Illylischcs Blatt Nutzen und Vergnügen. Nro. 62. Freitag de»» 24. Dezember ,6,9. Der Wucherer. Eine Ballade. l^-^ft war ich lang bey Sommerszeit Vm Felde drauß geblieben; Einst hatt' ich mich auch weit und br«il Im Mondschein umgctneben- Verirrte n»ich am Ende dann? Konnt' »icht nach Hause kommen; Doch traf ich noch ein Hitttchen an. Wo man mich aufgenommen. Die seute wunderten sich hoch, So fpat mich hier zu sehcn. »Ey," sprach das Weib, „wie kommt es dech, Daß euch kein Lcios geschehen? Um diese Zeit darf in der That Ja wohl keiil Mensch sich wagen Zum alten Schloß hierher, sonst l)«t Der Kobold ihn beym Kragen. Bald kommt er euch als großer Bär, Nald seht ihr ihn als Drachen; Die Ketten rasseln nach ihm her. Und Gluth flammt aus dem Rachen. Mein Vater hat es vft erzählt. Der hat ihn selbst gesehen; Er mußt' als Both' oft über Feld Gar spät nach Hause gehen. Es ist des alten Wuch'rerb Geist,. Der schon vor lang gestorben. Und st«gs der Hölle zugereist, Die er sich bang erworben. Der Unhold hatte lange Zeit « Mit jeder List betrogen/ W Und ohne alle Menschlichkeit Die Armen ausgezogen. Doch endlich kam der Tod heran Und weckte sein Gewissen, Das nagt jetzt an dem bösen Mann Mit gift'gen Schlangenbissen. W Mit Schweiß bedeckt, die Brust geengt, « Und wie der Tod selbst hager, W Die Augen wild heraus gedrängt; So kreischt er auf dem Lager? ^^ Q weh! ich stahl der Armen Gut, Ach! schützt mich vor den Teufeln! ft weh! mich brennet Höllenglmh.' —»—-And so mußt' er verzweifeln. Dort, wo man ihn zu Grab gebracht, H Da sah beym Sternenschimmer, M 6s war beynahe Mitternacht, Der Müller aus dem Zimmer. Da berstet an dM Kirchhofsthor Die Erd' mit großen Krachen, Und heulend brausen da hervor Zwey glüh'nde Höllendrachen» ,,M Ein schwarzer Reiter stiegt herab, ^^ Non dem die Funken spritze», M Er reißt den Wuch'rer aus dem Grab^ W Der neben ihm muß sitzen. M Nasch stiegen sie durch's Lustrevier Wie blaues Schwefelfeuer; Seitdem ist's in der Gegend hi«r ^^^ Vey Nacht nicht mehr geheuer, W 2o6 -< D'rum danket Gott au« Herzensgrunds Daß «euch so begnadet. Und euch der böse Höllenhund Zum Gucke nicht geschadet. Verloren .> ein Stein von Jakobs Hause; 2.) ein Stein, auf welchem der Engel den Hirten die Geburt Christi verlündigt halicn soll; 3.) ein Stein, womit Stephanus gesteinigt wurde; endlich 4.) ein Stein, auf welchem der Herr über Icrüsa» lem weinte. Eben so sah ich hier eine schöne Sammlung seltner Meerthicre, Fische, Riescnschildkröten, u.s. w. worunter vorzüglich ein lebendiger Ichneumon meine Aufmerksamkeit fesselte. Es ist ein liebes, reines und freundliches Thierchen, beynahe wie ein Eichhörnchen, nur hat es eine lange, spitzige Schnautze. *) Blut - oder Menschensauger; eigentlich eine Art amerikani-scher Fledermäuse, welche Mensche» und Thieren im Schlafe das Nlut aussaugen. Aeine Heimath ist Ägypten, als dee Krokodils gebore ner Eyftind, weckt es die, in t»U Nähe dieses schcuß' lichen Ungeheuers Schlafenden durch Krähen un> Schreyen, damit sie erwachen, un) durch Flucht sich zu retten vermögen. Darum ist auch seine Venen-nung in der dcutfchcnSprache: „M e nschen fr e u n 0.« Daß es die, in den Sand verscharrten Krokodilsey«e aussaugt, steht beynahe in jeder Naturgeschichte: aber weniger bekannt ist, daß es a«ch dem Krokodile in dc» Nachen springt, und sich von innen durch die schwach» sten Körpcrthcilc herausbeißt. Noch zcigt man hicr sogenannte Buschmen«-schen aus Ncuholland, Mann, Weib und ein Kind von » ^2 Jahren. Ihre Sprache ist sonderbar^ einsyl-big und ro,h: t^», 1^.-». giri, ßu und einige ähnliche bautvcrb feaführung u. s. w. sind jedoch Kaöperladen. Des Mannes Gesichtsfarbe ift kastanienbraun, sein Wuch< st^lrk und muskulös; das Weib ist klcln, mit struppi» gen Haaren, die steif wie Roßhaare sind, ihre Farbe schmutzig braun., Zu dieser Gesellschaft gehört auch eine Afrikanerinn, schwarz wie eine verglühte Kohle. Der Mann frißt rohe Hühner, nach dcm er ihnen die, Fcdcrn auegerauft hat, und sauft gern berauschende Getränke. Auch das kaiserliche Naturalienkabinet wird im« mer mchr bereichert. So erhielt cs von einem Con-sul ein Geschenk mit eincm Flußpferd« (Ili^«^^^«) aus Ägypten, welches das größte in Europa existiren^ de Exemplar ist. Das Thler ist haßlich und ungestal« tet. So wurden auch in Paris und Genua naturhistorische Sammlungen sür dieses Cabinet erkauft, und von vorzüglichem Werthe ist auch die Sammlung hcrr-.Uchcr Vsgel und Pftanzen, dann vierfüßlgcr, reißender und zahmer Thiere, welche von der Frau Erzher: zoginn kaiscrl. Hoheit aus Brasilien hiöhcr gesandt wurden. Diese sowohl, als jcnc von Natterer gesammelten Gegenstände werden indcß, dcr nöthiqcn Ein-ordnung we^cn, noch lange nicht öffentlich zu sche» seyn. — 2v7 "- Höchst sehen 'ürdig ist ferne« die tressliche Sawm» lung von Kunsi^genstanden in Holz, Stein, Elfen» bcin und Metallen aus dem uralten Schlosse Ambras in Tyrol, nebst herrlichen Waffen und Rüstungen aus Vem deutschen Mittelalter. Endlich prangt jctzt auch im Dellveder ein, von Raphael in Pavia, nach acht« jähriger Arbeit verfertigtes Bild von Mosaik, 29 Schuh lang. »5 Schuh hoch, im Gewichte von 700 Zentnern! w,hl das einzige seiner Art in der Welt! ES stellt e noch durch keinen Impuls geweckte geistige Erregbarkeit allmalj« llg ins lieben und i«r Besinnung rufen wird. Art ln Rußland zu reifen. ^ (Beschluß.) , ys 'st etwas ganz gewöhnliches, in zwölf Stun-. den ?.a bis 25 deutsche Meilen, oder l4c» bib i?5Wcri ste zurück zu legen, und unzählige Male habe ich den Versuch gemacht, die Uhr in der Hand, die Zeit zu messen, in welcher man de« Zwischcnraum von zwey nächsten Wersircutcn zurücklegt, d«c ich nie überZ oder 2 Ul Minute gefunden habe, wenn sonst der Weg aut war. Daher kommt es unter andern, daß ftlbft «roße Reisen von »00 «nd »nchr deutschen Meilen in Rußland zu den bloßen Klemlgkeiten gehören, und während man bei uns, wenn man auch nur eine Reise von ia oder 20 Meilen unternimmt, von allen semcn Verwandten und Bekannten Abschied nimmt, als ginge es i» den Tod, fwdct ocr Russe kaum d« Mül^e werth, etwa in Moskau davo« zu spreche«, ha nach Ohren bürg reise, etwa 55o deutsch« Meilen > konnten sie sich nicht satt genug wundern, wie ich mich zu so einer weiten Reise entschließen könnte. Über der Grenze hörlen die Russen dasselbe ganz gleichaMiz an, und wenn ich mich ^n weitere Gespräche darüber einließ, erzählten sie mir eben so gleichgültig, daß sie, die Katakomben in der heil. Stadt besucht, daß sie inPerfien als Soldaten gedient, daß sie be» der amerikanischen Kompagnie als Schreiber u. dgl. ge^ dient, d«ß sie bei Zurch gefangen uyd nach Sp>» nien ^.eschlerpt wurdcn, und daß sie so eben in Ge- ! schäftcn eines Kaufmanns von Archangel oder vo» Astracha» kamen, und dieß alles, ivie wir von einer Extuvsion in die Umgegenden unserer Vaterstadt zu sprechen pfiegen. Als ich nach Moskau kam> stieg beinahe zugleich mit mir ein begüterter landmanx. Gureef, aus Tobolsk, im Gafchause ad, der jähr^ lich mit allen scinen zahlreichen Verwandten das Car' ncval (den Fasching) in'Moskau besucht, sich dG erlust«;t, und wohlgcmuth wieder nach Hause zieht-Er hatte die Reise von Toboltk nach Moskau »33o Wersie, in acht Tagen zurückgelegt. Der Direktor des Irkuzkischen Gymnasiums machte in »9 Tage» eine Familicnrcise von Irkuzk nach Kasan, 607» Wcrste, um einen seiner alten Freunde zu sehe», de» in der letzten Stadt als Professor angestellt war. Eine andere nöthige Vorsichtsmaßregel ist, s„>il nen Wagen so wenig als möqllch mit Gepäck zu beladen. Ich habe- schon oben bemerkt, daß der Russe auf der Post, wo ihm Schnelligkeit über atlcs gebt, nichtö dul>>en will, was sich nicht schnell fortschaffe» läßt. Es ist daher besser und selbst wohlfeiler, sein für die Neift selbst entbehrlichstes Gepäck i« Kisten He» Kaufluten zu übergeben, die es auf der Ase oder zu Nasscr ebcn so bequem als sicher an den Ort seiner Bestimmung bringen lassen, und dafür m kmcm Wa; gen nur das Nöthigste mitzunehmen. 2o8 Hun Klinge Bemühuxg in der Blllthezelt der Obst^^me stch^-t eine gute Ernte. SHon das deutsche Sprichwort: ^Vs wird dir in die Blüthe regnen," wenn man Jemanden bey aller feiner guten Aussicht die Vereitelung seiner Hossnun-gen ankündigen wi.l, ist ein Hrfahrunggschlu^, daß der Regen zur Blüt^e;eit dxm Baume elne Menge seänes ihm von der I^itur assignirten Obstes raube. Dagegen ist kein besseres Mittel, alK daß man bald nach einem Negen die blühenden Bäume ein Paar Mahl nach einander, mäßig schüttele, um das Wasser, aus den Blüthen heraus zu schleudern. Die Vlüthezeit der Gewächse ist die Zeit der Vermählung, und die Befruchtung geschieht durch den gelben Samenstaub der männlichen Blüthe, der ganz trocken ist, in die weibliche Spalten fällt, und von die; fen eingcsogen wird, sonderlich, wenn ein angenehmer Sonnenschein, oder sanfter Wind — d»s Brautpaar begeistert. Aber diese offenen Ehen, die ohne Dach «nd Fach unterm freyen Himmel vor sich gehen, lsiden keine Getränke zur Aufheiterung; jede Feuchtigkeit ver» wäscht den elektrischen hitzigen Staub der männlichen Organe, macht sse welk, und schließt die weiblichen. Findet sich die Blüthe durch die schüttelnde Hand deg Menschen von der lästigen Nasse entledigt, und es er^ scheint ein günstiger Sonnenblick, so entspricht sie s»» zleick ihrer Bestimmung und — paaret sich. Hieraus läßt es sich erklären, warum die eine Gartenseite oder Baumgegsnd m manchem Jahre viel Obst trägt, und Hie andere wkder gar keines. Zur Blütezeit fiel Re« gktt, und der dabey oder bald hernach wehende Wind traf nur die erstere Gartenseite und die a,dere nicht, b«nn erstere konnte ihr gestörtes Befruchtungsgeschaft durch die Beywirkung bald wieder fortsetzen; «n jener «her ersticite dasselbe, da das lange Daseyn der 'Nässe d«n thätigen Trieb erstickt« und in Fäulniß brachte. W^c sehr das Schütteln der Baume zur Blüthe-zeit heu trockenem, aber windstillen Wetter nützt, ist Wvn frühe» gesagt worden. Durch Vergrößerung«!^ser ^ird man übrigens 4» dt« St««bfädtN eine auffallende Thätigkeit wahr« nehmen, und dießfaAs slch manche Erscheinung erkW «en können. I. Kr«uh. Sonderbares Vermächtnis. Vor länger als hundert Jahren ging m ein?r englischen Ztadt, z^ Liverpool, weim wir nicht irren, ein.» reiche alte I uizfrau mit Tode ab. Diese stiftete auf ewige Zeiten fär sämtliche K.ister der Stadt einen Donnerstags. AbcndschmH'ls, dcr aus Hammelä-bratcn, Gurkensalat und Porter (sechs Kruge auf der» Mann) besteht. Dabey aber haben dic Küster die Verbindlichkeit, jedesmal vor dem Essen eine Stunde lang für die Schenkerinn mit allen Glocken zu lauten, damit ihres »Namens GedaHtniß unsterblich sey!« Dieß thun sle denx auH mit einem Elfer, die ganze Glocken« scala hindurch, daß 5inem Hören uu> Sehen vergeht» Logogriph. Du quälst entsetzlich grausam mel» Gemüthe, Du Nachtphantom! hui oeg, entferne dich, So weit der Flügel reicht, Naturgebiethe! Ist nicht e»n Qing, was regt so grausend sich, Hinwig, 'ymivs^/ ich kann nicht mehr bestehen, Honst muß mein Geist vor Grauen noch vergehet». Die Nacht mit allen ihren Schrecko^bildern, Mit Tod. u,,d Teufel, HöUe, Ach, und Weh, Zu schwach, die Seelentyraney zu schildern, Vou der bifrcyt z.l werden tch stetü fieh', Kann deinem Todesangriffs-Bett nur betten, Und »nchren meine Qualen, Schrecken, Nöthen.- Doch nein, du fuhrst anch^weg vom Srdgetümmel, Und bist eil Engel, dtr mir Frieden winkt, , Sperrst auf das Thor, und zeigist mW den Himmel, . Wo tief vor Gott der Seraph bethend fin>t/ Versprichst mir freudig allt Erdengiiter, ' Q holder Iürst! und Seeligkeitenbietheri Den ersten Buchstab weg — hinaus ins Weite, Wo sich die Wett ln großen Ningen dreht, '' Ergießt sich unermeßlich dann die Breite, i Und grundlos unt«n, schwindelnd ti«f, da steht Wie endlos oben, hoch d«r Schöpfung Schranke^ 3 Wo matt zurück mnß eilen mein Gedanke-^ P..«