Narodna in univerziietna Scnjižnica v Ljubljana 13931? ^< —Sei. .,glöhner arbeitet, um diese nützlichen Holzarten nach der Regel der Fotstkunde lm Großen zu versetzen, zu pflegen, dadurch also ganze Wälder entstehen zu machen, die den künftigen Güterbesitzern vierfachen Ertrag liefern, und oer Nachkommenschaft den frohen Dank gegen die ewige Vorsicht abnöthl-gen werden, daß sie jene gute Menschen in ihren rechten Wirkungskreis zu fetzen wüste, welche «mch für der Nachkommen Bedürfnisse so vereint und rastlos wirkten» Dieser ganze Gegenstand ist zu wichtig, und zeichnet sich zu sehr unter den hiesigen Merkwür? digkelten aus, um ihm nicht einen eigeyen kleinen Abschnitt in meiner Beschreibung zu widmen. Es muß selbst unserm Staate zur Ehre gereichen, wenn man es einmal auch im Auslande erfährt, wie sehr sich die wohlthätigsten Anstalten zur Em« porbrlngung der Oekonomte ausbreiten, und den National- Schatz vermehren. . nun bald in einem geschlossenen Terrain, und lm Kleine» das reizende Bild jedem Patrioten, jedem Sachkenner vor die Augen stellen, was lm Großen auf M weitläuftlgen Besitzungen der fürstlichen Herr- — IN schaften und wie ich hoffe, mit der Zelt auch lu der ganzen Oesierreichlschen Monarckie extstiren soll, und «Iistiren muß, wenn unsere Nachkommenschaft den drückenden Holzmangel nicht noch mehr empfinden will. Ohne Rücksicht, daß die vie, len Parthien nach den Regsln der Gartenkunst mlt den passenden Bäumen und Stauden charak-terlsirt, und so ein schönes mahlerisches Ganze darstellen, findet man schon iht ganze Massen 5 die aus vielen Tausenden solcher Forsthölzer, welche mlt schnellem Wüchse große ökonomische Brauchbarkeit vereinigen, bestehen: in ausländische Ahorne, Walnüsse, Schwarzesche!,, Wei-muthstiefern, virginlsche Traubenkirschen lc. tc. die alle nach Familien abgetheilt, gleichsam ein ßorstherbarium lm Großen bilden, und den ro, hen Forstmann überzeugen, wie Fleiß und Ar-belt einträglichere Wälder schaffen, und die veraltete Gewohnheit Wälder ohne alle Kultur der biossen Natur und dem Ohngefähr zu überlassen ^ folglich immer einen größern Holzmangel vorzubereiten, durch beutliche Beyspiele mehr, als durch blosse Belehrungen odee Ermahnungen auszurotten vermögen. Daß Partien dieser Art, die von Jahr zu Jahr üppiger empor wachsen, zugleich zu den angenehmsien Zierden eines Parks Hehören, HMrf kaum Erwähnung. »- ll -^ Cben so nehmen sich die schon grösten Theils durch den ganzen Garten scarpirten und nun bald veränderten Ufer der jlch durchschlängelnden Ta° ja aus, welche durch diese Hülfe der Kunst mehr zu e, der im Mittelpunkt d«s Zusammenlaufs acht ma, jestätlscher und perspektiver Allem, die mtt Thurm, hohe« Pyramiden Pappeln prangen, auf acht dorischen Säulen ruht, mit der Aufschrift: ke-IU,N ksoäucturi blllNum Oon5«lvatori. Ist man die Stufen hinauf an den Tempel gttreten, so überrascht ungemein der fast glelch-zeitige Anblick dleftr acht Alleen, die wk Strah, , - '2 - len von hler auslaufen, und überall zu Betrachtungen einladen. Die erste M«e schließt eine, über dle hier am breitesten fließende Taja, hochgewölbte Brücke auf elnem einzigen Mttelpfeiler ruhend, und von beyden Selten mlt herabhängenden Trauerweiden Sepfianzet. Die zweyte — Ruinen eines verfallenen Monuments mit her Aufschrift: Oivo luliano Imperator!. Die dritte — außerhalb der Grenzen des Gartens eln großer Schelterhaufen, oder Holzstoß, von aussen unansehnlich und einfach, wors in man aber um so mehr durch die zwey schöu gemahlten Kabmette, welche zwey slowakische Bauernzimmer vorstellen, überrascht wird. Hter ist zugleich der Sammelplatz, wo die in dem viele Meilen weiten freyen Gehege befindlichen Hirsche täglich Hafer und Kastanten bekommen, und um die bestimmte Stunde gegen Abend durch den Ruf des Waldhorns herbeygelockt werden. Bewunderung erregt es zu sehen, wie mehr als eln hundert der prächtigsten Hirsche lm ruhigen majestätischen Schritte ganz vertraut bis zu dem Lusthause herbeykommen, und ungeachtet jhrer beständigen Freyheit so zahm, wie die ge-ftöhnllchsten Hausthlere, aus der Hand eines — !Z — jeden Zusehers den Hafer und die Kasiankn nehmen, und sich ordentlich liebkosen lassen, ja einige verstatten sogar, daß ihr täglicher Wobl^ thater der Weidmann sich auf sie, wie ein abgc» richteteS Reitpferd aufsehen, und in dieser Stellung sein Waldhorn blasen darf. Die vierte Allee endet mit dem gothischen Hause auf einer überaus großen Wiese. Die antike Bauart: die vielen Thmmchen, die spitz-bogigen Fenster von gefärbten Glasscheiben, und die mit gothischen metaDnen Letten, angebrachte Aufschrift: ^Vetas ineclia, ineöium sutem te-uuere besti, versehen in die Vorzelt. Auf der weiten Wiese wttdcn im Cpä'tjaht von dem Durchlauchtigsten Fürsten und seinen hohen Gasten öfters große Sauhetzen im Freyen Hehalten. Vom gothischen Haus aus übersieht man dann das ganze Schauspiel, wie die unver« trauten Wildschweine aus dem angrenzenden Saugarten eine nach der andern ins Freye gelaft sen, wie jede von den hw und her auf der Wiest in ordentliche Schirm vertheilten großen Fanshunden, denen Adel, Iciger, und Piqmrs zu Pferde nachspreugen, verfolgt, ergriffen, und dann mit Schwelnsfedern von den reitenden Ka« valleren unter Waldhornschall abgefangen werden. Die Aussicht der fünften Allee schließen die Ha'user des durch so vielen von dem guten Für? - «4 "- siln erhalinen Erwerb berelckerten, unb M 1700 Seelln bevölkerten Marktfleckens EiS-grub. Die sechste endigt das prächtige Rettstall-Zebäude. In der siebenten kömmt man auf einen aligenehmen verzierten, und eigene, angenehme Parthie formlrenben Schwannenteich, und dle achte schließt der 36 Klafter hohe, von ge« hauenen Steinen erbaute, und mitten auS bm ihn umgebenden Moscheen hervorragende orientalische Thurm, von dessen Entstehung unb Bau ich, so viel mlr davon bekannt, ClnigeS anführen wltt. Außer den vielen'Verschönerungen besEls« gruber Parks, die der verstorbene Fürst mk beträchtlichem Aufwanbe hatte ausführen lassen, außer so vielen anderen wichtigen Bauen, die wahrend seiner beglückten Req»erm,q in Wien, ,md auf selnen ausgebreiteten Herrschaften aüs-geführt, zu einer Zelt ausgeM«-t wurden, wo während des so lange gedauerten Krieges so Mancher Künstler und Handwerksman», ohne Ihi- kein Verdkinst gehabt hätte, in dieser wellt« «r seine weise Regierung durch Aufstellung eitles «igenen National Denkmahls verewige«. Hiezlt war anfänglich schon 179? eine prächtige, mit aller Kunst der heutigen Architektur >nMW5nd« Kirche an di« Steile des alten ganz i5 "> baufNlqen Gemelndwirthshauses zuClsgruli, wozu schon Riß und Ueberschläge entworfen waren, bestimmt. Da aber einige unvernünftige Elsgrnber Einwohner? wenn gleich an die Stelle des baufälligen Rathshausls eln solides, und nie zu einem Wirthshaus« weit schicklicheres, Mehr als viermahl so viel werth seyendes obrigkeitliches Gebäude der Gemeinde abgetreten, und üts Eigenthum übergeben werden wollte, gegeli diesen großmüthigen Plan heinMch murrten, und dieß dem guten Fürsten zu Ohre» kam, so wurde er sogleich geändert, und der Fürst beschloß di« Erbauung des orientalischen Thurms, nachdem er, ungeachtet dieser groben Beleidigung, noch so gnädig gewesen, das baufällige Gemein« dewlrthshaus auf eigene Kosten von Grund aus herstellen, erweitern, und zu einem ordentlichen Einkehrhause für die öfters ankommenden Fremden brauchbar Machen zu lassen, um zugleich diese gerade auf dem Hauptplaye mitten unt«? ansehnlichen, fürstlichen Gebäuden gestandene, VaS Auge beleidigende Ruine aus dem Gesichte zu bekommen. Der verstorbene Fürst entwarf selbst die Idee zu diesem orientalischen Thurm, welche der fürst-, liche Architekt Herr Joseph HarbniM zur Bewunderung ftiner Zeltgenossen auszuführen ver-siand. Der Platz dazu wurde in gerader Rich? — i6 -< kling von dem Sommerschloße aus nach der mißttM nordöstlichen Grenzt des Gartens be-stimmt, so, daß sich jetzt dieß Gebäude vom Schloßpatter« aus als ein schönes point 6« vu« ausntmmt. Im Herbste 1797 würbe der Grund in einer Fläche von Ein Hundert Quadratklafter ausgehoben , im Winter »738 schlug man die nöthigen Bürsten und Roste, um für ble berechnete Schw«-re des Gebäudes einen sichern Grund zu haben. Im FMjchre ,798 stkg der eigentliche Bau^ Es wurden zur öegung des künstlichen Grundes 500 Stück erlene Bürstenpfählt, seder mit einem eisernen Schul) versehen, und drey Wlenerklafter laug mit schweren, durch Pferde getriebenen Schlagmaschinen iu den auf zehn Schuh tief aus-gehobenen Grund genau nebeneinander geschlagen, indessen Tag und Nacht eine große, auch mit Pferden getriebene Schöpfmaschlne daS häufig durch den Wellsand von oem hoher gelegenen nicht weit entfernten Tayafiuße zustiessende Wasser unausgesetzt aushebeu mußte, um die Arbeit nicht zu hindern. Auf diese Pfähle wurden 96 starke, eichene Röste aufg^zapft, mlt hinlänglichen, eichenen Bändern, und starken eisernen Schließen verbunden; dann der erste Grund von Quadeistewcn aufgemauert, und bis über den Hsrtzonr der Erde herausgefühlt, worauf dann das — 17 ^ baS 3<" — 2' 6" hohe Thurmgebaube im Jahre 1802 bis auf dle inneren Verzierungen vollendet war. Dleser Thurm lst perspektivisch gezeichnet, und als Tltelkupfer gestochen, bey diesem Ban» de der kändermerkwürdlgkelten befindlich. Schone Abdrücke davon w grögerem Formatt sind in Artaria's Kunsthandlung w Wien zu Haien. Schon das bloße Gerüst, welches freytra-Stnb bis auf dle oberste Höhe deS Thurms zwölf Mahl schneckenförmig sich um denselben wand, und welches an der Aussenselte ein verschaltes Geländer sicherte, war sehenswerth, und wegen der Art seiner festen Verbindung merkwürdig, «llles Materiale wurde auf demselben binaufge. «ragen, auch die Quadersteine von zehn und mehr Zentner Schwere mit einem elgenen Ctelnwaaen durch Menschen hinaufgezogen, ohne daß dle mlnbeste Gefahr dabey gewesen wäre, oder entstehen konnte. Man kann sich von der Sicherheit dieses freytragenden Gerüstes daraus überzeugen, daß einKorporal, des Seiner Majestät Nahmen Mrenden,bamMS beyTroppau bequartlrtencke-vaux I.«ßer8 Regiments bis zu der Kuppel des Thurms ht'naufgeritten lst, ohne daß seln Pferd »m mindesten gestutzt, od:r Furcht gezeigt hatte. Ewig Schade, baß nicht ein geschickter Zeichner Mertw. II. Thetl. B ^. lg »" dieses Gerüst perspektivisch aufgenommen, unb «s ln Kupfer stech,« lassen. Die Arbeit würde sich durch den guten Absatz reichlich belohnet haben. Dadurch hätten auch mancke entfernte Sachkenner Gelegenheit erhalten, das Kunstwerk zu bewundern, die nicht die Gelegenheit gehabt, es in der Natur zu sehen. Der Thurm steht mitten auf einem erhöhten regulären Vierecke von ,600 Quadratklafter Wlenermaß, umgeben von einem 9" hohen steiner, nen Gesims, und einem darauf befestigten Z^bis 6" hohen Gitter, von welchem iuf beyden Sel» ten nordöstlich, und nordwestlich eine lange Allee von tanadlschenPappeln auslauft. In der Fronte gegen das Sommerscbloß 6 Klafter von der Skarpenmaner entfernt ist ein halbmondförmiger Wasserspiegels von ioc> Klafter känge, und 4c, Klafter Breite ln der Art, wie man de.i ganzen Thurm lm Bilde sehen wird. In das innere Vlenck, und in die Fronte gegen das Somwerschloß zu werben viele Gattungen fremder Bäume uub Sträucher gepflanzt, die eine «lgene charakteristische Parthle bilden müssen. In jeder Ecke der Terrasse sieht ein acht« eckiger Gallon von 3" — bis 3' lm Durchmesser. Die mlt Blech bebeckten Ilrkelkuppeln dieser Gallons ruben auf der Hauptmauer, und auf 4 propoltlonlrten loskanlschenScmlen, üb«? — 19 — ble auf ^ bls 9" ein Pnuplue hervorspringt. Das G.sims ist mit tückischen Sp"ickn den Namen eines Oekonomen zu verdienen. Ein anderer wichtiger Vortheil für den unternehmenden Beamten ist: daß bey einbr solchen eigenen Ueberzeugung des fürstlichen Regielers und der thn begleitenden praktischen Räthe manche Versuche der Verbesserungen, und „euer Erfindungen zum Vortheil der Oekonomie eher geschehen , und dle hlezu nöthigen Kosten vernl'inf-N.q aufgewendet wcrdcn dürfen, um durch praktische Erfahrung, und eine richtige Calculation überzeugt zu werden, ln wie weit die in den immer hausiger erscheinenden ökonomischen Schriften enthaltenen, verschiedenen Vorschläge aus" fü'hrbar, oder wie sie nach den Lokalumsiänden geändert werden müssen, um wahre Verbesserung, Nid sichern Nutzen bey der kandwlrthschaft hervorzubringen , und wie die oft nur im entfernteren Auslande bekannten, oder wenigstens nur dort kulttvlrten einträglicheren Ockonomle Pro° dukte auch hier naturalisirt, und neue Zw^ge, des Ertrages entstehen können. Dle bey Eisgrub befindliche grosie Plants tlon erotischer Gehölze werde ich erst i„ der Fol? — 23 — ge aufführen, wenn vom Plantations Geschäfte, und von der Llchtenstelnischen Wä'lberkultur über^ Haupt dle Rede seyn wird. Zuvor wollen wir aber erst dk Schönheiten von Feldsberg be" trachten. Eine ln gerader Llnie laufende gegen y^ taufend Wiener Klafter lange Allee fuhrt von Cisgrub nach der kletnen Stadt Felbsberg, wo man außer den vielen ansehnlichen obrigkeitlichen Gebäuden auch viele artig gebaute Bürgerhäuser antrifft, welche letztere erst nach der im Jahre l8a« die Städt betroffenen schrecklichen Feuersbrunst so niedlich aufgebaut wurden, und als ein wahres Denkmahl der Herzensgüte des reglerenden Fürsien betrachtet werden müssen. Denn nicht genug, daß dieser gutt Fürst den verunglückten Feldsbergern das zur so< llben und feuerfesten Aufbauung lhrer abge-brannten Häuser nöthige Materials in elgene« Erzeugungspreiße auf mehrjährige Zahlung^ Termine erfolgen, und well der Bedarf stark ge^ Wesen, auch seine benachbarte Herrfchaften Wll-fersdorf, Rabensburg, Lunbenburg, und Eisgrub zu der Materiallieferung beytragen, ja so-gar einem Theil seines Wilfersdorfer Schloßgeböubes, um für die Unglückliche« Material genug zu gewinnen, abtragen ließ 3 wurde auch elne beträchtliche Kapitals-Summe «^ 2Z """ zur Besirelfung der ü5rlaen BHuauslagen ben dürftigern Abgebrannten ol>ne l.ll> ^nse ü«,s de? fü'rst^ Ilchen Kasse vorgeschossen, d Ihr Ursprung ist sehr alt, und gehört außer Zweifel in die Zeiten des Heldenthums. Man behielt sie aber auch bey, nachdem man die chr'lst-liche Religion schon lang vorher angenommen hatte, ja, in einigen christlichen Ländern lsi sie i« zweifelhaften Sachen mehrentheils gebraucht worden, doch hat fie die Kirche, wie es scheint, niemahls gebilllget. Da ich jetzt etnzlg und allein von derFeuer-probein Ungern eine kurze Nachricht zu geben gesonnen bin, so werde ich mich in keine kritische Untersuchung einlassen, sonder« nur bey der historischen Beschreibung derselben stehen bleiben. Und da diese abergläubischt Gewohnheit unfehlbar aus Deutschland nach Ungern gekommen, woselbst man schon langt vorher, ehe sich einige Spuren in unserm Vattl^ — 37 " lande zetgen, lhren Gebrauch aufgezeichnet findet, so will ich nur aus so vielen, die uns die Geschichte aufbehalten hat, ein Paar sehr merkwüro dige Beyspiele anführen. Als Kaiser Karl der Dritte seine Gemahlinn Rlchardts wegen einer Untreue im Verdacht hatt«, und sie deßwegen verstieß; so erboth diese Fürstinn sich durch das Gericht Gottes zu rechtfer« tlgen, und ein glühendes Eisen anzufassen. Und Kunigunda, Heinrich b«s Zweyten Gemahlin» gitng über glühende Pfiugscharren, und hatte, well ihr dieselben keinen Schaden zugefüget, da» durch den Verdacht auf ihre Keuschheit von sich abgelehnet. Wie alt der Gebrauch der Feuerprobe in Ungern sey, läßt sich nicht bestimmen. Wenigstens finden sich^vor dem Jahre 969, und nach 1309, da er vom Könige Karl Robert abgeschaft worden, keine Spuren davon. In dieser Zwischenzeit aber hat man häufige Beyspiele dieser Handlung, wovon uns einige in einem Traktat-chen, welches im der Sakrlstey der Domklrche zu Großwardein gefunden worden, beschrieben werben. Es sind ihrer bey 400, und begreifen doch nur eine M von 21 Jahren. Es ist daher glaublich, daß das Großwardelner Domkapitel der Hauptort in Ungern war, wo nian dM — 33 - Proben vornahm, ungeachtet man auch bey den Preßburger, Neutrer, und mehr andern Spuren davon findet. — Doch es ist weder melnen Absichten gemäß, noch der Mühe werth, einen Auszug dieses Werkchens zu liefern, lndem es lauter scythlsche Nahmen enthält, die jetzt niemanden mehr bekannt sind. Ich will also nur dt< Handlung selbst, und die dabey gebrauchten Ceremonien beschreiben. Wenn die Klage ordentlich geschehen, und der Beklagte erschienen war, um sich durch die Feuerprobe zu rechtfertigen, so ward dazu ein Tag bestimmt, zuvörderst aber mußte er sich durch ein ununterbrochenes dreytöglges Gebeth und Fasten dazu vorbereiten.— Erschien nun der Tag selbst, an welchem die Probe vorgenommen wer-den sollte, so fieng man die ganze Handlung, die allemahl in der Kirche geschah, mit Lesung der heiligen Messe an/ welche der Bischof, ober ein anderer Priester, der dessen Stelle vertreten mußte, im bischöflichen Ornate verrichtete. Nach Enbigung derselben ergriff er das vor das Altar gebrachte Eisen mit einer Zange, und stimmt« das Lobgesang der drey Knaben im feurigen Oft« an. Er trug es sodann ln das Feuer, nachdem «r sowohl über dasselbe, als über das Eise" «inen Segen gesprochen hatte. Wenn nun das^ — Z5 "- Clsen durchaus glühete, so mußte der Beschuldigte durch «inen Eld versichern, daß «r in Anse, hung der wider ihn gemachten Beschuldigungen völlig rein sey; und hierauf bestätigte er dle Wahrheit dieser eidlichen Aussagt durch den Ge-nuß des heiligen Abendmahls. Sodann wurde das Eisen nicht nur mit Weyhwasser besprengt, sondern iiberdleß auch noch vermittelst des Exo» «lsmus beschworen, und wenn dieß alles vorbey war, so mußte der Beschuldigte die von lhmver» langte Probe machen, dabey er die Worte sagte: „l'er illucl Oarpu» Domini, yuoä iiocli« SUM5I, non canti6«u8 in ullum maiesicium, nec in virtutiduZ turbarum, acci^in liuc ler- Diese Probe ward aber nlcht auf einerley Art verrichtet, lnbem der Beklagte ball» eln glü-hendls Eisen in die Hand nehmen, und einige Zelt tragen, bald aber über einige glühend ge, machte Pfiugscharren gehe» mußte. Kaum hatte «r dieses verrichtet, so wurden auch sogleich die Hände oder Füße in ein Tuch gewickelt, versie. gelt, und erst nach dreyen Tagen ln Gegenwart des Klägers, und einer Menge Volks aufgemache und entblößt. War nun der Angeklagte unverletzt, so wurde er öffentlich für unschuldig erklart, Md losgesprochm. In» Gegentheile aber glaubte — go ^» man gewlß; daß er des angeklagten Verbrechens schuldig sly, und man belegte ihn sodann mlt derjenigen Strafe, die das beschuldigte Vslbre« chen nqch fich zog, 4l Di5 Likane y ln K r o a t i e »k dieses Alpenvolk lsi von den Chrobaten ssanz verschieben, fie sind nur dermahlen durch pollti» sche Verfassung mit den Chrobaten vereinigt worden, obgleich ihre physische Lage sie durch Kettengebirge absondert, so daß sie so gutvonCroa-tlen als Dalmatlen isollrt sind, indem sie von diesen beyden Ländern, so wie von der See durch hohe Gebirge begrenzt werden. So unterscheiden sie sich auch sehr von diesen Volksstämmen durch ihren Charakßer, und man kann sie für die Tschernogorzi ob« Montenegriner der österreichischen Monarchie ansehen. Die physische Lage dlchs Landes ist ganz mit hyhem Alpengebirgs — 42 — umgeben; in Morgen grenzen sie an Rama, in lNtttag an Dalmatien, in Abend an ble Morlachey, in Mitternacht aber an das türkische Kroatien. Wle btese vter Weltgegenden hler verschiedene Länder und Nationen anzeigen, so hat es auch die Bewanbniß mit eben so viel Hauptgeblrgen, a!s Dlnara, Velleblch, Plesewich und Kapella, so das dieses Volk wle in einer natürlichen Festung einge-schlössen ist, und oft als Nebellen gegen seine Fürsten aufgetreten ist, und eine Zeit sich unabhängig behauptet hat. Valvasor, der zu seiner Zelt wenig oder gar nichts von den kikanern wußte, sagte doch mit oleler Wahrheit im !2ten Buche Seite 7 Folgendes: „Die Türken haben lhre Grenzen theuer genug mit ihrem Blute erkaufen müssen, und wir" (^die Krainer und Kroaten meint er, denn damahls waren die Edlen von Krain, u. s. w. bemüßiget, wie es der Adel mit sich bringt, gegen die Tücken die Festungen zu vertheidigen, aber mit der Zeit schickten sie lhre Knechte und blieben zu Hauses „auch sind stets gezwungen, die unsrige mit unserm Christe»-blute noch ferner bis auf diese Stunde zu erhalten , es sey gleich Friede oder Krieg. Wir habe« uns auch keiner Ruhe noch beständiger Friedens« Sicherheit lm wenigsten zu trösten, so lang der — 43 "" Erbfeind von unsern Grenzen ykht gcinzllch ver^ trieben 1st. inmassen zwischen unsern Grenzen nichts gehuldigtes anzutreffen, sondern alles entweder gut christlich oder türkisch ist." Dieses fand Hr. Haquet noch vor 20 Jahren so wahr, daß er keinenMenschen im freyen Felde ohne Waffen antraf, und im hohen Gebirge das ganze Jahr ein kleiner Krieg herrschte , welcher zur Bildung der Offiziere vieles beygetragen hat. Dieses haben ein berühmter Feldherr wie Loudon und andere, die eine Zeit lang darinn wohnten, sattsam erwiesen. Der Llkaner hat lange ganz unabhängig wle ein armes, aber sehr räuberisches Alpenvolk gelebt, das aber unter der vorigen Regierung ganz auf militärischem Fuße zu dem Generalat von Karlstadt einverleibt, und reformirt worden ist. Scin Charakter war vor der Reform mit Tugend und Laster eines wilden Volkes begabt, redlich, gaste frey, bereitwillig einander beyzustehen, aber kriegerisch, im höchsten Grade unwissend, abergläubisch, unmäßig, wenn er etwas zu verzehren hatte, rachgierig, Abscheu vor der Arbeit, folglich zur Plünderung im Nachbarslande aufge» legt, welches selten ohne Mordthaten, wenn er Gegenwehr fand, ablief. Allein heut zu Tage, wo er mit Ausländern etwas gemischt »st, ist es anders geworden. Furcht vor der militärischen Disziplin hat bey ihnen Verstellung, Mißtrauen «- 44 — unb Betrug hervorgebracht, indessen lst er, im Ganzen genommen, noch lange nicht von allen den Tugenden und Untugenden seiner Vorälttrn abgekommen. Hat er Noch, so ist ihm in einem f«lul>4ll Ged!«t nichts zu hellig, was er nicht z,l erobern sucht, ja auch wohl in seinem Lande verschont er nicht, wenn Gelegenheit sich darzu darbietet, und zwar jetzt mehr als vormahls, da ihn verboten lst, fremdes Gebiet zu beun-nchuj?»«, und dieß ist die Ursache, daß sein Land so selten von Fremden besucht wird. Beynahe kann ein jeder Men Unfug treiben, ohne verra» then zu werden, da die Häuser in den Waldern zerstreut liegen. Dörfer aus zusammen gebauten Häusern gibt es nur sehr wenige, folglich ist es beynahe unmöglich, das Vergehen dieses bcherz, ten Menschen zu beseitigen, da ihn wegen Uebewöl-kerun g oder Mangel an tragbarenBot>e„ dasNoth-recht dazu bringt. Wie oft entsieht nicht Hungers-noth ln diesem unfruchtbaren Lande.' Wie viel that nicht Joseph der Zweyte in solchen Fällen für dieses Volk; Tag und Nacht sirengte er alle seine Kräfte an, um seinen Likanern Lebensmltkl herbey zu schaffen. Sollte diesem Reformator jemahls ein Denkmahl errichtet werben, so wünschte ich ihn vorgestellt zu sehen, wie er seinem nothleidenden Volke in allen Trübsalen beygestanden hat, eine solche Statue würbe ewig - 45 ^- Hochachtung erwecken, und keine Revolution wür-de je so was zerstören. Nicht allein seine Kroaten hegten Hochachtung und Liebe für lhn, sondern anch selbst die benachbarten Muselmänner. Eines Taaes, als lch ohnweit Mostar mit mehreren Türken das Gespräch über den Lauf der Zeit hielt, machte ich auch die Frage an einen Greis r Was hält»? du von meinem König? Die Antwort war: „Dein König ist ein Mann, der den übrigen Kö« ntgen die Gedanken verdreht, aber du und deines Gleichen handeln schlecht gegen ihn, daß er sich für euch aller Gefahr aussetzt, ln die ansteckenden Spitäler geht, jedes schlechte Pferd reitet , wo er den Hals brechen kann, u. s. w." Daß hier zu Lande die Türken oder Bosnia, ken gern mit den Llkanern und Dalmatlern sdas Räubergesindel ausgenommen) in Eintracht leben, davon habe lch schon Beyspiele gegeben. Die Freundschaft oder Gevaiersckafr, wie sie der Turk nennt, ist ein Bündntß, welches der ge-melne Mann mit i« den Haaren geschnittenen Zeugniß bekräftigt. Der Christ macht dem Türken das Zeichen des halbe« Mondes, und dieser jenem ein Kreuz, das nähmliche erfolgt auch un, ter den Llkanern, und Dalmatiner» mit Bruder, oder Schwesterschaft, wie bey ren Morlaken, dieses GelobnH wirb oft heiliger als alle Schwü' - 46 - re elner mehr policlrten Natlo; gehalten. Begegnung von Türken und Christen ist jederzeit mit elnem Gruß, mit einem AuSruf, psmc,» Lozam (Gott helft) nur neigt sich der Türte nlcht wie der Illyrer, der vornehme Türk aber grüßt den Christen nur mlt den Worten: säravo (sey gesund). Doch noch «in Wort von der Dentungs« art unserer Illyrer. Als der Verfasser elnes Tags zu Karlsiadt auf den Platz kam, stand ein Kerl auf der Bühne mit einer Tafel, woraufman seine Verbrechen lesen konnte. Als er ihm näher kam, rief er seinem Bl? gleiter, den er kannte, mit folgenden Worteu zu: Lrati ßlell^, iakRieme? blasn« 2a, (schau Bruder, waS die Deutschen für Narren sind> Da der Kroat nie vor Josephs Regierung mit Slyandstrasen, wovon er keine Idee hatte, be-liqt wurde, kam ihm dieses kindisch vor, daß ee stets bey der Ausübung lachte. Der Monarch wollte diese Menschen bilden, ihnen die Körperstrafen mlt Ehrgefühl besettlgen, so daß er elnes Tages, als er im Hauptort Gosplch ln der Llka, dieses tapfere Volk musterte, zu dem Obrlst Be-harntg sagte: Man laßt die Menschen zu barbarisch prügeln, was ich nicht haben wtll, allein der Obrlsie erwiederte: es sino Llkaner, dte achten 25 Prügel nlcht, denn er hält sie um eln Glas Branntwein aus, welches der Monarch nicht — 47 " glauben wollte, aber man gab lhm den Bewelß davon, wo ein Kerl ohne seln Beyseln wege« «lnes Verbrechens loo Stockschläge haben sollte, die aber der Kaiser auf die Hälfte herunter setzte, Wo er zu feinem größten Mißvergnügen vernehmen mußte, doß der Kerl über die geringe Straft lachte. So wie der gemeine Mann ln seiner Moralität beschaffen ist, so auch ihre Popen, obgleich dlegriechische Geistlichkeit den so gelehrten Bischof Petrowitsch zum Vorsteher hatte. Dies« Ha.lbmen« schen von seyn sollender Gelstllchkelk, wachsen ganz lm Schooß der Unwissenheit auf, und bleiben bey thren thierischen Trleben, so wie das Volk, das sie belehren sollen, den unausrottbarsten Meinungen und Vorurtheilen, welche von Geschlecht zu Ge, schlecht auf sie hinüber gepflanzt worden, bis la dm Tod getreu: sie glauben alle zum Priester« thume erforderlichen Eigenschaften zu besitzen, Wenn sie lesen und schlecht schreiben können, wel, ches sich aber nie weiter, als auf ihre Muttersprache erstreckt. Bey einer so elenden Denkungs^ art tie der Pope hat, kann man sich leicht vorstellen , daß sie mit der Religion heul zu Tage wenig bey d«m Volke Eindruck machen , ihre Predigten bestehen nicht aus moralischen kehren, sondern aus abgeschmackten Alfanzereyen, und Mahrchen rhne den geringsten Menschenverstand: wird was v^n Gehorsam u. s. w. gegen selne Obrlg' - 43 - lelt vorgetragen, so weiß der Zuhörer; daß der Volkslebrcr eben so bereit wie er lst, d) Hat es nichts zu bedeuten, baß in dem Stroh etwas Getreide zurückbleibe, da solches d«n Pferden zum 3utt»ele hundert Mahle darüber gefahren oder Merkw. II. Theil. E — 66 — gegangen find! Und, wenn man jemanden, de» man darauf aufmerksam machen muß, fragt: ob «r von diesen großen Wällen jemahls etwas gehölt oder gelesen habe; so hört man allezeit wle-der: „Ich nichtS; das sollen und mlissen Verschanzungen ln den vorigen Krlegszelten gewesen schn." Ich will über diesen biSher noch unbemerk» ten und noch ra'thselhafren Gegenstand meine Be» obachtung angeben, und einige, wle lch glaube, mlt sehr interessanten Bemerkungen vortragen, welche unserm künftigen Geschlchtforschern nicht minder, als auch unsern Physikern und Geologen die wesentlichsten Anhaltspuncte an die Hand geben wl»-den, welche dieselben zu noch größern Denkwürdigkeiten — oder wenigstens zur Entdeckung naturhlstorlscher Wahrheiten näher führen können. Das ganze Grü'her Pomerlum auf dem rechten Murufer liegt um mehrere Klaftern tiefer, als das fortlaufende Eckenberger-und Gräberfeld. Diese abgestufte Lage können wir ohn« Meßinstrumente durch das Auge allein sehr beut-llch erkennen. Denn überall, wenn wir dieses Pomerium überschreiten wollen, stossen wir a« «wen bergigten Hügel, dessen Höhe uns links die Stadt und tie Mur, und rechts die Eckenberg«^ und Grä'tzerfelder lepräsentirt. unter Gbstlns -. 6/ ^ nach der Wiener Commercial- Strasse gegen dl« Papiermühle, gerade am Rücken des dortigen Mauthgebäubes fängt dieser große Hügel an, zueist das Auge des Sehers zu heften. Er läuft von hier über den bekannten Dominicanet, Rie« g«l hinter der zweyten Mauth-Station über die Cckenberqerstrasse, und besilmmt hinter sich her dem Eckenbergerfelbe setnen Raum und seine Grenzengegen dle Stadt, die er sammt derMur/ wie einen seichten Kessel zur Linken läßt. An der Cckenbergerstrasse, wo er doch jedem Fußgeher Und jedem Pferde ziemlich beschwerlich wirb, lllmmt er selnen, in gekrümmten Richtungen von Häusern bedeckten und bebauten Gang, zwischen Gärten, Wiesen und Feldern hinter der Ibelhof-und Prankergasse, und kommt endlich kennbarer und höhec vorwärts am freyen Felde wieder ln Vorschein, läuft ln der Näh« des dortigen Pulverthurmes in schiefe,, Richtungen zwischen Wie-sen und Aeckern welter, und entzieht fich endlich !m Verlaufe der großen Felder der Tllesier Com» mercial- Strasse zu, dem Angesicht?. Hier im freyen Felde sieht man jenen berglgten Hügel Mcht mehr: man sieht einen schönen, in einer ununterbrochenen Linie fortlaufenden mächtigen Wall, der ln seinem Fortgange bald höher bald «lied«« «rscheint, und S. dem Gratzerpome" E 2 — «5 — plum, Mb dem Gratzerfelbe sehr deutllche Gren^ zen vorzeichnet. Wenn man diesen Wall, der allgemein sue Verschanzungen gehalten wird, eine Meile weit iiber den Puntigam nach Feldklrchen aufmerksam verfolgt, so fängt man an billlg zu zweifeln, cb die Natur allein eln so außerordentliches und unzerstörtes altes Monument geschaffen habe? Und je welter man selne Reise und Neugierde fortsetzet, desto mehr wirb man auf der fernern Verfolgung dieses erhabenen Denkmahles der Vergangenheit überrascht und ln Verwunderung gesetzt. Denn dieser hohe Wall begleitet den Murstrom ln verschiedenen Zlckzaken, gewöhnlich dem Flusse gleichlaufende» Richtungen, an sei« nem rechten Ufer — in einer oft über fünf hundert bis tausend und mehr Schritte gelegenen Entfernung — überall über Kalsdorf nach Wll« dcn hin! Ich habt selther noch nicht Gelegenheit gehabt zu sehen, wie es sich mit dieser Denkwürdigkeit jenseits Wtlbons, und auf dem bttühmten kelbnltzerfelbe verhalte? Dlefts Feld und die Umgegend sind uns ln der alten ui-d mittler« Geschichte berühmt, und einige Data lassen sich bis heute noch nicht erklären. Vielleicht könnte uns elne physikalische Untersuckmna der Mur und ihrer Uftr die verläßlichsten Ausschlüße geben? - 6y - So vlel ich mlch noch als Augenzeuge zu beffn. nen weiß, so exlstlrt jenseits der Lanschachbrü'cke, in einer viel weitern Entfernung von dem linken Murufer, ein dem vorigen ähnlicher Wall. Der weite, zwischen diesen Schanzen und der Mur liegende Grund und Boden, worauf mehrere schöne Dörfer stehen gegen Et. Veit am Vogau und Straß hin, ist bey nasser, anhaltender Witterung, wegen der geschwinden Wasserfammlung und der Grundlosigkeit der Erde, mit ordentli. chen Wagen schwer oder gar nicht zu passlren. Ob nun dieser Wall nur elne Fortsetzung des dasigen Walles bey Grätz sey, oder, ob er nur dte Rubera eines tn Virlust gekommenen Kanales (wie es die dunkle Geschichte von Leib-nih meldet) dalstelle, darüber werden unsere künftigen Naturlündiger das wahre kicht ver-breiten können. Jedem wißbegierigen Beobachter müssen bey näherer Betrachtung dieser ungeheuern Wälle folgende Fragen ««tstehen: sind diese großen unh weiten Schanzen nur ein Werk der Natur, oder «in Werk der Kunst und der Menschenhände ? Daß dies« Wallt keine Fortsetzung des ver, bindenden Eckenberger - und Grätzerfelbes sind, erkennt man daraus sehr klar, wenn man ihre beyderseltigen Körpermassen in ihren Bestandtheile« getrennt zusammen hht. Der Wall besteht ,»- burchaehenbs aus größer«, meistens ovalen unl» glatten Steinen, die einstens gewlß lm Wasser «aren. Sle sind von verschiedener Gteinart, iml) ganz dle nähmlichen, welche uns dle Mur bey jedem starken Anlaufe noch jcihrllch ln Menge daher trägt. Dle qanze Masse dieses Walles und auf der ganzen Linie besieht aus diesem Mur-' gesteine, mit gröberm und feinem Sande und mit Erden vermengt. Ich habe dies« eben so ln Grä'tz wie etne Post von hier, in Kalsdorf gefunden. Dagegen sind die Bestandtheile der alls einer Tiefe von 3 bis 4 Klafter an Tag beförderten Erde und Stelnarten, jener Cckenberger - und Gräyerfelber, welche aus Eanb, Erde und nur kleinerem Gesteine bestehen, worunter ein größerer Stein selten vorkommt, ln ihren vielen gefurchten Schichten -. von den erstirn sehr ver« schieden. Aus dieser Verglelchung und Untersuchung «rglbt sich aber noch eln anderes wichtiges Resultat, nahmllch: daß auf diesen benannten Fel-bern überall die deutlichsten Merkmahle in ihren Erbschichten vorhanden sind, daß sie einstens has Element Wasser trugen z daß aber lhr Alterthum ben obbtnannten Wall, wo man solche, und viele abstufende Schichten nlcht bemerkt, uMndllch weit übertreffen müssen, so, daß diese? — 71 — Wall als eln neues und junges Aggregat betrach, tet werden muß. Ferner ist der zwischen dem Walle und dem Murflllße elnlge Klaftern tlefer liegende Grund und Boden, aufwelchem dle ganze Murvorstabt, und in desscn Verlag so vlele Wiesen, Felder, Mühlen und Dorfe? stehen, dem obbenannten Erdreiche des Eckenberger - und Grätztrfeldes ganz ähnlich; nur dle obeiste Grunderde lst hier etwas schwärzer und tragbarer, die weitern und tiefern Erdschichten aber zeigen in ihren Quali« täten von jenen der obigen Felder keinen Unter, schied, dessen man sich bey Grabung der Grundfesten tasslich überzeugen kann so, daß man in den Tiefen überall auch auf eln ununterbrochenes Kontlguum schließen muß. Nun trennt dieser hohe Wall (ein augenscheinlich neueres Produkt von dem hergeschwemm, te« Murgestelne) dle Stadt von benannten Fel-dern, der in, Ganzen dle prächtigsten Damme und Schanzen nicht mehr verkennen läßt, dle «lnstens hier bestanden haben. Niemand, der mit der Kenntniß dieser Elemente in etwas bewandert lst, kann es glauben, daß der Murftuß «ln so wächtiges und regelmässiges Bollwerk für sich allein ln der 3ne eine solche Lokalität äußerst bedenklich. Von einer Seite droht die Gefahr bey Überschwemmungen zu ertrinken, und auf der andern, wenn man geschlagen würde, bann man nicht retiriren könnte, ersäuft, oder wenn das nlcht, vom Feinde belagert, erhungert, oder in der Tieft lcicht erschlagen zu werden. M« — 73 " gross miißte wohl eine Armee, und wie Mcichtlg ihr Anführer gewesen seyn, wenn ihr k^gtr eine sinle von 3 und mehrern deutschen Meilen mll» kelst solcher «normen Scha«zen formlret hotte? und wle würde eS hler mit elner Armee bestanden haben, da der Feind ohne Anstrengung durch eine völlige Inundation des Murflußes (wte lch es später zeigen werde) eln solches Lager hätte vernichten können? Aus der physikalischen und physischen Lagt/ aus dem Terrain«, aus den Richtungen und aus dem Verlaufe der Mur und dieser Wälle sieht Man sehr klar, daß diese Damme nur zur Ban-dlgung des Stromes aufgetragen worden sind. War vielleicht dle Mur schon einst in ewen en-gen Rinnsal, ln einen Kanal eingeschlossen worden? Das widerspricht diesen eben benannten Dämmen, und hat nicht die geringste Wahr-schelnllchkeit für sich. Wir finden gar keine Spur «lnes aewesenen Kanals*), und wenn einerZje hler bestanden hcitte, so müßte man auch auf dem andern linken Murufer ähnliche Dämnze sehen. Allein auf dem Unken Ufer finden wlr nicht "> Nur bey Felblirchen, eine Stunde v«n Grätz, fi«den sich Denkmähler eines lleiuen, nur dort essiandcnrl, EkilrnfanaleS, — 74 - einmahl eine Rulne tines je gestandene« Dammes. Auch läßt sich die Mur als ein reißender Strom vielleicht ln keinem Kanal und engen Rinn» sal einschließen. Wann und von welchen Menschen diese Damme gebaut worden sind, ist uns unbekannt? Ich muß hierüber meine Unwissenheit elngeste« hen, obschon ich mir alle Mühe gab, wenig, siens auf elne Spur ihrer Entstehung zu kom-' men. Daß die wilden Tauriscl r keiner solchen That fähig waren, das lehret uns die Geschichte. So eine That konnte nur ein Volk thun, welches in der Kultur des Ackerbaues schon be» deutende Schritte gemacht hatte. Waren es die Pannonler, ble Nordgauer unter den römischen Casarn noch, oder die Winden im /ten, 8ten Jahrhunderte? oder haben sie die Stammväter ober ihre Nachkömmlinge, die späten Deutschen schon unter Carl dem Großen, seinen Nachfolgern; ober haben sie die Ottokare, die Markgrafen und Herzoge in Steyer Vollbracht. Sind diese unzerstörlichen Wasscrgebäube noch älter als die Stadt Gläh? ober sind sie vielleicht erst dann entstanden, als die uns ehrwürdigen Eichen ln dem nahen Kaiserwalde bey Dobel ihrem Mut-terschooße bereits entsprossen waren? Von allen diesen gibt mir weder die Geschichte, noch elne sonst ausdauernde Tradition nur einigen Auf" ^- 75 — schluß. Unb eben dieser Umstand führt mlch auf «we Vermuthung, d.,ß nähmlich das Volk, welches diese Dämme gebaut hat, in jenen schrecklichen Zerstölutigsperioden von seinen Wohnsitzen vertrieben worden ist, und vielleicht unter seinem Nahmen nicht mehr existlrt? Eine ähnliche Und noch untsklä'rbarere Denkwürdigkeit geben uns die steyerlschen Urkunden des yten unb loten Iahrhundertes. Diese sage» unS, daß zunächst d«r Stadt Lipnlz (jetzt Leibnitz) (juxta civita-lem I^ipnixam) elne andere Stad Ziup (2iup ^vit28^ und zwar an eben dem Fluße Sulm (2^ 5u!pam) gestanden hat. Eben diese Ur-künden lehren uns weiter, baß nicht ferne von dltser Stadt ein Graben von der Mur (6e ^lnora) bls zur Lasniz («5^0 aä I.n«n2ni. ^") gegangen ist. Nun ist weder von diesem Kanal?: noch von der obbenannten Stadt Ziup "Ur eine Spur meln übrig, ja man welß nicht tlnmahk, wann und durch welches Schicksal dieselben zu Grunde gegangen sind? und doch fällt lhre Existenz nicht in das hohe Alterthum. Die Nahmen dieser Lipnlza, Lasniza unb Ztup, ln ^eren Nahe schon lange früher elne Mureola ge-^"nden hat, sind wlndischen Ursprunges, unb ^e Winden haben wahrscheinlich noch lange nach ^brer Bezwingung lm Jahr 76, dlese Gegend '°rtbewohnt. Es lst mir glaubwürdig, daß nur - 76 ^ das zehnte Jahrhundert, ln welchem ble südöstlichen Provinzen Pannoniens und Deutschlands von den Ungern verschlungen worden sind, dlest Zerstörungen herbeygeführt habe, und uns dlc specielle Geschichte dleser Gegend verborgen halte. — 77 "» Das Zollfeld in Kiirnlhen. "^5ir waren auf das Marsfelb der Kä'rnthner, aufihr berühmtes Zollfeld gekommen. Einsam und verlassen stand hier der Könlgestuhl am W« st, umwachsen mit Flechten und Dorngesiräuche. ^ein Fremdling würbe es dlesem gehelligten Stel» Nt jetzt mehr ansehen, daß er elnst das Palladi» um Karnthens gewesen ist. Wahrlich, eine Na-tlon, die so tin Denlmahl, das ihr einst wenig-stens den Schatten von Selbsisiärdigtelt und lh-ltn Fiirsten, an elnem dcr wichtigsten Tag« ihres Gebens, eine welse, nohltb^tige und hellsame "hre gab, so zu Grunde gcken lassen kann , ver« ^lent es, elne Eigenheit in ihrer Verfassung ver« loren zu haben, ble sie auf eln« gleich Vortheil, hafte und rühmliche Weise von lhren Nachbar« und Bruder« Nationen auszeichnete. Auch ohne den wichtigen Einfluß, den dieser Etein etnst auf Kärntheu hatte, würde er jetzt schon, als bloßes Alterthum betrachtet, mehr Achtung und Aufmerksamkeit verdienen, als man ihm zu schen-ken geneigt ist. Wir wollen den alten Valvasor die Geschlch« te dieses KönlgSstuhles erzählen lass«»/ da er denselben S. 129 abbildete. und beynahe «m zwey Jahrhunderte jenen Zelten näher war, in welchen dieses Denkmahl noch Würde hatte, und Würde gab. Es ist aber in Käfichen eln altes Herkommen, sagt er in seiner naiven Spra' che, daß eln jeder neu angehender Lands-Flirst von einem Bauern dieses Land zu Lchen zu en»< pfangen pftegt, und zwar auf folgende Weis«: Es ist ein Bauerngeschlecht unter den EdelthümerN/ die Herzogen zu Glasendorf genannt, (so erblich bey selbigem Geschlecht verbleibt) von Alters he" ro befreyet. So oft eln neu angthender Lands-Fürst die Huldigung ln Käi-nthen empfahen unb die Lehen verleihen will, so seht sich der Bauel aus erblicher Gerechtigkeit anf einen runden stachen Marmorstein (welcher gleich wie eine runbt Tafel formirt, und zu Karnburg, unweit vo« M. Saal auf der einen Seitin steht). Neben ih»" — 79 ^ herum stellet sich das Landvolk, und ble Bauer-schaft, außerhalb der um den Steln aufgerlch« ten Schlanken. Alsdann kommt der angehende Lands-Fürst daher tn elnem groben Bauernkleib, auch dergleichen Hut und Schuhen, einen Htr» «nstab in der Hand haltend;, denselben führe« jwey Land-Herren, und folget darauf der gan-lt Adel in zierlichen Kleidern aufgeputzt, mlt dem Panier des Erzherzogchums Kärnthen. Vor lh» Nen hll- gehet zwischen zweyen Panieren der Graf Von Görh, als Erb-Pfalz-Graf in Körnchen, Nlben dem Lands-Fürsien aber werden geführt, auf elner Seiten eln schwarzes Rind, und auf bt? anderen eln mageres ungcstaltes Roß: sobald der Landes,Fl'irst dem Bauern zunahet; so schreyet tr dem Landes - Fürsten mit folgenden Worten «n: Wer ist der, der also hcchfärtig daher pran» get? Hierauf antwortet das umstehend« Volk: der Fürst des Lands kommt. Auf bteß fragt der Bauer, ist er auch ein gerechter Richter und Liebhaber des Heils unsers Landes? Freyer Eigenschaft? Ist er auch eln Beschirmer des chrlstllchen Glaubens, und der Wittlbn und Waisen? D» Antworten sie denn:' ja er ist's und wird's seyn. «olgenbs muß der Lands-Fl'irst dem Bauern, um die obbemeldten zwey Stück, bey seinen "euen geloben, daß er Gerechtigkeit wolle hal-ltn, ,b er wohl deßwegen so arm werben sollte, — 8» — daß er sich mlt solchem Viche, als bem Stier und Roß ernähren müßte. Nach diesem fragt der Bauer wiederum: wie, und mlt was Gerechtigkeit wirb er mich von diesem Stuhl bewegen? dem gibt alsdann der Graf von Görz Antwort: Man wirb dich mlt 6o Pfennigen von bannen taufen; diese zweyHauptolch, der Ochs und das Pferd sollen auch deln seyn, und du wirst des Fürsten Kleid nehmen, nicht weniger wird dein Haus frey und unzlnsbar seyn. Hierauf nimmt der Bauer zwar das angebotene Vieh an, und weichet dem Lands-Frusten, jedoch erinnert er lhn mit einem sanften Backenstrclch, gerecht zu richten. Welches dann der Erzherzog, sobald er auf diesen Stuhl, wohin er von obbemeldeten zweyen kandherren geführt wird, gestiegen, zu thun gelobet, im maßen er fich mlt bloßem Sch wert etllchmahl um und umkehret, dasselbe in die Luft schwinget und anbey verspricht, ohne Unter« schied der Persone.l gleich zu richten. Nach die« sem beglebt cr sich ln die nächst dabey auf einem Berg gelegene St. Petersklrche, und ziehet dar-inn nach Vollbringung des Amts und Kircheng«-fangs die Baueinkleider ab, hingegen seine fürstlichen an, und speiset allda mlt dem Adel und der Ritterschaft. Folgends rettet er zu dem L«" henstuhl (Könlgstuhl genannt) setzt sich darauf und leistet einer löbl. Landschaft, mlt entblößtem Haupt — 8« - Haupt und aufgehobenen Fingern, den qewö'kn, llchen lhme fürgehaltenen Eld, daß er nähmlich gemeldte Landschaft, bey allen ihren Gnaden und Freyheiten, wie das von Alters herlommesi^Hr^. halten, handhaben, und bleiben lassen wolle; bagegen nlmmt er auch die Huldigung von seinen lanbleulen auf und an, läßt hierauf die Lehen daselbsten berufen und verleihet solclie u. s. w." Herzog Ernst von Steyermark, Leopold IV. Sohn, war nach seiner Rückkehr aus Palästina im Iah« le 14,4, nicht wie Klndermann erzählt, der letz-te, der sich dleftr Ceremonie unterzog. Erzherzog Carl von Oesterreich, Ferdinand I. Sohn, empfing noch im Jahre 1564 den 17. AprM die Huldigung hier auf dem Zollfelbe. Wahlschein« lich würde diese Sitte sich auch länger erhalten haben, wenn sie den Beyfall des Cltrus erhal-t«n hätte. Der Anonymus Leoblensls sagt ln seiner Chronik bey dem Jahre 1^32, alg O t-to der Fröhliche von Oesterreich die klebe der Kärnthner dadurch gewann, daß er sich nach ihrer Welse huldlgen llcß: „l^opuws Zratulmur, ruin eerneret molium provinciae 8UÄ« reoen< ^eri: Olerici et kelißiosi lnurmuraut, «luiH 2H Kuiu5 kß8U ßÄuäia contsH^u^ «^ fal (!!!) »6 exp«n833 umenti« et pecunla tal. liantur! — ^Uötraieä, c^ui «ecum venerant. ^iclente^ «uum priucipem sis circumil^i, mi- Merkw. II. Theu. F „Populus gratulatur, cum cerneret modum provinciae suae recen-seri: Clerici et Religiosi murmurant, luia ad hujus festi gaudia contraju* et fas (!!!") ad expensas umentis et pecunla tal-liantur! — Australes, qui secum venerant % videntes suum principem sie circumagi t mi. Wirft». lUZ^tSU % — «2 — «bantur et 5ecum proce«8um novae super-Ätitiom» l>U)U8, velut ridiculum at<^ue collu-«lium in ^u«triam repost2b»nt." Woher dle^ se Sitte unter die Kärnthner gekommen seyn mag, darüber fand ich keine Aufklärung ln der Geschichte unseres Vaterlandes. Ich weiß auch nicht, wle sie sich ln lrgend einem Staate so lange erhalten hätte. — %2 — rabantur et Secum processum novae super-stitionis hujus, velut ridiculum atque collu-dium in AustHam reportabant/' - 55 - Dle Hochzeitgebräuche der Istriauer in Istrien. "^le Hochzeltgebräuche habeS Vaters an den Werber oie Einwilligung ersNt. Das Verlöbnis wirb eb«n« falls durch dm Handschlag deS Brautpaares b«, lKtigtt, wpbep der Bursche dem Mädchen einen §2 - 84 - Ring iiberrelcht, ohne dagegen «inen zu erhalten. An dem Hochzelttage erscheint der Bräutigam mit dem Starashina, einem Mastazhilo oder Helfer, und einigen andern männlichen Geschlechts, welche alle zu Pferde sind. In einigen Dörfern lst noch der alte Gebrauch, daß elner vorreitet, und w ein Horn blcißt, dem ein anderer mlt elner Fahne folgt, auf deren Spitze ein Apfel steckt. Ihre Filzkappen sind mit Pfauenfedern geziert. Also geht dieser Kavallerlezug zu dem Haus« der Braut, wobey der Bräutigam einige Geschenke Von Kleidungsstücken für dieselbe mitbringt. Hier werden oft allerley pojsirliche Reben an jenen, der sich am ersten ln der Hausthüre befindet, angebracht, gleich als ob man ein Wild aufsuchte, wo dann oft die Braut, oder ein vermummtes altes Weib hinzegeben wird. Hat nun der Stas raHhina oder eln, anderer sie verkannt, so wird die ganze Compagile zum besten gehalten. Ich habe nicht mehr dek Gebrauch gefunden, wenigstens nicht ln jenen Qörfern, wo ich Hochzeiten sah, daß die Deverl o^r Brautführer dle Braut hinter das Haus geführt hätten, wie vor Zelten, um ihr Schuhe und Strümpfe anzulegen, serner sie in einen Rock (Iez^rma) zu kleiden, und lhr über den Kopf ein weißes Tuch (Petsha) zu geben, welches das Zeichen beynahe aller slavischen Weibe? ist, und hier bey der Braut bis - 85 " zum Mund reichen muß, worüber ein großer Kranz mtt Rosmarin oder einer andern wohlriechenden Pflanze mit Blumen und gef.nbten Papier durch» flochten, kommt. In diesem Aufzuge reitet alles zue Kirche, um von den Prlesten die Einsegnung zu erhalten. Vor Zeiten sprang, wenn die Copulation vollbracht wurde, ble Bxautaufdem Bräutigam los, und fiel lhm die Haare, so wie auch dle übrigen beystehenden Weiber, und rauften ihm solche so lange aus, bis er zur Klrchcnthü'c hinaus war, allein das geschieht jetzt nicht mehr> ober doch nur zum Scheine. Nun geht es zum Echmauße, wo, wie bey den Gorenzl oder Ober» kralnern, der Starashina die Ehre des Tisches ausmacht. Die Speisen bestehen meistens aus Schöpsenfleisch, Flügelwerk und Kolazhen, ei» ner Art Kuchen, zum Tränke haben sie bloß Weln, und den ln Fülle. Zu Anfang wirb eine dreyfache Gesundheit getrunken, welches der Eh» ssntrunt ist. Wenn das Mittagsmahl vorüber ist, empfangen die Brautleute knieend den Segen von den Aeltern der Braut (henn der Vater des Bräu« «igams erscheint nie) mit elner Weissagung, wie sie fruchtbar und künftighin glücklich seyn werde u. s. w. Nach diesem Segen wirb der Braut ein Kolenzlchk das ist ein kleines Klnd sitzend ln dem Echooß gegeben, lhr aber eine Iebazh oder Ho. nigkuchln ln den Mund zustecken, lst beynahe - «6 — nlcht mehr üblich; dafür werben den Neuver« mahlten eine Menge kobsprü'che gesagt. Hier kommt nach vollbrachtem Gastmahl statt eines Kochs, wl< bey den Krainern, eine Köchinn mit einem Topfe voll VZeln, woraus den Gästen zugetrunken, und etwas dafür geopfert wird. Den folgenden Tag erscheint der Starashl-na bey der jungen Frau, wo er ihr alle Haus« arbeiten anempfiehlt, und noch herrscht im ge-blrglgen Theile der Gebrauch, die Brunnenrede zu halten, wie sie Valvasor VI. Buch S. 333 anführt. Nach dieser so wit nach dem Mittags» mahle wird, wie oben erwähnt worden, von den jungen Leuten fleißig getanzt, indessen die Alten luhlg bey mancherley Erzählungen sitzen und brav zechen, wobey wie vor Alters viel« Zoten vorkommen. Heurathet ein Nlttwer oder eine Wittwe, so wird ihnen eben so eine Hollenmusit wie den Krainern gemacht, jedoch nur des Nachts vordem Hause des Brautpaares; um dafür Ruhe zu haben, muß man sie abkaufen, als mit Wein u. d. oder diese Muftk «md alle Nachte wieder» höhlt. - ss " Oeffentliche Plütze, die darauf befindlichen Denkmahle, und die seh«n«wilrdigcn Privatgebäude zu Wien, in Oesterreich unter der EnK. ^)er größte und regelmäßigste Platz lst der Hof dessen kinge 71, und dessen Brette 52 Ktafttr be« tr.igt. Auf diesem Platze steht eine Säule der heiligen Maria, welche Kaiser Leopold der I. lM Jahre 1667 errichtet hat; die Eüule ist von gegossenem Metall, 24 Fuß hoch, und siehe auf elncm marmornen Fußgesielle; oben darauf lst das Bild Mariens , ebenfalls von Metall, mit dem Drachen zu ihren Füßen; unten stehen auf vier steinernen Eckgestellen vier Engel, welche höllische Ungeheuer bekämpfen. Die Säule »,„> die Muren machen zusammen ein Gewicht von 205 CtNNilln am Metall. Das Ganze lst mic einer marmornen Balustrade umgeben, hat 22,233 Gulden gekostet, und ist, als Kunstwerk beirach-tet, eben nicht von großem Werth. — I>l einer klemen Entfernung von dieser Säule sieht rechts und lt.lts ein Vprmgbwnnen, jeder mlt einer Bildsäule ln Lebensgröße verziert, welche Mathiett verftltiget hat. Der Platz, genannt der hohe Markt, macht ei» ianglichteS, etwas abhängiges Viereck aus; auch dieser ist mit elnem Monument ver-zlltt, welches Kaiser C^irl VI. im Jahre ,732 gestiftet hat. Ts stellt einen auf vier korinthi-lchm Säulea gestützten Tempel vcr, worin eben dte Vermahlung Mariens mit b«m heiligen Io-ftpy gefcyert wird, welche der hohe Priester verrichtet; über dem Tempel schwebt der heilige Geist in Gestalt einer Taube, mit vergoldeten Etrahlcn umgeöen; an jeder S^ule sieht ein Genius in Lebensgröße, und hält ei« TrauungS-zeichen in der Hand. DaS ganze Monument lst voü dunkelm Macmor, der Tempel von Baron Fischer, die Figuren von einem Ve«etla„er, Nah' mens Comaowi, der erstere hat den Beyfall dtt Kenner, nicht aber die letzteren. — Dicht an diesem Monumente sind links und rechts ebenfalls zwey Springbrunnen mlt marmornen Be- - 8Y — sen, wozu das gutc Wasser aüs dem Dorfe Ot« tatr^g, eine halbe Meile vorder Stadt, hergeleitet wird. Auf diesem Platze lst auch noch zu bemerken bie sogenannt? ^chranne oder das allgemeine Criminal- GefänMlj. Da einige Verbrecher mit öffentlicher Ausstellung auf der Schandbühne be« straft werden, so wird in solchen Fällen auf diesem Play, der Echranne gegenüber, eln hölzernes Gerüste errichtet, worauf der Deliquent mlt tiner sein Verbrechen bezeichnenden Tafel am Halst, gewöhnlich eine oder zwey Stunden lang. Vor allem Volke dastehen muß. Ber Graben, beynahe mitten in der Ctadt, ist eigentlich eine breite, geräumige Gas-s?, wird aber unter die öffentlichen Plätze gerechnet. Hier steht die Oreyfaltigkcitssäule, welche Kalser Leopold I. im Jahre lbyZ setzen ließ, und zwar zu Folge eines Gelübdes, welches er wegen ber im Jahre «679 zu Wien stark grassiren-d,n Pest der heiligen Oreyfaltigtelt gethan hatte. Die Same ist oon weißem, salzburgischem Mar« wor, hat eine Höhe vsn 66 Fuß, und von unten die Form cwcs Dreyecks. An der Hauptset, te des FuögeMes ist eine in Form eines BergeS zusammengesetzte Stclnmasse, auf welcher dle symbolische Figur des GlaubenS erscheint, zu des-len Füssen die symbolische Figur der Pest von el- -?« 9^ °^° yim Engel wlt einer Fackel zu Bodttt gestuft Uegt. Oben auf dem Fußgestelle kniet Kcnser Leopold mit gegen Himmel gerichtetem Angesicht, und zu seiner Seite sind dle Worte, welche er zu sprechen scheint, mit vergoldeten Buchstaben auf einer Kupfertafel «ingegraben. An den Eckfeilen des Fußgestelles sind die Wappen der österreichischen Monarchie angebracht. Ueber dem Fußge-sielle erhebt sich eine dreyseitige Pyramide, a»t welcher Wolken aufsteigen, worauf die neun Chö? re der Engel, und ganz oben die heilige Drey-laltigkeit in der gewöhnlichen Vorstellung auf vergoldeten Wolken sitzend erscheint. Das Sehens-würdigste an dieser ganzen Säule sind dieGrup» pen, welche sich an dem Fußgestelle befinden, und in erhabener Arbeit die Ankunft des helligen Geistes, das Nachtmahl des Herrn, die Erschaffung des ersten Menschen, und dle von der Sündfluth übrig gebliebene Noachlsche Familie vorstellen. Diese Gruppen, und die an der Säu« le befindlichen Engel sind am besten gearbeitete Dle Säule hat 66,646 Gulden gekostet. Der Bildhauer derselben war Strubl. An beyden Enden des Grabens stehen Springbrunnen, dle gutes Wasser haben, sie sind mit Blldsmllen von Mathieli verziert. Der Graben ist der lebhafteste Play von Wien; ,ooo Gulden. - Das - 97 " Das TrattnerlsHe Haus, auf dem Graben; ts hat zwey Hofe, ist fünf Stockwerke hoch, und trägt jährlich gegen 32000 Gulden Miethe. Der Mölkerhof, nahe am Schottenthor. Das Haus zur Weintraube, auf dem Hofe; von der Seite des liefen Grabens ist es das höchste in der Stadt, denn es hat daselbst sieben Etockwerke. Es sind noch eine Menge Hauser ln der Etabt, theils adellchen Familien, theils ver-Nlögllchen Privat- Leuten angchörig, dte, wenn sle auch von außen kein besonders prächtiges Ansehen haben, doch von lnnen mit sehenswür-dlgen, Geschmack und Reichthum meublltt sind. ^z, , , , , Nerkw. U. 3h,z,, Die k. k. Porzellan ^ Fabrike zu Wien in Oesterreich unter der Ens. <^/lese verbleut den ersten Platz unter allen hie« sigen Fabriken. Sie llegt in der Vorstadt Rossau, ln der sogenannten Porzellcmgasse Nro 157. Claudllls Innocentlus du Paquler, ein Nleder« länber und Hofagent ln Wlen, hat sie im Jahr« «7>8 errichtet; sie befand sich bcn ihrer Entstehung in der dr5 Aufbewahrung der rohen Waaren lst ein eigenes Fimmer, in welchem das Porzellan bloß blau gemahlet wirl>. Weilers lst hier eine Stelnschnet«« derey zur Reinigung und Abschlelfung der Geschirre, und ein Laboratorium, worln die Farben erzeugt, und clywisch operirt wird. Indem Lasurzimmer werden oie Smcke mir Glas überzogen. In Verglüh! Smrt- unb Vmallle-Brenn-Häusern wird das Geschirr gebrannt, und die Farben eingeschmozzen. Den größten Platz unter den Arbeitszimmern nimmt die Mahlerey ein; es beschäftigen sich in demselben über hundert Personen. Im ersten Geschoße lst das schenswü'rbt, ge, nach aller Niedlichkeit angelegte Waarenma> gazin, welches täglich von 8 blS ,2 Uhr Vo?^ mittags, und von 2 blS 6 Uhr Nachmittags sill jedermann offen steht. < Die Fabrlke beschäftiget gegenwärtig über 4Q» Personen, welche in verschiedene Klasse« «ingetheilt sind, und wovon jede ihren eigenen Vorsteher hat. Die Klasse der Mahler lst dll stärkste, da hierzu noch die Farbenrelber, Emaillebrenner, Goldpolierer und Steinschneider gs-hö'ren; diese Klasse hat ihren eigenen Direktor, Znsplktor und vier Obermahler. Direktor lst der ln seiner Kunst sehr sich auszeichnende H?rr Caucigj Modellmeister war Herr Grassi, «l» n«r der ersten Künstler in selnem Fache. Die Fabrtke steht unter der Hoftammer, und dle Dt-rektion davon besorgt der Reglerungsrath von Nledermayer. Dle zu ihren Arbeiten nöthige Erde erhält die Fabrlke aus Oesterreich, Steyermark, Un« gern und ans dem Passauischen. DaS hiesige Porzellan hat eine Dauer und Festigkeit, welche das stärkste Feuer aushält; auch an Welße zeich« net es sich besonders aus. An der Schönheit der Formen, Zeichnungen, Mahlerey und Vergoldung wirb von Jahr zu Jahr mehr rafftnlrt, und die Arbeit zu größerer Vollkommenheltgebracht; ma» wacht schon Teller, wovon ein einziger zoo Gul« den kostet. Die Fabrik« hat eigene Niederlagen zu Linz, Prag und kemberg; ihr größter Absatz ist nach der Levante und nach den ruffischen Provinzen. Es ist ein gedruckter Tarif ihrer Waaren vorhanden, von welche» die gewöhnlichen elne festgesetzte Taxe haben; für ble schöneren Arbeitt« aber werben eiMe Preise bestimmt. — 105 — Das k. k. Cabinett der Antiken und Münzen zu Wien in Oesterreich unter der Ens. dieses Cablnett lst in b«r Burg, auf dem sogenannten Augustlnergang. Ehemahls war ble ganze Sammlung beysammen; im Jahre ,774 aber wurden die Antiken von den modernen Münzen getrennt, und jede Sammlung der Aufsicht elnes eigenen Direktors übergeben. Das Cablnett der Antiken besteht auS der Sammlung geschnittener Steine unb antiker Medaillen. Dle erste zeichnet sich vor linderen lhres Gleichen durch dle Größe unb geschmackvolle Bearbeitung der antiken Kameen rühmlich aus; selbst die mannigfaltigen Gattung« der Steine, dergleichen unser Zeitalter nicht mehr liefert, er- "gen Vewunbemng. Der große Kamee, worauf die Apetheose des Augustus, oder besser zu sa, «en, dles,r Kaiser mit seiner Familie vorgestellt lst, wird von allen Kennern fHr das vollkommen« sl« Snick in seine.? Art gehalten. Die vornehm« sien Stücke der ganzen Sammlung, 4a an der Zlchl, wurden im Jahre ,788 in einem besonde» ten Werke ((?l»oiH 6e« pierre« gravee« tlu ca-liluet impesiÄlz«tc>) öeschrt-ben, und dabey ei-lle Nachricht von der Entsichung und Virmehrung dieses Cabinetts gegeben. Die Sammlung der antikln Medalssen ist ^urch Zahl, AuSwahl und Seltenheit der Stücke "lcht minder ansehnlich. Zu dem schon lange vorhandenen Vorrath kamen im Jahre 1773 die Granellische, und später theils durch Ankaufs lhells durch andere Veranstaltungen Kaiser Io^ s«Phs II. noch hinzu die Sammlungen des Grafen Arlosti, des Prinz Carl von Lothringen, die Von Ambras ln Tyrol, die von der Wlndhagl« fchen Bibliothek, und eine betrachtliche Zahl sel. tener Glücke, die Baron Herbert ln Konstant!-nopel für dieses Cablnett zusammengekauft hat. Auch fährr man noch immer fort, diese Eamm-lung bey allen Gelegenheiten zu vermehren. Von modernen Münzen und Medaillen mach, lln schon die Kaiser Ferdinand I., Maxlm^lan ll,, und Rudolph U. Sammlungen. AberKal- ser Franz I. lst der eigentliche Schöpfer der gegenwärtigen Sammlung lm kaiserlichen Cablnett. Ihr gebührt unsireitiq unter allen Sammlungen Europens in diesem Fache der erste Platz. Sie sä'Hgt mlr Carl dem Großen am, umfaßt sowohl dle Current-als Schaumünzen aller Fürsten und Länder, und enthalt über 32,020 Gold - und Sllberstü'cke;, und noch wirb sie mlt jedem Tage vermehrt. Zwey ihrer wichtigsten Bestandtheile, die Goldmünzen und die Thaler, sind in zwey Fol'obänden in Kupfer gestochen, nuter dem Ti» tel: ^lannol«5 en or, und ^Vlonuc»«» en ar^ 8«nt, sammt Supplementbänben. Dle Exemplare dieser beyden Werke kamen jedoch nicht in den Kauf, sondern wurden an auswärtige Höfe, an Mwlster und ansehnliche Privatmänner als Geschenk« vertheilt. Dieses Cab'nett besitzt ferner eine sehr kofibare und ausgewählte Büchersammlung, welche alles enthält, was zur alten und neuen Numismatik und zu den damlt verwandten Wissenschaften gebort. Direktor b«,- Antilensammlung war der g^ lehrte Numismatiker und Professor dieser Wissenschaften, Herr Eckhel; Direktor der moderne« Münzsammlung lst der ebenfalls gelehrte Kenner/ Herr Neumann. Seit Cckhels Tode («S. May 1793) hat Herr Neumann die Vlrtttlon übel — 105 -" beyde Sammlllngen erhallen. Diese stehen aus« wattigen und einheimischen Standespersonen, Kennern, Gelekrten, Künstlern, und überhaupt beuten von Geschmack und Erziehung täglich of-sen. Sonn-und Festtage ausgenommen. Man wendet sich nur vorher an den Direktor, und versieht sich mit ihm über den Tag, an welchem »nan das Cabinet« sehen wlll. «5» «o6 »« Das Pergschloß Vürglitz und seine Merkwürdigkeiten in Böhmen. , ^ ......___^ ^>w>as ehemahls feste Vergfchloß Bürglltz liegt im Rakonltzerkreise, umringt von hohen Bergen und dichten Wäldern, ohnfern des sogenannten Rakonitzerbachs, der eine Viertelstunde weiter sich in dte Meß ergießt, von Prag fünf Meilen aufwärts. Keines von allen böhmischen Schlüßern wirb ln der vaterländischen Geschichte unter so vielfacher Benennung aufgefühtt, denn nicht genug, daß man basselbt in deutschen Schriften bald Pl'irZ-lly, oder Blrglltz, w böhmischen bald Krztwo-klat oder Kriwotlad schreibt, ft findet man es - ,07 -" auch oft Krlwohnad, Hradeck, Burgkls, Purg, le'n^ und im Lateinischen Vurßlmum. üurzl«. ui^, Lusßlicwm, u. s. w. benannt ") Der Hauptgrundriß dieser Fest- gleicht el« "tm länglichen Viereck, dessen Spitze der gegen Hsten stehende Hauptthmm ausmacht. Die an bun zwe») Ecken s,<«d ebenfalls mit Thürmen ^ersehn, wovon der südwestliche I^iäamornH (Hungerthurm) hieß, und das tieft «furchtbare Burgverließ in sich enthielt. Ein einziger Eingang gegen Süden führt tn b't Burg. Von aUen übrigen Selten war sie wenigstens ehlmahls unzugängizch. Die vielen sichtlichen Spmen ehmahllger Alande, und die mancherley Trümmer von War- ^ Der ursprüngliche unl> eigentlichste Nahme ist wol,l Kl.ziwoklad d. h. im bl'hmischcn so viel als krumme Lage, oder auch: rrhat eS krumm angelegt; emr Benennung, welche we« gen drr hohlen krununea Wege, wodurch man sonst, da die Wälder noch höher :md dichter waren, ei» auch zwey Stunden weit sich gleich» sam hrrwinden mußte, sehr gul paßte. Die deutsche Benennung Burglein und Bürglitz ist vielleicht cin Gcschlcchts«al)me. Man sagte sonst »m deutschen lmd böhmischen die Burg Krziwo-kla», sna Hradka Kriwokladw^ daraus ward Hra» deck nnd Burglein gemach». tin und Mauern geben diesem Ort ein ziemlich finsteres, seiner vorigen Hauptbestlmmung, als Staatsgefängniß entsprechendes Ansehn. Das ehemahlige Hauptgebäude steht nach der letzten Feuersbrunst größtentheils wüste. Die Wohnungen der Wirthschaftsbeamten denn nur diese nebst einem Schloßkaplan sind dle Bewohner der Burg) find in Nebengebäuden angebracht.' Ums ganze Schloß, um die Maus ern, selbst unterm Dach der Kirche rund herum waren sonst hölzerne Gallerlen geführt, bestimmt einen vlellelcht einbringenden Feind mit «inem Stelnregen zu Oberdecken, und abzuhalten. Erst vor »6 oder 17 Jahren wurden sie als unnöthlg und feuergefährlich weggenommen. Das merkwürdigste alte Gebäude ist die Schloßkapelle zur heiligen Dreyeinigkeit. Vorzügliche Aufmerksamkeit verdient in ihr das go< thlsche Schnitzwerk des Hochaltars an Kunst, an Wohlerhaltung, all Frischheit der Vergoldung, die erst von gestern herzusiammen scheint, wetteifert es «it aNen übrigen in Böhmen. Da bey ber großen Feueröbrunst 164? diese Kirche ganj allein unverletzt stche.1 blieb, suchte frömmelnder Aberglauben den Grund davon in der Treu«/ mit welcher BürgNtz allein, da die ganze Nach-barschaft zu den Utraquisten sich schlug, seiner nllern Lehre zugethan blieb. — lay *" Der Platz vor dieser Kirche war der Ort> wo sonst die Hinrlchtllllgen geschahen, und dieser Hinrichtung«« gab eS in Bürglitz oft und viele. Noch jetzt, wenn an den Mauern ober sonst an abgesonderten Stellen in einiger Tiefe gegraben wird, findet man läufig Mei'sckengerlppe — ohne Haupt. Noch erst vor wenigen Jahren lneß man bey Grabung eines Kellers auf u»:terilbische Kerker, wo man Futtertröge, hängende Ketten und unter solchen Menschengebeine fand, so, daß man schloß, hler müßten einst unglückliche Gefangene Mnz den Thieren gleich behandelt worden seyn. Auch im Hauptthurme fand man vor ungefähr 4<> Jahren ein vermauertes Gewölbe, in demselben eln menschliches Gerippe, und neben ihm «inlge Pfeile, nebst noch mehreren Papieren, wo« ^n das eine die Berichte dieses unglücklichen hier Eingemauerten zu seyn schien. Daß dieses zu Nlancher Vergrößerung, zu manchem fabelhaften Gerüchte Anlaß gab, UN!" noch gibt, laßt sich leicht erachten. In jedem Fall mag hler ln alten Zelten oft gegen Menschhelt, und Menschlichkeit gesündigt worden seyn. — Jene schon angegebellt Benennung des Thurms, Lidomorna, lst eln Vtweis mehr davon. Gleich beym Rlchtplatz zeigt man den Altan, von welchem König Wenzel der Vierte oft den Hinrichtungen zugesehen haben soll, und von -I"» »H0 -""- welchem ewe Thüre in die königlichen Zimmer führt. Er ist für den Liebhaber alter Baukmist, durch dle dünnen freystehenden gothischen Säulen merkwr'irblg, die «in hohes Dach tragen. Auch glbt es in Miralih einen Kamin von so außerc 'nttlichem Umfange, baß man lhn für den gröjjten in ganz Böhmen bält. Der Ort Bu d a umgibt im Thale von Süd und West den Schloßberg. Durch fleißigen Anbau hat man die Gegend zu verschönern qesucht, und die Aussicht ist nun wirklich, trotz ihrer en< gen Beschränkung, romantisch und reihend. G<« wohnlich wird Herzog Wladislaw der l. als E^ bauer. und daS Jahr li,a«ls Entstchungsfahr von Bürglltz angegeben. Im Ganzen genomme» mag dltse Behauptung richtig seyn, deck) lhl< buchstäbliche Wahoheit llidet einigen Zweifel, wenn man einen nachdenkenden Blick auf btz G^ schichte dieses angegebenen Jahres richtet. ^ Herzog Wlabislaw der I. war König WraM-' laws ll. dritter Sohn. Eelne zwey ältern Gr^ der, Brzetislaw II. und Norziwoy der II. warel« schon früher zu? herzoglichen Würde aufgestiege" Doch der erstere war nach einer kur^n Negterut^ betraue,t von ginz Böhmen, durch dte mcuchel' NV'rderisclieHand twes Nrszoweczm umgekommen »nd der zweyte, Aorziwoy der II.,. der seinel" Bruder in der Hmschaft, doch nicht in der Llel" — Ill — des Volkes nachfolge, war durch Ewatopluck «lnln mährischen Fasten von kand und Thron derjagr worden. Auch diesen allerdings grausamen Eieger hatte wieder eln Nrszowecz lm Lager Kaiser Helnrlch des V. vor Glogau ermordet. Das böhmische Heer, auf Anrathen des Kaisers, tief des Ermordeten Bruder Otto von Mahren zu seinem Herzog aus, doch die bö'hmische«r Stände erklärten diesen Ausruf für ungültig, und wählten Wladlslaw I. zu ihrem Regenten. Beym Antritt seiner Herrschaft hatte dieser Fürst also zwey Gegner zu fürchten, die beyde eln alleres Recht auf Böhmen zu haben glaubten, und bie beyde nicht ohl?e Untirsil'itzung waren. Otto warb ln Mähren Krieger, und hatte selbst in Böhmen unter den Freunden seines getödteten Bruders manch?« Anhänger. Borzlwon lebte bey selnem Schwager, den berühmten mächtigen Wipreckt, Grafen von Eroltsch, und bekam einen ansehnlichen Trupp Hilfsvölker, die Wiprellts ältestes Sohn ziwo-tlat war, von Grund an aufzubauen, läßt sich kaum denken. Daß er aber ein schon vorges^ dmes Schloß aus dem Verfall wieder emporhe" — l'3 -^ ben, neu ausbessern, und siärler befestigen las, sen mochte, ist sehr glaublich; und wird auch durch die Worte bes?inf»gen gl^chjeitlqen'Eckrlft-stell,rs Cosmas bestättgt. Daß er aber anck bey Anl?q>,ic, der Burq mehr auf eln sichres St/ats-llefängni^, als auf Vertheidigung gegen felndli« the Angriffe seinen Plan entwarf, e^g^ebf ssch «us dem Erfolge. D^e ^e^ deckung. Hierauf hatte der <,rflMl,e Wladislaw -^wartet! Cr ließ seinen Vett?r soglei^ verhaf-kea, einige Taqe auf den W'sstkrab bewacken. Und bann nach ^- Krzlwoklad bringen Da diese Verhaftunq in der Mitte des Jahres ,,,o (den i^ten Iuly-i geschah, fo lst oas eln P«, Rerkw, II. Theil. H — ,14 "^ wels mehr, baß die Vurg in so kurzer Felt u«F möglich ganz neu erbaut worden seyn konnte. Drey Jahre mußte der unschuldig Gefangne hier aushalten, erst nachdem Wladislaw auch mit selnem jüngsten Bruder Sobicslaw — der in Puhlen lebtt, und gleichfalls Anspruch auf Böhmens Mltherrschaft machte -» einen Kampf, ausgefochten, uub lhre gemeinschaftliche Mutter Swarowa mühsam elnen Vergleich ausgemittell hatte, ward Otto wieder auf freyen Fuß gestellt. — - Wladislaw selbst kam nachher oft in diese, damals zwar höchst rauhe, aber durch ihre Waldungen zur Jagd sehr bequeme Gebirgsgegend. Bey tlner dieser Jagden überfiel lhn zu Zbecn« ohnwelr Bürglitz, die tvdtllche Krankheit, und mlt Freuden nahm sie es vierte bis mS achte Jahr! Erst am französische" Hsfe, wo der slavische Nahme Wa^law oder Wenzel mißfiel, ward er bey der Firmung zuw Carl umgetauft, «nd behielt diesen Rahmen durchs ganze Lebe« 5ep. la»g*) diese Burg, und würde wahrscheinlich noch länger allda verblieben seyn, hätten nicht sehr wichtige Ursachen sie nach Prag zurückberufen. Kb'alg Johann war damahls — was er gewöhnlich zu seyn pflegte — abwesend von Böhmen. Die Metchsverweserschaft hatte er Petem Crzblschof von Mainz aufgetragen, die Regentschaft eines Ausländers, wiewohl es ein Mann von großer Einsicht w Staatsgeschoflen, und von vieler keutsellgtett lm Umgänge war, mlß-siel den böhmischen Baronen. Sie warfen ihm, vielleicht nicht ohne Grund, BereicherungSsucht vor, verhinderten selbst sein« besten Entwürfe, kränkten ihn so lang, und vl,l, bis er seine Würde niederlegte, und^ln sein Erz-sttft zurückkehrte. Die Königin übernahm bahee bis zur Wiederkunft ihres Gemahls di« Verwaltung des Reichs. — Sehr wahrscheinlich war Wilhelm von Hasenburg bisher ein Hauptgegner des Erzbifchofs gewesen, und noch wahrscheinlicher hoffte er jetzt, als oberster Landskäm merer und als Erzieher des Kronprinzen, unterm Namen der Königin, dle Zügel der Regierung zu lenken. Doch auch ') Vom October ,51« an bis zum März 15,7. ^ li8 ^» gegen lhn stallben bald sehr bedeutende Feinde auf. Der ganze Adel spaltete sich in zwly Parteyen. Dte Königin selbst war in Paq nicht mehr sicher, und flüchtete sich nach Elnbogen. *) Bothen über Bothen rlethen dem Könige seine Rückkehr nach Böhmen zu fördern. Johann kam endlich an der Spitze einer ansehnlichen Mannschaft zurück. Hasenburg nebst den Blschöffen von Prag und Ollmüh rlethen ihm sofort auf Prag selbst loszugehen. Er that es, doch nach elnlgen Gefechten, vom abwechselnden Glück sah er ftch zum Rückzug genöthigt; und der innere Krieg hatte noch erbitterter um sich gegriffen , wäre nlcht durch Kaiser Ludwigs Ver» Nllttlung «in Vergleich zwischen König Johann und feinen Vasallen eingeleitet worden. Hasen-bürg erhielt Auftrag einen Frleben zu unterhab deln, und bracht ihn zu Stande. Noch mußte Johann sich eldllch verpflichten, alle aus Lüfel-bürg mitgebrachte Krlegsvölter heimzufinden, und kelne Auslander in Staatsü'mter einzuschie-ven. Heinrich von Llppa, das Haupt der Miß? vergnügten, ward oberster Lands- Kämmerer, Wilhelm von Hasenburg Hofmarschall. ^ Elllbogen galt damals für eine 5er festeste« Städte im ganzen römischen Reiche, und gehörte zu der Königin Leibgedinge. - ii5 - Immer hatte bis jetzt dleser letztere auf königlicher Seite gestanden, bald darauf wendet« sich das Blatt. Johann hatte den Aufenthalt w Böhmen nle gellebt, durch dte letztern Unruhen war er lhm sogar verhaßt geworben. Sein Plan gteng dahin, Böhmen mit der Rheinpfalz zu vertauschen, und schon trat er mit dem Pfälzifthen Hau, se deßfalls ln Unterhandlung. Doch seine Absicht warb ruchtbar, und hatte den gewöhnlichen Er-folg von dergleichen Tausch-Entwürfen. Dle böhmischen Barone entflammten von Zorn. Um itch handeln zu lassen, wie es mit leblosen Dingen ober mlt Mehheerben geschieht, beleidigte nlcht unbillig lhren Stolz. Sie wußten, baß Elisabeth sich ebenfalls der Absicht ihres Ge-Mahls widersetze, sie sahen diese als lhre Erbkö-nigin an; sie beschlossen daher, lhren jungen Sohn auf den Thron zu erheben, lhr selbst während seiner Unmündigkeit dle Regierung aufzutragen, dessen Vater aber der Herrschaft liber eln kanb, das er niche gehörig zu schätzen wisse, ganz zu verlustigen. Zu rasch erfuhr der König diesen Entwurf. In fast bewustlos« Muth und mit bewaffneten Schaaren eilt er nach Elubogen; bemächtigte sich sofort des Schlosses und des Prinzen, ließ dlesen letztern einige Monate lang nebst seinen Wärterinnen iu eln dunkles Gewölbe versperren, und verbannte dle hochschwangere, «"- «2V "" vielleicht des ganzen Plans unkundige Königin nach Melnick. Doch dleft Ungerecktigkelt machte das Uebel nur noch ärger. Jetzt erklären sich Wilhelm von Hasenbmg, Peter von Rosenberg, und Wilhelm von La«o,ieln a»te drey furchtoar durch Machl und Muth, und Änsehn,. öffentlich fuc Elisabeth Dl« Etadt P ag trat diesem Bunde bey, die Königin warb in chr S»h zu nehmen, eingeladen, und — kam. Iol>ann, eben damals zU BtÜ!»n ln Mährtl» hefindllch, fiog zwär b,y,n e.jien Ruf,Mit stinlm gewöbnlichcn Ungestlim, uuo seinem zusamliengerüfften Heere n^chPrag, b.M'ichttgte stch wirtlich des Schlosses, uud der Klein» Seite, und begann bereits auch siegend ln dle Altstadt Mzubringe'»; doch hier warf sich der von Hazenburg mit einiger Mannschaft ihn! entgegen, und vereitelte setnen Angriff. Da indessen Mch Rosenberg Mit 400 Mann der Staot zu Hülse eltte, da es dem Köütg an Geld und Kriegsmacht zur Ärmlichen Belagerung fehlte, so bor et vt« Hand zum Vergleich. Die Königin nahm lhn aH. Fast aber scheint sich ihr« Partey dabey übereilt zu haden, denn kaum sah sich Johann wieder lmGejly von Prag, so begehrte er, die bisherigen Befehlshaber der Bürgerschaft sollten zur Strafe aus dem Reiche verwiesen werden, und wiewohl er dieses nicht durchzusehen vermochte, so erpreßte er doch wichtige Geldsnme wen von der Bürgerschaft. Auch Wilhelm von Hasenburg verlor bey dieser Gelegenheit feine Aufsicht über den Kronprinzen. Voll Verdruß bey Zertrümmerung set, ner Pläne entschloß er sich »ebst mehreren böhml-schen Edelleuten zum Kaiser Ludwig zu ziehn, der damals im Krieg mit Friedrich von Oesterreich verwickelt war. Es geschah: doch ehe er hier noch eine Gelegenheit sich auszuzeichnen fand, kam er mit einem seiner Gefährten ln Streit, ward durch emen Spieß verwundet, und starb am achten Tage. Einen tapferern, berühmtem Nltter konnte damals Böhmen nicht verlieren, aber König Johann vernahm seinen Tob mlt Frenden, nlcht nur, weil er elnes gefährlichen Widersachers quitt geworden war, sondern well kr auch diesen Zeitpunct nützen konnte, sich wie« der ln Besitz von Krziwoklad zu setzen. Diese Burg warb nun abermals eine königliche Feste, Uno der Gebrauch den Johann von ihr machte, war wenigstens wichtig genug, wenn man lhn auch nicht löblich nennen tonnte. Unauslöschlich glimmte ln der Brust bes Kö-"lgs trotz jenes Prager Vergleichs, der Argwohn gegen seine Gemahlin, die Furcht vor seinem eig. nen Sohne fort. Immer besorgte er: die böhmischen Barone dürsten doch noch ln seiner Ab? -5» «22 -" ^«senh^lt diesen zu ihren Kö'nlg> jene zu dessen Vormünberin erheben. Sich dagegen auf edler« Wegen zu sichern, nicht mehr so oft und so un-nöthig von seinem Königreiche sich zu entfernen, ein Vater und nicht bloß ein Herr seiner Unter» thanen zu seyn, — dieß alles so löblich es gewesen wäre, lag nicht in seinem unstäten, Unruhe, Krieg, und Herumsirelfcrey liebenden Ka-rakter, er wählte daher um seiner Gegner Plan zu vereiteln, ein weit leichteres obschon grausameres Mittel, indem er Mutter und Sohn von «inander trennte, ihr nebst ihren zwey Töchtern Melnick zur Wohnung anwies, den Prinzen aber nach Bürglitz schickte, und ihn dort der Aufsicht ganz fremder sogenannter treuer Diener übergab. ^- Geschieden von seinen nächsten Blutsverwandten, ln einer rauhen waldlchten Gegend, glitz, «nd kam mlt "lthr, als alt römischer Großmuth pttnctllch »vle^» ^«r, da dle übrigen Oesterreichlschen Herzog« Kak ^r Johanns Foderungen allzu ausschweifend ^nden. Fast ein ganzes Jahr blieb er wieder bler. Erst aufs Vorwort des Königs von Un-s«rn g^gen Erlegung von 900a Mark Silbers, s«gen förmliche Entsagung aller Oesterrelcklschen Prinzen auf Böhmens Krone, und gegen Rück-sabe elneS verpfändeten ansehnlichen Strichs don Mähren kam er endlich los. Wenige Wochen früher verließ auch Prinz Wenzel Blirgllh, und vertauschte seine Elnsper-tUnq mit einem angenehmern Aufenthalt. Nicht Rückkehr väterlicher Milbe, sondern vielmehr stä-le Fortdauer jener argwöhnischen Furcht bewog den König seinen Vater zur Aenderung bisheri-ser Maaßregeln. Je mehr sein Sohn h«ran- - 126 — wuchs, je tauglicher schien «r thm zu den Plänen' unruhiger Barone zu werden. Er beschloß daher ihn ganz aus Böhmen zu entfernen, und am französischen Hofe erzlehn zu lassen. Beynahe acht Jahre alt war der Prinz, als er nach Frankreich gleng. Aeusserst nühllch in ber Zukunft ward für ihn, und setne Staaten der bortige Aufenthalt. Er gewann allda die Wissenschaften Neb.' Carl der vierte hatte nie die Universität Prag gestiftet, hätte er nicht ihr Vorbild, dle Parisische, in der Nähe kennen lernen! Als Johann keinen Staatsgefangenen mehr ln Bü'rgllh aufzubewahren hatte, verpfändet ec —» der fast immer Gelb zu seinen Kriegen und Abentheuern nöchig hatte -?> diese Burg nebst mehreren, bock wissen wir nicht an wem? Ge-nug, als Carl indessen zum jungen Mann herangewachsen , seit ellfjähriger Entfernung 1333 nach Prag zurück kam, und sogleich sich eifrig bestrebte, die inzwischen entfremdeten, oder verfitzten königlichen SGiösser an die Krone zurückzubringen, war Krznvotlab eines der ersten, welches er wieber enüöLte, und auch eines der ersten, wovon er Gebrcluch machte. Carl nam-Uch, vom Vater jctzt zum Marggraf ln Mähren, und Statthalter tn Böhmen ernannt, fand fein künftiges Erbe in sehr mißlicher Gestalt. Durch ees Königs lange Entfmmng war auch die kö- nigllche Gtlvall stark herabgesunken, und gleick-sam durch Vervielfachung der kleinen Könige zersplittert, und geschwächt worden. Die schönsten KronMer waren lhells durch Kauf, «hells durch Verpfändung in die Hände reicher, mächtiger, doch unter sich selbst zwistlger Barone gediehen. Gle besassen die schönsten Schlösser, die unbe-zwlnglichsten Festen, und Carl fand in Prag nicht einmal für sich selbst eine schickliche Woh, nung. Die königliche Burg lag noch seit 17 Jahren in der Asche. Als Blanka Carls Gemahlin aus Luxenburg >bm nachkam, wußte er ihr in der Hauptstadt des Landes keinen anständigen Aufenthalt anzuweisen, und räumte ihr daher das eben wieder tlngelößte Bl'lrglltz eln. 3wey Jahre wenigstens wohnte Blanka hier, und warb allda von einer Tochter entbunden, die Margaretha hieß, und nachher mit Ludwig von Ungern vermählt wurde. Oft leistete Carl hier lelner Gemahlin auf ein paar Tage Gesellschaft, und ruhte von den Reisen aus, die er sonst un-abläßig durch Böhmen und Mähren anstellte^ um überall mit eigenen Auge« zu sehen, und um zu helfen, wo eS Noth sey. — Doch bald warb Bürgllh abermahls eln Ort des Unmulhs, ein halbes Gefängniß st'ir lhn: König Ivhany kchrtt endlich einmahl wie- ^ 128 —- der nach Böhmm zurück. Karl konnte mit Recht auf Lob und Dank von seinem Vater hoffen, denn er halte indessen — beynahe Wund fr bewirkt, hatte Ordnung wieder hergestellt, Scl ul-dm abgestoßen, das allzugroße Ansehn unnchl-ze? Barenen gemindert, wichtige Sttuern, ohne Murren zu erregen, ausgeschrieben, und dle Herzen der Unterthanen mit dem Regenten ausgesöhnt. Doch kaum langt« Johann an, so um-llngten ihn diejenigen, die ihre mit Unrecht be« sessenen Echlößer der Krone wieder abtreten müssen , ihr grollender Unwillen äußerte sich schlau genug, nicht durch Beschwerden «Wer die That, sondern durch Verleumdungen geqen den Thäter. Sie warnten dtn König vor der Statthalterschaft «ines Sohns, der so viele Festen besiye. einen so großen Unbang sich erworben, und wahrscheinlich noch größere Plane gefaßt habe. Ste erinnerten ihn, daß das Volk Kavln zweyfach liebe, weil er ein Eingeborner, und sein Vater nur-" eln Fremder sey. Ihre Atgllst gelang, Johanns eingeschläferte Scheelsucht erwachte. Er entsetzte seinen Sohn der Statthalterschaft «n Böhme« und Mähren, verbannte ihn sogar vor selnelN Antlitze und flebolh »bm. sich nach Bürglitz z" seine? Gemahlinn zu begeben. Karl, so schuld los blest Ungnade ihn traf, gehorchte doch ob"l Mmren und ohne diel Rechtfertigung uud wahr* Min- scheinlich bewies gerade dle Gelassenheit selnem König und Vater, daß ihm — Unrecht geschehe. Johann überdachte, was er gethan habe, und ts rentte ihn. Das Vorwort einig.« andern Barone , dle es mit dem Monarchen redlich Miinttn, vollendete die Aussöhnung. Karl dürfte Bl'irgiltz wieder verlassen, und erhielt von Neuem das Markgrafthum Mähren. Als Selbstherrscher findet man Karl den IV. "ur ein paarmahl in den allerersten Jahren sei, Ner Regierung zu Bürglltz. Dle wichtige Urkun, be, wodurch er wegen Erbauung der Prager Neustadt, auch wegen Gerichtsbarkeit und gegen» fettigem Verhältniß beyder Städte Verfügung trift, ist zum Pürgleln ausgefertigt. Nach ,z47 aber treffen wir auf keine Cpur seiner Anwesenheit weiter, und dieß tst fast zu verwundern, denn Karl der IV. pflegte sonst oft, bald auf dleser, bald auf jener böhmischen Burg zu verweilen, und fast kein« von den wichtigern ganz zu verabsäumen. Collte daher doch wohl vielleicht in seiner Seele eln kleiner Widerwille, oder einige Entfremdung vielmehr gegen den Ort zurückgebliebcn seyn, auf welchem er als Knabe und junger Mann so bitteres Unrecht erlitten hatte? oder genoß Bürglltz nur deßhalb seine Gegenwa-t minder, well er als König dl« Jagd wenig oder fast gar nicht mehr lievte? — Sey M Erlaubniß auf dem zu Bürglltz gehörigen Berge Zinnober zu gewinnen, an Bohuslaw von Zertw Und Johann Otto von Loß, verpachtete »532 die ganze Herrschaft an Peter Holy von Chrast auf sechs Jahre gegen elnen jährlichen Zins vo^ bac» Schock böhmischer Groschen, verp^nkte — ,Z6 — ^ selch« noch vor Ablauf jenes Pachtvertrages 1556 an Labislaw Popel von Lodkrw'tz, und verlieh " erblich an ble Fürsien von Fürstenberg, ble es b^s heutigen Tag besitzen. . s Die gemeinen Leute aus 20 Ortschaften hat« ten verschiedene Lchnsschuldigkeiten zu entrichten, bi« thtlls zur Vertheidigung der Burg abzweck-ten, thtilS in ökonomlschen Dienstleistungen bestanden, und einige derselben waren drollicht ge^, Nug. Se zum Beyspiel ein Elnwohner auS dem Btädtchen beym Schloße war verpflichtet, alle Samstage von Rackonlh vier Schock Eyer auf dem Nucken ins Schloß zu bringen, und fichmlt vier Eyern ablehnen zu lassen, eln anderer Ja» lob Nessarz sollt«, wenn des Königs Gnaden sich mit dem Krlegsheer lagre, vor dem Kriegs« beer zünden, und dafür ein Roß und etnen rothen Rock empfangen. Cln WNojäger aus dem Städtchen Fbeczno n»"ßte Jahr aus Jahr eln ln dle Schloßküche » Schueldmesser und eine Flelschhacke liefern, und sl« ergänzen, wenn sie zerbrachen. Cine ganze Nenge einzelner Menschen wußten alljährlich so vitl ElchMeln liefern, als — Tage im Fasching waren, und wieder andere so viel Schock Meisen «ls Sonntage zwischen St. Peter und St. Wen-ltl sind. Am allersonderbarsten aber war dle Schuldigkeit eines gewissen Johann RudllcS, "r wegen «lnes öden HauseS lm Städtlein verZ — 14" "° pflichtet war *), so oft die Ko'nlglnn mU d«m jungen Könlg im Wochenbette liege, alleNachtl» Hallen zusammenzutreiben, damit sie unter dem Fenster der Wöchnerin schlagen möchten. ") Wahrlich eine Musik, vor welcher' (so vor> trefitch sie ist) unsere mehresten heutigen Damen 5n Wochenbette kaum sich bedanken würden! *> Buchstäblich die Werte der Handschrist. "*) Wahrscheinlich hat zu dieser seltsamen Lehn^ schuldigkeit Blank a, die erste Gemahlin Karl öes Vierte«, Anlaß gegeben. Diese ward, wie wir oben erzählten, zu BürgliH «it einer Toch^ ler Margaretha, und zwar deu «4«en May 'ZZs .- mithin wirklich zu einer Zeit, w» die Nachtigallen schlage» — entbund«. Freylich warsi< damahls nicht Königin, sondern nur noch Gema^ lin des Kronprinzen, aber daß sonst eine wirkliche Königin auf dieser Burg in Wochen gelegt habe, daron findet sich nirgrnds eine Op«r. «» i4l ^ Dle Herzhaftigkeit der Frauenzimmer in Ungern. ^ls der heldenmüthlge Graf Frlny lm Jahrs '566 mlt zwey tausend, fünf hundert Mann dle Festung Slgeth wider den türkischen Kalser Su-leyman, welcher mlt elnem Heere von einmal hundert, vier und sechzig tausend Mann vor derselben stand, vertheldlgte; so kam es endlich so Welt, daß die kleine Besatzung wider «ine so "oelt überlegene Macht von Feinden, die sie ein« geschlossen hielten, einen Ausfall zu wagen, ge-"öthlget wurde. Der oberste Befehlshaber er-wunterte daher seine Untergebenen, zu einer Un« ternehmung, die zwar in dergleichen Umständen verwegen zu seyn scheint, die aber die Ntthw«n- dlgkelt sowohl, als die Treue gegen den Landes-fiirsten und das Vaterland von ihnen forderte« Jeder Eoldat war durch diese Ermunterung nicht Min zum Stte't?. sondern auch zum Tobe bereit, und entschlossen. Unter dlesen fand sich ei-ner, der den außerordentlichen Entschluß faßte, seln Weib, die aus einem adelichen Geschlechte abstammte, jung, schön, und liebenswürdig war, mit eigner Hand zu tobten, damit fie den Bar» baren nlcht in die Hände gerathen möchte. Diese Frau merkte den unmenschlichen Vorsatz lhres Mannes, und sucht« ihn durch taufend Vorstellungen auf andere Gedanken zu bringen. Unter andern sagt sie, daß ihr dieser Tod um so viel schmerzlicher fallen müßte, well sie ihme als dessen treue Gattin ln der letzten Todesgefahr nlcht folgen könnte, und von ihm eben durch blest getrennet würde. — Ich weiß, fuhr sie fort, daff ich versprochen habe, dich ln keiner Noth, auch nlcht in Lebensgefahr zu verlassen, ich wlll daher eine Gefahr tin der Gefahren, die dir drohen, und deines Todes seyn, damit der Tod diejenigen nlcht scheide, die das Band der Liebe so genau im Lebe« vereiniget hat. Hierauf legte sie Mannsklelder an, wald »sn lhrem Manne mit Waffen versehen, und 5" seiner Linken gestellet. — Die Thore wurden "- — «43 «- öffnet, ble Zugbrücke herabgelassen, und sogleich fieng fich der Streit, überaus heftig, und auf beyden Selten sehr blutlg an. Dle schöne Unge-rln, ble an Tapferkeit keinem Manne nachgab, verlor den ihrigen an ihrer Seite. — Aber seln Tob verminderte lhren Muth nicht, er gab ihr vielmehr neue Kräfte, den Tod ihreS MauneS zu rächen. Endlich warb auch sie tödtllch verwun, bet, und nachdem sie eine Menge Bluts vergossen hatte, gab sie ihren helbenmüthlgen Geist gleich» falls auf. Als ble Türken lm Jahre 1552 die ungrische Ctadt Erlau belagerten, thaten sich dle Weiber ber Belagerten durch lhren Helbenmuth und Un-trschrockenhelt, auf elne sehr merkwürdige Art bervor. Sle verfügten sich an die gefahrllchsien werter, und trugen ihren Männern siedendes Wasser, und ungeheure Stelne zu, um solche den Türken auf die Köpfe zu werfen. — Zween Vorfalle waren bey dieser Belagerung Ungemeln merkwürdig. Während elnes der rasendsten Stürme, welche die Türken auf die Festung Haten, ward eine Frau, ble elnen großen Stein "uf dem Kopfe trug, um ihn von der Mauer ^abzuwerfen, von einer Kanonenkugel getrof-ktn, dle »hr den Kopf wegnahm, und sie zu den Wen ihrer Tochter, dle neben ihr stand, hlnstrcck, ^ Dies«, der dieser Anblick bis in die Secl« — l44 -" drang, glaubte, daß sie des LebenS nicht werlh wäre, wenn sie den Tod ihrer Mutter nicht räch' «. Augenblicklich ergriff sie den Cteln, der noch von dem Blute ihrer Mutter triffte, rannte da-mit wle rasend auf die Mauer, und warf ihn auf einen Platz, wo die Feinde am dicksten bey« sammen waren. Sle erschlug bainlt zween Tür" ken, und verwundete zugleich noch verschiedene andere. — Die dritteThatist noch merkwürdiger. Eine Äame aus dieser Stadt, stand bey ihren» Schwiegersohne in eben dem Augenblicke, da ec ln einem herzhaften Gefechte auf der Mauer ge^ tödtct ward. So bald sie ihn zur Erde stürze« sah, wendete sie sich zu lhrer Tochter, die nebe« ihr war, und sagte, ohne die mindeste Bestürzuns merken zu lassen: „Nun »new« Tochter, du wirst doch deinem Manne die letzte Ehre erweisen?^ Vlber diese junge Dame, welche nicht minder beherzt war, als ihre Mutter, antwortete ohne "^le Ruinen von Starhemberg hatten zu viel Reitze für uns, als daß wir sie nicht genauer hätten betrachten sollen. Wir glengen bey dtl Kuppelwleser'ichen ssabrike (den schönsten Ms dahln^j an dem Zaune rechts hinauf nach d«n> Buchenwäldchen, das den Hügel krönt. NaA dem wir uns durch den dichten Anfiug de^ selben mlt Mühe durchgearbeitet hatten, (tt^ folgten absichtlich nicht den, dahin führenden Fah^' wege) sayen wlr uns noch durch eln kleines Th^ von dem Berge getrennt, auf welchem wlr je^ erst diese mächtigen Ruinen in ihrer ganzen Größt vor uns entdeckten. Wlr Mußten uns links s^ gen den Saum eines FöhrenwalbeS auswärts "" »4? -^ wenden, und folgten diesem bis zu der unten am Fuße des alten Schlosses liegenden Miyerey. Hinter derselben, bey einer kleinen Gruppe von Bäumen kamen wlr endlich auf den Standpunct, von welchem man diese Ruinen zeichnen muß. Auf jedem andern verliert die Schönheit dieser Prachtvollen Reste besMittelalters, die die größten in Oesterreich, und wenn es in Deutschland keine größeren giebt, als jene, die ich zu Heidelberg sah?, die größten in Deutschland sind. Wenn unsere vaterländischen Künstler mehr den Speculations» Geist der englischen, und unsere vaterländischen Freunde der Kunst mehr Patriotismus hätten, so würden die armlichen engll« schen Felsen, dle Baumwollenklumpen gleichen > Und die wir den Engländern so theuer bezahlen, bald aus den Cabinettern verschwinden, und wir senössen wenigstens in der Abbildung noch die Schönheit der Ruinen der Schlösser, die unser« Urväter für Enkel bauten, welche sie zerstörten, verpraßten, oder einstürzen ließen. Vielleicht hat kein Land in Eu^pa so hohe Naturschönhel-ttn als Oesterreich: ich nehme die Schweiz nicht aus; vielleicht hat kein Land die Mannigfaltigkeit von Ruinen- Scenen aller Art, die Oester-telch in seinen vierthalb hundert alten Schlössern besitzt: aber gewiß ist es, daß kein Kindchen in Deutschland, und wäre es auch noch so arm an — ,48 -- pittoresken Gegenden, so undankbare KÜnsss-r, und ein gegen feln Vaterland so undankbaris Publlcum hat. Man verzeihe mir diesen Vorwurf, den der Genius Oesterreichs und der bildenden Künste billigt, den selbst Ausländer, die unser Vaterland bereisten, wiederhohltcn, wenigstens so lange^ bis man aufhört ihn zu verdienen. Wir saßen hier «!ne Welle, und zeichneten. Das, was uns den Morgen so sehr verschönerte, verherrlichte noch mehr den Abend in dieset romantischen Gegend. Ein schwarzes Gewitter, das an der nördlichen Seite hinter den Ruine« daher zog, mahlte jede Ecke derselben noch schärfer, und das fahle Licht der sich neigenden Sonn« beleuchtete im kühnsten Style jeden Vorsprung, jede Arcade. Wir eilten nun hinauf über ve" in Felsen gehauenen Weg, und in dem Staune« und in den Gefühlen, die uns ergriffen, als wir diesen Ruinen uns näherten, verfehlten ^ den Eingang des Schlosses. Ueber eine Viertel stunde kletterten wir an den Wänden desselb^ auf den Felsen umher: wir wagten es nicht hi^ ab zu sehen in die Tiefe, die in der Nacht t^ nahenden Gewitters immer schwarzer und fchw^ zer wurde. Endlich standen wir auf dem P""" te, von welchem wir ausgegangen waren: u'^ sieh« da! wir sind an dem schmalen eiser^ — 149 — Pförtchen gestanden, durch dessen klelnt Fallthüre man in d»e Burg trltt. Nimmermehr hatten wir beym ersten Anblicke dieses Thürchen für den Einsang zu so mächtigen Ruinen gehalten! Etn welter H)f empfieng uns. Vier kahle Wände, aus welchen mehr als hundert nackte, todte Fenster auf uns herabsiarren, stiegen über Ruinen von Thürmen und Gewölber» empor. Um einen alten hoch ummauerten Brunnen lagen Schutthaufen mit Bäumen und Gesträuch überwachsen! /,W«r ist da?" hörten wir eine Stimme in der TodesMe aus elnem halb eingestürzten Gewöl, de: Ein würdiger Greis hob sich von elnem Steine auf und gleng uns entgegen. Er war blind. Eine Kuh sprang aus einem Gewölbe, das ihr Stall zu seyn schien, und spielte um den Alten, als ob sie ihn gegen uns in Schutz neh-wen wollte. „Ich bin blind, meine lieben Leute," sagte der Alte wieder, mit elnem Tone, der mehr seine Furcht vor uns, als die Hoffnung unser Mitleid zu erregen verrieth. Wir sprachen ihm Muth zu, und er f.ino bald an uns so herzliche Theilnahme au seinem Unglücke, daß er fich uns zum Führer ln dlescm kabyrlnthe von Ruinen anboth. Auf unsere Frage, wie er dieß könne? erzählte er seine Geschichte. Fünfzig Iah-" ist er jetzt blind, und so lange wohnt er an bleser traurigen Stätte. Er verlor lm sechzehn- ten Jahre selne Augen durch die Pocken, und «< zählte uns viel von den Hoffnungen seiner Iu-genb; wie er besser lesen und schreiben konnte als alle Jungen lm Dorfe, und wie hart ihn jetzt sein Unglück schon lm fünfzigsten Jahre drückt, Er wußte die Nahmen mehrerer Personen, dle dlese Ruinen besuchten, und erzählte viel von den Zelten, da dieses Schloß noch nicht so wüste war, als «S jetzt ist? Einige Ruinen scheinen merklich jünger, und einige Mauern, die noch weiß übertüncht und bemahlt sind, scheinen erst später eingestürzt zu seyn. Wir durchwanderten dlese Ruinen, und die Höfe des alten hcrzogll-chen Pallastes; wir stiegen ins Burgverließ, wo noch die Ringe zu den Ketten hangen; wir sahen von den Ringmauern und den Warten hinab in das schwarze Thal und auf die Berge, die schon in der Gewitternachl vor uns standen. Dle Thurmfalken kehlten heim in lhreMauern. „Dil Windwachel kommen," sagte der Blinde, der sie krächzen hörte, „sind böseThiere, fressen lau? ter giftige Schlangen. Ist's denn schon Abend« daß dle Windwachel kommen? Ober kommt ein Gewitter?" Beydes, lieber Alter! sagten wlr« und nahmen von ihm herzlichen Abschieb. Der Sturm sieng an in den Mauern zu heulen, und 1baH düstere Widerhallen unsern Stimmen und — l5' — Fußtritte zu verwehen. Wlr ellttn hinab durch den Felsenweg. Am westlichen AbHange, dicht am Abgrunde, ist eine Hütte, die Wohnung des Scharfrichters der Gegend. Durch diese führt ein Fußweg hinab in ein Thal, das man das Thal der Verwüstung nennen könnte. Trümmer von Felsen liegen hier auf Trümmern von eingestürzten Mauern, überwachsen von Dornen und Gesträuche, und über ble Trümmer hin, und durch ble Nacht der Büsche rauscht ein Walbbach, der bald hier bald bort den Pfad weggespühlt hat. Einsame Föhren auf Felsen sausen im Sturme. Dort «o die Scenen am gräßlichsten werden, gähnt ein rother Felsblock. Eine Höhle in dem» selben scheint durch den Berg in dle Gewölbe des Schlosses zu führen. Ob die Natur diesen unterirdischen Gang schuf, oder die Kunst, tarn ich Nlcht entscheiden: letzteres ist mir wahrschelnll-Her. Dle Wände find na8, und ehe man eine halbe Viertelstunde weit hinein gedrungen ist, verlöschen die Lichter, und warnen welter einzudringen. Immer größer und größer werben dle Trümmer und Blöcke, je tiefer man hlnab steigt: abe? allmächtig bedeckt sich der Schutt mit Moose und mageren Grase; ble Sträucher werden dichter, und mit einem Mahle lsi man in einem Ackerfelde, Elne Gruppe von Häusern und Hüt- — '52 "" ten windet sich llnks unter ben Weiden der Tlle^ siing hervor; man geht bey einer Sägemühle ilber eine Brücke: und nun ist man wieder ln der wirklichen Welt. Wir eilten welter ln der Furcht des nahen^ d<»n Sturmcs. Oft sahen wir zurück auf das von der Abendsonne hell beleuchtete Starhemberg, während bey uns tm Thale die Wolken von den Bergen herab rollten, und uns mlt elnemGewlt-terregen begrüßten. Wlr fanden Schutz unter ei« nem ländlichen Dache, und ruhten hier im An-gefichte unseres Bergschlosses, daS wlr so lieb gewonnen» hatten. Unser Gespräch war die Ge-schichte der Burg: jeder erzählte bem anderen so viel er aus den Chroniken des Vaterlandes wußte. Wer sie gebaut hat, und wann sie gebaut wurde, wußte keiner. Starhemberg scheint der Lleblingssitz Friedrichs des Streitbaren, deS letzten Babenbergers gewesen zu seyn. Hierher flüchtete er, als er im Jahre 1235 wege:» der schönen Brunehlld Wien verlassen mußte, und hier fand er Sicherheit. Hier verwahrte er sewe Schätze, die Ortulf von Draskirchen, ein deut-scher Ordensritter, bewachte, ehe sie an Friedrichs Erben, dte Markgräfin von Baden, voll Meißen, und die nachmahlige Gemahlin Oltocars von Böhm?n vertheilt wurden. Hier ward noch im Jahre 1410 Albert V. von Oesterreich von "- ,53 — seinen Vormündern ln Sicherheit gebracht, als die Pest dle Gegend um Neustadt und Wten verheerte, und zu St. Stephan allein täglich 8<> Leichen begraben wurden. Noch vor i^a Jahren war diese Burg bewohnt: In Vlschers Abbildung (8.47- Nro. yy.) hat sogar noch jede Warte ihr Dach, und der Felsenweg scheint noch sehr wohl erhalten gewesen zu seyn. Vischer scheint sehr gut den schönsten Standpunct, von welchem man dieses Schloß aufnehmen kann, und den wir oben angaben, gekannt zuhaben: er hat "uch seine Copie auf demselben Standpuncte gezeichnet. Von der nordwestlichen Seite, auf welcher wir uns jetzt befanden, ist der Prospect, den blese Burg gewahrt, zwar noch immer groß und schön, aber weniger mahlerisch als von der slid-blichen. Jetzt werden diese ehrwürdigen Rul-nen einer der ältesten und wichtigsten alten Burgen Oesterreichs als Bausteine für Hl'ittcn verkauft, die vielleicht il're ErHauer mcht überleben werden. Wenn man Vandalen diejenigen nennt, dle im Kriege, im Lande des Feindes oder unter ben Gräueln einer Revolution die geheiligten Denkmahle des Alterthumes zerstören, wle kann wan jene nennen, ble diesen Frevel mitten im Fi-ieo btti, in ihrem?ige,-.en Vaterland« vemben? — «54 Der Wisch ehrad zuPrag in Böhmen. 33on dieser ehemahligen herzoglichen Burg, welche allem Ansehen nach zu des Herzogs Krokus Zeiten angelegt, und von den nachfolgenden böhmischen Herzogen, Lltusche, Przemisl, Nezamlsl, Mnata, Wogen unb Mnyslaw größtentheils bewohnt wurde, bis auf den Herzog Krzezomisl, der lm Jahr 836 eine «eue Burg für sich aufge« führet hatte, erscheint heut zu Tage kelne Spur mehr. Herr Schaller lieferte seinen Leser« eine aus einem uralten Gemählde abgenommen« Zeichnung dieser herzoglichen Burg, wie selbe noch vor der hussttischen Zerstörung existlrthabe« spül Die dort genannten heidnischen Herzoge — 155 " wurden der gemeinen Aussage böhmischer Geschichtschreiber zufolge, an dem nicht ferne von Wischeh-rad liegenden Brunnen Gezerka zu Herzogen von Böhmen ausgerufen, und dann mlt einer großen Pracht und Feyerlichkelt nach Wlschehrad Abführet. Nach ihrem Hlntrltte aber wurden sie in der noch heut zu Tage sogenannten Gegend Hrobka (Grabstätte) beygelegt, auf welchem Orte man jetzt nicht ferne von dem Bache B o-ticz eln Haus unter dem K. Nro. 370 5n P ab« stall antrifft, an dessen auswendigen Gemäuer,, die Herzoge Przemisl, Nezamlsl, Vlnata, Wogen und Krzezomisl w Freskomahlerey entworfen sind. Diese-Stadt erstreckte sich vor Alters bis an die S t, Vankrazn Kirche, welche eine ziemliche Strecke Wett von dem jetzigen Wlschehrad liegt, und Mlte 14 Kirchen, davon aber heut zu Tage nur die einzige Collegialklrche unter dem Nahmen der h. Ap. Pauli und Peter «Mirt, welche K. Wratislaw U. im Jahre 1070 angelegt und iQ88 nach der Form der Vatlkanklrche in Rom iu Ende gebracht hatte. Man trifft in dieser Klr-He ,) kl« in Fresko entworfenes Gemählde an, barauf eln Priester bey dem Altare vorgestellet wird, der sich dem Teufel — oh»e daß man die Iahrzahl dieses Mahrchens anzugeben weiß — Wlt solchcm Vcdmg verschrieben haben syll, daß er lhm mlt Lelb unb Seele zu Thell werden wok le, wenn er elne Säule a»S der Marienkirche jenseits des FlußeS Tiber zu Rom — andere bestimmen die Vatikanklrche dazu — vor dem Ende seines Meßopfers nach Wischeh-rad überbringen würbe. 2) Auf dem zweyten wird vorgestellet, wie der Herz 0 g Frledrich im Schlafe von dem h. Petrus soll gegeißelt worden seyn, des dem hiesigen Collegialstifte entfremdenden Dorfe Czwrczowlcze wegen. 3) Traf man auch hier ehedem einen steinernen Kasten, darin, wle elnige behaupten wollten, die Leiche des h. Longinus M. im I. ,409 sollte auf der Moldau nach Prag geschwommen kommen seyn; allein diese Mährchen verdienen keine Widerlegung. !57 Das Friedensdenkmahl zu leoben in Steyermark. ' nannten Markus- Sittlkus- Saale über eil'l sehr breite und bequeme marmorne Stufentreppe, welche vor dem zweyten zu Wohnungen der Hos' bcamten und verschiedenen Behältnißen bestlM'^ ten Geschoße vorven, il/daS daS dritte der für^ Nchen Nohn.ingen führt. Man kommt da burck ctne hohe Flügelthür« ln den sogenannten Cara-btulerssaal, wo dte wachthabende Carab,nie^ sich ^» i6i "" sich Tag und Nacht aufhalten. Es lst dieß ein vom Erzbischofe Johann Ernst im Jahre ,6qo ltl gegenwärtigen Stand gebrachter überaus langer und gegen 50 Schritte breiter Saal mtt hohen Fenstern und 4 sehr hohen Thüren versehen, deren Einfassungen vom rothen Marmor sind. Eine Thüre führet von gebachter Trepp, herauf in den Saal, und die gegenüber stehende auf «inen Balkon über dem Eeitenthore der Residenz Zegen den Domplah, vermuthlich zum Segengeben bestimmt. Rückwärts nach der Länge kommt Wan über eine weißmarmorne beyderseits syume» trisch emporsteigende Stulentrepp« mit einem ähnlichen Dockengelcinder, ^ovon aber die Do» cken, und ln der Höhe befestigten Knöpfe von Netalle sind, durch eine dritte Tbüre in das Huergebäube der hochfürstlichen Residenz dem ^onlplatze gegenüber, auch in die Kirche der P» P.Franziscaner. Die vierte nach der kü'nge gegenübcr steken-bt Thüre führet in den sogenannten Rittersaal. Dle D?cke ist mit Freskogema'klden und auk den Zeiten mlt Stuckatur gezlett, das Pflaster von Marmor. Der Rittersaal nimmt den größten Tbell des dritten Geschoßes der Vorderseite des Gebäudes ein, und ist geaen 5c» Schrate breit, ^r lst beynahe dem Carabinlers.iale ähnlich er, bau«, und mit Stuckatur geziert, hat auch Nerkw. II. Theil. L «- 162 »- glelches Pflaster, und gleiche Fenster, nebst Z Thüren, wovon elne durch den vom Erzblschofe Guldowalb aufgeführten Bogengang ln dle Domkirche, dle zweyte über die schmale Treppe hinab ln den inneren Raum des Gebäudes, und zu d,m Hauptthore, und die dritte ln daS sogenannte Rath,lmmer führt. Hier versammelten sich dle fürstlichen Rathe zur Cortege, und im Winter wurden hier ble Hof-Concerte zur Zelt der wöchentlichen Asse».tbleen gehalten; wobey der re» gierende Fürst manchmahl selbst, als sehr feiner Gelger auf der Violine spielte. Dieser große, vlerecklchte, überaus hohe Saal ist mit rothba-mastenen Tapeten, 4 schönen Lüstern, und viel Thüren; wovon die Einfassungen und Super-porten aus rothem Marmor sind, ausgeschmückt. Die Decke ist mit Stuckatur von halberhoben" Arbeit geziert, und stellt verschiedene allegorise und historische Gruppen vor. Eine Thüre zu* Linken führt in die fürstliche KammerheitzereY, und von da in die fürstlichen Wohnzimmer. Dll ^ur Rechten führet durch einen Umweg i) in dl< Antekamera, deren Wände mit Hautellsetapttes von Gobelin aus Paris bedecket, die Zwlsche"' stücke der Wand mit Weiß und Gold, und ^ Decken mit Basrelief von Stuck verzieret ist» Da die Decken alle auf gleiche Weise von Stl^ und mit dazwischen eingetheilten Frescogelliähl' - i6Z - den vom nähmlichen Meister, und auch bleThür-pfosten, nebst d und aus mehreren Zimmern, KalN' mern unb Alkoven mlt alter Einrichtung und ci)i" nesisch übermahlten Papiertapeten bestehet. El«l andere führt an einer Gallen« (der sogenannt^ — 167 ^ kandschaft- Gallerle) ble ebenfalls elne neu« Einrichtung erwartet, vorbey in den Kalsersaal, wo die Erzbischöffe die Bestätigungen ihrer Suffragane und andere feyerliche Actus vorzu, nehmen pflegen. Dieser Saal war vor dtm mit großen Crystallustcrn und rothdamastenen Tape, ten, unk einem mlt Golde gestickten Baldachin geziert; nun aber ist «r neu erbauet, und im neuern Geschmacke, eingerichtet worden. Man kommt bann über ein Corridor ln ein Huergebäude an der Kirche der Francisco? ner, welches Wolf Dietrich erbauet hat, und daä oben elne schöne Enfilade von Zimmern mit Papiertapeten, und unterhalb ober im zweyten Geschosse verschiedene Wohnungen enthält. 'Von da kann man ln das Oratorium, und in die erz-bischöfliche Kapelle an der Kirche der P. P. Franclscaner kommen. Im Corridor dazwischen steht man über zwey gegenüber stehenden Thüren vom rothen Marmor die Wappen der Erzblschöf^ Wolf Dietrich und Marx Sittich. Aus dem obenangezeigtcn Carabinier- Saa» lt kommt man durch ein breites Corridor in vqs Quergebaude der Residenz, durch welches dieses Mit dem gegenüberstehenden FlüHtlgebäude auf der Seile deS Klssters zu St. Peter zusammenhängt. In dieser ßnd sehr schone und beatme ^ l66 — vergoldeten Gestellen, stehende bvhmlsche Lusters, nnb mehrere geschmackvolle Verzierungen hat. Dieser Gesellschaftssaal macht die zweyte Abtheilung des Quergebäudes gegen den Marktplatz aus. Aus dlchm Saale führt elne Settenthüre w den sogenannten Marcus-SittlcuS- Saal, der an Schönheit der Stuckaturarbelt, so wie an seiner Archltectur ein Meisterstück, und erst unter der ttzlgen Regierung ln gegenwärtige unvergleichliche Gestalt gebracht worden lst. Dcr Plafond, der mlt allegorischen Basreliefs von Stuck seh? künstlich gez!ert ist, ruht auf römischen Wandpllastern/ zwischen denen Medaillons bon Stuck angebracht sind. Die Superporten/ so wle alle übrigen Verzierungen sind ebenfalls ganz weiß und von Stuck. Fünf große Bodenfenster, wovon drey ln den inneren Hof dec Residenz, und zwey sehr hohe und breite in deli anstossenoen Vorsaal die Aussicht haben, beleuchten diesen Saal, den kein Kenner ohne große Zufriedenheit verlassen wirb. Elne Thüre führet üus der Mitte dieses Saals in den Vorsaal bet sogenannten Prinzenzlmmer, welche ln dem Flü' gelgeblüube gegen den neuen Bau der Resided sich befinden > und aus mehreren Zimmern, Kan^ mern und Alkoven mlt alter Einrichtung und cki-nesisch übermahlten Papiertapeten bestehet. Eln« andere führt an einer Gallerie (der sogenannt"! »» is/ — Landschaft- Gallerle) die ebenfalls eine neu« Einrichtung erwartet, vorbey in den Kalsersaal, wo die Erzbischoffe die Bestätigungen ihrer Suffragane und andere feyerliche Actus vorzu» nehmen pftegen. Dieser Saal war vor dem mit großen Crystallustcrn und rothdamastenen Tape, ten, und. einem mit Golde gestickten Baldachin geziert; nun aber lst er neu erbauet, und im neuern Geschmacke, eingulchtet worden. Man kommt dann über ein Corridor ln ein Quergebäude an der Kirche der Francisca-ner, welches Wolf Dietrich erbauet hat, und das oben eine schöne EMade von Zimmern mit Paplertapeten, und unterhalb oder lm zweyten Geschosse verschiedene Wohnungen enthält. Won da kann man in das Oratorium, und in die erz-bischöfliche Kapelle an der Kirche der P. P. Franctscaner komme». Im Corridor dazwischen sieht man über zwey gegenüber stehenden Thüren vom rothen Marmor dle Wappen der Erzblschöfb Wolf Dietrich und Marx Sittich. Aus dem obenangezeigten Carabineer- Saa> lt kommt man durch eln breites Corridor in dqs Quergebäude der Residenz, durch welches dieses Mit dem gegenüberstehenden Flügelgebäude auf der Seit« des Klosters zu St. Peter zusammen, hängt. In dieser sind sehr schöne und bequeme — il6s — Wohnzimmer, gegenwärtig die Graf- Wallls-Zlmmer gebannt, und unter denselben eine Woh-«»ing kür die Lelbwäscherin, und einige andere Zimmer und Behastnisse. Rückwärts gegen St. Peter im Seitengebäude sind die Wohnungen des Hof-- Theologen und eines Hof» Caplans; vor-wärts gegm die Domkirche im zweyten Geschosse «lne lange schmale Gallerle mlt elner Samm« lung von versaüedenen Gemähldin und Alterthü-merrr, und weiter vorne gegen die Domkirche auf den Schwibbogen zwölf schwarzgebeizte K<" sicn mit Seltenheiten von Crystall, Bernstein, Elfenbein, einige Kostbarkelten aus Edelsteinen, vielen Etatuen von Bronze aus den Zeiten der Römer, und mehreren dergleichen sehr schens-würdigen Köpfen, einige Naturallen aus dem Thlerreiche, und verschiedenen anderen Merkwür« digkelten, die aber in keine Classification gebracht sind. Man sieht hier besonders große und seltene Stücke von unbearbelttttn Elfenbein, Crystas und Ebenholz, deren Größe jeder Kenner bewuni dern wird. Im Erdgeschosse ist der fürstliche Zerwlrkgaben nebst einigen Eiskellern. Iu das vierte Geschoß des Residenz- Oe^ bäudes g?gen den Hofplatz kommt man rück" wärts aus dem inneren Hofe über die scho"« Haupttreppe vom rothen Marmor, welche ungefähr l2 Fuß bvelt ist, und an Carablnier- Ea^ le vorbey nach einigen AWhen, aufwärts zu fl-nein alten Vorsaale führt, worin die Abbildungen aller Salzburgtschen Bischöfe und Erzbischö'fe seit dem heiligen Rupert bis auf den lht regierenden Crzbischof, in einer Höhe von fünf, und einer Breite von 25 Fuß, nebst darunter geschriebenen kurzen Biographien tn chronologischer Ort».-Nung aufgehängt sind. Man kommt durch die-fen Vorsaal, welcher einen falschen Camw mlt einer Einfassung vom rothen Marmor hat, !» dle ehemahlige llzbischöfiichen Harrachlschen Au-dlenz-,md Wohnzimmer, die auch vielfältig mlt dessen Wappen geziert, nun aber nicht nur unbewohnt, sondern aucl) größtentheils zu wichtigen Veränderungen bestimmt find. Eine hohe Thüre mit rothmarmornen Einfassung fuhrt aus dem Vorsaale in ewcn anderen, der 104 Fuß lang, 34 breit und 25 hoch ist, und ein längllchtes Viereck von etwas ungleichen Wänden mit 10 vleleckichten, ungefähr fünf Fuß breiten und 10 Fuß hohen Fenstern gestaltet. Dieser Saal war von Sr. fürstlichen Gnaden für eine Gemählde-sammlung bestimmet, wozu Herr TruchseS und Cabinets- Mahler Nesselthaler bereits den Plafond mit Grau ln Grau nach einer von ihm selbst "fundenen Zeichnung sehr geschmackvoll bemahlt hat. Aus diesem Saale führen zwey Thüren i» die übrigen Harrachlschen Zimnm, wovon di« -^ 170 -" Wl'iüdö der Antlchambre, des Audienz- Saales, dcs Gestllschaftssaal, des Schlafzimmers, und dos daransiossenden Cabinets alle durchaus mit Hautcllssttapeten bekleidet, und dle Decken durch« gehenbs mit Vorstellungen aus der Mythologie, oder alten griechischen und römischen Geschichte von schöner Stuckatur geziert sind. Die Super-porten sind alle von Schnitzarbeit aus hartem Holze, woraus dle Thüren gemacht sind. Alle Eauluie swo vom weißen Marryor. s. Im ersten Zimmer, oder in der Antichambre befindet sich außir einigen Bildhauer- und Statuen - Modellen von Hagenauer nlchts Merkwürdiges. Aus diesem kommt »nan ln den Audienz-Saal. Hier befindet sich ein rothdamastener, mit Goldporten verbrämter Baldachin, tn desse« Mitte das m!t Goll,e gzstlckte Harrachische Wappen z,U sehen ist. Die Fenstervorhange sind von dem nahMch^l Damast. Auf einem Seitentische sichl man sine gutgerathene Statue des heiligen Andreas von Bronze; ferner einen zierlichen Schrank mit vielen Schubladen von Schildkröte, und mit Einfassungen von vergoldeten und silbern nen Zierathen; einen anderen Schrank, welcher aus kasulsteincn und verschiedenen Stelnarten in Blu-men- und Vögelgestalten sehr künstlich zusammen Zesetzn, und reich mlt Sllber eingelegt ist; endlich »„ch eine große Erdkugel (Zloduz terr«5tris> Aus diesem kommt man in einen gr^eren Audienz.- ober eigentlichen Gesellschaftssaal, wo sich ebenfalls ein damastener, mit Goldporten verbrämter Baldachin mit dem vom Golde ge« stickten Harrachlscken Wappen bcsiüd«t. Hier siehe,, ein Paar mlt vergoldetem Metalle und Silber verzierte, und mit Schildkröte gekleidete, tl'instllche Uhren vom Erzblschofe Firmlan, wo^ von eine den Mondeslauf, den Stand der Sonne ln der Eclipttk, und überhaupt alles, was man sonst auf ähnlichen astronomischen Uhren zu sehen pftegt, enthält, über 8 Fuß hoch ist, unl> ew Viereck vorstellet, das auf den 4 Selten verschiedene Uhl-btätter mit immer neuen Anzeigen hat. Auf dem oberen Theil« befindet sich elne kleine Gallerle mlt Gelänberchcn von gedrehten Säulen aus vergoldetem Metalle, worauf sich gleiche Kugeln befinden. Hinter den Geländerchen sind 12 silberne Statuen römischer Kaiser von Julius Cäsar blS Flavtus Domttianus ill kleinen vergoldeten Nltschen angebracht. Der oberste Aufsalz ist eine 5pkaera, armiNarisvott vergoldetem Metalle. Das Ganze stehet auf el-nem zierlich von Holz geschnitzten und vergoldeten ^tatloe, worauf das erzblschöfilche Flrmlanischt Wappen zu sehen ist. Eines der 4 Uhrblätter lelgt den Nahmen des Künstlers Johann Mayr, Se, kurfmstl. Durchlaucht ln Bayern bestellte» — 172 — klelncn Uhrmachers gemacht und inventlrt 1671. Die zweyte Uhr besieht aus 3 runden Uhrblät-tern, welche in Gestalt eines Dreyeckes übereinander stehen. Diese Uhr ist auf die nähmliche Art, wk die oben angeführte, verziert, steht aber auf einem Tische, und ist nicht über 3 Fuß huch; sie ist von P. Bernard Stuart, ehemahli-gm Professor der Mathematik auf der hiesigen hohen Schule, welcher sie hier nach bem 3eua> ntß, der auf einem dieser Ulnblatter befindlichen Inschrift (tieri keelt in lilburZwrio suo 8«-lisbulAensi) in feinem Arbeitszimmer ungefähr «in das Ias>r 1741 oder 42 verfertigen ließ. In diesem Saale befindet sich ein von dem verftor» benen König in Preussen Friedrich II. dem Erz« btschofe Lichtenstein vcrchrtes Cruzisix von Bern-siein, 2 mit verschiedenen Agathen « ^ M«8ni-<^us eingelegte ovate Tische mit Gestellen, welche mit Perle,lmuttcr eingelegt sind, das Porträt der verstorbenen Kaiserin Marla Theresia von Wachs en du8te, ungefehr 2 Fuß hoch, ein Paar in Pyramiden eingeschlossene Baromettr dom Erz-blschof Flrnüan, das gut getroffene Porträt oeö verstorbenen Kaisers Joseph II., und 4 über 6 Fuß hohe, und 4 Fuß breite Spiegeln; mit breiten vergoldeten Rahmen; aus diesem Saale führt eine Seltenthüre in ein Schlafzimmer, worin ein hohes Baldachinbett mit Vorhangs" vom Silberstosse, dle mit rothem Damast gefüttert, und auf den Kanten mlt erhabener Gold« sttckarbelt verbrämt find, sich befindet, wider Mitte des vorderen Bettaufsatzes sind das Har-rachlsche Wappen, und barunter verschiedene chinesische Figuren mit Gold gestickt zu sehen, womit auch der Betthimmel geschmückt ist, l« diesem Zimmer sind elne liegende oder Reiseuhr, und 2 viereckichte Tische mlt Agathen a la Nn-«myus. Die Fenstervorhänge sind von rothem Damast, und 6 niedere TabouretS (^Stühle mit Lehne) nebst einem Sopha sind vom Silber-stoffe und mit Goldporten verbrämt. An den Wänden sieht man die Porträte der Kaiser Joseph I. und Carl VI. nebst jenen ihrer Gemahlinnen aufgehängt. Durch eine Thüre kömmt man nun in ein kleines Cablnett, wo einst ein Altar gestanden hatte, an dessen Stelle nun abcr in einer sehr breiten vergoldeten Einfassung v^n Holz das Bildnlß der Luna, und unterhalb ein ovaler Spiegel von anderthalb Fuß Höhe: und etwa 2; Fuß,Breite zu sehen ist. Hier befindet sich eine Reise« Schatoulle von vergoldetem Metalle mit silberner Verkleidung, nebst 7 Vasen von chinesischem Porzellan. Dem Pallast gegenüber steht das ebenfalls schöne und sehr große Gebäude des neuen Vaus. Dieser Pallast macht elne Ecke aus, und besteht ^- 174 — aus zween zusammenlassenden Flügeln. Nichc gar ln der Mltte der Vorderseite steht ein schöner Viereckichter Thurm, der oben achtecklcht wirb/ er enthalt efne Uhr, mit einem merkwürdigen Glockenspiele, dieses hat 35 Glocken, auf wel« chem 65 Töne hervorgebracht werden. Es lst zu Antwerpen gemacht worden, und Hat7o,vaa Gulden gekostet, es schlägt täglich drey MM «in Stück, Morgens 7 Uhr, Mittags «, Uhr, und Abends a Uhr. Das Mechanische desselben besteht aus einer großen messingenen Walze, die so breit lst, daß 65 kleine vlereckichte Löcher, zu den 6F Tönen t«Z Glockenspieles neben einander stehen. Der Umfang der Walze lst so groß, daß man «in ziemlich langes Musikstück durch dieselbe splelen lassen kann. In diese Löcher werden starke Stifte mit Schrauben nach den Noten, oder Musikstücken, die man splelen lassen will, gesetzt, welche dann im Herumdrehen der Walze, die Hämmer, die an die Glocken anschlagen, ln Bewegung sehen. Auf diese Art kann man jedes bellebtge musikalische Stück durch dle Stiften elnsetzen und spielen lassen. Jedes Stück bleibt ewen Monath eingesetzt, und wird täglich drey Mahl gespielt, mir Anfang eines neuen Monaths fängt auch ein neues Stück an, das Glockenspiel läuft jedes Mahl fast ganz ab, und muß dahet «uch löglich drey Mahl aufgezogen werden, w^ — «75 — zu ein Uhrmacher besoldet!st. Oben bey den Glocken ist eln Clavier/ auf welchem man spielen kann, daß die Glocken ebenfalls ansprechen, wie bey dem Glockenspiele selbst die Hämmer an die Glocken schlagen, so schlagen hier die Schwengel, die durch einen festgemachten Drach vom Clavier bewegt werden, an die Glocken an, und geben sanftere Töne an. Cs ist jedem, der nur kann und will, sich auf diesem Clavier hören zu lassen, erlaubt, darauf zu spielen, und die Salzburger haben eS auch wegen der Veränderung gerne. Obgleich die Glocken von sehr gutem Metalle und feinem Zeuge sind, so verstimmen sie sich doch sehr oft, und es muß fast immer an ihnen gespielet werden, welches man auch den Glocken ansieht. —. 176 — Das Gräflich Friesische Lustschloß Vöslau bey Baaden in Oesterreich unter der Ens. <-"^eln erster Gang war ln das Pappelwäldchen, wo dunkle Schlangenwege zum Tempel der Unsterblichkeit leiten. Man sielgt über einige Stufen zu dem von drey Seiten offenen Tempel hinauf, wo der alte Graf Fries mit der edelsten, nur durch Seelenlelben etwas gefurchten Gesichtsbildung, seinen erstgebornetl, bald nach ihm verschiedenen Sohn zu einem Altare führt, auf dem das Buch des Schicksals, von den, Sinnbilds der Ewigkeit, -" ,77 -^ kelt, elner ln sich gekrümmten Echknge «'mwun« den, aufgerollt liegt. An dem Altare jelbst er« scheint in halberhabener Arbeit tie Hoffnung el« «es bessern Lebens. Diese Melstcrgnwpe von Oesterreichs Phldlas Zauner lst ans K-irrara Marmor gebildet, und ruhet anf einem Piedcsta-r le von steyrlschen Marmor. Unter dem Tempil befindet sich die ^amttien, gruft der Grafen von Fries, wo geqenwarslg nur ^ die zwey ruhen, die dlese Gruppe v^rewlat. Cin Paar Marmorplatten enthalten folgende Inschriften: Johann Graf von Fi-les gestorben 17N5. geboh? ren zu Mühlhausen in der Schweiz. Franz Joseph Johann, des belllM römischen Reichs- Graf von Fries erstqeborner Sohn. Gestorben 1788. Der Schloßgarten entbält zwar keine aus« gezeichneten Merkwürdigkeiten, aber er bekommt durch seine gefäMqe Anlaae, inch das Andenken an den llebenswürdlaen Charakter f?»nes ersten Stifters, der, obsäwn eln Reso'mlrter, selbst bey den benachbarten kan^pfarrern im besten An« denken steht, etwas sehr Anflehendes. Von fe« n«r Eigenschaft des Verewigten genieren noch ltzt Merkw. II. Theil. M - ,75 - Vle VößlaNtr ble Früchte, jährlich erhält ein Mcibchen, das sich vor den übrigen durch Tugend und Häuslichkeit auszeichnet, drey hundert Gulden Aussteuer. Und doch war dieser reiche, dieser edle, die« ser von allen Menschen hochgeachtete Mann nicht glücklich! Wahrhaftig, wir haben alle eine s» genau abgemessen? Last von Leiben zu tragen, das man dle höchste Gerechtigkeit in gleicher Verthel« lung derselben nlcht genug bewundern kann. Im Garten ziehen vorzüglich die Ruinen eines ägyptischen Tempels dle Aufmerksamkeit att fich. Cin Mlb verwachs sener Platz verbirgt zwischen Gesträuch Mauer« trümmer, Urnen, Hieroglyphen, und Statuen, unter denen die von Osiris und Isis sind. Ueber einige unordentliche Stufen steigt man ln den noch siehenden Thell des Tempels hinauf, wo l« einem kleinen düstern Kabinett ein Ruhebett steht« Ausserhalb befindet sich eine Bildsäule von Bley/ die ein Gefäß in der Hand hält, in welches sich aus dem Felsen zuweilen Wasser ergießt. Dle Ranken des Epheus umschlingen brüderlich dies« tomantischen Reste, die durch ihr rörhllches Aussehen einen feyerllchen melancholischen Anblick gewähren. — ,79 — Ich Irrte lm Garten umher; eine keba mit tenlSyvanne und eine badende Venus schmücken zwey Teiche, und in der Nähe eines Kastanien Wäldchens befindet sich «ine aus dem Bade steigende Venus ln elnem kleinen Gartenhäuschen. Uederall erblickt man Teiche und Kanäle, und ich welß nickt, wie es kommt, mich stimmt dieser Garten immerzu schwermüthigen Empfindungen, unbeachtet der Freude zahlreiche Rosenhecken ge» Pflanzt wurden. Eine lange Tannen All« bewlrkt elnen feyer-lich erhabenen Eindruck, der durch daS Girren benachbarter Turteltauben nur etwaS gemildert wlrd. Sie ftihrt zu elnem lieblichen kleinen Tha« le, das rings mit Thränenweiden umgeben lst. Und ganz geschaffen zuw Sitze stiller Schwermuth scheint. Wenn man es burchwanbelt hat, befindet man sich wieder ln deS Schlosses Nähe. M5 ««- ,zo »" Das Schloß Fried laud in Böhmen. ^w^as Schloß Frledlanb lm Bunzlauer Km« se, fünfzehn Meilen von Prag, drey von Zittau, achte von Görlitz entfernt — mithin Böhmens Hauptstadt nordöstlich gelegen — steht auf el-nem ziemlich hohen, größtentheils säulenförmigen Nasalt- Felsen. Balbin zählt es unter dle von der Natur und Kunst zugleich befestigten Schlößer, und das war es ehmals allerdings durch seine doppelte, sieben bis acht Cchuh dicke, nahe an 6a Schuh hohe Mamr, seine Zugbrücke, seinen einzigen Zugang, und durch die beträchtliche Erhöhung gegen die umliegende Fl^ che. Denn die Höhe des Schlosses mit denl Fuße des Berges beträgt auf der Südfeite we- nlgsiens 600 Fuß. Der obere Schloßthurm hat 120, der untere ungefähr »o<» Schul) ln der Hohe. Aber freylich nach jetziger Kriegsart 5st es nichts weniger, als fest. Größere Berge beherrschen diesen Felsen von mehrern Seiten, nehmlich gegen Norden der sogenannte Resselsberg, gegen Osten der Geyersberg, gegen Westen der Ringen« hainer, gegen Süden und Sü'owest aber erstreckt sich eine ebne Fläche. Von dem obern Schloßthurm läßt sich fast die ganze Herrschaft Frieb-lanb überschauet!, auch ln die Oberlausitz, zu« Mal in dle Gegenden von Zittau und auflZörlltz hin, kann man manchen tief hinein gehenden Blick werfen. Die Aussicht ist, in jedem Betracht vortreflich, denn man sieht auf ein weites/ bevölkertes, schön angebautes Land. Das Schloß ist abgetheilt w das. obere, und niedere Schloß. Im obern pflegte sonst ge? Wohnlich die Herrschaft zu wohnen, im untern sind die mchresten Beamten- Wohnungen, well die Einfahrt im obern Hof mlt Beschwerde verbunden ist. Welche Veränderungen, die Schweden mit dem Schlosse vorgenojumen, soll welter, unten ln der Geschichte selbst erzählt werden. Ein alter Brunnen, der an «40 Fuß ln der Tiefe haben soll, versorgte ehmals das Schloß mit Was-fer. Jetzt wird dasselbe qus das obere Schloß l^. 182 ^ durch bleyerne Rö'kren mittelst elnem vortrefssl-cken Wasserkunst-Werke aus dem Wlttigfluße getrieben. Dieser Wlttlg - oder Wittenostuß strömt dicht unterm Schloße vorbey, und soll seinen Namen von den öftern schädlichen Ergleßungen, mlt welchem er die umliegende Gegend heimsucht, erkalten haben. Er stiirzt fich nachdem er ver« schledene kleinere Gewässer — z. B. die Stolpe, Bomnltz, Naßnltz, u. a. m. aufgenommen — vhnwelt Görlltz beym Damenstift Radmerlz in die Neiße. Die Hauptanficht und Hauptelnfahrt des Schlosses ist gegen Mitternacht käst in gerader Richtung des Städtchens Frledland. Die Zahl von dessen Feuerstätten beläuft sich auf Z'o. Die Einwohner, und überhaupt die Anbauer der umliegenden Gegend sind größtenthells «tn thätiges, im Gewerbfleiß mit ihren Nachbarn den Lausi-tzern, und Gchlesiern, viel Achnltchkelt habendes Menschengeschlecht. Die Herrschaft selbst besteht aus zwey Städten, und 42 Dörfern. Die Be-vßlkerung erstreckt sich auf drey und zwanzig tausend , sechs hundert Seelen. Die Stadt Frledland, wiewohl sie nach lh-rem Umfang, auch «ach der Zahl ihrer Hauler und Bewohner bloß zu den mittlern, ja fast nur zu den kleinern Städten Böhmens gehört, «" -5- ,83 - freut sich doch elnes Vorzugs, der mancher weit größern Stadt abgeht. Sie kann nähmlich ge, wlß seyn, daß lhr Name, nlcht ln der Lanbesge-schichte allein, sondern auch in der Geschichte von ganz Europa genannt wirb, und unvergeßlich bleibt. Der gewaltige Ruf Albrechts von Wald« sieln, so oft als Herzog von Frledland, oder auch als der Frledlänber schlechtweg aufgeführt, sichert lhr diese Allbekannthelt. Genauer bttrach» tet, lst frepllch «ln solcher Vortheil so wichtig, wie es — der Ruhm überhaupt lst. Gleichwohl «rhält hierdurch dasjenige, was man sonst noch von ihrer Geschichte weiß, bey manchem Leser >— zog, die Feiode vertreiben half, und Frieden jm Lande machte; — diese Meinung ist elne bloße Traumerey, ,iuf so alte Dinge dachte man damals gewiß «ncht. Vielleicht war gerade damals, ais die Stadt erbaut wurde, etn neuer Friede geschlossen worden, und ein Verka hatte mir oeyge.vlrkt, oder während eines verwüstenden Kitegcs war diese Gegend ein friedliches Land geblieben; oder Räuberrotten nisteten ln dotti^cn Wäldern, und die Anlegung eines fesi Mark Silber verkauft. Dieses Biebersteinlsche Geschlecht stammte aus der Schweiz her, und hatte allda sich bereits Gräflich geschrieben, doch in Böhmen, w> damals nur Herrn, oder Rltterstand galt, führte es den freyhcrrNchen Titel. Binnen kurzer Zeit nahm es in böhmischen Staaten, zumal lü beyden Lauschen, gewaltig an Reichthümern und O»kern zu, und Johann der vierte — auch bet vinte Besitzer von Frledland aus diesem Stanlwl — besaß ausser Frledland und Nelchenberg noch Hammersteln, Sorau, Prlbus, Bestow, Tel«- - '87 - bel, Forst, Muskau, Storkau, Sommerfeld, die Landskrone beyGörlitz, Liebenwalba, Oder-burg, Köpnlck, und Brletzen. Eine Strecke Landes die ln jetzigen Zelten, und nach ihrem jetzigen Zlnbliu ein betrcichtltches Fürstenchum auf-wiegen würde. Er ließ auch Münzen schlagen. Mit sclltem Nahmen und Wappen. — Elnig« dieser Güter kamen zwar nachher — zumahl ln der Mitte des »5ten Jahrhunderts — von dem Biebersteinlfchen Geschlecht ab, aber elnlge andere z. B. das Städtleln Selbenberg gelangten ge-oenseitig neu dazu, und lm gm,z«n blieb Frled-land 274 Jahre hindurch unter Blebtrsteinischell Herrschaft.^) Erst ,551 als die sogenannte Soranlsche li-nie dieses Geschlechts ausstarb, und die andere '^ König Wenzel der vierte soll einigen Nachnch« ten zu Folge 1593 Friedland den Herrn vo» Biederstem weggenommen, u»t> es an den Herr» Czenko von D,hnin verschenkt haben. Doch bald nachher hatten dic Birbersieins sich wieder eigenmächtig in Besitz gesrtzet, und drinnen be» hanptet. — Ich gestehe, mir ist diese ganze An, Zabe nicht glaublich, die Viebrrsieine finden sich nirgends unter Wenzels Feinde». Auch der hauptsachlichste Biograph diese« Königs Herr Lclzel crwälM nichts dstvon. »^ l38 -- Zlnle, die Fortlsche benannt, ltt Rücksicht der Mitbelehllsschaft sich verabsäumt hatte, fiel daft ftlbe als eln vernachlässigtes Lehn unter König Ferdinand den ersten, der über sewen Vortheil nie zu wachen unterließe an die Krolle zurück. WH«nd der Hussitlschen wnuhen war diese Gegtnb treuer, als irgend eine in Böhmen, bey der katholischen Lehre geblieben; hleher und in dte Lausitzischen Städte flüchteten aus Prag und aus andern Städten tiefer im Lande, viele Volt der aus Klösttrn und Kirchen Vertriebnen Geistlichkeit; und die Herren von Blebersteln gehör-sen zu den erklärtesten Feinden der Hussiten. Eln Ulrich von Biebersteln Herr zu Frledlanb schluK unter andern 143Z in Gemeinschaft mit den Gör-ytzern *) eine streifende Rotte Hussiten. '>> Wiewohl sonst die Herrn vim Bieberstrin, «nd die Stndt Görlitz nicht die besten Freunde zusammen waren. Ihre Zwiste entstanden vorzüglich wcaen des festen Schlosses auf derLandskro" ne, dessen Besatzung freylich der Stadt oft seht beschwerlich fiel. Die Görlitzer hatten es ein» wal schon mit gewaffneiev Hand, wiewohl ver» geblich niederzureißen gesucht. Jetzt brachten l^ ?s durch Bitten und Drohungen dahin, daß lll? xich versprach: stiue Knechte auf der Landskro-He sollten keine Weglagernng mehr gegen sie u«- ^Dass diese die bekanntermassen das Vlrgel« tungsrecht sehr liebten, bey verschleimen Slrelfr jügen, die sie nach der Lausitz unternahmen, Friedlanbs Gegend scharf verwüsteten, läßt sich leicht errathen. Gleichwohl versuchten sie gegen Stadt und Schloß selbst uie einen «rnstlichen Angriff. Einen desto raschern und größern Elngang fanden, ein Jahrhundert später die protestantischen Grundsätze. Gckon 1534 war fast ganz Friedland der neuen Lehre (wie man sie damals Nannte) zugethan. Auch der letzte Besitzer aus dem Hause Me-berstein, Krlsioph mit seinem Vornahmen, erwählte kurz vor seinem Tobe, der nach einiger Meinung durch Gift erfolgt seyn soll*), diese Religions- Partey, und da das Freyherrllch iberische Geschlecht, (von dem wir gleich et. Was mehr sagen werden) ebenfalls eifrig protestantisch gesinnt war, so wurde endllck zu Frled-lanb eine eigne ansehnliche Luper Intenbur er.' Uchtet. ternehmett. Bald darauf verkaufte er dieses Schloß ganz. '^ Großer in den Lausitzlschen Merkwürdigkeiten zweyter Theil undB ekler in kizwlia donore» behauMn^s. — lg« — Anno 1551 gedieh Friebland schon erwähn-lermassen zum zweyrenmal an die königliche KaM mer, blieb aber noch kürzere Zelt, als zuerst bey derselben. Denn als Ferdinand der ersie ,553 dle Für-sttnthl'inltr Ratlbor und Oppeln von Branden-bürg einzulolen strebte, verkaufte er dle Herrschaft Fsledland nebst Nelchenberg, und Selbenberg für 40000 Thaler an Friedrich Freyherrn von Rader (oder Rheber) den er ln eben dtesem Jahre zum «rsten Präsidenten des neugestifteten Schlesischen Kammer Kollegiums ernannte. — Bisher galt Frleoland unstreitig für den vorzüglichsten Ort in der Herrschaft, doch nun wurde Netchenberg, vor d«m mehr tinem Dorfe als einem Städtchen öhnlich, erweitert und verschönert, mehrere Ge-werbe zogen sich dorthin, und lm Verfolge übett huylte es Frledland weit. Bey diesem Räderischen Geschlechte — das «iaMUch seine Abstammung auS Schlesien herlel^ tete — bNeb Friebland gerade 63 Jahre, unv unter s«w«n Besitzern zeichnete sich am rühmll^ sten aus Melchior von Rädern, der dritte ln der Reche, der als Kaiserlicher General lm Türke«-kriege 159; bey Glsseck, ein wenigstens viermal stärkeres feindliches Heer !n die Flucht schlug, uno eine beträchtliche Anzahl vorher gefangner Christen befreyte.*) Der nlcht minder 1598' dlt Festung Großwaradin gegen eine türkische Belc^ gerung mannlich verlheiblsste, und deshalb 1599 vom Kaiser ln Prag zum Ritter geschlagen, auch vom Erzherzog Mathlas mit dem Directorlun» ln Obcr Ungern, und oet BefehlshabersstMe zu Vtaab begabt ward, balddarausabcr bey d,'rB«-lagerung der türkischen Festung Papa erknmkte. Und auf der Heimreise, nicht ^lter als 46 Jahre starb. Ihm zu Ehren ließ selne Wlttwe Katha rlna gtborne Schlick — dle als Vormünderin dle Güter ihres noch minderjährlgen Sohnes verwalte« te, und bey mehreren Gelegenheiten zeigte, daß sie elne Frau vom männlichen Geiste sty — ln der Bearäbnlß Klrche zu Frledland eln Mauso° llum errichten, das zu b«n prächtigsten Denk-ltlählern aus damaligen Zelten gehört, und noch jetzt — wiewohl es feindlicher Muthwtlle an ek-"!gen Orten verstümmelt hat — die Vewnnde-lung der Durchreisenden mit Recht auf sich zleht. der Bildhauer, der es verfertigte, hieß Gerhard *) Die christlichen Herrhaufe« sollen nicht stärker als 4500 die Türken 20,000 Mann stark gewesen Doch weichrn die Geschichtschreiber in den Zah^ lrn gar writ v»» einander ah» —- IH2 — Heltsrlch von Amsterdam, ullb war elner der angesehensten Künstler selneS Jahrhunderts. Erarbeitete nebst ^lnem Pollrer und lk Gehülfen, fl'infIahse hindurch, von 1605 bis i6«c» ilnavsgeseyt an diesem Wecke, so daß das bloße Arbeitslohn sieben taufmd, ein hundert und vicrfi zlgReiä)sthaler, (ober 25,710 Gulden) zustehen kommt. Achtzig Zentner Metall und 52h Zentner Marmor wurde dazu verwandt. Drey,^ ßig Fuß hoch, 20 Fuß breit, besieht es aus drey Haupt-Figuren in Lebensgröße, nämlich dem Feldmarfchall selbst, seiner Gemahlin und beyder einzigem Sohne Christoph von Rädern. Eine Menge Neben-Figuren — freylich nicht ln einfachem, sondern im damaligen überladnen G^ schmücke! — sind damit verbunden. Da es ganz aus böhmischen, schlesischen, auch fremde" Marmor und Jaspis besieht, da Vergoldung und Verzierung in keiner Rücksicht gespart worden sind, so betrugen dleUnkosten des Ganzen 45,4^ Gulden, eine Summe die zu jederzeit anseb^ llch, nach jetziger Wahrung noch beträchtlich ste^ gen würde'. Katharina, die Erbauerin batte dieses prach" tlge Mausoleum zugleich zum Grabmahl für si^ selbst, und lhren Sohn bestimmt, und daher l" »hrer beyderseltlgen Grabschrlst bl»ß dle zwey lehkn Mern der Dhrzahl offen gelassen. Aber tieft — lyz — diese Erwartung war «we von d«n so oft vorkom» wenden menschlichen — getäuschten Hoffnungen. Beyden war nicht bestimmt hier zu schlummern und zu verwesen. Christoph von Rädern war Nicht nur aus diesem Geschlechte der letzte Besitzer Friedlands, sondern er blieb es auch nicht einmal bis an sein Ende. Das lange schon glimmende Feuer innerlicher Kriege brach am Schluß der Regierung des Königs Mathlas aus. Bey Abtren» nung der böhmischen Stäube von Kaiser Ferdinand dem zweyten erllärtl sich Christoph der jüngere Freyherr von Rädern, wiewohl er kaiserlle cher Oberster war, auch für die Partey des nachher sogenannten Wlnterkönlgs/ und da er nach der Schlacht auf dem weiße» Berge voraus sah, welches Schicksal den Uebcrwundenen bcvo'stehe, begab er sich frühzeitig auf die Flucht nach Schle« sien, und dann welter nach Pohlcn. Seine Herrschaften fielen der Krone heim, und wurden -^ schon eln betrachtlicher Abstand von jenem Kaufschllllng unter Ferdinand den ersten — da-Wals um 160,863 Schock abgeschätzt. Nach Friedland flüchtete sich damals auch Graf Joachim Andreas von Schlick, ehemaliger vblrst Landrichter, und einer der vornehmsten Unter den bekannten zn Direktoren! Aber er blieb nicht lange hier verborgen. Durch sächsische weiter ward er bald aufgesucht, verhaftet, und Nerkw. II. Theil. N Mtt Dresden nach Prag gebracht, um an den in böhmischen Geschichtsbüchern mit blutigen Buchstaben aufgezeichneten 2isien Iunius 162t den Anfang des großen Trauerspiels zu machen. Frledlanb war nun zum drlttenmahle der königlichen Kammer anHelm gefallen, aber es ließ sich voraussehen, daß diese wiederum nicht lange beym unmittelbaren Besitz gedachter Herrschaft bleiben werde. So ausserordentlich groß dle Anzahl der damals von der Krone eingezogenen Güter war, so viel hatte eben dieselbe auf der andern Seite Belohnungen für die ihr treu gebliebenen Vasallen auszutheilen; und der ims mer noch fortlodernbe — ja bald darauf gewissermaßen erst recht anhebende — Krieg erheisch' te die gewaltigste Anstrengung, und ungeheuri Kosten. Die mehresten neuen Krongü'ter kehrten da^ her ziemlich schnell, zwar nicht an ihre alten, doch wieder an einzelne Besitzer zurück. — Albrecht von Waldstein gehörte damals schön zu den angesehensten, und um Ferdinand den zweyten hoA verdientesten Kriegs- Obersten. Der Äufwallb, den er für das ErzHaus Oesterreich gemacht hatte — tndem er seine Güter in Mahren lieber t>e« Feinden des Kaisers prelß gab, als sich mit l^ neu verband, eine beträchtliche Anzahl Reiter am tzlgene Kost«« ausrüstete und unterhielt, auch — «95 ^- dem Hofe noch wichtige Summen vorschoß -^ bellefen sich auf mehrere Tonnen Goldes. Nlcht minder eingestanden war sein wirksamer Antheil an dem Siege auf dem weißen Berge. Als eine kleine Vergütung jener mannlchfaltigen Aufopferungen hatte er daher schon 162, dle Herrschaft Gltschln nebst mehreren Gütern zum Geschenk erhalten, jetzt 5,622 den 16. July) wurden ihm auch dle Herrschaften Frledland und Reichenberg, jlboch mit Abtretung von Selbenberg *), gegen Erlegung von 150,^20 Gulden — also gegen «ine Summe, die mit jener Abschätzung nlchtini Vergleich kam — kauflich überlassen. Die Freude, die man ln Friebland selbst über Erlangung dieses neuen Gebieters empfand, mochte wohl nicht — sogar groß seyn. Der starre, ünblegsame Geist »>«s Grafen oon Wald« stein (denn eben damahls war Albrecht ln Grafenrang erhoben worden) war allbekannt, un6 «r selbst strebte bey jeder ^eleaenh«lt mehr darnach Furcht einzujagen, als k'ebe elnzuftö'ßm. Als beym Antritt dieser neu,n Herrschaften ble Aelchenbergir bierbrauenden Bürger um SchuS '^ Wahrscheinlich, weil Seidenberg in der Over^ Lausitz liegt, diese aber dllinabls bereits unter« Pf«lftdlich an K^ Sachsenübetlassenwysdenw«ir. — 196 " ltt ihren bisherigen Freyheiten baten , gab er lh^ nen mit kaltem, und eben dadurch zweyfach krankendem Spotte zur Antwort: „Ihre Vorrechte und Freyheiten lägen sämmtlich auf dem wetße» Berge begraben, dort möchten sie hingehen , und solche aufwecken'. " Vorzüglich konnten die Protestanten lhr Ge« schick voraussehen, da Waldsteln ein eifriger Freund der Jesuiten, und im Begriff war, ei« großes Seminarlum derselben zu Gltschin zu stiften. Wirklich wurde den Mrern dlefes Ordens sofort wieder die Erziehung der Jugend ü'bertra» gen, und da die Friebländer ihre Kinder protestantisch zu unterrichten fortfuhren: so wurden (bereits 1624 den 15. May) alle protestantische Geistliche in der Herrschaft des Landes verwiesen» Sie bestanden außer »em Friedländischen Superintendenten, M. Günther mit Nahmen, und s Nelchenberger Geistlichen, noch aus 15 Pfarrer« der umliegenden Dorfschaften, und man sieht hier einen kleinen Beweis mehr von der große" Anzahl damahls vertriebener protestantischen Leb" rer, da aus einer einzigen Herrschast deren »s sich entfernen mußten. Den Friedlänber Supe^ intendenten begleiteten bey sewem Ausgang vltlt Hundert seiner Zuhörer. Auf der Kunnerstx"' fer AnhHhe hielt er chnen die letzte Predigt, u"» «Ntlleß sie dann. "- 197 — Im Jahre 1625 ward dle Herrschaft Fried-land zu einem Herzogthum erhoben, und Wald« stein bekam außer einer großen Menge anderer Vorrechte auch das Münzrecht, dessen er sich fielßlg bediente. Von nun an heißt er fast lm-Nler in der Geschichte der Friedlänber. Gleich, wohl scheint Frieblanb selbst bey ihm eben nicht in sonderlich günstigem Andenke» gestanden zu seyn. Da er fast auf allen seinen übrigen böhmischen Herrschaften, z. B. in Gltschin und Rel-chenberg, verschiedene Hauptbaue unternahm, so traf er in Friedlanb keine Veränderung vom Belange. Eine Gewehrkammer ist fast das einzige, was man hier als ein hinterlassenes Denk-Mahl von lhm auszuweisen mag. Auf welche Art er aber übrigens regierte, wie jähzornig und überstrenge er oft zu verfahren pflegte, davon hätte bald — zwar nicht Frledland selbst, wohl aber das in gegenwärtiger Geschichte schon «lnlgemqhl erwähnte Reichen» berg ein blutiges Beyspiel abgegeben! Der katholische Geistliche allda, Andreas Stommäus, w»rd 1631 den 15. November von einigen Böse-wlchtern überfallen, beraubt unb erirordet. Sehr begreiflicher Welse gerlethen «in Paar pro, lestantische Flüchtlinge zuerst ln Verdacht dieser Frevelthat. Die Nachricht davon drang auch Hu den Ohren des Herzogs, der so eben zu Gl- «. ,98 -- ^fchin sich befand, und sein erster Befehl war — nicht etwa: daß man eine strenge Untersuchung dieses Mordes anstellen, sondern, sofort ? oder 3 Kompagnien Kroaten nebst noch andern Sol, date« absenden sollte, um Relchenberg an vier Ecken in Brand zu stecken, und Jung und Alt niederzuhauen. Schon stellte sich die zu diesem heldenmülhlgen Zuge beorderte Mannschaft in Reih und Gliedern. Doch eln gewisser Mahkr tzrltsch, der von Geburt eln Relchenberger war, und zum guten Glück in Gitschin sich aufhielt, wo er das Schloß ausmahlen sollte, meldete seinen Mitbürgern schleunigst die ihnen dro.henhe Pefahi-. Durch Abgeordnete, durch Berichte ft flehentlich als möglich abgefaßt, — „lehr noch durch die Vorbltte seiner Räthe, die jetzt erst ihm zuzusprechen wagten, wurde Waldsteln endlich zum Widerruf jenes sinnlose» Befehls bewogen, und seiner Seele das Gewicht von einigen «Pundert mehr Ermordeten abgenommen. Das traurige Ende dieses wenigstens att Heerführer gryßen Mannes ist altbekannt. Genauer zu untersuchen, ob er zur verdienten Strafe vorhabender Untreue und heimlicher VerrachereY umkam, odtr ob tt. Genug, nach eluen, kurzen Zwlschenrau«. -^ ,99 "" von zwölf Jahren gediehen die Herrschaften Friedland. un,d Reichenberg zum vtertenmahle wieder an die königliche Kammer, mW blleZen, gleichmäßig nur wenlge Monathe bey derftlben. Denn im Jahre »634 den 5. Februar blutete Waldstein zu Eger, und schon den 8- August eben dieses Jahrs erhielt Mathias Graf von Gallcis nun gedachte Besitzungen als ein kaiser» llches Gnadcngtschenk. Ungezweifelt gehörte dieser Graj^von Gallas, damahliger Generallieutenant, zu den ausge-zeichn.etsien Dlenern und Feldobersten seines Monarchen. Er hatte 1628 a», der Spitze von einigen Regimentern Fußvolk im Stift Bremen die Dä'nlsche, an 4200 Mann starke Reitcrey dergestalt umzingelt/ daß sie, in Sumpf, und Horä« ste gedrängt, sich sämmtlich ergeben mußte. Er hatte zur Gewinnung des Treffens bey Pteinfurth das Beste beygetragen. Durch lhn war 1630, Mantua überrascht und erobert wor» den. Er hatte sich 1632 bey Prags Wlederer-vberung ausgezeichnet, und dann als Befehls^ Haber des Vortrupps den Einbruch Waldsieins ln Kur Sachsen gar sehr befördert. Er hatte «üblich — waD jetzt vorzuglich belohnt war — Nalbsieins'Vorschlag, sich mit Hm zu verbln-dtn, abgelehnt, und zur Entdeckung dieser an-ilebllchen Verrätherey krWg mitgewirkt. — Auch — 2eo — ^ nachher fuhr er fort, Verdienste um bas kalser-liche Haus sich zu erwerben. Denn er, wiewohl dem jungen römischen Könige die Ehre blieb, befehligte eigentlich in der Schlacht bey Nördlingen, durch welche das Glück der schwebischen Waffen plötzlich gedämmt. die Rückkehr der Kursächsischen Freundschaft entschieden, die kaiserliche Parthey wieder hoch erhoben ward. ^Lr eroberte 1635 dir Städte Speyer und Mai' heim, und 1637 die Festung Küstrw, wo er b?« tapfern schwedischen Feldherrn Banner mit großem Verlust zum Rückzug zwang. Er ward auch, als er 1639 seine Marschallswü'rbe nleder»fgte, ,n!t der Präsibentenwürde im Kriegsratbökolle» glum bekleidet, und ermüdete bls zu sewem. Tooe (der 1647 erfolgte) nicht, seinem Gebieter er* sprleßliche Dienste zu leisten. Aber freylich zum Wohl seiner Herrschaften vermochte er um so weniger zu wlrken. Ueber Friedland erging, während seines Besitzes, eln so hartes, trübseliges Geschick, als es vordem nie erfahren hatte, und auch nachher — zum Mindesten in dem Maaße! — nie wieder erfuhr. Binnen !Q Ichren gerleth dieses Schloß fünfmahl ln schwedische, und viermahl wieder in kaiserliche Hände, gerleth es unter Umständen, die fast lmmer für so viel als eine halbe Zerstörung gelten konnten. Die ersten Schweben kamen Mter Io- hann Bannern 1635 den 17. Iuny hleher. Damahls war der kaiserlichen Besatzung eln freyer Abzug zugestanden, und die Feinde blieben drey Jahre im ungestörten Besitze, «6Z8 eroberten es ble Kaiserlichen -- 1639 die Schweben -" Zmd 1640 den 17. März die Kaiserlichen stürmend wieder. In diesem letztern Jahrs wagte der ehmahlige Besitzer Christoph von Räder einen kleinen Versuch, sich seines vrrlgen,, selt i9Iah^ ren schon verlernen Eigenthums wieber zu bemächtigen. Es gelang ihm, aber selne Freude wahrte sehr kurz. Cln kaiserliches Regiment rückte mit Sturmleitern heran,' Räder entfloh, anstatt das Aeußersie abzuwarten. Im Jahre 1642 den «7. September ßel bey Frledland eln Gefecht vor, in welchem dieGchwe» den siegten. Torstensohn ließ dany das Schloß Frlebland besehen, die Stadt plündern, und ln Brand stecken. Im folgenden Jahre besetzten ks die Oesierrelchtfchen Truppen wieder. Aber nach Mancherley kleinem und großem Wechsel — öessen genaue Erzählung ermüden müßte — bc-Nächtigten sich 1645 die Schweden wieder des sanzen umliegenden Landes, und erhielten sich auch bis zum Friedensschluß ln desse» Bchtz, Der damahlige Befehlshaber des Echlnßes, HannsWern er, versah es mlt stärkern Be, k'stigungswerklrl? als jemahls. Eln tieferer Gra- —> 202 —- b.en, neue Mauern, eln grobes Rund«!, IuAK brücken, und elne Schanze gegen Westen, die scharfe Ecke genannt, wurden verfertigt. Alle Frledländtsche Einwohner wurden ln drey Theile gesondert, und mußten abwechselnd arbeiten. Bloß Bürgermeister, Stabtrlchter, und Stadt-schrelber hatten den Vorzug vom Schanzgraben verschont zu bleiben. Im Julius 1646 warb angefangen,, im September 1647 erst geendigt. Noch jetzt sieht man elne Aufschrift allda, dlß dleseS letztere bezeugt. Nach Endlgung beS dreyßlgsliihrlgen Krieges hatte Friedlanb in sofern das Schicksal der meh" resten böhmischen festen Schlößer, daß man dessen Festungswerke größten Theils verfallen lleß« Auch zerstörten zwey große Brande, bl.e es 1676 den 6. April, und »634 betroffen, e^nen großen Theil seiner ehmahligen Form. Aber durch neue Baue warb es immer wieder besser, als vordels hergestellt. 20Z -- DaH Gtadtwaldchen bcy Pesth in Ungern. ^)ch muß lm Voraus sagen, daß bieft Benm« nung nlcht unter die ganz eigentlichen gehört, denn Sie werben weder einen Wald, noch selbst eln Wäldchen sehen, wohl aber einen sehr geräuml-K«n, zur Anlage eines knstwäldchens ziemlich vor-t.heUhaften Oll, dex selt wenigeu Jahren ble letztere Bestimmung erhalten h^t. Dieß geschah durch die gemelttnuHige Denkungsart eines Cava-llers, welcher de^r Stadt mlt dieser Anlage, eln denkenswerthts Geschenk machen wollte, wobey bllselbe, vermittelst der projectlrten Contractes, l>tr ln der That eben so sinnreich als gemeinnützig War, «in Capital von mehr als 20020 Gulden plofititt haben würbe, wenn nicht, durch einen gewlssen Mangel von Dclicatesse auf Selten bn Beschenkten, oder vielmehr ihrer Repräsentanten, die Geduld des liberalen Gebers endllch ernu'i> det, und so baS Ganze rückgängig gemacht wor< den wäre. Ich brauche Ihnen nlcht zu sagen, daß dleß mlt Bedauern des ganzen hlestgen Pub^ llcums geschehen ist, und baß jeder Fremde die< ses Bedauern mittheilt. Nach dem Plan, der b?y dieser AnlaA zum Grunde gelegt war, wäre sic unstrclticl eine der schönsten unb gefälligsten ge«« worden, die man, unter der Classe öffentlicher Lustörter, irgendwo sehen kann. Die wenigen zum Thetl schon angelegten, zum Theil erst aus-gesteckten Parthlen und Alleen, deuten auf ei« künftiges Ganze hin, das mit Kenntniß und Geschmack ausgeführt, sowohl durch die Harmonie seiner Theile, als durch die vielen schonen Aussichten, die mit Verstand und Ungezwungenheit lu die Anlage hineingezogen werben sollten, eben so selbstständlg und charaktervoll , als mannlcb' faltig und anmuthig geworden seyn würbe. Es hätte nlcht nur meiere Gänge und WalbpartlM im englischen Geschmack, sondern auch ein Wirthshaus , einig, künstliche Inseln und unter ander« beym Eingänge einen Paotllon im edlen geschmack" vollen Style enthalten, der mittelst einer sehl iweckmässlgen Einrichtung, das Ganze versch^ n?rt und belebt hibeü würde, ohne sein«» e^ — 205 "» zelnen Theilen und besonders den hineinzuziehen« den Aussichten in die entferntere Gegend, im mindesten zu schaden. Dieses Gebäude nähmlich würde ganz auf starken frey siehenden Säulenge? ruht haben, zwischen welche hindurch zwey sich kreuzende breite Alleen einen freyen vierfachen Anblick in die Gegend gewährt hätten. Was dieser reihenden Anlage, außer ihrer Annehmlichkeit auch noch wirtlich den Werth einer Wohlthat gegeben haben würde, wäre ote dadurch bewirkte Verwandlung elner großen Sand-wüste in ein erquickendes und fruchtbares Gefil-d< gewesen. Denn sie nn'issen sich diesen großen Strlch Landes, von bcr Stadt an, bis zur äußersten Grenze dteses Stabtwäldchens, als elne ebenso grosse Sandfläche vorstellen, die nlchtS als äußerst unfruchtbaren Flugsand enthält, den man aber, in gerader Richtung aufdlese Anlage, von der Stadt an bis etwa zur Hälfte der ganjen Länge des Strickes, zu beyden Seiten einer vier« fachen schönen Allee von Pappeln, bereitsauf Ane sehr nützliche Art zu figlren gewußt hat. Dieß »st durch dlc Anlage einer langen boppel« ten Neihe von Gärten geschehen, welche längS dieser Allee hinlaufen, undben Nahmen der Stadt-yründe führ««. Diese gewahren schon jetzt, oh sie gleich taum «utstandtn sind, durch die vitle» — 2c>6 -"> zum Theil sehr geschmackvollen Befriedungen, Mauern, Balustraden und Eingängen, mit denen sie gegen dle Allee zu, verziert sind, so wle durch einige schöne und gefällige Gartengebäude, dle sie enthalten, einen überaus lebhaften und angenehmen Anblick. Unter bell zuletzt erwähnten Gebäuden zeichnet sich vorzüglich eins aus, das ln der That ln einem ganz reinen, einfachen und geschmackvollen Style gebaut lst, Und von ber Stadt aus, auf der linken Gelte der Alled liegt. So klein dieses Gebäude lst, so anziehend wird es doch durch seine gefällige Simplicität, durch selne reinen Verhältnisse unb selnen einladenden Eingang, und das Auge kann sich nicht enthalten, zu ihm zurückzukehren, ob «s gleich ülle selne Verhältnisse schon auf ben ersten Blick iibersehen hat. Dem kleinen Gebäude, das ich vorherbes schrieben habe, liegt auf der andern Seite bet Allee eln anderer kleiner Pavillon gegen über, der durch sein Portal, Frontlspitz, selne Ionische Säulen und seinen lebhaften, aber geschmaclvolle" Anstrich, den sor.berbarsten Contrast mit elnein ündern lichtscheuen schmutzig-grauen Gebäil^ macht, daß eine Composition von türkischem u«^ holländischem Geschmacke zu ftyn scheint, und na'' her gegen die Stadt liegt. Es gehört tlntl« — JO? »— Ralzen und dessen eigner Erfindung. Daher sein leint souMs. Kommen Sie endlich ganz an das Ende dei Allee gegen die Stadt zu, so sehen Sie den Anfang einer Gasse der Vorstadt, die einen gefälligen ländlichen Anblick gewährt. Vorn am Eck steht rechter Hand eln Gartenhaus, an welchem noch gebaut wirb , und das vermuthlich eln Türkisches Gebäude werden soll, dabey aberganz freundlich und reinlich aussieht. Sie sehen, neben dem Garten an der Allee, worin das niedliche Gebäude steht, emen andern, ünd w diesem einen kleinen Hügel, zu dessen Inwendigem, einer kühlen Grotte, man öurch einen s'ch schlangelnden Gang gelangt, der zum Theile zwischen kleinen Anlagen von Gebüsch, zum Theile zwischen den hohen rasigten Wänden des De-filses, unter einer leichten Brücke und am Fusse schattiger Pappeln hindurch führt. Folgt man diesem Gange, der, mlt Verstand und ohne Ueberladung, diesem außerordentlich kleinen Re-vier alle Annehmlichkeit und Abwechselung verschafft, deren es fähig ist, so gelangt man wieber lns Freye, und wird einen znmiten Kiesweg gewahr, der aNmählig Berg auf, auf den Hügel führt, den man gar nicht zu finden ver-Wüthet«, well man ihn von unten nicht bemerk-le, da er nur das Dach und dle hinten allmH- Ilg abgedachte Wand der Grotte ausmacht. Dieß ist der Standpunct, den Sie nehmen müssen / um der reiyendsten Aussicht zu genießen. Ein ganzes Gefilde voll Gälten, kleinen Waldvattlen und einzelner Baumgruppen, in der mahlerischesten MNchung und Mannigfaltigkeit, von Strassen, kleineren und größeren Häuser« ln unzähliger Menge, unterbrochen, breitet sith vor ihrem Auge aus. Gerade vor Ihnen liegt ln gehöriger Entfernung, die schöne Stadt Pesth, deren Häuser die lebhaftesten und abwechselndsten Gruppen Hilden, welche wieder von ihren vielcü zierlichen Thürmen und «lngestceuten Bäumen u>" tcrbrochen «erden. Sie außerordentlich schöne Vegetation dieser Bäume, die mehrenlheils aus großen und hohcll Almen und Buchen, ober laubreichen und zartt" Akazien bestehen, über und zwischen welchen hoh< schlanke, dunkelfarbige Pappeln, theils zerstreut, theils in zusammenhangenden Gruppen, hervor ragen, giebt der Landschaft einen höchst plltore^ ken Reitz. Die zwey letzteren Gattungen r"" Bäumen findet man überhaupt in der ganz^ Gegend rings um Pcsth in vorzüglicher Me"^ und Vollkommenheit; Akazien vor ober neben ve" Häusern, vorzüglich in den Vorstädten, oder ll» Gärten und auf großen Grasplätzen, so daß w"" sich zuweilen in kleinen Wäldern von diesen ^w» men Men btfinbet, die zum Theil eine ungemeine Hs^ he und Starke erreichen, und durch ihr zartes bald gelblich grün, bald licht- bald dunkelgrün gefärbtes Laub, so wie durch die schöne Nundung ihrer Parthlen, die lieblichsten Baumgruppen bilden. Pappeln finden sie ebenfalls in schöner Höhe und Schlankheit entweder einzeln zer-streut, oder ln Alleen und Einfassungen von Gärten. Rechts hinter der Stadt sehen Sle, aus diesem Gesichtspuncte, Ofen, mit seinen vielen Häusern, seinem Berge und Schlosse hervorragen, und, da Ihnen der Anblick der Donau durch die vorderen Gegenstände entzogen wird, so scheinen von hler aus beyde Städte unmittelbar zusammenzuhängen. Zu Ihrer Rechten ha» ben Sie eine wett ausgebreitete Ebene, die von den entfernten Bergreihen jenseits der Donau im Hintergründe begrenzt wird. In dieser weiten Ebene, die Ihnen natürlich sehr verkürzt erscheint, ba sie sich nicht hoch über der Fläche befinden, ragt der Thurm von Alt- Ofen (so heißt die äu» ßerste Spitze von Ofen, die Sie nähmlich vender Brücke zwischen den Inseln durchschimmern se» hen^ nebst einigen Häusern aus der Ferne her, vor, und im weiter entfernten Hintergrunde ent. »ecken Sie am Fuße des Geblrgs elnlgeOrtschaf Merkw. II. Theil. O —» 2l« —- ten, dt« den bläulichen Nebel unterbrechen, t« welchen die Ferne gehüllt ist. Der mahlerische Duft, der den Hintergrund dieser ausgedehnten Landschaft umstießt, die Brechung und Widerscheine der Farben in den sanften Hügeln der Gebirgsrelhe, und lhre Massen, die den lieblichsten Abstich mit dem lebhaften und mannlchfaltigen Vordergrunde machen, erheben diese Landschaft zu dem vollkommensten Gemählde, das nur zu ausgedehnt, zu wenig begrenzt und zu reich an einzelnen Schönheiten ist, um, nach seinem ganzen Umfange, Vorwurf des Mahlers zu werden. Dem Mahler, der die Grenzen ' »ner Kunst kennt (welches fast die höchste Wissenschaft isi, die erlernen kann') bleibt, bey dle« sem relchgeschnu'ickten Gefilde, nichts übrig, als einzelne Theile desselben, die am ersten für sich bestehende Ganze machen können, herauszuheben, und lieber etwas von dem Umfange des Ganze« aufzuopfern, als die Einheit und Haltung seines Werkes darüber zu verlieren. Begeben Sie sich von diesem Standpuncte aus bis zum Ufer der Donau hinunter, welches freylich etwas wettest, so sehen Sie von da dle Inseln, die Sle schon kennen, ganz ln der Nahe, und welter Stromaufwärts noch elne andre, die, wenn man bis zu ihr hinaufkommt, ebenfalls einen sehr angenehmen Anblick 6«w.ihrt. »» 2l! —> Jetzt aber nehmen Sie mit m!r dle ganz «ntgtssengeseyte Richtung, nähmlich links, um die Stadt herum, um die nähmliche Gegend aus ei» nem qanz verschiedenen Gesichtspuncte zu sehn« Ich sül),e Sie abermahls auf ewen kleinen Hü« gel, den aber dleßmahl nicht die Kunst, sondern die Nttur gebildet hat, und in dessen Nachbar« schaft ein Kirchhof und ein sogenannter Calvarien-berg lst. Von hier aus zeigt sich Ihnen im Ganzen der nähmliche Gegenstand; nur mit dem Unterschiede, daß sowohl der Hintergrund völlig ver« schoben, alS auch diejenige Fläche, die Sie vor, her gesehen haben, verkürzt, und folglich dle ganze Landschaft verändert wird. Gerade vor Ihnen Negen zuerst mehrere Gar« ten zu beyden Selten einer breiten Strasse, die, bey einer neugebauten Griechischen Kirche vorbey, zum Thore von Ketskemet führt. Diese Strasse ist auf der einen Seite zum Theil mit el-ner Reihe hoher schlanker Pappeln eingefaßt, dle zur Befriedung eines Gartens gehören, und eine mahlerische Wirkung thun. Rechts führt ein anderer Weg um die Ecke, und, seiner hier sichtbaren Richtung nach, ungefähr in jene Ge« gend, aus der Sie eben gekommen sind. Auch dieser hat zur Seite schöne Baumgruppen, unter O 2 «. 212 — welchen rechter Hand elnlge Häuser verborget» find. kinks wird die Landschaft von einer Menge von Akazlenbäumen begrenzt, unter welchen mehrere Mayereyen liegen, die auf der andern Seite wieder an Gä'rten anstossen. Gerade vor sich haben Eie nun bte Anficht der Stadt, dte Ihnen freylich hie und da gros-senthells durch ble Häuser, Kirchen und Bäume des Vordergrundes entzogen, aber dafür nur desto interessanter wirb. Ofen, das auch hier mit seinem Berge und Pallaste angenehm aus dem Hintergründe hervorsticht, tritt schon wieder mehr rechts von der Stadt zurück. Auch zeigen sich die Gebirge überhaupt theils schon in grösserer Entfernung, theils mit andern Verfügungen und Schluchten. Von dieser Seite gesehen, gewinnt die Landschaft, was sie an Ausdehnung verliert, schon durch Zusammenschlebung des Mittelgrundes, Verkürzung der Fernen, und Abschneibung der Seltengrünoe, für den Mahler, und hier war» schon eher ein vortheilhafter Standpunct für den Zeichner, obgleich auch hier die außerordentliche Mannichfalttgkelt der Gegenstände einen großen Maßstab und ein sehr ausgebreitetes Tableau erfordern würde. Bey alledem sehen Sie, baß beyde Ausfichten , die sich wlizen »h^s Reichthumes «n — 2lZ einzelnen schönen Partien, nur sehr unvollkommen beschreiben lassen, aus der nähmlichen Ursache überhaupt lieber von dem Zuschauer in der Natur, als auf dem Papiere od5r der Lelnwanh gesehen seyn wollen. l^ 214 Dle Vrigittenaue bey Wien in Oesterreich unter der Ens. ^»^le Brlglttenau nahm uns in lhr helliges Dunkel auf. Diese herrliche Waldgegend, die an einem bestimmten Taqe deS Iakres. sdem vierten Sonntag nach Pfingsten) von v^len Tau-senden besuckt wird, um die Klrchwelh? mit dem üppigsten Elnnengenuß ^u feyern, lag jetzt verlassen lm Abenbschlmmer vor uns. Wir wende-ten das Auge zurück und sahen den m,ßerste« Sporn des Dammes, an we'll em die Do» nau mit vergeblichem Zorne stürmt, und lit zwey Arme qetrennt vorüberrausck ee; wir sahen geqenüber dle niedlichsten Gebäude N »ßdorfs und das prächlge Kahlenaeblrge vom Golde der sinkenden Sonne umssässen, wir sahen die Purpur- — 2l5 "^ siuthen der Donau erblassen und den Himmel in tieferes Blau sich hüllen, dem schönen Anblick hingegeben, zögerten wir lange noch am Ufer. Dle Brigltten-Au liegt auf der westlichen Spitze der Donauinsel, welche dle Leopoldstadt, den Prater und Augarten umfließt. Sie ist ein Eigenthum des Stiftes Klosterneuburg. Zwey Donauarme, von dem hinaustretenden Etein-damme gebildet, schließen sie großenthells ein. Auf jener zur Rechten sieht man freundliche Auen, Schissmühlen, Fahrzeuge, welche der großen Donau zueilen; den Arm zur Linken be» grenzen mahlerische Ufergegenden, macht die Schifffahrt nach Wien ungemcin lebhaft; an der Cpitze der Insel überraschen angenehme Aussichten auf das gegenüberliegende Gestade. Ehemahls hing diese Au mit der Kloster^ Neuburger- und Spitel- Au zusammen, bis sie durch den neuen Donaukanal davon ge» trennt wurde, und dle jetzige Form einer Halbinsel erhielt. Dieß geschah zu Anfang des l7ten Jahrhunderts, wo Ferdinand Freiherr von Hoyos, durch frühere, technische Reiten <^blle det, den Vorschlag zu Errichtung d s erahnten großen Spornes und dtr UferbesaMc machs te. Glücklicher als mancher andere Projektant führte er auch selber seinen V^schlsg aus. Durch ^. 2l6 -. dieses Werk warb die Donau durchschnitten, und cin neuer Arm gebiloet, der hart an den Stidt-mauern Wiens hinlauft, und nicht nur blt Ge-führ der Ueberschwemmungen vermindert, sondern auch für dle Avprovisionlrung der Hauptstadt von großer Wichtigkeit ist. Damahls befanden sich die Donaubrücken hier, und jener Theil der BrigltlemAu, welcher an den Augarten stößt, wird daher hie und da noch der alte Tabor genannt. Die äußerste von den damahligen Brücken war dle Wolfsbrücke; sie wurde <,n jenseitigem Ufer von einem Brückenköpfe, die Wolfsschanze genannt, vertheidigt. Bis hiehec drang Torstensohn im dreyßlgfä'hrlgen Kriege; schon hatte er den größten Theil von Oesterreich am jenseitigen Ufer bezwungen, und seine Absicht war auf Ml«n gerichtet. Aber Ferdinands M. jüngerer Bruder, Erzherzog Leopold, lagerte sich mit seinem kleinen Heere in die Brigitten-Au, und setzte den Fortschritten des kühnen Gegners Grenzen. Torstensohn hatte sich bereits der Wolfsschanze bemächtiget, und von dort aus bestrich seine Artillerie des Erzherzogs Lager. Dieser ließ auf die Schanze eln heftiges Feu" spielen, und als die Bresche zum Sturme scho« relf war, einen Haufen von zoy Freywilllge« über dle Donau führen, welche sie mlt dem Degen tn der Faust eroberten, und ble schwedische Besatzung zu Gefangenen machten. Bey dieser Gelegenheit geschah es, daß elne Kanonenkugel dicht vor dem Erzherzoge niederfiel, der in selnem Zelte bethete. Wunderbar schien dem Helden dieß El-eigniß, denn wenige kinlen nur fehlten, und er war eine Beute des TobeS. Er baute daher in der Folge auf derselben Stelle elne Klrcke in der Form eines Zeltes und weihete si« der heil. Brigitte, an deren Tage sich das Wunder begab. Diese Kirche steht noch gegenwärtig, auf dem Altarblatte fieht man die Heilige in Wolken schweben, und vor ihr kniet der fromme Erzherzog, den Kommandostab in der Rechten, gleichsam dankend für seine Rettung. Die Kirche hat drey Thürme, iiber welchen steinerne Adler prangen. Der Haupteingang lst aber Mlt einer Sonnenuhr bekorirt. Auf der «inen Seite hangen unter einem hölzernen Gei liiste die Glocken, auf der andern sieht man unter elnem Dache ein großes Gemählde, die Hel< llge der Gegend in einer Wüste darstellend, wle sie nur Mit Lappen, und dem Reichthum« ihrer Haare bedeckt vor einem Priester kniet, der ihr das Abendmahl reicht. Das Innere enthalt außer dem erwähnten Altar noch elnlge kleine Statuen, eine Kanzel und Stühle. An den Wandpfeilern sind mehrere Adler angebracht. Fur Pesizelt benutzte man dle Brigitten« Au zur Verpflegung ber mit diesem Uebel Bchafteten. Man findet daher unweit ber Kapelle ein Kreuz, wo vlele dieser Unglücklichen begraben wurden. In der Mhe der Kirche liegt das sogenannte Jägerhaus. Beyde stehen auf elner schönen mit Buschwerk umgebenen Wiese, und um die Kirche reihen sich noch überdem schattlchte Ka-stanlenbäume. Das Jägerhaus, ein Wohnge-bä'ube des kaiserlichen Försters, gewährt de« Spatzleraangern kein geringes Vergnügen. Man bekommt daselbst Weln, Bier, Kaffee, Milch und Butter oon vorzüglicher Güte. In einer mäßigen Entfernung davon lag ein dem Grafen Choteck gelegenes Landhaus mit einem sehr g<» schmackoollen Garten, wo gegenwärtig ein Herr van ber Block eine sehr ausgebreitete Wirthschaft besitzt. Von der Spitze der Insel führet mltten durch die einsame Waldgegend, welche öfters mit heiteren Aussichten wechselt, der sorgfältig erhaltene Damm bis zum Augarten bin, und breitet seine Zweige zu beyden Selten gegen die Ufer aus. Er gewährt den angenehmsten Spaziergang von der Welt. Zur linken Seite läuft das Gehege pon einzelnen lichten Parthlen durchschnitten bis ans Gestade; kömmt man aber dem Augarten nHher, so bemerkt mall mehren Wirthshäuser — 2!Y — nut hölzernen Nebenhütten, wo man unter dem Akkompagnement von Vlaslnstrumenten sich mit Speise und Trank erfrischen, den Anblick der Donau und elner Badeanstalt genießen und behaglich die vorübergehenden Spazierganger mustern kann. — Si«) das Gtift Klosterneuburg bey Wien in Oesterreich unter der Ens. 4^le Kirche lst sehr groß/ mehr lang als breit, und ln altem Style gebaut. Ehemahls hatte sie auf beyden Selten freystehende Pfeiler, dies« aber verschwanden, als bey Abbrechnng des alten Thurmes über dem vordern Chore das Gewölbe den Einsturz drohte und gestützt werdeü mußte. Dadurch verlor sie an Breite, und, weil d!« Länge blieb, auch an Proportion. Sle hat einen Hochaltar und acht Seitenaltäre. Der erstere ward vom Probst Ernst gebaut, und »7^ vom Wiener Erzblschof- Kardinal Kollonlts dem neuen Bauplane eine prächtige Facade mlt zwey glelchen Thürmen und einer Treppe über die Anhöhe bekommen sollen, welche man ge-genwärtig, um zu ihr zu gelangen, hlnaufklim-men muß. Ihre jetzigen Thürme sind jünger als die Kirche, der eine aus dem l6ten, der andere aus dem i/ten Jahrhunderte, beyde noch un^ ausgeführt. Auf dem Platze neben der Kirche sieht die vom Ritter und Bürger zu Klosterneu-burg Michael Tutz erbaute Säule, das ewige Licht genannt, mit der Aufschrift: Anno Domini M. CCC. LXXX. hoc opus perfectum est, mox post pestilentiam ist die S. Nicasii Martyris, quando et duo Papae fuerunt. (Urban VI. nähmlich und sein Gegenpabsi Clemens VII.) Die Kapelle des heil, Leopold enthält z"W Theil die Schätze des Stiftes, welche aber ftty-llch sich sehr vermindert haben, und großenthells den Bedürfnissen des Staates geopfert werde« mußten. Unter den noch vorhandenen sieht ma" die kostbare silberne und dicht vergoldete wlt Edelsteinen und Perlen! reich besetzte Monstranze« ßte hat U FyM e.lne.z HollunbttstMbe/ ""* welche ein Schleyer geworfen ist, der die Entstehung des Klosters andeutet. Die Hcllunder-blülhtn sind cu5 llewtn Perlen zusammengesetzt. Einige Rtste des Echkyers der heil. Agnes bewahrt man ln der Mitte des FußgesieNes vor dem kleine« 3iei«ealtar dce Heiligen auf, beraus Jaspis und alabasternen Figuren besieht und in Silber gefaßt ist. Ferner bemerkt man hier den alten, tragbaren, zl! Verdl'in verfertigten Altar. Er ist in Felder geschachtet, welche Gemählde von mosaischer Älbeit aus dem alten »md neuen Testament enthalten. Inschriften, wie folgende, beweisen sein hohes Alter: Qualiter aotatum Sacra coosona sint pera- \ _ ratum Cernis in hoc opere : mundi primordia quaere« Limite sub primo sunt umbrae lapis in imo, later utrumque situm, dat tempus gratiae tritum, ©ann: Anno milleno, centeno, septuAgeno ^ec con iindaoo Givenherus ^orde .sereno Sextus praepositus tibi Virgo Maria dicavit* Quod Nicolaus opus Virduueasis fabricavit. Dle erzherzogllche Keone wirb ebenfalls ln dieser Kapelle aufbewahrt. Man zeigt auch el-nen Kelch aus Donanwaschgold, der sich wle Stanlol zusammendrücken und wleder auseinan^ der biegen läßt, weil das Gold so rein ist. Ma« wäscht noch heut zu Tage bey Klosterneuburg zuweilen Gold aus der Dsnau. Diese Beschäft tigung nährt aber ihren Mann nicht sonderlich, und wlrb daher auch vernachläßigt. Ferner sieht man hier einen kostbaren Partikel und mehrere andere Seltenheiten. Vor der Schatzkammer ist dle sogenannte Gruft, die Grabstätte des hell. Leopold, seiner Gemahlinn und Kinder. Ma» lleset auf ewer bleiernen Tafel bey zwey Aschen« krügm folgende Abschriften: In his amphoris est absutio sacrarutf* reliquiarum Divi Leopoldi fqndaioris nosti*1 facta in ejas translatione per reverendufl1 Fatrem Wigalaeum Episcopum Patavieusei*»» Aaao M. D* VI. Domiaica Sexagesiaia# S" — 225 — Zur Rechten: Hie est sepulta Domina Agnes Marchio» Cissa. LJxor S. Leopoldi. Zur Linken: Hie es-L sepultus Primogenitus S. Leopoldi Adalbertus Dux (foO |>et^en Marchio) Austria*;, pius Advocatus hujus Monasierii, In der Mltle über dem Grabe: Hie suat sepulti innoccntes parvuli S. Leopoldi« Diese Grabschriften sind eine geraume Zett nach der Seligsprechung bey Gelegenheit der Erhebung des heiligen Leichnams verfertiget worden. Am Festtage des Stifters (15. November) werden die prächtig ausgeschmückten Gebeine desselben in einen silbernen Sarg gelegt; das Haupt mit dem Erzherzogshute geziert, ruht auf einem rothsammetenen Polster. Co bringt man sie in die Kirche auf einen Altar, bey welchem Neffe gelelen wird. Merk«,. II. Thell. P — 226 —»> In der obern Sakrlstep werben auch ble Reliquien des Stifters der Canonic St. Dorothea (in Wien) verwahret. Sie wurden nach Aufhebung, eigentlicher nach Verewigung derselben mit jener zu Klosterneuburg unter Joseph U. dicker gebracht. Der Sargdeckel ent-hci.lt folgende Inschrift auf einer kupfernen Mtte: Hie qniescnnt ossa Piisslmi fundatori^ Canoniae S, Borotheae Venerabilis Patris Domini Andrea« Plank Plebani in Gars, SeJ renisSimi Principis Domini Alberti qaioti t)aci? Aostriae Canceitarii. Qai obiit anno Domitii 1435 nona ^ie mencis Jonii. Unler ble Merkwürdigkeiten des StlfteS gehört auch ewe lm Jahre l§?^ verfertigte Kano» , „e, welck, vlellelcht die älteste in Oesterreich ist. Die fMer entstandenen EMsgebttude sinb nur durcb ihr Alterthum interessant. Die sogenannten KMerzlmmer, welche ehemahl der H"» wcihrend des kerpolbsftstes bewohnte, zelchnt« fich aber, su wle das ganze neue Gebäude, durch Pracht, Solidität und innere Einrichtung aus. Seit u»<,«fü'hr ?a Jahren wohnt der Hok den Feyellichkeiten nickt mehr^ey, wird aber doch. «UMrllch vom Probsie d^u geladen. Dahet gegenwärtig eln Theil dieser Zimmer den Prälaten selbst und mehreren Chörherren zur Wohnung dienet, und nur der Tract von der Probstey hinein siir den kaiserlichen Hof bestimm.« und meublirtlst. Der Kreuzgang enthält den nicht ganz rlch, ilg deducirten Stammbaum des Babenberglschen Hauses. Mehrere Gänge sind mlt Portraits der Pröbsie, verschiedenen Epitaphien ^ auch mit Contrefalts des Stlfttrs und seiner Gemahlin geschmeckt. So kommt man in das Neugebcm, wo sich unter einem Fenster eln« Marmoreafel mit vergoldeten Buchstaben befindet, welche dem Neugierigen sagen > daß Pabst Plus der VI. bey seiner Anwesenheit im Jahre 17F2 aus diesem Fenster das zahlreich im Hofe versammelte Volk gesegnet habe. D!e Treppenstufen sind zu dreyen aus rlnem Steine gehauen. Kolossallsche Steine, wie jene, welche den Alter gestalten, find als Gesimse tm Saale und in der saw tertenal angebracht. Die Masse derselben ist etwas gelb, lich- grau, und gehört, well sie gar keinen Kalk, über einzelne tleine Glimmerfiecken und nur we, nigen Thon ln ihrer Mischung hat, zu der Stein-art, welche die Mineralogen cog sltrum, Ml' trirsieln nennen. Der Steinbruch, woraus man sie bohlte, ist zu Höfiein, zwlschen Götzendorf vnd Cr«lfensteln. »» 228 »^ Von dem neuen Gebäude, welches vollendet alle ähnlichen Werke der Baukunst in Oesterreich ilbertrossen haben würde, lst nur der süb-und nordöstliche Flügel zu Stande gekommen. Auf den Giebeln derselben prangt die Kaiserkrone und der Crzherzogshut, In der Nähe betrachtet, sind beyde Kronen große mit Kupfer gedeckte Pavillons, ln welchen acht Personen bequem Raum finden" und dle himmlische Aussicht genießen kön« nen, welche sich hier von allen Selten dem Auge darbiethet. Schade, daß dieses Gebäude, welches schon von Ferne einen frappanten Anblick gewährt, und dessen hohe Schönheiten wirklich Bewunderung erregen, kein Ganzes lst. Welchen «rhebenben Eindruck müßt' es bann auf dle Set-le machen'. Dle Stifts Bibliothek befindet sich ln eine» grossen, hellen Saale. Sie soll etwas über fünf und zwanzig tausend Bcinbe, worunter mehrere primi tip? sind, außerdem aber noch sehr viele alte Handschriften enthalten. Der ^nckces ma* nuscripti sind 400 aus allen Fächern der Literatur, vorzüglich aber theologischen und historischen Inhalts. Die bekannten tabula« claus-troneoburßenäe» zeichnen sich unter ihnen aus; so wie unter den lateinischen, biblischen H>ind" schrlsten jene, welche Leopold der Hellige d«l» Chorherren schenkte. — 22«) «« Arabische und hebräische Manuscrlpte, elne deutsche Blbel, von Johann Fust 1462 zu Maynz gebruckt, etne Sammlung der berühmte« sten Werke, welche von 1320 bis 1570 heraus» gekommen, gehören zu den vorzüglichsten Selten« heilen der Bibliothek. Unter den letztern befin« den sich ble Ausgaben der meisten lateinische« und griechischen Classtker. Wenn wir noch hinzufügen, baß auch Wer« kt der neueren Literatur in der deutschen, latelnl, schen, italienischen und französischen Sprache aus allen Fächern des menschlichen Wissens, selbst aus dem Gebiethe des Schönen, basi sogar Prachtwerke hier elne Stätte gefunden haben, und daß wenigstens das Vortreffliche der mehres sten Gattungen ln dieses kleine Museum aufge« nommen worden ist, so wlro man zugeben, daß die Sammler der Stifts- Bibliothek Alles ge. leistet haben, was nur irgend von einer gelstll« chen Bibliothek gefordert werden kann. Die Mineralien-Sammlung, mit welcher das Wenlg« vereinigt wurde, was lm St. Do, rvtheen-Stifte vorhanden war, ist erst im Wer« den. Auch das Naturalienkablnet lst unbedeutend und besieht vor der Hand nur aus inländischen ausgestopften Vögeln. Die Münzensammlung verdient keine nähere Erwähnung, sie liegt gleichfalls noch ln der Kindheit. — 2IV — Unter die vorzüglichsten Merkwürdigkeiten des Stiftes gehören aber zweifelsohne dle Keller. Nirgends vielleicht hat Evan so einen prächtigen Tempel. Ein Labyrinth von Gängen, über wel» ch«n mystisches Dunkel waltet, als sollten des Gottes geheimnisse gefeyert werden, empfängt kühn gewölbt den Wanderer, der ohne Fackel, schein sich verirren wikde. Hier siehe»? geordnet dte Harnische deS ewig jungen Gottes. dle seine Kraft zu sprengen droht. Mit etner Art von Dankbarkeit wellt man vor ihnen. Giebt der Wein doch Freude und wie sparsam ist sie nicht ausgemessen ftirs Menschenleben! Diese Gewölbe tht'irmen unter dem neuen Stlftsgeböube sich dreyfach übereinander. Die untersten stehen leer, man tann da vor Kalte nicht blelbm. Auf bl« breyfache Reihe von ssel-lern folgen noch zwey Rechen gewölbter Wohnun, gen, so daß fünf Wölbungen übereinander stehen und dann erst die übrigen Stockwerke folgen. Die große Menge von Fäßern, mit Wein aus allen Jahrgängen gefüllt, machte uns staunen; noch mehr aber das ungeheure Faß, welches nach jentm zu Heidelberg wahrscheinlich das groß" >^s giebt viele Leute, die alle Jahre dahln lau« fen, um Erze zu finden, dle dort nirgends ext« stiren. Viele derselben setzen sich oft der Gefahr «us, ln jene Gruben hlnabzu fallen, welche durch den Umsturz und durch die cmß erst grotesken Stellungen der Steinplatten entstehen; und sie entwischen oft wegen ihrer wirklich lächerlichen Habsucht nur mit Mühe einem verdienten Tode. Es ist hier ein Priester, welcher ganze Son^ mer hindurch auf diesem Berge herumstreicht, un» auf demselben durch Arbeiter, die beschäftigte ble Aufmerksamkeit des Herr« Besser, dessen Gefälligkeit ich vielen Dank bey bieser kleinen Expedition schuldig bln. Dieser Steinblock ist beynahe überall matt, ausgenoM-wen auf einem kleinen Thelle der Oberfläche, die .etwas gestreift ist und gleich elnem Diamanten funkelt. Ungeachtet dkser Stein sonst leicht zu ritzen ist, so verhält er sich doch an der glänzenden Seite sehr hart, und greift selbst den Stahl an: aber man sieht sehr deutlich, baß es die nähmliche Steinmassö sey, welche nur durch «i«e übermäßige Schwere, die darüber mit außerordentlicher Geschwindigkeit hlngerollt ist, zusammengedrückt worden sey. Ich habe viele durch das Wasser pollrte Steine gesehen, aber keine« warf solchen Glanz von sich. — ^c> Das Chorherr« Stift St. Flotlau in Oesterreich ob der Ens. ^ie Gegenb, durch dle ich von Glrning gegen St. Florian Hinsuhr, lss ewe der Vorzüglichsien des Traunvlettels. Jeder der zerstreuten schöne,, und großen Bauernhöft, Mit selnen Umgebungen gewährt ein eigenes Tableau, und von den Hü, geln, über die man hin muß, hat man etn« himmlische Aussicht ln die paradiesische Gegend. Als ich n«ch fünftehalb Stunden Fahrens einen Hügel hinauf kam, standen dle schimmernde» Thürme des Stiftes St. Florian im vollen Glänze der goldenen Mittagssonne vor mir. Noch ehe lch über den Hügel hinauf fuhr, auf welchem dieses sch5ne Stift gelegen ist, kam ick das dem Stifte St. Flortan gehörige Schloß Hohenbrun vorüber, von dem das Wasser durch ein Maschinenwerk und durch unterirdische Röhren bls in das Stift geleitet wird, das auf dem Hügel Mangel an Wasser hat, und daS ln dieser Hinsicht gerade das Wlderspiel von Krems-Münster ist, das auf allen Selten Wasser genug hat, und wo sogar auf der Tafel des dortigen Prälaten das Wassec aus den Zähnen zweyer kleinen Walisische immerfort in ein Reservoir rinnt und durch einige verbeckt angebrachte Oeff-nungen wieder abstießt. Das Stlft Ct. Florian liegt nlcht allein in einer sehr angenehmen/ sondern auch in einer sehr fruchtbaren Gegend. Ueber den Zustand der Oekonomie tn diesen Gegenden werd« ich später noch einige Bemerkungen zu machen Gelegenheit haben. Aber ble Lage des Stiftes lst ungemein reihend — reihender selbst, als dle Lage von Kremsmünsier, von Lambach und manches andern schön gelegenen österreichischen Stiftes. Es liegt, wie ich schon flüher sagte, auf einem zieml'ch beträchtlichen Hügel, gleichsam den Markt, der zu seinen Füssen gelagert ist, beherrschend. Im Hintergründe des Stiftes zieht sich ein romantisches Wäldchen den Berg hinauf, der nur da zu seyn scheint, um oe« Contrast mit der übrigen Gegend zu erhöhen. Der Ausblick auf fruchtbare Thäler und aufbebaute Hügel, auf reiche Fruchtfelber und reinliche che Bauershäuser gewährt eben so viel VerglM gen, als der Prospect in die dunstblaue Ferne, ln der man die Stadt Ens, wle tn den Schleyer des Aethers gehüllt, erblicke Das Sttft St. Florian wurde ursprünglich bon Mönchen bewohnet, deren Kloster der Grabstätte des heiligen Florian sein Daseyn verdankte Bey dem Einfalle der Avaren im Jahre 737 wurde das Kloster sammt der Stadt Lorch zerstöret. Dieses erzählt d:r Bischof Altmann von Passau, welcher ausdrücklich versichert, baß er dle Urkun» den des alten Klosters selbst eingesehen habe. ldle Mönche hatten sich wahrscheinlich in Gesellschaft des Bischofes Vtvllo von torch geflüchtet, und sind wieder in die hiesige Gegend zurlickge, kehrt, nachdem sich die Avaren mlt lhier Beute hinweg begeben hatten, denn man findet bald darauf wieder Spuren von einem bestehenden Kloster. Im nemtten und lm zehnten Iahthundert« machen Urkunden ausdrüctlich Meldung vom Kloster Et. Florian, welches aber durch d,e Ein«, fa'A der Ungern zu verschiedenen Mahlen so sehr gelitten hat, daß zu Endt des dritten Iahrhun« dertes größtentheiles nur Mauern ohne Dach da standen. Der Bischof HUtmann erbarmte sich vieles elenden Zustandes, liellle «07t das Gebaudt wieder her, und führte an die stelle der Kleri« k«r, d,enen seit einigen Iqhrm die Mönche hatten Mlrfw. 1I.5lM A «"' 242 "-. welchen müssen, regullrte Chorherren ein, wek che nach der Regel leben sollten, die der helllge Augustln entworfen, der bekannte Chrodegang vermehret, und ln einigen Stücken abgeändert hat. Der Wohlthäter St. Florians Altmann fand bald mehrere Nachfolger, die in seine Fuß-stapfen traten, und sich bemühten, dem neu hergestellten Stifte eine sichere Fortdauer zu verschaffen. Die Bischöfe von Passau und auch mehrere Edle des Landes schenkten den Kanonikern Pfarren, Zehende und Unterthanen; die Kaiser und die Herzoge von Oesterreich ertheilten ihnen verschiedene Privilegien, und sicherten denselben ihre Besitzungen. Das breyzehnte Jahrhundert hätte dem Stifte bald den gänzlichen Untergang herbeygefGrt. Feuersbrünste, Krieg und meh< rere andere Unglü'cksfalle folgten so schnell auf einander, daß die Kanoniker gezwungen wurden, sich ln andere Klöster zu verfügen, well sie hier an dem nöthigen Lebensunterhalte und a» gehörlgen Wohnungen Mangel litten. Crst untre Albrecht I. wurde die Kirche und das Kloster wle-der hergestellet, und ble Aussicht auf eine besser« Zukunft ließ das vorige Elend vergessen. Späterhin hat das Stift freylich wieder zu verM" denen Mahlen durch Kriege und durch die Feh* den der Edlen lm Lande plel Ungerechtigkeit ! zu lesen ist. Aber selbst dies« alte und tmze Lebensbeschreibung bey Pez ist wohl nicht mchr ganz rein, wie sie ursprünglich gewesen ist, auf uns gekommen, sondern durch einige Zusätze ent-stellt worden. Das Erblinden des Imlglmgs, der den heil. Florian über die Brücke hlnabstießH her Aoler, der den entseelten Körper beschützt; die Erscheinung Florians, welcher einer Matro» Nt befiehlt, den Leichnam zur Erde zu bestatten? die Quelle, die entspringen mußte, um ble mats ten Zugthiere zu ^quicken, dk doch nur eine«t sehr kurzen Weg von de.n Fl we Ens bis hieh wo jetzt das Stilt St. Florian steht, zurückgelegt hatten; alles dieses sind Dinge, die gewöhn* lichen Legenden nur gar zu sebr gleichen, und auch den gelehrten Tillemont mr.nockt haben, zu bekennen, daß er alle d»e Anittnde des Todes, und was auf denselben folgte, für spatere 3"^ sä'tzt halte. Bleiben wlr bey der Wahrheit st^ hm, die uns nichts anders sagt, als: der h«^ — 245 -- Florian kam nach korch, m>b würbe bort zu Zeit der Dwcletianischen Versolaun« des chrisi« lichen Glaubens weqen in der Ens «»söuft, wel^ chenan oorziiiltch Iaqo anf dle Miill-zen der römischen Kaiser und Kaiserinnen, wel-> ches auch die Ursache ist, daß diese Slmmlung w diesem Fache vorzüglich stark tst. Ungeachtet dessen befinden sich in derselben auch viele und mitunter ganz vortreffliche Münzen von ben grle-chischen Republiken und römischen Colonlen. Die Gemählde- Gallerte des Self' tes tst in z-vey ober drey Zimmern aufgestellt, gut conservlrt und gehörig geordnet. Aber der ^ -47 — Herr Probst hatte die Güte, mlr ein Gemählde von unserem vaterländischen Wutky zu zeigen, das tn einem seiner Zimmer hle«a, und das mich, vor allem interesslrte. Es war ein flammender Vulkan mit der Beleuchtung ^es Mondes. Es lst bekannt, daß Wutky w der Darstellung dieser Szenen eine vorzügliche Stärke besitze; aber die Wirkung , welche hier das doppelte Licht ln der finstern Nacht hervorbringt, der Contrast, der durch das braunrothe Licht der Explosion des Vulkans, und durch das Silberhelle der Monbbeleuchtung entsteht, macht einen frappanten Eindruck auf den Beobachter und zaubert ihn stundenlang hin vor das schöne Bild ln Staunen und in Entzücken versunken. Ehe ich von St. Florian scheide, muß ich meine Leser noch auf einen Gegenstand aufmerksam machen, der allerdings ihrer Aufmerksamkeit werth ist: es lst die unterirdische Kirche, ln der, wie be Luca glaubt, die ersten Christen in diesen Gegenden ihre Zusammenkünfte gehalten haben. Mit Schauder steigt man in ein Gewölbe hinab, das dicht mit Tobtenbelnen und Tootenschäbel» angefüllt ist, zwischen denen man hinwandelt, wie «in Geist, der sich hier ein RuhevUtzchen sucht. Hier genießt man die Nacht und die Einsamkeit, hier ahndet man dle Kalte des Todes. — «45 ^ Hler genießt die Seele, von assen Sinnen glelch^ sam gesondert, und mit sich selbst allein, ihrer ganzen Empfä^alichkelt, und erhebt fich zu «lner ««erkannten Höhe. Hier fühlte ich mehr als !>« was Düpatn faqte, dass der Weq zum Himmel unter der Erde fortläuft. Ueber 5a6 Daseyn der Todtenscbäbel weiß man nichts bestimmtes anzu-geben. Doctor Gall fand, als er hle? war, unter diese» viele Kretlnskö'pfe. Als ich aber, wle einst Orpheus, doch ohne Eurldlce, aus den Wohnungen der Götter der Unterwelt, aus dem Orkus wieder heraufstieg, tönten mir die himmlischen Klänge von Cbrismanni's Zaube^or» gel entaegen, und hielten mich ln ber Stif'sklr» che fest, dieser Musik der Seraphine horchend, ble lch nie yu verlassen wünschte. So m^tig wirken die Töne, die aus dem Orgelbaue eines tzhrismannl hervorgehen! 24V -^ Lebensart des Riesengelirgbewohncrs in Böhmen. !^nter ben Merkwürdigkeiten des Riesengebirges sind vielleicht seine Bewohner selbst die größte; sie allein bieten in ihren mannlgfalllgen Verhalt« Nissen «inter einander, unb vielleicht noch mehr ln Rücksicht ihrer individuellen Eigenschaften ein Weites Feld der Beobachtung dar. ^ Dle gewöhnliche Lebensart des Riesengebtrg-bewohneis beweist, wie wenig der Mensck be« darf, um glücklich zu seyn. Einfach in der Aeußerung, und genügsam ln der Befriedigung seiner Bedürfnisse, nähert er sich noch jetzt vor so vielen, ünb^rn, dem Ideale von Glückseligkeit, zu dem Rousseau so gern dte ganze Menschheit zmückge-Wrt Hatte, ynd das — yenn es lrgtndwy auf diesem Erdenrunbe besieht, wohl nur bey dem Hirtenvolks irgend eines Berglanbes zu finden seyn möchte. Nirgends ist vielleicht mehr wie hier die Kindheit das eigentliche verkleinerte Bild des künftigen Lebens. Gleich bey seiner Geburt vom Schicksale an einen mehr schönen als milde« Boden geheftet, darf hier der Mensch nicht hoffen zu ernten, wo er n'.cht gepflanzt hat, und schon in den Spielen des Kindes scheint eine Ahnung seiner künftigen Mühe'und Anstrengungen sichtbar zu seyn. Unabläßig wirb er einst mit einem rauhen Himmelsstriche zu kämpft« haben "»- und der ganze Zustand des kleinen Menschen zeigt auch jeden Augenblick die zweckmäßigste Vorbereitung zur künftigen Nothwehr gegen seine Feinde — Näße und Kälte. Abhaltung und Duldsamkeit gegen die Unbilden der Witterung ist demnach der erste Grundsatz der physischen Erziehung im Rlesengebirge Im Durchschnitte säugen die Mütter ihr« Kinder ein Jahr, öfters auch wohl noch el« halbes darüber. Nichts ist lieblicher als bec Hinblick dieser Unbefangenen in Ltbensfülle sir"" tzenden und vonGesundheit blühenden Kinder. Ehedem sah der fremde Reisende wohl Knaben u«b Mädchen bis ins zehnte, eilfte Jahr ohne die geringste Bekleidung vor der Hausflur tändeln, — 251 — Ulld wie junge Wllde bey selnem Annähern ent-fp ingen; jetzt jnld nackte Kinder von 4 bis 5 Jahren schon eine seltene, unter dem dritten Jahre aber noch eine alltägliche Erscheinung. Außerdem, daß -die Mütt?r6 - Abstufungen keln anderer Unterschied mekr Statt, als der, ben das verschiedene Maaß der körperlichen Kräfte und Anlagen festsetzt. Man könnte sonack sagen, daß b" Rlesenge-blrgs-Bewohner kein Knabenalter durchgehet, und, daß er i«ne glücklichen Situationen nicken-ntn lerne, die man die Freuden der Kindhett nennt. Dennoch lst niemand glücklicher als er, bey seinen beschränkten Einsichten und qerwM Bedlnfiißi'n, bey se'ner meistens nur chlilwel.se« Entwlckeluna, lst hln Leben eine fortgesetzte Kwdl>?it. Sind gleich f?»ne ersten Freu^en und Geniiss'' weit w^n^er abwechslend und Nnnlich, als unter den gebildeten Seänden, so ist baaeqttt sein sväteres mannbares Alter we^t weniger tha^ tenrelch, und sorgenvoll, und welcher ächte ke-bensphlloloyh möchte ihn n'.che da»um beneiden, baß er an dem stillen Genuß eines mwber gerauscht vollen Lebens den Vortheil der D mer km'ipft, den wir zu erreichen uns um so weniger schmel" cheln dürfen, jemehr wir bemüht find, jede Kraftäußerunq und jeden Genuß unserer gewöhn* Men Lebensperiobe ln wenige Momente zusan<" «enMrtinKeu» Die ckarakttrisiische Einfachheit des böbern Sudeten Bewohners ciußert sich ganz vorzüglich in seinen Nahrungsmittel»», in seiner Bekleidung und der Bauart seiner Wohnungen. Die ge« Wohnliche, und beynahe allt^gliÄe Kost bestehet nebst Brod, Milch, Käse, und etwa ein wenig Butter, abwechslend aus Sauerkraut, Nasser« rüden, und Erdäpfeln; schon viel seltener, und wenigstens nickt bey den Bewohnern der höhern Gegenden siehet man Hu'lsenflüchte, Erbsen und Hirse. Bte Erdäpfel werden gewöhnlich nur mit Salz, seltner mit etwas Butter ad gesÄ malzen gegessen. Ein gewöhnliches Gerichte ist der sogt« tiamit« Sauersübtl, der aus sauerm Molken, Mehl, oder Sauerteig, Butter und Salz zubereitet wild, und ln den Vorgebirgen das mlt gedörrten, und zu Pulver zerriebenen sauern Ae-Pfeln gebackene Brod. An besondern festlichen Ta> gen erlauben fich vermögende Baudenbewohner als einen Leckerbissen, einen aus Mehl oder Schwaden wit Mllch gekochten Brey z« genießen, den sie einen Pappe, und wenn er mit geriebene»» kebMern (Pfefferkuchen) schichtweise bestreuet. Und ln einer Pfanne mlt Butter, oder fettem lauern Rahm gebraten worden ist, ein Ftlsel Nennen. Fleisch kömmt bey dem firmern Geblrgs-Mann kaum öfterS als einmal im Jahre und zwar Ostens n«ir ay hen Welhnachts Feyertagen a^f — 254- den Tisch. Außerdem erscheint nur eine so außergewöhnliche Veranlassung wie elne Hochzeit den Aufwand zu rechtfertigen, daß der Hansvater etwa eine junge Ziege für seine Gaste sch'acktet, oder zu ihrer Bewtrthung das benötki^te Rind« fleisch Herbeyschaft. In dem Frühstücke, Mittags- und Abendmahl ist selbst kein wesentlicherer Unterschied, its daß zu Mittag Brod gegessen wird, das dem Bergbewohner, t>ec es nicht selbst erbaut, zu theuer w!rd, als taß er sich es erlaubte in seinem Genuße zu schw la^n. Seinen Durst löscht der Gebirgsmann mit Quellwasser, das kalt und klar wie stößiger Kristall neben sel, ner Wohnung vorbeyrieselt, zuweilen erquicket ihn ein Trunk Molken ober abgerahmte Milch. Die Kleidung der Sudetenbewohner ist von jener ihrer Nachbarn ln Schlesien und Böhmen nicht wesentlich verschieden. Etn tuchener Rock, der gewöhnlich nur bis an die Hälfte der Schenkel, seltner bis an die Knie reicht, meistens von blauer, seltener auch von grüner oder grauer Farbe, eine Weste von gleichem Stoffe, nebst ledernen kurzen Beinkleidern von schwarzer ober schmU" ziggelber Farbe, weder zu enge noch zu weit, sondern bequem zu jeder Bewegunq, hellbraune, graue ober weiße wollene Strümpfe mit Schu^ hen, und ein schlichter dreyect,gter Mzhut, ist dl« gewöhnliche Tracht der Männer bey ihren — 255 " Verrichtungen lm Freyen und bey kalter Witterung. Zu Hause, oder bey starker Sommerhitze geht der Bergbewohner gewöhnlich bloßfiissig, ohne Rock und Weste. Wtnn ihn Geschäfte ,'ibers Geblrg zugehen nöthigen, sichert er seinen Echrltt durch einen glatten, etwa fünf böhmische Fuß langen, und etwa anderthalb Zoll dicken Fichten-stock, und dlcksohlige mit eisernen Nägeln (Zwecken) beschlagene Schuhe. Bey Glatteis bedient er sich der Steigeisen, bey hohem, frisch gefalle» nem Schnee aber der schon erwähnten Schne» «lsen. Dle Weiber tragen einen grauen oder bunt« farbechten von den Hüften bis nahe an dle Fersen herabrelchenden Rock von wollenem Zeuge, und ein tuchenes Mieder, dessen Vorderseite l der katz) steif und flach über den Busen emporstrebt — el-Nt Art Chrtnpanzer, dessen sittlicher Nutzen schwerlich de„ physischen Sckaden, den er stiftet, aus-wtegt. Das Hemde, dessen Aermel nur die Hälfte des Oberarms bedecken, wirb vorn unterm Halse mit einer Nadel zusammengeheftet, ^nb Hals und Brust meistens nocki mit einem Tu-He von gedruckter Leinwand verhüllt. Der Kopf ^ bey Unverheuratheten gewöhnlich bloß, die Haare werden in mehrere Zöpfen geflochten, und ^»f dem Scheitel dergestalt aufgeschlagen, daß "t eine Art Krone oder Nest bilden, von welchem — 256 " b.er dickere Thell wleber in den Nacken zurückfließt , welches ln dec That bey mancher recht artig lößt. Weiber tragen e!n« Haube von weißer oder Mit Blumen gedruckten Leenwand; häufig habett such Welber und Mädchen, vornehmlich bey ihren häuslichen Verrichtungen der Reinlichkeit wegen ein gefärbtes leinenes, oder baumwollenes Tuch um den Kopf gebunden. Zum vollen Anzüge gehört nebst Schuhen und wollenen Strüm-pfen noch eln Jäckchen, das gewöhnlich von schwarzem, zuweilen auch anders gefärbten Zeuge gemacht, und mlt mehreren StelßfalteN versehen ist, schwarz ist überhaupt die Staatsfarbe vis-ses Geschlechts. Seine Wohnung erbauet der Geblrgsmann sehr zweckmäßig an den grasretchen Abhängen der Berge, weil er Weibe für seine Heerde, und ret-nes Quellwasser zu seinen, und ihren Bedürfnissen allenthalben ln der Nähe findet. Gewohnt M diese letztere mehr als für sich selbst zu sor-gen, Weiler fühlt, daß von ihrem Wohle aucy das selnlge abhängt, ist der größere Thell seines Hauses mehr auf die Unterkunft und Erhaltung selneS Viehes, als auf seine eigene Bequemlichkeit berechnet, sein« Heerde scheint nicht wegen ihn, sondern erwegen iyr dazu seyn. Bauart un> Größe der Häuser tjt im ganzen Rlelengeblrge unge-Mr dleselbe Vaude ^ die emztge und beztänoige H>5 Benennung derselben, sowohl auf böhmischer, üls schlesischer Gelte. Ausser einer von Stein ausgemauerten Terrasse, die dem ganzen Hause zuv Unterlage dlent, ist der größern Wärme wegen alles übrige von Holz. Dicht zusammengefügte Bohlen bllden dle Wände, ihre Fugen werben mlt Meoß ausgestopft, und zuweilen mit Lehm iiberschmiert. Theils der größern Reinlichkeit wegen, noch mehr aber um die Kälte besser ab« zuhalten, sind die lnnern Wände mit Brettern verkleidet, und der Fußboden gedielt, von außen aber die Nord- und Westseite (die Wetterseite) der Häuser mit Schindeln überkleldet. Die klel-Uere Hälfte des Hauses begreift die Wohnstube, und zuweilen neben dieser eine kleine Kammer; vor der Wohnstube ist eine enge Hausflur mit der Küche, hinter dieser gegen die Bergselte der Mllchkeller, durch welcken das kalte Bergwassee Meltet wird, um Mllch und Butter frisch zu erhalten, und aus welckem er sick seitwärts der Baude zu anderm Gebrauche in einem hölzernen, vder steinernen Troge sammelt. Dem ^tubeneln-gange gegenüber führt eine andere Thüre aus der Hausflur in den geräumigen Stall, eine andere 1st an der Vorderseite des Hauses angebracht, Wo das Vieh aus- und eingehet, zwey oder vier kleine Fenster erhellen dle Stube, das Dach läuft melnschaftllche Arbe t für beyde Geschlechter, das häusliche Brodbackln ln m>inch,n Gegenden, die auSschlleße»be Beschäftigung der Manner. Abends verwandelt sich dle ganze Familie in elne mun» tere Cplnngesellschafs. Groß und Klein trille alsdann in elnem Kreise, nm den leuchtenden Spann fitzend, die geschäftige Spindel, oder das schnurrende <3pinnrab,w>ihrend derHausvat« Spänne schlißt, oder irqend elnen Hausrath schnlyt, und ein etwa dlest Nacht ln der Baude terberaender Tb.ilbewohner lhnen Neulgkelten. von ihren Verwandten und Bekannten tlzcihlt; lhl besucht das i"nqe Volk der Bauden seine Nachbarn, „nd liberl^ßt sick» zwanglos froher Unterhaltung und unschuldigen Neckereyen; aber der Spinnrocken wird dabey nlcht vernachlä'ßigt. Scherü und Freude fördern daS Werk, und ln« dem fte unterewander wetteifern, wer eher dle Epuss? qefl'illt bat, belebt reger Fleiß und muntere Beharrlichkeit die Emsigen Spinner unb Eplnnerlnncn. So vergehen unter Erzählungen, Schälke^ leyen und ki^dern die Stunden, und spöt, wenn ln heiterer Sommernacht nur das entfernte Bel« l«n treuer Haushunde, oder des Waldstroms «lnlonlges Rauschen aus den Thälern bls zn der 5« 26l "» tinsamen Stllle der Bauden herau^brwtzt, büps fen sorgenlos und sicher auf schroffen, jeden Be^ wohner der Fläche unwegsamen Pfaden, dies« glücklichen Kinder der Natur, der heimischen Baude zu, um durch gesunden Schlaf neue Kräfte und Heiterkeit zu sammeln zur Arbelt des fomlnenbe» Morgens. Unter einem sehr veränderlichen Himmels^ striche geboren, und seinem Elnstuße unaufhörlich ausgesetzt, einfach in seiner Lebensart, und durch atlmählige Abhärtung an Unannehmlichkeiten jeder Art gewöhnt, genießt der Bewohner der hohen Sudeten im Allgemeinen elnc vorzüg? ltche Gesundheit. Die Natur gab ihm bey mltt» lerer Größe einen starken untersetzten Körper, feste Knochen, gesunde Nerven und kraftvolle Muskeln. Ich habe nie einen fetten Menschen lm eigentlichen Riesengebirg« gesehen. Die Haa» re sind dunkelbraun und hangend, dle GefichtS» färbe lft braun ober blaß, das blühende volle Aussehen der Kinder verliert sich gewöhnlich schon ln ihrem Knabenalter, well die schwere Arbeit, zu der sie früh verhalten werden, dle Flelschfa-sern sobald straff macht. Aus dieser Ursache zum Theil hat wahrscheinlich auch das welbsiche Ge« schlecht einen viel kleinern Busen, als die Weibs« Personen lm tl«fern Lande, besonders ble vom eigentlichen Czechischen Stamme. Alles dieß , ' — 262 -»" sckNesit indessen die übrigens gute Bildung, und sehr oft wirkliche Schönheit beyder Geschlechter Nicht aus, zumahl da beym weiblichen Geschlech» te um dle Jahre der Mannbarkeit frisches Roth keine ss g^oße Seltenheit ist, wie bey dem mann» lichen. Das ganze Aeußere der Sudetenbewohner zelgt «ine gewiffe rastlose Regsamkeit, ihr Gang ist schnell, und da sie bey der herrschenden Unebenheit des Bodens, selten einige Schritte in völliger Ebene gehen können, immer hüpfend. Sie halten mit besonderer Leichtigkeit stundenlan« ges Bergstelgen, selbst ohne zu schwitzen aus, und sind gewohnt mit den hier üblichen Tragge« stellen, die sie Kraksen nennen, eine Last von 15 bis 2 Zenten so vertheile, baß sie den Kopf und Rücken zugleich drückt, ohne sichtbarer Anstrengung in gerader Richtung über die steilsten Geblrgsstelge zu tragen. Ihre ln allen Hand-lungm fichtbare Lebhaftigkeit und Offenheit, lst eine sichere Folge ihres körperlichen Wohlbehagens, und kann so karakterlstlsch nur unter Ge-birgsvölkern gesehen werden. Die gewöhnliche Lebensbauer dieses Hirten» Volkes ist 60, 7a bis 8» Jahre. Die Beyspiele von yQ und selbst über iao Jahre sind hier nlchtsweniger als eine Seltenheit. Dabey erhalten diese Menschen ihre gewöhnliche Munterkeit, und körperliche Stärke länger alS irgend- — 26z <5- wo, und ich erinnere mich nicht, 7>a, 8<> und mehrjährige Greise mit jener Schwache lind Hinfälligkeit bemerkt zu haben, die dem Alter von 6 bemitteltere Eltern Privatlehrer, (sogenannte Mnkellehrer) zu Hause, ärmere hingegen theilten ihren Kindern die wenigen Reli? Ulonsbegriffe, die sie selbst hatten, durch mündlichen Unterricht mit. Lesen und Schreiben war damahls eine große Seltenheit. Jährlich einmahl zur Fastenzeit würde in verschiedenen Bauden des Gebirges durch den katholischen Seelsorger des nächsten, 4, 6 bls 8 Stunden entfernten Kirche "w- 265 ^" sprengels dle österliche Prüfung ln der Religions^ lehre gehalten, wozu die benachbarten Bewohner mlt ihren Klndern einberufen wurden, die hinlänglich unterrichteten Erwachsenen mußten dann ihre Beichte und Kommunion in ihrer Pfarrkirche verrichten. Die Sprache der Riesengeblrgbewohner ist durchgehends die deutsche. Nur an der Siib-westselte längs den Ufern der Iser, und zwischen dieser und der Elbe reicht die böhmische Sprache bls an den Fuß der hnben Bergkette. Die deuk sche Mundart in den hohen Sudeten ist überall dieselbe, und wird nicht ohne Schwierigkeit von den iibrig/n deutschen Nationen verstanden. Charakteristisch ist dieser Sprache der häufige Gebrauch des Selbstlautes A. Der Sudetenbewohner bedient sich seiner weit häufiger als der Schweißer des Selbstlautes I. nicht nur am Ende, sondern selbst ln der Mitte der Worte, nicht nur ln Nennwörtern, sondern beynahe ganz willkürlich ln jeder andern Gattung der Wörter. Da der hiesige Geblrgbewohner eben so wie der Sckwel-tzer Diminutiven liebt, so darf man sich hier nur an die Endsylbe la, wie dort an das ll gewöhnen, um eine Menge von Benennungen sogleich zu verstehen. Der Deutsche lm Rlesengebirge wlrd zum Beyspiele Mäbla, Bergla sagen, wo Her Schweitzer Medll, und Bergli sagt. Das — 266 — viele Rufen und Sprechen von einem Berqabhan« ^e nach dem qegenül>erstek«nden »st vermuthlich d,iran Schuld, daß das Geblrgsvolk selbst in der Stube etwas lauter spricht. Der ganze Vortrag lst übrigens durch sehr vlele Abwechslungen des Tones ausgezeichnet, was meinem Gefühle nach sehr wesentlich dazu beyträgt, dem Allsdrucke dieser Menschen eine gewisse Herzlichkeit zu ver-sckasscn, und ihre Sprache dem Ohre selbst ge« fällige,- eindringend zu machen, als das mit so sichtlicher Anstrengung durch d!c Kehle herausge-;wän^t? Schweitzerdeutsch. Wer den Glauben an patriarchalische Swi'sewfalt, und möglichst unverdorbene Menschcnnatur bereits verloren hat, unl> mir oder ohne seine eigene Schuld Mtßmuth und Menschmhaß lm getränkten Busen nährt, der flüchte nach den Scheitein der Sudeten, um seine traurigen Irthümer zu berichtigen, und die Menschen a^fs neue lieben zu lernen. Hier, wo der Charakter der sich selbst überlassenen Natur in den Menschen, wie in t^en Bergen allenthalben dieselbe stille Größe, unb erhabene Einfachheit zeigt, lernt man einsehen, wie elnseltlg und ungerecht die Urtheile derer sind, welche ble Fehler uno Laster des ganzen Menschengeschlechts ohne Ausnahme auf seine einzelnen Glieder übertta« gen, und in ihrem Wahnsinn behaupten, Tugend bestehe nur m-ch lm Nahmen^ Die Reinheit der Sitten steht bey den Bewohnern des Riesengebirges gewlssermassen in gleichem Verhältnisse mit der Höhe der Berge, und der Reinheit der sie umgebenden Luft; kömmt hierzu noch die Abgelegenhell der Wohnungen von stark besuchten Strassen, so darf man rechnen, auf Menschen zu siossen, in deren Lebenswelse sich die sanfte» liebenswürdigen Züge einer Unschuldswelt beynahe ganz unenlstellt erhalten haben. Arbeitsamkeit, Eintracht, Dienstfertlgkelr, Genügsamkeit, Zufriedenheit, und herzliches Wohlwollen gegen Jedermann sind das eigene Charak-tergepll'ige dieser Menscken. Unbefangener Frohsinn, eine besondere Lebhaftigkeit, und schlicht: Geradheit in jeder Aeußerung machen alle dies? Eigenschaften noch anziehender. Das junge Volk äußert seine Fröhlichkeit bey jeder Gelegenheit durch tausend unschuldige Scherze, unb kleine Neckereyen, bey jeder Zusammenkunft, in der Spinngesellschaft, ln der Schenke bey Musik uns Tanz; oft sieht man selbst bejahrte Leute die Muntern Zirkel der Söhne und Töchter bey solchen Gelegenheiten vermehren. Vorzugsweise aber liebt das Alter gesellige Unterredungen iiber allerley Begebenheiten, die sie ln den umllegen* den Gebirgsstädten erzählen hören, und die sic. — 268 -? wle man leicht denken kann, nach einer eigenen veränderten Ausqabe bey ihrer Nachhausekunft wieder an Mann bringen. Ein redseliger Neulg-kelsskrmner tst ihnen zu allen Zelten ein willkommener Gast. In solchen Fallen äußern sie eine yroße Leichtgläubigkeit, die allerdings auch jetzt noch unter gewissen Bedingungen je zuweilen in Abesgläubigkelt ausartet. Wer jedoch lhre Wahrheitsliebe, und Aufrichtigkeit mißbraucht, und dadurch einmal lhr Vertrauen verscherzt hat, der barfnicht hoffen, es so leicht wieder zuerwer, ben. An der Religion, und den, alten Herkommen hängen sie mit unverbn'ichllcher Treue. Die Ehren, und die Tugenden ihren Vorfahren neh< men sie bey jeder Gelegenheit in Schutz, und wissen viel Kühnes/ Tapferes, und Ausseror-dentllches von ihnen zu erzählen. Gegen Neuerungen, bie auch nur dem geringsten Scheine nach auf ihre Lebensweise, und häusliche Ve« saffung nachthelltgen Bezug haben könnten, sind sie immer mißtrauisch, und in solchen Fällen schwer zu überzeugen; eben dieses Betragen ciu» ßer» sie auch anfänglich gegen jeden Fremden, bis sie aus seinem eigenen Benehmen erkennen« baß er nicht gekommen sey, ihne» zu schaben. Bedarf er aber ihrer Hülfe, bann eilt lhr natür-Nches Wohlwollen, und lhre so leicht zu erwe« sende Menschenliebe ihrer Hebenklichkelt zuvor, «- 269 —' und sie Äußern keine andere Sorge als dle, seiden Betlirfnissen zu sienern. Nicht ohne Rührung siebt der Reisende sich hier Dienste erzeigen, fiir welche derjenige, der sie lhm geleistet hat, kelne,! Lohn elwanet, oder ln Verlegenheit gc» rath, wenn n:an lhn drängt, für Dwge, die «r gastfrem.dltch aufgttischt hat, eine Bezahlung zu fordern. Aber eben b'ese Rührung hat den Volkscha-latter an marchen Orten verdorben, man hat diese Zü^e natürlicher Gutmüthigkeit oft zu laut bewundert, und lm Rausche der Begeisterung den Werth der erhaltenen Dinge doppelt und vierfach bezahlt, gleich als wären Tugenden, und Gel» siesadel kiiufilche Waare. Durch unzeitlge Freygebigkeit haben diese Menschen den Werth des Geldes kennen gelernt, und sind mit dem Verlu» sie eines großen Thells ihrer ehemaligen Genügsamkeit, Gastfreundschaft, und Dicnsifertisskelt nicht nur um drey herrliche Tugenden ihres Charakters verarmt, sondern durch die zugleich ewge-schllchene Kenntniß neuer Bedürfnisse auch in lh» rent wirklichen politischen WoMin.de gesunken« «— 27" ' Inhalt des zweyten Theils. Seite ^^ie Merkwürdigkeiten von Clsgrub ln Mähren i . . . . 3 Die Feuerprobe in Ungern ... 35 Dle Likaner ln Kroatien ... 40 Der Wall am Grcitzcrfelde in Steymnark 65 Das Zollfelb ln Kärnthln ... 77 Die Hochzeltgebmuche der Istrlaner in Istrien . . . . . .82 Ocssenttiche Plätze, die darauf befindlichen Denkmahle, und die sehenswürbigen Prlvatgebciude zu Wien, ln Oesterreich unter der Ens ... 87 Dle k. k. Porzellan- Fabrik« zu Wlen in Oesterreich unter der Ens < . 98 Das k. k. Cablnett der Antiken und Münzen zu Wien in Oesterreich unter dcr Ens......IO2 Das Bergschloß Bürglltz und seine Merkwürdigkeiten ln Böhmen . . io6 Dle Herzhaftlgkeit der Frauenzimmer in Ungern . . . . . .14» Die Ruinen von Starhemberg in Oesterreich unter der Cns . . .146 Der Wischehrab zu Prag ln Böhmen . 154 DasFrledensdenkmahl zu Leoben in Steyer- mark ...... 15/ Die ehemahls erzblschöfliche Residenz in Salzburg , . < . .159 Das Gräflich Friesische Lustschloß Vösluu bey Baaden ln Oesterreich unter der Ens ...... 176 Das Schloß Friedland in Böhmen . ,80 Das Stadtw^idchen bey Pesth in Ungern 203 Die Brlgitttnaue bey Wien in Oesterreich unter der Ens . . . . ^lg Das Stift Klosierneuburg bey Wien ln Oesterreich unter der Ens . . 22« Die Babla G6ra in Galizlen . . 2zü — 272 "» Seite Das Chorherrn- Stift St. Floren ln Oesterreich ob der Ens . . . 239 Dl« Lebensart des RtesenZeblrgbewohners w Böhmen ..... 249 ^'/..«,. ^-^"''^^,,^'.,^ ^/