Kr Annst, Literatur, Theater n. geselliges Leben. —-^G>^ Redigirt von Leopold Kordefch. ^ OO. Montag am ^5 . November MH ' Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halbcrNoacn. Der ^reis des Vlattes is! in Laiback ganzjähr,« ü, "^ ba!bjähr,g 5 fl. Durch d,e f. k. Poü unter durrver! »ni rortofreier Zusendung gonzjäbr,« », halbjährig 4 sl. C,M,, und wird Halbjahrs ooraus­ bezahlt. Alle k. 5. Postämter nehmen Pränumeraüon an. I n MM M« M, >^ H,H. F»«5/?«/5^ Ill s des Winters erste Flocken, Silbern deckten Wald und Flur, Daß die Büchlein eisig flocken Hüllt' in Schlaf sich die Natur; Schwalb' und Nachtigallen zogen Fernem, lauen Sude» zu, Veilchen und Levkojen bogen Still das Haupt zur Winiersruh': Und auch sie, die Mackellose, Sie — des Wartens Konigin Sunt gcknikt —die holde Rose — Sank zu>» Winterschlafe hin. Mi t des Frühlings milden Lüften Kehrten alle Nlüthen wieder, Aus des Hain's balsam'schen Düften Schallen Nachtigallen-Lieder; Auf des Veilchens jungen Blättern, Perlet nieder Morgenlhau, Und Marienkäfer klettern Auf zur Lilie in der Au, Auf den neuen Zweigen schaukeln, Lüften Vöglein ihr Gefieder, Uni Leokojenblüten gaukeln Munt'rc Schmetterlinge wieder. Von der Eiche bis zum Moose. Alles blüht in neuer Pracht, Nur des Gartens schönste Rose Ach nur sie — ist nicht erwach!! Mond' uni Monde sind entflogen Und sie zögert immer noch. Ach, die liebend sie gezogen, Harren immer — immer noch; Des Entfaltcns ihrer Flügel Harren sie mit heißem Sehnen, Schmücken freundlich ihren Hügel, Tränte,! täglich ihn mit Thrnne»! Die Ihr liebend sie gezogen Die bewundernd sie geliebt. Laßt Euch nicht von Schmerz umwogen, Send um sie doch nicht betrübt; — Viel zu schön für diese Erde Schläft sie nicht die Winiersruh, Längst schon führt' dem schöner»: Werde, Jenseits sie der Engel zu! Laibach llänuineriri >nan denn Verleger am Raan, Nr. lyu, im erste» Stocke, Vaterländische Grinnerungen Von H, u. C. — — et i»em!ul55e juvAt, XIV. Krain und die Welsperge. Quellen: <2oII?cl»rl?2 si!üriu5cr!r>t» 8te^er«r. — Ns Nubelz iVüllnum. Hynil, — Nenert. Huzlr. — Graf Nrandis Tirol. Ehrenkrän­zcl. — Luceün'i 5tü,n. — Graf >Vur»ii,>r»n!l cullectiiii. Se> uenluz;. — Ncldeser ArckiVs«Acten. Mit dem Tode Kaiser Karls, des Großen, zerfiel der ungeheure Staacstörper, den er gegründet hatte und nur er aufrecht erhalten konnte; Theilung auf Theilung er­folgte, und allenthalben stellte sich Anarchie ein, so auch in und um unser Vaterland. Die Gaue und Marken, in welche der große Kaiser das Land an der Küste des adriacischen Meeres, an der Isniz (lsuu/.u), Save und Kulp getheilt hatte, erhielten eigene, unabhängige Herren, und um ii20 wurden die Söhne Albrechts von Tirol, Engelbert l. und Meinhart i., Grafen von Görz und Vogtherren des mächtigen Gotteshauses Aquileja. Die Grafschaft Görz erstreckte sich damals über einen guten Theil des nachmaligen eigentlichen Herzogthums Krain, un­sers Vaterlandes; die Grafen von Görz hatten aber schon damals Macht und Ansehen, und solche landesherrliche Rechte, welche zu jener Zeit nur wenigen Neichsständen zustanden. — Sie hielten auch zu Görz ihren eigenen Hofstaat Hof- und Erbämter, und es waren Swigerus und Otto von Welsperg, aus einem alten florentinischen, später graubündtnerischen Geschlechte, 1110 der Grafen von Görz Erbbeamte, zugleich auch der Grafen von Tirol Hofjunker.") Hierin finden wir einen Beleg für die, Behauptung, daß Engelbert I. und Mein hart l. von Görz dem Tiroler Stamme entsprossen waren, daß Görz und Tirol damals in Verbindung standen, und daß, wie die tirolischen Stän­de in Deutschland überhaupt die ältesten sind, auch Görz schon damals eine von seinen Grafen eingeführte, ständische Verfassung hatte. Tirol und Görz, letzteres in seiner ganzen damaligen Ausdehnung, blieben durch ihre Regenten fortwährend in ') Sie waren Söhne Von Otto , der »nun ilon lebte. 338 einer gewißen Verbindung, bis am 8. Februar 12«? zu Lienz, dann am 4. Mai 1271 auf dem Schloße Tirol Meinhart IV. und Albrecht il. ihre Länder im Bei­seyn der Herzoge Ludwig und Heinrich von Baiern, der Bischöfe Brun o von Brixen und Leo von Regens­burg, und eines zahlreichen Adels theilten, wornach die Ti­roler und Görzer Linien entstanden. I n Folge jener Thei­lung fiel auf Alb recht li. das Pusterthal, die Grafschaft Görz und die windische Mark, und da die Grafschaft Görz im Werthe höher angeschlagen wurde, als Tirol, so mußte Alb recht seinem Bruder Meinhart aus den Zoll­geldern 300 Bcrner Mark zusichern. Den Titel Grafen von Tirol und Görz harten sich beide Linien vorbehalten. Albrecht bezeichnete 1303 seinen beiden Söhnen die Au­theile seiner Besitzungen, die jedem von ihnen nach seinem Tode zufallen sollten, und nannte dabei ausdrücklich, außer der windischen Mark auch Krain. Hiernach fand nach dem Tode Albrechts zuerst am n.Juni 1307 zu Görz, dann am 12. December desselben Jahres zu Lienz, die formliche Teilung des väterlichen Erbes zwischen den Söhnen Hein­rich li. und Alb recht lil. Statt, wobei Paulus von Welsperg") mit mehreren vom Adel des ersten Ranges, als Schiedsrichter dazwischen stand. Albrecht erhielt nebst Istrien die Windische Mark und Metlik («ir); Graf Hein­rich von Görz behielt aber die ansehnlichen Güter in Friaul und die Schirmvogtei über das Aglaer Gotteshaus, und nahm unter dem Schutze Kaiser Alberts von Krain förm­lich Besitz. Es ist also, ohne Stammbaum oder Taufscheine vor sich zu haben, glaubwürdig, daß die Welsperge, ei­nes und desselben alradelichen Geschlechtes, den Grafen von Görz fast zwei Jahrhunderte (1140 — 1307) nahe standen, wie denn auch deren Einfluß auf das Schicksal der ehemaligen ausgedehnten Grafschaft Görz und unsers Vaterlandes vorliegt. Das mächtige und weitverbreitete Geschlecht der ge­fürsteten Grafen von Görz und Tirol erlosch mit Mein ­hart (1383) in der Tiroler Linie, und mit Leonard (1500) in der Görzer Linie; das Haus Welsperg hob sich dagegen immer mehr und mehr zu Ehren und Ansehen empor. Johann von Welsperg, Kaiser Ferdinands i. geheimer Rath und Kämmerer, erhielt das Baronat; lange vor ihm nun!, 1332 war schon Carl und Sigismund, sein Vetter, in den reichsfreiherrlichen Stand erhoben wor­den, und Wilhelm Reichsfreiherr von Welsperg") wur­de 16Z3 unmittelbarer Reichsfürst und Bischof des berühmten Hochstiftes Brixen, mithin auch zeitlicher Herr derHerrschaft Veldes in Krain, welche Kaiser Heinrich der Heilige aus Fürbitte seiner Gemahlin Kunigunde der Heiligen, den 10. April 1001 dem damaligen Brixner Bischöfe, Al­buin dem Heiligen, geschenkt hatte. Die Bischöfe von Brixen hatten die Herrschaft Vel­ ')Sohn Fr ied i ich's und der Elisa b et!) uon Ober,Ni„disch Matrey, des schon im 12. Jahrhunderte verpfändet, und sie blieb bis zu Ende des i« . Iahrhundertes eine Pfandschillingj­herrschaft der Herren von Kreigh, Auersberg und Lenkovitsch, welche mit dem Pfandgute nach freier Will­kühr schalteten und walteten, davon verschenkten und »er. liehen, als ob es freieigen gewesen wäre. Wie dabei die weltlichen und kirchlichen Angelegenheiten der Herrschaft bestellt und berathen waren, läßt sich leicht ermeßen, und lein Wunder demnach, daß Luthers Lehre zu Veldes mehr, als irgendwo im ganzen Krainlande festelt Fuß ge­faßt, und die Verordnete Stelle sogar einen protestanti­schen Prediger auf der fürstbischöslichen Herrschaft Veldes selbst eingesetzt und bestellt hatte, was den Cardinal-Vi­schof Christoph und seinen Nachfolger Fürstbischof Jo­hann Thomas von Brixen zu ernsten Maßregeln der Gegenreformation zwang, die sogar, da gute Worte und Belehrungen nicht fruchteten, blutige Auftritte, die Aus­wanderung vieler Unterhalten und die Consiskation, ja wohl gar die Zerstörung ihres Eigenthums zur Folge hatte. I n solchen beklagenswerthen Verhältnissen überkam Fürstbischof Wilhelm aus dem reichsfreiherrlichen Hause Welsperg die Herrschaft Veldes. Er nahm sich das Schicksal seiner, wiewol entfernten Unterthanen, zu Herzen, unterließ auch nicht, die nöthigen Mittel zur Verbesserung der geistlichen und weltlichen Zustände der Herrschaft Veldes zu ergrei­fen, und beorderte 1833 den Kanzler Balthasa r und den Rath des Hochstiftes, Hans Rudolph Hilde brandt, als Commissäre,nach Veldes, um die Herrschaft im gan­zen Umfange, in sittlicher und religiöser Beziehung nicht ausgenommen, zu untersuchen, über den Befund zu rcla­tioniren und die Vorschläge zur nöthigen Abhilfe zu er­statten. Mi t Umsicht und weiser Klugheit wurde das Ge­meinwesen der Herrschaft Veldes nach und nach in Ord­nung gebracht, und der getreue Verwalter von Veldes, Adam Pipan , der hierin im Geiste des väterlichen Fürst­bischofs zu Werke ging, wurde am Z. Jänner 163« durch Schenkung des Hofes Brunnenfeld, durch Befreiung von allen Rustikallasten und mit Verleihung des Adels mit dem Prädikate „v. Brunnenfeld " vom Fürsten belohnt. Auch finden sich unter den Acten des Veldeser Archivs Belege, daß Fürstbischof Wilhel m die Industrie der Eisengewerke Oberlrains unterstützt, und zu diesem BeHufe willfährig den Holzbezug aus den herrschaftlichen Waldungen bewil­ligt habe. Fürstbischof Wilhel m beschloß 1641 sein Le­ben und Wirken. Er war im Namen König Sigismunds von Pohlen Taufpathe bei einem Sohne des Erzherzoges Leopold im Jahre 1831 in Insbruck, verehete den Täuf­ling ein goldenes Handbecken und Gefäß, und erhielt da­für einen Diamantring von 1000 Thaler Wcrth. Die Aussteuer. C'rznhlung frei nach dem Französischen. Von E. Straube. selbem Instrume,u Zcnge Ni k lo S uon Welsperg, Sohn Uli'ich'S dessen Gatt»! war Adelheid „°n W u f f i d a u n. Mit ,hm war >,, (Fortsetzung.) und der A g n e 6 uo„ Thur n. Letztere starb 155^. ") Sohn Christoph« Freihcrrn von Welsperg und der Adalbcrlc, Der Kater ließ fortwährend sein leises Spinnen ver­Fuggerin, Frciiri üon Kirchberg und Weiß cn ! h u r n, welch' Letztere tun starb. nehmen, blies sein Fell auf, putzte seine Zoten, rannte 239 hin und her, und seine grünlichen Augen schillerten von blutrothen Funken; in einem Augenblicke sah er wahrhaft unheimlich aus. Hoffman n blickte ihn in diesem Momente eben wieder an. „Murr! " rief er, „dein Anschauen macht mir Grau­sen!« - Das Thier heftete unverwandt das glühende Auge auf seinen Herrn. „Ich verbiethe dir, mich mit diesem gräßlichen Aus­drucke anzustieren" fuhr Hoffman n beinahe bebend fort. Der Kater grinste unbeweglich in das Antlitz des Dichters. „Mächte der Hölle!« schrie Theodor aufspringend, „das sind eure Flammen!« Mur r nickte bejahend mit dem Kopfe—das war zu viel. Hoffman n stieß einen Schrei des Entsetzens aus, warf seine Papiere weit von sich, stürzte zur Thüre und rief mit fürchterlichem Zeter nach seiner Frau. I n diesem Augenblicke ward leise von Aussen an­gepocht. Kalter Schweiß überdeckte den Poeten am ganzen Leibe,— er wagte nicht „Herein« zu sagen; denn ungeach­tet der gänzlichen Verwirrung seiner Gedanken fiel es ihm dennoch bei, daß seine Frau sich gewöhnlich nicht durch Klopfen ankündigte, wenn sie auf sein Zimmer kam, — es mußte also etwas Fremdes, natürlich also etwas Ungeheue­res seyn. Bewußtlos, blaß, mit ausgestrecktem Halse nach Luft schnappend, stand er unschlüßig und erwartete zähneklap­pernd die Erscheinung irgend eines Schreckbildes. Die Thüre ging auf und der Verfasser so vieler traum­ähnlicher Fancasiestucke glaubte nun selbst in einem wirren Traume zu liegen. Ein junges Frauenzimmer in schwarzen Kleide und Schleier trat ein. „Der Himmel hat sich meiner erbarmt« schluchzte sie, da sie des Dichters ansichtig wurde, „ich bin uncer dem Schutze eines Freundes.« Und sie schlug den Schleier zurück, und es zeigte sich ein anmuthiges Gesicht voll frischer Rosen, aber mit Thrä­nen des Grames berhaut; es enthüllten sich schneeweiße Wangen, auf welche blonde Locken in reizendem Ringeln niederwallten. „—Sie, Fräulein von St. Val — Sie sind es?—« seufzte Hoffmann , indem er tief Athem hohlre und sich allmählich seiner grassen Visionen entschlug. „Was führt Sie zu mir?« „„Ich bedurfte Ihres tröstenden Anblickes«« antwor­tete die Schöne, „»darum kam ich noch so spät. Ihre gute Frau hat mich bereits entschuldigt, und auch Sie, verehrter Freund —«« „—Keine unnützen Worte, Fräulein. Sie wissen, daß ich seit dem Tage, wo ich im Feldlazareth Ihre Be­kanntschaft machte, Ihnen väterlich zugethan bin. Zur Sache also, — gewiß hat Ihre liebenswürdige Mutter Sie wieder übel behandelt! Nicht wahr, ich hab's errathen?« „„Sie sollen Alles erfahren.«« „Recht mein Kind, Vertrauen ist halbe Hilfe und Sie sind ja überzeugt, daß mein Kater und Sie sich fast aus­schließend in meine Liebe theilen.« „„Meine Mutter hat mich aus ihrem Hause ge­flossen.«« »Das meinige, wenn es auch nur arm ist, steht Ih ­nen offen, Klotilde!« „„Er, den ich liebte, ist vielleicht auf immer für mich verloren.«« „Wir werden ihn wieder finden—beruhigen Sie sich. Doch — Sie wollten mir ja Ihre Geschichte erzählen — beginnen Sie, ich werde Sie mit keiner Silbe unterbre­chen. I n diesem Augenblicke erweisen Sie mir eine wahre Wohlthat durch Ihr Erscheinen." Ungefähr einen Monac später befand sich Hoffmann mit Klotilde n und dem Major in seinem dämonischen Zimmer. „Lieben Kinder!" begann er mit selbstgefälligem Stolze, „hier seht ihr das Manuskript der Betrachtungen des Ka­ters Murr , eine Arbeit von etwa sechs Wochen, ihr seht es glücklich vollendet! Was für Schweiß, was für gräuliche Stunden stecken darin! — Aufrichtig gesagt, es war auch schon hohe Zeit, daß ich damit zu Rande kam, denn alle Welt weiß, daß Poeten nicht reich sind, und ich bin es vollends schon ganz und gar nicht. — Meine Frau drängt von Tag zu Tag,mehr um Dies und Jenes.« „Jetzt" setzte er seine Rede fort, „habe ich aber noch ein anderes Werk zu vollenden. — Man gibt es an einem gewißen Orte schon etwas niedriger und zahmer, man trägt die Nase nicht mehr gar so hoch, man hat eine Unter«, düng mit mir verlangt." „„Wer? Wer?«" unterbrach ihn Klotilde mit ban­ger Ahnung. „Ihre Mutter, liebes Kind, die unbeugsame Frau von St . Val ; — ich erwarte sie jeden Augenblick." Eben trat eine Magd ein, um Hoffman n abzufor­dern, da ihn die Frau von St . Va l im Bcsuchzimmcr er­warte. Der Dichter winkte den erblassenden Liebenden be deucungsvoll und folgte dem Rufe. (Beschluß folgt.) Nevue des Mannigfaltigen. Ein englisches Journal sagt: „Ich habe nie begreifen können, warum in einer Zeit, die sich so sehr durch aufge­klärte Philantropie auszeichnet, das Geschlecht der m o­dernen Stiefelmacher so lange der Vertilgung ent­gangen ist; denn gewist verursachte kein Geschlecht, kei­ne Menschenklasse so viele Qualen, als es die ^ohne Cris. pins gechan haben. Lebt wohl ein Mann, der noch nie Schmerzen von einem Hühnerauge oder dem Drucke eines Stiefels gelitten hätte? Und wo gibt es Mittel dage­gen ? — Man wende sich an den geschicktesten Chirurgen, um sich von einem Hühnerauge zu befreien, und er wird antworten,-wenn er solche Kur bewerkstelligen könnte, würde er der reichste Mann seyn. Dennoch läßt man die Folterer leben und fortfahren, die Menschen zu quälen, 240 obgleich überall die Tortur abgeschafft seyn soll. Die Tortur war nichts dagegen; sie peinigte nur Einige, und selten, während die Schuhmacher die ganze stiefeltragende Welt foltern." — Ein reicher holländischer Gutsbesitzer, erzählt „der Humorist," hat sich eine grosie Bibliothek von mehr als 1000 Foliobänden angeschafft, indem er die Theaterzettel aller großen Städte seit 20 Jahren durch eigene Korre­spondenten sich zuschicken ließ. Aus dieser Sammlung läßt sich der Stand der Repertoirs leicht ersehen, und es geht daraus hervor, daß in benannter Zeit Weber's „Freischütz," Rossini'» „Tancred" und Meyerbeer's „Robert" unter allen Stücken aller Theater der Welt am meisten gegeben worden sind. I n Koppenhagen hat ein gewißer Syverse n ein Papier erfunden, welches man „ewiges Papier" nennt. Dasselbe kann, mir der dazu gehörenden Tinte beschrie­ben, abgewaschen und aufs Neue gebraucht werden. Der Erfinder erhielt darauf ein Privilegium auf zehn Jahre. Nach Gerstner's Angaben sind die nordamerilani­schen Eisenbahnen 4400 englische Meilen lang, werden von "133 Dampfmaschinen befahren und kosteten 65,000.000 Dollars. Die auf Eisenbahnen verwendeten Gelder ver­zinsen sich durchschnittlich auf 5^/, Prozent und ihre Ein­nahme steigt jährlich um 15 — 20 Prozent. Nach dem Berichte englischer Blätter soll im bevor­stehenden Winter zu London in einem Theater eine Rei­he deutscher Dramen zur Aufführung kommen, in welchen Seidelmann gastiren wird. Theater in Laibach. Oper. Nach mannigfachen Hinder»isse», die seit der Eröffnung der dies« jährigen Theater-Saison unter der Direktion des Herrn Joseph Glögg l der Fortsetzung der gleich Anfangs, jedoch nicht sehr erfolgreich, begonnenen Opern-Vorstellungen entgegen traten, ist nunmehr die Sängcrgcsillschaft durch den Zuwachs der Dlle. Salvin i der Art consolidirt worden, daß eine weitere Unterbrechung der Opern-Produktionen wohl nicht zu besorgen seyn durfte. Laßt auch Dlle. Tal» in i noch Vieles zu wünschen übrig, was wir in andern Jahren von ersten Säugcrincn zu hören gewohnt wa­ ren, und müßte sie auch bei Anlegung der streng tri,ische» Feile etwas un­sanfi mitgenommen werden; so f»,,» ihr doch nach de» Forderungen der Billigkeit das Verdienst nicht abgesprochen werden, daß sie bei dem Besitze einer kräftige» und ,»odulations fä h ig en Slimme zum Gelingen des Gan­zen (wie man in den von ihr bisher gegebenen Parten als Nor,»« in der Titelrolle, und als Antonina in »Nelisar» von Donizetti, zu bemer­ken Gelegenheit hatte) recht lobeuswerih mitwirkt. Das Spiel der Dlle. Salvin i könnte zweckmäßiger seyn, und es wäre zu rathcn, wenigere, dafür aber naturrichtigere Attitüden stch anzueignen. Dessenungeachtet mun­terte sie die Naclisicht des Publikums in beiden Opern auf eine sichtliche Weise auf, zweifelsohne, um diese Sängcri» zum ferneren beharrlichen Stu­dium dessen, was ihr noch mangelt, anzucifern. Als zweite Sängerin, die sich uns in den genannten Opern als Adalgisa und Irene vorführte, haben wir Dlle. Stentzsch, die zugleich die Parthien der Localsängeri» besorgt. Dies ist nun nachgerade ein gro­ßer llebclstand und muß der Sängerin jedenfalls bedeutenden Eintrag thun, weil sich der Zuhörer, der gestern die »M i ß V cr st ä n Vui sse« besuchte, heute bei de,» Anblicke der zärtlichen und gefühlvollen Tochter des großen, römi­schen Feldherr» unwillkührlich an Madelaine, das neckische Stubenmädchen von gestern, erinnert, und so an der Wahrheit ihrer Darstellung zn zweifeln gcnölhiget wird. Indessen laßt sich in kleineren Provinzstädten bei beschränk­ten Mitteln der Unternehmer nicht alles, was zu wünschen wäre, füglich realeren, und so müssen auch wir uns mit dieser Doppelsängcrin zufrieden stellen, und können dies um so mehr, als Dlle. Stentzsch eine recht ar­tige Sängerin ist, die wohl in ihrer ersten Octavc etwas schwache, in ihre», weiteren, eine zw,ite Oetave bildenden Umfange dagegen volle, durchgrei­fende Töne hören läßt, die durchaus richtig sind, und recht geläufig, leicht und melodisch der Kehle entschlüpfen, »nd überdies noch von eine», passen« den Gcberdenspiele begleitet werden. Das Publikum, welches die besseren Eigenschaften dieser Sängerin erst allmählich erkannt zu haben scheint, zeich­ nete sie als Irene in »Nelisar « verdicntcrmasscn besonders aus. Referent hat vom Hrn. Reich mann als Sänger zu sprechen, be­ reits früher Anlaß genommen, und ist nun nach Anhörung seiner Parthie als Velisar in der Lage, auch den dramatischen Thcil seiner Leistungen in Verbindung mit dem Gesänge zu bcnrtheilen. Hr. Reichman n gab den Bclisar, besonders im zweiten und dritten Acte mit vieler Wahrheit in Toi, und Gcberdcn, und bewies dadurch zur Genüge, daß er der gründliche» Auffassung des darzustellenden Charakters die gehörige Aufmerksamkeit wid­ met, was bei Sängern nicht immer der Fall ist, indem manche durch das trockene, von einer willlührlichcu oder zufälligen Haudbewcguug begleitete Ableiern einiger glänzenden Wesangstellen Alles geleistet zu haben glaube,,, was die dramatische Kunst von Sängern zu fordern berechtiget scy. Hr. Reich,»« nn sang »ach Maßgabe der verschiedene» Situationen verständig, kräftig und rührend, obgleich seine sonst sonore Baßstimme diesmal—wahr­ scheinlich durch die häufige» Proben oder wegen der hohen Tonlage seines Partes — in den höher» Chorden etwas angegriffen und umflort zu seyn schien. Ei» Glonzpuukt seines Gesanges i» dieser Oper und der Oper selbst ist das Duett in, zweiten Acte mit Ire»e (Dlle. Stentzsch), welches von Neiden ausgezeichnet vorgetragen, und bei der von. Publik»,» stürmisch «er­ langte» Reprise mit dein italienische» Original-Texte gesungen wurde. Hr. Reich,» cinn erntete wohlverdienten, ungcthciltcn Beifall. Der Tenor, Hr. Ma y r, scheint in der Musik gut bewandert und fest zu seyn, und >mrd somit bei seinen Darstellungen im Grunde nie etwas verderben. Mein damit ist »och nicht alles gethon. Die heutigen, beson­ ders die italienische» Oper» fordern eine» größer» Stimmumfang, als ihn Hr. Moy r befitzt; sei» Tonbereich umfasset kaum anderthalb Octaven vom <ü; das mit der Vruststimme gehörig verbunden, für moderne» Vortrag u»d Coloraturcn so unentbehrlich gewordene Falsett, wo die Brusttöne nicht ausreichen, mangelt ihm aber gänzlich, und er scheint eben erst in der cle­ mentarischen Ausbildung dieses nolhwc»digen Gesangs-Surrogates begriffe,, zu seyn, wobei ihm recht viel Fleiß »nd Ausdauer zu empfehlen ist.. In­ dessen kommt Hr». May r selbst bei der Beschränktheit seiner Stimme, die übrigens hinlängliche Stärke hat und tonrichtig ist, doch immer die genauere Mufitkcnntniß wohl zu Statten, weil er sich dadurch in der Lage befindet, jenen Gesemgsstellen, die über seiner Stimmsphärc liege», eine angemessene, in, Bereiche des Accordes gelegene, u»d daher selten auffallende Wendung zu gebe». Seine Leistungen wurden bisher, wenn auch nicht mit Beifall, doch nicht mißfällig aufgeuommen. Herrn Schunk aber, der mit einer schönen Tenorstimme von der Brusthöhe bis II begabt ist, hat Referent wohl all» cumer», doch nicht im Theater in Soloporthien gehört, und behält sich sein Urtheil über ihn «Is Opernsänger für eine andere Gelegenheit vor. I m »Nelisar « hatte Reserent auch Gelegenheit, den Varitonissen Hrn. Klement zn hören, der die Rolle des Kaisers Iustinian im G> sauge zur Zufriedenheit gab, in, Spiele dagegen manche Unbeholfcnhcit bemerke» ließ. Auch Hr. Grambach führte seine» kleine» Part als Eutropius ent­sprechend durch. Einer besonders rühmliche» Erwährung verdient der Chor , zumal der Ma n n e rch or , dessen Zusammensetzung ein sehr richtiges und schönes Verhältnis, der Stimmen gewährt, die in de» beiden Oper» »Norm« " und »Belisar « sehr imponirend Hervorlraten, so, daß der lebhafte Beifall nicht selten dem begleitenden Chore in demselben Maße, wie de», Solosängcr galt. Nicht minder zeichnete sich das Orchester durch meist gute» Vortrag und discretc Haltung vortheilhaft au,>. Doch das wesentlichste Verdienst kommt unstreitig de,» Kapellmeister, Hrn. Spöttlc r zu, dessen nncrmü­detem hingebenden Eifer, Eindringen in den Geist der Conipostlio» und des­sen umsichtiger und ruhiger Leitung das Gelingen des Ganzen, abgesehen von den außer seiner Schuld liegenden, schwächeren Leistnugen Einzelner, Vorzugsweise zuzuschreiben ist. Die Oper »Velisar i o« ist hier neu und gefiel durch ihre cingäiig­lichen angenehmen Motive, obgleich sie von einer eigentlichen Charakterzeich­nung weit entfernt ist und man in ihre» Melodien an verschiedene Zeiten und Personen erinnert wird. Leopold Ledenig. Auflösung des Logogrnphs im Blatte Nr. 59. Thau, Hau, 3lu. Laibach. Druck und Verlag von Joseph Vlasnik.