824 sagt der Bericht, daß diesem Zweige eine besondere Für- sorge zugewendet wurde, und daß beträchtliche Verbcsse« rungen bewerkstelligt wurden, so daß die Türlei als eine der ersten Seemächte angesehen werden tann. Die ge« p>:n',erle Flotte blslcht mit den im Bau begriffenen Schiffcn aus 17 großen Fregatten und Monitors und 5 Kanonenbooten. Was die Befestigungen betrifft, so wurden die besten Maßrcglli'. zur Befestigung der Grenzen ergriffen und ausgeführt, und beschäftigt man sich gegenwärtig mit der Armirung derselben. Die Arsenale sind in der Lage, die Konkurrenz mit den europäischen Fabriken aufzu« nehmen. Gin Etabilissement, welches jährlich 300 gezo- g:ne Kanonen sammt allen Zugehör verfertigen tann, ist nahezu vollendet, und ein anderes, welche« jährlich 90.000 Zündnadelgewehre besten Systems liefern lann, ist im entstehen begriffen. Auch sind Maschinen in Verwendung, welche Pulver, Flinten« und Kanonen» lugeln in großer Menge zu erzeugen im Stande sind. Hinsichtlich der Schulen beschäftige sich die Regie« rung thätigst damit, deren Zahl zu vermehren und dem Crziehungswesen alle Erleichterungen zu bieten. In bezug auf daS Eisenbahnwesen, sagt der Be- richt weiter, wird die Linie Scutari.Ismid ende August beendet sein. Die entsprechenden Arbeiten haben bereits begonnen, um diese Linie bis Esli-Schehr mit einer Ab« zweigung nach Brussa auszudehnen. Betreffs der Flußschiffahrt ist die Route von Lre« bizond nach Erzerum vollendet und Mahnahmen ge> troffen, so viel als möglich neue Verbindungswege zu eröffnen. Die Minenkommission hat 77 Eingaben geprüft, welche Konzessionen behufs Betriebs von Minen vcrschie« dencr Art zum Gegenstande haben. Der Verbesserung und Ausbreitung der Boden- kultur wurden alle Erleichterungen zugewendet; Ackerbau« Maschinen sind bei der Eiufuhr zollfrei. Bezüglich des Finanzwesens gibt dcr Bericht bereits bekannte Daten. — Der Sultan konstante m.dcr Antwort scmc Bc- fr edigung über die schon erreichten Resultate, bedauerte jedoch, daß die Finanzen noch nicht einen solchen Stand erreichten, der das gewünschle Vertrauen einstoßen könnte; der Sultan auerkeunt auch, daß die diesbezüglich erreich« ten Resultate den Bedürfnissen des Landes nicht voll« stäadig entsprechen, und daß das jetzige Zeitalter eine raschere Act'on erfordert. Diesem Berichte wollen wir hinzufügen, die Meldung mchrerer Journale wornach namentlich nach einer auS Pera an die augöb. „Allg. Ztg." unterm 30. v. M. gerichteten Korrespondenz die Thronfolge im türkischen Reiche eine Aenderung erfahren soll. Die Aenderung der Throufolge im türkischen Rciche wäre ein derart wichtiges Ereignis, daß wir arilaß nehmen, diese Frage näher zu betrachten. Die erwähnte Korrespondenz enthält folgende bedeu« tcnderen Stellen: „Nach dem Gesetze, welche seit fünf Jahrhunderten die Erbfolge dcr Dynastie regelt, ist allemal das älteste männliche, auf dem Thron gcborne Mitglied der laiscr« lichen Familie der rechtmäßige Beherrscher des Rciches; der Zweck dieser Anordnung ist klar: der Gesetzgeber wollte dadurch der Möglichkeit einer Mmdeijährigleits- Regierung und der damit nolhuendigerweise verknüpften Unzuträglichleiten nach besten Kräften vorzubeugen. Die Sultane des oSmamschcn NcicheS haben auch, wie die Geschichte beweist, diese Anordnung als gesetzmäßig re» sptltirt. Freilich mo5l? es ihnen schwer genug antom« men, ein großes Reich mit vielen Millionen Unterthanen, die sic als unbeschränktes Eigenthum mit ihrcm Leben und Gut ansahen, nicht ihren Söhnen, sondern in der Regel ihren Brüdern zu hinterlassen. Kraft dieser zu Recht bestehenden Ordnung alsobcstle, bei dun Tode des Sultans Abdul « Medschid (25. Inui 1801) dessen Bruder Nbdul«Aziz den oSmanischen Thron, während die Söhne des ersteren, sieden an der Zahl. einstweilen inS Privatleben traten. Der gegcnwärligc Sultan hat vier Söhne, von denen der älteste. Iussuf Izzc« din, am 9. Oktober 1857 gcboren wurde, also nicht auf dem Throne gcboren ist, folglich überhaupt nicht erbfolgefähig ist, »o lalige auf dem Throne geborne Prinzen existiren. Die anderen drci Söhne wurden nach der Thronbesteigung des Vatcrs geboren. Demnach ist der älteste Sohn deS Sultans Aodul-Medschio, der am 21. September 1800 geborne Murad Efscndi. der gesetzliche Thronfolger. „Eine Aenderung dieses Verhältnisses bringt nun zunächst eine Spaltung der mahom «dänischen Bevölkerung hervor, und schon dieser Umstand allein dürfte genügen, um die schweren Folgen dieses Ereignisses ellennen zu lassen. Der Rajah, d. h. der nicht mahomedanische Untctthan, ist Unterthan kraft dcS Eroberungsrechles und hat also nur zu schweigen und zu gehorchen; aber der Mahomedcilnr ist durch den Koran verpflichtet, seinem Souverän nur jo weit zu ge- horchen, als derselbe sich innerhalb der vom Koran ge» zogenen Schranken hält. Ferner hab^i der Fürst von Serbien, der Fürst von Rumänien, der Khedive von Egypten, der Bey van Tunis dem rechtmäßigen Sultan deS oSmanischen Reiches als ihren Suzcrän gehuldigt; es fragt sich aber, ob si.' verpflichtet sind, eine» Sultan als Suzerän anzuerkennen, welcher den Thron nicht kraft des bestehenden Rechts bestiegen hat. Allerdings entscheidet in solchen Fragen nicht das Recht, sondern die Macht. Fühlen sich dic genannten Vasallen stark genug, so benutzen sie ditscu Umstand, um sich der wei< tereu Triliutzahlung zu entwichen; ist das nicht o:r Fall, so unterwürfen sie sich stillschweigend. Di: Entscheidung dieser Frage hängt aber vDrzüglich von den politischen Verhältnissen Europa's ad." Die Aenderung der Throt,solgeordnu>ig im osuia« Nischen Reiche wäre ein Erciguis, welches n cht nur die inneren Verhältnisse dicses Rciches, sonder», auch seine äußeren, seme Ve.ieliungen«^ an^.n Rcichen uud Ländern wesentlich alterircn dürfte. Dem Vernehmen nach soll aber t>er Grol'hcrr diese wichtige Frage vor« läusig von dcr Tagesordnung abgesetzt haken. Gewerbeschulen. Der Reichsrath hat sowol dem Haudcls-, als au.u dem Unterrichtsministerium cinen Krcdil von je 80,000 Gulden zur Unterstützung von G e w erb c s ch ule u be« willigt. Die ReichSoerlretung will die Sorge für die Gewerbeschulen beiden Ministerien gleichmäßig zugewie» sen wissen, eS erscheint also ein organisches zusammen« wirken dieser beiden Zentralstellen zur Errichtung, Sub« ventionirung und Leitung der Gewerbeschulen als erste Voraussetzung einer gedeihlichen Thätigkeit auf diesem Gebiete. Von solchen Erwägungen geleitet, vereinbarten der Unterrichts» und dcr Handelsminister die Einsetzung einer ständigen Kommission, welche unier dem Vorsitze deS Sections-Chefs Fidler regelmäßige Sitzungen hält und auS Vertretern und Vertrauensmännern beider Mi« nisterien kombinirt ist. Als Vertreter des UnlclricklS- minislerinms fungiren Hofrath Dr. Heider und dcr Hofralh Or. Ielinek, als Vertreter des HandclSüUüi' steriums dcr Referent SectimiSrath Prof. Hermann nd Scctionsralh Dr. Migcrla; ferner c,ls Vertraulllr,!,mu des Unterrichtsminislcriums LandcSausschuß Prof. Sücß und als Ersatzmann LaudeS - Schulmspellor Dr. Kl>>>, dann als Vertrauensmann dcs Handelsministeriums LandesauSschuß Dr. Schraxk. Die Kommission ist a^ berechtigt, von Fall zu Fall Experte» mit Sitz un» Stimme zu den Berathungen einzuladen. Wenngleich dieser ständigen Kommission kein ö>!<- scheidungsrecht ;uloinmt, so bcstchl toch dcr wescntlicl' und bedeutende Vortheil dcrscU'cn darin, daß in dies^ Kommission nunmehr eine Körperschaft vorhanden i>t, durch deren Mittheilungen die beiders.il.gc.i Minister m voller sselii lins von allen wichtigen Angelegenheiten aus dein Gebiet.' des GcwcrocschulwesenS verbleiben, und die Gelegenheit geboten lst, Unternehmung und Projcltt gleich im Momente ihrer Entstehung in detlachl zu pichln und auf deren Gestaltung einzuwirken, sowie auch den Kiciscn der Inter^ssentm gleich voi« vorlchcrcill mit Rath und eventuell mit That zur Scilc zu flehen. Die Kommission, welche seit dein 21. April l. I- vorläufig wöbentlich einmal im Unl üichtSministeriuM tagt, hat ihre Aufgabe um so eifriger in angriff genom- men, als eiu ziemlich umfangreiches Materiale bereits seit l^ngercm einer gründlichen Bearbeitung und sie» ralhuüg harrt. Politische Uebersicht. Vaibach, 21. Mai. Ueber dic Dauer dcs gegenwärtige!: Rcichörath ^ Sessionsabschnittes nfülirt d>e ..N. Fr. Pr.". daß die Sitzungen dcS Reichs, alhcs wahrscheinlich "»> 15. Juni geschlossen werden dürfttn, Ms die hülipl' sächlichsten bis zu dicscm Zeitpuullc zu ellcdigei'dcn Gegeustälidc werden die Strafproze^x^nung und die Vornahme dcr DelcMio^ewahl bezeig»'.!. Die 5 clc< galioncn werden jedoch erst in der zweiten Hälftc des Scplcmbcr, vor der Hcrdftscssion dcs NeichsralhcS, ^>' sammentretel,, so daß dic Zcit vom 1. Juni liiS 15. Scp" lcuidcr frei von jeglicher parlamc»talisÄ,tu Thätigkeit sein wird, mit Ausnahme vielleicht deS gallischen Land- tages, wenn er in dieser Zeit zur Abgabe seines Vo» tnms in der galizisch«n Angelcg^nlnit einberufen wcrdc» sollte. — Die Gerüchte übcr die M in i ste r kr isiö. welchc bliin Hlinistcrium AuelSpcrg ciligetrelen scin soll. mci^cu in dcn witücr Blättern als mulhwillige ^'' findung leichthin abgethan. Z^schm Tr. Bal.ha' ^ und DcpretiS sollen demnach lcinc Diffcrenzcu dc' stehen, ja vielmehr noch. alle Minister sollen eine« Sin' nes sei» in den obschweliclidcn wichtigen Fragen. Das Nclchs.ssriegslllinisteriuiil arbeitet eiüen Ocstl/ enlwurf über Truppen.Eiliquaiticrul'g, übcr Lieferungc" sür Kriegsdedaif und über zwangsweise Pferde'Requisi' tiou im Kriegsfalle aus. Die ungarische Regierung ernannte eine Enqöte zur Veralhuna dieser Gesetz«,'"!- würfe, die in beiden Reichshälfteu durchgeführt würden. Der deutsche Reichstag hat Äeunigsen's A"- träge auf Errichtung von Konsulaten in Ilalien. >^ mcntlich in Rom, sowie auf Umwondlmig dcs archäo!»' aischer, Institutes zu Noui in ein NeichStustilut ui^ Errichtung eines ZweiginsMutcs in Athen, angenommel«» — AuS allen Kundgebungen der öffentlichen Meinung in Deutschland über das Resultat dcr IcsuitcN'Dc' .swiMon. Pas Vrottensest in Adelsderg. Ein großer Theil der Bewohner unserer Nachbar» lünder ist der Meinung, daß uuser freundliche« Kram nur „Gottscheewer" und Slovenensührer erzeugt, überdies cinen Reichthum besitzt an gewissen Mächten, mit denen lein Bund zu flechten. Ich kann, ich will durchaus nicht in Abrcde stellen, daß unser an Naturschätzen rei> cheS Land Krain die Heimat der freundlichen Gottschee, die Geburtsstülte von lausenden gewerbefleißigen und gemüthlichen Menschen ist, die gleich dem ewigen Juden auf der ganzen Erde herumwandeln, mit saftigen Po« meranzen, köstlichen Datteln und süßen Feigen handeln und im Schweiße ihreS Angesichtes die Erzeugnisse der Seiden« und Schaswollwaarenfabrilen an den Mann zu bringen, für sich aber nur einen kleinen Gewinn zu er- Haschen bemüht sind; oftmals ist nicht einmal von einem kleinen Gewinn zu reden! Erst vor kurzem hörte ich Ieremiaden anstimmen über den Verlust eines schüchter« nen „Gotlscheewers," als er beim ausspielen seiner Po» meranzeu. beim „hoch und nieder," seinen ganzen Reich- thum, sein Hab und Gut — verloren hatte. Der echte „Gottscheewer," dcr iH fremden Provin« zcn wolbelannte und gern gesehene ..Kraner" gleicht dem Simonides; auch er sagt: „Omiiik msa, mecuni xolto!" „Alles, was mein ist. trag' ich mit mir!" - Ich tann nicht leugnen, daß unser freundliches Krain auch an unfreundlichen Nationalen reich ist; aber, so Gott will und es der konstitutionelle Verein wünscht, lvird sich diese Natur-Unschönheit zum besseren wenden; es weht im heurigen Lenze eine andere, gesundere, freund- lichere, mehr verfassungstreue Luft! — Ich kann durchaus nicht in Abrede stelle^ daß wir Mächte vesitzcn, die wir lieber auf den Blocksberg, als auf den Kumberg oder Groß^alleubel-g wünschen; aber Hoffnung ist vorhanden, daß dem Geläute dieser Ham» mel in Hinkunft nicht mehr so große Scharen folgen werden, wie bisher. Wie gesagt, Thatsachen lann. will und werde ich nicht hinwegleugnen; aber heute sei es meine Aufgabe, Ihnen zu erzählen von der grüßten Nalurfchönheit un« fereS Heimatlandes Krain, die in AdelSberg zu finden. Erwarten Sie, freundliche Leser, ja nicht, daß ich Ihnen auseinander setze: ob daS gegenwärtige freund« liche Adelsberg an der Stelle des alten Aoendo steht; ob man korrekt Adlsberg. Adclsberg oder AdlerSberg schreibt; ob der gewcrbsfleißige, nahezu 250 Häuser und 2000 Einwohner zählende, hart ander Züobahn gelegene Markt Adelsberg seinen Namen von den auf nah?r einstiger stolzen Ritlerburg nistendenden Adlern entlehnt hat. Er« warten Sie ja nicht, daß ich ihnen erzähle, wie deS Patriarchen Ludwig großer Magen im Jahre 1366 auch die Herrschaft Adelsberg vertragen, verzehren und ver« dauen, wie die todte Hand mit Feuer und Schwert vor fünf hundert Iahrcn Schloß und Herrschaft Adclsberg vom deutschen Kaiser mit Gewalt erzwingen wollte. Er- warten Sie, freundliche Lefer, ja nicht, daß ich Ihnen erzähle, wie die Herren von NdelSberg, die Grafen von Eilli, wie der venetianischc Löwe. Christof von Frange- pan, die Herren von Tschernembl, die Fürsten von Eggeuberg uud Auerspcrg hoch zu Schloß Adelsberg gc« haust haben; ich will ihnen von der Grotte nächst Adelsberg erzählen. Am Pfingstmontage, d.i. am 20. Mai 1872, si"d mittelst Dampfroß und einigen vierfüßigen Rossen nahe- zu 4000 Personen und eine nicht unbedeutende Sch^ von Landleuten per p6(Io8 — mindesten« lausend a" der Zahl — in Adclsberg eingetroffen, um die g'ub" artigste Naturschönheit des Landes Krain, um die schönste Grotte im österreichischen Kaiserstaate. daS achte Weltwunder, die weltberühmte adelsberger Grotte zu sehen. Um 1 Uhr mittags war. bereits in Adels- lxrg reges Leben. Wien. Graz, Laibach, Trieft. Pest, Agram, ich kann sagen ganz Oesterreich war >" Adclsberg vertreten. Der Süobahn und dcn Bewohner" dcS freundlichen Adelsberg gebührt der Dank deS Rc>»c' Publikums, den Besuch der wellbcrühmten Grotte "U.^ mehr auch dem Minderbemittelten ermöglichst zu habe"» Nun zur Grotteubesichtigung. Um 3'/. Uhr nachmittags öffnete sich die Pforte der Grotte. Wir treten ein, woleingehüllt in Pla'do und Ueberzieher, denn aus der Unterwelt weht eisige Luft uns entgegen. Die Promenade in der Unterwelt beginnt langsamen und aufmerksamen Schrittes. Der gangbare Theil in dcr Grotte ist ein gänzn« gefahrloser, denn die Grottenverwaltung sorgt für oll Instandehaltung der Wege, Brücken und Geländer ve' ste„S. Die Poil nimmt unter dem Eingänge dcr Oroltt ihren unterirdischen Lauf. Wir kommen über 13 >"' nerne Stufen abwärts über eine Naturbrücke zum „v" lon" und übersehen den großen „Dom" (/ieptunSgrol c/, 15 Kl. hoch. 24 Kl. breit; wir nehmen daS Franz" ^ monument in Augenschein und gelangen durch " lünNliche Gallerte zur Ferdinandsbrücke, weiter m ° Ferdiuandsgrotte; wir passiren die alte Grotte, ! Kl. lang. bewundern unter den Tropfsteingeb.lden °" ft25 batte geht hervor, daß eS sich ganz anders gestaltet hat, al« man ursprünglich erwartete. Auf Ausschließung °es Jesuiten.Ordens aus dcm deutschen Reiche war es abgesehen, und jetzt hat man sich damit begnügt, die Buliocsreqieruiisten zur gesetzlichen Regelung der recht» lichiii Stellung religiöser Orden aufzufordern und gegen b'c staali<^fäl)'llichc Thätigkeit dnselbcn eine Strasde» stimmung zn verlangen. Der Reichstag begibt sich selbst damit jeglicher Initiative und legt die ganze Angelegen» vertrauensvoll in die Hände der Regierung. Die ..Agencc Haoa«" meldet: „Alle Mittheilungen bcr Journale in betreff der Unterhandlungen Frankreichs mit Deutschland sind verfrüht. Es ist nur das einzige richtig, daß Thiers an Preußen bit Aufrage gerichtet hat, ob dasselbe in eine Räumung der Dcpartcü,c,!,? vor dem festgesetzten Termine gegen ^w'ssc Zahlu^cu und Garantien einwillige. — In oranlreich mehren sich die politisch.mililärischen Prozesse. Nuümchr hat auch General Uhrich in einem Schreiben au Thiers vcrlangt, vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden. Uhrich, der tapfere Vertheidiger von Straßburg, lomite nach dem Schritte Bazaine'S wol nicht anders auf die nach dem FliedcnSschlussc wieder ihn erhobenen Beschuldigungen antworten. Während der Belagerung vo„ Straßburg wurde General Uhrich bekanntlich in a.anz Flankleich für die Art, wie er die Vertheidigung ^itcte, als genialer Held gepriesen und bewundert. — Die auf Ansucht!' dcS spanischen Gesandten Olozaga a.epflogenen Erhebnngen loi'staliren, daß sich Don Ear los derzeit nicht auf französischem Boden befindet. Der t. italienische Finanzminister Sell a Hal der ^ainincr einen Gcsetzcntwuif vorgelegt, womit den durch b>e letzte Katastrophe des Vesuvs beschädigten Gemeinden t'N zwcimonallichcl! Moratorinm betreffs der Entrich- tung der Grund- und Einkommensteuer bewilligt wird. ^ie Kalnmer hat dieses Moratorium auf mehr denn siebe,, Monale, das heißt bis Elide des Jahres erstreckt ^nd zugleich beschlossen, daß sofort eine Kommission bc. Hufs der Erhebung dcS durch den AuSbruch deS Vesuvs ^rursachleu Schadens eingesetzt werde, um nach diesen Erhebungen die nothwendigen und billigen Steucr^Er» ^ßiguugeu nnd die Anweisung des aus Staatsmil» ^l" zu bewilligenden Schadenersatzes bewerkstelligen zu lünnen. Die A la b ama ' ssr a ge soll nach glücklicher Be« ^liaung der indirekten Forderungen doch bald zur Lö» lUua. gelangen. DaS genfer Schiedsgericht dürfte übri< Ntlis die direkten Forderungen etwas moderiren. Die ^Ncrilanischc Prozeßschrift verlangt bekanntlich nichts Hlnigcr als 1!).02l.428 Dollars; darunler figunren Alabama mit 0,547.000. Shenandoah mit 0/1 ««,000 ""d Florida mit 3,098.000. Diese Summen sind« Dämlich uach den Schätzungen festgestellt, welche die Eigenthümer dtr gelapertcu Fahrzeuge selbst aufgcstelll ^aben, und da ist eö nicht zu verwundern, wenn die Summen zu einem Ungeheuer ausschwillen. Die regierungsfreundlichen republikanischen, Conocnlionm haben eine Resolution zu gunsten der Wi e d er wahl Gr a nl'S angenommen. Die Bewegung üu gunften einer Coalition zwischen den Demokraten Und den die Wahl Gcely's btsürwortenden Republikanern ^at die Unterstützung vieler demokratischen Journale ge, «onnen. Der Präsident einer demokratischen Convcn. '°n wird Geely als PräsidentschastS.Kandidalen in Vor> l^lag bringen. Hassesnenigkeiten. — (Brand in einem Zeitungsetablisse- ment.) Am 19. b. um 2 Uhr morgens brach in der Stereotypie der Druckerei dcr ..Tage«-Pscfsc" in Wien Feuer auS. 3 große Schneupressen und 1 Handpresse sind zerstört und ein Lokomobile beschädigt. Der Schaden be- tragt 60.000 fl. — (Kirchenraub.) In der Nacht vom 14. auf den 15. Mai wurde die Kirche Maria>Scharlen in Ober, österreich ausgeraubt. Der Dieb halle sich vor dcr Mai- Andacht in die Kirche eingeschlichen und dort hinler einem Beichtstuhl versteckt. Im Presbyterium erbrach er einen steinernen Opferstock. — (Auswanderung.) Der „vlähr. Korresp." erzählt: ..In den letzten Tagen ist in Prag wieder der Name eines Mannes aufgetaucht, der zu Anfang der Sechs. ziger-Iahre im nationalen Lager eine Nolle fpielte, feilher jedoch so gnt wie verschollen war. Dcr ehemal« gefeierte czechische Demokrat und «cdalleur deS „BoleSla- van", Fürst Rudolph TariS (nicht Hugo Taxis, wie eS irrlhümlich in den Blättern hieß), hat nämlich von Oppeln in Preußisch-Schlesien auS da« Ansuchen an das Ministe' rium gerichtet, seine Entlassung au« dem österreichischen StaatSverbande und seine« und seiner Familie Eintritt in den preußischen Staatsvcrband zur genehmigenden Kenntnis zu nehmen. Den Fürsten haben die Nationalen derart auszubeuten gewußt, baß er an seine Freunde vielleicht zeit« lebens denken wird und e« vorzieht, dem Valerlande jetzt gänzlich den Rücken zu lehren. — (In der Kuranstalt Vt oh itsch. Sa uer - brunn) sind bis zum 14. Mai 74, und in jener in Gleichen berg bis zum 10. Mai 90 Kurgäste ange- kommen. — (Großer Brand.) Vor einige« Tagen ist daS zwei Meilen von Petlau entfernte Pfarrdorf girloveh vollkommen abgebrannt. Es si„d Wohn« und Wirthschaft«, gebäude von 54 Bauern, das Schulgebäude und die pfarr-' amtlichen Wirthschaflsgebäude ein Raub der Flammen ge. worden; nur die Kirche und da« Pfarrhaus blieben u». versehn, tteioer sind auch Menschenleben zu betlagen: ein Kind ist in den Flammen umgekommen, ein zweite« wurde mit schweren Brandwunden bedeckt in da« peltauer Kranken- haus überbracht. — (Die beiden Haupttreffer) bei der letzten Ziehung der lönigl. ungarischen Prämienlose, lm Be. trage von 150.000 sl. und 15.000 fl., nebst 4« kleineren Treffern sind in Pest mit Natenbriefen gewonnen worden. — (DieVerluste bei dem großen Brande der Stadt Chicago) am 8. und 9. Ollober 1871 betragen a« Gebäuden (es sind 25000 Gebäude abgebrannt) 52 Mill. Dollars, an beweglichem Eigenthum 138 Mill. 536,500 Doll. ; Summa des Verluste« 190,536.500 Doll. ; Versicherung im ganzen 90 Mill. Doll.; Verlust nach Ab- zug der Versicherung 100,536.500 Dollar«. Da« Feuer entstand nach genauer Untersuchung der Polizeibehörde hin- ter dem Holzstall der Frau O'Leary; wie, ist nickt aus- findig zu machen, denn die Geschichte von der berühmten Kuh, welche die Kohlenöllampe umgestoßen haben soll, ge, hört in das Reich der Fabel. fokales. (Vom Generalate.) Se. Erzellenz der Herr l. k. Feldmarschall.Lieutenant Freiherr v. I o h n hat am 17. d. nachmittags um 5 Uhr Trieft verlassen und sich be. Hufs fernerer Inspizirung «ach Görz begeben. — (Die signalisirte Zivilehe) wird in dieser Woche nicht staltfinden. Der Bräutigam, Schmied- meister Herr Josef Retina in Oberfchisckka, foll sicherem Vernehmen nach vorläufig fein Borhaben ausgegeben haben. — (Die Filialen der st eier märkischen Eslomptebanl.) Ueber die von un« vor lurzem be- reilS angedeutete Errichtung einer Filiale der steiermcirli» schen Eslomplebanl in Marburg erfahren wir nachträg- lich, daß der Beginn der Geschäfte der Filiale Marburg wahrscheinlich schon anfangs des nächsten Monats stallfinden dürste. Weilers verlautet, daß binnen lurzem auch in G örz und Villach Filialen der steiermärllschen Eslompte- dank unler günstigen Auspizien zur Eröffnung gelangen, da die hervorragendsten Persönlichkeiten dieser Städte sich auf der Liste der betreffenden Filial'Direltionen befinden. Den ungetheiltcstcn Beifall der Aktionäre und der son» stigen Interessenten dcr Eslomplebanl dürfte jedoch die Nachrichl finden, daß die genannte Anstalt die nöthigen Vorbereitungen getroffen hat, um in nächster Zeit auch in Wien eine Zweiganstalt eröffnn zu lönnen, Die grazer Vslpomptebanl wird daher außer ihren blühenden älteren Filialen in Klagenfurt und Laibach auch in Wien, Görz, Marburg und Pillach eigene Zweiganstalten besitzen, welche hoffentlich alle gedeihen werden. — (Liederbuch für Voll«, und Bürger- schulen.) Nachdem der Gesang bei der neuen Cchulein- richtung zu den obligaten Lehrgegenständen aller Voll«' und Bürgerschulen gehört, so hat auf Nnlrag des Lehrlörvcrs der dortigen Vollsschulen der seit 3 Jahren bestehende „Vezirls-Lehrer.Verein in Komotau" ein Liederbuch sür die Volks- und Bürgerschulen versaßt, welche« bei Brüder Butter in Komolau und Kaaden gedruckt .md verlegt wurde und seil einigen Tagen auch daselbst zu haben ist. Diese Licdersammlung enthält 87 hüdjche Lieder verschiedenen Inhalte«: Lieder für alle Tage«, und Jahreszeiten, Lie- der moralischen, heileren und humoristischen Inhaltes, pa. lriolische und andere Lieder, welche dem jugendlichen Gelsle, den verschiedenen Altersstufen der Voll«- und Vlirgerschiiler angemessen sind und sich lheil« durch werlhvollen TeN, theil« durch klassische Melodie auszeichnen. Insbesondere haben die im deutschen Volle verbreiteten Weisen große Berücksichtigung gefunden, während für die lleineren Kiudcr der lomolauer Elemenlarlehrer, Chorrellor und Gesang, vereinsoirellor Herr Hermann ArbeS einen großen Theil von Liedern unler dcr bescheidenen Komposileurdezeichnung H. A. selbst lomponirt Hal. Da für unsere Ol'erllassen der Gelang «ach Noten vorgeschrieben ist, so begrüßen wir es mit Freuden, daß sämmtlichen 87 Liedern auch d« Me. lodie, meist zweistimmig, beigegeben ist. Trotz der qroßen und mühsamen Arbeil lostet diese große Liedersammlung broschirt nur 20 kr., steif gebunden 25 kr. Abnehmer von 10 und mehr Exemplaren c, hallen bei den Verlegern eine entsprechende Provision. Dieser niedrige Preis ist nur da» dulch erklärlich, daß dieses Werlchen in der Voraussetzung eines großen Absatzes in einer Stereotyp AuSgabe erschienen ist. Auch der Notendruck ist recht gelungen. Bei dcr glücklichen Auswahl der Lieder und dem niedrigen Preise steht zu hosfcn, daß dieses Liederbuch nach und nach in allen Volksschulen dieser Gegend Eingang finden, zur Hebung des Gesanges, zur Veredlung des Gemüthes, zur Wcckung und Stärkung palrionscher und nationaler Gesühle und zur Belebung des jugendlichen strohsinn« nicht wenig beilragen werde. Mögen diese-herrlichen Melodien recht bald und überall in Schule und Haus Eingang finden und uns alsdann auch aus Flur und Hain fröhlich enlgegenllingen. — (Der Ausflug der Laibacher Turner nach Cilli), der Krone des reizenden Sannthales, hat die nachbarlichen Vereinsgenossen zu einem freundlichen, ge» ^assersall." betreten die FerdinandSgrolte. betrachten ."6 Fcrdinand5lnonnment, durchschreiten die „Fleisch. ^'." den „englischen Garten," die „Diamantengrubc," ^n beim Löwen vorüber, bewundern die „Salami. ^?ä>e." den „Thron," die staluenförmigen Tropfstein» 3'^' den ..Stock im Eisen." das „Nordlicht," steigen "Stufen abwärts, gehen beim „Stockhausc" vorüber ."° trcteu in den „Tanzsal," dcr 25 Kl. lang. 15 Kl. h^'t >st und eine 42 Schnh hochgespannte Fclsendccke ^' Im Tanzsale hallen wir 8l08t.ci, erquicken uns l edlem Gersten« und Rebensaft, erheitern unS an dem y "l°len Geplauoer und an dem Tanze des vergnügten y^olles. das in diesem Grollenlheile sein Zelt auf- ^lageu. Nach erfolgt« Stärkung treten wir unsere t klt Wandung an; wir bewundern die Stalagmi- heulen, den „Kronleuchter," den „Springbrunnen;" m> ^sichtigen die 45 Kl. lange Seitenqrotte, die ^Hslammer.« den .Kohlofen," das „Vild." die dei, n.."'" ha« „Grab," die wellenförmigen Säulen, Unh Obelisken," treten sodann in die Franz. Josef, tt,^, 'sabclh.Grotte. Passiren einen 3« Kl. langen, seh, string ^' besteigen den wegen seiner imposanten Ge» rv^lNuvPirungen merlwürdigen „Kaloarienberg," de fc„d °"'d'c prächtigen Säulen, den .Regen," die ..schla. t!c ." Jungfrauen." treten sodann Monumcnt. ^"ae ^"^ pilgern wir paarweise durch den 158 lvir .,' ^l'vltcnarm, gelangen zum „Tropfbrunnen," wo ^s »nit dcm reinsten Qucllenwasscr laben, sehtti"'"^ linen Scitcngang wandeln wir zum „Gassin", °tn schauerlichen „Tartarus", passiren die Siiu- leuallce, sehen die „Landkarte", den „Tüllensäbel" (Stalaktit), passircn die „Reitschule", bewundern den ..Vorhang", den „Beichtstuhl", die „Kanonensäulc". die große „Cipresse", die ..IibolS". Nachdem wir alle diese Herrlichkeiten und Wunder dcr Unterwelt, wol nur mit flüchtigem Auge gcsehen. traten wir den Rückweg an; unler all dem imposanten ist es abermals der ..große Dom", der unser Auge fesselt. D,esc erhabene, staunenswerthc. mit grauen Felsmassen überwölbte Halle durchströmt vom Süden nach Norden in Form eines 8 die Poil. Diese Halle, die Residenz Neptuns, ist allein werth, daß wir die Reise nach Ndelsberg unter« nehmen. Zwei Stunden ward unser «luge von all den Wundern der Natur in Anspruch genommen; aber um Schönheiten der Natur im Detail zu sehen, müßten wir drei Tage und nicht drei Stunden in der Grotte zu. bringen. Die ganze Promenade dauerte, wie gesagt, mehr als drei Stunden; an derselben nahmen über 5000 Personen theil: 600 auS Niederösterreich. 700 aus der Sleitimarl, 700 au« Trieft und Italien. 300 aus Un. gärn und Kroatien, 500 auS Laibach, 1000 mit ver» schiedcnen Zügen aus verschiedenen Ländern und mindc» sten» 1000 Pcrsonen auS der Umgebung von Ädeleberg, Rakel, Loilsch, und aus den übrigm der Südbahn nahe- gelegenen Vczirlen Krain's. lös war für mich ein besonders erhebendes Gefühl, in den vcischiedcnstcn Sprachen den Ausdruck deS er- staunen« und der Vewunderung über diese größte aller Naturschönheiten und Mlitwürdigleilen Krain's zu ver. nehmen. Der Eindruck vom gesehenen, die Erinnerung an daS heutige Grollenfest wird mit goldenen Lettern in den Notizbüchern dcr Natursieunbe pangen, Wenn nur berechnen, daß die Hauptgange dcr Grotte mehr als 1630 Klafter lang sind und die Nebengrotten 860 Klafter messen, so können wir erwägen, welches Quan» tum von Millilerzen zur Grotten - Geleuchtung erfor» derlich ist. Die Grottcnverwallung, wirb es zu ihrer ersten Aufgabe rechnen. durch Instandhaltung der Wege, Glücken und Geländer, endlich durch reiche Gelcuchtung in der Grotte den Weltruf der adelsberger Grotte zu ch'en und zu wahren. Ich schließe meinen Gericht mil der Versilberung, daß es aus Gottes weiter Erde »ol längere Grotten geben mag. z. G. die agteleler oder Oaramdla » Grotte in Norbungarn — 3062 Klafter lang, — und die Mammulh-Höhle im Staate ssentuly in Nordamerika, — fast mehr als 2'/, Meilen, — jedoch die adels- berg er Grotte übertrifft'alle anderen an Naturfchdn» heilen und an Bequemlichkeit de« Gesuches. Mi^e lcin Oesterreicher eS verabsäumen, die adels- berger Grotte, die Zierde und der Stolz bes Landes Krain, eine der größten Sehenswürdigkeiten Oester- reichs zu besuchen. Jetzt erst glaub' ich dieMylhe, daß es einen Orpheus, einen Paganini der Unterwelt, gab, der so schön violin, spielte, daß selbst Steine erweichten nrrb reichliche Thrä' nen weinen mußten. Daher also die herrlichen Tropf« steingevilde! «m Pfingstmontage 1872. U.