Deilage,»r Lailmcher Ieitnng. ^>. 4. Erster TjahnMU. 24. Jänner R^H^. Im Hafen von Avorno. i^Mch stehe ein,am auf dem Molo " Uüd schaue sinnend, wic die Wcllcn Dcs Mccrcs kommen und zerschellen, — Im Haftn ruht mein Barcajolo. Dic Wo^ bricht sich mit Gebraust Und eine ncue folgt der andern; Was treibt sie wohl stets so zu wandern, Und wo sind sie im Grund zu Hause? Stammt diese wohl vom Saum der Wüste, — Vom Vatcrlande jenes Mauren, Der stolz herabblickt auf dic Giauren, — Und von Ägyptens hcißcr Küste? ^ommt jene wohl von Palästina, Vom fernen Ufer ler Levante, Und wälzte steh vorbei an Zantc Und durch dic Straße von Messina? Im Westen sich dic Tonne neiget, Iel' stehe sinnend noch; dic Wcllcn ?m Gischt zerstäuben, neue schwcllc». Doch ewig still die Tiefe schweiget. Erkennst du wohl das Vild dcs Lebens, Taß Mensch und Well' in gleicher La^e, Daß ungelöst bleibt manche ssrage, — Dic Tonne sinkt, du sinnst vergeben«?! Geologische Crcurse in Gesellschaft des k. k. Bergrathes und Chef-Geologen, Herrn M. V. Lipold. Von Valentin Konschcgg. ( 5 ot l se y !i n g.) ll. Das östliche Gcbict von Obcrkrain. 3. Das Tuchainer-Thal. <<^on der ^tadt T t e i n führt eine Vczirksstraße gegen Osten nach Steicrmark. Sie geht, das Pfarrdorf N c u l links lassend, über Oberfcld, biegt sich um den Berg Sterne; und gtlangt in I>c,<»i^l)c>r genannt, plötzlich abgeschlossen. Hur eine Schlucht kommunizirt mit dem dahinter liegenden Tuchainer^Thal. Senkrechte, hin und wieder überhangende ^ Kalkwände bilden diese Schlucht, die so eng ist, daß sich ^ die Gewässer der Neul nur mit Mühe durchzwängen. Nicht ^ einmal die behende Ziege ist im Stande, diese Felswände ' dem Vache entlang zu umklettern. Darum muß dic Vczirks-jiraßc über den Vcrg Stermcz einen Umweg machen. Vci der ersten Anlegung hat man die Straße gerade über die steile Höhe des Berges gebahnt, und erst nach mehreren Jahren war man dcs beschwerlichen Weges müde geworden und umlegte ihn in die sanft ansteigende (5'insattclung am nördlichen Gehänge des Stcrmez.Berges. Der Berg Etcrmez ist nichts anderes, als eine zwischen den Alpen-Kalken eingekeilte Tertiär-Ablagerung. Graubraune Sandschichtcn von geringem Zusammenhalt, dazwischen tafelförmige Blöcke eines festen Sandsteines, der ganz gut zu Bausteinen verwendet wird, setzen den ganzen Berg zusammen. ^ Jenseits des Stermez beginnt eigentlich erst das T u ch ü i n e r - T h a l. Es wird nach der Benennung der ^ beiden Pfarrorte, Unter-Tnchain nnd Ober-Tncha in, > in das' untere nnd obere unterschieden. Der Neulbach, der sich in seinen mäandrischen Win- ^ dunge'n meist nur an den bewaldeten Nordabhang der südlichen l Thalgränze anschmiegt, durchstießt von Morgen gegen Abend ^ in einer Strecke von 3 Stunden das anmuthigc Tnchaincr- ! Thal. Er treibt viele Mahl- nnd Sägemühlen, denen der ^ gut knltivirte Boden nnd der Holzreichthum der Umgegend -Stoff in Fülle liefert. ! Verwitterte Thonschiefer ans dem südlichen Bergrücken i und verwitterte, mitunter dolomitischc Kalke aus dem nörd- ^ lichen Gebirgszuge der Trias- nnd Jura-Formation ange- z hörend, gemengt mit sandigen Mergeln aus der Tertiär-Zeit, , welche durch das gauze Thal, wen» auch da und dort nur schwache Spuren zurückgelassen hat, überdecken die Thalsohle ! und bilden jene glückliche Mischung des Bodens, die der ! Pflanzen - Kultur im hohen Grade gedeihlich ist. Und übten ^ nicht Frühjahrsfröste, Reiffall nnd Rost, als die gemeinsamen Plagen enger und tiefgelegencr Thäler, auch hier ihren nachtheiligen Einflnß ans das Gedeihen der Kultur-Gewächse, > man könnte das Tuchainer-Thal nnter die fruchtbarsten Ge- ^ genden des Landes zählen. Es sind auch die vielen und gut ' gebanten Dörfer, darnntcr insbesondere I^oli«.', St. Martin, ^ 1^»x<>, Ober-Tnchain und ^irlivi«,', ein Beweis für eine ! verhältnißmäßig dichte Bevölkerung und für ländlichen Wohl- ! stand, wozu die hier besonders günstiger Verhältnisse sich erfreuende Viehzucht das Meiste beiträgt. Das Kalk-Gebirge, welches als eine Fortsetzung der Steiner-Alpen das Thal im Norden abschließt und j durch seine Nasserscheide die Landesgränze gegen Stciermark l bildet, erreicht in einzelnen Kuppen eine Meereshöhe von ! 4300 Fuß. Nur die schattigen Schluchten und höchsten Firsten sind noch bewaldet, das übrige, dnrch Holzriesen leicht zugäng- ! lichc Terrain hat schon lange seinen Schmuck an majestätischen z Vnchcn, Fichten, Tannen nnd mitunter auch Lärchen einer ! verschwenderischen Waldwirthschaft znm Opfer gebracht. Die ! Forstwirthschaft überläßt der Landmann der Ziege, die unge- j stört iyr grausames Weiderccht übt und den üppig aufspros- I senden Nachwuchs des Laubholzes nicht in die Höhe schießen läßt. Erhebt sich anch die nnter dem Laubholz keimende Fichte über das Niveau des Gestrüppes, ist doch ihr einzeln stehender ! Wipfel der Ungnnst der Stürme preisgegeben und der Baum gedeiht nur kümmerlich. Dazu kommt noch eine äußerst schwung, hafte Gereuthwirthschaft, und man muß sagen, sie ist unter > solchen Verhältnissen anch geboten. Denn nicht allein die Ziege ! soll an diesen Gehängen ihre Nahrung finden, es muß ja den Gebirgler für den Entgang der Vortheile, die dem Thalbewohner sein Ackerboden bietet, auch die Rinder- und Schafzucht entschädigen; das unter der Obsorge der Ziege stehende Gestrüppe nimmt immer mehr übcrhand, erstickt den Pflanzenwuchs und muß daher ausgerottet werden. Dieß geschieht durch die Gereuthwirthschaft am Vorteilhaftesten, weil sie ^ ncbstbei eine namhafte Haferernte abwirft. In dem ganzen Gebirgszuge sieht man an den sanfteren Böschungen, an den Halden und in den Sätteln der Berg - Vorsprüngc bis zu einer Höhe von 3000 Fuß Bauern-Gehöfte, in der Regel zu zwei, selten mehr als drei beisammen. Ihre Stroh-oder Schindeldächer schimmern unter den Aestcn riesiger Wallnuß-und Eichbäumc malerisch hervor. Der Fleiß der Bewohner hat solche günstige Stellen in Ackerboden verwandelt, worauf zwar meist nur Haferbau betrieben wird, der aber noch immer lohnend genug ist, weil er hier ein vorzügliches Erzeuguisl liefert. Um mich aber schon im Vorhinein gegen etwaige Einwendungen der Haferhändler sicher zu stellen, will ich bemerkt haben, daß in den Handel nur die leichtere Ware kommt ^ der schwere Kern wird fast dnrchgehends in bockledernen Säcken hinab an die Nenl getragen und dort vermahlen : denn er bildet keinen geringen Theil der Nahrung dieses kernigen, von den Einflüssen moderner Genußsucht noch wenig berührten Gebirgsvölkchens. Parallel der nördlichen Gebirgskette streicht im Süden des Thales ein zweiter' Gebirgszng über R a b e'n sberg, ? i 8 3^' n 0 Vi 0 0) tt 3 I< its> VL und 1. il? 1L bis an den Berg Ito^ak, welcher das Thal durchquert und dasselbe von der Ncut Haler- und M öt n i ke r - S chl u ch t abschließt. Die ans Trias-Kalken, worunter auch der Guttenstciner-Kalk vertreten ist, bestehende Masse dieses Gebirges ruht auf blauschwarzen Thonschiefern (Gailthaler - Schichten) , die an den Ufern der Neul anstehen. In der Nähe von St. Martin befinden sich zwei vcr (> m ll! i t l! 5 lu d <> l', 5 j) 0 tt g i 0 5 us , u n d wird i n Tuchain gleich unter der Da mm erde hervor-gc sucht, und ist eigentlich ein V o h n e r z. " Das hiesige Eisenerz gleicht dem Linsenerz, wie wir es in den Steiner-Alpen unter den Nummulithen-Kalken gefunden haben und wovon schon Erwähnnng geschah. (Fortsetzung folgt.) , Die Stecknadeln und das Jungfernbriindl. Ein Korrespondent der „Oesterr. Zeitung" theilt aus Frankreich Folgendes mit.- Sie haben in der Umgebung Wien's, in den Regionen des Kahlenberges, wenn ich nicht irre, ein „Inngfcrnbründl," eine Qnelle, welche den zahlreichen Freunden und Anhängern der Lotterie zum Vorwande dient, Nummern darin zu finden. So Manchen und noch mehr so Manche hat dieses Brünn-lcin trockcn gelegt, freilich eine seltene Eigenschaft für ein Vrünnlcin, aber solches Unheil wie sein französischer Kollege, von dem ich erzählen will, hat es hoffentlich noch nicht angestiftet, und wird es auch in der Zukunft bleiben lassen. ^ __Die Bewohner des südlichen Frankreichs haben mit allen Völkern des Südens den Hang zum Aberglauben und zu Vorurtheilen gemein. Unter anderen gilt z. V. in gewissen Gegenden eine Stecknadel, welche von einer Vraut am Tage ^ ihrer Hochzeit getragen worden, den jungen Mädchen als Talisman, der geeignet ist, Freier anzuziehen und einen Ehe- ^ mann zu verschaffen. In der Vend«'>e z. V. laufen zu jeder Hochzeit alle jungen Mädchen des Dorfes und der Umgegend ! herbei und bringen eine Stecknadel mit, die an der Toilette der Braut verwendet werden muß, und da es begreiflich immer mehr heiratsluftige Mädchen gibt, als eine Vraut Stecknadeln ! bedarf, so ist es dort Gebrauch, daß die Vraut um die Taille eine Art Polster trägt, der zur Aufnahme der überzähligen z Stecknadeln bestimmt ist. Des Abends, wenn die Vraut heimgeführt wird, holt sich Jedes seinen Talisman und ist nun , sicher, nicht als Jungfrau zn sterben. Am Eingänge der ^ Kirche in Laval befindet sich die Statue einer Heiligen, vor ^ der kein Mädchen vorübergeht, ohne eine Stecknadel in die ! eigends dazu eingerichtete Ferse zu stecken, die sie beim Her- , ausgehen wieder zurücknimmt, und von uun an als Reliquie bewahrt. Selbst in der Bretagne hat die Stecknadel eine eigen- ^ thümlichc Bedeutung; dort gilt sie als Zeuge der Keuschheit ! und der Treue, lind zwar gibt sie ihr Zeugniß im Vereine ^ mit dem „Iungfernbründl" ab, von dein ich Ihnen erzählen ! wollte. Einige Tage vor der Hochzeit führt der Bräutigam > seine Vraut zu einer mysteriösen Quelle, also zum „Iung-fernbründl," in welche die Vraut eine ihrer Stecknadeln wirft; , bleibt die Nadel auf dem Wasser, so ist die Unschuld der Vraut unbezweifelt, sinkt sie unter, so ist kein Mittel im ! Stande, den Urtheilsspruch des Orakels umzustoßen. — In ^ den Gegenden, n'o diese Sitte gebräuchlich ist, sind die Mädchen so klug, sich bei dieser Wasserprobe hölzerner Nadeln ! zu bedienen, die sie in den"umliegenden Sträuchen pstücken, und so manche Brant hat das Orakel in ihrem Glauben wau-keni) gemacht. Am letzten Sonntag waren es drei Wochen, als ei,, junger kräftiger Bursche in seinem pittoresken Costume der Vretonen auf einem stolzen Esel daherritt in die Richtung von Morlaiv, mit der eineu Hand die Zügel haltend, während die andere ein junges schönes Mädchen festhielt, das sich zu ihm aus>dcn Rücken des Thieres geschwungen hatte. Und hurra/ hurra, hopp, hopp, hopp ging's fort im sausenden Galopp zum „Iungfernbründl," denn Sie haben errathen, daß es der Bläutigam war, der seine Braut zur Feuer- oder vielmehr zur Wasserprobe führte. Immer mehr entfernte man sich von den rauchenden Hütten und den blökenden Schafen, innner tiefer kam man in den Wald, der, dem dortigen Volksglauben gemäß, von Gnomen und Waldgeistern bewohnt ist, deren ^tinnnen man zuweilen in weiter Ferne unterschied. Dieses war wohl die Ursache der traurigen Stimmung, die sich plötzlich unseres Liebespaares bemächtigte, denn über das Resultat der Wasserprobe waren beide beruhigt; es gab kein braveres Mädchen auf 10 Stunden im Umkreise als Mar-garetha, und Jean war seiner Sache gewiß. Nach langem Ritt erreicht unser Paar die heilige Quelle, steigt ab und nähert sich langsam dem Orakel, Margucrite gibt ihrem Bräutigam die linke Hand, zieht mit ihrer Rechten eine Stecknadel aus ihrem Vusen und wirft sie mit lächelnder Miene in die Quelle. Aber. o Schrecken! statt oben zu schwimmen, geht die Nadel senkrecht zu Boden — und bleibt unten. Acht Uhr schlug es am Kirchthurme, als Jean seiner Vraut, mit der er seitdem kein einziges Wort gewechselt, an der Thüre ihres väterlichen Hauses im Dunkel der Nacht vom Esel absteigen half, sie auf die Stirne küßte und mit den Worten Abschied nahm.- Adieu, meine arme Marguerite, ich hatte Dich herzlich geliebt. . . . Das arme Mädchen, statt in's Haus zu gehen, wo sie den Eltern den satalen Spruch des Orakels hätte gestehen müssen, floh, ohne zu wissen wohin, sie fühlte, sie werde den Spott ihrer Kameradincu nicht ertragen, ohne den, den sie geliebt, nicht leben können. . . . Am andern Morgen fand man ihre Leiche in dem nahe gelegenen Teiche. Die Strenge des Orakels läßt sich leicht dadnrch erklären, daß die arme Margarethe in ihrer Naivetät, statt sich eines Dornes zu bedienen, wie es ihre erfahreneren ^ Kameradinen stets gethan, eine silberne Nadel aus ihrem ^ Busen zog, die sie von ihrem Bräutigam zum Geschenk er-! halten hatte. Verschiedenes. Das gelobte Land. Mr. Forsaith, ein in Neuseeland wohnhafter Ansiedler, schilderte in einet sehr interessanten Vorlesung, die er in London hielt, diese Kolonie als eine Art gelobtes Land, reich an Blumen und Südfrüchten, von stürm- ! freien Meeren umspült, mit einigen Spuren vulkanischer Ausbrüche, die jedoch in unvordenkliche Zeiten znrückweisen; denn ! seit ein Europäer es zuerst besucht, ist nicht der leiseste Erdstoß darauf verspürt worden. In d^r alten Mythologie der Einae- ! borenen sei von keinem höchsten Wcsen die Rede, sie wissen > bloß, daß vor der Schöpfung des Menschen-Geschlechtes die ^ Welt von Finsterniß bedeckt war. Zuerst, sagen sie, war der ! Gedanke, dann der Geist, dann der Stoff. Sie bekennen sich jetzt, fast ohne Ausnahme, zum Christenthum. Ihr Svrach-^ gebrauch deutet auf ein sanftes Naturell. Das Wort „Feind" kennen sie nicht, sondern gebrauchen dafür die Umschreibung ! »ein erzürnter Freund." Ein Häuptling setzte, nachdem er ^ einen Missionär predigen gehört, sogleich alle seine Sklaven in Freiheit. ! ' ' ° i Literarisches. Geibel. Neue Gedichte. Stuttgart 18^6. ! Gs sind sechözchn Jahre her, daß der ans Lübeck stammende, gegen- wärtig als Professor der Literatur in München lebende Geibcl seinen ! eisten Vaud Gedichte drucken ließ. Die Auflage gina, beim Brand dcr > Druckerei verloren. Kurze Zeit darauf erschien die zwrite Auftage. Seit-! den, sind die Gedichte Gcibcl's in vierzig Nufiagni erschienen ^ ein iü ^ der Geschichte der Literatur beispielloser Erfolg. Gs ist feinc leichte Aufgabe", Gcil'cl richtig zu würdigen; dnin der Orfolg seiner Gedichte , steht mit dem Wcrth derselben m gar keinem Verhältniß. Ihn hat die Zcit cmporgetragcu, oder besser, er ist berühmt geworden, weil er außer.- ! halb dcr Bahn stand, in welcher der Geist der Zcit sich bewegte. Die ! vierziger Jahre bilden einen Abschnitt in dcr Geschichte, in welchen» die politischen Interessen vor allen anderen in dcn Vordergrund traten. Alle Gemüther warcn gedrückt von der Schwüle der politischen Atmosphäre, und wurden aufgeregt durch das Partei-Geschrei, dic Läim-Signale dcr Tagespoetcn: das allgemein Menschliche trat ganz in dcn Hintergrund. Geibel's erstes Auftreten l-lieb in dem allgemciiun Lärm unbeachtet, bis man dcr ewigen Tiraden und Phrasen müde ward und aus dem Quell der wahren Poesie wieder schöpfen wollte. Da fand man dcnn in dcm ijVlirt ! dastehenden talentvoll,!! Geibel einen erwünschtc» Gegensatz zu der poli- ^ tischen Tendenz-Dichtung, (fr sang, was in jedem Herze» ein C'cho fand; j seine Lieder waren frei von den Geschmacklosigkeiten der politischen Dichter, nno hatten ül'crdicß einen ethischen Duft, der nach den wüsten Eraltationen allen Herzen ordentlich wohlthut. Zuetst erwarb er sich dic Welt der feinen ^ Salons, welcher dic einschmeichelnden Klänge besser behagten, als die wil-den Frcihcitsliedcr. Alsdann wandte sich ihm die pictistisehe Partei zu und diese wollte ihn zu ihrem Chorführer mache». Vor Nllcn abcr crwarb sich ! Geibel dic Gunst der Frauen, dir in seiner Poesie etwas ihnen Vcr- ! wandtes, etwas Weibliches zu finden meinten. Dic Frauen si»l> Gcibel i auch treu geblieben, namentlich die jnugcu, so daß Gcibcl's Ausspruch: j „Ich bin unsterblich, so lange es Backfische ans der Welt ! gibt," die richtigste Kritik ist. Dieß, sind dic Umstände, welche Geibcl ! emporhoben. — Wie steht es nun mit dem poetischen Werth seiner Dich- ! tungcn ? — Gcibcl ist Lyriker uud nur Lyriker, den» alle seine Versuche in ! einer andern Kunstsorm der Poesie sind ihm nicht gelungen, weil ihm die ! Kraft fihlt. Da abcr dic Lyrik dic uuti-rfic Gattung dcr Poesie ist, so ! geht daraus hervor, daß Geibel kein Dichter ersten Ranges ist. Abcr ! auch in dcr Lyrik nimmt er nicht dic oberste Stufe ei», dic ihm seine Anhänger gerne zusprechen möchten. Nenn ihm auch das sangbare Lied l gelingt, wenn ihn seine hohe Bildung vor Unklarheiten, sein geläuterter ^ Geschmack vor Trivialitätcu und Absurditäten bewahrt, wcnn seine Sprache ! melodisch und weich, seine Form durchsichtig und uutadelhaft. fcin,Aus> > druck wahr und natürlich ist, so geht ihm doch dcr höhere Schwung, dic tiefere Kraft uud Energie ab; selbst sein Idceukreis zeigt sich als ein bc- ! schränktcr, denn cS sind nur wenige Motive in seine» Liedern zu finden. ! Nur eins bleibt, durch das er über seine Zeitgenossen emporragt — dic Sittlichkeit, die alten seinen Dichtungen zu Grunde liegt, wcßwegcn ihn < sciuc frommen Verehrer gern zum ausschließlich „christliche»" Dichter ! stempeln wollten. So wenig es abcr Zweck deS Christenthums ist, Poeten hervor ubringeu (wie Herder sagt), so wenig ist es Zweck der Poesie, ^ der Religion dienstbar zu sein. — Nach den» ersten Band seiner Gedichte ^ erschien der zweite „Zeitstimme»" und der dritte ,,Iii»i'us-Lieder." Dic- ^ jenigc» von Gcibel's Verehre,», welche geglaubt hatten, er werde nun ^ immer Vollkommenen»; bringen,'fanden sich,insofern getäuscht, als zwar ^ alle Vorzüge Gcibel's sich auch hier wieder zeigten und ein sichtliches ! Streben nach Formvollendung offenbar war. aber doch der Quell der ! Poesie anfing seichter zu werden und das Feuer der Begeisterung zu ciner Studicrlampc hcrabsank. Nun meinte man. Geibcl habe die Lyrik ^ überwunden uud nähere sich dcr höheren Kunstform dcr Poesie, dem ! Drama, weil er den „Meister Andrea" schrieb. Allein der dramatische > Versuch machte s° vollständig Fiasco, daß Jedermann die Ueberzeugung fassen mußte, Geibel habe nicht das Zeug für das Drama. Nnn ist der Dichter wieder auf dein Felde dcr Lyrik erschienen mit einen, Bande „Neue Gedichte/' welche Anlaß dieser kleinen Betrachtung sind. ! Dicse „Neuen Gedichte" haden nur ein Verdienst, daß sie nämlich dar- ! thun. wie Geibcl's Muse ihrer Auflösung entgegengeht. Es scheinen ! überhaupt weniger neue Gedichte, als vielmehr eine Nachlese aus alten ! zn sein, die uns dcr Dichtcr als neue auftischt. War in seinen früheren Gedichten immer eine gewisse frische Färbung bemerkbar, faßte er die ! Dinge wahr und natürlich auf, und war er hie und da keck und an- ^ schai'.lich in dcr Darstellung, so scheint jetzt alles farblos, gemalt, ^ reöektirend und trocken. Ohne Tadel ist seine Form, seine Sprache ^ wie Musik, aber für cincn dürftigen Inhalt kaim das alles nicht entschädigen. Und daß sein Gedanken- und Idecnkrcis ein cngcr ist, dafür zeugt auch diese Sammlung, welche kein neues Motiv enthält. Doch, nehmen wir das Vnch zur Hand. Da treten uns zuerst „vermischte Gedichte" entgegen, denen wir hie u»d da schon begegnet sind, z. V. dcr Mythus vom Dampf. Vs ist dieß Gedicht woh! das beste in dcr ganzen Sammlung. Dann folgen ..Lieder ans alter und neuer Zeit," in denen cr seine alten Themata vom Sehnsucht-, Liebes- und Trcnnungssckmcrz auf's Neue varirt. Nu» kommen „Sprüche," Weis- ! heitsregcln, die oft nur zu wahr sind, auch wcnn man ne aus Gcibel z selbst anwendet, z. B,: ^ Mit uns'rer Tagskritik verdarb ich's leider, Daß ich sie nic um ihre Weisheit srug; Sie klopst »och stets die abgelebten Kleider, Die ich vor fünfzehn Jahre» trug. Das trifft vollständig ein; hat aber seinen Grund wohl darin, daß der Dichtcr »icht das Zeug bcsaß, sich ueue Kleider daraus schneiden zu lassen. — Auf die Sprüche solgt ein zweites Vuch „vermischte Gedichte," eine Ncihe „Distichen," uud ein Gedicht ..Judas Ischarioth," in welche,» dcr Dichtcr versucht hat, die Gcmüthsverfassung des größteil all.r Verräther und die nicht unedlen (?) Motive seiner That darzustellen; dann komme» einige Balladen und dcn Schluß »lachen „Tagc-buchblätter." — Wir sagte». Gcibcl habe nicht genug Gestaltungskraft, um epische Dichtungen zu schaffen, und dic Ballade» liefern einen neuen Beweis dafür. Gcibel ist zu weich, zu musikalisch, er verwendet auf die Form zu viel Fleiß, und so kommt es, daß seine Balladen, bei allem Wohllaut, doch matt sind. Geibel hat schon von Andern behandelte Stoffe genommen, wie z. V. „die Windsbraut," dic sich zur Windsbraut Kinkel's verhält, wie Wasser zu Wein. Geibeln ist »ur ein Mal ein epischer Wurf gelungen, in „Siq rd's Vrautfahrt." dessru Zauber indeß auch mehr in der reizende» Behandlung dcr Nibelungen-Strophe besteht. ^ Unsere Betrachtung schließend, können wir nicht umgehen zu bemerken, daß es besser wäre, wcnn Hr. Geibel sieb begnügen möchte mit dem großen Erfolg seiner früheren Gedichte, dcn sie nicht ganz verdient haben, uud daß er sich ein Beispiel nehme an Uhland, dcm sicher dcr Drang zum Produzircn nicht ausgegangen ist, dcr abcr dcm Publi-zircu ei» (5'ndc gemacht hat. und so der Welt stets als jugeudfrischer, nicht als altcrschwacher Dichtcr verblieben ist und verbleibe» wird. » ^. I. Theater in Laib ach. I'. In Pa l f^'s ..Zigcuucri»" bewährte sich Heir V i clcz izky (Thomas) als tüchtiger Sänger, besonders die Arie des 4. Aktes wurde von demselben mit ciner Vravour gesungcn, die ein»» allgemeinen Beifallssturm erregte. — Frl. Zo,"ck, durch welche der Titclpart vertreten war, leistete sehr GclnngcnsS; auch Herr Hajck wirkte entsprechend. Die Herren Maurer »nd Schmid genügten.-- Frl. Löwy (Zigcuner-königiü) sang im Duett d,s 'doch wäre es wünschenswert!), wenn sie sich strenge an dic Note» dcr Partitlir hielte und alle Ziererei fallen ließe. — Der Chor ließ. wie gewöhnlich. Manches zu wünschen übrig. Samstag den 17., zum Vortheile dcS Hrn. Brannhofcr, „Rothe Haare" und ..Gänschen vo» Buchenau." Besonders Gclungcues leisteten bierin die Herren Braun böser (Silberling) und Julius (Hase und Fink). —- Frl. Julius übertraf die Anforderungen, die man an eine Ansängcrin stcllcn kann. — Hr. Gei ßler (Wcudler) wirkte nach Kräfte,, störend ei», sonst konnten beide Stiickc in alle» Chancen gclungeu gruaunt werden. — Sonntag dc» 18, „Die Räuber auf Maria-Kulm." Gci»älde(?) aus der vaterländische» Gcschichte(?) von H'inr. Cuno. -^ Frl. Müller (Bibiana) wußte bei aller Uunatürlichkeit ihrcs Spiels einige Momente zur Geltung zu bringen, wofür ihr die Würdigung der Gallcrie zu Theil ! wurde. — Wacker hiclten sich indessen dcr grimmige Rüst (Hr. JuliuS) nebst seinen Kumpanen, wie auch ftin „Armes Täubchin." dic Nitterstcch-! tcr Leokadia (Frl. Julius). — Auch Hr. Müller (Ottomar) verdient ! lobcnd crwähnt zu wcrden. — I» Ncstroi's ..Vcrhänauißvollcr Faschings-^ nacht" wäre ein besseres Memorirrn am Platze gewesen; im Ucbrigc» lei-z steten die Herren Wittmann (Lorrnz) und Br aunho fer (Geck), wie ! Frl. Julius (Sefrrl) Lobeuswerthes. — Hr. Bö hm entsprach nicht. Druck und Verlag von Ign. v. Kleinmayr K» F. Vamberg in Laibach. — Verantwortlicher Redacteur: F. Bamberg.