M. 33. ssaibach den 11. Juni 1864. 8. Iahrganss. äUH Arain. (Beilage zur „Laibacher Zeitung.") Dic „Blätter aus Krain" erscheinen jeden Samstag, nnd ist der Präuumerationsprcis ganzjährig 2 fl. östrrr. Währung. Wie Müll. Sage, wohin geschwind? Krausköpfig Glocknerkiild, Berginägdelein? — Lassest den greisen Bleichen, schneeweißen Vater allein? „Hall' cö nicht länger ans — Nimmer in's Vaterhaus Wieder ich kehr', Hat ja, der kleinen Folgsamen, feinen Kinder noch mehr!" Hörst! wie der Vater schmollt, Scine Lawine rollt Donnergclrach! — Seiner Gcbor'ncn Schickt cr vcrlOr'nen Echornfnach! „Fort! Auch der Tochter Brust , Schwellt schon Zcrstörnngslust, Thatcnbegicr! — Felsen und Wälder, Hiitten u»d Fcldcr Müsse» mit mir!"' — 3chäumcnbcs Gletschcrblut! Wart' nnr, den wilden Muth Bändigt die Zeit — , schiffe nnd Brücken, Dich zu bedrücken, Hält sie bereit! — „Machst mir uergebeuö bang Nimmer mit Sclcwcngang Schleich' ich thalab — Jauchzend im Siege Stets, von der Wiege Frei, bis an's Grab. Per Adler, die Nachtigall und die Vose. Volksmärchen aus dem Czcchischcn der Uo5en» Xemcovu. Vurta, eine böse Zauberin, war mächtig und reich, ohne bisher im Stande geweseu zu sein, Körperschönheit, die ihr gänzlich mangelte, zu erlangen. Um schöu und jung zu werden, sollte sie sich in dem Vlute eines unschuldigen zwanzigjährigen Jünglings baden, der freiwillig bei ihr blieb. An solcher war ihr wohlbekannt: ein Jäger, unweit ihres Schlosses, der, wenn ihn: Burka hätte gefallen können, so wie sie gegenwärtig war, bei ihr ein Leben voll Annehmlichkeiten würde gefunden haben; allein er wollte von der Hexe nichts wissen, und Vurka hatte leine Ahnung davon, daß ihr eine mächtigere Zauberin zuvorgekommen war, die das Herz des Jägers fest ! und dauernd an sich geknüpft hatte, und dies; allein durch den ^ Zauber ihrer blauen Augen. Was jedoch Anfangs ein Ge-i heimniß gewesen, blieb es nicht in der Folge: inzwischen aber ^ hatte, als endlich Vurka die Entdeckung machte, daß es um ! ihre Hoffnung geschehen sei, der junge Mann bereits seine ^ schöne Hcxenmeistcrin in ein einsames Waldhäuschen gebracht, und dic alte Zauberin that den Schwur, sich an den jungen ! Eheleuten zu rächen, doch erst dann, bis ihr Glück die höchste ^ Stufe werde erreicht haben. ! Dieser Zeitpunkt trat nach einem Jahre ein, als die 5 Iägersfrau ein Töchterchen zur Welt brachte, mit welchem Er-, eignisse ihre Seligkeit aufs Höchste gestiegen war. Als die . jüuge Mutter au der Seite ihres Gatten zum ersten Male ^ wieder unter den freien Himmel hinaustrat, standen die Väumc ^ in voller Blüte, die Vögel fangen, als wollten sie das Neu-! geborne willkommen heißen, und dic Blumen prangten in ihren ! prächtigen- Gewändern, als begingen sie einen Festtag. Mit ^ Stolz und Entzücken legte die Mutter ihr Kind unter den Avfel-! bäum und betend blickte sie zum Himmel empor. Ta sielen 5 die Sonnenstrahlen auf das schlafende Kind und übergoßeu es ^ mit ihrem goldenen Scheine; kleine Engclein stiegen auf den-! selben hernieder, neigten sich zu dem Kinde und küßten ihm i die zarten Wangen roth. Die Blümchen hauchten ihm den lieb-! lichsten Duft aus, die Vögel wiegten es mit dem einschmei-! chelndsten Gesänge und die Lüftcben spielten nur leicht über ^ dasfclbe hin, damit es ja nicht aufgeweckt werde. Der Apfcl-! bäum stand still da, nur ein einziges Mal erbebte er und ^ schüttelte rosenfarbene Blüten auf die weißen Windel, als ob er ihm cine kleine Gabe bieten wolle. Damals gab es noch keine Kirchen, und die junge Mutter opferte unter freiem Himmel Gott ihr Kind. Die Erde war der Altar, die Natur das Bethaus, der Duft der Blüten das Nauchwerk, die Vögel waren die Sänger und vom blauen Gewölbe blickte der himmlische Vater herab und segnete das Kind und die Mutter, welche ihm für Selbes dankte und ihm es aufopferte. In diefem Augenblicke stand Burka nicht ferne; allein, so lange-Gottes Strahl sie befchien, hatte die Zauberin nicht die Macht, ihnen zu schaden; erst als sie im Garten lustwandelten, und der junge Mann in unaussprechlichem Entzücken feine Gattin umarmte, da hüllte sie ciu dichter Nebel ein. Ein scharfer Pfiff fauste durch die Luft und fuhr bis in das Innere der Erde, fo daß sie vor Graus erbebte, ein Wino erhob sich, die Vögel verstummten und die Bäume und Blumen erzitterten, als ahnten sie, daß ein böser Geist in der Nähe seinen Spuck treibe. Nach einer Weile zertheilte sich wieder der Nebel, dic Luft wurde rlchig, aber weder der Jäger noch sein Weib waren j zu sehen: statt ihrer setzten sich ein großer schwarzer Adler und j eine braungraue Nachtigall zu dem Kinde. Es waren dessen ! Eltern, welche in ihrer höchsten Wonne von Vurta waren in ! Vögel verwandelt worden. Die Brust des Adlers hob sich, als ! wollte sie zerspringen, und die Augen funkelten vor Unwillen ! lind Schmerz: die Nachtigall kroch auf die Windel, und ihr i verständiges Auge war in unaussprechlichem Weh bald auf das ! Kind, bald auf den Adler gerichtet. ! Da hatte der Herr mit ihnen Erbarmen; cr sandte einen i Schutzengel auf die Erde, damit cr das Kind in seine Obhut > nehme. Dieser trug die tleine Viola ins Haus und hütete sie ^ wie die eigene Mutter, welche ihm ohnehin nur mit dem Gesänge behilflich sein konnte, wenn er das Töchtcrchen einschläferte. Der Adler bewachte das Hans, und seine Flügel waren ! stets in Bereitschaft, das Kind vor Unfällen zu schützen. So ! lange aber der Engel bei demselben wachte, befand es sich in ! keiner Gefahr. Geliebt, behütet und gepflegt, wnchs Viola ! wie eine Pflanze, die Gottes Sonne erwärmt und der Thau ! des Himmels befeuchtet. Zum fünfzehnten Male blühte der Apfelbaum seit jener ! Zeit, als unter ihm das neugebornc Kind war Gott aufge- ! opfert worden, da fvrach der Engel zu Viola: „Du bist nun ! schon kein Kind mehr, Viola, weiht das Gute vom Bösen zu ^ unterscheiden, hast Verstand: Du mußt daher jetzt selbst für ! Dich sorgen. Hege nur stets nach dem Edlen ein Verlangen i und trachte, daß Dein Herz so gut und rein, wie bisher ver- ^ bleibe. Verlasse niemals Deine Eltern, und hoffe, daß sie ^ durch Dich werden erlöst werden: selbst wenn Leiden über Dich ! tümen, so vertraue doch stets auf den barmherzigen Gott. Ich ^ lehre zurück zu meinem Vater, aber wenn es nothwendig sein ! wird, bin ich wieder bei Dir." Mit diesen Worten schied der Engel, der stets nur in ^ der Gestalt einer schönen Jungfrau mit Violen Umgang ge- ^ pflogen. Unter Weinen und Schmerz begleitete ihn diese eine ! Strecke hinter das Jägerhaus, und schwer trennte sie sich von ^ ihm, aber bald gedachte sie wieder der armen Eltern, wie selbe weit unglücklicher seien, und sie nahm sich vor, ohne Klage nur für sie zu leben. Der Adler versorgte sie mit der nöthigen Nahrung und die Mutter erheiterte sie mit Gesang, wenn sie spann oder sonst etwas arbeitete. (Fortsetzung folgt.) Die krainische Landschaft und das S'anita'ts-wesen in Krain. Histerischc Skizze von P. v. Madics «). Die Chronik der älteren Zeiten erzählt uns, daß 1041 ein deutscher Kaufmann Namens Peter Verlach ein Pupillen-Haus gestiftet, daß 1200 eine Vadestube in Laibach be- *) Da die in diesem Aufsatze bcniltztcn Materialien ohnedicß iu einer größeren selbstständigcn Arbeit wicocrtchreu werden, so sehe ich hier uon den Quclleucitatcn vorläufig ad. , U <'^>> » H ? stand, daß 1280 ein Spital für Leprakranke, eine „Levrosis" bereits errichtet war, daß 1348 und 1349 der „schwarze Tod" — die damals über ganz Europa verbreitete Vestkranb heit — auch in unserem Lande geherrscht hat. Wenig Jahre vor dem Auftreten dieser fürchterlichen Krankheit hatte 1345 auf ihrer Durchreise nach Italien Königin Elisabeth von Ungarn, dritte Gcmalin Karl Noberts, das Laibacher Vurgerssiital gestiftet. Im Jahre 1374 beriefen die Herzoge von Oesterreich, jetzt auch Herren des Landes Krain, die Stände von Kram, der windischcn Mark, der Metlik, von der Poit, dem Karste und Istrien nach Laibach, welche Stadt nun fortan Mittelpunkt der Landschaft blieb. Laibach wurde bald start befestigt, denn die Osmancn statteten von 1408 an dem Lande immer häufigere Besuche ab. Wie in jeder Beziehung die Epoche des hartnäckigen ruhmvollen Widerstandes, den Krain dem Erbfeinde der Christenheit leistete, von hohem Interesse ist, wie sie in gleicher Weise der politischen Geschichte des Landes in den trefflichen administrativen Maßregeln der Landfchaft, der Kriegsgeschichte, in den Heldenthaten des ganzen Volkes und seiner hervorragenden Führer, der Literaturgeschichte, in den schönsten nationalen Liedern wahre „Ehrenblätter" einfügte, so ist sie auch speciell für die Entwicklung des Eanitätswesens in Kram von Bedeutung geworden. Die Schaaren des in Streifzügen das Land durcheilend« Feindes brachten die Krankheiten des Orients zu uns, dadurch wurde rrhöhte Wachsamkeit gegenüber den ersten Symptome» derselben dringend nöthig. Wann die lraimsche Landschaft auö solchem Gesichtspunkte das Sanitätswesen energisch in eigene Verwaltung nahm, läßt sich bei dem Umstände, daß sie erst im Jahre 1530 ihre Verhandlungen zu Protocoll zu bringen begann, nicht aufs Jahr mit Bestimmtheit angeben. Die ersic Notiz, die wir aus landschaftlichen Aufzeichnungen entnehmen, datirt aus dem Jahre 1516, unter welchem Jahre Dr. wtzä. Jacob von Zelters um Erfolgung seiner jährlichen Bestallung ^ bittet. Auch die „Apotheken" im Lande nahm die Landschaft in dieser Zeit in ihre Obhut, denn 1548 betraut sie den Doctor Georg Reffinger „mit der Ueberschätzung der Avothe- " i lereyen." ! Um das Jahr 1566 muß eine neue Organisirung im Status der landschaftlichen Aerzte vorgekommen sein, denn wir treffen unter diesem Jahre einen Act: Abschrift der Besoldung der landschaftlichen Toctoren in Steiermart und Kärntcn, und ! von da an mehrere Aerzte „Laibachs" zugleich genannt und ! auch schon einen eigenen Toctor (Balthasar Burger) für Rudolfs-! werth (Neustadt!), dem ein Vorschuß von 200 fl. und c'u: > Neisepauschalc von 50 fl. angewiesen werden. ! Als Beispiel, wie die Landschaft die „Sanitätspollicey" ^ fest in dcr Hand hielt, mag der Infectionsfall in Oberkrain ! vom Jahre 1572 dienen. Kaum hat die Landschaft das> ! Schreiben des Pflegers von Vcldcs erhalten und daiaus das ^ Auftreten der Seuche in Tarvis, Malborghet und „letztlich" in i Nßling vernommen, so erläßt sie ein „Generale", daß Alle, ! die im „Velseeischen" oder Radmannsdorfischen Gebiete aus jenen Gegenden kommend, erwischt werden, anzuhalten, ihnen ! Waare, Gut und Roß abzunehmen und sie selbst gesanglich ein- ! zuziehen seien, zugleich stellt sie die Kirchtage im genannten ! Gebiete bis auf Weiteres ein, und bedeutet dem Pfandherrn i von Aßling, daß er sein Amt bei der Propstei Wörth bis auf ! Weiteres aufgebe. Diese Quarantaine wurde aber von den ! Bewohnern von Aßling nicht beachtet, ja sie widersetzten sich , sogar mit bewaffneter Hand und wehrten Vie Abtragung der ^ Nßlinger Brücke, es waren 20 Vüchsenschühen unter ihnen, ,! deren einem das Gewehr losging. Hierauf wurden durch den ^ Pfleger von Veldes einige Gefangene gemacht, die er jedoch ^ auf Befehl der Landschaft gegen Bürgschaft freilassen mußte, ! zugleich ward ihm befohlen, die Brücke bei Nacht abwerfen zu ! lassen. Es erging der neuerliche Auftrag an die Aßlinger, zu ! Haufe zu bleiben, fowic man auch den Lackern zuschrieb, „da ! zu ihren Kinder aus inficirten Orten zur Tauf getragen werden, es zu verhüthen." Mai: ordnete ferner Aufseher „Ueber: ^ reiter" zur Sicherung und BelMuug der Straßen nach Obertrain ! ab. Die Mitte des Jahres ausgebrochene Seuche erlosch dann ! mit Ende October. j Wie die Landschaft eifrigst bemüht war, im Lande mit ! ganzer Kraft jeden Keim einer umsichgreifenden Krankheit zu ! ersticken, wenn es ja noch möglich — so vergaß sie auch nicht, ! den an den „kroatischen Grenzen für das Vaterland blutenden ! Söhnen im Falle bedeutender Actionen sogleich von den daheim noch immer in zu geringer Zahl vorhandenen Aerzten „einige Helfer" abzuordnen: im Budget vom Jahre 1573 finden wir den Eanitätsetat im Kricgsstaat der kroatischen Grenzen in zwei ! Posten normirt: 1)Felddoctor und Feldapotheker so in fürfallenden Sachen von Haus aus zu gebrauchen, Doctor 100 fl., Apotheker 32 fl. jährlich — monatlich 12 fl. 40 lr. 2) Fcldfcherer 15 fl. monatlich, letzterer war fortwährend bei der Truppe. Als Beispiel einer solchen Abordnung eines Doctors aus Laibach nach dem Kriegsschauplatze auf Etappen fei die des Dr. Ioh. B. Gema im Jahre 157? erwähnt, die Hans von Auersperg, Commandant der Grenzen, in Voraussicht der dann wirklich eingctroffenen Ereignisse von 1578 und > 1579 „diesen Schreckcnsjahren Krains" in einem dringenden Schreiben an die Landschaft verlangt hatte. Nebst dem vielen andern Ungemach, das im Gefolge des KriegsgetümmelZ ein Land immer trifft, ergab sich 1579 für unser armes Krain i auch wieder die Pest, Laibach ward von ihr derart ergrissen, ! das; die Behörden nach der einstigen Hauptstadt Krainburg ! mußten verlegt werden, was sich aus gleichem Anlasse 20 Jahre ! nachher wieder ereignete, wo selbst der „währende Landtag" ! sich nach Stein zu begeben genöthiget sah. , ! Um das Jahr 1583 scheint eine zweite Organisirnng „der > landschaftlichen Medici" eingetreten zu sein, und wir werden ! kaum fehlen, wenn wir dieses Datum für die erste Systemisirung ^ des „Physicates" annehmen, denn es tritt darunter Tr. Christoph Homely als ordentlicher „Physicus" in den Status der landschaftlichen Beamten, welche Stelle vordem nicht genannt wird. ^ In dieser Zeit (1588) begegnen wk auch schon dem ersten ! mcdicimschen Schriftsteller aus Krain, einem Herrn von Wützen.- ^ stein, Medicin-Doctor, der eine ,,foiiN2 v«'3, totiu8 !np(ii-cinäß" schrieb. War die Landschaft, wie wir aus vielfältigen Verhandlungen ersehen, immer gerne geneigt, die verdienten Männer Aesculaps für ihr dem Wohle des Landes geweihtes Wirten durch Verbesserung der materiellen Lage des Einzelnen zu belohnen, und geschah dieß in keineswegs karger Weise durch Provisionserhöhungen oder Vorschußlcistungen auf den Jahres-gehalt, so war sie anderseits unnachsichtlich strenge gegen solche Aerzte, die ihren Pflichten nicht nachkamen, oder durch schlechten Lebenswandel dem Publikum Aergerniß gaben und die dem Arzte gegenüber durchaus nothwendige Achtung alterirten. So erhält 1596 Dr. Mini einen argen Verweis wegen tadel-haften Lebenswandels und 2 Jahre später, da er sich diese Mahnung nicht zu Herzen genommen, die Entlassung: doch 1604 scheint er sich in der allgemeinen Meinung rehabilitirt zu haben, da er neuerdings aufgenommen wird und 400 fl. jährliche Provision zugesprochen erhält. (Schluß folgt.) Zur Veschichte des Nenegatenthums. Mit Bezug auf den Aufsatz „Wesir Mahmud , ein Krainer," in Nr. 22 d. Vl., werden in der „T. P." folgende Bemerkungen gemacht: Daß diese und andere in den Diensten der Erbfeinde des christlichen Namens stehende Renegaten, welche aus den der Türlei benachbarten Ländern gebürtig waren, den Osmanen bei ihren fast zahllosen, im fünfzehnten und sechszehnten Jahrhunderte beinahe alljährlich wiederkehrenden Einfüllen gute Dienste leisten konnten, ist erklärlich: sie tannten die Länder, deren Wege, Ortschaften, Flüsse und Bewohner, denen solche feindliche Einbrüche galten, und waren demnach aufs Beste als Kundschafter und Wegweiser zu gebrauchen. So erzählt schon der alte lärntnischc Chronikenschreiber Jacob Unreft (lebte in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts) in seinem Okronioon ^üLti'iiiLUM (abgedruckt in Hahn's OoNsetio Nonumeuwrum I.), daß den Türken bei ihrem Einfalle in Krain, Kärnten und Steiermarl in den Tagen vom 25. September bis 2. October 1473 , und bel vielen anderen Einfällen in Istrien, Croatien, Ungarn und Siebenbürgen drei vertriebene christliche Priester als Führer und Spione gedient und ihnen die Pläne von vielen Städten verschasst hätten, und der Weg aus Krain nach Kärnten durch die Kanler, den Engpaß zwischen dcm Grintouc und dem Kc>3utta-Gcbirge von Krainburg nacb Fcllach und Eiscn-Kappcl in Käruten wurde ihnen durch den Kärntner Michael Zwitter (lwmen ot omen.') gewiesen. Von dem Augenblicke an, als die Türken mit den abendländischen Völkern in Berührung kamen, spielt das Nenegaten-thum eine bedeutende Nolle, und viele tüchtige Staatsmänner und Feldherren, welche als Islamiten dem Halbmonde oftmals den Sieg verschafften, waren früher Christen gewesen. In dem ersten Jahrhunderte der türkischen Herrschaft auf europäischem Voden waren es vornehmlich Griechen, und spater, als die j Osmanen schon über den Balkan bis an die Donan hin erobernd vorgedrungen waren, Südslaven, welche das stärkste l Contingent zu den Renegaten stellten. Die beiden bekanntesten Feldherren der heutigen Türkei sind ebenfalls Renegaten: Omer Pascha (Michael Lattas), der siegreiche Gegner der Russen an der Donau im Fcldzuge von 1654 und Ismail Pascha (Georg Kmetv), der Vertheidiger von Kars (1855), jener zu Plaski ! im Oguliner Bezirk der croatischen Militärgrenze, dieser zu ! Pokoragy im Gömörer Comitat Ungarns geboren, also Beide ! ans Oesterreich gebürtig. ' Wie Pamen der Havana. z Auf den Paseos der Havana sieht man jeden Sonntag ! Volantes in unabsehbarer Doppelreihe. Diese Wagen sind leicht und malerisch, werden aber durch ihre Länge unbequem. Der Kutscher, immer ein Neger, reitet auf dem Sattelpferde. Seine bunte Jacke ist mit reichen Gold- und Silberbortcn besetzt, seine > hohen enganschließenden, mit Silber beschlagenen Reiterstiefcl 1 stammen noch aus der spanisch-mittelalterlichen Mode. In den ' Wagen sieht man nur Damen, gewöhnlich drei in pyramidaler Gruppirung. Die jüngste und hübscheste Sennorita bildet die i Spitze dieser Pyramide. Gekleidet sind alle Sennoras und ! SenyoritaZ wie unsere Damen auf den Bällen. Die Lieblichkeit ! des Klima's gestattet auch im Winter im Freien dieselbe,leichte ! Tracht, die in Teutschland außerhalb des wohlgehcizten Ball- ! saales übel angebracht sein würde. Schmuck und Geschmeide, ! künstliche Blumen und flatternde Bänder in den Haaren, rau-j schende Atlas,- und Seidenkleider stellen eine Toilettenpracht zur Schau, die mit Muße bewundert werden kann, da die VolantcZ, meist sehr langsam fahren. Die Kreolinnen der Havana haben in der Negel ein sehr volles, schwarzes, prächtiges Haar, schöne schwarze Augen, eine edle Stirn, einen feinen Mund. und blendend weiße Farben. Diese letztere Schönheit ist jedoch > häufig keine natürliche, wie der außerordentlich starke Verbrauchs an Cascarilla de Merida, einer feinen weißen Schminke, ver- j räth. Die Profile verrathen, wenn sie auch nicht immer tadel«. los sind, edle castilische und andalusische Abkunft. Ein Zug ^ der Nuhe herrscht in den Gesichtszügcn vor und erhöht die ! Schönheit, obschon er den Ausdruck von Geist und Anmuth ! etwas zurückdrängt. Schon vor dem dreißigsten Lebensjahre verräth sich bei den Damen eine Neigung zu allzu üppiger Körpersülle, eine natürliche Folge des Mangels an Bewegung. Wie Karl von ! Ccherzer (aus dem Natur- und Völkerleben des tropischen America's, Leipzig, G. Wigand) mittheilt, haben diese schönen Mädchen und Frauen kaum die nothdürftigste Bildung. Lecture ist von ihrem Tagewerk fast ausgeschlossen, sie llimpern etwas Clavicr und putzen sich- Häusliche Arbeiten gelten als unwürdig für Damen, höchstens wird etwas gestickt.. Eine gewisse äußere Grazie, imposante Haltung, majestätischen Gang und Würde im Benehmen zeigen die Kreolinnen überall, wo sie öffentlich erscheinen. Ihre Unterhaltung ist (nach Scherzer) langweilig, platt in der Form und leer im Inhalte. Sis sprechen nur von Dingen des nächsten Gesichtskreises und des täglichen Lebens, z. V. von neuen Moden, vom Wetter/, von der letzten Sonntagspromenade'und vielleicht vorder Verlobung oder Heirat einer Freundin. Sie würden., bei ihrer Gcschäfts-losigteit einer quälenden Langenweile verfallen, wenn das Klima nicht zum süßen Nichtsthun, zur gedankenlosen Träumerei und zu einer.tiefen Apathie der Seele stimmte. Ihre Vergnügungen bestehen im Besuch des Theaters und der Bälle des General-capitäns , in Spazierfahrten und in Einkäufen. Diese letzteren, werden ebenfalls im Wagen gemacht; der Kaufmann bringt-Proben aus seinem Laden herbei und die Käuferinnen treffen ihre Auswahl, ohne, ihre, Sitze, zu' verlassen. Es gibt Damen in der, Haoana, die niemals gesetzt haben. Der Kreole bezeugt den Damen eine ritterliche Artigkeit, aber Etikette und Gewohnheit beschränken die freie Bewegung derselben, denn die Sitte verlangt, daß sie zurückgezogen im Hause, leben, öffentlich nur im Wagen erscheinen, chne Begleitung nie ausgehen, in Gesellschaft wenig reden und durch Ruhe und studirte Kälte den Anstand wahren. In ihren eigenen Wohnungen putzen sich die Kreolinnen ballmäßig, bloß dem vorübergehenden Straßcnpublikum zu lieb. - Man wobnt nämlich im Erdgeschoß und die Flügel der vergitterten' Fenster stehen fast immer offen. Wer vorübergeht, sieht in die erleuchteten Zimmer und hat den Anblick ganzer FämUienbilder. < Geputzte Sennoras und Caballeros/mit reizenden Kindern zur Seite, wiegen, sich auf Schaukelstühlen und öffnen selten den Mund zur Rede. . , , ., , Ein Wortspiel NoMni's. , , Die, WortarmM der französischen Sprache ist bekanntlich die zufällige oder absichtliche Quelle vieler Wortspiele. So hat Rossini, wie das „Hranä^ourM" erzählt, auf die letzte Seite der Partitur seiner neuen Messe Folgendes geschrieben:> „Passy, 1663. Lieber Gott! So wäre nun diese arme Messe beendet. Habe ich wirklich geweihte Musik (iUMM6 8ä,ci'66) oder, habe ich vermaledeiete Musik (8Ä6r60 musi^us) geschrieben? Du weißt, daß ich für die komische Oper geboren worden bin,, und mein ganzes Erbgut besteht in ein wenig Herz und ganz wenig Wissen. Sei daher gebcnedeiet und gewähre mir das Paradies."- , , ,. . ^ Anathem gegen das Tabakschnupfen. , Pabst Urban VIII. erließ unterm 30. Januar 1642 ein ! Gebot, daß sich kein Mensch, er sei nun Geistlicher oder Welt-i lichcr, fernerhin unterstehen solle, in den Gotteshäusern „Tabak ! zu kauen, zu schnupfen oder zu rauchen", nnd Innoccnz XII. bedrohte Diejenigen, welche die Frechheit hätten, in, der St. Peterskirche Tabak zu schnupfen, gar mit dem großen Anathcma. VencdittXII. aber, der im Jahre 1724 auf den St. Peters Etnhl kam und selbst ein großer Liebhaber des Tabatschmipfcns war, ! hob alle diese Verbote seiner Vorgänger wieder auf und gestattete den Gläubigen, auch während des Gottesdienstes eine Prise zu nehmen. ^ . ^, ".V Verantwortlicher Redacteur I. v. Htleinmayr. — Dniä und Verlag von Ign. v. Kleinmayr L5 F. Bamberg' in Laibach.