Vereinigte Laibllcher Zeitung. Gedruckt mit Edlen von Kleinmayer'schen Schriften. Dienstag den 21. November i8i5. O e fi e r r e i ch i sch e Staaten. W i e u. -^>er Erzherzog Ferdinand Großhcrzog von Toskana, ist am ^.November mit Gefolge zu Venedig angekommen. Auch langte der A» M. BeNcgarde allda an. (W. Z ) Mailand den 26. Okt. Der Taa, wenn II. k. k. MM. hier ankommen, ist noch un-bcffimmt. Indessen wurden für den König vl n Sardinien , für den Großhcrzog r?on Tos-kona, für den Herzog von Modena, Quartiere bereit gekaltcn. Ob der König oder der Kronprinz von Neapel Hieher kommen werden ist r.ocb ungewiß. Man behauptet, daß Se. Maj. der Kaiser Befehl ertheilt ha-b.', die in der Lonlbardey bereits unternommenen öffentlichen Arbeiten zu vollenden. Hieher geboren: der bis zu zwey Drittheilen fertige Kanal von Mailand nack Pavia; der hiesige, seiner Vollendung nahe, berülmte Dom, die steinerne Brücke über den Tycino bey Buffalora; der Ctrassendau; die Psta-sicrung der Etadt Mailand auf moderne Art u. s. w. lwter der österreichischen Negier'/ng «vurde schon die lange Strasse, welche bicr vom Dom nach der l>mf^ ti we>?e fükrt ganz neu gepfiastert, und man sichl ähnliche Arbeiten auch an andern Orten unternehmett. Man versichert ferner bestimmt, unsere Regierung sey gegenwartig damit beschäftigt, die Abgaben, so viel es die Umstände erfor,-dern, zu vermindern, und so werden wir in Kurzem die Woblthatigkeitdes österreichischen Scepters, der überdies sein besondres Augenmerk auf Künste und Wissenschaften kat, immer mehr fühlen und segnen. (P. Z.) Preußen. Unter den durch den Staat«?mitn17er bon Altenstein aus Paris zurückgeschafften Kostbarkeiten, befindet sicb auch der sogenannte Paulus-Napf, eine Art silberner Becher, mit alten Münzen eingelegt, und mit der sauber eingestochenen Karte des Münsterlandes verziert. In früheren Zeiten soll er bey den Mahlen unserer Kalandsbrüderschast gebraucht, und, mit gutem Wein gefüllt, von jedem Gast auf einen Zuggeleertwordcn seyn. Das andere zugleich mit ihm 1806 von den Franzosen bicr weggenommene Silbergerath hat sich aber nicht gefunden, weil es, ver-mntblich seiner Schwere wegen cingeschmol-zen worden ist. Es soU zwar vergütet werden; das ist ftbcr kein voller Ersaß, da sich unter diesem Gerade viele seltene Kunstwerke b«fcnden, z. B. ein massives i^o Pf. schwc« rcs silbernes Schiff, welches unser Bischof, Bernhard von Valen, dem Den, schcnktt, um die Hcldcnthatzwcl)erMül,stcrscherKom? paguien zu feyern, die 1672 bey Leer in Ostfriesland eine Hollan'dische Fregatte von 3o Kanonen durch Entern eroberten. AnMün-sterschen Kirchenfilber haben die Franzosen überhaupt 2000 Pfund, 40,000 ^lM^ ^" Werth, fortgeführt, die jetzt ersetzt werden müssen. (W. Z.) Italien. Aufeine Addresse, welche die Munizipalitat und Geistlichkeit von Pizzo am 16. Oktober durch Abgeordnete dem Könige überreichen ließ, beschloß Ee.Majesiat: die Gemeinde Pizzo so.l künftig den Titel Allergetreueste Stadt führen. Ihre gegenwärtigen und künftigen Obrigkeiten werden eine goldene Medaille tragen, die der König für sie schlaa.cn lassen will. Die Stadt Pizzo wird von allen bürgerlichen Steuern und Konsumzionsabgabcn auf ewige Zeiten befreyt. Man wird dtzu Einwohnern jahrlich das bedürfende Salz unentgeltlich austheilen. Ihre Kirche soll auf königliche Kosten ausgebaut werden. Am Landungsplatz soll ^in Denkmahl errichtet werden, daß diese Pvitülegicn und deren Grund der Nachkommenschaft überliefere. Den Personen die sich ausgezeichnet, sollen besondere Belohnungen ertheilt werden. Die oben erwähnte Medaille wird auf der einen Seite des Königs Vildnißund Nahmen, aufder andern eine Lilie mit den Worten: 0)^ e^i^^i^ uit»i6 ?,tii iicwUtatenl, und unten: ?08tMi^ nunös Ootodiiä gnni 1>. l>. 1815. zeigen. (W. Z.) S ch w e i tz. Basel, 3i. Oktober. DieZ letzten Minen zur Sprengung! der Werke von Hüningen waren vollkommen gelungen; die erstern hingegen hatten größtcnthcils gefehlt, weil, wie die österr. Ingenieurs behaupten, das französische Pulver nicht mehr ganz tauglich sey. Zur Beförderung der De-»uolieruua hat unsere Regierung schon Arbeiter hingeschickt. Dieselbe hat deßhalb auch cm das Vorort geschrieben, und den Wunsch geäußert; es möchte dieser Gegenstand als eine gemeiudeidgcnössischc Sache betrachtet werden. Der in Hüningen kommandirende öster. General Volkmcmn, hat zum Behuf der Schleifung dieser Festung eine Summe von 100,000 F., 22,000 Ellen Leinwano 22,000 Ellen gröbere Leinwand (Vlahn) s für einen Monat 6cx> Schanzgraber und l^oo' Handarbeiter 5 gefordert; man ist dieserhalb von Seite der Eidgenossenschaft in Unterhandlun-mit ihmjgetretcn. Die Sage daß Oesterreich das Preisgau zurück erhalten werde, erneuert sich. Baden soll in den übcn'hc'ttnschcn Gebie ts theilen , die nun dcr Verfügung der allurtcn Monarchen anheim gefallen sind, entschädigt werden. Die Einwohner des Breisgaues harren mit Sehnsucht dcs Augenblicks , der sie wieder unter die Fürsorge ihres geliebten Fürstenhauses zurück führen wud. Wirk ch soll auch das österreichische Regiment Kottulinsky in Freyburg verbleiben. (P. Z.) F ra n k r e i ch. Zwey wichtige Prozesse, meldet die Ga< zette de France vom 2. November, ziehen nuumeh^- dte Aufmerksamkeit des Publikums auf sich: der Prozeß des Marschalls Ncy, der den nächsten Sonnabend oder Montag im Saale des Assisenhofcs von einem Kricgs-rathc unter dem Vorsitze des Marschalls Mas-sena geschlicktct, und jener des ehemaligen General-Postdirektors Grafen Lavalette, der am 16. d. Vc. in demstlbcnSaalc vorgenomlue» werden wird. Der erste President des Assi-scnhofs Segnier soll vey letztcrm selbst den Vorsitz, und der General-Advokat Huart das Nort dabey führen. Nachdem die Nachrichten ans Nimes seit einiger Zeit ziemlich beruhigend gewesen, ha« bcn bejamniernswürdlge Austritte aufs nenö wieder die öffentliche Ruhe gefährdet. Der i5. Octobcr verkündete grauliche Szenen. Von Vouillargues und den benachbarten Orten zogen ganze Haufen Bewaffneter vor die Thore der Stadt, um die Ruhestörer in ihren Unternehmungen zu unterstützen. Man fing an, die Protestanten zu insultiren, und stieß vor ihren Häusern grimmige Drohungen gegen sie aus. Am 16. wurden biese Vorbote^ der Insurrekziou uoch beunruhigender, als diese endlich in der Nacht vom 16. aufdeu if. fürchterlich ausbrach. Ein gewisser Trestalioll kommaudirte die Meuchelmörder, und in mehreren Hausern der Stadt wurde Blut vergossen. Hr. Lafond, Vater des Obersten, ein achtungswürdiger Greis, wurde untee andern, nachdem er sich über eine Stund lang sehr tapfer vertheidigt hatte, «ufeine gräßliche Weise ermordet. Nochdce andernTages tbeittcu sich die Mörder in ihre Bcute. Mehrere Hauser wurden niedergerissen und mebrereOpfer bluteten unter den Holcken der Rebellen. Indessen gelang es der bewaffneten Macht die Unrube zu dampfen. An dcr Spitze der ersten zeichnete sich Hr. von Nochemont durch scillen Eifer Und seiner Ergebenheit besonders aus. Tre^ sialliou wurde' in dem Augenblick, als er auf den Plalzkonnnandanten eine Pistole abfeuerte, mit drey oder vier seiner vorzüglichsten Vertrauten gefangen, und unter Eskorte nach Montpellier geführt. Am 18. war die allgemeine Ruhe in der Stadt wiederhergestellt, und man dnrftc hoffen, daß sie nicht sobald wieder gestört werde. (W. Z.) Dir Minister des Innern, Graf Vau-blanc, hat an die Prefcktcn unter dem 18. Oct. folgendes Zirkular erlassen : ,,Wcnn die Befehle des Königs einender Prinzen Seines Hauses in ihr Departement führen, wird derselbe auf die einfachste Weise empfangen; die Mairs gehen ihm nicht entgegen; es werden keine Triumphbögen errichtet; kcincrley Kosten gemacht, und nichts dafür bewilligt; dem Beamten, der sie anordnet, würde es förmlich verwiesen werden. Dieses sind die positiven Absichttu des Königs und jedes Pr'nzenderkoni,l. Familie. Wenn sie Frankreich durchreisen, wollen sie die Last der Völker nicht^noch erschweren; sie woUen deren Bedürfnisse kennen, sie zu den Füssen des Thrones bringen, die Aufmerksamkeit des Königs auf sie leiten, seine Güte für sie in Anspruch nehmen, und ihnen beweisen, wie sehr sie die 'Bezeugungen der Frende, dcr Liebe und des Vertrauens verdienen, welche sie von der Beeifernng der Völker auf ihreu frühern Reisen erlangt haben. Man sagt, der Französische Hof habe aus ökonomischen Gründen beschlossen, vor dcr Hand nnr Minister vom zweyten Rang bey den auswärtigen Machten, die Bourboni-schen Höfe ausgenommen, zu unterhalten. Auch heißt es, die Minister der auswärtigen Machte würden nächster Tage den Definitiv-Vertragl mit Frankreich unterzeichnen, und ' dann Paris verlassen. Graf Golz bleibt vorlaufig als Preussischer Gesandter daselbst. Der Fürst Vlücber befindet sich gegeuwarttg in gedachter Hauptstadt. (W. Z.) Paris den 1. November. Zu Montauban fiel ein trauriges 'Kreig-niß vor. Einige Unteroffiziere vom ^ten Lan-zcnführcr-Negimcnt wollten in einen Tanzsaal geben ohne zu bezahlen; sie mißhandelter, die Wache nnd drangen mit Gewalt ein. Da die Mnsikcr eben die Arie: es lebe Heinrich IV., spielt«,n, so fingen diese Soldaten Handel an. Die jungen Leute eilten zu den Waffen, und vertrieben die Ruhestörer, die sich in den goldenen Löwen flüchteten, die Tbürcn verrammelten; endlich aber doch übermannt wurden. Zwanzig dieser Rebellen wurdcn verkästet; 4 wurden im Tumnlt erschossen; 7 Bürger wurden leicht verwundet. Die Lanzcnführer mußten auf Befehl des Generals abmarschiren, und so war die Ruhe wieder hergestellt. (G. Z.) Gr 0 ßbritani e n. Es wird aus Irrland berichtet, der Spe-zialgerichtshof zu Limerick hatte in Gemäßheit des Aufruhrgesctzes, mehrere angesehene Einwohner dieser Stadt auf ? Jahre lang zur Verbannung nach Votany - Bay vcrur-thcilt. Da vermahlen die Küsten von St. Do-mingo mehr als jemahls von Seeräubern beunruhiget werden, so hat der englische Admiral, welcher diese Stazion kommandirt, dagegen bey der Regierung zu Haity Vorstellungen gemacht, worauf dieselbe einePro-klamazion erließ, in welcher allen denjenigen Belohnungen zugesichert werden, welche diese Seeräuber, zu welcher Nazion sie auch immer gehören mögen, fangen und ausliefern würden. ' (W. Z.) Der Ertrag dcr Posten in England hat seit 1794 bis i8i3 und jetzt beständig zugenommen. Er bellef sich vom 5. Aprill 1793 bis 5. Aprill 1794 auf ^5,642 Pf. Sterling; i6i3 aber auf 1,414,22^ Pf. St. In diesen 20 Jahren überhaupt 18,291,817 Pf. Sterl. Es wird aus Irrland berichtet, der Spezialgerich tshof in der Grafschaft Limerick habe in Gemaßheit des Aufruhrgesetzes mehrere Insurgenten zu siebenjähriger Transporta--zion nach Jacksons-Vay verurtheilt. Sie sollen sämmtlich zu den angesehensten Einwohnern der Stadt Limerick gehören. In einem Schreiben vom Bord dcsNvv-thumbcrland, heißt es: ,,Eiucs Tages kcm: die Rede auf die Belagerung von St. Jean d'Acre; Vonaparte sagte uns, d ist ihnen Nachsicht der Strafe und eine Ve-lvbnung von 20