Nro. 27. Freytag den 2. Henm. 179^. Inlandische Nachrichten. Mien den 26. Nrachm. Bey der seiti einiger Zeit anhaltenden Dürre, und au-! jßerordenrlichen Warme, ist vorgestern Morgens um 2 Uhr ein heftiges Unge-witter über diese Stadt ausgebrochen. Üm 5. Uhr fiel der Strahl i:l ein Haus der. Ungergasse durch den Rauchfang , und traf «ine Ma^o, die eben am Herde Feuer wachte, und von dem Strahle sogleich ge-tödtet wurde. Gleich darauf fiel ein zweyter Strahl tn derselben Gaffe in den Saal der Veterinalschule, zog sich aus demselben ohne Schaden , über die Gaffe, in eines der zmlächst stehenden Häuser, im dorttgen Mayerhofe des Kardinal - Erz-bischofts , und zündete das Dach , welches gan; von den Flam nen verzehrt wurde. Sonst ist kein Schade geschehen. Da bisher von den Ungarischen Landtagsverhandlungen noch kein Tagebuch im Druck erschienen ist, so kann noch keine Nachricht davon geliefert werden. In die- ser Woche ist keine Siumg gehalten worden; sondern die Stande haben sich nur nach ihren Kreisen versammelt, und arbeiten durch Ausschüsse die Punkte aus, die bey der nächsten Sizung untersucht werden sollen. Se. königl. Maj. haben durch ein Hofdekret vom 8. d., den Fürstbischof v. Breslau, Philipp Gotthard Gr. v. Schaf-gotsch, in den völligen und freyen Besiz seiner in dem diesseitigen Antheile von Schlesien gelegenen, und im I. 1786. in Administration genommenen Güter und Gerechtsamen wieder ein,«setzen, und zu befehlen geruhet, daß ihm die von der vorigen Administrazion gelegten Rechnungen zugestellt werden sollten. Man schreibt aus dem in dem Für-stenthum Neisse gelegenen bischöflichen Re-sldenMte Iohannesderg, diese Nachricht von Sr. Maj. Huld - und Gerechtigkeit gegen den Hrn. Fürstbischof, haben die ganze Stadt in Freude versetzet. Haufen-! weis , heißt es / sah man das Volk durch ! die Stadt, und von da nach den fürstbi-schösticheu Schlosse sich drangen, um seine Antheilnehmung zu zeigen. Alles schrie: ,,Es lebe unser gerechter König! Es lebe die Königinn! Es lebe die ganze kömgl. Familie!" Der Hr. Fürstbischof ließ' hierauf ein feyerliches Te Deum absutgen,^ imd die bey Sr. Maj. Thronbesteigung! abgehaltenen öffentlichen Gebethe für Se«! Maj., und Allerhöchstdero königl. Fami-!> lie, Erhaltung und Wohlergehen, erneu-! ern, theilte auch noch denselben Tag diese ^ Nachricht seinem Domkapitel zu Vreslau nüt. Der kleine Unglückssireich bey Gior^ gievo wird natürlich von der Pforte in^ koloßischer Gestalt vorgestellet werden :! und so unbedeutend er für das ganze selbst, ist, so werden doch die Freunde der Pforte Stof darin finden / die politische Baßgeige um einen Ton hoher zu stimmen. Indessen geht heut die Nede, daA Prinz Koburg diese Scharte durch einen^ unvermutheten Kriegssireich ganz wieder, ausgewezet habe, welches aber noch Be- ^ stattigung bedarf. Luxemburg vom 5. Rrachm. In der-Nacht auf den zo. May wurden zuVrü-ßel 153. Personen in Verhaft genommen,! unter dem Vorwande, daß sie sich- vereiniget hatten, bey Gelegenheit emer Prozeßion die Glieder des Kongresses zu ermorden. Hier sieht man, wie weit es mit der Belgischen Freyheit und Eintracht gekommen ist: Bürger werden einander erwürgen, und werden zuletzt Mißtrauen, Haß und Feindschaft und die bereits Herr« schende Verwirrung aufs höchste treiben, so, daß man nicht wissen wird, wo man Schutz und Hülfe suchen soll. Die Uneinigkeiten unter dcn Belgiern )aben einen hohen Grad erreicht, und sie »nid in Partheyen getheilt. Alle Schrif-'en , die den General van der Mersch verteidigen , werden unterdrückt, und hingegen die Schmähschriften auf ihn öffentlich vcrbreiret. Itzt sollen sich einige iQQQ Flammander verschworen haben, ihn auf freyen Fuß zu setzen, es koste, was es wolle. Wird dieses Vorhabm wirklich ausgeführt, so haben wir einen blutigen Auftritt zu befürchten; allein die Freunde des Generals besorgen, daß seiner Rettung die Anstalten mit Gift zuvor« kommen werden. Der Herzog von Ursel hat in Brü-ßel ein Plakat anschlagen lassen, worin er demjenigen 1000 Gulden verspricht, der ihn der mindesten Verratherey überzeugen kann. Aber diese Kundmachung wurde von den Anhangern des van der Noot abgerissen. Auch Leute unter uns sind sehr begierig zu seh?n, wie lange dieser Advokat den Prozeß / den er angezettelt hat, fortsetzen, und wie lange man sein Bildniß roie in einem Triumphe, welches itzt geschieht, herum tragen wird. Viele andere Mitbürger müssen wegen der Folgen nicht so ruhig seyn, weil sie dieses schöne Land verlassen. Der Befehlshaber der Insurgenten, General Schönfeld, soll den Muth bereits smken lassen , weil unter den Belgischen Truppen Schrecken und Ungehorsam über Hand genomnen haben. L