^ Zum Mutzen und Vergnügen. ------—« 16 -»------— Freptag den 18. April 1823. ^auvtmann v. Bosi'os Reise auf die Spitze des /öergcs Tcrglou in Krain, im Iuly des Jahres 1622. ^'jähst von F. Ritter von Iacomini-Holzapfel-Waasen. (Fortsetzung). ^"^m 5. Iuly um drey Uhr Morgens, m welcher ^^inde das Thermometer 3 2/3 G. u. s> nach Reau-"'Ur zeigte, wie sich denn allezett bey dem Morgen-, "lüpfe, in welchem der werdende Tag die scheidende "l"chl besiegt, ei/ie bedeutende Kalte in der Atmofphä-^Anzustellen pfiegt, — besah ich die Stellung des '^üblichen Gewölkes, und wie eine grauende Ahnung, >') die Vesorgniß in mein-em Gemüthe ans, das? der werdende Tag kein Tag der Freude, und des glückten Gewöhrens meiner so lange, und warm m mir sengten Wünsche seyn werde." „Noch sah ich die neblichren Begleiter des mir amöhsZ s^^„ ^^^,^ bekannt und freundlich geworde- ^^ Tergloils und seines würdigen Scheitels, zwar "under als vor einigen Stunden, doch immer so ver- "wmelt, das; ich als das Geringste, was mir widerfah- ^' ko!'.,ite, dieFruchtlosigkeit meiner Bemühung, di« Un» ^^llchkeit, meine trigonometrischen Beobachtungen an- ^ ^^ und zu vollenden, besorgen mußte. Aber meine ^ "pleiter dachten anders; sie glaubten aus dem Zuge ^s lindes eine günstige Vorbedeutung für eine reine ältere Witterung in den Höhen entnehme», zu können, und ihrer-Meinung schloß ich mich um so lieber an, "ls «mes Theils der gegründet scheinend« Schluß, daß die Virhersagung dieser Ortskundigen auf Wahrnehmungen öfterer Erfahrungen beruhe, meine Besorg» nisse beschwichtigte, und andern Theils mein sehnliches Streben mit froher Hast diese Beruhigung ergriff." „Also eben so rasch, als ich nach diesem Urtheils« svruche meinen Entschluß gefaßt hatte, eilte ich auch meiner kleinen Karagane voran, und ließ meinem mit Gründen, und Gegcngründen kampfenden Sinne nicht Zeit und Muße, durch ein sorgfältiges Abwägen meinen Beschluß in seiner Ausführung zu hemmen, bis die allmahlige Erheiterung des Lufckreis.es, welche der werdende Morgen wie ein freundliches Lächeln über eine kummerumwölkte Stirne verbreitet, auch in meiner Seele das frühere Zogen für ?>eue Hoffnungen empfänglich stimmte, und mich an der Spitze meines zum Theile schwer bcladenen Geleites über FelsrnspitzeT hinan, neben tiefen, spät und dumpf wiederhabenden Schluchten, durch Eisthäler, deren Farbenspiegel di» Stammbäum ihrer hohen Ahnen ist,'über schouderhaf, te Spalten, die ihren Schlund in tiefer Höhlung wie Niesenrachen öffneten, — von Klippe zu Klipp» klimmend, ohne sicheren Tritt, zu jeder Se-te da< Unendliche des'Abgrundes — in schweigender Stille, lautlos, wie die stets «iahe, immer sich erneuernde, sicrs wachsende Gefahr die Zunge lahmte, — zu einer Felsenspaltung führte, welche das Thor des Terglou genannt wird." „Mit Necht wird es so genannt, denn eine neue Welt gestaltet sich von Innen und Außen. — Das Ende jeder Vegetation, der Scheidepunct von allen l«b«nden Wesen, weil sich im Innern des Thores kein Würmchen mehr backen laßt, und nicht einmahl der itl andern Hohen heimische Schneeoogel die Luft durch-kreist, schließt es die letzten karglichen Halmen dicht «ilten wir, nachdem ich das Thermometer beobachtet, »nd den Stand desselben auf 5 l/2 Graden unter Null ,«ch Reaumur befunden hatte, um 6 1/2 Uhr Mor. genS, unsere Wanderung fortzusehen, und mit muthi- ^ ger Hast die Höhe des kleinen Terg lo u ;u ersteigen/ ^ „Die heftigen Größe oes Nordwindes, der unser Erklimmen machtig erschwerte, erfüllten uns jedoch mic der beruhigenden Hoffnung, daß eben durch diesen unseren Widersacher die Wolken zerstiebt werden würden, welche noch immer iiu wechselnden Kampfe den Zenilh des grosien Terglou umhüllten, und sich gleichsam ' um die Herrschaft seiner Umgebung zu streuen sch"' nen.« „In Absätzen getheilt, bildete die riesenhafte. Wand ein Amphitheater, zu dessen Gipfel man sich ! nur von Stufe zu Stufe, und nur mit wechselseici< i g«r Hülfe, in steter Gefahr des nahen Sturzes in u« , len Spalten, oft nur mit unsäglicher, durch die eigp ne Lage der selbst auf unsicherer Basis schwankend^ ! Hülfeleistenden bis zum höchsten Maße gesteigerten Müheanwendung fortgebracht werden konnte." „Doch errangen wir die Spitze des kleinen T e" glou, welcher nach HacquetS Bemerkungen einst mit' der großen Spitze vereiniget gewesen seyn soll, ullb nach seinen nicht ungegründet scheinenden Vermuthe gen, durch die Verwitterung, welcher solche kahlt>,ndpun5t auch gewöhnlich zu erhabenem Gcfühsen timmet, so mögen in eben diesem Mas;e unsere freu« >igen, erhebenden Empfindungen Entschuldigung sin« >en, welche unS bey dem Gedanken durchglühten, >iese Hohe eillimmt zu haben, die in der Voraus.-etzu»g ihrer Messung von 10,194 Fuß über die Mec--essiache, und bey einem gleichen Niveau d^selbeü nit dem Umkreise des Berges, den Überblick von 5H )eog Aufstellung meinem Zwecke entgegen war, so bewirkte ich mit HiUfe meiner Gefährten ihre Übertragung auf den Mittelpunct, der zugleich die höcksts Spitze der Höhe bildet', ließ die Wctrerstange südlich in einher Entfer. nunZ von der Pyramide, in dasF?!set!gestein bauen, und bereitete, die unten ohne Verschallung gelassene Basis der Letzteren so vor, um unier derselben, senkrecht unter ihrer Spitze, mein Messungs-^"strument aufstellen, und von dort aus nah allen Seiten meine Beobachtungen mit dem Theodoliten vornehm«» zu können, wozu mir, wie gewöhnlich, das Quadrat der Grundfläche ler Pyramide, mit den i 1/2 Klafter messenden Seitenwänden hinlänglichen Raum darboth. <— Mein Instrument an der Seite, mein Zelt zur Hülfe-leistung gegen Wind i^w Sonnenstrahlen in Bereitschaft, wollte ich die Erheiterung der fernen Höhen, und ihr? Entwölkung vom umhüllanden Nebel erwarben, und beschäftigte mich indeß, der bestehenden Ordnung Genüge zu leisten, uno meinem in der Mine dcs innern Raumes der Pyramide gesenkten Steilie, die übliche Bezeichnung des Triangul^'Nngs - Signals » Das donnerähnliche Abrollender Stei« ,>e der losgerissene!! Felsenmassen, die sich durch die lang? vorbereitere Verwitterung von ihren in Lüften ragenden Puncren b^freyt, mit euiem wild ertönenden Abschiedjiglusie m ihr kalces Grub stürzten, — das krachende Bersten der Eisberge, die in neuen Spaltungen neue Missen für ihre ewige Dauer gestalteten, —> breiteten mein von düsteren Vorgefühlen tief bewegtes Gemüth in einem schaurigen Dahinstarren für mein Nahendes Geschick. — Als ich, wie auö bösen Träumen erwachend, >«m mich,blickte, gewahrte ich, daß>mch der größte Theil memer Gefährten / bis auf zwey derselben, und meinen treuen Gehülfen,zerlassen batte. f— So schmerzlich in solchen Momenten" die uberzeugung ist, daß im Allgemeinen die Selbstliebe der Menschen größer, als ihre Nächstenliebe sey, so biethet doch ebe» diese, die bessere Meinung von den Gesinnungen der Mitmenschen krankende Erfahrung für denjenigen, welchem der gütige Schöpfer die unendliche W,'i)lchat einer mehreren Bildung der Seele gewahrte, wieder einen neuenBestimmungsgrÜnd dar, die Hülfe nicht in der Gunst Anderer, sondern in dem eigenen Bewußtseyn festen Handelns und in dem ei-gen«n Muthe zu suchen." (Der Beschluß folgt). Gedruckt bey I 2 naz Aloyz Edlen » on Kleinmayr.