Laibacher Wochenblatt. Zum Nutzen u'e gvößtc Verwunderung aller Gläubigen (d. > die an ihn glaubten, denn trotz dem sccvn-chem Tageblattscorresondenten wollen wir uns >vr der Hand noch nicht leichtgläubig schelten assen) und machte selbst den Ungläubigen ihr / ^psschüttcln doch sehr bedenklich. ' Es ist deßwegen schr zu verwundern, datz bisher noch keine Geschichte der Wassermänner wenigstens in nuce ans Licht getreten ist, denn auf dem weitem Erdenrunde geschieht sonst heut iU Tage nichts neues, wo nicht ein Polyhistor (Acgisierleser, Bücherwurm) irgend eine le:cht-"uszulegende Paralellstelle aufspürte, und aä k^zinam et linsäln citirte, daß es schon einmahl d^ gewesen. Vorzüglich ist es die Wicht emsiger Journalisten, so wie etwas ungewöhnli-" ches einiges Aufsehen erregt, die Register lebendiger, und todier Chroniken zu Rathe zu ziehen, und alles was auf diesen Gegenstand nur entfernten Bezug hat, ihren Lesern als frische Originalkost aufzutischen. So gierig sonst auch diese Herren über jede Gelegenheit herfallen, das gegenwärtige hübsiH obenhin mit dem vergangenen vergleichen zu können, (z. B. bey einigen schönen Tagen zur Winterszeit gleich an den Fingern herzuzahlen, anno rali sey die Witterung die nähmliche gewesen) so unterließen s,c es bey der Wassennannsge-schichtc dennoch gänzlich, ältere Beyspiele auch nur von der entferntesten Ähnlichkeit auszuführen. Niemand wollte elwas von Wassermännern gehört, oder gelesen haben, und bereits wäre dieser Phoenir von einem menschlichen Amphybium vergessen, hätte nicht ein Correson-dcnt des patriotischen Tageblattes den glücklichen Einfall gehabt, belesene und gcreiste *) Naturforscher aufzufordern, die Sache scienti-visch zu behandeln, und durch genaue Beschreibung und Abbildung das Thier ^naettioniz bekannt zu machen, indem er nähmlich glaubt, daß diese Geschichte uns im Auslande vrosti-tuiren werde. Klug gesprochen! um eine genaue scientivische Beschreibung und Abbildung ») Wie weit muß man denn in ter Fremde herum gewandert seyn, um als ein g«reifier Mann von Wassermännern sprechen zu kdnnen? des Thieres wäre es gewiß eine schöne Sache. Wir glauben aber, daß, wenn uns bey dieser Sache etwas prostituiren könne, es vor allem der Umstand sey, daß wir das Naturwunder ynaelcioniZ ohne eine solche stientivische Untersuchung entwischen ließen, und hintendrein dann erst eine genaue Abbildung verlangen. Wir rathen also dem für unsere Ehre im Auslande besorgten Corrcspondenten, sein Thier zuvörderst zu fangen, m:d bürgen ihm dann dafür, daß der Linnäus und Bü,fon in so ftrn sie damit zu suppliren sind, gewiß supplirt werden sollen. ' Hier möge nun aber ein alterer Wassermann auftrtten, mit welchem man zwar die blassen des Linne und Büffon nicht bereichern kann, weil man ihn seinen Hauptciglüschaftcn nach zum Menschengeschlechte zahlen muß, der aber dennoch dieses Prädikat in strenger Bedeutung verdien^ un> vielleicht der einzige bisher bekannte Wassermann in der Geschichte ist. In den gewöhnlichen Magazinen des Wunderbaren findet man nähmlich nirgends eine Spur von Wassermännern, man mag auch in den un-ermeßncn Registern noch so fleißig nachschlagen, weder in Lykosthenes Wunderbuche von den Mißgeburten, noch in Sebastian Münsters ehrlicher Cosmographey (die doch so gar^bbil-duugen von allerley Völkerhaften mit einem Auge auf der Stirn, und auf de.n Nabel enthalt), noch in Schotts pn^l'ica cnr:052 noch in Bisziolas Hundstagen (6ie8 caliiculiires) aber wohl in einem Buche, wo niemand einen Wassermann suchen würde in den genialischen Tagen *) des Alexander ab Alexandre» ist der Schatz dieser großen Entdeckung unter philologischen, und archäologischen Lukubrationcn begraben. Doch wir dürfen vielleicht mit der Erlaubniß des Herrn Corresvondentcn, ohne uns zu prostituiren ernstlich von der Sache sprechen. Unser Wassermann im 14. Jahrhunderte halt alle historischen Criterien aus; Alexander ab *) ^lexanäri ab ^lsxanclio 6ie5 Femaleg ein gelehrtes Werk, das mehrere Ausgaben er'ebte, , und von dem berühmten Tirsquell sogqr fommentivt ' wurde. Alexandro *) ist ein glaubwürdiger SchrW die Geschichte ereignete sich zu seiner Zeit, er beruft sich auf das Zeugniß elner gl Stadt, die das Wunder mit angesehen. In Neapel nähmlich lebte zu unsers Au Zeit ein gemeiner Mensch der im allgenu Munde nur Colan der Fisch hieß, und d Beyn chmen mit größtem Rechte verdiente, l er mehr im Wasser als auf dem Lande l Er war ein Fisch, und Fischfresser, ein Si mann u?.d Seeungeheuer zugleich; daß > ihn also auch füglich einen Wassermann neo konnö, wird niemand bestreiten. SeineSchwii! kraft war so außerordentlich, daß sie alle ^ grtffe nbersuigt, und bey natürlichen Menst organen schlechterdings unmöglich scheint. , schramm nähmlich zum Spaße 50 Seemll weit in dem Angcsichte von Neapel bis st Prochyta, ja bis Salerno, Lukka, und so an die sicilische Küste; kurzer durchschnitt^' zc Meere im schnellesten Laufe bey den fül icrlichsten Siürmen, wahrend das Meer bo ste, und alle Elemente im Aufruhr wai Mitten auf der hohen See höhlte er die sege den Schiffe ein, und rief die Schiffer, w" er sie kannte bey Nahmen. Ihn kannten 0 Sieh da, unser Colan! riefen sie ihm dH freudig zu, (ich folge hier^den Worten mcp Autors) willkommen in weitem Felde! n,o>, heute schon, und wohin die Fahrt? IuN lrahmen sie ihn dann ins Schiff wo er si^ brav schmecken ließ, und sich nebst Essen l? Trinen auch eine kleine Ruhe gönnte. H' lässig umgekommen wäre, wenn cr einige Ta ununterbrochen auf dem festen Lande zugebra< hätte. *) Er war eln großer ReHtsgelehrter sei»' Zeit, und Zeitgenosse des Philelphus, TwpezUü Und doch verlor dieser Wassermann, den die Natur zum Amphybium gesch.ssen, gerade m dem Wasser sein Leben. — Als er einmahl an einem großen Festtage bcy einem ungeheuern Zusammenflüsse von Zuschauem in dem Haftn von Messina in Sizilien seine angedorne Kunst öffentlich zeigen wollte, indem ihm der Konig eine goldene Schüssel ins Meer warf, die er hohlen sollte, senkte er sich in die Tiefe des Meeres, und kam nimmer zum Vorscheine. Man glaubt daß er von einem gewaltigen Strudel in eine der vielen Meercshöylen gerissen worden sey, die in jenem Meerbusen so häufig sind. Wer sagt nun, daß dieser Colan nicht ein eben.so wunderbarer Wassermann gewcfen sey, als der Junge im Neusiedlersce, den man wie einen Fisch fing, und der wie ein Frosch wieder in den Schloßgraven sprang. Zwar hatte Colan keine Schwimmhaut zwischen den Zch?n, noch weniger Schuppen, er konnte rrden, mW gehörig essen, aber in der Hauptsache kommen sie doch überein, denn beDe schwammen und lebten im Wasser)-m^Mmtm das Wasser nicht leicht entbehren, Molan <-ar nicht,) beyde hatten übrigens alle menschlichen Seelmklä^e, denn was Colan der Mann schon geübt war, das lernte der Knabe, der bis man ihn siM wahrscheinlich immcr im Wasser gelebt hatte. Wenn man übrigcns fragen wollte; durch welche organische Kraft schwammen und lebten diese Menschen im Wasser? so ist nichts ge-scheidter, als mit dem grundgelehrten Eommcn-tator unsers Autors zu antworten: sie schwammen, und lebten im Wasser weil sie die nähmliche organische Kraft wie Frösche und Schalter halten. Wie ihr innerer Bau beschaffen gewesen seyn müsse, lassen wir naturkündige Anatomikcr bestimmen, und wollen unserm Autor weder widersprechen noch bcypftichlen, wenn er glaubt, daß solchen Wassermannern das Milz, oder nach dem Plinius gar die Lunge mangle. Bemerkungen über ein Sprachbildungsmitttl der Grenznachharn verschiedener Nationen. Die Prager Zeitung, und mit einigen Zusahen auch ein ausländisches Journal empfehlen als ein sehr taugliches Sprachbildungsmittel den > Granznachbarn verschiedener Nationen ihreKin- ^ der n echselseitig zur Erziehung auszutau- ' schen. Diese in mancher Hinsicht merkwürdige ' > Gewohnheit soll auch in Böhmen bestehen. ^ „Bekanntlich bewohnt den an den schlesischen und sachsischen Grenzen, dann auch an den Grenzen des Reichs und Oberrösterreichs sich hinziehenden Strich von Böhmen eine deutsch-redende Völkerschaft, und die deutsche Sprache hat sich von dort tiefer in das Land herein, ja ^ über ganze Kreise von Böhmen verbreitet, so, daß die deutsche Sprache sett 4<>Inhren fast allgemein in Böhmen geworden ist, weil sie gleichsam auch zu einer erbländischen Haupt- und Amtssprache erhoben ward. Die Mittel hierzu fanden sich von selbst, denn in Böhmen bestehet hie Gewohnheit, die Kinder wechselseitig gegen einander auszutauschen, so daß die deutsche Iu> gend die böhmische und dagegen die böhmische Jugend die deutsche Sprache sehr leicht erlernet. Die Kenntniß dieser beyderley Landessprachen ist unserem gegenseitigen Verkehr allerdings sehr vorteilhaft, und die wechselseitigen Ältern dieser Jugend finden darin den Grund des Vortheils, ihre Kinder willig gegen einander auszutauschen, und in Pftege zu nehmen, da so wohl in deutschen als böhmischen Normalschulen im litterarischen und religiösen Fache gleicher Unterricht eingeführt ist. Daher kann sich Böhmen einer Erziehungsanstalt rühmen, die fnr Altern äußerst gering kostspielig ist, und doch von jeher die wichtigsten Zwecke erreicht hat, wovon uns Thatsachen allgemein überführen. Auf diesem Wege nähern sich beyde zu einer Landesverfassung gehörende und so ganz verschiedlue Sprachen redende Völkcrstamme immer mehr, und diese Gewohnheit des Kindertausches verdient gewiß in ähnlichen Verhältnissen Empfehlung und Nachahmung." So richtig nun auch diese Bemerkung der eben genannten Zeitschriften in Rücksicht auf Verbreitung der Sprachkunde ist, so schließt sie doch nicht einige Einwürfe aus, die ihr von ' Seite der philosophischen Moral gemacht werden könnten. Der Verfasser dieser Notiz Hai nemlich vergessen anzuführen, in welchem Alter diese Kinder verschiedener Zung? gegen einander ausgewechselt zu werden pflegen. Wenn zweperlei Eltern von gleichem Stande ihre schon erzogenen halb erwachsenen, und mit fe stcrcn Grundsahen doch zum Theil schon aus gerüsteten Söhne auf einige Jahre zur entge umgesetzten Spracherlcrnung sich wechstlseitic überlassen, so kann diese Übereinkunft für dil Söhne und Altern, so wie für denLandesver-k'ehr (den de? Verfasser allein im Auge hat) nicht anders als von vortheilhaften Folgen seyn, aber wie gefahrlich ist dies schon bey Töchtern, deren Glück, und Wohl an so zarten Faden hangt, die der unmittelbaren Aufsicht eigener Ältern so viel mehr bedürfend und wie ganz gewagt, und unzuläßig erst bey Kindern, die noch der Pstege und Erziehung bedürfen? Wird ein fremder Pflegevater (in der Regel) über die ihm übergebenen Kinder mit der ncmlichen Zärtlichen Vorsorge, mit der nemlichen eifrigen Zurechtweisung moralischer Fehler, so wie intellektueller, und materieller Mangel wachen? Wenn er auch als ein rechtschaffener gutdenkender Mann den besten Willen hatte, so wird ihm dies nicht möglich seyn, denn den wahren Vater treibt Naturgefühl, man sage Instinkt, sich mit dem Wohl seiner Kinder unaufhörlich zu beschäftigen. Und hat denn, um eine Gelvissenfrage zu thun, nach moralischen Grundsätzen der gute Vater das Recht. seine Kmder ohne dringenden Beweggrund der fremden Leitung anzuvertrauen? Familien verschiedener Nationen kennen sich selten so genau, daß sie von allen Verhältnissen des häuslichen Umganges wechselseitig unterrichtet seyn könn-ien; und wie tief sind die frühen Eindrücke ins junge Herz, wie bekümmert soll da der Erzieher wachen! Wenn aber beyderley Kinder nur um einen Grad schlechter, d. h. nachläßiger erzogen werden, welch wichtiger Einfluß auf die allgemeine sittliche Bildung der beyden Nationen. — Daher mag diese Gewohnheit in einzelnen seltenen Fallen sehr zweckmäßig seyn, nie wird sie aber im allgemeinen emvfehlens-werch genennt werden können. Ick) glaube, öffentliche Sprachschulen werden das nachtheilige dieser Gewohnheit aus schli essen, und den nemlichen gnten Zweck erreichen. Der Verfasser der Notiz führt an, daß diese Gewohnheit in der Schweiz zwischen den Eid-yenyssen deutscher, welscher, und französischer - Abkunft statt habe, und glaubt noch überdieß, - daß dieß das zweckdienlichste Mittel wäre, die ' Bewohner der neuen französisch deutschen Pro-l vinzen mit ihr Ein franz. Priester, Nahmens Godinot, wurde lange derWuchcrcr genannt. Das drückendste Elend entlockte ihm nie die geringste Gabe. Seine Mitbürger, die Einwohner von Rheims, hasseten ihn, und der Pöbel überhäufte ihn bey jeder Gelegenheit mit Schmähungen : nichts bewog ihn, etwas in seiner strengen Sparsamkeit zu andern. Ein drückendes Bedürfniß der Armen seiner Stadt, hatte ihn in seiner Jugend gerührt, und er sparte ein langes Leben hindurch um ihm abzuhelfen. Das Trinkwasser mußte nähmlich weit hergehohlt werden und wurde theuer verkauft. Als er eil« hinlängliche Summe beysammen hatte, ließ er eine Wasserleitung bauen, und — ganz Rhcims segnete den Wucherer.