Die Laibacher Philharmonische Gesellschaft und die Illyrischen Provinzen (1809-13) Das organisierte Musikleben in Ljubljana (Laibach) stellt in der Musikgeschichte Mitteleuropas eigentlich ein sonderartiges Phänomen dar. Phänomen deswegen, weil Ljubljana nie die Hauptstadt eines Staates war und nur die Hauptstadt des altösterreichischen Herzogtums (Krain). Die Stadt besaß aber eine einheimische Intelligenzschicht, die in Italien studiert hatte und in der zweiten Hälfte des 17. Jh. ein reges kulturellen Leben entwickelte, sodaß daraus die Academia operosorum in J. 1693 entsproß und etwas später im J. 1701 die Academia philharmonicorum gegründet wurde. Dies ist ein Beweis, daß die Bürger von Ljubljana große Musikfreunde sein mußten und daher von sich selbst die Form eines musikalischen Zusammenschlusses fanden, wie man ihn anfangs des 18. Jh. zwar in Italien und Frankreich schon kannte, im näheren und etwas weiteren Umkreis aber noch nicht. Auch in größeren Zentren hatte man damals derartige Vereinigungen zu jener Zeit noch nicht gegründet. Die Academia philharmonicorum lebte allerdings als florierender Musikverein nur ein paar Jahrzehnte. Die Seele dieses Geschehens war Johann Berthold Höffer, (Krainer) Patrizier und erster Direktor der Vereinigung. Bis zu seinem Tode im Jahre 1719 war er der Spiritus agens der Vereinigung und ihrer Tätigkeit. In späteren Jahren werden die Informationen über die Tätigkeit der Academia philharmonicorum immer spärlicher. Erst im Jahre 1794 kam von Laibacher Bürgern eine neue Anregung zur Wiederbelebung der musikalischen Tätigkeit. So entstand im selben Jahr die Philharmonische Gesellschaft, auch einer der ältesten Musikvereine im damaligen Österreich. Die ersten Werke, die man übte und ausführte, waren Werke von Pleyel, Haydn, Mozart und anderer damals zeitgenössischer Komponisten. Die erste Form (des Auftretens) war die Form des Streichquartettes. Es ist aus reiner Begeisterung für die Musik, aus Freude am Musizieren, ins Leben gerufen worden. Als Mitglieder der Gesellschaft meldeten sich sehr bald Laibacher Kaufleute, Maler, Lehrer, Geistliche und Gewerbetreibende. Obwohl das Programm anfänglich nur vom Streichquartett abhängig war, wurde schon die erste „Akademie“ (so nannte man die Veranstaltungen bis zum Jahre 1836) durch eine „kurze Symphonie“ eingeleitet. Später wurden die Programme hauptsächlich vom Orchester gestaltet. Die Gesellschaft machte sich unverzüglich an die Anschaffung der notwendigen Musikalien und Instrumente. Die Auswahl der Namen der Komponisten aus dieser Zeit zeigt die Stilrichtung der neuen Gesellschaft an, sie entschloß sich für die damals aktuellen zeitge-nössischen Künstler (Pleyel, Haydn, Gyrowetz, Beethoven, Rossetti usw.) Die Konstituierung der Vereinigung war unerläßlich und die Ausarbeitung von Statuten eine Notwendigkeit. Die ersten „Statuten der musikalischen Gesellschaft zu Laibach“ wurden im Jahre 1796 gedruckt. Die Statuten sind noch heute ein interessantes Dokument, aus welchen die Tätigkeit und die Organisation der Vereinigung und auch die Arbeitsweise des Orchesters, das Auftreten und die Veranstaltungen hervorgehen. Die Statuten haben sich im Laufe der Jahre geändert, man revidierte oder ergänzte sie, in allgemeinen aber spiegeln sie die Verhältnisse der damaligen bürgerlichen Gesellschaft wider. 71 Die Laibacher Philharmonische Gesellschaft und die Illyrischen Provinzen (1809-13) Einige Beispiele: Heute wirkt zum Beispiel Artikel 20 belustigend: „Die Gesellschaft nimmt jeden, von dem es sich versprechen läßt, daß er den Zweck der Gesellschaft befördern, nicht aber stören werde; mit Vergnügen als Mitglied auf. Frauenzimmer jedoch machen hier eine Ausnahme; in dem nur Musikdilettantinnen, die den Zweck der Gesellschaft befördern, zu Mitgliedern aufgenommen werden können. Diese haben auch das Recht, ihren Begleiter in die Akademie einzuführen.“ Und Artikel 23: „Geschickte Musikdilettanten und Dilettantinnen werden unmittelbar von der Direktion zu Migliedern aufgenommen, und als solche der Gesellschaft angezeigt.“ Artikel 25: „Auch auswärtige Musikfreunde, die durch ihre ausgezeichneten musikalischen Talente und Verdienste der Gesellschaft nützen können, werden mit Vergnügen zu Ehrenmitgliedern aufgenommen.“ Die Gesellschaft betrachtete ihre Tätigkeit zunächst als Liebhaberei im relativ engen, geschlossenen Kreis. Die Mitglieder mußten die materiellen Mittel für ihre Tätigkeit selbst aufbringen. Die Akademien fanden jede Woche statt und schon früh wurden fremde Künstler zu Auftritten verpflichtet und auch honoriert. Die Philhamonische Gesellschaft erfreute sich eines wachsenden Ansehens in der Stadt und einer wachsenden Zahl von Mitgliedern. Der außerordentliche Anklang, den das Auftreten der Gesellschaft und ihre Tätigkeit in Ljubljana angetroffen hatten, verhalf zum Selbstvertrauen und veranlaßte, ohne Überheblichkeit, Achtung vor den errungenen Leistungen. So entschloß man sich (den Statuten gemäß), „auswärtige Musikfreunde“ zu Ehrenmitgliedern aufzu-nehmen. Unter den ersten, die eingeladen wurden, war Joseph Haydn im Jahre 1800, der die Einladung gern annahm. Aus Dankbarkeit sandte Haydn seine Messe in C-Dur nach Ljubljana. Später folgten als Ehrenmitglieder Ludwig van Beethoven (1819), Nicolo Paganini (1824), Johannes Brahms (1885) und viele andere. Für die reibungslose Tätigkeit der Gesellschaft sahen die Statuten besondere Instruktionen für den Direktor und für das Orchester vor. Nach den Angaben aus dem Jahre 1802 zählte das Orchester 25 Ausführende und zwar: 4 erste und 4 zweite Violinen, 2 Violen, 2 Celli, 2 Oboen, 2 Klarinette, 2 Flauten, 2 Fagotte, 2 Hörner, eine Klarine, eine Pauke und 1 Kontrafagott. Die Pflichten und Aufgaben des Orchesterdirektors und des Orchester waren in den Instruktionen detailliert angeführt. Die Anleitungen enthalten 3 Kapitel, die die Tätigkeit des Orchesters in all ihrer Vielfalt erfassen. Das erste – „für den Orchesterdirektor – umfaßt 7 Artikel, die das Wirken und die Aufgaben des Orchesterdirektors eingehend darstellen. Das zweite Kapitel ist „für die musizierenden Mitglieder überhaupt“ bestimmt. Es sind 5 Artikel, die die den musizierenden Mitgliedern obliegenden allgemeinen Pflichten anführen. Am charakteristischsten ist das dritte Kapitel – „für die ordentliche und richtige Ausführung der Musikwerke“. Es enthält 10 Artikel, die die für Bestehen, Wirken und Zielsetzung des philharmonischen Orchesters besonders wichtige Fragen betreffen. So bezieht sich Art. 1 auf die technische Vorbereitung der Akademien, Art. 2 bestimmt die fundamentalen Funktionen der führenden Musiker im Orch., Art. 3 und 4 betreffen das Stimmen des Orchesters, Art. 5 bezieht sich auf Fragen der Aufführungspraxis. Die Hinweise bezüglich der Verzierungen, Ligaturen, Fermaten, Verkürzungen und Verlängerungen der Noten u. a. hatten sicherlich ihren Grund. Art. 6 und 7 wenden sich mit einem besonderen Nachdruck der Frage der Orchestersdirektors zu. Art. 9 ist inhaltlich im Zusammenhang mit den Art. 3 und 4. Dem Orchesterdirektor stand ein Ausschuß zur Seite, der ihn im seinen Bestrebungen unterstütze, diesen wählte er selbst aus den Reihen der Mitglieder. 72 PRIMO KURET (1935) Davon handelt Artikel 10. Die Verfasser der Instruktion berücksichtigten eigene bisherige Erfahrungen sowie die spezifischen Bedingungen, in denen sich die Produktion des philharmonischen Orchesters entwickelt hatte. Eine wichtige Ergänzung zu unserer Vorstellung der Tätigkeit der Leibacher Philharmonischer Gesellschaft im ersten Dezennium ihres Bestehens ist der erhaltene „Musicalien – Katalog der Philharmonischen Gesellschaft in Laibach zum Gebrauche für auswärtige Herren Mitglieder dieser Gesellschaft No. 1 seit November 1794 bis letzten Juni 1804.“ Der Katalog bietet einen interessanten Einblick in die Programmrichtung der damaligen Gesellschafts – Direktion. Er ist in drei Teile eingeteilt und systematisch geordnet: der erste Teil umfaßt Kammermusik, Symphonien und Ouverturen, der zweite Teil Kirchenmusik und der dritte Klavierwerke. Im Ganzen sind es 239 Nummern, jeder Teil ist in Unterkapitel eingeteilt. Dank der Philharmonischen Gesellschaft hatte Laibach auf musikalischem Gebiet Anschluß an die große europäische Musiktradition gefunden und war ein Teil derselben geworden. Darin fanden auch einheimische Komponisten den nötigen Ansporn und die Richtung, die sie einschlagen sollten. Die Ehrenmitgliedschaft bedeutender Komponisten jener Zeit war ihrerseits eine Bestätigung des Ranges, den die Gesellschaft auch außerseits der engen Grenzen der Stadt Ljubljana (und des Landes Krain) errungen hatte. Allerdings waren die ersten Jahre des Bestehens der Philharmonischen Gesellschaft nicht immer von einem Glückstern begleitet. Die Franzosenkriege der neunziger Jahre des 18. Jahrhunderts verschonten auch Ljubljana und die slowenischen Länder nicht. Ljubljana wurde von Napoleons Truppen mehrmals besetzt: in den Jahren 1797 und 1805/6, im Jahre 1809 sogar für eine längere Zeit. Napoleon allein weilte im Jahre 1797 auf seiner Reise (aus Leoben) nach Italien in Ljubljana. Im Jahre 1809 hatte Österreich Teile seines Hoheitsgebiets an ihn verloren und Napoleon gründete nun unter anderem die Illyrischen Provinzen. Sie umfaßten mehr als 55.000 Km2 von der Oberen Drau bis zur Dubrovnik, Boka Kotorska. Das Land Krain war ihr Kerngebiet und die Stadt Ljubljana zu ihrer Hauptstadt erhoben. Napoleon wollte mit den Illyrischen Provinzen auf diesem Teil Europas auch die Kontinentalblockade schliessen und eine Verbindung mit der Türkei schaffen, die für die französische Wirtschaft und ihren Handel wichtig war. In Ljubljana residierten nacheinander vier französische Gouverneure, es waren die Marschäle Marmont und Bernadotte, der General Junot und als letzter der bekannte Diplomat Fouché. Die Illyrischen Provinzen hatten in staatstechtlicher Hinsicht einen Ausnahme-Status. Sie sind durch ein Dekret Napoleons, und nicht durch einen Senatbeschluß gegründet worden. Sie waren kein Bestandteil des französischen Kaiserreiches, wohl aber mit ihm eng verbunden und Paris untergeordnet. Die Einwohner waren nicht französische, sondern illyrische Statsbürger. Die Regierung in Ljubljana war aus Franzosen zusammengesetzt, die Beamtemstellen aber wurden durch Einheimische bekleidet. Die Franzosen hatten einheitliche Steuern und die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Das Schulwesen wurde von Grund auf geändert. Es wurden einheitliche vierjährige Grundschulen, auch Gymnasien und Fachschulen gegründet. Ljubljana bekam auch eine Universität mit philosophischer, rechtswissenschaftlicher, technischer, medizinischer und theologischer Fakultät. Die Universität zählte zu jener Zeit über 300 Hörer – den 73 Die Laibacher Philharmonische Gesellschaft und die Illyrischen Provinzen (1809-13) Grundteil bildeten Theologen. Die Neuerungen brachten auch eine moderne Beamtenverwaltung und ein modernes Gerichtswesen, sie führten die Gleichheit vor dem Gesetz und schafften die Priviiigien der herrschenden Klassen ab. Die slowenischen Lande lernten dadurch zum ersten Mal die moderne bürgerliche Ordnung kennen. Die slowenische nationale Wiedergeburt erhielt neue Anregungen. Die österreichischen Behörden sahen sich veranlaßt, in Graz im Jahre 1812 als Gegengewicht einen Lehrstuhl für slowenische Sprache an der Grazer Universität einzuführen. Schon vor der ersten französischen Besetzung berichteten die slowenischen Provinzzeitungen ausführlich über die Revolution und die Ereignisse in Frankreich. Die Berichte waren zur Mehrzahl der Revolution gegenüber gut gesinnt, solange ihre Folgen mit den josephinischen Reformen in Einklang waren. In Ljubljana wurde im Jahr 1789 sogar die Deklaration über die Menschenrechte veröffentlicht. Bald wurden jedoch entgegengesetzte Stimmen, besonders seitens des Adels laut. Es wurden sogar einige Anordnungen Kaiser Josephs des Zweiten widerrufen, was unter den Bauern im Frühjahr 1790 großen Unwillen erregte und zuletzt zu einem Aufruhr in der Monarchie führte. Als Franz der zweite im Jahre 1792 den Thron bestieg, nahm die Reaktion Überhand und es setzte auch in slowenischen Landen die Verfolgung der Anhänger der Aufklärung und der Revolution, das heißt: der Jakobiner, ein. Bald nachher brachten die französischen Kriege einen unimttelbaren Kontakt mit den Franzosen, wodurch die Stellungnahme der Slowenen gegenüber Frankreich und der Revolution wesentlich beeinflußt wurde. Wie erwähnt, entstand für die Slowenen in den Illyrischen Provinzen ganz unerwartet eine völlig neue Epoche. Sie brachte ihnen die Bedingungen für eine erfolgreiche Fortsetzung der nationalen Wiedergeburt. Leider dauerte diese Epoche nur kurz, um die allgemeine Mentalität gründlich zu ändern. Trotzdem bedeuten die Illyrischen Provinzen für die slowenische Wiedergeburt einen großen Fortschritt. Es regierten nicht mehr die Deutschen, sondern die Franzosen, die keine Assimilierungsabsichten hatten, sondern sich bemühten, in den Slowenen das Bewußtsein der Eigenständigkeit und die fortschrittlichen Bestrebungen zu beleben und zu fördern. „Alle vier Gouverneure“, schreibt Janko Tavzes in seiner Abhandlung über die slowenische Wiedergeburt in der Franzosenzeit, „pflegten sozusagen die vernachläßigste Nation. Sie unternahmen alles, um im Sinne von Napoleons Initiative den Genius der Nation zu wecken, ihn moralisch zu festigen und ihm das Bewußtsein einzuflässen, daß auch er das Recht zur Kulturentfaltung besitze.“ Das Regierungsblatt „Le Télégraphe Olficiel“ begrüßte mit aufrichtiger Genugtuung jeden Fortschritt der slowenischen Literatur. Ein glücklicher Umstand brachte als Schriftleiter dieser Zeitung den Schriftsteller Charles Nodier nach Ljubljana. Er bemühte sich, Aufzeichnungen aus dem Volksleben zu sammeln, seine Artikel zeichnen sich durch die interessierte und feinsinnige Beobachtung der allgemeinen Zustände und der Bemüungen für die slowenische Kultur aus. In den Schulen wurde slowenisch unterrichtet, die Jugend wurde in nationalem Geist erzogen. Die slowenische Literatur erhielt ihre richtige Grundlage. Napoleons Illyrien brachte der slowenischen Wiedergeburt Rettung im richtigen Augenblick, als die europäische Literatur nach Abklingen des Rationalismus neue Wege suchte und die Romantik dabei war, die 74 PRIMO KURET (1935) führende Rolle zu übernehmen. Die Illyrischen Provinzen vermittelten die immer lauteren Forderungen der Zeit, jedes Volk habe das Recht zur eigenen Kultur und Literatur. Die Philharmonische Gesellschaft blieb in dieser Zeit kaisertreu. So stellte sie bis zum Ende der Franzosenzeit und der Illyrischen Provinzen im Jahre 1814 ihre Tätigkeit ein. Schon die Besetzung durch die Franzosen im Herbst 1805 bis Ende März 1806 hatte zur Folge, daß die Konzerte gänzlich aufhörten und die Beiträge eingestellt wurden. Obwohl musikalische Abende wieder veranstaltet wurden, so setzte volles Leben erst wieder im Jahre 1808 ein. Aber nicht für eine längere Zeit. Schon im Jahre 1809 gab es keine Konzerte mehr. Die Räume des Vereines wurden vom Militär in Anspruch genommen. Die Philharmonische Gesellschaft zog von einem Haus zum anderen und der Kassier beginnt das Jahr 1810 mit dem Vermerkt: „Französische Regierung, gänzlicher Stillstand des gesellschaftlichen Vergnügens.“ Die Philharmonische Gesellschaft wurde nicht aufgelöst, nur ihre Tätigkeit war eingestellt. Die einzige musikalische Akademie veranstaltete sie zur Unterstützung der Waisenkinder am 8. Jänner 1811 mit Werken von Beethoven, Camilla, Mozart, Paisiello, Kromar und eine „grande Simfonie“. Nach Abzug der Franzosen aber tritt die Direktion der Philharmonischen Gesellschaft wieder zusammen und feiert die Wiederkehr der öster-reichischen Regierung durch eine feierliche Nachtmusik. Doch sorgten auch die Franzosen, daß das Musikleben in Ljubljana nicht vollkommen erstarb. Verschiedene Theatergruppen wurden zu Gastauftritten eingeladen. Es ist bekannt, daß besonders Marschall Marmont ein großer Freund der italienischen Oper war. Italienische Operisten gastierten in Ljubljana zweimal im Jahre 1810 und zweimal im Jahre 1812. Aus erhaltenen Angaben geht hervor, daß am 24. Mai 1811 durch eine Festvorstellung die Rückkehr Marschall Marmonts gefeiert wurde. Es kam eine Oper des portugiesischen Komponisten Marcos Antonio Portugalo zur Aufführung. Zur Einleitung spielten Laibacher Dilettanten eine Symphonie. Man schließt mit Recht, daß es Mitglieder der Philharmonischen Gesellschaft waren. Im Standestheater gastierte vom 30. November 1810 an die italienische Operngruppe Lorenzo Gindl. Zur Aufführung gelangten vier Opern: G. Farinellis La scaltra locandiera, S. Pavesis Un avvertimento ai gelosi, P. Gaglielmos Le convenienze teatrali und Cimarosas Un matrimonio segreto. Für andere Aufführungen stehen Berichte aus, man weiß nur, daß auch deutsche und französische Truppen in Ljubljana gastierten. In einem der Verträge Gindls ist eine interessante Angabe über die Zusammensetzung“ eines guten und vollkommenen Orchesters zu lesen. Man braucht, heißt es, 2 erste und 2 zweite Violinen, 1 Viola, 1 Cello, 1 Kontrabaß, 2 Klarinette, 2 Oboen, 1 Fagott und 2 Hörner. Es scheint jedoch, daß die Umstände für das Theaterleben nicht besonders günstig waren. Die italienische Oper war zu teuer, die Franzosen lehnten ihrerseits die bescheideneren und billigeren deutschen Komödien ab. Slowenische Vorstellungen gab es nicht, obwohl die Anfänge des slowenischen Nationaltheaters nur einige Jahrzehnte zurück lagen. Vom Amtsblatt werden sie nämlich nicht erwähnt, im Archiv sind bloß einige Übersetzungen im Manuskript liegen geblieben. Andererseits war die Lebensdauer der Illyrischen Provinzen zu kurz, um auch auf diesem Gebiet Früchte zeitigen zu können. Bei der Gegenüberstellung der Illyrischen Provinzen und des Musiklebens im damaligen Laibach ergeben sich verschiedene Beurteilungen. Vom Standpunkt der nationalen Entwicklung, das heißt vom politischen und nationalen Standpunkt, hatten die 75 Die Laibacher Philharmonische Gesellschaft und die Illyrischen Provinzen (1809-13) Illyrischen Provinzen trotz ihrer kurzen Lebensdauer für die Slowenen eine beträchtliche Bedeutung. Im musikalischen Bereich aber hatten sie z.B. die Philharmonische Gesellschaft zum Stillstand gebracht. Es geschah teilweise nach ihrem eigenen Willen, aber auch als Folge der Kriegsumstände, von denen auch die Illyrischen Provinzen nicht bewahrt blieben. Viele Einwohner Laibachs hatten eben vor den Franzosen die Stadt verlassen, zunächst der Adel und die höheren Beamten. Dieselben aber waren die hauptsächlichsten Förderer der Philharmonischen Gesellschaft. Der Rest war – mit Ausnahme vieler slowenischer Intelektuellen – den Franzosen nicht freundlich gesinnt. Im Großen und Ganzen bedeuteten die Illyrischen Provinzen für die Philharmonische Gesellschaft eine unfruchtbare Pause in ihrer Tätigkeit. Aber – die Illyrischen Provinzen behielten trotz ihres politischen Verfalls noch weiterhin ihre Bedeutung, besonders für die Kroaten. In den folgenden Dezennien entstand nämlich bei ihnen eine Bewegung, die man Illyrismus nennt. Sie trachtete die Einigung der Kroaten zu erreichen, die durch Sprache und Schrift getrennt waren, indirekt zielte sie jedoch auch auf die Erneuerung der kroatischen Selbständigkeit, und mehr noch: auf die Gründung eines südslawischen Zusammenschlußes mit einer Sprache, der – wie man sie nannte – illyrischen. Für die verschiedenen Volksgruppen sollte der gemeinsame neutrale Name Illyrien angenommen werden. Den Namen hatten schon die Franzosen für einen Großteil der Südslawen eingeführt, er blieb zeitweilig auch später unter Österreich bestehen. Nun griff aber die illyrische Bewegung der Kroaten auch auf die Slowenen über, sie entfachte bei ihnen das slawische Bewußtsein, sie förderte die literarischen Bestrebungen und brachte einigermassen den slowenischen Standpunkt ins Schwanken. Doch nicht für lange Zeit und nicht in bedeutendem Ausmasse. Die illyrische Einstellung, wonach die Slowenen auf ihre Sprache verzichten sollten, konnte sich nicht halten. Dazu war eben die literarische Überlieferung und nationales Bewußtsein der Slowenen zu stark. Die Bewegung verhalft jedoch zum Zusammenschluß der bis dahin ziemlich getrennten Slowenen, besonders jener in Krain und in der Steiermark, und zur Stärkung ihres nationalen Bewußtseins. Objavljeno v: Colloquium Musica ac societas (1740 – 1815), Brno 1989. Editor Petr Macek. Brno, Filozofická fakulta MU, 1994. Musikwisenschaftliche Kolloquien der Internationalen Musikfestspiele in Brno, 24. Str. 173–179. 76 PRIMO KURET (1935) Povzetek Ljubljanska Filharmonièna druba in Ilirske province (1809–1813) Francoska vojna vihra v devetdesetih letih 18. stoletja tudi Ljubljani ni prizanesla. Leta 1809 so nastale Ilirske province z glavnim mestom Ljubljano. Novo politièno izhodišèe je prineslo številne spremembe, ki so vplivale tudi na kulturno udejstvovanje stalnih mestnih ustanov in društev, nekatere med njimi so demonstrativno prenehale delovati. Tako je bilo tudi z ljubljansko Filharmonièno drubo, ki v èasu Ilirskih provinc – do leta 1813 – ni prirejala akademij oziroma koncertnih veèerov. Izjema je bil le koncert (6. januarja 1811) v korist rtvam vojne z deli Beethovna, Camilla, Mozarta, Paisiella in Krommerja, na katerem je bila izvedena tudi neznana »grande symphonie«. Lahko bi rekli, da je druba razglasila »kulturni molk«, saj je ostala zvesta Avstriji in cesarju. Ohromitev delovanja drube se je zaèela e v èasu prve francoske zasedbe Kranjske v èasu od leta 1805 do marca 1806, ko so številni èlani pobegnili iz Ljubljane. Delovanje Filharmoniène drube je bilo mogoèe obnoviti šele leta 1808, vendar ne za dolgo. Vojne razmere so med drugim glasbeno zdruenje prisilile k neprestanim selitvam, saj je njene prostore nenehno zasedala vojska. Tako je blagajnik drube v zaèetku leta 1809 resignirano zapisal: »Francoska vlada, popoln zastoj drubinega dela.« (Edo Škulj) 77 Die Laibacher Philharmonische Gesellschaft und die Illyrischen Provinzen (1809-13)