Illyltschcs Blatt zum Nutzen und Vergnügen. Nro. 50. >^.».^^>» ^ HU «^ ^^H^ ^^^ '^,^'«> M^ ^^» ^,^<»» Freitag den 2.). Illly 1619. Von den Gesellschafts-Conversationen. ">^,eBewustlostgkeit seiner selbst wird selten so Hand-Zrciflich wahrgenommen, als in den gewöhnlichen Con-versatioucn. Der Nebel uon Zerstreuungen umhüllet dabey den Geist so dicht, daß er ihn zu durchstrahlen nicht vermag, und den Sinnen freyes Spiel ge-statten muß. Ev wird geredet, weil man in Gesellschaften doch sprechen soll, jedoch nur aus Gewohnheit die Zunge in steter Bewegung zn erhalten, die Überlegung bleibt aber meist bey Seite. Man höret Töne, flehet angestrengte Bewegungen, gleich wie in emcm Fechtsaalc, mit dem unterschiede, daß man hier nicht mit den Waffen, sondern mit Worten einander außer Athem treibt; und wie bey dem Schachspiele, gegenseitig den Witz auf die Folter legt. Statt im freundschaftlichen Tone der Bildung unter die Arme zn greifen, und durch wechselseitige Vervollkommnung die Anmuth des geselligen Lebens zu erhöhen, siehet man nur ein ängstliches Bestreben, und die eckelhafte Zudringlichkeit, im leeren Witze zu glänzen, und nachdem die Gesellschaft damit recht gelangwcilct wordvn, beklatschet sich der Witzling, als hätte er recht treftich unterhalten, gedenket aber des weisen vl^c)5ili«^5 nicht, der einst zu einem Schwätzer sagte: daß ein Weiser weniger spreche, weil uns die Natur nur eme Zunge, aber i,wey Dhren gad, dannt nur weniger reden, aber Mehr hören; und ein, anderes Wi,>1)l sragte er ihn: Wie! hat dich Ien.r, der dich reden lehrte, nicht auch schweigen gele-)rii Ein Blick in d«e alltäglichen ConverMonen zei- get, wie das privat Interesse, welches man mit Mühe zu bergen, oder zu vermantcln sucht, hie und dort hervor sticht; wie bald dieser, bald jener ein künstlich Vrillantfeuer, l^I-ezprlt genannt, schimmern läßt, das nach einigen geworfenen Strahlen die Umsteh-enden wieder in völliges Dunkel versetzt; wie sogar Gelehrte ihren Gegeneifer un3 Kritik öffentlich ausplatzen, daß man glauben möchte die großen Geister werden bey so starker mutueller Ellectricität durch ei; uige Funken d^s Universum beleuchten, die dagegen in dem Dunste verschwmdcn. Versplitterung der Zeit, und die quälende lau« gc Weile, sind die Früchte solcher Convcrsationcn; der Geist und das Herz schrumpft dabey in lauer Un» th.itigkeit zusammen, und scheinet gleichsam sich in das Ni.hts anfgelost zu haben. Die sogenannte schöne Welt ist ein bl^ses Schau: spiel, das zeitweise durch das Gähnen, den grollen Ausbruch des Gelächters, untermischt wird, worin gewisse Seichtköpfe, unter dem Nahmen Schöngeister die ersten Rollen spielen, und das l^emi^ilu nur in das Lächerliche zu drehen suchen. Die ronUne i^ der Geschwätzigkeit vertritt die Stelle der Vernunft, man spricht alle Tage, ohne etwas zu sagen, und verliert sich in dem Wüste von, ja, aber, wie, was , warum? :c. Allein auch abstracte Begriffe, und absolute Metaphysik soll die geselligen Gespräche nichr ausfülle»,' denn selbst der Weise ist oft der einfachste in de« Ausdrücken, sein Idccngang schwebt leicht und na> türlich; aus einem kaum merkbaren Punkte ent» - i»3 — wickelt er eine Ne'che belehrender, bessernder, die ,Sittcn verfeinernder, Ansichten. Eigenliebe, Schmäh-suckt und Mißgunst, verbannet er. Er schöpft die Gedanken aus der Quelle der reinen Wahrheit, labet und nährt damit seinen, und den Geist der ihn Umgebenden, die er aus dieser unversiegbaren Quelle unaufhörlich ,u schöpfen lehret. Kotzebue'6 Todtcnfeier. Den 3. Iuly fand zu Vcrlin die Todtenfeier für den dramatischen Dichter August v. Kotz ebne Etatt, wie dieß früher bei Lcssing, Schiller, Körner und Iffland, und bei den dramatischen Künstlern Fleck und Mmc. Pethmann der Fall gewesen. Mine. Schröck, un Charakter der Germania, sprach den (unten abgedruckten) Prolog mit Klarheit und Gefühl; gegen dai Ende wurde derselbe mit mnsikalischen Zwischensätzen begleitet. Nach beendigtem Prolog fiel der Vorhang langsam nieder, und die Vorstellung von H c r r m ann und Thusneldc endigte die Feier. Der Ertrag dieser Vorstellung, welcher gegen ,oc»c> Thaler betragen j>ll, war für die Witwe des Verstorbenen bestimmt, und soll ihr übersendet werden. (Einer ähnlichen Einnahme erfreute sich Schillers Witwe.) Es verdient bemerkt zu werden, daß die ganze Vorstellung durch nichcs unterbrochen wurde, vielmehr die größte Nuhe und Stille dabei herrschte. Prolog. Germania (in Trauer) (tritt langsam und feierlich auF dem Hintergründe nach dem Proscenio vor.) Scene. Herrmann sSchlachtfeld imTeutoburgerWalde. Zu Euch, Urcnl'c! Hcrrmanns und Thusneldcus, Zuvor des Vaterlandes ernstes Worc, Eh, euch der Muse kampfdcwcgt^s Lied, Zurück auf dieses Schlachtfeld H e r r m ann « ruft.' — Verkennet heut die ireue Mntter nicht, Die euch auf altem, festem Freyhcitö-Boden Erzeugt, genährt mit ihrer Liebe Brüsten, Im Sonnenstrahl des Rechts, der Sitt' erzog, Geschützt im Sturm der tausendjähr'gen Zeit, Gerächt an f-emder Unbill, frechen» Hohn, Und ewig liebevoll cnch einen, schützen wird. Wenn ihr im blut'gen Haß euch selber nicht Befehdet und zerstört. — Mit Eichenlaub, Dem heil'gen meiner tausendjähr'gen Haine, Saht ihr sonst stets die hcilre ernste Stirn Ul">i!ränzt. Mit ihm geschnackt begrüßt ich euch Noch jüngst, als ihr auf Leip-igö dlulgedüngten Flure» In »nehr als Hcrrmanns ' Schlacht des neuen Cäsar Octavianus mächt'ge Legionen Zermalmt, ja ihn, den stolzen, selbst gebeugt. Und seiner Knechtschaft drückend Joch zerbracht! — Begrüßt' ich fröhlich euch, als zwei Ual ihr Den Siegerfnß zurück ins Vaterland Gesetzt, an meines alten Nhcinstroms Ufern, Den Eichclschweren Kranz vermählend mit Der Deutschen Rebe wonnereichem Laube. — In Trauer seht ihr heute mich gehüllt Die Sonn' erhellten Frühlings- Auen meidend, Birgt sich mein Scherz in dieses Haines Dunkel, Wie wenn dem Erdenfreuel traurig zürnend. Ihr Etrahlenhaupt verbürgt die ew'ge Sonn' In finster drohende Gewittcrnacht. — Sollt' ich uicht zürnen? — Weinen — seufzen nicht? Nicht Nagen? — Nicht mein schaamgcröthct Angesicht Der Neider schadenfrohem Blick entzich'u? — (auf den Boden des Siegesfeldes deutend) Auf diesem Voden traf nur Schwert auf Schwert! Maun gegen Mann! Aug' nur iu's Aug' gefaßt! Kein Dolch— ihn kannten Hcrrmanno Brüder nicht! Drang meuchlerisch in unbewehrtc Brust! Wo bist du, heil'ge Freysiatt deutschen Hecrdes? Schirmt nicht des Dcurschen Dach den fremden, wie Den dentschen Mann? Ist's keine Echutzwehr nicht Auch selbst dem Feinde mehr, der ihm vertraut? Ist des Gesehes heil'gc Tafel denn Zerbrochen? Ausgcnlgt der Gotlcsfriede Von neu versöhnter, freier deutscher Erde? Und heiligt denn der reine bess're Glaube, Was Wodan's Prirster einst mit Fluch belegt? Ist er zurückgekehrt aus dunk'len Höhlen Der mitcernächc'ge Dämon grauscr Fehme, . Des Fanatismus blnt'ge Dolche schwingend? Seh' ich also den Sänger untergehen, Der oft den Hai« erfüllt mit frohen Liedern, Und dem ihr selber vft den 5,ranz gereicht? Habt ihr ihn darum nur gcsci-mücl't, damit Er eurem Haß e'm ruhmvoll Opfer falle? ^«,9 ^en?l ibr den Todesschmerz in scine Vrust. s1>eil in der euren er so oft, so oft Die heu'« Lust erweckt? — Vergeßt ihr schon, Wie oft er muthvoll scineS Liedes Pfeile schw5ng, Mit rilhncr Hand die Thorheit eurem Spott Zum Raub gegeben'i Laster aufgedeckt? Der List und Heuchelei ihr Truggesicht Entzog? Dem großen Frevler Trotz geboten? Und in des harmlos heitern Scherzes Hülle Den Hohen, wie den Niedern ernste Wahrheit sprach? Dcs Menschenlebens ewig .oc^selnd Schattenbild In tausend wunderbar bewegten Scenen Nor euren Blicken aufgerollt und bald, Wie'e ihm der Mnse reiche Gunst verlieh, D>.'s M'illcids Zähre heiß dein Aug' entlockt,, Erfüllt den Busen bald mit Zornes Gluth, Mit hnt'rcr Freude Ctrahl euch bald die Stirn Verklärt' und frohes Lächeln eurem Mund gebot? Ihr tonnt eö nicht vergessen! Werdet's nie.' Wie oft sein Lied auf hcii'rer Bühn' ertönt, Grucucrt sich scin Ruhm und sein Verdienst. Ihr klagt mit mir, ob feinen ungeheuren Tod; Beweint mit mir des Sängers schwarzes Loos, Das zürnend ihm die ernste Parze spann! — Nicht klag' ich dich mein Nolü, mein deutsches, heiß Gcliebre-. Volk, nicht an! Der Mutterlipp' (Entquillt die schmerzhaft bitt're Klage nur Km jcncn N^chnvcrblcndetcn, den einst Nie euch mein Mutterschooß getragen, der für mich Noch jüngst sein rechtlich Schwert erhob, mit euch Ä!s Sieger heimgekehrt in's deutsche Land, Die harmlos neu betrcc'ne Mnsendahn — Wch! Weh! mit blnt'gcm Doppelinord zu enden! — Wo warst du, der neun Schwestern hcil'gcr Chor, Als ihm 5ie Furie mit dem Schlangcnhaupt Sich nahte, mit dem gift'gen Hauch die Brust Ihn, füllte, Herz und Sinn bethörend um ' Daö Iünglingöhaupt die schwarze Fackel schwang; Wo war'st du, Himmelstochter, wo, du Kind De3 cw'gen Lichts, Neligion, als tief, Aus duntter Hölle Schlund des Mordes Dämon sich Vor ihm erhob, den Mordstahl in die Faust Ihm drückend, fort ihn treibend zu der HMe Werk,. Sich aber lügend zu des Himmels Boten'i — Ö, warum standet ihr ein chr'ncr Wall Nicht um dcs Jünglings unbcwehrte Brust, ltnd lenktet fern von ihr das Gaukelspiel Der ewig trügerischen Hölle ab? — ^eh! Weh: der furchtbar ungeheuern That! »51 — - Und weh auch inir, d?r tief verletzten Mutter; ^^^ In ihrer Söhne schwarze:!, Brudermord! « Vald steigt cin traurig Sühnungsopfer selbst ^ Des Mörders Schattenbild zur Unterwelt Hinab. Mit seinem leblvn Blick auf diese Bah« Des Irrtuums, Hasses, N^chn's zerstreuen sick Der Erde Nebel und d?ö Lebens Bild Verklärt dem Auge sich. — Dort unten zürnt Kein Haß dem Feinde mchr, kein Nahn bethört, K'ein Irrthum führt z« Schuld und Frcvcl mchr Der bleichen Manen abgeschied'ne Schaar. — Doch naget stets an des Verbrechers Seele, — So will's des Schicksals ewiges Gesetz — DaS Angedenken scmer bösen That! — Glückselig wer, befreit von Schuld und Fehle» Sich semes Daseyns ernstem Ziele naht! Anekboten. Ein Krieger der mehrere Narben im Gesicht hatte, erregte dadurch das Mitleid einer Dame so schr, daß sie rief: Ach, es i-st doch schrecklich so entstellt zu seyn? — O das thut weiter nichts, antwortete dieser, da ist immer noch Platz zu noch einmahl so vicl Hieben- Ein junger Husar machte einem hübschen Mädchen den Hos, si^ begründete ihre Sprödigkeit auf den be» kannten Nankcimuth-dcs Kriegers. — »Verlangen Sie Eidschwürc? rief er begeistert, nun so schwöreich: Ihre ist mein Herz bis zum ersten Trompetenstoß, und der Regenbogen soll mir als Cravatte dienen, wenn ich, so lange ich bei Ihnen bin, untreu wcrdc.^ Nach solchen Schwüren konnte die Schöne doch nicht mchr zweifelhaft bleiben? Wahrscheinlichste Witterung in der 2. Halste des Jahres 1619. (Nach den untrüglichsten Wahrzeichen der Witterung, von einem Freund de^ Landmanu^ im Großherzig: thumc Berg in der Mittc dcö Iuny vorausgesagt.) Iuly oder Heumonath. — Scin Anfang kömmt mit Regenguß, scin Ende bringt uns Über-Puß! !2ft M >Ma-r. Hennsuckung wird Negcn bringen. (Oho)! Allein Kll?an (L.) schenkt uns eine allmahlige Auft klärung. Die 7 Brüder (io.) bringen Sonnenhiye und Gewitter, mitunter Hagelschauer und stürmisches fetter. Gegen der Hälfte des Monaths wird Hitze eintreten. Die Gesundheit wird gefährdet, wegen zu leichter Erhitzung. Noch will — bis zur Maria Magd. hin, dic Hitze nicht nachlassen; denn immer neigt sich der Wind wittaaswart-s. — Gewitter. Vortreffliche tarnte. Der Himmel, trübt sich in den, HundZtagcn; das Wetter will stch ändern, und zu anhaltender Näst se hinneigen. Waren doch alle Brunnen vertrocknet! — S^dn wird aber die Witterung wechseln: Bald Negen, bald Sonnenschein wl,rd dieseo Monathswet-:er seyn. Mlt Dunkelheit und KäUe aber wird es «ns verlassen. A ugnst oder E r n t e m 0 n a t h. Regenschauer, Sonnenschein, wird diese? Monaths Witterung seyn. Der Vollmond bringt uns Hitze, sie ist den Re< den nütze. Die Trauben werden ordentlich gekocht: fchwcre Gewitter drohen, so um Laurentius. Dann kommt em kalter Schauerregen, nach den Gewittern düstre Tage,, um Maria Himmelfahrt wirds hei,; seyn. Nicht lange aber, und es regnet wieder tnchiig. Das- neue Licht am 20. dürfte frisches, helles» klares und hcißes Wetter bringen. Am Ende der Hundt'tagc wUl die Hitze nicht nachlassen. Der Hitze des Vorsommers wegen, dürften viele Hunde von der Wasserscheu überfallen werden. Man, suche sich deßhalb zu wahren, (und lasse nicht Tag und Nacht, selbst in den Städten, die Kälber durch dre Straßen n'.it Schlachtcrhunden hetzen, die Groß und Klem um--rennen, auch dergleichen riescmnäßigen Köter des Nachts matt vor den Thüren liegen)! Noch will die Hitze nicht nachlassen: Den Rest. der Ernte kann der Landmann daltcn mit Freuden. Singt dem Höchsten Lob! Sa-»uucl (26.) Gott wird Regen bringen. Er kommt, meine Lieben,,, in reichlichem Maße. — Gewitter,, Rc-. ,^n und Hagcl. Wieder Hitze und Gewitter gegen Paul. Eö ist gut baden in den Flüssen; sie schwellen «bc« auf. September oder Herbstmonath. Schon? frisch und lieblich wird auch dieser Monat!) seyn. E« stählt die Hoffnung, schenkt dem Winzer guten Wcin. Die wci^en, kleonchten schönen Sommerfäden durchstiegen schon unsere Lüfte. — Die Hitze erzeugt sie. Moses: hier und da Überschwemmungen. Ge: gen Mari« Geburt erhellt sich die Witterung; sckön, schön wird sie, bis zumProthuS,. Ihr Mütter dürft die Bleichen vornehmen. Es hält mit schönem Wetter an^ bis zum 12. hin. Jetzt aber gibts kalten sogenannten H>'rbstregen,; er scheint nicht aufhören zu wollen. Die Brunnen, erhalten ihr Wasser wieder^ Der Wind neigt sich zu Nordost hin, und der trübe Himmel klart sich wieder auf: Dieß gegen den 17. ^ 18. und 19. Nun wiederhohlt sich die Sonnenhitze ^ als wollte sie die Trauben noch ,cin,mal>l abkochen uny dem Ob't seinen Gesch nack mittheilen. Beym Herbst-ansang noch immer trocken und bey Tage warm. Ihr Weintrinker könnt euch freuen: Denn der Neunzehner geräth *). Regen und Wmd> machen den Beschlußdie^ ses Monats; oder ich, kenne' es nicht. Morgens hell, Nachmittags,, dunkel,, wird der Gang der Witterung seyn., Wetterrege l n, aus einein alten bambergischen ilalendec. I. u l y.. Wann leucht' der H u n d s st c r n hell und ,rlar „ So zeigt's an ein gesundes Jahr; Auf Tairkt M a r i a H e i >n s u ch u n g Regen». Koutinulvt in. v i e r z i g Tagen ; Mit Fleiß betracht Sankt Jakobs Fest,, Dann dieses ist das Allerbest'^ Ist, es schön- hell auf diesen Tag, Viel Frucht mau sich versprechen mag;-> Iak 0 bi V 0 r in i t t a g zeigt an dic Zeit v 0 r Weihnachten,, I,a k 0 t> i N ach initta g aber n a ch Weilmachlen. *) (5s wird wieder cin Cometivcin, wie im, Jahre iLii ^ dee Com^t ist schou, da.