Preis ganzjährig: Österreich T50 8, Deutschland 2 Mark. Italien 6 Litre, Ungarn 2-50 pengö, Tschechoslowakei 12 ČTC, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2*50 Franken, übriges Ausland 2 Soldmark. Unser heiliger Vater Pius XL hat wie schon früher Papst Pius X. der "Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Aposto-lischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. fDit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Grixen, Grünn, ©raz, lüeitmeritz, lüinz, Olmütz, Marburg, Drient, Driest und Wien und Druckerlaubnis des Seneralobern. Keft 8 u. 9. August-September 1930. XXXIII. Jahrgang. 6t Augustin. Am 28. August dieses Jahres feiert "die christliche Welt den 1500. Todestag des größten abendländischen Kirchenvaters, des hl. Augustinus. Aus diesem Anlasse wurde auch der 30. Eucharistische Weltkongreß in Nordafrika, der Heimat des Heiligen, abgehalten, und Papst Pius XI. erließ am Osterfeste ein Rundschreiben, in dem er die Verdienste des Bischofs von Hippo der katholischen Christenheit in Erinnerung bringt und zur Nachahmung seines Tugend-beispiels auffordert. Denn, obschon Aurelius Augustinus in den ersten christlichen Jahrhunderten lebte, steht er den Menschen von heute doch sehr nahe. Das früh verirrte Kind, der in den Ketten der Sünde schmachtende Jüngling, der durch die Nacht des Zweifels tastende Mann, der nimmermüde Wahrheitsforscher, der ruhelose Gottsucher, der schwerringende Mensch Augustin sprechen gewaltig zum Herzen des modernen Menschen. Der unerschrockene Glaubenskämpfer, der demütige, liebevolle Heilige, der Riesengeist im Reiche des katholischen Gedankens kann und soll auch heute noch Mahner und Führer sein. Augustinus wurde am 13. November 354 zu Tagaste, einem Städtchen in der römischen Provinz Afrika, geboren. Sein Vater Patrizius war noch Heide, seine Mutter Monika Christin. Die Elementarschule durchlief er in Tagaste selbst; das Studium der Grammatik, das auch das Allgemeinwissen einschloß, führte ihn mit 13 Jahren in das 24 Kilometer von Tagaste entfernte . Landstädtchen Madaura. Drei Jahre später begann er in Karthago das Studium der Rhetorik, der Philosophie und des Rechtes. Mit 20 Jahren hatte er seine Studien in der damals üblichen Form beendet. Noch weitere sechs Jahre verblieb er in Karthago als Lehrer der Beredsamkeit. Dann begab er sich, ohne von seiner Mutter Abschied zu nehmen, heimlich nach Rom und hierauf nach Mailand, wo ihm nach harten Seelenkämpfen vom hl. Ambrosius das Sakrament der Taufe gespendet wurde. Augustinus zählte damals 33 Jahre. Seine fromme Mutter Monika hatte sich alle Mühe gegeben, in die Seele ihres Erstgeborenen den Samen des christlichen Glaubens zu streuen. „Schon als kleiner Knabe", erzählt Augustinus, „hörte ich von den Verheißungen des ewigen Lebens. Ich wurde bezeichnet mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes. Meiner Mutter ganzes Hoffen stand auf dir, o Gott!" Aber erst nach Jahrzehnten trug diese Glaubenssaat ihre goldene Frucht. Schon während Augustin die Grundschule besuchte, offenbarte sich in erschreckender Weise die vom Vater ererbte leidenschaftliche Natur des Knaben. Trotz seiner glänzenden Geistesanlagen fand er riet er bald auf die abschüssige Bahn des am Lernen keine Freude und suchte Eltern Lasters. „Aus dem Strudel der Jugend-wie Lehrer durch Lügen zu täuschen. In den kraft, aus dem Schlamm der Begierden stie-Knabenspielen, denen er sich mit allem Ehr- gen Nebel auf und umwölkten und umfin-geiz hingab, scheute er vor Betrug nicht zu- sterten mein Herz. Wirr durcheinander worück. Alles Mahnen und Warnen der wach- gend rissen sie meine junge Seele durch die Der hl. Augustin. samen Mutter vermochte nichts über seinen Abgründe der Leidenschaften und ließen sie Trotz. „Wurde ich ertappt", gesteht er untergehen im Schlamm der Missetaten, selbst, „so tobte ich lieber, als daß ich nach- Die besorgte Mutter", schreibt Augustinus gegeben hätte." weiter, „erbebte in Angst und heiligem Sobald dann der Dreizehnjährige nach Schrecken und fürchtete für mich. Ich erin-Mädaura kam, begannen bittere Jahre für nere mich, wie sie mit inständigem Eifer die hl. Monika. Durch schlechte Kamerad- mich ermahnte, daß ich nichts Unlauteres schäften, gefährliche Lektüre und sittenlose tun solle. Ich hielt das für weibische Er-Theaterstücke, die der Student besuchte, ge- Mahnungen und glaubte mich schämen zu müssen, wenn ich ihnen folgte." In diesem traurigen Seelenzustand bezog Augustin mit 16 Jahren die Hochschule der Landeshauptstadt Karthago. Spielend eignete er sich das gebotene Wissen an, so daß er alle seine Mitstudierenden rasch überholte. Die Großstadt aber mit ihren rohen Fechterspielen, ihren sittengefährlichen Unterhaltungen und ihrer ausgelassenen Jugend verstrickten ihn noch mehr in die Netze der Leidenschaft. Er geriet unter den Einfluß eines jungen Mädchens, das ihm einen Sohn schenkte. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Augustinus verließ den Glauben seiner Mutter und schloß sich der Irrlehre der Manichäer an. Zwar konnten einem so scharfen Denker die Widersprüche in der Lehre dieser Sekte nicht verborgen bleiben, weshalb er sich nach einigen Jahren wieder von ihr lossagte, ohne jedoch zum Glauben seiner frühesten Kindheit zurückzufinden. Statt die Taufe zu empfangen, wozu ihn seine heilige Mutter drängte, entfloh er nach Italien. Der 26jährige war ein vollendeter Zweifler geworden. In Mailand erhielt er eine staatliche Lehrstelle. In jener Stadt sollte sich sein Schicksal wenden. Augustin besuchte zunächst aus Neugierde die Predigten, des hl. Ambrosius, des Bischofs von Mailand. Durch Gottes Gnade schwanden allmählich seine Vorurteile gegen den katholischen Glauben, die Sekte der Manichäer erschien ihm immer mehr abscheulich, dagegen gewann die Heilige Schrift allmählich Anziehungskraft auf seinen Geist. Auch philosophische Schriften über den Neuplatonismus, die er kennenlernte, vermittelten ihm tiefere Währheitserkennt-nisse. Weit mehr zum Glauben brachte ihn aber die Lektüre der Briefe des hl. Paulus und die Aussprache mit dem greisen Priester Simplizian, der auch dem hl. Ambrosius Führer und Meister gewesen war. Inzwischen hatte das blutende Herz der Mutter Monika in der Heimat längst keine Ruhe mehr gefunden. Sie war ihrem verlorenen Sohne nach Rom und Mailand nachgeeilt. Es begann nun das letzte Ringen der heiligen Mutter um das verirrte Kind, bis nach zwei Jahren weiteren heißen Gebetes die Stunde der Bekehrung für Augustinus schlug. Es war im Sommer 386. Augustinus stand im 32. Lebensjahre. Da besuchte ihn eines Tages ein Landsmann namens Pon-tizian, ein vornehmer Hofbeamter, und erzählte ihm von dem Heldentum der ägyptischen Mönche, besonders des hl. Antonius. Durch einen Zufall hatte das Gespräch diese Wendung genommen. Der Hofmann schilderte weiterhin auch ein Erlebnis, das er in nächster Nähe geschaut hatte. In Trier waren bei einem Spaziergang, den er mit drei Freunden machte, zwei von ihnen plötzlich durch die Lebensgeschichte des hl. Antonius und durch die Beobachtung des Lebens der Trierer Mönche zu dem Entschluß gekommen, sofort die Welt zu verlassen und diesen Heiligen gleich zu werden. Dieser Bericht entfesselte in Augustinus einen letzten, bis in die tiefsten Tiefen dringenden Seelensturm. Er erkannte klarer als je die Häßlichkeit seines eigenen Innern. Verstörten Gesichtes und Sinnes begab er sich darauf zu seinem Freunde Alypius und rief: „Wohin lassen wir es kommen. Ungelehrte stehen auf und reißen das Himmelreich an sich. Und wir mit unserer Gelehrsamkeit wälzen uns im Laster. . An die Wohnung stieß ein Garten. Dorthin gingen die beiden. Dort nun fand dieser Seelenkamps von weltgeschichtlicher Bedeutung seinen würdigen Ausgang. „Ich warf mich, ohne zu wissen wie", bekennt Augustinus, „unter einem Feigenbaum nieder und ließ meinen Tränen freien Lauf. Und wie Ströme brach es aus meinen Augen, dir, o Gott, ein wohlgefälliges Opfer. Ich weinte in der ganzen Bitterkeit meines Herzens. Und siehe, da höre ich aus einem benachbarten Hause die Stimme eines Knaben oder eines Mädchens in singendem Tone sagen und öfters wiederholen: -Nimm und lies? Ich begann angestrengt nachzudenken, ob die Kinder bei ihren Spielen etwas Derartiges zu singen oder zu sagen Pflegen, und entsann mich nicht, jemals solches gehört zu haben. Da hemmte ich den Strom meiner Tränen und stand auf; konnte ich mir doch keine andere Erklärung geben, als daß eine göttliche Stimme mir befehle, die Schrift zu öffnen und den ersten Abschnitt zu lesen, auf den ich stoße. Daher kehrte ich eiligst auf den Platz zurück, wo Alypius saß. Dort hatte ich die Briese des hl. Paulus liegengelassen. Ich griff nach Freundes zurück, wo er sich der Abfassung ihnen, öffnete sie und traf auf die Stelle: verschiedener philosophischer und rhetori- ,Nicht in Schmausereien und Trinkgelagen, scher Schriften widmete und in Ruhe und nicht in Schlafkammern der Unzucht, nicht Sammlung sich auf die Taufe vorbereitete, in Zank und Neid, sondern ziehet an den die er am Osterfeste des folgenden Jahres Herrn Jesum Christum und pfleget nicht des 387 empfing. Alsbald faßte er nun den Ent-Fleifches in seinen Lüsten' (Röm. 13, 13 ff.), schluß, mit seiner Mutter in die afrikanische Ich wollte nicht weiterlesen, es war auch Heimat zurückzukehren. In der Hafenstadt nicht nötig, denn bei dem Schluffe dieses Ostia erkrankte St. Monika und starb schon Satzes strömte das Licht der Sicherheit in mein Herz ein und alle Zweifel der Finsternis verschwanden." Das beharrliche Beten und die Tränen der hl. Monika hatten eine überreiche Er-hörung gefunden. „Sie jubelte beim Empfang dieser Freudenbotschaft und frohlockte und pries dich, o Gott, der du die Macht hast, mehr zu geben, als wir erbitten und verstehen." Noch im Herbst desselben Jahres gab Augustinus sein Lehramt in Mailand auf und zog sich auf das Landgut eines nach wenigen Tagen. Ihre Lebensaufgabe, die Rettung ihres Sohnes, war erfüllt. Im Jahre 388 weilte Augustinus wieder in seiner Heimatstadt Tagaste, wo er mit gleich-gesinnten Freunden eine Art klösterlichen Lebens führte. Vier Jahre später wurde er zu Hippo, wo er sich vorübergehend aufhielt, vom Volke zum Priester begehrt. Nach heißem Widerstreben willigte er ein und empfing, 37jährig, die Priesterweihe. Der Ruf seiner Gelehrsamkeit und Heiligkeit war schon weithin gedrungen. Im Jahre 394 ernannte ihn der altersschwache Bischof von Hippo, Valerius mit Namen, zu seinem Hilfsbischof. Und als Valerius nach etwa lVz Jahren starb, wurde Augustinus zum Oberhirten der kleinen Diözese erwählt. Die Obliegenheiten eines altchristlichen Bischofs waren teilweise anders geartet als in der Gegenwart. Er hatte vor allem das Predigtamt zu verwalten. Echte Augustinus-Predigten sind noch 517 erhalten. Sie bilden indessen nur einen kleinen Bruchteil der geistlichen Reden, die der Heilige in seiner 35jährigen bischöflichen Amtstätigkeit an das ihm begeistert anhängende Volk gerichtet hat. Viele Sorgen bereiteten dem altchristlichen Bischof die Wohlfahrtspflege und die Karitas, die ganz in seiner Hand lagen. Weit mehr aber noch die Ausübung der Zivilgerichtsbarkeit, zu der die kaiserliche Gesetzgebung die Bischöfe heranzog. Des hl. Augustinus weltgeschichtliche Bedeutung liegt aber nicht in der Erfüllung der gewöhnlichen bischöflichen Obliegenheiten, sondern in seinen Kämpfen gegen die Irrlehren jener Zeit: die Manichäer, die Donatisten und Pelagianer; Kämpfe, die der große Lehrer hauptsächlich durch seine zahlreichen, philosophischen und theologischen Werke führte und entschied. Durch diese Tätigkeit des Heiligen wurde eine Zeitlang die unbedeutende Stadt Hippo zum geistigen Mittelpunkt der katholischen Kirche. Dort wurden Kämpfe von höchster Tragweite für die damalige Zeit und die folgenden Jahrhunderte sieghaft ausgefochten dnrch einen stillen Mann mit einem Adlerauge und einem liebeglühenden Herzen, den die Vorsehung in die Irre hatte gehen lassen, damit er später eine Welt aus den Schlingen bestrickender Verirrungen löse. Dieser Riesengeist hat die ganze Kirche erleuchtet. Mit Recht konnte ihm der hl. Hie-ronymus von Bethlehem aus schreiben: „Heil dir, Augustinus! Dich preist der ganze Erdkreis als den Wiederbegründer des alten Glaubens." Und jetzt nach 1500 Jahren darf man getrost sagen: Jahrtausende tauchen in das strahlende Licht dieser Geistessonne und laben sich an ihrem Glanzet (Schluß folgt.) Der Eucharistische Kongreß in Tunis-Karthago. Der erste internationale eucharistische Kongreß wurde im Jahre 1881 zu Lille in Nordfrankreich abgehalten. Seither haben diese gewaltigen Veranstaltungen zu Ehren des Allerheiligsten Sakramentes die Runde durch die katholischen Großstädte Europas und durch alle Erdteile gemacht, Afrika allein ausgenommen. Im Zeichen des 1500jährigen Augustinusjubiläums sollte nun dieses Jahr auch dem schwarzen Weltteil das Glück beschieden sein, dem euchari-stischen Gottkönig in feierlichster Weise zu huldigen. Der Schauplatz des Kongresses leuchtet nicht so sehr durch seine Gegenwartsbedeutung hervor, als vielmehr durch die Fülle altchristlicher Erinnerungen, die er in sich birgt. Tunis war schon im Altertum bekannt, aber neben Karthago ziemlich bedeutungslos. Im 7. Jahrhundert eroberten die Araber das ganze tunesische Gebiet. Der heilige König Ludwig IX. von Frankreich wurde auf einem Kreuzzuge gegen Tunis von einer Seuche hinweggerafft. Einen glücklichen Kampf gegen den gefürchteten Seeräuberstaat führte 1535 Kaiser Karl V. Im Jahre 1574 kam Tunis unter türkische Herrschaft, wurde aber seit 1705 von einem einheimischen Bey regiert. Erst nach der Eroberung des angrenzenden Algier durch die Franzosen 1830 konnte das Seeräuberwesen gänzlich unterdrückt werden. Seit 1881 ist Tunis französischer Schutzstaat. Der Bey ist zu einem Scheinherrscher herabgesunken, zu einem völlig von Frankreich abhängigen Schattenkönig. Etwa 20 Kilometer von Tunis-Stadt entfernt liegen die Ruinen des alten Karthago. Auf einem schmalen Landstreifen führt die elektrische Kleinbahn mitten durch beit Strandsee nach Karthago, das der Sage geiuäß um 800 vor Christus von der phöni-zischen Königin Dido gegründet wurde. Dank seiner günstigen Lage blühte es rasch auf. Karthagische Schiffe kreuzten an allen Küsten des Mittelmeeres und karthagische Karawanen holten reiche Schätze aus dem Innern Afrikas. Dadurch geriet das karthagische Reich in Todfeindschaft mit dem aufstrebenden römischen Reich. Der Kampf um die Weltherrschaft zwischen beiden Reichen endete im Jahre 146 vor Christi Geburt mit der restlosen Zerstörung des seegewaltigen Karthago. Was von 700.000 Menschen noch übrig war, wurde in die Sklaverei geschleppt. Die römische Kaufmannschaft hatte ihre Ziel erreicht. Indessen lag der Platz, wo Karthago gestanden, zu günstig, als daß er in jenen Jahrhunderten dauernd hätte unbesiedelt bleiben können. Cäsar und Augustus ließen die Stadt wieder erstehen, die sich so mächtig entwickelte, daß sie nach Rom, Alexandrien und Antiochien die vierte Großstadt des römischen Kaiserreiches war. Als aber im 5. Jahrhundert die Vandalen von Spanien aus Nordafrika eroberten, fiel 439 auch Karthago in ihre Hände, das sie zur Hauptstadt ihres Reiches erkoren. Im Jahre 697 erlag Karthago dem Ansturm der Araber. Das römische Neu-Karthago war der Mittelpunkt des Christentums in Nordafrika. Seine Bischöfe hatten den Vorrang vor allen übrigen Oberhirten der afrikanischen Kirche. Zeitweilig waren an 300 Bischöfe von dem Metropolitansitz in Karthago abhängig. Die Stadt zählte 22 Kirchen, darunter eine großartige neun* schiffige Basilika. In den schrecklichen Christenverfolgungen durch die heidnischen Kaiser und Statthalter sind im Amphitheater Karthagos Ströme von Märtyrerblut geflossen. Während der Verfolgung durch Septimius Severus errangen im Jahre 203 die heiligen Frauen Perpetua und Felizitas die Palme des Martyriums. In der Verfolgung des Kaisers Decius wurde der hl. Cyprian, der Erzbischof von Karthago, der Märtyrerkrone teilhastig. In dieser Stadt lebte und schrieb der heißblütige .-Tertulian. Daselbst fiel unter Führung des hl. Augustinus die Entscheidung in den Glaubens- und Geisteskämpfen gegen die Irrlehren der damaligen Zeit. Nach der Eroberung durch die Araber versank das afrikanische Christentum in Todesstarre. Erst nach der Besitzergreifung Algiers durch die Franzosen lebte es wieder auf. Papst Leo XIII. stellte das Erzbistum Karthago wieder her und ernannte den späteren Kardinal Lavigerie, den Stifter der Weißen Väter, zum Primas von Afrika. Auf dem Burghügel des alten Karthago errichtete Lavigerie seine Kathedrale nebst dem Priesterseminar. So wurde Karthago in unserer Zeit der Ausgangspunkt für die missionarischen Unternehmungen der Weißen Väter im ganzen schwarzen Erdteil. Der Verlauf des Kongresses. Als seinen Vertreter hatte der Heilige Vater den Kardinal Lepicier entsandt. Der Klerus war zahlreich erschienen. Man zählte mit Einschluß des päpstlichen Legaten acht Kardinäle, 150 Erzbischöfe, Bischöfe und Prälaten und etwa 5000 Priester. Die Zahl der auswärtigen Besucher wird auf 20.000 beziffert, davon 4000 Franzosen. Für die Kongreßteilnehmer waren eigene Zeltlager errichtet worden. Viele verbrachten auch die Nächte auf ihren Dampfern. Der Kongreß begann am Mittwoch den 7. Mai und endigte am Sonntag den 11. Mai. Die Botschaft des Papstes, die in der Kathedrale von Tunis verlesen wurde, und die Rede des Kardinallegaten übertrugen Lautsprecher auf den großen Platz vor der Kathedrale, wo sich eine gewaltige Volksmenge angesammelt hatte. Der Donnerstag war zum eucharisti-schen Kindertag bestimmt. Vormittags empfing die vieltausendköpfige Schar im Stadion von Tunis die heilige Kommunion, am Nachmittag huldigte sie, Palmen in den Händen tragend, dem eucharistischen Heiland im Amphitheater in Karthago, wo so viele afrikanische Märtyrer unter den Zähnen der wilden Tiere ihr Leben für Christus geopfert haben. Am Freitag hielten die verschiedenen Sektionen ihre Versammlungen ab. An der folgenden Generalversammlung nahmen etwa 20.000 Personen teil. Bei Einbruch der Dunkelheit begann im Amphitheater zu Karthago eine eindrucksvolle eucharistische Feier, bei der die 10.000 Anwesenden Kerzen in den Händen trugen und zum Schlüsse das Lob der Märtyrer sangen. Am Samstag vormittag wurden die Kongreßberatungen fortgesetzt. Nachmittags tagte die letzte Generalversammlung. Am Sonntagmorgen hiel der Kardinallegat in den Ruinen der Basilika des hl. Cyprian das letzte feierliche Pontifikalamt. Es war ein Bild von unerhörter Pracht, das sich da entfaltete. Unter der grellen afrikanischen Sonne hatten sich ungefähr 50.000 Menschen zusammengefunden, die um die Ruinen der alten Basilika herum die Abhänge der Hügel erfüllten. In der Mitte erblickt man die Kardinäle, Bischöfe und Prälaten. In nischem Boden, sondern auch (von jenem in Jerusalem abgesehen) der erste in einem Lande mit überwiegend nichtchristlicher Bevölkerung. Zählt doch die Regentschaft Tunis unter fast 2 Millionen Einwohnern nur etwa eine Viertelmillion Katholiken in 68 Pfarreien mit 150 Seelsorgern. Die Masse bekennt sich zum Islam, dem Erb- und Erzfeind des Christentums. Mit Feuer und Schwert hat dieser Christi Ramen in Nord- seiner Ansprache rühmte der Kardinallegat die ewige Jugend der Kirche. Auf demselben Boden, auf dem einst die Märtyrer ihr Leben für den Glauben hingaben, feiert heute die Kirche den Triumph des 30. Eucha-ristischen Kongresses. Die große Schluß-prozession am Sonntag nachmittag zog von der Kathedrale in Karthago nach dem Amphitheater. 6000 Kinder, die das Kreuzfahrergewand trugen, weiß mit rotem Malteserkreuz, bildeten Spalier. Bei 150.000 Menschen säumten den Prozessionsweg. Der Eucharistische Kongreß in Tunis-Karthago war nicht bloß der erste auf afrika- afrika auszurotten gesucht. Aber immer wieder erhebt sich das Kreuz siegreich, und Christus der König hält seinen feierlichen Einzug in das mohammedanische Land, in jenen Erdteil, in dem vor einigen Jahrzehnten noch ungebrochen die Greuel des Heidentums und Islams herrschten, heute aber die katholische Kirche, trotz aller Hindernisse, einer herrlichen Zukunft entgegensehen darf. Der glänzende Verlauf des Eucharisti-schen Kongresses auf dem Boden des alt-christlichen Karthago-Tunis hat das Wort bestätigt: „Stat Crux, dum volvitur Orbis! Und wenn die Welt in Trümmer geht, das Kreuz siegreich darüber steht." Die Jugendweihe bei den Bapedi. Von P. Karl Fischer. Ich hatte Gelegenheit, vorübergehend die neue Missionsstation Glen-Cowie unter dem Stamme der Bapedi zu besuchen, und möchte hier meine persönlichen Eindrücke über die Missionsaussichten und Schwierigkeiten schildern. Um hierüber jedoch Genaues und Sicheres schreiben zu können, muß man längere Zeit unter dem Volke gelebt und gewirkt haben. Die Lage der neuen Station ist aus anderen Berichten bekannt. Der Platz ist ideal und von einem Kranze eingeborener Siedlungen umschlossen. Das ausgedehnte Stammesgebiet gehört nicht zu den schlechtesten Landstrichen, obschon steiniger Boden noch reichlich vorhanden ist. Es gibt sehr fruchtbare Gegenden, die ihre Bewohner und Herden bei halbwegs richtiger Bearbeitung gut ernähren können. Deshalb erscheint auch die ausgedehnte Missionsfarm sehr geeignet, die Station aufzubauen und zu erhalten und die Missionierung weiter ins Land hineinzutragen. Das ist schon ein großer Vorteil, da ja bekanntlich die finanzielle Schwierigkeit bei Neugründungen sonst gewöhnlich im Wege steht. Ich erachte also die Farm am rechten Ort und Platz und sehr günstig als missionarischen Mittelpunkt. Die Hauptsache bleibt aber immer das Volk, das für den Glauben gewonnen werden soll. Die Bapedi sind ein Zweig des großen Basuto-Stammes, sprechen jedoch nicht das reine Sesuto, sondern einen eigenen Dialekt, der beinahe eine neue Sprache darstellt. In der Tat konnte der Missionär in Glen-Cowie anfangs mit seinem Sesuto wenig ausrichten; mit meinem Zulu vermochte ich aber gar nichts anzufangen. Sehr interessant ist die Geschichte der Bapedi. Sie spielten im Burenkrieg eine eigene Rolle. Ihr Häuptling Sukkuni konnte nicht unterjocht werden. Dies zu schildern, will ich jedoch einer berufeneren Feder überlassen. Die Missionierung der Bapedi scheint mir ein ziemlich harter Knochen zu sein, an dem auch die kommenden Missionäre noch genug zu nagen haben werden. Von alten Missionären hörte ich öfters, daß die Sesuto für Übersinnliches und Geistiges wenig Interesse hegen. Sie sollen diesbezüglich das Gegenstück von den Zulu sein, die mehr religiöse Neigung verraten und wenigstens noch am Ende des Lebens um das Heil ihrer Seele besorgt sind. Inwieweit das alles bei den Bapedi zutrifft, wird die Erfahrung zeigen. Eine Schwierigkeit, die den Glaubensboten sicher viel zu schaffen machen wird, ist die Stammesweihe, die bei den Bapedi noch vielfach herrscht. Daß die heidnische Stammes- oder Jugendweihe das Missionswerk hemmen kann, wird sich aus der folgenden Darstellung ergeben. Zuerst soll die Stammesweihe der männlichen und in einem folgenden Aufsatz jene der weiblichen Jugend besprochen werden. 1. Die Jünglingsweihe. Im Leben der sogenannten Naturvölker wird der Beziehung des einzelnen zum Stamme eine besondere Bedeutung zugemessen. Nicht jeder genießt ohne weiteres die vollen Rechte der Stammesangehörigen. Bei vielen Völkerschaften wird die herangereifte Jugend durch eigene Zeremonien und Riten in das religiöse, soziale und politische Leben des Stammes stufenweise eingeführt. Dieser Einführungsunterricht kann sich auf Wochen, ja selbst einige Monate erstrecken. Jede höhere Stufe ist von eigenen Sitten und Gebräuchen umgeben, die den Zweck verfolgen, die herangewachsene Jugend gleichsam zu läutern und zu reinigeu und ihr zugleich mit dem nötigen Wissen auch die geheimen geistigen Kräfte des Stammes zu vermitteln. Erst dann darf der Junge als vollwertiges Mitglied in den Stammesverband aufgenommen werden. Deshalb spielt der Eintritt des Reifealters bei solchen Naturvölkern eine große Rolle. Nur wer die Einführungsriten regelrecht mitgemacht hat, ist vollwertiges Stammesmitglied. Die Jugend ist darum sehr darauf bedacht, sich allen Einführungsriten genau zu unterwerfen, um ihr Ansehen bei den Alten zu erhöhen. Allerdings sind in der Gegenwart infolge der vordringenden Zivilisation diese sogenannten Jnitialriten teilweise umgestaltet worden, teilweise ganz außer Übung gekommen. Auch bei den Ba-pein ist ein Zurückgehen der Jugendweihen festzustellen. Der Bursche kann nicht immer zu Hanse bleiben unter der Aufsicht der Alten. Er muß in die Minen und Bergwerke gehen, um sich sein Brot zu verdienen. Die guten Folgen der Stammeszucht gehen dabei verloren, die schlechten Eigenschaften aber wandern mit in die Fremde. Alter Sitte gemäß wurden die Knaben der Bapedi wie Schüler im Stamme betrachtet, schrittweise mit den Überlieferungen ling die waffenfähige Mannschaft in seinem Gchöft und ließ durch sie die Bürschlein holen. Sie mußten nun unter Leitung und Aufsicht des Lehrmeisters an einem abgelegenen Platz int Walde Unterkunftshütten errichten. War dies geschehen, so kam der Häuptling mit seiner Mannschaft und befahl die Absonderung. Die Übungen, denen sich die Absonderungsklasse unterwerfen mußte, waren zunächst sehr hart und streng. Alle Kleider wurden abgenommen, die Haare kurz geschnitten oder wegrasiert. Tie Schwesternwehnung in Glen-Cowie. bekanntgemacht und angehalten, sich in den verschiedenen Vorkommnissen nach Stammesbrauch zn benehmen. Mit Eintritt des Reifealters erreichte der Unterricht seinen Höhepunkt. Die Jünglinge sollten vor allem lernen: Achtung vor dem Alter, Mut im Ertragen von Schmerzen und die im Stamme geltenden Begriffe von Recht und Unrecht. Sie wurden im Walde abgesondert, erhielten einen eigenen Lehrmeister und wurden täglich von den Stammesältesten und den Kriegern besucht. Man unterschied mehrere Klassen. Die erste war die Borbereitungs-k lasse. Sobald die Burschen übermütig zu werden anfingen, versammelte bet Hänpt- Dann mußten sie über ein großes Feuer springen oder über einen kochenden Kessel und buchstäblich Spießruten laufen. Dadurch sollte in ihnen die Auffassung gebildet werden, daß sie einerseits die Gewohnheiten des Kindesalters ablegen müßten wie die Kleider, und daß sie andererseits ein Leben voll Mut und Kraft beginnen müßten. In diesem Unterricht, der sich einige Wochen hinzog, waren Prügel und Gewalttätigkeiten gegen die Jungens an der Tagesordnung. Nach Vornahme aller überlieferten Gebräuche und Zeremonien wurde die G e-h e i m k l a s s e gebildet. Die Burschen erhielten neue Namen, die sie für das gange Leben kennzeichnen sollten. Sie mußten bei Tag und Nacht ein eigenes Feuer unterhalten, durften bestimmte Speisen, unlö gerade die besten, nicht genießen und mußten teilweise selbst auf den Trunk frischen Wassers verzichten, damit sie die Gaben des Schöpfers schätzen lernten. Die Abhärtungskuren wurden lange fortgesetzt. Denn sie sollten Männer werden, die zum Wähle des Stammes alles zu erdulden bereit wären. In Vielen Unterweisungen machte man sie bekannt mit der überlieferten Geschichte des Stam-mes, mit den sittlichen Vorschriften, den wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen und den gesellschaftlichen Formen. So gewannen sie Hochachtung vor ihren Vorfahren und den Stammesgesetzen. Daraus erklärt sich auch, daß die Neger ihre Überlieferungen und Sitten so lange Jahrhunderte treu und heilig bewahrten und sich in einem gewissen sittlichen Gleichgewicht erhielten. Schließlich wurden sie auch eingeführt in das Geheimnis der Stammeserhaltung durch die ehelichen Rechte und Pflichten. Diese Belehrungen waren nicht geleitet vom Geiste der Sinnlichkeit, sondern von heiliger Ehrfurcht und Hochschätzung der Einrichtungen des Schöpfers. Dann mußten sie sich dem Gesetz der Beschneidung unterziehen und wurden abschließend mit bestimmten Stammesgeheimnissen als größtem Privileg vertraut gemacht. Nach dieser Einweihung in die Stammesgeheimnisse war noch die A b-s ch l u ß f I a 's je zu durchlaufen. Die Jungmänner hatten nun den vollen Stammesunterricht empfangen und sollten jetzt in das öffentliche Leben des Volkes als den Erwachsenen ebenbürtig eintreten. Durch ein gründlichles Bad und eine ausgiebige Beräucherung sollten sie gleichsam von den letzten Unvollkommenheiten des früheren Lebens gereinigt werden. Sie sollten als neue Menschen in die Dörfer zurückkehren. Deshalb wurden sie mit Fett gesalbt, das mit der so beliebten roten Farbe vermischt war, und bekamen neue Kleider. Wieder wurden ihre Haare geschnitten. Zuletzt erhielten sie die kriegerische Ausstattung: Schild und Speer. Prächtig geschmückt zogen sie hierauf aus dem Walde in das Häuptlingsgehöft. Sobald sie abzogen, steckte der Lehrmeister die Waldhütten mit allem, was darin war, in Brand, un!d keiner durfte zurückschallen in die züngelnden Flammen. Inzwischen war im Hofe des Häuptlings ein großes Fest vorbereitet worden. Alle Verwandten und Bekannten der „neuen" Männer hatten sich zu deren Begrüßung, zuni Festgelage und Tanzspiel versammelt. Auch die neuen Großtöchter waren erschienen und konnten sich tagsüber mit ihren Erwählten am Tanze lerfreuen. Es wurde aber strenge darauf gesehen, daß außer der Spielzeit und bei Nacht ;ba§ Gesetz der Trennung eingehalten wurde, und daß kein Teil die Hütten des andern Teiles betrat. Diese alten Bestimmungen erhielten den Stamm in seiner Reinheit und Kraft. Durch den Verkehr mit den Weißen fini) indessen die alten Gesetze stark gelockert worden. Die Häuptlingsvechte wurden sehr herabgemindert, die Achtung vor den Alten ist 'gesunken, und die neue Jugend geht oft ihre eigenen Wege. So klagen denn auch die alten Bapedi über den Verfall der Sitten und den Ruin der Volkskraft. Die Jungen aber nutzen ihre Freih'eit fast schrankenlos 'aus. Von den alten Riten uNd geheimnisvollen Zeremonien der Jugendweihe ist fast nichts mehr übriggeblieben als die Beschneidungssitte selbst und das damit verbundene Fest, bei dem jedoch die frühere Ordnung nicht mehr eingehalten wird. Die jetzt übliche Feier verläuft vielmehr in großer Ausgelassenheit, ja Zügellosigkeit und krönt den Sieg der schlechten Leidenschaften. Um so stärker hängt aber die Jugend an diesen entarteten Feiern. Eben deswegen sind die jetzigen Mannbarkeitsfeste als ein Missionshemmnis unter foiefem Volke zu betrachten. » Vielleicht jedoch trägt gerade der Umstand, daß die guten Sitten bei der Mannbarkeits-' erklävung verschwunden und nur die schlechten übriggeblieben, dazu bei, manchen die Augen für >das Licht des Christentums zu öffnen. Es braucht Zeit, Arbeit und Geduld. Gottes Gnade wird schließlich den Sieg erringen. Möge der liebe Gott dem großen Stamme viele Missionäre voll Arbeitslust, Tatkraft und Ausdauer erwecken! (Zchlus; folgt.) In Barberton. Sßort P. Bernhard Zern. Der Name des hochw. P. Zorn ist auch den ältesten Sternlesern bekannt. Denn schon seit mehr als 30 Jahren -veröffentlicht unser Blatt Beiträge aus seiner Feder. Im Jahre 1903 kam er als junger, feuriger Priester in die Sudanmission, in der er über zwölf Jahre unter den verschiedenen Negerstämmen am Nil und feinen Nebenflüssen tätig war. Von 1916 bis 1919 teilte er mit anderen deutschen Glaubensboten das Los der. Gefangenschaft. Darauf wirkte er im nördlichen Sudan. Seit 1924 befindet er sich in Südafrika. Sein erstes größeres. Arbeitsfeld in der Präfektur Lydenburg war die neugegründete Missionsstation Maria-Trost. Im verflossenen Jahre mußte er diesen Wirkungskreis verlassen und die Missionspfarrei Barberton übernehmen, die durch Erkrankung des dortigen Missionärs verwaist war. Der Abschied mochte ihm nicht leicht gewesen sein, nannten ihn doch die Neuchristen den Vater der Zulu. 226 Eingeborenen hat er in Maria-Trost die heilige Taufe gespendet und trotz aller Anfangsschwierigkeiten waren bereits fünf Schulen entstanden. Über die religiösen'Verhältnisse und die augenblickliche Missionsarbeit in Barberton sandte der hochwürdige Pater unter dem 2. Mai d. I. nachstehenden Bericht. Die Schriftleitung. Am 6. März 1929 kam ich hieher und fand da ein-großes Arbeitsfeld. Die Katholiken hier haben freilich nicht das Glück, in einer geschlossenen Gemeinschaft mit Glaubensgenossen zusammen zu leben -wie in meiner Heimat, bent katholischen Rheinland; denn sie sind spärlich gesät. Manche wohnen meilen-lveit.timt der Kirche entfernt, mitten unter den -verschiedenen protestantischen Sekten. Darum sind auch Mischehen häufig; die Kinder aber sind gottlob gewöhnlich katholisch getauft, mußten aber bisher mangels katholischer -Schulen die Gemeinschaftsschule besuchen, wo sie -außer Englisch, Rechnen und Sport nicht viel Gutes mehr lernen. Dabei hören sie immer Hetzreden -gegen die Papisten, Römer, -oder wie man sonst noch die Katholiken nennt. Das macht sie immer mehr gleichgültig, wenn nicht -gar abgeneigt gegen ihre Religion. Ich fand manche, bie seit mehreren Jahren nicht mehr zur heiligen Kommunion gegangen waren — nicht einmal zu Ostern. Andere -empfingen zwar -einmal jährlich die heiligen -Sakramente, kamen aber sehr selten zum Sonntags-Gottesdienst. Mehrere von ihnen gewann ich wieder, indem ich sie öfters besuchte und ihnen sagte, daß ich unterwegs (immer zu Fuß ... oft Stunden w-eit) Rosenkränze für sie bete. Einmal fiel ich -aus einer solchen Tour in eine tiefe Schlucht, wo Disteln und Dornen mich sehr verwundeten. Als sie das erfuhren, bedauerten sie mich aufrichtig und — ein -alter Mann sagte zu mir: „Seit 50 Jahren —• seit meiner ersten heiligen Kommunion — war ich nicht mehr beichten, noch empfing ich je wieder eine zweite Kommunion; nun aber sehe ich mein Unrecht ein und will mich bessern. — Morgen komme ich zu dir nach Barberton und will Ordnung machen!" — Und er kam wider alles -Erwarten. Seitdem ist -er anders und erscheint nun re-gelmäßig. — Eine andere Familie, -alle katholisch, ging nie zur heiligen Messe, geschweige denn zur heiligen Kommunion. Ich besuchte sie ein paarmal und sagte dann: „Ihr kommt nicht zu mir und zur Kirche; so komme ich an dem und dem Tage zu euch, bringe meinen Altar mit und mache euer Haus zur Kirche für euch." Ich tat so und — vor der heiligen Messe kamen -alle zur Beicht und empfingen während derselben die heilige Kommunion, die sie jahrelang nicht mehr entpfangen hatten. Noch manch andere Beispiele könnte ich anführen, nicht -weniger interessant, doch mögen diese angeführten genügen. Hier in B-arberton, -außerhalb -der Stadt, ist ein großes St-aatsgefängnis für Verbrecher aller Art und -aus allen Teilen Südafrikas. Gerade die -schlimmsten werden hierher -geschickt. Durchschnittlich sind -etwa 300 hier; fast nur Eingeborene. Ein großer Prozentsatz gehört der Kaltiinisten-Sekte an und für sie ist ein Religions-diener amtlich angestellt, der einen Gehalt von zirka 10.000 Mk. im Jähre bezieht. Und w-as tut -er für seine Leute? Sonntags liest er ihnen -etwas aus der Heiligen Schrift -vor, redet -auch sonst noch dies und das (sicher nicht zum Nutzen der Katholiken) und begräbt, was stirbt. Die -andern Religionsdi-ener erhalten keinen Pfennig oder auf englisch keinen Penny. Daher kommen sie auch selten und ihre Sekten-an-gehörigen -werden gezwungen, zu dem kalvinistischen Prediger zu gehen. Auch noch viele Heiden und Mohammedaner sind da; sie trifft das gleiche Los. Gott Lob sind nicht -viele Katholiken -dort; we- nigstens sagte man mir immer so. Ich fand zuerst nur 6 bis 7, die zu meinem Unterricht kamen. Sie verstanden alle Zulu und so waren sie sichtlich erfreut, als ich sie in ihrer Muttersprache anredete und ihnen den Katechismus erklärte. Andere sprachen lieber Sesutu (oder Sepedi, das ein verwandter Sutu-Dialekt ist). Auch mit ihnen kam ich gut zurecht, weil ich im letzten Jahre diesen Dialekt igelernt und einen guten Teil des Unglück war zu der Zeit, als ich vorsprach, gerade noch ein anderer Herr bei ihm im Zimmer. Ich ahnte nicht, daß es der kalvi-nistische Prediger war und trug dem Kerkermeister ganz unbefangen mein Anliegen vor. Sofort redete mir der andere dazwischen und sagte: „Das ist unmöglich!" Ich stutzte für einen Augenblick. Da mir jedoch der Kerkermeister einen leisen Wink gab, ich solle nur keine Angst zeigen, faßte ich schnell Mut und Ein junges Bapedi-Paar. Katechismus aus dem Zulu in diese Sprache übersetzt hatte. Einer unter meinen Schülern war noch nicht getauft und bat, nachdem er genügend unterrichtet worden, um die heilige Taufe. Ich versprach ihm, bei dem Superintendanten vorzusprechen, um die Erlaubnis zu erhalten, einen besonderen Gottesdienst bei dieser Gelegenheit im Gefängnisse selbst halten zu dürfen. Der oberste Kerkermeister, welcher nicht kalvinistisch war, sondern der freien englischen Kirche angehört, machte gar keine Schwierigkeiten; er war mir gegenüber stets freundlich und wohlwollend. Zu meinem fragte jenen: „Und warum ist es unmög- lich?" — „Weil es ein Sakrament ist", erwiderte er prompt „und Sakramente dürfen hier im Kerker nicht gespendet werden. — Sehen Sie: i ch bin der offizielle Kaplan hier im Gefängnis und darf doch keine Sakramente spenden." — „Eine solche Verordnung kann unmöglich bestehen", behauptete ich nun etwas scharf. „Es wäre ein Unsinn. So etwas traue ich der Verwaltung nicht zu. Sie gibt jährlich 8000 bis 10.000 Mark für einen Prediger aus, damit er für das geistige Wohl der armen Gefangenen sorge, b. h. für ihre unsterblichen Seelen; fetzt also voraus, daß viele von ihnen getauft sind. Andere sind noch nicht so weit. Um nun diese wirklich gute Fürsorge für das Wohl der Gefangenen rechtfertigen und erklären zu können, kann und muß man annehmen, daß die Verwaltung auch wünscht, ja sogar darauf bestehen wird, daß ihnen das Fundament, die Grundbedingung für jedes geistige Leiben, die Taufe nämlich, gespendet wird. Immer vorausgesetzt, daß sie dieselbe wünschen und genügend vorbereitet sind. Andernfalls, wozu das Predigen und Vorlesen der Bibel, wenn sie doch nie getauft werden dürfen — viele sind zehn, zwanzig und noch mehr Jähre hier. Viele' sterben in diesen Mauern. Wenn sie vorher nicht getauft werden dürfen, wozu dann so viel Geld für ihr geistiges Wohl ausgeben? Sie wissen doch, daß ohne die Taufe niemand selig werden kann; daß Christus nicht nur für die Weißen und Gerechten, sondern auch für jeden Schwarzen, für die Sünder und besonders für diese gestorben ist. Diese armen Gefangenen sind verirrte Schäflein. Sie sind hier nicht nur, um für ihre Missetaten zu büßen, sondern auch um gebessert und auf gute Wege zurückgeleitet zu werden. — Das alles steht geschrieben auf schönen Tafeln, die hier im Gefängnis an allen Mauern hängen. Ich sah sie, habe sie alle 'gelesen und gestaunt über eine so große Güte und Weisheit der Verwaltung !" Meine Rede machte jedoch auf meinen Gegner keinerlei Eindruck. Offenbar verstand er sie nicht und hatte nie zuvor an solche Dinge gedacht. Wohl aber machte meine offene Rede großen Eindruck auf den Kerkermeister, denn er gab mir kurz zu verstehen, ich sollte meine hoffnungslose Mühe, jenen zu überzeugen, für heute aufgeben. Und nachher sagte er mir im Vertrauen: „Pater, reichen Sie ein Gesuch bei der Hauptverwaltung ein und bitten Sie um offizielle Bestätigung als Kaplan für die katholischen Gefangenen." Ich tat es noch am selben Tage und der Kerkermeister hatte die Güte, es ebenfalls zu unterschreiben und mich zu empfehlen. Am darauffolgenden Sonntage war meine Ernennung schon angekommen und sofort setzte ich, auf Anraten des Kerkermeisters, einen Tag fest, an dem ich ins Gefängnis kommen und einen besonderen Gottesdienst für alle Katholiken halten wolle. Der Gefängnisvorsteher ordnete selbst an, daß ein passendes Lokal für uns hergerichtet, d. h. freigemacht wurde. Als ich morgens um 7 Uhr ankam, waren schon alle versammelt und beteten den Rosenkranz. Ein Torwächter versicherte mir, daß ich alles Nötige erhalten und mir Zeit gelassen würde, bis ich alles vollendet hätte. Auch die Gefangenen bekämen 'alle Freizeit und ein besonderes Frühstück nach beendetem Gottesdienst. So richtete ich mir denn meinen Altar her und kleidete mich an. Die heilige Messe begann, und die Gefangenen beteten andächtig den Rosenkranz. Mehrere schöne Lieder, auf Englisch und Zulu, schalteten sie ein. Die Neger lieben den Gesang sehr. Bor Beginn der heiligen Messe wurde mein Schützling feierlich getauft und ich gab ihm auf seinen Wunsch den Namen Ja ko bus. Um so lieber nannte ich ihn so, weil der Kerkermeister so heißt. Das Evangelium las ich den Anwesenden auf Englisch und in der Zulu-Sprache vor. Eine kurze Erklärung fügte ich noch bei, nebst einigen begeisterten Worten als Vorbereitung auf die heilige Kommunion. Nach dem „Domine, non sum dignus" näherte sich der Täufling dem Altare und empfing seine erste heilige Kommunion. Nach' ihm noch ein anderer, der zwar schon die heilige Taufe vor Jahren, nicht aber die heilige Kommunion empfangen hatte. Und noch 7 andere kommunizierten. Am Tage vorher war ich eigens hergegangen und hatte ihre Beichten gehört. — Nach Schluß der heiligen Handlung kniete ich mich zu ihnen und verrichtete mit ihnen die Danksagung. Zuletzt sangen wir noch auf Zulu das schöne Lied zur Gottesmutter: „Alle Tage sing und sage Lob der Himmelskönigin." Gerührt nahm ich dann Abschied von einem jeden und ging nach Hause; sie zum Frühstück und dann — wieder zu ihrer schweren Zwangsarbeit. Dieser Tag bleibt mir unvergeßlich! (Fortsetzung folgt.) Die Erscheinungen in Fätima und deren Folgen. (Fortsetzung.) Bei der fünften Erscheinung am 13. September hatte Lucia die Gottesmutter gebeten, die Kranken zu heilen. Die Hochgebenedeite gab zur Antwort, daß sie manche heilen werde, manche nicht; denn zu manchen habe der Heiland kein Vertrauen. Im Einklang mit diesen Worten steht die Weisung, die Maria schon bei der vierten Erscheinung gegeben hatte. Wie früher erwähnt (siehe Februar-Heft), waren die Hirtenkinder am Vortage des 13. August vom Bezirksvorsteher in Villa Nova de Qurem eingesperrt worden. Aus der Haft entlassen, trieben sie am 19. August ihre kleine Herde in eine Flur, die den Namen Valinhos (Tälchen) führt. Dort erschien ihnen die Himmelskönigin am 19. August. Bei dieser Gelegenheit stellte Lucia die Frage, was mit dem Gelde geschehen solle, das verschiedene Pilger bei der Steineiche niedergelegt flatten. Die Antwort lautete, es sollten zwei Tragbahren angefertigt werden. Die eine sollte Lucia mit drei weißgekleideten Mädchen tragen, die andere Franz mit drei Knaben. Der Rest des Geldes aber solle für den Bau einer Kapelle Verwendung finden. Was die Erschienene verheißen, ging in Erfüllung. Bald lief durch das ganze Land die Kunde von zahlreichen und auffälligen Heilungen in der Cova von Jria. Visconde de Montelo berichtet in. seinem Buche* 17 außerordentliche Heilungen unter genauer Angabe des Wohnortes und der Lebensverhältnisse der Geheilten. Sämtlichen Berichten ist das ärztliche Gutachten beigefügt; ebenso die Photographie und zweimal auch das Röntgenbild. Jede Nummer der Vos da Fätima (Stimmen aus Fätima), die an jedem Monatsdreizehnten erscheinen, verzeichnet mehrere wunderbare Heiligungen; so beispielsweise die Jänner-Nummer dieses Jahres 6, die Februar-Nummer 3, die März-Nummer 7 usw. Zu den allerersten Heilungen, die sich an den frommen Besuch der Erscheinungsstätte knüpfen, zählt jene der 47jährigen, verheirateten Maria do Como aus der Ortschaft Arnal bei Maceira, Bezirk Leiria.** * „As grandes maravilhas de Fätima“, Lisboa 1927. ** Ebenda S. 31 ff. Diese Frau litt an einer schweren Krankheit, welche alle charakteristischen Merkmale der Tuberkulose auswies. Zu Beginn ber Erkrankung traten, allerdings nicht sehr heftige, Schmerzen im Kopf, im Magen unld den Eingeweiden auf. Anfangs 1916, bevor also noch die Erscheinungen stattgefunden hatten, erhöhten sich die Schmerzen in außerordentlicher Weise. Sie waren anhaltend und kaum erträglich. Besonders wurden sie in beiden Seiten und noch stärker in der Brust gefühlt. Auch Atembeschw erden stellten sich ein. Hände, Füße und Unterleib schwollen sehr an. Man vermutete ein inneres Geschwür. Die Kranke magerte zusehends.ab. Nach drei Monaten glich sie einem Skelett. Sie konnte nichts mehr heben und tragen und war von Brechreiz geplagt, ohne erbrechen zu können. Nach jeder Nahrungsaufnahme steigerten sich die Schnrerzen. Die Magenschmerzen ließen sie fast keinen Schlaf mehr finden. Sie genoß fast nur mehr Milch. Ein tiessitzender, trockener Husten quälte sie. Blutspucken stellte sich ein. Alle Nachbarn hegten die Überzeugung, daß die Arme tuberkulös fei, und sie selbst fürchtete Ansteckungsgefahr für ihre Kinder. Vergeblich suchte sie durch Arzneien Linderung. Schließlich konnte sie sich keiner Täuschung mehr über die Schwere ihres Leidens hingeben und erwartete ergebungsvoll den Tod. Es war im Juli 1917. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich überallhin die Nachricht von den Erscheinungen in Fatima, das sieben Meilen von Maceira entfernt ist. Ein wonniger Hoffnungsstrahl durchdrang plötzlich das Herz der armen Kranken. Vertrauensvoll flehte sie zur himmlischen Mutter um Hilfe uüd Heilung, wobei sie versprach, viermal bloßsüßig nach Fätima zu wallfahren. Obschon ihr Ehegatte ein gutgesinnter und religiöser Mann war, glaubte er doch, sich einer solchen Idee widersetzen zu müssen, die ihm als eine wahre Verwegenheit erschien. „Wir sind arm", sagte er zu seiner Frau, „und besitzen nicht die Mittel, um einen Wagen zu mieten, aus dem du eine so gefahrvolle Reife unternehmen kannst. Ich lasse dich nicht gehen." In der Tat war die Frau so schwach, daß sie äußerst müde wurde, wenn sie auch nur eine kurze Strecke ging. Etwa 200 Meter von ihrem Hause entfernt, besaß sie ein kleines Grundstück. Begab sie sich dorthin, was selten geschah, so mußte sie schon mehrmals rasten. Dessenungeachtet bestand sie darauf, nach Fätima zu pilgern. Ihr unerschütterliches Gottvertrauen stimmte zuletzt auch den Ehegatten um, so daß er versprach, sie zu begleiten. In der ersten Morgenstunde des 13. August machte sie sich aus den Weg. Oft mußten sie Rast halten, erreichten aber wider alles genen 13. August. Sie konnte auf dem Hin-und Herwege den Rosenkranz beten. Wieder trat eine merkliche Besserung ihres Zustandes ein. Sie konnte bereits leichte häusliche Arbeiten verrichten. Am 13. Oktober wurde sie auf betn Wege zur Cova von jenem denkwürdigen wolkenbruchartigen Regen, der bis zur Erscheinungsstunde anhielt, völlig durchnäßt. Dennoch fühlte sie sich bei der Ankunft in der Mulde ganz wohl. Die Schmerzen waren restlos verschwunden und kehrten nicht mehr zurück. Desgleichen auch die Ge- MsM! ffe - W SK.« ' " ÜB.....eÄV'; I - m I I Xv* m P. Zorn beginnt mit Br. Vogel den Bau einer Schule in Noordkap. Erwarten gegen 9 Uhr vormittags den Erscheinungsort. Die Frau fühlte sich allerdings gänzlich erschöpft. Ihre Schmerzen waren so heftig, daß sie nach ihrem eigenen Ausdruck das reinste Elend war. Überraschenderweise verspürte sie aber schon nach wenigen Augenblicken eine namhafte Linderung. Sie setzte sich in den Schatten einer großen Steineiche, nahm etwas Nahrung zu sich und verblieb bis 3 Uhr nachmittag in der Mulde. Dann trat sie den Rückweg an, auf dem sie weniger Schmerzen und Ermüdung empfand als auf dem Hinwege. Von Dag zu Tag besserte sich ihr Zustand, so daß sie bald auch wieder feste Speisen vertragen konnte, wenngleich ihr Hauptnahrungsmittel ltoch die Milch war. Am 13. September ging sie ba§ zweite Mal nach Fatima, wobei sie weit weniger Beschwerden empfand als am vorausgegan- schwulste am Körper wie in den Gliedmaßen. Seit diesem dritten Fätimagang hat sie an keinem Unwohlsein mehr gelitten. Sie vertrug nun jede Speise. Atemnot und Husten waren verflogen. Das frühere Körpergewicht wurde bald wieder erreicht. Jede, auch die schwerste Arbeit konnte sie verrichten wie früher und Lasten auf dem Kopfe tragen wie ehedem. Sie gestand, noch niemals sich einer so ausgezeichneten Gesundheit in ihrem früheren Leben erfreut zu haben. Ihr vierter Besuch in Fätima war eine Dankwallfahrt für die Gnade ihrer wtmderbaren Heilung. Unter Vernehmung vieler glaubwürdiger Zeugen und namentlich des Ehegatten wurde im Februar des folgenden Jahres 1918 über alle Umstände der Erkrankung und der Heilung der Maria do Carmo ein ausführliches Protokoll aufgenommen. (Fortsetzung folgt.) Zurück zur Mrttterkirche. Am 2. März fand in der katholischen Pfarrei Lydenburg eine erhebende Feier statt. 13 Kinder wurden in den Schoß unserer heiligen Kirche aufgenommen. Schon lange hatten sie sich auf diesen Tag gefreut. Nur eine kleine Sorge quälte noch ihre jungen Herzen. Die bevorstehende Religionsprüsung. Doch auch sie ging glücklich ohne Hals- und Beinbruch vorüber und damit war das letzte Wölkchen, das noch die Gemüter ein wenig umdüsterte, verschwunden. Heiterer, ungetrübter Sonnenschein lag auf ihren noch unverdorbenen Herzen und leuchtete aus ihren unschuldigen Augen. Schnell flog die frohe Kunde von Mund zu Mund: in 14 Tagen werden wir in die katholische Kirche aufgenommen. Natürlich wurden auch sofort Vater und Mutter benachrichtigt und zum bevorstehenden Fest eingeladen. Endlich schlug die heißersehnte Stunde. Schon in aller Frühe, um 6 Uhr, eilten sie auf das Kirchlein zu, wo heute ihr großer Festtag sein sollte. Das Gotteshaus hatte, betreut von geschickten, emsigen Schwesternhänden, Festtagsschmuck angelegt. Den Blick des Eintretenden fesselte vor allem der niedliche, weiße Marmoraltar, prangend in herrlichen, duftenden Rosen. Da eine größere Anzahl von Protestanten Zeugen der Feier sein wollten, wurden für sie Stühle im Schiff aufgestellt, wo noch ein freies Plätzchen zu finden war. Um halb 7 Uhr begann die Feier außerhalb der Kirche vor dem Hauptportal. Da standen sie mit ihren Taufpaten und Taufpatinnen in einer stattlichen Reihe: sechs Burschen und sieben Mädchen, voll Freude, daß nun endlich der langersehnte Augenblick gekommen war. Es wurden die bekannten sinnreichen und feierlichen Zeremonien vorgenommen, die dem Eintritt in die Kirche und dem eigentlichen Ritus der Taufe vorausgehen. Nach deren Vollzug öffnete sich die Pforte der Kirche und unter dem Abbeten des Glaubensbekenntnisses und des „Vater unser" führte ich die kleine Schar in das festlich geschmückte Kirchlein. Da floß nun das Wasser der Wiedergeburt über ihre Häupter, natürlich nur bedingt, denn als Protestanten waren sie von Pastoren verschiedener Sekten irgendwie schon getauft worden. Ob gültig oder ungültig, das läßt sich eben sehr schwer oder überhaupt nicht feststellen, da viele protestantische Geistliche nur den Finger in das Wasser tauchen und dann ein Kreuzzeichen auf die Stirn des Täuflings machen. Nach der Spendung der bedingungsweisen Taufe empfingen die älteren Kinßer zum erstenmal das Sakrament der Buße als Vorbereitung auf die erste heilige Kommunion. Nach der Beicht begann das heilige Meßopfer, dargebracht vom hochwllrdigsten Apostolischen Präfekten selbst. Nach dem Evangelium hielt ich eine kleine Ansprache an die Kinder, in der ich versuchte, das große Glück und die große Gnade zu schildern, die ihnen zuteil geworden, indem sie nun Kinder der einen, großen, alt- ehrwürdigen Mutterkirche seien; eine Frucht des innigen Gebetes unseres göttlichen Herrn und Meisters beim Letzten Abendmahl: „Damit alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir." Sie waren sichtlich ergriffen, als ich diese Worte an sie richtete und sie bat, als eifrige, ganze Katholiken immer ein Schmuck unserer Kirche zu sein, ihr treu zu bleiben bis zum letzten Atemzug und besonders in den heiligen Augenblicken nach ihrer ersten Kommunion die Hände zu heißem Gebet zu falten für jene, die sich noch nicht desselben hohen Glückes erfreuen, auf daß sie ebenfalls den Weg zur Wahrheit finden. Der Gottesdienst nahm dann seinen Fortgang, und bald kündigte der Silberton des Elöckleins den großen feierlichen Augenblick an, in dem der göttliche Kinderfreund zum erstenmal in die Herzen der Kinder Einkehr hielt, um sich auf die innigste Weise mit ihnen zu vereinen und sie zu stärken für den Kampf des Lebens. Nicht nur sie empfingen aus der Hand des hochwürdigsten Apostolischen Präfekten die heilige Kommunion, sondern auch eine außerordentlich große Zahl der übrigen Gläubigen. Nach der gemeinsamen Danksagung wurden die Kinder in den Speisesaal des 'Konvents geleitet, wo ihnen von der besorgten Schwester Oberin ein Frühstück dargeboten wurde, an dem auch die glücklichen Eltern der Kinder, soweit sie anwesend waren, teilnahmen. Die protestantischen Eltern von vier aufgenommenen Kindern waren von der Feier und dem Glück ihrer Kinder so ergriffen, daß sie sagten, dieser Tag sei der schönste ihres Lebens gewesen. Sie sind nun auch von der Wahrheit der katholischen Religion überzeugt und bereiten sich jetzt auf den Schritt vor, dem Beispiel ihrer Kinder zu folgen. Durch einen glücklichen Zufall wurde die schöne Feier der Aufnahme dieser Kinder in unsere Kirche noch erhöht. Hochwürden Pater Ramsey, ein Servite, war kurz vor diesem denkwürdigen Sonntag vom Swaziland auf Besuch bei uns eingetroffen. Er ist noch nicht lange Ordensmann und katholischer Priester. Vor wenigen Jahren war er noch Prediger der englischen Hochkirche in einer Pfarrei in Free-State. Er fühlte jedoch mit der Zeit immer mehr die innere Hohlheit des englischen Protestantismus und schließlich öffnete ihm die Gnade Gottes die Augen. Im Jahre 1921 trat er zur katholischen Mutterkirche über. Seit einigen Jahren wirkt er als Missionär im Swaziland. Pater Ramsey hielt um 9 Uhr den zweiten Gottesdienst, während dessen er in einer ergreifenden Ansprache den Werdegang seiner Konversion schilderte (auch eine Anzahl Protestanten war anwesend). Die Uneinigkeit der anglikanischen Geistlichen in Elaubenswahr-heiten hatte am meisten seinen Glauben an die englische Hochkirche erschüttert, besonders als ihm zur Kenntnis kam, daß zwei anglikanische Bischöfe wegen einiger fundamentaler Glaubenslehren sich heftig stritten. Mit einer Aufmunterung an die Gläubigen, besonders an die katholischen Teile in, gemischten Ehen, immer treu und unerschrocken nach ihrem heiligen Glauben zu leben und ihr gegebenes Versprechen zu halten, schloß er seine schöne, zu Herzen gehende Predigt. Am Schlüsse des Gottesdienstes sangen die anwesenden Gläubigen stehend und mit Be- geisterung ihr Lieblingslied: „Faith of our Fathers" (Der Glaube unserer Väter). Das war eilt würdiger Abschluß der großen Feier. Mit.heiliger Freude und mit neuem Mut, die Fahne des katholischen Glaubens inmitten einer erdrückenden protestantischen Mehrheit stets hochzuhalten, kehrten sie nach Hause zurück. Möge Gottes (Bitte und Huld noch oft derartige Feste der kleinen katholischen Getneinde Lyden-burg schenken und noch vielen Herzen den Weg zeigen zur Mutterkirche! P. Adolf St adtmüller. Ein armes Volk. Von P. Franz Tremmel. Die ganze südafrikanische Union hat eine weiße Bevölkerung von 1.5 Millionen. Sie ist aus allen weißen Völkern zusammengewürfelt: Dieser weißen Bevölkerung steht eine schwarze von 7 Millionen gegenüber. Der Weiße ist aber der eigentliche Herr und Gebieter des Landes. ' Seine Wissenschaft und technische Kultur, die er von den Stammländern miti) 1X15)16, hebt ihn über den schwarzen Mann empor. Der weiße Mann regiert das Land, der schwarze hat nicht einmal das aktive Wahlrecht, geschweige das passive. Die Geschicke der 7 Millionen Eingeborenen liegen in den Händen von Abgeordneten, die sich die weiße Schicht der Bevölkerung auserkoren. Das ist selbstredend ein fürchterlicher Schlag für den Schwarzen. Haben die Schwarzen wirklich keinen, der ihre Sache im hohen Staatshause verfechten könnte, oder fürchten die Weißen die Überzahl der Schwarzen? Es ist richtig, daß die breite Masse der Schwarzen noch nicht den Bildungsgrad der Weißen erreicht hat und deshalb unfähig ist, ihre Geschicke, allein in die Hand zu nehmen. Aber ist die niedere Stellung in wirtschaftlicher Hinsicht, der Mangel an Wissen und staatsmännischer Schulung ein Grund für die Weißen, den schwarzen Brüdern überhaupt kein Wahlrecht zuzugestehen? Einmal besuchte ich eine katholische Familie. Als ich eintrat, wurde mir eine Dame vorgestellt, die zu einer der vielen protestantischen Sekten gehörte. Im Laufe des Gespräches kamen wir auch auf die Eingeborenenfrage zu reden. Als ich ihr bedeutete, daß vielleicht einmal Zeiten kommen würden in der Südafrikanischen Union, in der Schwarze mit den Weißen mitregieren oder am Ende gar das Hauptgewicht der Regierung bildeten, erhielt ich die kurze Antwort: „Haben Sie jemals in der Geschichte gelesen, daß Neger ein Land regiert haben?" Nach dieser Ansicht sind die Schwarzen ganz unfähig, einmal die Zügel der Staatsregierung zu ergreifen und Abgeordnete für ihr Volk zu stellen. Monsignore Kolbe, der berühmte Schriftsteller Südafrikas, sagt den Schwarzen eine bessere Zukunft vorher. Manchmal wurde ich schon von Weißen gefragt, ob es denn in meiner Heimat keine Kaffern gäbe. Und wenn man ihnen dann sagt, daß es dort keine Schwarzen gibt, die alle schwere Arbeiten verrichten, dann schauen sie einen groß an und bedauern fast solche Völker, die arbeiten müssen. Das ist in Südafrika freilich anders. All die „Hundsarbeit", wie wir Deutsche vielleicht sagen würden, tut der Kaffer. Die Schwarzen sind die Diener der weißen FamUien und bei kargem Lohn müssen sie doch zufrieden sein, weil in der Union Überschuß an Arbeitskräften ist. Harte Feldarbeit, Straßenbauten und die schwere Arbeit in den vielen Bergwerken ist die Aufgabe der schwarzen Seifte. Und die Weißen? Die brauchen nicht zu arbeiten, weil der Kaffer da ist. Freilich gibt es unter wen Weißen rühmliche Ausnahmen, die arbeiten, trotzdem sie nicht müßten. Diese kennen eben den Nutzen und Segen der Arbeit. Aber viele sind anders. Eine Zeitung der Union brachte einst ein Spottbild über gewisse Leute in der Union. Der Farmer sitzt recht gemütlich m seinem Lehnstuhl und schmaucht das Pfeif- chen. Neben ihm steht die dampfende Kaffeekanne. Dieser Mann sinnbildet den großen Kulturmenschen, der zusieht, wie sich unter der Arbeit der Schwarzen das Land entwickelt. Es gibt Leute, die können schwer verstehen, daß Kaffernkinder unterrichtet werden. Ein Pater aus unserer Gesellschaft bat einst einen Weißen Farmer um Errichtung einer Eingeborenenschule. Der Farmer gab ihm zur Antwort: „Die Kaffernbuben haben keine Zeit. Die Kafsernbuben müssen arbeiten." gen kann. Es kostet ein gewöhnlicher Anzug hier seine 6 bis 7 Pfund. Die Eingeborenen-zeitung „Umteteli wa Bantu" bemerkt, daß von diesen obgenannten Eingebm enen 200.000 in Bergwerken beschäftigt sind und wegen ihrer schweren, mühseligen Arbeit acht Millionen Pfund verdienen, so daß bei diesen auf den Kopf im Jahre bei 40 Pfund treffen. Für die anderen Eingeborenen kommt auf den einzelnen nur ein Jahresdurchschnittseinkommen von 8 Pfund. Das ist wahrlich ein Hungerlohn. Ganz Die Negersiedlung Noordküp bei Barberton. Aber vielleicht ist doch der Lohn im Ebenmaß mit der Arbeit. Da lasse ich einen anderen sprechen. Dr. A. Robert, ein Mitglied der Kommission für Eingeborenen-angelegenheiten, entwirft folgendes Bild: 1,200.000 Schwarze sind Angestellte bsi Weißen. Nach sorgsamer Nachforschung fand ich, daß diese Arbeit den Negern 16 Millionen Pfund eintrug in einem Jahre. Es trifft annähernd 16 Pfund auf den Kops jährlich und das ist noch überschätzt.* Dabei ist zu bemerken, daß man hier im teuren Südafrika mit einem Pfund nicht weit springt und keine gewaltigen Einkäufe besor- * 1 Pfund = 20 Mark. mit Recht fordert das katholische Blatt „Southern Croß" den weißen Leser auf: Betrachte diese Tatsachen und trachte ihre Bedeutung zu verstehen und suche Wege, wie der Lohn gebessert und wie das Vermögen des Großteils unseres Volkes gehoben werden kann. Glücklich die Schwarzen, die noch in Stämmen zusammenleben. Gott sei Dank, gibt es in Südafrika noch ganz schwarze Gebiete. Aber viele Tausende sind schon hinausgeschleudert worden aus dem Stammesleben in den Trubel der modernen Welt und unter die Weißen gemischt. Das ist gewiß nicht zum Vorteil für die Schwarzen, denn es bedeutet nicht selten das Verlassen der Stammessitten, die ihnen wenigstens zur Verantwortung gezogen werden, da sie einigermaßen Halt gaben. Dazu haben sie soviel wie nichts zu sagen hatte in der oft das schlechte Beispiel der Weißen vor südafrikanischen Union, dem Lande des Äugen, das um so schlimmer wirkt, da die Protestantismus. Schwarzen die Überlegenheit der Weißen in Sollten vielleicht einem lustigen Student-vielen Dingen anerkennen. In der Fremde lein diese Zeilen zu Gesichte kommen, so haben die Neger vielfach niemand, der sich möge er doch überlegen, ob ihn Gott nicht um sie annimmt. Alte Missionäre versichern, für die Arbeit bei diesem armen Volke be- daß die Neger vielfach besser lebten, als sie stimmt hat, um ihm als Priester Seelen- noch unter ihren Stammesgesetzen standen, retter, Tröster und Helfer zu werden. Für als später, da sie mit dem weißen Mann in diesmal Schluß. Vielleicht ein andermal Berührung kamen. Die katholische Kirche über die Lichtpunkte in diesen dunklen kann für diese Verhältnisse der Dinge nicht Schattenbildern. In der Schatzkammer des göttlichen Herzens. Der berühmte, aber ungläubige Dichter Ibsen hat ein Theaterstück geschrieben mit dem Titel „Peer Gynt". Darin klagt der Teufel über schlechte Zeiten. Es wolle ihm gar nicht mehr getingen, das Material für die Höllenfeuerung beizuschaffen. Denn überall nur halbe Ware; gar nichts, was eines Teufels Herz voll befriedigt hätte. Halbe Christen, halbe Heiden, halbe Gläubige, halbe Ungläubige, lauter Menschen, die weder für den Teufel noch für Gott recht taugen. Halbheit auf allen Linien! Ob nicht die heutige Welt, mit den Augen Satans gesehen, ein ähnliches Bild böte, wie es Ibsen in seiner Dichtung entrollt hat? Schau prüfenden Auges hinein in die Parlamentssäle, schau hinein in das unentwirrbare Labyrinth unserer Politik, wie viele Kompromisse, die nichts anderes sind als Halbheiten, wie viele Zugeständnisse ans Heidentum! Man gibt die christliche Ehe preis, die Religionsschulen läßt man fallen, mit der einen Hand führt man das Schwert gegen den drohenden Bolschewismus, mit der anderen ebnet man ihm den Weg. Halbheit----------! Blick hinein in die Lchrsäle unserer Universitäten, besuche unsere Gymnasien, tritt ein in unsere Vereinslvkale, wieviel Zugeständnisse an den christusfeindlichen Weltgeist, wie viele Halbheiten in der Gesinnung, in der Lehre, hr der Tat trotz aller katholischen Redensarten! Halbheit aber ist Lauheit. Unser ganzer/Katholizismus droht unterspült und ausgehöhlt zu werden von allseits eindringender Halbheit. Ein „Minimal-Christentum" mit einmaligem Kirchenbesuch und Sakramentenempfang im Jahr, mit bedenk- lichen Grundsätzen über Ehe und Sittlichkeit macht sich in unseren Städten, sogar schon auf dem Lande breit. Welche Schutzmauer sollen wir dieser schleichenden Gefahr entgegenstellen? Mit welcher Sonnenkrast sollen wir dieser langsam unmerklich vordringenden Vereisung entgegenwirken? Die Herz-Jesu-Verehrung sei dieser Schutzwall, die Liebe des Herzens Jesu die Sonne, die aus Erstarrung zum Leben weckt, die erkaltete Seelen wieder zu eifrigem, lebendigem und praktischem Christentum führt: „Die lauen Seelen werden durch die Verehrung meines Herzens eifrig werden." Die Herz-Jesu-Andacht hat schon einmal in der Geschichte der Kirche Gottes diese Seelen und Völker innerlich umwandelnde Kraft bewiesen. Das 16. J a h r h u n d e r t war eine Zeit traurigen religiösen Niederganges, eine Zeit, «f die das Wort der Geheimen Offenbarung paßt: „Die Liebe vieler wird erkalten." Den Stuhl Petri nahmen manchmal Männer ein, die mehr der Welt als Christus dienten. Zahlreiche Bischöfe und Priester ergaben sich einem üppigen und bequemen Leben und vernachlässigten die Sache Gottes und das Heil der Seelen. Sogar in den Klöstern, den Stätten christlichen Eifers und Lebens, war das heilige Feuer am Erlöschen. Es kam Luther. Und Hunderttausende, deren Christentum von Lauigkeit schon angefressen war, fielen als faule Früchte vom S3aiim der Kirche.------------ Zwei Jahrhunderte später. Der Jansenismus besteigt die Lehrkanzeln und ver- kündet das Evangelium der Furcht vor Gott und--------die Kommunionbänke bleiben leer, manchen Ständen to tob der Zutritt ganz verwehrt; den Beichtstuhl trägt man nach Ostern auf den Dachboden, bis Ostern wiederkehrt. Denn „allzuoft dem großen Gott und Schöpfer sich zu nahen, ist der fündige Mensch nicht würdig". Es dauert nicht lange und es folgt die Revolution. Die spärlich besuchten Kirchen werden ganz geschlossen. In Frankreich, England und anderen Ländern mußten die heiligen Geheimnisse hinter verriegelten Türen gefeiert werden, in ständiger Angst, jeden Augenblick entdeckt und abgeführt zu werden. Viele Priester wurden enthauptet und noch mehr des Landes verwiesen. Das Volk toar verwaist und in den Herzen breiter Massen wurde es kalt, eisig kalt-. Siehe, da ging der Menschheit die Sonne auf, die Liebe des Herzens Jesu! Vom Kloster Paray-le-Monial aus begann die Herz-Jesu-Verehrung ihren Siegeslauf. Mit der Herz-Jesu-Andacht erwachte und wuchs der Drang hin zu Jesus im Sakrament der Liebe. Seither geht ein eucharistischer Zug durch die katholische Welt. Die Herzen der Christen öffneten sich der Erkenntnis der übergroßen Liebe Jesu und echtes katholisches Leben blühte langsam wieder auf. Es kam die tägliche Kommunion, kam die Frühkommunion. Die Monstranz, die vordem die Gläubigen nur höchst selten schauen durften, erstrahlt jetzt bei den häufigen eucharistischen Kongressen vor dem Angesichte aller Völker. Zahlreicher denn je traten Ordensgenosseu-schaften ins Leben: Die Söhne und Töchter vom Heiligsten Herzen, die Priester vom Heiligsten Herzen, die Missionäre vom Heiligsten Herzen und viele andere. Sie alle tragen etwas von jenem Feuer in sich, das der Herr auf die Erde brachte und von den, er will, daß es weiter um sich greife und brenne. Und in der Sonnenwärme des Heiligsten Herzens reifen Heilige in der Kirche Gottes so zahlreich, daß wir staunen müssen: Von 1800 bis 1930 wurde 946 Personen die Ehre der Altäre zuerkannt. Welch erneuernde und reformierende Kraft birgt doch die Herz-Jesu-Andacht in sich! Kein Wunder! Wer mit dem flammenglühenden Herzen Jesu umgeht, muß warm werden. Die heutige Welt schreit förmlich nach Männern und Frauen, denen die Liebe Christi in Herz und Händen brennt; die ungeheuren sozialen und sittlichen Nöten unserer Zeit, die großen Gefahren, die der Kirche drohen, dulden keine Halb- und Viertelkatholiken, sie fordern den ganzen Christen, sie fordern Männer, die voll sind von jener Glut, die da lodert im Herzen Jesu. Eifrig geübte Herz-Jesu-Verehrung ist die wahre Hochschule katholischer Gesinnung und Tat. Ich stand vor Jahren in der gewaltigen Maschinenhalle eines Elektrizitätswerkes. Laufkrane waren eifrigst an der Arbeit, Kohlen heranzuschaffen und die Glut zu schüren. Gigantische Räder sausten, Rieseu-Dynamos erzeugten in jeder Minute hochgespannte Ströme von Elektrizität. Gewaltige Akkumulatoren in riesigen Massen waren in der Halle eingebaut und dienten dazu, die Menge überschüssigen Stromes aufzuspeichern. In stiller Bewunderung stand ich vordem Wunderwerk der Technik. Unsichtbar dem menschlichen Auge wurden hier jene Riesenkräfte erzeugt und aufgespeichert, die in Hunderten von Drähten mit Blitzesschnelle ins Land hinausschwirrten, um hieraus den großen Stadtplätzen tausendkerzige Bogenlampen zu entzünden, dort in stiller Kammer einem einsamen Mütterlein bei der Arbeit zu leuchten, um hier als Kraft durch Hebemaschinen die gewaltigsten Lasten fortzuschaffen, um dort Eisenbahnen durchs Land zu treiben. Überall die gleiche unermüdliche geheimnisvoll schaffende und leuchtende Kraft! Liebe Leser! Die eifrig geübte Herz-Jesu-Andacht macht euch für eure Umwelt auch zu solchen Licht- und Kraftzentralen, von denen Ströme göttlichen Lichtes, göttlichen Lebens und göttlicher Kraft ausgehen. Jeder von euch sei geistigerweise gleichsam ein Akumulator, der die Sonnenwärme vom Herzen Jesu, die Gottes- und Nächstenliebe, in sich aufspeichert und als gute Werke, gute Beispiele und als vorbildliches katholisches Leben den Mitmenschen vermittelt! Aus Briefen unserer Missionäre. In einem Schreiben vom 4. April gedenkt P. Johann Riegler in warmen Worten des im März zu Brixen verstorbenen Pfarrers grata, der, namentlich als langjähriger Seelsorger der Berggemeinde Afers, stets bte herzlichsten Beziehungen zum Missionshaus Milland unterhielt. P. Riegler schreibt: willkommener East in seinem Heim; in ihm erblickte er ja den Gesandten Christi, auserwählt, jenen Armen die Segnungen des Christentums zu bringen, ihre Seelen herauszuführen aus der Knechtschaft des Satans und einzuführen in die so seligmachende Kindschaft Gottes. Um auch andere, besonders seine Tic begnadeten Hirtcnkindcr von Fütiina. Am 3. April d. I. erhielten wir die traurige Nachricht, daß Hochw. Herr I. grata, Pfarrer in Enneberg, Siidtirol, in ein besseres Jenseits hinübergegangen sei. Durch seinen Iot>_ verloren nicht nur seine Pfarrei einen eifrigen Seelsorger, sondern auch mir einen langjährigen Freund und großen Gönner unserer Mission. Als ein guter Priester seines göttlichen Meisters wollte er nämlich nicht bloß der ihm anvertrauten Herde jederzeit ein guter Hirt und Führer sein, sondern bemühte sich auch, ein Helfer jener zu sein, die noch nichts wissen von der Frohbotschaft der Erlösung durch Jesus Christus. Der Missionär war darum ein stets eigenen Pfarrkinder für die Unterstützung der Heidenmission zu gewinnen und zu begeistern, ging er allen mit dem besten Beispiel voran. Wieviel er hierin nicht bloß durch Worte, sondern auch durch Taten getan, ist ganz gewiß verzeichnet im Buche des Lebens. Nur eines möchte ich hier als Seelsorger der Missionsstation Mariatrost erwähnen, weil er sich dadurch diese Station für immer zum Schuldner gemacht: die Spende einer Kirchenglocke. Jahrelang wurden hier die Gläubigen Sonntags durch das Schlagen einer ganz gewöhnlichen Pflugschar zum Gottesdienst gerufen. Als Hochw. Pfarrer Frena davon hörte, war er sogleich bereit, uns eine Glocke zu verschaffen. War das eine Freude, als diese Glocke hier ankam und nach der feierlichen Einweihung zum erstenmal ihre Silbertöne erschallen ließ. Durch diese Spende bat Pfarrer Frena sich ein dauerndes Andenken in den Herzen der schwarzen Katholiken von Mariatrost verschafft. Das kam so recht zum Ausdruck, als ich ihnen die Todesnachricht mitteilte. Ein einstimmiges „Oooh!" als Ausdruck des tiefsten Bedauerns kam über ihre Lippen. Zahlreich erschienen sie in der Kirche, als wir für die Seelenruhe des Verstorbenen ein Requiem hielten — das erste, das hier gehalten wurde — opferten für ihn die heil. Kommunion auf und beteten für ihn den heil. Rosenkranz. So sind sie in ihrer Dankbarkeit durch ihre Fiirbittesi demjenigen zum Helfer geworden, der ihnen einst so großmütig geholfen fett. Möge Gott der Herr, der Vergelter alles Guten, ihm nun reichlichst alles belohnen, was er Gutes getan für die Mission. R. i. p. Der hochw. P. Josef Angerer äußert sich in einem Briefe aus Witbank vom 5. Jänner über die dortige Eingeborenen-Mission: Ich habe, wie Sie wissen, die Eingeborenen-Mission unter mir. In den zwei Schulen, die wir für Negerkinder errichtet haben, sind zurzeit fünf schwarze Lehrer angestellt. Die Zahl der Schulkinder ist für die wenigen Jahre unseres Hierseins ziemlich groß. Sie beläuft sich augenblicklich auf 210. Es steht zu hoffen, daß sie sich in Bälde noch bedeutend erhöhen wird. Fast täglich besuche ich beide Schulen, auf denen unsere Hoffnung für die Zukunft beruht. Jeden Abend erteile ich Unterricht für 40 bis 50 schwarze Arbeiter. Um das sittliche und religiöse Leben der Neubekehrten zu heben, habe ich im verflossenen Herbst zunächst die Rosenkranz-Bruderschaft eingeführt. Die Missionsarbeit in diesem afrikanischen Jndustriebezirk gestaltet sich allerdings wesentlich anders als in meinem früheren Wirkungsfeld am Weißen Nil unter dem von der europäischen Kultur noch kaum berührten Hirtenvolk der Schilluk. Unsere hiesige Tätigkeit ähnelt sehr der Barackenseelsorge in europäischen Industrie-Zentren und Großstädten. . . Ebenfalls aus Witbank berichtet P. Joses Klassert, der Seelsorger für die Weißen: Noch niemals habe ich unsere Kirche so gefüllt gesehen wie in der Mitternachtsmesse des We'ih-nachtsfestes. An 200 Personen müssen es gewesen sein. P. Angerer war Zelebrant, Ich Chordirektor, Baßsänger, Festprediger und Lückenausfüller am Harmonium. Alle diese Obliegenheiten zusammengenommen, bewährten sich als gute Schlafverscheucher. Fraglos ist das Ansehen der katholischen Mission in stetem Wachsen begriffen. Der Einfluß der zahlreichen protestantischen Sekten auf die einheimische Bevölkerung hat schon starke Einbußen erlitten. Wir dürfen mit Grund hoffen, daß die Katho-likenziffer in und um Witbank im Laufe der nächsten Jahre erheblich steigen wird . . . Vom König der Tiere. (Fortsetzung.) Aus Rhodesien wird folgender Kampf mit Löwen berichtet. Ein Farmer wurde von seinem Hirten benachrichtigt, daß in der vorhergegangenen. Nacht Löwen die Herde angefallen hätten und sich nun gütlich täten am Fleische eines getöteten Ochsen. Der Farmer machte sich in Begleitung seines Sohnes sogleich auf den Weg. Als sie in die Nähe des Biehkraals kamen, farchen sie einen Löwen auf der Beute liegend, von der er geräuschvoll fraß. Der Farmer sandte ihm in der beginnenden Dunkelheit einen Schuß zu, der das Tier hoch in die Luft springen machte, worauf es sich schleunigst entfernte, zusammen mit einem anderen Löwen, der dicht daneben gelegen war. Hierauf ging der Landwirt daran, das Fleisch des zerrissenen Ochsen reichlich mit Strychnin zu vergiften. Die Raubtiere unterhielten starkes Grunzen und Stöhnen während des ersten Teiles der Nacht, so daß der Farmer erwartete, zwei oder drei tot zu finden. Er sah aber zu seiner Überraschung am Morgen zwei Löwen in anscheinend bestem Wohlsein, die munter im Walde verschwanden. Um den toten Ochsen herum aber lagen Hausen von vergifteten Fleischstücken, die von den Raubtieren erbrochen worden waren. Die Männer folgten nun der Blutspur des am Abend verwundeten Löwen, die sie zu den Überresten eines anderen Ochsen führte, wo sie zahlreiche Spuren von jungen wie alten Löwen wahrnahmen. Der Farmer schickte seinen Hirten zurück, um Diener und Hunde zu holen. Als diese angekommen waren, konnte die Blutspur wieder aufgenommen werden, die in eine dichte Masse von Unterholz wies, die wahrscheinlich den Unterschlupf des Raubtieres bildeten Das Dickicht war gegen 50 Meter lang und 30 Meter breit und sehr düster. Kaum eingetreten, sahen die Männer einen Löwen vorübergehen. Der Farmer sandte ihm einen Schuß zu, worauf die Bestie eiligst verschwand. Das Dickicht war voller Löwenspuren. Ein wenig jenseits der Mitte bemerkte der Farmer eine lohfarbenc Masse und erkannte einen Löwen, der nur 8 Meter entfernt war und ihn mit niedergehaltenem Kopfe durch das verdeckende Gebüsch starr anblickte. Auf eine Ku-gel zwischen die Augen brach er zusammen. Der Farmer ging vorsichtig auf ihn zu, um zu sehen, ob er verendet sei, als ein Geflüster der schwarzen Diener ihn veranlaßte, sich umzudrehen. Da erblickte er einen anderen Löwen, der die Männer von hinten umging. Der Sohn des Farmers schoß und verwundete ihn. Sein Vater eilte hinzu, um auch Gelegenheit zu einem Schusse zu erhalten. Als auch er den Löwen nur verwundete, ging dieser zum Angriff über. Es war alles nur ein Augenblick. Das Raubtier machte keine Pause vor dem Sprunge, sondern erhob sich mit mächtigem Gebrüllstoß in die Lust, gerade auf den älteren Mann zu. Dieser fand keine Zeit, etwas zu tun, auch war fein Gewehr ungeladen. So sprang er rasch auf die Seite und hielt das Gewehr vor sich hin, wodurch der hinter ihm stehende Schwarze das Ziel des durch die Luft sausenden Löwen wurde. Inzwischen schoß der Sohn wieder und verwundete den Löwen schwer. Die Lage war entsetzlich. Der unglückliche Schwarze lag in einer flachen Mulde, und das Raubtier über ihm. Die Hände hatte der Mann zur Abwehr in der zottigen Mähne des Gegners vergraben. Auf der einen Seite der Gruppe befand sich der junge Mann, der wieder auf den Löwen zielte, aus der anderen Seite stand der Farmer mit einem beherzten Eingeborenen, der des Löwen Kopf mit einem Beile bearbeitete. Weniger als zehn Meter hinter dem jungen Manne lag die andere Raubkatze, ob schon tot oder noch lohend, stand dahin. Als der Sohn feuerte, verließ der Löwe den Schwarzen und entfernte sich einige Meter weit, um dann taumelnd stille zu stehen. Ein weiterer Schuß sandte ihn Hals über Kopf das steile Ufer des unten vorbeifließenden Tschitoraflusses hinab, dessen Strömung ihn mit sich forttrug. Der Schwarze wurde mit übermangansaurem Kali behandelt und sogleich auf die Farm zurückgeschickt. Es war unbegreiflich, warum der Löwe den Mann nicht getötet hatte, bis das tote Tier untersucht und gefunden wurde, daß sein Unterkiefer vollständig zerschmettert war. Auf einer andern Farm in Rhodesien hatte ein Löwe drei Rinder getötet, über die Leiche eines derselben errichteten drei junge Farmer eine Art Plattform, auf der sie die Rückkehr des Raubtieres erwarteten. Es kam wirklich bei Sonnenuntergang und wurde angeschossen. Am nächsten Morgen verfolgten die.Jäger die Spur. Als sie des Löwen ansichtig geworden, schossen sie wieder, worauf er sich hinter einem hohen, mit Gebüsch verwachsenen Ameisenhaufen, verbarg. Anstatt der Deckung des Tieres fern zu bleiben, erkletterten zwei der jungen Leute den Hügel bis zur Spitze. Dort angelangt, sprang der Löwe sie an und warf beide zu Boden. Dann versetzte er einem von ihnen einen Tatzenschlag in der Gegend des linken Ohres und einen anderen Schlag ins Genick, während er den linken Arm des unglücklichen Burschen mit dem Rachen erschnappte. Dem anderen jungen Manne gelang es, seine Flinte an das Ohr des Löwen zu halten und ihn durch einen Schuß auf der Stelle zu töten. Sogleich befreite er seines Freundes Hand aus dem Löwenrachen. Als man jedoch den Per-wundeten forttragen wollte, gab er seinen Geist auf. (Fortsetzung folgt.) Golö mb Myrrhen. Geschichtlicher Missionsroman aus Ostafrika von Felix Nabor? (Fortsetzung.) Gekräftigt an Leib und Seele, fuhr er dann nach Mozambik, im Herzen froh wie ein Apostel, der mit reicher Ernte heimkehrt. Bon seinem Vetter de Saa wurde er mit Freuden begrüßt und zu feinen Erfolgen herzlich beglückwünscht. „Du kommst mir vor wie ein glücklicher Goldsucher, der in den Bergen von Manila ein mächtiges Goldlager entdeckt hat", sagte er. „Nicht doch", erwiderte Gonzalo, „denn jetzt kommt erst die Hauptaufgabe meines Lebens: den mächtigsten unter den Bantuherrschern, den G old k aiser, für den christlichen Glauben zu gewinnen!" „Und damit die mächtigste Goldader anzubohren", bemerkte Herr de Saa lächelnd. „Das ist wörtlich zu nehmen, lieber Vetter. Du hast das Land Ophir gefunden. Nirn gilt es, all diesen Reichtum an edlem Metall für den König zu gewinnen!" „Du verkennst meine Aufgabe", erwiderte Gonzalo. „Ich suche keine irdischen Schätze, das überlasse ich dir und deinen Soldaten. Wenn du das Gold in Scheffeln messen und dem Könige zuführen kannst, soll es mir lieb sein. Ich aber suche Besseres, eine herrlichere Goldader und reichere Minen als die des kalten, eitlen Metalls: das Gold der T r e u e, das im Feuer der Liebe aus dem Schmelzofen des Glaubens fließt. Jenes kostbare Gold, das einst der König aus dem Morgenland dem Kinde in Bethlehem darbrachte: sein liebeglühendes Herz und die Seelen der Heiden, die er später bekehrte. Einzig diesen Goldhandel will ich für * Herausgegeben vom Missionsverlag St. Ottilien, Oberbayern, 1929. Der Abdruck erfolgt mit Zuslimmnng des Verlages. meinen Herrn betreiben: Seelen zu retten für den Himmel. Das ist die wahre Goldgrube für den Priester, und in diesem Sinne will ich die neuentdeckten Goldfelder Afrikas nach Kräften ausbeuten. Das soll meine höchste Lebensaufgabe sein." Herr de Saa blickte ihn staunend an und sagte: „Verzeih, wenn ich allzu irdisch gesinnt bin. Aber als Soldat diene ich in Treue meinem König und schaffe für ihn soviel Geld als nur möglich, damit seine Macht und sein Reichtum wachsen." „Du tust recht daran, Vetter Pantaleon", sagte Gonzalo. „Jeder nach seiner Art! Gebt dem Kaiser, was des Kaisers — und Gott, was Gottes ist! Du dienst dem König aus Portugal — ich dem König des Himmels. Du erntest dabei Ruhm und Ehren ■— ich finde meinen Seelenfrieden, das köstlichste Gut auf Erden. Beide aber sind wir darin einig, daß wir unsere Pflicht als Christen tun — was kann man mehr verlangen?" Und indem er die Arme ausbreitete, als wollte er die Welt umspannen, fuhr er fort: „O Afrika, du glühendes Land, du hast mir Gold in solcher Menge geschenkt, daß ich es kaum fassen kann. Nun fehlt mir nur noch die Myrrhe!" „Wie — die Myrrhe?" fragte Herr de Saa verwundert; „wie meinst du das?" „Ganz einfach, Vetter. Als die drei Weisen aus dem Morgenland zum Heiland kamen, opferten sie ihm Gold, Weihrauch und Myrrhen. Ihrem Beispiel müssen auch wir folgen und dem Herrn unser Herz, unsere Gedanken und uns selbst darbringen. Gold habe ich geopfert, der Weihrauch meiner Gebete steigt täglich zum Himmel; nun fehlen nur noch die Myrrhen. Aber ich werde auch die Myrrhen finden, sie wachsen ja in Afrika!" „Ich verstehe dich nicht", sagte de Saa. „Und ist doch so einfach", antwortete Gonzalo. „Die Myrrhen sind bitter. Bisher hab' ich nur Gutes empfangen in diesem Lande; nun aber kommt das Bittere: der Schmerz, das Leiden, der Tod! Ich will auch dieses in Demut hinnehmen und das Kreuz küssen, das mir der Herr auf die Schultern legt. — Die Myrrhen sind ebenso wie Gold und Weihrauch ein Symbol. Gold tragen Könige in ihrer Krone, Weihrauch opfert man nur Gott. Schon in der Krippe wurde durch diese Gaben die dreifache Würde Jesu, das königliche, hohepriesterliche und erlösende Amt des Weltheilandes angedeutet." „Und was bedeuten die Myrrhen?" rief der Kommandant eifrig. Mit tiefem Ernst antwortete Gonzalo: „Die Myrrhen deuten das Bittere im Leben des Erlösers an — seinen Opfertod am Kreuze." Und in flammender Liebe brach er in die Worte aus: „Daß es mir doch vergönnt wäre, die Myrrhen aus den Händen des Erlösers zu empfangen!" Herr de Saa blickte ergriffen auf seinen Vetter. Die Worte „Gold und Myrrhen" brannten wie mit Flammenschrift geschrieben in dessen Seele und gewannen tiefere symbolische Bedeutung. Sie waren das Symbol seines Lebens, seiner Arbeit im Weinberg des Herrn. Gold und Myrrhen — das bedeutete Liebe und Treue bis in den Tod! Wie reich war dieser Priester an himmlischen Schätzen! Denn Gold und Myrrhen sind das Edelste, das Wertvollste und Kostbarste, was ein Mensch seinem Schöpfer darbringen kann — Leib, Seele, Herz uüd Gemüt, Blut und Leben! — In der Stille des reizenden Landhauses bereitete sich Gonzalo auf seine neue Mission vor, bei der ihn mehr Schwierigkeiten erwarteten als bei der ersten; denn es wurde ihm von allen, die das Goldland kannten, versichert, daß dort der Teufel starke Krallen habe. Um den mächtigen, verwöhnten Goldkaiser günstig zu stimmen, rüstete der kluge und welterfahrene de Saa das Schiff, das Gonzalo zum Land Ophir tragen sollte, mit reichen Geschenken aus. Gonzalo war ihm dankbar dafür und es entstand zwischen den beiden Vettern eine innige Freundschaft. Wie Brüder besprachen sie alles, was ihre Herzen bewegte. Eines Tages, als Kapitän Miguel Cintra von einer Fahrt nach Mozambik zurückgekehrt war, brachte Gonzalo die Rede auf den Raub der Kafsernmädchen von Jnham-bane und auf das geheimnisvolle Verschwinden des Prinzen Makara. „Ist denn nichts geschehen, um die Verschwundenen zu finden?" fragte er. „Doch", erwiderte der Kommandant. „Ich tat, was in meinen Kräften stand, allein alles war vergebens. Das ist bitter und schmerzlich, denn der Prinz stand mir sehr nahe. Ich hatte ihn lieb wie einen Sohn. Er ist ein außergewöhnlicher Mensch ■— klug, fromm, von scharfem Verstände und mit einem goldenen Herzen. Ich habe große Hoffnungen auf ihn gefetzt." „Ich nicht minder", erwiderte Gonzalo. „Er soll der gute Hirte seines Volkes werden. Glaubst du, daß er Neigung und Talent hatte, Priester zu werden?" „Gewiß. Kein zweiter wie er. Er ist der geborene Herrscher und dabei so mild und Herr de Saa blickte unwillkürlich nach dem Haupte des Priesters. Aber es war nichts Besonderes zu sehen, es war wie ein anderes Haupt. Nur die Tonsur leuchtete wie eine kleine weiße Sonne. Es war eine feierliche Stille; die Schauer eines ewigen Mysteriums zogen durch zwei Menschenherzen. Der Kapitän fand zuerst wieder den frischen Ton. „Wenn ich nicht irre, habe ich eine Spur gefunden", sagte er. „Ist nicht Prinz Makara im gleichen Ort verschwun- Die Täuflinge in Lydenburg am 2. März 1930. gütig, so rein an Leib und Seele wie Sankt Johannes, der Lieblingsjünger des Herrn." „Dann ist's beschlossen: Makara wird Priester, wenn er gefunden wird. Ich werde heute noch an meine Oberen in Goa schreiben, daß er in unser St.-Paulus-Kolleg daselbst aufgenommen wird. Dir übergebe ich den Prinzen als Vermächtnis: Sorge für ihn für den Fall, daß ich nicht mehr zurückkehre aus dem Goldlande." „Warum solltest du nicht mehr zurückkehren?" fragte de Saa befremdet. Der Pater lächelte geheimnisvoll. „Denk an die Myrrhen!" sagte er. „Das Gold, das ich finde, muß ich mit meinem Blute bezahlen. Die Myrrhen verwandeln sich in eine Dornenkrone. In der Nacht, wenn alles um mich stille ist, sehe ich sie über meinem Haupte schweben." den wie die Kaffernmädchen? Nämlich in Jnhambane! Dort muß der Seeräuber, den ich schon lange heimlich verfolge, seinen Schlupfwinkel haben. Ich glaube nicht anders, als daß es der Korsar ist, der seinerzeit meinen Kutter rammen wollte, Pater Gonzalo." „Seltsam", sagte dieser; „ich glaube, den Mann in Jnhambane gesehen zu haben." „Dann ist er's!" rief der Kapitän. „Ah, welche Lust wäre es für mich, ihn zu fangen und aufzuknüpfen! Herr Kommandant —■ geben Sie mir Soldaten und ein Schiffsgeschütz, dann mache ich Jagd auf den Sklavenräuber. Es wäre eine wahre Wohltat, die Menschheit von einem solchen Scheusal zu befreien." „Ihr habt recht", erwiderte de Saa. „Es ist meine Pflicht, die Missetäter zu bestrafen. Ihr sollt Soldaten und Kanonen haben, Kapitän." „Dank, Herr Kommandant", rief Cintra begeistert. „Dann beginnt morgen schon die Jagd ans den Sklavenhändler — und der Schuft soll mir bei Gott nicht entgehen! 6. Kapitel. Im Wunderland. Knirschend bohrte sich der Kiel der kleinen Fusta (Segelschiff mit Rudern) in den Sand. Pater Gonzalo stieg mit seinen Begleitern, zwei Boys, dem Dolmetscher Dias Saramala und der Schiffsmannschaft ans Land und stieß den Schaft des Kreuzes in die Erde. „Hier stehen wir an der Pforte zum Wunderlande Ophir", sagte er, „und ich weihe es dem Herrn, setze das Kreuz als Wahrzeichen an die Pforten des Reiches: Das Kreuz soll herrschen, nicht das Gold! Eine lange und beschwerliche Fahrt liegt hinter uns. Stürme und Seenot haben wir überstanden und oft dem Tod ins Auge geblickt. Aber immer war der Herr mit uns, ihm sei Preis und Dank! Nun stehen wir am Ufer des Sambesi und vor uns liegt Sena, die Pforte zum Reiche des Kaisers von Mo-nomotapa. Ihm gilt unsere Reise und unser Besuch. Von den irdischen Schätzen weg will ich ihn zum Kreuze führen. Das Kreuz ist das Heil der Welt, ist die goldene Leiter, die zum Himmel führt. Laßt uns beten um die Bekehrung des Kaisers! Gott der Herr möge seinen Sinn erleuchten und seine Gedanken lenken, daß er uns nicht nur die Tore seines Reiches, sondern auch die Pforte seines Herzens öffne! Pater noster, qui es in coelis.“ Alle knieten nieder und feierlich stieg das Gebet des Herrn zum Himmel empor. Dann hielten sie ihren Einzug in die kleine Stadt Sena. Sie lag am südlichen Ufer des Sambesi und war ein bedeutender Handelsplatz für Gold und Elfenbein. Es wohnten gegen zwanzig Christen, Portugiesen und Inder, an diesem Orte, die des christlichen Trostes seit langem entbehrt hatten und daher den Priester mit Freuden begrüßten. Sie errichteten ihm eine stattliche Hütte, in der er täglich die heilige Messe lesen konnte, und er sammelte die Zerstreuten, wie der gute Hirte seine Herde. Die Schönheit und die stille Pracht des Gottesdienstes zog die Neger mit überirdi- scher Macht an. Scharenweise strömten sie herbei, um sich in der Heilslehre unterrichten und taufen zu lassen. Sogar der benachbarte Fürst, der König von Jnhamior, mit seiner Frau und acht Söhnen, trat zum Christentum über. Mit jedem Tag wuchs die fromme Herde, und als Gonzalo nach sechs Wochen von Sena abreiste, ließ er eine Gemeinde von 500 Seelen zurück, die ihm ihre Tränen nachweinten. Er hatte in dieser Zeit die Makaranga-sprache erlernt, so daß er in ihrer eigenen Mundart mit den Negern reden und an ihre Herzen pochen konnte. Es war wie ein Wunder, was er erlebte. Er glich einem Zauberer, dem alle Herzen zuflogen. In den Dörfern, durch die er kam, eilten ihm die Neger entgegen, knieten nieder und baten um seinen Segen. In Tete, dem kleinen Ort am Sambesi, taufte er den Fumo, den Dorfbeherrscher, und seine Tochter, in Mabate das ganze Dorf. Die Kreuze, Bilder und Rosenkränze, die er unter die Neubekehrten verteilte, wurden wie Heiligtümer verehrt und wie kostbare Schätze gehütet. Am Weihnachtsabend langte Gonzalo in der Nähe des königlichen Hofes an und glaubte in ein Zauberland zu treten. Hohe Palmen wiegten ihre wundervollen Wipfel im letzten Glühen des Abendrots, neckische Affen spielten in den Bäumen, köstliche Blumen dufteten und stolze Pfauen mit buntem, schillerndem Federkleid schlugen ihr Rad im Scheine der purpurroten Abendsonne. Ein Abgesandter des Kaisers empfing ihn in Quiticui, das gewissermaßen den Vorhof der Königsstadt bildete. Gonzola erhielt eine Hütte angewiesen, durch deren Türe die linde Abendlust strich und alle Blütendüfte des Gartens hereintrug. Wie ein flammendroter Feuerball versank die Sonne hinter den Bergen und der Mond schien voll und klar auf die herrliche Landschaft herab; alle Schönheit und Pracht, alle Ruhe und Erhabenheit einer Tropennacht senkten sich auf die Erde und auf das Haus. Gonzalo aber dachte in dieser wundersamen Nacht an den Stern von Bethlehem, der dem Volke Israel aufging und ihm die Ankunft des Messias verkündete. Seine Seele war von Jubel erfüllt, weil ihn der Herr auserwählt hatte, diesem armen schwarzen Volke das Licht des Glaubens zu bringen, ihm das Gloria in excelsis und den Frieden auf Erden zu verkünden. Gar wundersame Dinge erfuhr Gonzalo an diesem Weihnachtsabend von dem Gesandten des Kaisers, einem Portugiesen namens Cajado, dem „Capitao das portas“ (Kapitän der Tore). Das Goldland Mono-motapa und sein „Goldkaiser", von denen so märchenhafte Sagen verbreitet waren, gehörten nicht ins Fabelland, sondern sie waren wirklich. Es war ein unermeßlich weites Negerreich südlich des Sambesi und erstreckte sich bis zur Meeresküste. Die Portugiesen in den Küstenstädten trieben mit dem König Monomotapa lebhaften Goldhandel, waren aber ganz von seinem guten Willen abhängig und mußten ihm den jährlichen Tribut nach Sena bringen. Der König lieh aber mehr den Mauren (Mohammedanern), die sich aus Arabien zum Goldlande drängten, sein Ohr. Um den Einfluß dieser arabischen Moslims zurückzudrängen und zugleich die Sache ihres Mutterlandes zu vertreten, hatten die Portugiesen einen besonderen Bevollmächtigten an den Königshof gesandt, eben diesen Cajado, der sich so sehr in der Gunst des Herrschers zu befestigen verstanden hatte, daß ihm das wichtige Amt eines „Torwarts des Reiches" übertragen wurde. Von ihm erfuhr Gonzalo alles Wissenswerte über das sagenhafte Land, das dieser als das Land Ophir bezeichnete, aus dem König Salomon dereinst auf Schiffen, die drei Jahre unterwegs waren, Gold, Edelsteine, Sandelholz, Assen und Pfauen holte. Die Vergangenheit des Makaranga-Rei-ches war voller Geheimnisse und Rätsel. Trotz heftiger Kämpfe im Innern bildeten die Bantu ein Reich, und eine Kultur vereinigte alle Mataranga vom Sambesi bis zum Limpopo. Sie war um so reiner und reicher, je näher sie beim König lag, der nicht nur die Macht des Goldes besaß, sondern auch eine religiöse Obergewalt über seine Untertanen ausübte. Im Mittelpunkt alles Lebens standen Goldgewinn und Goldhandel; die Goldgruben und der Bergbau bildeten den Reichtum des Landes. Große Viehherden auf gesundem und frischem, weidereichem Hochland versorgten die Einwohner reichlich mit Nahrung und die Elefantenjagd ergab wertvolle Beute an Elfenbein. Weniger eifrig wurde der Feldbau betrieben, um so eifriger dagegen die Webekunst und das Schmiedehandwerk, das bei dem Reichtum an Erzen und Metallen zu ganz besonderer Blüte, ja sogar zu einer gewissen Kunsthöhe gelangte. Den Ausgangspunkt und Mittelpunkt aller Kultur bildeten die Königshöfe, vornehmlich die Residenz des Monomotapa selbst, in die Gonzalo des andern Tages geführt wurde. Weitausgedehnt lag die Stadt am Musen-gezi, einem Nebenfluß des Sambesi, gegen dreißig Tagereisen von Sena entfernt. Da jede der Hütten mit einem großen, umzäunten Hofe umgeben war, hatte die Stadt eine volle Stunde im Umfange. Inmitten der einfachen Rundhütten erhob sich der Palast des Kaisers. Er war bedeutend größer als die anderen Hütten, aus Holz erbaut und mit Stroh gedeckt. Es war eine ganze Gruppe von Gebäuden, über deren Haupteingang ein Ebenholzspeer mit funkelnder Goldspitze emporragte. In der Hauptstraße der Stadt drängte sich das Negervolk in Menge. Alle trugen das baumwollene Lendentuch, die Männer waren bewaffnet. Dazwischen schritten einzelne stolz wie Fürsten einher und trugen togaähnliche Gewänder von indischer Seide. „Es sind die Hofleute des Kaisers", erklärte Cajado. „Denn der Monomotapa ist, ähnlich wie die Fürsten Europas, mit einem gewissen Zeremoniell umgeben, von dem die Höflingsschar nicht um Haaresbreite abweicht. Dieses Zeremoniell ist sehr streng und oft erniedrigend für die Weißen. Sie dürfen dem Herrscher nur barfuß nahen und halbliegend mit ihm reden, wobei sie beständig in die Hände klatschen müssen. Die Höflingsschar und die Mohammedaner, die das Knierutschen gewohnt sind, bestärken den Kaiser in der Aufrechterhaltung dieses Zeremoniells. Aber kommt, ehrwürdiger Herr, ich bringe Euch in Eure Wohnung. Sie liegt nahe der meinigen, am Ende der Stadt, die ich als Kapitän der Tore zu bewachen habe." „Wie — Ihr führt mich nicht zum König?" fragte Gonzalo enttäuscht; denn er brannte danach, den Herrscher dieses seltsamen Landes kennenzulernen. „Das wäre gegen alle Sitte", antwortete der königliche Torwart. „Erst muß ich dem König Eure Ankunft melden und ich werde ihm berichten, welch heiliger Mann git ihm kommt, wie hoch Euer Adel ist und welch auserlesene Stellung Ihr in Indien und beim Vizekönig einnehmt. Danach richtet sich dann der Empfang bei Hofe."- Er führte Gonzalo in die Hütte und ließ ihn allein. Sie war geräumig und mit Matten zum Ausruhen der Glieder belegt. Gonzalo richtete sich mit Hilfe seiner beiden Diener wohnlich ein und legte die Geschenke bereit, die er dem Kaiser zu überbringen hatte. Es waren feine indische Seidengewebe, Schals, ein silberner, edelsteinbesetzter Pokal und- Ketten aus Perlen und Korallen; ebenso prächtig waren die Geschenke für die Königin. Dann verrichtete er ein Gebet, bat um den Segen Gottes zu seinem Werke und harrte nun der Dinge, die da kommen sollten. 7. Kapitel. Kreuz und Halbmond. Gegen Abend trat Cajado wieder bei Gonzalo ein, umgeben von einem Schwarm von Hofleuten. Er trug jetzt die Abzeichen feiner Würde: einen Speer mit Goldspitze und schwere goldene Armringe; er überbrachte dem Gaste die Empfangs- und Ehrengeschenke des Königs: Gold, Sklaven und Rinder, die draußen vor der Hütte standen. „Mein hoher Gebieter entbietet Euch Gruß und Heil!" sagte Cajado, „Nehmt diese Geschenke als Zeichen seiner Huld aus meinen Händen an." „Dem König sei Dank für so viel Güte", erwiderte Gonzalo. „Er wolle mir gestatten, auch meinerseits etwelche Gaben anzubieten." „Die Hofsitte verlangt, daß Ihr sie dem Könige selbst übergebt", erwiderte Cajado. „Er ist bereit, Euch morgen in seinem Palaste zu empfangen." Gonzalo verbeugte sich dankend und sagte: „Groß ist die Güte des Herrschers; aber als armen Diener Gottes ziemt es mir nicht, solch reiche Gaben, wie sie mir Euer Gebieter schenkt, zu besitzen. Mit des Königs Erlaubnis werde ich daher dieselben an die Armen der Stadt verteilen, — die Sklaven ausgenommen, die ich Euch überlasse." „Diese vornehme Gesinnung ehrt Euch, edler Herr", sagte Cajado. „Es sei, wie Ihr wünscht. Ich beeile mich, meinem Gebieter Mitteilung zu machen, und wünsche Euch alles Gute." Er ging und erstattete dem König Bericht. Verwundert rief dieser aus: „Wie, der Pater gibt die Geschenke an das Volk? Er ist ein seltsamer Mann, wie ich noch keinen getroffen habe. Ich staune, daß es einen Portugiesen geben soll, der kein Gold und keine Sklaven haben will." Gonzalo stieg in seiner Achtung und er war geneigt, ihn für ein überirdisches Wesen zu halten. Gonzalo war inzwischen in seiner Hütte geblieben und hatte eben das Abendgebet verrichtet; da wurde er durch einen lauten Lärm aus seinen Betrachtungen aufgeschreckt. Er trat vor die Hütte, um zu sehen, was das bedeute. Da gewahrte er eine Menge schwarzer Krieger, die unter Führung des Kapitäns der Tore zum Palaste des Königs zogen, wobei sie mit Trommeln, Pfeifen und Zymbeln eine betäubende Musik machten. In der Straße wogte das Volk in freudiger Erregung durcheinander und schloß sich den schwarzen Soldaten an. Trotz aller Erregung herrschte volle Ordnung; der Kaiser und sein Minister schienen also eine strenge Herrschaft zu führen. Während vor dem Palaste eine Parade mit lärmender Musik stattfand, hatte Gonzalo durch seinen Dolmetscher Dias Sara-mala erfahren, daß das Volk heute ein großes Fest feiere, den Höhepunkt alles religiösen Lebens. „Heute ist heilige Vollmondnacht", sagte der Dolmetscher. „Da zieht der Herrscher mit seinen Kriegern und dem ganzen Volke zum heiligen Berge, um an den Gräbern seiner Ahnen zu opfern. Dieser Tag und diese Nacht sind heilig. Arbeit und Handel ruhen. Auf das Opfer folgt ein Trinkgelage mit Musik und Tanz." Kaum waren diese Worte gesprochen, so nahte auch schon der Zug, und Gonzalo zog sich mit den Seinen in den Schatten der Hütten zurück, um die Vorgänge zu beobachten. Voraus zogen die Krieger, dann folgte der Hof mit dem König, den Schluß bildete die ganze Masse des Volkes. Zum erstenmal sah Gonzalo den von der Sage umwo-benen Herrscher von Angesicht zu Angesicht. Er überragte alle anderen und schritt feierlich einher, ganz erfüllt von seiner hohen Würde. Seine Haltung war stolz und selbstbewußt, sein Gesicht edel. Ein langer Mantel umwallte ihn, der im Abendsonnenschein wie Purpur flammte; sein Haar war derartig reich vergolhet, daß es wie eine Krone auf seinem Haupte leuchtete. Es fiel Gon-zalo auf, daß der König trotz seiner Jugend soviel Sebstbewußtsein und Würde zur Schau zu tragen verstand;, offenbar fühlte er sich ganz durchdrungen von feiner Macht und Gewalt als „Herr der Erde". Draußen vor der Stadt wurden die Fackeln entzündet und der endlose Zug bewegte sich wie eine glühende Schlange, zum Straßen. Als sich Gonzalo dem Königspalaste näherte, hörte er lautes Geschrei und schmerzliches Wimmern. Er eilte hinzu und fand einen Knecht in seinem Blute liegen. Ein alter, vornehmer Maure mit mächtigem Turban und langem Barte stand vor ihm und schlug mit einer Peitsche aus Nilpferdhaut wie rasend auf den Armen los, daß ihm das Blut aus Mund und Nase lief. „Hund", schrie er dabei, „warte, ich will dir dein Verlangen nach dem Kreuze mit der Peitsche austreiben. Stirb, du Abtrünniger, du Verräter des Propheten!" Gonzalo fiel dem Wütenden in den Arm Mein Reitpferdchen. „heiligen Berge", dem kein Unberufener nahen durfte. Eine Wache sperrte den Zugang und Gonzalo nmßte mit seinen Begleitern am Fuße des Hügels zurückbleiben. Sie sahen Feuer auf der Höhe aufleuchten, uni das die schwarzen Gestalten gleich Teufeln mit goldenen Hörnern tanzten. Lauter, wilder Gesang schallte durch die Nacht und dann folgte ein ebenso wildes Trinkgelage mit wunderlichen Tänzen, bei deren Anblick dem Priester graute. Betrübt kehrte er in die Stadt zurück, um seine Hütte aufzusuchen. „Gib mir Kraft, o Herr, die bösen Geister zu besiegen, die hier umgehen", betete er, „und laß diesen Heiden statt des roten Opferfeuers dein reines, weißes Himmelslicht leuchten, auf daß sie die Wahrheit erkennen!" Die Stadt war menschenleer, nur die Wächter gingen durch die stillen, einsamen und rief: „Warum schlägst du diesen Menschen? Was hat er dir getan?" Der Maure nraß ihn mit giftigen Blicken und 'cntgegnete: Was geht's dich an? Ich bin der Freund des großen Königs und bin dir keine Rechenschaft schuldig." „Und wärst du der König selbst", rief Gonzalo, „so würde ich doch nicht dulden, daß du diesen Armen peitschest wie einen Hund. Er ist ein Mensch und kein Tier." „Ein Schurke ist er", antwortet der Maure zähneknirschend. „Er ist ein Moslim, ein Sohn des Propheten, und trotzdem verlangt er nach dem Kreuze und dem Wasser der Christen. Aber ich will ihm seinen Wahnsinn mit der Peitsche austreiben und ihn zur Vernunft bringen." Und er erhob abermals die Peitsche zum Schlage. Aber Gonzalo entriß sie ihm und warf sie weit weg. „Schäme dich deines Zornes", rief er. „Dem Alter ziemt Ruhe und Besonnenheit, du aber wütest wie ein wildes Tier. Laß ab von diesem Manne! Wenn er die Wahrheit bei Christus gefunden hat, so laß ihn gewähren; er ist Herr seines Willens." „Eher töte ich ihn, als daß ich gestatte, daß er ein Christ wird", schrie der andere. „Du aber fürchte meinen Zorn! Wer bist du, daß du es wagst, mir in den Arm zu fallen?" „Ich bin ein Priester des Herrn und bin gekommen, die Irrenden zu Christus zu führen." „Aah — du bist der Christenpriester?" schrie der Maure in aufloderndem Zorn! „Du willst uns vom Königshof verdrängen? Versuche es — es wird dir nicht gelingen; zu fest ist unsere Macht begründet. Diese Bantus müssen meinen Glauben annehmen und zur Fahne des Propheten schwören. Dann jage ich dich mit Schimpf und Schande aus diesem Reich —. oder lasse dich ans Kreuz schlagen." Entrüstet über diese Antwort, sagte Gon-zalo: „Wir wollen doch erst sehen, wer stärker ist, — Christus oder Mohammed, das Kreuz oder der Halbmond! Auf alle Fälle ist meine Lehre erhabener und reiner als die t>einige — sie ist göttlichen Ursprungs. Du schwingst deine Peitsche über diesem armen, todkranken Manne in Haß — ich aber nehme ihn in Liebe an mein Herz. Du willst ihn mit Schlägen und mit Gewalt dem Halbmond erhalten — ich hingegen führe ihn durch Güte zum Kreuze." Er richtete den Blutenden sanft in seinen Armen empor, wischte ihm das Blut vom Gesichte und fragte ihn mit milder, liebevoller Stimme: „Wie ist dir, mein Sohn?" „Ich muß sterben", ächzte der Wunde, „aber ich will zuvor ein Christ werden. Heiliger Mann, wenn du einen Sterbenden glücklich machen willst, so gib mir die Nottaufe." „Glaubst du an Jesus Christus?" fragte der Priester. „Ich glaube." „Gebt mir Wasser!" gebot Gonzalo seinen Begleitern, machte das Kreuzzeichen über den Kranken und betete mit lauter Stimme das Evangelium des heiligen Johannes. Dann goß er Wasser über das Haupt des Knechtes und sprach: „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes ■— Ludwigo sei fortan dein Name." Der Maure wollte Gonzalo an der Ausübung seines heiligen Amtes hindern, sprang zornig auf ihn zu und rief: „Dir ist nicht erlaubt, hier zu taufen. Ich werde dich beim König verklagen." „Ich tue, was meines Amtes ist", erwiderte Gonzalo ruhig, „und niemand soll mich daran hindern. Das Kreuz zu predigen, zog ich aus, zu Gottes Ehre und Preis — dir aber bin ich keine Rechenschaft schuldig. Geh deines "Weges und laß den Diener Gottes in Ruhe!" Wütend erhob der Maure die geballte Faust. „Verwegener", rief er, „ich werde dich zermalmen." Und dem Kirechte ins Gesicht spuckend, fügte er hinzu: „Sei verflucht, du Hund, und fahre zur Dschehenna (Hölle)!" Im selben Augenblick aber erhob sich der Kranke, dehnte seine Glieder und rief frohlockend: „Herr, ich bin gesund! Als du das heilige Zeichen über mich gemacht und das geweihte Wasser über mich ausgegossen hast, da sielen Krankheit und Schmerz wie Schuppen vor mir ab. Meine Kraft ist zurückgekehrt. Siehe, die Blutung hört auf und die Striemen, die mir dieser Fanatiker geschlagen hat, brennen nicht mehr. Ich bin gesund — ich fühle Kraft in meinen Armen —." „So komm in meine Hütte, ich will dich laben", sagte Gonzalo gütig. „Dem Herrn sei Lob und Preis!" rief Kapre, der Knecht. „Gepriesen sei das heilige Zeichen des Kreuzes!" „Du hast recht, mein Sohn", sagte Gonzalo, „im Kreuz allein ist Heil!" Und er führte seinen so wunderbar genesenen Schützling in seine Hütte, um ihn zu laben, während der Maure fluchend in der Dunkelheit verschwand. 8. Kapitel. Beim Goldkaiser. Die Nachricht von der Heilung des todkranken Knechtes verbreitete sich andern Tages mit Windeseile in der Stadt. Als Gonzalo zum Palaste ging, blickte das schwarze Volk voll Ehrfurcht auf den Priester, der durch dieses Ereignis wie auch durch die Geschenke an die Armen sich die Herzen gewann. Am Tore des Palastes kam ihm: der König selbst entgegen, begrüßte ihn und führte ihn in sein eigenes Gemach, ba§ sonst keiner betreten durfte. Es war ein Saal, dessen Wände mit kostbaren Teppichen und Vorhängen aus Indien behängt und der mit Seidenpolstern laus Arabien und der Türkei belegt war. Gonzalo erhielt seinen Platz zwischen dem König und seiner Mutter, während Cajado sich an der Tür niederlassen mußte. Der König war ein schöner Mann mit klugen Augen, einnehmendem Wesen und würdevoller Haltung. Er trug eine schneeweiße Toga laus Seide; in der Hand hielt er tirtert Ebenholzspeer mit goldener Spitze, das Zeichen seiner königlichen und richterlichen Gewalt. Seine Arme und Füße waren mit schweren Goldringen geziert und auf der Brust hing an goldener Kette eine große silberweiße Muschel, die seine göttliche Abstammung versinnbilden sollte. Gonzalo überreichte dem Kaiser die mitgebrachten Geschenke, über die der Fürst und seine Mutter so entzückt waren, daß sie darüber alles andere vergaßen. „Du hast uns mächtig erfreut", sagte der König. „Verlange, was du willst, und ich werde es dir geben. Willst du Gold oder Land oder Rinder und Weiber?" Gonzalo erwiderte: „Nicht nach dem Gold der Erde steht mein Sinn, sondern nach dem Edelgold der Seelen — Euere Hoheit selbst will ich haben." Der König verstand ihn nicht und war sehr erstaunt, weil er keine Geschenke begehrte. „Höre", sagte er, das kann nicht sein, daß ein Mensch solch kostbare Dinge, wie ich sie dir anbiete, ablehnt." Und er schilderte ihm mit vielen Worten seine Schätze, seine Ländereien und Bergwerke, die riesigen Vieh- und Schafherden und endlich seine Weiber. Gonzalo war enttäuscht, weil er kein Verständnis für sein Missionswerk fand, unld kehrte nach der Audienz betrübt in seine Hütte zurück, um den Himmel um Erleuchtung und Beistand anzuflehen. Und der Himmel erhörte sein Gebet. Der König, der so viel Vorliebe für Frauen an den Tag legte, sollte gerade durch ein Weib auf den rechten Pfad und zum Wasser der Gnade geführt werden — durch die Gebenedeite unter den Weibern, durch Maria, die reine Got- tesmutter, die Königin der Engel und des Himmels. Gonzalo hatte unter den vielen schönen Dingen aus Goa 'auch ein großes, herrliches Marienbild „Unsere Liebe Frau von der Gnade" mitgebracht und ließ es in seiner Hütte als Altarbild aufstellen. Wenn die Kerzen ihren goldenen Schimmer auf das Bild warfen, war bier Anblick der Madonna ein so überwältigender, daß er auf die Knie zwang. Als nun Gonzalo die heilige Messe las, kamen Mehrere Hofleute zu seiner Hütte, sahen die „schöne weiße Frau" und berichteten sofort ihrem Gebieter davon. Dieser schickte Cajado zu dem Missionär und ließ ihm sagen, er solle seine Mozunga, seine „schöne weiße Frau", zu ihm bringen. Gonzalo war über diesen Wunsch sehr erfreut und willfahrte ihm gerne. Er hüllte das Bild in kostbare Seidenstoffe, brachte es in den Palast und stellte es in dem Königsgemache auf. Der König und seine Mutter brachen beim Anblick der Madonna in Rufe des Entzückens aus. „Siehe, o König", sagte Gonzalo, „das ist Maria, die Mutter Gottes, die in strah-leniber Herrlichkeit, umgeben von Schare:: leuchtender Engel, als Königin im Himmel thront. Alle Könige und Kaiser der Erde dienen ihr, die ganze Christenheit verehrt sie als Herrin und ruft sie um ihre Fürbitte an. Sie ist lieblicher als die Morgenröte, leuchtender als die Sterne, heller und strahlender als die Sonne. Der heilige Dionysius, ein Schüler des großen Apostels Paulus, besuchte einst die Allerseligste Jungfrau, als sie noch zu Ephesus bei dem Lieblingsjünger Johannes weilte. Als er sie erblickte, wurde er von dem Glanze der Schönheit und Hoheit, die von ihrem Antlitz ausströmte, so sehr geblendet, daß er zur Evde sank. Noch herrlicher aber als ihre irdische Schönheit sind ihre Tugenden. Sie erfüllen mit ihrem Wohlgeruche die ganze Erde." Voll Begeisterung stimmte er den erhabenen Lobgesang des „Salve Regina" an: Gegrüßt seist du, Königin, Mutter der Barmherzigkeit, unseres Lebens Süßigkeit und unsere Hoffnung, sei gegrüßt! Eja, unsere Fürsprecherin, wende deine barmherzigen Augen zu uns und zeige uns Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes!" Die Augen zur Himmelskönigin erhebend, schloß er mit sanften, weichen Tönen: „O clemens, o pia, o dulcis virgo Maria! O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria!" Seine schwarzen Zuhörer lauschten voll Bewunderung und waren hingerissen vom Anblick der Himmelskönigin. Sie drückten ihre Lippen auf den Saum des Mantels und grüßten sie wie Kinder, die sich über das Erscheinen ihrer Mutter freuen. „Heiliger Mann", rief der König, „schenke mir die schöne weiße Frau und lehre mich das Lied, 'das du gesungen hast." „Gerne lasse ich dir das Bildnis", erwiderte der Missionär; „du aber gib mir dafür dein Herz, daß ich es der heiligen Jungfrau und dem Himmel weihe." Zwar verstand der schwarze Kaiser das nicht, aber er wollte dem Missionär zu Willen sein und rief: „Ja, mein Herz und soviel Gold, als du nur willst, schenke ich dir. Morgen führe ich dich in meine Schatzkammer, da magst du wählen. Nur gib mir die schöne, weiße Frau, daß ich zu ihr bete." Gonzalo trug das Bildnis in das Schlafgemach des Königs und ordnete die kostbaren indischen Seidenstoffe so geschickt, daß der Raum einer trauten Kapelle glich. Selbst die goldene Ampel fehlte nicht, die Gonzalo vor dem Bilde aufhängte und entzündete. Nun leuchtete das Bild in der Finsternis. Der Kaiser war ganz vom Zauber der zarten, weißen Herrin umfangen und konnte sich kaum von ihrem Anblick trennen. Er stand stundenlang davor und redete mit ihr, als ob sie lebe und seine Worte verstehen könne. Jeden Tag mußte ihm Gonzalo von Maria erzählen. Darüber vergaß er sogar eine Zeitlang sein Versprechen, ihm den Königsschatz zu zeigen. Eines Tages aber löste er sein Wort ein und führte Gonzalo in die Berge, wo das Gold vergraben wurde. Niemand durfte sie begleiten als Cajado, der das besondere Vertrauen seines Gebieters genoß. Er sollte am Eingang zum heiligen Berg Wache halten, damit sich kein Unberufener dem streng geheimgehaltenen Orte nahe. Der Weg führte über eine baumlose Ebene in glühendem Sonnenbrand; als sie hinter ihnen lag, stiegen blaue, steile Berge auf, deren dunkle Wälder sich ins Endlose zu dehnen schienen. Zwischen diesen Bergen aber lag ein breites Tal, das von zahlreichen Flußläufen und Bächen durchzogen war — ein, wundervolles Paradies voll Schönheit und unerschöpflicher Fruchtbarkeit; alle Tropenpracht war hier in wundersamer Fülle vereinigt. „Hier ist die Heimat unseres göttlichen Geschlechtes", sagte der König voll Stolz. „Keiner darf diese heiligen Gründe betreten als nur der König und seine Vertrauten." Er gab dem Torwart einen Wink, hier als Wächter zurückzubleiben, und schritt mit Gonzalo einem Seitentale zu, das von hohen Bergen umschlossen war.. Schroffe, zackige Felsen ragten zum Himmel und der Urwald reichte bis zur Talsohle herab. Eine wilde, schauerliche Schlucht tat sich vor ihnen auf und ein geheimnisvolles Donnern ging durch die Berge. Als sie eine Zeitlang gegangen waren, erblickte Gonzalo einen breiten Strom, der sich tosend und schäumend über einen hohen Felsen stürzte. Unten sammelte sich das Wasser in einem weiten Bellen, das von Blumen und Schilf umsäumt war. Aus dem Sumpf aber hoben riesige Krokodile die Köpfe empor und sperrten ihre schwarzen Rachen mit den weißen, blitzenden Zähnen. Der König deutete auf sie und sagte: „Wehe dem Verräter, dem es einfallen sollte, hier einzudringen und den Königsschatz zu rauben. Er wird in den Jrrgängen dieser Wildnis umkommen und eines schauerlichen Todes sterben. Krokodile und Löwen sind die Hüter und Wächter meines Schatzes in dem ,donnernden Berg'." Durch ein Gewirr von Felsen stiegen sie zu einem steinernen Tore empor, dessen Wölbung ein breiter Wasserfall verhüllte. Ein schmaler Pfad führte seitwärts vorbei und in den schwarzen Schlund des Berges hinein. „Es ist der Weg der Musuka (Teufelsweg)", sagte der König. „Wenn ihn ein Unberufener betritt, ziehen ihn die Dämonen hinab in die Tiefe und zerreißen ihn. Gib mir deine Hand, daß ich dich führe, und schließe die Augen.". (Fortsetzung folgt.) Eigentümer, SmiusgeUet und Verleger: Kongregation der Missionäre Svvne des Heiligsten tiertene Jesu. Verantwortlicher Redakteur für Österreich: ?. Alois Wilfling. F. S. C., Generalassistent, Missionshaus «raz; für Deutschland: F. Leinrich Wohnhaas, F. S. C., Misstonsseminar St. Josef. Ellwangen-Jagst. Württemberg. — Universitäts-Buchdruikerei .Styria" Graz.