ibeft 7 Žuli 1909. XI!. Zadrg. Katholische MisflonF-Leitschrift der Föhne deö heiligsten Herzens Jesu. Organ deA Marken-Verelnß für Afrika. ■■ D°r Seifige Vater Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern _ den apostolischen Segen erteilt. Mit Empfehlung vieler hochwürdigster Bischöfe. Erscheint monatlich einmal und kostet jährlich mit Post 2 K — 2 Mk. — 3 Franken. IReöafctfon und Administration: M isflonsbaus /UMllanö bet Wrtren, Tirol. ==...............................----- Inhalt: — ... ■ ■ —■ Die Missions station St. Ignatius Non Cleveland 145. — Besuch der Christen in Kassala (Fortsetzung) 147. — Aus dem Missionsleben: Zarafat (Schluß) 156. — Ein Apostat und ein Märtyrer 158. — Unterhaltendes: Doppelte Ketten (Fortsetzung) 161. — Verschiedenes: Ein seltenes Jubiläum 166. — Eine interessante Rechnung 166. — Nekrolog 166. — Heiteres 167. — Empfehlenswerte Bücher und Zeitschriften 167. Abbildungen: Zuckerbäckerei-Verkauf in Aegypten. — Betende Mohammedaner in der Moschee. — Missionsstation St. Ignatius von Cleveland. — Katechismusstunde bei den Schillnk. — Ein Beduine als Matrose am Nil. — Das Aussehen der beiden Araber war wenig vertrauenerweckend. Dem Memento der hochw. Missionäre und dem Gebete aller Leser werden die folgenden Verstorbenen empfohlen: Herr Anton Miedmaqer (Lienz); Herr Gbermayr (Schleißheim); Titl. Hochw. Herr Dechant Andreas lvibnier (Brnncck); Frau Elisabeth Mitterdorser (Ebenscei; Fräulein Maria Pfister (Gossau); Fräulein Hilomena Schwingshackl (Taisten): Ehrw. Bruder Alois lvaldner F. S. C. (Milland); Ehrw. Schwester Pierina (Zarlotto (Verona); Hochw. Herr Dekan in R. Grosse (Schlnckerau). „Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen!" Gebetserhörungen und -Empfehlungen liefen ein aus: Algund — Bozen — Kirchdorf — Leit-mcritz — Levico — Pichl — Passau — Reifenberg — Schwanenstadt — Sulzberg — Vandans — Wien — Zell. Dem heiligsten herzen Jesu, der seligsten Jungfrau Maria, dem hl. Josef, dem hl. Antonius, allen heiligen und den armen Seelen sei ewiger Dank gesagt für Hilfe in einer verwickelten Angelegenheit — für auffallende Erhörnng — für Hilfe in großen Anliegen. Man bittet ums Gebet: in einer Prozeßanßelegenheit — in schwerem Augenleiden — in einer bedrängten Lage — in einem chronischen Leiden — für einen Familienvater — um guten Fortgang im Geschäfte —"um Gesundheit — um Frieden in einer Familie — in vielen andern schweren und' großen Anliegen. — Im Falle der Erhörung haben mehrere Veröffentlichung versprochen. Briefkasten her Medcrktion. Marburg, Mädchenschule. Herzliches „Vergelt's Gott" für die gesammelten Liebesgaben für die armen Hcidcnkindcr. Möge das Beispiel auch anderswo Nachahmung finden! Nach Nh. Wenn auch die Sendungen verspätet sind, kommen doch; es geht herüber auch nicht anders; die Welt ist eben so groß! Nichts für ungut. Nr., Nikolsburg. Hoffentlich Nachricht erhalten. Fröhliche Ferien. 3- L. im Sem. Gr. Die Hefte schicken wir gerne in die Ferien den einzelnen nach; bitte deshalb um deren Adressen wie voriges Jahr. Gruß an alle Leser. Brief erhalten. Werde gelegentlich antworten. Redaktionsschluß: Am 15. Juni. Kaben-Werizeichnis vorn 15. War 1909 bis 10. Iunr 1909. —————————— In Kronen. ------- Altmünster W. d. E. 20.—; Bozen A. G. 50.— ; Brixen Erzbischof Dr. Simon Aichner 20.—; C. T. 4.—; Bruckmühl W. d. E. 21.—; Desselbrunn W. d. E. 50.—; Flirsch I. W. 10.—; Frangart I. G. 6.—; Freyung d. d. Fr. N. 443.43; Kapfing von mehreren 100.—; Lambach P. B. G. 9.— ; Milland N. N. 10.—, I. B. 10.— ; Molln W. d. E. 8.— ; Mondsee W. d. E. 42.06; Obertalheim W. d. E. 31.50; Reichersberg W. d. E. 24.—; Reischach G. G. 20.—; Ried im Jnnkreis W. d. E. 19.—; Rottenbach W. d. E. 41.30; Salzburg R. L. 3.—; St. Valentin Fr. St. (zur Verbreitung der Herz Jesn-Andacht) 60.—; Schalbach K. Z. 1.—; Schwaz W. A. 3.— ; Seewalchen W. d. E. 32.—, Fr. A. 20.—; Steyr I. M. 2.— ; Sulzberg H. W. 1.—; Taisten Schw. 40.— ; Vandans G. Sch. 1.—; Wendling W. d. E. 24.—; Weyregg W. d. E. 5.—; Wien vom Kindheit Jesu-Verein 1000.—, von den Firmlingen, XII. Bezirk, 9.—. Für die Mission: Bochum Dr. N. 24.— ; St. Ulrich in Groden D. H. 6.—. Zur Persolvicrnng von heiligen Messen sandten ein: Ahrweiler L. E. Fr. 8.19; Äsers B. M. 10.— ; Brixen A. M. 5.— ; Dampfach MhMschMsswnsreitöchnst äer Söhne öes heiltzstenherrens Jesu' (Organ deß Märien-Vereins für Afrika) dient vornehm ltd) der Unterstützung und Ausbreitung Der THissionstätigkcit Oer „Söhne des hist. (Herzens (Jesu" und sucht Verständnis und merktätige Liebe Oes Tllissions roerkes in Ulort Und Schrift zu fordern. -Das Arbeitsfeld dieser ITlissionäre ist der Sudan (Zentral-Äfrika) Der „Stern dev Nojer erscheint monatlich unö wird vom Missionshaus Milland bei Brixen CSüötirol) beransg «gebot fibonementsprets ganzjährig mil Postversenöung 2 K 2 M< 3 fr für die Wohltäter weröon ruochcnHirt) 2 hl messen gelesen Bor fjeilige Vater Papst PiusX hat der Reöaklion, Sen üben. Mit Empfehlung der Fjoci)Wün)igstcn Oberbirten von Brixen Renten unö Wohltätern Den apostolischen Segen erteilt) Brünn Zei tmentz Xinz.Olmiit}. Marburg Trient, Triest u.WÜa Ibeft 7. Ault 1909. XII. 3abrg. Die fUMfftonsstation St Es ist nun ein Jahr verflossen feit der Gründung, beziehungsweise Wiedererrichtung einer Missionsstation. St. Ignatius von Cleveland, das ist der Name der Station, liegt keine ganze Stunde von Mbili entfernt. — Dem Briefe eines Missionärs entnehmen wir folgende Einzelheiten über jene Gegend und die Bewohner derselben: Nach dem zweiten Brande in Wau machte ich einen Abstecher nach Cleveland, dem früheren Mbili. Durch Gottes Fügung Hatteich fünf Wochen dort zu verweilen. Am 22. Februar begab ich mich auf den Weg.nach Cleveland, um dort einige fröhliche Tage der Erholung unter dem gastlichen Dach unserer Mitbrüder zuzubringen. Ein wnndcr-schöner Tag. Die Tropensonne brannte bereits heiß hernieder, als ich mit 8 Uhr morgens in Begleitung eines Schwarzen, ans einem Maulesel reitend, den Weg eintrat. Nahe bei Wan hatten wir den Dschnr- Ifgnatms von Cleveland. fluß zu überschreiten. Ich tat dies, fest auf dem Maulesel sitzend, während mein schwarzer Begleiter ohne Sorge den Fluß durchwatete, da er ja nicht zu fürchten hatte, seine Kleider zu benetzen, denn er trug nur ein Stück Tuch um die Lenden. Der Wasserstand des Dschur-flusses ist in der Trockenzeit sehr niedrig, während er in der Regenzeit über seine Ufer hinaustritt und auch schiffbar ist. Jenseits des Flusses glücklich angelangt, durchquerten wir auf einem schmalen Pfade hohe Grassteppen. Das Gras ist jetzt natürlich infolge der großen Hitze und des Mangels an Regen ganz verdorrt und hat eine hellbraune Farbe. Es hat eine so beträchtliche Höhe, daß ich darin auf dem Reitesel völlig verschwand. Eine gute halbe Stunde hatten wir auf diesem eintönigen Wege zurückgelegt, als wir in der Nähe des unermeßlichen Waldes ans die Regiernngsstraße gelangten. Wir hatten nun einen ganz guten Weg vor uns. Die zahlreiche muntere Vogelwelt singt uns ihr fröhliches Begrüßungslied entgegen. Nach' kurzer Zeit wurde ich einer Gruppe von Affen gewahr, die nahe am Wege umhersprangen und spielten. Sobald sie aber auf uns aufmerksam geworden, verschwanden sie im Nu, so daß ich gar nicht begreifen konnte, wo sie so schnell ein sicheres Versteck gefunden. Wieder eine Weile und eine ansehnliche Anzahl Gazellen sprang in großen Sätzen quer über den Weg, um in Blitzesschnelle tut dichten Walde zu verschwinden. Dieser Wald ist überhaupt reich an Wild. Auch der gefürchtete Löwe und der Leopard haben hier ihr Heim. In der zweiten Nacht, die ich in Cleveland zubrachte, kam ein Löwe ganz nahe an unsere Hütten vorbei. Einer der Unsrigen, der der Kühle halber vor seiner Hütte int Freien schlief, horte das Brüllen des Löwen und zog sich vorsichtig in die Hütte zurück. Übrigens in Cleveland kann man fast täglich den König der Tiere brüllen hören. Endlich nach gut sieben Stunden ununterbrochenen Marsches erreichten wir das Reiseziel, etwas nach 3 Uhr nachmittags. Die neue Station ist etwa drei Viertelstunden von der alten entfernt und liegt inmitten des Waldes. Als vergangenes Jahr im März die Unsrigen hieher kamen, mußten sie zuerst Bäume fällen, um für die Hütten Platz zu machen. Gegenwärtig haben wir hier vier runde Hütten aus Erde und mit Stroh gedeckt. Drei davon dienen zur Wohnung der Patres und Brüder, die vierte ist Refektorium und Magazin zttgleich. Außerdem haben wir ein kleines, bescheidenes Kirchlein aus demselben Material verfertigt, in welchem der liebe Heiland zum Trost der Missionäre Tag und Nacht bei uns weilt im heiligen Sakrament des Altars. Die runden Hütten unterscheiden sich in nichts von den Hütten der Eingeborenen und sind in der Regenzeit, die nun bald beginnt, sehr ungesund; auch schützen sie nicht vollständig vor den stürmischen Platzregen, die hier in der Regenzeit so häufig fallen. * * * Die hochwürdigen Patres haben nun auch längst begonnen, den Samen des heiligen Evangeliums bei den Kindern wie bei den Erwachsenen anszustrenen. Augenblicklich (das heißt im Monat Jänner und Februar) sind alle arbeitsfähigen Dschur, die alten Männer, Frauen und kleinen Kinder ausgenommen, im Walde eifrig beschäftigt, Eisen zu graben; denn die Dschur lieben bekanntlich sehr die Schmiede-kunst. So kann die eigentliche Missions-tätigkeit für zwei bis drei Monate nicht so eifrig betätigt werden wie in der übrigen Zeit des Jahres. Befindet man sich hier in der Station, so fragt man sich unwillkürlich, wo wohnen wohl die Leute, für die der Missionär seine heilige und heilbringende Tätigkeit ausüben soll, beim von Hütten ist nicht viel zu sehen, ausgenommen das Haus des Häuptlings, der sich in der Nähe der Mission niedergelassen hat, und die eine oder andere Hütte. Eines Tages machte ich einen kleinen Rund-gang im nahen Wald. Da traf ich überrascht hier eine Hütte, dort eine andere, wieder etwas weiter entfernt eine dritte, alle versteckt im dichten Laubwalde. Rings um die Hütte säubern die Dschur zuvor den Platz und fällen dann die Bäume, tun Terrain znm Durrabau zu gewinnen. Die Durra, die hier am meisten vertretene Getreideart, bildet das Haupt-nahruugsmittel der Eingeborenen. Zu Beginn der Regenzeit sät der Neger seine Durra, verrichtet die zum Gedeihen notwendigen Arbeiten und int Jänner ist die Erntezeit. Menschlich gesprochen, können wir das Beste hoffen in Bezug auf unsere heilige Religion; denn die Dschur sind ein rein heidnisches Volk und kommen nicht in Berührung mit dem für unsere Aufgabe so ungemein schädlichen Mo- hammedanismus. Freilich treiben auch die Dschur Vielweiberei, wenn sie sich's leisten können-, doch Gott, der Herr, der einmal will, daß seine frohe Botschaft unter diese Völker getragen werde, wird auch die Missionäre unterstützen, dieses Hindernis zu überwinden. Daß das mit Gottes Hilfe möglich ist, zeigt die Erfahrung in anderen unserer Missionsstationen, too sich bereits mehrere Familien mit die Mission herum niedergelassen haben. Für diese Familien, die sich der Mission anschließen wollen, besteht die unumstößliche Be- dingung, daß der Mann sich mit einer Frau begnüge. Als einmal das Haupt einer dieser zur Mission gehörigen Familien eine zweite Frau nehmen wollte, wurde ihm bedeutet, dann sei es unmöglich, in unserer Mitte zu verweilen. Der Mann brachte dieses für ihn große Opfer und ist nun einer der Fleißigsten und Verständigsten im Katechisinus unter den Erwachsenen. Freilich braucht es eine große und unüberwindliche Geduld und dann vor allem den Segelt Gottes, mit zu solchen Erfolgen zu gelangen. Besuch der Christen zu Ikässala, Jßerlcbt Des bocbw. Die Stadt Küssala war noch vier gute Stunden entfernt. Wir hielten es daher für gtit, etwas Ruhe zu nehmen. „Pater, was kommt denn dir in den Sinn," sagte mir Elias, „willst du inmitten der Hyänen schlafen?" „Wir können doch nicht die ganze Nacht hindurch gehen, sonst sind wir morgen hin vor Müdigkeit", bemerkte ich ihin. Ohne-weiters legte ich niich nieder und hüllte mich in meine Decken ein, denn die Nacht war feucht. — „Wir werden nicht schlafen," sagten unter sich meine Leute, „denn sonst kommen die Hyänen und belästigen unsere Tiere." So gesagt, sammelten sie ein wenig Holz, zündeten eilt Feuer an und bereiteten sich einen guten Tee. Elias Galiuos fühlte sich höchst glücklich; er war also nicht der einzige, der wach blieb. In fröhlicher Unterhaltung schlürften sie das warme Getränk. Dann begann der Kameltreiber sich niederznkauern auf die Erde und nach kurzem lag er in den Armen eines gesunden Schlafes. Es dauerte nicht lange und mein Diener tat dasselbe. Dem armen Elias wurde es bange zu Herzen. In trüben Gedanken versunken, saß er da. Plötzlich bemerkte er zu seinem Schrecken, daß das Feuer mit P. ©tto Duber F. S. C. (Fortsetzung.) Erlöschen war. Was sollte er nun anfangen? Herumgehen und Reisig sammeln? Das hätte er gerne getan, aber die Furcht hielt ihn wie gefesselt neben dem schwachen Kohlenschimmer. Der letzte Funke erlosch; um uns herum eine stockfinstere Nacht. Nicht lange darauf und eine Hyäne meldete sich mit ihrem nnheim-lichen Geheul an. Das drang dem Elias durch Mark und Bein. Eine zweite Stiinme erscholl von einer andern Richtung her, eine dritte noch und eine vierte und nach kurzem sainmelte sich ein ganzes Rudel Hyänen, die sich immer mehr näherten und eine greuliche Musik aufführten. Dem Hasenfuß von Elias Galinos war es fast zum Verzweifeln. „O, ich armer Tropf!" rief er in seinem Schrecken aus, „ wie bin ich d och dumm geweseit, mit diesen Wagehälsen auf die Reise zu gehen. Da liegen sie alle und schlafen und lassen mich allein wachen, damit mich die Hyänen fressen." Rasch kam er zu mir heran, rüttelte mich am Arme und sagte: „Pater, steh auf und lade dein Gewehr. Hörst du denn nicht die Hyänen heulen?" Eine von ihnen war wirklich ganz in der Nähe und hatte es auf den Esel abgesehen. Ich feuerte ab, die Hyäne verstummte und ver- schwand. „Gott sei gedankt," rief begeistert Elias, „das Gewehr ist unsere Rettung gewesen." — Ich legte wich wieder nieder. Die Hyänen schlichen sich von neuem heran und heulten bis in die Frühe. Dem Elias wurde es leicht zu Herzen, als endlich die Morgenröte aufging. Diese schlaflose Nacht wird er sein Leben lang nicht mehr vergessen. Aber, ach, eilt neuer Schrecken war ihm am hellen Tageslicht vorbereitet. Als er nämlich sein Bett aufhob, sah er neben sich an einer Dornenhecke eine armdicke Schlangenhant. „Schaut daher," rief er entsetzt aus, „hier hat sich eine gewaltige Schlange die Haut abgestreift. An was für einer gefährlichen Stelle habe ich doch die Nacht verbracht! Inmitten von Schlangenungeziefer und Hyänen! Für alles Geld der Welt werde ich keine solche Reise mehr machen." Nach kurzem Ritt waren wir beim Chor Somit. Rechts dehnt sich ein stundenlanges Dickicht aus, wo sich gewöhnlich der Löwe aufhält. Weiter voran ging der Pfad durch meterhohes Gras, Gestrüpp und üppigen Baumwuchs. Mein Esel hielt mitunter an und schaute scheu herum; er hatte von der verflossenen Nacht einen tüchtigen Schrecken mitgenommen. Es war schon gegen zehn Uhr und Kässala in der Nähe, ohne daß wir es sehen konnten. Der Pflanzenwuchs verhinderte uns daran. Endlich lichtete sich die Landschaft und vor uns lag das breite, trockene Bett des Gießbaches Gasch. Am andern Ufer sahen wir deutlich die Strohhütten der Eingeborenen in einem lang ausgestreckten Bogen, dahinter die Regierungsgebäude und endlich den Marktplatz. Wir befanden uns zu Kässala. * * * Kässala verdankt seine Entstehung den Ägyptern und wurde im Jahre 1256 der Hegira, d. h. int Jahre 1834 des christlichen Zeitalters gegründet. Die Stadt, ungefähr 550 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, wird bespült zur Linken vom Gießbach Gasch, rechts davon, ungefähr eine halbe Sttmde entfernt, dehnen sich die Berge Chatmia und Mukran aus. Von hier wurden einst viele wilde Tiere wie Löwen, Leoparden, Elefanten, Giraffen, Strauße usw. nach Europa befördert. Kässala wurde bald nach seiner Entstehung der wichtigste Ort des östlichen Sudangebietes und Residenzstadt des ägyptischen Statthalters. Der Boden ist hier sehr fruchtbar; Durra und Baumwolle besonders gedeihen üppig. Wohl 230-Gürten mit Schöpfrädern zählte einst die Stadt, unleugbare Zeugen ihrer damaligen Blüte. Ein Schweizer namens Mnnzinger erbaute hier für die Regierung eine Fabrik mit gewaltigem Schlot zur Reinigung der Baumwolle. Für die Muselmänner wurde der hiesige Ort eine stark besuchte Pilgerstätte. Denn daselbst lebte der Seied Hasan el Morghani, von dem man hier zu Lande behauptet, daß er direkt vom Propheten abstamme. Der Seied Hasan erbaute sich am Fuße des Chatmla-berges schöne Räumlichkeiten, eine Moschee und eilt ziemlich hohes, schmuckes Minarett. Er verstand es vorzüglich, den dummen, leichtgläubigen Pöbel anzuführen, und wurde schon zu Lebzeiten als Heiliger verehrt. Er starb/ erhielt in der Nähe der von ihm erbauten Moschee ein schönes Grabmal und zählt nun bei den Muselmännern dahier zu den mächtigsten Fürsprechern bei Gott. Er wird gewöhnlich angerufen mit dem Titel: „ja saken el Chatmia", das heißt: „Bewohner des Chatmia." Der Chatmiaberg ist von recht interessanter, romantischer Gestalt. Gleich riesigen Kuppeln erheben sich seine gewaltigen Steinmassen mit steil abfallenden Wänden bis zur Höhe von 800 Metern. Es ist dies die höchste Bodenerhebung der Umgebung. Der Scied Hasan unterhielt sich mitunter mit seinen Anhängern über diesen sonderbaren Berg und behauptete unter anderm, daß auf seiner höchsten Kuppel ein Zanberbanm wachse. Jeder Gegenstand, der ihn berühre, werde in Gold verwandelt. Eines Tages wollte der gnädige Herr seinen Leuten den Wnnderbanin eines) zeigen. Mit besonderem Beistand Gottes erklomm er mit ihnen die steile, allen andern Sterblichen nn-zngängliche Höhe und die frommen Muselmänner erfreuten sich am Anblick des Zanber-gewächses. Da kam einem derselben der böse Gedanke, ein Stückchen davon abzubrechen, ohne daß der Scheich es sah. Ein Glück für ihn, daß er sich in Begleitung des Heiligen befand und nur ans Rücksicht auf ihn wurde er nicht in eine Goldsänle verwandelt. Jedoch der Seied el Hasan las dem Frevler seine Tat im Herzen und sagte zn ihm: „Wirf weg, was dn gestohlen hast." „Ich habe nichts gestohlen", antwortete dieser. Er begann jedoch sofort am ganzen Leib zn zittern und entäußerte sich des Gegenstandes. Hätte er nicht so getan, so würde ihm gewiß ein Unglück widerfahren sein. Daraus erkannten die Gläubigen, daß der Seied Hasan auch die Geheimnisse der Herzen lese, und begannen ihn noch mehr zu verehren. Kässala leistete den Derwischen tapferen Widerstand und ergab sich nach fast einjähriger Belagerung aus Hunger am 30. Juli 1885. Der heldenmütige Verteidiger Ahmet beg Efat nebst einigen Personen wurde getötet, die Soldaten den Dcrwischtruppen einverleibt. Die erste Beschäftigung der Derwische war, den Ort zu plündern und zu zerstören, wie sie es ja überall taten. Besonders gegen die Forts, ans deren Schießscharten während der Belagerung so viel tödliches Blei mitten in ihre Reihen geflogen war, richtete sich ihre SBut. Sie zerstörten dieselben größtenteils trotz ihrer gewaltigen Mauern. Auch die Moschee des Seied Hasan wurde licht verschont. Das Minarett rissen sic nicht nieder, viel weniger getrauten sic sich Hand anzulegen an den langen Fabrikschlot, ans Furcht, daß er ihnen dann auf die Köpfe falle. Osman Signa richtete sich zn Kässala gut ein; endlich wußte er nicht mehr, was für eine Beschäftigung er seinen tatenlnstigcn, wilden Kriegern geben solle. Da kam ihm ein guter Gedanke. Das häßliche Geheul der zahllosen Hyänen, welche die Umgegend von Kässala unsicher machten, waren ihm längst zuwider. Die Raubtiere richteten auch Schaden unter dem Vieh an und schleppten mitunter sogar Kinder davon. Er beschloß also, den unheimlichen nächtlichen Dieben den Garaus zn machen. Er versammelte seine Soldaten. „Brüder", redete er sie an, „die Hyäne ist monafeg, das heißt gottloses Vieh, und darf nicht geduldet werden: sie stört die Gläubigen bei der Nachtruhe und stiftet viel Unheil an; gehet hinaus und spießet sie alle auf. Heiden zu bekämpfen, gibt es im Augenblick keine, verrichtet indessen diese Arbeit und auch die Engel werden euch dankbar sein." Die wackeren Glanbensstreiter zogen ans am Abend, mit Lanzen wohl versehen, versteckten sich in einen Hinterhalt und spießten fleißig alles auf, was ihnen zu Gesicht kam. Am folgenden Morgen b. deckten zahlreiche Hyänenleicheu die Umgegend. Die Aasgeier fanden für Tage lang das Mittagsmahl bereitet und die tapferen Derwische samt Weib und Kind erfreuten sich bei Wcht ungestört wonnevoller Träume. Osman Signa wurde dann abberufen und zum Befehlshaber der Belagernngstruppen von Snakim ernannt. Vergeblich hatte Abu Gergia vom Handübtal ans die Stadt Snakim belagert. Der Kalif dachte, daß dem Emir Osman der Streich vielleicht doch gelingen würde. Abu Gergia selbst wurde Verwalter der Provinz Kässala, wo er auch blieb, bis er samt der ganzen einstigen Partei des Mahdi in die Ungnade des Kalifen fiel und nach Redjäf auf dem Bahr-el-Gebel verbannt wurde. Sein Nachfolger war Hamed nad Ali und auch dieser wurde wieder durch den Emir Mosaed ersetzt; unter ihm stand eine bedeutende Derwischtruppe, ungefähr 4000 Mann -J * m -L S S « A 'S' g »gL L I *; P S 8 E. o jz o VC^- ^ ?o G S S Z 'S» 5 s,'g •Ä Jh^ JS .E a S CtL® Luckerbäckeret-Verkauk in Negxpten. Š S2^ S S k g ^jg .-s J u-3? ^ w I Ö ^•E en n o C5 so vn *£> K G3 ^ •-n :3 'G' c u=L ©Ž E ‘S' It || W 'S Z "s 3= 5 a tr L "s 1 i« ‘03 ^ s a g s it; § it; Z M •¥ Im Jahre 1893 kam den übermütigen Derwischen der Gedanke, ihre Eroberungen bis nach Massanah ans Rote Meer anszn-bebnen unb den Italienern die sogenannte Erythräakolonie zn entreißen. Zu Agordad stießen sie auf die italienischen Kolonialtrnppen unb wurden bös empfangen. Tausende von ihnen blieben tot ans dem Schlachtfeld liegen unb 62 Fahnen gingen verloren. Beschämt über die erhaltene Niederlage und racheschnanbend kehrten die Überlebenden nach Kässala zurück, wo sie zn einem zweiten Einfall Vorbereitungen trafen, um die Schlappe auszuwetzen. Der siegreiche italienische General Arini ondi wurde großartig gefeiert. Da kehrte der Befehlshab er samtlich er K olonialtruppen, General Bara-ticri, von Italien nach Massanah zurück. Auch dieser wollte sich etwas Lorbeeren holen und als ervondenVorbereitnugen der Derwische zu Kässala vernahm, dachte er, ihnen ihr Vorhaben gründlich zn vereiteln. Er brach ans von Keren mit 2000 Mann unb einer Reiterschwadron unter dem Hauptmann Careiglio. Niemand wußte, wohin es gehe, nur int geheimen redete man, es sei abgesehen ein Streich ans Kässala. Am Morgen des 17. Juli 1894 erschienen die italienischen Kolonial- trnppen wirklich Hierselbst. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer in Stadt unb Umgebung unb verursachte jähen Schrecken. Nur eine Abteilung Derwische gegen den Jßetenöe Mohammedaner tu der Moschee. Chatmiaberg hin leistete Widerstand. Die Reiterschwadron erhielt den Befehl znm Angriff, wurde aber fast ganz aufgerieben, denn die Derwische waren versteckt hinter dem Gebüsch unb ihre Schwertklingen waren stärker als diejenigen der Italiener. Careiglio selbst sank zn Boden nieder, die Schalter von einer Lanze durchbohrt. Der Befehlshaber von Kassala, Mosaed, nebst den andern Emiren und die Mannschaft ergriffen eine kopflose Flucht, dem Atbara zn, ohne daß sie die geringsten Reisevorbereitnngen treffen konnten. Längs der Straße fielen die Flüchtlinge über die Nomadenniederlassnngen her, um zn stehlen. Nach Delikatessen fragten die verwöhnten Emire nicht mehr, sie aßen alles, was ihnen unter die Finger kam, um den hungrigen Magen zu befriedigen. Rastlos rannten sie voran, ans Furcht, eingeholt zu werden, und erst als sie den Atbarafluß hinter sich hatten, schnauften sie aus und gönnten sich etwas Ruhe. — Darüber freute sich ungemein Hardello, der Sohn des Häuptlings der Schukeria-Araber, dem der Kalif sämtliches Hab und Gut weggenommen hatte. Er besang die Flucht der tapferen Derwisch-Emire mit folgenden ironischen Versen: „Al joum omaräna asbahu jusänu dai Uaratu al Atbaräni la gerab la rai La juhäsebu gedded biüt ua scharäbagmnai Da tarsch al dial al djaia men Bombay.“ Ans Deutsch übersetzt: „Heute haben unsere Fürsten lange Beine gemacht, Sie durchquerten den Atbara ohne Schläuche und Sack, Sie durchsuchten die Hütten und aßen rohen Sauerteig, So tat das Blei der Knaben vom indischen Reich."*) Der Kalif brach, als er die Hiobspost von dem Falle Kassalas erhielt, gleich einem *) Hier im östlichen Sudan ist den Eingeborenen Indien am meisten bekannt und alles, was fremd ist. sagt man, daß cs ans Indien komme. — Auch von den Italienern meinte man, sie seien von Indien her. — Tie italienischen Soldaten nennt Hardello Knaben, mit die Feigheit der Baggära-Emire hervorzuheben, welche vor einer Knabenschar die Flucht ergriffen haben. wilden Tier in ein Wutgeheul aus. Die Szenen, die sich damals zu Omdurman ereigneten, sind ja schon allgemein bekannt. — General 93amtiert zündete die gefundenen Derwischvorrüte an, verteilte die aufgehäufte ' Durra zum Teil unter di e H alanga-Nomadeu und wollte wieder abziehen. Da kam ein Telegramm von König Humbert, er solle bleiben und sich befestigen. Rasch wurden um die alte, halb zerstörte Fabrik herum Schanzen aufgeworfen und es erhob sich allmählich ein schönes, geräumiges Fort. Bäratieri kehrte dann nach der Kolonie zurück und ließ den Major Turito mit einem Bataillon und acht Kanonen hier-selbst. 1895 kam Major Jdalgo mit vier Kugelspritzen, um Turito zu ersetzen. Der Kalif indessen konnte den Verlust von Kassala immer noch nicht verschmerzen. 1896 brachen 12.000 Derwische unter dem Baggara-Emir Ahmed Fadik über Gedaref nach Kassala auf, um das Land wiederum zu erobern. Man hatte nichts unterlassen, um sie zur Tapferkeit anzuspornen. Man hatte ihnen alle die köstlichen Genüsse beschrieben, bereit sie sich int djanna, das heißt int Paradies, erfreuen würden, im Falle sie im Kampf gegen die Heiden das Leben ließen. Alle riefen einstimmig, daß sie das Irdische verachten und sich nur allein nach den himmlischen Freuden sehnten. Ziemlich unverhofft erschienen die Derwische vor Kassala und verschanzten sich bei der Landschaft Tukrüf, keine volle Stunde vom Ort entfernt. Die Kaufleute, welche mit den Italienern gekommen waren und sich häuslich eingerichtet hatten, konnten mit knapper Not ins Fort fliehen und retteten nur das nackte Leben. Die Wohnungen wurden geplündert und in Brand gesteckt. Das war der Derwische erste Heldentat. Dann wagten sie sich auch nit das Fort heran. Als sie aber die Kugel-spritzen vernahmen, nahmen sie schleunigst Reißaus und vergaßen int Schrecken die himmlischen Freuden, die ihnen ja vorbereitet waren. Die Insassen des Forts waren an 2000 Köpfe stars, davon 120 Europäer, 800 Mann Kolonialtrnppen, die übrigen Eingeborene mit Weibern und Kindern: es wurde eiligst von Keren Hilfe verlangt. Was das Fort an sich betrifft, war dieses ziemlich gut befestigt. Abgesehen von den Geschützen, welche die ganze Umgegend beherrschten, lag hart vor der Festnngsmaner ringsherum eine meterbreite, dicke Schicht von Glasscherben, die von den zerbrochenen Bierflaschen herrührten.. So konnten die Derwische, im Falle sie auch bis zur Mauer kamen, keinen Ansprnng auf dieselbe machen, da sie ja alle barfuß waren. Dann kam ein ansehnlicher Graben und vor diesem Wolfslöcher, das heißt Gruben, die eine neben der andern, um den Kavallerieangriff zn vereiteln. Überdies waren noch Pfähle in die Erde geschlagen, wohl zugespitzt nach oben, und davor ein starker Stacheldraht. Den Derwischen leuchtete also keine Hoffnung, mit ihren sehlechten, spärlichen Fener-luaffen das Fort zu nehmen. Dennoch hätten sie die Insassen desselben recht ermüden und ihnen den Aufenthalt dort drinnen höchst peinlich machen können, wenn sie beständig Angriffe gemacht hätten. Dazu mußten sie natürlich das Leben aufs Spiel setzen: jedoch wo war der tapfere Mann, der dazu Lust gehabt hätte? Unter den einfachen Derwischsoldaten war er nicht zu finden und unter den Emiren noch viel weniger. Ahmed Fadil rechnete darauf, ohne besonderes Blutvergießen durch Hunger sich des Forts zu bemächtigen. So hätte es natürlich auch geschehen müssen, wenn keine Hilfe gekommen wäre; jedoch diese kam. Drei Bataillone rückten von Keren zum Entsatz heran. Die Derwische erhielten davon Nachricht und sammelten sich in der Nähe des Berges Mukran, dort, wo die Straße von der Erythrüakvlonie herkommt, zum Kampf bereit. Sie waren der Meinung, daß die ganze Entsatztrnppe von hierher käme, täuschten sich aber. Der italienische Befehlshaber hatte indessen seine Bataillone geteilt: zwei davon ließ er ans Umwegen gehen und nur eines auf der gewöhnlichen Straße. Die zwei ersteren marschierten um 2 Uhr morgens, gerade ant 40. Tage der Belagerung, zu Kässala ein, ohne den geringsten Widerstand gefunden zu haben. Das dritte Bataillon gelangte um 4 Uhr morgens zum Berg Mukran. Cs wurde von einem numerisch stark überlegenen Feind angegriffen: es nahm rasch Stellung auf dem nahen Berg und verteidigte sich tapfer. Da kam die Besatzung des Forts den gefährdeten Brüdern zu Hilfe. Gegen Mittag war die Gefahr zu Ende, die Derwische geschlagen und zogen nach Tnkrnf zurück. Am folgenden Morgen zogen die vereinigten Truppen aus, um den Feind auch von hier zu vertreiben. Das sollte ihnen ziemlich viel Blut kosten, denn die Derwische waren gut verschanzt, teilweise hinter den Bäumen trud im hohen Gras versteckt. Jedoch den Geschützen gegenüber konnten sie keinen ernsten Widerstand leisten; sie ergriffen die Flucht nach Gedüref zu. Die Italiener hatten au ihrer Eroberung wenig Freude. Es heißt, sie hätten die Absicht gehabt, nach Gedüref und Gallabüt vorzurücken und auch dieses weit ausgedehnte Territorium ihrer Erythräakolonie beizufügen, seien aber von der englisch-ägyptischen Regierung daran verhindert worden. Tatsache ist, daß die Italiener Küssalas so überdrüssig wurden und fest entschlossen waren, es zil räumen. Sie hatten schon alle Vorbereitungen zum Abmarsch getroffen, die überflüssige Munition in einen tiefen Brunnen geworfen, als ein telegraphischer Befehl kam, sie sollten die heranrückenden ägyptischen Truppen abwarten. Ein ägyptisches Bataillon kam von Massanah her: es ging langsam voran, nämlich jeden Tag nur drei Stunden, und gelangte nach Kässala nach vollen 22 Tagen. Am Weihnachtstag des Jahres 1897 rückten die Truppen beider Seiten zur Parade aus. „Soldaten," redete der italienische Befehlshaber seine Söldner an, „Italien hat Kassala an die englischägyptische Regierung abgetreten. Wer immer von euch unter der neuen Regierung dienen will, ist frei, es zu tun." Ein Teil der Soldaten trat in die Dienste der neuen Landesbeherrscher über, das übrige Militär zog ab und so endigte die italienische Regierung Hierselbst. Was hat Italien hier zu Küssala ge- sllMsstonsstation St. Hgnatius von Cleveland Wonnen? Finanziell nichts, im Gegenteil, es hat verloren. Es hat zwar das Fort, die Kanonen und sämtliches Kriegsmaterial teuer verkauft, hat aber dabei weit nicht die Ausgaben herausgeschlagen, welche ihm der dreijährige Besitz des Landes verursacht hat. An ein neues Emporblühen von Kassala konnte nicht gedacht werden, so lange die Derwische in der Umgebung waren. In den benachbarten Orten Assobri und Fascher am Atbaraflnß waren feindliche Abteilungen stationiert, welche beständig Raubzüge nach Kassala hin unternahmen. Diese mußten vor allem vertrieben werden. Beide Plätze wurden überrumpelt und die Derwische teils getötet, teils in die Flucht geschlagen. Nun blieb nur noch das fünf Tage entfernte Gedäref übrig mit einer starken Truppe unter dem Emir Ahmed Fadil. Gegen vorerwähnten Ort konnte die schwache Besatzung von Kassala augenblicklich nichts ausrichten, erwartete aber die gute Gelegenheit, um sich auch dieses wichtigen Platzes zu bemächtigen. Die Gelegenheit ließ nicht lange auf sich warten. Ahmed Fadil zog nämlich mit dem größten und besten Teil seiner Truppen dem Kalifen Abdullahi zu Hilfe; letzterer wurde am 2. September 1898 geschlagen und nun marschierte die Besatzung von Kassala, nämlich die Ägypter und die einheimischen Truppen, wacker auf Ge-darcf los, um noch vor Ahmed Fadils Rückkehr den Ort zu besetzen. In der Nähe desselben stießen sie auf den Feind; jedwede Abteilung, das heißt die Ägypter und die einheimischen Soldaten, kämpfte für sich allein. Letztere bewährten ihre alte, gewöhnliche Tapferkeit: sie zielten gut und ihr Blei mähte die vorderen Dcr-wischreihen nieder; die übrigen lösten . sich in schleuniger Flucht auf. Die Ägypter aber zeigten sich wieder einmal als Feiglinge. Diese Hasensüße hatten Furcht zu schießen und wären gewiß niedergemetzelt worden, wenn ihre siegreichen Waffenbrüder ihnen nicht zu Hilfe gekommen wären. Am 22. September zogen die Truppen zu Gedärcf ein und besetzten das Fort, das noch von alten Zeiten herrührte. Nach ein paar Tagen aber kehrten die geflohenen Derwische abermals zurück und belästigten sehr die sich im Dorf eingenisteten Regierungssoldaten. Letztere befanden sich in einer höchst kritischen Lage. Der Schießbedarf war fast ganz ausgegangen und wie sollten sie sich gegen den heranstürmenden Feind verteidigen? Indessen war schon ein Eilbote nach Kassala abgeschickt worden. Eine starke Karawane, mit Munition beladen, brach alsbald nach Gedäref auf. Die Straße war durch feindliche Reiter unsicher gemacht. Zur Deckung der Munition hatte man nur 25 kranke Soldaten mit Gewehren bewaffnet mitgeben können. Ein jeder versteht, daß dies eine gefährliche, gewagte Sache war; jedoch die Karawane hatte Glück und der Führerderselben guten Verstand. Er verließ, als er sich Gedaref näherte, die gewöhnliche Straße und gelangte ans einem Umweg ohne Zwischenfall zum Ort. Nun verging den Derwischen der Mut zu stürmen. Sie begnügten sich, in der Umgegend herum zu schweifen,nmirgend welche Karawanen abzufangen. Drei Tage darauf überraschten sie wirklich eine Karawane, von Kassala kommend, die 3000 englische Pfund brachte. Fröhlich über diese Beute, holten die Derwische den Emir Ahmed Fadil ein, der sich indessen nach Dachela bei Rosseres zurückgezogen hatte. „Das verlorene Geld braucht uns nicht besonders zu schmerzen," sagte der Befehlshaber der Truppen zu Gedaref, als er die Nachricht davon erhielt: „hätten uns die Derwische anstatt des Geldes die Munition abgefangen, so wären wir wirklich recht schlimm daran gewesen." Ahmed Fadil indessen rühmte sich, den Türken 7000 Pfund abgenommen zu haben, und verschanzte sich zu Dachela. Jedoch er hatte nur wenig Zeit dazu. Andere Regierungstrnppen kamen schon von Khartum ans den Blauen Nil hinauf und holten ihn ein. Das erbeutete Geld war in festen Holz-kästchen wohl verschlossen. Ahmed Fadil hatte erst eine Kleinigkeit davon geöffnet und ließ die Goldfüchse lustig vor die Schanzen streuen. Mancher Soldat, der sie aufheben wollte, fiel darein und zahlte seine Habgier mit dem Leben. Die Derwische wurden elend geschlagen, sämtliches Geld fiel wieder in die Hände der Regierung und Ahmed Fadil selbst entrann nur mit knapper Not dem Tode, indem er mit ein paar Reitern den Blauen Nil durchschwamm. So blieb der ganze östliche Sudan von den Derwischen gesäubert. Nun erst konnte an eine friedliche Entwicklung von Kassala und der Provinz gedacht werden. (Fortsetzung folgt.) 156 Stern der 9icßer. Heft 7 1 — B Aus dem Misfionsleben. W ==^l Zurnfiit. (Schluß) Die Lebcnsscbicksale einer Sklavin. Von einer Schwester unserer Mission. Mit dem Ableben der Hausfrau kehrte ein ungeahnter Friede in die Familie Eschenbös ettt, der fast ohne Unterbrechung und Störung bis zum Ausbruch des Mahdi-Aufstandes währte. Aus Anlaß dieses Ereignisses wurde unsere Zarafat freigelassen: sie verließ den Sudan und kam nach Kairo, wo sie einen Soldaten heiratete. Später übersiedelte sie wegen der Transferierung ihres Gemahls nach Gesira, woselbst fie unsere Mission kennen und schätzen lernte. Ihr Vertrauen gegen dieselbe ward nun bald so groß, daß sie uns ihren Liebling von den zwei noch überlebenden Kindern zur Erziehung übergab. Almas ließ sowohl int Talent und Fleiß als auch in seinem Betragen nichts zu wünschen übrig und konnte deshalb schon nach zweijährigem Katechumenat int Jahre 1890 die heilige Taufe empfangen, wobei ihm der Name Albuin beigelegt wurde. Zarafat, die Mutter Albuins, war über die Bekehrung ihres Sohnes hocherfreut und ließ sich von ihm auch in etwas in die Geheimnisse der neuen Religion einweihen: zum Schulbesuch konnte sie sich freilich nicht verstehen. So verbrachte sic einige Jahre in Friede und Ruhe in Gesira, bis sie 1893 von ihrem Mann verlassen wurde. Auf diesen neuen Schlag begab sie sich in Begleitung mehrerer Neger und ihres Sohnes, des einzigen, der ihr geblieben, nach Zansibar. Albuin ergriff dortselbst die militärische Laufbahn und verdiente bald soviel, daß er sich und seine Mutter leicht unterhalten konnte. Leider dauerte dieses Götterleben nicht lange, denn in weniger als drei Jahren verlor sie auch ihren letztut und liebsten Sohn durch den Tod und so stand sie nun, von Alter und Schmerz gebeugt, arm und verlassen da. Es blieb ihr nichts mehr übrig, als wieder nach Kairo zurückzukehren und dort Arbeit zu suchen; solche fand sie denn auch wirklich, allerdings nicht in der Stadt selbst, sondern in einem Dorfe außerhalb derselben, in Eschesch, das in unmittelbarer Nähe unserer Negerkolonie Gesira gelegen ist. Doch auch hier sollte ihres Bleibens nicht lange sein. Eines schönen Tages verbreitete sich mit einem Male in Eschesch die Kunde von dem unerklärlichen Verschwinden Zarafats. Man fürchtete nicht ohne Grund, daß sie in die Sklaverei geschleppt worden sei. was denn auch schließlich die gerichtlichen Nachforschungen bestätigten. Tags zuvor nämlich hatten sie zwei Schwarze zu einem Besuche eingeladen und gaben ihr dabei eine solche Quantität Spirituosen, daß ihr in kurzer Zeit Hören und Sehen verging: hierauf transportierten sie die Bewußtlose int Dunkel der Nacht nach Kairo und von dort nach Syrien. Dort wurde sie nun mit der Obsorge für das Vieh betraut. Trotz der guten Behandlung, die ihr der neue Herr zukommen ließ, wollte es ihr doch nicht recht behagen, so daß sie mit jedem Tage das Erniedrigende des Sklavenlebens mehr fühlte. Die Folge davon war ein Fluchtversuch, der ihr auch wirklich gelang. Unter tausend Abenteuern gelangte die Flüchtige mit ihrer Gefährtin, einer armen blinden Sklavin, in einen Hafen-ort, dessen Name ihr leider entfallen ist. Dort bat sic beim Gouverneur um eine Audienz, in welcher sie ihm ihre Leidensgeschichte aus- •emembersegen wollte: sie wurde gewahrt und Zarafat fand bei ihm auch die gewünschte Hilfe. Nachdem er sich nämlich über die Nichtigkeit ihrer Schilderung informiert hatte, ließ er die beiden Sklavinnen alsogleich nach Kairo einschiffen: dort ward unterdessen gerade einer der Räuber in Haft gesetzt, tun bald darauf feine Schuld mit dem Leben zu bezahlen. In Kairo angekommen, verfügtesichZarafat, nachdem sie für ihre Gefährtin anderweitig gesorgt hatte, sogleich zur Mission. Spät abends klopfte sie an die Klosterpforte Gesiras und verlangte Einlaß: allein von innen wollte niemand ein Zeichen geben. Nach geraumer Zeit endlich verstand man sich doch zum Öffnen, obwohl man ganz sicher überzeugt war, daß die alte Zarafat schon längst ihren Leiden erlegen sein mußte, daß es sich also hier tun eine Betrügerin handle. Doch wie erstaunten da unsere guten Schwestern, als sie dieselbe wirklich vor sich sahen: sie zauderten nun nicht mehr mit der Aufnahme. Aber trotz aller Freundlichkeit und Zuvorkommenheit gelang es ihnen doch nicht, sie dauernd an das Hans zu fesseln. Ihre Wander- und Bettellnst, die bei ihrem wechselvollen Leben von Tag zu Tag wuchs, ließ ihr keine Ruhe und so griff sie denn gar bald tvieder zum Wanderstab. Zum Glück machte sie nur mehr kleinere Exkursionen und machte so Gesira zum Mittelpunkt ihrer Bettelzüge. War ihr etwas unterwegs passiert, so ließ sie sich direkt in ihr Hauptquartier, in die Mission, bringen: so kam sie denn mehr als einmal sozusagen sterbend in unser Hans, erholte sich aber desnngeachtet gar bald wieder datik ihrer überaus kräftigen und widerstandsfähigen Leibeskonstitntion. Es versteht sich von selbst, daß wir diese freiwilligen tind unfreiwilligen Bestiche unserer Zarafat auch dazu eifrigst benützten, sie mit unserem heiligen Glauben bekannter zu machen, und das war umso leichter, als dafür schon ihr Sohn Albuin, unser einstiger Pflegling, vorgearbeitet hatte und sie sich überdies dafür recht empfänglich zeigte. So gelehrig sie aber sonst war, so daß sie all die guten Lehren, die wir ihr gaben, alsbald praktisch zu verwerten bemüht war, zu einem konnte sie sich lange, lange nicht verstehet!, nämlich zu einer formellen Konversion. Als ich sie darüber einst fragte, ob sie nun als Heidin für ihr Seelenheil nicht fürchte, meinte sie: „O ich bin von jeher immer Christin gewesen: ich verrichte doch täglich mein Morgen- und Abendgebet: ich tue auch niemandem etwas zuleide und stehlen tue ich auch nicht." — „Aber, gute Freundin, wie kannst du denn Christin sein, wenn tut noch gar nicht getauft bist und beten kannst da wohl auch noch nicht?" Statt eine Antwort zu geben, machte die gute Alte mit allem Anstande das heilige Krenzzeichen und rezitierte das Vaterunser. Ich ermunterte sie darauf, doch recht oft auf Besuch zu kommen und nach Möglichkeit unsern Religionsunterricht in Gemeinschaft der andern Frauen, die hier sind, zu besuchen. Zarafat sagte mir dies zu und hielt auch treulich ihr Wort. Das Katechnmenat war für sie eine wahre Tngendschnle und Zarafat machte darin solche Fortschritte, daß wir mit ihr, sowohl was die Sitten als auch den Fleiß und Arbeitseifer betrifft, vollauf zufrieden sein können. Deshalb wurde ihr denn auch anfangs April dieses Jahres die hohe Gnade zuteil, die heilige Taufe empfangen zu können. Trotz alledem aber kann sie auch jetzt noch nicht gänzlich ihr Bettelgeschüst einstellen: was uns dabei besondere Freude bereitet, ist das, daß sie sich bei jedem noch so geringen Fehltritte beim Priester und bei uns anklagt und um Verzeihung für das gegebene Ärgernis bittet. Dieser echten Gottesliebe entspricht ein gehörig warmer Gebetseifer und eine zarte Nächstenliebe, die sie mit den andern in Verrichtung kleiner Gefälligkeiten wetteifern läßt. So gibt also unsere ließe, bereits neunzigjährige Zarafat durch ihren Eifer und ihre Dankbarkeit gegenüber der Mission allen zu verstehen, daß sie das Glück, ein Kind der heiligen katholischen Kirche zu sein, wohl zu schätzen weiß: ihr erbauliches Betragen ist jedoch nicht minder trostreich für uns, die wir berufen sind, die Neger aus ihrem leiblichen und geistigen Elende zu befreien und sie zu einem menschenwürdigen Dasein zu erheben. Lin Apostat und ein fIDäv= tyrer. Unter den zahlreichen Zöglingen, die wir in unserem Institut in Gesira hatten, war der kleine Paul, der kaum 5 Jahre zählte, der Benjamin. Sein zartes Alter und sein liebenswürdiges Wesen verdienten ihm diesen Namen wohl. Ein kindliches Lächeln umspielte beständig seine Lippen, besonders aber, wenn man mit ihm sprach. Seine Augen strahlten wie zwei große Edelsteine inmitten seines schwarzglänzenden Gesichtchens. Seine Fragen waren treuherzig und verrieten die kindliche Einfalt eines unschuldigen Gemütes. Doch der kleine Paul war nicht so aufgeräumt und munter wie seine Kameraden. Sein schmächtiger, hagerer Körper ließ auf den ersten Blick ans zarte Konstitution und schwächliche Gesundheit schließen-, zweifellos trug er den Keim schwerer Krankheit in sich, die ihn frühzeitig aufzulösen drohte. So manchesmal, wenn ich mich von den Mühen und Arbeiten ausruhen wollte, setzte ich mich an das Bettchen des kranken Knaben. Ich erinnere mich noch lebhaft, wie er mich einst in aller Einfalt fragte: „Pater, warum hat man den anderen Knaben die Taufe gegeben und mir nicht? Bin ich denn nicht so brav wie die anderen?" „Ach, deshalb nicht!" erwiderte ich ihm. „Weißt, du bist noch viel zu klein. Wenn du einmal größer bist und den Katechismus gelernt hast, wirst auch du die Taufe empfangen." „Aber warum nicht jetzt? Wäre es jetzt nicht besser? Du hast ja Lin Kevulne als /IRatrofe am IMl. selber einmal gesagt, daß die Kleinen dem Heiland viel lieber sind. Und dann bin ich jetzt auch krank und wenn ich sterben müßte, bevor ich den Katechismus lerne, was dann?" „Dann würde ich selbst dir die Taufe sogleich geben und du könntest dann den Katechismus im Himmel lernen." Bei diesen Worten beruhigte sich der kleine Dulder und über seine abgezehrten Wangen flog das gewohnte Lächeln. Eines Tages wurde er so heftig von der Ruhr befallen, daß wir ernstlich um sein Leben befürchteten. Doch die sofortige Hilfe des Arztes und unsere sorgfältige Pflege retteten ihn anch diesmal und er kam in sehr kurzer Zeit wieder recht gut zu Kräften. Es war Festtag. Die Knaben waren fortgegangen, um längs des eben errichteten Nildammes einen Spaziergang zu machein Auch ich mußte fort; dringende Geschäfte riefen mich nach dem nahen Kairo. Kaum war ich aus dem Hause, da bemerkte ich den kleinen Paul, der sich ganz allein unter den schattigen Sykomoren erging. „Was machst du dort so ganz allein?" rief ich ihm zu. „Die anderen sind alle fortgegangen und da ist es mir zu schwer, allein zu Hause zu sein; deshalb bin ich hinausgegangen,, um auch etwas spazieren zu gehen." Ich legte ihm ans Herz, sich nicht zu weit zu entfernen und bald wieder heimzukehren; ich sagte ihm, daß auch ich bald wieder zurück sein würde. Paul versprach es mir und ich ging weiter. Als ich abends zurückkehrte, eilten mir einige der größeren Zöglinge stürmisch entgegen. „Pater, hast Paul nicht gesehen?" „Ist er nicht da? Beim Fortgehen habe ich ihn unter den Sykomoren gesehen und er hat mir versprochen, bald wieder nach Hause zu gehen." „Er ist aber nicht hier, wir haben ihn nirgends gesehen." „Jst's möglich? Dann lauft nur, was ihr könnt, um ihn zu suchen; weit kann er nicht sein, dazu ist er noch zu schwach." Einige eilten sofort in das nächste sudanesische Dorf, um zu sehen, ob sich Paul etwa bei einer Familie aufhalte; doch hier fand mau ihn nicht; nach vielem Suchen und Fragen trafen sie einen Mann, der ihnen mitteilte, Paul ziemlich weit vom Dorfe entfernt auf der Straße nach den Pyramiden von Gizeh getroffen zu haben; auf die Einladung hin, mit nach Hause zu kommen, habe er sich geweigert, und erwiderte, er werde den Weg schon allein finden. Es ist nicht zu begreifen, daß der Mann den bekannten so jungen Knaben nicht zwang, mit ihm zu gehen, sondern ihn auf offener Sraße allein zurückließ und das noch dazu bei Herannahen des Abends! Oder konnte er uns wenigstens nicht sogleich Nachricht bringen? Ich schickte sofort einige Zöglinge auf die Suche aus und versprach dem vor: ihnen-ein -besonderes Geschenk, der mir den Verlorenen brächte. Nach anderthalb Stunden bangen Harrens war der letzte der Suchenden zurückgekehrt, doch ohne Paul. Was sollte mit ihm geschehen fein ? Der Gedanke an sein Los versetzte mich in große Unruhe und ich machte mir bittere Vorwürfe, durch mein zu großes Vertrauen, allerdings ganz und gar unfreiwillig, diesen Verlust verschuldet zu haben. Es war mir, als sähe ich ihn entkräftet am Rande des Weges sitzen und auf Hilfe warten; aber anstatt daß sich ihm eine hilfreiche Hand darbot, hat sich vielleicht ein arabischer Straßenräuber oder ein grausamer Beduine seiner bemächtigt und ihn fortgeschleppt, um ihn in die Sklaverei zu verkaufen oder ihm noch Schlimmeres anzutun. Oderwaren das alles nur Vorspiegelungen meiner erregten Phantasie? Ich wollte es hoffen und in der Tat verlor ich die Hoffnung nie, einmal nähere Nachrichten zu erhalten oder ihn glücklich wiederzusehen. Vier Jahre waren seitdem verstrichen, ohne daß ich über Pauls Schicksal auch nur das geringste erfuhr. Unerwartet brachte nach so langer Zeit ein seltsames Zusammentreffen Licht in das Geheimnis und mit dem Lichte Trost. * * * Ich befand mich seit einiger Zeit in Assuan. Eines Tages erhielt ich da eine Einladung des Mudir der Stadt: ich sollte zu ihm kommen, um mich mit einem gewissen Rafail, der vom katholischen Glauben zum Islam apostasieren wollte, zn besprechen. Will in Aegypten jemand von seiner Religion abfallen, so wird das Haupt dieser Religion zum Mudir geladen, damit er den letzten Versuch mache, den Abtrünnigen von seinem Vorhaben abzubringen. Ich hatte keine Ahnung, wer dieser Rafail sein könnte: ich kannte alle Christen der Stadt sehr wohl, ein Rafail war nicht unter ihnen; auch meine diesbezüglichen Nachfragen bei anderen Katholiken waren erfolglos. Ich ließ mich beim Mudir entschuldigen, daß ich gerade verhindert sei und daß ich überdies den in Frage stehenden Mann nicht kenne. Tags darauf — cs war Sonntag — kam ein zweites Brieflein mit dringender Einladung. Ich machte mich sogleich cuts den Weg. Wohl hatte ich gar wenig Hoffnung, bei einem Individuum, das dem Islam bereits in die Hände gefallen war, Erfolg zu haben. „Doch," dachte ich mir, „wer kann es wissen? Die Gnade des Herrn ist allmächtig und seine Barmherzigkeit und Langnmt womöglich noch größer." Ich trat ein und nach dem üblichen „Salam" wurde mir von einem Soldaten ein Mann von gelbbrauner Hautfarbe und herabgekommenem Aussehen vorgeführt. Ein langer weißer Kittel bildete sein Kleid, darüber trug er ein Jackett, den Kopf bedeckte eine alte Mütze, alles nach üblichem Landesbrauch. Ich fragte ihn, woher er sei, warum er nie in die Kirche gekommen sei und aus welchem Grunde er seine Religion verlassen wolle. Er sei gebürtig von Palästina, halte sich aber schon viele Jahre in Assuan aus: er sei niemals in die Kirche gegangen, weil er schon seit langem die Absicht habe, znm Islam überzutreten: dies sei nach seiner Überzeugung die bessere Religion: übrigens sei es ganz zwecklos, weiter in ihn zu dringen, da er zn feinem Schritte absolut entschlossen sei. Ich machte keine lange Predigt: in wenigen, aber scharfen Zügen zeigte ich ihm das Unglück, welches er sich selbst bereite. Ich sagte ihm, daß er durch seinen Abfall die empfangene Taufe nicht von seiner Seele waschen könne, und erinnerte ihn zum Schlüsse, daß wir uns vor dem Richterstuhle Gottes wiedersehen würden. — — Wie ich es wohl erwarten konnte, machten meine Worte nicht den geringsten Eindruck auf ihn. Es war mir klar, daß der einzige Grund seines Übertrittes der war, um sich ungehinderter und freier dem Laster hingeben zn können. Wenn einmal das Herz verdorben ist, ist auch der Verstand für die klarsten Gründe nicht mehr empfänglich. Als ich dem Mudir, der auch Moslim war, meine gänzliche Erfolglosigkeit mitteilte, bemerkte ich zu meiner Überraschung ein Zeichen von Unzufriedenheit: jedenfalls war es ihm klar, an Rafail keinen guten Fang gemacht zu haben. Daher drang er in mich, noch einen letzten Versuch zu machen. Ich wies jedoch diesen zwecklosen Vorschlag dankend ab. Da wandte er sich selbst mit scharfen Worten an den Abtrünnigen, indem er ihn einen hochmütigen Starrkopf nannte. Auch das fruchtete nichts und so entließ er uns beide, nachdem er noch feierlich beteuert hatte, von seiner Seite alles aufgeboten zu haben, um diesen Religionswechsel zn verhindern. Betrübten Herzens ging ich die Stiege hinunter und sah dem Apostaten nach, der eben in das für den amtlichen Abschwörungs-akt bestimmte Lokal eintrat. Dort mußte er vor dem Kadi, dem Oberhaupte der Religion, und vor andern Scheichs, die Rechte auf den Koran gelegt, Mohammed Treue schwören: „Gott allein ist Gott und Mohammed sein Prophet." Der Verrat war vollbracht, Satan hat gesiegt. (Schluß folgt.) XHnterbaltenbee. Doppelte Iketten. Lrzäblung von Dr. Dugo Mioni. (Fortsetzung., 8. Kapitel. Die große ©äse. Die große Oase verdankte ihren Ursprung einer außergewöhnlich frischen Quelle. Mittelst großer Wasserräder, die von Ochsen langsam getrieben wurden, schöpfte man das Wasser aus drei nebeneinanderstehenden Brunnen und goß cs in noch größere Wasserbecken von uralter Konstruktion; hier wurde das Wasser geholt und hier die Tiere getränkt. Der Scheich hatte immer einen Wächter beim Brunnen und ließ sich das Wasser von den vorüberziehenden Karawanen teuer bezahlen. Dieses Wasser war eben die einzige Einnahmequelle des Stammes, welcher die Oase bewohnte. In geringer Entfernung von den Brunnen erhob sich unter schattigen Palnien das kleine Dorf mit seinen elenden, strohbedecktcn Lehmhütten. In einigen derselben konnte man Kaffee, Limonaden und verschiedene Speisen erhalten; auch Geschäftslüden mit Stoffen, Waffen, Messern und hundert andern Sachen fehlten nicht. Diese Sachen brachten die Karawanen ans Tripolis und verkauften sie dort; häufiger noch tauschten sie dieselben gegen Goldstanb, Elfenbein, Salz oder Sklaven ein; die große Oase war nämlich auch ein kleiner Sklavenmarkt und nicht selten fanden die durchziehenden Karawanen für ihre Sklaven zufriedenstellende Abnehmer. An einem kleinen. Tischchen eines Kaffeeladens saßen zwei Araber; sie waren ärmlich gekleidet, beinahe zerlumpt, jedoch bis an die Zähne bewaffnet. Im breiten Gürtel staken verschiedene kleine Waffen und am Handgelenke hingen scharfe Dolche herab. Sie pflegten nämlich int Kampfe den Feind zu umarmen und stießen ihm dann den Dolch in den Rücken. Etwas abseits lehnten die Flinten, eine feine, alte Arbeit. Das Aussehen der beiden Araber war wenig vertrauenerweckend. Ihr Ausdruck verriet die boshaft verwilderten Taugenichtse. „Jetzt ist alles verloren!" bemerkte der Ältere. „Nur Mut! Solange wir noch leben und Waffen haben, können wir immer noch auf bessere Zeiten hoffen." „Ich hoffe nichts mehr. 20 Jahre haben wir gearbeitet. Unsere Zeriba war voll von Gottes Gabe; noch kurze Zeit und wir hätten uns in Ruhe zurückziehen können und jetzt .. . ." „Die verfluchten Europäer!" „Ja, wirklich verflucht! Wer hat sie denn hergerufen?" „Wer ihnen die Strafgewalt gegeben? Und noch dazu für ein gutes Werk, das uns Mohammed befohlen hat." „Die Zeriba verloren! Die Sklaven befreit! Nur ein Glück noch, rechtzeitig davongekommen zu sein." „Hätten sie uns erwischt, zweifelsohne würden sic uns aufgeknüpft haben." „Schrecklich! Uns gläubige Muselmänner hängen! Daß Allah nicht seine Blitze gegen diese Elenden schleudert!" „Von Allah wnndert's mich nicht, er hat zu viel zu tun. Aber Mohammed!" „Pst! Mau könnte uns hören, Mehmet", bemerkte der Ältere. „Ach, geh; Mahmct, die versteh'» ja unsern Dialekt nicht!" erwiderte der Jüngere. Sonderbar! Beide hießen Mohammed, sprachen aber den Namen des Propheten ganz verschieden aus. Das ist im Arabischen leicht möglich, weil cS- da nur Mitlaute gibt; die Selbstlaute muß mau selber einfügen, indem man diese aus dein Zusammenhange herausfindet; denn zivei oder drei gleiche Mitlaute bilden oft Wörter von ganz verschiedener Bedeutung. Niemand weiß, wie die alten Araber den Namen des Propheten ausgesprochen haben, weshalb ihn jetzt jeder nach Belieben ausspricht. So wird aus den vier Mitlauten m, h, m, t oder d Mohammed, Mehemet, Mahnint, Mahmet, Mehmet, Mchmat und sogar Mahama gebildet. Mahmet leerte seine Tasse. „Was machen wir jetzt?" fragte er und stellte sie ans den Tisch. „Was wir machen sollen? Das mußt du wissen, du hast mich ja hicherge-führt." „Hergeführt freilich, aber nur an einen Zufluchtsort, wo uns Europäer nicht finden können; ewig können wir doch da nicht bleiben." „Das ist natürlich. Das Leben hier ist viel zu teuer und mit unserm Gelde schaut es windig aus. Ich hatte Hoffnung, uns einer vorbeiziehenden Karawane anschließen zu können." „Ein harter Wechsel! Vom Herrn zum Knecht!" „Was willst du machen? So hätten wir uns wenigstens durchhelfcn können. Aber auch das hat fehlgeschlagen. In den ganzen zehn Tagen, die wir hier sind, ist keine einzige bedeutende Karawane gekommen, die kleinen können uns nicht brauchen." „Was tun wir also?" fragte Mahmet. „Wir warten einfach oder ziehst bit etwa vor, die Hacke zu nehmen und die Erde zu bebauen? Der Scheich nimmt uns auf, vielleicht sogar in seinen Stamm. Er braucht Hilfe und wir sind stark und keine Feiglinge." „Ich würde sterben, müßte ich das Leben in dieser Oase zubringen," sagte der andere, „ich bin zur Arbeit nicht geboren." — „Der Hunger wird dich auch dieses lehren", cntgegncte Mahmet. „Doch, was sehe ich! Eine Karawane und noch dazu eine so zahlreiche. Wei-weiß, ob wir da nicht Arbeit finden können." Die Karawane, die eben die Oase betrat, gehörte Amur. Der Scheich trug einen Kaftan aus kostbarer Seide und ritt an der Spitze, umgeben von Skla-venjägern; die Sklaven gingen unter Bewachung der As-kari. Emini befand sich unter diesen. Zwischen ihm und dem Scheich war ciite arge Verstimmung eingetreten. Emini konnte dem Sklavenhändler absolut nicht verzeihen, daß er ihn so grob behandelt und zurechtgewiesen, als er Anton zu Tode geißeln wollte. „Du setzt mich einem Sklaven nach", sagte er ihm am folgenden Tage; und nachdem er vergebens den Tod Antons gefordert, entfernte er sich vom Häuptling ganz erbost, mit dem er überhaupt nicht mehr sprach, sondern vielmehr eine Gelegenheit suchte, sich an ihm zu rächen. Amur hatte eine sehr hohe Meinung von der Kühnheit des Emini und er brauchte ihn über- Das aussehen der beiden Araber war wenig vertrauenerweckend ... (Seite 161.) dies nur zu fefjr, darum schluckte er seinen Unwillen hinunter. Auch wollte er Anton nicht opfern, da ihm dieser noch sehr nützlich werden konnte; er zog cs vor, abzuwarten, bis die Zeit den Zorn seines allzufeurigen Genossen abgekühlt hatte. Die Ankunft der Karawane brachte neues Leben in das ganze Dorf. Die Verkäufer öffneten ihre Läden; bald waren die verschiedensten Getränke zu haben, wie Zedernwasser, Schnaps, Tropfen vom Throne Allahs, Prophetentränen, himmlische Tautropfen. Diese Namen, obwohl verschieden, bezeichneten doch alle das Gleiche: Wein und alkoholische Getränke, wovon die Sklavenjäger ungeheure Quantitäten vertilgten. Scheich Guvelim, der Besitzer der Brunnen, war dem Führer der Karawane entgegengeeilt. Scheich Guvelim war ein mächtiger Herr; seinen Befehlen beugten sich alle. Er war der Besitzer des kostbaren Wassers. Wehe dem, der ihm keines abkaufte; er seinerseits würde cs gewiß einem jeden verweigert haben, der ihn nicht mit jener Ehrfurcht behandelt hätte, die er sich erwartete. Auch würde keiner Wasser gegen seinen Willen erhalten haben, denn er verfügt über zweihundert Gewehre, mit denen er die Brunnen leicht verteidigen könnte; viele Verbündete würden ihm auch zu Hilfe geeilt sein, denn allen Führern von Karalvanen und Scheichs lag cs am Herzen, daß die ihnen so notwendigen Brunnen in den Händen des Scheichs Guvelim blieben, der sonst neutral tvar und sie so keinen Konkurrenten zu fürchten hatten. „Mein Bruder Guvelim! Meine Seele hat so sehr verlangt, dein Antlitz zu sehen. O wie freue ich mich, dich zu sehen!" — So rief Amur aus, als Guvelim ihm näher kam. „Marhaba! Sei willkommen!" antwortete der Scheich, „dein Anblick macht mir Vergnügen. Du kommst ja nicht allein, Allah hat dich gesegnet! Hundert und mehr schöne und junge Sklaven folgen dir." „Allah war mir gnädig. Die Ware ist ausgezeichnet." „Die Märkte des Innern beklagen sich wegen Mangel an recog. Die Preise sind schrecklich gestiegen und bit machst glänzende Geschäfte." „Ich weiß nicht, ob ich diese Sklaven werde verkaufen können. Zwölf Tagreisen von hier habe ich, wie du weißt, meine Zeriba. Dorthin möchte ich diese Sklav.m bringen, denn es ist eine herrliche Ware." Guvelim neigte sich ehrfurchtsvoll. .„Du bist reich", sagte er, „und du brauchst weiter kein Geld, bleibst du lange hier?" „Nur einen Tag, morgen reise ich ab. Kann ich Wasser haben?" „Wirst du es auch zahlen?" „Habe ich je deine Rechte geschmälert? Allah il Allah. Er ist der Herr und ich bin der Ehrlichste unter den Menschen, der Fürst aller Sklavenhändler. Der Preis ist wohl der gewöhnliche?" — „Ja." „Erlaubst du auch, daß wir wie immer in der Nähe des Dorfes unser Lager aufschlagen?" „Ja. Verkaufst du hier keine Sklaven?" „Keinen, außer es wird mir eine bedeutende Summe geboten", so sprach Amur und gab der Karawane den Befehl, sich zum getvöhnlichcn Lager zu begeben. Die Sklaven zogen an den beiden Scheichs vorüber. Guvelim musterte die Reihen. „Wahrlich, eine prächtige Ware", sagte er. „Die Ware ist wirklich gut. Ich habe sie auch unter günstigen Bedingungen erworben. Sie gehörte einer christlichen Mission an." „Verfluchte Hunde l Auch unter den Negern nisten sie sich ein", rief Guvelim aus. — „Hast du die Mission eingeäschert?" „Nein." „Da hast du übel getan. Hat sie dir der Missionär nicht verkauft?" „Er? Gewiß nicht." „Wie hast du sie denn erhalten?" Amur lachte. „Ich habe sie von ihren Eltern gekauft, die, durch meine Tauschgegenstände geblendet, dieselben von der Mission znrückge-nommen haben. Der Missionär zieht sie also für mich auf!" — „Du bist ein Genie!" rief Guvelim aus. „Wo befindet sich diese Mission?" Amur lachte. „Ich komme soeben von dorther", erwiderte er. „Ich weiß es; aber wo ist der Ort?" „Folge mir und du wirst dahin gelangen." Auch Guvelim lachte. „Du bist schlau wie ein Fuchs", sagte er. „Übrigens hast du Recht. Ein Geheimnis, das man andern mitteilt, hört auf, ein solches za sein." Amur antwortete nichts mehr, denn Emini ging an ihnen vorüber. „Mein Bruder Emini!" rief ihm der Scheich zu, als er das finstere Gesicht des Sklavenhändlers gewahrte. „Sei herzlich willkommen! Warum rittest du nicht an der Spitze des Zuges, an der Seite deines Bruders Amur?" „Amur ist mein Feind, und wer dessen Bruder ist, der ist es auch", ent« geguete Ednini und zog voran. „Seit wann seid ihr einander feind?" fragte Guvelim den Scheich Amur. „Seit gestern. Er will, daß ich einen Sklaven töte, der mir teuer ist." „Tue nach seinem Willen! Die Freundschaft mit diesem Tapferen muß dir mehr gelten als ein verfluchter Sklave." — „Der Sklave ist mir unentbehrlich. Er wird sich gewiß davon noch überzeugen", sagte Amur. „Überleg dir's," antwortete Guvelim, „niemand ist unentbehrlich auf dieser Welt und ich würde gern hundert Sklaven opfern, bevor ich einen solchen Freund wie Emini preisgäbe. Jetzt komm' in meine Hütte, trinken wir den ftnffee als Willkommgruß. Du kannst nachher das Wasser kaufen, das du benötigest." Amur folgte dem Scheich in die Hütte, während seine Leute das Lager herrichteten. Emini schloß sich nicht den andern Arabern an, sondern ging ins Cast, wo Mahntet und Mehmat saßen. Er hockte dort nieder und schaffte einen Kaffee au. Der dicke Kellner verschwand in der Hütte, um das aromatische Getränk zu bereiten. Die beiden Araber wechselten im stillen einige Worte und näherten sich dann dem neuen Gaste. „Salam, Salam!" — „Salam!" antwortete Emini kurz, indem er die beiden von oben bis unten maß. „Was wollt ihr?" „Emir, gehörst du der Karawane an?" „Ich reise mit ihr", lautete die Antwort. „Gehörst du ihr nicht au?" „Warum wollt ihr das wissen?" „Wir möchten gern in eure Dienste treten." — Emini musterte die beiden Männer, die ihm übrigens zur rechten Stunde unterkamen; seit langem trug er sich schon mit betn Plane, seinen tiefen Haß gegen Amur und seine Nachsucht zu sättigen. „Bringet eure Tassen her und nehmet an meiner Seite Platz." Sie taten es. „Nun saget mir, wer ihr seid", fuhr Emini fort. „Sprich btt", sagte Mahntet zum jüngeren Mehmat. „Sprich du", entgegnete dieser. „Ter eine oder der andere, das ist alles eins, wenn ihr euch nur verständlich macht", sagte Emini ungeduldig. „So werde nun ich reden", sagte Mahntet-„Ich und dieser mein Begleiter, der mit mir auch verwandt ist, waren einst das, was jetzt Ihr seid. Unsere Zeriba befand sich, int Walde gut versteckt, an den Ufern des Blauen Nil, viele £a greifen zu Karneol von hier entfernt. Emir, der Nil ist der König der Flüsse und der Blaue Nil sein erstgeborener Sohn." „Ich habe ihn öfters gesehen; fahre nur fort", sagte Emini kurz. „Emir, du weißt, daß die Christen — Allah verfluche sie und Mohammed schleudere sie ins ewige Feuer! — die Sklavenhändler hassen, denen sie sogar einen ehrlichen Gewinn, den wir ans dem Verkaufe der Sklaven ziehen, verbieten wollen." „Ich weiß es wohl." „Sie haben auch den Khedive gegen uns aufgehetzt und die Schiffe der Engländer fahren nur zu dem Zwecke uilanfwürts, mit die Zeribeu ausfindig zu machen und bereit Eigentümer mit dem Tode zu bestrafen. Ein Verräter — Allah verfluche ihn auf ewig! — muß die Aufmerksamkeit der Christen auf uns gelenkt haben. Während wir nämlich gerade von einer Menscheujagd zurückgekehrt waren und wir alle dort beisammen saßen, wurde unsere Zeriba eingeschlossen. Wir verteidigten uns tapfer, doch umsonst. Die Zeriba fiel in die feindlichen Hände; die Sklaven wurden befreit und meine Leute wurden alle aufgekuüp t, weil sie einer Sache schuldig befunden wurden, welche der Prophet empfiehlt, ja sogar befiehlt." Emini warf ihnen einen Blick der Verachtung zu. „Ihr seid tapfer wie die Gazelle," sagte er zu ihnen. „Emir, diese Verhöhnung verdienen wir nicht," rief Mahntet aus. „Wenn bit und dein Begleiter wirklich tapfer seid, wie kommt es, daß ich euch hier sehe?" — „Sollten mir uns etwa von den Engländern fangen und hängen lassen?" „Nein, aber verteidigen solltet ihr die Zeriba aus Kosten des eigenen Lebens; ihr solltet kämpfen mit dem Mute eines Löwen. In diesem Falle hätte ich euch bewundert. Ihr aber habt die Flucht vorgezogen." „Herr, wir haben tapfer gekämpft; nachdem aber alles verloren war, zogen wir vor, zu fliehen. So stand es übrigens im Buche geschrieben und alles, was im Buche geschrieben steht, muß in Erfüllung gehen. Wir bitten dich deshalb, uns in deine Karawane aufzunehmen. Wir werden dir dann Gelegenheit genug geben, unsere Tapferkeit, List und Grausamkeit zu bewundern. Leute, welche viele Jahre an der Spitze von Karawanen gestanden, werden dir gewiß von größtem Nutzen sein. Für uns ist es zu hart, das Brot der Sklaven zu essen, abhängig zu sein, während wir gestern noch Herren waren; doch Rismat! das Schicksal will cs so. Willst du uns?" „Was verlangt ihr?" „Das bestimme nur du." „Sprechet." „Einen Prozentsatz beim Verkauf von Sklaven. Das Doppelte nämlich von dem, was die andern Sklavenjäger erhalten; denn wir waren Herren und wir werden dir auch die besten Ratschläge geben können." — „Diesmal möchte ich euch keine Prozente lassen, aber Geld. Ich biete euch monatlich zehn Taler *) an." „Für jeden?" fragte Mahmet. „Ja; ich füge noch den Lebensunterhalt dazu und ich erlaube euch auch auf eure Rechnung hin, mit Sklaven zu handeln, wie es euch beliebt. Zufrieden damit?" Mahmet sagte seinem Genossen einige Worte ins Ohr und dieser antwortete ihm gleichfalls mit leiser Stimme. Dann sprach er: „Du verheißt uns zwar nicht viel, doch die Not treibt uns, dein Anerbieten anzunehmen. Ans drei Monate nehmen wir es an. Dann wollen wir sehen zu andern Verträgen zu kommen." „Ganz recht. Wisset jedoch, daß ihr von mir abhängig seid." „Was willst du damit sagen," fragte Mahmet. „Daß ihr nicht von Amur abhängt und nur mir gehorchen dürfet.". „Stehst du nicht unter seiner Macht?" „Nein." — „Du bist jedoch dessen Freund?" „Ich bin sein Feind. Ihr hänget also ganz von mir ab und erhaltet Befehle nur von mir. Das luirb euch hoffentlich nicht unlieb sein, da ihr gewiß vorziehet, nur einem statt zweien zu gehorchen, lind jetzt geht auch ihr ins Lager." Die Araber ließen sich die Einladung nicht zweimal wiederholen und nachdem sie den Kaffee ausgetrunken, lvolltcn sic den Kellner rufen. „Ans welchem Grunde?" fragte Emini. „Um den *) Maria Theresia-Taler sind noch immer im Umlaufe in Ägypten und im Sudan und werden in Wien geprägt. Kaffee zn zahlen." „Ich werde ihn schon zahlen", sagte er, „geht nur." Er folgte ihnen mit den Blicken und rieb sich die Hände. „Es kann nicht besser gehen; diese beiden sind zwei Verlassene und werden gewiß alles tun, was ich ihnen sagen werde. Nur nicht zn früh frohlocken, Amur! Die Rache Eminis wird dich bald erreichen. Jetzt leeren wir noch eine Flasche, um den guten Erfolg zu feiern!" Er rief den Kellner und ließ eine Flasche Kognak kommen. Während er ihn langsam hinnnter-schlürfte, kam Amur. Der Sklavenhändler stellte sich vor den Tisch, an dem Emini saß, und fragte diesen: „Hast du die bcidcn Männer aufgenommen?" — „Ja." — „Und mit welchem Rechte?" — Emini sprang auf. „Habe ich vielleicht nicht. .." fragte er. „Der Führer der Karawane bin ich!" „Und dann?" „Ich allein habe das Recht, das Personal aufzunehmen." „Die beiden Araber-bleiben unter meiner Macht. Ich bezahle sie ans meiner Tasche und ich werde für ihren Unterhalt sorgen. Natürlich werden sie auch keinen Finger für dich rühren." „Du hättest mich fragen sollen." „Ich erkenne dich als Obern nicht an." „Ich bin der Führer der Karawane." „Befiehl, wem tut willst. Und jetzt höre mich an: Wenn tut mir auch nur noch eilte Bemerkung machst, so nehme ich meinen Anteil an Sklaven und lasse dich im Stiche. Aber bedenke auch, daß btt in diesem Falle an mir nicht nur einen Feind haben wirst, sondern einen energischen Mann, der nur das einzige Ziel kennt, dich zugrunde zn richten. Willst du also, daß ich ■ mich von dir traute?"- Amur wollte es gewiß nicht. Er konnte ihn I mir zn gut brauchen; Emini war tapfer und. ein Mann von außerordentlicher List. Er bedurfte seiner und seiner Unterstützung und fürchtete deshalb, sich mit ihm zu verfeinden. Er sagte daher zu ihm : „Tue, was btt willst. Bedenke jedoch, daß ich dich immer als Freund behandelt habe und daß ich die Ursache nicht finden kann, warum du mich jetzt so sehr hassest." ■ „Du kannst das nicht begreifen?" — „Nein!" „O bete zu Allah, daß er dich erleuchte. Beim I Bart des Propheten! Ein Mensch, der heute das Verbrechen vergißt, das er gestern begangen, verdient nur Spott und Verachtung. Salama!" Emini hockte sich wieder auf den Boden nieder und führte ein Glas Kognak an die Lippen, während Amur ganz ergrimmt sich entfernte. Die Worte Emmis hatten ihn gröblich beleidigt. Er würde sich so gerne von ihm getrennt haben, doch er fürchtete seine Rache und benötigte seine Waffen. (Fortsetzung folgt.) IDerfcbtebenes. Lin seltenes Zubtläum. Am 18. Juli begeht der hochw. f. b. geistliche Rat, Dechant und Hauptpfarrer von Straßgang Markus Perl sein 40jähriges Berufs- und Dienst-Jubiläum. 40 Jahre sind es aber auch, daß er als Sammler, Beförderer und Wohltäter des Marienvereins für Afrika eifrig tätig war. An mehreren Orten, namentlich zu St. Leonhard in Graz, als Kaplan und Religionslehrer angestellt, war er eifrig bemüht, die Gläubigen durch Belehrung und Aufmunterung für die heilige Sache Afrikas zu begeistern. — Zur Hebung der katholischen Presse trug er viel und redlich bei und ist Mitarbeiter und Korrespondent mehrerer Zeitschriften und Zeitungen. — Der „Stern der Neger" zirkuliert in Straßgang und wird gerne und fleißig gelesen. — Es dürfte wohl kaum einer zu finden sein, der solange dem altehrwürdigen Marienverein für Afrika angehört. — Möchte diese Notiz aufmunternd und aneifernd sein auch für die Seelsorgspriester, für das hehre Werk recht eifrig tätig zu sein. Gott schenke dem allverehrten Jubilar noch viele Jahre gesegneten Wirkens! Line interessante IRecbnung. In der St. Lorenzkirche zu Nürnberg wird folgende interessante Rechnung aus alten Zeiten aufbewahrt. 1. Des Hohenpriesters Kaiphas Magd gewaschen und dreimal angestrichen, 1 Gulden 50 Kreuzer. Den Pontius Pilatus aufgeputzt, neues Pelzwerk um die Mütze gesetzt und neu angestrichen, 1 Gulden 30 Kreuzer. 3. Dem Engel Gabriel die Flügel mit frischen Federn besetzt und vergoldet, 2 Gulden 30 Kreuzer. 4. Dem Petrus einen Zahn eingesetzt und dem Hahn den Kamm aufgeputzt, 1 Gulden 30 Kreuzer. 5. Dem einen Schächer mit Kreuze eine neue Nase gemacht und seine Finger ausgestreckt, 2 Gulden 24 Kreuzer. 6. Den Himmel mehr ausgebreitet und acht neue Sterne eingesetzt, 2 Gulden 15 Kreuzer. 7. Dem Judas die Silberlinge versilbert, 45 Kreuzer. 8. Dem linken Schächer eine verzweifelte Miene beigebracht, 50 Kreuzer. 9. Dem Moses mehr Ansehen gegeben, 2 Gulden 20 Kreuzer, und seinen Bruder Aaron herausstaffiert, 2 Gulden 12 Kreuzer. 10. Dem goldenen Kalb den verlorenen Kopf wieder aufgesetzt, 2 Gulden 45 Kreuzer. 11. Den Pferden an Elias Wagen neue Hufeisen gemacht und den Weg zum Himmel genauer bezeichnet, 2 Gulden 45 Kreuzer. 12. Dem blinden Tobias den Schwalbendreck aufgefrischt, 20 Kreuzer. Nürnberg, den 1. Feber 1746. J. I. Markart, I wohlbestallter Maler an der Kirche St. Lorenzo. Nekrolog. Am ersten Tage des Herz Jesu-Monats ist eilt treuer Sohn des heiligsten Herzens ans diesem Leben geschieden: Br. Alois TBatbner. Er war geboren zu Grins bei Landeck im Oberinntal als Sohn echter, biederer Tiroler am 15. Februar 1887. Bald lernte der Mesner, sein Vater, den kleinen Lois das Ministrieren und gerne versah dieser den Engeldienst. Als im Jahre 1900 die apostolische Schule in Milland errichtet wurde, war Waldner einer der ersten, der in die muntere Schar zukünftiger Glaubensapostel eingereiht wurde. Ruhig flössen die Jahre im Juvenat dahin, war er ja von ruhiger Gemütsart. Wie alljährlich, wurde aus den Juvenisten eine Auslese getroffen und einige in das Noviziat am 25. August 1904 aufgenommen. Unter diesen „Laverianern" befand sich auch unser Alois Waldner. Lange Zeit versah er während des Noviziates dasAmt eines Sakristans zur vollstenZufriedenheit. Endlich nahte auch für ihn der Tag, au dein er sich ganz Gott weihen durfte. Am Feste Allerheiligen 1906 legte er die ewigen Ordensgelübde ab. So war er nun Scholastiker. Mit Eifer widmete er sich dem Studium; seit Herbst besuchte er die Theologie im Priesterseminar zu Brixen. Das angestrebte Ziel rückte immer näher, sehnlichst wünschte er bald seine Kräfte den armen Negern Zentralafrikas widmen zu können, als plötzlich ein tückisches Leiden seinem Streben Einhalt gebot. Auf eine Krankheit folgte eine zweite, bis er nach fünfmonatlicher Krankheit an seinem frühen Lebensabend anlangte. Am 9. Mai empfing er die heiligen Sterbsakramcnte. Alle Professen des Hauses begleiteten das Allerheiligste in das Krankenzimmer. Bor dem Empfang der heiligen Wegzehrung erneuerte der Kranke die heiligen Ordensgelübde und empfing hierauf mit rührender Andacht die heiligen Sakramente. Zwei seiner Brüder, der eine Novize unserer Kongregation, waren zugegen. Am heiligen Pfingst-feste schien fein Ende gekommen zu sein; doch erst im Herz Jesu-Monat sollte er sein Opfer vollenden. Ruhig sah er bei vollem Bewußtsein bis zum Ende dem Tode entgegen. Wenige Stunden vor seinem Scheiden las er selbst noch den Abschiedsbrief, den ihm seine gute Mutter geschrieben. Unter anderin hieß es dort: „Du läßt uns wissen, mein lieber Lois, daß du an der letzten Station des Leidens angelangt, und mußt halt denken, Gottes Wille geschehe . . . . Doch wie bcneidensivcrt, lieber Lois, bist du, deinen lieben Gott so früh schon von Angesicht zu Angesicht zu schauen, ihm so früh schon das Alleluja der reinen Seelen zu singen. Und weil es uns nicht mehr vergönnt ist, dich zu sehen, so sage ich auf baldiges fröhliches Wiedersehen im Himmel und daß du uns am Throne Gottes nicht vergissest, weiß ich ... . Im heiligsten Herzen Jesu sind wir immer vereint . . . ." Ein fröhliches Lächeln war auf seinen Lippen, als er den Brief las. Die Mittagsstunde des 1. Juni war vorüber, da nahte der Todesengcl. Zwei leise Seufzer, ein starrer Blick auf die Lourdesstatne und seine Seele flog zum Schöpfer zurück. Ein hoffnungsvoller Jüngling, ein eifriger Student, ein ruhiger, sanfter Charakter, ein guter Ordensmann ist nun heimgegangen, um durch das junge Opfer seines Lebens und sein Gebet am Throne Gottes den armen Negern vom Himmel ans zu helfen. Herr, gib ihm die ewige Ruhe! weiteres. Aus der Naturkunde. Lehrer zumSchüler: „Sag' mal, Hans, warum heißt man diesen Baum Trauerweide?" — Hans: „Weil Sie von diesem Baum die Prügelstöcke abschneiden." Entsetzlich. Ieremonienmeister (zum Kammerherrn): „Um Gotteswillen, Sie stehen ja auf dem Schatten Sr. Durchlaucht." * * * Empfehlenswerte Bücher und Zeitschriften, ckldebr Freude! Von Dr. Paul Wilhelm von Keppler, Bischof von Rottenburg. 9. bis 12. Tausend. 8 . (Vt und 200.) Freiburg 1909, Herders che Verlags-Handlung. Kr 246; gebunden in Leinwand Kr. 342, in Juchten Kr. 6' - . Unter dem Titel „Mehr Freude" liegt jetzt das 9. bis 12. Tausend (das 1. bis 4. und 5. bis 8. Tausend waren je binnen 14 Tagen vergriffen) vor. ..Obwohl von einem hohen Würdenträger der katholischen Kirche geschrieben, ist dieses Buch tatsächlich doch", wie der .Berliner Lotalanzeiger' sagt, „mit Ausnahme einiger Kapitel, wo die Schicksale von Heiligen behandelt werden, nicht ein Buch für Katholiken, sondern ein Buch, an dem jeder Christ und jeder Jnde, wenn er es liebt, zuweilen über den Zaun seiner privilegierten .Weltanschauung' hinwegzublicken seine, Freude haben kann . . . Es ist fern von aszetischer Weltslucht ; will Uns nicht ans dem Zeitalter der Maschinen, der großen Triumphe menschlichen Wissens und Könnens ! herausreißen. Aber, es will diese Zeit wieder vereinen mit der Liebe und dem Interesse für alle hohen Güter des Lebens, ,welche' die moderne Menschheit in ihrem Bildungswahu und.-Kulturdünkel,verächtlich behandelt'." Mehr Freude! . . . Dafür zu wirken, welch schönt Aufgabe! Wie sich der Verfasser"nach seinem eigenen Zeugnis oft fröhlich an seinen Betrachtungen geschrieben hat, so ums; jeder sich fröhlich daran lesen — das Büchlein zwingt einen dazu. Sonntagsftilte. Neue Erzählungen für Volk und Jugend von Konrad Kümmel. 12°. Freiburg und Wien 1908, Herderfche Verlagshandlung. Fünftes Bändchen: Ans Geschichte und Leben. L (VI und 312.) Gebunden in Leinwand Kr. 2'76. — Sechstes Bändchen: Aus Geschichte undLcben.il. (VI und 334.) Gebunden in Leinwand Kr. 2 76. „Das Volk streckt, schon die Hände aus und . ruft nach mehr," schrieb der jetzige Bischof von Rottenburg, P. W. v. Keppler, schon im Jahre 1898' (Literarische Rundschau Nr. 3) über die Kümmelschen Erzählungen. Und, in der Tat, die freudige Aufnahme im Volk hat diesen Ansspruch bestätigt. Nun liegen wieder zwei neue Bändchen vor und damit ist auch die. Sammlung „Sonntagsstille" abgeschlossen. Wie schon der Titel „Aus Geschichte und Leben" zeigt, wendet sich der Verfasser hier meist geschichtlichen Stoffen zu oder läßt feine Erzählungen sich auf ge- ' schichtlichem Hintergrund abspielen, in andern, besonders im sechsten Bändchen, behandelt er Stoffe -aus dem alltäglichen Leben; aber alle sind voller Lebenswahrheit, zeugen von tiefer Religiosität und sind spannend erzählt. In diesen, wie, in den übrigen , Erzählungen zeigt sich Kümmel wieder als Meister volkstümlicher Darstellung, überall klingt der Brustton innerer Ueberzeugung durch, alles, ist durchweht von ' dem Hauch einer tiefgläubigen, frommen Seele. Auch diese Bändchen werden, wie die früheren der Sammlungen „Sonntagsstille" und „An Gottes Hand", die verdiente günstige Aufnahme finden. Die selige Aulie Williart, Stisterin der Genossenschaft Unserer Lieben Frau, und chr Werk. Dargestellt von Bernard Arens S, J. Bi it 35 Abbildungen. Mit Approbation des hochw. Herrn Erzbischofs von Freiburg. Erste und zweite Auslage. 8°': (XII und 544.) Freiburg und Wien 1908, Herderfche Verlags-Handlung. Kr. 6'—; gebunden in Leinwand Kr. 7'20. P. B. Arens, der uns schon als Verfasser des vorzüglichen Lebensbildes von „Anna von Lainctongc", der Stisterin der Ursnliucn von Dole, bekannt ist, entrollt hier iviedcrüiN das Bild einer Drdensstistcriu vor »ns, es ist das von Julie Billiart (1751 bis 1816), der Stisterin der Genossenschaft II. L. F. von Namnr. Die Veranlassung dazu bot die im Jahre 1906 erfolgte Seligsprechung dieser eifrigen Beförde.rerin dcrFugtNd-erzichnng, insbesondere des Katechismnsnnterrichts. Jnlie-Billiart ist eine Heilige unserer Zeit und für trnjeve Zeit. Papst Pins X. hat von Anfang seines Pontifikates an ans den Katechisninsnnterricht als auf eines der Hauptmittel zur Erneuerung der menschlichen Gesellschaft hingewiesen. In Julie steht eine große Katechetin vor uns, die Stisterin einer Genossenschaft, die sich die Unterweisung tut Katechismus zur ersten Aufgabe gesetzt hat. Das Buch wird nicht nur all den zahlreichen Frauen und Jungfrauen, die einem der Pensionate des Ordens