Ni-0. XXXlV. lange Deutschland durch Polen und Kurland oom russischen Reiche getrennt war, hatle daö Studium der russischen Sprache für dcn Deutschen wohl weniger Interesse, als es jetzt haben dürste, nachdem durch die Biomembra-tion des großen polnischen Staatsköivers, die Grenzen von Preussen und Rußland unmittel-bar an einander gerückt worden sin>. Die russ. Herrschaft erstreckt sich nun üdcr den deutschen Boden weiter herein, die preussisch deutsche Herrschaft aber edcn so weit, ja noch viel wei-lcr über den slavischen Boden kinaus. Wenn gleich das wechselseitige Verkehr zwischen bey.-den Nationen dadurch sehr erleichtert ist, daß die deutsche Sprache in einigrn der altern und neuern Provinzen des russischen Reichs, wenigstens unter den, gebildeten» Theil der Einwohner, die herrschende ist und noch lange bleiben wird, so scheint doch zur Erlirnunc der russischen Sprach', für den D(ms>l?en jlhl mehr als eine Auffo»d^ n^ vorhanden zu seyn« B.e Selbständigkeit;.->ehrel er einst machtigen slavischen Reiche ist zu Grunde gegangen; — deutsche Fürsten haben sich diescld:n z^ßten Theils unterwürfig gemacht; nur Rußland steht noch als Macht der ersten Größe in seiner uüvrünq-lich slavischen Bedeutsamkeit da. Dieß, und die «cuen staatsrechtlichen Verhältnisse zwischen Deutschland und Rußland; die große Theils nähme, welche letzteres gegenwärtig an dcm Gange der innern Angelegenheiten Deutschlands und unsers ganzen Welnheils bezeigt; die schönen Aussichten, die Rußland unter seinem jetzigen Beherrscher für die Ausbreitung der Cultur des Menschengeschlechts, sogar bis in die 'Gegenden hin darbiethet, worin wir bishe» bloße unwirthbarc Vcrbannungsorte, und die Wohnsitze von Wilden zu sehen gewohnt wa^ ren; endlich die so vielen Deutschen zu Thei! gewordene ehrenvolle Aufforderung, zu diesem Zn-eckc als Volkslehrer mirzuwirken.- —> das alles sind Umstände, dir wohl geeignet seyn mögen, unter uns Deutschen ein allZeiucmes Interesse für das Studium der russischen Sprache und Literatur zu wecken, um auck dadurch den längst erworbenen Ruhm zu behaupten, daß wir in Ansehung der Kenntniß fremder Sprachen, allen andeln Völkern Curopci.s den Raug ab, laufen. Wer würde einst bey den Römern Glauben gefunden hcwen, nnnn er in prophetischem Geiste oorauöve.kündigt hatte, daß die Bewohner Ger-U'.amelis, die Tactius als Bardaren schilderte, d:n'ch große m'.d wichtige Entdeckungen in allen Fächern des menschlichen Wissens, sich vor it> ren eigenen Abkömmlingen ausz'icht'.cn, und solche weit hinter slch lassen würden? Wer bürgt uns dafür, daß unsre nordische,, Nachbarn uns einst nicht auch überflügeln? Oder wer will eS für eine Unmöglichkeit halten, daß die russisch» Sprache nach einigen Zeitaltern eben so die Hof« und Modesprache seyn werde, wie es die Italienische, Spanische, Französische und Englische hie n«d da einc kürzere oder lai'gcrc Zeit lang gewesen ist°? Wcnn gleich dcßwcgen, weil sie eine von der allgemeinen Cultursprachc (der Lateinischen) gar zu verschiedene Ursprache ist, und der Lehrling bey ihrer Erlcrnnng lange nicht die« selben Hülssmittel hat, dic cr bey dem Studium der obengenanmen c.us dem Lateinischen entsprossenen Mundarten findet — wcnn gleich, sage ich, darum zu bezweifeln seyn mag, daß sie den Grad von Allgemeinheit und Bcli^lhett sich je erwerben werde, den dic Französische sick erworben hat, so macht cs doch dic ungeheure Ausdehnung des russischen Reichs, das sich ostwärts um den halben Erdkreis herum erstreckt, wohl mehr als wahrscheinlich, daß die russische Sprache, in Rücksicht ihrer all^emeinern Verbreitung, dereinst noch vor allen andern Spra-chcn dcs Erdbodens den Ponang behaupten werde. Alles, was die Ausländer vom russ. Reiche wissen, haben sie größten Tbcls den Untersuchungen der Dculschcn zu verdanken. Der Geist . der Industrie, der in frühern Zeiten die Deutschen vorzugsweise vor allen andern Nationen beseelte, hat, so wie in all? Theile der Welt, lvo sie^rwerb sich verschaffen konnten, also auch nach Rußland von je hcr Deutsche aller Klassen geführt; und der unerschütterliche Muth, die Unvcrdrossenheit, die Treue, die Schlichtheit, die Genügsamkeit, die Selbstverläugnung, die Echo« nung der Nationalvorurtheile, die der Deutsche, außer manchen andern guten Eigenschaften, bey den fremden Völkern, unter denen er lebte, an den Tag zu legen pflegte, habcn ihm auch in Rußland schon von frühern Zeiten an eine vorzüglich günstige Aufnahme bewirkt. Peter der Große schien cs bereits wohl erkannt zu habcn, wie sehr die Deutschen ihm bey der Umbildung seines unermeßlichen Staats hülsreich werden könnten: und obwohl cr durch dcn von dcn Schweden errungenen Besitz einiger deutschen Provinzen, eine beträchtliche Zahl von Deutschen zu Unterthanen bekam, so rief er doch noch einc große Menge dieser Auslander in sein Reich. Alle seine Nachfolger und Nachfolgerinnen traten mehr oder weniger in seine Füßsta-vfen, und obwohl yicrbey etwas auf Rechnung der ehelichen Verbindungen derselben mit deutschen Prinze-i oder Prinzessinnen, und auf die Vorliebe, welche diese für ihre Landslcute heg« len, geschrieben werden muß, so möchte doch mcht zu läugncu seyn, daß die Anerkennung des Werths des deutschen Nalionalcharactcrs, für dic aus eigenem Antrieb oder nach vorgangiger Einladung nach Rußland gekommenen Deut» schen, dic sicherste Empfehlung gewesen sey. Selbst an der Ausbildung der höhern Klassen des rassischen Volks habcn diese Fremdlinge ei« nen vorzüglichen Antheil gehabt, indem der männliche Theil dcs russischen Adels deutschen Er-ziehern im Ganzen eben s? vorzugsweise anvertraut wur>>r, als der weibliche Tdeil -desiel« ben unter der Pflege franz. Gouvernanten auf« wuchs. Bey g^inger Aufmerksamkeit anf den G.'luus dcr russischen Sprache uud Literatur, ist dlcscr,Einfluß durchaus nicht zu verkennen, und er wurde wahrscheinlich noch aussäender zu bemerken seyn. wcnn nicht die französtsche ^'ratur, dlc früher als die Deutsche z-i emtger Nolllommenheit gediehen war, dcn Vortheil deS B^hcs „ch crrungm hatte. Wcnn gleich dem. na.h Drulschc die Erzieher des russischen Adels blieben, so führten sie ihre Zöglinge, in Erman. gclung echter deutscher Literatur, doch lieber zur Franzosischen und zur alten Klassischen; uud daher mag es wohl rühren, daß die Spuren der deutschen Mitwirkung im Gang der russischen ^vrache so innig mit denen dcr Franzö-llschcn und Klassischen, verwebt sind (Die Fortsetzung folgt.) Memorabilien aus dem alten Paris. Paris, diese alte Königsstadt, und wie der Franzose so oft sagt, und auch wohl darauf schwört — diese Königinn der Städte— wie er so gerne sögen möchle, und auch manchmal sagt, dicsc Gcsetzgebcrinn dcr Welt—wie rvir zum Zeugniß der Wahrheit nur allzuwahr sagen zi'üffcn: Diese alte Gesetzgeberinn wenigstens Lmsercr Sitten, Gebe»den und Kleidung, wenn nicht auch l n^rer MeiilUnqen und Thorheiten — Viese alte b ru'xme, bewunderte Stadt hat doch noch niemals d^s "l„ge der Welt so sehr, so allgemein, so vielseitig an sich gezogen, und an sich gefesselt als heut zn Tage. Wir lesen fast in jedem Blatte jener Zeitschriften, die ihr Publikum wn-klich mit dem Geiste der Zcii bckannl zu machen^ Vollständigkeit genug haben, bald wahre, bald falsche Notizen, Sittenschildenm-gen, Characterzüge der Mode, des Tones, der Meinungen, der inneren und äußern Versassung aus dcm heutigen Paris, sollten nicht auch einige Memoradilicn aus dein allen Paris — das heißt Bruchstücke üb« Sitten, Gebrauche, Tml und Verfassung der allen Zeit für Lestr sie dcü Contrasi lieben und verstehen, ein ftüch-cigcs Interesse dabcn können. Es sind wie gc» sagt nur Bruchstücke, und zum Eingänge diene nun eines aus der ältesten Zeit: , Zil den Zeiten Cäsars, :varcn die Pariser ci-ncS oon.dcn 60 dis 64 Völkern, aus welchen die Republik dcr Gniier bestand, und die zusammen cine Nation austuachtcn, ob sie gleich cinander nicyt im geringsten unterworfen waren. Ein jedes von dicfen Vollern hatte seine eigenen Gesetze, seine Hauvcörtcr und Obrigkeiten, und schicl'tc jährlich seine Abgesandten „zu der ailgclueincn Versanunlullg' der Gallier, die gemeiniglich in eiu.'iu Walde bcy Cya^rtrcs gehalten wurde. wo das vornehmste Collegium der Druiden war. Das wäre nun an sich weiter nichts besonderes. Aber die Sache wird interessanter, wenn man dabey erfährt, daß die V^rivalcung'der bürgerlichen uild der Staats.mgelcgeüheiten eine l^ng-e Zeit hindurch einem Senate in Pa-l ) anvernaut war. der — aus lauter Frauen» zimmern bestand, die man aus den verschiedenen Cantons gewählt hatte. Diese berathschlagten — über Moden, über Festivitäten, Balle und Assemblern? — Weit gefehlt, es waren ganz andere Damen, als die jetzigen Pariser-Frauen, sie berathschlagten und entschieden über Krieg und Frieden und über dir Streitigkeiten, welche unter den Vcrgobretcn, den höchsten Obrigkeiten, oder unter den verschiedenen Städten vorfielen u. s. w. Ob dieser große Rath der gallischen Damen, von welchem Cäsar undPlu-tarch sprechen, immer weise und gerecht gerichtet? wer kann das wissen; geschieht das etwa «mncr in unsern großen und kleinen Rathen, aus Mamicrn formirt, wie sie fallen? — Es. spricht immer genug für sie, daß die Nation sich lange Zeit ihrem Regiment unterwarf und sich dabei, '.vvhl befand. Aber — in einem Slüss ver^hn sie rs mit der Geistlichkeit. Das hatten sie bleibn lassen sollen. Die Druiden fanden sich durch einige ihrer Aussprüch? beleidigt, un», mit Hülfe ihres AnsehenS, welches ihnen oic Religion üder die Herzen des Volks gib, wußten flc es mit List, worin Druiden die Weiber doch iioch llocrtrl'sscll sollen, ö.'.ld dahin zu bringn, daß dcr Richlerstuhl der Damen ganz ab-gesck.'.fft und, wie man sich denken kann, dcr ihrige an seine Stelle erhoben wurde. (Die Fortsetzung folgt.) B 0 naparte im k ai sc r l. Or n a te. In Paris ist nun Bonaparte im kaiserlichen Ornaie d>e neuest, dunleste und erhabenste, wahrscheinlich auch die rinnäglichste Zierde allcc 'Kunstgewölb? und Buchhandlungen. Überall im gleichen Costüme, aber doch in den lliannlgsal-tigstcn Darstellungen der alles versinnlichendeu Kunst, bald mit den schönste« Rcißrn des bild-nerischcn Grabstichels und dem Zauber des le-dendignen Colorils geschmückt, bald in dcr ba-wkcstcll Vorstellung eines deln,al)l'en Holzschnittes, bald in den goldenen Prachtrahmcn des luxuriösen Palais Royal, bald in der Vre-tcrkudc des Bilderoerkaufers auf den Boulc-uarc>s, hundertfältig verschieden, aber überall mit gleichem Stolze zur Schau gestellt pranget überall dcr Held mit der selvst erworbenen Kaiserkrone. Der Kunsthändler spricht in seiner Ankündigung mit stolzem Tone von dem wohlge-. troffencn Porträte Sr. kaiserlichen Majestät, dcr Bilderverkäufer ruft mit dem kühnsten Ac-ccnte: Ihre kaiserliche Majestät — indem er auf seinen Holzschnitt zeigt, und ganz Paris wie-dcrhallt von dcm schönen erhabenen Titel: Ihrc kaiscrl. Majestät! — Von einem dieser Bildnisse, welche Napoleon den Ersten im kaiserl. Ornate darstellen, ist nun auch ein Nachstich in Wien erschienen, und folgendes ist die Hauptidee oes Costümcs, das der Kaiser an sich trägt. Er sitzt auf eincm un-bedcäten Throne; ihn kleidet eine röche ganz mit Hermelin gefütterte, und mit den goldenen Bienen bestickte Tunika, dic in weiten Falten semen linken Fuß ganz bedeckt, und über den rechten so umgeschlagen ist, daß das Knie, und der Fuß sichtbar erscheint. Diese weite Tunika breitet sich rückwärts (das wie technisch auszudrucken überlassen wir den Kunstverständigen) in einen großen Hermclinmantel aus, dessen breiter Kragen über die Vrust herab fallt, und guf welchem das große Zeichen der Ehrenlegion pranget. Außer der Krone bezeichnen zwco Zepter mit dem Reichsapfel und mit der Hand den Herrscher. Übrigens trägt er unfrlsirte Haare, weiße kurze Beinkleider, und Scknallcnswuhe. Aus dem Kaisermmttel ragt noch sichtbar die Geiicra!^uiüs')rm hervor, und um d^l Hals trägt er auch im KaiserornUe die weißc ziem« lich dicke Halsbinde, die man auf jed.'in seiner Port.äte sn'ot. Wir werden nun aus den Zeitungsberichten nach erfolgtcr Krönung sehen, ob / dieses Costüme bey derselben wirklich so beov-«chtet werde. Scherzhafte Aufsätze. Der Schooßhund. Diane, Liebling deiner Frau» Du artiges Geschöpf von Bologneser Bau! Dem sl? oft mehr als ihrem Gatten schmeichelt, Mit sanfter Hand die seidnen Haare streichelt Und ste mit Band und Vlume schmückt; O Hündchen, wie bist du vor Tausenden beglückt! Durch deine Scherz:', deine Kunst Zu springen wurde dir der schönen Däne Gunst ; Sie naölu dich auf; gelockt von deinem Felle, So weiß wie Schnee, und übertrug die Stelle Des Freundes und des Swyers dir; Nun aber tändelst du und spielst und schläfst mit ihr. Fürwahr beneidenswürdia ist Dein Schicksal! o wie sehr, wenn sie dich zärtlich küßt Und liebkost, wünscht der Stutzer dir zu gleichen, Wünscht an Verdienst und Glück dich zu erreichen! Jedoch, an Künsten nnd Genie Weit unter dir, erreicht :r diese Höhe nie. Vergebens spielet er vor ihr Mit Uhrband, Dos' und Ring; si.' «ähnt und ficht nach dir; Ihr wedelt mehr dein Silderfchwcif Vergnügen; Weiß schöner sich zu drehen und zu schmiegen; Vergebens pfeift und trillert er; Sie reizt die Harmonie von deinem Belfern Mehl. Er hüpfe nur tanzmelsterlick Um sie herum und dreh' aus einem Absah sichl An Artigkeit wird er's so weit nie dringen. Mit Grazie, wie du, vor ihr zu springen; E>, ein ")ariseraffe n^»r, Ein Puppenspiel, und du ein Zögling der Natur. So artig, munter, und geschickt, So fricdsam und getreu, und nach Verdienst beglückt Bist du, o Liebling deiner Dame! D, trinkst mit chr Kaffee vom besten Rahme, Und issest Tort' ans ihrer Hand; Ja, du gehst Sluhcru vor an Glüc? und an Ver«- stand. Liebcl. Bücher und Pferde. Der Pfarrer Blarr bat Bücher mancher Alt, Und, s,r zu kaufen, nie sein muffig Gcld ('/spart: Hoch, sagt man, geht es ih,n, wic semcm Edel- mann, Der viele Pferde hat, und sie nicht reiten kann. Anekdoten. Ein Dichter überreichte dem Kiiser Ntgusi einige Verse, die er zn seinem Lobe gemacht hat» te. Dagegen gab ihm der Kaiser wieder cin Sinnasdi.bt von seiner eigenen ?lrneit. Del Dichte',- las es, lobte es, und zog einige Stücke Geld hi'r >liö, die er 5em Kaiser anboth, indem er sia/e: „Icli lvürde qern mehr geben, wenn meine Umbinde, b.si>r wären." Dem Kaiser gefiel di'str EiuM, and er machte ihm cin ansehnliches Geschenk. In einer G^llschaft bemübtc slch ein Arzt den b,'!',"?bmf''" ^0'lti"i>'lle durch ein Langes und Breites ;» über ei,^en, daß der Kaffee sin langsam wirf,p^cs Hift s'y'. Ja, ja, sehr lang, sam wirlvnd, lieber Herr Doktor, antwortete Fontenelle; denn ich trinke den Kaffee durch 8c> Jahre, und ich lebe, wie Sie sehen, twch immer.