Nr. 1418. VII. 1918. Folium officiale dioecesis Lavantinae. Cerkveni zaukaznik za Lavantinsko Skotijo. Kirchliches Verordnungsblatt für die Ladanter Diözese. Inhalt. 40. Die achtzehnte Kriegsandacht und sechste Kriegspro- i riae Virg., Conf., et die 20. Septembris, in Dedicatione s. Michaelis ifffion in Marburg. — 41. Decretum Urbis et Orbis de elevatione Archangeli. — 42. Vabilo k molitvam za mili mir. — 43. Diözesan-ritus ad duplicem I. classis die 10. Martii, s. Iosepb Sponsi b. Ma- I Nachrichten. Die achtzehnte Kriegsandacht und Am Laetare- oder Freue dich-Sonntage, den 10. März 1918, fand in Marburg über Anordnung Seiner Exzellenz des Hoch würdigsten Oberhirten die 18. Kriegsandacht mit Prozession statt, eine Dank- und Bittandacht, die allen Teilnehmern viel Trost und geistige Freude brachte. Eröffnet wurde sie um 3 Uhr nachmittags in der vollgefüllten Domkirche mit einer Fastenpredigt, an die sich die Namen Jesu-Litanei mit zweifachem sakramentalem Segen anschloß. Um 4 Uhr zog unter Führung unseres Hochwürdigsten noch immer leidenden Herrn Fürstbischofs eine gewaltige Prozession aus der Kathedrale durch die Domgasse, über den Hauptplatz, durch die Herrengasse, alte Pvstgasse und Viktringhofgasse, über den Burgplatz in die Marienbasilika. Unterwegs wurden die Allerheiligen-Litanei sowie die Gebete um göttlichen Segen der Feldfrüchte, zur Zeit der Teuerung und Hungersnot, zur Zeit ansteckender Krankheit und Sterblichkeit, zur Zeit des Krieges und das Gebet um den Frieden gebetet. Bor der Marienstatue am Hauptplatz rezitierten Seine F. B. Gnaden mit der Priesterschaft kniend das geschichtlich denkwürdige, in Kriegszeiten übliche, mit Ablässen bereicherte Gebet „Sei gegrüßt, o erlauchteste Königin des Friedens l"1 Vom Wetter begünstigt, gestaltete sich die Prozession zu einer überwältigenden Kundgebung des katholischen Glaubensbewußtseins, und deren nach Tausenden zählende Teilnehmer aus allen Alters- und Standesklassen — zumal Männer und Militäristen waren ehrenvoll vertreten — füllten alsbald bis zum letzten Plätzchen die geräumige Basilika. Hier hielten Seine F. B. Gnaden zunächst die Lauretanische Litanei mit sakramentalem Segen ab, um 1 Kirchliches Verordnungsblatt für die Lavauter Diözese, 1010. Rum. VI. Abs. 47. S. 127. 40. sechste Kriegsprozestion in Marburg. sodann in dem nachstehend veröffentlichten Kanzelvortrage an die aufmerksamen, dankerfüllten und gerührten Zuhörer Worte des Trostes und der Aufmunterung, der Belehrung und Ermahnung zu richten. Tiefer Ernst und sichtliche Rührung der gläubigen Menge zeugten davon, wie sehr die oberhirtlichen Worte in die Herzen drangen, um sie mit frischem Mut für die ungewisse, dunkle Zukunft zu erfüllen. Dann wurde nach Absingung eines Marienliedes mit inniger Andacht das Friedensgebet Benedikts XV. „In der Angst und Not des Krieges" gemeinsam gebetet, worauf ein feierlicher Pontifikalsegen und die Kaiserhpmne die großartige, bisher wohl imposanteste Dank- und Bittandacht würdevoll abschlossen. Möge sie uns durch Gottes gnädige Fügung dem allgemeinen Frieden näher bringen! Kanzel rede anläßlich der 18. Kricgsandacht gehalten in der Mar-burger Maricn-Basilika am Fastensonntage Laetare den 10. März des fünften Bölkerkriegsjahres 1918. Laudate Dominum, quia benignus est I Psallite nomini eius, quoniam suavis est! Omnia, quaecumque voluit, Dominus fecit in coelo et in terra. (Opferung in der Sonntag Laetare-Messe ans Ps. 134, 3. 6). In Christus dem Herrn andächtig Versammelte! Laetare Ierusalem et conventum facite omnes, qui diligitis eam! Freue dich Jerusalem ober freue dich Kirche, und versammelt euch alle, die ihr sie liebet! Frohlocket mit ihr in Freuden alle, die ihr in Trauer wäret, auf daß ihr fröhlich seid und euch sättiget von der Fülle des Trostes! So wonnesam beginnt der aus Isaias (66,10) entlehnte Eingang der heiligen Messe am heutigen 4. Fastensonntage, der deshalb in der Kirchensprache als der Sonntag Laetare bezeichnet wird. An diesem Mittfastensonntage unterbricht die Kirche, die nicht einmal die höllischen Dämonen überwinden, ihre heilige Fastentrauer, ähnlich wie am 3. Adventsonntage Gau dete. Alle Gebete und Gesänge der heutigen Messe atmen Freude und Trost, bieten Zuversicht und Vertrauen, um die gutgläubigen Christen zu ermutigen, im Eifer ihrer frommen Übungen nicht nachzulassen. Denn die Mitte der Quadragesimalzeit ist erreicht und es naht und naht das Hochfest der Feste, das Friedensfest höchsten Ranges, die glorreiche Auferstehung des göttlichen Helden, des Höllenüberwinders und Welterlösers. Und dtzr Tröster Lenz ist da. Frühling wird's in der Natur, Frühling werde auch in uns! Laetamini et exsultate, freuet euch und frohlocket! — Dieser jubelnde Gedanke geht durch die ganze sinnreiche Messe! Am heutigen Tage des Herrn pflegt der Heilige Vater in Rom eine goldene Rose, das Sinnbild und Zeichen geistlicher Freude, zu weihen, die er in der Regel einer fürstlichen Persönlichkeit übersendet, der er eine besondere Ehre wegen hoher Nerdiönste erweisen will. So erhielt Weiland Ihre Majestät Elisabeth, Kaiserin von Österreich, aus Rom die geweihte goldene Rose für ihre vielen und großen Werke der christlichen Barmherzigkeit. Dort in der Wiener kaiserlichen Schatzkammer sah ich das kostbare Kleinod und zeigte es den Besuchern der Hofschatzkammer ans meiner Heimat. Freuen wir uns, Kinder des neutestamentlichen Jerusalems oder der Mutter Kirche, die nicht eine Mogb sondern eine Freie ist und uns für die Freiheit der Kinder Gottes geboren hat, damit ivir in kindlicher Liebe Gott dienen! Dies ist der Hauptinhalt der Paulini» scheu Sonntagslesung von den zwei Söhnen Abrahams, von Ismael dem Sohne der Magd Ha gar und von Isaak dem Sohne der Mutter Sara. Unsere Mutter, die heilige Kirche, ist keine Sklavin sondern eine Freie, und wir sind für die Freiheit der Kinder Gottes geboren. Christus der Herr hat uns diese Freiheit erworben. Diese dein Briefe des hl. Wanderapostels Paulus an die Galater (4, 22—31) entnommene Svnntagsepistel ist überaus zeitgemäß. Dermalen wird ja viel gekämpft und gerungen um die Freiheit — o, daß sie wäre die Freiheit der Kinder Gottes 1 Und das Sonntags - Evangelium stimmt uns in der gegenwärtig herrschenden Nahrungsnot auch recht fröhlich. Es erzählt uns die wunderbare Brotvermehrung, die da ein Bild der unerschöpflichen eucharistischen Speise des heiligsten Altarssakramentes ist, womit der göttliche Weltheiland nicht einmal, sondern alle Tage bis ans Ende der Zeiten, und nicht bloß 5000 Männer, sondern Millionen seiner Gläubigen in der Wüste des Lebens speist. Auch dieses dem berühmten und längsten 6. Kapitel des hl. Johannes-Evangeliums entlehnte Evangelium ist höchst zeitgemäß. Es erinnert uns an die Vaterunser-Bitte: Gib uns heute unser tägliches Brot! Wenn es auch nur Gerstenbrot, nur die einfachste aber hinreichende Lebensnahrung ist. Der Wundertäter von Nazareth vermehre uns das Brot in der Natur, in Saat und Ernte! Und diesen bedeutungsvollen Sonntag Laetare wählte ich, um die 18. Kriegsandacht und die 6. Kriegs-prozessivn mit euch, Teuerste, festlich abzuhalten. Die bisherigen 17 Kriegsandachten waren Trostandachten. Sie waren als Buß- und Bittgänge alle vom himmlischen Segen begleitet. Gott der Herr hat uns nach seinem hochheiligen Willen immerdar erhört. Er hat uns gestärkt und aufgerichtet, gehoben und emporgezogen in diesen fürchterlichen Kriegszeiten. Ich hoffe und vertraue zuversichtlich auf den Allerbarmer, daß er uns in Bälde den vollen Frieden schenken werde, wie er uns ja bereits einen Sonderfrieden und mit ihm den Anfang des Weltfriedens beschert hat. Unsere 18. großartig verlaufende Kriegsandacht ist vornehmlich ein Dank- und Bittgottesdienst. Danken wollen wir für alle bisher erlangten Gnaden und Gaben, und bitten wollen wir um weiteres Wohlgefallen Gottes, um Beendigung des schrecklich wütenden Weltvnlkans und Weltvrkans und um schleunigste Herstellung des mit brennender Sehnsucht erwarteten Völkerfriedens. Zur Leitlinie meiner diesmaligen Kriegspredigt in diesen heiligen Hallen erkor ich mir das heutige Offertoriums-Gebet: Lobet den Herrn, denn er ist gütig! Lobpreiset seinen Namen, denn er ist lieblich! Alles, was immer er will, tut der Herr im Himmel und auf Erden. Wir wollen dem Himmel danken für die heilsamen Lehren, die uns der Krieg gegeben, und für den vorteilhaften Sonderfrieden. Und wir wollenden Himmel bitten und bestürmen um Verzeihung der Sünden, sowie um Gnade und Barmherzigkeit in der gefahrvollen Zukunft. Göttlicher Kreuzträger, leidender Heiland, segne mich, auf daß ich das Schwert des Wortes Gottes recht führe und das Wort Gottes seinen Lauf habe, ut sermo Dei currat! (II. Thess. 3, 1). Und segne meine Zuhörer, auf daß dieses Schwert ihre Seelen durchdringe und ihre Gedanken und Gesinnungen des Herzens richte! (Hebr. 4, 12). Und du, Märtyrer-Königin mit dem siebenfachen Schwerte der Schmerzen, hilf uns durch deine machtvolle Fürsprache! Spes nostra, salve ! In Gott geliebte Gläubige! Vorab wollen wir dem dreieinigen Gott demütigen Dank sagen für die heilsamen, wenn auch gar bitteren und harten Kriegslehren. Diese Wahrheiten werden vielleicht manchen Zuhörern nicht behagen; aber ich als Oberhirt muß die Wahrheit tierkünden, es sei gelegen oder ungelegen. Ich werde für eure unsterblichen Seelen dereinst strenge Rechenschaft oblegen müssen. Und tvas eine einzige, gottverwandte Menschenseele wert ist, das wisset ihr aus meinem diesjährigen Fastenhirtenbriefe. Eine Seele ist Bistum genug für einen Bischof, bemerkt der gefeierte Erzbischof von Mailand, 8 t. Carolus Borro in a eu 8. Nehmet also alles gut und nicht übel auf, was ich euch sagen werde! 1. Meine Lieben! Wenn irgendwann, so hat sich in diesem blutigsten Kriege der Kriege das Schriftwort bewahrheitet: Per quae peccat quis, per haec et torquetur. Worin jemand sündigt, damit wird er auch gestraft. (Sap. 11, 17). Ja, Zwist und Zank, Zerwürfnis und Zerfahrenheit, Krieg und Unfrieden gab es in nicht wenigen Familien. Nun ist die Familie wie zerstreut, zerstört und aufgelöst. Manche hat beinahe den ganzen Nachwuchs eingebüßt. Der Vater, der Gatte, der Sohn, der Bruder, der Dienst-bvte sind abgängig, weilen in der Front, leben in der Fremde. O, kehrten sie doch baldigst heim, gebessert, bekehrt, mit sozialen Tugenden, wie Eintracht, Versöhnung und Verständigung geziert und geschmückt! Eine ergreifende, wahre und nicht etwa erdichtete Begebenheit schalte ich hier ein. Ein Schullehrer gab in einer Landschule seinen Schülern zur schriftlichen Beantwortung die Frage: Was ich mir wünsche, wenn Friede ist? Die meisten Antworten lauteten recht ernst. „Wenn wieder Friede ist, wünsche ich mir, daß meines Vaters zerschossener Arm wieder gesund wird, weil er dann wieder froh wird", schrieb ein Knabe. Ein zweiter ließ sich also vernehmen: „Wenn wieder Friede ist, wünsche ich mir, daß die Mutter wegen des Max nicht mehr weint, weil er doch nicht mehr lebendig werden kann." Ein dritter Schüler äußerte sich: „Wenn kein Krieg mehr ist, wünsche ich mir, daß es überhaupt keinen Krieg mehr geben kann, weil das doch besser ist." Nun schlug der Lehrer noch ein Schreibheft auf und las sehr ernst: „Wenn wieder Friede ist, wünsche ich mir, daß es wieder Krieg ist, weil. .." Alle 59 Schüler Horchten bestürzt auf. Und der Leiter trat zum Schüler, der bisher der Bravste und Beste war, und sagte zu ihm: Ich denke mir, daß du dich in deinem Wunsche verschrieben hast und wolltest das Gegenteil sagen. Der Schüler war ganz verstört und erwiderte: Nein, Herr Lehrer, ich habe mich nicht verschrieben. Anbei schüttelte es den Knaben, so daß der Lehrer von ihm abließ. Am nächsten Tage fragte er ihn neuerlich, ob er bei seinem Wunsche verbleibe. Ich muß dabei bleiben, antwortete betrübt und betroffen der sonst so gutmütige Schüler. Es tut mir leid, daß du dir durch deine Schreiberei den ersten Platz verscherzt hast; von heute an sitzest du in der dritten Bank. Und der Schüler saß in der dritten Bank still wie immer und erfüllte seine Pflicht wie immer. Der Lehrer, den alles dies sehr schmerzte, war bemüht, mit dem Musterschüler ins Reine zu kommen. Er besuchte nun im Orte einen ruhigen, klugen Mann und befragte ihn um die Verhältnisse im Hause des Schülers. Ja, ja! Dort gab es viel Unruhe. Der Manu schlug feine Frau, mißhandelte und trat sie. Was er verdiente, das verpraßte er. Es war schrecklich für das Kind, wenn es die Mutter blutig geschlagen sah. Nun hat die Mutter und der Sohn aufgeatmet. Der Mann mußte in den Krieg. Sv gut ist's ihnen nie gegangen. — Nunmehr dämmerte es dem Schullehrer schon ein kleinwenig. Nach ungefähr 14 Tagen kam aus dem Felde an den Ortsseelsorger die Trauernachricht, daß der betreffende Ehemann der Schußwunde erlegen ist. Die Witfrau ließ alsbald eine heilige Requiemmesse für den Gefallenen lesen und wohnte unter Weinen und Schluchzen der Seelenmesse bei — trotzalledem. Der verwaiste Knabe schmiegte sich an die liebe Mutter, weinte aber nicht. Doch am folgenden Tag stand er nach der Stunde am Katheder und bat, Herr Lehrer, dürfte ich den Aufsatz nochmals machen. Der gefühlvolle Lehrer, zu dem gestern noch eine OrtL-persvn bemerkte: O, es gibt auch gerechte Kugeln; eine solche traf diesen Unhold — verstand den hartgeprüften Knaben und sprach zu ihm: Ich habe nochmals über deinen Aufsatz nachgedacht; er war so übel nicht. Setze dich ruhig wieder auf den ersten Platz! O christliche Zuhörer ! Habet ihr den armen Schüler verstanden? Nach dem Frieden wünschte er Krieg, damit ja der böse Vater nicht heimkehre und die geliebte Mutter wieder stoße, schlage, trete. Nein, solche Männer darf es in unserer Diözese nicht geben! In derlei Familien werden die Kinder schon Märtyrer. Sie werden ganz irre und wirre, bleiben zeitlebens verstimmt und verstört. In Wien ging ich eines Tages von der Universität über den Opernring in das Institut, in dem ich Studiendirektor war. Unterwegs begegnete ich einer tieftraurigen Szene. Ein Berauschter lag bei einem Ahornbaume und suchte aufzustehen. Ein Knabe von 11 bis 12 Jahren, sein Söhnchen, half ihm aufzustehen. Kaum war er auf den Füßen, holte er mit seiner gewaltigen Faust zum wuchtigen Schlage nach dem Knaben. Dieser sprang zur Seite und rief weinend: Vater, Vater! Und dieser fiel hin an den Baumstamm und blutete an der Stirn. Der gute Knabe kniete nun nieder, zog sein zerrissenes Taschen-tüchlein heraus und wischte dem Vater das Blut von der Stirn weg. Dann half er ihm wieder auf die Füße. Und kaum stand der Betrunkene wankend da, erhob er abermals seine dicke Hand und schlug nach seinem Kinde, bas ihm glücklich auswich. Mein Herz pochte und hämmerte bei diesem widrigen Anblick, und schon wollte ich mich des zitternden Knaben annehmen und ihm die Tränen von den Wangen abwischen, aber da erschien ein Wachmann und führte den Trunkenen ab. Der Knabe folgte ihnen, immer laut weinend und rufend: Vater, Vater! Ach, jugendlicher Märtyrer I Was ist wohl aus dir geworden bei solchen Beispielen? Oft dachte ich an dich und betete für dich. Glücklich, unsagbar selig sind die Kinder, die edle Eltern, einen guten Vater und eine fromme Mutter, haben. Christliche Kinder, danket, auf Knien liegend, täglich dem himmlischen Vater für das Geschenk tugendhafter Eltern! Und ihr, christliche Väter und Mütter, sorget dafür, daß in euren Familien Gottesfurcht, Zucht und Ordnung, Friedfertigkeit und Versöhnlichkeit, Eintracht und Liebe, Ruhe, Besonnenheit, Einsicht und Überlegung herrschen ! Die alte Streitaxt sei für immer begraben, und redlicher Friede sei geschlossen! Mögen die einzelnen Fa-milien-Angehörigen eins sein im Denken und Fühlen; mögen sie nicht nur nebeneinander, sondern miteinander und füreinander leben! 2. Der Krieg ist ein unbarmherziger Rächer. Nicht wahr, liebe Christen? Genußsucht war so ein zweites Übel unserer Tage. Lustbarkeiten auf Lustbarkeiten, Schwelgereien und Ergötzlichkeiten waren Zeichen der Zeit. Gaumenkult und Unmäßigkeit im Genüsse von Getränken waren gang und gäbe. Man lebte in Saus und Braus, in Fraß und Völlerei. Der gräßliche Krieg brachte uns eine empfindliche Strafe. Der Mangel an den notwendigsten Lebensmitteln ist allgemein. Alle fühlen diese Not, wenn sie auch nicht alle gleich trifft. Das wichtigste Nahrungsmittel, das tägliche Brot, die Hanptgrundlage der Ernährung der Bevölkerung, ist uns knapp beinessen. Wir müssen jetzt recht behutsam mit diesem unersetzlichen Lebensmittel umgehen. Der göttliche Heiland ließ nach dem heutigen Evangelium die Stücklein und Überbleibsel der wundersam vermehrten Gerstenbrote sammeln und sie für die nachfolgenden Tage aufbewahren. Und Jesus konnte jederzeit das Brot vermehren. Aber er tat dies nur in der größten Not. Wohl weit sind wir im Kriege gekommen. Die Lebenskost ist recht karg. Willst du dich sättigen, brauchst du Brotkarte, Niehlkarte, Kartoffelkarte, Milchkarte, Zuckerkarte, Fleischkarte, Karten für Beheizungs- und Beleuchtungs-stvffe. Und das Bier- und Weintrinken ist gar erschwert — eine gerechte Strafe für die früheren Überschreitungen im Gebrauche der alkoholischen Getränke. Die Volksernährung fällt sehr schwer, besonders die Ernährung der Kinder und der Kranken verursacht große Schwierigkeiten. Mit vereinten Kräften sollen wir für Erleichterung dieses schwerlastenden Zustandes wirken und arbeiten. Ich habe zu wiederholten Malen meinen opfersinnigen Diözesanen die Pflege armer, verlassener Kinder ans Herz gelegt und dies nicht ohne Erfolg, wofür ich allen Guttätern innigst danke. Mit den Worten des hl. Paulus versichere ich euch, daß ich von dem Verderben der Vergnüg ungs-und Genuß sucht nicht gesprochen habe, um euch zu kränken, sondern vielmehr um euch zu nützen und zu belehren. Zurück also zur christlichen Mäßigung, zur Genügsamkeit, Sparsamkeit, zur Einfachheit im Haushalte! Dies sei unsere Zukunftsaufgabe I Das heutige Evangelium stellt uns die anspruchslose Genügsamkeit des Gottmenschen schön vor Augen. Die fünf Gerstenbrote und die zwei Fischlein waren ursprünglich für den Herrn und seine Begleiter bestimmt, wie die Bibelerklärer mitunter annehmen. Das war karge Nahrung, da drei Gerstenbrote dem Einzelnen für einen Tag zugemessen waren. 3. Kleidereitelkeit und Modesucht, übertriebener Putz und unnützer Tand war ebenfalls eine weitverbreitete Unsitte. Und zurzeit gibt es fast keine Kleider. Heute sucht man alle Winkel auf und aus, um ein altes, abgelegtes, zerschlissenes Kleid zu finden, um es auszubessern oder zu wenden, zu ändern, zu modernisieren. Man ist gar froh, wenn man sich gegen Kälte zu schützen vermag. Ja, wenn der Krieg noch länger andauert, wird es schwer werden, die Blößen zu bedecken, die man früher vielleicht eigens frei und unverhüllt gelassen hat. Willst du dich kleiden, brauchst du Stoff- und Kleiderkarte. Wie rächt und straft doch der grausame Krieg die eitle Prunksucht, den kostspieligen Kleiderluxus. Diese Lehre, die wir allzuteuer bezahlen, grabe und präge sich tief in die Herzen und Gemüter ein, auf daß Männer und Frauen, Jünglinge und Jungfrauen ihren Körper, dieses wundervolle Werk des dreifältigen Gottes, durch anstößige und ungeordnete Kleidung nicht verunstalten, gute Sitten nicht verderben. Noch einige Zeit, und du liegst da auf der Bahre im einfachen Totenkleide. Sie legen dich in den Sarg und dein Leib wird schließlich ein fahles, morsches Totengerippe. Und dieses Totengerippe trägst du schon jetzt mit dir herum. Und für dieses sollst du Kleiderluxus treiben? Und du bist Christ. Und Christus trägt einen stechenden Dornenkranz. Er hat nicht einmal ein Sterbekleid. Und du stolzierst einher in selbstgefälliger und auffälliger Kleidertracht. Armseliger, wenn dein ganzer Wert und deine ganze Schönheit in den Kleidern bestehen soll! Ernste Männer, ernste Frauen, ernste Jugendliche verurteilen solches Flitterzeug, sehen auf Anstand, Ehrbarkeit, Tugend und Tüchtigkeit. Die Kleider dienen ihnen zum Schutz des Körpers und nicht zu seiner Verweichlichung, zu sinnlichem Anreiz. Katholische Christen! Euer Schmuck und Reichtum bestehe nicht in schönen Kleidern, sondern in Tüchtigkeit eurer Berufstätigkeit, in christlicher Frömmigkeit, in tugendhaftem Lebenswandel. Mit den Worten des Hl. Apo-stelfnrsten Petrus spreche ich zu euch: „Der Schmuck der Frauen sei nicht der äußerliche in Haargeflechten oder im Anlegen goldenen Geschmeides oder in gesuchtem Anzüge, sondern in einem innigen stillen Sinn, der vor Gott kostbar; den» so schmückten sich einst auch die heiligen Frauen, die ans Gott hofften." (I. Petr. 3, 3—5). Und St. Paulus, der Weltmissionär, mahnt die katholischen Frauen: „Ich will, daß sich die Frane» schmücken mit ehrbarer Tracht in Schamhaftigkeit und Sittsamkcit, nicht mit Haargeflechten oder Gold oder Perlen oder kostbarer Kleidung, sondern wie es sich geziemt für Frauen, die sich zur Frömmigkeit bekennen durch gute Werke." (I. Tim. 2, 9. 10). Edler Frauen Schmuck und wahre Schönheit ist von ginnen, spricht der Heilige Geist im alten Bunde. Und dieses Wort wendet die Kirche ans Maria an. Maria, in deren Königsburg wir gerade weilen und die jetzt von himmlischer Herrlichkeit umstrahlt ist, war einst auf Erden anspruchslos, bescheiden, einfach in ihrer Kleidung, wie dies der hl. Lukas beim Besuch ihrer Base Elisabeth trefflich andeutet. Maria ging nach Erhalt der Engelsbvtschast eilends über das Gebir-g e, bemerkt der feingebildete Evangelist. Folglich hat Maria nicht viel mit sich getragen. Nicht Kisten und Koffer waren notig, sondern ein kleines Päckchen enthielt ihren ganzen Kleidervorrat für drei Monate. Daraus müssen wir auf ihre große Einfachheit in der Kleidung schließen. Äußerlich einfach und ärmlich, aber innerlich reich an Tugenden, Gnaden und Verdiensten. Sehet unser Vorbild! Kleiden wir uns, wie es die harte Zeitlage erheischt. Der Krieg ruft uns gebieterisch zu: Weg mit allen Auswüchsen der Mode und zurück zur alten einfachen Tracht! Tausende Männer und Jünglinge winden sich in Schmerzen, liegen im Blute, sind in Todesznckungcn. Wir trauern und klagen um die Gefallenen. Und da soll jemand der eitlen Putzsucht huldigen, frönen'? Nein, milliouenmal Nein und immer Nein! 4. Verheerend wirkte die Unsittlichkeit, zerstörend wirkte die Nichtheilighaltnng der Ehe, dieses großen Geheimnisses in Christus und der Kirche. Die Familie ist die Lebenszelle und der Lebensqnell des Volkes, der Kirche, des Staates. Ist die Familie krank, so kränkelt das ganze Volk; die Vvlkskraft erlischt immer mehr und mehr. Entartet die Familie, so geht es mit der menschlichen Gesellschaft abwärts, und keine Kultur, keine Heeresmacht und keine Weltmacht kann den Niedergang auf-halten. Der mörderische Völkerkrieg hat wie ein Strafengel mit gezücktem Schwerte eine erschreckende Rache für die Versündigung-gegen die Heiligkeit der christlichen Ehe gebracht. Er hat gründlich für die Nichtübervölkernng gesorgt. Zehn Millionen Männer hat Europa bis Ende Juni 1917 schon verloren. Dazu kommen die millionenfachen Siechtumsver-luste aller Art. Gelesen habe ich, daß in Frankreich der Jammer »m den einzigen Sohn gar so häufig ist. Natürlich trifft diese Strafe besonders jene Volker, in denen das Laster des Ehemißbrauches tief eingerissen, in denen die Kinderbeschränkung in der Ehe zur fluchwürdigen Sitte geworden ist. Mit Sankt Paulus, dem großen Sittenprediger, rufe ich den christlichen Eheleuten zu: Ehrbar sei in alle m die Ehe! Denn U n z ü ch t i g e und Ehebrecher wird Gott richten. (Hebr. 13, 4). Kehret zurück zu eurer Pflicht, bringet würdige Früchte der Buße, und der Fluch wird von eurem Hause weichen und Gottes Segen ans ihm ruhen! Schenkt der Vater im Himmel euch Kinder, so wird er sie euch auch aufzuziehen und zu ernähren helfen. Der allgütige Gott läßt kein Bvglein verhungern und kein Würmlein verdursten. Jetzt im Kriege sollen sich die Gatten im Felde und die Gattinnen daheim gegenseitig die Treue unverbrüchlich bewahren. Keiner darf den Ehering brechen und so zu Ehebrecher oder Ehebrecherin werden. 5. Ein weiteres Zeitübel war die G e l d s n ch t. Grund und Boden, Feld und Wald, Wissen und Können, die menschliche Arbeitskraft, kurz alles ward in Geld umge-wertet und ans die Zinsen- und Prozenterträglichkeit berechnet. Es hat den Anschein gewonnen, als ob ohne Geld überhaupt nichts mehr zu machen, zu unternehmen wäre. Der natürliche Zustand ist abhanden gekommen, der Geldbcgriff verfälscht. Das Geld ist ein Mittel zu friedlichem Warenverkehr, zur Ewerbnug von Kulturgütern, die einer nicht selbst Herstellen fanti. Nun ist das Geld das Mittel aller Mittel geworden. Es kann auf der Börse ohne Ware gewonnen werden. Für Geld kauft man Geld. Der ungestüme Krieg hat dem Gelde seinen Stand angewiesen, ihm seinen Wert aufgezeigt. Heute ist Geld vorhanden, aber es hat wenig Kaufkraft. Das Geld hat seinen Tauschwert verloren, weil die Tauschmittel nicht vorhanden sind. Nach dem Kriege wird man daraus die richtigen Folgerungen ziehen müssen. Der weise Sirazide lehrt: Nichts i st frevelhafter, als das Geld zu lieben, denn wer dies tut, dem ist selb st seine Seele feil... Verliere lieber dein Geld um deines Bruders und Freundes willen! (Eccli. 10, 10; 29, 13). 6. Ein großes Gesellschaftsübel unserer Zeit war die Landflucht. Sucht nach Freiheit, nach Genuß und Unterhaltung hat sie vielfach verschuldet, obzwar auch andere Gründe und Ursachen nicht zu verkennen sind. Aus der Anhäufung der Menschen in den Städten hot sich eine Geringschätzung, ich sage nicht, Mißachtung des landwirtschaftlichen Berufes ergeben. Diese Geringachtung des Landbaues förderte die Landflucht. Der harte Krieg hat die irrigen Ansichten hierin berichtigt, um nicht zu sagen, bestraft. Denn heute ist es nahezu zur Stadtflucht gekommen. Wer zählt sie alle, die heute das Land absuchen ober auf dem Lande Winter und Sommer zubringen möchten. Schon im vorigen Jahre mußte inan z. B. in Tirol den Sommergästen aus der Stadt den weiteren Aufenthalt auf dem Lande verbieten und Säumige mit Gewalt zur Rückkehr veranlassen. Im Februar laufenden Jahres beschloß der Innsbrucker Gemeindeausschuß den Fremden den Zuzug nach Innsbruck möglichst zu verhindern. Andere im Sommer vielbesuchte Orte in Tirol folgten diesem Beispiele und wünschen keinen Fremdenzuzug. Soweit ist also die Stadtflucht gekommen. Ich wünsche es sehnlichst und habe diesen meinen Herzenswunsch öfters in Hirtenschreiben und in Predigten geäußert, daß gegenseitiges Sichverstehen, gutes Einvernehmen, aufrichtiges Wohlwollen, freundliches und liebevolles Entgegenkommen zwischen Land und Stadt herrsche. Beide sind ja auf einander angewiesen. Also Stadt und Land Hand in Hand! Bon euch, Geliebteste, erwarte ich, was besser und dem Heile näher ist. (Hebr. 6, 9). Dies wären einige Grundübel, durch die wir Menschen die göttliche Gerechtigkeit schwer erzürnt haben. Deshalb betet heute die Kirche: „Berleihe, mir bitten, allmächtiger Gott, daß wir, ob unseres Tuns verdientermaßen geschlagen, durch deiner Gnade Tröstung wieder aufatmen!" Möge der greuliche Weltkrieg ein wirksames Heilmittel sowohl für einzelne als auch für die menschliche Gesellschaft sein. Wenn dieser grauenhafte Weltsturm nicht eine gründliche Besserung der Menschheit bewirkt, dann hat sie keine Hoffnung auf Rettung mehr, außer cs geschehen Zeichen und Wunder. Zurück in allem und jedem zur christkatholischen Religion mit ihren kraft- und machtvollen Heilmitteln! Jesus Christus muß wieder ganz über uns und in uns herrschen! Er allein ist unser Rettungsanker, ist das Palladium und die Panacee, ist allein unser Schutz und Hort. Christliche Kultur, die innere Veredlung der Seele, des Herzens, des Charakters führt zum Heile, deren Vernachlässigung zum Unheil, zum inneren Ruin und füglich zum Untergang. Aus dem ungeheuren Ruinenfelde lasse Gottes Güte neues Leben sprießen und blühen! Im Herrn Geliebteste! Gottes barmherzige Liebe ist es, daß wir nicht schon im Weltkriege bei dieser Übermenge und Übermacht der grimmigsten Feinde vernichtet worden sind. Für diese Hulderweisung und für die vernommenen Lehren müssen wir dem Himmel demütigst danken. Nicht genug! Wir müssen uns am Sonntage Laetare mit der Kirche auch freuen. Die eine Hälfte der Fastenzeit ist vorüber; die andere werden wir um so lieber verleben, desto mehr wir uns dem Hochfeste Christi, seinem Endsiege und Triumphe über Tod und Holle, seiner glorreichen Auferstehung nähern. Wie die Fastenzeit noch andauert, so auch die Passionszeit des Krieges. Und dennoch dürfen >vir mit der Kirche jubeln: Lobet den Herrn, denn er ist gütig! Preiset seinen Namen, denn er ist lieblich! Alles, was immer er will, tut der Herr im Himel und auf Erden. Wir dürfen fröhlich sein und uns von der Fülle des Trostes sättigen und dies namentlich ob des glücklich geschlossenen Teilfriedens, der da eine bahnbrechende Tat ist und den Anfang bildet zu dem von den schwer geprüften Völkern so mächtig herbeigesehnten Weltfrieden. Ein Marien tag und ein Herrn tag bleiben für immerwährende Zeiten denkwürdig: der Samstag des 9. und der Sonntag des 10. Februars 1918, weil uns damals die ersten hocherfreulichen Friedensbotschaften zukamen. Geschichtlich denkwürdig bleibt auch der 3. Fastensonntag, an dem der Friede mit Großrußland unterzeichnet, und ebenso der 5. März, an dem der Vorfriede mit Rumänien unterschrieben ward. Dies erweckt in uns das Gefühl unbeschreiblicher Freude, weil damit der Krieg an der gesamten Ostfront zu Ende ist. 1. Gott hat uns geholfen. Am Feste des hl. Priesters und Märtyrers Valen tinus, den 14. Februar laufenden Jahres, dankten wir dem dreieinigen Gott in der Kathedralkirche für die freudige Friedensbescherung. Im St. Stephansdome der alten Kaiserstadt wohnte das erhabene Herrscherpaar am 12. Februar dem feierlichen Dankamte mit Tedeurn bei. Ja, der Friede ist ein donum Dei, ist ein Geschenk Gottes, ist die Frucht des Heiligen Geistes. Mit Begeisterung sangen wir das erste Friedens-Tedeurn. Großer Gott, wir loben dich, Herr, wir preisen deine Stärke! Vor dir neigt die Erde sich und bewundert deine Werke. Nach dem sakramentalen Segen stimmten wir in vaterländischer Gesinnung die österreichische Kaiserhymne an. Gegen Mittag ertönten in den drei Stadtpfarren die Friedensglocken — ganz im Sinne des klassischen Liedes von der Glocke: Friede sei ihr erst Geläute ! 2. Für den kostbaren Frieden müssen wir auch jener hehren Frau danken, die wir in der lauretanischen Litanei so vertrauensvoll anrusen: Königin des Friedens, bitte für uns! Maria, deren Verkündigungsfest wir am kommenden ?5. März feiern werden, gebar uns den König des Friedens, Jesum Christum. Ipso onirn est pax nostra. Denn er ist unser Friede. Er kam und verkündete den Frieden. (Ephes. 2, 14. 17). Nebst der milden Mutter Gottes wollen wir auch allen Schutzengeln und Schntzgeistern unseres lieben Österreich innigst danke», daß sie es beschirmt und ihm einen Sonderfrieden erfleht haben. Zumal wollen wir gebührenden Dank zollen jenem einzigen Manne auf Erden, dem Gott Vater seinen eingeborenen, Mensch gewordenen Sohn anvertraute. St. Joseph, dessen liebliches, von Benedikt XV. zum ersten Range erhobenes Fest herannaht, wacht über uns und sorgt väterlich für uns. 3. Weiters wollen wir warmherzigen Dank wissen und sagen dem gefeierten Friedenspapste Benedikt XV., der seit seinem Regierungsantritt 1914 unermüdlich für den Weltfrieden betet, für ihn stetig wirkt und arbeitet in Wort und Schrift. In seiner berühmten Antrittsenzyklika vom 1. November 1914 hat Seine Heiligkeit den rücksichtslosen Egoismus und die unersättliche Leidenschaft irdischer Genußsucht als die wirkliche Wurzel des Krieges bezeichnet. In seinen verschiedenen apostolischen Schreiben Hat der gemeinsame Vater der Christenheit auch die geistigen Vorbedingungen des Weltfriedens angegeben. Alle hervorragenden Leistungen des Statthalters Christi in der kummer- lind gramvollen Kriegszeit haben die österreichischen Bischöfe in ihrem Huldigungsschreiben Glorioso sub regimine vom 12. November 1917 kurz und kernig znsammengefaßt. Doch wie lohnt die Welt dem friedenstätigen Papste? Die Feinde führen einen Feldzug gegen ihn und sage», er verlängere den Krieg. Vorerst beschuldigten sie Priester und Bischöfe, daß sie den Weltkrieg veranlaßt hätten; sodann ziehen sie dieses Verbrechens den das Weltreich Christi auf Erden glorreich regierenden Papstkönig Benedikt XV. Und den hehren Friedensstifter wollen sie allein beim Friedensschlüsse ausgeschaltet haben. O erbärmliche Heuchelei! 4. Für den geschlossenen Teilfrieden müssen wir heißen Dank unterbreiten insbesondere unserem geliebten und allverehrten Landesvater Kaiser Karl 1., allerhöchst-welcher sich sogleich nach seiner Thronbesteigung für den Völkerfrieden erklärt hat Unser Kaiser hat als erster das vom Papste ausgesprochene Prinzip des Verständigungs-friedens angenommen; dadurch hat sich der jugendliche Monarch die Sympathien und Hochachtung in allen Ländern, selbst in den feindlichen, erworben. Seine Majestät bemerkte gelegentlich, daß der Tag, an dem der allgemeine Friede geschlossen sein wird, sein allerschönster Tag sein werde. Überdies gelobten Ihre Majestäten, nach dem Schlüsse des allgemeinen Friedens eine Fricdenskirche zu Ehren der Schutzfrau Österreichs erbauen zu wollen. Unter dem gewaltigen Eindrücke des erzielten Friedens mit der Ukraine erließ Seine kais. und königl. Apostolische Majestät das schöne Manifest vom 12. Februar 1918 an seine Völker, worin eingangs des gnädigen Beistandes Gottes gedacht wird und es dann gegen Schluß heißt: „Mit Bewunderung und liebevoller Anerkennung für die fast übermenschliche Ausdauer und unvergleichliche Opferfrendigkeit Meiner heldenhaften Truppen sowie jener, die täglich daheim nicht mindere Aufopferung bekunden, blicke Ich voll Zuversicht iit eine nahe glücklichere Zukunft. Der Allmächtige segne uns weiter mit Kraft und Ausdauer, auf daß wir nicht nur für uns und unsere treuen Verbündeten, sondern auch für die ganze Menschheit den endgültigen Frieden erreichen!" Und nach der russischen Erklärung über die Beendigung des Kriegszustandes erließ der oberste Kriegsherr einen Armeebefehl, worin die gewaltigen und siegreichen Schlachten in Polen, Galizien und in den Karpathen, am San und am Dunajec erwähnt werden und dann der Schluß lautet: „Dieses Ereignis wird zu allen Zeiten zu den glänzendsten Überlieferungen der vaterländischen Geschichte gehören. Noch ist die Stunde nicht da, in der Ich meine Kriegsleute an den häuslichen Herd znrückrufen kann, aber die Heimkehr wird kommen, und dann mögen Meine Völker aus den erhebenden Erinnerungen an die Ruhmestaten ihrer Söhne die Kraft zuin Wiederaufbau und zit neuem Gedeihen schöpfen. Gott mit uns!" Wie wundersam! Am heutigen Sonntage Laetare herrscht freudige Bewegung überall im lieben Österreich. Salutschüsse erdröhnen. Häuser werden beflaggt. Kirchliche Feierlichkeiten werden angeordnet. Denn in Baden bei Wien ist an diesem Laetare-Sonntage um 10 Uhr 45 Minuten vormittags dem erhabenen Herrscherpaare ein kaiserlicher Prinz geboren worden — das fünfte Kind der kaiserlichen Eltern. Am morgigen Montag werden wir Marburger in der Kathedralkirche um 9 Uhr an dem festlichen Dankgottesdienste teilnehmen und für den Segen der erlauchten Kaiserfamilie beten. 5. Mit nicht geringer Freude bemerke ich, daß erstaunlich viele Soldaten an der heutigen im k. und k. Stationskommandobefehl, Marburg am 6. März 1918 Nr. 58 Punkt 4, knndgemachten Kriegsandacht mit Prozession teilnehmen und jetzt meinen Worten erhöhte Aufmerksamkeit widmen. Nun ist es wohl gerecht und geboten, daß wir alle mitsammen unseren Kriegshelden für die außerordentlichen Erfolge vom Herzen danken. Die Beherzten haben ungeahnte Siege in der Feuerfront, auf dem Meere und in der Luft erfochten. Durch die christlichen Krieger hat der Herr der Heerscharen, was immer er gewollt, getan in der Luft und auf Erden, im Meere und in den Tiefen. (Fs. 134, 6). 6. Schließlich ist es wahrhaft würdig und billig, daß ich als Diözesanbischof auch allen lieben Lavantinern, dem braven und biederen Volke, den oberhirtlichen Dank sage für den stillen Heldensinu daheim, für die bewunderungswürdigen Opfer an Arbeit und Gesundheit, an Geld und Gut, an Leiden und Entbehrungen, an Werken der leiblichen und geistlichen Barmherzigkeit. Dieser unvergleichliche Opfersinn kam von Gott weil er die Herzen der Menschen zum Guten, Wahren und Schönen lenkt und leitet. Deshalb lobe ich den Herrn und preise seinen Namen, weil er gütig und lieblich ist. Alles, was immer er will, tut der Herr im Himmel und auf Erden. Teuerste im Herrn! Am Mittfasteiisvuutage freuen wir uns wegen der gut überstandenen Bußzeit und schöpfen daraus zugleich festen Mut, auch die noch übrige Zeit der Abtötung recht heilbringend benützen zu können, wofür wir mit aller Beflissenheit sorgen wollen. Desgleichen freuen wir uns in der schweren Kriegszeit ob der uns zuteil gewordenen Erfolge und günstigen Entscheidungen. Doch der Krieg tobt und wütet weiter. Wir müssen uns also für die weitere Kriegszeit rüsten und wappnen. Darum kaufe sich jeder ein Schwert, c m a t gladium, wie Jesus seine Apostel in Ansehung der ihnen drohenden Kümpfe in der Eroberung der Welt durch die Glaubeusbvtschaft angewiesen hat und sie gleich zwei Schwerter aufgezeigt, haben (Luc. 22, 36. 38), und er ringe bis ans Ende! Wer bis ans Ende aushyrrt, wird gekrönt werden. Ich übergebe euch nun treffliche Waffen zum Siegen im geistigen Kampfe. Ich habe sie nicht selbst geschmiedet, da mir ja kein Arsenal und keine Waffenschmiede zur Verfügung stehen. Sie alle sind im Feuer des Heiligen Geistes bereitet worden. 1. So ergreifet denn, Vielgeliebte, neuerlich den Schild des Glaubens! Lebendiger Glaube an Gott den Schöpfer, Erlöser und Heiligmacher, an die Unsterblichkeit der Seele, an die göttliche Stiftung der katholischen Kirche, an das Walten der göttlichen Vorsehung, an die Auferstehung des Fleisches und an ein ewiges Leben! Dieser Glaube betätige sich durch gute und verdienstliche Werke! Das ist sein Beruf, wie es der Beruf des Lichtes ist, daß es leuchtet. Denn wie der Leib ohne Seele tot ist, so ist der Glaube ohne Werke tot, ist wert- und ver-dienstlvs. Der Sieg, der die Welt überwindet, ist unser Glaube. Das kostbarste Gut der Güter, der heilige Glaube und die Zugehörigkeit zur heiligen Mutter, der Kirche, muß in den Familien unversehrt erhalten bleiben. Christkatholische Religion in die Familien hinein und sie werden ■gerettet ! Am künftigen 15. Mürz wird das Fest des hl. Klemens Maria Hofbauer, des großen Apostels von Wien und des mächtigen Patrons der österreichischen Soldaten, gefeiert werden. In seiner schlichten Familie herrschte wahres Glaubensleben. Davon stammt auch seine Heiligkeit. Als der allzufrüh gestorbene Vater ans der Bahre lag, führte die Mutter das sechsjährige Knäblein hinzu und nahm mit ihm Abschied von dem lieben Vater. Dann trug sie das Söhnchen zum Kreuze, hob es zum Gekreuzigten empor mit den Worten: Siehe, der liebe Heiland ist jetzt dein Vater, küsse ihn und beleidige ihn niemals! Dem Kleinen blieb diese Szene unvergeßlich und er beleidigte den Gekreuzigten schwer — wohl niemals. Er ist ja der jüngste Heilige Österreichs. Als wir Kinder waren, so erzählt ein Familienmitglied, mußten wir am Abende zu Vater und Mutter, daß sie uns das Kreuz machen, mußten Weihwasser nehmen, Gelobt sei Jesus Christus sagen und uns dann zur Ruhe begeben. Als wir größer wurden, traten wir täglich vor die Eltern hin mit der Bitte: Vater, Mutter, mach' mir's Kreuz! Zwei Schwestern heirateten, buch bei jedem Besuch bitten sie beim Abschied: Mutter, Vater, mach' mir's Kreuz! Auch ihren Männern, so sie mitkamen, zeichneten die Eltern das Kreuz auf die Stirn. Seit dem 18. Februar 1911 kann uns die Mutterhand nur mehr von Jenseits segnen. Seit dem klingen nur die Worte: Vater, mach' mir's Kreuz! Aber am 2. August 1914 erkannte ich die ganze Größe des Vatersegcns. Vier Brüder traten nacheinander hin vor den Vater mit der Bitte: Vater, mach' mir's Kreuz! Ein geheimnisvoller Schauer durchlief mich, als der greise Vater viermal die Worte sprach: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Amen. Ich eilte in's Nebengemach und weinte mich aus. Aber ich hatte das Gefühl, der Segen des dreieinigen Gottes wird alle lieben Brüder begleiten auf allen Wegen, bei allen Stürmen und wird sie glücklich zum Vater zurückführen, oder sie werden durch den Heldentod in das himmlische Vaterhaus eingehen. In der Tat! Bisher kamen sie noch immer wohlbehalten auf Urlaub. Jeder bezeugte den sichtbaren Schutz Gottes Beim Wiedereinrücken in's Feld stand jeder, mit der Soldatenmütze in der Hand, vor den Vater hin mit dem Flehen: Vater, mach' mir's Kreuz! Und dann grüßte er mit „Gelobt sei Jesus Christus" und zog wohlgemut in den Krieg. 2. Setzet, Liebenswerteste, wieder neu auf den Helm des Heiles und traget ihn herzhaft ohne Abnahme ! Es ist dies unerschütterliches Vertrauen auf Gottes Allmacht, Güte und Gerechtigkeit. Des himmlischen Vaters Hand ist nicht verkürzt, des göttlichen SohneS Herz ist nicht geschlossen, des Heiligen Geistes Liebe hat nicht aufgehört. Bauet auf den Vater, der im Himmel ist und eurer nicht vergißt, wenn auch die Mutter ihres einzigen Kindes vergäße! Vertrauet auf Jesus, der sich der Menschen erbarmte, sie erlöste und für sie der Anwalt und Fürsprecher im Himmel ist. Erhoffet vom Heiligen Geiste Stärke, Trost und Frieden! Adeamus ergo cum fiducia ad thronum gratiae ! Treten wir mit Zuversicht hin zum Throne der Gnade, damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe! (Hebr. 4, 16). 3. Seid durchbohrt vom feurigen Pfeile der Liebe zu Gott und zum Nächsten! Haltet heilig das größte Lebensgebot! „Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Gemute. Dies ist das größte und erste Gebot. Das andere aber ist diesem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst." (Matth. 22, 37—39). Die Liebe ist das Band der Vollkommenheit. Die gegenwärtige Zeit erheischt vollkommene Liebe zu Gott, gebietet freigebige Liebe zum Nächsten. Werktätige Liebe walte in den Familien, Gemeinden, Märkten und Städten, regiere unter den Völkern und Reichen! Von einem jugendlichen Liebeshelden erzählt ein Seelsorger folgende Großtat. Dieser Seelenhirt hielt in einem Kirchlein vor recht vornehmer Zuhörerschaft eine Predigt über die Liebe des göttlichen Herzens Jesu zu ben Menschen. Zum Schlüsse rief er bewegten Herzens aus: „O, wie glücklich wäre ich, wenn ich durch meine Worte eine einzige Seele entzündet und entflammt hätte, dem Herzen Jesu zulieb Opfer zu bringen!" Der Prediger bemerkte von der Kanzel aus in einem Winkel des Kirchleins einen recht ärmlich gekleideten Jungen von ungefähr 14 Jahren. In der Sakristei fragte er den Mesner, wer denn wohl dieser Jüngling wäre? Ach, das ist der Jakob, der Kanalreiniger, antwortete der Sakristan. Am Abende desselben Tages entstand unweit des Kirchleins der Schreckensruf: Feuer, Feuer! Ein Wohnhaus brannte. Die Flammen röteten den Himmel. Da ertönte ein markerschütternder Schrei: Mein Kind, mein Kind! Ein Kindlein war in der Dachstube des brennenden Hauses geblieben. Niemand wagte es, durch das Haustor einzudringen, um das Kind zu retten. Man bringt eine Leiter herbei, um durch das Dachfenster in die Dachkammer zu gelangen. Aber, v weh! Die Leiter ist zu kurz. Ratlos stehen die Leute da. Unerwartet eilte ein Junge herbei und bestieg die Leiter Atemlos folgen die Umstehenden dem Knaben. Jetzt hat er die letzte Leitersprosse erreicht. Einen Augenblick mißt er mit den Augen den Abstand zwischen dem Ende der Leiter und dem Dachgesims. Dann schwang er sich kühn auf das Dach, kletterte vorsichtig und gelangte zum Dachfenster. Wie der Wind ist er in der Kammer verschwunden. Die Leute beteten unten für den Braven. Da erscheint er an dem Fenster mit dem Kinde in den Armen. Er ist nicht imstande mit seiner kleinen Last hinunter zu klettern. Schnell rissen die Frauen ihre Schultertücher herunter, und die Männer binden sie zu einem Sprungtuch zusammen. Der Knabe beugt sich weit aus dem Dachfenster und wirft behutsam das Kind in das ausgespannte Tuch. Das kleine Geschöpf war geborgen. Spring herunter, rief man dem Retter zu, der noch am Fensterrahmen stand. Doch es war zu spät. Unter Krachen stürzten die Mauern des Gebäudes zusammen. Unter den Trümmern fanden sie den heldenmütigen Knaben. Er lebte noch. Man trug ihn in das Nachbarhaus. Der Arzt verband seine furchtbaren Brandwunden. Er ist ein Held, ein Märtyrer der Nächstenliebe, rief der Doktor ergriffen, als er den tödlich Verwundeten verließ. Der herbeigeeilte Seelsorger erkannte sogleich seinen eifrigen Zuhörer. Er wachte die ganze Nacht bei seinem Liebling. Ruhig lag dieser da; ein unbeschreiblicher Liebreiz war über sein Antlitz ausgegossen. Plötzlich öffnete Jakob sein Auge und begann leise zu sprechen. Der Priester kniete nieder und lauschte seinen letzten Worten: Herz Jesu, ich habe es für dich getan! Dann spendete er ihm die heiligen Sakramente und den voll--kommenen Sterbeablaß. Als der Morgen anbrach, war der liebevolle Knabe gestorben. Der Seelsorger drückte ihm die Augen zu und küßte seine bleiche Stirn mit dem Rufe: „Im Himmel wird ein Märtyrerkrönlein deine Stirn schmücken ; denn du hast dein Leben hin geopfert, um das Leben des Kindes zu retten. Die Liebe zum Herzen Jesu hat dich dazu angefeuert." Des jungen Sie» beshelden Leichenzug war ein Kreuzzug. Unter Schluchzen und Weinen zogen die Trauernden bis zum Grabe und kehrten unter Tränen wieder heim. Das ist die Macht und der Triumph goldechter Liebe. 4. Wer mich liebt, der hält meine Gebote, sprach unser göttlicher Meister und Lehrer. So erfüllet denn, katholische Christen, das so leichte vierte Kirchengebot ! Beichtet dem verordneten Priester und empfanget die heilige Osterkommunion! Gebrauchet das Schwert der Selbstüberwindung, Verleugnung und Entäußerung! Dieser Kampf ist schwer, aber herrlich ist der Sieg. Im aufrichtigen und reumütigen Sündenbekenntnisse liegt seliger Friede, liegt seelische Erleichterung und Erhebung. Denkwürdig! Der menschenfreundliche Welterlöser hat mit österlichem Friedensgruße das Bußsakrament eingesetzt: „Der Friede sei mit euch! Denen ihr die Sünden nachlasset, denen sind sie nachgelassen." O, wie leicht ist es ums Herz dem Christenmenschen nach einer guten, heiligen Beichte! Die Last von Schuld und Fehle ist abgeschüttelt; neu kann der Gebeichtete ausatine», aufleben, aufstehen. Und wie spielend leicht könnet ihr, meine Lieben, daheim beichten und kommunizieren. Dort an den Seitenwänden der Basilika stehe» die Beichtstühle und so in allen Pfarrkirchen, und die Beichtväter warten in aller Liebe darinnen auf die Beichtkinder. Aber draußen am Schlachtfelde fällt das Beichten schwer, überaus schwer. Ein katholischer Offizier aus England ward, schwerverwundet, in ein deutsches Feldlazarett gebracht. Er fühlte die Tvdesnähe und verlangte nach einem katholischen Priester. Allein der Feldgeistliche verstand nicht seine Sprache. Deshalb bat er den Spitalsarzt, der des Englischen mächtig war, er möge dem Schwerkranken sagen, daß seine Reue und der ernstliche Wille zu beichten in diesem Falle genügten zur Lossprechung und zum Empfang der heiligen Wegzehrung. O nein, ich bin ein großer Sünder, ich muß beichten, antwortete der beunruhigte Offizier dem Seelsorger durch seinen Dolmetsch. Und sogleich richtete er sich auf und beichtete laut und mit großer Zerknirschung dem Arzte, damit dieser seine Beichte dem Spitalskuraten wiederhole. Dann empfing der christliche Kämpe die Lossprechung und die heilige Wegzehrung am Abende seines Lebens. Dies war ein heroischer Akt! Die Kirche verlangt nicht, daß jemand durch einen Vermittler dem Priester beichte. In solchem Falle genügt die Reue und der Wille fürs Werk. Der todkranke Krieger hat hier eine unvergleichliche Verdemütigung geübt und starb sanft und selig im Herrn. Beide, der Arzt, der zum Schweigen im Gewissen verpflichtet war, und der Priester, waren tief erschüttert und knieten am Bette des sterbenden Offiziers weinend nieder, beteten für ihn unter Bewunderung seines felsenfesten katholischen Glaubens. Nicht genug! Der edelmütige Militärarzt beichtete gleichfalls und empfing die heilige Kommunion, da er an die Front zur Betreuung und Aufsuchung der Verwundeten abrücken mußte. Am Abende raffte ihn eine Granate dahin. O glücklicher Zufall! Mit dem heutigen Laetare-Sonntage beginnt die sogenannte österliche Zeit, die Zeit für die Ablegung der heiligen Beichte und für den Empfang der heiligen Osterkommunion! Seine Heiligkeit Papst Benedikt XV. veröffentlichte ein neues Kirchengesetzbuch, worin die Zeit für die Osterkommunion vom Palmsonntage bis zum Weißen Sonntage festgesetzt wird. Zugleich erhielten die Bischöfe die Befugnis, diese Zeit zu erweitern, aber nicht über die Zeit vor dem 4. Fastensonntage und nach dem Dreifaltigkeitsfeste. Deshalb bestimmte ich für unsere Diözese die Zeit vom heutigen 4. Fastensonntage bis zum 4. Sonntage nach Ostern als die geheiligte Zeit zur Erfüllung der unter einer Todsünde verbindlichen Osler- pflicht. Anstatt in 14 Tagen, könnet ihr nun in 7 Wochen dieser heilsamen Obliegenheit entsprechen. Nicht wahr? Wir verachten einen Soldaten, der seinem Kriegsherrn den Fahneneid bricht. Müßten wir nicht mehr jenen verachten, der seinem himmlischen Bau-nerherrn die Treue bricht, die er ihm bei der Taufe und bei der Firmung geschworen hat. In der Jetztzeit spricht man soviel von todesmutigem Pflichtbewußtsein, von standhafter Pflichterfüllung. Man rühmt einen, der unbeirrt den Weg seiner Pflicht geht, er ist ein ganzer Mann! Wenn es sich nun um die Osterpflicht handelt, soll es da an ganzen, pflichtbewußten Katholiken fehlen? Mit nichten! Tretet also hin zum Beichtstuhl und ziehet dem leidenden Heilande die Dornen, die ihm eure Sünden hiueingedrückt, wieder heraus. Eine Tiroler Schulschwester erzählt von einem sechsjährigen Schüler dies. Wir sollten das Wort Dornen schreiben. Ich fragte: Wo habt ihr schon Dornen gesehen? Der Kleine hob die Finger in die Höhe und erklärte: Der liebe Jesus hat Dornen auf dem Haupte. Wer hat ihm dies angetan? Die bösen Juden, rief das Knäblein. Ja, und wenn die Kinder nicht brav sind, dann stechen sie dem Heiland gleichsam jedesmal einen Dorn hinein. Da wurde das Büblein sehr traurig und schaute mich gar nachdenklich an. Aber plötzlich rief es: Schwester, wenn ich einmal in den Himmel komme, dann ziehe ich ihm alle wieder heraus. Und das sagte der Kleine mit so gefühlvoller und doch fester Stimme, daß mir das Herz darüber überging. — O Liebster, wenn du beichtest, so ziehst du dem Heiland auch Dornen heraus, die du ihm mit deinen Sünden hineingedrückt hast. Und nimmst du dann den eucharistischen Gottkönig in dein Herz auf, dann wirst du die rechte Osterfreude empfinden, den rechten Osterfrieden genießen. 5. Führet ferner gut das Schwert des Gebetes! Das Gebet ist die trefflichste Waffe. Sie reicht bis zum Throne Gottes. Das Gebet ist das einzige, was Gott gleichsam nötigt, weil es ihm Gemalt antut. Es überwindet ihn, indem es ihn gnädig und barmherzig stimmt. Jetzt müssen wir beten und beten. Wir stehen vor wichtigen, schicksalsschweren Entscheidungen. Orato, fratres et sorores ! Betet, Brüder und Schwestern, daß das fürchterliche Morden aufhöre, daß Gott die Strafrute seiner Gerechtigkeit von uns nehme, sich des Volkes und der ganzen ringenden und leidenden Menschheit erbarme. Mit unserem Heiligen Vater Benedikt XV. wollen wir Gott den Herrn bestürmen: „Gib du den Herrschern und den Völkern Gedanken des Friedens ein; laß aufhören den Streit, der die Nationen entzweit; mache, daß die Mensche» sich wieder in Liebe zusammenfinden!" Es ist mir eine große Freude und ein süßer Trost, zu sehen und zu erfahren, daß Väter und Mütter, Gattinnen und Kinder so viel beten für ihre Lieben im Felde, und daß trotz der langen Dauer des Krieges unsere Kriegsandachten lind Kriegsprozessivnen noch immer so gut und gern besucht werden. Recht so! Die Kämpfer und ihre Führer bedürfen unserer Gebete, auf daß sie die Kraft von oben erfülle und in allen Gefahren beschütze, auf daß sie gesund an Leib und Seele zu uns heimkehren. Wir müssen aber auch für uns selbst uin neuen Mut, um neue Kraft und Ausdauer bitten, daß wir die Leiden uild Lasten des nicht enden wollenden Krieges geduldig ertragen. Wir müssen beten, daß Gott auch in diesem Jahre die Arbeit unserer Hände segne und uns eine ergiebige Ernte schenke. Und wir wollen dann Werke der christlichen Barmherzigkeit ausüben, wie es beim großen Seher Jsaias heißt: Brich den Hungrigen dein Brot, und Elende it it b Dürftige führe ein in deiil Haus; siehst du einen Nackten, so kleide ihn; dann wirst du beten, und der Herr wird dich erhören. (Is. 58, 7. 9). 6. Die sechste und letzte geistige Waffe ist das Schwert des Gehorsams. Wir stehen im Zeichen des gewaltigsten Krieges. Was ist wohl das Wichtigste zum Siege? Gute Waffen. Sie sind notwendig, aber das Entscheidende sind sie nicht. Was nützen die besten Waffen, wenn es geübte Hände dafür nicht gibt? Also schlagfertige Heere sind notwendig; aber auch sie sind nicht das Entscheidende. Was nützen geübte Armeen, wenn keine Führer da sind, die sie zum Siege führen? Also tüchtige Heerführer sind notwendig; aber auch sie bringen die Entscheidung nicht. Was frommen ihre Befehle, wenn sie nicht durchgeführt werden? Das Wichtigste ist also der Gehorsam, der das Heer siegmächtig macht. Gehorsam! Der Krieg lehrt ihn. Der Mensch kann nicht tun, was er will; sondern er muß tu», was er soll. Gehorsam gegen Gottes Gebote und der Kirche! Gehorsam gegen heilsame Verfügungen der staatlichen und kirchlichen Obrigkeiten! Der Ungehorsam ist das Todesgeläute der Ruhe und der Ordnung. Er führt zur Revolution, zur Weltumwälzung. Der größte Wohltäter der Menschheit, der sein und nicht anderer Blut vergoß, war gehorsam bis zum Tode, bis zum Tode am Kreuze. Dadurch versöhnte er die Erde mit dem Himmel, erlöste uns von Sünde und Satan, öffnete uns das Paradies, erwirkte uns die Auferstehung und die Krone des ewigen Lebens. Folgen wir willig dem Beispiele, das uns Christus gab! Er sprach das gewichtige Wort: Wer immer den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist, der ist mir Bruder, Schwester und Mutter. (Matth. 12, 50). Ja, Gehorsam dem Herrn bis zum Tode! Solcher Gehorsam beseelte die 40 heiligen Ritter von Sebaste in Kleinarmenien oder die 40 hl. Märtyrer Christi, deren Fest wir gerade heute begehen. Sie waren römische Soldaten der berühmten zwölften Legion mit dem Ehrennamen die blitzende Legion und kämpften stets tapfer für den sterblichen Kaiser, blieben aber als Christen treu auch ihrem unsterblichen König. Als sie den Götzen nicht opfern wollten, wurden sie mit Geißeln zerfleischt mtb dann zum Tode des Erfrierens in einem Weiher verurteilt. Im eisigen Frost stehend, beteten sie zu Gott: „Vierzig sind wir auf den Kampfplatz des Glaubens getreten, laß nicht zu, v Herr, daß weniger als vierzig die Siegeskrvne erhalten ! Möge nicht einer fehlen an dieser Zahl, die bit in weisester Absicht so bestimmt hast! Du hast sie geheiligt durch dein 40-tägiges Fasten ; Moses hat durch 40-tä-giges Fasten das göttliche Gesetz in die Welt eingeführt, und Elias hat, durch ein 40-tägiges Fasten Gott suchend, die Gnade erhalten, der Anschauung des Herrn gewürdigt zu werden." Ihr inbrünstiges Gebet ging in Erfüllung. In der Nacht waren sie alle erstarrt. Und lichtvolle Gestalten schwebten vom Himmel herab und hielten strahlende Kronen über ihren Häuptern. Vir obediens loquetur victoriam. Der Mann des Gehorsams wird von Siegen erzählen. (Prov. 21, 28). Im gekreuzigten Christus fromm Versammelte! Sv habe ich euch in großen Umrissen die Beweggründe angeführt, warum wir uns heute am Laetare-Sonntage freuen, wofür wir dem Himmel danken und um was wir ihn und wie wir ihn bitten sollen. Befolget mutig die gehörten, bestgemeinten väterlichen Mahnungen und Warnungen, Lehren und Weisungen! Durch treue Erfüllung unserer christlichen Standespflichteu werden wir am sichersten glücklicheren, besseren Zeiten entgegengehen — Zeiten gesegneten Friedens, nach dem die Welt dürstet, auf den die erschöpften Völker warten. Das Blut der Gefallenen, die Qualen der Verwundeten, alle Not und alles Leid der schwergeprüften Menschheit rufen nach Frieden, Frieden. Den Tränenstrvm und das Blutmeer trockne die Friedenssonne aus! Mein Schlachtruf lautet nun: Friede, Friede! Um den Frieden kämpfen ja auch unsere herrlichen Heere. Mit aller Inbrunst verlange ich, mit glühender Sehnsucht strebe ich nach dem Tage der Tage, au dem ich nach Friedensschluß in der Kathedralkirche vom bischöflichen Throne aus, gewendet zu den Christgläubigen, werde singen können: Pax vobis ! Der Friede sei mit euch! Lobet den Herrn, denn er ist gütig! Lobsinget seinem Namen, denn er ist lieblich! Amen. In alle Ewigkeit Amen. 41. Decretum Urbis et Orbis de elevatione ritus ad duplicem I classis die 19. Martii, s. Ioseph Sponsi b. Mariae Virg., Coni, et die 29. Septembris, in Dedicatione s. Michaelis Archangeli.1 Quum ex Canone n. 1267 § 1, iam vigente, Codicis iuris canonici, inter dies festos de praecepto adnu-meretur etiam Festum 8. Ioseph Sponsi B. Mariae Virginis, Coni, quod maxime decet nobiliori ritu decorare, quumque etiam Festum in Dedicatione 8. Michaelis Archangeli, cum quo militiae caelestis principe omnes angelorum chori honorantur, eadem ritus nobilitate dignum visum fuerit, Sanctissimus Dominus noster Benedictus Papa XV. supplicibus quoque votis cleri plebisque fidelis ah infrascripto Cardinali Sacrae Rituum Congregationi Pro-Praefecto relatis libentissime obsecundans, utrumque Festum primarium, respectiva die 19. Martii et 29. Septembris in universa Ecclesia recolendum, a ritu duplici secundae classis ad altiorem ritum duplicem primae classis absque octava evehere dignatus est; atque sub tali ritu duplici primae classis cum subsequentibus variationibus infrascriptis in futuras Breviarii Romani typici reproduc-tiones inducendas esse iussit ac decrevit; servatis Rubricis : In Kalendario. 19. Martii - 8. Ioseph, Sponsi B. M. V., Conf., Duplex I. classis. — 29. Septembris - Dedicatio 8. Michaelis Archangeli, Duplex I. classis. Iu Catalogo Festorum. Duplicia I. Classis Primaria. Post Assumptionem B. M. V. ponatur: 8. Michaelis Archangeli. — Post Nativitatem S. Ioannis Baptistae ponatur: Festum 8. Ioseph, Sponsi B. Mariae Virg., Conf. In Catalogo Festorum. Duplicia II. Classis. Expungantur festa Dedicationis 8. Michaelis Archangeli et 8. Ioseph. In corpore Breviarii. Die 18. Martii, in tine, rubrica Vesperarum sic ponatur: Vesperare de sequenti, Commemoratio tantum Feriae. Post titulum Festi ponatur : Duplex I. classis. — Die 19. Martii - In I. Vesperis expungatur rubrica : Et fit Commemoratio praecedentis. — Die 29. Septembris - Post titulum Festi ponatur: Duplex I. classis. Contrariis non obstantibus quibuscumque. Die 12. Decembris 1917, + A. Card. Vico, Ep. Portuen. et 8. Ruf., S. K. C. Pro-Praefectus. L. + S. Alexander Verde, Secretar ins. 1 Acta Apostolica« Sedis. An. X. vol. X. Romae, 2. lanuarii 1918. Num. 1. pag. ‘26 aq. 42. Vabilo k molitvam za mili mir. Prav sedanji dnevi so izredno resni in pomembni. Z božjo pomočjo je naša ljuba Avstrija dosegla lepe uspehe. Pa bijejo in bližajo se še silni, odločilni boji. Božja previdnost bo odločila, bodo li se spravila razdražena ljudstva, bode li svet prišel do blaženega miru, po katerem vse hrepeni. Zatorej se duhovniki in verniki prijazno vabijo, da naj pomnožijo svoje pobožne molitve za srečen izid vojske ter za skorašnji, dragi Avstriji časten in koristen mir. V ta sveti namen se naj darujejo Bogu splošne in posebne pobožnosti. Procesije na Markovo in v Križevem tednu naj bodo vojne procesije, katerih se naj verniki udeležujejo v tem obilnejšem številu, čim bolj smo potrebni božjega varstva pred kugo, lakoto in vojsko. In majniška pobožnost bo prav primerna priložnost, da stanovitno kličemo na pomoč Kraljico miru, dokler ne usliši naših otroških prošenj. Po Jezusu Kristusu odvrni, milostljivi Oče, zaslužene šibe, sedanje in prihodnje nevarnosti, pogubne upore, vojsko, bolezni in žalostne hude čase! 43. DiiHefan. Dachrichteii. Ernennung. Seine k. und k. Apostolische Majestät Haben mit Allerhöchster Entschließung vom 23. Jänner 1918 den F. B. Geistlichen Rat, Dechant und Pfarrer zu St. Marein bei Erlachstein, Titl. Herrn Johann Bohanec, sowie den F. B. Geistlichen Rat, Dechant und Stadtpfarrer in Rann, Titl. Herrn Josef Mešiček, zn Ehrendomherren des La-vanter Domkapitels zu ernennen geruht. Die kanonische Installation der neuernannten Ehrendomherren fand durch Seine F. B. Gnaden und Ex- zellenz in der F. B. Residenzkapelle der unbesteckten Empfängnis Mariä zu Marburg am 7. beziehungsweise 15. März 1918 statt. Bestellt wurde Herr Franz Gartner, Pfarrer zu St. Margareten im Markte Montpreis, als Mitprovisor zu St. Mauniius in Gatrach. Gestorben ist Herr Karl Tribnik, Pfarrer zu St. Mauritius in Gairach, Besitzer der Ehrenmedaille für 40-jährige treue Dienste, am 10. Februar 1918 im 72. Lebensjahre. F. B. Lavanter Ordinariat zu Marburg, am 10. April 1918. t Fürstbischof. ®t. Thrillu«-Vuchdruck«ret, M»rl>urg.