I 68267 Vartholdmäus, durch Zolles unl> Ües Apostollschei» Sluhles Znakle Dcfchsf »s« LchLLsch. Allen Gläubigen -er Laibacher Diärese Heil and Segen vom Herrn! ^§ott hat mir durch seine sichtbaren Stellvertreter auf Erden das Amt eines Bischofes in meinem Heimatlande aufgelegt. Bei der Erfüllung dieses Amtes darf ich nie die Worte des heil. Paulus aus den Augen verlieren: „Habet Acht aus euch und die ganze Heerde, in welcher euch der heil. Geist zu Bischöfen gesetzt hat, zu leiten die Kirche Gottes, welche er mit seinem Blute sich erworben hat". (Av°ft.ro, 28.) Die Macht der Bischöfe kommt nicht von Menschen, sondern vom heil. Geiste; darum besteht sie auch nicht in irdischen Gewalterweisungen, wodurch die sterblichen Leiber bewältiget werden, sondern in den Mittheilungen göttlicher Gnaden an jene, welche dieselben zu empfangen bereit sind. Edel und kostbar ist die Heerde, welche die Bischöfe weiden sollen; denn sie ist um einen unschätzbaren Preis erkauft. Gott selbst kam vom Himmel herab, nahm im Leibe der reinsten Jungfrau Maria die menschliche Natur an, und hat durch die Vergießung seines Blutes am Kreuze diese Heerde sich erkauft, erkauft aus der Gewalt des Teufels und des Todes und versetzt in das Reich des Lichtes und in die Freiheit der Kinder Gottes. Diese kostbare und edle Heerde bilden alle jene Menschen, welche an den Sohn Gottes und ihren Erlöser Jesus Christus glauben, auf seinen Namen getauft sind und als lebendige Glieder der von Christus gestifteten Kirche an den von ihr gespendeten Gnadenmitteln theilnehmen. Geliebte in Christo! Ihr seht, wie groß die Sorgfalt eines Bischofes für eine so theuer erkaufte, zu einer so hohen Bestimmung berufene Heerde sein muß! Der Hirt, welchen, die unvernünftigen Schafe, die man heute füttert, um sie morgen zu schlachten und ihr Fleisch zu verzehren, zum Weiden anvertraut werden, wird von seinem Hausherrn hart gestraft und aus dem Dienste entlassen, wenn er ein Schaf verloren hat. Wie viel mehr wird der ewige Gott den geistlichen Hirten zur strengen Rechenschaft ziehen, wenn durch seine Schuld ein Glied der Heerde mit unsterblichen Seelen, zur ewigen Seligkeit durch den Erlösungstod Christi berufen, der Sünde, dem Tode der Seele, und durch die Sünde der ewigen Ver- dammniß verfällt! Geliebte Gläubige! Wenn ihr dieses erwäget, wird es euch klar sein, wie sehr ein Bischof auf die ganze Heerde Acht haben muß, welche zu weiden mit dem Worte Gottes, mit den heiligen Sakramenten, mit einem untadelhaften Lebenswandel ihn der heil. Geist gesetzt hat, für welche er einst vor dem Richterstuhle Jesu Christi, wo Jeder, was er im Leben gewirkt, wird verantworten müssen, Rechenschaft ablegen wird. Mehrmal habe ich im verflossenen Jahre, bald in dieser, bald in jener Kirche, um meiner Pflicht nach¬ zukommen, euch im Namen Jesu Christi gebeten und ermahnet: Höret die Stimme Gottes, so lange es noch Tag ist und ihr euer Heil noch wirken könnet. Verhärtet eure Herzen nicht, damit euch der Tag des Herrn nicht, wie ein Dieb in der Nacht, unvorbereitet überrasche und die ewige Verdammniß die Strafe euerer Verblendung sei; versöhnet euch mit Gott, so lange er euch Zeit und Mittel znr Buße anbietet. Ihr habt meine Bitten und Ermahnungen mit Bereitwilligkeit ausgenommen, ob auch zu euerm Nutzen und Seelenheilc, das weiß nur Gott und ihr selbst. Euer Gewissen kann euch darüber ein gültiges Zeugniß ablegen. Prüfet euch nach den Worten des Apostels Jakob: Seid Thäter des Wortes, nicht bloß Zuhörer, euch selbst täuschend. Wer im Gesetze ver¬ harrt, nicht ein vergeßlicher Zuhörer, sondern ein Vollbringer des guten Werkes, der wird in seiner That selig sein. (Jac. I, 22. 2S.) Wieder nahet die heilige Zeit, die uns ganz besonders anffordert, an das große Elend zu denken, dem wir durch unsere Schuld anheimgesallen sind, aus den hohen Preis unser Augenmerk zu richten, um den wir aus dem verdienten Unglücke befreit worden sind, nns der herrlichen Bestimmung zu erinnern, zu der wir Alle durch die unendliche Barmherzigkeit Gottes berufen sind. Sünder waren wir alle von Geburt an, Kinder des göttlichen Zornes von Natur aus, Jesus Christus, der Sohn Gottes hat für uns gelitten, sein Blut am Kreuze für uns vergossen, er ist auch von den Tobten auferstanden, damit wir durch seine Verdienste gereiniget werden von unserer Schuld und das Erbschaftsrecht des ewigen Lebens erlangen, damit wir Frieden haben mit Gott. So lange wir auf Erden leben, bedürfen wir alle Tage der leiblichen Nahrung, um die Kraft zur Verrichtung der Erdenarbeit zu erlangen; so bedürfen wir auch alle Tage der Seelennahrung, damit wir das Leben in Gott bewahren. Das Brod für das leibliche Leben gibt uns die Erde, die wir jedes Jahr neuerdings im Schweiße unseres Angesichtes bearbeiten müssen. Das Brod unserer Seele kommt vom Himmel, Jesus Christus in seinem Worte und in seinen Sakramenten. Auch dieses Brodes bedürfen wir alle Tage unseres Lebens; darum werden wir in den kirchlichen Festzeiten jedes Jahr neuerdings an die Geheimnisse unserer Erlösung und unserer himmlischen Bestimmung erinnert, damit unsere geistige Kraft sich erneuere, zunehme, und das Ebenbild Gottes in nns von Tag zu Tag herrlicher ausgebildet werde. Wie wünschte ich während der schönen Fastenzeit, als der Vorbereitungszeit zur würdigen Feier der Auferstehung Christi, in allen euern Kirchen euch zurufen zu können: Zerreißet euere Herzen und nicht euere Kleiber; bekehret euch zum Herrn, so lange seine Arme noch ausgebreitet sind, euch als seine reuigen Söhne in Gnaden aufzunehmen; wie wünschte ich mit der Kraft eines heil. Paulus euch zu ermahnen: Suchet bas, was oben, wo Christus ist zur Rechten Gottes sitzend; was oben ist, dem sinnet nach, nicht dem, was auf Erden ist; wie wünschte ich mit der Liebe eines heil. Johannes euch zu bitten: Kindlein! Liebet nicht die Welt, noch was in der Welt ist. Wenn Jemand die Welt liebt, in dem ist die Liebe Gottes nicht. Wer den Willen Gottes thut, der bleibt in Ewigkeit. Wie wünschte ich mit Engelzungen zu euch sprechen zu können, mit aller Kraft des heil. Geistes erfüllt, euch wie ein Elias aus dem Sündenschlase aufzuwecken, wenn ihr so unglücklich seid darin versunken zu sein, euch zu stärken mit der Kraft von oben, wenn euere Seelen den Muth verlieren, euch in der Beharrlichkeit zu festigen, wenn ihr bisher den engen Weg zum Leben wandeltet. Das sind die Wünsche meines Herzens, aber diese meine Wünsche müssen unerfüllt bleiben. Nur im Geiste kann ich überall bei euch sein, dem Leibe nach werde ich von euch abwesend sein. In meinen Gebeten werde ich euch alle dem Vater unser Aller täglich anempfehlen, damit wir alle immerdar bis ans Ende verharren in der Liebe Christi durch die Gnade des heil. Geistes. Doch es ist für euch, Geliebte in Christo! kein Verlust, wenn auch ich persönlich in der bevorstehenden heil. Fastenzeit euch im Namen Gottes nicht bitten und ermuntern kann: vor Allein das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit zu suchen, weil euch dann gewiß alles übrige zugegeben wird. Ihr habt ja immer bei euch eifrige und fromme Priester, Stellvertreter eueres Bischofes, seine Mithirten beim Weiden der Kirche Christi, seine Mitarbeiter an euerer Heiligung. Auch von diesen eueren geistlichen Führern gilt das Wort unseres Heilandes: „Wer euch höret, der höret mich, wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, welcher mich gesandt hat". Ich werde daher nur Gott bitten, daß ihr euere geistlichen Hirten mit Andacht und Liebe anhöret, ihre Worte eueren Herzen tief einpräget und alle euere Handlungen darnach einrichtet. Wie sehr werdet ihr dann glücklich zu preisen sein; denn der Friede Gottes wird in eueren Herzen wohnen und euer Leben schöner und lieblicher machen, als irgend ein irdischer Besitz dieß zu bewirken vermag. Der heil. Au¬ gustin sagt wohl mit allem Rechte: Der Friede ist ein solches Gut, daß wir unter den irdischen und vergänglichen Dingen nichts angenehmeres, nichts wünschenswertheres, nichts besseres finden als den Frieden. Wie sehr fürchtet ihr vor dem Kriege , welcher euere Söhne aus eueren Familien wegrafft, euch mit drückenden Gaben belastet, euere Felder verwüstet, euere Häuser niederbrennt und das Lebensglück von Tausenden vernichtet! Deshalb bitten wir Gott in unseren öffentlichen Gebeten, daß er uns von der Pest, dem Hunger und dem Kriege erlösen wolle. Niemand zieht den Schmerz der Freude vor, so liebt auch Jeder den Frieden; auch derjenige, welcher den Krieg beginnt, thut es nur um des gehofften Sieges willen, damit er zu einem ruhmreichen Frieden gelange. Es ist unnöthig den Menschen die Wohlthat des Friedens anzupreisen; sie lieben, sie wünschen den Frieden; nur darüber bedürfen die Menschen einer Belehrung, welchen Frieden sie suchen sollen und wo sie den wahren Frieden finden können. Wären wir bloß für das irdische Leben erschaffen, so würden wir gleich den Thieren nur jenen Frieden suchen, dessen der Körper bedarf, nämlich gesunde Glieder, zusagende jSpeise und Trank, erquickenden Schlaf und die freie Bewegung auf dem Erdboden. Es gibt wohl Menschen, welche nur diesen niedrigen Frieden kennen und verlangen. Wir ersehen indessen schon daraus, daß dieser thierische Friede nicht das höchste Gut der Menschen sein kann, daß auch dieser Friede von Niemandem besessen werden könnte, wenn alle Menschen nur nach diesem Frieden strebten; denn wer würde arbeiten? wer seines Besitzes sicher sein? wer sein Leben vor wilder Gewalr geschützt wissen? Einer müßte vor dem andern fürchten, einer vor dem andern sich zu schützen suchen, und durch diese wechselseitige Angst und gegenseitige Vorsicht würde alle Ruhe des Lebens verloren gehen. Wir wären in einem Zustande, in dem sich eine Heerde Schafe befindet, welche ringsum von reißenden Löwen umgeben ist. Der niedrige, den Thieren eigene Friede ist ohne einen höheren Frieden für die Menschen nicht möglich. Es gibr aber auch nur sebr wenige Menschen, welche sich nur mit diesem niedrigen Frieden begnügen, sie fühlen, daß sie eine vernünftige Seele haben, welche eine edlere Speise braucht, als womit der vergängliche Leib gesättigt und ernährt wird. Die Seele strebt nach Erkenntniß, sie will zur Kenntniß der Wahrheit gelangen, sie will das Rechte, das Gute, das Geziemende ergreifen, das Gute, Rechte und Wahre im Leben verwirklicht sehen, sich seines Besitzes freuen, sie kann nur in der Liebe zum Guten, Rechten und Wahren ihre Ruhe finden, und das ist der höhere Friede, dessen Besitz die Menschen in der That glücklich macht. Der Friede der vernünftigen Seele besteht darin, daß sie die Wahrheit erkennt und der Wahrheit gemäß hanvelt. Doch wie kommt die menschliche Seele zur Erkenntniß der Wahrheit? Wir wissen ja aus unserer all¬ täglichen Erfahrung, daß wir aus uns selbst nur Finsterniß und Unwissenheit sind. Wenn die Kinder von den Erwachsenen jene Dinge nicht lernen würden, die sie fürs Leben brauchen, so würden sie immer unverständige Kinder bleiben, wenn sie auch das hundertste Lebensjahr erreichten. Noch schlimmer steht es mit dem Thun und Handeln nach der erkannten Wahrheit. Wie mancher muß vor sich selbst das Bekenntniß ablegen, daß seine Thaten schlecht sind, daß sie Tadel und Strafe verdienen, und doch muß er wieder vor sich selbst gestehen, daß er nicht die Kraft habe, von seinen Sünden abzulassen. Wo Finsterniß der Seele herrscht, wo die Sünde ihre Macht ausübt, dort kann es für die vernünftige Seele keinen wahren Frieden geben. Woher kommt also der wahre Friede für den Menschen? Wo ist der Meister, der uns in die Wahrheit einführt? Wo ist der Lehrer, der in unsere natürliche Finsterniß das erwünschte Licht hereinbringt? Wo ist der Gnadenquell, welcher unserer Seele die Kraft zur Ausübung, zum Vollbringen des Guten gewähret? Menschen können einander diese Hilfe nicht leisten, weil sie alle zuerst selbst lernen müssen, ehe sie das Lehramt für andere übernehmen können. Der Blinde kann dem Blinden nicht zum Hellsehen verhelfen. Wenn der Blinde den Blinden führt, so fallen beide in die Grube. Der Lahme kann Niemanden im Schnelllaufen einüben. Wir bedürfen daher eines göttlichen Lehramtes, um mit voller Sicherheit zu folgen, einer göttlichen Unterstützung, um gern und frei zu folgen. Der wahre Friede, durch den sich die menschliche Seele recht beglückt findet, kann nur vom Himmel kommen. In der That kam auch der Spender des wahren Friedens vom Himmel. Dieser ist Jesus Christus, den schon die Pro¬ pheten vor seiner Ankunft als den Friedensfürsten voraus verkündet haben. Bei seiner Geburt im Stalle zu Bethlehem haben die Engel gesungen: Friede den Menschen eines guten Willens, und als dieser göttliche Friedens- fpender in den schmerzlichen Kreuzestod hinzugehen im Begriffe war, sprach er zu seinen Jüngern und in ihrer Person allen künftigen Gläubigen: Meinen Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch, unv nach feiner Auferstehung, als er seinen Jüngern erschien, lautete sein Gruß wieder: Friede sei mit euch! Was ist das für ein Friede, der so viele Jahrhunderte vor dem Erscheinen seines Urhebers verkündet, der bei seiner Geburt von himmlischen Geistern gefeiert wird, den der Gottmensch mir seinem Blute unv Tode besiegelt, den er nach seiner Auferstehung als die erste Mittheilung seiner Herrlichkeit, als die Frucht seines wunderbaren Sieges über Tod und Sünde, den Menschen zum Geschenke macht? Was ist dieser Friede? Worin besteht dieser Friede? Der heil. Augustin sagt: Der Friede ist die Ruhe der vollkommen hergestellten Ordnung. Laßt uns diese Worte eines großen Kirchenvaters etwas genauer überlegen. Kehre Jeder von euch den Blick in sein eigenes Haus. In jedem Hause ist ein Hausherr nothwendig, der die Arbeit anordnet, unter die Hausmit¬ glieder vertheilt, auf ihre Verrichtung Acht gibt, den Trägen anspornt, den Zweifelnden belehrt und zurcchtweiset. Wenn der Hausherr ein weiser, wohlwollender, Alles genau übersehender Mann ist, wenn alle Mitglieder des Hauses ibn achten, ihm vertrauen, seinen Willen genau vollziehen, so besteht das Haus gut. Es wird für alle Bedürfnisse hinlänglich gesorgt, Niemand wird vernachläßigt, Niemand mit Arbeit überladen, Keiner hindert den Andern, es ist im Hause kein Zank, kein Streit, wohl aber Zufriedenheit und froher Sinn. Alles ist in der besten Ordnung und vermöge dieser Ordnung Ruhe, und diese aus der Ordnung hervorgehende Ruhe bei aller Thätigkeit der einzelnen Familienglieder ist der wahre Friede, in dem das Glück des Hauses besteht. Nun seht und überdenket, daß wir Menschen alle Kinder eines großen Hauses sind, welches hier die Welt heißr, dort aber der Himmel genannt wird. Dieses theils sichtbaren, theils unsichtbaren Hauses Schöpfer und Herr ist der all¬ mächtige, der allliebende Gott, der seine unzählbaren Gaben verschieden ausgetheilt hat; dem Einen gab er fünf Talente, dem Andern zwei, noch einem Andern nur ein Talent, damit jeder nach dem Maße der ihm anver¬ trauten Gaben durch den eigenen Fleiß den entsprechenden Gewinn mache und somit zur Verherrlichung seines ewigen Herrn beitrage. Der unendliche Hausherr ist weise und gütig und hat alles wohl angeordnet. Wir ver¬ nünftigen Geschöpfe sind durch die uns mitgetheilte Vernunft und durch die von ihm uns kundgemachte Belehrung im Stande, den guten und weisen Hausvater zu erkennen und seinen Willen zu verstehen. Was gibt es nun geziemenderes, als daß wir uns dem allliebenden Hausvater gerne unterordnen, ihn als unser höchstes Gut aner¬ kennen, seinen Willen überall und allezeit zu erfüllen uns beeifern und durch dieses Benehmen einer wohlge¬ ordneten Familie gleichen? Daß der Schöpfer herrsche und das Geschöpf gehorche , werdet ihr doch ganz geziemend finden. Darin besteht die Ordnung und in dieser Ordnung der Friede, den Jesus Christus uns verdient und ge¬ schenkt hat. Mit diesem Frieden hat Gott den ersten Menschen im Paradiese erschaffen. Weil jedoch Adam seinem Schöpfer nicht gehorchen, sondern ihm gleich sein wollte, so hat er die rechte Ordnung gestört und hiemit für sich und seine Nachkommen den Frieden verloren. Wie wenig Frieden seitdem auf der Welt zu finden ist, das lesen wir in allen Büchern, das erfahren wie alle Tage in unserem Leben. Ze mehr wir uns in unfern Gedanken erheben, von Gott und seinem Gesetze losmachen, desto weniger haben wir Frieden. Die Menschen können sich wahren Frieden nicht geben, ja nicht einmal jenen Frieden, der durch den Krieg gestört wird, sind wir im Stande gut zu benützen; denn gewöhnlich pflegt in Friedenszeiten die Sünde eine solche Macht und Ausdehnung zu gewinnen, daß der Krieg und alle mit dem Kriege hereinbrechenden Leiden als ein nothwendiges Besserungsmittel über die verdorbenen Menschen kommen müssen. Die Welt kann also den wahren Frieden nicht geben. Darum ist der Sohn Gottes Mensch geworden, damit er den Menschen in seiner Person den wahren Frieden vorn Himmel brächte. In Jesus Christus ist uns Gott und sein heiliger Wille sichtbar und hörbar geworden. Wer den Sohn kennt, der kennt auch den Vater. Wer mich sieht, sprach der Heiland, der sieht auch den Vater, denn ich bin im Vater und der Vater ist in mir. Christi Lehre machte unfern ver¬ finsterten Geist mit dem Willen des Vaters bekannt und sein Leben gab uns das vollendeteste Vorbild des Gehorsams gegen den Vater; sein Leben, Leiden und Sterben hat uns auch jene Gnaden verdient, die uns die Kraft verleihen, den Willen Gottes allezeit zu vollziehen. Sv hat Christus alles geleistet, um die rechte Ordnung herzustellen, daß nämlich der Schöpfer herrsche, das Geschöpf gehorche, und dadurch alles zur Ruhe und hiemit zum wahren Frieden gelange. Unser Erlöser hatte im vollsten Maße diesen Frieden in sich, denn er war Eins mit seinem Vater, seine Speise war dieß, den Willen seines Vaters zu thun; deswegen kam er aus die Welt und nahm die mensch¬ liche Natur an, darum sagte er auch zu den Jüngern: Meinen Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich, nicht wie die Welt ihn gibt. Die Welt hat den Frieden nur aus der Zunge; weil sie für sich selbst Gott sein will und ihren irdischen, sündhaften Gelüsten nachgeht, den Willen Gottes nicht kennt, auch nicht kennen will, so hat sie den wahren Frieden nicht und kann ihn daher auch nicht geben. Unser Heiland hatte aber den wahren Frieden in sich; deshalb sagte er nicht bloß: Den Frieden gebe ich, sondern: meinen Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich, den Frieden nämlich, welcher darin besteht, baß ihr eueren Willen in allen Dingen vollkommen Gott unterwerfet, mit aller Innigkeit, in aller Wahrheit aus dem tiefsten Herzen sprechet: Vater! dein Wille geschehe! Wir werden aber niemals in aller Wahrheit sagen: Vater, dein Wille geschehe, wenn wir nicht mit unserem Erlöser so geeinet sind, daß er in uns lebt und wir in ihm, was nur durch den lebendigen Glauben zu Stande kommt. Darum sagt der h. Augustin recht gut: Der Friede, den uns Christus brachte, ist der durch den Glauben unter dem ewigen Gesetze wohlgeordnete Gehorsam. Der wohlgeordnete Gehorsam ist vollständig, ist unverän¬ derlich, macht keine Ausnahmen, thut nichts mit Unlust, sondern alles mit Freude ; nichts stört seine Ruhe, keine Versuchung, keine Drangsal, keine Weltluft, denn er ist in der Kraft des Herrn gegründet; er kennt kein Gut als nur den Herrn; und dieser Friede, dieser Gehorsam ist nach dem Ausspruche des heil. Augustin die Ordnung der Liebe, die in allen Dingen den Herrn sucht, den Herrn auch findet und weil immer mit dem Höchsten ver¬ einigt nie unglücklich sein kann, denn ihr wahres Unglück wäre nur der Verlust des Höchsten; diesen aber kann der Liebe kein Geschöpf rauben, darum auch kein geschöpflicher Zufall ihren Frieden stören. Dieser Friede, weil die Ordnung der Liebe, ist auch das Reich Gottes im irdischen Leben, um dessen Ankunft wir alle Tage bitten: Zukomme uns dein Reich; dieser Friede ist auch die volle Gerechtigkeit, weil durch den Gehorsam gegen den Willen Gottes die Gerechtigkeit erworben wird. Geliebte in Christo! Wollte Gott, daß dieser Friede Christi immer in eueren Herzen herrschen möchte! Welche innere Freude würdet ihr ohne Aushören in euch finden und daher euch nie auf Irrwege verleiten lassen, wo ihr nur Noth und Schmerzen antreffet! Recht gut sagt der heil. Augustin: Wer den Frieden in seinem Herzen nicht besitzt, kann kein Vergnügen an der Beschäftigung, an dem Umgänge mit sich selbst finden. Die Begierden und Leidenschaften treiben ihn fort und fort in die Zerstreuungen, Albernheiten, Ausschweifungen und Unordnungen der äußern Welt, weil er in sich selbst nichts Edles, nichts Wahres, nichts Befriedigendes findet. Des Sünders Glück ist die Selbftbetäubung. Ach du falsche Glückseligkeit! du bist das wahre Elend. Es ist eine große Verblendung, einen unvertilgbaren Trieb nach Glückseligkeit in sich zu empfinden, den Weg zum wahren Glück ganz nahe vor Augen zu haben, und doch auf den Pfaden der Sünde das Glück zu suchen, wo man ein sicheres Elend findet. In der Thorheit ist keine Weisheit, im Tode kein Leben. Der du ein Miterbe Christi bist, wie kannst du dich freuen, einen Genossen des Thieres dich zu erweisen! Den Frieden Christi sollen wir durch unser ganzes Leben suchen, den Frieden Christi in uns immer mehr befestigen und vervollkommnen; denn wir dürfen nie vergessen, daß Christus, unser Vorbild, leiden mußte, um in die Herrlichkeit seines Vaters einzu¬ gehen. Wer in Wahrheit Christi Jünger ist, der wandelt in seinen Fußstapfen, er schmeichelt sich nicht, den Frieden Christi ohne beständigen Kampf mit der in seinem sterblichen Leibe wohnenden Sünde, also ohne Selbst- verläugnung im irdischen Leben besitzen zu können. Den Frieden ohne allen innern Kampf werden wir in der ewigen Seligkeit genießen. Hier müssen wir immer sagen: „Gepriesen sei der Herr, der mich zu kämpfen gelehrt hat". (Ps. i4g, i.) Die Engel verkündeten den Frieden bei der Geburt unseres Heilandes, obgleich er bei der Geburt den Leidensweg auf den Kalvarienberg hin antrat, und als der Erlöser nach seiner Auferstehung wieder den Jüngern seinen Frieden anbot, zeigte er ihnen seine von Nägeln durchbohrten Hände und Füsse und wies aus seine von einer Lanze durchstochene Seite hin, dabei sprach er zugleich die merkwürdigen Worte: „Wie mich der Vater ge¬ sandt hat, so sende ich euch". Die durchbohrten Hände zeigten recht deutlich, daß der himmlische Vater seinen eingebornen Sohn darum in die Welt gesandt hat, daß er für die Sünden der Welt leide und sterbe. Liebe Christen! Laßt uns diese Wahrheit nie vergessen. Unser Heiland war von aller Sünde vollkommen rein. Er litt für fremde Sünden. Die Liebe zu uns hat ihn verwundet. Wie viel mehr müssen wir, die wir alle Sünder sind, hier auf Erden zum Leiden bereit sein! Je freudiger wir die Leiden dieser Welt bestehen, desto größer wird der Friede in uns, weil wir dadurch unserm Heilande ähnlicher werden. In allen Lebenskämpfen dürfen wir ja die Versicherung haben, daß Gott unfern Kampf sieht, daß er uns beisteht, daß er unfern Sieg krönen will. Darum laßt uns Vertrauen haben und im Kampfe nie ermatten, nie den Muth verlieren. Christus ist nach dem Leiden vom Tode herrlich auferstanden und sitzt nun zur Rechten seines Vaters in der himmlischen Herrlichkeit. Auch wir werden dahin kommen, wenn wir unserem Erlöser treu nachfolgen. Darum laßt uns Vertrauen haben und die Welt überwinden; dann wird unseres seligen Friedens kein Ende sein. Diese Gesinnung sei unsere Vor¬ bereitung für die Osterfeiertage auf Erden, noch mehr für den großen Ostertag in der Ewigkeit. Bleiben wir demnach treue und gehorsame Kinder der Kirche Christi, halten wir gewissenhaft ihre Gebote, die den Liebenden nicht schwer find. Laßt uns also auch das Faftengebot gewissenhaft befolgen. Vermöge der mir vom heil. Vater gegebenen Vollmacht darf ich auch für dieses Jahr an allen Samstagen mit Ausnahme der Quatembersamstage und der Samstage in der vierzigtägigen Fastenzeit jenen Katholiken den Genuß der Fleischspeisen gestatten, die ein Bedürfniß darnach haben. Eigentliche Fastentage mit einmaliger Sättigung sind: 1. Alle Tage in der vierzigtägigcn Fastenzeit mit Ausnahme der Sonntage. 2. Die Mittwochen und Freitage im Advente. 3. Die Mittwochen, Freitage und Samstage in der Ouatemberzeit. 4. Die Vortage vor dem Pfingstsonntage, vor dem Feste des heil. Petrus und Paulus, Maria Himmelfahrt Allerheiligen, Maria Empsängniß, der Geburt Christi. Jene Tage, an denen Fleischspeisen nicht gestattet sind, sind: 1. Alle Freitage im Jahre. 2. Die Samstage in der vierzigkägigen Fastenzeit. 3. Die obbenannten .Quatembertage, die Vortage der obbezeichneten Feste, die Aschermittwoche und der Grün¬ donnerstag. Jene Gläubige, welche in der vierzigtägigen Fastenzeit mit Ausnahme der Ascher- und Quatembermittwoche, dann der Freitage und Samstage und der letzten drei Tage in der Charwoche, an welchen der Genuß der Fleischspeisen nicht erlaubt ist, Fleischspeisen genießen, sollen alle diese Tage drei Vater unser, mit Ave Maria beten oder ein ihrem Vermögen entsprechendes Almosen geben. Wenn ein Kranker oder sonst in besondern Zuständen Lebender einer besondern, hier nicht bezeichneten Dispens bedarf, so suche er solche bei seinem Pfarrer oder Beichtvater nach, welche hiemit zur Ertheilung der¬ selben ermächtigt werden. Laibach am 24. Oänner 1863. Gedruckt bei Josef BlaSnik in Laibach.