als Extra-Beilage zur Laibacher Zeitung. ^N V. Donnerstag am 15. Mär.;. I»49. Weitere Vemerkttugen zu dem in Nr. 7 des »Politischen Blattes," als Ettra-Beilage zur »Laibacher Zeitung" ddo. I. März 1849 vorkommenden Aufsätze »die Nvba- rial - Ablösungs - Frage" betreffend. 1. W^ach diesem Vorschläge crschcint Niemand verletzt, als höchstens die Schuldner, die mm viertel- oder halbjährig die 5A Interessen ^«!!<-is»n!!m zahle:,, dann aber monatwcise nnti<-ip:,til» die Jitter.-essen zahlen müßten. — Aber euch tiefer kleine Nach,-theil ist mehr als hinlänglich dadurch aquiparirt, daß die Schuldner von dann au, als der Staat ihr Glau^ biqer wird, ein ihnen unauskündbares Capital gcnie-sien, wahrend sie das kapital nach 'l^teljähriger Aus-künduug, wann iuimer es ihnen beliebt, selbst in Thcilzahluugeu heimzahlen können 2. Diese neuen 4A Staatsscheine, die durch das Gesetz __ Gesammtwillen aller österreichischer Staatsbürger __. einestheils, ancerntheils durch dic Pupillar-Ncal-Hypothek der Privat-Obligationen, deren Stelle sie vertreten, lind deren Gesammt < Hypothekar - Necltt sie genießen, mehr als hinlänglich garantirt sind, werden dann leicht zum Verkehrs , d. i. Tauschmittel dienen, weuii einige davon — so wie die jetzigen neuesten :;«/„ Cassa-Ainveisungcn i^ach dein aus staats-öconomischen Ecfahrllnqen ermittelten Verkehrs-Ne-darfe in klei,,cre>n Nennwcrthe ^ bis inindestens 10 fl. — herausgrgcbcn norden, n»d m.nl bedürfte daun nur mehr einige weinqe Äcillionen lmverziuslich.es Geld als Ausgleichlings-Mittel--P^pievgslo zu 2 — I fi,, etwas Silber- lind Scheidemünze — und es ware hiermit eines der schwersten starts - öconomischcn Probleme gelöftt: ein verzinsliches, allgemein geltendes, bequemes, wirkliches, ni yt iinaginäreu Werth rorstel-lendes Tausch,nittel zu haben. 5, Das verschwundene todte Silber- und Gold-Geld würde, wie mit unsichtbaren Handen, aus seinem Verstecke gerissen und dem Verkehre gegeben, da Nikmnnd so linking seyn wollte, !ür allfällige Spe-lulatwxcn todtts Geld bereit zu halten, da ihm das nämliche die 4"/„ Staats-Scheine leisten, die Jeder gern annehmen würde, und dcren Werth immer höher steigen muß, im Gegentheile «ller Münzqattungen, denen nur Einbildung und Mangel eines andern, allgemein geltenden Tauschmittels i.n.ginären Werth gibt. 4. Man >st in der Regel zufrieden, wenn die bare Deckung des emittitteu Papingeloes s.ch ,^^ 1 zu 3 verhält, die sogar, wenn sie. was nirgends, selbst in der so gepriesenen englischen Bank der Fall nicht ist , zu 1 stünde, doch nicht jene Sicherheit bietet (da die bar hinterlegte Deckung, sey selbe gemünztes oder uugemliuztes Metall, aus denkbaren Gründen abhan-den kommen kaun), als diese vorgeschlagene,, „^, 4"/^ Staatsscheine, dcren Dcckuug nur mit dem Untergänge mehrerer l000 Quadrat-Meilen östreichischen Grundes erlöschen könnte. 5. Wahrend jetzt nur die Bank. Actionäre ge. winnen, wenn eine Banknote, aus was immer für einem Grunde, bei Privaten zu Grunde geht, würde dann der Staat bei jedem Verschwinden eines solchen Staatsscheines alls einem andern Gi-unde, als in Folge der Einlösung vom Staate, die ans dessen Nennwerth fallenden 5"/ für immer gewinnen, da er Niemau-den die diesen Staatsschein treffenden 4«!„ zu zahlen brauchte, die 5"^ aber immerfort cinsiießen müßten, indem die Privat.- Schuld, die dieser Staatsschcin reprä-sentirt, nicht als gezahlt erscheint. l». Ferner könnte der Staat, anstatt gemünztes Gelb todt iu den Kellern der Staats-Bank zu halten (gegenwärtig ob Deckung des unverzinslichen Papiergeldes nothwendig), bei jeder Hasse nach Bedürfniß der Umstände einen Vorr^th von gemünztem Gelde haben, wo Private die Staatsschcine im Falle der Noth gegen bares Geld — Silber und Gold — und Einrcchnunq der verfallenen 4",y Interessen austausche» könnten; und würde der Staat dann die so crhaltencu Staatsschcine vertilgen, so gewänne er sür sonst todt liegendes Gclo für ewige Zeiten 5">„. 7. Welchen günstigen Einfluß dieser Vorschlag auf die ältere und neuere Staatsschuld und deren Tilguugssond haben würde, darauf brauche ich Fi-nanzmänner nicht aufmerksam zu machen :c. lc. 8. Wir kommen dadurch in die Lage, vor keinem industriellen Unternehmen ob Mang,! der flüssigen Capitale, zurückzuschrecken, und die Industrie und alle ihre befreundeten Zweige könnten auf die höchst mögliche Spitze gebracht werden, und wir könnten so die Segnungen genießen, die Gottes aütige Hand so reich unserm schönen Desterreich gab :c. ?c. Die Tragweite dieses Vorschlages ist mit obigen Bemerkungen bei Weitem noch nicht erschöpft. Hndrcas Kavinschcg. Kurze Neb erficht der Zustände der kleinen Besitzer oder Bauern von Kaiser (5arl dem kroßen, bis Ferdinand I., Kaiser von Oesterreich. K>'i'e Dn'nstbarkeit der Baucrn reicht bis an die Zeiten Carls des Großen; aber dieser war keineswegs der unmittelbare Urheber derselben, sondern sie ent^ stand auf folgende Arten.- 1) Carl der Große und seine Nachfolger gaben lhren Beamten, den sogenannten Ministerialen, da sie keinen Gehalt hatten, Lehen, das ist, sie wiesen ihnen die (Zint'ün'te einiger Ortschaften an. Der Zustand dcr Bauern dieser Ortschastcn äxdcrte sich da. durch nur darin , daß sie die jahrlichen Abgaben, statt dem Staate, dem Beliehencn entrichteten. In den ersten Jahrhunderten waren solche Verleihungen bloß persönlich. Starb der Beliehene, oder trat er aus dem Dienste, so konnte der König mit der Lehen weiter verfügen. Da aber mit dem Reichs - Dienste der verliehene Grund vom Vater auf dcu Sohn überging, und von Geschlecht zu Geschlecht in der Familie blieb, so wurde er endlich erblich. Nachdem nun der persönlich verliehene Grund in ein erbliches Eigenthum verwandelt war, eignete sich der Besitzer immer weiter greifende Rechte gegen die auf dein Lehen wohnenden Personen an, bis er sie in den Stand der dienstbaren Bauern hinabdrückte. 2) Nach der Colouisirung, die Carl der Große in diesen Gegenden mit einem Aufwande von Weisheit betrieben hatte, war der kleinste Bester eben so frei, wie der größte, aber in der Kncgsvcrfassung war der Fehler, daß dcr Krieger nicht vom Staate ausgehalten, sondern von den Besitzern ausgerüstet und verpflegt wurde. Vou je drei Huben Landes mußte ein Mann gestellt werden; kleinere Besitzer waren nicht ausgenommen, sie mußten gemeinschaftlich cincn Manu ausrüsten; ein Einhübler mit einem Zweihüblcr, drei Einhüblcr, sechs Halbhüblcr u. s. f Häufige Kriege stürzten viele der kleinen Besitzer. Zogen sie persönlich alle Jahr in den Krieg, s» vtr-sicl ihre Wirthschaft; rüsteten sie allein oder gemein- l schaftlich einen Mann aus, so gcricthen sie in Schul- den; stellten sie sich nicht ill's Feld, so wurden sie durch Geldstrafen und Ausplünderungen auf den Bet-telstab gebracht. Daher geschah es, daß Einige um eine Kleinigkeit ihre Besitzungen verkauften, Andere den großen Güterbtsitzern die Dienstbarkeit unter der Bedingung gelobten, daß diese sie von der Militär, vflichligkeit befreiten und ihre eigenen Söldner für sie stellten. .?) Mancbc Sieger ließen die Bewohner des Landes, welches sie erobert hatten, in ihren Besitzungen; dafür mußten abcr diese ihnen den Canon in Arbeit und Naturallieferungen leisten. 4) Da manche Gutsbesitzer mehr Geschmack an der Jagd und am Kriege, als am Feldbaue fanden, so vertheilten sie ihre Grundstücke unter die Bauern gegen die Dicnstbarkeit. 5) Nachdem die kleinen Besitzer entwaffnet und die großen Güterbesitzlr zu großer Macht gelangt wa< ren, wurden diejenigen kleinen Besitzer, die noch frei waren, zum Systeme der Glundherrlichkrit, zu dem sie sich nicht bekennen wollten, durch Neckereien gezwungen. Daher behaupteten sehr wenige fleine Be-sitzer ihre Frcihcit. Abcr auch diese schmolzen nach und nach sowohl in ihren Rechten, als auch der Anzahl nach zusammen Demnach kann man die dienstbaren Bauern in 5 Classen eintheilen. Die dritte Classe dürste in unsern Gegenden nicht seyn, denn in der Geschichte werben seit dem Tode Carl's des Großen solche Sieger nicht genannt.") Der Verfasser der Geschichte des Herzog-lhnms Kram, des Gebietes von Trieft mid der Grafschaft Görz übergeht die >., 2. und 5. Classe der hörigen Banern mit Stillschweigen, erwähnt nur 5er ^. Classe und behauptet zugleich, daß die Elauen il, den Zeiten Carl's des Großen Sclaven der Ministerialen und Provm;ialen w>,rcn. Allein ein glaubwürdiger Geschichtschreiber sagt von Carl dein Großen Folgendesi ./»'it feurigen, Eifer betrieb Carl der Große die Colonisirung der den Avaren rntris. seuen Bezirke. U,n sie zu beschleunigen, führte er zu den bereits dort ausässigm gcwerbsamen Slaven, Ansiedler aus Franken, Baiern und Sachsen." Daraus ergibt sicl), daß die Slaven nicht Sclaven, sondern Provinzialen waren, denn der Sclave, im eigentlichen Sinne des Wortes, ist nirgends ansässig. Carl de Große hatte auch nicht die geringste Ursache, die Sla ven z» Sclaven zu machen, da sie im 8. Iahrhun. dcrte auf einem freundschaftlichen Fuße mit den franken lebten und bei ilmen Hilfe gegen die Avaren suchten Nachdem sich der frühere Heerbann in den Va» sallcndicnst verwandelt hatte, wurden die Vasallen im l l. Jahrhunderte so mächtig, daß ftlbst der König nach ihrem Willen bandeln mußte. Daher könn. len sie l.'icht anf den Trümmern der Unabhängigkeit ärmerer Grundbesitzer eine drückende Herrschaft arü"-den, diese zu schweren Handdienstcn und Lieferungen aus dcr Wirthschaft zwingen und außer Naturaldien-stcn noch durch Geldleistungen unter mancherlei Namen aussaugen. Viele der Unglücklichen suchten durch Flucht ihr Schicksal zu verbessern. Allein den Ver. trägen gemäß, welche die Gutsherren unter sich und mit den Städten scblossen, wurden die Uebrrläufer nicht angenommen, sondern ausgeliefert. Nun trat der damalige Papst Urban ll als Beschützer der Unterdrückten auf, hielt auf dem Coneilillm zu Cler. mont (,095) eine nachdrückliche Rede, in der er den trotzigen Vasallen das sagte, was kein Kaiser ihnen ') Siehe Nl. 3> 18 zu sagen den Muth hatte. Ihm schien kein Ausdruck zu heftig, er nannte die Gutsherren sogar Berauber und Mörder der Witwen und Waisen. Bald erscholl seine Rede durch die ganze Christenheit, und bewirkte, daß ein großer Theil der Lasten dem Bauer abgenommen wurde. Im Lause der Zeit gerieth die Nede Urban's II. in Vergessenheit, und man sing wieder an, dem Bauer die Lasten zu erschweren. Als aber in der ?. Hälfte des 13. Iahrhundertes der tapfere und redliche Graf Rudolph von Habs bürg zum Kaiser von Deutschland erwählt worden, bestrebte er sich mit dem größten Eifer, nicht nur dem Fauste rechte zu steuern, sondern auch das schwere Joch der Ditnstbarkeit der Bauern zu erleichtern. Seine Nachkommen thaten das Nämliche. Einige von ihnen verminderten die Anzahl der Nobottage, Andere schafften einen Theil der allzu großen Naturallieserungen ab, und Kaiser Ferdinand 1. entschloß sich, am 7. September 1648 alle Neste der Dienstbarkeit aus seinen Staaten auf immer zu verbannen. L'. «3. Was noth thut. Es gibt eine Kunst dcs Staatsmannes, welche alle die Männer, die seit dem März an die Spitze der politischen Bewegungen kamen, wenig verstanden haben, und deren Mangel nicht den kleinsten Theil der Schuld an all' dem Unheil trägt, das uns seit-her betrossen: die Kunst, befruchtende Ideen in das öffentliche Bewußtseyn zu wer sen, mit denen die gährenden Geister sich erfüllen, mit de-nen sie sich mindestens beschäftigen können. Nenn ein so tiefer Umschwung dcs ganzeil Lebens vor sich gegangen, wie ihn die mildeste, die sanfteste aller Nc-volutionen in den Märztagen bewerkstelligt, cii, Umschwung, der Millionen aus dem Schlamme dcs ma-teriellsten Phaakenthums mit einen» Male auf die volle Höhe der politischen und socialen Bewegung der Gegenwart gestellt hat; da suhlt es das allgemeine Bewußtseyn tief und schmerzlich, wie sein ganzer bisheriger Lebensinhalt ein nichtiger war, und der mächtig erregte Geist dcs Volkes hat den brennenden Drang nach einem würdigeren Gehalte. Das abstracte Pathos, welches die Geister anfangs zur energischen Negation der bisherigen faulen Zustände begeistert, kann den Sturz der letzteren nicht lange überleben. Ist der Negation ihr Recht geworden, ist die trostlose Wirthschaft der Vergangenheit in ihrem Principe gründlich überwunden, so fordert auch die Position das Ihre. Es soll endlich gebaut, es st'll Hand angelegt werden an dem neuen Werke; das ideale kapital der »Errungenschaften« soll in die gang - und greifbare Münze fester Lebensformen und freier Einrichtungen ausgeprägt werden. Man ist es satt, die allgemeinen Formeln und Schl^gwörter nur ewig wiederzukäuen; man will endlich aus dem Felde der Allgemeinheiten auf das Gebiet fruchtbarer Nutzanwendung; man will die Gewißheit erlangen, daß man für mehr als für tönende Phrasen eingestanden ist, daß man nicht ein leeres Nebelbild, sondern eine schöpferische Göttin auf den Altar gesetzt hat. Mit einem Worte, die Geister ringen nach Formen und Gestalten. Dieß ist der A» genblick, welchen die Staatsmänner, die der Um- schwung der Ding? an die Spitze der Geschäfte berufen hat, nicht versäumen dürften, um befruchtende Ideen der Zukunft in die Geister zu werfen, wenn ihnen nicht die Führung und Leitung derselben aus den Händen schlüpfen, und an jene gelangen soll, welche es besser, als sie verstehen — die Geister zu be» schäftigen. Es ist das größte Unglück, wenn ein sol-cher Augenblick Männer zu den obersten Stellen em-portlägt, welche, durch denselben überrascht, da wo sie schnell entschlossen handeln sollten, erst ihr Pro. gramm machen müssen. — Während sie sich besinnen, haben Ändere, welche die D^nge kommen schen, welche sie vielleicht selbst mit vorbereiten, die Führung der Geister längst an sich gerissen; wohin sie diejelben führen, darauf kommt es daher gar nicht an. Sie haben das mächtige Bedürfniß der nach einem Inhalt ihrer Begeisterung, nach einem Ziele ihrer Bewegung zuerst befriedigt, sie sind die erste Liebe der Massen und ihnen folgen sie bald, vertrauensvoll, durch Dick und Dünn. Mögen sich die Männer an der Spitze der Staatsgewalt dann umsehen, wie sie die ihnen einmal entwundenen Zügel wieder erHaschen! Und doch gibt es Augenblicke, wo die Massen, mißleitet von unlauteren Händen oder von ihren eigenen Leidenschaften dahingerissen, an Abgründen anlangen, an denen sie voll Angst und Bangigkeit H^lt machen, irre werden an dem Wege, den sie blshcr verfolgt, an den Führern, denen sie vertrauten, und in einem jener plötzlichen Umschläge des öffentlichen Geistes bereit sind, mit neucn Führer» neue Bahnen einzuschlagen. Dann ist die kostbare Stunde zum zweiten Male gekommen, wo die echten Staatsmänner, die wahren Freunde dcs Volkes herantreten und in die gewitzigten Geister den reinen Samen der Freiheit streuen können. Und die Geister werden ihncn willig folgen, wenn das, was ihncn gebracht wird, nur einigermaßen fruchtbar und lebensfrisch ist. Aber hat man ihnen nichts zubieten, als Allgemeinheiten, läßt man keine Thaten schen, als höchstens Typten der Negation, hüllt nmn sich in das Gchcinmiß ewiger Berathungen, glaubt man der profanen Welt mit dem bloßen Kreisen dcs Berges imponiren und sie hin und wiedcr mit emcm winzigen Mäuslein abspeisen zu können; läßt man nur immcr errathen, und erscheint doch stets plan- und rathlos, kommt nie zu Ende, zerstört, wie Penelope, am Abend das Werk dcs Morgens, um nach Monaten nicht weiter zu seyn, als am Anfange, oder noch weiter zurück als im Anfange — denn die Welt stürmt vorwärts und läßt die Stillstehenden einfam zurück — dann wird man auch die zweit? Stunde verpaßt haben, und wenn es unberufenen Händen abermals gelingen sollte, die schleppenden Zügel der Bewegung zu ergreifen, so klage man doch ein Volk nicht an, das erst gestern aus den Banden unerhörter Verwahrlo-sung losgekommen, leicht einen falschen Propheten für den ersehnten Messias nimmt; wenn doch selbst die Staatsmänner, welche der Reihe nach an's Nude,' gelangten, — sie mögen nun de>, «Weltgeist" in ihr Programm aufnehmen oder nicht — kaum etwas zu thun wissen, als sich dem brandenden Getriebe der geschichtlichen Woge auf gut Glück anzuvertrauen. Die Wissenschaft im (Hegeuhalte zur politischen Grziehung. (Schluß.) HWas haben mithin in den letzten vierzig Jahren Künste und Wissenschaften für die politische Erziehung der Völker gethan? — Ein Blick auf das Phantom in Paris, Frankfurt und Nom, auf den Na^en-Kampf in Oesterreich hingeworfen, und die Antwort liegt auf stacher Hand. Die Philosophie mit ihrem selbstständigen Denken und mit der höchsten für Menschen erreichbaren Erkenntniß von Ideen und Welt; die Logik, mit ihrer Lehre von den Gesetzen des Denkens und dcr richtigen Combination, — beide sind vollkommen und gleich zu-gänglich für die sogenannten ungebildeten Massen, wie für jene, welche mail gewohnt ist, wegen ihrer äußern Stellung »Gelehrte" zu nennen, und welche in man' chen Fällen nicht soviel gesunden und practischen Sinnes besitzen, als der gemeine M.mn am Pfluge. Ich bin der Ansicht, daß, w^nn mail dem Men» schen die g,inz freie Ausübung ihrer Geisteskräfte ge-stattet, keine positive Controlle über Denken, Reden, Schreiben und Erziehung verfügt,— der Geist jenel hohen Wissenschaft sich in dem Denken und Wirkett aller (Skiffen aussprechen werde; aber nicht schnell, son» dern erst nach ein oder zwei Gene-ationen. Denn bei den hundertjährigen Bestrebungen in Europa, die Men-schen wie Schulkinder zu behandeln, darf keine schnelle Erkenntniß poetischer Lebensregcln crw.lttet werden, und von dieser stehen die Pflichten des Einen gegen den Andern und gegen die Gesammtheit der Staats-gemeinde oben an, die künftig um so leichter zu erle» nen und auszuüben seyn dürsten, wenn dcr veraltete »Corporal-Slock" in seiner Autorität vollends sinkt, und Raum macht der eigenen Erkenntniß, welche Achtung geqen Andere gebietet, Nachdem also die Rohheit der Sittt'i, auch unter dei, geringer,« Volkscl^fs"» ausgeholt hat, nachdem die Vormundschaft bcs In-stinctes und dcr Leidenschaft«'" sich kräftig vermindert haben wird, d.im, w!>d hoffentlich die gesunde Ver« nunst eintreten und die rationellen Gesetze der socialen Verhältnisse den Menschen dictiicu. Diplomatie und Gesetzbücher füllen nur die Zwischcnräume aus, und beide können immer nur auf eine Zeitlang gelten, denn der helle Geist dcr Menschen gewinnt immer wiedcr die Oberhand, und die Bedürfnisse derselben verändern sich uon Zeit zu Zeit, und machen Aenderungen in der technischen Organisation nothwendig. Revolutionen mit dem Schwirle in der Hand sind immer nur eine Folge dcr unterdrückten E"t-Wickelung des Geistes, einer Fluth der rohen Phantasie über die Ebbe des nüchternen Verstandes, immer nur bleiben sie eil' Beweis der politischen Unmündigkeit, möge die Wissenschaft auch den Eulminationspunct ihrer Theorie erreicht haben — So zeigt die Geschichte wenige Beispiele von Revolutionen in bloßen Handels-staaten, s.lbst nicht ein Mal in gioßen Seestädten; abermals ein Beweis, daß die Schule der Erfahrung und des praciischen Lebens am besten gegen Verblen-dung und politische Intoleranz sichert. Trieft den l. März l849. Verleger: Iaua' Alois Kleinmayr. — Verantwortlicher Nedacteur: Leopold Aordesch.