——------««^ ^.8 ^^»^-----^____ Freytag den i. December 1626. Verse aus Lutold's Papieren. Resignation. <^ süßer Traum! noch ew Mahl laß dich schauen, Dann streife deinen Etcrnenmantcl ab; Noch cm Madl ^aß d.,6 Blümchen sich erdlauen, Dann senk' es tränend i,i scin frühes Gr^v.' Wie sanft umwehst du meine stille Trauer, Erqmckung säusclt deiner Flügel Schwung; — Veischwmgen, glai,bst du, wird der'-kalte Schauer, ,Uud süß einst leben die Erinnerung? — Cliinl'rnng nun in deinen Mutterarmen Will Ruhe suchen dein getäuschter Sohn; Du weigerst ihm qcwiß nicht dein Erbarmen, Und röchest noch die blasse Leichenkron'. So fahr' den hin! noch ein Mahl konnt' ich schauen Dich, Schattenbild! —nun wirf die Hülle ab; Noch ein Mahl sah' das Blümchen ich erblauen, Nu» senk' es schnell iu'e kalte Zeitengrab. Die Hand in der Mauer. (Beschluß). Mittlerweile w°r Bcezzi zum Thore hinabgekom. men, und Hütte den furchtbaren Besuch hereingelassen. D«r Com'tussär wies seinen Befehl vor, im Schlosse Nach. suHiingen zu halten, und was ei des Bedenklichen si,,de, mitzunehmen. Man fing bey einigen Domestiken an un^ lam, nachdem ma>, mchtS gefunden, in Marselli's Zlm, mer. V"zzi ging indeß zur Gräfinn, und hieß sie un, t.>r geheucheltem Erstaunen über den „achtlichen Besuch sich ruhig zu verhallen. B r e,; z. Man ahnet, glaube ich, bedenkliche Papiere, Plane oder was dergleichen. Gräf. Bey meinem Gemahl, der eben in wich. tigssen Geschäften in Venebig i^ ? Brezz. Vielleicht elwas ohne sein Wissen hin, ter seinem Rücken. Es kann Einem von uns gelten. Ich fürchte nichts. Hier ist das Portefe'nlle des Ar! chiiekten, wollen wir es nichl in Sicherheit bringen? Gräf. Nein. Brezz. Sie lassen sich die Untersuchung gefallen? Gräs. Ohne meinem Rechte wai zu vergeben, für jede, hoffentlich bald entdeckte Bosheit, in der Sache Genugthuung zu fordern. Nachdem auch die Zimmer des Cavalier Bretli un. tersucht worden, kam man in die Gemächer der Grä. füm. Brezzi stellte sich, die Gräsinn im Nahmen de< Gemahls vertreten und schützen zil wollen. Der Commissär geriech auf das Portefeuille des Baumeisters, untersuchte es, und nahm es zu sich. Er verlangte auch den Schreibkasten des Grafen zu durch, for/chen. Br.zzi reichte ihm mit flüchtigem Duchblick alle Papiere, und nachdem er nichts als Rechnungel, und Privsthriefe gefunden, s^loß er ihn wieder zu. Breiz. Wollen Sie, liebe Gräfinn, nicht auch die ChsluNe mit den Familienpavieren einsehen lassen? Graf. Sie sind nicht im Schlosse, und anver. orts in Verwahrung. Commissar. Si: haöen nichts zu besorgen. Wenn sich außer den Familienpapieren nichtl Bedenk-liches gegen den St«al oorsindel, so «ird ihnen die Chatul!« unverletzt zurückgegeben.— Sonst muß ich strenger »achforschen lassen. Graf. Die Chatulle ist nicht im Schloff«. Han, del» Sie nach ihrer Pflicht. Einer von den Surren, die daj Schloß umgingen, meldete, daß er Bengewand im Garten und Fußtritte im Blumenbeete gefunden habe. Der Ganen würd« untersucht, «nid daun inchti grfnnden. M«n forscht« im Hguse nach, wer da fehle, und Brezzi be« merkte, das der Architekt «ermißt werde. Einige der Ebirien wurden ausgesandt, ihn zu suchen. Man bemerkt« im Dickicht de< Waldes ein«n flüchtigen Menschen. Aller auf den Zuruf nicht Stai'.d hielt, wurde nach ihm geschossen, und er verschwand. Die Sbirren eilten d«r Gegend zu. Sie sahen einen Menschen sich im Gebüsche verbergen/ und ^ogen ihn hervor. Es war nicht Marselli, sondern ein Fremder, der durch alle Zeichen be? Angst perriech, nicht auf rechlen Wegen en«ppt worden zu seyn. Sie brachten ihn ins Schloß. Brezzi erblaßte «l« er ihn sah, doch faßie er sich schnell wieder. Es ist ein Böthe, rief er, den ich zu einem Freund nach Ceneda gesendet. Hast du die Briefe richtig abgegeben? Vor diesen Herren ist nicht zu lügen, sagte der Fremde. Ich komme von der Gränze, und bringe, weiß Gott, welche abscheuliche Briefe an Sie, da man mir solche Heimlichkeit auf die Seele band. Da ist das ver. bächtige Packet. Bre^i wollt« darnach langen. Der Commissar leg« te die Hand darauf. Vielleicht komme ich gerade jetzt zudem wichtigsten Fund, meinte er und öffnete es. Da< erste Platt verrieth ihm schon ein niedres Buden» stück. Er las: „Sie verfahren in der verabredeten Sache zu lang. sam, und zu unsicher. Wenn Sie l,eyliegend« verdäch« tige Brief« unter di« Papiere des Grafen mengen, so dürfte das genug ftyn, lhn in Gewahrsam und die Gra' sinn unter Curaiel zu bringen, wozu nur Vie, als der nächste Verwsndte, erkohren werden, unddie bewußten Documente ausliefern können. Wir erwarten durch eben diesen Bothen die Berichte über Ihre Operationen." Mun glaubt ich mir, sprach d^r Commissar, die heimlich» Anjrig« zu erklären und bcn Aligeder zu ?s« lachen. Sie und dn Bo°,»^ folgen mir nach Venedig. Br ezzi. Dcr B'iefist nicht sn mich. DerV?,< bächtiqste im Schlosse, der Architekt Marselli mangelt-Er kann an ihn g,licht,i seyn. Il-.ilej'sen graute der Morden im Oi?en herauf. Ein Maurer kam jammernd ins HH!»ß gelaufen. Ilnse« Baumeister, schrie ,r, licgr erschossen vor der Clivelle. Der Schuß der S!»ir!s„ aus dem Wa!d« hatte ihn g»-. troffen. Er schleppt» sich biz ^l- C«otll< und h.iüchl« dorl sein Leben au«. Die Gräsinn und M^ria sanken in Ohnmacht. Vrezzi schöpfte Alh«m. Ein Mord durch Ihr» Z^chülo, sprach ter Com« missär zil Brezzi, aber er soll Ihnen nichi« helfeü. Man führe B."lj;i über Fossetta, und slin^n Bochen über Mestre nach Venedig. 3« geschah. D I^ der Capelle war eine Gruft gebaut, in der 5,'e Gräfinn einst mitten unter ihren Unterthanen, die si« beglückt?, ruhen wollte. Diese ward dem »deln Meister zur Ruhestätte bestimmt. Alle Bewohner der Umgegend waren zum Leichen« beganginß helbeygeströmt. Aller Augen schwammen m Thränen. Herzzerreißend war der Anblick, als man hiiner dem Sarge die Witwe des Verblichenen zwi, sch?n dem llÄuernren Graf«» und der^rasinn daher, wanken scch. Sie langten vo? der Capelle an, um welche di« " zahlv«iche Begleitung einen Kreis gebildet hatte. Die Gebeth» wurden gesprochen und die Leicht eiugeseg« net. Nun trug man sie in die Capelle, um sie in di« gräsiiche Grufi ^ versengn. Der ^cein wurde weggehoben, und als man l'n ^l« Gruft hin^bleuchlete, glänzte aus der Tieft das gerettet« Kästchen herauf. Da< Kästchen, da ist es! säm? einrr der7lrbeiter, liesi sich in die Gruft hinab, und hob es aus derselbe» empor. Die Gräfinn sank weinend anf den Sarg dcS Edlen hin, der es mit dem Opfer seines Lebens g«-rcicel hatte. „Darum die Hand in der Mauer, darum dieß stumme Zeichen der Freundettreue. Er hatte ja selbst den Ort bezeichnet, mo er das anvertraute Pfand ni«« dergelegt. Nur wir tonnten une dieß Zeichen nicht deu» ten, nur hier konnten wir nicht suchen." Der Sarg wurde unter tausend Segnungen und Thränen hinabgesenkt. Als nach der Leichenbegleitung außer der Capell« der Fund des geretteten Kästchens kund gethan ward, tineten Alle nieder, für den ver« Mrten Freund der gräflichen Familie zu bethen. Der Graf fand im Kästchen Alles unversehrt. Der Commissar nahm Abschied vom Grafen, und reiste wieder ab. Die Witwe blieb bey d«r gräflichen Familie, und bezog, als sie nach Verona abreiste, ein Haus in der Nahe der Capelle, wo sie einigt verwaiste Mädchen z» sich nahm und erzog. Der Graf und die Grosinn konnten in Casalino, dem Orte so schrecklicher Erinnerungen, nicht mehr lebenS» froh werden. Die jährlichen Reisen dahin wurden UN» »erbrochen, und daun gar ausgegeben. Die Witwe blieb bis zu ihrem Tod« daselbst. Die Villa versiel, wurde znstückt. An d«r Ca« pelle lst noch die eingedrückte Hand zu schauen. Der T r a u r e r. Wo der Mond des Fnedhofs Maut» Mit dem Silberstrahl beschemt, Unter bangem Nlätterschauer Thränen dic Ermn'rung weint. Kniet auf theurer Schlummerstätte Ein Verlaßner un Gebeth,. Auf dem halb versnnknen Mahle Kniet er weinend Stunden lang, In der grausen Todtenhalle ^^^M Flüstert die Cypresse b«ng ^^^W Zu des TraurerS lauten Klagen, Die umsonst nach Aulwort fragen. Weint des blassen Jünglings Kummer Um des Vaters kaltes Herz? Laß ihn schlafen! o sein Schlummer Ist so siiß und ohne Schmerz: Gönne dem der Reise müden Pilger seinen Abendfrieden. ,Liebevoll am Herzen traget ^Mlch ein guter Vater noch; »Aber meine Seele klaget »In der tiefsten Trauer doch. »Ist deS Lebens Lust verschwunden,^ ,Kürzen Klagen uns're Stunden- »Dieser blasse, ernste Kummer »Weint um der Geliebten Herz, «Jahre dauert schon ihr Schlummer, »Jahre dauert schon mein Schmerz, »Wird das Grab mich ihr vereinen, »Hört mein Auge auf zu weinen." --------—«V».-------------- ^ Wie fangt man den Maulwurf? In einer Schritt: der untrügliche Maulwurfsfan> ger, Ilmenau 1624 — wird gesagt: Wenn man mit irgend einem Werkzeuge einen Gang, der 2 frisch aufgeworfene Haufen mit einander verbindet, an einer Stelle öffnet, so eilt der Maulwurf nsch einiger Zeit an diese Stelle, um den zerstörten Gang auszubessern, dsmit er durch die Öffnung nicht der freyen Luft ober irgend einer Gefahr ausgesetzt werde. Zu diesem Be» Hufe bildet er an der offenen Stelle von ausgegrabener lockerer Erde ein Gewölbe, das die Gestall eines läng» lichen Maulu'lnfshüglls bat, und stellt auf diese W?i. se den unterbrochenen Gang wieder her. Die Tage«!, zeiien, an »reichen er vorzüglich s?in Werk treibt, sind: beym Aufgange der Sonne, um 9 Uhr des Morgens, zu Mittag, um 3 Uhr Nachmittags «nd beym Unter, gange der Sonne. Auf diesen Naturkenntmssen beruhet vorzüglich die Kunst, den Maulwurf sehr leicht und geschwind zu fangen, wozu man nichts weiier, als eine Hacke nöthig hat, weil es mit dieser weii sicherer und geschwinder, als.mit Fallen, Schlingen, Gin, Rauch u. dgl. geht. — Der Maulwulf ist auch ein aucer Wetterprophet. Bey Veränderung der Witterung witft er seine Haufen mehr auf, als sonst. M i s c e l l e n. Ein berühmter Astronom in B. erstaunte nicht wenig, seinen Bedienten spät Abends im Garten zu sin, den, indem er zwey Pistolen über die Augen hangen harte, und gegen das Firmament schaute. E>- mei„ie, der Bursche sey närrisch geworben, und fragte ihn, was er hier mache? Den Kometen möchte ich sehe», antwortete tieser, und da in den Zeicmigen geschrieben steht, man kann ihn nur mit bewaffneten Auge/, sehen, so hab' ich die zwey Pistolen von euer Gnaden zu leihen genommeil. DichterPurns, Schottlands Toeocrit, stand einst. Mahls am Kay von Greenock. als ein reicher Mann aus der Siaot das Unglück hatte, in das Wasser :u fallen. Es war tcin Schwimmer, und sein T°d daber so gut als gewiß, wäre nicht zufällig ein Macrose oor. über gegangen, der sich ihm nachstürzte, und ihn nn'l eigener Lebensgefahr heraushohlte. Als sich der Mann wieder etwas von seinem Schrecken erhohlc hatte, fühl er in die Tasche, Ul.d drückr? seinem R?tcer einen Schil. Img in die Hand. Die Zuschauer murrten laut übe« einen so schmutzigen Geitz. Burns, verächtlich dem Gerettetenden Rücken zukehrend, beschmichugre sie, denn, ftgte er, der Herr mü > se w 0 hl am besten wissen, was sein Leben werth sey. Gedruckt.bey Ignaz AloyS Edlen von Kleinmaur.