Vereinigte
Lalßacher Zeitung.
^50. 65.
Gedruckt mit Edlen von Kleinmayer'schen Schriften. Dienstag den i5. August  i3i5.
Kriegsschauplatz.
^ ie Uebcrgabe der Festung Landrecy an dcn Prinz August von Preußen, hat sich dadurch,beschleunigt, weil der vormalige vom König eingesetzte Kommandant, Oberst Fo-ras, den von Napoleon crnannren Kommandanten, an der Spitze von 100 Nazional-aarden mit der Pistole in der Hand nöthigte, selbe nach dem Wunsche der Bürgerschaft zu übergeben. Die Kapitnlazwn ist fast die ncm-liche wie bey Mauvcnqc, wovon Preußen auch so lange in Besitz bleibt, bis einerecht-maßige Regierung von Frankreich über ihr Loos entschieden hat.
Aus dem Hauptquartier der franz. Armee an der Loire bey Olioct, Orleans gegenüber, wo die wcisse Fahne auf der Brücke aufgerichtet wurde, istMarschaUDa-voust am 27. Iuly zu Paris angekommen. Nun haben fast die meisten Festungen und Staate, Ludwig den 18. anerkannt.
<W. Z.)
Die in der Gegend von Paris kantonircn-don Truppen der verbündeten Machte erhalten von ibren Wirthen nur noch die Wohnung. Ehen so hat der Kommandant der Ocsterreichischen Truppen zu Paris, Fürst Moritz v. Lichtenstein, mit demPrefektendcs
Seine-Departements die Uebereinkunft ge^ troffen, daß vom 27. Iuly an, die unter semem Befehle siehenden Offiziere uud Gemeinen von ihren Wirthen keine Nahrung mehr erhalten. Die Offiziere verkästen sich selbst, die Gemeinen bekommen ihre Razio-nen aus bierzu crrichteteu Vorratshäusern. Bey Valencienncs und Conde ist die Lage der Dinge noch immer dieselbe, wie sie bisher war, uud es scheint den Kommandanten mlt der Uebergabc nicht Ernst gewesen zu seyn. Man versichert Hieronimus Vonaparte liege in Valcnciennes verwundet.
Vorschrift über die Verpflegung des vreuß. Militärs: „Der Soldat erhält taglich zwey Pfund Roggen-oder Weitzenbrod, 1 Pfuud frisches Fleisch, 2 Loth Salz, 6 Loth Reis, oder noch einmal so viel an trockenen Hül-scnfrüchten, 6 Loth Butter oder Speck, 2 Maaß Vier oder cm Maaß Wein, is/, Ouar« Brauutwcin, 2 Loth Rauchtabak. Der Bürger muß dem Soldaten die Speisen kochen, wenn letzterer es nicht selbst thun will. Jeder Soldat erhält ein Bett, nähmlich eine Madratze und Kopfkissen, ein Leintuch unb eine wollene Decke.                     (P. Z.)
Oestreich.
Aus Briefen von Wien, erfahrt man, daß Se. k. k. Maj. sich von Paris über pyon und Turin nach Meiland begeben werden>
nm sich allda krönen zu lassen, Kaiser Alexander <oll nach beendigtem frieden gleichfalls nachfolgen. I. M. unsere Kaiserinn wurden vom Kaiser eil'.gcladen, nach Lyon zu kommen, und von d^ 'l.-te R"s: u^"h ^"'.^'and fortzusetzen: Nachdem Höchst'clöen die Reise über den M2nt::nis beschwerlich ist, rocrdcn ^Sie Sicb in Gesellschaft )^rer Frau Mutter, Er^erzoainn Beatrir, und den 2 altern Erzherzoginnen, gerade nach Mailand begeben, und dem erzh'erzoql. Hofe zu Mo-dena einen Besuch abstatten. Nach der Krönung begeben sich I. I. ??. M. nach Florenz, wo der König v. Sizilien, und die ehemalige Königinn von Hetrurien auch erwartet werden. Der Kaiser wird nach kurzem Aufenthalte in Florenz, über Venedig nach Wien zurückkehren; dagegen beißt es, die Kaiserinn werde sich in die Bader nach Pisa begeben, und allda den Wntter zubringen.                                             (S. Z.) D eu tsch l a n d.
Oessentliche Nachrichten ans Achen wollen
behaupten, am ,5.  Juli sey zu  Paris von
den hohen Monarchen ein wichtiger Entschluß
. wegen Elsaß und Lothringen gefaßt worden.'
(S. Z.) Trier vom 20. Julius.
Gestern früh um 6 Uhr ist eine Räuberbande Französischen Militärs aus Saarlouis in die Stadt Mcrzig eingefallen, die den Bürgermeister,   die Stadtrathe,  mit noch andern wohlhabenden Bürgern,  nebst den 3 Frauen zu Gcisseln machte, unter den größten Mißhandlungen eine halbe Stunde weit von da jenseits der Saar fortschleppte, und sie zu ermorden   drohte,   wenn    sie   nicht   gleich 10,000 Francs erlegen würden.    Jeder dieser Verhafteten ließ zwar, um frey zu werden, seine ganze Barschaft dahin bringen; selbige reichte aber nickt hin.   Mittlerweile   drangen die übrigen Spitzbuben, die zuFrey - Corps gehören, in die Laden und Hauser der reichsten Bürger von Merzig ein, nahmen alles, was in der Eile fortzubringen war, mit sich, führten überdicß noch 5o bis 60 Pferde des Ortes weg, und gingen gegen 11 Uhr, nachdem sie die Geisscln entlassen,  wieder in ihr Naubncst zurück'.    Andere in der Nabe gele-dene  deutsche Orte haben sie auf  ahnliche Weise   heimgesucht, und gedroht,   morgen Saarburg einen gleichen besuch zu machen,
und weiter auch auf Trier zu gehen. Morgen aber trifft das erste Bataillon des siebenten Landwehr-Regiments hier ein, das aus Loo W^nn besteht, und hinrei^ci; roi.d die hiesigen Drcnzcn zu decken; auch wird gegenwärtig, die Landwehr des Saar-Departements
Dte Leipziger Zcttnng enthält folgende Aufforderung der königl. Sächsischen gcdei-men Kriegskanzclley der Militär - Comnando-Sachen aus Dresden vom 1.^. Iuly: ,,Zur kpnjgj. Sacksischen geheimen Kricgskanzelley sind mehrere nicht unbeträchtliche srenwillige milde Beytrage für die Hinterlassenen nachstehender sieben Grenadiere, ncmlich 1) des Tambours Johann Gottfried K'anitz, ans Siptitz bey Torqau; 2 Gottlob Nhde, aus Oberpöllnitz bey Neustadt an der Orla; 3) Johann Gottlob Born, ans Bayern bey Herzberg; ^)Gottlieb Noacknick, aus Hoycrs-wcrda; 5) Johann Christian Scknecwald, aus Ga:'.glofff5mmcrn bey Wcissensee; ö)Gott-lieb Keller, aus Krieschwitz bey Planen; 7) Friedrich Kokott, aus Schlcpzig beyLüp-pcn, welche wegen subordinazionswidriger Vergehungen, in Gemaßheit der Befehle des Fürsien Blücher, erschossen worden sind, zur Vcrtheilung eingesendet worden. Es werden daher die Kinder und Eltern, und in deren Ermanglung die nächsten Verwandten obgenannter sieben Grenadiere aufgefordert, sich durch jh^re Obrigkeiten bey der obengcnanntcn Bebörde zu melden, damit ihnen auf dieftm Wege ihr Antheil zugeschickt werden kann."                           (W. Z.)
S ch w e i tz.
Am 23. und2.^ Julius sind zuGcnfmeh-rerc Gliederdcr Bonaparte'schen Familie und andere Franzosen, unter Bedeckung einiger Ocstcrreichischen Offiziere, zu Sccheron im englischen Gasihofc angekommen; ncmlich , 1. Bonaparte's Mutter mit ihrem Bruder dem Kardinal >>csch, die beyde sogleich wieder in einem Wagen zu sechs Pferden, von 3 andern Wagen begleitet, aufdc r Strasse nach dem Simplon abreisten: 2. die Gräfin von St. Leu. Sie soll Erlaubniß erhalten haben, das Landhaus, welches ihre Mutter die Kaiserin Josephinc vor einigen Jahren zu Preg-ny im Landchen Ger gekauft, zu bewohnen; 3. Herr und Frau Märet (Vassauo).   Die-
se letzter,: kaben, sagt man, bey der Tagsatzung um Erlaubniß nachgesucht, sich in der Schweitz aufzuhalten.                 (W. 3-)
I r a l ! r n.
Nun sind alle in Livornogestandenen östcr. Truppen gegen Nizza abgesegelt. In dcn zurückerhaltenen Provinzen wird vom Pabstdcr alte und neue Adel beibehalten, so wie auch Ancona ein Freihafen bleibt.       (W. Z.)
Frankreich.
Briefe aus dem Eisaß sagen: die verbündeten Generale kennen dcn Geist der von ihnen besetzten Provinzen genau,   nnd lassen keine unzeitige Schonung eintreten.    Colmar Müblhauscn und Altkirch mußten nebst ihren Bezirken   folgende   Requisitionen    für   das Blockadckorps von Hüningen leisten: 18,680 Porttonen Brod auf,'; Tage, 35« Ochsen, 118 Zentner Reiß, 870 Metzen Hader, 6g0Zent> ncr Heu, ^00 Bund Strob, 20 Zentner Salz, i85 Eimer Brandwein und 200Eimer Wein; dieß vorläufig binnen 3 Tagen. Ferner 60,000 Franken in/, Tagen, 10,000 Ellen Leinwand, 1200 Arbeiter auf 1/,. Tage, 600a Schaufel», 2000 Klafter 6 und völliges Bauholz, ^00 Bretter binnen 2 Tagen, 800 Latten, 10,000 Lattennagcl,  verschiedenes Schanzgcrathe, 5ooo Eimer Wein binnen i/Z Tagen , 1^0,000 Franken binnen 1^ Tagen, 50 Zentner Salz vmncn 8 Tagen,  ^00 Fasser Mebl,  8038 ^aar Schuhe binnen 10 Tagen,  8^0 Paar ^ / ^^. Ellen araues Tuck zu Mänteln, ^^uen weißes Tuch, 80 Ellen schwarzes 70 ^lien gelbes , 6000 Ellen Leinwand binnen 10 H.agcn. Colmar. allein 8000, Burgliber bo,000 Franken.   Als diese Requisition gc-letstet war, folgte eine zweite, nicht viel gc-nngcrc; abnliche Requisitionen werden aller Orten im Elsaß ausgeschrieben -. die Requi-Ntio'^ für das «udliche Elsaß von 6 Millionen Franken mit einem Sons Zulage aufden Franken ist bekannt.
Nachrichten ans London melden : Vonaparte glaubte in dem Augenblicke; wo er den Vellcrophon bestieg, daß man ihm die seinem ehemallgcn Range gebührenden Ehrenbezeugungen wtderfahren lassen würde; aber der Kapitän neß ihn allein in ein Offizicrszimmer treten und stellte zwei Sclnldwachen vor die Thüre. Einen Augenblicke nachbcr kam man in das Zimmer und fand ihn in Thränen zerfließend.                                   (V. v. T.)
Unter dcn Personsn, welche am 12. Iult dem Könige aufwarteten, befand sich auch ein Mann in der einfachen Uniform eines Grenadiers von der Nationalgarde. Es warder Marschall Macdonald. Der König schenkte ihm sein rcich mit Diamanten besetztes Bildniß, mit dem Beifügen: „Es thue ibm Leid, daß er dem Marschall kciu einfacheres Gemälde anzubieten habe.                             (S. Z.)
Verzeichniß der mit dem Napoleon auf dem Belleropbon eingeschifften Personen: Gen. Lieut. GrafVcrtrand, Großmarschall des Pal-lastes die Gräfin Vctrand und drey Kinder, die General. Lieutenante Herzog von Rovigo und Lallcmand; die Marechaur de Camp und Adjutanten Napoleons, Baron Gourgandund Montl)olon-Gemonville; die Grasin Montho-lon-Scmonville und ein Kind; der Staatsrath Grafde Las Cases und sein Sohn; die Ordonnanzoffizier? de Rcsigny und Planat,Eskad-ronschefs,ulch derLieutenantAutric; der Eskadronschef (Schulz; Pointkorski und Mercher , Kapitäne; Napoleons Chirurg." (Hierauf fdlgen die Namen von 40Personen , welche die Suite Napoleons ausmachen, nud von andern mit ihm eingeschifften Reisenden.       <S. Z.)
Um die verbündeten Heere ordnungsmäßig zu verprooiantircn, und dem Lande nicht zu lästig zu fallen, ist eine Administrativ-Kommission zu Paris errichtet worden, um die dicsfälltge Leituug zu fuhren, wonach alle Geldcintreibuugeu aufzuhören haben.
In der königl. Verodnung vom 18. Iul. steht gleich im ersten Artikel, daß dem Konig bis mm i. Iuly 1816 keine Ernennungen uud Beförderungen weder für die Land-noch Seemacht vorgelegt, oder darum nachgesucht werden sollen. In einer andern vom 23. Iuly genehmigt der König dcn Beschluß des Pariser Munizipal - Raths, vcrmog welchem der Stadt die Summe von 9 Mill. 6l9,5oo Franken zur Bestreitung des Unterhalts der verbündeten Truppen auserlegt wird. Am 27. Iuly war die Herzogin von Angouleme zu Paris angekommen. Als Minister dcs königl. Hofhalts wird der Marschall Macdonald genannt.                        "   (W. Z.)
Die Veftstigungswerke auf den Anhöhen von Paris sotten nun nächstens zerstört wcr-den.
Die beyden Strassen, welche man bisher Jena und Austerlitz nannte, führen in Zukunft den Nahmen, die Esplanades des Invalides.
Mürat bcsindet sich noch auf dem Landhanse des Generals Lallemant bey Tonlon. Er bat von dem zu Marseille kommandiren-dcn General Pcrregmond Nci^epässc verlangt, die ihm aber abgeschlagen worden find.
Der berüchtigte Convcntsdeputirte, Mal^ lärme, der zwey und dreyßig junge Mädchen aus Vcrdun zur Guillotine befördert, auch seiner Zeit den Brüßlern so viel Herzeleid zugefügt hatte, und jetzt Unterpräfekt von Avesnes war, ist von den Pr^ntzcn verhaftet, und unter sicherer Bedeckung nach Deutschland fortgeführt worden. Hoffentlich, fügen Berliner Blätter hinzu, wird ein schweres, aber gerechtes Strafgericht endlich diejenigen treffen, welche in Frankreich sowohl als im Auslande unsägliches Unglück gestiftet haben.                 (G. Z.)
Großbritannien.
Englischen Blättern zufolge blockirt jetzt der Amerikanisch^ Commodorc Dccatnr, nach dem glänzenden Siege über die Algierer, deu Hafen von Algier, und verschasst so mehreren bandelndcn Nationen von Enropa Nul»e und Sicherheit in ihrer Schisss^rt. (G. Z.)
Eine junge schöne sehr gut gekleidete Dame' wurde FrcytaH Abends von il'.rem Manne auf dem SmttbMd - Markte fcilgcdotbcn. Eine seidene Schnur umschlang is^rc Achselii, welche ein prachtiger Spitzcnschlcycr umhüllte. Zuerst wurde sie zu 80 Gulnecn ausgeboten, uud endlich um 5o zugeschlagen; der Käufer gab sein Pferd, das er ritt, noch in den Kauf. Die Dame nnd ibr Käufer verliessen gleich darauf den Markt, und fuhren in einer prächtigen Kalesche davon, die auf sie gewartet hatte.                        (W. Z.)
Niederlande.
Der ganze Verlust der niederländischen Armee in den Schlachten vom i5. bis 18. Iuny beträgt an Todten und Vermißten: 27 Offiziere und 20^8 Unteroffiziere und Soldaten; an Verwundeten: n5 Offiziere und 1936 Unteroffiziere und Soldaten; an Pfcr-Hen: i63o.                                  (S. Z.)
Der König bat den militärischen Wilhelmsorden crncnert, und zu Großlrcuzcn ernannt,   Se. kön. Hoh. den Prinz von Ora-
nien, und Prinz Wilhelm von Preußen, Herzog von Wellington, den Fürst Blücher und die Generale Grafen von Bülow und von Gneisenan. Zu Commandeurs: den Prinz Friedrich von Oranicn, die General-Lieutec uauts Cbaffc, Collärt und Perponcher, die General - Majors Constant - Rcbeeque und Trip. :c.                                     (W. Z.)
Unser König hat der Wittwe des anf dem Schlachtftldc gebliebenen Gen. v. Mcrle nebst der gesetzlichen Pension, eine Gratifikation von 2(X)O ft., und eine jährliche Zulage von 6no fi. zur Erziehung ihres Sohnes bewilliget, und letzteren in die Militärschule zu Dclst aufnehmen lassen.                 (P. Z.)
Dänemark.
Das Dänische Hülfs-Corps von i5,cx)0 Mann, welches sich zur Armee unter Lord Wellington begibt, besteht ans ^Brigaden, unter den Befehlen des General-Majors 0. Bächmann , des Obersten Costonier und Waldeck. Den Oberbefehl darnbcr fährt der Prinz Friedrich von Hessen. Die Rciterey besteht aus ic> Schwadronen, und die Artillerie aus /l Batterien, jede zu 10 Kanonen.
Der neue Wagen, durch welchen jetzt die Vricfpost durch Seeland geführt wird, ftat eine sonderbare Gestalt. Er gleicht einer Tonne, und ist der Länge nach mit scharfen eiftnen Stacheln beschlagen, welche jedes Aufsitzen verhindern. An den Seiten ist das königl. Dänische Wappen angebracht. W.Z.) M i s c e l l e.
Dieser Tage fragte Ludwig den Lord Wellington, wie alt er sey. — Sire, ich bin im Fahre 1768 geboren. — Und Bonaparte auch, erwiederte Se.M., die Vorsehung war uus diese Enschädigung schuldig.
Als eine erlauchte Person die Gcfangen-nehmuug Bonaparte's durch das englische Linienschiff der BeUerophon erfuhr, meldete sie diese Nachricht einen Prinzen cmS ihrer Familie mn folgenden Ausdrücken: ,,Die Fabel ist zur Wirklichkeit geworden; die Cbimära ist in dcr Gewalt dcsBellcrovbon, und die<'es-mal wird sie ihm nicht entkommen.   (P. Z.)
Wechsel-Cours   in Wien am F. August 181g.
Conventionsmüuze von Hundert 3^8 3f8 ft>