Areltag den 19. Oktober 1877. XVI. Jahrgang Die ^Marbzzrger Leitung" erscheint jeden Sonntag. Mittwoch und Areitag. Preise — sür Marburg: ganzjährig V fl., halbjährig 3 fl., vierteljährig 1 fl. K0 ?r; für Üuflellung _ ins Haus monatlich 10 kr. — mit Postversendung: ganzjährig 8 st., halbjährig 4 fl., vierteljährig 2 fl. JnsertionSgebühr 8 kr. pr. Seile. Au»dtha«ag des Traaktlihtits-Vtstht» a»f die Stritlmark. Marburg, 18. Oktober. Unter allen Gemeinde-Vertretungen des Landes hat zuerst jene von Cilli das Verlangen gestellt, es möge das Trunkenheits-Gesetz sür GaUzien auf die Steiermark ausgedehnt werden. Die fraglichen Zustände sind leider fo traurig, daß wir diesem Verlangen unbedingt zustimmen müssen. Die „Neue freie Presse" aber und die es mit ihr hallen, werden noch einmal Zeter schreien, wenn auch nicht so laut, wie sie es silr Jsra>.'l in Galizien gethan und werden unter Andern» sagen: Die Vertrags-sreiheit zwischen Gast und Gastwirlh erlaube eine solche Beschränkung nicht. Diese Beschränkung ist rechtlich vollkommen begründet. Nur jener StaatSgenoffe hat das Recht, in seinem Verkehr frei zu bleiben, welcher die eillsprechenden Pflichten erfüllt. Die Gesetzgebung darf, so weit sie dies zu hin-der» vermag, nicht dulden, dab ein Staatsge-nosse ungewarnt, straflos zum Säufer wird — sich als Trunkenbold wirthschaftlich, politisch und sittlich zu Grunde richtet — sich der Sorge für die Seinen, die von Natnr und Gesetz ihm auferlegt wird, leichtsinnig, lüderlich ent schlägt — Weib und Kind zu Bettlern macht, dem Verderbniß und dem Verbrechen in die Fangarme treibt — die Pflichten, welche aus dem Zusammenleben in Äaat und Gemeinde für ihn erwachsen, schinählich verletzt. Nach Solons Gesetzgebung wurde ein Bürger wegen Trunkenheit seiner Ehre verlustig erklärt und vom Genuß aller politischen Rechte ausgeschlossen. In der schweizerischen Eidgenofsenschast wird dem Trunkenbold (bei hoher Gelddube, ja bei Strafe des GeschäftS-verbotes für den Gastwirth) der Besuch von Wirthshäusern auf bestimmte Dauer untersagt — auf so lange, daß man hoffen darf^, die Zeit werde ernüchternd, bessernd gewirkt haben. Athener und Schweizer haben sich auf GesetzgeblN'g und Vertragsfreiheit zwischen Gast und Gastwirth doch wohl so gut verstanden, dich wir von il)nen grundsätzlich lernen können, dieser Freiheit im nothgedrängten Interesse des Einzelnen und der Gesammtheit Schranken zu ziehen. Zur ^jeschichtk tte-; Tilges;. Die Provisorien i»» Oestereich - Ungarn wollen sich forterl>en und gehört es wahrlich nicht zu den guten Zeichen unserer Tage, daß jetzt von eineln Provisorium in der Wehrfrage die Rede ist. Die einstweilige Fortdauer der Wehrordnung auf mehrere Jahre war' allerdings gerade wegen des Orientkrieges im wohlverstandenen Interesse der Militärpartei und wünschen wir nur, daß auch die zur Gut-und Blutsteuer Verpflichteten und ihre Vertreter sich eben so gut auf ihre JlUeressen verstehen. In Frankreich ist bei den Atigeord-netenwahlen die Partei der Staatsstreicher ult-terlegen. Obgleich die Nepulikaner vierzig und einige Sitze verloren, so befinden sie sich trotz-denl in so entschiedener Mehrheit, daß Mac Mahon es schwerlich noch einmal wagt, dieses Haus aufzulösen. Zurücktreten ivird der Held von Sedan aber auch nicht und so bleibt Frankreich auf der politischen Wahlstatt aufregender und aufreibender Kämpfe. Deutschland und Italien begrüßen das Wahlergebniß in Frankreich mit gleich aufrichtiger Freude. Ein Sieg der Kle-rikalen hätte ja Krieg zu Gllnsten des Papst-thums, Krieg wider Italien und Deutfchland bedeutet. Bismarcks bezügliche Erklärung durch die Feder feiner Halbamtlichen hat wohl auch ihren Theil zu diesem Ergebniß beigetragen. Eine der günstigsten Stellungen, welche die Türken bisher in Bulgarien besetzt haben, ist Kadikiöi. Dort sammelt sich jetzt eine so beträchtliche Macht, daß sie die Russen unterm Großsürsten-Thronsolger am Vordringen gegen Rustschuk verhindert und zu guter Stunde einen neuen Vorstoß über den Lom unter Mitwirkung der Rustschuker Besatzung unternehmen kann. Die Niederlagen der russischen Herre kommen zu großem Theile auf Rechnung der S y st e m l o f i g k e i t, welche noch in der Kriegsverwaltung herrscht — die Infanterie auf dem Kriegs-Schauplatze in Asien z. B. ist mit Gewehren dreifach verschiedener Modelle und Kaliber versehen und befinden sich deß-wegen die einzelnen Divisionen nicht in der Lage, nöthigensalls einander mit Munition auszuhelfen. Verlnischte Nachrichten. (Erziehungsku nde. Zur Pflege der kleinen Kinder.) Gräfin Bersner-Ebersburg, Gründerin eiller Kinderbewahr-Anstalt in London, hat an den Vorstand des k. statistischen Bureaus zu München (Dr. Georg Mayr), angeregt durch dessen verdienstvolle Arbeit über die Kindersterblichkeit eine Zuschrift gerichtet. Diese Frau hat sich nämlich seit einer Reihe A e u i t r e t o n. Cr kommt Vicht. Aon K. Heigel. (Fortsetzung.) „Erst wunderte man sich über die rasche Freundschast einer Frau zu einem Mädchen, dann begann man zu munkeln; man beobachtete, man bemerkte, reimte zusainmen — kurz, es dauerte nicht vier Wochen, so wußte ganz Waldkirchel^, daß Doktor Oldenburg mit Mamsell Reiser eine Lrebschast habe." „Tod und Teufel!" fuhr Gustav empor. „Die Frauen riefen des Himmels Strafgericht auf die Schtildigen hernieder; die Mütter warnten ihre Töchter; wir Männer zuckten die Achsel; der Pastor Gottwald predigte eines SomUags iwer den Ehebruch; nur sie, die am tiefsten verletzt ward, Frau Oldenburg sagte nichts, klagte nicht und that, als fände sie es durchaus natürlich in Ordnung, daß ihr Mann mit dem ehrvergefsenen Mädchen stun. denlange Spaziergänge inachte und bis in die sinkende Nacht im (Äarten des Apothekers saß. Aber was und wie sie litt, verriethen ihre blassen Wangen und verweinten Augen. Wenn sie am Arme ihres Gatten durch die Straßen vor das Thor wandelte, was immer seltener geschah, und dann links und rechts, immer lächelnd, immer freundlich grüßte, da schnitt Jedem dies Lächeln in's tiefste Herz, und Keiner war, der nicht den Hut vor ihr wie vor einer Prinzessin gezogen und die Faust hinter ihrem Manne hergebaUt hätte. Der unterdrückte Jammer zehrte an ihrem Leben. Bald kam der Arzt täglich in's rothe Roß; im Mai und Juni stand sie schon nicht mehr von ihrem Lager auf, und seit einigen Tagen soll sie hoffnungslos ihrer letzten Stunde entgegensiechen. Mamsell Reiser aber kommt nach wie vor Tag sür Tag in ihr Haus." Die Entrüstung und das Feuer, womit der Kaufmann seine Erzählung schloß, schien sich auch Gllstav mitzutheilen. Er redete plötz^ lich der Tugend und strengen Sitte das Wort, als ob er nie auf ihrem Pfade gestrauchelt halte. „Diese Verworsenen!" rief er. „Ehr^ vergessenes Mädchen ! Treuloser Barbar! Seine Frau, eine solche Frau zu kränken, zu morden! Eine Kugel verdieilt er. Bei Gott, ich werde ihn fordern! Und wenn er zu feig ist, sich mit mir zuschießen — er ist seig — iverd' ich ihn öffentlich peitschen, ihn massakriren!" Er knirschte die Zähne zusannnen und stieß sein Glas so hestlg aus den Tiscy, daß es in Stücke zerbrach. „MarowSky", sagte er, den Wein von Hand und Aermel schüttelnd, „ein neues Glas und eine zweite Flasche!" Während Gustav in herbem Ungarwein sich Trost trank, saß der gelästerte Oldenburg in seinem Arbeitsziminer. Er hatte beide Arme auf den Schreibtisch gestützt und barg sein Haupt in die Hände. Durch das breite Fenster, das nach der Marktstraße ging, fluthete der Sonnenschein und ließ das zerwühlte Haar des Sinnenden wie Gold schimmern. Ein zitternder Strahl von dieser Lichtfülle, vom wunderschönen Somlnertag stahl sich durch die halboffene Thür in das verdunkelte Nebengemach, wo die kranke Frau des Schriftstellers lag. Auf der Schwelle, welche die beiden Zinl-mer verband, erschien jetzt ein Mädchen, das Gesicht voll Gram, Angst und Thrünen entstellt. Sie trat mit geräuschlosen Schritten hinter Oldenburg und berührte leise seine Schulter. Er fuhr erschrocken einpor, sah verstört uln sich und stieß, als er das Mädchen erblickte, ein tieses Stöhnen aus. „Äise". sprach er, „sind Sie noch hier? Ach, ich leide entsetzlich . . Er schlug sich vor die Stirn, danl» sta,»d er plötzlich auf, preßte Elise's Hände krampfhaft von Iahren das Wohl der dem Elend und Verderben preisgegebenen Kinder in London angelegen sein lassen, und durch Wort und That eine wirklich segensreiche Wirksamkeit entfaltet. In einem der ärmsten Bezirke Londons, in Bethna Green, begann sie ihre Thätigkeit der Kinderpflege, wobei sie dem festgesetzten Grundsatz treu blieb, Kind und Mutter zugleich zu überwachen. Mit etwa 30 Kindern wurde angefangen, die Zahl wuchs rasch auf 270. Bald kamen Geistliche und Laien benachbarter Distrikte mit der Bitte, Zweiganstalten bei ihnen anzulegen. So wuchs die Zahl der Distrikte von 1 aus 14, die der Kleinen auf 1500, die wö-chentlich ihr Lebensbrod enlpfingen. Den Müttern ertheilte die edle Gräfin Äufschlüffe über die nahrhaftesten und billigsten Lebensmittel, über Bewahrung der Kinder vor Krankheiten und Behandlung kranker Kinder zc. Die Kinder ge« diehen zusehends und die Mütter nahmen sich die Lehre so zu Herzen, daß in einem Distrikte der Vikar einst über die.Wirksamkeit der Gräfill den Ausspruch tl)at, sie habe während der drei Monate ihres Wirkens mehr geleistet, als er in den 23 Jahren seines Amtes im Stande gewesen. Es ist die Ueberzeugung dieser that-eisrigen Kindersreundui, daß weder Temperatur lioch Klima einen entscheidenden Einfluß aus Kindersterblichkeit ausüben. „Die menschliche Natur die zarteste Pflanze der Schöpfung — akklimatisirt sich auffallend schnell." In den unterirdischen Höhlen Londons müssen Tausenve von zarten, schwächlichen Kindern im jüngsten Alter ihr Leben zubringe», und doch gedelhen sie bei richtiger Aehaildlullg. Diese besteht in natürlicher, nicht künstlicher Nahrung, in mäßiger Dosis, in regelmäßigen Zwischenräumen gegeben, in Reinlichkeit der Wartung und Pflege. „Noch i»l keinen» Zeitalter wnrde die schöne Natur so grausam verdrängt mit ihren segens-vollen Gaben für die Kleinen, wie in diesem zivilisirten Jahrhundert." Was bei den ärmereil Klassen das Zuwenig der Nahrung und Pflege bewirkt, das thut bel der reicheren das Zuviel: dort müssen die Kinder in Noth dahinsiechen, hier ersticken sie im Uebermaß der ihnen ausgezwungenen Nahrung. Daher die Krankheit des überlasteten Kindermagens, der die ihm zugeführte Nahrungsmenge noch »ncht zu bewältigen vermag und sich daher in jeder Weise derselben zu entledigen versucht. Den Hauptgrund der größeren Sterblichkeit von Knaben findet die Versasserin darin, weil die Knaben von Natur energischer als die Mädchen, in ihrer Ernähr rungsweise größere Ansprüche machen. „Die in die seinige und sragte mit oerzweiflungs-vollem Blick: „Elise! Ist denn keine Hoffnung ? Muß sie sterben? Muß ich ein Mörder sein?" „Um des Himmels willen, still!" flehte Jene. „Sie kann Sie hören ; sie ist aufgewacht und begehrt nach Ihnen. Kommen Sie!" „Darf ich unter ihre Augen treten?" „Wenn Sie verzweifeln", begann das Mädchen, „woher soll ich dann den Muth nehmen, diese Tage, diesen Tod zu aberlel)en? Bin ich weniger unglücklich, weniger schuldig als Sie?" „Heinrich!" rief aus dein Nebenzimmer eine schwache Stimme, bei deren Klang die kräftige Mannesgestalt zitternd zusammenzuckte. „Kommen Sie!" drängte Elise. „Sie sagt, sie müsse Sie sprechen, denn —" ihre Stimme stockte und ward von hervorbrechenden Thränen fast erstickt — „denn heute sei ihr letzter Tag!" „Als beide llnglücklichen vor dem Leidenslager standen, bat die Sterbende, die Fensterladen zu öffnen. „Das Licht blendet meine Augen nicht mehr", sagte sie, „denn sie ahnen schon den Schimmer eines höheren. Aber noch einmal vorher will ich mein Liet>stes allf dieser Welt in der Sonne wandeln sehen." Heinrich warf sich im llebermaß des Jammers vor dem Organe des Knaben zehren zu ihrer Erhaltung (wenn die Zufuhr der Nahrung eine mangelhafte oder gar abnehmende ist) vom Kapital statt von den Zinsen und so erfolgt der natür-Üche Bankerott des ganzen Körpers, während die allerdings schwächere oder zartere Konstitution des Mädchens in der il)r vorgelegten, wenn auch mangelhasten Diät, doch hinreicheilde Stoffe findet, um wenigstens vegetiren und eine bessere Zeit der NestitlNion abwarten zu können." — Ueber die engelmacherische Thätigkeit vieler Kinderanstalten Londons spricht die VerfasserLn manch' traurig erilstes Wort. Von der Vorsteherin einer solchen Anstalt mußte sie bei Gelegenheit eines Besuches die gotteslästerlichen, unter heuchlerischem Augenverdrehen gelispelten Worte vernehmen: „Ich habe bereits über 300 solcher Engelchell un Himmel, die meiner harren." Da muß freilich Herodes verschwinden, der doch wenigstens kurzen Prozeß gemacht hat! — Besonders schön sind die Schlußworte, in welcheu sich die Kindersreundin ail jedes fühlende Menschenherz wendet: „Das Leben eines eiw zigen Kindes retten zu können, welche Wonne, welche Seligkeit! und erst die Schärflein zum Großen — zur Rettung tansender unschuldiger Opftr beizutragen — welchen Segen legst Du Dir an fiir Deine eigenen lieben Kleinen. Ver» giß ja nicht die armen leidenden Kinder, diese zahllose Märtyrerschaar!" (P a r t e i l e b e n. Negierungsmanöver in Fraittreich.) Eugene Pelletan hat in einem Briefe an den Senatspräsidenten Audiffret-Pas-quier folgendes Erlebniß mitgetheilt: „Ich bin Senator der Bouches-du Rhone, von Zeit zu Zeit trete ich mit meinen Wählern in Verkehr; ich halte dies für die Pflicht eines Abgeordneten; nur unter dieser Bedingung ersüllt man sein Mandat. Ich kam am 2. Oktober Morgens in Arles an, suchte das römische Theater auf und kam von diesen! archäologischen Ausfluge mit vier oder fünf Freunden zurück j wir blieben im Gespräche stehen; zwei Menschen näherten sich uns und traten hart an unsere Gruppe. „Sie kennen diese beiden Herren?" fragte lch meinen Nachbar." — Er stößt mich mit dem Ellbogen unv sagt : „Es ist der Central- und der Polizei-Kommissär.- — Wir gingen weiter. Diebeiden Individuen folgen uns auf kurze Distanz. Wir ließen uns auf einer Bank nieder, diese setzten sich auf die nächste Bank; wir erheben uns, sie thun ein Gleiches; wir kehren in die Stadt zurück, sie ebensalls; wir treten in ein Kaus-gewöltie, sie erwarten uns an der Thür; wir setzen unsere Promenade fort, sie sind stets aus Lager auf die Knies und bedeckte die abgemagerten Hände feiner Gemahlin mit heißen Küssen. Elise aber öffnete vorsichtig die Fenster, laden, und während das süße Licht allmählich und mehr und mehr die Stube erfüllte, richtete die Kranke das Haupt des Gatten sanst empor und betrachtete mit schmerzlich seligem Lächeln sein Antlitz Zug für Zug. „Weine nicht", bat sie dann, „d.'nn sonst muß ich fürchten. Du glaubest an keut Wiedersehen — dort." „Bleibe! bleibe! verlaß mich nicht!" rief er verzweifelnd aus, „oder laß lnlch mit Dir sterben!" „Was soll dann aus Elise werden?" sagte sie sanst, ohne Vorwurf. Und da er vernichtet sein Antlitz in die Hände barg, beugte sie sich zu ihm und sprach: „O Du mein Alles, zürne mir nicht! Ich will ja nur Etns wissen, um Euch vor tneinem Scheiden segnen zu dürfen: Liebt ihr Euch?" In diesem Augenblick sah Elise, die in dumpsen Sinnell am Fenster stand ui»d theil-nahnislos zur Straße niederschante, aus dem Hause gegenüber einen jnngen Mann treten, dessen Anl)lick sie wie ein Dolchstoß durchzuckte. „Heiliger Gott l" stammelte sie, ^das ist-- Gustav!'' schrie sie plötzlich mit herzzerreißender Stimme. „Gustav!" (Sortsepu,ig folgt.) unseren Fersen; wir gehen etwas langsamer, sie uns voraus und grinsen uns an. Diese Provokation wurde unerträglich; ich wende mich an den Einen, im Range Höhergestellten. „Sie sind," erwiderte ich, „Central-Kommissär?" — „Das kümmert Sie tncht," sagte er. — „Ein Kommissär spielt aber mit seinem Charakter nicht Versteckens." — „Ich heiße Villars," antwortete er jetzt. — „Und ich bin Eugene Pelletan, Senator." — „Ich wußte das nicht," entgegnete er und zieht ironisch den Hut. — Der Polizet-Kommissär versteht nicht die Ironie, sagt: .Grüßen Lie ihi» doch nicht", und zieht seinen Hitt mit beiden Händen bis über die Ohrett. — ^Ein Senator! ah, ah," fügt er hinzu und grinst auss neue. Dann sagt er zu lnir: „Folgeil Sie mir! und legt die Hand aus meine Schulter, um mich gu verhaften. Der Central-Kommissär entfernt den Arm seines Kameraden und setzt brntal hinzu: „Ätzen Sie Ihren Weg sort." Von da an verließen uns die beiden Herreil nicht mehr eine Minute; sie eskortirten mich aus Schritt und Tritt, von Besuch zu Besuch, und als ich in mein Hotel eintrat, installirten sie sich in ein Nebenkadinet, um mein Diner zu überwachen. Als ich gegen del» Central-Kommissär meine Verwunderung über seu,en Eifer in meiner Verfolgung äußerte, antwortete er: Was ist es weiter? Äe haben einen schönen Kopf und ich sehe schöne Köpfe gerne. — Also ei»»e zwecklose Provokation, eine öffentliche Insulte, ein Verhaftungsversuch: das, Herr Herzog, hat die Polizei von Arles gegen einen Ihrer z^oUegen bei Hellem Tage, auf offener Straße und in Gegenwart einer indig-nirten Bevölkerung gewagt. Sie stnd Senats-Präsident, Sie sind der Hüter unsere» Ansehens. Ich würde Ihren Charakter zu be« schimpfen glauben, wet»n ich daran zweifeln möchte, daß Sie dieses Ansehen bei diejer Gelegenheit respektiren taffen." (Weinbau. Ergebnisse des Kongresses von Lausanne) Demole-Ador, Schriftführer de» Kongresses, wetcher auf Anregung de» schweizerischen Bundesrathes zur Berathung gemeinsamer Mittel gegen die Reblaus im August l. I. zu Lausanne stattgesunden, hat nun die Thätigkeit dieser Versamtnlung in den Hauptzügen beschrieben. Der Kongreß, von Abgeordneten Italiens, Spaniens, Portugals, Frankreich», der Schweiz, Deutjchlands und Oesterreich-Un-garns beschickt, sprach den Wunsch aus, daß ein Uebereinkommen der vertretenen Staaten abgeschloffen werde und empsahl als Grundlagen desselben: die gesetzliche Ermächtigung der Regierung eines jeden Landes, über die von der Reblaus ergriffen Weingärten zum Zwecke der ErhaUung derselben die staatliche Verwaltung an Stelle der privaten zu setzen; die Beftim-inung des Umfange» der von der Krankheit heimgesuchte» und der für gesnnd befundenen Zonen in jedem Lande; die Organisation eines der adininistrattven LandeSeintheilung entsprechenden Ueberwachungsdienstes durch Einsetziing von Komites oder von Kommissären, welche mit der Anwendung der gesetzlich vorgeschriebeiien Maßregeln für die Behandlung, Inspektion mid den Schutz der Weingärten betraut iverden; Bestimlnungen, betreffend den Transport, die Art der Verpackung zc. der Weinsetzlinge, Reben ulid verschiedener Produkte des Wein- und Gartenbaues sowohl im internen Verkehre eine» !levna wird auf der ganzen Linie be-schössen; die entscheideude Schlacht steht bevor. Im Schipkapaß hat daS Bombardement wieder begonnen. Die Russen erwarten ei«en Angriff der ganzen Armee Suleiman Pafcha'S, welcher Deine Truppen in Kadi?iöi gesammelt. Ismail Pascha soll Erivan bedrohen. Course der Wiener Börse. 18. Oktober. . 211.75 118.60 . 104.30 Einheitliche Staatsschttld i Ereditaktien in Noten . 64.25 j London in Silber . 66.70! Silber . < Goldrente 74.55,! Napoleond'or V.50 18S0er St..Anl..Lose 110.-1 Ä. k. Münz-Dnkalen 5.68 Bankaktien . . . 331.— 100 !>>ieichSmark . 58.55 Nr. 7342. (1207 Kundmachung. Der Voranschlag des Gemeindehaushaltes für das Äahr 1878 wird in meiner AmlSkanzlei am Rathhause zur Einsicht der ?. 1'. Herren Gemcindemitglieder vom 14. bis 28. Oktober 1877 aufgelegt. Was hiemit zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird. Marburg am 12. Oktober 1877. Der Bürgermeister: Dr. M. Reiser. Hausverkanf. Das Haus Nr. 12 neu am Hauptplatz in Marburg, welches durch den Ankauf und Zubau über 50.000 fl. kostete, in dem eine Spkzereihandlung und Bäckerei mit dem jährl. Verkehr von 120.000 fl. betrieben ivurde. kann am «7. Oktober l. 3. 11—12 Uhr auch unter dem Schätzwerth von 35.000 st. gerichtlich übertragen werven. (1214 VrSsstv ^usHval»! 1198) aller Arten Salon-, Land-, Wasser- «k Theater- Illuminstiong papivi'I-atsrnsn v r ous »Rai», GvI»Hvana. IiR, «astliausV (12l0 2UIN Lauer ist im Ausschänke: Ikousr «ü»»or LürIcvQdorxvr ä 2Sl ^ S»ur»t»o!»or vorjähriger . „ 24f.^ ILsrlivI»da.oI»or I874kr . .. ^üolsdorKvr roth S2 ^ MsmZtubs. I.itvr 4V kr. (lS02 II«osr »kssor V«w der Liter SA kr. (iiS4 Neuer sehr süßer Mast^ateller der Liter Vr. bei Eduard Leyrer, Zkärntnerstraße. /ellster- u. Thüren-Verschluß ISIS) t Meter 4 kr. Gajihlttls-Eröffnlnlg. Ich erlaube mir hiemit dem werthen ?. I'. Publikum ergebenst anzuzeigen, daß ich Sonntag den 21. Oktober daS Gasthaus in Klauda's Aadhavs, Lederergaffe Nr. 17, mit einem zvmlltkiiokvn eröffne. — Musik vom Strcichquintett Familie Kramberger. Anfang 3 Uhr. Entrse 10 kr. Fi»r gut abgelegenes Götz'scheö Märzenbier, echte steirische Natuiweine, gute Küche von war men und kallen Speisen ist bestens gesorgt. — Mittagskost im billigsten Abonnement. Um zahlreichen Besuch bittet ergebenst 1211)_I^arR Gastwirth, nnll au8 Laeliörsr IVlarmor emxüolilt in rviel^stor l.llllvig killtlvl' Laumvisjter (^«.liriksstili-ssk) 118L) vnrmllls Ltielil. Dmllliittrnkn ««> in elegantester Faxon und großer Äuswahl, mit schöner Vackirnng von verschiedenen Farben, sowie auch sehr schönen Glä» sern, sind billig zu verkauf,« bei Otto 8eku1^e, Mrntnerstraße, gartmann'scheli Kanö. »üliMMkAkIlM eigener k^rseuKunA, 30^ie ZKllkZsvItlcnKvIi», Vrttzsvi' smpüodlt nur ZütiZoii ^blladms (1171 kvielimezs«!', _Lvnäitvr, ödere HerrenAasse. Votroviwot« Zjril«» kauft jederzeit (1213 k!. kiiSapOAt. 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