LelMon Nr. 2325. zgoqiipruaji Was wir begehren von der Zukunft Fernem Das, Brot und Arbeit uns ocriiftet sichen, Das, unsere Kinder In der Schule lernen, Und unsere (Steife nicht mehr betteln gehen. ©. Herwegl,. MWWM 6fte@muo38.415. Zentralorgan des Oesterreichischen Eisenbahn-Personales. Redaktion: Wien V/i, Jentagaffe Nr. 5. Redalitlonsschlutz: Zwei Tag« vor dem Erscheinen de» Blatte». Sprechstunden sind jeden Tag mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage von 10 Uhr vormittags bis V,4 Uhr nachmittag». Jnsertionspreis: Die zweimal gespaltene Nonpareillezeile oder deren Staunt 40 Heller. Bei Iahresauftrag Rabatt. Abonnements-Bedingungen: Halbjährlich .............................Kr. 2 83 Ganzjährlich.................................. 57S Für das Deutsche Reich ganzjährlich Mk. 6'—. Für da» übrige Ausland ganzjährlich 9 Franken. erscheint jeden 1„ 10. und 20. Im Monat. Nr. 23. Men, den 10. August 1911. 10. Fnhrg. Die Hrmgrisen nnd die Satten. Zur Abstimmung über die Teuerungsanträge. Knapp vor Torschluß, ehe das Abgeordnetenhaus in die Ferien ging, hat es eine Tat vollendet, die allen jenen, die sich bei den letzten Wahlen von den nationalistischen Phrasen blenden ließen, in vollster Deutlichkeit offenbart, woran sie jetzt eigentlich sind. Die Majoritätsparteien haben den Antrag der Sozialdemokraten auf zeitlich und quantitativ unbeschränkte Einfnhr von argentinischen Fleisch, die unabhängig von dem Willen der ungarischen Agrarier erfolgen sollte, a b g e l e h n t und damit bewiesen, daß ihnen das Wohl der Bevölkerung Wurst ist, wenn es gilt, in demütiger Unterwürfigkeit den Willen der neuen Negierung zu vollziehen. i Bei dieser Ablehnung einer selbstverständlichen im Interesse aller Konsumenten gelegenen Forderung ist die, Art, wie sie erfolgte, das bezeichnendste für die Waschlappigkeit der bürgerlichen Parteien. Ein«n Tatz vorher wurde nämlich der Antrag Reumann, die Regierung fei aufMfoxden, sie möge die Einfuhr des argentinischen Fleisches nach Zeit und Menge unbeschränkt, ohne Rücksicht auf den Einspruch Ungarns, ! bewilligen, im Teuerungsausschusse an» geno m m e n, da auch die bürgerlichen Städtever- j tretet dafür gestimmt hatten. Aber schon am nächsten Tage, als über den Ausschnßantrag im Plenum des Hauses abgestimmt wurde, knickten dieselben bürgerlichen Städtevertreter mit gebrochenem Rückgrat zusammen, und l e h n t e n d e n f r ü h e r v o n i h n e n akzeptierten Antrag a 6. Kennzeichnet schon diese Konsequenz, mit der Die fogenanten Vertreter des Volkes einer der brennendsten Fragen gegenüber-treten, an der die gesamte konsumierende Bevölkerung interessiert ist, die Leichtfertigkeit und den Mangel jedes selbstlosen Ernstes, so wird der Verrat, der an den Interessen des Volkes damit geübt wurde, erst begreiflich, wenn man die Gründe erfährt, die die Herren zum Ausfall bewog. Der Grund bestand nämlich darin, daß Herr v. Gautsch auf den Ausschußbericht hin erklärte, die Regierung könne sich unter feinen Umständen den in dem sozialdemokratischen Antrage ausgesprochenen Verlangen akkommodieren, weil mit Ungarn ein „Übereinkommen" bestehe, wonach die Fleischeinfuhr nach Oesterreich nur mit Zustimmung der ungarischen Regierung gestattet werden dürfe. Dieses „Uebereinkommen", das in den letzten Wochen selbst von der gesamten National- j verbandspresse als nicht rechtsverbindlich bezeichnet wurde, weil es sich weder um ein Gesetz noch um eine Verordnung handelt, besteht lediglich als ein G e-h e i m ab k omnt en, das Herr Dr. Weiskirchner, der christlichsoziale Handelsminister, der ungarischen Regierung als getreuer Vasall zu grüßen legte. Und weil Herr Dr. Weiskirchner den schamlosen Verrat beging und die Lebensinteresscn der österreichischen Völker den ungarischen Viehzüchtern ctuslicfcrtc, beruft sich Herr v. G a u t f ch als Ministerpräsident auf eben diesen verfassungswidrigen Akt und erklärt rundweg, daß er den Willen des österreichischen Parlaments deshalb nicht respektieren könne, weil Herr Weiskirchner mit der ungarischen Negierung im Geheimen gepökelt habe! Und der Herr Ministerpräsident hat seine Regierungsmamelucken genau gekannt, als er es wagte, mit solcher Gering-ichätzung sich über alle verfassungsmäßigen Grundsätze hinwegzusetzen und die parlamentarischen Be- j schlösse zu ignorieren. Statt sich diese Respektlosigkeit ' Su verbieten, stimmten jetzt Christlichsoziale und deutsche Nationalverbändler gegen den sozialdemokratischen Antrag, für den sie noch einen Tag vorher ^getreten waren, nur weil es die Solidarität des Herrn n. Gautsch mit seinem früheren Amtskollegcn -öeigfirchner so verlangte! Und so wurde der Antrag aus Einfuhr von fremdem Fleisch in einer Zeit der wahnsinnigen Teuerung rundweg niederge-st i m m t. Bei dieser Abstimmung, die die schamlose 93er-räterrolle der deutschen Nationalverbändler geoffen-bart hat, ist besonders das Verhalten jener Herren, die als sogenannte nationale „Arbeitervertreter" gewählt wurden, bemerkenswert. Da sie nämlich ganz offen gegen den Antrag zu stimmen, offenbar aus Furcht vor den Wählern nicht wagten, so liefen sie einfach vor der Abstimmung weg. Die Herren Kr oy, Seidl u. s. w., die bei der Abstimmung fehlten, haben also ebenso miigeholscn, den Teuerungsantrag zum Falle zu bringen, wie jene, die ganz offen für den agrarischen Wucher Partei nahmen. Aber das wird Herrn K r o y, auf dem jede Regierung als auf den Verläßlichsten unter den Verläßlichen wird bauen können, dennoch nicht hindern, bei der nckhsten Gelegenheit wieder in den Versammlungen des „Reichsbundes" als Vertreter der Eisenbahner zu paradieren, wenn nicht früher die Jrregesührten aus diesen Tatsachen die Erkenntnis schöpfen, daß mit diesen „Neichsbund'-Whrcrn einmal ganz gründlich aufgeräumt werden muß. Eines geht aus diesem Parlamentsanfang, der mit dieser lehrreichen Abstimmung geendet hat, zur Genüge hervor: daß die Wähler, die bei den letzten Wahlen die Nationalverbändler in den Sattel hoben, die Zeche werden teuer bezahlen müssen. Es ist ein altes Grundgesetz, daß die Satten die Hungrigen nicht verstehen. Und die durchaus Satten, die diesmal wieder als die Vertreter der reichen Bürger und Agrarier gegen die vitalsten Lebensinteressen der Hungrigen gestimmt haben, werden — dessen kann man sicher sein — im Herbst den Völkern Oesterreichs noch einen ganz anderen Speisezettel präsentieren. Sie werden die W e h r v o r l a g e und die neuen Steuern, die die Negierung plant, wie ein gehorsamer Hund apportieren, und dem Volke statt Brot und Fleisch, Kanonen und Soldaten liefern. Es fragt sich nur, wie lange noch es die große Masse aushält, s i ch aus ihrer Haut Riemen schneiden zu lassen. Unter dem Titel „Keine Rücksicht mehr I" kommentiert die „Salzburger Wacht" die Ablehnung deß sozialdemokratischen Antrages mit folgenden, der S t i m m u n g der Bevölkerung durchaus entsprechenden Ausführungen: Das neue Parlament hat kaum zwei Wochg^n in der ersten Sommertagung bis zu seinen Ferien gearbeitet und hat sich trotzdem bereits als ein Parlament der Scharfmachern erwiesen, das jeden Wink der Regierung erfüllt, während es selbst den primitivsten Lebens-notwendigkeiten des Volkes sein Gehör verschließt. Obwohl das Verhältnis der Parteien zur Regierung Gautsch noch gar nicht klargestellt ist, hat der bürgerliche Heerbann die Bankvorlage noch mit seltener Einmütigkeit erledigt, so daß Gautsch, den die Regierung Bienerth einen großen Ballast von unerledigten Regierungsvorlagen hinterließ, die besten Aussichten hat, in der Herbsttagung die Wehrreform und die Finanzreform als die zwei für den Militärstaat Oesterreich wichtigsten Vorlagen durchzubringen. Während das Parlament die Bankvorlage — gegen deren Erledigung auch die Sozialdemokraten nichts einzuwenden hatten — gehorsamst erledigte und um es damit ja nicht zu versäumen, die Lieblosigkeit beging, die Beratung über das Fleischeinfuhrverbot als ersten Punkt der Tagesordnung nicht anzuerkennen, lehnte es glatt alle Volksnotwendigkeiten ab. Mit großem Scharfblick und weiser Beschränkung hatten die Sozialdemokraten die allerdringlichsten Forderungen zusammengefaßt. Sie verlangten die Sicherstellung einer unparteiischen Untersuchung über das schreckliche Blutbad von Drohobycz, dessen Hauptursache die himmelschreienden Wahlwißbräuche in Galizien waren, also einen Ehrenpunkt des Parlaments berührten. Sie begehrten durch ihren Antrag ^ auf Ministeranklage die Sicherung der Grundlagen unserer Verfassung, nachdem 'die Re- gierung Bienerth das Budgetrecht des Parlaments einfach aufgehoben und durch eine widerrechtliche Anleihe ohne Parlamentsbeschluß offenkundig die Verfassung verletzt hatte. Endlich verlangten sie, was alle Gemeinden und die gesamte konsumierende Bevölkerung aus das tiefste aufwühlt und bewegt, daß der Zustand der freiwilligen Abhängigkeit von Ungarn in der Frage der Fleischeinfuhr endlich beseitigt werde und daß das Parlament die unbeschränkte Fleischeinsuhr sicherstellt. Ein Verlangen, für das selbst die Agrarier teilweise Verständnis zeigten. Um das Selbstverständliche der letzten Forderung zu begreifen, halte man sich die Tatsache vor Augen, daß die Regierung unmittelbar vor Eröffnung des Parlaments und in der Zeit der unerschwinglichsten Fleischpreise ein Verbot der Einfuhr argentinischen Fleisches erläßt, eine Maßregel, welche die großen Gemeinden und die Bevölkerung zu einer leidenschaftlichen Protestbewegung aufpeitscht, so daß eine sofortige Beratung des Parlaments über die Fleischfrage das selbstverständlichste Ding von der Welt wurde. Was hat nun das Parlament getan? Es lehnte den Antrag der Sozialdemokraten, die Beratung über die Anträge betreffend die Fleischeinfuhr nach der Konstituierung äl§ ersten Punkt auf die Tagesordnung zu setzen, ab und die Nationalverbändler erössneten eine Schimpf- und Verleumdungskampagne gegen die Sozialdemokraten. Sie nannten das, was draußen Millionen forderten, Demagogie. Sie lehnten den Antrag, die Regierung, welche durch verfassungswidrige Notverordnungen das Beschlußrecht des Parlaments aufgehoben hatte, glatt ab und klatschten Herrn v. Gautsch, der in efner überaus wegwerfenden Weise den Referenten und den Abgeordneten Skaret behandelte, Beifall. Sie lehnten den Antrag auf parlamentarische Untersuchung der Ursachen des Droho-byczer Blutbades ab und brüllten wie besessen Bravo, als der Minister des Innern das galizische System verteidigte und als der Landesverteidigungsminister mit den Abgeordneten umging wie mit Rekruten. Aber den ganzen Verrat krönten sie, indem sie auch den Antrag Reumann, ohne Rücksicht auf die Einsprache Ungarns, das Recht Oesterreichs auf die beschränkte Einfuhr argentinischen Fleisches festzustellen, ablehnten, trotzdem sie in der Obmännerkonferenz den Antrag angenommen hatten. Es genügte eine Einsprache der Regierung, um die National-oerbändler, Christlichsozialen, Polen und Tschechen zum Um-fall zu veranlassen und die Bevölkerung dem Bewußtsein zu überliefern, daß es ganz vergeblich sei, auf dieses Parlament die geringste Hoffnung auf Befreiung von der furchtbaren Teuerung zu setzen. Diese kurze Tagung hat uns gezeigt, daß Regierung und Bürgerliche Parteien die Zeit für gekommen erachten, dem Volke gegenüber jede Rücksicht fallen zu lassen, und da die Regierung mit der Neneinbringung der im alten Hause nahe fertiggestellten Sozialversicherung zurückhält/ ist die Sorge der Massen wohl berechtigt, daß diese Reform in höchster Gefahr ist. Tiefe Erbitterung herrscht unter den Arbeitern und' immer mehr bringt die Ansicht durch, daß unsere Abgeordneten die Zeit für beendigt erklären müssen, in welchen sie sich mit Rücksicht auf die Arbeitsfähigkeit des Parlaments unausgesetzt das Opfer der Zurückhaltung aufewi legen. j In Zukunft würden die Massen eine solche Zurück--Haltung nicht mehr verstehen, denn sie haben das Gesühh daß auch im’ Parlament nur eine Taktik ans Ziel führt/ die dahin geht, sich nichts zu vergeben, der Regierung und den Scharfmachern nichts zu schenken. Die Massen verstehen es nicht, daß die Scharfmacher und die Regierung immer rücksichtsloser jede Volksforderung mit den Füßen treten und unsere freigewählten Vertreter beleidigenwährend wir uns auf Proteste und Zwischenrufe beschränken, um ja nicht den Vorwurf ausgesetzt zu sein, dafc, wir das Parlament lahmlegen wollen. Jahrzente hindurch haben die bürgerlichen Parteien das Parlament lahmgelegt. Eine Straßentafel, eine Be-anitcnberfctzung, ein kleiner Schulstreit genügten, um mo-, natelange Stockungen herbeizuftihren. Das Volk wird e§i daher um so besser verstehen, wenn unsere Genossen imParla-i ment wegen der vielen schuldigen Volksnotwendigkeiten der Regierung und ihrer Mehrheit einmal den kategorischen Imperativ entgegenstellen: Zuerst die Sozialreform und die Grenzen auf für die freie Ausfuhr unserer Produkte E8®” Der „Eisenbahner" erscheint in einer Auklaae von 1G.000 Kremvlaren. "TZs Seite 2 «Dev Gifer»Vahtt«v.« Nr. 23 Mtz freie Einfuhr unserer Bedürfnisse, dann erst die Fmanzreform. Eine solche Politik, die durchaus nicht auf das Zer-.stören gerichtet sein muh, sondern die der geänderten Front der bürgerlichen und k. k. Scharfmachern entspricht, wird m den Massen mächtigsten Wiederhall finden und die Feinde des Volkes in ihre Schranken weisen. Russischer von der Aussig-Tevlitzer Kisenbahn. Die deutsch-gelben „Reichsbündlcr" als Lakaien der Bahnverwaltung. f _ Was sich seit einigen Wochen auf der A. T. E. B. absprelt, ist wert, als ein Dokument der Schande und .Verkommenheit der weitesten Oesfentlichkeit überliefert zu werden. Jst^ die Art, wie der Generaldirektor dieser Bahn bemüht ist, ein Schreckcnsregiment aufzurichten, geradezu typisch für die ganze Psyche der Scharfmacherei, so ist anderseits die aus diesem Anlaß enthüllte Verräternatur der sogenannten deutschnationalen Eisenbahnerorganisation so bezeichnend für die ehrvergessene Rückgrat- und Charakterlosigkeit dieser Elemente, daß sie zur Aufklärung der Indifferenten förmlich als Schulbeispiel benützt werden kann. . Die Zustände, wie sie auf der genannten Bahn bestehen, wurden in unserem Blatt sowohl wie im „Aussigcr Volksrccht" wiederholt in die richtige Beleuchtung gerückt. Eines der letzten Vorkommnisse, das zur Kritik in der Oesfentlichkeit Anlaß bot, war die tätliche Verunglückung des Genossen Kraus, die einzig und allein auf die Schlamperei der Bahn-Verwaltung zurückzuführen ist, und die deshalb auch in der Nr. l(i unseres Blattes mit Recht als „Arbeitermord" charakterisiert worden ist. Daß alle die menschenmörderischen Rücksichtslosigkeiten der Bahnverwaltung nicht im Verborgenen blieben, und die Oesfentlichkeit davon rechtzeitig erfuhr, wie bei der A. T. E. B. Menschenleben in klingende Dividende gemünzt werden, das hat natürlich den besonderen Zorn des Generaldirektors hervorgerufcn. Herr En ders, so heißt der Mann, wollte'Genugtuung. Da der Mann aber offenbar den einzigen Weg, um die ehrenwerte Verwaltung rein zu waschen, den Weg in den Gcrichtssaal, aus leichtbegreiflichen Gründen scheute, so sann er auf andere Mittel, die zum Ziele führen sollten, und die bei dem Umstand, daß ein großer Teil des Personals her A. T. E. B. leider bei ihren Feinden, bei den Deutschnationalen, organisiert ist, auch immerhin leicht zu finden waren. Der Versuch, die angegriffene Bahnverwaltung zu rehabilitieren, begann zunächst damit, daß am 14. und 16. Juni 1911 der Stationschef von Aussig, Inspektor Dietrich, an einzelne Bedienstete, die zumeist unsere Vcrtraucusinänncr, hcrantrat, um sie zu bewegen, eine Versammlung einzubcrufen, in der gegen die Schreibweise des „Eisenbahner" und des „Volksrecht" Stellung genommen werden sollte, ein Ansinnen, das natürlich van unseren Genossen kurzweg a b g e l e h n t wurde. Nun aber traten die „Reichsbündler" a l s S ch u tz t r u p p c der B a h n v e r w a l t u n g in Aktion. Das Personalkommissionsmitglied des „Reichsbundcs", Herr Ed. Richter, berief eine Versammlung ein, die aber gründlich ins Wasser fiel, indem zu derselben lediglich 13 Persoücn erschienen. Da mit dieser Unglückszahl eine „Vcrtraucnskund-gcbung" für die Direktion nur schlecht zu machen gewesen wäre, wurde eine zweite Versammlung mittels Flugblätter einberufen, für die besonders durch die Beamten lebhaft agitiert wurd e, so daß schließlich auch 65 Personen zusammengebracht wurden. In dieser deutschnationalen Versammlung geschah nun zunächst das Unglaubliche, daß in einer Resolution gegen die Artikel des „E i s c n b a h n e r" und des „V o l k s r e ch t" p r o-t c st i e r t u p d der Herr Generaldirektor gebeten wurde, sein Wohlwollen wieder fernerhin dein Personal zuzuwendcn. Diese Resolution, die eine Sclbst-entmannung schimpflichster Art darstcllt, sollte vervielfältigt und in den Kanzleien der einzelnen Dienstzweige zur Unterschrift für das Personal aufgelegt w erden, um sie dann als würdige „Vcrtrauenskundgebung" bei der Direktion präsen.tieren zu können. Hierzu wurde übrigens gleich eine Deputation, darunter auch Herr Eberl, der Obmann der Ortsgruppe Aussig des „Reichsbundes deutscher Eisenbahner", gewählt, die d i c Resolution feierlich bei der Direktion überreichen sollte. In der Tat sprach die Deputation am 13. Juli 1911 bei der Ge-ncraldircktion vor, wobei noch bemerkt werden muß, daß kurz vorher, am 1. Juli 1911, im deutschnationalen Blatt, der „Deutsche Eisenbahner", ein Artikel erschien, der sich unter dem Titel „Rußland in Böhmen" gleichfalls mit den Z u st ä n d c n auf der A. T. E. B. beschäftigte. Das trug wohl auch dazu bei, daß die deutschnationale Stiefclputzcrdeplltation nicht gerade höflich vom Generaldirektor empfangen wurde, der nun in seiner ganzen größenwahnsinnigen Würde eine Ansprache loslicß, die noch separat schriftlich jedem Deputations-Mitglied «ingchändigt wurde. Diese „Rede" verdient nun als ein weiteres Dokument eines Unternehmer» Cäsarcnwahns genau beachtet zu werden. Sie lautet: „Es freut mich, aus Ihrem Mund zu hören, das; der Großteil unserer Bediensteten, wenigstens die vernünftig denkenden, sich von einer Gesellschaft a b w e n d e t, welche unter dem V o r w a n d, f ü r die Interessen unseres Personals cinzu treten, nur ihre eigenen politisch : n v i 6 persönlichen Zwecke verfolgt. Die Art und Weise, wie seitens einer politischen Partei und ihrer Presse in letzter Zeit gegen unser Unternehmen und gegen mich persönlich gehetzt wurde, hat mich gezwungen, mein Bisher beobachtetes Verhalten z u ändern. Ich habe nicht das Recht, irgend einen Bediensteten hinsichtlich seiner politischen Ueberzeugung zu beeinflußen, ich habe das auch nie versucht, und werde es nie versuchen, da ich die staatsbürgerlichen Rechte unserer Bediensteten selbstverständlich nicht antasten darf, und auch nicht antasten will. Ich habe aber die Pflicht, dafür zu sorgen, daß unter unseren Bedien st et en nicht Gesinnungen sich ein nisten, welche mit einer ehrlichen, gewissenhaften Pflichterfüllung vollständig .unvereinbar sind. In dem Augenblick, in dem die Politik das Werkzeugs wird, um zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer Unfrieden zu säen und die berechtigten Interessen des Unternehmens — damit übrigens auch die berechtigten Jn-^ teressen der Bediensteten — zu schädigen, m u ß ich Eingreifen, muß trachten, solche Gesinnung gründlich auSzurottcn. Bisher hatte ich auf dem Weg der Belehrung diesen Zweck verfolgt, und glaube, die weitaus überwiegende Mehrzahl unserer Bediensteten auch überzeugt zu haben. Vor kurzem aber hatte sichderFanatiSmusdcrVerführerundderVer-führten zu einer solchen Kühnheithinreißen lassen, dasi ich von schärferen Mitteln Okbtnuch mache» mußte, und auch künftig Gebrauch machen werde. Wer nicht hören will, muß fühlen! Und diejenigen, welche glauben, daß die Beschimpfung des eigenen Unternehmens und der leitenden Beamten durch die politische Presse ein geeignetes Mittel ist, um die Lage unserer Bediensteten zu verbessern, werden ihren Jrrtun. am eigenen Leib hart zu fühlen bekommen. Schon das Juliavancement wird unseren Bedien st eten gezeigt haben, daß ich gegenüber gewissen Elementen de» Weg der Milde und Güte nicht mehr weiter einhalten kann und will; alle diejenigen, von denen ich annehmen muß, daß sie mit den Verleumdern und Ehrabschneidern einverstanden sind, werden sich bei der eigenen Partei darüber zu beklagen haben, wenn sie zunächst in ihrem Fortkommen geschädigt uno bei Unvcrbesierlichkeit aus unserem Dicnstvcrband ausgeschlossen werden. Ich hatte schon einmal Gelegenheit, eine Abordnung von Bediensteten darauf aufmerksam zu machen, daß ich den Vorwurf mitleidloser Härte in dem Augenblick ruhig ins Gesicht sehen werde, wenn ich durch das Verhalten einzelner Bediensteten zur Anwendung der äußersten Strenge und zum u n-n a ch s i ch t! i ch c n Gebrauch aller mir zu Gebote stehenden gesetzlichen Rechte gezwungen werde. * Um unserem Personal anzudeuten, in welcher Richtung sich meine Maßnahmen bewegen werden, habe ich beim Juli-nvancement alle Bediensteten, von denen ich annchmen mußte, daß sie mit den Hetzern übereinstimmen, unberücksichtigt gelassen und es lvird dies hinkünftig in der sorgfältigsten Weise solange durchgeführt werden, bis ich sehe, daß unser Personal die Blätter seiner politischen Parteirichtung zu einem anständigen Tone gegenüber genesllntcrnehi Ehre vereinbart finden, rücksichtslos aus unserem Dienstverband zu entfernen. Es wird sich dann sehr bald zeigen» das; diese aus unserem Dienstvcrband entfernten Leute entweder durch das Verhalten ihrer Partei gründlich geschädigt worden sind oder aber auch, daß diese Leute auf bezahlte Parteiposten versorgt werben und damit das Ziel erreichen, das sie in Wirklichkeit a»gestrebt haben. Ich betone nochmals, daß alle diese Maßnahmen sich nicht gegen die Zugehörigkeit zu irgendeiner politischen Partei richten, denn diese Zugehörigkeit ist der Verwaltung und mir an und für sich vollständig gleichgültig. Ich werde daher die Unbotmähigkeit uni» Verhetzung der Mitbediensteten gegen bas Unternehmen unterdrücken, unter welcher politischer Flagge immer sich solche Erscheinungen zeigen sollten. Selbst-verständlich werde ich aber auch verlangen, daß jeder die politische Ueberzeugung des anderen achtet und werde jeden Fall einer Terrorisierung durch irgendeine politische Partei zum Gegenstand strengster Maßnahmen machen. Feuilleton. Geschichte und Technik der Eisenbahnschiene. Berlin wird in diesem Jahre ein Museum erhalten, das seinesgleichen in der Welt nicht hat, ein Geleisemuseum. Der Genraldircktor des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereines zu Osnabrück, Geh. Kommerzienrat Dr. Ing. August Haarmann, hat vor etwa drei Jahrzehnten begonnen, in einem Museum die historische und damit auch die technische Entwicklung der künstlichen Wege darzustellen. Aus jahrzehntelangen unablässigen Bemühungen ist das bedeutendste und reichhaltigste Museum dieser Art entstanden. In einer riesigen Halle neben dem Stahlwerk in Osnabrück ist cs nntergcbracht. Die hier ausgestellten Beispiele von künstlichen Wegen, Eisenbahnen und Straßenbahnen sind in der Mehrzahl Originale, die oft nur nach Ueberwindung großer Schwierigkeiten aller Art zu beschaffen waren. Das älteste Stück dieses Museums ist ein Teil eines fast zweitausend Jahre alten Bohlenweges, den die Römer auf westfälischen Heerstraßen zur Erleichterung des Fuhrverkehrs angelegt hatten. Aneinandergelegte Bohlen werden durch Holzpfühle abgegrcnzt Wege, die schon Tacitus als „Pontes longi" erwähnt. Das nächste Stück stammt aus dem 16. Jahrhundert; cs ist eine Holzbahn aus der Apostelgrube Brad in Ungarn. Die Konstruktion ist sehr primitiv, aber im Grundgedanken doch nur das, was heute unsere Eisenbahnen darstellcn: einfache Schotterung, hölzerne Queschwcllen, auf diesen hölzerne Pfähle als Schienen genagelt, hölzerne Wagen mit Holzklötzen als Räder, in diesen Holzklötzen starke Kerben, die die Spurweite halten. Hundert Jahre später, um 1650, wurde auf einer Bahn in England der erste Versuch mit metallenen Schienen gemacht. Auf vierkantigen hölzernen Ouerschwellen liegen ebenfalls vierkantige Langhölzer, und auf diesem wurden Eisenbleche aufgcnagelt, um darauf, freilich mit wenig Erfolg, plumpe von Pferden gezogene Karren laufest zu lassen. Diese Bahn diente dem .Kohlen« transport. Bald kamen, ebenfalls in England, die ersten Rillenfchienen auf, und ein Fortschritt drängte den anderen. Die gußeiserne Schiene, auf rohen Steinschwellen gelagert, wich dem Schienenstrang aus geschmiedetem Eisen auf bearbeiteten Steinen. Der Steinblock, als Träger der Schiene, dem die Holzschwelle und später die Eisenschwelle folgte, ;ttat bis in die neueste Zeit auf einigen Nebenstrecken in ^ Bayern eingebaut. Ende des 18. Jahrhunderts entstand die erste Eisenbahn mit Spurkranzrädern; um dieselbe Zeit ließ Stephenfon einen eisernen Schienenstrang für seine Berühmte Lokomotive Rocket legen, und 1825 eröffnete die erste itzokomotiveisenbahn der Welt, Stockton-Darlington, den Be- trieb. Auch von dieser Bahn enthält das Osnabrückcr Geleise-museum ein Stück im Original. Die ersten Eisestbahnstreckcn auf deutschem Boden wurden 1835 gebaut, Nürnberg-Fürth, dann folgten Leipzig-Dresden und Potsdam-Berlin. Wie schnell die Entwicklung jetzt weiter ging, zeigt uns das Gelcisemuseum deutlich. Die wirtschaftlichen Verhältnisse und der wachsende Verkehr in den letzten Jahrzehnten stellten an die Leistungsfähigkeit der Schiene neue, größere Anforderungen; cs entstand ein Oberbau mit Eiscnschwcllen und Stahlschicncn für einen Zugverkehr, der unaufhörlich mit steigender Last über den Schienenstrang rollt. Die Probleme für den Oberbau und die Schiene bei dieser unaufhaltsam sich mehrenden Belastung und der Schnelligkeit lösen zu helfen, das ist der Zweck des Geleiscmuseums, das alle Errungenschaften und auch alle Fehler dieser Verkchrstechnik bis auf den heutigen Tag vorführt. Das Museum zeigt uns auch die Geschichte der Straßenbahnen. Wir Aeltcren erinnern uns noch des Triumphes modernen Verkehrs, als im Jahre 1872 Gäule die ersten Straßenbahnwagen durch die Stadt Frankfurt a. M. und im folgenden Jahre durch Berlin zogen. Eist Lächeln entlockt uns heute der Anblick der Originalstücke der ersten Frankfurter Trambahn und der Großen Berliner Pferdebahn; auf hölzernen Ouerschwellcn lagen, nur wenige Zentimeter tief in die Straße eingebettet, hölzerne Langschwellcn, und auf diesen waren Rillenschicnen festgenagelt. Das war vor erst 37 Jahren und damit vergleiche man die gewaltigen Oberbauanlagcn unserer modernen elektrischen Straßenbahnen, besonders an den doppel-gelcisigen Kreuzungen. Dieses Gelcisemuseum, das- feit vielen Jahren für die Eiscnbahnfachleute der ganzen Welt ein großer Anziehungspunkt war, kommt in den Besitz der preußischen Staatsbahn-verwaltnng. Der alte Hamburger Bahnhof in Berlin ist in ein Bau- und Verkehrsmuseum umgewandelt worden; ein großer neuer Anbau, zu dem die Grundmauern schon gelegt sind, wird die neue Stätte des Geleisemuseums. In Berlin wird das Museum noch mehr zur Geltung kommen und seinen Zweck erfüllen können. Diese Uebcrlassung des Osnabrücker Geleiscmuseums bedeutet eine vornehme wertvolle Schenkung der westlichen Großindustrie an den Fiskus wie an die Haupstadt Berlin. Es ist nicht wohlgetan für die allgemeinen Landesinteressen, wenn in Berlin noch mehr Stätten modernen Wirkens und Schaffens konzentriert werden, aber hier bei dem Gelcisemuseum sprachen alle Erwägungen für die Zweckmäßigkeit einer Uebersicdlung in der Hauptstadt des Landes, an den Sitz der staatlichen Eisenbahnbchördc. Der Abschied von dem Gelcisemuseum fällt seinem Schöpfer nicht leicht. Fällt dieser Abschied doch gleichzeitig zusammen mit dem Abschied des Gcheimrats Haarmann von der leitenden Stelle im Georgs-Marien-Bergwerks- und Hütteuvcrein. Das Gelcisemuseum ist das Wahrzeichen der Lebensarbeit Haarmanns, einen möglichst fehlerfreien Oberbau für unsere großen Eisenbahnstrccken zu schaffen. An dem Ende dieser seiner wichtigsten Lebensaufgabe wollte Geheimrat Haar« mann im Gelcisemuseum nochmals über die Probleme und ihre Lösungen vor aller Welt zu den Eisenbahntechnikern sprechen und die in letzter Zeit erheblich vervollständigte Sammlung, die schon bisher hervorragend befruchtend auf die Gestaltung des Eisenbahnoberbaucs gewirkt hat, noch einmal an der Stätte ihres geschichtlichen Werdens im Zusammenhang mit einer Reihe wichtiger, zurzeit in praktischer Erprobung gebrachter konstruktiver und fabrikater Neuerungen einem größeren Kreise berufener Sachverständiger vorführen. Die Bemühungen Haarmanns, die Sammlung jahrzehntelang aus aller Herren Ländern zusammenzubringen, habe» ihm die Veröffentlichung der Geschichte und der Kritik der Technik der Eisenbahnschiene erleichtert. Alle diese Arbeitet vor der Oesfentlichkeit der technischen Eisenbahner abschließend zu besprechen, dazu diente eine größere Veranstaltung ans der Gcorgs-Marien-Hütte in den letzten Tagen. 'Der Einladung des Werkes und seines Generaldirektors hatten etwa 60 Vcrtrcetr fast aller deutschen und mehrerer ^ ausländischen Bahnverwaltungcn, ferner der technischen1 Hochschulen Folge geleistet. Nach der Führung durch das Gelcisemuseum hielt: Geheimrat Haarmann im Anschluß an seine Erläuterungen der Sammlung einen Vortrag über seine langjährigen Arbeiten, einen erschütterungsfreien, stoßloscn Schienenstrang ■für den modernen Verkehr zu schaffen. War der Vortrag auch so sehr technischer Art, daß er fast ausschließlich vor Fachleute gehörte und seine Wiedergabe eigentlich nur Fachzeitschriften zu überlassen wäre, so kann ein kleines Bild von Haarmanns Ausführungen auch den Laien interessieren; denn welcher Reisende schenkte der Entwicklung des Verkehrs nicht die lebhafteste Aufmerksamkeit und wer hätte auf der Eisenbahn noch nicht die unangenehmen Begleiterscheinungen der Schienenstöße empfunden! Der Schienenstoß, der Unterbrecher der Kontinuität des Schienenstranges, bei dem der Uebergang der Räder von einer Schiene zur anderen ßch unliebsam bemerkbar macht, hat von jeher für die Eisi"' Bahner wie für die Fahrgäste eine große Rolle 6cfP,'ei. Es fehlt, wie Geheimrat Haarmann darlegte, der materielle Zusammenhang, der muß verdeckt werden. Die größt?" Schwierigkeiten tust der Temperaturwechsel durch Schien?"' ausdehnung hervor. Schon um das Jahr 1820 hat ein Eng' landet versucht, durch Aneinanderschweißen der Schienen dt Stöße zu mildern, aber alle Versuche, namentlich englisch^ und amerikanischer Ingenieure, ein zusammenhängende -lückenloses Schienengestänge herzustellen, sind stets an de Schwankungen der Schiene durch die Wärme gescheitert. A * •./»Nsttv Besucht nur Lokale, in welchen der „Eisenbahner" anfliegt! m 7'*' Wie ich Ihnen schon eingangs gesagt habe, hege ich die Ueberzeugung, daß unser Personal in seiner überwiegenden Mehrheit mit wüsten (stä nieteten nichts z u tun haben will; gerade weil ich diese Ueberzeugung hege und weil ich anläßlich der vorkommenden letzten Zeit den guten Geist in unserem Personal neuerlich bestätigt gesunden habe, werde ich auch weiterhin stetig und nach Maßgabe der Möglichkeit daran arbeiten, die Lage unseres Personals in wirtschaftlicher Beziehung zu verbessern. Ich verweise darauf, daß das Juliavancement, welches erst vor kurzem eingeführt wurde Heuer einer ganz besonderen großen Anzahl von Bediensteten zugute gekommen ist. Ich kann Ihnen weiter auch mitteilen, daß noch im Laufe des heurigen Jahres einige weitere Verbesserungen zur Durchführung kommen werden, welche dazu dienen sollen, in unserem Personal den Geist der Arbeitsfreude und der Zufriedenheit auch weiterhin zu nähren. Beispielsweise beabsichtigt die Verwaltung: den Bahnwächtern durch eine Bewertung ihrer Naturalwohnungen und Auszahlung einer Ortszulage einen neuen Vorteil zu bieten, dem Lastzugspersonal die Fahrgelder und dem Maschinenpersonal die Prämien zu erhöhrn und einige andere erfüllbare Wünsche des Personals zu verwirklichen; all dies selbstverständlich nur, wenn sich unsere Bediensteten auch weiterhin d « r wohlwollenden Fürsorge w ü r-d i g zeigen. Ich habe schon wiederholt gegenüber den Vertretern des Personals meine Auffassung klipp und klar dar-grlegt: es besteht zwischen Unternehmer und Arbeitsnehmer ein rechtsgültiger Arbeitsertrag dessen einseitige Aenderung durch sogenannte „Forderung : n" nicht zulässig ist. Diejenigen die ’hnen von Forderungen gespro-chenhaben, haben fiegan zun dgarirregeleitet. Ls gibt keine rechtsgültigen Forderungen, sondern nur Wünsche. Der Arbeitgeber hat zweifellos das Recht, die Einhaltung des Arbeitsvertrages, wie er ist, zu verlangen; aber ich sehe ganz gut ein, das; dem Unternehmer außer den rechtlich begründeten Pflichten gegenüber feinem Personal auch noch eine sittliche Pflicht obliegt, und diese sittliche Pflich' ist, das Wohl feiner Arbeitnehmer nach Kräften zu fördern und zu pflegen. Aber diese über den Wortlaut des Arbeitsvertrages hinausgehende Verpflichtung des Arbeitgebers muh natürlich auch ein über den Wortlaut des Arbeitstier-träges hinausgehenoe Verpflichtung Der Arbeitnehmer gegen* überstehen, und diese Verpflichtung ist: „Alle Kräfte ohne jeden Hintergedanken ehrlich und aufrichtig dem Unternehmer zu widmen, dein man dient dem man den eigenen Unterhalt und jenen seiner Familie verdankt und von dem man eben auch Wohltaten erwartet, welche über das verbriefte Recht weit hin-auSgehen. Seien Sie überzeugt daß mich die Vorkommnisse Der letzten Zeit in meiner Meinung von unserem Personal nicht irre gemacht haben; im Gegenteil, ich habe Gelegenheit gefunden, die ©treu vom Weizen zu sondern, und ich werde mich bemühen den guten Geist unter unserem Personal zu pflegen und zu stärken. Ich bin überzeugt daß die Mehrheit unserer Bediensteten in der letzten Zeit klar erkannt hat, wo sic ihren wahren Freund zu suchen hat Jeder, der an dem guten Einvernehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ehrlich und aufrichtig mitarbeitet, erfüllt damit eine sittliche Pflicht einerseits gegenüber seinem Arbeitgeber und anderseits seinen Kameraden, denen er dadurch am besten nützt. Es wird mich freuen, trenn ich höre, daß die heutige Aussprache den Schlußpunkt einer Reihe von Ereignissen bildet, welche im Interesse des Unternehmens und seiner Bediensteten besser vermieden geblieben wäre. Teplitz, am 12. Juli 1911. Enderes. Dieser Mann, der so trefflich Ton und Geste eines russischen Gonvemeinentsvorstehers zu kopieren Versteht, heißt En der es und ist Generaldirektor der Ü. T. E. B., also eines Unternehmens, oas ln einem konstitutionellen Staate betrieben wird. Das muß man festhalten, um nicht von Vorneherein irre zu werden. Wir wissen nicht, wo Herr Enderes seine Erziehung genossen hat, und es wäre sohin ja möglich, daß dem Mann die westeuropäische Kultur noch fremd Straßenbahnen werden jetzt Versuche mit lückenlosem Schienengestänge gemacht, aber da liegen die technischen Verhältnisse leichter als bei den Eisenbahnen. Bei den Straßenbahnen kommt die die Schiene umspannende Straßendecke auch in der Temperatur ausgleichend zur Geltung, und auch die Krümmungen der Straßenbahnen tragen zur Minderung der Schicncnspannungen bei. Alle Maßnahmen zur Milderung der Schienenstöße auf den Geleisen der Haupteisenbahn-strecken konnten bisher nicht zur vollen Entfaltung ihres Wertes gelangen, solange nicht zwei Notwendigkeiten zur Naren Erkenntnis gekommen waren: 1. alle als nützlich erkannten Oberbangebilde zusamenznsassen und 2. alle bisher in der Gestaltung de§ Oberbaues und im Schienenstoß gemachten Fehler aufs peinlichste auszumerzen. Dieser Anschauung hat das Geleismuseum zweifellos mit systematisch durchgeführten Versuchen die erheblichsten Dienste geleistet, so daß dieser Sammlung ein finanzieller und Wirtschaft» lidjer Wert von großer Tragweite innewohnt. Für die Bettung des Oberbaues ist zu empfehlen: Steinfatz. nicht Stein- schütterung, auf die Packlage gereinigter Schotter zum Unter» stopfen. Bei dem wachsenden Verkehr wird zur Wahrheit werden: ohne tadelloses Schotterbett kein mustergültiges Geleise. Die Holzschwelle kann sich mit der Eisenschwelle gar nicht messen; in Deutschland ist die Eisenquerschwelle unentbehrlich geworden. Für die Schiene endlich ist Deutsch, land jetzt in der Lage einer vorzüglichen Stahlqualität für allgemeine Lieferungen noch besonderen Schienenstahl zu besonderen Verwendungszwecken zu liefern. Auch im Schienen-Querschnitt find Fortschritte zu verzeichnen. Ein flacher Kopf der Schiene ist besser und zweckmäßiger, auch für den Schienenstoß, als eine gewölbte Kopfform. Für die Verbindung der Schienen ist man jetzt wieder auf die Verplattung der Stoßwellen zurückgekommen. Ein so ausgestalteter Eisenbahnoberbau muckt sich nicht unter den dahinrollenden Zügen. Allerdings ist mit einer Uebergangszeit aus den heute herrschenden Verhältnissen zu den vollkommeneren zu rechnen. Lange Jahre deL Lernens und des Ersahrens haben dazu gehört, für den hier empfohlenen Oberbau das Richtige herauszuholen. Die Eifenhütienleute sind den Eisenbahn-technikern immer entgegengekommen; jeder arbeitet mit, daß das Unvollkommene aufhört. Der neue stoßlose Oberbau ist auf der Versuchsstrecke des Werkes und auch in einer Strecke der Oldenburgischen Staatsbahnen eingebaut. Die gemeinsamen Besichtigungen sollen Eisenbahntechniker überzeugen, daß nunmehr ein erschütterungsfreies, stoßloses Fahren auf möglichst lange Zeitdauer gewährleistet werden kann. ist. Denn wer als Vorgesetzter so glatt weg zu „seinen" Bediensteten redet, daß er „G e s i n n unge n gr ü ndli ch auszurotten gedenk t", und verwegen genug ist. einzugestehen, daß Leute nur ihrer politische n Gesi n n u n g wegen i m Avance m ent Zurückbleiben. also wirtschaftlich geschädigt werden, der handelt nicht nur gegen alle Sittengesetze und kulturellen Moralbegriffe, sondern ec st r e i f t h a r t a n d i e G r e n z e n des Strafgesetzes. Und so groß ist dieser Herr E n d e r e s trotz seines breitmäuligen Kasernen-h o f t o n c s wohl noch nicht, datz ihm nicht begreiflich zu machen wäre, datz es im österreichischen Strafgesetz ein Verbrechen der öffentlichen Gewalttätigkeit, begangen durch Erpressung, gibt, dessen Vegrisssmerkmale so ziemlich seine Androhungen an sich tragen. Was sonst ist die Drohung, er, der Herr @ nt) er es, werde so lauge mit Avaucementsbenach-teiligungen Vorgehen, bis „unser Person a l die Blätter seiner politisch e n Partei-r i ch t u n g zu einem anständigen Ton gegenüber dem Unternehmen zwing t" — als eine gewöhnliche ordinäre Erpressung? Wie muß sich doch in dem Hirne dieses Generaldirektor* leins die Welt malen, der mit solcher Kosakenart die publizistische Kritik zum Verstummen bringen will? So bankerott wird wohl die Staatsgewalt noch nicht sein, daß sie sich nicht an diese» direktoralen Zivili-sationsbarbaren herantraut, der da gegen Sitte sowohl wie gegen die Staatsgrundgesetze meutert. Freilich, der Mann, dessen Rede überdies nur so wimmelt von Beleidigungen anderer, der von „Hetzern" und „gewissen Elemente n" spricht und seinen Angestellten, die sich gegen seine gemeinen Erpressungen wehren, unlautere Motive unterschiebt, hat immerhin eine n Milderungsgrund für sich. Er hat gesehen, wie die deutsch-gelbe Garde sich selbst ins Gesicht spuckt, und so richtet er offenbar sein Verhalten darauf ein. Denn daß die deutsch-gelben „Neichsbündler" diese Anpöbelung des Herrn Enderes mit ruhiger Gelassenheit entgegenuahmen, ist noch lange nicht alles. Es kommt schon noch schöner. Am 13. Juli 1911 holte sich die Deputation die Fußtritte, und für den 15. Juli abends wurde eine Versammlung mit der Tagesordnung: „B e r i ch t ii 6 e t d i e D e p u t a t i o n" einberufen, an der etwa 150 Personen, darunter auch viele unserer Genossen, teilnahmcn. In dieser Versammlung verlas zunächst ein Herr Herzok die obige Antwort des Generaldirektors, woraus Genosse K o h l fragte, was denn mit dem „D e u t s ch c n Eisenbahn e r" sei, der doch auch in seiner Nummer vom 1. Juli 1911 die Direktion angegriffen habe. Und nun stand Herr Eberl, der Obmann der Ortsgruppe Aussig des „Reichs,bttndes" deutscher Eisenbahner, auf und erklärte: „Ich habe bei unserem hochverehrten Herrn Generaldirektor Stellung gegen unser Fachblatt genommen. Ich verurteile dessen Schreibweise auf tiaS entschiedenste, und ich habe dem Herrn Generaldirektor erklärt, das? wir mit diesem Artikel nicht einverstanden sind und in Znknnft ohne Wissen der Vertrauensmänner keine Artikel mehr im »Deutschen Eisenbahner' erscheine» werden." Nach dieser schamlosen Selbstohrfeigrmg sprachen in der Versammlung noch unsere Genossen K o lyl und Schiller, die darauf hinwiesen, daß die Sozialdemokraten die Zurückstellung im Avancement schon gewöhnt seien. Während aber die Sozialdemokraten immer bereit sind, auch ihre politischen Gegner gegen solche Angriffe in Schutz zu nehmen, verleugnen die „Neichsbündler" ihre eigene Organisation u n d ihr eigenes Blatt. Das eben sei der Unterschied zwischen Gewerkschaft und N e i ch s b u n d. Daß dieser Vorfall selbst unter den Anhängern des „Reichsbundes" nachhaltigen und tiefen Eindruck machte, ist wohl klar. Auch die Begriffsstutzigsten beginnen daraus zu lernen, w o Sie Verräter ihresStandesundi h r e r I n t e r e s s c nz u suchen sin d. Ziehen die Bediensteten und Arbeiter der A. T. E. B. aus diesem Fall, der die schimpflichste Knechtseligkeit und den Verrat der „Neichsbündler" mit greller Schärfe beleuchtet, die richtige Lehre, dann wird auch ihnen eine Besserung winken. Sie müssen erst die Feinde im eigenen Lager überwinden, um stark genug zu werden, ihrer Verwaltung und ihren Scharfmachern ä la Enderes Achtung vor dem Personal beizubringen! Serien. Es erscheint uns allen heute ganz selbstverständlich, daß jeder arbeitsfähige Mensch, dem nicht der Zufall der Geburt reiche Schätze in die Wiege gelegt, tagaus, tag-ein, im Sommer wie im Winter, bei Regen und bei Sonnenschein arbeiten mutz. In ödem Einerlei folgt für die Masse der Menschen ein Arbeitstag dem ändern und wir alle meinen, es müsse so sein und sei immer so gewesen. Aber die Geschichte widerlegt diese Meinung. Der Handwerksmeister der mittelalterlichen Stadt, der Bauer, der am Fuße der Ritterburg angesiedelt war, selbst der Sklave des Altertums hat nicht, wie wir es heute tun, 300 Tage im Jahre gearbeitet. Denn das Arbeitsjcchr schloß in früherer Zeit viel mehr arbeitsfreie Tage ein als heute. Die Mehrzahl der Menschen war ja mit dem Ackerbau beschäftigt. Die Arbeit des Ackerbauers aber ist an natürliche Schranken gebunden. Sie drängt sich in der Zeit der Saat und der Ernte zusammen. In den langen Wintermonaten gönnt sie den Menschen Ruhe. Wohl gibt es auch im Winter im Bauernhaus viel zu schaffen. Aber der Arbeitsbedarf ist nicht so grotz, daß sich der Bauer nichts manchen frohen arbeitslosen Tag gönnen könnte. Darum war der Bauernkalender stets voll froher Feste. Und auch die Städter genossen froh zahlreiche Feiertage. In der Muße zahlreicher Feiertage gewann der menschliche Kör-per die Kräfte wieder, die die Arbeit des Werktages auf-gezehrt hatte. j Dann aber brach der Kapitalismus über die Mensch-1 heit herein. Das Kapital kennt nur ein Ziel: möglichst! viel Arbeit aus seinen Lohnsklaven herauszupressen. „Fütj das Kapital", sagt Marx, „versteht es sich von selbst, daß, der Arbeiter seinen ganzen Lebenstag durch nichts ist außer j Arbeitskraft, daß daher alle seine disponible Zeit von; Natur und Rechts wegen Arbeitszeit ist. Zeit zu mensch-, licher Bildung, zu geistiger Entwicklung, zur Erfüllung sozialer Funktionen, zu geselligem Verkehr, zum freien Spiele der physischen und geistigen Lebenskräfte, selbst die Feierzeit des Sonntags — reiner Firlefanz! In seinem maßlos blinden Trieb, in seinem Werwolssheißhunger nach Mehrarbeit überrennt das Kapital nicht nur die moralischen, sondern auch die rein physischen Maximalschranke» des Arbeitstages. ES usurpiert die Zeit für Wachstum, : Entwicklung und gesunde Erhaltung des Körpers. Den gesunden Schlaf zur Sammlung. Erneuerung _ und^ Er-srischung der Lebenskraft reduziert es auf so viel Stuu-den Erstarrung, als die Wiederbelebung eines absolut erschöpften Organismus unentbehrlich macht. Das Kapital , fragt nicht nach der Lebensdauer der Arbeitskraft. Was es interessiert, ist einzig und allein das Maximum an Arbeitskraft, das flüssig gemacht werden kamt. Es erreicht dieses Ziel durch Verkürzung der Lebensdauer der Ar« i beitskraft, wie ein habgieriger Landwirt gesteigerten i Bodenertrag durch Beraubung der Bodenfruchtbarkeit er* I reicht." Dieses Ziel zu erreichen, hat das Kapital nicht nur die tägliche Arbeitsdauer verlängert, es hat auch die Zahl I der Arbeitstage vermehrt. Die alten Bauernfeiertage mußten verschwinden, das ganze Leben des Arbeiters wurde, 1 zu einem einzigen durch wenige Pausen unterbrochenen Arbeitstag. Die Volksmasse hat sich freilich ihre Feiertage nicht so leicht rauben lassen. Boikssitten, von der Religion ge-! weiht, heiligten ja die gewohnten arbeitsfreien Tage. Aber der Kapitalismus hat dieses Hindernis allmählich zu beseitigen gewußt. Zunächst bot ihm die Spaltung der Kirche i dazu die erwünschte Gelegenheit. „Der Protestantismus", : sagt Marx, „spielt schon durch seine Verwandlung fast i aller traditionellen Feiertage in Werktage eine wichtige i Rolle in der Genesis des Kapitals." Schwerer ging es in den katholischen Ländern. Aber auch hier wurden die meisten Feiertage durch Staatsgebot und unter Duldung der Kirche allmählich ausge-I merzt. Nur wenige, an denen die Kirche festhielt, blieben übrig. Dennoch war die Zahl der Feiertage in katholischen ; Ländern bisnun immer noch um ungefähr 14 größer als» ! in protestantischen. Mit 'Neid sahen die Kapitalisten in ! die protestantischen Gebiete hinüber, wo die Essen luftig dampften, wahrend dort, nach der Kirche Gebot, die Arbeit ruhen mußte. Aber die katholische Gewalt wollte dem Protestant tismns den Ruhm nicht gönnen, daß er dem Werwolfs-Heißhunger des Kapitals weniger Schranken setzte als sic. Hat sie bis heute noch ein letztes Stückchen menschlicher Freiheit gegen die Gier des Kapitals verteidigt, so wirst sie nun auch diesen Brocken der hungrigen Bestie zum Fräße hin. Ein P a p st hebt die Feiertage an f. Papst Pius X. hat in einem Reskript die Aus-Hebung einer Anzahl von Feiertagen angeordnet. Von der Kanzel seiner Unfehlbarkeit kündet er den Kapitalisten: Wir wollen euch nicht länger hindern, auch Maria Lichtmeß und Maria Verkündigung, Fronleichnam und Maria Himmelfahrt, Maria Geburt und am zweiten Weihnachtstag Ostern und Psingsten aus euren Lohnknechten Mehrwert herauszupressen. Seht, Kapitalisten aller Länder, wie die Kirche für euch sorgt! Wie beseitigen die Feiertage noch gründlicher, als es die Kom kurrenz, der Protestantismus, je getan hat! Zur rechten Stunde hat der Papst seine neue Botschaft verkündet. Gerade jetzt gehen die Reichen hinaus in die Berge, an die Seen, au das Meer. Die Arbeiter aber bleiben zurück in dem Staub, in der Hitze der Großstadt. Für sie gibt es keine Ferien. Tag für Tag §chen sie in der (Bonnenglut in die Fabrik. Die armen Menschen, die in den Eisenwerken fronen, müssen auch in der isommcrt)itzc Tag für Tag an der Glut des ‘AeuerS stehen. Junge Männer und Frauen, den Keim 'ter iöd-> liehen Krankheit in der Brust, können nicht in den Bergen oder am Meere Heilung suchen. Die armen Kinder müssen ihre Schulferien auf dem heißen Straßen-Pflaster der Großstadt, in den dumpfen Kontinent der Mietkasernen verbringen, während müßige Reiche 111 den Kurorten und Sommerfrischen sich erfreuen. Giratc in diesen Tagen fühlt es jeder Arbeiter, der die mit Gepäck überladenen Wagen zu den Bahnhöfen hinni s-fahren sieht, was es bedeutet, ein Leben ohne Urlaub, ohne Ferien führen zu müssen. Und gerade in diesen Tagen verkündet der geistliche Herrscher den katholischen Gläubigen, daß er beschlossen habe, nun auch noch die Feiertage aözuschassen. Ihr habt bisher wenigstens Weihnachten, Ostern und Pfingsten zwei Tage nacheinander eurer Familie widmen, zwei Tage nacheinander ausruhen, in freier Luft, in Gottes schöner Natur Erholung suchen können? Das gibt es nun auch nicht mehr! Der Ostersonntag sei euch gegönnt; aut Montag geht wieder in die Fabrik! Familie, Erhol u n g, Natur — das ist für die Reichen d a. Eure Stelle ist bei den Maschinen! 1 Mutz es so sein? In der Nähe von Liverpool an Englands Küste gibt es ein Seebad. Blackpool ist fein Name. Wer cs besucht, sieht auf den ersten Blick, daß dieses Seebad von anderen Menschen bevölkert ist als Sorget dafür, datz der „Eisenbahner" auch vom reisenden PnbMnnr gelesen werde! 4üe anderen Bäder, in denen reiche Protzen die Sommer-jtage verbringen. Blackpool ist das Seebad der Arbeiter 'von Lancashire. Dort verbringen die Weber niib- Spinner des große» Textilindustriegebiets ihre Ferien. Denn Wieder englische Textilarbeiter hat Anspruch auf eine ,W o ch e Urlaub in jedem S o in in e r. Nicht bas Gesetz des Staates, nicht das Gebot der Kirche hat den englischen Arbeitern dieses Recht gegeben. Die K r a f t ihrer G e w e r k s ch a s t hat es ihnen erstritten. Jin Streik ward es erobert und in den Tarifverträgen ist cs festgelegt. Wie sieht es dagegen mit den Ferien der österreichischen Eisenbahnbediensteten, mit deren Urlauben aus? Nur wenige unter den österreichischen Eisenbahnern vermögen sich diesbezüglich mit den Arbeitern von Lancashire zn messen. Das Gros derselben hat entweder keinen oder einen derart kurzen Urlaub, das; dieser kaum ausreicht, im Hause die unaufschiebbaren häuslichen Arbeiten zu versehen. Täglich ziehen an den Augen der Eisenbahner Ströme von Ausflüglern und Reisenden vorbei, die in die Kurorte und Sommerfrischen, in die Berge und cm die Seen reisen, um dort ihre Ferialzeit zu verbringen. Der Eisenbahner darf unterdessen in der Sommerhitze seinen Dienst versehen und Betrachtungen über die ungleiche Verteilung der menschlichen Freuden anstellen. Der Papst streicht die alten Kirchenfeste aus dem Kalender der Christenheit. Neue Festtage wird die organisierte Kraft der Arbeiterklasse erringen. Sie hat ' den Maitag selbst zum Feiertag erhoben, kein Papst wird diesen Feiertag abschaffen können und sie wird der Arbeiterschaft auch den gebührenden Teil an den Freuden der Welt zu erringen vermögen! Wandlung» des SoHMisiws. Eine neue Welt ist um uns erstanden. Zwar dem flüchtigen Blicke des Mannes, der heute unsere Straßen durchwandert, zeigt sich das Neue nicht. Noch reihen sich die Firmenschilder kleiner Handwerker und Händler aneinander, noch überragen verstreute Fabriksschlote beherrschend ihre Umgebung, und in der großen Masse winziger, mittlerer und größerer Betriebe nehmen die gewaltigen Fabriksetablissements und die mächtigen Warenhäuser geringe Zahl und wenig Raum ein. Es scheint so, als stünden Gewerbe, Handel und Industrie noch immer auf dem gleichen Flecke, als hätten sie sich nicht geändert, sondern höchstens ausgedehnt. Auch der Mann, der mitten in diesem Getriebe seit Jahrzehnten > wohnt und schafft, mag in de» Rückcrinnernng überwältigt sein von dem Anwachsen des Industrialismus, von der Anhäufung der Betriebe; aber von irgend einem inneren Wandel, von Verschiebungen der Größen- und Machtverhältnisse, von wechselnden Herrschafts- und Ab-hängigkeitsverhältnissen kündet ihm die Anschauung nichts: die Schlote thronen in finsterem Ernste, die Firmenschilder prahlen geschwätzig, und zwischendurch drängt und treibt die Masse der arbeitenden Menschen, heute geplagt und beherrscht wie vor drei Jahrzehnten, heute wie immer. Und dennoch ist alles neu geworden. Es steht um die Betriebe wie um Menschen. Ein Gutsherr mag heute mit gleich hochmütiger Langweile seine englischen Sin-flüge feinsten Schnittes spazieren führen, eine wandelnde Plakatsäule seines Schneidens, obschon er vordem hochmögender Aristokrat gewesen und heute bankerotter Schuldner plebejischer Wucherer. Die Herrschafts- und Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Menschen und Betrieben ändern sich häufig ohne Wandel der körperlichen Erscheinung. Diese Verhältnisse verhüllen sich dem oberflächlichen Blick des Laien und verbergen sich in dem Zahlenwald der Statistik, sie entgehen auch dem bloßen Technikerange, das Pferdekräfte mißt, aber für menschliche und gesellschaftliche Kräfte stumpf ist. Die sozialen Herrschafts- und Abhängigkeitsverhältnisse, die durch sachliche Einrichtungen ebenso bewirkt wie verkleidet werden, zn erforschen, ist Aufgabe der ökonomischen Wissenschaft. Sie hat uns mit einem prächtigen Werke erfreut, das die inneren Umwälzungen unserer Wirt-schaftsweit in den letzten zwei Jahrzehnten anfzeigt und erklärt, das uns mit einemmal offenbart, wie das Kapital in kurzer Zeitspanne eine neue Welt geschaffen und die gesellschaftlichen Beziehungen, die Klassenschichtung, umgestaltet hat. Dr. Rudolf Hilferdings „Finanzkapital"') hat die Marxistische Oekonomie fortgeführt und die wirtschaftliche Entwicklung seit dem Tode Karl Marx' kritisch durchforscht. Aus dem reichen Inhalt dieses Buches greifen wir hier zunächst ein Ergebnis heraus, das die Umwälzung innerhalb der Kapitalistenklasse selbst betrifft: die Unterwerfung aller Kapitalistengruppen und damit des gesellschaftlichen Gesamtkapitals unter einen Teil desselben, unter das Finanzkapital. Die Sklaverei der Lohnarbeit ist das kapitalistische Abhängigkeitsverhältnis, das das Proletariat zunächst angeht und interessiert, gegen das sich die sozialdemokratische Kritik in erster Linie kehrt und kehren muß. Dieser Sklaverei parallel aber geht vielfach Kapitalhörigkeit kapitalistischer Unternehmungen selbst, die im einzelnen wiederholt nachgewiesen ist. Jedermann vertrant ist das Beispiel des Tischlermeisters, der dem Möbelhändler, des kleinen Landwirtes, der dem Hypothekengläubiger hörig ist. In dem ersten Falle ist der zwerghafte Jndustriekapitalist dem Handelskapital, im letzteren der Bauer dem zinstragenden Leihkapital aus-geliefert. Bekannt ist, daß in den primitivsten Zeiten der Warenproduktion das Wucherkapital, später das Handelskapital die eigentlichen Produzenten ausbeutet. Mit dem Fortschritt dieser Produktionsweise befreit sich allmählich die Produktion von der Vorherrschaft dieser beiden Kapitalformen, der Handel und der Kredit — dies nunmehr der Name des gezähmten Wuchers — tritt zur Produktion in die Nolle des Helfers. Die gesell-fchaftliche Führung hat der Produzent — das Industrie-kapital tritt seine Herrschaft an. Der Jndustriekapitalist, die Person des individuellen Unternehmers, der Fabri» *) Rudolf Hilferding: Das Finanzkapital. Eine Studie über die jüngste Entwicklmig des Kapitalismus. Wien, Ignaz Brand u. Komp. 1910. Selbständig und in Band $ der „Marx-Studien", kernt, steht an der Spitze der wirtschaftlichen Hierarchie und gegen ihn richtet sich der Verzweiflungskampf des kleinen Mannes und der Emanzipationskampf der Arbeiterschaft. Dieser Reihcgrad der Entwicklung lag Karl Marx vor und sein Hauptwerk, „Das Kapital", erforschte und stellte vorwiegend diese Epoche dar. In dem Menschenalter, das wir nach Marx' Tode durchlebt haben, hat die kapitalistische Umwälzung den Vorrang des Fabrikanten, die Vorherrschaft des Industriekapitals gebrochen. Dieser Prozeß ist der Untergrund der Hilferdingschen Untersuchungen. Der Konkurrenzkampf der kapitalistischen Produktionsbetriebe fordert immer gewaltigere Kapitalsmassen, die der individuelle Unternehmer aus den angesammelten Profiten des eigenen Betriebes so rasch nicht mehr zu bestreiten vermag; er ist aus den Kredit angewiesen. Ihn stellen die Banken bei. Sie sammeln in ihren Kassen allmählich alle in vielen tausend Betrieben gewonnenen Mehrwerte und suchen für sie Anlage. Der individuelle Produzent wird ihr ständiger Kunde, mit der Zeit ist auch dys fixe Kapital seines Betriebes zu wachsenden Anteilen der Bank geschuldet. Diese Kapitalanlage reicht indessen nicht für sie aus. Die Bank stampft mittels der eingelegten Millionen Riescnuntenichmimgcn in wenigen Monaten aus dem Boden, wie sie ein individueller Kapitalist kaum in einem Menschenalter emporentwickelt hätte, gibt ihnen die Form der Aktiengesellschaft, verstreut die Aktien puf zahlreiche Rentner und behält sich den Gründergewinn vor. Anonyme, unpersönliche Unternehmungen besetzen nunmehr den obersten Rang der industriellen Hierarchie und setzen der persönlichen Unter-nehmertüchtigfeit eine Schranke des Aufstieges. Je mehr die individuellen Unternehmungen bankhörig geworden sind, um so leichter erzwingt oder bewirkt die Bank auch ihre Umwandlung in anonyme Gesellschaften, um den Gründergewinn ins Verdienen zu bringen. So wird zunächst das Bankkapital zur Aufsichtsinstanz der Produzenten, dann zum Begründer neuer Industrien, zugleich zu ihrem Führer und Beherrscher. Damit allein verschieben sich alle ökonomischen Kategorien, der Prosit spaltet sich in Gründergewinn und Dividende, eine innige Verflechtung der Unternehmungen der Industrie und des Handels mit den Banken nimmt der Industrie ihre Selbständigkeit, dem Unternehmer die volkswirtschaftliche Souveränität und stellt neben das fungierende Industriekapital sein papierenes Abbild, die Aktie und Obligation, das fiktive Kapital, durch welches das persönliche Eigentum an der Sache gespalten wird in den nackten papierenen Eigentumstitel in der Hand des einen, in die ökonomisch fungierende Sache in der Hand bezahlter Organe. Die Banken, die die Aufsicht und Herrschaft über viele Unternehmungen vereinigen, die zuweilen an ganzen Industriezweigen durch Aktienbesitz oder Kreditgewährung interessiert sind, sehen ihre Gewinne durch die Konkurrenz der ihnen hörigen Unternehmungen untereinander bedroht, hinter ihrer Anleitung und mit ihrer Hilfe schließen Unternehmungen vertragsmäßige Interessengemeinschaften oder Fusionen ab, bis diese Vereinigungen eine monopolartige Stellung erobern und zum Kartell oder Trust fortschreiten. Die Bank folgt dabei doppeltem Interesse: einerseits sichert sie sich gegen Kitts« nnd Zinsverluste, anderseits schafft die Umformung der Unternehmungen ihr neuerlich Gründergewinne. So werden die Banken zu den Hauptträgern und Mitteln der industriellen Konzentration und Zentralisation?) Diese Umwandlung der Großbetriebe der Produktion verändert auch die Rolle des Handels. Abgesehen von der Konzentration des Detailhandels in den Warenhäusern, die schon der Epoche individuellen Unternehmens angehört, schafft das Bankkapital über ein oder mehrere Staatsgebiete sich erstreckende Einkaufsorganisationen kartellierter Warenhäuser, denen der einzelne Fabrikant hörig wird wie der Tischlermeister dem Möbelhändler. Dann aber schaffen sich Kartelle und Trusts eine Absatzorganisation, die den Einzelkaufmann, den großen wie den kleinen, entweder ablöst oder auf Provision setzt. In ähnliche Lage geraten die den Rohstoff vorarbeitenden größeren und kleineren Industriellen gegenüber den Kartellisteu der Rohstofferzeugung. „Es sind Abhängig-keitsvcrhältnisse, die auf höherer kapitalistischer Stufenleiter den Vorgang widerspiegeln, der zur Entstehung kapitalistischer Hausindustrie geführt hat." Da die Banken von jedem von ihnen patromsierten Aktienunter, nehmen den genügenden Aktienbesitz sich und ihren Kunden zurückhalten nnd sichern, wozu eine wundervolle Finanztechnik insbesondere von den amerikanischen Trustmagnaten ausgebildet worden ist, beherrschen sie durch die Kartelle und Trusts mittelbar die ganze Produktion und den ganzen Handel. „Die Abhängigkeit der Industrie von den Banken ist die Folge der Eigentnms-verhältnisse. Ein immer wachsender Teil des Kapitals der Industrie gehört nicht den Industriellen, die es an« wenden (oder den Direktoren, die sie ersetzen), sie erhalten die Verfügung über das Kapital nur durch die Bank, die ihnen gegenüber nur den Eigentümer vertritt. Anderseits muß die Bank einen immer wachsenden Teil ihrer Kapi-talien in der Industrie fixieren. Sie wird damit in immer größerem Umfang industrieller Kapitalist." Hilferding nennt das Bankkapital, „das Kapital in Geldform, das auf diese Weise in Wirklichkeit in industrielles Kapital verwandelt ist, das Finanzkapital"?*) •*) Die vorgegebene Dezentralisation und Demokratisierung des Kapitals durch bi* Ausstreuung der Aktien auf den Pobcl der Kleinkapitalisten erweist sich dabei als Täuschung, weil diese auf die Magermilch des Durchschnittszinses gesetzt sind, während die Bank den Profit (Minuszins) als Gründer* gewinn ab schöpft und akkumuliert. Die gesellschaftliche Akkumulation wird Monopol der Banken. ■**) Hilferding. Seite 283: Das moderne Finanz, kapital ist also grundverschieden von dem Leihkapital der Geldmänner, welche sich in der ersten Hälfte des verflossenen Jahrhunderts die Regenten und Staatsmänner durch Millionen« pump abhängig und im Wege der Staatsschuld die Völker tributpflichtig machten. Die Finanzkapitalisten von heute ziehen die fetten Profite der Industrie und die Gründergewinne den vierprozentigen Staatsrenten vor, die man jetzt den kleinem Leuten anhängt — die berühmte Demokratisierung des Staats-, kreditö. Sie lauern höchstens noch auf die Verpachtung der Staatsmonopole, um sie ebenso zu beherrschen wie die Pribgt-monopolr. Nr. 23 , . 1 ______________—y Gerät durch dasselbe die Industrie immer mehr in 216' hängigfeit vom Bankkapital, so bedeutet daS durchaus nicht, daß auch die Jndnstriemagnaten abhängig werden: Sie sind zugleich die Großaktionäre der Banken und verbergen wie die Finanzmagnaten alten Stils heute Namen und Person der Kritik des Volkes hinter der anonymen Bankaktiengesellschaft, hinter dein „Institut , das sie beherrschen. , Mit der Kartellierung und Trnstierung erreicht das Finanzkapital seine höchste Machtstufe, während das Handelskapital feiite tiefste Erniedrigung erlebt. > Ein Kreislauf des Kapitalismus hat sich vollendet. Bei Be-> ginn der kapitalistischen Entwicklung spielt das Geld^ kapital als Wucherkapital und als Handelskapital eine bedeutende Rolle ..., Dann aber beginnt der Widerstand der „Produktiven", also der Kommerziellen und Industrielle» gegen die Zinskapitalisten. Das Wucher* kapital wird dem Industriekapital untergeordnet. Die Mobilisierung des Kapitals ändert allmählich die Stellung der Geldkapitalisten vollständig. Die Macht, der Banken wächst, sie werden die Gründer uni) schließ*1 lich die Beherrscher der Industrie, deren Profite sie als: Finanzkapital an sich reißen, ganz wie einst der alte Wucherer in seinem Zins den Arbeitsertrag des Bauern und die Rente des Grundherrn. Das Finanzkapital ist die Synthese des Wucher- und Bankkapitals und eigneti sich auf einer unendlich höheren Stufe der ökonomischen Entwicklung die Früchte dcr gesellschaftlichen Produktion au. Diese grandiose Umformung der inneren Struktur unserer Gesellschaft, die von Karl Marx vorausgesehen und angedeutet ist, wird von dem Verfasser des „Finanzkapital" ans den Elementen des Marxschen Systems entwickelt. Sie ist der historische Kern des Werkes, aus dieser ökonomischen Grundtatsache erklärt es nicht nur im einzelnen die wirtschaftlichen Erscheinungen der jüngsten Epoche, sondern auch die moderne Wirtschaftspolitik des Imperialismus. Was bei Marx noch kühne Prophezeiung war, hier ist es zur Wirklichkeit geworden., So ist Hilferdings Buch ebenso Fortbildung wie Er-, fülluug Marxschen Denkens. Es löst viele der Zweifel, die der Revisionismus aufgeworfen, indem es uns über die grobsinnliche Anschauung der Tatsachen hinaus in den Bereich der inneren Gründe und Zusammenhänge > führt: Nicht die Ziffern der Statistik noch die selbstgefälligen Aushängeschilder auf den Straßen, die uns zahllose selbständige mittlere und kleine Existenzen vor-täuschen, werden uns länger die Tatsache allseitiger Kapitalshörigkeit und erstaunlicher Konzentration, der Kapitalsmacht in den Händen der Finanzmagnaten verhüllen, die von der einfachen Ausbeutung der Arbeiter zur Ausbeutung der Ausbeuter vorgeschritten ist. lind wenn nicht alle Zeichen trügen, so ist diese Ausbeutung der Ausbeuter der Vorbote für die Enteignung der Enteigner. _________________ Sie Lohnbewegung der Bahn-erhMmgmrbetter. In unserer letzten Nummer haben wir über die Bewegung der BahnerhaltungSarbeiter der Wiener Staats-bahndirektion bis zu dein Stadium berichtet, in dem die gewählteuDePutationsmitglieder sowohl derStaatsbahn-direktiou Wien wie auch dem Eisenbahnministerium an der Hand von genauen Daten die Unmöglichkeit der bestehenden Verhältnisse nachwiesen und in dem sich Herr Hofrat S ch m i tz den Anschein gab, der traurigen Lage dieser Arbeiterkategorie volles Verständnis entgegenzu-bringen. Indessen hatte die Direktion alle Strecken- und Sektionsvorstände und die Bahnmeister zu einer Be-, sprechnng emberusen, nachdem sie dieselben beauftragt hatte, ein den Gegenstand erschöpfendes Material zu» saininenzustellen. Das gesammelte Material wurde sodann dein Eisenbahnministerium zur Verfügung gestellt und die Deputation von diesem verständigt, sich das Resultat in der Staatsbahndirektion am 4. d. zu holen. I» einer an diesem Tage stattgefundenen großen Versammlung in den, Stadtgutsälen, zu welcher auch Abgeordneter Genosse j Forstner erschienen war, erstattete die Deputation den Ve-j richt über das Ergebnis der Vorsprache, welcher Bericht, die Versammlung zu einem überaus erregten Sturm ent«; fesselte. Inspektor Grobrt, der von der Staatsbahn»« direktiort entsendet war, um zu kontrollieren, ob von beni Vertrauensmännern wahrheitsgetreu an die Versamin-l luttg berichtet werde, wird sicher nicht umhin können, der1 Direktion genau zu berichten, daß die Erregung der Vsr« sammlung kaum zu zähmen war und daß trotz aller Beruhigungsversuche der Redner die Anerbieten zu einer lächerlich geringen Lohnaufbesserung wie boshafter Hohn aufgefaßt wurden. Alle Grenzen der Erbitterung wurden aber überschritten, als die unglaubliche Aenßerung des Herrn Hofrates S ch m i tz bekamtt wurde, der den Lohrn forderniigeu mit Bajonetten entgegenzutreten drohte.! Als erstem Redner erteilte Vorsitzender Gomisch dem Genossen Schneider das Wort, der, fortwährend von erregten Zwischen rufen unterbrochen, als Mitglied der Deputation folgendes berichtete: Die Resolution tiout 19, Juli wurde von uns am 21. dem. Ministerium unter* ( breitet. Herr Hofrat Schmitz sagte damals, er wisse ja, daß der, Lohn der Bahnerhaltungsaroeiter *u niedrig sei; aber man müsse sich von jedem unüberlegten Schritt zurückhalten (RufeÄ Unsere Geduld ist zu Ende!), und wies die Deputation an das Eiesenbahnministerium, wo Ministerialrat Miller nach langem Unterhandeln endlich versprach, zu tun, was in seiner Macht stände, und Geduld verlangte. (Stürmische Stufe: Wir g a ü b e ti dem Versprechen nicht mehr. Was ist's initder L oh n a u toinati k?!) Schließlich wurden wir auf Donnerstag bestellt, als wir aber kamen, hatte man uns ganH vergessen und fragte: „Wie kommts denn ihr daher?"' Erst Freitag teilte uiiS Herr Hof rat Schmitz in Gegenwart j des Direktor» G r o fa n mit, was zu bewilligen die Staatsbahlll bereit ist, worüber Ihnen Kollege Hutterer berichten wird. Genosse Hutterer, der mit dem Vorredner gemeinsam*: die Unterhandlungen geführt hatte, berichtete nun, die Dir6*1 j , tion wolle die Anfangölühne von Kr. Ö-GO auf Kr. 2-80 erhöhen^i Wer aber bisher Stv. 270 erhielt, bekomme von nun ab> auch bloß Kr. 2-80. Wer Kr. 2-80 erhielt, Kr. 2-90. Wer Kr. 2-90 erhielt, 3 Kr. Weiter geht die Erhöhung nicht. Für die Alten nicht ein Heller. Als die Versammlungsteilnehmer verstanden hatten, welches.lächerliche Angebot ihnen gemacht wurde, ging ein Entrüjiungssturm los, der minutenlang ohne Abschwächung fortdanerte. „Sollen wir weiter fiunucr».*1- Schande! So geht cs nicht weiter! Wie sollen wir leben?" wurde gerufen. Genosse Hutterer erzählte nun, daß auf Einwendungen der Deputation, die Lohnerhöhung sei so unerheblich, daß die Arbeiter sie wohl kaum onnchmen würden, Hof rat Schmitz die Mitglieder der Deputation erst persönlich ein-zuschüchtern Ucrsuchte und Verschiedenes andcutetc, was er tun wolle, wenn die Deputation die Ruhe nicht herstelle. Auf die Einwendung, die Deputation könne nichts gegen den Willen ihrer Kollegen tun, die zum Streik bereit seien, antwortete Hofrat Schmitz: Tann wird cs eben mit Bajonetten und Polizeisäbcln gegen euch gehen! Bei diesen Worten des Berichtes erhob sich die Versammlung wie ein Mann zu einem spontanen Protest. „Weil wir uns ausgemartert haben, wollen sie noch mit den Bajonetten kommen!" Hätte Hofrat Schmitz diesen Augenblick mit* erlebt, er hätte seine unbedachte Aeußerung lebhaft bedauert. Ein Hofrat müßte mindesten- so viel Takt und Besonnenheit haben, als er von den Arbeitervertretern fordert, und er wird für feine Worte noch zur Verantwortung-gezogen werden. Wenn er einen Tropfen Schamgefühl hat, mutz ihm die Röte ins Gesicht gestiegen sein, als ihm die Delegierten besonnen antworteten, daß so etwas in Oesterreich denn doch nicht möglich sei und im übrigen sagten, sie müßten nun jede Verantwortung ablehnen. Die Drohung des Herrn Hofrates, der stets zur Ruhe und Geduld mahnte, hatte auf die Versammlung so provozierend gewirkt, daß die angestrengten Bemühungen der Genossen Hutterer und Schneider, die Ruhe herzustellen und abjuwarten, wirkungslos blieben. Abgeordneter Forst ne r: Die Stimmung der Ver-sammlung zeigt überaus deutlich, daß Sic mit den Vorschlägen der Staatsbahn absolut nicht einverstanden sind. Bei der gegenwärtigen^ LebcnSmitteltenerung bietet man 10 H. mehr — oder Bajonette. (Stürmische Ruse.) Wer diese unüberlegte Aeußerung des Herrn HokrateS gibt uns ein moralisches lieber-gewicht. Wien weiß heute noch nicht, was dieser Herr sich erlaubt hat. Wir werden es gebührend sestnageln. Wir haben heute ein Volksheer, und eS läßt sich von keinem Herrn Hofrat kommandieren, daS Bajonett auf die Brust der Väter zu setzen. Ich schlage vor, daß wir noch einmal znwarten (Stufe: Wir warten nicht mehr!) und noch ein letzresmal ein» Depu-tation entsenden, die Montag Bericht zu erstatten hat. Wird die Deputation nicht vorgelassen, dann wird die Fraktion ein-schreiten und fragen, ob man euch in Verzweiflung treiben oder die gerechten Forderungen erfüllen will. (Stürmischer Beifalls Hierauf tritt eine Pause von zehn Minuten ein, während deren von den Vertrauensmännern beraten wird. Nach Wiedereröffnung der Versammlung wird folgende Resolution einstimmig angenommen: Die am 4. August in den Stadtgutsälen tagende Versammlung der BahnerhaltungSarbeiter erklärt ganz entschieden, oaß sie die von der Direktion oder dem Eisenbahn» Ministerium angeboiene. durchaus ungenügende „Aufbesserung" mit großer Entrüstung zurückweist. Die Versammlung verurteilt ganz besonder? die, wie wir annehmen bloß unüberlegte Aeußerung des HofrateS S ch in i tz, daß inan den Bahnerhaltungsarbcitcrn die Bajonette entgegenstellen wird; sie bezeichnet diese Aeußerung als eine unerhörte Provokation und Beleidigung der Arbeiterschaft. Trotzdem beschließt die Versammlung, eingedenk ihrer guten Disziplin, daß die schon gewählte Deputation morgen, und zwar zum letzienmale, in die Staatsbahndirektion und ins Eisenbahnministeriüm zu gehen habe, um dort die Bewilligung der Forderungen der Arbeiterschaft, die den ganzen Staatsbahndirektionsbezirk Wien betreffen, zu urgieren und zu betonen, daß von diesen Forderungen nichts nachgelassen werden kann. Die Versammlung setzt als äußersten Termin der Entscheidung Montag den 7. August. An diesem Tage wird in einer Versammlung von der Deputation Bericht erstattet werden. Die Vorschläge der Staatsbahnen werden einstimmig als unzureichend abgelehnt und die Deputation einstimmig wiedergewählt. Mit der Bitte, einstweilen Ruhe zu bewahren, bi? eine definitive Antwort einlange, schloß der Vorsitzende die imposante Versammlung. Die Staatsbahndirektion und das Eisenbahnministeriüm haben nun die Entscheidung in Händen. Am 5. d. sprach nun die Deputation beim Leiter des EisenbahnministeriuinS vor. Sie unterbreitete ihm die in der Versammlung einstimmig gefaßte Resolution. Sie bemühte sich, die tioftraurige Lage dieser Arbeiterschaft ausführlich darzu-lsgen, und bewies, daß die Arbeiter mit dem derzeit niedrigen Taglohn nicht mehr weiterleben können. Wohl haben sic schon einmal — im Jahre 1009 — eine Lohnregulierung gehabt; aber die. Summe von 96.000 Kr. genügte für diese Kategorie nicht nur die drei Millionen Kronen, die für die gesamte Arbeiterschaft der Staatsbahnen bestimmt waren, wurden ungerecht verteilt. Im Laufe der drei Jahre stiegen die Lebens-mittelpreise und Wohnungszinse rapid, die zu wenig aufg«.-besserten Löhne blieben aber gleich niedrig, so daß das Elend Unter den Arbeitern derart überhand nahm und sie nun von der Verzweiflung völlig ergriffen wurden. Hunderte tüchtiger Arbeiter verließen den Dienst der Staatsbahnen, um sich bei privaten Unternehmen zu verdingen, denn die Staatsbahnen zahlen den BahnerhaltungSarbeitern Löhne, die tief unter den ortsüblichen Taglöhnen stehen. Die- ies Elend hat auch eine ungünstige Rückwirkung für die Staats» >ahuverwaltung. weil sie einerseits immer untüchtige, nicht geschulte Arbeiter hat, anderseits den Kroaten und Italienern bedeutend höhere Löhne (Kr. 3-40 bis Kr. 4-80) als den heimischen deutschen Arbeitern zahlen mußte. Während die Partie» führet der fremden Arbeiter beispielsweise 6 Kr. erhielten, haben die deutschen und geübten Partieführer nur Löhne von Kr. 2-80 bis 3 Kr.! Die biS jetzt ertragenen Entbehrungen haben die heimischen deutschen Arbeiter so qitkräftet und der Verzweiflung nahegebracht, daß sic weiterhin ein solches Leben nicht mehr ertragen können. Der Leiter deS Ministeriums, auf den.diese Darlegungen den Eindruck nicht verfehlten, erwiderte, daß er außerstande sei, die bereits gegebenen Zugeständnisse momentan zu erweitern; selbst wenn er eS könnte, würde er sich auf eine so kurze Zeit nicht binden lassen. Er empfinde cs schmerzlich, vay daS Leben der BahnerhaltungSarbeiter ein elendes sei. Aber auch daS kann nicht ermöglichen, über daS hochstzulässige Maß hinauSzugehcn, wie das die Forderungen dieser Arbeiter wünschen. Vor allem komme die gedrückte finanzielle Lage des Staates in Betracht, die die Bewilligung solcher Erfordernisse derzeit ganz unmöglich mache. Man müsse warten, denn cs werde im nächsten Budget eine erhöbte Summe für diese Kategorie eingestellt werden. Er werde trachten, daß auch in kürzester Zeit für die alten Arbeiter, so weit als möglich, etwas peschieht. Schließlich versicherte er noch, daß er die Deputation rni Laufe der nächsten Woche rufen lassen werde, um ihr be-kanntzugeben was für die älteren Arbeiter eventuell noch geschehen könne. Die dringende Lohncmgelegenheit der Bahnerhal-tungsarbeiter drängte nun zu einer für diese Kategorie höchst wichtigen Entscheidung hin. Die Zentrale berief daher alle Vertrauensmänner dieser Arbeiter zu einer Sitzung, welche am 7. d. M. in den Stadtgutsälen um 6 U&r nachmittags tagte und zwei Stunden lang währte. -ou ihr wurde der Beschluß gefaßt, das; mit Rücksicht auf die Forderungen des Gesamtpersonals da§ Angebot der Staatsbahndirektion und des Eisenbahnministcriums anzunehmeu ist, das Fehlende aber einer Aktion des gesamten^ Staatsbahnpersonals zu überlassen und bei der Durchführung mitzuwirken. Um 7 Uhr abends begann sodanu die Versammlung, die von zirka 1500 Arbeiter besucht war. Nach langem stürmischen Beraten gelang es den Vertrauensmännern, die S t i m m u n g, die einem sofortigen Streik z u st r e b t c, zu beruhigen und einstweilen noch die Einhaltung der Versprechungen des Leiters des EisenbahnmimsteriiunS abzuwarten, der noch weitere Lohnderbesserungen für die älteren Arbeiter in den nächsten Tagen in Aussicht stellte, und mit einer großen Aktion bis September zu warten, wo dann die Staatsbahnbediensteten sämtlicher Kategorien gemeinsam Vorgehen werden. I» den Vorsitz wurden die Genossen H o f b a u e r, S o m i t f ch und Swoboda gewählt. Die Abgeordneten Tomschik und Forstner ivaren anwesend. Den Bericht der Deputation erstattete Genosse Schneider: Dem Auftrag unserer letzten Versammlung gemäß sprachen wir in der Staaiöbahndirektion vor, wo man uns bei dem Eisenbahnministeriüm anmeldete. Ur prünglich sollten wir mit Ministerialrat Miller unterhandeln. Doch empfing schließlich der Leiter deS Eisenbalmministeiiuin« Sektionschef Nöll die Deputation und unsere Abgeordneten. ES wurde uns gesagt, momentan wäre cs nicht möglich, über bas Bewilligte hinauszugehen, da die nötigen Geldmittel fehlen (Stute: Oho, für Kriegsschiffe find sic da I) und unseren Forderungen sich die BahnerhaltungSarbeiter der Staatsbahnen ganz Oesterreichs anschließen würbe», doch wolle Herr Röll noch für eine Lohnaufbesserung der älteren Arbeiter sorgen, die bisher nicht vorgesehen war. (Nu'e: Das genügt nicht! Sollen bie auch bloß zehn Heller mehr belommen?) Wir Vertrauensmänner sinb also basiir, bis Samstag nächster Woche zuzuivarten, um weitere Beschlüsse zu rasfen. (Beifall und lebhafter Widerspruch: Wir können nicht immer wieder zuwarten! Wieder hinhalte»!) Abgeordneter T o in s ch i k: IM Austrage ber Organisation habe ich im Eisenbahnministerinm bie Forderungen ber Bahii-erhaltungSarbeiter vertreten unb hierbei erklärt, baß es ber Erbfehler der österreichischen Negierung iei. daß sie nicht daS Nötigste bewilligt, che inan ihr daS Messer an die Kehle seist. Im Jahre 1908 haben mir sechs Millionen beantragt zur Sanierung der Arbeiterlöhne. Es mürben nur drei bewilligt und bet Nest se'itt nun. linier Antrag hätte eine bessere Regulierung und bie Sohnautomatif ermöglicht. Ich brauche Sie nicht an bie militärischen Rüstungen zu erinnern, bei benen mit ein paar Millionen auf ober ab nicht so geknausert würbe. Für uns hanbelt cs sich im Moment barum, ob ber Moment richtig gemählt wäre, unsere ganze firaft auszubieten, um au bas Ziel zu kommen. In lieber* einslimmnng mit allen Vertrauensmännern empfiehlt Ihnen nun bie Zentrale, bie weiteren Vorschläge be8 EisenbahnministeriuinS abzuwarlen unb dann schlüssig zu werden. Im September wirb eine Konferenz über gemeinsame Schritte aller Staatsba'mer beraten, die bann sofort nuSgcführt werde». Wir müssen als ernste Menschen, die wissen, ivas sie wollen und wie sie es erreichen können, uns bewußt bleiben, daß wir viel miss Spiel letzen, wenn eine Kategorie selbständig vorgeht. Nur als geschlossene Macht können wir etwas erreichen. Wir warnen vor jedem voreiligen Schritt; bas ist unsere Pflicht. Die tzißlöpse, benen wir im Moment nicht mutig genug sind, wären die ersten, uns zur Verantwortung zu ziehen. Wir iverdeu also besannen, aber desto wirksamer unseren Schlag führen. Aber gemeinsam mit allen anderen StaaiSbahuern. Die Genossen S u 11 e r e r und S o m i t s ch sprachen hierauf in gleichen» Sinne, indem sie betonten, eS sei bis zum Herbst alles zu tu», um bie Orflatiifation auszubauen. Genosse Wagner ans St. Völlen, der mit elf nnberen Genossen von bori gekommen war, schilderte die Lage der St. Pöltener, die gleich den Wienern unter der Teuerung leiden, erklärte ihre Solibarität mit Wien unb sprach de» Wunsch aus. man möge auch ihnen bie Solibarität erwibern. Abgeordneter Forst» er: Der Se'tioiiSches Röll will also be» alle» Arbeitern itocli ctmoi? bemiliige». Alle Forderungen meint er, kann er nicht bewilligen, roeV es an Geld fehlt ittib er sehr gut weiß, baß es in ganz Oesterreich bei be» Ei en-bahnern gärt. Wir wollen cs mit einem gemeinsamen Kampf versuchen. Mein Rat ist: Falls mein ben älteren Arbeitern noch etwas bewilligt, sagt: Wir nehmen daß G e 1 d, aber es kann uns nicht genügen. ES ist bloß eine Anzahlung auf das, was wir fordern unb bcilb erkämpfen werden, wie es uns gcbü' tt. Dem Herrn Hosrat Sch m itt... (Nuf: Ist er ba?) Der wirb nicht so bumm lei», zu uns zu kommen. (Heiterkeit.) Ich weite, wenn er aut ber Straße gehl und einer grüßt ihn unb nennt seinen Namen, wird jeber nachtchmte», ob ihm nicht irgendwo ein Bajonett fieroorchaiit. (Stürmische Heiterkeit.) Er wird nicht mehr brohe», wenn er einsieht, baß so ei» Bajonett eine gefährliche Waffe ist. die eventuell anders tosgeht, als man komm mdiett. Ich weiß wohl, was es euch für lleberwinduug teilet, noch aus die restlose Erfüllung eurer gerechte» Forderttugen zu maitrn. Aber im Kriege muß man bie Schlacht im richtige» Augenblick liefern. Uni) ;o wenig c5 ist — es ist boch etwas, was wir burchgefetzt haben. Der Nest bleibt der Verwaltung nicht geschenkt. Und die überaus zahlreichen Polizei-a g e n t e n, die z » uns beordert wurden, iverden höflich ausgefordert, der Wahrheit gemäß zu berichten, daß die BahnerhaltungSarbeiter auimerksam und kampfbereit, aber diszipliniert auf bie weitere Entwicklung der Dinge warten. Nachdem noch Genosse H o s b a u e r gesprochen, brachte Gnosse Hutterer folgende Resolution zur Abstimmung: Die am 7. August tagende Versammlung der Bahn-erhaltungSarbeiter in den Stabtgutiälen erklärt, die Zugeständnisse, die die Staatsbahndirektion Wien der Deputation gegenüber gemacht hat, für nicht ausreichend, um so weniger, als bei der letzten- Lohnregulierung auf das Dieuslalter keine Rücksicht genommen wurde. Da aber der Leiter des Eisenbahn-Ministeriums erklärt hat, daß er die Deputation noch im Laufe dieser Woche zu sich berufen wird, um ihr mitzuteilen, ivaS für die alte» Arbeiter »och getan werden tan», beschließt die Veriammliing, dic;e» Zeitpunkt noch abzuwarten. Tie Organisation muß die Forderungen des gesamten Personals in kürzester Zeit vertreten, dabei müssen die Bahnerhaltungsarbeiter der gesamten Staatsbahnen besonders berücksichtigt • werden. Die Resolution wurde e i n st i m in i g angenommen, worauf die an Aufregung so reiche Versammlung geschlossen wurde. Sie niLterMteu gerbmmsea der Werkstätten- und Heizhanrarbeiter. Als am 19. Juli 1911 die periodischen Lohnvor-riickungen in den Werkstätten und Heizhäusern affichiert wurden, mußte man konstatieren, daß der größere Teil derjenigen Arbeiter, welche nach den bei der Lohnregu-lierung aufgestellten Direktiven eine Lohnzulage erhalten hätten sollen, ausgelassen wurde. Es bemächtigte sich der Arbeiter eine hochgradige Erregung und ttt kurzem Wege wurde beschlossen, noch an demselben Tage eine Versammlung abzuhalten. In dieser Versammlung wurde beschlossen, eine Deputation zur Staatsbahndirektion zu entsenden, mit dem bestimmten Auftrag; nicht nur die ausgebliebeu Lohnzulagen zu verlangen, sondern auch gleichzeitig folgende Forderungen mit Rücksicht auf die allgemeine Teuerung zu erheben: 1. Eine Erhöhung des Anfangslohnes anf 3 Kr.,j welcher im Vorjahr von der Staatsbahndirektion aufi Kr. 2-80 reduziert wurde. 2. _ Die Gleichstellung aller Arbeiter nach ihrer' Dienstzeit, weil eine Ungleichheit durch den Umstand erfolgte, daß die iin Jahre 1909 erfolgte Lohnregulierung als Lohnzulage in Anrechnung gebracht wurde. 3. Die Veröffentlichung der bestehenden Automatik, welche derzeit bloß den Abteilungsvorständen bekannt ist und deshalb in vielen Fällen nicht eingehalten wird. 4. Gleichstellung der Profesfionisten in der Weise, daß der Kategorie I die Anfangslöhne von Kr. 3 60 auf Kr. 3-80 erhöht werden. 5. Diejenigen Arbeiter, welche mit einem höheren' Anfangslohn aufgenommen wurden, sollen unbeschadet ihrer Dienstzeit nach den bestehenden Bestimmungen vor-rücken können und nicht erst warten müssen, bis sie nach ihrer Dienstzeit in die betreffende Lohn stufe hinein-: passen. 6. Die Aufhebung des 50 Kr.-Schlüssels sowie bie Aufhebung der Anrechnung der Uniform bei Neustabilisierungen, weil bei der Praktizierung dieser Bestimmungen jeder bis jetzt Stabilisierte bis zu 100 Kr. geschädigt wurde. Die gewählte Deputation, bestehend aus den Genossen O ch s n e r, V a l e n t a und K a ch e r t f, setzte nun bei der Staatsbahndirektion Wien folgende Zuge-ständnisse durch: 1. Die Hilfsarbeiter sollen von nun an in der Lohnstufe von Kr. 2-80 nur e i n statt zwei Jahren verbleiben. 2. Alle diejenigen Arbeiter, welche die für ihre Lohnstufen maßgebenden Wartezeiten hinter sich haben, werden ohne Rücksicht auf ihre Dienstzeit ab 1. Juli 1911 vorrücken. Bezüglich der anderen Forderungen erklärte sich die Direktion für nicht kompetent und verwies die Deputation ins Eisenbahnnnnisterium. Die erwähnten Zugeständnisse wurden von der Direktion sofort durchgeführt, was sehr bezeichnend ist für den Vorgang der Dienstvor-stände, die alle Erlässe und Bestimmungen, die für ihren Wirkungskreis Geltung haben, immer mißachtet haben. Aber in der Arbeiterschaft herrscht dennoch eine tiefgehende Erregung, denn ihre Gesamtlage wird auch dadurch nicht wesentlich verbessert, wenn nicht auch die anderen aiisstehenden Forderungen zur Durchführung gelangen. Sie bedrängte stürmisch die Vertrauensmänner, eine Versammlung zu veranstalten, welche auch am 28. Juli 1911 stattfand und zu welcher die Abgeordneten Genossen T o m s ch i k uyd Forstuer erschienen waren. Genosse Hartmann erstattete dcn Bericht und skizzierte in eindringlicher Weise die Entstehung der einzelnen Forderungen, deren Erfüllung zwar seinerzeit zugesichert wurde, von denen aber bis heule nur ein geringer Bruchteil erfüllt wurde. Ungezählte Deputationen wurden deshalb schon ins Eisenbahnministeriüm entsendet, aber bisher ohne Erfolg. (Stürmische Erregung. Ruse: Wir werde» halt alle hingchcn!) Die Frage ist nun, ob es so weitergehe» soll. (Stürmische Stufe: Nein!) Das ganze System zeigt, daß man wenig Entgegenkommen für die Arbeiterschaft übrig hat. (Rufe: So ist’s!) £nt Jahre 1897 waren die Anfangslöhne vielfach höher als Heuer, wy die Teuerung so furchtbar geworden ist. Für uns hat man angeblich kein Geld, aber für andere Zwecke ist das Geld immer da. (Rufe: Für die Beamten!) Der Redner bespricht dann die einzelne» Forderungen. Man kann den Werkstättenarbeitern gewiß nickt den Vorwurf machen, daß sie allzu ungeduldig seien, denn sic haben drei Jahre gewartet. Länger zu warten sei aber, nicht möglich, das gestatten die Verhältnisse nicht, und deshalb werde sich morgen eine Deputation im Eisenbahnministeriüm einfinden, um dort den Ernst der Situation klarzustellen. (Stürmischer Beifall.) Es sprach daun ein Christlichsozialer namens Heider. Er mußte tatsächlich zugeben, daß die sozialdemokratische Gewerkschaft der Eisenbahner viel leiste, doch verstrickte er sich in einen Wirrwarr von Ausführungen, um einen Widerspruch zwischen Theorie und Praxis bei den Sozialdemokraten zu kon»/ struieren, indem er sieh auf einen Artikel des Genossen Ellenbogen stükte, der die Stabilisierungen der Arbeiter behandelte und vor 15 Jahren im „Eisenbahner" erschienen ist. Auf diesen Artikel werden wir noch zurückkommen. Dcn Abgeordneten T o in s ch i k und F o r st n e r lvar es natürli chleicht, dein Redner heimzuleuchten. Sie besorgen das unter dem stürmischen Beifall der Versammlung so gründlich, daß dem Herrn Hcidcr für längere Zeit die Lust vergangen sei« dürste, sich als Redner zu produzieren. Abgeordneter- Tomschik wies auf die Anträge der.Sozialdemokraten zugunsten der Eisenbahner im früheren Parlament hin, wobei sie wieder auf die Gegnerschaft der Christlichsozialen stießen, die dagegen stimmten. Die Sozialdemokraten werden gewiß wie immer für die Forderungen cintrcten. (Stürmischer Beifall.) Müller erklärt, daß es auch bei den übrigen Angestellten mächtig gäre. Schließlich gelangte die folgende Resolution einstimmig zur Annahme: Resolution. Die am 28. Juli 1911 in Straßen? Mariensälen versammelten Werkstätten- und Heizhausarbeiter, Lohnarbeiter und Stabilisierten erklären: Da die Löhne trotz der horrenden Teuerung Jahre hindurch nicht erhöht wurden, ja von der Staatsbahnver-waltuug versucht wurde, die Anfangslöhne zu reduzieren; da die im Jahre 1908 gemachten Zugeständnisse entweder unbefriedigend oder gar nicht dnrchgeführt sind, da dieser Zustand trotz unzähliger Bitten noch weiter fortbcsteht, und von der Verwaltung nicht der geringste Versuch gemacht wird, die Notlage zu lindern, ist die Arbeiterschaft gezwungen, ganz entschieden zu verlangen, daß ihre Arbeitsbedin-gungen in der kürzesten Zeit verbessert werden, weil sie sonst zu Mitteln der Verzweiflung greifen mußte, um ihre von der Not diktierten' Forderungen durchzusetzen. Gleich Samstag den 29. Juli l. I. sprach die gewählte Deputation, bestehend aus den Genossen Hartmann, Ochsuer und Valeuta, beim Hofrat Dr. Schmitz vor, um die Bewilligung zur Vorsprache im Eisenbahnministerium zu erhalten. Hofrat Schmitz erklärte, daß dies wohl heute nicht möglich sei, weil der Leiter des Eisenbahnministeriums keine Zeit habe, daß daher die Deputation bis zum nächsten Samstag zuwarten müsse: es könne jedoch möglich sein, daß sie im Laufe der Woche empfangen werde. Auf die Bemerkung der Denn* tation, daß die Versammlung beschlossen habe, sic müsse auf jeden Fall heute vorsprechen und daß die Arbeiterschaft infolge Verschlechterung in der Durchführung der Zugeständnisse furchtbar erregt sei, meinte der Hofrat, daß dies bei den Bahnerhaltungsarbcitern auch der Fall fei, daß diese aber doch auch zuwarten müssen! Mittlerweile hatte sich die Arbeiterschaft im Gast-hvf „zum weißen Rössel" eingefunden, um gleich den Bericht der Deputation zu vernehmen. Und als diese berichtet hatte, daß es ihr unmöglich war, heute im Eisenbahnministerium vorzusprechen, beschloß die Arbeiterschaft, trotz Abratens der Vertrauensmänner, unverzüglich zum Eisenbahnministcrium zu marschieren. Die Demonstration. Die ganze Versammlung vereinigte sich nun zu einer Massendeputativn, die über die Mariahilferstraße zum Eisenbahnministcrium am Schillcrplatz zog. Beim Getreidemarkt stellte sich dem mehr als 600 Mann zählenden Zug Sicherheitswache entgegen und so versuchte es die Massenabordnung, über die Rahlstiege und Gninpen-dorferstraße zum Schillcrplatz zu kommen. Aber auch diese Absicht durchkreuzte die in Massen aufgebotene Polizei, die alle Zugänge absperrte und dem Andrang der Massen eine Zeitlang standhielt. Aber lange währte dies nicht. Einige Minuten erregten Ansturmes und erregter Abwehr und der Kordon war durchbrochen — freilich nicht von allen, aber von einer beträchtlichen Zahl. In diesem Kampfe der Staatsdiener gegen die Staatsdiener fehlte es nicht an aktuellen Zurufen. Die Staatsdiener von der Eisenbahn riefen den Staatsdienern von der Polizei zu: Was wollt ihr denn? Euch geht's doch auch so! „Was ist cs mit dem 1. Jänner 1912?" Einzelnen übereifrigen Wachorgancn, die ganz ohne Not Säbel zogen, aber wurde zugerufen: „Schämts euch nicht, ihr Staatsdiener?" Die Wache drängte indes die Massendeputation der hungernden Eisenbahner über den Karksplatz bis in den Resselpark, den sie nun mit einem Niescnaufgebot umstellte. Aber dennoch gaben die Eisenbahner nicht Nach und sie setzten es durch, daß die in der Versammlung gewählte Abordnung nun ins Ministerium ging und dort in Abwesenheit, des Ministers dem Sektionsrat Böeß die Dringlichkeit der Wünsche darlegtc, die in einer improvisierten Versammlung int Resselpark von neuem dargetan worden war. Sektionsrat Böeß entschuldigte den abwesenden Minister, der im Parlament sei, der aber gern am Dienstag die Abordnung empfangen und die Wünsche persönlich entgegennehmen werde. Mit diesem Ergebnis kamen die Genossen wieder in den Resselpark zurück, verkündeten es, worauf die Demonstration ihr Ende erreichte. Bei den Zusammenstößen mit der Wache wurden zwei Eisenbahner verhaftet. Ohne solche Zusammenstöße geht es nun einmal in Oesterreich nicht mehr ab. Alles muß auf der Straße erkämpft werden und immer wieder auf der Straße. Wenn die Minister nicht begreifen, daß daS dem Staatsganzen nicht Ehre einträgt, die hungernde Bevölkerung, die immer vertröstet wird, hat keinen anderen Weg. Der Herr Eisenbahnministcr muß nun sehen, daß es Ernst ist, bitterer Ernst — er zaudere nicht länger, die alten, längst fälligen Forderungen zu erfüllen. Die Deputation im Eisenbahnministerium. Am 2. August sprach nun die Deputation vor. Sie wurde sofort vom Leiter des Eisenbahnministeriums empfangen, welchem sic folgendes Memorandum unterbreitete: Hohes k. k. E i s e N b a h n m i n i st e r i u ml Unter Umgangnahme aller Formalitäten gestatten sich die Arbeiter der Werkstätten der k. k. Staatsbahnen in Wien, ihre dringendsten Wünsche und deren Begründung in gedrängter Kürze dem hohen k. k. Eisenbahnministerium zu unterbreiten. a) Erhöhung der Anfangslöhne aller Professionisten auf Kr. 410, der qualifizierten Hilfsarbeiter auf Kr. 3 60, der tilfsarbeiter auf Kr. 8'40 und dementsprechende Erhöhung der ohne alle» Arbeiter. b) Erstellung einer festen Lohnborrückung für Professionisten von fünfmal in je einem Jahre und weiter- alle zwei Jahre um je 20 H., für qualifizierte Hilfsarbeiter von dreimal in je einem Jahr, dreimal in je zwei Jahren, sodann alle drei Jahre um 20 H., für Hilfsarbeiter von viermal in je zwei und weiter alle drei Jahre um 20 H.; c) Veröffentlichung der Grmidlöhne sowie des Lohnvor-rückungSschemas im Amtsblatt der k. k. Staatsbahudirektion. 2. EiNreihung jener Arbeiter deren Löhn ihrem Dienst, alter nicht entspricht, in die ihrem Dienstalter entsprechende 1 Lohnstufe. 3. Eheste Erteilung der Lohnvorrückung an jene Arbeite», deren LohnvorrückungSfrist bereits abgelaufen ist und noch nicht vorgerückt sind. 4. Eheste Stabilisierung jener Arbeiter, Welche infolge ihrer Dienstzeit und der sonstigen Voraussetzungen zur Stabilisierung gelangen hätten sollen, und zwar unter Umgangnahme i des 60 Kr.-Schlüffels sowie der Anrechnung der Montur. 5. Ernennung von Oberwerkmännern im Ausmaß der ! offenen Posten. Begründung. » Die Verhältnisse der Merkstättenarbeiter haben durch die Jahre hindurch eine wesentliche Verschlechterung erfahren, die weder durch die Gehaltsregulierung, noch durch die Lohnregulierung aufgehoben wurde. Sie besteht in folgendem: Bei der Einführung der Stabilisierung ist mit dem Stabilisierungserlaß angeordnet worden, daß der Verdienst der Arbeiter ungekürzt in definitiven Lohn umzuwandeln ist. Der geringste dieser Löhne betrug damals beispielsweise bei den Professionisten Kr. 4 40 per Tag, also vor 25 Jahren um 60 H., beziehungsweise 80 H. mehr als heute; das ähnliche Verhältnis besteht bei den Hilfsarbeitern, besonders bet den qualifizierten. In demselben Erlaß war angeordnet, daß 80 Prozent vom Stande der Professionisten, der Arbeiter an tilfsanaschinen, der Kupfer- sowie Kesselschmiede und der chmiedehelfer als Werkmänner, beziehungsweise als Ober-wertmänner, von den Vorarbeitern, Partieführern der Taglöhner, ferner aus den. Transinissionsschmiereren der ständige Bedarf zu stabilisieren sind. Der Prozentsatz ist wesentlich gesunken, eine Ernennung von Obetwerkmännern ist seit 1007 nicht mehr erfolgt, von ■ einer Stabilisierung direkt alS, Oberwerkmann gar nicht zu reden; die Hilfsarbeiter an Maschinen werden nur wenige, darum erst nach vielen Dienstjahren und nicht alS Werkmänner, sondern nur als Werkgehilfen stabilisiert; von den Taglöhnern nur höchst selten einer, vom Ausmaß entsprechen dem ständigen Bedarf ist nicht mehr die Rede. Nach demselben Erlaß war die Montur nicht anzurechnen, und waren die Differenzen, weil durch die Stabilisierung keiner einen Schaden erleiden durfte, aufzurunden durch die Einreihung in die nächsthöhere Gehaltsstufe. Jetzt wird die Uniform angerechnet (40 Kr.) und die Differenzen unter 50 Kr. außer acht gelassen, wodurch wesentliche Verluste oft von 100 Kr. und darüber entstehen, eine Einbuße, die bei der gegenwärtigen Zeit grausam fühlbar ist. Zudem ist in einem Erlaß den Werkstättenleitern noch angeordnet worden, den zu Stabilisierenden die Vorteile der Stabilisierung auseinanderzusetzen, um sie zu einer Stabilisierung in niedrigerer Gehaltsstufe zu bewegen unv wenn stc nicht einwilligen, sie von der Stabilisierung auszuschließen. Hierzu kommt noch, daß durch die langen Vorrückungsfristen die Verluste erst nach vielen Jahren und kaum hereingebracht werden, weil die Stabilisierung erst nach langen Zuwartejahren erfolgt, so daß der Endgehalt nicht megr «crreiajt werden kann. So besteht durch die bei diesen TenerungSverhältnissen viel zu niedrigen Anfangslöhne, der unbestimmten Lohnvorrückungen, der den Vorteil der Stabilisierung voll aufhebenden Stabilisierungsmodus eine Epistenzuugewißheit und -Unsicherheit. Daz»» kommt noch, daß die Arbeiter noch den Vorwurf der Faulheit bekommen, weil durch die verschiedensten Uebelstande, wie Raummangel, unzulängliche und unbrauchbare Einrichtungen, unökonomischer Arbeitsweise u. s. w., die gewünschte Arbeitsmenge unmöglich geleistet werden kann. Untröstlicher noch stellt sich dann alles in Anbetracht des Umstandes, daß die bisherigen Petitionen keine gründliche Erledigung fanden, anstatt der seit vielen Jahren erbetenen und der k. k. Staatsbahnverwaltung keineswegs zum Nachteil gereichenden Ncgiefahrlegiti-mationen die Identitätskarten eingeführt wurden, und die im Jahre 1908 bereits zugestandenen Erholungsurlaube an die Arbeiter noch nicht zur Einführung gelangten. Allen diesen Verhältnissen zufolge haben bereits insbesondere in der letzten Zeit mehrere Arbeiter es vorgezogen, den Dienst bei den k. k. Staatsbahnen zu verlassen, so daß durch ein Ausbleiben einer ehestens gründlichen Regelung des Verhältnisses der k. k. Staatsbahnverwaltung selbst ein ganz wesentlicher Schaden dadurch erwachsen muß, daß tüchtige Arbeiter nicht zu bekommen sein werden. Die Arbeiter stellen daher das ebenso höfliche wie dringende Ersuchen, das hohe k. k. Eisenbahnministerium möge eine Regelung itn Sinne der in den Punkten 1 bis 5 ausgesprochenen Wünschen, die sich strenge in dem schon einst bei den k. k. Staatsbahnen bestandenem Prinzip halten, ehestens verfügen und durchführen zu lassen sowie die Erteilrntg einer Teuerungszulage an die Stabilisierten, weil sie sonst keinerlei Nebenbezüge haben, in geneigte Erwägung ziehen und zur Einführung gelangen lassen. Die Antwort, die der Deputation zuteil wurde, ist in folgendem niedergelegt: Punkt 1. ä) Sektionschef Röll erklärte zu diesem Punkte, daß die Durchführung dieser Forderung von den finanziellen Mitteln abhängig sei, daS Eisenbahnministerium sich deshalb mit dem Finanzministerium diesbezüglich ins Einvernehmen setzen müsse. Mit Rücksicht auf die sich daraus naturgemäß ergebende Verzögerung verlangte die Deputation, vis diese Erhöhung der Anfangsl^hne durchgeführt sei, eine sofortige Erhöhung der Löhne sämtlicher Lohnarbeiter um 20 H, per Tag. Diesbezüglich meinte der SektionSrat Böeß, er müsse sich mit dem Departement 21 ins Einvernehmen setzen, weil dort nllsällige Ersparnisse sowie die finanzielle Lage des Werkstättenressorts geführt werden, über welche Umstände er nicht informiert sei. Die sofortige Berechnung des Sektionsrates Böeß bei zirka 500 Arbeitern ergab den Betrag von 30.000 Kr. h) Zu diesem Punkte meinte Sektionschef Röll, daß diese Forderung ja unmittelbar mit der in n) angeführten zusammenhänge und daß es naturgemäß auch das Eisen-bnhnministerium anstrebe, ein fest umschriebenes Lohn- und Vorrückungsshstem durchzuführen. , . c) Diese Forderung ist erst dann durchführbar, wenn die in den beiden Punkten angeführten Voraussetzungen gegeben sind und wird sich das Eisenbahnministerium mit der Staatsbahudirektion ins Einvernehmen setzen. 2. Diesbezüglich gab der Herr Sektionsrat Böeß die dezidierte Erklärung, daß er sich sogleich den nächsten Tag eilten Beamten der Staatsbahndirektion ins Eisenbahnministerium kommen lassen werde, mit welchem er diese Sache durchbesprechen wird und dann möge die Staatsbahudirektion im Einvernehmen mit einem von der Arbeiterschaft konsig-nierien Vertrauensmann diese Sache der Durführung zu-Jührcit. 8. Diese Angelegenheit wurde bereits von der Staatsbahndirektion durchgeführt. 4. Bei diesem Punkt wies die Deputation darauf hin, daß nach dem ersten Stabilisierungsprinzip (1895) eine materielle Schädigung der Arbeiter nicht erfolgen dürfte und anderseits die Montur auch nicht in Anrechnung gebracht wurde, weshalb die Arbeiterschaft unbedingt darauf beharren müsse, diesen alten Zustand wieder herbeizuführen. Demgegenüber meinte der Herr Sektionsrat Böeß, daß von der Einrechnung der Uniform nicht leicht Abstand genommen werden kann, weil ja doch für nicht verbrauchte Uniformstücke bis zu 80 Prozent Rückersah geleistet wird; jedoch würde er geneigt sein den 50 Kr.-Schlüssel fallen zu lassen, wenn aus dieser Aenderung der Stabilisierungsbestimmungen die' früher Stabilisierten nicht Rechtsansprüche auf eine nachträgliche Entschädigung im Sinne dieser Meinung ableiteu würden. Demgegenüber bemerkte die Deputation, daß das nicht der Fall sein werde, weil ja doch alle derartigen Bemühungen der Arbeiterschaft erfolglos waren und bezüglich der früheren Schädigungen ohnedies Anträge bei dem k. k. Eisenbahn-ininisterium vorliegen. Außerdem sei es nicht am Platze, diesen Zustand Wetter bestehen zu lassen, weil dann diese Schädigungen kein Ende Nehmen und dadurch auch kein ruhiger Zustand cintreten könne. Ferner erklärte der Herr Sektionsrat, daß ja durch den Erlaß des Eisenbahnministeriums vom 5. März 1911 die Staatsbahndirektion die Möglichkeit habe, denjenigen Arbeiter», welche vor der Stabilisierung stehen, eine außergewöhnliche Lohnzulage zu gewähren, wodurch diese Arbeiter in die nächsthöhere Gehaltstufe eingereiht werden können, uNd zwar sei die Staatsbahudirektion diesbezüglich nicht an die beiden Lohnvorrückungstermine Jänner und Juli gebunden, sondern könne zu jeder Zeit diese Lohnerhöhung den betreffenden Arbeitern gewähren, unter der Voraussetzung, daß der Arbeiter durch eine lauge Dienstzeit gegenüber seinen Kollegen als geschädigt erscheint. Eine solche Anwendung des genannten Erlasses wolle auch das Eisenbahnministcrium durch die Erstellung desselben herbeiführen. 5. Bezüglich dieser Angelegenheit versprach der Herr Sektionsrat, sich mit den Fachreferenten des Departements 21, welchen diese Ernennungen unterstehen, ins Einvernehmen zu sehen. Alle anderen im Eisenbahnministerium vorgebrachten Forderungen, und zwar die zweijährigen Vorrückungsfristen, 30jährige Dienstzeit, Verkürzung des Provisoriums sowie die bis zur Durchführung dieser Forderungen verlangte Teuerungszulage, wurden als wegen ihrer allgemeinen Natur für die Werkstätte Wien allein nicht durchführbar erklärt« obwohl der Herr Sektionsches Röll die Berechtigung diesen Forderungen zugab. deren Bewilligung jedoch wegen der großer» Kosten von dem Finanzministerium abhängig sei. Am selben Tage fand dann eine Versammlung statt« die einen kolossalen Besuch auflvies, um das Ergebnis der Deputation zu vernehmen. Den Vorsitz in der sehk erregten Versammlung führte Stöckele. Heber die Forderungen und den Empfang berichteten S o m i t s ch, Hart m ann und O x n e r, der fragt, was nun zu tunfei. (Lärmende Rufe: Morgen wieder hinausgehen!) Er meint, die Angelegenheit kann nicht übers Knie gebogen werden, man muß der Direktion zur Durchführung eine gewisse Zeit lassen» (Lärm; Rufe: Drei Jahre waren lang genug!) H a r t m a n n beantragt, daß die Vertrauensmänner zu beauftragen sind, an der Beratung der Ar-beiterausschnßmitglieder in dieser Sache teilzunehmen. Palek hält es für nutzlos, immer wieder mit der Direktion oder mit dem Eisenbahnministerium zu verhandeln, weil diese Kompetenzen doch stets selbst ihre Bedeutungslosigkeit in der materiellen Frage Nachweisen. Es ist höchste Zeit, einmal dem Finanzminister unsere Aufwartung zu machen! (Lebhafte Zustimmung und Händeklatschen.) Abgeordneter F o r st n e r, stürmisch begrüßt, führt aus, daß es höchste Zeit sei, geschlossen vorzugehen. Nicht nur bei den Eisenbahnern und Postbediensteten, auch bis zu den höheren Staatsbeamten hinauf geht jetzt ein radikalerer Zug, weil eben das Leben unerträglich geworden ist. Die Negierung muß endlich wollen! Es ist ein Skandal, daß man immer feilscht und abzwickt, während man Millionen für sogenannte Staatsnotwendigkeiten leichtfertigt bewilligt und verausgabt. Das ist Mißachtung der Arbeit! Es gibt keine Ausrede, daß man das Geld nicht hat; die Regierung kann auch die Beträge, die jetzt notwendigerweise für die Eisenbahner zu beschaffen sind, als Nachtragskredit ins Budget einstellen. Man soll sich vor Auge» halten, daß die Geduld der Eisenbahner endlich erschöpft ist! (Stürmische Zn-, stimmung.) Es sprachen noch die Genossen Winter uuöSo« mits ch, der darauf hinweist, daß die österreichischen Staatsbahnen doch auch für die heimischen Arbeiter die Löhne so weit erhöhen müssen, wie sie die fremden Arbeiter notgedrungen von der Staatsbahn erhalten. Schließlich wird die von Genossen K o l i b a I gestellte Resolution einstimmig angenommen: Die am 1. August tagende Werkstätten-, Heizhaus- und Materialmagazinsarbcitcrvcrsammlung nimmt den Bericht der Deputation unter der Voraussetzung zur Kenntnis, daß das Eisenbahnministcrium schon in allernächster Zeit im Einvernehmen mit dem Arbeiternusschuß allen im Memorandum angeführten Punkten vollständig Rechnung trägt, weil die gegenwärtige Lage dieser Arbeiter ganz unhaltbar geworden ist. Die Versammelten erklären ganz entschieden, nur noch bis zu dieser, aber ehestens einzubcrufenden Sitzung zuzuwarten, weil es unmöglich ist, noch länger in diesen traurigen Verhältnisse»» zu leben. * * * Aus diesem Bericht geht nun hervor, daß die Vertreter der Organisation ihren größten Einfluß aufge-boten haben, die Arbeiterschaft zum weiteren Ausharren in der Geduld zu bewegen, weil die Organisation doch der Ansicht ist, daß das Eisenbahnministerium sich doch endlich aufraffen wird, seine Pflicht zu erfüllen, um den Arbeitern endlich das zu geben, was ihnen einerseits zugestanden, anderseits was ihnen von den Zugeständnissen wieder genommen wurde. Diese Mahnung aber sollte im Eisenbahnministerium endlich allen Ernstes Eingang finden, sonst könnte es geschehen, daß der Ausbruch der Bewegung nicht mehr eingcdämmt werden kann. F. L. Protokoll der Sitzung der Personalkommission der f. k. Nordwcstbahndirektion, Sektion Diener« abgehalten am 31. Mai 1911 in Wien. Anwesend sind die Herren: f. k. Regierungsrot Dr. Franz Schubert, k. k. Direktorstellvertreter, als Vorsitzender: die gewählten Mitglieder: Karl Hostieka» Kanzleidiener, Alois Kraliöek, Streckenwächtcr, Matthias Skrdla, Streckenwächter, Karl Oäbelka, Verschubaufseher, Franz B o k v a j, Kondukteur, Josef Nieder mertl, Oberheizer, Johann Oepiöka, Lokomotivheizer, Moritz Czeitschner, Magazinsaufseher; der gewählte Ersatzmann: Franz Eliöka, Magazinsaufseher; das ernannte Mitglied: Leopold Lacher, Wagenaufseher; Dr. Rainer v. Reinöhl, Bahnkonzipist, Schriftführer. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung, begrüßt die Erschienenen und stellt die Beschlußfähigkeit der Personal» kommission fest. Hierauf teilt derselbe mit, daß eine Reihe der von den Bediensteten cingcbraajicn Anträge nicht auf die Tagesordnung der heutigen Sitzung gesetzt wurde, teils weil dieselben in die Zuständigkeit de« ZentralausschusieS für Per-sonalangelegenhciten der Bediensteten der k. k. Staatsbahuen fallen, teils weil sie verspätet vorgclcgt wurden. Mitglied Riede rmer tl macht aufmerksam, daß von den seitens der Mitglieder Hostiöka, Kraliöek, Skrdla und Ni e d e rn» c r 11 eingebrnchten Anträge d»e Punkte 8 (Aufhebung der 24stündigen Diensttour in allen Heizhäusern); Punkt 9 (Reduzierung der durchschnittlichen Dienstleistung des Lokomotivpersonals auf neun Stunden)? Punkt 19 (Quartiergeldbemcssung bei Ucbersicdlung in eine Privatwohnung in gewisse» Stationen); Punkt 21 (Errichtung von heizbaren Diensthüttcn bei den Wächtcrhäusern) und Punkt 25 (Verwendung der zum Heizhausdienst herange-zogencn Heizer im Fahrdienst) reine N. W. B.-Angelegenheiten betreffen, welche nicht in den Wirkungskreis des Zcntral-ausschusses fallen. Er bittet daher, diese Anträge nachträglich auf die Tagesordnung zu setzen. , Der Vorsitzende gibt diesem Ersuchen statt. Hieraus wird in die Tagesordnung ciligcgangcii. I. Wahl eines Mitgliedes und eines Ersatzmannes in den ZcntralauSschuß für Persoiialangelcgenheiten der Bediensteten der k. k. österreichischen Staatsbahnen, lieber Antrag des Mitgliedes Bokvaj werden rnik Stimmenmehrheit zum Zentralausschußmitglied der Magazinsaufseher Franz E l i ö k a in Josefstädt-Jaromör und zu®1 Ersatzmann für den ZentralauSschutz der MagazinSaufseber Moritz Czeitschner deS Materialmagazins in Floridsdorf-Jedlcsee gewählt. Zum Protokollverisikator wird über Antrag deS Mitgliedes tabelka mit Stimmenmehrheit Magazinsaufseher Moritz C z e i r s ch n e r gewühlt. Vor dem Eingehen in die Behandlung der einzelnen An-träge ersucht Mitglied Czeitschner, auch die Anträge, welche zu spät eingebracht und daher nicht auf die Tagesordnung gesetzt wurden, zur Verlesung und Beratung zu bringen und führt an, daß den PersonnIkoinmissionSmit-gliedern nichts davon bekannt war, daß die Anträge 14 Tage vor der Sitzung zu überreichen sind. Der Vorsitzende verweist dagegen auf das Amts-Blatt Nr. 19, ex 1911, enthaltend die Bestimmungen über die Personalkommission, worin diese 14tägige Frist ausdrücklich festgesetzt ist. Mitgiled Czeitschner erwidert darauf, datz nicht alle Personalkommissionsmitglieder zur Kenntnis dieses Amtsblattes gelangt sind und bittet, sämtlsiche Personal-kommissionSmiiplieder ad personnm mit den Amtsblättern betreffend die Personalkommiss-on beteilen zu lassen. Der Vorsitzende sagt dies zu. Mitglied Bokvai bittet, die Ausschreibung der Sitzungen stets mindestens ein Monat vorher ergeben zu la'en damit die Mitglieder Zeit gewinnen, sich beim Personal über dessen Wünsche und Beschwerden zu informieren und Anträge zu sammeln. Der Vorsitzende verweist darauf, daß die ganze eit zwischen zwei Sitzungen, in der Regel also ein halbes ahr, für diesem Zweck zur Verfügung stehe. Die gegenwärtige Sitzung muhte deshalb so rasch einberufeu werden, weil voraussichtlich schon im Juni die Sitzungen des Zentraler uSschusses stattfinden, für welche die hierscitigen Vertreter in der ersten Sitzung der Personalkommission der 92. W. B., welche ebenfalls erst neu gewählt werden mußten, zu wählen waren. Aus diesem Grunde muhte die Sitzung noch für den Monat Mai einberufen werden. II. Initiativanträge der Mitglieder. Punkt 1. H' o st i c f a, Kralicek, Riede rmertl: Die Einreihung sämtlicher Diener in jene Gehaltstufe, welche ihnen nach ihrer Dienstzeit unter Zugrundelegung der neuen Vorrückungsvorschrift für die betreffende Kategorie, in welcher sic sich derzeit befinden, gebühren würde, soll sukzessive durch Abkürzung der normalen Vorrückungsfristen auf je ein Jahr durchgeführt werden. Die Mitglieder Ni e d e r m e r t l, Lacher, S k r d I a, Hostiöka, C'abelfa und K r a 1 i c c I führen aus, daß durch die Regulierung vom Jahre 1907 und durch die Einreihung, speziell durch die Begünstigung infolge siebenjähriger provisorischer Dienstzeit viele Bedienstete einander gleichgestellt worden sind, welche eine sehr ungleiche Dienstzeit haben, datz insbesondere viele ältere Dienet, von jüngeren Dienern eingeholt worden sind. Beispielsweise haben Wagenaufseher mit 18 definitiven Dienstjahren heute einen Gehalt von 1500 Kr., solche mit einer siebenjährigen definitiven Dienstzeit einen Gehalt von 1400 Kr. Streckenwächter mit ZOjähriger Dienstzeit haben heute den gleichen Gehalt wie solche mit zehnjähriger Dienstzeit; ähnliche Fälle gebe eS noch in Menge. Auch die Erreichung deS Unterbeamtencharakters, die früher bei gewissen Gehaltstufen üblich war, sei jetzt erschwert. ES wird gebeten, wenigstens den älteren Bediensteten durch außertourliche Avancements eine Ausgleichung der bestehenden Härten zukommen zu lassen. Der Vorsitzende erwidert, datz die vorgebr,achten Beschwerden und Wünsche allerdings zum Teil nicht ungerechtfertigt seien; durch die vollzogene Einreihung ist aber ein neuer Rechtszustand geschaffen worden, der alles Vergangene abfchlicßt und an dem sich schwer etwas ändern lätzt; speziell dtc unausbleiblichen Rückwirkungen auf den Bereich der alten Staatsbahnen, die sich bei einem neuen Härteausgleich ergeben würden, lassen die Angelegenheit nicht sehr aussichtsreich erscheinen Die Frage gehöre übrigens mit Rücksicht auf diese Rückwirkungen in den Wirkungskreis deS Zentralausschusses. Er^selbst werde die vorgebrachten Fälle studieren und berechnen lassen und dann sehen, ob den ausgesprochenen Wünschen nähergetreten werden kann. Der Antrag wird hierauf einstimmig angenommen. Punkt 2. Hosticka, Kraliöek, Skrdla, N i e d e r-mertl. Errichtung von Kasernen, welche den hygienischen und_ sonstigen Anforderungen entsprechen; Schaffung von Waschapparaten, eventuell genügenden Bädern in größeren Stationen. Mitglied Bokvaj beantragt eine Ergänzung dc5 Antrages in dem Sinne, datz die Zimmer, in denen Personal bei Tag zu schlafen genötigt ist, mit Fensterläden versehen werden, so daß sie sich ganz verdunkeln lassen, Wetters, datz in den Kasernen Küchen eingerichtet werden, datz die Kasernenräume mit Kleiderkästen au 'gestattet werden. Außerdem sollen für das Aufräumen und die Reinhaltung der Kasernen Scheuerfrauen, denen sonst keine andere Arbeit zugewiesen werden sollte, bestell! werden. Auch sollen in jedem Kasernenzimmer Wandubren angebracht werden. Derselbe macht weiiers aufmerksam, datz in den Kasernen in Deutschbrod besonders ungünstige Verhältnisse bestehen; dort herrscht die größte Unordnung und Unreinlich* Zeit, Wafchapparate sind überhaupt nicht vorhanden; ebensowenig gibt es dort Wanduhren oder Kleiderhaken. Mitglied Ntede rmertl hält die vom Mitglied Bokba, vorgeschragene Ergänzung des Antrages nicht für notwendig. Man müsse hinsichtlich der Kasernen einen Unterschied machen zwischen jenen, die seit 30 Jahren schon bestehen, und denen, die jetzt erst errichtet werden; bei letzteren werden gewiss bessere und hygienischere Einrichtungen getroffen werden. Es fei nicht notwendig, der Direktion vorzuschreiben, wie sic die Kasernen auSstatten solle, sondern fei dies schon durch den gegenwärtigen Wortlaut des Antrages, datz die Diensträume und Kasernen den hygienischen und sonstigen Anforderungei' entsprechen sollen, genügend zum Ausdruck gebracht. Die Detailanordnungen müsse man der Direktion überlassen. Der V o r j t tz e n d e erwidert, daß bei neu zu errichtenden Kasernen und Dienstraumen ohndreS darauf gesehen wird, daß dieselben allen Anforderungen der Hygiene und tunlichsten Bequemlichkeit entsprechen. Die Ucbcljianbe, die anerkanntermaßen hinsichtlich der alten Kasernen bestehen, lassen sich in vielen Fällen schwer abstellen; nach Durchführbarkeit und nach Maßgabe der vorhandenen Mittel wird auch hinsichtlich dieser getrachtet werden, die vorhandenen Mängel zu beheben. Mitglied Cepiöfa macht aufmerksam, datz die Kasernen für das Maschinenpersonal in Tetschen, Schreckenstein und Groß-Wosek so nahe den Geleisen situiert sind, datz man infolge des Lärmes nicht schlafen kann. Mitglied C- e i t scy ne r schlägt vor, in dem vorliegenden Antrag nach dem Wort „Kasernen" einzuschalteu: „und Diensträumen", nachdem auch die Diensträume in vielen Stationen sich in schlechtem Zustand befinden; dies betrifft insbesondere die Kanzleiräume in Magazinen. Werkstätten rc. Der Vorsitzende erklärt sich mit dieser Einschaltung einverstanden. Der Antrag wird sodann mit der vom Mitglied Czeitschner vorgeschlagenen Ergänzung einstimmig angenommen. Punkt 3. Hostiöka KraIiLek, Skrdla, Riede r m e r t L Regelung der Strafen in der Richtung, daß ein Bediensteter für ein Delikt mir mit einer Strafe belegt werden darf. Der Vorsitzende ersucht zunächst, ihm den Sinn des Antrages aufzuklären. Mitglied Nieder m e r f f erklärt, der Antrag bezwecke die Abschaffung des bisherigen Vorganges, daß Bedienstete, die wegen eines Anstandes eine Ordnungsstrafe erhalten, außerdem noch Don einem bestimmten Dienst abgezogen und eventuell auch noch versetzt werden, so datz sie faktisch dreimal bestraft werden. Der Vorsitzende erwidert, daß fn allen diesen Fallen nur eine einmalige Bestrafung vorliegt, nämlich die Verhängung der Ordnungsstrafe; die anderen Verfügungen sind sozusagen Straffofgen. Bei gewissen Delikten, namentlich im Exeknfivdienst, sind solche der Bestrafung nachfolgende Maßnahmen aus DiensfeSrücksichfen und Gründen der Verkehrssicherheit unausweichlich. An diesem Vorgänge wird und kann at’ch in Hinkunft nichts geändert werden. Mitglied Niedermertl macht aufmerksam, daß bei einzelnen Diensfvorsländcn cs tatsächlich üblich sei, Bedienstete wegen eines Vergehens zweimal zu strafen, indem nutzer der Ordnungsstrafe der Bedienstete in eine» schlechteren Turnus eingestellt oder vom Fahrdienst abgezogen und zum Putzer-dienst verwendet wird. Hiervon erfährt die Direktion natürlich nichts. Diese Matznahmen lassen sich auch nicht durch die Rücksicht auf die Verkehrssicherheit rechtfertigen. Der Vorsitzende erwidert daraus, wenn solche Matznahmen wirklich vorgekominen sind, ohne durch dienstliche Interessen oder Forderungen der Betriebssicherheit bedingt zu fein, worüber er Erhebungen anstelle» lassen werde, werde dagegen Abhilfe geschaffen werden. Der Antrag wird hierauf einstimmig angenommen. Punkt 4. HostiLka, Kruliöek, Skrdla, Niedermertl. Eheste Durchführung der WohnungSfür-sorgeaktion. Bis zur vollständigen Durchführung der Aktion Erhöhung der Quartiergelder. Der Vorsitzende führt aus, datz seitens der Direktion bezüglich jener Stationen, wo die Wohnungsnot am fühlbarsten ist, bereits die Vorarbeiten für die Durchführung der Wohnungsfürforgeaktiin eingeleitet und insbesondere die eventuelle Erwerbung der erforderlichen Baugründe sicher-gestellt worden sei. Auch Baupläne und Kostenvoranschläge seien dem k. f. Eisenbahnministerium vorgelegt worden; nach Genehmigung derselben werde in einzelnen Stationen zunächst versuchsweise mit dem Bau von Bedienstetenwohn. Häusern begonnen werden. Weiters seien bereits in allen Stationen Erhebungen gepflogen worden, um den Bedarf an Wohnungen festzustellen und Gewißheit darüber zu erlangen, ob und wieviel Bedienstete überhaupt aus solche Wohnungen reflektieren und welche Preise sie hierfür zu zahlen bereit wären. Die diesbeziig-liehen Erklärungen der Bediensteten haben vorläufig unverbindlichen Charakter und dienen lediglich Jnformations-zwecken. Die Mitglieder Czeitschner und BokVaj ersuchen, nur kleinere Häuser für ein oder zwei Familien zu bauen, nicht große Zinslosem», da diese sich geringer Beliebtheit erfreuen. Der Vorsitzende erklärt, datz er diese Auffassung vollkommen teile und datz auf diesen Wunsch möglichst Rücksicht genommen werde Nur sei der Bau van Ein- ooer Zweifami-lieuhäusern naturgemäß teuer. Mitglied Bokvaj führt aus, daß es den Bediensteten in erster Linie nicht um Erhöhung der Quartiergelder zu tun fei. sondern daß dieselben schon zufrieden wären, wenn iTmen ans irgend einem Fonds zu in ätz i gen Zinsen Gelder zum Bau von eigenen Häusern zur Verfügung gestellt würden. Mitglied H o ft i 6 k a protestiert gegen diese Behauptung des Mitgliedes Bokvaj, datz das Personal feine Erhöhung der Ouartiergelder, sondern in erster Linie die Ermöglichung der Erbauung eigener Häuser verlange, nachdem dann die-ieniaen Bediensteten, welche auS irgendwelchen Gründen auf eigene Häuser nicht reflektieren können, ganz leer auSgehen würden. Der Vorsitzende verweist darauf, daß an einzelne Bedienstete Darlehen zum Bau eigener Häuser nicht gegeben werden können, sondern nur an eventuell zu gründende Baugenossenschaften von Bediensteten. ES sei übrigens zweckmäßig, einen bezüglichen Antrag beim Zentralausschuß einzu-bringen, nachdem für solche Zwecke schon ein Fonds besteht, der im Arbeitsministerium oder Eisenbahnministerium ne» meinsmn für ganz Oesterreich verwaltet werde. Auch die Frage der allgemeinen Ouartiergefderhöhung gehöre in die Kompetenz des ZentralauSfchusses. Punkt 5. Hostiök -r, Krali 8 ek, Skrdla. Nie-d e r m e r 11. Einführung der Wechsef- und Schnellzugsprämien bei Weichenwächtern und der Schnellzugsprämien bei Streckenwächtern. Der Vorsitzende macht aufmerksam, daß der Antrag durch die mittlerweile erfolgte Einführung der Schnell-zugs- und Wechselprämien gegenstandslos geworden ist. Mitglied Tabelle fragt an, ob unter der Bezeichnung ..Wächtcrkontrotlor" im Gebührenregulativ die Verschubauf-scher und Platzmeister zu verstehen sind und sonach diese Bediensteten ebenfalls Anspruch auf die Wechselprämien hätten. Der Vorsitzende entgegnet, daß Wächterkontrollore eine eigene Kategorie von Bediensteten darftellen, welche bei der Oe. N. W. B. allerdings noch nicht besteht. Sobald solche bei der Nordwestbahndirektion ernannt werden, werden sie unter den im Gebührenregulativ enthaltenen Voraussetzungen auch Anspruch auf die Wechselprämien haben. Vcrfchubauf-seher und Platzmeister sind unter dieser Bezeichnung nicht zu verstehen und steht ihnen daher auch ein bezüglicher Prämien« ansprnch nickt zu. Eine Abstimmung über deu Antrag entfällt. Punkt ö. $q o st i c I a, Kraliöek, Skrdla, Niedermertl: Beteilung des gesamten Personals mit sämtlichen GehaltS-, Disziplinär». Gebühren-, Steuer-, Krankenkassen- Unfall-, Pension«- und Provisionsvorschriften. Die Mitglieder K r a l i 5 e I und Skrdla führen aus, daß die Bediensteten vielfach nicht mit den Pension«- und ProvisivnSvorschriften beteilt worden sind, ebenso häufig nicht mit der Dienstordnung und dem Gebührenregnlativ, obwohl sie gemäß einer AmtSblattverlautbaruug diese zu erhalten hätten. Speziell bei der Bahnerhaltuugssektion Prag sind diese Instruktionen nicht verteilt worden. Der Vorsitzende erwidert, die betreffenden Bediensteten, sollten sich an ihre Dienstvorstande wenden und dieselben um Beschaffung der' Instruktionen ersuchen. Die Dienstvorstände werden aufgefordert werden, den in ihrem Bereiche vorhandenen Bedarf an diesen Instruktionen zu-sninincnzustellcn und der Direktion bekanntzugeben, worauf diese die Zusendung veranlassen wird. Mitglied Niedermertl ersucht, die Arbeiter in rein böhmischen Gegenden mit Provisionsstatuten in böhmischer Sprache zu beteilen, da dieselben der deutschen Sprache überhaupt nicht mächtig sind, und den deutschen Text überhaupt nicht verstehen. Der Vorsitzende sagt nach Möglichkeit Berücksich, tigung dieses Wunsches zu. Mitglied Czeitschner beantragte, datz alle Be- diensteten mit sämtlichen für ihren Dienst erforderlichen Instruktionen beieilt werden sollen; speziell für die Prüfungsarbeiten verursacht es den Bediensteten oft Schwierigkeiten, sich die nötigen Dienstbehelse zu beschaffen. Seite f ..................................................... . , y Der Vorsitzende erwidert, daß cS Sache der Be< diensteten ist, sich die für den Dienst oder für die PrüfuNgs-Vorbereitungen erforderlichen Instruktionen von ihren: Dienstvorständen zu verschaffen. Eine Bcteilung aller Be, diensteten mit sämtlichen Instruktionen würde zu weit führen; auch stehen ja bei allen Dienststellen Anitsexemplare zur Verfügung der Bediensteten. Mitglied Bo k v a j ersucht, die Instruktion Nr. 37 auch in böhmischer Sprache herauszugeben, nachdem diese in dem heutigen deutschen Text unklar und schwer verständlich sei. Der Vorsitzende entgegnet, datz diese Instruktion nur für den Dienstgebrauch der Kassiere, StationSbeamten und Kondukteure bestimmt ist; diese müssen aber Dienstordnuugs-gemätz die Dienstsprache in ausreichendem Umfange beherrschen, um die Instruktionen zu verstehen. Eine Uebcrsetzung dieser Instruktion in eine andere Landessprache existiert bei j keiner Dienststelle der StaatSeisenbahnverwaltung. Wenn' aber die Instruktion in der deutschen Ausgabe Unklarheiten enthalte, so würde die llcDerfctzung derselben in eine andere Sprache wohl schwerlich deutlicher und verstand-,! Itchcr sein. Der Antrag wird hieraus einstimmig angenommen. Punkt 7. Hostie! ct, Kra 1 iöek, Skrdla, Niedermertl: Die den k. k. Nordwestbahndirektions- abteilungen unterstellten Kanzleidiener ersuchen um gänzliche Enthebung von der Reinigung und Beheizung bet: Bureauräume, wie eS bereits bei einzelnen Staatsbahn-! bireftionen durchgeführt ist, und Einführung einer zentralisierten Verrichtung dieser Arbeiten durch hierzu bestellte weibliche Bediensteten. Mitglied Hosticka führt aus, daß die Kanzlei» dienet: durch die ihnen obliegenden Arbeiten bcS Reinigens unb Heizens der Oefen, sowie burch bas Reinigen der Spuck-fchalcn, geradezu zum Gespött der anderen Bediensteten werden; diese Arbeiten sind ungefund, schmutzig und unappetitlich und nützen die Kleidung der Diener stark ab, ohne daß diese hierfür eine Entschädigung erhalten. Bei der St. E. G. besteht ] die Einrichtung, daß für die Reinigung der Bureaus weib-1 lichc Bediensteten bestellt sind; die Auswechslung der Spuck-schalen bei der genannten Direktion wird von der Salubritas« Gesellschaft mit dem Sitze in Wien, XX., Jägersiraße besorgt; j weiters Bringt derselbe noch vor, daß die Diener vor allem durch die vielen Privatgänge für die Beamten stark in Anspruch genommen werden. Der Vorsitzende erwidert, datz den vorgebrachten Wünschen teilweise schon dadurch Rechnung getragen erscheint, datz beispielsweise bei der Abteilung VII die Bureaureinigung durch weibliche Kräfte besorgt wird. Wo eS notwendig ist, wird die Maßnahme eventuell i auch auf andere Abteilungen ausgedehnt werden. Rücksichtlich der übrigen vom Redner vorgebrachten Beschwerden und Wünsche werde er die erforderlichen Erhebungen pflegen lassen. Mitglied Hostiöka Bringt sodann noch den Wunsch vor, daß alle Kanzleidiener Bei Erreichung des Gehaltes von. 1200 Kr., zu Kanzleigehilfen überstellt werden sollen. Der Vorsitzende entgegnet, daß dieser Wunsch, der■ übrigens schon mehrmals erhoben worden sei, in den Wirkungskreis des Zentralausschusses fällt. Der Antrag wird hierauf einstimmig angenommen. Punkt 8. Hosticka. Kraliöek, Skrdla. Niedermertl: Gleichmäßige Verteilung der Remune- rationen und Gewährung derselben an die Kanzleidiener der diversen Abteilungen. Mitglied Hosticka gibt an, daß die Remunerationen unter den einzelnen Kategorien der Bediensteten ungleich» mätzig verteilt worden sind, wodurch Unzufriedenheit und selbst Zwistigkeiten unter diesen hervorgernsen worden feien. Der Vorsitzende erwidert, datz seiner Information nach, die Remunerationen gleichmäßig verteilt worden sind. Mitglied H o ft i 6 I a bemerkt dagegen, datz mehrere Bedienstete ungewöhnlich hohe Remunerationen erhalten haben. Der Vorsitzende erwidert, datz eS sich in diesen Fällen um solche Diener handeln dürfte, welche lange über: die Bureaustunden hinaus Dienst leisten müssen, und daher; eine erhöhte Belohnung verdient haben. Mitglied Czeitschner erklärt sich im Prinzip füri einen Gegner von Remunerationen überhaupt. Man möge an deren Stelle für alle Bediensteten Teuerungszulagen einführen, und zwar in einem solchen Ausmaße, daß jeder Bedienstete sein Auslangen finden kann; dann würden die Bediensteter gerne auf Remunerationen verzichten, und auch ohne Aussicht auf solche sich bemühen, den Dienst möglichst gewissenhaft und eifrig zu besorgen; dies würde zu einer Erhöhung des finanziellen Ergebnisses des Staatsbetriebes überhaupt führen, und somit in erster Linie auch den staatlichen Interessen dienen. Wenn aber Remunerationen ge«, geben werden, so sollen diese gleichmäßig verteilt werden. Die Mitglieder Niedermertl und iStiäka schließen, sich den Ausführungen des Vorredners an. Der Vorsitzende bemerkt hierzu, daß der Antrag beS Mitgliedes Czeitschner auf allgemein^ Gewährung einer Teuerungszulage jedenfalls vor den ZentralauSschutz gehört. | Der Antrag wird hieraus einstimmig angenommen. i Nunmehr gelangen die nachträglich auf die Tages« 1 Ordnung gesetzten Punkte zur Diskussion. Punkt 0. -H o st i fi I a, Kralicel, Skrdla,,' Niedermertl: Aufhebung der 24flündigcn Diensttouren ’ in allen Heizhäusern, wo während einer solchen Tour keine-sechsstündige ungestörte Nachtruhe möglich ist. Mitglied Niedermertl führt aus, daß eine 24stün» dige ununterbrochene Dienstleistung an das Personal zu große phvsischc Anforderungen stellt, und daher auch vom Standpunkt der Betriebsfreiheit gefährlich erscheint. Der Vorsitzende sagt zu. daß die Frage einem genauerem Studium unterzöge» und nach dessen Ergebnis getrachtet werden wird, dem gestellten Wunsche nach Möglichkeit nachzukommen. Mitglied Bokvaj ersucht die nach dem Anträge zu treffenden Maßnahmen auch auf die Verladeaufseher und: die Transiteure, überhaupt auf alle übrigen Bediensteten» kategorien auSzudehnen. Der Vorsitzende erwidert, ein solcher Antrag, der die Abschaffung des 24stündigen Dienstes überhaupt zum Gegenstände hat, würde da er sich auf den ganzen Bereich der I. k. Staatsbahnen erstreckt, vor den Zentralausschuß gehören. Mitglied C z e i t f ch n e r macht aufmerksam, daß schon ; bei einer Personalkommissionssitzung im Jahre 1909 ein | bezüglicher Antrag auf Regelung der Dienst» und Ruhezeiten > eingebracht worden ist, der aber bis heute keine Erledigung j gesunden hat. Der gegenwärtige Antrag ist bloß eine Urgcnz dieses älteren Antrages Der Antrag wird hierauf einstimmig angenommen. Punkt 10. £ o ft i c k ct, Kraliöek, Skrdla, Niedermertl: Die durchschnittliche Dienstleistung soll für das Lokornotivperfonal im Streckendienste auf 9 Stunben rebuziert werben. Die Nebenarbeiten vor ber SC&falirt und nach ber Ankunft bcS Zuges sinb als Dienstleistung anzu-rechnen Die turnusmäßig freie Zeit darf dem Personal durch Nebenarbeiten oder durch das Gehen in das Heizhaus niemals verkürzt werden. Regelung der Dienstzeit für das Reserve«! dienst versehende und das im Heizhausc Dienst versehende Personal. Mitglied C c p i c t a führt aus, dag bei der Oe. N. W. B. die Lokomotivheizer die Maschinen selbst »Reizen müssen; die hierfür erforderliche Zeit wird ihnen in die Diensttour inichk eingerechnet und auch für den Nebengebührcnbczug "ich.t gezählt. Bei den k. I. Staatsbahnen besteh«: für das Anheizen der Lokomotiven eigene Vorheizcr. Durch di^ angeführte Dienstleistung werden bei der Oe. R. W. A. die Diensttouren der Heizer ungebührlich verlängert, und ergeben sich Diensttouren bis zu 20 Stunden. Mitglied Elicka bringt vor, daß die Heizer nach der Rückkehr von einer Fahrt noch zwei bis drei Stunden auf das Putzen der Maschine verwenden müssen, und dann erst aus dem Dienste gehen können: ebenso müssen sie zwei bis drei Stunden vor der Abfahrt -auf der Strecke im Heizhause erscheinen, um die Maschine vorzuheizen und Dampf zu sammeln. Diese Stunden werden ihnen nicht in die Diensttour eingerechnet und werden sic dafür auch nicht entschädigt. So kommt es, das; die Heizer nie die nötige Ruhezeit haben, und schon erschöpft sind, bevor sie überhaupt auf die Strecke fahren. Mitglied Nieder mertl führt aus, datz es häufig vorkommt, daß Reserveheizcr die den ganzen Tag im Heizhaus beschäftigt waren, am Abend gezwungen werden, auf die Strecke zu fahren und die Nacht auf der Maschine zu verbringen, trotzdem sie schon durch die Tagcsarbcit übermüdet sind. Auch er ersucht um die Aufstellung eigener Vorheizer. Der Vorsitzende erwidert, cs müsse vorerst fest-gestellt werden, in welchen Heizhäusern und in welcher Anzahl solche Vorheizer benötigt werden und ob dadurch eine bedeutende Pcrsonalvcrmchrung verursacht werde. Mitglied Lepiöka bringt weiter vor, datz in den Heizhäusern Dcutschbrod und Reichenbcrg die Heizer auch das Auswaschen der Lokomotiven besorgen müssen, während in allen übrigen Heizhäusern dafür eigene Auswaschcr bestellt sind. Mitglied Czeitschn er führt aus, datz selbst dann, wenn eigene Auswaschcr bestellt sind, der Heizer zum Auswaschen der Lokomotive doch in das Heizhaus kommen wird, weil er für den Zustand der Lokomotive verantwortlich ist, und sich auf fremde Leute nicht verlassen kann. Nachdem das Auswaschen regelmäßig am dienstfreien Tage des Heizers vorgenommen wird, verliert er dadurch einen Teil seines freien Tages. Hierfür wäre eine Entschädigung am Platze, etwa in der Höhe van 2 Kr. für jede Auswaschung. Mitglied H o st i c t a macht aufmerksam, dah auch durch die Willfahrung dieses Antrages den Heizern nicht geholfen wäre, weil ja auch dann ihr dienstfreier Tag beeinträchtigt wird; man sollte vielmehr ausschließlich die Auswaschcr selbst für den Zustand des Lokomotivkessclö verantwortlich machen, nicht den Heizer. Mitglied Nieder mertl bringt noch vor, datz trotz der Aufstellung von Auswaschern in den meisten Heizhäusern die Heizer trotzdem nach wie vor eben mit Rücksicht auf ihre Verantwortlichkeit beim Auswaschen der Maschine mithclfen werden, obwohl eine Verpflichtung für sic nicht besteht. Endlich ersucht auch er um die eheste Aufstellung von Vorheizern. Der Vorsitzende bemerkt nochmals, daß die Frage Gegenstand eines eingehenden Studiums bilden wird, nach dem sodann den vorgebrachten Wünschen nach Tunlichkeit Rechnung getragen werden wird. Punkt 11. H o st i c! a, Kralicck, Skrdla, Nieder mertl: Das Quarticrgcld der in Natural- wohnungcn untergebrachten Bediensteten soll bei Uebcrsiedlung in eine Privatwohnung laut NachtragSzirkular Nr. 390 ex 1007 das alte Quarticrgcld bemessen werden. Der Vorsitzende ersucht um Aufklärung, was mit dem Antrag bezweckt werde, nachdem der Wortlaut desselben unverständlich sei, insbesondere das zitierte Zirkular nicht existiert. Mitglied Hosticka erklärt, mit dem Antrag werde bezweckt, dah Bedienstete in solchen Stationen, in welchen nach den früheren N. W. B.-Normen ein höheres Quarticrgcld bestanden hat, als nach den Normen der k. k. Staatsbahnen, bei Uebcrsiedlung aus einer Naturalwohnung in eine Pripat-wohnung in derselben Station das alte höhere Quarticrgcld erhalten, wie es auch noch alle Bediensteten beziehen, welche im Jahre 1907 im Quarticrgcldbezug gestanden sind und sich noch.in derselben Station befinden. Der Vorsitzende erwidert darauf, daß mit Rücksicht auf die vollzogene Einreihung dieser Antrag, der die nachträgliche Anwendung einer früher bestandenen Begünstigung anstrebt. wenig Aussicht auf Realisierung hat. Mitglied HostiLka erklärt, die Bediensteten seien bei der Einreihung überrumpelt worden und hätten dieselbe angenommen, bevor sie sich klar hätten werden können, inwieweit sie durch dieselbe verkürzt werden. Tatsächlich sind sie aber durch die Einreihung sehr geschädigt worden. Der Vorsitzende erklärt letztere Behauptung für eine bloße Phrase und fordert den Redner auf. bestimmt an-zugeben, in welcher Beziehung die Bediensteten durch die Einreihung geschädigt wurden. Mitglied Hostie la erklärt, cs seien den Bediensteten schon vor der Einreihung zahlreiche Begünstigungen weggenommen worden, speziell eine Reihe von Fahrbegünsti-gungen. Der Vorsitzende erwidert, auch diese Behauptung sei unrichtig; die einzige Verkürzung, die eingetreten ist, betrifft die Lebcnsn'.ittclzcrtifikate, hinsichtlich derer die Bediensteten heute allerdings ungünstiger gestellt sind als früher. Hinsichtlich der übrigen Fahrbegünstigungen sind die Bediensteten gegenüber den früheren Verhältnissen dadurch im Vorteil, datz ihnen jetzt weitgehende Fahrbegünstigungen im Bereich der ganzen Staatsbahnen zur Verfügung stehen. Der Antrag wird hierauf einstimmig angenommen. Punkt 12. Hostiöka. Kralieek, Skrdla, Riede rm e rtl: Errichtung von heizbaren Diensthütten bei den Wächicrhäuscrn, welche mit Glockcnsignalwcrken zu versehen wären. Mitglied K r a l i 5 e k führt aus, datz zwar Bei einzelnen Wächterhäusern Diensthütten bereits errichtet sind, datz aber die Altion in einem zu langsamen Tempo durchgeführt wird. Es ist ein arger Uebclstand, daß bei der heutigen Diensteinteilung 18 Stunden Dienst und 9 Stunden frei bei den vielen Streckcnwächtern, welche noch keine Diensthütten haben, der Ablüser in das Wächterhaus kommen und Einblick in die Häuslichkeit des Wächters gewinnen mutz. In der Strecke Rositz-Chrast gibt es bisher überhaupt noch keine Signalhütten, trotzdem sich gerade dort sehr frequente Posten befinden und das Klima besonders rauh ist. Im Bereich der Streckenleitung Turnau werden die Signal-Hütten dort gebaut, wo sie nicht unbedingt notwendig sind, während Posten, auf denen sie unbedingt erforderlich wären, heute noch keine Signalhütten aufweiscn. Er selbst habe beispielsweise auf seinem Posten noch immer keine Signalhütte, sondern müsse sich mit einer Bude behelfe», die er seinen Vorgänger ablösen mußte, die aber schon sehr schadhaft ist. Mitglied Bokvaj führt aus, datz in der Strecke .Hlinsko-Skutsch trotz des außerordentlich rauhen Klimas kein Wächtcrhaus auf der Strecke mit einer Signalhütte versehen ist, nur bei Wächterhäuscrn, die in Stationen liegen, sind solche errichtet worden. Mitglied Sk.rdla ersucht, bei allen Wächterpostcn Signalhütten zu errichten, welche sich in der Nähe frequenter Straßen befinden und wo diese Straßen vom Wächterhaus weit entfernt find, so beispielsweise Posten Nr. 3 bei Chotcbar. Ter Vorsitzende erwidert, datz die Errichtung der Signalhütten nach einem bestimmten Programm erfolgt; ob sich darin eine Beschleunigung herbeiführen läßt, hängt in erster Linie von den hierfür zur Verfügung sichenden Krediten ab. Seitens der Direktion wcrdq der Sache jedenfalls besonderes Augenmerk zugewendet werden. 'Der Antrag wird hierauf einstimmig angenommen. Punkt 13. H ostiöka, Kralicek, S k r d l a, Nredermertl. Alle jene Heizer, welche nur'zeitweise als Heizer und zum Heizhausdienst verwendet werden, dürfen, sobald sie im Heizhaus bei Tag oder bei Nacht gearbeitet haben, erst nach einer 18stündigen Ruhezeit zu dem Heizerdienst verwendet werden. Mitglied Nieder mertl verweist zur Begründung dieses Antrages auf seine Ausführungen zu Punkt 10. Der Antrag wird hierauf einstimmig angenommen. Sodann werden über Ersuchen mehrerer Personalkommissionsmitglieder diejenigen Anträge, welche verspätet ein-gebracht und deshalb nicht auf die Tagesordnung gesetzt worden sind, seitens des Vorsitzenden zur Verlesung gebracht und einzelne Aufklärungen zu denselben gegeben. Mitglied Eli^la ersucht noch einen Antrag, betreffend die Personalkommissionsmitglieder selbst, stellen zu dürfen, datz denselben nämlich die Zehrgelder, welche sie für die Teilnahme an den Sitzungen der Pcrsonalkommission zu erhalten haben, und die an und für sich schon unzureichend sind, nicht erst im nachhinein, sondern schon bei der Abfahrt von ihrer Domizilstation, beziehungsweise bei der Rückfahrt schon bei der Direktion in Wien ausgezahlt werden. Der Vorsitzende sagt eine möglichst wohlwollende Behandlung dieses Ersuchens zu. Mitglied Czeitschner bittet endlich, datz sämtliche Mitglieder der Personalkommission mit Dienstfreikarten für den ganzen Direktionsbezirk beteilt werden. Der Vorsitzende empfiehlt ihm, diesen Antrag im Zentralausschutz einzubringen, nachdem derselbe nicht einseitig für die Nordwestbahndirektion allein erledigt werden könne. Hierauf werden seitens des Vorsitzenden noch eine Reihe gestellter Anfragen beantwortet, sodann wird, da die Tagesordnung erledigt ist, die Sitzung geschlossen. Wien, am 31. Mai 1911. Der Verifikator: Der Vorsitzende: Czeitschner m. p. Dr. Schubert in. p. Der Schriftführer: Dr. R e i n ö h l m. p. So» der PersonslkommWon der ZMch». Protokoll über die am Donnerstag den 27. April 1911 in Wien stattgcfundcnc Beratung der Gruppen des Fahr-pcrsonnlS deS Verkehres, Sektion für Untcrbeamte und für Diener der Pcrsonalkommission betreffend allgemeine Angelegenheiten des Zugbegleitungspersonals. (Fortsetzung.) Personalkommissionsmitglied Schcibein verweist zur Begründung seiner Forderung auf die technischen Fortschritte im Eisenbahnwesen, insbesondere der Einführung der neuen, außerordentlich leistungsfähigen Lokomotiven, die Belastung der Züge gegen früher verdoppelt, die Fahrzeit jedoch bedeutend gekürzt worden sei, woraus für die Zugsbegleitcr einerseits eine viel intensivere Arbeitsleistung, anderseits eine sehr weitgehende Kürzung der variablen Bezüge resultiere. Redner überreicht eine Tabelle, welche die stattgefundene Verschlechterung des Fahrverdienstes im Jahre 1910 rücksichtlich des Innsbrucker Zugbegleitungspersonals Nachweisen soll und bemerkt, datz der Durchschnittsverdienst an Fahrgebühren bedeutend gesunken sei. Die überreichte Forderung möge dazu dienen, die anderthalbfache Anrechnung der Fahrdienstzeit bei Rächt als völlig berechtigt erscheinen zu lassen, weil die Zugsbegleitcr mit ihren gegenwärtigen Bezügen das Auslangen nicht mehr finden können. Während man den verschiedenen Kategorie» eine Nachtdienstzulage gewährt habe, scheitere die gleiche Maßnahme bei den Zugsbegleitern an dem Umstand, daß diese eine sehr zahlreiche Kategorie seien. Per-fonalkommissionsmiglicd Scherbaum führt aus, dah eine bei derVerkehrsdircktion geführte Statistik unbedingt das vonJahr zu Jahr fortschreitende Sinken des Verdienstes der Zugs-bcgleiter an Fahrgebührcn ergeben müßte, was Direktionskontrollor Saulich zugibt. Bei der scinerzeitigen Höhe der Fahrgebühren sei zum Beispiel ein Oberkonduktcur nicht viel ungünstiger gestellt gewesen als heute, trotz der seither wiederholt vorgcnommcnen Gehaltsregulierungcn und Aufbesserungen. Mit der Tatsache, daß infolge der zunehmenden Verbesserungen im Zugsverkehr der Fahrverdienst des Zugbegleitungspersonals konstant abnehme, habe man nun eben zu rechnen. Die Notwendigkeit, auf diesem Gebiet eine Abhilfe zu treffen, sei daher gewiß vorhanden; cs müsse daher zum Ausgleich eine Erhöhung der unzureichenden Fahrgebühren angestrebt werden. Redner verweist im Gegenstand auf seine Ausführungen in den Personalkommissionssitzungen vom 9. und 18. Juni 1909 und hcmerkt, man sei sich schon damals darüber klar gewesen, datz das neue Fahrgebührennormale der k. k. Staatsbahnen für die auswärtigen Zugsbegleitcr der Südbahn zwar einen Gewinn, für die Wiener Zugsbegleitcr dagegen eine Einbuhe bedeuten würde. Wenn man schon jederzeit das Beispiel der k. k. Staatsbahnen nachahme, so möge man dabei aber doch auf die Verschiedenheit unserer lokalen Verhältnisse Bedacht nehmen. Redner habe schau seinerzeit darauf hingcwicsen, datz man die bereits im Jahre 1892 als berechtigt anerkannten Einheitssätze, nämlich 31 H. per Fahrstunde und 11 H. für die Wartezeit, belassen möge; alle Bitten, Beschwerden und Versprachen seien jedoch bisher vergeblich gewesen. Die Verwaltung habe sich allerdings über sein Einschreiten entschlossen, einen Ausgleich in der Richtung herbeizuführen, datz sic die Aufenthalte in Mödling, Vöslau und Leobersdorf doppelt anzurechnen gestattete. Allein die Wiener Oberkondukteure wollen durchaus nicht einschen, daß sie nicht verkürzt worden seien, datz die Aufbesserung im prozentualen Ausmaße hätte erfolgen sollen, wobei auf jeden zirka 8 Kr. per Monat entfallen wären. Redner sei der Ansicht, datz dort, wo infolge lokaler Verhältnisse eine Schmälerung gegenüber dem Beispiele! der k. k. Staatsbahnen eintrcte, die früheren Sätze hätten belassen werden sollen. Personalkommissionsmitglicd S ch e r b a u m stellt im Namen der Wiener Oberkondukteure neuerlich das Ersuchen, deren Bitte endlich Rechnung zu tragen und ihnen wenigstens die früheren Einheitssätze zurückzugeben, ohne jedoch das Zugeständnis einer doppelteis Anrechnung der Wartezeiten in den vorhin angeführten Stationen wieder zurückzunehmen. Die Erfüllung dieses Wunsches würde seines Erachtens nur einen Betrag von 5000 bis 6000 Kr. erfordern. Der Vorsitzende, administrativer Direktor Doktor Fall, sagt zu, das; er diese Angelegenheit mit dem Herrn Verkehrsdircktor besprechen und dann dem Herrn Generaldirektor unterbreiten werde. Personalkommissionsmitglied Aminger rcagirt auf die Bemerkuna des Herrn Inspektors P ü l l e r i tz e r, daß die Einbuße an Fahrgcbühren auch darauf zurückzuführen sei, datz die Turnusse auseinandcrgczogen worden seien und behauptet» datz dies nicht zutrefse. Redner führt zur Illustration an, datz schon: vor zirka 12 Jahren für die Zugsbegleiter ein haltzwegs annehmbarer Turnus bestanden habe, wobei jedoch die Fahrzeiten noch entsprechend lange gewesen seien. So habe zum Beispiel die Fahrt von Marburg noch Laibach 12 bis 14 Stunden gedauert, ebenso lange auch die Rückfahrt, bei einer auswärtigen Ruhezeit von 12 bis 16 Stunden. Ueberhaupt seien die Ruhezeiten früher bessere gewesen als heute bei den kurzen Fahrzeiten; heute fahre man morgens von Marburg weg und, abends kehre man von Laibach wieder zurück. Redner zieht Vergleiche mit anderen Kategorien, deren Bezüge im Laufe! der letzteren Zeit gegenüber jenen der Zugsbegleiter nahezu verdoppelt worden seien, wobei dieselben meist in der Lage seien, die Mahlzeiten zu Hause entnehmen zu können, was bei den Zugsbegleitcr» auch nickt zutreffe und dadurch größere Ausgaben verursache. Wie berechtigt die Forderung der Zugs-Begleiter infolge der besonderen Strapazen ihres Dienstes sei, gehe auch daraus hervor, datz in keiner anderen Kategorie': soviel Leute infolge frühzeitiger Pensionierung u. s. w. aus-schciden, wie gerade in der der Zugsbegleitcr. Redner kommt am Ende seiner Ausführungen zu der Schlußfolgerung, datz die Fortschritte der Technik an dem geringen Verdienst der Zugsbegleitcr schuld seien, aber nicht die günstigeren Turnusse. Personalkommissionsmitglied L a ck n e r schlicht sich den Ausführungen des Vorredners an. und führt zur Unterstützung dieser Ansicht als konkretes Beispiel an. datz zum Beispiel in Lienz, was auch für Innsbruck zutreffe, ein ziemlich großer stabiler Brcmserstand vorhanden sei, dessen Diensteinteilung nicht nach einen Turnus erfolge, sondern nach dem täglichen Bedarf. Diese Reservisten hätten früher per Monat 64 bis 70 Kr. an Fahrgcbühren verdient, während sie gegenwärtig, trotzdem die dienstlichen Anforderungen gegen früher eher gestiegen seien, per Monat höchstens 50 Kr. verdienen. lieber Wunsch des Vorsitzenden wird wegen zeitweiliger dienstlicher Verhinderung eine Umstellung der Tagesordnung! vorgenommen. j Zunächst wird der Punkt 3 der Tagesordnung in) Diskussion gezogen. j Zu diesem Punkt sprach das PersonalkommissionSmit-! glied G ch c r b a u m, welcher die im Pensionsfonds gestellten, bis jetzt aber noch nicht durchgeführten Anträge, wegen der Anrechnung der anderthalbfachen Dienstzeit und den Nachlauf i der provisorischen Dienstjahrc in sehr energischer Weise urgiert» j Als Antwort teilte der Direktionssekretär Dr. Dome-f uego mit, es bestehe die Absicht, die Sublomitces beider Pen-sionsinstitute im Juni zur Beratung der Nachkaufsfrage ein» zuberufcn und gleichzeitig auch die Frage der Anrechnung der anderthalbfachen Dienstzeit für die Zugsbegleiter in Behandlung zu ziehen, so datz dieser Gegenstand voraussichtlich im Juli den Verwaltungsausschüssen der Pensionsinstitute zur Beschlußfassung vorgelegt werden kann. Vielleicht wird c$ ] nötig sein, diese Frage vorher noch in einem gemeinsamenf Subkomitce beider Pensionsinstitute zu besprechen. j Personalkommissionsmitglied Scherbaum erklärt, ef habe nur deshalb darauf gedrungen, datz dieser Gegenstand auf die Tagesordnung der Sitzung gesetzt werde, um eine v offizielle Erklärung über den gegenwärtigen Stand dieser Angelegenheit herbeizuführen, um damit einem eventuellen: Vorwurf der Wähler zu begegnen, als ob in dieser Sache nicht, die nötige Energie entwickelt und nicht genügend Nachdruck! verliehen worden wäre. Redner führt zur Begründung dieser! Forderung die erhöhten dienstlichen Anforderungen _ ins) Treffen, welche im Vereine mit den strengeren Vorschriften) über daS Sch- und Hörvermögen eine rapide Verminderung des Zugsbegleiterstandes bewirken, so dah cs nur mehr einer: geringen Anzahl von Zugsbeglcitcrn möglich sei, ihre volle! Dienstzeit zu absolvieren. Wenn nun schon die Verwaltung auf den Standpunkt stehe, nur dasjenige zu tun» was bei den f. k. Staatsbahncn bereits durchgeführt sei. so müsse gerade in dieser Frage darauf hingewiesen werden, daß die anderthalbfache Anrechnung der Dienstzeit für die Zugsbegleiter dort schon seit dem Jahre 1908 in Geltung stehe. Redner sei sich allerdings völlig bewußt, das; diese Reform nur für die, jüngeren Zugsbegleitcr von Wichtigkeit sei, nicht jedoch iw deiliselben Matze für die älteren Kollegen, die damit nur das Opfer einer höheren Beitragsleistung auf sich nehmen, indessen müsse in dieser Richtung auch für den Nachwuchs gesorgt werden. Er bitte seine anwesenden Kollegen, die Erklärung der Verwaltung zur Kenntnis zu nehmen und hiervon dem Personal auf der Strecke Mitteilung zu machen. Es entwickelt sich sodann über diesen Punkt der TageS-' Ordnung eine lebhafte Debatte, in deren Verlauf der Vor* sitzende darauf hinweist, datz den Vertretern des Personals in den Sitzungen der Verwaltungsausschüsse ohnehin reichlich Gelegenheit geboten sein werde, in der Frage selbst Stellung zu nehmen und eventuell auch für die vom Personalkommis-> sionSmitglied Sch ei bei» begehrte rückwirkende Einführung dieser Maßnahme, deren eventuelle Einführung einer Mitteilung des Direktionssekrctärs zufolge ab 1. Jänner 1912 gedacht ist, cinzutreten. Gegenwärtig lasse sich nur die Hoff» nung aussprechen, daß der Herr Generaldirektor in die Lage kommen wird, im Gegenstände in den im Juli 1911 statt* findenden Sitzungen der beiden Verwaltungsausschüsse ent*, sprechende Anträge stellen zu können. Zu Punkt 5 der Tagesordnung führt Personal*! kommissionsanitglied S ch e r b a u in aus, daß diese Forderung, einem bestimmt ausgesprochenen Wunsche des Personales entsprechend, abermals besprochen werden müsse, obwohl sie in den früheren Personalkommissionssihungen nach allen Richtungen erörtert worden sei. Redner begründet in eingehender Weise die Notwendigkeit der ehesten Regelung der Quartier» geldfrage im Sinne einer Revision der gegenwärtigen Einteilung der Stationen in die einzelnen Ouartiergeldklassen und bemerkt, man habe in der Quartiergcldfrage auch durch Erbauung von Pcrsonalwohitungcn Abhilfe schaffen wollen, indessen schreite diese Aktion derart langsam vor, datz sie für den Großteil der Bediensteten von keinem Erfolge begleitet sei» zumal nur ein geringer Prozentsatz derselben daraus einem Nutzen ziehe. Den Vertretern der Unterbeamten und Diener sei die von den Vertretern der Beamtenschaft ausgestellte Forderung nach einer 40prozcntigcn Erhöhung des Quartiergeldes wohl bekannt, indessen gehe ihr Verlangen nur dahin»: daß die Quartiergcldcr im Sinne der heute bestehenden orts» üblichen Verhältnisse zu regeln seien. Die diesfalls zürn großen Teile vorliegenden Pctitc seien unbeschadet einer allgemeinen Revision in diesem Sinne zu erledigen. PcrsonalkommissionSmitglied Scheibe in gibt dent dringenden Wunsche des Personals Ausdruck, datz die Vorerhebungen für die Revision von einer Kommission unter Bcizichung von Vertretern der verschiedenen Bediensteten-katcgoricn vorgenommen werden sollen, und zwar in größere": Orten auch in verschiedenen Stadtteilen und Wohnungen. werde sich dann ergeben, das; das Quarticrgcld in den unterste" Quartiergcldstufen um mindestens 40 Prozent erhöht werde" müsse. Als Stationsorte, in welchen die Revision der Wohnungszinse durch eine derartige Kommission in erster Linie vorgenommen werden soll, werden genannt: Bruck, Graz, Marburg, Laibach, Villach, Lienz, Innsbruck und Bozen. Der Vorsitzende betont, das; für Gemeinschaft5' stationcn rücksichtlich des Ouartiergcldausmatzes insofern eine Norm bestehe, als die Verwaltung diese Stationen nicht >" eine höhere Quarticrgcldklasse einreihen könne., als die I. k. jStaatSfiahncn. Eine Abhilfe sei dort möglich, wo die t t. Staatsbahncn das Quartiergeld erhöhen. Personalkommissionsmitglicd Korp bespricht die ungünstigen Wohnungsvcrhältnisse in Graz und bemerkt, daß dort die Wohnungsmiete höchstens von einem llnterbcamicn mit kleiner Familie bestritten werden könne, während dies den Dienern bei ihrem geringen Quartiergeld nicht möglich sei. Es sei sehr schwer in Graz und den Vorstädten, eine Wohnung flu erhalten, welche gegen früher um mindestens 50 Prozent teuerer wäre. Der Vorsitzende verspricht, den Herrn Generaldirektor über diese Angelegenheit zu informieren. Personalkommissionsmitglied Schcrbaum führt zu Punkt 7 der Tagesordnung ans, das; es notwendig sei, diesen Punkt neuerlich zu besprechen, da die einzige Bestimmung des ZirtularS Nr. 465 a 1010, welche für die Zugsbegleiter tatsächlich ein Zugeständnis bedeuten konnte, nämlich der Punkt 11 dieses Zirkulars, derart formuliert und verklausuliert fei. daß vielleicht kaum 1 Prozent des Zugbegleitungspersonals davon einen Nutzen habe. Die verlangten Schenkungsjahre sollten einen möglichst gerechten Aus-gleich für jene Zngs-begleiter bedeuten, welche seinerzeit mit einem kleinen An» fangSgehalt angestellt worden seien und jahrelang in diesen kleinen Gehaltstufen zugebracht haben, infolgedessen noch lange nicht jene Bezüge erreicht haben, welche sie vermöge, ihrer Dienstzeit haben müssten. Dieses Verlangen fei in Anbetracht der später wiederholt eingetretenen Erhöhung des Anfangsgehaltes und der Kürzung der Vorrückungsfristen nur gerecht und billig. Ein Vergleich der korrespondierenden Zngsbegleiter der Südbahn mit jenen der k. k. Staatsbahnen führe zu dem Resultate, daß letztere bei gleicher Dienstzeit unseren Zugsbegleitern, mit ein oder zwei Gehaltstufen voraus seien, da die Ansrellungs- und Vornückungsverhältnisse der Zngsbegleiter bei den k. k. Staatsbahnen schon früher bedeutend bessere gewesen feien als bei der Südbahn. Redner überreicht eine WergleichStabelle, welche dem Protokolle beigeschlossen wird. Der Vorsitzende Direktor Dr. Fall verweist darauf, daß der Herr Generaldirektor bereits in der Besprechung vom 27. Oktober 1910 in Aussicht gestellt habe, daß er sich mit der Frage beschäftigen werde, ob nicht wenigstens den älteren Jahrgängen unter den seinerzeit mit 720 Kr. angestellten Dienern sowie den älteren Unterbeamten irgendwie geholfen werden könne. Soweit der Vorsitzende die Intentionen des Herrn Generaldirektors kenne, sei der Hoffnung Raum zu geben, daß schon gelegentlich der Vorrückung im Juli 1911 einer Reihe von seinerzeit mit 720 Kr. ange-stelltcn Dienern, welche normalmässtg erst im Juli 1912 zur Vorrückung kämen, die Schenkung eines Jahres im Wege eines autzertourlichen Avancements zugewendet werde, und es stehe zu erwarten, das; der gleiche Vorgang auch bei den künftigen Vorrückungsterminen beobachtet werde, bis sämtlichen berücksichtigungswürdigen Dienern, deren Anstellung mit dem Gehalte von 720 Kr. erfolgt sei, ein Schenkungsjahr gut-gebrackit worden sei. Der Schaffung einer prinzipiellen Norm bezüglich dieser Begünstigung stünden jedoch derartige Schwierigkeiten entgegen, daß die Verwaltung unbedingt hiervon absehen müsse, zumal cs den betreffenden Bediensteten völlig gleichgültig sein könne, ob die Gutbringung auf Grund einer Norm oder im Wege einer autzertourlichen Vorrückung erfolge. Selbstverständlich müßte bei Auswahl der in Betracht kommenden Bediensteten eine bestimmte Grenze gefunden werden, daß es vollkommen ausgeschlossen wäre, alle jene Diener zu berücksichtigen, die seinerzeit mit 720 Kr. angestellt wurden, wie denn auch im Punkt 7 der Tagesordnung selbst eine in dieser Gehaltsiufe zugebrachte Wartezeit von über zwei Jahren zur Basis genommen vorden sei. Die Festsetzung dieser Grenze hänge vom Herrn Generaldirektor und dem Vcrwaltungsrat ab. Die Verwaltung trage sich ferner mit der Absicht, eine gleiche Begünstigung, und zwar möglicherweise ebenfalls schon gelegentlich des nächsten Juliavanccmcnts auch den älteren ilntcrbeamten zuzuwenden. Bei den Unterbeamten allerdings könne nicht von einem bestimmten Anstellungsgehalt, zum Beispiel 600 Kr., ausgegangen werden, weil sich eine derartige Norm angesichts der Verschiedenheit der Anstellungs- und Vorrückungsverhältnisse in den einzelnen Unterbeamtenkategorien sowie der zu verschiedenen Zeiten erfolgten Schaffung derselben nicht aufstellen ließe. Die Verwaltung sei daher bemüßigt gewesen, einen anderen Gesichtspunkt zu finden und sei der Meinung, daß für die beabsichtigte Begünstigung nur jene Unterbeamte in Betracht kommen können, welche im Vergleiche zur Länge ihrer Dienstzeit und zur Gehaltstufe, in der sie sich befinden und zur Zeit, die sie brauchen, um den Endgehalt zu erreichen, weniger gut fortgekommen seien. Diese Mitteilungen seien indessen als völlig unverbindlich zu betrachten, da die endgültige Entscheidung der Verwaltung noch ausstehe. Nach einer längeren Debatte verweist der Vorsitzende nochmals auf die von ihm abgegebene Erklärung der wahrscheinlichen Berücksichtigung von Dienern, welche mit dem Gehalt von 720 Kr. angestellt wurden und die den älteren Unterbeamten zngedachte Begünstigung und konstatiert, daß das für Diener beabsichtigte Schenkungsjahr hauptsächlich jenen Zngs-begleitcrn zugute käme, welche durch den Punkt 11 des Zirkulares 465 H. 1910, nicht berücksichtigt erscheinen. Auf die Frage des PersonalkommissionSmitgliedes S ch e r b a u nt, welche Kategorie für die Berücksichtigung der älteren Unterbeamten zum Vergleich herangezogen werde, erwidert der Vorsitzende, daß bei den verschiedenartigen Verhältnissen nur die Unterbeamten derselben Vcrwendungskatcgorie miteinander verglichen werden könnten. Zu Punkt 8 Der Tagesordnung führt Personalkom-missionsmitglicd K o r p aus, daß die Einschaltung der Gehaltstufe von 1300 Kr. speziell für das Zugbegleitungspersonal eine verhängnisvolle Wirkung gehabt habe, da die ZugÄiegleiter vorher aus der Gehaltsiufe von 1200 Kr. in die Gehaltstufe van 1400 Kr. in vier Jahren gelangen konnten, während sie heute zur Vorrückung von 1200 Kr. in die Gehaltstufe von 1400 Kr. sechs Jahre brauchen. Auch darin komme die Zurücksetzung der Zugsbegleiter gegenüber anderen Unterbeamtenkategorien zum Ausdruck, zumal man zum Beispiel den Lokomotivführern so weit cntgegengekommen sei, daß man ihnen die Möglichkeit geboten habe, von 1200 Kr. auf 1300 Kr., von 1300 Kr. auf 1400 Kronen, von 1400 Kr. auf 1600 Kr., von 1600 Kr. auf 1800 Kr. in je einem Jahre vorzurücken. Die Wartezeit für Kondukteur» zugsführer und für Oberkondukteure sei daher in den Gehaltsstufen von 1200 Kr. und von 1300 Kr. auf zwei Jahre herab-zufetzen. (Schluß folgt.) Die Nationalvcrbändlcr wollen mehr Diäten! Eine Korrespondenz der Nationalverbäudler berichtet, daß im Deutschen Nationalverband über die Diäten räsoniert wird, und zwar werden insbesondere von den neugewählten Nationalverbändlern folgende „Erwägungen" angcstellt: Es darf nicht verkannt werden, das; die Festsetzung der Diäten durch das Gesetz vom 7. Juni 1861 erfolgte, also fünfzig Jahre alt ist, und daß cs ein geradezu abnormer Zustand tst, wenn man die seit fünfzig Jahren eingetretcne Verteuerung der Lebensführung für alle Erwerbsstände anerkennt und gelten lässt, nur nickt für die Vertreter aller dieser Stände uu VollShaufc; daß man weiter ledem Beamten und Ge- schäftsreisenden nicht nur Spesen und KommissionSgebührcn zubilligt, sondern auch das Recht auf Urlaub; und daß endlich für den Abgeordneten während einer solchen Unterbrechung der Tagung in zahlreichen im Interesse seines Wahlbezirkes oder bestimmter Wählerkreise von ihm geforderten Interventionen nicht aufhöreu, sondern im Gegenteil noch mit vielfachen Reisen verbunden sind. Aus allen diesen Gründen wurde im Schoß des Deutschen Natwnalvcrbaudes von mehreren Abgeordneten neuerdings die Frage einer zeitgemäßen Pauschalierung der Abgeordnetendiäten angeregt und ward zum Gegenstand einer parlamentarischen Aktion gemacht werden. Das österreichische Abgeordnetenhaus brauche keinerlei Bedenken zu tragen, in dieser Richtung dag Beispiel anderer Parlamente, wie zum Beispiel im Nachbarstaat Ungarn, zu akzeptieren. Das; die Nationalverbändler mehr Diäten wollen, glauben wir ihnen aufs Wort. Das wird von allen ihren Forderungen auch die sein, die sie im Herbst sicherlich mit Nachdruck vertreten werden! Herr (Srtl hat vergessen zu klagen! Unter diesem Titel schreibt die „Arbeiter-Zeitung": In dem „Deutschen Eisenbahner" finden wir folgende possierliche öffentliche Erklärung. Zufolge meiner Krankheit und mit Arbeiten überlastet, deren rechtzeitige Erledigung die Wahlen verhindert hatten, übersah ich, meinen Rechtsanwalt mit der Einbringung der Klage gegen die „Arbeiter-Zeitung" (Wien) wegen der am 8. Juni d. I. int Artikel „Ein Brief des Herrn Ertl" enthaltenen Verleumdung zu beauftragen. Da gegnerische Blätter gewiß bereitwilligst jede Gelegenheit benützen müssen, um einen die Privatehre des Mannes berührenden Vorwurf vor der Öffentlichkeit als wahr beweisen zu können, erwarte ich ein gleiches Verhalten auch von der Schriftleitung der „Arbeiter-Zeitung" (Wien). Ich fordere sie daher auf, nochmals zu wiederholen, „daß die Eisenbahner durch mich bei der Eisenbahnergewcrk-schaft verkauft und verraten sind". Sollte ich mich in meiner Erwartung getäuscht haben und die „Arbeiter-Zeitung" (Wien) mein Versehen zu einem feigen Ausweisen benützen, belege ich den Verfasser des genannten Artikels mit der für ihn passenden Bezeichnung „Feiger Verleumder" und erwarte seine Klage. Wien, am 24. Juli 1911. Hob' schon lange nicht so gelacht! Der Artikel über den famosen Brief des Herrn Ertl an den Nordbahn-Präsidenten ist in der „Arbeiter-Zeitung" am 8. Juni erschienen (er wurde auch in unserem Blatt reproduziert. Die Red.) und Herr Ertl hat sofort beteuert, er werde uns erbarmungslos verfolgen, er hat auch wirklich eine Hausdurchsuchung bei uns halten lassen. Nun wünscht Herr Ertl, daß wir ihm glauben, er wäre seither krank und mit Arbeit belastet (also er war krank und gleichzeitig mit Arbeiten überladen!) gewesen und hätte deshalb „übersehen", seinen Rechtsanwalt mit der Einbringung der Klage zu beauftragen. Freilich bat weder die Krankheit noch die Belastung mit Arbeiten Herrn Ertl gehindert, gegen uns Versammlungen zu arrangieren und zu besuchen, und auch das erledigte Mandat in Graz hat er nicht übersehen: er hat sich dort nämlich schon als Kandidat angemeldet! Aber die. schnurrige Ausrede des Herrn Ertl ist noch drolliger, als sie schon aussieht. Der Herr Ertl hatte ja seinen Rechtsanwalt mit der Strafverfolgung der „Arbeiter-Zeitung" bereits beauftragt: es war also kein weiterer Auftrag nötig und kein „Uebersehen" des Ertl hätte den Advokaten an der weiteren Verfolgung hindern können, sondern, damit der Advokat mit der Verfolgung enthalte, die sechswöchige Frist verstreichen lasse, ohne die Anklageschrift einzubringen, mußte er von Herrn Ertl eben dazu den Auftrag erhalten! Herr Ertl hat also die Klageeinbringung nicht vergessen, sondern, das versteht jeder, sie ist über seinen Auftrag unterlaßen worden! Warum sollen wir uns also strapaziert!, Herrn Ertls Vorgehen näher zu charakterisieren? Das können wir nun wohl mit aller Seelenruhe der Oeffentlichkeit überlassen, die nach diesen Tatsachen in ihrem Urteil wohl nicht schwanken wird! Wir glauben schon, daß es Herrn Ertl passen würde, wenn wir ihn ohne Anführung bestimmter Tatsachen der Käuflichkeit und des Verrates bezichtigen würden; da wäre das Klagen freilich leichter! Aber das Entscheidende und für Herrn Ertl Niederdrückende war ja eben sein feiner Brief, und dessen Echtheit wagt ja Herr Ertl gar nicht zu bestreiten! Wenn uns nun Herr Ertl, den wir so deutlich angegriffen haben und der uns die versprochene Klage vorenthalten hat, „feiges Auskneifen" zum Vorwurf macht, so zeigt das mir wieder die vollständig deroutiertcn Moralbegriffe der Deutschgelben. Deutschnationale Arbeiterpartei und Fabrikanten-gelb. Dost die deutschnationale Arbeiterpartei von Fa-brikauteugeldern lebt, ist eine bekannte Tatsache. Heute sind wir in der Lage, einen dokumentarischen Nachweis zu erbringen, daß die deutschnatiouale Arbeiterpartei nicht anderes ist als eine von Fabrikanten subventionierte Streikbrecherorganisation. Im Februgr und März streikten die Arbeiter der Metallwarenfabrik E in i l N eher u. K o m P. Die Arbeiter verlangten Lohnaufbesserung und anständige Behandlung. Von diesem Streik erfuhren die „treudeutschen" Arbeiter von Villach und boten ihre Streikbrecherdienste dem Fabrikanten in einem Schreiben an, in welchem sie das Unternehmen ersuchten, ihnen bei der Gründung einer Ortsgruppe behilflich zu sein. Die Metallwarenfabrik ersuchte um sofortige Zusendung der Satzungen, „nach deren Erhalt eine definitive Erledigung die Firma zukommen lassen wird". Die Ortsgruppe Villach des Vereines deutscher Arbeiter „G e r in a rt t a ' sandte einen Auszug der Statuten ein, indem sie der Hoffnung Raum gab, „daß dieselben den Beifall des Unternehmens finden werden". Daraufhin erhielt der Obmann der „Organisation" von Herrn Neher folgendes Schreiben: St. Ruprecht bei Villach, am 13. Mai 1911. P. T. Deutscher Nrbciterverband Villach! 231 r lassen Ihnen 50 Kr. als 11 tt 1 eift ützung zu gehen, gleichzeitig ersuchend, diesbezüglich unsere Namen nicht in der Oeffentlichkeit zu nennen. Achtungsvoll Metallwarenfabrik Seebach. vorm. Emil Sicher, G. nt. b. H. Br. Sieber. P. T. Bezüglich des weiteren Inhaltes Ihrer Anfrage wäre es am besten, einer Ihrer Herren Sekretäre würde un8 hier besuchen und werden wir Ihnen gerne nützlich sein. Obiger» Die 50 Kr. hat der Kassier der „Germania" auch tatsächlich erhalten und angenommen, was wieder ein Brief beweist: , Villach, am 17. Mat 19U.V Seiner Hochwohlgeboren Herrn Emil Neher» ,, ^ Metallwarenfabrikant in Seebach. 1 > Bestätigen den Empfang Ihres Geschätzten vom 13, jbS, sowie der per Postanweisung freundlichst überwiesenen 50 Kr. für unseren Unterstützungsfonds, für welche gütige Spende Wir Ihnen unfern verbindlichsten Dank aussprechen. Wunschgemäß wird diese Spende öffentlich nicht bekanntgegeben. Betreffs Entsendung eines unserer Mitglieder werden wir in kürzester Zeit mit Besuchsanzeige dienen, da uns momentan nicht möglich ist, infolge zu starker Inanspruchnahme betreffs der Wahlen bestimmte Daten anführen zu können. Indessen zeichnen wir, nochmals den besten Dank aus-drückend, mit treudeutschem Gruß hochachtungsvoll Schriftführer. Obmann. Bei diesem Sachverhalt haben diese „Arbeiterführer" noch die Stirne, zu behaupten, daß 4 t c nicht von F a b r i k a n t e n g e l d e r n leben!?,.. Ter argentinische Fleischimport nach England. Bei der fortwährenden Steigerung der Fleischpreise iw Oesterreich ist interessant, die Entwicklung des Marktes' in England zu verfolgen. Bekanntlich bezieht England große Quantitäten von Fleisch aus dem Ausland. Die hauptsächlich hierfür in Betracht kommenden Länder sind: Australien, Südamerika, während die Bezüge aus Nordamerika infolge des immer größeren eigenen Bedarfes in den Vereinigten Staaten zurückgegangen sind. Im Gegensatz zu den Staaten des europäischen Festlandes nimmt der jährliche Konsum an Fleisch in England in den letzten Jahren zu. Es wurden in Tonnen in ganz Großbritannien konsumiert: 1905 ..... 1,722.278 Tonnen 1906 ..... 1,759.999 1907 ..... 1,771.183 1908 1,747.321 1909 1,777.253 1910 1,813.490 Diese Steigerung ist hauptsächlich der Zunahme der Einfuhr südamerikanischen Fleisches zuzuschreiben, während die Mengen des einheimischen Fleisches ungefähr stabil bleiben. Die Einfuhr von gefrorenem und gekühltem Fleisch aus Argentinien hat in den letzten sechs Jahren folgende Entwicklung in England genommen: 1,705.611 Viertel 1905 1906 1907 1908 1909 1910 2.048.438 1.975.439 2,714.765 3,317.908 4,047.504 ■ !> X Außerdem sind sehr bedeutende Quantitäten von Hammeln und Lämmern aus Argentinien eingeführt worden. Die Entwicklung der letzten Jahre war derart, daß hauptsächlich gekühltes Fleisch eingeführt wurde. Aus einer Statistik, welche das erste Halbjahr des laufenden Jahres umfaßt, ist zu entnehmen, daß auch in diesem Jahre eine bedeutende. Steigerung zu verzeichnen ist. Gegenüber der gleichen Periode des Vorjahres find nicht weniger als 351.046 Viertel mehr an gefrorenem und gekühltem Fleisch nach England eingeführt worden. Die Steigerung ist hauptsächlich bei gekühltem Fleisch zu finden, da hiervon im ersten Semester 1911 bereits; 992.591 Viertel, im Vergleich zu 653.310 Vierteln im! Vorjahre also um 339.281 Viertel mehr eingeführt! wurden. Wiener WohnungSwncher. In Wien betrug der Mietzins auf den Kopf der Bevölkerung im Jahre 1900 Kr. 128-50, im Jahre 1910 159 Kr.; er hat also eine Zunahme per Kopf um Kr. 30-50 oder um 24 Prozent er-, fahren. Die Zahl der Aftermieter und Bettgeher, welche im Jahre 1900 in Wien 170.000 oder 12yS Prozent der damaligen Wiener Bevölkerung betrug, hat erheblich zugenommen. Die Hypothekarbelastung der Wiener Häuser betrug im Jahre 1900 für die Gerneindebczirke 1 bis 10 und 20 1004 Millionen Kronen, die Zahl der Häuser 16.197; cs betrug daher die durchschnittliche Belastung eines Hauses 61.988 Kr. Im Jahre 1908 stieg die Hypo-, thekenschuld der Häuser für die gleichen Bezirke auf 1519) Millionen Kronen, die Zahl der Häuser auf 17,342, daher! die hypothekarische Belastung eines Hauses auf rund 87.590 Kr. Berufung des Prager Staatsbahndirektors tuS Eisenbahiuninistermm. Nach einer Meldung der „Narodni Listy" wird der Direktor der Prager Staatsbahndirektion, Hofrat Marek, demnächst in das Eisen«1, bahnministerium berufen werden. Als Nachfolger j Mareks gilt Hof rat Breicha. Ausland. Was für reiche Leute bei einem Eisenbahnunfall herauskommen kann. Vor einigen Wochen wurde bei einem Eisenbahnunfall in San Benedetto del Tronto (Italien) der Kliniker Professor M lt r r i leicht verletzt, so daß er sich einige Tage schonen mußte. Wie das „Giornale d'Jtalia" erfährt, _ haben die italienischen Staatsbahnen dem Professor für entgangenen Verdienst die recht anständige Summe von 10.000 Lire ausgezahlt. Man weiß wirklich nilfit, worüber man sich mehr wundern soll: über die schofle Gesinnung, die in einer solchen Forderung zum Ausdruck kommt, wenn sie von einem schwer reichen Manne gestellt wird, oder über die splendiden Moden der Staatsbahnen, die jeden Doldo umdrehen» wenn es sich darum handelt, ihr Personal angemessen zu entschädigen. Ein armer Teufel muß mit den zehnten Teil der Summe mit der Vahndirektiou Prozesse führen. Wie mancher erhält für den Verlust beider Beine weniger Geld als der Herr Professor für ein paar blaue Flecken. Vom Koalitionsrecht der reichsdeutschen Eisenbahner« In Mülhausen i. Eis. besteht seit Jahren Unter vortreff-. Seite 10 r................. — ■■■■■■—'■ ------------- \ üicher Leitung eine Filiale des Verbandes der Eisenbahnarbeiter von Elsaß-Lothringen und Luxemburg, mit dem Sitze in Stratzburg-Bischheim. Der Verein hält natürlich Mitgliederversammlungen ab, in denen er „zum Behufe fder Erlangung günstiger Lohn- und Arbeitsbedingungen", jtoie dies § 152 der Gewerbeordnung Vorsicht, die Lage der [Mitglieder bespricht. Schon zu Beginn dieses Jahres nun ! tqurde gegen den Vorsitzenden und den Schriftführer des Vereines in Mülhausen i. Els. von der Werkstättendirek-tion ein Untersuchungsverfahren eingeleitet, weil der Vorstand es sich nicht gefallen lassen 1v o l l t e, daß d i e V e r e i n s v e r s a m m l u n g e n regelmäßig von einem Kontrollbeamten der Verwaltung besucht und überwacht iwurden. Erst vor kurzem erfolgte deshalb wieder ein kleiner Zusammenstoß mit dem überwachenden Beamten, eine Meinungsverschiedenheit, die aber in durchaus parlamentarischer Form ausgetragen wurde. Vor einigen Tagen nun erhielt der Vorsitzende ein Schreiben der Reichseisenbahnverwaltung, das seine Kündigung ausspricht, weil in der Nichtzulassung eines Kontrollbeamten in der Ver einsv er samm-.1 ung eine „Gehorsamsverweigerung" er» blickt werden müsse. ;.. , Ein ähnlich lautendes Schreiben erhielt der erste | Schriftführer Alois Schalk, dem insbesondere zur Last ge-j legt wird, daß er in der fraglichen Vereinsversammlung in Unterstützung des Vorsitzenden ausgeführt habe, „die ! Verwaltung entsende ihren Vertreter nur zur Teilnahme ! an der Versammlung während der Besprechung des geschäftlichen Teiles, nicht auch zur Teilnahme während der ^ Verhandlung persönlicher Angelegenheiten, die nicht aus ‘ ber Tagesordnung ständen. Es sei daher erwünscht, daß der Beamte den Saal verlasse." Am Schlüsse betont dieses zweite Schreiben des Eisenbahnwerkstättenamtes, daß die Entlassung „mit Genehmigung der Kaiserlichen General-Direktion der Eisenbahnen in Elsaß-Lothringen" erfolge. : Es verdient Beachtung, daß die Strafe der Ent* j lassung wegen Ausübung des gesetzlich gewährleisteten Ver-1 einigungsrechtes zwei Arbeiter betrifft, die sich allezeit einwandfrei geführt haben und deren dienstliche Leistung derart ist, daß der eine elf, der andere acht Jahre im Betriebe beschäftigt war. Daß das Ziel der Maßregelung in der Tat die Vereinstätigfeit selbst ist, geht übrigens auch daraus hervor, daß ein Regierungsrat den Gemaßregelten vor ihrer Entlassung persönlich erklärt hat: „Wenn noch das geringste vorkommt, wird der Verein aufgelöst — wir chabeii ausdrücklichen Befehl des Ministers!" Damit weiß iauch die hohe Polizei im Lande, was sie zu tun hat! Die zwei Gemaßregelten, die nun aufs Pflaster geworfen sind, weil sie ein durch Reichsgesetz den Unternehmern und Arbeitern aller Branchen gewährleistetes Recht in nur parlamentarischen Formen ausübten, werden > die Verwaltung der Reichseisenbahnen nicht de- und weh-! mütig um ihre Wiedereinstellung bitten, indem sie für die ! Zukunft unbedingten Kadavergehorsam unter Abschwörung 'aller staatsbürgerlichen Rechte geloben. Sie sind entschlossen, ihre Brüder im schweren Kampfe um die Besserstellung auch in Zukunft tatkräftig zu unterstützen. Das Gewerk-I schaftskartell in Mülhausen i. Els. hat sich der Sache an-1 genommen, um zu der Maßregelung demnächst in öffentlicher Versammlung Stellung zu nehmen. Dabei wird das berühmte „Wohlwollen" der Verwaltung gegenüber den Reichs- und Staatsarbeitern auch noch in anderer Hinsicht gebührend gekennzeichnet werden. .Hohe Strafe für Neberschreitung der zulässigen Arbeitszeit in Amerika. Wie die Zeitung des Vereines deutscher Eisenbahnverwaltungen mitteilt, ist bei dem Bundesgericht in Prescott, Arizona, eine Klage gegen die Atchinson, Topeka u. Santa Fe-Eisenbahn wegen Uebertretung des Gesetzes über die Arbeitszeit der Eisenbahnangestellten eingebracht worden. Die Eisenbahn-flesellschaft wird beschuldigt, in 190 Fällen Angestellte länger als auf die gesetzlich zulässige Dauer von 16 Stun-,den ohne Unterbrechung beschäftigt zu haben. Die Strafe I beläuft sich auf 500 Dollars für den einzelnen Fall, so !daß nach dem vorliegenden Antrag die Strafsunune von nur weiiig unter 400.000 Mk. verfallen ist. Bei dem Gericht in Los Angeles in Kalifornien schwebt eine ähnliche Klage wegen 60 Übertretungen des gleichen Gesetzes. Diese Nachricht klingt in mehr als einer Hinsicht amerikanisch. Bei uns wenigstens wäre so etwas nicht denkbar. Eine schwere Eifenbahnkatastrophc vor Berlin. Ein schweres Eisenbahnunglück hat sich Mittwoch nachmittags vor den Toren Berlins ereignet. Bei der Station N i c d e r - G ö r ft o w find die Lokomotive und der Packwagen des D-Zuges 47 Halle-Berlin entgleist, wobei drei Personen getötet und mehrere schwer oder leicht verletzt wurden. Der Schnellzug hatte Düsseldorf um 1 Uhr 36 Minuten verlassen und sollte kurz noch %2 Uhr nachmittags Nieder-Görstow passieren. Hier bemerkte der Lokomotivführer, daß eine Weicheitftellung erfolgt war, die den Schnellzug in das Uebcrholungsgeleife führen würde. Er bremste deshalb ,im ersten,Schreck mit voller Kraft und der im Vorlauf befindliche Packwagen fuhr auf die gebremste Lokomotive auf. Lokomotive und Packwagen entgleisten und wurden in das freie Feld geschleudert. Von den Passagieren haben nur einige leichte Verletzungen davongetragen, wahrend der L o k o mo t i v s ü h r e r, der Pa cf« meister und der Z u g s f ü h r e r getötet wurden, der Heizer durch ousftrötnettden Dampf schwerver-brüht wurde, so daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Aus dem Gerichtssaal. Eine Zugstreifnng am Wiener Westbahnhof. Am 25. Februar I. I., y27 Uhr abends, zog der Lokomotivführer Josef Prantschl über ein VorwärtSßgnal deS VerfchubleiterS Eisele aus dem Geleise 46 der Lastseite deS Wiener Wettbahu-hofeS mit seiner aus 17 Waggons bestehenden Verschubgarnitur in der Richtung gegen Penzing vor. Die Rangierscheibe stand aus »Frei*, der Ansfahrtfemaphor aus „Halt", so das, Prantschl verschieben durfte. Während des Vorsahrens war ihm der Ans-Mck auf die lenseits deS Geleises 42 stehende Rangierscheibe Lurch auf dem Geleise 44 stehende Waggons verdeckt, so dasi eS ihm entging, daß sich die Rangierscheibe plötzlich aus „Halt* umstellte, Prantschl hatte übrigens den Heizer Schacht, der als „Irr Eisend,»Lj,,er." aus der Seite der Rangierscheibe befindlich die Stellung derselben früher sehen musste aufgesordert, nach der Stellung der Scheibe Ausschau zu Holte» und ihm zu melden, falls sich die Scheibe etwa plötzlich nus „Halt" stellen sollte. Schacht gewann aber selbst den Ausblick erst in einem Augenblick, als der Ver-schubzug bereits über das Verbindnngsgeleise vom Geleise 46 über da.S Geleise -14 dem Geleise 42 zusuhr; er ries dem Führer zu, stehen zu bleiben, allein dieser vermochte nicht mehr den Perschubzug grenzsrei zum Stillstand zu bringen, so daß eine Streisung des VerjchubzugeS mit dem gleichzeitig aus dem Geleise 42 gleichfalls in der Richtung Penzing ausfahrenden Lastzug 199a erfolgte; dieser Zug war ebenso wie die Rangierscheibe durch die auf dem Zwischengeleise 44 stehenden Lastwagen dem Lokomotivpersonal verdeckt gewesen. Eine Verletzung des ZugS-führerS Bezdek und des Kondukteurs Faschingeder vom Zug 199a war die Folge der Zugstreisung. Wegen dieses Vorfalles hatten sich Joses Prantschl, der Heizer Peter Sch ach l und der Verschubleiter Johann Eisele vor dem Bezirksgericht FünshauS wegen Uebertretung nach § 432 St.-G. zu verantworten. Dem Lokomotivführer und dem Heizer lag zur Last, daß sie trotz Haftstellung der Rangierscheibe verschoben, dem Lokomotivführer überdies, daß er trotz behinderten Ausblickes den Zug nicht vorzeitig zum Stillstand gebracht hatte, dem Verschubleiter, dah er, ohne sich von dcrHaltstcllung der Scheibe zu überzeugen, dem Lokomotivpersonale Vorivürtösignale gegeben habe. Die Angeklagten beriefen sich daraus, das; nach den einschlägigen Vorschriften die Umstellung der Rangierscheibe durch ein Hornsignal des BlockstellwerkivächterS anzuzeigen gewesen wäre und daß die Handwechsel bei Ausfahrt des ZugeS 199a nicht in die Ablenkung auf das von diesem Zuge besahreue Geleise 42, sondern in die Gerade zu stehen gehabt hätten. Infolgedessen wurde die Anklage auf den Blockflellwerkwächter Kain wegen Unterlassung der Abgabe des Hornsignals bei Umstellung der Scheibe und auf den Weichenwächter Stuhlik, der, ohne sich von der Ausfahrt des Zuges 199a zu überzeugen, die Weichen in die Ablenkung gestellt hatte, ausgedehnt. Die über Antrag der Verteidiger Dr. Gustav Harpner und Dr.Leopold Katz requirierten Bahnerhebungsakten ergaben, daß der Stellwerksivüchter gar nicht im Besitze der das Blasen vorschreibenden Instruktion für die Stellwerkwüchter in Wien I ist, und daß das vorgeschriebene Blasen bei Umstellung des Rangiersignals bis zum Unfälle nicht regelmäßig gehandhabt wurde. Der mit der Aufsicht in Wien I betraute Beamte ivar nach dem Unsalle enthoben und die Aussicht über die Handhabung der Vorschriften dem Vorstand des Bahnbetriebs«»,tes Wien I direkt unterstellt worden. Bei dieser Sachlage konnte der Sachverständige Oberinspektor KrauS bei keinem der Angeklagten ein Verschulden finden, da einerseits der Blockstellwerkwächter nach den be-stehenden und vom aussichtssübrenden Beamten geduldeten Gepflogenheiten bei Umstellung der Raugierschetbe nicht geblasen hatte, anderseits das Lokomotiv-, Derschnb- und Weichenpersonat, welches im Besitze der einschlägigen Vorschriften ist, unmöglich voraussehen konnte, daß die Rangierscheibe, ans die der Ausblick benommen war, ohne Warnungssignal umgestellt werden könne. Aus Grund dieses Sachverhaltes ging der Richter, Bezirksrichter Dr. H ü s 1 m a tj e r, mit einem Freispruch sämtlicher Angeklagten vor. Eine Anklage wegen Einquetschung eines Daumens. Am 29. Jänner I. I. um 7,7 Uhr früh bestieg die Hilfsarbeiterin A l b i n e R e f ch l, die sich in Begleitung ihres Bruders Joses befand, im Wiener Franz Joses-Bahnbos einen Seitengangwaggon III. Klasse des PersoucnzugeS Nr. 13, um nach Neuhaus in Böhmen zu fahren. Al bi ne sJt c j ch 1 war eben eingestiegen und ließ sich von ihrem Bruder durch die offene Waggontür das Handgepäck reichen, als der Kondukteur Reinhard Schlesinger herbeieilte und die Geschwister zur Rede stellte, wie sie sich erlauben durjtcn, den versperrt gewesenen Seitengangwaggon, der für die Ausnahme der Stadlbahnpassagiere in Heiligenstadt bestimmt sei und in Wien nicht besetzt werden dürfe, eigenmächtig zu öffnen. Da A1 b i n e R e s ch 1 zum Verlassen des Waggons nicht zu bewegen war, ließ sie der Kondukteur um des lieben Friedens willen im Gauge stehen, schloß die Tür und versperrte sie, damit wenigstens kein anderer Passagier entsteige. 31 Ib t n e 8t e f ch l begann daraufhin zu schreien, die Tür mußte wieder geöffnet werden und es stellte sich heraus, daß ihr beim Zuschläge» der Tür die Kappe deS Daumens der linken Hand abgezwickt worden war. A lb ine 8t cf ch 1 gab, beim Bezirksgerichte Neuhaus vernommen, an, Schlesinger habe, wohl sehend, daß sie ihre linke Hand am Türfalz hielt und sich dort anlehnte, die Tür aus Rache absichtlich zugehaut. Auch der Gerichtsarzt Dr. Eduard Cim 1er in NeuhauS gab das Gutachten dahin ab, die Verletzung sei ihrer Natur nach eine absichtlich zugesügte. Wegen dieses Porfalls erhob die Staatsanwaltschaft gegen Reinhard Schlesinger die Anklage wegen Körper-beschädigung nach § 432 St.-G., über welche sich dieser am 13. Juli 1. I. vor dem Bezirksgericht Josesstadt in Strafsachen zu verantworten hatte. Der durch Dr. Gustav Harpner verteidigte Angeklagte gab an, er habe tfor dem Zuschlägen der Tür auf die R e s ch l geschaut, diese fei schon von der Tür entfernt mit dem Zusaminenraffen ihres Handgepäcks beschäftigt gewesen. A l b i n e 8t e f ch l habe auch aus ihn geblickt und daher gesehen, daß er im Begriff war, die Tür zuzuschlagen. Der Vorfall sei nur so zu erklären, daß die 8t e s ch l im letzten Moment den Finger an die aus der betreffenden Seite der Tür angebrachte Schutzleiste legte. Der als Zeuge vernommene Bruder Josef 8t ef ch 1, der vis-ä-vis vom Türeingang stand, vermochte nicht auszuklären, wie der Finger feiner Schwester in die Türspalte gekommen sei. Der Verteidiger wies auf die Widersprüche der Aussagen der beiden Geschwister untereinander und mit ihren Angaben vor der Polizei hin. Während die Geschwister bei der Polizei auösagteu, die A1 b i n e R e s ch l habe dem Bruder die Hand zum Abschied gereicht und sie beim Zuschlägen der Tür nicht mehr in der Schnelligkeit zurückzieben können, wodurch die Einklemmung entstanden sei, lautete die Angabe der R e s ch l vor Gericht plötzlich dahin, daß sie sich mit der Hand angelehnt habe und die Verletzung durch Einklemmung der an« gelehnten Hand entstanden (ei. Bezirksrichter Dr. Schneeweiß sprach Schlesinger frei, indem er sich der Anschauung des Verteidigers anschloß, daß die schwankenden und widerspruchsvollen Aussagen der beiden Zeugen Resch 1 nicht verläßlich genug seien, um die plausiblere Darstellung Schlesingers zu widerlegen. Wegen einer Entkuppelung angeklagt. Dem Karl S v o b o d a, Bremser in Kiinoviy, wurde zur Last gelegt, daß er gelegentlich einer Verschiebung von 50 Wagen zwischen Kunovitz und H r a d i s ch cs unterlassen hatte, der ordnungsmäßigen Kuppelung der Wagen seine volle Aufmerksamkeit zu-zuweuden, wodurch, da eine Kuppel zufolge mangelhaften Schmierung „steif" wurde, eine selbständige Entkuppelung eines ZugteileL erfolgte, dieser bei der Verschiebung unbemerkt zurückblieb und den Zusammenstoß eines nachfolgenden ZugeS verursachte. Karl S v o b o d a verantwortete sich bcchftt, daß er sich vor Beginn der Berjchiebung von der ordentlichen Kupplung überzeugte und die Entkuppelung entweder selbst durch den Druck der nachfolgenden Wagen erfolgte oder böswillig verursacht wurde. Stach genauen Erhebungen und Zeugenfeststellungen gab die Generalinspektion ihr Gutachten dahin ab, daß Karl S v o b o d a gemäß 8 99 der Instruktion XX seinen Pflichten voll Genüge getan hatte, wenn er nach Zusammenstellung der Wagen sich durch einmalige Besichtigung von der vorschriftsmäßigen Kuppe-Irnig überzeugte, daß bei Kuppelung durch Schraubcnkuppel eine selbständige Lösung nicht ausgeschlossen ist, daß aber auch bei obwaltenden Umständen eine Böswilligkeit durch fremde Hände als möglich angenommen werden kann. Karl S v o b o d a, vertreten durch Dr. Ambros, wurde bei der festgesetzten Verhandlung beim Bezirksgericht Ungarifch-Hradisch am 21. Juli 1911 frei-gesprochen. Nr. 23 Eine eingestellte Untersuchung. Auf ber Strecke Vlara-Kunovitz wurde beim Zuschließen einer Wagentüre die Hand einer Frau, die sich im Innern an dem Türsutter ungehalten haben will, schwer verletzt und deshab der betreffende ZugS-begleiter wegen Vergehens in Untersuchung gezogen. Die Verantwortung des Beschuldigten ging dahin, daß cs wohl eine Unvorsichtigkeit des Reisenden selbst ist, wenn er, wohl wissend, daß die offene Türe vor Abgang des Zuges zugefchlossen werden muß, trotzdem die Hand aus eine offensichtlich gefährliche Stelle auslegt, um so mehr, als es erwiesen sei, daß er noch vor der Schließung laut und vernehmlich .Achtung!" zngerufen hatte. In Würdigung dieser Gründe wurde die Untersuchung eingestellt. DaS Material gegen die Sozialdemokraten. Der Lokomotivführer Heinrich Stritz aus Aussig ist ein eifriges Mitglied des Erfischen „Reichsbundes der Eisenbahner". Als solches betreibt er den Sport, wo immer er auf sozialdemokratische Eisenbahner stöht, sie zu provozieren und sich in Dispute einzulassen, aus denen mau erkennt, aus welchem trübe« Vorn er sein Wissen schöpft. Mitte April, während der Wahl-belvegung, hat er im hiesigen Bahnhof einer Schar von Eisenbahnern die Nichtsnutzigkeit der Sozialdemokraten und die Vortrefflichkeit der Deutschnationalen gepredigt und seine sachliche Kritik in die Worte gekleidet, daß die sozialdemokratischen Mitglieder des VudgetausschusseS Lumpen seien. Die Beleidigten wurden von dieser „Kritik" in Kenntnis gesetzt und brachte» durch den hiesigen Advokaten Dr. Stark die Klage gegen Stritz ein. Der edle Herr sagte dann bei Gericht, daß er fein Wissen aus der sattsam bekannten Ertlschen Broschüre habe; außerdem bestritt er, eine Aeuherung gegen die sozialdemokratischen Abgeordneten getan zu haben. Er habe nur gesagt, es sei „im Budgetausschutz eine Lumperei vorgckommen". Die Zeugen widerlegten aber diese Ausflucht und Stritz wurde zu vierzig Kronen Geldstrafe, eventuell zu vier Tagen Arrest verurteilt. Der Herr Stritz war mit dem Urteil nicht zufrieden und ergriff die Berufung an das Kreisgericht Leitmeritz. Dieses hat nun die Berufung zurückgewiesen, das erste Urteil bestätigt und Stritz auch zum Ersatz der Kosten des Berufungsverfahrens verurteilt. Er kann sich nun bei feinen Gewährsmännern bedanken. Widernatürlicher Schlaf »l8 Entschuldigungsgrund. Am 21. Avril 1911 fuhr aus der Strecke Pilsen-Prag über die Wegübersetzuiig bei Cerhowitz ein Wagen in dem Moment, als der von Pilsen fahrende Personenzug herankam. Der Zug stich mit dem Wagen zusammen und verursachte eine leichte Verletzung des Kutschers Adalbert S m i t k a. Der Wächter Wenzel Cafourek, der wegen Uebertretung nach § 432 St.-G.-B. angeklagt war, entschuldigte das Nichtschlichen der Schranken damit, daß er seit drei Tagen an heftigen Zahnschmerzen gelitten und volle drei Nächte schlaflos verbracht habe. Infolge der eingetretenen Müdigkeit ist er vom Schlafe im Dienst befallen worden. Er habe vorausgesetzt, dah er den Dienst werde verrichten können, da die Schmerzen nachgelassen haben, und deshalb trat er den Dienst an. Das Bezirksgericht Horotiic sprach den Angeklagten schuldig und verurteilte ihn zur strengen Arreftstrase von 24 Stunden. Cafourek erhob gegen diesen Urteil die Berufung. Bei der Berufuugs. Verhandlung in Prag verteidigte den Angeklagten über Auftrag des Rechtsschutz- und GewerkschaftSvereineS Dr. Alfred M e i h n e r aus Prag. Derselbe stützte sich auf die Entscheidungen des Obersten Gerichtshofes vom 13. Mai 1908 und vom 19. Dezember 1910, wonach eine Uebermüdung und ein widernatürlicher tochlaf als StrasausschlietzungSgruud anzusehen ist. Der Gerichtshof gab der Berufung Folge und sprach den Angeklagten frei. Streiflichter. Die Elektrizitiitsarbeiter in Heiligenstadt und den dazu gehörigen Betrieben. Ein für die Elektrizitätsarbeiter wichtige Versammlung fand am 6. August in Nuhdorf in PürzelmayerS Gasthaus statt, zu welcher Genosse S w o b o d a als Vertreter der Zentrale erschienen w-ir. Bekanntlich haben diese Arbeiter schon öfters eine kommifsionelle Untersuchung zur Erhebung von Mihständen ganz eigentümlicher Art im dortigen Werke verlangt, welchem Begehren die Staatsbahndirektion zwar willfahrte, die Untersuchung aber stets auf ein ganz falsches Geleise schob, so das; der eigentliche Gegenstand der Untersuchung von der Kommission niemals gewürdigt wurde, trotzdem die Staatsbahndirektion Wien selbst das gröhte Interesse an dem Zustandekommen eines ordentlichen Ergebnisses haben sollte. Die Versammlung beschloh nun, da Abgeordneter Genosse Tomschi k auch in der Interpellation eine Untersuchung verlangte, das mit dem Nachtwächter Kouba seinerzeit aufgenommene Protokoll zu veröffentlichen, damit die Untersuchungskommis-sion endlich den Weg findet, auf welchem die Mihstände wuchern. Dar Protokoll lautet: Protokoll über die Aeuherungen, welche Josef Kouba über den Vorstand H a n s b e r g e r vor dem hier unten angeführten Personal gemacht hat. 1. Josef Kouba gab vor den Zeugen Johann Um-schaden, Leopold S t r n a d, Johann L e i t n e r. Josef M i k e s k a, Heinrich Aschenbrenner und Josef Kra-nitzer an, dah er für den Vorstand Inspektor HanSberger Beträge für Material von 20 bis zu 100 Kr. ausgegeben hat und dah ihm die bisher angeführten Beträge in Ueberftuuden rückvergütet wurden. Seine Frau ist bereit, dies als eine Tatsache jederzeit zu beeiden. Auch muhte er verschiedene Ein-richtungSgegenstände machen, wie Waschtröge und dergleichen, da bekam auch der Werkmeister Kuttina ein kleines Souvenier in Form eines WaschtrogeS, natürlich alles auf Rechnung der Staatsbahnverwaltung. 2. Ferner gab Josef Kouba an, dah er Kisten machen muhte, in welchen das Zylinderöl verpackt wurde, welches der Vorstand Inspektor Hansberger nach Böhmen schickte. Werkmeister Kuttina befahl jenem Arbeiter, der das Oel in die Kannen füllte, das Oel zu wiegen, damit er fich, wenn einmal eine Anfrage kommen sollte, rechtfertigen kann. Er äuherte sich dem Zeugen Johann L e i t n e r gegenüber, dah der Vorstand das Oel seinem Bruder schickt, welcher eine Brauerei besitzt. Das Oel wurde unter der Marke „M a s ch i n e n b e st a n d t e i l e" abgcschickt. Ferner gab Josef Kouba an, dah vom Bruder des Vorstandes reparaturbedürftige Rohre in das Elektrizitätswerk geschickt wurden. Vom Elektrizitätswerk gingen sie zur Firma B a ch m a n n zur Hauptreparatur, dann wieder zurück ins Werk, wo das Personal die Arbeit fertig machen muhte. Die Rohre wurde« so* dann wieder nach Böhme» zurückgeschickt. Der gleiche Fall war auch mit einer Glocke. 3. Weiters erzählte Josef Kouba, dah er in der Nacht einen Luster aus Messing in die Wohnung deS Vorstandes getragen hat. Als vor einigen Jahre» eine Kommission im Werke war, um verschiedene Gerüchte zu erheben, erzählte Kouba, dah ihn der Herr Inspektor mit aufgehobenen Händen gebeten hat, er soll nicht hinüber ins Werk gehen und i* nichts auSsagenl Josef Kouba in. p. Marie Kouba m. p. Die Zeugen für die Echtheit obiger Unte« fchriften: Johann U m schaden m. p. Johann M ä II m. p« Johann Lettner in. p. Mit der Veröffentlichung dieses Protokoll? glauben auch lvir der Untersuchungskommission zu dienen, die stets konsequent Larin war, nichts zu finden. Und hoffentlich wird jetzt die Sache ordentlich erhoben. — Den Wortlaut der vom Abgeordneten Genossen T o n> schick am 29. Juli im Parlament eingebrachten Interpellation über die Zustände im Elektrizitätswerk Heiligenstadt werden wir nach dem stenographischen Protokoll der Sitzung demnächst veröffentlichen. _ Bon Seit Friedländer Bezirksbnhnen. Nur eine kurze 'Spanne Zeit ist cs her, daß das Personal der Friedländer Bezirksbahnen in einem Lohnkampf stand, wobei damals die Vertrauensmänner eine Revidierung der drakonischen Dienstordnung verlangten, und zwar aus dem Grunde, weil sie »nutzten, datz die Macher der Verwaltung sich an eine Dienstordnung, welche nicht genau präzisiert sei, überhaupt nicht galten würden. Die Direktion wies damals entrüstet die Klarstellung des Personals ab und triefte förmlich vor Freundlichkeit. Die Zeit hat jedoch dem Personal recht gegeben. Noch ist die neue Dienstordnung nicht einmal in ÄZirksamkeit und schon ereignete sich bei dieser Bahn ein Fall, der wohl an Brutalität nichts zu wünschen übrig läßt. Aut 5. Juli d. I. wurde ein Weichenwächter, welcher bereits über zehn Jahre dem Pcnsionsinstitut angehörte, aus 'dem Grunde entlassen, weil er sich weigerte in einem fremden Na hon, und zwar im Heizhaus Schlacken aufzu-laden. Das; diese Entlassung eine längst beschlossene Tatsache war, beweist am besten, datz er noch nach seiner Versetzung nach Heinerdorf keinen Urlaub erhielt, um sein Hab und Gut, tnclchcS er in dein neuen Stationsort nicht unterbringen und verwerten konnte, zu verkaufen. Anstatt ihm Urlaub zu erteilen, wurde er neuerlich vom Dienst suspendiert und erhielt hierauf feine Entlassung. Wenn wir wohl das Vorgehen des betreffenden Weichenwächter nicht ganz billigen können, so müssen wir doch betonen, daß es nicht eines Verbrechens an feiner Familie bedurfte, um die Autorität des Herrn Direktors, der beim Personal auf das Aeutzerste verhaht ist, wieder herzustellen. Wie erfolgte aber die Entlassung? Ohne Ausnahme eines Protokolls, ohne datz die Zentralverwaltung in Berlin die Vorlage eines solchen verlangt hätte, um die Gründe auf ihre Echtheit zu prüfen. Man hat wahrscheinlich alles geglaubt, was ihr geschrieben worden ist. Weichenwächter Hauser, der dem Herrn Direktor ein Dorn im Auge war, soll angeblich aus dem Grund entlassen worden sein, weil ihn der Herr Direktor im Verdacht hatte, Artikel für den „Eisenbahner" geschrieben zu haben. Herr Direktor hat sich ja einmal auf diese Art geäußert. Dies allein wäre noch iinmer nicht das Aergste, wenn nicht noch andere gewichtige Gründe für Hauser sprechen. Hauser hat sich im Dienste der Friedländer Bezirksbahnen vor Jahren einen Leistenbruch zugezogen, welcher ihn hindert, schwere Arbeiten zu verrichten. Um den Grad seiner Arbeitsfähigkeit zu prüfen, wurde Hauser zum Bezirksarzt gesandt; als ob eS für einen vernünftigen Menschen eines solchen Beweises bedürfte, da doch jeder Mensch begreift, daß ein gebrechlicher Mensch nicht mehr so schwere Arbeiten leisten kann, wie ein gesunder. Gerade dies ist cs, was dem Vorgehen des Herrn Direktors den Stempel der Brutalität aufdrückt. Wir wissen, daß dieser Herr schon viel geleistet hat und geben der Aufsichtsbehörde den Rat, bei dieser Bahn doch einmal Ordnung zu schaffen, Oder übernimmt diese Behörde die Verantwortung, wenn einmal so ein abgemergelter Bediensteter vor Uebermüdung ein Unglück verursacht? Wo anders wäre es nicht möglich, einem im Eisenbahndienst unerfahrenen Mann die Leitung einer Eisenbahn anzuvertrauen und ihm zur Seite noch einen Ausländer als Stellvertreter anzustellen. Oder gibt es in Oesterreich keine so fähigen Leute? War es vielleicht der Herr Oberkontrollor Utfchik nicht? Wir glauben schon, denn bei feiner 80jährigen Dienstzeit war ihm doch wenigstens bekannt, das; die Schienen mit Nägeln undi Schrauben befestigt werden. UeberdieS hatte das Personal zu ihm Vertrauen, weil es wußte, datz, trotzdem ihm die Hände gebunden waren, er doch sein möglichstes tat, um human und freundlich gegen das Personal gu sein. Auf Grund der Entlassung Hausers, welche durch nichts gerechtfertigt war, berief die Ortsgruppe Friedland des Allgemeinen Rechtsschutz- und Gewerkschaftsvereines am 15. Juli eine Versammlung im Arbeiterheim ein, wo folgende Resolution zum Beschluß erhoben wurde: „®ie_ heute im Arbeiterheim tagende Versammlung verurteilt einstimmig die durch nichts gerechtfertigte Entlassung des Weichenwüchters Hauser. Die Bediensteten der Friedländer Bezirksbahnen erblicken hierin einen Bruch des Versprechens vom 29. März 1911, in welchem ausdrücklich betont wurde, bei allen Differenzen die Vertrauensmänner beizu-giehen, beziehungsweise sich einen Vertreter aus der Mitte des Personals zur Vertretung zu wählen. DeS weiteren sprechen sie ihre tiefste Entrüstung darüber aus, daß über die fragliche Entlassung nicht einmal ein Protokoll geführt wurde* Dem Entlassenen und seiner in das Unglück gestürzten Familie sprechen sie ihre Teilnahme aus und verpflichten sich alles zu unternehmen, um dieselbe vor Not zu bewahren. Die Zentrale des Allgemeinen Rechtsschutz- und GewerkschaftsvercincS ersuchen sie, sofort und ungesäumt zu veranlassen, daß diesem Bediensteten sein Recht zuteil und er in den Genuß seiner Pension gesetzt wird sowie auch, daß sich solche Fälle nicht wiederholen." Die Einführung der Identitätskarten bei den k. k. Staatsbahnen. Die seit 1. Juni l. I: in Wirksamkeit getretene Einführung der Identitätskarte für Arbeiter und Invalide der k. k. Staatsbahnen hatte wenigstens den einen Erfolg, daß die Photographen ein gutes Geschäft gemacht haben. Auf der anderen Seite hat man für die verkrüppelten Arbeiter und deren Witwen die Fahrbegünstigung bedeutend Verschlechtert. Will man jetzt irgendwohin fahren, wäre cs nahezu notwendig, daß man sich mit einer entsprechenden Tasche versieht, um all diese Reisedokumente unterbringen zu können. Und wie cs eben in unserem bureaukratischen, verzopften Oesterreich ist, kann es noch passieren, daß man nebst dieser Identitätskarte auch noch den Heimatschein, Taufschein und Sitten-geugnis mitnehmen mntz. Hierzu kommt noch, daß man bei den neu eingeführten Fahrkartenansuchen, um ein solches genau und anstandslos auszufüllen, mindestens drei oder vier Klassen einer Mittelschule absolviert haben muß, um sich in diesem komplizierten Wörterschwall zurechtsinden zu können. Wenn ein Land- oder Fabriksarbeiter sich eine Fahrlegitimation zu ermäßigtem Fahrpreise um 4 H. kauft, sich dann dieselbe beim Arbeitgeber und der Gemeinde bestätigen läßt, hat er sich volle drei Monate lang um Nichts mehr zu bekümmern, als nur die Fahrkarte zu lösen. Warum muß sich gerade der Arbeiter und Invalide von einer k. k. Staatsbahnverwaltung diese Launen gefallen lasten? Wieviel Zeit, Geld und Amtstage würden sich da ersparen lassen, wenn diese Identitätskarten zur Lösung einer Fahrkarte berechtigen würde. Fürchtet man vielleicht bei der Bahnverwaltung, daß im Falle der Einführung der Legitimationen, analög der über zehn Jahre aktiv dienenden Arbeiter und Pensionisten, die Arbeiter dänn Spazierfahrten unternehmen würden? Es scheint wirklich, datz die alten, auSgemergelten, zu Krüppeln gewordenen Arbeiter der k. k. Staatsbahnen schon als höchst gefährlich betrachtet und behandelt werden, weil sie so viele Dokumente bei sich haben müssen. Wie kommen denn jene Arbeiter dazu, die infolge ihres Alters oder durch einen Unfall pcnsiontert wurden, datz ihnen sämtliche Fahr-begünstigungen sowie auch der Lebensmittelsreischein entzogen wurde? Bei der Aufbesserung der Ruhegenüsse konnte man er ja deutlich fühlen, wie die k. L Staatsbahnverwaltung ».Der Grseubaliner.« für ihre ehemaligen, nun -verkrüppelten oder ausge geschundenen Arbeiter nicht einen Heller übrig hatte, Wenn die hohe k. $. Staatsbahnverwaliung kein Geld mehr übrig hat für ihre alten Arbeiter, so soll sie wenigstens diesen die ehemaligen Fahrbegünstigungen wieder geben, denn das macht der k. k. Staatsbahnverwaltung keine Auslagen und verdient haben sichs alle Arbeiter. Die Bezahlung der BahnerhaltungSarbeiter bei bcr Nnffig-Teplitzer Eisenbahn. Schon lange gärt cs unter den Bahnerhaltungsarbeitern der A.-T. E. Die miserablen Lohnverhältnisse sind die Ursache der zunehmenden Unzufriedenheit. Die zu leistende Arbeit ist schwer,_ der Lohn niedrig. In der Zeit der zunehmenden Teuerung ist es für die meisten Arbeiter absolut unmöglich, mit dem geringen Lohn von Kr. 2-60 auch nur die notwendigsten Lebensbedürfnisse zu decken. Oftmals haben die Bahnerhaltüiigsarbeiter um eine Verbesserung ihres Loses gebeten. Auch die Personalkommission hat sich für die Oberbauarbeiter eigesetzt und die Wünsche der Arbeiter vorgelegt, um eine Lohnerhöhung für sie gu erlangen. Die Bahnarbeiter selbst haben mittels eines Gesuches um Lohnerhöhung gebeten, doch die Aahugcwaltigen blieben allen Bitten gegenüber taub, trotzdem die Forderungen der Arbeiter gewiß berechtigt und unschwer durchzuführen sind. Wenn die Herren im Verwaltungsrat ein bitzchen Darüber nachdenken würben, müßten sie bald zur Erkenntnis kommen, daß es nicht möglich ist, eine Familie mit einem Taglöhn von Kr. 2-00 zu erhalten. Der Gesaintlohn beträgt im Jahre ungefähr 750 Kr. davon sind 54 Kr. für den Provisionsfonds und die Krankenversicherung abzurcchnen, cs bleibt also die Summc von 696 Kr. übrig, davon ist für die Wohnung mindestens ein Betrag von 180 Kr. auszulege», und wenn man Bei einer fünfköpfigen Familie für Wäsche, Kleider und Schuhe nur 150 Kr. per Jahr^rechnet, so bleiben noch 146 Kr. oder 22 H. per Kops und Tag. Wenn die Herren bann noch Bedenken wollen, was von diesen 22 H. außer dem zum Füllen des Magens Notwendigen noch alles Bezahlt werden muß, so werden sie vielleicht Begreifen, warum niemand Lust hat, am OBerbau ArBeit zu nehmen, und warum sich niemanb fürchtet, wenn mit Entlassung gebroht wirb. Der Direktion seien noch einmal bic Forberuugen bcr BahnerhaltungsarBeiier in Erinnerung geBracht: 3 Kr. Minimallohn, Automatik und Arbeitsordnung. — Es ist wahrhaft eine Schande für die A.-T. E., daß sie nicht einmal diese Bescheidenen Forderungen erfüllt, die wohl jedermann, wäre er auch der verbissenste Arbeiterfeind, als vollauf berechtigt anerkennen muß. Von bcr Werkstiittenleitung Linz der k. k. österreichischen Staatsliahnen. Was niemand noch gelungen ist, das gelingt dieser Leitung. Nicht datz vielleicht eine geniale tech», nische Erfindung in deren Gehirn gereift wäre, o nein, etwas viel Bedeutenderes ist zur Durchsühung gelangt. Auf dem ganzen Erdenrund kommen im Bahndienst stündlich Körperverletzungen vor, teils leichterer, teils schwerer Natur, leider auch vielfach mit tödlichem Ausgang. Das ist bei der neuen Methode der Werkstättenleitung ganz ausgeschlossen. Wenn sich irgendein Arbeiter in* bcr Werkstätte bei beit ArBeitsmanipulattonen leicht ober schwer verletzt, bann wirb er sofort Bestraft mit 50 H. u. s. w. LohuaBzug. Was erreicht bic Werkstättenleitung bnniit? 1. Wirb sich jeher ArBeiter von nun an hüten, sich zu verletzen, bet er sonst Bestraft wirb. '2. Verschafft sich bic Wcrkstättcnleitung Einnahmen zur Vergrößerung der Tantiemen und Badereisen für die Herren ÖBcrBcrtmtcn. Ehre, wein Ehre geBührt! Schnell einen LorBeer-kranz auf das Haupt dieser edlen Menschen. Mit sozialpolitischem Scharfblick haben die Herren erkannt, was den Arbeitern not tut. Von nun an kann die Krankenkasse und Unfallversicherung ausgelassen werden, Millionen Kronen werden erspart, die Staatsbahn wird aktiv, der Werkstättenleiter Minister. Herrgott, was für Aussichten! Wir wollen nichts mehr schreiben, sondern denken uns: Wenn der Mensch ein Narr wird, dann gibt er ein Zeichen. Vom Verschubpersonal in Salzburg. Verschubpersonal! Man weiß nicht, ob man cs noch so nennen darf oder ob es nicht besser wäre, zu sagen: Die Jagdhunde des Herrn Vorstandes Kaigl. Unsere Herren Vorstände scheinen der Meinung zu sein, sie seien viel zu human, nachdem Herrn kaiserlichen Rat Gella nach dein Uebersall im 6af6 Bazar so viele Ent-rüstuugs- und Beileidskundgebungen zugekominen sind. Mit VetlauB: das Gegenteil ist richtig. Seit eiliger Zeit Bemüht sich Herr Kaigl zu zeigen, daß er Hochschulbildung besitzt, wobei es aber passiert, das; man eher zu dem Glauben verleitet wird, er habe seine Bildung aus einem Dorfe erhalten. Vor kurzem mußte ein Verschieber einen Zug zurückschieben, weil die Maschine gerade unter den Uebergangssteg zu stehen kam, wodurch die Passanten durch den Rauch belästigt wurden. Zu diesem Zwecke begab sich der Verschieber auf die Perronseite, um sich zu überzeugen, daß sich niemand dem Zuge nähert und um den Kondukteur durch Befragen und Achtungsrufe zu verständigen. Als ihm von einem Kondukteur zugerufen wurde, daß niemand in der Nähe sei, begab er sich auf die Führerseite, um von dort die nötigen Signale zu geben. Gerade in diesem Moment ließen die Portiere das Publikum heraus, welches sofort auf den in Bewegung sich Befindlichen Zug losstürzte. Dies gab Herrn Kaigl Anlatz, sofort auf den ■ Verschieber loszustürzen, nicht etwa, um der Instruktion gemäß, eilte Rüge zu erteilen, sondern laut schreiend ben Bediensteten anznfahren, so batz alle Leute aufmerksam würben unb stehen blieben. Ein anderesrnal wollte ein Verschieber beim Zug 310 sich zum Einhängen vorbereiten, weil bei diesen Zügen die Wagen so eingerichtet sind, datz ein Einhängen fast zur Unmöglichkeit wird. Währenddem ging hinten eine Frau über das Geleise, was Herrn Kaigl gleichfalls Anlatz gab, den Ver-schieBer anzuBrüllen wie eilt TierBändiger, oBgleich Herr Kaigl selbst sowie andere Personen, die immer dort herumstehen, eie gleiche Verpflichtung haBen, das PiiBlitum vor dem Überschreiten zu warnen. DaS war aBer Herrn Kaigl nicht genug: er lietz.den Mann in die Kanzlei rufen, wo er seine rüde Schimpferei fortsetzte, so batz sich dds Publikum ausain-melte und die Leute ob des Verhaltens dieses Hertn den Kopf schüttelten. Herr Kaigl meinte, er werde sich den Verschieber und überhaupt die ganze Partie merken. Auf welch hoher Bildungsstufe Herr Kaigl steht, Bewies er auch, als ein Verschieber einen Zug zurückgeschoben hatte, der nicht genau miss J-Tüpfcrl zu stehen kam, dort, wo es Herr Kaigl haBen wollte. Da schrie er, da der Betreffende UeBeltäter nicht mehr am Platze war, wie ein Wahnsinniger: „Bringts ihn her, den mutz ich zum Fressen HaBen" U. s. w. Passagiere der ersten Klasse riefen: „WaS hat denn der Mensch?" oder: „Was, hat denn der cinbere eigentlich verBrochen?" AIS bie Leute darüber aufgeklärt wurden, war otc Empörung üBer dieses Vorgehen allgemein. Also nur so fort, Herr Kaigl I Sollte zum Salzburger Volksfest eine Menagerie kommen, dann dürften Ste bie Stelle als Tierbändiger erhalten. Den kaiserlichen Rat Gella wollen wir ersuchen, sich sein Personal etwas anzusehen und sich zu überzeugen, welche ArBeit es leistet. Er wird auch daun erkennen, Datz es von Wien Bis JnnSBruck kein geplagteres Personal gibt als dieses und er dürfte dann auch der Ansicht fein, daß es nicht notwendig ist, daß es sich solche Schikanen gefallen läßt. Herr Gella verlangt von jedem Bediensteten Bildung unb Strammheit — auch wir Verlangen t® von unseren Vorgesetzten. Von der Werstntte Linz. Ueber diese Werkstätte göBe e8 viel zu fchtciBen, wir wollen aBer heute nur einiges üBer die ABteihmg II BekanntgfcBeit. Jeber Mensch trachtet, sich seine Lage zu verbessern unb daher glaubt man, daß wenn ein Ar. Beitet feine Pflichten voll und ganz erfüllt, daß er bei sich dar- >. ^ Seite 11 . ' •... ' . •1 ' ' ’• ■ ■ • bietender Gelegenheit dafür Anerkennung findet. Daß derri nicht so ist, beweist folgenoer Fall. Wurde da eine Partieführerstelle frei, welche zu fit Be» setzen - kam. Ein Werkmann, der schon 80 Jahre in der $8erl< ftätte stetst, über fünf Jahre Pnrticführerstellberfrcterdienst versah bei der gleichen Partie, wurde zurückgestellt und ein anderer Schlosser, der diese Arbeit erst kennen lernen muß, bekam diesen Posten. Es ist gewiß nicht Neid lim den Posten, aber eine unverdiente Zurücksetzung, welche nicht aM Platze ist* Bei biesern Platz hat der PcirtiefüHrer Aussicht, einmal Werkführer zli werden, und baher glaitBt man, batz ber älteste ArBeiter ein gewisses Anrecht darauf hat, Eine Beschwerbe! beim Abteilungsleiter Herrn Felsenstein hatte für ben erwähnten Arbeiter ein negatives Resultat, ja ihm würbe im Gegenteil mit ber Versetzung gebroht Warum dies alles?, Erstens ist ber erwähnte ArBeiter kein Mameluck, ber sich alle# gefallen lätzt, baher keinen Vorzug Bekommt, unb zweitens ist es der Einfluß des Werkmeisters 93 a ch n e r auf den Ab» teilungSleiter, der sozusagen unter dessen Hypnose steht* lieber diesen Werkmeister werden wir gelegentlich einige Zeilen der ©Öffentlichkeit übermitteln, da er schon zu übermütig wird. In der Abteilung II ist cs heute so, datz nur der Arbeiter gut qualifiziert und tüchtig ist, der vor dem Gesicht der Vorgesetzten unterwürfig und Brav ist, wenn er auch in der Arbeitsleistung und int sonstigen Verhalten zu wünschen Übrig lässt. Es gibt leider genug Kreaturen, welche einen ganzen Tag nichts als kritisieren, schimpfen wie alte Tratschweiber, aber nur wenn sie der Blick des Vorgesetzten schont. Kommt der Vorgesetzte, daun wird geschwciswedclt, um ja nur gut zit stehen. Es mutz einem ehrlichen Arbeiter der Ekel kommen, wenn er eine solche Charakterlosigkeit betrachtet, nicht nur von seiten ber Arbeiter aus, sonbern auch seitens der Vorgesetzten. Ein altes Sprichwort sagt: „Wie der Herr, so der Knecht." Vielleicht kommen aber doch die Arbeiter, die so erbärmlich handeln, zum Bewußtsein ihrer Menschenwürde und unterlassen das gegenseitige böswillige Tratschen und Nörgeln. Höchste Zeit wäre cs, das empfinden Bereits alle am eigenen Leibe. ^ Aus den Amtsblättern. K. k. Stantsbahndircktion Wien. Zirkular Nr. 152. ' > 1, Beteilnng bcr Mitglicber ber Personals kommission n nb des ArbeiternusschusseA mit Direktion samtsblättern. A n alle Dienststellen. Einem in der Personalkommission und im Arbeiters ausschutz wiederholt geäußerten Wunsche entsprechend werde«! die Mitglieder dieser beiden Vertretungskörper in Hinkunft mit je einem Exemplar des hicrscitigen DirektionsamtS-blatteS Beteilt werden. _ Die erforderlichen Exemplare werdeit den in Betracht kommenden Dienststellen zugleich mit ben Amtsexemplaren zukommen. . .. Im Falle ber Versetzung bes Personalkonimissions-. Be< ziehuugSweise ArBeitcrausschuhmitgliedes ist daß für dasselbe bestimmte Amtsblatt seiner neuen Dienststelle, im Falle deS Ausscheidens auS der Personalkommission, Beziehungsweise dem ArBeiterausschutz der hiesigen Direktionsabteilüng II mit knrzent Bericht zu übersenden. „ ^ . Korrespondenzen. - Prerau II. Am 23. Juli, 5 Uhr nachmittags, ereignet^ sich in der Station Radwanitz ber k. k. Nordwestbahnditekttok ein Ziigszusaminenstos;, der dad irch erfolgte, datz ber Lokomotivführer bes fahrplanmäßig eiufahrenben Zuges (272) mit einer Belastung von 1240 Tonnen trotz aller ihm Angebote• stehenden Mitteln denselben Nicht zum Stillstand bringend konnte, die Grenzmarke i'cherfuhr und in den auSfahrenden; Zug Nr. 198 hineinfuhr. Dadurch wurden 14 Wagen der beiden' Züge zertrümmert, die Lokomotive des Zuges 272 zum Entgleisen gebracht Und die beiden Verkehrsgeleise verlegt, wodurch bcr gesamte Lasteüverkehr für bie ganze Nacht eingestellt und der Personenverkehr nur durch Umsteigen ermöglicht wurde., Zur Erhebung dieses Falles ist eine Anzahl von Direktionsorganen eingetrossen, welchen die Ausgabe obliegt, die Eisen» bahubebicusteten der Schuld zu überweisen und dieselben dem Staatsanwalt zu überliefern. Betrachte man nun als Fach» mann mit voller Objektivität diesen Fall: Die k. k. Nordbahr*» direktioti hat Niit Wissen des k. k. Eifenbahnministeriums im Vorjahre die Belastungen der Güterzüge auf 1200 Tonnen erhöht. Schon in dieser Belastung muß ein Kenner der Eisenbahnverhältnisse heranSfinden, datz die Sicherheit des Verkehrs nicht auf das Personal überwälzt werden kann, und zwar a«S folgenden Gründen: Dem Lokomotivführer eines derart Belasteten Zuge« obliegt die Pflicht, die fahrplanmäßigen Fahrzeiten einzuhalten. Wie ist dies aber möglich? Erstens: ES können die vorgeschriebenen Einfahrgefchwindigksiten in die Stationen nicht respektiert werden (gerade 20 Kilometer, Ab» lenknng 10 Kilometer), sonst wäre es unmöglich, die vorgeschriebenen Fahrzeiten einznhalten. Auf offener Strecke ( einfahrenden Zuges eine bedeutend langsame war. Nofeiibach. Von dort wird uns geschrieben: Allgemein wird von den Oberbauarbeitern über das brutale Vorgehen des Bahnrichters Koinig Beschwerde geführt. Derselbe soll die Arbeiter mit Schimpfwörtern, wie: Bagage, Schwindler, belegen und sich an den unterstellten Arbeitern vergreifen. Vorigen Monat hatte sich dieser Vorarbeiter bereits bei seiner Vorgesetzten Behörde zu verantworten, weil er einen Arbeiter bei den Ohren gezogen hat. Wir erwarten, datz die kompetente Dienststelle das Vorgehen des Bahnrichters Koinig gegen die unterstellten Arbeiter einer eingehenden Untersuchung würdigt und die Oberbauarbeiter vor weiteren Schikanen schützt. Klagenfurt Hauptbahnhof. In der letzten Zeit bemühte man sich sehr, unsere Organisation zu zersplittern, und am Klagenfurter Bahnhof alle Sozi auszurotten. Hierbei tut sich besonders der Adjunkt Egc> rtner hervor, der wahrscheinlich sich damit für seine autzcrtr-urliche Ernennung zum Adjunkten nach oben hin dankbar bezeigen will. Jeder einzelne Bedienstete wird im Dienst überfallen, und man versucht, auf jeden einzelnen Bediensteten dienstlich Einfluh zu nehmen, um dieselben zum Beitritt zum Reichsbund zu bewegen. Es werden sogar Leute dienstlich in die Kanzlei berufen, um dann in der Kanzlei für den Beitritt zum Neichsbund bearbeitet zu werden. Die Klagenfurter Bediensteten haben diese Drangsalierungen schon gründlich satt; falls die I. k. Staatsbahndirektion diesbezüglich nicht Ordnung schasse« sollte, und den Bediensteten nicht die Igunt Dienst notwendige Ruhe von derartigen Behelligungen '! verschaffen sollte, müsste an anderer Stelle und in anderer Weise energisch Abhilfe verlangt werden. Bei dieser Sache ist [der Platzmeister Jagersberger mittätig, dessen Gesinnungstüchtigkeit allgemein bekannt ist. Wir wurden schon vor ifüttf Jahren bei feiner Versetzung von Klein-Reifling vor ihm gewarnt. Er hat schon alle Parteien absolviert. War zuerst schwarz, dann rot und ist Jetzt endlich gelb. Man kann sich leicht vorstellen, welches Ansehen er bei ditfet Charakterfestigkeit bei den Bediensteten geniefei. Auch deine Weichenwächter R a feiger wird dringend geraten, seine Agitation für den Reichs» Bund im Dienst einzustellen. Eine ähnliche Agitation im Dienst entfalten für den Südbahnverband Offizial H i l b r a n d, Kanzleigehilfe Op i tz und Kanzleidiener Gaube. Falls diese Herren nicht gründlicher in der Oesfentlichkeit gekennzeichnet sein wollen, raten wir ihnen, das Personal mit ihrer lästig empfundenen Agitation zu verschonen. Es ist ein niedriges Mittel, wenn man seinen Einfluß als Vorgesetzter mißbraucht, Untergebene zu Handlungen zu bestimmen, die sie sonst nicht freiwillig begehen würden. Es mutz traurig um eine Sache bestellt sein, die er st solche Zwangsmittel n o t w e n d ig hat, bei der an Stelle der Liebe zur Sache, der Zwang der Vorgesetzten treten mutz. Auf welches niedrige Niveau sich ein Beamter begibt, der feinen dienstlichen .Einfluß mißbraucht, um die Gesinnung feiner dieenstlichen Untergebenen zu vergewaltigen, braucht nicht auSeinandcrge« fetzt zu werden. Wir glauben, das gelbe Gebilde wird, auch wenn es mit derartigen Mitteln gefördert wird, m Klagenfurt zu keiner Größe gedeihen und wir ersuchen nur die Eisenbahnbediensteten Klagenfurts, sich in Erinnerung zu halten, wie oft seitens der Parteigenossen des Herrn Egartner die Interessen der Eisenbahner verraten wurden, sowohl durch Verweigerung von Mitteln zur Verbesserung der Bezüge der Eifert-bahnbcdiensteten im Parlament, als auch durch die Versuche, die Unfallversicherung und das Koalitionsrecht der Eisenbahner zu verschlechtern. Hullein. Am 14. Juli fand unter zahlreicher Beteiligung des Personals das Leichenbegängnis unseres Genossen Thomas Russef, Wächterkontrollor in" Hullein statt. Russek war ein freundlicher und pflichteifriger Kollege und ein treues Mitglied der Organisation. Die Zahlstelle Hullein dankt sämtlichen Teilnehmern an dem Begräbnis auf das herzlichste. Befremdend wirkte es, daß vom Beamtenkörper der Station Hullein niemand vertreten war. Suinotou. (R e i ch s b ü n d l e r m a n i e r e n.) Wir haben in-Nummer 22 unseres Fachblattes einige Herren Zugsführer wegen ihrer ungeziemenden Vorgangsweise im Dienst gegen Bedienstete aufmerksam gemacht. Damit war jedenfalls nicht gesagt, daß bei der B. E. B. die Genannten die einzigen sind, es gibt sogar noch solche ZugS führet, die neben ihrer Rohheit von dem Personal auch noch Liebesgaben annehmen. Am besten verstehen es aber doch unbestritten unsere Herren Nationalen, das ohnehin anSgemergelte Personal, das bei den gegenwärtigen teueren LebenSverhältniffen mit Not und Elend zu kämpfen hat, auf diese Art noch auSzubeuteu. Das Schamgefühl solcher Leute ist so zusaminengeschruinpft, daß sie vor den gemeinsten Mitteln nicht zurückschrecken, wenn ihfien das Personal in den Endstationen nicht immer die Geldbörse zur Zahlung ihrer Zeche bereit halt, und bewahrheitet sich vielleicht noch der einzige Wahlspruch: „Schon die guten alten Deutschen tranken manchen Humpen leer", an dem sie fefthalten mit der Ergänzung: „Und die lieben jungen Deutschen saufen noch bedeutend mehr" (besonders wenn es nichts kostet). Wir wundern uns auch gar nicht, daß die Herren Nazi in diesem Punkte uns tatsächlich voraus sind, denn sie haben gute Lehrmeister, die jede Gelegenheit benützen ihr ©chäfleiix zu scheren, eventuell auch Fabrikanten-gelber annehmen, wenn es auch von Juden oder Tschechen ist, gegen die unsere guten Deutschen immer zu Felde ziehen. Nachstehender Fall soll uns ein Bild geben, wie einer dieser .Kornblumenhelden seine ihm unterstehenden Bediensteten behandelt, wenn einmal das Nötige ausbleibt und die Leute nicht mehr recht seinem Begehren nachkommen. In der (Station Komotau verkehren täglich die Züge 80 n., 81 a auf dem zum Mannesmannröhrenwerke, Zichorienfabrik, JuliuSfchacht und Gasanstalt führenden Flügelgeleise. Die Manipulation auf diesem Flügel ist eine so instruktionswidrige und gefährliche, wie sie wohl aus der ganzen B. E. B. kaum krasser sein kann. Es wird dort über Straßen und Wegübersetzungen verschoben, wo sich kein Schranken befindet und auch kein Wächter am Platze ist. Zu wundern ist nur, datz außer den öfters dort vorkommenden Entgleisungen keine größeren Unfälle zu verzeichnen sind. Das Personal wird, weil jeder trachten muß, wieder nach Hause zu kommen, in einer geradezu unbeschreiblichen Weise angetrieben. Dabei gibt es aber, noch solche Zugssührer, die neben ihrer Antreiberei das Personal noch auf alle mögliche Art und Weife sekkieren, mit Rohheiten lausarten u. f. w. Einer dieser sauberen Herren ist auch der Oberkondukteur Mariin S ü ß m a n n, Mitglied des Reichsbundes deutscher Eisenbahner, der am 1". August I. I. die Züge 80 a, 81 a als Zugsführer zu fahren liattc. Schon bei der ersten Wegübersetzung besorgte er selbst das Auskuppeln der Wagen, ohne vorerst die Befehle an das übrige Personal erteilt zu haben und manipulierte so fort. Wenn aber ein Bediensteter einen Fehler machte, so schrie er wie ein Verrückter. Bei diesen Zügen befand sich auch der Kondukteur H., dem er ebenfalls keine Befehle erteilt hatte, dem er, nebenbei bemerkt, schon längere Zeit nicht mehr recht geneigt war und den er immer schikanierte, wo er ihm ankommen konnte. Kondukteur H. bemerkte, daß eine abgestoßene Partie Wagen gerollt kam, er sprang auf eine Bremse, obgleich ihm ein Befehl nicht erteilt war. Während der Fahrt rief ihm der Zugsführer zu: „Grenze frei machen!" Nun befinden sich eben auf dieser Stelle drei Grenzen und Kondukteur H. ließ die Wagen über die dritte Grenze laufen, in der Meinung, daß damit kein Hindernis sei. Herr Süßmann aber kam ans ihn zu und sagte: „Sie sind aber zu gar nicht? zu ge- brauchen", und weil der Angesprochene (besser gesagt Angebrüllte) ihn aus feine Pflicht aufmerksam machte, so wurde er mit den Kosenamen, wie: Rotzjunge, LanSbube u. s. w. bedacht, und wenn er sich noch einmal wiedersetze, so haue er ihm eine herunter, daß er unter die Wagen fliege. Das ist doch gewiß echt deutsch gehandelt. Diese Schmeicheleien gebrauchte Herr S ü fe rn a n n aber nur deswegen, weil sich der Bedienstete nicht alles gefallen ließ und soll ihm angedeutet haben, ob er vielleicht von ihm auch ein Trinkgeld Baben will, wie er soeben erhalten hat. Das war also der Anlaß, daß der Herr Zugsführer mit H. nicht gut zu sprechen war, weil er wahrscheinlich' die letzte Zeit nicht mehr seinem Verlangen nachkam, und obendrein^ suspendierte Herr © ü fern a n it denselben vom Dienst und Kondukteur H. mußte zu Fuß nach Hause gehen. Eine solche eigenmächtige Handlungsweise, die sich nicht einmal ein Beamter erlauben darf-, erlaubte sich Herr Süß mann. Erwähnenswert ist noch, daß beide Herren Mitglieder des Reichs-lwndes sind. Herr Diwok, als treuer Beschützer des Herrn Süßmann, der sich schon etwas mehr erlauben kann, sogar ohne Einwilligung des Stationsvorstandes bei jeder Gelegenheit vom Zug Zurückbleiben oder von der Strecke nach Haufe fahren, brachte auch bei diesem Anlaß seine echt deutsche Gesinnung zum Ausdruck, indem er den in Ausregung befindlichen Kollegen H. bei den Armen packte und mit Gewalt zu einem Arzt zerren wollte, obgleich keine ärztliche Hilfe nötig war. Mit diesem Manöver wollten aber Süßmann und Diwok dem durch die Hilferufe des Bedrängten herbeigeeilten übrigen Personal nichts merken lassen und sollte' es den Schein erwecken, als ob ihm etwas zugestoßen wäre. DaS sind eben die echten Rcichsbundmanieren, an welchen ihre Mitglieder sehen können, wie ihre Interessen vertreten werden und wie Deutschen durch Deutsche geholfen werden kann. Hoffentlich werden in kurzer Zeit noch gar viele zur Einsicht kommen, daß das ihnen von einigen Reichsbund-Machern Vorgegaukelle eitel Geflunker und Schwindel ist und werden ihr Geld dort hintragen, wo ihre Interessen vertreten werden, indem sie dem Allgemeinen-Rechtsschutz- und Gewerkschafts-Verein beitreten. Feldkirchen. (Ein Brennender Waggon mit Baumwolle auf den Schienen.) Am 2. August d. I., kurz vor dreiviertel 7 Uhr abends, geriet infolge Selbstentzündung der mit 55 Ballen Baumwolle in Triest verladene Waggon Nr. 22.021/0, Staatsbahn, des in Puntigam fahrplanmäßig um 6 Uhr 45 Minuten eintreffeuden, au« dem Süden kommenden Güterzuges zwischen den Stationen Abtissendors und Puntigam nächst der zur Gemeinde Feld-kirchen gehörigen Ortschaft Lebern in Brand. Der Zug wurde beim Wächterposten 353 angehalten. Innerhalb zehn Minuten war die mittlerweile alarmierte Feuerwehr von Feldkirchen am Btandplatz. Gleich darauf erschien auch die Feuerwehr von Puntigam, um mit vereinten Kräften an der Bewältigung des Brandes zu arbeiten. Die Baumwolle wurde aus dem geschlossenen Waggon herausgearbeitet, wobei immer wieder helle Flame» emporschlngen. Auch die Feuerwehr von Strah» gang hatte sich am Brandplatze eingefunden, doch brauchte fte nicht mehr in Aktion zu treten. Der Stationschef von Puntigam telephonierte sofort nach Graz um die Entsendung einer HilfS-mafchine, die um 7 Uhr 36 Minuten am Brandplatze eintraf. Der Personenzug Nr. 23, der von Graz nach Marburg fährt, hatte infolge des Brandes eine Verspätung von 18 Minuten. Der Kärntner Postzug Nr. 46 mußte von Kalsdorf nach Puntigam auf bas unrichtige Geleise dirigiert werden und hatte eine Verspätung von 80 Minuten. Die Feuerwehren hatten eineinhalb Stunden mit den Löscharbeiten zu tun. Verbrannt ist die ganze Baumwolle und der Waggon bis auf die Eisenteile. Die Baumwolle war für eine Firma in Schwadorf in Nieberöstemich bestimmt. OSwiecim. Herr Inspektor Nagorzanski, der nach jahrelangen Vegetieren in der WagenfilialdirigiLrung StaniS-lau, dank seiner ruthenifchen Nationalität, als Vorstand anher versetzt wurde, erklärte, den Augiasstall, den angeblich der frühere Herr Vorstand hat entstehen lassen — einem zwei-teil Herakles gleich — gründlich zu reinigen. In der ersten Zeit beschränkte sich seine Amtstätigkeit darauf, die Klosetts einer gründlichen Beaufsichtigung zu unterziehen — und hat er sich auf diesem Gebiet unleugbare Verdienste erworben — doch bald genügte ihm diese bescheidene Tätigkeit nicht! Mit einem Feuer, das Jünglinge beschämen muß, hat er cs unternommen, gründlich mit der Luderwirtschaft in unserer Station Tabula rasa zu machen. Wie, das mögen folgende Zeilen lehren: Vor allererst beschäftigte er den definitiven SCcrfchieber Holaszynski durch drei Monate in seinem Privatgarten als Gärtner, dann läßt er tagtäglich drei bis vier Mann den Garten bespritzen, einzig und allein deswegen, weil der Garte» infolge der „Gleichgültigkeit" seines Vorgängers sehr an Ertragsfähigkeit gelitten hat und auch die Leute beim Spritzen eingeschult werden müssen. Um in Zukunft, bei einer etwaigen Ausstellung des Privatfleißes der Eisenbahner durch die Direktion eine regere Beteiligung auch bei uns zu erzielen, läßt er den Verschieber H a s p e r c y k fleißig Bilderrahmen und sonstiges erzeugen. Daß Genannter diese Arbeit an Herrn Nagorzanski abführen muß, ist doch irrelevant! Nicht wahr? Da die Arbeitsfähigkeit der Polen fehr gering ist, so hat er sich drei Neffen ruthenischer Nationalität als Schreiber beigelegt, die uns indolenten Polen leuchtende Muster sein sollen. Einer davon, NogaS mit Namen, wurde infolge Kränklichkeit vom Bahnarzt nicht aufgenommen, versieht aber doch deun Dienst eines Schreibers. Herr 31 a gor-z a ii 8 I i besorgte seiner Tochter eine gut bezahlte Sinekure auf Kosten eines FainilienoaterS bei einem Piiüatuuternehtucn am hiesigen Platze, was ja für den betreffenden Familienvater unangenehm ist, doch muß Herr Nagorzanski dafür feine Fahrlegitimation der Buchhalterin zur Verfügung stellen, und das ist oft mit unangenehmen Konsequenzen verbunden! Nicht wahr, Herr Nagorzanski? Und so glauben wir mit dieser kleinen Auslese bewiesen zu haben, daß Herr N a g o r> z a n S k i ein Korruptionstöter „Non plus ultra" ist und behalten uns, wenn es nötig ist, vor, auch feine sonstigen mannigfachen Geschäfte zu beleuchten. Graz. (Ein neuer Skandal in der Südbahn» ftation Graz.) Es wurde schon zu wiederholten Malen Über die bestehenden Zustande am Grazer Südbahnhof, insbesondere aber über das Treiben am Graz-Köflacher Bahnhof berichtet. ES haben auch ab und zu Erhebungen durch das Be. triebsinfpetforat und durch Organe dec VerkehrSdirektion statt* gesunde». Das Fazit aber war jedesmal gleich Null. Die Schweinereien und Skandale haben in kurzer Zeit darauf von neuem und sogar noch in erhöhtem Maße begonnen. Seinerzeit wurde am Graz-Köflacher Bahnhof ein langjähriger, unbescholtener Oberverschieber Über Anordnung des Beamten Mocrtif unter Aufsicht eines jungen Menschen gestellt. Derselbe Be» amte bedrohte den Oberschieber mit Ohrfeige». Ein Verschieber, der momentan erkrankte, wurde vom Platzchef Lorinza als betrunken erklärt, obwohl bahnärztlich festgestellt war, daß der Verschieber an Gedärmkatarrh erkrankt war und Bedienstete wurden bei de» Personenzügen vor de» Passanten als faule Kerle hingestellt u. s. w. Diese Vorfälle wurden in Zeitungsberichte» zur Kenntnis der Oesfentlichkeit und der Bahnverwal» tung gebracht. Was ist aber geschehen? Es wurden einige Protokolle mit den Leute» ausgenommen, Beschwerden würben beim Slationsvorstand persönlich erhoben, aber das unsaubere Treiben besteht fort. Vom StationSchef P r e i 8 I c r ist eben nichts zu erwarten, weil er sich als Vorstand der Station Graz schon längst als unfähig erwiesen hat. Die Energie, die et gerade gegenüber dem Beamtenkörper aufbringen sollte, fehlt ihm und so kommt es, daß die Beamten die Beherrscher der Station sind. Und was ist von bet SCcrfehrSbircltion zu erhoffen ? Nichts unb wieder nichts, weil sie boch das Interesse hat, daß das Personal gegeneinander gehetzt wird ohne Rück-sicht darauf, ob Materialschaben ober Menschenmord damit heraufbeschworen wird. Das alles scheint aber in der Station Graz nicht zu genügen, man sucht auch nach anderen Mitteln. Am 15. Juli früh trat der Oberverschieber Franz Er» etzl wie gewöhnlich nach seiner Ruhezeit am Graz-Köflacher Bahnhof den Dienst an und versah denselben anstandslos bis gegen 10 Uhr vormittags. Um diese Zeit befahl ihm der diensthabende Beamte K r e f e r, er solle sich sogleich dem Bahnarzt Herrn Dr. B u ß b a ch in Eggenberg vorftellen. Wie immer, befolgte auch diesmal (5 r n e tz I sofort den Auftrag und begab sich zum genannten Bahnarzt. Dort gemeldet, fragte ihn der Arzt, was er wünsche, und ebenso fragte auch Ernetzl den Arzt, warum er berufen worden sei. Beide sahen sich verwundert an und keiner wußte, was weiter geschehen sollte. Der Herr Bahnarzt bestellte E r n e tz l nochmals für abends 6 Uhr, wenn er vom Dienst abgeht, offenbar, um sich bis dahin zu informieren, was mit ihm geschehen soll. Oberverschieber 15 r n e tz I empfahl sich und erschien abends pünktlich wieder. Er bekam dann einen Brief, mit dem er sich im Städtischen Krankenhaus am nächsten Tage vorstellen sollte. Auch diesem Auftrag kam Ernetzl nach, begab sich am 16. Juli ins Städtische Krankenhaus und meldete sich dort. Von da wurde er zu Herrn Dr. S p i n d l e r geschickt und von diesem einer Untersuchung unterzogen. Ebenso totirde Ernetzl auch vom Bahnarzt Herrn Dr. Butzbach untersucht. Nun wirft sich die Frage auf: Wer hat den S8e-y amten Kteser am Graz-Köflacher Bahnhof den Auftrag gegeben, den vollständig gesunde» Oberverschieber Ernetzl zum Arzt zu schicken und was war hierzu die Veranlassung? Eine weitere Frage ist die, von welcher Dienstabteilung versucht wurde, de» bahnärztliche» Dienst dazu zu mißbrauchen, Uber einen gesunden Menschen ein Gutachten abzugeben und zu welchem Zwecke dies geschah? Wir werden uns kaum irren, wenn wir behaupten, datz das ein Wert der Stationsvorstehung ist. Der Herr Mocnik ist auf Ernetzl nicht gut zu spreche», weil er sich nicht ruhig die Ohrfeigen mitragen liefe. Und weil er ihm in dienstlicher Beziehung nirgends nahetreten kann, mufete nach einem Mittel gesucht werden, um den unliebsamen Obervetschiebet doch zu Falle zu bringen, und dieses Mittel glaubte» die Herren bei der ärztlichen Untersuchung zu finden. Die Dienstabteilung aber, die ein so willenloses Werkzeug der Herren Mocnik und Konsorten war, ist dabei gründlich aufgesessen. Ernetzl wurde für vollkommen diensttauglich erklärt. Es mag Zeiten gegeben haben, wo einzelne Slerzte solchen Anforderungen Rechnung trugen, aber die sind vorbei und werden in Graz hoffentlich nicht wiederkehren. Die Bahnärzte sind nicht dazu berufen, einzelnen Paschas Gefolgschaft zu leisten, die ihrer Rache Luft und Bedienstete brotlos machen wollen, die lange Jahre dienen. Dieser ganze Vorgang ist ein Stück deutschnationaler KampfeSweife, und es wird bei nächster Gelegenheit anderenorts die Information eingeholt werden, ob die Herren Mocnik und Konsorten Graz noch länger mit ihrem Unwesen beglücken werben, ob ein solcher Mißbrauch der Amtsgewalt nicht eingestellt wird und ob man in der Station Graz ungestraft versuchen kann, Bahnärzte zur Abgabe falscher Gutachten zu bewegen. • Marburg. (Aus der S ü ö b a h ti to c r f ft ä 11 c.) Bisher bestand in dieser Werlstätte ein ganz eigentümliches S8ertrauendmän»erft)ftcm. Zur Hälfte wurden big Vertrauensmänner gewählt, zur anderen Hälfte von feiten des Werk-stättenchess ernannt. Daß so ein ernannter Vertrauensmann sich nie oder in den seltensten Fällen der vollsten Sympathie seiner übrigen Arbeitskollegen erfreuen konnte, lag auf der Hand, weil doch das Wort Vertrauensmann es schon selbst sagt, daß der Mann des Vertrauens, seiner Mitkollegen nur der sein kann, der von feinen Arbeitskollegen dazu ouserfehen und gewählt wurde, und niemals der der richtige fein kann, den der Herr Werlstättcnchcf zum Vertrauensmann seiner Mitarbeiter zu bestimmen geruhte. Damit soll aber nicht etwa gesagt sein, daß alle bisher ernannte» Vertrauensmänner schlechte Kerle gewesen find. Es gab auch ernannte Vertrauens-, tnänner, die sich voll und ganz die Sympathien ihrer Mitarbeiter und Kollegen zu erwerben wussten und auch mit ihrem beste» Wissen und Können zum Nutze» unb Wohle ihrer Arbeitskollege» eintraten. Das System ber Zusammensetzung des ganzen Vertrauensousschusses war aber dennoch ein wibernatüiV liches und wurde dessen Abänderung von unseren Genossen im, ZentralarbciterouSschufe verlangt. Diesem Verlange» wurde auch von feiten der Mnfchinenbirektion stattgegeben unb wurden nun für baS neue System, wonach es nur mehr gewählte Vertrauensmänner gibt, bic Neuwahlen für den 28. Juli ungeordnet. Zwischen der Wahlausschreibung und dem Wahltag lagen allerdings nur einige Tage dazwischen. In einem Betrieb mit rund 100 Arbeitern kann man sich in wenigen Stunden einigen, welche Kollegen am geeignetsten sind, einen Vertrauensmännerposten einzunehmen. Und so würde es auch in einem Betrieb, wo lauter klassenbewusste Arbeiter vorhanden sind, gehalten werden. Nicht so ist es aber in diesem Betrieb infolge der vorhandenen sich bcutfchnational unb zum Teil auch anarchistisch nennenben Querulantensippschaft. Der deutsch-nationale Herr 2111 r i ch hatte nichts anderes zu tun, als den Werkstättenchef ganz eigenmächtig zu interpellieren, datz der Zeitraum zwischen der Wahlausschreibung und dem Wahltag zu kurz sei und daher die Wahl um acht Tage hiuauSgeschoben lo-rden soll. Ganz unbcgrciflichcrtticifc und vor lauter Objektivität beflietzen, beiam der sonst in manchen Dingen sehr dickköpfig veranlagte Werkstättenchef vor der Minorität des Herrn Altrich einen derartigen Respekt, daß er sofort den Wahltag auf den 4. August verlegte. Ob diese Handlung als Objektivität aufgefafet werden kann, ist sehr zu bezweifeln. Eher ist darin eine parteiische Maßnahme zu erblicken. Dienstag abends fand in den Kreuzhoflolalitätcn eine massenhaft besuchte Versammlung der Werfstatteiiarbeiter statt, die sich mit dem Vorgehen des deutschnationalen Herrn A 11 r i ch befasste unb in der auch die von feiten der Organisation in Vorschlag gebrachten Kandidaten bekanntgegeben wurden. Der bisherige Obmann des Vcr-traucnSauSfchuffcs Genosse Petclinfchek erstattete einen kurzen Bericht über die bisherige Tätigkeit und unterzog das Vorgehen des Auchkollegen Allrich einer Kritik und forbertc Herrn Allrich, ber ebenfalls in der äjeifantmlung anwesenv war. auf, fein Vorgehen vor der Versammlung zu rechtfertigen. Herr Allxi ch, von zweifelhaften Rufen empfangen, rebele einige Minuten ein verworrenes Zeug daher, nur loggte er sich über sein Vorgehen auch mit keinem Wort zu rechtfertigen. Muter einem Sturm der Entrüstung von der ganzen Versammlung als Lügner gebrandmarkt, mußte er abziehe». Es sprachen noch die Genossen B r a u ch a r d t, B e r g h a u s, Satzinger, Petschar, Friedl und P e t e l i n s ch e k, welche das Vorgehen des Herrn St l I r i ch und seiner eventuellen Anhänger entsprechend würdigten. Hernach meldete sich her in der Versammlung auch anwesende Arbeitersekretär Genosse Topf zum Worte, was den Unwillen der in der Versammlung anwesenden Anarchisten (eine Gesellschaft von recht zweifelhaften Leuten) hervorrief. Daß Genosse Topf auch berechtigt ist, in einer Versammlung der Werkstättenarbeiter zu sprechen, wurde diesen Einfaltspinseln durch eine Massenabstimmung bewiesen, Genosse Topf besprach das Vertrauensmünnerfystem im all-gemeinen und ging dabei mit den Querulanten und insbesondere mit dem unvergleichlichen Herrn Slllrich ganz unbarmherzig ins Gericht. Wie treffend seine Ausführungen waren, zeigte die allscitige Zustimmung der Versammlung. Der Vor-sitzende Genosse S t e i n e ck e r brachte hierauf die von seiten der Organisation aufgestellten Kandidaten zur Verlesung, die auch einstimmig angenommen wurden. Um aber auch das Vorgehen der Gegner und der ihnen ergebenen Werkstättenleitung festzuhalten, wurde nachstehende Resolution einstimmig angenommen: „Die am 25. Juli tagende Versammlung der Wert-stättenarbeiter protestiert gegen die Verlegung der Vertrauensmännerwahl, nachdem sie in diesem Vorgang eine parteiische Maßnahme erblickt, die geeignet erscheint, unter der Arbeiterschaft herftigen Unfrieden hervorzurufen, um so mehr, weil gerade diejenigen Elemente, welche die Verlegung verlangten, mit Absicht bestrebt sind, der Vectrauensmännerwahl einen politischen Kampfcharakter nach deutschnationalem Muster zu verleihen. Die versammelte Slrbeiterschaft verwahrt sich daher entschieden gegen derartige, im Interesse nur einiger Leute gelegenen Verfügungen." Nachdem noch dem scheidenden Vertrauensmännerausschuß Dank und Anerkennung ausgesprochen wurde, wurde die Versammlung geschlossen. Wiesa-Oberlcutensdorf. Es ist nun schon längere Zeit Her, seitdem unser Blatt nicht mehr Gelegenheit hatte, sich über die hierortigen Reichsbündler zu äußern, was einerseits der Wahlbewegung, anderseits den früheren Artikeln, welche den Lesern noch in Erinnerung sein dürften, zuzuschreiben ist, welche den Herren Kretschmer, G r o ß m a n n und Konsorten lange Zeit den Appetit verdorben hatten. Nachdem nun die Wahlen vorüber und der Sprungkünstler Kroy infolge Dummheit vieler Wähler sowie infolge der Tschechenangst noch einmal das Mandat behauptete, glaubt die radikale Hydra ihr Haupt wieder erheben zu können, weswegen ihr sofort auf den Kopf getreten werden soll. Im letzten „Deutschen Eisenbahner" war nämlich ein Artikel erschienen, in welchem den Genossen Oberkondukteur Winter und Kondukteur B o h m a n n vorgcworfen wird, sie hätten einige deutsche Bremser oder Ersatzreservisten, trotzdem der Zug nicht gebremst war, in Regie geführt, weshalb flugs Herr Tourenschwänzer Groß m a n n herbeieilte, um im Verein mit Herrn Vorstand Kretschmer, ausgerüstet mit Rot- und Blaustift, im Stundenpaß nachzuweisen, daß Winter falsche Eintragungen gemacht habe. Doch das Resultat der sonst im Dienste nicht gerade eifrigen beiden Herren war ein negatives. Bis heute ist aus der Anzeige nichts geworden. Herr Groß m a n n sollte statt der Revision des Stundenpasses einmal die Beträge zusammenrechnen, um die er die Staatsbähn durch Schwänzung von Diensttouren geprellt hat, dieweil er zu Hause tischlerte oder Latschen erzeugte. Er wäre sicherlich zu einem Resultat gekommen, für welches er gern die 40 Kr. Strafe zahlen könnte. Daß Winter im Recht war, wenn er die Aushilfsbremser in Regie führte, war nach der Sachlage ganz in Ordnung. Der Zug war gebremst, me deutschradikalen Burschen, noch ganz begeistert von dem Wahlsieg, ließen sich weder in Bruch, noch in Osscgg bei einer Verschiebung sehen, weil sie glaubten, als Parteigenossen des Reichsbundes braucht man nichts zu machen, sondern nur nach Wunsch der Häuptlinge zu wählen und schließlich noch etwas Unverdientes einzustecken. Geht es dann nicht nach Wunsch des Herrn G r o ß m a n n ec., wird gleich die Lügenlektüre, genannt „Deutscher Eisenbahner", vollgedruckt, damit einigen nationalen Radaubrüdern Recht geschehe. Wer weiß, ob nicht Herr Großmann heute noch ein Roter wäre, wenn er die Ueberzeugung gehabt, hätte, bei der Partei auch soviel Vorteile herauszuschlagen, wie beim Reichsbund. Seine ganze Familie hat er bereits bei der Bahn untergebracht, einen Sohn nach dazu vom Verschubdienst mit Hilfe des Herrn Vorstandes K. zum Fahrdienst gebracht, was sogar gegen eine Ministe-rialverordnung bei dem bestehenden Schwindel möglich ist. Dazu kommen noch die verschiedenen Festivitäten im Sommer und Winter, bei welchen der Genannte als Kassenorgan immer mehrere Tage frei haben mutz (wegen Reinertrag zählen), aber die Hauptsache: ganz umsonst kann das doch nicht gemacht werden! Ja, Großmann ist ein tüchtiger Geschäftsmann. Darum sagte er sich: Bei der roten Partei ist nichts zu holen. Es ist eben eine Arbeiterpartei, da gehst du mit deiner glänzenden Gesinnung lieber zu einer bürgerlich - nationalen Partei, da wird man Slrbeiterführer, Vertrauensmann in allen Geldangelegenheiten, spielt stumme Pantomime in den Gemeindesitzungen u. s. w. Bei Wahlen gibt es diverse Gratis-gulaschs und Freibier, kurz, es ist ein Leben, wie bei christlichsozialen Führern. Auch seine Anhänger huldigen diesem System, weswegen es selbstverständlich ist, daß sich da allerlei arbeitsscheue Elemente für die nationale Agitation unter der Protektion des Herrn Vorstandes wohl fühlen, wie zum Beispiel der Auchagitator Schnaps, Pardon Rohbach. Dieser Schnaps- und Bicrbruder, als linke Hand des Herrn Kreisch-m e r, ist wegen seiner miserablen Dienstleistung und Trunkenheit schon alle Partien durch, weil sich niemand mit ihm ärgern will. Nun befindet er sich aber bei der Partie Groß-m a n n wohl, dort kann er tun und lassen, was er will, Herr G r o ß m a n n kann doch einen tüchtigen Agitator von solchem Schlage nicht beanstanden, und Roßbach denkt sich von seinem Zugshornisten: Wie der Herr, so das Zeug! Dieser Alkoholiker spielt nun bei Wahlen eine Hauptrolle, weswegen er auch immer zu solchen Anlässen frei haben muß. Bei der letzten Reichsratswahl war Roßbach anfangs Juni krank, wurde auch am 13. Juni früh als krank geführt, jedoch dann später als krank g e st r i ch e n, um nach dem 13. Juni wieder weiter marod zu sein. Er mußte eben am 13. plötzlich gesund sein, um seine Wahlschlepperdienste zu absolvieren. Nach der Hauptwahl war er abermals krank und eilte nun im Krankenstand dem Stichwahlkandidaten Kameraden Knirsch in Dux zu Hilfe. Er glaubte, dort sei er fremd und könne ajtdj, sich int Krankenstand befindend, Wahldienste bis zur Stichwahl am 20. Juni leisten. Kaum war die Wahl samt Gulasch- und Alkoholfieber vorüber, meldete er sich zur weiteren ersprießlichen Dienstleistung wieder gesund. Unter dem Regime Kretschmer geschehen aber noch wehr solche Dinge, wie es ja auch nicht anders sein kann, denn Herr Kretschmer übt über alle Reichsbundmitglieder eine Patronanz aus, die keine anderen Folgen zeitigen kann. Ein jeder Reichsbündler glaubt, als Parteigenosse des Vorstandes machen zu können, was ihm beliebt. So kommt es, vüc neulich, vor, daß ein Magazinsarbeiter namens P. in der Verkehrskanzlei in Wiesa infolge allzu großer Huldigung des deutschen Wahlspruches: „Die alten Deutschen tranken immer Jwch eins", besoffen zusammenstürzte! WeiterS: Das Reichs-bundmitglied H. soll da unlängst einige Tage spurlos ver- schwunden und nach einigen Tagen wieder zum Dienst er» schienen sein, ohne daß die Sache behandelt worden wäre. Der Fama nach hat dieser gewissenhafte Eisenbahner bei einer Privatunternehmung gearbeitet. Diese Kuriosität soll sich dem Vernehmen nach, schon zweimal ohne St'nstand zugetragen haben. Geht das auch bei einem Sozialdemokraten? Nein! Solche Zustände sind aber einer k. k. Staatsbahn unwürdig und sind bloß möglich, weil Vorstand Kretschmer anstatt sich um den Dienst besser zu kümmern, meist Agitation treibt. Es ist possierlich anzusehen, wenn er mit seinem Du-Brudcr Groß mann in seinem Bureau konferiert. Letzterer steht mit der Kappe am Kopfe und der Pfeife im Munde in der despektierlichsten Weife vor ihm. als wäre der Vorstand sein Untergebener, nicht der Vorgesetzte. So treiben cs auch die meisten anderen Kameraden. Besonders während den Wahlen tat der Vorstand fein möglichstes, wobei er sich sogar nicht entblödete, einen überzeugten Genoffen zu überreden, er solle Kroh wählen, er sei ein tüchtiger Vertreter der Bediensteten. Aber leider nur zur Verschaffung von Oberrevidentenposten für einzelne Vorstände. Das Resultat ist mm, daß sich „in den Vorstand Kretschmer ein ganzer Rattenschwanz von Strebern bildet, die glauben, ohne Prüfungen und ohne tadellose Dienstleistung empor zu kommen und die denken: Erst ist der Kroy, dann der Herr Vorstand gesprungen, jetzt kommen wir nachgesprungen. Obwohl sich der Herr Vorstand in einer Versammlung geäußert haben soll: „Nun, der Schneider Naz ist fort, mit den anderen werden wir schon fertig!", ivird dieser Bericht das Gegenteil beweisen. Wenn die Herren Kretschmer, Großmann, Roßbach c tutti quanti noch mehr wünschen, stehen wir sehr gern zu Diensten. Eine löbliche k. k. Staatsbahndirektion Prag ersuchen wir aber, mit solchen Zuständen, mit der Protektionswirtschaft eines Herrn Kreisch-mer sowie des Rechenkünstlers G r o ß m a n » aufzuräumen. Sollte sich die k. k. Staatsbahndirektion hierzu nicht entschließen, wird ihr an anderer Stelle und mit aller Entschiedenheit vorgehalten werden, daß sie durch Duldung dieser Lotterwirtschaft diese sanktionierte. Es gibt ehrliche und arbeitsame Bedienstete genug, welche der k. k. Staatsbahn schon längere Jahre treue Dienste leisten und cs verdienen würden, vorwärts zu kommen. So schiebt man ganz einfach die schon bestehenden Rangslisten für Slrbeiter beiseite und nimmt Leute von der Straße herein, bloß weil sie sich verpflichten, Neichsbundmit-glieder zu werden. VersammlungsberichLe. _ Bozen I. Donnerstag den 27. v. M., 8 Uhr abends, fand im hiesigen Gewerkschaftshause eine gutbesuchte Eisenbahnerversammlung statt, in welcher Genosse Wilhelm Scheib ein aus Innsbruck den Bericht über die am 25. bis 29. Juni d. I. in Wien stattgcfundene Delegiertenkonferenz erstattete. Penzing. Den 2. August erstattete Genosse Sommerfeld in einem zahlreich besuchten Vereinsabend den Bericht über die Delegiertenkonferenz. Stutz. Am 30. Juli veranstaltete die Ortsgruppe eine gutbesuchte Wanderversammlung nach Schaboglück, Ivo die Genossen Brodehki, Schling und Wild über die Forderungen der Eisenbahner referierten. Kufstein. Bei der am 26. Juli abgehaltenen Monatsversammlung erstattete Genosse S ch e i b e i n aus Innsbruck den Bericht über die Delegiertenkonferenz, welche vom 25. bis 29. Juni d. I. in Wien stattfand. Der Bericht wurde mit großer Aufmerksamkeit von den Anwesenden entgegengenommen. Rednerer demonstrierte auch die Wichtigkeit und unbedingte Notwendigkeit einer gut und festgefügten Organisation, streifte auch den Eisenbahnergesctzentwurf, welcher mit sehr vielen Verschlechterungen gegen den gegenwärtigen verklausuliert ist, so insbesondere der § 232. Er führte auch den Versammelten vor Slugen, daß es einen heißen Kampf brauchen wird, um diesen neu einzuführenden Verschlechterungen wirksam ent-gegenzutreten und zeigte auch auf, daß die Organisation nicht allein dazu geschaffen ist, um immer neue Forderungen zu stellen, sondern auch bas Errungene zu erhalten. Seinen Slus-führungen wurde allgemeiner Beifall gezollt. Genosse Wild-a u e r besprach das Treiben der Christlichsozialen sowie der Natioualverbäudler, welch letztere schon ihre Volksfreundlich, keit bei der ersten Slbstimmung im neuen Parlament zum AuS-druck brachten. Er richtete auch einen Appell an die Anwesenden, die persönlichen Reibereien beiseite zu lassen, was nur der Organisation im allgemeinen und jedem einzelnen im besonderen schädlich ist. Nachdem sich niemand mehr zum Worte meldete, dankte Genosse Berger den Genossen S ch e i b e i n für seine vortrefflichen SluSführungen und schloß die Versammlung mit warmen Worten, die Ausführungen des Genossen S ch e i b c i n nicht in den Sand verlaufen zu lassen, sondern hinauszutragen und so der Organiastion neue Mitglieder zuzuführen. Der Vorsitzende knüpfte daran die Bitte, etwas mehr Interesse an den Tag zu legen und auch die Versammlungen besser zu besuchen. Franzensfeste. Slm 24. Juli d. I. fand in Ranalters Gasthaus eine öffentliche Vereinsversammlung statt, zu der Genosse S ch e i b e i n als Referent erschienen war. Genosse Scheibein berichtete über den Verlauf der Delegiertenversammlung in Wien und über die Tätigkeit des Allgemeinen Rechtsschutz- und Gewerkschaftsvereines, was mit großer Befriedigung der Versammelten ausgenommen wurde. Redner besprach zum Schluß seiner Slussührungen auch die ernsten politischen Zeiten, denen wir entgegengehen und wie notwendig es sein wird, geschlossen organisiert, alle gegen die Eisenbahner geplanten Verschlechterungen abzuwehren. BertrauenSmiinnerversnmmlung der Wächter und Block-signaldiener der k. k. Staatsbahnen des Wiener Direktiqns-bezirkes. Freitag den 28. Juli d. I. fand in Ribisch' Gasthaus, XIII., Reinlgaffe 11, eine von Genossen Sommerfeld über Wunsch der Vertrauensmänner der Wächter und Blocksignal, diener einberufene Vertrauensmänncrbersammlung statt, zu der von seiten der Zentrale Genosse Adolf Müller entsendet wurde. In dieser Versammlung, welche von sämtlichen bienst« freien Vertrauensmänner,! der gesamten Linien der k. k. Staatsbahndirektion Wien beschickt war, wurde zu den von der Zentralpersonalkommission am 5. Juni 1910 eingebrachten Anträgen Stellung genommen. Sämtliche Redner verlangten die endliche Durchführung genannter Anträge. Es wurde auf die immer mehr zunehmende Teuerung der Lebensmittel und Wohnungen hingewiesen und diese Zustände der heutigen Gehälter als nicht mehr auskömmlich bezeichnet. Ferner wurde betont, daß die beim k. k. Eisenbahnministerium eingebrachten Slnträge obgenannter Kategorien nicht allzu große Mittel erfordern würden, um den Wünschen dieser Bediensteten Gewährung zu schaffen. Die Zentrale wurde in einer Resolution aufgefordert, alles zu versuchen, um den Blocksignaldienern und Wächtern zu ihren Forderungen zu verhelfen. Ferner wurde eine Deputation von sechs Genossen gewählt, die sich ins Parlament zif begeben hat, um den Abgeordneten die Lage dieser Kategorien zu schildern und diese zu ersuchen, sich für diese Kateegorien einzusetzen. Diese jeden Anwesenden in Erinnerung bleibende Versammlung, welche derartig stürmisch war, daß sic nur unter der größten Slnstrengung und Ermahnung zur Ruhe vom Genossen Sommerfeld zu Ende geführt werden konnte, gibt ein Zeichen, wie groß die Not und das Elend unter den Eisenbahnern gestiegen ist und cs ist Zeit, daß man diesen Notschrei hört und den Wünschen der Blocksignaldiener und Wächter Rechnung trägt. Aus den Organisationen. Franzensfeste. Slm Sonntag den 18. August l. I. bet* austaltet unsere Ortsgruppe um 8 llhr abends in RanalterSi Gasthaus zu Ehren des Genossen Friedrich S o t t n e r, Obet-i Bauarbeiter, welcher für 40jährige Dienstzeit ausgezeichnet wurde, einen gemütlichen Unterhaltungsabend, verbunden mit! humoristischen Vorträgen und Gesang. Wir laden hiermit alle« Genossen von Franzensfeste, sowie das dienstfreie auswärtige Personal und die Oberbauarbeiter der Bahnerhaltungssektiorr Brixen höflich ein, an dem Fest tcilzunehmen. - Innsbruck I. Am 15. Juli 1911 hat die Ortsgruppe Jnns*l bruck I ihre ganzjährige Generalversammlung abgehalten. Als! Obmann wurde gewählt: Wilhelm Scheibein; als Kassiere Gustav Freitag. i Alle Zuschriften in Bereinsangelegenhejten sind an Wil-i Helm Sch erb ein, Fabrikgasse 1, und in Geldangelegenheiten an Gustav Freitag, Gabelsbergerstraße 25, in Innsbruck zu richten. Koniot»». Diejenigen Mitglieder, welche auSgelsehenS Bibliotheksbücher besitzen, werden nochmals aufgefordert, dieselben b i s längstens 20. August beim Kassier. Genossen Hugo Stutz, Oberdorf, Sl l l e e st r a ß e Nr. 2 5 2, abzugeben, widrigenfalls die Ortsgruppe die, Bücher der betreffenden Mitglieder auf deren eigene Kosten ab* holen läßt. Wegen Instandhaltung und Skontrierubng der Bi* bliothck wird die Bücherausgabe bis auf Widerruf eingestellt« Die Mitglieder werden daher ersucht, dem Verlangen der Ortsgruppenleituug tunlichst nachzukommen. Spittal a. b. Drau. Bei der am 28. Juli stattgefundenen. Arbeiterausschußwahl der Bahnerhaltungssektion Spittal an der Drau wurden folgende Ausschüsse und Ersatzmänner ge«; wählt: Franz Hart lieb, Aushilfsarbeiter, Kleblach,! Johann E mb erg er, Oberbauarbeiter, Spittal a. d. Drau.j Josef Egger, Maurer, Rothenthurm, Ausschüsse; Christians Rausch, Zimmermann, Greifenburg, August O r t n e r, Ober»; Bauarbeiter, Dellach, Franz Frohnwieser, Hilssbahn-Wächter, Rothenthurm, Ersatz. Bei der am 1. August, U9 Uhr! vormittags, stattgefundenen Obmmuiwahl wurde als Obmanns Josef Egger, Maurer in Rothenthurm, und als Stellv«r-i treter Johann E m b e r g c r, Oberbauarbeiter in Spittal a. b.i Drau gewählt. j Brünn II. Bei der am 18. Juli abgehaltenen Generals Versammlung wurden folgende Genossen in den Ausschuß ge*j wählt: Johann Weiner, Kondukteur, Obmann, Ignaz! Engel, Offiziant und August B i e l i k, Kondukteur, Stellber«! treter; Arnold L o s e r t, Magazinsaufseher, Schriftführer, Franz Ho sch, Oberkondukteur, Stellvertreter; Thomas Z a m e c n i c e k, Wagenschreiber, Kassier; Paul Kopetzky»! Magazinsarbeiter, Bibliothekar, Franz S P i tz h ü t t l, ©tfl*j tionsmeister, Stellvertreter; Ignaz Delanski, Lampist* Philipp Schlesinger, Loakomotivführer, Rudolf Rudp-j l e tz k i. Verschieben, Ladislaus P o k o r n y. Plombieret und) Rudolf Minorik, Revisionöschlosser, Ausschuhmitglieder;> Peter Grün, Kondukteur, Kaspar Plachota, Wagen-s schreibet, Revisoren. Zuschriften in Vereinsangelegenheiten find also von nun an an den Obmann Genossen Johann1 Weiner, Kondukteur, Brünn, Janowitzgasse; N r. 17, in Geldangelegenheiten an den Kassier ThomaSi Z a m e c n i k, Wagenschreiber, Brünn, Wawrastrahe 8, zu! richten. Eisenbahnhygiene. Der Sonnenstich beim Eisenbahnpersonal. In heißest Sommern, wie dies Heuer der Fall ist, pflegt erfahrungsgemäß gerade das Eisenbahnpersonal, Streckenarbeiter wie Zugspersonal, den intensiven Hitzwirkungen aufgesetzt« zu sein und Hitzschläge und Sonnenstiche sind keine seltene; Erkrankungen, lieber den Hi tz sch lag und den Sonnenstich; herrschen aber noch immer ziemlich unbestimmte Vorstellungen-! Man muß zwischen beiden unterscheiden. Ein Hitzschlag, auch! wenn er zu plötzlicher Ohnmacht führt, ist gewöhnlich nichts lebensgefährlich. Der Betroffene wird schwindlig und fällst nieder, seine Haut ist feucht und kühl, sein $11 cm eilig aber niemals von schnarchenden Tönen begleitet, der Puls ge* schwächt, die Körpertemperatur normal oder etwas zu niedrig, das Bewußtsein meist nicht völlig aufgehoben. Zur Wiederherstellung des Erkrankten genügt in der Siegel schon eine Entfernung aus der Sonne, die Lockerung seiner Kleider, das Besprengen des Kopfes mit kaltem Wasser und vielleicht noch die Behandlung der Nase mit Salmiak. Ganz anders steht cs rnn den eigentlichen Sonnenstich. Die Fachleute" unterscheiden jetzt noch zwischen direktem und indirektem Sonnenstich. Der direkte Sonnenstich kann wieder noch ivt mehreren Formen auftreten. Einmal befällt ex Leute bei schwerer Slnstrengung. die an solche nicht gewöhnt sind, beispielsweise junge Soldaten bei anstrengenden Märschen iptf Sommer oder nach der Ssiikunft in einem tropischen Lande« Je feuchter die Lust ist, desto größer die Gefahr, weil die Ausdünstung der Haut dadurch herabgesetzt wird. Dev Sonnenstich kündigt sich durch heftige Kopfschmerzen an. Wen» nun nicht sofort etwas geschieht, um die Gefahr abzuwenden, so stürzt der Betroffene bald zu Boden, aber unter ganz anderen Erscheinungen wie beim gewöhnlichen Hitzschlag. Der Körper bewegt sich in Krämpfen, die Zähne sind fest ans* einander gebissen, die Haut ist ganz unempfindlich, die Atmung stark gestört. In anderer Weise kündigt sich dev Sonnenstich mit starkem Schweitzerguß an. Der Erkrankte wird allmählich immer bleicher und die Lippen bläulich, die' Augen blutunterlaufen, die Slderu geschwollen, die Atmung ruhig, aber sehr matt, bis der Mann zu Boden gleitet. Dabei ist das Bewußtsein meist nicht völlig aufgehoben, eine Wiederherstellung auch verhältnismäßig leicht. Slm schlimmsten steht cs um den Patienten, wenn er nur einen außergewühn* lichen Durst verspürt und dann plötzlich in Ohnmacht fällt. Diese Ohnmacht kann bis zu anderthalb Tagen dauern und in den Tod übergehen, ohne daß der Kranke noch einmal erwacht ist. Schließlich kündigt sich der Sonnenstich auch rniti durch einen bohrenden Kopfschmerz an, der von Stunde zw Stunde heftiger wird, bis er zu einem eigentlichen Wahn* sinn führt. j Am meisten Vertrauen verdient wohl die Annahme,, daß nicht die Wärmestrahlen, sondern die sogenannten chemi-i scheu oder aktinischen Strahlen der Sonne, dieselben, diei beispielsweise auf die photographische Platte wirken, für denk Hitzschlag und Sonnenstich verantwortlich zu machen sind. Slngeblich ist es ein sicheres Mittel gegen die Gefahr, feinej Kopfbedeckung mit einem roten Stoff auszukleiden, der die, chemischen Sonnenstrahlen abhcjlt. Die Erfahrungen damit! sind sehr günstig gewesen. EisciibahiiuiifäUe und Ermüdung. lieber lehrreiche! Studien, die auch für die Slllgemeinheit von Interesse find,! berichtet Professor Dr. H. Griesbach (Mülhausen-Basel) trt dem dieser Tage erschienenen Heft 3 der Halbmonatsschrift »Die Hygiene", Sein Aufsatz „Ermüdung, Berufsarbeit uudj Unfall' dürfte gerade jetzt besondere Slufinerksamkeit finden^ da die Müllheimer Eisenbähnkatastrophe noch in unser aller! Erinnerung ist. Griesbach ist mit Unterstützung durch dass! preußische Ministerium der öffentliche» Arbeite» ganz syste-^ malisch vorgegangen: Mittels des AesthesiometerS glückte es ihm, den Grad der Ermüdung förmlich zu registrieren. Die Schwellengröße der Haut in der Mitte der Stirn und ja Sette" 14 „Der Elftttbahtter." Nr. 23^ lbcr Jochbemgegcnd b'ctmgf nörnialerweise, das heißt nach der Nachtruhe beim Erwachen etwa 4 bis 5 Millimeter. Die ^Messungen, die Professor Griesbach an mehreren Eisenbahnbeamten vornahm, ergaben nun nach Dienstbeendigung bei ; einem Telegraphisten (40 Jahre alt) 112 Millimeter, bei i einem Lokomotivführer 10 7 Millimeter, bei einem Heizer I (22 Jahre alt) 9'6 Millimeter und bei einem Zentralweichen-> steller (30 Jahre alt) 10 Millimeter; bei einem Lokomotivführer eines O-Zuges Berlin-Halle, der die Fahrt von l’ißl'7 Kilometer in 1 Stunde 50 Minuten ohne Aufenthalt machte, betrug die Steigerung in dieser kurzen Zeit bereits j3 Millimeter. „Es kann daher nicht wundcrnehmen," schließt Professor Griesbach, „daß sich trotz vortrefflicher Sicherheitsvorrichtungen und trotz pflichttreuen Bestrebens des Personals, immer wieder Unglücksfälle ereignen, die nicht aus Fahrlässigkeit, Unvorsichtigkeit oder Gleichgültigkeit der Beamten entstehen, sondern genau betrachtet, ihrer Ermüdung und den daraus entstandenen physiologischen und psychologischen Störungen zuzuschreiben sind. Hierfür spricht die statistisch et» wiefene Tatsache, daß Unfälle weniger zu Anfang des Betriebes, sondern meistens gegen Ende desselben auftreten." Fachtechnisches. , Ist die durchgehende Bremse eilte zuverlässige Sicher-ffseitSkinrichtung? Die jüngste Müllheimer Eisenbahnkatastrophe ist unmittelbar dadurch veranlaßt worden, daß der Zug die ! Umbaustelle mit einer unzulässig hohen Geschwindigkeit bewahren hat. Angeblich zeigte der selbst registrierende Geschwindigkeitsmesser der zertrümmerten Lokomotive im Augen-Iblicf des Unfalls eine Geschwindigkeit von 103 Kilometer in der , Stunde, während die Baustelle mit höchstens 20 Kilometer in der i Stunde befahren werden durfte. Der Zugsführer (der Ober-I fchaffner) soll diesen schweren Verstoß gegen die Instruktion jirn Augenblick des UeberfahrenS der gefährlichen Strecke beimerkt und sofort die Notbremse gezogen haben, während nach jändern Angaben die Entgleisung bereits eingetreten war, als der Lokomotivführer auf der Maschine die Bremse anstcUte. Die Katastrophe trat nun wie bekannt in der Weise ein, daß ein großer Teil der Wagen ineinander geschoben und damit vollkommen zertrümmert wurde, während die Kuppelung zwischen Lokomotive und Zug zerriß. Der Zug war mit der Luftdruckbremse, Bauart Westinghouse, ausgerüstet. Nach übereinstimmenden Angaben steht in diesem Falle so viel fest, daß die ■ Bremse, sei es nun vom Zugsführer oder vom Lokomotivführer jnuS, betätigt worden ist. Diese Betätigung bei einer Luftdruck-jbremfe der Bauart Westinghouse erfolgt dadurch, daß der Führer icuf der Maschine oder der Zugsführer im Gepäckwagen oder ein ^Passagier in seinem Abteil, dnrch bas Umlegen eines Hebels, 'beziehungsweise durch das Ziehen an dem Handgriff der Not-bremse in der den ganzen Zug durchziehenden und mit Druckluft von fünf Atmofphärer angefülltcn Leitung eine Ausströmöffnung freilegt, durch die die Leitungsluft ins Freie entweicht. .Dieser Vorgang bedeutet noch nicht die Bremsung selbst, sondern jift nur das die Bremsung einleitende Moment. Hier ist aber 'zunächst schon jegliches Versagen ausgeschlossen, das ja nur dann eiiitrcten könnte, wenn aus irgendeinem Grunde die ^Ausströmöffnung, die beim Bremsen freigelegt werden soll, verstopf t wäre. Dieser Fall kam: aber aus dem Grunde nicht ein» !treten, weil die in Frage kommenden Ausströmöffnungen so groß bemessen sind, und der Druck der aus der Leitung ins Freie austretenden Preßluft so stark ist, daß die Entlüftung der Leitung, und zwar in kürzester Zeit, stattfinden kann. Das die Bremsung einleitende Moment der Entleerung der durchgehenden Hauptleitung von Druckluft muß also eintreten, und cs wäre nur zu untersuchen, ob dieses einleitende Moment nun auch im ordnungsmäßigen Wege stets die erwartete Brems-j Wirkung zur Folge haben muß. i Die Bremswirkung tritt bei der durchgehenden Luft« idruckbremfe dadurch ein, daß ein relaisartig wirkender und an 'jedem BremSwagen vorgesehener Apparat, das sogenannte Steuerventil, infolge des Druckabfalls in der Leitung eine Verbindung zwischen einem lokalen Drrickluftrefervoir, dem HilfS-rtuftßehälter, welcher gleichfalls an jedem BremSwagen angelbracht ist, und dem BremSzylinder des zugehörigen Wagens herstellt, und dadurch den BremSzylinder mit Druckluft ^beaufschlagt, so daß der Bremskolben und das mit ihm zusammenhängende BremSgestänge vorgetrieben und die BremS-iklötze mit großer Kraft an die Räder angelegt werden. Gleichzeitig tritt bei einer Notbremsung, von der hier die Ncde ist, auch noch Leitungsluft in den BremSzylinder über, die also zur ^Verstärkung der Bremswirkung beiträgt. Hier ist min die Möglichkeit gegeben, daß dieses Relais, eben das Steuerventil, aus Irgendeinem' Grundn versagt, was zur Folge hat, daß die ^Bremswirkung tatsächlich ausbleibt. Ein solches Versagen des Steuerventils ist denkbar und in vereinzelten Fällen auch beobachtet worden. Indes ist diese Gefahr dnrch die amtlicherfeits lvorgeschriebenen Bremsproben, die an jedem Zuge auf der An- ■ fangSstatior. und auf allen Haltestellen, wo Wagen oder Solo» !Motiven ausgesetzt oder gewechselt werden, auf ein Minimum (reduziert, denn bei dieser Bremsprobe würde ein Defekt am ‘Steuerventil sofort bemerkt werden. In jedem Falle aber ist der Gedanke, baß an einem Zuge sämtliche oder auch nur ein !größerer Teil der Steuerventile aiiSfetzen unb dadurch die Bremswirkung illusorisch machen könnte, als ganz außerhalb des Bereiches der Möglichkeit liegend, von der Hand zu weisen. Versagt aber ein Steuerventil, so ist das nicht mit einem »Versagen der Bremswirkung am ganzen Znge identisch, sondern es bleibt dann eben nur der eine Wagen mit dem schadhaften Steuerventil ungebremst. Dadurch wird dann allerdings die Gesamtbremswirkung am Zuge etwas herabgesetzt, da die lebendige Kraft des ungebremsten Wagens nicht in dem gleichen :Maße verrichtet wird, wie an den anderen. Der ungebremste l Wagen erfährt gegenüber den vor ihm laufenden stark gebremsten eine Beschleunigung, er wird auf diesen Wagen auf« 'laufen, und starke Stoße im Zuge werden die Folge sein. Im wesentlichen aber wird das völlige oder teilweise Versagen eines Steuerventils nur eine geringe Verlängerung de? Bremswagens iherbeiführen, niemals aber ein Auflaufen der Wagen, das mit einer vollständigen Zertrümmerung der Fahrzeuge verbunden »ist. Ein teilweises Versagen des Steuerventils kann dann ein« 'treten, wenn man auf eme mäßige Bremsung noch eine Not« joder Schnellbremsung folgen läßt. Wie erwähnt, unterscheidet sich die Not- oder Schnellbremsung von der gewöhnlichen Bremsung dadurch, daß bei ihr außer der Hilfsbehälterluft auch noch Leitungsluft in den Bremszylinder Übertritt. Dadurch wird die Bremskraft gegenüber dem maximalen Wert der gewöhnlichen oder sogenannten .Betriebsbremsung an sämtlichen BremSapparaten des Zuges um etwa 10 Prozent verstärkt und gleichzeitig die Fortpflanzung der Bremswirkung den Zug entlang erheblich beschleunigt. Diese verstärkte unb beschleunigte Bremswirkung nun kann in l-bem vorerwähnten Fall einer unmittelbar an eine Betriebs« ibremfuttg sich anschließenden Notbremsung ausbleiben, und jztoar tritt dieser Fall bei der Westinghouse-Bremse schon ein, :wenn die vorangegangene Betriebsbremsung auch nur eine sehr schwache gewesen ist, ohne daß indes die weitere Steigerung !der Betriebsbremsung dadurch beeinträchtigt würde. Die auf den preußischen Staatsbahnen neben der Westinghouse-Bremse eingeführte Knorr-Bremfe arbeitet in dieser Beziehung vorteilhafter, denn ihr Steuerventil gestattet eine Not« oder Schnellbremsung auch noch bereits ziemlich weit vorgeschrittener Be-triebsbremsung noch mit Erfolg einzuleiten. Auch die Lokomotive kann in Bezug auf die Bremsung ein verschiedenartiges Verhalten zeigen. Im allgemeinen geht die Ansicht der Fachleute heute dahin, daß die Lokomotive schwächer gebremst werden soll als der Wagenzug, damit sie stets das Bestreben hat, den Zug zu strecken und in diesem gestreckten Zustand zum Halten zu bringen, da erfahrungsgemäß diese Art des Brcmsens mit den geringsten Stößen und Zer» ruugeu und dadurch auch mit der geringsten Gefahr einer Schädigung von Reifenden und Material verbunden ist. Diese Bedingung gilt i>> erster Linie für Betriebsbremsungen, bedarf aber bei Not- oder Schnellbremsungen einer gewiffen Modifikation, da es hier weniger auf das möglichst sanfte Stillsehen des Zuges, als auf die äußerste Abkürzung des Bremsweges, das heißt darauf ankommt, den Zug in kürzester Zeit und auf kürzestem Wege zum Stillstand zu bringen. Hier hat die Lokomotive die wichtigere Aufgabe, den Zug zu halten. Es ist daher zweckmäßig, bei Not- oder Schnellbremsung die Lokomotive stärker zu bremsen als den Wagenzug. Das geschieht bei der vorerwähnten Knorr-Bremse, die bei Schnellbremsung den Druck im Lokomotiv- und TenderbrcmSzylindcr erst langsamer als in den Bremözylindern des Wagenzuges, dann aber schließlich bis auf den doppelten Wert des Betriebsbremsdruckes an-steigen läßt, so daß die Lokomotive den Wagenzug erst streckt und dann hält. Dieser ganze Vorgang spielt sich natürlich innerhalb weniger Sekunden ab. Westinghouse dagegen legt auch bei Schnellbremsungen mehr Wert auf die Streckwirkung der Lokomotive und hat daher die Einrichtung so getroffen, daß bei Schnellbremsungen die Lokomotive schwächer gebremst wird als der Wagenzug. In diesem Falle kann die geringere Verzögerung, also das Voreilen der Lokomotive bei Schnellbremsungen zu einer Zugszerreißung zwischen Lokomotive und Wagenzug führen. Es scheint nicht ausgeschlossen, daß die angebliche ZugS-trennung zwischen Lokomotive und Wagenzug bei' dem Müllheimer Unfall auf diese Eigentümlichkeit der Westinghouse-Bremse mit zurückzuführen ist. Damit ist dann auch ein etwas geringere Gesamtbremswirkum verbunden, weil eben die verzögernde Wirkung, die die stärker gebremste Lokomotive gegenüber dem Wagenzug ausüben soll, in Fortfall kommt. Ein neues Mittel gegen Holzfäule. Die „Zeitung des Vereins deutscher Eiscnbahnvcrwaltungen" macht interessante Mitteilungen über ein neues Verfahren zur Erhaltung von eingegrabencn Holzgegenständcn. Das Wesen des Verfahrens, das „Peristerilisation" genannt wirb, besteht darin, daß die zur Unterbringung des Holzgegenstandes (Mast, Säule, Pfahl u. s. w.) in der Erde hergestellte Grube mit sterilisierter mi-krobenfreicr Erbmasse angefüllt unb das Holz in biese versenkt wird. Infolge bicfcS Verfahrens können die schädlichen Mikroorganismen mit dem Holze nicht in Berührung kommen, wodurch e8 gegen Ansteckung vollkommen geschützt ist, so daß es keinesfalls erkranken, daher auch nicht faulen kann. Das Sterilisationsverfahren. dessen Patent von den Inhabern, einer Aktiengesellschaft in Budapest, in allen Kulturstaaten angcmeldet ist, besteht darin, daß das ausgehobene Erdreich mit einer eigenartigen Flüssigkeit sorgfältig durchtränkt wird. In der auf diese Weise hergerichteten Erde erstirbt die Vegetation gänzlich und das Entstehen neuer vegetabiler Stoffe ist vollständig unmöglich. Die Vorteile des neuen Verfahrens sind, daß das Holz ohne vorherige Bearbeitung verwendet werden kann imb das teure und dennoch unzuverlässige Tränknngsverfahren vermieben wird. Es ist daher die Gelegenheit geboten, das an Ort und Stelle verfügbare Holz zu benutzen, es braucht nicht mit hohen Zufuhrkosten von einer entfernt gelegenen Tränkungsanstalt bezogen zu werden. Die gtSfftc österreichische Lokomotive. Die „Oester« reichische Polytechnische Zeitschrift" in Wien meldet, daß demnächst auf der Arlbergstrecke der österreichischen Staatsbahnen Lokomotiven mit den größten Dimensionen in Betrieb gesetzt werden. Diese Lokomotiven werben ohne Teuber ruiib 100.000 Kilogramm, mit Tender runb 150.000 Kilogramm wiegen. Sie erhalten sechs gekuppelte Achsen unb eine Laufachse und stellen iit Bezug auf die Ausbilbung des Lauf- unb Triebwerkes ein Unikum bar. Alle Abmessungen bieser nach beti Plänen bes Ministerialrates Karl Gölsborf auSgefübrten Lokomotiven gehen ins Riesenhafte. Die Heizfläche mißt fast 300 Quadratmeter, bie Rostfläche 5 Quadratmeter. Die Lokomotive vermag die schwersten Schnellzüge auch auf Gebirgsrampen mit stürtblichec Geschwindigkeit bis zu 60 Kilometer zu befördern. Patentbericht, mitgctcilt von Dr. Fuchs und Ingenieure Kornfeld und H a m b u r g e r, Wien, VII., Siebenstern» gaffe 1. Auskünfte in Patentangelegenheiten werden Abonnenten dieses Blattes unentgeltlich erteilt. Gegen die Erctilung unten» stehender Patentanmeldungen kann binnen zweier Monate Einspruch erhoben werden. Auszüge aus den Patentbeschreibun-gen werden von dem angeführten Patentanwaltsbureau mäßigst berechnet. Oesterreich. AnSgelegt am 15. Juli 1911, Einspruchsfrist bis 15. September 1911. Kl. 19 a. Max Wilhelm Mathaei, königlicher RegierungS- und Baurat in Groß« Lichterfelde bei Berlin. Hartholzeinsatzplatte für E i s e n b a h n s ch w e 11 c n und ähnliche Hölzer, dadurch ge-keuuzeichuct, daß ein Hartholzstück mit kreisbogenförmigen Schmalseiten unb gleichlaufenden Längsseiten, mit ebener oder geneigter oberer Fläche versehen ist, und in eine entsprechend gestaltete Aussprung der Schwelle unter gleichzeitigem Nieber» pressen eingebreht ist. Kl i9 a. Edgar Schinbler, Ingenieur in Prag» Karolinenthal. Eisenbahnoberbau, dadurch gekennzeichnet, daß das Geleise abwechselnd aus Brücken- und Vig-rtoIeSfchtenen gebildet wird, und zwar derart, baß jede Brückenschiene an ihren Enden sattelförmig auf den hauptfreien Stegen der anfchließenbcn Vignolesfchieue auffitzt. Deutschlanb. Ausgelegt am 13. Juli 1911, Einspruchsfrist bis 13. September 1911. Kl. 20 c. Kurt B ü 1 o w, Charlottenburg, Savignyplatz 13. H a 11 e st a n g e n für Straßenbahnwagen. — Kl. 20 d. Mieezyslaw Nowak, Ostrowo. Schaltvorrichtung für seitliche Schutzrahmen an Eisenbahnwagen. — Kl. 20 f. The Westinghouse Brake Company Limited, London. Sicherung für Absperrhähne von Rohrleitungen, insbesondere von Bremsleitungen an Eisenbahnfahrzeugen. — Kl. 20 i. G. H. Bronk, Wageningen, Holl. Vorrichtung zu nt Auslösen verschiedener Warnsignale auf dem Zuge. D.-R.-G.-M. Erich M e tz e 11 i tt, Hannover, ArnSwald-siraßc 6. L u f t z u f it h r u n g für Aschkasten mit seitlich über denLokomotivrahmen hinausragendem Rost. — Allgemeine Elektrizitätsgefeltichaft, Berlin. S a n d st r e u» Vorrichtung mit gegen die Abdichtungsfläche elastisch auS' gedrücktem Schieber. — Jakob Aebli - Ienni, Ermenda, Schweiz. A n t r i e b s y st e m für auf Schienen laufende Fahrzeuge, welches das ganze Gewicht des Fahrzeuges zur Ad hüston nutzbar macht, unb eine Berwenbnng bes Fahrzeuges als stationäre Anlage zuläßt. — Emil Preibisch, Koschütz bei Schneidemühl. F e st st e l l v o r r i ch t u n g für Schiebefenster an Eisenbahnwagen, Droschken ober dergleichen. Oesterreich. SluSgelegt am 15. Juli 1911, Einspruchsfrist bis 15. September 1911. Kl. 20 a. Szot-Czeten Iwan, Techniker in Werschau. — Schmiervorricht u n g für Achsleger von Eisenbahnfahrzeugen unb begleichen mit einer an beut Zapfenende angebrühten Schmierscheibe und mit einem durch eine Feder gegen die Schmierscheibe gepreßten Oelabstreifer, baburch gekennzeichnet, baß ber Oelabstreifet mit einem Führungszapfen versehen ist, ber burch bie Achs» buchse hindurchtritt und die Abnützung des Lagers erkennen läßt. Deutschland'. Slusgelegt am 20. Juli 1911, Etrtt spruchsfrist bis 20. September 1911. Kl. 20 i. Rietfch, G. nt, b. H.. Berlin. — Sicherung der Weichen von Eisenbahnfahrstraßen durch Wechselschlösfer. AnSgelegt am 24. Jul» 1911, Einspruchsfrist bis 24. September 1911. Kl. 19 a. Oskar Melaun, Berlin, Quitzowstraße 10. — Einrichtung zur Ausbesserung abgenutzter Stoßverbindun» gen bei Straßen- und Eisenbahnschienen. Kl. 20 i. Rietsch-D. R. Gebrauchsmuster. Timm Peters, Cuxhaven, und Wilhelm Tiedemami, Altenbruch. — Selbsttätige Eisen« Bahnfahrzeug« Doppelverkuppelung. Edmund Friebel, Deuben bei Dresden, Poisenthalerstraße 11. — Selb st-tätige Kuppelung für Eisenbahnfahrzeuge. W. Schmidt, Posen, Hohenstaufenstraße 3. — K u p p e l u n g S v s r m i t t« ler. Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft, Berlin. — E i nrich« tung zur Veränderung des Hubes att Weichenstetl« Vorrichtungen. AloiS Johnscher, Ober-StephanSdors bei Neu-markt. — Vom Führer st an de elektrisch betätigte Weichen st ellvorrichtung. Wilhelm Holland, Duisburg-Beeck, Osteckcrweg 86, und Fritz Hetnen, Duisburg, Schwanenstraße 33. — Vorrichtung zur Vermei- dung des Ueberfahrcns der EifenbahnhaIte-fignalc. Literatur Das Deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart. Im Verlag der Buchhandlung Reimar Hvbbtng, BerIin S.W. 11, Grotzbeerenstraße 93, erscheint binnen kurzem ein illustriertes, zweibändiges Werk: „Das Deutsche Eisenba!,nwe?en der Gegenwart". Das Werk ist von bekannten Autoritäten beS Eisenbcchnsachs bearbeitet und unter Förderung dos preußischen Ministers der öffentlichen Arbeiten, des bayrisaien StaatSmviisters für Verkehrsangelegenheiten itnb der Eiienbahn-Zemralbchördei, anderer deutscher Bundes'-acneu herausgegebcn movöctt. &S ist für alle Fragen des Eiseiibahnwe'ens von grundlegender Bedeutung und dürste auf Jahre yiuaus das rindige Snimncliueu dieser Art sein. Dem Werke ist eine große Kaue und 13 Tafeln in Mehrfarbendruck beigegeben. Der Preis dieses Werkes ist ein außergewöhnlich nichtiger, denn er beträgt in ber Vorbestellung bis 1. September nur 12 Mk. für bie beiden löüitbe. Dcr Bahnmeister. Handbuch für den Bau- und Erhaltungsbienst der Eisenbai,nen. I. Banb, tzcst 2: MatHemattr, 1. Halste: Arithmetik unb Algebra. Verfaßt vom k. k. StaatSgewerbeschulprosessor L. H e tz. Preis broschiert Str. 2 80 bei Franko-Zusenbung. , Mathematik, 2. Hülste: Geometrie. Mit 163 Ab-btlbungen im Text; von demselben Verfasser. Preis broschiert Kr. 4'45 bei portofreier Zusendung. (Auf Wunsch crsolgl die Lieferung beider Hefte auch gegen Ratenzahlung.) Das Hesl „Arithmetik unb Algebra* enthält unter attberm: Abbition und Subtraktion. Multiplikation und Division. Bruchrechnungen. Beispiele. Eigenschaften ber natürlichen Zahlen. Das Rechnen mit Tezimalzahlen. Gesellschaftsrechnung. Prozentrechnung. Potenzen unb Wurzeln bec Zahlen 1 bis 1000. Verwandlung von CteigerungSzahlen. Die Matz-und Gewichtssysteme re. . DaS Heft .Geometrie' enthält die wichtigen Lehren i. ber Planimetrie (gerade Linie, Winkel, Dreieck, Viereck, Vieleck, fircis, Konstruktionsausgaben, Michenberechnmig eckiger Figuren, Umsangs- und Flächenberechnung des 5!m|cS, Aufgaben); II. der Trigonometrie (Winkelfunktionen, Aufgab-n aus der Praxis); , , >11. der Stereometrie (Gerabe unb Ebene, ftötpc.., bie Ptiramibe, ber Kegel, das Prisma, der Znlindcr, die Polyeder, bie Kugel, Bestimmung ber Oberfläche und des Inhaltes genannter Körper, Beispiele). . Bestellungen aus diese Bücher nimmt entgegen: Tre Verlagsbuchhandlung W. Knapp in Halle a. d. Saale unb ber Herausgeber E. Burok, Bahnmeister in Lissa a. b. Elve. Emgesendet. (Für diele Rubrik iil'trnimmt me Slrtattton leine Ler-mtwortung.) Wichtin für jedermann ist bie Kenntnis empfehlenswerter guter Bezugsquellen. Wer zum Beispiel Tuchwaren in erprobt haltbaren Qualitäten zu OtiginalsabrilSpteifen kaufen will, roenbe sich vertrauensvoll an bie Firma Etzler u. D o st a l in Brünn, welche auf Verlangen reichhaltige Musterkollektionen poftsrei zur Ansicht schickt. Sprechsaal. Slchtnng: Achtung! Mitglieder des Nordwestbahn-Unterstützungs' fonds! Bedienstete und Arbeiter! Dom 12. bis 14. August 1911 finben bic Ausschußwahlen in den Nordwestbahn-UnterstützungssondS statt. Es ist wichtig, daß ihr trachtet, in den 'Ausschuss Männer hineinzuwählen, von denen ihr vorauösetzen könnt, daß sie alles daransetzen, die Rechte der Mitglieder in jeder Beziehung, soweit ihr Einflutz reicht, zu wahren unb Reformen in dem Unterstützungsfonds zugunsten der Mitglieber anzustrebeit. Als Stanbibaten für beit Ausschuß wurden in mehreren Vcrtrauensmänneroerfainmlungen ber organisierten Eisenbahner in Wien folgenbe vertrauenswürdige Männer vorgeschlagen, unb ersuchen wir euch, dieselben in eurem eigenen Interesse auch 3U wählen: I. Ausfchutz Mitglieder: Josef Schwab, Offiziant, Wien, B. E. Josef Appelfeld, Offiziant, Wien, Station. Josef Schnstcr» Kupferschmied, Floridsdorf - Iedlesek, Wcrkslätte. , , e Ludwig Chlnmctzky, Lokomotivführer, Wien, Heizhaus. Franz Tschcllot. Weichenwüchtcr, Floridsdorf-Jedlesce, Station. < II. Ersatzmänner: Georg Vollmost, Zimmermann, Wien, B. E. Josef John, Kondukteur, Wien, Station. Rudolf Sturm, Schlosser, FloridSdors-Jcdlesee, Werkstättr Frauz Mezcra, Schlosser, Wien, Heizhaus. Josef Donner, Oberverschieber, Floribsbors - Jeblesee Station. , Jedes Mitglieb des Nordwestbahn - Untcrslühungsfonbs mntz einen nnausgefüllten Stimmzettel crhaltcn^unb hat sangliche oben angeführten Kanbibatcn aus ben Stimmzettel 3U schreiben. Zur Erleichterung ber Durchführung der Wahl haben w Klebezettel drucken lassest, welche von den Vertrauensmänner der Organisation zeitgerecht zur Verteilung gelangen wervci - oder wenn ihm gedroht wird, wenn er frei wählt, soll (Oi® ohne sich in eine lange Debatte mit einem solchen Vorgele,!!" einzulassen, die Ausnahme eines Protokolls verlangen. DM Protokoll ist nur dann zu unterschreiben, wenn. es wahryen gemäß obgefafit ist. Ueber jede Wahlbeeinflussung, respeln Wahlschwinbel wolle mau sofort unter Angabe von Zeugen an oie Rebaftion des „Eisenbahner', Wien V., Zentaga»e • berichten. Nr. 23 «Dev Eifenötchiter." Seite lo\ Eisenbahner, Mitglieder des Nordwcstbahn-UutcrstützungS-fond? I Kollegen und Genossen! Wählt nur die oben angeführten Kandidaten, um jede Stimmenzcrsplitterung zu vermeiden. Die oben angcsührtcn Kandidaten sind erprobte Riänner, die jederzeit, soweit ihre Macht reicht, sür die Rechte der Mitglieder deS llnterstützungssonds eintreten werden. Die Exekutive der organisierten Eisenbahner O e st e r r e i ch s. An alle Bahnrichter nnd Vorarbeiter der k. k. Böhmischen Nordbahn. Einladung zu der am 20. August 1911, nachmittag« 3 Uhr, im Gasthof .zur Stadt Karlsbad" in Böhmisch-Lcipa stattfindenden Versammlung der Bahnrichter und Vorarbeiter der k. k. Böhmischen Norbbahn. Tagesordnung: Die Lage der Bahnrichter und Vorarbeiter der L L Böhmischen Nordbahn und Stellungnahme hierzu. Werte Kollegen! Ein jeder von uns weist, in welch mistlichen Verhältnissen mir uns befinden nnd daß unsere Lage einer dringenden Aufbesserung bedarf. Es ist daher notwendig, dast wir uns schlüssig werden, welche Schritte eingeleilet werden müssen, um unsere Zukunft etwas tröstlicher zu gestalten. Erscheinet daher alle, welcher Parteirichtung ihr immer angehören möget, zu dieser für uns so wichtigen Versammlnng. Der Einberufe r. Achtung, Vertrauensmänner der Staatseisenbahngesellschaft! Jeden zweiten Sonntag im Monat findet im Arbeiterheim im X. Bezirk eine Vcrtrauensmännersitzung der Bahnerhaltungs-arbciter statt. Sicheres Erscheinen notwendig. An die Mitglieder des Lebensmittelmagazins in Salzburg. In letzter Zeit wird von seiten der deutschnationalen und christlichsozialcn Mischmaschpartct, welche sich Wirtschaftskomitee nennen, eine systematische petze gegen den Vorstand des Lebens-Mittelmagazins getrieben. An die Mitglieder wurden Flugblätter und Bogen versendet, um Unterschriften zu erlangen zur Einberufung einer außerordentlichen Generalversammlung, um den jetzigen Vorstand zu stürzen, und dem Wirtschaftskomitee Platz zu machen. Die Mitglieder werden aufmerksam gemacht, diesen Deutschnationalen und Christlichsozialcn nicht auf den Leim zu gehen; nähere Aufklärungen werden folgen. Achtung. Magazinsdiener der Südbahn! Werte Genossen! Die bereits an Sie gesandten Zuschriften von dem Aktionskomitee ersuchen wir freundlichst schnellstens in Beratung zu ziehen, damit die noch weiter geplanten Arbeiten rasch ihrer Erledigung zugeführt werden können, um bei der Konferenz mit konkreten Anträgen erscheinen zu können. Graz, am 2. August 1911. Für das Aktionskomitee: Anton F e r c n z m. p. Johann Ranch m. p. Adolf Sperling m. p. Gustav Kust m. p. Offene Anfragen. An die Maschinendirektion der Südbahn in Wien. In letzter Zeit werden bei der HcizhauSlcitung in Innsbruck Probcseucrungen mit zumeist minderwertigen Kohlen vor-genommcn. Durch diese Probefahrten mit dem schlechten Feuerungs-Material werden an das Maschinenpcrsonal ungeheure Anforderungen gestellt, die eine Gefahr sowohl für die Gesundheit deS Hcizerpersvnals als auch für die Sicherheit des Verkehrs bedeuten. Bei einer Weiterbclastung der gegenwärtigen Zustände müßte das Heizcrpersonal jede Verantwortung ablehnen. Die Betroffenen bitten eine löbliche Maschinendirektion um Abstellung dieser bctriebsgesührlichcn Probefahrten. Alt die k. k. Direktion der Oesterreichischen Nordwestbahn. Ein Bediensteter der Station Pardubitz hat am 7. Dezember 1910 ein Gesuch im Dienstweg um eine Unterstützung aus den Mitteln der Krankenkasse angesucht. Trotz zweimaliger Urgenz hat der Bittsteller bis heute keine Antwort erhalten. Die Bediensteten der Station Pardubitz vermuten, dast dieses Ansuchen gar nicht an die kompetente Stelle abgegeben wurde. Die k. k. Direktion wird gebeten, diese Angelegenheit gefälligst zu untersuchen. An das k. f. Eisenbahnmiiiisteriiiiii. Das k. k. Eisenbabnminiftcrinm wird ersucht, die bereits höchst notwendig gewordene Normierung der Posten beim Ver-schub- und ZugbegleitungSpersonnl beim t k. Bahnbetriebsamt in Krems an der Dona» endlich durchzuführen, damit dem betreffenden Aushilsspcrsonal die Gelegenheit geboten werden kann, eine Dienstprüsung abzulegen, da dasselbe schon jahrelang den Dienst aus diesen Posten ununterbrochen versieht, und bittet dasselbe auch um Ausnahme als AuShilfsverschieber, beziehungsweise als AuShilsskondukteure. An die k. k. Staatsbahndirektion in Prag. Die Oberbauarbeiter der k. t, Bahnerhaltungsscktion Wodcnbach der Dux-Bodenbacher Linie haben im Jahre 1910 um eine Lohnzulage gebeten. Da bis heute weder eine Erhöhung des Grundlohnes noch eine Lohnzulage erfolgte, so erlauben sich die gesamten Oberbauarbeiter der genannten Strecke ihr Ansuchen nochmals zu wiederholen und hoffen auf eine baldige günstige Erledigung. An die Direktion der k. k. Staatseisenbahn-gesellschaft in Wien. Die Bediensteten der Station Bodenbach der k. k. St. E. G., welche am 1. April 1911 ihre Dienstklcider fassen sollten, jedoch bis heute noch keine erhalten haben, ersuchen um ehebaldigste Ausfolgung derselben. _____________ Freie Eisenbahnervers ammlungen. Linz. Am Sonntag den 13. August finden zwei Eisenbahnerversammlungen statt, und zwar: in Kirchdorf-Pyhrnbahn um 4 Uhr nachmittags in Wörndls Gasthaus; in Gaisbach um 3 Uhr nachmittags inBcrgsleithnerS Gasthaus. Referenten aus Linz. Wegen der wichtigen Tagesordnung fehle keiner der Genossen samt deren Frauen. Wiese. Die Ortsgruppe des Allgemeinen Rechtsschutz-nud Gewerkjchastsverein es veranstaltet im GasthauS des Herrn Wolfan in Wiese am Sonntag, 20. August eine freie Vereinsversammlung mit folgender Tagesordnung: „Die Lohnregu- li c r» n g der Arbeiter der k. k. Oe. N. W. B." Beginn 3 Uhr nachmittags. Allgemeiner Rechtsschutz- und Gewerkschaftsverein für Oesterreich. Ortsgruppe Tetschen. Die nächste Monatsbersammlung wird am 13. August im Gasthaus „zur Tanne" abgehalten. Zahlreiches Erscheinen notwendig. Ortsgruppe Hötzelsdorf. Am 13. August um 4 Uhr nachmittags findet in Brunners Gasthaus in Hötzclsdorf eine öffentliche Eisenbahnerversammlung mit äußerst wichtiger Tagesordnung statt. Referent aus Wien. Die Kollegen der Bahnerhaltungssektion Eggenburg werden ersucht, vollzählig zu erscheinen. Ortsgruppe Troppau. Den geehrten Mitgliedern der Zahlstelle Troppau diene zur Kenntnis, daß die diesjährige ordentliche Generalversammlung (Neuwahl der Zahlstellenleitung) am 16. August 1911 um 8 Uhr abends im Gasthaus des Herrn Schajanek, Franz Josefs-Platz Sic. 6, im kleinen Zimmer, staltfindet. Jene Mitglieder, die sich mit den Monatsbeiträgen im Rückstand befinden, werden aufgefordert, diese bis spätestens 15. August 1911 zu begleichen, da nach sechswöchigem Rückstand der Bezug des Fachblattes eingestellt und nach dreimonatigem Rückstand die Restanten als ausgetreten behandelt und jedes Anspruches an den Verein verlustig werden. Ortsgruppe Aßling. Am 11. August um 8 Uhr abends findet im Hotel „Bahnhof" eine Versammlung statt. Zahlreiches Erscheinen notwendig. Referenten die Genossen Dusel und Kopac. Zahlstelle Stillfried. Die nächste Monatsversammlung findet Dienstag (Feiertag) den 15. August, 3 Uhr nachmittags, in Herrn Sch. Quittners Gasthaus in Dürnkrut statt. An die Genossen geht das freundliche Ersuchen, die Versammlungen besser wie bisher zu besuchen. Ortsgruppe Eisenerz. Am 15. August 1911 findet im Vereinslokal eine Oberbauarbeiterversammlung statt. Beginn y3 8 Uhr nachmittags Die Genossen werden aufgefordert, zur selben zahlreich zu erscheinen. Gleichzeitig wird allen Genossen zur Kenntnis gebracht, daß von nun an die Monatsversammlungen regelmäßig am ersten Samstag im Monat stattfinden. Zur Oberbauarbeiterversammlung erscheint als Referent ein Mitglied des Arbciterausschusses. Zahlstelle Neubau. Sonntag den 20. August um 3 Uhr nachmittags findet in Herrn Schwengsbiers Gasthaus die ganzjährige Generalversammlung statt, in welcher Genosse Josef Kraus aus Falkenau den Bericht von der Gencralversamm-lung in Wien erstatten wird. Die Genossen werden ersucht, für einen guten Besuch dieser Versammlung auch unter den indifferenten Kollegen zu agitieren. Ortsgruvpe Spittal n. d. Drau. Die Gencralversamm. lung findet am 15. August im Gasthaus des Herrn Paier in Spittal a. d. Drau, Tirolerstraße, statt. Referent aus Wien. Vollzähliges Erscheinen notwendig. Gäste sind willkommen. Zahlstelle Süßenbrunn. Am 20. August um 2 Uhr nachmittags findet in Wolkis Gasthaus (Verbindungsbahnhof Süßenbrunn) eine Versammlung statt, wo das Personalkommissionsmitglied Genosse Stemmer über die Forderungen der Oberbauarbeitee und Wächter sprechen wird. Zahlreiches Erscheinen notwendig. Zahlstelle Schwechnt-Kledcring. Montag den 14. b. M. findet um Y2S Uhr abends in Herrn I. Proidls Gasthaus, Wienerstraße Nr. 40, die Monatsversammlung statt. Das gesamte Staatsbahn- söwick das Dreherpersonal wird freundlichst ersucht, sich an dieser Versammlung zahlreich zu beteiligen und womöglich seine Frauen mitzubringen. Ferner . werden Mitglieder freundlichst aufgefordert, ihre Mitgliedsbeiträge ehestens zu begleichen, da sonst laut Statut vorgegangen Ivird. Inhalt der Nummer 23 vom 1 August 1911. Artikel: Ertl, Josephi, Ncgenhart u. Komp. Neue Rüstungen und neue Steuern. Zur Automatik bei den k. k. Staatsbahncn. Die Lohnbewegung der Lokalbahnbedienstctcn Innsbrucks mit Erfolg beendet. Einiges von den Kanzlei-gchilfcn der Südbahn. Militärzertifikatistcn auf den verstaatlichten Bahnen. Zur Bewegung der Bahncrhaltungsarbeiter. Feuilleton: Die Ueberlebcnden der Müllhcimer Eiscnbahnkatastrophe. Inland: Der Verbrauch von Ministerien in Oesterreich. Genosse Franz Auer gestorben. Scho, wieder ein neues Geschütz. Der erste Volksverrat der Natiouatverbändler. Der neue Präsident des Abgeordnetenhauses. Die TranSportcin-nahmcn der Staatsbahnen. lieber die Eisenindustrie Oester-reich-Ungarns. Ein Riescnbrand am Wiener Nordbahnhof. Ausland: Georg Knorr. 2000 Straßenbahner in Mexiko. Ein afrikanisches Eisenbahnerblatt. Die Gehaltsordnung der schweizerischen Eisenbahner. Der Zentralverband deutscher Eiscnbahnhandwerkcr und -Arbeiter. Internationale Sozialistcnzusammenkunst an der Schweizer Grenze. Eisen-bahnübcrschüffe und Betriebssicherheit, Ein genossenschaftliches Eisenbahnunternchmcn. Vom arbeitslosen Einkommen der Eisenbahnaktionärc. Streiflichter: Heiliger BureaukratiuS! Ein humaner Bahnarzt. Eine offene Anfrage an das k. k. Eisen« bahnmipAterium. Das Nichtcinhalten von Turnussen. Die Angestellten der Straßenbahn in Budwcis. Vorsprache der Wächter von der Wolkcrsdorfer Strecke in der Direktion der k. k. Staatsciscnbahngcscllschaft. Die Wünsche der Nord« bahnbeamten. Die geschädigten ehemaligen Nordbahn-bcamten. Das k. k. Staatsbahnheizhaus St. Andrea-Triest. Korrespondenzen. Wörgl. Saalfelden. Jglau. Stehrcrmühl. Olmütz. Wien-Donaukaibahnhof. Bruck a. d. Mur. Leoben. Pragcrhof. Peggau-Deutsch-Feistrih. Neuern. Straßhof. Prerau. Komotau. Chotieschau. Prerau. Nosenbach. Versammlungsberichte: Wien X. Straß- walchcn. Budweis. Cilli. Hütteldorf. Straßhof. Eine stürmische Versammlung der Bahnmeister der Südbahn. WienXVI. Graz.« Aus den Organisationen: Neusattl. Lienz II. Unter-Schischka. Prerau 11. Mährisch-Ostrau-Oderfurt. Fachtechnisches: Sandstreuer für Lokomotiven. Das Wachstum der Lokomotiven. Literatur: Lo Traclucteur, The Translator, II Traduttorc. „Freie Glocken". Sprechfaul: Mitglieder der Nordwcstbahn-Untcr- siützuugsfondS! An alle Bahnrichter und Vorarbeiter! In die herrliche Mährische Schweiz. Offene Anfragen: An die Direktion der St.E. G. An die Verkehrsdirektion her Südbahn. An die Staatsbahndirektion Wien. An die Direktion der Oe. N. SB. B. An die Staatsbahndirektion Prag. An die Staatsbahndirektion Innsbruck. An die Direktion der B. N. B. Freie Eisenbahnerversammlungen: Prerau. Furth im Walde. Allgemeiner Rechtsschutz- und Gewerkschaftsverein: Deutsch-Wagram. Obernitz. Vordernberg. Olmütz. Turnau. Teplitz. Zcltweg. Brüx. St. Valentin. Lichtenau. Parschnitz. Triest II. Budweis. Wcißkirchlitz. Brünn II. Steyr. kosten. Bei mittellosen Personen müssen für diese bidl HeimatSgemeindcn aufkommen. — D. R.. Wien II. Die geschilderte Behandlung ist keine korrekte. Wenn der betroffene Nordbahnbedienstete Mitglied unserer Organisation ist, hat er, waS er ja wissen müßte, in einem derartigen Fall durch seine Ortsgruppe um Rechtsschutz anzusprechen. Dem Gewerbcgericht unterstehen Bahnbetriebe nicht. — 1051. In Ihrer Einkommen« sieuersache ist nichts zu machen. Ständige Bezüge sind ein« kvmmensteuerpflichtig, Diäten, Zehrgelder, Tantiemen nicht. Für den Inhalt der Inserate Übernimmt die Redaktion und Administration keine wie Immer geartete Ver-o o entwortung. o in FOr den Inhalt der Inserate übernimmt die Redaktion und Administration keine wie Immer geartete Ver-» o antwortung. e 0 »Kilo: neue geschlissene K 9'60 heftete Ki2-—.toelBebaunenmeWgctollflene K 18'—, K 2V -, schneeweiße bannen» I IV 18 —, ». e v -J lOlucrroctBC oami weiche geschilsi. u!w'—36—,K 42' Ä?t betten Briefkasten der Redaktion. C. F. 00. Die Krankenkasse der k. k. Staatsbahnen zahlt für Familienmitglieder der Bediensteten keine Spitalverpflegs- iou8 totem Bettlnletv gestillt, 1 »ucheitr ober 1 Unterbett- ,------------------------ ho cm lang, nn ontl breit K 10"—, K 12 —, K 15'— utib K 18'—. 8 Meter ItmgU HO cm breit K 13 —, K 15'—. K 18 —, K 21'—. 1 Kvvfkssse» 80 cm lang, 58 cm vi elt K 3 —, K S'60, unb K 4'—, 90 cm lang, 70 cm breit K 4'50 unb K 5'60. Anfertigung auch noch jeder beliebig. Maßangabe S-tellige Haar-Matratze» aus t Bett A K 27'-, bessere K SS'—. Versand franko per Nach, nahtue von K 10- auswärts, Umtausch und Rücknahme gegen SiortovctflütuitB gestattet. Bcitsdikt Cnchsel, Lobes »it. 170 bei Pilsen. Böhmen. Gutbezahlte Stellung fanden stets diejenigen, die sich der weltberühmten ©elBstuntew1 richtswerke „S y st e m K a r n a ck - H ach s e l d" zu ihrer Weiter«' bildung bedienten. Gründliche Ausbildung zum Monteur,! 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Ich, Beschuldigter Franz Maresch, bcdaure, Herrn! Jakob Kiesling, Kondukteur der österr. Nordwest-bahu in Jglau, am 9. Dezember 1910 öffentlich und ohne Grund beleidigt.zu haben, bitte um Entschuldigung und danke dem Herrn Privatankläger, daß er von! meiner Bestrafung absieht. i Mplinuen* für Herrenkleider zu billigsten Fabrikspreisen kauft man am besten bei Etiler & Dostnl Brünn Nr. 93 Lieferanten des Lehrerbunde» und des Staatsbeamten Vereines. Durch direkten Stokteinkauf vom Fabriksplatz erspart der Private viel Geld. — Nur frische, moderne Ware in allen Preislagen. — Auch das kleinste Mass wird geschnitten. Reichhaltige Musterkollektion postfrei zur Ansicht. Siettfedern und£>aunen von Verlachiimtcrn. Feinste neue und nebrauchlc Herrenanzüge von 14 ftt. aufwärts». Modeübetziehet. fflrtlrrMgtn von 8 fit. nitfrodttS. Feine Emoting» und saloimnzüge. ArbeilSbolen 3 Kr. 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