Drei M onate! ^ vor Skutari. > Von Karl Sgli Leutnant im Gebirgs-Infanterie «Bataillon 89 M it 37 Abbildungen und 3 Skizzen B e r n F r. Semminger, vormals I . Heuberger, Verlag General J an lo Dukotic ilinls) und Kapellmeister W immer (rechts» auf dem Dampfer N eptun. General Bofchovic General Betfchir, A rt.-H auptm ann Lombardt Platzkommandant von Skutari Drei Monate vor Skutari. V on Karl Sgli Leutnant im G ebirgs-Infanterie-B ataillon 89 M it 37 Abbildungen und 2 Skizzen B e r n F r. Semminger. vormals I . Heuberger, V erlag 1913 1038L4 cy ^ Einleitung. Unsere (Offiziersschule neigte sich stark dem Ende zu, als plötzlich anfangs Mktober des letzten Ja h re s der K rieg der verbündeten Balkanstaaten gegen die Türkei losbrach. M it großer S pannung erw arteten w ir täglich die M ittagspause, um un s sofort auf die Z eitungen zu stürzen und die letzten Kriegsnachrichten zu verschlingen. A n Hand eines vom Generalstabe täglich herausgegebenen B u lletin s verfolgten w ir auf der K arte die rasch aufeinanderfolgenden Siege der Verbündeten. W ie immer, wenn viele Köpfe beisammen sind, so w aren auch w ir geteilter Ansichten und Sym pathien. Die einen bedauerten sehr die arme Türkei, der m an nicht Z eit genug gelassen hatte, eine gründliche R eorganisation im ganzen S taatsw esen durchzuführen, die zweiten hielten fest zu den Verbündeten und freuten sich der türkischen N iederlagen. L ine dritte P a rte i hatte irgend einen der vier verbündeten S taaten sich zu ihrem G ünstling auserlesen. So w aren denn auch alle Faktoren zu lebhaften E rörterungen vorhanden und jeder tra t m it der ganzen K raft feiner Ju g en d für feine Ansicht ein. Aber alle trugen w ir, welcher P a r tei w ir auch angehören mochten, den stillen Wunsch in u n s, etw as von diesem Kriege aus der Nähe sehen zu können. — Aber auf der raschen Siegesbahn nach Konstantinopel hatten sich die Verbündeten nur zu schnell erschöpft, sie sahen sich gezwungen, einen Waffenstillstand m it der Türkei abzuschließen, währenddem in London FriedensLerhandlnngen stattfanden. Nach zwei M onaten erfolglosen p arlam en tieren s w urde der Kamps wieder aufgenommen, aber nicht mehr m it der alten Wucht durchgeführt. verschiedene der kriegführenden S taaten riefen das A usland zur pflege der neuen K riegsopfer aberm als um sanitäre H ilfe durch Entsendung von N otkreuzexpeditionen an. W ährend ich noch gegen manchen der m ir persönlich bekannten Aerzte, die nach dem Kriegsschauplätze abreisten, meinen stillen Neid hegte, w urde m ir ganz unverhofft anfangs F eb ru ar ebenfalls Gelegenheit geboten, als K u rier an einer Mission des schweizerischen R oten Kreuzes teilzunehm en, die in den nächsten T agen nach dem Kriegsschauplatz von S k u t a r i abgehen sollte. Selbstverständlich sagte ich sofort zu, eine zweite derartige Gelegenheit bot sich m ir sicher nicht so schnell wieder, als junger (Offizier einem Feldzuge in aller Nähe beiwohnen zu können. v ie r Tage fpäter w aren w ir bereits nach M ontenegro unterw egs, D r. Lommel aus B ern und ich zur Verstärkung der schon seit vier M onaten auf diesem T e ile . des Kriegsschauplatzes tätigen Am bulanz des Schweizerischen Noten K reuzes. 1. D as montenegrinische Heerwesen und die Ereignisse auf dem türkisch-montenegrinischen Kriegsschauplätze bis Mitte Februar. (Skizzen 1 und 2.) Die montenegrinische Armee w urde von dem Kriege gegen die Türkei m itten in der Durchführung einer vollständigen R eorganisation sowohl in bezug auf die E inteilung als auch auf die A usbildung überrascht. Die heutige M ilitäro rg an isatio n des Landes der Schwarzen Berge stammt aus dem J a h re rZ ro, dem gleichen J a h re , in dem N ikita sein ehemaliges Fürstentum zum Königreiche ausrief. L s handelte sich bei ihrer E inführung nicht um eine vollständige Umgestaltung der bereits bestehenden Wehrgesetze, sondern man w ar im Gegenteil daraus bedacht, das bereits v o rh a n dene in einen festeren Rahm en zusammenzufassen und durch eine zweckentsprechende A usbildung der O ffiziere und Soldaten eine moderne Armee aufzustellen. Der ganze E n tw u rf ist stark von R ußland inspiriert worden, wie es denn überhaupt auch dieser S ta at w ar, der sich bereit erklärt hatte, sämtliche Rosten dieser N euorganisation, der A usbildung, B ew affnung und Bekleidung zu tragen. So träg t R ußland heute noch nicht n u r das ganze montenegrinische M ilitärbudget sür den Frieden, sondern es hat auch in dem eben abgeschlossenen A rieg m it der T ürkei seine Schutzbefohlenen m it fin an ziellen M itte ln und durch Ueberlassen von zahlreichem K rie g s m a te ria l kräftig unterstützt. H ier fei noch nebenbei a n geführt, daß sow ohl K ö n ig N ik ita , a ls auch säm tliche P rin z e n , alljäh rlich eine russische A panage beziehen, die es ihnen erla u b t, standesgem äß zu leben. R u ß la n d v e rla n g t n u r, daß die m ontenegrinische A rm ee nach seinem V orbild au sg eb ild et und ihm die U eberw achung überlassen w ird . D azu w erden a lljä h rlich verschiedene russische (O ffiziere nach M o ntenegro kom m andiert; der Ranghöchste, meist ein O b erst, trä g t den T ite l eines A rm eeinspektors. J e d e r M o n te n e g rin e r ist dienstpflichtig und zw ar vom 18. b is zum 62. A lte rsja h re . D er größere T e il des H eeres w ird n u r zu periodischen W affen ü b u n g en einberufen, dagegen stehen die K ad res ständig im Dienst. M o n ten eg ro verfü g t also w ie die Schw eiz ü b er eine M ilizarm ee, h at aber daneben noch stehende K ad erfo rin a tio n e n . D as ganze H eer ist in v ier Klassen eingete ilt: 3) D ie Rekrutenklasse m it zw ei J a h r e n D ienstzeit, vom r. J a n u a r des 18. b is zum 3 1 - Dezem ber des 19. A lte rs ja h re s . D ie au f diese Z e itd a u e r v erteilten H ebungen d ürfen jedoch 12 M o n a te nicht überschreiten und sind in zwei A u sb ild u n g sk u rse zu zerlegen. b ) D ie erste Klasse des aktiven H eeres, in die a lle V e h rm ä n n e r vom 20. A lte rs ja h re ein g eteilt w e rden, die den zw eiten A u s b ild u n g s k u rs der R ek ru te n klasse bestanden haben; hier haben sie w ährend 33 J a h ren jährlich eine W affen ü b u n g (lv ie d e rh o lu n g sk u rs) von 10 b is i s T ag en m itzum achen. c) D ie zw eite Klasse des aktiven H eeres. I n diese Klasse w erden n u r Leute ein g eteilt, die den S tra p a z e n , denen die erste Klasse u n te rw o rfe n ist, nicht gewachsen — 9 — sind. Sie entspricht somit unseren neuäufgestellten L tappenbataillonen und findet auch wirklich ähnliche V erw endung. Die Dienstzeit dauert auch hier 33 J a h re ; die jährlichen Uebungen dagegen n u r 4 bis 10 Tage. ä) Die Reserve m it einer Dienstzeit von ro J a h ren. Sie findet hauptsächlich V erwendung im Rücken des Feldheeres, soll aber daneben auch Lücken in der aktiven Armee ausfüllen. Die Reservisten werden jährlich einm al inspiziert, n u r in außerordentlichen F ällen können sie zu größeren Truppenübungen herangezogen werden. Nach musterhafter E rfü llu n g der ganzen Dienstpflicht erhält jeder Reservist die goldene Verdienstmedaille. Die K ader werden aus geeigneten M ilizm ännern gebildet, die außer dem Dienst in der Rekrutenklasse eine mindestens dreijährige Dienstzeit in der ersten Alasse des aktiven Heeres m it allen obligatorischen Lvaffenübungen mitgemacht haben; dazu müssen sie außerdem eine Aorporalschule von so Tagen bestehen und als In struktoren in einem dritten A u sbildungskurse der Rekruienklasse m it E rfolg tätig sein. Zug- Geschütz-) F ührer (Wachtmeister) werden solche K o rporale, die mindestens vier J a h re Dienst in diesem G rade hinter sich und eine Spezialschule von vierzig Tagen bestanden haben. Sie erfüllen dam it zugleich einen T eil der B edingungen zur Beförderung zum Leutnant, indem sie dafür n u r noch 3 J a h re als Wachtmeister dienen und einen V ffizierskurs bestehen müssen. Z um Leutnant können auch Solche ernannt werden, die eine ausländische M ilitärschule m it E rfolg bestanden haben. Die Beförderung der O ffiziere erfolgt nach einer festgelegten Anzahl Dienstjahre im entsprechenden u n tern G rade, sowie nach Bestehen einer P rü fu n g . L ine — 10 — Altersgrenze ist für die Truppenoffiziere nicht festgesetzt. Oberster Kriegsherr ist der K ö n i g , der über Krieg und Frieden entscheidet; ihm hat jeder Dienstpflichtige beim Eintritt in die Armee den Treueeid zu leisten. L r trifft auf Vorschlag des Kriegsministers Anordnungen über die Einteilung, Formation usw. des Heeres und ernennt und befördert die Dffiziere. Der K r i e g s m i n i st e r ist oberster Lhef aller Zweige der Militärverwaltung, steht in sämtlichen Heeresangelegenheiten direkt unter dem obersten Kriegsherrn, wobei er sowohl diesem als auch der Skuxtschina für die Kriegsbereitschaft des Heeres verantwortlich ist. Die montenegrinische Armee gliedert sich im Frieden wie im Krieg in drei Divisionen zu drei Brigaden und einer Division zu zwei Brigaden. Regimentsverbände sind keine vorhanden. Die Zahl der Bataillone der Brigaden schwankt zwischen drei und fechs. Die Zahl der Bataillone beläuft sich für die: 1. Division (Letinje) auf ;s Bataillone. 2. Division (podgorica) auf Bataillone. Z. Division (Niksic) auf Bataillone. q. Division (Kolasin) auf 12 Bataillone. Total — sq Bataillone. Bei jeder Brigade sind noch eingeteilt: ; berittene Ausklärerabteilung, r Gebirgsbatterie, l M a schinengewehrabteilung, 2 technische Züge ( j Telegraphen- und i Pionier- sSappeur^ Zug), bei den Divisionen ebenfalls eine berittene Aufklärerabteilung und 1 Zug Pioniere. Die Gebirgsbatterien der Brigaden einer Division bilden zusammen mit einer Feld- und einer schweren Batterie die Dirnsionsartillerie unter dem Kommando eines höheren Mffiziers. Für den Verwaltungsdienst n — stellt die zw eite K lasse des ak tiv en H eeres f ü r jede D ivision ein V e r w a ltu n g s b a ta illo n au s, d a s sich i n sov iele E in h e ite n g lie d e rt, a ls die D iv isio n B r ig a d e n zä h lt. D ie S tä rk e d er B a ta illo n e ist sehr u n g leich , im a l l gem ein en b e trä g t d er G efechtsbestand durchschnittlich 400 b is 800 M a n n , der B a tte rie oder M a sch in en g ew e h ra b te ilu n g 4 Geschütze b ezw . M asch in en g ew eh re. D ie G esam tstärk e des F e ld h e e re s b e lä u ft sich a u f e tw a 32 b is 3 7 ,0 0 0 G ew eh re , ;0 4 G efchütze, 44 M a sch in e n g ew eh re u n d 26 technische Z ü g e . D er R est d er R eserv e, I I schwache B a ta illo n e m it w e n ig e n tau sen d M a n n , h a t den G re n z - u n d L okalw achtdienst zu ü b ern e h m en . D ie I n f a n t e r i e ist b e w a ffn e t m it dem rufsischen s L in ie n -R e x e tie rg e w e h r M o d . 91 (K a lib e r 7 ,6 2 m m ) m it M a g a z in fü r 5 P a tr o n e n , v e r f e u e r t w erd en R u n d kopfgeschosse m it gan zem S ta h lm a n te l, die eb e n sa lls russischen U rs p ru n g s sind. A n M a sch in e n g ew e h re n stehen n u r solche des S y stem s M a x im im G eb rau c h , te ilw e ise sind sie m it Schutzschilden versehen. D a s M a te r ia l der A r tille r ie ist g rö ß te n te ils ä lte r n D a tu m s u n d g anz verschiedener A r t ; so fin d e n sich G e schütze deutschen, französischen, ita lie n isc h e n u n d russischen S y stem s v o r. B e k le id et ist die ganze aktive A rm ee m it e in e r R h a k iu n is o rm , bestehend a u s B lu s e m it U m leg k rag en ohne A u fsch läg e, w e ite n K n ieh o sen , G am aschen u n d leichter M ü tze. B e i d er E in f ü h ru n g dieser U n ifo rm le h n te m a n sich stark a n die F o rm e n d er m o n te n e g rinischen N a tio n a ltra c h t a n . D ie h ö h eren G s fiz ie re d a gegen tra g e n m eist ein e U n ifo rm nach russischem S c h n itt. F ü r die D u rc h fü h ru n g dieser n e u e n M il itä r o r g a n isa tio n w a re n v o n A n fa n g a n ein e ganze R e ih e v o n J a h re n vorgesehen, daß es also ohne w eiteres begreiflich ist, w enn sich beim Ausbruch des K rieges, zwei J a h r e nach der E inführung, ihre Vorzüge n u r teilweise fühlbar machen konnten. So w ar z. B . bei vielen B a taillonen kaum die Hälfte der vorgesehenen O ffiziere vorhanden, während ein großer T eil der M annschaft überhaupt noch gar keine Hebungen nach der neuen O rd n u n g mitgemacht hatte, also jeder modernen A u sbildung entbehrte. A b e r w a s s i e a l l e in i t - b r ä c h t e n i n d e n R a m x f , d a s w a r e i n e g l ü h e n d e V a t e r l a n d s l i e b e , v e r b u n d e n m i t e i n e m g r o ß e n O p f e r m u t , b e r e i t , b i s a u f d e n l e t z r e n M a n n u n t e r z u g e h e n . Am 20. September hatten die vier verbündeten A önige von B u lg arien , Serbien, Griechenland und M ontenegro die M obilmachung ihrer S treitkräfte beschlossen, und bereits sieben Tage später stand die montenegrinische Armee als erste in ihren Angriffs-- abfchnitten oxerationsbereit da. W enn auch in dem kleinen Lande fü r diefe T ruppenkonzentration keine großen E ntfernungen in Betracht fallen, so m uß doch m it Rücksicht auf den vollständigen M angel an V erkehrsm itteln der Aufmarsch des Heeres als sehr rasch bezeichnet werden, namentlich im vergleich m it S erbien und B ulg arien , wo die Eisenbahnen vielleicht nicht das geleistet haben, w as sie hätten leisten können. Am Abend des 7. O ktober w ar die m ontenegrinische Aufstellung folgende: Z u r O p eratio n gegen S kutari w ar das G ros der Armee in zwei G ruppen versammelt: I . H a u x t g r u p p e K r o n p r i n z D a n i l o m it der 2. und s. Division (ohne 9. B rigade) (rund 12,000 M an n und einer B atterie 12 cm K anonen) bei — 15 — podgorica zum Vormarsch auf der Nordseite des Skutarisees. 2 . S ü d g r u x x e G e n e r a l M a r t i n o - v i c m it der Division (etw a 8000 M an n , s B a tterien cm Kanonen, 2 B atterien 2 l cm Haubitzen und r B atterie zs cm M örser) m it der und 2 . B rigade bei v irp a z a r, m it der s. B rigade bei A n tiv ari zum Vormarsche aus der Südseite des Sees. Z u r « O p e r a t i o n i m S a n d s c h a k stand bei Andrijevica unter dem Kommando des G enerals Ia n k o vukotic die q. Division m it der zugeteilten 9 ^ B rigade in der Stärke von rund io,ooo M an n m it 5 G ebirgsbatterien bereit. Am 8. G ktober übergab der montenegrinische Gesandte in Konstantinoxel der P fo rte die K riegserklärung seines K önigs, und in der F rühe des folgenden Tages begannen die Feindseligkeiten. Wenige K ilom eter südöstlich von P o d g o r i c a befindet sich die türkisch-montenegrinische Grenze, und dicht dahinter liegen auf einer Reihe von kleinen H ügelzügen die ersten türkischen Besestigungen und G renzwerke. Gegen diese richtete sich ganz naturgem äß der erste A ngriff der K ronxrinzengrupxe. Die kleinen V orwerke p la n in ic a , Rogay und M ilesi fielen gleich beim ersten Ansturm in die Hände der M ontenegriner, da die dortigen Besatzungen zum T eil sofort die- Flucht ergriffen, zum T eil zum Leinde übergingen, fow eit es Griechen, Serben und B u lgaren w aren, die m an türkischerseits ebenfalls un ter die W affen gerufen hatte. N u r die Besatzungen der Hauxtstellungen von Detschitsch und Siptschanik leisteten W iderstand. Aber die dortigen Befestigungsanlagen — es w aren durchwegs n u r Steinfchanzen in Trockenmauerwerk ohne irgendwelche w eiteren Hindernisse — zeigten sich sür eine — 14 — längere V erteid ig u n g a ls zu schwach, trotzdem m ehr a ls genügend B e s a tz u n g tru p p e n vorhanden w a re n . A u f Detfchitfch standen 2 B a ta illo n e vom N izam reg im en t (N izam s sind T ru p p e n des aktiven türkischen H eeres, im Gegensatz zu den R e d ifs (L andw ehr) und B aschibozuks, die irre g u lä re T ru p p e n sind), i G ebirgsschnellfeuergeschütz und 3 ältere Gebirgsgeschütze; aus Siptschanik q B a ta illo n e , w ovon 2 eb en falls vom N isam reg im en t Z Schnellfeuer-G ebirgsgefchütze, - ä l t e r e G eb irg sg eschütze und - M aschinengew ehre. L in erster A n g riff auf Detschitsch w u rd e von den T ü rk en m it g roßer T a p ferkeit m it dem B a jo n e tt abgew iesen, und erst in der darauffolgenden N acht konnte die S te llu n g durch einen Handstreich von 6 B a ta illo n e n genom m en w erden, w o bei sie von einigen verräterischen A lbanesen geführt w u rd en . D ie B esatzung flüchtete zum T e il in die w e iter rückw ärts gelegene S te llu n g von S iptschanik, zum T e il aber auch in die albanischen B erg e, von wo au s sie sich einige T ag e später Lei v r a k a sam m elte. L s sollen d o rt a lle in vom N izam reg im en t gegen 2000 M a n n eingetrossen sein. D er erste A n g riff au f Detschitsch w a r von m o n tenegrinischer S eite a u s ohne jegliche A rtille rie -V o rb ere itu n g u n tern o m m en w o rd en und hatte sich n u r d eshalb so verlustreich gestaltet; es sollen dabei gegen 800 M a n n gefallen fein . U m dies im w e ite rn V orgehen zu verhüten, entschloß sich die H eeresleitu n g , den A n g riff a u f Siptschanik vorerst durch schwere A rtille rie vorbereiten zu lassen. A m ; 2 . m ag diese endlich zur S te lle gewesen sein; sie w u rd e sosort au f R o g aj e ta b lie rt. Nach einer ergebnislosen A u ffo rd eru n g zur Nebergabe gegen A bzug m it m ilitärischen L h re n begann am iö . n ach m ittag s die B eschießung, die auch am folgenden M o rg en fortgefetzt w u rd e. R a u m h atten die m ontene— IS — g rin isch en B a tte r ie n e tw a 40 S ch u ß g efe u ert, a ls u m h alb n e u n U h r die b e d in g u n g slo se K a p itu la tio n der T ü rk e n erfo lg te . D ie k le in en W erke v r a n j u n d H elm w e ite r im S ü d e n ü b e rg a b e n sich am ^ s . e b e n fa lls bed in g u n g s lo s . D a m it w a re n ü b e r 70 türkische (O ffiziere u n d 2 500 M a n n in G efan g en sch aft g e ra te n . A n K r i e g s m a te r ia l h a lte n die M o n te n e g rin e r b is jetzt erb e u te t: 6000 R e p e tie rg e w e h re sa m t M u n it io n , 20 G e b irg sg e - schütze, q M a sch in e n g ew e h re u n d 4 F a h n e n . D a m it stand dem w e ite r n V o rm arsch dieser G ru p p e gegen S k u ta r i n ic h ts m e h r en tg eg e n ; w a r u m dieser ab er n ic h t so fo rt a n g e tre te n w u rd e , m u ß ein stw e ile n noch d ah in g estellt b le ib en . M o n te n e g rin is c h e rs e its e rk lä rt in a n d en n u n e in tre te n d e n m e h rtä g ig e n S tills ta n d der O p e r a tio n e n m it d er plötzlich u nsicheren H a ltu n g der A lb an e se n , die bestim m te G a r a n tie n s ü r ih re U n a b h än g ig k e it h ab en w o llte n , doch sp ie lte sicherlich die N o tw e n d ig k e it ein e s G r d n e n s d er v e r b ä n d e , d er N eu - v e rx ro v ia n tie ru n g u s w . d ab ei die H a u p tro lle . L rs t am 19. w u rd e der V o rm arsch w ie d e r au sg en o m m en u n d in feh r k le in en T ag e m ärsc h en G e b ie t g e w o n n e n . F ü r die v ielleich t 60 K ilo m e te r la n g e Strecke T u s i- S to j brau ch te m a n v o lle sieben T a g e , trotzdem d a s G e lä n d e keine w esen tlich en S c h w ie rig k e ite n b o t u n d auch w e it u n d b re it keine fein d lich en A n g riffe zu e rw a rte n w a re n . . A m 2 5. a b e n d s erreich te die V o rh u t den A iriflu ß in der N ä h e v o n B oksi. H ie r kam d er V o rm arsch a b e rm a ls in s Stocken. D ie türkische B esatzu n g v o n S k u t a r i h a tte sich n äm lich u nterdessen zu m T e i l au s den H ö h en östlich d er S ta d t, n am en tlich a u f dem g ro ß en B a r d a n jo lt , festgesetzt u n d u n te rh ie lt v o n d o rt a u s fo rtw ä h re n d e in g u tg e n ä h rte s A rtille rie f e u e r gegen die Brücke v o n M esi ü b e r den A i r i . w e n n g le ic h die t ü r kischen B a tte r ie n diese Brücke n ic h t zu zerstören ver— 16 — mochten, so gelang es der montenegrinischen A rtille r ie ihrerseits nicht, den Gegner zum Schweigen zu b rin gen, der durch stetigen Stellungswechsel ihrem Feuer auswich. So m ußte sich die montenegrinische Heeresleitung entschließen, in dem vom Feinde uneingesehenen T a l bei D rivast eine Notbrücke erstellen zu lassen, da sonst keine M öglichkeit vorhanden w a r, den im m erhin tiesen und breiten R i r i m it größeren A bteilungen oder gar m it A rtille r ie zu überschreiten. A m 28. M ktober w a r diese Brücke sertiggestellt und sofort w urden die 7 . und 8 . B rig ad e gegen den großen B a rd a n jo lt angesetzt. Diesen T ru p p en gelang es auch, die T ü rk e n zurückzuwerfen und den Höhenzug P . 3^6 bis P . 192 in Besitz zu nehmen. Doch als am folgenden T a g — dem 20. G ktober — die T ü rk e n in a lle r F rü h e m it überlegenen K rä fte n einen umfassenden A n g r iff u nternahm en, sahen sich die M o n ten eg rin er gezwungen, den Rückzug anzutreten, da ihre Reserve, die B rig ad e N icolic m it § B a ta illo n e n , nicht rechtzeitig erschien. A m N achm ittag w a r das ganze linke R iriu s e r von ihnen geräum t, das G ros der G ruppe ging nach v ra k a , das Kom m ando selbst nach G ru d a zurück. B is zur zweiten Schlacht am B a rd a n jo lt anfangs F e b ru a r w urde die F ü h lu n g m it dem Feinde auf dieser Seite n u r durch . schwache Detachements bei Nersusa und R o g am i a u frecht erhalten. A us den V e rla u f dieser zw eiten Schlacht werde ich in einem späteren Abschnitt zurückkommen. I n der Ebene n ö r d l i c h S k u ta ri setzte sich derw eilen das G ro s der 2. D ivision au f der L in ie G r ilj- B oric-V raka-B o ksi fest, w ä h re n d der drei folgenden M o n a te kam es hier und auf der S eite des großen B a rd a n jo lt zu w iederholten M a le n zu kleinern Z usam menstößen, bei denen es aber keiner der beiden P a r teien gelang, irgendwelchen V orsprung zu erringen. — , 7 — D ie O p e ra tio n e n der S ü d g r u p p e M a r t i - ' n o v i c begannen eb en falls am 9. G k to b er, und zw ar m arschierte diese A b teilu n g in 2 K o lo n n en vor:, die 1. und 3. B rig a d e v o n A nti.vari über p e c u ric a - K atrk o l; die 2. B rig a d e von v ir p a z a r län g s des S ees.. N u r diese G ru p p e stieß in der N ähe von S kja aus gerin g en W iderstand, der aber sofort gebrochen w urde^ A m ;o . w a r die L inie S k ja -S e lita -G o ric a erreicht u n d die A o lo n n en gliederten sich zum A n g riff gegen dis.' feindlichen S te llu n g e n a n den beiden B erghängen.-M s. der Höhe P . 66^. A ls A n g riffsrich tu n g en w u rd en zugew iesen: 2. B rig a d e (s B a ta illo n e , z G e b irg sb a tte rie ) von S kja zum N o rd h an g des j) . 6 6 j; 1. B rig ad e (6 B a ta illo n e , 1 G eb irg sb atterie) von S e lita zum S ü d h a n g ; s . B rig a d e (q B a ta illo n e , 1 G eb irg sb atterie), von G o rica ü ber M u ric a n und G b lik a gegen S ü d h an g und M fthang des T arabosch. 2 K o m p ag n ien dieser B ri-- gade w u rd en a ls rechte Flügeldeckung ü b er die Brücke von B e la j auf das linke U fer der B o ja n a befohlen. A m 11. g riff die 2. B rig a d e in ihrem Abschnitte a n , w urde aber von s türkischen B a ta illo n e n abgew iesen. N u r langsam konnte in den nächsten T a g e n B oden gew onnen w erden, im m erh in doch soviel, daß die schwere A rtille rie nachgezogen und in S te llu n g gebracht w erden konnte, zum T e il a u f den rückw ärtigen H öhen. A m 22. G k to b er eröffnete diese das F e u e r gegen die türkischen V orstellungen, meist n u r feldm ässige A n lag en , die d an n an den zwei folgenden T a g e n von der 1. und 3 . B rig a d e erstürm t w u rd e n . D ie m ontenegrinischen V erluste sollen sich hierbei auf über 1000 T o te belaufen haben. D ie Z. B rig a d e erreichte am 25. G b lik a und ließ von d o rt a u s ih re A rtille rie 2 — 18 - gegen den Tarabosch w irken. — v o n diesem A ugenblick an sollte das weitere Vorgehen im Vereine m it der H auptgruppe D anilo stattfinden, da die beste A n griffsrichtung gegen den Tarabosch, der Südosthang, stark von der türkischen A rtilleriestellung auf B rdica beherrscht w ar. Durch die Wegnahme des großen B ardan jo lt hatte m an vermutlich gehofft, von dort aus gegen B rdica wirken und so den beiden B rigaden am Tarabosch Luft verschaffen zu können. Da aber der große B ard an jo lt von den Türken wieder genommen w orden w ar, sah sich die Südgruppe ebenfalls gezwungen, die O perationen gegen den Tarabosch bis auf w eiteres einzustellen. L in direktes Vorgehen gegen B rdica aus dem linken B ojana-U fer w ar wegen M an gel an T ruppen nicht möglich, und zudem hatten heftige Regengüsse Ende Mktober die Ebenen an der B ojan a in grundlose Moräste verw andelt, sodaß schon deshalb an einen A ngriff in dieser Richtung nicht zu denken w ar. Dagegen entschloß sich die montenegrinische Heeresleitung in den ersten T agen November zur Entsendung der 3. B rigade nach Alefsio und S an G iovanni di M edua, um diese M rte in Besitz zu nehmen. D as V orgehen dieser B rigade geschah in zwei K olonnen über den Höhenzug M ali-B arbalusit M ali-R ak aricit und über den M a li R encit. L s kam dabei zu verschiedenen kleineren Gefechten gegen eine türkische A u sfallab teilung von S kutari in der Stärke von über i 0,000 M an n , meist Reservisten, m it 6 Schnellfeuergeschützen, w eshalb die M ontenegriner unter großen Verlusten n u r langsam vormarschieren konnten. In fo lg e des H erannahens der serbischen Armee Ia n k o v ic m ußteu die T ü r ken jedoch un ter Zurücklassung einer Besatzung von 4000 M ann in Alessio den Rückzug nach S kutari an19 — tre te n . D ab ei w u rd e n sie ab e r plötzlich v o n d rei S e ite n um fassend v o n serbischen u n d m o n ten eg rin isch en A b te ilu n g e n a n g e g riffe n , w o ra u f sie sich erg a b en . D er B esatzu n g v o n A lessio e rg in g es äh n lich ; am 18. N o v em ber streckte sie nach m eh rstü n d ig em K am p fe gegen S e rb e n u n d M o n te n e g rin e r die W a ffe n . A m fo lg en d en T a g w u rd e die s . B rig a d e w ie d e r v o r S k u ta r i zurückb e ru fe n , da m a n d o rt ein e n A u s f a ll befürchtete. L s kam a b e r w ä h re n d der 2 nächsten M o n a te n irg e n d s zu ein em g rö ß e re n Z u sam m en sto ß . U nterdessen h a tte die 3 . G ru p p e des m o n te n e g rinischen H ee re s, die 4 . D i v i s i o n m it d er zu g e te ilte n 9. B r i g a d e , u n te r G e n e ra l J a n k o v u k o tic in raschem Z u g den S andschak e ro b e rt. G e n a u e A n g a b e n ü b er dieses siegreiche V o rd rin g e n feh len z u r Z e i t noch v ö llig ; d esh alb feien ein ig e kurze B e m e rk u n g e n d a r ü b er, die ich v o n G e n e ra l v u k o tic persönlich e rh a lte n h abe, h ie r a n g e fü h rt. D urch fe in V o rd rin g e n in d rei g e tre n n te n K o lo n n e n w a r es ih m g e lu n g e n , den G eg n e r so w o h l ü b e r seine S tä rk e , a l s auch ü b e r seine A b sichten v o llstän d ig zu täu sch en , ih n v o n a lle n S e ite n um fassend a n z u g re ife n u n d in die F lu c h t zu fchlagen. D ieses M a n ö v e r w ie d e rh o lte er zu verschiedenen M a le n , fo bei B e ra n e , L ask o p o lje, B ie lo x o lje , R o z a j u n d I p e k . U e b e ra ll w a r f er den w e itü b e rle g e n e n G e g n e r (e s stan den sein en e tw a 10,000 M a n n o ft 2 5 ,0 0 0 T ü rk e n geg e n ü b e r) in ein e fast p a n ik a rtig e F lu c h t, w o b ei es n ich t se lte n v o rk am , d aß die F lie h e n d e n noch g eladene Geschütze zurückließen. S e in e ganze T ak tik lä ß t sich zu sam m enfassen in dem S atze: G e tre n n t m arsch ieren u n d v e re in t schlagen! I n L e tin je schien m a n ab e r nicht g an z d a m it ein v ersta n d en gew esen zu sein , d en n ein es T a g e s e rh ie lt er vom K ö n ig ein T e le g ra m m , d a h in la u te n d , er z e rsp litte re seine K rä fte zu stark, u m n ich t — 2 V — bei einem u n e rw a rte te n A n g riff in G efah r zu gerate n ; a lle in er a ls R o m m a n d a n t wisse ja schließlich am besten, w a s N o t tu e u sw . U nd V ukotic fu h r w eiter nach seiner A rt; zu einem u n e rw a rte te n A n g riff der T ü rk en ließ er es gar nicht kom m en, sondern er selbst griss im m er a ls erster a n . S o gelang es ihm , in knapp a n derthalb M o n a te n ein G eb iet g rößer a ls sein eigenes V a te rla n d zu erobern u n d den G egner en d g ü ltig zu vertreib en . A n den w ichtigsten P u n k te n ließ er kleine Besatzungen in der G esam tstärke von z B a ta illo n e n zurück, dan n tr a t er u m den n - N ovem ber herum seinen bekannten G ebirgsm arsch gegen S k u ta ri h in an . U n ter den ungünstigsten W itteru n g sv erh ältn issen , es siel ununterbrochen Schnee, legte er m it dem Reste sein er T ru p p e n in knapp acht T agem ärschen die etw a ls o K ilo m eter lange Strecke Ip e k -S k u ta rise e ü ber d as 2200 M e te r hohe albanische G ebirge zurück. A m ly . abends tr a f er m it ru n d 6000 M a n n in a lle rd in g s stark hergenom m ener V erfassung bei der R ro n x rin z e n g ru x p e ein. L in T e il seiner T ru p p e n w u rd e h ier, ein an d erer T e il aus der S e ite des T arabosch verw endet und er selbst ü bernahm au f W unsch des K ö n ig s d as K om m ando der H au p tg ru x p e; der K ro n p rin z blieb n u r dem T ite l nach R o m m an d an t. A m 2 6 . N ovem ber w u rd e der m on ten eg rin isch -tü rkische W affenstillstand geschlossen, da aber Hassan R iz a B ey , der R o m m a n d a n t von S k u ta ri, diesen nicht a n e rkannte, so kam es auch w äh ren d der offiziellen W a ffenruhe zu w iederholten kleinen R ü m p fen , die erst m it der zw eiten Schlacht am großen B a rd a n jo lt ih ren vo rläu fig en A bschluß fanden. — 21 — Ueber die türkische V erteidigungsarm ee von Skutari stehen folgende Angaben zur V erfügung. Beim Ausbruch des K rieges w aren un ter Hassan R iza Bey — R om m andant der S tad t — vorhanden: Die 2q. selbständige Nizamdivision w eniger R egim ent ? i, das bei Detschitsch und Siptschanik stand, und das Redifregim ent S kutari m it drei B ataillonen. (D ies ergibt zusammen 9 B ataillo n e In fa n te rie , ; Iä g erb a ta illo n , I Kompagnie P io n iere, 1 A rtillerieregim ent zu 6 B a tterien und eine T rainkom xagnie.) w ährend die N izamdivision bereits volle Kriegsstärke, etwa 15,000 M an n , hatte, w ar das R edifregim ent eben in der M obilmachung begriffen. Z u r Verstärkung w ar die Redifdivision Llbassan m it 9 B ataillo n en bestimmt, die in Eilmärschen von Llbassan nach S kutari heranrückte, geführt von Lssad Pascha, der als ehemaliger D eputierter von Skutari aus politischen Rücksichten zum (Oberbefehlshaber aller türkischen S treitkräfte um S kutari ernannt worden w ar. Da der größte T eil der M annschaft aus R ekruten und Reservisten bestand, so w ar Hassan R iza gezwungen, sich vorerst n u r auf die passive Abwehr des m ontenegrinischen A ngriffes zu verlegen, um feine Leute noch ausbilden zu können. Daher erklärt es sich auch ohne w eiteres, daß dem Vormarsche des G egners von Siptschanik bis dicht vor die T ore der S tad t nicht entgegengetreten wurde. Die schon ausgebildeten T ruppen fanden vorderhand a u sschließlich Verw endung auf dem Tarabofch gegen die erste montenegrinische Division. A ls dann Ende Mktober endlich die H auptgruppe vor S kutari anlangte, da w aren auch die übrigen türkischen T ruppen bereits soweit in der A usbildung fortgeschritten, daß sie in de» Kämpfen am großen B ard an jo lt verwendet werden konnten. Auch hatte man unterdessen die Befestigungen bei Golemi verstärkt und jene auf B ardanjolt fertiggestellt. Verpflegung und M u n itio n waren reichlich zur Verfügung. So standen die Verhältnisse während des ganzen W inters bis kurz vor meiner Ankunft auf dem Rriegschauplatz. 2. Veim schweizerischen Roten Kreuz. l^err Dr. Lommel und ich hatten uns entschlossen, unsere Reise nach dem Rriegschauplatz über I t a l i e n zu machen, und so fuhren w ir am ^3. Februar wohl versehen m it allem Notwendigen im Frühzuge durch den Gotthard nach M ailand. Auch unsere Weiterreise bis B a ri verlief ganz programmgemäß, wenn w ir auch immerhin dem Wettergott dankbar gewesen wären, wem: er u n s statt des ewigen Regens etwas Sonnenschein gespendet hätte. Dazu blies noch ein recht starker Wind vom adriatischen Meere her, sodaß eine stürmische Ueberfahrt nach A ntivari, dem montenegrinischen Adriahafen, sich voraussehen ließ. M it dieser nicht gerade angenehmen Aussicht erreichten w ir B ari, wo sich unsere Bedenken aber sofort als verfrüht erwiesen, indem der vorsichtige K apitän der „Molfetta" von der pugliagefellschaft es bei dieser stürmischen See vorzog, im sicheren l^afen zu bleiben und besseres Wetter abzuwarten. Uns w a r dies für den Augenblick gar nicht unangenehm, hofften w ir doch trotzdem m it einer Verspätung von höchstens Stunden anzukommen. Wie w ir aber in der Folge volle drei Tage in B a ri auf besseres Wetter und ru h igere See w arten mußten, da wurde u n s doch die V orsicht des K ap itän s etwas unangenehm, und gerne w ären w ir schon am zweiten Tage trotz der hohen See 2 5 — gefahren. Lrst später erfuhren w ir den wahren Grund des langen Wartens: die Angestellten der Schiffahrtsgesellschaft jDuglia waren eben im Begriffe in Ausftand zu treten. Zur Zeit unseres Aufenthaltes in Bari sanden deswegen Verhandlungen statt. Das Glück wollte uns gut, es wurde dabei beschlossen, daß unser Dampfer „Molsetta" seine schon um drei Tage verzögerte Reise antreten follte und daß man erst nach seiner Rückkehr die Arbeit niederlegen werde. Am 16. Februar abends 9 Uhr konnten w ir endlich Bari verlassen bei immerhin noch recht bewegter See. Hier aus dem Schiff machten w ir unsere erste Bekanntschaft m it einem Sohn der fchwarzen Berge, einem Herrn Giurovic, Richter von Antivari, der eben von einer Reife nach Ita lie n nach der Heimat zurückkehrte. L r hat sich später in Antivari sehr um uns bemüht und ihm verdanken w ir es auch zum Teil, daß w ir von dort aus so rasch an unser Ziel auf dem Kriegsschauplatz gelangten. Ferner reiste noch ein ita lienischer Arzt, Dr. M iti aus Bologna, mit, der zur Verstärkung des italienischen Roten Areuzes nach podgorica fuhr. Um 9 Uhr morgens des i?. hatten w ir Antivari erreicht; leider war der einzige tägliche L ifenbahnzug der Schmalspurbahn nach virpazar schon abgefahren, ohne auf den Schiffanfchluß zu warten. So mußten w ir notgedrungen hier wieder einen Tag bleiben. I n dem fchön gelegenen Hotel Marina wurden w ir von dem Pächter, einem Schweizer aus Romanshorn, vorzüglich aufgenommen, während meines ganzen Aufenthaltes in Montenegro hatte ich sodann Gelegenheit, mir die übrigen Hotels des Landes genauer anzusehen, aber keines reichte an Sauberkeit und Ordnung auch nur bei weitem an das Hotel Marina heran. M ir werden die paar fröhlichen Stunden, die — 24 - ich dort verlebt habe, immer in guter Erinnerung bleiben. — I n Antivari verspürten w ir noch wenig, daß w ir in Ariegslanden waren. Außer einer Abteilung Soldaten des Etappendienstes, die m it dem Löschen einer Schiffsladung ungarischen Specks für die Armee beschäftigt waren und einigen Lastautomobilen, die den Proviantnachschub für die Division Martinovic von hier aus besorgten, schien alles in den gewöhnlichen Verhältnissen vor sich zu gehen. I m Hotel logierten zur Zeit noch einige sremde M ilitärattaches und Journalisten, die sich hierhergeflüchtet hatten, als man sie von der Front wegwies. lvohlausgeruht verabschiedeten w ir uns am nächsten Morgen von unsern Landsleuten, und, begleitet von ihren besten Wünschen, trug uns etwas nach 9 Uhr die Eisenbahn gegen Virpazar. Aurz vor der Abfahrt machten w ir noch die Bekanntschaft eines höheren Beamten des Finanzministeriums, der, als w ir ihn näher über unsere Mission aufgeklärt hatten, uns sofort Ausweiskarten zur kostenfreien Äeise und Beförderung unseres Gepäcks zur Verfügung stellte. Unsere Bemühungen tagszuvor, auf dem Platzkommando solche Ausweise zu erhalten, waren vergeblich gewesen. Dieser Herr war auch so zuvorkommend, das Platzkommando in virpazar telegraphisch von unserer Ankunft zu benachrichtigen m it dem Ersuchen, man möchte uns alle M ittel zur Verfügung stellen, um rasch nach Dobra, dem Landungsplatz für die Hauptgruppe Danilo, zu gelangen. Und man gab sich in virpazar wirklich Mühe. Raum waren w ir angekommen und hatten in dem einfachen Bahnhofrestaurant ein kurzes Mittagessen eingenommen, als auch schon ein kleines M otorboot bereit stand, um uns nach Dobra zu bringen. Leider hatte sich der Himmel abermals überzogen, so — 25 — daß während der zweistündigen Fahrt über den Skutarisee nur wenig Aussicht war. Ganz hinten am Horizont ließ sich deutlich das markante Kastell von Skutari erkennen, aus dieser Richtung tönte uns auch der dumpfe Schall des Geschützfeuers entgegen. Ls war ein eigenartiges Gefühl, das wir in diesem M omente empfanden, hier auf dem weiten See überall Ruhe und Stille, und wenige Kilometer davon wurde Tod und verderben aus den ehernen Rohren gespien! Der Tarabosch war dicht verhängt mit grauen Nebelwolken. Allmählich näherten w ir uns Dobra, mit dem Feldstecher ließen sich deutlich einzelne große Baracken und Zelte unterscheiden, um die herum sich ein bewegtes Leben abzusxielen schien. Und wirklich, wie unser Boot an dem primitiven Landungssteg anlegte, da wimmelte es von montenegrinischen Soldaten und Albanesen, die herbeigeeilt waren, um die beiden sremden Ankömmlinge zu betrachten, von einigen italienischsxrechenden Mssizieren wurden w ir empfangen und in das wenige Hundert Meter entfernt gelegene Zeltlager des montenegrinischen Roten Kreuzes geführt. Hier blieben w ir für diese Nacht, da leider keine Pferde zur Verfügung standen, um noch am gleichen Abend zur schweizerischen Ambulanz nach Boksi zu gelangen. Erst gegen Mittag des folgenden Tages kam von dorther Herr I e n s e n , der Krankenpfleger der Ambulanz mit einem Soldaten und vier Pferden, um uns und unfer Gepäck abzuholen. Lin kurzer R itt von zwei Stunden, und w ir waren am Ziel unserer Reise angelangt, aufs herzlichste empfangen von Herrn Dr. von Peyer, dem Lhef der Ambulanz. wenige Tage nach dem Ausbruch des Krieges war Dr. von peyer wohlausgerüstet mit allem nötigen M aterial auf den Kriegsschauplatz abgereist. Gleich von vornherein hatte er darnach getrachtet, möglichst unabhängig von allem zu sein, und um dies zu verwirklichen hatte er nicht n u r in Triest 6 Pferde, sondern, auch 2 K arren angekauft, auf denen er wenigstens das vorderhand Notwendigste transportieren konnte. Dank feiner Vorsorge w ar dann auch wirklich die schweizerische Ambulanz die einzige, die sofort und ohne fremden Beistand mit ihrem Personal und M aterial nach dem Kriegsschauplatz abgehen konnte. Dort w ar weitere ärztliche Hilfe notwendig geworden, denn gerade zu der Z eit waren die ersten größeren Kämpfe bei der Kronprinzengrupxe vor Skutari im Gang, und die m ontenegrinischen Aerzte, n u r 4 für eine Armee von fast 20,000 M an n , waren ihrer Aufgabe natürlich allein. nicht gewachsen. A n Personal w a r m it Dr. v. peyer der deutsche Krankenpfleger Sim on Jen sen gekommen, der sich während eines mehrjährigen Aufenthaltes in den deutschen Afrikakolonien neben vorzüglichen medizinischen Kenntnissen auch die beueidenswerte Fertigkeit angeeignet hatte, sich in allen Lagen rasch und sicher zurechtfinden. Dazu kamen noch ein österreichischer Koch und ein Pferdew ärter, die aber auch zum Sanitätsdienst herangezogen wurden, sobald es not tat. Gegen M itte Dezember traf noch ein holländischer Mffizier, Artillerieleutnant Fabbius ein, der sich fofort bereit erklärte, als Freiw illiger den Dienst eines K u riers zu übernehmen, w as sich bei den unsicheren Verhältnissen im Nachschub von M aterial und P ro v ian t als absolut unerläßlich erwiesen hatte. Während der ersten drei M onate ließ sich die Expedition beim H auptquartier in G ruda nieder; die nötigen Zelte w aren ihr von dem montenegrinischen. Roten Kreuz zur Verfügung gestellt worden. So gut es ging richtete sie sich dort ein. Einige Montenegriner, meist Patienten, die sie behandelt hatte, und die der Ambulanz nach der Genesung auf Wunsch zugeteilt worden waren, zog sie sich zur Verrichtung der kleinern „häuslichen Geschäfte" heran, teilweise unter großem Widerstand der Betroffenen. Während diefer Zeit langten dann in G ruda noch verschiedene andere fremde D ie schweizerische A m bulanz in D rgoci. Aerzte an, namentlich italienische, sodaß sich Dr. von p eyer vom 7. bis 9. Februar während der Schlacht am großen B ardanjolt mit einem Teil seines Personals und einer Karre M aterial und P ro v ian t weiter nach vorw ärts begeben konnte zur Einrichtung eines Verbandplatzes. I n Drgoci, einem zentralaelegenen O rte, wo alle verw undeten vom großen B ardanjolt durchkommen mußten, fand er hinter einem halb zerstörten Hause gegen Artilleriefeuer geschützten Platz dazu. Wenige Tage später siedelte die ganze Ambulanz nach Drgoci über und richtete sich in einem halbwegs — 2 8 — guterhaltenen albanischen Hause wohnlich ein. von den vielleicht ^5 Häusern des Dorfes konnten nur noch zwei bewohnt werden, alle übrigen waren von plündernden Albanesen niedergebrannt oder vom türkischen Granatfeuer zerstört worden. I n diese Zeit des Umzuges der Ambulanz von Gruda nach Drgoci fä llt unsere Ankunft auf dem Kriegsschauplätze. Da nämlich m it Ausnahme von Herrn Iensen alle übrigen „europäischen" Mitglieder der Expedition abgereist waren, hatte Dr. von peyer telegraphisch beim schweizerischen Roten Kreuz um Unterstützung gebeten. Herr Dr. Lommel hatte sich bereit erklärt, als zweiter Arzt hinzureisen und ich sollte als Nachfolger von Leutnant Fabbius die Funktion eines Kuriers übernehmen. Das Haus, in dem sich die Ambulanz bereits bei unserer Ankunft niedergelassen hatte, war nur deshalb von den plündernden Albanesen nicht zerstört worden, weil sein Besitzer gleich ihnen der katholischen Konfession angehörte. Zum Zeichen dafür hatte er, bevor er sich nach Skutari flüchtete, ein Rreuz in die Türe eingekerbt. Alle übrigen Häuser, an denen sich dieses Kreuz nicht vorfand, deren Besitzer also Mohammedaner waren, wurden aus Rache für die vor einigen Jahren erfolgte Zerstörung der christlichen Albanesenhäuser durch mohammedanische Stämme nun ihrerseits von den Christen niedergelegt und verbrannt. — Trotz des Kreuzes an der Türe war in unserem Hause dennoch nur der kleinste Teil der vorhandenen Räume intakt geblieben. Montenegrinische Soldaten hatten, um Brennholz und Ziegel für ihre Erdhütten zu bekommen, m it Ausnahme von zwei Kammern und einer großen Veranda, die Fußböden herausgerissen und das Dach abgedeckt. M it diesen Räumlichkeiten mußten w ir uns begnügen. Die kleine Stube wurde als gemeinsames — 29 - w o h n - und E ßzim m er und a ls Schlafzim m er fü r D rvon p e y e r, und f ü r u n fe rn Dolm etscher, H errn J o v e tic , einen m ontenegrinischen M edizinstudenten, eingerichtet. I n dem zw eiten und bedeutend g rößern R a u m w a re n zwischen R isten und R asten die ü b rig en M itg lied er der- E xpedition untergebracht. H ier lagen auch unsere V o rrä te a n P ro v ia n t, M edikam enten, V erb an d m aterial, Leibwäsche fü r bedürftige S o ld aten und Wolldecken aufausgestaxelt; zudem w a r h ier unsere Rüche in stalliert. A ls Schlafstellen m u ß te n w ir u n s w ährend der ganzen Z e it m it T rag b ah ren oder einigen B a lle n Wolldecken behelfen. D ie große V eran d a diente a ls R o n su lta tio n sund G x e ra tio n sz im m e r. H ier w a r in a ls Schränke und Tische hergerichteten R isten alles auf gestellt, w a s m an rasch fü r den S a n itä tsd ie n st zur H and haben m u ß te. I m großen und ganzen glich die V eran d a d aher m ehr einer Apotheke. Diese R äum lichkeiten w aren alle auf dem ersten Stock, denn nach albanischer S itte w ird d as Erdgeschoß n u r a ls S ta ll benützt. H ier standen unsere P ferd e, von denen nach und nach drei abgingen; eines starb an R o lik , ein zw eites brach ein B e in und m ußte erschossen w erden, und das d ritte w urde von einem türkischen G ra n a tsp litte r am 3 ; . M ärz d e ra rt verletzt, daß m an es ebenfalls ab tu n m ußte. L in stolzer H ahn m it fü n f sehr fleißig eierlegenden H ennen vervollständigten unsere A m b u lan z; letztere tr u gen w esentlich zu unserem leiblichen W ohlergehen bei! — Z u m U n terb rin g en von R ran k en und v e rw u n d e te n w arein kleiner A n b au des H auses so g u t es ging hergerichtet, sodaß dort im m erh in 20— 30 M a n n P latz fin den konnten. L s blieben n u r solche v e rw u n d e te und R ran k e hier, die ohne Lebensgefahr nicht in ein S p ita l tra n s p o rtie rt w erden konnten, oder aber solche, deren Zustand e rw arten ließ, daß sie in w enigen T ag en 30 — wieder dienstfähig sein würden. Für den F all eines größeren Gefechtes hatte der Armeestabschef, General Betfchir, das zweite guterhaltene Haus der O rtschaft zur Verfügung gestellt, das aber vorläufig noch von der Mannschaft einer nahen 12 cm Ranonenbatterie belegt war. So verfügten w ir auf alle Fälle Äber genügend Platz für zoo verwundete und Rranke. Zweimal täglich vormittags von 9— Uhr und nachmittags von 2—4 ^ Uhr wurde Sprechstunde abgehalten. Um behandelt zu werden mußte jeder Rranke einen Ausweis von seinem G ffizier vorzeigen, worin bescheinigt wurde, daß er sich bei ihm abgemeldet hatte, um zur Konsultation zu gehen, verwundete hatten dies selbstredend nicht nötig. Während der Zeit der Waffenruhe, wo keine größeren Gefechte stattfanden, war die Mehrzahl unserer Patienten natürlich Rranke, namentlich Leute m it rheumatischen Leiden aller Art. Dazwischen kam hie und da ein verwundeter an, im ganzen mochte sich die Zahl der täglichen Konsultationen immerhin auf wenigstens 40 bis so belaufen. Nur wenn irgend ein Gefecht in Aussicht stand, kamen sehr wenig Leute zur Untersuchung. Alles, was irgendwie noch kampffähig war, blieb in den Schützengräben. Reiner wollte die Gelegenheit verfehlen, wieder einmal an einem Rampfe, und wenn es dann auch nur eine wilde Schießerei wurde, teilzunehmen. Als am 3 ^. März auf Uhr morgens ein großer Scheinangriff angefagt war, um den Vorstoß am Tarabosch zu unterstützen, liefen uns unsere drei D^sentheriekranken schon am Morgen in aller Frühe weg zu ihrem Bataillon und ließen sich auch später nicht mehr blicken. Anders an Tagen, wo kein Schuß fiel, da empfanden es die Leute fast als angenehme Abwechslung, für eine halbe Stunde zum Arzt zu gehen. — 51 — An M aterial hat sich namentlich das Verbandpäckchen der schweizerischen Armee sehr bewährt. Sowohl in der A rt seiner Verpackung, als auch in der A rt seiner Zusammenstellung w ar es allen übrigen hier verwendeten Verbandpäckchen, den russischen, türkischen und holländischen, weit überlegen. Rasch waren die Hemden und Unterhosen beliebt, die vom schweizerischen Roten Rreuz für bedürftige Soldaten geschickt worden waren. Daneben wurden außer den Arzneimitteln nur noch Tee und Zucker an solche P atienten abgegeben, die während einiger Zeit Diät halten mußten. Die schweizerische Ambulanz bezog von der A rmee B ro t und Fleisch, sowie Heu und Hafer für die Pferde, was alle zwei bis drei Tage in Dobra bei der Verwaltungsabteilung gegen Gutschein abgeholt werden mußte. Alles andere wurde uns zum größten T eil aus der Schweiz nachgeschickt, blieb aber in den meisten F ällen aus irgendeiner Post- oder Zollstation liegen. M eine Aufgabe w ar es, diese Stücke zusammenzusuchen und nach Drgoci zu schaffen. L in weiterer T eil der Bedürfnisse der Ambulanz wurde von dem montenegrinischen Roten Kreuz gedeckt, n u r mußte man es ebenfalls in podgorica oder in Letinje abholen, sonst konnte man wochenlang darauf warten. Auf einem Hügel dicht hinter unserem H aus hatte m an einen vorzüglichen Ueberblick über die ganze Umgebung von Skutari. v o n dort aus konnte man auch die Stellungen der beiden Gegner bis in jede Einzelheit erkennen. Sobald ein Gefecht begann, w ar denn auch das abkömmliche Personal der Ambulanz dort oben zum Beobachten des Verlaufs. M ft erhielten w ir Besuch von den verschiedenen Generälen, die während der langen Waffenruhe auch nicht gerade mit Arbeit Uberhäuft waren und deshalb - 32 — häufig einen Abstecher zu u n s machten. Leider w aren sie zum größten T eil über die w eiteren A riegsxläne nicht unterrichtet, oder sie w ollten nichts sagen, sodaß w ir eigentlich n u r w enig von ihnen in E rfahrung bringen konnten. v o n der ausdrücklichen E rlau b n is des (Oberkomm andos, daß w ir alle Stellungen ohne w eiteres besu- Die englische A m bulanz in der Moschee von Iogay. chen durften, machten w ir ausgiebigen Gebrauch. So oft u n s einige S tunden zur V erfügung standen, statteten w ir diefer oder jener S tellu n g einen Befuch ab. So vergingen rasch die Tage und Wochen. M e schon srüher bemerkt, w ar die schweizerische A m bulanz nicht die einzige in der F ro n t. I m Laufe der Z eit hatten sich noch verschiedene fremde Rotkreuz- Missionen eingefunden und sich aus der ganzen B elagerungslinie verteilt. So w ar kaum eine halbe S tunde — S 3 — von Drgoci entfernt bei v r a k a eine italienische' und noch w eiter gegen den See zu bei B o r i c eine englische Am bulanz eingerichtet. — Aus der Seite der Division M artinovic am Tarabosch stand in Z o g a y und in B o b o t i ebenfalls je eine englische, in G b l i k a eine französische A m bulanz. Diese besorgten alle den Dienst der Verbandplätze. I n den S p i t a lern von Podgorica und L etinje w irkten ebenfalls w eitere fremde Missionen. So machte sich der M angel an eigenen Aerzten in der montenegrinischen Armee nicht so sehr bemerkbar. Gegen M itte A pril w ar meine Verpflichtung beim schweizerischen R oten Areuz abgelausen. B evor ich aber die Heimreise an trat, w ollte ich m ir die m ontenegrinischen S tellungen auf der Tarabofchfeite ebenfalls ansehen, und in dieser Absicht bat ich G eneral Betschir, den Armeestabschef, um eine schriftliche B ew illigung dafür. I n sehr zuvorkommender w eife erteilte er m ir diese ohne w eiteres. W ährend ich mich acht Tage später, der liebensw ürdigen E inladung des englischen Arztes D r. Schervin folgend, bei dessen A m bulanz in B oboti aufhielt und von dort aus die verschiedenen S tellungen besuchte, kapitulierte S k u tari, und m ein letzter Wunsch, m ir diese S tad t ansehen zu können, ging hierm it ebenfalls in E rfü llu n g . 3. Aber die montenegrinische Armee im Felde. I m Felde bot die montenegrinische Armee ein völlig anderes B ild , als nach den bestehenden Gesetzen zu erw arten w ar. A ußer bei zwei Divisionen (i- und 2.) w ar s — 34 — der Divisionsverband aufgehoben; die B rigaden standen direkt unter dem Kommando der Arm eegruppen. Die G ründe dafür sind m ir unbekannt. F erner w aren eine ganze Reihe neuer B rigaden gebildet w orden, indem m an die Z ah l der B ataillo n e in jeder B rigade auf durchschnittlich s bis 4 herabsetzte und aus den überzählig werdenden B ataillo n en neue B rigaden bildete, die etw a die Stärke unserer Regim enter aufweisen mochten. I m Laufe des K rieges hatten sich die grossen B rigaden (bis zu 6 B ataillo n en ) wahrscheinlich infolge des M angels des R egim entsverbandes als zu schwerfällig fü r die B efehlserteilung ufw . herausgestellt. Sodann m uß es namentlich in hügeligem G elände für den F ü h rer einer solchen B rigade recht schwierig gewesen sein, während eines Gefechtes den Ueberblick zu bew ahren und rechtzeitig über feine Reserven zu verfügen. A n eine plötzliche E inführung des R egim entsverbandes w a r ohne große R eibungen im ganzen Befehlsapparat, sowie zwischen den betreffenden Kommandoftellen nicht zu denken. Durch die B ildung diefer kleinen selbständigen B rigaden w urde dem ganzen Uebelstande aus einm al abgeholfen; als F ü h rer diefer neuen verbände w urden größtenteils K om m andire (M ajo re) verwendet, da fast keine B rigadiers (O b e rsten) zur V erfügung standen. w äh ren d der langen W affenruhe beschränkte sich der Dienst in der F ro n t natürlich hauptsächlich auf den v 0 r p 0 st e n d i e n st. J e nach der A rt des G elän des und nach der Zusammensetzung des betreffenden T rupxenkörxers w urde diefer auf ganz verschiedene Weise besorgt, w äh ren d zum Beispiel in der Ebene nördlich S k u tari jedes montenegrinische B a t a i l l o n allabendlich eine Kom pagnie auf Vorposten stellte, w urde am großen B ard an jo lt von jeder B rigade ein — 55 — Bataillon zu diesem Dienst herangezogen-, und zwar erfolgte die Ablösung, wie mir der Brigadekommandant V e f c h o v i c mitteilte, jeweilen in früher M orgenstunde, da um diese Zeit ein feindlicher Angriff am ehesten zu erwarten war. So verfügte man zu dieser kritischen Stunde stets über die doppelte Stärke der Vorposten. Das Gros der vorpostenabteilungen bezog die Gefechtssstellung, nur einzelne Unteroffizierposten oder Schildwachen wurden weiter vorgeschickt. Dadurch, daß größtenteils nur Linzelschildwachen und keine Doppelposten ausgestellt wurden, kam es sehr oft des Nachts zu heftigen Schießereien, da diese einzelnen Leu'e in irgend einem Schatten einen heranschleichenden Gegner erblickten und sofort das Feuer auf ihn eröffneten. Dadurch wurde meist auch der Unteroffizierposten und sehr oft auch die vorpostenkomxagnie zu regellosem Feuer veranlaßt, ohne daß sie eine Meldung von vorn .abgewartet hätten. Währenddessen hielten sich die Türken ganz ruhig in ihren Stellungen, ohne auch nur mit einem Schuß zu antworten. Schon hier zeigte sich, daß die Türken besser diszipliniert waren; ohne das Kommando zum Schießen abzuwarten, eröffneten in solchen Fällen ganze montenegrinische Aomxagnien das Feuer, indes die Türken das ihrige bis zum letzten Augenblick zurückhielten und erst auf den Befehl ihrer Führer runde Salven abgaben. von beiden Seilen wurde nur wenig patrouilliert, da bei der kurzen Entfernung, auf der man sich während Monaten gegenüberlag, jeder genau die Stellungen seines Feindes kannte. Nur wenn die Montenegriner irgend eine Veränderung beim Gegner vermuteten, sandten sie eine Patrouille zur Erkundung vor. W ar ein ernster Angriff gegen irgend eine türkische Stellung geplant, so wurden in der vorausgehenden — 36 — Nacht stärker^ Patrouillen, meist aus Freiwilligen, vorgesandt. Ihre Aufgabe war es, die türkischen Drahthindernisse niederzulegen, wozu man entweder große Drahtscheren oder aber Handgranaten verwendete, mit denen man die dicken Lisendrähte zu zerstören versuchte. Aber in den meisten Fällen mißlang dies, oder durch die Explosion bildete sich aus den Stacheldrähten ein wirrer Knäuel, der noch schwieriger zu überwinden war, als das intakte Hindernis. Zudem wurden natürlich die Türken durch den Lärm, der dabei entstand ausmerksam gemacht. Sie erössneten sosort das Feuer und nur selten kehrte dann einer der Teilnehmer an einer solchen Patrouille zurück. Aber immer fanden sich wieder neue Freiwillige bereit, nochmals vorzugehen. Der ganze vorxostendienst stand unter sehr scharfer Kontrolle; jede Nacht mußte einer der Mffiziere jedes Brigadestabes den Dienst als Ronde-Msfizier im betreffenden Abfchnitt verfehen. Die M a s c h i n e n g e w e h r a b t e i l u n g e n der Brigaden waren zum größtenteil fortwährend in der ersten Linie, einige Gewehre schußbereit, die ändern als Reserve in shraxnellsicheren Unterständen. Ihre Anwendung stand in grellem Widerspruch mit den bei uns im allgemeinen gültigen taktischen Grundsätzen, wonach diese Massen mehr als eine Art Feuerreserve in der Hand des obern Führers gedacht sind, mit der er im geeigneten Moment an einer nach der augenblicklichen Lage zu bestimmenden Stelle einen entscheidenden Einfluß ausüben kann. So wie die montenegrinischen Maschinengewehre auf der ganzen Feuerlinie dauernd am gleichen Platze aufgestellt waren, konnten sie keine derartige Verwendung finden. Sie bildeten auf diese Weise eine über die ganze Front gleichmäßig verteilte Feuerkraft, die vielleicht ebenfo zweckmäßig n u r von der In fa n te rie hätte gestellt werden können. Außerdem w äre es gewiß angebracht gewesen, die M annschaft dieser M aschinengewehrabteilungen, wenn auch n u r fü r einige Z eit, in die Reserve zurückzunehmen, statt sie während langen M onaten in der ersten Linie zu belassen. Die E ntfernung von der ersten zur zweiten Linie w ar übrigens durchwegs so kurz, daß die Maschinengewehre binnen wenigen M inuten hätten in die Feuerlinie gebracht werden können. Leider fanden zu der Z eit, als ich auf d enA riegsplatz kam, keine größeren Gefechte bei der A ronprinzengruxxe mehr statt, sodaß ich m ir kein eigenes U rteil über das t a k t i s c h e V e r h a l t e n der m ontenegrinischen In fa n te rie im Gefechte bilden konnte. Der Tarabosch w ar zu w eit entfernt von Drgoci, als daß w ir während des letzten Kam pfes um diefe S te llung den In fan teriea n g riff verfolgen konnten, der ü b rigens in der Hauptsache auf der von uns abgelegenen Bergfeite vor sich ging. L s w ar un s daher n ur möglich, aus der Lage der Shrapnellsxrengxunkte einige, wenn auch unsichere Schlüsse über den S tan d des K am pfes zu ziehen. Ic h m uß mich daher über das Vorgehen der In fa n te rie m it einigen kurzen Angaben, die ich zum T eil von B rigadier Veschovic, zum T eil aber auch von gänzlich unparteiischer Seite erhielt, begnügen. So soll die A usnützung des G eländes in den m eisten Gefechten eine geradezu mustergültige gewesen sein, jeder Strauch, jeder S tein wurde als Deckung verwendet. Dies dürften aber weniger die Früchte der Friedensausbildung des Heeres sein, sondern es rü h rt das vielmehr von dem fortw ährenden Kleinkrieg her, den die M ontenegriner feit J a h re n m it den Albanesen führten. Das Vorgehen der M ontenegriner soll immer in — 58 — dichtem Schwarm ausgeführt worden sein; von den Schützenlinien, die man im Frieden den Leuten beigebracht hatte, war wenig oder auch gar nichts mehr zu sehen. Die Soldaten gruppierten sich ganz unwillkürlich familienweise zu einem Schwarm, jeder wollte seinen verwandten in diesen schweren Stunden zunächst sein. Infolge dieser Formationen waren in den meisten Gefechten die montenegrinischen Verluste sehr groß. Um dem weiterhin vorzubeugen, erließ das Oberkommando einen besonderen Tagesbefehl, in dem die Truppen unter Strafe aufgefordert wurden, in den folgenden Kämpfen die angelernten Gefechtsformationen beizubehalten. Anläßlich seiner Uebernahme des Kommandos über alle montenegrinischen Truppen anfangs April verbot der serbische General Boschovic in einem Tagesbefehl jede sinnlose Schießerei; damit wollte er der allgemeinen Munitionsverschwendung entgegentreten, die bei den Montenegrinern eingerissen war. Die t e c h n i s c h e n Z ü g e der Brigaden fanden reichliche Verwendung; unter der Leitung der Pioniere bauten die Bataillone ihre Stellungen, Laufgräben usw. Jedes Bataillon verfügte nur über eine befchränkte Zahl von großem Schanzwerkzeug. F e l d t e l e g r a p h und F e l d t e l e p h o n leisteten gute Dienste. M it der Station im Hauptquartier zu Gruda waren sast sämtliche Batterien, vor allem die schweren, sowie die meisten Rommandostellen bis zur Brigade hinunter verbunden. Anfänglich wurden auch privattelegramme unter Zensur befördert, als aber dieser Verkehr allmählich zu großen Umfang annahm, wurde in der Folge die Annahme folcher Telegramme meist ganz verweigert oder die Abfendung erfolgte mit einer verfpätung von mehreren Tagen. — 59 — W ährend der ganzen Z eit meines A ufenthaltes in der F ro n t habe ich nie gesehen, daß die Truppe zu A r b e i t e n d e s i n n e r e n D i e n st e s angehalten wurde. Die Gewehre wurden n u r höchst selten, die Bekleidung sozusagen nie gereinigt. Z errissene Uniformstücke w urden in der R egel gar nicht oder erst nach langer Z eit wieder geflickt. Die M ehrzahl der Leute scheute sich nicht, halb in Lumpen herum zulaufen. A uffällig viel verbrannte K leidungsstücke w aren zu sehen; bei den Lagerfeuern schien m an nicht die nötige S orgfalt und Vorsicht zu beobachten. Aehnlich sah es m it der A usrüstung au s: das Wenige, das der M an n an A usrüstung vom S taate erhalten hatte, w ar entweder infolge der w enig sorgfältigen B ehandlung unbrauchbar geworden oder überhaupt verloren gegangen. So verfügte z. B . kaum die H älfte der Leute gegen Schluß des K rieges noch über ihre Z eiteinheiten oder ihre P elerinen! A ls Ersatz fü r die letzteren trugen die Betreffenden irgend einen Z ivilm antel, den sie sich von zu Hause hatten kommen lassen. A n den Platz der verlorenen oder verdorbenen Kochgeschirre und Feldslaschen traten ebenfalls solche Stücke aus dem privatgebrauch. — Z um Schutze gegen schlechte W itterung hatten fast sämtliche Soldaten aus Schaffellen eine A rt Ueberzieher hergestellt, die sich sehr bew ährt haben. Tornister hatte der montenegrinische Soldat keinen erhalten; seine wenigen Habseligkeiten trug er auf Märschen in dem Z elt oder der P elerin e eingero llt, oder auch in einem gewöhnlichen Sacke, der über die Schulter gehängt oder am Gewehr getragen w urde. A n M u n itio n verfügte jeder M an n über durchschnittlich soo P atro n en , zum größten T eil in einer M unitionsschachtel verpackt, die er während des Gefechtes in einer Hand m ittragen konnte. Anfänglich w ar die — 40 — M u n itio n s d o ta tio n pro M a n n n u r etw a 250 P a tro n e n gew esen; u m aber dem schw ierigen Ersatz in den G efechten vorzubeugen, hatte m an den B estand aus das D oppelte erhöht. A ls w eitere R eserve verfügte jede B rig a d e ü b er ein M u n itio n sd e x o t von 20— s o ,000 P a tro n e n . — K a r t e n w a re n in der ganzen A rm ee n u r sehr w enige vo rh an d en ; diese w u rd en a n die obern F ü h re r und an die höhern A rtille rie o ffiziere v erteilt. Besser standen die V erhältnisse bei der A r t i l l e r i e ; h ier konnte m an aus den ersten Blick bem erken, daß ein T e il der O ffiz ie re im A u sla n d a u sg e bild et w o rd en w a r. D ie Geschütze w u rd e n durchw egs g u t u n te rh a lte n ; die M u n itio n sd e x o ts w aren vorzüglich angelegt. Auch die M annschaften m achten einen ganz än d ern Eindruck a ls bei der I n f a n te r ie ; zerrissene K le idungsstücke sah m an selten. Ebenso w a r es m it der D is z ip lin h ier besser bestellt, w ä h re n d bei der I n f a n te rie die K o m p ag n ien und B a ta illo n e durchw egs te r r ito ria l ausgehoben w erd en , sodaß also zum B eisp iel die M ä n n e r einer G rtsc h a ft eine K om pagnie oder ein B a ta illo n b ild en , deren O ffiz ie re eb en falls a u s dem gleichen M rte stam m en und daher u n te r der M a n n schaft viele v e rw a n d te und B ek an n te besitzen, kommen die A rtille rie o ffiziere meist a u s ganz an d erer G egend a ls die Leute ih re r B a tte rie n . D aher ist ohne w eiteres begreiflich, daß die M an n eszu ch t in den B a tte rie n besser ist. I n dieser B eziehung machte die M annschaft der a u s eroberten türkischen Schnellfeuergeschützen geb ildeten B a tte rie n der M o n te n e g rin e r, die u n te r dem K o m m an d o von ferbifchen H au p tle u te n standen, einen w irklich tadellosen Eindruck. M it A u sn a h m e dieser B a tte rie n , denen verm öge ih re r m odernen R ic h tm itte l (R ich tk reis und P a n o ra m a fe rn ro h r) in d irek tes Schießen .möglich w a r, konnten alle anderen B a tte rie n n u r di— 41 — re rt richten. G f t w urde das Feuer so geleitet, daß Her Batteriekom m andant von einem M g e l aus neben oder hinter seinen Geschützen die W irkungen seines F euers beobachtete und seine Befehle durch eine R elaislin ie der B atterie überm ittelte. Aus die Einrichtu n g der einzelnen A rtilleriestellungen werde ich im nächsten Abschnitt zu sprechen kommen. Die V e r p f l e g u n g der Armee w ar einfach, aber ausreichend. Der M an n erhielt vom S taate täglich feine P o rtio n Fleisch und B ro t. Daneben konnten die Kom pagnien gegen Gutschein bei dem P ro v ia n tdepot Speck, R eis, Bohnen und B ran n tw ein aus ihre Rosten beziehen. S o l d erhielten die Truppen w ährend des ganzen Feldzuges keinen, da der M ontenegriner nach den Gesetzen verpflichtet ist, dem V aterland ohne Anspruch auf eine Entschädigung zu dienen. N u r anläßlich des G eburtstages des K önigs bekam jeder S oldat als Geschenk zwei K ronen. Die G ffiziere bezogen ih r gesetzliches G ehalt. Ferner erhielt jeder verw undete, w enn er als geheilt aus dem S p ita l entlassen wurde, zehn R ronen wahrscheinlich als Schmerzensgeld, ausbezahlt. Der Nachschub der verxslegungsm ittel kam über >den Skutarisee auf drei Dampfern und einer Anzahl Schleppkähne. Diese Schisse gehören einer italienischen Gesellschaft und w aren von der montenegrinischen R egierung fü r den K rieg requiriert worden, v o n v ir - pazar aus fuhren sie täglich ein oder zweimal schwerbeladen nach D obra, der Landungsstelle der K ronprinzengruppe oder nach Zogay, der Landungsstelle der G ruppe M artinovic. D orthin kamen alltäglich die Fassungsmannschaften der K om pagnien m it ihren T rag- Pferden und holten den Tagesbedarf ihrer A bteilungen ab 42 — D as Uebrige wurde in großen Baracken als Reserve fü r solche Tage aufgestapelt, an denen wegen S tu rm die Schiffe nicht fahren konnten. D as Fleisch w urde natürlich lebend bis zur T ruppe geschafft. A lles, w as fonst der S oldat noch im Felde brauchte, schafften die Iveiber zur S telle. Fast jede gute montenegrinische F ra u begab sich schwerbeladen m it P ro v ia n t und Leibwäsche alle acht, oder doch mindestens alle vierzehn Tage einm al zu ihrem M an n , Sohn, V ater oder wer fonst etw a von ihrer F am ilie im Felde stehen mochte, in s Lager. D ort blieb sie w ährend einigen T agen, besorgte die Wäsche ihrer Leute und kehrte dann nach Hause zurück, um bald nachher die oft tagelange Reise ins Feld wieder anzutreten. So w aren die m ontenegrinischen S oldaten m it allem N otw endigen wohl versorgt. D as P f e r d e m a t e r i a l der M ontenegriner bestand durchwegs aus den kleinen aber fehr w iderstandsfähigen bosnifchen P ferden. I n der Hauptsache fanden sie V erw endung als T rag tiere; jede K om pagnie verfügte über acht bis zehn Stück. Die B astsättel w aren änßerst prim itiv : ein rohes Holzgestell, das n u r m angelhaft m it strohgefüllten Rissen ausgexolftert w ar. Deshalb wiesen auch die M ehrzahl der T iere Drücke auf, namentlich kamen viele W iderrist- und Gurtdrücke vor. Gepflegt w urden die gedrückten T iere ebensowenig wie die gesunden, kaum daß m an sie absattelte, um ihnen zu ermöglichen, sich durch w älzen zu putzen. Z u fressen bekamen sie Heu und H afer, w as ebenfalls von der V erw altung bezogen werden konnte. S p äter im F rü h lin g ließ m an die Pferde frei hinter der F ro n t weiden, und es kam nicht felten vor, daß T iere dabei von türkifchen Gefchossen getroffen w urden. — q Z — F ü r die B atterien w aren soviele Pferde vorhanden, daß die Geschütze und ein T eil der M u n itio n swagen bespannt werden konnten. Die höheren O ffiziere w aren zum großen T eil recht gut beritten, verschiedene m it arabischen Pferden, die als K riegsbeute den Türken bei Detschitsch und Siptschanik w aren abgenommen worden. M ontenegrinischer M u n itio n ssa u m tra in . F ü r den S a n i t ä t s d i e n s t stand jedem B a taillo n und jeder B atterie ein S anitätssoldat zur V erfügung, der die erste Hilfe zu leisten hatte. N am entlich bei größeren Gefechten w ar dies natürlich völlig ungenügend, sodaß nahe der Gesechtslinie n u r ein kleiner T eil der verw undeten verbunden werden konnte. I n der zweiten S an itätsh ilfslin ie w aren die wenigen montenegrinischen Aerzte m it einigem Personal, sowie — 44 — Lie fremden 2lm bulanzen tätig . H ier w urden feste v e r bände fü r den T ra n sp o rt in die S p itä le r angelegt. D as wegschaffen der v erw undeten besorgten meistens deren Angehörige, lv e r nicht reiten oder bis zur Landungsstelle zu F u ß gehen konnte, w urde auf einer Tragbahre dorthin gebracht. I n D o b r a übernahm eine Sektion des R oten K reuzes in V erbindung m it Transport eines Schwerverwnndeten. einer italienischen A m bulanz die V erw undeten und sorgte fü r ihre V erladung auf die Dampfer. M it diesen w urden die Leute entweder nach P la v n ica oder nach Rijeka gebracht, jenachdem sie fü r ein S p ita l in p o d - gorica oder in L etinje bestimmt w aren. Der W eitertran sp o rt von den Landungsstellen p lav n ica und R ijeka bis in die S p itäler geschah m ittelst Rutschen oder Lastautomobilen. Der ganze A pparat des verw unde— 45 — tentransxortes arbeitete sehr schwerfällig, zum großen T eil deshalb, w eil zu B eginn des Krieges nichts vorbereitet w ar, sodaß m an den Rückschub erst von F a ll zu L all organisieren m ußte. Das Ganze entwickelte sich während des K rieges kaum aus dem A nsangsstadium heraus, trotzdem genügend finanzielle M ittel zur V erfügung standen. So hat das montenegrinische R o te K reuz, das m it der (O rganisation des Ganzen betraut w ar, vom A uslande rund anderthalb M illionen K ronen erhalten, ganz abgesehen von den vielen N a tu ralgaben, die ihm zugeslossen sind. B ei einem richtigen p la n e hätte m it diesen M itteln bedeutend mehr geleistet werden können. So m ußten noch gegen Ende des K rieges die verw undeten in p lav n ica oft ganze T ag e lang w arten, bis m an sie in einem W agen nach p odgorica in ein S p ita l verbrachte. W enn m an diese V erwundeten, oft gegen 40 M an n , in dem kleinen R aum einer Albanefenwirtschast m it vor Schmerz verzerrten Gesichtern T age und Nächte hindurch zusammengepfercht liegen fah, dann konnte m an sich des Gefühles nicht erwehren, daß für diese Leute besser Vorsorge hätte getroffen werden müssen. 4. I n den montenegrinischen Stellungen anfangs März 1913. (Hierzu Oräre cle bataille im Anhang, und Skizze Nr. 2.) Dom Skutarisee bis zum Kiri. v o n S kutari zieht sich in nördlicher Richtung, längs des Sees eine langgestreckte Ebene bis zum K astratit - Liceni - H otit, dem großen östlichen Seiten— 46 — arm des S k u tarisees. v o m U fer, das n u r w enige Z en tim eter über dem W asserspiegel liegt, steigt die L bene in östlicher R ich tu n g ganz san ft zu den letzten A u slä u fe rn des albanischen G eb irg es, an deren F u ß sie eine Höhe von e tw as m ehr a ls zehn M e te rn .erreicht haben m ag. I h r e größte A u sd eh n u n g b eträg t u n g efäh r 26 K ilo m eter in der Länge und 8 K ilom eter in der B re ite . R a u m einen halben M eter tief u n te r der obersten Erdschicht stößt m an schon auf die ersten S p u re n von G e rö lla b la g e ru n g . B e b a u t w ird das Land nach dem System der D re ifelderw irtschaft. A ngepflanzt w ird von der durchw egs albanesifchen B evölkerung n u r soviel M a is und K a rtosseln, daß es gerade au sreich t, um davon leben zu können. N u r bei v r a k a h atten sich im Laufe vieler J a h r e einige arbeitsam e M o n te n e g rin e r angesiedelt, die das Land besser auszunützen verstanden. D ie einzelnen D örfer und (Ortschaften liegen w e it zerstreut; die ew ige F eindschaft u n d B lu trach e, die zwischen ih ren B e w o h n e rn bestand, v erh in d erte jeden A ufschw ung und k u ltu rellen F o rtsc h ritt des L andes. Nach dem K rieg sau sb ru ch w u rd en die meisten G ehöfte Herstört. B e w a l d e t ist die G egend n irg e n d s; au ß er einigen kleinen O liv e n h a in e n sieht m an oft au f K ilo m eterw eite n u r W eidensträucher und anderes Gebüsch, d as von den K rieg fü h ren d en zum T e il a ls M ask e benützt w u rd e. A u ß e r der n u r halbvollendeten großen türkischen H eerstraße von S k u ta ri nach T ust (S ix tfch an ik ) und einigen schlechtangelegten F eldw egen entbehrt das Land jeglicher w eiterer V erkehrsw ege. Das l v a s s e r mußte man während des K rieges zum größten Teil den Bergbächen entnehmen, da die w enigen Z isternen und S o d b ru n n en m eistens ganz versiegt w a re n . A ußerdem befürchtete m an V erg iftu n g en . I n dieser E bene, vier K ilo m eter von S k u ta ri en tfe rn t, standen sich die v o rtru x p e n der beiden G egner gegenüber. Nach dem erfolgreichen türkischen G egenstoß auf den großen B a rd a n jo lt L n d e (Oktober (s. S . 16 ) h atte sich das G ro s der K ro n p rin zen g ru x x e nach v r a k a zurückgezogen. D ie V o rh u t setzte sich dam als au f der Linie G rilj-B o ric-B o k si fest. E rst w ährend der zw eiten Schlacht am großen B a rd a n jo lt an fan g s F e b ru a r 19^3 gelang es den T ru p p e n in der E bene, ihre S te llu n g e n um ru n d anderthalb K ilo m eter gegen die türkischen W erke vorzutreiben. D ie neue Linie zog sich südlich von H a n i v r a k s in südöstlicher R ichtu n g an P . 51 vorbei gegen den K ir i; ihre Länge mochte etw a io b is 12 K ilo m eter betragen. Besetzt w a r sie von der 2. D ivision (N ico lic), bestehend au s drei B rig ad en m it im ganzen n B a ta illo n e n . B is zur K a p itu la tio n von S k u ta ri standen davon n eu n in erster L inie, zw ei w aren a ls D i v i s i o n s r e s e r v e nach Boksi und G ru d a zurückgenommen w orden. D as D ivisionskom m ando w a r in v ra k a , je ein B rigadestab in B o ric , v ra k a und D rgoci untergebracht. D ie D iv isio n sa rtille rie w a r auf den ganzen A bschnitt v erteilt; einige schwere B a tte rie n , die in diesem R au m e S te llu n g genom m en h alten , standen jedoch u n te r direktem B esehl des G rupxenkom m andos. A u f dem Dampfschiff zwischen v ir p a z a r und D ob ra hatte ich die B ekanntschaft des A rtille rie le u tn a n t p o x o v ic gemacht, der w ährend längerer Z e it zu einem A rtille rie re g im en t nach Gesterreich kom m andiert gewesen, von w o er erst kurz vor A usbruch des K rie ges zurückgekehrt w a r. D en ersten T e il des Feldzuges m achte er am Tarabosch m it, w urde aber dann nach — 48 — Ita lie n geschickt zum Ankauf von zwei Scheinwerfern, von denen er den einen auf dem Hügel hinter der fchweizerischen Ambulanz aufstellte. A ls Leutnant Popovic die Einrichtung vollendet hatte, besuchte er vor der Rückkehr zu seiner Batterie in Gblika am Tarabosch die Stellungen östlich des Skutarisees; er hatte die Freundlichkeit, mich einzula- D e r montenegrinische Scheinw erfer bei Boksi. den, ihn zu begleiten. W ir begannen unsere Besichtigung am Gstufer des Sees bei G rilj, das eines der wenigen noch guterhaltenen Dörser in der ganzen Gegend w ar. M it Rücksicht auf die bessere Unterkunst, die sich hier bot, hatte man zwei Bataillone, Gornjo Zetzki und Donj Zetzki, hineingelegt, trotzdem diese Truppen dadurch etwas weiter von der Gesechtssront entsernt waren, als die übrigen, die nur einige hundert M eter hinter der Leuerlinie ihre Biwaks ausgeschlagen hatten. Jed es der beiden B ataillone hatte zur — 49 — Zeit eine Kompagnie aus Vorposten. Nach einem fröhlichen Mittagessen m it den O ffizieren dieser B a ta illone, die zum T e il Bekannte meines Begleiters waren, brachen w ir auf zu der Besichtigung der vordersten Stellungen, wobei uns verschiedene von den Herren als Führer dienten. Wenige M inuten von G rilj entsernt stand bei dem türkischen Wachtturm von H a n i v r a k s die äufserste Batterie rechts in diesem Abschnitt. Drei russische cm Mörser und ein erobertes türkisches 7,5 cm Gebirgsgeschütz waren unter dem Kommando eines Oberleutnants vereinigt. Die Geschützstände waren nicht vertieft, da wahrscheinlich der Boden für die schweren Mörser zu weich war, sondern man hatte im Gegenteil m it großen Steinen und Erde eine erhöhte Unterlage erstellt, v o r jedem Geschütz erhob sich eine 1,5 m hohe und 2 M dicke Brustwehr, verstärkt wurde sie noch durch die Brustwehr eines vor der Batterie angelegten Verbindungsgrabens. F ü r Mannschaft und M u n ition waren m it starken Holzbohlen ausgekleidete Unterstände zu beiden Seiten der Geschütze vorhanden. Die Leuerleitung war geteilt: der Batterieches kommandierte die zwei Geschütze rechts, und da nur dieser M ffizier bei der Batterie war, ein Unteroffizier die beiden ändern. Jeder beobachtete fü r sich, der Lhes vom Wachtturm, der Unteroffizier von einem rückwärts stehenden Baume aus, auf dem man einen shrapnellsichern verschlag erstellt hatte. Die ganze Batteriestellung wurde durch lebende Hecken natürlich maskiert; es ist aber trotzdem verwunderlich, daß diese Artilleriestellung so in unmittelbarer Nähe des etwa 12 m hohen Turmes, der weithin in der Ebene zu sehen war, gewählt wurde. L in gewandter Gegner hätte ein längeres verbleiben in dieser leicht zu findenden Stellung 4 — 50 — rasch unm öglich gemacht. A m T ag e vor unserm B e such w aren in dieser B a tte rie sechs M a n n durch eine G ra n a te getötet w orden. B e i unserer A n k u n ft w a r die ü b rig e M annschaft eben an der A rb eit, ih re n gefallenen K am eraden die letzte E h re zu erw eisen: über ihrem G rab h atten sie a u s Rasenstücken ein G ra b m a l in der F o rm einer abgestum pften P y ra m id e errichtet. A u f jeder Lcke stand ein unexplodiertes türkisches S h ra p n e ll, und u m d as G anze hatte m an a u s U eberresten eines gestürm ten türkischen D rahthindernisses einen Z a u n a n gelegt. B e i dieser B a tte rie fin g en die m ontenegrinischen L aufgräben a n , die einen vollständig gedeckten Z u g a n g zur F e u e rlin ie bildeten. B e i ih re r A n lag e h atte m an zu verh in d ern gesucht, daß die G rab en von den tü rk ischen S te llu n g e n a u s der Länge nach beschossen w e rden konnten. D abei h atte m an a lle rd in g s m ehr in die Höhe gebaut, a ls in die T iefe gegraben. Z u m T e il m ögen hierbei die B odenverhältnisse m itgespielt haben, denn nach vielleicht so b is 80 cm stieß m an in der R egel a u f R ie s , der n atü rlich ein w eiteres G rab en etw a s erschw erte. Trotzdem h ätte m an diese A n lag en ohne w esentlich größere M ü h e tiefer anlegen können. J e d e s B a ta illo n verfügte ü b er einen oder zw ei folcher L aufgraben. v o n den S c h ü t z e n g r a b e n ist im allg em einen d as Gleiche zu sagen: statt daß m an sich ein g ru b , bau te m an v o r sich einen A u fw u rf von ü ber 1,5 m Höhe au f. H ier h atte m an durchschnittlich nicht tiefer a ls so cm gegraben, a lle s üb rig e M a te ria l fü r die B ru stw eh ren , die durchw egs fü r stehende Schützen bestim m t w a re n , h atte m a n h in te r den A n la g e n ab g etragen. „v erstärk te" Schützengraben w a re n n irg e n d s zu sehen, ebensow enig h atte m an A b lau fk an äle fü r das — S 1 — Wasser angelegt. A ls dan n M itte A p ril plötzlich ein 14 T ag e an d au ern d er heftiger R egen einsetzle, fü llte d as Wasser diese Schützengraben fast ganz. Z e it fü r einen fachgem äßen A u sb a u w a r im U eberfluß v o rh an den gewesen. D er obere Durchmesser der B rustw ehren w a r in A nbetracht der n ahen E n tfern u n g en , au f die m an sich gegenüberlag (ru n d 4— 600 m ) m it durchschnittlich so cm entschieden zu schwach. A rm stufen, Deckung eines Anteroffizierposten vor der Gefechtstellung einer Kom pagnie. die ein sicheres Schießen sehr gefördert h ätten , w aren gänzlich weggelassen. I n f o lg e der geringen D istanzen w a r bei beiden G egnern kaum m ehr m it einer sichern Schußabgabe zu rechnen, keiner w agte es, den A opf län g er a ls B ruchteile von S ekunden zum Schuß emporzuheben. D ies konnte m an ü b e ra ll beobachten, auch bei solchen B a ta illo n e n , die ih re Schützengraben a u s n ah m sw eise m it „ B o n n e t s " versehen h atten. D aher kommen w ohl auch die geringen V erluste der beiden G egner w ährend der w iederholten heftigen F euerkäm xfe. B ekleidungen a u s Strauchw erk u sw ., — 52 — UM das Losbröckeln von Lrde an den steilen Böschungen der Brustwehren zu vermeiden, w aren nirgends vorhanden. Z um v o r s e n d e n der P atro u illen und Unteroffizierposten ließ man im Abschnitte jeder Kompagnie einen Durchgaug durch die Schützengraben offen, der durch Zeichen erkennbar gemacht wurde. Zuin Schutz dieser Abteilungen waren in kurzen Abständen kleine Deckungen ausgehoben worden. Unterkunft fanden die Truppen in den dicht an der Brustwehr aufgestellten Zelten; von Errichtung von Unterständen hatte m an wohl in Anbetracht des ohnehin schon zu schwachen P ro fils der Schützengraben abgesehen. N u r für die Maschinengewehre hatte man starke, mit Wellblech und Holzbohlen gedeckte Nischen erstellt, die oft nahezu vollständig abgeschlossen w aren; feindw ärts waren die Schießscharten für die Gewehre, nach rückwärts n u r ein schmaler Gang für die Bedienung. Anch hier dienten lebende Hecken zur Maskierung der Stellungen. W ir folgten den in östlicher Richtung gegen -den R iri viele Kilometer langen Schützengraben. Ueberall bot sich das gleiche B ild. Die Mannschaft der l?orpostenkompagnien lag in den Zelten oder an der Sonne herum; andere vertrieben sich die Zeit m it Lssen und Trinken; da uud dort hatten sich auch ein paar zu einem Kartenspiel zusammengefunden, v o r Ueberrafchungen w aren sie ja durch ihre Posten geschützt. Jed e Kompagnie hatte ihre Fahne gegen Sicht von der Leindesseile her gedeckt aufgestellt, plötzlich hörte der Schützengraben auf, im rechten Winkel wurde er von der großen Straße von Skutari nach Siptfchanik gefchnitten. Nicht einmal einen Damm hatte man über die S tr a ß e angelegt, dam it m a n ungefährdet den jenseitigen G rab en erreichen konnte. Die Türken w aren sehr wachsam; a ls w ir einzeln im Laufschritt die S tra ß e passierten, pfiffen u n s einige Ä ugeln von d rü ben nm die G h r e n . M i t scharfem Schlag trafen sie auf der S tra ß e auf, fodaß rin g s kleine Steinsplitter herumfloaen. > A n te rk u n f ts h ü tle n d e s B a t a il lo n J u p f t i bei D rgoci. A u f der Höhe vou v r a k a , einige hundert M eter h in ter der In fa n te rie s te llu n g , w a r eine B a tte rie von vier alten Kruppschen 7,5 cm Feldgeschützen eingegraben. Die A r t der Geschützeinschnitte erinnerte mich lebhaft an die bei u n s gebräuchlichen F orm en. Die m it Wellblech ausgekleideten Unterstände boten h in re ichenden Schutz gegen Shraxnellseuer und G r a n a t splitter. v o n hier bog die ganze Gefechtsfront allmählich in füdöftlicher Richtung gegen den A iri um . Auch in diesem Abfchnitt hatte m an sich w ährend der Schlacht am B a r d a n jo lt näher a n den G egner herangearbeitet; — 5 a — die E n tfe rn u n g von der a lte n F e u e rlin ie zur neuen betru g etw a so o m . I n dieser a lte n L inie lagerte das G ro s der T ru p p e n in in die L rd e eingegrabenen w a rm en U n te rk u n ftsh ü tte n . A m tiefeingefchnittenen A iri benützte ein T e il des d ortigen B a ta illo n Z uxski die überhängenden U fer dazu, um m it a lle n au ftreib b aren M itte ln d o rt U nterschlupfe einzurichten. Diese R eservelin ie w a r vollständig a u ß e r Bereich des türkischen I n fa n teriefeu ers, dagegen w u rd e sie hie und da von tü r kischen B a tte rie n , w ahrscheinlich vom kleinen B a rd a n - jo lt a u s , u n te r F e u e r genom m en. G rö ß erer Schaden w u rd e jedoch n ie dadurch angerichtet. B is zu dieser L inie konnte m an ohne G efah r ü ber freies F eld Vorgehen, zum w e ite rn V o rd rin g en m ußte m an un b ed in g t die hier beginnenden L aufgraben benützen, w o llte m an m it heiler H a u t die F e u e rlin ie erreichen. D er A ufstellung ih rer A rtille rie nach zu schließen schienen die M o n te n e g rin e r hier auf dem linken F lü g e l dieses ganzen A bschnittes einen feindlichen A u s fa ll zu e rw a rte n , etw a a u s der R ich tu n g von G olem i her. L s standen hier h in te r der R eservelinie der I n f a n terie drei F e ld b a tte rie n und eine t2 cm R a n o n e n b a tte rie von zw ei Geschützen in S te llu n g . Z w e i dieser F e ld b a tte rie n , eine ältere russische und eine Kruppsche vom J a h r e j8 8 8 w a re n ähnlich jener in der N ähe von v ra k a eingegraben, w obei in recht geschickter lv eise eine lveidenhecke zur n a tü rlich en M ask e V erw en d u n g sand. Die Geschütze der d ritte n F e ld b a tte rie , eb en falls Kruppsche 7,5 cm R a n o n e n , standen au f dem gewachsenen B o d en ; lin k s und rechts der Geschütze w a re n in starken L rd au sw ü rsen U nterstände f ü r die M annschaft und M ag azin e fü r die M u n itio n . Z u m Schutz der B e dienung gegen S h ra p n e llfe u e r diente ein Dach a u s dicken Holzstäm m en über den Geschützständen. F ü r den — 55 — Batteriekom m andanten w ar auf einem der Lrdausw ürfe ein Beobachtungsstand eingerichtet. Die 12 cm A anonenbatterie lag noch w eiter rückw ä rts hinter einem Mlivenwäldchen ganz in der Nähe von Drgoci; ursprünglich zählte sie vier Geschütze, später w aren jedoch zwei davon bei Mesi aus dem ändern F lu ß u fer in S tellung gebracht worden. N u r ihrer K rupp'sche 7,5 cm F eld b a tte rie bei Drgoci. ganz verdeckten Aufstellung und ihrem starken E inbau verdankte es diese B atterie, noch nicht vernichtet w orden zu sein. I m ganzen Wäldchen, aber hauptsächlich in der unm ittelbaren Nähe der Geschützstände hatten über hundert Trichter von M etertiese den Boden ausgew ühlt. L in Zeichen, daß die Türken lange versucht hatten, diese B atterie zum Schweigen zu bringen. L ine 2 ; cm H a u b i t z b a t t e r i e von zwei Geschützen, wenige hundert M eter nordwestlich von Drgoci, hatte ihr Feuer einstweilen einstellen müssen; — 56 — die M unition w ar allmählich ansgegangen nnd zudem mar das Rohr der einen Haubitze ausgeschossen. Das zweite Geschütz wurde Lude F ebruar nach Muselimi in eine andere Stellung gebracht und nahm von dort aus nach dem Eintreffen neuer M u n itio n das Feuer wieder auf. D as linke Kiriufer und der Hügel von Muselimi. Dieser kaum zwei Kilometer lange Abschnitt bildet gewissermaßen den Uebergang von der Lbene nördlich Skutari zu dem Hügelgelände, das sich dicht von der S tadt an in östlicher Richtung bis zu den albanischen Bergen hinzieht. Der schmale Uferstreifen hat noch ganz den Charakter des Gebiets zwischen dem Flusse und dem Skutarisee. Die durch Hecken abgegrenzten Felder lassen erkennen, daß hier in der F rie denszeit etwas Ackerbau getrieben wird. Jetzt w ar dies allerdings nicht zu sehen, denn der Krieg hatte überall die Spuren der Arbeit ausgelöscht. Die G livenwälder, die ehemals die Gegend schmückten und etw as Schatten spendeten, sind verschwunden. Sie lieferten das Brennholz für die Wachtfeuer in den langen und kalten Winternächten. Dicht vor dem Hügel von Muselimi ist braungebrannte Haide: teilweise ist der Boden mit Gestrüpp bewachsen, zum größern Teil aber ist er völlig kahl. So geht es weiter bis unter den Gipfel des Hügels, wo plötzlich aller Pflanzenwuchs aufhört uud der lehmund molasseartige Untergrund des Hügels zu Tage tritt. S eit der zweiten Einnahm e des großen B ardanjolt im Februar hatte sich die Verbindung Uber den R irifluß m it der großen Lbene wesentlich gebessert. F ü r die Steindrucke von Mesi, die bis dahin immer unter türkischein A rtilleriefeuer gestanden hatte, brauchte mau vc»n kleinen B a r d a n jo lt au s kaum etw as zu befürchten. Dadurch w urde der imm erhin bedeutende Umwea, über die Notbrücke bei Drivast überflüssig, w a s nam entlich den P ro v ia n tk o lo n n e n zu gute kam, die diesen Weg täglich zw eim al machen mutzten. F e rn er hatte m an noch w eiter südlich dieser Brücke dicht an der D er H ügel von M uselim i, P . 114, vom D orf M uselim i a u s . F e u erlin ie a u s B aum stäm m en zwei Stege über den A iri gebaut, a ls direkte V erbindung m it den S te llu n gen auf dem linken F lu ß u fe r. Diese beiden Stege w a re n aber stark gefährdet durch türkisches I n f a n te r ie - nnd A rtilleriefeuer. INitte A p ril w urde der eine in folge starken R eg en falls durch Hochwasser weggeschwemmt. I n diesem Abschnitt standen seit dem 7. F e b ru a r zwei B rig a d e n : die B rig ad e A d s c h i c m it drei B a taillo n en vom F lu ß u fe r bis an den F u ß des H ügels; die B rig ad e v u c i n i c m it vier B a ta illo n e n am — 58 — H ügel von M u fe lim i P . N 4 , b is und m it der tiefsten E in sa tte lu n g zwischen diesem j) . N 4 und P . 1 9 2 des großen B a rd a n jo lt. B e i der B rig a d e Adschic boten die S te llu n g e n im vergleich zu jen en in der großen E bene w enig N eu es, sow ohl in der A rt ih rer A n lag e a ls auch in der A r t ih res ganzen A u sb a u e s w a re n sie fast gleich gehalten, w ie jene, v ie lle ic h t w u rd en hier e tw as h äufiger P a tro u ille n ausgeschickt, w a s w egen der Hecken im V o rgelände durchaus n o tw en d ig w a r. D as G ro s dieser B rig a d e h atte U n terk u n st in den stark zerschossenen D ö rfern M e s i u n d N u s e l i m i bezogen. I n diesen w a r es b ereits m ehrerem ale zu heftigen Gefechten gekom m en; so d as erstem al anläßlich des V orgehens der 7. und 8. B rig a d e gegen den großen B a rd a n jo lt E nde M ktober 1 9 ! 2 . D a m a ls hatte sich der rechte F lü g e l der ?. B rig a d e , ein B a ta illo n , dessen N am en von m ir nicht m ehr in E rfa h ru n g gebracht w e rden konnte, in diesen beiden D ö rfern festgesetzt u n d einen erfolgreichen V orstoß gegen P . N 4 h in u n te rnom m en. A ls aber d as G ro s am nächsten M o rg en von den T ü rk en vom großen B a rd a n jo lt zurückgeworfen w u rd e, m u ß te sich auch dieses B a ta illo n zurückziehen; in den beiden D ö rfern fuchte es zunächst den nachdrängenden F ein d zum S teh en zu b rin g en , vermochte sich aber gegenüber dem starken türkischen A rtille rie se u e r, das sich ausschließlich gegen diese M rte richtete, nicht zu h alten . D a die ü b rig e n m ontenegrinischen T ru p p e n das linke U fer des A ir i rä u m te n , w u rd e der Rückzug dieser B a ta illo n e auch w egen der allg em ein en Lage n o tw endig. A ehnlich gestalteten sich die V erhältnisse a n dieser S te lle beim zw eiten A am x f u m den großen B a r d a n jo lt. T e ile der neugebildeten B rig a d e Adfchic und v u c in ic gingen a u s diefer R ich tu n g gegen den P . N 4 — 59 — vor und nahmen ihn gleich beim ersten Anstürme am Abend des 7. F eb ru ars. Die Verluste sollen etwa ;5 P rozent T ote und verw undete betragen haben. I m vergleich m it dem dreitägigen Kampfe am großen B ardanjolt konnte also der Hügel von M uselim i rasch und leicht genommen werden, w as sich dam it erklären läßt, daß die T ürken nahezu ihre ganze A rtillerie gegen den A ngriff aus ihre Haupstellung verwendeten und deshalb hier n u r sehr wenig Geschütze einsetzen konnten. I n den eroberten türkischen Stellungen richteten sich die M ontenegriner ein; ihnen kam nun zugut, w as die geschlagenen Rediss gebaut hatten. W ie m ir später in Skutari von zuverlässiger Seite gesagt wurde, w aren die A rbeiten von deutschen In g en ieu ren geleitet worden. B ei der sesten Molasse des Hügels genügten^ trotzdem es nicht harter F els w ar, Pickel und Spaten nicht mehr zur Herstellung der V erteidigungsanlagen, verm ittelst Sprengungen hatte m an sich über anderthalb M eter in den Boden hineingearbeitet. Die ganze Anlage zog sich gürtelartig wenige M eter unterhalb des höchsten Punktes um den Hügel herum, sodatz nach allen S eiten F ro n t gemacht werden konnte. L s w ar fü r rund 2 Kom pagnien (400 M ann) genügend Platz vorhanden. Der E ingang sür diese T ruppen lag auf der seindabw ärts gelegenen Südseite gegen die S tad t zu. F ü r gewöhnlich mag die Besatzung dieses Stützpunktes allerdings bedeutend schwächer gewesen sein, w as schon aus der geringen Z ahl der Unterstände hervorging. Diese, etwa 20, boten Platz sür je vier M ann. Rechnet m an dazu noch je eine Schildwache, so dürfte sich die Besatzung auf kaum mehr als 100 Gewehre belaufen haben. Diese Unterstände hatte m an m it Wellblech, kleinen Lisenplatten und Sandsäcken gut ausgepanzert. — 60 — sodaß sie auch gegen Feuer aus Geschützen kleineren Kalibers genügten. Als Unterlagen dienten Strohsäcke oder Heu. M it Zwischenräumen von etwa süns Metern waren starke Splitterwehren stehen gelassen. Zum unmittelbaren Aopsschutz während der Gefechte hatte man die Brustwehren überall m it Sandsäcken versehen, aus denen regelrechte Schießscharten hergestellt waren. Kleine gutgewählte Eckpunkte, durch Sandsäcke besonders stark ausgebaut, dienten zur Bestreichung der verschiedenen toten Winkel, die auch hier an gewissen Stellen nicht zu vermeiden gewesen waren. Zahlreiche Abzugskanäle sorgten für Ablauf des Ivassers aus den Graben. Rings um diese Stellung herum zog sich ein vierreihiges Stacheldrahthindernis von vielleicht sechs Meter Breite. Die einzelnen j)sähle waren durchwegs aus Eisen; an ihrem unteren Ende hatte man eine quadratische Lisenplatte von 20 cm Seitenlänge — 61 — angebracht, die in die Lrde eingegraben wurde. D a durch w ollte m an ein Ausreitzen dieser p fä h le durch den F ein d unmöglich machen. M i t solchen P la tte n hatte m a n zum T eil auch die Unterstände und die B rustw ehren gepanzert. Die Drähte selber hatten einen quadratischen (Querschnitt von etw a Z m m Durchmesser, die Länge der einzelnen Zacken erreichte §,s cm. G eschickt angelegte A u sg än g e gestatteten zu jeder Z e it das v o rsenden von P a tr o u ille n , ohne daß m an seindw ärts diese Lücken in der H in d e rn islin ie leicht h ätte entdecken können. Diese ganze A nlage w a r von den Türken zuin T e il schon vor dem Eintreffen der A ronprinzengruppe erstellt worden, zum T e il hatte m an sie aber auch erst nachher w eiter ausgebaut. Der montenegrinische A ngriff vom 7. F e b ru a r erfolgte gegeu diesen Stützpunkt in der Hauptsache von N o r d e n und M st e n her. A rtillerie scheint hier D a s linke K iriu fer und d as D orf M n selin ü von P . 114 a n s . — 62 — auf beiden Seiten sehr wenig verwendet worden zu sein, wenigstens wies die türkische Verteidigungsstellung nur ganz geringe Spuren einer Beschießung durch Artillerie auf. Die Hauptschwierigkeit sür die angreisende montenegrinische Infanterie muß im Durchschreiten des freien Feldes bestanden haben, das sich bis dicht an den Fuß des Hügels erstreckt. Einmal hier angelangt, fanden die Schützen hinter den zahlreichen Büschen Deckung gegen Sicht, von dort aus konnten sie sich ohne weitere Schwierigkeiten bis an das Drahthindernis heranarbeiten. Der Einbruch in dieses dürfte von Msten her erfolgt fein. Dort war bei meiner ersten Besichtigung diefer Stellung wenige Tage nach der Schlacht das Hindernis auf eine Länge von vielleicht so m ganz niedergelegt. Ls ist wenig wahrscheinlich, daß diese Lücke nach der Einnahme von den Montenegrinern gemacht worden ist, denn zum Eintritt ihrer Vorposten in die Graben bedurften sie nur eines ganz schmalen Durchganges. I n den Stellungen selbst scheint es zu einem heftigen Aamxf von Mann gegen Mann nicht gekommen zu fein, wenigstens waren saft nirgends Spuren davon zu sehen. Die Sandsäcke lagen größtenteils noch völlig intakt auf den Brustwehren. Darnach zu schließen hatte die türkische Besatzung die Flucht ergriffen, als der Gegner kaum das Drahthindernis durchbrochen hatte. Da die Deckungsgraben sehr schmal waren und senkrechte lvände hatten, konnten die Montenegriner die Unterstände ohne weiteres benützen. Seiner Lage entsprechend wurde dieser Hügel für die Montenegriner zum Stützpunkt gegen türkische Aussälle aus der Richtung vom kleinen Bardanjolt oder aus den Stellungen westlich davon bis zum A iri. Die drei Bataillone der Brigade Adschic hatten auf dem — S o vom feindlichen Artilleriefeuer ganz abgekehrten Gstabhang des Hügels ihre Zeltlager aufgeschlagen. Den Sicherungsdienst besorgte in der Regel nur eine Kompagnie mit einigen Unterosfizierp osten in den Schützengraben auf dem Hügel. Das Gros der Kompagnie blieb kampfbereit im Lager. Die Entfernung von diesem bis zur Leuerlinie mochte kaum mehr als 200 m m it so—40 Metern Höhenunterschied betragen, vo n einer Aufstellung von Artillerie auf dem Hügel selbst hatte man abgesehen, wahrscheinlich weil man ihn als zu exponiert ansah. Z ur Flankierung eines türkischen A usfalles in dieser Richtung waren an der tiefsten Stelle des Sattels j). N 4 bis P . 192 zwei Gebirgsgeschütze eingebaut. Um im Notfälle sofort weitere Unterstützung durch Artillerie anwenden zu können, war die vorxoftenlinie, zugleich auch Feuerlinie, telephonisch mit dem Brigadekommando verbunden, vo n hier aus ging der Draht weiter zurück zu einer B atterie Schnellfeuergeschütze, die von ihrer überhöhenden Stellung auf einem Hügel östlich Mesi unter anderm auch das Vorgelände des Hügels von Muselimi bestreichen konnte. Diese Batterie stand unter dem Kommando des serbischen Generalstabshauptmann Lobicic, der sich zum Schluß der Belagerung rühmen konnte, über sooo Geschosse in die türkischen Stellungen geschleudert zu haben. A ls Antwort war nur ein einziges M al ein feindliches, wahrscheinlich verirrtes Shraxnell in der Nähe seiner Batterie eingeschlagen. L s scheint den Türken unmöglich gewesen zu sein, die genaue Stellung dieser Geschütze aufzufinden, die recht geschickt in einer Bodenvertiefung hinter einem A usläufer des Hügels ausgewählt w ar. Zum Schutz der Mannschaft und Geschütze gegen feindliches Feuer hatte man meterdicke Steinmauern errichtet und diese noch 64 — mit Lrde bedeckt, um auch Steinsplitter zu vermeiden, h in te r jedem Geschütz waren auf eingerammten Holzpflöcken die lVinkelangaben zur Beschießung der einzelnen feindlichen Stellungen angeschrieben, sodaß jeder Zielwechsel sehr rasch durchgeführt werden konnte. Außerdem stand in dem Abschnitt vom R iri bis zum Hügel von Muselimi noch folgende Artillerie: auf einem zweiten westlichen A usläufer des Hügels bei Mefi gut maskiert durch Felsstücke und Gesträuch eine Batterie älterer Kruppscher 7,s cm Feldkanonen und später noch die zwei ändern ;2 cm Aanonen der Batterie bei Drgoci. Am Vstrand des Dorfes Muselimi w ar eine B atterie von drei 13 cm Mörsern in Stellung. Die einzelnen Geschlltzstände waren auch hier nur wenig vertieft angelegt, dagegen hatte man eine hohe und dicke Brustwehr aus Lrde und Rasenziegeln aufgeworfen, die durch Holzbekleidung noch eine we— 65 — fentliche Verstärkung erfuhr. Die Geschütze w aren durchüber 6 m breite Splitterw ehren voneinander getrennt, in denen m an auch die Unterstände für die M annschaft sowie die M u n itio n s- und Pulverdepots angelegt hatte. E inige hundert M eter hinter dieser B atterie w ar die bei dieser Heeresgruppe lange Z eit einzige 21 cm H aubitze eingebaut. A uf die A nlage eines M u n itio n sm agazins hatte m an hier verzichtet. Die großen G ran aten lagen w eit verstreut auf der nahen M iefe herum.. M an w ollte dam it verhüten, daß durch einen einzigen feindlichen Schuß die gesamte kostbare M u n ition zu diesem schweren Geschütz vernichtet würde. A lle diese B atterien konnten von ihren Standorten aus sowohl die türkischen S tellungen in der Ebene, z. B . Dobrac und G olem i, als auch jene auf dem kleinen B ard an jo lt unter Feuer nehmen. Der große Bardanjolt. E tw a fechs K ilom eter östlich Skutari erhebt sich der erste höhere A usläufer des albanischen G ebirges, der „große" B ard an jo lt, ursprünglich n u r B ard an jo lt genannt; er erhielt dieses B eiw ort, um ihn von dem vorgelagerten niedrigeren Hügelzug zu unterscheiden, den m an als „kleinen" B ard an jo lt bezeichnet^. v o m höchsten P u n k t (etw as über 400 m) des großen B ard an jo lt aus ziehen sich verschiedene Höhenrücken nach allen vier Him m elsrichtungen zu weniger hohen G ipfeln, die sich wieder verzweigen und stellenweise steil zum T al absallen. Die größte Länge der ganzen R ette, von R enci bis N erzana, beträgt rund 7 km, die größte B reite, von R ogam i bis zum Hügel von M uselim i, rund 4 km. Zwischen dem großen und kleinen B a rdanjolt befindet sich ein schluchtartiges Tälchen. 5 — 66 — I m Gegensatz zum Hügel von M uselim i, der in seinem u n tern T eil noch etw as Pflanzenw uchs, Gebüsch und Gesträuch jeglicher A rt ausweist, ist der B ardanjo lt von oben bis unten völlig kahl; n u r spärliches G ra s gedeiht auf dem steinigen Boden. I n der H auptsache besitzt der ganze Höhenzug durchaus felsigen Lharakter, die Gbersläche ist größtenteils bedeckt m it Schutt und G eröll. Zwischen den einzelnen Rücken ziehen sich tiefeingeschnittene Bachrunsen zum T al hinunter. lv a s die m i l i t ä r i s ch e B e d e u t u n g des großen B ard an jo lt anbetrifft, so liegt er zu w eit entfernt von S kutari, um von ihm aus die S ta d t m it den Feldund Gebirgsgefchützen, die den M ontenegrinern zur V erfügung standen, beherrschen zu können. Dazu hätte m an Geschütze m it größerer Schußweite bedurft. D agegen konnte m an von dort aus den kleinen B ard an jo lt gänzlich un ter w irkungsvollem Feuer der vorhandenen Geschütze halten. D ies w ar selbstredend auch sür die T ürken ausschlaggebend gewesen, den großen B ard an jo lt als Hauxtstellung einzurichten. Erst nachdem dieser verloren w ar, setzten sie sich auf dem kleinen B a rdanjolt fest. Die türkischen V erteidigungsanlagen trugen auch hier, w ie auf dem Hügel von M uselim i, durchwegs den C harakter von Feldbefestigungen; nirgends w aren perm anente oder auch n u r halbperm anente Werke zu finden. A ber der felsige B oden verlieh den eingefprengten türkischen Schützengraben von N a tu r aus nahezu die W iderstandsfähigkeit einer ständigen B efestigung. Besonders aufgefallen ist m ir hier n u r der völlige M angel von Armstufen und A u ftritten , trotzdem hierzu Holz, S teine und Sandsäcke in a u sreichendem M aße vorhanden w aren. Dadurch w urde es fast unmöglich, den Feind auch dann noch unter — 67 — F eu er zu nehmen, w enn er sich einm al dicht an die S te llu n g herangearbeitet hatte. Auch hier w aren die B rustw ehren ü berall m it Sandsäcken gekrönt. D ie S plitterw ehren lagen hier etw a 20 m voneinander entsernt, da m an hier nicht, w ie am H ügel von M u s e lim i, zu befürchten brauchte, von einer überhöhenden S te llung aus beschossen zu werden. Zahlreiche granatsichere Unterstände, die zum größten T e il abschließbar w a re n , ermöglichten den türkischen Tru pp en während des w in te r s den wochenlangen A u fen th alt in diesen Höhen. Besonders gut und sest ausgebaut hatte man die S tellungen sür die F e ld - und Gebirgsgeschütze m it den zugehörigen M u n itio n s k a m m e rn . Z u m T e il w a ren die Geschütze direkt in der vordersten In s a n te rie - stellung eingebaut, zum T e il standen sie aber auch etw as w eiter rückwärts. D ie meisten dieser A nlagen w aren telephonisch oder telegraphisch m it dem Abschnittkommando verbunden, das am Westabhang gegen die S tad t zu in einer Holzbaracke untergebracht w a r. Jed er einzelne G ip fe l w a r zum selbständigen Stützpunkt ausgebaut; die A n lag en zogen sich ring fö rm ig um ihn herum und bildeten somit ein geschlossenes G anzes. A u ß e r dem allgem einen vierreihigen D ra h th indernis, das sich um den ganzen B a rd a n jo lt vor allen S tellungen durchzog, hatten diese Stützpunkte noch ein zweites gleiches H in d e rn is , das sie vollständig von der übrigen V erteid ig u n g slin ie abschloß. Zwischen diesen selbständigen A nlagen zogen sich auf den Höhenrücken w eitere Schützengraben vom einen P u n k t zum ändern h in . D ie ganze S te llu n g mochte etw a eine G esamtausdehnung von nahezu 7 K ilo m etern haben, bot also genügend Platz fü r 7— 8000 M a n n Besatzung. G egen die S tad t zu hatte m an eine breite Fahrstraße angelegt, um d am it einesteils den Nachschub in die S te l— 66 — lu n g zu erleichtern, a nd ernteils aber auch um im F a lle eines Rückzuges die Geschütze rasch außer G efahr b rin gen zu können. Gegen den dermaßen befestigten B a rd a n jo lt richtete sich der montenegrinische A n g r iff vom 7 . F e b ru a r. D ie nachfolgende S childerung dieses K am pfes stützt sich zum Türkischer Schützengraben auf dem großen Bardanjolt. T e il a u f M itte ilu n g e n der beteiligten B rigadekom m andanten, zum T e il aber auch a uf eigene Beobachtung und Nachforschungen. L s w a r geplant, aus drei R ichtungen, N orden, Msten und Süden, gegen diese S te llu n g vorzugehen, und zu diesem Zweck hatte m an die dazu bestimmten T ru p pe n ungefähr folgenderm aßen bereitgestellt: B r i g a d e V e s c h o v i c , s B a ta illo n e , 2^00 M a n n , bei D rivast (D ris ti) zum Vorgehen über P . 200 gegen den N ordhang des B a rd a n jo lts . — 69 — B r i g a d e P e t r o v i c , s B ataillone, ungefähr 2400 M ann, bei Nersusa-Berzola gegen den G sthang; B r i g a d e M e d e n i c a , s B ataillone, ;200 M ann, im T a l des D rin, ungefähr bei M skala gegen den Südhang; B r i g a d e M a t a n o v i c , 4 B ataillone, zsoo M ann, zum Vorgehen über R enci ebenfalls gegen den Südhang. Jed e dieser B rigaden hatte 1— 2 B ataillone als Reserve ausgeschieden; eine allgemeine Reserve bestand nicht. A n M u n itio n tru g jeder M an n gegen 200 P a tronen auf sich, sodaß es während der ganzen dreitägigen Schlacht nicht notwendig w urde, Lrsatzm unition in die F euerlinie vorzubringen. Lebensmittel w aren für zwei Tage ausgegeben worden. Eröffnet wurde der R am xf morgens xo Uhr durch die montenegrinische A rtillerie, die auf den Höhen nördlich und östlich der feindlichen Stellungen aufgefahren w ar und von dort aus während mehrerer Stunden ein wohlgenährtes Feuer unterhielt. U nter ihrem Schutze gingen die I n fanteriekolonnen vor; auf welche E ntfernung diefe das Feuer eröffneten, ist nicht bekannt. Die B rigade Vefchovic scheint die ersten Verluste schon bei ihrem Abstieg von der Höhe des P . 200 in das T al des Muselimibaches (G rüka M uselim i) erlitten zu haben; dagegen erreichte die B rigade petrovic unbeschossen den m arkanten Höhenzug südöstlich Nerzana. A nders die beiden B rigaden im Süden, die schon während ihres Vormarsches in die A ngriffsabschnitte in feindliches Feuer gerieten. I n dem nun beginnenden Insanteriekam xs rückten die M ontenegriner trotz des schwierigen Geländes (so — 70 — weisen zum Beispiel die Nord- und Südhänge Gefälle bis zu 25—30 G rad auf) und trotz der vielen V erluste unaufhaltsam vor. A n vielen S tellen konnte m an später noch die Spuren dieses Vorgehens genau verfolgen: jeder Schütze, fobald er in einem neuen A bschnitt angelangt w ar, baute sich sofort aus den Nächstliegenden S teinen eine kleine Deckung und G ew ehrauflage. Diese konnte m an später noch in verschiedenen Stellungen übereinander oft auf Rom pagniefrontlänge verfolgen. Die A rtillerie des A ngreifers scheint in diesem S tadium des Kampfes sich ihrer Aufgabe nicht mehr klar bew ußt gewesen zu sein. L s w äre ihr ein Leichtes gewesen, über die eigene In fa n te rie den Gegner in seinen S tellungen niederzuhalten und so den T ruppen ein rasches und weniger verlustreiches V orrücken zu ermöglichen. S ta tt dessen sollen einige B a tterien das Feuer ganz eingestellt haben, trotzdem nachgewiesenermaßen genügend M u n itio n vorrätig w ar. So ist es erklärlich, daß die montenegrinische In fa n te rie , als sie sich gegen Abend allmählich bis an die türkischen Drahthindernisse herangearbeitet hatte, dort noch auf hartnäckigen Widerstand stieß. Durch Kartätschen, Maschinengewehrfeuer und H andgranaten erlitten sie solche Verluste, daß ein w eiteres V ordringen einfach unmöglich w urde. Auch das V orbringen der m ontenegrinischen Maschinengewehre vermochte nicht den E rfolg herbeizuführen. U nter M itnahm e der T oten und verw undeten zogen die M ontenegriner sich etw as zurück und richteten sich hinter rasch ausgeworfenen Steinmäuerchen fü r die Nacht ein. v o n Einbruch der Nacht an w aren beständig P atro u ille n am Feinde, die versuchten, die Drahthindernisse für den A ngriff am nächsten M orgen niederzulegen. Aber alle diese Anstrengungen schlugen sehl. Die Reserven w aren alle schon — 7 , — eingesetzt worden, als der Angriff an den Hindernissen zum stehen kam; nur die Brigade Veschovic hatte noch etwa ein Bataillon zurückbehalten. Am Morgen des 8 ., einem Samstag, begann der A ngriff aufs neue von allen Seiten, aber wieder ohne Erfolg. Die Brigade petrovic, die bis dahin noch am wenigsten Widerstand gefunden hatte, geriet durch einen türkischen Aussall gegen ihren rechten Flügel derart in Gefahr, daß General j)etrovic gezwungen war, bei der Brigade Veschovic um Unterstützung nachzukommen. L r dachte dabei wohl an das eine Bataillon, das er uoch in Reserve glaubte, das aber inzwischen ebenfalls eingesetzt worden war. Veschovic konnte ihn daher nur damit unterstützen, das; er seine Truppen, die sich bereits etwas zurückgezogen hatten, nochmals vorschickte. Dadurch erhielt die Brigade j)etrovic wieder genügend Lust. Zum zweitenmale mußten die Truppen die Nacht dicht am Leinde verbringen. I n dieser Nacht wurden frische Lebensmittel in der Rampflinie verteilt. Am folgenden Morgen unternahmen es Teile der Brigade Veschovic nach einem abermals abgewiesenen Sturmversuch eine Batterie Aruppscher Schnellfeuergeschütze heranzuholen. Unter unsäglichen Mühen und Verlusten gelang es ihnen, diese Geschütze bis aus wenige hundert Meter an die türkischen Stellungen zu bringen. Der Kommandant dieser Batterie, der serbische Hauptmann plaschkovic, sagte mir später, es sei das reine Wunder, daß ihm dabei nicht sämtliche Kanoniere zusammengeschossen wurden. Diese Geschütze gaben den Ausschlag: ihr auf die ganze Stellung verteiltes rasendes Schnellfeuer hielt die Türken derart im Schach, daß sich die Infanterie den Drahthindernissen zu nähern vermochte, von die— 72 — sem Augenblicke an m ußte aber die B a tte rie ih r F eu er einstellen, w o llte sie nicht au f die eigenen Leute schiessen. D ie b is zum D ra h t vorgebrachten M aschinengew ehre ersetzten sie n u r teilw eise, sodaß die T ü rk en ih r F e u e r w ieder aufnehm en konnten. A ber trotzdem gela n g es, die D rahthindernisse, sow eit sie nicht schon von der A rtille rie vernichtet w orden w a re n , n ied erzu legen und den letzten S tu rm , den A am xs von M a n n gegen M a n n zu u n tern eh m en . D ieser letzte soll g ra u e n hast gewesen sein. A lle s tr a t in T ätig k e it, K o lb en , B a jo n e tt, M esser, P isto le und R ev o lv er, ja sogar m it den Z äh n en ging m an au fein an d er los und suchte sich die R ehle durchzubeißen. — Schließlich endete der K am pf beim E inbruch der D unkelheit m it einer p an ik a rtig e n F lu ch t der T ü rk en . A ber die M o n ten eg rin er w a re n zu erschöpft, um eine richtige V erfo lg u n g des F e in d e s durchführen zu können. W äre dies nicht der F a ll gewesen, so w äre es den M o n te n e g rin e rn vielleicht noch gelungen am gleichen T ag e in S k u ta ri e in z u d rin gen, denn von verschiedenen S e ite n v erlau tete später, d aß sich die T ü rk en d am als b is tief in die S ta d t flüchte te n . v o rh e r habe es kein S teh en m ehr gegeben. A n dererseits w äre es den T ü rk e n w ahrscheinlich ih rerseits g elu n g en , die verlo ren en S te llu n g e n w ieder dem F ein d zu en treiß en , w en n sie einen entsprechenden versuch m it frischen T ru p p e n u n tern o m m en h ä tte n , denn die m ontenegrinischen T ru p p e n h atten sich g rö ß te n te ils zur R e ta b lie ru n g zurückgezogen u n d n u r eine schwache B e satzung in den S te llu n g e n gelassen. D ie V erluste der A n g reiser w a re n ungeheuer; so hatte die B rig a d e v e - schovic von ih ren 2100 M a n n a n T o te n u n d v e r w u n deten M a n n , also genau 3Z P ro z e n t v erlo ren , die B rig a d e p e tro v ic von 2400 M a n n 6 0 0 , oder 25 P r o zent. I m gesam ten h atten diese drei T ag e ü b er 2000 — 75 — M an n gekostet. Ueber die Verluste der Türken in dieser Schlacht w aren keine Angaben zu erhalten. I n den nächsten Tagen nach der Schlacht bezogen die vier montenegrinischen B rigaden ihre neuen Lager an den seindabw ärts gelegenen Hängen nahe den eroberten S tellungen, die B rigade v e s c h o v i c nördlich P . 3 ^6 und P . IY2; die B rigade M e d e n i c a Zeltlager der B rig a d e P etro v ic am großen B a rd a n jo lt. südöstlich von P . 5^6, und die B rigade M a t a n o - v i c südöstlich des Dorfes B ard an jo lt m it einem S eitendetachement an der D rinasa sür die V erbindung m it der serbischen Armee bei Buschati und Melguschi im Süden von B rdica. Die B rigade p e t r o v i c wurde in Reserve gestellt und bezog ihr Lager nordöstlich des höchsten P unktes P . 408. A n A rtillerie wurden zunächst drei B atterien Schnellfeuergeschütze und eine G ebirgsbatterie auf dem — 74 — großen B ard an jo lt in S tellung gebracht; eine Schnellfeuerbatterie auf der kleinen R uppe nordwestlich des höchsten G ipfels; eine zweite westlich von diesem P u n k t und die dritte auf dem schon einm al erw ähnten Höhenzug südlich N erzana. Die G ebirgsbatterie w urde geschützweise auf einzelne beherrschende P unkte verteilt. M it M ontenegrinische Gebirgsgeschühe auf dem großen B a rd a n jo lt. S teinm auern und Sandsäcken erstellte m an Deckungen fü r die Geschütze. W ie am Hügel von Acuselimi, brauchten sich die M ontenegriner auch hier am B ard an jo lt n u r in den eroberten türkischen S tellungen festzufetzen, einige kleine Aenderungen vorzunehmen, und ihre neuen Stellungen w aren fertig. Der vorpostendienst w urde täglich von einem B ataillo n jeder B rigade versehen. E inige Unterosfizierpoften in den Schützengraben behielten den Gegner scharf im Auge und feuerten auch hie und da ein p aar Schüsse, w enn sich die Türken beim B au ihrer neuen S tellung auf dem kleinen B ard an jo lt allzusehr zeigten; die E ntfernung bis dorthin betrug durchschnittlich nicht mehr als 1200 m. D as G ros des Vorpostenbataillons lag gedeckt hinter dem Höhenkamm. Z u r unm ittelbaren Abwehr von plötzlichen feindlichen A usfällen hatte m an in den vordersten G raben außerdem noch die M aschinengewehrabteilungen der einzelnen B rigaden in gut ausgebauten Nischen auf der ganzen F euerlinie verteilt. B ei meinem ersten Besuche am großen B ardanjolt wenige Tage nach der Einnahm e durch die M ontenegriner konnte ich die Spuren der ganzen Schlacht noch deutlich verfolgen. Das Vorgelände der Stellungen w ar auf Hunderte von M etern dicht übersät m it Ueberresten von türkischen und montenegrinischen S hrapnells, G ranaten und m it Insanteriegeschossen. A n manchen Stellen w ies der Boden ein trichterförm iges Loch von einer B reite und Tiefe vor: über einem M eter auf und daneben oder darinnen lagen die Sxrengstücke eines 21 cm Mörsergeschosses. H inter den Steinmäuerchen, die die M ontenegriner zu ihrer Deckung rasch aufgeschichtet hatten, fanden sich ganze Haufen von P a tro nenhülsen, und felbst noch P atro n en . Diese hatten ossenbar die Leute aus ihren Taschen genommen und sie vor sich gelegt, um sie rasch zur Hand zu haben. A us besonders hohen Deckungen und aus den ungeheuren M engen von Patronenhülsen, die dahinter lagen, ließ sich sicher darauf schließen, daß m an da ein Maschinengewehr in S tellung gebracht hatte. Die D rahthindernisse bildeten ein dichtes W irrw ar und Durcheinander; sie lagen noch da, gerade so, wie m an sie durchbrochen hatte; an den Spitzen hingen da und dort noch Letzen von Kleidungsstücken, die beim Ueberwinden dieses furchtbaren Hindernisses zerrissen worden w aren, ^ a . — 76 — an S tellen, die zur Z eit noch dem feindlichen Feuer vom kleinen B ard an jo lt stark ausgesetzt w aren, lagen zwischen diesen grausam en Stacheln noch die Leichen von gefallenen M ontenegrinern. N iem and w agte es, selbst nicht un ter dem Schutze der Dunkelheit, sich dem feindlichen Feuer auszusetzen, um diese G efallenen zu holen und ihnen die letzte Ehre zu erweifen. L ort- — E.. Schützengraben und Drahthindernis am großen B ardanjolt. w ährend fausten türkische Geschosse herüber und schlugen u n ter Hellem A lang in die D rähte. Auch die feindabw ä rts gelegenen Schützengraben m ußte m an deshalb vorsichtig gebückt zu erreichen suchen. I n diesen G ra ben hatte das Handgemenge, das d arin gew ütet hatte, seine deutlichen S puren zurückgelassen: die B rustw ehren w aren größtenteils nieder getreten, sodaß die S an d säcke zerstreut herum lagen. Die Unterstände w aren zusammengebrochen u n ter der Last der darauf stehenden — 77 — Kämpfer. Krumme Bajonnette, abgeschlagene türkische und montenegrinische Gewehrkolben sowie blutdurchtränkte Kleidungsstücke lagen noch herum. Die zurückgelassenen türkischen Leichen hatte man in die Schützengraben geworfen und mit Sandsäcken zugedeckt. Für ihre eigenen Gefallenen forgten > die Montenegriner besser. Auf dem ganzen Hügelzug waren in Linzelgräbern die vielen Hunderte von Mpfern des heißen Kampfes der Erde übergeben worden. Lin primitiver Grabstein mit einer kurzen Inschrift fchmückte jede Grabstelle. Durch meinen Begleiter, den montenegrinischen Militärarzt Hauptmann Ilitfchkovic, machte ich schon bei diesem ersten Besuch am Bardanjolt die Bekanntschaft mit drei Rommandanten der dortstehenden B rigaden, General Giuro j)etrovic, Brigadier Veschovic und Kommandier Medenica, die sich durch Zufall damals gerade im Zelte des General petrovic vereinigt hatten. Aus ihren wettergebräunten Gesichtern konnte man leicht die Energie und den persönlichen M ut, den sie in den verschiedenen Gefechten gezeigt hatten, erkennen. Petrovic war mit feinen rund 60 Jahren der Aelteste von ihnen, dann folgte Vefchovic mit ungefähres und Medenica mit 40 Jahren. Brigadier Vefchovic war der einzige von den drei, der sich seine militärische Ausbildung im Auslande erworben hatte; während fast drei Jahren war er nach Modena zu den dortigen Berfaglieri kommandiert gewefen und hatte sich da neben den Grundsätzen der modernen Kriegführung die italienische Sprache vorzüglich angeeignet. M it lebhafter Beredsamkeit schilderte er mir seine E rlebnisse während des Krieges und namentlich während der letzten Schlacht. M it den ändern beiden Herren, konnte ich, da sie nur serbisch sprachen, die Unterhal78 — tung n u r durch eineu Dolmetscher führen, die aber deswegen nichts an Ungezwungenheit und lebhaftem Wesen einbüßte. So oft mich später ein A usflug zu dem einen oder ändern dieser O ffiziere führte, stets w urde ich m it der gleichen Zuvorkom m enheit ausgenommen und bew irtet. B ei G eneral p etro v ic lernte ich auch einen m ontenegrinischen M edizinstudenten, H errn Raschovic, kennen, der in B asel studierte. Z u B eginn des Krieges w ar er in sein V aterland zurllckgekehrt, um so gut es ging diesem seine Dienste zur V erfügung zu stellen. H ier bei der B rigade p etro v ic besorgte er m it viel Geschick und großem M u t den S anitätsdienst. M itten im feindlichen Rugelregen, so erzählte m ir G eneral p e - trovic, w ar er während der letzten Schlacht den S o ldaten bis in die F euerlinie gefolgt, um den vielen v e r w undeten die erste Hilfe zu leisten. L in W under, daß er m it heiler H aut davongekommen ist. Auch bei späteren Besuchen fand sich H err Raschovic im mer gerne bereit, mich bis zu den vordersten S tellungen zu begleiten, und ihm verdanke ich dadurch manche angenehme Bekanntschaft m it verschiedenen O f fizieren und auch manche hübsche Photographie, die ich dabei aufnehmen konnte. — I h n e n allen hier nochmals m einen besten Dank! Der Tarabosch. Direkt im Westen von S kutari erhebt sich allm ählich dem Skutarisee entlang der letzte A u släu fer des etw a so km langen G ebirgszuges R ra jin a , der M ali R ra js . I m Laufe des Krieges w urde er allgem ein T a r a b o f c h genannt, trotzdem sich diese Bezeichnung eigentlich n u r auf eiuen ganz bestimmten Gipfel — 79 - dieses H öhenzuges bezieht. A m U fer der B o ja n a bei ihrem A u sflu ß a u s dem S kutarifee beginnend, gew innt die R e tte in m äßiger S teig u n g in südwestlicher R ichtu n g eine Höhe von Z94 M etern . Dieser P u n k t erhielt w ährend des K rieg es den N am en „kleiner Tarabosch"; d o rt h atten die T ü rk en starke V erteid ig u n g san lag en erstellt. V on hier biegt der M a li R r a js sast rechtw inklig nach N ordw esten u m und erreicht in dieser R ichtung zunächst die Höhe P . 5 9 ; , um dan n zum P u n k t 570 ab zu fallen . D ieser P . S70 tru g ursprünglich a lle in die B ezeichnung Tarabosch, n u r der K ürze halber n an n te m an im R rie g die ganze R ette so. Sprach m an a u s schließlich von P . 570, so gab m an ihm noch das B e iw o rt „groß". Ueber verschiedene, w enig bedeutende N ebengipfel w ird allm ählich die Höhe 6 6 ; gew onnen, die von den M o n te n e g rin e rn den N am en S irokagora ---- B e rg von S iro k a, erh ielt, v o n hier an fä llt die R e tte bis au f fast qoo m ab; erst drei K ilo m e te rw e ite r westlich w ird eine Höhe von vorerst 700 m und später von über 900 m erreicht, von w o der M a li R r a js in den H au p tg eb irg szu g R ra jin a übergeht. D er ganze G eb irg szu g trä g t durchaus den C h a rak ter und die M erkm ale des R arst; auf den Höhen en tb eh rt er, w ie der große B a rd a n jo lt, jeglichen p fla n - zenw uchfes; au f den großen G erö ll- und Schutthalden gedeiht n u r spärliches G ra s . Die H änge w eisen auf der N ordfeite G efälle b is zu 45 G rad auf, auf der S ü d feite dagegen durchschnittlich n u r etw a so b is 25 G ra d . S ie sind von zahlreichen tiefeingeschnittenen B ach ru n fen durchfurcht. E igentüm lich sind die F e ls p a rtie n , die sich auf der S üdseite von den G ipfelpunkte n einige h u n d ert M eter w eit hinunterziehen. I m Gegensatz zu den Höhen zeigen die N ied eru n gen ü b e ra ll üppigen P flanzenw uchs, nam entlich auf der — 80 — Nordseite am Ufer des Skutarifees. Angebaut ist auch hier allerdings wenig. Nur Aecker zeugen von einer Tätigkeit der Bewohner dieser Gegend. Die Hügel von Gblika, Murican usw. sind alle mit meterhohem Gebüsch überwachsen. Die zahlreichen albanesischen (Ortschaften machen auf dieser Seite des Skutarisees einen bedeutend besseren Eindruck, als in der Ebene auf der Nordseite. Besonders Siroka und auch Zogaj müssen vor Ausbruch des Krieges blühende Dörfer gewesen sein. Hierbei mag die unmittelbare Nähe der Stadt und die gute Schiffsverbindung mit ihr einen großen Einfluß gehabt haben. I n diefen Dörfern, namentlich in Siroka, hatten viele reiche Albanesen und Türken ihre Sommervillen. Hiervon war leider wenig mehr zu sehen. I n Siroka waren die meisten Häuser von den türkischen Batterien auf dem kleinen Tarabosch zusammengeschossen worden, um den Gegner daran zu verhindern, sich darin festzusetzen. I m übrigen ist das Land hier bedeutend weniger verwüstet als in der Umgebung der ändern, schon besprochenen Stellungen. Guellen finden sich nur im Tale. Da die Bergbäche zum größten Teil versiegt waren, mußten die Truppen ihren Bedarf an Wasser aus dem Tale in die Stellungen auf den Höhen hinaufschaffen. Nur von der Höhe P . 570, dem Tarabosch, der aber noch im Besitz der Türken war, hätten die Montenegriner vermocht, die Stadt unter wirksames Artilleriefeuer zu nehmen. Alle mehr westlich gelegenen Gipfel sind zu weit entfernt, als daß sie von dort aus eine wirkungsvolle Beschießung mit ihrem zum größten Teil veralteten Artilleriematerial hätten durchführen können. Nur die Batterien von Mblika vermochten direkt nach Skutari zu schießen, aber sie standen dort zum größten Teil noch im Bereiche der türkischen Geschütze auf dem — 8 ; — kleinen Tarabosch, die ihr Feuer sofort gegen jene erössneten, sobald sie das Bom bardem ent der S tadt begannen. Dieses konnte alsbald n ur noch m it der Halste der Geschütze fortgesetzt werden, da die andere Halste zur Bekämpfung der feindlichen B atterien verwendet werden m ußte. B ei den montenegrinischen T ruppen, die am T ara^ bosch standen, w aren keine wesentlichen V eränderungen vorgekommen; es stand hier immer noch die Division unter dem Aommando des Rriegsm inisters G eneral M artinovic. Die Lücken insolge der großen V erluste bei den ersten Rümpfen hatte m an ausgefüllt m it den scharenweise herbeiströmenden F reiw illigen. N a mentlich aus Amerika kamen Tausende der im Lause vieler J a h re dorthin A usgew anderten zurück, um ihrem v aterlan d e siegen zu helfen gegen die große Türkei, oder m it ihm unterzugehen. Diese V aterlandsliebe m uß m an den Leuten hoch anrechnen. Drüben in Amerika ließen sie alles im Stich, ihre gutbezahlten Stellen, ja teilweise sogar ihre F am ilien, um für ihr V aterland in den K rieg zu ziehen, wo sie n u r Llend und Entbehrungen durchzumachen hatten, und wo nu r zuviele den Tod fanden. A us den Ersparnissen jahrelanger A rbeit — zum größten T eil arbeiteten sie in Gold- oder Silberm inen — bezahlten sie die Rosten der Uebersahrt; es soll dabei ost vorgekommen sein, daß vermögliche Leute solchen, die nicht über die dazu notwendige Summ e verfügten, das Geld vorschossen, selbst auf die G efahr hin, daß der Betreffende den Tod auf dem Schlachtfelde finden werde und sie den Schaden davon haben w ürden. I m Gegensatz zu den M ontenegrinern, die ihre Heim at nie verlassen hatten und die noch keinen rechten B egriff von A rbeit hatten, w aren diese „Amerikaner", wie sie allgemein genannt w urden, 6 durchwegs fleißige und arbeitsame Leute. Sie sprachen natürlich alle mehr oder weniger englisch, sodaß man sich sehr leicht mit ihnen verständigen konnte. Diese Leute stammen zum größten Teil aus der Gegend von Antivari-V irxazar, also dem ersten Divisionskreis. I n diesem Landesteil wird von ganz M ontenegro noch am meisten Handel und Industrie getrieben, was vielleicht die Auswanderung befördert hat. Sie trachteten natürlich alle darnach, in die Kompagnien und B ataillone ihrer Heimatdörfer zu kommen, die meist am Tarabosch standen. Aus diesem Grunde befanden sich bei den Bataillonen am großen Bardanjolt, am Hügel von Muselimi und in der Ebene nördlich Skutari viel weniger „Amerikaner", als bei, der Südgruxpe. A us Dalmatien hatten sich ebenfalls eine ganze Reihe Freiw illiger eingefunden, die man zu einem B ataillon unter der Führung eines montenegrinischen O ffiziers vereinigt und der zweiten Brigade auf der Nordseite des Tarabofch zugeteilt hatte. Dieses B ataillon w ar es, das Ende Mktober unter starken Verlusten die Mrtschast Siroka eroberte und dort den v o rxostendienst während der folgenden M onate besorgte. L s hatte in einer Eingabe an das Brigadekommando besonders dafür nachgesucht. In fo lg e dieser Verstärkungen mochte die erste Division am Schluß des Feldzuges trotz ihrer schweren Verluste ungefähr immer noch gleichviel Leute zählen, wie zu Beginn des Krieges, v o n einigen Seiten wurde sogar der Lndbestand auf ;o,ooo M ann geschätzt, also 2000 M ann mehr als im Anfang. Dies dürfte aber auf I rr tu m oder Uebertreibung beruhen. Die Deckungen in den montenegrinischen In fan teriestellungen am Tarabosch waren durchwegs in Trocken82 — m auerw erk aufgebaut. A u s M an g el an dem nötigen M a te ria l fü r S p ren g u n g en usw . h atte m an bei dem felsigen B oden von einem L in g ra b e n völlig absehen müssen. D ie U nterstände w aren au s aufgefchichteten S te in e n hergestellt, das Dach bestand a u s dicken H olzbohlen, m it großen S te in e n belastet. Z u m gedeckten B ezug der F e u e rlin ie dienten ebenfalls S tein m au ern in Zickzacklinie. Trotzdem m ußte beim A blösen der , V orposten sehr vorsichtig verfahren w erden, da die A n n äh eru n g sw eg e teilw eise a u s den überhöhenden tü rk ischen S te llu n g e n beherrscht w u rd en . L s kam deshalb sast täglich vor, daß einzelne Unvorsichtige dabei verw u n d et oder getötet w u rd en . U m dem soviel a ls m öglich vorzubeugen, ließ m an die K om pagnien in G ru p pen von je zwei oder drei M a n n m it großen A bständen nach der V orpostenlinie abm arschieren. Diese zog sich von S iro k a gegen P . 570 hin au f und überschritt den H öhenkam m in einer E n tfe rn u n g von etw a 500 M e te rn von diesem P u n k t. D an n folgte sie quer zum S ü d h an g über G b lik a siperm e den türkischen Schützengraben in der ungefähren E n tfe rn u n g von 6— 700 M e te rn , n u r daß sie hier nicht m ehr auf der gleichen Höhe w ie diese lag, sondern etw a 2— 500 M eter tiefer am H ang. E tw a 1,5 K ilom eter südlich von P . 594 (kleiner Tarabosch) erreichten die m ontenegrinischen S te llu n g e n die Ebene dicht am U fer der B oja n a ; ihre ganze Länge von S iroka b is zur B o ja n a mochte etw a 6— ? K ilom eter betragen. A u f dem N ordhang stand die 2 . B rig ad e, 5 B a ta illone, m it dem G ro s in Z o g a j. F ü r den vörpostendienst brauchten hier n u r w enige T ru p p e n verw endet zu w e rden, da m an in keinerlei W eise einen A u s fa ll des G egn e rs zu befürchten hatte. Im m e rh in w urde dieser D ienst in genügender M eise versehen: eine K om pagnie — 84 — des dalm atinischen B a ta illo n s stand in S iro k a , zw er w eitere K om pagnien sicherten den A bschnitt von diesem D orfe b is zur K am m höhe. D ie ü b rig en T ru p p e n w a ren in Z o g aj untergebracht, ein B a ta illo n a ls B rig a d e reserve in S k ja. W o es infolge P latzm an g els nicht möglich w a r, ganze K o m p ag n ien in den meist g u t erh alten en H äusern u n te rz u b rin g e n , hatte m an die Leute zug- und gruppenw eise aus diese v e rte ilt. B e i dem M an g el an tüchtigen U n tero ffizieren m ag dies e in H au p tg ru n d der teilw eise recht lockeren M an n eszu ch t gewesen sein. S o v iel ich w ährend m eines kurzen A u fen th altes am T arabosch beobachten konnte, sand bet diesen T ru p p e n nie ein A bendapxel statt. J e d e r kam und ging, w ie es ihm gerade p aß te. A n A rtille rie standen aus dieser S eite zw ei 12 cm K an o n en , sow ie drei 7,5 cm Feldgeschütze älte re n M o dells etw a 20 M in u te n westlich von S iro k a dicht am S ee in S te llu n g . E in e s te ils dienten sie zur B ek äm p fu n g der türkischen B a tte rie n au f dem kleinen Tarabosch,, a n d e rn te ils beschossen sie aber auch die gegnerischen S te llu n g e n in der Ebene nördlich S k u ta ri, die ihnen direkt die F lan k e boten. A u s S te in e n hatte m an fü r M annschaft, Geschütz und M u n itio n g ra n a t- und shrapnellsichere U nterstände und Deckungen hergestellt. F rü h e r standen in der N ähe von P u n k t 6 6 ; ( S ir o - kagora) aus dieser S eite des T arabosch noch zw ei w e itere ;2 cm K a n o n e n ; m an hatte jedoch m it einer zu starken P u lv e rla d u n g a u s ih n en geschossen, wodurch beide Geschütze un b rau ch b ar w u rd en . Durch die starke Lxplosiion w u rd e der ganze Hintere T e il der Geschützrohre w eggesprengt, w obei auch einige Leute tätlich verletzt w u rd en . A u f der S ü d f e i t e w a re n die V erhältnisse sür die I n f a n te r ie im w efentlichen gleich w ie a u f der - - 85 — N o rd feite. D as G ro s der T ru p p e n w a r ü b e ra ll in den unversehrt gebliebenen D örfern untergebracht und hatte in den w eiten R äu m en der H äuser bequem es T u a r tie r gefunden, w ä h re n d der langen B elag eru n g hatten auch die Leute reichlich Z e it gehabt, ihre R antonnem ente behaglich einzurichten, fodaß sie dam it durchwegs besser bestellt w a re n , a ls z. B . unsere T ru p p en in den jäh r- D ie montenegrinische A rtilleriestellung auf Sirokagora von W esten a u s. lichen M e d e rh o lu n g sk u rfe n . N u r eine größere R e in lichkeit in und um die ÜZuartiere w äre dringend zu w ünschen gewesen; auch hier fehlte es an Beaufsichtig u n g und K o n tro lle . D ie s . B rig ad e lag in den u m liegenden D örfern von V b lik a , die B rig ad e in jenen bei B o b o ti. L in e rechte Flügeldeckung au f dem linken B o ja n a u fe r, in der S tärk e von etw a 2 A om pagnien, hatte in D e rig ja t U n terk u n ft bezogen. A u f dieser S eite w aren auch die H a u p ta rtille rie stellungen dieser G ru p p e: auf j) . 66 x (S iro k a g o ra ) und — 86 — längs seinem südlichen Lelsabsturz gegen den großen Tarabosch, nnd aus den H üg eln von M b lik a gegen den kleinen Tarabosch und die S ta d t. U rsprünglich w aren a lle diese Geschütze aus dem H ügel von N u r ic a n vere in ig t und hatten von d ort aus gemeinsam gegen die türkischen V orw erke, die sich dam als noch a uf P . 6 6 ; befanden, g e w irk t. Erst am 22. D k to b e r, a ls diese S te llu n g e n von der ersten und d ritte n B rig a d e erstürm t w urde n , te ilte m an die A r tille r ie in zw ei G ruppen. A b e r das Lortschassen der Geschütze aus den a lten S tellun ge n nam entlich nach S irokagora kostete v ie l Z e it und M ü h e , v o re rs t m ußte m an bis zum S a tte l zwischen diesem P u n k t und dem w e ite r westlich gelegenen eine breite A rtille rie s tra ß e erbauen, und von d o rt aus zu jedem einzelnen Geschützstand einen W eg. ( A u f dem B ild e lassen sich diese Wege leider n u r u n deutlich erkennen.) D ie gesamte Länge dieser W eganlagen mag etwa 10 K ilo m e te r betragen, w osür drei Transport eines 15 cm Mörsers nach Sirokagora. — 87 — 15 cm M ö rser au f Sirokagora. T age verw endet w urden. G ew iß eine Leistung, die sich sehen lassen d arf, nam entlich w enn m an die großen G eländeschw ierigkeiten richtig einschätzt. L s w u rd en im G anzen 12 Geschütze hinaufgeschafft und in S te llu n g gebracht: 3 ^5 cm M ö rser, s 7,5 cm Schnellfeuergeschütze und 6 7,5 cm Feldgeschütze ä lte rn System s. Z u m T ra n s p o rt eines jeden Geschützes h atte m an je eine K om pagnie I n f a n te r ie herangezogen zur U n terstützung der A rtilleriem an n sch aft. A ber trotzdem ging der ganze Stellungsw echsel n u r langsam von statten; nach zwei T ag en w a re n dann sämtliche Geschütze in der neuen S te llu n g . v o r den ausgeebneten Geschützständen hatte m an a u s kleinen Felsblöcken, Aesten und a lle rle i Gestrüpp p rim itiv e Deckungen erstellt. Z u r A nlage von gedeckten M u n itio n s la g e rn reichte das vorhandene M a te ria l nicht a u s , sodaß die M u n i— 88 — M unitionsdepot eines 15 cm M örsers auf Sirokagora. lio n größtenteils unter freiem Him m el hinter einem nahen Lelsstück aufgeschichtet w erden m ußte. Die K anoniere bauten sich etw as w eiter rückwärts so gut es ging aus Steinen und Holz, dicht an den ^ gelehnt, ihre U nterkunftshütten. B ei schlechter und kalter W itterung mag der A ufenthalt darin nicht immer sehr angenehm und w arm gewesen sein. W eit einfacher w aren die Verhältnisse fü r das A rtilleriedetachem ent von D blika. v o n M u rican bis nach Skutari führt eine der w enigen S traß en , die die T ü rken angelegt hatten. A llerdings m ußte m an vorsichtshalber einen solchen Stellungsw echsel in die Nacht verlegen, w ollte m an dabei nicht plötzlich von der feindlichen A rtillerie überrafcht w erden. U nter dem Schutz der Dunkelheit tran sp o rtierte m an also die Geschütze bis hinter die Hügel von M blika und begann das — 89 — L in b a u e n erst beim anbrechenden T age. D as hohe G ebüsch, das d am als noch g rö ß ten teils belaubt w a r, bot hierzu reichlich Deckung gegen Sicht. E s w u rd en dort im G anzen in S te llu n g gebracht: 8 12 c m K an o n en , q 2 1 cm H aubitzen, 4 is cm M ö rser und 6 7 , s cm F eldkanonen. D avon fanden 2 12 cm R a n o n e n und 2 Feldgeschütze zur Flankendeckung gegen B rd ic a V erw endung. L in T e il dieser schweren Geschütze w a r erst nach A usbruch des K rieges dieser H eeresgruppe zugeteilt w orden, w ahrscheinlich w aren sie bis da au f dem Lowcen gestanden, dem B erge, von dem a u s die M o n ten eg rin er den österreichischen H afen L a tta ro beherrschen. B ei G b lik a konnten die Geschützstände wesentlich besser a u sg e b a u t w erden a ls au f S iro k ag o ra. D er weiche B oden gestattete ein L in g rab en und zudem w ar h ier alle s w eitere M a te ria l leicht auszutreiben; auch fand die M annschaft bessere U nterkunft. A n terk u n ftsh ü tten der A rtilleristen auf Sirokagora. I m H intergründe drei Geschühstände. — 90 — Die Gebirgsgeschütze der B rigaden w aren einstweilen in Reserve gestellt w orden. Dies sind die montenegrinischen S tellungen a n fangs M ärz; auf V eränderungen, die im w eitern v e r laufe der B elagerung eintraten, werde ich in den nächsten Abschnitten zu sprechen kommen. Ueber die serbische A rm eeabteilung, die zur U nterstützung der M ontenegriner herbeigezogen w orden, und die S k u tari von Süden her belagerte, konnte ich nie etw as Genaueres erfahren. 5. Während der Belagerung. lv ie im mer bei langandauernden Belagerungen,, m ußten auch die M ontenegriner vor Skutari ihr H auptgewicht auf die Beschießung der feindlichen S tellungen und der S tad t verlegen. I h r e In fa n te rie unternahm während den ganzen 6 M onaten n u r drei größere A n griffe, zwei am Tarabosch und einen am großen B a rdanjolt. I n der Zwischenzeit beschränkte sich die T ä tigkeit der B elagerungsinfanterie auf den vorpostendienst. Die H auptarbeit leistete somit während der ganzen B elagerung die A rtillerie. Aber auch sie m ußte s a u se n in die Beschießung einschalten, die ihren n a türlichen G rund sowohl in der inim erhin beschränkten M u n itio n sau srü stu n g als auch in der unbedingt notwendigen Schonung des Geschützmaterials hatten. L s gab deshalb vor S k u tari sehr oft Tage, an denen nicht ein einziger Kanonenschuß vernehm bar w urde, an än dern Tagen dagegen, bei allgem einen Beschießungen, dröhnten und donnerten die montenegrinischen Geschütze von allen Seiten. Solche größeren Bom bardem ents dauerten in der Regel zwei bis drei T age u n u n ter— 91 — krochen fort, n u r in der Nacht wurde das Feuer etw as schwächer unterhalten als am T ag. lv a r keine solche allgem eine Beschießung angeordnet, so schossen die verschiedenen B atterien abwechslungsweise, z. B . am M orgen die M örser bei H ani v ra k s, am Nachmittag die z2 cm K anonen bei Drgoci und gegen Abend die cm Haubitze bei M uselim i. I n der Regel w ar in solchen F ällen das Feuer am Abend vor Einbruch der Dunkelheit etw as lebhafter, als während des Tages. Auch bei den Infanterievorposten konnte m an deutlich das Gleiche beobachten. Die verschiedenen B atterien Schnellfeuergeschütze aus dem großen B ardanjolt und auf dem Hügel bei Mesi seuerten an solchen Tagen überhaupt nicht; m an w ollte wahrscheinlich ihre M u n itio n auf wichtigere Augenblicke verfxaren, z. B . zur Unterstützung der vorgehenden In fa n te rie . N u r an den Tagen der allgem einen Beschießung oder wenn sich in den feindlichen Stellungen plötzlich ein gutes Z iel bot, um voraussichtlich in kurzer Z eit wieder zu verschwinden, eröffneten diese B atterien ein rasendes Schnellfeuer. So gelang es der B atterie Lobischic bei Mesi einm al eine türkische Kom pagnie, die in der Abenddämmerung von S kutari über die Holzbrücke über den R iri nach dem kleinen B ard an jo lt marschierte, derart m it S hrapnells zu überschütten, daß sie binnen weniger M in u ten völlig vernichtet w ar. L in zweites M al, gegen Ende M ärz, überraschte die gleiche B atterie eine türkische B atterie, die eben eine neue S tellung in der Nähe des R iri beziehen w ollte, und nahm sie derart wirksam unter G ran at- und Shraxnellseuer, daß die tü rkische M annschaft, fow eit sie nicht fiel, unter Zurücklassung der Geschütze in w ilder P anik flüchtete. I m allgemeinen galt das Feuer der k l e i n k a - l i b r i g e n Geschütze der M ontenegriner ausschließ— 92 — lich den verschiedenen gegnerischen Stellungen. I n der Ebene nördlich Skutari waren es namentlich die türkischen Batterien bei „T e r r e n o i r e", dicht am A iri, bei Dobrac, bei den „zwei Bäumen" und bei Golemi, die immer und immer wieder beschossen wurden. Wohl gelang es dabei den Montenegrinern, diese Batterien sür kurze Zeit zum Schweigen zu bringen, aber später erössneten die türkischen Geschütze das Feuer immer wieder. Ls gelang nicht, sie ganz außer Gefecht zu setzen, trotzdem sie von Mesi und Siroka, zum Teil auch von Hani vraks, direkt flankierend beschossen werden konnten. Auch die Schützengraben der türkischen Infanterie wurden zeitweise stark unter Feuer gehalten. Gute Zielpunkte dafür boten die weißen, weithin sichtbaren Sxitzzelte, die in der türkischen Armee allgemein eingeführt sind. Diese Zelte stammen aus der Provinz Smyrna und werden von den dortigen Bewohnern, die sich fast ausschließlich mit ihrer Herstellung beschäftigen, an Stelle von Steuern der türkischen Regierung geliefert. Aus solidem Zeltstoff doppelt gearbeitet, bieten die kreisförmigen Zelte mit einem Durchmesser von 3 m bequemen und warmen Aufenthalt für eine Gruppe von 6—8 Mann. Nachteilig waren ihre Höhe von etwa 2 m und ihre weiße Farbe, wegen der man sie auf die Entfernung von mehreren Ailometern deutlich erkennen konnte. Nachdem sie so der montenegrinischen Artillerie während längerer Zeit ein vorzügliches Ziel geboten hatten, legten die T ü rken ihre Zelte während des Tages nieder, indem sie einfach die Mittelstange Herausnahmen. Erst bei Einbruch der Dunkelheit wurden die Zelte wieder ausgestellt. Das hinderte die Montenegriner nicht, die türkischen Lager trotzdem unter Feuer zu nehmen, mit welchem Erfolg ließ sich von unserm Beobachtungsposten — 93 — bei Drgoci nicht erkennen. Die Shraxnellsxrengxunkte lagen im allgem einen recht gut, doch gingen natürlich anch eine A nzahl Geschosse zu hoch. B lindgänger habe ich bei den montenegrinischen Geschossen nie bobachtet, auf türkischer Seite kamen sie dagegen massenhaft vor, namentlich bei den größern K alibern. M it dem G ranatfeuer fcheinen die Belagerer bedeutend weniger E rfolg gehabt zu haben, als m it dem Shrapnellfeuer, w eil die feindlichen Stellungen ein zu wenig tiefes Z iel boten. Die meisten G ranaten fchlugen vor oder hinter den feindlichen Linien ein, ohne viel Schaden anzurichten. Z u r B e s c h i e ß u n g d e r S t a d t verwendeten die M ontenegriner ausschließlich ihre Kanonen größeren K alibers, die M örser und die Haubitzen. Das Feuer verteilte sich in der Regel über die ganze S tadt; es w ar für u n s jedoch fast unmöglich, die genaue Lage der Ziele zu erm itteln. G b inan es montenegrinifcherseits besonders auf die neutralen Gebäude abgesehen hatte, m uß deshalb dahingestellt bleiben. A uf jeden F a ll w ar es recht fchwierig, auch m it meinem Zeißfeldstecher, die weißen Lahnen auf diesen Gebäuden zu erkennen. Die zahlreichen B äum e vor und in der S tadt verhinderten eine genaue Beobachtung. Auch haben w ir z. B . nie gesehen, daß das Feuer auf die eine oder die andere K athedrale vereinigt worden ist. Den Schaden, der das Bom bardem ent in der S tadt anrichtete, konnte m an natürlich von außen nicht beurteilen, noch überhaupt beobachten, ob ein Gefchoß getroffen habe oder nicht. Aber verfchiedene Feuersbrünste gaben doch K en n tn is, daß die Belagerer einigen E rfolg hatten. So konnten w ir namentlich während der großen Beschießung vom q.—6. M ärz den Ausbruch mehrerer Feuersbrünste genau feststellen. Bei dem nächsten Bom - — 94 — bardem ent vom — iS. M ärz scheinen die M ontenegriner noch mehr Schaden angerichtet zu haben: plötzlich in die Höhe gehende schwarze Rauchwolken ließen darauf schließen, daß M unitionsm agazine getroffen w urden, w ährend der zwei folgenden Tage konnte man außerdem in der Nähe von Texe einen großen B rand beobachten. L in beliebtes Z iel fü r die m ontenegrinischen B atterien bildeten die K asernen und die D ie zerstörte Brdicabrücke über die B o ja n a . S tellu n g en in der Nähe von Dobrac. A nfangs benützten die Türken diese Gebäude noch, als aber im mer und im mer wieder die montenegrinischen G ran aten einschlugen, w urden sie bald ganz aufgegeben. Die B atterien von D blika nahm en die über die B o jan a nach Bakcelik-Brdica führende Brücke hinter dem Kastell von S k u tari oft unter Feuer, doch gelang es ihnen erst zwei Tage vor der K ap itu latio n der S tadt, diese Brücke zu zerstören. E inige V olltreffer von G ra n aten hatten genügt, um das ganze Mittelstück des — 95 hölzernen O b e rb a u e s w egzufegen. Auch der m ittelste P fe ile r w a r dabei stark beschädigt w orden. D a m it die Besatzung von B rd ic a nicht v öllig von der S ta d t abgeschnitten w a r und v erp ro v ian tiert w erden konnte, h a tte n die T ü rk en sofort einige h u n d ert M eter von der zerstörten Brücke flu ß a u fw ä rts eine F äh re au s E isen x o n to n s hergestellt. Z w e i T ag e später w urde die ganze türkische A rm ee von S k u ta ri au f dieser F äh re ü b er den F lu ß gesetzt, um in südlicher R ichtung gegen A lb a n ie n abm arschieren zu können. Die türkische A rtille rie erw iderte die m ontenegrinische B eschießung im allgem einen sehr schwach. S ie beschränkte sich d arau f, plötzlich und unverhofft einige S h ra p n e lls und G ra n a te n d o rth in zu fenden, w o sie i r gend e tw as verm utete. D ie meisten so verfeuerten Geschosse h a tte n aber keinen E rfo lg , entw eder gingen sie zu kurz oder zu w eit, zu hoch oder zu ties, oder sie explodierten gar nicht. B o t sich ein m al ein günstiges Z ie l bei den M o n te n e g rin e rn , so brauchten die T ürken viel zu viel Z e it, um sich einzuschießen. B is n u r ein Schuß in der N ähe des Z ieles einschlug, h atten die m ontenegrinischen B a tte rie n das F eu er ih rerseits schon längst au f die feindlichen eröffnet, die dann sofort w ieder verstum m ten. Auch die serbischen B a tte rie n südlich von B rd ica tra te n bei den allgem einen B eschießungen in T ä tig keit. M a n hörte deutlich das D onnern ihrer K anonen u nd sah die Lage der S hrapnellsxrengxunkte an den kleinen w eiß en Rauchwölkchen über den S tellu n g en von B rd ic a . L s scheinen d o rt n u r Schnellfeuergeschütze verw endet w orden zu sein, w a s sich a u s dem rasch a u feinanderfolgenden Erscheinen dieser w eiß en Wölkchen erkennen ließ . G f t lagen dort gleichzeitig ; 5 , 20, 2 5 , ja fogar 20 folcher w eißen P u n k te über den türkischen — 96 — Stellungen. Wurde dann noch etwa bei hereinbrechender Dunkelheit gefeuert, so sah man deutlich die blitzartige Feuererscheinung eines jeden Geschosses. I n der Stadt erlebte die Bevölkerung während den Beschießungen schwere Stunden. Sosort nach den ersten Schüssen sollen sich namentlich die Bewohner des Lhristenviertels aus den Häusern, da sie sich dort nicht mehr sicher fühlten, auf die offene Straße geflüchtet haben. Daß dann viele von den explodierenden Shrapnells und Granaten getroffen wurden, ist natürlich leicht begreiflich. Dies wird auch die Ursache der Verletzung der zahlreichen Z iv il- und neutralen Personen sein, von denen in den ausländischen Zeitungen tagtäglich berichtet wurde. Ueber die Zustände in Skutari erfuhren w ir einige Einzelheiten von dem montenegrinischen Parlamentär P e t e r p l a m e n a t z , der verschiedene Male während der Belagerung nach Skutari fuhr, um den Kommandanten der Stadt zur Uebergabe aufzufordern. Plamenatz war einige Jahre hindurch montenegrinischer Konsul in Skutari gewesen und kannte deshalb die dortigen Verhältnisse ziemlich genau. Ltwa ein Jahr vor Ausbruch des Krieges hatte ihn König Nikita zum Gesandten in Konstantinoxel ernannt. M it viel Geschick soll er sich dort seiner Aufgabe entledigt haben. Nun hielt sich plamenatz im königlichen Hauptquartier auf. Zweimal wurde er im Monat März nach Skutari geschickt, aber beide M al scheiterten seine Anstrengungen, die Uebergabe der Stadt zu erwirken, an dem Widerstand Lssad Paschas. Schon vor der Ermordung des Stadtkommandanten Hassan Riza Bey am so. Januar war bekannt geworden, daß die Beziehungen zwischen diesem und dem Gberkommandeur sehr gespannt waren. — 9? — H a s s a n R i z a B e y besaß auch bei den M o n tenegrinern großes Ansehen. L r mochte etwa 45 J a h r e alt sein, a ls ihn die tätliche Angel erreichte. I n K o n stantinopel w a r er als Sohn eines hohen S ta a ts b e a m ten geboren w orden. Herangewachsen, absolvierte er glänzend die Schulen der türkischen Hauptstadt und entschloß sich dann zur militärischen Laufbahn. O h n e P ro te k tio n hatte er sich durch seine B egabung rasch den R a n g eines M a jo r s erworben. F ü r mehrere J a h r e w urde er nach Deutschland kommandiert, wo er die K riegsakadem ie m it E rfolg besuchte. I n die Heim at zurückgekehrt, w urde er zum G en era lle u tn an t befördert und zugleich an die Kriegsschule in Konstantinopel als Taktiklehrer berufen. I m J a h r e 1908, dem J a h r e der R ev o lu tio n , w urde er von den J u n g tü r k e n als einer ihrer unangenehmsten Gegner nach A drianopel abgeschoben, wo er zum Generalstabsches der zweiten A r mee e rn a n n t w urde. Auch hier entwickelte er eine rege Tätigkeit. L r , der sich nie m it P o litik beschäftigte, der nicht nach den J u n g tü r k e n fchaute und auch nicht auf die M i litä r lig a baute, zeigte dort seinen Untergebenen, daß es sür O ffiziere auch noch andere Pflichten gebe, a ls politische Debatten zu führen. Der Rückschlag ließ denn auch nicht lange auf sich w arten ; als im folgenden J a h r e zahlreiche höhere O ffiziere zurückp a te n tie rt w urden, w a r auch der unbeliebte Hassan R iz a daru n ter, der sich plötzlich auf den R a n g eines O b e rstle u tn a n ts zurückversetzt sah. Auch dies vermochte ihn nicht dazu zu bewegen, sich in die P o litik zu m ischen, die das türkische O ffiziersk o rp s zernagte. Nach einer Zwischenstalion in B agdad als Generalstabschef des dortigen 6 . Armeekorps w urde er M O ZUM K o m m andanten der 24. selbständigen Division in Skutari e rn a n n t, welche S tellu n g er noch bei B e g in n des K rie ges bekleidete. — Y6 — Hassan V iza Bey. — 99 — Trotzdem Hassan R iz a B ey streng auf m ilitärische Z ucht und O rd n u n g h ielt, w a r er bei seinen O ffiz ie ren und S o ld aten sehr beliebt, denn er ging ihnen ü b e ra ll m it gutem B eispiel v o ran . W ährend den G efechten eilte er von S te llu n g zu S te llu n g und seuerte die Leute a n . M anchm al übernahm er a u s F reude am K am ps selbst das K om m ando einer B a tte rie . L r w a r ein glühender P a tr io t, der a lle s liebte, w a s türkisch w a r, n u r nicht die türkische P o litik . A ls sein Tod in den R eih en der T ru p p e n bekannt w u rd e, nahm die Z u versicht und W iderstandskraft wesentlich ab. L s s a d P a s c h a g a lt a ls kalt berechnender M ensch, der selbst nicht davor zurückscheut, sür seinen eigenen V o rte il über Leichen zu gehen, als kluger, verschlagener K opf, der sich ü b e ra ll zu helfen w eiß . M it der T ru p p e tr a t er nicht in engere F ü h lu n g , w ie er denn auch w ährend des K am pfes sich nicht in den S te llungen zeigte. L r beschränkte sich als M berkom m andeur d a ra u f, feine G eneralstabsossiziere zu senden, um die Leute zum K am pfe anzufeuern, v o n etw a ;o G eneralstab so ffizieren blieben ihm zuletzt noch zw ei, die ä n dern h atten ih re n Tod im feindlichen F eu er gefunden. Lssad P ascha ging n u r einm al in die S tellu n g en , als M itte A p ril infolge N a h ru n g sm a n g e l M eutereien bei den T ru p p e n auf T arabofch, B rd ic a und kleinem B a rd a n jo lt ausbrachen. A ls es ihm dabei au f B rd ica nicht sofort gelang, die R u h e herzustellen, ließ er 50 der M e u te re r sofort erschießen. M it diesem M a n n e verhandelte P e te r p lam enatz, w a s W u n d er, w en n dabei kein E rg eb n is erzielt w u rd e; Lssad lehnte alle Vorschläge kurzerhand ab und ließ nicht ein m al die Z ivilbevölkerung abziehen. Schon M itte M ärz sprach m an im m on ten eg rin ischen Lager davon, daß Lssad Pascha hochfliegende — roo — P lä n e hege. Wenn auch j)lamenatz beide Male seinem König keine gute A ntw ort überbringen konnte, so lies; das, w as er in Skutari gesehen hatte, doch daraus schließen, daß der Widerstand nicht mehr von langer Dauer sein werde. Der kurze Aufenthalt in den ihm so wohlbekannten Gassen genügte zu erkennen, daß überall großer Mangel herrschte. Trotzdem trafen die Montenegriner die Vorbereitungen zum Sturm . Die Dampfschiffe brachten große Mengen M u n itio n s- und Verpflegungsvorräte nach Dobra und Zogaj. Bei der In fa n te rie wurden die M u nitionsbestände ergänzt; es w ar Vorsorge getroffen, daß jedem M a n n vor Beginn der Schlacht für drei Tage Lebensmittel abgegeben werden konnten. Die Stellungen wurden im allgemeinen nicht weiter vorgeschoben, n u r an einigen ungünstigen Stellen suchte man sich weiter gegen den Feind hin bessere Verhältnisse zu schaffen. I n der Ebene nördlich Skutari fertigte sich jeder M an n ein Reisigbündel an, das mit Sandsäcken ausgefüllt w ar. Diefe follien beim Sturm als Deckung und zur Ueberwindnng der Drahthindernisse verwendet werden. Interessant w ar folgender v e r such: I n leere eiserne Benzinfässer wurde ein zylinderförmiges Holzgerüst gestellt, das etwa einen Spielraum von 8— zo cm ringsum hatte, der dann ganz ausbetonniert wurde. Die Fässer wurden auf ihren S tir n seiten verschlossen und bei Nacht vor die Feuerlinie geschafft. A ls es dann wenige Tage später zu einem Gefecht kam, wurden diefe Fässer sofort versuchsweise durch je s M an n gegen die feindlichen Stellungen vorgerollt. Die Türken nahmen die daherrollenden Fässer unter heftiges Feuer, doch blieb dieses wirkungs— w i — los, da die Geschosse meist im B eton aus der Linschußseite stecken blieben, wovon ich mich später selbst überzeugen konn!e. So gelang es dam als der m ontenegrinischen I n f a n t e r i e ohne Verluste weiter an die feindlichen S te llu n g en heranzukommen. M ontenegrinisches S tn rm g e rät bei V raka. Auch die A r t i l l e r i e erhielt einen größern M u n itio n sb estan d , fast tagtäglich kamen von v i r p a z a r her über den See nach Dobra Hunderte und aber H u n derte von G ra n a te n und S h rax n ells an, namentlich fü r die schweren Geschütze. Die montenegrinische Armee hatte keine p a rk fo rm ationen der A rtillerie zur V erfügung, um diese M u n itio n bis in die S te llu n g en zu bringen. D as Arm eekommando hatte daher m it dem F u h rh a lte r U lic einen V ertrag sür diesen ganzen Nachschub abgeschlossen. Dieser U nternehm er stellte etw a 20 lv a g e n m it den n o tw endigen P fe rd e n , die den Dienst der zweiten M u n i tionsstaffel versahen. S p ä te r bildete m an a u s den M ä n - - ,02 — n e rn von v ra k a — es w aren dies zum g rö ß ten T e il d o rth in au sg ew an d erte M o n te n e g rin e r in A lbanesentracht — eine A rt T ra in b a ta illo n . Diese Leute w aren verpflichtet, m it ih ren zw eiräderigen G chsenw agen nach B e d a rf M u n itio n zu fü h ren . M itte n in diesen V o rb ereitu n g en entspann sich am A bend des 7. M ä rz plötzlich ein heftiges N a c h t g e - f e ch t. A rtille rie le u tn a n t p o x o v ic hatte an jenem T age seinen Scheinw erfer fertig in sta llie rt und machte bei A nbruch der N acht d am it die ersten versuche. D er Z u fa ll w o llte es, daß er den Lichtkegel des A p p a ra te s gegen M efi und M u fe lim i richtete, gerade in dem A u genblick, a ls 2 türkische B a ta illo n e u n te r dem Schutze der finstern N acht einen A u s fa ll gegen den H ügel von M u fe lim i untern eh m en w o llte n . Die V orposten der M o n te n e g rin e r eröffneten sofort ein rasendes S chnellfeuer, wodurch vorerst die ändern T ru p p e n der in diesem A bschnitt stehenden B rig a d e n Adschic und v u c inic a la rm ie rt w u rd e n und sofort eb en falls in den K am pf ein g riffen . D as F e u e r setzte sich im m er w eiter fo rt; es w aren noch keine zehn M in u te n vergangen seitdem der erste Schuß gesallen w a r, a ls auch schon die ganze L inie vom großen B a rd a n jo lt b is zum See im F e u e r stand. O h n e irgend eine M eld u n g ab zu w arten , h atten die ü b rig en m ontenegrinischen T ru p p e n den A am ps eb ensalls ausgenom m en. W ir w a re n gerade fertig m it dem Abendessen und eilten , sobald d as Gefecht lebhafter w u rd e, au f u n fe rn B eobachtungsposten auf dem H ügel. Nach der I n f a n te r ie kam die A rtille rie ; die B a tte rie Lobischic, die telephonisch vom H ügel von M u selim i benachrichtigt w o rd en w a r, eröffnete das F e u e r gegen die beiden türkischen B a ta illo n e . D as w a r — 103 — das Zeichen für die ändern montenegrinischen Geschütze, die sofort auch das Feuer aufnahmen. Namentlich die Schnellfeuerbatterien griffen kräftig ein, mit einer unheimlichen Geschwindigkeit folgten sich die Schüsse von Mesi und vom großen Bardanjolt her. Die Leuererscheinungen der über den türkischen Stellungen, namentlich über denen am kleinen Bardanjolt explodierenden Geschosse, boten einen wunderschönen Anblick. Schon als das Gewehrseuer etwas heftig wurde, suchte auch der zweite montenegrinische und die türkischen Scheinwerfer — bis anfangs März hatten die Türken nie Scheinwerfer gezeigt, erst von da an beleuchteten sie m it zwei Scheinwerfern nächtlich die montenegrinischen Stellungen — langsam die ganze Gegend m it ihrem Lichte ab. Am kleinen Bardanjolt verbrannten die Türken außerdem noch Hunderte von Leuchtraketen in allen Farben, die das ganze Vorgelände taghell erleuchteten. plötzlich griffen auch noch die serbischen Batterien von Busati und lNelgusi in den Ramps ein und überschütteten Lrdica m it einem Shrapnellhagel. Auch vom Tarabosch her dröhnte hie und da ein Kanonenschuß; im allgemeinen hielt man sich aber dort auf beiden Seiten ruhig. Das Ganze ging fast blitzartig rasch von statten; seit dem ersten Schuß der Batterie bei Mesi waren kaum süns Minuten vergangen, und schon standen etwa 50 montenegrinische Geschütze im Feuer. Die türkischen Batterien hatten bis dahin geschwiegen, da blitzte es plötzlich in der Richtung von Dobrac aus und mit einem unheimlichen Singen und pfeifen kommt das erste türkische Shrapnell geflogen. Etwa hundert Meter von uns entfernt explodiert es, ohne irgend welchen Schaden anzurichten. Gegolten hatte der Schuß enlweder dem Scheinwerfer über uns, dann war er aber viel zu kurz, oder der 12 cm Ra— W 4 — nouenbatterie hinter dem Glivenwäldchen, dann war er aber viel zu weit rechts. Schon der nächste lag besser, und zwar über der Ranonenbatterie. I n unserer Nähe beobachtete der Stab der Brigade vischnic, der uns auch über die Gefechtslage orientierte. Ls war übrigens leicht zu erkennen, daß der Hauptkampf sich in der Richtung Mufelimi—kleiner Bardanjolt abfxielte, denn dort war das Feuer besonders stark und dorthin richtete sich hauptsächlich das Licht der Scheinwerfer. Anfänglich hatten sich die Montenegriner rein defensiv verhalten; erst als genaue Meldungen beim (Oberkommando Vorlagen, was trotz der telephonischen Verbindungen fast 45 Minuten dauerte, wurde ein Gegenstoß von P . 192 am großen Bardanjolt gegen die Flanke der beiden türkischen Bataillone unternommen, die sich hierauf sofort zurückzogen. Nach vielleicht einer Stunde, es mochte gegen 9 Uhr sein, flaute das Geschützfeuer allmählich ab, um bald darauf ganz zu verstummen. Das Gewehrfeuer dauerte dagegen noch eine ganze Weile weiter. Beide Gegner verlegten sich nun darauf, Salven in unheimlich kurzer Zeit hintereinander abzugeben. Aber gegen ;o Uhr wurde auch das In fa n - teriefeuer eingestellt. Einige Stunden später wurden uns dann die ersten verwundeten aus diesem Gefechte gebracht, ein paar schwere und einige leichte Fälle, im ganzen etwa ;o. Unter den ersten war auch ein alter Hauptmann, Simon Aovatschevic, mit einem Schuß in den Rücken und durch die Lunge. Als Abschnittschef des Feldtelephons war er eben im Begriff gewesen, den türkischen Ausfall an das Mberkommando in Boksi zu melden, als er durch das Fenster von einem Gewehrgeschoß getroffen wurde, vielleicht war — 105 — das m it der Grund, das; das Oberkommando so lange keine Meldungen erhielt. Die Verwundung war derart schwer, daß der O ffizier nicht ohne direkte Lebensgefahr hätte in ein Spital transportiert werden können; er mußte deshalb vorläufig bei der Ambulanz behandelt werden. Nach drei Tagen erlag er seiner Verletzung. I n den nächsten Tagen erhielten w ir eine ganze Reihe von Besuchen von höheren Offizieren, die sich nach dem verwundeten erkundigten. Als einer der ersten kam General Ianko vukotic. General vukotic (siehe Titelbild) ist ein großer, stattlicher Mann und mag etwa Lude der fünfziger Jahre stehen. Lein energisches und strenges Auftreten ist in der ganzen montenegrinischen Armee bekannt und auch gefürchtet. L r pflegte im Gegensatz zu vielen ändern montenegrinischen Offizieren seine Befehle nur einmal zu geben; wurden sie dann nicht sofort ausgefllhrt, so schritt er unerbittlich gegen den Fehlbaren ein. Diese strenge Dienstauffassung hat er sich in Ita lie n bei den A lpini in Modena erworben, wohin er zur gleichen Zeit kommandiert war, wie General Veschovic. General vukotic spricht sehr gut italienisch und auch etwas, aber nur ungern, französisch. Auch der Armeestabschef General I o v o B e t - s c h i r (siehe Titelbild), erschien in diesen Tagen bei der Ambulanz. Bedeutend jünger als General vukotic, wurde er trotz se'.ner Jugend infolge seiner Energie und feiner Kenntnisse auf diesen verantwortungsvollen Posten gestellt, den er mit viel Geschick versah. Aus seinem braungebrannten Gesicht und dunkeln Augen blitzt nicht nur Energie, sondern auch Verwegenheit. Schon als junger O ffizier weilte General Betschir zu — 106 — militärischen Studien viel im A usland, namentlich in I t a l i e n und in Frankreich. Die Sprachen dieser beiden Länder beherrscht er vorzüglich, w as natürlich eine llnierredung m it ihm viel lebhafter und interessanter gestaltete, als wenn alles durch einen Dolmetscher übersetzt werden mußte. General Betschir kam auch in der Folge noch recht häusig und w ar ein gern gesehener Gast bei un s. W ir erfuhren durch ihn manche Einzelheit des Krieges, die uns sonst verborgen geblieben wäre. So überraschte es u n s völlig, zu vernehmen, daß zur gleichen Zeit, als letztes J a h r am Gensersee in Guchy im Hotel Beau-Rivage die F riedensunterhandlungen zwischen I t a l i e n und der Türkei geführt wurden, am Vierwaldstättersee im Hotel Beau- Rivage in Luzern das ferbisch-montenegrinische B ü n d nis gegen die Türkei geschlossen wurde. General B etschir hat an den Verhandlungen teilgenommen. v o n der Schweiz w a r Betschir ganz entzückt, er hoffte nach Beendigung des Krieges ihr nochmals einen Besuch abstatten zu können, da er die Absicht hatte, nach P a r i s zu sahren, wo seine Gemahlin in einem Keilinstitut krank darniederlag. Aber noch im verlaufe des Krieges ist sie dort gestorben, ohne daß er sie nocheinmal hätte sehen können. I n seiner Begleitung fanden sich fast immer General Bofchovic und Hauxtmann Lombardt. Während General Bofchovic den T ypus des alten Montenegriners verkörpert, scheint Hauplm ann Lombardt sowohl seinem Aeußeren als feinem lve^en nach aus Westeuropa zu stammen. — w ? — 6. Der Kamps um den Tarabosch vom 31. März bis 1. April. A m 29. M ä r z w a r plötzlich hoch ü b e r dem T a r a bosch ein serbischer A e r o p l a n , — der einzige der w ä h r e n d der g a n z en B e l a g e r u n g je u m u n d ü b er S k u t a r i geflogen ist, — erschienen, h a tte d o rt einige S ch leifen a u s g e f ü h r t u n d kam direkt a u f G r u d a , das königliche H a u p t q u a r t i e r , zugeflogen. M h n e jedoch zu la n d e n , n a h m er so fo rt w ie d e r K u r s ü b e r den T a r a bosch nach dem serbischen H a u x t l a g e r bei B u s a t i . D er ganze F l u g h atte n u r kurze Z e i t g ed au ert. I v o der A p p a r a t au fta u ch te , erössneten die T ü rk e n ein le b h aftes G e w e h rs e u e r au f ih n , ohne zu treffen, d en n er h ie lt sich i n g ro ß e r H öhe. W i r w a r e n erst durch d a s F e u e r der T ü r k e n d a r a u f au fm erk sam gem acht w o rd e n , d aß e t w a s besonderes „in der Luft" sein m u ß te . Dieses u n v e r m u t e te E rsch e in en ein es A e r o p l a n s lie ß , w e n n auch n u r unsicher, a u f irgendw elche U n t e r n e h m u n g schließen. A m folg en d en A b en d erfu h re n w i r durch B r i g a d i e r v i c n i c , d a ß e in g ro ß er A n g r i f f gegen den T arab o sch g e p la n t sei u n d d aß gegen die ä n d e rn feindlichen S t e l l u n g e n S c h ein an g riffe u n te rn o m m e n w e r d e n u m türkische T ru p p e n v ersc h ieb u n g e n gegen den T arabosch zu v e r h in d e rn . A m s z . M ä r z , g en a u u m 9 U h r m o rg e n s erössnete n , w ie es befohlen w a r , die drei m o nte negrinischen Schnellfeuergeschütze a u f S i ro k a g o ra d a s F e u e r gegen P . 5 7 0 , den T arab o sch . S o f o r t fo lg ten die an d e re n Geschütze a u f S i ro k a g o ra u n d bei G b l i k a nach. M ä h re n d m e h r a l s f ü n f S t u n d e n b e arb eiteten a l le d o rt v erfü g b a r e n m o n ten eg rin is ch e n Geschütze die türkischen S t e l l u n g e n a m T arab o sch . W i e ich mich nach der K a p i t u l a t i o n der S t a d t a n G r t u n d S te ll e üb erzeu g en — WS — konnte, w a r auch nicht ein W u ad ratm eter Erdoberfläche ans P . 570, der nicht w ährend der folgenden S tu n d en von ein er oder m ehreren G ra n a te n getroffen und a u fgew ü h lt w orden w äre. N am entlich w a re n die 2 z Z e n tim eter Geschosse von großer W irk u n g , ü b er z M eter tief gruben sie sich in den felsigen B oden ein und w ir belten große M assen S te in trü m m e r und S tau b w o lk en von ü ber 20 M eter Höhe au f. A nfänglich fchwiegen die türkischen B a tte rie n ganz; erst a ls m an a u s dem raschen F e u e r der M o n ten eg rin er erkennen konnte, daß es sich um e tw a s anderes a ls um eines der gew ohnten B om bardem ente handelte, begannen sie das F e u e r zu erw id ern , vorerst n atü rlich gegen die feindlichen A rtilleriestellu n g en . B e i S iro k ag o ra gelang es ihnen, durch einen V o lltreffer einen zs cm M ö rser v ö llig zu zerstören, sonst richteten ihre Geschosse n irg en d s w e ite rn Schaden an . Um 11 U hr w u rd e von der 2 z cm Haubitze bei M u selim i durch einen Schuß das Zeichen zu dem gep la n te n S c h e i n a n g r i f f aus der ganzen ü b rig en L inie vor S k u ta ri gegeben. D ie B a tte rie n h atten schon schußbereit au f dieses Zeichen gew artet und kaum w a r es erfolgt, so krachte es auch schon von B a tte rie zu B a tte rie . U eber so Geschütze h atten in w en ig er a ls einer M in u te d as F e u e r eröffnet. N u r w enig später zeigten die bekannten w eiß en Wölkchen ü ber B rd ic a die ersten serbischen S h ra p n e lls von M elgusi und Asti heran . Die türkischen B a tte rie n a n tw o rte te n h ier n u r schwach. B is gegen ; U hr u n terh ie lte n alle diese serbischen und m ontenegrinischen Geschütze ein w ohlgen ä h rte s F e u e r gegen die feindlichen S te llu n g e n , d an n aber flaute es merklich ab u n d die I n f a n te r ie begann zu schießen. Z uerst feuerte sie n u r w enig, w ie um den G egner hervorzulocken; erst a ls dieser a n tw o rtete, — W 9 — w urde geschossen, w a s zu den G ew ehrläufen h in a u sging. Dazwischen ließ sich schars und schneidend das N a lle rn der M aschinengew ehre vernehm en, die abwechslungsw eise in den einzelnen A bteilu n g en Lagen von 20 b is so Schuß abgaben. Trotzdem aus unserer S eite von den M o n ten eg rin ern gar kein ernsthafter A ngrisf ge-- x la n t w a r, konnten w ir sehr genau m it unseren F e ld stechern beobachten, w ie einzelne Leute die Schützengraben verließen und sich h in te r den bereit gelegten B e n zinfässern, b is dicht a n das feindliche D rah th in d ern is h eran arb eiteten . Z u m A n feu ern der Leute w u rd en die m ontenegrinischen F ah n en hoch in der Luft flatternd in den Schützengraben h in und her getragen, w ahrscheinlich hosste m an dabei auch, b illig , d. H. ohne G p fe r, in den Besitz recht zerrissener und zerschossener F ahnen zu kommen, denn die T ü rk en schossen n atürlich nach diesen flatternden Ehrenzeichen. — B is gegen 2 Uhr dauerte dieses G ew ehrfeuer an , dann verstum m te es a llm ählich, um erst am Abend nochm als m it aller A ra ft aufzulodern. A m Tarabosch hatte sich unterdessen die In f a n te r ie zum A ngriffe bereitgestellt. Die zw eite B rig ad e nnd T eile der ersten gingen von N orden und Westen gegen j) . 570 vor, der Rest der ersten im V ereine m it der d ritte n B rig ad e von S üden her gegen die ganze Linie großer T arabosch— kleiner Tarabosch. W ährend bei der westlichen A b teilu n g das G elände m it seinen vielen B achrunsen usw . ein einigerm aßen gedecktes ^ e ra n a rb e ite n an die türkischen S tellu n g en gestattete, m ußte die südliche A b teilu n g über völlig ossenes G elände bergauf angreifen. A u s F re iw illig e n hatte m an bei diefer A olonne ein B a ta illo n von 800 M a n n u n er dem K om m ando des M a jo rs p lam en atz, eines v e rw a n d te n des P a rla m e n tä rs P lam enatz, ge— uo — gebildet, dessen Aufgabe es sein sollte, als Sturm kolonne gegen die türkischen Drahthindernisse unter dem Schutze der A rtillerie und der übrigen In fa n te rie vorzugehen. U nter ungeheuren Verlusten kamen sie bis an das D rahthindernis heran, dort aber geriet ihr Vorgehen ins Stocken. U nter dem Schnellfeuer der türkifchen G ewehre und Maschinengewehre erhob sich M ajo r p la - menatz; m it geschwungenem S äbel w ollte er seine Leute zum S tu rm auf die Hindernisse m ilreißen, im gleichen Augenblick wurde er aber von einem Geschoß niedergestreckt. vergeblich suchte ein (Oberleutnant, der das Kommando übernomm en hatte, m it einer Handvoll Leuten eine Bresche durch den D raht zu reißen, sie fielen alle wenige Sekunden nacheinander, lv e r sich erhob, den erreichte sofort der sichere Tod. Langsam zogen sich hierauf, es w ar schon bei der Abenddäm merung, die Reste dieses B ata illo n s zurück. 800 M an n stark m it 25 (Offizieren w aren sie vorgegangen, m it 200 M an n kehrten sie unter dem Kommando eines U nteroffiziers zurück. A lle übrigen lagen, die M ehrzahl tot, auf dem steilen Südabhang des Taraboschs. D as G ros der südlichen A bteilung hatte sich im v erlau fe dieses Kam pfes bis auf etwa 500 M eter an den Feind herangearbeitet, von dort aus unterstützte es, so gut es konnte, feine V orhut m it Feuer, doch ohne E rfolg. J a w ie m ir ein französischer A rzt später sagte, der von G blika au s den Kam pf verfolgte, soll dieses G ros zum T eil so kurz geschossen haben, daß es die eigenen Leute vor dem D rahthindernis traf. — Nachdem sie die Ueberreste der Sturm kolonne in ihren R eihen ausgenommen hatte, zog sich die ganze Linie gegen 7 Uhr abends zurück: der A ngriff von der Südseite w ar von den Türken entschieden abgeschlagen worden. — NI — Erfolgreicher, wenn auch nicht siegreich, verlief der A ngriff gegen P . 570 von Westen her. Zum leichtern Verständnis der Kämpfe auf dieser Seite sei hier die Beschreibung der türkischen V erteidigungsanlagen auf und vor P . s?o eingefügt, fo wie ich dieselben nach der K apitulation vorfand. v o n P . 570 senkt sich der Rücken des M ali K rajs um vielleicht 70—80 M eter zu einem S attel zwischen diesem P . 570 und einem P u n k t w eiter westlich, von ungefähr gleicher ^öhe. A uf diesem sanstgeneigten lVestabhang des Tarabosch hatten die Türken in A bständen von etwa —qo M etern stockwerkförmig übereinander vier Schützengräben ausgefprengt. Die zwei vordersten (westlichsten) w aren hufeisenförmig nach a llen Seiten abgeschlossen; nu r ein kurzer Lausgraben, der aber ebensalls als Schützengraben verwendet w erden konnte, verband sie beidseitig m it der nächsthöhern Feuerlinie. Der dritte Schützengraben hatte die Form einer P arab el; beide Endpunkte w aren durch einen Laufgraben, geometrisch durch eine Sehne, m iteinander verbunden. Aus der Südseite des Gipsels zog sich eine Fortsetzung dieses G rabens bis zum kleinen Tarabosch hinüber. Der vierte, oberste G raben endlich, m it dem dritten ebenfalls durch einen Laufgraben verbunden, zog sich wenige M eter unter P . 570 halbkreisförmig um diesem herum und setzte sich aus der ganzen N ordseite des Tarabosch entlang gegen Gsten fort. Auf P u n k t 570 selbst hatte m an einen starken Unterstand aus Sandsäcken, Felsstücken und Wellblech für ein Kruppsches 7,5 cm Schnellfeuergeschütz erbaut. E tw as hinter dem dritten G raben standen in zwei ähnlichen Unterständen zwei Maschinengewehre. Um je zwei dieser Feuerlinien zog sich ein starkes vierfaches Stacheldrahthindernis, das vordere davon schloß in der — N 2 — ///. Die türkischen V erteidigungsanlagen auf dem großen Tarabosch P . 570. — US — ganze A nlage mochte P latz fü r etw a 800 G ew ehre bieten. Schon in der N acht vom so . auf den 5 z. M ärz hatten sich m ontenegrinische P a tro u ille n bis an das vordere der türkischen D rahthindernisse zu n äh ern vermocht, indem sie von N ord- und Südw esten her v o rgingen, von S ch ritt zu S ch ritt aus der sein d w ärts gelegenen S eite ein kleines Steinm äuerchen zu ihrem D ie türkischen V erteidigungslinien a u f dem großen Tarabosch P . 670 von W esten her gesehen. Schutze errichtend. M it H an d g ran aten suchten sie a lsd a n n eine Lücke durch das H in d e rn is zu bahnen, w a s aber m iß la n g . Türkische M aschinengew ehre m ähten die Leute a u f kurze E n tfe rn u n g alle nieder. Auch durch die B eschießung am folgenden M o rg en w u rd en die H indernisse w enig oder g ar nicht beschädigt. U n ter dem Schutze der A rtille rie arbeitete sich ein B a ta illo n der W estabteilung ohne größere V erluste bis au f eine E n tfe rn u n g von 200 M e te rn an die türkischen W erke heran . D as G ro s der I n f a n te r ie bezog auf den — U 4 — U n terstan d fü r ein Schnellfenergefchüh auf P . 570 von der Kehlseite. Höhen und Hängen w eiter zurück S tellu n g und u n terhielt von dort aus einstweilen ein w ohlgenährtes Leuer auf den G egner. Durch diese Unterstützung gelang es dem vordern B ataillo n , gleich im ersten A nsturm das D rahthindernis zu durchbrechen und in den ersten, vordersten Schützengraben einzudringen. Nach kurzem Handgemenge zogen sich die V erteidiger zurück und w urden im zw eiten G raben ausgenommen. U nter großen Verlusten nahm en die M ontenegriner aber auch diesen. (Diese zwei G raben sind in der Skizze 3 deshalb u n terbrochen eingezeichnet.) Durch die Lausgraben zogen sich die T ürken aberm als bis zur nächsten L euerlinie zurück. D ort w urden sie durch srische T ruppen abgelöst, die sofort die Lausgraben zu den vom Feinde gestürmten S tellungen bei ihrer A usm ündung in diese m it Sandsäcken und Leichen gefallener Kam eraden sperrten. Außerdem brachten die Türken dort zwei bis dahin zurückgehaltene Maschinengewehre derart slankie— ns — rend in s Feuer (vergl. Skizze), daß die Reste des eingedrungenen montenegrinischen B ataillo n s sich in den ersten G raben zurückziehen m ußten. L s mochte etwa 4 Uhr nachm ittags sein. Noch w urden zwei neue V orstöße gegen den zweiten und dritten G raben unternom men, aber beide scheiterten an dem flankierenden Feuer der beiden türkischen Maschinengewehre. Auch den rückw ärtigen M ontenegrinern gelang es nicht, diese zum Schweigen zu bringen. Der A ngriff kam völlig ins Stocken. Die M ontenegriner behaupteten sich in dem ersten G raben, die Türken in dem dritten; dazwischen lag wie eine Todeszone der zweite: w er ihn betra t, siel sosort den türkischen Geschossen zum G pser. I n der Nacht errichteten die übrigen montenegrinischen T ruppen eine etwa i m hohe und ebenso dicke S tein m auer von ihren ehemaligen Vorpostenstellungen bis zu dem eroberten Schützengraben, und weiter vor bis zum zweiten, hinter der sie diesen ohne Verluste erreichen konnten. Am M orgen des i. A pril unternahm en Einbruchstelle in daS vorderste D rahthindernis westlich P . 870. — US — frische T ru p p e n nochm als einen A n g riff au f den d ritte n türkischen G rab en , sie w u rd e n aber w iederum m it b lu tig en R öxsen zurückgeschlagen. D am it w u rd e der große A n g riff eingestellt, m it dem m an gehofft h atte, in w en ig en S tu n d e n die türkifchen S te llu n g e n zu nehm en. B is zum A bschluß der K a p itu la tio n von S k u ta ri, 20 T ag e sp äter, lagen sich hier aus der Westseite des T arabosch die beiden G egner auf eine E n tfe rn u n g von etw a s o — 60 M e te r gegenüber. D ie V erluste der M o n te n e g rin e r beliefen sich bei diesem ganzen A n g riff a u f über 500 T o te u n d ebenso viel v e rw u n d e te ; T ü rk e n d ü rften bedeutend w eniger gefallen fein. 7. Weitere Rüstungen. L in e wesentliche A en d eru n g in der G esam tlage vor S k u ta ri hatte dieser A n g riff nicht zu schassen verm ocht. S o w u rd e denn die B eschießung nach der a lte n A rt w ieder ausgenom m en, sonst blieb aber a lle s ru h ig ; I n fan terie kam vorderhand n irg e n d s m ehr zur T ätig k eit. U m so eifrig er w u rd e n d afü r neue V o rb ereitu n g en fü r einen kom m enden S tu rm getroffen, v o n der serbischen A rm ee her w a re n am 7 . A p ril 42 ^2 cm S ch n ellfeu erhaubitzen am großen B a rd a n jo lt bei R en ci eingetroffen, die m an au f dieser Höhe in S te llu n g zu bringen gedachte. U m diese Geschütze h in a u ftra n s x o rtie re n zu können, bau ten die beiden B rig a d e n p e tro v ic und Veschovic am folgenden M o rg e n in 2 ^ S tu n d e n einen etw a z M eter b reiten A rtille rie w e g von diefer G r tfchaft h in au f b is zu P . s ^ 6 , eine Strecke von m in destens z A m , und noch am gleichen T ag e w u rd e n drei der Geschütze d o rt in S te llu n g gebracht. D ie ä n d e rn — 117 — folgten am nächsten Tage nach. Am 9. und 10. April kamen von virpazar über den See nach Dobra vier 21 cm Haubitzen älteren Systems, wovon zwei bei Mufelimi, zwei bei Drgoci eingebaut wurden. Auch weitere Transporte von Munition für I n fanterie und Artillerie kamen bis Mitte April täglich in Dobra an. Wenige Tage nach dem letzten Angriff auf den Tarabosch übernahm der serbische General Bojovic, der in Busati eingetroffen war, auf ausdrücklichen Wunsch des Rönigs Nikita das (Oberkommando über die gesamten montenegrinisch-serbischen Streitkräfte vor Skutari. Dies scheint aber nicht ohne Reibung mit dem bisherigen montenegrinischen Armeekommandanten, General Ianko vukotic, abgelaufen zu sein, denn beide Generale verließen plötzlich die Front und begaben sich nach Letinje zu einer Besprechung mit dem König. Amtlich wurde zwar mitgeteilt, daß in dieser Konferenz die montenegrinische Entschädigung an Serbien für seine Mithilfe sestgelegt worden sei, es handelte sich um ein Stück des eroberten Sandschaks; aber diese Behauptung steht im Widerspruch mit dem gedruckten Tagesbefehl, den General Bojovic bei seiner Rückkehr aus Letinje erließ. Lr gab darin kund, daß er von nun an das Dberkommando der Truppen vor Skutari führe, daß aber General vukotic in der Eigenschaft eines Armeeabteilungskommandanten den direkten Be sehl über seine bisherigen Truppen behalte. General Bojovic sagte weiter in dem Tagesbefehl, er hoffe, bald mit der taxfern montenegrinischen Armee in Skutari einziehen zu können. Aber kaum hatte er sich in seine neue Stelle eingelebt und den plan zu einem neuen Angriff auf Skutari ausgearbeitet, als am 12. April die serbische Regierung infolge der allgemeinen — ns — politischen Lage beschloß, ihre Streitkräste von Skutari zurückzuziehen und G eneral B ojovic telegraphisch den Befehl zum Abmarsch schickte. Zugleich setzte der serbische Gesandte in L etinje die montenegrinische R egierung von diesem Entschlüsse in K e n n tn is. Am l.6. A p ril zog die serbische Arm ee, etw a ^5 ooo M an n m it 6 B atterien in der Richtung gegen Alessio ab. Monte-- negrinischerseits sah m an sich also gezwungen, eigene T ruppen nach B usati und M elgusi zu senden, sollte nicht die vollständige Einschließung von S kutari gefährdet werden. L s w urden dazu die beiden B rigaden Adschic, die bisher am linken R iriu fer bis zum P . 114 gestanden hatte, und die B rigade M edenica vom großen B o rd an jo lt bestimmt. L s mochten etw a sooo M an n m it zwölf Maschinengewehren und dem nötigen S au m train sein. Da aber die vollständig vom D rin überschwemmte Ebene südöstlich von S kutari eine direkte Verschiebung dieser T ruppen nach der S üdfront unmöglich machte, m ußten die beiden B rigaden von D obra m it den Dampfern über den Skutarisee nach Skja überschissen. v o n dort aus sollten dann die neuen S tellungen über die Taraboschkette und die Schiffsbrücke von S todra erreicht werden. M an ließ sich genug Z eit zu dieser Truxpenverschiebung. A m w aren die Serben abmarschiert, wovon die montenegrinische Heeresleitung genau benachrichtigt w ar, am §8. nachmittags erhielten die beiden B rigaden den Befehl zum Abmarsch nach Dobra. B ei dem Abmarfch aus den alten Lagern fcheint m an aber nicht m it der nötigen Vorsicht vorgegangen zu sein, auf jeden F a ll w aren die Türken am kleinen B ard a n jo lt darauf aufmerksam geworden. S ie eröffneten, sobald die K olonnen die Ebene nördlich S kutari erreicht hatten, m it allen verfügbaren Geschützen ein lebhaftes Feuer auf diese. Die — N 9 — montenegrinischen B atterien erw iderten sofort das Feuer und brachten nach einer Viertelstunde den Gegner zum Schweigen. Die beiden B rigaden hatten hinter verschiedenen Bodenw ellen Deckung gefunden, wo sie vorderhand blieben, um erst unter dem Schutze der Dunkelheit den Marsch nach Dobra sortzusetzen. D as Ueberschissen der Gefechtstruppen nach Skja nahm den ganzen ly . A pril in Anspruch; dort w arteten die T ruppen, bis am 20. der S au m train und das übrige M aterial ebenfalls hinüber geschafft w ar. Zum Glück sür die M ontenegriner hatten die Türken aus B rdica noch ' gar nicht bemerkt, daß die feindlichen Stellungen leer w aren, sonst w äre es ihnen leicht möglich gewesen, w ährend dieser Z eit einen A u sfall gegen Süden zu unternehmen, L ine schwache P atro u ille hätte genügt um festzustellen, daß m an auf dieser F ro n t nicht mehr eingeschlossen w ar. D as Schicksal wollte es, daß diese Stellungen überhaupt nicht mehr besetzt w urden. M ährend am 20. A pril die beiden montenegrinischen B rigaden in Skja auf die A nkunft ihres T ra in s w arteten, sandte Lssad Pascha seine zwei letzten Generalstabsoffiziere nach Zogay, um über die Bedingungen fü r die Uebergabe der Stadt S kutari zu unterhandeln. Bevor noch die M ontenegriner die Stellungen bei B u fati und Melgusi erreichten, hatte die S tadt bereits kapituliert! 8. Die Kapitulation von Skutari. Am 20. A pril fuhr ich m it einem der letzten Dampfer, die den S au m train der beiden B rigaden von Dobra nach Skja schassten, ebenfalls über den See, denn ich w ollte D r. Schervin den schon erw ähnten B esuch in Zogaj abstatten. Auf einem schlechten, Holpe— 120 — rigen Fußweg erreicht man von Skja aus Zogaj in etwas mehr als einer halben Stunde. Zu meinem großen Erstaunen sah ich, als ich mich allmählich dem Ziele genähert hatte, an der kleinen Landungsstelle von Zogaj ein Motorboot angelegt, mit der türkischen und der weißen Fahne beflaggt. Ls war das Boot, mit dem Lssad Pascha seine zwei Generalstabsossiziere als Parlamentäre zum Gegner gesandt hatte, um die Verhandlungen für die Uebergabe der Stadt Skutari einzuleiten. Gegen Mittag war das Boot in Zogaj angekommen, die Gssziere hatten sich beim Platzkommandanten, dem Rommandanten der zweiten Brigade, gemeldet und wurden in einem Albanesenhause untergebracht. Die montenegrinische Armeeleitung wurde sofort telegraphisch benachrichtigt und um zwei Uhr kam General Vukotic in einem kleinen Motorboot von Skja, wo er sich gerade bei den beiden Brigaden ausgehalten hatte, nach Zogaj, und begab sich sofort zu den Parlamentären. Anscheinend nur wenig befriedigt verließ er nach etwa einer Stunde diese wieder und fuhr nach Skja zurück. Ueberall munkelte man, die türkischen Gsfiziere hätten einen Brief an den montenegrinischen Kronprinzen Danilo, den sie ihm aber nur persönlich abgeben wollten. Und dies schien sich zu bestätigen, denn bei hereinbrechender Nacht kam der Kronprinz auf dem kleinen Boot „Galex" von virpazar her wirklich nach Zogaj und begab sich sofort zu den türkifchen Parlamentären. Nach einer kurzen Stunde war die Unterredung zu Ende, und die Türken fuhren fofort wieder nach Skutari zurück. Was verhandelt worden war, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Am nächsten Tag besichtigte ich in Begleitung von Dr. Schervin die montenegrinischen — 121 — Artilleriestellungen auf Sirokagora; als w ir gegen zwei Uhr nach Boboti hinunterstiegen, vernahmen w ir von Gblika her heftigen Kanonendonner: die dortigen montenegrinischen Batterien hatten das Feuer auf die Brdicabrücke eröffnet und zerstörten sie nach wenigen Schüssen. Die Verhandlungen von tagszuvor mußten Demnach zu keinem günstigen Ergebnis geführt haben, fo schien es wenigstens damals. Bei der englischen Ambulanz in Boboti wurden wir vorzüglich ausgenommen und untergebracht. Am Abend erhielten wir von einem Mitglied der Ambulanz in Zogaj die Nachricht, daß am heutigen Tage die Verhandlungen von gestern weiter fortgesetzt worden seien, General vukotic und Peter plamenatz hätten sich zu diesem Zwecke am Nachmittag in einem Boot nach Skutari begeben. Demnach mußten trotz des Bombardements, das wir gehört hatten, ernsthafte Unterhandlungen im Gange sein. Als ich am nächsten Tag, Dienstag, den 22. April den Artilleriestellungen bei Gblika einen Besuch abstattete, traf ich gegen Abend bei der französischen Ambulanz in dieser Grtschaft ganz unvermutet Artillerieleutnant Popovic an. L r kam soeben aus dem Hauptquartier des Rriegsministers, General Martinovic, in Murican zurück; er brachte von dort die erfreuliche Nachricht, daß die Verhandlungen auch an diesem Tage weitergeführt worden, und daß sie bis jetzt recht befriedigend verlaufen seien, so daß man schon in den nächsten Stunden aus einen endgültigen Abschluß und auf die Kapitulation der Stadt rechnen dürfe. Daraus erklärte sich auch die herrschende große Stille; seit dem frühen Nachmittag waren auf der ganzen Linie nur noch vereinzelte Gewehrschüsse gefallen; die Geschütze der Montenegriner hatten entgegen ihrer alten Gewohnheit an diefem Tage ganz geschwiegen. — 122 — A m nächsten M o rg e n in a lle r F rü h e brachte u n s d er D olm etscher d er französischen A m b u la n z , bei d er ich die N ach t v erb rac h t h a tte , die N ach rich t, d aß S k u - ta r i k a p itu lie rt h ab e, d er entsprechende V e r tr a g sei in d er v erg a n g e n e n N ac h t u m e in U h r u n te rz e ic h n e t w o rd en . E in s tw e ile n n a h m e n w ir diese N ach rich t sehr v o rsichtig au s, a ls a b e r L e u tn a n t P o p o v ic erschien u n d sie u n s b estätig te, m u ß te n w i r a lle Z w e ife l s a lle n lassen. A u f elf U h r h a tte m a n die B esetzu n g d es T a rab o sch , a ls die die S ta d t beherrschende S te llu u g , durch d ie M o n te n e g rin e r festgesetzt. Z u diesem Zweck v ersa m m e lte sich gegen n e u n U h r bei den A rtille rie s te llu n g e n v o n S iro k a g o ra e in k o m b in ie rte s B a ta illo n , zu dem je d es am T arab o sch lieg en d e B a t a i l l o n seine besten 20 M a n n stellte. I c h m achte m ich so fo rt a u f den lv e g d o rth in , trotz d er leichten D y se n te rie , die ich v o n dem o p u le n te n Essen d av o n g e tra g e n , zu dem L e u tn a n t P o p o v ic m ich am v o rig e n A b en d e in g e la d e n h a tte . G eg en zehn U h r w a r ich au s S iro k a g o ra , g erad e f rü h g en u g , u m m it dem k o m b in ie rte n B a ta illo n e in stw e ile n b is zu d en e h e m a lig e n m o n te n e g rin is c h e n V o rp o sten ste llu n g e n v o r dem R a m x s vom M ä r z , ru n d so o m v o n P . s ? o e n tfe rn t, vorzurücken. D o rt gab es noch e in e n k u rzen H a lt, w ä h re n d dem auch P r i n z P e te r u n d G e n e ra l M a r tin o v ic e in tr a f e n ; g en a u u m elf U h r g in g es d a n n in dichtem S c h w a rm gegen j ) . 570 v o r. N u r schwache m o n te n eg rin isch e V o rp o sten stan d en i n d e n b eiden S ch ü tzen g rab en , die bei dem letzten S tu r m g e n o m m e n w o rd e n w a r e n . I n d en ä n d e rn G ra b e n zeigte sich d a u n d d o rt die türkische B esatzu n g , v o r e r s t herrschte au s d er g an z en vorrückenden L in ie la u tlo s e R u h e , n ir g e n d s fie l s in S c h u ß . D a plötzlich, d a s B a t a illo n m ochte a u f e tw a s o o m a n die S te ll u n g h e rang ek o m m en se in , kroch die türkische B e satzu n g a u s ih re n — 123 — G räb en h erau s und zog sich ohne einen einzigen Schutz zurück. Die m ontenegrinischen Vorposten bahnten sich m ühelos eine Gasse durch das D rah th in d ern is und besetzten u n te r lautem „G ivio" (H u rra ) die eben verlassenen S te llu n g e n . D as kom binierte B a ta illo n folgte u n te r trom m elsellerschütternden G iv io ru sen im L aufschritt nach. L in kurzer H a lt in den „eroberten" S te llu n g en , d an n w urde die V erfolgung des F ein d es von dem ganzen B a ta illo n aufgenom m en. I n guter O r d n u n g zogen sich die T ü rk en , es mochten etw a 300 M a n n gewesen fein, ü ber den kleinen Tarabosch gegen die S ta d t zurück; au f eine E n tfe rn u n g von etw a soo m folgten ih n en die M o n ten eg rin er nach. B e i der T a ra - bofchbrücke sam m elte der türkische R o m m an d an t der T ru p p e n aus Tarabosch seine Leute. L r m arschierte nach der F ä h re ab, die inzw ischen an die S te lle der zerstörten Brdicabrücke getreten w a r, und ließ sich und seine M annschaft hinüberschaffen, ohne daß ein einziger M o n te n e g rin e r dieses V orhaben gestört hätte. A lle tü r kischen K an o n en n eu ern M o d e lls, ausschließlich K ru p p sche S chnellfeuerkanonen, w a re n bereits am frühen V o rm itta g a u s den S te llu n g e n auf T arabosch, kleinem B a rd a n jo lt und S to y in der Ebene von den übrigen türkischen T ru p p e n nach dem Lager bei Bakcelik südlich der S ta d t, jen seits des D rin , gebracht w orden. D o rt blieb die gesamte türkische A rm ee von S k u ta ri bis am F re ita g , dem T age der offiziellen Uebergabe der S ta d t. Unterdessen h atten die siegreich in die S ta d t ein gedrungenen M o n ten eg rin er die w ichtigen P u n k te und H äuser, w ie P o st, T elegraxhenam t und K asernen besetzt. S o fo rt herbeigezogene G endarm erie verhütete im V erein m it der noch anw esenden türkischen P o liz e i jeg liche P lü n d e ru n g . - Die ü b rig en m ontenegrischen — 124 — T ru p p e n h atten derw eilen ihre a lte n T u a r tie r e und Lager, in denen sie fast s M o n a te gelegen h atten , gerä u m t und nahe den verlassenen türkischen S te llu n g e n ihre Z e lte w ieder aufgeschlagen. L in T e il davon w u rde zur A ufrech terh altu n g der M rd n u n g in den A afernen in der S ta d t und am F u ß e des Tarabosch ein q u a rtie rt. w ä h re n d a u f der N ordseite der S ta d t gegen die Ebene zu der E in tr itt nach S k u ta ri auch N ichlm onteneg rin e rn schon an diesem T ag e gestattet w u rd e, w a r es nicht m öglich, m ir von dem w achthabenden M ffizier a n der Taraboschbrücke D urchlaß zu verschaffen. So m ußte ich mich denn fü r diefen T a g zufrieden geben und nach Z o g aj zurückkehren. F re ita g , den 2 5 . A p ril, verließ ich Z o g aj in der B e g le itu n g des ganzen P e rs o n a ls der englischen A m b u la n z , u m mich nach S k u ta ri zu begeben, l v i r hatten in E rfa h ru n g gebracht, daß an diesem T ag e die offizielle U ebergabe der S ta d t an die M o n te n e g rin e r stattsinden w erde und w o llte n , w en n im m er m öglich, diesem Schauspiel a u s nächster N ähe folgen. U ngehindert passierten w ir die m ontenegrinische vorpostenkette bei S iro k a und erreichten eben die D am pffchiffhaltestelle von S k u ta ri, a ls der große D am pfer „N eptun" m it K ro n p rin z D an ilo und dessen ganzem G esolge von (Offizieren, L eibgarden u fw . von R ijek a d o rt ankam . D ie P ferd e standen fchon b ereit. G anz in der N ähe der Tarabofchbrücke fanden w ir bei den ersten H äu sern der S ta d t noch ein günstiges Plätzchen, u m von d o rt a u s d as kommende- Schauspiel verfolgen zu können. U ebera ll, w o der Z u g durchkom m en sollte, bild eten m o n tenegrinische S o ld a te n S p a lie r; die ü b rig e n , die nicht — 125 — hierzu verwendet wurden, hielten den Fuß des Tarabosch bei den dortigen türkischen Kasernen dicht besetzt. I n den engen und dunkeln Gäßchen des Bazars drängte und drückte sich hinter den Soldaten zu Hunderten und aber Hunderten hauptsächlich die Bevölkerung von Skutari herum, um den Einzug ihrer ehemaligen Be- Kronprinz D anilo beim Einzug in 'Skutari. lagerer anzusehen. Nur die Taraboschbrücke war ausschließlich von der Truppe besetzt. — Nach etwa einer Stunde mochte das ganze Gefolge des Kronprinzen ausgeschisst sein und sofort formierte sich der Zug zum Einmarsch, voraus die Musikkapelle des Königs, m it klingendem Spiel, dann zwei Kompagnien in Rottenkolonne m it geschultertem Gewehr und fliegenden Lahnen. Die strammen Leibgarden in der goldstrotzenden Landestracht. Dicht dahinter zu — 126 — Pferd der Kronprinz, in montenegrinischer Generalsuniform, unmittelbar hinter ihm Kriegsminister M artinovic, gefolgt von einer großen Kavalkade von Stabsund Ordonnanzoffizieren in Galaanzug. Lin fchöner und farbenreicher Anblick. Den Schluß bildeten zwei weitere Kompagnien. So zog der Zug von den Landungsstelle dem dicht von Soldaten besetzten Fuße des Tarabosch entlang über die Taraboschbrücke, und weiter durch die schmalen, mit holperigen Steinplatten versehenen Gassen des Bazars hinauf zum Kastell. Ueberall wurde der Aronprinz von Truppe und Bevölkerung mit begeisterten Giviorusen empfangen, wofür er mit freundlichem Lächeln und Kopfnicken dankte. Am obern Tor des Kastells bogen eine der voranmarschierenden Kompagnien und die beiden hintern links und rechts ab und lagerten sich längs der steil ansteigenden Straße. Der Kronprinz und sein Gefolge stiegen von den Pferden und gingen zu Fuß weiter zum Kastell hinauf, gefolgt von der Kapelle, den Leibgarden und der übrigen Kompagnie. Oben auf einem freien Platze faß unter einem Lindenbaum der ehemalige Kommandant der Festung Skutari — Lssad Pascha — in türkischer Generalsuniform, bei ihm zwei Generalstabsossiziere. Zu beiden Seilen des Baumes hatte man zwei Kanonen aufgestellt, davor einen Tisch mit zwei bequemen Polsterstühlen. Wie sich der königliche Zug näherte, erhob sich Lssad Pascha und ging dem Kronprinzen unterwürfig entgegen. Dieser jedoch reichte ihm huldvoll die Hand und zog ihn sofort in ein Gespräch, in dessen Verlauf sich die beiden auf die Polsterstühle niederließen. Durch einen montenegrinischen Gssizier, der als Dolmetscher funktionierte, sprachen die beiden längere Zeit mit ge— , 2 7 — dämpster Stim m e m iteinander. Das Gefolge des K ronprinzen bildete einen dichten K reis um sie. Die beiden türkischen Generalstabsoffiziere standen bescheiden etw as abseits, wurden aber sofort vom Kriegsm inister M artinovic in ein Gespräch gezogen. Lssad Pascha hatte unterdessen dem K ronprinzen ein Schriftstück über- Sssad Pascha verabschiedet sich von K ronprinz D anilo. reicht und richtete noch eine kurze Frage an diesen. W ie ich später erfuhr, bat er, bei dem Hissen der montenegrinischen Fahne auf dem Kastell zugegen sein zu dürfen. M it einer verneinenden Geste erhob sich Danilo und sosort natürlich auch Lssad Pascha. Noch ein p aar knrze W orte, dann reichte der K ronprinz seinem ehemaligen Gegner die Hand und begleitete ihn unter den K längen der türkischen N ationalhym ne einige Schritte, die beiden türkischen O ffiziere folgten auf eine Geste ihres K om m andanten. D ann übernahm der — 128 — General Ianko vucotic, der unterdessen auch angelangt war, die Begleitung der Türken bis zum Fuße des Kastells; von dort ritten diese zu der türkischen Armee bei Bakcelik. Bis General Vukotic zurückgekehrt war, unterhielt sich der Kronprinz mit seinen Stabsoffizieren und dem ebenfalls anwesenden Parlamentär plamenatz. Dann formierte sich ein kurzer Zug nach dem höchsten Punkte des Raftells zum Hissen der montenegrinischen Fahne. Die Rapelle, die Leibgarden und die anwesende Kompagnie marschierten voraus und bildeten oben Spalier. Hier war schon alles bereit; bevor aber die Fahne emporgezogen wurde, küßte sie der Kronprinz als ein Nationalheiligtum. Unter den Klängen der Nationalhymne und begleitet von frenetischen Beifallsrufen wurde sie gehißt. Die Soldaten präsentierten das Gewehr, die Gsfiziere hoben zum Gruße die Hand an die Mütze. Als die Ruhe in den begeisterten Gemütern endlich wieder eingetreten war, hielt Danilo folgende kurze Ansprache: Montenegriner, Gsfiziere und Soldaten! Seit mehr als qso Jahren hat die serbische Fahne hier an diesem G rt nicht mehr geweht. W ir waren unter ein fremdes Joch geraten. Dank der Vorsehung Gottes, dank der weisen Regierung seiner Majestät des König Niklaus und dank der taxsern montenegrinischen Armee ist es uns heute möglich, die montenegrinische Fahne, die ja auch eine serbische ist, hier wieder zu hissen. Gsfiziere und Soldaten! Im Namen seiner Majestät des Königs und im Namen des ganzen Landes danke ich Luch für Euren M ut, für Eure Todesverachtung und für Eure Aus— 1 2 9 — dauer, die I h r in diesem langen Kriege gegen unsere Unterdrücker an den T ag gelegt habt." Begeisterte Givioruse aller Anwesenden solgten dieser kurzen Rede, aber der Freudentaum el wurde noch gesteigert, als der K ronprinz zum Zeichen des Dankes,, von dem er eben sprach, jeden seiner Generale küßte- H ieraus hoben die Generale den K ronprinzen aus ihre Schultern und trugen ihn unter dem Spiel der Kapelleder F ro n t der T ruppe entlang. B ei diesem Anblick geriet alles außer R and und B and vor Begeisterung, und es brach ein B eisallsrusen au s, das m inutenlang an dauerte. Sichtlich erregt von diesen H uldigungen tra t Danilo den. Rückweg zum Lindenbaum an. D ort w ar u n terdessen eine A bordnung der Stadtbehörden m it einem Musikkorps eingetroffen, um dem montenegrinischen Thronfolger ihre U nterw erfung und Ergebenheit zu bezeugen. Nach einem kurzen Gespräch entließ sie Danilo und unterhielt sich m it seinen O ffizieren, bis das bereitgehaltene kalte Frühstück serviert wurde. D am it w ar die offizielle Uebergabe der S tad t zu Ende. Ic h eilte fofort vom Rastell hinunter nach dem B azar und w eiter zur Brdicasähre, denn wenn irgendmöglich, w ollte ich noch einen Blick auf die am jenseitigen User des D rin bei Bakcelik liegende geschlagene türkische Arme werfen. Der F ährm ann, m it dem ich mich n u r durch Zeichen verständigen konnte, w ollte anfänglich m it dem besten V ille n nicht begreifen, w as ich von ihm w ollte, erst durch ein gehöriges Trinkgeld begann es bei ihm zu dämmern. Doch vorerst verwehrte m ir eine strenge Lagerwache den E in tritt in das türkische Lager; zu meinem Glück w ar aber s — ISO — gerade einer der beiden Generalstabsoffiziere anwesend, die vor kurzer Z eit noch m it Lssad Pascha auf dem Kastell gewesen w aren. Dieser M ssizier, er tru g die Abzeichen eines M ajo rs, schien mich zu erkennen, da ich dort oben zufällig ganz in seiner Nähe gestanden w a r. L r kam auf mich zu und fragte in tadellosem Französisch nach meinem Begehr. L r ging auch sofort d arau f ein und hatte selbst die G üte, m ir als F ührer durch das große Lager zu dienen. I n den V erhandlungen hatte sich Lssad Pascha das Recht ausbedungen, m it der ganzen Besatzung samt W affen, L ahnen und der F eld artillerie abziehen zu dürfen, w as ihm bekanntlich auch bew illigt worden w ar. H ier in diefem Lager w aren nach den Angaben m eines B egleiters rund 24000 M an n versammelt, R eguläre und Irre g u lä re . A n R ranken und V erw undeten w aren über 700 M an n in den S p itälern der S tad t zurückgelassen worden. Die Z ah l der ausziehenden R edifsbataillone w urde auf 22 angegeben; im vergleich m it der G rd re de bataille der türkischen T ruppen in S kutari (s. zweites A axitel) w äre hier demnach ein bedeutender Zuw achs zu verzeichnen. L s ist möglich, daß einzelne Redifbataillone sich au s dem Sandschak nach S k u tari zurückzogen, bevor diese S ta d t ganz eingeschl'ossen w a r; auch sollen während der B elagerung noch einige B a taillone au s Albanesen, die sich in die S tad t geflüchtet hatten, aufgestellt worden sein. N u r so w äre der hohe Gesechtsbeftand der abziehenden Armee erklärlich. Dicht am Ufer des D rin standen sechs B atterien A ruxp'scher Schnellfeuerkanonen. I n tadelloser M rdnung und Richtung w aren sie auf einer w iese aufgefahren, vorne die Geschütze und dahinter die Laissons. A lles w ar sauber gereinigt, die Geschützrohre m it 151 — Staubkappen versehen. Pferde w aren allerdings für jedes Geschütz n ur noch vier vorhanden, die übrigen w aren während des K rieges entweder den feindlichen Geschossen zum G x fer gefallen oder m an hatte sie, a ls die Lebensmittel selten w urden, geschlachtet. Die Uebriggebliebenen weideten hier im Lager das hohe G ra s ab. lv ie m ir m ein B egleiter sagte und wie er m ir auch selbst Gelegenheit bot zu sehen, hatte m an so ziemlich alle A rtilleriem unition in den letzten Käm pfen aufgebraucht, es mochten pro Geschütz vielleicht noch ;o Schüsse vorhanden sein. Schon hier machte die herrschende G rd n u n g einen vorzüglichen Lindruck, mein Erstaunen und, ich darf wohl sagen, meine B ew underung wuchsen aber noch, a ls w ir in das Lager der In fa n te rie hinüber kamen. M an hatte dort die Gewehre zufammengestellt und es w ar aber auch nicht eine Pyram ide zu sehen, die nicht vollständig ausgerichtet gewesen w äre. D arunter lagen die T ornister der Leute, leichte, aber sehr solide, in Segeltuch gearbeitet, ebenfalls alle in tadellofer G rd nung. Die Gewehre schienen m ir wenigstens äußerlich alle sorgfältig gereinigt und machten einen vorzüglichen Eindruck. Die M annfchaft lag zum größten T eil außerhalb des B iw aks und rauchte ihre felbstgedrehten Z igaretten. Andere dagegen hatten sich m it ausdrücklicher E rlau b n is ihrer G ffiziere in den B azar begeben, um sich dort noch verschiedenes einzukaufen fü r den weiten Marfch, der ihnen bevorstand. E tw as stark mitgenommen sahen sie allerdings zum großen T eil aus, namentlich w as das Schuhzeug anbelangte, aber überall sah m an deutlich, daß sich die Leute M ühe gegeben hatten, die Sachen einigermaßen — 132 — in Stand zu halten. Das gleiche gilt von den Uniformen, die nebenbei gesagt, Ahakifarbe haben; auch an der Mannschaft sah ich nicht ein einziges zerrissenes Stück, wo ein Loch gewesen, war es geflickt worden, und wenn auch gerade nichts anderes zur Verfügung stand als ein Stück jDacktuch und ein Bindfaden. I n diefer Beziehung hätten die Montenegriner, die oft wochenlang in zerrissenen Hosen herumliefen, noch viel von ihrem Gegner lernen können. Die Zelte waren fchon abgebrochen und auf die Rompagniewagen verladen, fo daß in kürzester Zeit abmarschiert werden konnte. von verschiedenen Seilen hatte man die fortwährenden Niederlagen der Türken in diesem Kriege mit der Unzulänglichkeit des deutfchen Vorbildes, nach dem diese Armee ausgebildet worden war, und der deutschen Instruktionsoffiziere in türkischen Diensten zu erklären gesucht. Darüber, ob eine türkische Heeresorganisation nach deutschem Muster zweckmäßig ist, steht mir hier kein Urteil zu. I n allem aber, was ich hier in Bakcelik von der türkischen Armee zu sehen bekam, namentlich in der Durchführung der Herstellungsarbeiten, ließ sich der g u t e u n d f c h a r f e d e u t f c h e E i n f l u ß u n l e u g b a r e r k e n n e n . Denn trotz der sechsmonatlichen Belagerung mit all den Entbehrungen und Strapazen die sie erlitten hatten, machte die Mehrzahl der Leute immer noch den Eindruck von Soldaten. Und das hat sicher viel dazu beigetragen, daß sich die Stadt so lange zu halten vermochte. Aber auch an der ganzen Ausrüstung und Bekleidung läßt sich dieser Einfluß deutlich erkennen: die türkische Ahakiuniform erfüllt alle Ansprüche, die an eine einfache und doch praktische Felduniform zu stellen sind. Der Rock mit seinem Umlegekragen gestattet eine — 133 — vollständige Bewegungsfreiheit des Halses, die kurze Aniehose mit Wadenbinden dürfte sich namentlich in dem gebirgigen Gelände des Tarabosch sehr bewährt haben. I m Gelände siel zudem die dunkelgrün-graue Farbe sehr wenig auf. Beim Gepäck konnte ich die Tendenz erkennen, die einzelnen Stücke möglichst unabhängig voneinander auf den Mann zu verteilen, so daß jedes rasch zur Hand genommen werden kann. So werden der Brotsack, die Feldflasche und auch das kleine Schanzzeug nicht wie bei uns auf den Tornister geschnallt oder sogar in diesen verpackt, sondern sn dancloulisrs über die Brust getragen, das Schanzzeug auch während längerer Märsche am Leibgurt aus der Seite des Bajonetts. Ls mochte gegen halb vier Uhr sein, als ich mit meinem Rundgang durch dieses Lager zu Ende war. Ilm vier Uhr sollte der Abmarsch der Armee beginnen, wie mir mein Führer mitgeteilt hatte. Allmählich waren die letzten Soldaten aus dem Bazar zurückgekommen und genau um 3.45 Uhr wurde das Zeichen gegeben, marschbereit zu sein. I m Nu waren die Leute an ihren Plätzen, nahmen die Tornister auf und die Gewehre zur Hand. Das Bespannen der Geschütze ging unglaublich rasch vor sich, kurz, alles klappte wie aus einem Exerzierplatz. Hier verabschiedete ich mich bestens von meinem Führer, aus den schon die Ordonnanz m it dem pserd wartete. An der großen Straße von Bakcelik nach Busati hatte sich am Ausgang des Lagers Lssad Pascha m it seinem Stab und seinen Unterführern aufgestellt, um die Truppen an sich vorbei marschieren zu lassen. M it geschultertem Gewehr und fliegenden Fahnen verließen diefe das Lager, voran die regulären Bataillone, nur fünf an der Zahl. Und auch in diesen waren die Reihen stark — 134 — gelichtet, d a s erste, d a s ab m arsch ierte, zäh lte noch 27 M a n n v o n ü b e r 900 zu B e g i n n des A r i e g e s . A b e r stolz schritt dieses kleine H äu fch en Leute h i n t e r seinerzerrissenen F a h n e her. v o n ein em ä n d e r n B a t a i l l o n w a r e n n u r 40 M a n n ü b r i g geblieben u n t e r F ü h r u n g e in e s a l t e n F e l d w e i b e l s . D ie ü b r i g e n d rei B a t a i l l o n e h a t t e n bedeutend w e n ig e r V erlu ste e r li tte n , sie w a r e n meist au s B r d i c a g ew esen, w o die K ä m p f e eigentlich sehr selten w a r e n . D a h i n t e r fo lg te n die i r r e g u l ä r e n T r u p p e n , die R e d i f s u n d die B a s c h ib o zu k s; B a t a i l l o n a u f B a t a i l l o n , a l l e r d i n g s i n e t w a s w e n i g e r straffer H a l t u n g a l s die N i z a m s . D e n S c h lu ß der F u ß t r u p p en bildete eine K o m p a g n i e P i o n i e r e , die ab er a u f w e n i g m e h r a l s qo M a n n zusam m engeschm olzen w a r . D a n n kam die A r t i l l e r i e m i t ih r e n 6 B a t t e r i e n u n d zu letzt der T r a i n . D ieser b o t e in e n m e rk w ü r d ig e n , w e n n auch d u r c h a u s m ilitä ris c h e n Anblick: die e in s p ä n n i g e n F u h r w e r k e w a r e n a l le n u r z w e ir ä d e r ig u n d sehr n ie d r i g g e b a u t. A o m p a g n i e w e i s e w a r a u f den k lein en W a gen a l le s v e rla d en , w a s die T r u p p e brauchte, f ü r zw ei T a g e P r o v i a n t , w o z u die M o n t e n e g r i n e r d a s B r o t gelie fert h a t te n , die Z e l t e u n d die zw eite M u n i t i o n s staffel f ü r die I n f a n t e r i e . L s w u r d e a b e n d s 6 U h r, b is der letzte dieser R a r r e n i n der R i c h t u n g nach B u - sati h in te r dem H ü g e l v o n B r d i c a v ersc h w u n d e n w a r . 9. I n Skutari. v o n B ak celik begab ich mich nach S k u t a r i a u f die S uche nach U n te r k u n f t. A b e r d a s einzige H o te l, d as in B e tr a c h t kam , d a s H o te l E u r o p a , w a r bei m e in e r A n k u n f t schon b i s u n t e r d a s Dach besetzt v o n S t a b s o ffizieren u n d J o u r n a l i s t e n . D a blieb m i r n ic h ts a n - deres übrig, als von einer Em pfehlung des dalm atinischen Arztes D r. Fabbianic aus Fium e, dessen B ekanntschaft ich in podgorica gemacht hatte, an einen feiner Studienfreunde, D r. Selem , dem Direktor des österreichischen S p ita ls in S kutari, Gebrauch zu machen. Herr D r. Selem hatte auf diese Em pfehlung hin fofort die Zuvorkom m enheit, m ir in seinem S p ital für einige Tage ein Extrazim m er zur V erfügung zu stellen, fo daß ich vorderhand wenigstens unter Dach und Fach w ar. E ine weitere Schwierigkeit bot m ir aber mein U nterhalt. I n den zwei ersten Tagen meines A ufenthaltes in Skutari w ar n u r fehr fchwer etw as Eßbares aufzutreiben. Das Hotel E uropa konnte kaum feine eigenen Pensionäre, geschweige denn noch au sw ärts w o h nende verpflegen. Da kamen m ir die Fleisch- und Milchkonserven zu gute, die ich bis dahin in meinem Rucksacke als N otproviant mitgebracht hatte. Dank der Zuvorkom m enheit des serbischen A rtilleriehauxtm anns plaschkovic, der im Hotel E uropa energisch für mich ein trat, bekam ich vom dritten Tage an in diesem Hotel jeweilen gegen schweres Geld auch E ßbares. So mußte ich dort beim ersten M al fü r eine D m elette aus etwa drei E iern, etw as S alat, 2 dl W ein und ein Stückchen B ro t, von der Größe einer Hand, 8 Kronen 15 Heller bezahlen. Der H ausdiener des S p ita ls w ußte m ir fodann auf irgend eine A rt und Weife täglich einige frische E ier und etw as srisches B ro t zu verschaffen. So schlug ich mich während den fechs Tagen durch, die ich in diefer ausgehungerten S tad t verbrachte. — Die meiste Z eit davon verwendete ich auf eine genaue Besichtigung der verlassenen türkischen S tellu n gen, die ich der Reihe nach besuchte. Hier möchte ich n u r einige Beobachtungen, die ich auf meinen Gängen durch die S tad t machte, fowie einige Angaben über das — 156 — Leben in Skutari während der B elagerung, die ich von D r. Selem erhielt, m ilteilen. Schon bei meinem ersten G ang durch die S tad t w ar ich sichtlich enttäuscht; denn nach den Z eitungsberichten hatte ich geglaubt, mindestens jedes zweite H aus in T rüm m ern vorzufinden. Aber fast vergeblich suchte ich nach Spuren der Zerstörung durch das Bom bardem ent. Da und dort ein Loch von der G röße eines kleinen Dachfensters, von einer G ranate herrührend, das ist größtenteils alles, w as an den Häusern selbst verdorben wurde. Der G rund dafür ist rasch gesunden: einesteils sind die Häuser sehr w eit voneinander stehend, so daß die Wahrscheinlichkeit, daß eines überhaupt getroffen wurde, doch sehr gering w ar; dann erhebt sich sast vor jedem H aus eine hohe, etwa 80 cm dicke M auer, die viel zu dessen unm ittelbarem Schutze beigetragen hat, indem sie gar manche Geschosse aufhielt. A n vielen M rten sind denn diese M au ern bis aus den Boden vollständig zerstört, wahrscheinlich durch die großen montenegrinischen G ranaten. Sehr viele Geschosse schlugen zudem in den zahlreichen G ärten, auf den S traß en und auf den öffentlichen Plätzen auf. D ort w aren die Spuren noch recht deutlich zu fehen, trotzdem m an sich redlich M ühe gegeben hatte, diefe oft m etertiefen Trichter fofort wieder auszufüllen. D r. Selem zeigte m ir einen Platz in der Nähe einer M oschee, auf dem an einem Tage über 200 Geschosse explodiert sein sollen. So sah es in der M itte der S tad t aus, der B azar, der dicht am F uße des Kastells liegt, das viel zu seinem Schutze beigetragen haben mag, w ar noch völlig unversehrt. Eigentlich größere S puren der Zerstörung wiesen n u r einzelne Häuser am R ande der S tad t, der Ebene gegen S toj zu, auf; hier w aren etw a fünf Häuser ganz — 127 — zusammengeschossen, weitere zehn hatten derart gelitten, daß sie am besten zusammengerissen und frisch aufgebaut würden. Namentlich die verschiedenen M i l i - t ä r st a I l u n g e n in der Nähe von Dobrac waren durch die Beschießung sehr stark hergenommen; die B alken des hölzernen Dachstuhles waren durch die Wirkung der Geschosse wie Zündhölzchen geknickt und zersplittert, die Fenster natürlich alle zertrümmert, die Rahmen sind dann von den Türken herausgerissen worden und hatten als Brennholz Verwendung gefunden. I n und um diese Stallungen herum lagen noch bei meinem Besuche Pferdeskelette und tote Pferde, ganze und zerrissene Pferdegeschirre, in buntem W irrw arr durcheinander. Weder die Türken noch die Montenegriner hatten sich die Mühe genommen, diese Kadaver einzuscharren, trotzdem sie die Luft in weitem Umkreise verpesteten. I n dem vorraume eines Stalles hatte sich eine Hündin m it ihren Jungen, etwa sieben, häuslich eingerichtet und verzehrten friedlich Fleisch von einem gefallenen Pferde. Diese Vorräume sind wahrscheinlich für die Stallwachen bestimmt gewesen; hier lag alles durcheinander, was irgendwie zur militärischen Ausrüstung gehören mochte: Uleider, Seitengewehre, Tornister, Feldflaschen und namentlich Lederzeug. So erweckte der ganze Anblick den Eindruck, daß diese Gebäude Hals über Roxf von den Türken geräumt worden seien. Nicht weit davon lagen eine ganze Reihe flüchtig aufgeworfener Soldatengräber, die Leichen hatte man nur wenig eingegraben und eine dünne Schicht Lrde darüber geworfen, fo daß bei heißem Wetter ein fcheußlicher Geruch diesen Gräbern entstieg. Das Gleiche konnte man auch auf den zahlreichen Friedhöfen, die nach türkischer Sitte in der Stadt selbst liegen, — rsg — beobachten. Die Stellen, wo jemand verwundet worden war, waren sehr leicht erkenntlich an den blutdurchtränkten Rleiderfetzen, die herumlagen. M it dem Verbandpäckchen, das der Mann auf sich trug, war jeweilen an M rt und Stelle der erste verband angelegt worden. I n der Stadt wehten auf zahlreichen Gebäuden die Lahnen des Roten Halbmondes, dem Schwesterverein des Roten Areuzes. Ls waren dies meist Spitäler, die im Lause der Belagerung für Truppe und Bevölkerung eingerichtet worden waren; zu Beginn des Krieges hatte außer dem österreichischen Krankenhaus nur ein M ilitärlazarett bestanden. Aerzte für die Leitung dieser neuausgestellten Spitäler sollen genügend vorhanden gewesen sein; zu der Besatzungstruppe gehörten allein 40 M ilitärärzte, von denen aber, wie ich hörte, nur etwa die Hälfte wirklich etwas geleistet haben soll. Außerdem hatte die türkische Regierung in Ronstantinopel noch vor Ausbruch der Feindseligkeiten zwei englische Aerzte für 6 Monate nach Skutari verpflichtet, um auf alle Fälle gerüstet zu sein. Diese beiden Aerzte mußten dann in der Folge die ganze Belagerung mitmachen; trotz der Entbehrungen, die sie zu ertragen hatten, blieben sie aber völlig gesund. Ich machte in Skutari ihre Bekanntschaft, als sie eben im Begriffe waren, nach Letinje abzureisen. Beim Abmarsch der türkischen Armee mochten etwa 10 Aerzte zurückgeblieben sein, um die zurückgelassenen türkischen Kranken und verwundeten weiter zu pflegen. Ls war dies dringend notwendig, denn, wie w ir schon gesehen haben, verfügten die Montenegriner kaum über die nötigen Aerzte für ihre eigenen Leute. Dagegen konnte zahlreiches Material an Verbandstoff und Medikamenten an die türkischen Spitäler abgegeben wer— 139 — den, die fast ganz davon entblößt w aren. M it heiterem und fröhlichem Gesichte fchauten die türkischen verw undeten dem Leben und Treiben der M ontenegriner in den S traß en S kutaris zu; ich glaube, manch einer von ihnen, die bis zum letzten Augenblick S o ldat gewesen sind, verwunderte und ergötzte sich an dem wenig m ilitärischen Anblick und Treiben ihrer ehemaligen G egner. S ofort nach der offiziellen Uebergabe der S tad t sind die meisten Geschäfte im B azar und vornehmlich sämtliche Kaffeehäuser nach einem fast sechsmonatlichen Unterbruch wieder geössnet worden. Rauflustige fanden sich viele unter den m ontenegrinischen Soldaten, die die S tad t überschwemmten. Die montenegrinische Gendarm erie, unterstützt von der tü rkischen, die ebenfalls zurückgeblieben w ar, patrouillierte eifrig hin und her um jeglichen Ausschreitungen sofort entgegenzutreten. L s kamen denn nirgends P lü n d eru n gen durch die M ontenegriner vor, und der Handel konnte überall wieder im vollen M aße ausgenommen werden. Gleich vom ersten Tage an hat der neue platzkomandant, G eneral Betschir, sür reichlichen Nachschub von Lebensm itteln nach der ausgehungerten S tadt F ü rsorge getroffen. Täglich kamen von v irp a z a r her mehrere m it B ro t, M ehl und Speck schwer beladene Schisse im Hasen von S kutari an, von wo aus die Fracht sofort auf die kleinen W agen einer R ollbahn umgeladen, und fo an die verschiedenen P unkte der S tad t geschafft w urden, wo m an sie an die Bevölkerung abgab. Schon stundenlang vor der V erteilung drängten sich die H ungrigen hausenweise zu diesen G rte n und versuchten m it guten W orten sich etw as zu erbetteln. Aber die montenegrinischen Beam ten hielten streng auf M rdnung. Auch der P o st - und T e l e g r a m m v e r k e h r — 140 — w u rd e v o n den M o n te n e g rin e rn so fo rt in B e trie b gesetzt; doch b lieb d er T e le g ra p h v o rd e rh a n d e in ig e T a g e a u s schließlich dem D ienstverkehr re s e rv ie rt. D en M itte ilu n g e n v o n D r. S e le m en tn eh m e ich fo lg e n d e s: B i s zum 2 8 . J a n u a r w a r die E in s c h lie ß u n g der S ta d t noch n ic h t v o lls tä n d ig g ew esen, so d aß es im m er m öglich w a r , N ach rich ten u n d Z e itu n g e n h in a u s uni) h e re in d u rch zuschm uggeln. S o h a tte n w i r noch K e n n tn i s bekom m en, d aß G esterreich gegen die B e la g e ru n g vo n S k u ta r i E in sp ru ch erhob u n d sich b e re it h ie lt, u n te r U m stän d en m it G e w a lt gegen M o n te n e g ro v o rz u gehen. E rs t vom 2 8 . J a n u a r a n w a r e n w ir v o lls tä n dig v o n d er A u ß e n w e lt abgeschlossen, v e rg e b lic h za h lte m a n ein em M a n n 5— 6 000 A ro n e n , u m ein e N ach rich t durch den fein d lich e n B e la g e r u n g s g ü rte l d u rch z u b rin g e n . M f t w u rd e n v ie r o d er fü n f solcher B o te n zu gleicher Z e i t a u s g e s a n d t, u m a n verschiedenen P u n k te n den D u rch b ru ch zu versuchen. A b e r a lle s w a r v erg eb lich : ein ig e fie le n durch die Geschosse der G e g n e r, an d e re w u rd e n g efan g en g en o m m en , u n d w ie d e r an d e re kehrte n u n v e rric h te te r D in g e zurück. B i s gegen M it te F e b r u a r w a r die V e r p f l e g u n g im a llg e m e in e n a u s re ic h e n d ; erst v o n da a n b e g a n n e n d ie L e b e n s m itte l fe lte n zu w e rd e n , fo d aß a llm ä h lic h ein e H u n g e r s n o t a u s b ra c h , v o m M i l i t ä r k o m m ando e rh ie lt d ie B e v ö lk e ru n g tä g lic h A rtille - rie p fe rd e zum S ch lach ten , f ü n f d a v o n fie le n a n die christlichen E in w o h n e r u n d zehn a n die m o h a m m e d a n ischen, trotzdem diese n u r u m e in G e rin g e s in d er M e h r zah l w a re n . D ie S o ld a te n e rh ie lte n S chaffleifch. B r o t w u rd e zu r S e lte n h e it, auch die T ru p p e m u ß te sich w ä h ren d der letzten W oche m it B i s c u i t s b eh elfen . D ie Z i v ilb e v ö lk e ru n g , so w e it sie sich n ic h t vorg eseh en u n d — 141 — frühzeitig D auerbrot aufgefxart hatte, bereitete sich in dieser Z eit aus etw as M ais und G ras eine A rt B ro t. I n der drittletzten Woche vor der K apitulation ereigneten sich die ersten F älle des H ungertodes, v o n da an starben täglich etwa 30—40 Personen aus diese schauerliche w eise. Z um Glück w ar immer gutes W asser vorhanden, welchem Umstande es zuzuschreiben ist, daß keine Seuchen ausbrachen. 1V. Die türkischen Stellungen. Aehnlich wie bei der montenegrinischen Belageru n g slin ie gestalteten sich die Verhältnisse bei den tü rkischen V erteidigungsw erken; auch hier lassen sich die Stellungen in einzelne selbständige Abschnitte einteilen, die im allgem einen den gleichen L harakter in der B odengestaltung, in der Bodenbedeckung usw . tragen, w ie die entsprechenden feindlichen Abschnitte. I n der Ebene nördlich Skutari. Am Tage nach der offiziellen Uebergabe der S tad t folgte ich fchon am frühen M orgen dem Feldwege von Skutari nach Drgoci, der eine Strecke w eit ganz dicht den türkischen Stellungen in der Ebene nördlich Skuta ri entlangführt. Daß ich m ir diesen Abschnitt als erstes Z iel w ählte, ist begreiflich, w aren w ir ihm doch, in der schweizerischen A m bulanz in Drgoci m onatelang gegenübergelegen. B ei günstiger W itterung m ußte dieser Feldw eg wenigstens in seinem ersten Stück von der S tad t an auch fü r F eldartillerie recht gut fahrbar sein. Schon auf der Höhe der M ilitärstallungen bei Dobrac fanden sich die ersten S puren von verteidigungseüi— 142 — richtungen: vom rechten Ufer des K iri an zogen sich hier rings um die Stadt vier Reihen tief die Pfosten eines Drahthindernisses. Die Drähte waren aber noch nicht gespannt, sondern lagen aufgerollt an gedeckten Grten bereit. Ls war hier offenbar geplant, bei einem Rückzug der Truppen in diesem Abschnitt diese zuerst passieren und dann durch bereit gehaltene Referven dieses Hindernis sofort fertigstellen zu lassen. Dahinter wollte man sich dann in einer letzten Verteidigungslinie nahe vor der Stadt festsetzen. Etwa j200 Meter weiter nördlich davon befinden sich am A iri die Stellungen, die die Türken bis zuletzt besetzt hielten. Auf eine Länge von r ,5 km war dort das Ufer korrigiert worden; m it einem zwei Meter hohen Damme hatte man den fortwährenden Ueberfchwemmungen des tiefgelegenen Landes durch den w ilden R iri zu steuern gesucht. Dieser Damm, aus massivem Steinwerk aufgebaut, konnte von den Türken ohne wesentliche Verbesserung sofort als Verteidigungslinie benutzt werden. Der obere Rand war mit Bonnets aus Sandfäcken gekrönt. Die hohen Zelte fanden dicht dahinter vorzüglichen Schutz. M an konnte sich hier mit diesem immerhin einfachen Ausbau der Stellung begnügen, da wohl kaum ein direkter Angriff auf diesen Abschnitt zu erwarten war. W ie aus Skizze 2 ersichtlich ist, bildete dort am A iri die türkische Linie einen einsxringenden Winkel, vom Scheitelpunkt zog sich der eine Schenkel in nördlicher Richtung, der andere direkt östlich über den Fluß und über eine schmale Ebene zum kleinen Bardanjolt, sodaß von jeder dieser beiden Linien das Vorgelände der ändern flankierend unter Feuer gehalten werden konnte. Da jedoch dem rechten liiriu fe r das bewaldete, etwa 2— zoo Meter breite Flußbett vorgelagert war, gestaltete sich ein A ngriff auf dem linken Ufer für die M ontenegriner günstiger und darum auch w ahrscheinlicher. A n einen Durchbruch im F lu ß b ett selbst w ar nicht zu denken, dazu w ar einesteils das Wasser zu tief, andernteils hatten die T ürken auch hier V orsorge getroffen: ein starkes, vierreihiges D rahthindernis zog sich quer durch den F lu ß und konnte von beiden Usern aus flankierend bestrichen werden. Am Nordende des Dammes fetzte sich die V erteidigungslinie noch um einige hundert M eter weiter dem F lu ß entlang fort bis zum Stützpunkt „Terre noire". Trotz des kiesigen Bodens hatte m an die Schützengraben geradezu m ustergültig angelegt; die Brustw ehren erhoben sich kaum ZO cm über den Boden, alles Uebrige w ar eingegraben. Auch hier fanden Sandsäcke überall reichlich V erw endung. (Querschläger, die sonst bei dem R ies unvermeidlich gewesen w ären, w urden dam it auf ein M inim um reduziert. Die Unterstände w aren im allgem einen gleich ausgebaut w ie am Hügel von M uselimi und am großen B ard an jo lt. „ T e r r e n o i r e " wie es der ferbifche H auptm ann Lobischic seiner dunkeln Farbe wegen genannt hatte, w ar in diesem Abschnitte der einzige türkische Artilleriestützpunkt, der direkt in der F euerlinie der In fa n te rie angelegt w ar; alle übrigen befanden sich w eiter zurück. S einer Lage nach zu schließen, w ar er hauptsächlich dafür bestimmt, einen Vorstoß der Gegner aus der Richtung j). r iq und j). 192 gegen den kleinen B ard an jo lt flankierend zu bestreichen. Doch w ar m an bei der lv a h l dieser S tellung zu wenig vorsichtig vorgegangen und geriet beim Bezug in das Flankenfeuer der B atterie Lobifchic bei Mesi. Aber trotzdem wurde diese S tellung beibehalten und schon in der darauffolgenden Nacht nach diesem Feuerüberfall 6 Ge— 144 — schütze, w ovon 4 Kruppsche Schnellseuerkanonen, dera rt eingebaut, daß jede w eitere B eschießung dieser B a tterie durch den G egner ohne sichtlichen E rfo lg blieb. Z w e i Geschütze englischen System s a u s dem J a h r e hatten die T ü rk en bei ihrem A bzug d o rt zurückgelassen. R in g su m w a r der B oden von den feindlichen Geschossen tief au fg ew ü h lt, nam entlich von G ra n a te n der 2 1 cm Haubitze bei M u se lim i; die Geschützstände w aren aber durchw egs unversehrt geblieben. v o n „T erre noire" bogen die In fa n te rie ste llu n g e n in nordw estlicher R ich tu n g gegen das A rtilleriew erk G olem i u m , zogen sich etw a soo m vor diesem durch und erreichten in westlicher R ich tu n g das U fer des S k u tarisees. I m Gegensatz zu den m ontenegrinischen Schützengraben w a re n die türkischen au f der ganzen L inie w irklich eingegraben, die B ru stw eh ren erhoben sich n u r w enig über die E rd e und boten deshalb auch ein schwer anzuvisierendes Z ie l. S ie bildeten aber hier nicht w ie in den m eisten än d ern türkischen S te llu n g e n eine fo rtlau fen d e, ununterbrochene L inie, sondern w a re n in A bschnitte sü r je eine G ru p p e von 8— io M a n n zerlegt. Last ü b e ra ll w iesen sie das verstärkte P r o f il au f. D er Z w ischenraum zwischen den G rab en betru g etw a 5 m ; an einigen S te lle n h atte m an aber durch einen L aufgraben u m eine dicke S x litte rw e h r herum eine V erb in d u n g hergestellt. I n A bständen von 2 0 0 b is ZOO m w a re n B eobachtungspunkte fü r die (Offiziere eingebaut. v o n der F e u e rlin ie fü h rte n fchm ale L aufgraben nach den etw a s b is io m rückw ärts gelegenen G ru p penzelten. Diese h atte m an v ertieft angelegt, m it den n ö tig en K a n ä le n zum A b lau s des R egenw assers. Z u ihrem u n m itte lb a re n Schutze hatte m an noch rin g s u m — 145 — einen L rdaufw urf aufgeschichtet. L in zweiter Laufgraben stellte die V erbindung m it dem großen, allgem einen Laufgraben her, der sich ununterbrochen hinter der ganzen F euerlinie durchzog. W enige hundert M eter dahinter standen die Z eltlager des G ros der Vorposten. Die A rtilleriew erke von D o b r a c , G o l e m i und bei den „ Z w e i B ä u m e n " boten im v e r gleich m it jenem bei „Terre noire" nichts Neues mehr; die Geschützstände w aren ebenfalls tief eingegraben und m it Sandsäcken und starken Holzbohlen gut ausgekleidet. F ü r die B edienung und die M u n itio n w aren granat- und shraxmellsichere Unterstände m it Mellblechdecken in genügender M enge vorhanden. Den Geschützständen nach zu schließen müssen bei Dobrac 4, bei Golem i 8 und bei den zwei B äum en 2 Geschütze gestanden haben, w ie bei „Terre noire", so hatten die Türken auch in diesen S tellungen einzelne veraltete K anonen bei ihrem Abmarsch m it etw as M u n itio n zurückgelassen, die Schnellfeuergefchütze dagegen m itgenommen. Auch hier w ar der Boden überall von den feindlichen Geschossen aufgew ühlt w orden. Aber die Türken fanden fü r alles gleich V erw endung: fo w u rden die großen von cm oder 2 ; cm Geschossen au sgeworfenen Trichter in der Lrde von ihnen als L atrinen benützt! A lle S tellungen, fowohl für die In fa n te rie , als auch für die A rtillerie w urden in ausgiebiger und recht geschickter Weise durch Gebüsch und Gesträuch m askiert, v o r der ganzen V erteidigungslinie zog sich auch hier ein vierreihiges Stacheldrahthindernis durch; vor den Schützengraben längs des A iri hatte m an die eisernen Pfosten im F lu ß b ett selbst von K iesbank zu Aiesbank eingegraben. Die A rtilleriew erke von Dobrac und G olemi verfügten beide außerdem noch über ein zweites, 10 — 146 — bedeutend stärkeres H in d e rn is, das sie nach drei S eiten h in abschloß. D as linke Kiriufer und der kleine Bardanjolt. A ehnlich w ie der entsprechende m ontenegrinische B elag eru n g sab sch n itt konnte auch dieser A bschnitt der türkischen V e rte id ig u n g slin ie n u r au f einer Brücke über den A iri erreicht w erden. W ie gefährlich es aber w a r, diese bei T a g zu benützen, das haben w ir schon in einem frü h e rn K a p ite l an dem Schicksal der türkischen K om pagnie gesehen, die beim U eberfchreiten dieser Brücke von der feindlichen A rtille rie überrascht w urde. L s w a r eine einfache Bockbrücke ganz a u s H olz, von u n g efäh r s M e te r B re ite ; sie w a r erst E nde (Oktober erstellt w orden, a ls sich die T ü rk e n auf dem großen B a rd a n jo lt festsetzten. Z u m leichteren F ortfchaffen des zum A u sb a u der S te llu n g e n n o tw en d ig en M a te ria ls h atte m an von der S ta d t a u s über diese Brücke b is an den F u ß des großen B a rd a n jo lt eine R o llb a h n , S y stem D ecauville, erstellt. W enige M in u te n vom östlichen Brückenkopf en tfe rn t b eg in n t eines der w enigen in diesem K rieg vor S k u ta ri ü b rig gebliebenen W äldchen, u n te r dessen Schutz m an die türkischen Schützengraben erreichen konnte. Diese zogen sich vom R ir i in genau östlicher R ichtung dem N o rd ran d e dieses W äldchens en tlan g h in ü b er zu einem ganz m ark an ten westlichen A u s lä u fe r des P . 165 des kleinen B a rd a n jo lt. I n richtiger W eise sind sie im W äldchen etw a 20 m h in te r dem R a n d angelegt w o rden, w a s dem L einde d as genaue Z ie le n wesentlich erschwerte und die B eobachtung der S ch u ß w irk u n g nahezu unm öglich m achte. Auch h ier w u rd e durchw egs das verstärkte P r o f il an g ew an d t. — 147 — Den obern Rand der Brustwehren hatte man mit Sandsäcken verstärkt und mit einem dichten Llechiwerk aus Gesträuch eine starke Bekleidung der steilen Böschungen hergestellt, wodurch diese eine wesentlich größere Widerstandsfähigkeit erhielten. Die Unterstände waren mit kleinen Baumstämmen und dicken Aesten splittersicher ausgebaut. I m Vorgelände hat das Niederlegen und Abschlagen einzelner Gebüsche und größerer Aeste genügt, um freies Schußfeld bis auf 400 m zu erhalten. Das Drahthindernis zog sich etwa 50 Meter vcr dem Waldrands durch. von den Schützengraben führten, soweit dies überhaupt notwendig war, Laufgraben zu den dahinter gelegenen Zeltlagern. An A r t i l l e r i e war in diesem Wäldchen, foviel ich beobachten konnte, nur ein Schnellfeuergeschütz in Stellung gewesen, und zwar hinter einem großen Rieshaufen, an einer Stelle, wo es keiner weiteren Schutzaulagen mehr bedurfte. Den Uebergang zum kleinen Bardanjolt bildete ein etwa 50 Meter hoher, felsiger Hügel, der ähnlich dem Hügel von Muselimi, P . 114, als geschlossener und selbständiger Stützpunkt ausgebaut war. L r sollte den Rückhalt gegen einen Angriff in der Ebene auf dem linken R iriufer bilden. Die T ü rken hatten auf diesem Hügel keine Artillerie in Stellung gebracht, dagegen stand dort bei meinem Besuch noch eine alte Mitrailleuse mit 9 Läufen vom Raliber 1,5 cm; auch M unition dazu war noch vorhanden. Die etwas abgestumpften Bleigeschosse mußten schreckliche Verwundungen hervorrufen, ähnlich den Shrapnellkugeln. L in zweites Drahthinderis umfchloß auch diesen Stützpunkt nach allen Seiten. An seinem feindabwärts gelegenen Fuße begann die Artilleriestraße nach dem kleinen B a rd a n jo lt, au f der ebenfalls ein e Strecke w eit eine D ecau v ille-R o llb ah n erstellt w a r. v o n Hier a u s folgten die türkischen V e rte id ig u n g ^ lin ie n dem westlichen A u s lä u fe r des kleinen B a rd a n - jo lt b is zu dessen höchstem P u n k t ( P . z s s ). S ie tr u gen im allgem einen den gleichen L h a ra k te r, w ie die S te llu n g e n am großen B a rd a n jo lt, doch w u rd en hier vielleicht e tw as m ehr Sandsäcke verw endet; auch die S p litte r- und S chulterw ehren w a re n in engeren Z w ischenräum en angelegt. L s lä ß t sich das leicht a u s dem Umstande erklären, daß sich der G egner in überhöhender S te llu n g befand. S tu fen w eife g ew annen die Schützengraben die Höhe, d. H. sie w a re n a n verschiedenen S te lle n unterbrochen, um sich etw a 20 b is 40 M eter w eiter oben am H ang w ieder fortzusetzen. E in gebaut w a re n a n diesem H an g drei Geschütze: zw ei 7 ,s cm K an o n en ä lteren System s und ein 12 cm S ch iffsm örser; letzterer stand h in te r dem H öhenzug. Diese G eschütze hatten ihre H auptschußrichtung gegen den H ügel von M u s e lim i.' Diese Geschütze w a re n von den T ü rk en zurückgelassen w orden. P u n k t ;6S w a r eb en falls a ls selbständiger, abgeschlossener S tützpunkt angelegt; m it Sandfäcken h a tte m an , ähnlich dem großen B a rd a n jo lt, fü r drei S ch n ellfeuergeschütze Deckungen erstellt. Auch starke Nischen fü r M aschinengew ehre w a re n zahlreich vorhanden. I n dem eingeschnittenen T älchen, das sich von diesem P u n k t h in te r dem westlichen A u s lä u fe r zur E bene h in u n lerzieh t, h atten die T ü rk e n einige Baracken errichtet, in denen w ohl die G ffiz ie re dieses A bschnitts U n terk u n ft fan d en ; die M an n sch aft lebte h ier, w ie auch in den ü b rig en S te llu n g e n am kleinen B a rd a n jo lt, n u r in Z e lte n . Trotzdem diese alle verschw unden w a re n , konnte m an an den rin g fö rm ig en L rd a u fw ü rfe n , im — 149 — die sie ein g eg rab e n gew esen w a re n , jetzt noch g en au den S ta n d o r t jed es ein z e ln e n Z e lte s erk en n en . S chön sah es a lle rd in g s in diesen v erlassenen L ag e rn n ich t a n s , d e n n a lle s w a s n ic h t m eh r seld tü ch tig w a r , h a tte n die ab zieh en d en T ü rk e n w e it n m h e r zerstreu t lieg en lassen u n d w e n n irg e n d m öglich noch v o llstän d ig zerstö rt, d a m it ja n ic h ts B ra u c h b a re s i n die H än d e der F e in d e fie l. S o la g e n h ie r K leidungsstücke, A u s rü s tu n g sg e g en stä n d e, w ie F eldflaschen, B rotsäcke, T o rn is te r, P a tro n e n ta s c h e n u sw . i n b u n te m W i r r w a r r d u rch ein a n d e r. B e i P u n k t i s s b ogen die S te llu n g e n in spitzem W in k e l nach S ü d w e ste n u m u n d so lg ten in dieser R ich tu n g dem H öhenrücken b is zu ein em zw e ite n S tü tz p u n k t, d er n u r w e n ig e M e te r tie fe r ist a ls P . 165. A r tille r ie w a r h ie r keine e in g e b a u t, d a fü r befand sich ab er h in te r ein em n a h e n A u s lä u fe r ein e B a tte rie ä lte r e r 7>5 cm K a n o n e n , die e b e n fa lls zurückgelassen w o rden w a r . D iese Geschütze h a tte n S c h u ß ric h tu n g gegen P . u n d nach dem g ro ß e n B a r d a n jo lt. W e ite r dem im m e r n ie d rig e r w e rd e n d e n H ö h en zu g nach S ü d w e ste n fo lg en d , w u rd e n die S te llu n g e n a l l m ählich schw ächer: v o n d er E b en e südlich des klein en B a r d a n jo lt h a tte m a n kaum ein e n A n g riff zu g e w ä rtig e n g eh ab t, da diefe fo rtw ä h re n d vom D rin u n d vom R i r i ü b ersch w em m t u n d ein V orrücken des F e in d e s in dieser R ic h tu n g also k au m d en k b ar w a r . S o konnte m a n sich d o rt m it ein fach en S te in m a u e rn b eg n ü g en , die ab e r in d er E b en e keine F o rtsetzu n g fa n d e n . A uch d a s g ro ß e D ra h th in d e rn is , d a s sich v o r d er gan zen e tw a 4— 5 K ilo m e te r la n g e n S te llu n g durchzog, h ö rte d o rt plötzlich a u f. B i s zum D rin in d er N äh e v o n B r d ic a w a r h ie r der V e rte id ig u n g s g ü rte l v ö llig u n te r brochen. — 150 — Drdica. w e n i g e K ilo m e te r südlich v o n S k u t a r i , zwischen D r i n u n d B o j a n a , erhebt sich der breilgestreckte H ü g e lzug v o n B r d i c a . v o m höchsten P u n k t ( P . - 5 5 ) s ä llt d a s G e lä n d e zuerst nach a l l e n S e i t e n ziemlich steil ab b is au s eine H öhe v o n vielleicht 70 b is 80 M e t e r , v e r te ilt sich d o r t zu verschiedenen v o rg e la g e rte n G ip f e ln u n d l ä u f t v o n diesen allm ä h lic h z u n g e n a r tig i n d as flache L and a u s . D ie g rö ß te dieser Z u n g e n erstreckt sich b is in die N ä h e des g r o ß e n D o rfe s B ak celik . I m W esten u n d G s te n t r e n n t eine schmale L b e n e den H ü g e l v o n den beiden schon g e n a n n t e n F lüssen, n u r gegen S ü d e n h i n ist eine g rö ß ere ebene F läch e v o rg e la g e rt, die sich b is zu den H ü g e ln v o n M e lg u si u n d B u s a t i a u s d e h n t . I n seinen n ie d e r n T e i l e n zeigt B r d i c a äh n lich e n L h a r a k t e r w ie der H ü g e l v o n M u s e - li m i ; er ist stellenw eise m i t dichtem G estrü p p u n d G e büsch bewachsen u n d auch der B o d e n selbst weist die gleiche m o lasseartig e E ig e n sch a ft w ie je n e r a u f. E rst gegen P . 155 h i n a u f n i m m t die V e g e ta t io n merklich ab , der G ip f e l selbst ist ganz kahl; der B o d e n g e w i n n t a llm ä h lic h im m e r m e h r felsigen L h a r a k t e r , ähnlich dem g ro ß e n B a r d a n j o l t . Nach N o r d e n u n d S ü d e n f ä l l t er i n ein e m F e ls a b s tu r z v o n e t w a s o b is 40 m steil ab. D ie E b e n e n d agegen zeigen w ie d e r ü p p ig e n P f l a n ze n w u ch s, n a m e n tlic h gegen B u s a t i h in , w o sie ganz der N i e d e r u n g nörd lic h S k u t a r i gleichen. D ie verschied en en u m li e g e n d e n albanefifchen G r t s c h a f t e n , w i e B a k celik, B r d i c a postme u n d siperme u n d B l o t j a , m u ß t e n v or B e g i n n des K r i e g e s f ü r d o rtig e V erh ältn isse b l ü hende D ö rf e r gew esen fe in . Z a h lre ic h e D u e l l e n v ersorgen die G eg e n d au s re ich e n d m i t W asser. A n V e r k eh rsw e g e n ist hauptsächlich die g ro ß e S t r a ß e v o n S k u - — 151 — tari nach Busati zu nennen, die sich dicht am Gstabhang von Brdica durchzieht. Brdica war der gegebene Punkt für die Verteidigungslinie auf der Südfront von Skutari; der einzige Nachteil, der ihm anhaftet, ist der Fluß in feinem Rücken. Dadurch wurde die ganze wichtige Stellung voll der Brücke bei Bakcelik abhängig, die im feindlichen Schußbereich lag. Dank der Zuvorkommenheit des ferbifchen Hauptmanns plafchkovic, der m ir sein Pferd zur Verfügung gestellt hatte, konnte ich am dritten Tage meines Aufenthaltes in Skutari in Begleitung des Hauptmanns Tobifchic die Stellungen auf Brdica besichtigen. Nach einem R itt von anderthalb Stunden standen w ir oben in der Stellung der östlichsten Batterie in der Nähe von Brdica siperme. Hier sah ich zum erstenmal vor Skutari halbpermanente Anlagen: die Geschützstände, die Unterstände für die Mannschaft und die M unitionskammern waren alle schon in Friedenszeiten sorgfältig ausgebaut worden. Das Ganze hatte man fo tief eingegraben, daß sich der obere Rand der Deckungen nur wenige Zentimeter über den Erdboden erhob; die A rbeiten waren alle in meterdicken Steinmauern ausgesührt und mit starken Lisenschienen und 1-Balken eingedeckt worden. Darüber lag eine etwa 30 cm dicke Lrddecke, die m it allerlei Gestrüpp überwachsen war und so die ganze A nlage. vorzüglich maskierte. Bei Brdica siperme hatten 6 Geschütze in Stellung gestanden, zwei davon, weil älteren Systems, waren zurückgelassen worden. Die 4 ändern scheinen Schnellfeuerkanonen gewesen zu sein, Schußrichtung von hier aus sowohl gegen Süden nach Melgusi, als auch gegen Südosten nach Asti. Auch die Batterien auf Punkt is s waren in ähnliche halbpermanente Werke eingebaut ge— j 5 2 — wesen, n u r einige wenige Geschütze standen hinter geldmäßigen Deckungen. Doch hatte m an auch diesen m it Sandsäcken, erdgefüllten Lisenfässern und dicken L rdausw ürsen die nötige W iderstandsfähigkeit verliehen. I m ganzen mochten während der B elagerung auf B rdica fünf B atterien gestanden haben, davon drei in Halbperinanente Batteriestellung auf B rdica. ständigen A nlagen, v o n P u n k t zss aus konnte das ganze Vorgelände nach Westen, Süden und Msten unter Feuer genommen w erden. Den B atterien w aren auf niedrigeren G ipfeln die S tellungen für die In fa n te rie vorgelagert. Je d e n dieser G ipfel hatte m an zum selbständigen, geschlossenen Stützpunkt ausgebaut, der etw a 200 bis soo M an n aufzunehmen vermochte. Der Zwischenraum zwischen den einzelnen Werken überschritt nirgends qoo m. W urde ISS — einer dieser Stützpunkte vom Feinde angegriffen, so w ar es deshalb möglich, den gefährdeten P u n k t von den ändern flankierend unter Feuer zu nehmen. Dies ist wohl auch der G rund der serbischen Schlappe bei ihrem A ngriff auf B rdica Ende J a n u a r gewesen: der A ngriff hatte sich, wie m ir tzauptm ann Lobischic an M rt und Stelle erklärte, ausschließlich gegen die vorgeschobene Redoute, die zweite von Gsten aus gerechnet, konzentriert; durch das flankierende Feuer von den beiden Nachbarschanzen erlitten aber die A ngreifer derartig fchwere Verluste, daß sie nicht mehr w eiter Vordringen konnten. A ls dann die Türken einen überraschenden A u sfall machten, gelang es ihnen, zwei B attaillone abzuschneiden und gefangen zu nehmen Dies w ar der einzige In fan teriea n g riff, der gegen B rdica unternom m en w urde. I n den Lücken zwischen den Redouten hatte man zudem noch kleine Schützengraben für je 8— zo M ann angelegt; diese dienten teilweise zur frontalen V erteidigung des Abschnittes; ihr Hauptzweck w ar aber, die toten W inkel vor den großen Schanzen seitlich zu bestreichen. Der A usbau der einzelnen Stellungen hatte nirgends besondere Schwierigkeiten geboten; überall w a r das verstärkte P ro fil m it Unterständen zur A nw endung gekommen. Die A uftritte, Armstusen, Böschungen und Unterstände w aren m it Holz und Flechtwerk stark ausgekleidet worden. S p litter- und Schulterw ehren w aren n u r wenige notwendig gewesen, da die feindliche A rtillerie meist n u r frontal wirken konnte. N u r die westlichste Redoute gegen die B ojana zu konnte von den montenegrinischen B atterien bei G blika von der Seite her beschossen werden. A us diesem Grunde fanden sich dort auch bedeutend mehr S plitter- und Schulterwehren. — ISq — Die S tellungen zogen sich von diesem Stützpunkt vordem Dorf B rdica postme in direkter Linie in westlicher Richtung zur B o jan a. Am Südostabhang des Hügels hatte m an das Dors B l o 1 j a in den V erteidigungsgürtel einbezogen und stark befestigt; die serbischen Schnellfeuergeschütze auf dem M g e l von Asti scheinen Ä lte re 7,5 cm Feldkanone h in ter feldm äßiger Deckung auf B rd ic a . aber den A ufenthalt in den Häusern sehr oft recht u n behaglich gestaltet zu haben, denn in ihren M au ern klafften verschiedentlich Lücken von über einem M eter Durchmesser. Namentlich die katholische Kirche, die ganz am D orfrand stand, w ar fast vollständig zerstört. A ußer den verschiedenen A rtilleriestellungen, wo zahlreiche Sprengstücke von feindlichen Artilleriegefchofsen herum lagen, fanden sich nirgends weitere S puren einer Beschießung, v o r der ganzen V erteidigungslinie zog sich auch hier ein D rahthindernis durch. Die beiden 155 — Redouten auf dem linken und rechten Flügel verfügten als die gefährdetsten Punkte außerdem über ein zweites solches Hindernis. Beim Abstieg von j). 155 benutzten w ir eine gut angelegte und unterhaltene Artilleriestraße, die sich in Zickzacklinie hinunter zu einer großen Kaserne windet^ die in einer Lrdmulde gegen feindliches Feuer gedeckt liegt. Bei der obersten Straßenbiegung stand in einep dicht an den Felsen angelehnten Holzbaracke ein Scheinwerfer; trotz seiner versteckten Lage war es dem Gegner aber dennoch gelungen, ihn zu zerstören, wahrscheinlich durch einen Zufallstreffer. Line Granate, deren Sprengstücke noch herumlagen, hatte das Dach der Hütte durchschlagen und den Brennkörper samt dem Hohlspiegel völlig zertrümmert. Nach seinem Standort zu schließen, waren m it diesem Apparat ausschließlich die Stellungen am Tarabosch beleuchtet worden. Wenige hundert Meter davon befand sich ein frisch aufgeworfenes Massengrab; darin lagen die Redifs, die^ zwei Tage vor der Uebergabe der Stadt wegen Mangel an Nahrungsmitteln zu meutern begonnen hatten und deshalb an G rt und Stelle standrechtlich erschossen wurden. — — — Die Kaserne war in einem traurigen Zustande, denn die abziehenden Türken hatten alles, was nicht niet- und nagelfest war, zerschlagen. Nirgends war mehr ein Fensterrahmen, eine Tür usw. unversehrt geblieben. Kleidungsstücke, Ausrüstungsgegenstände und Matratzen bildeten ein wahres Lhaos. I n einem kleinen Zimmer, wahrscheinlich das eines Offiziers, standen noch-gegen 50 Risten M unition unversehrt da; daran litt man also anscheinend keinen Mangel. Auch die Telephon- und Telegraphenapparate waren unbrauchbar gemacht, die Leitungen nach der Stadt und zu den ver- 186 — fchiedenen S tützpunkten und A rtille rie ste llu n g e n u n te rbrochen w orden. L s w a r m ir leicht begreiflich, daß die etw a 20 M o n te n e g rin e r, die jetzt den M achtdienst hier versahen, es vorgezogen haben, sich in ih re n Z elten -einzurichien, statt die K aserne selbst zu beziehen. Der Larabosch. Nach der S childerung der türkischen V e rte id ig u n g san lag en auf P u n k t 570, dem T arabosch, in einem frllhern R a p ite l bleib t h ier n u r noch w en ig ü ber diese S a u p tste llu n g von S k u ta ri zu sagen ü b rig . D ie beiden vordersten Schützengraben zeigten noch deutlich die S p u re n des N ahkam pfes vom Abend des 31. M ä rz , alle s w a r noch so, w ie es von den T ü rk en im Stiche gelassen w orden w a r und w ie es die M o n ten eg rin er erobert h a tte n , v o r dem D ra h th in d e rn is lagen noch zahlreiche türkische Leichen, schon stark v erwest und von den V ögeln angefressen. Diese verrenkten R ö rp e r m it v erzerrten , ganz schw arzen Gesichtern, au s denen n u r ein glänzendes W eiß der Z äh n e herausleuchtete, boten einen gräßlichen Anblick. L s w a re n meist P a tro u ille u re gewesen, die den feindlichen H a n d g ra n aten zum M pfer gefallen w a re n , denn in ih re r u n m itte lb a re n N ähe lagen zahlreiche Ueberreste solcher Wurfgeschosse herum . Dem einen w a r die ganze B auchgegend aufgerissen w orden, einem än d ern fehlte der U nterkiefer und die N ase. I n den D räh ten hingen die Fetzen der K leid er der A n g re ife r, zerschlagene G ew ehre und krum m e B a jo n e tte zeugten von der W u t, m it der m a n die H indernisse b earb eitet h atte. D azw ischen lagen ü b e ra ll die Sprengstücke von A rtilleriegeschossen. v o n P . 5?o zogen sich die Schützengraben au f der N o rd - und S ü d feite des H öhenzuges gegen den kleinen — rs? — Tarabosch hin. Die Südseite gegen G blika hin w ar' naturgem äß mehr gefährdet als die Nordseite, und deshalb w aren dort die Stellungen auch bedeutend stärker ausgebaut. B is zu j). 294 w aren sie durchwegs in den Felsen eingesxrengt. D ort verzweigte sich die Linie: in südöstlicher R ichtung ging bis zum Ufer der Schützengraben mit A nlerkunftsbaracken auf dem Tarabo^ch. B ojana eine Steinm auer hinunter, stark genug, um dahinter einem Vorstoß von G blika xostme dem lhang entlang gegen die Taraboschbrücke lange Z eit W iderstand leisten zu können; die zweite Linie, n u r aus schwachen Mäuerchen bestehend, zog sich auf dem Höhenrücken von j). S94 zu P . 212 hinunter. Der Zweck diefer S tellung w ar wohl der, bei einem erfolgreiche« A ngriff des Gegners auf die erste Linie einem w eiteren V ordringen nach der S tadt durch flankierendes Feueo entgegentreten zu können. Diese Linie w ar denn auch — s58 — nicht beständig besetzt, erst bei G efah r w u rd e n die R e serven a u s der u n w e it davon gelegenen R aserne d o rth in gew orfen. B e i P . 212 hörten die A n lag en ganz au f. L in e besondere E igentüm lichkeit zeigten die gesam ten Schützengraben auf diesem H ang nicht m ehr, sie tru g e n im allgem einen den gleichen L h a ra k te r w ie jene au f dem kleinen B a rd a n jo lt. D ie B esatzung hatte ihre U n terk u n ft entw eder in den zahlreichen U n terstän den oder in m it W ellblech geschützten Baracken, die an der h in te rn G rab en w an d ein g eb au t w a re n . Auch hier bildete alle s ein b u n tes W ir r w a r r , te ils h atten die m ontenegrinischen A rtilleriegeschosse dabei gew irkt, te ils h atten die abziehenden T ü rk en a lle s zusam m engerissen. E rw ä h n e n s w e rt ist n u r noch das L e lsc o u lo ir, das sich vom j) . 570 gegen S ü d e n h in u n terzieh t. H ier h a tten die T ü rk en ih r D ra h th in d e rn is unterbrochen, w ohl w eil sie dem G egner keine großen U letterkünste zutra u te n . U nd doch bot dieses L o u lo ir keine großen — iss — Schwierigkeiten, fodaß ein nächtlicher Einbruch an dieser Stelle leicht durchführbar gewesen wäre. Am N o r d h a ng bestand die V erteidigungslinie durchwegs aus Steinm auern von etwa Meterdicke. B is auf die ^öhe des P . syz liefen sie in südöstlicher R ichtung, dort bogen sie im rechten Winkel um und folgten fast 200 m w eit den Berghang hinunter, um von da aberm als nach Südosten umzubiegen. A uf eine Länge von fast einem halben Kilom eter w aren die M auern hier m it einer w underbaren Genauigkeit schnurgerade angelegt; in Zwischenräumen von 20 zu 20 m erhoben sich dicke Splitterw ehren. L s rvar dies die l^auptstellung gegen Siroka, das von dort aus fortw ährend unter Gewehrfeuer gehalten w urde. Dann bog die M auer aberm als nach Nordosten direkt dem tzang entlang nach dem See um. U nterkunft fanden die T ru p pen diefer Seite entweder in einem großen Barackenlager Die Äberreste des großen Barackenlagers östlich P . 591. — ' 160 — dicht östlich unterhalb des j). sy j oder, insofern sie w eiter unten am H ang standen, in der schon erw ähnten Kaserne nordwestlich P . 2^2, oder aber in Z eltlagern. I n dem großen Barackenlager schien auch ein Verbandplatz gewesen zu sein, den vielen herum liegenden Tragbahren, V erbandm aterial und blutigen R lei- F eldm äßiger Geschützstand ein es Schnellfeuergeschützes beim kleinen Tarabosch. dungsstücken nach zu schließen. Auch hier hatten die Türken überall ihre Z erstörungsw ut gezeigt. Aus der ganzen Taraboschkette mögen die Türken etwa q B atterien in S tellu n g gehabt haben. Z u m größten T eil w aren es Schnellfeuergeschütze gewesen, einige 7,5 cm R anonen älteren Systems w aren zurückgelasseu w orden. Die H auptartilleriestellung befand sich westlich des j). 394 auf einem kleinen P la teau direkt nördlich der Hügel von M blika. I n einer halbperm anenten A nlage, ähnlich w ie auf B rdica, w aren hier ;o Geschütze eingebaut gewesen; einige hundert M eter rückwärts stand hinter feldm äßiger Deckung ein 12 cm Schiffsm örser. Die übrigen Geschütze w aren — 16, — einzeln auf die ganze S tellung am Tarabosch verteilt gewesen: ein Schnellfeuergeschütz auf j). s?o und vier weitere nordwestlich des kleinen Tarabosch. Diese machten sowohl F ro n t nach Süden als auch nach N orden. M it Sandsäcken und Wellblech hatte m an die notwendigen Deckungen und Unterstände erstellt. Bei verschiedenen Geschützständen w aren M unitionskisten zurückgelassen worden. L ine breite A rtilleriestraße verband diese Stellungen untereinander und m it dem B a rackenlager bei j) . syz und zog sich von da in großen W indungen an der Kaserne bei P . 294 zur Taraboschbrücke hinunter. Sämtliche A nlagen w aren telephonisch m iteinander verbunden. Schluh. M it der Besichtigung der türkischen Stellungen w ar m ein P rogram m erschöpft, das ich m ir fü r den A ufenthalt in S kutari aufgestellt hatte. Am letzten Tage des M o n ats A pril tra t ich die Heimreise an. A n dieser Stelle sei D r. Selem nochmals herzlich dafür gedankt, daß er m ir den A ufenthalt in S kutari w ährend den kurzen Tagen der montenegrinifchen Herrfchaft möglich gemacht hat. Die S pannung zwischen Gesterreich und M ontenegro hatte dam als gerade ihren Höhepunkt erreicht: Stärkere T eile der österreichischen Armee standen völlig kriegsbereit an der Grenze; M ontenegro rüstete sich H als über R oxf zu einem neuen K rieg. Die schweren Geschütze, die vom Lowcen zur Belagerungsarm ee vor S kutari gebracht worden w aren, w urden wieder in ihre alten S tellungen zurücktransportiert und T ag und Nacht M u n itio n dorthin geführt. Die S traß e nach L attaro 11 162 — h inunter w a r so gut w ie gesperrt; w er nicht einen von der österreichischen Gesandtschaft in L etinje visierten P a ß vorweisen konnte, der w urde unfehlbar zurückgeschickt. P ferde durften überhaupt nicht mehr über die Grenze. N u r die montenegrinischen postautom obile hielten den Verkehr m it Gesterreich noch aufrecht. Doch auch ihre T ätigkeit w a r eingeschränkt, denn die B en zinvorräte in L etinje begannen allmählich zu schwinden, und von L attaro her w urde kein Ersatz mehr geliefert. Die Lastautomobile w aren aus diesem G runde schon in Ruhestand getreten, und es ließ sich v o rau ssehen, daß die Personenautom obile bald nachsolgen w ürden. D as w ar der G rund, daß ich mich in L etinje nicht länger aushielt, sondern sogleich nach L attaro weiterreiste, wo ich am 2 . M ai änlangte und sogleich Anschluß an den Lildam xser des österreichischen Lloyd fand. w äh ren d der prächtigen Seefahrt nach Triest, der adriatischen Rüste entlang, konnte m an deutlich beobachten, daß Gesterreich gew illt w ar, seinen Forderungen m it allen M itte ln Nachdruck zu verschaffen. I n den meisten größeren Hafen, namentlich in P o la , lagen zahlreiche Kriegsschiffe un ter Dampf, bereit, auf den ersten Befehl hin auszufahren. Am s. M ai nachmittags w ar Trieft erreicht und am 5. m ittags tra f ich w ohlbehalten nach fast dreim onatlicher Abwesenheit in B ern ein. ^ „ M ein A ufenthalt vor S k u tari hat mich zu einem Volk geführt, das alle kriegerischen Eigenschaften besitzt, die T ac itu s den alten G erm anen zuschreibt: die M ontenegriner sind stark, ausdauernd, m utig bis zur V erw egenheit und anspruchslos. S ie haben einige schöne E rfolge davongetragen, aber ihren Feind m it — 163 — W a f f e n g e w a l t niederzuwerfen ist ihnen trotz ihrer Ueberlegenheit an Zahl und trotz ihres Opfermutes doch nicht gelungen. D i e türkischen Truppen, die aus Skutari auszogen, waren nicht besiegt. Die Ursache ist leicht zu finden: es fehlt den heutigen Montenegrinern noch die Erziehung zur M annszucht, zur Grdnung und zur zielbewußten Arbeit. Sie sind tapfere Männer, voll glühender Vaterlandsliebe, aber keine Soldaten, die zusammen ein Heer bilden, das den Forderungen des modernen Krieges gewachsen ist. Um das zu Erreichen, genügt die kurze A usbildungszeit nicht; dazu braucht es eine schon in früher Jugend einsetzende Erziehung des ganzen Volkes zur Grdnung und Arbeit. Gelingt es der montenegrinischen Regierung, in dieser Beziehung wesentliche Fortschritte zu erzielen, dann wird auch der Wert dieses kleinen Volksheeres so gehoben, daß es dann als eines der tüchtigsten der Welt bezeichnet werden muß. Anhang. Ordre de balaille der montenegrinischen Truppen vor Skutari anfangs März 1913. Königliches Hauptquartier: Gruda. I. Kaupkgruppe Kronprinz Danilo. Gruppenkommando: Boksi. V om Skutarisee bis zum Kiri. 2. Division (Mcolic), Stab in Braka. V rig . R aicevic. Rechter Flügel: vom See bis südlich Hani Braks. Stab in Boric. 3 B a t a i l l o n e : Ljeskopoljski. Gornio Zetzki. Donjo Zetzki. B rig . R adovic. Zentrum: von Hani Braks bis nordöstlich Golemi. Stab in Vraka. 4 B a t a i l l o n e : Oputno Mudinski. Nudisco Trepacki. Grakovski. Banhski. B rig . BiSnjic. Linker Flügel: nordöstlich Golemi bis zum Kiri. Stab in Drgoci. 2 B a t a i l l o n e : Zupski. Golyski. — ^66 — Divisions-Reserve. 2 B a t a i l l o n e : Gornyo Moracki bei Boksi und Poljsko Kolasinski bei Gruda. A rtillerie: 1 15 cm Mörserbatterie. 4 7,5 „ Feldbatterien. >/z 12 „ Kanonenbatterie. Total 11 Bataillone und 22 Geschütze. A uf dem linken Kiriufer und am Hügel von Muselimi. B rig. Adstc. Vom Kiri bis zum Hügel von Muselimi P. 114. Stab bei P. 114. 3 B a t a i l l o n e : Drobnjacki, Zupo Pivski. Planino Pivski. B rig . Bucinic. Hügel von Muselimi (P. 114). Stab bei P. 114. 4 B a t a i l l o n e : Piperski. Spuski. Donjo Kucki. Bratonozicski. A rtillerie: 1 15 cm Mörserbatterie, 3 Geschütze. 1 21 „ Haubitze. '/z 12 „ Kanonenbatterie. 1 7,5 „ Schnellfeuerbatterie. 1 7,5 „ Feldbatterie. 7,5 „ Gebirgsbatterie. Total 7 Bataillone und 16 Geschütze. A uf dem großen Bardanjolt. B rig. Beschovic. Nordöstlich P . 316, P. 192. 5 B a t a i l l o n e : Andijevacski. Krahski. Belicski. Ljevorecski. Polinsko Sekularski. — 167 — B rig. Medenica. Südöstlich von P. 316. 3 B a t a i l l o n e : Lipovsko Kolasinski. Kvlastnski. Donjv Mvracski. B rig. Matanovic. Vom Dorf Bardanjolt in südöstlicher Dichtung mit einem Seitendetachement an der Drinasa für die Verbindung mit der serbischen Armee. 4 B a t a i l l o n e : Gornjo Kucski. Movacski. Askotcski. Pavkovitski. A ls Reserve die B rig. Petrovic, nordöstlich P. 408 mit 6 B a t a i l l o n e n : Trebjesli. Mkicski. Lukovski. Martiniscko Brajovicski. Petrusinski. Vrazegermacski. Artillerie: 3 7,5 cm Schnellfeuerbatterien. 1 7,8 „ Gebirgsbatterie. Total 18 Bataillone und 16 Geschütze. II. Südgruppe Marlmovie (1 Division) am Tarabofch. Gruppenkommando: Murican. Am Nordhang. 2. Brigade. Stab in Zogay. 6 B a t a i l l o n e : 4 in Iogah. 1 als Reserve in Skja. A rtillerie: V- 12 cm Kanonenbatterie. 1 7,3 „ Feldbatterie, 3 Geschütze. Total S Bataillone und 5 Geschütze. — 166 Am West- und Südwesthang. 1. Brigade. Stab in Boboti. 6 B a t a i l l o n e . Artillerie: 1 13 cm Mörserbatterie, 3 Geschütze. 1 7,5 „ Schnellfeuerbatterie, 3 Geschütze. 1 7,5 „ Feldbatterie, 6 Geschütze. Total 6 Bataillone und 12 Geschütze. Am Südhang. 3. Brigade. Stab in Oblika siperme 4 B a t a i l l o n e (weniger 2 Kompagnien) in der Umgebung von Oblika siperme und postme. 2 K o m p a g n i e n : Rechte Flügeldeckung in Derigjat. Artillerie: 1 21 cm Haubitzbatterie. 2 12 „ Kanonenbatterien. 1 18 „ Mörserbatterie. 1 7,5 „ Feldbatterie, 6 Geschütze. Total 4 Bataillone und 22 Geschütze. G e s a m t » T o t a l : 51 Bataillone zu 400 bis 800 Mann^ ungefähr 28,000 bis 30,000 M ann und rund 100 Geschütze. Inhalt. E in le itu n g ............................................................................. 1. Das montenegrinische Heerwesen und Sie Ereignisse auf dem türkisch-montenegrinischen Kriegsschauplätze bis Mitte Februar I S I S ............................. Die montenegrinische Armee. — Organisation. — Ausbildung. — Bewaffnung. — Ausrüstung. — Bei der Hauptgruppe Danilo. — B ei der Südgruppe Martinovic. — Beim Detachement Bukotic im Sandschak. — Die türkische Armee in Skutari. 2. Beim schweizerischen roten K r e u z .......................... Ansere Aeise nach dem Kriegsschauplatz. — I n Drgoci. — D as Leben in der Ambulanz. 3. Die montenegrinische Armee im F e ld e .................. Kleine Brigaden. — Der Vorpvstendienst. — P a trouillen. — Maschinengewehre. — Die Infanterie im Gefechte. — In n erer Dienst. — M unition. — A rtillerie. — Verpflegung und Nachschub. — D as Pferdematerial. — Der Sanitätsdienst. 4. In den montenegrinischen Stellungen anfangs März 1 S 1 3 .................................................................. Vom Skutarisee bis zum Kirifluh. — Das linke Kiriuser und der Hügel von Muselimi. — Der große Bardanjolt. — Der Tarabosch. 5. Während der B e la g e r u n g ......................................... D as Bombardement. — Verhandlungen um Skutari. Hassan Aiza Beh. — Essad Pascha. — Vorbereitungen zum Sturm. — Sin Nachtgefecht. — General Vukotic. General Betschir. 6. Der Kampf um Len Tarabosch vom 31. März bis 1. A p r i l ...................................................................... Serbischer Aeroplan. — Der Angriff aus den T arabosch. — Ein Scheinangriff. — Die türkischen V erteidigungsanlagen auf P . 570. — 170 — 7. Weitere R ü stungen........................................................... 116 Ankunft neuer Kanonen. — Äbergabe des Oberkommandos an General Bojovic. — Der Abzug der serbischen Armee. — Truppenverschiebung der Montenegriner. 8. Die Kapitulation von S k u t a r i..................................... 11» Die Verhandlungen. — Die Kapitulation. — Besetzung des Tarabosch durch die Montenegriner. — Der Einzug des Kronprinzen Danilo in Skutari. — Die Äbergabe der Stadt auf dem Kastell. — Effad Pascha und der Kronprinz. — Die montenegrinische Fahne auf dem Kastell. — Im türkischen Lager bei Bakcelik. Der Abmarsch der türkischen Armee. 9. I n S k u ta r i.........................................................................134 Bei Or. Selem im österreichischen Spital. — Die zerstörte Stadt. — Bei den Militärstallungen. — Gräber. Mitteilungen von Or. Selem. 10. Die türkischen Stellungen 141 I n der Ebene nördlich Skutari. — Das linke Kiriufer und der kleine Bardanjolt. — Brdica. — Der Tarabosch. 11. S c h lu ß ................................................................................ 161 12. A n h a n g................................................................................ 165 Ordrs de IZstsille der montenegrinischen Truppen vor Skutari. Quellennachweis zu Kapitel 1. 1. v. Loebell's Jahresberichte über das Heer- und Kriegswesen. Band 37, 1910, S. 145 u. f. Das Heerwesen Montenegros. 2. Streffleur's Militärische Zeitschrift. Januarheft 1913. Der Krieg auf der Balkanhalbinsel 1912. 3. Militärische Rundschau, Wien. Verschiedene Nummern. Die Ereignisse auf dem Kriegsschauplätze im Balkan. ff«. Sat. ^'-7/ ,.-.^,/e2, ^o:jswnpnnr^ ^ k1es:8«»t Älrs Abprzn» ^ /1!cÄio öä/«ce/^ ksa/o^o^inov l . v i U - '0/7LS ^ ^s-Zov/'s^ v ä?ü/rpl/n^e ünllppenkommanckoL ^!. fs/-/öo//ene !l!^ äc/ine/t/eusnbattens ^ 6et>. 6atte^/e ffavdlk'Latten,'e L. —?san6a^e?/e ^ /VÄvenüai/e?/« O Vendonl/p/ä?/? 6^H?^kN ^al^städ