für Aunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. 2^?, «?H.^W<3^>3?<2'» ^ OO. Montag am M^. December Von dieser Zeitschrift ericheixen wöchentlich zwei Nummern, jedes M»I ein halber Bogen. Der Preis des Nlatics ist in Laibach aanzjährigt,, b»Iblähr,g z n. Durch die l. f. Post unier Oouvert mil eortotreier Zuiendunn «auziäbria », balbiäbria ^ fl. C, N., und wird halbjöbria oorou«­ bezahlt. Alle l. k. Postämter nehmen Pränunieranon an. In 3a,baw vlänumerirl man beim Verleger an, Raan, Nr. >l)l>, »n ersten Stocke. Der Maibaum. Mährisch-walachisches Gemälde in zwei Idyllen, Aus Eugen Wescly's Nachlaß. (Beschluß.) 3 weile Idylle. Das Maifest. !V ??roh ertönte die Glock' von des Kirchleins freundlichem Viel»!'!, Wo am schlichten Gesims' hochssatternd wehte die Fahne. Kranze schmückten das Gotteshaus und Kanzel und Altar, und wie die Kirche im Schmuck, so prangte die schlichteste Hütte, Thür' an Thürc «crbrämmt mit frischen Zweigcngestechte», Blumen, zerstreut am Pfad, verknüpften die Hofe der Nachbarn. Neppig entstiege» de,» Busen der Maid hochprangende Sträußchcn, lind des Jünglings Hut umrankt' ei» männlicher Eichjweig. Also nach alter Till ' lang hingeschiedener Väter Feierte jegliches Jahr das Dorf ftin fröhliches Maifcff. Line Hälfte des Tags ging hin in heiliger Andacht, (So war's alter Gebrauch, und Ordnung lieble der Pforrhcrr) Aber an, Nachmittag versammelte rüstig die Jugend Sich vor der Schenk' im Dorf, im Stoalsrock harrte der Cantor, Den der Müller ersucht, und stimmte die Geig' und Oucrpfcif'. Noten auch lhcilt' er aus, unkundig nimmer der Tonkunst, Um den festlichen Zug mit Klang und Gesang zu beginnen. Jetzt trat Hanns hervor im rein gesäuberten Festrock, Säbel und Schärpe zur Seit', in der Rechten die flatternde Fahne, Also stellt er sich hin, und beginnt als Sprecher der Menge: «Wen» »och heilig das Recht altangestammter Gebräuche, Ist willkommener Freund und werth der mährischen Jugend. D'rum auch komm' er mit uns, zu fällen den festlichen Maibaum, Daß er in seiner Kraft nicht verdorre, zum Hohne dem Mädchen!«- Und mit wirbelndem Klang und laut auflärmendem Jubel Dankte die Jugend ihm, und rührig wallte der Zug fort. Mann an Mann, mit Becher und Strauß, und Jubel und Freude. Fort im Tacte des Marsches, an Hütten und Tennen vorüber, Schritt die belebte Schar, und lüstern folgte der Mädchen Schwesterreigen dem Zug in sittig bcscheid'nrr Entfernung, Selbst der Pfarrer verschmäht es nicht, den Zug zu betrachten; Frei vom engen Talar folgt er der wallende» Menge, Lächelte froh, und verbat's, in der Sonn' zu entblößen die Häupter. Vor des Schulzen Gehöft, wo hoch aufstrebte der Maibaum, Hielt die jubelnde Schar, und der Cantor winkte dem Trommler, Daß er mit wirbelndem Tusch die gefeierte Hütte begrüße. Und mit heiterem Blick von Weib und Tochter umgeben, Trat der Schulze hervor, und dankte mit Worten und Handdruck, Aber Ehr istin che» schielte hinüber über den Führer, Wo sie den Müller erspäht', und lispelnd rügten's die Mädchen, Wie er zum frohen Bescheid aufhob, und verschüttet den Becher. Jetzt auf Hannsen's Winf ringsum verstummte die Menge Dreimal schwang er die Fahne, dann sprach er folgende Worte: »Wer ein Herz hat, fest und warin. Prüfe muthig Kraft und Arn,, Hol' vorn Baume hoch den Kranz, Bring' dem Mädchen ihn zu,» Tanz, Und die Arbeit zu versüßen. Muß das Mädchen ihn dann küssen l« Und kaum hat er's gesagt, als schon das rüstige Häuflein Sich von Wams und Jacke befreit, die Ärmel dts Hemdes Streifet zum Wulst hinan, und die nervigen Arme enthüllet, Und zu», Baume sich drängt, den Preis zu erringen im Wettstreit Peter beginnet das Spiel, ein tüchtiger Fleischergcselle, Klammert sich 0» mit Arm und Knie, nachschwingend den Körper, Nichts doch frommet die plumpe Kraft, denn schlüpfrige Seife, Wehret der klammernden Haud; er glitscht, und prallet zu Boden, Und Gelächter erschallt, dem plumpen Kämpen zum Hohne Und ein Zweiter versucht's, und glitscht und prallet zu Boden, Fluchend der glatten Seif'. Der Dritte prallet, der Vierte, Aber dem Müller scheint's ein lang gesehnies Wagssück; Rüstig tritt er hervor und blickt Christin che» in's Auge, Die mit bangem Gemüth im Antlitz wechselt die Farben, Ihn,, den Geliebten, ja gilt's; wenn übel gelänge das Wagstück, Trifft ihn Schimpf und Hohn, das könnte sie nimmer ertragen, Leise schleicht sie davon, um sich zu verbergen der Menge. Aber schon hat er's gewagt; schon faßt er den tückischen Baumstamm, Klammert sich krampfhaft fest, und holt zum kräftigen Schwung aus. Schwingt sich kühn und schnell; schon faßt er die schwankende Mitte, Rasch, rasch klettert er fort, ausholend immer zum Äthmen. Hoch schon über dem Haus schwebt er, hoch über de,» Storchnest. Einmal noch, jetzt ist er am Ziel, jetzt faßt er die Zweige, Jetzt hält er den Kran z hoch, hoch rauscht jubelnder Beifall Ihm entgegen und wirbelnder Klang und Klatschen der Hände. Doch seinsiegendes Aug' sucht nur das verschüchterte Mädchen, Und er hat's gewahrt, sie winkt dem verwegenen Jüngling Holden freundlichen Dank, da gleitet er eilig herunter. Und vorschrcitet der Schulze, und rühmet den rüstigen Jüngling Herzlich und innig zuerst, dann laut der gesammten Gemeinde, Und empfanget den Kranz, den drei holdblühende Dirnen, Aus des Vaters Hand Ehr istin che» bringen zum Schmucke. Und die schüchterne Maid, das^Zicl nun neidischer Blicke, Blickt zun, Mieder herab, und läßt sich kränzen geduldig. Bis das rosige Band durch Kranz und Locken sich schlingend. Fest die Bürde geknüpft, da wagt' sie es aufzublicken. Nur die Mutter suchet ihr Blick, nicht neidische Mienen. Aber der Sprecher naht,ui»d führet am Arm den Müller, Lüftet den Trefsenhut, und also mackt er den Vortrag: «Nimmer für ungut, nimmt es die Welt, was wackere Nätcr Fanden billig und recht, in jährlich erneuerten Festen » SLH Dir geziem! es, den Lohn zu spenden dem wackeren Kletlrer, Trockne darin» ihm den Schweiß , und spend' ei» freundliches Küßche»,« — Also der Sprecher, und Echo»! umslurle die Wannen'der Dirne, Siränbend küßtesse ihn, und verbarg im Tuche das Antlitz. Jetzt wandte sich Hann s zum Kreise der flüsternde» Menge, Sprechend folgendes Wort mit des Sprechers ziemendem Anstand: »Weil der Bau», de» Kranz verloren, Muß er stürzen, muß er fallen; Wer sich ihm zun» Ziel erkoren, Diesem ziemt es wohl vor Allen, Ih n zu fallen, ihn zu schlagen, lind zu», Vaterhcrd zu tragen; De» der Ruhm zum Gipfel trieb, Führe nun den starken Hieb. Und «oll rüstigen Muths, mit blank geschliffene», Beile, Trat der Müller hervor, und maß die Starke des Stammes, Weh! denn stürzt der Vau», auf den ersten kräftigen Hieb nichi, Dan» V°» zärtlicher Lieb' »icht zeigt's, und dcutet auf Unglück. Jetzt holet er aus, ein Schlag, und es stürzet der Kernst»,»»,; Doch es fängt ihn im Fall ein Schwärm von kräftigen Burschen, Dieser suchet ein Band, und jener ein Herzchen zu beute». Und um üen Gipfel, ringet die Schar im hurtigen Wctlkampf. Aber der Sprecher gebeut und schwinget die Fahne zun, Aufbruch, Und der Cllntor gehorcht, und hebet den stattlichen Marsch an, Inniger, denn zuvor, folgt ihn, las muuterc Völkchen, Nimmer getrennt, anmuthig gepaart, in traulicher Eintracht. Stolz der Müller voran, sein holdes T i liehen zur Seite, Und Paar reiht sich an Paar, im froh fortwallendem Buge, Also zogen sie fort, mit nimmer verstummenden Jubel, Vis zur schattigen Linde, gepflanzt von freundlichen Ahnen, Gründern desstattlichen Gaus, kühlgrün, breitscholtcnden Wipfels. Jetzt, mit Kränzen geschmückt und weit hinschweifende» Bändern. Tüchtige Bänke, gestützt auf des Eichbaumcs stämmiges Kernholz, Standen den Vätern bereit — ein blumiger Anger der Jugend, Und der Cantor verstand's, mit weit ausholendem Bogen Rasch zu wechseln den Marsch mit ücn,flinkeren Tocte des Walzers. Schnell umschlang der Müller die Waid, und schwang sie im Kreise, Und ihn, folgte jegliches Paar in der Reihe des Zuges, Die Gggenberge.*) Zlus Carl Prenncr's Nachlaße. Ein höchst gefeierter Name der jüngeren steierischen imd Lrainischen Vorzeit. Ans Steiermark entsprossen, dort und in Krain begü­tert, «nserm Vaterlande vier Landeshauptleute gebend, von einfachen bürgerlichen Handelsleuten bis zu reichsun­mittelbaren Fürsten und Herzogen, mit Ueberschreitung des Grafenstandes, emporgeschwungen, zu einer Macht und Herrlichkeit erhoben, wie leine» der adelichen Geschlechter Innerösterreichs, außer den gleichmächtigen gefürstecen Gra­fen von Cilli , dürfte den verehrten Lesern des vaterlän­dischen Blattes eine kurze Geschichte dieses fürstlichen Herren­geschlechces um so angenehmer sein, als in Krain das schone Schloß Haasberg, in der benachbarten Steiermark aber das schone, von Ruprecht von Eggenberg erbaute, die irdischen Ueberreste desselben And Wolfgangs von Eggen­berg umfassende Mausoleum am Schloßberge zu Ehren-Hausen, dann das in der Nähe dersteierischen Hauptstadt liegende, wahrhaft fürstliche Schloß mir seinem ausgedehn­ ') Die »«ünrnloliz« enthielt zwar schon in den Nummern 2y, 30, ö> und « ihres dritten Jahrganges eine ge»ealogische Süzze des fürstlichen Hauses Eggenbera ; allein da das vorliegende, »us anderer Feder geflossene Opercit nicht nur mehre, beziehungweise auf jenes frühere, neue Daten enthält, sondern auch i» manchen Partie» au»tührlichcr gearbeitet ist, so glauben wir, daß dessen Mittheilung um so weniger unwillkommen sei» dürfte, als das Haus, von de», die Rede ist. in früher« Tagen zu dem Lande Krain in so nahem Verhältnisse stand. Lustig i,» Wellenschwnng beim wirbelnden Schatte der Paulen, Das hinschwebcnd der Maid entfiel vom Busen das Sträußche». Aber verstohlen zog, die spähenden Blicke zu fliehen, Leupold sein Christinchcu hinweg aus den jubelnden Kreisen Nach den Weiden des Baches, in trauliche, st,lle Beschattung, Und u,»faßte die Maid, u»d küßtessc innig und innig Mit hochglühendcm Mund, und nannte sie Traute und Liebchen. Und sie wehrt es ihm »icht, sie hatte» sich lange verstanden, D'rübcn rauschte die Mühle, mit bangen Blicken der Sehnsachc Blickte hinüber die Maid, und maß ihr künftiges Wohnhaus. Aber besorgt vor kränkendem Ruf ermahnte sie 3 eup 0 ld, Wiederzukehren zu», Kreis, bevor die Geigen verstumme». Und das fröhliche Volt sich kühlt' an, labende» Trünke. Und er führt sie zurück und gesellt sich wieder den Tänzern, Und im bunten Gewirr der frohen seligen Paare, Hat ihn keiner vermißt, de»n es sah das Auge des Jünglings Nur das Auge der Maid in fest umschlung'ner Umarmung. Und so flogen sie hin, wie in lieblicher Bläue des Himmele-, Wlrbelt der Tauber daher, »achhaschcnd der gierenden Taube. Bis der Cautor o» Rast sie mahnt' im erhöhten Schlußstrich. Jetzt mengten sie sich, und wehten mit kühlendem Schweißluch Ubcndlüftchen des Maies den Maiden iu's glühende Antlitz, Füllten die Becher vollauf, und schwangen die prangende» Hüte. Freud' auf Freud' und Lust auf Lust entströmte dem Busen, Freier wurde der Kreis, hcißglühender heischte der Jüngling Von der Dirne den Kuß, und keine wehrte den, U»dra»g. U»d zum erneuerten Tanz ertönte» die Geige», die Flöten. Rascher bewegten sich nun in, kühner,, Wechsel die Reigen, Und schon triefte der Thau, schon stieg der strahlende Vollmond, Ucber das blaue Gebirg, schon fiel im duftenden Nebel Ileppige Liudenbliithc herab in die jubelnden Kreise, Und schon stimmte der Fint, die flötende Amsel das Ständchen. Aber sie achtetcn's »icht, und durch die Nebel und Schatte» Kreiste der Wcllenschwung in, seligen süßen Vchagen Festlicher nur in heiliger Nacht, bei schimmernde» Sternen. — Und so ruhe nun aus, du liebe, freundliche Harfe, Ist dir im fröhlichen Sa»g auch manche Saite gesprungen, Laß dich's nimmer gereuen, dein Sänger schaffet dir neue, Sangst ja doch von heimischer Lust, vom heimischen Waibaum! ten Garten, der beliebte Belustigungort der Grazer — einst der Eggenberge Besitzchümer, noch mächtig an dieses berühmte Fürstenhaus erinnern. Sie besaßen in Krain: Haasberg, Kaltenbrunn, Kleinhäusel, Kroisenek, Loitsch, Nußdorf, Lags, Schneeberg, Steegberg, Weissenfels, Adelsberg, und waren Obersterblandmund schenke in Krain und der windi­schen Mark. Nebst den oberwähnten Gütern in Krain befassen sie noch ein palastähnliches Haus zu Laibach -tuf dem neuen Markte; und doch waren noch um die Mine des fünfzehnten Jahrhunderts die Eggen berge fleißige, genügsame, einfache Handelsleute zu Graz und Radkers­bürg, die einen Kleinhandel mit Wein, Eisen und Ge­treide trieben. Ulrich Eggenberger kann eigentlich als der Stamm­vater dieses Fin'stengeschlechtes angesehen werden. Er war es, der nicht nur den Handel in's Große zu betreu ben anfing, sondern sogar Wechselgeschäfte selbst in das Ausland machte; denn damals war der Handel in Stei­ermark, insbesondere der Großhandel, ganz in den Hän­den der Juden, unter welchen die Brüder Schalam die berühmtesten in Graz waren, Ulrich erablirte eigene Handlungshäuser zu Nadkersburg, in Ungarn und Cro­atien, und kam dadurch zu großem Vermögen. Da er im Jahre 4^18 starb, und sein, wenn auch sehr bedeu­ FSH tendes Vermögen unter sechszehn hinterlasse«? Kinder getheilt werden mußte, so wäre die Bedeutendheit seines Dauses zu Grunde gegangen, wenn nicht seine beiden jüngern Söhne, Balthasar und Hanns, nachdem auch ihre Muccer bald nach dem Vater gestorben war, sich des Geschäftes ernstlich angenommen, und die Anmel­dungen der Handelsverwandten, und insbesondere der Ju­den, durch eine dreimal ausgerufene Convocacion genau liquidirt hätten. Die beiden Brüder theilten nachher ihre Handelsgeschäfte. Balthasar , der ältere übernahm das Handlung­haus in Graz, Hann s jenes zu Radkersburg. Balthasa r war in seinen Handlungspeculationen so sehr glücklich, und gelangte zu einem solchen bedeuten­den Vermögen, daß er die Aufmerksamkeit des zu Graz in seiner Hofburg wohnhaften, und fortwährend in finanzi­ellen Verlegenheiten befindlichen Kaisers Friedrich IV. fesselte, welcher mit Balthasar « in Geldverbindungen trat, und fortwährend Capitalicn von ihm in Händen hatte. Kaiser Friedrich, um Balthasar« nach Mög­lichkeit sich verbindlich zu machen, erhob denselben in den Adelstand, und schenkte ihm das bedeutungvolle Wappen: „Drei junge schwarze, gegen einander im Dreieck fliegende Adler, welche in ihren Schnäbeln eine goldene Krone tra­ gen," ohne Zweifel im Bezüge auf den schwunghaften Eriverb, durch welchen die drei Eggen berge: Ulrich, und seine beiden Söhne Balthasar und Hanns, den Glanz ihres Hauses erhöht hatten. Dieses Wappen bil­dete in der Folge das Mittelschild des großen fürstlichen Familienwappens des Hauses Eggenberg. Auch erhielt Balthasa r vom Kaiser den selbst dem Freiherrn selten errheilten Titel: »Lieber Getreuer,» und wurde endlich zum kaiserlichen Münzmeister (Finanzminister) erhoben. Balthasa r wurde seiner strengen Treue, Gerechtig­keitliebe und Wohlihätigkeit wegen allenthalben, auch von auswärtigen Fürsten, sehr geschätzt, und von dem ungarischen Könige, den Hunyaden Mathias Coruinus, so hoch geachter, daß dieser ihn in den ungarischen Adcl­stand erhob, ,und der Magnatentafel einreihte. Das dick­fällige Diplom ist zu Ofen ausgefertigt, und vom nächsten Samstag nach Maria U. >L. Frauen Heimsuchung 146? datirt. (Fortsetzung folgt.) Ferial-Früchte. Humorcste von Fr. Wich.- von Sie b enhuen cr. I. Die Ställe des Augias sind zum Glücke für die ge­ruchfeinen Nasen des 19. Jahrhunderts nun nur noch ein Begriff, und da man die edle Reinlichkeit nie zu weit treiben kann, unser erleuchtetes Zeitalter aber sich so in Extremen wie in Inconsequenzen zu gefallen scheint, hat man hie und da dem Staube die superlativste Vernichtung angekündigt, und es sind an diesen Orten die Fegungen des kleinsten Fleckens, versteht sich die respectiven eignen Flecken wie billig ausgenommen, nicht minder zur gangba­ren Sitte geworden, als an andern oder eigentlich an gewissen Orten des Staubes noch immer so viel erhalten und gepflegt wird, um, geht es einige Jahrhunderte so fort, den starken Schultern eines neuen Aeneas ein tüch­tiges Stück Arbeit vorzubereiten. Allein Alles in der Welt hat sein Gutes wie sein Böses, und wenn die Staubdecke, welche manche noch un­erledigte Arbeit überzogen hält, allerdings die Rechtferti­gung für sich hat, man dürfe den Mahner an die Nich­tigkeit alles Irdischen nicht ganz aus dem Gesichte verlie­ren — eine Mahnung , indeß, welche gerade bei jenen, die sich viel mit unerledigten Arbeiten zu beschäftigen ha­ben, nicht durchgängig anschlägt — so haben doch auch die Fegungen — nicht alle, aber die in den Büreaur wenigstens — das Gute , daß aus ihnen gewisse Licht­puncte im Beamtenleben hervorgingen, die Staubfreie n nämlich, an welche selten einer der durch sie Intercssir­ten zu denken vermag, ohne daß das Herz schlüge voll freudiger, zärtlicher Erwartung. Und so hatte sich denn auch einst — das heißt so un. gefähr in einem der ersten zwei Jahre des laufenden Lust, rums — in einer langen Zimmerreihe der periodische Sau­berungsproceß mit erstaunlicher Schnelligkeit gewissermassen selbst promulgirr, und es war ein schöner, heiterer Mai­morgen, als ich, mein theures Prag im Rücken, fröhlich und leicht, weil der Glockenschlag Acht für die nächsten zwei Tage mir nichts zu befehlen hatte, eine lebhafte Landstrasse dahin schritt. ll. Ich bin ein leidenschaftlicher Verehrer der Musik, aber das rührende Hallelujah der gefiederten Sänger des Feldes an einem duftigen Frühlingsmorgen ist schöner und erhebender, als. die brillanteste Cantate aus der Kehle einer kunstgerechten Sängerin — erhebender auch für Geist und Herz, weil es beide im seligen Nachempfinden des einfachen Gotteslobes mit den Wonneschauern einer heili­ gen Anschauung erfüllt. Und wenn ich auch nicht, mir Jea n Pau l zu reden, mein Gesicht weinend vor über­ schwenglicher Lust in einen Rosenstrauch drückte, weil ich die Dornen scheue, so schlug doch meine Brust nicht we- Niger froh und nicht weniger in Liebe Gott und den Men­ schen in jenen Augenblicken entgegen. Aber — so ist der Mensch — ein Schilfrohr am siurm­ bewegten Gestade — hingegeben den Eindrücken, welche Zufall und Laune ihm entgegen führen. Da kam in schnellem Fluge ein Phaeton an mir vorüber, hüllte mich ein in eine Wolke von Staub, und weg war Begeisterung und Milde, und zürnend dem Eiligen blies ich die grauen „Atome" vom Kleide. Aber der Phaeton blieb ungefähr fünfzig Schritte vor mir stehen, eine lange Gestalt erhob sich aus dem modischen Schwimmer, und ein Antlitz, das ein schwarzer, wohl gedrehter Schnurrbart zierte, sah, sorg­ lich prüfend, die Strasse nach mir zurück. Wieder bewegte nun Liebe und Freude meine Brust, denn eine frohe Er­ innerung an ein Paar selig verlebte Jahre zog bei dem Anblicke dieses gebräunten Antlitzes flüchtig an meiner Seele vorüber, und ihm, dem Eigner desselben mochte eS 376 nicht anders gegangen fem, denn da ick) näher gekommen war, schwang dieser sich leicht über den geschlossenen Schlag seines Wagens hinweg, und seine Arme breiteten sich mir entgegen zum brüderlichen Emufang. Aber das neidische Geschick sah düster auf den wonnigen Wiedervereinigungs- Moment zweier lang getrennter, sich liebender Wesen — ein Paar sich begegnende Sporen nmrden der Agent sei­ ner Tücke, und da ich Vol l he im an meine Brust zu drü­ cken eilte, rieß dieser, mich bereits umfangen haltend, sich und den entzückten Freund zur Erde. Da lagen wir Brust an Brust am Boden, und un­ sere Freudenthränen vermischten sich mit dem Staube. Wir hatten keinen Schaden genommen, obgleich der Sprung und die Sporen den Lieutenant allerdings zu einem verstauchten Fuße hätten helfen können, und bald hielten wir uns in stehender Gruppe wieder in den Ar­ men. Als — nicht die Freude — aber die erste Über­ raschung des unverhofften Wiedersehens vorüber war, ergab sich in Kürze der Austausch unserer bisherigen Schicksale. Bollhei m folgte jetzt als Cavallerieofsicier der die Standarte begleitenden Trompete, und war froh und guter Dinge in seinem Stande; ich hatte um der Liebe willen den Degen mit der Feder vertauscht, gehörte aber demun­geachtet noch zu den Unbeweibten, und wir beide waren, was das Beste von Allem im Leben ist, mit unserm Ge­schicke zufrieden. Diese Entdeckung erhöhte unsere Freude, und da ich Bollhei m erklärte, das; ich unumschränkter Herr meiner Zeit für zwei Tage sei, sasien wir alsbald fröhlich im Wagen, einen alten Waffenbruder wieder zu sehen, welcher, einige Meilen von Prag entfernt, auf seinem Landgute lebte, und dem Bollheim , von seinem Regimente auf einige Wochen nach Prag beurlaubt, eben heute einen Besuch zugedacht hatte. (Fortsetzung folgt.) Hie Kleinkinderbewahranstalt in Lnibach. Dieses nun schon in's siebente Jahr bestehende, in den Nl,mmern i? , 18 und 18 des laufenden Jahrganges dieser Zeitschrift ausführlich geschilderte Institut erfreut sich fortwährend der erwünschtesten Theilnahme von Seite Der­jenigen, für die es geschaffen ist, und der großmüthig­sten Unterstützung der bemittelteren Freunde desselben in der Art, daß dasselbe nun wohl als für die Dauer be­gründet angesehen werden kann, obgleich seine hauptsäch­lichen Fonds noch immer in dem Wohlchätigkeitsinne der Stadtbewohner, der es errichtete, bestehen. Indessen darf, zur Beruhigung der Anstalt, diese Quelle wohl als eine unerschöpfliche angesehen werden. Ih r Scammvermögen hat sich im Laufe dieses Jahres um 118 fl. 12 kr. vermehrt, wie ,denn auch Heuer die freundlichen Spenden an Klei­dungstücken, Stoffen und Viccualien für die ärmsten der das Institut besuchenden Kinder reichlich ausgefallen sind, wofür, nebst dem edlen, wohlthätigen Frauenuereine, der dasselbe leitet und überwacht, und der einsichtvollen Di­rection, eine große Anzahl dürftiger Eltern und Kinder den Segen des Himmels in innigen Dankgebeten den Ge. bern erflehen werden, indem sie zugleich sich und die Ih ­rigen vertrauenvoll auch fernerer mildthätiger Berücksichti­gung anempfehlen. Montags am 2l). d. M . Vormittags fand in der An­stalt die jährliche Bctheilung der Kleinen mit jenen Ar­beiten Statt, welche daselbst von den Kindern aus dem hierzu von mehren Wohlthätern gespendeten Materielle — Wolle und Zwirn — gestrickt wurden; zugleich wurden jene Kleidungstücke, Wäsche und Schuhe vertheilr, welche von milden Spenden herrühren, oder aus dem Ertrage der Sammelbüchse angeschafft wurden. Die Feierlichkeit wurde mit einem Gebete des Dankes für die Wohlthäcer des Institutes eröffnet; hierauf wurden die Kleinen einer Prüfung unterzogen: sie mußten, in deutscher und kraini^ scher Sprache, Geschichtchen erzählen, buchstabiren, sylla­biren , zählen, Bilder erklären u. s. w., und wenn der teilnehmende Zuhörer durchaus an jedem der Gevrüfcen schlagfertige Antworten und Unerschrockenheit mir Vergnü­gen wahrnehmen mußte, so konnte ihm aus der Art, wie die Prüfung eingerichtet und bestanden wurde, nicht ent­gehen, daß die Behandlung der Kinder von Seite des Lehrers eine recht zweckmäßige und lobenswerthe sei. Dann erfolgte unrer 8» von den anwesend gewesenen m Kin­dern die Vertheilung von 4« Paar Schuhen, 8« Paar Strümpfen, 15 gestrickten Winterleibchen, 8 Sacktüchern, 23 Halstüchern, 3 Vortüchern, 1? getragenen Klcldung­stücken und etwa 60 Ellen Zeug auf Kleider. Und wenn man nun die Anstalt, außer mit Segenswünschen für sie und ihre Erhalter, noch mit einem andern Wunsche ver­ließ, so konnte es kein anderer sein als der, daß sie recht bald in die Lage kommen möge, ihr segensreiches Wirken in einem geräumiger» Locale fortzusetzen. Das Probeblatt der Theaterzeitung für das Jahr A84N. Mit der heutigen Nummer der »^«rnilllin« wird das Probeblatt der Theatcrzcitung für das Jahr IL42 ausgegeben. Der Leser erficht »us demselben, mit welcher seltenen Rcichhalligteit und großem In ­teresse diese allgemein beliebte Zeitung im neuen Jahrgänge ausgestattet wird. Wohl über zweihundert neue R u br ite n aus allen Fächer,, und Zweigen der Journalistik werden dazu beitragen, der Wiener Thc­« lcrz e i lung eine V ielseiligteit zu geben, welche nichts z» wün­schen übrig laßt. Sie wird mit unübcrtresfbarcr Schnelligkeit alles Neue, Pikante, ilüissenswcrthc. Denkwürdige und Großartige inittheilcn, über alle wichtigen Ereignisse und Begebenheiten ausführliche Nachrichten dringen, welche in der ganzen Welt vorkommen. Historisches Tagebuch. Zusammengestellt von einem 3»ndpriester. 2z. December luoy wurde Marschall Marmont , Herzog von Ragusa, als französischer Generalgouverneur der illyrischen Provinzen angestellt. 1821 ohne Schnee und so warm in llnterkrain, daß die Kinder der armcrn Leute barfüslig in die Kirche gehen konnten. Nachmittag hat es ge­blitzt, gedonnert und stark geregnet. Auch im Jahre 1U2U war der November und December meistens schön. 26. December 132U starb zu Tricst Joseph Fouche Herzog von Otranto. Dieser war 17Ü5 geboren, ein wüthender Ncvolulionmann, Napolcon' s Poli­zciminister. l«lz französischer Generalgouverneur in Laibach, (wo er, um die Krainer mehr an Frankreich zu binden, die Verordnung er­gehen ließ, daß bei den Zehenden und grundobrigkeitlichen Gaben ein Fünftel nachgelassen werde,) und seit l»lü aus Frankreich verbannt. 2?. December 17Z2 besichtigteNavolconVo »« parte die Landenge Von Suez in Aegyp­ten. Laibach. Druck und Verlag des Joseph Blasnil.