Sonderabdruck ans der «Laibacher Ztg.» Nr. 63 vom 17. März 189- Zur Erinnerlich im Heinrich Frei,er. Von Anton Kcrspret, k. k. Professor in Laibach. Unter den Männern, welche zur Entwicklung des krainischen Landesmuseums und der wissenschaftlichen Erforschung des Landes wesentlich beigetragen haben, nimmt der im Jahre 1866 in Laibach verschiedene Heinrich Freyer einen ehrenvollen Platz ein. Heinrich Freyer ward am 7. Juli 1802 zu Jdria geboren, wo sein Vater Karl die Stelle eines Werks¬ apothekers versah. Nach vollendeten Studien machte sich Heinrich Freyer durch seine naturgeschichtlichen Excurse in Krain und den Nachbarprovinzen und seinen Sam¬ meleifer bald in weiteren Kreisen bekannt. Wegen seiner allseitigen Verwendbarkeit wurde er auf Empfehlung des Grafen Franz Hohenwart im Jahre 1832 von den krainischen Ständen mit dem Custodiate des Landes¬ museums betraut. Als Custos des vaterländischen Institutes war Heinrich Freyer unablässig bemüht, die Musealsamm¬ lungen durch neue Materialien zu vermehren und das Interesse für die Naturwissenschaften zu wecken. Seine vielseitigen und vieljährigen Bereisungen des Vater¬ landes im Interesse der Wissenschaft und die dadurch erworbene Landeskenntnis verschafften ihm die Auszeich¬ nung, dass er als Wegmeistzk und Reisegefährte hoher 2 Persönlichkeiten eingeladen wurde, so von Sr. Majestät dem König Friedrich August von Sachsen nach Jdria und das folgende Jahr in die Wochein und nach Friaul, von Sr. Excellenz dem Freiherrn von Velden zur bota¬ nischen Untersuchung der Petzenalpe in Kärnten und von Herrn Franz von Rosthorn zur geognostischen Bereisung Istriens. Oester wiederholte Landesbegehun¬ gen lieferten ihm reichlichen Stoff zu einer Flora der Herzogthümer Kram und Kärnten, deren Frag¬ mente er in verschiedenen Zeitschriften veröffentlichte. Infolge seiner Verdienste um die Botanik beehrte Hof¬ rath Reichenbach eine Schirmpflanze nach dessen Namen (IHo^ora Umsoisttianu); Hofrath Koch benannte eine im Uskokengebirge von Freyer entdeckte Distel als (lirmum bVovkumrmm. Von ihm selbst wurden fol¬ gende neue Entdeckungen getauft: Loopolinu Uluckm- kiarw, 8axiu ^o^sii und Oapkns UIuZu^unu, welche in der botanischen Welt Sensation erregte. Einen fossilen Farnabdruck, den Freyer zu Radoboj in Kroatien zuerst gefunden, nannte Professor Unger Lckiuutito-; I^ro^sri. Desgleichen wurde auch die Zoologie von Freyer durch neue Entdeckungen bereichert; an Rep¬ tilien: Lolubor isatwllirius b>., U^poobtbon obri- Lostiotus, Uvpoclukon IHve-ri, eine in den unter¬ irdischen Gewässern Jnnerkrains von ihm entdeckte Krebsenart erhielt den Namen Uatasmon unoplitbul- mu8, die in der Grotte zu Großlaschitz in Unterkrain entdeckte kleine Schnecke nannte Ferdinand Schmidt ?upa bVsvM. Infolge seiner Verdienste um die Natur¬ wissenschaft beehrte ihn die kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien mit Aufnahme unter seine correspondierenden Mitglieder. Freyer machte bei seinen vielseitigen Landesberei¬ sungen die Wahrnehmung, dass die vorhandenen Karten 3 Krains dm Anforderungen wenig oder gar nicht ent¬ sprechen. Daher entschloss er sich, eine Karte Krains herauszugeben, welche nicht nur Reisenden, sondern auch Beamten, Geistlichen und Naturforschern vorzüg¬ liche Dienste leisten sollte. Aus den hinterlassenen Hand¬ schriften, Correcturblättern, Briefen und anderen Schrift¬ stücken ersehen wir, wie Freyer arbeitete und wie das schwierige Werk zustande gekommen. Als Grundlage diente ihm eine lithographierte Uebersichtskarte der Steuerbezirke Krains, welche er mit Benützung der Längen- und Breitengrade in regelmäßige Vierecke theilte. Sie enthält außer den Grenzen nur die Haupt¬ flüsse, Hauptstraßen und wichtigsten Bezirksorte, und konnte von jeder vertrauenswürdigen Person gegen Bewilligung der politischen Behörde vom Mappen¬ archive käuflich erworben werden. Nachdem er darin die Lage der Ortspnnkte nach den Quellen des Mappenarchivs genau bestimmt hatte, verglich er sie mit der Generalstabskarte, wobei sich die völlige Ueber- einstimmung ergab. In diese Karte trug er jetzt mit Benützung der Ortsnamensammlung Raunichers, die er durch die Gewogenheit des Professors Metelko erhalten hatte die deutschen und slovenischen Ortsnamen mög¬ lichst genau ein. Erst dann, als er sich überzeugte, dass die für seinen eigenen Gebrauch verfasste «Manuscript- karte» erfreulichen Anklang findet und als eine er¬ wünschte Erscheinung sich dargethan hat, war er auch besorgt, sich weitere Materialien zu verschaffen und seine montanistischen und geognostischen Notaten zu ordnen, um dadurch allen Wünschen der möglichsten Vollkommenheit zu entsprechen und die schwierige Auf¬ gabe zur Zufriedenheit der Abonnenten zu lösen? > Schreiben Freyers an C. Graf in Wien vom 6. August 1843. 1 — 4 — Zu diesem Behufe wandte sich Freyer an das fürstbischöfliche Ordinariat in Laibach, das durch eine Currende an die Decanate die Seelsorger ersuchen ließ, die zur Curatie gehörigen Ortschaften sowie deren Ent¬ fernung von der Pfarr- und Curatkirche sowie die allenfalls nahe gelegenen Berge, Bäche oder Flüsse in die leer stehenden Rubriken einzutragen und sobald als möglich an das Ordinariat zurückzuschicken, «weil der Musealcustos Herr Freyer, der für die nächstens zu erscheinende Karte von Krain alle Materialien gesam¬ melt hat, auch noch diese Auskünfte, welche die richtige Bezeichnung der Pfarrgrenzen zum Zwecke haben, bald zu erhalten wünscht.-' Ferner unterstützte ihn Hein¬ rich Pohlmayer, k. k. Ingenieur der Generaldirection für Staatsbahnen, indem er ihm nach amtlichen sicheren Behelfen den Lauf der Staatsbahn durch Krain mit- theilte." Sehr erwünscht kam ihm ferner die Ueber- sichtskarte der Catastralgemeinden Krains, welche ihn in den Stand setzte, die Gemeinde- und Pfarrgrenzen, wo solche zusammenfielen, genau festzustellen.' Mit der Umzeichnung seiner Manuscriptkarte und Eintragung der Gebirgszüge, Gewässer und Culturen unter Be¬ nützung der Generalstabskarte betraute er den Karten¬ zeichner Karl Graf in Wien mit dem Bemerken, dass an den Localbenennungen seiner Manuscriptkarte^ nichts geändert werden darf.' ' Currende vom 6. Juni 1843, gezeichnet von Anton Moys, Bischof. Schreiben Freyers an K. Graf in Wien ddto. 6. August 1843. Z Idiäsm. 'Diese Karte, welche dem Zeichner als Vorlage diente, befindet sich derzeit im Besitze des Herrn W. Freyer, k. k. Post¬ beamten in Laibach. z Schreiben Freyers an H. F. Müller in Wien ddto. 29. September 1842. 5 Das Zusammentragen, Ordnen und Einzeichnen der gesammelten Materialien verzögerten das Erscheinen des Werkes. Dazu kamen dringende Musealgeschäfte, insbesondere die Uebersiedlung und Umwandlung des Museums bis zur Ankunft des Erzherzogs Franz Karl, welche seine verfügbare Zeit vollends in Anspruch nahm. Als dieses schwierige Werk vollendet war, gieng Freyer daran, das noch Fehlende der Karte zu vollenden? An allen diesen Arbeiten nahm der Freiherr von Erberg bis zu seinem Tode den lebhaftesten Antheil; durch dessen Einfluss beim Hofrath von Schreibers in Wien war es möglich geworden, das Werk zu verlegen und in den Jahren 1844 und 1845 erscheinen zu lassen. Auf An- rathen der genannten Gönner ließ sich die Kunsthandlung Müller in Wien bewegen, den Verlag der Karte zu übernehmen, durch die Fürsprache des Hofrathes von Schreibers und des Grafen Johann Rudolf Czernin er¬ hielt Freyer die Erlaubnis, das gelungene Werk Seiner Majestät dem Kaiser Ferdinand I. dedicieren zu dürfen? Die Karte Freyers war die erste in Oesterreich, welche in fünffachem Farbendruck erschien und zugleich die erste Diöcesankarte Krains mit genauer Pfarrgrenz¬ bezeichnung. Als Freyer im Jahre 1850 durch vier Monate, das ist vom Mai bis September, als Be- gehungscommissär des geognostisch-montanistischen Ver¬ eines für Jnnerösterreich das Flussgebiet der Save und Gurk von Laibachs Umgebung bis an die kroatische Grenze bereiste, war diese Karte ihm vom wesentlichen ' Schreiben Freyers an F. Müller in Wien vom 29. Sep¬ tember 1842. Brief Freyers an den Hofrath von Schreibers, worin er ihm den Tod des Freiherrn von Erberg anzeigt, vom 19. Juli 1843 (Copie), und an den Geheimrath Johann Rudolf Grafen Czernin zu Chudenitz vom 22. Juli 1843. 6 Nutzen; dem Vaterlande und dem Staate trug sie un¬ geahnte Früchte dadurch ein, dass sie das Vorkommen der nutzbaren Mineralien andeutete. Schon aus dem Gesagten geht zur Genüge hervor, dass Freyer wohl berechtigt war, die Autorschaft der von ihm heraus¬ gegebenen Specialkarte Krams in Anspruch zu nehmeu. Er that dies auch, indem er sich in der Subicriptions- einladung wiederholt Verfasser seines Werkes nannte, ohne «auf Einwendungen seiner Zeitgenossen» zu stoßen. Die von Herrn A. Müllner in der Zeitschrift «Argo» auf Grund einer Mittheilung des Herrn Je¬ lovšek aufgestellte Behauptung, dass die von Freyer herausgegebene Karte von einem gewissen I. Gerschina, Beamten des k. k. Catasters, angefertigt wurde, entspricht demnach nicht der Wahrheit. Ebensowenig begründet ist die zweite Behauptung der «Argo», Freyer habe das Manuscript der Karte von der Witwe Gerschina's erstanden und nur durch Eintragung der Decanats- und Pfarrgrenzen und Mineralfundorte vermehrt. Als die Specialkarte Krams bereits im Erscheinen begriffen war, brachte Freyer in Erfahrung, dass die Witwe Gerschina's eine Karte des Neustädter Kreises besitze, welche ihm zweckdienlich sein könnte. Deshalb wandte sich Freyer an Herrn Schindler in Troppau, welcher vielleicht ein Verwandter der Witwe Gerschina's war, um durch dessen Vermittlung in den Besitz der gewünschten Karte zu gelangen. Darauf bekam Freyer nachstehende Antwort: «Euer Wohlgeboren! Auf Ihre an mich gestellte Frage be¬ züglich der vom Jnspectoratschreiber Gerschina an¬ gefertigten Karte des Neustädter Kreises oder der Frag¬ mente einer solchen Karte kann ich erwidern, dass ich über mehrmaliges Andringen von Seite der Witwe des Gerschina und mehrer anderer Personen die Frag- 7 mente besagter, jedoch noch unvollendeter Karte um den begehrten Betrag von 10 fl. C.M., jedoch für den Herrn Straßencommissär Koletzky in Neustadt! — welcher sie noch jetzt besitzen dürfte — abgenommen habe. Indem ich Ihnen dies zu eröffnen die Ehre habe, muss ich nur noch beifügen, dass die von Gerschina aus den Catastral - Vermesfungsskizzen abgenommenen und in verjüngtem Maßstabe verfassten Copien des Neustädter Kreises in beiweitem größerem Ma߬ stabe und nach einer ganz anderen Manier angefertigt sind, wie Ihr mir zugesandtes Muster der von Ihnen in Verlag gebrachten, ganz nach dem Generalstabs- Maßstabe entworfenen Specialkarte Krams. Es ge- harret mit Hochachtung Ihr ergebenster Schindler. Troppau, 17. Mai 1844.» Dieser Brief ist der beste Beweis, dass auch die zweite Behauptung unrichtig ist. Sämmtliche citierten und benützten Briefe, deren Echtheit und Glaubwürdig¬ keit über jeden Zweifel erhaben ist, befinden sich im hiesigen Musealarchive, wo sie jedem wahrheitsliebendem Forscher zur Benützung freistehen. Mögen diese Zeilen zur Wahrung der Autorehre Freyers, der sich selbst nicht mehr vertheidigen kann, beitragen. —> Buchdruckern vou Mciumayr