UAIAUUNN3UU für Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirr von Franz Hermann von Hermannsthal. ^ RA. Montag am 4. Iuli ^843. W<^^ Non dieser Zeitschrift erscheine» wöchenllich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen. Der Preis des Vlattes ist in Laibach ganzjühliat! »^»^ daibjühria 5 st. Durch die l. l. Post unier Onuvere mit porloireier Zusendung Zanziahrig », balbiäbrig 4 sl. L. M., und wird »»lbjiibria »orau» Gedanken am Grabe meines Freundes. *) ier Ichläfst du, Freund, den langen Todesschlnmmer, Die!! Grab dein Bell , dein Hau«! Wohl war nur kurz dein Tagwerk dir beschieden. Der Morgen schon rief, Theurer, dich zu,» Frieden» Vlies deine Fackel au«! Nicht fassen könnt' ich es, als, nch! in Thräne« Ich scheidend dich umschloß, Als du versprachst im warmen Freundcslussc, Mich heimzusuchen in der Geister Müsse — Was Trost in's Herz mir goß. Du hieltst nicht Wort! — In diese dunkle Kammer Stiegst du, des Lebens müd'. Nicht seh' ich mehr der Jugend Frühgcnosse»! Mit Riesenbanden hält das Grab umschlossen, Was hier so schon geblüht. So steh' ich denn verlasse,! an dem Hügel, Der mir den Freund «erdeckt! Dein Name, nch, »erhallt >n öden Lüften» Kein Todtcr steigt aus diesen morschen Grüften, Bis ihn der Engel weckt! Doch lebst du ja »erklär! im Stcrnenglauze, Ein Schutzgeist lebst du mir. Der Staub mag mit dem Staube sich «ermählen. Du lebst in Paradieses heitern Sülen, Ei» Schutzgeist lebst du mir! Klagenfurt. Nr. Joseph Nosina. Gin Tag in Baden. Reiseskizze von Eberhard A. Ionnk. Nicht leicht besitzt, eine Hauptstadt so überaus reizende, anmmhige, und die seltenste, bunteste Abwechslung bietende Umgebungen, als Wien; diese Behauptung haben schon viele Reisende aufgestellt, und es ist wirklich dort nicht schwer, nach dem Gewirre des Treibens, welches jeder großen Stadt eigenthümlich ist, oder nach einigen, der rastlosen Arbeit gewidmeten Tagen einen Ort zu finden, ') Der Name des Freundes war? , ?r!,nc!2ru« .^lünriZ NadI , der am 25. Juni t««L im 2y, Lebensjahre m, hiesigen Üranciscancrkloster «er,chied. Der Verf. wo man Gelegenheit hat, die Natur zu bewundern, an der Gesellschaft des statu heitern, lebensfrohen und zutraulichen Oesterreichers Theil zu nehmen, und zugleich die leiblichen Bedürfnisse auf eine sehr charmante Weise zu befriedigen. Hat man seine Tour in den nächsten Dorfern und Lustör­tern, Meidling, Hitzing, Döblmg, und wie alle die ings heißen, gemacht, wählt man einen Tag, und pilgert nach Baden. Ich hatte schon eine längere Zeit in Wien gelebt, die meisten seiner Herrlichkeiten genossen. Eines Abends halte ich „Belisar" im Kärmhnertore gesehen, über die untragische Musik mit dem sonst ansprechenden Klmgklang meine Glo­ßen gemacht, Schober mit seinem martirten Spiel und der erschütternden Stimme angestaunt, die Haßelt-Barlh , die Repräsentantin der Tragödie und der Oper, bewundert, ich träumte von der lieblichen Berndes-Irene, als ich et­was unsanft aufgeweckt wurde, mit der Weisung, es sei bereits Z Uhr, und folglich Zeit, sich zur Reise nach Ba­den bereit zu machen. Melancholisch den Rauch meiner Cigarre vor mich blasend, zog ich auf den neuen Markt; von dort sollte es mit dem Stellwagen weiter gehen; da stand der Kasten, und obwohl die Stunde zur Abfahrt be­reits geschlagen hatte, sah man noch immer keine Pferde, denn es fehlten die übrigen Passagiere. „Langschläfer!" brummte ich, ging m das Kaffehhaus gegenüber, und är­gerte mich bei einer Tasse guter Melange, daß ich verge­ bens aus meinem gesunden Schlafe geweckt worden. Nicht lange währte es, so erhielt ich drei junge Männer zur Gesellschaft, alle gleich gekleidet, passende Sommeranzüge und Strohhüte — ein lustiges Völkchen, das die Sorgen und Miseres des Lebens nicht kennt, oder, so lange es angeht, gern vergißt; von ihnen erfuhr ich, daß sie eben­falls nach Baden wollten, und so war es mir angenehm, eine fröhliche Gesellschaft gefunden zu haben, denn einige Herren und Damen, die mitfuhren, beharrten eigensinnig in ihrer Worckargheit, als wir den Wagen bestiegen hat­ten, und nun durch die langweilige lange Vorstadt weiter rollten. ^4 Kaum harten wir die Barriere hinter uns, so über­sahen wir mit eine»! Blicke das weite, gesegnete, ebene Land; die Sonne tauchte aus ihrem Nebelschleier herauf längs des gewölbten Himmelsdomes, und überzog die Ge­gend mit ihrem Purpurschimmer. Ich hätte niederknien und Gocc danken mögen, daß er dies schöne Land mit den unermeßlichen Segnungen werden ließ; ich freute mich so­gar, daß die ganze Gesellschaft schlief und meine stille Rührung nicht sah; in solcher Einsamkeit war mir am wohlsten. Wir fuhren durch einen Bogen der raaber Eisenbahn, ein neuer Beweis der eifrigen Sorge für das bessere Ge­deihen der Industrie und des Handels, ein kräftiges Mit­tel zur Hebung desselben. Eine eigenthümliche Sehnsucht nach Süden ergriff mich, und ich träumte schon, mit Hülfe des brausenden Locomotivs pfeilschnell im raschen Fluge der reichen Welt Italiens zuzueilen. O traurige Wahrheit im Contraste! wie mühte sich derNosselenker ab, seine struvirten Mähren in einen erklecklichen Trab zu brin­gen; allein der fatale Kalkstaub des Weges schien übel auf ihre Lunge zu wirken, es ging nicht recht weiter. Endlich kamen wir bei der Spinnerin am Kreuz an. Das ganze Heer von guten und schlechten Mährchen, die man davon erzählt und schreibt, fiel mir ein, und ich combinirre vergebens, nur einen Schein von Wahrheit herauszufin­den; da stand es vor mir, das Monument einer früheren Epoche, dem Zeitensturme trotzend, ein ersehntes Zeichen für den Wanderer, der nach der Hauptstadt eilt. Später kamen die Ziegelöfen in langen Reihen. Die Arbeiter sind thätig, denn die Baulust der Städter nimmt schnell Al ­les Producirre in Anspruch, aber ein infernalischer Ge­ruch der Kohle und des sogenannten brenzlichen Oels ver­pestet die Lufc; lieber streift der Blick über die lange Al­lee gegen Laxen bürg , welches in der Ferne wie ein Feen­schloß sich erhebt, oder rechts über die freundlichen Dörfer gegen das Gebirge und die romantische Brühl . Auf den Feldern sieht man noch reges Leben, der Winzer passirt prüfend und den Ercag der Lese berechnend die Weingär­ten. Der Jäger streift mit seinem Spürhunde, eine Kette Repphiihner verfolgend, durch die Aecker. Wir sind in ei­nem Dorfe (ich weiß leider nicht mehr seinen Namen) angekom­men, die Reisegesellschaft erwacht und steigt aus dem Rum­pelkasten, bei dem herbeieilenden Kellner Kaffeh oder einen „Pfiff" Wein bestellend. „Der Wein erfreut die Herzen", sagt das Sprichwort, und auch diesmal äußerte er seine Wirkung, denn als wir wieder einstiegen, wurden meine drei Reisegefährten plötzlich munter und sangen im lustigen Chor ein böhmisches Nationallied. Ich war so frei, mich als ihren Landsmann zu präsentiren, und bald wur­den wir gegenseitig vertrauter. Ich bewunderte nun nicht so sehr die Natur, sondern verlegte mich darauf, meine Betrachtungen über dieses Reisekleeblatt anzustellen, die sich aus dem Gespräche ergaben. Der Erste war etwas ernst combinirend, ein praktischer Mensch, ohne für die Freu­den des Lebens unempfindlich zu sein; der Zweite, ein lu­stiger Bruder, mir allerlei guten Einfällen das Gespräch zu untermengen bereit, zeigte viel Sinn für Musik; der Dritte, der zu Zeiten einen derben Witz hervorbrachte, schien eine poetische Natur, und hatte die Tugend oder Untugend, gelegentlich paßcnde Stellen aus unsern Dichtern zu citi­ren. Wir wollen sie Robert, Ferdinand und Ernst nennen. Robert dankte dem Himmel, der uns ein gutes Früh­stück zu Theil werden ließ, denn gestern sei er mit dem Souper im Gasthause nicht sehr zufrieden gewesen, über­dies sehnte er sich zur Abwechslung nach „böhmischen Knödeln« (Klößen), so wie die Kinder Israels nach den Fleischtöpfen Aegyptens, als sie Moses durch das rothe Meer in die Wüste geführt hatte. Ferdinan d stimmte ein über das anderemal Stellen aus dem herrlichen Liede Proch's: „Ob sie meiner wohl gedenkt" an, worüber er von Ernst tüchtig ausgelacht wurde; dieser rauchte gemäch­lich aus einer langen schwarzen Pfeife, und wenn er ge­rade nicht in ein Gespräch mit verflochten war, sah er stier in's weite Feld. Es mochte ihm so recht wohl zu Muthe sein, es schienen sogar gemüthliche Momente einzutreten, n»enn er gegen Norden blickte; ein Lächeln spielte dann um seine Lippen. Wenn man eine kleine Quantität Em­pfänglichkeit für unsere Welt und ein wenig Phantasie alz Beigabe besitzt, so sind selbst Kleinigkeiten im Stande, uns behagliche Ruhe und Zufriedenheit zu verschaffen, wie man bei dürren Verstandesmenschen nie sie findet; Ernst war in einer solchen Situation, so, daß er Wirklichkeit und Traumgebilde in Eins verwob, aber dabei auf uns vergaß. Rober t jubelte, als er Baden in nicht weiter Ferne ge­wahrte; dort versprach er sich viel von dem berühmten Ge­bäcke und einem köstlichen Rostbraten, während Ferdi­nand dazu mit lauter Stimme: „Welche Lust gewährt das Reisen« anstimmte. Lange schon spürten unsere Geruchsorgane etwas von dem Schwefeldunste, mit dem die ganze Atmosphäre Ba­dens geschwängert ist; reizbare Nerven mögen davon das erstemal ziemlich unangenehm berührt werden, aber wir wagten uns dreist hinein; wer mit gesundem Körper und um zu genießen reiset, mag freilich davon ganz anders angeregt werden, als den die Krankheit nöthigt, mit dem Schwefeldampfe eine dauernde Allianz zu schließen. Baden hat gleich bei dem ersten Eintritte etwas An­genehmes, Ansprechendes, weil e5 so Vieles in sich vereint. Prachtvolle Landhäuser mit herrlichen Lustgärten wechseln mir größeren Bauten für die mannigfachen Bedürfnisse der Curgäste und kleineren Bauten der Handwerksleuce ab; das eigenthümliche städtische und das stille Landleben vereint sich mit dem Badeleben, und erwägt man endlich, wie köstlich in dieser Stadt für alle leiblichen Bedürfnisse gesorgt ist, so muß man gestehen, es sei doch ganz char­mant, einen Ausflug nach Baden zu machen. I n Eile hatte ich mit meinen Freunden mehre öffent­liche Gebäude und Badelocalitäten besehen und wollte ei­nen Ausflug in das malerische Hellenenihal machen. Wir' zogen gegen die Wei l bürg , die aus dem Hintergrunde waldumkränzter Berge sich malerisch erhebt. Ein herrlicher VH Bau, der, durch seine Lage ungemein begünstigt, dem Auge einen seltenen Genuß bietet. Rechts auf dem Berge er­hebt sich Rauhe n st ein , eine herrliche Ruine, die wohl bessere Copien verdiente, als sie im Handel vorkommen. Meine Freunde waren von dem Contraste des Alterthums und der Jetztzeit, der blühenden Pracht und der sinkenden Macht begeistert; Robert wünschte sich ein Festgelage, das Toben der kräftigen, weinbegeisterten Gestalten der Vorzeit dazu; Ferdinan d dachte sich den feierlichen Ein­zug des siegenden Ritters unter Musik und Iubelgetön; Ernst wünschte einen Minnesänger herbei, der sein schmel­zendes Lied zu der Dame seines Herzens auf hohem Bal­cone erklingen ließe. „Ach", rief er, in welch' herrliche Formen wußten die Leute ihre Gefühle zu kleiden, Alles um sie war poetisch, selbst ihr Leben mit allen seinen Rauhheiten. Aber denke ich mir jetzt ein frisirtes Männchen mit Frack und Glace­handschuhen, wenn es sich schmachtend einer Zierpuppe nä­hert, und mit einem Aufwände von immenser Grazie li­spelt: „Ich liebe Sie" — da wollt' ich doch in meinem ganzen Leben keine Liebeserklärung machen, wenn ich sie nicht anders, als gerade eben so, machen dürfte." „Wohin schwärmst du?" sprach Ferdinand , «nur nicht übertreiben! Muß man doch heut zu Tage mehr als ein Ritter die Herzen der Frauen bestürmen, und endlich gar wie Jacob um seine Braut dienen, d. h. damit man „Brot" bekommt und sie höirathen kann." „Es kömmt darauf an", fügce Robert bei, „von wel­chem Standpuncte man die Sache heut zu Tag nimmt; ich zweifle, daß man in Wahrheit im Leben und um das­selbe jenen Nimbus von Poesie finden wird, der uns aus den kühnen Träumereien unserer Iugendwelt entgegenstrahlt, in der Regel treibt man z. B. jetzt mit der Liebe sonder­bare Kaufmannsgeschäfte, und eint nicht Herzen, sondern Geld und wieder Geld." (Fortsetzung folgt.) Die Tänzerin. Nouellete. (Beschluß.) Mi t einem Sprunge verschwand Giorgi o in die Schlafcajüte des Capicäns, nach wenigen Minuten kam er wieder, aus seinem Leibgurte blickte eine Pistole hervor. Einen Schlüßel hielt er in der Hand und sah ihn mit ir­ren Blicken an. „Du öffnest ja die Pforten der Ewigkeit!" Auf dem Verdecke gab der Capitän seine Befehle, die Matrosen liefen und schrieen durcheinander. „Die Windfanger ausgespannt! Hurtig! Kein Lüftchen darf verloren gehen. Sind die Canonen geladen?" .Ja!» „Die brennenden Lunten bereit?,, „Ja!" „Nun, so laßt uns dem Quardacosta, so wie er naht, einen warmen Empfang geben." ^ Während oben alle Vorbereitungen zur Vertheidigung getroffen wurden, stand Giorgio im Anblicke Malvi­ne n's verloren. „Also du raubtest mir seine Liebe? Ich will eure Her. zen auf immer vereinen." Giorgio öffnete eine Fallthüre und stieg in die Pul­verkammer. Als er wieder heraufkam, war die Pistole nicht mehr sichtbar. Er war beim Schließen der Thür­flügel mit größter Behutsamkeit zu Werke gegangen, es schien, als ob er eine dünne Schnur durch das Schlüßel. loch gezogen hätte. Giorgi o nahte nun der Ohnmächtigen, und ergriff ihre Hand. „Malvina , erwache!" doch die Arme er­wachte noch immer nicht. Giorgio legte seine Lippen an Malvina's Ohr — „Malvina!" rief er— sie warf ihre stieren Blicke auf ihn. „Wisse, Malvina , dein Traum war Wirklichkeit. Deines Gemahl's Kugel durchbohrte deine Brust. Arthu r rächte dich — indem er deinen Gemahl erschoß. Arthu r ist der Mörde r deines Gemahls." Mi t einem matten Schrei des Entsetzens ließ Mal . vina das Haupr sinken und wurde wieder bewußtlos. Giorgi o sandte einen Blick nach der Cajütenthüre, er. griff schnell Malvina , und trug sie in Arthur's Ca­jüte; hierauf kehrte er zurück, blies die mattleuchlende Lampe aus, und warf sich in den Armsessel. Kaum harte er darin Platz genommen, als Arthu r die Treppe herunter eilte. „Wie, die Lampe ausgelöscht? Giorgio, schnell bring Licht! —Malvina, meine Mal­ vina , besorge Nichts, bald sind wir aus aller Gefahr, der Wind ist uns günstig, bald sind wir in Sicherheit." Giorgio erhob sich. „Arthur! Nicht trennen konnte ich mich von dir; obgleich ungeliebt, folgt' ich dir. Ge­ seilte Liebe ist keine Liebe — nur allein wollt' ich dich besitzen, an dem mein Herz mit aller Treue hing. Du hast verschmäht ein Herz voll Liebesstammen. Ich komme nun, dir Lebewohl zusagen, und fordere nur den Abschieds­ kuß von dir." Arthur, der Violaniina's Stimme erkannte, wich einen Schritt zurück, und das Blut, schien in seinen Adern zu erstarren. „Ich laße dich nicht, Arthur , den Abschiedstuß kannst du mir nicht versagen." Arthur stand noch immer sprachlos da. Violantina warf sich auf ein Knie nieder und streckte ihre Hand nach der Schnur aus. „Arthur! « rief sie mit an Irrsinn glänzender Hef­cigkeit, „den Abschiedskuß, den letzten!" Sie erhob sich langsam, ihre Lippen suchten die sei­nen, sie drückte einen krampfhaften Kuß auf dieselben, und indem sie die rechte Hand um seinen Nacken schlang, durchkreuzten tausend Blitze die Cajüte, ein furchtbarer Knall und eine hoch aufwirbelnde schwarze Rauchsäule ver­kündete dem nacheilenden Wachtschiff, daß Arthur's Schiff in die Luft geflogen sei, und die weithin zerstreuten Trüm­mer trieben auf den Wellen umher, deren naße Arme die Liebenden umschlangen. 7V Neues. einem und demselben Tuae, neulich dem Tage vor Lichtmeß, und die Ein« sEine Boa.) Ein Junge, welcher in der Mähe von Wellgrove (England) eine Heerde Schafe hütete, wurde durch den Anblick einer großen Schlange, welche sich aus dem Gebüsche wand, in Schrecken gesetzt. Die Schlange stürzte sich auf ein Lamm, welches aber durch einen Sei­ tensprung glücklich entkam. Der Hirtenjunge lief eilends in's Dorf zu seinem Herrn, welcher, mit einer Flinte ver­ sehen und von einigen Andern begleitet, herbeieilte, um das Unrhier zu sehen. Die Schlange lag zusammengerollt. Mr . Orang e warf einen Zaunstock auf sie, wodurch sie aufgeschreckt in das Gebüsch entfloh. Mr . Orang e ver­ folgte sie, feuerte einen Lauf auf sie ab, die Schlange ward verwundet, und suchte sich dann auf einen Baum zu retten. Mr . Orang e feuerte nun den zweiten Lauf ab, und traf die Schlange in den Kopf, welche dann unter tausend Windungen heruntersiel. Die Verfolger wagten es nun, sich der Schlange zu nähern, welche im Todes­ kampfe vor ihnen lag. Es war eine Boa, die Boa, die 6 Fuß 4 Zoll in der Länge hatte. Diese Begebenheit wurde bald in der Nachbarschaft bekannt. Nach einigen Tagen kam der Eigenchümer einer reisenden Menagerie zu Mr . Orange , und machte ihm heftige Vorwürfe, daß er seinen Protige gelobtet habe. Die Boa war nämlich wäh­ rend der Reise aus ihrem Käsiche entschlüpft. — '^ * (Die Hinrichtung des Mörders Good) fand unlängst in London, und zwar unter dem Zulaufe einer außerordentlichen Menschenmasse, welche weit großer als bei der Erecution Greenacre's und Courvoisier's war, statt. Vor dem Gefängniße waren 200 Constables zur Verhütung von Unruhen aufgestellc. Die Dächer, Fenster, u. s. w. waren mit Menschen bedeckt; ein »nobler Lord" zahlte 15 Pf. (150 fi.), um einen guten Platz zu haben. Unter den Herbeigeströmten bemerkte man eine große An­zahl gutgekleideter Frauenzimmer. Im Gedränge wurde Einer der Arm gebrochen und Andere stark gequetscht. Goo d betheuerte bis zum letzten Moment seine Unschuld. Auf alle Fragen des Richters und des Geistlichen antwor­tete er: ?Was würde mir es nützen, zu läugnen, ich bin unschuldig, ich habe nie ein Leben genommen." (lu never tuuK ll iit«) — «5 (Ein Taucher.) Nr. Payerne machte in dem po­lytechnischen Institute zu London in Gegenwart von vielen Gelehrten u. s. w. eine Probe mit einer von ihm erfunde­nen Taucherglocke, vermöge welcher es dem Taucher mög­lich wird, eine unbestimmte Zeit unter dem Wasser auszu­halten, vr. Payerne ließ sich in ein Wasserreservoir versenken, in welchem er drei volle Stunden blieb, ohne sich Luft zuleiten zu lassen. I)>-. Payern e behauptete, man könne Tage, ja Wochen und Monate unter der Glocke aushalten. Sein Geheimnis; scheint in der Bereitung von Lebensluft zu bestehen. Er trachtet nun ein Patent auf die>e Erfindung zu erhalten, welche von großem Nutzen z. B. bei gesunkenen Schiffen, Reparationen an Dämmen U. s. w. sich erweisen dürfte. — (Brieftaubenpost.) Zwischen Orleans und Brüs­sel ist eine regelmäßige Brieftaubenpost eingerichtet. Die Tauben legen den Weg von 115 Lieus in nicht ganz sechs Stunden zurück. — Mannigfaltiges. Ein vcneti» irisches Fest. Vermöge eine« alten Herkommens fanden die Hochzeiten der Edlen Venedigs in den Zeiten des Dogen Pietr« Candion o II . meistens an segnung- und Trauungfeierlichkeite» aller Paare gemeinschaftlich in der Kirche Sta. Formoso im Testier von Castello statt. Am Morgen des genannten Tages versammelten sich die Verlobten feierlich in dem Saale des große» Ralhes im Dogcnpalaste; jeder der Bräute ward ein Kastchen mit dem Schmucke, den sie nicht bereits an sich hatte, ihr übriges Geschmeide, selbst das zu ihrer Ausstattung bestimmte Gold, nachgetragen, und von hieraus begab sich der feierliche Zug nach dem Sestiere di Cosiell». Da bei der Abfahrt der Doge und die ganze Signori» Versammelt w»r, «ußcr den Brauten sich noch die schönsten Jungfrauen als Nraulführerinen in dem Zuge befanden, und bei dem Wanzen ein für die damaligen Zeiten bedeutender Luxus entfallet wurde, so erschien die alljährlich wiederkehrende Vermählungfeier als ein wahres Voltsfest. Nicht nur waren alle Einwoh­ ner Venedigs dabei auf den Beinen, sondern es strömte »on der Terra-firm» — selbst aus ziemlich entfernten Gegenden — eine große Menschen­menge herzu. An diesem Tage herrschte in ganz Venedig Jubel und Froh­sinn, eine Menge Privalfeierfichfeiten fanden zur Verherrlichung des Festes statt, und man hielt es für eine Sache von guter Vorbedeutung, wenn man an diesem Tage einem Bauwerk die Krone der Vollendung aufsetzen, ein Schiff von Stapel laßen, »der ein solches nach entfernten Gegenden aus­senden tonnte. Epidemische Verbrechen. Man kann die Bemerkung machen, sagte Vulve r in seinem, »Nacht und Morgen», daß es gewisse Jahre Ziebt, wo in einem civilissrlen Lande irgend ein besonderes Verbrechen vorzüglich in Aufnahme kommt. Es blüht seine Zeil über und brennt dann aus. So ist zu einer Zeit das Nur , ten , zu einer andern Gaunere!/ bald Selbstmord im Schwang, b.l>ld Ver­giften «on Gcwerdsleutcn in Apfclpudding, baldsteche» kleine Knaben ein­ander mit Federmessern, bald schießen gemeine Soldaten auf ihre Sergean­ten. Beinahe jede»! Jahre eignet ein besonderes Verbrechen, eine Art von Iahrespflanze, die das Land überwuchert, aber nicht zum zweitenmal blüht. Unstreitig hat mit diesen Epidemien die Presse nicht wenig Zusammenhang. Es berichte nur eine Zeitung von einer außergewöhnlichen Abscheulichkeit, welche den Reiz der Neuheit hat, so halten manche entartete Gcmüther daran wie Blutegel. Sie brüten darüber und wälzen sie hin und her in Gedanken; die Idee wächst heran, eine grausige, phantastische Monoma­nie, und plötzlich schießt »n hundert verschiedenen Orten das Eine durch die bleiernen Lettern ausgesäte Saamenkorn in schändlicher Nlüthe auf. Wenn aber gar das zuerst berichtete, zeugende Verbrechen von Straflosigkeit be­gleitet gewesen, in wie weit höherem Grade klommert sich dann der Nach­ahmungtrieb daran an! Unüberlegte Gnade fallt nicht wie Thau, sondern wie ein großer Haufe Dünger auf den heil­lose» Sa amen. Etwas »on Jean Paul. Zur Geburttagfeier der verklärten Königin Luise von Preussen (geboren den in. Mai >77ü) schrieb i», Jahre «ui, Jean Paul das nach­folgende »Ver zeichn i ß Derer , welche heute der schöncn und edel» Königin Glück zu ihrein Gcburtt » ge wünschen »ver­de». Erstlich: Alle. — Zweitens: Die Gu ten. — Drittens : Die Künstler , welche, durch Rophoe l an die Unsterblichkeit der Schönheit gewöhnt, sie auch dieser wünschen müssen. — Viertens: Die Unglückli­chen. So viele Gelröstete, so viele Beglückte, denen sie die Thränen nahm, werden sie heute wieder vergießen < aber nur für Sie , nicht vor Ihr , unü nur aus Liebe und Freude, weil sie für ein Leben danken und beten, das so warm und freundlich in manches trübe leuchtet. - Fünftens: Die Glücklichsten, nämlich ihre Geliebtcsten: Ihr Gemahl, Ihre Kinder, Ihre Schwestern und Ihr Bruder — aber, was die nächsten Herzen den nächsten gerührt und sel,g sage», bleibt heilig verhüllt. — Auch der Verfas­ser des Verzeichnisses gehört in dies Verzeichnis und steht schon in der zu­erst genannten Closse; aber die Wünsche seiner Seele waren so war», und aufrichtig, als gehörte er in die dritte und vierte. Je«» Paul Friedrich Richter.« - Jetzt, sagt die »Abendzeitung», wo soviel lln> bedeutendes von berühmte» Männern — Nolnbllitäten zu sage», wäre eine Injurie — gedruckt wird, ist es Pflicht, eine solche Reliquie vor der Ver­gessenheit zu schützen, in welcher einer der edelsten und gemüthvollste» Gei­ster Deutschlands, der sich nie zu einer Kriecherei entwürdigt hat, einer deutschen Fürssentochter, gleich schön a» Leib und Seele, deren Tugend sie mehr geschmückt, als das Diadem einer Königin, an ihren Geburltage eine so zartsinnigc Huldigung dargebracht hat. La» back. Druck «nd Verlag des Iosepb Vlasnik.