desselben, wohin ihm der Araber, ein englischer Offizier, sowie ein als Dolmetscher dienender Spanier folgten. Zwei Schalonven des Kriegsschiffes Phönix, mit fünf Offizieren und siebenzehn Soldaten, schlössen sich der Bidar an, währeud eiuigc andere, mit einer größeren Truppemnacht bemannte Nuderfahrzeuge den Befehl erhielten, sich gleichfalls augenblicklich mit größter Eile nach Palembang zn begeben. Die malaiische Bidar, worin sich Oberst Gillespie befaud, gewann sehr bald einen Vorspruug vor den ihr folgenden Booten und hatte diese schon seit längerer Zeit weit hinter sich gelassen, als sie gegen acht Uhr Abends au dem Landungsplätze zn Palrmbang anlegte. Die Nacht war stürmisch lind dunkel, so daß der Schauplatz wildester Verwirrung, welcher sich den Blicken der Ankömmlinge darbot, nur von Mehreren, in Flammen stehenden Häusern zu beiden Seiten des Flnsses sowie voll deu Fackelu der bewaffueten, in den Straßen und auf allen Plätzen durcheinander wogenden Menschenmenge, seine Beleuchtung erhielt. Von allen Seiten aber erscliollm wildes lärmen, Angstschreie und -ttufcn nach Hilfe. Auch der Platz, wo die Bidar anbielt, war dicht mit bewaffnetem Volte besetzt. Uolonel Gillospie ließ sich hierdurch nicht davon abhalten mit sei-neu drei Begleitern, dem Kapilain Meares, dem Spanier Villnevnhi "nd dem Pangeran Sjarif Abnbcüv, an das User zu treten. In die- 112 sem Augenblicke kamen zu seinen» Glücke auch dic beiden Schaloupcn des Linienschiffes Phönix »nit den fünf Offizieren und siebenzehn Soldaten, welche ihm unmittelbar gefolgt aber etwas zurückgeblieben waren, da selbst an. Mit dieser geringe», taun» nennenswert heu Anzahl Soldaten und den wenigen Matrosen von den beiden Schaloupen, theilte Gillespie die am Mousi versammelte Volksinenge und begab sich, geführt von Sjarif Abubeker, mit größter Eile nach dem 5tratou vo» Mahmud Badoured din. Das hohe, thurmartige Hauptthor diesem umfangreichen, eine Menge von Gebäuden sowie verschiedene Gärten lind Pläke in sich schließende», von mehreren Tausenden bewohnten, festungsartigeu Palastes stand offen. Aber die Menge der Malaien, welche fortwährend theils in deil Kraton hineinströmten, theils denselben wieder verließen und durch welche die Ena/ lander sich mit Gewalt einen Weg bahuen mußten, machte den Eintritt in das Innere des Palastes für sie eben so gefährlich als mühsam. Kolonel Gillespie selbst entging bei dieser Gelegenheit mir durch ei neu besonderen, glücklichen Zufall dem Tode. Ein unmittelbar neben ihm gehender Malaie hatte nämlich schon den Arm mit dein Kris gege» ihu erhoben, uud war im Begriff die Waffe in seine Brust zu stoßen, als ein Blitzstrahl den duntteu Nachthimmel Plötzlich für einen Augen blick erhellte. In diefem Momente fiel der Blick des Kolonels auf den neben ihm gehenden Malaien. Er erlaunte die ihm von diesem dro heude Gefahr, schlug ihm, mit rascher Geistesgegenwart, die Waffe au? der Hand, hielt ihn fest uud übergab ihu seine» Begleitern, deneu n später, im Gedränge, alier wieder entschlüpfte. Das Innere des Äratons bot einen Anblick des Entsetzen? dar. Allenthalben lagen deichen nnd an vielen Stellen glitten die Füße der Engländer buchstäblich im Blute der Erschlageneu ans. Was von Haus gerätlie lind andern Gegenständen nnr einigen Werth besaß, war schon längst geraubt und weggetragen worden; aber fortwährend lockte die Hoff-uung, daß auch für sie uoch die eiue oder audere Veute zu erjagen sein werde, neue Scharen von Malaien in den zlratou. Während dessen rollte der Donner, durchzuckten Blitze die Vuft uud gewann die au ver schiedeueu Stelleu zugleich augelegte Feuersbruust, trotz eines anhaltenden heftigen Sturzregens, fortwährend an Ausbreitung nnd näherte sich mehr und mehr dem i,traton. Ein Haus nach dem andern, von den Flammen ergriffen, stürzte krachend zusammen, wobei die Bambusstäbe der Waude uud Dächer, im Berdreunen, ein eigenthümliches, lautes, au den Schall vou Infantericfeuer erinnerndes Geräusch verursachten. Die Vage, worin Colonel Gillespie sich mit den Seinen befand, war nach allen Seiten hin so gefährlich, wie sich tanm eine andere deuten läßt, Desseunugeachltt aber verließen ihn weder seil« Mnth noch seine 113 Besonnenheit und Thatkraft. Mit dm wenigen ihm zur Seite stehenden Offizieren, Soldaten und Matrosen, deren Gesammtzahl noch nicht dreißig betrug, wußte er die nach Nanb und Mord verlangenden Banden aus dem Kraton zn vertreiben, besetzte er die Thore desselben und verlieh einer beträchtlichen Anzahl von Franen, bindern lind andern Schntzbednrftigen Hilfe nnd Beschirmung. Gegen Mitternacht traf eineVerstarlnng von nngefähr sechszig Mann ein. Ihr folgte aber schon am nächsten Morgen ein so beträchtlicher Theil der brittischen Heeresmacht, daß Colonel Gillespie von jetzt an, vollkommen Herr über die Sachlage zn Palembang war. Mit fünf Offizieren, siebenzel)n Soldaten und einigen wemgen Matrosen hatte dieser tapfere und unerschrockene Offizier sich also, ohne selbst einen einzigen Mann zn verlieren, znm Meister von dem befestigten kraton sowie von der Hauptstadt nnd mit dieser von dem Neiche Palembaug gemacht. Der Kratou allein war mit 143 Stücken bewaffnet. Die Landnng von itolonel Gillespie zu Palembang an jenem Abende nnd sein Eindringen in den Kratou aber gehören zn den aller-gefährlichstell, kühnsten und zugleich erfolgreichsten Waffenthaten, welche die indische Kriegsgeschichte aufgezeichnet hat. ^iach der Einnahme Palemdang's wnrde Mahmud Vadoureddin von den Engländern des Thrones verlnstig erklärt nnd sein Bruder Nadja-lnoneddin znm Beherrscher des Reiches Palembang ernannt. Hierfür Mußte er die Insel Banla an die englisch ost indische Compagnie abtreten. Achmed Nadjamoueddin war wenig zum Herrschen geschickt, ohne alle Thatlraft, schwach nnd träge. Hierdurch aber trat zn Palembang sehr bald ein an Anarchie grenzender Znstand ein, in Folge dessen die englische Negiernng auf Java sich scholl im folgenden Jahre veranlaßt sah, Mahmnd Badonreddin ans seiner freiwilligen Verbannung znrück-Zurnfen nnd ihn, in Stelle seines Brnders Achmed Nadjamoueddin, wieder zum Sultan zn ernennen. Der letztere bezog hierauf den alten Kraton. Im nächsten Jahre, I,^l4, wnrde dnrch die englische Negie-Ning wieder ein Umtansch in der Machlslellnng beider Brüder veranlaßt, indem sie Mahmud Badoureddin znm zweiten Male des Thrones nuschle, seinen Bruder Achmed )ladjamolieddin dagegen, wie wenig er hierfür auch geeignet war, anf'O neue mit der höchsten Würde bekleidete. Der Erste mußte uun den allen ^ralon und letzterer, anstatt sei-UcZ älteren Brnders, wieder den neuen ktraion bewohnen. Achmed ')iadjamoneddin hatte noch die Machl in Händen, als nach ^'m Uulstlirze der Herrschaft von Napoleon, dei der nenen Negelnng allcv enropäischen Staatsverhältnisse, in Folge des zn Vondon am l.">. August 1,^14 zwischel! England und dem Königreiche der vereiuigten Niederlande geschlosseneil Tractates, letztgenannte Macht wieder iu den 8 114 Besitz aller früher an Holland gehörenden Kolouieen in Ost-Illdien gelangte. Die thatsächliche Zlirückgabe derselben an die ^iiederi ander verzögerte sich aber noch bis zum 19. August 18 Ni, an welchem Tage zu Ba tavia zuerst wieder die roth weiß-blaue Flagge weliete. Die außerhalb Java's gelegeneu Provinzen des ueuen niederläudisch indischen Insclreiches, wo die englisch^ Regierung zu Batavia, während ihres füufjährigeu Besteheus, uieulals einen festen Fuß gefaßt und um welche sie sich uur iu so feru bekümmert hatte, als es die allgemeine ren Verhältnisse derselben betraf, erforderten eiue genaue, in alle Ein-zelnheiteu treteude Erfurschllng und hierauf sich grüudeude Ncngestal^ tuug ihrer iuuereu Zustände. Zu diesem Zwecke wurde im Jahre 181? der Präsident des Finanzrathcs, Mr< H. W. Vtuutinghe, ei», sehr ausgezeichneter, mit allen indischen Angelegenheiten gründlich vertrauter Mann, der schon vor 1811 die wichtigsten Staatsämter betleidet hatte und während der Herrschaft der Engländer anf Java, Mitglied des Rathes von Indien gewesen war, zum Negierungscommissair für Bauta und Palembang ernannt. Der Bericht von Herrn Muntinghe über die Zuftäude zu Paleni-bang fiel so sehr zum Nachtheile des Sultans Achmed Nadjamoueddm aus, daß eine Veräuderuug il, der Negieruugsweise dieses Reiches für nothwendig gehalten wurde. Die Ausführung hiervou wurde dem ge'-uanuteu Commissair der Regierung übertragen nud fand, 181^, in der Weise statt, daß die Regieruug über d^li größten Theil des Reichem Achmed ')iadiamoueddin entzogen uud auf seinen älteren Bruder, den früheren Sultau Mahmud Vadonreddin, übertragen wurde. Der letztere erhielt deu Titel von Tulthüu touwa d. h. erster oder ältester Fürst; sein Bruder deu voll Snlthim mouda d. h. Engerer Fiirst. Achined Nadiamoueddiu wurden nnr einige wellige Distrikte zur Bestreitung der itosteu seiner Hof lind Hanshaltung gelassen. Der Tractat vom 23. Inni 1818, wodurch dieses Verhältniß festgestellt wurde, sicherte der niederläudischen Regierung zugleich alle Hoheitsrechte über die west licheren, iuuereu, namentlich über die an der Greuze vo» Beutoulen gelegenen Provinzen des Reiches Palembaug zu. Bcntoulen, an der Westseite des Barissangebirges sich längs der Tee ausbreitend, gehörte damals noch den Engländern nud bildete unler Sir Thomas Ttamford Naffles, dem früheren Lieutenant-Gouverneur vou Java, ein besonderes Gonvernement. Es danerte aber nicht lange und der Regiermigsconnniffair Mun-tinghc hatte Palembang noch nicht verlasse,,, als Sultan Achmed Nad' jamoueddin iu den Verdacht kam, es mit der uiederläudischeu Regierung nicht aufrichtig zu meinen und gegen» dieselbe, mit den Engländern zu Bentonleu, verrätherische Plane Zu schmieden. Er hatte die Unvorsich- 115 tigkeit begangen, eine, von Soldaten begleitete Gesandtschaft von Sir Stamford Raffles an ihn, in seinem Kraton zu empfangen nnd zu beherbergen. Mahnuid Vadonreddin, begierig nach der Alleinherrschaft und seinem Brnder den geringen Antheil am Reiche, welchen derselbe besaß, mißgönnend, hatte selbst, wie, man schon damals glaubte, durch allerlei nnter der Hand nud auf listige Weise verbreitete Gerüchte dazn beigetragen, daß das Vctragcu von Achmed Nadjanwueddin Herrn Mun-tinghe gefährlicher erschien als es in der That war. In Folge hiervon wurde derselbe im November 1818 mit seinen Söhnen nnd ver-trantesten Freunden gefangen genommen, nach Java gebracht uud zn Tjanjor in den Prranger Regentschaften internirt. Jetzt war Mahmud Vadonreddin wieder Alleinherrscher von Palem-bang. Wie sehr derselbe auch, dein Scheine nach, sich den Holländern llntcrworfeu hatte nud in welchem Maße er ihnen gegenüber auch Er^ gebeuheil, Treue und Frenndschaft zn heucheln verstand, so war er doch stets im Herzen ihr erbittertster und unversöhnlichster Feiud geblieben. Sein einziges Bestreben war auf die Vertreibuug der Niederländer aus seinem Reiche gerichtet. Für diesen Zweck knüpfte er selbst die Unterhandlungen mit dem englischen Gouverneur von Aenkonlen au. deren lein Vrndcr, anf fein Zuthnu, verdächtig geworden war und bereitete, Mit großer Vorsicht und Klugheit, im (Geheimen Alles für einen Aufstand Hegen die Holländer vor. Vielleicht hoffte er noch einmal, wie 1811, seinen Haß lind seine Wnth gegen dieselben in ihrem Blute abkühlen ^l tonnen. Der Gouvernements-Commissair Mnntinghe war noch in Palem-bang, wiewohl uicht in der Hauptstadt, anwesend. Er hatte sich uach ^n Hochlanden, an die Grenze von Beukonlen, welche von den Englän-^rn überschritten worden war begeben. Seine Porstellungen über die ^nrechimäßigleit hiervon, blieben nicht ohne Erfolg und die Verwicklung ^vischcn beiden Theilen wnrdc anf eine frenndliche Weife geschlichtet, ^'vor sie noch einen ernstlichen Charakter angenommen hatte. Als ^tuntinghe hieranf, im Mai 1819, uach der Hauptstadt zurücklehrte, wurden ihm die feindlichen Pläne des Snltans gegen die Holländer ^n-athen. Er rief Mahmud Vadonrcddin zur Verantwortung und Erlangte zngleich daß ihm, als Unterpfänder für das conlractmäßigc ^tragen des letzteren, einige vornehme Häuptliuge überliefert würden. Diesen Augenblick hielt der Sultan für geeignet, die Maske fallen äu lafsen und als offener Feind gegen die Niederländer aufzutreten, ^anz nuerwartet geschah am 12. Mai seinerseits ein Altgriff anf die ^inem wenig verstärkten Kampemeute sich befindende, ungefähr 5 Schifft verließen am !>. Mai die Nhede von Aatavia, ihren Bug gegen Norden richtend. Aber schon in der ersten Nacht wurde die Umernehmnng von einem Unfälle getroffen. Mehrere der Trans' portschiffe wurden nämlich bei fast gänzlicher Windstille, in der Nähe der zu Anfange dieser Mittheilungen erwähnten „tausend Inseln" dnrch die starte Strömnng auf Untiefen getrieben. Zwei von diesen, mit ttandungstrnpprn bemannten Schiffen waren fo fest auf den Grund gelaufen, daß sie aufgegeben und verlassen werden mußten. Bevor die alts zwei Compaguieen Infanterie bestehenden Soldaten die nächste Ins^ erreichen tonnten, waren sie, bis zum Unterleibe im Wasser, während einiger Stunden der vollen Eiuwirtung der 2onne bloßgestcllt. S^ 119 wurden auf andere Schiffe vertheilt; es starben aber von ihnen in den beiden nächstfolgenden Tagen nicht weniger alo sochszig an dcr Cholera. Ich bemerke beiläufig, daß diese Krankheit in den ersten Monaten des Jahres 1821 mit besonderer Heftigkeit auf Java aufgetreten war. Sie hat anf dieser Insel wahrscheinlich schon in ältester Zeit bestanden, wie denn anch Bontins, der erste, Schriftsteller über die medicinischen und natnrbistorischen Verhältnisse auf Java, welcher, bald nach der Gründung vonVatavia, daselbst Arzt war, ihrer schon gedenk. Fälle von Cholera «amen aber so ällßerst selten und immer nnr so einzeln vor, daß sie tanm noch zu den auf Java endenlisch herrschenden Krankheiten gezählt wurde. ') ßeren Kriegsschiffe dem Kralon gegenüber, indem sie ihre Breitseiten, dem letztereu zuwaudteu, die Anker fallen ließen. Alle kleineren Fahrzeuge begabeu sich aber theil« noch weiter auf dem Mousi nach oben, theils aber uach einigen Nebenflüssen desselben, um hierdurch Mahmud Nadoureddiu die Möglichkeit einer Flucht zu nehmen. General de Kock ließ noch denselben Tag dein Sultan einen Vrief zukommen, worin er ihn aufforderte, sich der Gnade der niederlän^ disch-indischen Regierung zu übergebe». Allein hierdurch könne er selbst dem Tode, seine Hauptstadt aber der Vcrnichtuug cutgehen. Darauf ließ Mahmnd Badoureddin durch einen vornehmen Malaien mündlich erwiedern, daß er sich unterwerfen und die Regieruug an seineu Bruder Achined Nadjamoueddin abtreten wolle, wenn man ihm verstatten würde, m Palcmbang wohnen zn bleiben. Dem holländischen Oberbefehlshaber aber war durch seine Regierung ausdrücklich vorgeschriebeu, dem treulosen Fürsten keine anderen Zugeständnisse Zu machen, als daß, bei Uebergabe seiner. Person, sein Gebell geschont werden würde. Er müsse aber uach Batavia gesandt werden, damit der Geueralgonverueur hinsichtlich seines weiteren Vooses beschließen könne. Diese Mittheilung ließ General de Kock den: Sultan durch deu ihm von Letzterein zugeschickten malaiischen Botschafter macheu. Zugleich wurde das Geschütz der Kriegsschiffe auf deu Kratou gerichtet uuo Alles für eine Veschieftuug desselben vorbereitet. Wiewohl der Kraton mit mehr als siebenzig Stücke» schweren Geschützes bewaffnet war, und, bei einer Vertheidigung, wie sie in den verschanzten Batterieen am Pladjon uud auf der Insel Kombaron stattgefunden, den Niederländern emeu keiuesweges zu verachtenden Widerstand hätte bieten können, so ließ Mahmnd Vadonreddin es doch nicht auf ein neues Gefecht ankommen. Er sandte einen seiner Vrüder, den Pan- 122 geran Adipatti Nlouda, an General de Kock, nm diesem mitzutheilen, daß er sich, unter den ihm gestellten Bedingungen, der niederländischen Regierung unterlvcrfe. Als letzte Gnust erbäte er sich allein noch zwei Tage im ^raton bleiben zn dürfen, damit er, so wie die Franeu nnd Kinder, welche ihn nach Java begleiten würden, allcVorbereituugeu für diese Reise treffen tonnten. Hierin willigte General de Kock unter der Bedingung, daß der .Eratou alls der Stelle entwaffnet würde, was- anch geschah. Hiahnnld Badolirredin trachtete aber seine Abreise voll Palembang noch einige Tage zn verzögern. In Folge hiervon faud seine Ein-schisfnng »lach Java erst am :i. Inli statt. Die Holländer batteil aber schon am ersten dieses Monats den Kraton besetzt. Mahmud Na-dourcddin wurde nach seiner Anlunft auf Java znerst in der, am nördlichen Eingänge in die Straße Madura, mitten in der Ser gelegenen, Fort Erbprinz oder auch Fort Oranien genannten Festung, Während einiger Monate in Gefangenschaft gehalten; hierauf aber, unter dem Geuusse einer, wenn anch nicht für einen fürstlichen Hofstaat doch für eine anständige Haushaltung mehr als ausreichende» Pension, auf der Insel Tcrnate, einer der Molutteu, interuirt. Daselbst ist er auch gestorben. Vei einem Hinblicke anf die durch ihn veranlaßte, un-menschliche Ennordnng der Holländer zn Palembang im Jahre 1811, sowie der Erwägnng seines späteren trcnlosen nnd verrälhrrische» Haw delns gegen die niederländisch-indische Negiernng, kann man die letztere wahrlich uicht eines harten uud grausamen Verfahrens gegen dieseu Fürstell anklagen. Mit größcrem Rechte dürfte fie der Vorwurf treffen, viel zu schoueud und langmüthig gegen ihn gewesen zu feiu, und nicht schon im Jahre 18 Ki, für die Ermordung ihrer Vandsgenossen, eine blutige Nache genommen zu haben. Schon bevor die Expedition unter General de Kock noch Batavia verließ, hatte die niederländisch-indische Negiernng einen Beschluß darüber genommen, auf welche Weise, nach der cveutuellen Eroberuug von Pa-lembaug uud der Absetzung und Gefangennahme von Mahmud Badonr eddin, die Verhältnisse seines frühere» Neiches geregelt werden sollten. Als das Zweckmäßigste erschien es daselbst die Würde des Sultans, wie wohl mit sehr beschränkter Macht nnd einem beträchtlich verminderten (tiutommeu, erblich in der Familie des entthronten Fürsten fortbestehen zu lassen. Ich habe schon erwähnt, daß der Bruder des letzteren, Achmed Nad-jamoueddiu, wegen des Verdachtes mit dem englischen Gouverneur von Bcukoulcn in Untcrhaudluugeu gegen die niederländische Negierung getreten zu sein, im Jahre 1818 nach Java gebracht und daselbst zu Tjanjor interuirt wurde. Des Verrathes wirtlich überführt war er 123 nicht geworden. Auf ihn lenkte sich die Aufmerksamkeit der indischen Regiernng wieder, als sie, dei dcr gedachten Gelegenheit, die Regelnug der politischen Verhältnisse zu Palembang berathschlagte. Achined Nadjanloueddin wilrde eingeladen in einer, am 18. April 18Al zu Vuitenzorg stattfindenden, außergewöhnlichen Sitzung des Rathes von Indien zu erscheinen. Man machte ihn zuerst auf seine Vergehungen gegen die indische Negierung aufmerksam, worauf er seiuc Schnld eiugestaud, Abbitte that und Vergebung erhielt. Alsdann wurde von der indischen Regiernng mit ihm eine neue Uebereiukunft ge^ schlössen und die Alte hierüber sowohl ihm als seinem ältesten Sohne, Hussein Dhiaoueddin, zur Unterzeichnung und Veeidignng vorgelegt. Die wesentlichsten Pnntte dieser Uebereintmift waren die folgenden: Sein Staunn solle in die Negierung von Palembang wieder eingesetzt werden, dieses Reich aber nur als ^ehen von der niederländischen Negiernng erhalten. Achmed Nadjamoueddiu verpflichte sich, währcud sein Sohn Hussein Dhiaoueddiu als Sultan den Thron besteige, mit dem Titel von Sousonhmman, dein javanischen Worte für Kaiser, fort-an zu Palembang in stiller Znrückgezogenheit zu lebeu uud sich aller und jeder Einmischung in die Staatsangelegenheiten zn enthalten. Alle Einfuhr - uud Ausfuhr-Zölle sowie versck)iedene andere Abgaben fielen der indischen Negierung zu nnd würden für ihre Nechunng erhuben werden. Die von dem Sultan für seine eigene Rechnung von der Bevölkerung zu erhebenden Abgaben würden von der indischen Regierung näher festgesetzt werden um sie so wenig drückend wie möglich zn machen. Die Aufsicht über dcu inländischen Gerichtshof zu Palembang solle, zur Erreichung einer schnellen und gerechten Justiz, dem niederländischen Residenten daselbst übertragen werdeil. Der Sultan verpflichte sich mit der größten Strenge gegen den Sclaveuhaudcl nnd Menschenraub, besonders an den Grenzen uud auf dem Gebiete von Beutonleu, zu wachen. Achmed Nadjamoneddin und sein Sohn Hussein Dhiaoneddin begleiteten die Expedition nach Palembang. Dcr letztere wurde, als Mahmud Badoureddiu uach Aava eingeschifft war, vou dem Geueral dc Kock Nameus dcr indischen Regierung als Sultan eingesetzt. Er wußte sich aber eben so wenig die Frenudschaft der Niederländer zu erhalten, wie die Znnrigung der Bevölkerung zn erwerben. Nachdem verschiedene Persuche, die Znstande zn Palembang durch eine Veränderung in dem Traktate vom 18. April 1821 zn verbessern, leinen bleibenden Erfolg gehabt hatten, ging die Regierung im Jahre 18^3 endlich dazu über, Palembang dem niederländisch indischen Reiche als Provinz einzuverleiben. Der alte Fürsteustamm wurde für ewige Zeiten seiner Rechte nnd Ansprüche anf das Neich Palembang verlustig erklärt, der letzte Sultau, Husfein Dhiaoueddiu aber auf der Iusel Vanda iutermrt. Auch 124 sein Vater, Achined Nadianwneddin, wurde gezwnngen Paleinbang zn verlassen und starb »icht lange nachher zu Batavia. Seitdem winde Palcmbaug eine Reihe von Jahre», nach Art einer Nesidentschaft anf Iava verwaltet, indem Mischen den, Residenten, welcher Chef der ganzen Civiladministration wie zugleich auch Vergegenwärtiger der höchsten Macht ist nnd der Bevölkerung, als vermittelnde Person, mit dem Titel von Reichsverweser, holländisch Ryksbestierder, sich ein sehr vornehmer eingeborener Beamter befand, dessen Stellung nnd Amts-Verrichtungen durchans dem eines javanischen Regenten entsprachen. Der letzte dieser Reichsverweser war der Pangeran Fcrdana Maittri, welchen ich l!^47 zu Palembang kennen lernte. Ich bemerkte bereits, daß anch er, und zwar unter dem Nachfolger von Baron de Kock, dem Residenten Steinmetz, als i. I. 1K49 die ^ Vevölternng niehrerer Distrikte im oberen Stromgebiete des Monsi sich auf sehr ernstliche Weise empört hatte, in den Verdacht tam, es nicht aufrichtig mit der niederländischen Regierung zu meinen und in Folge dessen von Palembang entfernt nnd zn Krawang ans Java internirt wurde. Die Stelle eines Reichsverwesers blieb vorläufig nubcseht und wurde im Jahre 1859, bei der nenen Regelnng der Verhältnisse in Palembaug nach Beendigung des Krieges, zn welchem der erwähnte Aufstand der inneren Distrikte die Vercmlassnng gegeben hatte, für immer aufgehoben. Iu dem letztgenannten Jahre wurde eine neue, von der früheren wesentlich verschiedene Verwaltnngsweise in der Residenlschaft Palembaug eingeführt. Man bildete nämlich in derselben vier Hanptabtheilungen, von welchen eine jede wieder mehrere Unterabtheilnngen nmfaßt, mit niederlandifchen Beamten an ihrer Spitze. Die erste unmittelbar unter dem Residenten stehende Hanptabtheilung, umfaßt den Hauptplatz sowie die Unterabtheilungen, holl. Divisien, Ili-ran und Vanjou assim; Komering ilir; Ogan ilir; Mousi ilir und La-matan ilir; nnd wird durch die untere Hälfte des Stromgebietes des Monsi gebildet. Die obere Hälfte desselben bildet die zweite, die Untcrab-theilnngcn Tebmg-Tmggi Monsi Onlou; Mim; Ampat ^awang; Redjaugau ^ebong und ^ebong umfassende, durch das Boutit Varissali Gebirge von Beutouleu getrennte Hanptabtheilnng. Sie steht nnter einem zu Tebing Tinggi wohnenden Assistent-Residenten. Die dritte Hauptabtheilung enthält die Divisionen 3?gan Dulou; Koluering Oulou und Enim sowie die Vandschaflen Scmendo; ,^isam nnd Makatan. Sie nmfaßt das zwi^ schen dem Ogan nnd dem Lamatan, Nebenflüssen des Monsi auf dessen rechter Seite, gelegene ^and. Das Stromgebiet des Rawas, eines linken Nebenflusses des Monsi, bildet die vierte den nordwestlichsten Theil der Residentschaft einnehmeude Hanptabtheilnug. Als fünfte Hcmptab- 125 theilnng, wiewohl bloß in administrativer Hinsicht, wird zn Palembang auch noch das Reich Iambi gezählt, weil in Folge des im Jahre 1^.')« zwischen dein Beherrscher jenes Reiches nnd der niederländischen Regie^ rnng geschlossenen Traktates, die letztere, nnd zwar durch den Residenten von Palembaug, die Oberaufsicht über dasselbe ausübt. Ich erwähnte dieses Umstaudes schon zn Anfange dieser Blätter. Mit Ausnahme der ersten nnd" zweiten Abtheiluug stehen allen übrigen, sowie auch sämmtlichem Uuterabtheilimgen, niederländische Beamten mit dein Titel nnd Range von Controleurs der ersten, zweiten und dritten blasse vor. Die Stellung derselben ist im Allgemeinen tciuc sehr angeuehme, häufig eine gefährliche, nnd erfordert einen hohen Grad von Besonnenheit nnd Umsicht, Geschicktheit im Umgänge mit der Bevölkerung sowie, nnter Umständen, Entschlossenheit nud Muth. Hierdurch aber werden gerade in diesen Controleursstellen tüchtige Beamte gebildet wie die Verhältnisse in Indien, namentlich aber anf Sumatra sie erfordern. Fast immer ist der Hanptort einer jeden Abtheilnng, wo der betreffende Controlenr seineu Sitz hat, von dem nächstgelegenen so weit entfernt, daß die Reise dorthin mehrere Tage, nicht selten eine Woche und selbst länger dauert. Kein Controleur aber darf sich so lange von seinem Posteu entfernen. Gegenseitige Besuche der Amtsgeuossen finden deßhalb kaum jemals statt. Die Meisten von ihnen sind nnverheirathet, da sie schon, bei ihrem ersten C'iutritte in den Dienst, als überzählige Beamten, dem Residenten von Palembaug zur Disposition zugeschickt Wurden und also noch nicht in der ^age waren eine ebenbürtige ^ebcus-geuossiu zu finden, wozn die Gelegenheit fich auf Sumatra nnr änßerst selten bietet. Sie leben daher allein in Mitten einer treulosen, unzuverlässigen und Verrätherischen Bevölkerung und würden, vielleicht in Jahr nnd Tag, nicht das Gesicht eines Europäers erblicken, wenn die Einförmigkeit ihrer Vebeuswelse nicht von Zeit zu Zeit, wiewohl im Allgemeinen doch auch nur sehr selten, dnrch den Besuch des einen oder andern Inspekteurs miterbrochen würde. Ich selbst habe, bei meiner Reise durch die Nesidentschaft Palembang nach Benloulen im Jahre 1862, bei einer Anzahl Controleurs mich der meist entgegenkommenden Gastfreiheil zu erfreuen und zahlreich Gelegenheit gehabt, sie in ihrer vielseitigen und leiuesweges leichten Amtsführung kennen zn lernen. Viele von ihnen waren kaum schon ill das erste Maunesalter getreten, erfüllten dessenungeachtet aber alle Pflichten ihrer Stelluug mit der größten Gewissenhaftigkeit und ebenso vielem Eifer als ruhiger Besonnenheit. Eim'r von ihnen, Herr H. van Amstel, bei welchem ich zn Bungamao, dem Hauptorte der zu der Assisteut-Re-sidenlschaft Tebiug-Tiuggi gehörenden Uuterabtheilnug Bikini ein Paar 126 Tage zugebracht habe, wurde erst vor weuigen Monaten zu Beukoulen, wo er iuzwischeu Assistent-^tesident geworden war, grausam ermordet. Bei der geringen Anzahl militärischer Posten in der Nesidentschaft Palembang und ihrer weilen Entfernung von einander, ist die Regierung zn der sehr verständigen Maßregel übergegangen, an dem Wohnsitze eines jeden Controleurs eine, nach den Umständen 5>() — 80 betragende Zahl bewaffneter Mannschaften, welche mau halb als Soldaten, halb als Polizeidieuer betrachten taun, in Garnison zu legen. Diese Einrichtuug ist einer ähnlichen, schon längst auf Java bestehenden nachgebildet. Auch ans Sumatra führen diese aus Eingeborenen des indi-scheu Archipels, wiewohl unr zum Theil ans Malaien uud hauptsächlich ans Javanern, Madureseu nnd andern Ausländern bestehenden Truppen den javanischen ^tamcu Pratjourit's. Sie haben eine Art vou Uuiforiu, sind :nit Gewehreu bewaffnet uud werden von eiugeboreueu Unteroffizieren, welche früher der Armee augehörteu, eingciibt nnd befehligt. Selbst an den Orten, wo größere oder kleinere Garnisonen sich befinden, stehen sie nicht unter dem Ve-fehle des Militair-Commandanten sondern ansschliesilich unter dem des höchsten Civilbeamtcn daselbst. Sie dienen theils zum persönlichen Schutze des letzteren, theils zur Aufrechthciltung der Rnhe in den betreffenden Distrikten, so wie um die Befehle der Regierung, im Falle die Vevöl-ternng sich dagegen widerspenstig zeigeu möchte, znr Ansführnng zu bringen. Ihre Kasernen liegen stets in unmittelbarer Nähe der Contra lenrswohuuugen, und find dort, wo besondere Unistände hierzn uöthigeu, zugleich mit den letzteren mehr oder weniger gegen Angriffe von anßen geschützt. So znm Beispiel wareu die Wohuuug des Controleurs nüt allen Nebengebäuden und die Pratiouritstaserne zu Muara Blitic iu der Abtheilung Tebiug-Tiuggi, nud an eiuigeu andern Orten, mit eiuer dichten Pallisadiruug oder Stockade von dreißig bis vierzig Fuß hohen Vam-busrohreu umgebeu. Mau sagte unr diese Maßregel bezwecke uicht sowohl gegeu einen verrätherischeu Aufall der Vevöllernng, wie gegcu die Tiger zu schützen, von welchen es in diesen Distrikten wimmelt. In Muara Vlitie zumal war dieses Letztere der Fall. Ich verlebte daselbst ciuige Tage nnter dem gastfreien Dache des Controleurs du Clonr, der mit einer Tochter meines Freundes Daniel Fifher zu Palembaug verhcirathet war. Cinmal hatte ich, mit dem Schreiben officieller nnd anderer Briefe beschäftigt, fast den ganzen Tag in meinem Zimmer zugebracht, als ich, b^.ld nach Sonnennntergaug, uoch das Bedürfniß nach eiuem lurzeu Spaziergange im Freien fühlte. Es war ein herrlicher Abeud, gerade Vollmond nnd fast so hell wie am Tage. Das Haus des Controleurs lag auf eiucv weiten, von Ge 12? holz und Gesträuch gänzlich entblößten Fläche, auf welcher sich nur hin und wieder ein einzelner Baum erhob. Mich des schönen hellen Himmels und der kühlen, erquickenden ^uft erfreuend, war ich kaum ein Paar Hundert Schritte gewandelt als Herr dn Cloux, begleitet vvn vier Pratjourit's mit geladenen Gewehren, auf mich zueilte. Er stellte nur das sehr Gefährliche eines Sftazierganges nm diese Tageszeit vor und bat mich nach seiuem Hanse zurückzukehren. Herr du Cloux, ein kräftiger, mnlhiger und ieiueswegs ängstlicher oder furchtsamer Mann, hatte, der Tiger wegen, nicht gewagt sich ohne bewaffnete Begleiter, soweit wie ich gegangen war, von semer Wohnung zn entfernen. Daß diese Besorguiß nicht ungegründet gewesen war, bewies mein Gastherr mir am andern Morgen dnrch eine Menge Spuren jener Thiere in fast unmittelbarer Nähe von der Pallisadirung. In Folge der erwähutcu, nenen Eintheilung in kleinere Distrikte; der hiermit verbundenen Anstellung einer größeren Anzahl von niedev ländischen, unmittelbaren Einfinß anf die eingeborene Bevölkerung ausübenden Beamten; des Unistandes, daß man den Letzteren die Pratjou-rit's zuertheilte; der Vergrößerung der Garnisonen zu Palembaug, La-hat und Tebiug-Tinggi so wie der Anlegung verschiedener neuer mili-tairischer Posten, ist seit 1852 im Ganzen und Großen die Ruhe in der Nesideutschaft Palembang ungestört gewesen. Zwar haben in den Jahren 1^4, lÜ5)7 und 1tt5>tt in den am AbHange des Barissangebirges, an der Grenze von Ventoulen gelegenen westlichsten Provinzen aufrührerische Bewegungen uuter der Bevölkerung stattgefnnden, welche 185>9 die Einverleibung der bis dahin von der niederländischen Regierung unabhängigen Distrikte Amftat-Poutoulai und Nmpat-Lawang sowie >m folgenden Jahre die des Distriktes Redjang in die Nestdentschaft Pa-lembang nach sich zogen, aber diese Aufstände waren nur örtlich, von lvenigcr Bedeutung uud wurden in kurzer Zeit ohne viele Mühe wieder unterdrückt, Diese Nnhe während einer so langen Zeit, ist der ganzen Resident-schaft, namentlich aber anch der Hauptstadt Palembang in zunehmendem Grade zu Gute gekommen nnd hat anf alle Verhältnisse den günstigsten Einflnsi ausgeübt. In der Hanptstadt nahm die Bevölkerung fowie der allgemeine Wohlstand in demselben Maße zu, als alle Zustände daselbst besser geordnet, sicherer und fester wurden. Ich glaube uicht, daß selbst die eingeborene Bevölkerung dieses ^rtes, mitAnsnahme allein der oben Mvähnten, eine Art von hohem Geschlechts- oder Familien-Adel bildenden Prijai's, sowie der sich noch am Veben befindenden Glieder des letzen Fürstenhanses, anf welche, der Natur der Sache gemäß, die ueuc Drdmmg der Verhältnisse nur nachthrilig einwirken konnte, jetzt noch die Herrschaft ihrer frühern Tultane zurückwünschen sollte. 128 Handel nnd Schifffahrt stehen zn Palembang in zunehmender Blüthe. Die letztere beschäftigt gegen dreißig, hauptsächlich Arabern aber anch einzelnen Chinesen zngehörende Barkschiffe, Brigs nnd Schoner sowie eine sehr viel größere Anzahl inländischer ^ahrzenge. Die Zahl der aus allen Theilen des indischen Archipels und von dem nächstgelegenen Fcstlande jährlich zn Palcmbang ankommenden Fahrzeuge beträgt gegen 800, unter denen sich einige Wanglang's und Djonkeu aus China befinden. Da die Hauptstadt in keiner sehr beträchtlichen Entfernnng von der Mündung des Monsi gelegen ist, eines Stromes der mit seinen zahlreichen Nebenflüssen zn beiden Seiten, gleich einer Lebensader die Residentschaft Palembang, in ihrer ganzen Ausbreitung von Westen nach Osten dnrchzieht, so gelangen alle, für die Ausfnhr bestimmten Erzeugnisse dieses wunderbar reichen Bandes, selbst die seiner abgelegensten nnd entferntesten Gegenden, ohne viele Mühe nach diesem Orte. Die Ausfuhr besteht hauptsächlich in Pfeffer; Baumwolle; Rotang; Getah Percha; Vcnzoe soüvie einigen andern Harzen; Sappan-Holz; Drachenblnt; Kampher und ölampheröl wiewohl in keiner großen Menge; verschiedenen Gewürzen; Elfenbein und Goldstaub. Unter den Einfnhrartileln ans Enropa nehmen weiße nnd gefärbte Baumwollenstoffe die erste und wichtigste Stelle ein. Auch die industrielle Betriebsamkeit nnd die theils handwerksmäßige, theils mehr künstlerische Thätigkeit erheben sich bei der eingeborenen Be^ völterung der Hauptstadt seit jener Zeit mehr und mehr. Ich habe schon ihrer Schnitzwerte aus Holz nud Elfenbein; ihrer Goldarbeiteu; ihrer schön gewebten, reich mit Gold durchwirkten Kleiderstoffe erwähnt. Ihrer besonderen Geschicklichteit in dem Bauen der Pantjallan's nnd Bidar's wurde gleichfalls schon gedacht. Am meisten aber mußte ich immer die Kunstfertigkeit der Waffenschmiede zn Palembang bewundern. Ich habe aus ihren Händen hervorgegangene Krissc lind Vanzenspitzen von großer, fast nnübertreffbarer Schönheit uud Vollendung gesehen. Sie verstehen die geschlängelten, doppelschneidigen Klingen der ersteren anf eine eigen thümliche Weise zu damasciren, nnd ihnen eine sehr beträchtliche Härte sowie, längs der Schneide, eine schöne und dauerhafte Politur zn geben. Auch andere zu Palembang aus Eisen verfertigte Geräthschasten sind von besonderer Schönheit uud Güte. Was ich bis jetzt über Palembang gesagt habe, betraf hauptsächlich den Hanptort. Ich gehe hiernach zn einigen .näheren Mittheilungen über die Nesidcntschaft gleichen Namens über. Dieselbe umfaßt einen Flächcnranm von 1340 geographischen Qnadratmeilen nnd grenzt nördlich an das Neich Iambi; südlich an die Nesioentschaft der Vanipong-schen Distrikte; östlich an die Bantastraße, während ihre westliche, sie von der Assistent Nesidentschaft Benkonlen trennende Grenze von dem 129 Kamme des Barissan-Gcbirges gebildet wird. Ich erwähnte schon oben, gleich zu Anfange dieser Mittheilungen, daß die Insel Sumatra in ihrer ganzen Länge von ihrer nördlichen Spitze, dem Cap Atschin bis zur Snnda-Straße, aber ungleich näher dein westlichen als dem östlichen Mecresufcr von der genannten Gebirgskette dnrchzogen werde. Die höchsten Gipfel der Letzteren erheben sich von 6000 bis 9000 und mehr Fuß über das Meer. Von diesen Gipfelpunkten erwähne ich hier nnr des, nach der trigonometrischen Messung von Melvill van Carnbee 965)5 Fuß hohen, von den Portngiefen Ophir genannten, ungefähr ^V-2 geographischen Meilen von dem Meere, unter 0" 4" 30" nördl. Br. nnd 100" 1/ östl. Länge von Gr. gelegenen Berges. Das VvU' kit-Barissan-Gebirge nähert sich stellenweise dem Meere fast unmittelbar, und auch dort, wo es von demselben weiter nach dem Innern zurücktritt, beträgt die Entfernung zwischen beidcu doch nnr wenige geographische Meilen. Sein nördlicher wie sein südlicher Theil bestehen wesentlich m«r ans einer einfachen Kette. In der Mitte der Insel aber, Zwischen 3" nördlicher nnd 3" !i0^ südlicher Breite, verlaufen neben dem Hanpt-zuge nnd sowohl mit ihm als mit einander parallel, verschiedene andere längere und kürzere Züge. Dieselben stehen dnrch andere, in querer Richtung sich erstreckende Bergrücken mit einander in Verbindung, so daß hier ein förmliches Gobirgsland mit engeren und weiteren Thälern, Vergflächen u. s. w. gebildet wird. Aber anch die Ausdehnung dieses Hochlandes in die Länge ist viel beträchtlicher als die in die Breite. Dasselbe bildet theils den wichtigsten nnd größten Theil des gegenwärtigen niederländischen „Gouvernements der Westküste von Sumatra", theils gehört es zu dem Gebiete der bis jetzt unabhängig gebliebenen Natta's. Der jetzt den Niederländern unterworfene Theil dieses Hoch-lcmdes formte in einer älteren Zeit den Mittelpnnkt des mächtigen, sich nber mehr als ein Drittheil von Sumatra erstreckenden Reiches Ma-Nang Kaban, der Heimathsstätte der Malaien im engeren Sinne. An der Bildung des Barissan-Gebirges nehmen hauptsächlich Granit, Syenit, Gneis, Glimmerschiefer lind rother Sandstein Antheil. Der Umstand, daß diese Gebirgsgesteine ans dem benachbarten Java nicht vorkommen, zeigt schon die große Verschiedenheit an, welche in geologischer Veziehnng zwischen beiden Inseln besteht. Ein anderer, sehr we-sentlicher Unterschied zwischen ihnen wird dadurch begründet, daß sich das vnlkanische Element auf Snmatra lange nicht in dem Maße als "nf Java geltend inacht. Denn während sich auf letzterer Insel, von ihrem westlichen bis zu ih-lnn östlichen Ende, eine größere Anzahl sowohl thätigc.r als augenblicklich ruhender Vulkane erhebt als irgend wo anders auf der Erde iu einer glei-Hen, verhältuitzmäßig beschräutteu Naumausdehnnng, ist die Zahl dersel- 9 130 ben auf Sumatra, bei mehr als dreimaliger Größe, eine sehr viel geringere. Von den Bergen dieser Insel sind nämlich bis jetzt nur die folgenden als Vulkane bekannt. Der Merapi, 9234 Fnß hoch, in der zn der Nesidentschaft Padang gehörenden Landschaft Tanah Datar; der 6650 Fuß hohe Sidoua tona in der Nesidcntschaft Aijer Bangis unter 0" 46' nördl. Vr. und 99" 18' östl. Länge von Greenw. gelegen; der 6000 Fuß hohe Verapi, nuter 1" 30' südl. Br. und 101' 20" östl. Länge in der Landschaft Iudrapoura; der Serit Verapi 5)000 Fuß hoch, gleichfalls in der Landschaft Aijer Bangis; der 4500 Fuß hohe Kaba im westlichen Theile der Nesidentschaft Palembang und endlich der gegen 10,000 Fuß hohe, unter 3" 57' südl. Vr. und 103" 2«'östl. Länge ebenfalls in letztgenannter Refidentschaft, iu der Landschaft Passnmah Le-bar sich erhebende Dcmpo. Derselbe ist von allen Vulkanen auf Su matra der am meisten östlich und zugleich am meisten südlich gelegene. Mit Ausnahme seiner und des Kaba liegen alle Vulkane auf dieser In-sel in großer Nähe des Erdgleichers. Sie erheben sich am Fnße uud zwischeu den parallelen selten des hauptsächlich granitischen Vontit-Va rissan. Das Auftreten von Trachyt, Basalt, Dolerit, Angitporphyr und andern größeren Massengesteinen kündigt ihre Nähe au. Das Varissan-Gebirge bildet zugleich die Wasscrschcidnna, anf dieser Insel. Vei seiner geringen Entfernung vou ihrer Westkiiste sind die Flüsse daselbst von geringer Vedentnng uud als solche kaum ncunens-werth. Die meisten von ihnen sind schon in geringer Entfrrnnug von ihrer Mündung nicht mehr befahrbar. Nur der Fluß von Siugkel, welcher sich ungefähr unter 2" 15' nördl. Vr. in die See ergießt, macht hiervon eine Ausnahme, da sich in dieser Gegend das Gebirge etwas weiter von dem Meere zurückzieht. Der Contrast, den die westliche Mstc von Sumatra zu seiner schon beschriebenen östlichen bildet, ist sehr auffallend und groß, eben in Folge des Umstandcs, daß alles westlich vom Varissau-Gebirge gelegene Land eine so wenig beträchtliche Breite besitzt. Da das Gebirge, wenn man längs der Westkiiste hinfährt, stets im Gesichte bleibt und stellen weise sogar unmittelbar an das Meer zu treten scheiut, so bietet die» selbe mannigfaltige, wechselnde Bilder von malerischer uud selbst romantischer Schönheit. Sie besitzt zngleich cine Reihe mehr oder weniger geschützter Häfen nnd Ankerplätze, von denen die unter 1" 30' gelegene Bai von Tappanoli geränmig, tief nnd geschützt genng ist, nm einer Kriegsflotte, gleich der englischen, einen sicheren Aufenthalt zn gewähren. Die Resideutschaft Palembang umfaßt das ganze Stromgebiet des Monsi der auf dem Gnnoug Oulou Mousi, einem Berge des Voulit-Varifsan vou mittlerer Höhe, entspringt. Die hauptsächlichsten Nebenflüsse desselben sind an seiner rechten Seite der Kitim; der Lamatau in 131 den sich der Inim ergießt; derOgan; derVabatan; derKomering; derPa-dang ii. s. w. ^inks aber ninnnt der Monsi den durch die Bereinigung dreier klei> nercr Flüsse, des Klingi, Kati und Vliti, gebildeten Klingi; den ^atitan und den Nawas in sich ans, uachd^n sich in den letzteren der Roupit ergossen. Alle genannten Nebenflüsse des Monsi haben noch zahlreiche kleinere Verzweigungen von denen uiele durch Verbinoungsarme oder natürliche, hier nnd dort künstlich erweiterte Kanäle, sogenannte Trousson's, znsammen hängen. Die überwiegende Mehrzahl der Ortschaften ist an den Ufern, sowohl des Mousi als seiner Nebenflüsse gelegen. Die Hauvtö'rtcr sind meistens alle an denjenigen Stellen erbaut, wo kleinere Flüsse zusammentreten oder in den Monsi einmünden. Der malaiische Name einer Flußmündung ist Muara. Dieses Wort mit dem Namen des kleineren, in einen größeren sich ergießenden Flusses verbunden, giebt dem betreffenden Orte den Namen wie z.V. die Wörter Muara Kliugi; Muara Nnpit; Muara Nawas; Mnara Vliti nicht nnr die Einmündungsstelle des Klingi und des Nawas iu den Mousi und die des Bliti in den Klingi sondern anch die daselbst gelegenen Ortschaften bezeichnen. Die Gemeinschaft zwischen den letzteren findet hauptsächlich längs dieser zahlreichen Wasserwege statt. Landwege bestehen kaum irgend wo anders als in den höher gelegenen Gegenden, mehr in der Nähe des Barissau-Gebirges, wo die Flüsse zn untief, zu rcißeud oder zu sehr mit Klip' pen erfüllt sind um den Gebranch felbst von kleineren Fahrzeugen zu verstatten. Achnlich aber, wie die Nesidentschaft Palembang das ganze Stromgebiet des Mousi umfaßt, werdeu die Reiche Iambi, Indragiri und Siat von den Gebieten der gleichnamigen Flüfsc gebildet. Ihre Bodenverhältnisse stimmen deßhalb mit denen in Palembang durchaus überein. Anch mit den kleineren, nördlich von Siak gelegenen Staaten Assahan, Deli nnd anderen ist solches der Fall, bis die gegen Norden stets zunehmende Perschmälernng der Insel die Flüsse nnbedentender werden und das Gebirge näher an die Mste treten läßt, wodnrch dieser Theil der östlichen Hälfte von Sumatra seiner westlichen ähnlicher wird. Die Erhebnng des Bodens von dem östlichen Meercsufcr nach dem Aarissan-Gebirgc ist nnr eine sehr langsame nnd kann als eine wellenförmige bezeichnet werden. Bei meiner Reise von Palcmbang nach Ben-tonlen wnrde nnr die Znnahme der Höhe meines Standpunktes über den, Meeresspiegel am meisten durch das Verhältniß oentlich, il, welchem die Ufcr der vielen Flüsse sich, bei mittlerem Wasserstandc iu ihnen, nbcr dieselben erhoben. Die Gleichförmigkeit dieses allmählich höher werdenden Flachlandes wird nur am oberen Theile des schon erwähnten Nawas, eines Nebenflusses des Mousi, durch eine ungefähr zehn geographische Meilen lange, von N. nach S.-O. streichende, Bonkit Amba- 9' 132 lou genannte Hügelkette unterbrochen. Aehnliche, aber niedrigere und kürzere Bodenerhebungen finden sich auch an beiden Ufern des Vabatan, welcher sich mit dem Ogan verbindet lind durch diesen in den Molisi, an der rechten Seite desselben ergießt. Im Ganzen und Großen besteht der Boden aus einem röthlichen, mit einer sehr mächtigen Humusdecke überzogenen Thone. Felsenmassen sieht man nur hin und wieder, hauptsächlich an dem oberen Theile der Flüsse und im Allgemeinen nicht eher zn Tage treten, als bis man sich am Fuße des Varissan-Gebirges befindet. Ich erwähnte so eben, daß die Ufer der Flusse au Höhe zuuähmeu je weiter mau sich landeinwärts von dem östlichen Mccresstrande eut ferne. Aber auch die Breite ihrer Betten vergrößert sich meistens in demselben Maße. Gewöhnlich, namentlich aber während der trockneu Jahreszeit, erscheinen diese Flnßbetteu viel zu geräumig für die iu ihnen sich nach unten fortbewegende Wassermenge. Ganz anders aber stellt sich dieses Verhältniß während des Herrschens der westlichen Winde, der ,nassen Jahreszeit, dar, besonders wenn im benachbarten Gebirge sich heftige, nicht selten ein Paar Tage ohne Unterbrechung anhaltende Sturzregen ergießen. Es füllen sich nämlich diese Flußbetten alsdann sehr plötzlich mit einer gewaltigen, pfeilschnell nnd unter donnerndem Geräusche abwärts rollenden, Alles mit sich fortreißenden, nicht selten die Ufer weithin überschreitenden Wassermasse. Diese, im Malaiischen Baujer ge-nannte, Erscheinung Zeigt sich in ihrer ganzen Größe und Gewaltsam-samkeit nur in dein oberen Verlaufe eines Flusses, währeud fie an sei^ nem unteren Theile als einfache, geräuschlose Uebcrschwemmung auftritt. Ich selbst habe im Jahre 1563, auf meiuer Ncise vouPalembang nach Benkoulen einen besonders merkwürdigen Fall eines solchen Vaujer erlebt. Ich hatte die Nacht vou dem 1l). ans den 11. Februar des genannten Jahres in einem, ein Paar Tauseud Schritte von dem Lamatan, einem der schon erwähnten Nebenflüsse des Mousi, cutfernten, auf einer kleinen Anhöhe steheudeu, sogenannten Gardou zugebracht. Gar-dou's aber siud eigenthümliche, einigermaßen den javanischen Passangra-hau's entsprechende, für die nächtliche Beherbergung von europäischen Nei-sendcn, namentlich Militairpersonen, bestimmte Eiurichtuugen. Die niederländische Negicruug hatte uämlich kurz vorher eine militairische Etappenstraße von Palembaug über Lahat uud Tebiug Tiuggi nach Brnkou-len anlegen lassen. Diese Straße nimmt aber erst bei den» Orte 8o-rok, wo der Boden fester zn werden beginnt, ihren Anfang. Lorot liegt an dein Mousi eine Tagereise oberhalb der Hauptstadt uud mau muß dieseu ersten Abschnitt der Reise auch jetzt noch ans dein Flusfc zurücklegen. Als ich, noch vor Som'enaufgaug, erwachte uud mich von meinem 133 Lager erheben wollte, vernahm ich ein eigenthümliches, dumpfes aber sehr starkes, ans der Ferne ertönendes Brausen, wovon ich mir die Ursache augenblicklich nicht erklären konnte. Ich rief meine javanischen Bedienten nnd erfuhr von ihnen, daß cm Banjer in dem nicht sehr entfernten Lamatan eingetreten sei nnd diesen Fluß über seine Ufer habe austreten lassen. Hieran hatte ich, bei meinem Erwachen, nicht gedacht, obgleich diese Erscheinung nnd das damit verbundene Gcränsch keines-weges neu für mich waren, da ich, während meines Aufenthaltes zu Kedongkebo im südlichen Java, in dem Flusse Vogowonto, an welchem letztgenannter Ort gelegen ist, hänfig geling Vanjer's beobachtet hatte. In allen diesen Garden's befindet sich, nnter einem Häuptlinge, stets eine Anzahl malaiischer Wachtleute, welche von den nächstgelcgenen Kampong's, in einer von der Regierung festgesetzten Anzahl und Rci« henfolge, gestellt werden müssen. Sie sind für die persönliche Sicherheit der daselbst übernachtenden Reisenden verantwortlich und zugleich ver-Pflichtet dieselben, für bestimmte Preise, mit den ersten und nothwendigsten Nahrungsmitteln zu versehen. Auch muß der Häuptling ihnen die, für die Fortsetzung ihrer Reise erforderlichen Träger besorgen. Ich bemerke hierbei noch, daß diese Garden's fast immer in einer beträchtlichen Entfernung von den Kampong's errichtet sind um hierdurch alle Reibungen und Conflitte zwischen den, hanptsächlich ans Militairpersonen bestehenden Reisenden und der so sehr reizbaren und leicht zu erzürnenden eingeborenen Bevölkerung so viel wie möglich zu verhüten. Der in dem Gardon anwesende Hänptling versicherte mich, als ich bald nach sechs Uhr meine Reise fortsetzen wollte, daß solches unmöglich sei. Der lamatan habe das Land zu beiden Seiten, ans ganz ungewöhnliche Weise, meilenweit überschwemmt. Die Höhe des Flusses wachse noch immer nnd das allsgetretene Gewässer nähere sich dem Gardon mehr und mehr. Unter diesen Umständen könne ich, nach Mnara Inim, dem Hauptorte der Unterabtheilnng lamatan Ilir, wo ich die nächstkommende Nacht znbringen wollte, nnr mit einer Bidar gelangen. Er habe schon ^eute ausgcsandt nm mir ein solches Fahrzeug zu be-sorgeu; aber es möchteu vielleicht noch ein Paar Stnndeu darüber hingehen bis dasselbe ankommen werde und ich meine Reise fortsetzen könne. In den am Flusse gelegenen Kampong's stehe das Wasser schon seit einia/u Stuuden mehrere Fuß hoch nnd steige noch fortwährend. Der Westmonsun, die periodische Regenzeit, war damals noch nicht vorüber uud es hatte auch au oeu letztvergangenen Tagen, allenthalben, wo ich mich befand, geregnet, obschon keineswegs heftig nnd anhaltend. Weiter oben aber, mehr in der Nähe des Barissan-Gebirgcs, hatte, wie lch später erfuhr, am vorigen Tage uud Währelid der letzten Nacht, ein 134 ohne Unterbrechung beinahe zwanzig Stunden anhaltender, sehr heftiger Sturzregen stattgefunden. Als ich aus dem Gardou in das Freie trat, konnte ick) mich davon überzengen, daß der malaiische Häuptling die Wahrheit gesprochen hatte, als er nur berichtete, wie die Ueberschwemmung sich mehr und mehr ausbreite lind dem Gardou nähere. Ich habe schon bemerkt, daß der letztere sich auf einer hügelartigen Bodenerhebung befand. Da die Umgebung dieses Hügels, in einen: nicht unbeträchtlichen Umkreise, von Waldwuchs entblößt war, so stellte derselbe sich wie eine, ans einem Landsce emporragende Insel dar, deren Umsaug sich aber zusehends verkleinerte. Gegen ncuu Uhr, wo ich mit der iuzwischen angetommeuen Bidar den Gardou verließ, stand von dieser Bodenerhebung nur ihr am höchsten gelegener Theil, auf welchem die Gebäude errichtet waren, nicht unter Wasser. Die Fahrt in einein Nachen ans dein übersiutheteu Vande, über Felder, Gärten, Hecken und Zänne, in gerader Linie zwischen Häusern und Bäumen hindurch, von einem Aampong zum auderu, hatte für mich den Reiz der Neuheit und Eigenthümlichkeit. Meilenweit nach allen Seiten hin stand das ^f»i>, wird häufig angebant. Andere ncnnenswerthe Nahrungsnüttel liefern die Buhnen, mal. 5tatjang, einer Menge von Phaseolns- nnd Dolichos-Arten sowie ^Vrli0!>i« Ilvpo^^a, mal. K'atjang Tanah; der Mais, mal. Djagong; die Sago-Palme nnd zahlreiche Arten von I)il»^ol'6li> tia-wtii«, I^om^, ^.rulli nnd Ocymum. deren Erdfrüchte unter dem malaiischen Collectivnamen Obi Obi begriffen werden. Es ist besannt, daß die Malaienlandc eine größere Anzahl der herrlichsten Frnchtbämnc hervorbringen als irgend eine andere, zwischen den Wendekreisen gelegene Gegend der alten wie der nenen Neli. Diejenigen von ihnen, welche die merkwürdigsten und wohlschmeckendsten Früchte erzeugen, wie der Mangustan, OlN'emi», Mlm^nktima; der Durian, Duris) ?jdiitIlilM5; der Nambnten, i^op^oliuw ^p,>a,c:eum; der Langse, I.im^lnm <^)M(^ticl,u»-, der Rambei, I^li^ium Ii.nml)6 n. a. m. konnnen nnr dort vor und sind nach keinem andern 3ande verpflcmzbar. Nirgends aber habe ich die Früchte der genannten und vieler anderer Vänme größer, saftrcichcr nnd wohlschmeckender gefunden als gerade in der Nestdrntschaft Palembang. Von der Nangka, ^i'to-c!3.rpU8 iiite^rit'olin, habe ich dort einzelne 50 bis 60 Pfund schwere Früchte gesehen. Auch die kleinere, dieser letzteren nahe stehende, Tjam-pcdath genannte Frncht von ^rt,00lU'pU8 1'o1)'pIi«lM ist nirgend so süß nnd saftig wie dort. Der in mehreren Abarten vorkommenden Frucht des Vrotbaumes, ^i'wc^l'plin inci8:l, mal. Souko, »nögc eben' falls gedacht werden. Außerdem bieten ihre Früchte daselbst, Mi!>:l Mi'iuli5ig, ^l^a^cn^i^ nnd 1^. llfinell) mal. Djambou; I^iäinm pyrif^-rum, mal, Djambon Bitjie; ^lxxiki r^ticnlaw, mal. Srikaija; ^. «cju«.-mo«», mal. Boua nona; (^ni'i^ ^>l»p^ll, mal. Papaija; 8rl>ml'Iil>. l>,nn,nll,«, mal. Nauas; Guinea ^ra«ll,t,uin, mal. Drlima; ^Inmarin-äu8 inäicll, mal. Assem, sowie viele Arten von Oiti'lis, inal. ^iinan, nnd viele andere. Einige von ihnen, wie uamcntlich der Pisaug, die Manga und der Iambou, kommen in zahlreichen Unterarten und Varietäten vor. Alle genannten Fruchtbänme, mit Ausnahme allein von der Ananas und den beiden Auona-Arten, welche schon vor drei Iahrhun-derteu aus dem tropischen Amerika nach dem indischen Archipel verpflanzt wurden, sind auf Tmnalra einheimische Gewächse. Die Menge der Holzarten, welche die Wälder von Palembang er-zengen, ist zahllos. Es finden sich nnter ihnen alle nur denkbare Abstufungen und Uebergänge von den leichtesten nnd losesten bis zu den aller- 139 härtesten, festesten und schwersten. Während das Holz der Aeschynome-Arten, mal. Kajou Gabuns, kaum ein Gewicht besitzt uud sich wie Hol-lundermarl Zwischen den Fingern zusammendrücken lä'sit, ist das Holz der meisten Sideroxylou-Arten so hart, fest und schwer, daß das schärfste Veil sich sehr bald an ihm abstumpft. Me vernichlenden Einflüsse des Klima aber zeigen sich, wie ich schon oben bemeM habe, als ich über die Gräber der früheren Snltane von Palembang sprach, so machtlos gegen dieses Holz, daft dasselbe fast unzerstörbar erscheint nnd seinen Namen Kajou Bessi, d. h. Eisenholz, mit vollem Rechte trägt. Die ganze östliche Hälfte von Sumatra nud mit ihr Palembang bringt das vortrefflichste Material für den Schiffs- und Hänserbau, sowie für alle anderen, nur denkbaren öconomischen uud technischen Zwecke in einem solchen Ueberflusse hervor, daß das Nichtvortommen daselbst von I^ct cifisch indischen Charakter, stimmt aber, was bemerkenswerth erscheint, in« Ganzen mehr mit der von Borneo als mit der von Java überein. 2) 0t,ci!iii, mal. Sazm. — ") (^lli'votil urßn», mal. Niboung. — °) ^i>»a lrutloin«, mal. Nipa. — ') Mal. Patu^Bindu. — ^) 1ig,,ni)li8n, llruuäiliu,o«n. — °) ^alnmu» Itowu^. — ") ßaolml-um oiLciuaruiu. 141 Sie weicht auch von jeuer der so nahe an Sumatra gelegenen malaiischen Halb-msel in nicht unwesentlicher Weise ab. Man kann sich von ihrem Reich-thume einen Begriff inachen, wenn man bedenkt, daß daselbst iiber achtzig Arten von Landsängethieren vorkommen; mehr als in irgend einem andern Lande beider Erdhälften, mit Ausnahme allein des südlicheren, von den so sehr zahlreichen Antilopen-Arten bewohnten Afrika, angetroffen werden. Die bemert'cnswerthestcn von ihnen sind der Elephant, eine dem indischen sehr nahestehende aber doch etwas von ihm abweichende Art, mal. Gadjah; ein zweihörniges Rhinoceros, mal. Badat; der indische 'Tapir, mal. Maiba; der malaiische Var, mal. Vrnang; der Königstiger, mal. Rimauw; der Panther, mal. Toutol'); eine zweite Panther-Art 2); ein Paar andere, kleinere Katzen nnd verschiedene kleinere Naub-thiere aus den Gattungen ^ikilui»; ('.im«; lloi'pc^to», I^uti-a; I.ii,-85MF; Nu^tola; Viv^rra; I'gi'acloxui'u«; ^rltiti^ u. a. m. Von im Natnrstande lebenden Wiederkäuern finden fich daselbst der Pferde-Hirsch, mal. Nussa ^); das Reh, mal. Mnntjat^) nnd in dem zu Palembang gehörenden Theile des Barisscm-Gebirges hin und wieder, wiewohl nur sehr selten, auch die eine der beiden auf den indischen Inseln lebenden Antilopen^Arten, mal. Kambing Outan. ^) Im gezähmten Znstande findet sich daselbst das Nind und der Büffel, welcher letzterer auch verwildert vorkommt. Pferde sind in der Nesidentschaft Palembang, wie auf der ganzen östlichen Hälfte von Snmatra, nicht einheimisch, und die sehr wenigen, welche einzelne niederländische Aeamtcn nnd Offiziere sich halten, werden von Java oder der malaiischen Halbinsel, seltener ans dem nördlicheren Theile der Insel, den Vändern der Vatta's und dem Neiche Atschin, wo es einen Schlag kleiner aber wohlgebauter nnd, besonders znm Reiten in Gebirgsgegenden sehr branchbarer Pferde giebt, Nach Palembang eingeführt. Die Wälder in dieser Nesidentschaft sind auch von einer beträchtlichen Anzahl von Affen bevölkert. Unter ihnen kommen zwei Anthro-Poiden, nämlich LiamlMS» 5)'lMct)Ilt, ^ It.ywdaw3 v^iezMu^; fünf Arten von 8omlinpit^Leu8 ^) und (u^rcopitllL^u»- ^mmiolAM nicht selten vor. .Imnin nemc^ti'inu« findet sich fast nnr im südliche-reu Theile der Ncsidentschaft, wo dieselbe an die ^ampong'schen Distrikte stößt. Daß der Orang Ontan, welcher anf Snmatra überhaupt nur selten, und nicht anders als im nördlichen nnd nordwestlichen Theile dieser Insel angetroffen wird, anch in den Wäldern von Palembang lebe, wie Ei- *) Felis pardiis. — 1J) Felifi maorocelis. — ") CervuH equiuus. — 4) Cervus Muntjac. — 6) Antilope Sumatrana. — 6) »Semnopithecus nasicus; S, flavi-manus; S. melalophus unb S. Sumatranus. 143 » liige meinen, muß ich nach meinen eigenen Erfahrungen und demjenigen, was mir von Eingeborenen hierüber mitgetheilt wurde, gänzlich bezweifeln. Von Lemuriden oder Halbaffen kommen daselbst 3t6iwp8 tlli'äi-^ra<1u5! nnd ^^rf>iu^ ^i»t»<^i>nn vor. Auch die Anzahl der Eich- nnd Flughörncheu ist daselbst nicht unbedeutend, noch viel beträchtlicher aber die der Handflügler, unter denen t^ieliMIiecus v»,neF5ltu3 und einige riesige Pteropns Arten vor andern bemertenswerth erscheinen. Die andern Thiertlassen sind, wie überall ans Sumatra, auch in der Residentschaft Palembang allzu reich an Arten, als daß sie hier auch nnr oberflächlich nnd im Allgemeinen besprochen werden könnten. Auch sind die daselbst vorkommenden Vögel, Amphibien, Fische, Insekten und anderen niederen Thiere noch lange nicht in dein Grade wie die Säugethiere bekannt. In allen Klassen, Ordnungen, Familien und Geschlechtern giebt es sehr viele dnrch Größe, Schönheit und Farbenpracht ausgezeichnete Arten. Ueber einige der in Palembang znm Nachtheile der Bevölkerung nur allznhäufig vorkommenden Thiere, nämlich den Elephanten, den Tiger und das Crocodil, sowie über ein viertes viel selteneres nnd unschädlicheres, den Tapir, mögen noch einige Mittheilungen folgen, Elephanten leben ans Sumatra in einer beträchtlichen Anzahl und durchziehen die ganze Insel fortwährend in größeren und kleineren Truppen nnd nicht selten selbst hecrdcnweise. Weder das Barifsan-Gebirge noch die zahlreichen Flüsse, von denen die östliche Hälfte Sumatra's durchschnitte» wird, sind ihnen Hindernisse bei diesen weiten Wanderungen. Schon die ältesten Reisenden, wie der arabische Kaufmann Soleyman; der im neunten Iahrhnnderte n.Chr. Snmatra besnchte, und nach ihm Marco Polo uud Ibn Batutah erwähnen dieser Thiere. Polo bemerkt, als er von Basmaus, einem der zu seiner Zeit auf Snmatra bestehen-den acht Königreiche spricht, daß daselbst Elephanten und Rhinocerosse, l)mi>(;i'i Elephanten bilden zu dem ^andbaue und der Gartcuzucht, sobald diefe, eine gewisse engere Begrenzung überschritten nnd zugleich die Tendenz nach weiterer Ansbreitnng erlangt haben, einen so entschiedenen Gegensatz, daß sie nebeneinander besteheud kaum gedacht werdeu können. In dein Streite um den Bodenbesitz, zwischen Thier und Mensch, muß selbst der Elephant am Ende unterliegen, Von diesem Streite und diesem Ende des Streites kann aber uirgend weniger, als gegenwärtig anf Sumatra, die Nede seiu. Die Bevölleruug dieser Insel, wie sie jetzt sich darstellt, ist nämlich weder zahlreich genng, noch ihrer eigenthümlichen, inneren Anlage nach dazu geeignet, eineu solchen Streit der Cultnr mit dem Naturznstande aufzunehmen. Froh, wenn es ihr gelingt, die Elephanten von der Verwüstung ihrer Gärten, Reisfelder, mal. ^adang, uud Anpflauznngen, mal. Talcing, abzuhalten, denkt sie 156 an nichts weniger als mit diesen Thieren um den Besitz ihrer Wälder zu ringen. Ein anderes merkwürdiges, dem Elephanten in naturgeschichtlicher Beziehung nahestehendes, in seiner Lebensweise mit ihm übereinstimmendes, aber kleineres und ungleich selteneres Landfäugethicr ist der Tapir, mal. Maiba, den man, znm Unterschiede von der im tropischen Amerika vorkommenden Art, gewöhnlich den indischen nennt. Er findet sich nämlich, außer auf Sumatra anf der malaiischen Halbinsel nnd in Hinterindien. Dieses Thier ist erst verhältnißmäßig spät, und nicht früher als i. I. 1772, bekannt geworden, wo ein Beamter des englischen Gouvernements zn Fort Marlborough bei Vcnkonlen, Namens Whal-feldt, als derselbe eine Reise längs der Küste machte, es in der Mündung des Flusses Kauer, nngefähr nnter 5>" s. Vr., zuerst antraf. Da dasselbe, weil es sich gerne in Sümpfen nnd Wasseransammlungen anfhält, in einigen Gegenden Sumatra's anch Kuda Aijer oder, in wörtlicher Ucbersctzung, Wasscrpferd genannt wird, nnd dieser Name früher als das von den Eingeborenen hiermit bezeichnete Thier bekannt geworden war, so hatte sich die Annahme gebildet und verbreitet, daß anch auf Sumatra das wirkliche Flußpferd, IliplMswwnm^ g.lnpliidiu8. vorkomme. Diese Vermuthung findet sich selbst noch in der dritten Ausgabe von Marsden's Geschichte von Sumatra ausgesprochen. Näher bekannt ist der Tapir von Sumatra hauptsächlich erst geworden während Sir Stamford Raffles Lieutenant-Gouverneur von Benkoulcn war nnd daselbst großartige naturhistorische Untersuchungen und Sammlungen veranstalten ließ. Fast gleichzeitig mit ihm aber beschrieb Major Farqnhar anf der Halbinsel Malacca gefangene Exemplare dieser Thiere. Es ist auffallend, daß die Europäer den indifchen Tapir erst so spät haben tennen gelernt, während die Chinesen und Japaner ihn schon seit langer Zeit kannten und Abbildungen von ihm besaßen. Die letzteren lernten ihn ohne Zweifel von den Ersteren nnd diese ihn dnrch in Hinterindien gefangene Exemplare kennen. Abel Nemnsat theilte chinesische und japanische Abbildungen von ihm an Cuvier mit, welcher sich in seinen l^lil^r^Iu^ ^ui' I^st o^LMMl^ Guldeu ausbezahlt wird. Diese schou seit längerer Zeit bestehende Maßregel hat aber nicht die erwünschte Wirknng gehabt. Denn, wie ich zu Palembaug erfuhr, beträgt die Totalsumme, welche iu dieser Restdeutschaft jährlich au solchen Prämieu verausgabt wird, nicht mehr als höchstens 350—400 Gulden. Die eingeborene, malaische Vevölkeruug ist aber nicht so geartet daß sie sich, ungeachtet der geldlichen Vortheile welche sie'dadurch erlangen tonnte und trotz des so beträchtlichen Verlustes an Menschenleben wie an Hausthieren, welchen sie jährlich dnrch die Tiger zu erleiden hat, mit vereinten Kräften der Verfolgung und Bertilgnng dieser Thiere auf eiue methodische, energische uud fortgefetzte Weise unterziehen sollte. Es wird zwar alljährlich eine größere oder kleinere Anzahl von Tigern getödtet; solches geschieht aber mehr iu Folge einer Art Persönlicher Nache, weun der Eine oder Andere entweder ei» ihm theures Glied seiner Familie, oder auch nur eiu Stück Vieh, welches für ihn werthvoll war, durch sie verloren hat, als in Folge einer mehr allgemeinen, das öffentliche Wohl bezweckenden Maßregel. Die iu solchen Fällen stattfindende Verfolgung ist in der Negel anch nicht sowohl gegen die Tiger im Allgemeinen, wie speciell gegen Deujenigeu von ihnen gerichtet, von welchem man glanbt daß der zu rächende Angriff ausge-gangen sei. 165 Ein allgemein herrschendes Vornrtheil hält die Bewohner eines Dorfes, in dessen Mhe sich Tiger erblicken lassen, so lange von ihrer Verfolgung zurück, bis sie Verluste an Menschenleben oder Vieh von denselben erlitten haben, Sie meinen nämlich daß der Tod eines Tigers, der ihnen selbst keinen Schaden zngefügt, alle Verwandten und Frcnnde desselben zur Rachenalmie gegen sie veranlassen werde. Ueberhaupt sind mit dem Tiger, nnd zwar ganz besonders in diesem Theile von Sumatra, viele abergläubische Vorstellungen verbunden. Eine hiervon ist die daß auf dem schon genannten, in der erst vor wenigen Jahren den Nie» derländern unterworfenen Landschaft Pafsnmah lebar gelegenen Vnlcan Dempo, sich ein großer Kampong befände, dessen Bewohner einzig und allein Tiger wären. Dieselben besäßen aber die Gabe sich in Menschen verwandeln zu können nnd kämen in dieser Gestalt nicht selten von ihrem Verge hernnter nm die benachbarten Bazar's zu besu-chen uud sich unter die übrige Bevölkerung zu mischen. Einige von ihnen hätten sich selbst mit Mädchen aus naheliegenden Dörfern verhei-rathet. In dem einen Falle hätte die Nenvermählte, in der Vrautnacht, gesehen wie ihr Mann, wähnend daß sie schliefe, sich in einen Tiger verwandelt, das bränlliche Lager verlassen und sich aus dem Hause in den nahegelegenen Wald begeben habe/ In dem zweiten Falle habe eine schon seit längerer Zeit verhcirathetc Frau einmal bemerkt wie ihr Mann, der sie allnächtlich zu verlassen Pflegte nm erst gegen Morgen zu ihr M'iickMehren, einmal von einem solchen Ausgange mit einem verbundenen Arme wiedergekommen sei. Sie habe, als er schlief, den Verband entfernt um seine Verwundnng näher in Augenschein zu nehmen. Zn ihrem Schrecken aber habe sie, anstatt eiues Menschenarmes, die Tatze eines Tigers erblickt. Diese und ähnliche wnnderbare Geschichten von Tigern habe ich in den Vandschaften Ampat Vawang, NedjMgcn und Passnmah von übrigens verständigen Eingeborenen wiederholt erzählen gehört. Alle aber waren davon, daß sich Solches wirklich zugetragen habe, felsenfest überzeugt. Die Weise in welcher in diesem Theile von Sumatra deu Tigern vou der Bevölkerung nachgestellt wird, ist nicht immer dieselbe. Es geschieht im Allgemeinen seltener durch offene Jagd auf sie mit Schießgewehren oder Lanzen, als anf eine mehr heimliche und versteckte Weise mittels Falleu, Schlingen nnd Giften. Die Fallen bestehen am häufigsten in geräumigen, sehr stark uud fest ans dicken Bambnsrohren oder Planten gemachten Käfigen, an deren Eingängen sich eine in die Höhe gezogene Fallthnr befindet. Diefe letztere ist so befestigt daß sie niedersinkt und den Käfig verschließt, sobald der Tiger in denselben eingedrungen ist nm sich der im hintersten Theile des Käfigs angebundenen 166 Ziege zu bemächtigen. Eine andere Art von Falle besteht darin daß eine Planke über eine Grnbe, aus derem Grunde scharf zugespitzte Pfähle hervorragen, so gelegt wird, daß sie auf der Stelle umschlägt, sobald der Tiger, in seinein Gange nach der oberhalb der Grube befestigten Lockspeise, die Mitte der Planke überschritten hat. Der Tiger stürzt hierbei in die Grube und wird von den ans ihr hervorragenden Pfählen aufgespießt. Bei noch einer anderen Falle stürzt der Tiger in eine Grube während gleichzeitig ein fchwerer Balken auf ihn fällt und ihm zum wenigsten mehrere Knochen zerschmettert. Zu den Schlingen, in denen er sich meistens mit den Hinterbeinen verfängt, werden starte, ausRotang gedrehte Taue gebraucht, die selbst seine ungeheure Kraft nicht zu zerreißen vermag. Soll ein Tiger vergiftet werden, so zieht man von einer ihm ei' genthümlichen Gewohnheit Vortheile. Wie die Eingeborncn für gewiß halten, schleppt ein Tiger, sobald er sich einer größeren Beute bemächtigt hat, dieselbe in den Wald, begnügt sich aber den ersten Tag damit ihr das Blut auszusaugen. Erst am folgenden Tage kehrt er zu-rück nm sich an ihrem Fleische zu sättigen. Sobald aber seine Begierde gestillt ist, stellt sich bei ihm das Bedürfniß des Trinkens ein. Ein unweit des todteu Körpers hingestelltes Gefäß mit Wasser, worin Arsenik aufgelöst wurde, löscht seinen Durst und tödtet ihn bald nachher. Was man nur von der Kraft des Sumatranischen Tigers erzählt hat, nähert sich dem Unglaublichen. Er soll mit einem einzigen Schlage seiner Vordertatzc einem alten Büffel das Rückgrat zerschmettern und das Thier todt zu Boden strecken können. Ein halbansgewachsener Büffel aber ist für ihu eine so geringe Last daß er mit ihr über hohe Hecken und breite Gräben springen imd sie in schnellem Laufe seinen Wäldern zutragen kann. Der Vollsglanbe besteht daß er das Fleisch von Men» schen, nachdem es einmal von ihm gekostet wnrde, später dem von allen Thieren vorzöge. Ein Tiger der nicht schon früher einen Menschen angefallen hat, soll, wenn er nicht von Hunger geplagt wird, wenig zn fürchten sein. Jeder von einem Tig^r getödtete Mensch wird von ihm, bevor er sein Mahl beginnt, mit dem Gesichte der Erde zugekehrt, weil der Tiger, wie die Malaien wähnen, den Blick dcr menschlichen Angen, selbst nachdem sie im Tode erstarrt sind, nicht ertragen kann. Alan glaubt auch, daß der Tiger, ähnlich wie von der Klapperschlange erzählt wird, auf kleinere Säugethicre, namentlich aber auf Affen, eiuc Art von Fascination aus' übe. Begegne er den letzteren, was nicht selten geschehe, einzeln oder hauseliweise im Walde auf der Erde und träfe fein Blick den ihren, so würden sie hierdurch willenlos und unvermögend selbst auf nahestehende Vänme zn entflüchten, so daß der Tiger sich ihrer mit der größten Leichtigkeit bemächtigen tonne. Ein anderes, wiewohl einer anderen Klasse angehörendes Naubthier, 16? welches, wie der Tiger, fast überall auf Sumatra vorkommt und gleich diesem alljährlich eine Unzahl von Menschenleben vernichtet, ist das Cro-codil, mal. Aonaija, im Holländischen gewöhnlich Kaiman genannt. Es ist dieses die überall im indischen Archipel, wo nur Flüsse vorhanden sind, hänfig vorkommende Art, Ol»(!0lein in der Nesidentschaft Palembang. alljährlich durch Crocodile getödlet werden, belauft sich, nach den officielleu Angaben hierüber, anf !X)0—1000. Auch auf die Tödtung dieser Thiere, wie auf die Vernichtnng ihrer Eier, wurde von der Negierung eine Belohnung gesetzt. Da dieselbe für jedes Ei aber nur wenige Cente betrug, fo begriff die Bevölkerung fehr bald, wie sehr viel vortheilhafter es für fie sei, statt der Eier, die aus ihnen künstlich gebrüteten Jungen bei der betreffenden Behörde einzuliefern. So entstanden ganze Brutanstalten für Kaiinan's. Denn da in dem betreffenden Negierungscrlasse mir bloß von der Tödtung dieser Thiere im Allgemeinen gesprochen wurde uud man vergessen hatte einen Unterschied zwischen ganz jnngen, tanm einen Fuß langen nnd den allergrößten, vollkommen ausgewachsenen zn machen, so mußte allerdings, so lange nichts Näheres hierüber bestimmt war, für die ersteren dieselbe Belohnung wie für die letzteren bezahlt werden. Sehr bald aber wurde diesem Mißbranche durch eine nene Verordnung ein Ende gemacht. Die meisten der Eingeborene!,, welche durch Crocodile vernuglückcu, werden vou denselben überfallen, während sie im Flufse baden. Nicht 168 'elteu aber geschieht es auch daß eines dieser Thiere, plötzlich in unmittelbarer Nähe einer Vidar »der Pantjallan anftanchend, mwerschens einen der Ruderer oder eine von den übrigen, sich auf diesen Fahrzen-gen, deren Bord ein so sehr niedriger ist, befindenden Personen ergreift und mit dieser Beute augenblicklich wieder unter der Wasserfläche ver schwindet. Von Herrn van Ophnyzen, der 1862 Resident von Pa-lembang war, früher aber dieselbe Stellung in den Lampong's betleidet hatte, wnrde mir der folgende Vorfall mitgetheilt welchen« er als An-genzeuge beigewohnt hatte. Als Resident der Lampong's machte er nämlich eines Tages in einer großen, mit zahlreichen Ruderer» versehenen offenen Pranw eine Fahrt auf dem Sekamvong welcher sich im südlichsten Theile der Ostluste von Sumatra, unweit des östlichen Einganges in die Snnda-Straße, in das Meer ergießt. Mit dem Residenten befanden sich in derPrauw verschiedene Hänpt-linge mit ihrem Gefolge. Einer von ihnen, höchstens ein Paar Schritte von Herru vau äDphuyzeu sitzend, wnrde von einem ungewöhnlich großen Crocodile gepackt und aus dem Fahrzeuge rücklings in den Fluß gezogen wo das Thier mit seiner B>,ute untertauchte. Der Kaiman hatte sich gänzlich unbemerkt der Prauw zu uähern gewußt. Er erhob seinen Kopf so plötzlich aus dem Wasser, schuapptc nach dem Häuptlinge und zog ihn so schnell mit sich in die Tiefe, daß derselbe, in dem Augeublicke, wo man seinen Angstschrei hörte, auch schon verschwunden war. Die Wenigsten von den in der Prauw Fahreuden hatten den Kaiman selbst gesehen. Alle Versuche aber um deu Uuglücklicheu zu retteu oder wenigstens seinen Leichnam aufzufinden blieben gänzlich fruchtlos. Die Kaiman's find eben so schlaue als durch ihre große Gefräßigkeit, verbunden mit einer außerordentlichen Körperkraft, gefährliche Raub-thiere. Ihre Größe ist oft sehr beträchtlich nnd ich habe häusig solche geseheu dereu Körper, von der Spitze der Schnauze bis zum Schwanzende, eine Länge von 20 bis 25 Fnß hatten, während ihr Umfang, in der Mitte, wenigstens 10 bis 12 Fuß betrug. Als echte Amphibien leben diese Thiere nicht anhaltend und ausschließlich im Wasser uud werden häufig auch auf dem Lande, wiewohl fetten in größerer Entfernung von einen: Flusse und meistens nur auf seinem Uferrande, angetroffen. Sie sind dort aber kaum weuiger gefährlich als im Wasser. Denn ungeachtet der Kürze ihrer Veine sowie des Umstandes daß ihre Füße, namentlich ab"r die hiutercu, wesentlich zum Schwimmen eingerichtet sind, vermöge» sie sich doch anfdem Vande, selbst ans weichem und sumpfigem Boden fortzubewegen ohne daß ihr Bauch die Erde berührt. Wie mir, auf Sumatra von Malaien, auf Borneo von Malaien nnd Daijak's, welche Angenzengen hiervoll gewesen sein wollten, auf die bestimmteste Weise mitgetheilt wurde, findet auch die Begattung des Crocodils auf 169 dem Lande statt und zwar bei dein Eintritte der Regenzeit oder des Nordwest-Monsnns. Das Weibchen soll hierbei auf die Seite oder auf dem Rücken liegen. Es sind nächtliche Raubthiere, wie schon ihre senkrechte Pupille an^ deutet, in deren Wesen und Benehmen sich eine gewisse Aehnlichkeit mit dem der Katzen ausspricht. Wie diese belauern sie, selbst gänzlich still und bewegungslos zwischen dcn Uferpflanzen liegend, alle Bewegungen des Thieres, welches ihre Aufmerksamkeit erregte, mit unabgewendetem Auge und nicht selten stundenlang um endlich, wenn dcr günstige Moment hierzu gekommen ist, ans diese Beute mit der Schnelligkeit eines Pfeiles loszustürzen und sie mit ihreu scharfen, von keinen Lippen bedeckten Zahnen zu erfassen. Während der heißesten Tageszeit sieht man sie häufig, bewegungslos, wie umgestürzte Baumstämme, au kühlen, gegen die Sonnenstrahlen geschützten Stellen, ans dem Ufer der Fliisse liegen. Man kann sich ihnen alsdann ohne Mühe bis ans schußgerechte Entfernung nähern. So oft aber als ich in solchen Fällen auf dicfe Thiere schoß, eben so oft sah ich sie, selbst wenn ich sie tödtlich getroffen hatte, mit unglaublicher Geschwindigkeit vom Boden aufschnellen und sich, nicht selten rücklings uud den Kopf nach nnten, in den Fluß stürzen. Um sie tödtlich zu treffen muß der Schnß nach dem Kopfe gerichtet sein, weil an ihm die Haut unmittelbar den Knochen angeheftet ist nnd nicht, wie bei den übrigen Sauriern, Schuppen trägt. Durch den dichten Schuppenpanzer der den übrigen Körper, mit Ausuahme der Brust und des Bauches bedeckt, dringt nämlich nur in scltenen Fällen eine Vüchsentngel, während die genannten, weniger geschützten Theile sich fast nie einem Schusse darbieten. Da selbst ein auf dem Lande tüdtlich verwundeter Kaiman sich noch, vielleicht im Augenblicke seines Sterbens, in den Fluß stürzt, wo sein Körper nach nuten sinkt um erst später, nachdem er durch die Strömung meilenweit weggeführt wurde, wieder aufzutauchen, so er-giebt sich, daß, wenn man sich ein größeres Exemplar dieses Thieres verschaffen will, hierzu die Büchse keineswegs das beste Mittel ist. Daß diese Crocodile des Nachts nicht selten auch größere Wanderungen über Land unternehmen, liegt keinem Zweifel unterworfen. Man trifft sie nämlich mitunter an Orten an, wo sie früher niemals waren, die für ihren Anfcnthalt sich wenig eignen und wo sie sich augenscheinlich bloß hin verirrt haben. Zwei dieser Fälle habe ich selbst erfahren. Das erste Mal war zu Vatavia im Februar 1845. Eine Militair-patrouille, welche bald nach Mitternacht von dem Waterloo-Platze nach Nyswyk marschirte, stieß plötzlich unweit der katholischen Kirche, in der Mitte des Weges, den sie zu nehmen hatte, auf ein Crocodil. Die Vegeguung mit diesem Thiere war eine so unvorhergesehene und zugleich eiue so unmittelbare daß ein javauischer Soldat beinahe über dasselbe 170 gefallen wäre. Dor Kaiman schnappte nach dein Soldaten, verwundet? ihn nicht ganz nnbedeutcnd am linken Unterschenkel nnd eilte alsdann einer wenige Schritte entfernten Wasserleitung zn. Letztere führte ihn sehr bald an eine Schlense welche ihn verhinderte in den längs Mo-lenvliet nnd dnrch die alte Stadt Vatavia fließenden Tji-Liwoug zu gelangen nnd so zu entkommen. Unweit dieser Schleuse befindet sich eine Militairwacht, wo inzwischen die erwähnte Patrouille angekommen war nnd das ihr zugestoßene Abenteuer mitgetheilt hatte. Das laute Plätschern des Kaiman's in der Wasserleitung, als derselbe sich einen Weg durch die Schleusen zn bahnen suchte, zog die Aufmerksamkeit der Nachtmannschaft anf sich. Sie eilte hinzn, erkannte den Kaiman und erlegte ihn durch einige, in größter Nähe auf seinen Kopf gelöste Gewehrschüsse. Am audern Morgen sah ich sowohl das todte Crocodil als auch den durch dasfclbe verwundeten Soldaten in dem Militairhospitale zu Weltevreden. Der Kaiman, ein Weibchen, war noch jung uud kaum halb ausgewach' seu, da seine Länge von der Schnauze bis zum Schwänzende noch nicht zehn Fnß betrug. Der andere Fall trug sich im Jahre 1865 zu Sourabaja, der Hauptstadt des östlichen Java zn. Ein sehr großer, über 25 Fuß langer und verhältnißmäßig nmfangreicher Kaiman hatte aus dem, den genannten Ort durchströmenden Kali Mas, über Wiesen und Weideplätzen, zwischen Gärten und von Europäern bewohnten Häuseru hindurch, den Weg uach einer begrasten Stelle hinter eiuem dcr letzteren gefunden. Hier weideten gerade einige Büffel. Der Kaiman stürzte sich mit aufgesperrtem Rachen auf eiuen von ihnen. Aber in demselben Augenblicke wandte sich der Büffel gegen seinen Feilid nnd suchte ihm einen Stoß mit seineu Hörnern zn versetzen. Hievdnrch ward es möglich daß der zur Erde gebogene Kopf des Büffels zwischen die weit auseinder klaffenden Kinnladen des Crocodiles geriet!) lind sich zwischen diesen fest einklemmte. Vergebens aber trachteten beide Thiere sich wieder von einander los zu machen. Die Kinnladen des Kaiman's standen fest nnd vermochten sich nicht zn schließen, während der Büffel nicht im Stande war seinen, von den Zähneu seines Gegners festgehaltenen Kopf ans dem Nachen desselben hervorzuziehen. Das Erocodil, das stärkere von beiden, bewegte sich hierbei rückwärts und zog deu Büffel, welcher nicht Kraft genug besaß uui sich aufrecht zu halten uud auf die Kniee gesunken war, mehr als dreißig Schritte mit sich fort. Dieser seltene nud merkwürdige Kampf fand des Morgens gegen acht Uhr statt und lockte durch die halbunterdrnckten dumpfen Angstschreie des Büffels sowie durch das mit deu Bewegungen beider Thiere verbundene fremdartige Geräusch bald eine Menge von Zuschanern, Enro-päer wie Javaner herbei. Ich habe diese Scene beschrieben wie sie I7i mir von Augenzeugen mitgetheilt worden ist. Den Javanern lass die Rettung des Büffels am Herzen, weßhalb sie sich beeilten den Kaiman durch Lanzenstiche in den Bauch und Abhacken von einem Theile feines Schwanzes zu todten. Auch mehrere Gewehrschüsse geschahen auf ihn. Da die Vage, worin das Thier sich befand, dasselbe in seinen Bewegungen fo fehr beschränkte und fast unschädlich machte, so konnte es ohne große Gefahr, sowohl mit Vanzcn und Beilen, wie mit dem Gewehr in uu-mittelbarer Nähe angegriffen wnrden. Einige Stunden später habe ich diesen Kaiman gesehen und gemessen. Wenn diese Thiere sich aber auch zeitweilig auf das Land begeben und sogar außerhalb des Wassers fortbestehen können, so ist das letztere doch ihr eigentliches Element. Es ist erstauuenswerth mit welcher ^eich^ tigteit und. wenn es darauf ankommt, mit wie großer Kraft und Ge^ fchwiudigkcit fie fich in und auf dem Wasser fortbewegen. Ich habe sie oft dicht unter der Oberfläche, so daß nur ein Theil ihres Rückens und Kopfes aus dem Wasfer hervorragte, scheinbar ganz bewegungslos, liegen gesehen. Und doch trieben sie während dessen nicht den Flnß abwärts sondern schwammen denselben hinanf. Ihr Schwim-men geschah aber so leise und unbemerkt daß das Wasser in ihrer Mhe nicht im mindesten durch diese Bewegung bennrnhigt werden tonnte. Gilt es ihnen aber eine auf dem Wasser treibende Beute zn erschnappen so schießen sie auf diefc mit der Geschwindigkeit eines Pfeiles los und theilen die Fluth mit großer Kraft. Ihr sehr langer und beweglicher, seitlich zusammengedrückter Rudcrschwanz bietet ihnen hierzu ein vortreffliches Fortbewegungomittel. Beunruhigt und beängstigt tanchcn fic sehr schnell nach unten. Dadurch, daß ihre sehr langen und weiten, hinten in den Pharyar ausmündcuoen, Nasengänge durch eiue Art von Klappen an ihrem vorderen Eingänge geschlossen werden können, sowie durch den Van ihrer Bungen, welche eiuc beträchtliche Menge von atmosphärischer Luft in sich aufnehmen tonnen, sind sie befähigt eine längere Zeit in der Tiefe zn verweilen. Wie mir sowohl auf Sumatra als auch auf Borneo mitgetheilt wurde, ist unter den Crocodileu die Anzahl der Weibchen viel beträchtlicher als die der Männchen. Wenn solches wirtlich der Fall ist, so würde hierin eine der Ursachen ihres so sehr häufigen Vorkommens in allen indischen Flüssen zu suchen sein. Beide Geschlechter unterscheiden sich äußerlich hauptsächlich nur dnrch die schlankere Gestalt des Männchens. Das Weibchen legt seine Eier, deren Anzahl gewöhnlich 30 — 40 beträgt, die eine Länge von 3^, bei einer Breite von 2'/2 Zoll haben, also, wie schou Herodot voui Nil-(5rocodil bemerkt, zn dcr Größe dieser Thiere im ausgewachsenen Zustande in gar keinem Verhältnisse stehen, auf abgelegenen Uferstcllen, in eine Art von Nest und bedeckt sie mit Erde und Baum- 172 blatter». Hier werden sie m ungefähr dreißig Tageil allein durch die Wanne ausgebrütet. Wenn die Iungeu dem Ei entschlüpfen, sind sie etwas mehr als einen halben Fuß lang. Sie begeben sich augenblicklich in den Fluß und wissen daselbst ihre Nahrung zu finden. Viele von den Eiern sowohl wie von den unlängst ausgekrocheueu Jungen werden eine Beute von Raubthieren, nicht selten selbst anderer Crocodile. Mit Beziehung anf die Frage, ob die Weibchen ihre Eier bewachten und die jnnge Vrut in ihre Obhut nähmen, fand ich auf Sumatra die Meinnng herrschend dasi solches nicht der Fall wäre nud das Weibchen sich weder nm die einen noch um die anderen bekümmere, An der Westküste von Borneo aber hörte ich hin und wieder das entgegengesetzte versichern. Sobald der Kaiman, es fei im Wasser, es sei auf dem Lande, eine Beute erfaßt hat welche zu umfangreich ist, als daß er sie anf der Stelle verschlucken könnte, so begiebt er sich mit ihr in die Tiefe. Solches geschieht sowohl um deu Menschen oder das geraubte größere Thier durch Untertauchen vollends zn todten als auch um denselben, durch wiederholtes Anschlagen ihrer Körper gegeu den Grund, die Knochen zu zerbrechen. Hieranf schwimmt er mit seiner Bellte, unter dem Wasser, nach einer hierfür geeigneten Stelle hin, nm sie daselbst im Sande oder Schlamme einzuscharren. Wie die Eingeborenen versicheren so zieht er thierische Körper, wenn in ihnen Verwesung eintritt, deu frischen vor, weßhalb er auch erst nach zwei bis drei Tagen zn der Stelle, wo er seine Vente verborgen hat, zurückkehren soll. Es besteht noch immer ein Zweifel darüber, ob das auf deu iudischeu Iuseln am meisten verbreitete und daselbst am häufigsten vorkommende Crocodil, O<»rs><1i!u>! liipm'cMn«, eine Stimme befitzt nnd dieselbe von Zeit zu Zeit hören läßt, wie Humboldt nnd Vouplaud solches von den jngcndlichcn Alligatoren im Orinoco berichten. Ill der Abhandlung über diese Thiere von Salomon Müller und Schlegel, welche sich in dem großen, von der niederländischen Regierung herausgegebenen Pracht' werke über die Zoologie des indischen Archipels befindet, wird den in letzterem vorkommenden Arten, Os)<'ipM'c dig daß ich ihn, wäre er mir bloß durch die Erzählung Anderer und uicht durch eigene Anschauung bekannt geworden, nnbedingt für uuwahr und erdichtet gehalteu hätte. Auf meiner Inspectiousreisc durch Bcmta im Jahre 1862 kam ich eines Mittags in einen, an der Osttüste dieser Iuscl gelegcneu Ort Namens Kouppo wo ich übernachten sollte. Derselbe wird durch die Mündung eines gauz unbedeutenden Flusses iu zwei Hälften, eine kleinere, höher gelegene linke und eiue größere säst auf gleichem Niveau mit dem Wasser sich befindende rechte getheilt. In der ersteren, un-weit des ungefähr fünfzig Fuß hoheu, steilabfallendcn Flnßufers lag das ganz bequem eingerichtete, wiewohl nnr sehr leichte, aus Stämmen der Niboung - Palme und Baumrinde bestehende, für die Beherbergung durchreisender Vramten bestimmte Gebäude. Von der vorderen Galeric desselben hatte man eine Aussicht über die ziemlich breite, wiewohl uu-tiefe Flußmündung auf die gegenüberliegenden Häufer. 177 Als ich des Nachmittags, nachdem ich geschlafen und ein Bad geuom-men hatte, die erwähnte vordere Veranda betrat, fand ich daselbst einige der Ortsbewohner welche getommen waren lim mir ihre Aufwartung zu machen. Ich nöthigte diese Malaien sich zu setzen, ließ ihnen Cigarren sowie Thee reichen nnd leitete die Unterhaltung mit ihnen ein. Kaum aber hatten wir ein Paar Worte gewechselt als ich, entsetzt und erschrocken, von meinem Stuyle aufspringen mußte, Oeuu als ich mei-uen Blick anf das jenseitige Ufer warf, gewabrte ich zugleich und ich glaubte meinen Augen tanm tränen zn dürfen, wie iu der breiten aber untiefen nnd jetzt, znr Zeit der Ebbe, nnr cm einigen tieferen Stellen mit Wasser erfüllten Flnßmünduug, mit ihren Leibern halb in den Schlamm versnnlen, zwei große, achtzehn bis zwanzig Fuß lange Kaiman's lagen, neben und zwischeu welchen eiue Menge linder sich sowohl im Wasser wie im Schlamiue vergnügte. Als ich meine Gäste auf dasjenige anfmerlsam machte, was ich selbst mcht ohne Angst vor einem Unglücke ansehen tonnte, wurde ich gebeten mich hierüber uicht im mindesten beunruhigen zu wollen. Man versicherte mich diese Kaiman's wären durchaus giltartig. Sie kennten alle Bewohner des Ortes und hätten ihnen noch niemals Schaden zugefügt; würdeu dieses auch menials thuu. Die Thiere waren Freunde der binder nnd es mache ihnen Vergnügen, went« diese sie umspielten. Das letztere tam mir wirtlich vor wahr zu seiu, als ich sah wie eiuige der Kinder, im Riugen mit einauder, auf die Crocodile fieleu uud andere rittlings auf denfelbeu Platz uahmen oder mlf deren Rücken zu balanciren verfuchteu. Die gewaltigeu Thiere ließeu sich alles wohlgefalleu uud blieben ruhig lie-geu. Hätteu sie nicht von Zeit zu Zeit die Köpfe erhoben, die Nachen weit geöffnet und leise Bewegungen mit den Schwänzen gemacht, so würde ich sie für leblos gehalteu habcu. Die Kinder waren ganz vertraut mit ihnen und zeigten nicht die geringste Furcht, selbst wenn sie ihre Köpfe nnd Schwänze bewegten. Ich habe diefem Schauspiele läuger als eine halbe Stunde mit großem Vergnügen zugesehen. Als die Dammeruug eiuzutreten begann, lehrte zuerst die Jugend ans dem Flusse uach ihreu Häusern zurück und bald nachher entfernten sich anch die beiden Crocodile, den Weg uach dem Ende der Flußmündung einschlagend, indem sie theils schwammeu theils langsam über die von Wasser entblößten Sand- und Morastbänle hinschritten. Von meinen malaiischen Gästen erfuhr ich noch, daß diese beiden Crocodile, schon seit eiuerNeihe vou Iahreu, sich täglich an der Stelle, wo ich sie gesehen, einznfiudeu pflegteu. Jedermann kenne sie, halte von ihnen uud hüte sich sehr sie zu beleidigen oder ihuen Böses zuzufügen. Seitdem diese beiden Thiere diesen Ort besuchten, wäre weder von ih' 12 178 neu uoch von einem ihrer Artgenosselt ein Hiensch oder irgend ein Hansthier uerschlnngen worden. Sic wären für die gnte Behandlung, welche sie daselbst erführeli, in demselben Maße dankbar als sie jede ihnen angethane Beleidigung zn rächen verständen. Dieses hätte vor uicht langer Zeit ein Chinese au? einem benachbarten Minendistrikte erfahren. Dnrch alle an ihn gerichtete Bitte und Vorstellungen hätte derselbe sich nicht abhalten lassen auf das eine der beiden Crocodile fein mit einer Kngel geladenes Gewehr abzuschießen. Wiewohl der Kaiman nicht einmal verwundet geworden sei, so hätte er sich für diese Beleidigung doch zn rächen gewnßt. Denn als der Chinese bald nachher an der Mündung eines anderen Flnsses badete, sei er von demselben Kai' man, ans welchen er geschossen habe, ergriffen, getödtet und verschlug gen wordeu. Ich erzähle hier nnr das mir erzählte. Gleichwie auf den Tiger, macht die Bevölkerung Sumatra's anch auf das Crocodil in der Nrgel nnr dann Jagd, wenn der Verlust einer besonders thenren Person oder eines werthgeschätztcn Hausthieres die Gemüther mit Erbitterung uud Nachgier gegen dasselbe erfüllt. Ich bemerkte schon wie schwierig es sei dieses Thier mit Gewehrschüssen, weuu sie nicht gerade die Angengegend träfen, zn todten nnd wie viel schwieriger noch, des getödteten habhaft zn werden. Ans diesem Gruude bedienen sich die Malaien hierzn nnr selten des Schießgewehres, sondern statt dessen fast immer einer eigenthümlichen Art von Angel. Bei der, in ihrer psychischen Anlage so sehr vorherrschenden, ihnen angeborenen und einen der Hanptzüge ihres Charakters bildenden Nachsucht, liegt ih-nen auch viel weniger daran den Feind, dnrch welchen sie einen schmerzvollen Berlnst erleiden nmßten, dloß einfach zn todten als denselben zu martern, ihn zu zerstückeln und ihre Waffen in seinem Vlntc zn rothen. Die Angel, deren ich erwähnte, besteht in einem etwas mehr als einen Fuß laugen nnd ungefähr anderthalb Zoll dicken, an beiden Ew den scharf zugespitzten Stücke eines sehr starten nnd festen Holzes. An ihm, in seiner Mitte, ist eiu starkes und langes Notangtan befestigt. Dieses Stück Holz wird mit der Lockspeise, wozn entweder die Eingeweide eines größeren Thieres oder das Fleisch von Affen, Hühnern nnd Enten n. s. w. dienen, dergestalt nmwnnden nnd bedeckt, daß kein Zoll von ihm sichtbar bleibt. Alsdann lastt mau die in der beschriebenen Weise umwickelte uud in den ^öder verborgene Angel von einem über den Fluß reichenden Vaumzweige bis fast auf die Wasserfläche herabhangen, während das andere Elide des Notangtalies leicht zusammen-gerollt ans dem Ufer liegen bleibt. In der Nähe halten die Jäger Wache. Sobald das Crocodil diese verrätliensche Vente gepackt und uiedergeschluckt hat, taucht dasselbe unter, das lose aufgerollte Notangtan mit sich ziehend. Da letzteres beträchtlich länger als der Fluß lief ist, 179 so bleibt ein Theil desselben auf der Oberfläche schwimmen und zeigt die Stelle an, wo das Crocodil sich unter dem Wasser befindet. Die Jäger springen in einen bereit liegenden Nachen, rudern dem cms dem Flusse treibenden Tauende nach, ergreifen dasselbe und ziehen es zuerst leise, später aber stärker an. Hierdurch erhält das verschluckte, zugespitzte Stück Holz eine quere Ttellnng im Magen des Crocodiles und dieses folgt, durch den Schmerz dazu gezwungen, der Richtung in welcher der Zug ausgeübt wird. Dieser Zug aber geschieht immer auf denl nächsten Wege landwärts. Sobald das Crocodil sich auf dem Ufer befindet, werden ihm Schlingen um den Hals und die Beine geworfen und man schnürt dasselbe, um es vollends unschädlich zu machen, mit starten Notangtauen fest zu-sammeu. Ich bin häusig Augenzeuge des Fanges von Crocodilen gewesen und habe immer die Schnelligkeit uud Geschicklichteit bewundern müssen, mit welcher Iavauer sowohl als Malaien sie einzuschnüren nnd zu binden versteheu. In zwei Fällen geschah solches während das Thier sich noch im Flusse befaud. Weuu der Fang des Crocodiles in der Nähe eines Kampong's geschieht, so eilt die ganze Bevölkerung herbei um sich an dem Anblicke des bezwungenen Feindes zu weideu. Erst uachdem derselbe eine Weile zur Schau gestanden hat, geht man zu seiuer Tödtung über, trachtet aber diese so langdanerud uud zugleich so schmerzlich wir möglich zu machen. Zuerst haut man ihm einen Theil des Schwanzes ab, damit es hiermit teiue Schläge versetzen könne. Alsdann dringt Alles, Jung uud Alt, mit tanzen, Klcwang's nnd andern Waffen, wie sie Jeder gerade zur Hand hat, Frauen und Kinder selbst mit zugespitzte» Bambusstäben, ans das Crocodil ein nm demselbeu Schläge oder Stiche zu versetzen. Hierfür fncht man sich aber die weichsten nnd empfindlichsten Körperstellen aus und hört nicht eher damit auf bis das Crocodil nicht nur todt sondern zerfleischt nnd zerstückelt ist. Bei einigen Stämmen der Dajat's auf Borneo herrscht der Gebrauch, die Köpfe der von ihnen erlegten Crocodile, nicht nur als Siegestrophäen sondern auch nm den übrigen zur Warnnng uud Abschreckung zn dienen, auf Pfähle in der Mhe ihrer Wohnuugen aufzustecken. Bemerkt sei auch uoch, daß die Zubereitung der für den Fang eines Crocodiles bestimmteu Angel sowie das Aufhäugeu derselben über den Fluß, in der Regel nur durch gewisse Pcrsoueu, welche hierfür vorzugsweise geschickt geachtet werden, unter der Beobachtung von verschiedenen althergebrachten, in Gebeten, Beschwörungen und Räuchcrungen besteheudeu abergläubischen Gebräuchen verrichtet wird. Das Fleisch der Crocodile, welches sich durch einen starten moschus-artigeu Geruch auszeichnet, wird anf Sumatra nur von den Orang 12* 180 Koubou, eincm Volksstamme in der Resideutschaft Palembaug von welcheni weiter unteu dieNede sein wird und ans Borneo nur von einige» der ro-hesten, zu den Dajat's gehörenden Stämmen gegessen. Die eigentlichen Malaien sowie alle übrigen, zum Islam übergetretenen Völkerschaften des indischen Archipels machen niemals Gebrauch davon. Dasselbe ist mit den daselbst ansässigen Chinesen, Arabern und Europäern der Fall. Ueber die Bevölkerung der Hauptstadt Palembang und deren verschiedenartige Bestandtheile habe ich schon oben gesprochen. Es bleibt noch übrig, einige Mittheilungen über die der Residentschaft im Allgemeinen zu macheu. Die Anzahl der Bewohner dieser Letzteren kann, nach Abzug von jener der Hauptstadt auf höchstens N 10,000 Seeleu geschätzt werden. Alle aber, sowie überhaupt die Bevölkerung von Sumatra mit Ansnahmc der cingewauderten Ausländer, gehören der malaiischen .Race oder Völkerfamilie an. Die Vialaien sind als älteste und erste, wenngleich nicht als autochthone Bewohner dieser Insel an zusehen, da kein einziger Grund zu der Annahme berechtigt, daß ihnen daselbst eine frühere, eiuer auderu Nace angehörende Bevölkerung vorausgegangen aber von ihnen unterjocht, vertrieben und ausgerottet wäre. Die noch heute alls der malaiischen Halbinsel vorkommenden, den Negrito's alls den Philippinen sowie den Papona's ans Neu-Guiuea uud den Bewohnern der Andaman-Inseln ähnlichen, Samang's genannten wollhaarigen Schwarzen haben ebensowenig in irgend einer früheren Zeit auf Sumatra gelebt als sie jetzt dort leben, wie schmal und leicht zu überschreiten die Meeresstraße zwischen dieser Iusel und jener Halbinsel auch seiu möge. Ich mache für Diejenigen, welche mit den ethnographischen Verhältnissen der südasiatischen Völker weniger vertraut sind, hier die Be merkung daß, wenn von Malaien gesprochen wird, ein Unterschied zwi-scheu ihnen zn machen ist, je nach der engeren oder der weiteren Be^ deutung des Wortes. Im weiteren Siuue, d. h. als Bezeichnung für eine der großen Hauptabtheiluugeu des Menschengeschlechts in naturgeschichtlicher Hinsicht oder einer Nace, wie die malaiische, als solche, von Alumenbach aufgestellt wurde, umfaßt diese Beucunung alle Völker des indischen Archipels mit schlankem, wohlgebautem Körper von faum mittlerer Höhe, gelblichchrauuer oder brauner Hautfarbe, langem, schwarzem, schlichten: Haupthaare sowie einer, in deu wesentlichere», Punkten mil jener der Mongolen übereiustimmenden oder sich doch mehr oder weniger ihr annähernden Gesichte uud Schädelbildung, Dieser „malaiischen Nace" gehören sowohl die Bewohner Sumatra's und der malaiischen Halbinsel mit Ausnahme der schon erwähnten negerartigen Samang's; die Javaner; die Dajak's auf Borneo; die Macassaren uud Bougie's auf Celebes sowie theilweise die Bewohner der Timor-Gruppe uud der Molut- 181 ken an, wie sehr diese verschiedenen Völkerschaften, hinsichtlich des Grades ihrer Bildung, ihrer staatlichen und religiösen Verhältnisse, ihrer Sitten und Gewohnheiten, ja selbst ihrer Sprachen von einander abweichen mögen. Auch hat diese „malaiische Nace" schon in einer sehr frühen, der Urgeschichte des Menschengeschlechts angehörenden Periode sich weit über die Grenzen des indischen Archipels hinans, westwärts bis nach Madagaskar, ostwärts aber über die Philippinen und die Sulo-Grnppe bis nach vielen Inseln des großen Oceans hinverbreitet. Diesem malaiischen Völtercomplere, der von Blnmenbach als eine der großen, selbstständigen, von ihm Racen genannten Hauptabtheilungen des Menschengeschlechtes anfgestellt wurde; deu aber die meisten späteren Naturforscher uud nnter ihnen zuerst Linck, mit größerem Rechte, nnr als einen der ältesten Zweige eines andern Hanptvölkerstammes, des uralisch-alta'lschen oder turanischen, des mongolischen nach Blumenbach, bezeichnet haben, stehen die Malaien im engeren Sinne oder als Volt gegenüber. Denn man kann sie, obschou keine Staatseinheit bei ihnen besteht, doch als solches betrachten, weil, wie zerstreut über die weite Ausbreitung des indischen Archipels sie anch leben. sie doch dieselbe Sprache und Religion besitzen nnd sich bei ihnen eine große Uebereinstimmung in deu Sitten, den Gewohnheiten und der Lebensweise zeigt, wodurch sie sich vou den Vollsstämmen, nntcr denen sie sich niedergelassen haben, wesentlich unterscheiden. Sie Alle sind Vetenner des Islam; schreiben ihre schöne nnd wohllautende Sprache mit ' arabischen Schriftzeichen; haben eine eigene Meratnr nnd zeigen im Allgemeinen weniger Geschick nnd Neigung für den Ackerbau als für den Handel, die Schifffahrt nnd andere, sie nicht fest an einen Ort bindende Beschäftigungen. Sie fühlen sich anf dem flüssigen Elemente nicht weniger zu Hause als auf dem festen uud durchstreichen fortwährend, theils als friedliche Schiffer nnd Handelsleute, theils aber auch als sehr gefährliche Seeräuber, mit ihren Fahrzeugen die indischen Meere. Dabei sind sie in manchen Handwerken wie z. B. in der Gold-schmiedekunst; dein Verfertigen von Waffen; den« Weben schöner und kostbarer, mit Gold durchwirkter Seidenstoffe; in Schnitzereien aus Holz nnd Elfenbein u. s. w. wohlerfahren. Sie bilden gegenwärtig den Hauptbestandtheil der Bevölkerung auf der malaiischen Halbinsel, welche ihren Namen von ihnen herleitet; den wichtigsten Theil der Bevölkerung von Sumatra, namentlich anf dessen westlicher Hälfte und leben außerdem als Ansiedler auf deu Küsten Java's und der andern indischen Inseln in größerer oder geringerer Anzahl. Auf Borneo haben sie, im Naufe der letzten Iahr-hnnderte, sowohl längs der Westküste, als an den Ufern der Ströme, von welchen diese große Insel durchschnitten wird, bis weit in ihr In- 182 neres, ewe Anzahl größerer oder kleinerer, von einander unabhängiger Reiche gestiftet. Ueber den psychischen Charakter dieses Voltes habe ich schon oben, wo von der Bevölkerung der Hauptstadt Palembang die Nede war, meine Ansichten ausgesprochen. Die Malaien im engeren Sinne oder als Volk betrachtet, sind ver-hältnißmäßig sehr ncnen Ursprunges. Ihre Wiege aber und Heimath' statte ist eben Sumatra und zwar der innen', mittlere Theil dieser Insel, das in älterer Zeit daselbst bestehende, in dieser Weltgegend zur Zeit seiner Vlüthe mächtige und berühmte Reich Manang Kadau. Dasselbe nahm, noch während des fünfzehnten und sechszehnten Jahrhunderts, den ganzen mittleren und somit mehr als den dritten Theil von Sumatra ein, indem es im Westen dieser Insel alles zwischen den Flüssen Singlel nnd Mandionta gelegene ^and; in ihrem Osten die gegenwärtigen Reiche Siat, Indragiri und Iambi; in ihrer Mitte aber den breiteren, aus mehreren parallelen Höhenzügen bestehendet« nnd ein wirtliches Gebirgsland bildenden Theil des BarissanMebirgcs umfaßte. Als die Portugiesen zu Aufange des sechszehnten Jahrhunderts Sumatra zuerst betraten, neigte sich dieses Reich schon dem Verfalle zu und seine Fürsten besaßen zwar noch die Ehre und das Ansehen, aber nicht mehr die faktische Macht ihrer Vorfahren, welche sich Milhüradja di Radja oder „große Könige der Könige" genannt und zugleich gewähnt hatten, dem Padishah zu Stambul sowie dem Kaiser von China gleich zu stehen. Später nahmen die Fürsten von Manang Kabau, deren Sitz Priangan Padang Pandjang war, den Titel „Jang diPcrtouwan" oder in wörtlicher Uebersetznng „Er der Regierende" an. Zu dem Verfalle und eidlichen Untergange dieses alten, berühmten und mächtigen Neiches trugen verschiedene Umstände bei. Als solche müssen die Entwicklung von Siak, Indragiri lind Iambi aus dem Zustande unabhängiger Provinzen zn selbstständigen Staatstörperu; die hohe Blüthe des Reiches Atschin, im N'orden von Sumatra, an Reichthum und Macht während des stchszehnten und der ersten Hälfte des siebenzehnten Iahrhnndertcs, sowie endlich ein i. I. 1666 zwischen dem Jang di Pertouwan von Manang Kaban nnd der holländisch-ostindischen Com-pagnie geschlossener Tractat, welcher die Letztere znr faktischen Gebieterin über den zwischen den Flüssen Siugtel und Mandjoula gelegenen Theil der Westküste machte, hier hervorgehoben werden. Der eigentliche Zusammensturz des Reiches fand einige Jahre später als das zuletzt erwähnte Ereigniß, nämlich im Jahre 1680 statt, als, in Folge von Uneinigkeiten in dem Fürstenhause, drei Söhne desselben von Priangan Padang Pandjang answanderten und sich, von einander getrennt, zu Soungei Tarap, Souroasso und Pagger Oudjong niederließen. Der Ver- 183 treter des letztgenannten Zweigs wnrdc im Jahre 1834, auf Befehl der niederländischen Regierung, zu Batavia internirt und starb daselbst. Der Zweig von Soungci Tarap war schon lange vorher ausgestorben, so daß von dem Geschlechte der Fürsten von Manang Kabau gegenwärtig nur noch einige, in ärmlichen Verhältnissen, ohne Macht und Ansehen lebende Nachkommen vorhanden sind. Der eigentliche Kern dieses untergegangenen Reiches bildrl das gegenwärtige niederländische „Gouvernement der Westküste von Sumatra." Mertwürdig und eigeuthüm-lich war die innere, durch die Selbstregiermig der einzelnen Stämme und Familien, mal. Sonkou, bedingte Verfassung des Reiches Manang Kabau. Die Soukou - Verfassnng hat theilwcisc und in beschränktem Maße den Zusammensturz des letzteren überleb!. Zu jener Zeit, wo das Reich Manang Kabau das mittlere Dritttheil von Sumatra umfaßte, bildete der südlich hiervon gelegene Theil der Insel, bestehend aus den gegenwärtigen niederländischen Nesidentschaften ^am-pong's und Benkouleu bis zu dem Flusse Mcmbjonta nnd früher auch noch dem Reiche Palembang, uuter dem Nameu Batangharie, die zweite Hauptabtheilung der Insel. Hier hatte sich das javanische Volkselcment, das einheimische theils unmittelbar nberherrschend, theils einen mehr oder weniger eindringenden Einfluß auf dasselbe ausübend, ausgehend von den javanischen Reichen Modjopahit, Demak, Padjadjaran und zuletzt Bantam, vou altersher geltend gemacht. Der Eroberung Palembang's durch Ario Damar, dem Sohne vou Anko Widiogo, dem letzten Könige des Hindu-Reiches Modjovahit, im Jahre 1478 u. Chr., sowie der Eiuwanderuug dorthin vou Gcdiug Souro aus Demat, ist schon gedacht worden. Als der Holländer Cornells Houtmau i. I. 1599 zuerst Bantam besuchte, waren der südliche und südwestliche Theil von Sumatra noch den Beherrschern dieses Reiches unterworfen. Der ganze, nördlich von Manang Kabau gelegene Theil von Sumatra wurde als dritte Hauptabtheilung nntcr dem Collectivuamen Ta-nah Vatta d. h, Vaud der Batta's begriffen. Sie umfaßte das früher eine viel größere Ausdehnung als jetzt besitzende eigentliche Land der Batta's; das aus dem nördlichsten Theile davon entstandeuc Reich At-schin und die kleineren, specifisch malaischen Staaten Pedir, Dell, Assa-han u. a. m. an der ^tord-Ost'Küste. Die Batta's, ein höchst merkwürdiges Volk, welches gegenwärtig zusammengeschmolzen und auf ein beschränktes Raumgebiet angewiesen erscheint, haben in älterer Zeit, wie man annehmen darf, den ganzen nördlich von 1" u. Br. gclegcneu Theil vou Sumatra, mit Ausnahme allein des nördlichen Küstenstriches, wo sich schon sehr früh eigentliche Malaien niedergelassen hatten, eingenommen. Ans den Batta's aber hat sich, zn Anfange des dreizehnten Jahrhunderts, durch ihre Vermeuguug mit fremden, ausheimischeu Volks- 184 elementen; durch den Handel nnd Vorkehr mit zahlreichen andern Völkern; durch die Einführung des Islam nnd andere, auf die ursprüngliche Vc bensweise und Sitten verändernd einwirkende Umstände, die Bevölkerung des Reiches Atschin abgeschieden, welches seit seiner Stiftung i. I. l 2s»5, einzig und alleilt von allen Malaienstaaten ill» indischen Archipel, seine politische Unabhängigkeit zu bewahren gewnßt nnd selbst eine nicht rnhm-lose Rolle iu der Weltgeschichte gespielt hat. Die gleichfalls Atschin genannte Hauptstadt dieses Staates ist länger als ein Jahrhundert einer der reichsten und blühendsten Handelsplätze im ganzen südöstlichen Asien gewesen. Als die Portugiesen i. I. 1506 unter Alvaro Talesso znerst nach Sumatra gelangten und drei Jahre später, unter Diego Lopez Se-queira zu Pedir, Aru und Paseh Handelsniederlassungen gründeten, war Atschin schon eine mächtige, reiche und viel besnchte Handelsstadt, deren Rhcde von den Schiffen aller ostasiatischen Völker besucht wurde und die nur in Malakka ihre Rivalin fand. Von dem Augenblicke an, wo die Portugiesen feston Fnß auf Sumatra gefaßt haben, erscheint der Beherrscher Atschins, Radja Ibrahim, als ihr unversöhnlicher Feind, Durch ihu, 1523, werden sie von Sumatra vertriebcu, nnd der Haß, den er ihnen znträgt, vererbt sich auf alle seine Nachfolger. Während der 131 Jahre, die zwischen der Ei> oberung Malakka's auf der malaiischen Halbinsel dnrch die Portugiesen, 1511 und der Eroberung dieser Stadt durch die Holländer, 1642, liegen, findet zwischen Atschin nnd den Portugiesen zu Malakka eiu nur selten und stets nur für kurze Zeit unterbrochener Krieg statt. Beide Theile trachten sich, so viel sie vermöge«,, anf der See wie anf dem ^ande zn schädigen uud vou beiden Theilen wird eine gleiche Tapferkeit aber auch eine gleiche Gransamkeit bewicfen. Von 1511 bis 1640 wurden von Atschin ans sechszehnmal, wiewohl ohne Erfolg, Velqgernngcn, Neber-fälle nnd Handstreiche unternommen nm Malatta del, Portugiesen zu entreißen, nnd eben so fruchtlos find die kaum weniger hänfigen Unternehmungen der letzteren gegen Atschin. Das merkwürdigste aber ist daß gerade dieser lange Zeitraum eines fast nnunterbrochencn Krieges mit den damals anf dem Gipfel ihres Reichthumes und ihrer colonialen Macht stehenden Portugiesen, das Zeitalter der höchsten Blüthe des Reiches Atschin ist. Die Rhede der Hauptstadt wimmelt von Schiffen des südlichen, südöstlichen und östlichen Asiens und Atschin wird der größte nnd berühmteste Handelsort in dieser Weltgegend, verdunkelt selbst den Glanz von Malakka. Aest man eine Beschreibung von dem Haushalte und Hofstaate des Beherrschers von Atschin ill jener Zeit, so glaubt man sich an das Hoflager eines der reichsten, mächtigste!, und prnnkliebendsten Fürsten von Vorderindien hinversetzt. Aber von dem Augenblicke an, wo Malatta von den Holländern erobert nnd der Erb- 185 feind Atschin's ans dieser Gegend vertrieben wird, neigt sich dieses Reich in zunehmendem Maße und bis zu gänzlichem Verschwinden alles frü-heren Glanzes de,n Perfalle zu. Dessenungeachtet aber bewahrt Atschin seine politische Unabhängigkeit. Für diese ist dasselbe in diesem Augenblicke in einem blutigen und hartnäckigen, ihn, kaum noch Aussicht ans einen günstigen Erfolg bietenden Kampfe mit den Niederländern, begriffen. Die heutigen Batta's deren Vorfahren mit denen der gegenwärtigen Bewohner Atschin's, wie schon bemerkt wurde, einen Volksstamm bildeten, sind durch die Ausbreitung des niederländischen Gouvernements der Westküste Sumatra's nnd mehr speciell durch die zu dieser Provinz gehörcudeu Nestdeutschaft Tappanoli, von dem Meere abgeschieden und leben ostwärts von letzterer in den Thälern und auf den Höhenfiächeu des Varissan-Gebirges. Sie haben mit den Malaien im engeren Sinne nur die physische Bildung nnd die Elemente ihrer Sprache gemein. Sie sind Heiden, leben unter Stammeshänptern, haben wohleingerichtete Dö'r-fcr und Häuser, besitzen eine im Allgemeinen verständig geordnete Ge meiudeverfassung, sind geschickte und fleißige Ackerbauer uud zeige« sich auch in manchen Handwerken nicht unerfahren. Sie besitzen sogar eine eigenthümliche Schrift nnd auf fächerartig zusammengefalteter Baumrinde geschriebene Bücher. Auch in sittlicher Beziehung würde man dieses Volk kaum für niedriger stehend als die übrigen Bewohner Sumatra's halten können, bestände bei demselben nicht uoch immer die Anthropo^ phagie, welche sich weder auf Sumatra noch überhaupt im indischen Archipel anderswo wiederfindet. Alis dem Nriche Mauaug Kabau, welches von mir als Wlege und Hei maths statte der Malaien im engeren Sinne bezeichnet wurde, wanderte, wie ihr berühmtestes Geschichtswerk, die Chronik „SoullUat as' Saliithin", berichtet, ein Theil der Bevölkerung unter dem Fürsten Sri Tollri Voüvana nach der Osttüste und von dort nach der Südspitzc der malaiischen Halbinsel aus, wo er die Stadt Singha Poura d. h. ^ö-weustadl gründete. Dieses Ereiguiß fand i. I. 1160 n. Chr. statt. Die Bevölkerung dieser Stadt wurde aber i. I. 1252 mit ihrem Könige Sri Islander Sjah, von dort durch die Hccresmacht des damals in seiner Blüthe stehenden Reiches Modjopahit auf Java, unter Ardhi WidMo vertrieben. Sie rückte deßhalb weiter gegeu Nordeu vor und gründete eiue zweite Stadt in der Nähe des von den Portugiesen später Ophir genamttru Berge«, Nach den an dieser Stelle in großer Anzal)l wachsenden, im Sanscrit Amalaka, im Malaiischen Pohou Ma^ lata genannten Bäumen, l^ml>Ncll ottilmmlin, erhielt die neue Stadt den Namen Malatta, Von liier breiteten sich die Einwanderer nicht nur über die gauze, später nach ihnen genannte Halbinsel, sondern auch nach allen südlich von ihr gelegenen Inseln wie Änga, Bintang u. s. w. so- 18s wie längs der Küsten von Sumatra und endlich immer weiter im indi scheu Archipel aus. Von diesem Herumschwärmen aber, und zwar erst nachdem sie in ihrer Hauptstadt Malakka festeil Fuß gefaßt halten, ent stand für sie der Name „Orang Malaiou", was sich durch „herumschwärmendes Volk" übersetzen läßt. Eiu anderer, an ihren Ursprung im Innern von Sumatra, iu dein Reiche Manang Kabau erinnernder Name „Orang Manang Kavau", hat sich bis in die neueste Zeit erhalten; auch haben fortwährend gegenseitige Veziehuugen zwischen den Bewohnern der malaiischen Halbinsel uud jenen ihrer Heimathstätte Mauang Kabau bestanden. Dieser letztere Umstand spricht am meisten gegeu die Meinung derer, welche den Volksnamen „Malaiou" und den Namen ihrer Stadt „Malakka" ans einen viel älteren continentalen Ursprnng im Sanscrit zurückführen oder darin einen Zusammenhang mit dem ^»^.«/l,?' ä^a,' «x^»«,' des Pto^ lemäus erblicken wollen. Im Jahre 1276 bekauute sich der Fürst von Malakka, Muhammed Shah, mit seinem ganzen Volte zum Islam dessen eifrige Anhänger nnd Verbreiter diese, wenn ich mich so aus-drückeu darf, „jüngeren" Malaien geworden find. Anf der Halbinsel nahmen sie mit dem Islam anch die Schriftzeichen der Araber über und bildeten ihr Idiom znr Schriftsprache ans. Der Einfluß arabischer Cnltnrelemeute auf die Äilduug dieser Malaieu war nicht weniger be stimmend uud maßgebend als der Einflnß indischer auf die Cultur der Javaner es gewesen ist. Den Islam aber; ihre zu einer höheren Ent-Wicklung gelaugte Sprache; ihre Schrift; überhaupt ihre Cultur verbreiteten sie auf Sumatra, als sie von der nach ihneu genaunten Halbinsel dorthin zurückkehrten, sowie auch auf den andern Inseln des indi-schen Archipels, wo sie sich in größerer oder geringerer Anzahl an Kii^ stenörteru niederließen. Mit Rückblick auf das über die ethnographischen Verhältnisse anf Sumatra bemerkte, will ich meine Ansicht über die Weise, wie dieselben sich im Lanfe der Zeit entwickelt uud herausgebildet habeu, um zn ihrer gegenwärtigen Gestaltung zu gelangen, hier noch einmal kurz uud übersichtlich zusammeufassen. Sumatra verdankt, gleichwie solches uns den hiuteriudischen ^änderu, mit Java, Borueo uud deu andern Inseln des iudischeu Archipels, öst-lich bis zu der Timor-Gruppe uud dcu Molnkleu, dereu erste Bewohner wie die der Philippinen, Papua's gewesen sind, der Fall ist, seine früheste Bevölkerung einer sehr alten, iu vorgeschichtlicher Zeit stattge^ fundenen Ausbreitung der uralisch altaischeu Völterfamilir, der mongolischen Nace Blumenbach's, über ihre ursprüngliche geographische Begren-zuug nach Süden nud Südosten. Diese zu Inselbewohnern zwischen den Wendekreisen gewordenen ursprünglichen Mongolen des inneren asia- 187 tischen Festlandes, sind die früher mit Unrecht als eine Hauptabtheilung des Menschengeschlechts oder Nace zusammengefaßten Malaien in weitcrem Wortsinne. Man tonnte sie anch als „ältere" Malaien bezeichnen. Die Verschiedenheit, welche sich gegenwärtig zwischen den Bewohnern von Sumatra, den Javanern, den Dajaks auf Borneo, den Mcuasfaren und Bougie's anf Celebes, den Tagalcn auf den Philippinen u. f. w. zeigt, ist mehr eine änßerliche als innere und wesentliche. Sie wurde nämlich erst im Vanse der Zeit durch locale Verhältnisse, durch Einflüsse, welche auf die geistige Entwicklung entweder hemmend oder befördernd einwirkten und andere Umstände hervorgerufen und bedingt. Das sehr innige Verwandtschaftsverhältniß aller hier genannten Völkerschaften in anthropologischer Beziehung spricht sich in ihrer körperlichen Bildung, ihrer geistigen Anlage sowie in den Elementen ihrer Sprachen anf das unverkennbarste ans. Ganz ebenso, wie mit der Bevölkerung des indischen Archipels im Allgemeinen, verhält es sich mit der von Sumatra im Besonderen. Auch diese ist, ethnographisch betrachtet, eine durchaus gleichartige. Die zwi-scheu den Bewohnern der verschiedenen Gegenden dieser großen Insel gegenwärtig bestehende Verschiedenheit ist ebenfalls keine innere und ethnographisch begründete, sondern wurde nnr dnrch die nicht gleichmäßige Einwirkung der erwähnten, eine änßcrliche Veränderung bedingenden Einflüsse anf alle Theile der Bevölkernng, im Vanfe der Zeit, besonders aber während der letzten sechs Jahrhunderte, verursacht. Daß schon in einer sehr frühen Zeit Verbindungen zwischen Sumatra und Vorderindien stattgefunden haben, leuchtet daraus hervor daß auf der genannten Insel an verschiedenen Stellen, wiewohl nur hier und da nnd in einer geringen, mit der Häufigkeit nnd Großartigkeit ihres Vorkommens anf Java gar nicht zu vergleichenden Anzahl, Ueber-rrstc von Hindu-Tempeln, indische Götterbilder nnd Inschriften gefunden werden. Anch die nur als Dialettverschiedenheiten anzusehenden Idiome der Batta's, der Bewohner von Atschin, jener der jetzt zu Palembaug gehöreudeu Landschaften Nedjaug und Pasfoumah sowie die der Residentschaft Vampong's, in denen sich die in alter Zeit über ganz Sumatra verbreitete Sprache am reinsten erhalten hat, zeigen eine starke Beimischung von dem Sanscrit entnommenen Wörtern. Ebenso enthält das Heidenthnm der Batta's sowie der, dem Heidenthume nur leicht aufgepfropfte Muhammedauismns der Bevölkerung in Passoumah, Nedjaug lind dem ^aiupong's eine Menge von dem Hinduismus entnommenen Vorstellnngen. Auch deu Schriftzeichen der Batta's, Redjanger und ^ampouger liegen die Dewanagari-Charaktere zu Grunde. Diese früheren Beziehungen der Bevölkeruug Sumatra's zu Vorder-iudieu haben auf dieselbe aber nicht einen so bildenden und zugleich um- 188 bildenden Einfluß ausgeübt, wie solches! durch ihren Verkehr mit den Arabern geschah. Wie bereits an einer andern Stelle bemerkt wurde, besuchten die letzteren hauptsächlich eines vortheilhaften Handels wegen, zugleich aber auch um auf friedliche Weise deu Islam zu vorbreiten, schon in den ersten Jahrhunderten nach Mchammcd die Nord- und Nordostküste von Sumatra. Marco Polo erwähnt in seinem Berichte über Ferlec ausdrücklich daß sie .,li ^lri'N^ill" die Bewohner dieses Reiches zum Islam bekehrt hätten. In Folge hiervon entstanden längs der Küste kleinere mnhammedanische Staaten, wie Marco Polo nnd Ibn Batutah sie daselbst antrafen. Durch den Islam aber wurden Gebräuche so barbarischer Art wie die Anthropophagie, welche, wie aus deu Mittheilungen von Soleyman und Marco Polo hervorgeht, im nennten wie zu Eude des dreizehnten Jahrhunderts anf Snmatra allgemein verbreitet waren, jetzt aber nur noch bei den Batta's bestehen, von der Küste nach dem Innern zurückgedrängt. Ein ähnlicher, bildend und umändernd auf die Bevölkerung vou Sumatra wirkeuder Einflnß, wie im Norden und Nordosten durch ihreu wachsenden Perkehr mit deu Arabern, ausgeübt wurde, faud anf sie, im Süden nnd Sndosten, dnrch die Verbreitung indo - javanischer Cnlturelemente daselbst, in Folge der Verbindungen nnd Beziehnngeu dieses Theiles der Insel mit den Reichen Modjopahit und Padjadjaran, statt. Kein anderes Ereigniß aber hat auf die Umbildung nnd Neugestal tuug der Volksverhältnifsc auf Snmatra so mächtig eingewirkt und ist in ethnologischer Beziehung so wichtig geworden als die Auswanderung, welche in der Mitte des zwölften Jahrhunderts aus dem Reiche Ma-nang Kaban, im Innern von Sumatra, nach der jetzt malaiische Halbinsel genannten, schmalen Verlängerung des hinterindischen Festlandes gegen Süden. Diese Auswanderer wnrden hier die Gründer eines besonderen Volksund Staatswesens. Sie stifteten ihre später eben so reich und mächtig, als in der indischen Kriegsgeschichte berühmt gewordene Hauptstadt Ma^ lakka; nahmen stets an Zahl, Macht und Ansehen zn: traten znin Is lain über, dessen eifrige Anhänger nnd Verbreiter sie wnrden; eigneten sich die arabischen Schriftzeichen an und bildeten ihr Idiom in dem Grade ans, daß es sich jetzt zu de» andern, auf Snmatra lebend gebliebenen Dialecten ähnlich verhält wie das moderne Hochdeutsch zu den niederdeutschen und allemannischen Mnudartou. Zahlreicher und mäch-md gelb, roth lind blau u. f. w., bestehende Zeichnung dieser Sarong's fiel mir als eigenthümlich auf. Die meiste» derselben waren außerdem noch mit Gold-nnd Silberfäden; kleinen, rnnden chinesischen Spiegeln, wovon das Mas nicht dicker als Papier ist u. s. w. verziert. Die Frauen der am itomering gelegenen Ortschaften haben den Ruf besonderer Schönheit für sich, weßhalb auch die frühereu Snltane von Palembang daselbst vorzugsweise für ihre Harems recrutiren ließen. Auch ich habe nnter jenen Tänzeriilnen, welche sämmtlich heirathsfähig waren , wiewohl die älteste von ihnen vielleicht noch nicht sechszehn Jahre zählen mochte, häufig solche bemerkt, die durch ihre Gesichts- und Kör-perbilduug ciuen angenehmen Eindruck machten, ja für schön gelten tonnten. Es waren meistens aber leine schlanke, leichte nnd ätherische Gestalten, wie man in Europa sich diese braunen Töchter des ferueu Südens vorstellen mag, sonderu echte, gesuud uud derbe, mitunter selbst etwas plump erscheinende, hochbnsige, vollarmige und breithüftige Dorfschönheiten. Was die Sittlichkeit, namentlich aber die Tugend der Frauen betrifft , so bilden diese abgelegenen Gegenden der Nesideutschaft Palend bang einen entschiedenen Gegensatz zn der Hanvtstadt. Nicht nur ist hier von keiner öffentlichen Prostitution die Nede, sondern auch geheime Fehltritte sowohl verheiratheter Frauen als junger Mädchen kommen im höchsten Grade selten vor. Die letzteren werden stets sehr streng überwacht. So zum Beispiel mußten jene Tänzerinnen dnrch einige ältere Fraueu, ihre Tugendwächterinueu, stets uach dein Bersammlnngslokale hinbegleitctet nnd, sobald die Vorstellnng beendet war, nach dem ältcr-lichen Hause zurückgeführt werden. Deu Jünglingen war es streng verboten sie zn begleiten oder sich ihnen während des Tanzes, mehr als derselbe mit sich brachte, zn nähern und heimliche Unterhaltungen mit ihueu zu habeu. Uud doch läßt sich aunehmen daß jedes Mädchen für einen der Jünglinge, jeder Jüngling für eines der Mädchen zärtlichere Gefühle hegte. Iu den am itomering gelegenen Ortschaften ist die Djvudjonr genannte Art der Ehe noch die allein gebräuchliche. Für in moralischer Beziehung sehr viel niedriger stehend ^>ls die Bevölkerung der Flußgebiete des Ogau nnd homering, ja für die schlechteste in der Nesideutschaft, wird die der mehr erwähnten, an dem östlichen Fuße des Parissan Gebirges gelegeneu Vandschaften Nedjang nnd Passnmah gehalten. Dieselbe steht in dem Nnfe besonders unznverlässig, treulos, gransam uud blutdürstig zu sein. Dabei zeigt sie sich allen Neuernugen abgeneigt uud trachtet die von ihren Vorfahren ererbten Sitten, Gebränche nnd Gewohnheiten nnveräudert zu bewahren. Die Bewohner dieser Landschaften sind Heiden, wiewohl sich bei einzelnen von 193 ihnen cm leichte, äußerlicher, nicht bis in ihre Deutweise gedruugeuer Anfing voll dem Islam bemerkbar macht. In ihrer Mundart und Schrift stimmen sie mehr mit den Batta's als mit der Bevölkerung der Annpong's und jener der Flußgebiete des Ogan und Komering übcreiu. Bei ihnen besteht auch noch die Blutrache, in Folge deren, wenn Jemand durch eiue, einem andern Bezirke, mal. Marga, augehörende Person das Vebeu verliert, gleichviel ob solches mit Absicht oder bloß durch eiueu unglücklichen Zufall geschah, diese That unr durch das Blut des Mörders, oder eines Gliedes seiner Familie, oder aber einer audern Person aus dem Distrikte, wozu derselbe gehört, gesühnt werden kauu. Nur iu äußerst selteueu Fällen gelingt es einen Zwist dieser Art durch die Entrichtung einer nicht unbeträchtlichen Snmme Geldes, mal. Nang Bangou d. li. Versöhnungsgeld, au die Aligehörigen des Erschlagenen, beizulegen. Die völlige Versöhnung der beiden feindlichen Marga's findet in folchen Fällen bei einem gemeinfchaftlichen Mahle statt, zu welchem ein geschlachteter Büffel die Hanptschnsstl liefert. Zwischen Talang Padang, dein Hauptorte der Abtheilung Ampat-Vawang und Kapahiang, dem Hauptorte der Abtheiluug Nedjaugen ^eboug, habe ich einem solchen Versöhnnngsmahle zweier feindlicher Marga'S beigewohllt. Diese Landschaften waren den Sultanen von Palcmbang nie mehr als bloß dem Namen nach unterworfen uud auch die niederländische Regierung gewinnt daselbst erst in neuerer Zeit mehr und mehr festen Fuß. Ich selbst habe, bei meiner Neise durch diese Gegenden, niemals Gelegenheit gehabt, die schlcchteu Charaktereigenschaften, welche man ihr^n Bewohnern so allgemein znschreibt, durch eigene Erfahrung, kennen zu lernen und bekenne offcn daß sie auf mich persönlich keinen günstigeren oder ungünstigeren Eindruck gemacht habeu, als dieses mit der Bevölternng im Innern Sumatra's im Allgemeinen der Fall war. Ich habe jetzt noch eiues der Zahl nach wenig bedeutenden aber in anderer VeZiehuug sehr merkwürdigen, im Innern der Nesideutschaft Palcmbang, namentlich in ihrem nördlichen Theile, zwischen den Flüssen Mousi und Iambi lebenden Volksstanums, der sogeuamtteu Orang Koubu zu gedenken. In Marsden's Ili^wi'^ ot" Sumatra. — 3 U61t. ^oudou 1X11 — liest man ans Seite 41 die folgende, sich auf die früheste Bevölkerung dieser Insel beziehende Anmertuug: „Bei mciueu „Nachforschungen uuter den Eingeborenen nach den Urbewohnern dieser „Insel, ward mir die Nachricht von zwei verschiedeneu Volksstämmeu, „die zerstreut iu deu Wäldern lebten uud alle Gemeinschaft mit der „übrigen Bevölkerung vermieden. Man uenut dieselben Orang Kubu „und Orang Gugu. Die ersteren, sagte mau, seien ziemlich zahl-„ reich, besonders in dem zwischeu Palembang und Iambi gelegenen „Landstriche. Einige von ihnen wurdeu von Zeit zu Zeit gefaugeu und 13 194 „als Sclaven zu ^aban gehalten. An diesem Orte ist gegen-„wärtig noch ein Äiiaun mit einem erträglich hübschen Kubu^ „Mädchen verheirathct. Dasselbe wurde bei einem Strcifznge, wobei „man seine Hütte entdeckte, ergriffen. Sie haben eine ihnen gänzlich „eigenthümliche Sprache nnd effen ohile Ausnahme alles was die „Wälder liefern, Hirsche, Elephanten, Rhinocerosse, wilde Schweine, „Schlangen nnd Affen. Die Orang Gugu sind viel seltener als diese „und weichen, den Gebrauch der Sprache ausgenommen, nur wenig von „dem Orang Outan von Borneo ab. Ihr Körper ist mit langen „Haaren bedeckt. Sie sind nicht mehr als zwei' oder dreimal mit den „Bewohnern von ^aban, denen ich diese Mittheilungen zu danten habe, „in Berührung gekommen. Einer von ihnen wnrde vor längeren Iah-„reu, fast ans dieselbe Weise wie der Affe in Pilpay's Fabeln von „dem Zunmermann, gefangen genommen. Derselbe zeugte mit einer „Frau aus La bau Kinder, die gleichfalls behaarter als die übrige Ve-„völkerung waren. Die dritte Generation aber unterschied sich nicht mehr „von letzterer. Der ^'eser möge diesen Berichten so vielen Glauben scheu-„ken, als er denkt daß sie verdienen. Ich bin nicht dreist genug dar^ „auf zu schwören. Wahrscheinlich liegt diesen Mittheilungen einige Wahrheit zn Grnnde, die aber, mit Beziehnng auf die Eiuzelnheiten, sehr „übertrieben wnrde." Diese Note von Marsden wnrde für mich die Veranlassung mich bei meinem Aufenthalte zn Palembang 1847 und 1862 sowie auf meinen Reifen in Sumatra,'wo ich nur konnte, nach jenen Konbn und Gougu geuannten Poltsstämmen zn ertnndigen. Was die letzteren betrifft, fo haben meine Fragen und Nachforschungen mir keine Auskunft über sie verschafft. Die Meisten kannten selbst den Namen Orang Gougu nicht; Andere meinten es sei derselbe gleichbedentend mit Orang Koubu. Dieses halte ich für das wahrscheinlichste, da das Wort Goubu ja nichts M das weicher ausgesprochene Wort Koubu uud zugleich der Collectivname Mer zerstreuten, wenig zahlreichen Stämme ist, welche in dcn Wäldern, namentlich den zwischen dem Mousi und Iambi sich ausbreitenden, ein hernmschwärmendes Iägerleben führen; außerhalb aller Gemeinschaft nzlit der übrigen seßhaften Bevölkerung leben; vou allen Cultnrein^ einflüssen, welche sich nach einander seit der ältesten Zeit, auf Snmatra geltend gemacht haben, unberührt geblieben sind nnd noch hellte auf der tiefsten Stnfe menschlicher Cnltur sich befinden. Daß die Orang Gougu, wie Marsdeu von dcn Einwohnern von Laban erfuhr, einen mit langen Haaren bedeckteu Körper haben follten uud ebenfo die Erzählnng von der Heirath cmes Gongn mit einem Mädchen alls geuauuter Ortschaft, kaun fchon ohne Prüfung in das Gebiet der Mährchen verwiesen werden, wenn mau nicht annehmen will 195 daß dunkle und unbestimmte Erinnerungen an den Orang Ontan, del überhaupt auf Sumatra sehr selteu ist nud in dem südlicheren und mittleren Theile der Westhälfte dieser Insel gar nicht vorkommt, dieser Legende zu Grunde gelegen haben. Viel bestimmtere Nachrichten aber als über die Gougu, habe ich über die Koubu erhalten. Ich verdanke dieselben hauptsächlich dem Obersten dc Kock, dem Pangeran Ferdana Mantri sowie Herrn vau Ovhnyzen, der 186i? Resident von Palembaug war uud einigen andern theils dnrch ihre amtliche Stellnng theils in Folge anderer Um-stäude vou allen Verhältnissen iu dieser Nesidentschaft wohlunterrichteten Personen, sowohl )tiederländeru als Eiugeboreueu. Auch habe ich Gelegenheit gehabt zwei Koubu-Franen, welche sich 1847 als Sclaviuuen lmter dem Hausgesinde des Pangeran Mauku zu Paleiubang befanden, persönlich kennen zu lerueu. Die Konbu-Stämme leben in dem nordwestlichen Theile von Pa-lembang in de:n Landstriche zwischen den schon genannten Flüssen Monsi und Iambi. Diese Gegend besteht in sehr niedrigem, vou einer beträchtlichen Anzahl vou Nebenarmeu jener Flüsse durchschnittenem snmpfi-gcn mit t'anm durchdringbarem Urwalde bedecktem Flachlaude. In die-fen Wäldern führt der bei weitem größte Theil der ilonbu sein unstetes Iä'gcrleben. Es ist nämlich der Bemühung der niederländischen Regierung im Laufe der Zeit geluugeu einige von ihnen zu einer festen Niederlassung zn bewegen. Auf diese Weise erstanden allmählig verschiedene kleine, ausschließlich vou Konbu bewohnte Dörfer, mal. Doussou, in zwar von den Wohnstälteu der übrigen Bevölkerung entfernten aber doch mehr zugänglichen Gegenden. Diese Koubu-Dörfer liegen an dem Sonn-gei Toungtal, S. Lalau, S. Dawas, S. Bayat, S. Batank Leko und S. Nawes, alles kleine Nebenflüsse der genannten großen Ströme uud werden von nngefähr 350 Familien mit einer Seelenzahl, die ans 150(1 geschätzt werden kann, bewohnt. Die Anzahl der nicht seßhaften, in den Wäldern herumschwärmeudeu Koubu ist jedenfalls eine viel größere, entzieht sich aber der Schätzung. Nach einigen Angaben soll sie sich auf 30,000, nach audern uur auf 10,000 belaufen. Die Konbn gehören zn den auf der niedrigsten Culturstufc gebliebeneu Voltsstämmeu im indischen Archipel. Die in Dousson's wohnenden stehen nur in sofern etwas höher als ihre in den Wäldern noma-disireudeu Stammgenossen, als sie einige wenige Bedürfnisse kennen gelernt haben und nicht mehr wie die Letzteren, ausschließlich von thierischer Nahrnng leben. Die Einen wie die Andern treiben weder Acker-ban noch zeigen sich bei ihnen auch nnr die ersteu Anfänge irgend einer Kunstfertigkeit oder handwerksmäßigen Arbeit. Sie verstehen nnr die wenigen eisernen Geräthschaften, deren sie benöthigt sind, auszubessern 13* 196 und zu verändern. Zu dieser Arbeit dient ihuen das allereinfachste Werkzeug, ein Stem als Ambos, ein anderer als Hammer, ein Stück Bambusrohr als Blasebalg. Die Geräthschaften aus Eisen, von denen sie Gebrauch machen, bestehen in Angeln, Harpunen, Spitzen für Lanzen und Wurfspieß sowie Parang's, die nach Umständen als Veil oder als Schwert dienen. Sie gebrauchen dieselben auf der Jagd und bei dem Fischfänge, ihren einzigen Beschäftigungen. Eigenthümlich und merkwürdig ist die Abneigung, welche bei allen Koubu gegen den Verkehr mit der übrigen Bevölkerung besteht. Die in den Wäldern hcrumschwärmenden wissen sich demselben gänzlich zu entziehen; die Donsson' Koubu aber vermeiden diesen Verkehr soviel sie nnr tonnen. Da aber die Einen wie dir Anderen verschiedene Gegen-stände nöthig haben, welche sie sich auf keine andere Weise verschaffen können, so hat sich zwischen ihnen nnd der malaiischen Bevölkerung ein gewisser Handelsverkehr entwickelt welcher, was die nomadischen Koubu betrifft, auf sehr eigenthümliche Weise stattfindet. Palembang'sche Handelsleute begeben sich nämlich, wenn sie mit den Koubu Tauschhandel treiben wollen, denn eine andere Art des Handels ist zwischen ihnen nicht möglich, da die Koubu weder Geld zu Einkäufen besitzen nvch anch hierfür irgend elwas verkaufen, in die Tiefe des Waldes und breiten uuter eiuem, sich dnrch seine Höhe nnd seinen freieren Stand von scineu Nachbaren unterscheidenden Baume ihre mitgebrachte» Waaren aus. Diese bestehen hauptsächlich in den scholl erwähnten Geräth' schaften der Jagd uud des Fischfanges ans Eisen; in Tabak; Salz; verschiedenen Thongefäßen; groben chinesischen Porcellantassen n. s. w. Hierauf thun sie einige stark-, weitschallende Schläge mif ein kupfernes Becken, mal. Gong, uud ziehen sich alsdann i» eine beträchtliche Entfernung von dem betreffenden Baume zurück. In der Regel sind sie schon längst von den Konbu beobachtet worden ohne daß sie selbst ei-ncn der Letzteren zn Gesichte bekommen haben. Wenn sie aber nach einiger Zeit zu dem Baume zurückkehren, so finden sie die von ihnen daselbst niedergelegten Handelsartikel nicht mehr; statt, deren aber andere, in Biencnwachs, Honig, Elfenbein, Notang n. s. w. bestehende. Diese Gegenstände übertreffen die von den Palembaug'schen Handelsleuten zurückgelassenen meistens sehr an Werth. DerHandel mit den Donsson-Konbngeschieht mehr von Hand zn Hand. Dieselben tauschn, anßer den schon genannten Artikeln auch uoch Reis, Flurmatten uud grobe baumwollene Stoffe ein. Körperlich weichen die Konbn von der übrigen Bcvölkernng in al-len wesentlichen Pnnkten nicht ab. Die Gestalt, Gesichtsbildnng uud Farbe der Haut sind bei Beiden dieselben. Der Unterschied zwischen ihnen in ihrer Erscheinung wird allein durch den verschiedenen Grad il^ rer Civilisation, ihre von einander abweichende Lebensweise und ihre 197 Kleidung bedingt. Auch wurde mir mitgetheilt daß der Gesichtsausdruck bei den Koubu wilder, ihr Blick stechender und unsteter, ihre Haltung mehr vornübergebeugt, ihr Gang weniger fest und mehr schleppend seien als bei der übrigen Bevölkerung vou Palembang. Unter deu jüngeren Frauen der Koubu sollen gut aussehende, ja selbst schöne, gar nicht sel» ten seiu. Von den beiden Frauen dieses Stammes, welche ich im Hause des Paugercm Manko sah, war die eine ein schlankes, wohlgebautes, ungefähr fünfzehnjähriges Mädchen mit ganz angenehmen malaiischen Gesichtszügen, die andcrc eine schon ältere Frau. Beide waren wie die übrigen weiblichen Bedienten gekleidet und von diesen nicht zu unterscheiden. Sie waren als Kiuder in das Haus ihres gegenwärtigen Gebie< ters gekommen, die ältere noch zu Lebzeiten seines Vaters. Die Gemüthsart der Koubu wird gepriesen. Man hält sie für sanft, gutmüthig und sehr ehrlich, zugleich aber auch für untthig und unerschrocken. Keiner der gewaltigsten und gefährlichsten Waldbewohner wird von ihnen gefürchtet, Kein Koubu bebt davor zurück, nur mit sei" nem Wurfspieß bewaffnet, einen Tiger zn beschleichen. Mord und Dieb» stahl sind bei ihnen unerhört. Ehebruch dagegen kommt nicht selten bei ihnen vor, ohne iudcssen, wie es bei der Bevölkerung des indischen Ar» chipels im Allgemeinen nur allzuhäufig geschieht, zu blutiger Rache Veranlassung zu geben. Anthropophagie besteht bei den Koubu weder jetzt, noch hat sie jemals unter ihnen bestanden. In dieser Beziehung unter» scheiden sich diese, auf eiuer so äußerst niedrigen Culturstufe stehenden Stämme von deu, bei einem Vergleiche mit ihnen, hochgebildet erscheinenden Batta's. Denn bei letzteren blüht der Ackerbau; dieselben haben ganz sie wohnen in wohlgebauten, zu größeren und kleineren Ortschaften vereinigten Häusern; sie besitzen eiue eigene Schrift und selbst eine Art Literatur, deuuoch aber ist bei ihuen, ähulich wie solches bei dem merkwürdigeren der beiden Culturvölter der neuen Welt, deu Azteken, der Fall war, der Genuß vou Menschenfleisch ge» bräuchlich. Die Wohnungen der Koubu, sowohl der in Doufson's lebenden als der unstet in den Wäldern umherschweifenden, sind Hütten der allerein-fachstcn Art, welche ebenso schnell errichtet als wieder abgebrochen wer» den können. Das Material für diesclbeu findet sich allenthalben, da Wände und Dach nnr aus Baumrinde bestehen. Eben so einfach ist auch ihr Hausrath. Eiuige irdene Kochgerathschaften, ein Paar Töpfe um Speisen und den eingesammelten Honig darin aufzubewahren, wozu hin und wieder, als Luxusartikel, uoch einige grobe Flur- und Schlaf-matten kommen, ist alles, was sich in den Hütten selbst der reichsten DoussoU'Koubu befindet. Eben so einfach ist ihre Kleidung. Die nomadisireuden Koubu ge- 198 hen bis auf einen, bei den Frauen längeren, bei den Männern kürzeren Lendenschurz von weich geklopfter Baumrinde völlig uackcud. Bei den in Doufson's lebenden dagegen, ist die Baumrinde größteutheils schon durch grobe, von Palembang'schen Handelsleuten eingetauschte Naumwol-lenzeuge verdräugt worden. Auch findet die Tracht der übrigen Bevölkerung mehr und mehr Eingang bei ihnen. Diese Dousson-Koubu nähren sich, außer von der Beute der Jagd und des Fischfanges, auch von eingetauschtem Reis. Die in den Wäldern schweifenden Stämme leben dagegen ausschließlich von auimalifchcr Nahrung. Ausgenommen das Fleisch der Elephanten und der Bären ^ Drsu« Nalaiami^, mal. Bruaug — welches sie für uugesund halten, verschmähen sie nichts was Men hat, weder Affeu, Hirsche, Tiger, Schlaugen noch Crocodile, welche letzteren sie sehr geschickt zu fangen wissen, u. s. w. Das Fleisch der wilden Schweine gehört zu ihren Lieblingsspeisen. Ehen werden bei ihnen ohne viele Ceremonien geschlossen. Wenn tin Iüugling mannbar geworden ist, so sucht er sich ein Mädchen aus und lebt mit demselben eine Zeitlang in geheimer Verbindnug. Gefällt die Erwählte ihm auf die Dauer, so bittet er ihre Mutter sie ihm znr Frau geben zu wolleu. Die Mutter versammelt alsdann ihre Verwandten und der Vater des Iüugliugs die seinigen. Weuu Alle versammelt sind erklärt die Mutter der Braut daß der Jüngling, genannt so oder so, mit ihrer Tochter, genannt so und so, sich verheiratheu werde. Von dem Vater oder eiuem der nächsten Verwandten der Braut geschehen alsdann ein Paar Schläge gegen ein ausgehöhltes Stück Holz. Hiermit endigt die Hochzeitsfeierlichteit. Wie schon bemerkt wurde, kommen Ehebrnch und Entführungen vcr-heiratheter Frauen unter den Koubu, den seßhaften wie den nomadisiren-den, nicht ganz selten vor. Bei den Letzteren findet alsdann mitunter eine Art von Zwcikampf um den Besitz der betreffenden Schonen statt. Der beleidigte Ehegatte und der Entführer begeben sich nämlich in einen der kleinen Flüsse, wo ihnen das Wasser höchstens bis zur Brust reicht und sucheu im Ringen mit einander, der Eiue den Andern zu Falle zu bringen nnd zu ertränken. Der Preis des Sieges ist die Helena des Streites. Meistens aber, besonders wenn der Entführer schou eine Frau hat, gelangt der geträukte Ehemanu, ohne daß es zu einem solchen Zweikampfe kommt, zn seinem Eigenthume zurück. Bei den Dons' sou-Koubu werde« Zwiste um Frauen dnrch die Dorfältesten, mal. Passira, die hierfür eiue Belohnung erhalten, in der Regel anf eine friedlichere Weise geschlichtet. Erklärt die Frau vor dem Passira daß sie dem Entführer ihre letzte Gnnst noch nicht gescheukt habe, so muß sie zu ihrem Maune zurückkehren und dieser empfängt von jenem einen Werthbetrag von ungefähr zehn Gulden in verschiedenen Tauschartiteln. Bekennt sie aber 199 ihre faktische Untreue so empfängt ihr Mann von dem Beleidiger seiner Ehre einen viermal so großen Werthbetrag und die Frau bleibt bei ihrem Entführer. Erwähnt sei auch noch daß bei den Koubu nur Brüder und Schwe-> stern sich nichl mit einander verheirathen dürfen, kein anderer Grad von Verwandtschaft aber einer Ehe bindernd entgegentritt. Von Kindererziehung ist bei ihnen nicht die Nede. Mädchen sowohl als Knaben begleiten, sobald sie nur lanfen können, ihre Eltern in den Wald und gehen denselben, nach dem Maße ihrer Kräfte, bei del« Geschäften der Jagd und des Fischfanges hülfrcich zur Hand. Ihre Waffen sind Lanzen und Wurfspieße. In dein Gebrauch? der Letzteren sind sie sehr geübt und im Stande, mit einem einzigen Wurfe, einen Tiger niederzustrecken. Crocodile fangen fie mit Angeln und einer eigenthümlichen Art von Harpune. Das Gottesbewußtsein der Kouou, wenn hiervon bei ihnen über« Haupt gesprochen werden kaun, ist im höchsten Maße dunkel. Auch be» steht bei ihnen kaum eine Ahnung von dem Leben nach dem Tode. Alle Bemühungen glaubcutzeifriger Muhammedauer, wenigstens unter den Dousfon-Htoubu den Islam zu verbreiten, find bis jetzt ohne Erfolg geblieben. Sie glauben nur daß die Seelen ihrer verstorbenen Anverwandten den Ort, wo ihre körperlichen Ueberreste ruheu, als Geister umschweben. Bei der Bestattung ihrer Todten stellen sie die Leiche, zugleich mit den Kleidern nnd den Waffen des Verstorbenen sowie anch dem Topfe worin derfelbe sein Essen zu bereitcu »nid dem Becher alls Bambusrohr, aus welchem er zu trinken Pflegte, auf einem, auf Pfähleu ruhenden Flechtwerte allen Einflüssen von Wind, Wetter, Insccten nnd größeren Naubthicren bloß. Wenn einem Koubu der Tod naht, so geben Alle, welche das La« ger des Sterbenden umstehen, darauf acht', ob sie, gleich nach feinem letzten Athemzuge, in seinem Körper nicht ein besonderes, leises, zischendes Geräusch vernehmen. Wenn sie dasselbe hören, oder vielmehr glauben es gehört zn haben, so sehen sie dieses als ein Zeichen an daß der Verstorbene ein Geist geworden ist. Alle, bei welchen dieser Toll sich nicht hören läßt, sind einfach todt. Das Geistwerden aber ist ebenso-wenig die Belohnung für ein gutes als das Gegentheil die Bestrafung für ein schlechtes Vebeu. Die Koubu erfreuen sich im Allgemeinen einer guten Gesundheit und werden in der Regel alt. Die Ueberzeugung daß sie bei einer Vermenguug und größeren Gemeinschaft mit der übrigen Bevölkerung dieses Vorzuges verlustig gehen würden, ist bei ihnen tief eingewurzelt und eine von den Hauptursachen ihrer Absonderung. Sie glauben fest daran daß jeder Verkehr mit andern Menschen als ihren Stammgeuossen ihnen Krankheiten zuführen würde. Epidemische Krantheilen kommeu unter ih« 200 nen äußerst selten vor, die natürlichen Pocken, während eines Jahrhunderts, kaum zwei- oder dreimal. Vor dieser Krankheit haben sie eine kaum zu beschreibende Furcht und den größten Abscheu. Zeigen sich die Pocken unter ihnen, so verläßt der ganze Stamm augenblicklich feinen Wohnplatz um erst, meilenweit davon, wieder neue Hütten aufzuschlagen, ohne sich um das Schicksal der Kranken das mindeste zn bekümmern. Kaum eine geringere Furcht als die Pocken, flößen ihnen andere Krankheiten, besonders Fieber und Vrnstaffectioucn ein. Schon ein mit einfachem Husten Behafteter wird von ihuen gemieden uud geflohen. Syphilis ist bei ihnen uubekaunt geblieben. Alle Krankheiten sehen sie als dnrch Einfluß böser Geister veranlaßt an, und holen gegen solche, welche sie nicht für ansteckend halten, die Hülfe von Personen ein, die unter ihnen für Aerzte uud Besitzer höherer Kenntnisse gelten. Diese verhüllen sich deu Kopf, beräucheru sich uud den Kranken mit Benzöe und rufen die guten Geister an bis sie selbst ermattet und betäubt zu Boden sinken. In diesem Zustande werden ihnen, ihrer eigenen Versiche rung nach, Eingebungen zn Theil übcr den Sitz der Krankheit und wie dieselbe durch Reiben, Kneten, Belecken mit der Zunge, Bestreichen mit Speichel u. s. w. zu heilen sei. Ueber die Sprache der Koubu habe ich uichts näheres erfahren können. Mau sagte mir sie sei eine eigeuthümlichc werde aber rein und unvcrmischt nur noch von den nomadisircnden Stämmen gesprochen. Die Sprache der Dousson - Koubu sei schon stark mit malaiischeu Wörtern vermeugt, so daß eine Verständigung nut diesen der übrigen Bevölkerung uicht besouders schwer falle. Sehr interessant wäre es jedenfalls näher zu erfahren, wie sich das Idiom der Konbn zu den älteren auf Sumatra bewahrt gebliebenen malaiischen Dialccten, namentlich zn dem der Batta's verhält. Mit Beziehung auf deu Ursprung der Koubu hörte ich verschiedene Ansichten änßern. Einige meinten sie wären Ucberreste der allerältesten Bevölkerung von Sumatra, welche sich durchaus in ihrem ursprünglichen Zustande erhalten hätten und von dc'M Einflüsse aller fremden und aus-heimischen Cnlturelemente, zuerst der indischen, später der islamitischen und endlich der europäischen, gänzlich unberührt geblieben wären. Andere dagegen glaubtcu die Koubu wären erst zu jeuer Zeit, wo die ja-vauische Eiuwanderuug aus Demak nach Palembaug uud die Stiftuug des Reiches der späteren Sultane daselbst unter Geding Souro, im Jahre 1544, stattfand, dadurch entstauden daß sich eiu Theil der Bevölkerung dieses Landstriches, entweder freiwillig oder gezwungen vou der übrigen abgesondert uud in die Wälder zurückgezogen habe um daselbst allmählig immer mehr zu verwilderu und zu seiuem gegenwärtigen Standpunkte der Uncultur zurückzusinken. Wäre es erlaubt hier eine, 301 bloß subjective Vermnthung auszusprechen, so würde ich selbst die erste Meinung für die richtigere halten. Der Umstand daß dic Anthropophagie, welche bei den, in ihren allgemeinen Nildnngsverhältnisscn keitleswegs schr niedrig stehenden Bat' ta's noch heute stattfindet und, wie man für wahrscheinlich halten darf, bis gegen das Jahr 800 unserer Zeitrechnung auf Sumatra uoch viel weiter verbreitet gewesen ist, ungeachtet die Bevölkerung dieser Iusel schon iu sehr alter Zeit indische Culturelementc in sich aufgenommeu hatte, bei den Konbu niemals bestanden hat, scheint gegen die An-nähme daß ihr Zustand ein viel älterer und ursprünglicherer als jener der Äatta's ist, keinesweges zn sprechen. Anthropophagie ist nämlich weder ein allen, sich auf der niedrigsten Culturstufe befindenden Völkern gemeinsamer Gebranch, noch wird sie durch deu höchsten Grad mensch licher Uncnltnr stets bedingt uud ist mit diesem durchaus uicht immer nothwendiger Weise verbunden. Fälle, wo bei Völkern, welche früher, als sie noch in dem rohesten und ursprünglichsten Znstande lebten, deu Cannibalismns nicht gekannt haben und wo derselbe, in Folge sehr verschiedener Umstände, erst herrschend wurde als sie zu einer gewissen mittleren Cultnrstufe gelangt waren, siud uicht gauz selten. Hierher gehören die Azteken, die Bewohner Neu-Seelands uud, wie für wahrscheinlich gehalten werden darf, auch die Vatta's. Ich erwähnte, als ich über die Elephanten auf Sumatra sprach, des Umstandes daß zwei dieser Thiere, bei Gelegenheit einer von meinem College« Engelkeu und mir in: November 1847 nach den beiden, südlich von Palcmbang gelegenen Seen Danan louar nnd Danan itam, zum Zwecke der Jagd, gemachten Ausfluges, erlegt worden seien. Engclkcn war, wie ich schon bemerkt habe, in gleichem Maße Freund der Jagd als er sich durch seine Geschicklichteit im Gebrauche der Schießwaffen auszeichnete. Hauptsächlich meinetwegen, theils aber um, vor seiner nahe bevorstehenden Versetzung von Palembang nach Tebiug Tiuggi, sich selbst uoch einmal, in jener so wildreichcn Gegend recht nach Hcr-zenslnst dem Vergnügen der Jagd hingeben zu töuuen, wußte Engellen meinem frenndlichen Wirthe voranstellen wie überaus interessant gerade für mich, eiuen Freuud der Natur zugleich aber Neuling ans Suma-tra, ein Besuch jener Seen sein müßte. Oberst de Kock ging hierauf ein uud ließ alle Vorbereitungeil für diesen Ausflug, noch bevor ich selbst meine Wünsche mit Veziehnng hierauf ausgesprochen hatte, mit der entgegenkommendsten Güte treffen. Eine voll der größten und besteinge-richteteu der Negierungs-Pantjallan's sollte für uns selbst dienen, während eine zweite, worin die Mche nnd die Schlafstätten unserer Bedien ten uud Ruderer sich befanden, bestimmt war um uns unmittelbar zu wl 202 gen. In dem Schlafgemache der ersteren ließen wir unter MuZkiten-netzen nnsere Matratzen ansbreiten. Wir waren sowohl fiir uns selbst als für die, sich anf mehr als vierzig Personen belaufende Anzahl nnserer Bedienten, Nuderer u. s. w. anf ein Paar Wochen ftroviantirt. Außerdeni lieft Fran Varoniu de Kock, in ihrer gütigen Sorge für uns, nicht nur einen ihrer Koche mit-gehen sondern versah nns anch mit allem Erforderlichen für die feinere indische Küche in so reichlichem Maße, daß nns bei dein Nothwendigen auch das Angenehme nicht fehlte nnd unsere Tafel, den Nachtisch nicht emmlil ausgenommen, so wohlbestellt war wie sie anf dem Lande es nur hätte sciu können. Herr de Kock hatte den Häuptling eines großen und stark be^ vo'lterten nnweit jener Seen gelegenen, Pedammarang genannten Or-leo ersuchen lassen nns bei unseren Jagden nach Kräften zn unterstützen nnd bchülfsam zn sein. Außerdem hatte er uns einen zu Palembana wohnende malaiischen Elephauteniäger, Namens Bodol, mitgegeben. Ich habe dieses letzteren schon gedacht. Derselbe war damals bereits gegen fünfzig Jahre alt und hatte, seit früher Jugend, den größten Theil seines Lebens in den Wäldern zugebracht. Der Vertauf der Stoßzähne der von chm ertegten Elephanten bildete sein hauptsächlichstes Erwerbmittel. Vodok war höher als die Malaien es in der Negel sind nnd überragte die meisten seiner Landsleute fast um die Länge eine? Kopses; war dabei schlank gebaut nnd von fehr anf-rechter Körperhaltnng. Seine Kleidung war höchst einfach, wiewohl für ein Leben anf der Jagd nnd in den Wäldern jener Gegend sehr geeignet. Sie bestand nur in einem, über d^u Hüften von einem einfachen Ledergürtel zusammengehaltenen Veintleide, einer auf der Vrnst offenen Jacke und dem turbanartig um das Hanpt gewnndenen Kopftnche. Die Farbe dieser VeidnnaMücke war früher vielleicht eine hellere gewesen, bestand jetzt aber in einem etwas schmutzigen, mit der Farbe seiner Vrnst nnd seines' verwitterten Antlitzes wnnderbar übereinstimmenden bräunlichen Grau. In seinem Gürtel trng er statt des Kris, in einer Scheide, ein langes, breites, sehr starkes, spitzgeschliffcnes, gerades Messer mit einen: einfachen Griffe ans Horn. Seiner Schicßwaffe, eines law gel! und schweren, in Palembang von einem malaischeu Waffenschmiede verfertigten, noch mit eitlen: Steiuschlosse versehenen Gewehres, welches er bei der Jagd anf Elephanten und andere größere Thiere, nnr mit aus Zinn gegossenen Cylindern zu laden Pflegte, habe ich schon gedacht. Bodot kannte alle größeren Thiere der Palcmbang'schen Wälder sowie deren Lebensweise und Gewohnheiten sehr genau, wiewohl auch er nicht ganz frei von den abergläubischen Vorstelluugeu war, welche, mit Beziehung anf diefelben, namentlich den Tiger und den Elephanten. un> 203 ter der Bevölkerung von Sumatra allgemein verbreitet sind. Seine Mittheilungen hierüber hatten für mich großes Interesse. Am 5. November des Morgens, bald nach Sonnenaufgang verließen mein Freund Engclken und ich mit unseren beiden Pantjallau's Pa-lembang. Wir fuhren zuerst den Fluß eine kleine Strecke hinauf, um, taum eine Viertelmcile oberhalb der Hauptstadt, uns iu deu daselbst in den Mousi einmündendeu Ogan zu begeben. Ich habe seinen Namen schon unter deu Nebenflüssen des Monsi an dessen rechter Seite genannt. Der Ogan entspringt auf dem östlicheu AbHange des Varissangebirges, verlänft zuerst von Südwesten gegen Nordosten, tritt hieranf durch einige jener oben schon von nur erwähnten, Trousson's genannten, natürlichen Canäle mit mehreren andern Flüssen, nämlich dem Batanghari Gitas, dem Komering und Babatan in Verbindung um alsdann, in mannigfa^ chen Krümmnngen, von Suden gegen Norden zn verlaufen und sich oberhalb der Hauptstadt Paleinbang m den Monsi zu ergießen. Die Vereinigung des Ogan mit den andern genannten Flüssen, mittels jener Tronsson's, findet aber in der Weise statt, daß diese verschiedenen Wasserleitungen zusammen eine Art von Ring bilden in welchen sich noch verschiedene andere kleinere Flüsse und Bäche ergießen. Einer der letz' teren, dessen Länge nur wenige Meilen beträgt, ist der durch kurze Ca-uäle mit den beiden Seen Danau itam und Danau lonar in Verbindung stehende Pedammarang. Der erstgenannte dieser Seen, von beiden der kleinere, ist auf dem rechten, der andere, größere anf dem linken Ufer des Pcdammarang gelegen. Der schon erwähnte, große und starkbevölkerte, denselben Namen wie der Fluß tragende Kampong liegt auf seinem linken Ufer, oberhalb jener Seen, von denen der Danan louar von diesem Orte am entferntesten und am meisten südlich gelegen ist. Die Entfcrnnug dieser Seen von den: Hauptorte Palcmbang beträgt in gerader ^inie ungefähr 35 englische Meilen. Ungeachtet die Pantjallan, worin Engclken und ich uns besau-den, von 18, die auderc aber vou 12 Ruderern fortbewegt wurde, hat-teu wir, in Folge der vieleu Krümmungen, welche der Ogan in dem uuteru Theile seines Hanfes inacht, noch nicht ganz die Hälfte des Weges bis Pcdammaraug zurückgelegt, als die Souue schon nntergegangen war nnd wir durch die einbrechende Dunkelheit uus zur Beendigung unserer Fahrt für diesen Tag genöthigt sahen. Am andern Morgen setzten wir unsere Reise fort, mußten aber noch einmal uuterweges übernachten nnd erreichten erst am folgenden Morgen, den 7. November, das Dorf Pedammarang. Hier wurden die Pantjallan's mit Rotangtauen an zwei ill der Nähe des Ufers sich erhebenden Cocuspalmen befestigt. Obgleich der Ortsvorsteher, welchem wir durch Herrn de Kock empfohlen waren, bei seinem ersten, uns bald nach unserer Ankunft ge- 204 machten Besnchc, sein Haus zn unserer Verfügung stellte, so machten wir vo» diesem Anerbieten doch keinen Gebranch, da wir alle Bequemlichkeiten, wclche die so wohl eingerichtete Pautjallan nns bot, schwerlich in einem malaiischen Wohnhanse angetroffen haben würden. Unser Aufenthalt zu Pedammarang war auf zehn Tage berechnet. Um diese Zeit so vortheilhaft wie nnr möglich zu benutzen, beeilte sich mein Freund Engelken mit Bodok, dem Ortsvorsteher ulid einigen an^ deren vornehmeren Eüiwohnevn alles Nähere mit Beziehung auf einige größere zu haltende Treibjagden zn besprechen. Engelkeu war schon früher einige Male in dieser Gegend gewesen, kannte ihre örtlichen Ver« Hältnisse genau und hatte auch hier den Nnf eines sehr erfahrenen Jägers und ausgezeichneten Schützen hinterlassen. Unsere Ankunft war daher eine willkommene, zumal man wnßtr daß die Vente nnserer Jag-den hauptsächlich dein Orte zn Gute kommen würde. Hierzu kam der als Befehl geltende Wnnsch des Residenten daß die Ortsobrigkeit nns nach Kräften znr Erreichnng nnserer Absichten behülffam fein möchte. Auch war die Aufregung, welche dnrch nnsere Anwesenheit in diesem stillen nud entlegenen Orte und die von uns zn veranstaltenden größeren Jagden in den Gemüthern der Bevölkerung, namentlich ihres jüngeren Theiles verursacht wurde, eine so augenehme, daß fast die ganze jüngere Einwohnerschaft sich beeilte uns ihre Dienste und Hülfe anziv tragen. Beide Seen, von denen der größere, Danan lonar, etwas mehr als eine halbe Meile im Durchmesser haben dürfte, sind von fast kreisrunder Gestalt. Befindet man sich aber anf ihnen, so erscheint die Linie ihres Ufcrsaumes unregelmäßig sternförmig, weil eine Anzahl schmälerer nnd breiterer Landznngen, mal. Tandjong, deren ich an dem Danan lonar neun zählte, in sie hineiutritt. Der in letztgenanntem See liegenden Geister-Insel, mal. Pulo Dschin, habe ich schon oben gedacht, als ich einige Mittheilungen über unsere Elephantenjagd daselbst machte. Die meisten dieser Tandjong's, wie überhaupt die ganze Umgcbnng der beiden Seen, sind mit Wald bestanden. Da der Boden in dieser Gegend aber etwas hochliegend, trocken und fest, anch nicht, wie in den meisten übrigen Wäldern auf Sumatra, namentlich in denen seiner östlichen Hälfte, mit dichtstehendem Nuterholze und auf der Erde hintriechenden Schlinggewächsen bedeckt ist, fo kann man hier ohne Mühe zwischen den Banmen tief ill den Wald eindringen, wodurch die Jagd anf die Bewohner desselben fehr erleichtert wird. Beide Seen waren, längs ihres Ufers, in einer breiten Zone, durch welche wir mit nnserem kleinen Nachen, so oft wir von der einen Seite nach der andern übersetzen wollten, nns nicht ganz ohne einige Mühe den Weg ;u bahuen hatten, mit den, echten Lotus, der Padma des Sanscrit, 205 !^6luln!>nmi !>i>«('iu8um, dicht bedockt. Ich habe diese prachtvolle Pflanze, bei welcher die Blätter sowohl als die Blüthen, bei einer, das gewöhnliche Maß weltüberschreitenden Größe »nid einer sehr eigenthümlichen Bildnng, zugleich eine wunderbare Schönheit der Gestalt nnd der Farbe zeigen, weder früher noch später jemals in so zahlloser Menge dicht aneinandergedrängt gesehen als auf diesen Seeu. Ich hatte daselbst überreiche Gelegenheit, um an dieser schönen nnd merkwürdigen Pflauze alle Entwicklungsgrade ihrer Blnme nnd ihrer Frucht zu beol> achten; von der noch festgeschlossenen, kaum schon rosig angehauchten Blutheuknospe bis zu der vM'ommen gereiften Frucht. Die letztere bildet einen gelben, zwei bis zwei und einen halben Zoll hohen, mit seiner Spitze dem Stiele aufsitzenden Kegel. Seine nach oben gerichtete Basis ist flach lind kreisrund. Der Durchmesser der Basis beträgt uugefähr drei Zoll. Vou ihrem Naudc verlaufen nach der nutcru Spitze niedrige, convergirende Hantfalten. Ans der platten, scheibenförmigen Fläche, welche die Basis des Fruchtkegels bildet, ragen die in seinem Zellgewebe eingesackten, in zwei kreisen geordneten, vou einer hautartigen aber ziemlich festen Hülse umgebenen ovalen Samenkörner, deren Größe der von einer mittelmäßigen Haselunß nahe kommt, mit ihrem oberen, zugespitzten Ende hervor. Auch im Geschmacke stimmen sie mit jenen Nüssen etwas übcrein. Sie werden allgemein gerne gegessen und weder Engelken noch ich verschmähten sie bei unsern Fahrten ans jene»i See«. Als ich diese gigantischen, zngleich aber so wohlgebildcten, in dem schönsten Roscnrothe prangenden und dabei sanfte Wohlgeriiche ausduf-teuden Blnluen, deren Durchmesser nicht selten anderthalb Fnß beträgt, in Mitten ihrer großen, dicken und saftigen, sammetartigen Blätter von dein herrlichsten Grün, anf den, Nasser schwimmen sah, ward mir begreiflich, weßhalb dir Inder, in ihrer Cosmo- und Theogenie, der Padma eine so wesentliche und bedeutungsvolle Stelle einräumen konnten; wetzhalb sie, in der bilderreichen Sprache ihrer ältesten Dichtwerke, den Namen derselben zu so unzähligen Wortverbindungen gebraucht haben und wcßhalb ihre Götter, rnhend in den wcitgeöffneten Kelchen dieser Blume, bildlich von ihnen dargestellt wurden. Im Malaiischen heißt die ^otusblnme Seruga oder Taralte, im Javanischen Taratte bezar d. h. große Taratte, zum Unterschiede von einer andern verwandten, Taratte tetchil oder Taratte birou, d. h. llei^ ner oder blauer Taratte, genannten Wasserpflanze, der I^vm^Iulcg, ^telilltn. Das dem Sanscrit angehörende Wort Padma hat sich übrigens im Javanischen erhalten, bezeichnet aber in dieser Sprache nicht mehr den kolus fondern eine, mit ihm nicht verwandte nnd einer ganz andern Familie angehörende rieseuartige Blnmenpflanze, nämlich die. 206 auf der südlich von Java gelegenen Insel )iltsa Kambangan, deren ich schon oben erwähnt»,', vorkommende Art von Nafflesia, von welcher die getrockneten Knospen anf allen Bazar's im Süden von Java, als Arzneimittel feilgeboten werden. Blume hat diese, von ihm znerst beschriebene, der Nafflesia Arnoldi anf Snmatra am nächsten stehende, wie wohl nngcfleckte Art, dnrch Hinznfügnng ihres inländischen Namens, als Rafflcsia Padma, von den übrigen Arten nnterschiedeu. Nach dem, von Engelten mit deni Elephantenjäger Bodot und den Häuptlingen des Ortes entworfenem Programme sollten, während nnserer Anwesenheit zu Pedammarang, in Zwischenräumen von zwei bis drei Tagen, vier größere Treibjagden gehalten werden. In Folge des besonders glücklichen Znfalles der nns, in der oben beschriebenen Weise, am sechsten Tage nach unserer Anluuft daselbst die Gelegenheit gab zwei Elephanten zn erlegen, fanden mir drei jener Treiben statt. An den zwischenliegenden Tagen wollten wir in den Morgenstunden, begleitet von einer Anzahl mit Vanzen nnd Klewang's bewaffneter Malaien im Suchen'nach Hirschen, Nehen n. s. w. jene in den Seen sich hineinerstreckenden Taudjong's und deren Umgegend durchstreifen. Die späteren Nachmittagsstnnden aber sollten zn Nnderfahrten anf den Seen dienen um jene Thiere welche, wie namentlich die verwilder ten Büffel, gewohnt sind sich gegen Sonnennntergang zn baden und in dein Ufcrschlammc zn wälzen, von der Wasserseite zn beschleichen. Ich erwähnte schon, mit welcher großen Geschicklichkeit der Malaie Bodot den leichten, kaum für ihn, Engelken nnd mir den nöthigen Nanm bie tenden Djonkon völlig geränfchlos aber pfeilschnell anf der Wasserfläche fortzubewegen verstand. Mit Beziehung auf die Treibjagden will ich noch bemert'en daß di> selben mehr im Innern des Waldes stattfanden. Bei ihnen wnrdc ein 5)—600 Fuß langes, 4—5'Fuß hohes, aus Notang geflochtenes, weit' maschiges Netz zwischen den Bäumen ausgespannt. Dieses Netz gehörte den Bewohnern von Pedammarang gemeinschaftlich und wurde, bei der Jagd anf Hirsche, welche sie von Zeit zn Zeit anznstellen pflegten, um sich einen Vorrath des Fleisches dieser Thiere für die Bereitung von Ding-Ding d. h. an der ^uft getrocknetem Fleische, zn verschaffen, ähnlich wie jetzt von nns, auch von ihnen immer gebrancht. Zweck dieses Netzes ist, das gegen dasselbe angetriebene Wild Zn einem kurzen Stillstande zn nöthigen, wodnrch d^n Jägern eine bessere Gel> genheit zn seiner Tödtung geboten wird, als wenn es sich im vollen Laufe befindet. Ich habe aber gesehen wie Hirsche, ohne nur für einen Augenblick stntzig zn werden, über das Netz hinwegsetzten, während andere sich mit dem Geweihe in seinen Maschen verfingen n»d dasselbe eine Strecke mit sich fortschleppten bis sie niedergestreckt wnrden; auch 207 wie Rehe ungefährdet dlirch feme Maschen zn schlilpfen verstanden. Wir Schützen stellten lins bei diesen Treidelt in fast unmittelbarer Nähe des Netzes und zwar jeder von uns neben einem astreichen, starken und zugleich leicht zn erklimmenden Baume auf, um, im Falle das; Elephanten, Rhinocerosse, Büffel nnd Tiger nns zugetrieben würden, unsere Znfwcht auf den Bäumen nehmen zu können. Au diesen aufgehängte nnd sorgfältig befestigte Strickleitern waren bestimmt um diese Flucht, wenn sie unvermeidlich sein möchte, lins noch mehr zn erleichtern. Wir kamen aber uicht iu die ^age von ihnen Gebrauch zu machen da alles uns zugetriebene Wild, mit Ausnahme eines Büffels, der ans den ersten Schuß ans dem langen Gewehre vun Aodok niederstürzte uud ungefährlich wurde, iu Hirscheu uud Rehen bestand. Strickleitern gehören in dieser Gegend, bei der Jagd anf Anstand, zum uueutbehrlicheu Geräthe eines Jeden, der uicht, gleich den Malaien und übrigeu Eingeborenen des indischen Archipels, anch glatte Baum stamme mit Leichtigkeit zn erklettern vermag, was bei den wenigsten Europäern der Fall ist. Ohne sie hätten Engelken und ich auch nur mit der größten Mühe auf die Aeste jener Bänme auf Pulo Dschiu gclangeu löunen von welchen von uns auf die unweit derselben vorbeiziehenden Elephanten geschossen und zwei vou ihnen erlegt wnrden. Die Beute unserer verschiedenen Jagden, während der zehn Tage welche wir zu Pcdammarang verweilten, war eine nicht nnbeträchtliche, da sie in zwei Elephanten, drei Büffeln, eilf Hirschen, siebenzehn Rehen uud einundzwanzig, zwei verschiedenen Arten angehörenden Enten bestand, wozu noch mehrere Wasserhühner aus der Gattung 1'l»li ll, einige Reiher und verschiedene andere, alls natnrhistorischem Interesse von mir geschossene Wasservögel kamen. Jedem vou nnsern Kugeln getroffenen Stücke Wild aber wnrde von Bodok, felbst wem: es schon todt da lag, mit seinem breiten Jagdmesser, während er ein tnrzes Gebet murmelte, die Kehle durchschnitten, weil alle strenggläubigeu Muhammedaner, zu denen auch er gehörte, nur das Fleisch von geschlachteten Thieren essen dürfen. Bodot sorgte auch dafür daß das Fleisch der Hirsche und Rehe, mit Ausnahme der für uns selbst uud unsere Begleiter bestimmten Stücke, uuter die Treiber und Alle, welche uns bei den Treibjagden geholfen hatten, gleichmäßig vertheilt wnrde. Zwei der Büffel überließen wir, ohne ein Stück davon für nns zurück zuhalteu, dem Nettesten des Ortes zur Vertheilung. Der dritte, zulctzl geschossene wnrde die Veranlassung zu einem Festesseil für die Bevölkerung am Abende vor nn^ serer Abreise von Pedammaraug. Wir gaben, außer dem Büffel, hierzn noch ein Paar Pikul's Reis. Von den Enten aber, welche der von Frau Baronin de iiock nns mitgegebene iloch sowohl vortrefflich zn braten, als anch anf verschiedene andere Weise zuzubereiten verstand nm 208 als besonders wohlschmeckendes Zligericht bei dem Neis zu dienen, be^ hielten wir den Wwenantheil für uns. Weil aber das Zerstückeln nnd die Vertheilnng nnserer Jagdbeute auf einem mit Gras bewachsene:: Platze staltfand, unweit der Stelle, wo unsere Fahrzeuge befestigt waren, so hatten wir in Folge dessen sehr bald, sowohl von dem Gerüche des in Verwesung übergehenden Blutes, wovon der Boden durchtränkt wurde, als noch mehr von den hierdurch in zahlloser Menge herbeigelockten Fliegen, selbst auf unserer Pantjallan nicht wenig zu leiden. Zu der Bente unserer Jagden in der Umgegend von Pedammarang hätte ich auch noch einen, hauptsächlich von uus erlegten Tiger von der großen gestreiften Art, mal. Nimanw, rechnen können. Dieses Jagd-abenteuer war die Folge eines traurigen Ereignisses. Am 11. November hielten Engelken nnd ich in dem Schlafzimmer unserer Pantjallau die Siesta, als wir geweckt wnrden und von unsern Bedienten erfnhren daß, erst vor wenigen Minnten, eine Fran von einem Tiger weggeschleppt worden sei. Alle männlichen Bewohner des Ortes verfammel' ten sich schon um demNänber seine Beute wieder zu entreißen und verschiedene Hänptliuge, sowie auch Vodot, wären bereits in unserem Em pfangszimmer nm uns znr Theilnahme an der Jagd ans diesen Tiger anfzufordern. Wir sprangen von unsern Matratzen ans nnd waren i» wenigen Augenblicken aligekleidet nnd bewaffnet. Es mochte drei Uhr Nachmittags fein. Aodok nnd die Häuptlinge erzählten uus wie, vor laum einer Vier telstnnde, mehrere Frauen des Ortes von einem nnweit der letzten Hau fer gelegenen, mit Erdfrüchten bebanten Stücke Bandes, wo sie beschaff tigt gewesen, tödtlich erschrocken und fast athemlos mit der Nachricht, daß ein Tiger eine von ihnen, ein sechszehnjähriges Mädchen nnd zugleich die Verlobte eines Mgeu, znfällig abwesenden Mannes ans Pedamma-rang, besprnngcn, gepackt und in den Wald getragen habe, in das Dorf zurück gekommen wären. Als wir der Stelle zueilten, wo das Unglück sich zugetragen hatte, schloffen sich, in stets znnehmcnder Anzahl, die männlichen Bewohner von Pedannnarang, Alt und Inng an uns an, bis ihrer zuletzt gegen dreihundert beisammen waren. Die Meisten waren mit Vanzen, ötlcwang's und Krissen, Einige abcr auch mit mehr oder weniger alterthümlichen Schießgewehren bewaffnet. Die Fährte des Tigers ließ sich, von dem Orte aus, wo das Mädchen von ihm brsprnngen worden war, über eine be-graste, nur hier und da mit kurzem Gestrüppe bestandene Fläche sowie über einige, ebenfalls von Bänmen entblößte frühere Neisfelder, mal. ^adang, ohne Mühe bis an den höchstens zweitausend Schritte entfernten Wald 209 verfolgen. Einzelne Tropfen Blntes, wl'lchc hin und wieder auf der Erde beinerlt wllrde>i, machten die Spnr noch dentlicher. An dem Sanme des Waldes theilten wir unsere malaiischen Begleiter in drei Haufen, deren einem sich Engelten, deren anderem sich Vo-dot, deren dritten, ich selbst mich zugesellte. Dir eine dieser Abtheilungen, und es traf sich, daß es die meiue war, wurde bestimmt der Fährte zu folgen, während die beiden anderen, rechts nnd links von ersterer, ihr in der Entfernnng von zweihundert schrillen vorausgehen sollten. Wir hofften den Tiger, sobald wir ihn aufgespürt hätten, auf diese Weise am zweckmäßigsten einschließen nnd an der Flncht verhindern zu tonnen. Ich bemerkte schon daß in dieser Gegend der Boden höher, trockener und fester, auch in den Wäldern daselbst nicht in dein Maße, wie solches auf der östlichen Hälfte von Tnmatra im Allgemeinen stattfindet, mit Gestrüpp, Unterholz nnd Schlingpflanzen bedeckt war. Unsere drei Haufen tonnten daher ohne viele Mühe in den Wald eindringen und in der vorgefchriebenen Ordnung zwischen den Bäumen vorausrücken. Wir hatten mehr als eine Biertclmeile zurückzulegen bis der Platz, nach welchen, der Tiger sich mit seiner Beute begeben hatte, von uns aufgefunden werden konnte. Einige, dem Haufen, bei welchem ich mich befand, vorangehende Malaien hörten zuerst seine Stimme. Dieselbe bestand, als auch ich sie vernahm, in einem tnrzen, abgebrochenen, stoßweise aber nicht sehr laut ertönenden Brummen nnd Gnnrren. Wir erkannten zngleich daß wir uns in feiner Nähe befänden. Engelken und Bodok wurden hiervon benachrichtigt nnd wir Alle rückten, indem wir einen, die Stelle woher das Brummen erscholl, einschließenden, mit jedem unserer Schritte enger werdenden Kreis bildeten und vorsichtig, sowohl zum Angriffe bereit wie anf die Möglichkeit der Vertheidignng bedacht, die Malaien mit vorgestreckten, mit beiden Händen in ihrer Mitte festgehaltenen tanzen, dem Tiger immer näher. Als wir ihn zuerst erblickten waren wir nnr noch nngefähr 60 Schritte von ihm entfern!. Er befand sich anf einer lichten Stelle, in der Nähe eines niedrigen Gebüsches von Salak,— /ala^'ii, cäuli». Die deiche der jungen Malaiin mit der linken Vordcrtatze gegen den Boden andrückend, während er die rechte und den Kopf iu die Höhe hielt, an' genscheinlich iu Beobachtung Derjenigen, welche von der entgegengesetzten Seite auf ihn anrückten, kehrte er mir den Rücken in seiner ganzen Länge zn. Hierbei schlug er wiederholt den Boden mit dem Schweife, während seine Stimme von dein früheren Gnnrren und Brummen in ein gedämpftes Brüllen übergegangen war. Schußgerechter hätte der Tiger fich mir nicht bieten tonnen. Ohne mich zu besinnen legte ich an nnd schoß den einen Vauf meiner Büchse auf ihn ab. Ich hatte 14 210 das Glück ihm einen der untern Lendenwirbel und, wie sich alsbald ergab, zugleich auch das Rückenmark zu zerschmettern. Denn als das Thier, durch meinen Schuß zu äußerster Wuth gebracht, unter lautem, weithin schallendem Brüllen sich nach mir umwandte, war es nicht mehr im Stande die Hinterbeine zu bewegen. In diesem Augenblicke durchschoß Engelteu, der mir schräge gegenüberstand, ihm die Brust. Der Tiger sank zusammen, war aber noch nicht todt. Denu als jetzt von allen Seiten die Malaien mit tanzen, Klewangs und Krissen auf ihn eindrangen, hatte er noch Kraft genug um eine der gegen ihn gerichteten tanzen mit einem Schlage seiner Tatze zu zerbrechen. Es dauerte aber uur wenige Augenblicke bis er getödtet war. Er verendete auf der deiche seiues Schlachtopfers. Selbst als der Tiger schon von derselben weggezogen war, hielten die Malaien nicht anf ihre Nache an seinem todten Körper zu kühlen bis alle Krissc, alle ^anzenspitzen nnd alle Klewangschneiden von seinem Blute geröthet waren. Sein schön gestreiftes Fell war zuletzt fast nur eine Wunde und beinahe unkenntlich geworden. Er war ein männlicher, großer und vollkommen ausgewachsener. Um seinen Schädel zu erhalten ließ ich später den Kopf von den: Körper abtrennen. Ich bewahre denselben, zur Erinnerung an jenes Abenteuer, noch heute auf. Die junge Malaiin lag anf dem Bauche, mit dem Gesichte der Erde zugewandt. Ihr langes, schwarzes Haar, welches die Franen dieses Volles gewohnt sind in einem dicken, von dem Hinterhaupte bis auf den Nacken herabhangenden Knoten zu trageu, war gelöst und hing zerzaust und dnrch Blut verklebt, von dem Kopfe herab. Ihre vielfach zerrissene, gleichfalls mit Blnt dnrchtrankte Kleidung wurde nur noch von dem Gürtel zusammengehalten. Einen entsetzlichen Anblick aber bot ihr nackter Oberkörper dar. Denn ihr linker Oberarm, die Schnl-ter dieser Seite, ein Theil ihres Halses und Rückens waren, durch die Zähne des Tigers schou bis auf die Kuochen von allen Weichthetten entblößt. Die Vorderseite ihres Körpers zeigte dagegen mit Ausnahme einiger langer und tief ciugedrungeuer, dnrch die Knallen des Tigers gerissener Wnnden oderhalb der linken Brnst, uur weuige und verhält-uißmäßig unbedeuteudc Verletzungen. Die anmnthigen, weichen, uoch halb kindlichen Gesichtszüge der Unglücklichen waren, wiewohl dieselbe auf eine so schreckliche Weise den Tod gefunden hatte, doch nnr sehr wenig entstellt. Keiner von den Hunderten, welche zugegen waren, konnte sich bei diesem Anblicke des Gefühles von Traurigkeit und iunigem Bedauern über das Schickfal dieses armen Mädchens erwehren. Am tiefsten bestanden nnd am lebhaftesten äußerten sich, wie man begreifen kann, diese schmerzlichen Gefühle bei dem Pater nnd zwei Brüdern der Verstorbenen, welcke bei der Verfolgung des Tigers, sich 211 in erster Reihe an uns angeschlossen hatten. Sie knieten neben der Leiche nieder, sprachen zuerst einige Gebete aus dem Koran nnd thaten alsdann, indem sie die Hände der Verstorbenen erfaßten, das feierliche Gelöbniß hinfort kciueu Tiger schonen nnd an allen, die ihnen jemals vorkommen würden, die blutigste Rache nehmen zn wollen. Hierauf verfluchten und verwünschten sie alle Verwandten und Kinder des Tigers, der ihnen die Tochter nnd Schwester getödtet hatte, bis in die fernste Zukunft. Eine Tragbahre aus Zweigen war sehr bald bereitet. Man legte die Leiche fanft nnd vorsichtig ans dieselbe nnd bedeckte sie mit den sehr großen Blättern einer in der Nähe wachsenden Arnm-Art. Wer Malaien hoben die Bahre ans ihre Schultern nnd der Rückzug nach Pe-dammarcmg wurde von uns Allen angetreten. Hinter der Leiche aber trugen die jüngeren Männer, hierin mit einander abwechselnd, den entstellten Körper des Tigers, an einem Zwischen feinen zusammengebundenen Beinen durchgesteckten Baumaste. Anch jetzt noch versetzten lhm Viele, unter Schmähungen und Verwünschnugeu, Stiche mit dem Kris oder der Lanze. Bei nnsercr Anknnft in Pedammarang wurde der Tiger für Diejenigen, welche au seiner Verfolgung keinen Theil hatten nehmen können, namentlich auch für die weibliche Hälfte der Bevölkerung, zur Schau ausgestellt. Am Abende machten noch die Eltern nnd einige nähere Verwandte des jungen Mädchens, begleitet von dem Ortsvorsteher uud ein Paar andern Häuptlingen, uns in unserer Pantjallan einen Besuch, um Engelken mid mir für die, bei der Rachenahme an dem Mörder ihrer Tochter von nns bewiesene, so erfolgreiche Hülfe, ihren besondern Dank auszusprechen. In der Frühe des folgenden Morgens fand das Begräbnis; statt. Der Verlobte der Verstorbenen kehrte erst zwei Tage später, unbewußt des schmerzlichen Verlustes der ihn in seiner Abwesenheit getroffen hatte, nach Pedammarang zurück. Anch er, ein tanm dem Jünglingsalter entwachsener Mann von einnehmendem Aeußeru, kam zu uns, um für die an dem Zerstörer seines Lebcnsglückes genommene Rache uns zn danken. Der Aufenthalt zn Pedammarang war für mich anch dadnrch ganz besonders interessant, daß er mir die Gelegenheit verschaffte, die malaiische Bevölkerung in diesem Theile von Sumatra, mit Beziehung auf ihreu Charakter, ihre Titten nnd Lebensweise, welche ich bis dahin nur aus Mittheilungen von Anderen kannte, ganz in der Nähe zu beobachte!!. Der hierdurch auf mich gemachte Eindruck ist im Mgemeineu ein günstiger gewesen. Die Bevölkerung dieses großen nnd wohlhabenden Ortes besteht ausschließlich aus Malaien, welche mehr dem Namen nach als in Wirtlichkeit Mnhammedaner sind und mit dem Aberglauben nnd 14* 212 Manchen Pornrtheilen ihrer Vorfahren, zugleich deren einfache, patriarchalische Zustände und Sittenreinheit bewahrt haben und hieran fest^ halten. Hierdurch aber unterscheiden sie sich von den Bewohnern ande> rer Gegenden der Nesidemschaft Palembang, namentlich von denen der Hauptstadt, sehr vortheilhast. Unter der Vevölteruug von Pedammaraug uud deu benachbarten Ortschaften ist Diebstahl so gut wie unerhört; Morde werden unter ihr nur äußerst sellen uud fast nie anders als in Folge von Eifersucht verübt; Ehebruch findet gleichfalls nur sehr ausnahmsweise statt uud noch seltener ein geschlechtl cher llmgang zwischen Unverheiratheten. Die Frauen und Mädchen dieses Orles sind tugendhaft und sittsam, wiewohl, wenigstens nach europäischen Begriffeu, iu maucher Hinsicht fast zu frei uud ungenirt. Hiervon hatten wir täglich die Gelegenheit uus zu überzeugen. Zu alle» Tageszeiten nämlich badeten in dem flußähnlichen Canale, an welchem Pedammaraug gelegen ist, eine Menge Franeu je> den Alters fast in unmittelbarer Mhe nnferer, daselbst an dem Ufer befestigten Pamjallan's. Die verheiratheten Frauen uud älteren Mädchen warfen auf dem Ufer ihre Obcrfleider ab und gingen, bis znm Gürtel entblößt und nur noch mit dem Sarong angethan, in den Fluß. Alle jüngeren aber, von dem Kinde bis zur säst erblühten Jungfrau, eutthateu sich auch noch dieses letzten Kleidungsstückes nnd standen, bevor sie von dem Ufer iu das Wasser sprangen, bis auf einen Schmuck von sehr eigenthümlicher und bedeutungsvoller Art, völlig nackend da. Dieser Schmuck aber bestand in einem kleiueu „Feigenblatte" aus Goldoder Silbcrblech, von zierlicher, getriebener Arbeit welches von einer feinen, den Körper über den Hüften umschließenden Kette aus gleichem Nietalle, voru herabhing. Unsere Nähe aber hinderte und belästigte sie nicht im allcrmindesteu und sie thaten als wenn wir gar nicht da gewesen waren. Ich mich hierbei jedoch nicht unerwähnt lassen daß sowohl Engelten nnd ich, als auch unsere Bedienten uud audereu Begleiter, es sorgfältig vermieden unsere Blicke auf die badenden Schönen zu heften uud ihueu die geriugste Aufmerlsaulteit zu schenken. Schon die Borsicht mußte uns gebieten hierin der herrschenden Volkssitte nnd dem Beispiele zu folgen, welches uus von dcn männlichen Bewohnern des Ortes selbst gegeben wurde. Diese nämlich warfen niemals, wenn sie an den sich entkleidenden uder badenden Frauen vorbeigingen, auch nur einen Blick ans dieselben. Gegen uns bewies mau sich zu Pedammarang von allen Seiten freundlich, entgegenkommend und hülfbereit. Die Vornehmeren des Ortes besnchten uns iu unserer Pautjallau fast al!e Abeudc, wo wir sie mit Thee uud Cigarren bewirthete». Von einem von ihueu erhielten wir auch eine Einladung, aw in seinem Hause das Fest der Verinäh- 213 lung seiner Tochter stattfand. Bei dieser Gelegenheit lernte ich eine nur neue und unbekannte Sitte kennen. Ill der Nähe des hochzeitlichen Hauses war nämlich dadnrch, daß man eine dicke Stange, von deren beiden Enden zwei große Körbe herabhingen, mit ihrem Mittelpunkte beweglich an einem starken Bamnaste befestigt hatte, eine Art Wagschale dargestellt. In den einen .^orb setzten sich der Bräutigam und die Braut, während der andere von den Gästen, nach dem Maße ihres Vermögens, mit Geschenken von sehr verschiedener Art nnd theils nur in Früchten, theils aber mich in Stoffen zu .Acidnngsstücken, kleinerem Hausgcräthe n. s. w. bestehend, bis beide das Gleichgewicht hatten, vollgefüllt wurde. Am 18. November des Morgens gegen 7 Uhr traten wir die Rückreise nach Palembang an, sehr befriedigt von Allein, was wir während uuseres Aufenthaltes zn Pedammarang an den Ufern jener beiden Seen, sowie auf diesen, erlebt, gesehen nnd erfahren hallen. Am Abende vorher waren noch die Bewohner von Pedammarang, von denen wir bei unseren verschiedenen Jagden Hülfe nnd Unterstützung erhalten hat« ten, sowie die Ruderer nnserer Pantjallan's u. s. w., wie ich schon er-wahute, mit Reis und dein Fleische des zuletzt vou uns erlegte», Büffels festlich bewirthet geworden. Unsere Fahrt den Ogan abwärts war bedeutend schneller als die Hinreise nach Pedannnarang, so daß wir schon am folgenden Tage, noch vor Sonnenuntergang, nns wieder zu Palembang befanden. Hiermit endete jener Ausflug nach dem Danau louar nnd Danau itaui, von welchem wir damals, in dem gastlichen Hause des Obersten de Kock fowie bei nnserm Freunde Daniel Fisher, auf der Galerie des Pabean, Viel mitzutheilen hatten und an den ich mich noch jetzt, nach so vielen Jahren, mit großem Vergnügen zurückerinnere. Wie sehr es mir zu Palembang anch gefallen mochte nnd wie viel Güte uud Freundlichkeit mir daselbst von allen Seiten erwiesen wurde, so mußte ich doch endlich immer ernstlicher an meine Weiterreise nach Muara Kompeh denken. Die Besorgniß, mein längeres Perweilen zu Palcmbang, möchte zuletzt zn Batavia, höheren Ortes, mißfällig bemerkt werden, lag mir teinesweges ferne. Mein Wnnsch war daher, mich s» bald wie möglich, in den mir bestimmten, neuen Wirknngskreis zn Muara 5wmpeh zu begeben und noch vor EndH des alten Jahres daselbst einzutreffen. Oberst de Kock machte mich darauf aufmerksam daß jetzt, nach dem Eintritte des Nordwest-Monsuns, die Jahreszeit, für eine Reise dorthin, die aller ungünstigste sei. Gegenwärtig werde diese Reise wenigstens einen Monat, vielleicht aber noch viel länger dauern, während man sie, schon im Februar, in sechs bis sieben Tagen zurücklegen könne. Des Umstandes, daß es für mich beinahe uuerträgtich sein werde, eine 214 so lange Zeit in dem engen Raume einer gegen widrige Winde ankämpfenden Kreuzprauw zuzubringen, wolle er gar nicht einmal gedenken. Deßhalb bäte er mich nicht nur, die Zeit bis zum Eintritte der mehr östlichen Winde, noch iu seinem Hanse verweilen zu wollen, sondern halte sich selbst für verpflichtet mir solches dringend anznrathen. Zu Vata-via werde man scholl den Umständen nnd Verhältnissen Nechnung zu tragen wissen. Den Vorstellungen meines freundlichen Gastherrn schlössen sich die von Daniel Fisher nnd andern, mit den Witterungsverhältnissen sehr vertrauten Freunden des Hanfes an. Alle von mir hiergegen erhobenen Einwände und Bedenken wurden auf eine so überzeugende Weise widerlegt, daß ich endlich mich darin fügte, noch bis zu Ende des alten Jahres, von der Gastfrcundfchaft der Familie dc Kock Gebrauch zn machen. In den ersten Tagen des Januar aber, so erklärte ich bestimmt, müsse ich jedenfalls die Weiterreise antreten, gleichgültig ob alsdann noch nordwestliche oder schon südöstliche Winde wehen würden. Die letzte Hälfte meines Aufenthaltes zu Palembang war für mich nicht weniger angenehm als seine erste. Wenngleich die eingetretene Regenzeit unsere Spaziergänge und Ruderfahrtcn auf dem Mousi seltener machte, so ward hierdnrch das Zusammenleben doch leiuesweges eintöniger oder ärmer an erheiternder Zerstreuung, Nach Beendigung der großen, durch den Koran gebotenen Fasten des Monates Ramadhan, am ersten Tage des Monates Sjawal, des zehnten der arabischen Zeitrechnung, legte der Resident, begleitet von den meisten Offizieren und Beamten, den malaiischen Großen und vornehmsten Arabern officielle Glückwünfchungsbesuche ab, welche von ihnen, iu mehr oder weniger prunkenden Aufzügen, erwiedert wurden. Bald hierauf fanden bei dem Pangcran Ferdana Mantri fowic bei dem Kapitain der Chinesen große Feste statt. Besonders fröhlich aber wurden der letzte Abend des alten und der erste Tag des neuen Jahres von nns verlebt. Den Sylvesterabclid brachten nämlich sämmtliche Offiziere und Veamten in der Societät, in heiterem Beisammensein, bis zum nächsten Morgen zu. Am Nenjahrs-tage aber fanden in dem Hause des Residenten, nachdem Baron dc Kock in den Vormittagsstunden die Glückwünsche des Offiziercorps, der Be amten fowie aller vornehmen Malaien, Chinesen und Araber solenn empfangen hatte, ein grosies Gastmahl und Ball statt, woran fast alle Honoratioren des Ortes, Europäer wie Nichteuropäer, Theil uahmeu. Meine Abreise war auf den A. Januar 1848 festgesetzt und die Kreuzprauw Nr. 30, dercu Djouragan, ein Bougie von der Insel Celebes, Namens Iussnf, als besonders tüchtiger Seemann galt, für diese Fahrt nach Muara Kompeh bestimmt. Es wehten noch fortwährend westliche Windc. Dessenungeachtet aber und obschon die Familie dc Kock mich auch jetzt noch zu einem längeren Bleibeil zu bewegen suchte und 215 wiewohl selbst dor Djonragan Iussnf nur vorstellte daß die rechte Zeit für eine Reise uach Mnara itompeh noch nicht gekommen und es besser sei, dieselbe bis zu Ende des Monates anbznstellen, beharrte ich dennoch bei meinem Vornehmen. Auf eine lange Neise mußte ich freilich gefaßt sein und mich vorbereiten. Zu Palembang, in den chinesischen Kaufläden, fand ich Alles, was ich hierfür, anßerNeis, einigen Dutzenden lebender Hühner, getrockneten Fischen nnd Ding-Ding, an Speisen und Ge-tränteu nöthig hatte. Ich tonnte mich in ihnen nicht nnr mit europäischen, in Blechbüchsen hermetisch verschlossenen Gemüsen und Fleischgerichten, sondern auch, was mir noch willkommener war, mit einein Vorrathe jener vortrefflichen englischen Zwiebacke, welche anf Neisen anßer-halb Europa's von dem größten Nntzen, ja fast unentbehrlich sind, und einem Schintcn versehen, welcher letztere aber verhängnißvoll für mich werden sollte. Die Güte von Fran dc Kock versorgte mich noch, in einer beträchtlichen Anzahl von Flaschen nnd Töpfen, mit eingelegten Früchten Atjar's, Sambal Sambal's, nnd andern den Neis erst recht wohlschmeckend machenden Zngerichten zu demselben, sowie anch mit ganzen Körben voll der herrlichsten frischen Früchte. Aehnlich, wie auf diese Weise für meinen leiblichen Unterhalt gesorgt wurde, war die Direktion der zu Pa-lembang bestehenden Vesegesellschaft dadurch, daß sie nur eine Menge be> reits außer Umlauf gekommener französischer Romane und eine ganze Neihe von älteren Jahrgängen der 1lev»l6 »x mciilcle» mitgab, für meine geistige Unterhaltung liedacht. Ich habe noch vergessen mitzntheilen, daß der Zufall nnr fiir die Reise nach Mnara Kompeh eine Gefährtin schenkte, auf welche ich noch kurz vor meiner Abreise nicht gerechnet hatte. Mit der am Nenjahrs-tage aus dem Reiche Iambi eintreffenden Post erhielt ich nämlich einen Brief von den: zu Muara Kompeh angestellten Offizier der Artillerie? worin dieser mich ersnchte seine Haushälterin, welche sich schon seit längerer Zeit zu Palembcmg bei ihrer Familie zum Acsnche befunden und während der letzten Monate, vergebens nach einer Gelegenheit ausgesehen habe um zu ihm nach Mnara Kompeh zurückzukehren, wenn ich selbst dorthin abreisen würde, mit mir nnd unter mein Geleite nehmen zu wollen. Diese kameradschaftliche Bitte war nur keineswegs angenehm, zumal ich sie, füglicher Weise, nicht gut abschlagen konnte. Die betreffende Dame erschien auch, zierlich gekleidet mid begleitet vou einer viel älteren Dienerin, bald nachher in meiner Wohnung um mir mündlich die schriftliche Vittc ihres Herrn nnd Freundes zu wiederholen. Es war eine noch jugendliche Malaiin, von sehr angenehmen: Aenßern und jener angeborenen Feinheit und Anmuth in der Haltung, dein Wesen und der Sprache, wodurch die Franeu zu Palembang, selbst die der niedrigeren Vollstlasse, sich so besonders auszeichnen. Sie war froh als 216 ich meine Zustimmung gab, nicht ahnend wie ungern ich solches that. Denn der Gedanke, den beschränkten Raum des Cajntengemaches der Kreuzpranw mit dieser Frau, die duch innuer einige Rücksichten meinem seits beanspruchen dnrfte, vielleicht mehrere Wochen theilen zn Nlüssen, konnte nnmoglich besonders angenehm fiir mich sein. Ich hatte aber, wie der ^eser erfahren wird, später keine Ursache meine Gefälligkeit gegen' diese jnuge Malaiin zu bereuen. Ueber das Zusammenleben der Europäer in Indien mit eingeborenen Frauen, sogenannten Haushälterinnen, in einer Art von ungebundener oder wilder Ehe, welches in früheren Jahren noch viel hänfiger war, als es gegenwärtig stattfindet, habe ich mich schon oben, in meinen Mittheilungen über Müntot, ausgesprochen. Der Abschied von der liebenswürdigen Familie de Kock, von welcher ich in fast überreichen! Maße nichts als Gutes und Freundliches erfahren hatte, ward mir keinesweges leicht; znmal ich nicht wissen konnte wann und ob jemals ich sie wiedersehen würde. Denn in Indien, dem recht eigentlichen ^ande des Kommens nnd Gehens für Europäer, wo der Tod, die unerwartet sich ergebende Nothwendigkeit der Rückkehr nach Enropa oder Persetzungen von einem Ende des Archipels nach dem andern, jeden Augenblick Trennnngen für immer bedingen können, können Freunde, welche von einander Abschied nehmen, anf eine Wiedcrbegeg-nnng in diesem Men, niemals mit Bestimmtheit rechnen. Daß das Schicksal mich sehr bald nach Palembaug uud zn der Familie de Kock zurückführen würde, konnte ich damals nicht ahnen. Auch von meinen andern Freunden nnd Bekannten zu Palembang trennte ich mich ungern. Alle hatten sich mir wohlgesinnt, hülfbercit und mit Herzlichkeit entgegen^ kommend bewiesen. Wie tief und bleibend der Eindruck meines Aufenthaltes zn Palembang in jener Zeit anf mich gewesen, tonnte ich an meinem Gefühle schmerzlicher Nehmuth abmessen, als ich mich sechszehn Jahre später wieder daselbst befand nnd den Ort durchaus unverändert, alle Verhältnisse aber gänzlich, jedoch keincsweges, wie es mir scheinen wollte, zn ihrem Vortheile umgestaltet wieder, sah. Von allen meinen Freunden und Bekannten waren nur noch Daniel Fisher sowie der Pangerau Sjarif Ali übrig geblieben. Oberst dc .^ock, !>>'. Engelten nnd Herr Fisher begleiteten mich gegen zehn Uhr Morgens auf die >trenzprauw, wo wir Abschied von ein ander nahmen. Als diese Herren das Fahrzeug wieder verlassen hatten, ging der Anker in die Höhe, und bald lag Palembang, wo ich auf die angenehmste Weise die drei letzten Monate verlebt uud, hinsichtlich der Nalurverhältnissc und Voltsznstände von Sumatra manches Neue und Merkwürdige kennen gelernt hatte, weit hinter uus. Meine malaiische Reisegenossin war mit ihrer Dienerin schon vor mir auf die Kreuzprauw gekommen uud in der kleineren fiir sie bestimmten Hälfte der Cajüte, 217 welche ich von der anderen, größeren, nur selbst znm Aufenthalte dienenden durch eine Wand aus Matten hatte trennen lassen, bereits häuslich eingerichtet. Als Alles, was ich mit mir führte, seinen bestimmten Platz gefunden hatte, bemerkte ich mit Vergnügen daß in der Cajütc Raum gcnng für uns Veide war nnd meine Reisegenossin mich viel weniger, als ich Anfangs befürchtet hatte, durch ihre Gegenwart geniren oder gar belästigen werde. Die Krenzpranw Nro. 30 war etwas größer als diejenige, mit welcher ich die Uebcrfahrt von Vanka nach Pa-lembang gemacht hatte, wiewohl ganz auf dieselbe Weise gebaut uud eingerichtet. Meine oben mitgetheilte Beschreibung der letztereu stimmt daher sowohl mit ihr, wie überhaupt mit allen Fahrzeugen dieser Art, überein. Der Wind begünstigte uns in dem Grade daß alle Segel gebraucht werden konnten und unsere Pramv sehr schnell den Fluß hinunter glitt. Schon gegen acht Uhr Abends erreichten wir das Dorf Sounsaug, wo wir den Anker auswarfen und die Nacht zubrachte!!. Der Djonragan Inssuf laufte hier eiuen Vorrath getrockneter Fische für sich und die Schiffsmauuschaft. Als ich am andern Morgen erwachte, befanden wir uns schon außerhalb der Müuduug des Mousi in der Bankastraße. Es War ein trüber Tag, die Sonne vermochte nur für Augenblicke die dichte, graue Wolkcnhülle zu durchbrechen und von Zeit zn Zeit traten leichte Regenschauer ein. Dabei wehte es uns aus NNWestcn, also fast genau aus der Richtuug welche wir zu uehmeu hatten, frisch entgegen; die See ging ziemlich hoch und die schwankende Bewegung nnserer Prauw war stark genug um alle hieran nicht Gewöhnten sehr bald seekrank zu macheu. Leider sollte ich dieses au meinen, von Java mitgc-uommenen Bedienten nur allzubald erfahren. Denn schon nach wenigen Stnnden waren sie gezwuugeu dem Meeresgotte ein Opfer zu bringen. Während der folgenden zehn Tage aber, wo die See noch viel bewegter wurde uud die Kreuzprauw uoch weit mehr stampfte und schlingerte, blieben sie, in hohem Grade an Seekrankheit leidend und, in Folge hier^ von, zn jeder Dieustleistnng ebenso ungeschickt als unwillig, fast anhaltend anf ihren Matten liegen. Meine malaiische Reisegefährtin und ihre Dieuerin dagegen hatten ebensowenig als ich, auch nur die leichteste Empfindung dieses Uebels. Sie war freundlich genug sich, als sie deu Zustand meiner Bedienten bemerkte, unanfgefordert der Sorge für die Bereitung meines Essens zu unterziehen. Mit meiner Tafel würde es, ohne ihre Bemühungen, während jener Tage, schlecht ausgeseheu haben. Die Entfernung von der Münduug des Mousi bis zn jeuer des Iambi, welche letzteren wir hinaufzufahren hatteu um uach Muara Kompeh zu gelaugeu, beträgt wenig mehr als anderthalb Grade der Breite. Wir kamen aber, bei unserem Kreuzen gegen den stark wehen-den, festen Nordwestwind an, so wenig voraus daß am achte», Tage 218 unserer Fahrt noch nicht einmal die Vcmka-Straße hinter uns lag. Es schien wirklich als ob wir der Nordwest-Spitze von Vanla nicht vorbei-kommen nnd den hinter Müntok sich erhebenden Mouopyu nicht aus dem Gesichte verlieren sollten. Denn so oft, als ich diesen Berg des Abends nur noch in blauer nebelhafter Ferne sah, auch hoffen durfte ihn am folgenden Tage nicht mehr zu erblicken, eben so oft befanden wir uns am nächsten Morgen wieder ganz in seiner Nähe. Bei dem Allen war mir diese Reise, und zwar gerade dadnrch das; wir anhaltend mit unserem kleinen Fahrzeuge gegen Wind uud Wetter ankämpfen mußten, teinesweges unaugenehm, sondern hatte selbst einen gewissen, eigenthümlichen Reiz für mich. Ich war gesund und fröhlich; aß mit 3lp-petit und schlief vortrefflich, wie laut die Wogen auch gegen die dünne, mich von ihnen trennende Wand anschlagen mochten; hatte lecture vollauf und fand in Salida, so hieß meine malaiische Reisegefährtin, eine freundliche Gesellschafterin, die innerhalb des Kreises ihrer Lebensanschauung, ein verständiges Urtheil über Verhältnisse und Personen besaß, nnd mir, durch ihre Mittheilungeu über Palembang und Muara Kompch, häusig ganz angenehm die Zeit verkürzte. Wann ich an letzterem Orte eintreffen würde, tonnte mir jetzt, seitdem ick) von Palembang abgereist war uud somit mein Gewissen beruhigt fühlte, ziemlich gleichgültig sein. Erst am Morgen des rilften Januar legte sich der Nordwestwind, durch welchen wir so lange im nördlichen Eingänge der Vanka-Straße aufgehalten waren, mehr und mehr. Die See glättete sich wieder und bald nachher trat, bei Sonnenschein und wollenlosen Himmel, völlige Windstille ein. Jetzt erholten sich auch Iello uud Sariman, deren Dienste ich während der letzten acht Tage fast gänzlich hatte entbehren müssen, sehr bald wirder von ihrer Seekrankheit. Gegen fünf Uhr Nachmittags erhob sich eine leichte, fpäter frifcher werdende Briefe aus Nordosten mit welcher wir in die offene See, nördlich von Bauka, hin-ausgelaugten. Dieser für nns günstigere Wind wehte die Nacht hindurch und auch noch am nächsten Morgen, den zwölften Januar, wo mir der Djouragau Inssuf seine Hoffnung cmssprach, daß wir vielleicht schou gegeil Abend die südlich von der Mündung des Iambiflusses in die.See vortretende, auf europäischen Karten Cap Nou genannte Landspitze, am folgenden Mittag aber Muara Kompeh, das Ziel uuserer Reise erreichen würden. Es sollte aoer ganz anders kommen als Iussnf hoffte. Der Himmel war bis grgen Mittag heiter und unbewölkt. Da die Krcuzpranw cin sehr schlechter Segler war, so legten wir, bei dem nur mäßigen Nordostwlnde, meiner Schätzung nach, denn auf diesen Fahrzeugen wird kaum jemals uud noch viel weniger regelmäßig gelogt, in der Stunde nicht viel 219 mehr als zwei englische Meilen zurück. Nachmittags nahm der Wind zu, der Himmel überzog sich mit Cirrho - Cumuluswolken, die See ward unruhiger und die Pranw fing wieder an zu stampfen und zu schlingeren. Als die Sonne untersank, fiel mir ihre eigenthümliche, dunkelrothe Farbe auf. Bald nachher zeigte sich am Horizonte, gegen Norden, eine Zuerst niedrige und wenig breite aber stets an Größe zunehmende, sich mehr und mehr erhebende schwarze Wolkenlage. Diese Erscheinungen erregten in mir das Vorgefühl eines nahenden Sturmes und ich frug den Djonragan, in dessen Mienen ich eine gewisse Unruhe zu lesen glaubte, was er hiervon denke und ob wir Sturm zu erwarten hätten. Er erwiderte mir sehr lakonisch: „Vielleicht mein Herr; vielleicht auch nicht, wie es Gottes" — mal. Tonwcm Allah - .. Wille ist." Nicht lange nachher war es schon dnntel und nur wenige Sterne wurden sichtbar. Nicht ohne einig«? Besorgthcit, wiewohl in ruhiger Erwartung dessen was kommen würde, legte ich mich frühzeitig nieder nnd schlief auch sehr bald fest ein. Es war halb zehn Uhr, als häufige und schnelle Fußtritte auf dem Decke der Cajüte; der Schiffsmannschaft von dem Djonragan mit lauter Stimme zugerufene Befehle und die eben so heftige als unregelmäßige Bewegnng der Prauw, wodurch alle neben meiner Schlafstätte aufgestellten Koffer und Kisten von ihrem Platze gerückt wurden, mich dein ersten Schlummer entrissen. Ich eilte nach außen und fand dasjenige, was ich wenige Stunden vorher vermuthet hatte, nur allzubald eingetroffen. Ein Wüthelider Sturm brauste aus Norden heulend über die furchtbar und bis in ihr Inneres aufgeregte, tosende und schäumende See hin. Die von allen Scgeln entblößten Masten bogen sich vor ihm wie Nohrhalme. Unser Fahrzeug aber wurde von den mächtigen, stets mehr anschwellenden und immer gewaltsamer auf uns andringenden Wellen bald in die Höhe gehoben, bald in den Abgrund zwischen ihnen nnd den nächstfolgenden hiuabgeschleudert. Seine schaukelnde Bewegung war so stark daß ich mich nur mit Mühe nnd durch das Ergreifen eines am Hintermaste befestigten Taues aufrecht halten konnte. Nicht ein einziger Stern leuchtete und die dunkle, Himmel uud Meer vor unsern Blicken verhüllende Nacht wnrde nur von Zeit zu Zeit, für einen Augenblick, durch einzelne Blitze erhellt. Die Finsterniß war so groß daß ich, außer dem Schaume der Wcllcu, welche gegen unser Fahrzeug anstürmten nnd sich theilweise über dasselbe ergossen, selbst Gegeustä'ude ganz in meiner Nähe »licht zu unterscheiden vermochte. Ich rief den Djouragan Iussuf um dessen Meinung über uusere ^agc zu yören und ob er dieselbe für gefährlich halte. Er antwortete mir: „Saja Touwan, telalou; kalou Touwan Allah tida tassi toulon, 220 gita orang samonnja orang ilang."^ Diese Aeußerung war für mich schon wring trostreich, noch bennrnhigender aber die Wahrnehmung daß sowohl cr, den man nur zu Palembang als einen besonders erfahrenen und unerschrockenen Seemann qevillnnt hatte, wie anch die übrige Äiannschaft, sich wenig mehr nm die Führnng der Prauw zn betümuiern nnd die selbe ihrem Schicksale zu überlassen schienen. Alle kamen mir mnthlos, auf das Schlimmste gefaßt nnd sich, ihrem Fatalitätsglaubcn als Mu-hanunedancr gemäß, in das Unvermeidliche ergebend vor. Es ist jedoch anch möglich daß sie jetzt, wo alle Segel niedergelassen waren, wirklich nichts zn verrichten hatten. Als ich aber sah wie selbst der Mann am Steuerruder nicht mehr seine Pflicht that, in Folge dessen die jtrenz-prauw den sich immer höher erhebenden nnd stets mit größerer Gewalt auf nns andringenden Wellen nicht den Bng sondern die Breitseite zuwandte nnd i^den Augenblick umzuschlagen drohte, befahl ich dem Djouragau entweder einen geschickten und zuverlässigen Mann an das Rnder zu ' stellen oder dieses selbst in die Hand zu nehmen. Ich setzte mich an der Steuerbordseite ans die Bank, deren Mitte auf den Krcuzprauweu den Hintermast umgiebt, mich mit der linken Hand an demselben festhaltend. Auf der andern Seite der Bank, mit gefallene» Händen und Koraustellen betend, saß Salida mit ihrer Dienerin. Von meinen eigenen, wieder im höchsten Grade an Seekrankheit leidenden Bedienten hörte und sah ich nichts mehr. Indessen nahm der Sturm mit jedem Angenblicke an Gewalt zu und die mit jeder Woge sich auf unser Fahrzeug ergießende Wasser^ menge wnrdc immer mächtiger. Es dauerte nicht lange so brachen zuerst der Vorder- gleich nachher aber der Hiutermast, als ob es Nohrhalme geweseu wären und das sie festhaltende Tauwcrt zerriß wie dünner Bindfaden. Beide Masten fielen über Bord und wurden dnrch den Sturm und die See angenblicklich fortgeführt. Von dem stürzenden Stücke deo vorderen waren zwei Matrosen, wie sich später ergab, nicht nnbedentend, der Eine am Kopfe, verwundet worden. Der Hintermast brach nngefähr sechs Fuß oberhalb des Verdeckes. Zum Glücke waren die beiden Frauen und ich schon bei dem Brechen des vorderen von unserer Bank aufgesprungen und so weit, wie es der Naum erlaubte, nach dem Decke der Cajüte zurückgewichen. Wäre solches nicht der Fall gewesen, so würde, als der Hintermast gleichfalls brach, seine herabfallende obere Hälfte uns ohne Zweifel schwer getroffen haben. Das Bedenkliche uud die Gefahr unserer Vage wurde noch un^ gleich mehr, als durch den Verlust der Masten, dadurch erhöht daß nicht lange nachher auch das Steuerruder unbrauchbar wnrde. Das *) Wörtlich übersetzt! Ja mein Herr, nur allzusehr, wenn Gott leine Hülse »«leiht so sind wir Alle verlorene Leute. 221 fleine Boot, welches die Kreuzprauw hinten cun Schlepptaue mil sich führte, war schon früher fortgerissen lind verloren geworden. Die Wuth der Elemente vermehrte sich aber noch fortwährend nnd das Wrack unseres Fahrzenges, unvermögend um länger gegen sie anzukämpfen, war gänzlich zu ihrem Tpielballe geworden. Jetzt erst begann auch mir wirklich bange zu werden. Mir ahnte aber nicht daß für mich persönlich, noch von einer andern Seite eine neue Gefahr hinzulommeu sollte. Als das Aufkommen des Sturmes mich aus dem Schlafe aufge-schreck! hatte, war ich, ohne mich erst anzukleiden, nach außen geeilt. Ich hatte nichts an als eine Schlafhofe nnd die beliebte indische Ka-baia, eine Art von auf der Brust zugeknöpftem Kamisole, beide von sehr dünnem und leichtem Zenge. Hierin vielleicht ander! halb Swudeu oder länger dem Sturme bloßgestellt, bis auf das Mark durchkältet nnd von Secwasser triefend, vermochte ich endlich dem Bedürfnisse nach einer Wärmeren Kleidung, welches sich immer siihlbarer bei mir »nachte, nicht länger zu widerstehen. Ich begab mich in dic Cajütc, wo Alles durch einander rollte nnd ich, in der Dunkelheit, dasjenige, was ich nöthig hatte, mit einiger Mühe zusammen suchen mußte. Als ich die Cajnle wieder verlassen wollte, sah ich, neben ihrem Eingänge, die Malaiin Salida stehen. Sie wartete ans mich nm mir nngefähr die folgenden Worte leife zuzuflüstern: „Mein Herr, nehmen Ste Sich in Acht; die Menschen hier auf der Prauw sind schlecht und haben Böses gegen Sie im Sinne. Ich und mein Mädchen haben sie sagen hören, daß Sir an unserem Unglücke schuld wären. Sie wären ein Ungläubiger", mal. Orang Kafir,— „und hätten außerdem Schweinefleisch",—mal.Dajing Aabi, „mit sich anf die Prauw gebracht, Nur dadurch daß man Sie in die See würfe, tonnten sie Alle dem Tode entgehen." Mit dem Schweinefleisch aber meinte Salida den unglücklichen, vo»» mir zu Palembang gekauften Schinken, von welchem ich täglich, bei meinem Nris, einige Schnitte genossen hatte. Man kann begreifen welch Erschrecken sich bei dieser Mittheilung mri' uer bemeisterte. Schnell faßte ich mich aber wieder und beschloß, es möge kommen was da wolle, mein Veoen bis zum lebten Augenblicke zu ver theidigen. Ich eilte zurück; steckte die beiden, zu Häupten meiner Schlaf-stalte liegenden geladenen Pistolen in meiueu Nock und ergriff zugleich, einen der schon oben erwähnt», n, '»n der Bewaffnung der Pranw gehörenden, au der CaiMenwand aufgehängten, schweren, beilartigen Klewangs. So bewaffn^ nahm ich meinen früheren Sitz an dem gebrochenen Hin-termaste wieder ein, legte d/u ^K'wang neben mich nud gab aus alle Bewegungen der Schiffsmannschaft Acht. Es war ein Glück für mich daß das Gewitter, deffen Donner wir bis jetzt, als dafselbe noch ent-fernter war, bei dem Braufen des Stnrmes nnd der See, laum ver- 222 nommen hatten, immer näher ruckte und die Blitze Häufigor nud lench-tender wurden. Bei ihrem Scheme tonnte ich erkennen was in meiner Nähe vorging. Inzwischen nahm die Wnth des Sturmwindes und des aufgeregten Meeres noch mit jedem Augenblicke zn und nnser Znstand in dem seiner Masten nnd seines Steuers beraubten Fahrzeuge wnrde immer hoffnungsloser. Ich mochte vielleicht eine halbe Stunde, mit dem linken Arme mich an dem Stumpfe des Mastes festhaltend, neben demselben gesoffen haben, als ich plötzlich, während ein Blitz durch das Dunkel zuckte, fünf oder sechs Matrosen vor mir sah und, unmittelbar hieranf, mich von ihnen angefaßt fühlte. Man wollte mich von dem Mäste wegreißen. Eben so plötzlich aber zog ich eine der Pistolen alls meiner Nocktafche und drückte sie auf meine Angreifer ab. In dennelben Allgenblicke, ehe ich noch erkennen tonnte ob Eincr unter ihnen von meiner 5tu gel getroffen war, zerschlug eine furchtbar große Welle, die Schanzwand an der Stenerbordseitc uud stürzte eine so ungeheure Wassermenge auf die Kreuzpranw daß diese buchstäblich darunter verschwand. Sie trennte mich, indem ich von ihr gegen das Dach der Cajüte geworfen wurde, von den entsetzten, den Angstschrei „Va Illah ill' Allah" aus-stoßcnden Malaien. Jetzt, glaubte ich, sei der letzte Augenblick für mis Alle gekommen. Daß unser Fahrzeug uuter dieser gänzlichen Uebcrflu thuug in die Tiefe finken würde, schien mir gewiß und unvermeidlich. Dieser furchtbaren Schlagwellc folgten aber in stets kürzer werdenden Zwischenräumen noch riesigere. Der Stnrm erreichte nun auch seine Höhe nnd, um das Maß der Schrecken dieser entsetzlichen Nacht voll zu machen, stand jetzt das Gewitter über unserem Hanpte. Der rollende Donner vermischte sich mit dein Tofen des Sturmes nnd dem Brausen der bis in ihr Innerstes aufgewühlten See, Währelid die Vuft von allen Seiten nnd in schnellster Aufeinanderfolge von Blitzen durchzuckt ward und für Augenblicke der fchwarze Nachthimmel sich in eine einzige, das Ange blendende Fenermasse verwandelte. Drei Elemente, Vnft, Wasser und Feuer bedrohten nns im gleichen Maße mit ihrer Wuth. Daß die Prauw dem Untergange bestimmt sei nnd der nächste Augenblick für nns Alle der letzte sein müsse, war so gut als gewiß geworden. Keiner betümmertc sich mehr n»n den Andern nnd Jeder bereitete sich, in seiller Weise, auf das Ende vor. Iu mir felbst war, mit der letzteil Hoffnnng anf Erhaltung, alle Fnrcht nnd Bangigkeit vor dem Tode verschwunden, an ihrer Stelle aber eine große nnd eigenthümliche Hei' terteit des Gemüthes eingetreten. Meine Nechnnng mit dem ^ebeu hatte ich abgeschlossen, von meinen lieben in der fernen Heimath in Gedanken Abfchied genommen nnd erwartete nun, mit der volllom^ mensteu geistigen Ruhe, den letzten Angenblick, nnr noch wünschend, 223 daß derselbe nicht zu lange auf sich warten lassen möge. Zugleich aber tonnte ich mich der Neugier zn wissen, auf welche Weise das Ende wohl stattfinden möchte und ob die Prauw versinken oder umschlagen würde, nicht erwehren. Zuletzt sah ich jedem, sich auf das Fahrzeug herabstürzenden Wasserberge selbst mit emem Gefühle von Vergnügen entgegen. Aber dennoch, wie sehr auch außerhalb aller Erwartung und Hoffnung liegend, fand nnsere Errettung statt. Das Gewitter endete nämlich in einem wollenbrnchartigen Sturzregen und durch diesen wurde die Gewalt des Sturmes allmählig gebrochen. Mit dem abnehmenden Sturme aber verminderte sich auch die Höhe und die Kraft der Wogen. Ein Paar Stunden später, nachdem der Negen aufgehört hatte, leuchteten uns schon wieder einige Sterne und es dauerte nun nicht mehr lange bis hell und heiter die Sonne aufging. Wie glücklich ich mich fühlte und welche Dantbarteit gegen die Vorsehung mein Herz erfüllte, als ich nach dieser langen, schreckensvollen Nacht die ersten röthlichen Streifen am Horizonte erblickte, vermag ich nicht zu beschreiben. Als die Sonne aufgegangen war, sahen wir daß die Kreuzprauw sich in unmittelbarer Nähe von der Küste Sumatra's, ja fast schon auf ihr befand. Zn unseren Seiten ragten nämlich schon einzelne, niedrigere und höhere grüne Baumsftitzen, als der Anfaug jener oben erwähnten, sich so weit in die See hinein erstreckenden Nhizovhoreeu-Wälder, aus dein Meere hervor. Wie der Djouragan Inssuf meinte, waren wir noch ungefähr acht Meilen von der Münduug des Flusses Iambi entfernt. Er erklärte aber zugleich, daß wir bei dem, jetzt freilich nicht mehr heftigen, aber doch noch immer frischen und wieder nordwestlichen Winde, mit der zu einem hülflvfen Wrack gewordenen Kreuzpranw, unmöglich die Reife nach Mnara Kompeh fortfetzen tonnten. Die Rückkehr nach Palembang wäre durchaus nothwendig. Unser Fahrzeug befand sich allerdings in einem sehr traurigen Zustande. Dasselbe hatte beide Masten verloren; au der Stcuerbordseite war die größere Hälfte der Schanzwand von den Wogen abgeschlagen worden nnd außerdem zeigte fich das Steuerruder unbrauchbar. Auch theilte nur Iusfuf mit daß der Neis sowie die übrigen Lebensmittel des Schiffsvoltes gänzlich durch die See vcrdorbeu wären. Auch die meinigen hatten hierdnrch thcil-weife sehr gelitten, nameutlich waren alle, in körben an der Wand der Prauw haugenden Hühner ertrunken. Ich bemerke noch daß von den malaiischen Matrosen, deren Zahl am vorigen Abende achtzehn betrug, jetzt zwei fehlten. Sie waren von der See über Bord gefpült worden, als dieselbe einen Theil der Ver-schanznng fortriß und gehörten z:l Denjenigen, welche den Angriff auf mich versucht hatten. Insfuf bat mich flehentlich über diesen Vorfall zu schweigen imd das Geschehene nicht znr Kenntniß der Behörden zu 224 bringen. Er betheuerte mir, hierdurch nicht weniger überrascht gewe-sen zu sein als ich selbst. Nicht im entferntesten daran denkend, daß ein solches Verbrechen möglich sein tonne, wäre er nicht im Stande ge wesen weder dasselbe zu verhüten noch anch mir zu rechter Zeit zu Hülfe zu kommen. Dessenungeachtet aber würde meine Anzeige von dem was vorgefallen, sowohl ihn als die übrige Schiffsmannschaft, und zwar die Unschuldigen mit den Schuldigen, unglücklich inachen. Zwei von Denjenigen, die sich an mich vergriffen, wären von der Vorsehung ja schon gestraft worden; die übrigen aber winde man schwerlich cutdecken können. Bei der Dunkelheit, deu Schrecknissen der Nacht und der Angst vor dem nahen Tode, wovon alle Gemüther erfüllt gewesen wären, hätte der Eine, was von dem Andern beabsichtigt oder gethan wnrde, nnmöglich wissen und noch weniger verhindern können. Die Vorstellungen Inssnfs' kamen wir keincswegcs ganz ungegrüu det vor. Dem versuchteu Angriffe auf mich lagen keine anderen Motive als Todesangst und religiöser Aberglaube zu Grunde; ich war ihm glücklich entgauglN, fühlte mich ganz frei von Nachsucht uud tonnte darauf rechnen, daß das Gefchehene sich nicht wiederholen würde. So meiute ich denn, nach einigem Neberlegen, es verantworten zu können, wenn das Porgefallene, bei unserer Rückkehr uach Palembang, daselbst ein Ge< heimuiß bliebe. Daß alle Malaieu, selbst die beiden Frauen, hierüber schweigen würden, war gewiß. Als ich Iussuf meiueu Entschluß mittheilte, fühlte derfclbe sich vou eiuer großen Angst nnd Vesorgniß befreit. Er sowie alle Matroseu zeigten fich, während der wenigen Tage, welche wir noch znfammenblieben, iu hohem Grade dankbar, dienstwillig und hüls-bereit gegen mich. Wie sehr die Krcuzpranw in der vergangenen Nacht auch gelitten hatte, so war sie doch nicht leck geworden. Das Steuerruder war zum Glücke von sehr einfacher Constrnttiou nnd konnte ohne Mühe wieder ziemlich branchbar gemacht werden, während an zwei, an den abgebro-chenen Masten befestigten Nuderu eiuige Matten angebracht wurdeu um als Segel zu dienen. Das Wetter war heiter, die See glättete sich mehr und mehr und der Wind war uns, bei nach Süden gerichtetem Buge, jetzt sehr günstig. Vä'ngs der Küste hinfahrend erreichten wir, ohne weitere Gefahren uud Widerwärtigkeiten, am fünfzehnten Januar gcgeu Mittag die Müudnug des Mousi und bald darauf das große Dorf Souusang. Hier beschloß ich einige Tage zn verweilen nm meiue Kleider, Bü^ chcr und was sonst von meinen Sachen mehr oder weniger dnrch das Scewasfer gelitten hatte, zn trocknen. Mein erstes Werk aber war ein Aries an Aaron de Kock, worin ich ihm meine Erlebnisse uud hierdurch veranlaßte Rückkehr uach Palembaug mittheilte. Dieses Schrei- 225 ben wurde mit einen: leichten Djoukon nach der Hauptstadt abgeschickt. Schon am Abende des folgenden Tages kam eine andere Ärenzpranw zu Sonn-sang an um mich nach Palembang znriickzuführen. Mit dieser fnhr ich den achtzehnten gegen Mittag von Souusaug ab. Die Paar Tage welche ich an diesem Orte zubrachte, waren teinesweges nnangenehm für mich nnd würden, ohne die vielen Muskitcn, von welchen ich daselbst uicht nnr des Nachts fondern anch am Tage belästigt wnrde, noch an genehmer gewesen sein. Nirgend anderswo, während meines oieljähri-geu Aufenthaltes auf den iildischeu Inseln, habe ich dieses allzulä-stigc Insect in so großer, kaum denkbarer Hieuge gefunden als dort. Ich übertreibe nicht, wenn ich bemerke daß, so oft ich des Morgens oder Mittags mit einem kleinen Nachen längs der Mousi-Mündnng hinfuhr lind einige Schlisse auf Strandvögel oder im Nferschlamme schlafend liegende Crocodile gethan hatte, mich so massen-hafte MnMen - Schwärme umgaben, daß ich mit einem jeden Griffe meiner Hand Hunderte dieser Thiere erdrückten tonnle, nnd, um dieselben nicht mit einzuathmen, fortwährend den Mnud geschloffen halten mußte. Die Vegetation an den Flußmündungen, in denen dasWas-ser der Flüsse mit dem des Meeres sich vereinigt, bildet den Lieblings-aufeuthaltsort der Mustiten. Dcu ^neunzehnten Januar, des Nachmittags, befand ich mich wieder zu Palembaug. Ich hatte uicht gedacht diefeu mir werth gewordeneu Ort, fo bald und uach einer Abwesenheit von nnr sechszehu Tagen wiedersehen zn sollen. Dieselbe entgegenkommende, freundliche Gastfreiheit, welche ich daselbst früher gefunden hatte, ward mir auch jetzt wieder zu Theil. Nnter den Ncnigteiten, welche ich zuerst vernahm, war auch die für mich wenig angenehme daß in eben der stacht von deu, zwölften anf den dreizehnten Iannar, wo ich selbst, unweit der Mündung des Iambi, mich in fo drohender Todesgefahr befunden hatte, der Schoner Java Paket in der Vanta-Straße, anf den unweit Müutot gelegenen, Karaug Braam genannten Klippen vernnglückt nnd gefnnten fei. Mit diesem Schiffe waren nämlich meine zn Vatavia, bei meiner Abreise von dort zurückgelassenen Sachen, nutcr denen sich ein Paar listen mit Vüchern befanden, mir nachgefaudt worden. Der größte Theil der Ladung diefes verunglückten Schiffes wnrde bald nachher von den, als geschickte Taucher berühmten Bewohnern der Vepar-Inseln ans dem Meere hervorgeholt nud hicrnnter auch das meiste von dem mir Zngehörenden. Alle Vücher waren in dem Teewasser völlig aufgeweicht und ans ihren Ein-bänden losgegangen. Herr l)r. Banmgarten zu Müntok aber liatte die Güte sie trocknen zu lasfen und Sorge zu tragen dasi keine Blätter 1ü 296 verloren gingen. So blieb mir Alk's erhalten. Ich tonnte die Bücher später wieder einbinden lassen nnd sie machen noch jetzt einen Theil meiner Bibliothek ans, mich durch ihre gelbe nnd theilweise selbst schwärzliche Färbung an jene Schreckcnsnacht erinnernd. Es wurde beschlossen daß ich bis nach dem Aufhören des Nordwest-Monsun's zu Pakmbang verweilen solle. Die nächste Post von Ba-tavia brachte aber eine große Veränderung hinsichtlich dieses Vornehmens. Ich erhielt nämlich meine Ernennung zum Arzt bei der nieder-ländischen Handelsfaktorei auf Dcsima bei Nagasakki. Diese Stelle, war seit dem Jahre 1829, wo 1)i'. PH. Fr. von Siebold Japan verlassen mußte, unbesetzt gewesen. Damals, wo das japanische Reich noch für alle anderen Böller, mit Ausnahme der Niederländer und Chinesen, hermetisch verschlossen war, fuhr jährlich nur ein einziges Schiff, und zwar gegen Ende des Juni oder zu Anfang von Juli, von Batavia nach Na-gasatki. Mit diesem Schiffe hatte ich die Neise nach meinem neuen Bestimmungsorte zn machen. Dieselbe Post aber hatte die Versetzung des Obersten de Äock ans dem militairischcn in den Civil Dienst und zugleich seine Ernennnng zum Residenten von Vezoutie auf Java und zum Regierungs-Commissair für die Insel Bali mitgebracht. Herr de Kock hatte die Güte mich einzuladen die Reise nach Batavia mit ihm und seiner Familie zu machen. Unsere Abreise wurde auf den fünften März festgesetzt. Ich übergehe die zahlreichen zn Ehren des Obersten von den Europäischen Beamten nnd Offizieren fowie den vornehmen Malaien und Chinesen gegebenen Abschiedsfeste. In wie hohem Grade sowohl er wie auch seine Gemahlin von der ganzen Bevölkerung Pa-lembang's geliebt und verehrt wurden, tonnte man bei ihrem Weggehen von dort erst recht wahrnehmen. Der Oberst hatte ein dem Pangeran Sjarif Ali gehörendes, Djelanie genanntes Barkschiff gemiethet. Als wir am fünften März mit demselben von Palcmbang abfuhren, sahen wir uns von einer ganzen Flotte von Pantjallan's und Bidar's umringt, welche der Familie de Kock das Geleite bis zur Mündung des Mousi geben wollten. Hier fand die letzte, herzliche Abschiednahme statt. Pangcran Sjarif Ali, desfen Sohn Said Abubeker die Djelanie befehligte, befand sich selbst an Bord nm durch seine Gegenwart Herrn dr Kock eine besondere Ehre zn beweisen. Unsere Reise voll der Mündung des Mousi bis Aatavia dauerte ungewöhnlich lange, nämlich zwölf Tage, da sowohl in der Banl'a-Straße als auch später in der Java-See hänfig Windstille herrschte. Das Wetter war aber vortrefflich und ich befand mich in zn liebenswürdiger Gesellschaft als daß die lange Dauer dieser Fahrt etwas unangenehmes für mich hätte haben können. Vieles was ich 227 über die frühereu Verhältnisse und Zustände in Palembcmg mitgetheilt habe, verdanke ich meinen Unterhaltungen mit Tjarif Ali während dieser Neise. Am Mvrgeu des achtzehnten März lich die Djelamc endlich auf der äußeren Nhede vou Batavia ihre Anler fallen. Hiermit endigte meine Mar vergebliche aber doch für mich sehr interessante, in vieler Beziehung höchst angenehme, wechselvolle nnd au Ereignissen reiche Neise nach Muara Kompeh. 1b* Inhalt. !. PlMtll. Se.tc 1 5K. Versetzung nach Muara Kolnpeh auf der Osttüstc von Sumatra. S. 1. — Mittheilungen über diesen ll'rl und da? ^eben daselbst. S. !—5. — Abreise von Balavia: Fahrt nach dem Dampfschiffe Vatavia; Ankunft auf letzterem. S. tt—9. — Insel Onrust. S. !^ 1<>. -— Tie „tausend Meln". S. 1(>, - Ostküste von Sllmalra. S. 11. Fortwährende Neubildung von Land daselbst durch Rhizophoreen und andere Strand- und Meeressumpfpflanzen. S. 12 13. — Ansicht von Banta. S. 13-14. — Ankunft vor Müntot. S. 14. — Gasthöfe zu Müntot und in Niederländisch - Indien überhaupt. S. 14—16. — Die Stadt Müntok. T. 17—18. — Dr. Baumgarten. S. 18. Mißverhältnisse und Zerwürfnisse unter der europäischen Bevölkerung ^u Müntok. dcr Resident v. d. (§ . b. S. 19. — Zusammenleben der Europäer in Indien mit eingeborenen Frauen. S. 19—21.—Unterschied zwischen den gesellschaftlichen Zuständen zu Müntok in den Iabren 1847 und 1862. S. 22. — Besteigung des Berges Monopyn. S. 23.— Leuchtlhurm von Tandjong Kalean. S. 23—24.— Besuch der in der Nähe von Münlot sowie der in dem Minendistritte Iebous gelegenen Zinnminen. S. 24. — Vorkommen von Zinnerz auf Banka und Billiton. S. 24—27.— Die neunMi-nendistritle. S. 27. — Administrateurs der ^immunen. S. 28. — Frühere Weise der Zinngewinnung auf Banta. S. 28—30. ^ Zinngewinnung wie sie gegenwärtig stattfindet. S. AI—23. — Koulit-, .tt'oulit-Kollong' und Kollong-Minen. S. 'l2. — Beschreibung einer Kollong-Mine von ihrem Anfange än. — Die Kongsi. Schmelzung des ZinnerM ^- Abrechnung >nit den Administrateurs. S. 32—49. — Mmisch-katholische Missionö-Anjtall von Pastor Langenhoff zu Soun-gei-Salan. S. 4<>. Eingeborene Bevölkerung. E. 5,1. — Malaiische Seeräuber. S. 52—54. — Unfruchtbarkeit von Äanka im Vergleiche mit Java und Sumatra. S. 54. — Thiere. S. 54. — Nngesuudheit de-5 Trinkwassers. S. 55. — Vorkommen von Gold und Eisen. S. 55. — Seltenheit von Erdbeben. Warme Quellen. Abreise von Aanta. S. 55—56. 2. Plllcmlillllg. S. 57—227. kreuzprauw Nro. 1^. Die sogenanntc „ciuilc" oder „(^ouuernementü Marine". S. li?—d!>, — Viündunss deo Mousi. Dic Fluhinündungcn an der Ostküste von Su-matra rüclen, in Folge der fortwährenden Anschwemmung von innen her, stets weiter in das Meer vor. S. !?.)—60. — Das Dorf Sounsnug, Der Kampong Oudjong M-laZ an der Südlüste von Java. Pfahlbauien. H. !;l—ii3. — Der Mousi. Z. t>4. ^-Affen und Crocodile. S. 66. - Ankunft zu Palembang. Dr. Engellen. Oberst Baron 229 be Koct. S. 69—70. - Entschlossenes Handeln von I>r. Tngelken zu Tebing - Tinggi. S. 70—72. — I)r. Schölten. Assistent Resident Storm van s' Gravesande. Hafenmeister Daniel Fisher. S. 72—74. — DerPangeran Ferdana Mantri. Pangeran'sArio mid Mmüo. Hadji Muhainmeb Achip. Pangercm Sjarif Ali. Bibliothek des Achteren. Der jtapi-tain der Chinesen Tan Kongsioue. S. 75—70. — Die Stadt Palembang. S. 79—80. — Das niederländische Fort. Die Amtswohnung des Residenten. Die Hauptmoschee. S. 61—82. — Raklits. S. 82—83. — Grab von Sultan Abdul Rachmcm. Zuckerfabrik von Said Abubeler. Ruinen des alten Kraton's. Boukit Sigantang. Altes Grab daselbst. Fortbestehen der Erinnerung an Alexander den Großen. (Gräber zu Palembang lama. Batu Anlpat. S. 83—87. — Werkstatt« der PantjaUan's. S. 87— 88. — Bevölkerung der Hauptstadt Palembang. S, 38. — Die Malaien. Physischer und psychischer Charakter derselben. Leidenschaft für Hahngefechte. Häufigkeit von Mordthaten. Muhammedanische Priester. Der Adel. S. 88—95. — Die Chinesen zu Palembang. S. 95—96. — Die Araber. S. 9« -W. - Hinblick auf die älteste Geschichte von Palembang Der Name Palembang lommt als „Polimban" zuerst in dem Reiseberichte des portugiesischen Srcfnhrcrö Tiego Pacheco vor. S. 99. — Gründung der erstell holländischen Handelofattorei zu Palembang. Zerstörung derselben. Nacheilahme dcr Holländer hierfür. Gründung einer neuen Faktorei derselben auf dem rech-ten Monsiufer. S,'.»9—UX). — Die Sultane Abdul Nachman; Kamarourddin; Mahmud Badoureddin; Achmrd Nadjamolieddin; Muhammed Bahaoucddin. Neue Vestimmun' gen zu dem Handelstraltc zwischen dem letzteren und der niederländisch - ostindischen Compagnie. S. NX)—I0l. ^ Einverleibung von Holland und seinen Besitzungen in dao französische Kaiserreich lluter Napoleon. Expedition der Engländer gegen Java und Besitznahme dieser Insel durch dieselben. Thomas Stamford Raifleö. S. 102. — Mahmud Badoureddin, Der Paugerau Aatou. Resident Woerman, S. 103. — V«r-räthcrischcr Uebersall der Holländer ^u Palembang durch Mahmud Äadoureddin und grausainc Ermordung derselben. Die holländische Frau Schefser. Van der Wiel. Wil^ lein van de Wetering Buys. S, 103—IlO. — Expedition der Engländer gegen Mahmud Badoureddm. Muthi es und entschlossenes Handeln von Kolonel Robert Rollo «^illeopie. Besetzung dey Äraton'a. Absl'yung von Nahniud Badoureddin und Er-»eitiuüig von Achmed Nadjanwueddi» ^uiu Eultun von Palembang. Der Letztere wird abgesetzt und an seiner Stelle Mahmud Badoureddin wieder zum Sultan ernannt. Ach» med Nadiamoneddin grlangt noch einmal auf den Thron. S. 109—113. ^ Die frühe: ren Besitzungen der Niederländer in Oftindien und mit ihnen auch Palembang gelangen wieder in den Besitz derselben. Muntinghe (^ommissair der niederländisch indischen Negierung für Banla und Palembang. S. IN. - Mahmud Badoureddin wird zum „Sulthlm touwa", Achmed Nadi'mnoueddin zum „Sulthlin mouda" ernannt. Der Letztere wird abgesetzt und alls Java intcrnirt. S. 1l5. — Verrätherischer Angriff von Malmuld Badoureddin auf die niederländische Garnison zu Palembang. Expedition gegen ihn unter Admiral Woltcrbcek. VMingen derselben. S. 115—117. — Expedi< tion gegen Mahmud Badoureddin unter General de Koct. Einnahme der malaiischen Battericen nuf der ^nsel Koinbarou und an der Mündung des Pladjou. Der Sultan wird gefangen genommen und nach Java abgeführt. Ernennung von Achmeb Nadja moueddin zum Sousouhunnan und seineo Sohnes Hussein Dhiaoucddin zum Sultan von Palembang, S. N8—123. — s^ussein Dhiaoueddin wird abgesetzt und Palembang als Provinz dem nicderländisch-ost'indischen Reiche einverleibt, S. 123—124. — Hinblick auf die Zustände daselbst in den Jahren 1823—1852. Reorganisation dieser Resident' schaft im Jahre 18k>2. Ihre gegenwärtigen Abtheilungen und Untcrabthrilunge». Die Controleurs. Die Pratjourit's. Controleur du Clour.. Gegenwärtiger Zustand. Handel. Schifffahrt. Aus- und Einfuhr. Industrielle Betriebsamkeit sowie handwerksmä- 230 ßige und künstlerische Thätigkeit der malaiischen Veoöllerung der Hauptstadt. S. 124— 128. — Die Rcsidcntschaft Palembang. Größe. Lage. Nodcnbeschaffenheit. Der zu ihr gehörende Theil des Varisslln-Oebira.es. Nullane Kaba und Dempo. Das Fluß-gebiet dec, Mousi, Vanjcr's. Beschreibung eines solchen. S. 128-13«. -^ In der Residentschaft Palembang hauptsächlich vorkoinmendc Mineralien. Die Pflanzenwelt, Das Thicrleben. S. 13l>—142. — Der Elephant. Elephantenjagd auf dem Danau lollar. Begegnung dieser Thiere Mischen Lahat und Kapahiang. Die Elephanten zu Bimia-gong. Eine Malaiin zwischen denselben. Sie beten, der Ueberlieferung nach, den Mond an. Ihre Sterbejahr. Häufigkeit ihres Vorkommens. S. 142—155. — Der Tapir. Ein Tapir in den Garten von Oberst de Kock z» Palcmbang. Tödtung eines andern zu Voungamas. S. 156-161. — Tiger. Häufigkeit ihres Vorkommens. Beträchtliche Anzahl der jährlich von ihnen getödteten Menschen. Furcht vor ihnen. Alis das Todten der Tiger von der Regierung ausgeschte Prämie. Mit Beziehung auf diese Thiere herrschender Aberglaube. Weise in welcher ihnen nachgestellt wird Ihre große Körpertraft. Man schreibt ihnen eine Art von Fascination auf andere, kleinere Thiere zu. S. 1<;i—168. — Das Crocodil, Seine Häufigkeit. Anzahl der jährlich von Crocobi-len Getödteten. Mittheilung des Herrn vanOvhuyzen von einem ihm zugestoßenen Vorfalle. Ihre Lebensweise. Eine javanische Patrouille stößt auf ein Crocodil. Kampf zwischen einem Crocodil und einem Büffel. Große Gewandtheit des Crocodiles im Schwimmen. Junge Crocodile haben eine eigenthümliche Stimme, alte und ausgewachsene dagegen find stimmlos. Vermuthliche Ursache dieser Erscheinung. Fälle, wo von Crocodilen ergriffene Menschen ihnen wieder entkamen. Voltsaberglaube mit Beziehung auf Crocodile. Dieselben kennen Ortsverhältnisse und Personen. Merkwürdiges Bei' spiel hiervon. Fang dieser Thiere. S. 168—179. — Die Bevölkerung der Residentschaft Palembang. Malaien im weiteren und im engeren Sinne des Wortes. S. 170—182. — Das Reich Manang Kabau. Batangharie. Atschin. Die Vatta's. Auswanderung von Manang Kabau nach der malaiischen Halbinsel. S. 182—186. — Uebersicht der ethnographischen Verhältnisse auf Sumatra. S. 186—189. — Die Bevölkerung an den Ufern des Ogan, des Komering sowie in den Landschaften Redjang und Passoumah. S. 189—193. — Die Orang Kubu und Orang Gugu von Mar üben. S 193—194. — Mhrre Mittheilungen über dir Koubu. S. 194—2U1. — Iagdausfiug nach den Seen Danau lomir und Danau itam. Der Elephantenjäger Bobok. Kampong Pe-dammarang. Die Lotusblume. Treibjagden in der Umgegend jener Seen. S. 201— 206. — Eine Frau wird von einem Tiger getödtet. Jagd auf Letzteren. S. 208—211. — Die Bewohner von Pcdammarang. S. 211—213. — Rückkehr nach Palembang. S. 213. — Abreise von Palembang nach Muara Komveh. S. 215> -21N. — Mittheilungen über diese Reise. Sturm. Die Kreuzvrauw ist in Folge desselben genöthigt nach Pa-lembang zurückzukehren. Das Dorf Sounsang. Menge der Muskiten daselbst. S. 216-225. - Ankunft zu Palembang. Meine Ernennung zum Arzt bei der niederländischen Handelsfaktorei zu Desima bei Nagasatti. Reise von Palembang nach Java. Ankunft zu Batama. S. 225-227. Druckfehler und bcrichligungen. Man bittet zu lesen: Seite 14 Zeile 3 von oben: durch wenig hohes nnstlltt von einander durch wenig hoho 5, ,14 „ 6 „ „ den Anker anstatt das Anker. „ 15 „ 12 „ unten: Januars anstatt Februars. ., 25, „ 11 „ oben: angespült austatt angespühlt. « 42 „ 6 „ „ hieran anstatt hierin, , 61 „ 1? „ unten: umspült anstatt un,spül,It. „68 , 1 ,. oben: zwischen C i l, i l a m t uno v t' r n> aItet da5 Wort daselb st. „ 71 „ 18 „ unten: Wachtmannschaft anstatt Wachmannschaft. „ 74 „ 8 „ „ der Besucher anstatt dcs Besuchers, „ 7? „ 1 „ oben: derselben anstatt desselben. „ 77 „ 5) „ unten: zwischen i hin und so da'.. Wort ein. „ 78 „ 15 ., „ Sjarif anstatt Sjaris. „79 „ 2 „ „ Quartiere anstatt Kmartiere. „ 80 „ 18 ,. oben: In Palembanq, einer Wasserstadt ähnlich wie Venedig, wo fast jedes anstatt in einer Wasscrstadt wie Palembang, wo ähnlich ivic in Venedig, „60 „ 3 „ unten: Bahaou eddin anstatt Vadoured d i n, „ 81 „ 14 „ „ 2" 5l)' 26" anstatt 5" 5!1' 26". ,82 „ 7 „ oben: Vahaou eddin anstatt Badouheddin. „ 83 „ 18 „ „ förmlich anstatt fomlich. ,84 „ 2 „ «nten: Narinqin's anstatt Warina.i's. „8? „ 6 „ oben: Amp at anstatt A invar. „ 67 „ 1 , unten: allied rächte anstatt anbrachte. „ 89 « 16 „ oben: nach Palembanq anstatt uon Palemban,;. „ 91 „ 19 „ unten: Oberst anstatt Oberste. „ 92 „ 9 „ oben: lD,uart iere anstatt K w« r t ie re. „ 93 „ 1 „ unten: Mas Agous, Kiaij Aqous, Kiai Mas u. a. m. in sich anstatt Mao Ngous, Kiaij Agous in sich, Kiaij Mas. „ 95 „ 15» „ „ Uel'erall anstatt Wie überall. „ 96 „ 3 „ „ der ersten Jahrhunderte anstatt des ersten ,^a h r Hunderte. „ 99 „ 9 „ oben: Sindanss Rad ja anstatt Sind ana. 3 ad ja. „ 109 „ 8 „ „ ^eii,de ansultt ^eind^n. „ 111 , 22 „ „ Chaloupen anstatt Schaloupen. „ N2 „ l „ „ Chaloupen anstatt Schaloupen „112 „ 6 „ „ Chal o liuen anstatt Schaloupen. „ 117 „ 2 „ „ die früher ^ anstatt der letztgenanten. „119 , 20 „ „ Iapara anstatt Iapar. „ 120 , 7 „ „ Woltevbec! anstatt ^ol ke rb e »>k. „ 121 „ 10 „ „ aeossraphische anstatt grographischen. , 130 „ 19 „ ,. pn r ox. onen anstatt größ ev^n. « 1W .. ,6 „ „ Namb'utan anstatt Nambutcn. MM 2g2 Seite 139 Zeile 14 von unten: Xauolsk anstatt Kaueien,. „ 140 „ 14 „ oben: Porten au anstatt Portenan. „ 141 „ 6 „ unten: vier anstatt fünf, „142 „ 5 „ „ des anstatt der. „ 144 „ 16 „ oben: zu anstatt zn „ 144 , 1 „ unten: einer anstatt einen. „ 145 „ 1 „ oben: bewachsen en anstatt b e wachsen e. „ 145 „ 20 „ „ siebenzehn anstatt vierzehn. „ 146 „ 12 „ unten: Trompetentönenähnliche anstatt trompetenähnlich e. „ 14? „ 10 „ „ Ino anstatt I,»o. „ 150 „ 14 „ oben: Padana. anstatt Padung, „ 151 „ 16 „ „ Stücken anstatt Stöckeu. „ l51 „ 4 „ unten: Kaiser-Piks anstatt Keiser-Piks. „ 160 „ 10 „ oben: so wandte der Tapir, wenn er sah anstatt so wandte er, wenn der Tapir sah, „ 162 „ 15 „ unten: Muara Vlitie anstatt Muara Btitin. „ 169 „ 2 „ oben: der anstatt die. „ 175 „ 4 „ „ geraubten anstatt ssesainmten. „178 „ «„ „ Bitten anstatt Bittr. „ 185 „ 11 „ „ gehörend e anstatt gehörenden. „ 188 „ 15 „ unten: hinter Süden das Wort stattfand, „ 203 „ 17 „ „ unter hall, anstatt oberhall'. „ 205 „ 17 „ oben: Kreise anstatt K reisen.