■ ft -•>. i » -4. (BBDSBuSSkjA 47261 Der verfluchte Rechen (Parodie) jm +*■"■ % und der Kubuk (Fabel). Von / Mefistofelcs Blum. -^Xo'— Agram. National - Buchdruckerei des Dr. Ljndevit Gnj. 1865 . otoel}* I2L3 Der verftuclite Rechen. (Parodie.) Kail Regenmann aus Klappermiihl War in der acbten Scliul gewesen, Hat dort Gediegenes gar vie!,’ Doch Miserables auch gelesen; Im Herbste ging er auf Vakanzen Und brach mit Kraut und Knodeln Lanzen. Wie froh war nickt Grossmtitterlein, Die Tanten, Onkels, Nachbarn, Knecbte!? Selbst Drescher fielen jubelnd eiu: j" s Dies sei der Tag fur sie, der recbte!* 4 Grossmiitterlein sprach da kein Mahrlein, „Karl ist kein Bauer, nein — ein Herrlein!“ Der Schule Frucht sollt’ Weisheit sein, Koch Karl hat aus der Art geschlagen; Er will im schlichten Dorfelein Mit Niemanden sich gut vertragen, Vom Deutschen will er gar nichts wissen, — Wen Teufel soil dies nicht verdriissen! Grossmiitterlein gab manche Lehr’: „Karl sei gelassen, sei bescheiden!" Doch Karlchen brummte wie ein Bar, Und wollt’ sein Mutterdeutsch nicht leiden; Bespottelte keck einen Jeden, Und wollt’ „toujouis frangais" nur reden. Grossmiitterlein schluckt argen Zorn, Karl ist mit gar nichts mehr zufrieden, Und Audit sogar dem Alpenhorn, Das ihm gestdrt den Morgenfrieden, Um dodi sidi halbwegs anzunahern, f Ging „mon chqer Charles" friili zu den Mahern. ' ,j ■ H Trollt auf und ab im Morgennass, Und franzdsirt zu Alter Schrecken; Ein Rechen liegt im dichten Gras — Er tritt darauf, — des Rediens Stecken Fahrt ihm auf’s Maul, — zu sprecheh Hebt er gleich an: „Yerfluchter Rechen!“ Geliichter scholl von kreuz und quer; Karl griff an’s Maul: „Ach das ist bitter! Der Rechen, ungliickseliges Malheur, Schlug kraftvoll mich zum deutschen Ritter!" Von nun an ward er wohl bescheiden Und sprach nur deutscli zu Aller Freuden! 6 Was sich mit Karl begeben hat, Sei ein Exempel alien denen, Die ihre Heimat in der That Verachten, spotten und verkennen. Wer nicht die Muttersprach’ will sprechen, Dem fahre tiber’s Maul — der Rechen! V Der Kiikuk. (Fabel.) In ein Land, in dem es viel mehr Schein als Wahrheit, Zarte, weiche Klara’s mehr als Witz und Klarheit, Aufgedunsene, meist abgeschmackte Kniiblein Mehr fast gab, als in den dunklen Kiichen Schwablein. In ein Land, wo weise Vollbluts-Renegaten, Stammesbriider mit servilem Fusse traten; Wo verschmitzte Tintenfass - Despoten Pascha - Rollen spielen nach vergilbten Noten : In ein Land, wo Mercurs Sohn im Hasenfelle Pseudo - Politik verkauft nach Bratsch und Elle; 8 Wo die Narrenabende und Abendnarren Gleieh unbeliebt wie Corso-Affen waren: In ein Land, wo Schwalbenfracke gar nicbts minder Herrscheu wollcn, wie die gliinzendsten Cylinder; Wo so mancher blondbehaarte Aesop-Schluffel Triige, wenn er sie nur hatte, lange Stiefel: In ein Land, wo hergelaufne, freche Bocke, Ungestraft abfressen uns’re Blumenstocke, Bocke, die landeinwarts wohl nur deshalb springen: Weil auck Bbckleinsspriinge manchmal Bander bringen In ein Land, wo bleiche Krauterfilosofen Von irgend einem Rechenstiele wohl getroffen, Mit missverstandener Cultur den Geist bethoren, Bass sie das eig’ne Herz niclit schlagen horen: In dieses arrae Land zog einst ein Kukuklein Aus ferner Au, bescheiden, arglos, ein. Betrachten wir es nur bei vollem Lichte Mit Hide der Naturgeschichte. Und dass wir ja in ihm nieht fehlen, Soil aucli Line von ihm uns was erzahlen: Der Kukuk ist ein Vogel sonder Bull’; Selu- flatterhaft; tliegt ab und zu; Unruliig; ini Gemiith zerrissen; Moist unstiit, wie ein schlecht’ Gewissen. Die Federn sind melirt, meist grau; Raubvogelmiissig ist sein Bau; Am Schweife zeigt das Schwarz’^ und Weisse, Dass er vermuthlich so ein P r e u s s e. Er sckwirrt geheimnissvoll umher; Im Walde sieht man ihn selir schwer; Wenn keinen Laut von sich er gabe, Wiisst’ man liirwahr nicht, dass er lebe. Stets setzt er sich nur auf den Ast, 1st so der Biiume dunkler Gast; Das Hiipfen ist ilim ja Beschwerde, Und deshalb liebt er nicht die Erde. Fur Kreise passt er durchwegs nicht, Weil’s ihm an Freundlichkeit gebricht; Die andern Voglein leben schaarweis, Der Kukuk aber hochstens paarweis; Nie hat er welch’ Familiengluck Und halt sich darin sehr zuriick; Er, der mit Legen so gelitten, Der arme Teufel darf nicht briiten! Was thut er aber in der Noth? — Urn’s Morgen- oder Abendroth Fliegt er mit aller List herbei, Und legt in’s fremde Nest ein Ei. Die unschuldsvollen Lerchen sind Nebst andern Vogleins meist so blind, Dass sie den fremden Vogel briiten, Ja ihn mit aller Sorgfalt hiiten. Was thut das dumme Kukuklein? — Es will gleich Herr im Neste sein, Dehnt sich weit aus nach aller Breite, Und schiebt die Lercheleins zur Seite. Das Fatter, das die Lerchen bringen, Will es allein, allein verschlingen; \ So kommt es, dass die Lerchlein lungern V Und binnen kurzer Frist verhungern. Der Kukuk ist allein noch da, Geliebt vom Pseudo -Vater und Mama, Die ihre eig’ne Brut getbdtet, Dafiir das Kukuklein gerettet! So weit Lind. Das Kukuklein 12 Fliegt aus dem Neste in den Hain, i Mit sich ist es wold ganz im Reinen, Doch dort die alten Lerclien weinen. Was jiingst die alten Kukuke getkan, Fangt aucli der junge Kukuk an, Er sclireit und legt, wenn aucli nicht heuer, Auf’s Jahr in fremde Neste Eier! — Die Lerchen, sie weinten beinahe sich todt, • -i , • , 5 j •* Die Wangen so silbern, die Augen so roth, Die Voglein, die andern, sie weinten auch mit, Deshalben verstuimnte im Haine ibr Lied. Die Nachtigall wartete liinger nicbt zu, Die Thranen, sie stahlen ibr Lieder und Ruh’, Sie fliegt vor den schelmischen Kukuk und spricht Ihm Folgendes kiihn in das bleiche Gesicht: „Du, der du in scbwarzer Seele Birgst die finstersten Ideen, Denen du mit List geopfert Uns’re Lieder — Koripheen; Du, der du in unserm Haine, Wo wir her nur jubeln karaen, Wo wir Seligkeit nur traumten, Ausgestreut der Thrane Saamen; Du, der du in uns’re Kreise Wie ein Dieb hereingeflogen, Unser Heiligtbum entheiligt, Und manch’ Elternpaar betrogen; Du, der du mit frecher Kiihnheit, Hingeschmettert unsern Frieden, Dir sei Itacbe zugeschwoi;en! Scbrnach und Scbande dir hienieden! Als du einst aus fremden Landen Her in unsern Hain gekommen, Haben wir dich in die Mitte Off’nen Armes aufgenommen! Lebtest du in unsenn Haine Etwa nicht, wie unser Eines? Konntest du dir nicht erbauen Selbst ein Nest, ein niedlich-feines ? Musstest du die armen Lerchen, Meine Schwestern, so betriigeu ? Dass sie heut in heissen Thranen, Und dem Tode nahe liegen? Deine Brut hat uns’rer Lerchen Zarte, jiingste Brut getodtet, Mit dem Blute reinster Unschuld, Wurde dein Bastard gerettet! Fliehe hin, du Ungeheuer, Fliehe selbst vor eig’nem Schatten, Werde Beute des Gewissens Und vergeh’ vor dcrlei Thaten!! Lieber hatten wir statt deiner Falken, Adler, selbst Hyanen! Wo du immer weilen mogest, Folgen dir nur uns’re Thranen! Fort, nur fort aus unsera Blicken Kehre nie und manner wieder, Auf dass bier rings bald ertonen Uns’re frohen Jubel-Lieder!“