C^ *ft~ č ičcc i. Mft^/ ft- ■ / ro sqo 3 . "*2 BK 0RTBMF1EN B Q oberen pettiwer b ružu IHMNTERIE-CÄbETTE' LEÜIEI M feEH o o E IM IMtIlW§ ¿5. fee Commissions-Verlag von '■ Wilhelm Blanke, [Harburg. CA R$00 ls'moZlT' >u y. 4*? An ¿if vo's Inhalt Seite Vorbemerkung 1 I. Allgemeines über die Entstehung, sowie die Resultate der untersuchten Ortsnamen 4 II. Erklärung der einzelnen Ortsnamen 24 Altendorf 24 Amtmannsdorf 31 Barislofzen 32 Braunschweig 32 Brezula 33 Dobrofzen 33 Drasendorf (bei Pettau) 34 Drasendorf (b. Kranichsfeld) 35 Dvorsina 36 Ebensfeld 38 Georgendorf 39 Gersdorf 39 Golddorf 24 Goritzen 40 Haidin 41 Jabling 45 Jeschenzen 46 St. Johann 46 Kötsch 46 ■ Kranichsfeld 47 St, Kunigund 50 Lack 50 Lanzendorf 51 Lendorf 51 I St. Lorenzen 52 I St. Margarethen 52 Markldorf 53 Medvetzcn Seite 53 Micheldorf 54 Neudorf 55 St. Nikolai 55 Niwerzen 56 Nussdorf 58 Ottendorf 58 Pangerzen 60 Pettau 61 Pleterje 63 Pobersch 64 Podlosch 64 Podova 65 Poscheg 66 Pragerhof 66 Prepola 66 Pristava (Unter-) 67 Pulsgau 69 Rann 71 Rast 72 St. Rochus 73 Rogeis 78 Rosswcin,. 79 Saukendorf 80 Schikölä - " '■"* ’ 82 Schleinitz 82 Schneeweiss 83 SeeldorB 84 Selce 36 Sella 84 Sest ersehe 85 Skoggen 85 Skorba 86 Siebendorf 86 Staroschinzen 87 Stauden (Frau) Seite 88 Sternthal 88 Strassgoinzen 89 Täubling 90 Ternitschen 92 Ternowetz 92 Thesen 93 Thurnisch 93 Seite Trebesch 94 St. Veit 95 Wartenheim 95 Windenau 96 Windischdorf 97 Wochau 99 Zirkowitz 100 •ZTwettendorf 101 Druckfehler*Berichiigung: Seite 3, 5. Zeile von unten lies: gebahnten, statt: gebannten; „ 5, 20. „ „ oben „ : solchem. „ : solchen; „ 6, 8. „ „ „ ist »Ottendorf« zu streichen, dafür »Sieben- dorf« einzusetzen; „ 32, 10. Zeile von oben lies: erhaltenen, statt erhaltenem. Vorbemerkung-. Über die Urbewohner von Steiermark schrieb Muchar, der Verfasser einer eingehenden Geschichte der Steiermark, folgenden Satz: »Die undankbaren, die wahre Geschichte nur verwirrenden Zurück- und Ableitungen von Eigennamen und topographischen Benennungen in der Steiermark auf das Slo-venische, oder von dieser Sprache, muss man als grundlose ethymologische Spielereien bedauern.«1) Diese Ansicht war die äussere Veranlassung der nachfolgenden Untersuchungen, deren Resultat — dies sei gleich hier bemerkt — ein geradezu entgegengesetztes ist. Muchar hat mit Vorliebe jeden nichtdeutschen Orts- und Eigennamen für keltisch erklärt. Es hätte mir eine aufrichtige Freude bereitet, wenn ich ein keltisches Wort entdeckt hätte, da ich mich hiezu eigens durch keltische Studien vorbereitete, aber bis heute, wo ich eigens zu diesem Zwecke die Ortsnamen Steiermarks flüchtig, die des Pettauer Feldes aber gründlich ethymologisch durchgearbeitet habe, fand ich keinen Namen, den man mit voller Sicherheit der keltischen Sprache zuerkennen ‘ könnte. Ich übergebe nun diese wahrlich mühevolle Arbeit allen ^Freunden und Verehrern derSprachenkunde und Culturgeschichte fmit dem Wunsche, sie mögen die Darlegungen ebenso objectiv ' aufnehmen, wie sie der Verfasser ohne jede vorgefasste Meinung darbietet. Jenen Forschern aber, die das keltische Gebiet pflegen, bringe ich den menschenfreundlichen Rat Flieger’s (Mitth. d. Anthropologischen Gesellschaft VII p. 284) in Erinnerung: „Man sollte die Schriften der Keltomanen auf den Index setzen, damit nicht sonst ehrliche Forscher auf Irrwege geleitet werden“, auf ’) Muchar, Geschichte d. H. Steiermark, I. p. 21. dass sie nicht tatsächlich mit »grundlosen ethymologischen Spielereien« ihre Zeit vergeuden, wie es der Verfasser leider zu spät erfahren musste. Es war in dieser Publication unvermeidlich, die gleichen Ansichten bei verschiedenen Artikeln nichtzu wiederholen, um den Gegenstand für sich verständlich zu machen und den Ortsnamen selbst ohpe viele Hinweise abzutun; nur dort, wo dies zu weit geführt hätte, wurde auf den betreffenden Artikel hingewiesen. So liess sich z. B. Altendorf und Golldorf vereint besprechen, weil der Namensbeginn für beide als derselbe angesehen wird; hingegen mussten aber Pettau und Haidin getrennt behandelt werden, obschon die temporäre Gleichbedeutung der Namen erwiesen ist, weil die ethymologische Entwicklung eine verschiedene ist und sich die Darlegungen allzu verworren gestaltet hätten. Eine wesentliche Erleichterung für das Verständnis einzelner Behauptungen hätte die Beigabe einer Übersichtskarte geboten, doch musste mit Rücksicht auf die dadurch herbeigeführte wesentliche Verteuerung dieser Schrift davon abgesehen werden, was umso leichter geschehen konnte, als ja heute vorzügliche Militärkarten jedermann um geringes zugänglich sind und auch das Lesen derselben, besonders gefördert durch den Unterricht während der Militärdienstzeit, selbst in den untersten Schichten des Volkes schon ziemlich geläufig geworden ist. Bei den Ortsnamen des Mittelalters, die zumeist dem vortrefflichen Werke Zahn’s: »Ortsnamenbuch der Steiermark im Mittelalter« entnommen sind, wurden aus diesem Grunde die Hinweise unterlassen; die sonstigen Quellen sind in der Fuss-note ersichtlich. An dieser Stelle ist es auch meine Pflicht allen jenen Personen sowie Behörden, welche meine Arbeit durch Auskünfte, Ratschläge sowie Verleihung von Werken förderten, meinen innigsten Dank zu sagen. Zu ganz besonderem Danke bin ich aber dem geistl. Rate und Pfarrer in St. Marxen bei Pettau, Herrn Matthäus Slekovec verpflichtet, welcher mit seinem gründlichen Wissen auf dem Gebiete der steiermärkischen Ge- schichte sowie dem eigenen reichhaltigen Quellenmateriale meine Sache in zuvorkommendster Weise unterstützte. Es ist möglich, ja erwünscht, dass manche dieser Erklärungen und Vermutungen von weit berufenerer Seite richtiggestellt werden; der Verfasser ist durchaus nicht im Unklaren darüber, dass sich derjenige, welcher mit wissenschaftlichen Arbeiten vor die Öffentlichkeit tritt, den Vorwurf von Irrtümern und Täuschungen bieten lassen muss, was demjenigen erspart bleibt, der sich schöpferisch nicht betätigt oder gebannten Wegen folgt. Ist aber diese Nachprüfung eine sachgemässe, so wird sich der Verfasser darob aufrichtig freuen, mit der Weckung des Interesses für diesen Gegenstand gleichzeitig auch eine Klärung der Meinungen erreicht zu haben. I. Allgemeines über die Entstehung sowie die Resultate der untersuchten Ortsnamen. Den Grund zur Geschichte der Völker bildet die Geschichte der Sprache derselben. Die Weltgeschichte selbst weiss nichts von den ersten Ansiedlungen der Menschen, von der Bildung und Trennung der ersten Völkerstämme; niemand hat es uns übermittelt, welche Momente massgebend waren, dass sich über den ganzen Erdboden, ja selbst bis auf die erst in jüngst verwichener Zeit noch unbekannten Länder, die infolge der Unzulänglichkeit der Schiffahrtskunde durch Jahrtausende für sich vollends abgeschlossen waren, ein ausgebreitetes Netz verschiedensprachiger Völker hingezogen hat. Nur ein einziges Buch lässt uns auf wenigen Seiten erhabenen Inhaltes in das Geheimnis jener tiefen Dunkelheit blicken, welche die frühesten Zeitalter des Menschengeschlechtes bedeckt. Die Geschichte des Alten Testamentes beschränkt sich aber lediglich auf die Feststellung, dass es bis zum Turmbaue zu Babylon nur eine Sprache gab, und bietet uns sonst nur allgemeine Wahrheiten, ohne sie tiefer zu begründen. Wo daher die Geschichte schweigt, da muss die Sprachforschung im Vereine mit der Erdkunde einsetzen und die abgebrochene Brücke wieder hersteilen. Der Kern der vorliegenden Arbeit ist seinem Umfange nach nicht derartig, dass er eine weitgehende Betrachtung über die Synglosse sowie die Entwicklung der Sprachen herausfordern würde; immerhin muss aber zugestanden werden, dass die Entstehung der Ortsnamen gleichfalls ein kleines Abbild der Entstehung der Sprachen bietet. Ebenso wie in der Kindheit aller Sprachen gewisse naheliegende Begriffe, als: Höhe, Tiefe, Höhlung, Vorsprung, Licht, Finsternis, Wärme, Kälte, Vater, Mutter u. a. m. durch den gleichen Grundlaut und nur durch einsilbige Wörter ausgedrückt wurden, so wird dies auch bei der Benennung der ersten Ansiedlungen der Fall gewesen sein.1) Die heilige Schrift erzählt uns auch, dass Gott selbst dem Adam die Tausende von Geschöpfen, die das neue Reich bevölkerten, vorgeführt habe, damit er dieselben benenne, —- ein Beweis, dass die Sprache nicht erst eine Frucht langen Nachdenkens und auch nicht eine allmälig entstandene Erfindung, sondern eine der Psyche innewohnende Fähigkeit ist, dasjenige, was einem vor die Augen tritt, auch sofort mit einem Namen zu belegen; und genau so gieng es auch zu bei der Entstehung der ersten Ortsnamen, wobei das zufällige Erfassen eines beliebigen, momentan auffallenden Gegenstandes oder eine kurze Charakteristik der Gegend dauernd massgebend ward.2) Der grösste Fehler, den die Forscher nach der Herkunft der Ortsnamen begehen, ist daher der, dass sie den Ursprung derselben in Feinheiten suchen, die ein natürlich entstandener Name niemals besitzen konnte und sprachwissenschaftliche Sectionen vornehmen, durch die sie geradezu auf den Holzweg geraten müssen. Bei solchen subtilen Sinnieren kommt es meist dahin, dass man allzuleicht daran vergisst, auf welche primitive Weise sich auch die ursprünglichen Benennungen der Ortschaften ergeben haben müssen, und dass die Ergründung derselben umso leichter erscheint, je einfacher diese Vorstellung ’) Vergleiche z. B. nachstehende Begriffe mit dem Sanskrit und einer sonstigen modernen Sprache: Ach, Ar, Au, Kar, Hart, Hag, Berg, Tal, Wald, Bach, Fluss, Strom, Haus, Hof, Dorf, Vater, Mutter, Schwester u. a. 2) Abgesehen von den vielen, später einzeln behandelten Ortsnamen, welche für diese Behauptung Zeugnis geben, sei hier ein besonderes Beispiel angeführt. An der Drann liegt in der Pfarre Maria-Neuotift das Dorf Dokletzen (slov. Doklece), dessen Wurzelwort das slovenische Zeitwort »doklicati« (errufen) bildet. Die Entstehung dieses Namens ist trotz der scheinbar weithergeholten Entstehung sehr einfach. Vom Maria-Neustifter Höhenrücken führt zur Drann ein längerer Hohlweg, welcher keine Ausweichplätze hat. Langt nun auf der Höhe bei der Einmündung des Hohlweges ein Fuhrwerk an, so ruft der Wagenlenker mit kräftiger Stimme ins Thal hinab. Erschallt aus dem Hohlwege ein Gegenruf, so ist dies das Zeichen, dass das obere Fuhrwerk nicht weiter fahren darf; meldet sich niemand, so ist der Hohlweg frei. Am Ausgange des Hohlweges entwickelte sich später eine Ortschaft, welche den Namen von der Stelle übernahm, wo man sich zu »errufen« pflegt. darüber ist. Die unbeeinflusste Betrachtung des Ortes in Bezug auf die Lage, die Bodenbeschaffenheit, die Bepflanzung ergibt bereits die Anhaltspunkte für die Genesis des grössten Teiles der Ortsnamen ; Begriffe abstracter Natur waren für die Namengebung selten entscheidend, sind zweifellos immer spätere Bildungen und beziehen sich vorwiegend auf besondere Charaktereigenschaften der Bewohner, die der Volkswitz gezeitigt oder die Volkskritik wahrgenommen hat (z. B. bei Barislofzen und Qtteadorf,) oder wurde aber der ursprüngliche Name aus Notwendigkeitsgründen oder naturgemäss (z. B. durch Unterscheidungen mit: Gross, Klein, Ober, Unter) erweitert, weil die vielfach gleichlautenden Namen weitere Unterscheidungen erheischten. Leider ist aber die Vorbedingung, jene Ursprünglichkeit zu erkennen, wenn diese auch sozusagen auf der Strasse liegt, schwer festzuhaiten, da sie ein offenes Auge erfordert, dessen Betrachtung das Einfachste, Alltäglichste und Gewöhnlichste nicht entgehen soll, und eine Psyche, welche die Aufmerksamkeit nur auf einen bestimmten Gegenstand richtet, was dem Gebildeten, dessen Gedankenflug zu gleicher Zeit verschiedene Sphären durcheilt, bereits bedeutende Schwierigkeiten macht. In Steiermark Selbst ist aber die Forschung nach dem Ursprünge und der Urform der Ortsnamen noch dadurch sehr erschwert, dass die Bezeichnungen in weitüberwiegender Zahl slavischen Ursprungs sind, welche aber mit der fortschreitenden Zeit in ihrer Aussprache immer deutschklingender und in ihrem Aussehen immer deutschähnlicher wurden. — Es ist daher ein Gebot für alle ethymologischen Arbeiten dieser Richtung vorerst auch die ältesten Namen, wie solche gelegentlich in Urkunden erwähnt werden, zum Ausgangspunkte für die Erklärung zu nehmen, da oftmals nur mit Hilfe dieser die sprachlichen Wandlungen eines Namens in die richtige Relation gebracht werden können. Die Nichtbeachtung dieses Grundsatzes war bisher meist Ursache, dass die ethymologische Erklärung so manchen Namens misslang. Überdies liegen Ortsnamen vielfach dialektische und oft nur local bekannte Wortformen zugrunde, welche sich den sprachwissenschaftlichen Regeln nicht mehr unterworfen haben; andererseits lernt man in den seltensten Fällen die Ortsnamen in ihrer ursprünglichen Gestalt kennen, kann sie daher nicht nach rückwärts verfolgen, weil sie mit den sprachlich bekannten Lautreflexen gebrochen haben, sobald sie in eine andere Sprache übernommen worden sind. Das Resultat der vorliegenden Untersuchungen hatte daher trotz des verhältnismässig kleinen Gebietes, welches es erörtert, bedeutende Schwierigkeiten zu überwinden, wovon die Entfernung von den reichen Quellen-Centren und erforderlichen wissenschaftlichen Behelfen noch nicht die bedeutendsten waren. Die gewissenhafte Klarlegung eines einzigen Namens erfordert bisweilen einen mehrfachen Besuch desselben Ortes, sie erheischt sogar manchmal einen längeren Aufenthalt daselbst, um günstige Gelegenheit zur Anknüpfung eines Gespräches zu finden und bei den Ortsbewohnern auf suggestivem Wege Äusserungen hervorzurufen, die sie bei einer directen Frage, oft aus Misstrauen, nicht aussprechen wollen.1) Trotzdem wäre die Arbeit noch immer weit hinter dem Wollen zurückgeblieben, wenn dem Verfasser selbst nicht günstige Vorbedingungen zu Gebote gestanden wären. Ihm erleichterte nicht unwesentlich der Umstand die Erreichung des Zieles, dass er in dieser Gegend die Jugendeindrücke erhalten, dass er daselbst lebt und wirkt, denn die volle Vertrautheit mit den örtlichen und folkloristischen Verhältnissen, sowie die genaue Kenntnis der Sprache und Geschichte der Bewohner, sind dazu unentbehrliche Voraussetzungen.2) fl Auf Grund vielfach gemachter Erfahrungen muss jedoch jedem Forscher geraten werden, solche Auskünfte recht skeptisch aufzufassen und sie immer noch genauer zu überprüfen, da sie meist eines tieferen Wertes entbehren. fl Die Kenntnis der Technik von Suffix-und Wurzel-Metamorphosen führt ohne persönliche Begehung der zu erörternden Gegend schwer zu einem reellen Erfolge. Ein auffallendes Beispiel bietet uns die nicht in den Rahmen dieser Arbeit fallende Ortschaft Zlatten (südlich von Bruck a. M.) Der Ethymologe wird nach der Schreibweise sofort schliessen, dass dem Namen das slovenische Wort »zlato« (Gold) zugrunde liegt, womit sich der Forscher im Zimmer zufrieden geben wird. Würde er Wo heute in geschlossenen Massen Deutsche wohnen, sassen vor mehr als tausend Jahren durchwegs Slaven, deren unverfälschte Namen uns in alten Aufzeichnungen begegnen. Als aber im 12. Jahrhunderte mit dem Auftreten des deutschen Ritterordens das slavische Element zurückgedrängt und mit Hilfe der heimischen Geistlichkeit diesem Bestreben Nachdruck gegeben wurde, beginnt die Germanisierung, zugleich aber auch Verbildung und Entstellung der bisher gangbaren Ortsnamen in einer Weise, die man vom Standpunkte der Philologie geradezu gewaltsam bezeichnen muss, die aber naturgemäss war, da es sich damals nebst Gebietseroberungen mehr um die Anpassung der Vorgefundenen, in Aussprache und Bedeutung dem Deutschen unbequemen und zugleich unverständlichen Ortsnamen an die eigene Sprache als um nationale Empfindlichkeiten gehandelt haben wird.1) Die Änderungen der Namen erfolgten in zweierlei Weise. Hatte der Name eine bekannte Bedeutung, so wurde er in das Deutsche übersetzt. (Z. B. aus Stoperce [stopa = Stampfe) wurde im J. 1440 »Stampfendorf»; später verlor sich aber der deutsche Name wieder; das auf dem Territorium des jetzigen Kärntnerbahnhofes in Marburg i. J. 1130 gelegene »Zegoinezelo« und »Zego-newoz« wurde zu »Zigeunerdorf« (cigan Zigeuner); aus »Sabiach« (žaba = Frosch) v. J. 1357 wurde »Krottendorf«; in einem Falle wurde fälschlich »Schwabendorf« daraus; klang aber der Name in seinem Wurzelworte slavisch, man wusste aber keine Übersetzung dafür, so trat die »Anpassung« ein, indem das Wort schreib- und mundgerechter gemacht wurde, u. z.: a) durch geänderte Schreibweise; z. B. aus Kosmač (der Bärtige) wurde Gottsmathz; aus Kočevje (koča = Hütte) Gott- aber den Ort besuchen, so sähe er, dass ein Säuerling daselbst entspringt, wonach der Name dem slovenischen Worte »slatina« (Sauerwasser, eigentlich Salzwasser), entstammt. h Eine Analogie spielt sich heute in Ungarn ab, wo die Magya-risierung der deutschen, slavischen und rumänischen Eigennamen von amtswegen gefördert wird, was aber nicht hindert, dass nach Jahrhunderten bei geänderten ethnographischen Verhältnissen die Hervorholung der ursprünglichen Namen wieder platzgreifen kann. schee, aus Lešnik (Haselnuss) wurde Löschnigg, als käme es vom Begriffe: löschen; b) durch Einsetzung eines deutschen Suffixes an Stelle des slavischen; z. B. aus Melnik wurde: Meiling; aus Duplek: Täubling; aus Goriza: Goritzen; aus Pobrežje: Pobersch. Die Klärung der Entstehung der Ortsnamen ist bis heute, da sich für dieses Forschungsgebiet kein Interesse allgemeiner Natur bietet, recht rückständig geblieben, und doch verdient dieses Thema vom ethnischen und staatsökonomischen, besonders aber vom wissenschaftlichen Standpunkte eine grössere Beachtung. Es ist kein Zweifel, dass die Kenntnis der Vergangenheit eines Ortes oder eines Besitzes in den meisten Menschen die Achtung und das Selbstbewusstsein hebt;1) diese beide festigen die Liebe zur Heimat und machen die Ahnenscholle schätzenswerter; die solcherart wachgerufene Pietät würde in manchem Falle den Unzufriedenen bestimmen, sich nicht so' leicht seines angestammten Besitzes zu entäuSsern, gar mancher würde nicht zur Auswanderung schreiten, wenn er sich der Vergangenheit seiner Wiegenstätte bewusst wäre, — ebenso wie sich viele, die im grössten Elende leben, eines wertvollen Erbstückes noch an der Grenze des wirtschaftlichen Unterganges nicht zu begeben vermögen, weil sich der Verehrungswert nicht ziffer-mässig in den Geldwert ummünzen lässt. Während aber diese Momente nur einen ökonomischen Wert haben können, ist hingegen der wissenschaftliche Erfolg solcher Forschungen ein ausserordentlich dankbarer, denn die sprachwissenschaftliche Erklärung der Eigennamen ist in dem Augenblicke, wo die Urkunden versagen oder die Angaben der Schriftsteller offenkundig bei Unkenntnis der Verhältnisse oder aus subjectiven Gründen entstellt sind, oder aber gänzlich fehlen, die einzig übrigbleibende Quelle, aus welcher wir das *) *) Ich habe z. B. die Erfahrung gemacht, dass sich die Kenntnisse der Familien-Chronik bei den Bewohnern des Pettauer Feldes, soviel ich auch fragen mochte, ausnahmslos nur bis zum Grossvater erstrecken; in vielen Fällen war aber dem Enkel nicht einmal der Taufname des verstorbenen Grossvaters mehr bekannt. weitere Material für die Geschichte schöpfen. Wenn sich daher die alten Chronisten und Geschichtschreiber in ihren Behauptungen unbewusst irrten, weil ihnen weder encyklopädische Werke noch gelehrte Gesellschaften läuternd an die Hand gehen konnten, oder wenn sie bewusst einer einseitigen Auflassung zuneigten, weil ihnen dies Begeisterung, Hass, Furcht oder Raison dictierten, ihnen auch oft ein tieferes Wissen, kritischer Überblick und Sprachkenntnisse mangelten, so werden diese Unvollkommenheiten durch die Blosslegung der sprachlichen Entwicklung der einzelnen Ortsnamen mitunter leicht wettgemacht, weil sich auf diesem Gebiete der organische Entwicklungsgang durch keine Nebenstörungen oder Willkürlichkciten gängeln lässt. Die Sprachforschung ist daher die ultima ratio auf jenem Scheidewege, wo uns die Denkmal- und Bautenreste, Urkunden und Schriftsteller verlassen und die Weltgeschichte in die vorhistorische Zeit hinüberschwankt; die Sprachenkunde allein ist es, die noch hinter den Vorhang jener Weltenbühne blicken lässt, wo das Dunkel der Sage vom Morgenrot der Geschichte noch kaum erhellt ist. In der vorliegenden Arbeit sind die Namen aller Ortschaften des sogenannten Oberen Pettauer-Feldes, also der Ebene am rechten Drauufer (zusammen 78, wovon jedoch Pettau und Täubling am linken Ufer liegen) untersucht und, soweit irgend eine augenscheinliche Sicherheit oder doch motivierte Vermutung vorhanden war, ethymologisch erklärt worden. Das Resultat war ein ungewöhnlich überraschendes. Es zeigt uns in ziemlich deutlichen Umrissen, wie wir dem Herkömmlichen blind nachgebetet haben, und wie anders die Selbstanschauung und die eigene Production unser Denken und Empfinden aus dem Banne der Tradition hebt, wenn auch dabei nichts derartiges an den Tag tritt, was nicht, mindestens als Vermutung, schon ausgesprochen worden wäre. Vor allem sollen aber noch jene sprachlichen Erinnerungen erwähnt werden, die sich nicht auf die Ortschaften selbst, sondern nur auf Eigennamen im allgemeinen und Redensarten dieses Gebietes beziehen, um festzustellen, wie leicht und zu- fällig schon diese entstanden sind und sich doch so constant bis auf den heutigen Tag erhalten haben, trotzdem sie meist nur den traditionellen Weg giengen. Es ist wohl naturgemäss, dass auf einem Gebiete, auf welchem es von den Römerzeiten an bis über die Mitte des 17. Jahrhunderts hinaus häufig von fremden Völkerschaften wogte, auch verschiedene sprachliche Erinnerungen zurückgeblieben sind, welche uns untrüglich an diese Besuche erinnern würden, wenn auch alle sonstigen Beweise verloren giengen. Eigennamen ausgesprochen lateinischen Ursprungs und wohl aus der Zeit, als die Römer Gebieter auf dem Pettauer Felde waren, herrührend, sind die heute hier vorkommenden Zunamen: Jus, Spes, Vintus (Quintus), Flakus (Flaccus) u. a. m. Gleichfalls bemerkenswert ist cs, dass der Slovene für die Hunnen eine eigene Bezeichnung hat, obschon meist angenommen wird, dass die Slovenen an anderthalb Jahrhunderte nach dem Einfalle derselben diese Gegenden besiedelt haben sollen; er nennt sie »Pesjani« (Hundeleute) oder »Pesoglavci« (Hundeköpfe); das Volk weiss sogar eine Geschichte von »Pes Atila« (Hund Attila) zu erzählen, und schildert diesen sowie dessen Scharen nicht nur grauenhaft, sondern auch höchst phantastisch. Es ist kaum ein Zufall, dass die Bezeichnungen: Hunnen, Pesjani und Pesoglavci so übereinstimmend an das Wort »Hund« anklingen. Es ist sogar mehr als wahrscheinlich, dass die Hunnen diesen Namen niemals führten,1) sondern, dass sie ihn erst von den unterworfenen Völkern erhielten, wobei die abweichende Kopfbildung und das Essen des rohen, nur mürbe gerittenen Fleisches als namengebende Momente, obschon diese auch nur einer lebhaften Phantasie und den Gefühlen der Verachtung entsprungen sein werden, den Ausschlag gegeben haben dürften. Die Deutschen werden daher den Namen von den Slaven übernommen haben, indem sie ihn zugleich übersetzten. Auch scheint der Name »Attila« gar kein Eigen-, sondern nur ein patriarchalisch gebrauchter Kosename gewesen zu sein, *) *) Priscus hält »Scythen« und »Hunnen« für gleichbedeutend. welcher etwa der Bedeutung »Väterchen« (Diminutivum vom ata = Vater) gleichkam, analog wie heute der Car im Volke nur als »batjuska« bezeichnet wird, ohne dass der russische Bauer den eigentlichen Namen desselben kennt. Es scheint auch das slavische Element bereits in dieser Zeit von bedeutendem Einflüsse gewesen zu sein, denn z. B. ein Sohn Attilas heisst »Dengesic«, welcher Name vollends slavisch ist (denjgi, russ. Geld, »ic« das patronymische Suffix für die Bezeichnung des Sohnes.) x) Der Anruf »Kuruzzenkinder« (slov. kuruc-otroci) für sehr schlimme und unfolgsame Kinder wird heute noch häufig gebraucht und stammt aus der Zeit, als der Rebelle Doza (Docsi) mit seinen Kuruzzen (Cruci) das Untere Pettauer Feld beunruhigte (1514).3) Die reichsten sprachlichen Erinnerungen stammen jedoch aus der Zeit der Türkeneinfälle. Die Periode vom J. 1396, wo Sultan Bajesid das Christenheer bei Nikopolis niederwirft und unmittelbar darauf die ohnehin vielgeprüfte Stadt Pettau plündert und niederbrennt, bis zum glänzenden Siege bei St. Gotthard (1664), wo der Stadtcommandant von Pettau, der Reitergeneral Spork, mit den Steirern so rühmlichen Anteil nimmt, — war das Pettauer Feld in steter Gefahr vor den Grausamkeiten der Osmanen. Es ist daher auch kein Wunder, wenn sich an diese Zeit, 4) Man müsse überhaupt zur Vorsicht mahnen, die Hunnen immer unter die wildesten Barbaren einzureihen, denn die Namen Attila und Dengesic, dann die Vereinigung Attilas mit der Burgunderfürstin Kriem-hilde, der Besuch der Burgunden auf dem Hofe Attila’s, die Schilderung von grossen Palästen in der Residenz desselben, die Brautwerbung auf dem byzantinischen Hofe, bergen, wenn sie noch so sehr der Sage angehören, doch den historischen Kern, dass es mit den Hunnen auch einen friedlichen, ja gastfreundschaftlichen Verkehr gegeben haben muss. Einzelne Schriftsteller (z. B. Priscus) halten Attila für einen Herrscher, der sehr edler Regungen fähig war, und führen auch bezügliche Beweise an. — Man soll den Hunnen, die sonach zum Teile unsere Vorfahren sein können, vorsichtsweise nicht gleich den Charakter der Barbaren beilegen, um nicht hinter den uncultiviertesten Völkern zu stehen, welche den Manen ihrer Vorfahren stets die höchste Achtung zollen. 2) Der deutsche Fluch »Kruzitürken« ist gleichfalls eine Zusammensetzung der Namen: Kuruzzen und Türken. die gleichsam das heroische Zeitalter der Slovenen bildet, Anklänge mancher Art erhalten haben. Es erinnern daran die verschiedenen »Türkenberg« (slov. Turski breg) wo sich mit den Türken irgendein Ereignis abgespielt haben muss; dann »turski vrh« und »turski klanec« (Türkenhöhe und Türkenschlucht) in der Pfarre Maria-Neustift bei Pettau, wo mehrere hundert Osmanen von den Bauern überfallen und niedergemacht worden seien. Jetzt vorkommende Haus (Vulgo)- und Familien-Namen, als: Turk (Türke), Turkus, Mustafa, Hasenmali,* 1) Murat, Oman, Karadzija2) erinnern an einzelne Osmanen, die aus irgendwelchem Grunde (Gefangenschaft, Verwundung, Zurücklassung von Kindern u. dergl.) ihren Namen nach bekannt worden waren, oder giengen aus bösartigen Vergleichen hervor, wenn man an den Mitbewohnern Eigenschaften entdeckte, die ansonsten nur den Türken eigentümlich waren. — Überdies gibt man dem grimmigen Türkenhasse in dieser Gegend noch heute dadurch Ausdruck, dass man fast allgemein den grossen Hunden den Namen »Sultan« beilegt, und sich so einigermassen für die türkische Bezeichnung der Christen »giaur« (djaur = Hund) zu entschädigen scheint.8) Auch manche Redensarten erinnern an die Zeit der Türken- «) Den Namen »Hasanmali«, auch »Hasenmali« (Hassan der Kleine) erkläre ich mir dahin, dass aus der Vergewaltigung einer Christin durch einen, Hassan genannten Türken ein Knabe entspross, der unter Anspielung auf den Vater ursprünglich scherzweise so genannt wurde, später aber er und seine Nachkommenschaft dauernd diesen Namen behielten. Vielleicht ist aber darunter auch ein Türkenknabe gemeint, welcher gefangen oder zurückgelassen wurde, dann die Taufe erhielt, — wie dies zumeist geschah, im Volksmunde aber unter dem früheren Namen bekannt blieb. Die Taufbücher bezeichnen allgemein solche Täuflinge mit dem Vermerk: natus in Saracenis. '-) Kara türk, schwarz, džijer türk. Herz, Leber. s) Bidermann zählt in der Abhandlung »Die Serben-Ansiedlung in Steiermark etc.« (XXXI. Heft der Mitteilg. d. hist. Vereins f. Steiermark) 1 auch den Namen Šalamun (v. Suleiman?) unter jenen, welche türkischen Ursprunges sind. — Ich glaube, dass dies nur auf den geschichtlichen und biblischen »Salomon« zurückgeführt werden müsse, da dieser Name auch schon in einer Zeit vorkommt, als von den Osmanen in Europa noch keine Rede war. (Nach der Wilkinasage war Attila im Bunde mit Salomon, dem Könige von Frackland [Frankland?]). einfälle. Schildert ein Bursche eine Rauferei beim Kirchweihfeste, so fehlt nicht oft der Vergleich: »Das Blut floss, wie in den Türkenkriegen«; stellt jemand ein dringendes Verlangen, welches aber immerhin noch einen Aufschub verträgt, so pflegt man zu sagen: »Es ist doch noch nicht die Türkennot (turska sila)«, oder: »Warte doch, es kommen ja noch nicht die Türken!« Wenn die Römerin ihre Kinder mit der Erinnerung an Hannibal einschüchterte, so mahnt sie die slovenische Mutter allenthalben mit Erfolg zur Ruhe mit der Drohung: »Ruhig, sonst holt dich der Harumbascha!«1) Ob dies ein bestimmter und dabei derart grausamer Osmane war, dass sein Name allein schon als Schreckenswort Geltung erhielt, ist wohl nicht mehr nachweisbar; mutmasslich ist darunter irgendein Osmane gemeint, der seine Grausamkeiten vorwiegend an Kindern ausübte. , Ausserdem hat sich eine eigentümliche und in ihrer Bedeutung heute nicht mehr verständliche Redensart bei den Slo-venen des Pettauer Feldes erhalten, die ihren Ursprung in einer Zeit hat, für welche man die Slovenen noch nicht in den heutigen Wohnsitzen sesshaft wissen will. Die Lex Salica, in welcher schon um das Jahr 490 n. Chr. im barbarischen Latein die gesammten Völkerrechte der salischen Franken aufgezeichnet wurden, spricht unter anderem von dem Werfen der »chrena chruda« als dem Symbole für die Zahlungsunfähigkeit des Wehr- (Straf-) Geldes. Sämmtliche mir bekannten Erklärungen dieses fremdklingenden Begriffes sind unrichtig, denn die Deutungen »grünes Kraut«, oder nach Grimm2) »reines Kraut« stehen mit der ethymologischen Structur des Wortes in keinem organischen Zusammenhänge. Chrena chruda ist ein rein slavischer Begriff und bedeutet wörtlich »schwarze Scholle« (črna hruda bezw. gruda). Es ist ‘) Man stellt sich heute darunter unbedingt einen Türken vor. Harumbascha war aber ausserdem die Bezeichnung für den Feldwebel beim Serežaner-Corps, welches hauptsächlich die Bekämpfung der türkischen Räuber zur Aufgabe hatte. Die Serežaner waren sowohl wegen ihrer Tapferkeit gesucht, als auch wegen ihrer Rohheit und Grausamkeit gefürchtet. In Dalmatien bedeutet »Harambascha«: Dorfältester. 2) Grimm, Rechtsaltertümmer p. 116. daher begreiflich, dass man für die erwähnte symbolische Handlung keinen rechten Zusammenhang finden konnte, weil die sprachliche Deutung schon im Prinzipe eine unzutreffende war. Das salische Gesetz sagt auch weiter, dass das Geworfene aus den vier Ecken der Stube zusammengerafft wurde; dieses kann wohl nur Erde gewesen sein, da der Estrich ungedielt war, und im Zimmer doch kaum Kräuter wuchsen. Die symbolische Bedeutung dieser formellen Rechtssatzung war sonach nichts weiter, als der letzte Act der Vollstreckung der »chrene-chruda«, mit dem der zahlungsunfähige Wehrgeldschuldner Haus und Hof verlässt.1) Was aber im salischen Gesetze verbucht steht und weit am unteren Rheine, wo noch die salischen Franken wohnten, geübt wurde, hat sich beim Bewohner des Pettauer Feldes noch lebhaft und in ähnlicher Bedeutung, wenn auch unbewusst erhalten, ein Zeichen, dass der stille Zusammenhang der salischen Gesetzquelle bis zur Gegenwart noch keine wesentliche Unterbrechung erfahren hat, denn der slovenische Bauer pflegt noch heute, wenn es ihm trotz Arbeit schlecht ergeht, zu klagen: »Ich stehe so viel aus, als die schwarze Scholle« (trpim, ko črna gruda), woraus geschlossen werden muss, dass man die Erdscholle noch immer metaphorisch als den Typus alles Leides, gewissermassen als den Sündenbock ansieht.* 2) Soweit führen uns die Betrachtungen über die Entstehung der Eigennamen im allgemeinen, sowie die der besonderen Redensarten localen Gebrauches. *) Die Lex Salica, ed. Behrend sagt p. 121: Si quis hominem occi-derit et totam facultatem data non habuerit undc tota lege conpleat XII juratores donare debet quod nec super terram nec suptus terram plus facultatem non habeat quam jam donavit. Et postea debet in casa sua introire et de quattuor angulos terrae in pugno collegere et sic postea in duropello hoc est in limitare stare debet intus in casa respiciens et sic de sinistra manum de illa terra trans scapulas suas jactare super illum quem proximiorem parentem habet etc. 2)Dass die Bezeichnung »chrena chruda« nicht slavischen Ursprungs wäre, dem wird die Philologie wohl kein wesentliches Bedenken entgegenstellen können. Übrigens enthält die Lex Salica noch mehrere Begriffe slavischen Stammes, deren Aufzählung wohl nicht in diesen Rahmen gehört, aber vielleicht in einer eigenen Publication dargelegt wird. Es handelt sich nun darum, die eigentlichen Resultate der Untersuchung der Ortsnamen einer übersichtlichen Betrachtung zu unterziehen. Von den einzeln behandelten Ortsnamen fallen sofort jene ab, die einen kirchlichen Namen führen. Die Entstehung derselben kann naturgemäss erst in die Zeit nach der Christianisierung der Bewohner (also seit dem 9. Jahrhunderte) oder überhaupt nach der Canonisation des betreffenden Heiligen verlegt werden, auf welche Weise der zumeist vorher bestandene profane Name fast ausnahmslos verloren gegangen ist. Desgleichen bilden jene Namen, welche seitens deutscher Einwanderer und Ministerialen-Geschlechter den von ihnen erbauten Schlössern und Meierhöfen beigelegt worden sind, keinen weiteren Gegenstand der Untersuchungen, da sie zweifellos erst in der Zeit entstanden sind, als sich deutsche Adelige auf dem Pettauer-Felde ihre Wohnsitze zu gründen begannen, was wohl vor dem 10. Jahrhunderte nur ganz ausnahmsweise eingetreten sein dürfte. Einen Beweis hiefür bietet uns die Bezeichnung »pagus Zitdinesfeld« für die südlich der Drau gelegene Ebene, d. i. das Pettauer-Feld. An dieser Bezeichnung ersieht man, dass die Deutschen schon im Jahre 985, aus welcher Zeit eine Urkunde besagt, dass König Otto III. dem Grafen Rachwin 15 Königshufen zuRazuuai (Rosswein bei Marburg, slov.Razvanje) schenkte^ für diese Gegend einen deutsch angepassten Namen hatten, welcher zwischen den Formen: Zitdinesfeld, Zitelinesfeld und Zistelfeld (siehe Skorba) wechselt. Der ursprüngliche und älteste Name Zitdinesfeld hat sicherlich den slovenischen Begriff »si-tina« oder »sitje« (Binsen, Schilf) zur Grundlage, womit eine sumpfige Gegend bezeichnet wurde.1) •) •) Nach der Urkunde vom 20. November 890, welche aber offenkundig eine Fälschung ist, wäre unter »Zistanesfeld« nicht so sehr das Pettauer-Feld, als die Gegend längs der Drau etwa von Marburg bis gegen Polstrau zu verstehen, obschon sich daraus auch keine wesentliche Änderung für die topographische Auffassung ergibt. Der Ausdruck >sitina« ist auf dem Pettauer-Felde in obiger Bedeutung unbekannt; wohl wird aber sitovje, sitje und sitovec (Binsengegend) noch heute gebraucht. Mir macht es den Eindruck, als wäre aus diesen Begriffen auch Tatsächlich wanderte die Drau seit jeher auf dem Pettauer Felde, was die mehrfachen Lagen des Terrassen-Diluviums bezeugen, und hinterliess in den alten Betten eine bedeutende Area, welche reichlich mit Sumpfpflanzen bewachsen gewesen sein wird, von wo sich die Bewohner des linken Drauufers ihren Bedarf an Schilf, Binsen, Rohrkolben u. dgl. geholt haben werden. Die Gegenden bei Skorba, Haidin, Rogeis, Kranichsfeld, Pragerhof, dann das Gebiet des Pulsgau-Baches sind ja noch heute teils sumpfiger teils ziemlich nasser Natur. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass der Deutsche den Slovenen diese Stellen mit »sitina« oder »sitje« bezeichnen hörte, und gelangte, da ihm die Bedeutung unbekannt war, (nur noch den Gattungsnamen »Feld» anhängend), zu der typischen Bezeichnung des Pettauer Feldes. Wie bei diesem Beispiele, so gelangt man bei allen übrigen Ortschaften zu dem Schlüsse, dass der slovenische Name der ursprüngliche war, also keine Übersetzung vorliegt; darin bestärkt uns auch der Vorgang bei den später entstandenen Ansiedlungen, welche von deutschen Colonisten herrühren und ausschliesslich deutsche Namen führen, als: Ebensfeld, Wartenheim, Pragerhof, Windenau, Schneeweiss, Braunschweig, Sternthal, Amtmannsdorf — also selten Ortschaften, sondern fast durchwegs Meierhöfe und Schlösser sind — dass auch sie niemals in das Slovenische übersetzt wurden, daher die mitunter gegenteilige Behauptung völlig unbegründet ist. Dass die Ortschaften slovenischen Namensursprungs an dem einmal besitzenden Namen festhielten und durch keine Übersetzung davon abliessen, ist auf dem Pettauer Felde wohl begreiflich, weil der deutsche Einfluss auf die Sprache der Bewohner fast spurlos genannt werden muss; merkwürdiger ist es aber, dass in weiten, heute ungemischt deutschen Gebieten so viele Ortsnamen immer noch das offene Gepräge slavischen Ursprungs tragen. Die deutliche Verfolgung dieser das heute allgemein gebräuchliche Wort »cedilje« (Hainsimse, lat. luzula, zur Pflanzenfamilie der Juncaceen gehörig) hervorgegangen, welches abermals Gräser, die nur auf nassem Boden gedeihen, bezeichnet. Namen setzt sich über Obersteiermark, Niederösterreich, dann Kärnten, Nordtirol bis über den Bodensee, dann selbst bis an den Mittelrhein und an die Saale, also in jene Gebiete fort, die seit etwa 9 Jahrhunderten durchwegs deutsch sind oder wo zum mindesten die slavische Bevölkerung nicht die Amtsführung inne hatte.1) Wurde nun zu dieser Zeit die slavische Sprache von der deutschen bereits verdrängt, so muss wohl schon Jahrhunderte vorher ein slawisches Volk daselbst verbreitet gewesen sein, denn auf eine gewöhnliche noch so massenhafte Einwanderung kann die Besiedlung so vieler Provinzen zugleich nicht erfolgt sein. Wenn bei den heutigen Verhältnissen, wo die Population durch rechtlichen Schutz des Individuums in Bezug auf Erhaltung und weitgehendste Hygiene begünstigt wird, trotzdem sehr aggressive Elemente auf friedlichem Wege in einem Menschenalter kaum sichtbare Fortschritte machen, so berechtigen hiezu die Verhältnisse vor 1000 und mehr Jahren noch viel weniger. Fanden die Slovenen zur Zeit ihrer angeblich um 570 n. Chr. erfolgten Einwanderung die Gegenden bereits bewohnt, so gab es jedenfalls blutige Kämpfe; dass sie aber Einwohner vorfanden, ist sicher, denn schon zur Zeit der Römer waren doch alle die genannten Gegenden bewohnt, wer hätte wohl sonst einem Caesar, Varus, Drusus, Augustus u. a. Widerstand geleistet! Desgleichen war der Kampf gegen das Klima und das Entwicklungshindernis durch die grossen Bodenerhebungen im Alpengebiete und in den sonstigen Gebirgsgegenden damals wegen Mangel an Communicationen noch hinderlicher als heute; der Kampf mit den wilden Tieren erforderte einst sicherlich mehr Menschenleben als heute, denn die Inferiorität der damaligen Waffen und die grössere Verbreitung der wilden Tiere *) *) Um das Jahr 1400 bestand in Aachen noch ein Slavenaltar, genannt der (vier) »Doctorenaltar«. — Die Städte Laibach und Krainburg gründeten im Jahre 1495 daselbst für die »slavonische Nation« eine Kaplanei mit einem slovenischen Prediger, welcher zum Teile von den Opfergaben der »Windischen Wallfahrer« erhalten wurde. Diese weiten Heiltumsfahrten können wohl nur deshalb bis an den Niederrhein geführt haben, weil man dort seinerzeit eigene religiöse Kleinodien haben mochte, die traditionell die weitere Verehrung fanden. (Luschin, Windische Wallfahrer am Niederrhein. Laibach 1884, inSchumi’s Archiv für Heimatkunde.) selbst konnten nur decimierend auf das Anwachsen der Bevölkerung wirken. Bedenkt man ferners, dass die Slaven infolge ihrer unvorteilhaften Verfassung, wonach jeder Stamm eigentlich für sich lebte, dies daher selten zu einer grossen Machtentfaltung führte, und trotzdem im nördlichen Teile ganze Provinzen germanisiert, im Süden romanisiert wurden, dass Slaven von den Magyaren absorbiert und auch von den Osmanen in unbestimmter Menge durch den Zwang zum mohamedanischen Glaubensbekenntnisse des slavischen Sprach- und Volkscharakters entkleidet wurden, so muss man wohl annehmen, wenn uns dies auch die alten Schriftsteller nicht oftmals andeuten würden, dass der slavische Stamm in Mitteleuropa, daher auch in dieser Gegend, schon längst ansässig war, ehe die römischen Legionen ihre Adler in dieser Gegend aufpflanzten. Die landläufigen Angaben über die Einwanderung der heutigen Bewohner des Pettauer Feldes werden daher aus mehrfachen Gründen einer Revision zu unterziehen sein, welche wahrscheinlich das Resultat ergeben wird, dass es sich bei den Erwähnungen von der Einwanderung der Slovenen (Wenden) am Schlüsse der Völkerwanderung nur um den Abfluss der Urbevölkerung westwärts handelt, indem mehrere Familien zusammen ein günstiges noch spärlich oder unbewohntes Gebiet aufsuchten, es zu Rodeland (slov. krčevina1) machten, alles übrige aber schon in der vorhistorischen Zeit in diesen Gegenden ansässig war. Die Untersuchung der Ortsnamen ergab überdies bei Pettau und Pulsgau im besonderen, dass diese Ortschaften von den Slaven bewohnt waren, ehe der Römer diese Gegenden betrat. Diese Namen sind, wie dies bei den betreffenden Artikeln näher erörtert wird, slovenischen Ursprungs, denn es ist nicht anzunehmen, dass die Römer den Ortschaften Pettau, Cilli, Pulsgau, Triest u. a. Namen gegeben haben werden, die überall ganz zufälligerweise im Slovenischen eine vollkommen der Ge- ’) Ein Ausdruck, der eine urbargemachte Gegend bezeichnet und . z. B. bei Marburg, Pettau, Wurmberg und an vielen anderen Orten eine | locale Bezeichnung, gewöhnlich Kartschovina geschrieben, bildet. gend angepasste Bedeutung haben, im Lateinischen aber bedeutungslos sind.1) Die Römer hatten in Pettau selbst einen »conductor por-torii Illyrici«,* 2) es war also zu Römerzeiten hier ein Hauptzollamt für die von den Illyriern bewohnte Gegend. Dass aber die Wenden (oder Slaven überhaupt) zur Zeit der Römer nicht in die Pettauer Gegend eingedrungen sind, wissen wir bestimmt, weil uns dies in irgend einer Weise bekannt geworden wäre, und wir nicht einsehen, wie dieselben aus Pannonien, wo sie mutmasslich die Wohnsitze der Avaren passieren und an den Römern vorüber mussten, gelangt wären, da man sie i. J. 595 n. Chr. erwiesenermassen schon an der bayrischen Grenze ansässig gefunden hat.3) Die ungewöhnliche Ausbreitung der Wenden ist daher nur dann verständlich, wenn man annimmt, dass die weitausgebreitete slavische Urbevölkerung in ihrem Volksbewusstsein durch die Römer zeitweilig niedergehalten wurde oder nicht zur Geltung kam, und dass mit dem Sinken der römischen Macht das bisher still und brach liegende nationale Leben wieder zu offener Flamme ausschlug, wofür wir in Samo’s epochemachendem Auftreten, in der Zeit der Reformation, dann der Errichtung des Königreiches Illyrien, sowie schliesslich im J. 1848 Analogien finden. Die bisherige Übung, alles, was jenseits der Römerzeit liegt, den Kelten in Bausch und Bogen einzukerben, hat längst den Boden verloren, und ist die Keltomanie in den gelehrten Kreisen sichtlich in Abnahme begriffen. Es führt doch zum Nachdenken, welche äussere oder innere Gründe anzuführen wären, um die Möglichkeit darzulegen, dass die Kelten so grosse Teile von Europa bewohnt hätten *) Pettau, lat. Petavione, slov. Ptuje (die Fremde.) — Cilli, lat. Celeja, slov. selo (Ansiedlung.) — Pulsgau, lat. Pultavia, slov. Polskava (feuchte Gegend.) —- Triest, lat. Tergeste, slov: trst, trstje (Schilf, Schilfgegend.) 2) Mommsen, Corp. inscr. lat. III. Z. 4015. s) Paul Diaconus (f um 799) erzählt, dass der bairische Herzog Thassilo i. J. 595 zweimal ins Land der' (karanthanischen) Slaven einrückte und einmal siegte, einmal aber eine Niederlage erlitt. und heute bis auf wenige dürftige Reste germanisiert und ro-manisiert worden wären, zumal man keine Kenntnis von grösseren Kämpfen oder Niederlagen derselben hat, wohingegen die slavischen Völker mit steten Feindseligkeiten zu tun hatten, oft in grosser Zahl niedergemetzelt und an allen Grenzpunkten entnationalisiert wurden, und doch immer wieder in grosser Zahl und ausgedehnte Ländereien bewohnend auftreten;1) alles dies lässt den berechtigten Gedanken aufkommen, dass der keltische Stamm zum mindesten in Steiermark und Kärnten, entweder niemals ansässig war und nur durchzog, oder aber in seiner Ausbreitung und Bevölkerungszahl viel zu hoch angeschlagen wird. Dasselbe gilt auch betreffs der Ansichten über die Verbreitung der Kelten. Wenn man die bezüglichen Darstellungen liest, so müsste fast ganz Mittel-Europa zu Beginn des römischen Kaiserreiches keltisch gewesen sein; als aber die Sonne der römischen Weltmacht zur Rüste gieng, finden wir auf dem gleichen Gebiete bereits die Slaven. Dieser gründliche Wechsel ohne welche historisch bekannten Gründe lässt wohl vermuten, dass unter dem Namen Kelten nicht immer Kelten zu verstehen sind. Die alten Slaven waren insgesammt nie ein hervorragend staatengründendes und noch weniger staatenerhaltendes Volk, weil sie, wie bereits erwähnt, abgesehen von ihrer hiezu ungünstigen decentralisierenden Verfassung, durch ihre, leichte Anpassung an die Sprache des Nachbars oder Bedrückers fast unmerklich und auch unbewusst eine Assimilation eingiengen, während sich z. B. der germanische Stamm schwer mischte und eine fremde Sprache nicht annahm, sondern überall den ursprünglichen Bewohner verdrängte, wo ihm nicht Klima, Gebirge, Wüste oder Gewalt eine Grenze setzten. So sind auch die slavischen Reste in der Lex Salica erklärlich. An der Saale wohnten einstens Wenden, die mit *) *) Diesbezüglich Quellendaten anzuführen, würde von dem eigentlichen Zwecke der Schrift zu weit ablenken; ich verweise aber auf das Werk: Safarik, Slavische Alterthümer, welches alle Schriftsteller anführt, die über Slaven geschrieben haben. der Zeit durch die Franken verdrängt und entnationalisiert worden sind, wobei aber manche Rechtsgebräuche übernommen worden sind, denn die Sprache wechselt leicht, nicht so aber Sitte, Gebrauch und Rechtsbegriff, welche sicli noch Jahrhunderte forterhalten können. Ein Beweis seien die aus der vorchristlichen Zeit erhaltenen Gebräuche des Sonnwendfeuers, der Totenmäler, der Erinnerung an heidnische Götter u. a., die bis zu unserer Zeit nicht in Vergessenheit geraten konnten. Die Forschung nach der sprachlichen Genesis der Ortsnamen des Oberen Pettauer Feldes ergab daher folgende cul-turhistorische Wahrnehmungen: 1. Vor etwa 1000 Jahren müssen schon ebensoviel Ortschaften auf diesem Gebiete gewesen sein, als heute, weil die Namen hiefür festgestellt sind; was seither dazu kam, sind nur Schlösser, Meierhöfe und secundare Ansiedlungen; 2. alle Ortsnamen bis zur ersten Germanisierungszeit (ausgesprochen im ix. Jahrhunderte) sind slavischen Ursprunges; in das deutsche wurden nur jene übersetzt, deren Bedeutung bekannt war; die übrigen wurden der deutschen Sprache angepasst; 3. jene Ortsnamen, die deutsche Einwanderer ihren selbsterbauten Schlössern und Meierhöfen gaben, wurden von den Slovenen im Originale gebraucht, also niemals übersetzt; 4. die Hypothese, die heutigen Slovenen seien um das Jahr 570 n. Chr. in die heutigen Wohnsitze eingewandert, sei gänzlich fallen zu lassen, denn es gab schon zu Römerzeiten hier Ortschaften slavischen Namens; Völker, besonders aber ackerbautreibende, wechseln nicht ihre Wohnsitze wie sich etwa ein grösserer Garnisonswechsel vollzieht; 5. scheint es auch, dass die Dorffluren, wie sie heute verteilt sind, nicht etwa in der karolingischen Zeit geregelt wurden, sondern, dass dies schon in der vorrömischen Periode geschehen sein müsse, denn wer die Dorfflurenskizzen betrachtet, wird wahrnehmen, dass z. B. eine Gemeinde oft nur einige Quadratmeter dies-oder jenseits der römischen Poststrasse Pulsgau-Haidin besitzt, und wird zugeben müssen, dass diese Strasse später entstanden ist als die Urbarmachung des Bodens und Verteilung des Grundes. Diese Beobachtung lässt den Schluss zu, dass ein ununterbrochenes Bewohnen durch denselben Volksstamm bei unveränderten Verhältnissen der Dorffluren stattgefunden haben muss, denn bei einer späteren Verdrängung durch ein anderes Volk oder bei einem grösseren Intercalare wären infolge Unkenntnis oder Verwischung der Grenzen die Strassenzüge für die Grenzen wohl massgebender gewesen.1) Man sieht aus allen diesen Folgerungen, dass der Beginn des Lebensfadens eines Volkes gerne dort angesetzt wird, wo die Geschichte noch in Action ist; aber die abgerissene Überlieferung kann auch noch der uralte Stammbaum der Wörter fortsetzen, denn diese haben den Sturz der Reiche überlebt und den Mangel und Verlust an Aufzeichnungen ersetzt, um das Andenken an den Ursprung und das Dasein ihres Stamm-Volkes zu verewigen. ') Einzelne Besitze sind heute z. B. durch hohe Bahndämme getrennt; käme es nun zu einer erneuerten Zuweisung des Grundes, so würde man sicherlich der Zersplitterung eines Grundstückes tunlichst entgegenarbeiten. II. Erklärung der einzelnen Ortsnamen. JHtendorf, slow. Starše, und ßolldorf ), slov. Zlatoličje. (10 bezw. 7 km nordwestlich von Pettau. Die sprachwissenschaftliche Entwicklung dieser Ortsnamen ist ziemlich verworren, daher der folgende Versuch, diesen Umstand aufzuklären, vielfach nur auf Hypothesen fusst. Im Rationarium Stiriae v. J. 1265 kommen ein Goldern superior und inferior vor; im Salzburger Urbar heisst es (1320) »Goldsdorf«; gleichzeitig kommt (1265) auch Zlatendorf und Zlatnawes vor; 1331 hiess es »Goldarn imTrafeld«, 1441 wieder »Goldern.«* 2) Ausserdem muss man annehmen, dass Altendorf, welcher Name im Mittelalter noch nicht vorkommt, mit Goldern superior identisch ist, weil in dieser Zeit der Unterschied »inferior« und »superior« als unnötig für die weitere Unterscheidung, verloren geht. Andererseits bestand in dieser Gegend i. J. 1237 ein »Oberendorf (circa Bettowe)«, 1360 ein Oberndorf im Draufelde, und 1382 nennt eine Urkunde hier noch ein »Oberndorf«, worauf dieser Name (in dieser Gegend) spurlos verloren geht. Bei den Slovenen heisst der Ort Golldorf bis heute Zlatoličje (Goldspäne). Der Vermutung, wie der Slovene die beiden Dörfer (superior und inferior) unterschieden, wird jedoch später Raum gegeben. Es ist anzunehmen, dass es sich bei allen diesen Namen nur stets um dieselben zwei Ortschaften handelt u. z. nur um Goldern superior und inferior, und dass dieser Wirrwar von Namen verschiedener Idiome und Zusammensetzungen mit dem *) Die heutige Schreibweise »Golldorf« ist historisch und sprachlich ungerechtfertigt, und ist nur aus Bequemlichkeit in der Aussprache (hiatus in der Prosa) entstanden. Weil aber diese Schreibart mit der Zeit unbemerkt zur officiellen Schreibweise geworden ist, ging der Fehler auch in die Militärkarten über. 2) Diese Benennung dürfte im deutschen Gebrauche durch die locale Bezeichnung »bei den Golderern« entstanden sein. stereotypen Hinweise auf »Gold« die Annahme am besten belegt, es müsse hier eine geradezu internationale Gesellschaft zusammengeströmt sein, die der Gegend ihres Golderwerbes auch ihre sprachindividuelle Bezeichnung aufdrückte. Goldern inferior dürfte wohl das Ur- und Stammdorf des heutigen »Golldorf« bezw. »Zlatoličje« sein, welches aber vorübergehend u. zw. nur im deutschen Gebrauche, auch die Namen Goldsdorf, Zlatendorf und Zlatnawes führte. Goldern superior nannten hingegen die Deutschen wahrscheinlich in der Zeit nach der Übersetzung der anderssprachigen Namen »Oberes Golldorf« und später statt »beim oberen Dorf« kurzweg »Oberndorf.« — Dieses »Oberndorf« dürfte seinerzeit aus gewichtigen Gründen verlassen worden sein, ist jedoch später wieder besiedelt worden, bei welchem Anlasse es aber den Namen »Altendorf« erhielt. Das Marburger Urbar vom J. 1547 sagt auch, dass durch das Dorf Goldern der Bach »Goritschiza« führe; da aber der heute Golldorf durchfliessende Bach »Lava«1) genannt wird, durch Altendorf selbst aber kein Bach führt, so ist anzunehmen, dass dies nur Parallel-Namen sind. Der neu auftauchende Name »Altendorf« nötigt aber zur Klarstellung, wann ein Ort die Bezeichnung »alt« als Bestimmungswort annimmt. Die Erfahrung lehrt unwiderlegbar, dass dies nur dann geschieht, wenn in der Existenz einer Ansiedlung aus zwängenden Gründen, als: Zerstörung, Einäscherung, Wasserkatastrophe, Erdrutschungen, Seuchen u. a. ein längeres Intercalare eintritt. Dass ein Ort gleich zu Beginn »Altendorf«, »Altenburg«, »Altenmarkt«, »Altstadt« u. drgl. hiesse, ist nicht recht denkbar, und dürfte sich, falls einmal eine Ausnahme angeführt würde, dieselbe bei weiterer Forschung auch als hinfällig erweisen.1 2) 1) Der Lava-Bach hat möglicherweise den Namen schon von den römischen Goldwäschern, welche ihn zum Spülen (Waschen) des Goldsandes auf ihre Waschgeräthe leiteteten (lavare = waschen). 2) Diese Behauptung sei an Deutsch-Altenburg nachgewiesen. Das alte Carnuntum, welches an dieser Stelle gestanden, verlor den Namen, als es am Ende des 9. Jahrhunderts von den Ungarn zerstört wurde. In dieser Gegend besteht das Terrassen-Diluvium aus vielen horizontalen Schichten von verschiedener Mächtigkeit und Zusammensetzung; so kam es, dass die Drau ihr Bett stets veränderte und noch in der jungen Vergangenheit der Erdgeschichte im Pettauer Felde geradezu hin- und bewanderte, je nachdem sie auf eine härtere oder weichere Schichte (Conglomérat oder Sand) gestossen war. Diese Unstätigkeit des Stromstriches der Drau hatte zur Folge, dass manche Ansiedlungen in Gefahr kamen. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass ehedem eine Ortschaft an der beiläufigen Stelle des heutigen Altendorf gestanden ist, welche aber infolge der beginnenden Uferzersetzung verlassen werden musste.1) Die Bewohner dürften sodann die heutige, nur um geringes feldeinwärts gelegene Ortschaft St. Johann gegründet haben. Als der Zersetzungsprocess aufhörte, besiedelte man abermals die alten Stätten, wobei aber der frühere Name verloren ging und dafür Altendorf eintrat. Diese Ansicht wird nun durch die siovenische Bezeichnung »Starše« (für Altendorf) noch ergänzt und bestärkt. Es ist wohl kein Zweifel, dass auch der Slovene in der Benennung von Goldern inferior und superior einen Unterschied kannte; ob Goldern superior im Slovenischen jemals einen besonderen Namen hatte, konnte vorläufig nicht festgestellt werden. Da aber der Slovene »Altendorf« nicht etwa »Stara ves«2) sondern »Starše« (Comparativ von star = alt) nannte und noch so nennt, ist es wahrscheinlich, dass er Goldern inferior nur als »Zlatoličje« bezeichnete, Goldern superior Beim späteren Auf baue sah man noch die Überreste der alten römischen Burg und bezeichnete die neue Besiedlung anfänglich als »bei der alten Burg«, woraus mit der Zeit »Altenburg« wurde. Der Name »Carnuntum« kam bei der Benennung des neuen Ortes nicht mehr in Betracht. *) Das Marburger Urbar v. J. 1547 sagt sogar ausdrücklich: Das Dorf Goldern ist durch marchstain und das Wasser an der Traa den underthanen zu schaden befunden. — Da aber die nähere Unterscheidung fehlt, ist es zweifelhaft, ob darunter Altendorf gemeint ist. 3) In der Specialkarte steht allerdings »Stara ves«, welche Bezeichnung aber ganz aus der Luft gegriffen ist und dem Mappeur nur durch jemanden wortgetreu übersetzt wurde; ansonsten ist dieser Name nicht gebräuchlich. aber mit der Unterscheidung »Starše Zlatoličje« (älteres Golddorf), wobei allerdings das Grundwort Zlatoličje im gewöhnlichen Gebrauche ausgelassen wurde und mit der Zeit auch ganz entfiel. Desgleichen muss angenommen werden, dass zu der Zeit als der Name »Altendorf« noch nicht bestand, weil die Bedingungen hiezu noch nicht erfüllt waren, vom Slovenen Gol-dern superior als Gornje Zlatoličje (oberes Golddorf), Goldern inferior als Spodnje Zlatoličje (unteres Golddorf) unterschieden wurde, was eben in der deutschen Übersetzung zur Bildung des Namens »Oberndorf« führte. Auffallend ist es immerhin, dass alle die verschiedenen Benennungen des Ortes »Golddorf« an das Edelmetall anklingen. Schon Strabo und Polybius erzählen, dass das Waschen von Gold aus dem Sande der Alpenbäche eine der frühesten Beschäftigung keltischer (!) Völkerschaften war. Dass darunter auch die Drau gemeint ist, erscheint zweifellos, denn zuzeiten der Römer standen die Goldwäschereien in der Drau schon unter der Aufsicht eines eigenen Comes me-tallorum.1) Auch in der Folge finden sich gelegentlich immer wieder Bemerkungen und Anhaltspunkte, welche für das Fortbestehen der Goldwäschereien in der Drau sprechen. So erzählt darüber Wolfram von Eschcnbach in seinem höfischen Epos Parcival: IX, 197.1 Uz Zilje ich für den Rohas reit, dri maentage ich da vil gestreit. mich dühte ich het da wol gestriten: dar nach ich schierste kom geriten in die witen Gandine, da nach der ane dine Gandin wart genennet. . . . diu selbe statt lit aldä da diu Greian in die Trä, mit golde ein wazzer rinnet.2) *) *) Puff, Geschichte von Marburg. 2) In obigen Versen fällt besonders der P'ehler auf, dass Eschenbach die Stadt am linken Drauufer meint, wo die Grajena cinmündet, sie aber nicht Petlau, sondern Gandin nennt, welcher Ort (Chandingcn, Haidin) Dass die Eigenschaft »mit golde ein wazzer« bei den damaligen geringen geographischen Kenntnissen dem wandernden Minnesänger auffiel, ist jedenfalls ein Beweis, dass vom Betriebe der Goldwäschereien damals viel gesprochen wurde. In dieser Zeit war das Goldwäschen ein Regale der Erzbischöfe von Salzburg; i. J. 1468 belehnte jedoch der Erzbischof Bernhard von Salzburg den Hans von Stubenberg mit der Burg und Herrschaft Wurmberg, den Inseln in der Drau und dem Rechte des Goldwaschens daselbst.1) Um das Jahr 1690 war das Ergebnis der Goldwäscherei in der Drau besonders ergiebig. Dieses Gewerbe betrieb damals in Marburg die Familie Fässer; im Jahre 1694 wird auch ein Stefan Juchi als Goldwäscher genannt. Im Archive der Stadt Marburg kommen die letzten amtlichen Belege für die Goldgewinnung aus der Drau i. J. 1706 vor; dies wissen wir aus einem Gerichtsacte, wo der Goldwäscher Georg Matejkovic in Spielfeld den bürgerlichen Goldwäscher Jörg Pretter in Marburg klagt, weil ihn dieser gewaltsam in seinem Geschäfte störe und ihm seine Waschzeuge mutwillig beschädige.2) Der Umstand, dass binnen 16 Jahren (1690—1706) in Marburg allein, wo die Ufergestaltung diesem Zwecke gar nicht entspricht, drei verschiedene Namen von Goldwäschern erwähnt werden, lässt darauf schliessen, dass sich mehrere Familien zu gleicher Zeit damit beschäftigten. Wenn nun Muchar in seiner Geschichte Steiermarks erzählt8) »die norischen Goldwäschereien sind bis auf die letzte Spur verschwunden«, so ist dies ein unbewusster Irrtum; denn *) am rechten Ufer lag. Da Eschenbach in der Burg des damals mächtigen Grafen Friedrich I. von Pettau sang und turnierte (um 1200 n. Chr.), ist es nicht recht erklärlich, weshalb er den Namen »Pettau« nicht gebraucht, hingegen aber den Bach Grajena nennt, der sogar vielen Peruanern von , heute dem Namen nach gar nicht bekannt ist. Diesbezüglich geßendie Artikel: Pettau und Haidin weitere Aufklärung. *) Zahn, Steirische Miscellen, Graz 1899. 2) Puff, Geschichte von Marburg. s) Muchar, Geschichte Steiermarks, I. p. 25 ff. tatsächlich wurde am Ende des 18. Jahrhundertes noch bei Ankenstein (an der Drau) von Staatswegen Gold gewaschen* und was noch viel weniger bekannt sein dürfte, wird in der Drau auf dem ehemals norischen Gebiete bis heute die Goldwäscherei fortgesetzt. In jedem Frühjahre und Spätherbste finden sich ungarische Zigeuner, dann Kroaten als Goldwäscher ein, welche in der Strecke von Pobersch (südöstlich von Marburg) gegen Pettau und weiter hinab den Flussand der Drau in Bezug auf seinen Goldgehalt einer Waschung unterziehen. Die hiebei angewen-dete Methode ist sehr primitiv und scheint seit Jahrhunderten dieselbe geblieben zu sein. Als Hauptwerkzeug dient die »Wiege.« Diese ist ein deckelloser, viereckiger, nach einer Seite abfallender Kasten, der auf Rollhölzern ruht. Am höheren Teile ist ein Gitter aufgesetzt, in welches der goldhaltige Sand mit der Schaufel geworfen wird; die tiefer gelegenen Teile sind mit rauhem Tuche überzogen und mit Stegen versehen. Der Apparat wird so an dem Flussufer aufgestellt, dass ein starker Wasserstrahl auf das zu verwaschende Material fliesst* gleichzeitig aber die Wiege auf ihren Rollen hin und her bewegt wird. Der gröbere Teil des Einwurfes bleibt auf dem Gitter und wird fallweise entfernt, Sand und Erde fliessen als trübe Brühe ab, die schweren Goldteilchen hingegen setzen sich an den Stegen und zwischen den groben Tuchfasern fest. An jenen Stellen aber, welche seicht sind und die Aufstellung der »Wiege« nicht zulassen, bedienen sich die Goldwäscher einer noch einfacheren Methode. Sie befahren die Ufer mit einem flachen Kahne und heben von da aus den Flusssand mittels rauher, hölzerner Schaufeln (meist aus ungeglättetem Pappelholz); durch stossweises Schütteln der Schaufel im Wasser wird der aufgehobene Sand so weit abgespült, dass zuletzt nichts mehr übrig bleibt, als bestenfalls einige funkelnde Goldspäne, die an den Holzfasern infolge ihrer spezifischen Schwere und der Geschmeidigkeit sitzen geblieben sind *). *) *) Die Goldwäscher verkaufen das gewonnene Gold, welches entweder schon vollkömmen rein ist oder aber erst durch Amalgame ausgeschieden werden muss, an die ungarischen Steuerämter, in deren Die Lage des Ortes Goldorf ist tatsächlich eine derartige, dass man annehmen muss, es kann nur hier der Hauptplatz für die Goldwäscherei gewesen sein. Die Drau wendet sich bei Altendorf in scharfem Buge gegen Nordosten, überflutet aber bei Hochwasser das alte, gegen Golddorf gelegene Flussbett auf mehr als 2 km in die Breite, und setzt daselbst bei jeder solchen Gelegenheit grosse Mengen neuen Sandes ab,1) Weshalb sich heute nur mehr jene Leute mit Goldwäscherei beschäftigen, welche einen ausserordentlich geringen Anspruch auf die Lebensbedürfnisse stellen, ist naheliegend. — Im Alter-tume und Mittelalter war die Arbeitskraft unvergleichlich billiger, das gewonnene Gold hingegen stand in relativ höherem Kaufwerte; ausserdem arbeiteten die Goldwäscher der ersten Zeitepoche in einem Gebiete, wo der Goldsand seit Jahrtausenden aufgestapelt lag, wohingegen die heutigen Goldwäscher nur das alljährlich hinzukommende, verhältnismässig geringe alluviale Material verwaschen können, während alles übrige schon vielleicht wiederholt gesiebt wurde, daher für sie nur mehr eine Nachlese ist. — Es ist auch möglich, dass seinerzeit die Drau in ihrem Oberlaufe Gesteinsschichten passierte, die goldhaltiger waren, als es jene von heute sind, daher auch die Erosionsproducte gehaltvoller sein mochten. Die Ausbeute ist daher jetzt eine sehr geringe und lohnt sich nur für jene Leute, die in ihrer industriearmen Heimat trotz grosser Mühe und bestem Wollen keine sonstige gleichwertige Einnahme erzielen können. Die Bewohner von Golddorf selbst betreiben heute nur mehr Ackerbau und Viehzucht; sie achten das Gewerbe ihrer Ahnen gering und erinnert sie an jene Zeit nichts weiter mehr, als der gleissende Name ihrer Wohnstätte. Aufträge sie die Goldwaschungen vornehmen. Der höchste Ertrag einer Tagesarbeit kann wohl 5 K erreichen; indes gibt es aber auch Tage, wo die Goldwäscher fast resultatlos arbeiten. *) Da in der Gegend von St. Johann im Draufelde römische Steine in ansehnlicher Zahl ausgegraben worden sind, ist wohl anzunehmen, dass daselbt in römischer Zeit lediglich der Goldwäscherei wegen eine grössere Ansiedlung bestanden hat. flmtmattnsflorf, slov. Apače. (7 km. südwestlich von Pettau.) Der Name Amtmannsdorf, welcher heute im deutschen Gebrauche steht, tauchte um das Jahr 1440 auf, als die Besitzer von Monsberg (Mannsberg), welche viele Untertanen in dieser Gegend hatten, im Dorfe Apače einen Richter unter dem Namen »Amtmann« (lat. Officialis) einsetzten. Der slovenische Name Apače, auch Valpoče, ist gleichfalls deutschen Ursprungs, muss aber bedeutend älter sein, denn demselben liegt der ahd. Begriff »gewaltboto« (Amtmann) zugrunde; Apače ist daher nur die abgeschliffene Form dieses in den slovenischen Gebrauch übergegangenen WortesJ). Da es daher für diese Ortschaft keinen eigenen Namen sloveni-scher Wurzel gibt, so ist anzunehmen, dass sich schon etwa in der karolingischen Zeit ein kaiserlicher Amtmann daselbst ansiedelte, bei welcher Gelegenheit wahrscheinlich zum späteren Schlosse Maidberg und dem jetzigen Hofe Schneewciss2) der Grund gelegt wurde; die nun anschliessend entstandene Ortschaft bezeichnete man mit Rücksicht auf den Amtmannssitz anfänglich als den Ort, in welchem sich ein »Gewaltboto« bezw. Amtmann befindet, was auch so weiter verblieb. In einer Urkunde vom Jahre 1441 heisst der Ort auch »Ruegstorff«. Diese Bezeichnung bildet vielleicht die Brücke zwischen »Gewaltboto« und »Amtmann«; in dem Bestimmungsworte ist die mhd. Bezeichnung »rüege« enthalten, welche besagt, dass daselbst eine »gerichtliche Anklage« erhoben werden konnte; tatsächlich hefand sich in Amtmannsdorf nicht nur ein »Pranger«, sondern der dortige Amtmann hatte auch das Recht über Verbrechen, welche die Todesstrafe zur Folge haben, zu urteilen. Dieser Ortsname wird im deutschen Gebrauche bis zum Auftauchen des »Amtmanns« mutmasslich nur in den Gerichts-Kanzleien massgebend gewesen sein. *) Dass »valpot« oder »valpet«, womit der Slovene den »Amtmann« bezeichnete, ein Wort slovenischen Ursprungs wäre, wie allgemein angenommen wird, beruht sonach auf einem ethymologischen Irrtume. *) Siehe Artikel: Schneeweiss. Barislofzen, $!ov. Barislovce. (7 km südwestlich von Pettau.) Beim Artikel Sela wird erwähnt, dass dieser Ort im Jahre 1207 bereits in zwei Dorfgebiete (in duas supanias) getrennt war, wovon der eine Sela, der andere »Brizlausdorf« benannt wurde;1) dieser Unterschied besteht auch noch heute, obschon sie noch immer unverändert eine Katastralgemeinde bilden. Im Jahre 1265 hiess der Ort: Warissen, 1375: Prizlaus-dorff, 1450: Werislabetsch, 1820: Wanseil, 1870: Varisl. Den Grund zu diesem später erhaltenem Namen gab der slovenische Begriff »brislja«2) (stolzes, aufgeputztes Mädchen), womit die Nachbarn die Mädchen dieses Dorfteiles charakterisiert haben werden, was dann zum Ortsnamen selbst wurde, denn ursprünglich gab es eben für beide Ortschaften nur einen Namen, und dieser war: Sela. Sicherlich ging das Bestreben auch dahin, den ohnehin häufigen Namen »Sela« der Missverständnisse wegen zu eliminieren, was aber nicht gelang, sondern nur zur Zweiteilung des Ortes in Bezug auf den Namen führte. Im Slovenischen trat keine weitere Aenderung des Namens ein, ausser dass aus dem vermutlich ursprünglichen »Brisljavce« später »Barisljovce« wurde. Braunscbweig, auch ncu-Braun$cbweig. (4 km südöstlich von Kranichsfeld.) Diese Ortschaft besteht erst ungefähr 70 Jahre. Der Name selbst stammt von dem aus Braunschweig eingewanderten Carl Denike, welcher um 1820 das Gut Kranichsfeld ankaufte und darauf im äussersten Nordosten seines Besitzes eine zehn Hofstellen umfassende Niederlassung gründete, um daselbst seine Arbeitnehmer unterzubringen. Der Slovene besitzt keinen eigenen Namen für diese Ansiedlung. *) Zahn, Urkundenbuch d. H. Steiermark, II. p. 135. 8) Brislja wird heute in dieser Gegend nur mehr von den älteren Personen gebraucht; Oroslav Caf, der um das Jahr 1850 in Frauheim und Pettau Seelsorgedienste versah, hat diesen Ausdruck oftmals gehört und ihn auch als Lokalismus verzeichnet. Brezula. (2 km südöstlich vom Schlosse Kranichsfeld.) Dieser in der Militärkarte als »Wresula« bezeichnete Ort kommt urkundlich zuerst im Jahre 1313 vor, wo Ulrich von Sauerer dem Prior Gottfried von Seitz am 22. Februar siebeneinhalb Huben von »Prezalach«1) verkauft2). Hiezu erwarb dasselbe Kloster im Jahre 1378 noch weitere siebeneinhalb Hufen im »Wresoloch«2). Der Name stammt vom slovenischen Worte breza (Birke), und bedeutet sonach eine Birkenanpflanzung. Eine Uebersetzung dieses Namens für den deutschen Gebrauch hat nicht stattgefunden. Dobrofzen, slob. Dobrovci. (3 km nordöstlich von Kranichsfeld.l Dobrofzen bildet mit Skoggen4) eine Katastralgemeinde. Dieser Ort wird im Jahre 1441: Dobraunczen5), 1683: Dobrovci, 1786: Dobrovec genannt. Der Name stammt vom slovenischen Worte »dobrava, dobrova« (EichenWaldung); dies ist auch deshalb begründet, weil es noch heute in dieser Gegend an vielen Stellen namhafte, mit Eichengestrüpp bewachsene Strecken gibt, welche aber jetzt nur mehr als Spuren einstiger Eichenforste anzusehen sind. Dobrovci bedeutet daher: Bewohner beim Eichenwalde. Dobrofzen hiess im deutschen Gebrauche i. J. 1635 »Gutendorf6), wobei sieh der Uebersetzer das slovenische Ad-jectiv »dobro« (gut) als Wurzelwort vorstellte; i. J. 1683 kommt es als »Harteidorf« vor, worunter schon eine richtigere, wenn auch nicht vollwertige Uebersetzung des slovenischen Ortsnamens anzusehen ist.7) h Prezalach ist wieder der Locativ, ebenso wie Wresoloch. 2) Orig. Pgt. Nr. 1776 a d. Steierm. Landesarchives. 3) Orig. Pgt. Nr. 2238 b d. Steierm. Landesarchives. 4) Siehe den Artikel: Skoggen. s) Slekovec, Wurmberg p. 47. •) Mell, »Der windische Bauernaufstand i. J. 1635.« ’) »Hart« bedeutete im mhd. Höhe, Berg; im Mittelalter nahm es die Bedeutung »Wald« an. In Tirol, sowie in der Schweiz ist dieser Begriff vielen an Waldungen gelegenen Ortschaften eigen. 3 Im allgemeinen dürften aber sämmtliche deutschen Ueber-setzungen nur von ephemerer Dauer gewesen sein. Drasendorf, $loo. Dražene*. (4 km südwestlich von Pettau.) Drasendorf hiess i. J. 1357 und 1440 genau so wie heute; in dem um das Jahr 1500 verfassten Urbar des Pettauer Dominikaner-Klosters wird es »Sdressendorf« genannt. Sowohl der slovenische Name, der wohl der ursprüngliche war, als auch der deutsche, stammen von dem slovenischen Begriffe »dražiti«, welcher in der jBedeutung: Wasserfurchen ziehen, einzelne tiefere Furchen anlegen, eine Wort-Specialität des Slovenen auf dem Pettauer Felde bildet.1) Der ziemlich sterile und schotterige Boden erfordert hier allerlei Mittel, um ihn einigermassen ertragsfähiger zu machen; zu diesem Behufe werden auf den Feldern einzelne tiefere Furchen gezogen, welche durch die Aufnahme einer grösseren Menge Niederschlagwassers die einzelnen Feldstreifen länger mit Feuchtigkeit versorgen und so das Wachstum des Anbaues fördern. Diese culturelle Massregel ist für die Benennung der Ortschaft jedenfalls einstens vom Einflüsse gewesen. Zu Drasendorf gehört auch als Annex das heutige »Schwabendorf«, welches der Slovene mit »Hrastje« (Eichengebiet) bezeichnet. Der Name »Schwabendorf« stammt vom slovenischen Worte »Žabje« (Froschgegend) und kam lediglich auf phonetischem Wege zu dieser deutsch aussehenden Form. Im Jahre 1357 verkauft der Herzog Albrecht dem Seitzer Kloster 18 Huben zu »Drasendorf« und 8 zu »Sabiach«, worunter zweifellos dieser Ort zu verstehen ist, da es sich um einen arrondierten Besitz handelte;2) auch die Hofzahl ist bis heute die gleiche geblieben. Die Änderung des slovenischen Namens »Žabje« in »Hrastje« ist erklärlich, wenn man weiss, dass diese Gegend ehe- !) Unter »dražiti« versteht man heute auch das Ebnen der einzelnen Furchen eines Brachfeldes, damit auf diese Art die Samenlage nivelliert werde. -) Muchar, Geschichte d. H. Steiermark VI. p. 339. dem sumpfig gewesen sein muss, soweit sie abwärts vom Terrassen-Diluvium liegt; als aber der Boden umso trockener wurde, jemehr sich die Drau davon entfernte, entstanden an dieser Stelle allmählich Eichenwaldungen. Der Änderung der Bodenbeschafifenheit folgte sinngemäss auch die Änderung der localen Bezeichnung. Drasendorf, $loo. Drgonja oder Zdrgonja m. (8 km südöstlich von Kranichsfeld.) Dir lautliche Ähnlichkeit der drei Ortschaften Drasen-dorf (westlich von Micheldorf), Strassgoinzen und Drasendorf (bei Haidin) hat ein Chaos von Namen geschaffen, welches durch die slovenischen Bezeichnungen Drgonja ves, Strasgojnce und Drazence nur noch verworrener wurde. In dieses Namens-gewirre soll nachstehend Läuterung gebracht werden1). Das westlich an Micheldorf anschliessende Drasendorf heisst im Slovenischen Drgonja oder Zdrgonja ves, welche Bezeichnungen in der Aussprache des Volkes deshalb etwas unklar lauten, weil ihnen offenbar die Worte »ta gornja ves« (dieses obere Dorf) zugrunde liegen, was in der Schrift nicht getreu wiedergegeben werden kann. In den Urkunden führt der Ort folgende Namen: 1237 Drascoy2), in welchem Jahre Richza von Königsberg 20 Huben für das zu gründende Kloster in Studenitz widmet; 1263: Dragovcs, 1265: Draxen, 1357: Drahsendorf im Trafeld, 1384: Dorseindorf bei Pletriach, 1436: Druksendorf, 1440: Drasendorf. — Die nähere Bezeichnung »bei Pletriach« (Pleterje) führt zu der Annahme, dass mitunter der Doppelort Drasendorf und Micheldorf nur mit ersterem Namen bezeichnet wurde, weil sich die Orientierung ansonst wohl an die Nähe von Micheldorf angelehnt hätte. 4) Die unter dem Artikel Drasendorf (bei Kranichsfeld) in »Zahn, Ortsnamenbuch der Steiermark im Mittelalter« angeführten Namen scheinen zum Teil nicht zu diesem Orte, sondern zu Strassgoinzen gehörig. — Das bei Strassgoinzen angeführte Drascoy gehört jedoch zu Drasendorf (bei Kranichsfeld), Sdressendorf aber zu Drasendorf (bei Haidin). ») Zahn, Urkundenbuch d. II. Steiermark, II. p. 472. 3* Der Name dürfte sich, wie aus den ältesten vorkommenden Bezeichnungen zu schliessen ist, aus den slovenischen Begriffen vdrage« oder »drazence« gebildet haben, woraus allmählich die deutsche Benennung »Drasendorf« wurde. Als aber dieser Ort durch den Ausbau sich mit Micheldorf derart vereinigte, dass eine innere Ortsgrenze nicht mehr erkennbar war, bezeichnete der Slovene dieses Dorf nicht weiter wie bisher, sondern als das »Obere Dorf«, wozu auch die möglichen Verwechslungen mit dem Drasendorf bei Haidin einen weiteren Anlass geboten haben werden. Die sprachliche Entstehung des deutschen Ortsnamens ist identisch mit jener der Ortschaft Drasendorf bei Haidin. Dvorsina und Selce. (11 km südwestlich von Pettau.) An der Landstrasse Pettau-Rohitsch, (dort wo diese das Pettauer Feld verlässt und die Steigung beginnt), stehen die beiden Weiler Dvorsina und Selce. Diese beiden Ortsnamen sind, obschon bereits urkundlich an sieben Jahrhunderte bekannt, heute in amtlicher Hinsicht namenlos. Auch die Militär-Specialkarte nennt sie nicht, was wohl der Katastername verschuldet hat, welcher alle Ortschaften am südlichen Rande des Pettauer Feldes auf ungefähr 7 km unter dem Collectivnamen »Podlosch« zusammenfasst. Die localen Bezeichnungen der beiden Weiler haben jedoch ihre volle historische Berechtigung und ist es ganz sonderbar, weshalb Wohnsitze, von denen Selce sieben und Dvorsina sechs Häuser (Feuerstellen) zählt, nicht mit ihrem althergeführten Namen bezeichnet werden, trotzdem oft viel kleinere Ansiedlungen unter gleichen Verhältnissen mit ihrem eigentlichen Namen angeführt werden. Die urkundlichen Beweise für die Behauptung des Alters besagen Folgendes: 1. Das Archivverzeichnis des Schlosses Wurmberg bei Pettau aus dem 16. Jahrhunderte führt unter den Urkunden an:1) •) •) Zahn, Urkundenbuch des Herz. Steiermark, II. p. 116. »Ain khaufbrief von Hainrich von Khrottndorf, in dem er herrn Friderichen von Pettau ein hueben, ain mull und ain Hofstatt zu Pulskha verkauft, anno etc. in 1224 jar«. — Der Kaufbrief selbst ist verloren gegangen; 2. i. J. 1281 schenkte Leopold von SchärfFenberg dem Stifte Studenitz einen Maierhof an der Grenze von Podlevarie, »jetzt Podlosch« genannt; *) 3. im Urkundenbuche des steirischen Landesarchives heisst es: das Gesies bey der Pulczkaw oberthalb der Zelcs, das man auch heisset Podlus;2) 4. i. J. 1359 spricht das Pettauer Urbar vom »gesess Podlas bey der Pulcska oberthalb derSelcz.« Die Lage der Hube ist heute noch leicht bestimmbar, da der Baugrund des jetzigen Gehöftes Nr. 29 in Selce als ein Rechteck in den ehemaligen Besitz des Klosters Studenitz auffallend eingeschnitten ist und sich überdies bis an das Jahr 1827 in geistlichem Privatbesitze befand; die Mühle besteht auch noch und liegt an dem Strassenzuge Pettau-Rohitsch knapp an der Pulsgau-Brücke; der Meierhof (hofstatt, gesess) ist aber als solcher heute nicht mehr vorhanden, wohl ist aber die Stelle, wo er gestanden haben musste, dadurch erhalten geblieben, dass man sich des Namens »Dvorsina«, welcher im Slovenischen »Hofstelle, Hofstätte« bedeutet, in localem Gebrauche noch immer und ausschliesslich bei Nennung der an demselben Orte später entstandenen Wohnsitze bedient. Es stimmt dies auch mit den sonstigen Angaben überein, denn der jetzige Weiler liegt ungefähr fünf Minuten Gehweges ansteigend von Selce (daher »oberthalb der Selcz«) und der zugehörige Besitz wird gegen Norden vom Pulsgau-Bache begrenzt. An der Stelle des vermeintlichen Meierhofes stehen jetzt zwei Gehöfte; desgleichen sind die mutmasslich zugehörigen Wiesen, Äcker und Waldungen seinerzeit unter zwei Besitzer 1) Schmutz, Steyerm. Lexicon, IV. p. 136. — Es ist als ziemlich sicher anzunehmen, dass dieser Maierhof mit dem sub 3) und 4) erwähnten identisch ist. ’) Zahn, Ortsnamenbuch v. Steiermark i. Mittelalter p. 137. geteilt worden, welchen aber trotzdem weit grössere Flurgebiete zufielen, als dies bei den Grundbesitzern des benachbarten Selce der Fall ist. Ein grosser Teil des Besitzes dürfte aber schon zur Zeit der Teilung von den Bewohnern beider Ortschaften erworben worden sein, welcher seither als Ge-meinde-Hutweide dient. Selce (Weiler, kleine Ansiedlung) ist das Diminutivum von selo (Ansiedlung.1) €beti$feld. (2 km westlich von Gersdorf.) Fast in der Mitte des Pettauer Feldes liegt das Gut Ebensfeld. Das jetzige Schloss dürfte erst im Beginne des 17. Jahrhundertes erbaut worden sein, da die erste Erwähnung in das Jahr 1642 fällt, wo es dem Don Georgio Maniedi gehörte. Der Grundbesitz besteht meist aus Dreischfeldern, slo-venisch »prelogi« genannt. Es ist vielleicht hier am Platze, diesen Begriff näher zu erörtern, da er eine Eigentümlichkeit des Pettauer Feldes bildet. Dreisch, Driesch oder Drensch heisst jenes Ackerland, welches zeitweise als Weide oder zum Grasbaue ausgenützt wird. Nimmt nach einigen Jahren die Grasnützung ab, so wird der Dreischboden umgeackert, den Sommer über brach liegen gelassen und dann ein oder rpehrere Jahre zum Getreidebaue verwendet. Zumeist wird da die Bluthirse oder der Himmelstau (lat. panicum sanguineum, slov. srakonoga) angebaut, weil diese Pflanze einen trockenen Boden erfordert und ihr eine frische Düngung nicht einmal zusagt. Der Slovene nennt den Dreisch in sehr bezeichnender Weise: »prelog», das Umgelegte, das zwischen Hutweide und Acker Wechselnde. Die Bezeichnung Ebensfeld deckt sich im slovenischen Gebrauche mit dem deutschen Namen. *) *) Die den Bewohnern von Selce gehörigen Wiesen scheinen einstens ein Gräberfeld gewesen zu sein; vier grössere Tumuli sind noch vorhanden, mehrere sind jedoch, angeblich schon vor mehreren Jahrzehnten, geebnet worden. Das Volk erzählt, dass vom Bacher-Gebirge einst eine unterirdische, gemauerte Wasserleitung nach Ebensfeld geführt habe, wofür jedoch einstweilen Beweise mangeln. 6eorgeitdorf, $lov. 3urw$Ra m. (6 km südöstlich von der Bahnstation Pragerhof.) In der Gemeinde Podlosch gab es im Jahre 1440 ein Jureingeschiezz, Juringeschiezz, Jureinsdorf bei der' Pulczkaw und Jurysgeschiess, 1461 Jureinsgschies. Diese am nördlichen Hange des Maria-Neustifter Höhenrückens gelegene Ortschaft ist auf dem ganzen Pettauer Felde, soweit von erwiesenen Tatsachen gesprochen werden kann, die, einzige, welche nach einem Vornamen (Juri1) = Georg) benannt ist. Was in diesem besonderen Falle dazuführte, einen Vornamen für die Namengebung des Ortes dauernd zu behalten, ist heute schwer festzustellen; mutmasslich war es aber ein einzelner, hervorragender Ansiedler, welcher lediglich unter dem erwähnten Namen bekannt war. Den alten Bezeichnungen nach muss hier auch ein soliderer Bau bestanden haben. Die Bezeichnung Georgendorf2) selbst ist nur eine Ueber-setzung des slovenischen Ortsnamens und ist erst in der jüngsten Zeit aufgetaucht.s) €er$dorf, ßerecja ve$. (5 km westlich von Pettau.) Gersdorf hiess 1420 Gerolczdorf bei Pettaw, 1441 Gere- *) Der Name Juri hat wol schon in der vorchristlichen Zeit bei den Slovenen ibezw. Slaven) existiert und scheint sogar weit in die vorhistorische Zeit zurückzureichen; Beweise dafür bieten uns sowohl das Attribut desselben in der christlichen Religion (Drache), ein namentlich für die historische Zeit naturwissenschaftlicher Anachronismus, dann die Symbolik desselben als »zeleni Juri« (der grüne Georg), als Be-kämpfer des Winters und Bringer des Lenzgrüns, welche unverkennbare Reste heidnischer Gebräuche aus jener Zeit sind, wo man noch ganz der Naturreligion huldigte. *) In der Gegend von St. Veit a. d. Drann gibt es auch ein Jurovce, welches 1265 Jurindorf, 1300 Jurendorf, 1440 Juratsch, Juriatsch in dem ambt ze Leichtenek, benannt wurde. Die Abstammung aller dieser Namen ist die gleiche wie bei Georgendorf, nur wurde der Name nicht in das Deutsche übersetzt. s) Sowohl Schmutz (Steyerm. Lexicon 1822) als auch Janisch (Lexicon v. Steiermark 1878) kennen die Bezeichnung «Georgendorf« nicht. litschdorf, 1443 Narestorf und Varestorf (in zwei Urkunden desselben Jahres, wobei die Bezeichnung des Umlautes unterblieben sein dürfte); 1613 Geritscha Dorff. Man möchte der Annahme zuneigen, dass der deutsche Name Gerhold (Gerold) für die Benennung des Ortes massgebend war, aber bei näherer Betrachtung der Namens-Entwicklung muss man zugeben, dass dies minder glaubwürdig ist. Es ist wahrscheinlich, dass sich der Name aus »grlica« (Turteltaube) entwickelte, wozu nicht nur das Vorkommen dieser Taubenart daselbst berechtigt, sondern gerade die Wandlungen des Namens selbst. Wäre nämlich der Ortsname von »Gerhold« herrührend, so ist es nicht anzunehmen, dass der ausgesprochen deutsche Name eine solche Veränderung angenommen hätte, da ja sämmtliche Amtierung in deutschen Händen lag; es ist daher wahrscheinlicher, dass der Ort im Slovenischen um 1441 etwa »Gerlicja ves« hiess, was dazuführte, dass es im gleichen Jahre urkundlich als »Gerelitschdorf« bezeichnet wird, und heute noch, unwesentlich davon abweichend, »Gerecja ves« heisst. Es ist überdies erwähnenswert, dass sich nahe davon ein »Gerlinzenberg«, bei Windisch-Landsberg sogar ein »Gerlitsche« befinden. Goritzen, Gorica. (3 km nordöstlich der Bahnstation Pragerhof.) Goritzen kommt i. J. 1344 in der Form Goriczen, 1441 als Khlain Goriczen, 1499 als Göritz vor. Der Name rührt vom slovenischen Worte »gorica«, worunter man im allgemeinen ein Berglein, eine Anhöhe, oder aber einen auf diesen angelegten Weingarten versteht. Nachdem es sich hierin der Ebene um einen Weingarten nicht handeln kann, da solche in der Niederung der Frühjahrsfröste wegen nicht angelegt werden, so kann bei der Namengebung wohl nur die ziemlich unansehnliche Erhebung, auf welcher die beiden Ortschaften Ober- und Unter-Goritzen liegen, massgebend gewesen sein. Eine besondere Bezeichnung im deutschen Gebrauche oder eine Übersetzung des Namens konnte nicht festgestellt werden; es ist aber möglich, dass das in einer Urkunde v. J. 1613 vorkommende »Perlssdorff im oberen Trafeldt«1) mit Goritzen identisch ist (etwa: »Berglsdorf« in der richtigen Schreibweise), und dass der Name erst zur Zeit der zweiten Germanisierung übersetzt wurde. Der neue Name scheint aber niemals über den Kanzleigebrauch hinaus eine Verbreitung gefunden zu haben. fiaidin, $lov. ftajditt (ßajdinja). (2 km südwestlich von Pettau.) Haidin ist, den vorhandenen alten Aufzeichnungen und Namen nach zu schliessen, eine altehrwürdige Stätte und die eigentliche römische Militärstadt Petavio. In der Chronik des »Anonymus Leobiensis«, verfasst um das Jahr 872 n. Chr., wird erzählt, dass Attila im Jahre 452 auf dem Wege nach Italien ausser anderen Städten auch Haidin zerstörte (»in Stiria prope Betobiam Candita civitas destructa«). In der Lebensbeschreibung Konrad I., Erzbischofs von Salzburg (1106—1147) heisst es: Bethove antiquum extitit castrum, sed dirutum multis temporibus atque sicut hodie cernitur, reedificatum est. Um das Jahr 1200 zog Wolfram v. Eschenbach von Rohitsch nach Pettau und nennt in seinem Epos Parcival den Ort »Gandin«2). Haidin hiess ausserdem: 1164 Chandingen, 1200 Kandin-gen, 1202 due ville iuxta Traam in planitie in confinibus ciutatis Petouie, 1342 Chending, 1374 s. Martinus filialis ecclesia in Chotz (Kötsch), 1492 Ober-, Nieder-Khanding. >) Gross-Sonntagcr Urbar v. J. 1613—1616. s) Siehe den Artikel: Altendorf-Golldorf.—Anthony v. Siegenfeld meint in seinem Werke »Das Landeswappen der Steiermark« p. 405, der Name dieses Ortes (Haidin) habe durch seine lautliche Aehnlichkeit Veranlassung zur dichterischen Verbindung des fabelhaften Königs »Gandin v. Anjou« mit dem Lande Steier geboten. — Ich glaube, dass es sich Eschenbach kaum darum gehandelt haben wird, mit Absicht und auf Kosten der geografischen Wahrheit zugleich eine Excursion ins Fabelland zu machen, da er es sonst vermieden hätte, die Lage der Stadt an der Einmündung des Grajenabaches so genau zu bestimmen; ■er meinte darunter wohl das heutige' Pettau, für welches aber damals »Gandin« der bevorzugtere deutsche Gehrauchsname gewesen sein wird. Ueber die Entstehung des Namens Haidin lässt sich folgendes annehmen: Wo heute Haidin liegt, dort breitete sich einst eine bedeutende römische Stadt aus; dies schliessen wir vorerst aus den neueren Ausgrabungen, welche bereits heute die obige Behauptung genügend rechtfertigen. Einen weiteren Beweis bietet uns indirecte das im dritten Jahrhunderte n. Chr. verfasste und um das Jahr 333 verbesserte »Itinerarium Hierosolymitanum«, welches sagt, dass die Entfernung von der »mutatio Pultovia« (Pulsgau1) bis zur »civitas Petovinione« XII römische Meilen2) betrug. Die Stadt muss sonach am rechten Drauufer gelegen sein, denn nach dieser Bestimmung heisst es dann anmerkungsweise: Transis pontem, intras Pannoniam inferiorem. Wäre nun Pettau am linken Drauufer gestanden, so hätte auch die Nächtigung (mansio) daselbst stattgefunden, wobei das Ueberschreiten der Brücke als selbstverständlich verschwiegen worden wäre. Ein weiterer Grund, weshalb nicht anzunehmen ist, dass zur Zeit der Römer an der Stelle des heutigen Pettau (linkes Drauufer) ein bedeutenderer Ort gewesen wäre, kann vom militärischen Standpunkte erbracht werden. Der isoliert stehende Berg, heute Ober-Pettau genannt, bildete sicherlich in allen Zeiten einen äusserst günstigen und selbstverständlichen Verteidigungspunkt, was die Römer, als das militärisch weitaus gebildetste Volk des ganzen Altertums, auch sofort müssen wahrgenommen haben. Diese werden wohl nach der LTnterwerfung der Pannoni'er und Einnahme der Stadt Pettau diesen Punkt verteidigungsfähig erhalten haben; dass sie aber die Defensivkraft dieser Bergveste dadurch entwertet hätten, dass sie den Hang und den Fuss des isolierten Berges mit Gebäuden versehen Hessen, um so die Erstürmung zu erleichtern, ist nicht anzunehmen, weil dies den primitivsten fortificatorischen Ansichten Hohn sprechen würde. Für die Entfaltung der Stadt am linken Drauuier gab *) Siehe den Artikel Pulsgau. 2) Eine römische Meile = 1479 m. es daher aus diesem Grunde, wie auch mit Rücksicht auf die sonstigen Terrainverhältnisse, keine günstigen Vorbedingungen. Wahrscheinlich ist es daher, dass sich schon vor den Römern an dieser Stelle eine stabile Brücke befand; zur Abweisung der etwaigen Angriffe von Osten her und der Sicherung des Pettauer Feldes waren an beiden Ufern brückenkopfartige Verteidigungspunkte u. zw. am linken Ufer die Bergveste, am rechten die mit Umfassungsmauern versehene Stadt, bestimmt, damit man dem Feinde, ob er nun auf diesem oder jenem Ufer oder ä cheval der Drau vorrückte, auf jeden Fall defensiven Widerstand bieten konnte. So wird es auch unter den Römern gewesen sein. Diese durch die Drau unterbrochene Verteidigungsfront nannten sie Petavione, Petovione, Petavio etc. Auf der Veste werden eine entsprechende Besatzung, in der Stadt selbst aber der grösste Teil der Garnison, sowie die Civilämter, untergebracht gewesen sein. Im localen Gebrauche wird sich nun bei den Ureinwohnern und den Nachbarn der Name »ajdi, hajdi« eingebürgert haben, denn die Religion und die Götterverehrung der Fremdliüge war wesentlich verschieden von der ihrigen. Die Semiten, welche daselbst Zolleinnehmer gewesen sein sollen, brachten hieher ihren orientalischen Mithrascultus; die Römer verehrten noch unentwegt die mit römischen Namen ausgestatteten Olympier, denen sie auch würdige Tempel aufgebaut haben werden. Dieses alles war den unterjochten Bewohnern, die wohl Slovenen waren, aufgefallen, so dass sie die Andersgläubigen »ajdi« oder »hajdi« (kleiden1), deren Wohnsitz aber »hajdinje«, also gleichsam »Heidenplatz, Heidensätte« nannten. Sollte der Name noch nicht in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung entstanden sein, so ist er jedenfalls mit dem Untergange der römischen Herrschaft und dem Erscheinen Attilas aufgekommen, denn bei der Zerstörung Petavios werden die Tempel, als die solidesten Bau- *) *) »Heide« ist ein durch Luthers Bibel-Uebersetzung in die deutsche Sprache aus dem Slavischen aufgenommener Begriff; das slo-venische Wort dürfte jedoch wieder aus dem griechischen »Hades« entstammen. werke am längsten gestanden und so bei der Bevölkerung die Erinnerung an die »Heiden« wacherhalten haben. Nach der Zerstörung des eigentlichen Pettau wird eine langsame Uebersiedlung der noch übrig gebliebenen Bewohner auf das Gebiet des linken Drauufers stattgefunden haben, da sie eingesehen haben werden, die Bergveste biete bei einem erneuerten feindlichen Einfalle eine bessere Zuflucht, als die ehemals wohlbefestigte, jetzt aber verteidigungsunfähige Stadt in der Ebene. Der langsame Uferwechsel brachte es aber mit sich, dass gewohnheitsgemäss auch die neuen Ansiedler jenen Namen hinübertrugen, den sie auf der alten Stätte führten, daher die zuerst Uebersiedelnden den Namen »Pettau«, die späteren »Haidin« bevorzugten. So kommt es, dass Pettau durch zwei Jahrhunderte nach Attilas Besuch überhaupt nicht mehr genannt wird, und so ist es erklärlich, dass es der Anonymus Leobiensis als »Candita und Eschenbach als »Gandin« anführt, obschon zu diesen Zeiten auch der Name »Pettau« urkundlich nicht allzu selten vorkommt1). Der Name Candia, Chandingen (worunter auch das Geschlecht derer von Chandingen zu verstehen ist) und Hajdin, welches in der Umgebung meist als Hajndin oder auch Haj-dina ausgesprochen zu werden pflegt, haben einen unverkennbaren lautlichen Zusammenhang. Der Localaugenschein berechtigt auch zur Annahme, dass seinerzeit die Drau selbst oder ein Arm derselben bis an die an dem Boden von Haidin gelegene Stadt Petavio ausbog, was der Gründung, besonders aber der Entwicklung der Stadt sicherlich sehr förderlich war, denn ohne diese Voraussetzung ist das Bestehen einer grösseren Stadt, 2 km von einem grossen Flusse entfernt, doch recht unwahrscheinlich.* 2) Als aber *) Dass bedeutendere Städte zwei oder mehrere Namen führen, ist ja nichts Seltenes und davon abhängig, je mehr verschiedenartige Volksstämme dabei interessiert waren. Man vergleiche die Namen für Wien: lat. Vindobona, ital. Vienna, cechisch Viden, slov. Dunaj, magyar. Becs. 2) Trstenjak meint im Letopis der Slov. Matica v. f. 1870 p. 20, dass Haidin einstens »St. Martin am Fuhrt (Sv. Martin na brodu)« hiess später — mutmasslich in der ersten Hälfte des Mittelalters — die Drau ihren Stromstrich mehr gegen den Fuss der Windischen Büheln verlegte und das Bett daselbst allmählich tiefer wurde, vertrocknete der bei Haidin vorüberführende Drauarm, worauf man das linke Drauufer zur Besiedelung für günstiger ersah, und vor allem jene Familien ihre bisherigen Wohnsitze ver-liessen, deren Existenzbedingungen an die Nähe der Drau gebunden waren. Im Jahre 1334 wird Haidin zuerst als der Kirchort »St. Martin in der Heiden« genannt1). Heinrich Feistritzer war damals Vicar daselbst. In der deutschen sowie slovenischen Form des Ortsnamens gab es niemals einen nennenswerten sprachorganischen Unterschied. 3abling, $lov. 3ablanje. (4 km östlich von der Bahnstation Pragerhof.) Jabling, welches sich in ein oberes und unteres Dorf teilt, wird im Mittelalter ziemlich häufig genannt, so; 1331 Jablaniach, Jablanach im Trafeld, 1357 Jablenach, 1440 Jablanigk, Ober-Jablornikh, 1441 Ober-Jablarnackh, Nider-Gablanah — ist somit stets im Locativ der slovenischen Sprache gebraucht. Im Slovenischen bezeichnet »jablan« Apfelbaum; Jablanje ist sonach ein Sammelname für ein Gebiet, wo viel Apfelbäume gepflanzt sind, daher gleichbedeutend mit »Apfelgegend« oder »Apfelpflanzung«. und dass dem Pfarrer von Kötsch die Einkünfte der Furt (richtiger Überfuhr) gehörten. Dieses ist jedoch eine Verwechslung mit St. Martin bei Wurmberg, denn bei Pettau war ja schon zu Römerzciten eine stabile Brücke. ‘) Dr. Bidermann behauptet in seiner Abhandlung »Die Serben-Ansiedlungen in Steiermark, etc.«: »Und wenn aus den Ortsnamen Hajdin gefolgert werden will, dass die Insassen dieser Ortschaft, die ihn trägt, meist Ungläubige (Heiden) waren, also entweder zur griechisch-orientalischen Religion sich bekannten, deren Anhänger im XVI. Jahrhunderte von strengen Katholiken als Nichtchristen angesehen wurden oder der Glaubenslehre Mohameds huldigten, so übersieht man, dass der älteste Name der Pfarre und des Dorfes Haidin »St. Martin in der Haiden« lautet, von der Haide nämlich, in der Kirche und Dorf erbauet wurden«. Dieses ist natürlich keine ernst zu nehmende Behauptung, da der Name Haidin schon allem Anscheine nach bestanden hat, Bei Jabling muss sich ehedem eine kleine Befestigung befunden haben, denn laut einer Urkunde verkauft am 9. August 1502 Heinrich Graf Hardeck dem Hanns von Auersperg die Herrschaft und das Landgericht Stattenberg, sammt einem Tabor im Draufelde, Glabanach genannt, i) Descbenzen, $loo. Desetice. (1 km südwestlich der Bahnstation Kranichsfeld.) Jeschenzen hat den Namen vom slovenischen Worte »jez« auch »jež« (Damm). Da sich mehrere grössere Teiche hier befinden, die Wege selbst teilweise aufgedämmt sind, weil der Boden weich ist und bis hieher vielleicht der bei Pulsgau genannte See reichte, wird wohl seinerzeit die Aufführung der vielen hiezu nötigen Dämme in dieser Gegend der Ortschaft den Namen gegeben haben. Eine Nennung dieses Ortes im Mittelalter konnte bisher nicht gefunden werden. Die Schreibung des Ortsnamens im Slovenischen ist inso- als der jetzige Kirchenpatron noch nicht canonisiert war. Desgleichen schreibt Dr. Bidermann in derselben Abhandlung über die Bewohner Haidins: »Immerhin ist es richtig, dass in der Pfarre Haidin ein Menschenschlag wahrgenommen wird, der vom Typus der einheimischen Slovenen merklich abweicht, indem dessen Repräsentanten durch ihre kleinen, schwarzen und geschlitzten Augen, durch aufgeworfene Lippen, eine plattgedrückte Nase und stark vortretende Backenknochen, häufig auch durch schwarzes, gekraustes Haar sich von ihrer Umgebung abheben. Ich vermute dahinter Abkömmlinge von gefangenen Türken (Mongolen) u. s. w.« Diese Behauptung, die schon allerdings etwa ein Menschenalter hinter meinen Beobachtungen liegen mag, fordert zu einer offenen Richtigstellung heraus, denn nach der erwähnten Schilderung wäre in Haidin das Dorado für alle Anthropologen, weil hier geradezu die weissgewordenen Äthiopier wohnen müssten. Es berührt eigenartig, wie so ein ernster Forscher etwas als Tatsache hinstellt, was er selbst niemals wahrgenommen haben konnte, oder wie er eine solche bedenkliche Mitteilung ungeprüft in einer wissenschaftlichen Abhandlung als Wirklichkeit darlegen konnte. Es ist kein Zweifel, dass sich hier einzelne Vertreter finden, die von der Race der sonstigen Bewohner in dieser oder jener Hinsicht abweichen; wer sich aber die Mühe nimmt und sich den Typus der Pfarrinsassen von Haidin gründlich ansieht, wozu man sonntags anlässlich des Kirchenbesuches die zweckentsprechendste Gelegenheit hat, der wird sagen müssen, dass die Racen-Abweichungcn hier in demselben Masse vorliegen, wie — in jedem anderen Orte. •) Urkunde im Joanneum in Graz. — Muchar, Geschichte d. H. Steiermark, VIII. p. 214. weit unrichtig, als mit Rücksicht auf die Abstammung »Ježence« geschrieben werden müsste. $t. lobann am Draufelde, $lov. $v. 3anž na Dravskem polji. (10 km nordwestlich von Pettau.) Der Vermutung über die Entstehung dieses Ortes wird bei Golldorf und Altendorf Raum gegeben. Urkundlich kommt der Name »sannd Johannss« das erstemal im Jahre 1441, dann als »Sand Johanns« im Jahre 1496 im Wurmberger Urbare vor, wo die Abgaben für die acht Hubenbesitzer daselbst einzeln vorgeschrieben erscheinen. Kötscb, slov. bočje. (7 km südlich von Marburg.) Kötsch ist unter die ältesten Ansiedlungen auf dem Draufelde zu zählen, denn es musste schon im Jahre 1146 eine angesehene Ortschaft gewesen sein, weil es in dieser Zeit als einzige Pfarre für den grössten Teil des Pettauer Feldes, des Bacher Gebirges und des Gebietes bis an den Donati-Berg galt. Desgleichen sind die Herren von Kötsch bekannt als Mitfertiger vieler im zwölften Jahrhunderte ausgestellter Urkunden. Die mittelalterlichen Namen dieses Ortes sind: 1146 Choz, 1181 Chotssc, 1214 Chosse, 1265 Chotse, 1359 Chötsch, 1492 Chotsch, 1499 Kötsch. Der Name stammt vom slovenischen Begriffe »hojčje, hočje« (Edeltannenwald); tatsächlich befindet sich auf der Flur dieser Ortschaft entlang des Bacher Gebirges noch heute ein ausgedehntes Tannengehölz. Kranicbsfeld, slov. Kače. (12 km südlich von Marburg.) Der heutige Ort Kranichsfeld hiess im Slovenischen ursprünglich »Rače« (auch Račje), und hat diesen Namen bis heute unverändert behalten. Urkundlich wird dieses Dorf, welches in localer Bezeichnung noch in Ober- und Unter-Kranichsfeld geteilt wird, zuerst im Jahre 1195 erwähnt, wo Herzog Liupold III. v. Steiermark dem Kloster Seitz den Zehent von den Dörfern »Rachis«1), Uedvai (Podova) und Rogot (Rogeis) in Marburg bestätigt. In weiterer Folge findet man in den lateinischen Urkunden nur mehr den Namen »Ratschach.«* 2 *) Zur Zeit der Germanisierung der Ortsnamen erhielt auch »Rače« nach der getreuen Uebersetzung seines Wurzelwortes (rak = Krebs) den neuen Namen »Cressendorf.«8) Die Umgebung von Kranichsfeld hat viele Teiche, sowie Bäche mit Erlenbeständen; in dem Wurzelwerke der meist halb im Wasser stehenden Erlen ist ein beliebter Aufenthalt der Krebse, was eben dieser Gegend den Namen verschafft haben mag.4 * * *) Das jetzige Schloss Kranichsfeld soll Gregor Regal, welcher deshalb auch dasPrädicat »zuKranichsfeld« führte, erbaut haben; hingegen vermutet Freiherr v. Stadl, dass es den Namen von 4) Rachis ist in der erwähnten lateinischen Urkunde im Plural gebraucht (»videlicet duarum Rachis« nach Zahn, Urkundenbuch d. H. Steiermark II. p. 33); der Singular hiezu lautete jedenfalls »Rache« (spr. Rače). 2) Bei den deutschen Ortsnamen slovenischen Ursprungs kommt sehr häufig das Suffix »ach« vor. Dieses ist nichts anderes als die Endung des slovenischen sechsten Casus (Local). Der Slovene gibt gewöhnlich auf die Frage nach dem Namen eines Ortes die Antwort nicht im Nominativ, sondern im Locativ; z. B. nicht »Rače«, sondern »v Račah« (in Rače), welche Bezeichnung sodann unverändert in das Lateinische und auch Deutsche übergegangen ist. ®) Rationarium Stiriae v. J. 1265. 4) Die Entstehung des Namens »Kranichsfeld« erklärt Prof. Simon Rutar in Laibach nachstehend: Der Ort hiess ursprünglich »Račje« (Krebsengegend) und wurde richtig verdeutscht mit »Kroisenenfeld« (krois mhd. Krebs). Später kam die Zeit der Latinisierung, und da der Ueber-setzcr das Wort »krois« nicht verstand, so suchte er ein ähnliches lateinisches Wort und übersetzte es in »campus gruis«. Als wieder die germanisierende Zeit eintrat, übersetzte man »campus gruis« richtig ins deutsche »Kranichsfeld« — und so wurde aus »Krebs« ein »Kranich«. Ich konnte für die Entwicklung des Namens in dieser Weise keine Belege finden, da mir Urkunden aus einem jeden Jahrhunderte nicht zur Verfügung standen; ich will aber bei diesem Anlasse einen drastischen Beweis liefern, wie leicht Namen in kürzester Zeit geändert werden können. In der Nähe von Kranichsfeld befindet sich ein einzelner grosser Grabhügel, welcher bei den slovenischen Bewohner kurzweg »gomila« den Herren v. »Kranichberg«1) erhalten habe, was auch zweifel-' los richtiger ist, denn vor der Familie Regal besassen schon die Herren von Statteck die Herrschaft Kranichsfeld unter diesem Namen; da aber dieses Geschlecht um das Jahr 1400 bereits im Mannsstamme erloschen ist, kam Kranichsfeld durch Verheiratung der einzig verbleibenden Tochter Juditha an die Grafen von Montfort, und erst von diesen an die Herren von Regal. Gregor Regal2) dürfte sonach nur einen grösseren Umoder Zubau ausgeführt und nur als Besitzer der Herrschaft und des Schlosses das Prädicat »zu Kranichsfeld«, sowie das Wappen mit einem Kranich angenommen haben. Die Ortschaft Cressendorf und das Schloss Kranichsfeld waren wahrscheinlich im Anfänge sowohl räumlich, als auch in Bezug auf die Benennung völlig getrennt; später aber, als sich die Ortschaft vergrössert (es gab ja schon 1195 zwei »Rachis«) und rings um das Schloss ausgebreitet hat, muss der Ortsname in den Hintergrund und dann allmählich ausser Gebrauch getreten sein, daher zu Beginn der Neuzeit Ort und Schloss im Deutschen nur mehr unter dem Namen »Kranichsfeld» erscheinen. Der grosse Saal des Schlosses ist insoweit erwähnenswert, weil in demselben zum Teile die Beratungen der Zrinyi-Frankopan'schen Verschwörung, deren hervorragendes Mitglied auch der damalige Besitzer, Graf Erasmus Tattenbach war (1669), stattgefunden haben, und weil sich an diesen Raum * *) (tumulus) genannt wird. In die Militär-Specialkarte vom Jahre 1882 gelangte aber durch ein flüchtiges Hören oder ungenaues Aufschreiben seitens des Mappeurs die Bezeichnung »Camilla«. Als ich einen Ansässigen fragte, was dies zu bedeuten habe, meinte er, es soll hier eine gewisse »Camilla« verunglückt sein. Nach dem Vorhalte des Irrtums, .— denn der Grabstein darauf sage deutlich, dass hier der einstige Besitzer von Kranichsfeld, ,der Braunschweiger Denike1 begraben liege (gest. 1829), — meinte er, dass er dies auch wisse, aber es soll jetzt so in der Karte stehen, da habe man sich die Sache derart ausgelegt. Wenn die Gutgläubigkeit jetzt, wo der Grabstein noch deutlich lesbar ist, so weit geht, was wird erst daraus, wenn die Schrift unkenntlich wird ! *) Gestorben am 12. August 1546; wurde in der Pfarrkirche in Pettau beigesetzt. ■) Schmutz, Steiermärkisches Lexicon (siehe Kranichberg und Kranichsfeld). die Entstehung des geflügelten Wortes »sub rosa« knüpfen soll. In der Mitte der Decke befand sich damals in Stuccatur eine grosse Rose, welche bis zum Jahre 1830 unverändert erhalten blieb. Da der Ort der fallweisen Beratungen geheim bleiben musste, wurde jedesmal, sobald die Sitzung in Kranichsfeld beabsichtigt wurde, nur das Losungswort »sub rosa« ausgegeben. Die traurige Berühmtheit der Entstehung dieses Spruches für eine geheimzuhaltende Handlung soll daher, soweit nur die bezüglichen Gerichtsacte in Betracht kommen, vom Schlosse Kranichsfeld stammen *). $t. Hunigund, slov. Sv. Kunigunda. (1 km südöstlich von Ebensfeld.) In der nur wenige Häuser zählenden Ortschaft südöstlich des Schlosses Ebensfeld befindet sich eine geräumige Kapelle obigen Namens. Ursprünglich scheint hier nur ein grösserer Einzelhof gewesen zu sein, denn die erste Erwähnung in einer Urkunde vom Jahre 1443 enthält folgenden Satz: Wilhelm Guntschacher hat zu lehen drey hüben gelegen bei Narestorf (Gersdorf) bei St. Kunigunden in St. Martin pharr (Haidin bei Pettau). Hack, slov. Eoka. (10 km südöstlich von Marburg.) Die Namensformen dieses Ortes im Mittelalter sind: 1322 Lok, 1434 Lakch, 1441 Lackh, 1496 Lakh. Lack hat den Namen von der älteren slovenischen Bezeichnung »loka« für: Wiese. Im Deutschen wurde in allen bekannten Fällen mit der Zeit aus »loka« das ganz bedeutungslose Wort »Lack« oder »Laak« (z. B. Bischoflack in Krain aus Škofja loka). *) Die Rose war schon bei den Römern als Symbol der Verschwiegenheit bekannt; bei Gastmählern pflegte man eine Rose von der Decke auf die Tafel herabhängen zu lassen, um zu erinnern, dass das bei Tische unter Freunden Gesprochene nicht nach auswärts getragen werden soll. Diese Sitte dürfte auch den Verschwörern bekannt gewesen sein; es scheint daher, dass der bildliche Gebrauch der Rose bei diesem Anlasse nur aus der Vergessenheit gezogen und erst von da an wieder zum geflügelten Worte wurde. ■ v! Ui, : v ■ ■ Bei diesem Orte befinden sich tatsächlich schöne, ausgedehnte Wiesen; die Bezeichnung für diese seitens der Umwohner ist später auf die Ansiedlung selbst, die auf diesen Wiesen entstanden ist, übergegangen. Eanzendorf, $lov. Canca m. (6 km. südlich von Pettau.) Man wäre geneigt, die Herkunft dieses Ortsnamens dem deutschen Worte »Lanze« zuzuschreiben, wenn die Bezeichnungen dieser Ortschaft im Mittelalter, sowie die Bedeutung des slovenischen Begriffes nicht dagegen sprechen würden. Es hiess im Jahre 1265 Lazendorf, 1300 Lanzdorf, 1441 Lancz-dorf, 1450 Laczendorf. Der Xame stammt vom slovenischen Worte lanec, Genetiv: lanca (Kette), würde daher der deutschenUebersetzung »Kettendorf« entsprechen. Das Dorf besteht aus einer langgestreckten, oft unterbrochenen Zeile, was zum Vergleiche mit einer Kette Veranlassung gegeben haben mochte. Im Volksmunde ist es daher unter den Nachbarn allgemein gebräuchlich, dass man alles, was eine ungewöhnliche Länge besitzt, mit dem Vergleiche definiert: »es ist so lang wie Lanzendorf«. Es ist geradezu zweifellos, dass der Ort ursprünglich einen anderen Namen hatte und den jetzigen erst erhielt, als die typische Bezeichnung für denselben — die grosse Länge — Vorgelegen war. Solche volkstümliche Änderungen dürften in der Zeit der Entwicklung eines Ortes recht häufig vorgenommen worden sein, wozu schon der Umstand nötigte, dass es zu viele Ortschaften gleichen Namens gegeben haben wird. Eendorf, $lov. Dogose. (6 km südöstlich von Marburg.) Lendorf gehörte bis zum Jahre 1100 den Sponheimern; in dieser Zeit wird aber «Legindorf« mit allen Gütern und Leuten dem Kloster St. Paul im Lavanttäle gewidmet. Seither kommt 4* domoznanski oddelek es in den Urkunden als Lengendorf (1265), Legndorf (1300), Lengdorf (1450) vor. Die Erfahrung, dass alle jene Ortschaften, welche einen eigenen slovenischen Namen führen, diesen zuerst hatten und dass aus diesem erst meist durch Übersetzung der deutsche hervorgieng, macht allem Anscheine nach auch hier keine Ausnahme. Der Ort wird ungefähr »Dolga ves« (langes Dorf) geheissen haben, woraus sich mit der Zeit »Dogoše« im Slovenischen, im Deutschen aber die verkürzte Form »Lendorf« bildete. Eine Analogie für diese Verkürzung besteht auch bei Lemberg (Bezirk Cilli), welches ursprünglich Lengenberg hiess. $t. Eorenzen am Draufelde), $lov. $v. Eovrenc na Dravskem polji. (10 km südwestlich von Pettau.) St. Lorenzen gehört sicherlich zu den älteren Pfarren Steier-marks. Erwähnt wird es urkundlich das erstemal im Jahre 1290; in diesem Jahre (am 28. September) verkaufen Leutold von Rabensberg und dessen Gattin Alheit den Brüdern des deutschen Ordens zu Gr.-Sonntag »6 Schilling Geltes zu St. Laurenz bei der Pulzkach«, Unter anderen war dabei auch Heinrich, der Pfarrer von St. Laurenz, Zeuge. Welchen Namen dieser Ort vor der Annahme der kirchlichen Bezeichnung führte, ist in bestimmter Weise nicht mehr feststellbar. St. margaretben, slov. Sv. marjcta na Dravskem polji. (4 km östlich von Kranichsfeld.) Kirchen dieses Namens kommen schon im frühen Mittel-alter vor; die erste Erwähnung dieser Ortschaft geschieht aber erst i. J. 1567 als »Sanndt Margarethen im Feldt«2), was ver- *) *) Die Bezeichnung »am« Draufekle ist wohl sprachlich unrichtig und müsste es schon mit Rücksicht auf die Lage des Ortes zum Pcttauer Felde »auf dem Draufelde« heissen, doch ist diese Bezeichnung bereits eine amtliche geworden. Der šlovenische Name weist die sprachlich richtige Form auf. 3) Orožen, Das Bistum Lavant, I. p. 514. muten lässt, dass diese Dorfflur wohl schon früher besiedelt war, aber einen anderen Namen führte.1) lHarkldorf, slov. tržeč. (6'5 km südlich von Pettau.) Markldorf hiess i. J. 1300 Markendorf, 1440 Maerktl, 1450 »zum Maergktlein« und »Mergktl.« Diese Ortschaft, die bei den Slovenen »Tržeč« (kleiner Markt) genannt wird, bildet eine secundäre Ansiedlung auf dem Grunde der Katastergemeinde Jurovetz. Es ist wahrscheinlich, dass auch hier der slovenische Name »Tržeč« der ursprüngliche war, obschon derselbe in keiner Urkunde des Mittelalters bisher vorgefunden werden konnte; es gibt aber in Untersteiermark mehrere Ortschaften, welche schon im Mittelalter diesen Namen führten, ohne dass derselbe in das Deutsche übersetzt worden wäre.2) Zu den beiden Namen führte wohl der Umstand, dass der Ort schon seit Jahrhunderten an der Strassenkreuzung liegt, welche Pettau mit Untersteiermark (Rohitsch und Cilli), dann mit Kroatien verbindet und dereinst mutmasslich auch an der Grenze zwischen Pannonien und Noricum lag, daher hier ein Umtausch der Producte des Feldes gegen jene des Gebirges stattgefunden haben mochte. Die Militärkarten führen für diesen Ort »Marklaves« als slovenische Bezeichnung an, welcher Name jedoch in der Gegend niemand bekannt ist.3) ltledwetzen, $lov. Itledvece. (6 km südöstlich der Bahnstation Pragerhof.) Im Mittelalter kommt dieser Ort, wenigstens unter obigem *) *) Näheres darüber enthält der Artikel Prepola. 2) Z. B. Therschiczs 1441 (bei Rohitsch), Tersetz 1480 (bei Cilli) u. a. 3) Es scheint, dass dem Mappeur dieser Gegend seinerzeit (1878) bei der Feststellung slovcnischer Ortsnamen eine Person Auskünfte gab, der die hiezu nötigen Kenntnisse mangelten, da sich gerade auf dem Pettauer Felde eine unverhältnismässig hohe Zahl wesentlich entstellter Namen in den Karten vorfindet. Namen, nicht vor; desgleichen sind wesentliche Verschiedenheiten in der Schreibweise nicht zu verzeichnen. Das Grundwort in dieser Benennung ist »medved« (Bär); Medvece bedeutet sonach: Bärengegend. Die Entstehung des Namens dürfte richtigerweise dem Umstande zuzuschreiben sein, dass in den bewaldeten Hängen des Maria Neustifter Höhenrückens ehedem Bären gehaust haben, was auch vollkommen glaubwürdig ist, da sich z. B. aucli die Wildkatze noch heute in den erwähnten Waldungen vorfindet. micbeldorf, $lov. milwce. (10 5 km südwestlich von Pettau.) Micheldorf kommt urkundlich zuerst i. J. 1384 in einer zu Pettau ausgestellten Urkunde als »Muenchdorf« vor. Der eigentliche Name wäre sonach »Mönchsdorf«, denn dieser Ort gehörte dem Cistercienser-Abte von Viktring in Kärnten und wurde im genannten Jahre durch Konrad Raumschüssel erworben, welcher dafür dem Abte Güter in Kärnten überliess. Im Jahre 1480 gehörte »Munichstorff«, wie es damals im Stockurbar geschrieben erscheint, zur Herrschaft Lembach; seither heisst der Ort immer »Michaelsdorf« oder »Micheldorf«. Es ist mit Rücksicht auf die sonstigen Erfahrungen anzunehmen, dass der ursprüngliche Name der slovenische war, und Mnihovce (menih = Mönch) lautete; die Übersetzung in das Deutsche erfolgte daher auch in richtiger Weise zu: Muenchdorf. Als aber später das Dorf in weltlichen Besitz gelangte und ein weiterer Übersetzer von der einstmaligen Klosterzugehörigkeit nichts mehr wusste, übersetzte er das Wort »Mnihovce«, welches er aber nur als »Mihovce« gehört haben dürfte, vollkommen richtig in »Micheldorf«. Es ist sehr wahrscheinlich, dass im mündlichen Verkehre die ungewöhnliche Härte in der ersten Silbe (»Mn« ohne dazwischenliegenden Vocal) dadurch beseitigt wurde, dass man das »n« in der gewöhnlichen Rede ausliess, es daher wie »Mihovce« lautete. Eine Correctur vor- zunehmen, fiel aber später niemandem mehr ein, da es in dieser Form ja auch dem Deutschen in der Bedeutung gleichstand. Der erste Blick nach der Herkunft des Namens »Micheldorf« richtet sich unwillkürlich auf die in der Mitte des Ortes befindliche, ziemlich geräumige Kapelle; diese ist jedoch dem h. Antonius geweiht, daher das Bestimmungswort des Ortsnamens damit in keinem Zusammenhänge steht. neudorf, $Iov. nowa m. (3 km südlich von Pettau.) Neudorf ist trotz seines Namens schon ein älterer Ort, welcher i. J. 1300 und 1441 als Newdorf, 1442 als Newdorf bei der Traenn, 1496 als »Grass« und »Khlain«-Newndorf bezeichnet erscheint. Nach bekannten Analogien wird auch bei dieser Ortschaft der slovenische Name der ursprüngliche gewesen sein; die Übersetzung in das Deutsche wurde, da sie sehr leicht war, wohl schon frühzeitig für den Kanzleigebrauch vorgenommen. Die Unterscheidung von Gross- und Klein-Neudorf von ehedem besteht heute nicht mehr; dieses lässt sich erfahrungs-gemäss damit erklären, dass eine dieser zwei Ortschaften den einfachen Namen behielt, die zweite aber im Volksgebrauche einen anderen Namen annahm, um bei verkürzter Anwendung Verwechslungen zu vermeiden. Wahrscheinlich ist aber mit Klein-Neudorf der heutige Neuhof (südöstlich von Drasendorf bei Pettau) identisch. $t. nikolai, slow. $w. itiiklawz na Drawskem polji. Bei allen Ortschaften, deren Namen Heilige bezeichnen, ist die Entstehung des Namens innig verknüpft mit der Erbauung eines Gotteshauses daselbst; der etwa früher bestande.ne Name gieng nun allmählich verloren. So ist es erklärlich, dass Ortschaften, wie z. B. Tumlensdorf und Oberendorf1) im Jahre ') Oberendorf dürfte mit Altdorf, oder vielleicht auch mit St. Margarethen identisch sein; wo Tumlensdorf lag, darüber ist selbst die Vermutung schwer auszusprechen. 1382 noch in Urkunden genannt werden, und doch wissen wir heute nicht mehr genau, wo sie standen, und mit welchem heutigen Orte sie identisch sind, da der profane Name dem kirchlichen weichen musste. Die Namen solcher Ortschaften sind im Gebrauche beider Volksstämme bis auf die sprachliche Anpassung grundsätzlich gleichlautend; immerhin kann man aber beobachten, dass die älteren kirchlichen Ortsnamen zuerst slovenisch waren, da sie schon vor dem Eindringen der Deutschen im Gebrauche gewesen sein mussten, während die späteren Kirchen zum Teile solchen Heiligen geweiht wurden, die aus dem germanischen Stamme hervorgegangen sind, und den Slovenen nicht geläufig waren, daher in diesen Fällen der deutsche Name der ursprüngliche war. Beispiele hiefür sind: St. Kunigund, St. Wolfgang, St. Leonhard, St. Heinrich u. m. a. St. Nikolai wird zuerst im Jahre 1382 gemeinschaftlich mit Oberndorf und Tumlensdorf in dem Trafeld als »sand Nicla«, im Jahre 1434 wieder als »sand Nikla« genannt. niverzeit, $loo. ntoerce. Dieser 5 km südwestlich von Pettau gelegene Ort kommt im Jahre 1369 als Chniebaczdorf und als Cniewestorf im Dra-feld, 1390 als Chnieboczdorf, 1440 als Kimsmerczen und Gim-berczen, 1460 als Gniebercz vor. Der Name ist wahrscheinlich aus der slovenischen Bezeichnung »k njivicam« (praep. Dativ = zu den kleinen Äckern) hervorgegangen und muss als Ausgangspunkt dieser Determination Gersdorf (oder Haidin) angenommen werden. Die Bewohner von Gersdorf werden an der Stelle des heutigen Ortes Niverzen oder anstossend daran — tatsächlich stossen die Äcker ja zusammen — kleine Ackerparzellen besessen haben, die sie im internen Verkehre so nannten, falls sie dahin zu gehen hatten. Es ist überall der Gebrauch wahrzunehmen, dass einzelne Riede mit besonderen Namen belegt werden, weil dies das Disponieren der Feldarbeiten erleichtert, und keine langwierigen Umschreibungen erfordert; dieses geht bisweilen so weit, dass ein einzelner Besitzer für die verschiedenen Parzellen seines Grundes eigene Namen hat, welche aber oft schon der Nachbar nicht mehr gebraucht oder kennt. Die Besitzungen der Insassen von Niverzen gelten allgemein bezüglich des Bodenertrages als die schlechtesten; ein wenig erträgliches Grundstück nennt daher der Bewohner des Pettauer Feldes ironisch, aber bezeichnend, »es sei soviel wert als ein Grundbesitz in Niverzen«. So kommt es, dass 1369 »Ottel zu Grifen und seine hawsfrau Chunigund« alle 9 Hufen zu Niverzen, »die zw den zeyten all öd gewesen sind«, dem Ulrich Sefner verkauften. Dieser vermachte wieder diesen ganzen Besitz (270 ha) im Jahre 1390 dem Dominikanerkloster in Pettau für vier Jahrtage1). Im Urbar vom Dominikanerkloster zu Pettau von ca. 1500 heisst es betreffs »Gimbertz«: : daselbs sind newn buben und sind od, aber man lezt die agker aus, so man sy pessert, ein tagwerch umb ain virtl trayd, was man darauf schneydt«. Es hat daher allen Anschein, dass man vom ganzen Flurbesitze von Niverzen überhaupt nur die besten Partien bearbeitete und diese als »njivice« (kleine Äcker, vielleichtauch in der Bedeutung als »mindere« Acker) bezeichnete. Die bereits angenommene Erklärung der Entstehung dieses Namens von »neverci« (Ungläubige) hat deshalb wenig Glaubwürdigkeit, weil der deutsche Name im Mittelalter in constanter Weise mit K, Ch oder G beginnt, was wohl unterblieben wäre, wenn die Bezeichnung im Slovenischen nicht auch mit einem Kehllaute begonnen hätte. Dass im Deutschen noch der Gattungsname »Dorf« dazu tritt, ohne dass im Originale dafür »ves« (Dorf) vorkommt, ist eine geradezu typische Erscheinung, um den Namen auf diese Weise für den deutschen Gebrauch gefügiger zu machen, ja es kommt sogar vor, dass in einzelnen Fällen, wo auch im Slovenischen die Bezeichnung »ves« dem Ortsnamen beigegeben erscheint, das Wort »Dorf« obendrauf angehängt wurde; z. B. aus Cranzlaves (bei Marburg) wurde nicht »Cranzladorf« sondern »Cranzlavesdorf«. *) *) Wiener Staatsarchiv, Hs. 141. nwssdorf, slov. Oresje. (2 km nordwestlich von Kranichsfeld.) Im Mittelalter muss hier ein Schloss oder ein grösserer Hof bestanden haben, denn i. J. 1234 wird ein »Hartvicus de Nussdorf« als Zeuge bei der Aufnahme des Liupold von »Go-nuvoitz« als Laienbruder in das Kloster Seitz genannt; i. J. 1.245 waren die Brüder Rudolf, Hartwicus und Otto »Fratres de Nussdorf« Zeugen einer Schenkung.1) Desgleichen nannte sich der i. J. 1671 in Graz als Verschwörer enthauptete Erasmus Graf von Tattenbach: Besitzer der Güter Kranichsfeld, Podova, Nussdorf u. a. m. Der Name rührt von »oreh« (Nuss) her und verdankt jedenfalls dem besonderen Gedeihen des Nussbaumes in dieser Gegend seine Entstehung. Der slovenische Name »Oresje« (1820 Orehova ves) kommt in den Urkunden des Mittelalters nicht vor; es dürfte daher der Name frühzeitig in das Deutsche übertragen worden sein, weil die Übersetzung leicht war; denn es fällt auf, dass von allen jenen Ortschaften des Pettauer Feldes, welche Namen botanischen Ursprunges führen, als: Rogeis, Kötsch, Schleinitz, Ottendorf, Brezula, Dobrofzen, Jabling, Ternitschen, Ternowetz und Zwettendorf— Nussdorf der einzige ist, bei welchem die slovenische Bedeutung wortgetreu in das Deutsche übertragen wurde. Ausserdem w?ird das Bestreben, ein deutsches Wort für den Besitz zu erhalten, vom daselbst sessbar gewordenen Adelsgeschlechte ausgegangen sein, um statt des fremden slovenischen Begriffes einen deutschklingenden Namen als Prädicat führen zu können. Ottendorf, Slot?, tfotinja ves. (2 km nördlich von Kranichsfeld.) Die erste Erwähnung dieses Ortes fällt in das Jahr 1323, in welchem eine Hube zu »Ottendorf under dem Pocher« dem Deutschordenshause in Gross-Sonntag verkauft wird. Im Lehenbuch des Klosters St. Paul von 1408 wird es >Ottendarff im Trafeld« genannt. Die letzte bekannte Nachricht ') Zahn, Urkundenbuch v. Steiermark, II. p. 416 u. 565. aus dem Mittelalter stammt aus dem Jahre 1429, in welchem der Prior von Seitz zwei Huben und zwei Höfe zu »Ottendorf ob Ratschach« erwirbt. Der deutsche Ortsname ist zweifellos nur eine Entstellung des slovenischen Begriffes »hodinje«. Unter »hode« (plur.) versteht der Slovene die Pflanzengattung »Weiderich, Antoniuskraut« (Epilobium angustifolium L.), deren Blätter zu Arzneizwecken (Bereitung des kurdischen Thees), dann als Surrogat für den echten Thee verwendet werden. Die Gegend, wo diese Pflanze in grösserer Menge gedeiht, nannte man einst »hodinje« (eine mit Weiderich bewachsene Gegend); solche Stellen sind: Waldblössen und Waldränder, falls der Boden humusreich und sehr feucht ist; diese Vorbedingungen dürften hier einmal vorhanden gewesen sein, da wohl einst die Waldregion weit über die heutige Dorfflur hinab gereicht hat. Es ist anzunehmen, dass vor der Besiedlung des jetzigen Gebietes von hier das als Hausarznei verwendete Kraut geholt, daher in der Umgebung die Stelle mit »hodinje« bezeichnet wurde;1) als sich aber daselbst eine Ansiedlung bildete, ging ») Bei dieser Gelegenheit sei auch erwähnt, dass Pflanzen, welche als sogenannte Hausmittel gelten, bei den Landleuten noch heute nicht etwa von der Apotheke, sondern directe von dem Platze, wo sie wachsen, geholt werden; dies hat zur Folge, dass man sich die Fundorte genau zu merken pflegt, um bei dringendem Bedarfe die Pflanze selbst nachts in der Natur zu finden; desgleichen gehört es zu den Pflichten einer umsichtigen Hausfrau, einen gewissen Vorrath an solchen Heilmitteln für den Winter bereitzuhalten. Solche Fundplätze erhielten daher zur eigenen Orientierung die entsprechenden charakteristischen Bezeichnungen. Der Name »Hodinje« kommt in Steiermark auch sonst öfters vor u. z. immer in solchen Gegenden, wo der Weiderich tatsächlich gedeihen kann. So hiess die heute im Deutschen zu »Kötting« (bei Cilli) verballhornte Ortschaft i. J. 1205 noch »Chodinia«, 1208 Chodinie. — Die Kenntnis solcher Arzneipflanzen seitens der Slovenen reicht anscheinend in jene Zeit zurück, die man heute mit Jahreszahlen nicht näher begrenzen kann. Ein Beispiel dafür bietet uns die bekannte Heilpflanze »Kamille«, welche im Slovenischen »gomilca, gomilica« genannt wird. Da sie lediglich im aufgeworfenen, gelockerten Boden, als Grabhügeln, Dämmen. Brachfeldern u. dgl. gedeiht, so werden die alten Slovenen wohl stets zu den Gräbern (gomila, lat. tumulus) gegangen sein, woselbst die Kamille sicher zu finden war, und benannten sie nach dem Fundorte; sie hielten sie wohl auch deshalb höher, als im Volksglauben Blumen, die auf Gräbern wachsen, eine besondere Heilkraft besitzen, was bei dieser Pflanze ja nicht unbegründet der bisherige locale Name auch auf die Ortschaft über. Sprachlich richtig soll daher der Ortsname »Hodinja ves« lauten. Dass aber der Ort von der Schlangengattung »Otter«, oder von dem »Fischotter* den Namen hätte, ist entschieden abzuweisen, da die wichtigsten Lebensbedingungen für die beiden erwähnten Tiergattungen hier nicht gegeben sind. Pangerzeit, slow. Pongerce. (3 km. östlich der Bahnstation Pragerhof.) Die locale Vermutung, der Name Pangerzen rühre von »Pohorci« (Bewohner des Bacher-Gebirges), oder von »pogani, poganci« (lat. pagani = die nicht zum Christentume übergetretenen Bauern) her, findet in culturhistorischer Hinsicht allzu wenig Begründung. Desgleichen ist die in den Urkunden vorkommende Form »Pongratzen«1) kaum dem Namen »Pankratius« zuzuschreiben, da einerseits das »Sanct« überall fehlt, im Orte selbst heute keine Kirche oder Kapelle steht, und auch nie davon die Rede, noch andererseits ein hervorragender Besitzer gleichen Namens bekannt ist, obschon der Ort unter diesem Namen im Mittelalter noch nicht bestanden zu haben scheint. Am wahrscheinlichsten ist es, dass der Ort deutschen Ursprunges ist und den Namen »Baumgarten« im Beginne führte.* 2) Der Slovene blieb auch in diesem Falle bei der deutschen Benennung, indem er sie nur zu »na pungarti« (beim Baumgarten, in der Gegend einer Obstbaumpflanzung) formte und die Bewohner selbst als »Pungerci« bezeichnete. ist. Der slovenische Name ging dann auch in die deutsche Sprache über; Linné setzte um das Jahr 1750 für die Pflanze den wissenschaftlichen Namen »Maticaria Chamomilla« fest. ‘) Am 12. August 1612 verkauft Freih. v. Herberstein dem Stifte Studenitz '/3 des Wein- und Getreidezehnts in »Pongratzen. « 2) Am 16. Juni 1263 schenkte Wülfing Paumgarten, vielleicht der Besitzer dieses Ortes, eine Hube in Ober-Haidin den Deutsch-Ordensrittern in Gross-Sonntag. (Pe*teneg, Urkunden des Deutsch-Ordens-Ar-chives I. 124.) Pettau, $lov. Ptwi. Die Stätte, wo heute Pettau liegt und ehedem lag, ist schon seiner günstigen geografischen Lage nach dazu geschaffen, zu einer Ansiedlung herauszufordern. Als die ersten Ansiedler dieser Gegend, wie des Drau-feldes überhaupt, werden illyrisch-pannonjsche, also slavische Volksstämme angenommen; es ist auch selbstverständlich, dass dieses Gebiet vor dem Eindringen der Römer schon dicht bevölkert war, denn wer hätte sonst der Eroberung durch die Römer Widerstand, und zwar, wie die Schriftsteller des Altertums behaupten, so hartnäckiger Natur, geleistet. Der Name »Pettau« ist daher fast zweifellos slovenischen Ursprungs. Der Slovene bezeichnete wohl schon lange vor der Römerzeit, sowie er es unverändert noch heute tut, einen Weg nach Pettau mit den Worten: grem na Ptuj (richtiger: ptuje, = ich gehe in die Fremde), was zu sagen er auch Berechtigung hatte. Pettau liegt an der schmalen Stelle, wo das Kolosgebirge (Haloze) an die Stadtberge auf ungefähr 6 km herantritt; zwischendurch strömt die Drau, viele Nebenarme bildend und so den Bewegungsraum in der Ebene einschränkend. Diese noch freigebliebenen schmalen Streifen bilden daher ein förmliches Doppeltor, welches alle Völkerschaften, die drauaufwärts zogen, passieren mussten. Als erstes Hindernis legte sich ihnen nun Pettau vor. So kommt es, dass alles, was von Osten her kam, unbekannter und meist feindlicher Natur war, mithin als »fremd« bezeichnet wurde. Gegen Norden und Süden trennte die Drau daselbst die Provinzen Noricum und Savia. Überdies zählte die westliche Grenze von Pettau zu Noricum, Pettau selbst und das Gebiet gegen Osten zu Pannonien. Unter Kaiser Diocletian wurde nun um das Jahr 300 n. Ch. die Grenze dahin reguliert, dass seither die vom Norden gegen Süden laufende Grenze zwischen Noricum und Pannonien die östliche Begrenzung der Stadt streifte, Pettau nun auf norischem Gebiete lag. l\Ian ersieht daraus zur Genüge, dass der Slovene, von welcher Seite er immer nach Pettau kam, irgend eine Grenze oder gar einen ganzen Knotenpunkt von Grenzen passieren musste, umsomehr als Pettau allem Anscheine nach auf beiden Drauuiern ausgebreitet war;1) er betrat somit unter allen Umständen ein fremdes Gebiet, nannte daher mit vollem Rechte jeden Besuch von Pettau als einen Weg in »die Fremde«. Dem genauen Kenner des ortsüblichen Sprachgebrauches kann es auch nicht entgehen, dass der Slovene des Pettauer Feldes bei drei Ortschaften auf dem ganzen Draufelde die Richtung seines Weges dahin anders bezeichnet, als bei den übrigen. Es sind dies gerade die drei anscheinend ältesten Ortschaften des Draufeldes: Pettau, Haidin und Pulsgau; während er sagt, er gehe: v Prepole, v Ebensfeld, also nach Prepola etc., sagt er bei diesen: na Ptuj, na Hajdin, na Polskavo, also ungefähr in der Bedeutung: auf (das Gebiet von) Pettau, Haidin, Pulsgau. Diese feine Nuancierung hat aber ihre volle Berechtigung, denn alle diese Örtlichkeiten sind dem Namen nach nicht Ortschaften, sondern Gebiete, denen er einen Namen gegeben hat, welcher die äussere Beschaffenheit der ganzen Gegend charakterisieren soll; so ist ihm Pettau = die Fremde, Haidin = der Heidenplatz, Pulsgau = die schlüpfrige, feuchte Gegend.2) Der Einheimische wird daher niemals sagen: v Ptuj (nach Pettau), weil er dies, ohne nähere Kenntnis der sprachlichen Entstehung des Namens, nach seinem eigenen Sprachgefühle für unrichtig hält, wobei wohl auch traditionelle Einflüsse mit-wirken; die Bewohner des Unteren Pettauer Feldes haben aber zum Teile diese feine Unterscheidung bereits eingebüsst. Als die Römer in diese Gegend kamen und Pettau er- •) •) Dass das alte Pettau auch auf dem Gebiete stand, wo jetzt die Drau fliesst, kann daraus geschlossen werden, dass man i. J. 1834, als eine ungewöhnliche Dürre herrschte und die Drau einen sehr niedrigen Wasserstand hatte, in dem Flussbette mehrere Steine mit römischen Inschriften entdeckte. Da sonach die Drau seinerzeit mehr gegen Haidin floss, wird vielleicht auch die Grajena etwas höher, als heute, in die Drau gemündet haben, daher sie Eschenbach mehr aufflel. a) Diese Bezeichnung wird beim Artikel Haidin bezw. Pulsgau näher besprochen. oberten, übernahmen sie auch den Vorgefundenen Namen, der damals etwa »Ptuje«, oder noch wahrscheinlicher in der oft und heute noch üblichen Diphtongierung in der Aussprache, »Ptauje« lautete, welcher sodann der lateinischen Sprache angepasst und zu Petavio, Petavione, Poetovio, Petavium u. dgl. wurde. Die wesentliche Veränderung im Namen geschah daher bei den Römern dadurch, dass die harte Aussprache der anlautenden Consonanten »pt« durch das Einschieben eines »e« gemildert wurde, wofür sich auch sonstige Analogien finden. Im 6. und 7. Jahrhunderte geschieht der Stadt Pettau keinerlei Erwähnung; aus dem weiteren Mittelalter sind jedoch viele Namensformen bekannt, von denen nachstehende erwähnenswert sind: 770 Betobia, 890 Pettouia, 1153 Bettuwa, 1201 Pettow, 1486 Pettaw. Dass der deutsche Name »Pettau« aus der lateinischen Form hervorgegangen ist, bedarf wohl keiner weiteren Beweisführung. Über die weiteren Wandlungen des Namens »Pettau« sowie die eigentliche Lage dieser Stadt gibt der Artikel »Haidin« näheren Aufschluss. Pleterje. (9 km südöstlich von Kranichsfeld.) Pleterje besteht aus zwei fast zusammenhängenden Dörfern, wovon das westliche Ober-, das östliche Unter-Pleterje (slov. Zgornje und Spodnje Pleterje) genannt wird. Dieser Ort kommt urkundlich zuerst i. J. 1384 als »Ple-triach in dem Traueid (bei Dorseindorf = Drasendorf)«, 1441 als »Ober- und Nieder-Pletriach« vor. Der Name hat seinen Ursprung vom slovenischen Worte »pletarji« (Korbflechter). Die heutige Dorfflur, sowie die noch jetzt bestehenden, südlich davon gelegenen Wiesen und Hutweiden dienten einst vorwiegend als Weideplätze. Um das Rind und die Schafherden mehr zusammenzuhaben, wurden an einzelnen Stellen Zäune aus Flechtwerk hergestellt; des- gleichen werden die Hirten in selbst gebauten Hütten aus Flechtwerk ihre Unterkunft gefunden haben. Das Abgrenzen der Weideplätze wurde auch durch das Terrain selbst hervorgerufen, denn die vielen Wasseradern mit mässig hohen aber brüchigen Ufern, dann allerlei Gestrüpp, förderten das Verlaufen des weidenden Viehes. Überdies waren solche Massregeln z. B. im 13. Jahrhunderte notwendig, wo die Herrschaften Ebensfeld, Monsberg und Studenitz zu gleicher Zeit in dieser Gegend Weideplätze und Maierhöfe besassen, damit sich die Herden nicht vermengen. Diese Umstände, noch mehr aber der Betrieb der Korbflechterei seitens der Ansässigen als Nebenbeschäftigung von ehedem, hat daher dem Doppelorte den Namen gegeben, wozu die Gegend selbst den Beweis bietet, da das sehr feuchte Gebiet an den Bächen Pulsgau und Reka das üppige Gedeihen verschiedener, vorzügliche Wieden gebenden Weidensorten begünstigt. Pobmcb, $lob. Pobrež. Das am rechten Drauufer von Marburg abwärts gelegene Gelände hat die Bezeichnung vom slovenischen Sammelnamen »pobrežje« (Ufergegend). Urkundlich kommt der Ort zuerst im Jahre 1265 vor; damals hiess er Bobrisach, 1358 Pobresach, 1450 Podersakch, 1472 Ober-Pobersach1), 1820 Pobersch. Dieser Name wiederholt sich bei einem Dorfe südöstlich von Pettau unter gleichen Verhältnissen. Podloscb, Podloze. Das ganze Gebiet, welches die südliche Grenze des Pet-tauer Feldes begrenzt, sowie die anschliessenden nördlichen Hänge des Maria-Neustifter Höhenrückens werden beim Volke >Podloze« genannt, obschon sich dies mit dem Katasternamen nicht deckt. — Diese Gegend hiess 1384 Puodlos, 1440 Podloss und Podlas; auch scheint hier ein Schloss gleichen Namens *) *) Siehe das über den slovenischen Locativ Gesagte beim Artikel: Kranichsfeld. gestanden zu haben, doch kann heute die Lage desselben nicht einmal annähernd bezeichnet werden. Der im Ursprünge slovenische Name Podloze ist von den Bewohnern des Höhenrückens ausgegangen, welche alles, was jenseits und unter dem bewaldetem Hange liegt, als »pod logom« (unter dem Walde) bezeichnen. So kam es, dass alle Ortschaften und Weiler, die in dieser Gegend lagen, den Sammelnamen »Podloze« erhielten, obschon die einzelnen für sich locale Namen führten.1) Podwa. (2 km südöstlich von Kranichsfeld.) Podova kommt urkundlich das erstemal in einer Bestätigung des Zehentes an das Kloster Seitz (zugleich mit Rogeis und Kra-nichsfeld) i. J. 1195 als »villa Uedoai« vor.2 * *) — 1247 hiess es Wodowei, 1441 Dorf Podab, 1490 Wodwey. Der Name rührt von der slovenischen Bezeichnung »vdova« (Witwe) her; es muss dies eine wohlhabende P'rau gewesen sein, welche in dem heutigen Orte zuerst ansässig war oder einen grösseren Grundcomplex erworben hatte; man kümmerte sich weniger um den wahren Eigennamen derselben, sondern nannte ihren Besitz stets nur in Anspielung auf ihren mutmasslich langjährigen Witwenstand. Eine Übersetzung dieses Ortsnamens ins Deutsche hat nicht stattgefunden. An dieser Stelle muss weiter erwähnt werden, dass i. J. 1683 von einer »Podovana villa« gesprochen wird,5) worunter jedoch Wartenheim zu verstehen sein soll. Desgleichen wird der heutige Drauhof, ehemals Willenrainerhof, dann Uskokenhof i. J. 1587, als »Odobesskho« (»vdovsko« ergänze »posestvo« in der Bedeutung »Witwenbesitz«) erwähnt, doch scheint dies nur eine Verwechslung mit Wartenheim zu sein. o *) Vergleiche in dieser Hinsicht den Artikel Selce und Dvoršina. 2) Zahn, Urkundenbuch d. H. Steiermark, II. p. 32. s) Orožen, Das Bistum Lavant, I. p. 447. 5 Poscbeg, slo». Požeg. Dieses an 2'5 km nördlich Unter-Pulsgau gelegene Dorf hiess i. J. 1283 Boschwig, 1498 Posich. Der Name stammt vom slovenischen Worte »polžek« (Schneckchen), und wird der Ort selbst im Slovenischen phonetisch geschrieben, da er ethymologisch richtig »Polžek« lauten müsste. Die Form des Namens vom Jahre 1498 lässt aber auch entnehmen, dass der Ort damals wahrscheinlich »pri. polžih« (bei den Schnecken) lautete, was die Übernahme des slovenischen Locativs in das Deutsche zur Folge hatte. Der nähere Grund für die Entstehung dieses Ortsnamens wird beim Artikel »Pulsgau« erörtert. Pragerfcof, $lo». Prager$ko. Der Name stammt von dem westlich der gleichnamigen Station der Südbahn gelegenen Schlosse und Gute Pragerhof, dessen erstgekannte Besitzer und wahrscheinlich auch Erbauer des Schlosses — mutmasslich im 14. Jahrhunderte — die Herren von Prager waren; der letzte dieses Adelsgeschlechtes, Sigmund Freiherr von Prager, starb 1627 und hegt in der Pfarrkirche zu Pettau begraben. Der spätere vielfache Wechsel im Besitze dieses Gutes änderte nichts mehr an dem ursprünglichen Namen. Der Slovene gebraucht hiefür den Namen »Pragersko«, welches nur ein attributiv gebrauchtes Adjectiv ist für die volle Bezeichnung, die etwa »Pragersko posestvo« (Pragerscher Besitz) lauten würde. Prepola, $lo». Prepole. (9 km nordwestlich von Pettau.) Im Jahre 1265 unterschied man ein »Prechpyechel maior< und »minor«, i. J. 1270 ein »Propuchl« und »Propüchl« j1) i. J. 1310 wird »Prebul« gleichzeitig mit Rogeis als ein dem *) *) Muchar, Gesch. d. Steiermark, V 341 und 342 (König Ottokar II. von Böhmen widmet dem Kloster Seitz die zwei Dörfer »Propuchl« und »Propüchl«, gelegen zwischen Pettau und Marburg etc.). Kloster Seitz gehöriges Dorf bezeichnet; 1331 hiess es Pre-buchl, 1441 Prebal. Der Name für Prepola ist von den Bewohnern des südlichen Teiles des Pettauer Feldes ausgegangen, was ja bei der Voraussetzung leicht erklärlich ist, dass die fruchtbareren Gebiete dieser Ebene im südlichen Teile eher besiedelt worden sind, als jene, die in der Zone der Dreischfelder liegen. Die Ansässigen von Saukendorf, Podlosch u. a. nennen alle Ortschaften nördlich und jenseits der Felder, wenn sie allgemein darüber sprechen, als »prekpolja« (über das Feld, jenseits der Felder,) befindlich, d. h. schon in dem Gebiete, wo die für die Wechselwirtschaft geeigneten Äcker aufhören und die Dreischfelder beginnen. Die deutschen Bezeichnungen v. J. 1265 und 1270 sind daher nur eine teilweise Übersetzung des ursprünglich slove-nischen Namens, die sich aber später wieder vollkommen verloren hat (prek = über; polje = Feld, aber auch Büchel, Bühl). Desgleichen ist die Unterscheidung von »maior« und »minor« von ehedem bald entbehrlich geworden, als »Prechbyechel minor« zu »St. Margarethen« wurde. Obschon keine Urkunde diesen Namenswechsel bestätigt, so ist es doch zweifellos, dass dem so ist, weil die i.J. 1265 bestandene Hufenzahl der beiden Ortschaften mit der heutigen Grösse der Dorffluren noch vollkommen übereinstimmt.1) Dass aber das minor Prechpyechel seinen Namen verlor, als daselbst die Kirche der hl. Margaretha erbaut wurde, ist naheliegend, weil nun der kirchliche Name die Oberhand gewann, und dies im vorliegenden Falle umsomehr, als die Beseitigung der lästigen Unterscheidung von »maior« und »minor« sicherlich sympathische Aufnahme fand. ?m\m (Unter*), $lov. Spodnja Pri$tava. Ungefähr 1 km südöstlich von St. Veit liegt jenseits der Drann (Dravinja) das Dorf Unter-Pristava.* 2) ’) Levee, Pettauer Studien, Artikel: Prepola. 2) Ober-Pristava befindet sich davon 5 km drannaufwärts entfernt. 5* Die ältesten bekannten Namen für diese Ortschaft waren: 1440 Mayerhöfl, 1450 Nyder-Prystav, 1461 Mayerhöfel. Unter »pristava« bezeichnet der Slovene einen Meierhof oder ein kleines Landgut, dessen Besitzer nicht daselbst lebt, sondern es durch einen »pristav« (Meier, auch Adjunkt, lat. officialis) verwalten lässt. Die Bezeichnung »Mayerhöfl« deutet uns daher an, dass es sich hier nur um ein kleines Gut gehandelt haben muss, was im besonderen bei Ober-Pristova zu ersehen ist, welches 1442 Pristubicz, 1444 Prestawitz, im Slo-venischen also »pristavica« (kleiner Meierhof) genannt wurde. In dieser Gegend haben wir auch das im Mittelalter oft genannte »Premeuzleinsdorf« (1322) zu suchen; i. J. 1341 wird ein »Nider-Premeuzleinsdorf ultraTraham«, 1487 ein »Premeisselsdorf bei Treen« (Drann) und ein »Primevzelsdorf« erwähnt. Ich halte diese Ortschaft für identisch mit Unter-Pristava, und muss es, correspondierend mit »Nider-« auch ein »Ober-Premeuzleins-dorf« (Ober-Pristava) gegeben haben, da sich Niveau-Unterschiede dieser Art hier bei keinem sonstigen Orte ausgedrückt vorfinden. In der Bezeichnung Premeuzleinsdorf bildet wohl der Name »Pfemysl« (im deutschen Gebrauche auch in der Form Primis-laus) das Bestimmungswort.1) Pfemysl Ottokar von Böhmen, welcher bis zum Jahre 1276 Herr der Steiermark war, dürfte die beiden Meierhöfe angelegt oder erworben haben, die nun deutscherseits nach ihm benannt wurden, während sich der Slovene nur des allgemeinen Gattungsnamens »Pristava« bediente. Dass die Bezeichnung von Pfemysl herrührt, darin bestärkt uns auch der Umstand, dass der Name Premeuzleinsdorf erst i. J. 1322 urkundlich das erstemal auftaucht; der frühere Name dürfte jedoch »Predans-dorf« gewesen sein, denn das i. J. 12072) in einer Urkunde *) *) Es ist möglich, dass auch Brizlausdorf (Barislofzen) nach Btetis-lav (auch Breclav), den Pfemyslidenherzogen, benannt wurde, da der Name Preczlaus und Preczlav (1043) und Bridizlaus (1145) wiederholt in steierischen Urkunden vorkommt. (Vergl. auch: Bieclava, die cechische Bezeichnung für die Stadt Lundenburg.) -) Zahn, Urkundenbuch d. H. Steiermark, II. p. 135. erwähnte »Predansdorf ultra fiumen vero Pulzcau« kann nur in dieser Gegend gestanden und etwa das heutige Unter-Pristava sein, ehe es den Meierhof erhielt, oder aber die Gehöfte bezeichnet haben, die südöstlich von Markldorf an dem Fahrwege zur Sägemühle an der Drann zerstreut liegen und heute als »Koti« (Winkel) zusammengefasst werden. Der Name »Predansdorf« entstammt dem alten slovenischen Begriffe »brednja« (Waten, Durchfurten); eine solche Furt befindet sich, mangels einer Brücke in der Nähe, noch heute in dem Zuge des Feldweges von St. Veit nach Unter-Pristava durch die Drann, daher der Name auch durch die Bodenverhältnisse begründet ist; es werden daher die Bewohner, welche an diese Furt angewiesen waren, die Localität der Orientierung halber als »bei der Furt« (pri bredanji oder pri brednji) und später auch die daselbst entstandene Ansiedlung als das »Dorf bei der Furt« (etwa »Bredanja ves«) genannt haben. Pulsgau, slow. Polskava. Den Namen Pulsgau tragen zwei nordwestlich von der Bahnstation Pragerhof gelegene Ortschaften, nach dem Niveau in »Ober-« und »Unter-Pulsgau« unterschieden und ein Bach, welcher diese beiden Ortschaften durchfliesst. Nachdem es sich aber hier lediglich um die Namens-Entstehung handelt, entfallen alle sonstigen Erörterungen. Der Name Pulsgau rührt aller Wahrscheinlichkeit nach aus der Zeit, ehe die Römer diese Gegenden betreten haben und hat das slovenische Adjectiv »polžki, polzkav«, welches »schlüpfrig« bedeutet, zur Grundlage; unter »polzkavo« wäre sonach eine »schlüpfrige, aufgeweichte Stelle« zu verstehen. Es ist auch möglich, dass das Wort aus »polž, polžek (Schnecke, Schneckchen) entstanden ist, doch ändert dies in ethymolo-gischer Flinsicht nichts, da der Stamm bei beiden Begriffen derselbe ist, und bezeichnet »schlüpfrig« (polžki) zugleich das äussere Merkmal der Schnecke. Die Berechtigung zur Beilegung dieser Eigenschaft bietet die Gegend selbst noch heute und hat sie ehedem- noch in erhöhterem Masse geboten. Das ganze Gebiet nördlich von Unter-Pulsgau, sowie auch östlich davon, ist von zahlreichen Wasseradern und Bächen durchzogen, so dass der ganze Boden moorig ist und meist nur Wald- und Weidengrund enthält; die vorwiegende Erdart ist Lehm, welcher aber mit verwesten Vegetabilien stark vermengt ist. An trockenen Stellen gedeihen Gräser, welche sehr glatt sind, daher das Ausgleiten des Fusses begünstigen, an nassen Stellen ist jedoch der Boden ohnehin recht elastisch, daher sehr schlüpfrig. Es ist weiter bekannt, dass hier einmal ein See gewesen sein musste; die Kirche von Unter-Pulsgau heisst bei dem slovenischen Wallfahrer noch heute: Sv. Stefan na jezeru (St. Stefan am See). Der See muss einmal gegen das Ende des Mittelalters hervorgetreten sein, ist aber später wieder verschwunden.1) Die von Cilli nach Pettau einst führende römische Poststrasse passierte auch den Ort »Pultävia«, wo sich der letzte Pferdewechsel (mutatio) vor Pettau befand.2) Dass zwischen dem * *) ’) Das Auftreten von temporären Seen scheint auf dem Draufelde nichts Ungewöhnliches zu sein. So bildete sich i. J. 1899 in der Gegend zwischen Thesen und Pobersch (südöstlich von Marburg) ein 2 km langer See, welcher etwa zwei Monate anhielt, worauf sich das Wasser wieder verlor. Dieses verursacht die geologische Beschaffenheit des Bachergebirges. Der humusreiche, bewaldete Boden saugt schwammartig das Niederschlagswasser auf und behindert auf diese Art das rasche Ab-fliessen desselben, was zur Folge hat, dass die Wasseradern dieses Gebirges selten versiegen; in sehr nassen Jahren dringt aber das Wasser doch in die tieferen Schichten, durchdringt das Urgestein, welches an vielen Stellen grosse Massen Urkalk enthält und tritt sodann infolge der Depression dort in der Niederung auf, wo momentan die Erdrinde den geringsten Widerstand bietet. *) Die Entfernung von Pultavia bis Petavione bezeichnet das römische Itinerarium Hierosolinum mit XII römischen Meilen (1 röm. Meile = 1479 m, somit 17'7 km.) Dieses stimmt auch und dürfte der Pferdewechsel bei Unter-Pulsgau stattgefunden haben. Bemerkenswert ist es, dass sich 1 km östlich von letzterem Orte die sogenannte »Poci-vausek-Mühle« befindet. Da dieses Wort so viel als »Rastplatz« bedeutet, ist es möglich, dass sich der Name aus der römischen Zeit her erhalten hat, weil ansonsten ein Rasten unmittelbar vor einem grösseren Orte keinen Sinn hätte. Bei Betrachtung der Karte fällt es auf, dass die römische Strasse von Cilli über Wind.-Feistritz bis Ober-Pulsgau gerade führte und dann im rechten Winkel gegen Osten abbog. Der Grund dafür liegt wohl römischen Namen Pultavia und dem slovenischen Polskava (auch Pulskava) ein sprachlicher Zusammenhang besteht, darüber ist wohl nicht zu zweifeln. Die späteren urkundlichen Namen für den Ort sowie das Geschlecht der Herren von Pulsgau sind unter anderen: a) für die Dörfer: 1164 Pulzka, 1261 Pulczkach, 1402 Pulcz-kaw, 1453 Pulczka, 1486 Pulskauu; b) für das Schloss: 1478 teber an der Pulzka. Es ist wohl anzunehmen, dass sich die Bildung des Sees im Laufe der historischen Zeit mehrmals wiederholte; dieses führte daher zu dem Aufwerfen der aufgedämmten Wege, wozu es ansonsten wohl kaum gekommen wäre. So erklärt sich auch die Entstehung des Ortes »Jeschenzen« (Dammgegend) daselbst. Auf ähnliche Art wird auch das Dorf »Poschege den Namen erhalten haben. In der Zeit des aufgetretenen Sees, sowie die Jahre nach dem Verschwinden desselben wird es in der Gegend sehr viel niedere Wassertiere, besonders Schnecken gegeben haben. Die Stelle, wo sich auffallend viel Schnecken vorfanden, wurde möglicherweise zu einem Riednamen, was dann auch der späteren Ansiedlung als Name verblieb. Kann, $lov. Breg. Rann bildet eine Vorstadt von Pettau am rechten Drau-ufer, obschon es zur Pfarre Haidin gehört. Dieser Ort wird i. J. 1320 »am Rain«, 1443 »am Rayn« genannt. darin, dass man die Gegend südlich vom Schlosse Pragerhof u. zw. längs des Devina- und Vogonca-Baches infolge der Versumpfungen für noch ungünstiger hielt, eine Strasse hindurch anzulegen. Wo die Strasse von Unter-Pulsgau bis Schikola führte, ist heute schwer festzustellen; hingegen ist es zweifellos, dass die Strasse nordöstlich von Schikola, welche fast in gerader Linie bei Ober-Haidin einmüridet, identisch ist mit der römischen Poststrasse. Aus dem erwähnten Itinerarium kann man auch entnehmen, dass die Strecke Pultavia bis zur Civitas Petavione schon vor der Draubrücke endete, d. h. dass bei Haidin die Einstellung der Fahrt und die Näch-tigung (mansio) erfolgte, denn der Verfasser fügt dann noch bei: Transis pontem, intras Pannoniam inferiorem. Alle Ortschaften, welche an Flüssen liegen und im Slove-nischen »Breg« (Ufer) lauten, wurden im Deutschen zu »Rann« (entstanden aus »Rain« = das Ufer, die Grenze). Dass auch hier eine Übersetzung des slovenischen Begriffes in das Deutsche vorliegt und nicht umgekehrt, ersieht man aus den beiden auf dem Draufelde vorkommenden Ortsnamen »Pobersch«, welche zum Stammworte auch »breg« haben, aber schon nicht mehr übersetzt worden sind, weil die Form im Locativ »Pobrezah« in Bezug anf die Abstammung dem Übersetzer unbekannt gewesen zu sein scheint. Rast, $lov. Rosnja. (Je 12 km von Marburg und Pettau.) Dieses Ortes geschieht zuerst im Jahre 1370 Erwähnung, wo er als »Dorf an der Rast in dem Traueid czwischen Pettaw und Marchpurg« bezeichnet wird; 1441 hiess er »Rast.« Diese Ortschaft wird den Fuhrleuten als Fütterungsrast gegolten haben, da sie gerade auf dem halben Wege zwischen Pettau und Marburg liegt. Im Slovenischen heisst die »Weile«, die man sich irgendwo aufhält: rosnja; es muss daher der slovenische Name der ursprüngliche gewesen sein, da der Slovene niemals zur Übersetzung schritt. Bemerkenswert ist es, dass in fast gleicher Entfernung von Marburg westlich der Ort »Maria-Rast« liegt, welcher den Namen aus demselben Anlasse in Bezug auf den Verkehr mit »St. Lorenzen in der Wüste« erhalten haben wird; dieses hiess 1091 Ruoste, 1184 Ruiste, 1211 Roste, 1334 Rest, also niemals »Rast.« Der Begriff »Ruiste« scheint eine weit ältere slavische Bezeichnung für »Rast« als »RoSnja« zu sein, denn er findet sich in ausgesprochen slavischen Gegenden, z. B. Herzegovina wiederholt, und bezeichnet daselbst den Punkt eines Saumweges, wo man den Gebirgssattel erreicht und Rast zu halten pflegt. $t. Rocbus bei Raidin, slow. $v. Rok pri Rajainji. (JTttila’s Grab.) An der Landstrasse Pettau-Rohitsch, von Pettau an 2 km entfernt, befindet sich ein zweifellos künstlich aufgeworfener Hügel, aui dem jetzt das Kirchlein des hl. Rochus steht, und der allgemein mit dem Namen dieses Heiligen bezeichnet wird; im untergeordneten Gebrauche steht aber auch noch der Name »Grab Attila’s.« — Diese Benennung hat sich jedenfalls von der Zeit her erhalten, als die Rochuskirche noch nicht gestanden war, gerät aber seither allmählich in Vergessenheit. Welche Bewandtnis dieser Hügel zu Attila habe, ist vorläufig nicht zu erweisen, nachdem an verschiedenen Orten von Steiermark sowie Krain ungewöhnliche Erdaufwürfe (tumuli) als Hunnengräber bezeichnet werden.1) Da aber jede volkstümliche Behauptung einen historischen Kern birgt, so ist anzunehmen, dass in irgend einem dieser Grabhügel, wenn auch nicht gerade die Leiche Attila’s, so doch die eines hunnischen Grossen geborgen worden sei, weil es sonst eigentümlich erscheint, dass an mehreren Localitäten ein und dieselbe Behauptung aufgestellt worden wäre, wenn dies bei keiner einzigen Berechtigung gehabt hätte. Sieht man davon ab, dass die Magyaren erzählen, Attila sei in der Theiss begraben worden, was wohl nur als eine Nachbildung der Alarich-Sage aufzunehmen ist, die sich beim magyarischen Nationalhelden Arpad sogar wiederholt, und untersucht man die vorhandenen geschichtlichen Angaben über die Kriegszüge und den Tod Attila’s, so gelangt man trotz aller gegenteiligen Behauptungen immer wieder zu der Ansicht, dass die Erzählungen des Volksmundes nicht ganz aus der Luft geholt sein müssen und dass der grosse Erdhügel bei Pettau nicht rundweg als der Grabhügel Attila’s abgesprochen werden kann. In den Geschichtswerken der Zeitgenossen Attilas (z. B. Priscus und Prosper), dann in denen der darauffolgenden Jahr- 4) Der Hügel, auf dem das Patriarchenschloss in Udine steht, sei nach dem Volksglauben auch von den Hunnen augevvorfen worden. hunderte (z. B. Jornandes, Callimachus u. a.) findet man über die Todesdaten des Hunnenkönigs keine gleichlautenden Angaben. Die Ansichten wechseln zwischen Blutsturz infolge ungewohnten Schweigens (453) — nach Priscus — und Ermordung durch die schöne Ildico in der Brautnacht (454) — nach Marcellinus. Wenn nun die Zeitgenossen selbst über die Todesart sowie das Todesjahr desselben im Unklaren geblieben sind, was bei der »Geissei Gottes« den Geschichtsschreibern doch höchst markante Momente geboten haben müsste, so darf man wohl annehmen, dass auch die meisten sonstigen Daten über Attila mehr oder weniger mangelhaft fundiert sind und durchwegs ohne Objectivität niedergeschrieben wurden, je nachdem Hochachtung, Servilismus, politische Raison oder Hass das Leitmotiv ihrer Aufzeichnungen war. Man behauptet nun, dass das Standlager Attila’s bei Tokaj in Nordungarn gewesen sei; begraben sei er irgendwo in Pannonien. Wäre er nun bei Pettau, in dem erwähnten Hügel, bestattet, so liegt dieser gerade an der Grenze Pannoniens an Noricum.1) Es klingt aber unwahrscheinlich, dass man in jener Zeit einen Leichentransport auf ungefähr 575 km (nach der jetzigen kürzesten Eisenbahnlinie berechnet) vorgenommen haben würde, weil nichts dafür spricht, weshalb man Attilas Leiche zur Bestattung nach Pettau (Poetovio) hätte schaffen sollen; wenn es sich aber lediglich um die Geheimhaltung der Grabstelle handelte, so war das Aufwerfen des mächtigen Hügels, unmittelbar vor den Augen der Bewohner Pettau’s, sicherlich auch nicht zweckmässig gewählt. Es ist daher mit Rücksicht auf die Angabe Prosper’s »Attila sei kurz nach der Heimkehr vom Zuge nach Italien gestorben«, die Vermutung berechtigt, dass Attila vielleicht bei Pettau selbst vom Tode ereilt wurde. Tatsächlich war Pettau schon i. J. 449 n. Chr. unter hunnischer Oberhoheit, und dürfte Attila seither zu öfteren- l) Kaiser Diocletian verlegte um das Jahr 300 die Grenze derart, dass seither Pettau an der Ostgrenze von Noricum, während es zuvor an der Westgrenze Pannoniens lag. malen in dem römischen Kaiserpalaste, der jetzt unter den Feldern von Haidin 13 km westlich von Pettau) verschüttet liegen soll, residiert haben. Nach der Schlacht auf den Cata-launischen Feldern (451) zog er nach Italien und drang (452) bis an den Po vor. Es ist möglich, dass er bei diesem Anlasse sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückwege1) Pettau berührt habe. Auf dem Hinmärsche soll er auch Pettau zerstört haben.2) Es spricht dafür, dass Attila wiederholt und vielleicht auch nicht immer flüchtig in Pettau verweilt haben mochte, der Umstand, dass ein gewisser Orestes, ein Römer von Geburt, doch seit der Abtretung der Provinz Savia an die Hunnen, hunnischer Untertan — Geheimschreiber bei Attila war. Orestes musste bei diesem eine hervorragende Vertrauensstellung eingenommen haben, weil er auch als Abgesandter Attila’s bei dessen Werbung um Honoria, die Schwester des Kaisers Va-lentinian III. (450) genannt wird. Orestes heiratete eine Tochter des Comes Romulus in Pettau8) und wurde ihm daselbst auch der Sohn Romulus Momyllus geboren (460?), welcher unter dem später gangbar gewordenen Spottnamen »Augustu-lus« letzter weströmischer Kaiser (475—476) war. War also Orestes öfter in Pettau, so wird dies wohl auch *) *) Dagegen sprechen jedoch Callimachus und Olachus, welche von den Besorgniszeichen sprechen, die dem Tode Attila’s vorangegangen seien. Als Attila aus Italien nach Pannonien zurückkehrte, rief ihm beim Übergange über den Fluss Lech ein Weib dreimal zu »Attila, kehre um!«; die Braut stiess mit der Zehe an die Schwelle des Brautzeltes u. s. w. Attila musste sonach aus Italien über Tirol, längs des Lech zur Donau und dieser entlang nach Pannonien gezogen sein. Dieses widerlegt jedoch Jornandes, welcher erzählt, Attila habe nach der Rückkehr aus Italien Marcian wegen des verweigerten Tributes in Constantinopel bedroht und sei erst dann gegen Gallien gezogen, um die Westgothen zu unterwerfen; und dieses sei erst Attila’s letzter Feldzug gewesen. '■>) Dieses scheint jedoch nicht der Fall gewesen zu sein, denn, wie Prosper Aquit. Chron. p. 627 meint, hatten die Römer solche Furcht vor dem Hunnenheere, dass sie es sogar unterlicssen, die Alpenpässe zu besetzen. Die Bewohner von Pettau dürften sich daher bedingungslos ergeben haben, wofür Attila sie und ihre Wohnsitze schonte. 3) Priscus (ed. Dindorf) p. 302. bei Attila der Fall gewesen sein, da man sich den Geheimschreiber auf längere Zeit fern von seinem despotischen Dienstherrn nicht recht denken kann. Der Grabhügel selbst hat eine kreisrunde Basis mit einem Durchmesser von 54 m. Da man den natürlichen Böschungswinkel von 45° annehmen muss, w^il kein festeres Material als die Erde verwendet wurde, so konnte die ursprüngliche Höhe 27 m gewesen sein, vorausgesetzt, dass der Aufwurf schon anfangs nicht abgeplattet war. Zum Kirchenbaue dürfte jedoch der Oberteil so weit abgetragen worden sein, dass die Höhe des Kegelstutzes heute nur mehr 9'75 m beträgt; dass dabei entbehrlich gewordene Erdmaterial wurde westwärts abgeworfen, um gleichzeitig eine Auffahrtsrampe zur Kirche zu schaffen. Der Erdhügel befindet sich an einer Nasenbildung des durch die Drau geschaffenen Terrassen-Diluviums; das Material wurde teils dieser Terrasse, teils einer ostwärts anschliessenden Terrain welle entnommen; bei letzterer, welche sich heute als aufgelassene Schottergrube darbietet, ist es jetzt allerdings unmöglich festzustellen, ob und wieviel Erdreich schon von den Hunnen und wieviel erst später ausgehoben wurde. Die Veranlassung zum Abtragen des Hügels und dem Baue der St. Rochuskirche bot die i. J. 1623 in der Gegend von Pettau ausgebrochene Beulenpest, welche durch drei Jahre wütete; als sich i. J. 1645 der mordende Gast wieder einstellte, erbaute der Vicar1) von Haidin, Johann Rajavec, aus milden Gaben der Pfarrinsassen am »Grabe Attila’s« dem hl. Rochus, als dem Patron gegen Beulen, das heutige Kirchlein. Es ist sehr wahrscheinlich, dass man die schreckliche Seuche auch dem Aberglauben zuschrieb, weil ein so grosser Heide, wie es die »Geissei Gottes« war, hier begraben liege, und weil nach dem Volksmunde vielleicht dieser Umstand das rasch sich wiederholende Auftreten der Pest verschuldet habe, was man durch den Bau eines Gotteshauses paralysieren wollte. ’) Die Angaben in Felsner’s »Geschichte von Pettau« sind demnach nicht ganz zutreffend. Der einzige Weg, um den zweifelhaften volkstümlichen Behauptungen ein Ende zu machen, wäre die Vornahme von ernst durchgeführten Nachgrabungen, was allerdings namhafte Opfer erheischen würde, da man beim Weiterbestände der St. Rochuskirche mit sicheren technischen Mitteln deren Einsturz verhindern müsste.1) Da die Leiche Attila’s, wie die Geschichtsschreiber erzählen, in einen goldenen Sarg gelegt wurde, welcher wieder in einen silbernen und dieser schliesslich in einen eisernen verschlossen ward, so wären bei Auffindung der Särge auch alle Zweifel über die Identität der Leiche als behoben anzusehen. Übrigens läge die Möglichkeit, wenn Attila in einem abgeleiteten Flussbette begraben worden wäre, auch hier vor, denn die Drau floss im 5. Jahrhunderte vielleicht noch ganz, sicherlich aber mit einem Arme beim heutigen Dorfe Unter-Haidin vorbei. Abgesehen von der vermeintlichen Grabstätte Attila’s hatte dieser Hügel allem Anscheine nach noch eine zweite Function. Am 20. November 890 bestätigte König Arnulf dem Erzbischöfe Dietmar von Salzburg alle Besitzungen seiner Kirche in namentlicher Aufführung, darunter auch das Gebiet »sicut acerui duo prope Trauum positi sunt, e summitate termini, qui uuagreini* 2) dicitur, et ita sicut ille uuagreini tendit usque dum Treuuina fluit in amnem Trauum«. *) Conservator S. Jenny aus Hart (Vorarlberg) grub 1893 nordwestlich der Kirche und fand dabei einen schönen Mosaikboden. Es ist immerhin möglich, dass schon zuzeiten der Römer auf diesem vorspringenden Winkel irgendein besonderes Gebäude (Tempel) stand, und dass die Hunnen nicht erst den Hügel aufzuwerfen brauchten; dies widerspricht hingegen ihrer Bestattungsart. 2) Die Erklärung des Begriffes »uuagreini« von Dr. Kos in: Jz-vestja muzejskega drustva za Kranjsko, 1894 p. 221, bestärkt nur wieder meine Behauptung, wie ungemein schwer es ist, bei der ethymologischen Feststellung eines Ortsnamens natürlich-einfach zu denken. Dem Erklärer hat es sicherlich einige Mühe bereitet, diesem Worte den mittelhochdeutschen Begriff »Wagrein« zugrunde zu legen. Abgesehen vom Anachronismus, der bei der Suche nach einem ähnlich klingenden Worte unterlief, und zugegeben, dass »Wagrein« auch eine »Ufergegend« bedeuten kann, ist »uuagreini« wohl nichs weiter als der slovenische Begriff »krajna« im usuell gebrauchten Locativ: u krajni (Grenze, Mark). Ob nun mit diesem Worte die Ufergegend an der Drau im allgemeinen Einer dieser beiden künstlich als Grenze aufgeworfenen Hügel (acervus) wäre nach Ansicht des M. Slekovec der Erdaufwurf mit der Kirche des hl. Rochus; der zweite drauauf-wärts stehende sei geebnet worden.1) Dieses ist auch vollkommen glaubwürdig, denn die Behauptung Felicetti’s und Trstenjak’s, dass die Erzbischöfe von -Salzburg südlich der Drau keine Besitzungen gehabt hätten, ist bei näherer Betrachtung der damaligen Fluss- und Bodenverhältnisse wohl richtig, aber für heute nicht mehr zutreffend. Bis zum Jahre 1468 besass das Salzburger Capitel das Regale des Goldwaschens- in der Drau; wann es dieses Recht erhalten, ist wohl nirgends ausgesprochen, aber es ist jedenfalls in der Bestätigung v. J. 890 inbegriffen. Da sich aber das Goldwäschen (bei näherer Kenntnis der Uferverhältnisse, sowie der Methode selbst) nur am rechten Ufer vorteilhaft betreiben lässt, so ist wohl anzunehmen, dass die Drau völlig dazu gehörte; man wird daher das ohnehin nasse Terrain bis zum ersten Terrassen-Diluvium, auf welchem sich ja die Kirche St. Rochus befindet, zugegeben haben, um den Goldwäschern die nötige Manipulationsfreiheit zu beschaffen, umsomehr, als dieser Streifen damals noch zum engeren Entwicklungsgebiete der Drau gehört haben mochte. Rogei$, slov. Rogoza. (7 km südöstlich von Marburg.) Rogeis zählt, soweit nach den Erwähnungen in den Urkunden zu schliessen ist, zu den älteren Ortschaften des Pettauer Feldes. Wenn die Deutung »Rogor« für »Rogeis« richtig ist, so ist dieser Ort bereits um das Jahr 1145 genannt, denn da schenkte ihn die Gräfin Kunigund von Sponheim dem Kloster Victring.2) Einige Jahrzehnte später war diese Ortschaft bereits oder die Grenze des salzburgischen Besitzes im besonderen bezeichnet wurde, ist heute wohl ziemlich gleichgiltig, da hiemit in beiden Fällen nur die Gegend charakterisiert wurde. Überdies muss bemerkt werden, dass diese Urkunde eine Fälschung ist (vergl. Mciller: Salzburgische Regg. p. 533 — 534). ‘) Dr. Kos: Jzvestja muz. društva za Krajnsko, 1894, p. 221. -j Zahn, Urkundenbuch v. Steiermark, I. p. 244. dem Kloster Seitz untertan, denn Herzog Ottokar von Steiermark schenkte diesem Kloster im Jahre 1182 das Dorf »Ro-gotz«,- welche Schenkung Herzog Leopold VI. von Österreich (1195) und Patriarch Berthold von Aquileja (1247) bestätigten.1) Im Jahre 1310 wird es »Rogoz« genannt. Der Name dieses Ortes hat sich seit seiner geschichtlichen Feststellung niemals wesentlich geändert; er stammt vom slovenischen Begriffe »rögoz« oder »rogöza«, worunter die zu den Sumpfpflanzen gehörige Typha-Art: Rohrkolben, auch Teichkolben, zu verstehen ist. Die Blätter dieses Gewächses werden in der Fassbinderei zum Dichten der Dauben und zum Verlieschen der Fässer, in der Kellerwirtschaft zum dichteren Einpassen der Zapfen, Spunde und Drehhähne verwendet; ausserdem werden aus den Blättern Matten, sowie verschiedene Transportbehältnisse erzeugt. Nachdem die Gegend von Rogeis durch die Depression des nahen Bachergebirges einen ziemlich feuchten Boden hat, daselbst auch ein Teich besteht, dürfte ehedem auf diesem Gebiete das erwähnte Gewächs reichlich zu finden gewesen sein; so kam es, dass jene Leute, welche an den Bedarf von Rohrkolben ihr Gewerbe gebunden sahen, die Gegend, wo sie selbe vorfanden, als »Rogoza« bezeichneten, was später auch auf den Ort übergieng. Zu Rogeis gehörte auch seit nicht feststellbaren Zeiten ein Schloss und ein Gut; es soll einst Besitztum der Babenberger Herzoge gewesen sein; später besass es die krainische Familie Katzianer, welche es vielleicht für die heldenmütigen Kämpfe gegen die Ungarn und Türken als Belohnung erhielt, Ro$$wein, $lov. Razvattje, Razvina. (5 km südlich von Marburg.) Rosswein wird, abgesehen von Pettau, Haidin und Pulsgau, urkundlich am frühesten von allen Ortschaften des Pettauer Feldes erwähnt, denn schon i. J. 985 schenkt König Otto III. *) *) Zahn, Urkundenbuch v. Steiermark, I. p. 587; II. 32. dem Grafen Rachwin 15 Königshufen in »uilla Razuuai in pago Zitdinesfeld.« *) Weiters vorkommende Formen dieses Namens sind-: 1100 Razwei, 1265 Razway, 1297 Rasvy, 1359 Raswach, 1408 Raz-way, 1441 Rossbein, 1456 Ober, Nider Raswan. Die Grundlage dieses Namens ist zweifellos slovenischen Ursprungs, und ist darunter eine Gebietsgrenze zu verstehen, welche in älteren Zeiten durch einen hohen Erdaufwurf kenntlich gemacht wurde. Man findet Grenzzeichen dieser Art noch heute u. z. hervorragend in Waldungen, um die Grenze leichter evident zu führen, was bei den Grenzsteinen in bedecktem Terrain doch schwer erreicht werden kann. Solche Grenzdämme nannte man »Razvanje« oder auch »Razvank.« Eine solche Grenze wird zur Anhöhe (einem sanftem Ausläufer des Bacher-Gebirges), wo jetzt die Ortschaft und die Kirche stehen, vom bewaldeten Gebirge herabgeführt haben, was später zur localen Bezeichnung der Ansiedlung selbst führte. Der deutsche Name »Rosswein« ist nichts weiter als die phonetische Nachbildung eines möglichst deutschklingenden Namens für »Razvanje« ohne jede Übersetzungs-Absicht. Saukendorf, $lov. Zupecja m. (11 km südwestlich von Pettau.) Der Name »Saukendorf« ist slovenischen Ursprungs; in seiner sprachlichen Entwicklung bemerkt man überdies eine Analogie mit »Siebendorf«. Im Rationarium Stiriae v. J. 1265 heisst es noch »Suppedragen«. Dieser Name stammt von den zwei slovenischen Begriffen »suhe drage« (trockene Gräben), worunter im Allgemeinen nasse Wiesen zu verstehen sind, die durch Wassergräben (Rigolen) entwässert werden, zum genau eingehaltenen Unterschiede von jenen nassen Wiesen, welche keine Ent- ‘) Zahn, Urkundenbuch d. H. Steiermark, I. 39. Im Originale heisst es »Zitdinesfeld«; die spätere Schreibweise »Zitilinesfeld« ist wohl nur eine falsche Lesung und Übertragung des Copisten. Wässerungsgräben besitzen, die man in ganz Untersteiermark typisch »creti« nennt. Ein Teil der Wiesen des in der Nähe von Saukendorf befindlichen Ortes Amtmannsdorf heisst noch heute »Drage.« Heute versteht man unter »drage« jene Vertiefungen auf einer Wiese, die zumeist Wasser und Binsengewächse enthalten. Von dem Begriffe »Suppedragen« wurde das Grundwort später abgeworfen und dürfte der Ort sodann »Suchendorf« geheissen haben; im Jahre 1322 findet es sich schon als »Saukendorf«, 1441 als »Sawkendorf«, 1496 als Sawtendorf, 1683 Sauchendorf erwähnt, wobei die übliche volkstümliche Diphtong-bildung die Oberhand erhielt (aus »suhe« wurde in der Aussprache »sauhe«) j) und der dem Deutschen bequemere Gattungsname »Dorf« trat wieder hinzu. Die nähere sprachliche Erörterung des Namens »Zupecja ves« ist schon deshalb angezeigt, weil man allgemein das Grundwort von dem altslovenischen Begriffe »zupa« (Sippe) ableitete. Der Ort hat vermutlich einmal »Suhecja« oder gar »Sauhecja ves« geheissen; die Specialkarte hält die ältere Schreibweise »Zukecja ves« noch heute fest. Die vielfache Annahme, es habe sich im deutschen Gebrauche dieses Ortsnamens um die willkommene Anbringung des verächtlichen Begriffes »Sau« gehandelt, ist somit nach der etymologischen Entwicklung des Wortes vollends unbegründet.3) Man sieht in diesem Beispiele, wie so mancher Antagonismus, der sich wie eine ewige Fehde zwischen benachbarten Ortschaften sowie bei Sprachunterschieden der Bewohner eingelebt und erhalten hat, unbegründet fortbesteht, welcher *) *) Die Ortsnamen Zauch, Zauchen, Zaufen in Steiermark und Krain sind aus dem slovenischen Begriffe »suhi« (trocken) entstanden, wobei eben in vielen Gegenden aus »suhi« im Volkstone »sauhi« wurde. 2) Eine analoge Bildung findet man bei dem Worte »Save« (lat. Savus) und »Sau.« Nachdem der Bewohner der Savegegend in Krain nicht rein »Sava« sondern »Saua« sagt, so nahm letzteres der Deutsche auf phonetischem Wege an und war ihm dies umso angenehmer, weil es zugleich deutschklingender war. Derselbe Vorgang spielt sich aber auch beim Worte »Drau« ab, welches slovenisch »Drava« (lat. Dravus) aber bei Kenntnis und nüchterner Auffassung der Vergangenheit und der grundlosen Differenz wieder allmählich schwinden würde. Scbikola, slov. Sikole. (3 km nordöstlich von der Bahnstation Pragerhof.) Schikola kommt i. J. 1374 als »Sycolach«, 1441 als »Dorf Syckhawlon« und »Sycolach im Trauel in Sleunczer pharr« vor. Der Ortsname stammt wahrscheinlich vom slovenischen Begriffe »školje, Škulje«,1) welcher »Schotter, Steinsplitter« bedeutet. Die Berechtigung für diese Bezeichnung ist insoweit vorhanden, als sich auf der Dorfflur von Schikola der schotterige Boden einzustellen beginnt, indes der Boden westlich und südlich davon lehmiger und nasser ist. Dieses beweisen auch die Riednamen »gorce« (Hügel), »prelogi« (Dreischfelder), besonders aber »prodence« (Kleinschotterboden). Aus dem Worte »školje« wurde im Deutschen, wahrscheinlich des harten Anlautes wegen, »Schikole«, was später auch der Slovene angenommen haben dürfte. Schleinitz, $lov. Slivnica. Von Kötsch 3 km südlich an der Triester Chaussee befindet sich der Ort Schleinitz mit der gleichnamigen Burg. Auch Schleinitz ist ein in den ältesten Urkunden erwähnter Ort. Es hiess: 1146 Schiunitz, 1173 Sliuniz, 1237 Sluncz, 1249 Slevntz, 1292 Slounze, 1319 S. Maria in Slevntz, 1375 Slevnitz, 1391 Scleuunicz, 1482 Slainicz, 1486 Slewnicz. heisst und dennoch zu »Drau« wurde, ohne dass dabei von einem verächtlichen Beigeschmäcke die Rede sein kann. Die sprachlich richtige Schreibweise im Deutschen wäre daher: Save, Drave. Eine noch auffälligere, auf phonetischem Wege entstandene Schreibweise enthielten die älteren Geographiebücher und Atlanten, welche statt »Triglav«, nur die Aussprache des Gebirgsbewohners in Krain beachtend, »Terglou« schrieben. ') Diese Ausdrücke wurden bisher nur auf dem Pettauer Felde gehört, sind aber bei der jüngeren Generation nicht mehr im Gebrauche. Der Name stammt vom slovenischen Worte »slivnica«, welches eine Zwetschkenpflanzung bedeutet (sliva = Zwetschke). Tatsächlich werden in dieser Gegend mit Vorliebe Zwetschken gezogen; in neuester Zeit scheint jedoch der Apfelbaum dieselben verdrängen zu wollen. $cbneewei$$. Dieser östlich von Amtmannnsdorf befindliche Meierhof hiess zu Beginn des 16. Jahrhundertes der »Lamberghof«, nachdem ihn die Herren von Lamberg als Besitzer von Monsberg von den Minoriten in Pettau erworben hatten. Nach dem i. J. 1570 erfolgten Tode Jobstens von Lamberg wurden die ausgedehnten Güter an die Söhne verteilt; der eine erhielt die Besitzungen am Pulsgau-Bache, wozu auch Amtmannsdorf mit dem Meierhofe gehörte; da sich dieser zumeist auch hier aufhielt, bekam der Hof den Namen Unter-Monsberg. Im Jahre 1682 wurde der Meierhof, bei dem sich einst auch ein Schlösschen befunden haben soll, an die Herren von Schnee-weiss veräussert. Seit diesem Besitzer ist der Name dem Gute geblieben, und wurde auch im Slovenischen die gleiche Form beibehalten. Das erwähnte Schlösschen wird tatsächlich bis zum Jahre 1496 vielfach erwähnt, so: 1312 haws Meidberg, 1357 ves-Maidberch, 1396 Maydsburg im Traueid gegen Pettaw ober, 1423 vest Maidberg, 1426 Maydburg, 1443 haws Maydberg ob der Traa im Traueid, 1496 Maydberg. Aus allen diesen Benennungen geht hervor, dass dies ein besseres Haus gewesen sein muss, welches irgend eine Amtsperson bewohnte; jedenfalls ist das Abhängigkeitsverhältnis von Monsberg (Mannsberg) schon ein sehr frühzeitiges; man weiss nur, dass »Maidberch« i, J. 1357 noch dem Pierzog Albrecht II. von Österreich gehörte.1) <) Muchar, Gesch. v. Steiermark, VI. p. 339. Seeldorf, $lov. Sela. (3 km nordwestlich der Bahnstation Pragerhof.) Zwischen Ober- und Unter-Puls^au liegt die Ortschaft Seeldorf; sie lautete i. J. 1436 Zell oberthalben Nyder-Polczka, 1463 Zell oberthalb Polczkaw. Der deutsche Name rührt daher nicht etwa von »Seele«, sondern vom slovenischen Worte »selo« (die Ansiediung) her,, welcher Begriff in ungezählten Varianten und Verballhornungen den deutschen Ortsnamen slovenischen Ursprungs anhaftet. Diese Entstellungen wurden aber in den Ämtern und Urbaren geradezu zur Notwendigkeit, da man die vielen »Sela« lautenden Ortschaften irgendwie in der Schreibweise unterscheiden musste, um nicht zu jedem eine genaue und dabei vielleicht weitläufige Orientierung beisetzen zu müssen. Sella, $loo. Sela. (7 km südwestlich von Pettau.) Die Ortschaft Sella bildete i. J. 1207 einen Teil des in zwei Supanien geteilten Ortes »Brizlausdorf;1) i. J. 1282 hingegen wird der Doppelort schon unterschieden in Celle (Sella) und secunda Celle (Barislofzen). Im Lehensbuche der Grafen von Cilli wird i. J. 1436 von 4 Huben »an der Zell« gesprochen. Die letzte Erwähnung dieses Ortes im Mittelalter geschieht i. J. 1450, wo Jörg Poppendorfer dem Dominikanerkloster in Pettau den Zehent des »Andre von der Zell« verkauft. Der Ortsname rührt vom slovenischen Begriffe »selo« (Ansiedlung), welches in diesem Falle im Plural gebraucht ist. Ortschaften dieses Namens sind ungemein häufig und finden sich in der heutigen Form von Zell,1) Celle, Cilli, Seile, Seele, Selz, Selk, Selich, Selische, Selicz u. a. m.2) *) *) Zahn, Ortsnamenbuch d. H. Steiermark, II. p. 135. 2) Wenn der Slovene für »Maria-Zell« die Form »Marijino Celje« gebraucht, so ist dies bereits eine secundäre Wortbildung, denn ethv-mologisch richtig müsste es »Marijino selo« heissen. Desgleichen ist z. B. die jetzige Schreibung »Celovec« (Klagenfurt) unrichtig, denn es sollte »Selovec« (Ansiedler) geschrieben werden. Sestersche, slov. Sesterze. (5 km südöstlich von der Bahnstation Pragerhof.) Dieser Ort wird, wenigstens unter dem erwähnten oder ähnlichen Namen, im Mittelalter nicht genannt. Es scheint, dass Sestersche als Dependenz von Georgendorf (Ju-rovka ves) entstanden ist und dass verwandtschaftliche Verhältnisse zur Teilung eines grösseren Besitzes führten. Während in Georgendorf der Stammsitz war, dürfte in Sestersche ein kleineres Gut gewesen sein, welches eine Schwester oder Cousine (sestra = Schwester, sestricna = Cousine) des eigentlichen Besitzers zur Nutzniessung erhielt, aus welchem Verhältnisse sich sodann auch der Name entwickelte. Eine deutsche Übersetzung dieses Ortsnamens konnte bisher nicht ermittelt werden. Skoggen, sloo. Skoki. (9 km südöstlich von Marburg.) Auf dem Katastralgrunde von Dobrofzen liegt heute auch die Ortschaft Skoggen. Um das Jahr 1550 baten mehrere serbische Familien um Zuweisung von Wohnsitzen in Steiermark. König Ferdinand und die steiermärkische Landschaft trugen diesem Anliegen Rechnung, und siedelten z. B. i. J. 1556 die Wojwodenfamilien Alexic, Doytsin und Vukmir im heutigen Skoggen an.1) Diese Serben nannte man »Pribeki« (vom croat. pribjeci =. sich flüchten), also: Flüchtlinge, oder aber Uskoki (uskok, kroat. = Überläufer), wenn sie die Rolle der Parteigänger der Türken aufgegeben hatten. Da sie daraufhin Verfolgungen ausgesetzt waren und vielleicht auch die Religion aus diesem Grunde wechselten, schien es ihnen am ratsamsten, auf einem entfernteren Gebiete ein neues Heim zu suchen. Diese Ansiedlung wurde nun nach den Bewohnern »Uskoki« genannt, kommt i. J. 1683 noch unter diesem, später aber nur mehr unter dem abgeschliffenen Namen »Skoki« vor. <) Dr. Bidermann: Die Serben-Ansiedlungen in Steiermark. Mitth. d. Hist. Vereines f. Steiermark, XXXI. Heft p. 20. Viele dieser Uskoken, sowie auch sonstige slovenische Bewohner des Pettauer Feldes wurden für das tapfere Verhalten anlässlich der Türkeneinfälle auch geadelt. Man hört ziemlich oft, dass in diesem oder jenem Hause Familien wohnten, die für ihr mannhaftes Auftreten gegen den Erbfeind durch Adelsprivilegien ausgezeichnet wurden. Die Adelsbriefe selbst sind jedoch fast durchwegs verloren gegangen oder wohl auch durch das Aussterben der betreffenden Familien gegenstandslos geworden, daher auch von den erworbenen Vorrechten auf dem Pettauer Felde kein einziger Fall des Gebrauches verzeichnet werden kann.1) Skorba. (3 km westlich von Pettau, rechtes Drauufer.) Skorba hiess i. J. 1265 Carve, 1322 Charb, 1440 Korb, 1442 Ober-Karb etwen Zistelfelden, 1495 Karb, 1706 villa Skorba. Mit Rücksicht auf die Bezeichnung i. J. 1442 muss es auch ein »Nieder-Karb« gegeben haben, welcher Unterschied jedoch heute nicht mehr besteht. Unter dem deutschen Begriffe »korp« verstand man im Mittelalter jene einfachen Unterkünfte, welche grössere Grundbesitzer oder die ackerbaubetreibenden, aber in Pettau wohnenden Bürger zur Beherbergung ihrer Arbeiter anlegten.3) Der Slovene gebrauchte den deutschen Namen bis auf die Anwendung im Locativ »iz korbe« (von Korp) unverändert. Siebendorf, $lov. fiodose. (5 km nordwestlich von Pettau.) Diese beiden Namen weisen eine ganz eigenartige Entstehung auf. •) •) So wurde im Dorfe Skoggen der Original-Adelsbrief vorgefunden, laut welchem 4 Brüder Radovan, Raletha, Peak und Ogman Bakos (jedenfalls eine Uskoken-Familie; geadelt erscheinen. Wappen: Auf rotem Felde ein nackter Arm mit einem türkischen Schwerte in der Hand; darunter ein abgeschlagener Türkenkopf. Die Urkunde datiert vom 3. August 1574. '-) Ähnliches findet man heute noch in Ungarn, wo sich der reiche Grundbesitzer die sogenannten Tanya-Wirtschaften anlegt; eine Analogie bilden überdies die Ärbeiterhäuser bei grösseren Fabriken. Der ursprüngliche Name dürlte »Hudasi« gewesen sein, obwohl keine Urkunde vom Orte vor dem Beginne der Ger-manisierung der Namen spricht; da es aber keinen ausgesprochenen Fall auf dem Pettauer Felde gibt, dass ein deutscher Ortsname ins Slovenische übersetzt worden wäre, so ist dies wohl auch hier anzunehmen. Das salzburgische Urbar v. J. 1320 nennt den Ort »Siben-durfftigen«; i. J. 1460 hiess es noch »Sibendurftigen«, 1496 aber schon »Sybendorf.« Die Dorfflur war nach den Untersuchungen der älteren Flurverfassung nur aus sieben Wirtschaftseinheiten gebildet,1) welche aber alle, da der Boden daselbst sehr schotterig ist, minder ertragsfähig waren. Die Slovenen nannten daher die Besitzer derselben »hudaki« oder »hudasi«, was damals dürftig, arm hiess, und im Cechischcn noch heute dieselbe Bedeutung hat; übrigens hat sich in mancher Verbindung, wie »hudo leto« (ein armes, schlechtes Jahr) auch im Slovenischen die ursprüngliche Bedeutung erhalten. Es ist daher wahrscheinlich, dass der Slovene einst die Bezeichnung dieser Ortschaft mit »pri sedern hudasih« (bei den 7 Dürftigen) zusammenfasste. Während nun der Deutsche später bei dem Gebrauche des Ortsnamens dem Worte »sieben« den Vorzug gab, den Begriff »dürftigen« aber abwarfund hiefür das obligate »Dorf« einsetzte, begnügte sich der Slovene nur mit dem Grundworte und nahm die Zahl sieben im gewöhnlichen Gebrauche gar nicht in den Namen auf. Die mindere Ertragfähigkeit des Bodens in Siebendorf, sowie die daraus folgende Dürftigkeit haben nun die Nachbarn wahrgenommen, daher dieser Ort eigentlich dem unzarten Besitzvergleiche, bezw. der Siebenzahl der Bauernhöfe seinen Namen verdankt. $taro$cbinzen, $lov. Starosince. (5 km südöstlich von Kranichsfcld.) Dieser Ort kommt i. J. 1265 als Ztanossen, 1441 als Stauesin vor. ’) Levee, Pettauer Studien, (Artikel Siebendorf.) Der Name selbst, der slovenischen Ursprungs ist, rührt vom Begriffe »Starejsinci« her, worunter die Gemeindevorstands-Mitglieder (der Dorfälteste' und die zwei ersten Gemeinderäte) zu verstehen sind. Es ist wahrscheinlich, dass sich in diesem Orte im Sinne der altslavischen patriarchalischen Verfassung irgend ein Appellationsrat befand, welcher bei Streitigkeiten mehrerer Sippen oder Ortschaften zu entscheiden hatte. Zu dieser Vermutung führt nicht nur der Name, sondern auch der Umstand, dass an die fast ein Quadrat bildende Dorfflur von Staroschinzen nicht weniger als sieben andere Ortschaften mit ihrem Besitze grenzen. Trau Stauden, $lov. Sn. Ittarija n Brezji. An der Strasse Pobersch—Lendorf, 4 km südöstlich von Marburg, steht die Kirche Frau Stauden, woselbst auch eine kleine Ansiedlung gleichen Namens entstanden ist. Die Veranlassung zur Erbauung dieser Kirche gab eine i. J. 1586 in der Umgebung von Marburg herrschende Seuche. Um die vielen Leichen nicht auf den an zwei Wegstunden entfernten Pfarrfriedhof nach Kötsch zur Bestattung führen zu müssen, suchten die Bewohner von Zwettendorf an, eine Kapelle mit einem Gottesacker auf ihrem Gemeindegrunde errichten zu dürfen, was auch bewilligt wurde. Unter Stauden ist im Deutschen ein Niederwald zu verstehen, dessen Hauptbestandteil allenthalben die Birke bildet. Dieses bestätigt auch der slovenische Name »v Brezji c (breza = Birke), welcher offen sagt, dass einstmals an dieser Stelle ein Birkenbestand gewesen sein muss; mittlerweile sind jedoch meist andere Baumarten an die Stelle der Birken getreten. Sterntbal. Den Namen Sternthal führt jetzt ein Meierhof, welcher etwa 1‘5 km östlich der gleichnamigen Station der Pragerhof-Budapester Bahn liegt. Die Entstehung des jetzigen Namens ist höchst einfacher aber doch eigentümlicher Art. Die ehemaligen Besitzer von Thurnisch hatten an dieser Stelle, da sie ausschliesslich Schafzucht betrieben, einen Schafstall erbaut und nannten ihn (im Mittelalter) »Sterenstall« (Widderstall; ahd. stero, mhd. stere = Widder), woraus lediglich des doppelten »st« wegen mit der Zeit in der Aussprache »Sternthal - wurde. Der Name ist sonach deutschen Ursprungs und wird in dieser Form auch vom Slovenen gebraucht.1) $tra$$goinzen, $lov. Strasgojnce. (2 km nordwestlich der Bahnstation Pragerhof.) Diese Ortschaft hiess 1237 Dresgoysdorf, 1249 Dresigoys-torfe in Campo, 1253 Dresegestorf, 1263 Sdresgoeesdorf, 1313 Dresigoysdorf. Der heutige Name Strassgoinzen ist wohl nichts weiter, als ein ungewöhnlich verballhorntes Wort, dem der slovenische Begriff »trst, trstje« (Schilf, Rohr) zugrundeliegt; die Nachbarn werden den Ort ursprünglich als »Trstna ves« (Schilfdorf) bezeichnet haben, die Bewohner selbst nannte man etwa »Trstojnci.« J) In culturhistorischer Hinsicht ist die Bahnstation »Sternthal« ein Unicum. — Zum Stationsgebäude gibt es keine Zufahrt und für die Passagiere keinen Warteraum, obschon weit und breit kein Haus steht, um sich bei Unwetter Selbsthilfe zu verschaffen. Geradezu Mitleid erregend ist es, wenn man oft Mütter mit schwerkranken Kindern bei ungünstigstem Wetter schutzlos auf den Zug warten sieht, wenn sie zum Arzte nach Pettau oder Marburg fahren müssen. (Merkwürdigerweise befindet sich auch in keiner Ortschaft oder Ansiedlung des Oberen Pettauer Feldes ein Arzt.) — Der Stationsname ist dem oben erwähnten, aus einem Schafstalle hervorgegangenen Meierhofe entnommen, dessen allenfalsige Verkaufsproducte aber nicht mit der Bahn verführt werden können, weil hier keine Frachten aufgenommen werden; der Meierhof selbst ist von keiner Seite zu sehen, da er von Föhren Waldungen eingeschlossen ist. Unter den Reisenden entsteht oft die Frage, weshalb diese Station so lautet, da es weit und breit keinen Ort dieses Namens gibt, noch das 500 km2 grosse Pettauer Feld als »Tal« bezeichnet werden kann. Man würde eine Benennung, wie etwa »St. Lorenzen— Maria-Neustift« geradezu für selbstverständlich halten, weil sie gleichzeitig den Reisenden, besonders die Wallfahrer nach M.-Neustift, die Besucher von Viehmärkten u. s. w. orientieren würde. Diese Unzukömmlichkeiten datieren allerdings aus der Zeit, da Sternthal noch eine Zugkreuzungsstelle war, wurden aber anlässlich der Einrichtung der Bahnstation (Haltestelle) nicht beseitigt. Einen Beleg dafür bietet auch das bei der zweiten Ger-manisierung der Ortsnamen entstandene »Tresterdorf«, wobei aber dem Übersetzer das slovenische Bestimmungswort (trst) nicht bekannt war. Tatsächlich liegt der Ort auch an dem Tresternica- und Mühlbache; >) die Gegend war ihrem Charakter nach einstens wohl reich an Schilf und Rohrgewächsen; heute ist das Gebiet südlich des Ortes lediglich nasser Wiesengrund. Mit dem Verschwinden des Schilfes giengen auch alle Anhaltspunkte für die richtige Namenserhaltung verloren; so ist es erklärlich, dass aus »Trstna ves« und »Trstonjci« mit derZeit Strassgojnci« wurde und in dieser Form auch in den deutschen Gebrauch übergieng, umsomehr, als man im gewöhnlichen Verkehre den Namen meist nur in der Form »iz Trstojnc« (aus Trstojnc) hörte. Cäubliitg, $Iop. Duplek. (9 km südöslich von Marburg.) Wenn die beiden Ortschaften Ober- und Unter-Täubling auch nicht dem eigentlichen Pettauer Felde zuzuzählen sind, so werden sie doch in die gestellte Aufgabe einbezogen, da sie, knapp am linken Draufer liegend, unmittelbar angrenzen. Die Erklärung für die Entstehung des slovenischen Ortsnamens »Duplek«, welcher der ursprüngliche war, wurde erst durch die nähere Kenntnis der geologischen Beschaffenheit dieses Gebietes ermöglicht. Die linke Talbegleitung der Drau bilden in dieser Gegend weithin sichtbare, gelblichweiss gefärbte steile Wände von ungemein petrefactenreichein Muschelkalk; auf dem Oberteile sind überdies mehrere Einsenkungen vorhanden, welche den Dohnen des Karstes gleichen. Wie zumeist jedes Kalkterrain ist auch dieses reich an Höhlen, Spalten und Klüften. Da nun der Begriff »duplo« sowohl im Alt- als auch Neuslovcnischen eine »Höhlung« bezeichnet, sei diese nun in einem Baume, Felsen oder der Erde, so ist es wahrscheinlich, dass die ur- ‘) Die Bezeichnung Tresternica ist heute nicht mehr localgebräuchlich, war aber der alte Katastername; die Bewohner nennen derzeit diesen Bach »Reka«, den Mühlbach aber »Črnec.« sprünglichen Bewohner von den Nachbarn »dupleki« oder »du-pleniki« (Höhlenbewohner) genannt wurden, da sie die vorhandenen Höhlen, wenn auch nicht zu eigenem Aufenthalte, so doch möglicherweise als Unterstand für das Vieh —• wie dies in der Herzegovina und in Italien noch heute vielfach der Fall ist — oder als Kammern und Verstecke bei den verschiedenen feindlichen Einbrüchen benützt haben werden. Übrigens erzählt das Volk der weiteren Umgebung noch von der Tatsache, dass zur Zeit der Türkeneinfälle die Bewohner der Draugegend hier ihr bewegliches Gut versteckten und sich allenthalben auch selbst verborgen hielten, also vorübergehend ein Troglodytenleben führten, bis die Gefahr wieder beseitigt schien. Die Untersuchungen der vorhandenen Höhlen geben keine positiven Resultate für den ehemaligen längeren Aufenthalt, weil die in Frage kommenden Wohnstätten in den Höhlen dadurch der Beweisführung entrückt sind, dass das zunächst der Aussenwelt befindliche Materiale in grossen Mengen abgebaut wurde. Die Vorgefundenen angeräucherten Stellen sind jüngsten Datums und rühren vbn den Steinbrechern her, welche sich daselbst ihre Mahlzeiten bereitet haben. Überdies ist in dem tieferen Teile der Höhlungen eine eiskalte Zugluft, welche einen längeren Aufenthalt von höheren Lebewesen ohne erhebliche Nachteile nicht zulässt. Dass der Ort den Namen nicht von »Taube« erhielt, wie man bisher anzunehmen pflegte, beweisen die im Mittelalter gebräuchlichen Namen. In einer Urkunde v. J. 1100 widmen die Söhne des Grafen Engelbert von Sponheim Leute und Güter von Ober- und Unter-Täubling (duo oppida »Tubilink«, dem Kloster St. Paul im Lavanttale; im Jahre 1130 findet sich in einer Urkunde »Ztiplina«, welches aber offenkundig entweder ein Schreibfehler (statt: Duplina) oder aber eine unrichtige Leseart ist (statt: Z dupline); 1265 hiess es »Diupelinch«, 1409 > Tawpelnikch«. Die im Slovenischen an vielen Orten übliche Diphtongbildung des »u« zu »au« im Volkstone begründet im weiteren die Umwandlung des Begriffes »Dupelnik« in »Dau- pelnik«, auf welche Weise der Anklang an »Taube« zustande gekommen sein dürfte. Schliesslich hat der Anklang an »Taube« auch keine naturwissenschaftliche Berechtigung, da Wildtauben infolge gänzlichen Mangels von Kennzeichen ihres Aufenthaltes in diesen Höhlen niemals genistet haben konnten. Cernitscben, $lov. ternice. Der nordwestlich von Prepola gelegene Ort Ternitschen hat vom slovenischen Worte »ternicje« oder »ternisce« (Dorngestrüpp) seine Entstehung. Da dieser Name im Mittelalter noch nicht vorkommt, die Dorfflur selbst zur Katastralgemeinde Prepola gehört, so ist anzunehmen, dass ein grosses, wahrscheinlich mit Schwarzdorn (slov. trnina, lat. prunus spinosa) oder mit Heckenrosen überwuchertes Gebiet allgemein »trnisde« genannt, später ausgerodet und besiedelt wurde,wobei der früher gangbare Name auch weiter beibehalten wurde. In das Deutsche wurde der Name dieses Ortes nicht übersetzt. Cernowett, slov. ternovce. (7 km südwestlich von Pettau. Ternowetz wird im Mittelalter in einer einzigen bisher bekannten Urkunde u. z. unter dem Namen »Albrechtsdorf« genannt. Herzog Albrecht II. von Österreich kaufte laut Urkunde vom 14. Dezember 1357 für sein Schlossgut Maydberch (bei Amtmannsdorf) vom Kloster Seitz 79 Huben auf dem Drau-felde u. z. 10 in Neudorf, 16 in Albrechtsdorf, 18 in Drasen-dorf, 8 in Sabiach und 27 in beiden Pritzlausdorf.1) — Der territoriale Zusammenhang aller dieser Dorffluren sowie die gleiche Zahl der Hofstellen von Albrechtsdorf und dem heutigen Ternowetz (16) lassen bestimmt darauf schliessen, dass beide Namen denselben Ort bezeichen.2) *) *) Muchar, Gesch. der Steiermark, VI. p. 339. '-) Ein sonstiger Ort mit 16 Hofstelien kommt auf dem Pettauer Felde nicht vor. Es scheint aber, dass die Dorfflur von Ternowetz, da sie nur 2 Königshufen1) umfasst und auf dem ganzen Pettauer Felde die weitaus kleinste ist, eine frühzeitige Abtrennung von Sella ist, oder bildete sie einst die Supanie 2) von Sella selbst, welche im Hinblicke darauf, dass der Boden vielleicht stark von Dorngestrüpp überwuchert war, einen besonderen Namen (trnovec — Dornstrauch) erhielt. In weiterer Zeitfolge geriet aber der deutsche Name, welcher wohl nur der Ehrung des fürstlichen Besitzers wegen vorübergehend gangbar war, wieder in Vergessenheit und bediente man sich fortan nur mehr des slovenischen Namens. Cbesen. Südlich von Marburg zweigt von der Triester Chaussee die Strasse gegen Pettiiu ab. Die längs dieser Strasse befindlichen Häuser, Felder und Waldungen werden unter dem Namen »Thesen, an der Thesen, auf der Thesen« zusammengefasst. Die Bezeichnung ist erst in der Neuzeit entstanden und hat zur Grundlage das slovenische Wort »steza«, welches in dieser Gegend »Strasse« bezeichnet, während ansonsten darunter auch der »Fussweg« verstanden wird. Der richtige deutsche Name wäre daher etwa »an der Strasse.« tburimcb, slov. turnišče. (2 km südlich von Pettau. Das jetzige Schloss Thurnisch wurde in den Jahren 1687—1694 vom Feldmarschall Hanns Maximilian Grafen von Thurn erbaut; es wäre daher anzunehmen, dass der Name von diesem Besitzer herrühre, und etwa als »Thurn-ische« Besitzung bezeichnet worden wäre; doch ist dem nicht so, denn bereits i. J. 1441 wird es in einer Urkunde »Turnes« genannt,8) wurde jedoch erst i. J. 1676 von der Familie Thurn erworben. •) Eine Königshufe (mansus regalis) umfaste etwa 50, eine slovenische Hufe (mansus sclavonicus) an 30 ha Grundbesitz. 2) Bei den meisten Dörfern des Pettauer Feldes hatte der Supan (slov. župan), der Dorfälteste, eine Doppelhufe zugewiesen, welche, da zehentfrei, oftmals in die Hufenzahl des Ortes nicht eingerechnet wurde. 3) Slekovec, Wurmberg p. 43 (Manusk. Nr. 13.996 der Hofbibliothek in Wien). Wahrscheinlich ist es, dass an der Stelle des heutigen Schlosses irgend ein Belustigungs-, möglicherweise ein Turnierplatz war und dass sich dabei auch ein solideres Gebäude (Turm) befand, denn das Abhalten von Turnieren ist im Schlosshofe von Pettau des beschränkten Raumes wegen nicht denkbar.1) Die Annahme, dass sich hier ein festeres Gebäude befunden haben muss, geht auch daraus hervor, dass die schöne Gattin des Grafen Friedrich von Cilli, Veronika von Dessenitz, einige Zeit hier verborgen gewesen sei, bis sie, i. J. 1428 entdeckt, nach Osterwitz geschleppt und daselbst durch Jobst von Helfenberg im Bade erstickt wurde.3) Die Slovenen haben die deutsche Bezeichnung ihrer Sprache angepasst, indem sie die Stelle »turnisce« nannten. Mit Rücksicht auf das Alter von Sternthal, welches seiner etymologischen Abstammung nach schon im Mittelalter existiert haben muss,3) und das Abhängigkeits-Verhältnis desselben von Thurnisch, ist daher anzunehmen, dass dieses bereits ein sehr alter Herrschaftssitz ist. Es ist auch möglich, dass schon die in den Urkunden v. J. 1207 erwähnten Richer de Turre (bei Rogeis begütert),4) und Otto von Thurm (Siegler einer Urkunde v. J. 1282),5) Besitzer von Thurnisch waren.6) Crebescb, $lov. Crebez. Der 2 km südöstlich von St. Lorenzen befindliche Abhang des Maria-Neustifter Höhenrückens trägt den Namen ') Es ist auch möglich, dass dieser Platz einst der Tummelplatz für die Kinder der alten Stadt Pettau war, denn die Ausdrücke Turf, Thury (in Wien mit der Bedeutung: Raufplatz), turnen u. a. entstammen dem Sanskrit-Verbum »thuro«, welches: raufen, stürmen, schlagen — bedeutet. 9) Krones, Chronik v. Cilli, II. p. 79. s) Siehe Artikel: Sternthal. 4) Zahn, Urkundenbuch d. Herz. Steiermark, II. p. 135. 5) Muchar, Gesch. v. Steiermark, V. p. 444. 6) Es gab im Mittelalter in Untersteiermark mehrere Geschlechter, die den Namen Thum (Turn) führten, daher eine nähere Unterscheidung heute schwer festzustellcn ist. »Trebesch« ; der Name kommt sowohl den wenigen Gehöften, die sich daselbst zerstreut vorfinden, sowie auch der Gegend zu. Unter »trebez« verstand der alte Slovene ein Rodeland (trebiti = etwas [mit scharfem Instrumente] reinigen), welches die annähernd gleiche Bedeutung hatte, als das jetzt gebräuchliche Wort »Krcevina« (der Neubruch.1) In älteren Schriften kommt dieser Name nicht vor; desgleichen ist eine Übersetzung desselben in das Deutsche nicht vorzufinden.2) $t. Ueit bei Pettau, slov. $b. Uid pri Ptuju. (7 km südöstlich von Pettau.) St. Veit wird zum erstenmale i. J. 1320 erwähnt; am 11. November resigniert der Pfarrer Rudolf »de Hollenberch« auf die Pfarre; zugleich wird Ulrich »de Altsperch« daselbst präsentiert.3) Die jetzige, ziemlich kleine Kirche wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhundertes erbaut; es muss daher daselbst schon vor dieser Zeit ein Gotteshaus gestanden haben. Der Ort führte ehedem wohl einen nicht kirchlichen Namen; wie aber derselbe lautete, konnte bisher nicht ermittelt werden. Ulartenbeim. Der im östlichen Teile der Flur von Ottendorf gelegene Einzelhof Wartenheim gehörte i. J. 1825 dem landschaftlichen Freisassen Martin Prosseniak. l) Eine Frage an die Bewohner, wie sie sich den Namen »Trebel« erklären, ergab folgendes Resultat: Man bezeichnet diese Gegend so, weil die Sucher nach den in diesen Waldungen üppig gedeihenden Herrenpilzen bei ihrer Heimkehr an dieser Stelle die gefundenen Schwämme zu reinigen (trebiti) pflegen. Dieses ist wohl nur eine ad hoc Erklärung, die wissenschaftlich gegenstandslos ist. «) In einer Urkunde v. J. 1103 ist ein »Gerhoch de Treuesse« erwähnt; dieser Zuname, der zweifellos auch von einem »trebez« (Ausrodung) herrührt, erscheint heute zu »Traföss« (bei Bruck a. M.) umgewandelt. 3) Beiträge zur Kunde steir. Geschichtsquellen, 7. Jahrg. p. 91. Den Hoi »Wartenhaim« besass i. J. 1443 Andre, 1460 Hanns Süssenhaimer. \ \ In der Specialkarte führt dieses Gehöfte die eigenartige Bezeichnung: Wartenberg. M. H. Freisass. Die Bezeichnung »Wartenberg« ist niemals eine officielle gewesen, daher die Namensänderung nur auf einer falschen Information seitens des Mappeurs beruhen dürfte. Es besassen nämlich in der Zeit von 1725—1814 die Herrschaft Kranichsfeld sowie das dazugehörige Gehöfte »Wartenheim« die Freiherren von Werdenberg; im Volksmunde dürfte aber der Name der Besitzer mit dem ohnehin ähnlich klingenden' Namen des Hofes verwechselt worden und später in den localen Gebrauch getreten feein. Olindenau. (3 km südlich von Marburg.) j Das jetzt dem Fürstbischöfe von Lavant gehörige Schloss und Gut Windenau erhielt den Namen von den mutmasslichen Erbauern bezw. ersten Besitzern, den Herren von »Winden«. Von diesen erscheint das erstemal i. J. 1160 ein Otto von Winden als Fertiger der Urkunde, in welcher die Gründung eines Hospitales für Reisende am Semmering ausgesprochen wird; i. J. 1367 kommt ein Wolf von Winden als Fertiger einer Urkunde vor; ein Kunz von Windenau (was wohl mit Winden identisch ist und nur als eine Anpassung an die'da* mals üblichen deutschen Adelsprädicate anzusehen ist) war der erste, der den Namen Windenau führte. Im Jahre 1491 starb der letzte Sprosse dieses Adelsgeschlechtes, Wenzel von Windei*. Die heutige Bezeichnung »Bednava« der slovenisch'en Bevölkerung ist nichts weiter, als eine undeutliche Aussprache des Wortes »Windenau«. Unter den slovenischen Bewohnern dieser Gegend hat sich aber auch die Bezeichnung »staro mesto« (alte Stadt) erhalten, welche sich der Erzählung nach auf eine Stadt bezieht, die sich auf der gegen Windenau auslaufenden Nase des Bacher-Gebirges befunden hat. Diese Anspielung ist auch der Wahrheit weit näher, als der Sage, denn in dieser Gegend haben sich zahlreiche Römersteine, Götterstatuen, römische Münzen, Lampen u. dergl. gefunden. Es ist zum mindesten sicher, dass auf dieser vorspringenden Anhöhe eine römische Besatzung postiert war, welche hier einen weiten Überblick über alle Vorgänge im Drautale und auf dem Pettauer-Felde hatte und nötigenfalls sofort ein-schreiten konnte. In dem nordöstlich vom Schlosse Windenau gelegenen Eichenwalde wurde in der Reformationszeit für die Anhänger des evangelischen Glaubens in Marburg eine Kirche erbaut, jedoch schon wieder i. J. 1600 zerstört. 0)ituli$cb) Aus der Sammlung des sprachwissenschaftlichen Materiales des O. Caf. '-) Das Gerbergewerbe findet sich bei allen Völkern des Altertums, sowie auch bei den meisten uncultivierten Stämmen von heute vor. So wird z. B. der Gerber Simon aus Joppe in der Apostelgeschichte erwähnt; Reisende fanden bei den wilden Völkern eine nahezu vollendete Kenntnis des Gerbprozesses.