L LMM iler Gmgmpliie ncnk llen Prinrixien ller neueren WiH'en^ast für österreichische Mittelschulen und verwandte Lehranstalten sowie zum .Selbstunterrichte. Von Prof. Dr. Alex. L>upan. Dritte nm gearbeitete Auflage. Mit 42 Holzschnitten. Laibach. Druck und Verlag von Jg. v. Kleinmayr L Fed. Bamberg. 1878. LMM iler Oeograpliie raä llkn Priimxien äer ncueren Ai^nsälist für öftere er chi-fche Wrttebfchrrben verwandte Lehranstalten sowie zum Selbstunterrichte. Von Prof. Dr. Aler. Kupon. Dritte rrrngearveitete Arrftcrge. Mit 42 Holzschnitten. Laibach. Druck und Verlag von Jg. v. Kleimnayr L Fed. Bainberg. 1878. Alle Rechte Vorbehalten. "Vorrede zur dritten Auslage. Die beiden Jahre, die zwischen der zweiten nnd dritten Auflage dieses Lehrbuches liegen, brachte ich an deutschen Universitäten mit geo¬ graphischen und allgemein naturwissenschaftlichen Studien zu, und es ist selbstverständlich, daß ich mit einem Werke nicht mehr zufrieden sein konnte, das ich als geographischer Autodidakt geschrieben hatte. Eine gründliche Umarbeitung schien nur nothwendig, aber ich will sogleich im vorhinein bemerken, daß ich nicht in den Fehler der meisten Schulbüchcr- Antoren verfallen bin, die jede neue Auflage vermehren und auf Kosten der Jugend mit ihrem Wissen prunken. Im Gegentheil habe ich den Lehr- stoss etwas redueirt; und wenn trotzdem das Buch an Seiten¬ zahl nicht abgenommen hat, so erklärt sich dies einfach daraus, daß das Kleingedruckte mit Rücksicht auf die Augen der Schüler beschränkt wurde. Ich kann hier nicht die Gesichtspunkte besprechen, die mich bei der Umarbeitung leiteten, nur eine Aenderung, die ans den ersten Blick befremden könnte, will ich kurz rechtfertigen. Es ist theoretisch gewiß richtig, daß, was innerlich zusammengehört, nicht getrennt behandelt werden darf; aber infolge falscher Auslegung dieses Grundsatzes habe ich in den frühern Auflagen gerade das getrennt, was am innigsten zusam¬ mengehört: den Boden und seine Bewässerung. Die obere Donau ist z. B. viel iuuiger mit der oberdeutschen Hochebene verknüpft, als mit der unteren Donau. Die Anordnung des Lehrstoffes ist im ganzen die alte geblieben und entspricht dem Lehrplane. Doch erkläre ich ausdrücklich, daß ich mit demselben nicht durchwegs einverstanden bin: Mitteleuropa müßte, ohne Rücksicht ans die politischen Verhältnisse, als etwas physisch Zusam¬ mengehöriges behandelt werden; aber dies war nicht leicht möglich, ohne sich der Gefahr unliebsamer Mißverständnisse auszusetzen. Auf die klimatischen Verhältnisse ist mehr Rücksicht genommen, als in den frühern Auflagen. Die beigegebenen Profile sind zwar nach ver- IV schiedmm Horizontal-, aber nach einem gemeinsamen Verticalmaßstabe gezeichnet und gestatten daher eine Vergleichung unter einander. Im allgemeinen kann ich ohne Selbstüberschätzung behaupten, daß das Lehrbuch in seiner jetzigen Gestalt — etwa vorhandene kleine Fehler abgerechnet — dem gegenwärtigen Standpunkte der geo¬ graphischen Wissenschaft entspricht. In jedem Unterrichte liegt aber der Schwerpunkt nicht im Lehr¬ buche, sondern in der Lehrmethode. Es ist nun meine feste Ueberzeugung, die von allen deutschen Fachgenossen getheilt wird, daß der geogra¬ phische Unterricht ohne freien Kartenentwurf stets er¬ folglos bleiben muß. Unter den Zeichnungsmethoden ist nach meiner Ansicht die von meinem hochverehrten Lehrer, Prof. Kirchhoff in Halle a./S., begründete die einzig richtige. Prof. Kirchhoff hat sie in Schmid's pädagogischer Encyklopädie, II. Aufl., II., S. 896—909 ausführlich beschrieben; dieser Artikel muß die Grundlage jedes gedeih¬ lichen geographischen Unterrichtes bilden. Es bleibt nur noch zu bemerken übrig, daß die politische Geo¬ graphie der Balkanhalbinsel mangelhaft bleiben mußte, da sie vor dem Zusammentritte des Berliner Cougresses bereits gedruckt war. Czernowitz, im Juni 1878. Der Verfasser. Inhalt. Erste Lehrstufe. Allgemeine Geographie und kurze Topographie der einzelnen Erdtheilc. Erster Curs. Ale wichtigsten Seite Z 1. Was verstehen wir unter Gev- graphie?. 3 » 2. Die Orientirung. 3 » 3. Das Messen und der verjüngte Maßstab. 5 » 4. Höhenmessung. 7 » 5. Die Beschaffenheit des Erdbodens 8 zum tlerstmuluiste ster Liciniatstsinrte. Z 6. Die Ebenen und Bodenerhe¬ bungen . 10 » 7. Bon den Bertiefungcn .... 12 » 8. Die Gewässer. 13 » 9. Bon der Terraindarstellung . 16 » 10. Der Globus. Geographische Länge und Breite. 22 Zweiter Curs. tV. jlachtmg Pir pluMolischeu Geographie. Z 11. Land und Wasser 24 ! Z 13. Der Vulkanismus. 27 » 12. Beschaffenheit und Bewegung des Meeres. 25 ! 8. Grmulziige her politischen Geographie. H 14. Der Mensch und die Menschen¬ rassen . 28 » 15. Die geistige Verschiedenheit der Menschen. 29 » 16. Der Staat. 31 Z 17. Europa. 32 » 18. Asien. 40 » 19. Afrika. 42 » 20. Amerika. 44 » 21. Australien und Polynesien . . 46 L. Ans Mehligste ans st er mathematischen uuil.Klimatologie. tz 22. Die Gestalt der Erde .... 48 » 23. Zur Orientirung iin Welt¬ räume . 49 » 24. Scheinbarer Gang der Sonne 51 » 25. Das wirkliche Sonnensystem 52 » 26. Die Zonen. 56 Z 27. Der Mond.. 58 » 28. Größenvcrhältnisse der drei wichtigsten Himmelskörper . . 60 » 29. Der Luftkreis. 60 » 30. Das Klima. 61 » 31. Die Naturprodukte. 63 VI Zweite Lehrstufe. Spezielle Geographie der einzelnen Erdtheile. Afr i k er. A. Allgcmcincr Thcil. Scik Z 32. Das Land. 67 » 33. Bevölkerung. 69 8. Beschreibung der einzelnen Ander, ß 34. Die Rilländer. 69 » 35. Barka und die Berber« ... 71 Seite H 36. Die Sahara. 73 » 37. Sudan . 74 » 38. Süd- oder Hochafrika .... 75 » 39. Die afrikanischen Inseln ... 77 Asien. A. Allgemeiner Theii. Z 40. Das Land. 79 » 41. Bevölkerung. 81 8. Bclchrcilnmg der einzelnen Bänder. Z 42. Die Mousünländcr. 83 » 43. Vorderindien. 84 > » 44. Hinterindien. 87 » 45. Der ostindische Archipel ... 88 » 46. China. 89 j » 47. Das Jnselrcich Japan .... 91 j Z 48. Das centrale Hochland ... 92 » 49. Sibirien. 94 » 50. Turan. 95 » 51. Iran. 96 » 52. Armenien und Kaukasien. . 97 » 53. Vorderasien. 98 » 54. Das Land des Euphrat und Tigris. 99 » 55. Syrien und Palästina ... 99 » 56. Arabien. 101 » 57. Kleinasien oder Anatoli. . . 102 K u ir o p 70. Politische Geographie des deut¬ schen Reiches. 168 » 71. Die Niederlande und Belgien 183 » 72. Frankreich. 187 » 73. Die Schweiz. 196 » 74. Die österreichisch-ungarische Monarchie.. 202 > 75. Die österreichischen Alpen- und Küstenländer. 209 -> 76. Die österreichischen Sudeten¬ länder . 221 » 77. Die österreichisch-ungarischen Karpathenländcr. 228 » 78. Rumänien. 237 die neue Welt. tz 81. Klima, Pflanzen- und Thier¬ welt . 243 » 82. Bewohner. 243 » 83. Die westlichen Länder . . . 244 » 84. Die östlichen Länder .... 245 VII Seite II. Centralamcrika u. Westindiern Z 85. Ccntralanrerika. 247 » 86. Westindien. 248 III. Nordamerika. Z 87. Bodenbildung und Bewäs¬ serung . 249 Seite A 88. Klima, Vegetation und Thier¬ welt . 251 » 89. Mexico. 252 » 90. Die vereinigten Staaten oder die Union. 253 » 91. Das britische Nordamerika . 257 » 92. Grönland. 258 Australien und 'Dolpnesten. 8 93. Physische Geographie von Australien. 259 » 94. Politische Geographie von Australien. 260. -> 95. Neuseeland. 261 tz 96. Physische Geographie von Polynesien. 262 » 97. Politische Geographie von Polynesien. 263 Die Wol'argegenden. 8 98. Allgemeine Bemerkung über Polargegcnden mit besonderer Rücksicht auf die Nordpolar- gegenden. 265 j A 99. Die Nordpolargegendcn . . 267 » 100. Die Südpolargegcnden . . 268 Graphische Darstellungen ans der Statistik. 1. ) Gctrcidcproduction. 269 2. ) Pferdezucht. 270 3. ) Rindvichzucht . 270 4. ) Kohle. 271 5. ) Roheisen . .. . 271 6. ) Verbrauch von Baumwolle . . 271 7. ) Eiscnbahnlänge . 272 Erste Lehrstuse der' einzelnen Krötheile. 1 Aussprache. Folgendes Beispiel macht die Aussprachezeichen ersichtlich: ü — langes betontes a. a — kurzes » a. kl — langes unbetontes a. ä — kurzes > a. «Mer Kurs. Nie mMgßen UokbegrUe zinil NeMiulmIle iter Kenilaisliarie. . 8 Was verstehen wir unter Geographie? Unter Geographie oder Erdkunde verstehen wir die Lehre von der Erde in ihren gegenwärtigen Verhältnissen. Die Erde kann aber nach verschiedenen Seiten betrachtet werden, und daraus ergibt sich die übliche Dreitheilnng der Geographie: ' 1. ) Die Erde ist nicht eine ganz eigenthümliche Bildung, sondern sie ist ein Weltkvrper, ein Stern unter den Millionen Sternen, die nachts an unseren: Firinamcnte erglänzen; sie ist abhängig von einen: andern Stern, der Sonne, von der sie Licht und Wärme empfängt. Derjenige Theil der Geographie, der die Erde als Weltkörper und als Glied unseres Sonnensystems betrachtet, heißt die mathematische Geographie. 2. ) Die Erdoberfläche besteht ans Land nnd Wasser. Das Land hat in verschiedener: Gegenden verschiedene Formen, es ist bald eben, bald bergig. Auf den: Lande wie in: Wasser findet sich eine Unzahl organi¬ scher Wesen (Pflanzen und Thiere), die ebenfalls in verschiedenen Gegen¬ den verschieden sind. Die Erde wird von Luft umgeben; diese hat eine in verschiedenen Gegenden verschiedene Wärme, sie bewegt sich (Winde), in ihr bilden sich die Niederschläge (Regen, Schnee u. s. w.) Mit all' diesen Gegenständen beschäftigt sich die physische Geographie. 3. ) Die Erde ist der Wohnsitz der Menschen, die ebenfalls in der äußern Erscheinung, der Sprache, den Sitten n. s. w. verschieden sind. Sie bebauen den Boden, sie entreißen der Erde ihre mineralischen Schütze, sie tau¬ schen ihre Produkte durch den Handel auS, sie gründen endlich Staaten nnd Städte. Den Theil der Geographie, der den Menschen in dessen Ver¬ hältnis zur Erde betrachtet, nennt man die politische Geographie. s 2. Die Drientirung. Orientiren heißt, sich in einen: Raume zurechtfinden. Um nun zu wissen, welche Lage die einzelnen geographischen Objekte uns gegenüber haben, muß man die Weltgegenden kennen. Stehen wir auf einer Ebene oder auf einen: Berge, so überschauen wir nicht die ganze Erdoberfläche; sondern nur einen kleinen Theil der- 4 selben, und ringsum im Kreise scheint das Firmament den Erdboden zu berühren. Diese Berührungslinie nennen wir den Horizont. Die Sonne geht nicht das ganze Jahr hindurch am nemlichen Punkte des Horizontes auf. 1.) Derjenige Punkt des Horizontes, an dem die Sonne am 21.März und am 22.September aufgeht, heißt Osten oder Morgen. 2.) Derjenige Punkt des Horizontes, wo die Sonne am 21. März und am 22. September untergeht, heißt Westen oder Abend. 3.) Der Stand der Sonne um 12 Uhr mittags zeigt uach Süden oder Mittag. 4.) Der Stand der Sonne um 12 Uhr mitternachts zeigt nach Norden oder Mitternacht. Da wir aber um diese Zeit die Sonne nicht sehen, so zeigt uns der Nord- oder Polarstern, den wir daran erkennen, daß er seinen Standpunkt nicht verändert, diese Gegend an. Man findet den Nordpunkt auch, trenn man aus einer wagrechten Fläche einen senkrecht darauf stehenden Stab anbringt. Dieser wird zu verschiedenen Tageszeiten nach verschiedenen Richtungen hin seinen Schatten werfen, um 12 Uhr mittags den kürzesten, und dieser weist nach Norden hin. N., S., O. und W. sind die vier Hauptweltgegenden. Dazu kommen die zwölf Nebengegenden: 1.) NO, SO, SW, NW.; 2.) NNO, ONO, OSO, SSO, SSW, W'SW, WNW, NNW. Die Verzeichnung der 16 (oder 32) Weltgegenden bildet eine so¬ genannte Windrose (Fig. 1.) Bringt man diese mit derMagnetnadel, die die Eigenschaft besitzt, mit ein und derselben Spitze immer nach Norden o zu zeigen, in einer Dose in Verbindung, so entsteht dadurch das wichtige Orientiruugsinstrument: der Compaß oder die Bussole. Doch ist wol zu beachten, daß die Magnetnadel von der Nordlinie etwas abweicht. Diese Abweichung von der Nordlinie nennt man Declination; sie kann westlich (in unsern Gegenden) oder östlich sein und ist zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten verschieden. So betrügt sie jetzt zu Wien 10° 24,,' westl. 8 3- Das Messen und -er verjüngte Maßstab. Um die Stellung eines Punktes der Erdoberfläche gegenüber meinem Standpunkte genau zu bestimmen, ist es nicht genug, die Weltgegend zu kennen, sondern ich muß auch bestimmen, wie weit der betreffende Punkt von mir entfernt ist. Dies geschieht durch das Messen. Der Maßstab ist nicht überall der gleiche; allein da man die Nach¬ theile dieser Verschiedenheit eingesehen hat, so geht man jetzt daran, dem fran¬ zösischen Metermaße in allen civilisirten Ländern Anerkennung zu verschaffen, wie dies in Oesterreich und im deutschen Reiche bereits geschehen ist. In der Geographie braucht man das Längen- und Flächenmaß. 1.) Das Längenmaß. Im französischen Maße gilt als Grund¬ einheit das Meter. 1000 Meter — 1 Kilometer. Die Grundeinheit der älteren Maße war die Meile, und auch jetzt wird sie in der Geographie noch oft (von den Engländern durch¬ wegs) angewendet. Unter einer österreichischen, resp. deutschen Meile ver¬ steht man im allgemeinen einen Weg von 2 Stunden. Eine Strecke von 3 bis 4 Meilen nennt man eine Tagreise. Fast in jedem Lande hat die Meile einen andern Werth, wie aus der nachstehenden Tabelle erhellt. Nur die bekanntesten Blaße sind hier berücksichtigt. * Der Ausdruck „geographische Meile" wird iu doppelten! Sinne gebraucht- In England versteht man darunter die Seemeile (60 — 1" am Acqnator), bei uns meist die deutsche Meile (15 — 1° am Aequator). Nm Irrungen zu vermeiden, sollte inan sich an die bei allen Seefahrern in Gebrauch stehende engUschc Bezeichnung- weise halten. Die Läng en Messung en werden in der Geographie in Kilo¬ meter oder Meilen ausgedrückt. Die Höhenmessungen werden in Meter oder Fuß (') aus¬ gedrückt. Größere Anwendung findet auch jetzt noch der Pariser Fuß — 0,^5"/ » englische -> — 0,^"/ Die Tiefenmessungen im Meere werden in Meter oder Faden (— l,^"/) ausgedrückt. 2.) Das Flächenmaß. Flächen mißt man mit Quadraten. Ein ist ein Quadrat, von dem jede Seite 1"/ mißt. Die Grundeinheit des französischen Flächenmaßes ist die Are O'pr- I Meter. 1 Are — 100 » 1 Hektare — 100 » — 10000 » 1 sifiKilometer — 100 » — 10000 » — 1000000 » In der Geographie, wo es sich meist um größere Länderräume handelt, gebraucht'man, entsprechend den Längenmessungen, Quadrat- Kilometer oder Quadrat-Meilen. Das gegenseitige Verhältnis dieser beiden Maße zeigt folgende Tabelle: Der verjüngte Maßstab. Es ist unmöglich, die Abbildungen der Erde und ihrer einzelnen Räume in natürlicher Größe wiederzugeben. Man muß daher ein kleineres Verhältnis als das natürliche, d. h. eine Reductivn anwcnden. Je genauer die Karte sein soll, desto kleiner muß die Rcduetivn sein; je größer diese ist, desto mehr muß der Kartenzeichner sich bestreben, nur das Wichtigste aufzuuehmeu, die Details aber zu übergehen. Ist z. B. ein Dorf 2^ von einer Stadt entfernt, so kann es in eine Karte gar nicht ausgenommen werden, die 4.000,000"/ durch 1'"/ darstellt, weil die Entfernung auf der Karte dann nur betragen und daher das Zeichen für die Stadt nnd jenes für das Dorf znsammenfallen würden. Die Reductivn oder der Maßstab zeigt an, um wie viel mal eine Längeneinheit in der Natur größer ist als auf der Karte. Er wird stets am Rande der Karte angegeben. 7 Beispiel: ÄMöo 1: 1OOOOOO zeigt an, daß 1 '7 aus d. Karte — 1000000'7 (1000^) i. d. Natur gMÄ " SOOOOO » » » 1'7 »» » — 500000'7(500 «^)»» » --D— » 1:2000000 » » » 1'7 » » » — 2000000'7 (2000^,)»» » Im zweiten Falle ist der Maßstab doppelt so groß als im ersten, und im dritten Falle um die Hälfte kleiner als im ersten. Je größer also der Nenner, um so kleiner der Maßstab. Um zn wissen, um wie viel mal der Maßstab einer Karte größer ist, als der einer andern, braucht man nur den größern Nenner durch den kleinern zu dividiren. Es ist aber wol zu beachten, daß sich der Maßstab stets nur auf die Länge, nicht aber auf die Fläche bezieht. In Fig. 2, die uns einen darstellen soll, ist ab — 10^, der Maßstab also zzMö' Verdoppeln wir den Maßstab auf öaböö' b- geben wir a' b' eine Länge von 20 , so erhal¬ ten wir Fig. 3, die uns ebenfalls I ßH^ vorstellt. Aber diese Figur nimmt nicht einen doppelt, sondern einen vierfach so großen Raum ein als Fig. 2, weil die Vergrößerung immer nach zwei Richtungen erfolgt. Sollte ich den ßss «(,, viermal so groß zeichnen als in Fig. 2 (Maßstab^)' muß die Zeichnung einen 16mal (—4 X 4), bei lOfacher Ver¬ größerung einen (10 x 10 —) lOOmal so großen Raum cinnchmen. Fig. 2. Fig. 3. 8 4. Höhemnestung. Die feste Erdrinde ist nirgends eine völlige Ebene, dagegen ist die Oberfläche (Spiegel) jedes stehenden Wassers, vor allem aber der Spie¬ gel oder das Niveau (niwv) des Meeres eine horizontale Fläche, d. h. jeder Theil derselben ist gleich weit vom Mittelpunkte der Erdkugel entfernt. Vertieal ist jede auf der horizontalen Ebene senkrecht stehende Linie oder Ebene. Es ist für den Geographen sehr wichtig, zu bestimmen, wie hoch z. B. eilt Berg ist. Zu diesem Zwecke muß man eine horizontale Grund¬ fläche annehmcu, und je nach der Art dieser Grundfläche unterscheidet man eine absolute und eine relative Höhe. 1. ) Die absolute Höhe ist der verticale Abstand eines Punktes der Erdoberfläche von dem bis unter diesen Punkt hin verlängert gedachten Meeresspiegel. Daher auch die Bezeichnung Meeres- oder Seehöhe. 2. ) Die relative Höhe ist der verticale Abstand eines Punktes der Erdoberfläche von einer andern, beliebig gewählten Basis. Der Abstand wird somit stets durch eine senkrechte Linie ge¬ messen, die man sich von dem gegebenen Punkte der Erdoberfläche auf die gegebene Basis gezogen denkt. Erklärung. Es stellt die Zeichnung (Fifl. 4) den Durchschnitt eines Berges vor. Die Höhe des Gipfels « soll geniessen werden. In « und U stehen Beschauer: dem in « wird der Berg viel niedriger erscheinen, als dein in Beide messen. Von w wird eine Horizontale ow gezogen und darauf die Senkrechte cco, die uns somit die rela¬ tive Höhe des Punktes « in Bezug auf den Standpunkt des Beschauers in w darstcllt. In gleicher Weise findet man die relative Höhe für den Standpunkt des Beschauers in i/, aä. Man sicht sogleich, daß uv kleiner ist als «ä, d. h. dem Be¬ schauer in « erscheint der Berg niedriger, als dem in Fig. 4. ES wäre nun sehr schwierig, sich die Höhcnzahleu zu merken, wenn jeder von seinem Standpunkte aus die Messung vornehmen wollte. Daher hat nian eine ein¬ heitliche Messung, die vom Meeresspiegel ans. /'b sei ein Theil des Meercsnivcaus; denkt man sich dasselbe bis s verlängert und fällt ans diese die Linie <«b, so hat man die absolute Höhe des Punktes a, dargcstcllt durch die Linie ab, gefunden. Stellt üe 20'"/ vor, so ist ad — 180'"/, weil sich die Linie de 9mal aus ab austragen läßt. Man sagt daher: der Punkt a liegt 180'"°/ über dem Meere. Aber dem Beschauer in w und i/ erscheint er nicht so hoch; jenem erscheint der Berg nur 60 "°/ («e —3be), diesem "nur 130"°/ hoch (ack — 6'/zbe). Woher kommt das? Weil L und -/ selbst über dem Meeresspiegel liegen. Höhe von w ist .rk — lb«) — 120 "°/, and Höhe von // ist i/r --- (bä) --- 50°"/. § ö. Die Beschaffenheit des Erdbodens. Der Boden, ans dem wir uns befinden, besteht aus festem Gestein. Mannigfach, wie die Art und Weise der Entstehung des letztern, ist auch dessen Ausbildung und Charakter, und man unterscheidet daher eine große Anzahl verschiedener Gesteins- oder Felsarten. Die Gesteine bestehen entweder 1.) ans einem innigen Gemenge einzelner Mineralien (Granit, Gneist, Glimmerschiefer und zahlreiche andere Arten, dazu auch die Laven der jetzt thätigen Vulkane); oder sic sind 2.) thonige (Thonschiefer, Schieferthone die Schiefertafel —); 3.) kalkige (Kalkstein, wozu auch die Schreibkreide gehört, Marmor, Dolomit); 4.) sandige Gesteine (der Sandstein ist fest verkitteter, Stein gewordener Sand; das Konglomerat ist in gleicher Weise verkitteter Schotter).* Nicht überall tritt aber das nackte Gestein zu Tage, sondern es wird in den häufigsten Fällen von Sand und Gerolle oder von der Erdkrume bedeckt. Die Erdkrume entsteht durch die Verwitterung des Gesteins. Letzteres tritt nemlich mit der Luft, dem Than, Regen, Schnee u. s. w. in Berührung, und die nächste Folge davon ist die Ver¬ änderung der Farbe. Bald darauf verwandelt sich unter dem andauern¬ den Einflüsse der oben genannten Faetoren die Oberfläche des festen Gesteins in eine pulverig erdige Masse, die hauptsächlich ans Thon, gemischt mit Sand, Kalktheilen n. dergl. besteht, und die man Erd- krume nennt. Ueberall, wo Erdkrume entsteht, siedeln sich auf derselben bald Pflanzen au, erst ganz kleine, dann immer größere. Diese Pflanzen sterben ab, verwesen und vermischen sich mit dem Boden, der sie ge¬ tragen; und eine solche mit organischen Ueberresten untermengte Erd¬ krume nennt man Humus oder Dammerde. Wir unterscheiden somit folgende Bodenarten: 1. ) Fels- oder Steinboden; unfruchtbar oder Wüste. 2. ) Sandigen Boden. Er besteht entweder nur aus Saud und ist dann unfruchtbar (Wüste), oder er ist mit Erdkrnme vermischt. 3. ) Der erdige (humose) Boden ist der Cnlturbvdeu, ans ihm baut der Mensch seine pflanzlichen Nahrungsmittel an; er liefert die Nahrung für die Hausthiere, die dem Menschen theils bei seinen Ar¬ beiten behilflich sind, theils ihm Fleisch und Milch liefern; er trägt die Wälder. a) Ein Stück Land, aus welchem Getreide, Gemüse vder Futtcrkrant gebaut wird, heißt Feld, einzelne Felder heißen Aecker. b) Unter einer Wiese versteht nian ein Stück Land, auf den: Gras zum Ab¬ mühen wachst: wird letzteres von der Heerde selbst abgcfressen, so heißt cs Weide. a, Ein größeres Stück Land, welches von geschlossenen Banmwipfeln beschattet wird, heißt Wald. Ein sorgfältig gepflegter Wald heißt Forst. Die Wälder be¬ stehen entweder nur aus Laub oder nur ans Nadelholz oder sie sind gemischten Bestandes. In unfern cultivirten Gegenden haben die Wälder einst eine viel größere Fläche eingenommen als heutzutage. Sie wurden vom Menschen, der an ihrer Stelle seine Felder aulcgte, ausgerodet. 4. ) Der Weichbvden ist ein von Wasser durchzogener, größten- theils nasser oder weicher erdiger Boden. Eine reiche Pflanzenwelt ent¬ wickelt sich hier, aber nur sehr wenige Nahrungspflanzen (der Reis ge¬ deiht auf feuchtem Boden) können hier angebaut werden. Bilden sich auf dem Boden nur selten austrocknende Pfützen oder Lachen, fo nennt man den Wcichboden einen Sumpf; der Boden be- * Diese cinfachsteu Grundbegriffe, wobei der geologische Begriff „Gestein" im Interesse des leichtern Verständnisses etwas mvdificirt erscheint, können dem Schüler nm so leichter beigebracht werden, als jeder Schule eine kleine Natnralieusammlnng zur Verfügung steht. — IO — steht in diesem Falle aus einem innigen Gemenge von Erde und Wasser; ist der Wassergehalt so bedeutend, daß man den Boden nicht betreten kann, ohne einzusinken, so nennt man ihn einen Morast; breitet sich über dem stehenden Wasser eine anscheinend feste Pflanzendecke aus, so heißt es ein Moor. Von der Anwesenheit des Wassers zeugt im letztem Falle der Umstand, daß der Boden unter den Füßen fchwankt und zittert. Die Pflanzendecke bildet eine Anzahl von Schichten, indem auf den abgestorbenen Pflanzen neue wachsen. Die untern Schichten befinden sich in einem halbvcrkohlten Zustande nnd bilden den sogenannten Torf, der als Brennmaterial verwendet wird. (Ueber die Zeichen für die genannten Gegenstände, s. Schacht, Geographie, S. 19.) 8 6. Die Ebenen und Doderhebungen. Man unterscheidet im allgemeinen e b e n e n u n d u n e b e n e n B o d e n, Erhebungen und Vertiefungen. 1. ) Die Ebenen. Obwol die Oberfläche der Erde größtentheils uneben ist, so nennt man doch solche Flächen, die geringe Unebenheiten aufweisen, schlechtweg Ebenen. Alan unterscheidet im allgemeinen Hoch- und Tiefebenen und nennt gewöhnlich eine Ebene, die unter 200'"/ über dem Meeresspiegel liegt, eine Tiefebene, solche, die über 200'"/ Seehöhe hat, eine Hochebene. Diese Grenzbestimmnng ist jedoch keineswegs unter allen Umständen ma߬ gebend. Eine Ebene, welche vom Meercsnivcan aus ununterbrochen bis über 300 ansteigt, bleibt in ihrer ganzen Ausdehnung eine Tiefebene; anderseits ist aber eine Ebene, welche vom Meere aus plötzlich auch nur zu 130 aussteigt, jedenfalls eine Hochebene. Hochebenen nennt man auch Plateaux (Plato), und wenn sie von bedeutender Ausdehnung sind: Tafelländer, wie man große Tief¬ ebenen Tiefländer nennt. Aus der Bezeichnung Tafelland ist nicht immer, ja in den seltensten Fällen auf eine völlig ebene, gleichmäßige Oberfläche zu schließen; meist ist der Boden von tiefen Thälern durchschnitten oder mit Bergen und Hügeln übersäet. Den Uebergang aus der Hoch- in die Tiefebene bilden meist Stufen (wie die Stufen einer Treppe, nur natürlich weniger regelmäßig) oder Terrassen. Sind diese Stufen von bedeutender Ausdehnung, so faßt man sie unter der Bezeichnung Stufen- oder Terrassenland zusammen. Auch diese können wie die Tafelländer mit Bergen oder Gebirgen bedeckt sein. 2. ) Die Bodenerhebungen, n) Berg und Hügel. Boden¬ erhebungen von geringem Umfange, die aus der Ebeue aufsteigen, nennt man Hügel oder Berge. Der Unterschied ist auch hier ein willkürlicher; gewöhnlich nimmt man an, daß eine unter 200 "/ über das umliegende Land aufsteigende Erhebung Hügel, und eine, die diese Höhe übersteigt, Berg zu nennen sei. Bei jedem Berge unterscheidet man drei Theile: !.) den Fuß, d. i. den untersten Theil oder den Umkreis an der 11 niedrigsten Stelle; 2.) den Scheitel oder den obersten Theil; 3.) die Seiten oder Abdachung, Böschung. Dcr Scheitel kann verschiedene Formen haben und führt daher auch verschie¬ dene, näher bezeichnende Namen. Ist er abgerundet, so heißt er Kuppe, Kogel oder Kopf; ist er flach: Platte; ist er spitzig: Gipfel, Zahn, Horn, Pik n. s. w. (Beispiele.) Die Seiten oder Böschungen können ebenfalls verschiedene Formen haben. Sie sind entweder sanft oder abschüssig, so daß man sie nur mit Mühe ersteigen kann. Muß man sie erklettern, so nennt man sie schroff, jäh oder steil. Selten sind sie glatte und ebene Flächen, vielmehr auf die mannigfaltigste Weise verbogen, gekantet und von Wasserriunen durchschnitten. Dcr Körper der Berge besteht aus Felsen, über welche die Erddecke ausgebreitet ist. Ist der Abhang so steil, daß diese nicht anhasten kann, so tritt der nackte Fels zu Tage, uud man spricht von senkrechter oder gar überhängendcr Felsenwand. Aber auch aus andern Ursachen kann der Berg dcr Erddecke verlustig werden. Man unterscheidet ferner convexe oder bauchige und concave oder hohle Böschungen. Denkt man sich von dcr Stelle, wo man unten am Fuße des Berges ALODL (Fig. 5) steht, eine horizontale Linie (LO) in den Berg hinein, so bildet die urit den Böschungen AI- und AO zwei Winkel (ALik' und AOFH, welche man Bös chungs- winkel nennt. In diesem Falle wäre dcr eine 40°, der andere 70°. A ist dcr Scheitel. Anmerkung (nach Sydow). Bei einem Böschungswinkel von 1 — 15° » » » 15 — 30° » » A 30—45 ° » » » 45—60° » » über 60" ist die Böschung sanft oder eine Lehne, » » » steil » ein Abhang, » » » jäh » » Abfall, » » » schroff h oder eine -» » » nnerstciglich l Wand. b) Gebirge. Unter dem Begriff Gebirge versteht man eine man¬ nigfach gegliederte und aus festem Gestein bestehende Erhebungsmasse von mindestens 2 Meilen Ausdehnung und 300 Mittelhöhe. Auch hier unterscheidet man drei Theile: Fuß, Böschung und Kamm (der oberste Theil). Ist der Kamm breit, so heißt er Rücken, ist er felsig und scharfkantig: Grat. Unter allen Umständen besteht er ans auf- nnd absteigenden Cnrvcn; die Erhebungen heißen Gipfel (über die verschie¬ denen Formen s. o.), die Vertiefungen Sättel. 12 Auch Berge und Gebirge können in Terrassen zur Ebene abfallen, und man gebrauch! dafür den Ausdruck: der Berg oder das Gebirge stuft sich schnell oder langsam ab. Zeigt die Böschung keine stufenartigcn Absätze, so sagt man: der Berg oder das Gebirge fällt schnell (kurz, steil) oder mäßig ab. Derjenige Theil eines Gebirges, von welchem sich nach verschiedenen Richtungen Bergreihen oder -züge erstrecken, heißt Gebirgs stock (der Baumstock mit den nach allen Richtungen auslaufenden Wurzeln) oder Gebirgsknoten. Trennen sich von einem Gebirge Bergreihen, die eine andere Richtung, als die Hauptrichtung des Gebirges ist, einschlagen, so nennt man sie Zweige oder Neste oder Arme des Gebirges. Mehrere Gebirge, die äußerlich und in Bezug auf ihren Gesteins¬ kern zusammeugehören, bilden ein Gebirgssystem (z. B. die Alpen, die Karpaten). Eintheilnng. 1.) Nach den Verhältnissen von Länge und Breite theilt man die Gebirge in Ketten- und Massengebirge. Bei den erster» herrscht die Ausdehnung in die Länge entschieden vor, bei den letzteren wird die Breite verhältnismäßig mrr wenig von der Länge über¬ troffen. — 2.) Nach der Richtung unterscheidet man Meridian gebirge, die von N. nach S., Parallelgebirge, die von O. nach W., Trans¬ versal- oder Diagonalgebirge, die in einer Zwischenrichtnng ver¬ laufen. — 3.) Nach der. Höhe unterscheidet man Niedergebirge bis zu 650 Mittelgebirge bis zu 1900 und Hochgebirge über 1900 Das Nicdcrgebirge zeichnet sich durch sanfte Böschungen, breite Rücken und flache Kuppen, das Mittelgebirge durch steilere Böschungen, kräftiger her- llortrctendc Gipfel (auch meist in Kuppenform) und deutliche Kammbildung aus. Das Hochgebirge ist meist wild, die Kämm- und Gipfelbildung höchst mannigfaltig. Das Niedcrgcbirgc ist durchwegs bebaut und von Verbindungswegen durchzogen; das Mittelgebirge trägt auf seinen Höhen meist nur Wiesen und Wäider; im Hochgebirge find die höheren Partien entweder mit Schnee bedeckt oder nackte Festen. Eine eigenthümliche Form find die Rand gebirge. Sie sind die aufgebauschten Ränder einer Hochebene und erscheinen, von der Tiefebene aus gesehen, oft als mächtige Gebirgszüge, während sie von der Hochebene aus betrachtet nur selten den Eindruck eines Gebirges machen. (Vergl. Fig. 4.) o) Ein Land, welches in ununterbrochener Folge von Hügeln, Bergen oder Gebirgen bedeckt ist, nennt man Hügelland, Berg land oder Gebirgsland. Davon ist wvl zu unterscheiden der Begriff des Hochlandes. Man versteht darunter jeden ausgedehnten Landstrich von bedeutender absoluter Höhe, mag er nun Gebirgsland oder Hochebene sein. Ü 7- Von den Vertiefungen. .Wo Erhebungen sind, sind auch Vertiefungen; selbst Landstriche, die wir Ebenem nennen, sind nur ein Wechsel von Erhebungen und Ver¬ tiefungen, die allerdings oft kaum merklich sind. Die Vertiefungen werden natürlich dort von größter Bedeutung sein, wo sich bedeutende Erhebungen finden, d. h. im Gebirge. 18 -- Im allgemeinen können alle Vertiefungen auf zwei Begriffe znrnck- geführt werden: Joch oder Sattel und Thal. Unter einem Joch oder Sattel verstehen wir einen Einschnitt in den Kamm eines Gebirges. Führt über das Joch ein gebahnter Weg von der einen Seite des Gebirges auf die andere, so heißt es ein Paß. Die Pässe sind von höchster Wichtigkeit, denn sie verbinden die Länder und Völker zu beiden Seiten eines Gebirges. Je tiefer und zahlreicher die Pässe, desto leichter die Verbindung, wogegen Gebirge mit wenigen und beschwerlichen Pässen von jeher trennend gewirkt haben.'(lieber den Begriff Engpaß s. unten.) Ein Thal ist eine Vertiefung zwischen zwei Bergen oder Hügeln, oder zwischen zwei Gebirgsketten oder Gebirgsästen. Man unterscheidet bei jedem Thale drei Theilc: 1.) die Th al so Yle, den untersten Theil, in dem meist ein Fluß fließt; 2.) die Thalgchäuge, d. i. die dem Thal zugekehrten Böschungen der einschlicßendcn Berge oder Gebirgsketten; man nennt sie Thalwände, wenn sie steil sind; 3.) den Thalrand, d. i. den obersten Theil der Thalgehänge am Beginn der Eintiefnng. Die Thäler unterscheidet man: 1.) in Haupt- und Nebenthäler, die sich zu einander wie Haupt- und Nebenfluß verhalten, d. h. das Nebcnthal mündet in das Hauptthal; 2.) in Längen- und Querthäler. Sie unterscheiden sich dadurch, daß die Richtung der erstcrn mehr oder weniger parallel ist urit der Richtung des Gebirges, während die Richtuugslinie der letztem sich mit der Haupt- richtungsliuic des Gebirges kreuzt. Je nach ihrer großem oder geringem Breite führen die Thäler verschiedene, näher bezeichnende Namen. Ist das Thal eng, die Thalsohle stark geneigt, und sind die Gehänge steil, so nennt man es. eine Schlucht. Sehr enge'und'tiefe Thäler mit abstürzendeu Gehängen heißen Schlünde. Eine Vertiefung', die ringsum von Gebirgen eingeschlosscu ist oder auch nur cingeschlosscn scheint, und deren Länge und Breite einander so ziemlich gleich sind, heißt ein Kessel, und wenn sie flach und weit ist, ein Becken. Auch spricht man von Thalengcn (Klamm) und Thal- weiten, d. h. engen und weiten Stellen in einem und demselben Thale. Der Begriff Engpaß wird oft falsch aufgefaßt. Im allgemeinem versteht mau darunter jeden engen Weg, mag er nun über ein Joch führen oder durch ein Thal, dessen Gehänge plötzlich einander nahe treten. Besonders die letz tern sind wichtig; sind sie mit Befcstigungswerken versehen, so nennt man sie Klausen. Anmerkung. Man spricht in der Geographie von mittlerer Gipfel¬ höhe, mittlerer Paßhöhe und mittlerer Kammhöhe. Jene findet nian, wenn inan die Summe der Gipfelhöhen eines Gebirges durch deren Anzahl dividirt. In gleicher Weise findet man die mittlere Paßhöhe, und das Mittel aus beiden stellt uns die mittlere Kammhöhe dar. Hat z. B. ein Gebirge fünf Gipfel, die 1000, 1020, 1100, 1130 und 1150'"/, und vier Joche, die 800, 810, 900 und 930'"/ hoch sind, so ist die mittlere Gipfel¬ höhe — 5400:6 — 1080 "s, die mittlere Paßhöhe — 3440 : 4 — 860'"/, und die mittlere Kammhöhe — —">/. 8 8. Die Gewässer. Wasier fließt auf einer schiefen Ebene ab. Nur da, wo es keine tiefere Niederung neben sich erreichen kann, bleibt es ruhig. Man unter¬ scheidet somit stehendes und fließendes Wasser. Von einem eigentlichen Stillstände kann bei den meisten Gewässern nicht die Rede sein, trotzdem wendet mau diese Bezeichnung auch für jene Gewässer an, die für den ersten Blick einen ruhigen Wasserspiegel ohne bestimmt gerichtetes Fließen zeigen. 14 1. ) Stehendes Gewässer. Das größte stehende Wasser ist das Meer oder die See. Es umgibt die Erdtheile und nimmt mehr Raum ein, als das feste Land. Natürliche und dauernde Wasseransammlungen in den Vertiefungen der festen Erdoberfläche nennt man Seen. Man unterscheidet: 1.) Flußseeii, die sichtbaren Zu- und Abfluß haben: 2.) Quellseen, die sichtbaren Abfluß, aber unterirdischen Zufluß haben, oder durch ganz unbedeutende sichtbare Zuflüsse ernährt werden; 3.) Binnenseen (nach ihrer Umgebung auch oft Stepp en jecn genannt), die einen sichtbaren Zufluß, aber keinen sichtbaren Abfluß haben. — Die Fluß- und Quellsecn sind Süßwasscr-, die Binnen¬ seen größtenthcils Salz Wassers een. — Nach der Lage und Höhe unterscheidet man Hochland- und Tieflandseen. Künstliche Seen heißen Teiche, kleine und meist vorübergehende Wasser¬ ansammlungen: Weiher, Pfützen. 2. ) Fließe ndesGewäss er. Bei jedem fließenden Wasser unter¬ scheidet man Anfang und Ende, d. i. Quelle und Mündung. Die Quelle. Alles fließende Wasser stammt aus der Lust. Das Regcn- oder Schneewasser fällt zur Erde herunter und dringt hier zum Theil in den Boden ein, bis es auf eine Thonschichte gcräth, die fein weiteres Eindringen verhindert und es zwingt, an irgend einer Stelle als Quelle wieder an die Erdoberfläche zu treten. Die Quelle kann kalt, warm oder heiß sein; warme Quellen nennt man THer¬ rn e n. Auf ihrem unterirdischen Wege löst die Quelle gewisse mineralische Bestandtheilc des Bodens auf und führt sie mit sich; so enthalten die Salz- oder Solquellen aufgelöstes Kochsalz. Ganz reine Quellen sind sehr selten; ist der Gehalt an gelösten Mineralien bedeutend, so werden sic Mineralquellen genannt und, wie die Ther¬ men, häufig als Heilbäder oder Gesundheitsbrunneu benützt. Die Mündung ist derjenige Punkt, wo ein Fluß sich in das Meer oder in einen andern Fluß ergießt. Zahlreiche größere Flüsse theilen sich vor ihrer Mün¬ dung in zwei oder mehrere Arme, welche eine dreieckige Niederung eiuschließen; eine solche Mündung heißt Deltamündung. Erweitert' sich ein Fluß an seiner Mün¬ dung bedeutend (golfartig), so nennt man diese eine trichterförmige Mündung. Mehrere Quellen bilden durch ihre Vereinigung einen Bach, mehrere Bäche einen Fluß. Flüsse mit großer Wassermasse nennt man Ströme. In Bezug auf ihr gegenseitiges Verhältnis unterscheidet man: 1.) HanPtflüsse, welche entweder ozeanische Flüsse sind, d. h. sich in das Meer ergießen, oder continentale, die entweder in einen Binnensee münden oder in Morast- und Sumpfflächen sich verlieren. Flüsse, die nach kurzem Laufe das Meer erreichen, nennt man Küsten¬ flüsse; 2.) Nebenflüsse, die in einen Hauptfluß einmünden; 3.) Zu¬ flüsse, die sich in einen Nebenfluß ergießen. Weiters kann man noch Beiflüsse, Seitenbäche u. s. w. unterscheiden. Ein Fluß mit sämmtlichen ihm zufließeuden Gewässern heißt ein Flnßsystem; der Flächenraum aller jener Länder, aus deuen eitlem Flusse Gewässer zuströmen, heißt das Flußgebiet des betreffenden Flusses. Da der Fluß auf seinem Wege stets Hindernisse findet, so kann er nicht geradeaus dem Meere zueilen, sondern muß einen vielfach ge¬ wundenen Weg zurücklegen. Dieser wirklich zurückgelegte Weg mit allen Krümmungen heißt Flußentwicklung. Noch sind zwei wichtige Begriffe zn erklären: 1.) Das Gefalle. Man versteht darunter den Höhenunterschied zweier Flußpunkte, ver¬ glichet! mit deren Entfernung. Erklärung, ab (Fig. 6) sei der Durchschnitt eines Flußbettes. Jeder Tropfen im Flusse muß einmal nach a und von da nach S kommen, weil d tiefer liegt als «. Ist die absolute Höhe des Punktes a (ac —) 210 und die des Punktes d (bck —) 120 "'s, so ist die Wassermenge, die in a angekommen ist, auf ihrem Wege nach b um 90 gefallen. Das Gefälle des Flusses in Bezug auf die beiden Punkte a und b beträgt also 90 "'s und wird dargcstellt durch die Linie as. Man drückt dieses auch so aus: Der Horizontal-Abstand zwischen a und b (be — eck) ist nach obiger Zeichnung 480 Das Gefälle beträgt 90 "s für 480 "'s, also 1 "s für b,« "'s (— 480 : 90), was man so schreibt: — oder 1: S„. Mit Rücksicht auf das Gefälle sagt man von einem Flusse: er schleicht, er fließt langsam, er strömt, er ist reißend. Fließt der Fluß über ein stark ge¬ neigtes Bett, so entsteht eine Strom schnei le oder ein Katarakt, bei noch größerer Neigung des Bettes stürzt er als Wasserfall herab; geschieht dies in mehreren Absätzen, so nennt mau den Wasserfall eine Cascade. 2.) Die Wasserscheide. Die Linie, welche zwei benachbarte Flußgebiete scheidet, ist die Wasserscheide. Doch muß nachdrücklich vor dem Jrrthmne gewarnt werden, daß immer hohe Gebirge die Wasser¬ scheide bilden, im Gegentheile bilden ost ganz unmerkliche Äodenanschwel- lungen im Tieflande wichtige Wasserscheiden. Die Oberfläche eines Wassers heißt der Wasserspiegel, der Ab¬ stand des Spiegels vom Grunde die Tiefe. Tief nennt man gewöhnlich ein Wasser, wenn es die Größe eines Menschen übersteigt; kann man durchgehen, ohne zu schwimmen, so ist es flach, reicht es kaum ans Knie, so daß man es durchwaten kann, so ist es seicht. Seichte Stellen in sonst tiefen Gewässern heißen Untiefen; reicht eine Untiefe von einem Ufer zum andern, so nennt man sie eine Furt. Der Charakter eines Flusses ist nicht in allen Theilen des Laufes gleich. Man theilt daher den Lauf eines Flusses in den Ober-, Mittel- und Unterlauf ein. Der Oberlauf zeichnet sich durch starkes Gefalle und steile Ufer, der Mittellauf durch geringeres Gefälle und ein breiteres Bett, der Unterlauf durch kauni merkliches Gefälle und niedrige Ufer aus. Bei Ticflandflüssen verschwindet der Unter¬ schied zwischen Mittel- und Unterlauf. Die Schiffbarkeit eines Flusses hängt ab: 1.) vom Gefälle und dieses wieder von der Bodcnbcschaffenheit. Je größer das Gefälle, desto schwieriger die Schiffahrt; 2.) von der Wassermasse; diese hängt wieder ab a) von dem Wasser- reichthum der Quellen (Flüsse, die in Hochgebirgen entspringen, sind am wasserreichsten), b) von der Regenmenge (in regcnarmen Ländern trocknen die Flüsse zeitweise aus), o) von der Größe und Anzahl der Nebenflüsse; 3.) von der Tiefe. Bei 2^'"/ Tiefe ist ein Fluß für gewöhnliche Lastschiffe, bei lU//? Tiefe für beladene Seeschiffe be fahrbar; 4.) von der Beschaffenheit des Bettes. Besonders gefährlich sind die Klippen, d. h. Felsen, die entweder über den Wasserspiegel hervorragen oder unter demselben sich verbergen. Doch sind die.Klippen weniger für Flüsse, als für Seen und — 10 für das Meer von Bedeutung. Die Flußschissahrt theilt mau ein in Thalfahrt (stromabwärts) und Bergfahrt (stromaufwärts). Verhältnis des Landes zum Wasser. Die festen Grenzen der Landgewässer (Seen und Flüsse) werden User, die des Meeres Küste oder Gestade genannt. Bei einem Flusse unterscheidet mau rechtes uud linkes Ufer, immer in der Richtung nach der Mündung. Die Küsten thcilt mau ein: 1.) in Steilküsten, die steil iu das Meer abfallcu; sind Klippen und zahlreiche kleine Felseniuseln vor¬ gelagert, so heißt sie eine Klippeuküste; 2.) in Flachküsten (auch Straud ge¬ nannt), die allmnlig in das Meer verlaufen. Eine Einbiegung der Küste, innerhalb welcher die Schiffe vor Stürmen gesichert sind, nennt mau einen Hafem.Die Steil¬ küsten sind am hafcnreichsten und überdies am günstigsten, weil die Schiffe gefahrlos hcrankommen können; Flachküsten sind am ungünstigsten und die Hafcnplätzc meist nur an den Flußmündungen; Klippenküsten sind gefährlich, sichern aber auch das Uferlaud vor feindlichen Angriffen. Eine Insel ist ein Land, das aus dem Wasser hervvrragt und ringsum von diesem umflossen ist. Kleine Inseln nennt inan Eilande. Zahlreiche Inseln, die neben einander liegen, umfaßt man mit der Be¬ zeichnung Inselgruppe oder Jnselreihe. Mehrere Inselgruppen zusam¬ men bilden einen Archipel. Halbinseln hängen nur au einer Seite mit dem Festlande zusammen, an den übrigen sind sie vom Wasser umgeben. Schmale und langgestreckte Halbinseln nennt man Landzungen. Ist die Verbindung zwischen zwei Landstücken sehr schmal, so heißt sie eine Landenge oder ein Isthmus. Alle Spitzen der Küste, die ins Meer ragen, nennt man Vorgebirge oder Caps. Einschnitte des Meeres in das Land nennt man Buchten oder Baien, wenn sie klein, Meerbusen oder Golfe, wenn sie groß sind. Die schmale Wasserverbindung zwischen zwei Meeren nennt man Meer¬ enge oder Straße. 8 9. Von der Terraindarstellung. Wie können die Unebenheiten der Erdoberfläche auf ebenem Papier dargestellt werden? 1. ) Höhenprvfile. Könnten wir mit einem langen Messer eine Gegend in irgend einer Richtung durchschneiden und die eine Hälfte fort¬ werfen, so würden wir den Durchschnitt oder das Profil der Ge¬ gend erhalten. Rian braucht nun freilich keine Gegend zu spalten, sondern nur Höhen und Vertiefungen zu messen, nm den Durchschnitt zeichnen zu können. Folgender idealer (d. h. in der Wirklichkeit nicht vorkommender) Durch¬ schnitt (Fig. 7) soll das früher Besprochene erklären, a bis /' Kanem, L Gipfel, s Kuppe, ck Sattel, a Platte, /' und A Terrassen, Thalsohle, r Gipfel, k bauchige Böschung, hohle Böschung. Wo sind die Thalgehänge? 2. ) Höhenprofile genügen nicht zur Kenntnis einer Gegend, da man nach verschiedenen Seiten Durchschnitte machen kann und jeder Durch¬ schnitt ein anderes Bild gibt. Geeigneter erscheint die Landschafts¬ malerei, aber auch diese Darstellung leidet au Mängeln. 17 Auch ein Landschaftsgemälde stellt die Gegend nur von Einer Seite dar, und ferner verbirgt es uns das, was dahinter liegt. Auch in Bezug auf die Höhenver¬ hältnisse werden unrichtige Vorstellungen hervvrgerufen, da entfernte Gegenstände uns stets kleiner erscheinen als naheliegende, auch wenn sie größer sind, als diese. 3.) Die einzig richtige Vorstellung von einer Gegend oder einem Lande gibt uns das geometrische Bild. Erheben wir uns in einem Luftballon über die zu zeichnende Land¬ schaft und bleiben wir nicht auf einer Stelle, sondern bewegen uns so vielfach, daß wir jeden Punkt einmal senkrecht unter uns haben, und denken uns die Gegend durch lauter senkrechte Lichtstrahlen beleuchtet, so wird dadurch ein Doppeltes erreicht: a) es wird uns kein Punkt der Bodenoberfläche entgehen, b) alle Gegen¬ stände werden in der Zeichnung im gleichen Verhältnisse der Größe wie in der Wirklichkeit zu einander stehen. Solche Zeichnungen nennt man Pläne, wenn sie nur einen kleinen Land¬ strich, aber diesen sehr genau darstellen, und Landkarten, wenn sie größere Landstriche darstellen. In diesen muß natürlich manches minder Wichtige ausgelassen, manches nur an- gedentet werden, wie z. B. Städte durch kleine Ringe u. dgl. Erklärung. Das ganze Geheimnis des geome¬ trischen Bildes besteht darin, daß die Ebenheiten und Unebenheiten des Terrains durch eine den Bcleuch- tnngsverhältnisscn angemessene Schraffirung zur Dar¬ stellung kommen. In dieser Zeichnung (Fig. 8) sind die Flächen ab, ac, ack, «e (im Durchschnitt gezeichnet, daher als Linien dargcstellt) gleich groß, haben aber eine verschiedene Lage. Die feinen Striche stellen senkrecht herab¬ fällende Lichtstrahlen dar. Die horizontale Fläche ab erhält die volle Beleuchtung und wird daher ganz hell erscheinen. An der vcrticalen Fläche ac gleiten alle Lichtstrahlen ab, und sie wird daher ganz dunkel erscheinen. Die geneigten Flächen «ü und ae werden zwar beleuchtet, aber auf ack fallen weniger Lichtstrahlen und unter einein kleineren Winkel auf, als auf ae; folglich ist «ck weniger beleuchtet als ae. Die größere oder Fig. 8. Fig- 7. 18 geringere Beleuchtung wirddurch dünnere oder dick-ere Schraffirung dargestellt, wie dies Fig. 9 zeigt: voll beleuchtet, daher weiß, ne die Lichtstrahlen fallen schief auf, daher fchraffirt, gar nicht beleuchtet, daher dunkel. Ein Beispiel. DieFigur 10 stellt uns in I die vordere Ansicht eines mit geneigten Deckeln ausgestellten Buches dar. ad und cck — 14^, die Höhe /r — 7 "Aw- In ist der Lüngendurchfchnitt des Buches, der die Länge r der Deckel zur Anschauung bringt. In III sehen wir das geome¬ trische Bild des Buches; die punktirtcn Linien zeigen an, wie cs gezeichnet wurde. Der Rücken erscheint weiß, weil er als horizontale Fläche die volle Beleuchtung erhält, die Deckel (oder Böschungen) fchraf- firt, weil die Lichtstrahlen schief auffallen. Wol zu be¬ achten ist, daß in II/ die Breite des Buches nicht 14, sondern nur beiläufig 12'»/m groß erscheint. Die Fig. 11 stellt uns das ncmliche Buch vor, nur ist der Böschungswinkel größer, daher auch die Höhe bedeu¬ tender, nemlich 12"^. Dem entsprechend sind in III die Deckel dicker fchraffirt, als in der Figur 10, und ihre Breite erscheint nur mehr 7 groß. Wurde der Böschungswinkel 90" betragen, so würden die Deckel im geometrischen Bilde ganz verschwinden. Warum? Aus diesen Beispielen ergeben sich zahlreiche Combinationcn. Wie man das geometrische Bild eines Buches zeichnen kann, so anch z. B. das einer vierseitigen Pyramide nnd überhaupt jedes Körpers von beliebig viel Seiten. Figur 12a stellt einen Berg im Durchschnitt und im geometrischen Bilde dar. Man ersieht aus I, daß die Böschungen eine verschiedene Steigung haben, daher ist auch die Schraffirung eine verschiedene. 19 Es ergeben sich aus dem Gesagten folgende Gesetze der Terraindar¬ stellung: 1. ) Alle horizon¬ talen oder nahezu horizontalen Flä¬ chen bleiben weiß, z. B. Gipfel, Kup¬ pen, Kamm, Rücken, EbenewZumUnter- schiede von Hochebe- nenwerdendieTief- ebenen manchmal auch grün bemalt. 2. ) Je dichter die Schrafsirung, desto größer der Böschungswinkel, desto größer die Bo¬ denerhebung. Ganz dunkel sollte die Bö¬ schung eigentlich nur bei einem Win¬ kel von 90" erschei¬ nen, indeß zeichnet man schon Abhänge mit einein Bö¬ schungswinkel von 45° ganz dunkel, weil größere Stei¬ gungen auf weiten Strecken selten vor¬ kommen (s. Fig. 12k) 3. ) Die Schraf- firungsstriche neh¬ men denselben Ver¬ lauf, den das flie¬ ßende Wasser am Abhange nehmen würde, also den kürzesten Weg nach der Tiefe. In Figur 12n sicht inan im Durchschnitte horizontale Linien in gleichem Abstande von Fig- 12 d. L* 20 einander gezogen, ivelche auch im geometrischen Bilde wieder erscheinen und uns gestatten, die Höhe dieses Berges unmittelbar von der Karte abzulesen. Betrügt in vorliegendem Falle der Abstand der einzelnen Linien von einander 100 "s, so ist der Berg über 600 hoch. Diese Linien, welche die Punkte gleicher Höhe mit einander verbinden, nennt man Isohypsen; nnd eine Karte, in welche nur die Isohypsen ohne Schraffirnng eingezeichnet sind, eine hypsometrische oder Höhenschichtenkarte. Bei Karten von großem Maßstab werden jetzt häufig (wie in Fig- 12 a) Isohypsen mit Schraffirnng verbunden. Erklärung zu Fig. 13 und 14 (entnommen aus Sydow's Geographie). Fig. 13. Maßstab der Länge der Höhe in den Profilen-^. Links von UV der Ostabsall eines bis 390^ hohen Berges, rechts davon eine 130 "s hohe Terrasse. Von A bis s die Hauptschlacht, bei A mit einer kleinen kesselartigen Erweiterung. Durch die Hauptschlucht fließt der bei L in einer Höhe von 160 entspringende Hauptbach. Höhe der Thalsole bei A 130 bei 58 ""/, bei s 23 also Fall von A bis s — 107 Oberhalb münden rechts zwei Seit en sch lucht en, unterhalb § links eine größere mit derselben Form wie A. Bei s mündet eine parallele Seitenschlucht mit drei Kesseln in der Höhe von 1.) 90 2.) 58 und 3.) 52 nnd drei verbindenden Thalcngcn (Durchbrnchthülern). Bon s bis /1 erweitert sich die Schlucht zum Thale. Zwischen s nnd 0' mündet, ans einer Klamm kommend, ein Seitcnbach, der Abfluß des Quellsees 4, welcher in einen« tiefen Kessel liegt. Unterhalb 77 entwickelt sich der Bach durch die Aufnahme eines Nebenflusses, der aus einem Nebenthale kommt, zum Flusse. Bon (7 bis L eine Thalengc, von L bis Ä ein Becken, von Ä bis I'' wieder eine Thalengc, woraus der Fluß, der bei z/ noch einen Nebenfluß ausgenommen, die Tiefebene betritt. Von T bis 17 reicht der Oberlauf, von 17 bis ik'der Mittel, laus, von ik' weiter der Unterlauf des Hcnrptflusses. Oberhalb 17 besitzt das Terrain infolge der tiefen Einschnitte wilde und zerklüftete Formen, während es sich unterhalb (7 durch milde und gerundete Formen auszeichnet. In Fig. 14 stellt /I. das geometrische Bild eines kleinen Gcbirgsantheiles in verkehrter Orientirung, I. den Lüngendnrchschnitt, I//. den Querdurchschnitt desselben dar. Bon -r nach IV verläuft eine Hochgebirgskette, bei 17 von einem Thalein- schnittc durchbrochen, zuerst in der Richtung von O. nach W., von ü/ nach 7V in der Rich- 21 Fig. 14. Maßstab für die Länge für die Höhe in den Profilen . tung von NO. nach SW. Ueber den 1620 hohen Felfengrat erheben sich mehrere Felfenhörner (Os X, L) über 1050 unter denen D das höchste ist. Bei 45 voird die Kette niedriger, sinkt bei IV zu dem 1140 "h hohen Passe herab, über den die Straße von /' nach 10 führt, und steigt dann wieder zu einer ansehnlichen Höhe hinan. Bei 1/ fallt das Gebirge steil zum Thälc, bei 25 stufenförmig zum Flußsee L herab. Bon den Gebirgsknoten Ih Ä, I, Ls L, Oh 20 verlaufen Gebirgsäste nach Norden und Süden. Die von 0 auslausendcn Gebirgsäste cnken sich allinälig zur Terrasse Ä herab, welche wieder zu einem Borbergc mit steilem Slbfalle gegen das Gebirge, mit stufenförmigem gegen die Ebene austeigt. Auch der von L nördlich verlaufende Gebirgsast fällt terrassenförmig zur Ebene herab; über die Terrasse erhebt sich der Gipfel L Der von L südlich verlaufende Gebirgsast biegt nach Osten nm und wird so zu einer parallelen Ncbcnkette. Bon X nach V zieht eine niedrigere Parallclkette, welche durch das Berbindungsjoch 0-21" mit der Hanptkette zusammenhängt. Von X bis tz fließt der Hauptsluß; das Thal, durch welches er fließt, ist somit ein Hanptthal, und weil seine Richtung senkrecht steht ans der des Gebirges, ein Querthal. Bei G eine Thalcngc. Der Abfluß des Qncllsccs X' stießt in den Hauptstoß und ist somit ein Nebenfluß; das Thal, welches er durchstießt, ist 22 ein Ncbenthal, und weil es parallel läuft mit der Richtung des Gebirges, ein Langenthal. Dieser Nebenfluß erhält aus mehreren Scitenthälern Zuflüsse. Bei <7 mündet ein zweiter Nebenfluß, der ebenfalls ein Neben- mü> Längenthal durch¬ fließt, welches oberhalb in Schluchten übergeht. Erntheilrmg und Benennung der Karten. 1.) Nach der Reduk¬ tion theilt man die kartographischen Darstellungen ein in Grundrisse, Pläne und eigentliche Karten. Reduktion bis — Grundriß (z. B. eines Zimmers oder eines Hauses mit den dazu gehörigen Grundstücken, - von bis -Zzzzz — Plan (z. B. einer Stadt, eines Schlachtfeldes), - über — Karten. 2. ) Nach dem Umfange der dargestellten Räumlichkeit unterscheidet man Universalkarten (für die ganze Erde oder eine Halbkugel), Par- ticnlarkarten (für einen Erdtheil), Generalkarten (für ein größeres Land oder einen Staat, z. B. Deutschland, Oesterreich) und Special¬ karten (für einen Landestheil, eine Provinz, einen Bezirk, z. B. Kram, Böhmen, Brünner Bezirk). 3. ) Endlich hat man bestimmte Bezeichnungen für die Karten je nach den Zwecken, welchen sie speciell gewidmet find, z. B. Seekarten, Gebirgskarten, politische Karten u. s. w. 8 io. Der Globus. Geographische Länge und Breite. Die Erde hat eine kugelförmige Gestalt. Eine nm vieles verkleinerte Abbildung der Erde in kugelförmiger Gestalt, somit eine künst¬ liche Erdkugel, nennt man einen Globus. Durch den Mittelpunkt dieser Kugel ist ein Drahtstift dnrchgezogen, der uns die Erdachse vorstellt und dessen Enden Nordpol und Südpol heißen. Der gleich weit von beiden Polen entfernte, am Globus verzeichnete Kreis heißt der Ae qua- tor; er schneidet die nördliche und südliche Halbkugel. Hier sei vorläufig nur angedeutet, daß zu beiden Seiten des Aequators die heiße, um die Pole die beiden kalten Zonen sich ausdehnen, und zwischen der heißen und kälten die beiden gemäßigten Zonen sich befinden. Wir leben in der nördlichen gemüßigten Zone. Um die Lage eines Punktes der Erdoberfläche zu bestimmen, muß man dessen geographische Länge und Breite angeben. Zu diesem Zwecke theilt man den Aequator in 360 Grade und zieht durch jeden Grad und die beiden Pole Halbkreise, welche alle gleich groß sind und Meridiane genannt werden. Man hat also im ganzen 360 Meridiane, obwol durch jeden Punkt der Erde ein Meridian ge¬ zogen werden kann. Jeder Meridian wird durch den Aequator in zwei Viertelkreise oder Quadranten getheilt. Theilt man jeden Quadranten in 90 " und zieht durch jeden Grad Kreise, welche nut dem Aequator parallel sind, so sind dies die Parallelkreise. Diese sind nicht alle gleich groß, sondern sie werden um so kleiner, je näher sie den Polen liegen. 23 Jeder Meridian wird somit durch die Parallelkreise in 180°, und jeder Parallelkreis durch die Meridiane in 360° eingetheilt. Jeder Grad (°) hat 60 Minuten sch, jede Minute 60 Sekunden ("). An diesen Graden wird die geographische Länge und Breite ab¬ gezählt. Die geographische Länge ist der Abstand eines Punktes der Erdoberfläche vom Null-Meridian; sie wird abgezählt au den Pa¬ rallelkreisen. Unter geographischer Breite versteht man den Abstand eines Punktes der Erdoberfläche vom Aequator; sie wird abgezählt an den Meridianen. Zählung. Bei den Parallelkreisen wird vom Aequator an gezählt, und zwar nach N. nnd S. 90°. Der Aeqnntor wird mit 0 be¬ zeichnet, der nächste Parallelkreis nördlich und südlich mit 1, der nächst¬ folgende mit 2 u. s. w., die Pole mit 90. Der Aequator theilt die Erde in eine nördliche und eine südliche Halbkugel (Heinisphäre), man unterscheidet daher eine nördliche (n. B.) und eine südliche Breite (s. B.) Von den Meridianen werden verschiedene als Null-Meridian angenommen. Als solcher gilt bei uns der an der Ostspitze der Insel Ferro vorübergehende Meridian, in England der von Greenwich (grinitsch) (17^° östl. von Ferro), in Frankreich der von Paris (20° östl. von Ferro). Vom Null- Meridian zählt man entweder 180° nach Osten und 180° nach Westen, oder einfacher 360° nach Osten. Der Null-Meridian theilt die Erde in eine östliche und westliche Hemisphäre; man unterscheidet also östliche (ö. L.) und westliche Länge (w. L.), oder man spricht blos von östlicher Länge. Auf den Karten bezeichnen die Meridiane stets die Nord- Südrichtung, die Parallelen stets die Ost-Westrichtnng, ihre Lage mag sein, welche sie wolle. Haben zwei Punkte der Erde die gleiche Länge, aber verschiedene Breite, so läßt sich ihre Entfernung leicht bestimmen, denn weil alle Doppel-Meridiane oder Mittags- kreisc unter einander und mit dem Aequator gleich sind, so kann man jeden Breitengrad — 15 deutsche Meilen annehmen, obwol sie wegen der Erdabplattung gegen die Pole zu etwas größer, gegen den Aequator zu etwas kleiner sind. Hat «18° n. B. und 17° ö. L. und d 37° n. B. und 17° ö. L., so sind « und b 19° oder (19 X 15) 285 deutsche Meilen von einander entfernt. — Anders ist die Bestimmung der Entfernung zweier Punkte, die gleiche Breite, aber verschiedene Länge haben, weil die geographische Länge an den Parallelkreisen abgelesen wird und diese gegen die Pole zu immer kleiner werden. Weil aber trotzdem jeder Kreis in 360" eingetheilt wird, so müssen natürlicherweise die Grade der kleineren Kreise kleiner sein, als die der größern. a und d 20° oder (20 x 10-/g) 212 Meilen von einander entfernt. Zweiter Kurs. UMmg zm 8 11- t'and und Walser. Die Erdoberfläche besteht aus Land und Wasser, und zwar so, daß beiläufig Wasser und Land ist. In runden Zahlen: Land 2-/5 Millionen fisiMeilen oder 135 Millionen Wasser 6^/5 » » »375 » » Auf der nördlichen Halbkugel ist mehr Land, auf der südlichen mehr Wasser. Die großen zusammenhängenden Landmassen nennt man Continente, zwischen ihnen und um sie ist in großen Vertiefungen das Meer oder die Ozeane. Das Land gliedert sich in fünf Continente: 1. ) auf der östlichen Halbkugel vier Continente mit vorherrschen¬ der Breitenansdehnung: u) die drei zusammenhängenden: Asien, Afrika und Europa, zusammen die alte Welt genannt; b) Australien; 2. ) auf der westlichen Halbkugel ein Continent mit vorherrschen¬ der Längcnausdehnung: Amerika oder die neue Welt, weil dieser Erdtheil wie Australien erst spat bekannt wurde. Alle haben miteinander gemein, daß sie nach N. in breiten Massen sich ausdehuen, während sic nach S. sich mehr und mehr zersplittern und in Zuspitzungen enden. Das Meer gliedert sich in fünf Ozeane: 1. ) das nördliche Eismeer um den Nordpol; es berührt die Nordküste Asiens, Europas und Amerikas; 2. ) das südliche Eismeer nm den Südpol; ohne große Bedeu¬ tung, weil es keinen Coutinent berührt; 3. ) der atlantische Ozean in 8-förmiger Gestalt zwischen der Westküste Europas und Afrikas einerseits und der Ostküste Amerikas 25 anderseits. Das mittelländische Meer zwischen Europa, Afrika und Asien wird als ein Theil des atlantischen Ozeans betrachtet; 4. ) der große Ozean, von N. nach S. an Breite zunehmend, zwischen der Ostküste Asiens und Australiens einerseits und der West¬ küste Amerikas anderseits; 5. ) der indische Ozean im Süden von Asien zwischen der Ost¬ küste Afrikas und der Westküste Australiens. Land und Wasser sind ungleich vertheilt, und man unterscheidet in dieser Beziehung eine nordöstliche coutinentale und eine süd¬ westliche ozeanische Erdhälfte. Eine Vorstellung von der Größe der einzelnen Continente und Ozeane gc- Winnen wir am leichtesten dadurch, daß wir sie niit Enropa vergleichen. Setzen ivir den Flächeninhalt Europas — 1, so zeigen die nachstehenden Zahlen an, um wie viel mal der Flächeninhalt der einzelnen Continente und Ozeane den Europas übertrifft (beziehungsweise von letzterem übertroffen wird): Europa.1, „ Australien (mit Polynesien) . . . 0,» Südamerika.1,^ Nordamerika.2,^ Afrika.3,„ Asien.4,5 Nördliches Eismeer.1,i Südliches Eismeer.1,g Indischer Ozean.7,z Atlantischer Ozean.9,, Großer Ozean.18, 8 l2. Brlchaffenhril und Bewegung -es Meeres. Von den Gewässern des Festlandes unterscheidet sich das Meer 1.) durch den Gehalt an aufgelösten Salzen, 2.) durch die im Vergleich zur umgebenden Luft evnstuntere Temperatur seiner Oberfläche (des Spiegels), 3.) durch seine eigeuthümlicheu Bewegungen, 4.) durch seine größere Tiefe (die größten bis jetzt gemessenen Tiefen betragen 8500 "/ im großen Ozean, östlich von den Kurilen; und 7100"/ im atlantischen Ozean, nordnordöstlich von Puerto Rico). Der Meeresspiegel bildet den regelmäßigsten Theil der Erd¬ oberfläche, ist aber trotzdem nicht überall gleich hoch. So steigt er allmälig gegen die Küsten zu (wie das Wasser am Rande eines Glases), da das Land eine bedeutende Anziehungskraft auf das Wasser ausübt. Auch liegen manche Binnenmeere, d. h. die vom Festlande eingeschlossenen Glieder eines Ozeanes, in einem andern Niveau als der Ozean, so z. B. das mittelländische Meer tiefer als der atlantische Ozean. Der Meeresboden hat in ähnlicher Weise wie das feste Land Erhöhungen und Vertiefungen, daher die Tiefe nicht überall eine gleich¬ mäßige ist. Nur möge hier auf den noch immer weit verbreiteten Jrrthum aufmerksam gemacht werden, daß auf dem Meeresboden, auf den die zerstörende Kraft der Luft nicht einwirkt, Gebirge und Thäler sich befinden; im Gegentheil zeigt der Meeres- 26 boden fast überall, wo man ihn naher untersnchte, nnr sanfte Bodenanschwelluugeu, wie etwa das europäische Rußland. Manchmal ragen allerdings bedeutende Erhe¬ bungen als einsame Inseln oder als Klippen aus dem Ozean hervor. Unterseeische Hochebenen, welche, oft in meilenweiter Ausdehnung, bis nahe an den Meeresspiegel emporreichen, sind die von den Schiffern gefürchteten Sandbänke. Die Farbe und Durchsichtigkeit des Meeres hängt von dessen Tiefe und der Beschaffenheit des Bodens ab. Im allgemeinen ist das Mcerwasser ebenso farblos und durchsichtig, wie das reinste Quellwasser, doch erscheint es fast überall in einer bestimmten und un¬ veränderten Färbung, und zwar bei bedeutender Tiefe dunkelblau, bei geringerer ver¬ schiedenfarbig, je nach der Farbe des Sandes, den es anfwühlt, oder ganz kleiner Pflanzen und Thierc, wenn diese in außerordentlich großer Anzahl auftreten. Daher die Bezeichnungen: rothcs, gelbes, Purpurmeer u. s. w. Die Bewegungen des Meeres sind dreifacher Art: 1. ) Die Wellenbewegung entsteht durch deu Druck des Windes. Man unterscheidet Wellenberg und Wellenthal. Die von starken Winden erzeugten Wellen find gewöhnlich 8 bis 4 "/ hoch und übersteigen selten eine Höhe von 10"/; doch hat man auch schon über 30"/ hohe Wellen beobachtet. Auch reicht die Wirkung der Wellen in eine bedeutende Tiefe (50 bis 100"/). Das All- und Zurückprallen der Wellen an Felsen heißt Brandung; sie ist für Schiffe besonders gefährlich. 2. ) Ebbe und Fluth. Man versteht darunter das von 6 zu 6 Stunden regelmäßige Fallen und Steigen des Meeres an den Küsten. 6 Stunden dauert die Ebbe (das Meer fällt), 6 Stunden die Fluth (das Meer steigt). Ebbe und Fluth zusammen nennt man auch die Gezeiten. Dio Ursache dieser Erscheinung ist die Anziehung, die Mond und Sonne auf die Erde ausüben und die bei deni leicht nachgebenden Elemente des Wassers ihren wahrnehmbaren Ausdruck finden kann. Bei Flachküsten bedeckt das Meer zur Zeit der Fluth einen Thcil der Küste. 3. ) Die Meeresströmungen. Sie bewegen sich nach verschie¬ denen Richtungen fluß artig im Meere, während die benachbarten Wasserschichten unbewegt bleiben und gleichsam die Ufer bilden. Es gibt drei Hauptrichtungen: die Aequatvrialströmung in deu Aegnatorial- gegenden von O. nach W., die arktische Strömung auf der nörd¬ lichen Halbkugel von N. nach S. und die antarktische Strömung auf der südlichen Halbkugel von S. nach N. Die erstere ist natürlich warm, die beiden letzteren sind kalt. Für die Schiffahrt ist eine genaue Kenntnis der Strömungen von besonderer Wichtigkeit. Der Zusammenhang des Meeres. Sehr wichtig ist die That- sache, daß die Ozeane ein zusammenhängendes Ganze bilden und man daher ungehindert aus einem Ozcan in den andern gelangen kann. Die Verbindung ist entweder eine offene, oder sie ist durch mehr oder minder breite Straßen hergestellt. 1.) Der atlantische Ozean steht in Verbindung: n) mit dem großen Ozean durch das Meer der nordwestlichen Durch¬ fahrt, durch die Magalhaeusstraßc (machaljangs-Str.) uud durch die offene Wasserstraße im S. von Amerika. Letztere wird allein von Schiffern befahren; b) mit dem indischen Ozean einerseits im S. von Afrika, anderseits durch den Snezkanal (fliess, der das mittelländische mit dem rvthen Meere verbindet: 27 o) mit dem nördlichen Polarmecre zwischen Grönland und Europa und durch die Davisstraße (dewis) mit der Bafsinsbai. 2. ) Der große Ozcan steht in Verbindung: a) mit dem atlantischen Ozean; b) mit dem indischen Ozean im S. von Tasmanien durch die Baßstraße (zwischen Tasmanien und Australien), durch die Torresstraße (zwischen Australien und Neuguinea, nicht befahrbar) und durch zahlreiche Straßen zwischen den einzelnen Inseln des ostindischen Archipelagus, unter denen die Sundastraßc die befahrenste ist; o) mit dem nördlichen Eismeere durch die Beh,ringsstraße zwischen Asien und Amerika. 3. ) Der indische Ozean steht in Verbindung: a) mit dem atlantischen, b) mit dem großen Ozean. 4. ) Das südliche Eismeer steht in offener Verbindung mit dem atlantischen, indischen und großen Ozean. 8 13- Der Vulkanismus. Bisher betrachteten wir die verschiedenen Formen der Erdoberfläche. Ueber das Innere der Erde wissen wir so viel wie nichts, denn selbst das tiefste Bohrloch (bei Sperenberg bei Berlin) reicht nur in eine Tiefe von 1550"/. Aus dem Umstande, daß die Wärme mit der Tiefe zu¬ nimmt und daß die Vulkane geschmolzene Gesteine auswerfen, hat man geschlossen, daß das Erdinnere im heißflüssigen Zustande sich befinde. Andere Forscher sind aber aus guten Gründen der Ueberzcugung, daß der ganze Erd körper fest sei, aber in seinem Innern einzelne Partien glühender und daher geschmolzener Gesteine berge. Auf die Thätigkeit der letztem führt mail die Erscheinungen zurück, die man unter dem Namen Vulkanismus zusammenfaßt. Es find deren vorzüglich vier: 1. ) Die heißen Quellen, welche aus der Erde kommmen. 2. ) Die Bulkaue oder feuerspeienden Berge. Es sind Berge, welche meist an ihrem Gipfel eine trichterförmige Oeffnung haben, die Krater heißt und mit der feurig-flüssigen Region durch einen Kanal verbunden ist. Gewöhnlich entsteigen dem Krater nur Ranch, Wasserdampf und Gase, zur Zeit eines Ausbruches aber werden ungeheuere Massen Asche (Aschenregen), welche oft naheliegende Orte verschütten (Hcrcnlanum und Pompeji), und Steine ausgeworfen. Die geschmolzenen Gesteine, die ans dem Krater hervortretcn, den Berg herabfließen und oft furchtbare Verheerungen nnrichten, nennt man Lava. — Man unterscheidet thätige und erloschene Vulkane, doch können letztere immerhin wieder thätig werden. 3. ) Die Erdbeben find die vorübergehenden Schwankungen des Bodens, die meist nur auf einige Sekunden beschränkt sind, aber selbst während dieser kurzen Zeit große Städte zu zerstören vermögen. Sie können durch verschiedene Vorgänge veranlaßt werden. Vulkanische Aus¬ brüche werden gewöhnlich durch Erderschiitternilgen eingeleitet, und danil sind die letzteren ohne Zweifel vulkanischer Natur. Aber auch Einstürze 28 von unterirdischen Felsinassen und ähnliche Vorgänge können Schwan¬ kungen der Erdoberfläche erzeugen, und ihnen sind wol die meisten Erd¬ beben in nichtvnlkanischen Ländern zuznschreiben. 4.) Die Hebungen und Senkungen des Erdbodens. Die scheinbar starre Erdoberfläche ist in einer beständigen Bewegung begriffen. Sie hebt sich an einer Stelle und sinkt dafür an einer andern. Der Boden, auf dem wir stehen, war vor vielen Millionen von Jahren Meeresgrund und ist durch Hebung Festland geworden. Diese Vorgänge finden noch immer statt. Küstenländer, Inseln und Klippen tauchen in das Meer ein oder aus demselben empor. Dies findet ent¬ weder ruckweise und plötzlich statt (nur in vulkanischen Erdstrichen) oder ganz all- mälig (Skandinavien hebt sich z. B. um ca. I'"s im Jahrhundert). Die küsten¬ nahen, meist langgestreckten Inseln sind in den meisten Füllen durch Senkung abgctrenntc Festlandsstücke. 8. Ommlziige iler GeogmMe. 8 14. Der Mensch und die Menschenrassen. Vor allen Bewohnern der Erde zeichnet sich der Mensch durch höher entwickelte physische und geistige Eigenschaften, vor allem durch den Besitz der Sprache aus. Er allein hat es vermocht, aus dem Natur¬ zustände herauszutrcteu, sich zu vervollkommnen und so die Herrschaft über die Natur zu erringen. Aber diese Herrschaft reicht nicht so weit, daß sich der Mensch gänzlich von der ihn umgebenden Natur lvslösen könnte, von der er viel¬ mehr immer mehr oder weniger abhängig bleibt. So waren ursprünglich die äußern Verschiedenheiten in Bezug auf Hautfarbe, Haar- und Gesichts¬ bildung u. dgl. nicht vorhanden, sondern sie entstanden erst allmälig, als die Menschen von ihrer Heimat aus in die verschiedenen Gegenden der Erde einwanderten, wo sie sich unter verschiedenen Bedingungen ent¬ wickeln mußten. Auf diese Weise entstanden die verschiedenen Unter¬ arten oder Rassen. Unter allen Rassen (die Zahl derselben wird verschieden angegeben) scheinen nur drei lebensfähig zu sein, während die übrigen in langsamem oder raschem, jedenfalls aber sicherem Aussterben begriffen sind. Diese drei find: 1. ) Die mittelländische (kaukasische) Rasse: Helle Farbe, nur bei den südlichen Volkern zn gelb, roth oder braun getrübt; regel¬ mäßige Gesichtsbildung, lockiges oder wellenförmiges Haar, starker Bart¬ wuchs. Zn dieser Rasse gehören fast alle Europäer, Westasiaten und Nordafrikaner; auch Amerika wird theilweise von ihr bewohnt. 2. ) Die mongolische Rasse: die Hautfarbe schwankt zwischen Ledergelb und tiefem Braun; langes, straffes, schwarzes Haar, spärlicher Bartwuchs, breite Nase, meist schiefliegende Augen und vorstehende Backen¬ knochen. Sie bewohnt den Osten, Südosten und Norden von Asien; ihre 29 nächsten Verwandten sind die Malaien in Asten und Polynesien und die amerikanische Urbevölkerung. 3.) Die Negerrasse. Die Hautfarbe durchläuft alle Stufen von dunkelgelb bis ebenholzschwarz; kurzes, stark gekräuseltes, schwarzes Haar, spärlicher Bartwuchs; schmale hohe Schädel, meist wulstige Lippen. Die Neger bewohnen Mittelafrika und den größten Theil von Südafrika, theil- weise auch Amerika. Die Gesammtzahl der Menschen schlägt man auf ca. 1400 Mil¬ lionen an. Absolute und relative Bevölkerung. Unter der absoluten Bevölkerung eines Landes versteht man die Gesammtzahl der Menschen, die in diesem Lande wohnen, unter ocr relativen die Anzahl von Menschen, die durchschnittlich auf einer Quadrat- meile (oder Quadrat-Kilometer) leben. Man findet die relative Bevölkerung, wenn man die absolute Bevölkerung durch die Anzahl der Quadratmeilen (oder Quadrat Kilometer) dividirt. Z. B. Rußland: absolute B. 73.613,602, relative B. 73.613,602 : 97,583 — 754 Großbritannien: » » 33.450,000, » » 33.450,000: 5720 — 5848 d. h. Rußland hat eine größere absolute, aber eine geringere relative Bevölkerung als Großbritannien. Je nach der größern oder geringern relativen Bevölkerung sagt man: das Land ist dicht oder dünn bevölkert. 8 15. Die geistige Verschiedenheit der Menschen. Die geistige Verschiedenheit der Menschen äußert sich in der Sprache, in der Religion und im Kulturgrade. I. Die Sprachen. Die Gesammtheit der Menschen, welche eine Sprache sprechen und gleiche Sitten haben, nennen wir ein Volk oder eine Nation. Mehrere Völker, welche untereinander verwandte Sprachen sprechen, bilden einen Sprach stamm; verwandte Sprachstämme eine Sprachgruppe. So bilden die Deutschen, Schweden, Norweger, Dänen und Engländer den germanischen, die Franzosen, Italiener, Spanier, Portugiesen und Rumänen den romanischen, die Russen, Polen, Czechen (Tschechen), Slovenen, Serben u. s. w. den slavischen Sprach stamm. Alle drei sind aber unter sich und mit andern Sprach- stämmen verwandt und bilden mit diesen die indo-europäische Sprachgruppe. Alle Völker dieser Sprachgruppc, wie auch die der semitischen (dazu die Juden) und der chamitischen (dazu die alten Acgyptcr) gehören zur mittelländischen Rasse. Sehr häufig kommt es und kam cs vor, daß Völker ihre Sprache ablegten und die anderer Völker annahmcn, mit denen sic in innige Berührung getreten waren. So gehören die Magyaren (Madjaren) wahrscheinlich zur mittelländischen Rasse, sprechen aber eine mongolische Sprache. II. Die Religion. Man unterscheidet: I.) Monotheistische Religionen, welche den Glauben an Einen Gott lehren. Es gibt drei monotheistische Hauptreligivnen: die christ¬ liche, die jüdische und die mnhamedanische. Die älteste monotheistische Religion ist die jüdische; aus ihrem Schoße ging das Christenthnm hervor. Ein Gemisch ans beiden ist der Muhamedanismus oder Islam (d. h. Ergebung in den Willen Gottes), der im 7. Jahrhundert n. Chr. von Muhämed gegründet wurde. Er lehrt den Glauben an einen Gott (Allah), Un sterblichkeit der Seele und absolute Vorherbestimmung; Gebet, Fasten und Almosen- 30 geben sind die Hauptpflichten seiner Anhänger. Mit Feuer und Schwert verbreiteten ihn die Araber über Westasicn und Nordafrika, wo er auch bis zum heutigen Tage noch herrscht. Das Symbol der Muhamedaner ist der Halbmond, ihre Bibel der Koran, dessen Lehre in dem Satze gipfelt: Es ist nur Ein Gott, und Muhämed sein Prophet. Ihre heiligste Stadt ist Mekka. MuhamedanischeTempel nennt manMoscheen. 2.) Polytheistische Religionen, welche den Glauben an mehrere Götter lehren. Die Bekenner solcher Religionen nennen wir auch Heiden; sie sind an Zahl den Monotheisten überlegen. Es ist noch kein Volk gefunden worden, welches aller religiösen Vorstellungen bar gewesen lväre, wol aber sind letztere bei der Mehrzahl der heidnischen Völker un entwickelt und roh. Viele derselben denken sich alle Gegenstände beseelt und verehren die, welche ihnen nützlich oder schädlich sind, aber auch solche, worauf zufällig das Auge fällt, wie Steine, Bäume, Thiere u. s. w. (Fetisch dienst). Höher entwickelte, ackerbauende Völker beten die Naturkräfte an und stellen diese persönlich, als Götter, dar (wie die alten Griechen und Römer). Andere Völker verehren ihre verstorbenen Vorfahren (Ahnendienst). Sehr verbreitet ist der Glaube an übernatürliche Zauber- kräfte (Schamanismus), in deren Besitz sich Priester (Schamanen) befinden. Unter allen Religionen ist die christliche am wichtigsten. Sie scheidet sich wieder in drei Hauptbekenntnisse oder Confessionen: 1. ) die katholische Kirche; 2. ) die griechische Kirche, die sich mehrere Male, endgiltig im elften Jahrhunderte, von der katholischen lostrennte; 3. ) die evangelische oder protestantische Kirche, welche im 16. Jahrhunderte von Luther (Lutheraner) und Calvin (Reformirte) ge¬ gründet wurde. III. Die Kultur. Die Ernährung ist die Hauptsorge jedes lebenden Wesens, des Menschen ebenso wie der Thiere und Pflanzen. Der Mensch holt seine Nahrung aus dem Thier- und Pflanzenreiche, und nach der Art und Weise der Ernährung theilt man die Völker in Wandervölker (dazu die Jäger-, Fischer- und Hirtenvölker) und in ansässige oder ackerbauende Völker. Nur die letztem sind in ihrer geistigen Ent¬ wicklung fortgeschritten, und daher gehören nur ihnen die Kulturvölker an, während wir alle andern am besten als unentwickelte Völker bezeichnen können. 1.) Die unentwickelten oder Wandervölker. Es ist bis jetzt noch kein Volk im vollkommenen Naturzustande gefunden worden, und daher ist der übliche Ausdruck „Wilde" für kein Volk der Erde passend. Doch kann man auch bei den unentwickelten Völkern verschiedene Kulturstufen unterscheiden. Auf der untersten stehen im allgemeinen die Jägcrvölker und die Fifchervölker der Küstengegenden. Sic können nur so lange an einem Orte verweilen, als die Jagdgründe die nöthigc Nahrung bieten. Sic wohnen in roh construirten Zelten, die sie meist nur nachts errichten. Sie besitzen Werkzeuge und Waffen (Bogen und Pfeil), üben auf der Jagd außer¬ ordentlich ihre Sinne und entwickeln dadurch bis zu einein gewissen Grade ihre geistigen Fähigkeiten. Außer der thierischcn genießen sic auch Pflanzenkost, die ihnen die Natur- zufällig bietet. Sie besitzen bereits Eigenthum und gehorchen, wenigstens in Kriegs- zciten, Häuptlingen. Stolz ans ihr freies Jägerleben, das ihnen allein des Mannes würdig dünkt, bequemen sie sich selten zur Ansässigkeit, zu geordneter Arbeit und zum Ackerbau, und gehen daher meist bei der Berührung mit Kulturvölkern ihrem Unter¬ gänge entgegen. Auf einer höheren Entwicklungsstufe stehen die Hirten- oder Nomadenvölker. In ivald- und regenarmen Länderstrichen ist weder Jagd noch Ackerbau möglich, wol aber bieten weite Grasflüchen genügendes Futter für große Heerden von Hausthicren. — 31 — Abcr auch die Nomaden haben keine eigentliche Heimat; wenn die Heerde eine Gegend abgeweidet hat, müssen sie weiter ziehen. 2.) Die ansässigen Völker. Ansässig wird ein Volk nur dann, wenn es aus dem Boden seine Huuptuahrungsmittcl zieht, d. h. wenn cs ackerbauend wird. Nur ackerbauende Völker können einen bedeutenden Grad von Kultnr erreichen. Mit dem Ackerbau ist immer Viehzucht verbunden, denn einerseits braucht der Mensch auch Fleischnahrnng, anderseits reichen seine Kräfte zur Bestellung des Feldes nicht aus. Abcr außer der Kraft der Thicrc braucht er noch verschiedene Werk¬ zeuge, besonders metallene. Das Metall holt er aus der Erde (Anfang des Bergbaues) und muß es dann für seine Zwecke bearbeiten (Anfang der Handwerke). Da der Ackerbauer Sommer und Winter an demselben Orte bleibt, so braucht er Schutz gegen die Witterung, welchen ihm nicht Zelte, sondern nur feste, bleibende Wohnungen gewähren können. Das Bedürfnis gegenseitiger Hilfeleistung nöthigt die Menschen endlich zum Zusaminenwohncn, so entstehen Flecken, Dörfer, endlich Städte. Ursprünglich sorgt der Mensch in Nahrung, Kleidung und Wohnung nur für das Nothwendige, später kommt das Nützliche, endlich das Bequeme hinzu. Je Höher die Bedürfnisse der Menschen steigen, desto mehr entwickeln sich die Gewerbe. Alle Gewerbe zusammen begreifen wir unter dein Namen Industrie. Da die Kräfte des Menschen nicht mehr ausreichten, uni alle Bedürfnisse zu befriedigen, so begann inan mit Maschinen zu arbeiten: es entstand das Fabrikwcscn, die Industrie im engeren Sinne. Die Gaben sind nicht gleichmäßig auf der Erde vertheilt; ein Volk hat z. B. treffliches Eisen, aber zu wenig Getreide; ein anderes wieder viel Getreide, aber wenig Eisen. Beide tauschen nun aus: so entstand der Handel, der trotz der Erfindung des Geldes eigentlich doch nur Tauschhandel ist. Hat der Mensch alles, was er zur Erhaltung seines Daseins braucht, so lernt er begreifen, daß es auch höhere Güter gibt. Der Trieb nach Wahrheit und nach dem Schönen ruht tief in der Brust des Menschen; jenen befriedigt die Wissenschaft, diesen die Kunst; beide sind die schönsten Blüten menschlicher Kultur. Fünf Sechstel der Menschen sind jetzt schon seßhaft. Macht sich ein Volk in einem Lande seßhaft, wo früher ein anderes Volk lebte, so heißt ein solches Volk ein eingewandertes und seine neuen Wohnsitze heißen Kolonien. Die meisten Kolonien haben die Europäer. 8 16. Der Staat. Eine Vereinigung von Menschen zum Zwecke des gegenseitigen Schutzes und der Förderung ihrer geistigen und leiblichen Wohlfahrt nennen wir einen Staat. Nur ansässige Volker haben staatliche Ein¬ richtungen. Den Schutz gewähren die Gesetze. Die Gesetze müssen 1.) gegeben, aufgehoben, verbessert werden; 2.) sie müssen ausgeführt werden. Es gibt also in einem jeden Staate zwei Gewalten: 1.) die gesetzgebende oder legislative; 2.) die vollziehende oder executive. Jeder Staat hat ein Oberhaupt, und nach der Machtstellung dieses Oberhauptes theilen wir die Staaten in Monarchien und Republiken. 1.) Die Monarchie. Der Monarch, der verschiedene Titel (Kaiser, König, Herzog, Fürst u. s. w.) führen kann, ist der Inhaber der höchsten Gewalt. Die Monarchie kann sein: n) eine absolute: der Monarch gibt Gesetze und läßt sie durch die von ihm ernannten Beamten ausführcn; 32 b) eine konstitutionelle: der Monarch theilt seine Gewalt mit dem Volke, das seinen Willen durch seine Abgeordneten knndgibt. 2.) Die Republik. Das Volk ist der Inhaber der höchsten Gewalt und überträgt dieselbe zeitweise dem gewählten Oberhaupte, das die Ge¬ setze auszuführen, und den Abgeordneten, die Gesetze zu geben haben. Jeder Staat zerfällt wieder in mehrere kleine Gebiete, die Pro¬ vinzen, Kreise u. s. w. heißen. Die Linie, welche zwei Staaten von einander scheidet, heißt die Grenze. Wird die Grenze durch Berge oder Wasser gebildet, so ist sie eine natürliche; wenn nicht, eine politische. Kurze Topographie der einzelnen Erdthette. 8 17- Europa. 1. ) Ausdehnung. WMichft-r Punkt N°rdl-, 7l - n. B. k W Br-i, -»grudi. Südlichster » Cap Tarifa 86° -> » f ' Oestliche Grenze Ural, ca. 80 ° ö. L. f Länaenarade Westlichster Punkt Cap da Roca 8 ° - » j <2X,angenglave. Flächeninhalt 180,000 ^Ml. oder 10 Mill. 2. ) Grenzen und Gliederung. Im O. hängt Europa mit Asien zusammen. Grenzen: Ural, Kaspisee, Kaukasus; an den übrigen Seiten wird es von Meeren begrenzt und gliedert sich in Halbinseln und Inseln. Die Halbinseln und küstennahen Inseln bilden die Glieder eines Continentes; denken wir uns dieselben hinweg, so bleibt der Stamm des Continentes übrig. Die Gliederung übt einen großen Einfluß aus die Entwicklung der menschlichen Bewohner aus, weil die Zugänglichkeit eines Continentes zum großen Theile von dem Grade der Gliederung abhängt. Europa ist der gegliedertste unter allen Erdtheilen, und dieser Unistand hat unter andern die hohe geistige Entwicklung der Europäer ermöglicht. Im N. das nördliche Eismeer. Meerbusen: das weiße Meer; Insel: Nowaja Semlja (scmlä). Im W. der atlantische Ozean. Theile: Meerbusen von Bis- eaya, der Kanal, die Nordsee, die Ostsee. — Die britischen Inseln, die Halbinseln Skandinavien und Jütland, die dänischen Inseln. Fern im Ozean liegt die Insel Island. — Verbinduugsstraßen: zwischen dem Kaital und der Nordsee die Straße von Calais (kale), zwischen der Nord- und Ostsee der große und kleine Belt und der Sund. Im S. das mittelländische Meer, ein Theil des atlantischen Ozeans, mit dem es durch die Straße von Gibraltar (jibraltär) in Verbindung steht. Theile: Meerbusen von Lion und Genua, tyrrhenisches 83 Meer, adriatisches Meer, jonisches Meer, ägäisches Meer. Von da gelangt man durch die Straße der Dardanellen (oder den Hellespönt) in das Marmarameer (die Propontis), von da durch die Straße von Kon¬ stantinopel oder den Bosporus in das schwarze Meer (Pontus euxinus), und von da durch die Straße von Kertsch in das asowsche Meer. ;— Pyrenäische Halbinsel, italische Halbinsel mit den Inseln Sicilien, Cörsica und Sardinien, Balkänhalbinsel mit Kreta und den vielen griechischen Inseln, Halbinsel Krim. 3. ) Bodengestalt. Der Stamm des Continentes besteht aus etwa ?/g Tiefland und sts Gebirgsland. Eine Linie von der Rheinmündung bis zum Kaukasus scheidet beide Bodenformen. Die Glieder sind vorwiegend gebirgig. 4. ) Bevölkerung. 300 Mill., zum größten Theile aus Germanen, Romanen und Slaven bestehend und daher zur mittelländischen Rasse gehörig. Die einzelnen Länder Europas. I- Wittel-Kuvopcr. Bodcngestalt. Von S. nach N. folgen 1.) die Alpen; 2.) das deutsche Mittelgebirge; 3. das deutsche Tiefland. — An die Alpen schließen sich im O. die Karpathen an. 1. ) Die Alpen, das höchste Gebirge Europas, ziehen in einem Bogen vom Golf von Lion bis nach Wien, erreichen in der Mitte ihre höchste Erhebung (Mont Blanc 4800 höchster Punkt Europas) und nehmen nach O. stetig an Höhe ab (Ortles 3900 Großglockner 3800 "/). Sie bestehen aus zahlreichen Gebirgsketten und Gebirgsmassen, die durch Längen- und Querthäler von einander getrennt werden. Die meisten Längenthäler gehen in Querthäler über. Die wichtigsten Thäler sind: Walliser Thal, Rheinthal, Engadin- und Innthal, Vintschgau- und Etschthal, Salzachthal, Ennsthal, Murthal, Dranthal, Savethal. — Im N. n. S. begleiten zahlreiche Seen das Gebirge; die wichtigsten sind: der Genfer, Vierwaldstätter, Züricher und Bodensee im N., der Gardasee, Comosee und Lago maggivre (matschöre) im S. — An die Alpen schließt sich im SO. das Karst-Plateau an. 2. ) Die Karpathen, bestehend aus drei Theilen: Westkarpäthen mit der hohen Tatra (Gerlsdorfer Spitze 2600 '"/), und dem siebenbürgischen Hochland, welche durch karpathische Waldgebirge mit einander verbunden werden. Innerhalb der Karpathen dehnen sich die beiden ungarischen Douan-Tiefebencn aus. 3. ) Das deutsche Mittelgebirge, a) Aij die Alpen schließt sich im N. die schweizerische und schwübisch-baierische Hochebene an, die im N. von dem schweizerischen und deutschen Jura begleitet wird; b) das böhmisch¬ mährische Plateau, eiugeschlvssen vom Böhmerwald, Fichtelgebirge, Erz¬ gebirge und den Sudeten; e) der Thüringerwald; ck) der Harz; o) Spessart 34 Rhön und Vogelsberg, nördlich davon das Weser-Bergland; t) das rhei¬ nische Schiefergebirge; g) das oberrheinische Gebirge (Schwarzwald und Odenwald auf der einen, Wasgau oder Vogesen und Pfälzer Gebirge auf der anderen Seite der oberrheinischen Tiefebene). — Höchster Punkt des Mittelgebirges die Schneekoppe im Riesengebirge, 1600 4.) Das deutsche Tiefland, wie ganz Mitteleuropa uach N. sich abdachend. Die Miste. 1.) Der größte Fluß ist die Donau, im Schwarz¬ wald entspringend und ins schwarze Meer mündend. Nebenflüsse: 2.) Der Rhein entspringt in den schweizerischen Alpen und mündet in die Nordsee. Nebenflüsse: 3. ) Die Weser entspringt als Werra im Thüringerwalde, vereinigt sich mit der Fulda und mündet in die Nordsee. Hauptnebenfluß rechts die Aller. 4. ) Die Elbe kommt aus den Sudeten und fließt in die Nordsee. Nebenflüsse: Moldau MMdc Saale ! I Havel. 5. ) Die Oder kommt aus den Sudeten und fließt in die Ostsee. Nebenflüsse: Bober § Steisse Warthe. 6. ) Die Weichsel entspringt in den Karpathen und mündet in die Ostsee. Staaten von Mttel-Luropa. I.) Nie üskeiMlüisR-ttitgarislsie Monarch,ie. Unsere Monarchie, deren Beherrscher der Kaiser von Oesterreich und König von Ungarn ist, hat einen Flächeninhalt von 11,300 HW. oder 620,000 und eine Bevölkerung von 37 Mill. Diese scheidet sich in Deutsche, Slaven, Magyaren (madjären), Rumänen und Italiener. 35 Die Monarchie besteht physisch aus drei Theilen: Alpen-, Sudeten- und Karpäthenläuder, politisch aber aus zwei Theilen: Cisleithanien und Transleithanien. n) Die österreichischen Länder oder Cisleithanien. 1. ) Das Erzherzogthum Oesterreich unter der Enns' Wien, die Haupt- uud Residenzstadt der Monarchie, mit den Vororten 1 Mill. Ew. — Wiener-Neustadt. 2. ) Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns, Hptst. Linz. 8.) Das Herzogthum Salzburg mit der Hptst. gl. N. 4. ) Die gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Hptst. Innsbruck; Trient, Bregenz. 5. ) Das Herzogthum Steiermark, Hptst. Graz (80,000 Einw.); Marburg. 6. ) Das Herzogthum Kärnten, Hptst. Klagenfurt. 7. ) Das Herzogthum Krain, Hptst. Laibach. 8. ) Das Küstenland mit der Halbinsel Istrien, Hptst. Triest (70,000 Ew.); Görz, Pola. 9. ) Das Königreich Dalmatien mit der Hptst. Zara. 10. ) Das Königreich Böhmen, Hptst. Prag (190,000 Ew.); Pil¬ sen, Reichenberg, Karlsbad- 11. ) Die Markgrafschaft Mähren, Hptst. Brünn (70,000 Ew.); Jglau, Olmütz. 12. ) Das Herzogthum Schlesien, Hptst. Troppau. 13. ) Das Königreich Galizien und Lodomerien, Hptst. Lem¬ berg (90,000 Ew.); Krakau (50,000 Ew.) 14. ) Das Herzogthum Bukowina, Hptst. Czernowitz (tschernowitz). t>) Die ungarische» Länder oder Transleithanien. 1. ) Das Königreich U n g a r n, Hptst. Budapest (300,000 E.); Pre߬ burg, Maria-Theresiopel, Debreczin (debretzin), Arad, Temesvar (temeschwär). 2. ) Das Großfürstenthuin Siebenbürgen; Kronstadt, Klausen¬ burg, Hermannstadt. 3. ) Das Königreich Kroatien und Slavonien, Hptst. Agram; die königl. Freistadt Fiume am Meere. 2.) Bas limtsckie Keiäi. Das deutsche Reich umfaßt einen kleinen Theil der Alpen, den grö߬ ten Theil des deutschen Biittelgebirges und fast das ganze deutsche Tief¬ land. Der Main trennt es in Nord- und Süd-Deutschland. Die Bevölkerung ist fast durchaus deutsch. Politisch besteht das Reich aus einem Bunde von 25 Staaten uud einen: Reichslande; sein Oberhaupt ist der jedesmalige König von Preußen als deutscher Kaiser. Flächeninhalt 9800 ^M. (540,000 dj7^) mit 43 Mill. Ew. u) Norddcutschland. 1.) Das Königreich Preußen umfaßt fast ganz Norddeutschland und fast zwei Drittel des ganzen Reiches. Die Hauptstadt Berlin (nahe 1 Mill. Ew.) ist zugleich die Hauptstadt des deutschen Reiches. Wichtige s* Städte sind außerdem: Königsberg, Danzig, Stettin, Magdeburg, Bres¬ lau, Hannover, Köln, Aachen lind Frankfurt am Main. 2. ) Das Königreich Sachsen mit der Hauptstadt Dresden (200,000 Ew.); Leipzig. 3. ) Thüringen, aus 8 kleinen Großherzogthümern, Herzogthümern und Fürstenthümern bestehend. Die größte Stadt, Erfurt, gehört jedoch zu Preußen; Weimar. 4. ) Die beiden Großherzogthümer Mecklenburg. 5. ) Das Herzogthum Anhalt. 6. ) Die beiden Fürstenthümer Lippe. 7. ) Das Fürstenthnm Waldeck. 8. ) Das Herzogthum Braunschweig. 9. ) Das Großherzogthum Oldenburg. 10.) Die freien Städte Hamburg, Bremen und Lübeck. l>) Süddeutschland. 1. ) Das Königreich Baiern mit der Hauptstadt München (170,000 Ew.); Nürnberg, Augsburg. 2. ) Das Königreich Württemberg mit der Hptst. Stuttgart. 3. ) Das Großherzogthum Baden mit der Hptst. Karlsruhe. 4. ) Das Großherzogthum Hessen mit der Hptst. Darmstadt. 5. ) Das Reichsland Elsaß-Lothringen mit der Hptst. S t r a ß - bürg; Festung Metz. Z.) Oie Mweiz. Die Schweiz ist fast durchaus Alpenland; im NW. ist eine Hoch¬ ebene vorgelagert, die mit dein Juragebirge abschließt. In politischer Be¬ ziehung bildet sie eine aus 22 Staaten (Cantvnen) bestehende Bundes¬ republik. Flächeninhalt 750 UM. (40,000 f^^) mit 3 Mill. Ew. (Deutsche, Franzosen, Italiener). Hptst. Bern (40,000 Ew.); außerdem Zürich, Basel, Luzern, Genf. Zwischen der Schweiz und Oesterreich liegt das kleine Fürstenthnm Liechtenstein. 4.) Oas Köiligreiöi üer Rmlecknmle. Die Niederlande (oder Holland) bilden einen Theil des deutschen Tieflandes; ebenso gehört auch die Bevölkerung zum deutschen Stamme. Flächeninhalt'600 UM. (30,000 mit 4 Mill. Ew. Hauptstädte Amsterdam (300,000 Ew.) und Haag; Rotterdam, Utrecht. Der König der Niederlande ist zugleich Großherzog von Luxemburg. F.) Ons .iiimigreilii AUgien. Im W. Tiefebene, im O. Hügelland. Flächeninhalt 530 sisiM. (30,000 Hs7^) mit 5 Mill. Ew. (Deutsche und Franzosen). Hptst. Brüssel (180,000 Ew.); Antwerpen, Lüttich, Gent. 37 II. Ast- und Wovö Gurropcr. 1.) Das Kaislnituim Kiilslaml. Rußland, ein großes Tiefland, welches vom schwarzen bis zum Eis¬ meere, vom Ural bis zu den Karpathen reicht und einerseits mit dein deutschen, anderseits mit dem sibirischen Tieflande zusammenhängt. Im NW. finden sich unzählige Seen (Finnland); die größten sind der Lädoga-, Onega- und Peipnssee. Das Tiefland wird strahlenförmig von großen Strömen durchflossen; in den Kaspisee mündet die Wolga, der größte Fluß Europas; in das schwarze Meer münden Don (in das asowsche Meer), Dnjepr, Dnjestr; in die Ostsee Weichsel, Düna und Newa; in das Eismeer Dwina und Petschora. Flächeninhalt 97,600 fistM. (5 Mill. (^7^) mit 74 Mill. Ew. (fast durchaus Slaven). Hauptstädte Petersburg (st? Mill. Ew.) und Moskau (400,000 Ew.), Warschau in dem mit Rußland vereinigten Polen; Odessa, Kiew, Riga, Kasan, Astrachan. 2.) Mamlmaumi. Die Halbinsel besteht zum größten Theile aus einem mächtigen Tafellande, das nach W. steil zum Meere abfallt, nach O. (Schweden) aber allmälig sich abdacht. Unter den Seen sind die größten Wener-, Wetter- und Mälarsee. Wichtigster Fluß Göta-Elf. Politisch besteht die Halbinsel ans zwei vereinigten Königreichen. Flächeninhalt 13,800 stsiM. (760,000 H)7^) mit 6 Mill. Ew. Die Schweden, Norweger und die Dänen werden Skandinavier genannt und gehören zum germanischen Sprachstamme. Schweden mit der Hptst. Stockholm (150,00 Ew.); Gothenbnrg. Norwegen mit der Hptst. Christiania (80,000 Ew.); Bergen. Z.) Das Kömgrnck NLimnmK. Dänemark besteht aus dem nördlichen Theile der Halbinsel Jüt¬ land und aus den dänischen Inseln und ist durchaus Flachland. Unter den Inseln sind Seeland und Fünen die größten. Flächeninhalt 690 sZM. (40,000 stMZ mit 2 Mill. Ew. (über die Dänen s. o.) Hptst. Kopenhagen (180,000 Ew.). Zn Dänemark gehört auch die vulkanische Insel Island. III. West-Guvopcr. 1.) Nas LömgrM Krolllnutaimien Mil Irlaiul. Das Königreich besteht aus zwei großen Inseln: Großbritan¬ nien, dessen südlicher Theil England, dessen nördlicher Schottland heißt, und Irland und mehreren Inselgruppen. Flächeninhalt 5700 (310,000 mit 33 Mill. Ew. Die Engländer gehören dem ger¬ manischen Stamme an. 38 Großbritannien ist die erste Seemacht der Erde. Sie beherrscht mehr als ^/7 der trockenen Erdoberfläche. England ist im W. nnd N. gebirgig, im O. flach. Größte Flüsse: Themse, Severn (ßewern), Humber (hömb'r). Hptst. London (lönd'n), die größte Stadt der Erde mit 3flz Mill. Ew.; Liverpool (liw'rpnl), Manchester (mantschest'r), Birmingham (borming-gäm), Leeds (lids), Bristol (brist'l). Schottland, vorherrschend Gebirgsland. Hauptstadt Edinburgh (edn'börö); Glasgow (gläsgo). Hieher gehören die Inselgruppen der Hebriden, Orkney- (örkni) und Shetlands- (schettländs) Inseln. Irland. An den Küsten einzelne Gebirgsgruppen, das Innere Flachland. Hptst. Dublin (döbblin). 2.) Die FranlirM. Frankreich ist im W. Tiefland, im O. Gebirgs- und Hügelland. Das Gebirgsland gehört theils den Alpen nnd Pyrenäen an', theils ist es Mittelgebirge. Das südfranzösische Mittelgebirge ist durch die Tiefebene der Rhone (rön) von den Alpen getrennt, das nordfran¬ zösische schließt sich an den Schweizer Jura uud das deutsche (rheinische) Mittelgebirge an. Höchster Punkt des französischen Mittelgebirges Mont d'or (mvNg d'ör) 1900"/. Von den Hauptflüssen mündet nur die Rhone (rön) in das mittel¬ ländische Meer, die übrigen: Garonne (garön), Loire (loär) nnd Seine (sen) in den atlantischen Ozean. Flächeninhalt 9600 (UM. (530,000 dsHsZ mit 36 Mill. Ew. Hptst. Paris (1^ Mill. Ew.); Lion (lyöNg), Marseille (mar- seill), Bordeaux (bordö). Zu Frankreich gehört auch die Insel Corsica. IV. Süö-Grrvopa. 1.) Nie Menäisllie Halbinsel. Das Hochgebirge der Pyrenäen (Maladetta 3500"/) trennt die Halbinsel von Frankreich. Im S. ein zweites Hochgebirge: Sierra Nevada (noch höher als die Pyrenäen). Am Fuße dieser Gebirge zwei kleine Tiefebenen; die übrige Halbinsel ist ein mächtiges Plateau. Von den Hauptflüssen fließt nur der Ebro ins Mittelmeer, die übrigen: Duero, Tajo (tächo), Guadiana, Guadalquivir (guadal- kiwir) in den atlantischen Ozean. Die Halbinsel ist in zwei Königreiche getheilt: Spanien, 9100 s^M. (500,000 dp^.) mit 16 Mill. Ew. Hptst. Madrid (300,000 Ew.); Sevilla (ßewilja), Cadiz (kädis), Gra¬ nada, Malaga, Valencia (walensia), Barcelona (barßelöna). Gibraltar (jibraltär) ist eine englische Festung. Zu Spanien gehören die Inselgruppen der Balearen und Pi- tynsen. 39 Portugal, 1600 HW. (90,000 fsM„) mit 4 Mill. Ew. Hptst. Lissabon (200,000 Ew.); Opürto. 2.) Nie itatimisllil! Knllnnstl. Sie besteht aus zwei Theileu: der Tiefebene des Po und dem Gebirgslande der Apenninen, welche die eigentliche Halbinsel der Länge nach durchziehen. Allster dem Po sind folgende Hauptflüsse zu merken: Arno, Tiber, Garigliano (gariljäno). Italien bildet ein Königreich; 5400 fsfsM. (300,000 mit 27 Mill. Ew. Hptst. Rom (200,000 Ew.), zugleich Sitz des Papstes. In Ober¬ italien Venedig, Mailand, Turin, Ginua und Bologna (bolönja); in Mittelitalien außer Rom Florenz, Livorno; in Unteritalien Neapel (400,000 Ew.) am Fuße des Vulkans Vesuv. Von den benachbarten Inseln gehören zu Italien: Sardinien; Sicilien, durch die Straße von Messina von der Halbinsel getrennt, mit der Stadt Palermo und dem Vulkan Aetna; die liparischen und ägadischen Inseln; Elba. Cörsica gehört den Franzosen, Malta den Engländern. 3.) Die grieitiisöi-stainläie Emlbinlel. Die Halbinsel ist fast durchaus von Gebirgen erfüllt, von denen der Pindus die Wasserscheide zwischen dem jonischen und ägäischen Meere, der Balkan die zwischen letzterem und der Donau bildet. Den südlich¬ sten Theil der Halbinsel bildet das inselähnliche Morea. Keine bedeu¬ tenden Flüsse. Die Halbinsel zerfällt politisch in fünf Staaten: Das türkische Reich, Hptst. Konstantinopel (600,000 Ew.); Adrianopel. Hiezu gehört das tributpflichtige Fürstenthum Bulgarien. Das Fürstenthum Serbien, Hptst. Belgrad. Das Fürstenthum Montenegro. Das Fürstenthum Rumänien, Hptst. Bukurest (bukürescht). Das Königreich Griechenland, 900 HW. (50,000 sUH^) mit l'/z Mill. Ew. Hauptstadt Athen (40,000 Ew.) Zu Griechenland gehören außerdem: die jonischen Inseln, unter denen Corfü, und die Cycla- den, unter denen Negroponte die größte ist. Aufgaben. 1.) Stelle alle Gebirge und Ebenen Europas, die du gelernt hast, zusammen. — 2.) Ordne die gelernten Gipfel nach ihrer Höhe. — 3.) Welche Flüsse fließen in das Eismeer, in die Ostsee, in die Nordsee, in den atlantischen Ozean, in das mittel¬ ländische, adriatische, schwarze und staspische Meer? - 4.) Ordne die Flüsse nach ihrem Ursprünge. — 5.) Stelle die Seen zusammen, die du gelernt hast. 6.) In welchen Staaten finden sich die Gebirge und Ebenen, die du gelernt hast? — 7.) Welche Staaten dnrchfließen jene Flüsse, die dir bekannt sind? — 8.) Stelle 40 die physischen Verhältnisse der europäischen Staaten nach folgendem Schema: Hoch¬ gebirge, Mittelgebirge, Tiefebenen, Flüsse — tabellarisch zusammen. 9.) In welchen Staaten leben die auf Seite 28 genannten Völker? — Welche Völker hast du außerdem noch kennen gelernt? — 10.) Ordne die Staaten nach ihrem Flächeninhalte. — 11.) Ordne die Staaten nach ihrer Bevölkerung. — 12.) Stelle die Kaiserthümer, Königreiche, Großherzogthümer, Herzogthümer, Fürstenthümer und Republiken zusammen. — 13.) Ordne die genannten Städte nach den Flüssen, an denen sie liegen, oder (wenn diese nicht genannt wurden) nach den Flußgebieten, zu denen sie gehören. — 14.) Ordne die Städte nach den Gebirgen oder Tiefebenen, in denen sie liegen. — 15.) Ordne die europäischen Hauptstädte nach ihrer Einwoh¬ nerzahl. 8 18. Asien. 1. ) Ausdehnung. Nördlichster Punkt: Cap Tscheljuskin 78° n. B. s Ausdehnung 77 Südlichster » Cap Buru 1° » » ) Breitengrade Oestlichster -> Osteap 208 ° ö. L. s Ausdehnung 164 Westlichster » Cap Baba 44°»») Längengrade Flächeninhalt 813,000 ^M. oder 45 Mill. sH^.' 2. ) Grenzen und Gliederung. Im N. das nördliche Eismeer. Im O. der große Ozean. Theile: das ochotzkische Meer, das japa¬ nische Meer, das gelbe Meer, das chinesische Meer. — Halbinseln: Kamtschatka und Korea; Inseln: die Kurilen, die japanischen Inseln, Formosa und Hainan, die ostindische Inselwelt. Im S. der indische Ozean. Theile: der Meerbusen von Ben¬ galen und das arabische Meer mit dem persischen Meerbusen und dem rothen Meer. — Drei große Halbinseln: Hinterindien, Vorderindien mit der Insel Ceylon, Arabien. Im W. der Kanal von Suez (sues), Mittelmeer; die weitern Grenzen stehe bei Europa. — Halbinsel Kleinasien, Insel Cypern. 3. ) Bodengestalt, Flüsse und Seen. Der Stanini besteht aus drei, durch Gebirge init einander ver¬ bundenen Tafelländern mit Randgebirgen und continentalen Flüssen, an die sich nach außen größere und kleinere Gebirgsläuder und Tiefebenen mit ozeanischen Flüssen anlehnen. Wir unterscheiden demnach folgende drei Theile: a) Das östliche Tafelland. Vom den Randgebirgen sind der Altät im N. und der Himalaya im S. zu merken. Letzterer ist das höchste Gebirge der Erde; höchster Gipfel derMount Everest (mannt ewerest) oder Ganrisänkar, 8800^. Auf dem Tafellande erhebt sich der Küulün, der die Mongolei von Tibet trennt. An dieses Tafelland schließen sich an: Im W. das turänische Tiefland mit den Flüssen Amu und Sir, die sich in den Arälsee ergießen, und mit dem Kaspisee. 41 Im N. das sibirische Tiefland, mit dem turänischen im unun¬ terbrochenen Zusammenhänge stehend. Es wird von den Flüssen Ob, Jeni sei und Lena, die sich ins Eismeer ergießen, dnrchströmt. Bai¬ kalsee. Im O. das Gebirgsland der Mandschurei mit dem Amur- Flusse; das chinesische Gebirgs- und Tiefland mit den Flüssen Hoänghv und Jangtse-Kiang. Alle drei münden in den großen Ozean. Im S. das Gebirgsland von Hinterindien mit den Flüssen Mekong, Menam (münden in den großen Ozean) und Jräwadi (mündet in den indischen Ozean); das Tiefland von Hindustan mit den Flüssen Brahmaputra, Ganges und Indus (münden in den indischen Ozean). Jenseits des Tieflandes das Plateau von Dükan. b) Das Tafelland von Iran steht einerseits durch das Hindu¬ kusch-Gebirge in Verbindung mit dem östlichen Tafellande, anderseits durch das Hochland von Armenien in Verbindung mit e) der Hochebene von Kleinasien; das südliche Randgebirge ist der Taurus. Am Westrande von Jrän fließen Euphrat und Tigris durch das Tiefland von Mesopotamien dem persischen Meerbusen zu. Jenseits derselben dehnt sich die syrisch-arabische Wüste aus, die durch das Libanon-Gebirge begrenzt wird. Der Kaükasus ist ein selbständiges Gebirge. Bevölkerung: 800 Millionen. Den W. bewohnt die mittelländische, den O. die mongolische, den ostindischen Archipel die malaiische Rasse. Euyelne Länder. 1. ) Das chinesische Reich umfaßt a) das eigentliche China mit der Hptst. Peking; Nanking; l>) die Mandschurei; e) die Mon¬ golei; ä) Tibet. — Korea bildet ein selbständiges Reich. 2. ) Das japanische Jnselreich mit der Hptst- Jedo. 3. ) Das indische Kaiserreich ist die schönste Besitzung der Engländer. Es umfaßt Vorderindien und den westlichen Theil von Hinterindien. Hptst. Calcntta; Delhi; wichtigste Seestadt Bombay (bömbä). 4. ) Hinterindien. Außer dem englischen Besitze drei größere unabhängige Staaten: Birma, Siam und Anam. Das Mündungs¬ gebiet des Mekong (Conchinchina skoschinschinaj) gehört den Fran¬ zosen, die Handelsstadt Singapore (singäpör) an der Südspitze der Halbinsel Maläka den Engländern. 5. ) Der ost indische Archipel. Den Niederländern gehören: u) die vier großen Sunda-Jnseln: Sumatra, Java (jäwa) mit der Hptst. Batavia, Borneo und Celebes (ßelebes); b) die kleinen Sunda-Jnseln; e) die Molukken oder Gewürzinseln. — Den Spaniern gehören die Philippinen. 42 6. ) Sibirien bildet einen Theil des russischen Reiches. Tobolsk, Irkutsk. 7. ) Turan gehört größtentheils den Russen; außerdem noch zwei muhamedanische Staaten: Chiwa und Buchara mit den Haupt¬ städten gl. N. 8. ) Iran enthält drei Reiche: Persien mit der Hptst. Teheran, Afghanistan (Stadt Kabul) und Belndschiftän. 9. ) Transkaukasien, russisch; Hptst. Tiflis. 10.) Das türkische Asien umfaßt: a) Armenien, wovon jedoch ein Theil zu Rußland gehört; b) Mesopotamien mit der Stadt Bagdad; e) Syrien und Palästina (das gelobte Land) mit den heiligen Städten Jerusalem, Bethlehem und Nazareth. Der Fluß Jordan fließt durch den Genezarethsee und ergießt sich in das Tvdte Meer. Am westlichen Rande der syrisch-arabischen Wüste Damaskus; cl) den westlichen Theil von Arabien mit den Städten Mekka und Medina; 6) Kleinasien mit der Handelsstadt Smyrna. 8 19. Afrika. 1.) Ausdehnung: Nördlichster Punkt: Cap Blanco 37° n. B. s Ausdehnung 72 Breiten- Südlicher »Nadelcap 35° s. » f grade. Oestlichster -> CapGuardafui 69° ö. L. s Ausdehnung 69 Längen- Weftlichster » Cap Verde (werde) siz ° - - j grade. Flächeninhalt 540,000 ^M. oder 30 Mill. 2. ) Grenzen und Gliederung. Im N. das mittelländische Meer. Theile: Meerbusen von Sidra und Cäbes (die beiden Syrien). Im O. der Kanal von Suez (sues), das rothe Meer, der indische Ozean. Im S. vereinigen sich der indische und atlantische Ozean. Im W. der atlantische Ozean. Meerbusen von Guinea. Afrika hat unter allen Erdtheilen die geringste Gliederung. Größere Halbinseln fehlen ganz, und die meiftentheils kleinen Inseln befinden sich in ziemlicher Entfernung von der Küste. 3. ) Bodengestalt, Flüsse und Seen. Afrika ist ein gewaltiges Tafelland, dessen Höhe etwa vom 12° s. B. nach N. und S. abnimmt. Wir unterscheiden hier folgende Theile: n) das südliche Tafelland, welches in Terrassen zum Meere abfällt. Im SW. der Schneeberg Kilima-Nschäro 6500 h. Im Innern zahlreiche und große Seen: Nyassa-, Tanganjika-, Ukerewe- (Victoria-Nyanza) und Mwutau-See (Albert-Nyanza); 43 d) das Tiefland von Flach-Sudan mit dem Tsadsee und dem Konggebirge an der westl., dem Hochlande von Habesch an der östl. Flanke scheidet das südliche Tafelland von o) dem nördlichen, der Wüste Sahara, die im N. durch das Atlasgebirge und das Plateau von Barka theilweise vom Mittel¬ meere geschieden wird. Die größten Flüsse find: der Nil, der in das Mittelmeer mündet; der Niger, Congo (im obern Laufe Luälaba genannt) und Oranj e- fluß, die in den atlantischen, und der Zam besi (sambefi), der in den indischen Ozean mündet. Unter diesen ist der Nil der wichtigste Fluß. Es ist der Abfluß des Mwutan-Sees und nimmt zugleich den Abfluß des Ukerewc-Sees auf. Bis Chartüm heißt er weißer Nil; hier nimmt er seinen größten Nebenfluß, den aus Habesch kommenden blauen Nil, auf. Bevölkerung. 200 Millionen; im N. Völker der mittelländischen Rasse, in der Mitte und im Süden vorwiegend Neger. Einzelne Länder. 1. ) Die Nilländer: a) Aegypten, das fruchtbare Land am Unterlauf des Nil, unter türkischer Oberhoheit stehend. Hptst. Kairo (keiro), Alexandria, Suez (sues); d) Nubien, am Mittelläufe des Nil, politisch zu Aegypten gehörend. Stadt Chartüm; e) das Hochland von Habesch, von einem christlichen Volke bewohnt. 2. ) Die Berbern-Länder (nach ihren Bewohnern so genannt): a) Barka; d) Tripolis mit der Hptst. gl. N.; e) Tunis mit der Hptst. gl. N.; alle drei Länder stehen unter türkischer Hoheit; ä) Algier mit der Hptst. gl. N., gehört den Franzosen; s) Maröcco, mit der Hptst. gl. N., selbständig. 3. ) Die Wüste Sahara mit mehreren Oasen, d. h. frucht¬ baren Stellen, oft von bedeutender Ausdehnung. 4. ) Senegambien an den Flüssen Senegal und Gambia, mit französischen lind englischen Besitzungen. 5. ) Ober-Guinea, der Küstenstrich am Konggebirge, mit einigen englischen Besitzungen. 6. ) Sudan zerfällt in Hoch-Sudan am obern und Mittlern Niger, mit der Stadt Timbüctu, und Fl ach-Sud an. 7. ) Nieder-Guinea, der westliche Küstenstrich des südlichen Tafel¬ landes, mit portugiesischen Besitzungen. 44 8. ) Das Capland, englische Kolonie, mit der Capstadt. Im NO. davon die von holländischen Bauern gegründete Oranje-Republik. 9. ) Die Ostküste mit der englischen Kolonie Natal, den portu¬ giesischen Besitzungen Sofäla und Mozambique (masämbik) und den unabhängigen Ländern Zanzibar (sänsibar) und dem Somäl-Lande. Die Inseln: Im atlantischen Ozean: 1.) Die Azoren (assören) und Madeira smadera) sind portugiesisch. 2.) Die canarischen Inseln sind spanisch. 3.) Die Inseln am grünen Vorgebirge sind portugiesisch. 4.) Die Guinea-Inseln sind theils spanisch, theils portugiesich. 5.) Die Inseln Ascension nnd St. Helena sind englisch. Im indischen Ozean: 1.) Die größte afrikan. Insel Madagaskar ist vom Festlande durch den Kanal von Mozambique getrennt. 2.) Die Comoren, zum Theil französisch. 3.) Die Sechellen (seschellen) sind englisch. 4.) Die Maskarenen sind theils englisch, theils französisch. 8 20. Amerika. 1.) Ausdehnung. Nördlichster Punkt: Nordspitze der Halbinsel Boothia Felix 72'/z« n. B. Südlichster » Cap Hoorn . . . 56° s. B. Östlichster » Cap Branco . . . 17° w. L. Westlichster » P ri n z W a lis (uäls) -Cap. 150 ° w. L. Ausdehnung 128-/2 Breitengrade Ausdehnung 133 Längengr. Flächeninhalt 750,000 siM. oder 41 Mill, sisj 7^ 2.) Grenzen. Im N. das nördliche Eismeer mit der Baffins-Bai. Im O. der atlantische Ozean mit der Hudsons (höds'ns)- Bai, dem Golf von Mexico (mechiko) und dem caraibifchen Meer. Im W. der große Ozean mit dem Meerbusen von Kalifornien. 3. ) Bevölkerung. 85 Millionen, zum großen Theile eingewanderte Europäer nnd Neger; die eingeborene Bevölkerung ist der mongolischen Rasse verwandt. 4. ) Eintheilnng. Amerika zerfällt in drei Theile: Nord-Amerika mit Grönland, Central-Amerika mit Westindien und Süd-Amerika. u) Nord-Amcrika. l.) Gliederung. Im Eismeere zahlreiche Inseln, unter denen Grönland die größte ist. Im O. die Halbinseln Labrador und Florida und die Insel — 45 — New-Foundland (njn-faundländ). Im W. die Halbinsel» Califor- nien, Alaska und die Jnselreihe der Alenken. 2. ) Bodengcstatt, Flusse uud Seen. Den ganzen Westen nimmt ein mit der Küste parallel streichendes, hohes Kettengebirge ein, das mehrere Hochebenen einschließt. Den wich¬ tigsten Theil desselben bildet im O. das Felsengebirge; der höchste Berg von Nord-Amerika: Pik von Orizaba (orißäba), 5400'"/, liegt aber in Mexico. Im östlichen Theile des Continentes erhebt sich ein zweites, aber niedrigeres Kettengebirge: die Alleghanies (ällegännis). Zwischen beiden liegt das Tiefland des Mississippi. Dieser große Strom mündet in den Meerbusen von Mexico; sein größter Nebenfluß ist der Missouri (missüri). Nach N., in das Eismeer, stießt der Ma ckenzie (mäkenzi). Im N. der Alleghanies liegen die fünf großen kanadischen Seen: Oberer See, Huronen-, Michigan (mitschi- gän)-, Erie (iri)- und Ontärio-See, deren Abstuß, der St. Lorenz¬ strom, in den atlantischen Ozean mündet. 3. ) Die einzelnen Länder: a) Grönland mit einigen dänischen Niederlassungen. b) Das Gebiet von Can ada, englische Besitzung. Städte: Quebeck (qnibek) und Montreal (möntril). e) Die vereinigten Staaten von Nordamerika, eine Bundes¬ republik mit der Hauptstadt Washington (uöschingt'n). Unter den großen Städten sind zu merken: New-Dork (njn-jörk), Philadelphia, Baltimore (bältimor), Boston (bost'n), Chicago (tschikägo), St. Louis (ßent lüis), New-Orleans (nju-orlms), St. Francisco. Zu den ver¬ einigten Staaten gehört auch das Gebiet Alaska. cl) Die Republik Mexico (mechiko) mit der Hauptstadt gl. N. l>) Central-Amerika und Westindien. 1. ) Central-Amerika, mit den Halbinseln Aukatän und Hon- düras, liegt zwischen den Meerbusen von Tehuantepüc und Panama. Es ist gebirgig, doch stehen diese Gebirge weder mit den nord- noch mit den südamerikanischen in ununterbrochenem Zusammenhang. Politisch wird es in fünf Republiken: Costa-Rica, Nicaragua, Honduras, San Salvador und Guatemala eingetheilt. 2. ) West indicu besteht ans drei Inselgruppen: n) Die vier großen Antillen (antiljen), von denen Cuba und Puerto Rico den Spaniern, Jamaika den Engländern gehört, und Haiti zwei selbständige Republiken enthält. b) Die kleinen Antillen unter der Herrschaft verschiedener euro¬ päischer Mächte. e) Die Bahäma-Jnseln,"englisch. 46 o) Süd-Amcrika. 1. ) Bodengestalt und Flüsse. Süd-Amerika ist in Bezug ans Umrisse und Mangel an Gliede¬ rung Afrika ähnlich, nicht aber in Bezug auf Bodengestalt. Wie in Nord- Amerika, zieht auch hier längs der Westküste ein Kettengebirge: die Au des oder Cordilleren (kordiljeren), das zweithöchste Gebirge der Erde; höchster Gipfel: Soräta 7600"/. Im O. die weit niedrigeren Gebirge von Brasilien und Guayana. Den größten Theil des Continentes nehmen die Tiefländer ein, die von großen, in den atlantischen Ozean mündenden Strömen: dem Orinoco, Amazon en ströme (der größte Fluß der Erde) und La Plata durchflossen werden. 2. ) Die einzelnen Länder. Die unabhängigen Staaten sind mit Ausnahme des Kaiserthums Brasilien Republiken. h) Venezuela (wenesnela). b) Columbia. e) Eeuadör. cl) Peru mit der Hptst. Lima. s) Bolivia. t) Chile (tschlle) mit der Hptst. Santiago. 8) Patagonien mit der Inselgruppe Feuerland wird noch von freien Eingebornen bewohnt. b) Argentina mit der Hptst. Buenos-Aires (bnenos a-ires). i) Paraguay (paraguäi). ü) Uruguay (uruguä'l) mit der Hptst. Montevideo. I) Brasilien mit der Hptst. Rio de Janeiro (schanero). m) Guayana, ist unter England, Frankreich und den Niederlanden getheilt. 8 21. Australien und Polynesien. Ausdehnung des Continentes. Nördlichster Punkt: Cap Jork 10?// s. B. s Ausdehnung über Südlichster » -> Wilson (uils'n) 39" s. B. j 29 Breitengrade. Oestlichster » » Byron (beir'n) 173^/.>°ö.L. s Ausdehnung über Westlichster » » Steep (stip) 133° ö. L. ) 40Längengrade. Flächeninhalt des Continentes und der Inseln 160,000 sisiM. oder 9 Mill. der Flächeninhalt der Inseln beträgt davon nur wenig über st«. 1.) Der Anstral-Continent. Der Anstral-Continent liegt zwischen dem indischen und großen Ozean. Die Gliederung ist unbedeutend, nur im N. der Gokf von Car- pentäria und im S. der flache Australgolf. Das Innere des Con¬ tinentes ist Flachland, an den Rändern steigt der Boden an, besonders 47 im SO., wo die höchsten Gebirge sich befinden; der höchste Punkt Mount Kosciuszkv (maunt kvssiüschko) ist aber nur 2200"/ hoch. Hauptstoß Murray (mörreh). Australien ist eine englische Besitzung, die aber nur am südöstlichen und östlichen Rande dichter von Europäern bewohnt wird. Städte: Sydney (ßidni), Adelaide (edeled) und Melbourne (melbörn). Im Innern leben noch freie Australneger. In nächster Nähe des Continentes befinden sich die beiden großen Inseln Neu-Guinea und Tasmanien 2.) Polynesien oder die Südsee-Inseln. Man versteht darunter die zahlreichen, aber meist sehr kleinen Inseln des westlichen und mitt¬ leren Theiles des großen Ozeans, zum größtem Theile zwischen den beiden Wendekreisen. Sie werden von malaiischen Völkern bewohnt. Am wichtigsten ist die Doppelinsel Neu-Seeland (englisch). Grö¬ ßere Inseln sind noch Neu-Britannien und Nen-Caledonien. Wich¬ tigere Gruppen sind die Marianen, Carolinen, Schiffer-Inseln, Fidschi-Inseln, Freundschafts-Inseln und Gesellschafts-In¬ seln, deren größte Tahiti ist. Die wichtigste Gruppe bilden die Sand¬ wich (sänduitsch)-Inseln (größte Insel Hawaii), ein christliches König¬ reich mit der Hptst- Honolulu. Aufgaben. 1.) Ordne die fünf Continentc nach ihrem Flächeninhalte. — 2.) Ordne sic nach ihrer Bevölkerung. — 3.) Stelle sic nach ihrer westöstlichcn und nordsüdlichen Aus¬ dehnung zusammen (d. h. durch wie viel Langen- und Breitengrade erstrecken sie sich?) — 4.) Ordne die sechs Continentc (d. h. Nord- und Süd-Amerika getrennt) nach ihren höchsten Erhebungen. S.) Welche sind die Theile des großen, indischen, atlantischen Ozeans und des mittelländischen Meeres? — 6.) Welche von den gelernten Inseln und Inselgruppen liegen im nördlichen Eismeere, im großen, indischen, atlantischen Ozean und im mittel¬ ländischen Meere? — 7.) Welche von den gelernten außereuropäischen Missen münden in das nördliche Eismeer, in den großen, indischen, atlantischen Ozean und in das mittelländische Meer? — 8.) Welche von den Ländern, die du kennen gelernt, grenzen an das nördliche Eismeer, den großen, indischen, atlantischen Ozean und das mittel¬ ländische Meer? — 9—12.) Stelle s) alle gelernten außereuropäischen Gebirge, b) Tafel¬ länder, e) Tiefländer, ser aail 8 22. Dit Gestalt -er Erde. Ursprünglich hielt man die Erde für eine Scheibe, welche rings von, Ozean umflossen wird und auf deren äußersten Grenzen die gewölbte Decke des Firmamentes anfliegt. An diesem Firmamente, dachte man sich, verbringen Sonne, Mond und Sterne ihren täglichen Lauf. Schon in: Alterthume erkannte man aber die Unrichtigkeit dieser Vorstellung und schloß aus gewissen Thatsachen, von denen einige unten angeführt sind, daß die Erde eine Kugel sein müsse. Freilich hat sie nicht die reine Kugelgestalt, sondern ist, etwa wie eine Pomeranze, an zwei Seiten (dem Nord- und Südpole) abgeplattet. Einen solchen Körper nennt man einen Sphäro'i'd. Doch ist im Vergleiche zur Größe der Erde die Abplattung so gering, daß man unseren Weltkvrper ohne bedeutenden Fehler als Kugel sich vorstellen kann. Die Ansicht von der Kugelgestalt der Erde beruht aus verschiedenen Thatsachen: 1.) Wenn wir an der Meeresküste stehen und ein Schiff von derselben in die offene See hiuausfährt, so sieht mau cs nicht allmülig als Punkt auf dem Meere verschwinden, wie es sein müßte, wenn das Meer eine gerade Fläche wäre, sondern es scheint uns, als ob das Schiff, nachdem es den Gesichtskreis erreicht hat, einige Zeit auf dieser Linie verbleiben würde, um dann uuterzusinkcn. Nun wissen wir aber, daß das Meer dort weder plötzlich nnfhört, noch sich plötzlich abwärts biegt, also kann diese Erscheinung nur in der Wölbung der Meeresfläche ihren Grund haben. Nur auf diese Weise kann man es sich auch erklären, daß man an der Küste ein ankommendes Schiff nicht auf einmal ganz sicht, sondern zuerst nur die Masten, und erst allmälig der übrige Körper aus dem Wasser aufzutauchen scheint. Die gleiche Erscheinung lernen wir auf einer Ebene kennen, wenn wir uns z. B. einem Dorfe nähern. Wäre die Ebene nicht gewölbt, so müßten wir das ganze Dorf erblicken, wenn es uns in die gehörige Sehweite kommt. Dies ist aber nicht der Fall, sondern wir erblicken zuerst den Kirchthurm, dann die großen Gebäude, dann erst die kleinen. 2.) Mit jeder Verän¬ derung unseres Standpunktes wird auch unser Horizont ein anderer. Ueber dem Nordpol der Erde steht ein Stern, den wir den Polarstern nennen und der schon dadurch auffällt, daß er nie seine Stellung verändert. Reisen wir nun nach N., so sehen wir den Polarstern immer höher, d. h. er entfernt sich immer mehr vom Horizonte. Dies beweist, daß die Erdoberfläche nach N. gekrümmt ist, denn wäre sie gerade, so müßten wir den Stern wegen seiner großen Entfernung immer anr gleichen Punkte sehen. 3.) Reisen wir nach O., so sehen wir die Sonne früher aufgeheu als an dem Orte, von wo aus wir die Reise angetreten haben, und später, wenn wir nach W. reisen, was auch nicht sein könnte, wenn die Erdoberfläche gerade wäre. Dieser Um¬ stand beweist somit die Krümmung nach O. und W. (Gründe 2 und 3 werden durch die folgenden Paragraphe klar gemacht). 4.) Man hat gefunden, daß eine Mondes- sinstcrnis durch das Dazwischentreten der Erde zwischen Sonne und Mond entsteht. Die Erde wirft in diesen! Falle ihren Schatten auf den Mond, und dieser Schatten ist stets rund. 5.) Endlich hat man gefunden, daß alle anderen Himmelskörper die Kugel¬ gestalt haben, und schließt daraus auch auf die Kugelgestalt der Erde. 49 8 23. Zur Brientirung im Welträume. 1. ) Befindet inan sich ans einer großen Ebene oder auf dem Meere, so scheint es, als ob im weiten Kreise umher der Himmel die Erde berühre. Die Abgrenznngslinie zwischen Himmel und Erde nennt man den natürlichen Horizont. Je höher wir stehen, desto größer wird dieser Kreis, einen desto größeren Gesichtskreis überblicken wir* Der wirkliche Horizont ist die dnrch den Mittelpunkt der Erde parallel mit dem natürlichen Horizont gelegte Ebene, die wir uns bis an das Firmament ausgedehnt deuken. Nur die Sterne, die über unserem Horm zonte sind, sehen wir. Nur je zwei entgegengesetzte Punkte der Erdober¬ fläche haben den gleichen Horizont. 2. ) Denken wir uns von nuferem Standpunkte eine Senkrechte bis zum Firmament gezogen, so trifft diese den Punkt des Firmamentes, den wir gerade über unserem Haupte haben. Dieser Punkt heißt Zenith oder Scheitelpunkt. Denkt man sich vom Zenith eine Gerade durch den Mittelpunkt der Erde bis zum entgegengesetzten Theile des Firmamentes gezogen, so trifft sie den Nadir oder Fußpunkt, so genannt, weil wir ihn gerade unter unfern Füßen haben. 3. ) Die Erde dreht sich, wie später ausführlicher besprochen werden wird. An jeder sich drehenden Kugel müssen zwei Punkte in Ruhe ver¬ bleiben, und diese nennt man an der Erdkugel Pole. Man unterscheidet einen Nord- und einen Südpol (oder arktischen und antarktischen Pol). Beide sind an den abgeplatteten Theilen der Erdkugel. Die gerade Linie, welche die beiden Pole und den Mittelpunkt der Erde mit einander ver¬ bindet, heißt die Erdaxe. Die bis an das Himmelsgewölbe fortgesetzt gedachte Erdaxe heißt Weltaxe und deren Endpunkte ebenfalls Nord- nnd Südpol. 4 50 4. ) Die Ebene, welche senkrecht auf die Weltaxe durch den Mittel¬ punkt der Erde gelegt wird, heißt die Aequato rial ebene; sie berührt in einer Kreislinie, dem Himmelsäquator, das Firmament. Der Himmelsäquator theilt die Weltkugel in zwei gleiche Theile, den nörd¬ lichen und südlichen Sternhimmel. In gleicher Weise theilt der Erdäquator (oder schlechtweg Aequator genannt) die Erde in eine nörd¬ liche und südliche Hälfte oder Hemisphäre. 5. ) Alle durch beide Pole um die Erdkugel gezogenen Kreise heißen Mittagskreise, ihre Hälften von einem Pole bis zum andern Me¬ ridiane. M Nordpol der Erde. M Südpol » » ag Erdäquator. nördliche Erdhenüsphäre. axsq südliche » Der große Kreis stellt die Weltkugel, der kleine die Erdkugel dar. Nordpol am Firmameute. " ' " ' ' i?« Südpol » » Himmelsäquator. nördlicher Sternhimmel. tz südlicher » Für den Punkt l'ü (Wien) ist der Zenith, iV der Nadir, L8' der wirkliche Horizont, It-. der Meridian, der Mittagskreis. 51 8 24. Scheinbarer Gang -er Sonne. Bei dem scheinbaren Gange der Sonne nur die Erde ist zweierlei zu berücksichtigen: 1. ) Jeden Morgen scheint die Sonne über dem Horizonte im O. aufzusteigen und beschreibt am Firmamente einen Bogen, um am Abend an der entgegengesetzten Seite des Horizontes, im W., unter den Horizont hinabzusinken. Wenn die Sonne in unsern Meridian tritt, so sagen wir: die Sonne culminirt, oder es ist Mittag. Den Bogen, den die Sonne über unserem Horizonte beschreibt, nennen wir den Tagbogen, und den, den die Sonne unter unserem Horizonte beschreibt, den Nachtbogen. Da es Mittag ist, wenn die Sonne den Meridian passirt und die Sonne vom Osten zu kommen scheint, so müssen die von uns östlich gelegenen Orte früher, die westlich gelegenen später Mittag haben als wir. Um die tägliche Kreisbahn von 360° zu durchlaufen, braucht die Sonne 24 Stunden, also um einen Grad zu durchlaufen oder r/ls Stunde, d. i. 4 Minuten. Hat der Punkt w Mittag, wenn in U 1 Uhr ist, so liegt 15" östlich von w, weil die Sonne eine Stunde braucht, um von nach w zu kommen. Ist in s dann Mittag, wenn in w zwei Uhr ist, so ist L 30 ° westlich von w, weil die Sonne 2 Stunden braucht, um von w nach s zu kommen. Hat A 40 ° ö. L., so hat demnach ^55" ö. L. und s 10° ö. L. 2. ) Nicht zu allem Jahreszeiten beschreibt die Sonne einen gleich großen Tagbvgen, und nicht immer geht sic gerade im Ostpunkte unseres Horizontes auf. Zu merkeu ist, daß die scheinbare Sonnenbahn entweder mit dem Himmelsäquatvr zusammenfällt oder parallel mit demselben ist. Der scheinbare Gang ist nun folgender. Am 21. März geht die Sonne gerade im Ostpunkte 6 (s. Fig. 15) auf, d. h. dort, wo der Aequator den Horizont schneidet, culminirt für den Punkt w (Wien) in H und geht in b (Westpunkt) unter. Der Tagbogen eHb ist gleich dem Nachtbogen bAe (letzterer in der Zeichnung schraffirt), daher Tag und Nacht gleich. Von diesem Tage an rückt die Sonne nördlich bis zum 21. Juni, wo sie in a anfgeht, in (23'// nördlich vom Aequator) culminirt und in ä unter¬ geht. An diesem Tage hat die Sonne ihren höchsten Stand am Himmel erreicht; der Tagbogen ist größer als der Nachtbogen ÄL«; wir haben am 21. Juni den längsten Tag und die kürzeste Nacht. Vom 21. Juni bis zum 22. September rückt die Sonne wieder nach Süd, in gleicher Weise wie früher nach Nord, bis sie am 22. September wieder in o aufgeht, in H culminirt, in b untergeht, ols-b — bAa, daher Tag und Nacht gleich. Nun rückt die Sonne nach Süd, bis sie am 21. De¬ zember in /' anfgeht, in A' (23'// südlich vom Aequator) culminirt und in A untergeht. An diesem Tage steht die Sonne am niedrigsten; der Tagbogen ist kleiner als der Nachtbogen am 21. Dezember haben wir den kürzesten Tag nnd die längste Nacht. Vom 21. Dezember bis zum 21. März rückt die Sonne wieder nach Nord, bis sie am 21. März wieder im wahren Ostpunkte aufgeht. Zwischen 21. März und 21. Juni und zwischen 21. Juni und 22. September culminirt also die Sonne zwischen und Zi'st zwischen 4* — 62 — 22. September und 21. Dezember und zwischen 21. Dezember und 21sten Mürz zwischen H und Kl Denkt inan sich durch S? und K' parallel mit dem Aequator Kreise gezogen, so sind dies die Wendekreise oder Tropen. Hl 2iU/z° nördlich vom Aegnator, heißt der Wendekreis des Krebses, W, 23 ° südlich vom Aequator, heißt der Wende¬ kreis des Steinbocks. 8 25. Das wirkliche Sonnensystem. Daß der Lauf der Svuue um die Erde nur scheinbar ist, daß im Gegentheile die Erde sich um ihre eigene Axe dreht und eine eigene Bahn nm die Sonne durchläuft, erkannte zuerst NikolausCo- pernicusssi 1543). Seine Be¬ obachtungen wurden von Kep¬ ler (f 1631) und Newton (njüt'n, f 1727) bestätigt und vervollständigt. Dem copernicanischen Weltsystem zufolge bildet die Sonne den Mittelpunkt eines Systems von mehre¬ ren Planeten, die sich von W. nach O. nm ihre eigene Achse drehen und sich in elliptischen Bahnen um die Sonne, die in einem Brennpunkte steht, bewegen. Unter den Planeten steht der Merkur der Sonne am nächsten, weiter ab steht die Venus, dann die Erde mit ihrem Monde oder Trabanten, hierauf folgen: Mars mit zwei Monden, dann eine Gruppe sehr kleiner Planeten, voll denen inan bereits 163 entdeckt hat und die man Planetoiden oder Asteroiden nennt, ferner Jupiter mit vier Monden, Saturn mit acht Monden und einem Doppelringe, Uranus mit sechs Monden und endlich Neptun mit zwei Monden. Alle diese Himmelskörper nennt man Planeten, weil sie ihr Licht von der Sonne empfangen, im Gegensätze zu den Sonnen oder Fixsternen, die mit eigenem Lichte leuchten. Betrachten wir genauer die Bewegung der Erde. Sie ist eine doppelte: 1.) bewegt sich die Erde innerhalb 24 Stunden um ihre Axe, wodurch Tag und Nacht entstehen; 2.) bewegt sie sich innerhalb 365 Tagen und 6 Stunden (ein Sonnenjahr) um die Sonne, wodurch die Jahreszeiten entstehen. Die erste Bewegung nennen wir Rotation, die zweite Revolution. Das bürgerliche Jahr hat nur 36S Tage, wird also nm circa 6 Stunden zu gering gerechnet. Da diese Differenz in 4 Jahren einen Tag ansmacht, so wird alle 4 Jahre ein Tag (29. Februar) eingeschaltet, und daher ist jedes vierte Jahr ein Schaltjahr zu 366 Tagen. 53 a) Die Rotation. Da scheinbar die Sonne von O. nach W. sich um die Erde dreht, so muß in Wirklichkeit die Rotation in der Richtung von W. nach O. stattfindcn. Wegen der Kugelgestalt muß sodann immer die eine Hälfte der Erde erleuchtet, die andere finster sein. Nähert sich unser Ort der Sonne und tritt er in die beleuchtete Hälfte ein, so sagen wir: die Sonne geht auf, oder es ist Morgen; stehen wir gerade der Sonne gegenüber, so sagen wir: die Sonne steht am höchsten, oder es ist Mittag. Bon diesem Zeitpunkte an wendet sich unser Ort von der Sonne wieder ab, und tritt er in die unbeleuchtete Hälfte, so sagen wir: die Sonne geht unter, oder es ist Abend. Nun durchläuft unser Ort die finstere Hälfte, d. h. wir haben Nacht. Steht unser Ort gerade der Sonne gegenüber, aber in der unbeleuchteten HMe, so ist für uns Mitternacht. So lange sich ein Ort in der beleuchteten Erdhälfte befindet, ist er auch erwärmt; in der Nacht treffen ihn aber die Sonnenstrahlen nicht, er ist daher kalt. b) Die Revolution. Obwol die Bewegung der Erde äußerst rasch ist (4^/z Meilen in einer Sekunde), so spüren wir doch gar nichts davon; daher entsteht die Täuschung, als ob die Erde feststünde. Der Weg, den die Erde nm die Sonne znrücklegt, heißt die Erd¬ bahn. Denkt mau sich die Ebene der Erdbahn bis an das Himmels¬ gewölbe ausgedehnt, so berührt sie in einer Ellipse, welche Ekliptik genannt wird, dasselbe. Diese ist unter einem Winkel von 23'// gegen den Himmclsäquator geneigt, den sie an zwei Punkten durchschneidet. Schoii im Alterthume theilte mail sie in 12 Theile, die nach Fixstern¬ bildern benannt sind, an denen die Sonne im Laufe eines Jahres vor- überzugehen scheint. Da diese Sternbilder meist Thiernamen tragen, so nennt man diesen Gürtel von Sternbildern den Thierkreis oder Zo- diacus (s. Fig. 17). Da die ^Erdbahn eine Ellipse ist, in deren einem Brennpunkte die Sonne steht, so muß einmal im Jahre die Erde von der Sonne am weitesten entfernt sein, einmal im Jahre ihr aber am nächsten stehen. Der entfernteste Punkt der Erdbahn heißt das ApHelium (Sonnenferne), der nächste das Perihelium (Sonnennähe, s. >1 und in Fig. 16). Entstehung der Jahreszeiten (s. Fig. 17). Der Wechsel der Jahreszeiten wird herbcigeführt: 1. ) durch die Bewegung der Erde nm die Sonne, 2. ) durch die eigenthümliche Stellung der Erdaxe. Bezüglich des letztem Umstandes ist ein Doppeltes wohl zu merken: 1.) Die Erdaxe steht nicht senkrecht auf der Erdbahn, sondern ist unter einem Winkel von 6kU/z° gegen dieselbe geneigt; 2.) die Erdaxe bleibt sich während des ganzen Umlaufes um die Sonne parallel. Von den zahllosen Lichtstrahlen, welche die Sonne der Erde zu¬ sendet, wird sicher einer die Erde senkrecht treffen, und diesen nennen wir den centralen Lichtstrahl (6'7, in Fig. 17). Es ist nun zu unter¬ suchen, welche Punkte der Erde in deren verschiedenen Stellungen zur Sonne von diesem Lichtstrahle" getroffen werden. 54 1. ) Am 21. März befindet sich die Erde in von der Erde aus gesehen, befindet sich die Sonne in V, einem Durchschnittspunkte des Himmelsäquators und der Ekliptik. Der centrale Lichtstrahl trifft den Äequator, daher wird die beleuchtete Erdhälfte von der unbeleuchteten durch einen Kreis geschieden, der durch beide Pole geht, oder was das¬ selbe ist, beide Pole werden beleuchtet. Alle mit dem Äequator parallelen Kreise, die man sich um die Erde gezogen denkt (Parallelkreise), liegen zur Hälfte im beleuchteten, zur Hälfte im unbeleuchteten Theile, daher ist an diesem Tage für die ganze Erde Tag und Nacht gleich, weshalb man diesen Punkt der Erdbahn das Frühlings-Aequinoetium nennt. An diesem Tage beginnt für die nördliche Hemisphäre der Frühling, für die südliche der Herbst. 2. ) Die Erde bewegt sich nun weiter, bis sie am 21. Juni in I/ angelangt ist, 23stz° unter dem Himmelsäquator. Der Nordpol ist jetzt der Sonne zugekehrt, und der centrale Lichtstrahl trifft nicht mehr den Äequator, sondern den Punkt 23st/ nördlich von demselben. Der Kreis, der mit dem Äequator parallel durch diesen Punkt gezogen wird, o 5 ist der Wendekreis des Krebses, so genannt, weil die Sonne an diesem Tage im Zeichen des Krebses steht (S). Da die Erde sich um ihre Axe dreht, so trifft die Sonne an diesem Tage jeden Punkt des Wendekreises einmal. Die Parallelkreise nördlich vom Aequator liegen mit ihrem größer» Theile in der beleuchteten, mit ihrem kleinem in der unbeleuchteten Erdhälfte, d. h. am 21. Juni hat unsere nördliche Hemi¬ sphäre den längsten Tag und die kürzeste Nacht. Je näher die Parallelkreise dem Nordpol liegen, desto größere Theile derselben liegen in der beleuchteten Erdhälfte, d. h. je mehr wir uns dem Nordpole nähern, desto länger ist der Tag und desto kürzer die Nacht, bis endlich derjenige Parallelkreis, der 23'// vom Nordpol oder 66*// vom Aequator ent¬ fernt ist, ganz in die beleuchtete Hälfte fällt. Dieser Parallelkreis heißt der nördliche Polarkreis (mx), und alle Punkte dieses Kreises haben daher am 21. Juni 24 Stunden Tag. Die Folge dieser Beleuchtungs¬ verhältnisse ist, daß auf der nördlichen Hemisphäre am 21. Juni der Sommer beginnt. — Gerade das umgekehrte Verhältnis findet auf der südlichen Hemisphäre statt, die Parallelkreise liegen mit ihrem größern Theile in der unbeleuchteten Erdhälfte, und der Parallclkreis, der 23'// vom Südpol absteht, der südliche Polarkreis (konnte in Fig. 17 nicht zur Darstellung gelangen) genannt, liegt ganz im unbeleuchteten Theile; es ist also für die südliche Hemisphäre am 21. Juni die längste Nacht und der kürzeste Tag, und alle Punkte des südlichen Polarkreises haben 24 Stunden Nacht; es beginnt somit auf der südlichen Hemisphäre an diesem Tage der Winter. — Dieser Punkt der Erdbahn heißt das Sommer-So lstitium. 3. ) Von 77 bewegt sich die Erde nach /II, wo sie am 22. Sep¬ tember anlangt. Da die Sonne an diesem Tage am zweiten Durch¬ schnittspunkte des Himmelsäquators mit der Ekliptik (in —) zu stehen scheint, so wiederholen sich dieselben Verhältnisse wie am 21. März: der centrale Lichtstrahl trifft den Aequator und auf der ganzen Erde ist Tag und Nacht gleich. Daher heißt dieser Punkt der Erdbahn das Herbst- Aequinoctium. Für die nördliche Hemisphäre beginnt an diesem Tage der Herbst, für die südliche der Frühling. 4. ) Von 77/ bewegt sich die Erde nach ZU, wo sie am 21. De¬ zember ankommt. Nun findet gerade das Umgekehrte statt wie am 21. Juni, denn weil der Punkt ZU der Erdbahn 23'// ober dem Him¬ melsäquator liegt, so ist jetzt der Südpol der Sonne zugekehrt, und der centrale Lichtstrahl trifft jetzt den Punkt, welcher 23'// südlich vom Aequator liegt. Der durch diesen Punkt gezogene Parallelkreis heißt der Wendekreis des Steinbockes, weil die Sonne an diesem Tage im Zeichen des Steinbockes (bei T) steht. Der größere Theil der südlichen Parallelkreise liegt in der beleuchteten Hälfte, daher hat die südliche Hemisphäre am 21. Dezember den längsten Tag nnd die kürzeste Nacht und Sommeranfang; am südlichen Polarkreise ist 24 Stun¬ den Tag. Für die nördliche Hemisphäre ist dagegen am 21. Dezember die längste Nacht und der kürzeste Tag und daher Winter¬ anfang; am nördlichen Polarkreise 24 Stunden Nacht. Dieser Punkt der Erdbahn heißt das Winter-Solstitium. 56 Wir haben also bei dieser Betrachtung vier wichtige Kreise kennen gelernt: 1h die beiden Wendekreise, 23^// nördlich und südlich vom Äequator; 2.) die beiden Polarkreise, 23chz° vom Nord- und Süd¬ pole entfernt. Anmerkung. Die Enden einer jeden durch den Mittelpunkt einer Kugel gedachten Linie sind einander entgegengesetzt. Folglich stehen die Menschen, die auf zwei entgegengesetzten Punkten der Erdkugel sich befinden, mit den Füßen gerade gegen einander. Man nennt sie daher Gegenfüßler oder Antipoden. Der Zenith des einen ist der Nadir des andern. Der wahre Horizont ist Leiden gleich, nur sieht jeder diejenige Hälfte der Himmelskugel, die dem andern verborgen ist. Weil sie um 180" L. von einander entfernt sind und gleich hohe, aber entgegengesetzte Breite haben, so haben sie entgegengesetzte Tages- und Jahreszeiten. Nur wer auf dem Äequator wohnt, muß seinen Gegenfüßler wieder auf dem Äequator haben, beide haben also gleiche Jahreszeiten. — Nebenbcwohner nennt man diejenigen, die unter derselben Breite, aber 180" L. von einander entfernt wohnen. Sie haben gleiche Jahres-, aber ent¬ gegengesetzte Tageszeiten. — Gegenbewohner wohnen unter gleichem Meridian und unter gleicher, aber entgegengesetzter Breite. Sie haben gleiche Tages-, aber entgegen¬ gesetzte Jahreszeiten. 8 26. Die Zonen. Die verschiedenen Belenchtungs- und Wärmeverhältnisse lassen die Erdoberfläche in fünf Zonen eintheileu. Die Vegetation hängt wesentlich von der Wärme ab, nnd diese wieder 1.) von der Zeit der Einwirkung der Sonnenstrahlen — je länger die Einwirkung, desto größer die Er¬ wärmung, — 2.) von dem Winkel, unter welchem die Sonnenstrahlen auffallen — je schiefer sie anffallcn, desto geringer die Erwärmung. Die fünf Zonen sind: 1. ) eine heiße oder tropische zwischen den beiden Wendekreisen; 2. ) zwei gemäßigte zwischen den Wende- und Polarkreisen; 3. ) zwei kalte innerhalb der beiden Polarkreise. ronx .i, Loooatvn -5? V/snUekiels üss Xrsbses. l Vonckekreis «Ws Steinbocks / - /K . -ch?'' ^öUi. I>ninrkrs>« ,8ü'cINvbs Fig. 18. n) Die heiße Zone. Mit Ausnahme der beiden Wendekreise steht die Sonne über jedem Punkte der tropischen Zone zweimal im Jahre senkrecht (oder im Zenith), 57 daher eine außerordentliche Hitze. Die Folge des höchsten Sonnenstandes ist jedesmal Regen, worauf wieder Trockenheit folgt. Es findet also hier kein Wechsel der Jahreszeiten, wie in unseren Gegenden, statt, sondern es wechseln innerhalb der Wendekreise zwei Regen- und zwei trockene Zeiten, an den Wendekreisenaber eine Regenzeit und eine trockene Zeit. Am Aequator ist Tag und Nacht stets gleich. Wegen der starken Wärme und des intensiven Lichtes eine üppige Vegetation und herrliche Farbenpracht. Aber diese Gegenden sind auch der Schauplatz der gewaltigsten Naturerscheinungen, der verheerendsten Stürme (Orkane) und der Tropenregen, von deren Furchtbarkeit wir uns kaum eine Vorstellung zu machen vermögen. b) Die gemäßigte Jone. Die Sonnenstrahlen können nicht mehr senkrecht auffallen, weil dies zuletzt an den Wendekreisen geschieht, daher auch im Sommer keine so große Wärme wie in der heißen Zone. Im Winter ist es kalt, weil die Sonnenstrahlen sehr schief auffallen lind der Tag kürzer ist als die Nacht; und aus dem gleichen Gründe tvird es immer kälter, je mehr wir uns den Polarkreisen nähern. Der Unterschied zwischen Sommer und Winter ist sehr groß, doch werden diese Kontraste durch Uebergangs- jahreszeiten vermittelt. Die gemäßigte Zone hat also vier Jahres¬ zeiten: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Die Lälige der Tage ist verschieden, in der Richtung gegen Norden und Süden nimmt im Sommer die Tages-, im Winter die Nachtlänge zu. Die Vegetation ist weder so reich, noch so farbenprächtig, als in der tropischen Zone. Gegen die Pole hin wird sie immer einförmiger und ärmer; überdies hat" jede Jahreszeit ihre eigene Vegetation. o) Aie nördliche kalte Jone. Die Sonneilstrahlen fallen sehr schief auf, daher die Kälte vor¬ herrschend ist. Auf einen langen, kalten Winter folgt ein kurzer, aber heißer Sommer. Die bedeutende Sommerwärme erklärt sich ans der langen Einwirkung der Sonnenftrahlcn, wodurch deren Schwäche ersetzt wird. Die Uebergangsjahreszeiten fehlen, es gibt nur zwei Jahres¬ zeiten: Winter und Sommer. Die Sommertage sind sehr lang, die Wintertage sehr kurz; am Polarkreis geht am 21. Juni die Sonne nicht unter, am 21. Dezember nicht auf. Am Nordpol ist vom 21. März bis 22. September Tag und vom 22. September bis 21. März Nacht. Die Punkte zwischen dem Polarkreise und dem Nordpole haben verschiedene Tages- und Nacht¬ längen, und diese nehmen natürlich in der Richtung gegen den Nordpol zu. Hammerfest (70'// n. B.) z. B. hat im Sommer 2 Monate Tag und im Winter ebensoviel Nacht. Die Vegetation ist ärmlich und sehr einförmig und nimmt natür¬ lich gegen Norden ab, bis sie nm Pole gänzlich erstirbt. 58 8 27. Der Mond. Nächst der Sonne ist der Mond für uns das wichtigste Gestirn. Er hat eine dreifache Bewegung: 1.) um seine Axe, 2.) um die Erde, 3.) mit der Erde um die Sonne. Zu einem Umlauf um die Erde braucht er 272/z Tage, zu einer Umdrehung um die Axe ebensoviel, daher wir immer nur die eine Seite des Mondes sehen; zu einem Umlaufe um die Sonne natürlich ein Jahr. Die Mondbahn ist nahezu ein Kreis, aber unter einen: Winkel von 5° gegen die Erdbahn geneigt, daher müssen sich Erd- und Mond¬ bahn in zwei Punkten schneiden. Die Durchschnittspunkte nennt man Knoten. Die Mvndesphasen. Der Mond ist wie die Erde ein dunkler Körper und erhält sein Licht von der Sonne. Deshalb, und weil er zur Erde und Sonne verschiedene Stellungen einnimmt, sehen wir ihn nicht immer in der gleichen Gestalt, sondern er verändert diese während eines Umlaufes nm die Erde, also während der Dauer eines Monats, fort¬ während. Diese Veränderungen nennt man Phasen. Die vier Haupt¬ phasen sind besonders wichtig. 1.) Der Mond steht in 7 zwischen Sonne und Erde. Die der Sonne zugekehrte Hälfte ist beleuchtet, die der Erde zugekehrte ist finster. Wir sehen daher in dieser Stellung den Mond nicht, es ist Neumond. 59 Aufgang 6 Uhr früh, Kulmination 12 Uhr mittags, Untergang 6 Uhr abends/ 2. ) Rückt der Mond 90" weiter, nach /I, so wird allmalig der beleuchtete Theil sichtbar, bis wir in I/ genau ein Viertel in der Gestalt eines Halbmondes fehen. Diese Phase nennen wir das erste Viertel (Gestalt eines lateinischen v). Aufgang 12 Uhr mittags, Culminatwn 6 Uhr abends, Untergang 12 Uhr nachts. 3. ) Je weiter der Mond von II nach III sich bewegt, desto mehr wird auch vom zweiten beleuchteten Viertel sichtbar, bis in III, Ivo Sonne, Erde und Mond wieder in einer Linie stehen, die ganze be¬ leuchtete Hälfte der Erde zngekehrt ist. Es ist demnach Vollmond. Aufgang 6 Uhr abends, Culminatwn 12 Uhr nachts, Untergang 6 Uhr früh. 4. ) Auf dem Wege von HI bis IU verschwinden wieder Theile der beleuchteten Hälfte unseren Augen, bis in IU wieder genau nur ein Viertel zu sehen ist. Dies ist die vierte Hanptphase oder das letzte Viertel (Gestalt eines lateinischen 0). Aufgang 12 Uhr nachts, Kul¬ mination 6 Uhr früh, Untergang 12 Uhr mittags. Auf dem Wege nach I wird der sichtbare Theil der beleuchteten Hälfte immer kleiner, bis in I der Mond wieder zum Neumond geworden ist. Zwischen Neumond und Vollmond sagen wir: der Mond nimmt zu, zwischen Vollmond und Neumond: der Mond nimmt ab. Die Entstehung der Finsternisse läßt sich ebenfalls nur durch die Mondesphasen erklären. Die Sonnenfinsterniß entsteht, wenn der Mond gerade zwischen Sonne und Erde tritt (Stellring in I), infolge dessen der Mond seinen Schatten auf die Erde wirft. Die Mondes- finsternis entsteht, wenn die Erde zwischen Mond und Sonne tritt (Stellung in III), infolge dessen die Erde ihren Schatten ans den Mond wirft und so denselben verfinstert. Mg- so. Aus dem Gesagten ergibt sich, das; bei Neumond die Sonnenfinsternis, bei Vollmond die Mondcsfinsternis eintritt. Doch ist dies nicht immer der Fall, weil die Mondbahn gegen die Erdbahn geneigt ist. In vorstehender Zeichnung ist ab der Durch¬ messer der Erdbahn, nrm' jener der Mondbahn. Tritt Neumond ein, wenn der Mond 5° unter der Erdbahn steht, so sehen wir von der Erde aus die Sonne und es tritt also keine Sonnenfinsternis ein; ebenso tritt keine Verfinsterung des Mondes ein, wenn er in der Phase des Vollmondes 5" über der Erdbahn steht, weil er die volle Beleuchtung von der Sonne erhalten kann. Totale Sonnen- und Mondcsfinsternisse treten also nur dann ein, wenn der Mond in den Phasen des Neu und Vollmondes in den Knoten steht, weil dann der Durchmesser der Erdbahn mit dem der Mondbahn znsammcnfällt und daher Sonne, Mond und Erde in einer Linie stehen. 60 8 28. Gröstenverhültnike -er drei wichtigsten Himmelskörper. Fig. 21. I. Die Erde. 1. ) Mittlerer Durchmesser 1716 deutsche Meilen 12,700 Da die Erde ein Sphärotd ist, so ist die Erdaxc (cch etwas kleiner als der Durchmesser des Aequators (ab). ab — 12,750 7-^ cÄ -- 12,710 2. ) Aequator — 5400 deutsche Meilen 40,0007^ Da der Aequator wie jeder Kreis in 360° getheilt wird, so ist 1° — p M., oder 1 d. M. ist gleich dem 15. Theile eines Grades am Aequator. 3.) Flächeninhalt -- 9.260,000 d. ^M. -- 510 Mill. II. Die Sonne. 1. ) Mittlere Entfernung von der Erde bei 20 Mill. d. M. — 147 Mill. 7l^ 2. ) Durchmesser der Sonne — 185,000 d. M. — Istz Mill. III. Der Mond. 1. ) Mittlere Entfernung von der Erde — 52,000 d. M. — 380,000 7l^ 2. ) Durchmesser des Mondes — 450 d. M. — 3400 8 29. Der Lnftkrcis. Die Lust umgibt die Erdkugel wie eine Schale bis zu einer noch nicht genau bekannten Höhe (wenigstens 10 M. oder 70 Sie ist die wesentlichste Bedingung für alles Leben auf der Erde. Da die Luft, wie alle Körper, schwer ist, so drücken die ober» Schichten auf die untern, daher diese immer dichter werden. Die unter¬ sten, der Erde zugekehrten Schichten nennt man den Dunstkreis oder die Atmosphäre. Wenn wir aus einen hohen Berg steigen, so kommen wir in immer dünnere Luftschichten; überschreiten wir einen gewissen Grad von Dichtigkeit, so fühlen wir dies durch die Beschwerlichkeit des Athmens, durch das Hervordringen des Blutes aus Nase, Ohren, Mund und Fingerspitzen, u. s. w. 61 8 30. Das Klima. Unter dem Klima eines Ortes versteht man die Gesammtheit der Temperatur-, Wind- und Niederschlagsverhältnisse desselben. I. Die Temperatur. Die Luft besitzt eine gewisse Wärme, die nicht an allen Orten der Erde gleichmäßig ist. Die einzige Wärmequelle ist die Sonne. Ihre Strahlen dringen durch die Lust ans den Erdboden, erwärmen den¬ selben, und dieser theilt die Wärme wieder der Lust mit, weshalb die untern Luftschichten wärmer sein müssen als die vbern. Den Grad der Wärme nennt man Temperatur. Die Temperatur wird durch das Thermometer gemessen. Beobachtet man die Temperaturen eines Tages etwa um 6 Uhr früh, 2 Uhr nachmittags und 10 Uhr abends, addirt sie zusammen und dividirt sie durch die Anzahl der Beobachtungen, so erhält man die mittlere Tagstempcratur. Auf dieselbe Weise erhalt man die mittleren Monats- und Jahrestemperaturen, nnd aus mehrjährigen Beobachtungen ergibt sich die mittlere Temperatur eines Ortes überhaupt. Die Linien, welche Orte gleicher mittlerer Jahrestemperatur mit einander verbinden, heißen Isothermen. Die Temperatur eines Ortes hängt vorzüglich voli vier Um¬ ständen ab: 1. ) von der geographischen Breite; je höher diese ist, desto kälter. Darnach theilt man, wie bekannt, die Erde in fünf Zonen; 2. ) von der Erhebung über den Meeresspiegel; je höher ein Ort, desto kälter. Infolge dieser Wärmeabnahme mit der Höhe (bei 100 '/z ° 0.) müssen wir endlich in eine Region kommen, wo jeder Nieder¬ schlag Schnee ist; die Linie, welche uns diese Grenze bezeichnet, heißt die Schneelinie; 3. ) ist es entscheidend, ob ein Ort nahe am Meere oder mitten im Continente liegt. Man unterscheidet daher ozeanisches und continen- tales Klima; ersteres zeichnet sich durch milde Sommer und gemäßigte Winter, also durch gleichmäßige Temperatur, letzteres durch heiße Sommer nnd kalte Winter, also durch extreme Temperaturverhältnisse aus. Beispiel: Mittlere Temp, des Januar Juli Jahres Ozeanisches Klima: Paris (48° 50' n. B.) -j- 1v° 0. -s- 18>s° 6. -s- 10-7° 6. Contiuentales Klima: Wien (48° 13' n. B.) — 1?° 6. -p 20-«° 6. -l- lOo» 0. 4.) ist es entscheidend, ob ein Ort an der Ost- oder Westseite eines Continentes liegt; erstere ist kälter als letztere, und die mittlere Jahres¬ temperatur nimmt von Westen nach Osten ab. II. Die Winde. Die horizontale Bewegung der Luft nennen wir Wind. Er wird vorzugsweise durch die Ungleichheit der Erwärmung des Erdballes hervor¬ gerufen. 62 Beistehende Zeichnung ver¬ sinnlicht nm Rande durch Pfeile die Bewegung der Luft. Wir haben darnach vorzüglich drei Windzonen zu unterscheiden. 1.) Ain Aequator und etwas nördlich davon wird die Luft am meisten erwärmt. Erwärmte Luft dehnt sich aus und steigt in die Höhe. Hier herrscht also nur ver- ticale Luftbewegung, somit kein Wind, weshalb wir diese Gegenden die Zone der , " , , r Höhe nach N. und S. ab und senkt sich etwa bei 35° N. und 25° S. (mittlerer Durchschnitt der Jahreszeiten) zu Boden. Hier entsteht also eine Anhäufung von Luft. Ein Theil fließt nun gegen die Calmenzone, um den hier entstandenen Luftmangel auszugleichen. Diese regelmäßigen Luftströmungen nennen wir Passate; sie erscheinen auf der nördlichen Halbkugel als Nord ost-, auf der südlichen als Südostwinde. Die heiße Zone ist also vorzüglich die Passatzone, wobei jedoch zu merken ist, daß die Passate nur auf dem Meere mit fast ununterbrochener Regelmäßigkeit wehen. 3.) Ein Theil der bei 35° N. und 25° S. sich anhäufenden Luft fließt gegen die Pole (Aequato rial winde), was zur Folge hat, daß zur Ausgleichung auch Luft von den polaren nach den tropischen Gegen¬ den fließt (Polarwinde). Die äquatorialen Winde erscheinen in unserer gemüßigten Zone als Süd west- und Westwinde, die Polarwinde als Nord west-, Nordost- und Ost winde. Veränderlich nennen wir diese Winde, weil an einem und demselben Orte bald Polar-, bald Aequatorial- winde wehen. Die gemäßigten und kalten Zonen sind also die Zonen ver¬ änderlicher Polar- und Aequatorialwinde. Charakter der Winde. Die Winde sind je nach der Gegend, aus der sie kommen, bald kalt, bald wann; bald bringen sie Regen, bald schönes Wetter. Regeln: 1.) Winde, die aus uiedern iu höhere Breiten kommen, bringen Regen. Winde, die aus höheren iu niedere Breiten kommen (also auch die Passate), sind trocken; nur wenn sie an einem Gebirge anfzusteigen gezwungen sind (s. Fig. 23), entleeren sie sich an der Windseite desselben ihres Feuchtigkeits- Ag. 2g. gehaltes. 63 2.) Winde, die vom Continente gegen das Meer wehen, nennen wir Continentalwinde; Winde, die vom Meere gegen den Continent wehen, ozeanische Winde. Es sind nun: Continentalwinde: Ozean. Winde: im Winter kalt und trocken warm und feucht » Sommer warm » » kühl » » Die Stärke der Winde ist verschieden. Sanfte Winde nennt man Brisen, starke Stürme, die heftigsten Orkane. lU. Der Niederschlag. Das Wasser der Erde ist in einem beständigen Kreisläufe begriffen. Alle Gewässer, besonders aber das weit ausgedehnte Meer, verdunsten fortwährend an der Oberfläche und die feinen Dunstbläschen schlagen sich nach Sonnenuntergang, wenn die unterste Luftschichte erkaltet, in Wasser¬ tropfen nieder (Thau, gefrorenen Thau nennt man Reif), oder sie lagern sich als Nebel über der Oberfläche, oder steigen als Wolken in höhere Luftschichten. Da die obern Luftschichten kälter sind als die un¬ tern, so gehen die Dunstbläschen allmälig in tropfbaren Zustand über und fallen als Regen oder Schnee zur Erde nieder. Nicht überall ist der Niederschlag ein gleicher. In heißen Gegenden schneit es nie, in kalten regnet es nie. Die Kälte wird aber nicht blos durch die hohe geogra¬ phische Breite, sondern auch durch bedeutende absolute Höhe bedingt, und es ist daher wol zu beachten, daß es selbst in heißen Gegenden ewigen Schnee geben kann. Im allgemeinen unterscheidet man drei Zonen: 1.) Die heiße Zone ist die Zone des flüssigen Niederschlages (Regen), 2.) die gemäßigte Zone ist die des veränderlichen Niederschlages (Regen und Schnee), 3.) die kalte Zone die des festen Niederschlages (Schnee). Nach der Verth eilung des Niederschlages über die Jahreszeiten unterscheidet man: 1. ) tropischen Regen: nur zur Zeit des höchsten Sonnenstandes (s. S. 57); in der tropischen Zone; 2. ) subtropischen Regen: am meisten Regen im Winter, Som¬ mer regenarm; an den Polargrenzen der Passate; 3. ) Niederschlag zu allen Jahreszeiten; in der gemäßig¬ ten Zone. (Von dm Monsünregm wird geeigneten Ortes die Rede sein.) 8 31- Die Naturprodukte. Alles, was die Erde hervorbringt, ist ein Naturprodukt. Man theilt die Naturprodukte in die des Thier-, des Pflanzen- und des Mineralreiches. Das Vorkommen der Thiere und Pflanzen ist wesentlich von der Wärme abhängig, das der Pflanzen noch außerdem vou der Feuchtig¬ keit. Im Gegensätze zu den Thieren und Pflanzen sind die Mineralien an keine bestimmte Gegend der Erde gebunden. 64 1. ) Das Thierreich. Die Gesammtheit der Thiere eines Landes nennen wir dessen Fauna. In der heißen Zone finden wir die größten, schönsten und stärksten Thiere. Für den Menschen sind natürlich diejenigen am wichtigsten, die ihm Nutzen bringen; solche Thiere im gezähmten Zu¬ stande heißen im allgemeinen Hausthier e. 2. ) Das Pflanzenreich. Die Gesammtheit der Pflanzen eines Landes nennen wir dessen Flora. Das Klima wirkt auf diese noch be¬ stimmender ein, als auf die Fauna, und es ist hier namentlich nicht zu vergessen, daß eine bedeutende absolute Höhe in niederer geogr. Breite immer gleich ist einer geringen Höhe in höheren Breiten. Auch hier gilt der Grundsatz, daß die Flora der heißen Zone am prächtigsten und mannigfaltigsten, die der polaren Zone am ärmlichsten ist; aber auch in der heißen Zone ist die Flora auf bedeutenden Bodenerhebungen gleich der polaren. Außer der Wärme ist auch der Niederschlag für den Pflanzen¬ wuchs maßgebend, und in dieser Beziehung unterscheiden wir drei Bege- tativnsformen: a) Waldland, d. h. ein von geschlossenen Wäldern bedeckter Boden, bedarf reichlichen Niederschlag und ziemlich gleichmäßige Vertheilung des¬ selben auf die Jahreszeiten. Das Waldland ist der eigentliche Kultur¬ boden; in unfern Gegenden sind die Wälder aber meist nur auf die Gebirge beschränkt, während sie in den Thälern und ans den Ebenen von den Äeckern nnd Wiesen verdrängt wurden. d) Die Steppen sind Ebenen, die mit niedrigem Kraut, Gras oder Gesträuchen bedeckt sind; der Baumwuchs ist nur auf die Flußufer be¬ schränkt. Sie entwickelt sich in Gegenden mit mäßigem Niederschlage und ungleichmäßiger Vertheilung desselben auf die Jahreszeiten. e) Sehr regenarme nnd daher vegetationslose Landstriche nennen wir Wüsten. Kulturpflanzen, d. h. Pflanzen, die der Mensch des Nutzens wegen pflegt, sind natürlich am wichtigsten. Zur Nahrung dient vor allem das Getreide oder die Cerealien (Mais, Weizen, Roggen, Gerste, Reis u. s. w.), ferner das Zuckerrohr, die Kartoffel n. s. w.; Getränke liefert der Weinstock, der Kaffee bäum, der Theestrauch; Gewürze der Pfeffer, Zimmtbaum, die Vanille u. s. w.; zur Bekleidung dient der Lein oder Flachs, die Baumwolle; weiters gibt es wichtige Arznei- und Färbepflanzen. Mit Ausnahme der Cerealien, der Kartoffel, des Weines und des Flachses sind die genannten meist auf die heiße Zone beschränkt. Zweite Lehrstufe. Kpecielle ie iler einzelnen GrMeile. 5 (V. Allgemeiner Th eil. 8 32. Das Land. Afrika dehnt sich zwischen folgenden Punkten aus: Cap Blanco 37, 27*; Nadelcap 35, 38; Cap Verde (Mrde) 15, 0; Cap Gnardafui unw. von 10, 68. Als weitere Anhaltspunkte zum Zeichnen merke: Suez 30, 50; Straße von Gibraltar 36, 12; Meerbusen von Guinea 5, 26. Von welchen Meeren wird es umgeben? Die Große beträgt 540,000 ^M. (oder 30 Mill. Gliederung. Afrika ist ein Stamm ohne Glieder. Seine Ge¬ stalt ist die Birnfvrm. Nur an zwei Seiten macht das Meer tiefere Ein¬ schnitte in das Festland: im N. der Meerbusen der großen und kleinen Syrte (Golfe von Sydra und Gäbes), im W. der Meerbusen von Guinea (ginea), welcher Einbuchtung im W. die Ausbuchtung Somäl-Land im O. entspricht. Halbinseln finden wir in Afrika nicht, und auch die Inselwelt ist von keiner hervorragenden Bedeutung. Größere Insel¬ gruppen treten nur im NW. auf, während im SO. die einzige bedeu¬ tende Insel Madagaskar sich befindet. Infolge dieser ungünstigen Küstenentwicklung ist das Binnenland grösstentheils unzugänglich geblieben, und nur die Küsteugegeuden haben bisher au dem Weltverkehre theilgenvinmen. Afrika ist daher neben Australien der am wenigsten be¬ kannte Erdtheil. 'ZLodenform. Ebcnsv einförmig wie Afrika's Gliederung ist auch seine Bodcnbildung. Die durchaus vorherrschende Form ist das Tafelland. In der Richtung von S. nach N. unterscheiden wir folgende Theile (f- Fig- 24): ' 1. ) Das südliche Tafelland oder Hochafrika, ist an den Rän¬ dern etwas höher als im Innern und fällt in Stufen zu den schmalen Küstenebenen ab; 2. ) das Tiefland Flach-SudLn, zwischen den beiden Hochländern Hochsudän und Abessinien, trennt das höhere südliche von 3. ) dem tieferen nördlichen Tafel lande, der Sähara; * Dic erste Zahl bedeutet stets den Parallclkrcis (also die geogr. Br.), die zweite den Meridian (also dic geographische L.) 68 Atlas SchottS V Tsadsee Wasserscheide G Ngami-See L 4.) die Sahara, wird vom mittelländischen Meere durch das Atlasgebirge und das Plateau von Barka getrennt. Bewässerung. Mit Ausnahme des Niger ent¬ springen die bedeutendsten afrikanischen Flüsse auf dem südlichen Tafellande und fließen strahlenförmig nach den Afrika umschließenden Meeren: a) in das mittelländische Meer der Nil; b) in den indischen Ozean der Zamb esi ssambesif; a) in den atlantischen Ozean der Oranje, Congo und der Niger. Trotzdem diese Ströme zu den größten der Erde gehören, bieten sie doch der Schiffahrt bedeu¬ tende Schwierigkeiten dar, weil sie mit Wasserfällen und Stromschnellen über die Terrassen, die aus dem Tafellaude in die Küstenebenen hinabführen, sich stürzen. Dieser Umstand steigert natürlich die Un¬ zugänglichkeit Afrikas. Klima, Manzen und Wiere. Afrika, vom Aequator (beinahe in seiner Mitte) und den beiden Wendekreisen durchschnitten, ist der wärmste aller Erdtheile: 1.) wegen seiner geographischen Lage (beinahe in der heißen Zone); 2.) wegen seines kontinentalen Klimas, da das Meer nirgends tief in das Land eindringt und daher auch keinen mildernden Einfluß auf dasselbe ausüben kann. n) Die Zone der tropischen Regen reicht von 18° n. bis 18° s. B. Nur am Golf von Guinea strömen die feuchten Seewinde weit in das Innere des Landes hinein und bringen auch in der trockenen Jahreszeit Regen, daher hier Waldland, während der übrige Thcii vom innern Südafrika größtentheils Steppe ist. In der Regenzeit schwellen die Flüsse gewaltig an und die Vegetation entwickelt sich schnell und prächtig, während in der trockenen Jahreszeit alles ver¬ dorrt und die Mehrzahl der Flüsse fast versiegt. b) Jenseits der genannten Grenzen dehnen sich über die Wendekreise hinaus zwei regenarmc Wüstengebiete: die Sahara und die Kalahäriwüste, aus. Im ganzen tropischen Afrika, im N. sogar bis an das Mittelmecr, sind Palmen die charakteristischen Baum¬ formen. Ein anderer Charaktcrbaum des tropischen Afrika ist der Affenbrodbaum (am Fuß 6 — 8 im Durchmesser) mit melonenähnlichen Früchten. Mais, Zuckerrohr und Baum¬ wolle gedeihen vortrefflich; die Hauptcerealie ist die Durrha oder Mohrenhirse. Die Thierwelt zeichnet sich besonders durch gewaltige Flnßthicre (Krokodil, Nilpferd), Dickhäuter (Nashorn, Elefant), zahlreiche Affen, Antilopen, Giraffe und Zebra aus. Der afrikanische Elefant wird nicht gezähmt, ist aber wegen seines Elfenbeines ein wichtiges Jagdthier. Das gefährlichste Raubthier ist der Löwe. o) Das Copland, die Atlasländer und Barka gehören der subtropischen Zone (Zone des Winterregens) an. Sic sind Nieuveveld-Geb. Karroo Zwarte-Geb. (Fig. 24.) Profilv. Afrika, bis jetzt allein der europäischen Colonisation zugänglich gewesen. 69 8 33. Bevölkerung. Absolute Bevölkerung 200 Millionen, relative daher 370 (oder 7 auf 1 Die Hauptmasse der Bevölkerung bilden die Neger und die ihnen naheverwandten Bantuvölker, beide durch dunkle Hautfarbe, übel¬ riechende Hautausdünstung, wolliges Haar und schnauzenartig hervor¬ tretenden unteren Gesichtstheil charakterisirt. In ganz Nordafrika wohnen mittelländische Völker, unter denen die Araber die wichtigsten sind. Ihr Verbreitungsbezirk reicht vom rothen Meere bis zu den Gestaden des atlantischen Ozeans; ihre Sprache ist hier die herrschende. Die Mehrzahl der afrikanischen Bevölkerung ist heidnisch und dem Fetischdienste ergeben; von den monotheistischen Religionen hat nur der Jslrim eine größere Verbreitung gewonnen. Die Araber machten ihn zur herrschenden Religion in ganz Nordafrika, während ihn die Felatah unter den Negern von Hochsudän verbreiten. Das Christenthum hat in keinem Continente so wenig günstigen Boden gefunden, als in Afrika. Kultur- und politischer Zustand. Die meisten Völker Afrika's treiben neben Viehzucht auch Ackerbau, soweit der Boden nicht Wüste oder dürftige Steppe ist. Aber das heiße Klima ließ den Menschen in Trägheit versinken, und der Einfluß der europäischen Gesittung konnte über die große Wüste nicht Vordringen. In den einheimischen Staaten, die meist von sehr vergänglicher Dauer sind, herrscht der abscheulichste Despotismus uud leider auch noch immer der Sklavenhandel, der über die Afrikaner furchtbares Elend bringt. Die meisten Sklaven wurden früher nach Amerika ausgeführt; feit die Sklaverei hier aufgehoben wnrdc, wird der Menschenhandel mir mehr nach den mnhamedanischen Ländern des Orients betrieben. Das größte Verdienst bei der Einschränkung dieses Handels haben die Engländer, deren Schiffe den Sklavenschiffen auflauern, und wenn sie eines gefangen, die Unglücklichen befreien. Kolonisation. Die Europäer, denen das tropische Klima schädlich ist, haben hier nicht wie in Asien oder Amerika ein großartiges Coloni¬ sationssystem begründet. Nur die der gemäßigten Zone angehörigen Theile des Continentes (Algier und das Capland) und die Inseln sind in den Händen europäischer Völker (Fra uz osen, Engländer, Portugiesen, Spanier rc.); die europäischen Niederlassungen an der Ost- und West¬ küste dienen nur dem Handel. Dem Namen nach besitzen die Türken zwar große Länderstrecken, doch nehmen die Statthalter dieser Provinzen eine beinahe selbständige Stellung ein. ö. Beschreibung der einzelnen Länder. 8 34. Die Dilländer. Der Nil, der größte Strom Afrikas (800 M. oder 5900 und der einzige, welcher die Wüste durchschneidet, entsteht durch den Zusammenfluß des weißen und blauen Nil, von denen der erstere 70 aus großen südafrikanischen Seen, der zweite ans dem abessinischen Hochlande kommt. Der westliche und größere Qucllfluß (der eigentliche Oberlauf), der weiße Nil oder Bahr (bachr) el Abiad, ist der Abfluß des Victoria - Nyanza oder Ukerewesees (1300 hoch), der in das Nordende des Albert-Nyauza oder Mwutan eiuströmt und mit bedeutend größerer Wasserflille wieder aus demselben aus¬ tritt. Der blaue Nil oder Bahr el Azrck (bachr cl asrek) entströmt dem Tzana- S ce (1800 "s hoch) auf dem abessinischen Hochlande. Diese Quellflnsse vereinigen sich bei Chartüm, und von da all durchfließt der Ml, bis Assuan von vielen Katarakten und Stromschnellen unterbrochen, ein nicht sehr breites Thal, das zu beiden Seiten von Plateaus eingeschlossen wird, und mundet in einem Delta in das mittelländische Meer. Von 18° u. B. an betritt der Nil die regenlose Zone, von da an erhalt er auch keine Nebenflüsse mehr (Atbara der letzte Neben¬ fluß). Das untere Nilthal wäre somit, wie das umliegende Land, eine Wüste, wenn es nicht durch die regelmäßigen lieber schwemm ungen des Flusses befruchtet würde. Die Ucberschwcmmung ist ciuc Folge der tropischen Regengüsse im obern Nil- gcbiete; sie dauert von Juni bis September. Zahlreiche Kanäle führen das segenbriu- geude Element auch an fernere Stellen, die der Nil nicht erreichen würde. Der Schlamm, den der Fluß absetzt, ist ein vorzüglicher Dünger. Jin Winter ist das untere Nilthal ein wogendes Getreidefeld, iin Frühlinge aber dürr und öde. Die alten Griechen nannten daher Aegypten mit Recht ein „Geschenk des Nil". Die Nilländcr bilden mit Ausnahme von Abessinien das ägyp¬ tische Reich, das von einem Chidif (oder Vieekönig) regiert wird. Dieser erkennt die Oberhoheit des türkischen Sultans an und zahlt ihm einen Tribut, ist aber sonst ganz unabhängig. 1. ) Abessinien oder Anbeicb, die »afrikanische Schweiz«, ist ein feen- und flußreiches, waldiges Hochland von ea. 2200 Mittel¬ höhe, das steil zu den umgebenden Steppenebenen abfällt. Es besteht aus einer Reihe von Hochebenen, die terrassenförmig übereinander liegen und durch tiefe und enge Thäler von einander getrennt werden. Jsolirte Ge¬ birgsketten und merkwürdige plattenförmige Einzelberge*, welche den Bewohnern als natürliche Felsenburgen' und Zufluchtsstätten dienen, sind den Plateaus aufgesetzt. Nur enge und steile Thäler führen zn den umgebenden Ebenen, und daher erscheint das ganze Land als eine schwer zugängliche Felsenbnrg, ein Umstand, der auf die Geschicke der Bewohner einen großen Einfluß ausübtc. Die Abessinier, das einzige christliche Volk Afrika's, sind semitischer Abstammung. Die natürliche Beschaffenheit ihres Landes machte es möglich, daß sie, im Besitze einer uralten Kultur, viele Jahrhunderte hindurch das Eindringei: der un- civilisirteu Nachbarvölker abwehren konnten, bis infolge der fast fortwährenden Bürger¬ kriege ihr altes Reich in mehrere selbständige Staaten zerfiel und die Gallas in den südlichen Gegenden von Habcsch sich niederließcn. König Thcodorus vereinigte noch einmal ganz Abessinien zu einem Reiche, unterlag aber 1868 im Kriege mit England. Jetzt herrscht vollständige Anarchie. Wichtigste Stadt Go udar. 2. ) Die mittlere Nillandschaft ist Murbien. Wir rechnen dazu auch Kvrdofan westlich vom weißen Nil, Seuär zwischen dem weißen und blauen Nil, und das Land zwischen dem blauen Nil nnd Atbara, im Alterthnm der Priesterstaat Meroä, an den noch zahlreiche und mächtige Baudenkmäler erinnern. * Eine gute Darstellung davon s. Petermanns Mittheilnugen, 1868, Ts. II. 71 Nubien vermittelt den Handel zwischen dem Mittelmeere und dem innern Afrika. Handelsgegenstände sind Elfenbein und leider noch immer Sklaven. Hauptstapelplatz und zugleich Ausgangspunkt der meisten Expeditionen in das innere Afrika ist CH ar tu m. 3.) Aegypten, das untere Nilland von Assuan bis zur Mün¬ dung, etwas kleiner als Oesterreich, mit 5 Mill. Ew. Aegypten besteht aus dem nur einige Stunden breiten Nilthale und den das¬ selbe zu beiden Seiten begleitenden Plateaus, die vom befruchtenden Strome nicht erreicht werden und daher Wüste sind. Das fruchtbare Aegypten ist daher nur beiläufig so groß wie Tirol (ohne Vorarlberg). Das östliche, bis zum rothen Meere reichende, von vielen Qucrthülern durchfurchte und daher wild zerklüftete Plateau heißt die arabische, das westliche, zum Tasellande der Sähara sich senkende Plateau die libysche Wüstenplatte. Jene lieferte verschiedenartigen Marmor, Granit und Sandstein für die Bauten der alten Aegyptcr; diese schützt das Nilthal vor dem Flug¬ sande der Sahara. Ihr einziges Querthal ist das als Gartenparadies von Aegypten berühmte Fajüm, einst vom See Möris, an dessen Ufern das Labyrinth stand, be¬ wässert. Unterhalb Kairo verschwindet die arabische Platte und die libysche biegt nach NW. um. Hier beginnt das Nildelta, aus den zwei Hauptarmen von Rosette und Damiette und mehreren Nebenarmen bestehend. Die Bewohner find theils Araber, theils Nachkommen der alten Aegypter (Hamiteu), von denen die Kopten christlich geblieben sind, während die Fellahs den Islam annahmen und sich daher auch stark mit arabischen Elementen vermischten. Aegypten ist wichtig als Durchgangsland vom Mittelmeere zum indischen Ozean. Der Verkehr wird theils durch die Eisenbahn Alexandria-Kairo-Suez, theils durch den im Jahre 1869 eröffneten Snez- kanal von Port - Said bis Suez vermittelt. Als Getreideland war es schon iin Alterthum berühmt und ist es noch immer. Von Wichtigkeit ist auch der Anbau von Baumwolle, Reis und Zuckerrohr. MMeilmtg: u) In Oberägypten ist jetzt der Hauptort Siüt. An die Pracht oer „hundertthorigen" Königstadt Theben erinnern noch kolossale Ucberreste (Tempel, die unterirdische Todtenstadt, Mnemonien); ebenso schmücken großartige Denkmäler der Baukunst die Nilinseln Elefantine und Philä bei Assuan. l>) Mittelägypteu. Kcrirro (keiro, 350,000 Ew.), die Haupt- und Residenzstadt und die schönste und vornehmste arabische Stadt unserer Zeit. Die ehemalige Königstadt Memphis ist verschwunden. Bei Giseh steht die Pyramide des Cheops, eines der höchsten Bauwerke der Erde (146"^). Nicht weit davon finden wir auch die übrigen Pyramiden zerstreut. o) Uuterägypten oder das Deltaland. Die größte und wichtigste Stadt ist die See- und Handelsstadt AleXandrircr (210,000 Ew., einst die prächtige Residenz der Ptolomäer), Ausfuhr der ägyptischen Produkte und Einfuhr europäischer Rohprodukte (Holz) und Fabrikate; Damiette, Mittelpunkt der Reiskultur, vermittelt den Handel mit Syrien; Suez (sues), der bedeutendste ägyptische Hafen am rothen Meere. 8 35. Sarka und die Serberei. Diese am Mittelmeer gelegenen Länder, welche in Klima, Pflanzen- und Thierwelt (nur haust hier noch der Löwe) sich enge an Südeuropa 72 anfchließen, zerfallen physikalisch in das Platcan vvn Barka nnd das Hochland der Berberei, durch die Syrien von einander getrennt. u) Das Plateau von Barka ist eine Fortsetzung der libyschen Wüstenplatte, die, wie oben erwähnt wurde, nach W. umbiegt und hier eine Höhe von ea. 480 erreicht. Es ist ein grünes Weideland, an der Küste reich an Wald und Quellen und daher schon frühzeitig von griechischen Kolonien (Kyrene) besetzt, deren Ruinen noch sichtbar sind. d) Das Hochland der Berberei wird vvn dem Atlasgebirge durchzogen, das dem benachbarten Ozean den Namen gegeben hat. In Marokko heißt es der -hohe Atlas« (mit Gipfeln bis zu 3200 "/), dann theilt es sich in zwei Hanptketten, von denen die nördliche der »kleine«, die südliche der »große Atlas« heißt nnd die eine wüste Hochebene ent¬ schließen. Dagegen ist der Küstenstrich, den wasserreiche Seewinde be¬ streichen, sehr fruchtbar. Die Bevölkerung besteht: 1.) aus den Berbern, den Nachkommen der alten Bewohner; 2.) aus eingewanderten Arabern, Juden, die den Handel beherrschen, und nur wenigen Europäern. Die Urbewohner, die Numider und Mauretanier, waren Hamiten (also den alten Acgypteru verwandt). Die Berbern (in Algier Kabylen genannt) sind mehr oder- weniger mit fremden Elementen gemischt. Sie sind in der Regel von hoher Statur, muskulös, init schönen, fchwarzgcbrauuten Gesichtszügen, und leben (meist im Gebirge) vvn Viehzucht und Räuberei. Im Alterthume waren diese Länder im blühenden Zustande, mit phönizischen (Karthago) und griechischen Kolonien (Kyrene) besetzt, später Provinzen des römischen Weltreiches. Die Araber brachten den Islam und vernichteten das einst hier blühende Christenthum vollständig. Rach dem Zerfalle der arabischen Weltherr¬ schaft wurden diese Länder selbständig, und damit begann ihr Elend, aus dem sic sich nicht wieder aufzurichtcn vermochten. Seerauberstaaten entstanden, die bis in die neuere Zeit das Mittelmeer beunruhigten und auf Christenfklavcn Jagd machten. stolitische Ginklmlnug: 1. ) Tripolis, eine türkische Provinz, umfaßt das Land an den Syrien, Barka und die Oase Fezzan (fessän) (fast Istzmal so groß als Oesterreich, aber nur 1 Mill. Ew.) Die Hauptstadt gl. N. ist der Aus- gangspunst einer der wichtigsten Karawauenstraßen durch die große Wüste nach Sudan. 2. ) Tunis, das östliche und bevölkertste Atlasland (stz so groß wie Cisleithanien mit 2 Mill. Ew.), wird Vvn einem Bey regiert, der nur dem Namen nach unter der Oberherrschaft des Sultans steht. Hauptstadt Tunis, in der Nähe des alten Karthago. 3. ) Die französische Kolonie Algier (im Alterthum Nnmidicn), das mittlere Atlasland (größer als Frankreich, aber nur 2 st, Mill. Ew.), Hauptstadt Algier, in dessen Nähe eine simchtbare Ebene (Metischda- Ebene), die die europäischen Hauptstädte mit Gemüse versorgt. Oran, Constantine (Cirta). 4. ) Marokko, das westlichste und fruchtbarste Atlasland und theil- weise auch am atlantischen Ozean gelegen (beiläufig so groß und so bevölkert wie Algier), wird von einem selbständigen Sultän regiert. Hauptstädte Marokko, in der Nähe des schneebedeckten Atlas, und Fes (150,000 Ew.); Tanger (tanjer), Seestadt an der Straße von Gibraltar. Mehrere kleine Orte an der Nordküste, die sog. Presidios, unter denen nur Centa (ßeüta) zu nennen ist, gehören den Spaniern. 73 8 ^6. Die Sühara. Die Sahara ist die ausgedehnteste Wüste der Erde, so groß wie Rußland, Skandinavien und Dänemark, 700 M. (5200^) lang und 200 M. (1500770 breit. Sie ist nicht eine ununterbrochene Ebene, sondern enthält ausgedehnte Hochländer (Plateaus und Gebirge), von denen namentlich jene Reihe von Gebirgsgruppen, die zwischen Tripolis und dem Tsadsee liegen, zu beachten ist. Man unterscheidet in der Sahara Stein wüste (Hammäda) und Sand- wüste; jene ist mit großen, scharfkantigen Stcinblöckcn bedeckt, in dieser wird der Sand vom Winde zu hohen Hügeln (sog. Dünen) ausgehäuft. Die ausgedehntesten Sandwüsten finden wir in der westlichen Sahara, der sog. Sahel (d. h. Ebene); Dünen begleiten auch die atlantische Küste, und der vom Lande in das Meer gewehte Sand bildet eine große Bank, die die Küste unnahbar macht. Der Wnstencharakter der Sahara ist durch die Regen- armuthbedingt, und diese wieder durch die herrschendenWinde. Die Sähara liegt nemlich in der Zone des NO.-Passates, der, wie alle von Hähern in niederere Breiten wehenden Winde, trocken ist; den wenigen Wasserdampf, den er mitführt, setzt er an den hohen Plateanrändern der Wüste, oder am Atlas, oder an den Gebirgen der Wüste selbst als Regen ab, während der weitaus größere Theil der Wüste nur hie und da von kurzen Gelvitterregen erfrischt wird. Ans diesem Grunde, sowie infolge der geographischen Lage (die S. wird gerade in der Mitte vom Wende¬ kreise des Krebses durchschnitten) herrscht hier bei Tage eine furchtbare Hitze, während die Nächte ziemlich kühl sind; daher starke Thaubildnng. Der gefürchtete heiße Wüstenwind heißt Samum. Kurze Regengüsse; Misse, die von den Gebirgen in die Wüste fließen, aber bald theils verdunsten, thcils in den Boden versinken; vor allem aber der starke und regelmäßige Thau liefert jene unterirdischen Ströme (Grund wasser), von Lenen die Wüste durchzogen wird. Merkwürdigerweise wird jeder unterirdische Strom durch ein oberirdisches, wasserloses Thal verrathcu. Dauernd bewässerte und daher fruchtbare Stellen in der Wüste nennt man Oasen. Sie sind die Heimat der Dattelpalme, die das Hauptnahrnngsmittel der Wüstenbewohner liefert. Man unterscheidet zwei Arten von Oasen: an den Ufern der oberirdischen Flüsse, also nur in der unmittelbaren Nähe der Gebirge, oder in beckcnartigcn Ver¬ tiefungen (theilweise unter dem Meeresniveau), wo das Grundwasser entweder als lebendiger Quell hervortritt oder durch Brunnen erschlossen ist. Die östliche Wüste ist reicher an Oasen als die westliche. Die ägyptische Oasenkctte, parallel mit dem nntern Lanf des Nil, enthält die südliche oder große nnd die nördliche oder kleine Oase; der nordöstliche Oasenzug beginnt mit der Oase Siwah, wo im Alter- thume der berühmte Tempel des Jupiter Ammon stand, und endigt mit Fezzan (fessän), der größten Oase der Sahara, mit der Hauptstadt M n r z u k (mursuk). Auch andere Oasen enthalten volkreiche Städte. Die Bewohner der Oasen in der westlichen Sahara sind Ber¬ bern, hier Tuäregs genannt, in der östlichen (zwischen Tripolis und dem Tsadsee) Tibbus, den Tuäregs nahe verwandt. Beide sind kühne räuberische Reitervölkcr, die die Karawanen entweder als Führer begleiten oder sie berauben. Auch betreiben sie einen lebhaften Handel mit Salz, das sie aus den Salzsümpfeu -oder den Salzlagcrn, die den Wüstenbodcn be¬ decken, ohne Mühe gewinnen nnd in den Negerländcrn, die dieses Gewürze? gänzlich 74 entbehren, gegen andere Produkte eintnnschcn. Das wichtigste HauSthier (Milch geben¬ des, Last- und Reitthier) ist das Kameel, ohne das die Wüste für den Menschen unzugänglich wäre. Die Jagdbeute ist gering. Nur der Straus; und die Antilope durcheilen fliehenden Fußes das öde Sandmecr, dem die großen Raubthierc stets ferne bleiben. Trotz ihrer Schrecken ist die Sahara von Handelsstraßen durch¬ zogen. Um die Mühseligkeiten leichter zu ertragen und vor räuberischen Anfällen sich zu schützen, werden die Reisen von mehreren Kaufleuten (oft bis zu 2000) zusammen unternommen. Zwei Karawanenstraßen sind besonders wichtig: die zum Niger und die zum Tsadsee. Erstere geht von Mvgadör nach Timbuktu und Dscheune, letztere von Tripolis aus meist über die Oase Bilma. 8 37. Sudrlit. Sudan (d. h. das Land der Schwarzen) liegt zwischen der Sahara und dem südafrikanischen Tafellande, östl. bis zum Nil, und wird schon durch seinen Namen als die Heimat der Neger bezeichnet. Die Neger sind ein kräftiger, aber träger Menschenschlag, theils Heiden, theils Mu- hamedaner, und leben in despotisch regierteil Staaten von Viehzucht und Ackerbau. Der Neger ist auf das Vollkommenste dem heiß-feuchten Tropenklima seines Landes angepaßt, dem andere Menschen (namentlich Europäer) meist erliegen, indem seine Haut durch Ausdünstung stets kühl erhalten wird. Das Klima hat ihn träge gemacht, doch wird er unter eisernen: Zwange zu einem tüchtigen Arbeiter. Er ist gutmüthig, aber eitel und leidenschaftlich; sehr geschickt im Nachaymen, aber ohne . eigene Erfindungsgabe. Den Ackerbau überläßt er den Weibern. Judigofärberei, Banm- wollweberei und Verarbeitung von Leder und Eisen sind hier alteinheimische Industrie¬ zweige. Die Religion ist Fetischdienst und Aberglaube, doch wird der Islam durch das eingewanderte Volk der F e l a t a h (d. h. die Gelben, ursprünglich den Berbern verwandt) immer mehr ansgebreitet. Sudan zerfällt in folgende Theile: 1.) Hochsudäu. Von dem Punkte an, wo die Küste ihre Ost¬ richtung verläßt und nach S. nmbiegt, zieht sich das Kouggebirge erst in westlicher, dann nordwestlicher Richtung bis zum Senegal; im O. niederer, steigt es im W. über die Schneegrenze empor. Jin N. dieses Gebirges hreitet sich bis an die Sahara ein fruchtbares Tafelland aus, auf dem die Flüsse Senegambiens ihren Ursprung haben. Der Haupt- slnß Hochsudäns ist der Niger. Der Niger (auch D j o liba fdschülibas oder K ow a ra genannt) entspringt am Nordabhangc des Äonggebirgcs und umfließt in einem weiten, nach N. gerichteten Bogen das Tafelland, durchbricht in einein engen felsenreichen Spalt das Kouggebirge und mündet in einen: viclverzweigten Delta zwischen den Golfen von Benin und Biafra in den Meerbusen von Guinea. Sein bedeutendster Nebenfluß ist der Binue (oder Tschadda), der eine natürliche Straße in das Innere des Kontinentes bildet. Der Niger wird in seinen: untern Laufe bereits von Dampfern befahren. Die Stadt Timbuktu, »die Königin der Wüste«, liegt am nörd¬ lichsten, daher Marokko nächsten Punkte des Niger und ist als Endstation einer der wichtigsten Karawanenstraßen der Handelsmittelpunkt im west¬ lichen Negerlande. 2. ) Senegambien ist das Tiefland des Senegal und Gambia, die ans dem Tafellande von Hochfudän entspringen, in Katarakten zur Küstencbene herabstürzen und daher nur thcilweise schiffbar sind. Frank¬ reich besitzt hier einige Kolonien, unter denen St. Louis (sänt lui) die wichtigste ist. 3. ) Oberguinea heißt der ungesunde und flache Küstenstrich vom Cap Sierra Leone bis zum Busen von Biafra. Das Klima ist hier für die Ausländer geradezu mörderisch, da die Seewinde das ganze Jahr hindurch Regen bringen und das Land iu eineu fiebcraushaucheuden Sumpfboden verwandeln. Die Engländer konnten daher nur einige Handelsfactoreien hier errichten. Feuchtigkeit und tropische Hitze ließen aber die Vegetation zu kräftiger Entwicklung gelangen, besonders ist das Dcltaland des Niger mit ausgedehnten Ur¬ wäldern kolossaler und zugleich edler Bäume bedeckt. Der Meerbusen von Guinea ist durch furchtbare Stürme gefährlich. Obergninea wird eingctheilt in die Sierra Leone-, Pfeffer-, Zahn- (Elfenbein), Gold- und Sklavenkuste (letztere vier nach den Ausfuhrartikeln benannt). Außer den englischen Handelsfactoreien nur Negerstaaten. Die Republik Liberia wurde durch Amerikaner gegründet und urit befreiten Negersklaven bevölkert; in gleicher Weise gründeten die Engländer Freetown (fritaun). Die Staaten der Aschanti und Da¬ hom eh sind durch ihren furchtbaren Despotismus (Menschenschlächterei bei Hvffesten) berüchtigt. Die größte Stadt in Oberguinea ist Abeokuta (100,000 Ew.), auch als Ausgangspunkt christlicher Missionen wichtig. Wichtig ist für diese Gegenden der Handel mit dem Palmcnöl, welches aus der Nuß der Oelpalmc gewonnen wird nnd ein unentbehrliches Material für die Stearinkerzen- und Seifenfabrication ist. Dieser Handelszweig hat fast ganz den Sklavenhandel verdrängt. 4. ) Flachsudän, das einzige größere Tiefland im Innern von Afrika, gehört im W. znm Nigergebiete, während es in der Mitte ein eigenes Wasfersystem besitzt, dessen Mittelpunkt der Tsad see (260'"/ h.) ist. Schmale Bergketten bilden die Wasserscheide gegen das Stil- und Nigergebiet. Mehrere Flüsse, die 'zur Regenzeit sich seeartig ausbreitcn und in der trockenen Jah¬ reszeit iu schmale Wasscrrinuen sich zurückzichen oder ganz versiegen, ergießen sich in den genannten See, der in der trockenen Zeit ebenfalls iu eine Reihe von Sümpfen sich nuflöst. Im W. ist Flachsudän noch Waldland, im O. Steppe, im N. geht es allmälig in die Wüste über. Um den Tsadsee gibt es mehrere muhamedanische Negerreiche, unter denen Bornn und Wadäi zu merken sind. Darför (d. h. das Land För) ist jetzt ägyptische Provinz. - Vom Bornn bis zum obern Niger dehnen sich die drei dichtbevölkerten Fel atah stauten aus. Kano, Centralpunkt für den Handel im östlichen Negerlande, ist die wich¬ tigste Stadt. 8 Süd- oder Hochafrika. Das Tafelland von Südafrika (s. Fig. 24) zerfällt durch die bei läufig ans dein 12. Parallel hinziehende Wasserscheide in zwei Theile: das südafrikanische nnd centralafrikanifche Tafelland. Jenes bildet eine schwach geneigte Mulde, deren tiefsten Theil der Ngamisce (1100'"/ h.) einnimmt und die nach S. bis gegen 1300"/, nach N. 76 wenigstens bis 1500'"/ (Wasserscheide) ansteigt. Das centralafrikanische Tafelland hat nur eine Mittelhöhe von 800 ''/ und senkt sich allmälig gegen den Aequator hin. Der Osttheil ist bedeutend höher als der westliche. Die erwähnte Wasserscheide trennt die beiden größten Ströme Süd¬ afrikas: der Zambesi (sambesi) fließt nach S., dann nach O., der Congo aus dem Bangweolosee als Luälawa erst nach N. (etwa bis 2° n. B.), dann nach SW. Der Zambesi bildet in seinem Mittelläufe die berühmten Victoria-Fälle, den kolossalsten Wasserfall der Erde. Er stürzt sich, 650'"/ breit, 300"/ tief in ein nur 10 bis 12"/ breites Bett hinab. Der östliche Theil des Tafellandes ist mit großen Seen bedeckt. Die Quellseen des Nil und der des Luälawa wurden schon genannt. Außerdem merke man noch den Nyassasee, der einen Nebenfluß zum Zambesi sendet, und den Tanganjikasee. Das Tafelland ist mit Randgebirgen umgeben, die in Terrassen zu den schmalen Küstenebenen abfallcn. Im NO. erheben sich zwei große Schneeberge, die man jetzt als die höchsten Erhebungen Afrikas ansieht: der Kilima-Nscharv, 5700 '"/, und der KLnia, 5500 ^/. Den NW.-Pfeiler bildet das vulkanische Camernn-Gebirge, über 4000 hoch. Innerhalb der Grenzen der Tropenregen (s. S. 68) ist das Land größtentheils fruchtbarer Waldboden, zum geringem Theil (im O.) Steppe. Die Küstenebenen sind auch hier heiß-feucht und daher für den Europäer sehr ungesund. Jenseits der Tropenregen dehnt sich die Kalahari, halb Wüste, halb Steppe, aus. Die außertropischen Randläuder sind fruchtbar und gesund und daher der europäischen Colonisation zugänglich. Bevölkerung. Den tropischen Theil bewohnen die zahlreichen Bantustümme (s. S. 69), unter schwerem Despoteudrucke von Jagd, Vieh¬ zucht und Ackerbau (voll den Weibern betrieben) lebend. Das wichtigste Volk unter ihnen sind die Kaffern, die sich weit nach SO. ausdehneu. Der anßertropische Theil hat eine eigene Rasse, zu denen die Buschmän¬ ner und Hottentotten gehören. Das Jagdvolk der Buschmänner wurde von dem gelblich-braunen, durch büschelförmig verfilztes Haar ausgezeichneten Hirtenvolke der Hottentotten in un¬ fruchtbare Gegenden verdrängt; diese erlagen selbst im O. den ackerbautreibenden Kaffern. Seit dem Beginne der europäischen Colonisation gehen Buschmann und Hottentotte ihrem gänzlichen Anssterbcn entgegen. Knl.kci'lnng: 1.) Das Gcrpkcrnd. Das Capland ist das südlichste Terrassenland Hochafrika's und wird im N. von dem nicht schiffbaren Garip oder Oranje (mit dem Vaal) begrenzt. Es besteht aus drei, durch Randgebirge von einander scharf geschiedenen Ter¬ rassen: a) die Küstenebene; b) die Terrasse Karroo, d. h. hart, weil der Boden in der trockenen Jahreszeit so hart wie gebrannter Thon ist, während er zur Regenzeit in ein weites Blumen- und Grasmeer sich verwandelt, welches von den Kolonisten mit ihren Hccrden besucht wird; e) die dritte Terrasse, wo wir nns bereits auf dem Tasellande von Südafrika befinden. Zuerst traten holländische Bauern oder Boers (bürs) als Kolo¬ nisten auf, später nahmen die Engländer das Land in Besitz, und die mit dem neuen Regiment unzufriedenen Boers zogen nordwärts, uni im fortgesetzten Kampfe mit den Kaffern sich eine neue Heimat zu gründen. Der Hauptort ist Capstadt an der Tafelbai, welche durch den Tafelberg (mit den: Cap der guten Hoffnung) von der falschen Bai getrennt wird. Im O. die aufblühende Hafenstadt Port-Elisabeth. Die Wichtigkeit der Capkvlonie beruht wesentlich auf drei Momenten: u) Sie beherrscht den Eingang zum indischen Ozcan, wo die reichsten Besitzungen der Eng¬ länder liegen, d) Da ehr Klima infolge ihrer Lage in der gemäßigten, aber doch an der Grenze der heißen Zone ein warmes, jedoch äußerst gesundes ist, so eignet sie sich besonders als Acelimatisativnsstation für die nach Indien bestimmten englischen Soldaten, o) Endlich ist sie der Ausgangspunkt der christlichen Missionen und die Eingangspforte, durch welche die abendländische Kultur ihreu Weg zu den wilden Völkern des inner» Afrika nimmt. Ihr bedeutendster Ausfuhrartikel ist Schafwolle. Auch die Capweine sind sehr geschätzt. 2. ) Die östlichen Küstenländer.'. n) Das Kaffern land. Die Boers gründeten hier die Kolonie Natal und zwei Republiken: die südliche Oranje-Republik und den nördlichen Transvaal-Freistaat (mit Gold- und Diamantenfeldern). Natal und seit jüngster Zeit auch die Transvaal-Republik sind jetzt eng¬ lisch. Hauptort von Natal: Port d 'Urban. ll) Sofäla und Mozambique (mosambik), goldreich, mit portu¬ giesischen Handelsniederlassungen. c) Zanzibar (sänsibar), zum Theil von Arabern bewohnt und volt einem Sultan aus arabischen: Stamme beherrscht. Die gleichnamige, auf einer kleinen Insel gelegene Hauptstadt ist der wichtigste Handels¬ platz ai: der Ostküste und ein Ausgangspunkt der Expeditionen in das Innere von Afrika. ä) Das Osthorn von Afrika mit dem Cap Gnardafui (guärda fui, „hütet euch", d. h. vor dem Meere) ist das Land der So mal, eines hamitischen Volkes. Ihre Nachbarn sind die ihnen verwandten Gallas, ein schönes nnd tapferes Volk. 3. ) Die westlichen Küstenländer:. Die Küste von 20" s. B. bis zum Cap Lopez (lopes) heißt Nied er - Gninea. Palmenöl ist der Haupthandelsartikel; der Guinenwald ist der Aufenthaltsort der menschenähnlichen Affen: Gorilla und Schimpanse. Nördlich vom Congv bestehen unabhängige Reiche. Die Portu¬ giesen, deren Herrschaft sich hier im 16. Jahrh. weit landeinwärts erstreckte, haben nur mehr unbedeutende Handelsfactoreien in Angola und Benguela (bengela). Hanptort: Loanda. 8 39. Die afrikanischen Inseln. Die roostnsritrnni schon, inr atlantischen chzean gelegenen Inseln. 1.) Die Azoren (assoren — Habichtsinseln) gehören den Portu¬ giesen und werden von diesen zu Europa gerechnet. Der Boden ist vul¬ kanisch, das Klima äußerst gesuüd. 78 2. ) Madeira (madera), ebenfalls portugiesisch. Wegen seiner stets gleichförmig marinen Luft ist es als Heilungsort sehr be¬ sucht, auch wichtig wegen seines Weinbaues (der nun in neuem Aufschwünge begriffen) nnd seiner Zuckcrpflauzungcn, sonne als Rastort für die West- und Ostindienfahrer. Hauptstadt Funchal (fuutschäl). 3. ) Die eanarischen Inseln gehören den Spaniern und werden von diesen zu Europa gerechnet. Sie sind vulkanisch; ihre höchste Erhebung, der 3700'"'/ hohe Pik de Tene¬ riffa auf der größten Insel Teneriffa, ist noch jetzt thätig. Die Insel Ferro ist durch die Zählung der Längengrade bekannt geworden. Die Canarien sind jetzt der Hauptsitz der Cocheuillenzucht (Cochenille fkoscheuiljes, eine Schildlaus, die den schönsten rothcn Farbstoss liefert). 4. ) Die vulkanischen Inseln des grünen Vorgebirges oder eapverdischen Inseln sind portugiesisch. 5. ) Von den vier ungesunden Guinea-Inseln gehört die nörd¬ lichste (Fernando Po) nnd südlichste (Aunvbon) den Spaniern, die beiden Mittlern (Prinzeninsel und St. Thome) den Portugiesen. 6. ) Die beiden englischen Felseneilande Ascension und St. He¬ lena sind wichtige Stationen für die Ostiudienfahrer. Letztere ist auch durch Napoleon I. berühmt geworden, der hier auf dem im Innern gelegenen Pachthof Longwood (longwuo) im Exil lebte und starb. 7. ) Die ebenfalls den Engländern gehörige Inselgruppe Tristan d'Aeunha (akunja). v) Ale ostafrükernischan, inr indischen Kzenn gelegenen Inseln. 1. ) Madagaskar (fast so groß wie Oesterreich, 3 Mill. Ew.), von der parallel laufenden Ostküste durch den breitet: Kanal von Mozambique (mosambik) getrennt, die drittgrößte Insel der Erde. Madagaskar wird von hohen, mit Urwäldern bedeckten Gebirgen durchzogen, deren Gipfel bis zu 3600'"/ ansteigcn. Eigenthümlich ist seine Pflanzen-, besonders aber seine Thierwelt (charakterisirt durch die Lemuren oder Halbaffen, die hier die Hälfte aller Säugethicre ausmachcn). Bom W. her sind Kafferu, vom O. her Malaien eingewaudert. Die Hauptstadt und Residenz der christlichen Königin ist Antanari wo. 2. ) Die Comoren im nördlichen Eingang des Kanals von Mozam¬ bique sind meistens von arabischen Sultanen beherrscht; Mayotta gehört den Franzosen. 3. ) Von den vier Maskarenen gehören Mauritius und Ro¬ driguez (rodriges) deu Engländern, La Reunion (früher Bourbon) den Franzosen. Sie sind berühmt durch die Kultur des Zuckerrohrs. 4. ) Die unbewohnten Almiranten und 5. ) die Seychellen (seschellen) sind englisch. 6. ) Die Insel Zanzibar (sänsibar, s. S. 77). 7. ) Soeötra, am Eingänge des arabischen Meerbusens, steht unter der Herrschaft eines Sultans an der Südküste von Arabien. iV. Allgemeiner Th eil. i? 40. Das Land. Asien, der größte aller Cvntinente (813,000 sZM. oder 45 Mill, hängt mit Europa und Afrika durch Landverbindung zusammen und tritt den beiden andern Continenten durch Insel- (Australien) oder Halbinselbildung (Amerika, Behringsstraße nur 15 M. — 110^ breit) nahe. Von welchen Ozeanen wird es umgeben? Von Europa wird es getrennt durch den Ural, den Urälfluß, die Manytschniedernng im N. des Kaukasus, das asow'sche Meer, die Straße von Kertsch, das Schwarze Meer, den Bosporus, das Marmarameer und die Straße der Dardanellen. Mit Afrika wird es durch die Landenge von Suez (sues) verbunden und jetzt durch den Suezkanal getrennt. Nördlichster Punkt Cap Tscheljuskin 78, 120, südlichster Cap Buru nö. von 0, 120, östlichster Ostcap 6lU/z, 210, westlichster Cap Baba ö. von 40, 44. Außerdem merke: Ural w. von 80, Suez 30, 50. Gliederung. Die größte Gliederung besitzt die Ost- und Südküste: der N. ist ungegliedert. Halbinseln: Das Tschuktscheuvorland, Kamtschatka, Korea; Hinterindien, Vorderindien, Arabien, Kleinasien. Inseln: Die sibirischen Inseln; die Kurilen, Sachalin:, die japanische Inselwelt, die chinesischen Inseln Formosa und Hainan; die hinterindische Inselwelt, Ceylon; Cypern und die Sporaden. Nodenbildung. Zwei Drittel von Asien ist Hochland, ein Drittel Tiefland. Während in Afrika das Tafelland vorherrscht, treten in Asien neben dem Tafellande auch Kettengebirge in größerer Ausdehnung auf, und zwar in der Form von Randgebirgen oder den Tafelländern auf¬ gesetzt. Die vorherrschende Form des Hochlandes ist das Tafelland mit Randgebirgen. Ein Gürtel von Hochebenen zieht mit abnehmender Aus¬ dehnung und Höhe vom großen Ozean bis zum mittelländischen Meere: das centralasiatische, eranische (mit jenem durch das Hinduküsch- Gebirge verbunden), armenische (mit dem der Kaükasus zusammenhüngt) und kleinasiatische Hochland. Als isolirte Hochländer sind zu betrach¬ ten das von Dekan und das syrisch-arabische. Im N. des Continentes dehnt sich das sibirisch-turänische Tief¬ land, das größte der Erde, ans. Durch das große Völkerthor zwischen dein Ural und Kaspisee hängt -es mit dein osteuropäischen zusammen. Himalaya 80 °" Kleinere, wenn auch noch immer aus¬ gedehnte Tiefländer finden sich nm Unter¬ laufe der großen Ströme: das chinesi¬ sche, vorderindische und mesopota- K § Z (Fig. 25.) Profi! von Asien. mische. Zur Charakteristik Asiens merke somit fol¬ gende Punkte: 1.) Asien ist der größte Continent; 2.) es hat die größten Halbinseln; 3.) es hat das größte Tiefland und das höchste Tafelland (Ti¬ bet); 4.) es hat das höchste Gebirge (Himalaya); 5.) es hat die höchste Erhebung (Gaurifankar, 8800^) und die tiefste sichtbare Einsenkung der Erdoberfläche (todtes Meer, 390'"/ unter dem Meeresspiegel). Bewässerung. Entsprechend den Bo¬ denverhältnissen unterscheiden wir zwei Be- wässernngsgebiete: 1.) Die Tafelländer, welche den Stamm von Asien durchziehen, sind das Gebiet der continentalen Flüsse, d. h. ohne Abfluß zum Meere, da die Flüsse nicht die Randgebirge durch¬ brechen konnten. 2.) Die die innern Tafel¬ länder umgebenden Randländer sind das Gebiet der ozeanischen Flüsse, von denen die meisten und größten strahlen¬ förmig von dem centralen Hochlande aus- ströinen. Charakteristisch ist das Auftreten von Doppel- oder Zwillingsströmen. Man versteht darunter Flüsse, die aus benachbarten Quellgebieten kommen, an¬ fangs nach entgegengesetzten Richtungen sich trennen, sodann sich aber wieder einan¬ der nähern, um als Parallelströme oder vereinigt in das Meer sich zu ergießen. Von den 17 großen Strömen fließen: 1. ) nach N. die drei sibirischen Strö¬ me: Ob, Jenissei, Lena; sie münden in das nördliche Eismeer; 2. ) nach O.: der Amur und die chi¬ nesischen Zwillingsströme Hoängho und Jängtse-Kiäng; sie ergießen sich in den großen Ozean; 3. ) nach S.: a.) die vier hinterindi¬ schen Flüsse, unter denen zwar nicht der größte, aber der wasserreichste die Jrä- wadi ist; b) die vorderindischen Ströme Indus und das Zwillingspaar Ganges und Brahmaputra; a) die Doppelströme GEuphrat und Tigris; sie ergießen sich in den indischen Ozean; 81 4.) nach W.: die Zwillingsströme Amu (Oxus) und Syr (Jaxar- tes); sie münden in den Aralsee. Obwol die beiden letztem in einen See münden, sind sie doch nicht als conti- nentale Flüsse (im Sinne der früher genannten) aufzufasscn, denn Aral- und Kaspi- see sind nur die Ueberrcste eines früheren Mceresarmes, der das schwarze mit dem Eismeere verband. Klima, 'Manzen- und Mierivelt. Der Cvntinent wird von dem nördlichen Polarkreise und dem Wendekreise des Krebses, die hinteriudischen Inseln vom Aeqnator durchschnitten, und Asien nimmt somit an allen drei Zonen Antheil. Allein diese Eintheilnng ist für das wirkliche Klüna Asiens nicht durchaus maßgebend. Die gewaltige Ausdehnung des Conti- nentes, der im Winter rasch erkaltet, und die bedeutende Höhe der Tafel¬ länder und Gebirge hat zur Folge, daß Asien bedeutend kälter ist als Europa unter gleicher Breite. Jakutsk liegt in der kältesten Gegend der alten Welt (Mitteltemperatur des Januar — 40° 0., so daß das Quecksilber gefriert, während sie in der norwegischen Stadt Bergen, die nur 1stz° südlicher liegt, 0° 0. beträgt). In Bezug auf Vegetation müssen wir zwei Haupttheile unter¬ scheiden: 1.) Die Tafelländer, die durch Raudgebirge von den See¬ winden abgeschlossen werden, haben trockenes Klima und somit Wüsten- odcr Steppcncharakter. Dieser Wüstengürtel durchzieht ganz Asien von O. nach W. nnd setzt sich jenseits der Snezenge in der Sahara fort. 2.) Die gegen das Meer hin offen liegenden Randländer, besonders die süd¬ lichen und südöstlichen, empfangen reichlichen Niederschlag. Gesellt sich dazu noch ausgiebige Wärme, so entwickelt sich eine Pflanzenfülle, wie wir sie kaum noch irgendwo anders finden. Im Reichthum an Formen wird Asien nur von Amerika, im Reichthum an Nutzpflanzen aber von keinem Erdtheile übertroffen. Unter diesen nehmen der Reis, die Baumwolle, die sogenannten Kolonial¬ waren (Thec, Kaffee, Zucker), die Färbehölzer und Gewürze die ersten Stellen ein. Wie Asien die Heimat der meisten Nutzpflanzen ist, so auch die fast aller vom Menschen gezähmten Thiere. Die kalte Zone ist die Heimat des Rcnthieres, in den ausgedehnten Wüsten nnd Steppen des mittleren Asiens sind Kameel und Pferd die wichtigsten Haus- thiere, in den tropischen Ländern erreicht aber die Fauna ihre höchste Vollendung, und die Wälder Bengalens und der ostindischcn Inseln sind der Aufenthaltsort der kolossalsten, kräftigsten und wildesten Thiere, deren König, wie in Afrika der Löwe, in Asien der Tiger ist. Das wichtigste Hausthier des Südens ist der Elefant. 8 41. Bevölkerung. Absolute Bevölkerung 824 Mill., relative daher 1000 (oder 18 auf 1 Die Bevölkerung theilt sich in zwei Hauptgruppen: 1.) Mongolen, welche den östlichen Theil (das eentralasiatische Hochland und dessen Stnfenländer, das sibirisch-turänische und chinesische Tiefland, Hinter- 82 indien und die östlichen Inseln) bewohnen; 2.) Mittelländer, und zwar Indo-Europäer in Vorderindien, Iran und Armenien, Semiten in Vorderasien. Mongolische Rasse. I. Völker nut einsilbigen Sprachen. II. Japanesen und Koreaner. 1.) Chinesen, 2.)Jndo-Chinescn, 3.)Tibetaner und andere Himalayastämme. III. Ural-altcüscher Stamm. IV. Mehrere nordasiatische Völker. I.) Mandschu, 2.) Mongolen, 3.) Finnen, 4.) Samojeden, ö.) Türken. V. Mit den Mongolen verwandt die Malaien. Mittelländische Rasse. I. Indo-Europäer. II. Semiten. III. Kaukasus-Völker. I.) Inder (Hindu), 1.) Araber, 2.) Juden. 2.)Eraner (Perser, Af¬ ghanen, Belutschen, Armenier). Asien ist der älteste Sitz des Menschengeschlechtes und so auch die Urheimat der mittelländischen Rasse. Die ursprünglichen Wohnsitze unserer Vorfahren sind ini armenischen Hochlande und Kaukasus zu suchen, von wo aus ein Theil das Hoch¬ land von JrLn (Perser), ein Theil Vorderindien (Hindu) bevölkerte, während Kelten, Germanen, Slaven, Griechen und Italiker nach Europa zogen. Diese sieben Hauptstämme bilden den großen indo-europäischen Sprachstamm, in dessen Hände die Geschicke der Erde gelegt sind. Nicht minder wichtig sind die Semiten (Juden, Araber) als Träger des Monotheismus (ursprüngliche Heimat der jüdischen und christlichen Religion Palästina, des Islam Arabien). Wie in Asien zwei Rassen herrschen, so anch zwei Religionen: die Mongolen bekennen sich größtentheils zum buddhistischen Heiden- thume, die Mittelländer (mit Ausnahme der Hindü) und die Malaien zum Muhamedanismns. Das Christenthum wird im N. von den Russen, im S. und O. von katholischen und protestantischen Missionären verbreitet, hat aber bisher keine weite Verbreitung gefunden. Juden finden wir besonders in Westasien zerstreut. In Bezug auf die Kultur scheiden sich die Völker Asiens in No¬ maden und ansässige Ackerbauer. Jene bewohnen die Steppen, Wüsten und das rauhe sibirische Tiefland, diese die begünstigte ozeanische Peripherie. Nur die ansässigen Volker haben Staaten gegründet, deren Form die despotische Monarchie ist. Mehr als die Hälfte von Asien steht jetzt unter der Herrschaft der Europäer. Die größten Besitzungen haben die Russen, Engländer, Türken und Holländer, kleinere Länderstriche die Spanier, Por¬ tugiesen und Franzosen. Unter allen diesen europäischen Völkern sind für Asien aber am wichtigsten die Russen, welche den Norden beherrschen und von da immer weiter nach Süden Vordringen, und die Engländer, die in Vorderindien das reichste Land der Erde besitzen und durch geschickte Anlage von Kolonien sich zu Herren des indischen Ozeans auf¬ geworfen haben. 88 L. Beschreibung der einzelnen Länder. 8 42. Die Monsünländer. (Allgemeines zu W 43—47.) Unter den Monsünländern verstehen wir jene Länder , welche von Monsuns, d. h. regelmäßig mit den Jahreszeiten wechselnden Winden, bestrichen werden. Es sind dies Vorder- und Hinterindien, der ostindische Archipel, China mit der Mandschurei nud Korea, das russische Amnrgebiet und Japan. Der Grund des regelmäßigen Wechsels der Winde ist folgender: Das Land hat die Eigenschaft, sich sehr rasch zu erwärmen, aber auch sehr rasch zu erkalten; das Wasser hingegen nimmt langsam Wärme an und behält sie lange. Im Winter muß nun die ostasiatische Cvn- tinentalmasse nicht blvs wegen ihrer gewaltigen Ausdehnung, sondern auch wegen der Höhe der Tafelländer sehr bedeutend erkalten, während der in der Tropenzone gelegene indische und der mittlere große Ozean noch verhältnismäßig warm sind. In der Kälte zieht sich aber die Luft, wie alle Körper, zusammen, sie wird dichter und schwerer, und von solcher Beschaffenheit wird daher auch die Luft über dem östlichen Asien fein, während die Luft iiber den benachbarten Ozeanen dünner nnd leichter ist. Es ist nun ein allgemeines Gesetz, daß die schwerere Luft stets dorthin abfließt, wo die Luft leichter ist; also muß im Winter der Wind aus Ostasien nach dem Meere wehen; als Continentalwind bringt er trockenes Wetter. Im Sommer sind die Verhältnisse gerade umgekehrt. Ostasien wird bedeutend erhitzt, das Meer hingegen ist verhältnismäßig kühl. Die Luft über dem Meere ist somit schwerer als die über dein Continente, es muß also der Wind vom Meere nach Ostasien wehen; als ozeanischer Wind bringt er Regen. Die Regenwolken können aber die hohen Rand¬ gebirge des centralen Hochlandes nicht übersteigen, sie müssen daher all' ihr Wasser über die Randländer ergießen. Es herrscht also: ini Winter im Sommer in den südlichen Monsünländern NO.-Wind SW.-Wind » » östlichen » NW.-Wind SO.-Wind trockenes Wetter Regen. Wärme und reichlicher, selten ansbleibender Regen ha¬ ben diese Länder außerordent¬ lich fruchtbar gemacht. Tro¬ pische Gewächse reiche» weit über den Wendekreis hinaus; die Palme, der für diese Gegen¬ den charakteristische Baum, so¬ gar bis ins südliche Japan. Regen im asiatischen Monsüngebiete. jährliche Regenmenge. 84 Wv reichliche Nahrung ist, da können auch viele Menschen wohnen; die Monsünländer sind daher auch die bevölkertsten Asiens. Von den 824 Mill., die den ganzen Continent bewohnen, leben 770 Mill, in den Mon- sünländern, obwol diese nur beiläufig ch. von ganz Asien ausniachen. Wie viele Menschen leben also im übrigen Asien? In den Monsünländern beträgt die relative Dichtigkeit durchschnittlich 2900 (um 1200 mehr als in Europa), im übrigen Ästen nur ca. 100. In den fruchtbarsten Monsünländern erwuchs die indische und die chinesische Kultur. Auf diesen Ländern beruht auch die Zukunft Asiens. 8 43. Vorderindien. Aas Land. Vorderindien, 70,000 ßstM. 3^ Mill, also sechsmal so groß als Oesterreich), streckt sich in Dreieckfvrm zwischen dem arabischen Meere nud dem stürmereichen Golf von Bengalen (die indischen Stürme heißen Cyclonen) in den indischen Ozean hinaus und wird im SO. von einer großen Insel, Ceylon, begleitet. Im N. wird es durch das höchste Gebirge der Erde, den Himrtlaya, vom centralasiati¬ schen Hochlande geschieden. Vorderindien scheidet sich in zwei Theile: 1. ) Das Gieflicrnd, im W. vom Indus, im O. vom Ganges und Brahmaputra reichlich bewässert. Die Gangesebene ist das eigentliche Hindostkn. Der Indus, Brahmaputra und Ganges bilden unter einander Zwillingsströme. Brahmaputra und Indus entspringen unweit von einander auf der Nordseite des Himalaya, durchfließen in entgegengesetzter Richtung tibetanische Hochthäler, und nach¬ dem sie fast rechtwinklig gebogen das Gebirge durchbrochen, nach SW. das Tiefland. Der Indus erhält auf seiner linken Seite vier Nebenflüsse, mit denen er das P a ud - schab bildet, auf seiner rechten den Kabul, dessen Thal die einzige Verbin¬ dungsstraße zwischen Indien und Vorderasicn bildet. Der Ganges (»die heilige Ganga«) entspringt am Südabhangc des Himalaya, wird durch die Windhiakette nach O. gedrängt und vereinigt sich, nachdem er viele wasserreiche Neben¬ flüsse, unter denen die D s ch a m n a der wichtigste ist, ausgenommen, mit dem Brahma¬ putra zu einem großartigen Delta. Der schiffbare Hauptarm heißt Hugli. Hindostan prangt in der üppigsten tropischen Pflanzenfülle. Unabsehbar dehnen sich die Reisfelder und Bananenwälder (Banane, der indische Feigenbaum) aus, und auf dem Wasser schwimmt die heilige Lotosblume. Die Cocospalme wird bis 26, das Bambusrohr bis 16 hoch. Die Entwicklung der Thierwelt erreicht hier ihren Höhepunkt. Riesige Krokodillc bewohnen die Flüsse; Tiger und Panther, zahlreiche Affen, prächtige Vogel (Pfau) und giftige Schlangen beleben die Wälder. Das wichtigste Hausthier ist der Elefant. 2. )Das Koch1'crrrd von AMclN, die eigentliche Halbinsel, ist ein von Randgebirgen umschlossenes, nach O. sich senkendes Tafelland von 600 — 700 mittlerer Höhe. Die Randgebirge sind im N. die Wind¬ hiakette, im O. und W. die Ghats (—Leiter); sie übersteigen nur wenig die Hochebene (die höchste Erhebung, die Nilgiris, 2600 im S.), fangen aber doch theilweise die Monsünregen auf und geben somit der letzter» einen steppenartigen Charakter bei kühlerem und gesundem Klima. Vorderindien ist von Alters her berühmt wegen seiner Perlen unö Edelsteine (darunter Diamanten im Dekan), vor allem aber 85 wegen seiner Pflanzenschätze. Es erzeugt Reis und Weizen in Fülle, Gewürze, Opium, ein betäubendes Gift, das in vielen Ländern als verdammungswerthes Genußmittel gebraucht wird, aber auch eines der kräftigsten und unentbehrlichsten Heilmittel; Indigo, woraus man die blaue Farbe gewinnt; Thee im Himalaya; der Tekbaum liefert das trefflichste Holz für den Schiffbau; vor allem aber ist Indien nach Ame¬ rika das wichtigste Erzengungsgcbiet für Baumwolle. Auch Kohle und Eisen besitzt es, doch nicht in genügenden Mengen. Bevölkerung und politischer Instand. Die Urbewohner sind die dunkelfarbigen Dravidas, die wahrscheinlich eine selbständige Raffe bilden. Um 2000 v. Chr. wanderten die indoeuropäischen Hindus ans dem NW. ein und drangen allmälig in das Gangesland und erst später in das Dekan vor. Im gesegneten Gangeslandc bildeten sie ein eigen- thümliches Kulturleben ans, dessen Grundpfeiler die Brahmareligion, aus deren Schooße der Buddhismus hcrvorging, und das Kasten¬ wesen sind. Die Brahmareligion erkennt drei Hcmptgotkhcitcu an: Brci h m a, den Schöpfer, Wisch nu, den Erhalter, und Schiwa, den Zerstörer. Durch die Religion ist das Kastenwesen geheiligt, das auch jetzt noch erhalten ist. Das Volk ist so streng in Stände geschieden, daß ein Ucbergang aus einem in den andern unmöglich ist. Die höchste Kaste ist die der Brahmnneu oder Priester-, die untersten Kasten führen ein elendes, verachtetes Dasein ohne Hoffnung auf Besserung. Gegen diese Bedrückung des untern Volkes trat im sechsten Jahrhundert v. Chr. Gautama, ein indischer Königssohn, später Buddha, d. h. der Erretter, genannt, auf. Er verwarf das Kastenwesen und die brahmanischen Götter und wurde so der Gründer des Buddhismus, der zwar aus Indien verdrängt wurde, dafür aber nach N. und O. sich verbreitete und jetzt etwa 400 Mill. Bekenner zählt. Im Laufe der Zeit hat er sich aber sehr verändert. Die Buddhisten verehren eine große Anzahl Götter oder Heilige (darunter auch Buddha), deren freistehende Tempel Pagoden heißen; die Priester nennt man gewöhnlich Bonzen. In allen buddhistischen Ländern finden wir eine übermäßig große Anzahl Männer- und Fraucnklöster. Der Gottes¬ dienst besteht in einem leeren Formcnwcscn. Die Hindus treiben von Alters her Ackerbau, Industrie und Handel. In Kunst und Wissenschaft haben sic Großes geleistet; sie erbauten kolossale unterirdische Felsen¬ tempel (in der Nähe von Bombay) mit riesigen Götterbildern, sic schufen großartige Dichtungen; ihnen danken wir die Erfindung der sogenannten arabischen Ziffern. Der Reichthnm des Landes hat von jeher Eroberer augelockt, im Alterthum Alexander d. Gr., im Mittelalter muhamedanische Völker, die den Islam brachten, zn dem sich etwa */,. der Hindus bekennen, — in der neuern Zeit endlich die Portugiesen, Niederländer und Fran¬ zosen, die aber feit dem l 7. Jahrhundert den Briten weichen mußten. Von den 240 Mill. Einwohnern sind 190 Mill, britische Unterthanen, die übrigen leben noch unter einheimischen Fürsten, die aber machtlose englische Vasallen find. Die Königin von England nennt sich jetztKaiserin von Indien. Städte. Indien besitzt 21 Städte mit mehr als 100,000 Ew. Die meisten derselben, wie überhaupt die bedeutendsten, liegen theils im fruchtbarsten Gebiete (Hindvstän), theils au den Küsten Dekans, von denen die westliche Malabar, die östliche Coromandel heißt. 1.) Die Himalaya-Landschaften. Im W. Kaschmir, ein herr¬ liches, gesundes Gebirgsland und berühmt wegen der Kaschmirshawls, 86 die in der Hauptstadt Srinager verfertigt werden und wozu die tibe¬ tanische Ziege die Wolle liefert. Im O. liegen die einzigen noch unab¬ hängigen Staaten Nepal und Butan. 2. ) Das Jndusgcbiet, wichtig als Dnrchgangsland des Binnen¬ handels nach Vorder- (durch das Kabnlthal) und Centralasien. Pi- schawar, eine Festung, die das Kabulthal bewacht; Attok an der Mündung des Kabul ist der Schlüssel zu Indien; Lahor an der großen Handelsstraße, die von Kabulistän nach dem Ganges führt. 3. ) Das mittlere Hindost an oder das große Tiefland des Ganges und der Dschanina. An den -heiligen» Flüssen, den natürlichen Straßen, drängen sich die großen Hindnstädte alter und neuer Zeit zu¬ sammen. An der Dschamna liegen: Delhi auf dem nördlichsten Aus¬ läufer des Tafellandes, einst Residenz des mnhamedanischen Großmoguls, der im Mittelalter Indien beherrschte, und damals die größte Stadt Hin¬ dustans (mit 2 Mill. Ew.), berühmt durch seine prächtigen Bauten, und Agra, dessen Marmorbauten jetzt in Trümmer gesunken sind. Am Einflüsse der Dschamna in den Ganges Allahabad, einer der wichtigsten Wall¬ fahrtsorte der Hindus, zugleich der Hauptwaffenplatz der Engländer mit einer uneinnehmbaren Citadelle. Am Ganges: Benares, die heiligste Stadt der Inder, mit zahlreichen Tempeln und heiligen Badeplätzen, die hohe Schule der Brahmanen, und Patna. An einem Nebenflüsse des Ganges Lakhnaü. 4. ) Bengalen (das östliche Hindostän) mit ungesundem Klima; der feuchte Boden erzeugt Fiebcrluft. Am schiffbaren Hugli liegt Kcrl- crrttcr. (800,000 Ew.), vor hundert Jahren ein armes Fischerdorf, jetzt die Residenz des englischen Vicekönigs und der erste Einfuhrhafen Indiens. 5. ) Dekan. An der bevorzugten Westküste Wonröay (640,000 Ew.), in der Nähe des Baumwollendistriktes, daher wichtigster Ausfuhrhafen Indiens nnd die Hauptstation für die englische Flotte in den indischen Gewässern. Snrate treibt blühenden Handel nut Persien. Goa war einst die glänzende Hauptstadt des portugiesischen Reiches in Indien, jetzt gänzlich verfallen. An der Coromandelküste ist HKadwÄs (400,000 Ew.) die wichtigste Handelsstadt für die Ausfuhr von Edelsteinen. Die Franzosen besitzen noch einige Städte, darunter Pondichery (pondischerri). — Im Innern Dekans ist die bedeutendste Stadt Haider ab ad (400,000 Ew.), in dessen Nähe die schönsten Diamanten (die im Handel berühmtem »Dia¬ manten von Golkonda«) gefunden werden. 6. ) Die Insel' Key Ion oder Sing hala (1100 UM. --- 63,000 doppelt so groß als Sicilien, 2'/z Mill. Ew.) Sie wird.durch die Palksstraße und den Golf von Manaar vom Fest¬ lande geschieden, aber durch die in Hebung begriffene Adamsbrückc (eine Reihe von Feljeninselu) mit demselben allmälig verbunden. Im N. ist sie flach, im S. eine Hochlandmnssc mit prächtigen Wäldern, aus der sich der den Buddhisten heilige Adamspik (2200"7 hoch) erhebt. Die für den Handel wichtige Lage fast in der Mitte des indischen Ozeans, das gesunde Klima, der Reichthnm der Berge an Eisen, des Meeres an Perlaustern, Secmuscheln und dem reinsten Salze, das an den Ufern abgelagert wird, der Flüsse an edlen Steinen, und endlich die herrliche Pflanzenwelt verschafften dieser Insel den Beinamen »Krone der indischen Lande«. Ceylon ist das 87 eigentliche Gewürzland, der echte Zimmtbaum hat hier seine Heimat. Jetzt ist es auch eines der wichtigsten Erzeugungsgebiete für Kaffee. Hauptstadt ist Colombo (100,000 Ew.); wichtiger sind die treff¬ lichen Hafenplätze Point (pennt) de Galle, mit großen Zimmtwaldungen, und Trincomale. 7.) Zu Indien zählt man noch die Jnfelreihen der Laccadiven und Malediven. 8 44. Ainterindien. Hinterindien, zwischen dem chinesischen Meere (mit dem Busen von Tonkin) und dem Busen von Bengalen, 40,000 ^M (2»/„ Mill. groß (mehr als das dreifache Oesterreich), läßt sich nach seiner Gliederung in zwei Theile scheiden: der nördliche breite Theil ist das eigentliche Hinterindien, im S. mit tiefen Einschnitten des Meeres (Meer¬ busen von Siam und Marta bau), zwischen denen die ungleich schmälere Halbinsel Maläka nach SO. verläuft. I. Krnteuündien. Die Halbinsel ist größtenteils gebirgig; fünf M e ri d i a n g e bir g e, Ausläufer des centralen Hochlandes, durch¬ ziehen sie und werden durch die Thäler der vier großen Ströme: Mekong, Menam, Salusu, Jräwadi von einander getrennt. Im O. und an den Flußmündungen (Deltas) liegen fruchtbare, aber höchst ungesunde Tiefländer mit unabsehbaren Reisfeldern. Die Bewohner sind die Indo-Chinesen (Mongolen), welche sich zum Buddhismus bekennen und eine der chinesischen verwandte Sprache sprechen, sowie sie auch von den Chinesen ihre Kultur erhalten haben. Hinterindien zerfällt in drei größere selbständige Staaten, die von ihren Fürsten despotisch regiert werden. Von europäischen Völkern haben nur die Briten und Franzosen Besitzungen. 1. ) Die englische Provinz Briti sch-Birma wird politisch zu Vorderindien gerechnet. Große Waldungen von Tekbänmen und ausgedehnte Reisfelder machen sie den Engländern werthvoll. Im Jrä- wadidelta die Handelsstadt Rangun. 2. ) B i r in a, das Gebiet der mittleren Jräwadi und Saluön, wird durch die englische Provinz ganz vom Meere abgeschnitten. Ava, die ehemalige Residenz, die Stadt der Kleinodien und Juwelen«, trauert in einsamer Verödung. Jetzt ist Mandalay die Hauptstadt. 3. ) Siam, zu beiden Seiten des Menam. An der Mündung dieses Flusses liegt die Hauptstadt Bangkok (^/z Mill. Ew.), ein wichtiger Handelsplatz. 4. ) Annam oder Cochinchina im O. des Mekong, Residenz Hne. Das Mündungsgebiet des Mekong besitzen die Franzosen; Stadt S a i g v n. II. Die Halbinsel Mcrl'Lkcr wird von einem selbständigen Gebirge durchzogen und von mnhamedanischen Malaien bewohnt. Die Eng¬ länder haben hier mehrere Besitzungen mit reichhaltigen Zinngruben 88 und den nützlichsten Gnmmisäften (Guttapertscha). Singcrpove (singapür, 100,000 Ew.), wegen seiner wichtigen Lage das »London des Orients« genannt. Singapore, d. h. die Löwenstadt, auf einer kleinen Insel, zu welcher die T iger vom Festlands herüberschwimmen, ist wegen seiner Lage an der Maläkastraße ein Sammelplatz der Schiffe aller Seevöiker aus Asien und Ozeanien, welche hicher ihre Landeserzeugnisse bringen, und zugleich der Centralpunkt für die Dampfschiffahrt in den asiatischen Gewässern. Hier theilt sich die Handelsstraße, uni entweder nach Australien oder nach Ostasien zu führen. III. In der Nähe von Hinterindien liegen die beiden Inselgruppen der Andamanen und Nikobaren. 8 45. Der oftindische Archipel. Diese fünf großen Inselgruppen, der Hauptvulkanherd der Erde (49 thätige Vulkane), bilden das verbindende Mittelglied zwischen Indien, China und Australien. Hier in der Nähe des Aequators, der die Molukken, Celebes, Borneo und Sumatra durchschneidet, erreicht die Vegetation, begünstigt durch Wärme, Feuchtigkeit und die natürliche Fruchtbarkeit des Bodens, ihre höchste Entfaltung: der Grashalm erscheint hier in der Form des Bambus als hoher Baumstamm und die Farren- kräuter so dick wie Fichtenstämme. Trotz der durch die gleiche Lage be¬ dingten Gleichförmigkeit des Klimas und der Erzeugnisse des Thier- und Pflanzenreiches hat jede der Inseln doch wieder ihre eigenthümlichen Naturschätze. Flächeninhalt 37,000 ssM. 2 Mill. (H^) mit 33 Mill. Bewohner. Der Archipel liegt zum größten Thcile im Gebiete der australischen Monsünregen, d. h. er bekommt Regen in unserem Winter, der für Australien der Sommer ist, wenn die Seeluft nach dem erhitzten australischen Festlandc hinüberzieht. Die Inselwelt (und Maläka) ist die Heimat der Mlcrlcrien, welche sich von da einerseits bis Madagaskar, anderseits iiber Polynesien aus¬ breiteten. Sie haben braune Hautfarbe, straffes, schwarzes Haar und mongolenähnlichc Gesichtszüge. Sie sind verschlossen, jähzornig und grausam. Unter dem Einflüsse indischer Kultur hat sich Sprache und Schrift ausgebildet, und auf Java wurde eine reiche Literatur geschaffen. Jetzt erliegen sie allmälig dem europäischen Einflüsse. Sie leben meist von Fischerei und Seehandcl, machen aber auch als kühne Seeräuber die chinesischen Gewässer unsicher. Ihre Religion ist der Islam. In den Besitz des Archipels haben sich zwei europäische Völker, die Holländer und Spanier, gctheilt. 1.) Die holländischen Wesihungen. a) Die vier großen Sunda-Jnseln. na.) Sumütra von Maläka durch die schmale Maläkastraße ge¬ trennt, ausgezeichnet durch die kolossalsten Formen der Landthiere (Rhiuv- ceros, Orangutang oder Waldmensch) und die riesigste aller Blumen (Rafflesia). Unter den östlich gelegenen kleinen Inseln ist zu merken Banka, das reichste Zinnland der Erde. Von Sumätra durch die Sundastraße, dem Hanptzugange zum chinesischen Meere, getrennt: 89 JLlm, ausgezeichnet durch seine zahlreichen isolirten, vulkani¬ schen Kegelberge und wegen seines Reichthums an Nahrungsstoffen (Getreide, Kaffee, Zucker) und andern Nutzpflanzen (Indigo, China¬ pflanze, Gewürze), die wichtigste unter allen Inseln des Archipels. In den ungesunden Niederungen liegt die Hauptstadt Batavia, der Sitz des holländischen Gouverneurs. Der wichtigste Ausfuhrhafen ist jetzt Surabaya. Durch den Sundasee von dieser Insel getrennt: oo) Bornöo (13,000 (DM. — 700,000 größer als Oester¬ reich), die größte Insel der Erde. Dieses Land des Goldes, der Diaman¬ ten und anderer Kostbarkeiten ist nur an den Küsten (mit Ausnahme der nördlichen) kultivirt, das Innere ist ein noch unerforschter Urwald. Bon ihm geschieden durch die Makassarstraße: ää) Celebes (ßelebes), aus vier langen schmalen Halbinseln mit dazwischen liegenden breiten Meerbusen bestehend. b) Die kleinen Sunda-Jnseln, worauf auch die Portugiesen eine Besitzung (auf Timor) haben. v) Die Molukken oder Gewürzinseln werden durch die Molukken¬ straße von Celebes getrennt. Am bolna hat die besten Gewürznelken, Banda die besten Muskatnüsse. 2.) Die spanischen Wesrhungen. Die Philippinen mit großen Tabak-, Cacao-, und Znckerpflan- zuugen. Die größte dieser Inseln ist Luzon oder Manila mit der gleichnamigen Hauptstadt (160,000 Ew.) Anmerkung. Die beiden Indien und der Archipel bilden infolge ihres großartigen Naturreichthums einen der Hmiptmittelpunkte des Welthandels; doch muß bemerkt werden, daß, wenn man vom Handel Indiens spricht, man unter diesem Ausdrucke gewöhnlich auch China und Japan begreift. Man nennt ihn den ostindi¬ schen oder'großindischen Handel im Gegensätze zum westindischen oder amerika¬ nischen. 8 46. C h in a. Aas Land. China, das östliche Randgebiet des centralasiatischen Hochlandes, hat 70,000 siM (---4 Mill.^A^,, also mehr als 6mal so groß wie Oesterreich). Seiner Bodenbeschaffenheit nach scheidet es sich in zwei Theile, die durch den Tfingling-schan und Fu-niu-schan (Schau — Gebirge), unmittelbare Fortsetzungen des Knnlün und mit ihren Gipfeln über die Schneegrenze reichend, von einander getrennt werden. Das südliche China, in das tropische Flora und Fauna noch hineinreicht, ist von den chinesischen Alpen erfüllt. Gebirge, Pla¬ teaus und reichbewüsserte Thäler wechseln in reizvoller Weise mit einander ab, etwa wie im mittleren Deutschland. Im nördlichen China dehnt sich bis an das Meer das große chinesische Tiefland aus; nach W. bilden Gebirge und Plateaus den Uebergang zum centralasiatischen Hoch¬ lande. Sie werden bis an die höchsten Gipfel von Löß, einer lehm¬ artigen, zerreiblichen, gelben Erde, bedeckt, der den fruchtbarsten Boden bildet. 90 Das oben genannte Scheidegebirge trennt anch die beiden Haupt¬ ströme China's: den gelben (von den mitgeführten Lößmassen) oder Hoänghv und den blauen oder Jängtse-Kiäng. Sie entspringen im centralasiatischen Hochlande und umfließen zweimal gebrochen den Ostrand. Außerordentlich groß ist der natürliche Reichthum des Landes, und gesteigert wurde er noch durch den rastlosen Fleiß der Bewohner. China ist in Bezug auf Ackerbau das erste Land der Erde, Weizen im N. und Reis im S. sind die Hauptfrüchte, die aber von der dichten Be¬ völkerung aufgebraucht werden. Für den Handel sind Thce (in den süd¬ lichen Gebirgslandschaften) und Seide die wichtigsten Produkte. Als stcinkohlenreichstes Land der Erde hat es eine große Zu¬ kunft, wenn einmal die europäische Industrie hier heimisch geworden. "Bevölkerung. In China leben 400 Mill. Menschen (100 Mill, mehr, als in ganz Europa); die Hälfte aller Asiaten sind somit Chinesen; die Volksdichtigkeit von 5600 wird von keinem gleich großen Landgebiete übertroffen. China ist somit das bevölkertste Land der Erde. Am dichtesten ist das Tiefland bevölkert. Es ist kaum so groß als Oesterreich und hat doch 150 Mill. Bewohner (Oesterreich nur 37). Selbst die außerordentliche Fruchtbarkeit des Bodens und die ausgiebigste Benützung desselben kann eine solche Volksmenge nicht erhalten, und daher wandern jährlich Tausende von Chinesen in die Fremde, besonders nach Amerika. Unter allen mongolischen Völkern haben allein die Chinesen aus eigener Kraft eine mächtige Kultur geschaffen und diese ihren Nachbar¬ völkern initgetheilt. Ihre Kultur ist eine ganz eigenartige, da sic von allen andern Kulturvölkern durch das ccntralasiatische Hochland getrennt werden. Anderseits reizte sie auch das Meer nicht, denn bis nach Japan wird es von gefährlichen Stürmen (Tcifüns) heim- gesucht, die Küsten sind klippenreich, und überdies kann der Chinese alle Bedürfnisse in der Heimat befriedigen. Rastlose Thätigkeit ist ihni eigen, er kennt keinen Ruhetag. Großartige Werke hat er ausgeführt; die größten sind der Kaiserkanal, der die südlichen Provinzen mit der Hauptstadt verbindet (in Europa würde er die Ostsee mit dem adriatischen Meere verbinden), und die chinesische Mauer, womit er sein Land gegen die Nomadenvölker der Wüste Gobi schützte. Aber er entbehrt jedes höhern Aufschwungs, die Kunst kennt er eben so wenig wie die wahre Wissenschaft, trotz feiner umfangreichen Literatur. Die chinesische Kultur ist eine sehr alte und zählt jedenfalls nach Jahrtausenden. Die Porzellanfabrication, das Schießpulver, die Buchdruckcrkunst und, den Compaß kannten die Chinesen schon lange vor Christus; das »Reich der Mitte« ist der älteste Staat unter den jetzt bestehenden. Jni Bewußtsein, aus eigener Kraft die Kultur ge¬ schaffen zu haben, verschmäht der Chinese alles Ausländische, verwehrte bis auf die neueste Zeit jedem Fremden den Zutritt in sein Land und entbehrte somit der be¬ fruchtenden Einwirkung europäischer Aufklärung und Gesittung. Jetzt ist China deni europäischen Handel geöffnet, und daher wird auch der Einfluß unserer Kultur sich imnier mehr geltend machen. Ebenso eigenthümlich wie die Kultur der Chinesen ist auch ihre Sprache, die zu den einsilbigen gehört. Sic besteht aus ca. 500 einsilbigen Wörtern, von denen jedes sein eigenes Zeichen hat, daher cs sehr schwer ist, Fertigkeit im Lesen zu er¬ langen. Der außerdem noch nöthigc Wortvorrath wird durch verschiedene Acccntuirung und Zusammensetzung gewonnen. Die anerkannte Staatsreligion ist die Lehre des Kong-fu-tse (An¬ betung des Himmels und der Ahnen), doch bekennt sich das Volk zur Lehre des-Fo (Buddha) und ist tief in Aberglauben versunken. 91 Die Staatsverfassnng ist eine thcokratische, d. h. der Kaiser, »Sohn des Himmels-, herrscht im Namen des höchsten Wesens. Er ist kein Chinese, sondern aus dein Stamme der Mandschu, die im 17. Jahr¬ hunderte China eroberten, aber in kurzer Zeit die überlegene Kultur und Sprache der Besiegten annahmeu. Den Adel bilden die Mandarinen, welche die Staats- ämtcr inne haben. Doch ist dieser Adel nicht erblich, und da nur Gelehrsamkeit zu den Staatsämtcrn befähigt, so kann jeder Chinese in den Adelsstand erhoben werden, wenn er die vorgeschriebencn Prüfungen mit gutem Erfolge abgelegt hat. Das chinesische Reich reicht weit über China hinaus, da die Mandschurei und fast alle Völker des centralen Hochlandes davon abhängig sind. Im ganzen hat es 200,000 ^Meilen (--H Mill. H^). Siädtc. In China gibt es 40 Großstädte (d. h. mit über 100,000 Ew.), darunter vier Millionenstädte. Die jetzige Hauptstadt ist H'eking (in der Provinz Petschili) in eitler sandigen Tiefebene, unweit vom Pciho. Die Residenz wurde seit der Einwanderung der Mandschu hieher verlegt. Die alte Hauptstadt ist Nanking am Jängtse-Kiäng, der Hauptsitz der Gelehrsamkeit und Industrie (die sogenannten Nankings, feine Baumwoll¬ stoffe). Schanghai, eilt Freihafen in der Nähe der Jängtse-Kiäng-Mün- dung, führt die zahlreichen Produkte (Thee, Seide, Baumwolle) der an diesem Flusse liegenden Gegenden aus. Diese Stadt ist jetzt der wichtigste Handelsplatz für das Ausland und der Ausgangspunkt der christlichen Missionen. Hanköu, gleichfalls Freihafen. Futsch öu, nach Schanghai der wichtigste Ausfuhrhafen. Kanton am Si-Kiäng, die dritte Stadt China's und wichtige Handelsstadt (1 Mill. Ew.), an einer geräumigen, durch viele kleine Inselchen geschützten Meeresbucht. Hier auch fremde Besitzungen:^ die jetzt verfallene Portugiesen¬ stadt Macao (makau) und die englische Insel Hongkong mit der als Ausfuhrhafen aufblühenden Stadt Victoria (100,000 Ew.) Zu China gehören auch die beiden großen Inseln Formosa, d. h. die schöne Insel, und Hainan; erstere ist reich an edlen Metallen. Wir nennen hier außerdem noch: 1. ) Die Mandschurei oder Hungusien, die Heimat der jetzigen Beherrscher China's. Es ist ein gebirgsumschossenes Flachland, durch das der untere Amür fließt. Der nördliche Theil und die Küste sind jetzt russisch, der südliche Theil noch chinesisch. Die Hauptstadt Mukden ist der Schlüssel zu China. 2. ) Die gebirgige Halbinsel KorSa wird von einem kriegerischen Volke bewohnt, das jedem Fremden den Zutritt in sein Land verwehrt. Der Fürst zahlt an China und Japan Tribut. 8 47. Das Inselreich Japan. Japan besteht ans den vier großen Inseln: Jeso, Nipon, Sikok und Kiusin, den Kurilen, der Liu-Kin-Gruppe und mehreren kleinen Inseln. Flächeninhalt 7000 ^M. Mill. ^M,). Zum östlichen Asien nimmt es eine ähnliche Stellung ein, wie Großbritannien zn Westeuropa , doch ist es durch Klippin, Strudel und Untiefen wie durch gefährliche Meeresstürmc (Teifnns) von der Außenwelt abgeschlossen, und dieser Umstand förderte 92 im Japanesen (in ähnlicher Weise wie im Chinesen) den Trieb der Absonderung, der schon in der Natnr des Mongolen zu liegen scheint. Die Inseln werden in der Rich- tnug ihrer Längenerstreckung von waldreichen vulkanischen Gebirgen durchzogen (der Vulkan Fusiyäma, 3700"°/). Bei einem milden und gesunden ozeanischen Klima in Verbin¬ dung mit der unermüdlichen Arbeitsamkeit der Bewohner blüht hier der Ackerbau, besonders aber die Thee- und Seidenkultur, worin die Japanesen ebenbürtig den Chinesen zur Seite stehen. Auch sind die Inseln reich an Nietallen; das japanische Kupfer soll das beste sein. L>chon frühzeitig entwickelte sich die Industrie, worin die Japaner alle übrigen Asiaten übertreffen (Seidenindustrie, die berühmten Lack¬ waren u. s. w.) Die Japanesen (33 Mill.) sind jedenfalls das gebildetste mon¬ golische Volk. Ihre Kultur erhielten sie von den Chinesen, doch haben sie ihre Lehrer bereits überholt. Ihr Charakter bietet überhaupt viel Lichtseiten dar. Statt des chinesischen Eigendünkels, der alles Fremde verachtet, zeigen sic Empfänglichkeit für europäische Anschauungen, Sitten und Erfindungen; statt des chinesischen Schmutzes die größte Reinlichkeit. Der jetzige Kaiser Muzühito hat die Macht des hohen Adels (der Daimios) gebrochen und gestaltet sein Reich in europäischer Weise um. Japan ist allen seefahrenden Nationen geöffnet, und die wohlthätigcn Folgen davon machen sich bereits geltend. Schon hat Nangäsaki Fabriken nach europäischem Muster, und Tele¬ graphen und Eisenbahnen verbinden bereits die wichtigsten Orte. Schulen werden nach unserem Muster gegründet, und an den höhern Unterrichtsanstalten wirken meist deutsche Lehrer. Die herrschende Religion ist der Buddhismus, daneben gibt es aber anch eine Staatsreligion mit Sonnendienst. Der Kaiser, den seine Unterthemen für einen Abkömmling der Sonne halten, heißt Tennö. Auf Nipon liegt die jetzige Hauptstadt Tokio (670,000 Ew.), die ehemalige Residenz war Miako (oder Kioto), noch immer der Mittel¬ punkt für Theekultur, Gewerbefleiß und Handel besonders mit Kupfer und Porzellan. Der Hafen von Miako ist Osaka. Auf Kiusiu: Nan¬ gäsaki, ebenfalls Freihafen und wichtige Industriestadt. 8 48. Vas centrale Hochland. Das centrale Hochland, ein Tafelland mit Randgebirgen, ist ea. 120,000 f^M. (- 6-°/^ Mill. das zehnfache Oesterreich) groß und zählt höchstens 10 Mill. Bewohner, fast durchaus der mongoli¬ schen Rasse angehörig. Die Bolksdichtigkeit beträgt somit höchstens 80. Die Randgebirge sind: 1.) Im S. der Himalaya, d. h. Woh¬ nung des Schnees, das höchste Gebirge der Erde. Es erstreckt sich vom Durchbruch des Indus bis zu dem des Brahmaputra in einer Länge von 320 M. (— 24007l^„ die Entfernung zwischen Cadix und Hamburg) und einer durchschnittlichen Breite von 50 M. (— 370 Der Kamm übersteigt die höchsten Alpengipfel; über denselben erheben sich die Gipfel bis über 6000"/. Die höchsten sind: der Gaurisänkar oder Mount Everest (Mount ewerest), 8800"/, der höchste; Kantschiudschinga, 98 8580"/, der dritthöchste, und Dhawalaglri, 8200"/, der vierthöchste Punkt der Erde. 2.) Im O. erheben sich die chinesischen Alpen und das CH in - gangebirge, 3.) im N. das da-urische Gebirge und der Altal (d. h. der Goldreiche, bis zu 3400"/ hoch), durch den Baikalsee von einander geschieden. 4.) Im W. fehlt im Nordtheile das Randgebirge, im Südtheile schwillt das Tafelland zum Pamir-Plateau an, als -.Weltdach« in ganz Centralasien berühmt. An zwei Stellen, im W. und im O. (wo die chinesische Mauer), fehlt das Raud- gcbirge, und hier zogen.wiederholt mongolische Nomaden in ihre Nachbarländer, einer¬ seits nach China, anderseits durch das westliche Steppcnland und das große Völker- thor nach Europa. Das innere Tafelland zerfällt durch aufgesetzte Gebirge in drei Abtheilungen, die von N. nach S. wie Stufen übereinander liegen. 1. ) Tibet, 4000"/, das höchste Tafelland der Erde, liegt zwischen dem Himalaya und dem fast gleich hohen Künlün. Unter den dasselbe durchziehenden Gebirgen ist der Karakorum das höchste (Dapfang, 8600"/, der zweithöchste Gipfel der Erde). Die Tibetaner bilden den Uebergang von der mongolischen zur mittelländischen Rasse. Sie bekennen sich zur Lehre des Buddha, die hier ihre wahre Heimat gefunden hat. Keiu Volk der Erde wird iu allen seinen Lebensäußerungen so sehr von der Religion beherrscht, wie die Tibetaner, nirgends finden sich mehr Klöster (3000), nirgends ein gläubigeres Volk. Der Buddhismus hat hier eine eigenthümlichc Form angenommen. Man glaubt ncmlich, daß der Geist des Buddha sich immer von neuen, verkörpere und in dem Dalai-Lama, dem obersten Priester und weltlichen Herrscher, seinen Wohnsitz aufschlage. Dieser ist meist ein unmündiger Knabe, in dessen Namen die Priester herrschen, und wird göttlich verehrt. Hauptstadt: Lassa, dic Residenz des Dalai-Lama und der reli¬ giöse Mittelpunkt des Buddhismus. 2. ) Zwischen dem Künlün und Thian-schan (d. h. Himmelsgebirge, höchster Gipfel der Chan-Tengri, 6500"/) im W. und dem Künlün und dem da-urischen Gebirge im O. dehnt sich die Mongolei ans, circa 1200"/ hoch. Von den feuchten Seewinden durch die Randgebirge ab¬ geschlossen, ist sie theils Wüste, theils Steppe. a) Der östlicheTheil ist die Wüste Gobi oder Schamo (—Sand¬ meer), bewohnt von dem Nomadenvolke der Mongolen, von Antilopen und wilden Pferden, die hier ihre Heimat haben. Das wichtigste Thier ist das zweibnckelige Kanreel (Baetrian). Die Mongolen wohnen in Jurten (Zelte aus Leder oder wasserdichtem Filz) und leben wie ihre Vorfahren, die Asien und Europa mehreremale erschütterten, bei ständig auf ihren Rossen, die zwar klein und häßlich, doch ungemein schnell sind und große Strapazen ertragen können. Sic bekennen sich zum Buddhismus und sind in viele kleine Stämme gesondert, an deren Spitze je ein Khan steht. Der wichtigste Ort ist Maimatschin (gegenüber Kiachta), Hanpt- stapclplatz für den chinesisch-russischen Transithandel (besonders mit Thee). Voll hier führt die Karawanenstraße durch die Wüste nach Peking. b) Der westliche Theil oder Ost-Turkestän, von dem in den Salz¬ see L o b - Nör mündenden Tari m. durchflossen und von muhamedanischen Türken und Iranern bewohnt, ist wichtig als Knotenpunkt des Ka- 94 rawanenhandels durch die Wüste nach China und über die Pamir nach Turan. Ausgangspunkte Kasch gar und Jarkaud. 3.) Die Asrlngcwrei zwischen dem Thian-Schan und Altai, etwa 700"/ hoch, ist eine Steppe, deren seeureicher westlicher Theil jetzt Ru߬ land gehört. Mit Ausnahme der Dsungarei gehören die eentralasiatischen Länder als tributpflichtige Schutzstaaten zum chinesischen Reiche. 8 49. Sibirien. Aas Land. Sibirien, ein Theil des russischen Reiches, übertrifft an Flächeninhalt (230,000 üjM. oder 12 Mill. selbst das chi¬ nesische Reich, doch da mehr als die Hälfte zum Anbau nicht geeignet ist, so ist die Bevölkerung eine sehr geringe - nur 3flz Mill., somit ea. 15 auf einer jAMeile. Im S. liegen die metallreichen Randgebirge von Centralasien, das Alta'igebirgc (Gold, Silber, Kupfer) und das da-urischc Gebirge (Eisen), mit dem das ostsibirische Bergland zusam¬ menhängt. Im N. und W. dehnt sich das Tiefland aus, von drei großen, goldführenden Flüssen durchströmt, dem Ob mit dem Jrtisch, dem Jenissvi mit der Angara, die den Baikalsee durchfließt, und der Lena. Der vierte Strom, der Amür, fließt durch das Gebirgsland ostwärts ins ochvtzkische Meer. So lange keine Eisenbahnen gebaut sind, sind Flüsse die wichtigsten Verkehrs¬ adern, besonders in menschenarmen Gegenden. Darin liegt auch die Bedeutung der sibirischen Flüsse, obwol sie einen großen Theil des Jahres zugefroren sind: sie ver¬ binden nicht nur N. und S., sondern auch O. und W., da ihre Stromgebiete nur durch verhältnismäßig schmale und niedere Wasserscheiden von einander getrennt sind. sVergl. die Karte.) Der Baikalsee, der größte Alpensec der Erde, au Länge dem adriatischen Meere glcichkommend, an Flächeninhalt (600 (DM. — 35,000 stsA^,) Tirol über¬ treffend, vermittelt den Hauptverkchr zwischen Rußland und China. Von Kiachta aus, gegenüber der mongolischen Grenzstadt Maimaischin, Ivo die Straße von Peking endet, benutzt die große Handelsstraße (der sibirische Tract genannt) die Flüsse Jenissei und Ob und deren Nebenflüsse (Dainpsschiffahrt), um zum Ural und jenseits desselben zur Wolga zu gelangen. Ans diese Weise sind durch die größte continentale Handelsstraße die cirea 850 Meilen (—6300H),,) von einander entfernten Städte Peking und Petersburg verbunden. Der wichtigste Handelsartikel ist Thee, dessen 700 Sorten oder „Familien" gegen Wollwaren, Pelzwerk re. ausgetauscht werden. Sibirien hat ein sehr excessives Klima: auf einen entsetzlich kalten Winter (vergl. S. 80) folgt ein kurzer, aber warmer Sommer (der Juli in Jaklitsk so warm wie in Innsbruck). Bis gegen 70° n. B. ist Sibirien ein ungeheuerer Nadelholz Wald mit Bären, Reuthieren (Jagdthier, im gezähmten Zustande als Zug-, Reit- und Milchthier das wichtigste Hausthier) und zahlreichen Pelzthicren, durch die einst die Russen nach Sibirien gelockt wurden; daun folgt entlang der Eismeerküste die Zone der Tundren, eines bis über 30"/ tief gefrorenen, vegetationslosen Morastes. Der Getreidebau konnte nur bis 62 ° n. B. vordringen, am weitesten der Anbau von Gerste. 95 Bevölkerung, Slädte. Die Bevölkerung scheidet sich in Einge- bvrne und Eingewanderte. Die erstem gehören durchwegs der mon gotischen Rasse an, die letztem sind theils freie Kolonisten, die in den Städten leben, theils russische Verbrecher, von denen die schwersten zu lebenslänglicher Arbeit in den Bergwerken verurtheilt sind, während andere größere Strecken Landes urbar machen und Pelze an die Regierung abliefern müssen. Keine Stadt erreicht eine Bevölkerungs¬ zahl von 30,000. u) Im e i g e n tlich e n Sibirien sind folgende Städte zu merken: Die Bergwerksstädte Barnaul (am Ob) im Altai und Nertschinsk (am Amur) in Da-urien. Am Jrtisch liegen Omsk und Tobolsk, Hauptstapelplatz für den innern Handel Westsibiriens; unweit des Ob Tomsk, der Hauptsitz der Goldwäscher; am Jenissei Jenisseisk; ander Angara die wichtigsten Städte für den Handel nach China: Kiachta und Irkutsk; an der Stelle, wo die Lena dem ochotzkischen Meere am nächsten kommt, liegt Jakutsk, bedeutend durch seinen Pelzhandel. Ochotzk hat dem gegenüberliegenden Meere seinen Namen gegeben. b) Die beiden sibirischen Halbinseln, das Tschuktschenvorland und Kamtschatka, haben nur ein paar tausend Einwohner, die sich mit dem äußerst ergiebigen Fischfang und der Walroßjagd beschäftigen. Kamtschatka ist in Bezug auf seinen Reichthnm an Vulkanen ein Seitenstück zu Java. o) Das A m ürl a ud, früher chinesisch, mit Nikolajewsk, der ersten sibirischen Seestadt. ll) Die unbewohnte Inselgruppe Neu-Sibirien im Eismeer und Sachälien im ochotzkischen Meere. Anmerkung. Während für das feste Land das Gesetz gilt, daß die Vege¬ tation und der Reichthnm der Thierwelt von: Aequator nach den Polen zu abnimmt, verhält cs sich für das Meer anders, denn gerade die kolossalsten Formen der Thier¬ welt, die W a lf i s che, finden sich im hohen Norden, wie überhaupt der Fischreichthnm der nördlichen Meere unerschöpflich und daher der Mensch in diesen Gegenden haupt¬ sächlich auf diese Nahrungsquelle angewiesen ist. 8 50. Turn n. Nördlich von Iran und westlich von der Pamir geht das Hoch¬ land allmälig in das turänische Tiefland über, das vom Amu und Syr durchflossen wird. In jener Zeit, als ein Meeresarm das schwarze Meer mit dem obischen Busen verband, war es Meeresboden; die Ueberreste jenes Meeres sind der Kaspisee, der größte See der Erde (8000 stssW. — 2/5 Mill, dj^) und sammt der nördlichen Umgebung unter dem Meeresnivean gelegen, — der Aralsee (1200 HW. — 6700ID^) und zahlreiche kleinere Salzseen. Bei vorherrschenden trockenen Landwinden gehört auch dieses Tiefland zurregenarmen Zone von Asien; theils Salzsteppe (d. h. mit salzhaltigem Boden), theils Wüste, ent¬ wickelt es nur längs der Flüsse und in den höher liegenden Gegenden eine unerschöpfliche Fruchtbarkeit. Im N. geht es in die Kirgisensteppe 96 über, im O. bildet seine Fortsetzung das grvße Völkerthor zwischen dem Ural und Kaspisee, durch das schon oft gewaltige Menschenmassen nach Europa gewandert sind. Turan ist die Heimat der Türken (daher auch Türkistan ge¬ nannt), die entweder als Nomaden die Wüste durchziehen (Turkmenen) oder in den Oasen und im östlichen Gebirgslande Ackerbau treiben (Oez- begen); auch die Kirgisen gehören diesem Stamme an. Die unterworfene Städtebevölkerung ist hingegen persisch (hier Tadschiks genannt). Die herrschende Religion ist der Islam. Mit Ausnahme der sehr geschmälerten Türkenreiche (Chanate) Chiwa am untern und Buchara am obern Amu, mit den gleich¬ namigen Hauptstädten, ist ganz Turan russisch. Die bedeutendsten Städte sind S e mi p v l ati n sk, Taschkend (80,000 Ew.), die wichtigste Han¬ delsstadt Mittelasiens, und Samarkand. 8 51. I r u n. Das Land. Das HochlandvonJrän, 47,000 PstM. (— 2^/g Mill. mehr als das vierfache Oesterreich), hängt einerseits durch das 5000hohe Hinduküsch-Gebirge (Fortsetzung des Karakorüm), über das der Weg aus Turan nach Kabul führt, mit dem centralen, ander¬ seits mit dem armenischen Hochlande zusammen. Hohe Gebirge, die aber nur bei künstlicher Bewässerung fruchtbar sind (Persien die Heimat der Pfirsiche), schließen sich zu einem dreieckfvrmigen Hochlande zusammen, das nach allen Seiten zu den umgebenden Tiefebenen und Meeren steil ab¬ fällt, im Innern aber drei größere Einsenkungen birgt, die, von den Seewinden abgeschlossen, einen steppen- oder wüstenartigen Charakter tragen. Die Gebirgsländer sind: 1.) im O. zwei Meridianketten; die einzige bequemere Verbindung mit Indien ist das Käbulthal; 2.) im N. das Hochland von Afgha¬ nistan und Chorassän, bestehend aus Plateaus nut aufgesetzten Bergketten. Das Thal des Heri-Rud stellt die Verbindung mit Turän und Kabul dar. Im S. des Kaspisees erhebt sich das Elbrusgebirgc mit dem Vulkan Demawend, 5600""/. N.) Im S. schließt sich an die Stusenlandjchaften von Belüdschistän das persische und kurdische Gebirge an, aus Bergketten bestehend, die nach innen zu immer höher werden (bis zu 4000'"/) und zwischen denen weite Thalflächen oder größere Ebenen sich ausdehnen. Zn beachten ist, daß östl. vom 80° L. die Gebirge meist nach SW., westlich davon nach NW. streichen (gleichförmig mit dein Kaukasus). Die innern Einscnkungen sind im W. die große Salzsteppe und die Wüste Lut; durch ein meridionales Gebirge davon getrennt im O. das Becken des Hilmend, der in den Salzsumpf Hamün sich ergießt. Kamecl und Dattelpalme sind für diese Gegenden charakteristisch. Wcvöllierung und politischer Zustand. Die Iraner gehören dem indogermanischen Sprachstamme an, sind aber mit vielen fremden Ele¬ menten gemischt. Ihre alte, von Zoroaster gestiftete Fenerreligion mußte dem Islam weichen, der hier in zweierlei Formen anftritt. Die Muhamedancr theilen sich in Suniten und Schiiten, die sich zu einander etwa so verhalten, wie Katholiken und Protestanten; jene erkennen neben dem Koran auch die Tradition oder Suna als Wort Gottes an, während sich diese nur an den Koran halten. Die Perser nnd Belüdschen sind Schiiten, die Afghanen (wie die Türken — »7 — und Araber) Sumtcn. — Der Uebcrrest der Feueranbeter vder Parsen hat in der Oase Jesd eine Zufluchtsstätte gefunden. Der Wohlstand der iranischen Länder schwand mit den: Glanze der altpersischen Reiche; Iran gehört bereits zum verkommenen Vorderasien. Ackerbauer bewohnen nur die Gebirgslandschaften nnd die Oasen, No¬ maden durchstreifen die Steppen nnd Wüsten. 1. ) Ostirän. a) Wel'üdschistän, von niehreren Häuptlingen beherrscht. Haupt¬ stadt ist Kelat. b) AfhäniMn erhält seine Wichtigkeit durch das Käbulthal, da¬ her ein Zankapfel zwischen russischem nnd englischem Einfluß. Die Städte sind als Stationen und Stapelplätze des Kärawancu- handels reich geworden: Kabul, Kandahar und Herat (100,000Ew.), der Schlüssel zum Käbulthal. 2. ) Westirän vder das persische Weich (2^/mnal so groß als Oesterreich, aber nur 5 Mill. Ew.) wird von einem despotischen König, Schah (schach) genannt, beherrscht. Am Elbrus liegt die Hauptstadt Geherin (100,000 Ew.), ein wichtiger Krenzungspunkt der Handelstraßen. Jspahän, die ehemalige Residenz, ist, obwvl größtentheils schon in Trümmer gesunken, noch immer der Centralplatz des persischen Gcwerbflcißes (Teppiche). — Die Hauptstadt der armenischen Landschaft Aderbeidschan ist Täbris (120,000 Ew.), Stapelplatz aller europäischen Ware,:, welche von da nach Persien oder liber Mesch ed nach Turan und Kabulistan gelangen. — In, alten Stammlande der Perser, wo noch die Ruinen von Per- sepolis an ihre einstige Herrschaft erinnern, liegt Schiras im gleichnami¬ gen Thale, das von den Dichtern wegen seines Weines und Blumenflors als Rosengarten Irans- gepriesen "wurde. Abuschär ist die einzige See- und Hafenstadt an: persischen Golfe. Alle persischen Städte haben einen und denselben Charakter. Schmutzige Gassen ziehen zwischen den äußerlich elenden Häusern so eng, daß kaum ein beladenes Last¬ thier hindurch kann. Alles Leben, alle Bewegung concentrirt sich nur auf dem Markt- Platze oder Bazar (basär), dem gewöhnlichen Aufenthaltsorte aller Orientalen. 8 52. Armenien und Kaukasien. 1.) Das von Gebirgszügen erfüllte Hochland von Armenien verbindet das iranische mit den: kleinasiatischen Hochlande und hängt selbst mit dein Kaukasus zusammen. In der Mitte erhebt sich der Ararat (5200"/), um welchen sich mehrere steppenartige Hochebenen grnppiren: die von Eriwan, die abgeschlossenen Kessellandschasten des salzigen Urümia- und Wän-Sees (1500"/) und die Plateaus von Kars und Erzerum (ersernm, 1800"/). Vier große Flüsse entspringen in Armenien: der Euphrat, Tigris, Kur und Aras; letztere beiden münden vereinigt in den Kaspisee. Armenien ist zwischen Persien, der Türkei und Rußland getheilt. Persisch ist die Urnmia-Landschast mit Täbris (s. oben), türkisch die 98 lebhafte Handelsstadt Erzerüm, russisch das Araslaud mit Eriwan und Kars. Die Armenier, die den Typus der mittelländischen Rasse am reinsten be¬ wahrt haben, besitzen einen scharf ausgeprägten Nationalcharaktcr, der in ihrer eigenen christlichen Kirche, in ihrer Sprache und Literatur unverkennbar hcrvortritt. Wie die Juden sind sie unter die verschiedenen Völker des Morgen- und Abendlandes zerstreut und treiben Handel und Geldgeschäfte, während sie in ihrer Heimat Hirten und Acker¬ bauer geblieben sind. 2.) Kaukasien wird durch das Kaukasus-Gebirge in das nörd¬ liche Cis- und das südliche Transkaukasien geschieden; beide sind russisch. Der Kaukasus, in nordwestlicher Richtung vom kaspischen zum schwarzen Meere ziehend, ist eines der schönsten, aber auch wildesten Hochgebirge der Erde. Der höchste Gipfel ist der Elbrus, 5700'^. Nach N. fließt der Terek und Kuban, nach S. der Rion (im Alterthum Phasis). Der Kaukasus ist sehr unwegsam und war daher bis auf die neueste Zeit ein Sitz unbezwnngcner Bergvölker, unter denen die westlich wohnenden Tscher kess en durch ihre Freihcitsliebc und ihre harten Kämpfe gegen die russische Herrschaft sich vor allen bekannt gemacht haben. Den ein¬ zigen bequemen Uebergang bildet die kühn gebaute Straße von Wladikaukas. Im steppenartigen Ciskaukasien ist Stauropol der Hauptort, im fruchtbaren Transkaukasien Tiflis am Kur, das die oben genannte Straße bewacht. Das weite Thal des Kur ist die Heimat des Weinstocks, der hier noch wild wächst. Am Kaspisee Baku mit nie erlöschenden Erd¬ feuern (Naphthaqnellen). 8 53. Vorderasien. (Allgemeines zu Z 54 bis 57.) Jenseits des iranischen Hochlandes senkt sich der Boden zur meso¬ potamischen Tiefebene, um in der syrisch-arabischen Wüsten¬ platte wieder anzusteigen; nur im N., wo der Euphrat dem mittel¬ ländischen Meere nahe tritt, setzt sich ein Tieflaudstreifen von weniger als 400Höhe bis an das Küstengebirge und durch den Orontes bis an das Meer fort: seit Alters eine wichtige Verbindungsstraße zwischen dem mittelländischen Meere und dem indischen Ozean und die Zukunfts- eisenbahn. Nördlich davon setzt sich das armenische Hochland in dem niedrigeren kleinasiatischen fort. Bei vorherrschenden Landwinden und Regenarmuth trägt Border- asien großentheils Steppen- vder Wüstencharakter, die Seewinde ent¬ laden ihren Dampfgehalt au den waldigen Randgebirgen. Syrien und Kleinasien gehören bereits der subtropischen Zone an (Winterregen), sie sind die Heimat der Oliven, Orangen und Citronen, die sich von da nach allen Gestaden des Mittelmeeres verbreiteten. Vorderasien ist die Heimat der Semite«. Im Mittelalter er¬ oberten es die Araber, soweit die Ebene reicht, und noch heute wohnen sie außer in ihrer Heimat auch in Syrien und Mesopotamien; ihre Sprache ist hier die herrschende. Der Islam wurde die herrschende Re¬ ligion in ganz Vorderasien. Später kam es unter die Herrschaft der Tür¬ ken; Kleinasien, Syrien, Mesopotamien, die West- und theilweise die 99 Ostküste Arabiens bilden noch jetzt einen Theil des türkischen Reiches, 35,000 HstM. (2 Mill. dreimal größer als Oesterreich) mit 13 Mill. Ew., Dichtigkeit daher nur 370. In diesen, im Alterthume so hoch- knltivirtcn Landschaften befindet sich der Ackerbau in einem höchst bekla- genswerthen Zustande, so daß die noch immer reiche Ausbeute (an Südfrüchten, edlem Obst, Tabak, Wein, Baumwolle u. s. w.) meist nur der Fruchtbarkeit des Bodens zuzuschreiben ist; leider verwandeln sich feit Jahrhunderten immer mehr fruchtbare Landstriche in öde Steppen. Auch die einst hier blühende Industrie ist jetzt von der europäischen fast ganz erdrückt. 8 54. Das Kand des Euphrat und Tigris. Euphrat und Tigris, dieses größte Stromsystem Vorderasiens, scheidet einerseits die persische Welt von der syrisch-arabi¬ schen, anderseits verbindet es das Mittelmeer mit dem indi¬ schen Ozean. (Vergl. tz 53.) Daher war dieses Land zu wiederholten malen der Sitz einer nach beiden Seiten hin ausgedehnten Weltherrschaft, deren Mittelpunkte Babylon, Ninive und Bagdad in ihren Trümmerhaufen noch Ehrfncht und Bewunderung einflößcn. Die genannten Flüsse entspringen unweit von einander im armeni¬ schen Hochlande, der Euphrat setzt sich aus zwei Quellarmen zusammen. Sie umfließen das wüste Flachland Mesopotamien (d. h. Zwischen- strvm), das sich von 500 "f allmälig zur babylonischen Tiefebene oder Irak Arabi senkt, und münden endlich zu einem Strome, Schat el Ar ab, vereinigt in das persische Meer. Regelmäßig überschwemmt der Euphrat, »der vorderasiatische Nil«, das regenarme Tiefland und schafft dasselbe zu einem herrlichen Kulturlande um, wenn die Wasserfülle durch Kanäle gehörig vertheilt wird. Hier ist die Heimat des Weizens und der Gerste; hier entstand, wie am Nil, um Babylon ein uralter mächtiger Kulturstaat. Das östliche Gebirge ist die Heimat der wilden, räuberischen Kurden, die bis nach Südarmenien sich verbreiten. Ihre Hauptstadt Diarbekr ist die Nordgrenze des arabischen Sprachgebietes. — Am Tigris: Mösul, einst eine berühmte Industriestadt (Mousseline), und Bagdad an der Stelle, wo sich auf eiue kurze Strecke der Tigris dem Euphrat nähert, die einzige noch übrig gebliebene von den großen Städten dieses Landes. In der Nähe von Mvsul die Ruinen von Ninive. — Am Schat el Arab Basra, der Hauptort des Euphrathandels mit Indien, weil er noch mit Seeschiffen zu erreichen ist; jetzt vom aufblühendeu Mohamera über¬ flügelt. 8 55. Syrien und Palästina. Am Rande des Mittelmeeres schwillt das syrisch-arabische Wüsten- plateau etwas höher an. Eine ununterbrochene Thalspaltc (Orontes- thal, Jordanthal, Wad el Arab) trennt dieses Hochland in eine östliche 100 und in eine westliche Hälfte, die beiderseits nach innen zu steil, zuni Meere und zur Wüste aber terrassenförmig abfallen. 1. ) Syrien. Die höchste Erhebung erreicht das Küstenhochland im S., in den parallelen Gebirgszügen des 2000"/ hohen Libanon mit seinem berühmten Cedernwalde und des niedrigem Antilibanon, der im Hermon, 2700"/, endigt. Zwischen beiden liegt das Thal der nach entgegengesetzter Richtung fließenden Flüsse O r v n t e s und Leonies (im Alterthum Coelesyrien, d. h. das hohle Syrien). Die Hauptstadt Aleppo oder Haleb liegt an der wichtigsten Stelle, in der Mitte zwischen der Orontesmündung und der Annäherung des Euphrat (vergl. Z 53). In einer herrlichen Oase liegt Damaskus (150,000 Ew.), eiste der ältesten Städte der Erde. Den Küstenstrich längs des Libanon bewohnten einst die Phömker, das größte See- und Han- delsvvlk des Alterthums, das die nahe Kupferinsel Cypern auf das Meer lockte. Von den ehemals großen Emporien (Tyrus, j. Sür; Sidon, jetzt Saida; Tripolis, j. Tarabulus) sind alle verfallen, mit Ausnahme von Beirut (früher Beritus), als Hafenstadt von Damaskus ein Hauptstapel¬ platz für den Levantehandel. Anmerkung. Unter Levantehandel versteht man den Seehandel nach der asiatischen Türkei (Anatolien und Syrien), wo Smyrna und Beirut die Haupt stapelplätze sind. Er hat besonders für Oesterreich eine große Bedeutung, indem die Blüte Triest's wesentlich darauf beruht. 2. ) H^crlcistina, das gelobte Land , die ewig denkwürdige Heimat der jüdischen und christlichen Religion, wird jetzt größtentheils von Arabern, aber auch von Juden und Christen aller Cvnfessionen bewohnt. Es ist ein Plateau, in der Mitte vom Ghor durchschnitten, im W. von einer hafenarmen Küstenebene (im Alterthum das Land der Phi list äer) begleitet. u) Das Ghör, von dem am Hermon entspringenden Jordan durchflossen, ist eine tiefe und breite Erdspalte, deren drei Stufen durch drei Seen bezeichnet werden: See Merom, 100"/ über dem Meere; Genezareth (See von Tiberias oder galiläisches Meer), 200"/ unter, und das tobte Meer, 390"/ unter dem Mittelmeerspiegel, ein gesättigter Salzsee und die tiefste sichtbare Depression der Erdrinde. Da das Thal hierauf wieder ansteigt, so endigt der Jordan im tvdten Meere. Jericho war einst die wichtigste Stadt in dieser jetzt menschenleeren Gegend. b) Das Westjordanland, eine größtentheils wüste Hochfläche, deren tief eingeschnittene Thäler allein noch Spuren früherer Fruchtbar¬ keit zeigen, zerfällt in drei Landschaften: Judäa, die südliche Landschaft; steiniger Boden mit rauhem Klima. Die wichtigste Stadt ist IevrrscrLern, ein für die Bekenner aller drei monotheistischen Religionen heiliger Ort, einst die glänzende Residenz der jüdischen Könige, jetzt eine kleine Stadt mit 20,000 Ew. Jerusalem, auf eiuer 760'"/ hohen Plateauslächc liegend, hat eine äußerst ge¬ sicherte Lage, indem es im O., W. und S. durch die sich vereinigenden Bäche Kidron und Gihon, im N. durch eine starke Mauer geschützt ist. Nur nach N. war eine Er¬ weiterung möglich, und hier finden wir auch die späteren Stndttheile, während die beiden ältesten den südlichen Thcil eiunehmeu: der Hügel Zion mit der Burg Davids den SW., der Berg Moria mit dem salomonischen Tempel den SO. An der Stelle des Tempels steht jetzt Omars Moschee, eines der drei größten Hciligthümer der Muhamcdciner. Der Zielpunkt der christlichen Pilger ist die Kirche des heiligen Grabes. Jenseits des Kidronbaches, im O. von Jerusalem, dehnt sich der Oel- berg aus. Zwei Stunden von Jerusalem liegt Bethlehem, südlich davon Hebron. Am philiftüischen Küsteusaume ist Jaffa (Joppe) als Hafenstadt Jerusalems am wichtigsten. Samaria, die mittlere Landschaft, mit Nablus (das alte Sichern), wo sich Nachkommen der alten Samaritaner vorfinden. Galiläa, die nördliche Landschaft, durch das Gebirge Karmel (am Meere das berühmte Karmeliterkloster) von Samaria geschieden. Am Meere liegt die Seefestung Akko (Ptolvmais), im Innern Nazareth und Tiberias am See Genezareth. a) Das Ostjordanland oder Peräa ist jetzt eine Wüste mit zahlreichen Ueberresten griechischer und römischer Prachtbauten. 8 56. Arabien. Arabien, das Zwischenland zwischen Asien und Afrika, dessen Natur es theilt, ist die größte Halbinsel der Erde (56,000 sifiMeileu, 3 Mill. (DH», fünfmal so groß als Oesterreich). Von drei Seiten vom Meere (arabisches Meer, persischer Golf mit der Straße von Ormüs, rothes Meer mit der Straße Bab el Maudeb), im Norden von der syrisch-arabischen Wüste cingeschlossen, hat es die Lage einer Insel und blieb daher lange Zeit unbekannt und unbeachtet, bis' die Araber, die in ihrer Absonderung von den Kulturvölkern die einfachen Sitten ihrer Väter treu bewahrt hatten, hervorbrachen, um die Welt zu erobern. Arabien ist wie Dekan ein Tafelland mit Randgebirgen (letztere bis zu 2600'"/ hoch). Das centrale Hochland (1000 bis 1200"/ h.) ist eine Fortsetzung der syrischen Wüste; seine zahlreichen Oasen mit trefflichen Weiden und Viehtriften find eine zweite Heimat des Pferdes und des Kamccls. Die arabischen Pferde gelten als die schönsten der Welt; sie sind ebenso aus¬ gezeichnet durch ihren leichten, schlanken und hohen Körperbau, wie durch ihre Schnellig¬ keit und Ausdauer. Das Kameel ist das wichtigste Hausthier des Arabers und bildet Ivie das Pferd einen Hauptausfuhrartikel. Einen wohlthucndm Gegensatz zur trostlosen Einförmigkeit der Hochebene bilden die wasserreichen Stufenlander, vor allem die bereits der Tropenzone angehörenden Landschaften Jemen oder das glückliche Arabien und Oman. Erstere ist die wahre (obwol nicht ursprüng¬ liche) Heimat des Kasfeebaumes, der die berühmte Mokkabohne liefert, der Dattelpalmen und Balfambäume, des 6ummi nrubieum und des Weihrauchs. An allen Küsten werden überdies Perlen gefunden. Die Araber (Sarazenen), dein semitischen Stamme angehörig, halten sich für Nachkommen Ismaels. Sie scheiden sich in ansässige und ackerbauende Fcllahs und in Nomaden oder Beduinen, d. h. Kinder der 102 Wüste. Nur die letzter» sind seit Jahrtausenden von fremdem Einflüsse unberührt geblieben. Das mühsame Wanderleben hat den Körper des Beduinen eigenthümlich gestählt, die schmale Kost ihn hager erhalten. Scharfer Verstand, gepaart mit Phantasie, Liebe zur Dichtung, Habgier und Raubsucht, sind die guten und schlimmen Eigenschaften des Beduinen. Seine politischen Einrichtungen sind höchst einfach: an der Spitze meh¬ rerer Familien steht der Scheik, an der Spitze des ganzen Stammes der Emir. Die durchwegs herrschende Religion ist der Jslum, dessen Heimat Arabien ist. In den zum türkischen Reiche gehörigen westlichen Landschaften Hedschäs und Jemen liegen die bedeutendsten Städte der Halbinsel; im Hedschäs die allen Muhamedanern heiligen Städte Mekkcr, der Geburtsort Muhämeds und der religiöse Mittelpunkt der ganzen muhamedanischen Welt (die Wallfahrt zur Kaaba ska-abas, dein uralten arabischen Nativnalheiligthum, ist geboten), und Mednrcr mit dem Grabe des Propheten. Der Hafen von Mekka ist Dschidda. In Jemen ist Mokka der Kaffeehafeu, jetzt aber durch das Auf¬ blühen Dschidda's in seiner Bedeutung sehr eingeschränkt. An der Südküste haben die Engländer den festen Hafen Aden und die Insel Perim in Besitz genommen, um das rothe Meer zu be¬ herrschen. Die Wichtigkeit dieser Besitzungen ist durch die Eröffnung des Suezkanals wesentlich gesteigert worden. Auf der Südostküste Oman herrscht der Imam von Maskat. Die Bahreininseln mit der ergiebigsten Perlenfischerei der Erde stehen unter der Oberhoheit der Engländer, die dadurch ihren Einfluß im persischen Golfe begründet haben. In Nedsched, der oasenreichen Mitte des Tafellandes, herrscht die Sekte der Wahabiten, die den Islam in seiner Reinheit wieder Herstellen wollen. Die Sina'lhalbiiisel. Dieses Verbindungsglied zwischen Arabien und Aegypten wird im O. vom Meerbusen von Akaba, im W. von dem von Suez, im N. von Palästina begrenzt. Im N. durchzieht die große Karawanenstraße von Asien nach Aegypten das Wüstenplateau el Tih, im S. erhebt sich das Massengebirge Sinai zwischen den beiden Meerbusen plötzlich und steil zu einer Höhe von 2600"/. In diesem aus der Religionsgeschichte bekannten Gebirge (Moses' Gesetzgebung) liegt das griechische Katharinenkloster. 8 57. Kleinasien oder Anütoli. Kleinasien, die Brücke von Asien nach Europa, dem es zwei¬ mal, am Bosporus und Hellespont, ganz nahe tritt, ist das letzte Glied des Mittlern Hvchlandes von Asien und wiederholt dessen Bodenbildung, freilich in verkleinertem Maßstabe (etwas kleiner als Oesterreich). Im S. bildet der Taurus, ein 3000'"/ hohes Alpculaud, vom Euphrat au die Scheidewand gegen Syrien, zwischen welchen: Lande und Anatoli nur die engen — 103 — kilikischm Pässe (im N. von Tarsus) eine Verbindung Herstellen. Von: Taurus zweigt sich als Randgebirge nordöstlich ziehend der Antitaurus ab. Das nördliche Randgebirgc bezeichnet man als politisches Gebirge. Im W. verschwindet das Randgebirgc; an dessen Stelle treten niedere Parallelketten (Richtung von W. nach O.), die eine Reihe wohlgegliederter und daher für den Seeverkehr günstig gestalteter Halbinseln bilden. Zwischen den Gebirgen ziehen breite Flnßthälcr aus dem inneren Hochlande zum ägäi¬ schen Meere. Die Europa zugekehrte Westküste ist daher bei weiten: bevorzugter, als die mehr geradlinige Süd- und Nordküste. — Die mittlere Hochebene, 1000 bis 1200'^ hoch, ist zum Theil ein Steppenland mit salzhaltigem Boden und vielen noch vorhandenen Salzseen, aber bei hinreichender Bewässerung sehr fruchtbar. Die trockene Luft begünstigt eine ausgedehnte Schaf- und Ziegenzucht (die seidcnhaarige Angoraziege). Der isolirte Vulkan Erdschjas(Argäus der Alten, 3800'"/) ist erloschen. Der bedeutendste Fluß ist der Kisil-Irmak (d. h. rother Fluß, im Alterthum Halys genannt), der in einem weiten Bogen das Plateau bewässert und, nachdem er das nördliche Randgebirge durchbrochen/in das schwarze Meer sich ergießt. Die Bevölkerung ist im Innern des Landes türkisch, an den Küsten zum Theil noch griechisch. a) Auf der centralen Hochebene liegen die Mittelpunkte städtischer Bevölkerung theils in fruchtbaren Ebenen, wie Konia (Jkonium), der Straßenmittelpunkt der Halbinsel, und Angora; theils am Fuß der Gebirge, wie Kutahia (am?) und Brussa am Fuß des Olympos, einst die Hauptstadt des Türkenreiches (in der Nähe die Meerschaum- Gruben). — t>) An der Westküste lagen einst die großen griechischen Handelsstädte Smyrna, Ephesus, Milet, von denen nur Smyrna (150,000 Ew., die erste Handelstadt der Levante) ihren Ruhm bewahrt hat. Skutäri gegenüber Konstantinopel, welche Städte den Bosporus bewachen. — e) An der politischen Küste ist die wichtigste Stadt Tarabison (Trapezunt), der Einfuhrhafen für alle europäischen Waren, die von da über Armenien nach Persien geführt werden. Sinub (Sinope) am nördlichsten Punkte der Küste. — ü) An der Südküste ist nur Tar¬ sus zu nennen. Der Westküste ist die Jnselreihe der Sporaden vorgelagert, welche mit den gegenüberliegenden Kykladen die Brücke von Kleinasien nach Griechenland bildet. Die wichtigem sind Rhodus, Samos, Chios und Lesbos (oder Mytilini). — Gegenüber der Südküste liegt die Insel Cypern (so groß wie Kroatien und Slavonien), berühmt wegen ihres Kupferreichthnms, ihrer üppigen Vegetation (vor allem Wein) und ihrer Baumwolle. Hauptstadt Leukosia, Hafenstadt Larnaka im SO. Europa. Allgemeiner Theil. 8 58. Physische Geographie. cLage, Hrenzen, Hrösie. Europa liegt zwischen 8° (Cap da Rvea) und 85" (Ural) ö. L. und 36" (Cap Tarifa) und 71?// (Nordeap) n. B. Von drei Seiten vom Meere umgeben, hängt es nur im O. mit Asien zusammen; die Grenzen gegen diesen Erdtheil sind schon oben (S. 79) angegeben worden. Von Afrika wird es nur durch die schmale Meeres¬ straße von Gibraltar getrennt und tritt diesem Continente zum zweiteu- male in Sieilien nahe; zwischen Amerika und Europa flutet der atlantische Ozean. Sv liegt Europa inmitten der drei größten Erdtheile und wird daher mit Recht das -Herz der Erde- genannt. Nächst Australien ist Europa der kleinste der fünf Continente, sein Flächeninhalt betrügt 180,000 ^Meilen (10 Mill. d^). Hliedcrnng. Unter allen Erdtheilen hat Europa die bedeutendste Gliederung. Im O. breit, wird es gegen W. hin immer schmäler, daher auch die Annäherung der entgegengesetzten Meere von O. nach W. zunimmt, bis sie im N. der Pyrenäen, wo das mittelländische Meer vom atlantischen Ozean nur mehr 50 Meilen (370 ^) entfernt ist, ihren Höhepunkt erreicht hat. Zwei große Binnenmeere, das mittelländische Meer und die Ostsee, dringen tief in den Continent ein, der mit seiner reichen Jusel- und Halbinselbildung unter allen Erdtheilen der von der Seeseite her zugänglichste ist. Zehn Halbinseln schließen sich als Glieder dem Stamme an: Kanin, Kola, Skandinavien, die jütische Halbinsel, Nordholland, Bretagne ( bretäng ) und Normandie snormaudi), die pyrcnäische, apenninische und Balkänhalbiusel und die Krim. Dazu kommen als weitere Bereicherung die Inseln, die fast überall in der Nähe des Contineutes sich befinden, mit dem sie in frühem Erdperiodcn auch wirklich vcrbnuden waren. Sie sind von verschiedener Art, thcils Einzclinseln, theils Doppel inselu, theils Inselgruppen: 1.) Nöwaja Semlja (semlä), 2.) die arktische Insel¬ gruppe Spitzbergen, 3.) Island, 4.) Faroer, 5.) die britischen Inseln, 6.) die Ostsee- Inseln, 7.) die Balearen und Pityuseu, 8.) Corsica und Sardinien, 9.) Sicilicu, > <).) die jonischen Inseln, 11.) die Küsteuinscln im adriatischcn Meere, 12.) die Inseln des griechischen Archipelagus. 105 Hebirge und Lbeneu. Die Massenhaftigkeit der Erhebung, die wir in Afrika und Asien kennen ge¬ lernt haben, finden wir in Europa nicht. Den größern Theil des Continentes nehmen die Mittelgebirge ein, und selbst die Hochgebirge sind bei weitem nie¬ derer als die Asiens und daher leichter zugänglich. Die Form der Hochebene mit Randgebirgen, die Asien und Afrika anszeichnet, tritt in Europa unr in sehr beschränktem Maße auf. Das Tiefland herrscht vor; es nimmt ?/» des Continentes, das Gebirgs¬ land nur ih, ein. Orographisch scheidet sich Europa in zwei Theile: I. Die Osthälfte: das große slavifche Tief¬ land, eine Fortsetzung des sibirisch-turänischen, von dem es einerseits durch den Ural geschieden ist, während es anderseits durch das Völkerthor zwi¬ schen dem Ural und Kaspisee mit demselben zusam- menhüngt. II. Die Westhälfte, in drei Stufen nach N. und W. abfallend (s. Fig. 27): 1. Stufe: das Hochgebirge der Alpen; da¬ mit stehen in Verbindung: a) im O. die Karpathen, b) im SO. die Gebirge der westlichen griechisch-sla- vischen Halbinsel, v) im S. die Apenninen. 2. Stufe: das deutsche und französische Mittelgebirge. 3. Stufe: die deutsche und französische Tiefebene. Innerhalb dieser Gebirge liegen einige größere isolirte Tiefebenen: I.) Die Rhone-Ebene, 2.) die oberrheinische Tiefebene, 3.) die drei Donauebencn: die ober- und niedernngarische und die walachische, 4.) die Po-Ebene. » Der Charakter der Osthälfte ist Einför¬ migkeit, der der Westhälfte Mannigfaltigkeit. Völlig isvlirt sind die Gebirge der pyrenäischeu Halb¬ insel und der britischen Inseln, wie das skandinavische Hochland. Bewässerung. I. Flüsse. Obwol Europa keine so großen Ströme besitzt wie Afrika, Asien oder Ame¬ rika, so ist doch seine Bewässerung, Dank den aus¬ giebigen und gleichmäßigen Niederschlägen, gleich¬ mäßiger vertheilt, als in irgend einem andern Erd- theil, und reichhaltig genug, um überall den Wüsten- eharakter ferne zu halten. Auch in Bezug auf die Flüsse müssen wir den Rumpf- von Europa in eine Ost- und Westhälfte scheiden. (Fig.27.) Profil des Mittlern Europa. 106 1. ) Im östlichen Tieflande scheidet eine kaum merkliche Boden- auschwellung die einerseits nach N. nnd NW., anderseits nach S. fließen¬ den Ströme. Sie sendet nach N. dem weißen Meere die Dwina, nach WN. der Ostsee die Düna und den Riemen (ni-emen), nach S. dem Kaspisee die Wolga, Europas größten Strom, und dem schwarzen Meere den Don nnd den Dnjepr. 2. ) Die Alpen und die ihnen vorgelagerten Mittelgebirge geben den übrigen zwölf Hauptstössen des eigentlichen Continentes den Ursprung. a) Die Alpen senden nach N. zur Nordsee den Rhein, nach W. zum Mittelmeere die Rhone (rön), nach S. zum adriatischen Meere den Po, nach O. zum schwarzen Meere die Donau, die zwar im deutschen Nüttelgebirge entspringt, aber von den Alpen den größten Theil ihrer Wassermasse erhält. b) Das deutsche Mittelgebirge hat nur eine Hauptabdachung: nach N. Von den hier entspringenden Flüssen ergießen sich die Elbe und die Weser in die Nordsee, die Oder in die Ostsee. a) Das französische Mittelgebirge mit der Hanptabdachung nach W. liefert dem Ozean die Seine (sen), Loire (loär) und die be¬ deutendsten Nebenflüsse der (in den Pyrenäen entspringenden) Garonne (garönn). ä) Von den Karpathen fließt die Weichsel nach N. in die Ost¬ see, der Dnjestr nach SO. in das schwarze Meer. II. Seen. Von den europäischen Seen sind die meisten Flu߬ seen, und sie vertheilen sich auf drei verschiedene Gebiete: 1. ) Die Ostsee bildet den Mittelpunkt eines Kranzes von Seen, deren Abflüsse sie mit wenigen Ausnahmen aufnimmt und die meist Uebcrreste ehemaliger Meeres¬ bedeckung sind. Vier Gruppen sind hier zu unterscheiden: a) Die Seen aus der Ostseitc des skandinavischen Gebirges: Wencr-, Wetter-, Mälarsee; b) die zahlreichen Seen in Finnland; e) die Seen am finnischen Meerbusen, von denen der Onega- und Lädoga- See, deren Abfluß die Newa ist, die größten sind; ä) die zahlreichen Seen in der östlichen Hälfte des deutschen Tieflandes. 2. ) Die Alpen bilden ebenfalls den Mittelpunkt eines Kranzes von Seen, deren Abflüsse die vier Alpenströme anfnchmcn. Sic theilcn sich in drei Gruppen: a) Die Seen am Nordraude der Alpen: die Schweizer Seen (Genfer- und Bodensee die größten), die oberbaicrischen und die Seen des Salz¬ kammergutes ; b) die Seen am Südrande der Alpen, unter denen der Gardasee der be¬ kannteste ist; v) die Seen in den östlichen Mittelalpen (besonders in Kärnten). 3. ) Die Seen im schottischen Hochlande haben alpinen Charakter, die in Irland mehr den von Steppenseen. Klima, Manzen- und Thierwelt. Die klimatischen Verhältnisse werden durch folgende vier Momente bestimmt: I.) Europa ist der einzige Erdtheil, der ganz außerhalb der heißen Zone liegt, und nur ein sehr geringer Theil gehört der kalten Zone an. Daher fehlen hier die großen Gegensätze, die Asien (und be¬ sonders Amerika) auszeichnen, die Pracht der Trvpenwelt fehlt unserm Continente ganz, aber auch die Aermlichkeit der polaren Vegetation macht 107 nur verhältnismäßig kleine Strecken nnwirthbar. Europa hat daher eine gewisse Gleichartigkeit in seinen klimatischen Verhältnissen. 2. ) Europa ist bedeutend wärmer, als irgend ein anderes Land in gleicher Breite. Es verdankt diesen Vorzug der winterlichen Windrichtung und dem Golfstrome. n) Wahrend in Ostasien und fast in ganz Nordamerika im Winter kalte cvn- tinentale NW.-Winde vorherrschen, wehen über ganz Europa warme ozeanische W.- und SW.-Winde. — b) Der Golfstrom, eine wegen ihrer hellblauen Farbe und ihrer hohen Temperatur (von circa -s- 20") merkwürdige Meeresströmung, kommt aus dem Meerbusen von Mexico, umströmt Florida, begleitet die Küste Nordamerikas bis zur Breite von Newyork und ergießt sich dann in den offenen Ozean, um mit seinen Ausläufern Island und Norwegen, ja sogar Spitzbergen und Nvwaja-Semlja zu erreichen. Er ist die Hauptwärmequelle für das nördliche Europa; er bewirkt, daß die Häfen Englands und Norwegens nie zufrieren, während das noch südlicher liegende Labrador eine Eiswüstc ist und in Ostasien das Quecksilber gestiert, sowie daß die vom Polarmeere kommenden Eismassen stets den europäischen Küsten ferne bleiben. 3. ) Obwol auch in Europa die Temperatur im allgemeinen voll S. nach N. abnimmt, so ist doch der Gegensatz von O. nnd W. nvch greller. Der mannigfach gegliederte Westen hat ozeanisches, die große östliche Landmasse eontinentales Klima. Daher nimmt im Winter die Kälte, iin Sommer die Wärme von W. nach O. zu. (Vergl. Fig. 28.) Die vorherrschenden ozeanischen Winde nnd der Mangel großer gebirgnmmauerter Tafelländer gewähren Europa die Wohlthat reichlicher nnd regelmäßiger Niederschläge. Nur Südeuropa hat einen regen armen Sommer, in den übrigen Ländern füllt aber in allen Jahreszeiten ausgiebiger Regen (oder Schnee), in Mittel- und Osteuropa am meisten im Sommer, in Westeuropa im Herbste (vergl. Fig. 29). Daher fehlt in Europa die Wüste nnd nur wenige Landstriche haben Steppencharakter. 108 (Fig. 29.) Regeucurven von Europa. Mittel-. II. O.-Europa (Wien) Wut. Frühl. Somm. Herbst W.- u. NW.-EuroP» lDublin) Wint. Frühl. Somm. Herbst Pflanzenwelt. Der Wald ist in den Mittlern Breiten Europas gemischten Bestandes, Laub- und Nadelholz. Die Nordgrcnze der Eiche reicht in Norwegen bis 63" B-, am Ural nur bis 58", darüber hinaus dehnt sich bis zur polaren Küste der Nadclholzwald aus. Die Buche ist nur auf West- und Mitteleuropa beschränkt. — Bon den Gctreidcarten wird südlich von 50" Mais und Weizen, von 50 bis 60" Weizen und Roggen und über 60° hinaus Gerste gebaut. Sie reicht in Norwegen unter dem Einflüsse des Golfstromes bis 70", sinkt aber schon an der Ostsee bis 65°. In gleicher Weise zeigt sich der Einfluß des Golfstromcs in der Verbreitung der O b st¬ il äumc. Aepfel, Birnen und Kirschen gedeihen in Norwegen noch bei Drontheim, in Rußland aber nur bis Narwa, Moskau und Kasan. Der Weinbau reicht durch¬ schnittlich bis 50", im feuchten Westen sinkt die Grenze etwas nach S-, im östlichen Mitteleuropa, wo die Sommer wärmer, rückt sic weiter gegen N. Die Thierwelt. Die kolossalen Formen der Tropenwelt fehlen, die Nntzthicre herrschen entschieden vor. Reißende Thiere sind nur Wolf, Luchs und Bär; das Ver¬ breitungsgebiet der letzteren ist aber sehr beschränkt. 8 59. Politische Geographie. Sprach- und Stammverliältnisse. Absolute Bevölkerung 310 Mill., relative daher 1700 (oder 30 auf 1 Vergleiche damit Asien und Afrika. Europa ist die zweite Heimat der mittelländischen Rasse, und zwar des indo-europäischen Sprachstammes geworden, der hier den Höhe¬ punkt seiner geistigen Entwicklung erreichte. Drei Völkerstämme theiten sich in die Herrschaft über Europa (s. Tabelle weiter uutcust 109 a) die Romanen, 94 Mill.,* nehmen den Süden Enropas (mit Ausnahme der griechischen Halbinsel), Frankreich, Rnmänien nnd Siebenbürgen ein. Ihre Sprachen sind ans einer Vermischung der lateini¬ schen Sprache mit anderen Sprachelementen der verschiedensten Art hervor¬ gegangen; b) die Germanen, 93 Mill.,* im Mittlern, nördlichen nnd nord¬ westlichen Europa; o) die Slaven, 82 Mill.,* vorwiegend in Osteuropa und theilwcise auf der Balkänhalbinsel. Diese drei in Europa vorherrschenden Bolkcrgruppen berühren sich am Fuße und in den Thälern der Alpen, so daß dieser Hauptgebirgsstock Enropas zugleich ein Ccntrnm der Bevölkerung bildet. Jin äußersten Westen, und zwar nur auf Inseln nnd Halbinseln oder in ab¬ gelegenen Gebirgsländern, finden sich Ueberrcste des einst über ganz West- und Mittel¬ europa verbreiteten keltischen Stammes; an der Ostsee wohnt die den Slaven ver¬ wandte lettische Familie, deren Sprachen unter allen europäischen der altindischen (Sanskrit) am nächsten stehen. — Der semitische Sprachstamm ist hauptsächlich durch die über den ganzen Erdtheil zerstreuten Juden vertreten. — Von den in Europa wohnenden Völkern mit mongolischen Sprachen sind nur die in Ungarn und Sieben¬ bürgen wohnenden Magyaren (madjärcn) und die Türken oder Osmanen auf der gricchisch-slavischcn Halbinsel zu einiger Bedeutung gelangt. Die Völker Europas. I. OUttekkiimllsüie Uläse; inllv-eneopäisckier Aprallhlamm. 4.) Romanen, 2. ) Germanen, 3.) S laven, 4.) Kelten, S.) Griechen, 6.) 'Albanesen) n) Italiener, a) Deutsche, a) Russen, n) Galen (Iren 7.) Letten, b) Spanier, b) Skandinavier, b) Polen, und Hoch- "—— e) Portugiesen, (Schweden, o)Czechen und schotten), d, Franzosen, Norweger Slovaken, b) Walliser, kL'E.7' o) Rumänen, und Dänen), ü) Kroaten n. o) Bretonen. t) Ladiner. o) Engländer. Serben, 8.) Basken. s) Slovencn, 1) Bulgaren, §) Sorben. II. Mongvkisa'c lillffc. l.) Der finn ische Stamm, 2.) der türkische Stamm, 3.) Kalmüken (mongolischer n) Finnen, a.) Naschkircip <-tamm), b) Esthen, b) Kirgisen, o) Lappen, o) Türken. 4.) Samojeden. ck)die kleinen Stämme am Ural, o) Magyaren (?). Iicügion. Europa ist vorzugsweise der christliche Erdtheil, denn während die Anzahl der Muhamedaner 6 Mill., die der Inden 5 Mitt, beträgt, betrügt die der Christen bei 300 Mill. Die christliche Religion theilt sich wieder in drei Hanptbekenntnisse, die der sprachlichen Drei- theilung der Hauptmasse der europäischen Bevölkerung entsprechen und theilweisc mit ihr znsammenfallen, denn * Berechnet nach Brachelli's »Statistischen Skizzen«. 110 a) die Romanen gehören fast ausschließlich der katholischen Kirche an, welche somit im Süden herrscht; b) die Slaven bekennen sich grvßtentheils zur griechischen Kirche, der außerdem noch die Rumänen und Griechen augehören. Nur die Polen und ein Theil der österreichischen Slaven sind katholisch. Diese Kirche herrscht somit im Osten und Südvsten. e) Von den Germanen gehören die Engländer und Skandinavier fast ausschließlich der protestantischen Kirche an; die Deutschen sind zwischen der protestantischen und katholischen Kirche getheilt. Zum Pro¬ testantismus bekennen sich außerdem noch die Finnen und ein Theil der Letten. Die evangelische Kirche herrscht somit im Norden und Nordwesten. Was das Zahlenverhültuis dieser drei Bekenntnisse anbelangt, so herrscht der Kathvlieismus vor — Katholiken die Hälfte, Griechen und Protestanten je ein Viertel. Kultur. Bitt dem Verschwinden der Wüsten- und Steppenform verschwindet auch das Nomadenleben, das in Europa nur auf den äußersten Norden und Südosten und nur auf 1 Mill. Bewohner beschränkt ist. Die unterste Kulturstufe, das Jäger- und Fischerleben, wird in Europa gar nicht angetroffen. Unser Erdtheil wird somit fast nur von ansässigen Völkern bewohnt, deren Haupterwerbsquelleu Ackerbau, Viehzucht, Bergbau und Gewerbe sind. Dazu kommt noch der Handel als eine Haupt¬ beschäftigung der Küstenvölker, die durch die außerordentliche Küsten- entwicklnng und die Nähe von drei Erdtheilen (Asien, Afrika, Amerika) zur Seefahrt angelvckt werden. Das Bedürfnis des überseeischen Handels erklärt sich aus dem Mangel Europas an tropischen Naturprodukten (besonders an Baumwolle, Zuckerrohr, Thce und Kaffee und theilweise auch an Tabak), wofür die zahlreichen Industrie-Erzeugnisse der europäischen Völker ausgetauscht werden. Die am Mittelmeer wohnenden Völker sind vorzugsweise ans den Levantchandel, die am atlantischen Ozean wohnenden auf den ost- und westindischen Handel angewiesen. Der Binnenhandel bringt die Pro¬ dukte der einzelnen Länder zum gegenseitigen Austausche uud wird bei dem Mangel an ausgedehnten Wüsten, Steppen und Hochländern, die die Anlegung von Straßen erschweren würden, und infolge der geordneten Verhältnisse der Staaten nicht durch Karawanen, wie in Asien und Afrika, sondern in neuester Zeit grvßtentheils durch Eisenbahnen vermittelt. In Europa entfalten sich aber auch Kunst und Wissenschaft zu einer Blüte, wie nirgends sonst ans der Erde, und dadurch mußte unser kleiner Continent der Beherrscher des ganzen Erdballs werden. Ursachen. 1.) Die Lage unseres Erdthcils in der gemäßigten Zone regt die europäische Menschheit zu unausgesetzter Thätigkeit an, während der Bewohner der Tropenzone erschlafft, der Mensch der polaren Welt aber den Kampf mit der kargen Statur aufgeben muß und die drückende Sorge um die Existenz ihn unfähig macht, sich geistig zu vervollkommnen. 2.) Der gänzliche Mangel Europas an undurchdring¬ lichen Wüsten und unübersteiglichen Gebirgsmauern ist allein geeignet, eine innige Verbindung der Bewohner und einen gegenseitigen Austausch ihrer Kultur zu ermög¬ lichen. 3.) Die reiche Gliederung der südlichen Hälfte unseres Continentes brachte unsere Vorfahren in Berührung mit den alten, nun verschwundenen Kulturvölkern Nordafrikas und Wcstasiens. Als Vermittler für die Kultur der ganze« Erde gebietet Europa über ein Drittheil der bewohnten Oberfläche unseres Planeten und über 111 beinahe die Hälfte des gesammten Menschengeschlechtes, denn in ihren Kolonien beherrschen die Europäer noch 250 Mill. Menschen. An diesem Colonisationssystem haben »orzngsweisc die am Ozcan wohnenden westlichen Volker Theil genommen, zunächst die romanischen: Portugiesen, Spanier und Franzosen, doch sind diese in der Folge von den germanischen Holländern nnd vor allem von den E n glä n d e rn überflügelt worden. Diesen stehen nnr die R n s s c n als die Civilisatoren Nordasicns würdig znr Seite. politischer Ausland. Die vorherrschende Staatsform ist die Mon¬ archie, und zwar die constitntioncllc. Die Monarchen führen verschiedene Titel: Kaiser, König, Großherzog, Herzog, Fürst. Von den 16 größeren europäischen Staaten sind: n) 1 absolute Monarchie: Kaiserthum Rußland. b) 13 constitutionclle Monarchien: die österreichisch-ungarische Monarchie (Kaiserthum), das deutsche Reich (Kaiserthum, zerfallend in mehrere Staaten), die Königreiche: Griechenland, Italien, Spanien, Por¬ tugal, Großbritannien, Schweden und Norwegen, Dänemark, Holland und Belgien, das türkische Reich und das Fürstenthum Rumänien. e) 3 Republiken: Frankreich und die Schweiz. Anmerkung. Unter den Großmächten begreift man Oesterreich, das deutsche Reich, Rußland, Großbritannien, Frankreich und Italien; sie zeichnen sich durch bedeutende absolute Bevölkerung aus (s- Fig. 30) und wirken bestimmend auf die Geschicke des Erdtheiles ein; unter den West Mächten: Frankreich nnd Großbritan¬ nien; unter den nordischen: Dänemark, Schweden und Norwegen; unter den See¬ mächten: Großbritannien, Holland, Frankreich, Spanien, Portugal. Darstellung des Verhältnisses der absoluten und relativen Bevölkerung der europäischen Staaten. -absolute, relative Bevölkerung. 112 L. Beschreibung der einzelnen Länder. I. Die südlichen Glieder. 3 60. Süd-Europa. (Allgemeines zu W 61—63.) Die drei südlichen Halbinseln von Europa schließen sich ihrer Natur nach enger an die übrigen Gestadeländer des mittelländischen Meeres an, als an das eontinentale Europa. Der Boden ist vorwiegend kalkig; noch immer ist die vulkanische Kraft hier thütig, während sie im übrigen Europa schon lauge erloschen ist. Südlich der Pyrenäen, Apenninen und einer Linie, die beiläufig von Triest gegen den Balkan zieht, gehört Europa der subtropischen Zone an. Diese zeichnet sich von dem übrigen Europa aus: 1. ) durch höhere Temperatur, wobei jedoch nach O. die Milde des Winters ab- und die Sommerwärme znnimmt. (Vergl. Fig. 28.) In Rom ist es z. B. in der kältesten Zeit (Anfangs Januar) so warm, wie in Wien Mitte April. Daher ist in Südcuropa mit Ausnahme der höheren Gebirgsgegenden Schneefall eine Seltenheit; 2. ) durch die Regenverhältnisse (vergl. Fig. 29). Im Sommer zieht die erhitzte Sahara die Lnft aus den Mittclmeerlündern an; es herr¬ schen daher in den letzteren nördliche Winde, die nach der allgemeinen Regel (s. S. 63) heiteres Wetter bringen. Dagegen herrschen im Herbst und Winter regenbringende äquatoriale Luftströmungen vor. Für Süd- enropa sind also regenarme Sommer und regenreiche Herbste und Winter charakteristisch. Aus diesen klimatischen Verhältnissen erklärt es sich, daß die Pflan¬ zenwelt Südeuropas von der des übrigen Continentes so bedeutend ab¬ weicht. Die Olive ist der eigentliche Charakterbaum aller Mittelmeer¬ länder; immergrüne Laubbänme, unter denen Lorbeer und Myrthe, und Nadelhölzer, unter denen die schlanke, ernste Cypresse und die brcit- kronige Pinie besonders bezeichnend sind, bilden neben Kastanienbäu¬ men die Wälder der unteren Regionen; in den südlichen Gegenden ist sogar die Zwergpalme heimisch. Der Maulbeerbaum ließ in vielen Gegenden eine bedeutende Seidenzucht zur Entwicklung gelangen. Die sommerliche Hitze erzeugt die köstlichsten Südfrüchte: Feigen, Citronen und Orangen, und feuerige Weine. Die Hauptgetreidearten sind Weizen und Mais, in den sumpfigen Gegenden auch Reis; doch macht die sommerliche Dürre oft künstliche Bewässerung uothwendig und erfordert daher tüchtige Arbeit. Ewig denkwürdig sind diese Länder in der Geschichte als die Gc- burtsstättc der europäischen Civilisation; hier entwickelte sich die griechi¬ sche Kultur, hier entstand das römische Weltreich. Das blaue Meer und der Jnselreichthum lockte frühzeitig den Menschen zu Schiffahrt und Handel; in der schönen heitern Natur entwickelte sich der Kunstsinn; 113 Südmropa war stets die Heimat der Künstler. Seit dem Mittelalter kamen trübe Zeiten über diese Länder, und erst jetzt beginnen sie sich wieder allmälig zn erholen. Leider fehlt es an Kohle und Eisen, daher die südenropäische Industrie wol niemals den Kampf mit der west- und mitteleuropäischen siegreich bestehen wird. 8 61. Die griechisch-slarnsche Halbinsel. Fiume 45'/g, 32. Scutari 42, 37. Cap Matapau östl. von 36^, 40. Olymp 40, 40. Eingang in die Dardanellen 40, 44. Sulina-Mündung östl. von 45, 47. Uklgsisctie G ev grax llie. Hrenzen, Hrehe und Gliederung. Die griechisch-flavische Halbinsel, auch Balkänhalbinsel genannt, ist die östlichste unter den drei großen süd¬ lichen Halbinseln und bildet vermöge ihrer Lage in der Nähe Anatoliens die Brücke von Europa nach Asien. Von drei Seiten von Meeren: im O. vom schwarzen, Märmara- und ägäischen Meere, im S. vom Mittel- mcere, im W. vom adriatischen und jonischen Meere umgeben, hängt sie im N. mit ihren: breiten Theile mit dem Festlande zusammen, von dem sie durch drei in einander mündende Flußthäler, das der Kulpa, der Save und der Donau, geschieden wird. Flächeninhalt 8600 jssiM. (— 470,000 Zwei Momente bedingen die Gliederung der Halbinsel: 1.) Die Gliederung nimmt zu in der Richtung von N. 'nach S.; 2.) die Ostküste ist gegliederter als die Westküste. Die Halbinsel zerfällt in zwei sehr scharf von einander geschiedene Theile. 1. ) Der nördliche breitere Thcil zwischen dem schwarzen und adriatischen Meere, nur im NW. mit einer reicheren Küstencutwicklung (dalmatinische Küste). Im S. setzen sich drei Halbinseln an: die Halbinsel, auf der Konstantinopel liegt, die Landzunge vonGaliipoli oder der CH er sonn es zwischen dem Busen vonSaros und dem Hellespont und die dreifingcrige Halbinsel C h a l k i d i k e zwischen den Meer¬ busen von Orfani und Saloniki. 2. ) Der südliche schmälere Theil zwischen dem ägäischen und jonischen Meere, die eigentliche griechische Halbinsel. Durch ein zweimaliges Eindringen des Meeres zerfällt sic abermals in drei Theile: u) Nordgriechenland, im O. mit dem breiten Golf von Bolo (pagasäischer Golf), im S. durch die mit einander correspondirenden Meerbusen von Zeitun und Arta (malischer und ambrakischcr Meerbusen) geschieden von dein zweiten Theile. b) Mittclgriechenland, das eigentliche Hellas, welches nach O. die Halbinsel Attika aussendet, v) Südgriechen- land, im Alterthum Peloponnes, jetzt Morea genannt, im N. durch die Meer¬ busen von Patras und Korinth, die durch die Straße von Lepanto mit einander in Verbindung stehen, von Mittölgriechenland getrennt und mit diesem nur durch einen schmalen Isthmus verbunden, wird durch tief einschneidende Meerbusen (den von Aegt na oder den saronischen, den von Naüplia oder den argolischen, den lakonischen und messenischen Meerbusen) selbst wieder in vier Halbinseln gegliedert. Die vortheilhafte Küstenentwicklung wird durch zahlreiche Inseln unterstützt. Auch hier gelten die beiden oben erwähnten Gesetze, denn die meisten Inseln finden wir im SO. zwischen Griechenland und Kleinasien. Wir unterscheiden Einzeliu selu und Inselgruppen. Die größten Eiuzeliuscln sind Kreta oder Candia und Euböa oder Negroponte. Von den drei Inselgruppen liegen die Kykladen im O. , die jonischen und dalmatinischen Inseln im W. 8 114 Aer Boden und seine Bewässerung. Der weitaus größte Theil der Halbinsel ist mit Mittel- und Hochgebirgen, die theils aus krystalli- nischem, theils aus Kalkstein bestehen, erfüllt. Die Flüsse, die zmn Gebiete der Donau, des adriatisch-jvnischen und ägäischen Meeres gehören, sind nicht bedeutend, aber die bedeutendsten unter ihnen rücken in ihren Quellengebieten so nahe an einander, daß ihre tief eingeschnittenen Thäler ziemlich bequeme Verbindungsstraßen zwischen dem Donaugebiete und den benachbarten Meeren eröffnen. Die Thäler der Struma, Morawa bis Nisch und des Timok scheiden die Gebirgssysteme in zwei Hälften. In der westlichen Gebirgswelt sind die Richtungen N. nach S. und NW. nach SO. vorherrschend, wobei ein auffallender Parallelismus mit der Küste bemerkbar ist. Die einzelnen Theile sind folgende: 1. ) Entlang der dalmatinischen Küste ziehen die din arisch en Alpen, ein ödes, waldloses Kalkgebirge, das mit dem Kvmberg (2400"/) in Montenegro endet. Das Hauptthal durchfließt die ins adriatische Meer mündende Narenta. 2. ) Daran schließt sich im O. das bosnisch-serbische Gebirge mit schönen Eichenwaldungen an. Sämmtliche Flüsse fließen nach N.: Bosna, Drina (in die Save), Mörawa und Timok (in die Donau). Der Hauptfluß ist die Mörawa, aus drei Hauptarmen: der bulgarischen, serbischen M. und dem Ibar sich zusammensetzend. Letzterer entspringt auf dem Amselfelde, einem nur 600"/ hohen Plateau. 3. ) Südlich vom Amselfelde erhebt sich der Schar-Dagh (dagh, türkisch — Gebirge) über 2000"/ (mit dem Ochrida-See), der sich nach S. als Pindus bis nach Mittelgriechenland fortsetzt und die Wasser¬ scheide zwischen dem jonischen und ägäischen Meere bildet. Die adriatisch-jonische Seite wird von dem rauhen albanesisch- epiro tis'ch en Kalkgebirge angefüllt, voll von Höhlen und verschwin¬ denden Flüssen (daher hier nach der Meinung der alten Griechen der Eingang in die Unterwelt). Unter den Flüssen merke dell Aspro po¬ ta mos (Achelous), den größten Fluß des alten Griechenlands. Auf der ägäischen Seite liegt: a) das macedouische Gebirgs¬ land mit dem Hauptflusse Vardar (Axius), der über das Amselfeld eine bequeme Verbindung mit der Mörawa herstellt (Straße Belgrad- Saloniki). d) Zwischen dem vom Pindus zum Meere streichenden k a mbnNi¬ schen und Othrys-Gebirge liegt das weite Thalbecken desSaläm- bria (Peneus) oder Thessalien, auch an der Meerseite durch Gebirgs- grnppen abgeschlossen, unter welchen der 3000"/ hohe Olymp der wich¬ tigste ist. Parallel mit dem Othrys zieht das Oeta-Gebirge, zwischen diesem und dem Meere der Thermophylen-Paß. o) Im östlichen Mittelgriechenland treten nur mehr einzelne Ge- birgsgruppen auf, wie Parnaß (2500"/), Helikon und Kithäron. 4. ) Der Peloponnes hat sein eigenes Gebirgssystem, dessen Mittel¬ punkt das Hochland von Arkadien ist. Von da laufen nach S. drei Gebirgszüge ans, drei Halbinseln bildend; historisch wichtig ist der Tay- 115 getus, der die Richtung des Pindus wieder aufnimmt und im Cap Mätapan endet. In der östlichen Gebirgswelt herrscht die WO.-Richtung vor, ent¬ sprechend dem Küstenlaufe. 1. ) Vom Timok bis zum schwarzen Meer zieht der Balkan mit Gipfeln über 2000 "/ und Pässen, die fast durchaus über 1000'7 hoch fiud. Nach S. fällt er steil zu dell Becken von Sofia (500 '7) und der oberen Tundscha (450'7) ab, nach N. geht er ganz allmälig in die bul¬ garische Hochebene über, die sich zur Donau abdacht. Daran schließt sich im NO. das Dobrudscha-Plateau. 2. ) Jenseits der obgenannten Becken erhebt sich der isolirte Vitosch (2300'7) und nach O. das rumelische Mittelgebirge. 3. ) Südlich vom Balkan ist das Gebiet der Maritza (Hebrus), des größten Flusses der Halbinsel. Sie entspringt im Rilo-Dagh, nahe der Quelle des Isker, der den Balkan durchbrechend zur Donau eilt, und nicht fern von den Quellen der Struma (Strymon, mündet in ?). Die Maritza fließt zuerst durch das weite Becken von Philipp opel (170"/), dann durch das Erkene-Becken (Adrianopel 40'7 H-) und erhält vom N. die Tundscha, vom O. die Erkene. Das Mariyathal ist die wichtigste Verbindungsstraße zwischen Konstantinopel über Sofia einerseits zur Donau (Isker), anderseits über Nisch (Mörawa) nach Belgrad. Zwischen der Maritza und der Struma zieht parallel mit dem Balkan die Gebirgsmasse der Rho dope, im Rilo-Dagh zu 3000"/ aufsteigend, nach O. aber bis gegen 1000 '7 sich senkend. Das Haupt¬ thal ist das der Mesta (Nestus). Da sich an den pontischen untfiMar- mara-Küsten ebenfalls, wenn auch niedere, Gebirge erheben, so ist das Erkene-Becken ebenso abgeschlossen wie das thessalische. Klima. Die westlichen Küstenländer haben echt südeuropäisches Klima, während dessen Polargrenze im O. bis zum 41° B. gegen S. herabsteigt. Im Innern bewirken die zahlreichen Gebirge ein bedeuten¬ des Sinken der Temperatur; am günstigsten sind die klimatischen Ver¬ hältnisse in den weiten und tief gelegenen Thalflächen der Maritza und des Salämbria, besonders aber in Mittel- und Südgriechenland, unter dessen herrlich blauem Himmel einst das heitere Volk der Hellenen lebte. Nokit>tusisc Ocograpbic. Grenzen, Große und Gliederung. Italien wird im N. vom Alpen¬ gebirge begrenzt, im W. von dem tyrrhenischen, im O. vom adriatisch¬ jonischen und im S. vom mittelländischen Meere bespült. Im Vergleiche zur Balkanhalbinsel ist es wenig gegliedert, da sein Hafenreichthmn bei weitem geringer ist und statt tief einschneidender Golfe größtentheils flache Meerbusen auftreten. Im allgemeinen bestimmen auch hier zwei Momente die Glie¬ derung : 1.) sie nimmt in der Richtung von N. nach S. zu, wobei jedoch die Breite der eigentlichen Halbinsel fast überall die gleiche ist; 2.) die Westküste ist gegliederter als die Ostküste. Die Ostküste verläuft größtentheils geradlinig, nur der durch das Hervorsprin- gen des Monte Gärgano gebildete Golf von Manfrcdönia macht davon eine Ausnahme. Im S. theilt sich die Halbinsel wieder in zwei Halbinseln: Apulien und Calabrien, von einander geschieden durch dcu Meerbusen von Tarent. An der südwestlichen Küste ist die Gliederung eine bedeutendere: Meerbusen von Eufemia, entsprechend dem von Squillace (squillätsche), von Policästro, Nea¬ pel, Gaöta. Im NW. der Meerbusen von Genua mit ausgezeichneter Steil¬ küste, da die Apenninen hier bis ans Meer hcrantreten. Da die Gliederung im W. die bedeutendere ist, so treten auch ans dieser Seite die Inseln auf. Zn Italien gehören drei große Inseln und mehrere kleine Inselgruppen. Vorläufig zu merken: Sicilien und die Doppelinseln Sardinien und Cörsica. Flächeninhalt 5400 siM. (^ 300,000 ^j^). Aer Hoden und seine Bewässerung. Italien zerfallt in zwei sehr scharf von einander geschiedene Thcile: die Po-Ebene, die noch dem Stamme von Europa angehört, und das Geb irgs land der eigentlichen Halbinsel. 1.) Die H'o-Kbene oder liornb st si s H e Keostraxllie. HrMM, Hl'iedernng, Hröhe. Im N. wird die Halbinsel durch die wenig wegsamen Pyrenäen von Frankreich getrennt, im O. vom mittel¬ ländischen Meere, im W. vom atlantischen Ozean umfluthet und im S. durch die 4 M. (30 breite Straße von Gibraltar vou Afrika ge¬ schieden. Infolge dieser Annäherung an den südlichsten Kontinent der alten Welt ist sie, wie Sicilien, ein Vermittlungsglied zwischen Afrika und Europa. Unter den drei südlichen Halbinseln Europas ist die pyrenäische die am wenigsten gegliederte; dazu kommt noch die große Brei¬ tenerstreckung, so daß das Innere des Landes dem Einflüsse des Meeres gänzlich entzogen ist. Beides hat Jberien mit Afrika gemein. Im O. ist die Gliederung infofernc eine bedeutendere, als hier einige stäche Meerbusen: von Valencia (walensia), Alicante und Cartagena (kartajena), sich vorfindeu; im W. nur der Golf von Sctubal, im S. die Meerbusen von Malaga und Cadiz (kadis). Die eigentliche Heimat der spanischen Schisfahrt ist aber die nord westliche und nördliche Klipp en küste. Hier macht das Meer zahlreiche kleine, aber 129 tiefe Einschnitte in die Küste (in Spanien Rias genannt), welche durch Klippeninscl- chen geschützt werden. Der geringen Gliederung entspricht die Jnselarmuth, denn die pyrenüische Halb- insel hat nur zwei bedeutendere Inselgruppen an ihrer Ostscitc: die Balearen und die Pityusen. Flächeninhalt der Halbinsel 10,700 ^M. (^ 600,000 lD^). Der 'Koden und seine Kewässerung. Die Bodenbildung zeichnet sich durch Symmetrie und Einförmigkeit aus und erinnert hierin an Afrika. Die Halbinsel besteht nemlich: 1.) aus einer centralen Hoch¬ ebene, welche im N., O. und S. von Randgebirgen umgeben ist; 2.) aus zwei Tiefebenen, welche im N. und S. der Hochebene vor¬ gelagert sind und diese 3.) von den zwei Hochgebirgen trennen. Wir betrachten die einzelnen Bodenformen, wie sie von N. nach S. auf einander folgen. 1. ) Die Pyrenäen, ein Hochgebirge von 2300"/ mittlerer Kamm- hohe, bestehen aus zwei, von O. nach W. streichenden Ketten, die nur in der Mitte auf eine kurze Strecke nebeneinander fortziehen (getrennt durch das obere Garvnnethal Aran). Dieser Theil: die Centralpyrenäen, ist auch der höchste; der höchste Gipfel ist der Pie d'Auethou (3400"/) in der Maladettagruppe. Nur in den Centralpyrenäen finden wir echte Hochgebirgsnatur, Schneefclder und wenig entwickelte Gletscher. Die östliche Kette ist höher als die westliche; doch ist das ganze Gebirge unwegsam wegen Mangel an tiefen Kamineinschnitten, arm an Längenthälern und spärlich bewohnt. Die Hauptverkehrsstraßen zwischen Frank¬ reich und Spanien umgehen das Gebirge an den beiden Enden. Historisch berühmt ist das Thal von Roncesvalles, wo der sagenhafte Held Roland fiel. 2. ) Zwischen dm Vorhöhen der Pyrenäen und dem iberische» Ge¬ birge liegt das Flachland des Ebro, des größten spanischen Flusses des Mittelmeergebietes. Das an die Pyrenäen sich anschließende cata io¬ nische Küstengebirge, vom Ebro in einem vielfach gewundenenThale durchbrochen, trennt das im Mittel 240 "/ hohe Flachland vom Meere. 3. ) Den größten Theil der Halbinsel nimmt die centrale, von Randgebirgen umschlossene Hochebene ein. Die Raudgebirge sind: a) Im N. das cant abrisch-asturische Gebirge, eine Fortsetzung der Pyrenäen, doch an Höhe denselben nach¬ stehend (Gipfel unter 2700"/). Wegen seiner Unzugänglichkeit war es in allen iberischen Kriegen der letzte Zufluchtsort der Besiegten. Im W. löst sich das Kettengebirge in das galicische Berg land (mit Gipfeln unter 1200"/) auf, das mit einer Steil- und Klippenküste am Meere endet (s. oben). Der Hauptfluß dieses Berglandes ist der Minho (minjo). — b) Im NO. und O. das iberische Gebirge, eigentlich nur der erhöhte Ostrand der Hochebene, der nur vom Ebrolande und den niederen Küstengegeuden im O. als Gebirge erscheint. — e) Im S. die metallreiche Sierra Morena mit Steilabfall zum andalusischen Tief¬ lande. Die so umschlossene Hochebene, im Mittel 700 "/ h., senkt sich von dem hohen Ostrande (ca. 950"/) allmälig nach W. Das über 2000"/ hohe castilische Scheidegebirge (in Portugal Sierra E strel la sestreljas genannt) trennt die höhere nördliche von der liefern südlichen Ebene. Die Flüsse entspringen am Ostrande und folgen der v 130 westlichen Abdachung; da das Klima kontinental und daher trocken ist und im Quellbezirk Schneeberge fehlen, so sind die Flüsse, obwol lang, den größten Theil des Jahres wasserarm (im Winter dagegen reißende Ströme) und daher ohne Bedeutung für die Schiffahrt. Die nördliche Ebene be¬ wässert der Duero, die südliche der Tajo (tächo) und Guadiana. Jni O. füllt das Hochland in bergigen Terrassen (iberisches Gebirge) zu den Küstenebenen von Valencia (walenßia) und Murcia (mur- ßia) ab, durch die Guadalaviar, Jucar (chnkar) und Segura fließen. 4. ) Das andalusische Tiefland (m. H. 80 "/) im S. der Sierra Mo¬ rena wird voui Guadalquivir (guadalkiwir) durchströmt, dem wasser¬ reichsten Flusse der Halbinsel, da ihn die Schneegipfel der südlichen Hoch¬ gebirge speisen. 5. ) Das andalusische Hochland. Im südöstlichsten Theile der Halb¬ insel erhebt sich der Boden noch einmal zu randgebirg-umschlosseuen, im Mittel 860"/ hohen Plateaus, über die in der Mitte die Sierra Nevada (d. h. Schneegebirge), das höchste Gebirge Jberiens (mittlere Kammhöhe 2600"/), aufsteigt. Der höchste Gipfel desselben ist der Mulahacen (. . . sen), 3600""/. Die daran sich schließenden südlicheu Vorhöhen und Thäler nennt man die Alpujarras (alpucharras). Eine langgestreckte Gebirgskette bildet den Steilrand am Mittelmeere. Klima. Auch klimatisch scheidet sich die Halbinsel in zwei Theile: in das continentale Innere und den ozeanischen Rand. Die centrale Hochebene hat continentales Klima mit heißem Sommer, kaltem Winter und Regenarmuth, da die Meerwinde sich ihres Dampfgehaltes an den Randgebirgen entladen. Dieselben Verhältnisse finden wir im Ebrolande, da es durch die Gebirge vom Meere abgeschlossen wird. Wegen zu großer Trockenheit ist die Hochebene sehr waldarm, stellenweise echte Steppe mit Espartogras (zu Flcchtwcrk benutzt). Auch für den Feldbau ist der Boden nicht recht geeignet, freilich auch deshalb, weil der Bewohner der Natur nicht nachhelfen will. Am ödesten ist die Ebene La Mancha (mantscha). Doch gedeihen auf dem Plateau Pflanzen, welche das Lieblingsfutter der Schafe sind; daher war Spanien in früherer Zeit für Schafzucht das wichtigste Land, und noch jetzt durch¬ ziehen das Plateau ca. 7 Mill. Wanderschafe oder Merinos, die eine sehr seine Wolle liefern. Die nördlichen Küstenländer haben bei Regenreichthum mittel¬ europäische Waldbäume, die östlichen, südlichen und westlichen hingegen die echte südeuropäische Flora init herrlichen Südfrüchten und den feu¬ rigsten Weinen. Das wärmste Land Europas ist Andalusien, wo neben den gewöhnlichen Südfrüchten auch Baumwolle und Zuckerrohr, Cactuspflanzen uud sogar Bananen gedeihen. Dolitisiü« K e o grax lii c. Nevölliemng und Kultur. Absolute Bevölkerung 21 Mill-, rela¬ tive 1900 (35 auf 1 sD^). Das innere Hochland ist am schwächsten, die Küstenländer sind am dichtesten bevölkert. Die Spanier und Portugiesen gehören dem romanischen Volks¬ stamme an; ihre Sprachen sind Tochtersprachen der lateinischen und unter- 131 scheiden sich nicht wesentlich von einander. Die fast allein herrschende Religion ist die katholische. Die Urbewohner der Halbinsel waren die Iberer, die, von den Römern unterworfen, sehr bald die lateinische Sprache annahmcn, aus welcher sich im Lansc der Zeit die spanische und die portugiesische Sprache herausbildeten. Anfangs des fünf¬ ten Jahrhunderts errichteten hier die germanischen Westgothen ein Reich, nahmen aber die (katholische) Religion und Sprache der Besiegten an. Ihre Herrschaft wurde 711 von den Arabern gestürzt, denen die nordafrikanischcn, ebenfalls muhamcdanischen Mauren folgten. Nur im asturischen Gebirge bestand noch ein christlicher Staat, der aber in jahrhundertelangen glücklichen Kämpfen mit den Muhamedanern sich immer mehr ausbreitete. Verschiedene christliche Reiche entstanden, aus denen endlich die heutigen Königreiche Spanien und Portugal hervorgingen. 1493 sank der letzte Maurenstaat Granada, aber noch erinnern zahlreiche Ausdrücke und Sitten (die Stierkämpse wahr¬ scheinlich maurischen Ursprunges) und das heiße Blut des Südspaniers an jene Zeit der Fremdherrschaft. Das 16. Jahrhundert war die Blütezeit Spaniens , das die neue Welt , und Portugals, das Ostindien und Brasilien besaß. Damals lebten die großen spanischen Dichter Lope de Vega, Cälderon und Cervantes (serwäntes) und der portugiesische Camvöns, (Kamongs), und Murillo schuf die herrlichsten Gemälde. Aber schlechte Wirthschaft, schwache Regenten und unglückliche Kriege, in unserem Jahrhundert auch fortwährende Revolutionen untergruben den Wohlstand des in Unwissenheit und Aber¬ glauben versunkenen Volkes, das erst jetzt sich wieder cmporrafft, um den natürlichen Reichthum seines Landes auszunützen. Die Landwirthschaft bildet die Hauptbeschäftigung der Bewohner, steht aber auf einer niederen Stnfe. Spanien erzeugt genug Getreide, Portugal ist aber ans stete Einfuhr angewiesen. Die Haupterzeugnisse sind edles Obst, Südfrüchte (besonders Rosinen) und Wein. Die berühmtesten Weinsorten sind Malaga, Alicante und Xerez (chcrcs, von den Engländern Sherry fscherrij genannt), benannt nach den Städten, in deren Nähe sie.wachsen; in Portugal der Portwein, der im Ducrothal gedeiht. Außerdem ist das Land sehr metallreich, doch ist erst in un¬ serer Zeit der spanische Bergbau wieder in Aufschwung begriffen. Spanien galt seit dem Alterthnmc als das silberreichste Land Europas und blieb in diesem Rufe bis zur Entdeckung Amerikas. Dort fand man Schätze, gegen welche die des Heimatlandes verschwindend klein waren, weshalb der Bergbau in der Heimat verfiel und alles der neuen Welt znjagte, um dort schnell reich zu werden. Erst seit Verlust der gvld- und silberrcichen Länder Peru und Mexico hat man wieder angefangcn, die heimischen Berge auszubeutcn. Am meisten liefern das cantabrisch- asturische und das katalanische Gebirge, die Sierra Morena und die Alpujarras. Silber Quecksilber, Kupfer und Blei sind die wichtigsten Bergbauprodukte. Die Industrie ist ohne hervorragende Bedeutung, und die Halbinsel steht hierin den meisten continentalcn Ländern Europas nach. Der einzige Jndustriebezirk ist Catalonien, wo die Textilindustrie (Gesammtbezcichnung für Spinnerei Weberei, Wirkerei, Näherei u. s. w.) in erfreulichem Aufschwünge begriffen ist. Der Handel. Spanien und Portugal sind, wie in allem, so auch in ihrer Bedeutung als Handclsmächte gesunken, besonders seit dem Verluste der großen aus¬ wärtigen Besitzungen. Doch ist ein Aufschwung des Handels noch immer möglich, weil die vorgeschobene Lage der Halbinsel zwischen den beiden wichtigsten Meeren eine außerordentlich günstige ist. — Der äußere Handel besteht in dem Austausch einheimi¬ scher Rohprodukte gegen fremde Fabrikate. — Der portugische Handel ist ganz in den Händen der Engländer. politischer Zustand und Topographie. Die Halbinsel zerfällt in zwei größere Staaten: Spanien und Portugal. In den Pyrenäen liegt die kleine Republik Andorra, die unter französischem Schutze steht. Gibraltar gehört den Engländern. 9* 132 I. Jas Königreich Spanien. Das Reich umfaßt außer dein europäischen Hauptlande (wozu die Spanier auch die canarischen Inseln zählen) die überseeischen Besitzungen in Asien, Afrika, Amerika und Polynesien. Größe des Hauptlandes 9100 ^W. (500,000 mit 16 Mill. Ew. Staatsform: consti¬ tutione lle Monarchie unter der Herrschaft des Hauses Bourbou (burböng). a) Die Landschaften des centralen Hochlandes. 1. ) Neu častili en, ein armes Land, von einem stolzen, aber trügen Volke bewohnt. Hm' liegt, in der Mitte der Halbinsel, die Hauptstadt des Reiches und der Ceutralpunkt der Eisenbahnen, Wcrdrld (330,000 Ew., 650 hoch), an den Ufern des wasserarmen Manzanares (manßanäres, zum Tajo-Gebiet gehörig). Toledo am Tajo, die frühere Hauptstadt, jetzt verödet. Almaden in der Sierra Morena, das größte Quecksilberbergwerk Europas. In der Nähe von Madrid liegt der Königs- und Klosterpalast Escorial mit der Gruft der Könige und (am Tajo) Aranjuez (aranchues), die Sommerrcsidcnz. 2. ) Altcastilien berührt im N. das biscayische Meer, wo Santander, der belebte, mit Madrid durch eine Eisenbahn verbundene Hafenplatz von Castilien, liegt. Burgos, die Hauptstadt von Castilien, jetzt eine Festung, die die (über St. Sebastian und Vitoria nach Madrid führende) Eisenbahnstraße aus Frankreich bewacht. 3. ) Leon mit der Hauptstadt Valladolid (waljadolid) und der altberühmten, jetzt nur noch wenig besuchten Universität Salamanca. 4. ) Estremadura hat in seinen tiefen Thalcinschnitten ein mil¬ deres Klima, ist aber ohne Verbindung mit dem Meere und daher die vernachlassigste spanische Provinz. Badajoz (badachös) am Guadiana, Grenzfestung gegen Portugal. b) Die Stufen- und Küstenländer und die Inseln. 5. ) Galicia (galißia), ein dürftiges Bergland. Cornna (kvrunja) an einer herrlichen Bucht; von hier aus gelaugt man in den schmalen Rias von Ferrol, den besten spanischen Kriegshafen. Santiago de Compostella mit dem Grabe des Apostels Jakob ist der berühmteste spanische Wallfahrtsort. 6. ) Asturien, zwischen dem asturischen Gebirge und der Küste, mit der in einem Thale gelegenen Hauptstadt Oviedo, ist die Wiege der christlich-spanischen Monarchie. 7. ) Die (3) baskischen Provinzen, bewohnt von den Basken, dem letzten Reste der iberischen Urbevölkerung. Bilbao und Vitöria sind Binnenstädte, die Seefestnng San Sebastian bewacht die west¬ liche Pyrenäenstraße (s. Burgos). Dio Basken 0/s Mill.) sind ein heiteres, tapferes und sehr thätigcs Völkchen, das Landbau und Industrie treibt und — was in den südlichen Ländern selten der Fall ist — auch dem Bolksuntcrrichtc eine anerkennenswertste Sorgfalt widmet. Ihre Sprache ist eigenthümlich und steht mit keiner andern in irgend welcher Ver¬ wandtschaft. 133 8. ) Navarra mit der befestigten Hauptstadt Pamplona. 9. ) Aragonien, nach Estremadura der am wenigsten kultivirte Theil Spaniens, von einem tapfern, aber trägen Volke bewohnt. Die Hauptstadt Zaragoza (ßaragößa, 70,000 Ew.) ist von hervorragender militärischer Wichtigkeit. Der oberhalb Zaragoza in den Ebro mündende Jalon (chalvn), der auf dem mittleren Plateau entspringt und das östliche Randgcbirge durchbricht, stellt die bequemste Verbindung zwischen der Tiefebene und dem Hochlande her. Jetzt führt durch das Jalonthal eine Eisenbahn aus Aragonien nach Madrid. 10. ) Catatonien, das Küstenland von den Pyrenäen bis zum Ebro, die industriellste Landschaft der ganzen Halbinsel. Eisen und Kohle liefert das catalonische Gebirge; der Hauptindustrie¬ zweig ist Baumwollweberei. Mcrvceloncr (barßelona, 190,000 Ew.) ist der bedeutendste Handelsplatz an der spanischen Ostküste und die erste Industriestadt des ganzen Reiches. Tarragona und Tvrtvfa (Ebro¬ mündung) sind verödet, dagegen blüht die Fabrikstadt Röus auf. Die Festung Gerona (cheröna) bewacht die östliche Pyrenäenstraße. Cardona im catalvnischen Gebirge ist berühmt wegen seines Steinsalzberges. 11. ) Valencia (walcnßia), das vom Guadalaviar und Jucar (chukar) durchflossene östliche Stufenland mit einer schmalen Küstenebene, verdankt seine außerordentliche Fruchtbarkeit der von den Arabern zuerst angewandten künstlichen Bewässerung. Die kleinen, von Wasserkanälen durchzogenen Feldstücke nennt man Vegas (od. Huertas); neben ihnen dehnen sich die unbebauten Campos aus. In der Nähe der Ausmün¬ dung des Guadalaviar liegt Mcrlcncicr (110,000 Ew.), der Hauptsitz der spanischen Seidenindustrie. Sein nunmehr brauchbar gemachter Hafeu liegt eine Meile von der Stadt entfernt. Alicante, Hafenstadt Madrids am Mittelmeer, durch eine Eisenbahn mit der Hauptstadt verbunden; Handel mit Italien. 12. ) Murcia (murßia), die vom Segura durchflossene östliche Stufen- und Küstenlandschaft, nut der gleichnamigen Hauptstadt und dem zweiten spanischen Kriegshafen Cartagena (kartajena) an einer tiefen, durch eine Insel geschützten Bucht. 13. ) Andalusien, aus zwei Theilen bestehend: die Tiefebene des Guadalquivir, die Kornkammer Spaniens, und Hochandalufien nebst den dazu gehörigen Küstenstrichen, n) Am Hauptflusse liegen: Cordova, einst die prächtige Khalifenstadt, und Sevilla (ßewilja, 120,000 Ew.), bis wohin kleinere Seeschiffe gelangen können. — b) In Hochandalusien Granada (70,000 Ew.) auf einem Plateau, das alle Reize in sich birgt, an dem Fuße zweier Hügel, von denen der eine die weltberühmte Alhambra (Schloß der maurischen Könige) trägt. Xerez, berühmter Weinbau. Seestädte: Almeria, Ausfuhr des in den Alpnjarras gewon¬ nenen Weines; Wäl'agcr (90,000 Ew.) in einer lieblichen Frnchtebene (Wein), bedeutendster spanischer See- und Handelsplatz neben Barcelona, und Kadiz (kädis, 70,000 Ew.), die älteste Seestadt Europas (phönikische Gründung), Ausgangspunkt der spanisch-amerikanischen Dampfschiffahrt und Exportplatz der Produkte Andalusiens; Palos, berühmt als Aus- 134 gangspunkt der Entdeckungsreisen des Columbus. — Die die Einfahrt in das Mittelmeer beherrschende englische Festung Kibrrattcrir (jibraltär) liegt auf einein 470 hohen steilen Felsen, der durch eine sandige Landzunge mit dem Festlande in Verbindung steht und den größten Flotten sichern Schutz gewährt. 14.) Die Inseln: n) die Pitiusen Ibiza und Formentera, b) die Balearen Mallorca (maljorca) mit Palma (50,000 Ew.) und Menorca. II. Königreich 'Fortugnk. Das cvnstitntionelle Königreich Portugal unter der Herrschaft des Hauses Braga n za (braganßa) umfaßt außer dem europäischen Hauptlande (wozu von den Portugiesen auch die Azoren und Madeira gerechnet werden) noch die überseeischen Besitzungen in Asien und Afrika. Flächeninhalt des europäischen Theiles 1600 HW. (90,000 (DH^) mit 4 Mill. Ew. Die Hauptstadt Kisscrbon (220,000 Ew.) am Tajo (hier Tejo steschos genannt) der sich hier golfartig erweitert und nur durch eine schmale Oesinung zum Meere abfließt, ist der erste Handels- und Kriegs¬ hafen Portugals, zugleich eine der schönsten Städte Europas. Oporto (90,000 Ew.), ein Flußhafen an der Mündung des Duero, führt den Portwein aus. Die Universität Coimbra ist der Mittelpunkt des gei¬ stigen Lebens in Portugal. II. Die nördlichen Glieder. 8 64. Das britische Mselreich. Cap Landscnd 50, 12. Straße von Dover 51, 19. Orkney-Inseln 59, 15. Rordkanal 55, 12. Valentin 52, 7. Gcograxkiic. Kreuzen, Kroße und Küederung. Der britische Archipelagus besteht aus zwei großen Inseln: Großbritannien und Irland, und drei Inselgruppen: den Hebriden, Orkney- (orkni) und Shetlands- inseln (schettländs). Seine Grenzen bilden im N. und W. der atlan¬ tische Ozean, im O. die Nordsee nnd im S. der Kanal (la Manche (mansch) oder das Aermelmcer). Die beiden letzteren stehen durch die an ihrer engsten Stelle nur 5 Meilen (40 breite Straße von Calais mit einander in Verbindung. Größe 5700 dW. (300,000 d^».)- Durch seine tief einschneidenden Meerbusen, seine günstige Jnscl- nnd Halbinselbildung und seine trefflichen Hafen erinnert der britische Archipel an Griechenland; nur gelten hier die gerade entgegengesetzten 135 Gesetze, denn 1.) nimmt die Gliederung zu in der Richtung von S. nach N., 2.) ist die Westküste gegliederter als die Ostküste. Charakteristisch ist ferner, daß die Meerbusen mit einander correspondiren und daher eine Verbindung durch Kanäle erleichterten. So correspondirt der Kanal von Bristol (brist'l), der die Halbinsel Wales (uähls) und Cornwall (kornuäl) trennt, mit dem Themsebuscn, der Clydebnsen (kleid) mit dem Forthbusen (förß), die Linnhesee (link) mit dem Moraybusen (morrö); letztere sind dnrch den für die größten Seeschiffe zugänglichen ealedonischen Kanal mit einander verbunden. Außerdem sind zu merken der Solwaybusen (sölwch) und der Wash (uosch). Für Irland, welches durch die irische See mit dem St. Georgs- und Nordkanal von Großbritannien getrennt ist, gelten dieselben Gesetze. Die vielfach zerklüftete Westküste erinnert, wie die Schottlands, an die Riasbildung des nordwest¬ lichen Spaniens. Größere Meerbusen sind die von Galway (gellueh) und Donegal. Der IZoden und seine Bewässerung. Auf beiden Inseln finden wir Berg- und Tiefland, wobei bald das eine, bald das andere über¬ wiegt. Die Flüsse sind, obwol klein, doch außerordentlich wasserreich wegen der großen Regenmenge und besitzen trichterförmige Mündungen, die zur Fluthzeit selbst gkoßen Seeschiffen das Einfahren gestatten. 1. ) England, der südliche Theil von Großbritanien bis zum Sol¬ waybusen und der Tweedmündung (twid) ist im W. und N. Berglaud, im O. und S. Tiefland, beide von gleicher Ausdehnung. Das Gebirgsland zerfallt in mehrere isotirte Gruppen: a) Das Gebirge von Cornwallis (kornuäl, 230 "s/ h.) und b) das niedere (310"/), aber felsenreiche Gebirge von Wales bilden die beiden Halbinseln; letzteres entsendet den Severn in den Bristolkanal, o) Das cumbrische (köm...) Gebirge, Wald- und seenreich, ä) Das öde und höhlenreiche, von N. nach S. streichende pennische Gebirge ist das höchste (440 "/) von England. Es sendet nach W. den Mersey (mcrsi), nach O. die zahlreichen Quellflüsse des Hu mb er (hömb'r). Das Tiefland wird von Hügeln durchzogen und vom größten britischen Flusse, der Themse, durchftrvmt. Der vom Bristolkanal nö. streichende Hügelzug scheidet Alt- und Neu-England. 2. ) Schottland, die nördliche Hälfte von Großbritannien, ist zum größten Teile von plateauartigen Gebirgen erfüllt. Diese werden durch die oben erwähnten eorrespondirenden Meerbusen, welche durch Tieflandstriche mit einander verbunden sind, in drei Gruppen zerlegt: a) Der südliche Theil oder das niederschottische Berglaud eudigt mit den Cheviot (tschiwiot)-Bergen, der Grenze zwischen Eng¬ land und Schottland. b) Der mittlere Theil ist das seenreiche schottische Hochland. Im N. erhebt sich das östlich streichende Grampian (grämpjän) -Gebirge (m. H. 760"/) mit dem Ben Nevis (uiwis), 1300"/, dem höchsten Punkte der britischen Inseln. v) Der nördliche Theil oder das ealedonische Gebirge erreicht nicht mehr 500"/. 3. ) Irland ist vorwiegend Tiefland, welches von mehreren, an der Küste gelegenen isolirten Gebirgsgruppen umsäumt wird. Zahl¬ reiche Seen, die bei ungenügendem Abfluß den Boden weithin versumpfen 136 (^/7 der Insel Moorboden) bedecken das Flachland; der Hauptfluß Irlands, Shannon (schänn'n), fließt durch eine ganze Reihe solcher Seen. Klima- Das Klima ist ein echt ozeanisches mit gleichmäßiger Temperatur, wobei die Nähe des Golfstroms die Wintertemperatur bedeutend erhöht. (Dublins Januar ist z. B. wäriner als der von Triest, aber sein Juli ist gleich dem von Archangel). Die vorherrschend west¬ lichen Winde entladen ihren Dampfgehalt vorzüglich an dem hohen West¬ rande der Inseln, der zu den regenreichsten Gebieten der Erde gehört; nach O. hin nimmt die Regenmenge ab. Fast das ganze Jahr lagert dichter Nebel über den Inseln; Nebel und Regen kleiden den größten Theil Britanniens in üppiges Grün (daher Irland das »grüne Erin« vder die »Smaragdinsel-- genannt). p o k i t i k e <8 c o st rli n k> ie. Bevölkerung und Kultur. Die Bevölkerung des britischen Reiches beträgt 33 Mill., relative Bevölkerung daher 5880 (oder 110 auf IfD^). Der weitaus größte Theil derselben, die Engländer und südlichen Schotten, gehört dem germanischen, die Iren und die Bewohner vvn Wales und Nordschvttland dem keltischen Stamme an. Dic ursprüngliche Bevölkerung aller britischen Inseln waren Kelten. Im 5. Jahrhundert wanderten die deutschen Angelsachsen ein und benannten das eroberte Land »England«; nur in dem schwer zugänglichen Gebirgslande von Wales erhielten sich dic Urbewohner. Die Herrschaft der Angelsachsen wurde im 11. Jahrhundert durch die Normannen gestürzt. Diese, obwol auch germanischer Herkunft, hatten in ihrer zweiten Heimat, der Normandie, die französische Sprache angenommen und brachten diese nun nach England. Eine Menge französischer Worte drängte sich in die angelsächsische Sprache ein, und so entstand die e n g ii s ch e Mundart, die eigentliche Welthandels- sprache. Im 17. Jahrhundert wurden England, Schottland und Irland zu einem Reiche vereinigt. Irland blieb größtentheils keltisch, im südlichen Schottland wurde aber dic englische Sprache bald die alleinhcrrschcnde. Noch immer dringt sic siegreich gegen die keltische vor, um sie endlich ganz zu verdrängen. Am schwächsten bevölkert sind Wales und Hochschottland, am stärksten die Um¬ gebung der Hauptstadt und dic Fabrikbczirkc, wo die Bevölkerung eine Höhe von ca. 20,000 aus 1 mM. erreicht, eine Höhe, die nur noch in China angetroffen wird. Die protestantische Religion ist vorherrschend (beinahe ^/z der Bevölkerung); die Katholiken bilden etwa der Gesammtbevölkernng. 1. ) Die protestantische Kirche theilt sich wieder in zwei: dic englische Hochkirchc oder Episkopalkirche, die die bischöfliche Würde beibchalten hat und deren kirchliches Oberhaupt der jedesmalige Monarch ist, und die schottische Kirche, die statt der Bischöse blos Aelteste oder Presbyter als geistliche Aufseher anerkennt. Außerdem gibt es noch mehrere protestantische Sekten von untergeordneter Bedeutung. 2. ) Die katholische Kirche ist in Irland die herrschende. Die Landwirthschaft steht auf einer hohen Stufe, namentlich die Viehzucht, wozu die Natur durch die herrlichen Wiesen auffordert. In der Pferde- und Schafzucht steht England unerreicht da. Der Ackerbau kann aber den Bedarf der dichten Bevölkerung nicht decken, daher stete Getreideeinfuhr aus der nordamerikanischen Union und ans Rußland nothwendig ist. Britanniens eigentliche Größe besteht aber darin, daß es der erste Industrie- und Handelsstaat der Welt ist. 137 1. ) Industrie. Die industrielle Größe Englands beruht vorzugs¬ weise auf seinem unerschöpflichen Reichthum an Eisen und Steinkohlen. Der wichtigste Industriezweig ist die Banmwollenindustrie, zunächst steht die Fabrication in Schafwolle, die Leinen- und Metallwaarc»- fabrication. Die Haupthebel der modernen Großindustrie, die mit Maschinen und Dampf- kraft betrieben wird, sind Steinkohlen und Eisen. Von beiden liefern die britischen Inseln die Hälfte des derzeit auf der ganzen Erde geförderten Mate¬ rials. Besonders günstig ist der Umstand, daß Kohle und Eisen meist zusammen vorkomrnt. Die drei wichtigsten Kvhlendistrikte sind das südliche Wales, Süd¬ schottland von Edingkmrgh bis Glasgow und endlich der stellenweise unterbrochene Eisen- und Steinkohlenring urn das pennische Gebirge, von Newcastle (njükäßl) bis Preston (prcst'n). In diesen Gegenden sind anch die großen Jndustrie- bezirke Englands und Schottlands zu snchen. Außerdem liefert anch das Bergland von Cornwall Kupfer und Zinn. Die moderne Großindustrie beruht ferner aus der streng durchgeführten Th ei - lung der Arbeit; in industriellen Ländern entsteht daher neben dem Bürger-und Bauernstände ein neuer Stand, der der Fabrikarbeiter, die zum Thcil in drückendster Armuth leben und einen schroffen Gegensatz zu den Fabriksherrcn bilden, in deren Händen sich kolossale Reichthüincr ansammeln. Damit aber keine Stockung der Arbeit eintretc, müssen die Verkehrs anstalten derart geordnet sein, daß sie die verschie¬ denen Produkte rasch nach allen Seiten hin verbreiten können. Auch in dieser Bezie¬ hung ist Britannien mustergiltig. Die erste Eisenbahn wurde in England gebaut; die Gesammtlänge des jetzigen Eisenbahnnetzes beträgt 27,000 Die durch die wasserreichen Flüsse gebildeten Verkehrsstraßen werden noch durch ein großartiges Knnalsystem vermehrt; viele Kanäle sind Meisterwerke der Wasferbaukuust. Die Lauge sümmtlicher schiffbaren Kanäle in England und Wales schätzt man gegenwärtig ans 3500 (Distanz zwischen Petersburg und Neapel). Sie verbinden die vier großen Handelsstädte Loudon (lond'n), Bristol (brist'l), Liverpool (liv'rpul) und Hüll' unter einander und mit den bedeutendsten Orten des Innern, ungeachtet diese durch Berg¬ ketten von einander getrennt sind. Der Baumwollverbrauch ist am stärksten (12 Mill. Zentner jährlich). Man be¬ zieht sie jetzt nicht mehr allein aus Nordamerika, sondern auch aus Ostindien, Aegypten und aus den Tropenländern Afrikas. Schafwolle liefert nur theilweise England selbst, das Fehlende wird aus Ostindien, Australien und der Capkolonic eingeführt. Flachs und Hanf liefert hauptsächlich Rußland. 2. ) Handel. Britanniens Handel ist Welthandel im vvllsten Sinne des Wortes; alle bedeutenden Völker stehen mit England in Han¬ delsverbindungen, alle Meere bis in die fernsten Winkel befährt die bri¬ tische Flagge. Im Großen und Ganzen kann man den auswärtigen Handel Englands fo charaktcrisiren: Rohmaterial und Produkte der Getreide- und Tropenländer gehen nach England, und dieses gibt seine Jndustrieerzeugnisse dafür hin. Die Hauptursachen dieser Handelsgröße sind: 1.) Die Lage der britischen Inseln inmitten der bewohnten Landhalbkugel, die sie zuin natürlichen Centrum des Welthandels macht; 2.) die günstige Küsten- entwicklung und infolge dessen der Hafenreichthnm (123 Häfen); 3.) die Menge von Fabriks erzen gniffeu; 4.) die großen, mit wunderbarem Geschicke an den wichtigsten Stellen angelegten Kolonien, vor allein der Besitz des an Naturpro dukten so reichen Ostindien; 5.) die zahlreichen Eisenbahnen und Kanäle; 6.) der Charakter des Volkes, das an Arbeitskraft und Ausdauer von keinen: andern übertroffen wird. Ein Hauptfactor des äußern Handels ist die Flotte. Saimut den Schiffen der Kolonien zählt die britische Ha-ndelsflotte bei 37,000 Schiffe, mehr als alle übrigen europäischen Flotten zusammen. Eine Kriegsflotte von fast 600 Schissen 138 verschafft den nöthigen Respekt, und so steht England in Wahrheit auf dem Meere ohne Rivalen da. politischer Zustand, Antheilung und Topographie. Das „ger¬ einigte Königreich Krc>ßbritnnnien und Irland" umfaßt in Europa außer den britischen Inseln noch die normanni¬ schen Inseln, die Insel Helgoland, die Maltagruppe und Gibraltar. Außerdem gehören zum Königreiche noch die zahlreichen und aus¬ gedehnten überseeischen Besitzungen in den vier übrigen Erdtheilen niit einem Flächeninhalt von 370,000 fsssM. (20 Mill, und einer Bevölkerung von 200 Mill. Großbritannien ist daher nicht blos eine europäische Großmacht, sondern ein Weltreich und die erste See¬ macht der Erde. Staatsform ist die constitutionelle Monarchie (England hat die älteste Verfassung) unter der Herrschaft des Hauses Hannover (Welf). t. England. Wir theilen England in ein ackerbauendes und ein industrielles, die durch den oben erwähnten Hügelzug von einander getrennt werden. Jenes ist der Mittelpunkt der englischen Geschichte, der Sitz des Adels und reichen Klerus; die wichtigsten Städte sind am Meere gelegen. Das industrielle England umfaßt die Fabrikstüdte, durchaus Schöpfungen der Neuzeit; ihre Lage wird durch den bereits erwähnten großen Steinkohlen¬ ring bedingt. Kein Land Europas hat mehr Großstädte als England. 1.) Das ackerbauende England (Altengland): a) London und seine Umgebung. An dem Punkte der Themse, wohin die Meeresfluth noch größere Schiffe hinaufführt, liegt London (lond'n, 3'/z Mill. Ew.), die Haupt- und Residenzstadt des Königreiches, die volkreichste und erste Handelsstadt der Welt. Die Bedeutung der Lage Londons beruht wesentlich auf drei Momenten: 1.) London liegt an dem größten und wasserreichsten Flusse des Landes; 2.) es liegt sehr nahe dem Contiuente, fast gegenüber der Rheinmündung; 3.) die umliegende Tiefebene erleichtert die Verbindung mit dem Innern. Es ist daher der natürliche Hareptausfuhrhafcn nach dem Contiuente. Den Mittelpunkt Londons bildet die City (ßitti), der älteste Theil der Stadt und der Sitz des Großhandels. Aus diesem Kern heraus ist die Stadt nach allen Seiten hin gewachsen, so daß die umliegenden Ortschaften von ihr verschlungen wur¬ den. Außer der City liegen auf der Nordscite des Flusses noch die Stadttheile West¬ minster (uestminster) und Westend, Sitz des Hofes, des hohen Adels, des Parla¬ mentes und der höchsten Behörden des Landes, und Castend (istend), der erste Seehasen des Reiches mit zahlreichen Docks (künstlich gemauerte Wasserbassins, die durch Schleusten mit dem Fahrwasser in Berdindung stehen und zur Aufnahme von Schiffen dienen) und Lagerhäusern über und unter der Erde. Auf der Südseite der Themse liegt die Fabriksstadt Southwark (saußnerk). Die Verkehrsmittel sind großartig. Außer den Brücken verbinden noch zwei Tunnels (unterirdische Wege), von denen der ältere nur für Fußgänger, der neue auch für Omnibusse benutzbar ist, die beiden Ufer. Zehn Eisenbahnen münden zum Theil mitten in der Stadt, eine unterirdische Bahn verbindet die nörd¬ lichen Bahnhöfe mit den südlichen Stationen, eine andere führt über die Häuser von Southwark nach Greenwich. 139 London ist zugleich der Mittelpunkt des geistigen Lebens in Gro߬ britannien. Es besitzt eine treffliche Universität und niehr gelehrte Gesellschaften, als irgend eine andere Hauptstadt Europas. Das britische Museum enthält außer der größten Bibliothek der Welt reichhaltige Kunst, und Naturaliensanimlungen. Die merkwürdigsten Gebäude sind: 1.) die Paulskirche, die größte pro¬ testantische Kirche der Welt! 2.) der Tower (tau'r), ehemals das Staatsgesängnis, jetzt Rüstkammer und die Kronjuwelen enthaltend; beide in der City! 3.) die W est¬ ru inst er ab t ei, in deren Kapellen die größten Männer Englands ruhen; 4.) die Parlamentshäuser an der Themse. In der Umgebung Londons liegen viele große Städte. Au der Themse: das stark befestigte Sheerneß (schirneß) an der eigentlichen Mündung des Flusses; Woolwich (wullitsch) mit ungeheueren Seearse- ualen (Zeughäusern) und Greenwich (grmitsch) mit seinem prächtigen Jnvalidmhause und berühmter Sternwarte. b) Die übrigen Seestädte: Dover (döv'r) an der engsten Stelle der Straße von Calais, daher Ueberfuhr nach Frankreich (Calais). Den Kreidefelsen, welche hier die Küste bilden, verdankt das Land den Namen »Albion«. Brighton (breit'n, 100,000 Ew.), ein bekanntes Seebad. Southampton (saußampt'n, 50,000 Ew.) an der gleichnamigen, durch die Insel Wight gedeckten Bucht ist eine Hauptstation der großen trans¬ atlantischen Dampfer. Die Bucht wird außerdem geschützt durch die kolossalen Befestigungen von Gosport und H'orcksrnouth (pörtsmes, 120,000 Ew.), dem ersten Kriegshafen und größten Seearsenal Englands. Plymouth (plkmes, 70,000Ew.), stark befestigt. Wvistok(brist'l, 200,000 Ew.) an der breiten Severmnündung, die dritte unter den großen See¬ städten Englands; Verkehr mit den Ländern am atlantischen Ozean. o) Im Innern liegen: die Universitätsstädte Cam brig de (kem- bridsch) und Oxford (an der Themse); Canterbury (känterbri), der Mittelpunkt der englischen Hochkirche; Windsor (uinds'r), königliche Residenz; Bath (bäß, 50,000 Ew.), ein vielbesuchter Badeort; in Nor¬ wich (norritsch, 80,000 Ew.) erwachte zuerst die englische Industrie. 2.) Das industrielle England (Neuengland.) u) Distrikte der Baumwollenindustrie: Mittelpunkt Man¬ chester (mäntschest'r, 360,000 Ew.) mit dem gegenüberliegenden Salford (140,000 Ew.) Unter den zahlreichen Industriestädten der Umgebung sind Bolton (bölt'n) und Preston (prest'n) die bedeutendsten, beide mit über 80,000 Ew. — Nottingham (nöttingäm, 90,000 Ew., Er¬ zeugung von Strümpfen und Spitzen) bildet ein zweites Centrum, steht aber an Bedeutung weit hinter Manchester zurück. d) Distrikt der Schafwvll-Jndustrie: Mittelpunkt Leeds (lids, 290,000Ew.) und Bradford (bräförd, 170,000Ew.); Leicester (lest'r, 110,000 Ew.) o) Distrikt der Metallwaren-Fabrication: Mittelpunkt Wrr- nrrnghecnr (börmingäm, 370,000 Ew.) mit Wolverhampton (uölw'r- hämpt'n, 70,000 Ew.) — Ein zweites Ceutrum bildet Sheffield (schcfstld, 270,000 Ew.), die Metropole der Messerschmiede. ä) Der große Töpferdistrikt nm Stoke-upon-Trent (stok, 130,000 Ew.); im berühmten Fabrikdorfe Etrnria wird das nach seinem 140 Erfinder benannte Wedgewo odg eschirr (uedschwnd), das beste auf dem Weltmärkte, erzeugt. 6) Die Seestädte: Liverpool' (llv'rpul, 520,000 Ew.) an der breiten Merseymündung, die zweite Handelsstadt Englands und Europas überhaupt, der größte Baumwollenmarkt der Erde. Kull' (140,000 Ew.) an der Humbermündung ist die vierte Handelsstadt Englands und führt die Fabrikate nach dem nördlichen Europa aus. Newcastle (njnkäßl, 140,000 Ew.) an der Tynemündung (tein), im größten Steinkvhlenbezirk, Ausfuhr von Eisen und besonders Steinkohlen nach dem nördlichen Europa. Sunderland (sönderländ, 110,000 Ew.), die wichtigste Stadt für den Schiffbau. t') Außerdem ist noch zu merken das im Innern des Landes gelegene Jork (40,000 Ew.), eine alte Römerstadt mitten unter den Schöpfungen der Gegenwart, die zweite kirchliche Metropole. 3.) Unter den englischen Inseln sind zu merken: a) die beiden großen: Wight (ueit) im S. und Man (man) im W.; b) die Scilly- (ßilli) Inseln. II. Wul.es (nähls). Wales hat wegen seiner gebirgigen Beschaffenheit keine großen Städte, nur in den Kohlen- und Eisenlagern des Südens hat sich Mer- thyr-Tydfil (teidfil), der größte Hüttenort Englands (50,000 Ew.), er¬ hoben. Die Insel Anglesea (ägelsi, im Alterthume Hauptsitz des kelti¬ schen Priester- oder Drnidenthums) ist durch eine Eisenbahn-Häugbrücke, die als ein Wunder der modernen Welt betrachtet wird, mit Wales ver¬ bunden. Vor derselben liegt das Inselchen H olyhead (hölyhed); Ueber- fahrt nach Dublin, daher Eisenbahnverbindung mit dem Innern des Landes. III. KcbottLund. 1. ) Südschottland, a) Auf der Ostseite liegt die schöne Haupt¬ stadt Schottlands, Kblnbuvgh (ed'nbörö, 210,000 Ew.), mit dem Hafen Leith (liß, 50,000Ew.) am Forthbnsen. b) Westlich davon inmitten großer Kohlenfelder liegt die erste Industriestadt Schottlands, E> Lus g ow (gläsgo, 540,000 Ew., Fabrication in Eisen und Baumwolle) mit dem Hafenorte Greenock (grinok, 70,000 Ew.) am Clydebusen. Der Schiffbau auf dem Clyde ist der bedeutendste der Erde. 2. ) Mittelschottland hat nur an der flachen Ostküste, an der der einzige bequeme Weg (Eisenbahn) nach Nordschottland führt, Städte von einiger Bedeutung. Dundee (döndi, 140,000 Ew.), Hauptsitz der britischen Leinenweberei und des arktischen Walfischfanges; Perth (perß) beherrscht die Sraße; Aberdeen ('aberdin, 100,000 Ew.), Universität. 3. ) Nordschottland, ebenso arm an Städten wie Wales. In¬ nern eß am Anfang des ealedonischen Kanals, Hauptmarkt der Berg¬ schotten. Wick, Mittelpunkt des Häringfanges. 4. ) Die nordschottischen Inseln: im N. a) die Shetlands- (schettländs) Inseln und d) die Orkney- (örkni) Inseln; e) im W. die 141 Hebriden, nackte, unfruchtbare Felseneilande. Unter ihnen sind nur Jona als Ausgangspunkt der Christianisierung Schottlands und Staffa wegen der Fingalshöhle (schwarze Basaltgrotte, deren Boden mit Meer bedeckt ist) bekannt. Die Bewohner Nordschottlands und der Inseln, die sogen. Berg- oder Hoch¬ schotten, festhaltend an den alten Sitten und der alten malerischen Tracht, leben in ärmlicher, aber genügsamer Einfachheit wesentlich vom Fischfang und vom Ertrage ihrer Herden. IV. Ivtcrnd. Die bedeutenderen Städte liegen an der Küste. Jin O. ArrbLin (döbblin, 310,000 Ew.), die Hauptstadt, an der Stelle, wo Irland am nächsten an England herantritt. Welfast (belfäst, 170,000 Ew.) ist die erste Industriestadt Irlands (Baumwolle und Leinwand). Im S. zwei ausgezeichnete Häfen: Cork (80,000 Ew.) und Waterford (uäterford). Da dis Iren zur Zeit der Reformation Katholiken blieben, so wurden sie von den Engländern hart bedrückt, daher die große Unzufriedenheit niit der britischen Herr¬ schaft und die zahlreichen Aufstände gegen dieselbe. Obwol seit 1869 sich die Zu¬ stände gebessert haben, sind die Folgen der ehemaligen Mißwirthschaft doch nicht ganz verwischt. Ihres ehemaligen Grundbesitzes beraubt, sitzen die Bauern auf ihren Lände¬ reien nur arg Zeitpacht, wodurch natürlich jedes Streben für nachhaltige Verbesserung des Bodens ausgeschlossen wird. Für Schulen ist gar nicht gesorgt. Die reichen englischen Grundbesitzer verzehren ihre Einkünfte außerhalb des Landes. Etwa der siebente Theil der Bevölkerung lebt in Lehmhütten, deren einziges Gemach den Men¬ schen und dem Vieh zugleich zur Wohnung dient. Es ist daher erklärlich, daß jedes Jahr eine große Anzahl Iren nach Amerika auswandert. 8 65. Die skandinavische Halbinsel. Kartenskizze für HZ 6b und 66: Nordcap ö. von 71, 43. Tornea 66, 42. Alands-Inseln 60, 38. Sund ö. von 56, 30. Eidermündung 54, 25. Skagcns Horn so. von 58, 28. Cap Lindesnäs w. von 58, 25. Vligsisckie Oeugrllxkis. Grenzen, Gliederung, Grösse. Skandinavien, die größte Halbinsel Europas, ist das eine von den beiden europäischen Ländern, die theil- weise der Polarzone angehören. Nur im NO. hängt es mit dem Fest¬ lande zusammen, wo die Tornea (tvrneo)-Elf theilweise die Grenze gegen Rußland bildet. Die Meeresgrenzen sind im N. das Eismeer, im W. die Nordsee, im S. der Skager Rak, Kattegat und Sund, im O. die Ostsee. Von N. nach S. an Breite zunehmend, spaltet sich Skandinavien (ähnlich wie Italien) im S. in zwei halbinselartige Vorsprünge, die der Skager Rak von einander trennt. Flächeninhalt 13,800 ^M. 760,000 (H^,). Jer Koden und seine Bewässerung. Der größte Theil der Halb¬ insel ist ein Felsenplateau, das im W. steil in das Meer abfüllt, nach O. aber terrassenförmig zur baltischen Küstenebene sich senkt. Daher müssen die bedeutenderen Flüsse (Elfen) der Ostabdachung angehören, wäh¬ rend die westlichen häufig in..mächtigen Wasserfällen direkt iiüs Meer stürzen. 142 1. ) Die Höhe des Felsenplateaus besteht aus welligen Berg- flächeu, Fjelde genannt, von 650—1300"/, über welchen sich Tinde oder Gipfel erheben. Der höchste darunter ist der Imesfjeld, 2600 Trotz der verhältnismäßig geringen Höhe finden sich ausgedehnte Schnee¬ felder (wegen nördlicher Lage und Niederschlagsreichthnm), vvn denen prachtvolle Gletscher vft bis an die Meeresküste hinabreichen. Die Thäler sind schmal und tief, wie in das Plateau hineingehackt. Der größte Fluß ist der Glommeu. Der Westrand ist Europas ausgezeichnetste Steil- und Klippen¬ küste. Das Meer ist in die engen Thäler eingedrungen und bildet vielfach verzweigte Fjorde (die längsten der Trondje-, Sogne-, Hardanger- und Christiania-Fjord; vergl. Galicia, Irland und Schottland). Sie vereinigen die Reize von Meer- und Hochgebirgslandschaften und sind daher ein Hauptziel der Touristen. Das Meer hat außerdem den äußern Küstenrand zu Hunderten von kleinen, nackten Felseninseln (Scheeren) zertrümmeA, die der Küste einen ausgezeichneten Schutz gegen feindliche Angriffe ge¬ währen. Den größten »Scheerenhof« bilden die Lofoten. Die Flüsse der Oftabdachung, unter denen der Dal-Elf der größte ist, sind in ihrem obern Laufe durch Seenbildung, in ihrem untern durch starkes Gefälle, häufig durch Wasserfälle ausgezeichnet. Letzterer Umstand macht sie nur auf kurze Strecken schiffbar, wenn nicht die Kunst durch Kanalanlagen zu Hilfe kommt. 2. ) S. vom schwedischen Terrassenlande dehnt sich das Tiefland der fünf großen Seen, des Wenern- (95j^W. oder 5200 Wettern-, Hjelmar- und Mälarsees aus, und jenseits derselben erhebt sich das niedere Plateau von Götat and. Der Zufluß des Wenern-Sees ist der Klar-Elf, der Abfluß der Göta-Elf mit den be¬ rühmten Trvllhätta-Fällen. Durch die beiden erstgenannten Seen wird vermittelst des Götakanals eine Verbindung Mischen dem Kattegat und der Ostsee hergestellt, indem von Göteborg ein die Trollhättafälle umgehender Schiffahrtskanal zum Wenernsee, von da zum Wetternsee und vvn hier mit Benützung mehrerer kleiner Seen zur Ostsee führt. Klima. Das Klima Skandinaviens ist ein verschiedenes, je nach¬ dem wir den Westen oder den Osten ins Auge fassen. Der Westen wird durch den Golfstrom so warm erhalten, wie kein anderes Land der Erde unter gleicher Breite, so daß die Küste bis an die Finnmarken nie zufriert und an den südlichen geschützten Fjords sogar noch Obst gedeihen kann. Der vom Golfstrom und von den durch das Hochland aufgehaltenen lauen Winden des Ozeans nicht berührte Osten ist bedeutend kälter und erinnert durch seine Temperaturdifferenzen bereits an das eontinentale Klima Rußlands. Das innere Hochland ist fast ein einziger Wald. Pokitisäie K co graxkii«. Bevölkerung und Kultur. Absolute Bevölkerung 6 Mill., rela¬ tive daher nur 450 (8 ans den Der innere Thcil des Hochplateaus gehört zu den unbewohntesten Gegenden der Erde. Die Bevölkerung drängt sich an den Rändern (den norwegischen Fjorden 143 und den untern Terrassen Schwedens) zwar etwas dichter zusammen, steigt aber nur im getreidereichen Gvtaland über 1000 auf 1 UM. Die Hauptmasse der Bevölkerung, die Norweger und Schweden, gehört dem germanische n Stamme und der p r o t e st a n ti s ch e n Kirche au. Die ursprüngliche Bevölkerung der Halbinsel waren die Lappen und Finnen, mongolische Völker, die aber von den Germanen in die unwirthlichen inuern Gebirgs- und Waldgegenden zurückgcdräugt wurden, wo etwa 50,000 noch heute leben. Die Norweger, Dänen und Schweden, deren Sprachen nicht wesentlich verschieden sind, bilden zusammen den skandinavischen Volksstamm. Ihre Reiche wurden am Ende des 14. Jahrhunderts zu einer Union vereinigt, von der sich Schweden im 16. Jahrhundert losriß. Im 17. Jahrhundert war Schweden ein mächtiger Gro߬ staat, der alle Gestadeländer der Ostsee beherrschte, unterlag aber bald dem aufstreben¬ den Rußland und Preußen. Dafür wurde 1814 Norwegen von Dänemark getrennt und kani an die schwedische Krone. Ackerbau kanu nur in den tiefer liegenden Gegenden Schwedens getrieben werden, in günstigen Jahren deckt es sogar seinen Bedarf mit einheimischen Erzeugnissen. Dagegen ist das hochgelegene Norwegen an stete Getreideznfnhr angewiesen, findet aber in Seehandel und Fischfang Ersatz. Die Lappen und Finnen sind auf Nomadenleben und Renthierzucht angewiesen. Die Norweger (und Dänen) waren von jeher durch Seetüchtigkeit ausge¬ zeichnet; als Wikinger unternahmen sie kühne Raubfahrten nach allen europäischen Gestaden und entdeckten im frühen Mittelalter Island, Grönland und Nordamerika. Die Armnth ihres Landes und der Juselreichthum der Küste hatten sie auf das Meer gelockt, die tiefen Fjorde waren sichere Schutzwinkel für die Räuber und ihre Beute. Noch jetzt sind sie vor allem See- und Handelsleute; ihre Handelsflotte ist nach der britischen und italienischen die größte Europas. Die Schweden waren hingegen von Alters her Ackerbauer. Die norwegische Fischerei, besonders der Kabliau- und Häringsfang, wird im großartigsten Maaßstab betrieben. Die beiden Reviere des Kabliaufanges sind die Lofoten und die Küste bei Christiansund. lieber 20,000 Fischer beschäftigen sich im Januar mit dem Fange des Fisches, der dann auf Gerüsten zum Trocknen auf gehängt (Stockfisch) oder gesalzen auf Klippen getrocknet (Klippenfisch) oder nur gesalzen wird (Laberdan). Einige Monate werden die Fische zum Trocknen auf den Inseln gelassen und inzwischen zu Hause aus der Leber der Leberthran ausgeschmolzen. An der Küste von Stavanger ist das Häringsrevier. Da der Häring nicht so regelmäßig an bestimmten Stellen erscheint, wie der Kabliau, so ist die ganze Küste mit einem Telegraphennetz umspannt, um den Fischern von dein Erscheinen der Schwärme täglich Nachricht geben zu können. — Bergen ist der Hauptmarkt für den Fisch¬ handel. Den Nativnalreichthum Skandinaviens bilden das Holz und die Metalle (Eifen, das beste der Erde, Kupfer und Silber), neben dm Fischen die wichtigsten Ausfuhrartikel. Die Industrie ist ohne Bedeutung, hauptsächlich weil es an Steinkohlen fehlt. Erwähnenswerth ist nur der Schiffbau, da Holz und Eisen in Fülle vorhan¬ den sind. Der Handel ist vorzugsweise Seehandel. Die Volksbildung ist eine hohe, Lesen und Schreiben allgemein verbreitet. Wo, wie in Norwegen, die Gehöfte weit auseinandcrliegen, sind wandernde Schul¬ lehrer cingeführt. Misischer Zustand, Lintheitung und Topographie. Das „König¬ reich Schweden und Worwegen" besteht aus zwei, nur durch Personalunion verbundenen, in Gesetzgebung und Verwaltung aber voll¬ ständig getrennten constitutionellen Monarchien unter der Herrschaft des Hauses Bernadotte (bernadött). Die einzige überseeische Besitzung ist die Insel St. Barthelemy in Westindien. 144 I. Schweden. Am Ausflusse des Mälarsees in prächtiger Luge die Haupt- und Residenzstadt Stockholm (150,000 Ew.), zugleich die erste Handels¬ stadt des Landes. Die Lage Stockholms wird bedingt durch die hier cintrctcndc Verengung der Ostsee, indem sich Schweden daselbst zu einer stumpfen Halbinsel ausbuchtet und die Alandsinseln eine Brücke nach Rußland bilden. Ueberdies wird die Stadt durch einen Schercnhof geschützt. In der Nähe der Hauptstadt liegen: Upsala, Universität; die beiden großen Bergwerksstüdte Dannemora (mit seinen unerschöpflichen Eisenwerken) und Fählnn (Kupfer). Gefle (jcwle) nahe der Mündung des Dal-Elf ist die dritte Handelsstadt des Landes. In dem südlich von der großen Seengruppe gelegenen, mit mil¬ derem Klima gesegneten Götaland (Gothenland), der Kornkammer Schwedens, liegen die Städte dichter neben einander, besonders an der Küste des Sund, der nach der Enge von Calais die belebteste Meeres¬ straße Europas ist. Göteborg (Gothenburg, 60,000 Ew.) an der Mün¬ dung des Gvta-Elf ist die zweite Handelsstadt Schwedens. Göteborg blüht mächtig auf und verspricht sogar Stockholm zu überflügeln, da es infolge seiner großem Annäherung au Dänemark, Deutschland und England günstiger gelegen ist. Mit der Ostsee steht es durch den Götakauäl, mit Stockholm auch durch eine Eisenbahn in Verbindung. Helsingborg und Malmö, feste Hafenplätze, die den Sund be¬ wachen (entsprechend den dänischen Festungen Helsingör und Kopenhagen), ersteres auch als Seebad bekannt. Zwischen beiden liegt Lund, einst ein mächtiger Königssitz. J st a d in der größten Annäherung an Deutsch¬ land (Rügen), belebter Handelsplatz, Dampfschiffahrt nach Swinemüde. Carlskrona, der befestigte Kriegshafen. Calmar gegenüber Oeland. Carlsborg in der Nähe des Einflusses des Götakanals in den Wettern¬ see ist die Centralfestung Schwedens. Norrköping, Schwedens gewerb- fleißigste Stadt. — Zu Schweden gehören die Inseln Gott land mit dem Hauptort Wisby und Oeland. II. Worrwegen. Da das Innere ein unwirthbares Hochland ist, so drängt sich die Bevölkerung an den Fjords zusammen. Hier liegen auch die Städte: Khristinnin (70,000 Ew.) an der Spitze des tiefsten Südfjordcs, in der einzigen fruchtbaren Niederung Norwegens, ist dessen Hauptstadt; in der Nähe Kongsberg, die bedeutendste Bergwerksstadt Norwegens (Silber). Bergen, Centralplatz des Fischhandels und daher erste Han¬ delsstadt der Landes. Christi ansand am Skager Rak ist ein vorzüg- cher Kriegshafen. Drontheim (Trondhjem, am Trondjefjord) war ehe¬ mals die Hauptstadt Norwegens. Hammerfest auf einer Insel ist die nördlichste Stadt der Erde. — Im Innern liegt mir die Bergwerksstadt Röraas (rörös, Kupfer). Auf der wüsten Insel Magerö erhebt sich das Nordcap, eine steile, präch¬ tige Felswand (390'"/ hoch), der nördlichste Punkt des europäischen Coutincutcs. 145 8 66. Dänemark. V K !, s i f e Dänemark, 690 dW. (— 38,000 Hj^,) groß, wird im W. von der Nordsee, im N. vom Skager Rak und Kattegat, im O. vom Sund und der Ostsee, im S. von der Königsau (Grenzfluß gegen Deutschland) begrenzt. Es besteht ans zwei Theilen, dem Festlande und den Inseln. Das dänische Festland ist nur ein Theil der jütischen Halbinsel und führt vorzugsweise den Namen Jütland. Der dänische Archipelagus zerfällt durch den großen Belt in zwei Gruppen. Die eine Gruppe zwischen dem kleinen und großen Belt besteht ans mehreren Inseln, von denen Fünen, Langeland und Arrö die größten sind. In der zweiten Gruppe zwischen deni großen Belt und dem Sund sind als die bedeutendsten Seeland, Laaland (Wand), Falster und Möen zu merken. Außerdem wird noch Bornholm, welches Physikalisch eigentlich zu Skandinavien gehört, hinzugerechnet. Die meisten dieser Inseln haben die Eigenthümlichkeit, daß auf ihrer Nord¬ seite das Meer tiefe Einschnitte gemacht hat. Ganz Dänemark ist Tiefland, welches als eine Fortsetzung des deutschen Tieflandes zu betrachten ist. Die Mittelhöhe beträgt nur 35 ">/. Die westliche Halste ist sandig, und Heide und Moor wechseln hier ab. An der durchaus flachen Westküste läßt das Meer ans dem Strande, welchen es zur Zeit der Fluth überspült, Sand zurück, der von dem hier vorherrschenden Westwinde land¬ einwärts getragen wurde und sich im Laufe der Zeit zu Hügelketten anfgethürmt hat, die hier meist in zwei bis drei parallelen Reihen hinter einander liegen. So entstanden die Düne n , d. h. Sandhügel, welche die jütische Westküste von Skagen bis Blaa vands (blövands) Huk begleiten. Da überdies Sandbänke vorgelagert sind, so ist diese Küste unnahbar und trägt daher mit Recht den Namen »eiserne Küste«. — Die größte, aber auch nur für kleine Schiffe zugängliche Bucht Jütlands ist der Liim- fjord, der die Nordsee mit dem Kattegat verbindet. — Größere Flüsse können sich in Dänemark natürlich nicht vorfinden. Dokitislie Oeograpkiio. Absolute Bevölkerung 2 Mill., relative daher 2700 (oder 50 auf IHi^)- Die Dänen gehören dem germanischen, und zwar dem skandi¬ navischen Volksstamme an. Herrschende Religion ist die protestan¬ tische. Ackerbau und Viehzucht, begünstigt durch ein ozeanisches, verhältnismäßig mildes Klima, sind Haupterwerbsquellen der Bevölkerung. Die Volksbildung steht auf einer sehr hohen Stufe. Das »Königreich Dänemark« ist eine eonstitutionelle Mon¬ archie unter der Herrschaft des Hauses Oldenburg. Außerdem gehören in Europa die sogenannten »Beil and er«: Island und die Färöer, end¬ lich noch die überseeischen Besitzungen in Amerika hiezu. Die Hauptstadt Kopenhagen (230,000 Ew.) liegt auf See¬ land am Sunde; wegen ihres "ausgezeichneten Hafens die erste Handels¬ stadt des Reiches. In Helsingör wurde der (1857 aufgehobene) Sund- 10 146 zoll entrichtet. Röskilde, westlich von Kopenhagen, war einst die Haupt¬ stadt des Reiches. Auf dm übrigen Inseln und auf Jütland finden wir keine bedeutenden Städte, da der große und der kleine Belt wegen ihrer Untiefen und starken Strömung von den Schiffen gemieden werden. Die Westküste Jütlands hat gar keinen Hafeuplatz. Die europäischen Beiländer im atlantischen Ozean: 1. ) Die Färöer, kleine Felseninseln, deren Bewohner hauptsächlich Schafzucht (daher der Name »Schafinseln«) betreiben. 2. ) Island, an der Grenze des Polarmeeres, 1900PH Meilen (100,000 groß, daher nach Großbritannien die größte Insel Europas. Sie ist durchaus vulkanischer Natur und bildet ein großes zusammenhängendes, gebirgiges Plateau, dessen mit Gletschern und ewi¬ gem Schnee bedecktes Innere man nicht genau kennt. Hauptort der skandinavischen Bevölkerung ist Reikjavlk an der Westküste. Bon der vulkanischen Natur zeugen: 1.) die vielen thätigen Vulkane, unter denen der Hekla im SW. und der K r a bla ine NO. Mittelpunkte einer ganzen Gruppe feuerspeiender Kratere sind; 2.) die Geiser oder heißen Quellen. Am bedeu¬ tendsten ist der große Geiser, ein natürlicher Springbrunnen, der eine erstaunliche Menge siedenden Wassers in Gestalt einer Säule von 40 bis 50"°/ Höhe majestätisch emporschleudert. — Sehr verschieden find die Küsten, denn während die nördliche, stark zerklüftete Küste beständig von Treibeis umlagert ist, Ivird die südliche und westliche durch den Golfstrom davon frcigehalten. Der Golfstrom bringt überdies auch Treibholz ans Amerika, ein wichtiges Geschenk für die Bewohner der an Holzgewächs armen Insel. - Die Isländer, etwa 70,000, sind die Nachkommen der im neunten Jahrhundert eiugewandertcn Norweger. Wie in früherer Zeit, zeichnen sie sich noch heute durch hohe geistige Begabung und Wissenstricb aus. Sie beschäftigen sich, da kein Getreide wächst, mit der Schafzucht und dem Fange des Seehundes und der Eidervögel. III. Die Osthiilfte des europäischen Stammes. 8 67. Rußland. Nordeap ü. von 7t, 48. Tornea 66, 42. Alands-Jnfeln liO, 88. Memel- Delta 55, 30. Sulina-Mündung ö. von 45, 47. Straße von Kertsch nw. von 45, 55. O.-Ende der Manhtsch-Niederung w. von 45, 65. Uralgebirge ö. von 80 L. Peters¬ burg 60, 48. Moskau n. von 55, 55. Pl> >1 si sclie (Ncograpkiie. Kreuzen, Kl'iederung, Kröße. Rußlands natürliche Grenzen bilden im N. das Eismeer, im O. der Ural und der Urälfluß, im S. die Manhtsch-Niederung und das schwarze Meer, im W. der Prnth (gegen Rumänien), Podhorze und das Längenthal der Weichsel (gegen Oester¬ reich), die Prosna (gegen Deutschland, weiterhin fehlen die natürlichen Grenzen), die Ostsee und die Tornea Els (gegen Schweden). Nur im N. grenzt Rußland an einen Ozean, der aber als Eismeer ohne Bedeu¬ tung für die Kultur ist; die Ostsee und das schwarze Meer sind Binnen¬ meere, deren Eingänge sich nicht im russischen Besitze befinden. Die 147 Ostseeküste ist zwar buchtenreich, aber auch hier sind die Häfen nur wenige Monate im Jahre eisfrei; gering ist die Gliederung der Nordküste des schwarzen Meeres. Da ganz Rußland ein Tiefland ist, so finden wir hier nur Flachküsten. t.) Am bedeutendsten ist die Gliederung im N., wo das weiße Meer tief in das Festland eindringt und zwei Halbinseln, Kanin und Kola, dadurch gebildet werden. Die unbewohnte Doppeliufel Nöwaja Semlja (semlä) wird durch die ka rische Pforte von der Insel Waigatsch und diese durch die Waigatsch- Straße vom Continente geschieden. 2.) An der Ostsee der finnische und rigaische Meerbusen. Von den Inseln gehören die Alands-Jnfeln (olauds), die Quarten, Oefel, Dagö und noch einige andere zu Rußland. 3.) Das schwärze Meer ist ohne Jnselbildung. Die Halbinsel Krim, durch den Isthmus von Perekop mit dem Fest¬ lande verbunden, scheidet das seichte asolosche Meer von dem schwarzen; sie stehen nur durch die Straße von Jenikale oder Kertsch mit einander in Verbindung. Flächeninhalt 97,600 s^M. (— 5 Mill. Aer Woden und seine Bewässerung. Die Ostgrenze bildet der Ural, ein von der Waigatsch-Straße bis zu den Quellen der Emba sich erstreckendes, 520 Meilen (4000 langes Meridian- und Kettengebirge, welches im O. steil zum sibirischen Tieflande, im W. allmälig zu den vorliegenden niederen Hügelketten abfällt. Seiner Höhe nach kann man es zu den Mittelgebirgen rechnen. Der nördliche Theil ist der höchste (Töll-Poz 1700's/), der mittlere zeichnet sich durch feinen Erzreich- thum aus, in: S. sinkt es unter 600"f, wird aber breiter, indem es zwischen seinen Ketten Hochebenen einschließt. Das ganze übrige Rußland ist eine einzige Tiefebene von etwa 160 mittl. Seehöhe. Keine zusammenhängenden Landrücken durchziehen es, wie man früher glaubte, und nur an wenigen Stellen wird die Mittelhöhe bedeutend überschritten. Das Waldai-Plateau steigt bis zu 350'^ an, ebenso die Bergufer der südlichen Wvlga; die süd- rnssische Landhöhe zwischen dem Don und Dnjepr und das Plateau von Littauen sind im Mittel nur 250'^ hoch. Das nordwestliche Rußland vom finnischen Meerbusen bis zum weißen Meere ist die niedere finnische Granitplatte, von zahllosen Seen bedeckt. Unter diesen Ueberresten einstiger Mecresbedeckung sind der Lädoga-See, der größte See Euro¬ pas (300 HW. oder 18,000 Zi/siual so groß als das Herzogthum Salzburg), der Onega- (180 (UM. — 9700 ^7^0, Jlmen- und Peipus-See die bedeu¬ tendsten. Der Abfluß der drei erstern ist die Newa, des letztem die Naröwa. Im südöstlichen Rußland finden wir die kaspische Senke, ein unter dem Meeresniveau (bis zu 26 '"/) gclegeues Land, das vom Nordufer des Kaspisees fast bis 50" n. B. sich ausdehnt. Als zuletzt trocken gelegter Seeboden ist es noch jetzt eine unfruchtbare Salzsteppe. Rußland wird von zwölf bedeutenden Strömst) st em en be¬ wässert, die nnr durch unbedeutende Bodenanschwellungen von einander getrennt sind. Eine vom Glasory nach SW. zu den Hochkarpathen gezogene Linie, die nur zu beiden Seiten des 55. Meridians sich bedeutend nach N. ausbuchtet, bildet die Hauptwasserscheide zwischen dem Gebiete des Eismeeres und der Ostsee einerseits, des schwarzen und kaspischen Meeres anderseits. Von besonderer Bedeutung sind namentlich folgende Momente: 1.) Die Flüsse verthcilcn sich gleichmäßig über das Tiefland und verbinden daher alle Küsten- landschaftcn und den Ural mit deni Centrum des Landes. 2.) Als Ticslandströmc u>* 148 haben sie nur ein geringes Gefälle und sind daher beinahe bis zur Quelle mit größeren Schiffen zu befahren. 3.) Die unbedeutende Höhe der Wasserscheiden erleich¬ tert zahlreiche Kana lvcrbind ungen. 4.) Mit Ausnahme der in das Eismeer mündenden Flüsse ergießen sich die russischen Ströme in Binnenmeere oder in den von aller ozeanischen Verbindung abgeschlossenen Kaspisee und sind daher für den Verkehr mit dem Auslande von geringerer Bedeutung, als für den Binnenhandel, umsomehr, als bei der großen Ausdehnung des Landes der Straßenbau kostspielig und schwierig ist. u) In dm Kaspisee münden: der Ural aus dem Urälgebirge, und die Wolga, Europas größter Strom, der Entwässerer des centralen Rußlands. Die Wolga, 510 M. (3800 lang, entspringt auf der Waldathöhe als Abfluß dreier kleiner Seen und nimmt zuerst eine östliche Richtung an, bis sie, durch die Vorhöhen des Ural gezwungen, die Richtung nach S. einschlägt, wobei der seltsame Fall eintritt, daß sie auf ihrer rechten Seite von steilen, ans der linken von flachen Usern begleitet wird. Bis Twer wird sie mit Dampfschiffen befahren. Der bedeutendste Nebenfluß auf der linken Seite ist die vom Ural kommende, ebenfalls mit Dampfschiffen befahrene Kama oder kleine Wolga, die den wichtigen Verkehr mit den erzreichen Urallandschasten und mit Sibirien verinittelt; auf der rechten Seite ist am bedeutendsten die von der südrussischen Landhöhe kommende Oka mit der Moskwa. b) In das schwarze Meer münden: der Don und Dnjepr, die ans der südrussischeu Landhöhe entspringen, und der reißende Dnjestr, (mit dem Grenzflüsse Podhorze), der aus den Karpathen kommt. Alle drei Flüsse durchbrechen in tiefen Thälern und mit Stromschnellen die südrussische Landhöhe, wobei sie einen ostwärts gerichteten Bogen beschrei¬ ben, und münden in seichte, den Schiffen schwer zugängliche Meerbusen, die durch kleine Inseln abgeschlossen werden und Limane heißen. Die Fortsetzung des Don-Limans ist das asowsche Meer. Der bedeutcudstc unter diesen Flüssen ist der Dnjepr, der drittgrößte Strom Europas (270 M. oder 2000 lang). Unterhalb Jekaterinoslaw beginnen seine be¬ rühmten Stromschnellen und Wasserfälle, die sogenannten Porogi. In den ältesten Zeiten der russischen Geschichte ging seinen Ufern entlang der Haupthandelsweg vom schwarzen Meere zur Ostsee. Ans seiner rechten Seite empfängt er die Beresina (die durch den Uebergang der Franzosen 1812 eine traurige Berühmtheit erlangt hat) und den Pripet, dessen Ufer von den noch unentwässerten Rokitnosümpfen begleitet werden; ans seiner linken Seite die Desna, die sich bei Kiew mit ihm vereinigt. — Der westlich mündende Bug ist ein verkleinertes Abbild des Dnjepr. e) In die Ostsee münden: 1.) die Newa (s. o.); 2.) die Düna, die von der Waldathöhe erst nach SW., dann nach NW. in den Meer¬ busen von Riga fließt; 3.) der Riemen (ni-emen), mit der Wilia, er¬ gießt sich in zwei Armen, Ruß und Gilge, in das kurische Haff (in Deutschland heißt er Memel); 4.) die Weichsel, der zweite in den Karpathen entspringende Hauptfluß, bewässert in einem großen, ostwärts gerichteten Bogen die polnische Ebene, wo sie den durch den Narew verstärkten Bug empfängt, und mündet ebenfalls auf deutschem Boden in einem Delta, indem sie sich erst in zwei Hauptarme (Weichsel und Nogat) theilt, worauf sich die Weichsel wieder in die Danziger und alte Weichsel spaltet. Nur die Danziger Weichsel mündet direkt in die Danziger Bucht, die übrigen Arme in das frische Haff. ä) In das Eismeer fließen die Onega, Dwina (beide in Busen des weißen Meeres) und Petschora (aus dem Ural.) Nur die Dwina, 149 die aus zwei, nach entgegengesetzten Richtungen fließenden und sich begegnen¬ den Armen entsteht, ist als Hauptverbindungsstraße nach dem N. von Bedeutung, obwol auch sie nur ein paar Monate eisfrei ich Klima. Rußland zeichnet sich durch echt evntiuentales Klima (vergl. Fig. 28) aus und bildet in dieser Beziehung den Uebergang zum nördlichen und centralen Asien, wo die Gegensätze zwischen Sommerhitze und Winterkälte ihren Höhepunkt erreichen. Drei Momente bedingen das kontinentale Klima Rußlands: l.)die großeFlächenausdehnnng des Landes; 2.) die Abgeschlossenheit vom Ozean und die im Verhältnisse zur Ausdehnnng geringe Gliederung; 3.) die Nachbarschaft des kontinen¬ talen Asien. Doch wirken mildernd in: Winter die vorherrschenden W.- und SW.-Winde, in: Sommer die NW.-Winde. Der Niederschlag nimmt nach O. und SO. ab, weil 1.) die ozeanischen Winde schon in Westeuropa einen großen Theil ihres Feuchtig¬ keitsgehaltes verloren haben, und 2.) weil mit Ausnahme des Ural und Kaukasus keine größeren Bodenerhebungen die Luftströmungen zwingen, ihres ganzen noch übrigen Feuchtigkeitsgehaltes sich zu entladen. Aus den Temperatur- und Niederschlagsverhältnissen ergibt sich die klimatische Dreitheilung Rußlands: 1. ) Der mittlere Theil ist die Region des gemischten Waldes und des Getreidebaues. 2. ) Der nördliche Theil ist im S. ein großer Nadelholz¬ wald, dann folgt jenseits des Polarkreises (wie in Sibirien) die Zone der Tundren, wo der Mensch nur mehr auf Renthierzucht und Nomadenleben angewiesen ist, aber in der Jagd auf Pelzthiere eine wichtige Erwerbsquelle findet. 3. ) Südlich von der Linie Galatz-Samara hört wegen unzureichen¬ den Regens der Wald auf, aber die weite Fläche der südrussischen Land¬ höhe, vom Dnjestr bis zur Wolga, ist die Region der schwarzen Erde, des fruchtbarsten Ackerbodens, von unabsehbaren Getreidefel¬ dern und viehreichen Grassteppen bedeckt. Nur die kaspische Senke ist unfruchtbare Salzsteppe nut Nomadenleben. Von der einst weitern Ausdehnung des kaspischen Meeres zeugen die zahl¬ reichen Salzseen, unter denen der Elton-See der größte ist, und die bedeutende Mengen Salz liefern. Bon Wichtigkeit ist auch der Fischreicht hum der Wolga und des kaspischen Meeres (Ccwiar von Astrachan). Dokilislke Geoftrapkie. Bevölkerung und Kultur. Absolute Bevölkerung 74 Mill., rela¬ tive daher 750 (14 auf 1Die Dichtigkeit steigt nur in der Region der schwarzen Erde über 2000, fällt aber in den arktischen Ge¬ genden unter 50. Die Bevölkerung ist vorwiegend eine bäuerliche (Gegen¬ satz zu Großbritannien und Italien); Städte sind verhältnismäßig selten, klein und meist dorfartig aus Holzhäusern bestehend. Kein Staat Europas umfaßt eine größere Anzahl mittelländi¬ scher und mongolischer Völker als Rußland, aber die Russen sind allen anderen an Zahl weit überlegen (52 Mill.) Sie bewohnen fast ISO das ganze Tiefland vom schwarzen bis zum Eismeere, während die übri¬ gen Völkerschaften nur an den Rändern auftreten, und zwar: 1.) im Weichsellande Polen; 2.) in Littauen, Kurland und im südlichen Livland Letten; 3.) im nördlichen Livland, Esthland, Ingermanland, Finnland und Kola Finnen; andere finnische Stämme am nördlichen Ural und im Gebiet der Petschora, endlich einige finnische Völkerbruchstücke um Kasan; 4.) von Kasan bis an den Ural einerseits, bis zum Kaspisee anderseits wohnen verschiedene türkische Stämme; 5.) Rumänen im Dnjestrgebiete. Die Russen scheiden sich in Großrussen, die vorwiegend das centrale und nördliche Tiefland bewohnen, und Kleinrussen auf der südrussischen Landhöhe bis an die Karpathen; zu ihnen gehören auch die Kosaken, d. h. zum Reiterdienste ver¬ pflichtete Kolonisten. Die Großrussen sind der eigentliche herrschende Stamm. Fast drei Jahrhunderte schmachteten sie unter mongolischer Herrschaft, und dieser langen Knecht¬ schaft ist es zuzuschreiben, daß sie an Bildung so weit hinter anderen europäischen Völkern zurückstehen, und daß sich ihrem Charakter einige unschöne Züge, Ivie kriechen¬ des Benehmen gegen Mächtige und Mangel au Rechtsgefühl, beigemischt haben. Erst im 15. Jahrhundert ging die Befreiung von Moskau aus, aber Rußland blieb noch ganz asiatisch, bis es mit Beginn des 18. Jahrhunderts unter Peter dem Großen in die europäische Staatenfanülie eintrat. Immer weiter schob es nach allen Seiten seine Grenzen hinaus, vor alleni nm Meeresküsten zu gewinnen. Die ehemaligen Großstaateu an seinen Grenzen fielen, wurden theils vollständig vernichtet, wie Polen, theils bedeutend geschwächt, wie Schweden und die Türkei. 1867 wurde die Leibeigen¬ schaft aufgehoben und der Bauer persönlich frei. Die herrschende Religion, zu der sich alle Russen bekennen, ist die griechische (auch orthodoxe, d. h. rechtgläubige, genannt); sie zählt 54 Mill. Anhänger; ihr Oberhaupt ist der russische Kaiser. Die Polen und Lü¬ tauer sind Katholiken, in den Ostseeprovinzen und in Finnland, die einst schwedisch waren, herrscht der Protestantismus. Die Landwirth schäft ist hier mehr als in anderen Staaten die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung, begünstigt durch ungeheuere, fruchtbare Ebenen. So wurde Rußland die wichtigste Korn¬ kammer Europas. Die Hauptprodukte des Ackerbaues sind Getreide (besonders Weizen und Roggen) und Flachs, außerdem wird viel Hanf produzirt, der aber für den Welthandel von geringerer Bedeutung ist. Die Schafzucht gewinnt immer größere Ausdehnung; auch die Pferde- und Rindviehzucht ist von Bedeutung. Der Bergbau (namentlich auf der asiatischen Seite) des erzreichen Mittlern Ural liefert vozügliches Eisen, Gold, Platin, Kupfer und Edelsteine. In der Production der Edelmetalle, Gold und Platin, übertrifft Rußland weit alle andern europäischen Staaten. Die Industrie Rußlands, die sich in Moskau concentrirt, ist erst eine neue Pflanzung, und ihrem raschen Aufblühen stehen bedeutende Hindernisse entgegen, vor allem das Verwiegen der Ackerbau und Viehzucht treibenden Bevölkerung und die mangelhafte Communication bei ungeheuren Entfernungen. Da aber Steinkohle in Menge vorhanden ist (im erzreichen Ural, um Moskau, am Donetz, einem Neben stufst des untersten Don, und in Polen), so geht die russische Industrie unzweifelhaft einer großen Zukunft entgegen. Schon jetzt wird die Maschinenweberei in Wolle, Baumwolle und Seide immer bedeutender; die Lederfabrication erzeugt seit Alters her das berühmte Juchten- und Saffianleder. Das russische Fabrikwesen ist ein wesentlich anderes als in den westeuropäischen Ländern, da die meisten Fabriken 151 nicht in den Städten, sondern ans dem Lande liegen und der Fabrikarbeiter zugleich auch Bauer ist. Handel. Rußland nimmt durch seine Lage und seine Erzeugnisse eine ganz eigenthümliche Stellung gegenüber Westeuropa und Asien ein. Während es sür jenes vorzüglich Agrikulturstaat ist, aus dem man Rohstoffe holt und wohin man Fabriks¬ erzeugnisse abfetzt, ist das Verhältnis zu Asien ein gerade umgekehrtes, denn dieses bringt Naturprodukte auf den russischen Markt, um Fabrikate dafür einzutauscheu. — Wegen der geringen Küsteucntwicklung rind der von der wichtigsten Meeresstraße, deni atlantischen Ozean, entfernten Lage herrscht der Binnenhandel vor, im Winter begünstigt durch die ununterbrochene Schneedecke, die auf der unermeßlichen Ebene ruht und raschen Schlitteuverkehr ermöglicht, im Sommer durch das enge Flußnetz und die Kanäle, die ohne Schwierigkeit die niederen Wasserscheiden" übersetzen. 1.) Die beiden Kanäle von der Kama zur Petschora und von der Scheksna (Neben¬ fluß der Wolga) zum westlichen Quellslnß der Divina verbinden den Kaspisee mit dem Eismeere. 2.) Die beiden Kanäle von der Msta (Zufluß des Ilmensees) zur Twerza (Nebenfluß der Wolga) und voin Ladogasee zur Biologa (Nebenfluß der Wolga) verbinden den Kaspisee mit dem baltischen Meere. 3.) Der Kanal vom Onega¬ see bis zum westlichen Qnellarm der Dwina verbindet die Ostsee mit deni Eismeere. 4.) Die drei Kanäle von der Beresina zur Düna, vom Pripet zur Schara (Neben¬ fluß des Riemen) und vom Pripet zum Bug setzen das schwarze Meer mit der Ostsee in Verbindung. In neuester Zeit wird die Bedeutung der Flußschisfahrt (meist mit Dampfern) durch das immer weiter sich ausbreitcndc Eisenbahnnetz etwas eingeschränkt. Die Endpunkte des letztem sind im N. Petersburg (von wo nur noch einige unbedeutende Arme in das südliche Finnland reichen), im O. Nischnji-Nowgorod und Orenburg, im S. Wladikaukas, Sewastopol und Odessa. politischer Auffand, Antlscilung und Topographie. Das Kcnfer- -veiH Wußland, das zweite Weltreich, aber im Gegensätze zum meerbeherrschendeu England durchaus eine Coutinentalmacht, umfaßt die ungeheuren Länderstreckeu vvm großen Ozean bis zur Ostsee, deren Flä¬ cheninhalt (395,000 HW. oder 22 Mill, mit nur 86 Mill. Ew.) den Europas um das Doppelte übertrifft. Der europäische Theil ist nur der dritte, aber beherrschende Theil des Reiches. Rußland ist eine absolute Monarchie unter der Herrschaft der Kaiser aus dem Hause Romano v-Gottorp; sie führen den Titel »Selbstbeherrscher aller Reußen« (Czar fzärf). Die russische Weltmacht beruht auf der in strenger Einheit geschlossenen herr¬ schenden Nation, wozu die ttebcreinstimmung des kirchlichen Glaubens und die Ver¬ einigung aller weltlichen und geistlichen Gewalt in einer einzigen Hand wesentlich beiträgt. Aber diese Einförmigkeit des Volkes ist wieder nur möglich in einem Lande, das als eine weite, unterschiedslose Fläche keinen Theil sich absondern läßt. (Ver¬ gleiche bannt Griechenland!) 1.) Kvoßrtußb'crnd. Großrußlaud, welches das centrale und nördliche Tiefland umfaßt, ist der historische Kern des Reiches. Hier liegt daher, gerade im Centrnm des europäischen Rußlands, an der Moskwa die alte Hauptstadt Moskcru (600,000 Ew.), das Eisenbahueentrum, der Stapelplatz des innern Handels und die erste Industriestadt des Reiches. Seine herrschende Lage verdankt Moskau dem Umstande, daß es dem Centrnm des russischen Bewässerungssystems (zwischen Tula und der Waldäihöhe) möglichst nahe liegt. Die sehr weitläufig bewohnte, Gärten und Felder einschließende Stadt liegt theilweise auf Hügeln; so namentlich der Kreml, der geheiligte religiöse und polU tische Mittelpunkt Rußlands, wo noch jetzt die Czarcn gekrönt werden. Er bildet eine 152 Stadt für sich, besonders ummauert, voller Paläste und Kirchen, deren verschwen¬ derische Pracht uns daran mahnt, daß wir schon an den Pforten des Orients stehen. Am belebtesten ist die Chincsenstadt, deren Name schon an die Verbindung mit Asien erinnert. Moskau ist überdies wichtig als Vereinigungspunkt des altrussischen Wesens, welches jede Annäherung an den Westen Europas anfeindet. Ueber die Bedeutung Moskaus und des Kremls sagt ein russisches Sprichwort: --Der Kreml ist das Herz von Moskau, Moskau das Herz der großrussischen Ebene, Großrußland das Herz des russischen Reiches, eines das Abbild und der Mittelpunkt des andern.« Am Zusammenflüsse der Oka und Wolga liegt Nischnij-Nvw- gorod (40,000 Ew.), der Stapelplatz des Wolgahandels, wo zwei Welt- theile, Asien und Europa, ans der jährlich abgehaltenen Messe ihre Waren tauschen. In den Monaten Juli und August vcrscuniueln sich hier mehr als .100,000 Menschen aus den fernsten Gegenden Asiens und Europas. Der Kaufmann aus Paris und London macht hier mit dem Perser und Chinesen, der Schwede aus Finnland mit den, Jakuten aus Sibirien direkte Geschäfte. Groß- und Kleinhandel gehen wie auf einem Dorfjahrmarkte neben einander her. Höchstens das Völkcr- gewühl in Mekka mag mit den! Getreide auf der Messe zu Nowgorod verglichen werden. Als Wolgastädte sind ferner Twer, wo die Dampfschiffahrt be¬ ginnt, und der Handelsort Rybinsk von Bedeutung. — Auf der süd¬ russischen Landhvhe liegen: Tula (60,000 Ew.) mit der großen Waffen¬ fabrik; Woronesch (40,000 Ew.), ein Hauptort für den Getreide- und Talghandel, und Smolensk am Dnjepr, der hier schiffbar wird, eine den Russen heilige Stadt. — Am Ausflusse des Wolchow aus dem Ilmensee Nowgorod, einst die berühmteste Handelsstadt Rußlands und eine Republik, bis sie von den Herrschern von Moskau erobert wurde (einst 400,000 Ew.; das stolze Sprichwort: Wer kann wider Gott und Nowgorod!) — Archangel am Dwinabnsen ist die bedeutendste Stadt des polaren Rußlands. Es führt Holz, Fische, Pelzwcrk rc. aus. Im Petschoragebiet leben finnische Nomadenvölker, darunter die Samojeden; auf Kola die Lappen. 2.) K l'einrußl'cnrd mit der Ukraina (ukrä-ina). In Kleinrußland bildete sich um Kiew (70,000 Ew.) am Dnjepr der älteste russisch-christliche Staat, später kam es unter polnische Herr¬ schaft und erst im 17. Jahrhundert wieder an Rußland. Jetzt ist Charkow (90,000 Ew.), wo sich die Bahnen von Odessa, aus der Krim und vom Kaukasus vereinigen, die Hauptstadt. Berditschew (50,000 Ew.) ist der Mittelpunkt des südrussischen Handels nach Deutschland. 3.) Die Gstseeprovinzen. Die Ostseeprovinzen haben lettische und finnische Landbevölkerung, aber seit alter Zeit sind die Städtebewohncr und adeligen Gutsbesitzer deutsch; der Protestan¬ tismus ist vorherrschend. Bis Peter d. G. gehörten sie zu Schweden. a) Ingermanland mit "Petersburg (670,000 Ew.), am Ausflusse der Newa, die Haupt- und Residenzstadt des russischen Reiches und zugleich dessen erste Handelsstadt. Die Festung Schlüsselburg am Austrittte der Newa aus dem Ladogasee und der befestigte Kriegs¬ hafen Kronstadt schützen sie von der Land- und Seeseite. 153 Wie Moskau der Mittelpunkt des alten, Asien zugekehrten, so ist Peters¬ burg der Mittelpunkt des modernen, den, westlichen Europa zugekchrten Rußlands. Darin liegt die Bedeutung der Stadt, denn sie ist nicht blos die große Eingangs¬ pforte für europäische Waren, sondern vorzüglich für Kultur und Sitte. Petersburg ist nicht wegen seiner Lage, sondern wegen seiner Bauart eine der schönsten Städte der Erde, wo »jedes Haus ein Palast und jeder Palast eine Stadt« ist. b) Esthland mit dem befestigten Kriegshafen Rewal am Ein¬ gang ill den finnischen Meerbusen (vergl. Sweaborg). o) Livland mit Wigcr (100,000 Ew.) an der Mündung der Düna, der zweiten russischen Handelsstadt an der Ostsee (Ausfuhr der Rohprodukte des mittleren Rußlands, wie Flachs, Hanf, Hvlz), und der Universität Dorpat. ck) Kurland mit der Hauptstadt Mit au. 4. ) Das Großfürstenthnm Jinnbcnrb. Finnland ist cin Gewirr von Fels, Heide, Moor und Seen; mehr als zur Hälfte unproduktiv. Bis 1809 war es schwedisch, auch jetzt nimmt es innerhalb des russischen Reiches eine völlig selbständige Stellung ein. Die Hauptmasse der Bevöl¬ kerung ist finnisch; an der Küste, wo sich allein größere Orte finden, schwedisch. Die neue Hauptstadt ist Helsingfors mit Kriegshafen; die alte Hauptstadt Abo (obu) ist durch einen dichten Scherenhos geschützt. Sweaborg, eine auf sieben Schereninseln angelegte Seefestnng (das »Ostsee-Gibraltar«), bewacht die Einfahrt in den finnischen Meerbusen (Petersburg). 5. ) "Molen. Polen war einst dasselbe, was jetzt Rußland: der slavische Großstaat; seine Grenzen reichten einst weit über das Weichselland, das eigentliche Polen, hinaus. Fortwährende innere Zwistigkeiten lockten äußere Feinde an; 179S hatten sich Oester¬ reich, Preußen und Rußland in das ganze Reich getheilt, wobei letzterem der größte Antheil zufiel. — Die Städtebevölkerung ist in allen polnischen Ländern zum großen Theil jüdisch; die Polen sind durchaus katholisch. Am Hauptfluß liegt die Hauptstadt WawscHcrrr (320,000 Ew.) mit der befestigten, blutgetränkte» Vorstadt Praga, d. h. Schwelle. Lodz, das »polnische Manchester«. 6. ) WesLwrrßtand, früher polnisch. u) Littanen (zwischen Dnjepr, Pripet, Riemen und Düna) mit der Hauptstadt Wilno (80,000 Ew.) an der schiffbaren Wilia. Der südliche Theil wird von einer großen Sumpffläche eingenommen, die der Aufenthalt der (sonst ausgestorbenen) Auerochsen ist. b) Wolhynien und Podolien oder Rothrnßland (westlich von der Ukraine auf dem ural-karpathischen Landrücken) treibt ansehnliche Viehzucht. 7. ) Südr-ußternd. Südrußland, im Alterthnmc die Kornkammer Griechenlands und mit hellenischen Kolonien besetzt, verkam völlig unter der Mongolen- und später unter der Türken¬ herrschaft, die bis in das vorige Jahrhundert dauerte. Die russische Regierung siedelte viele deutsche Kolonisten an, die den Ackerbau wieder zur alten Blüte bringen. u) Beßarabien, das getreidereiche Land zwischen dem Pruth und Dnjestr. In der Mitte liegt die Hauptstadt Kischi new (100,000 Ew., Ausfuhr von Getreide, Wein und Vieh). Festung Bender. 154 d) Das politische Küstenland. Der einzige, für größere Schiffe zugängliche Hafen ist Gdesfcr (140,000 Ew.), die erste Handelsstadt am schwarzen Meere. Ausfuhrplatz für Getreide. Die übrigen Hafen¬ städte liegen an den Limans und sind daher von geringerer Bedeutung: Nikolajew (70,000 Ew.) am Bug, Cherson (50,000 Ew.) am Dnjepr, Taganrog und Rostow am asowschen Meere. e) Die Krim, im N. flache Steppe, im S. das mit Lustschlössern russischer Fürsten bedeckte Jailagebirge, welches eine vorzügliche Steil¬ küste bildet. Hier liegen die Seestädte Sewastopol, einst eine gewaltige Festung, und Kertsch an der Meeresstraße. Hauptstadt ist Simferopol. ck) Das Land der donischeu Kosaken, zu beiden Seiten des Don. 8.) Hhlr°nMand. In Ostrußland bestanden zwei Mongolenreiche, und noch jetzt ist die Bevöl¬ kerung zum Theile türkisch und finnisch; in compacten Massen treten nur die nomadischen Kirgisen in der kaspischen Salzsteppe auf. Echte Mongolen sind die K almück e n an der Westseite der untern Wolga. Alle diese Völker sind M u h ain e daner. n) Das Czarenthum Kasän oder das Land der Kama bis über den Ural. Kasan (80,000 Ew.) an der Wolga ist der wichtige Sta¬ tionsplatz auf der großen Straße von Moskau über den Mittlern Ural. Perm an der Kama und Jekaterinburg am Ostabhange des Ural sind die Mittelpunkte des uralischen Bergbaues. b) Das Czarenthum Astra chän oder das Land der untern Wolga. Astrachan (50,000 Ew.), an den Mündungsarmen der Wolga, ist der Mittelpunkt des Handels am kaspischen See (Fische) und vermittelt zu¬ gleich den Handel mit Persien und Junerasien. Saratow (90,000 Ew.) an der Wolga, blühender Handelsplatz, umgeben von zahlreichen deutschen Kolonistendörfern. Orenburg am Ural (Völkerthor) ist der Sammel¬ platz der asiatischen Karawanen. IV. Vie Westhälfte des europäischen Stammes. 8 68. Das Hochgebirgslnftcm der Alpen. Genua 44pg, 26>/z. Hyerische Inseln 43, 24. Genf nw. von 46, 24. Wien n. von 48, 34. Triest sö. von 46, 32. Verona nw. von 45, 29. Die Alpen, das höchste Gebirge Europas, sind nicht, wie z. B. die Pyrenäen oder der Kaukasus, ein einfaches Kettengebirge, sondern eine Gesammtheit von Ketten- und Massengebirgen (auch Massivs genannt), die in mannigfacher Weise sich gruppireu und durch eine große Menge von Quer- und Längenthälern und Pässen zerschnitten werden. Sie erstrecken sich in einer Länge von 150 Meilen (1100^) vom 43." bis 48." n. B. (also in der Mitte zwischen dein Aeguator und Nordpol) und vom 23." bis 34." ö. L. (also in der Mitte von Europa) 155 in einem großen, nach S. geöffneten Halbbogen vom mittelländischen Meere bis gegen Wien und Oedenburg. Die vorherrschende Richtung ist daher die von SW. nach NO. Beim ersten Anblicke einer Alpenkarte erkennt man, daß die Alpen aus zwei Flügeln von ungleicher Länge bestehen, die gerade im höch¬ sten Punkte des Gebirges, dem Montblanc, znsammenstoßen. Von da an ziehen sie mit zunehmender Breite und abnehmender Höhe nach NO. Die geringste Breite außerhalb der ligurischen Alpen (zwischen Gens und Jvrea) beträgt 20 M. (1507-^,), die größte (zwischen Füssen und Verona) 35 M. (260 — Flächenraum des Alpcngebietes 3500 (DM. (190,000 lü^). Hrenzen. Mit Ausnahme einer geringen Strecke, wo das Meer unmittelbar die Grenze bildet, wird das Alpenland nach allen Seiten hin von Ebenen, und zwar im W., S. und O. von den Tiefebenen der Rhone, des Po nnd der Donau, im N. von einer in der Richtung der Alpen vom Genfer See bis zu dem Punkte, wo das Gebirge die Donau erreicht (unterhalb Linz), verlaufenden Hochebene umgeben. Diese Hochebene, die durch den Bodensee in eine schweizerische und oberdeutsche geschieden wird, wird im N. abermals von einem Gebirge, dem Jura, begleitet. Aus dem Gesagte» ergibt sich schon, daß der Anblick der Alpen von S. ein bei weitem prächtigerer sein muß als von N. Dazu kommt noch, daß der südliche Abfall viel steiler ist als der nördliche, und von der Hochebene aus Vor¬ berge die Aussicht aus das Hochgebirge größtentheils versperren. Am imposantesten erscheinen die Alpen von den Thürmen der Markuskirche in Venedig und des Mai¬ länder Doms aus gesehen. Zur Orieutirung ist vor allein ein vorläufiger Blick auf die wichtigsten Alpenflüsse uothwendig. Von den vier großen Alpenströmen entspringen nur drei in den Alpen selbst: der Po, der Rhein und die Rhone; die Donau erhält nur ihre bedeu¬ tendsten Nebenflüsse ans diesem Hochgebirge. 1.) Nach S. fließen außer den schon genannten Nebenflüssen des Po auch die Flüsse Etsch, Piave, Tngliamcnto (taljamento) und Jsönzo. 2.) Die nach W., N. und O. strömenden Flüsse gehören dem Gebiete der Rhone, des Rhein und der Donau an. Der 27h,. Meridian trennt so ziemlich das Rh ei in und Rhonegebict (rön) von dem der Donau. — u) Das Rhone- und Rhciugcbiet. Beide Flüsse entspringen am Gebirgsstock des St. Gotthard, die Rhone fließt nach SW. zum Genfer See, der Rhein nach NO. und er¬ reicht nach einer scharfen Wendung nach N. den Bodensee. Zur Rhone fließen (nach W.) die Jsere (iscr) und die Durance (dürangs), zum Rhein fließt die Aar mit der Rcuß und Limmat. — l>) Das Donaugcbict. Außer den nur in ihrem ober¬ sten Laufe den Alpen angehörenden bairischen Flüssen Iller, Lech und Isar em¬ pfängt die Donau im N. noch folgende wichtige Alpenflüsse, die mit einander die eigen- thümliche Thnlbildung gemein haben, indem 'sie zuerst durch ein Länger», daun durch ein Querthal fließen: den Inn mit der Salzach, die Traun und Enns. Rach O. fließen durch große Längenthäler die Drau mit der Mur und die Save. Liniheilmrg. 1.) In der Breitenrichtung: Große Längenthäler theilen das Gebirge in drei Zonen: Central-, Nord- und Südalpcn. Die Centralnlpen bestehen vorwiegend aus krystallinischen Gesteiueu (Granit, Gneiß, Glimmerschiefer und Thonschiefer), die Nord- und Süd- alpeu vorwiegend aus Kalkstein und Dolomit (daneben auch Sand¬ steine, Konglomerate und Schiefer). Die nördliche Zone begleitet die Centralalpen vom Mittelnkkere bis Wien, während die südliche erst im Osten des Lago maggiore (madschöre) beginnt. 156 1. ) Grenze zwischen den Nord- und Centralalpen: Das Querthal des Verdon (werdöng, Nebenfluß der Durance), das Thal des Dräc (linker Nebenfluß der Jsere), das Längenthal der Jserc (bis zum Knie etwa im Parallel oon Chambery sschamberrip; von da bis in die Nähe von Martigny (martinji) verlaufen in einer fast geraden Linie mehrere kleinere Längenthäler; das Langenthal der Rhone von Martigny bis zum Ursprung, das Urserenthal (Längenthal der Reuß), das Rhcinthal vorn Ursprung bis zur Mündung des Jll, die Arlbergstraßc von Feldkirch bis Landeck, das Längenthal des Inn von Landeck bis zur Einmündung der Zillcr, das Zillcrthal bis zum Gcrlospaß, das Langenthal der Salzach bis Sb Johann, das Längenthal der Enns bis zur Einmündung des Paltcn-Baches, das Palten-Lisingthal, das Mur¬ thal bis Bruck, das Mürz- und Leithathal. — 2.) Grenze zwischen den Süd und Centralalpen: Die Einsenkung vom Nordrande des Lago Maggiore bis Mcnaggio (menatschv) am Comosee, das Längcnthal der Adda, und von da über das Mnranza- ins Münstcrthal bis Glnrns, das der Etsch, das Pusterthal (von Brixen bis Lienz) und das von da an gerade verlaufende Drauthal. Charakteristik der Zonen. Die Centralalpen bilden die höchsten Partien des ganzen Gebirgssystems, meist gewaltige Massivs, die nach allen Seiten von Querthälern durchfurcht werden. Die Gehänge der oben genannten Grenzthäler sind meist sanftere Erhebungen, bis an die Gipfel von einer prächtigen Pflanzcnhülle umkleidet; wandert man aber durch die Querthäler in das Innere des Massivs, dann wird die Gcbirgswelt immer ernster und großartiger. Die schneebedeckten Gipfel ragen als kühne Feljenhörner oder als imposant gewölbte Dome über die höchsten Kämme empor; sic werden von den Alpenbewohncrn nach ihren charakteristischen For¬ men als Horn, Stock, Thurm, Zahn, Kopf u. s. w. bezeichnet. Der höchste circusartige Theil der Querthäler ist häufig mit Gletschern ausgefüllt. Die Nord- und Südalpen sind meist in langgestreckten G e b i r g s k e t t e n geordnet. Sie zeichnen sich durch schroffe und wilde Formen und jähe Abstürze aus. Die Pflanzenhülle ist nicht so üppig, wie in den Centralalpen; häufig tritt das nackte, weißlichgrane Kalk- oder Dolomitgestein zu Tage. Die höchsten Theile sind entweder seltsam zerrissene Kämme, oder sic dehnen sich zu Plateaus aus, die den Eindruck öder Felsenmeere machen. 2. ) Eintheilung in der Längenrichtung: Eine große Querfurche: das Rheinthal voin Bodensee bis zur Einmündung des Hinterrheins, das Thal des Hinterrheins, der Bernhardin-Paß, das Val Mesocca und dessen Fortsetzung, das Ticinothal und der Lago Maggiore — scheidet das ganze Gebirgssystem in West- und Ostalpen. Sie unterscheiden sich sehr wesentlich von einander: a) Nur die Ostalpen haben eine Süd¬ zone, b) in der Nordzone der Ostalpen herrscht Kalkstein und Dolomit entschieden vor, und niedere Sandsteinberge bilden nur den schmalen äußer¬ sten Rand, während in den Westalpen sich zwischen den Kalkgebirgen auch Sandstein- (und Schiefer-) Gebirge einschiebcn. * Ueöersicht des Ulpensystemes. I. Westalpen. a) Die centrale Zone. 1. ) Die ligurischen Alpen vom Bocchettapaß bis zum Col di Tenda. 2. ) Die Seealpen, westlich vom Col di Tenda bis zum Verdonthal, nörd¬ lich bis zum Thal der Stura (Nebenfluß des Tanaro) und zum Thal der Durance. 3. ) Die kottischen Alpen zwischen den Thälern der Stura, Dora Ripera, Arc und des Drac (letztere Nebenflüsse der Jsere). * Eintheilung nach Mojsisovich. Früher theilte man die Alpen in West-, Mittel- und Ostalpen. 157 4.) Die grafischen (grauen) Alpen, zwischen den Thälern der Arc und Dora Ripera, der großen St. Bernhardstraße, und im W. mit dem Montblanc-Gc- birge abschließend. b.) Dio penninischen Alpen, von der großen St. Bernhardstraße bis zur Simplonstraßc, die in das Tocethal (totsche) führt. 6.) Die lepontinischen Alpen, zwischen der Simplon-und der Bernhard¬ straße (s. o.) b) Die nördliche (io estliche) Zone. 1. ) Die provenyalischen Kalkalpen, westlich vom Querthal des Verdon und dem Dracthale, im N. bis ans Jserethal. 2. ) Die savoyischen Kalkalpen, westlich vom Moutblanc-Gebirge zwischen den Thälern der Istre und Arve (Nebenfluß der Rhone). 3. ) Die Chablaisalpen (schable), zwischen dem Arvethale, dem Genfer See und dem Qnerthal der Rhone. 4. ) Die Berner Alpen, zwischen dem Genfer See, dem Querthal der Rhone und dem Aarthale. 5. ) Die Vierwaldstätter Alpen, zwischen dem Aar- und Rcußthale. 6. ) Die Glarner und Schwyzer Alpen, zwischen dem Reußthale, dem Wallen- und Züricher See. 7. ) Die St. Gallner Alpen vom Wallen- und Züricher bis zum Bodensee. II. Die Ostalpe«. s) Die centrale Zone. 1. ) Die rhä tisch en Alpen, zwischen der Bernhardinstraße, dem Rheinthale, der Arlbergstraße, dem Jnnthale von Landeck bis Finstermünz, dem obern Querthale der Etsch uno dem Addathale. 2. ) Die Letzt Haler Alpen, zwischen den Längcnthälern der Etsch und des Inn bis zur Brcnncrstraße (Wipp- und Eisakthal). 3. ) Die Hohen Tauern, von der Brennerstraße nach O. bis zum Lieserthal (Nebenthal des Drauthales), der Hafnerspitz und dem Klein-Arlthal (Nebenthal des Salzachthales). 4. ) Die nori sch en oder steierischen Alpen, die übrigen Ccntralalpen östlich von den hohen Tauern. l>) Die nördliche Zone. 1. ) Die Vorarlberger, nordtirolischen nnd baierischen Alpen, im N. der Arlbergstraße vom Bodensee und dem Rheinthale bis zum Querthale des Inn. 2. ) Die Salzburger Alpen, zwischen den Querthälern des Inn nnd der Salzach. 3. ) Die Salzkammergut-Alpen, zwischen den Querthälern der Salzach und Enns. 4. ) Die österreichischen Alpen, die übrigen Kalkalpen östlich von den vorigen. a) Die südliche Zone. 1. ) Die Luganer Alpen, zwischen dem Lago Maggiore und Comosee. 2. ) Die Veltliner Alpen, zwischen dem Comosee und dem Ogliothale bis Edolo. 3. ) Die Ortles-Adamello-Alpen, vom Oglio-Adda-Münsterthal bis zum Chiesc- und oberen Sarcathal. Von Caresolo a. d. Sarca verlaufen eine Reihe von kleinen Längenthälern bis nach Meran. 4. ) Die Trieutiuer Alpen, östlich von den vorigen bis zum Etschthal. 5. ) Die Botzen er und Veroneser Alpen, vom Etschthal bis zum Abtei- thal (Nebeuthal des Pusterthales) und Cordcvole-Piavethal. 6. ) Die Ampezzaner Alpen, östlich von den obigen bis zum Piavethal und Kreuzberg. 7. ) Die carnischen und vcnetianischen Alpen, zwischen dem Piave und Tagliamento mit der Pontebbastraße. 8. ) Die Karawanken und Krainer Alpen, zwischen dem Save- und Drauthal. 158 9.) Die julischen Alpen, zwischen Save, Tagliainento und dem Lnibachfluß (Älebensluß der Save). Mit den Alpen stehen folgende Gebirge, welche aber keinen alpinen Charakter mehr tragen, in Verbindung: 1. ) der Wiener Wald, 2. ) das Leithagebirge, 3. ) das ungarische Mittelgebirge, 4. ) das niederungarische Hügelland, 5. ) das kroatische Bergland zwischen Drau und Save, 6. ) der Karst, welcher das Gebirgsland der griechisch-slavischen Halbinsel mit den Alpen in Verbindung setzt. 8.) Nach der vertiealen Erhebung theilt mau die Alpen in Boralpen bis 1600 Mittelgebirge von 1600—2700'"/ und Hoch¬ alpen über 2700 Nur die letzteren sind mit ewigem Schnee bedeckt. Da die Temperatur in den Alpen auf je 100'7 durchschnittlich um 0'6" 0. abninimt, so muß Klim a und Vegetation mit der Höhe immer mehr einen polaren Charakter annehmen.* Daraus erklären sich folgende Höhenstufen der Gewächse: lieber 2700'"/ ewiger Schnee, fast alles Pflanzenlcben ist erloschen, doch haust hier noch Adler und Lämmergeier. 1900 — 2700 "7 Kräuter, Gräser und Standen, darunter die herrlich duftenden Alpenrosen und das Edelweiß. Die Gemse ist hier heimisch, in den Hähern Regionen einst auch der Steinbock. 1300 — 1900 '"/ Nadelholzwald und Berg wiesen. Dauernde menschliche An¬ siedlungen sind nur vereinzelt. Die saftigen Wiesen beleben den Sommer über zahlreiche Heerden, im Herbste aber ziehen die Senner (Hirten) mit ihren Heerden wieder ins Thal hinab. Unter den Bäumen dringen die Lärche und Arve (Zirbel) ain höchsten vor. 600—1300'"/ gemischter Wald und Getreidebau. Bis 600gedeihen auf der Südseite noch Rebe und Kastanie. Wind und Regen. Die in Europa vorherrschenden warin-feuchten SW.- Winde entladen sich des größten Theiles ihres Wasserdampfgehaltes an den Süd¬ hängen der Alpen, die daher zu den nicderschlagreichsten Gebieten von Europa gehören. Ein großer Theil des Niederschlags wird in dem ewigen Schnee und den Gletschern aufgespeichert, um zur Sommerzeit wieder den Flüssen zu gute zu kommen. So sind die Alpen die nie versiegbare Wasserquelle der Rhein-, Rhone-, Po- und Donauländer. Haben die SW.-Winde am Süd¬ fuße der Alpen fast ihren ganzen. Dampfgehalt verloren, dann stürzen sic als trocken- heißer Föhn in die nördlichen Thäler. * Rur ist in den hohen Alpenregionen der Winter wärmer und kühler als in den polaren Gegenden, wie folgendes Beispiel zeigt: Winter Frühling Theodulpaß, 3333 '"/ h. — 12.7 — 8.z Nowaja Semlja, 73.^° n. B. — 16.» — ll.g Sommer Herbst -j- O.z b.5 -si 4.2 — der Sommer Jahr - 6.«° 6. — 7.» » 159 Gletscher. Die Gletscher, dieser herrliche Schmuck der Alpenwelt und die Spender unversiegbarer Wasserschätze, sind Eisströme, welche Hochmulden und Hochthäler bis weit unter die Schneegrenze herab erfüllen. 1.) Entstehung. Der Gletscher entsteht aus dem Firnschnee, der Firnschnee aus dem Hochschnee. Der H o ch s ch n e e, nur in einer Höhe von. 3200 "s und noch höher, also in der Region des ewigen Winters vorkommend, ist ein feiner, lockerer, glänzend weißer Schnee, der allmälig durch den Wind oder infolge feiner Schwere in tiefer liegende Gegenden hinabgelangt und hier zum Firnschnee wird. Da in diesen Gegenden der Schnee bei Tage theilweise aufthaut und bei Nacht wieder gefriert, so nimmt er allmälig die Form runder Körner au, die eine mehr oder weniger zu¬ sammenhängende Masse bilden. Ein großer Theil wird wiederum tiefer hinabgeschoben in Gegenden, wo schon häufig Regen fällt. Der Schnee schluckt nun den Regen auf, gefriert, uud durch den ununterbrochenen Prozeß des Aufthaucns und Gefrierens, sowie unter dem Einflüsse des Druckes der übereinander liegenden Schichten bildet sich endlich poröses Gletschereis. — 2.) Beschaffenheit der Gletscher. Das Gletscher¬ eis unterscheidet sich durch seine zahllosen Haarspalten und Bläschen vom Wasserns. Infolge dessen ist auch die Farbe eine verschiedene und schwankt zwischen weiß und ultramarinblau. Am untern Ende schmelzen sie ab, ohne kurzer zu werden, rücken also von oben nach, doch so langsam, daß man die Bewegung nicht sieht. Die Höhe des Gletscherendes schwankt bei den größer,, zwischen 2300 und 1000 "'s, die Länge zwischen 7 und 20 die Breite zwischen 1 und 4 Man berechnet die Anzahl der Gletscher in den Alpen auf mehr als 2000. — Die Moräne ist der an den Seiten des Gletschers liegende Steinschult, der im Lause der Zeit von den Felsen abgebröckelt wurde. Münden zwei Gletscher in einander, so stoßen natürlich zwei Moränen zu¬ sammen, und es entsteht an der Bereinigungslinie eine Mittelmoräne (im Gegensatz zur Seitenmoräne); an, Ende des Gletschers liegt die Endmoräne. - In Tirol nennt man die Gletscher »Ferner«, in den Hohen Tauern »Kees«, in Italien »Vcdretta«. Die Schrecken der Alpenwelt. Da die Wolkcnbildung in der Alpenwelt eine sehr starke ist, so kann das Segcnbringcudc auch in das Verderbliche Umschlägen. Bei heftigen, Gewitter schwellen die Bcrgwasser so an, daß sic oft schwere Felsstücke ins Thal hinabtragen. Nicht selten sind Bergrutsche infolge anhaltender Regen, wodurch Schiefer- und Thonlager erweicht werden, und schon oft sind Dörfer von steinigen Schlammströmcn verschüttet worden. Ebenso furchtbar sind die Eis- und Schneestürze oder Lawinen. Im Beginn des Sommers, oder wenn der Föhn weht und rasche Schneeschmclze eiutritt, ist ihre Masse und Gewalt oft so groß, daß sie Felsstücke, Wälder und Wohnungen mit sich fortreißen. Die Alpeitseen liegen theils an dem Fuße der Alpen, theils im Innern der Gebirgswelt. Die ersteren sind die Randseen, die letzteren die H o ch s e e n. Die Randseen begleiten den Nordabhang auf einer Strecke von über 70 Meilen oder 500 (in der Schweiz, Baiern und in dem Salzkammergute) und den Südabhang ans einer Strecke von 20 Meilen oder 150 (italienische Randseen). 1. ) Die nördlichen Randseen liegen durchschnittlich 500, die südlichen nur 200 "7 hoch. Ein gleicher Gegensatz besteht bezüglich der Tiefe; sie beträgt bei den nördlichen durchschnittlich 200, bei den südlichen 460 "ff, letztere reichen fast durchaus unter das Meercsnivean (größte Tiefe: Lago maggiore 850'"/). Sie sind berühmt wegen ihrer Schönheit, der herrlichen Vegetation an ihren Ufern und der Reinheit, Klarheit und Durchsichtigkeit ihres Wassers, dessen Farbe zwischen den, hellsten Blau und dunkelsten Blaugrnn schwankt. Aber sie sind auch wichtig: n) als Länterungs- b e ck e n der Alpeuflüsse, die schmutziggran in dieselben einmünden, hier den mitgeführten Schutt und das Gerölle ablagern und mit der klarsten smaragdgrünen Farbe dieselben verlassen; b) als Regulatoren, die wenigstens die Hälfte des zur Zeit der Schnee- schmelzc angeschwellten Wassers zurückhalten, um es später, wenn die Zuflüsse wieder schwächer geworden sind, abzugcbem 2. ) Die Hochscen finden sich in einer Höhe von 1300 bis 2600 "f. Sie sind klein und haben nie mehr als eine Stunde im Umfange. Ihre Farbe ist blau, 160 gräulich oder dunkelgrün. Viele Flüsse entspringen aus solchen Seen. Die Einsamkeit der Hingebung dieser Seen, die überdies den größten Theil des Jahres gefroren sind, sticht merklich ab von der Belebtheit der Randseen. Die Alpenthäler. Betrachtet man sie in ihrem Verhältnisse znm Gebirge, so unterscheidet man Längen- und Querthäler, von denen die erstem meist die Grenze zwischen den Centralalpen und Nebenzonen bilden; in ihrem Verhältnisse zu einander unterscheidet man Haupt- und Nebenthäler. Ein Hauptthal mit allen seinen Nebenthälern nennt man ein Th al sy st em. t.) s.) Langenthaler haben meist sanfte Abhänge, breite Thalsohle und sanfte Neigung. Wird aber das Längenthal zum Querthal (Durchbruchsthal), so ge¬ schieht dies meist in rascher Wendung (Knie), und mit Stromschnellen und Katarakten bricht sich der Stroni durch enge Thalspalten, Klausen genannt, Bahn. b) Querthäler sind viel kürzer, haben steile Wände und rasche Steigung. Für die Querthäler der Centralalpen ist die stufenförmige Aufeinanderfolge von Thal- engen und Thalbecken charakteristisch. 2.) a) Hauptt Haler sind breit, fruchtbar, die Sitze der Kultur, der Städte und des Ackerbaues. I>) Nebenthäler sind eng, gering bevölkert und in allen ihren Verhältnissen auf das Hauptthal angewiesen. Sind sie groß, so spielen sie die Rolle eines Haupt- thales gegenüber den Thälern der dritten Ordnung. Die Alpenstraßen. Infolge der ausgezeichneten Thalbildung sind die Alpen keineswegs so unwegsam wie andere Hochgebirge (vergl. Pyrenäen, Kaukasus). Man unterscheidet 1.) Läng en st raß en, die von O. nach W. und umgekehrt führen, und Querstraßen, die von N. nach S. und umgekehrt führen; 2.) Alpenpassagen, Kunststraßen, die von einer Ebene zur andern führen, und Saumpfade, die nur für den sichern Tritt der Maulthiere oder Saumrosse gaugbar gemacht werden konnten. 1. ) Längenstr aßeu folgen meist der Richtung der Längenthäler, z. B. die Straße durch das Drauthal. 2. ) Querstraßen ziehen entweder a) von Querthal zu Querthal und übersteigen nur einmal den Kamm des Ge¬ birges, z. B. die St. Gotthardstraßc, oder b) sie führen zuerst in das Längenthal, indem sie entweder die Durchbruchsthäler benützen oder den Kämm der Kälkalpen übersteigen; voin Längenthalc führen sie dann in die Nebenthäler, um den Kamin der Centralalpen zu übersteigeil. Erst hier beginnen die Schwierigkeiten: die Straßen sind im Zickzack angelegt, lange Felsgalerien dienen zum Schutze gegen Lawinen nnd Stürme, Hospize gewähren dem Reisenden Schutz und Erholung. Der Gebirgskamm wird dort überschritten, wo er cingesenkt ist, d. h. einen Paß bildet. Ein Beispiel die Rheinstraße. — Besonders letztere Straßen können nur mit großen Kosten geballt werden und sind sümmtlich erst ein Werk unseres Jahrhunderts. In neuerer Zeit hat man sogar Eisenbahnen über den Brenner, den Semmering, die steierischen Alpen und durch den Mont Cenis an¬ gelegt; bald wird auch die Gotthardbahn vollendet sein. Die Bevölkerung der Alpen gehört allen drei Hanptstämmeu Euro¬ pas an, und zwar sind durch die nach W. und S. geöffneten Thäler Romanen, durch die nach N. geöffneten Thäler Deutsche nnd durch die nach O. geöffneten Thäler Slaven in das Gebirge eingedrungeu. Nahrungsquellen. Gebirgsgegenden bieten überhaupt nur wenig Raum für Getreidebau, dagegen wiegt die Viehzucht vor, zu der die trefflichen Weiden selbst einladen. Das Holz bildet einen Hauptrcichthum der Alpcnbewohner, es dient auch zu zierlichen Schnitzereien, womit sich die Bewohner entlegener Thäler beschäf¬ tigen. Endlich find die Alpen die Heimat der kühnen Jäger. 161 Viele Thaler, die nicht alle ihre Bewohner ernähren können, senden regelmäßig ihre Söhne in die Fremde, welche stets dieselbe Beschäftigung ergreifen. Nachdem sie Geld erworben, kehren sie nach Hause zurück, denn die Sehnsucht nach dem schönen Heimatthale ist jedem Alpenbewohner angeboren. 8 69. Physische Geographie des deutschen Reiches. Zeichnung anch für Niederlande und Belgien. Dünkirchen öl, 20. Helder ö. von 53, 22. Cuxhafen sö. von 54, 26. Dänisch-deutsche Grenze n. von 55. Trave¬ münde 54, 28°/s. S.-Ende des Memel-Deltas 55, 39. Oderbiegung nach NW. 50, 36. Elbeeintritt sw. von 51, 32. Eger n. von 50, 30. Passau s. von 49, 31. Königs¬ see sw. von 48, 31. Basel sw. von 48, 25. Metz NW. von 49, 24. Hrenzen, Gliederung, Hröße. Im N. grenzt das deutsche Reich an die Nordsee, die Königsau und die Ostsee. Die Küstengliederung ist unbedeutend; die Nordseeküste wird von der friesischen Jnselreihe begleitet und ihr geradliniger Verlauf nur durch die Meerbusen der Zuider-See (seuder), Dollart und Jade unterbrochen; die Ostseeküste wird durch die Schleswiger, Lübecker, Mecklenburger, pommerische und Danziger Bucht gegliedert; Alfen, Fehmarn und Rügen find die größten deutschen Ostseeinseln. Im W. verläuft die Grenze auf dem niederrheinischen Schiefergebirge und dein Wasgau; im S. wird sie durch den Rhein mit dem Bodensee gebildet, ein kleiner Theil der nördlichen Alpen gehört noch dem deutschen Reiche an, dann wird aber die Grenze gegen Oester¬ reich durch Salzach und Inn, den Böhmerwald, das Erzgebirge und die Sudeten scharf gezeichnet. Im O., wo das flavische Tiefland in das deutsche übergeht, sind keine natürlichen Grenzen, und das russische Polen dringt tief in deutsches Gebiet ein. Der Flächeninhalt beträgt 9800 UM. <540,000 Der Moden und seine Bewässerung. Deutschlands Boden senkt sich allmülig von S. nach N., daher auch alle Hauptflüsse dieser Richtung folgen (s. Fig. 27). Von der ober¬ sten Stufe, den Alpen, gehört nur ein kleiner Theil zum deutschen Reiche, die zweite Stnfe ist das deutsche Mittelgebirge, an das sich im N. das deutsche Tiefland anschließt. Von den Hauptflüssen kommt nur der Rhein ans den Alpen, Weser, Elbe und Oder aus dem Mittelgebirge; ebenso die Donau, die aber nur in ihrem ober» Laufe deutschen Reichsboden durchfließt. Auch von den übrigen Flüssen gehört nur die Weser ganz dem deutschen Reiche an. I. Das deutsche Mittelgebirge besteht aus zahlreichen Plateaus, Kettengebirgen und ausgedehnteren Hochebenen, ist aber zum größten Theile Niedergebirge. Drei Hauptrichtungen sind zu unterscheiden: von N. nach S., von SW. nach NO. und von SO. nach NW.; letztere tritt am häufigsten auf. Wir unterscheiden folgende Gruppen: 1.) Die oberdeutsche Hochebene (m. H. 470 "/) dacht sich allmälig nach N. zur Donau ab. Letztere entspringt im Schwarzwald; die beiden 11 162 Quellbäche, Brege und Brig ach, vereinigen sich unterhalb Donau¬ eschingen. Nur niedriges Hügelland scheidet sie von dem zweiten Haupt¬ strome Mitteleuropas, dem Rheine. Bon Regensburg, wo dieDampfschiffahrt beginnt, folgt sie genau dem deutschen Jura, von da an dem baierischen Walde, bis sie bei Passau das deutsche Reich verläßt. Die nur flößbaren Alpenflüsse Iller, Lech, Isar und Inn sunt der Salzach) fließen durch die Hochebene der Donau zu, wie der Hauptfluß von Mooren (hier Moos und Ried genannt) begleitet. Am Südrande liegen einige größere Seen: Aminen-, Würm-und Chiem- See. Von N. her erhält die Donau die Wörnitz, Altmühl und Nab. 2.) Das oberrheinische Land. Der Rhein entspringt am St. Gott¬ hard in den Schweizer Alpen; durchfließt hierauf, die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz bildend, den Bodensee, den er in völliger Klarheit verläßt; wendet sich unterhalb Schaffhansen eine kurze Strecke nach S., wobei er den berühmten Wasserfall von Laufen (20"/ h., 100 "/ breit) bildet, dann wieder nach W., bis er bei Basel mit scharfer Nordwendung deutschen Reichsboden betritt, genährt durch die wasser¬ reichen Alpenflüssc, die die Aar ihm zusiihrt. Der Bodensee (9 UM., 540 ist nicht blos wegen seiner freundlichen, wein und obstreichen Umgebung einer der schönsten Seen Europas, sondern auch von höchster Wichtigkeit als Centrum des Verkehrs im südwestlichen Deutschland und als Naturscheide zwischen Deutschland und der Schweiz. Er zerfällt in drei Theile, von denen jeder eine Insel hat' in den obern See mit der Jnselstadt Lindau, in den untern oder Zeller-See milder Insel Reichenau und in den Ueber- linger See mit der lieblichen Insel Mainau. Außer einer Menge Segelschiffe durchfurchen mehr als zwanzig Dampfer den See. Von Basel s25O"/ h.) bis Biugm (nur mehr 80"/ h.) durch¬ fließt der Rhein m nördlicher, zwischen Mainz und Bingen in westlicher Richtung die gesegnete oberrheinische Tiefebene (m. H. 140"/), aus der sich im S. isolirt der Kaiserstuhl erhebt. Parallel mit dem Rhein fließt die aus dem Schweizer Jura kommende Jll, die sich unter¬ halb Straßburg mit ihn: vereinigt. Bis Straßburg ist das Gefälle bedeutend nnd der Rhein ein wilder Bergstrvm, zahlreiche Inseln bildend und die Ufer versumpfend, daher die Städte abseits liegen. Von Straßburg an ist er ruhig geworden, er fließt in zahlreichen Serpentinen, die durch Schiffahrtskanäle verbunden sind. Zu beiden Seiten der Tiefebene erheben sich Gebirgsmanern. Bei¬ derseits sinkt die Höhe von S. nach N., beiderseits fallen die Gebirge steil zur Tiefebene, ganz allmälig aber zum schwäbischen Plateau einer¬ seits, zum lothringischen anderseits ab. Auf der rechten Seite n) der Schwarzwald (m. H. 900 "/) vom Rhein bis gegen Karlsruhe. Prächtige Edeltanuenwälder haben ihm den Namen gegeben. Unter den durch enge Thaler sich durchwindenden Flüssen sind die Kinzig und Murg, die in den Rhein münden, die bedeu¬ tendsten. Höchster Gipfel der Feldberg,1500 "/; b) das Neckar¬ bergland (m. H. 300"/) bis zum Neckar; e) der Odenwald (m. H. 450 "/) bis zum Main. Auf der linken Seite a) der Wasgau (von den Franzosen Vogesen genannt) bis zum Lauterflusse (m. H. 800"/). Höchster Gipfel der Sulzer 163 Belchen, 1400 '7 i d) von der Lauter bis zur Nahe, die bei Bingen in den Rhein mündet, die Hardt (d. h. Wald) oder das PfälzeiZGU- birge (m. H. 450 in dem als nördlicher Grenzpfeiler der Don,- nersberg (700 '7) emporragt. Nur der Schwarzwald und der südliche Wasgau werden nicht von Eisenbahnen überschritten; die übrigen Gebirge sind in der That nur niedere Plateaus, die dem Verkehr keine Schwierigkeiten entgegenstellen. Von Bedeutung ist der Pas; von Zabern, durch den die einzige Wasgau-Bahn von Straßburg nach Lüneville führt. Die Hardt überschreitet die große Bahn Mannheim-Paris. 3. ) Oestlich von dem Wasgau und der Hardt dehnt sich die wel¬ lige Lothringer Hochebene (200—300 '7 h.) aus, nur zum Theil deutsch. Sie wird von der Mosel (Nebenfluß des Rhein) und ihrem Hauptneben¬ flusse Saar durchflossen, welche beide iu den Vogesen entspringen. 4. ) Zwischen dem oberrheinischen nnd böhmischen Lande liegen, ent¬ sprechend der lothringischen Hochebene, die schwäbischen und fränkischen Platcaulandschaften, die durch den deutschen Jura vou der Douau und dein Plateau der Oberpfalz getrennt werden. n) Die schwäbische Terrassenlandschaft beginnt im S. mit dem schwäbischen Jura, einem Kalkstein-Plateau von 800'7 m. H., das durch die Wörnitz (uralter Verbindungsweg zwischen Main und Donau) vom fränkischen Jura geschieden wird. Bon der Donau aus erscheint es kaum als Gebirge, nach N. ist der Abhang steiler; zahlreiche, meist isolirte Felsenkegel, mit Burgen geschmückt (Hohenzollern, Hohenstaufen), sind wie Vorberge vorgelagert. Um Ulm heißt der Jura die rauhe Alp, über die der Geißlrngcr Steg von Ulm nach Göppingen führt. Der Nord¬ abhang der rauhen Alp ist reich an Eisenerzen. Das schwäbische Terrassenland wird voni Neckar durchströmt. Er entspringt im Schwarzwald nnd wendet sich, rin im höchsten Glanze der Kultur prangendes Thal durchfließend, erst nach NO. (parallel mit der rauhen Alp), dann nach N., und durchbricht endlich in einem roman¬ tischen Querthale das oberrheinische Gebirge, nm in den Rhein einzu¬ fließen. Von Heilbronn an ist er mit Dampfschiffen befahrbar. Seine von der rauhen Alp kommenden Nebenflüsse Jagst und Kocher sind ein kleines Abbild asiatischer Zwillingsströme. b) Das fränkische Plateau. Der grottenreiche fränkische Jura, 530 '7 h>, eine Fortsetzung des schwäbischen Kalkplateaus, zieht iu einem Bogen von der Wörnitz zum Obermain und bildet die Wasserscheide zwischen dem Main und der Donau, die nur die Altmühl durchbricht. Tief eingeschnittene Thäler geben ihm trotz seiner geringen Höhe das Ansehen eines Gebirges, das bei Forchheim münoende Wisentthal führt sogar den Namen »fränkische Schweiz«. Berühmt ist er durch seine Grotten und Höhlen. Sic entstehen (meist in Kalkgebirgen) durch das Eindringen kohlsauern Wassers durch Spalten nnd Risse, worauf die unterirdischen Lager leicht löslicher Massen zersetzt und fortgespült werden. Die Tropfsteinbildnngen sind die Rückstände des durch¬ sickernden und kalkauslösenden Wassers, die sich in den abenteuerlichsten Formen an den Wänden und auf den; Boden ansetzen. Dor Hanptflnß ist der.Main. Er entspringt als weißer Main am Fichtelgebirge nnd nimmt bald darauf den zweiten Quellflnß, den rothen Main, auf. Das Fichtelgebirge, fast in der Mitte von Europa 11* 164 gelegen, ist ein an drei Seiten von Randgebirgen umschlossenes Plateau, von dem kreuzweis Flüsse ausströmen. Höchster Gipfel der Schneeberg, 1100 Vom Fichtelgebirge durchfließt der Main in drei großen, nach St. geöffneten Windungen das fränkische Plateau in einem fruchtbaren Thale, das schon bald unterhalb Bamberg (wo die Dampfschiffahrt beginnt) unter 200 herabsinkt. Die letzte Windung umzieht das rauhe Hügel¬ land des Spessart (— spechtshärt, Spechtswald), 500 h. Die Hauptzuflüsse des Main sind: auf der rechten Seite die fränkische Saale und die Wetter, die durch das herrliche Thal der Wetterau fließt; auf der linken Seite die Rednitz, die durch den Lud- wigskanal mit der zur Donau fließenden Altmühl verbunden ist, und die Tauber, die den reichen Taubergrund durchfließt. Der Main ist der weitaus wichtigste Nebensluß des Rhein, denn 1.) ist er der größte Ost-West-Fluß des Rheingebietes und daher das natürliche Ver¬ bindungsglied zwischen Ost-, Mittel- und West-Deutschland; 2.) ist er durch seine Zuflüsse ein Hauptvcrbindungsglied zwischen dein mittleren Deutschland und dem Donaugebiete (Wörnitz, Ludwigskanal). Wegen seiner Wichtigkeit gilt der Main auch als Grenze zwischen Nord- und Süd-Deutschland. o) Das wellige Plateau der Oberpfalz, zwischen dem fränkischen Jura und dem Böhmerwalde, ist das Gebiet der Nab, die vom Fichtel¬ gebirge zur Donau fließt. 5. ) Böhmen und Mähren sind ringsum von Gebirgen umgeben, die theilwcise zum deutschen Reiche gehören: im SW. vom Böhmer¬ wald mit dem baierischen Wald (an der Donau), im NW. vom Erzgebirge, das steil nach Böhmen abfällt, auf der sächsischen Seite aber ganz allmälig sich senkt (die Nordabdachung wird auch sächsisches Bergland genannt), im NO. von den Sudeten (Elbe-Sandsteingebirge, Lausitzer Gebirge, Riesengebirge, Glatzer Gebirgskessel, mährisches Gesenke). Der Hauptfluß Böhmens, die Elbe, entspringt im Riesengebirge, fließt erst nach S., dann nach W. bis zur Aufnahme der Moldau, deren nördliche Richtung sie nun beibehält. Das romantische Durchbruchsthal durch das Elbe-Sandsteingebirge ist unter dem Namen »die sächsische Schweiz«- berühmt. Von Königstein an fließt sie nach NW., um bald darauf das Tiefland zn betreten. Oberhalb Wittenberg wendet sie sich westlich, dann nördlich, und wird bis Magdeburg an der linken Seite von Gebirgen begleitet. Vom Erzgebirge fließt ihr die Mulde, vom Fichtelgebirge die sächsische Saale mit der Elster, Ilm und Unstrut zu. 6. ) Die Berglandschaften, die die Elbe im W. begleiten, find Thüringen und der Harz. n) An das Fichtelgebirge schließt sich gegen NW. das Plateau des Franken-Waldes, dann das Kammgebirge des Thüringer Waldes (700 h.) an, mit sorgsam gepflegten Forsten, zahlreichen Jagdhäusern und fürstlichen Schlössern, eine der lieblichsten Gegenden Deutschlands. Auf dem wasserscheidenden Kamme, der ohne tiefere Paßeinsenkungen ist, verläuft eine Straße (der Rennsteig). 165 d) Nördlich vom Thüringer Walde bis zum Harz dehnt sich das Thüringer Flach- und Hügelland aus, muldenförmig zum frucht¬ baren Unftrutthale sich senkend. Im W. erhebt es sich zum öden Plateau des Eichsfeldes. Unter den Bergzügeu ist besonders der sagenreiche Kiffhäuser zu merken. ch Der erzreiche Harz ist ein im Mittel 500 "/ h. Plateauge¬ birge, über das sich mehrere Kuppen (Brocken 1100'//), erheben. Der westliche Unterharz besitzt in seinen engen, tiefen und romantischen Thälern fast Hochgebirgscharakter. 7. ) Westlich von Thüringen liegt das hessische und Weser-Bergland. Im S. erheben sich zwei aus vulkanischem Gestein bestehende Gebirge: die Rhön, ein bis 700"/ aufsteigendes Plateau mit zahlreichen Kuppen, und der kegelförmige Vogelsberg (800 "/). Die Weser entspringt als Werra im Thüringer Wald und ver¬ einigt sich bei Munster mit der durch die Eder verstärkten Fulda, die vou der Rhön kommt. Sie wird voll zahlreichen waldigen Bergzügen und Hügeln begleitet, die nach N. hin nicht mehr über 500 ansteigen. Die Nordgrenze bildet die Weserkctte, die der Fluß in der west¬ fälischen Pforte durchbricht, die Westgrenze die schmalen Ketten des Teutoburger Waldes und der Egge. 8. ) Das nicdcrrheinische Schiefcrgebirgc ist ein einförmiges, rauhes Plateau von 500 m. H., über das sich einzelne Kuppen oder nord¬ östlichstreichende Bergzüge noch 2—300 "/ erheben. Eine Gliederung wird nur durch tief eiugeschnittene Flußthäler hervorgebracht. u) Das enge Rh eint Hal von Bingen bis Bonn ist die schönste deutsche Gegend. Die schroffen Thalgehänge (Lorelei-Fels) find mit Wein¬ gärten bedeckt; hohe Burgen erinnern an die Zeit der Ritter und des Fauftrechtes; alle Ortschaften, meist schon von den Römern erbaut, sind voll voil historischen Erinnernngen aus allen Jahrhunderten der deutschen Geschichte. Bei Bonn beginnt bereits das Tiefland, das sich dreieckförmig in das Gebirge einkeilt. Links fließen dem Rhein die Nahe und Mosel, rechts die Lahn, Sieg, Wupper, Ruhr und Lippe zu. d) Das rechtsrheinische Gebirge bilden der an Heilquellen reiche Taunus zwischen Main und Lahn; der Westerwald mit dem reizenden Siebengebirge zwischen Lahn und Sieg; das erz- und kohlenreiche sauer¬ ländische Gebirge, nördlich vom Sieg, mit den langgestreckten Höhen¬ zügen des Haarstrangs endend. o) Tas linksrheinische Gebirge besteht aus dem Hunsrück zwischen Nahe und Mosel und der Eifel jenseits der Mosel. Letztere ist der ödeste Theil des Schiefergebirges, von ausgedehnten Hochmooren bedeckt (besonders im nvrdwestl. Theile, deni hohen Venn), und im östlichen Theile ein erloschenes Vulkangebiet. Zeugnis von der vulkanischen Beschaffenheit geben noch die Maare, d. i. kreisförmige, mit Wasser gefüllte Einsenkungen, unter denen die größte der Laach er See ist. Er ist umgeben ron wohlerhaltencn Vulkankegeln und Lavaströmcn. Die Eifel setzt sich im ebenso einförmig-öden, aber erzreichen Platean der Ardennen über die deutsche Reichsgrenze nach W. fort. 166 II. Das deutsche Trefiand war noch in der vorhistorischen Zeit Meeresboden, der durch allmälige Hebung Festland wurde, aber jetzt wieder in langsamer Senkung begriffen ist. Im Odergebiet dringt das Tiefland am weitesten nach S. vor und unterbricht das Bergland drei¬ mal: in der Leipziger, Münsterer und Kölner Bucht. Die Elbe scheidet es in zwei Theile, die sehr verschiedenen Charakter haben. 1.) Das wcstelbischr Tiefland, theils zum deutschen Reiche, theils zu den Niederlanden gehörig, wird von, Rhein, der Ems nnd Weser durchströmt. Der Rhein wendet sich bei Wesel westwärts und ergießt sich, nach¬ dem er von feiner Quelle einen Weg von 150 M. (1100 zurückgelegt hat, mit der Ni aas und Schelde vereinigt in einem weitverzweigten Delta in die Nordsee. So wurde er die bequemste Verbindnngs- straße zwischen der Nordsee und Mittel-Europa. Da das Bctt des Niederrhein durch die zu Boden fallenden Siukstosfe allmälig höher wurde als die Umgebung, fo sind Ueberschwemnmngen häufig, und die mensch¬ lichen Wohnungen liegen daher auf natürlichen und künstlichen Anhöhen. Oberhalb Nijmegen beginnt die Theiluug und damit das Delta. Eine fünfmalige Theiluug tritt ein: 1.) Der Rhein theilt sich in den Rhein und die Waal, die nach Aufnahme der Maas Merwe heißt: 2.) der Rhein theilt sich in den Rhein und die Assel (eissel), die nach N. fließt; N.) der Rhein theilt sich in den Leck und den krummen Rhein; 4.) der krumme Rhein theilt sich in den alten Rhein und die Becht (fecht); S.) die Becht theilt sich in die Becht und A m stel. Die Maas entspringt im französischen Mittelgebirge (Plateau von Langres) und fließt zuerst nach N., bis sie der Mosel (bei Toul) nahe kommt, dann wendet sie sich nach NW., dnrchschneidet die Ardennen und vereinigt sich mit der Waal. Sie durchfließt nicht deutschen Boden, sondern gehört bis Sedan Frankreich, von Sedan bis Mastricht Belgien und von Mastricht weiter den Niederlanden an. Ihre wich¬ tigsten Nebenflüsse sind die S ambre (sängb'r) und die Roer (rür,) die leicht zu befahren und daher eine belebte Handelsstraße ist. Die Schelde entspringt auf den Borhöhen der Ardennen, ist vollkommener Tieflandsfluß und mündet in zwei breiten Armen: Wester- und Osterschelde. Die Ems entspringt am Südwestabhange des Teutoburger Waldes und mündet in den Dollart. Ihren Hauptnebenfluß, die Haase, empfängt sie auf der rechten Seite, und dieses ist auch für die folgen¬ den Flüsse bis zur Memel Regel. Da die Anlage von Kanülen im Tieflande keine Schwierigkeiten macht, so ist es möglich, eine ununter¬ brochene Wasserstraße von O. nach W. zu schaffen. Die Weser empfängt im Tieflande rechts die Aller, die durch die Leine (vom Eichsfelde) und die Oker (vom Harz) verstärkt wird und dem Hauptflnß eine nordwestliche Richtung gibt, links die Hunte, und mündet trichterförmig. Bis zur Hunte-Mündung gelangen zur Zeit der Flnth Seeschiffe. Die Nordseeküste ist durch allmälige Senkung des Bodens und die Wogenkraft des stürmischen Meeres beständiger Zerstörung unter¬ worfen. Zuider-See, Dollart nnd Jade sind erst im Mittelalter ent¬ standen. Die friesischen Inseln von Texel bis Neuwerk und an der schleswigschen Küste sind losgelöste Festlaudstücke, nnd noch werden die Wad den, d. h. das Meer zwischen den Inseln nnd der Küste, zur Ebbezeit fast völlig trocken. Der einsame Jnselfels Helgoland ist auch ein altes Küstenstück. 167 Die Meeresküste und die Ufer der Ströme begleitet fruchtbarstes Marschland, d. h. angeschwemmter fetter Humusboden, der durch Deiche (Erdmaueru) gegeu die Meeresfluthen geschützt wird. Das eigentliche Tiefland ist entweder fruchtbarer Lehmboden (Schelde und Rheingebiet) oder sandiges Geestland, das meist nur Buchweizen trägt, oft sogar auf weite Flächen nur mit Heidekraut, dem Lieblingsfutter der Schafe, be¬ deckt ist (Lüneburger Heide). Zu beiden Seiten der Ems treten große, öde Movrflächen ans (Saterland, Bourtanger Moor). 2.) Das ostelbische Tiefland wird im N. und S. von zwei Land¬ rücken, sanften Bodenanschwellungen, die nur stellenweise die Tieflands¬ grenze (200"/) überragen, durchzogen. Der nördliche Landrücken heißt die baltische Seeplatte; sie durchzieht Preußen, Pommern, Mecklen¬ burg und die jütische Halbinsel. Unter den zahllosen Seen ist die Müritz der größte. Der südliche Landrücken ist eine Fortsetzung der karpathischen Vorhöhen, beginnt mit dem 300'"/ hohen Tarnvwitzer Plateau, er¬ reicht im Flämming die Elbe und setzt jenseits derselben in der Lüne¬ burger Heide fort. Zwischen beiden Landrücken liegt die sumpfige, aber fruchtbare Senke der mittleren Weichsel und der Zuflüsse der Oder uud Elbe. Auch die Ostseeküste ist in Senkung begriffen. Dadurch bildeten sich die Haffe, Süßwasserbusen, die durch Inseln oder schmale Land¬ zungen (Nehrungen) vom Meere getrennt sind. Die Hauptflüsse des östlichen Tieflandes sind: Die Elbe mündet wie die Weser trichterförmig in die Nordsee. Ihr Hauptnebenfluß ist die Havel mit der Spree. Die Havel, ein gemischtes Flußsystem, ist der Abfluß mehrerer Sem uud durchfließt auch zahlreiche Seen. Den gleichen Charakter hat die Spree, die am Nordabhange der Sud eien entspringt und in zahllosen Armen die Wald- und Sumpf¬ landschaft des Spreewnldes durchfließt. Tie Oder ist fast ganz Tieflandfluß. Sie entspringt im mähri¬ schen Gesenke und mündet in das große Haff, das durch die Inseln Usedom uud Wollin vom Meere getrennt wird. Auf der linken Seite erhält sie sämmtliche am Nordabhangc der Sudeten entspringenden Flüsse, wie die Oppa, die Glatzer Neiße, die Katzbach, die Bober und die Görlitz er Neiße, auf der rechten ihren Hauptflnß, die von SO. (vom Tarnvwitzer Plateau) kommende Warthe mit der Netze. Die Warthe hat einen eigenthümlichen Lauf, denn sie fließt zweimal nach N. und zweimal nach O. Die Netze ist wie die Havel und Spree ein gemischtes Flußsystem, da sie nicht blos selbst zahlreiche Seen durchfließt, sondern auch die Ab¬ flüsse vieler Seen der pommerischen Platte aufnimmt. Die Weichsel und Memel münden auf deutschem Boden (ins frische und kurische Haff). Die Eider ist der bedeutendste Fluß der jütischen Halbinsel (Nordsee). Kanäle: Der zur Kieler Bucht führende Eider-Kanal verbindet die Rord- und Ostsee, ist aber nur für kleine Fahrzeuge schiffbar. Durch den Finow-Kanal ist die Havel, durch den Friedrich^Wilhclm. Kanal die Spree mit der Oder verbunden. Der Bromberger Kanal führt von der Netze durch die Brahe zur Weichsel. 168 Klima. Der klimatische Unterschied von S. nach N. wird zum Theil dadurch ausgeglichen, daß der Süden höher liegt als der Norden; maßgebend ist dafür der Unterschied zwischen W. und O. Das ganze Nordseegebiet hat ozeanisches, Westeuropas sch es Klima mit mildem Winter; der erwärmende Einfluß der Nordsee macht sich noch weit in das Tiefland hinein geltend. Das Mittelgebirge zwingt die westlichen Luftströmungen, ihres Feuchtigkeitgehaltes sich zu entladen; es hat daher mehr Niederschläge als das Tiefland, besonders der Harz, das regenreichste Gebiet des Reiches. Mit dem mildesten Klima sind die von allen Seiten geschützten tiefen Flußthäler, besonders das Rhein-, Main- und Neckarthal gesegnet. Das Klima des Ostseegebietes nähert sich schon dem eonti- n ent al en russischen. Die Winter sind rauher als im Westen; im Früh¬ linge wehen erkaltende Winde von der erst im Aufthauen begriffenen Ostsee. Völlig eontinental ist das Klima der baierischen Hochebene wegen ihrer hohen Lage und der Nachbarschaft eines Hochgebirges, von dem oft kalte Winde herabwehen. Rasche Temperaturwechsel sind für dieses Gebiet charakteristisch. Die drei klimatischen Gebiete werden, durch folgende Tabelle charakterisirt, wobei besonders zu bemerken ist, daß Köln und Breslau fast unter derselben Breite liegen. Köln Breslau München Winter -s- l.g« Sommer -ft 14.«° Jahr -s- 8.,° 4'8 4-16° -ft 7° 8 70. Politische Geographie des deutschen Reiches. Iic Bevölkerung. Das deutsche Reich hat eine Bevölkerung von 43 Millionen, wovon nur 3 Millionen Nichtdeutsche sind. Unter letzteren sind die Slaven in den östlichen Ländern am zahlreichsten (2ft? Mill.) Der Protestan¬ tismus herrscht vor (26 Mill., Katholiken 15 Mill.) Die Deutschen wohnten schon lauge v. Chr. in ihren heutigen Wohnsitzen und beschäftigten sich vorzüglich mit Krieg und Jagd. Im 4., ö. und 6. Jahrhundert wan¬ derten zahlreiche Stämme nach W. (Franken) und S., zerstörten das römische Reich, gaben aber bald ihre Sprache aus und vermischten sich mit den Besiegten (vergl. Spa¬ nien und Italien). In die ursprünglichen Wohnsitze der Ausgewanderten wanderten Slaven, meist dem polnischen Stamme angehörig, ein, die im früheren Mittelalter bis zur Elbe und sächsischen Saale wohnten. Karl der Große (768 bis 814) gründete ein gewaltiges deutsches Reich, das Frankreich und Deutschland bis zu den Slavengrcnzen, Böhmen, Mähren, die österreichischen Alpeuläuder und Italien bis über die Tiber umfaßte. Bald nach seinem Tode aber zerfiel das Reich in eine West- (Frankreich) und Osthälftc (Deutschland). Das »heilige römische Reich deutscher Ration« (962 bis 1806) war viel größer als das heutige deutsche Reich. Es umfaßte außer dein letzter» noch Böhmen, Mähren, alle Alpenländer, das Rhone-Tiefland, Niederlande und Belgien und die Nordhälftc von Italien. An der Spitze desselben stand ein von den sieben Kurfürsten gewählter König, der zugleich römischer Kaiser war. 169 Die östlichen S l a v e n wurden unterworfen und germanisirt. Dasselbe Schick¬ sal traf seit 1230 die den Littauern verwandten Preußen, als sie der deutsche Ritterorden dem Christenthume und seiner Herrschaft unterwarf. Während die Deutschen im Osten verlorenes Gebiet wieder zurückcrobcrten, sank ihre Macht im W. und S. Die italienischen Staaten machten sich unabhängig, Frankreich drang immer weiter vor. Die inncrn Zerwürfnisse trugen die Hauptschuld daran. Sie zerrütteten das Reich völlig, als im 16. Jahrhundert durch Luthers Reformation auch kirchliche Streitigkeiten sich hinzugeselltcn, das deutsche Bolk sich in Katholiken und Protestanten schied und dic^ letzteren, nm ihre Religion zu retten, im dreißigjährigen Kriege die Franzosen und Schweden zu Hilfe riefen. Seit 1648 bestand das deutsche Reich nur noch dem Namen nach. Die Nieder¬ lande und die Schweiz hatten sich losgerissen, die Westgrenze war beiläufig die heutige, nur Elsaß-Lothriugen war schon französisch geworden. Im Innern gab cs etwa 300 reichsunmittelbarc weltliche und geistliche Fürsten, Herren und freie Städte, über die der Kaiser keine Gewalt mehr besaß. Aus diesem Staatengewirr, an das nur mehr die kleinen norddeutschen Staaten erinnern, erwuchsen zwei Großmächte, die österreichische im S. und die preußische im N. Im Zeitalter Napoleon I. hörte das deutsche Reich auch dein Namen nach zu existiren aus (1806). Der größte Theil Deutschlands schmachtete unter französischer Herrschaft, die aber mit Napoleons Sturze endete. Von den zahlreichen deutschen Staaten waren nur mehr 33 übrig geblieben. Diese schlossen den deutschen Bund (1815 bis 66), der durch den Krieg zwischen Oesterreich und Preußen ein Ende nahm. Seit 1866 ist Oesterreich kein deut¬ scher Staat mehr. Preußen gründet den n o r d d e n t s ch e n Bu n d (1867 bis 71), den der Main von den süddeutschen Staaten trennte. Der Krieg gegen Frankreich (1870/1) einigte Nord- und Süddcutschland; 1871 wurde das deutsche Reich er¬ richtet. Kultur. 1.) Die Deutschen beschäftigen sich vorwiegend mit Laud- wirthschaft, die in der höchsten Blüte steht. Fast'die Hälfte des ganzen Areals ist Acker- und Gartenland, die verbreitetste Cerealie ist der Roggen; in armen gebirgigen Landschaften ist die Kartoffel die Hauptnahrung. Mecklenburg und Schleswig-Holstein sind die reichsten Getreideländer, aber im allgemeinen bedarf die dichte Bevölkerung des Reiches doch noch der Getreidezufuhr. Unter den übrigen Produkten des Landbaues sind noch Hopfen (Main- und südliche Neckargegcnd), Tabak (oberrheinische Tiefebene) und Zuckerrüben (Gebiet von Magdeburg) von Wichtigkeit, vor allem aber die in den klimatisch begünstigsten Thälern des Oberrhein, Main und Neckar gedeihenden zarten Obstsorten nnd Rheinweine. Von großer Bedeutung ist auch die Viehzucht der Alpenläuder und der norddeutschen Tiefebene, besonders die Rinder-, Pferde- und Schafzucht. Die deutsche Schafwolle (Sachsen und Mecklenburg) ist neben der englischen die geschätzteste. des Reiches deckt noch Wald (Buchen, Eichen, Fichten; in den sandigen Gegenden des Tieflandes die Kiefer). Während man ihn in anderen Ländern ans kurzsichtiger Gewinnsucht ansrottct, pflegt ihn der Deutsche mit Liebe nnd Verständnis. 2.) In Kohlen- und Eisenproduction übertrifft das deutsche Reich alle Staaten des europäischen Continentes. Die wichtigsten Stein¬ kohlenlager sind im Tarnvwitzer Plateau, das Waldenburger Becken (Sudeten), im sächsischen Berglande, am Nordabhange des Weserberglandes, 170 im nördlichen rheinischen Schiefergebirge und das Saarbrücker Becken. An diese Fundorte schließen sich die Gebiete der Großindustrie: Schle¬ sien, Brandenburg, Sachsen, Westfalen und die Rheinprovinz, Elsaß und Württemberg. In der Eisenindustrie kann Deutschland mit Eng¬ land coucurriren; Großes leistet es auch in der Erzeugung von Baum- woll-, Woll- und Leinenwaren; in der Papierfabrication wird es von keinem europäischen Staate übertroffen. Außer Kohle und Eisen hat Deutschland noch mannigfaltige Bodenschätze (Kupfer, Blei, Silber). Metallreich sind besonders das Erzgebirge, der Harz, das Taruowitzer Plateau (das größte Zinklagcr Europas) und der schwäbische Jura (Eisenerze). Salz ist in Fülle vorhanden. 3. ) Am Welthandel nimmt Deutschland eilten hervorragenden An- theil; cs bedingt dieses einerseits die Lage an der Nordsee, anderseits die centrale Lage in Europa. Zwar wird es von Großbritannien noch weit übertroffen, aber es coneurrirt mit Frankreich. Der Binnenhandel, begünstigt durch große, schiffbare Flüsse und ein ausge¬ breitetes Eisenbahnnetz, konnte erst von Bedeutung werden, als durch die Gründung des deutschen Zollvereines, der jetzt mit Ausnahme Bremens und Hamburgs das ganze Reich und Luxemburg umfaßt, die Zollschranken zwischen den einzelnen Ländern sielen. Der Scehandel nimmt immer größere Dimensionen an, und die deutsche Handelsmarine steht au Tragfähigkeit ihrer Schiffe nur der englischen, nord- amerikanischen und norwegischen nach. 4. ) Ein ebenso erfreuliches Bild bietet auch die geistige Kultur Deutschlands. In keinem andern größer« Staate Europas ist die Bildung so allgemein verbreitet, und kein Land der Erde hat auf allen Gebieten der Wissenschaft mehr geleistet. In der Poesie (Göthe, Schiller, Lessing), Musik (Beethoven) und Malerei (Dürer, Kaulbach, Cornelius) steht der Deutsche allen großen Kulturvölkern würdig zur Seite. Bevölkerungs-Mässigkeit. Die mittlere Dichtigkeit betrügt 4300 (79 auf 1 Dünner bevölkert sind einige höhere Mittel- und Niedergebirge, die baierische Hochebene und die Oberpfalz und der größte Theil des Tieflandes. Hwr sinkt sie in den Heide- und Moorgegenden des Westens und auf den Seeplatten des Ostens sogar unter 2000. Die größte Dichtigkeit findet man im ganzen Rheinthale, im Neckar- thale und in den östlichen Großindustrie-Bezirken (Schlesien, Sachsen). politischer Instand. Das »deutsche Reich« ist ein aus 25 Staaten" und l Reichslande bestehender Bundesstaat, an dessen Spitze der jedesmalige König von Preußen (aus dem Hanfe Hohenzollern) als »deutscher Kaiser« steht. Von den 25 deutschen Staaten sind 4 Königreiche, 6 Großherzogthümer, S Herzogthümer, 7 Fürstenthümer und 3 freie Städte (Republiken). ^Verfassung. Der Bund übt das Recht der Gesetzgebung aus, und zwar so, daß die Bundesgesetze den Landesgesepen vorgehen. Die Gesetzgebung wird aus- geübt: 1.) durch den Bundesrath, welcher aus den Bevollmächtigten der deutschen Regierungen besteht, und 2.) durch den Reichstag, der aus den vom Volke gewählten Abgeordneten besteht. Das deutsche Heer und die Kriegsmarine sind einheitlich und stehen nnter dem Oberbefehle des deutschen Kaisers. — Ueber die Landesgesetze haben die einzelnen constitutiouellen deutschen Staaten und Republiken allein zu entscheiden. 171 Kntheiümg und Topographie. Die norddeutschen Staaten. I. Das Königreich Preußen. Preußen ist der größte deutsche Staat und hat daher auch seit dem Jahre 1866 die Führung des deutschen Volkes übernommen. Es umfaßt vorzüglich das Gebiet des norddeutschen Tieflandes und, mit Ausnahme einiger Landstriche, das deutsche Mittelgebirge nördlich vom Main. Flächeninhalt 6300 siM. (35,000 sist^), 26 Mill. Ew., zwei Drittel Protestanten, ein Drittel Katholiken (besonders in der Rheinpro¬ vinz, in Posen und Westfalen). 1. ) Wreußen, das Mündungsland der Weichsel und Memel, lagert sich in einem weiten Bogen nm das frische und kubische Haff und wird in Oft- und Westpreußen eingetheilt. Die Landwirthschaft herrscht vor, die Bevölkerung ist zum Thcil noch polnisch, u) An der Küste liegen: Memel am Eingänge ins knrische Haff; Königsberg (120,000 Ew., an der Pregelmüudnng, Rvggenausfuhr), Universität; das stark befestigte Pillau schützt den Eingang in das frische Haff; Dnnzig (100,000 Ew.) ist der Haupthafenplatz an der Weichselmündung und zugleich eine Festung ersten Ranges. Danzig war, so lange die Nehrung bei Pillau nicht durchbrochen war, der einzige Hafenplatz der Weichselländer, und herrliche öffentliche (Marienkirche!) und Privatbanken zeugen von der ehemaligen Pracht des »nordischen Venedig«. Jetzt ist sein Handel mit den Produkten der Hinterländer (Holz lind Getreide) vorzüglich auf Rußland und Schweden beschränkt. d) Im östlichen Weichselgebiete liegen die aus der Zeit der Erobe¬ rung Preußens durch den deutschen Orden berühmt gewordenen Städte: Marienburg, einst der Hauptsitz des deutschen Ordens, Marien¬ werder und Kulm; die Festung Thorn schützt diese gegen Rußland offene Provinz und den Weichselübergang. — v) Außerdem sind noch zu merken: Elbing (30,000 Ew.) und Tilsit an der Memel. Ostpreußen war schon im Altcrthumc seines Bernsteins wegen berühmt, auch jetzt wird dieser besonders im Orient geschätzte Artikel aus dem frischen Haff und aus dem offenen Meere (bei Samland) durch Baggern gewonnen. 2. ) "Uo sen, das getreidereiche Land an der Warthe, mit größten- theils polnischer Bevölkerung, war ein Theil des polnischen Reiches. Die Hauptstadt Posen (60,000 Ew.) an der Warthe, die wichtigste Grenz¬ festung gegen Rußland. Bromberg (30,000 Ew.); Gnesen, die älteste Stadt Polens und einst dessen kirchlicher Mittelpunkt. 3. ) Mrcrndenburg, das Stammland der preußischen Mon¬ archie, im O. von der Oder, im W. von der Havel und Spree durch¬ flossen. Die Provinz ragt besonders durch ihre Jndustriethätigkeit hervor. — a) Das Havelgebiet: Werkin (1 Mill. Ew.), die Hanpt- und Residenzstadt nicht blos Preußens, sondern des ganzen deutschen Reiches, und dessen erste Industriestadt. Berlin ist ein wichtiger Straßenknotenpunkt zwischen der Elbe und Oder, Stettin und Halle, Hamburg und Breslau. Seine jetzige Größe verdankt es aber vorzüglich der Gunst seiner Fürsten und der Ausdehnung der preußischen Monarchie, 172 sowie der Entwicklung seiner Industrie, die die vorzüglichsten Zweige umfaßt, be¬ sonders aber auf jene Gegenstände sich bezieht, bei denen es in erster Linie auf Scharfsinn, Accuratesse nnd Geschmack ankommt, in zweiter Linie erst um den Stoff sich handelt (Maschinenfabriken und vor allem Kunstgewcrbe, wie Mctallguß, feine Tischlerei, Galanteriewaren u. s. w.) In enger Verbindung mit der industriellen Größe Berlins steht dessen Bedeutung als einer der wichtigsten Mittelpunkte für den europäischen Binnenhandel und als einer der größten Geld Plätze Deutschlands. Berlin ist durch seine vortrefflichen Uuterrichtsaustalten, besonders durch seine berühmte Universität, auch der geistige Ceutralpnnkt Deutschlands geworden. Da Berlin eine moderne Stadt ist, so hat es wenig denkwürdige Bauten. Berühmt ist das Brandenburger Thor, eine Nachahmung der Propyläen in Athen, welches zu der bekannten Straße »unter den Linden« führt. — In der Nähe der Stadt liegt das königliche Lustschloß Charlvttenbnrg. An der vbern Spree (in der Niederlausitz), wo noch slnvische Wenden wohnen, liegt die Industriestadt KottbnS, nnd am Einflüsse der Spree in die Havel die Festung Spandau (30,000 Ew.) An der Havel selbst Potsdam (40,000 Ew., in der Nähe das durch den großen Friedrich berühmt gewordene Lustschloß Sanssouci ssangsußis), und Bran¬ denburg (30,000 Ew.), die alte Hauptstadt. d) Das Odergebiet: Frankfurt an der Oder (50,000 Ew., wie der Name beweist, an einer bequemen, daher wichtigsten Uebergangsstelle gelegen), ein bedeutender Handelsplatz (Handel mit Rußland); Kuštrin, eine Sumpffestung am Zusammenflüsse der Warthe und Oder; Lands- berg an der Warthe und Guben sind Industriestädte. 4. ) "Uonrnrertn, zu beiden Seiten der Oder bogenförmig um die pommerische Bucht gelagert. Die Oder theilt es in Vor- und Hinter¬ pommern. Die Haupterwerbsquelle bildet die Landwirthschaft. a) Küsten¬ städte: Strälsnnd (30,000 Ew.), Festung am Gegengestade von Rügen, und Stettin (80,000 Ew.) an der Odermündnng. Stettin ist 1.) der Hafen von Berlin, und seine Bedeutung wächst natürlich mit der industriellen Entwicklung dieser Stadt; 2.) der Ausfuhrhafen der landwirth- schaftlichen Produkte Pommerns, Posens und eines Thciles von Polen. S Ivine¬ mu ude auf Usedom, an der Haupteingangspforte in das Haff, ist der eigentliche Seehafen. k) Im Innern des Landes liegen Greifswald (Universität), Stargard, Köslin und Stolpe. -- e) Die Insel Rügen (20 (ZM., IlOOsisi^) ist als Verbindungsglied zwischen Deutschland und Schweden von Bedeutung. Berühmt ist das Seebad Putbus. 5. ) Schlesien (bis 1742 österreichisch) umfaßt die mittlere Oder¬ ebene und den Ostabhang der Sudeten. Die große Fruchtbarkeit und daher dichte Bevölkerung, die Metallschätze, besonders der Kohlen- reichthum der Sudeten nnd des Tarnvwitzer Plateaus, uud die infolge dessen sich entwickelnde Industrie (Leinenweberei, Schafwollwaren, Ma¬ schinenbau und Glasindustrie) verleihen Schlesien eine große Wichtigkeit. — a) Im Tieflande, und zwar größtentheils an der Oder: Wvesl'cru (240,000 Ew.), wichtige Industrie-, Handels- und Universitätsstadt. Breslau ist durch seine Lage im Durchgangspunkte des Verkehrs von der Nord- und Ostsee nach dem Gebiete der Donau (Wien) und obern Weichsel (Krakau), sowie von Osten nach Westen (zwischen Polen und Böhmen) der Mittelpunkt des schlesischen Handels geworden, für Schafwolle der bedeutendste Meßplatz Europas. 173 Bedeutendere Städte sind noch: Ratibor (Beginn der Oderschisi- fahrt), Brieg, die Oderfestung Groß-Gtogau, Grünberg, der nörd¬ lichste Weinort der Erde. Am Tarnowitzer Plateau die großen Bergwerk¬ städte Beuthen und Königshütte; Gl ei Witz mit wichtigen Eisen¬ hüttenwerken. — b) In den Sudeten: die Festung Neiße und Schweidnitz an den Sudeteuthoren, die Fabrikstädte Liegnitz (30,000 Ew.), Görlitz (50,000 Ew.), der Hauptvrt der Oberlausitz; Hirsch berg, der Central¬ punkt der berühmten schlesischen Leinenindustrie, und zahlreiche kleinere gewerbreiche Städtchen. 6. ) Sechsen umfaßt einen Theil des von der Elbe durchflossenen Tieflandes und Gegenden am östlichen Harz und im nördlichen Thüringen. Die Provinz ist fruchtbar, sehr industriell (Wollwaren, Maschinenbau, Rübenzuckerfabrieativn) und hat die größten preußischen Salinen. — a) Im Tieflande liegen die bedeutendsten Städte an der Elbe, wie die Festung Torgau, Wittenberg an einem bequemen Uebergangspunkte über die Elbe, da der Fläming bis ans Ufer herantritt, nnd Wcrgde- brrwg (120,000 Ew.), eine wichtige Festung, Industrie- und Handel¬ stadt. In der Nähe davon die große Saline Staßfurt; Burg (Tuch¬ fabriken). An der Saale Naumburg, Merseburg und Halle (60,000 Ew.) mit Salzquellen und Braunkohlenlagern, daher Industriestadt, zu¬ gleich Universität. — b) Harzstädte: Das thurmreiche, alterthümliche Halberstadt (30,000 Ew.), das gärtenreiche Quedlinburg, das ge¬ werbreiche Aschersleben nnd Eisleben, Mittelpunkt des kupferreichen Mannsfelder Bergwerksdistriktes (Luthers Geburtsort). — e) Thü¬ ringische Städte, reich durch den großen, über Wittenberg gehenden Ver¬ kehr der östlichen Länder mit dem Maingebiete: Erfurt im Unstrutbecken (50,000 Ew.), die größte Stadt Thüringens, weltberühmt durch seinen Gartenbau; im Flachlaude liegen NordHausen, Mühlhausen, Zeitz, und auf der Südseite des Thüringer Waldes Snhl, Hauptort der thü¬ ringischen Eisenindustrie. 7. ) Kannover (bis 1866 ein selbständiges Königreich), im S. Bergland (Harz und Weser-Bergland), im N. Tiefland, wird durch Oldenburg in zwei Theile geschieden, in das Weser- und Emsgebiet. Der Landbau wiegt vor. a) Das Wesergebiet: An der Aller Celle, wo der Fluß schiffbar wird, und Verden (färden); an der Leine die Hauptstadt Kannovev (110,000 Ew.), wo die Schiffbarkeit des Flusses begiunt, und Göttingen, berühmte Universität; an einem Zu¬ flusse der Leine das alterthümliche Hildesheim. Am Harz: Goslar, die Bergwerkstadt Klausthal, und Osterode, bedeutende Industrie¬ stadt; im Heideland Lüneburg, am Weserbusen der bedeutende Hafen¬ platz Geestemünde, am Elbebusen Stade, ein Winterhafen, und Har¬ burg. — b) Im Emsgebiete: Osnabrück (30,000 Ew.), Mittelpunkt der norddeutschen Garn- und Leinenindustrie, und Emden am Dollart, Haupthafen der Emsgegendeu. — e) Zu Hannover gehört auch Wilhelms¬ haven (..Hafen) am Jadebnsen, der erste deutsche Kriegshafen, mit starken Befestigungen. 8. ) Schleswlg-Kob'steirr (bis 1864 dänisch) ist der südliche Theil der jütischen Halbinsel. Landbau ist die Hauptbeschäftigung (groß- 174 artige Butterfabrication). Die Eider trennt die beiden Landschaften. — u) An der steilen Ostküste, einer der schönsten der Welt, wo bewaldete Hügel bis ans Ufer herantreten und tiefe Buchten sichern Schutz gewähren, liegen Kiel (40,000 Ew.), der beste Hafen an der deutschen Ostseeküste und daher Kriegshafen, Universität; Schleswig im Hintergründe der Schlei, nur für kleine Schiffe erreichbar, und Flensburg (80,000 Ew.) an einer tiefen, durch die Insel Alsen geschützten Bucht. In geringer Entfernung von Schleswig beginnt eine Sumpflandschaft; daher war die trockene Geest bei der genannten Stadt ein wichtiger Durchgangspunkt, zu dessen Schutze die Dänen einen großen Erdwall, das Da ne wirk, errichteten. Gegen¬ über von Alsen die Befestigungen der Düppler Schanzen. b) Au der Eider Rendsburg, am Elbebusen Altona (80,000 Ew.) — Das Ländchen Lauenbnrg war früher selbständig. Auf den Marschen der Nordseeküste von Nordholland bis Westschleswig und auf den Inseln lebt das friesische Bauernvolk im harten Kampfe mit dem Meere, das beständig die Deiche zu zerstören und die Marschen zu vernichten droht, dem cs aber durch unerschütterliche Ausdauer stets neuen Boden abzugewinnen weiß, indem es den an die äußersten Deiche angeschwemmten Boden dnrch neue Deiche schützt und so das Land immer weiter in das Meer hinausrückt. Die harte Arbeit stählte seine Krast, hob sein Selbstbewußtsein zn stolzem Freiheitssinn und flößte ihm die innigste Liebe zur selbsterrungenen Heimat ein. 9. ) Westfalen, im N. die müusterische Tieflandsbucht, im S. der östliche Theil des Sauerlandes, in dessen erzreichen Gegenden die Industrie blüht. Bedeutende Viehzucht (Westfäler Schinken). — a) Im Tieflande: Münster (30,000 Ew.), Hamm, Soest (söst), Paderborn mit heißen Quellen, Bielefeld (30,000 Ew.), Hauptsitz der westfälischen Leinenindnstrie. - b) Im Berglande: Die alte Hauptstadt Arns¬ berg, Dortmund (60,000 Ew.), Mittelpunkt der Eisen- und Steiu- kvhlengewinnung Westfalens; die Industrie- und Bergbaustädte Bochum (30,000 Ew.) und Iserlohn (Eisenwerke und Maschinenfabrication). 10. ) Kessen-Wasscrrr (bis 1866 drei selbständige Staaten: die freie Stadt Frankfurt, das Herzogthnm Nassau und das Kurfürsten- thum Hessen) umfaßt die nördliche Mainebene, den Taunus und Wester¬ wald und einen Theil des hessischen Berglandes. Als Durchgangsland von dem mittleren und östlichen Deutschland zum Oberrhein und nach Frankreich treibt es wichtigen Handel. Weinbau, heiße Quellen am Taunus. — a) Das Maingebiet: Iwcnrlrfrrwt (100,000 Ew.) und der Jndu- strieort Hanau. Frankfurt verdankt seine Lage dem Umstande, daß hier fünf große Straßen zufammenlaufeu: 1.) die aus Hessen und dem sächsischen Tieflande durch die Wetterau, 2.) die von der Elbe durch Thüringen zum Maingebiet, 3.) die von Osten (Böhmen und Sachsen) längs des Mains, 4.) die beiden Rheinstraßeu, 5.) die große Straße von Frankreich über die Hardt. Seine erste Blütezeit erlebte Frankfurt als Krö¬ nungsstadt der deutschen Kaiser und idealer Mittelpunkt des Reiches; jetzt ist es (mit Rücksicht auf die Zahl seiner Bewohner) die reichste Stadt Deutschlands und einer der ersten Geldmärkte Europas, von dessen Kapital die rheinische Industrie von der Schweiz bis zu den Niederlanden abhängig ist. Reiche Kunst- und wissen¬ schaftliche Institute. b) Dio berühmten Heilquellen und Badeorte am Taunus: Wies¬ baden (Thermen, 40,000 Ew.), Homburg (ehemals berüchtigt durch seine Spielhölle), Ems, Schmalbach und Selters mit dem besten 17o Sauerbrunnen Deutschlands. — a) Im Lahnthale: Marburg (Univer¬ sität), Wetzlar und Nassau. - - cl) Im Fuldathale: Fulda (einst ein berühmtes Kloster), Hersfeld und das industrielle Kassel (50,000 Ew.) in der größten Thalebene Hessens, mit dem durch seine Wasserkünste berühmten Schlosse Wilhelmshöhe. Der südliche Theil von Nassau ist der berühmte Rh ein g au, durch den Taunus vor den Nordwinden geschützt und der Mittagssonne geöffnet, voll herrlicher Felder nnd edelster Trauben, die üppigste und lustigste Gegend Deutschlands (die berühmten Weinorte: Höchst, Hochheim, Johannisberg, Rüdesheim). 11.) Die WHeinpitovinz, den Hunsrück, die Eifel, einen Theil des Westerwaldes nnd Sauerlandes nnd einen Theil der niederrheinischen Tiefebene umfassend, ist Deutschlands großartigstes Industrie¬ gebiet. - n) Das rechtsrheinische Land, der Hanptsitz der rheinischen In¬ dustrie, die sich auf den Kohlen- und Eisenreichthum des Westerwaldes und Sanerlandes stützt. Die beiden Jndustriebezirke sind: das Hlubwtlicrt' mit den Städten Essen (50,000 Ew.), Mühlheim (in beiden gro߬ artige Eisenindustrie) und Duisburg (düsbnrg, 40,000 Ew., Tuch- und Baumwollenfabriken), und das Wuppevthcrl' mit der Doppelstadt Elberfeld nnd Barmen (zusammen 170,000 Ew.), den ersten Städten Deutschlands für Baumwollinduftrie und Färberei; Solingen, dessen Schneidewaren durch die ganze Welt bis Mittelafrika verkauft werden, und Remscheid (30,000 Ew., ebenfalls Eisenindustrie). b) Das Rheinland. Im einzigen Becken des Mittelrheins liegt am Zusammenflüsse der Lahn, Mosel und des Rhein das befestigte Koblenz (30,000 Ew.), mit der gegenüberliegenden Festung Ehren¬ breitenstein, zum Schutze der Rhein- und Moselstraße. Am Nieder¬ rhein die Universitätstadt Bonn (30,000 Ew.); Köln (130,000 Ew.), die wichtigste Stadt am Niederrhein, Mittelpunkt der Rhein-Dampf- schiffahrt, starke Festung zum Schutze des Rheinübergangs (Eisenbahn Berlin-Paris), wichtige Handels- und Industriestadt (Luu cka aoIoZno). An die Zeiten früheren Glanzes, als es Residenz eines geistlichen Kur¬ fürsten war, erinnert der weltberühmte gothische Dom. Düsseldorf (80,000 Ew.) mit berühmten Bildergalerien ist der Rheinhafen für das Wupperthal, wie Ruhrort der für das Ruhrthal; Wesel, eine starke Festung zum Schutze Westfalens; Lauten (die Stadt des hörnernen Siegfried). o) Das linksrheinische Land. Der Hauptort des Nahethales ist Kreuznach, mit viel besuchten Heilquellen; der des Moselthales Trier (30,000 Ew.), in einer gesegneten, mit mildem Klima begabten Thal¬ weite (Beginn der Mosel-Dampfschiffahrt), zur Zeit der Römer als »nor¬ disches Rom« berühmt, zur Zeit des alten Reiches Sitz eines geistlichen Kurfürsten. Im Saarthale inmitten großartiger Steinkohlenfelder, die besonders die Industrie des Elsaß und jene der Schweiz ernähren, die Fabrikstadt Saarbrücken und die Festung Saarlouis. An der westlichen Grenze liegen wichtige Fabrikstädte, die bereits an dem Kohlen- reichthnme der Ardennen Antheil nehmen, wie Mälmedy, Lederfabriken; Eupen, Tuchfabriken; Archon (80,000 Ew.) mit berühmten Mineral¬ quellen (Lieblingssitz Karl d. G. und bis Rudolf I. Krvnungsstadt der 176 deutschen Kaiser, Dom und Kaiserpalast stehen noch; jetzt vorzüglich In¬ dustriestadt); Krefeld (60,000 Ew.), Mittelpunkt der deutschen Seiden¬ lind Sanlnitindustrie, und in dessen Nähe Gladbach (30,000 Ew.) und andere bedeutende Fabriksorte. Außerdem merke Jülich und Kleve. 12.) Hvhenzvllern, von badischem und württembergischemGebiete eingeschlossen, mit dem Hauptorte Sigmaringen, ist das Stammland des preußischen Königsgeschlechtes. II. Das Königreich Sachsen. Sachsen, 270 ^Meilen (15,000 sZ^). groß' mit 3 Mill. Ew., lehnt sich in Dreiecksgestalt an das Erzgebirge an, das den südlichen Theil des Landes ausfüllt uud allmälig gegen die Tieflandsbucht von Leipzig sich verflacht. Die Elbe ist der Hauptstrom. Sachsen gehört zu den in der Landwirthschaft fortgeschrittensten Ländern, der Ackerbau verdrängt sogar immer mehr die einst hochberühmte Schafzucht, die eine ausgezeichnete Wolle liefert. Sachsens Reichthum beruht auf den Steinkvhlenfeldern von Zwickau, die es zu einem der ersten Industriestaaten Europas machten (besonders Baum- wollindnstrie, Maschinenbau, Papierfabrieation). Das Erzgebirge liefert Silber und andere Metalle, wenn auch nicht in beträchtlichen Mengen, aber in Bezug auf wissenschaftliche und technische Vollendung des Berg¬ baues nimmt Sachsen den ersten Rang unter den europäischen Staaten ein. Ohne die Industrie wäre es unmöglich, daß so viele Menschen (10,000 auf der Quadratmeile) in dein kleinen, zum Theil wenig fruchtbaren Ländchen leben könnten. Zwei Drittel aller Einwohner beschäftigen sich mit den verschiedensten Industriezwei¬ gen; die meisten Arbeiter leben auf dem Lande, denn es gibt fast kein Dorf, in dem nicht irgend ein Industriezweig sich vertreten fände. Die Hauptbezirke sind am Fuße des Erzgebirges uud in der Lausitz. — Die geistige Kultur der meist prote¬ stantischen Bewohner steht auf einer außerordentlichen Höhe. Städte: a) Im Elbethale: Dresden (200,000 Ew.), die Hanpt- und Residenzstadt, wegen seiner Bildergalerien und seiner Sammlungen von Kostbarkeiten und Knnstarbeiten (grünes Gewölbe) das »deutsche Florenz- genannt. Meißen mit der ältesten Porzellanfabrik Europas; iu der sächsischen Schweiz die Festung Königstein. d) Leipzig (130,000 Ew.) an der Pleiße in der Tieflandsbucht, eine der wichtigsten europäischen Städte für den Binnenhandel. 1.) Die jährlich hier abgehaltenen drei Messen führen Kaufleute aus alleu Weltgegeudeu, von Nordamerika bis Hinterasien, zusammen, so daß Leipzigs Bevöl¬ kerung in dieser Zeit bis 160,000 steigt. Für Pelzwerk der erste Meßplatz der Erde. 2.1 Leipzig ist der Mittelpunkt des deutschen Buchhandels und zugleich wichtig durch seine wissenschaftlichen und Kunstnnstalten. Berühmte Universität. 3.) Im Leipziger Felde vereinigen sich die meisten Straßen, welche aus dem Tieflande über Thüringen zum Main- und Wesergebiet führen, und es ist daher von hervorragender militärischer Be¬ deutung. Zahlreiche Schlachten (Völkerschlacht von 181.3). e) Am Nordabhange des Erzgebirges die großen und kleinen Jn- dnstrieorte: Chemnitz (80,000 Ew.), das »sächsische Manchester«, die erste, und Glauchau (mit großartigen Färbereien), die zweite Fabrik¬ stadt des Königreiches; Zwickau (30,000 Ew.), Reichenbach, Plauen 177 (30,000 Ew.) und Meerane sind ebenfalls von Bedentnng. Freiberg mit der weltberühmten Bergakademie ist der Mittelpunkt des Silber¬ bergbaues. Im Erzgebirge ernährt die von der Barbara Utmann begründete Spitzen¬ klöppelei das arme Volk; zwischen Zwickau und Chemnitz wird Strumpfwirkern, zwi¬ schen Zwickau und der baierischeu Grenze Weberei betrieben. ck) In der Oberlausitz (sächsischer Antheil): Bautzen, Herrn¬ hut (die protestantische Sekte der »Herrnhuter«-, begründet 1722 durch Graf Zinzendorf) nud Zittau (Leinenindustrie). Bis über Bautzen reicht noch das wendische Sprachgebiet (s. S. 172). HI. Die acht thüringischen Staaten. Diese kleinen Staaten, meist aus zwei getrennten Theileu bestehend (zusammen 220 sisiM., 12,000 mit 1 Mill. Ew.), liegen theils an den beiden Abhängen des Thüringer Waldes, theils im Flach- und Hügellande. Blühende Landwirthschaft und Industrie. 1. ) Die vier Staaten des Hauses Sachsen. u) Das Großherzogthum Sachsen-Weimar. In dem östlichen Theile die Hauptstadt Weimar, voll von Erinnerungen an die klassische Zeit der deutschen Literatur, nud die Universität J e n a a. d. Saale. Im westlichen Theile Eisenach mit der Wartburg. Die Wartburg, einst die Residenz der Landgrafen von Thüringen, liegt auf einem die Ebene beherrschenden Seitcnaste des Thüringer Waldes. Keine Stelle in Deutschland vereinigt so verschiedenartige Erinnerungen in sich: den Sängerkrieg, die heilige Elisabeth und Luther. b) Das Herzogthum Sachs en-Koburg; in dem nördlichen Theile Gotha, in dem südlichen Koburg. c) Das Herzogthum Sachsen-Altenburg, aus zwei Theileu be¬ stehend; iu dem östlichen die Hauptstadt Altenburg. (I) Das Herzogthum Sachsen-Meiningen, am südlichen Ab¬ hange des Thüringer Waldes, mit der Hauptstadt Meiningen, Hild¬ burghausen und dem gewerbreichen Sonneberg. 2. ) Die Staaten des Hauses Schwcrrzbuvg. u) Das Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt, inmitten der sächsischen Länder, mit der Hauptstadt Rudolstadt. b) Das Fürstenthum Schwarzburg-Sondershausen, im Flachlande mit der Hanptstadt Sondershausen. 3. ) Die Staaten des Hauses Weuß. u) Das Fürstenthum Reuß-Greiz mit der Hauptstadt Greiz. d) Das Fürstenthum Reuß-Schleiz, ans zwei Theileu bestehend, von denen der südliche die Hauptstadt Schleiz, der nördliche die In¬ dustriestadt Gera enthält. IV. Die beide» «Ärotzherzogthümer Mecklenburg. Sie liegen zwischen Oder und Elbe an der mecklenburgischen Bucht, an deren Flachküste nur wenig bedeutende Flußhäfen sich entwickeln konnten. Auf den großen Rittergütern blüht Ackerbau und Viehzucht 12 178 (Pferde und Schafe). (Zusammen 280 dMeilen, 16,000 d^, mit 650,000 Ew.) 1. ) Mecklenburg-Schwerin, der größere Staat, mit der Haupt¬ stadt Schwerin (30,000 Ew.), den Hafenplätzen Wismar (bester Hafen) und Rostock (30,000 Ew., zugleich Universität), dem Scebade Doberan und Güstrow. 2. ) Meck len bürg -Stre litz, zu beiden Seiten von Mecklenburg- Schwerin gelegen, ohne Küste. Im östlichen Theile liegt die Hauptstadt Neustrelitz. V. Das Herzogthum Anhalt. Anhalt erstreckt sich in einem schmalen Bogen vom Harz bis über die Elbe hinaus. Ackerbau und Industrie (Zuckerfabriken) sind die Nah¬ rungsquellen. (40 dM-, 2000di^n., 200,000 Ew.) Die Hauptstadt Dessau in der Nähe der Muldemündung. Bern¬ burg, Köthen. VI. Die beiden Fürstenthiimer Lippe. Sie liegen zu beiden Seiten des nntcrn Weserbnges. (Zusammen 30 dM, 1600 d^, 120,000 Ew.) 1. ) Lippe, im S. der westfälischen Pforte, mit der Hauptstadt D e t m ol d. 2. ) Schaumburg-Lippe, im Norden der westfälischen Pforte, mit der Hauptstadt Bückeburg. VII. Das Fürstenthum Waldeck. Es liegt zwischen Diemel und Eder (20 dMeilen, 1000 d^, 50,000 Ew.), Hauptstadt ist Arolsen. In der nördlichen Enclave (zwischen dem Fürstenthum Lippe und der Weser) Pyrmont, berühmter Kurort. VIII. Das Herzogthum Braunschweig. Das Land (70 dM, 4000 d^, mit 300,000 Ew.) erstreckt sich in einem schmalen Bogen von der Weser bis zur Aller. Hauptstadt ist Braunschweig an der Ocker (70,000 Ew.), am gleichen Flusse liegt Wolfenbüttel (berühmte Bibliothek). In Braunschweig bedeutende Rübenzucker-Fabrieation. IX. Das Grotzherzogthum Oldenburg. Das Großherzvgthum (120 dM-, 6000 d^, mit 300,000 Ew.) besteht aus drei Theilen: Der erste und größte mit der Hmrptstadt Oldenburg an der Hunte liegt zwischen Weser und Ems, der zweite mit Eutin an der Lübecker Bucht, der dritte mit Birkenfeld an der Nahe. X. Die drei Hansastädtc. Die Verfassung dieser drei Städte, von denen Hamburg und Bre¬ men an der Nordsee, Lübeck an der Ostsee liegt, ist republikanisch. 179 1. ) Kcmnburg an der Elbe (350,000 Ew.), die erste See¬ stadt Deutschlands, die dritte unter den europäischen Seestädten über¬ haupt. Obwol Hamburg 18 Meilen von, Meere entfernt ist, so gelangen doch mit der Fluth auch die größten Seeschiffe in seinen Hafem Durch seine Lage an der Nordsee auf den überseeischen Handel angewiesen, führt es zugleich die Erzeugnisse der industriellen Hinterländer Böhmen, Sachsen, Brandenburg, Schlesien aus. Hamburg ist somit der Exportplatz der Fabrikate des Mittlern und östlichen Deutschland und der Einfuhrhafen der Kolonialwaren. Kux¬ hafen ist Hamburgs Winterhafen, die Insel Neu werk trägt den großen Leucht¬ thurm. 2. ) Wvemen an der Weser (100,000 Ew.), ebenfalls eine be¬ deutende See- nnd Handelstadt. Da größere Schiffe Bremen nicht erreichen können, so hat man an der Mün¬ dung der Weser den Bremerhafcn angelegt. Der Handel Bremens beschränkt sich auf Nordamerika und England, besonders wichtig ist es aber als Einschiffungsplatz der zahlreichen deutschen Auswanderer nach Nordamerika. 3. ) Lübeck an der Trave (40,000 Ew.) Lübeck hatte einst eine große Bedeutung als Vorort der »Hansa«, jenes großen deutschen Städtebundes, dem von Köln bis Danzig alle größer» Städte, 85 an der Zahl, angchörten und der bis in das 16. Jahrhundert die Alleinherrschaft auf der Ostsee hatte. Jetzt ist Lübeck gesunken, die letzte unter den drei Hansastädten, und sein Handel ist auf die Ostsee beschränkt. — Wenige Städte Deutschlands haben in ihren öffentlichen wie Privatbauten so sehr den Charakter des Mittelalters bewahrt, wie Lübeck. — Als Vorhafen dient Travemüde. L. Die süddeutschen Staaten. 1. Das Grosjherzogthmn Hesse«. Das Großhcrzogthnm (140 ÜW., 8000 mit 900,000 Ew.) besteht aus zwei, durch den Main von einander getrennten Theilen. Weinbau; ausgezeichnete Lederfabrication. -- n) Im südlichen Theile (von der Nahe bis über den Odenwald) Darmstadt (40,000 Ew.), Haupt- und Residenzstadt, nnd Offenbach am Main (30,000 Ew.), Hessens bedeutendste Industriestadt. Jenseits des Rhein, am Einflüsse des Main, Mainz (60,000 Ew.), ehemals dritter geistlicher Knrfürsten- sitz, jetzt eine der wichtigsten deutschen Festungen und blühend durch Schiffahrt (es passiren hier jährlich ca. 20,000 Schiffe) und Großhan¬ del; Bingen (Hattos Mäusethurm auf einem Felsen mitten im Rhein), Worms, im Mittelalter eine der schönsten deutschen Städte; Nierstein, berühmter Weinort. — d) Im nördlichen Theile, den Vogelsberg um¬ fassend, die Universität Gießen an der Lahn. II. Das Königreich Baiern. Baiern, nach Preußen der größte deutsche Staat — 1400 j^W. (76,000 sDI-^), 5 Mill. Ew., — besteht aus zwei von einander ge¬ trennten Theilen, von denen der östliche größere das Land von den baicrischen Alpen bis über den Main hinaus und vom Neckargebiete bis zur böhmischen Gebirgsgruppe nnd dem Inn, der westliche und bei weitem kleinere die Hardt und den Donnersberg umfaßt. — Baiern ist 12* 180 ein Agrikulturstaat, im südlichen Alpengebiete herrscht die Viehzucht, in den Donaugegenden Getreide-, im Mainlande Hopfenbau vor. Welt¬ berühmte Bierbrauerei. Die beiden Hauptflüsse Baierns sind die Donau und der M a i n. Der schwäbisch-fränkische Jura trennt beide Gebiete. Im Dvnaugebiete: 1. ) Ober- und Niederbaiern, die baierische Hochebene vom Lech bis zum Inn. a.) An der Isar die Haupt- und Residenzstadt München (190,000 Ew.), ferner Freising und Landshut. München (520 h.), in reizloser und unproduktiver Umgebung, verdankt seine jetzige Blüte als ein Centralpunkt für das wissenschaftliche (Universität) und Kunstleben Deutschlands lediglich der Gunst seines Königs Ludwig I. Seine neuern Kirchen und Paläste sind nicht nur vollendete Denkmäler der wichtigsten Stilarten, son¬ dern auch mit Alerten der Skulptur und Malerei aus das reichste geschmückt. Die Gemälde und Statuensammlungen sowie die Bibliotheken gehören durch die Anzahl und den Werth ihrer wissenschaftlichen und Kunstschätze zu den ersten der Welt. Vor der Stadt liegt die Ruhmcshalle (mit Bildnissen berühmter Baiern) nut der kolos¬ salen Erzstatue der Bavaria (16 h.) München liefert weltberühmte optische In¬ st r u ment e. Die Residenzen Tegernsee (am See gleichen Namens) nnd Ho h e n - schwang au liegen am Fuße der baierischeu Alpen. b) Im Gebiete des baierischeu Salzkammergutes liegen die Sa¬ linen Berchtesgaden und Reichenhalt. — c) An der Donau: Ingolstadt, eine bedeutende Festung gegen einen von W. her einbre¬ chenden Feind; Kehl he im am Einflüsse der Altmühl (in der Nähe die großartige Befreiungshalle); Stranbing, gewerbreiche Handels¬ stadt, und Passan auf einer Landzunge zwischen der Donau und dem hier einmündenden Inn, der schönste Punkt an der Donau. 2. ) Die Oberpfalz. Fast in der Mitte des Plateaus liegt Amberg. Am nördlichsten Punkte der Donau, wo die Straßen aus Franke», Böhmen uud der baierischeu Hochebene zusammentreffen, am Einflüsse des Regen Regensburg (30,000 Ew.), einst die blühendste Stadt Süddeutschlands durch den Handelsverkehr mit Italien; Beginn der Donaudampfschiffahrt. Ju der Nähe von Donaustauf am Süd¬ abhange des baierischen Waldes die Walhalla, ein griechischer Mar¬ mortempel mit den Büsten berühmter Deutscher. 3. ) Schwaben, durch den Lech von Baiern getrennt: u) Am Lech: Augsburg (60,000 Ew.), zwischen Lech und Wertach, ist jetzt einer der bedeutendsten Geldplätze und Industriestädte (Baumwolle) Süd¬ deutschlands. (Schon zur Römerzeit eine große Stadt, erlebte es am Ende des Mittelalters seine höchste Blüte als Stapelplatz zwischen dem nördlichen Europa, Italien und der Levante.) Südlich von Augsburg dehnt sich das Lechfeld aus. — b) An der Donau Donauwörth nnd weiter nördlich Nördlingen. Zahlreiche Schlachtfelder, da hier die Straße aus Franken die Donau erreicht (s. S. 163). — c) An der Iller Kempten. ü) Am Bodensee die Jnselstadt Lindau. Das Maingebiet oder 4. ) Franken, u) Das Mainthal, fruchtbar und von einem schiff¬ baren Strome durchflossen, lockte schon frühzeitig Ansiedler herbei, daher 181 hier viele und bedeutende Städte: Bairenth, Bamberg (30,000 Ew.) am Einflüsse der Regnitz in den Main, der nun schiffbar wird, Schwein¬ furt, Würzburg (40,000 Ew.), Universitätsstadt und der Hauptort des Thales mit seinen berühmten Stein- und Leistenweinen, und Aschaf¬ fenburg beim Austritte des Mains in die Tiefebene. Nördlich vom Fichtelgebirge an der Saale die Fabrikstadt Hof, au der fränkischen Saale der bekannte Badeort Kissing en. - - b) Im Rcgnitzthale liegt das uralte Forchheim, die Protestautische Universität Erlangen, Wüwnbewg (a. d. Regnitz, 90,000 Ew., Baierns erste Industrie- und Handelstadt), mit Fürth (30,000 Ew.), und au der oberen Regnitz Ansbach. Nürnberg mit seiner industriellen Thätigkeit steht einzig in seiner Art da, schon seit Jahrhunderten ist cs die erste Fabrikstadt Baierns. Hier wurden die Taschenuhr, das Messing, die Windbnchse n. s. m. erfunden, die Holzschneidekunst und die Landkarten wesentlich verbessert, hier werden seit Jahrhunderten tausenderlei »Nürnberger Kurzwaren« erzeugt, nm, von keinem anderen Fabrikorte erreicht, durch die Welt zu gehen. Die Schwestcrstadt von Nürnberg ist Fürth. o) Im fränkischem Jura Solnhofen mit seinen weltbekannten Stciubrüchen, die nicht blos die besten lithographischen Platten, sondern auch die herrlichsten Schiefer zu baulichen Zwecken liefern. 5.) Die Rheinpfalz. Am Rhein liegt die Festung Germes- heim; Speier, an dessen einstige Herrlichkeit nur noch der große gothische Dom erinnert, und Ludwigshafen, der Rheinhafen für die Pfalz. Nicht am Flusse, aber doch in der Tiefebene Land an, ein be¬ festigter Waffenplatz gegen Frankreich. Ans dem Plateau liegt Kaisers¬ lautern. III. Das Königreich Württemberg. Württemberg — 350 ststM. <19,000 H)^) mit 1^ Mill. Ew. — umfaßt 1.) das Neckarthal mit seinen Nebenthälern, 2.) die rauhe Alp, 3.) eineu Theil des Dvnauthales und der schwäbisch-baierischen Hoch¬ ebene bis zum Bodensee. Es ist vorzüglich Agrikultnrstaat, und die Landwirthschaft steht auf einer sehr hohen Stufe, aber auch die theilweise auf dem Erzreichthum der rauhen Alp beruhende Industrie (Baumwoll- und Eisenindustrie) ist von Bedeutung. a) Das Neckarthal ist eine der freundlichsten Gegenden Deutsch¬ lands (Weinbau) und verdankt dies seiner tiefen Lage innerhalb eines einförmigen Plateaus. Städte: Tübingen (Universität), Eßlingen (große Maschinenfabriken); Kanstatt mit Heilquellen, am Beginne der Neckar¬ schiffahrt in einem weiten Thalbecken, in dem unweit davon die prächtige Residenzstadt Stuttgcrwt (110,000 Ew.) mit herrlicher Umgebung und die alte Hauptstadt Ludwigsburg (mit dem Hohenasperg) liegen. Mar¬ bach (Schillers Geburtsort); Heilbronn (der Name kommt von seinen Heilquellen) übertrifft an industrieller Thätigkeit noch Eßlingen, Beginn der Neckar-Dampfschiffahrt, daher wichtigste Handelsstadt Württembergs; das sagenreiche Weinsberg. An der Kocher der uralte Salinenort Hall, in einem westlichen Nebenthale. des Neckarthales Wildbad mit viel be¬ suchten Mineralquellen. — d) Am Nordabhange der rauhen Alp liegen die gewerbreichen Städte Reutlingen und Gmünd. — v) Am Ein- 182 flusse der Iller in die Donau, die nun schiffbar wird, die Festung Ulm (30,000 Ew.), die einerseits die ans dein Neckarthale kommende Straße (Geißlinger Steg), anderseits den Uebergang über die Donau bewacht; letztere wird weiterhin von Versumpfungen begleitet. Der württembergische Hafen am Bodensee iff Friedrichshafen. IV. Das Großherzogthum Baden. Baden — 270 ffM. (15,000 mit 1-/z Mill. Ew. — um¬ faßt den östlichen Theil der oberrheinischen Tiefebene bis an den Neckar, den Schwarzwald und das Neckar-Bergland. Hauptfluß ist der Rhein, außerdem gehört noch das Quellgebiet der Donau zu Baden. Baden ist ein Agrikulturstaat, Landwirthschaft und Weinbau werden sorgfältig betrieben. Die Industrie ist von geringerer Bedeutung. a) In der Rheinebene liegen die Städte meist an dem Abhange des Schwarzwaldes: Freiburg (im Breisgau, 30,000 Ew.) am Aus¬ gange des Dreisamthales, das eine bequeme Verbindung mit der Donau herstellt; Baden, der vornehmste und üppigste Badeort Europas; Rastatt, eine Festung zur Deckung der Schwarzwaldpässe; Durlach, die alte, und Karlsruhe (40,000 Ew.), die neue Haupt- und Residenzstadt; die Universitätsstadt Heidelberg am Neckar, der hier die Tiefebene betritt; am Einfluß des Neckar in den Rhein Mannheim <50,000 Ew.), der Haupthafen der produktenreichen Neckargegenden. Westlich von Heidelberg liegt der berühmte Schwetzinger Garten, am Odenwald« Weinheim, der bedeutendste Weinort Badens. — b) Im Berglande liegt die bedeu¬ tende Industriestadt Pforzheim (Bijouterien). — e) Äm Bodensee Konstanz, ebenfalls wichtig als Industrie- und Handelstadt. Die Haupterwerbsquelle der Bewohner des Schwarzwaldes bildet das Holz, und die Gebirgsflüsse führen die mächtigen Stämme dem Rheine zu, der sic, zu großen Flößen vereinigt, nach Holland hinabträgt. Der ehemals blühende Bergbau ist meistens erloschen, aber mancherlei Hausindustrie (Schwarzwälder Uhren, Stroh¬ geflechte) beschäftigt das arme Volk. V. Das Reichslanv Elsaß und Deutsch-Lothringen. Das Reichsland — 260 ^M. (14,000 ^7^) mit 1^ Mill. Ew. — wurde im Jahre 1871 von Frankreich an das deutsche Reich abge¬ treten und steht unter der unmittelbaren Verwaltung der Reichsregierung. 1.) Elsaß umfaßt den westlichen Theil der oberrheinischen Tief¬ ebene, die Grenze gegen Frankreich verläuft auf dem Kamme der Vogesen. Hauptflüsse sind Rhein und Jll. Das Land ist sehr fruchtbar und gehört zu den industriellsten Bezirken des Continents (besonders Baumwolle). Städte: Am Rhein liegt die altehrwürdige Hauptstadt des Landes, Skr'vrßbuvg (90,000 Ew.) Straßburg ist, wic schon der Name besagt, ein wichtiger Straßenknotcn- punkt und als solcher der Haupthandelsplatz zwischen Deutschland und Frankreich, denn 1.) wird der Rhein erst von hier an in höherem Grade schiffbar, und 2.) liegt Straßburg fast in der Mitte zwischen dem Passe von Zabern und dem von Pforz¬ heim , über welche jetzt Eisenbahnen führen. Noch eine dritte Straße mündet hier ein, nemtich die durch das große Thor zwischen dem Schweizer Jura und den Vogesen 188 aus dem mittleren und südlichen Frankreich kommende. Daher ist Straßburg auch stark befestigt. — Berühmt ist der von Erwin v. Steinbach erbaute große gothischc Dom mit deni 146 '">/ hohen Thurmc. Die übrigen bedeutenderen Städte liegen mit Ausnahme von Zabern in der Tiefebene, wie Kolmar, Mühlhausen (60,000 Ew., als Mittel¬ punkt der elsässischen Baumwollindustrie die erste Fabrikstadt des Landes) und Neubreisach, eine Festung zum Schutze des offenen Thores zwischen dein Schweizer Jura und den Vogesen. 2.) Deutsch lothringer! umfaßt den kleinern, nördlichem Theil des von der Mosel durchflossenen Plateaus von Lothringen (siehe Frank¬ reich). Als äußerster Vorposten gegen Frankreich hat das Land eine große militärische Bedeutung. Daher hier bedeutende Festungen: Metz (50,000 Ew.) und Diedenhofen an der Mosel. § 71. Die Ri e d e rl n n d e. Dtigsislie Geograpliie. Die Niederlande, physisch zu Deutschland gehörig, bestehen aus dem nördlichen Königreichs der Niederlande, 600 ff^M. (33,000 (1)7^), und dem südlichen Königreiche Belgien, 530 ffssM. (29,000 UPl^). Mit Ausnahme des mit unregelmäßigen Berggruppen bedeckten Ardennenplateans, das in einer m. H- von 370 das östliche Belgien durchzieht, ist das ganze Land Tiefebene (m. H. 50 "-/), ja fast die Hälfte des nördlichen Königreiches liegt unter dem Meeres¬ spiegel. Dieses eigentliche Niederland wäre selbstverständlich unter Wasser, wenn es nicht durch Dünen und kunstvolle Deiche geschützt wäre. Freilich halten auch diese nicht immer dem wilden Meere Stand, umso¬ weniger, als die Küste sich langsam senkt (s. S. 166). Daher lebt der Niederländer im beständigen Kriege mit dem Meere, das ihm schon manch' schönes Stück Land entrissen, wie die Geschichte der Zuydersee (seudersee) beweist, die ursprünglich ein Binnensee war und erst am Ende des 14. Jahrhunderts ein Meerbusen wurde. Die Hauptslüsse sind der Rhein, die Maas und die Schelde (s. darüber S. 166). Zahlreiche Kanäle durchfurchen das Tiefland. Die Niederlande sind das Land der Kanäle; alle, selbst kleine Orte sind mit einander durch Kanäle verbunden, und diese sind die wichtigsten Verkehrsstraßen. Die Kanäle entziehen dem versumpften Lande das überflüssige Wasser und verwandeln Moore in fruchtbare Felder; sie vertreten endlich die Stelle nuferer Hecken und Zäune, indem sie die einzelnen Besitzungen scheiden, das Vieh verhindern, seinen Weideplatz zu verlassen, u. s. w. Die Flußdämme sind neben denen des Po die merkwürdigsten Schntzbauten, die man in Europa gegen Ueberschwemmungen angelegt hat. Das Klima ist echt ozeanisch, daher sehr mild und feucht. Durch¬ schnittlich regnet es 150 Tage im Jahre, und fast immer lagert, wie in England, dichter Nebel über dem Lande. 184 Politisikc Beograxkiie. Die beiden Niederlande, zum größten Theile von Deutschen be¬ wohnt, gehörten zum alten deutschen Reiche und sind durch ihre Geschichte innig nut einander verknüpft. Am Ende des Mittelalters eines der blühendsten Länder Europas, gehörten die Niederlande damals zum Herzogthnm Burgund und kamen am Ende des 15. Jahr¬ hunderts durch Erbschaft an das Haus Habsburg. Bei der Theilung der habsbur¬ gischen Länder in eine österreichische und eine spanische Hälfte kamen sie an letztere. Damals schuf die Religionsverschiedenheit erst den Gegensatz zwischen den nördlichen und südlichen Niederlanden: jene wurden protestantisch, diese blieben katholisch; jene rissen sich nach heldenmüthigen Kämpfen von Spanien los und wurden eine selb¬ ständige Republik, diese blieben spanisch und kamen nach dem Aussterben der spani¬ schen Habsburger an Oesterreich. Nach den Wirren der französischen Revolution und des Napoleon'schen Kaiserreiches wurden beide Niederlande wieder zu einem Königreich vereinigt, aber der religiöse Gegensatz kam schon 1830 in der Revolution der Süd- Niederländer (Belgier) zum Ausdrucke und bewirkte eine abermalige Trennung. I. Das Königreich der Niederlande. Die absolute Bevölkerung beträgt 4 Mill., die relative daher 6300 (116 auf 1 ds^); am bevölkertsten sind die westlichen Pro¬ vinzen. Die Niederländer sind Deutsche, sie sprechen und schreiben einen Dialekt des in Norddeutschland gesprochenen Niederdeutschen. Der Reli¬ gion nach scheiden sie sich in Protestanten (zwei Drittel) und Katho¬ liken (ein Drittel). Die Volksbildung steht ans einer hohen Stufe. Von Alters her beschäftigen sich die Niederländer mit Landwirth- schaft und Fischerei (besonders Häringsfang). Der Ackerbau steht auf einer hohen Stufe, deckt aber nicht den Bedarf; berühmt ist der Gar¬ tenbau, und in der Viehzucht (besonders Rindvieh) gehört es zu den ersten Productionsländern Europas. Im Unabhängigkeitskampfe entwickelte sich aber auch die nieder¬ ländische See- und Haudelsmacht, und im 17. Jahrhundert war Holland das, was England jetzt ist. Diese Glanzperiode ist vorüber, aber noch immer gehört es zu den größten Handelsstaaten der Erde, sein Handel umspannt alle Continente und ist demgemäß vorzüglich Seehandel. Obwol Holland nur Flachküsten besitzt, so konnte cs doch ein Handelstaat werden, denn außer seiner ozeanischen Lage ist es 1.) im Besitz der Mündungen dreier schiffbarer Ströme (Rhein, Maas, Schelde) und daher zum Zwischenhandel zwischen seinen Kolonien und den kolonielosen Staaten Mitteleuropas vorzüglich ge¬ eignet, 2.) besitzt es bedeutende Kolonien, vor allem den produktenreichen ostindischen Archipel. Die holländische Industrie ist von geringerer Bedeutung, nur der Schiff¬ bau, wozu besonders der Schwarzwald das Holz liefert, genießt einen Weltruf. Die Niederlande siud eine constitutionelle Monarchie unter den Königen aus dem Hause Nassau-Oranien. Dazu kommen noch die Kolonien in Asien, Afrika und Amerika. — Das räumlich von Hol¬ land getrennte Großherzogthum Luxemburg ist auch politisch ein ganz gesondertes Land, das mit den Niederlanden nnr die Person des Monarchen gemein hat (Personalunion). 185 1. ) Die westlichen Provinzen: a) Holland mit den bedeutendsten Städten der ganzen Mon¬ archie. Am I (ei), einer Seitenbucht der Zuydersee, und an der Mün¬ dung der Amstel liegt die erste und volkreichste Handelstadt des Landes, Amsterdam (290,000 Ew.), zugleich auch die Hauptstadt. Amsterdam, das nordische Venedig, ist aus 90 Inseln, welche durch 290 Brücken mit einander verbunden sind, und auf Pfählen gebaut. Da die Fahrt auf der Zuydersee wegen der Stürme und Untiefen gefährlich ist, so hat man den nord- holländischen Kanal von Helder bis Amsterdam angelegt, auf dem die größten Seeschiffe das U erreichen können. — Amsterdams Handel ist vorzüglich Kolonialhandcl. In der Umgebung von Amsterdam liegen Zaandam (sandam) mit ca. vierhundert Windmühlen (Peter d. G.) und Haarlem, der Hauptort für den niederländischen Gartenbau, von wo Blumenzwiebeln in die ganze Welt verschickt werden. Der Blumenhandcl hat schon viele Millionen nach Haarlem gebracht; früher war der Luxus in dieser Beziehung außerordentlich, und im 17. Jahrhundert wurden für eine Zwiebel 5- bis 10,000 Gulden gezahlt. Auch jetzt kosten noch viele Zwie¬ beln 100 bis 200 Gulden. An der Nordspitze von Holland der befestigte Kriegshafen Helder. Kcrcrg (oder's Gravenhage, 100,000 Ew.) ist die Residenzstadt. Leyden (40,000 Ew.) mit berühmter Universität, Delft, Industriestadt. Am Rheindelta die See- und Handelstädte Dortrecht und Wotterdcrm (130,000 Ew., die eigentliche Rheinmündungsstadt). Rotterdam ist die zweite große Handelstadt der Niederlande, da hier die Flußschiffahrt des Rhein und der Maas einerseits und die Seeschiffahrt anderseits sich vereinigen. Seine Lage bestimmt Rotterdam zum Ausfuhrplatze der landwirth- schastlichen Produkte der Niederlande und der Fabrikate der Rheinprovinz und West¬ falens, sowie zum Einfuhrplatze von Kolonialwaren. b) Seeland oder die fruchtbaren Inseln der Maas- und Schelde- münduug. Hauptstadt ist Middelburg; Vlissingeu, befestigter Kriegs- Hafen. o) Utrecht mit der (historisch wichtigen) Stadt Utrecht (ütrecht, 60,000 Ew.), wo sich die Vecht vom Rheine abzweigt, vielbesuchte Uni¬ versität. 2. ) Die südlichen Provinzen (Nordbrabant und Limburg) mit den Grenzfestungen Breda, Herzogenbusch und Maastricht auf den letzten Vorhöhen an der nun ins Tiefland tretenden Maas. Die zahlreichen Steinbrüche in der Umgebung von Maastricht sind für das an Bau¬ material arme Holland von Wichtigkeit. 3. ) Die östlichen Provinzen (Geldern, Overyssel feisself, Drenthe, Gröningen und Friesland) sind am dünnsten bevölkert und ohne hervor¬ ragende Städte. — n) Am Rhein die Festung Nimegen und Arnheim (40,000 Ew.) — b) An der Mel: Deventer und Zwolle (swolle). — o) Im Norden die Universitätstadt Gröningen (40,000 Ew.) und Leeuwardeu (löwarden) der Hanptort der Friesen. Texel ist Kriegs¬ hafen. 4. ) Das Großherzogthum AuXemlntvg (50 UM., 2600sHN^„ Mill. Gw.), dem deutschen Zollvereine angehörig, mit der Haupt- 186 stadt Luxemburg, deren unbezwingliche, auf einem hohen Felsvorsprunge angelegte Festung die nur zwei Meilen entfernte Mosellinie beherrschte, aber jetzt geschleift ist. - II. Das Königreich Belgien. Die absolute Bevölkerung beträgt 5 Mill., die relative 10,000 (180 auf 1 sisA^); Belgien ist daher der bevölkertste Staat Europas. Die Bevölkerung gehört zwei Volksstämmen an: dem französischen und dem niederdeutschen, und zwar bewohnen die Franzosen oder Wal¬ lonen das östliche Plateau, die Niederdeutschen oder Vlämen das west¬ liche Tiefland. An Zahl sind sie sich fast gleich, aber die französische Sprache herrscht entschieden vor. Die Religion ist fast ausschließlich die katholische. Die Vlämen gehörten einst zu den reichsten nnd gebildetsten Völkern Eu¬ ropas, besonders blühte bei ihnen die Kunst, und die flandrischen Malerschulen waren ebenso berühmt wie die italienischen. Auch jetzt regt sich wieder der vlämische Volks¬ geist und sucht eine selbständige Literatur zu begründen. — In der Volksbildung steht Belgien weit hinter den Niederlanden zurück. Der Hauptreichthum Belgiens liegt in den Eisen- und Stein¬ kohlenschätzen der Ardennen und der darauf beruhenden großartigen Industrie. Die beiden wichtigsten Industriezweige sind: t.) die Leinen- nnd Baum- Wollindustrie, welche im Tieflandc, und 2.) die metallurgische Industrie, welche auf dem Plateau vorherrscht. In Leinenindustrie ist Belgien unerreichtes Muster¬ land, in metallurgischen Fabrikaten kann es selbst mit dem mächtigen England concurriren. Der Ackerbau steht, wie in den Niederlanden, auf sehr hoher Stufe, ja Belgien ist das bestbebaute Land von Europa, kann aber trotzdem den Bedarf der dichten Bevölkerung nicht decken. Handel. Der Seehandel ist von geringerer Bedeutung als der Landhandcl, denn die Küste ist hafenarm nnd die Mündungen der größern belgischen Flüsse liegen in Holland. Wichtig ist dagegen der innere Handel, der von zahlreichen Com- mnnicationsmitteln unterstützt wird, denn kein Land der Erde hat verhältnismäßig jo viel Eisenbahnen wie Belgien. Belgien ist eine constitutionelle Monarchie unter der Herrschaft der Könige aus dem Hanse Sachsen-Koburg. 1.) Das Vlämische Belgien. u) Flandern. Gent (180,000 Ew.) ist der Mittelpunkt der belgi¬ schen Leinen nnd Banmwvllindustrie. Brügge (50,000 Ew.), durch einen Kanal mit Gent nnd dem Meere verbunden, galt früher als der Ausfuhrhafen von Gent, ist aber jetzt nur mehr kleinen Schiffen erreichbar; an dessen Stelle ist jetzt der Seeplatz Ostende getreten (regelmäßiger Verkehr mit England, Seebad). Ein zweiter Mittelpunkt für die Leinen¬ industrie ist St. Nicolas (sänt nicolä). Die feinste Leinwand liefert Courtray (kurtra), welches auch ansehnlichen Handel mit Frankreich treibt. Gent soll einst 40,000 Wollweber gehabt und 80,000 Mann ins Feld ge¬ stellt haben und galt im 15. und 16. Jahrhundert als eine der reichsten und grö߬ ten Städte Europas. Brügge war im 15. Jahrhundert die erste Handelstadt am atlantischen Ozean. d) Brabant und Antwerpen. Gerade in der Mitte des Landes an der Senne liegt die Haupt- und Residenzstadt Wr-ü ssel.' (180,000 Ew.) 187 Brüssel ist ein genaues Abbild des Landes, denn 1.) liegt es an der Grenze zwischen dem Plateau nnd Tieflande, zwischen dem wallonischen und Manschen Sprachgebiete; in der obern Stadt, dem Sitze der Regierung, wird französisch, in der untern Stadt, dem Sitze des Handels und der Gewerbe, wird vlämisch gesprochen; 2.) vereinigt cs in seinen Fabriken die verschiedenen Industriezweige Belgiens. Am berühmtesten sind die »Brüsseler Spitzen«. — In der Nähe das Schlachtfeld von Waterloo. An der Dyle liegt die Universitütstadt Löwen (luwen) und Mecheln (40,000 Ew.), an der Schelde Antwerpen (140,000 Ew.), der erste Hafen- und Hanptwaffenplah Belgiens. Bis Antwerpen können zur Zeit der Fluth noch die größten Seeschiffe ge¬ langen. Nach Brügges Verfall trat es an dessen Stelle, bis die Holländer durch ihre Festung Blissinqen den Eingang in die Westerschelde sperrten und Amsterdam den ganzen Handel' an sich zog,' bis endlich auch dieses London weichen mußte. Erst seit den, Aufschwünge der belgischen Industrie hat Antwerpen wieder an Bedeutung ge¬ wonnen. An jene erste Blütezeit erinnern noch zahlreiche glänzende Gebäude, wie die Börse, die älteste in Europa, und die gvthische Kirche zur lieben Frau. 2.) Das w crklo irische Belgien (Hennegau, Lüttich, Namür, Bel- gisch-Luxemburg). a) An der französischen Grenze: Tournay (turna) an der Schelde (Teppichfabrieation) nnd Mons (deutsch: Bergen). b) Die Jndustriebezirke des Sambre- und Maasthales geben das »großartigste Bild continentaler Gewerbthatigkeit«. Den Mittel¬ punkt der Steinkohlenlager und Eisenindustrie bildet iiu Sambrethale Charlerois (scharlroä), ün Maasthale Lüttich (120,000 Ew.); in dessen Nähe Seraing (seräng), das aus eurem Complexe von Kohlen¬ gruben, Eisengießereien und Maschinenwerkstätten besteht. Namur am Zusammenflüsse der Sambre und Maas, die von da an mit Dampfschiffen befahren wird, ist berühmt durch seine Messerschmiedwaren, Verviers (werwier) für Tuchfabrication einer der ersten Plätze Europas, Spa ein berühmter Badeort. 8 72. Frankreich. Hyerischc Inseln 43, 24. Cap de Creus n. von 42, 21. Mdasoa-Mündung n. von 43, 16. Insel d'Onessant nw. von 48, 13. Dünkirchen 51, 20. Metz nw. von 49, 24. Genf nw. von 46, 24. Htiijsijllic G ko grapki, c. Grenzen, Gliederung und Größe. Im W. wird Frankreich vom atlantischen Ozean nnd dem Kanal, im S. von den Pyrenäen und dem mittelländischen Meere begrenzt; im O. scheiden es die Alpen, der Jura und die Vogesen von Italien, der Schweiz nnd Deutschland, und nur im N. sind die Grenzen gegen Deutschland und Belgien ohne natürlichen Schutzwall, daher hier eine große Anzahl von Festungen angelegt wurde. Der Flächeninhalt beträgt 9600 HW. (530,000 sH^.). Obwol Frankreich durch seine Lage an den zwei wichtigsten, Europa berührenden Meeren besonders begünstigt erscheint, so ist es doch ander¬ seits von der Natnr vernachlässigt worden, da es weder hafenreiche Küsten, noch eine ausgedehnte Insel- und Halbinselbildung besitzt. 188 Am mittelländischen Meere nur die stumpfe Halbinsel Provence (provängß) zwischen den Golfen von Genua und Liöin Die Jnselbildnng ist höchst mangelhaft, und nur Corsica, das aber physikalisch zu Italien zu rechnen ist, ist politisch mit Frankreich verbunden. Am atlantischen Ozean der Golf von Biscaya und nur zwei Halbinseln: die Bretagne (bretänj) und Normandie (normandi), von einander durch den Meerbusen von St. Michael getrennt. Die wenigen Inseln sind klein und ohne Bedeutung; die normannische Inselgruppe ist im Besitze der Engländer. Der Woben und seine Bewässerung. In Frankreich wiederholt sich die stufenförmige Anordnung der Bvdeuformen, die wir in Mitteleuropa kennen gelernt, in der Richtung von O. nach W. Wir haben daher drei Gebiete zu unterscheiden, wozu noch kommen: Die Pyrenäen, die mit ihren Verzweigungen weit nach Frankreich hineinreichen (s. S. 129). I. Das Alpen- und Rhonegebiet ist ein völlig abgeschlossenes Ganzes, bestehend aus dein alpinen Hochgebirge und den Terrassenländern der Saön und Rhone. Die französischen Alpen scheiden sich in folgende Gruppen (s. S. 156): a) Der östliche Gürtel: 1. ) Die Seealpen. 2. ) Die cattischen Alpen. Das Thal der Durance (dürangß) scheidet die Gruppe des Monte Visa (3800 '"/) von der des Mont Pelvoux (mougpelvü 4100 "/). 3. ) Die grafischen (d. i. grauen) Alpen. Im Osten ist inner¬ halb dieses Gebirgszuges der Mont Jserän (4000 "/) der höchste Gipfel. Die tiefe Einsenkung des kleinen St. Bernhard (2200 "/) führt aus dem Thale der Jsere in das der Dora Baltca; da aber dieser Weg nicht in das Herz der Lombardei führt, so hat man ihn noch nicht fahrbar gemacht, obwvl er der bequemste im ganzen Westflügel der Alpen ist (Hannibals berühmter Uebergang). An der Westgrenze erhebt sich die nach NO. ziehende Montblanc-Grnppe, ihr Hauptgipfel (4800 "^) ist der höchste Punkt in Europa. Weit herabreichcnde Gletscher (mar äs glueo) gewähren einen Anblick, der an Großartigkeit in Europa kaum seines gleichen hat; berühmt wegen seiner Naturschönheiten ist besonders das Chamountthal (schamuni) am Nordfnße des Montblanc. b) Der westliche Kalkalpengürtel. 1.) Die pr ovenčali sch en Kalkalpen, 2.) die savoyischen Kalk¬ alpen, 3.) die Chablaisalpen (die gegenseitigen Grenzen s. S. 157). Die wichtigste französische Nlpenstraße ist die Mo nie eins- (mongßeni) Bahn. Die von Genf und die von Grenoble kommenden Eisenbahnen vereinigen sich, und von hier zieht die vereinigte Bahn bis zum großartigen, über Ist^ Meilen (12 langen Tunnel, der durch den Col de Frejus nach Susa und von da nach Turin führt. Zwischen deu Alpen und dem Schweizer Jura einerseits und dem französischen Mittelgebirge anderseits zieht sich eine tiefe Einsenkung von N. nach S.: das Tiefland der Saön und Rhone, das nur im nördlichsten Theile zum burgundischen Plateau anschwillt. Da es durch die burgundische Pforte zwischen dem Wasgau und Jura in 189 offener Verbindung mit dem Rheingebiete steht, so war es seit dem frühesten Alterthuine eine der wichtigsten Verbindungsstraßen zwischen dem Biittelmeere und Mitteleuropa. Der Hauptfluß ist die Rhone (140 Bi. --- 1000 lang). Sie entströmt dem Rhonegletscher auf der Westseite des St. Gvtthart, fließt westlich durch das Wallisthal, durchströmt den Genfer See (11 (IW., 600 und bricht in reißendem Laufe und in einem engen Felsen- thale zwischen dem Jura und den Alpen durch. Bei Lyon empfängt sie die Saon, die auf den nördlichsten Höhen von Burgund entspringt, den Jurafluß Doubs (du) aufnimmt und nun der Rhone eine völlig veränderte Richtung anweist. Diese verstärkt sich noch durch die Alpen¬ flüsse Jsere und Durance und mündet in einem Delta, das wegen Versandung Seeschiffen unzugänglich ist. (Vergl. den Lauf der Rhone mit dem des Rheins.) II. Das französische Mittelgebirge, durch einen Tieflaudstreifen von den Pyrenäen geschieden, erhebt sich niit steilem Abfall ans der Rhone-Tiefebene und senkt sich in sanften Terrassen zum westlichen Tief¬ lande. Den Haupttheil desselben bildet: 1. ) Das südfranzvsische Bergland, eine ca. 1000 h. Pla- teaumasfe, die durch radial verlaufende große Flnßthäler in eine Reihe von Höhenzügen zerschnitten wird: u) Im SO. die Cevennen (sevennen, 1100 h.); - d) zwischen der Loire und Rhone die Gebirge von Vivarais (wiware), Lyonnais (livnne) und Charollais (scharolle); — o) zwischen der Loire und den Allier das Forez-Gebirge (forö); — ll) jenseits des Allier das Hochland der Auvergne (owirn) nut dem höchsten Punkte des französischen Mittelgebirges: Mont d'Or, 1900 '"/. Zahlreiche Bergkegcl aus vulkanischem Gestein, echte Krater-Vulkane, und Lavci- ströme sind Zeugen von einstiger vulkanischer Thätigkeit, besonders in der Auvergne (39 Vulkane), an die nur mehr die zahlreichen heißen Quellen erinnern. 2. ) Nördlich vom Charollais-Gebirge erhebt sich die niedere Cote d'Or (köt dor, Göldhügel, weil hier der berühmte Burgunder Wein wächst) und das Plateau von Langres (langr), das durch sichel¬ förmig gebogene Höheuzüge mit dem Wasgau zusammenhängt. Jenseits derselben liegt zwischen dem Wasgau und dem Argonnenwalde, der Wasserscheide zwischen Seine und Rhein, das von der Mosel und Maas durchflossene Plateau von Lothringen, 250 h. III. Das französische Tiefland (100 m. H.) zeichnet sich (wie das englische) vor dem deutschen durch wellige Beschaffenheit aus, das Hügelland der Bretagne fbretäng) und Normandie (normandi), erhebt sich im Mittel sogar bis 280 Drei große und viele kleinere Flüsse durchströmen das Tiefland und münden trichterförmig in den Kanal und den Ozean. 1. ) Die Sv in ine (somm) gehört ganz dem Tieflande an. 2. ) Die Seine (sen) entspringt am Plateau von Langres. Wegen ihres gewundenen Laufes ist sie unter den größer» Flüssen Frankreichs am wenigsten reißend und daher der Schiffahrt am günstigsten. Ihre ebenfalls schiffbaren Nebenflüsse sind: u) auf der rechten Seite: die 190 Aube (öb), Marne (niaru) und Oise (oas); b) auf der linken Seite: die Aonne (jonn), nut der Armanyon (armangßöng). 3. ) Die Loire (loär) entspringt am Nordostrand der Cevennen. Sie ist zwar, weil sie erst nach N., dann nach W. fließt, der längste unter den Frankreich ganz angehörigen Flüssen, aber auch der wasser¬ armste. Auf der linken Seite finden wir die bedeutendsten Nebenflüsse, weil hier das Bergland liegt: Allier (mit der Loire parallel fließend) und Vienne (wienn). 4. ) Die Charente (scharängt), nur Tieflandfluß. 5. ) Die Garonne (garön), der einzige bedeutende Pyrenäcnfluß, an der Mündung Gironde (schiröngd) genannt. Ihre Nebenflüsse: Tarn, Lot und Dordvgne (dordonj) kommen vom südfranzösischen Berglande und münden daher am rechten Ufer. 6. ) Der Adonr (adnr), ebenfalls aus den Pyrenäen kommend, aber nur Küstenfluß. Bezüglich seiner günstigen Bewässerungsverhältnisse steht Frankreich Rußland zur Seite. Alle französischen Flüsse werden in ihrem Mittlern und obern Laufe nur durch schmale und verhältnismäßig niedere Wasser¬ scheiden getrennt, die der Anlage von schiffbaren Kanälen keine Schwierigkeit entgegensetzen. So konnten die Franzosen den Ozean, das Mittelmeer und den Rhein durch Wasserstraßen verbinden. Die wichtigsteil sind: 1. ) Der Kanal du Midi (Südkanal) führt von der Garonne zum mittel¬ ländischen Meere. 2. ) Der Kanal du Centre (dü ßcngtr, d. h. Kanal der Mitte), zwischen dem Charollaisgebirge und der Cole d'or, führt von der Loire zur Saonc, also vom Ozean zum Mittelmeere. 3. ) Der Kanal von Burgund, zwischen der Cote d'or und dem Plateau von Langres, verbindet die Ariuanyon mit der Saone, also ebenfalls den Ozcan mit dem Mittelmeere. 4. ) Der Rheinkanal führt durch die burgundische Pforte vom Doubs zur Jll, verbindet also die Nordsee mit dem Mittelmeere. Klima. Die Wintertemperatur Frankreichs steht unter dem Ein¬ fluß des Golfstroms und der warmen ozeanischen Winde; mit Ausnahme der Alpengegenden ist in ganz Frankreich selbst die Januar- temperatur über 0° (vergl. Fig. 28). Gegen Osten hin wird das Klima eoutinentaler; die Winterkälte steigt, wie die Sommerwärme. Das westliche Frankreich hat wie Britannien vorwiegend Herbstregeu, das östliche wie Mitteleuropa Sommerregen. Die Küste am Mittelmeere gehört noch der subtropischen Hone an (s. S. 112). Pokitif-lic K eograplne. "Bevölkerung- Die absolute Bevölkernug beträgt 36 Mill., die relative daher 3800 (68 auf 1 Nur der an Belgien grenzende Theil und die Umgebung von Paris und Lyon sind so dicht bevölkert, wie die Jndustriebezirke Deutschlands und Belgiens. Die Franzosen gehören der romanischen Sprachfamilie und fast durchaus der katholischen Kirche au. 191 Im Alterthumc war Frankreich, damals Gallien genannt, von Kelten be¬ wohnt. Von Caesar der römischen Herrschaft unterworfen, nahmen sie sehr bald die lateinische Sprache an. Die spätere Einwanderung der deutschen Franken (daher Frankreich) änderte an dem Bolkscharakter wenig, und die heutigen Franzosen sind als die Nachkommen der alten, mit romanischen Elementen vermischten Gallier zu betrachten. Nur in einzelnen Gegenden der Bretagne wird noch keltisch gesprochen. Der französische Staat besteht ebenso Ivie der dentschc seit dem 9. Jahrhundert (s. S. 168). Früher ein Königreich unter dem Hause Bourbon (burböiig), ist das Staatswesen seit der großen Revolution (1789) fortwährenden Schwanknngen unter¬ worfen, bald Republik, bald napoleonisches Kaiserreich, bald Königreich; aber ungleich den Spaniern, die unter denselben Wirren litten, hat das französische Volk stets seinen Wohlstand und seine Macht zu behaupten gewußt. Kultur. 1.) Mildes Klima und fruchtbarer Boden fördern den Ackerbau, der in guten Jahren den Bedarf der Bevölkerung deckt. Von geringerer Bedeutung ist die Viehzucht. Der wichtigste Zweig der Laudwirthschaft ist der Weinbau: Frankreich ist das wein reichste Land der Erde. Die drei wichtigsten Sorten sind: a) die Bord eanx-Weine, von dem Aus- suhrplatze Bordaup (bordö) so genannt; sie wachsen an den Ufern der Garonne; b) die Burgunder-Weine, von denen die besten am südlichen Abhange der Cote d'or wachsen; e) die Champagner-Weine, entweder mvnssirende oder nicht moussi- rende, werden in der Landschaft Champagne (schampanj), besonders an den Ufern der Marne, gewonnen. Die gewöhnlichen Weine werden, wenn sie zur Ausfuhr bestimmt sind, zu starkem Branntwein gemacht, welcher unter dem Rainen Cognae (konjak) in den Handel kommt. In den nördlichen Gegenden, wo der Weinbau aufhört, wird aus Äepfeln der sogenannte Cidre (ßidr) bereitet. Das südliche Rhonegebiet hat mittelmeerländische Flora (Oliveubau); von besonderer Bedeutung ist die Kultur des Maulbeerbaumes. 2. ) Obwol Frankreich kaum mehr Steinkohlen besitzt, als das kleine Belgien (daher stete Einfuhr nvthwendig), und auch in der Eisen¬ gewinnung hinter Deutschland zurücksteht, so wurde es doch, Dank der Rüh¬ rigkeit, der Geschicklichkeit und dem natürlichen Geschmacke seiner Bewoh¬ ner, der zweite Industriestaat Europas, ja in der Formvollen¬ dung der Fabrikate übertrifft es England. Obwol sich die meisten frauzösischeu Städte mit Industrie befassen, so gibt es doch drei Bezirke, die als Hauptgebiete der Großindustrie bezeichnet werden müssen: 1.) Der nördliche Bezirk (Flandern, Picardie, Normandie) liefert vorzugsweise Leinen-, Schafwoll-und Baumwvllfabrikate; 2.) Paris mit Umgebung steht in Galanterie-, Bijouterie und Modewaren unter allen Industrie¬ städten der Erde unübertroffen da; 8.) der südliche Bezirk ist vorzüglich der der Seidenindustrie, seine Produkte übertreffen die aller übrigen Länder der Erde an Güte und Schönheit. Außerdem ist noch die Rübenzucker Fabrieativn zu erwähnen, worin Frankreich alle europäischen Staaten übertrifft. Die günstige Lage Frankreichs an den beiden wichtigsten Meeren Europas, sowie sein Reichthmn an Natur- und Jndustrieprodukten hat einen lebhaften Außenhandel hervorgerufen, so daß darili Frankreich die zweite Stelle in Europa einnimmt. Der Innenhandel wird durch großartige Commnnieationsuiittcl: Eisenbahnen, schiffbare Flüsse und Ka¬ näle, gefördert. 3. ) Geistige Kultur. Während die allgemeine Volksbildung auf einer verhältnismäßig niedern Stufe steht, haben die Franzosen in Wissen¬ schaft und Kunst Großes geleistet. In der zweiten Hälfte des vorigen 192 Jahrhunderts beherrschten sie das ganze geistige Leben in Europa, und seit dieser Zeit verbreitete sich ihre Sprache weit über die Landesgrenzen hinaus. Wenn auch ihre Herrschaft in dem letzten Jahrzehnt wesentlich beschränkt wurde, so ist sie doch noch in vielen Ländern die Sprache der höhern Gesellschaftsklassen, der Höfe und der Diplomaten. Mtftilcher Zustand und Topographie. Frankreich ist seit 1870 eine Republik, an deren Spitze ein gewählter Präsident steht. Die gesetzgebende Gewalt übt die aus den Deputirten des Landes bestehende Nationalversammlung und der Senat aus. Außer den europäischen Ländern besitzt Frankreich noch Kolonien in Asien, Afrika, Amerika und Australien. Das Land wird in 86 Departements eingetheilt, doch werden wir uns im Folgenden an die historische Provinzialeintheilung halten. 1.)Jsle de Franee (fl de frängß), das mittlere Tiefland der Seine, auch das Becken von Paris genannt, ist der geschichtliche Mittel¬ punkt von Frankreich; daher hier die alte Hauptstadt des Landes, Mcrris, am Zusammenflüsse der Seine und Marne, nach London die volkreichste Stadt Europas, 1>/-, Mill. Ew. Keine der großen französischen Städte ist zur Hauptstadt geeigneter als Paris, denn es liegt an dem der Schiffahrt günstigsten Flusse, an der Seine, die durch ihre Verbindung mit der Rhone eine bequeme Wasserstraße zwischen den beiden, Frankreich bespülenden Meeren bildet. Zudem liegt Paris auch nahe der Loire und kann also auch mit deni Südwesten des Landes flicht in Verbindung treten. Die Stadt liegt zu beiden Seiten der Seine und auf drei Inseln derselben. 1.) Die größte Insel enthält die Altstadt (Oits) mit dem gothischen Dome Notre Dame; auf der nördlichen Seite, am rechten Seine-Ufer, liegt La Bille (will, d. h. die Stadt) mit den prachtvollsten Gebäuden: der Louvre (lüvr) mit kostbaren wissenschaftlichen nnd Kunstsammlungen, die Tuilerien (tülrien, ehemals der Palast der französischen Kaiser, mit ausgedehnten Gärten). An dem Südufer liegt das l' Univ ersite (lüniversite, auch Quatier latin skalier latengf genannt). Gegen die Seine hin breitet sich das Mars seid aus. 2.) Diese ältesten Theile der Stadt werden durch einen breiten, ringförmigen Straßengürtel, den Boulevards (bulwärs) von den innern Vor¬ städten, und diese 3.) durch einen zweiten Straßengürtel, den Barrieres, von den äußern Vorstädten getrennt, worauf 4.) die Befestigungswerke (Forts) folgen. Paris ist also, wie London, stetig von innen heraus gewachsen. Die Bedeutung von Paris: 1. ) Paris ist die erste Industriestadt Frankreichs. Die Pariser Industrie beschäftigt sich hauptsächlich mit denjenigen Artikeln, bei welchen es weniger auf den Stoff, als auf geschmackvolle Form oder sinnige Einrichtung ankommt, und steht hierin unübertroffen da. In Modewaren beherrscht Paris die ganze civilisirte Welt. 2. ) Paris ist die erste Handelstadt Frankreichs, wo die zahlreichen sranzösischen Kunst- und Naturprodukte ausgestapelt und mittelst des von der Stadt strahlenförmig über das Land gespannten Eisenbahnnetzes nach allen Seiten hin ver¬ sendet werden. Anderseits sammeln sich hier wieder die Produkte des Auslandes, um ihren Weg nach den verschiedenen Gegenden Frankreichs zu nehmen. Zudem sind in Paris zahlreiche Handelsgesellschaften, und diese Stadt ist der erste Geldmarkt nicht nur Frankreichs, sondern des Continentes überhaupt. 3. ) Paris ist für Frankreich der Mittelpunkt des wissenschaftlichen Lebens und der Literatur. Das wissenschaftliche Leben concentrirt sich in der Akademie, der Universität und im Pflanzengarten (le saräin üss plante»). 4. ) Paris ist der Mittelpunkt des politischen Lebens in Frankreich. 193 In der Umgebung von Paris liegt die einstige Residenz der Könige, Versailles (wärßäj, 60,000 Ew.), und Fontaineblau (fvntänblö), auch historisch berühmt; ferner St. Denis (ßän dm), einstens die Todteu- stadt der französischen Könige, und der Flecken Sc vres (süvr) nut der ersten Pvrzellanfabrik Europas. Soisfous (soassöug). Im N., wo Frank¬ reich gegen Belgien offen liegt, der blühende Jndustrieort St. Quentin (kangteng) inniitten zahlreicher Schlachtfelder. 2. ) Das französische Flandern und Artois (ardoä), zwischen der belgischen Grenze und der Somme. a) Da hier ebenfalls Natnr- grenzen fehlen, so vertreten die Stelle derselben zahlreiche Festungen: Arras, Dille (lill, 150,000 Ew.), zugleich eine wichtige Fabrik- und Handelstadt, Valenciennes (walang-ßienn) und Cambray (kambre), ebenfalls Industriestädte. - d) Die großen Weberstädte Roubaix (rube, 70,000 Ew.) und Toureving (turkäonj). — o) Seestädte: Dünkirchen (Dunkerque), Calais (kale, Festung, Ueberfahrt nach Dover) und B vu¬ lv gne, (bnlvni 40,000 Ew.) 3. ) Picardie (pikardl), zu beiden Seiten der untern Somme; Hauptstadt Amiens (amiang, 60,000 Ew.), Abbeville (abbwill, mit bedeutenden Tuchfabriken). 4. ) Normandie (normaudi) umfaßt die gleichnamige Halbinsel und das Land an der untern Seine. — n) An der Seine: Elbens (elbof), Hauptsitz der französischen Tuchfabrieation, die Hauptstadt Wouen (ruäng, 100,000 Ew.), erste französische Stadt für Baumwollindustrie, und Le Kcrvrre (havr, 90,000 Ew.), Haupthafen von Paris und in lebhaftem Verkehre mit Nordamerika, die zweite Seestadt Frankreichs. — b) In der untern Normandie liegt Caen (käng, 40,000 Ew.) und auf der Nordseite der Halbinsel der wichtige Kriegshafen Cherbourg (scher- burg), das großartigste Werk der Wasserbanknnst aller Zeiten. tl. W e st 1 v cn r li n e i cis - 5. ) Bretagne (bretänj), die Halbinsel bis an die Loiremündung. — a) Die Küste ist eine ausgezeichnete Klippenküste; da aber keine größern Flüsse eine Verbindung mit dem Innern Herstellen, so konnten hier nur Kriegshäfen angelegt werden, wie Brest (70,000 Ew.), Frankreichs erster Kriegshafen, und L'Orient (lvriäng). — d) Im Innern des Landes liegt die Hauptstadt Neun es (renn, 50,000 Ew.) — e) An der Loire¬ mündung die vierte französische Seestadt Wcrntes (nangt, 110,000 Ew.), Handel mit Amerika, Afrika und Spanien. 6. ) Poitou (poatn), die Küstenlandschaft zwischen der Loire- und Garonnemündung. Hauptstadt Poitiers (poatie); La Rochelle (ro- schÄ) und Rochefort (roschför) au der Charente sind befestigte See¬ plätze von geringer Bedeutung. Da Poitou ein Flachland ist und daher auch Flachküste besitzt, so hat sich an der Küste ein ähnliches Mnrschgebiet gebildet, wie an der Nordsee, nnd die Dunen sind in gleicher Weise zu Inseln zertrümmert worden. Dieses Mnrschgebiet heißt die Bcndee (wangde), berühmt durch die heldcnmnthigen Kämpfe, die zur Zeit der großen Revolution die Bauern für König und Kirche gegen die republikanischen Ge¬ rs 194 wälthaber führten. — Ueber Poitiers führt die einzige Straße vom Süden nach Paris, und so ist es erklärlich, daß hier das zweite große Schlachtfeld von Frankreich zu suchen ist. III. Südfircrnkweich. 7. ) Guicnnc (gicnn) und Gascogne (gaskvnj), zu beiden Seiten der Garonne bis an die Pyrenäen. Da mächtige Dünenketten an der Küste sich aufthürmen und daher die Häfen versandet sind, so concentrirt sich der ganze Verkehr im halbmondförmigen Becken der Gironde. Hier liegt die dritte Seestadt Frankreichs, WowdecruX (190,000 Ew.), mächtig aufblühend durch die Ausfuhr der Weine, die an den Ufern der Garonne wachsen. Berühmte Weinorte sind Medoc an der Gironde und Mon¬ tauban (montobäng) an der Tarn. Das übrige Land ist arm, denn da durch die Dünenkette den Flüssen der Ausgang versperrt wurde, so hat sich hinter denselben ein ödes Sumps- und Morast¬ gebiet gebildet, und der Westwind trug die Dünen landeinwärts und versandete weithin die Felder, bis sie durch Anpflanzungen fest gemacht wurden. Das sind die Heiden oder Landes (läNgd), die nur eine Hirtenbevölkerung kümmerlich ernähren können. 8. ) Die Phrenäenland schäften: a) Jm W. (Navärra undBearne fbeärf) Bayonne (bajön) an der Adourmündung, eine starke Festung zur Bewachung des westlichen Pyrenäenüberganges, und Pau (pö) in herrlicher Lage am Fuße der Pyrenäen und von zahlreichen Kranken besucht. — b) Im O. (Foix ffoäf und Roussillon frusfiljöngf) die starke Festung Perpignan (perpinjäng) zur Bewachung der östlichen Pyrenäen¬ straße. 9. ) Languedoc (langdvk), die Landschaft zwischen derff Cevennen und dem Meere, zwischen der Rhone und Garonne. — a) Im Innern des Landes liegt an der Garonne, die von da an schiffbar wird, Uou- I'ousie (tnlüs, 110,000 Ew.), zu dessen Handelsblüte die wichtige Lage zwischen dem Ozean und dem Mittelmeere und die durch den Kanal her¬ gestellte Verbindung zwischen beiden wesentlich beiträgt; ferner Car- cassone (karkasfön), dessen Tuchfabriken die Levante versorgen, Mont¬ pellier (mongpellie, 50,000 Ew.) und das industrielle Nimes (nüns, 60,000 Ew.) — d) Seestädte: Cette (ßett), mit künstlichem Hafen, führt die Weine der Languedoc aus; Narbonne (narbvn) ist jetzt unbedeutend, da der ganze stäche Küstenstrich allmülig vollkommen ver¬ sandet. 10. ) Die Provence (provängß), östlich von der Rhone und den westlichen Theil der Seealpen umfassend. - — a) In der Rhone-Ebene liegen die historisch berühmten Städte: Avignon (avinjöng), im 14. Jahr¬ hundert der Sitz der Päpste, und Arles (arl). Südöstlich davon die Hauptstadt Aix (äkß) init Heilquellen. — b) An der vorzüglichen Steil¬ küste, der besten Frankreichs (da die Alpen hier ganz an das Meer heran¬ treten): Mcrrseille (marsnj, 240,000 Ew.), der erste Hafen Frank¬ reichs, und Toulon (tulöng, 60,000 Ew.), ein wichtiger Kriegshafen und das größte See-Arsenal des Landes. Marseille ist eigentlich die Rhonemündungsstadt, liegt aber nicht an der Mündung selbst, da die Küste daselbst versandet ist. Schon durch seine Lage am Mittelmeere ist es vorzüglich auf den Levantchandel angewiesen, aber auch der Handel mit Ostindien ist von Bedeutung. Seit der Eroberung von Algier hat sich die Stadt 195 mächtig gehoben und ist jetzt der erste Handelsplatz nm eigentlichen Mitte line cre. Auch ist sie ein Hauptplatz für Oelhandel und Seisenbereitnng. Hyöres (hiers), den gleichnamigen Eilanden gegenüber, ist wegen seines milden Klimas ein berühmter Knrort. — a) Den südöstlichsten Theil von Frankreich nimmt das (bis 1860 italienische) Gebiet von Nizza (50,000 Ew.) ein, welche Stadt ebenfalls als Knrort Berühmtheit erlangt hab — et) Die Stadt Monaco bildet ein souveränes Fürsten - thum, den kleinsten Staat von Europa (ch^ sLM., 15 dM»,, mit 5700 Ew.) IV. Gllfuclnkweich. 11. ) Dauphine (dofiue), das von der Jsere durchflossene Alpen¬ land. Die Hauptstadt und Festung Grenoble (grenobl) an der Jsere bewacht die Alpenpassageri. An der Rhone Bi en ne (wienu), eine altbe¬ rühmte Stadt. 12. ) Savoyen, rauhes Alpenland (bis 1860 italienisch) mit der Hauptstadt Chambery (schamberl). 13. ) Burgund, von der Saone durchflossen. Die Hauptstadt Dijon (40,000 Ew.) liegt am burgundischen Kanal. Le Creuzot (krösö), das größte Eisenwerk Frankreichs. 14. ) Die Franche-Comte (fransch-k., Freigrafschaft Burgund) am Westabhange des Jura, vom Doubs durchflossen. Die feste Haupt¬ stadt Besanyon (besangßöng, am Doubs, 40,000 Ew.) und die Festung Belfort (belför) vertheidigen die burgundische Pforte. 15. ) Französisch-Lothringen, die von der Mosel und Maas durchflossene Plateaulandschaft. Da es ein wichtiges Durchgangsland aus Deutschland nach Frankreich ist, so wurden hier ebenfalls Festungen an¬ gelegt: Toul (tül) an der Mosel, wo diese sich der Maas nähert und schiffbar wird, und Verdun (verdang) an der Maas, am Uebcrgangs- punkte der großen Straße von Mainz nach Paris. Nancy (nangßi, 50,000 Ew.) und Lnneville (lünevill) waren einst die Residenzstädte der Herzoge von Lothringen. 16. ) Champagne (schampänj), von der Seine, Aube und Marne durchflossen. Der kahle Kreidebvden bietet nur dürftige Weideplätze, und der berühmte Wein gedeiht nur unter sorgsamster Pflege an den Thal¬ abhängen der Flüsse. Die Hauptstadt Troyes (trvaje, 40,000 Ew.) an der Seine. An der Marne liegt CH alons (schalöng) und Epernay (eperne), der Hauptsitz des Weinhandels. Reims (rähngs, 70,000 Ew.), die alte Krönnngsstadt. Die Festung Sedan (sedäng) im Maasthale beherrscht dieses nördliche Eingangsthor. Die Champagne ist das dritte unter den großen Schlachtfeldern Frankreichs, denn jedes von Osten kommende Heer muß dieses Land passiven, um die Hauptstadt zu erreichen, zu der die Seine und Marne hiuleiten. V. Mnttelifunnkrkeicb oder die Loireland schäften. 17. ) Lyonnais (lionne), die Gebirgslandschaft zwischen Loire und Rhone, wichtiger Jndustriebezlrk. Lyon (liöng, 300,000 Ew.), au dem Zusammenflüsse der Rhone und Saone, ist der erste Seideumarkt Europas; IS» 196 — St. Etienne (Eticnn, 90,000 Ew.), inmitten großer Steinkohlenlager, ist für Eisen- und Stahlindustrie die wichtigste Stadt Frankreichs. Lyon, die zweite Stadt Frankreichs und zur Zeit der Römerhcrrschaft die Hauptstadt desselben, ist infolge seiner günstigen Lage am Zusammenflüsse zweier schiffbarer Ströme und nahe an der Grcnzscheide zweier entgegengesetzter Meeres- gcbiete auch ein Hauptemporium des inner» Verkehrs. 18. ) Auvergne (overnj). Städte: Clermont (klerinöng) und Limoges (limösch, 50,000 Ew.) an der Vienne. 19. ) Die Stufenlandschaften der Loire: Nivernais (niverne), Bourbonnais (burbonne) und Berry mit Bonrges (bursch). 20. ) Orleannais (orleanne). Orleans (orleäng, 50,000 Ew.) am nördlichsten Punkte der Loire, daher hier die Straße von Paris nach dem südwestlichen Frankreich den Fluß überschreitet. 21. ) Die untern Loirelandschaften: Maine (mahn), Anjou (anjn*) und Touraine (tnrän), »der Garten Frankreichs«, mit den Hauptstäd¬ ten: Le Mans (mangs, 40,000 Ew.), Angers (anscher, 50,000 Ew.) und Tours (tür, 40,000 Ew.) an der Loire. VI. Die Insel Eorrlicer ist durchwegs gebirgig (Monte Rotvndo über 2700 hoch) und rauh. Ihre Bewohner, die Cors en, sprechen italienisch nnd find wegen ihrer Roheit und Rachsucht, aber auch durch Tapferkeit und Freiheitssinn bekannt. Hafenplätze: Bast la und Ajaeeio (ajcktscho), Geburtsort Napoleons I. 8 73. Die Schwein Genf uw. von 46, 24. Basel sw. von 48, 25. Bregenz ö. von 47^, 27. Finstermüntz sö. von 47, 28. Como sw. von 46, 27. Großer St. Bernhard sw. von 46, 25. p k >0' i e K c o g rnx t> ic. Grenzen nnd Größe. Die Schweiz ist der einzige größere euro¬ päische Staat ohne Meeresgrenzen. Gegen das deutsche Reich wird die Grenze durch den Rhein lind den Bodensee gebildet (doch liegt Schaff¬ hausen jenseits des Flusses); gegen Frankreich, Italien nnd Oesterreich verläuft sie auf dein Kamine des Jura und der Alpen. Der Flächen¬ inhalt beträgt 750 fOM. (oder 41,000 (D^). Aer Wodeu und seine Bewässerung. Die Schweiz, das höchste Land Europas (Gegensatz zn Holland), zerfällt in Bezug auf Bodenbil¬ dung in drei Theile, welche in der Richtung von SO. nach NW. so auf einander folgen: Alpenland, Hochebene, Jura. Die Alpen nehmen die größere Hälfte des Landes ein. I. Die Schweizer Alpen bilden den erhabensten Theil des ganzen Alpengebirges, nnd ihnen verdankt das Land hauptsächlich seine Berühmt¬ heit (vergl. Tab. S. 158). Das französische j wird wie sanftes sch ausgesprochen. 197 Der Hauptreichthum des Landes liegt in der erhabenen Schönheit seiner Alpen- wclt, und so kommt es denn, das; die Schweiz das große Verkehrs ha ns aller gebildeten Nationen Europas geworden ist, die immer wieder die Alpen anfsuchcn, um sich geistig zu erfrischen und zu starkem Wesentlich trägt dazu bei die centrale Lage des Landes, das ein Schweizer mit Recht das »europäische Gast¬ haus« genannt hat. ll) Die Centralzone südlich vom Rhone- und Rheinthale (vergl. stets ß 68). 1. ) Die peuninischen oder Walliser Alpen. Zwischen den Längenthälern der Rhone und Dora Balten erhebt sich der Hcmptkanun des Matterhorn (4500 "/) und Monte Rosa (über 4600 "sch nut den zahlreichsten und gewaltigsten Gletschern. Der nördliche und südliche Ab¬ hang wird durch Querthäler und Querjoche zerschnitten, auf dem östlich¬ sten erheben sich die Mischabelhörner (noch nahe an 4600 chch. Zwischen dem Montblanc- und penuiuischm Gebirge sinkt der Hauptkamm im großen St. Bernhard zu 2500 lieber diesen Paß führt ein Saumweg von Martigny nach Aosta; berühmtes Hospiz, Bernhnrdinhuudc. 2. ) Die lepontinischen Alpen. Entlang dem Rhvne-Rheinthale erhebt sich der Hanptkamm: das St. Gvtthardgebirge. Nach S. ziehen zwei große Querthäler, das Toee (totsche)- und Tessinthal, die sich in der Senke des Lago maggiore (matschore) vereinigen. Der Hanpt- kannn wendet sich im Ädnlarstock nach S.; vom Bernhardiupaß zieht das Thal des Hinterrhein (mit der Via mala-Schlttcht) nach N., das Mesvecothal nach S., um sich mit dem Tessinthal zu vereinigen. 3. ) Die rhätischeu Alpen werden in ihrer Mitte von einem großen Längenthal durchzogen. Dnrch das weitaus größere Engadin fließt der Inn nach NO., durch das Vergelt die Mera zum Cvmosee; die flache Wasserscheide heißt der Malojapaß (1800 '^/). In dem südlichen Hauptkamme erhebt sich die Bernina- (4000 ^), im nörd¬ lichen die Silvretta-Grnppe (3400 "/); von dieser zieht die Rha- tikonkette nach NW. (Grenze gegen Oesterreich). d) Die nördliche Zone. 1. ) Die Berner Alpen. Dein Rhvnethale entlang zieht der Haupt¬ kamm, im O. sich zur gewaltigen Finsteraarhvrnmasse, einer Unge¬ heuern Fels-, Schnee- und Eiswüste, erhebend. Neben dem Finster- aarhvru (4300'"/) gibt es noch eine große Anzahl hoher Gipfel. Der größte Alpengletscher, der Aletschgletscher, 3 M. (20 Al/„,) lang, befindet sich ans der Südseite. Nach N. hin werden die Alpen der nördlichen Zone, die meist mit dem Rhone-Rheinthal parallel ziehen, immer niederer. 2. ) Die Vierwaldstätter Alpen. Im S. erhebt sich, ümrch den Fnrkapaß vom Gvtthardgebirge getrennt, der Dammastock (3600 "/h mit dem Rhvnegletscher. Unter den nördlichen Alpen ist die Pilatus¬ gruppe (2100 '"/) am bedeutendsten. 3. ) Die Glarner und Schwyzer Alpen. Der Hauptkamm mit dem Tödi (3600 "/) zücht entlang dem Rheinthale. Unter den nörd¬ lichen Alpen ist der Glärnisch (2900 "/) der höchste, der Rigi (1800 "/) der berühmteste. 198 Die Berggruppe des Rigi erhebt sich inselartig zwischen dem Vierwaldstätter, Zuger und Lowerzcr See und ist der berühmteste Aussichtspunkt in der Schweiz. Eine kühn gebaute Eisenbahn führt jetzt bis zur Höhe. 4.) Die St. Gallener Alpen mit der Gruppe des hohen Säntis (2500 «/). Nördlich von dm Alpen bis au den Jura erstreckt sich die Schweizer Hochebene, ein fruchtbares Hügelland von 500 '7 Mittelhöhe. Die Entwässerer der centralen Alpenzone sind der Rhein, die Rhone, der Inn und der Tessin. Der Rhein entspringt am St. Gotthard, fließt bis Chur durch ein Längen-, dann bis zum Einfluß in den Bodensee (s. S. 162) durch ein Querthal. Seine Hauptnebenflüsfe sind der Hinterrhein, der im Adularstock entspringt, und auf österreichischem Boden die Jll. Die Rhone entströmt dem Rhonegletscher, fließt durch das Längen¬ thal Oberwallis, dann durch das Querthal Unterwallis dem Genfer See (11 (DM., 600 zu, dessen tief eingesenkte Ufer eures milden Klimas und einer üppigen Vegetation sich erfreuen. Der Entwässerer der Nordalpen in der Hochebene ist die Aar, die dem Rhein die Gewässer aller großen Schweizer Raudseen mit Ausnahme des oben genannten znführt. Sie entspringt am Finsteraarhorn und fließt erst durch das Haslithal nach NW., wobei sie den prächtigen Handeckfall bildet; durchfließt hierauf die durch die Schuttanhäufung des »Bödeli« von einander getrennten Brienzer und Thuner Seen und wendet sich dann gegen den Jura, der sie aber zwingt, feinem Fuße entlang nach NO. dem Rheine zuzuströmen. Ihre Nebenflüsse sind: 1.) auf der linken Seite die Saane und die Zihl, der Abfluß des Bieler, Neuen¬ burger und Murtensees; 2.) auf der rechten Seite die Emmen; die Suren, der Abfluß des Sempacher Sees; die Reuß, die am St. Gott¬ hard entspringt, den kreuzförmig gestalteten Vierwaldstätter See durch¬ fließt und den Abfluß des Zuger Sees aufnimmt; und die Limmat, die als Linth am Tödi entspringt und, nachdem sie die Gewässer des Wallensees ausgenommen hat, den Züricher See durchfließt. Die wichtigsten Alpenstraßen der Schweiz zur Verbindung zwischen Deutschland und Italien sind folgende: 1. ) Die Kunststraßc über den Simplnn (2100 ^"/), die älteste, von Napoleon I. in großartigem Maßstabe (613 Brücken, 7 Galerien und 20 Zufluchtshäuser) gebaute Alpenstraße, beginnt bei Brieg in Oberwallis und endigt in dem zum Lago Maggiore führenden Tocekhale. 2. ) Die Kunststraße über den St. Gotthard (2100 "°/). Da die Ufer des Vierwaldstätter Sees zu einer Straßeuanlage zu steil sind, so führt die Straße von Zürich das Sihlthal hinauf bis zum Lowerzcr See und von da nach Brunnen und Flüelen. Von da aus verfolgt sie das Renßthal und jenseits des St. Gotthard das Ticinothal und endet ebenfalls am Lago Maggiore. Jetzt wird ein Eiscnbahntunuel durch den St. Gotthard gebaut. 3. ) Die Rh ei ustraße. Vom Bodensee führt das Thal des Rhein zu zwei Pässen, über die Kunststraßen angelegt sind: der Bernhardinpaß führt in das Misoccothal und zum Lago Maggiore, der Splügenpaß (2100 zum Comoscc. Am bequemsten ist die Splügenstraße, denn ihre zahlreichen Windungen machen es sogar dem schwersten Lastwagen möglich, ohne Vorspann die Paßhohe zu erreichen. Die genannten Straßen vereinigen sich zuletzt in Mailand. — 199 — Jenseits der Hochebene streicht in einem mit den Alpen parallelen Bogen vom Rhein bis zur Rhone der Schweizer Jura, ein aus zahl¬ reichen Parallelketten und schmalen Längenthälern (das größte das des Doubs) bestehendes wasserarmes Kalkgebirge. Der Abfall ist nach SO. steil, nach NW. sanft verlaufend. Der höchste Punkt, Cret de la neige (nesch), 1700 liegt ans französischem Boden. Klima, lieber die klimatischen Verhältnisse der Alpen ist schon im Z 68 gesprochen worden. Die Hochebene hat selbstverständlich mil¬ deres Klima, als die höher gelegenen Alpenthäler, besonders die Um¬ gebung des Genfer Sees, aber auch hier sinkt die Januartemperatur unter 0°. Infolge der Abgeschlossenheit vom Meere hat das Klima einen con- tinentalen Charakter mit bedeutenden Wärmeschwankungen. Aokilifckic Keograplne. Bevölkerung. Die absolute Bevölkerung beträgt 2stig Mill., die relative daher 3600 (64 ans 1 Die Alpen gehören zu den am schwächsten bevölkerten Gebieten Mitteleuropas, dann aber steigt die Dichtigkeit gegen N. so rasch, daß die Gegend von Zürich bis Basel bereits zu den dichtest bevölkerten gehört. Der Sprache nach scheiden sich die Schweizer in ea. Istg Mill. Deutsche, stg Mill. Franzosen, st,; Mill. Italiener und Rhäto- ladiner. Istg Mill, bekennen sich zur protestantischen, 1 Mill, zur katholischen Kirche; jene herrscht in der Ebene, diese im Hochgebirge. Die ältesten Bewohner der Schweiz waren K e lt e n, die unter römischer Herr¬ schaft die lateinische Sprache annahmen. Aus dieser entwickelte sich das Rhätoladi- nische, das noch im obern Rhcinthal und im Engadin gesprochen wird. Im frühesten Mittelalter erfolgte die deutsche Einwanderung von NO., nur der äußerste SW. blieb romanisch (französisch). Die Italiener drangen im Tessinthal vor. Ursprünglich gehörte die Schweiz zum deutschen Reiche. Als die Habsburger die Umwohner des Vierwaldstätter Sees, ein freies und tapferes Baucrnvolk, sich unterthan machen wollten, gründeten diese einen Bund (Eidgenossenschaft, Sage von Tell nuo Geßler) und behaupteten in glücklichen Kämpfen nicht nur ihre Unabhängigkeit, sondern erweiterten auch immcrmehr ihre Herrschaft. In: 16. Jahr¬ hundert bestand die Eidgenossenschaft bereits aus 13 Cantonen; zu diesen kamen in der französischen Revolution nnd nach Napoleons Sturz 9 neue, welche früher nur in einem losen Verhältnisse zum Bunde gestanden hatten. Die Abhängigkeit vom deut¬ schen Reiche hatte schon nm Ende des 15. Jahrhunderts aufgchört. Kuüur. Der Ackerbau kann in Alpenregionen nur spärlich be¬ trieben werden; die Hauptkornkammer ist die Hochebene, doch kann auch sie den Bedarf nicht im entferntesten decken. Geschätzte Weine wachsen im Züricher und Genfer See. Hingegen laden die trefflichen Weide¬ plätze der Alpen von selbst zur Viehzucht ein, die die Hauptnahrnngs- quelle nicht blos der schweizerischen, sondern der Alpenbewohner überhaupt bildet. Besonders steht die Rindviehzucht ans einer sehr hohen Stufe (Käse: Großer, Emmenthaler u. s. w.) Das geringe Erträgnis des Bodens trieb von jeher zur Auswan¬ derung wie zu industrieller Thätigkeit, die vorzüglich in der ebenen Schweiz, trotz Kohlenmangels, in der höchsten Blüte steht. Die nord¬ östliche Schweiz ist einer der wichtigsten Bezirke für Baumwoll- und 200 Seidenindustrie, die südwestliche bietet Unübertroffenes in der Anferti¬ gung von Uhren und Bijouterien. Die Handels tage der Schweiz ist sehr wichtig: sie ist die na¬ türliche Vermittlerin zwischen Deutschland und Italien; ja die Gott- hardbahn wird sie znm Bindeglieds der kürzesten Straße von England nach Indien machen. Volksbildung und Pflege der Wissenschaften blüht nicht minder, wie der materielle Wohlstand. 'UoMischer Zustand und Lintljeilung. Die Schweiz bildet eine Bundesrepublik von 22 Cantonen, die in ihren innern Angelegen¬ heiten ganz selbständig sind. Die Gesetzgebung liegt in den Händen des Nativncilrathes und Ständc- rathespzu jenem schicken je 20,000 Bewohner einen, zu diesem jeder Canton ohne Rücksicht auf seine Größe zwei Vertreter. Die oberste vollziehende Behörde ist der aus sieben gewählten Mitgliedern bestehende Bundesrath. I. Die vier Wcrldccrutone lagern sich nm den Vierwaldstätter See. Die drei Urcantone (Schwyz, Uri und Unterwalden) gehören dem Alpenlande, Luzern dem Alpenlande und der Ebene an. 1. ) Schwyz, mit der gleichnamigen Hauptstadt, reicht vom Vierwaldstätter bis zum Züricher See. An ersterein ist Brunnen, die »Perle des Vierwaldstätter Sees«, der Hafenort. Küßnacht mit der »hohlen Gasse«, wo Dell den Landvogt tiödtete. 2. ) Uri, das Hauptthal der obern Reuß mit seinen Nebenthälern. Hauptstadt ist Altdorf, Flüelen der Hafen. Auf der Wiese Rütli am See wurde der Bund der Urcantone geschlossen (1307). Im Schächen- thale liegt Bürgten, Teils Geburtsort. 3. ) Unterwalden theilt sich in zwei Halbcantone: ob dem Walde und nid dem Walde. In diesem ist Stans, in jenem Sarnen der Hauptort. 4. ) Luzern mit der gleichnamigen Hauptstadt am See. Sem¬ pach ist durch den Heldentod Arnolds von Winkelried (1386) berühmt geworden. II. Die übrigen neu:: erbten Kantone sind sämmtlich nach ihren Hauptorten benannt und (mit Ausnahme Freiburgs) von Deutschen bewohnt. 5. ) Zug, der kleinste Canton. Die Hanpstadt liegt am See glei¬ chen Namens. Bei Morgarten am Eingänge ins Alpenland hatten die Urcantone den ersten Kampf für ihre Unabhängigkeit zu bestehen (1315). 6. ) Zürich. Der Canton liegt um den gleichnamigen See und erstreckt sich im N. bis an den Rhein, gehört also der Ebene an. Zü¬ rich (20,000 Ew.), am Nordende des gleichnamigen Sees, ist die erste Industriestadt (Mittelpunkt der Seiden- und Baumwollindustrie) und als Ausgangspunkt der Gotthardstraße der Hauptvrt für den Handel mit Italien, zugleich auch der geistige Mittelpunkt der deutschen Schweiz (Uni¬ versität, Polytechnikum). Winterthur nimmt an der Jndnstriethätigkeit Zürichs lebhaften Antheil. 201. 7. ) Glarus, das Thal der Linth, an der auch die Hauptstadt liegt. In dieses Thal ist unter allen Thälern der Hochalpen die Indu¬ strie am meisten vorgedrungcn. 8. ) Appenzell scheidet sich in zwei Halbcautone, von denen der südliche, Appenzell-Jnnerrhoden, mit katholischer, in einfachen pa¬ triarchalischen Verhältnissen lebender Hirtenbevölkerung und dem dorf- ähnlichen Hauptorte Appenzell dem Alpenlande, der nördliche, Appen- zell-Außerrhoden, mit protestantischer und industrieller Bevölkerung Md dem Hanptorte Herisau der Ebene angehört. 9. ) Schaffhausen liegt auf der rechten Seite des Rheins, an dessen nördlichem Knie die Hauptstadt liegt; unweit davon (bei Laufen) der berühmte Rheinfall. 10. ) Basel ist der dritte Canton, der sich in zwei Halbcantone scheidet. — u) Die Stadt Basel (40,000 Ew.) am Rheinkuie ist durch ihre Lage au der großen Rheinstraße und an der burgundischen Pforte die erste Handelstadt der Schweiz geworden, zugleich ein zweiter Mittel¬ punkt der Seideninduftrie. — d) Baselland mit dem Hauptort Liestal. 11. ) Solothurn mit der Hauptstadt gleichen Namens an der Aar. 12. ) Bern ist der einzige Canton, der sowol an den Alpen wie an der Ebene und an dem Jura Antheil nimmt. Hauptfluß ist die Aar, an der die Bundeshauptstadt der Republik, Bern (40,000 Ew.), liegt. — Im Berner Oberlande, dem beliebtesten Zielpunkte der Reisen¬ den, deren Hauptstationsorte Unterseen und Interlaken auf dem »Bödeli« sind, ist der bedeutendste Ort Thun am Ausflusse der Aar am Thuner See. 13. ) Freiburg ist der einzige unter den alten Cantonen, der ge¬ mischte Bevölkerung (Deutsche und Franzosen) hat. Er besteht aus dem Thale der Saane, in dem die Hauptstadt liegt, und dessen Nebenthälern. Murten am See gleichen Namens. III. Die neun neuen Kantone: a) Die drei französischen Cantoue: 14. ) Genf am Westende des gleichnamigen Sees. Genf, am Ausflüsse der Rhone, ist die volkreichste Stadt der Republik (50,000 Ew.), der Hauptort für Erzeugung von Uhren und Bijouteriewaren und der geistige Mittelpunkt der französischen Schweiz. 15. ) Waadt, das weinreiche Hügelland zwischen dem Genfer und Neuenburger See. Die beiden wichtigsten Städte, der Hauptort Lau¬ sanne (losänn) in herrlicher, mit Billen besäeter Umgebung und Vevey (wewe), liegen am Genfer See. 16. ) Neuenburg (Nenchatel snöschatcls), die Juralandschaft am See gleichen Namens, an dem die industrielle Hauptstadt Neuenburg liegt. Die armen Bewohner des Jura beschäftigen sich mit Spitzenklöp¬ pelei, Uhrenfabrieation und Anfertigung physikalischer und mathematischer Instrumente. Die Hauptortr dafür sind die Dörfer Chaux de Fonds (schö de föng) und Locle (lokl). 202 d) Die drei deutschen Cantone: 17. ) Aargau umfaßt das Mündungsgebiet der Aar, Reuß und Limmat. Die Hauptstadt Aarau liegt an der Aar. In einiger Ent¬ fernung dem dem Einflüsse der Reuß und Limmat in die Aar erheben sich die Ruinen des Schlosses Habsburg (d. i. Habichtsburg), der Stamm¬ burg des österreichischen Kaiserhauses. 18. ) Thurgau, das Thal der mittleren Thur (mit den Neben- thälern) nördlich bis zum Bodensee. Hauptstadt Frauenfeld. 19. ) St. Gallen dehnt sich vom Züricher und Wallensee bis zum Rhein und Bodensee aus. Die Hauptstadt St. Gallen (20,000 Ew.), um das im Mittelalter hvchberuhmte Kloster entstanden, ist jetzt vor¬ wiegend Industriestadt (Baumwolle). Rorschach ist der Hafenplatz am Bodensee. Im wilden Taminathale liegt der Badeort Pfäffers. o) Die drei südlichen Cantone: 20. ) Graubünden, der größte, aber am schwächsten bevölkerte Canton, umfaßt das Längenthal des Rhein mit dessen Nebenthälern und das Engadin, das am bevölkertsten und wohlhabendsten ist, obgleich die höchste angebaute Gegend Europas. Die Bevölkerung ist theils deutsch, theils rhäto-ladinisch. Die Hauptstadt Chur am Rheinknie ist wichtig als Ausgangspunkt der vielbesuchten Rheinstraße. 21. ) Tessin, das Haupthal des obern Tessin mit dessen Neben¬ thälern umfassend, hat durchaus italienische Bevölkerung. Die befestigte Hauptstadt Bellinzona am Ticino treibt als Ausgangspunkt der Gott¬ hard- und Bernhardinstraße lebhaften Transithandel. Am Lago Mag¬ giore liegt Locarno. 22. ) Wallis umfaßt das gleichnamige Rhonethal und dessen Ne- benthäler. Die Bevölkerung von Oberwallis spricht deutsch, die von Unterwallis französisch. Hauptort ist Sitten; das Leuker Bad in einem hohen Gebirgskessel am Fuße des Gemipasses. Das kleine, souveräne Fürst ent hum Liechtenstein (3 sssiM. 180PZ^, mit 8000 deutschen Einwohnern) mit dem Hauptorte Va¬ duz wird durch den Rhein von St. Gallen getrennt. 8 74. Die österreichisch-ungarische Monarchie. (Allgemeine Uebersicht.) D k, U s > l e G « v g r a p !> i e. Kreuzen, Kröhe und Gliederung. Im O. grenzt die Monarchie an Rumänien und an Rußland (an welche Landschaften?); aber nur im SO. und NO. ist die Grenze eine natürliche, nemlich das östliche Rand¬ gebirge von Siebenbürgen und die Podhorze. Im N. grenzt Oesterreich an Rußland und Deutschland (an welche Länder?); gegen Rußland sind auch hier die Grenzen (mit Ausnahme eines Theiles des Weichsellaufes) nur politische, die gegen das deutsche Reich verlaufen auf den wasser- 203 scheidenden Höhen der Sudeten und des Erzgebirges, des Böhmerwaldes und der Kalkalpen zwischen der Salzach und dem Bodensee. Zwischen dem Böhmerwalde und den Alpen bilden der Inn und die Salzach die Grenze. Im W. sind die Schweiz (nebst Liechtenstein) und Italien die Grenznachbarn, die theils durch den Rhein, theils durch Alpenketten von Oesterreich geschieden werden. Im S. grenzt die Monarchie an Italien (Grenze entlang dem Kamm verschiedener Alpenketten), an das adriatische Meer, die Türkei (Landschaften?) und Rumänien, welche die Unna, Save, Donau und das südliche Randgebirge von Siebenbürgen von Oesterreich scheiden; in Dalmatien bilden Parallelketten der dinarischen Alpen die Grenze Das so umgrenzte Gebiet hat einen Flächeninhalt von 11,000 gevgr. ^M. (620,000 ^7^). Nur ftz der österreichischen Grenzen sind Meeresgrenzen (200 g. M., 1700 A)s„). Tas einzige Meer, das die Monarchie berührt, ist das adriatische. Nur eine bedeutende Halbinsel: Istrien, zwischen dem Golf von Venedig, dessen innerster Th eil der Golf von Triest ist, und dem stürmischen Quarnero. Das südöstliche Küstenland gehört physisch zur griechisch-slavischen Halbinsel; ihm sind die dalmatinisch- istrischeu Inseln vorgelagert. Aer Waden und seine Wewälsernng. Drei große Gebirgssystcme, welche an der obern Donau sich begegnen, durchziehen die Monarchie: 1. ) südlich von der Donau die Alpen, die nach SO. den Karst und die dinarischen Alpen aussenden; 2. ) das böhmisch-mährische Gebirgssystem (Sudeten¬ länder), nördlich von der Donau und westlich von der March nnd Oder (s. S. 164); 3. ) die Karpathen, nördlich von der Donau, östlich von der March und Oder. Innerhalb dieser Gebirge dehnen sich die großen Donau-Ebe¬ nen aus. Der Hauptfluß der Monarchie, die Pulsader ihres Verkehrs wie ihres geschichtlichen Lebens, ist die Donau, nach der Wolga der größte Strom Europas überhaupt (380 M-, 28007^, lang). Sie entspringt im Schwarzwalde (s. S. 161), hat einen östlichen Lauf mit der einzigen bedeutenden südlichen Abweichung von Waitzen bis zur Draumündung und mündet in das schwarze Meer. Sie hat daher die wichtige Auf¬ gabe, den Orient mit Mitteleuropa zu verbinden. Von ihrem Eintritte in Oesterreich zwischen dem österreichischen Hügellande und dem südbömischen Granitplateau angefangen, durchfließt fie abwechselnd Thalengen und Thalweiten. Letztere werden gegen O. zu immer größer und erweitern sich allmälig zu den genannten Do nau- tiefebenen: 1. )das Tnllner Becken, 180'7 hoch; 2. ) das Wiener Becken, 170'7 hoch; 3. ) die obernngarische Tiefebene, 140'7 hoch- 4. ) die niederungarische Tiefebene, 90'7 hoch- - 204 — Die Hauptnebenflüfse der Dvnau kommen: u) aus den Alpen: Jun, Raab, Drau und Save, b) aus den Sudeten: March, e) aus den Karparthen: Theiß, Aluta, Sereth und Pruth. Nur 3300(UM. (180,000^^) sind nicht Dvnaugabiet. Der südliche Theil der Alpen und die Küstenländer gehören dem Adria-, Böh¬ men dem Elbe-, Schlesien dem Oder-, der Nordabhang der Karpathen dem Weichsel- und Dnjestrgebiete an. P v k iti s «k c Geografki,». Bevölkerung. Die Gesammtbevölkerung der Monarchie beträgt 36 Mill., es wohnen sonnt durchschnittlich 3200 auf 1 sisiM. (58 auf Nach ihrer Nationalität scheiden sich die Völker der Monarchie in vier Hauptstämme: 1. ) die Deutschen, 9 Mill.; 2. ) die Slaven, 16^ Mill.; sie scheiden sich wieder: s.) in Nvrdslaven: au) Czechen (tschcchen), Morawer und Slovake», bb) Polen, ae) Rnthenen; b) Südslaven: a-0 Kroaten und Serben, bb) Slovenen; 3. ) Die Romanen, 3fsi Mill.; a) Italiener, b) Rhäto-Romanen, o) Rumänen. 4. ) Die Magyaren, 5'/z Mill. Die räumliche Bertheilung der vier Hauptstämme ist im allgemeinen folgende: Die Slaven, der zahlreichste Stamm, bewohnen den Norden und Süden der Mon¬ archie, und zwar im N. das eigentliche Karpathenland (ohne Siebenbürgen), Mähren, das östliche und mittlere Böhmen, und den S. bis an die Donau und Drau. Zwi¬ schen die Nord und Südslavcn schieben sich wie ein Keil die Deutschen in den Alpenländern und in den Randgebieten Böhmens, die Magyaren in den Donau¬ tieflandern und östlich davon die Rumänen ein und trennen Nord- und Süd¬ slavcn völlig. Die vorherrschende Religion ist die katholische, und zwar sowol des lateinischen wie des griechischen Ritus; sie zählt 28 Mill. Anhänger. Neben den Katholiken wohnen in Oesterreich noch 3'/? Mill. Protestanten, 3 Mill, orientalische Griechen (Serben und Rumänen), über 1 Mill. Juden und 50,000 Unitarier. Diese fünf Religionsgenossenschaften sind die gesetzlich anerkannten, d. h. sie besitzen das Recht, öffentlichen Gottesdienst zu halten und Schulen zu errichten, und genießen den Schutz der Regierung. politischer Zustand, Lntheilung und Verfassung. Physisch wie historisch besteht die österreichisch-ungarische Monarchie aus drei Ländergruppen: den Alpen-, Sudeten- und Karpathenländern. Diese be¬ standen ursprünglich als drei gesonderte Staatswesen. 205 Die Stammländcr der Monarchie sind die Erzherzogtümer Oesterreich, über welche seit 1282 das aus der Schweiz stammende (vergl. S. 202) Geschlecht der Habsburger herrscht. Allmälig wurden auch die übrigen Alpcnländer mit Oester¬ reich vereinigt. 1S26 wurde Ferdinand I. durch Wahl auch auf den ungarischen und böhmischen Thron erhoben und damit der Grundstein zu der heutigen Monarchie gelegt. 1620 wurde Böhmen, 1687 Ungarn in ein Erdreich umgcwan- dclt, einen gemeinsamen Namen führte dieses Staatswesen aber noch nicht. Die Alpen- und Sudetcnländer gehörten seit dem frühen Mittelalter zuni römisch-deutschen Reiche. Als 1740 der habsburgische Manncsstamm mit Karl VI. erlosch, bestieg kraft des Grundgesetzes der pragmatischen Sanction Karl VI. Tochter, Maria Theresia, den Thron. Sie war mit Franz von Lothringen vermählt, daher die Herrscherfamilie von nun an Habsburg-Lothringen heißt. 1804 nahm Franz II. den Titel eines Kaisers von Oesterreich an, und damit erhielt der schon seit drei Jahrhunderten bestehende Staat auch einen selbstän¬ digen Namen. Am deutschen Bunde (s. S. 169) nahmen auch die österreichischen Alpen- und Sudetenländer theil; als derselbe 1866 aufgelöst wurde, hörte unsere Monarchie auf, ein deutscher Staat zu sein, um von nun an nur ihren eigensten Interessen zu leben. Der innere Friede wurde wieder hcrgestellt, indem 1867 die ungarischen Länder eine selbständige Verfassung und Regierung erhielten. Die »österreichisch-ungarische Monarchie« wurde durch das Grundgesetz der pragmatischen Sanction vom Jahre 1724 als eine untheilbare, sowol in männlicher wie weiblicher Linie des Hauses Habs¬ burg-Lothringen erbliche Monarchie erklärt. Der Monarch führt den Titel »Kaiser von Oesterreich, König von Böhmen u. s. w. und apostolischer König von Ungarn« und das Prädicat »k. und k. apostolische Majestät«. Die Monarchie zerfällt politisch in zwei Gruppen, die mit einander in Realunion stehen: »die im Reichsrathe vertretenen König¬ reiche nnd Länder« (Cisleithanien) und die »Länder der unga¬ rischen Krone« (Transleithanien). In beiden Ländergruppen ist die Regierung eine constitutionelle. Uebersicht der Kronländer. I. Oesterreichisches Staatsgebiet oder Cisleithanien. Flächeninhalt in Absol. UM. Bevöl.in Mill. Summe 5400 301,000 20. 206 II. Ungarisches Staatsgebiet oder Transleithanien. 1. ) Königreich Ungarn 4100 225,000 ll.g 2. ) Großfürstenthum Siebenbürgen 1000 55,000 2.^ 3. ) Königreich Kroatien und Slav onien 800 43,000 1.» Summe 5900 323,000 15.z Darstellung des Verhältnisses der absoluten und relativen Bevölkerung in den österreichisch- nngarischcn ktronländern. - absolute, relative Bevölkerung. Fig- 31. Verfassung. Der Monarch ist der Inhaber der ganzen Staats¬ gewalt, nur ist er in der Ausübung der gesetzgebenden Gewalt an die Mitwirkung des österreichischen Reichsrathes, des ungarischen Reichstages und der Landtage, und hinsichtlich der gemeinsamen Angelegenheiten beider Ländergruppen an die Mitwirkung und Zustim¬ mung zweier, aus den Reichsvertretungen hervorgehender Delegatio¬ nen gebunden. I. Die Verfassung Cisleithaniens beruht auf dem Oktoberdiplom vom Jahre 1860, auf dem Februarpatent vom Jahre 1861, auf den Staats¬ grundgesetzen vom 21.Dezember 1867 und auf dem Wahlgesetze vom Jahre 1873. 1.) Die gesetzgebende oder legislative Gewalt. Grundsatz: Jedes Gesetz, welches nur einzelne Länder betrifft und nicht ausdrücklich in die Competenz des Reichsrathes gehört, muß von den betreffenden Landtagen beschlossen und vom Monarchen sanctionirt werden; alle übrigen Gesetze müssen von beiden Häusern des Reichsrathes beschlossen und vom Monarchen sanctionirt werden. n) Der Reichsrath besteht aus zwei Kammern: an) Das Herrenhaus besteht aus den großjährigen Prinzen des kaiserlichen Hauses, den zu erblichen Mit¬ gliedern ernannten Häuptern der durch ausgedehnten Grundbesitz hervorragenden Adelsgeschlechter, den Erz- und Fürstbischöfen und den auf Lebenszeit ernannten Mit¬ gliedern. Das Ernennungsrecht steht dem Monarchen zu. db) Das Haus der Ab¬ geordneten besteht aus 353 Mitgliedern, die von dem in vier Gruppen getheilten wahlberechtigten Volke auf die Dauer von 6 Jahren gewählt werden. Die Gruppen 207 sind: der Großgrundbesitz, die Städte und Markte, die Handels- und Gewerbekam¬ mern, die Landgemeinden. Wahlberechtigt ist jeder österreichische Staatsbürger, wenn er das 24. Jahr erreicht hat und eine gewisse Steuersumme zahlt. b) Die 16 Landtage und der Stadtrath von Triest. Jeder Landtag ist zusammengesetzt: an) aus den Mitgliedern mit Virilstimmen (die Bischöfe und die Rectoren der Universitäten), bb) aus den Abgeordneten, die in gleicher Weise wie die Reichsrathsabgeordneten auf 6 Jahre gewählt werden. Zur Besorgung der lau¬ senden Geschäfte und Vollstreckung seiner Beschlüsse wählt der Landtag aus seiner Mitte den Landesausschuß. 2.) Die verwaltende oder executive Gewalt, u) Die oberste Executiv- gewalt in allen cisleithanischen Ländern üben die vom Monarchen ernannten und dem Reichsrathe verantwortlichen sieben Minister aus (Minister des Innern, für Landesvertheidigung, für Kultus und Unterricht, für Handel, für Ackerbau, für Justiz und für die Finanzen), d) In den einzelnen Ländern vertreten den Monarchen und die Regierung die Statthalter oder Landespräsidenten, e) In den einzelnen Bezirken eines Landes vertreten die Bezirkshauptleute den Landeschef. ck) Die einzelnen Gemeinden sind autonom, d. y. sic entscheiden über ihre Angelegenheiten selbständig und sind daher ein kleines Abbild des Staates. Der aus den Gemeinde¬ mitgliedern gewählte Gemeinderath besorgt die Angelegenheiten der Gemeinde, und seine Beschlüsse werden von dem von ihm erwählten Bürgermeister und dem diesem zur Seite stehenden Magistrate vollzogen. II. Die Verfassung Transleithaniens beruht auf einer Reihe älterer und neuerer Gesetze, vou denen die aus den Jahren 1848 und 1866-68 besonders wich¬ tig sind. Zufolge des 7. Gesetzartikels wurde Siebenbürgen mit Ungarn völlig ver¬ bunden, Kroatien und Slavonien erhielten hingegen durch den 30. Gesetzartikel eine gewisse Selbständigkeit, indem ihr Landtag über die inneren Angelegenheiten allein zu entscheiden hat. Die Militärgrenze, die bis jetzt unter der Verwaltung des Reichs¬ kriegsministeriums stand, geht ihrer vollständigen Auflösung entgegen und wird der ungarischen Reichshälftc einverleibt werden. 1. ) Die legislative Gewalt. Grundsatz wie oben. a) Der ungarische Reichstag besteht ebenfalls aus zwei Kammern, der Magnatentafcl, entsprechend unserem Herrenhause, und der Repräsentanten¬ tafel, bestehend aus 410 vom Volke auf 3 Jahre gewählten Abgeordneten Ungarns und Siebenbürgens und 34 Abgesandten des kroatifch-flavonischcn Landtages. b) Der kroatisch-slavo Nische Landtag besteht aus den Mitgliedern mit Virilstimmen und 77 auf 3 Jahre gewählten Deputirten (d. i. Abgeordneten). 2. ) Die executive Gewalt übt das ungarische Ministerium aus. Die Länder werden in Comitate cingetheilt. Der Statthalter von Kroatien und Slavonien führt den Namen Banus. III. Die gemeinsame»! Angelegenheiten sind: 1.) Das Kriegswesen (mit Ausnahme der Rekrutenbewillignng), 2.) die auswärtigen Angelegenheiten (d. i. das Verhältnis der Monarchie zu den übrigen Staaten), 3.) das Finanzwesen bezüglich derjenigen Auslagen, welche beide Ländergruppen gemeinschaftlich bestreiten müssen. 1. ) Die legislative Gewalt. Grundsatz wie oben. Der gesetzgebende Kör¬ per sind die zwei Delegationen, jede mit 60 Mitgliedern; die eine wird vom österreichischen Reichsrathe, die andere vom ungarischen Reichstage aus deren Mitte auf die Dauer eines Jahres gewählt. 2. ) Die executive Gewalt inbetresf der gemeinsamen Angelegenheiten üben die drei Reich sm iuister (für äußere Angelegenheiten, für Krieg und für die Rcichsfinanzen) aus. Kultur. Oesterreich ist ein Agriknlturstaat, denn 3/t der ge¬ lammten Bevölkerung beschäftigt sich mit der Landwirthschaft. Aber trotz des reichen Natursegens steht der Ackerbau nicht überall auf der Höhe, auf der er stehen könnte, und die rationelle Bearbeitung des Bodens nimmt gegen SO. ab. Getreide (Roggen und Weizen), das vorzüglich 208 die Flach- und Hügelländer produciren, ist ein bedeutender Ausfuhrartikel, wenn nicht ein besonders ungünstiges Mißjahr eintritt; auch Obst und namentlich Wein wird in Fülle erzeugt. In den Gebirgen und den ungarischen Ebenen blüht die Viehzucht, und die Alpen und Karpathen sind trotz ungenügender Forstkultnr noch immer reich an Waldungen. Dagegen kann sich die Industrie unserer Monarchie weder mit der britischen, noch mit der französischen und deutschen messen, da sie in der Production von Kohle und Eisen all' diesen Ländern, selbst Belgien, nachsteht. Im allgemeinen ist die Industrie auf die westliche, die eigentliche Großindustrie auf die nordwestliche Ländergruppe beschränkt, die auch allein einen größern Kohlenreichthum besitzt. In der Gewinnung von Edelmetallen wird aber die Monarchie unter den europäischen Staaten nur von Rußland übertroffen, und großartig ist der Reichthum an Salz. Der österreichische Handel beruht auf folgenden Momenten: 1.) auf der Verschiedenheit der Kulturstufen der Bevölkerung, indem der Osten der Monarchie seine mannigfaltigen Rohprodukte, besonders Getreide, gegen die Industrie-Erzeugnisse der westlichen Länder eintauscht; 2.) auf der Lage der Monarchie zwischen den kultivirteiten (Deutschland, Frankreich) und den unknltivirtesten (Balkanhalbinsel) Staaten Europas, daher ein sehr bedeutender Zwischenhandel; 3.) auf dem wichtigen Antheil, den Oesterreich durch das adriatische Meer am allgemeinen Seehandel nimmt und dessen Wichtigkeit seit Eröffnung des Suezkanals noch außerordent¬ lich gesteigert wurde. Der Handel zerfällt in Land- und Seehandel. 1. ) Der Laudhand.el wird durch die schiffbaren Flüsse unv das immer mehr sich ausbreitende Eisenbahnnetz mächtig gefördert. u) Die wichtigste Vcrkehrsstraße und den besten und billigsten Handclsweg nach dem Oriente bildet die Donau, die von der Donau Danipfschisfahrtgesellschaft mit Dampfern und Schleppern ihrer ganzen Länge nach befahren wird. Außer der Donau beführt diese Gesellschaft auch die Theiß, die Drau, die Save, die Raab, den Inn und den Begakanal, der den gleichnamigen Nebenfluß der Theiß schiffbar macht. Wichtige Wasserstraßen sind außerdem die Moldau, Elbe und Weichsel. Diese schiffbaren Flüsse haben aber den Nachtheil, daß ihre Mündungen in fremden Staaten liegen. b) Die Eisenbahnen haben ihren Knotenpunkt in Wien, von wo aus sic nach den vier Weltgegenden auslaufen: in der relativen Bahnlänge übertrifft die Mon¬ archie Italien und Rußland. 2. ) Der österreichische Seehandel ist wesentlich auf das Mittelmecr be¬ schränkt; die Handelsverbindungen mit andern Welttheilen stehen weit hinter denjenigen anderer seefahrender Rationen zurück. Die Seeschiffahrt im Mittelmeere zerfällt wieder in die sogenannte kleine — an den Küsten des adriatischen Meeres — und die große - - bis ins schwarze Meer und bis Gibraltar. Der größte Theil des österreichischen Seehandels liegt in den Händen des »öster¬ reichischen Lloyd«, einer Handelsgesellschaft in Triest, die sich den Bau von Dampfern zur Aufgabe machte. Unter den Großmächten hat unsere Monarchie die kleinste Han¬ delsmarine. In Bezug auf geistige Kultur ist (wie in der Industrie) eine Abnahme von W. nach O. bemerkbar; im W. selbst tritt eine ähnliche Erscheinung auf, indem die nördlichen Länder am weitesten fortgeschritten sind und gegen S. die Volksbildung abnimmt. 209 8 75. Die österreichischen Alpen- nnd Küstenländer. Bregenz ö. von 47'/z, 27. Salzburg sw. von 48, 31. Nordgrenze von Nieder¬ österreich 49, 33. Nordende von« Quarnero n. von 45, 32. Promontore s. von 45, 31pg. Gailquellc ö. von 46^/.,, 30. Nordtheil des Gardasees s. von 46, 281s,. Fin- stermünz sö. von 47, 28. K k> j, s i I' e B e o g r lix k i c. I. Die Centralzone der Alpen. Nord grenze. Bei Finstennünz betritt der Inn den österreichi- Boden, fließt nun durch das obere und untere Innthal bis Wörgl und durchbricht dann in einem Knie die Nordalpen. Bei Landeck erhält er die Sanna aus dem Stanzer Thale, aus dem man über den Arlberg (1800"/) in das Klvsterthal und damit in das Rheingebiet gelangt (wichtige Straße). Oestlich vom Inn sinkt die Grenze nachS.; sie wird bezeichnet durch die Läugenthäler der Salzach und Enns, die ebenfalls init scharfer Kniebiegung nach N. sich wenden, um in engen Querthälern die Nordalpen zu durchbrechen; jene, uin dem Inn, diese, um direct der Donau zuzueilen. Sü d g r e n ze. Die Etsch entspringt am R e s ch e n S ch e i d eck (1500 "/), fließt durch das weite Vintschgau nach O., dann mit Kniebiegung durch das Etsch land nach S., endlich parallel mit dem Po durch die lombardische Tiefebene, um sich in das adriatische Meer zu ergießen. Vom Brennerpaß strömt ihr die Eisack zn; östlich davon durchzieht ein großes Längenthal die Alpen, das die Wasserscheide am Tob lach er Felde (1200'^) in zwei ungleiche Theile scheidet: durch den westlichen fließt die Rienz der Eisack, durch den östlichen die Drau der Donau zu. Die einzelnen Theile der Centralalpen sind folgende: 1. ) Die rätlsischen Alpen, westlich vom Inn, von zwei Haupt- thälern in entgegengesetzter Richtung durchzogen. Das Paznaunthal vereinigt sich mit dem Stanzerthale, das Montafoner Thal, durch das die Jll fließt, mit dem Klosterthale zum Wallgau. Der südliche Hauptkamm (Rhätikonkette mit der Scesaplana, 3000"/, und Silvrettakette) bildet die Grenze gegen die Schweiz. 2. ) Die Oetzthalcr Alpen sind eine der erhabensten Gebirgsmassen. Im W. erhebt sich die Oetzthaler Hochgebirgsgruppe mit der Wildspitze (3800"/) und dem kolossalen Gcpatsch-Gletscher. Drei große Querthäler: das Kanns er-, Pitz- und Oetzthal, ziehen nach N. (Jnngebiet), nur ein einziges größeres, das Passeierthal, nach S. (Etsch). Jenseits des Och- und Passeierthales liegt die Stnbaier- Hochgebirgsgruppe mit den Pfaffen-Spitzen (3500"/). Das Hauptthal ist das von Stubai, das sich mit dem Sillthale vereinigt. Die Ostgrenze bildet die Brennerstraße (jetzt Eisenbahn), die wie die Gotthardstraße den Alpenkamm nur einmal übersteigt. Vom Jnnthale führt das Sillthal auf die Paßhöhe (1400"/), von wo aus das Eisack- und Etschthal die gerade verlaufende Straße nach Italien 14 210 bildet (daher im Mittelalter als »Kaiserstraße« berühmt). Bequeme Verbindung mit dem S. auch über das Resch en-Sch ei deck und durch das Innthal. 3. ) Die hohen Tanern. Der wasserscheidende Gebirgszug, der noch durchaus den Charakter des Hochgebirges trügt, scheidet sich durch tiefere Kammeinschnitte in mehrere Gruppen: die Zillerthalcr Alpen (Hochfeiler 3500"/), die Venediger- (3700"/), Großglockner- (3800"/, mit dem Pasterzgletscher) und Ankoglgruppe (3300"/) und endet mit der Hasnerspitze (3100"/). Vier große Thaler gehen von diesem Gebirgszuge aus: nach S. (Rienz und Drau) das Ähren-, Jsel- mit dem Defereggen- und das Möllthal, nach N. (Inn) das Ziller- thal. Keine fahrbare Straße führt über den Hauptkamm. 4. ) In den steierischen Alpe» übersteigt kein Gipfel die Schneegrenze. Die Mur durchzieht dieselben in einem großen Längenthale und scheidet sie in eine nördliche und südliche Hälfte, wendet sich hierauf in einem Querthale nach S. und mündet in die Drau. Die genaue Fortsetzung ihres Längenthales ist das Mürzthal, aus dem die Bahn über den Semmering (1000"/) ins Leithathal führt. Nördlich vom Murthale ziehen die kleinen Tauern bis zur tiefen Thalsenke, durch die der Paltcnbach zur Enns, der Liesingbach zur Mnr fließt (Eisenbahn). Fahrstraße über den Radstädter Tauern. Die südliche Hälfte wird durch bedeutende Nebenthäler des Drau- thäles gegliedert. Zwischen dem Lieser- und Gurkt hale ziehen mehrere mit dem Murthale parallele Ketten, deren höchster Gipfel der Eisen¬ hut (2400"/) ist (Fahrstraße über den Katschberg), zwischen dem Gurk- und Lavantthale der meridionale Zug der Saualpe, jenseits des Lavantthales damit parallel der Zug der Koralpe, der sich ent¬ lang des Mur-Mürzthales nach NO. umbiegt und im Wechsel (1700"/) endigt; die Fortsetzung bildet das im Mittel nur 500"/ hohe Leitha¬ gebirge. An die Koralpe schließen sich im O. niedere Höhenzüge an, durch die das Kainachthal zum Murthale zieht. Bei Graz gabeln sich die Alpen, in dieser Einbuchtung liegt das steierische Hügelland (im Mittel 500"/ hoch). Der Hanptflnß desselben ist die Raab, ein Nebenfluß der Donau, mit der Feistritz. It. Die Nordalpen. Die höchsten Gebirgsgruppen liegen im S. und fallen steil zu den Grenzthälern ab, nach N. werden die Gebirgszüge immer niederer. 1. ) Die Vorarlberger, nordtirolischen und baierischcn Alpen (mitt¬ lere Kammhöhe 1800"/). In dem südlichen Hauptkamme erhebt sich der große Svlstein zu 2500"/, der höchste Gipfel mit Gletscherbilduug ist aber die Zugspitze (3000"/) in Baiern. Die Hauptthäler sind das der Bregenzer Ache (Bodensee), deren Gebiet der Bregenzer Wald heißt, die Thaler der Iller, des Lech und der Isar. Durch seine landschaft¬ lichen Reize ist derAchenfee berühmt. 2. ) Die Salzburger Alpen (mittlere Kammhvhe 2000"/). Eigen- thümlich ist die circusartige Lagerung bedeutender Alpenstöcke um den 211 berühmten Königssee, an dessen Westnfer der Watzmann zu 2700"/ sich erhebt. Das Nordende dieser Gebirge bildet der sagen- und marmor¬ reiche Unters berg, im S der gletschertragende Hochgebirgsstock des ewigen Schneeberges (2900"/) und das breite Felsenplateau des steinernen Meeres. 3. ) Die Salzkammcrgnt-Alpen (mittlere Kammhöhe 1800"/) wer¬ den von der Trauu (Nebenfluß der Donau) und St ei er (Nebenfluß der Enns) durchflossen. Das Quellgebiet der Traun liegt zwischen der gletschertrageudeu Dachsteingruppe (3000"/) uud dem Tännen- gebirge. Sie durchfließt den Hallstätter und Traunsee und erhält in ihrem ober» Laufe den Abfluß des Grundel-, in ihrem Mittlern den des St. Wolfgang-, in ihrem untern den des Zeller-, Mond- und Attersees. Der Seenreichthum macht das Salzkammergut zur »österreichischen Schweiz« (der Schafberg, 1800"/, der österreichische Rigi). 4. ) Die österreichischen Kalkalpen erreichen nur nördlich vom Mur- thale eine mittlere Kammhöhe von 1600"/, weiter nördlich sinkt sie ans 900"/. Am höchsten ist die Hochschwab-Gruppe (2300"/). Ein Ausläufer der Kalkalpen ist der Wiener Wald, der an der Donau bei Wien im Kahlengebirge mit dem Leopoldsberge (400"/) endigt. Das nördliche Vorland der Alpen, das österreichische Hügelland (mittlere Höhe 500"/), ist eine Fortsetzung der oberdeutschen Hochebene; das Hausruckgebirge erreicht 800"/. Jenseits der Donau erhebt sich das österreichische Granitplatean, ein Theil der böhmischen Gebirgs¬ gruppe, 800"/ hoch, das im O. mit dem Manhardsberg (500'//) endet, worauf niederes Hügelland folgt. Das Donauthal von Passau bis Krems durchbricht abwechselnd das Granitplateau in Thalengeu (Greiner Strudel) und weitet sich zwi¬ schen dem Plateau und dem südlichen Hügellande zu kleinen Becken aus. Von Krems ab durchfließt die Donau das fruchtbare Tullner Becken <180'//) bis zum Durchbruch durch den Wiener Wald, daun das Wiener Becken (170"/) bis zur Thalenge von Theben zwischen dem Leitha¬ gebirge und den kleinen Karpathen. Mehrfach spaltet sie sich in Inseln oder »Aue«. Sie theilt das Wiener Becken in zwei Theile; der südliche wird von der Leitha, der nördliche von der March durchflossen (daher Marchfeld genannt). III. Die südliche Zone. Die Anordnung der Gebirgsketten ist keine so regelmäßige, wie in den Nordalpen; ihre Richtung ist sehr mannigfaltig. Auch ist die Breite der südlichen Zone eine viel beträchtlichere, als die der nördlichen; große Querthäler öffnen sich nach S., deren Flüsse dem Adriagebiete angehören. Endlich wird das Gebirge nicht blos von Kalkstein und Dolomit zu¬ sammengesetzt, sondern auch von vulkanischen Gesteinen, die stellenweise eine bedeutende Ausdehnung gewinnen. 1.) Die Ortles-Adamello-Alpcn bestehen aus zwei Gruppen, die durch den Tonalepaß getrennt sind: die Ortlers gruppe im N., aus der die dreiseitige Pyramide der Ortlesspitze (3900 's/) und die 212 Königswand (3800 '»/), die höchsten Gipfel in Oesterreich, sich erheben, — und die Adamellvgruppe (3600 "/). Ueber das Stilfser oder Wormser Joch (2800 "/) führt die höchste Knnststraße der Alpen aus dem Etsch- ins Addathal. 2. ) Die Trientiner Alpen bestehen aus einer Reihe fast meridio- naler Ketten, die durch drei, mit denselben parallele Thäler getrennt werden: das Chiesethal mit dem Jseosee, das Sareathal mit dem Gardasee (vgl. S. 121) und das Etschthal, das größte Querthal der Alpen, dem aber die Breite der Sohle und das sanfte Gefälle den Charakter eines Längenthales verleihen. Nur der südliche Theil ist eine Thalenge (mit der berühmten Veroneser Klause). Der bedeutendste Neben¬ fluß der Etsch auf der linken Seite ist der Noce (notsche). 3. ) Die Botzencr und Veroneser Alpen, vorwiegend aus vulkani¬ schem Gestein bestehend. Höchste Spitze Vedretta di Marmol ata (3500 "/). Der größte Fluß der Nordhälfte ist der Avisiv, ein Neben¬ stuß der Etsch, die Südhälfte durchziehen die sich vereinigenden Brenta und Cismone (tschismone). 4. ) Die Ampezzaner Alpen, vorwiegend Dolomit, sind ausgezeichnet durch ihre imposanten Formen, gehören aber größtentheils Italien an. Der Hauptfluß ist die Piave, in welche die Boite (Ampezzaner Thal) und Cardevole münden. Nach N. zieht das Abteithal < Rienzgebiet). 5. ) Die carnischen Alpen. Entlang dem Drauthale zieht der wasserscheidende Hauptzug (mittl. Kammh. 2000 "sch, der Oesterreich von Italien trennt. Jenseits desselben liegen die venetianischen Alpen, die der Tagliamentv (taljamcnto) entwässert. Zu ihm führt das Fellathal (Pontebbapaß) aus dein Drau- und Savethale. 6. ) Die Karawanken bilden die Wasserscheide zwischen Drau und Save. Am Grintouz (2600 "/), dem letzten bedeutenden Höhenpunkte, spalten sie sich (wie die hohen Tauern) in zwei Hauptzüge, die das Santhal einschließen. Dieses besteht, wie das Murthal, aus einem Längen- und Querthale und mündet in das Savethal. 7. ) Die jnlischen Alpen nehmen bereits eine südöstl. Richtung an, die von nun an auch beibehalten wird. Der Triglav (triglaü, 2906t "/) ist der letzte Hochgebirgsstock der Alpen; das daran sich schlie¬ ßende Berg land von Jdria ist im Mittel nur mehr 1100 h. und nimmt bereits einen plateanartigen Charakter an. Das Hauptthal der Mischen Alpen durchströmt der Jsvnzo, der als Sdvbba ins Meer mündet; der fahrbare Predilpaß (1200 "j/) verbindet es mit dem Save- und Dranthal. Zwischen den jütischen Alpen und den Karawanken liegt das Save- thal, das sich um Laibach zu dem größten alpinen Thalbecken erweitert. Jenseits desselben dehnt sich das Karstplateau aus, das sich einer¬ seits direct an das Jdrianer Bergland anschließt, anderseits mit den dalmatinischen Gebirgen in unmittelbarer Verbindung steht. Es besteht aus einer Reihe von Kalkhochflächen, die nach SO. streichen und von denen nur die nördlichen theilweise bewaldet sind, während das Plateau am Golf von Triest eine öde Steinwüste ist. Der höchste Punkt ist der 213 Krainer Schneeberg (1800 "/), die größten Thaler die der Gurk und Kulpa, die zur Save fließen. Die drei Eigenthümlichkeiten des Karstbodens sind: die trichter- oder wannen¬ förmigen, von allen Seiten eingefchlossencn Kesselthäler (Doline), die, vor dem Winde geschützt, wie Oasen in der Wüste erscheinen; die verschwindenden und unter¬ irdisch weiterfließenden Flüsse und die zahlenreichen Tropfsteinhöhlen (vergl. den deutschen Jura). Die alpinen Verkehrsstraßcn. Mit Ausnahme der hohen Tauern gestatten die Alpen überall fahrbare Uebergänge von St. nach S. Am wichtigsten sind aber in neuerer Zeit die Eisenbahnen geworden. Die älteste in den Alpen ist die Semmering¬ bahn, ^die über den Semmering ins Mürz-Murthal und dann durch das niedere östliche' Vorland und über den Karst nach Oberitalien nnd Triest führt. Zunächst wurde die Brennerbahn vollendet, endlich die Rudolfsbahn, die das Donau-, Enns-, Mur-, Drau- nnd Savethal mit einander verbindet. Der Verkehr mit dem Osten geht von Alters her durch das Donau-, Dran- nnd Savethal und wird jetzt durch Eisenbahnen gefördert. Klima der Mpeniander. Da die Thäler, in welchen vorzüglich die menschlichen Wohnsitze liegen, selbst eine bedeutende Seehöhe haben, so ist das Klima selbstverständlich viel rauher, als es nach der geogr. Breite sein müßte, nnd durchaus evntiuental. Nur das den Süd¬ winden geöffnete Etschthal ist mit einem milden Klima gesegnet. Die Niederschläge sind außerordentlich reichlich, da die S.- und SW.- Winde an den südlichen, die W.- und NW.-Winde an den nördlichen Gehängen ihren Dampfgehalt entladen müssen. Doch herrscht ein Unter¬ schied zwischen den tirolischen und östlichen Alpen, indem jene feuchter sind und außerdem noch vom Schweizer Föhn bestrichen werden, der besonders im Herbste warmes und trockenes Wetter bringt. Dokitisclie Geographie. Acvölkeruilg. Die absolute Bevölkerung beträgt auf 2000 sisiM. 5.7 Mill., die relative daher 2800 (oder 50 auf 1 sisiH»,.). Unter das Mittel sinkt die Dichtigkeit in den eigentlichen Alpen, über dasselbe steigt sie in den niederern wärmeru und daher fruchtbareren Vorländern und zieht sich von da entlang der breiten Ostthäler stellenweise weit in das Innere der Alpen hinein. Die Hauptmasse der Bevölkerung ist deutsch, nur im SO. wohnen bis an die Mur nördlich von Marburg, weiter westlich bis an die Drau (bis zum 81. Längengrade) Slov en en und in den nach S. geöffneten Thälern Tirols Italiener. In einigen Thälern des südöstlichen Tirol leben noch Rhäto-Rom an en (Ladiner). Die fast ausschließlich herr¬ schende Religion ist die katholische. Die ursprüngliche Bevölkerung der Alpen war keltischeste wurde von den Römern unterworfen und romcmisirt, die letzten Spuren davon sind in den Rhäto- Romnnen erhalten. In den ersten Zeiten des Mittelalters erfolgte die Einwanderung des bnicrischen Stammes (nur in Vorarlberg Schwaben), im sechsten Jahrhundert auch die dcr Slovenen, die einst im N. und W. über ihre heutigen Grenzen hinaus- gedrnugcn waren, aber von den Deutschen wieder zurnckgcdrüngt wurden. Wie alle Gcbirgsländcr (Griechenland, Süddeutschland, Schweiz) waren auch die österreichischen Alpen in früherer Zeit in zahlreiche kleine politische Gebiete zer¬ splittert. Die Einigung ging von der-Ostmark (Oesterreich) aus, die zuerst um 800, dann 955 als deutsches Bollwerk gegen die wilden Völker der ungarischen Ebenen ge¬ gründet wurde, und über welche zuerst die Babenberger, daun (seit 1282) die Habs- 214 burger herrschen. Am Ende des 14. Jahrhunderts waren mit geringfügigen Aus¬ nahmen die Alpenländer politisch geeint. Kuüur. Obwol die größern Alpenthäler, also vor allem die Langen¬ thaler, sich znm Ackerbau (besonders Roggen nnd Hafer) eignen, so ist doch Viehzucht (besonders Rindviehzucht) Hauptbeschäftigung der eigentlichen Alpenbewohner, begünstigt durch die herrlichen Bergwiesen. Die ausgedehnten Waldungen werden leider in allzu gewinnsüchtiger und unverständiger Weise ausgenützt; sie bieten auch Material zu den zierlichen Schnitzereien, die oft einer ganzen Thalbevölkerung den Lebens¬ unterhalt gewähren. Im Gegensatz zu den eigentlichen Alpenlandschaften sind die Vor¬ länder (sammt dem Etschthal) das Gebiet des ziemlich ergiebigen Acker¬ baues, der allerdings nur in den beiden Donaubecken eine hervor¬ ragende Bedeutung gewinnt, sowie einer ausgedehnten Obst- und Wein- kultur. Die Alpen liefern zahlreiche nützliche Mineralien, sogar edle Metalle, deren Ausbeute aber nur im Mittelalter von Bedeutung war. Am wich¬ tigsten ist jetzt der Bergbau auf Eisen und Blei in der östlichen Central¬ zone. Die Nordalpen bergen drei großartige Salzlagerstätten: im Salzkammergut, den Salzstock von Hallein nnd Berchtesgaden, und den Haller Salzberg in Tirol; sie liefern jährlich nahezu zwei Mill. Zentner. Die Industrie ist nur in den Vorlanden zu höherer Entwicklung gelangt; von größerer Bedeutung ist aber nur die Verarbeitung des heimischen Eisens. Niedervsterreich und Vorarlberg sind die wichtigsten Jndustriebezirke. Hemmend wirkt der Mangel an Kohle (echte Stein¬ kohle ist nicht vorhanden, Brann- und Holzkohlenflötze birgt der Nord- und Ostrand der Alpen), doch sind die Wasserkräfte zum Theil ein Ersatz dafür. In der Volksbildung werden die Alpenländer nur von den Sudetenländern weit übertroffen; am höchsten steht sie in Oesterreich und in der Steiermark und nimmt nach S. entschieden ab. Lintheilung und Topographie. I. Wied evö sie weich. Niederösterreich ist das fruchtbare nnd industrielle nordöstliche Alpenvorland und umfaßt auch den größten Theil der österreichischen Alpen mit dem Wiener Walde. 1.) Das Wiener Becken. Am Austritte der Donau ans der Enge von Klosterneuburg liegt Wien (mit den Vororten 1 Mill. Ew.), die Haupt- und Residenzstadt der Monarchie sowie deren erste Handels- und Industriestadt. Universität und technische Hochschule. Dio Lago Wiens. Keine andere Stadt der Monarchie ist schon durch die Natur so sehr zur Hauptstadt bestimmt, als gerade Wien, denn 1.) liegt es in der Ebene, wo die drei großen Gebirgssysteme Oesterreichs znsammentrcffen, ohne sich zu berühren; 2.) beginnt bei Wien die Donau, nachdem sie zuin letztenmale eine enge und längere Felsengasse passirt hat, sich auszubreiten und, nicht mehr gehemmt durch zu raschen Lauf, durch Wasserwirbei nnd andere Unistände, großartige Verhältnisse für Schiffahrt und Verkehr zu entwickeln, infolge dessen Wien der Central punkt des Verkehrs zwischen dem obern und Mittlern Donangcbiete geworden ist; 3.) eröffnet das Marchfeld und das Marchthal die einzige Verbindungsstraße von der Donau zum Weichsel-, Oder- und Elbcgebiete; 4.) liegt Wien an demjenigen — 215 — Punkte der Donau, der dem nördlichsten Punkte des adriatischen Meeres am nächsten liegt, und gerade hier sind die Alpen so niedrig, daß sie leicht überschritten werden können (Semmeringbahn). Wien ist daher auch der Ceutralplatz für den Ver¬ kehr zwischen dem östlichen Deutschland und dem adriatischen Meere. Wien ist wie Paris und London stetig von innen heraus gewachsen. Die Stadt besteht 1.) aus der innern Stadt, in deren Mittelpunkte der altehrwürdige gothische St. Stefan sdom (mit seinem 138 hohen Thurme) steht. Von hier aus führt der Weg über den Graben, den Ceutralplatz des Geschäftslebens, zur kaiserlichen Burg, deren äußern Platz die Reiterstatuen der beiden größten öster¬ reichischen Feldherren, des Prinzen Eugen und des Erzherzogs Karl, schmücken; 2.) aus der Ringstraße, einer von Palästen und palastähnlichcn Zinshäusern, Park- und Gartcnanlagen umschlossenen Prachtstraße nach Art der Pariser Boulevards, die an der Stelle der alten Befestigungsanlagen ringförmig die innere Stadt umgibt; 3.) ans den 36 Vorstädten, die, durch die Ringstraße von der innern Stadt getrennt, diese im Kreise umgeben. Im N. der Stadt breitet sich der Prater, der Bergnügungsort der Wiener, aus, aus schattigen Alleen, Parks und Wäldchen bestehend. (Der Palast für die Wiener Weltausstellung im Jahre 1873.) Die Bedeutung Wiens als Handel st adt ergibt sich aus dem oben Ange¬ führten. Die meisten Industriezweige Oesterreichs sind hier vertreten, aber unter allen Erzeugnissen ragen besonders die Seidenfabrikate, Shawls und Teppiche und die Gold- und Silberwaren hervor. In der Maschincnfabrication wird Wien und seine Umgebung von keiner andern Gegend in Oesterreich übertroffen. In der Nähe von Wien die kaiserlichen Lustschlösser Schönbrunn und L ax e n bur g. Der südliche Theil des Wiener Beckens ist ein Hauptsitz des Wein¬ baues und der Bauinwvllindnstrie. Die größten Orte des Wiener Beckens (mit Ausnahme von Wien) und zugleich die Hanptindustrieorte sind Wiener-Neustadt (20,000 Ew.) und Neunkirchen (6000 Ew.); Baden hat berühmte Schwefelbäder, Böslan Wcinort, Schwechat mit Bierbrauereien, Bruck a. d. Leitha; Ha in bürg, in dessen Nähe die Römerstadt Carnuntum lag, besitzt eine große Tabakfabrik. - Der nördliche Theil des Beckens oder das March feld, eine Hauptkornkammer der Monarchie, sowie wegen seiner Lage (s. Wien) eines der bedeutendsten europäischen Schlachtfelder (Aspern, Wagram u. s. w.) 2. ) Im fruchtbaren Tullner Becken ist Krems der Hauptort (8000 Ew., berühmter Kremser Senf). Außerdem Kvrneuburg, Stockeran, Tulln und Steiu, ein Hauptstapelplatz des Donauhan¬ dels. Im obern Donanthale die berühmte Benedietinerabtei Mölk. 3. ) Im voralpinen Hügellande ist St. Pölten (8000 Ew.) der Hauptort. In den Alpenthälern hat sich, gefördert durch die Wasserkräfte, eine bedeutende Eisenindustrie entwickelt, deren Hauptort Waidhofen a. d. Jps ist. 4. ) Die größte Stadt des nördlichen Plateau- und Hügellandes, des zweiten Weinbezirkes, ist Zwettl (3000 Ew.); Retz, Weinort. II. Gbenöstenrreich. Oberösterreich ist das nordwestliche Alpenvorland und umfaßt auch einen großen Theil der Salzkammergut-Alpen. Das Hügelland und auch die Thäler und Bergabhäuge sind überall wohl angebaut oder bewaldet. Auch die industrielle Thätigkeit (Eisen, Leinen, Baumwolle) ist eine sehr rege. Den Hauptreichthum des Landes bildet das Salz. 1.) Das Donaubecken voll Linz (30,000 Ew.) ist das natürliche Centrnm des Landes, wo die Bahnen aus Böhmen (von Budweis) und 216 Salzburg (m der Einsenkung zwischen den Alpen und dem Hausruck), sowie die Traunstraße aus dem Salzkammergute zusammentreffen. In der Nähe der Jndustrieort Klein München. 2. ) Im voralpinen Hügellande liegen Wels a. d. Traun, die Benedictinerabtei Krems Münster, der Badeort Hall (Jodquellen) und Steier (10,000 Ew.) a. d. Enns, der Hauptort der alpinen Eisenindu¬ strie. — Im Hausruckgebirge bedeutende Kohlenlager. Die Gegend zwischen demselben und dem Inn heißt das Innviertel; Hauptvrt Ried (4000 Ew.) 3. ) In deni wegen seiner Naturschönheiten von zahlreichen Fremden besuchten Salzkammergute liegen Gmunden (6000 Ew.) und Ebensee am Traunsee (große Salinen); Ischl, einer der berühmtesten Badeorte des Continentes, nnd Hallstadt am See gleichen Namens. 4. ) Ans dem Granitplateau, dem sog. Mühlviertel, dem Haupt¬ sitze der Leinenweber, ist Fr ei st adt der größte Ort (3000 Ew.) III. Salzburg. Salzburg ist vorwiegend Alpenland, ranh, nnd dünn bevölkert. Vorzügliche Viehzucht und Salzreichthum. 1. ) Das Querthal der Salzach. An der Grenze zwischen den Alpen und der Ebene die Hauptstadt Sulzburg (20,000 Ew.), durch Lage und Marmvrbauten die schönste Alpenstadt (Geburtsort Mozarts). Südlich davon die Salzstadt Hal le in (4000 Ew.), der zweitgrößte Ort des Landes. Das obere Querthal heißt Pvngan. 2. ) Im Längenthal der Salzach, Pinzgau, erreicht kein Ort eine Bevölkerungszahl von 2000. In kleinen Tanernthälern liegen Gastein mit berühmten Thermen und das einst bedeutende Gold- und Silber¬ bergwerk Rauris. 3. ) Das oberste Murthal oder Lungau: Hauptort Radstadt. IV. Tirol und Vorurlberg. Wie der Name schon anzeigt, haben wir es mit zwei getrennten Gebieten zn thnn. Politisch sind sie zwar insoferne vereinigt, als sie unter einer gemeinschaftlichen Landesbehörde, der Statthalterei in Inns¬ bruck, stehen, anderseits aber wieder getrennt, indem sie gesonderte Land¬ tage haben. 1.) Nordtirol, mit durchaus deutscher Bevölkerung, ist die Nord¬ abdachung der Alpen, die dem Donaugebiete angehört. Viehzucht herrscht entschieden vor, Industrie fehlt, der Bergbau ist von geringer Bedeutung. Die größern Orte liegen im Jnnthale: Innsbruck (20,000 Ew.) am Einflüsse der Sill in den Jun und daher wichtig als Vereinigungs- Punkt der Brennerstraße urit der Arlbergstraße, Hauptstadt der Grafschaft mit Universität; Hall, die zweitgrößte Stadt Nvrdtirvls (5000 Ew.), mit Salinen; Schwatz (einst berühmter Bergbau) und Kufstein, eine Festung, die den Eingang ins Innthal bewacht. In zahlreichen Ort¬ schaften des Unterinnthales wird Eisen nnd Kupfer gewonnen nnd ver¬ arbeitet. Im Achenthale Kitzbüchel, in dessen Nähe jetzt verfallene Bergwerke (Silber, Kupfer) liegen. 217 In der schön gebauten Stadt Innsbruck ist vor allem die Hof- oder Fran¬ ziskanerkirche zu erwähnen, mit dem Grabmal Max I. und des tirolischen Baucrn- helden Andreas Hofer, und zahlreichen Statuen von Fürsten und fürstlichen Frauen, meist aus dem Hause Habsburg. In der Umgebung der Stadt die Martinswand, die durch das Jagdabenteuer des Kaisers Max I., und der Berg Jsel, der durch die blutigen Kämpfe zwischen den Tirolern und Franzosen berühmt geworden ist. Schloß Ambras. 2. )Südtirol, die Südabdachung der Alpen, gehört größtentheils dem Etschgebiete an und wird von Deutschen, Italienern und Ladinern bewohnt. Die Deutschen dringen iw Etschthale am weitesten nach S. vor, der Ort Saturn ist hier die Sprachgrenze. Südtirol ist besonders in den geschützten Thälern sehr obst- und weinreich, an: Gardasee ent¬ faltet sich bereits eine südländische Vegetation. Wichtig ist die Seid en- zncht und die darauf beruhende Industrie. Im Pusterthale, durch das die Rienz nach W., die Drau nach O. fließt, sind Bruneck und Lienz die Hauptorte (2000 Ew.) Im Eisackthale: Die Franzensfeste, in wichtiger Lage am Vereinigungspunkte der Brenner- und Draustraße; die Bischofstadt Brixen; Botzen (0000 Ew.), der Hanptort des Thales und die wichtigste Handelstadt Tirols, da ihre Lage am Vereinigungspunkte der Etsch- und Brennerstraße sie zum Stapelplatz für den Handel zwischen der Schweiz, Deutschland und Italien bestimmt (jährlich vier Messen). Unter den Nebenthälern ist das Grödnerthal durch Holzschnitzereien bekannt. Im Etschthale: Meran, wegen seines milden Klimas als Kur¬ ort berühmt, war einst wegen seiner Lage in der Nähe der bedeutend¬ sten Thäler des Landes dessen Hauptstadt; das Schloß Tirol gab der Provinz den Namen. Von Meran kommt man in das Passeierthal, die Heimat des Andreas Hofer. Die Hauptorte von Wälschtirol sind Trient (oder Trident, 20,000 Ew.) und Roveredo (9000 Ew.), der Hauptsttz der Seidenindustrie. Riva am Nordufer des Gardasees; unweit davon Ala, von Alters her ein Sitz der Sammtfabrication. Im Brenta- thale ist Levico (4000 Ew.) der Hauptort. 3. ) Vorarlberg, mit schwäbischer Bevölkerung, gehört dem Rhein¬ gebiete an. Es ist Industrieland, das vorwiegend Baumwolle fabrik¬ mäßig verarbeitet. Hauptstadt Bregenz (4000 Ew.), der österreichische Hafen am Bodensee. Industriestädte: Dornbirn, Feldkirch und Bludenz. V. Kärnten. Kärnten ist das Drauland, zum weitaus größeren Theile von Deutschen, zum geringeren von Slovenen bevölkert (s. S. 213). Das Klima ist rauh, daher die Viehzucht vorwiegt; der Reichthum des Landes liegt aber in seinen metallischen Schätzen: Kärnten ist das erste Blei¬ land der Monarchie, auch Eisen ist in Fülle vorhanden, Bergbau und Metallverarbeitung sind daher wichtige Beschäftigungszweige. 1.) Unterkärnten: In der weiten Thalebene der Glan (Neben¬ fluß der Gnrk), dem natürlichen Eentrum des Landes, und am Ausgange der ins Savethal führenden Lviblstraße liegt die Hauptstadt Klagen- 218 surrt (15,000 Ew.) Sie ist ein Hauptstapelplatz für den Handel mit Ungarn (Draustraße) und besitzt wichtige Bleiweißfabriken. Zwischen Klagenfurt und St. Veit, der alten Hauptstadt, dehnt sich das Zollfeld (mit dem Herzogstuhle) aus; westlich von Klagenfurt der Wörthersee. Im untern Drauthale herrscht in zahlreichen kleinen Orten (z. B. Prä- vali) lebhafte Eisenindustrie. Im obst- und weizenreichen Lavantthale der Hauptort Wolfs berg; von hier bis Friesach an der Gurk reicht das Gebiet der Eisenerze. 2.) Oberkärnten. Der Hauptort ist Villach (4000 E.) an der Vereinigung der Dran und Gail. Nördlich davon der Ossiacher See, westlich Bleiberg, der Mittelpunkt der kärntnischen Bleiproduction. Südlich vom Gailthale Tarvis, ein wichtiger Straßenknotenpunkt, da sich hier die Straßen über den Predilpaß nnd nach Pontebba mit den Straßen ins Drau- und Savethal vereinigen. Das westliche Oberkärnten ist bereits Hvchgebirgslandschaft: der Weißen- und Millstädter See, das berühmte Pfarrdorf Heiligenblut am Fuße des Gro߬ glockners. VI. Kteieuuruuk. Die Steiermark nimmt, wie Tirol, an allen drei Alpenzonen theil und umfaßt außerdem noch einen großen Theil des ostalpinen Vor¬ landes. 1. ) Obersteiermark ist Hochland. Die durchaus deutsche Be¬ völkerung beschäftigt sich mit ausgedehnter Rindvieh- und Pferde¬ zucht und mit der Gewinnung nnd fabrikmäßigen Verarbeitung des Eisens, das schon den Römern als das beste galt. Der Erzberg, an dessen Nordseite Eisenerz und an dessen Südseite Vordernberg liegt, hat das größte Bergwerk der Alpen und liefert jährlich 2 Mill. Centner Roheisen. Leoben (4000 Ew.), der Hauptort des obern Murthales, ist die Hauptniederlage des Roheisens und hat eine Bergakademie. Im Murthale außerdem Judenburg und Bruck a. d. M. am Einflüsse der Mürz; im Mürzthale ist Mürzzuschlag der Hauptort. Im Längen- thale der Enns ist Admont der Hauptort (mit Benedictinerabtei); in den nördlichsten Alpen liegt der berühmte Wallfahrtsort Maria-Zell. 2. ) Untersteiermark ist im W. niederes Alpen-, im O. Hügel¬ land. Die Bevölkerung ist bis an die windischen Bühel deutsch, südlich davon slovenisch. Die großen Thalebenen (Grazer, Leiblicher, Pettauer Feld) befördern den Ackerbau (Mais und Weizen), der Körnervorrath ausgedehnte Geflügelzucht; im Hügellande gedeiht trefflicher Wein. Die wichtigsten Orte haben sich an der Grenze von Alpen- und Hügelland entwickelt. An der Mur die Hauptstadt Gmcrg (80,000 E.) in reizender Lage, industriell und mit wichtigem Handelsverkehr nach Triest und Ungarn; Universität und technische Hochschule. Das nahe Kö flach liefert Kohlen. An der Drau Marburg (10,000 Ew.), Weinort. Im Hügellande ist die größte Stadt Fürstenfeld a. d. Feistriz (4000 Ew., Tabakfabrik). Südlich davon der berühmte Badeort Gleichen¬ berg. Radkersburg an der Mnr und Pettau an der Drau sind Weinorte. 219 Im Santhale ist Cilli der Hauptort (4000 E.) Unterhalb CM die Thermen von Tüffer und Römerbad, an der kroatischen Grenze der Sauerbrunnen Rohitsch. VII. Kvcrin. Kram, mit durchaus slvvenischer Landbevölkerung, ist nur im N. Alpenland, im S. Karstland. 1. ) Oberkrain, das eigentliche Alpenland mit dem Savethale. Hauptbeschäftigung Ackerbau (Mais, Weizen und Haiden) und Vieh¬ zucht. Das natürliche Centrum des Landes ist das große Savcbecken (11 dW., wovon 3 auf das Laibacher Moor kommen), daher hier die Hauptstadt Lcribcrch (20,000 Ew.) in wichtiger Handelslage am Kren- zuilgspunkte der Südbahn mit der Straße voll Agram nach Kärnten. Sein, Krainburg und Lack liegen an der Ausmündung der bedeu¬ tendsten Nebenthäler in das Becken. Für die Verarbeitung des im oberen Savethale gewonnenen Eisens ist Neumarktl der Hauptort. Das obere Savegebiet ist reich an Naturschönheiten (W och ein er, Veldeser See). 2. ) Unterkrain, das östliche, znm Savegebiete gehörende Karst¬ land. Weinbau, sonst wenig fruchtbar. Hauptort Rudolfs Werth im Gurkthale (2000 Ew.) Jin Gebiete des Städtchens Gottschee hat sich seit alter Zeit eine Schwabenkolonie erhalten. 3. ) Jnnerkrain, das westliche, zum Jsonzo gehörende Karstland; rauh und unfruchtbar, nur das Wippachthal verkündet durch seine Feigen, Oliven und seinen Wein bereits die Nähe Italiens. Hauptort Jdria (4000 Ew.), dessen Quecksilberbergwerk nach Almaden das größte in Europa ist. Berühmt ist die Tropfsteinhöhle voll Adelsberg und der Zirknizer See, dessen Wasser sich periodisch in viele sogenannte Sauglöcher verliert. Mit den Alpenlandschaften stehen in Verbindung die Küstenlandschaften. Sie gehören größtentheils der subtropischen Zone an. Der meiste Regen fällt überall im Herbste, aber die Sommer sind nur im südlichen Dalmatien trocken. Die Winter sind warm, und Schneefall ist in den Niederungen selten. Aber trotz der Küstenlage haben diese Landschaften ein continentales Klima, indem die warme Witterung, die beim See¬ wind (Scirocco) vorherrscht, plötzlich in das Gegentheil umschlägt,wenn der kalte, trockene Landwind (die Bora) von den Gebirgen herabstürmt. Die Landbevölkerung ist slavisch, im Görzer und Triester Gebiet slovenisch, in Istrien und Dalmatien kroato-ser bisch (zum Theil der griechischen Religion angehörig), die Küsten- und Städtebevölkernng hingegen italienisch, eine Folge der langdanerndcn politischen Verbin¬ dung mit der Republik Venedig. VIII. Das Küstenlcrnd- Unter diesem Namen verstehen wir die gefürstete Grafschaft Görz mit Gradiška, die Markgrafschaff Istrien und die Stadt Triest mit ihrem Gebiete. Sie bilden zusammen ein Berwaltungsgebiet, welches dem Statt- 220 Halter von Triest untersteht, sind aber anderseits wieder politisch getrennt, indem Görz und Istrien ihre eigenen Landtage haben und der Stadt¬ rath von Triest ebenfalls die Stelle eines Landtages vertritt. 1. ) Die Grafschaft Körrz besteht aus dem Thale des Jsonzo und (theilweise) dessen Nebenthälern und ist im N. Alpenland, in der Mitte Karstboden, im S. Tiefebene, die als der östlichste Ausläufer des lombardisch-venezianischen Tieflandes zu betrachten ist. Die Jsonzo-Ebene, welche an "der Küste in die Lagunen von Grado übergeht, hat bereits südliches Klima und ist reich gesegnet an Reis, Mais, Wein und Maulbeer¬ bäumen. Hauptstadt Kövz (15,000 Ew.); Festung Gradiška, Monfal- cone, Aquileja, einst eine der wichtigsten Römerstädte, jetzt ein armes Dorf. — Im Oberlande ist Flitsch am Ende der Mischer Klause der Hauptvrt (2000 Ew.) 2. ) Istrrien's Bodeu ist eine unnüttelbare Fortsetzung des Karst¬ landes. Der nördliche und nordöstliche Theil ist Plateau- und Bergland (höchster Punkt Monte Maggiore (matschore 1400'"/), der südwest¬ liche tiefer liegendes Flachland. Die Flüsse sind unbedeutend. Die hügelige Westküste ist ausgezackt, und sogenannte Canali schneiden tief ins Land ein, die Ostküste ist steil und weniger gegliedert. So weit Istrien unter dem Einflüsse des Meeres steht uud vor der Bora geschützt ist, hat es italienisches Klima und eine immergrüne Vegetation (Oliven, Wein). An der Küste: Capo d'Jstria und Pirano mit Salinen; Pa- renzo,Sitz des Landtages; Rovigno (rovinjo) an einem Olivenwalde, Istriens erste Handelstadt; Pola (10,000 Ew.) an einer trefflich be¬ festigten Bucht gegenüber den brionischen Inseln, Oesterreichs erster Kriegshafen, mit schön erhaltenen Denkmälern (Amphitheater) aus der Rvmerzeit. - Im Innern: Pisino (oder Mitterbnrg) und Mvntona, dessen Wald das Holz für die österreichische Marine liefert. Jstrianische oder quarnerische Inseln: Cherso (der merkwürdige Vranasee ohne Zu- und Abfluß), Veglia (welja) und Lussin mit den gleichnamigen Hauptorten sind die bedeutendsten. Die Bewohner treiben Fischfang und Handel nut Südfrüchten. 3. ) Hviest (70,000 Ew., meist Italiener), amphitheatralisch an¬ gelegt, nicht nur die erste Seestadt der Monarchie, sondern auch für ganz Deutschland ein Haupteinfuhrhafen der Produkte der Levante (s. österr. Lloyd). In der Nähe das Schloß Miramare (Erzherzog Max, Kaiser von Mexico). IX. Aack'rnatien. Cherso n. von 44, 32. Cattaro nö. von 42, 36. Eine Reihe kahler Kalkgebirgsketten durchziehen den schmalen Landstrich parallel mit der Küste und den Inseln, die durch Senkung losgelöste Festlandsstücke sind. In der kroatischen Nordhälfte heißt die Küstenkette das Beleb itschgebirge, das im S. die Grenze gegen Dal¬ matien bildet, landeinwärts folgt die Kapela; die dalmatinischen Gebirge faßt man nnter dem Namen dinarische Alpen zusammen; höchster 221 Punkt der Orjen (1900 "'/) an der Grenze von Montenegro. Die Flüsse durchfließen zuerst Langenthaler und durchbrechen dann meist mit Wasserfällen die Küstenkette, so die Kerka und die Cetina. Dalmatien ist das wärmste Land der Monarchie, und Lorbeer, Feigen, Orangen und Citronen gedeihen im Freien, doch ist der vor¬ herrschend kalkige Boden meist unfruchtbar und nur in wenigen Gegen¬ den zum Ackerbau (Gerste) geeignet. Daher lockte schon frühzeitig das Meer die Bewohner an, und da die Küste eine ausgezeichnete Klippen- küste ist, der fremde Schiffe nnr mit Vorsicht nahen dürfen, so verlockte dieser Umstand die Dalmatiner im Alterthume und Mittelalter zum See¬ raub; jetzt liefert das Land die besten Matrosen für die österreichische Marine, und darin besteht seine Bedeutung. -- In Industrie und gei¬ stiger Kultur steht es allen übrigen Kronländeru nach. Die Städte liegen nur an der hafenreichen Küste, haben aber trotz¬ dem wenig Bedeutung, da das Hinterland prodnktenarm ist und nur mangelhafte Verkehrsstraßen hat. Hauptstadt Acricr (8000 Ew.); Sebe- nico, Spalato (10,000 Ew.) auf den Ruinen und aus dem Mate¬ riale des berühmten Palastes Diocletiaus gebaut, die größte Stadt Dal¬ matiens. Oestlich davon lag die Hauptstadt der römischen Provinz, Salona, zahlreiche Alterthümer. Ragusa war einst eine selbständige Handels¬ republik. Cättaro in ganz versteckter Lage an derBocche di Cattaro, einer der wildesten und wunderlichsten Buchten der Welt und daher Kriegs¬ hafen ersten Ranges. Unter den dalmatinischen Inseln sind die bedeutendsten: Pago, Brazza, die größte und bevölkertste dieser Inseln, wein- und ölreich; Lesina, Lissa (Seesieg der Oesterreicher 1866), Cürzola und Me- leda. Die Halbinsel Sabioncello (sabiontschello) hängt kaum noch mit dem Festlande zusammen. 8 76. Die österreichischen Sudetenländer. Linz n. von 48, 32. Regensburg w. von 49, 30. Eger n. von 50, 30. Elbeaustritt sw. von 51, 32. Odcrbiegung nach NW. 50, 36. Preßburg uw. von 48, 35. P k> O « o g r a pbi«. Die Sudetenländer bilden mit den westlichen Karpathen ein Ge- birgsparallelogramm, das zwei Flach- und Hügelländer umschließt: im W. das zum Elbegebiet gehörende Böhmen, im O. das zum Donaugebiet gehörende Mähren. 1. Die Grenzgebirge. 1.) An das österreichische Granitplatcau (m. H. 800 "/) schließt sich, nach NW. streichend, der Böhmer Wald (m. Kammh. 1000 "/) mit ausgedehnten Fichten- und Buchenbeständen an. Der südöstliche Theil bis zur Einsenkung des Chcunbaches (Eisenbahn Pilsen-Fürth) ist der höhere Theil (höchster Gipfel Arber, 1500 "/) und trägt mehr den Charakter eines Kettengebirges," der äußerste Zug heißt baierischer Wald. Der nordwestliche Theil ist plateauartig. In der nun bis zum 222 Fichtelgebirge folgenden Einsenkung zieht die Eisenbahn von Eger nach Baiern. 2. ) Das Erzgebirge sm. Äammh. 800 "/) bildet den Nordwest¬ rand. Der böhmische Südabfall ist steil, der sächsische (erz- und kohleu- reiche, s. S. 176) Nordabfall ganz allmälig. Höchster Punkt der Keil¬ berg, 1200 Eine Einsenkung trennt Fichtel- und Erzgebirge (Eisen¬ bahn Eger-Hof), eine zweite Eisenbahn überschreitet das letztere gerade in der Mitte. 3. ) Den Nordostrand bilden die Sudeten, aus einer Reihe selb¬ ständiger Gebirgsgruppen bestehend: a) Das Elbesandsteingebirge, ein nur 400 h. Plateau, das voll der Elbe in einem romantischen Thale (sächsische Schweiz) durch¬ brochen wird. d) Das Lausitzer Berglund bis zur Görlitzer Neiße, auf der böhmischen Seite im Mittel 700 h., nach N. aber zu einem niedern Berg- und Hügellande sich senkend. e) Das Jser- und Riesengebirge zwischen der Neiße und Bober ist ein Kettengebirge mit alpinen Formen. Das Riesengebirge ist der höhere Theil (m. Kammh. 1300 "/) und trägt den höchsten Gipfel des deutschen Mittelgebirges, die Schueekvppe, 1600 cl) Das niedere Waldenburger Bergland vermittelt den Ueber- gang vom Riesengebirge zum Gl ätz er Gebirgslande, das bis zur March reicht. Es ist ein Plateau mit Raudgebirgeu, von denen nur das südwestliche, das Adlergebirge, ganz zu Oesterreich gehört. Auf dem südöstlichen Randgebirge erhebt sich der Schneeberg (1400 '^). b) Das mährische Gesenke, von der Oder bis zur Marchquelle, eine plateauartige Gebirgsmasse von 800 Mittelhöhe. Höchster Punkt Altvater (1500 '«/). Die drei Sudetenthore (jetzt von Eisenbahnen durchschnitten), die Böhmen nnd das Donaugebiet mit dem nordöstlichen Deutschland verbinden, find: 1. ) die mährische Pforte, die breite Einfenkung zwischen dem mährischen Gesenke und den Karpathen; 2. ) das Waldenburger Bergland; 3. ) das Durchbruchsthal der Elbe. II. Die böhmische Tcrrassenlaudschast fällt in drei Stufen von über 500 bis etwa 200 nach N. ab. Der Boden ist vorwiegend uneben, bedeckt von zahlreichen Bergen, die sich in der Westhälfte zu großem Gebirgsrücken oder Berggruppeu zusammenschließen (z. B. das aus vul¬ kanischen Kegelbergen bestehende Mittelgebirge). Der Hauptfluß ist die Elbe, die im Riesengebirge entspringt, durch die Adler uud Jser verstärkt in einem weiten Bogen die nördliche Terrasse bewässert nnd dann, der Richtung der mächtigem Moldau folgend, und nach Aufnahme der vom Fichtelgebirge kommenden Eger, durch die tiefste Einsenkung im Sudeten-Gebirgswalle nach N. entströint. Die Moldau, Böhmens eigentlicher Hauptfluß, entspringt im Böhmer¬ walde, fließt durch ein Längenthal nach SO., dann mit scharfer Knie¬ biegung durch die Mitte des Landes nach N. Sie erhält rechts die Lnschnitz und Sazawa, links die Wätawa und Beraun. 223 Kein Land hat eine solche symmetrische Bertheilung der Gewässer, als Böhmen: ein mittlerer Hauptstrang und rechts und links correspondircnde Zu¬ flüsse: Luschnitz—Watawa, Sazawa—Verarm, Elbe—Eger. Die Wasserscheide zwischen der Moldau, Elbe und der March bildet eine mäßige Anschwellung des Bodens (mittlere Höhe 540"/). Dieser Umstand wurde von großer historischer Bedeutung, denn er er¬ klärt einerseits die langdauernde Verbindung zwischen Böhmen und Mähren, ander¬ seits die Thatjache, daß Böhmen, obwol zum Elbegebiet gehörig, aber nach drei Seiten hin abgeschlossen und nur gegen die March und Donau offen, unwandelbar an die Geschicke des Donaustaates gebunden ist. III. Jenseits der Wasserscheide liegt die mährische Mulde. Den Mittlern Theil nimmt das Flachland der March ein, größtmtheils Tiefebene, die im S. mit dem Wiener Becken sich vereinigt. Im W. steigt das mährische Hügelland zur Wasserscheide empor, den O. erfüllen die nach NO. streichenden Höhenzüge der Beskiden. Der Hanptfluß, die March, entspringt am Schneeberg und mündet in die Dvnan. Von den Beskiden erhält sie die Beezwa (betschwa), vom westlichen Hügellande die Hanna nnd die mit der Zwitawa (swltawa) nnd Jglawa (iglawa) vereinigte Thaya. Sie ist das wichtige Verbindungsglied zwischen Donau-, Weichsel-, Oder- und Elbegebiet ls. S. 214). ' Klima. Das allgemeine Gesetz des europäischen Klimas, daß das östliche Land (Mähren) im Winter kälter nnd im Sommer wärmer ist, als das westliche (Böhmen), hat auch hier Geltung, trotzdem Mäh¬ ren den Südwinden 'offener liegt als Böhmen. Mährens heiße Sommer begünstigen den Weinbau, während derselbe in Böhmen erst auf der untersten (nördlichen) Terrasse gepflegt werden kann. In beiden Ländern ist aber das Klima eontinental, und da die westlichen Winde sich ihres Wassergehaltes an den Gebirgsmauern entladen, so haben die innern Landschaften geringe Regenmengen. M o l iIi fcl>« O e u g c uxbie. Bevölkerung. Die absolute Bevölkerung der 1400 Hs Meilen (80,000 fD^/n,) großen Sudetenländer beträgt nahe an 8 Mill., die relative daher 5300 (oder 96 auf I Der Vergleich dieser Zahlen mit jenen der Alpenländer (S. 213) lehrt schon, daß die Sudeten¬ länder viel reichere Hilfsquellen besitzen müssen und auf einer höhern Kulturstufe stehen als jene. Die Bevölkerung besteht zur weitaus größer» Hälfte ans Slaven (Czechen ftschechenj und Moraver), die das mittlere Böhmen und Nord- mühren bewohnen und so mit den ihnen stammverwandten Slvvaken in den Karpathen zusammenhängen, während die Deutschen an den Abhängen der Randgebirge und im südlichsten Mähren sitzen, aber auch im slavischen Distrikte einen namhaften Theil der Städtebevölkerung aus¬ machen. Die katholische Religion ist die weitaus vorherrschende. Die slavi sehe Einwanderung fällt in das fünfte Jahrhundert, die aus der Umgebung herbeigezogenen deutschen Ansiedler besetzten in der Folge der Zeit die Ränder; viele deutsche Kolonisten wurden aus fernen Gegenden berufen. Der böhmische Staat wurde von den Premysliden (pschemisliden) gegründet (regierten bis 1306), 224 kam aber früh in Abhängigkeit vom deutschen Reich; feine Blütezeit erlebte er unter den Luxemburgern (1310 bis 1437, besonders unter Karl IV.), bis durch die Hus¬ sitenkriege, namentlich aber durch den 30jährigen Krieg sein Wohlstand auf lange Zeit gründlich vernichtet wurde. Mähren wurde im 11. Jahrhundert, Schlesien (auch Preußisch-Schlesien) im 14. Jahrhundert mit der böhmischen Krone vereinigt. Kultur. Die Sudetenländer sind das reichste Gebiet der Monarchie, nicht nur weil sie von der Natur am reichsten ausgestattet sind, sondern auch infolge der fleißigen und verständigen Benutzung des Bodens und seiner Schätze. Sie gehören zu den ergiebigsten Getreide¬ ländern der Monarchie (besonders Roggen und Hafer), die Schafzucht liefert die trefflichste Wolle, der Waldreichthum ist besonders in den feuchten böhmischen Gebirgen ein außerordentlicher und wird sorgfältig gepflegt. Zudem sind die Sudetenländer die einzigen bedeutenden Kohlen- gebietc der Monarchie und neben Niederösterreich, das durch bequeme Einfuhr an diesem Segen theilnimmt, die einzigen Großindustrie-Bezirke derselben. Daher auch hier eine bedeutende Verdichtung der Bevölkerung, die nach NO. wächst und um Reichenberg das europäische Maximum erreicht. Unter solchen Umstünden blüht selbstverständlich auch der Han¬ del, gefördert durch ein dichtes Eisenbahnnetz, und zwar übersteigt der Werth der Ausfuhr bei weitem den der Einfuhr. LiiUlfeilmtg und Topographie. k. Wöhmerr. In seltener Weise vereinigt Böhmen alle Gaben der Natur in sich, nur Salz fehlt vollständig und macht stete Einfuhr ans Oberösterreich nothwendig. Land- und Forstwirth schäft blüht besonders auf den ausgedehnten Adelsherrschaften, von denen manche an Flächeninhalt deutsche Kleinstaaten übertreffen. Wichtig ist der Hopfeubau und die Bier- erzengung. Der Bergbau liefert Zinn, Silber, Eisen und Kohlen: Steinkohlenbecken von Pilsen und Kladno, Braunkohlenbecken des Egergebietes. Außerdem finden sich Halbedelsteine in Menge. Böhmen ist das erste Industrieland der Monarchie. Die böhmi¬ schen Leinenwaren, feine Shawls, Kattun-und Halbwollfabri¬ kate genießen Weltruf; in der Glasfabrication steht es wegen feines Reichthums an Holz und Quarz schon seit langem unerreicht da, und auch die Eisenindustrie hat eine hohe Ausbildung erlangt. In der Rübenzuckerfabrication nimmt es unter den österreichischen Provin¬ zen die erste Stelle ein. 1.) Mittelböhmen. Fast genau in der Mitte des Königreiches an der schiffbaren Moldau liegt die Hauptstadt H'rng, zugleich Böhmens erste Handels- und In¬ dustriestadt, Universität (die älteste deutsche), technische Hochschule; mit den Vororten Karolinenthal undSmichow 190,000 Ew. Wenige Hauptstädte haben eine fo ausgezeichnete Lage wie Prag, denn ein¬ mal liegt es in der Mitte des Landes und an dessen Hauptfluß, der nach Aufnahme feiner vier bedeutendsten Nebenflüsse einen höheren Grad der Schiffbarkeit erreicht, dann vereinigen sich hier die vier in das Land führenden Hauptstraßen von Mähren, Sach¬ sen, der Oberpfalz und der Donau (vergl. die Eingangspforten). Daher ist Prag nicht 225 blos der Haupthondclsplotz, sondern auch der Schlüssel zur Beherrschung des Landes, und zahlreiche Kämpfe haben hier statwcfunden. Prag, das wegen der Schönheit seiner Marnwrbauten und seiner zahlreichen Kirchen das »deutsche Rom« genannt wird, besteht aus der Alt- und Neustadt am rechten, der Kleinseite und dem Hradschin am linken Ufer der Moldau. Die kleine Bergfeste über dem Flusse, Wischchrad, die uralte Residenz der böhmischen Her¬ zoge, liegt jetzt innerhalb der Mauern der Stadt. Die eigentliche Burg liegt auf dem Hradschin, von wo man eine herrliche Aussicht auf die Stadt genießt. Im W. von Prag liegt der grvße Steinkohlcnbezirk um Schlau, Rakonitz und besonders Kladnv, welches auch die bedentendsten Hoch¬ öfen Böhmens besitzt. — Hvrowiz (hvrschowiz) bildet den Mittelpunkt des bedeutendsten Eisenindustriebezirkes, der sich nach N. (Pürglitz), S. (Pribram) und im W. (Pilsen) ausdehnt. — Pribram (pschibram) be¬ sitzt in dem nahen Birk en berg das reichste Silberbergwerk Böhmens und eine montanistische Lehranstalt. - Im N. von Prag Meluik am Zusammenflüsse der Moldau und Elbe, die von da an mit Dampfschiffen befahren wird. 2. ) Südböhmen. Die größte Stadt Budweis (20,000 Ew.) liegt an der Moldau, die von hier an schiffbar wird, und da sich hier zugleich zwei wichtige Bahnen (nach Linz und Wien) vereinigen, sv ist Budweis ein bedeutender Handelsort. Wittingau, in weiter, mit zahlreichen Teichen bedeckter Ebene, daher Fischzucht. Tabor an der Luschnitz, einst Hauptort der Taboriteu. Neuhaus an der mährischen Grenze und Pisek au der Watawa gehören zu den größer» Städten Böhmens; westlich von Pisek der Jndustrieort Strakouitz. — An der niederösterreichischen Grenze viele Glashütten. 3. ) Westböhmen. Pilsen (20,000 Ew.) in einem merkwürdigen Thalbecken, wo drei Flüsse strahlenförmig zusammenfließen, um die schiffbare Beraun zu bil¬ den, ist ein wichtiger Handelsplatz an der Straße in die Oberpfalz, die sich hier mit der Straße nach Oesterreich kreuzt, zugleich reich an Stein¬ kohlen und Eisen und daher auch eine bedeutende Industriestadt. In der Nähe Mies mit einem Bleibergwerke. — Längs des Böhmerwaldes liegt die erste große Region der böhmischen Glasindustrie (besonders Spiegelfabrication), die ihren Hauptsitz in Tachau (hier auch Eisen¬ werke) und Tauß hat und sich bis nach Kruma u in Südböhmen erstreckt. Im nordwestlichen Theile ist Eger (10,000 Ew.) am Eingangsthore zwischen dem Fichtelgebirge und dem Böhmerwalde der Hanptort, wegen seiner Lage und als Eisenbahnknotenpunkt eine wichtige Handelstadt und zugleich Mittelpunkt des zweiten böhmischen Bezirkes für Webe-Industrie, der sich bis zum Grenzorte Asch erstreckt. Graßlitz am Erzgebirge ist der Mittelpunkt der in diesem Gebirge (s. S. 176) einheimischen Jndnstrie- thätigkeit (Spitzenklöppclei nnd Stickerei). - Dieser Theil Böhmens enthält ferner noch die Bergwerkstädte Schlaggenwald mit berühmten Zinngruben und Joachiinsthal im Erzgebirge (Silber, Ursprung der Thaler), die viel besuchten Badeorte Marienbad, Franzensbad und 226 vor allem Karlsbad mit seinen berühmten Thermen, zugleich Hauptsitz der Porzellanfabrieation. 4. ) Nordböhmen. Hier erreicht die industrielle Thätigkeit ihren Höhepunkt; es gibt keinen größeren Ort, der an derselben nicht Theil nimmt. Westlich von der Elbe herrscht um Brüx, in dessen Nähe die bekannten Bitterwasser (Püllna u. s. w.) quellen, um Teplitz (10,000 Ew.), das vorzüglich durch seine Thermen berühmt geworden ist, nnd um Komotau die Baumwollspinnerei nnd Schafwollindnstrie vor. Saaz an der Eger hat wichtigen Hopfenban. Die Festung Theresienstadt in der Nähe der Egermündung bewacht das Elbethor. An der Elbe: Leitmeritz (10,000 Ew.) in einer reichen Kultur¬ landschaft, der »Garten Böhmens- genannt; Aussig (10,000 Ew.), Jn- dustrieort. Im Osten der Elbe: Rumburg ist der Mittelpunkt des großen Leinenindustriebezirkes mit mehreren bedeutenden Orten, unter denen Warnsdorf (10,000 Ew.) der größte ist. Die zweite Region der Leinenindustrie und Flachsspinnerei liegt am Riesengebirge, Centralpunkt Trauten au. — Der Hanptsitz der Schaf- und Baumwollindnstrie ist Reichenberg (20,000 Ew.); von da ans erstreckt sich die Region der Baumwollmannfactur bis nach Josefstadt, die der Schafwollindnstrie bis Friedland, das an den Waldstein erinnert. Der zweite Bezirk der Webe-Industrie umfaßt die Gegend von Tetschen bis gegen Leito- mischel; Böhmisch-Leipa und Jungbunzlan sind Hauptsitze der¬ selben. — Haida und Gablonz (falsche Edelsteine) sind die Mittel¬ punkte des nördlichen Glasindustriebezirkes; ihr Handel reicht bis nach Amerika. — Jitschin liegt inmitten zahlreicher Schlachtfelder am zwei¬ ten Sndetenthore. 5. ) Ostböhmen. An der Elbe liegen die beiden Festungen Josefstadt und König- grätz (an der Adlermündung) zur Bewachung des zweiten Sndetenthores (Schlacht 1866); von hier aus setzt sich durch das ganze Elbethal bis Melnik die Rübenzuckerfabrication fort. Pardubitz a. d. Elbe, Chru- di m , L e it o m i s ch e l nnd Kolin bilden einen Jndustriebezirk, in welchem Zncker-, Papier- und Zündwarenfabrication vorherrscht. — Kuttenberg (10,000 Ew.), einst das reichste Silberbergwerk Böhmens, jetzt verfallen. II. Wählen. Im Flachlande der March und untern Zwitawa steht der Acker¬ bau in höchster Blüte, der Süden erzeugt Wein und treffliches Obst, besonders ausgezeichnet ist aber Mähren durch seine Schafzucht und die darauf beruhende Wollindustrie, deren Produkte nach Südenropa und bis weit in den Orient abgesetzt werden. Der Hanpthebel der Gro߬ industrie sind die beiden Steinkohlenbecken, von denen das Rossitzer ganz zu Mähren gehört, während sich in das Ostrauer Mähren und Schlesien theilen. 227 1. ) Das westliche Mähren (Thaya-Zwitawagebiet) ist der Haupt¬ bezirk der Wvllindustrie und Tuchweberei. Der iu dieser Beziehung wich¬ tigste Ort der Monarchie ist Warünn (70,000 Ew.), die Hauptstadt von Mähren, am Fuße des (einst als Staatsgefäugnis gefürchteten) Spiel¬ berges, zwischen Zwitawa und Schwarzawa gelegen; technische Hochschule. Austerlitz, Namiest, das die feinstem Tücher liefert, Groß-Mefe- ritfch, Trebitsch und Jglau (20,000 Ew.) nehmen an dieser Jndu- striethätigkeit lebhaften Antheit. Nördlich von Brünn liegen in einer an Tropfsteinhöhlen reichen Gegend die wichtigen Eisenwerke von B lansko; die Ebene südlich von Brünn ist das Gebiet der mährischen Rübenzucker- fabrieation. Nikolsburg hat ergiebigen Weinbau; Znaym a. d. Thaya (10,000 Ew.) Handelstadt. 2. ) Das nördliche Mähren erzeugt viel Flachs und ist daher die Region der mährischen Leinenindustrie, die in Schonberg und Stern¬ berg (10,000 Ew.) ihren Hauptsitz hat. Am Gesenke bedeutende Eisenwerke. 3. ) Das mittlere Mähren enthält die Hanna, d. h. die weite Ebene der vbern March und der Hanna, eine Hauptkornkammer der Monarchie; Prvßnitz (15,000 Ew.) ist der Hauptgetreidemarkt. Am Nordende der Hanna liegt Olmütz (15,000 Ew.), die alte Hauptstadt und eine wichtige Festung, welche einerseits die mährische Pforte, ander¬ seits den Uebergang nach Böhmen bewacht; am Südende Kremsier. Preran a. d. Bezwa vermittelt den Handel zwischen Mähren, Ungarn und Böhmen. Am Beginn der untern Marchebene Ungarisch-H ra¬ di sch an der Stelle der einstigen Hauptstadt des großmährischen ^Rei¬ ches, in der Cyrill und Methvd das Christenthum den Nordslaven pre¬ digten (in der Nähe das als Kurort bekannte Lnhatschowitz). 4. ) Im östlichen Mähren liegt das Kuhländchen, d. i. der zum Odcrgebiete gehörige rinder- und obstreiche Theil des Kroulandes, der dritte Bezirk der mährischen Webe- und Eisenindustrie. Der Haupt¬ ort ist Nentitschein (bedeutend auch durch seine Wagenfabrication). 111. Schlesien. Trotz der gebirgigen Beschaffenheit ist Schlesien ebenso sorgfältig bebaut als Böhmen, hauptsächlich ist es aber Industrieland, das besonders in der Tuchfabrieation und Leinenweberei Hervorra¬ gendes leistet. Durch eine mährische Enclave wird Schlesien in zwei Theile getrennt. 1. ) West-Schlesien, Sudetenland und zum Odergebiet gehörig, mit deutsch-morawischer Bevölkerung. An dein Hauptflusse Oppa die Haupt¬ stadt Hmoppcrn (20,000 Ew.) und Jägerndorf, die Mittelpunkte der Tuchfabrieation; Freudenthal, Hanptsitz der Leinenindnstrie. 2. ) Ost-Schlesien, Karpathenland, zum Oder-(Olsa) undWeichsel- gebict gehörig, mit deutsch-polnischer Bevölkerung. Teschen an der Olsa (10,000 Ew.) ist eine bedeutende- Handelstadt am Ende der Jablnnka- passage (Eisenbahn nach Ungarn). Bielitz an der Biäla (10,000 Ew.) ist der östliche Hauptsitz der Tuchweberei. 228 K 77. Die österreichisch-ungarischen Karpathenländer. Zeichnung sammt Rumänien: Nordende des Quarnero-Gvlfes u. von 45, 32. Preßburg mv. von 48, 3b. Austritt der Weichsel s. von 51, 39pz. Brody nw. von 50, 43. Austritt des Tnjestr 48^, 44. Sulma-Münduug nö. von 45, 47. Orsova s. von 4b, 40. Znra n. von 44, 33. A l> g si s -l> e Gevgraxliie. Die österreichisch-ungarischen Karpathenländer umfassen die beiden ungarischen Donau-Tiefebenen, das Karpathengebirge und die nördliche und nordöstliche Abdachung derselben. I. Die Karpathen umziehen die Donautiefebenen in einem weiten, 220 Ni. (1600 7^) langen Bogen von Preßburg bis Orsova und be¬ stehen, wie die Westalpen, aus einer nördlichen (äußern), aus Sandstein bestehenden, und einer südlichen (innern) Zone, welch' letztere aber nur stellenweise noch erhalten ist. Wir unterscheiden folgende Theile: ä.) Das obcrungarische Bergland. 1. ) Die äußere Zone besteht aus den kleinen Karpathen, die voll Preßburg bis zur Senke von Miava reichen, nnd aus den Bies- kiden bis zum Poprad-Durchbruch, über die der Lissa- und der Jablunka- paß aus Ungarn nach Mähren und Schlesien führen (Eisenbahnen). Höchste Erhebung Babiagura, 1800 '»/. 2. ) Die innere Zone: a.) Südlich von den Bieskiden erhebt sich der höchste Theil der Karpathen, das Granitmassiv der hohen Tatra, von den breiten Längen- thälern der Waag und Arva im W., des Dunajec und Poprad im O. umschlossen und steil nach S. abfallend. Mittl. Kammh. 2000 ; höchste Gipfel die Gerlsdorfer und die Lomnitzer Spitze, 2600 Trotz alpenhoftcr Hohe des wild zerrissenen Kammes und der Gipfel findet sich wegen der Steilheit der Gehänge weder ewiger Schnee noch Gletscherbildung. Eine Eigcnthümlichkcit sind die Meer äugen, kleine Seen in 1300—1900 '^ H. mit grüner oder grünlich-schwarzer Farbe, deren Eisdecke meist erst im Spätsommer aufthaut. b) Südlich von der Tatra bis zum Längenthale der Gran zieht das Liptauer Gebirge (Gneiß nnd Granit, m. Kammh. 1700 "/) mit dem Djumbir, 2000 ; dann folgt e) zwischen den Querthälern der Neutra und des Heruad und den Längenthälern der Gran im N. der Eipel und des Sajv im S. das ungarische Erzgebirge, zum großen Theile ans vulkanischem Gestein bestehend (zahlreiche Sauerbrunnen und Thermen). Alle diese Gebirgszüge mit vorwiegender Ostwest-Richtung begleiten zwei nahezu meridionale Gebirge: 6) im W. zwischen Gran und Neutra das Nentragebirge, o) im O. zwischen Hernad und Bodrog die weinberühmte Hegyallya (hedjalja, Tokaier Wein). k) Südlich von den Eipel-Sajo-Thälern liegt das ungarische Mittelgebirge (m. Kammh. der Matra über 800 "/) und setzt sich jenseits der Donau im Vertesgebirge (we'rtesch) und Bäkonywalde (m. H. 500 "f) fort. 229 L) Die Waldkarpathen verbinden das oberungarische Bergland mit dem siebenbürgischen Hochlande. Die innere Zone fehlt. Sie sind eine einfache wasserscheidende Hauptkette, die im NW. 1000, im SO. 1500 m. H. hat. Höchster Gipfel Ezerna (tscherna) gora (2000 "/). Unter den Paffen, die durchschnittlich 900—1000 h. sind, der Dukla- und Jawaruczipaß (jawarntschi) am wichtigsten; jener verbindet das Theiß- mit dem Weichsel-, dieser mit dem Dnjestrgebiete. 6) Das siebenbürgische Hochland ist ein Plateau mit Randgebirgeu. Die östlichen und südlichen Randgebirge sind unwegsam und dicht be¬ waldet. Die letztem heißen die transsilvanischen Alpen und haben eine m. Kammh. von 1900 '"/. Höchster Punkt Negoi, 2500 '"/. Die bequemsten Verbindungen sind die Dnrchbruchthäler des Schyl (Vnlkan- paß) und der Alnta (Rotherthurm-Paß, nur 350 h.) und der Tömöspaß (tomösch); im östlichen Randgebirge der Ojtospaß (ojtösch). Die Fortsetzung der transsilvanischen Alpen nach SW. bildet das Banater Gebirge. Als westliche Umwallung erheben sich die Ketten des sieben¬ bürgischen Erzgebirges (höchster Theil das Bihariagebirge, 1800 ^), die meist von O. nach W. streichen und so eine Reihe von Längenthälern bilden. Das innere, mit Bergzügen bedeckte Plateau hat eine m. H. von 500 "-/. II. Die Donau-Ebene» waren noch in der Erdperiode, die unserer voranging, Seebecken (Neusiedler- und Plattensee sind die letzten Reste), deren Entwässerung erst nach der Durchschneidung und Erweiterung der Gebirgsriegel möglich wurde. 1. ) Die oberungarische Tiefebene (200 HW. oder 12,000 m. H. 140 '"/). Die Donan betritt dieselbe nach dem Durchbruche des Thebener Thores, spaltet sich in drei Arme, die die große und kleine Schütt einschließen, erhält vom S. die Leitha und Raab, vom N. die Waag mit der Neutra, Gran und Eipel, und durchbricht dann das ungarische Mittelgebirge. Die Ebene ist meist fruchtbarer Boden, namentlich die große Schütt, der »goldene Garten von Ungarn« genannt. Südlich von der kleinen Schütt liegt Sumpf¬ boden nnd einsames Weidegebiet; der periodisch austrocknende Neusiedler See und das große Hanysag-Moor. Dann folgt das rebenreiche steierische Hügel¬ land, ein reiches Kulturgebict. 2. ) Die niedernngarische Tiefebene <2000 HW. oder l 14,000 m. H. 90 "/). Von Waitzen ab fließt die Donau nach S., auch hier sich in Arme theilend und Inseln bildend (Csepel stschepels), von der Draumündung ab aber wieder östlich, um in einer schauerlich-schönen, 20 M. langen Thalenge von Bazias (bäßiasch) bis Orsova (örschowa) das Banater Gebirge zu durchbrechen (eisernes Thor, die gefährlichste Stelle der Passage).' Westlich von der Donau liegt niederes Hügelland mit dem Platten¬ see <12 (DM. oder 700 (D^) und dem isolirten, steinkohlenreichen Fünfkirchner Gebirge; danil folgen im S. die breiten Thalebeuen der Drau und Save, die durch das Warasdiner Gebirge (m. H. 230 700 "/) getrennt werden; eine Fortsetzung desselben bilden die syrmi- schen Hügel zwischen der Donau und Save. westlich von der Donau dehnt sich die eigentliche Tiefebene aus, deren Hauptfluß die fischreiche Theiß (180 M-, 1300 7^,) ist. Sie kommt aus den Waldkarpathen und durchfließt unter zahlreichen Win¬ dungen, und die Ufer weithin versumpfend, die Tiefebene von N. nach S. Vom oberungarischen Berglande erhält sie den Bodro g und Sajo mit dem Hernad, vom siebenbürgischen Hochlande die Szamos (ßamvsch), Kvrös (körösch), Maros (marosch) und Bega. Der Boden ist theils urit Flugsand, theils niit Löß (s. S. 89) bedeckt, theils Anschwemmungs¬ gebiet der Flüsse. ' III. An den nördlichen und nordöstlichen Abhang der Karpathen lehnt sich das galizische Plateau mit einer m. H. von 300 an, größ- tentheils fruchtbarer Lößboden. Es wird von den beiden Karpathenflüssen, der Weichsel mit den Nebenflüssen Dunajec (mit dem Poprad) und Saun und dem Dnjestr, bewässert; Pruth und Sereth fließen zwar nach der gleichen Richtung wie der Dnjestr, können sich aber doch noch mit der Donau vereinigen. Klima. Das Klima der Karpathenländer ist kontinental, und dieser Charakter prägt sich um so schärfer aus, je weiter man nach O. vorrückt. Besonders gilt dies aber von den Don au eben en, deren ununterbrochene Gebirgsumwallung die Regenwinde ihres Dampfgehaltes beraubt, und die daher zu den regenärmern Gebieten von Europa gehören und vorwiegend Steppe nch ar akter tragen (Pußt en). In den Donauebeneu gedeihen nur spärliche Holzgcwüchse, einerseits wegen der noch, im späten Frühjahre ciiitrctcnden Nachtfröste, anderseits wegen der großen Trockenheit des Sommers, die allerdings nicht Jahr für Jahr eintritt. Wo die Bewässerung eine genügende ist, das Land entsumpft wird und fleißige Menschen¬ hände der Natur nachhelfeu, entwickelt sich eine außerordentliche Fruchtbarkeit (Banat); zwischen den Stromniederungen aber ist die Fläche dürr, und hier dehnen sich die Pußten, d. i. weite, mit magerem Rasen und braunen Flechten bedeckte Heidestreckcn, aus, auf denen sich zahlreiche Heerden von Schafen, Schweinen, Rindern, halbwilden Pferden rc. herumtummeln. Die größten Pußten sind die Ketskemeter und Debre¬ cziner (debretziner) Heide. Dokitisille Keograx llie. Die Bevölkerung. Auf 7500 fiM. (413,000 ü^.) leben 21 Vs Mill. Menschen, die relative Bevölkerung beträgt somit 2900 (oder 52 auf 1 fs^). Die weit ausgedehnten Gebirgs- und Steppenlandschasteu konnten aus die Bevölkerung nur verdünnend eiuwirkeu; in den Waldkarpathcn und im siebenbürgischen Randgebirge finden wir dieselben Verhältnisse, wie in den Alpen; in den Donauebenen übersteigt die Dichtigkeit nur in den Landstreifen an den beiden Hauptflüssen die Mittel¬ zahl; am stärksten ist sie am fruchtbaren Nordabhang der Karpathen. Dir Bevölkerung ist theils magyarisch, theils slavi sch, theils rumänisch; die Deutschen treten nicht mehr, wie in West-Oesterreich, in compacten Massen, sondern in kleinen oder größern Sprachinseln auf und bilden auch einen namhaften Theil der Städtebevölkerung. I.) Die Magyaren (madjaren), sprachlich den Finnen verwandt, ihrem Aeußern nach aber kaukasisch, bewohnen die Donautiefebenen. — 231 — 2. ) Die Slaven bewohnen den Norden nnd Süden, nnd zwar die (den Czechen verwandten) Slowaken das oberungarische Bergland, die Polen das galizische Plateau östlich bis zur San, die Ruth en en (Klein-Russen) das östliche Plateau nnd die Waldkarpathen, die Serben und Kroaten das Land südlich von der Dran, während sie im O. weit über die Donau vorgedrungen sind. 3. ) Die Rumäne» bewohnen den weitaus größten Theil Sieben¬ bürgens und die anstoßenden Gebiete (östliches Ungarn, südliche Bukowina). Die Magyaren und Slowaken sind zum weitaus größeru Theile katholisch, zum geringem protestantisch, die Polen und Kroaten sind durchaus katholisch, ebenso die Ruthenen, die aber den griechi¬ schen Ritus beibehalten haben; die Rumänen nnd Serben bekennen sich zur griechisch-orientalischen Kirche. Die Juden sind in der östlichen Monarchie in größerer Menge vertreten, als in der westlichen, namentlich bilden sie einen großen Theil der Bevölkerung in den polnischen und rnthenischeu Städten. Der nördliche Außcnrand der Karpathen war nut den übrigen Karpathenländern politisch nur vorübergehend vereinigt. Galizien war ein Theil des Königreichs Polen und kam 1772 an Oesterreich, die Bukowina gehörte zum Fürstenthum Moldau und damit zum türkischen Reiche, das sie 1777 freiwillig abtrat. Die übrigen Länder bildeten aber einst so wie heute das Gebiet der unga¬ rischen Krone. Die Staatsbildung ging von der centralen Ebene und sonnt von den Magyaren aus. Asiatische Nomadenhorden, wie die Hunnen und die Avaren, hatten sich schon vom 5. bis zum 9. Jahrhundert in den Steppencbenen, dem passend¬ sten Aufenthaltsorte für ein Reitervolk, niedergelassen, verschwanden aber spurlos im Kampfe mit der abendländischen Civilisation. Auch die Magyaren, die um 900 erschienen, waren ein nomadisches nnd räuberisches Reitervolk nnd ein Schrecken der Umwohner; als sie aber von den Deutschen besiegt wurden, nahmen sie unter ihrem großen Könige Stefan d. Heiligen (nm 1OOO) seßhafte Lebensweise, Christenthnm und Kultur an. Für beides war das Donauthal die große Eingangsstraße; sie führte die deutschen Kolonisten, die Lehrer im Acker- und Bergbau und in der Städte- gründnng, nach dem Osten. Bis 1301 herrschte das nationale Königsgeschlecht der Arpädcn, dann folgten Könige ans verschiedenen Häusern, unter denen Matthias Corvin us (f 1490) der größte ist, dessen Andenken noch heute im ungarischen Volke fortlebt. Wie Böh¬ mens Blüte in den Religionskriegen zu Grunde ging, so Ungarns Blüte in den Türkenkämpfen. 1541 — 1699 war die niederungarische Tiefebene eine türkische Provinz, deren Pascha in Ofen (daher der türkische Name Buda) residirte. Sieben¬ bürgen war ein türkischer Vasallenstaat, und nur der West- und Nordrand gehörte seit 1526 den Habsburgern. Erst Prinz Eugens Siege machten die ungarischen Länder wieder frei (Friedenschlüsse von 1699 nnd 1718). Kultur. Im Gegensatz zu den Sudetenländern und zum Theile auch den Alpenländern, die doch einige Jndustriebezirke besitzen, sind die Karpathenländer lediglich ein Gebiet der Urproduction, obwol noch weite Striche gänzlich öde sind. Die Gebirge sind dicht bewaldet, das Flachland ist Acker- nnd Wcidebvden. Die Hauptbeschäftigung der Be¬ wohner ist Ackerbau und Viehzucht, daneben auch der Anbau von Han¬ delspflanzen, unter denen der Tabak von besonderer Wichtigkeit ist; die trockene Sommerhitze der Südkarpathen-Länder bringt feines Obst und die fenerigsten Weine zur Reife. Aber all' dieser Reichthum kam erst zur Geltung, als durch die Donan-Dampfschiffahrt und durch die Eisen¬ bahnen Ausfuhrwege gefchaffen wurden. Die mineralischen Schätze der 232 Karpathen (besonders Gold, Silber, Kupfer, Salz) haben schon im Mittel- alter einen lebhaften Bergbau Hervorgernfen, der noch immer von großer Wichtigkeit ist. In Salz- und Petroleumreichthum werden die Karpathen von keinem europäischen Gebirge übertroffen. Gegenüber der Urprodnction tritt die gewerbliche Thätigkeit sehr zurück. Die Hanptnrsachen sind der Mangel an Cvmmunieations- mitteln (der Straßenbau ist in den ungarischen Ebenen sehr schwierig nnd kostspielig, weil keine Steine vorhanden), der auch jetzt durch die Eisenbahnen noch nicht ganz behoben ist, und der niedere Kulturzustaud der Bewohner; zum Theil wol auch das spärliche Vorkommen von Kohle und Eisen. Nur vier Kohlenlager sind derzeit von größerer Bedeutung: das Krakauer, eine Fortsetzung des schlesischen (s. S. 169), das Fünfkirchner, das des Banater Gebirges und endlich das Graner Lager. Doch finden sich auch andere Kohlen¬ lager (besonders in Kroatien und in Ostgnlizien), die aber noch nicht ausgebeutet werden. Bon Großindustrie kann in den Karpathenländern nicht gesprochen werden, die wenigen Fabriken befinden sich außerdem meist in den Händen eingewandcrter Deutscher. Verbreiteter ist dagegen die Hausindustrie. Ebenso tief steht die Volksbildung, nur Kram und die Küsten¬ landschaften können diesbezüglich mit den Karpathenländern verglichen werden. Selbständige Kulturvölker init reicher Literatur siud nur die Magyaren und die Polen (zum Theil auch die Kroaten), sie sind daher mich die dominirenden Nationen in dem Völkergemisch. Lintheilung und Topographie. -t. Die österreichischen Karpathenländer. I. Hcrl'izien. Galizien ist trotz des rauhen Klimas und der heftigen Nordstürme, gegen welche ein schützender Wall mangelt, ein vorzügliches Land für Getreide (bes. Hafer und Gerste) und Viehzucht, doch läßt die Be- wirthschaftung noch viel zu wünschen übrig. Außerdem wird viel Flachs und Hanf erzeugt und ersterer zum Theil durch die einheimische Bevöl¬ kerung zu Linnen verarbeitet. Der wichtigste, aber zugleich verderblichste Industriezweig ist jedoch die Branntweinbrennerei. Die Salz- nnd Petro lenmzone zieht entlang dem Nordabhange der Karpathen, in einer Ausdehnung von ca. 70 M., von Wieliczka bis an die Südgrenze der Bukowina. Der gesammte Handel befindet sich in den Händen der Juden. 1.) Westgalizien, zum Weichselgebiet gehörig, mit polnischer Bevölkerung. Krcrkcru (50,000 Ew.) an der Weichsel, ehemals Residenz, dann Krönungsstadt der polnischen Könige, treibt als Mittelpunkt zwischen Galizien, Ungarn, Polen und Preußen einen lebhaften Handel; polnische Universität. In der Umgegend große Steinkohlenlager und Bergwerke auf Zink und Galmei. Böchnia und Wieliczka (wjelitschka) ge¬ hören zn den größten Salzbergwerken Europas. 233 Beide Werke stehen mit einander in Verbindung und bestehen aus einem Labyrinth von Gängen und Stockwerken. Die Gruben enthalten 10 Teiche, von denen mehrere mit Nachen befahren werden. Unter den ausgebrochenen Kammern überrascht am meisten die St. Antons-Kapelle, in der Statuen, Kanzel, Altar u. s. w. aus krystallhellem Steinsalze gemeißelt sind. Bon 1772—1860 lieferte Wieliczka allein 68 Mill. Ctr. Salz. Auschwitz und Zator, Hanptorte der gleichnamigen Herzog¬ tümer; Bia la am Flusse gleichen Namens, gegenüber Bielitz und wie dieses Fabrikstadt (Leinen, Tuch), zugleich wichtiger Platz für den Transit¬ handel (Austausch der Naturprodukte Galiziens gegen die Jndustrieprodukte der Sudeteuländer); Tarnow (20,000 Ew.); Rzeszow (rscheschow, 10,000 Ew.), bedeutender Handelsplatz; Dukla am Karpathenpaß gleichen Namens, der Hauptstapelplatz des Verkehrs mit Ungarn. 2.) Ostgalizieu gehört grösstenteils dem Dnjestrgebiete an. Die Landbevölkerung ist durchaus ruthenisch, die der Städte polnisch und jüdisch. Lenrbewg (90,000 Ew.) in einem Thalkessel des galizischen Plateaus, die Hauptstadt des Königreiches, mit polnischer Universität und technischer Hochschule. An der San die alte Stadt Przemysl (pschemisl, 15,000 Ew.), uitd Järoslaw (10,000 Ew.), welches Getreidehandel auf der Weichsel bis nach Danzig treibt. Am Dnjestr Haliez (halitsch), das dem Lande den Namen gab, und Zaleszczyky (saleschtschiki), Haupt¬ stapelplatz für den Getreide- und Holzhandel auf dem Dnjestr. Südlich vom Dnjestr Drohobyez (drvhöbitsch, 20,000 Ew.) in den Karpathen, mit bedeutenden Salzsiedereien. Stanislawow (10,000 Ew., südlich davon mächtige Salzlager), und Kolomea (20,000 Ew.) am Pruth. Nördlich vom Dnjestr Tarnopvl (20,000 Ew.) am Sereth (in einer Region zahlreicher Honig- und Wachssiedereien und Runkelrübeu-Zncker- fabriken) und Brodh (20,000 Ew.), die erste Handelstadt für den Verkehr mit Rußland. II. Die Wukorvincr. Das Land hat seinen Namen von den herrlichen Buchenwal- dnngen, die die Hälfte des ganzen Areals bedecken. Die Sereth- und Pruthniedernng ist fruchtbarer Ackerboden (besonders Mais und Hafer). Die Bevölkerung der Nordhälfte ist ruthenisch, die der Südhälfte rumänisch. Am Prnth die Hauptstadt Kzevnorvih (tschcrnowitz, 30,000 Ew.) mit deutscher Universität. Suczawa (sutschäwa) war die alte Hauptstadt der moldauischen Fürsten. Sereth. Im Waldgebirge einige minder bedeutende Bergwerke. 1i. Die Länder der ungarische,» Krone. II l. Wngclirn. Ungarn ist außerordentlich reich an Naturprodukten aller Art. Es liefert die Hälfte des ganzen Getreides der Monarchie, besonders aus¬ gezeichneten Weizen, es baut Flachs und Tabak nnd ist nach Frank¬ reich das reichste Weinland Europas. Die ansgedehnten Steppenebenen ernähren große Heerdeu von Rindvieh, Pferden, Schweinen und 234 Schafen, die Flüsse (bes. die Theiß) liefern zahlreiche und gute Fische. In der Ausbeute von Edelmetallen wird Ungarn nur von Rußland übertroffen, zudem ist es das erste Kupfer land der Monarchie. Ueber die Vertheilung der Bevölkerung s. S. 231. 1. ) Die ober ungarische Ebene. Die Städtebevölkerung ist größtentheils deutsch, das Leben in den Städten und das Aeußere der¬ selben noch ganz westeuropäisch. Der Hauptort ist "Uveßbuvg (50,000 Ew.), die alte Haupt- und Krönungsstadt des Reiches, am ersten Eingangsthore, wie Gran, der kirchliche Mittelpunkt Ungarns, an der zweiten Donaupforte. Zwischen beiden die große Wasserfestung Ko morn. Am südlichen Arm der Donau Raab (20,000 Ew.) und Wiesel¬ burg, wichtiger Stapelplatz für den Getreidehandel. Im Weinbezirke Oedenburg (20,000 Ew.) und Rust. 2. ) Das südwestliche Berg- und Hügelland. Am Ausgange des zweiten Donau-Durchbruches Waitzen und unterhalb desselben an beiden Ufern der Donau, die durch eine prächtige Kettenbrücke verbunden sind, die Hauptstadt des ungarischen Reiches, Wudcrpest (250,000 Ew.), magyarische Universität und technische Hochschule. Die centrale Stellung inl ungarischen Länderkrcisc zwischen dem großen Flach- und dein westlichen Hügellande, am Hanptstrome des Landes, der hier zum letz¬ ten male sich verengt und daher bequem überbrückt werden kann, hat diese Doppel¬ stadt zur beherrschenden Capitale gemacht. Zum letzten male treten steile Höhen an das rechte Donau-ttfcr heran, an deren Fuß zahlreiche heiße Quellen hervorsprudcln. Ofen (Buda) gruppirt sich malerisch um diese Höhen, die das hohe Schloß und die Festung tragen, von einem rebenbedeckten, mit Dörfern dicht bcsäetcn Hügelgebiete umgeben. Pest, eine Schöpfung der Neuzeit, liegt am flachen liukcu Ufer, und die Pußta reicht bis an die Thore der Stadt. Aehnlich ist der Gegensatz in der Bauart beider Städte: in Ofen enge Gassen mit schattigen Plätzen, in Pest breite Straßen und weitgedehnte Marktplätze; Ofens Bevölkerung ist wesentlich deutsch, in Pest herrscht das Magyarenthum. — Südlich von Pest das Feld R a k o s (rakosch), wo die Magyaren oft unter freiem Hinmiel ihre Reichstage hielten, und der Krönungshügel. Inl Hügellande liegen S t n hlweiß e n b u r g (20,000 Elv.); Groß- kanizsa (kanischa), der Hauptsitz des südlichen Getreide- und Viehhandels; Fünfkirchen (20,000 Ew.) mit großen Steinkohlenlagern, die in neuerer Zeit für die Entwicklung der Donandampfschiffahrt von großer Bedeu¬ tung geworden sind. Die Kohlen werden auf der Eisenbahn zur Donau- station Mohacs (mohätsch) geführt. Um Szegszard (ßegßard) großer Weinbezirk. 3. ) Das oberungarische Bergland. Sitz des Bergbaues und zahlreiche Mineralquellen und Thermen. In Bezug auf letztere find besonders das Trentschiner und das Neutra-Comitat berühmt (die heißen Schwefelquellen von Pischtjan). Im Erzgebirge die wichtigen Bergwerkstädte (Gold und Silber) Kremnitz und Schemnitz, letzteres mit Bergakademie. Neusohl ist der Sitz einer bedeutenden Metallindustrie und hat in seiner Nähe reiche Kupfergruben; in der Nähe von Altsohl berühmte Eisenthermen (Sljatsch). Das nördlich gelegene Comitat Liptan hat ebenfalls Bergwerke und ist überdies durch seine Käsefabrication bekannt geworden. 235 In der theilweise von niederrheinischen Kolonisten bewohnten Zips ist Leutschau die Hauptstadt. Bart selb im Waldgebirge hat sehr besuchte (eisenhaltige) Bäder. Im südlichen Theile liegen sieben Berg¬ städte, unter denen Schmöllnitz mit wichtigem Bergbau auf Gold, Silber und Kupfer und Göllnitz mit dem besten Eisen Ungarns die bedeutendsten sind. Auch das südwestlich davon gelegene Gömörer Comitat hat Bergbau auf Eisen. Kasch au (20,000 Ew.) treibt sehr starken Handel nach Polen (Duklapaß). Im südlichen Theile des Berglandes liegen in reizenden Gegenden Miskolcz (mischkvlz, 20,000 Ew., Eisenwerke) und die wegen ihrer Weine berühmten Orte Erlau (20,000 Ew.) und Tokaj. 4.) Die niedernngarische Tiefebene. Diese größte Fläche der Monarchie, die durch ihre Schrankenlosigkeit, ihre Sandstürme, ihre Luftspiegelungen und ihr halbnomadisches Hirtenlebcn bereits au die asiatischen Steppen erinnert, nöthigte die Menschen zum Zusammcnwohncn , daher finden wir hier neben mcilenwciten menschenleeren Strichen große Dörfer und Märkte, die nicht selten t2- bis 30,000 Bewohner zählen. Aber auch die Städte machen den Eindruck ungeheuerer Dörfer, tvcil das industrielle Leben fehlt und wegen Steinmangel weder Pflaster noch größere Bauten zu finden sind. Zwischen der Donau und Theiss find die Hauptorte Sgegedin (ßegedin, 70,000 Ew.) an der Theiß, nach Budapest die größte Stadt Ungarns, ein wichtiger Handelsplatz am Knotenpunkte zweier großer Eisenbahnen und Mittelpunkt der Theißdampfschiffahrt, und Wcriricr- THerresiopel.' (60,000 Ew.), der Mittelpunkt der getreide- und vieh¬ reichen Bacska (batschka). Hier auch Zombor (20,000 Ew.) und Zenta (senta), ein Dorf mit 20,000 Ew., das Prinz Eugens Sieg verherrlicht hat. An der Donau Neusatz (20,000 Ew.), eine bedeutende Handels¬ stadt wegen ihrer Lage im Mittelpunkte des Verkehrs zwischen Wien und der Türkei. — In der nördlichen Heide der Hanptort Ketskemet (40,000 Ew.); Czegled (zegled, 20,000 Ew.), ein wichtiger Eisenbahn¬ knotenpunkt, und Kalocsa (kalotscha). Jenseits der Theiß ist im nördlichen Flachlande Debreczin (debretzin, 50,000 Ew.) der Hauptort. Diese Pußtenstadt ist die eigent¬ liche Magyarenstadt, wo die Nationalsprache am reinsten gesprochen und die Nationaltracht am unverfälschtesten bewahrt wird, zugleich der Haupt¬ markt für die Erzeugnisse des östlichen und nördlichen Ungarns. Am Rande der Waldkarpathen Munkaes (mnnkatsch), in dessen Nähe man die als ungarische Diamanten bekannten schönen Bergkrystalle findet. Südlich von Debreczin liegen Großwardein (30,000 Ew.), V a sarh ely (wascharhely), der größte Marktflecken Ungarns (50,000 Ew.), Arad (30,000 Ew.) an der Maros, der östliche Hauptmarkt für Ge¬ treide; in der Nähe Men es (menesch) mit berühmten Weinen. Der südöstliche Theil Ungarns, das Viereck zwischen der Maros, Theiß, Donau und dem Banater Gebirge, ist das Banat, ein fettes, theilweise von deutschen Kolonisten kultivirtes Marschland, die Haupt¬ kornkamm er der Monarchie und das Paradies von Ungarn, wo neben den Gewächsen der mitteleuropäischen Zone auch die südlichen (Reis, Mais) gedeihen. Die Hauptstadt T e m e s v ar (tcmeschwär, 30,000 Ew.) an der Bega ist eine starke Festung zum Schutze der südlichen 236 Eingangsthore; Wersch etz (20,000 Ew.) Im südlichen Theile (bis 1872 zur Militärgrenze gehörig) ist Pancsowa (päntschowa) der Hauptort. Nirgends in Oesterreich ist die Bevölkerung bunter aus verschiedenen Ratio¬ nalitäten zusammengesetzt, als im Banate; ganz deutsche, magyarische, serbische und rumänische Dörfer wechseln mit einander ab, und nicht selten gehören die Bewohner eines Dorfes allen diesen vier Nationalitäten an. Im ungarischen Tieflande finden wir auch Rumänen-, Jazygen- und Hajdukendi strikte mit mehreren volkreichen Orten (10—20,006 Ew.) Die Ru¬ mänen und Jazygen sind mongolische Völkerreste, die im 13. Jahrhundert nach Un¬ garn einwanderten und als Hilfstruppen in königliche Dienste traten, wofür ihnen eigene Wohnsitze mit besonderen Privilegien angewiesen wurden. Jetzt siud sie sprach¬ lich vollständig in die magyarische Rasse aufgegangen. Die Hajdukcn sind Magyaren, welche, ursprünglich Viehhirtcn, von den Königen in der zweiten Hälfte des Mittel¬ alters als F-ußmiliz zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit organisirt und mit besonderen Rechten und Freiheiten ansgestattct wurden. Außerdem wohnen in Ungarn noch zahlreiche Zigeuner, die als Spielleute geschätzt, aber als unverbesserliche Landstreicher gefürchtet sind. 5.) Das östliche Grenzgebirge. Im siebenbürgischen Erzgebirge sind wieder zahlreiche Bergwerke, besonders ans Gold und Silber, die wichtigsten in Nagy (nadji)-Bänja und Felsö (felschö)-Bänja. Im Banater Gebirge mehrere Bergwerke, in welchen neben edlen Metallen auch Kupfer, Zink, Eisen und besonders vorzügliche Steinkohlen gewonnen werden. Mehädia mit den berühm¬ ten warmen Herknlesbädern. IV. Siebenbürgen. Siebenbürgen ist ein abgeschlossenes Hochland, das nur vou Ungarn aus in bequemerer Weise zugänglich ist, was die schon frühzeitige Ver¬ einigung beider Länder erklärt. Von den Bewohnern sind Rumä¬ nen, stz magyarische Sz ekler (ßekler, d. h. Grenzwächter) und Sachsen. Die Sachsen, die bedeutendste deutsche Kolonie in ganz Europa, haben, ob- wol seit Jahrhunderten von fremden Völkern umgeben, ihre Sprache und ihre Sitte unverändert bewahrt. Jetzt sind sie entschieden im Aussterben begriffen, wozu auch der Umstand beiträgt, daß sie durch die vollständige Vereinigung Siebenbürgens mit Ungarn ihre politische Selbständigkeit einbüßten. Das Land ist trotz seiner gebirgigen Beschaffenheit fruchtbar; Ackerbau (Mais und Hafer) und Viehzucht stehen in großer Blüte (schöne Pferde), und die mineralische Production ist so bedeutend, daß es für das relativ goldreichste Land Europas angesehen wird. Auch ist es reich an Steinsalz, das oft unverhüllt in mächtigen Felsen zu Tage tritt, und an Mineralquellen. Schon seit langem wird Siebenbürgen in die folgenden drei Hanpt- theile eingetheilt: 1.) Das Land der Sachsen. In der südlichen Hauptmasse: Kerrnannstadt (20,000 Ew.), der Hauptort der Sachsen, erhält seine Bedeutung durch die hier endende Rothenthurm-Passage; Kron¬ stadt (30,000 Ew.) im reizenden Burzenlande, an der Vereinigng der Tömös- und Ojtosstraße, die erste Fabrik- und Handelstadt des Grvß- fürstenthums (Mittelpunkt des walachisch - siebenbürgischen Handels); 237 Med iasch, Haupffitz des Getreide- und Weinbaues. In der nördlichen Enclave Bi st ritz. 2. ) Das Land der Szekler (im O.) Ihre einzige Stadt ist Maros-Vasarhely (marosch-waschärhely, a. d. Maros 10,000 Ew.) 3. ) Das Land der Ungarn (richtiger der Rumänen) im W. und N. Kla nsenburg (30,000 Ew.) mit magyarischer Universität; Karlsburg, Festung an der Maros, Maros-Ujvar, das größte Salz¬ bergwerk des Landes. In der Biharia Bergwerkstädte mit Gold- und Silbergruben, unter denen Verespatak (iRreschpätak) die reichste ist. Um Vayda-Hunyad große Eisenwerke. Im NO. das Silberbergwerk von Rodna. V. Kroatien urrd Sl'cworrien. Land wirth sch ast ist fast die einzige Nahrungsquelle der durch¬ aus slavischen Bewohner. Die weiten Thalebenen der Drau und Save sind mit üppigen Mais- und Weizenfeldern bedeckt, auch gedeihen qpite Weine. Bedeutende Bienenzucht. 1. ) Kroatien, das westliche, zwischen der Drau und Kulpa ge¬ legene und von der Save durchflossene Land. Agrcrm (20,000 Ew.) an der Save, die Hauptstadt des Königreiches, mit slavischer Universität. Sissek (das alte Siscia) an der Kulpamünduug, der wichtigste Platz für den Getreidehandel, Beginn der Savedampfschiffahrt. Warasdin (10,000 Ew.) an der Dran; Kreuz, die alte Hauptstadt; Krapina mit Thermen; östlich davon Rad oboj, wo bedeutender Bergbau auf Schwefel betrieben wird. 2. ) Die kroatische Militärgrenze im Süden von Kroatien, mit ganz unbedeutenden Hafenplätzen. Zengg. 3. ) Das ungarische Litorale (litns — Küste), ein kleiner Kü¬ stenstrich am stürmischen Quarnero (direkt unter ungarischer Regierung). Fiume (10,000 Ew.), die einzige Seestadt Ungarns, besitzt einen präch¬ tigen, durch Molos geschützten Hafen und nimmt als Ausfuhrplatz der reichen ungarischen Naturprodukte immer mehr au Bedeutung zu. 4. ) Slavo nien, das östliche Land. Die Festung Ess eg (20,000 Ew.) Hanptort an der Drau und bedeutende Handelstadt, Beginn der Dampfschiffahrt. 5. ) Die slavonische Militärgrenze im Süden von Slavonien. Altgrad iska, Festung an der Save; Semlin an der Donau (gegen¬ über Belgrad), Stapelplatz des Handels zwischen Wien und Konstanti¬ nopel; Peter war dein, eine starke Festung gegenüber Neusatz an der Donau, auf einem steilen isolirten Felsen sich erhebend und daher das »ungarische Gibraltar« genannt. 8 78. Rumänien. Das östliche Außenland der siebenbürgischen Karpathen, die Moldau, und das südliche Außenland derselben, die Walachei, bilden zusammen das c o n st ituti v n e ll e F ür st e n t h u m Ru m ä n i e u, 2200 ss)M. (120,000 üj^.). 288 Die Walachei ist das unterste Tieflandsbecken der Donau, die dasselbe entlang der bulgarischen Terrasse umfließt, dann, durch das Dobrudscha-Plateau gezwungen, sich nach N. wendet, endlich wieder ihre östliche Richtung aufnimmt und in drei Armen: der Kilia, der schiff¬ baren Sulina und dem wasserreichsten St. Georgsarm, sich ins schwarze Meer ergießt. Von der Donau steigt das Tiefland als schräge Ebene allmalig gegen die transsylvanischen Alpen empor, an denen die S.- und SW.-Winde ihren Wassergehalt ausschütten; daher der Flußreichthnm der Tiefebene: Schyl, Aluta. Die Moldau ist im W. gebirgig, im O. ein niederes Flachland, das Sereth und Pruth durchfließen. Das Klima ist durchaus continental. Die absolute Bevölkerung beträgt 5 Mill., die relative daher 2300 (oder 42 auf 1 Hs^). Außer den Rumänen, die sich zur griechischen Kirche bekennen, gibt es noch Mill. Zigeuner und Mill. Inden, die den Handel beherrschen. Dort, wo jetzt die Rumänen, lebten im Alterthume ihre Borfahren, die Daeier, die von den Römern unterworfen nnd durch Kolonisten romanisirt wurden. Als die Römer diese Provinz aufgeben mußten, verpflanzten sie die Bewohner auf das süd liche Donau-Ufer, von wo aus diese im 13. Jahrhundert wieder die Rückwanderung in ihre alte, menschenleere Heimat antraten. Bis 1829 standen sie unter türkischer Herrschaft, 1878 errangen sie ihre volle Selbständigkeit, aber die traurigen Folgen früherer Knechtschaft werden noch lange nicht verwischt werden. Einem begabten, aber verkommenen Volke steht eine höhere Gesellschaft, die ihre äußere Bildung aus Paris holt, schroff gegenüber. Die fast ausschließliche und ergiebige Beschäftigung ist die Land- wirthschaft. In der Rindviehzucht wird Rumänien relativ nur von Dänemark übertroffen, und der allerdings rohe Ackerbau liefert Blassen von Mais und Weizen, die auf der ausgezeichneten Wasserstraße der Donau zur Ausfuhr gelangen. In der Mitte des fruchtbarsten Theiles der Walachei liegt die Hauptstadt Mukirvtest (bukürescht, 220,000 Ew.); Hanptort der Moldau Jasst (jaschi, 90,000 Ew.) Ausfuhrhäfen an der Donau Gal atz (80,000 Ew.) nnd Braila (bra-ila). Amerika oder die neue Welt. 8 79. Allgemeine Uebersicht. Amerika besteht aus zwei Kontinenten, Nord- und Südamerika, die erst in einer späten Periode der Erdentwicklung durch die Hebung des Zwischenstückes, Centralamerika, sich aneinander fügten. Oestlich von der Landbrücke liegt der mexikanische (mechikanische) Meerbusen und das caribische Meer. Die Meeresgrenzen gib nach der Karte an. Das Nordende des Festlandes ist Cap Murchison (mörkis'n) ans Boothia Felix, 72" n. B.; das Südende Cap Hoorn, 56" s. B.; das Ostende Pernambuco, 17° w. L.; das Westende Cap Prinz Wales (uähls), 174° w. L. Kein Erdtheil hat eine so große Erstreckung von N. nach S., als Amerika, das sich durch vier Klimazonen ausdehnt. Der Flächeninhalt betrügt (ohne Grönland) 710,000 ffsiM. (39 Mill. und wird nur von dem Asiens übertroffen. Beide Continente haben (wie Afrika) Dreiecksfvrm init nach S. gekehrter Spitze. Die Westseite ist ungegliedert, die größern Inseln und Halbinseln liegen im O. und N. Die Terrainform ist einfach, weicht aber von der der alten Welt wesentlich ab. Den Westrand bildet ein vulkanreicher (79 thätige Vulkane), kolossaler Hochgebirgswall, der nur in Centralamerika eine Unterbrechung erleidet; daran schließen sich in der Mitte der Continente Tiefebenen und im O. isolirte Gebirgsländer von geringer Höhe an, zwischen denen die Tiefebene bis an den atlantischen Ozean herantritt. Das Gebirgsland verhält sich zum Tieflande wie 1: 1.7 Durch die gegenseitige Lage dieser drei Bodenformen wird bedingt: 1.) daß die Tropenländer den Passatwinden offen liegen, die durch das westliche Hochgebirge gezwungen werden, ihren Wassergehalt über das tropische Amerika zu ergießen. Daher finden sich in der neuen Welt keine großen Wüsten, wie in der alten. 2.) Alle größern Flüsse müssen dem atlantischen Ozean znfließen; das Vorherrschen der Tiefebene und der Regeureichthum macht Amerika zum Lande der Rieseuströme. 3.) Die klimatischen Zonen gehen allmälig in einander über, da Amerika keine großen Qnerwälle, wie Europa und Asien, besitzt. Durch eine hohe Gebirgsmauer' gegen den großen Ozcan abgeschlossen, offen aber gegen den atlantischen, ist Amerika vor allem auf den Verkehr mit der alten Welt angewiesen. Eine Verbindung der atlantischen und pacififchcu Seite 24V wurde erst in unseren Tagen hergestellt, seit Eisenbahnen das westliche Hochgebirge bereits an drei (bald an vier) Punkten überschreiten. Ebenso eigenthümlich ist Amerikas Pflanzen- und Thierwelt, die mit der der alten Welt nur wenige Arten gemein hat. Die Gleich¬ förmigkeit, die Amerikas Bodenbildung charakterisirt, tritt auch tu der menschlichen Bevölkerung zu Tage: die Ureinwohner von ganz Amerika gehören einer einzigen Rasse an. Diese amerikanische oder Jndianerrasse, deren Hautfarbe theils hell, theils dunkel, theils kupferroth (Rothhäute) ist, ist der mongolischen nahe verwandt (nur haben manche Stämme Nasen mit hohem Rücken), ihre ursprüngliche Heimat war daher jedenfalls Ostasien nnd eine Einwanderung über die nur 15 M. (110 breite Beringsstraße leicht möglich. Wegen der völligen Abwesenheit milchgebender Hausthiere blieben die Amerikaner rohe Jäger- nnd Fischervölker, wenn sie nicht die Waldlosigkeit und daher Jagd- thierarmuth mancher Hochlandgegendeu zu Ackerbau und seßhafter Lebens¬ weise zwang. Die Kulturstufe des nomadischen Hirtenlebens kennt die neue Welt nicht. Im 10. Jahrhundert wurde die NO.-Küste von Nordamerika vou Normannen entdeckt (vergl. S. 143), aber bald wieder vergessen. 1492 entdeckte es Columbus von neuem, und seit dieser Zeit haben sich die Verhältnisse in Amerika gründlich verändert. Gelockt durch den Gvld- und Silberreichthum des Erdtheiles, nahmen Spanier und Portu¬ giesen Westindien, Mexico, Central-und fast ganz Südamerika in Besitz, nnd noch heute herrscht hier Romanismus und Katholicismus, während englische Einwanderung Nordamerika dem Germanismus und Prote¬ stantismus eroberten. Die amerikanischen Jagdvölker, die ihre Freiheit nicht der Kultur opfern wollten, wurden verdrängt nnd sind in raschem Aussterben begriffen, während sich die ackerbauenden Indianer erhielten. Da die Kräfte der unterworfenen Urbewohner zur Bewirthschaftung der von den weißen Herren angelegten Plantagen nicht ausreichten, so wurden Negersklaven eingeführt, deren Nachkommen einen beträchtlichen Theil der amerikanischen Bevölkerung ausmachen, während neue Zuwanderung seit der Aufhebung der Sklaverei aufgehört hat. Im ganzen leben jetzt 85 Mill. Menschen in Amerika; die Volks¬ dichtigkeit beträgt daher nur 114 (2 ans 1^1^). Von diesen sind: 46 Mitt. Weiße, 9 » Amerikaner (Ureinwohner), 12 » Mischlinge beider Rassen: Mestizen rc., 18 -> Neger und Mulatten, d. h. Mischlinge der weißen und Negerrasse. Dazu kommen noch die Kulis, d. h. eingeführte freie Arbeiter aus Ost¬ indien und China. Seit der Entdeckung hat sich aber auch die Pflanzen- und Thier¬ welt Amerikas wesentlich verändert. Für die vier wichtigen Kultur¬ pflanzen, die die neue Welt der alten zum Geschenke machte: den Mais, die Kartoffel, den Tabak und den Chinabanm, aus dessen Rinde das siebcrvertreibcnde Heilmittel Chinin gewonnen wird, erhielt es die 241 europäischen Getreidearten, das Zucker¬ rohr, die Baumwollstaude und denKaffee-K bäum, die alle trefflich gedeihen, sowie auch die^ europäischen Hausthiere. Bis zum Ende des vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts gehörte Amerika den Spaniern, Por¬ tugiesen und Engländern. Seit jener Zeit sind mit wenigen Ausnahmen alle amerikanischen Länder selbständig geworden und haben mit alleiniger Ausnahme von Brasilien die republikanische Staats¬ form angenommen. I. Südamerika. Panamä wsw. von 10 n., 60. Trinidad w. von 10 n., 40. Pernambuco nö. von 10 s., 20. Cap Hoorn 56, 50. Arica nw. von 20, 50. 8 80. Der Soden und seine Bewässerung. Südamerika ist, wie Afrika, dem es in seinen Umrissen auffallend gleicht, ein Stamm ohne Glieder. Im N. der kleine Einschnitt, See von Maracaibo, im O. einige flache Meerbusen, und nur das Südhorn umschwärmen einige unwirthliche Inseln: die Falkland- und Feuerlandgruppe und die westliche Jnselreihe. 1.) Die westliche Küste begleitet ein Hoch¬ gebirge, die Anden oder Cordilleras (kordiljeras) de los Andcs genannt, das ausgedehnteste Ketten¬ gebirge der Erde und ein Sitz heftiger vulkanischer Thätigkeit, die sich theils in den Ausbrüchen der zahlreichen feuerspeienden Berge, theils in ver¬ heerenden Erdbeben äußert. Au Höhe wird dieses Gebirge nur vom Himalaja übertroffen; und die gänzliche Abwesenheit tiefer Pässe machte es zu einem Verkehrshindernis zwischen der atlantischen und pacistschen Seite, das erst die Jngenieurkunst unserer Zeit zu besiegen verstand. . Die Andes beginnen an der Südspitze des Kontinentes und ziehen als einfache Hauptkette bis zum Wendekreise des Steinbockes, die niedere I patagonische Küstenkette ist zu Inseln zersplittert. » Höchster Gipfel der Vulkan Aconcagua, 6800 Vom Wendekreise an theilt sich die Hauptkette in M zwei, stellenweise in drei Ketten, "die Hochplateaus ZU einschließen, welche wieder durch Querketten von' ' ic Profil (Fig. 32.) von Süd-Ämerika. 242 einander getrennt werden. Die Umwallung der Hochebene des Titica¬ casees (3900 "/) trägt die höchsten Andesgipfel: Jllimani (7300 "/) und Jllampu (oder Nevada de Sorata, 7600 "/), den höchsten Gipfel von Amerika überhaupt, und eine Reihe thätiger Vulkane; desgleichen auch die der Hochebene von Quito (kito, 2800 "/) mit dem Chim¬ borazo (tschimborässo, 6300 "/). Jenseits Pasto beginnt die Dreithei- lung der Hauptkette; durch die östliche Hochebene fließt der Magda¬ len enfluß der caribischen See zu. Völlig isolirt ist das Schneegebirge von Santa Marta (5000 "/). 2. ) Die Ostseite enthält mehrere isolirte Gebirge, niedere Plateau¬ landschaften mit aufgesetzten Bergzügen: das Küstengebirge von Venezuela (weuesuela), 2000 "/; das Bergland von Guyana, 1000 "/; und das brasilianische Gebirge mit nördlich streichenden Ketten, im Mittel etwa 600 "/ h. 3. ) Zwischen den Anden und den isolirten Gebirgen liegt Tiefland, das zwischen den letztem in breiten Streifen bis an den atlantischen Ozean herantritt und von den drei Riesenstrvmen Südamerikas bewässert wird. Letztere treten insgesammt unter Wasserfällen und Stromschnellen aus dem Gebirge in die Ebene ein. u) Die Ebene des Orinoco zwischen den Gebirgen von Venezuela und Guyana. Der Orinoco umfließt das letztere bogenförmig lind mündet in einem Delta; zahlreiche Zuflüsse erhält er von den Andes. b) Die Ebene des Marano» (maränjon) oder Amazoncnstroms, fast so groß wie der ganze Stamm von Europa. Dieser größte Strom der Erde entspringt in der Westkette der Anden, durchfließt eine Hoch¬ ebene und durchbricht dann die Ostkette. Seine Mündung ist trichter¬ förmig, da die Insel Marajo (maracho) nur ein abgetrenntes Festland¬ stück ist. Die Gezeiten sind noch 120 M. (900 oberhalb der Mündung bemerkbar. Dor Amazonenstrom wird zwar an Länge (770 M. oder 5700 7^) vom Mississippi-Missouri und vom Nil übertroffen, hat aber den größten Wasserreichthnm und das größte Flußgebiet (100,000 üM. oder 0Y2 Mill. Seine Hauptneben¬ flüsse sind der Madeira (madera) und der Rio negro, zu welchem auch der Orinoco durch den Cassiguiarc (kassikiärc) einen Theil seiner Gewässer entsendet. Eine solche Erscheinung, die nur bei gänzlichem Fehlen einer Wasserscheide cintritt, nennt man Gabelung (Bifurcation). Zur Regenzeit tritt anch eine Gabelung zwischen dem Amazonas- und Paraguaygebiete ein. Als größte Wasserstraße hat der Maranon mit seinen Nebenflüssen eine außer¬ ordentliche Bedeutung für die ganze Zukunft von Südamerika. Schon wird er bis an den Fuß der Anden von Dampfschiffen befahren, und die brasilianische Regierung hat die Befahrung allen Nationen gestattet. 0) Die Ebenen des Rio de la Plata und von Patagonien. Der Quellflnß des Rio de la Plata ist der Paraguay (paragmn), der sich mit dem vom brasilianischen Gebirge kommenden Paranä ver¬ einigt und dadurch namenlos wird. Nach der Vereinigung mit dein gleichfalls brasilianischen Strome Uruguay (uruguäi) nimmt die golf¬ artige Mündung den Namen Rio de la Plata an. 243 8 81. Klima, Pflanzen- und Thierwelt. Die größere Hälfte von Südamerika gehört der heißen Zone und dem Passatgürtel an. Die O st seit e der Andes ist hier die Regen- und Waldseite, die Westseite liegt dagegen im Windschatten und wird überdies noch von einer kalten Meeresströmung begleitet; sie ist daher regenarm, stellenweise sogar Wüste (Atacama). In der fast unter dem Aequator gelegenen Amazonasebene regnet es mit geringen Unter¬ brechungen das ganze Jahr (wie in der ozeanischen Calmenzone), es ist daher ein einziger Urwald, wenigstens fünfmal so groß als unsere Monarchie, wo unter dem Einflüsse von Hitze und Feuchtigkeit die Pflanzen¬ welt ihre höchste Entwicklung erreicht. Unter den Baumricsen ragen vor allen die Palmen und die Paräuußbäume hervor; guirlandeuartig schlingt sich die Liane von Ast zu Ast und macht den Wald vollends undurch¬ dringlich. Das übrige tropische Südamerika hat dagegen nur Wald an der Windseite der Gebirge und in den Flußthälern, die Ebenen des Orinoco (Llanos sljanoss) und das Innere des brasilianischen Plateaus sind Steppen, die zur Zeit der Tropenregen in die üppigsten Gras¬ fluren sich verwandeln. Sie setzen sich im Östtheile des außcrtropischen Südamerika fort (Pampas am Rio de la Plata, Patagonien), da hier die äquatorialen Winde (aus NW.) die Westseite der Anden zur Regen¬ seite machen. Die außerordentliche Feuchtigkeit bewirkt hier, daß die Schneegrenze in der Breite von Rom auf 1800 herabsinkt (vergl. Alpen) und in der Breite von Genf Gletscher bis ans Meer reichen. In Artenfüllc und Farbenpracht der Pflanzen kann sich kein Erdtheil mit Südamerika messen, und mit der Pflanzenwelt wetteifert das Reich der Vögel (Kolibris), Insekten, Amphibien und Reptilien (Kaiman, das amerikanische Krokodil, Riesenschlangen). Dagegen fehlen die großen Raubthiergestalten der alten Welt, der Jaguar und Puma sind nur schwache Abbilder des Tigers und Löwen. Hufthicrc und Wiederkäuer fehlen fast ganz, die Affen sind von denen der alten Welt wesentlich verschieden. Die Mehrzahl derselben ist dem Baumlebcu angepaßt, indem sich der lange Schwanz zu einem Grciforgane entwickelt hat. Fast ganz aus Südamerika beschränkt ist die Ordnung der Zahnarmen: Gürtelthier, Ameisenfresser, Faulthicr. Einige eigeuthümlichc Züge weist die alpine Region der Anden ans. Das Lama ist das einzige Lastthier der neuen Welt, das Vienna (wikunja) liefert feine Wolle; beide find dem Kameel verwandt, lieber den höchsten Gipfeln schwebt noch der Condor, der größte Raubvogel der Erde. 8 82. Die Bewohner. Die tropische Hitze und die Fülle der Nahrung erschlaffte die Ur¬ bewohner, die den größten Theil ihres Lebens in der Hängenlatte ver¬ träumen. Nur auf den wald- und wildarmen Hochflächen der Anden wurde der Eingeborne zum Ackerbauer, und hier entstand der merkwürdige Kulturstaat der Jncas (so hießen die Herrscher), den die Spanier in schnöder Weise zerstörten. Der Metallreichthum der Anden hatte letztere angelockt, und sie besetzten bald ganz Südamerika, mit Ausnahme von Brasilien, das den Portugiesen anheimfiel, und des unwirth- 16* 244 lichen Patagonien, das frei blieb. Die Herrschaft dieser beiden Völker war ein Unglück für das Land, das in schamloser Weise ausgebeutet wurde, ohne daß mau etwas für die Hebung der materiellen und geisti¬ gen Kultur gethan hätte. Am Beginne unseres Jahrhunderts machten sich die Kolonien unter der Führung des Generals Bolivär unab¬ hängig, und es entstanden 10 Staaten, die mit Ausnahme des Kaiser¬ tumes Brasilien Republiken sind. Leider machen in den letztem häufige Militärreoolutioueu und die allgemeine Unsicherheit auch jetzt noch den Aufschwung unmöglich. In Südamerika wohnen 26 Mill. Menschen, also etwas weniger als in Italien! Von diesen sind nur etwa 5'/z Mill. Creoleu, d. h. Nachkommen der eingewanderten Spanier und Portugiesen. Von den Republiken erreichen nur wenige die Bevölkerungsziffer der Schweiz, Brasilien die von Ungarn (obwol es die Hälfte des Continentes umfaßt) und nur Chile (tschile) eine Dichtigkeit von 360 auf der HW. 8 83. Die westlichen Länder. Sie gehören den Anden au, deren Gold- und Silberreichthnm einen ausgedehnten Bergbau veranlaßte, doch übertreffen ihn jetzt andere Erwerbszweige an Wichtigkeit. Die Bevölkerung, in der die Mestizen vorherrschen, lebt vorzüglich auf den mit herrlichem Klima gesegneten Hochebenen, während der tropische, ungesunde Küstenstrich öde ist. Größere Seestädte haben sich nur im subtropischen Gebiete entwickelt. 1. ) Kotumöicr, ein Freistaatenbund, zu dem auch der Isthmus von Panamä gehört. Kultur von Kolonialwaren. Hauptstadt Bogotä. 2. ) Kcucrdom, so geuaunt von der Lage unter dem Aeqnator. Hauptstadt Quito (Kito). Die Hafenstadt Guayaquil (guajakil) führt Cacao aus. Der Republik gehören auch die unbewohnten Galä- pagos-Jnseln. 3. ) 'Remü. Der Bergbau auf Silber und Gold, der dieses Land für Spanien so wichtig machte, ist infolge der elenden Regierungs¬ zustände bedeutend gesunken. Den Hauptreichthum bilden jetzt die Guano- lager (das ausgezeichnete Düngungsmittel besteht aus den Excremen¬ ten von Seevögeln), die sich seit Jahrtausenden auf den regenlosen Chincha-(tschintscha)Inseln gesammelt haben, aber auch auf anderen Inselchen und auf dem Festlande sich finden. Außerdem sind auch der Salpeter und die Chinarinde von Wichtigkeit. Lima (100,000 Ew.) mit dem stark befestigten Hafenplatz Callao (kaljäo) ist die Hauptstadt. Die alte Residenz der Jncas, Cuzco (küsko), liegt auf der Hochebene. Arequipa (arektpa) ist nach Lima die wichtigste Stadt und treibt lebhaften Transithandel mit dem peru¬ bolivianischen Hinterlande. Bei Cerro (ßerro) de Pasco die welt¬ berühmten Silbergrubcn. 4. ) Motivier, nach Bolivär benannt, hatte einst wichtige Berg¬ werke, ist aber jetzt sehr gesunken und zudem fast ganz Binnenstaat. 245 Nur ein kleiner Theil des wüsten Küstenstriches Atacäma gehört zur Republik, der erst in jüngster Zeit durch die Entdeckung reicher Silber¬ minen und die Ausnutzung der großen Salpeterlager werthvoll wurde. Sucre ist die Hauptstadt. Potosi war einst berühmt als das reichste Silberbergwerk. der Erde. Die bedeutendste Stadt der Republik ist La Paz (Pas) auf dem Taffellande des Titicacasees. 5.) KHite (tschile) ist ein schmales, langgestrecktes Küstenland, größtentheils von Creolen und eingewanderten Europäern (besonders Deutschen) bewohnt. Da diese Republik seit ihrer Unabhängigkeitserklä¬ rung am meisten unter allen südamerikanischen Staaten sich der inneren Ruhe zu erfreuen hatte, so ist sie in lebhaftem Aufblühen begriffen und das einzige südamerikanische Land, das mit Bildungsanstalten genügend versehen ist. — Die Mannigfaltigkeit der Bodenbildung und die dadurch bedingte Verschiedenheit des Klimas bewirkt einen großen Reichthum der Vegetation, daher Chile mit Recht der »Garten von Südamerika« ge¬ nannt wird. Doch wirken die furchtbaren Erdbeben oft zerstörend. Unter den landwirthschaftlichen Produkten ist der Weizen das wichtigste, da er auch ausgeführt wird. Sehr ergiebig ist der Bergbau, besonders auf Kupfer und Silber. Santiago (150,000 Ew.), die Hauptstadt, ist durch eine Eisen¬ bahn mit Valparaiso (walpareiso, d. h. Thal des Paradieses, 100,000 Ew.), einem der wichtigsten Handelsplätze an der Slidsee, verbunden. Zu Chile gehören auch die nördlichsten Inseln des patagonischen Archipels. 8 84. Die östlichen Künder. Diese Länder umfassen die isolirten Gebirge und die Tiefebenen. Land Wirth schäft ist hier der Hanpterwerbszweig. In den tropischen Ländern bearbeiteten bis auf die neueste Zeit Negersklaven die ausgedehn¬ ten Plantagen, die Kaffee, Zucker, Cacao, Baumwolle u. s. w. liefern. Infolge dessen bilden in diesen Ländern die Neger und Mulatten 73 Perzent der Bevölkerung, während in den außertropischen Laplata- staatcn wie in den westlichen Ländern die Mestizen vorherrschen. 1. ) Wenezuet'a (wenesuela), das gleichnamige Küstengebirge, die Llanos des Orinoco und das nördliche Guyana; reich an Pflanzenschätzen, aber durch fortwährende Revolutionen erschüttert. Hauptstadt Caräcas. Die Nordküste ist die eigentliche Heimat des Tabaks; große Pflanzun¬ gen davon uni Varinas. Die Hafenstädte sind klein. 2. ) Kuycrrrcr, ein fruchtbares, aber höchst ungesundes Land, ist unter drei europäische Nationen folgendermaßen vertheilt: a) Die Eng¬ länder besitzen den Westen mit der Hauptstadt Georgetown (dschörsch- taun); d) den Niederländern gehört die Mitte mit der Hauptstadt Paramaribo; n) die Franzosen besitzen den östlichen Theil mit der Verbrecherkolonie Cayenne (kajenn), deren mörderischem Klima die Mehr¬ zahl der Deportirten erliegt. 246 3. ) Wr-afiLien, dessen Herrscherfamilie ein Zweig der portugiesi¬ schen Dynastie (s. S. 134) ist, umfaßt das brasilianische Gebirge und die Amazonasebene. Bewohnt sind fast nur die Küstengegenden, die un¬ geheueren Strecken des Innern werden von etwa I Mill. Indianer durch¬ zogen. Das Land besitzt einen unerschöpflichen Reichthum an Hilfsquellen; die Plantagen erzeugen Zucker und Baumwolle, das wichtigste Pro¬ dukt ist aber der Kaffee, wovon Brasilien so viel erzeugt, als alle übri¬ gen Kaffeeländer der Erde zusammen. Der Metallreichthum (beson¬ ders Gold) ist außerordentlich groß, wird aber wenig ausgenutzt; nur nach Diamanten sucht man fleißig, und in der That ist Brasilien das edelsteinreichste Land der Erde. Hauptstadt Hlio de Janeiro (schanero, 270,000 Ew.), herrlich gelegen in der Nähe der fruchtbarsten Distrikte, die größte Stadt und der erste Handelsplatz von Südamerika; WcrHia (ba-ia, 130,000 Ew.), die zweite Handelftadt. Außerdem find noch Portalegre (Hafen für die deutschen Kolonien in Südbrasilien), Pernambuco (120,000 Ew.) und Parä, der Hafen für die Amazonenstrom-Länder, als Ausfuhrplätze von Bedeutung. 4. ) "Ucrvcrgucry (paraguä't), zwischen dem Paraguay und Paranä, ist der einzige Binnenstaat Südamerikas und wurde einst von den Je¬ suiten kolouisirt und in theatralischer Weise regiert. Der Boden ist von außerordentlicher Fruchtbarkeit. Wichtig ist der Jlexthee, der fast in ganz Südamerika die Stelle des chinesischen vertritt. Hauptstadt Asun¬ cion (aßunßiön) am Paraguay. 5. ) Wvuguccy (urnguäi) zwischen dein Uruguay und dem Ozean, treibt besonders Viehzucht; die vor kurzer Zeit eingeführte Schafzucht wird mit jedem Jahre wichtiger. Hauptstadt Montevideo (100,000Ew.) an der La Plata-Mündung. Die große Fabrik zu Fray-Bentos (fräi- wentos) liefert den berühmten Liebig'schen Fleischextract. 6. ) Die cm'gentinisHe Wepublülr. In den Pampas gedeiht vorzüglich die Viehzucht, die fast allein Ausfuhrartikel liefert, nament¬ lich getrocknetes Fleisch, Liebig'schen Fleischextract und Schafwolle, wovon Argentina nächst Australien am meisten produzirt, da das trockene Steppenklima die Schafzucht begünstigt. Hauptstadt und wichtiger Aus¬ fuhrhafen Wuenos-Aii-es (buenvs a-ires, 180,000 Ew.) 7. ) "Dcrtcrgonien, das südlichste Land, wird theils von Chile, theils von der argentinischen Republik beansprucht, ist aber in der That ganz unabhängig. Im N. bildet der Rio Negro die Grenze. Das ebene Patagonien ist eine nur in ihrem Innern theilweise voll fruchtbareren Gegenden unterbrochene Steinwüste mit einer auf der niedersten Stufe stehenden Jager- und Fischerbevölkerung. Im W. wird das Land von den schnee- und gletscherbedeckten Anden durchzogen. — Durch die Magal- haensstraßc (magaljangs, so genannt nach dem ersten Weltumsegler) ist die größtentheils uuwirthbare, von den geistig und körperlich verküm¬ merten Pescherähs bewohnte Gruppe der Feuerlaudsinseln vom Continentc getrennt. Da die genannte Straße wegen ihrer Klippen bis 247 zum Jahre 1868 nicht befahren werden konnte, so waren die Schiffe bisher gezwungen, das wegen Stürmen und Klippen gefürchtete Cap Hoorn zu umgehen. Die den Engländern gehörenden Falkland¬ inseln bilden einen Zuflnchts- und Verproviantirungsort für die um das Cap Hoorn segelnden Schiffe. II. Centralamerika und Westindien. Panama wsw. von 10, 60. Tehuantepec onö. von 15, 75. Mssissippimündung ö. von 30, 70. Südspitze von Florida w. von 2b, 65. 8 85. Lentralamerika. Centralamerika (10,000 siDN. oder 570,000 (Z^-.) bildet ein völlig selbständiges Festlandsglied von 300 M. (1700 A^) Länge. Es beginnt zwischen dem Golf von Darien und der Panamäbai mit niederem Hügellande, das sich auf dem schmalen Isthmus von Panamä fortsetzt (Wasserscheide nur 80"/). Dann folgt die Cordillere (kor- diljere) von Centralamerika mit einer mittleren Kammhöhe von 2000'"/ und Gipfeln bis zu 4500"/, die bis zur Senke vonTehuan- tepec (tehuantepek, 200"/) zieht und der im O. die Plateaus der halb¬ inselartigen Vorsprünge Honduras und Aukatän, im W. zahlreiche Vulkane vorgelagert sind. Eine tiefe Spalte, in der der Nicaragua¬ see (40'"/ hoch) liegt, durchbricht die Cordillere selbst in nordwestlicher Richtung. Die breitere Ostseite erhält durch den Passat das ganze Jahr hindurch Niederschläge, die Westseite nur zur Zeit des höchsten Son¬ nenstandes (Tropenregen); jene ist daher dichter Urwald voll Palmen, Lianen und Mahagvnibäumeu, diese offene Savanne (Grassteppe); auf jener leben noch heute wilde Jägerstämme, diese hatte schon vor der An¬ kunft der Spanier ein Kulturvolk inne. Die Spanier besaßen einst auch Centrälamerika; spanische Sprache und katholische Religion herrschen hier jetzt noch. Nach dem Unabhän¬ gigkeitskampfe entstanden Republiken, die, durch fortwährende Revolutionen erschüttert, trotz des Naturreichthums zu keinem Wohlstände gelangen können. Die herrliche Handelslage zwischen den beiden größten Ozeanen wird dadurch beeinträchtigt, daß die östliche heiß-feuchte Küstenebene die verderblichsten Fieber erzeugt, denen besonders der Europäer erliegt. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen ist freilich der völlige Straßenmangel das Haupthindernis. Von den 3 Mill. Bewohnern sind die Hälfte reine Indianer und 1 Mill. Mestizen. Die fünf Republiken sind Guatemäla, Honduras, St. Salvador, Nicaragua und Costa Rica. Die größte Stadt von Centralamerika ist Guatemala (40,000 Ew.), die wichtigste Hafen- stadt Punta Arenas an der Südsec. 248 Die Briten besitzen das sogenannte Hondurasgebiet, das ihnen wegen des Mahagoniholzes werthvoll ist. Hauptstadt Belize (beleis). Aukatan gehört zu Mexico. Der Isthmus von Panama, nach der Snezenge das wichtigste Passageland der Erde, bildet einen Staat der Bundesrepublik Columbia. Auf der Eisenbahn Aspinwall-Panamä gelangt man in vier Stunden vom atlantischen zum großen Ozean. 8 86. Westmdien. Das amerikanische Mittelmeer schließen im O. die Halbinsel Florida und die westindische Inselwelt (4000 si^M. oder 240,000 ssZ^) ab. Letztere wurde von den Spaniern früher in Besitz genommen, als das Festland. Die friedsamen und ackerbauenden Bewohner der großen Antillen wie die kriegerischen Cariben wurden ausgerottet und Negersklaven zur Bewirthschaftung der Plantagen eingeführt. Neger und Mulatten bilden auch jetzt drei Viertel der Bevölkerung, die 4 Mill, beträgt. Das gleichmäßige, heiß-feuchte Klima begünstigt die Kultur aller Kolonial¬ artikel, besonders von Zucker und Kaffee. Die Hauptplagen Westindiens sind heftige Stürme (Tornados) und Erdbeben. Mit Ausnahme von Haiti sind alle Inseln europäische Kolonien. 1. ) Die vier großen Antillen (antiljen): u) Kuba, die werthvollste spanische Besitzung, die »Perle der Antillen«, das erste Zuckerland der Erde; auch große Tabakpflanzun¬ gen. Hauptstadt Kavänna (230,000 Ew.), die erste Stadt Westindiens. b) Kaiti, im W. mit zwei Halbinseln, besteht aus zwei Repu¬ bliken: im W. der Negerstaat Haiti mit der Hauptstadt Port au Prince (por to prengß), im O. der Mulattenstaat Dominica mit der Hauptstadt St. Domingo (ßanto d.), der ältesten Stadtgründung der Europäer in Amerika. e) Jamaica, englisch, mit der Hauptstadt Kingston (kingst'n). ä) H'irevto Mico, mit Cuba der letzte Rest der spanischen Besitzungen in Amerika. Große Tabakpflanzungen. 2. ) Die kleinen Antillen besitzen mehrere thätige Vulkane. — a.) Den Engländern gehören die meisten dieser Inseln, unter denen Trinidad die südlichste, größte und wegen ihrer trefflichen Häfen wich¬ tigste, Barbädos die volkreichste ist. — b) Die Franzosen besitzen Guadeloupe (gwadlüp), Martinique (martinlk) und einige kleinere Inselchen (bedeutende Zuckerkultur). — o) Den Dänen gehören St. Tho¬ mas, St. Croix (ßängtkroä) und St. Jean (schau). — cl) Die Nieder¬ länder besitzen die sogenannten Inseln unter dem Winde. — s) Den Schweden gehört St. Barthelemy (ß- barthelmi). 3. ) Die tZahnma- oder lurayschen Inseln, den großen Antillen vorgelagert, gehören den Engländern. Auf der Watlings- (uvtlings) Insel landete Columbus zuerst (1492). 249 III. Nordamerika. s Beringsstrahe (Cap Prinz Wales) 66'/2, 100. Ostende von Labrador nnö. von SO, 40. Südspitze von Florida w. von 25, 65. Mississippi-Mündung ö. von 30, 70. Tehuantepec onö. von 15, 75. 8 87. Bodenbildung und Bewässerung. Nordamerika zeichnet sich vor seinem süd¬ lichen Nachbar durch größere Gliederung aus. Im W. trennt der Golf von Kali¬ fornien die Halbinsel Altcalifornien vom Festlande, im NW. leiten die Halbinsel Alaska und die Alöüten nach Asten hinüber. In das inselreiche Eismeer strecken sich Boothia Felix und die Melville-Halbinsel hinaus, dann folgt der große Einschnitt der Hudsons- und James- (dschems) Bai, der Labrador zu einer Halbinsel macht. Im O. die Halb¬ insel Neu-Schottland, im SO. Florida. 1.) Den Westen des Continentes nimmt das nordamerikanische Hochland ein. Es be¬ steht aus einer Reihe hoher Gebirgsketten, die wie die Anden in der Längenrichtung des Continentes streichen, aber viel ausgedehntere Tafelländer einschließen als jene. Ans der Senke von Tehuantepec erhebt sich steil das Plateau von Anahuäc (2200 h.), an der Ostseite von einer Küstenebene begleitet. Vulkane durchziehen das Plateau der Breite nach; am Ostrande der Citlaltepetl oder Pik von Orizaba (orißäba), der höchste Punkt Nordamerikas, 5400 Die silber¬ reiche Sierra Madre ist eine dem Plateau aufgesetzte Gebirgskette. Jenseits des Rio grande, der in den mexicanischen Golf mündet, beginnt das Fel¬ sengebirge oder die Rocky Mountains (manntens), die erst nach N-, vom Fremonts- Peak (pik, 4100 "/) aber nach NW. streichen; höchster Gipfel Mt. Hooker (mannt hük'r, 4900 '"/). Im N. werden sie immer niederer und erreichen keinesfalls das Eismeer. Im W. derselben breiten sich ausgedehnte, theil- weise mit Gebirgen und Salzseen bedeckte Tafelländer aus (im W. im Mittel 1800, (Fig. 33.) Profil von Nordamerika. 280 im O. 1300 h.), die der Columbia und der Colorado, die größtem amerikanischen Flüsse des Südseegebietes, durchfließen. Letzterer hat sich im Plateau ein tiefes und enges Thal mit senkrechten Felsmauern, die sogenannten Canons (känjons) ausgegraben. Das westliche Randgebirge heißt im S. Sierra Nevada, in der Mitte Cascadengebirge, das der Columbia durchbricht, im N. nord- amerikanische Seealpen. Im äußersten NW. erheben sich noch einige bedeutende Vulkangipfel, darunter der Eliasberg (4600 *). Den Raum zwischen dein östlichen und westlichen Randgebirge füllen n. vom 50° B. Parallelketten aus. Entlang der Küste zieht eine Gebirgskette, die im N. (wie die patagonische Küstencordillere) in eine Jnselreihe zer¬ splittert ist. Die größte Insel ist Vancouver (wänknv'r). 2. ) An der Ostseite des Continentes ziehen die Alleghanies (älleghä'nis) nach NO. bis zum Lorenzgolfe. Sie bestehen (wie der Schweizer Jura) aus mehreren Parallelketten und Längenthälern; der höchste Gipfel er¬ reicht nur 2000 Zum atlantischen Ozean entsenden sie mehrere schiff¬ bare Flüsse, die die breite Küstenebene durchziehen: Connecticut (köunektiköt), Hudson (höds'n), der das Gebirge völlig durchbricht, Sus- quehanna (suskeäna), Delaware (delewär) u. a. 3. ) Den nördlichen und Mittlern Theil des Continentes nimmt das reichbewüsserte Tiefland ein. a) Das arktische Tiefland ist außerordentlich seenreich. Den Westen entwässert der Mackenzie (mMnzi), der die Abflüsse des Atha- bäska, großen Sklaven- und großen Bärensees aufnimmt. Ein anderer bedeutender See ist der Winipegsee. t>) Im O. liegt das Gebiet der kanadischen Secngruppe, die mehr Wasser enthält, als alle übrigen Süßwasserbecken der Erde. Auf der obersten Terrasse liegt der obere See, auf der zweiten der Michi gan- (mitschigän) und Hurvnensee, auf der dritten der Eriesee (iri), und 70 tiefer der Ontäriosee. Alle diese Seen stehen mit einander in Verbindung, zwischen dem Erie- und Ontariosee der berühmte Niägara- fall, der in einer Breite von 1300 durch eine Insel getheilt, 50 tief herabstürzt. Ueber ihn führt eine Eiseubahnhängebrücke. Der Abfluß der Seen ist der Lorcnzstrom, der in eine meerbusenartige Mündung, den Lorenzgolf, übergeht. e) Der mittlere Theil des Continentes ist das Mississippibecken. Der Mississippi (d. h. Vater der Gewässer) entspringt w. vom obern See ill einer Höhe von nur 500 und fließt erst nach SO., dann nach S. Rechts empfängt er vom Felsengebirge den weit lüngern und wasserrei¬ chem Missouri (missüri), der den Nebraska und Kansas aufnimmt, und den Arkansas; links den Illinois (illineus) und von den Alle¬ ghanies den Ohio (oheio) mit dem Tennessee (tenneßi). Nur der westliche Theil des Beckens bis zu den Ozarkbergen (oßärk) ist Pla¬ teaulandschaft, der übrige Tiefebene, die der Mississippi meilenweit versumpft und mit der die atlantische Küstenebene und die Florida-Ebene * Nach der neuesten Messung 5900 (?) 251 in ununterbrochener Verbindung stehen. Der Hauptfluß mündet in einem Delta, das durch Ablagerung von Schlamm und mitgeführten Baum¬ stämmen alljährlich in den mexikanischen Golf vorgeschoben wird. Auch im nordamerikanischen Tieflande sind, wie im südamerikanischen, die Wasserscheiden zwischen den Flußsystemen nur unbedeutende Bodenauschwellnngen, die der Kanalanlage keine Hindernisse in den Weg stellen, oder fehlen stellenweise ganz. 8 88. Klima, Vegetation und Thierwclt. Nordamerika wird vom Wendekreise und Polarkreise durchzogen, aber auch hier weicht das wirkliche Klima wesentlich von dem mathe¬ matischen ab. Wie in Europa-Asien, gilt auch hier das Gesetz, daß die Westküste bedeutend wärmer ist als die Ostküste: jene wird von einer warmen, diese von einer kalten Meeresströmung begleitet; jene wird im Winter von äquatorialen SW.-, diese von polaren NW.-Winden bestrichen. Der Unterschied zwischen der alten und neuen Welt besteht nur darin, daß dort die begünstigte Westseite ein Festland (Europa), hier ein schmales Küstenland ist, das ein hoher Gebirgswall gegen den eigent¬ lichen Contineut abschlicßt, und das wegen seiner Beschränktheit nie eine selbständige Kulturstätte werden konnte. Mit Ausnahme des westlichen Küstenstriches hat ganz Nordamerika (selbst die Ostküste) continentales Klima und ist bedeutend kälter als Europa unter gleichen Breiten.* Die Temperaturwechsel treten ebenso rasch ein, wie sie heftig sind, da die Parallelgebirge der alten Welt fehlen und Polar- und Aequatorialwinde daher freie Bahn finden. Mit Ausnahme des Wald losen Polargebietes, das am Behrings¬ meere beginnt und auf Labrador bis in die Breite von Kopenhagen (59°) herabsinkt, ist der Continent theils Wald-, theils Steppenland. Die westlichen Tafelländer, deren Randgebirge die Regcnwinde aufhalten und die einen besonders heißen und trockenen Sommer haben, sind Steppe, stellenweise sogar Wüste; aber ebenso die östlich vom Felsengebirge gelege¬ nen Hochflächen bis an den Mississippi und Wiuipegsce, weil sie von den feuchten fommerlichen SW.-Winden, die vom mexikanischen Golf kommen, nur selten berührt werden. Das ist das Gebiet der Prärien, die große Büffelheerden ernähren. Der regenreichere Osttheil des Festlandes ist gemischter Wald (jetzt freilich schon größtentheils gelichtet), der nördlich von den kanadischen Seen in einen ununterbrochenen, bis Alaska reichenden Nadelholz¬ wald übergeht. Die Bäume gleichen denen der alten Welt, nur sind sie durch andere Arten vertreten; unsere Fichte wird z. B. in Amerika durch * Newport und Neapel liegen unter gleicher Breite und beide am Meere: trotzdem ist die Temperatur so sehr verschieden: Januar Juli Jahr Neapel -q-9.„° -s-25.^° -s-16.s« New-York —1., -s-23.» -Pli.» 252 die weiße Tanne ersetzt. Dasselbe gilt im allgemeinen auch von den Thier en. Die Urwälder und die Prärien sind außerordentlich reich an Jagdthieren (Bären, Hirsche, Büffel u. s. w.), die die fast ausschließliche Nahrung der Urbewohner bilden. 8 89. Merico. Mexico ist das nördlichste tropische, romanistrte und katholische Land Amerikas. Der größte Theil von Mexico ist das Platean von Anahuäc, das terrassenförmig zur Südsee und steil zur atlantischen Küstenebene abfällt, deren tropisch-feuchtes Klima furchtbare Leberkrank¬ heiten erzeugt und deshalb die gerade wichtigste Küste für den Europäer nahezu unbewohnbar macht. In der höchsten tropischen Pflanzenfülle prangt die östliche Abdachung des Hochlandes, die nicht blos tropischen Regen, sondern auch Niederschläge durch den Passat erhält. Auf dem durch mannigfache Bodenanschwellnngen unterbrochenen Hochplateau herrscht ewiger Frühling bei größter Trockenheit der Luft. Lichte Akazienwälder wechseln mit waldlosen Flächen, die vorzüglich mit Cactusgewächsen und Agaven bedeckt sind. Hier mußte der Urbewohner dem Jagdleben ent¬ sagen und Ackerbauer (Mais) werden; und auf dieser Grundlage ent¬ stand hier, wie in Pern, ein Kulturstaat, dessen Beherrscher bei der Ankunst der Spanier die Azteken (asteken) waren. Es bestand strenge staatliche Ordnung mit Kastenwesen, es blühte Acker- und Gartenbau, wie auch die Industrie, trotzdem man das Eisen noch nicht kannte; nur die Religion wurde durch grauenvolle Menschenopfer befleckt. Der un¬ erschöpfliche Silberreichthum des Landes lockte die Habgier der Spanier, die 1521 unter Cortez (körtes) das Land eroberten, um es durch ihre eigennützige und unverständige Wirthschaft zu rniuiren. 1809 machte sich auch Mexico frei und wurde eine aus mehreren Staaten be¬ stehende Bundesrepublik, zu der auch Unkatän und Alt-Cali- fornien gehört; 35,000HW. (2 Mill, fs^A^) mit nur 9 Mill. Ew., wovon die Hälfte Indianer, ein Viertel Creolen und ein Viertel Mestizen sind. Fortwährende Revolutionen machten auch hier jeden Aufschwung unmöglich; der Versuch des österreichischen Erzherzogs Maximilian, durch Errichtung einer Monarchie die Ordnung herznstellen, endete mit dem Tode des unglücklichen Kaisers. Auch jetzt ist nur Silber der einzige namhafte Ausfuhrartikel, und die herrliche Handelslage zwischen den beiden Ozeanen, die allerdings durch die Unschiffbarkeit der Flüsse beeinträchtigt wird, bleibt nnbenützt. Die Hauptstadt des alten wie des neuen Reiches ist Mexico (mechiko, 2300"/ hoch, 230,000 Ew.) Puebla wurde von den Spaniern gegründet. Guadalajara (...chära), Guanajuato (...chuäto) und San Luis Potosi sind Mittelpunkte des Bergbaues. Die wichtigste Handelstadt ist Vera-Cruz (wem krüs), durch eine Eisenbahn an der tiefsten Einsenkung der Cordillere mit Mexico verbunden; Haupthafen am großen Ozean Acapulco. 253 8 90. Die vereinigten Staaten oder die Union. Das östliche Unionsgebiet war Urwald und Jagdrevier der Roth- häute, als 1607 die Engländer die erste Kolonie hier anlegten. Die politischen und Religionskämpfe im britischen Mutterlande führten immer mehr Ansiedler herbei, die zuerst den NÖ., allmälig aber das ganze at¬ lantische Küstenland besetzten und die Indianer überall verdrängten. Hier war nicht, wie in den spanischen Besitzungen, auf leichte Weise Gold und Silber zu gewinnen; hier galt es harte Arbeit, die aber der reichste Erfolg krönte, und so entwickelte sich ein thatkräftiges Volk, das unter Wa- shington's (uöschingt'n) Führung schon 1776 sich unabhängig erklärte, eine republikanische Verfassung sich gab und nach mehrjährigen Kämpfen die Anerkennung seiner Unabhängigkeit von England erzwang. Seit dieser Zeit hat die Union einen beispiellosen Aufschwung gewonnen: im Jahre 1776 18,000 ^M. (1 Mill. 3 Mill. Ew. jetzt 170,000 » (9 » » ), 40 » » Das schnelle Wachsen der Bevölkerung ist nicht eine Folge der Arealerweiterung, sondern der Einwanderung aus der alten Welt, einer der wichtigsten Vvlkerbewegungen der Geschichte. Sie betrug in den letzten 50 Jahren jedes Jahr durchschnittlich 170,000; das größte Contingent stellen die britischen Inseln und Deutschland. Gegen¬ über den Weißen sind die Schwarzen und Rothen ohne größere Bedeutung für die Zukunft der Republik. 1. ) Unter den Weißen (34 Mill.) sind die Dankecs (jänkis), d. h. die Nachkommen der eingewanderten Engländer, an Zahl und Einfluß die hervorragendsten, und die englische Sprache ist die Sprache der Regierung, der Geschäfte und des Umgangs. Ihnen zunächst stehen an Bedeutung die Deutschen. 2. ) Die Farbigen (5 Mill.) sind die Neger und Mulatten, seit 1865 frei. 3. ) Die Indianer (380,000) wurden durch Geld oder Gewalt dazu vermocht, sich nach Westen zurückzuziehen, und sind in entschiedenem Aussterben begriffen. In Bezug auf Religion herrscht unumschränkte Freiheit; der Protestantismus herrscht entschieden vor, doch spaltet er sich in un¬ zählige Sekten. Zur katholischen Kirche bekennen sich etwa 3 Millionen. Kultur. Die Union ist noch immer hauptsächlich ein Gebiet der Rohproduction. Als Getreideland wird es nur von Rußland übertroffen, in der Production von Baumwolle steht es unerreicht da. Der Westen ist an Edelmetallen reicher, als irgend ein anderes Land, und der Osten (besonders die Alleghanies) birgt mächtige Steinkohlen¬ lager, die eine von Jahr zu Jahr an Bedeutung steigende Industrie hervorgerufen haben, die besonders in den nordöstlichen Staaten blüht. Die herrliche Lage zwischen zwei Ozeanen und der Produktenreichthum haben endlich die Union zur zweiten Handelsmacht der Erde gemacht. 254 Gefördert wird der Handel durch die zahlreichen schiffbaren Flüsse; der Mississippi und Missouri, die durch ihr weitausspanncndes Flußsystem den Osten mit dem Westen einen, sind auf je 400 M. Länge mit Dampfschiffen befahrbar. Bon der Leichtigkeit der Kanalverbindung ist schon gesprochen worden, und diese Gunst der Natur wurde vollauf benützt. Noch großartiger sind die Eisenbahnbautcn. Ganz Europa hat 143,000, die Union 119,000 Eisenbahnlänge. Das großartigste Werk ist die Pacisicbahn (pässifik), auf der man in 7 Tagen und 7 Rächten von Newyork nach St. Francisco, vom atlantischen zum großen Ozean kommt, — einmal wegen der Kühnheit ihrer Ausführung (sie führt durch die unabsehbaren Prärien, übersteigt das Felsengebirge und die Sierra Nevada), dann wegen ihrer Politischen nnd coinmercicllen Wichtigkeit; denn sie ist das eiserne Band, daß die östlichen und westlichen Staaten untrennbar mit einander verbindet, und sie bringt den Westen Europas dem Osten Asiens um wenigstens 15 Tagreisen näher, als jede andere Route. In geistiger Kultur steht die Union weit über allen übrigen Staaten Amerikas. Ein gewisses Mittelmaß der Bildung ist allgemein verbreitet, aber die praktischen Wissenschaften werden vor allem gepflegt. Es hängt dies mit dem nur auf Gelderwerb gerichteten Streben des Iankee zusammen. politischer Zustand und Liutheilung. Die Union umfaßt fast ganz Nordamerika vom 49. (Breite von Regensburg) bis 30" B. (Breite von Aegyptisch-Theben). Sie ist (wie die Schweiz) eine Bundesrepublik, die aus 38 Staaten, 9 Territorien und 1 Distrikte besteht. Jeder Staat ist in seinen innern Angelegenheiten vollkommen selbständig und hat seine eigene Verfassung und Verwaltung. Die Gesammtheit wird vertreten durch den Congreß der gewählten Abgeordneten der einzelnen Staaten, welcher aus zwei Kammern, der der Senatoren und der der Repräsentanten, besteht und in allgemeinen Angelegenheiten Gesetze gibt. An der Spitze der Regierung steht der (auf 4 Jahre) gewählte Präsident. — Die Territorien sind erworbene Provinzen, die von einem Statthalter des Präsidenten regiert werden und deren Abgeordnete kein Stimmrecht im Kongresse haben. Sie werden zu Staaten, wenn sie 60,000 Einwohner haben. Wir theilen die Staaten und Territorien (ohne Alaska) nach ihren Kultur- und Productionsverhältnissen folgendermaßen ein: In Prozenten * mittelbaren Regierung des Präsidenten. Washington (uöschingt'n, 110,000 Ew.) ist die Hauptstadt der vereinigten Staaten, der Sitz des Congresses, der auf dem »Capitol« tagt, und des Präsidenten, der im »weißen Hanse- wohnt. II. Die 3 Wald starrten im äußersten NO. Sie sind noch voller Wälder und Weideflächen, daher gering bevölkert. 1.) Maine (men), 2.) Ncw-Hampfhire (nju hämpfchir), 3.) Vermont (wermönt). * Die kleinen prozcntischen Brnchtheile der Bevölkerung wurden unberücksichtigt gelassen. — 255 — III. Die 7 Industrie- und Kundelstuuten, südlich von obigen. 4.) Massachusetts (mässätschüsets), 5.) Rhode Island (rod eiländ), 6. ) Connecticut (konnektiköt). Die genannten 6 Staaten nennt man Neu-England. 7. ) Newyork (nju-jörk), 8.) Pennsylvanien, 9.) New-Jersey (nju dschersi), 10.) Delaware (düewär). Die Nähe der Alleghanies-Steinkvhlenfelder hat hier eine lebhafte Jndnstriethätigkeit Hervorgernfen. In der Fabrieation von Baum- woll- und Metallwaren concnrriren diese Staaten bereits mit Eng¬ land, und die Lederindustrie dürfte kaum irgendwo großartiger be¬ trieben werden als hier. Der Hafenreichthum der Küste, die bequeme Verbindung mit dem Innern (besonders den Ackerbaustaaten), und die Lage gegenüber Europa haben diese Staaten auch zum Hauptsitze des atlantischen Handels der Union gemacht. Aus diesen Gründen hier die dichteste Bevölkerung und die meisten Großstädte; auch die geistige Kultur steht hier am höchsten. Die großen Seestädte sind (4*s Moston (bost'n, 340,000 Ew.), die Wiege der Union, und s7s Wewyouk au der Mündung des Hudson, der durch Kanüle mit dem Lorenzostrvme nnd dem Eriesee in Verbindung steht. Es ist die einzige Stadt Amerikas mit I Mill. Ew., die zweite Handelstadt der Welt und der Centralpunkt für die Einwanderer. Gegenüber Newyork liegen zwei andere Großstädte: f7s Brooklyn (bruklin, 1/2 Mill. Ew.) auf Long-Jsland feiländs und f9s Newark (ujuwäk, 100,000 Ew.) ani linken Hudsonsufer. An der innersten, noch von der Fluth erreichten Stelle des Delaware liegt f8s "NHikcrbsbpHia (800,000 Ew.), die zweite Stadt der Union, größter Ausfuhrplatz für das Petro¬ leum, an dem Pennsylvanien so reich ist, berühmt durch wissenschaftliche und Wohlthätigkeitsanstalten. Oestlich von den Alleghanies inmitten der Steinkohlenfelder f8s Pittsburg, die erste Industriestadt der Union. IV. Die 15 'Wl'crntcrgenstclaten, die Küstenstaaten ani atlan¬ tischen Ozean und Golf von Mexico und die östlichen Binnenstaaten bis zum Ohio uud Missouri. 11.) Maryland (meriländ), 12.) Birginien (werdschiniä), 13.) West- Virginicn, 14.) Nordcarolina (käroleinä), 15.) Südcarolina, 16.) Georgia (dschördschiä), 17.) Florida (flöridä), 18.) Alabama (äläbümä), 19.) Mississippi, 20.) Louisiana (luisiänü), 21.) Texas, 22.) Arkansas, 23.) Tennessee (tennessk), 24.) Kentucky (keutöki), 2b.) Missouri (missüri). Die klimatischen Verhältnisse (im Sommer tropische Hitze, im Winter wenigstens über 0", reichliche Bewässerung) und das Vorherrschen der Ebene haben hier die Plantagenwirthschaft hervorgerufen, die in früherer Zeit durch Negersklaven betrieben wurde und in den nörd¬ lichen Ländern besonders Tabak, in den südlichen Zuckerrohr und vor allem Baumwolle produzirt. In den sumpfigen Gegenden gedeiht vor allem Reis. Die Sklavenfrage führte 1861 zur Lostrennung der sogenannten Südstaaten (f12s, f14s — (23s) und zu einem furchtbaren Bürgerkriege, der 1865 mit der Unterwerfung der Rebellen uud der * Die «»geklammerte Zahl bedeutet den Staat, in dem die betreffende Stadt liegt. 256 Aufhebung der Sklaverei endete. An die ehemaligen Zustände erinnert der bedeutende Prozentsatz der farbigen Bevölkerung. Die große Ausdehnung der Plantagen verhindert ebenso die Ver¬ dichtung der Bevölkerung wie das Entstehen großer Städte. Nur (11) Wabtinror-e (bältimör, 270,000 Ew.) und (12) Richmond (ritschmond), die Hauptausfuhrplätze für Tabak, liegen noch an hafenreicher Küste; weiter südlich nur wichtige Baumwollenmärkte: (15) Charleston (tfchärlst'n), (16) Savannah und (18) Mobil (mobil). Die bedeutendsten Städte mußten an der größten Wasserstraße des Innern entstehen. Der Mittel¬ punkt des Verkehrs auf derselben ist (25) St. Louis (ßent lüis, 450,000 Ew.) am Zusammenflüsse des Missouri und Mississippi; die Mündungsstadt des letzteren ist (20) Werv-Gvkeans (nju-orlins, 190,000 Ew.) Am Ohio (24) Lonisville (luiswill, 180,000 Ew.) V. Die 7 Ackeubanstaaten, nördlich vom Missouri und Ohio, an den canadischen Seen. 26.) Ohio (oheio), 27.) Michigan (mitschigän), 28.) Indiana (indiünä), 29.) Illinois (Minus), 30.) Wisconsin (utsk'nsin), 31.) Iowa (eiöue), 32.) Minnesota. Die beiden Plantagenstaaten am Ohio und Missouri (24) und (25) bilden nrit ihrer Flachs- und Hanfknltur bereits den Uebergang zu den Ackerbaustaaten, die Mais und Weizen in Fülle erzeugen und auf denen die Zukunft der Union beruht. Sie sind vor allein das Ziel der Ein¬ wanderer, und das Wachsthum der Bevölkerung und der Städte macht die erstaunlichsten Fortschritte. Von großer Bedeutung sind auch die reichhaltigen Kupfer- und Blei grub en am obern See. Der Hauptgetreidemarkt ist (29) KHicago (tschikägo, 410,000 Ew.) am Michigansee; Seeschiffe gehen von da direct nach London. Am gleichen See (30) Milwaukee (milwäki), die verhältnismäßig deutscheste Stadt der Union. (27) Detroit (betreut) vermittelt den Verkehr mit Canada. (26) Gincinnati (cincinneti, 220,000 Ew.) am Ohio ist wichtige Fabrikstadt und treibt großartigen Handel mit Schweinefleisch. VI. Die 15 Westlanderr. Staaten: 33.) Kansas, 34.) Nebrasca, 35.) Colorado, 36.) Oregon (vrrigän), 37.) N c v a d a, 38.) C a li s o r n icn. Territorien: 1.) D a c o ta, 2.) Mon- t a n a, 3.) W a s h i n g t o n (uöschingt'n), 4.) J d a h o (eidaho), 5.) Wy o m i n g (ueioming), 6.) Utah (juta), 7.) Arizona, 8.) Neu-Mexico. Dieses ausgedehnte Gebiet umfaßt die Prärien, Urwälder und Wüsten des Westens; die geringe Bevölkerung, die zum Theil noch aus Indianern besteht, zeigt, daß die Kultivirnng dieser Gegenden kaum erst den Anfang genommen. Der Reichthum der Hochgebirge an Edelmetallen ist außerordentlich groß und hat auch hauptsächlich die Weißen angezogen, aber noch bedeutungsvoller wird hier einst die Landwirthschaft werden. Der fortgeschrittenste Staat ist Calif orni en, das erste Gold land der Erde, welches aber bereits auch in der Weizeuproduction mit den Acker- baustaateu wetteifert. Die Hauptstadt San Ivancisco (250,000 Ew.) an einer herrlichen Bucht, in die der Sacramcnto sich ergießt, ist nun der erste Handelsplatz an der ganzen pacifischen Küste von Amerika. Am 257 großen Salzsee in Utah hat die Secte der Mormonen (der »Heiligen des jüngsten Tages--) ein Gemeinwesen gegründet. Am obern Yellowstone (jellowstön), einem Nebenflüsse des Missouri, liegt der sogenannte »Nationalpark«. Die Umgebung des großen Yellowstonesces, die zahlreichen und hohen Wasserfälle des Flusses, die eigenthümlichc Bildung der Thaler niit ihren fast senkrechten Wänden (Canons) und das westlich davon gelegene Gcisergebict am obern Madison (einem Quellflusse des Missouri), welches das isländische an Gro߬ artigkeit weit übertrifft, machen diese Gegend zu einer der interessantesten der Erde. Ans dem Raume von wenigen Quadratmeilen befinden sich wenigstens SO Geiser, von denen der größte bis zu einer Höhe von über 60 aufsteigt, und außerdem noch über 1000 heiße Quellen, ein Beweis für die vulkanische Beschaffenheit dieses Cor dillerengebietes. Das sogenannte In di an er gebt et wird von freien Rothhäuten bewohnt, die unter dem Schutze der Union stehen. Seit 1867 gehört auch das ehemalige russische Amerika mit den Aläuten als Territorium Alaska den Vereinsstaaten. 8 91. Das britische Nordamerika. Mit Ausnahme von Alaska steht der ganze Continent und die polare Inselwelt n. vom 49." B. und den eanadischen Seen unter britischer Herrschaft. Auf dem Ungeheuern Gebiete von 170,000 OsM. (9 Mill, leben aber nur 4 Mill. Menschen. Mit Ausnahme von Neufundland bildet es jetzt die Herrschaft Kanada. Die werthvollsten und bevölkert¬ sten Gebiete liegen in: SO. 1. ) Kanada verdankt seine Bedeutung seinem Holzreichthum und der ausgezeichneten Wasserstraße des Lorenzstromes, der bis Montreal mit den größten Seeschiffen befahren werden kann. Es wird durch den Ottawa (öttawa, Nebenfluß des Lorenzo) in Ober- und Untereanada eingetheilt. Dieses war früher französisch und es herrscht daher noch jetzt die französische Sprache und der Katholieismus vor, während in jenem die Kolonisten englisch sprechen und Protestanten sind. Hauptstadt von Obercanada ist Ottawa, zugleich die Hauptstadt der ganzen Herrschaft, von Untereanada Qnebeck (quibek). Die wichtigste Stadt ist Wont- rwal (110,000 Ew.), Mittelpunkt des eanadischen Handels. 2. ) Akadien besteht aus Neubraunschweig mit St. Johns (ßänt dschons) und Neuschottland mit dem ausgezeichneten Kriegs¬ hafen Hälifax, der zugleich ein wichtiger Stationspunkt für die trans¬ atlantische Dampfschiffahrt ist. Zu letzterm gehört die Insel Cap Breton (bret'n). 3. ) Die Prinz Edwardiusel im St. Lorenzobusen. 4. ) Neufundland ist wichtig wegen des Stockfischfanges, der auf der großen Sandbank an der Westküste jährlich etwa 150,000 Men¬ schen in englischen, französischen und nordamerikanischeu Schiffen versam¬ melt. Hauptort St. Johns. 5. ) Die Bermuda-(bermjüda) Inseln, eine einsame Gruppe im Ozcan, sind jetzt ein stark befestigtes Seebollwerk der Engländer und vermitteln zwischen deren nördlichen und westindischen Besitzungen. 17 258 6. ) Den größten Theil des englischen Besitzes bilden die Hudsons- bai-Länder, das amerikanische Sibirien. Der Nadelholz-Waldgürtel, der den Continent durchzieht, ist ein an Pelzthieren reiches Jagdrevier, das Jndianerhorden durchstreifen, während die wenigen Weißen (von der Hudsonsbai-Coinpagnie, einer englischen Handelsgesellschaft) sich in den Forts anfhalten. Dort, wo der Wald anfhört, beginnt das Gebiet der Eskimos. 7. ) Britisch-Columbia, das Gebiet vom Felsengebirge bis zum stillen Ozean, hat am Fraserflusfe Goldlager, ist aber noch wichtiger als die einzige größere britische Kolonie am großen Ozean, dessen Handels¬ bedeutung von Jahr zu Jahr steigt. 8 92. Grönland. Von der größtentheils unbewohnten Inselwelt im Meere der nordwestlichen Durchfahrt (vom atlantischen zum großen Ozean, entdeckt 1850) durch das Behringsmeer und den Smithsund (siniß- sund) getrennt, erstreckt sich Grönland (36,000 sisiM., 2 Mill, vom 60." in B. (Cap Farewell ffüruellf) in angemessene Fernen nach Norden. Es bildet einen Theil des dänischen Reiches, ist aber nur an der fjordenartigen Südwestküste von Europäern bewohnt. Go dHaab ist die Mutterkolvnie des norwegischen Pfarrers Hans Egede, der sich als Missionär zuerst (1721) in Grönland ansiedelte; die Urbewohner sind die den Indianern nächstverwandten Eskimos. Wichtiger Wcil- fischfang. Das Innere von Grönland ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein Konglomerat von Inseln, die durch tiefe Fjorde oder Straßen von^ einander getrennt und durch eine große Eisdecke mit einander verbunden sind. Außer Schnee und Eis, das sich in mächtigen Gletschern und Eisbergen ins Meer ergießt, fand man iin Innern bisher kein festes Land, wenn man auch nicht zweifeln kann, daß solches unter dieser Eis¬ decke verborgen ist. Die Eskimos, die jetzt thcilweise zum (Protestantischen) Christenthume bekehrt sind, sind ein unter dem Einflüsse der polaren Kälte verkümmertes Bolk hoch). Ihre Hauptnahrung liefert der Seehund, mit dessen Fell sic Boote und Häuser be decken und dessen Fett (Thran) ihnen Licht und Wärme gibt. Die Noth hat sie zu sehr geschickten Seefahrern erzogen und ihren Erfindungsgeist geweckt (treffliche Waffen), das enge Zusammenleben in der nionatclangen Winternacht sie gntmnthig gemacht. Australien und Polynesien. Torres-Straße (Cap Aork) 10, 160. Bah-Straße (Cap Wilson suils'ns) v. von 40, 160. Cap Byron (beim) nö. von 80, 170. Cap Steep (stlp) nü. von 80, 130. Cooks-Straße so. von 40, 190. Sandwichsinseln 20 n., 220. Tahiti nnw. von 20, 230. 8 W. Physische Geographie von Auftralien. Australien, der einzige Continent, der ganz der Südhemisphäre angehört, ist der kleinste Erdtheil, nur 140,000'sisiM. (8 Mill. Einförmigkeit ist der Grundzug seiner physischen Verhältnisse. Im Mangel an tiefgreifender Gliederung gleicht es den beiden anderen Süd- eoutinentcn: im N. der Carpentariagolf mit der Halbinsel Jork, im S. der flache Australgolf mit dem Spencer- (fpeuß'r) und St. Vincentgvlf. Die Nordwestküste wird vom großen Barriereriff begleitet. Das Innere des Continentes ist ein Flachland von mehr als 300'"/ Mittelhöhe, von einzelnen Berggruppen unterbrochen, das an den Küstenrändern zu plateauartigen Erhebungen anschwillt, auf denen im SO. Gebirgsketten aufgesetzt sind. Unter den letzter» sind die Austral¬ alpen mit dem Mount Kosciuszko (mannt koßiüschko, 2200'"/) die höchsten. Das ausgedehnte, in der Tropenzone gelegene und deshalb im Sommer (unserem Winter) stark erhitzte Flachland zieht zwar von allen Seiten ozeanische Winde ans sich (australischer Monsun, vergl. S. 88), aber diese entladen ebenso wie der regelmäßige SO.-Passat ihren Dampf gehalt an den hohen Rändern, und so verschmachtet das Innere unter oft jahrelanger Dürre, die aber auch von plötzlichen Ueberfluthungen unterbrochen werden kann. Daher ist das Flachland theils Wüste, theils Steppe, die mit schattenlosen Eucalypten-Wälderu oder Scrub- flächen (dichtes Gestrüpp mit stacheligen Enden) wechseln. Die Lage der Gebirge an der Küste und die Trockenheit des Innern verhinderte die Bildung großer Flüsse. Der bedeutendste ist der Murra y (mörreh) mit dem Darling, die von dem höchsten Gebirge Australiens (im SO.) ernährt werden. Die übrigen Flüsse des Innern sind Creeks (kriks), die zur Regenzeit mächtig anschwellen und in der trockenen Zeit in eine Reihe von Lachen sich auflösen. In gleicher Weise schrumpfen auch die zahlreichen Seen zn salzigen Lachen zusammen oder trocknen ganz aus. rr« 260 Eigenthümlich, wie die Pflanzenwelt Australiens, ist auch seine Thier Welt. Sie gleicht jener, die in einer längst entschwundenen Erdpcriode, vor dem Austreten des Menschen, auch Europa bewohnte. Die Säugcthiere sind fast nur durch die fried¬ lichen Beutler (das Känguruh ein Jagdthier) und Schnabclthicre vertreten; die Affen, Raub- und Hufthiere fehlen gänzlich, mit einziger Ausnahme einer wolsähn- lichen Hundeart. Desto mehr ist die Vogclwclt entwickelt, die durch zahlreiche Papa¬ geien und Schopftauben, sowie durch den Emu, den australischen Strauß, charakterisirt wird. 8 94. Politische Geographie von Australien. Die Urbewohner von Australien sind eine selbständige Rasse. Man nennt sie wegen ihrer dunkelbraunen bis schwärzlichen Hautfarbe Austral¬ neger, doch unterscheidet sie starke Behaarung von den afrikanischen Schwarzen. Trotz guter Verstandesanlagen ließ sie die Noth des täglichen Lebens, die Abgeschlossenheit von jeglichem Verkehr und die Eintönigkeit der Umgebung nicht über die ersten Anfänge der Gesittung hinausgelangen. Sie können nicht Ackerbau treiben, weil sie in der Zeit von der Aussaat bis zur Ernte verschmachten würden; sie konnten nicht Viehzüchter werden, weil kein einziges milchgebendes Hausthier vorhanden war, und so ver¬ dammte sie die Natur ihrer Heimat zu einem ruhelosen Jägerleben. Jin 16. Jahrhundert wurde Australien, zuerst wahrscheinlich von den Franzosen, entdeckt, aber erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch den großen englischen Weltumsegler Cook (kük) genauer bekannt. Die großen Heerden von Meersäugethieren (Robben, der südliche Walfisch, Potwal oder Kaschelot genannt), welche das australische Meer beleben und zahlreichen Schiffen Gelegenheit zu gewinnbringender Thätigkeit geben, waren es, welche zuerst die Europäer auf diesen Erdtheil aufmerksam machten. 1788 gründete die englische Regierung die erste Kolonie (Nen- Südwales), die sie mit Sträflingen bevölkerte; bald folgten freie Ein¬ wanderer nach, und als 1851 in den südöstlichen Gebirgen große Gold¬ lager, die nur den californischen nachstehen, entdeckt wurden, wuchs die Zahl der Kolonisten (meist Briten, aber auch Deutsche) außerordentlich. Jetzt ist Australien eine der wichtigsten britischen Kolonien; englische Sprache und Protestantismus herrschen hier selbstverständlich vor. Die Bevölkerung hat noch nicht 2 Mill, erreicht, und in der Dichtigkeit (nur 13 auf eine sistMeile) steht Australien noch weit hinter den übri¬ gen Erdtheilen zurück. Die Eingeborneu, bei denen alle Civilisations- versuche fehlschlugen, sind in raschem Aussterben begriffen (angeblich nur mehr 50,000). Mit den europäischen Kolonisten wanderten auch unsere Getreide¬ arten und Hausthiere in Australien ein. Herrlich gedeiht die Rebe, und Australien verspricht ein wichtiges Wein land zu werden. Die Viehzucht wird von Jahr zu Jahr wichtiger (Fleischeonserven), besonders trefflich gedeihen in der trockenen Luft die Schafe, und in der Woll- production hat Australien schon alle anderen Länder überflügelt. Von Bedeutung für die Dampfschiffahrt in den australischen Ge¬ wässern sind die Kohlenschätze der östlichen Kolonien. 261 Man zählt jetzt 6 Kolonien: 1. ) Neu-Südwales (uäls), die älteste Kolonie, hat die stärkste Viehzucht und ist besonders seit der Entdeckung der Goldlager sehr be¬ völkert. Hauptstadt Sydney (ßidni, 140,000 Ew.), mit einem der schönsten Häfen der Erde, Port Jackson (dschäcks'n) genannt (ringsum von Höhen geschützt); sie hat alle Einrichtungen europäischer Großstädte. 2. ) Victoria, die kleinste aber blühendste und volkreichste Kolonie mit der Hauptstadt 'Mekbournre (melburn, 200,000 Ew.), der bedeu¬ tendsten Stadt Australiens, und dem Seehafen Geelong (gilong). 3. ) Süd austr alten mit der Hauptstadt Adelaide (edeled) und wichtigen Kupferminen. 4. ) Westaustralien ist die größte, aber wegen der ungünstigen Bvdenbeschaffenheit unbedeutendste Provinz. 5. ) Qu ensland (kwinsländ) mit der Hauptstadt Brisbane (brisben). Die Colonisation von Nordaustralien ist erst in den ersten Anfängen. Bis jetzt ist das Land politisch mit Südanstralien vereinigt. Im SO. nnd NO. schließen sich znwi Inseln enge an den Con¬ tinent an: 1. ) Tasmanien, früher Van-Diemensland genannt, durch die Baßstraße vom Festlande getrennt und an Größe Ceylon vergleich¬ bar, ist ein fruchtbares, mit vortrefflichem Klima gesegnetes Hochland nnd eine wichtige Station für Walfischfänger. Die Ureinwohner sind ansgestorben. Die Insel bildet die sechste britische Kolonie mit der Haupt¬ stadt Hobarttown (...taun). 2. ) Wongninea (ginea), durch die Torresstraße vom Festlande getrennt, die zweitgrößte Insel der Erde (13,000 dW., 700,000 !I)^), ist ein Hochland, das der SO.-Passat wie der Austral-Monsun befruchtet und dessen Urwälder die schönsten Vögel (besonders die Paradiesvögel) beleben. Diese Insel ist die Heimat der den Australiern verwandten Papüas (d. h. Krausköpfe), die ein seßhaftes Leben in Pfahlbauten führen. Ihre Hautfarbe ist schwarz, ihre Haare büschelförmig und kunst¬ reich zu einer breiten Krone geordnet, der Bartwuchs stark enwickelt, die Gesichtsbildung wegen der gebogenen Nase fast europäisch. Die NW.- Küste der Insel steht unter niederländischer Herrschaft. 8 95. Neu-Secland. Neu-Seeland liegt in denselben Breiten wie Italien, dessen Sticfel- gestalt es theilt, ist aber etwas kleiner (4900 siM., »der 27,000 Hsi'Ä,.). Der Hauptkörper ist durch die Cooks- (küks) Straße in zwei Inseln getheilt. Die Südinsel durchzieht ein gletscherreiches Hochgebirge, das mit Recht den Namen der südlichen Alpen führt (Cooksberg 4000"/); die Nordinsel ist durchaus vulkanischer Natur, voller Geiser, thätiger Vulkane nnd" Solfataren (d. h. Vulkane, die nur mehr Dämpfe und Gase ansströmen). 262 Das Klima ist echt ozeanisch, mild und gleichmäßig, die Nieder¬ schläge reichlich. Unter den einheimischen Gewächsen sind der neusee¬ ländische Flachs und die Kaurifichte, die das bernsteinähnliche Dämmaraharz liefert, werthvoll. Die Süngethiere fehlten ursprünglich fast ganz, dafür zahlreiche Laufvögel (der ausgestorbene Moa). Seit 1840 ist Neu-Seeland englisch, und seitdem gehen die ma¬ lerischen Eingebvrnen, die Maoris (manriss, ihrem Aussterben entgegen. Auch hieher brachten die Kolonisten (400,000) unsere Getreidearten und Hausthiere, und Weizenbau und Schafzucht stehen schon in hoher Blüte. Dazu kommt die Lage inmitten der größten Wassermasse (Afrika- Südamerika), die dieses »Großbritannien der Südsee« zu einem der wich¬ tigsten Stützpunkte der englischen Seeherrschaft macht. Auf der Nord- insel die Haupt- und Handelstadt Auckland (äkländ, 20,000 Ew.), auf der Südinsel Dunedin in der Nähe der Goldfelder. 8 96. Physische Geographie von Polynesien. Unter Polynesien versteht man die Gesammtheit der ungezählten Inseln, die zwischen den beiden Wendekreisen östlich vom Meridian von Cap Jork durch den stillen Ozean ausgestreut sind. Ihr Gesammtareal beträgt nur von dem des deutschen Reiches (3300 stssM. oder 180,000 Die größten liegen im O., und rechnet man diese ab, so werden die tausende der übrigen Inseln an Flächeninhalt von Böhmen über¬ troffen. Man unterscheidet hohe und niedere Inseln. Erstere sind vulkanischer Natur und gehören zu dem großen Feuergürtel, der den stillen Ozean umschließt (ostasiatische Inseln und Halbinseln, Alöuten, Alaska, Cvrdilleren); letztere sind Korallenbauten. Unter den Kor allenb nuten unterscheidet man: 1.) Küste nrisfe, 2.) Bar¬ riere- oder Wallriffe, 3.) Atolle oder Laguneninseln. Sie entstehen auf folgende Weise: Die nur in tropischen Meeren wohnenden und gesellig zu Stöcken vereinigten Korällenthicre haften mittelst ihres Schleimes fest au einem Körper in der See, z. B. an einer Insel. Sie führen ihren Bau bis nahe zur Meeresoberfläche, aber nicht darüber hinaus, vielmehr breiten sie sich nach Erreichung der größten Höhe, welche ihr Fortleben gestattet, seitwärts aus und geben dadurch ihrem Baue eine größere Stärke. Durch das Einnistcn einer Menge anderer Thiere, sowie durch die von den Wogen herbeigeführtcn Schlamm- und Sandmassen u. s. w. gewinnt dieser Bau an Festigkeit und Umfang, und indem die Fluth die abgerissenen und zum Theil zu Sand zerriebenen Bruchstücke auf dem unterseeischen Baue aufhäuft, erhebt sich dieser endlich (durchschnittlich 2 "s) über das Mceresniveau. Ist dieses Korallenriff nun unmittelbar an der Küste oder nur wenig davon entfernt, so nennt mau cs ein Küstenriff. — Aus diesem kann nun ein Wallrisf entstehen, wenn die betreffende Insel sich senkt, so daß nur noch die höchsten Theile aus dem Wasser hervorragen, und wenn, das frühere Küstenrisf, das natürlich ebenfalls mitgesunken ist, auf die oben angeführte Weise wieder über das Meeresniveau erhoben wird. Auf diese Weise entsteht zwischen der Insel und dem Korallenriffe ein breiter und ruhiger Wasserraum, den man Lagune nennt; das Korallenriff heißt in diesem Falle Barriere- oder Wallrisf (das große australische Rifs). — AuS diesem kann ein Atoll entstehen, wenn die Insel sich so weit senkt, daß sie ganz unter Wasser taucht, während das 263 frühere Wallriff durch neues Aufbauen sich alluiälig wieder über die Meeresflttche erbebt. Die Korallenriffe umschließen nun in ringförmiger Grnppirung die Lagune und bilden auf diese Weise Atolle oder Lagnncninscln. Alle diese Inseln erfreuen sich eines herrlichen Klimas, da die trvpische Hitze durch die ozeanische Lage gemildert wird. Auf deu hohen Inseln, an denen der Passat seinen Wasscrdampf entladet, entwickelt sich eine üppige, wenn auch artenarme Pflanzenwelt: Bananen, Coeos- und Sagopalmen und der Brotfruchtbaum, wie mehrere Knollen¬ gewächse gewähren reichliche Nahrung; auf deu niedern Inseln ist die Cveospalme, die die Meeresströmung vom Mittlern Amerika brachte, meist der einzige Baum. Die Thierwelt ist ärmlich, Säugethiere fehlten ur¬ sprünglich beinahe ganz. rs 97. Politische Geographie von Polynesien. Polynesien wird von 14/z Mill. Menschen bewohnt; die Dichtigkeit (400) ist also fast 20mal größer als ans dem Festlande. Die größer» östlichen Inseln bewohnen noch Papuas (oder Me¬ lanesier), die Mehrzahl der übrigen die Polynesier. Die letztem, zu denen auch die Maoris gehören, haben hellbraune Hautfarbe, schwarzes, schlichtes Haar und breite, stumpfe Nase. Sie sind ein Theil des großen malaischen Stammes, welcher die Inselwelt von Madagaskar bis zur Osterinsel bewohnt. Schon ehe sie mit den Europäern in Berührung traten, hatten sie einen gewissen Grad von Bildung erreicht, trieben Ackerbau und lebten in geordneten Staaten; freilich huldigten sie auch manchen unmenschlichen Sitten, besonders dein Cannibalismus (Menschen¬ fresserei). Seit der Entdeckung haben sie mit dem Christenthume auch die Kultur der Europäer sich rascher angeeignet, als irgend ein anderes wildes Volk, und sich bildungsfähig erwiesen, gehen aber trotzdem seit dieser Zeit alluiälig ihrem vollständigen Aussterben entgegen. Alis mehreren östlichen Inselgruppen mischten sich papuanische Urbewohner mit polynesischen Einwanderern, deren Kultur sie annahmen, und so ent¬ stand das Volk der Mikronesier. I. Die rnelnnesischen Inseln: 1. ) Der Neubritannia-Archipel. 2. ) Die Salamons-Juseln. 3. ) Die Neuen Hebriden. 4. ) Nen-Caledonien, die einzige hohe Insel nicht vulkanischer Natur*, ist nebst der östlichen Inselgruppe im Besitze der Franzosen und theilweise zum Deportationsorte für Verbrecher bestimmt. II. Die nnllnonesi schien Inseln: 1. ) Die Fidschi-Inseln, unter englischer Herrschaft. 2. ) Die Marianen oder Ladronen, im Besitze der Spanier. * Diese Insel als ein Reststück von Australien zu halten, verbietet wol die Carpcntertiefe. 264 3. ) Die Palaü-Jnseln. 4. ) Die Carolinen, ein Archipel von 400—500 Koralleninseln. 5. ) Der Marshall- (marschall) Archipel. 6. ) Der Gilbert-Archipel. III. Die polynesischen Inseln: 1. ) Die Tonga- oder Freundschaftsinseln. 2. ) Die Schifferinseln oder die Gruppe Samoa. 3. ) Die Cooksinseln. 4. ) Die Gesellschafts-Inseln. Die größte Insel, Tahiti, ist ein paradiesisches Eiland und wegen ihrer Lage in der Mitte zwischen Amerika einerseits, Australien und Asien anderseits ein wich¬ tiger Stationsort für den in jüngster Zeit erwachten Schiffahrtsverkehr auf der Südsee. Sie wird von einer Königin regiert und steht nntcr der Oberhoheit der Franzosen, die hier die katholischen Missionäre begünstigen. 5. ) Die niedrigen Inseln oder der Tnamotu-Archipel, unter französischem Schutze. 6. ) Die Marquesas- (markesas) Inseln gehören zu Frankreich. 7. ) Einige von den zahllosen Inseln zu beiden Seiten des Aequa- tors sind im Besitze der nordamerikanischen Vereinsstaaten. 8. ) Die Sandwich- (sanduitsch) Inseln, wegen ihrer Lage in der Mitte zwischen der nordamerikanischen Union und Ostasien (China und Japan) die wichtigste aller polynesischen Inselgruppen, »das Auge und der Mittelpunkt der ozeanischen Hemisphäre« und des Welthandels in der Südsee. Sie sind bis jetzt noch selbständig, da kein Volk sie dem andern gönnen will. Die Bewohner haben freiwillig dem Götzendienste entsagt und das protestan¬ tische Christenthum nebst europäischen Sitten und Einrichtungen angenommen. Die Inseln bilden ein Königreich init constitutioneller Verfassung; die Hauptstadt ist Honolulu auf der Insel Oahu, zugleich der wichtigste Stationsplatz für die Dampf- schiffahrt von St. Francisco nach Hongkong und für die Walfischfahrer im nördlichen Theile des großen Ozeans. Die größte und südlichste Insel ist Hawaii. Ihr In¬ neres bildet ein mit dichten Wäldern bedecktes Plateau, über welches sich der höchste Punkt Polynesiens, der erloschene Vulkan Mauna Kea (d. h. der weiße Berg, 4200 "s hoch) erhebt. Südlich davon befindet sich der noch thätige Vulkan Mauna Loa mit dem Krater Kilauea, der ohne Zweifel die ansehnlichste Lavaauelle der Erde ist (240 tief und 2 M. oder 14 im Umfang). 9. ) Die östlichste bewohnte Insel Polynesiens ist die Osterinsel; noch östlicher liegt die vulkanische Felseninsel Sala y Gomez (gomes), welche aber nur von zahllosen Seevögeln besucht wird. Anhang.* Die Polargegenden. 8 98. Allgemeine Bemerkungen über die Polargegenden mit besonderer Rücksicht ans die Nordpotargegcnden. Die eigentümliche Stellung der Erdaxe und die Lage der Ekliptik gegen den Himmelsäquator (vergl. ZZ 25 und 26) bewirken, daß inner¬ halb der beiden Polarkreise im Winter die Nacht und im Sommer der Tag vorherrscht, daß ferner die Länge des Sommertages und der Winter¬ nacht in der Richtung gegen die Pole zunimmt, bis an den Polen selbst und in ihrer nächsten Umgebung das Jahr in einen halbjährigen Tag nnd eine ebenso lange Nacht sich scheidet. Dem entsprechend gibt es in diesen Gegenden auch nur zwei Jahreszeiten: der lange Tag ist der Sommer, die lange Nacht der Winter. Unsere Uebergangsjahreszeiten, Frühling und Herbst, fehlen, nur bezeichnen undurchdringliche Nebel, Schneefall und Stürme den Uebergang aus einer Jahreszeit in die andere. Im Sommer steigt die Wärme in den höheren Breiten selten bis über 8°, dagegen sinkt das Thermometer im Winter bis auf — 50 und darunter, so daß das Quecksilber zu einer bleiartigen Masse wird und nur das Weingeist-Thermo- mcter brauchbar bleibt. Auffallende optische Erscheinungen sind in diesen Gegenden nicht selten. Das zauberhafte Phänomen des Nordlichtes, dem in den antarktischen Gegenden das Südlicht entspricht, entschädigt die Bewohner der Polarländer für die lange Entbehrung der Sonne; Neben- und Gegensonncn und -Monde (oft wird die Sonne von vier bis sechs Nebensonnen umgeben, die ein farbiger Bogen mit einander ver¬ bindet), Höfe, Kreise, Kronen und ähnliche Erscheinungen sind besonders in der nörd¬ lichen Polarzonc an der Tagesordnung. Eisbildung in den Polarmeeren. Das Eis entsteht zunächst an den Küsten, dann aber auch auf dem offenen Meere, entweder in einer Tiefe von 1 bis 2'/s ""/ oder bei steigender Kälte auf der Oberfläche selbst, indem durch eine Menge von Eiskrystalleu das Wasser zuerst in eine breiartige Masse verwandelt wird, die endlich zu großen Eisscheiben zusammenfriert. Besteht das Eis nur aus lockeren Scheiben, so nennt man es Treibeis; setzten sich aber diese Scheiben zu großen, oft 20 bis 30 M. (150—230 A^) langen Eisfeldern zusammen, so heißt es * Die von Tag zu Tag steigende Wichtigkeit der Nordpolfrage, das lebhafte Interesse, mit dem auch das große Publicum die Polarexpeditioneu begleitet, nnd der ruhmvolle Antheil, den Oesterreich an der Lösung dieser wissenschaftlichen Frage genommen, rechtfertigen zur genüge-die folgende kurze Beschreibung der Polargegenden. Es bleibt natürlich dem Lehrer überlassen, dieselbe nach Gutdünken zu benützen. — 266 — Packeis. Einen anderen Ursprung haben die Eisberge, deren Gebnrtsstätten im Norden vorzüglich Grönland, die Davisstraße, die Basfinsbai und Spitzbergen sind. Die Gletscher der ausgedehnteren Polarländer füllen die Thäler derselben vollkommen aus und sind, wie die unserer Alpen, in der wärmeren Jahreszeit in beständiger Bewegung begriffen. Wenn nun ihre vordersten Thcile die Küste erreicht haben, so bilden sie entweder einen Ueberhang, der endlich ins Meer stürzt, oder sie schieben sich unter dem Wasser so lange fort, bis sie durch dessen Kraft ebenfalls von: Mutter¬ gletscher losgebrochen werden. Diese Eisberge, die 80—90 über die Meeresober¬ fläche emporragen, unter diese aber noch 90—260 "s hinabreichcn, zeichnen sich durch ihre mitunter phantastischen Formen, ihre prachtvolle Färbung und durch den Glanz des Eises aus und gewähren daher dem Polarfahrer ein ebenso interessantes Schau¬ spiel, Ivie die in unseren Gegenden so seltenen Himmclsphänomcne. Im arktischen Meere ist überdies die Mannigfaltigkeit der Eisbildungen eine größere als im ant¬ arktischen, in welchen, man meist nur mehrere Meilen lange tafelförmige und steile Eismasscu von bedeutender Höhe bemerkt hat. — Während in der kalten Jahreszeit diese Eisbildungen au den Küsten sich fcstsetzeu, werden sic im Sommer von den Polaren Meeresströmungen wärmeren Gegenden zugeführt (durchschnittlich bis 34° n. und s. B.) und daselbst wieder in das flüssige Element aufgelöst. Die Pflanze»- und Thierwelt. Die Flora gleicht im allgemeinen der unserer höchsten Alpenregionen (vergl. S. 57 und 158); doch ist sie fast überall nur auf die Küstenstriche beschränkt und auch da nur spärlich vertheilt, wenn die Küsten — wie dies bei den Inseln meist der Fall ist — steil und felsig sind. In den Nord¬ polargegenden, besonders in Grönland, entwickelt sie sich unter dem Einflüsse der Jnli- sonne ziemlich rasch, ja die Früchte der heidelbeerartigen Gesträuche werden stets reif, aber alle Pflauzenformen, die sich bei uns zu kräftigen Bäumen entwickeln, sinken dort zu winzigen Zwergen herab. Die Dürftigkeit der Pflanzenwelt hat zur Folge, daß auch die Landthiere sowol der Art als der Zahl nach nur in geringem Maße vertreten sind. Die Flechten und Moose gewähren Renthieren, kleinen Hirschen und Moschnsochsen nur eine spärliche Nahrung, Wölfe und kleine Füchse durch¬ streifen die Einöden, der eigentliche Herr des Nordens ist aber der Eisbär, der sowol das Land wie das Wasser beherrscht. Im Gegensätze zur geringen Anzahl der Landthiere ist in den arktischen Gegenden die Luft und das Meer der Tummelplatz zahlreicher und für den Men¬ schen höchst wichtiger Thierc (vergl. S. 95). Im Sommer ziehen wilde Gänse und Enten, Sturmvögel, Möven u. s. w. in die höheren Breiten, um dieie im Winter wieder zu verlassen. Die Meere beleben die für den Handel so wichtigen Walfische, die des Thrans und Fischbeins wegen erlegt werden, und die Robben (Walrosse, Seehunde, Seekälber), die sowol für den Eskimo wie für den Eisbären die Grund¬ bedingung der Existenz sind. Polarexpedltionc« und dere» Bedeutung. Während die Forschungs¬ reisen nach den antarktischen Gegenden seit ein paar Jahrzehnten aufgehört haben, ist man um so eifriger bemüht, den Schleier zu lüften, der bisher noch die Regionen am Nordpol bedeckt. Obwol man schon in früheren Jahrhunderten das arktische Meer befuhr, nn, einen Weg nach dem östlichen Asien zu finden, so hat man doch erst in neuerer Zeit ernstlich angefangcn, die Lösung dieses geographischen Räthsels zu ver¬ suchen. Amerikaner, Engländer, Russen und Skandinavier wetteifern hierin; seit 1868 sind auf Anregung des großen Geographen August Peter mann auch die Deutschen, seit 1872 auch die Oesterreicher (Payer und Weyprecht) in diesen erhebenden Wettkampf eingetreten. Außer ihrem unschätzbaren wissenschaftlichen Werthe haben diese Nordpolexpeditionen auch eine eminente praktische Bedeutung. Der Walfisch¬ fang ist der vorzüglichste Zweig der kaufmännischen Schiffahrt, was sich schon aus der einzigen Thatsache ergibt, daß die Amerikaner in den Jahren 1849 und 1850 durch den Walfischfang in der Behringsstraße mehr als 8 Millionen Dollars (— ca. 16 Mill. Gulden) gewannen. Nun gibt es aber diesseits Spitzbergen wenig Walfische mehr, und sie haben sich ohne Zweifel vor der Verfolgung der Menschen in höhere Breiten zurückgezogen. Auch ist es sicher, daß die arktischen Länder bedeutende Lager fossilen Elfenbeins (das der jetzt ausgestorbcnen Mammuthe) in sich bergen, wie solche in Sibirien und besonders auf den neusibirischen Inseln schon seit langer Zeit ausgebcutct werden. — 267 — 8 09. Die Nordpolargegeuden. Das Meer. Das nördliche Eismeer wird durch Amerika, Grön¬ land, Spitzbergen und Nowaja-Semlja in sechs Theile gegliedert: 1.) Die Grönlandsee zwischen Grönland und Spitzbergen, 2.) die Spitzber¬ gen- oder Barentssee zwischen Spitzbergen und Nowaja-Semlja, 3.) die karische See im Osten von Nowaja-Semlja, 4.) die Polynia oder das offene sibirische Eismeer, 5.) das Meer der nordwestlichen Durchfahrt, 6.) die Baffinsbai mit ihren nördlichen Fortsetzungen im Westen von Grönland. Jenseits dieser Theile dehnt sich das noch unbekannte Nordpolarbecken aus. Während man in früheren Zeiten an den Küsten nach Norden vorzudringen suchte, hierin aber durch das Eis so sehr gehindert wurde, daß man bereits anfing, alle Versuche als unfruchtbar zu betrachten, hat Petermann zuerst die Ansicht aus¬ gestellt, daß die Spitzbcrgensec ein eisfreies Meer sein müsse, was durch die letzten Entdeckungen auch bestätigt wurde. Uebrigens ist nicht blos die Barentssee, sondern auch das karische Meer und die Polynia eisfrei, womit aber nicht behauptet wird, daß sic nicht zeitweilig vom Eis verschlossen seien. Diese Erscheinung erklärt sich 1.) aus den Meeresströmungen, indem das durch den kalten Strom längs der grönländischen Ostküste nach Süden geführte Wasser durch den warmen Golfstrom js. S. 107) ersetzt wird. Der Golfstrom thcitt sich bei der Bäreninsel in zwei Arme, von denen der eine längs der Westküste Spitzbergens verläuft, der andere breitere nach Nowaja-Semlja hinübcrzicht-, 2.) aus dem Einflüsse der großen sibirischen Ströme, die warme Gewässer dem Polarmeere znführen. Die Nordpolarländer. Europa (W 65, 67), Asien (8 49) nnd Amerika (8 91) ragen über den nördlichen Polarkreis hinaus; außerdem gibt es daselbst noch zahlreiche Inseln und Inselgruppen, die wir zum größten Theile schon kennen gelernt haben und von denen Grönland (8 92) die größte ist. Zu Amerika werden außer Grönland noch die Inseln im Meer der nordwestlichen Durchfahrt (8 91), zn Asien Wrangelland und Neusibirien, zu Europa Nowaja-Semlja, die Waigatsch- und Kalgujewinsel, Jan Mayen, die Bären- insel und der Archipel Spitzbergen mit den umliegenden Inseln gerechnet. Der Archipel Spitzbergen besteht aus zwei großen und drei kleinern hohen, cisbedcckten und unbewohnten Inseln, die von mehreren unbedeutenden Insel¬ gruppen umgeben werden. Die beiden großen Inseln sind Spitzbergen und Nord- ostland, durch die inselreiche Hinlopenstraße von einander getrennt. Westlich von Spitzbergen liegt das Karlsland, östlich davon die Barents und dicEdgc- Jnsel. Spitzbergen wird von zahlreichen Schisfen der Walfisch-, Bären- nnd See- hundjngd wegen besucht; auf der Halbinsel haben Kaufleute aus Archangel sogar eine Jägerkolonie angelegt, die von Zeit zu Zeit abgelöst wird. Diese Niederlassung ist der nördlichste zeitweilig bewohnte Ort der Erde. Oestlich von diesem Archipel, jenseits der breiten Olga st raße, liegt das König Karl-Land, mit dem das schwedische Borland zusammenzuhängcn scheint. Es wurde 1871 entdeckt und 1872 zum ersten male von Norwegern besucht und aufgenommen. Das Gillisland (jenseits des 81.° B.) liegt in einem bisher noch gänzlich unerforschten Gebiete des Eismeeres. Oestlich davon hat die österrei¬ chische Expedition (1872 — 74) einen bisher ganz unbekannten Ländercomplcx entdeckt, der Franz Josef-Land genannt wurde. Es besteht aus zwei größeren Landmassen (Wilczek- jwiltschekj und Zichy- fßitschij Land, letzteres vielleicht mit dem Gillislaud zusammenhängend), die durch den Austriasund von einander getrennt sind, und mehreren kleinen (Salminsel, Kronprinz Rudolf-Land, Petermann-Land rc.) 268 8 100. Die Siidpoiargegenden. Die Südpolargegenden wurden vorzüglich von Engländern, Fran¬ zosen, Russen und Nordamerikanern erforscht, doch ist seit dem Jahre 1843 in dieser Beziehung nichts Nennenswerthes mehr geschehen. Alle Forschungsreisen haben aber wenigstens die frühere irrige Ansicht, daß es einen großen Südcontinent gäbe, dahin berichtigt, daß das ant¬ arktische Gebiet vorzüglich ans Wasser bestehe und wahrschein¬ lich nur kleine Inseln und Inselgruppen enthalte. Südlich von Asien wurde das Enderby- und Kemp land, südlich von Amerika das Gr aha Inland (sämmtlich Inseln von nicht großer Ausdehnung) und im SO. vom Grahamland das eisfreie Georasmeer entdeckt, das als Eingangs¬ pforte in das Südpolarbecken eine ähnliche Bedeutung gewinnen dürste, wie die Barentssee im N. Südlich von Australien entdeckte man die ausgedehnteste Küste (ca. 400 Meilen, 3000 lang), die man bisher in den antarktischen Regionen fand, aber es kann nach den Ergebnissen der Reise von Roß fast nut Sicherheit behauptet werden, daß dieses Wilkesland nur ein Conglomerat von Inseln (Sabrina-, Adelie- land re.) ist, die zeitweise durch Eiswände mit einander verbunden werden. Der genannte Roß drang am südsichstcn vor (78" 10' B.), entdeckte das Süd-Victorialand und mehrere Vulkane, wurde aber durch eine steile Eismauer von 50—90'"/ Höhe am weiteren Vordringen gehindert. 270 2.) Pferdezucht. 3.) Rindviehzncht. U2UU0T usmm^r 001 4.) Kohle. DR 272 Anmerkungen zu 2.), 3.), 4.), 5.), 6.) und 7.) Die vollen Linien zeigen stets die absolute, die punktirten die relative Verkeilung. 8 Rußland, 8 — Schweden, K — Norwegen, 8Ir Skandinavien, O — Däne¬ mark, 66 — Großbritannien, KI — Niederlande, 8 —Belgien, 8 Frankreich, 88 — Deutsches Reich, Lok — Schiveiz, Ö — Oesterreich, — Ungarn, ÖU — Oester- reich-Ungarn, kin — Rumänien, 7' — Türkei, 6 — Griechenland, I — Italien, 8p — Spanien, 8 — Portugal, 8 — Union von Nordamerika. R e g i st e r. Abkürzungen : Fl. — Fluß, Geb. — Gebirge, Hlbins. — Halbinsel, Hochld. — Hoch¬ land, Mbs. — Meerbusen, Nbfl. — Nebenfluß, Plt. — Plateau, St. — Stadt, Tafelld. — Tafelland, Tfeb. — Tiefebene, Tfld. — Tiefland. A. Aachen 175. Aar 162, 198. Aarau 202. Aargau 202. Abbeville 193. Abdachung der Berge 11. Abeokuta 75. Aberdeen 140. Abessinien 70. Abessinier 70. Abfall 11. Abhang 11. Abo 153. Abruzzen 121, 127. Abteithal 212. Abuschär 97. Acapulco 252. Achelous 114. Achensee 210. Acherusischer See 118. Acker 9. Aconcagua 241. Adamellvgruppe 212. Adamsbrücke 86. Adamspik 86. Adda 121. Adelaide 261. Adelieland 268. Adelsbcrg 219. Aden 102. Aderbeidschan 97. Adler 222. Adlergebirge 222. Admont 218. Adour 190. Adrianopel 115, 117. Adriatisches Meer 33. Adularalpen 197. Aegadische Inseln 128. Acgäisches Meer 33. Aegina, Mbs. v., 113. Aegypten 71. Aegyptische Oasenkette 73. Aeolische Inseln 128. Aequator 50, 60. Aequatorialströmung 26. Aequatorialwinde 62. Aequinoctium 54. Aermelmeer 134. Aetna 128. Afghanen 82, 96. Afghanistan 96, 97. Afrika 67 ff. Agra 86. Agram 237. Ahnendienst 30. Ahrenthal 210. Aix 194. Ajaccio 196. Akaba, Mbs. v., 102. Akadien 257. Akko 101. Ala 217. Alabama 255. Alandsinseln 147. Alaska 249, 257. Albatier Berge 126. Albanesen 109, 115, 116, 118. Albanesisch-epirotisches Geb. 114. Albanien 117. Albert-Njanza 70. Albion 139. Aleppo 100. Alessandria 124. Aletschgletscher 197. Meuten 249, 257. Alexandria 71. Algier 72. Alhambra 133. Alicante 131, 133; Mbs. v., 128. Allahabad 86. Allcghanygebirge 250. Aller 166. Allier 190. Almaden 132. Alm?xia 133. Almiranten 78. Alpen 154 ff. — in Frankreich 158,188. — in Oesterreich 158, 209 ff. — in der Schweiz 158, 196 ff. Alpenländer, österreichische, 209 ff. Alpenpassagen 160. Alpenseen 159. Alpenstraßen 160. Alpenthäler 160. Alpujarras 130, 131. Alsen 161. Altai 93, 94. Altcalifornien 249, 252. Altcastilien 132. Altdorf 200. Altenburg 177. Altengland 138. Alte Welt 24. Altgradiska 237. Altmühl 162. Altona 174. Altsohl 234. Altvater 222. Aluta 229, 238. Amalfi 123, 127. Amazonenstrom 242; Tfld. des, 242, 243. Amberg 180. Ambrakischer Mbs. 113. Amboina 89. Ambras 217. Amerika 239 ff. Amerikanische Rasse 29, 240. Amiens 193. Ammensee 162. Ampezzaner Alpen 157, 212. — Thal 212. Amphipolis 117. Amselfeld 114. Amstel 166. Amsterdam 185. iS 274 Amu 3b. Amur 91, 94. Amurland 9S. Anahuac, Taselld. v., 249, 252. Anatoli 102. Ancona 126. Andalusien 130, 133. Andalusische Tfeb. 130. — Hochld. 130. Andamanen 88. Anden 241. Andorra 131. Anethon, Pic d', 129. Angara 94. Angelsachsen 136. Angers 196. Anglesea 140. Angola 77. Angora 103. Anhalt 178. Anis 126. Anjou 196. Ankogl 210. Annani 87. Annobon 78. Ansässige Völker 31. Ansbach 181. Antarktische Strömung 26. Antilibanon 100. Antillen 248. Antipoden 56. Antitaurus 102. Antwerpen 187. Aosta 197. Apenninen 105, 121. Apenninische Hlbins. 120 ff. Aphelium 53. Appenzell 201. Apuanische Alpen 121. Apulien 127. Apulische Ebene 122. Aquileja 220. Araber 69, 71, 72, 82, 98, 101, 131. Arabien 101. Arabische Wüstenplatte 71. Arabisches Meer 40. Arad 235. Aragonien 133. Aralsee 81, 95. Aran 129. Aranjuez 132. Ararat 97. Aras 97. Arber 221. Arc 156. Archangel 152. Archipel (Archipelagus) 16. Ardennen 165, 183. Arc 6. Arequipa 244. Argäus 103. Argentinische Republik 246. Argalis 119. Argolischer Meerbusen 113. Argonnen 189. Arica 241. Arizona 256. Arkadien, Hochld. v., 114. Arkansas, Fl. 250. — Staat 255. Arktische Strömung 26. Arktischer Archipel, Amerika, 267. Arktisches Tfld. von Nord¬ amerika 250. Arlberg 209. Arles 194. Armanyon 190. Armenien 82, 97. Armenier 82, 98, 116. Armenisches Hochld. 79, 97. Arnauten 115. Arnhäm 185. Arno 122. Arno-Ebene 122, 125. Arnsberg 174. Arolsen '178. Arras 193. Arrö 145. Arta, Mbs. v., 113. Artois 193. Arva 228. Arve 157. Ascension 78. Asch 225. Aschaffenburg 181. Aschanti 75. Aschersleben 173. Asien 79 ff. Asowisches Meer 33, 147, 148. Aspern 215. Aspinwall 248. Aspropotamos 114. Assuan 70, 71. Asteroiden 52. Astrachan 154. Asturien 132. Asuncion 246. Atacama 243, 245. Atanariwo 78. Atbara 70. Athabaskasee 250. Athen 119. Athos 117. Atlantischer Ozean 24, 25, 32, 42, 44. Atlasgeb. 72. Atmosphäre 60. Atoll 262. Attersee 211. Attika 113. Attok 86. Aube 190. Auckland 262. Aue 211. Augsburg 180. Auschwitz 233. Außerrhoden 201. Aussig 226. Austerlitz 227. Australalpen 259. Anstralgolf 259. Australien 259 ss. Australneger 260. Austriasund 267. Auvergne 189, 196. Ava 87. Avaren 231. Avignon 194. Avista 212. Axius 114. Azoren 77. Azteken 252. B. Bab cl Mandeb 101. Babia-Gura 228. Babylon 99. Babylonische Tfeb. 99. Bach 14. Bacska 235. Bactrian 93. Badajoz 132. Baden, Großherzogthum 182. — in Baden 182. — in Oesterreich 215. Baffinsbai 44, 258 , 266, 267. Bagdad 99. Bahama-Jnseln 248. Bahia 246. Bahreininseln 102. Bahr el Abiad 70. — Azrek 70. Bai 16. Baierische Kalkalpen 157, 210. Baierischer Wald 164, 221. Baiern 179 ff. Baikalsee 94. Baireuth 181. Bakony-Wald 228. Baku 98. Balearen 134. Balkan 115. 275 Balkanhalbinsel 115. Baltimore 256. Baltische Seeplatte 167. Bamberg 181. Banat 235. Banater Geb. 228-. Banda 89. Bangkok 87. Bangweolo-See 76. Banka 88. Bantuvölker 69, 76. Barbados 248. Barcelona 133. Bäreninsel 267. Bärensee 250. Barentsinsel 267. Barentssee 267. Bari 127. Barka 72. Barmen 175. Barnaul 95. Barriereriff 262. — großes australisches 260. Bartfeld 235. Baschkiren 109. Basel 201. Baselland 201. Basken 109, 132. Baskische Provinzen 132. Basra 99. Bastia 196. Baßstraße 27, 261. Batavia 89. Bath 139. Bautzen 177. Bayonne 194. Bazar 97. Bazias 229. Bearne 194. Becken 13. Beczwa 223. Beduinen 101. Bega 230. Begakanal 208. Behringsstraße 27, 79. Beirut 100. Belfast 141. Belfort 195. Belgien 111, 183, 186. Belgrad 118. Belize 248. Bellinzona 202. Belt (kleiner und großer) 145. Beludschen 82, 96. Beludschistan 96, 97. Benares 86. Bender 153. Bengalen 86; Meerbs. v., 40, 84. Benguela 77. Benin, Mbs. v., 74. Ben Navis 135. Beraun 222. Berberei, Hochld. der, 72. Berbern 72. Berchtesgaden 180. Berditschew 152. Beresina 148. Berg 10. Bergamo 124. Bergell 197. Bergen in Belgien 187. — in Norwegen 144. Bergfahrt 16. Bergland 12. Bergrücken 11. Bergrutsche 159. Bergschotten 141. Bericische Hügel 120. Beritus 100. Berlin 171. Bermuda-Inseln 257. Bern 201. Bernburg 178. Berner Alpen 157, 197. Berner Oberland 201. Bernhardin 198. Berninagruppe 197. Berninapaß 197, 198. Berry 196. Besanyon 195. Beßarabien 153. Bethlehem 101. Beuthen 173. Bevölkerung, absolute und relative, 29. Biafra, Mbs. v., 74. Biala 233. Bidasoa 128. Bielefeld 174. Bieler See 198. Bielitz 227. Bieskiden 228. Bifurcation 243. Bihariageb. 229. Bilbao 132. Bilma 74. Bingen 162, 165, 179. Binnenmeer 25. Binnensee 14. Binue 74. Birkenberg 225. Birkenfeld 178. Birma 87. Birmingham 139. Biscaya, Golf v., 32, 188. Bistritz, 237. Blaavands Huk 145. Blansko 227. Blaue Grotte (Capri) 127. Blauer Fluß 90. Bleiberg 218. Bludenz 217. Bober 167. Bocche di Cattaro 221. Bocchetta 121. Bochnia 232. Bochum 174. Bödeli 198. Bodensee 162. Bodrog 230. Boers 76. Boersrepubliken 77. Bogota 244. Böhmen 205, 224. Böhmer Wald 221. Böhmisch-Leipa 226. Böhmische Terrassen 222. Böhmisches Mittelgeb. 222. Boite 212. Bolivia 244. Bologna 125. Bolsena, See v., 121. Bolton 139. Bombay 85, 86. Bonn 175. Bonzen 85. Boothia Felix 249. Bora 219. Bordeaux 194. Borneo 89. Bornholm 145. Bornu 75. Borromäische Inseln 121. Böschung 11; -Winkel 11. Bosna, Fl., 114. Bosna Serai 118. Bosnien 118. Bosnisch - serbisches Geb. 114. Bosporus 33. Boston 255. Botzen 217. Botzener Alpen 157, 212. Boulogne 193. Bourbonnais 196. Bourges 196. Bourtanger Moor 167. Brabant 186. Bradford 139. Brahe 167. Brahmaputra 84. Brahmareligion 85. Braila 238. Brandenburg 171. — (Stadt) 172. Brandung 26. Brasilien 244, 246; Geb. 242. 18* 276 Braunschweig 178. Brazza 221. Breda 185. Brege 162. Bregenz 217. Bregenzer Ache 210. Bregenzer Wald 210. Breite, geographische, 23. Bremen 170. Bremerhafen 179. Brenner 209, 212. Brenta 121, 212. Brescia 124. Breslau 172. Bretagne 188, 189, 193. Bretonen 109. Brest 193. Brieg (Schlesien) 173. — (Schweiz) 198. Brienzer See 198. Brigach 162. Brighton 137. Brindisi 127. Brionische Inseln 220. Brisbane 261. Brisen 63. Bristol 139; Kanal v., 135. Britisch-Birma 87. Britisch-Columbia 258. Britische Inseln 134. Britisches Indien 85 sf. Brixen 217. Brocken 165. Brody 233. Bromberg 171. Bromberger Kanal 167. Brooklyn 255. Bruck a. d. Leitha 215. — a. d. Mur 218. Brügge 186. Brundusium 127. Bruneck 217. Brünn 227. Brunnen 200. Brussa 103. Brüssel 186. Brüx 226. Buchara 96. Bückeburg 178. Bucht 16. Budapest 234. Buddhismus 82, 8b, 87, 90, 91, 93. Budweis 225. Buenos-Aires 246. Bug (schwarzes Meer) 148. Bug (Nbsl. d. Weichsel) 148. Bukowina 205, 231, 233. Bukurcst 238. Bulgaren 109, 115, 116. Bulgarien 118. Bulgarische Hocheb. 115. Burg 173. Bürgten 200. Burgos 132. Burgund 195; Plt. v., 188. Burgundische Pforte 188. Burzenland 236. Buschmänner 76. Bussole 5. Butan 86. Byzanz 117. L. Cadiz 133; Mbs. v., 128. Caen 193. Cagliari 128. Calabricn 120, 127. Calabrisches Geb. 121. Calais 193; Straße v., 134. Caledonischer Kanal 135. Caledonisches Geb. 135. Calcutta 86. Californien 256; Mbs. v., 44. Callao 244. Calmar 144. Calmen 62. Cambray 193. Cambridge 139. Camerungeb. 76. Campagna di Roma 122. Campanien 122, 127. Campos 133. Canada 258. Canadische Seen 250. Canali (Istrien) 220. Canarische Inseln 78. Candia 113, 118. Canon 250. Cantabrisch-asturisches Geb. 129, 131. Canterbury 139. Cap 16. Cap Baba 79. — Blanco 67. — Breton-Insel 257. — Buru 79. — Byron 259. — da Roca 104. — de Creus 128. — der guten Hoffnung 77. — di Lcuca 120. — Farewell (Grönland) 258. — Guardafui 67, 77. — Hoorn 239. — Landsend 134. — Lindesnäs 141. Cap Lopez 77. — Matapan 113, 115. — Murchison 239. — Prinz Wales 239. — Sierra Leone 7b. — Spartivento 121. — Steep 259. — Tarifa 128. — Tscheljuskin 79. — Bares 128. — Verde 67. - Wilson 259. Capland 76. Capo d'Jstria 220. Capri 127. Capstadt 77. Capverdische Inseln 78. Caracas 245. Carcassone 194. Cardevole 212. Cardona 133. Caribisches Meer 44, 239. Carlsbvrg 144. Carlskrona 144. Carnische Alpen 157, 212. Carnuntum 215. Carolinen 264. Carpcntaria, Mbs. v., 259. Carrara 121. Cartagena 133; Mbs. v., 128. Casale 124. Cascade 1b. Cascadengeb. 250. Casstquiare 242. Caftilisches Scheidegeb. 129. Catalonien 131, 133; Kü¬ stengeb. v., 129, 131. Catania 128. Cattaro 221. Caudinische Pässe 121. Cayenne 245. Celebes 89. Celle 173. Centralalpen 155. Ccntralamerika 239, 247; Kordilleren v., 247. Cerigo 119. Cerro de Pasco 244. Cetina 221. Cetinje 118. Cette 194. Ceuta 72. Cevennen 189. Ceylon 86. Chablaisalpen 157, 188. Chalkidike 113. Chalons 193. Chambach 221. Chambery 195. Chamouny 188. 277 Champagne 195. Chanatc 96. Chan-Tengri 93. Charente 190. Charkow 152. Charlerois 187. Charlestone 256. Charlottenburg 172. Charollais 189. Chartum 70, 71. Charybdis 127. Chaux de fonds 201. Chemnitz 176. Cherbourg 193. Cherso 220. Cherson 154. Chersones 113. Cheviotberge 135. Chicago 256. Chiemsee 162. Chiese 212. Chile 244, 245. Chimborazo 242. China 89 sf. Chincha-Jnseln 244. Chinesen 82, 90. Chinesische Mauer 90. Chinesisches Alpenland 89, 93. Chinesisches Meer 40. — Reich 91. — Tsld. 89. Chinggan 93. Chios 103. Chftva 96. Chorossan 96. Christliche Religion 29, 30. Christiania 144. Christianiafjord 142. Christiansand 144. Christiansund 143. Chrudim 226. Chur 202. CM 218. Cincinnati 256. Cirta 72. Cisknukasicn 98. Cisleithanien 205; Ver¬ fassung v., 206. Cismone 212. Citlaltepetl 249. City 138. Civita-Vecchia 126. Clermont 196. Clydebusen 135. Cochinchina 87. Coimbra 134. Col de Frejus 188. — di Tenda 156. Cölesyrien IM. Colombo 87. Colorado, Fl. 250. — Staat 256. Columbia, Fl. 250. — Bundesdistrict 255. — Bereinigte Staaten v., 244. Comino 128. Como 124. Comoren 78. Comosee 121. Compaß 5. Condor 243. Conglomerat 9. Congo 76. Connecticut, Fl. 250. — Staat 255. Constantine 72. Continente 24. Contincntale Flüsse 14. Cooksberg 261. Cooksinseln 264. Cooksstraße 261. Copernicanisches.Weltsystem 52. Courtray 186. Cordilleras de losAudes 241. Cordova (Spanien) 133. Corfu 119. Cork 141. Cornwall 135; Bergld. v., 135, 137. Coromandelküste 85, 86. Corsen 196. Corsica 123, 196. Coruna 132. Costarica 247. Cote d'Or 189. Cottische Alpen 156, 188. Creek 259. Crcolen 244. Cret de la neige 199. Csepelinsel 229. Cuba 248. Culturbodcn 9. Cumbrisches Gebirge 135. Curzola 221. Cuzco 244. Cyclonen 84. Cypern 100, 103. Czechcn 109, 204, 223. Czegled 235. Czernagora (Land) 118. — (Karpathen) 229. Czernowitz 233. D. Dnchsteingruppe 211. Dacier 238. Dacota 256. Dagö 147. Dahomeh 75. Daimios 92. Dalai Lama 93. Dal-Elf 142. Dalmatien 205, 220. Dalmatinische Inseln 113, 221. Damaskus 100. Damiette 71. Dammaraharz 262. Dammastock 197. Dammerde 9. Dänemark 111, 145. Dänen 109, 143, 145. Dänischer Archipel 145. Danewirk 174. Dannemora 144. Danzig 171. Danziger Bucht 161. Dapsang 93. Dardanellen 117; Straße der, 33. Darfor 75. Daneu, Golf v., 247. Darling 259. Darmstadt 179. Dauphine 195. Da-urisches Alpenland 93, 94. Davisstraße 27, 266. Debreczin 235. Deiche 167. Dekan 86; Tasclld. v., 84. Declination 5. Defereggerthal 210. Delaware 255. — Fl. 250. Delft 183. Delhi 86. Delos 119. Delta 14. Demawend 96. Desna 148. Dessau 178. Detmold 178. Detroit 256. Deutsche 109, 153, 168, 184, 199, 204, 213, 223, 230, 253. Deutschland (deutsches Reich) 161 ff. Deutsches Mittelgeb. 161 ff. Deutsches Tfld. 166 f. Deutsch-Lothringen 182. Deventer 185. Dhawalagiri 93. Diagonalgeb. 12. Diarbekr 99. 278 Dicdenhofen 182. Dijon 195. Dinarische Alpen 114, 220. Djoliba 74. Djumbir 228. Dnjepr 148. Dnjcstr 148, 230. Doberan 178. Dobrudscha 115. Dock 138. Dodona 118. Doline 213. Dollart 161, 166. Dolomit 8. Dominica 248. Don 148. Donau 106, 161, 203, 211, 229, 238. Donau - Dampfschiffahrts- Gesellschaft 208. Donau-Ebenen 203. Donaueschingen 162. Donaustauf 180. Donauwörth 180. Donegal, Mbs. v., 135. Donetz 150. Donnersberg 163. Doppelströme 80. Dora Baltea 121. Dora Riparia 121. Dordogne 190. Dornbirn 217. Dorpat 153. Dortmund 174. Dortrecht 185. Doubs 189, 199. d'Ouessant 187. Dover 137. Drac 156. Drau 209. Dravida-Rasse 85. Drcisamthal 182. Drcnthe 185. Dresden 176. Drina 114. Drohobycz 233. Drontheim 144. Dschamna 84. Dschenne 74. Dschidda 102. Dsungarei 94. Dublin 141. Duero 130. Duisburg 175. Dukla 233. Duklapaß 229. Düna 1Ä. Dunajec 230. Dundee 140. Dunedin 262. Dünen 73, 145. Dünkirchen 193. Dunstkreis 60. Düppler Schanzen 174. Durance 188, 189. Durazzo 118. Durchbruchsthal 160. Durlach 182. Durrha 68. Düsseldorf 175. Dwina 148. Dyrrhachium 118. E. Castend 138. Ebbe 26. Ebenen 10. Ebensee 216. Ebro 129; Flachld.dcs, 129. Ecuador 244. Eder 165. Edge-Jnsel 267. Edinburgh 140. Eger, Fl. 222. — St. 225. Egge 165. Egripo 119. Ehrenbreitenstein 175. Eichsfeld 165. Eider 167. Eiderkanal 167. Eifel 165. Eiland 16. Eipel 229. Eisack 209. Eisberge 266. Eisbildung in den Polar¬ meeren 265 f. Eisenach 177. Eisenerz 218. Eisenhut 210. Eiserne Küste 145. Eisernes Thor 229. Eisfelder 266. Eisleben 173. Eisling 160. Eismeer, nördliches 24, 265, 267. — südliches 24, 265, 268. Ekliptik 53. Elba 126. Elbe 106, 164, 167, 222. Elberfeld 175. Elbesandsteingeb. 222. Elbeuf 193. Elbing 171. Elbrus 98. Elbrusgeb. 96. Elefantine 71. Elfen 141. Elfenbeinküste 75. Eliasberg 250. Elsaß 182. Elster 164. El Tih 102. Eltonsee 149. Emden 173. Emilia 125. Emir 102. Emmen 198. Ems, Fl. 166. — St. 174. Emu 260. Enderbyland 268. Engadiu 197, 202. England 135, 138. Engländer 109, 136, 240, 253, 257, 260. Englische Hochkirche 136. Englisches Tfld. 135. Engpaß 13. Enns 209. Epernay 195. Ephesus 103. Epidamnus 118. Epirus 118. Episkopalkirche 136. Eraner 82. Erdachse 49, 60. Erdbeben 27. Erde 52. — Bahn der, 53. — Bewegung der, 53 f. — Gestalt der, 48. — Größe der, 60. — Inneres der, 27. Erdiger Boden 9. Erdkrumme 9. Erdschjas 103. Erfurt 173. Eriesee 250. Erin 136. Eriwan 97, 98. Erkcne 115. Erkenebecken 115. Erlangen 181. Erlau 235. Erzberg 218. Erzerum 97, 98. Erzgeb., böhmisches 164, 222. — sicbenbürgisches 229. — ungarisches 228. Escorial 132. Eskimos 258. Espartogras 130. Esfeg 237. Essen 175. Eschen 109. 279 Esthland 153. Estremadura 132. Eßlingen 181. Etsch 121, 125, MS. Etschland (-thal) 209, 212. Etrnria 139. Euböa 119. Eucalypten 259. Eufemia, Mbs. v., 120. Euganeische Hügel 120,125. Eupen 175. Euphrat 97, 99. Euripus 119. Europa 104 ff. Eutiu 178. Evangelische Kirche 30. L- Faden 6. Fahlun 144. Fajum 71. Falklandinseln 241, 247. Falsche Bai 77. Falster 145. Färöer 146. Fauna 64. Fehmarn 161. Feistritz 210. Felatah 69, 74. Felatahstaaten 7b. Feldberg 162. Feldkirch 217. Fellah 71, 101. Fellathal 212. Felsarten 8. Felsboden 9. Fclsengeb. 249. Felsö-Banya 236. Feld 9. Fernando Po 78. Ferner 159. Ferrara 125. Ferro 23, 78. Ferrol 132. Fes 72. Festungsviereck 125. Fetischdienst 30. Feuerlandinseln 241, 246. Fezzan 72, 73. Fichtelgeb. 163. Fidschi-Inseln 263. Fingalshöhle 141. Finnen 82, lOlh 143, 150. Finnischer Mbs. 147. Finnische Granitplatte 147. Finnland 153. Finnmarken 142. Finowkanal 167. Finsteraarhorn 197. Finstermünz IW, 209. Firnschnee 159. Fischervölker 30. Fiume 237. Fixsterne 52. Fjeld 142. Fjord 142. Flachküsten 16. Flachsudan 75. Fläming 167. Flandern, belgisches 186. — französisches 193. Flensburg 174. Flitsch 220. Flora 64. Florenz 123, 125. Florida, Halbinsel 249. — Staat 255. Flüelen 200. Fluß 14. Klußentwicklung 14. Flußgebiet 14. Flußsce 14. Flußsystem 14. Fluth 26. Fo, Religion des, 90. Föhn 158. Foix 194. Fontainebleau 193. Forchheim 163, 181. Forezgeb. 189. Formentera 134. Formosa 91. Forst 9. Forthbusen 135. Franche Cvmt6 195. Franken, baierische Provinz, 180. Frankenwald 164. Frankfurt a. M. 174. — a. d. O. 172. Fränkische Schweiz 163. Fränkisches Plt. 163. Frankreich 111, 187 ff. Franzensbad 225. Franzensfeste 217. Franz-Josef-Land 267. Franzosen 109, 186, 190, 199, 257. Französisches Mittelgebirge 189. — Tfld. 189. Französisch-Lothringen 195. Fraser 258. Frauenfeld 202. Fray Bentos 246. Freemonts Peak 249. Freetown 75. 'Freiberg 177. Freiburg im Breisgau 182. Freiburg in der Schweiz 201. Freising 180. Freistadt 216. Freudenthal 227. Freundschaftsinseln 264. Friaul 125. Friedland 226. Friedrich - Wilhelms - Kanal 167. Friedrichshafen 182. Friesach 218. Friesen 174. Friesische Inseln 166. Friesland 185. Frisches Haff 167. Fulda, Fl. 165. - St. 175. Funchal 78. Fünen 145. Fünfkirchen 234. Fünfkirchner Geb. 229. Fu-niu-schan 89. Furkapaß 197. Fürstenfeld 218. Furt 15. Fürth 181. Fuß, engl. 6. — französ. 6. Fusiyama 92. Füssen 155. Futschsu 91. Fuß der Berge und Gebirge 10, 11. G. Gabelung 242. Gabes, Golf v., 67. Gablonz 226. Gaeta, Mbs. v., 120. Gail 218. Galapagosinseln 244. Galata 117. Galatz 238. Gälen 109. Galiläa 101. Galiläisches Meer 100. Galicia 132; Küste v., 128; Bergld. v., 129. Galizien 205, 231, 232. Galizisches Plt. 230. Gallas 70, 77. Gallien 191. Gallipoli 117; Landzunge von, 113. Galway, Mbs. v., 135. Gambia 75. Ganges 84. Gardasee 121, 212. 280 Garigliano 122. Garip 76. Garonne 106, 129, 190. Gascogne 194. Gastein 216. Gaurisankar 92. Gebirge 11. Gebirgsknoten (-stock) 12. Gebirgsland 12. Gebirgssystem 12. Geelong 261. Geestland 167. Geestemünde 173. Gefälle 14. Geste 144. Gegenbewohner 56. Gegenfüßler 56. Geiser in Island 146. — in Neuseeland 261. — in Nordamerika 257. Geißlinger Steg 163. Gelber Fluß 90. Gelbes Meer 40. Geldern 185. Gemmipaß 202. Generalkarten 22. Genezareth 100. Genf 201. Genfer See 198. Gent 186. Genna 123,124; Mbs.v.,120. Geographie, Begriff und Eintheilung der, 3. Georgetown 245. Georgia 255. Georgsmeer 268. Gera 177. Gerlsdorfer Spitze 228. Germanen 109. Germersheim 181. Gerona 133. Gesellschaftsinfeln 264. Gestade 16. Gesteinsarten 8. Gcwürzinseln 89. Gezeiten 26. Ghats 84. Gbor 100. Gibraltar 134; Straße v., 67, 128. Gießen 179. Gihon 100. Gilbert-Archipel 264. Gilge 148. Gillisland 267. Gipfel 11. Gipfelhöhe, mittlere, 13. Girgenti 128. Gironde 190. Giseh 71. Gladbach 176. Glan 217. Glarner Alpen 157, 197. Glärnisch 197. Glarus 201. Glasgow 140. Glasory 147. Glatzer Geb. 222. Glauchau 176. Gleichenberg 218. Gleiwitz 173. Gletscher 159. Glieder der Continente 32. Glimmerschiefer 8. Globus 22. Glommen 142. Glurns 156. Gmünd 181. Gmunden 216. Gneis 8. Gnesen 171. Goa 86. Gobi 93. Godhaab 258. Goldenes Horn 117. Goldküste 75. Golf 16. Golfstrom 107, 136, 142, 146, 267. Golkonda, Diamanten v., 86. Göllnitz 235. Gömörer Comitat 235. Gondar 70. Görlitz 173. Görz 220. Goslar 173. Gosport 139. Göta-Elf 142. Götakanal 142. Götaland 142, 143, 144. Göteborg 144. Gotha 177. Göttingen 173. Gottland 144. Gottschee 219. Gozzo 128. Gradiška 220. Grado, Lagunen v., 220. Grahamland 268. Grafische Alpen 157, 188. Grampiangeb. 135. Gran, Fl. 229. — St. 234. Granada 131, 133. Granit 8. Gran Sasso d'Jtalia 121. Graßlitz 225. Grat 11. Graubünden 202. 's Gravenhage 185. Graz 218. Grazer Feld 218. Greenock 140. Greenwich 23, 139. Greifswald 172. Greiner Strudel 211. Greiz 177. Grenoble 195. Grenze 32. Griechen 109, 116. Griechenland 113,116,118 f. Griechische Kirche 30, 110. Griechisch - slavische Hlbins. 113 ff. Grintouz 212. Grödncrthal 217. Groningen 185. Grönland 258, 267. Grönlandssee 267. Großbritannien 111, 138. Großer Ozcan 25. Großes Haff 167. Großglockner 210. Großglogau 173. Großindischer Handel 89. Großkanizsa 234. Großmächte 111. Großmeseritsch 227. Großrussen 150. Großrußland 151. Großwardein 235. Grotten, Entstehung der,163. Grünbcrg 173. Grundelsee 211. Grundriß 22. Grundwasser 73. Guadalaviar 130. Guadalaxara 252. Guadalquivir 130. Guadeloupe 248. Guadiana 130. Guanajuato 252. Guano 244. Guatemala 247. Guayaquil 244. Guben 172. Guicnne 194. Guinea, Mbs. v., 42, 67. Guinea-Inseln 78. Gurkthal (Kärnten) 210. Gurk, Fl. in Krain 213. Güstrow 178. Guyana 245; Bergld. v., 242. H- Haag 185. Haarlem 185. Haarstrang 165. Haase 166. 281 Habesch 70. Habichtsinseln 77. Habsburg, Schloß, 202. Hafen 16. Haff 167. Hafnerspitz 210. Haida 226. Haiderabad 86. Hajduken 236. Hainan 91. Hainburg 21S. Haiti 248. Hakodade 78. Halberstadt 173. Halbinsel 16. Haleb 100. Halicz 233. Halifax 257. Hall (Öberösterreich) 216. — (Tirol) 216. — (Württemberg) 181. Halle 173. Hallein 216. Hallstadt 216. Hallstädter See 211. Halys 103. Hamburg 179. Hamiten 29, 71, 72. Hamm 174. Hammada 73. Hammerfest 57, 144. Hainun 96. Hanau 174. Handeckfall 198. Handel, Entstehung des, 31. Hanköu 91. Hanna, Ebene 227. — Fl. 223. Hannover 173. Hansastädte 178. Hanyfag Moor 229. Harburg 173. Hardanger Fjord 142. Hardt 163. Harz 165. Haslithal 198. Hauptfluß 14. Hauptthal 13; in den Alpen 156. Hausruck 211. Havanna 248. Havel 167. Hawaii 264. Hebriden 141. — neue 263. Hebron 101. Hebrus 115. Hebungen 28. Hedschas 102. Hegyallya 228. Heidelberg 182. Heiden 30. Heilbronn 181. Heiligenblut 218. Hekla 146. Hektare 6. Helder 185. Helgoland 136, 166. Helikon 114. Hellas 113. Hellespont 33. Helsingborg 144. Helsingfors 153. Helsingör 145. Hemisphäre 50. Hennegau 187. Herat 97. Herculanum 126. Heri-Rud 96. Herisau 201. Herkulesbäder 236. Hermannstadt 236. Hermon 100. Hermupolis 119. Hernad 230. Herrnhut 177. Hersseld 175. Herzegowina 118. Herzogenbusch 185. Hessen, Großherzogthum 179. — preuß. Provinz 174. Hessisches Bergland 165. Hildburghausen 177. Hildesheim 173. Hilmend 96. Himalaya 84, 92. Himalayalandschaften 85. Hindu 82, 85. Hindukusch 96. Hindustan 84, 86. Hinlopenstraße 267. Hinterindien 87 f. Hinterrhein 197, 198. Hirfchberg 173. Hirtenvölker 30. Hjelmarsee 142. Hoangho 90. Hobarttown 261. Hochafrika 75 sf. Hochalpen 158. Hochebenen 10. Hochfeiler 209. Hochgebirge 12. Hochheim 175. Hochland 12. Hochlandseen 14. Hochschnee 158. Hochschotten 141. Hochschwab 211. Hochseen in den Alpen 159. Höchst 175. Hochsudan 74. Hof 181. Höhe, absolute 7, relative 7. Hohe Tauern 157, 209. Hohe Benn 165. Hohenasperg 181. Höhenschichten-Karten 20. Hohenschwangau 180. Hohenstaufen 163. Hohenzollern, Berg 163. — Fürsteuthum 176. Hohle Gasse 200. Höhlen, Entstehung der, 163. Holland 185. Holstein 173. Holyhead 140. Homburg 174. Honduras 247. Hondurasgebiet, britisches, 248. Hongkong 91. Honolulu 264. Horizont, natürlicher 4, 49. — wirklicher 49. Horn 11. Hokowitz 225. Hottentotten 76. Hradschin 225. Hudson 250. Hudsonsbai 44, 249. Hudsonsbailänder 258. Hue 87. Huerta 133. Hügel 10. Hügelland 12. Hugli 84. Hüll 140. Humber 135. Humus 9. Hunsrück 165. Hunnen 231. Hunte 166. Huronsee 250. Hydra 119. Hydrioten 119. Hyöres 195. Hypsometrische Karten 20. I. Ibar 114. Jablunkapaß 228. Jade 161, 166. Jaffa 101. Jägerndors 227. Jägervölker 30. Jagst 163. Jaguar 243. 282 Jahr 52. Jahreszeiten, Entstehung der, 53 sf. Jakutsk 81, 94, 95. Jalon 133. Jamaica 248. Jamesbai 249. Jangtse-kiang 90. Janina 118. Jan Mayen 267. Japan 91 f. Japanesen 82, 92. Japanisches Meer 40. Jarkand 94. Jaroslaw 233. Jassi 238. Java 89. Jawaruczipaß 229. Jaxartes 81. Jazygen 236. Iberer 131. Iberische Hlbins. 128 ff. Iberisches Geb. 129, 130. Ibiza 134. Ida 118. Idaho 256. Jdria 219;Bergld. v., 212. Jekaterinburg 154. Jemen 101, 102. Jena 177. Jenikale, Straße v-, 147. Jenissei 94. Jenisseisk 9b. Jericho 100. Jerusalem IM. Jesd 97. Jeso 91. Jglau 227. Jglawa 223. Jitschin 226. Jkonium 103. Jlexthee 246. Jll (im Elsaß) 162. — (in Vorarlberg) 198, 209. Jllampu 242. Iller 162, 210. Jllimani 242. Illinois, Fl. 250. — Staat 256. Illyrer 116. Ilm 164. Ilmensee 147. Jnca 243. Inder 82. Indiana 256. Indianer 240. Jndianergebict 257. Indischer Ozean 25. Indo-Chinesen 82, 87. Indo-Europäer 29, 82. Indus 84. Industrie, Entstehung der, Ingermanland 152. Ingolstadt 180. Inn 162, 197, 209. Jnncrkrain 219. Jnnerrhoden 201. Innsbruck 216. Jnnstraßen 201. Innviertel 216. Insel (-gruppe, -reihe) 16. Inseln, küstennahe 28. — unter dem Winde 248. Interlaken 201. Jnvcrneß 140. Joachimsthal 225. Joch 13. Johannisberg 175. Jona 141. Jonische Inseln 119. Jonisches Meer 33. Joppe 101. Jordan 100. Josefstadt 226. Jps 215. Iowa 256. Irak Arabi 99. Iran, Hochld. v., 96. Jrawadi 87. Iren (Irländer) 109, 136, 141. Irische See 129. Irkutsk 95. Irland 134, 135, 141. Jrtisch 94. Isar 162, 210. Ischia 127. Ischl 216. Jsel, Berg, 217. Jselthal 210. Jseosee 121, 212. Jser 222. Istre 189. Jsergeb. 222. Iserlohn 174. Isker 115. Islam 29. Island 146. Isländer 146. Jsle de France 192. Jsohyphen 20. Jsonzo 212. Isothermen 61. Jspahan 97. Isthmus 16. Istrien 220. Italien, Hlbins. 120 ff. — Königreich 111, 12 w Italiener 109, 122, 199, 204, 213, 219. Ithaka 119. Jucar 130. Judäa IM. Juden 72, 109, 116, 153, 204, 231, 238. Judenburg 218. Jülich 176. Jülische Alpen 158, 212. Jungbunzlau 226. Jupiter 52. Jura, deutscher 163. — fränkischer 163. — schwäbischer 163. — Schweizer 199. Jütland 145. Jvrea 155. K. Kaaba 102. Kabul 84, 97. Kabulthal 84, 97. Kabylen 72. Kaffern 76. Kahlenberg 211. Kaiman 243. Kainachthal 210. Kairo 71. Kaiserkanal 90. Kaiserslautern 181. Kaiserstuhl 162. Kalahari 76. Kalgujewinsel 267. Kalksteine 8. Kalmüken 109, 154. Kalocsa 235. Kama 148. Kambunisches Geb. 114. Kamm der Gebirge 11. Kammhöhe, mittlere, 13. Kamtschatka 95. Kanal 32, 135. — di Centre 190. — di Midi 190. — von Burgund 190. Kandahar 97. Kanin 147. Kannstadt 181. Kano 75. Kansas, Fl., 250. Kanton 91. Kantschindschinga 92. Kapela 220. Karakorum 93. Karawanken 157, 212. Karische Pforte 147. Karische See 267. Karlsbad 226. 283 Karlsburg 237. Karlsland 267. Karlsruhe 182. Karmel 101. Kärnten 205, 217. Karolinenthal 224. Karpathenz-105, 228. — kleine 228. Karpathenländer, cisleitha- nische, 232. Karroo 76. Kars 97, 98. Karst 212, 220. Karten 22. Karthago 72. Kasan 154. Kaschau 235. Kaschelot 260. Kaschgar 94. Kaschmir 85. Kaspisee 81, 95. Kaspische Senke 147. Kassel 175. Katarakt 15. Katholische Kirche 30, 82, 110, 240. Katschberg 210. Kattegat 141. Katzbach 167. Kaukasus 82, 98. Kaukasus-Völker 82, 98. Kaukasische Rasse 28. Kaunserthal 209. Kaurifichte 262. Kees 159. Kehlheim 180. Keilberg 222. Kelat 97. Kelten 109, 136, 191, 199, 213. Kempland 268. Kempten 180. Kenia 76. Kentucky 255. Kephalonia 119. Kerka 221. Kertsch 154; Straße von, 147. Kessel (Thal) 13. Ketskemet 235. Kettengeb. 12. Kiachta 94, 95. Kidron 100. Kiel 174. Kiew 152. Kiffhäuser 165. Kilauea 264. Kilia 238. Kilikische Pässe 103. Kilima-Nscharo 76. Kilometer 5. Kingston 248. Kinzig 162. Kioto 92. Kirchenstaat 123. Kirgisen 96, 109, 154. Kirgisensteppe 95. Kisanlik 116. Kischinew 153. Kisil-Jrmak 103. Kissingen 181. Kithäron 114. Kttzbüchel 216. Kiusiu 91, 92. Kladno 225. Klagenfurt 217. Klamm 13. Klar Elf 142. Klausen 13, 160. Klausenburg 237. Klausthal 173. Klein-Arlthal 157. Kleinasien 103. Kleinmünchen 216. Kleinrussen 150, 231. Kleinrußland 152. Kleve 176. Klima 61. Klippe 15. Klippenküste 16. Klosterthal 209. Knie der Thaler 160. Knoten der Mondbahn 58. Koblenz 175. Kobnrg 177. Kocher 163. Köslach 218. Kogel 11. Kola 147. Kolibri 243. Kolin 226. Kolmar 183. Köln 175. Kvlomea 233. Kolonien 31; der Briten in Afrika 75, 76, 77, 78, in Amerika 245, 246, 248, 257, in Asien 85, 87, 91, 102, in Austra¬ lien 260, 262; der Dänen in Amerika 248, 258; der Franzosen in Afrika 72, 75, 78, in Amerika 245, 248, in Asien 86, 87, in Australien 263, 264; der Niederländer in Amerika 245, 248, in Asien 88, in Australien " 264; der Portugiesen in Afrika 77, 78, in Asien 86, 89, 91; der Russen in Asien 91, 94, 96, 98; der Schweden in Amerika 248; der Spanier in Afrika 72, 78, in Ame¬ rika 248, in Asien 89, in Australien 263; der vereinigten Staaten von Nordamerika in Austra¬ lien 264. Komberg 114. Komorn 234. Komotau 226. Kong-fu-tse 90. Konggeb. 74. Kongsberg 144. Koma 103. Königgrätz 226. König-Karl-Land 267. Königsau 145. Königsberg 171. Königshütte 173. Königssee 211. Königstein 176. Königswand 212. Konstantinopel 117; Straße v., 33. Konstanz 182. Kopenhagen 145. Kopf (Gipfelform) 11. Kopten 71. Korallenbildungen 262. Koralpe 210. Koran 30. Kordofan 70. Korea 91. Koreaner 82. Korinth 119; Mbs. v., 113. Korkyra 119. Korneuburg 215. Körös 230. Kosaken 150. Köslin 172. Köthen 178. Kottbus 172. Kowara 74. Krabla 146. Kragujewatz 118. Krain 205, 219. Krainburg 219. Krakau 232. Krapina 237. Krater 27. Krefeld 176. Kreml 151. Kremnitz 234. Krems 215. Kremsier 227. Kremsmünster 216. Kreta 113. 284 Kreuz 237. Kreuznach 175. Krim 147, 154. Kroaten 109, 204, 219, 231. Kroatien 206, 237. Kroatische Militärgreuze 237. Kronprinz - Rudolf - Land 267. Kronstadt (Rußland) 152. — (Siebenbürgen) 236. Krumau 225. Kuban 98. Kufstein 216. Knhländchen 227. Kuli 240. Kulm 171. Kulpa 213. Kulturpflanzen 64. Kumanen 236. Künlün 93. Kuppe (der Berge) 11. Kur 97. Kurden 99. Kurdisches Geb. 96. Kurilen 91. Kurifches Haff 167. Kurland 153. Kurländer 109. Küßnacht 200. Küste 16. Küstenfluß 14. Küstenland 205, 219. Küstenriff 262. Küstrin 172. Kutahia 103. Kuttenberg 226. Kuxhafen 179. Kykladen 113, 119. Kyrene 72. Kythera 119. K- Laacher See 165. Laaland 145. Labrador 249. Laccadiven 87. Lack 219. Ladiner 111, 119, 213. Ladogasee 147. Ladronen 263. Lago Maggiore 121, 197. Lagunen 121, 262. Laguneninseln 262. Lahn 165. Lahor 86. Laibach 219. Laibacher Moor 219. Lakhnau 86. Lakonischer Mbs. 113. Lama 243. La Mancha 130. La Manche 134. Landau 181. Landeck 156. Landenge 16. Landes 194. Landkarte 17, 22. Landrücken 167. Landsberg 172. Landshut 180. Landzunge 16. Länge, geographische, 23. Langeland 145. Längenstraßen 160. Längenthal 13; in den Al¬ pen 160. Langres, Plt. v., 189. Laguedoc 194. La Paz 244. Lappen 109, 143, 152. La Reunion 78. Larissa 117. Larnaka 103. La Rochelle 193. Lassa 93. Latium 126. Lauenburg 174. Laufen 201. Lausanne 201. Lausitzer Geb. 222. Lauter 162. Lava 8, 27. La Valetta 128. Lavant 210. Lawine 159. Laxenburg 215. Lech 162, 210. Lechfeld 180. Leck 166. Le Creuzot 195. Leeds 139. Leeuwarden 185. Legnago 125. Le Havre 193. Lehne 11. Leibnitzer Feld 218. Leicester 139. Leine 166. Leipzig 176. Leith 140. Leitha 229. Leithageb. 210. Leitmeritz 226. Leitomischel 226. Le Mans 196. Lemberg 233. Lemuren 78. Lena 94. Leoben 218. Leon 132. Leontes 100. Leopoldsberg 211. Lepanto, 119; Straße von, 113. Lcpvntinische Alpen 157, 197. Lesbos 103. Lesina 221. Letten 109, 150. Lenkas 119. Leuker Bad 202. Leukosia 103. Leutschau 235. Levantehandcl 100. Levico 217. Leyden 185. Libanon 100. Liberia 75. Libysche Wüstcnplqtte 71. Lidi 121. Liechtenstein 202. Licgnitz 173. Lienz 217. Lieserthal 210. Licsingthal 159, 210. Liestal 201. Ligurien 123, 124. Ligurische Alpen 121, 156. Liimfjord 145. Lille 193. Lima 244. Liman 148. Limburg 185. Limmat 198. Limoges 196. Lindau 180. Linnhesee 135. Linth 201. Linz 215. Liparische Inseln 128. Lippe 178. Lippe, Fl., 165. Liptau 234. Liptauer Geb. 228. Lissa 221. Lissabon 134. Lissapaß 228. Litorale, ungarisches, 237. Littauen 153; Plateau v., 147. Littauer 109. Liu-kiu-Jnseln 91. Liven 109. Liverpool 140. Livland 153. Livorno 126. Llanos 243. 285 Lloyd, österr., 208. Loanda 77. Lob Nor 93. Locarno 202. Locle 201. Lodi 124. Lodz 153. Lofoten 142. Loiblstraße 217. Loire 106, 190. Loirelandschaften 196. Lombardei 123, 124. Lombardisch - venetianische Tfeb. 120. Lomnitzcr Spitze 228. London 136. Long-Jsland 255. Longwood 78. Lorcleifelsen 165. Lorenzgolf 250. Lorenzstrom 250. L'Orient 193. Lötz 89. Lot 190. Lothringen, Hocheb. v-, 163, 189; deutsches 182, fran¬ zösisches 195. Louisiana 255. Louisville 256. Löwen 187. Lowerzer See 198. Lualawa 76. Lübeck 179. Lübecker Bucht 161. Lucaische Inseln 248. Lucca 126. Ludwigsburg 181. Ludwigshafen 181. Ludwigskanal 164. Luftkreis 60. Luganer Alpen 157. Luganer See 121. Luhatschowitz 227. Lund 144. Lüneburg 173. Lüneburger Heide 167. Luneville 195. Lungau 216. Luschnitz 222. Lussin 220. Lut 96. Lutheraner 30. Lüttich 187. Luxemburg 184, 185; bel¬ gisches 187. Luzern 200. Luzon 89. Lyon 195. Lyonnais 189, 195. M. Maare 165. Maas 166. Maastricht 185. Macao 91. Macedonien 117. Mackenzie 250. Madagaskar 78. Madeira, Insel 78. — Fl. 242. Madison, Geisergebiet am, 257. Madras 86. Madrid 132. Magalhaensstraße 26, 246. Magdalencnstrom 242. Magdeburg 173. Magerö 144. Magyaren 109, 204, 230, 236. Magnetnadel 4. Mähren 205, 226. Mährische Mulde 223. Mährische Pforte 222. Mährisches Gesenke 222. Mährisches Hügelld. 223. Mailand 124. Maimatschin 93, 94. Main 163. Mainau 162. Maine (Frankreich) 196. — (Nordamerika) 254. Mainz 162, 179. Makassarstraße 89. Malabar 85, 86. Maladetta 129. Malaga 131,133;Mbs. v., 128. Malaien 29, 82, 87, 88, 263. Malaka 87. Malakastraße 88. Mälarsee 142. Malediven 87. Malischer Mbs. 113. Mallorca 134. Malmedy 175. Malmö 144. Malojajoch 197. Malta 128. Man 140. Manaar, Golf v., 86. Manchester 139. Mandalay 87. Mandarinen 91. Mandschu 82, 91. Mandschurei 91. Manftedonia, Mbs. »., 120. Manhardsberg 211. Manila 89. Mannheim 182. Marisfelder Bergwerkdistrikt 173. Mantua 125. Manytsch-Niederung 79. Manzanares 132. Maori 262, 263. Marajo 242. Maracaibo, See v., 241. Maranon 242. Marbach 181. Marburg (Hessen - Nassau) 175. ' — (Steiermark) 218. March 223. Marchfeld 211, 215. Maremmen 122. Marianen 263. Marin-Thcrcsiopel 235. Maria-Zell 218. Marienbad 225. Marienburg 171. Marienwerder 171. Maritza 115. Marken 126. Marmarameer 33. Marmor 8. Marne 190. Marokko 72. Maros 230. Maros-Ujvar 237. Maros-Basarhely 237. Marquesasinseln 264. Mars 52. Marshallsinseln 264. Marschen 167. Marseille 194. Martaban, Mbs. v., 87. Martigny 197. Martinique 248. Martinswand 217. Maryland 255. Maskarenen 78. Maskat 102. Massachusetts 255. Massengeb. 12. Massiv 154. Matrageb. 228. Matterhorn 197. Mauna Kea 264. — Loa 264. Mauren 131. Mauretanier 72. Mauritius 78. Mayenne 188. Mayotta 78. Mecheln 187. Mediasch 237. Medina 102. 286 Medoc 194. Meer der nordwestlichen Durchfahrt 26, 258, 267. Meer 14; Beschaffenheit u. Bewegung 25 f.; Tiefe 25. Meerane 177. Meeraugen 228. Meerbusen 16. Meerenge 16. Meeresboden 25. Meeresspiegel 25. Meeresströmungen 26. Meerstraße 16. Mehadia 236. Meile, deutsche 5. — englische 5. — geographische 5. — österreichische 5. Meiningen 177. Meißen 176. Mekka 102. Mecklenburg-Schwerin 178. — Strelitz 178. Mecklenburger Bucht 161. Mekong 87. Melanesier 263. Melanesische Inseln 263. Melbourne 261. Meleda 221. Mclnik 225. Melville-Hlbins. 249. Memel, Fl. 148. — St. 171. Memphis 71. Menaggio 156. Menam 87. Menes 235. Menorca 134. Mera 197. Meran 217. Mer de glace 188. Meridian 22, 50. Meridiangeb. 12. Merinos 130. Merkur 52. Meroö 70. Meromsee 100. Merseburg 173. Mersey 135. Merthyr-Tydfil 140. Merwc 166. Mesched 97. Mesopotamien 99. Messenischer Mbs. 113. Messina 128;Straßev., 127. Mesta 115. Meschen 240, 244, 245, 247. Mestre 125. Meter 5. Metischda-Ebene 72. Meß 182. Mexico 252; Mbs. v., 44, 238. Miako 92. Miava 228. Michigan 256. Michigansee 250. Middelburg 185. Mies 225. Mikronesier 263. Mikronesische Inseln 263. Milet 103. Militärgrenze 237. Millstädter See 218. Milwaukee 256. Mincio 121, 125. Mineralquellen 14. Minho 129. Minnesota 256. Miramare 220. Mischabelhörner 197. Miskolcz 235. Misoccothal 197. Mississippi, Fl. 250. — Staat 255. Missolongi 119. Missouri, Fl. 250. — Staat 255. Mittagskreis 50. Mitau 153. Mittclgeb. 12, 158. — böhmisches 222. — deutsches 105, 161. — französisches 105,189. — rumelisches 115. — ungarisches 158, 228. Mittelgriechenland 113,119. Mittelitalien 125. Mittelländische Rasse 28, 69, 82, 109. Mittelländisches Meer 32, 104. Mittellauf der Flüsse 15. Mitterburg 220. Moa 262. Mobile 256. Modena 123, 125. Möen 145. Mogador 74. Mohacs 234. Mvhamera 99. Mokka 102. Moldau, Fl. 222. — Land 237, 238. Mölk 215. Möllthal 210. Mologa 151. Molukken 89. Molukkenstraße 89. Monaco 195. Monarchie 31. Mond 52, 53 f.; Durch¬ messer uud Entfernung von der Erde 60. Mondesfinsternis 59. Mondesphasen 58 f. Mondsee 211. Monsalcone 220. Mongolei 93. Mongolen 82, 93. Mongolische Rasse 28, 81, 82, 109. Monotheistische Religionen 29. Mons 187. Monsune 83. Monsunländer 83. Montafoner Thal 209. Montana 255. Montauban 194. Montblanc 188. Montccnisbahn 188. Mont d'Or 189. — Jseran 188. — Pelvoux 188. Monte Gargano 122. Montenegro 118. Monte maggiore 220. — nuovo 127. — Polino 121. — Rosa 197. — Rotondo 196. — Santo 117. Montevideo 246. Monte Viso 188. Montserrat, Bergld. v., 120. Montona 220. Montpellier 194. Montreal 257. Moor (Moos) 10, 162. Moräne 159. Morast 10. Morawa 114. Morawer 204, 223. Moraybusen 135. Morea 113, 114, 119. Morgarten 200. Moria 101. Möris-See 71. Mormonen 256. Moschee 30. Mosel 163, 165. Moskau 151. Moskwa 148. Mostar 118. Mosul 99. Mount Everest 92. — Hooker 249. — Kosciuszko 259. 287 Mozambique 77; Kanal v., 44, 78. Msta 151. Muhamedanismus 29, 96, 109, 116. Mühlhausen (Elsaß) 182. — (Thüringen) 173. Mühlheim 175. Mühlviertel 216. Mulden 91. Mulahacen 130. Mulatten 240, 245, 248, 253. Mulde 164. München 180. Münden 165. Mündung der Flüsse 14. Munkacs 235. Münster (Westfalen) 174. Münstcrische Tieflandsbucht 166. Münsterthal 156. Mur 210. Muranzathal 156. Murazzi 125. Murcia 133. Murg 162. Müritzsee 167. Murray 259. Murten 201. Murtensee 198. Mürz 210. Murzuk 73. Mürzzuschlag 218. Mwutansee 70. Mykenä 119. Mytilini 103. U. Nab 162, 164. Nablus 101. Nachtbogen 51. Nadelcap 67. Nadir 49. Nagy-Banya 236. Nahe 163, 165. Namiest 227. Namur 187. Nancy 195. Rangasaki 92. Nanking 91. Nantes 193. Narbonne 194. Narenta 114. Narew 148. Narowa 147. Nassau 174, 175. Natal 77. Naumburg 173. Naupaktus 119. Nauplia 119; Mbs. v., 113. Ravarino 119. Navarra 133, 194. Naxos 119. Nazareth 101. Neapel 123, 127; Mbs. v., 120. Nebel 63. Nebenbewohner 56. Nebenfluß 14. Nebenthal 13, in den Al¬ pen 160. Nebraska 250. Neckar 163. Neckarbergld. 162. Nedschcd 102. Negerrasse 29, 69, 74, 240, 245, 248, 253. Negoi 229. Negroponte 113, 119. Nehrung 167. Neiße, Fl. 167. — St. 173. Nepal 86. Neptun 52. Nertschinsk 95. Nestus 115. Netze 167. Neubraunschweig 257. Ncubreisach 182. Neubritannien 263. Neucaledonien 263. Neucastilien 132. Neuchatel 201. Neuenburg 201. Neuenburger See 198. Neu-England 139. — (Nordamerika) 255. Neufundland 257. Neuguinea 261. Neuhaus (Böhmen) 225. Neue Hebriden 263. Ncumarktl 219. Neumexico 256. Neunkirchen 215. Neusatz 235. Neuschottland 249, 257. Neuseeland 261. Nensibirien 95. Neusiedler See 229. Ncusohl 234. Neustrelitz 178. Neusüdwales 261. Ncutitschein 227. Neutra 229. Neutrageb. 228. Neuwerk 166, 179. Nevada de Sorata 242. Newa 147, 148. Newark 255. Newcastle 140. Newhampshire 254. Newjersey 255. Neworleans 256. Newyork 255. Ngamisee 75. Niagara 250. Nicaragua 247; See 247. Nid dem Walde 200. Niederbaiern 180. Niedergebirge 12. Niederguinea 77. Niderlande 111, 183, 184. Niederländer 184. Niederlausitz 172. Niederösterreich 205, 214. Niederrheinisches Schiefer¬ gebirge 165. Niederschlag 63. Niederschottisches Bergland 135. Niederung. Tfld. 229, 235. Niedrige Inseln 264. Riemen 148. Nierstein 179. Niger 74. Nikobaren 88. Nikolajew 154. Nikolajewsk 95. Nikolsburg 227. Nil 69 f. Nilagirigeb. 84. Nimegen 185. Nimes 194. Ninive 99. Ripon 91, 92. Risch 114, 115. Nischnij-Nowgorod 152. Nivernais 196. Nizza 123, 194. Noce 212. Rogat 148. Nomaden 30. Nordalpen 155. Nordamerika 249. — britisches 257. Nordamerika::. Hochld. 249. — Seealpen 250. Nordaustralien 261. Nordcap 104, 144. Nordcarolina 255. Norden 4. Norddeutschland 164,171 ff. Nordgriechenland 113. Nordhausen 173. Nordholländischer Kanal185. Nordinsel 261. Nordische Mächte 111. Norditalien 123. 288 Rordkanal 135. Nordlicht 265. Nördlingen 180. Nordostland 267. Nordpol 49. Nordpolargegenden 267 f. Nordsee 32. Nordslaven in Oesterreich 204. Nordstern 4. Nordtirol 216. Nordtirolische Kalkalpen 157, 210. Normandie 188, 189, 193. Normannische Inseln 136, 188. Norrköping 144. Norwegen 144. Norweger 109, 143. Norwich 139. Nottingham 139. Nowaja Semlja 147. Nowgorod 152. Nubien 70. Numidien 72. Nürnberg 181. Nyassasce 76. V. Oahu 264. Oasen 72. Ob 94. Ob dem Walde 200. Obcrbaiern 180. Obercanada 257. Oberdeutsche Hochebene 161, 211. Oberer See 250. Oberguinea 75. Obcrinnthal 209. Oberitalien 123. Oberkärnten 218. Obcrkrain 219. Oberlauf der Flüsse 15. Obcrlausitz 173, 177. Oberösterreich 205, 215. Oberpfalz 180; Plt. der, 164. Oberrheinisches Land 162. Oberrheinische Tiefeb. 105, 162. Obersteiermark 218. Oberungarische Tfeb. 229. Oberwallis 198. Ochotzk 95. Ochotzkisches Meer 40. Ochridasee 114. Odenwald 162. Oder 106, 167. Odessa 154. Oedenburg 234. Oeland 144. Oelberg 101. Oesel 147. Oesterreich ob der Enns 205. — unter der Enns 205. Oesterreichischc Alpen 157, 211. — Schweiz 211. Oesterreichisches Granitpla¬ teau 211, 221. — Hügelland 211. Oesterreichisch - ungarische Monarchie 111, 202. Oeta 114. Oetzthal 209. Oetzthaler Alpen 157, 209. — Hochgcbirgsgruppe 209. Oezbegen 96. Ofanto 122. Ofen 234. Offenbach 179. Oglio 121. Ohio, Fl. 250. — Staat 256. Oise 190. Oitospaß 229. Oka 148. Oker 166. Oldenburg 178. Olgastraße 267. Olmütz 227. Olsa 227. Olymp (Griechenland) 114. — Kleinasien 103. Oman 101, 102. Omsk 95. Onega 148. Onegasee 147. Ontariosee 250. Oporto 134. Oppa 167. Optische Erscheinungen in den Polarläudern 265. Oran 72. Oranje 76. Oranje-Republik 76. Oregon 256. Orenburg 154. Orfani, Mbs. v., 113. Orjen 221. Orinoco 242. Orizaba, Pik v., 249. Orkane 63. Orkney-Inseln 140. Orleannais 196. Orleans 196. Ormus, Straße v., 101. Orontes 100. Orsowa 229. O O O O O O O O Ortles-Adamello-Alpen 157, 211. Ortles 211. Osaka 92. Osmanen 115. Osmanisches Reich 117. Osnabrück 173. siacher See 218. talpcn 156, 157. tcap 79. ten 4. tende 186. ieriusel 264. terode 173. terschelde 165. Ostindischcr Archipel 88 f. — Handel 89. Ostiran 97. Ostmark 213. Ostrußland 154. Ostsee 32, 104. Ostseeprovinzen (Rußland) 152. Ostsibirisches Geb. 94. Ostturkestan 93. Othrys 114. Ottawa 257. Overyssel 185. Oviedo 132. Oxford 139. Oius 81. Ozarkgeb. 250. Ozeane 24. Ozean, großer oder stiller, 25. Ozeanische Flüsse 14. P Pacificbahn 254. Packeis 266. Paderborn 174. Padua 125. Pagasäischer Golf 113. Pago 221. Pagoden 85. Palauinseln 264. Palästina 100. Palermo 128. Palkstraße 86. Palma 134. Palmenöl 75, 77. Palos 133. Paltenthal 156, 210. Pamir 93. Pampas 243. Pamplona 133. Panama 248; Isthmus v., 247, 248. Pancsowa 236. 289 Pandschab 84. Panormus 128. Papuas 261, 263. Para 246. Paraguay, Fl. 242. — Staat 246. Parallelgeb. 12. Parallelkreise 22. Paramaribo 245. Parana 242. Paranußbaum 243. Pardubitz 226. Parenzo 220. Paris 192. Parma 123, 125. Parnaß 114. Paros 119. Parsen 97. Particularkarten 22. Passatwinde 62. Passau 180. Pässe 13. Passeierthal 209, 217. Paßhöhe, mittlere, 13. Pasterze 210. Pasto 242. PästUM 127. Patagonien 242, 246. Patna 86. Patras 119; Mbs. v., 113. Pau 194. Pavia 124. Paxo 119. Paznaunthal 209. Peiho 91. Peipussee 147. Peking 91. Peloponnes 113, 114. Pcneus 114. Penninische Alpen 157,197. Penninisches Geb. 135,137. Pennsylvanien 255. Pera 117. Peräa 101. Perekop, Isthmus v., 147. Perihelium 53. Perim 102. Perm 154. Pernambuco 239, 246. Perpignan 194. Persepolis 97. Perser 82, 96, 97. Persisches Geb. 96. Persischer Mbs. 40. Persisches Reich 97. Perth 140. Peru 244. Perugia 126. Peschcrähs 246. Peschiera 125. Pest 234. Petermannland 267. Petersburg 152. Peterwardein 237. Petschili 91. Petschora 148. Pettau 218. Pettauer Feld 218. Pfälzer Geb. 163. Pfaffcnspitzen 209. Pfäffers 202. Pfefferküste 75. Pforzheim 182. Phasis 98. Philä 71. Philadelphia 255. Philippinen 89. Philippopel 118; Becken v., 115. Philistäcr 100. Phlegräische Felder 126. Phöniker 100. Piacenza 125. Piave 121, 212. Picardie 193. Piemont 123, 124. Pietra Mala 121. Pik 11. Pik Teneriffa 78. Pilatus 197. Pillau 171. Pilsen 225. Pindus 114. Pinzgau 216. Piraiw 220. Piräus 119. Pisa 123, 125. Pischakvar 86. Pisek 225. Pisino 220. Pistjan 234. Pitiusen 134. Pittsburg 255. Pitzthal 209. Plan 17, 22. Planeten 52. Planetoiden 52. Plantagen 255. Plateau 10. Platte 11. Plattensee 229. Plauen 176. Pleiße 176. Plymouth 139. Po 106, 120. Podhorze 148. Podiebrad 224. Podolien 153. PinEbenc 105, 120, 122. Point de Galle 87. Poitiers 193. Poitou 193. Pola 220. Polarkreise 56. Polarstern 4, 48. Polarwinde 62. Pole 49. Polen 109, 150, 171, 204, 231. — (russische Provinz) 153. Policastro, Mbs. v-, 120. Polynesien 262. Polynesier 263. Polynesische Inseln 264. Polynia 267. Polytheisten 30. Pommern 172. Pommerische Bucht 161. Pompeji 126. Pondichery 86. Pongau 216. Pontebba 212. Pontinische Sümpfe 122. Politisches Geb. 103. Politisches Küstenland 154. Pontus euxinus 33. Poprad 230. Porogi 148. Portalegre 246. Port d'Urban 77. — Elisabeth 77. — Jackson 261. — au Prince 248. — Said 71. Portsmouth 139. Portugal 131, 134. Portugiesen 109, 130, 240, 243. Potwal 260. Portwein 131. Posen 171. Potosi 245. Potsdam 172. Prag 224. Praga 153. Prärien 251. Prävali 218. Predil 212. Pregel 171. Preran 227. Presidios 72. Preßburg 234. Preston 139. Preußen (Königreich) 171 ff. — (Provinz) 17 l. — (Urbewohner) 169. Plibram 225. Prinz Edwardsinsel 257. Prinzcninsel 78. Pripet 148. 19 290 Profil 16. Promontore 209. Propontis 33. Prosna 146. Proßnitz 227. Protestantische Kirche 30, 82, 110, 240, 260. Provcnyalische Alpen 157, 188. Provence 188, 194. Prnth 230, 238. Przemysl 233. Ptolomais 101. Puebla 252. Puerto Rico 248. Püllna 226. Puma 243. Punta Arenas 247. Pürglitz 225. Pusterthal 156, 217. Pußta 230. Putbus 172. Pylos 119. Pyrenäen 129. Pyrenäenlandschasten (fran¬ zösische) 194. Pyrenäischc Halbins. 128 ff. Pyrmont 178. V. Quadratkilometer 6. Quadratmeile (deutsche, österr.) 6. Quarten 147. Quarnerische Inseln 220. Quarnero 203. Qucbek 257. Quedlinburg 173. Queensland 261. Quellen 14, heiße 27. Quellsee 14. Querstraße 160. Querthal 13, in den Alpen 160. Quito 244; Hochld. v., 242. n. Raab, Fl. 210, 229. _ At. Radkersburg 218. Radoboj 237. Radstadt 216. Radstädter Tauern 210. Ragusa 221. Rakonitz 225. Rakos 234. Randgebirge 12. Randseen, Alpine 159. Rangun 87. Rassen 28 f. Rastatt 182. Ratibor 173. Rauhe Alp 163. Rauris 216. Ravenna 125. Rednitz 164. Reduction 6. Reformirte 30. Regen, trop, und subtrop. 63. Regensburg 180. Reggio (Calabrien) 127. Reichenau (Insel) 162. Reichenbach 176. Reichenberg 226. Reichenhall 180. Reif 63. Reikjavik 146. Reims 195. Religionen 29 f. Remscheid 175. Rendsburg 174. Reimes 193. Rennsteig 164. Republik 32. Reschen-Scheideck 209, 210. Retz 215. Revolution 52 f. Reus 133. Rcuß, Fl. 198. — Fürstenthümer 177. Reutlingen 181. Rewal 153. Rhätikonkette 197, 209. Rhätische Alpen 157, 197, 209. Rhätoladinisch (-romanisch) 109, 204, 213. Rhein 106, 162, 166, 198. — alter 166. — krummer 166. Rheinfall 162. Rheingau 175. Rheinkanal 190. Rheinpfalz 181. Rheinprovinz 175. Rhcinstraße 198. Rhode-Island 255. Rhodope 115. Rhodus 103. Rhön 165. Rhone 106, 189, 198; Tief¬ ebene d-, 105, 188. Rhonegletscher 189. Rias 129. Richmond 256. Ried 162. Ried (Oberösterreich) 216. Rienz 209. Riesengeb. 222. Riga 153. Rigaischer Mbs. 147. Rigi 197, 198. Rilo-Dagh 115. Rimini 125. Rio de la Plata 242. Rio de Janeiro 246. Rio grande 249. Rio Negro 242. Rion 98. Riva 217. Rochefort 193. Rocky Mountains 249. Rodna 237. Rodriguez 78. Roer 166. Rohitsch 219. Rokitnosümpse 148. Rom 126. Romanen 109, 204, 240. Römerbad 219. Roncesvalles 129. Röraas 144. Rorschach 202. Rosette 71. Röskilde 146. Rossitz 226. Rostock 178. Rostow 154. Rotation 52. Rothes Meer 40. Rotherthurmpaß 229. Rothhäute 240. Rothrußland 153. Rotterdam 185. Roubaix 193. Rouen 193. Roussillon 194. Roveredo 217. Rovigno 220. Rücken der Geb. 11. Rüdesheim 175. Rudolfswerth 219. Rudolstadt 177. Rügen 172. Ruhr 165. Ruhrort 175. Ruhrthal 175. Rumänen 109, 150, 204, 231, 238. Rumänien 111, 237. Rumburg 226. Rumelien 113. Rumelisches Mittelgeb. 115. Russen 109, 149, 150. Rust 234. Nustschuk 118. 291 Rus; 148. Rußland 111, 146 ff. Ruthenen 204, 231. Rütli 200. Rybinsk 152. Rzeszow 233. S. Saale, fränkische 164. — sächsische 164. Saane 198. Saar 163. Saarbrücken 175. Saarbrücker Steinkohlen¬ becken 170. Saarlouis 175. Saaz 226. Sabbioncello 221. Sabiner Berge 121. Sabrinaland 268. Sachalin: 95. Sachsen (Königreich) 176. — (preuß. Provinz) 173. — -Altenburg 177. — -Kobnrg 177. — -Meiningen 177. — -Weimar 177. Sachsen (Ungarn) 236; Land der, 236. Sächsisches Bcrgld. 164. Sacramento 256. Sahara 73. Sähel 73. Saida 100. Saigon 87. Sajo 230. Sala y Gomez 264. Salamanca 132. Salambria 114. Salamonsinseln 263. Salerno 127. Salford 139. Salminsel 267. Salona 221. Saloniki 117; Mbs. v., 113. Salucn 87. Salurn 217. Salzach 209, 216. Salzburg, Herzogtum 205, 216. — St. 216. Salzburger Alpen 157, 210. Salzkammergut-Alpen 157, 211. Salzkammergut, baierisches 180. — oberösterreichisch. 216. Salzquellen 14. Salzsee, großer, 257. Salzwasserseen 14. Samara 149. Samaria 101. Samarkand 96. Sambre 166. Samland 171. Samoa 264. Samojeden 109, 152. Samos 103. Samum 72. San, Nbfl. der Save 212. — Nbfl. d. Weichsel 230. Sandboden 9. Sandstein 8. Sandwichinseln 264. San Francisco 256. San Luis Potosi 252. San Marino 123. Sanna 209. San Sebastian 132. Sanskrit 109. Sanssouci 172. Santa Marta 242. Santa Maura 119. Santander 132. Santiago (Chile) 245. — de Compostella 132. Säntis 198. Santorin 119. Saone 189. Saratow 154. Sarazenen 101. Sarca 211. Sardinen 128. S armen 200. Saronischer Mbs. 113. Saros, Mbs. v., 113. Saterland 167. Sattel 11, 13. Saturn 52. Saualpe 210- Sauerland 165. Saumpfade 160. Savannah 256. Savanne 247. Save 212. Savona 124. Savoyen 123, 195. Savoyischc Alpen 157, 188. Sazawa 222. Schach v. Persien 97. Scesaplana 209. Schächenthal 200. Schafberg 211. Schaffhausen 201. Schaltjahr 52. Schamanenthnm 30. Schamo 93. Schanghai 91. Schara 151. Schar-Dagh 114. Schat el Arab 99. Schaumburg-Lippe 178. Scheeren 142. Scheck 102. Scheitel (der Berge) 11. Scheksna 151. Schelde 166. Schamnitz 234. Schieferthon 8. Schifferinseln 264. Schiiten 96. Schiras 97. Schlaggenwald 225. Schlan 225. Schlei 174. Schleitz 177. Schlesien (österreichisch) 205, 227. — (preußisch) 172. Schleswig 173, 174. Schleswiger Bucht 161. Schlucht 13. Schlund 13. Schlüsselburg 152. Schmöllnitz 235. Schneeberg, ewiger 211. — (Fichtelgeb.) 164. — Krainer 213. — (Sudeten) 222. Schneelinie 61. Schneekoppe 222. Schönberg 227. Schönbrunn 215. Schottische Kirche 136. Schottisches Hochld. 135. Schottland 135, 140. Schottländer 136. Schumla 118. Schütt 229. Schwaben (baierische Pro¬ vinz) 180. Schwäbisches Terrassenland 163. Schwalbach 174. Schwarzawa 227. Schwarzburg, Fürstcnthü- mcr, 177. Schwarze Erde 149. Schwarzes Meer 33. Schwarzwald 162. Schwatz 216. Schwechat 215. Schweden (Königreich) 143, 144. — die, 109, 143, 153. Schwedisches Vorland 267. Schweidnitz 173. Schweinfurt 181. i»« 292 Schweiz 111, 196 ff. — fränkische 163. — österreichische 211. — sächsische 164, 222. Schweizer Jura 199. Schweizerische Hocheb. 1S8. Schweizer Seen 188. Schwerin 178. Schwetzinger Garten 182. Schwyz 200. Schwyzer Alpen 157, 197. Schyl 229, 238. Scilly-Jnfelu 140. Scirocco 219. Scrub 259. Scylla 127. Sdobba 212. Sebenico 221. Sedan 195. See 14. Seealpen 156, 188. — nordamerikanische 237. Seeland 185. — (Insel) 145. Seemächte 111. Seemeile 5. Segura 130. Seine 106, 189. Selters 174. Semiten 29, 82, 98. Scmipolatinsk 96. Semlin 237. Semmering 210, 212. Sempach 200. Sempachcr See 198. Senegal 75. Senegambien 75. Senkungen 28. Senar 70. Senne 186. Serai 117. Seraing 187. Serajewo 118. Serben 109, 115, 204,219, ^31. Serbien 116, 118. Seres 117. Sereth, Nbfl. d. Donau 230, 238. — St. 233. Sesia 121. Setubal, Mbs. v., 128. Severn 135. Sövres 193. Sevilla 133. Sewastopol 154. Seychellen 78. Shannon 135. Sheffield 139. Sheerneß 139. Sherry 131. Shetlandinseln 140. Siam 87; Mbs. v., 87. Sibirien 94 s. Sibirischer Trakt 94. Sibirisches Tfld. 94. Sichern 101. Sicilicn 127. Sidon 100. Siebenbürgen 206, 236; Hochld. v., 229. Siebenbürgisches Erzgeb. 229. Siebeugeb. 165. Sieg 165. Siena 126. Sierra Estrella 129. — Lione-Küste 75. — Madre 249. — Morena 129, 131. — Nevada (Spanien) 130. — — (Nordamerika) 250. Sigmaringen 176. Sihlthal 198. Si-kiang 91. Sikok 91. Silistria 118. Sillthal 209. Silvrettagruppe 197, 209. Simferopol 154. Simplonstraße 198. Sinai 102. — Halbins. 102. Singapore 88. Sinigaglia 126. Singhala 86. Sinope 103. Sinub 103. Siracusa 128. Siscia 237. Sissek 237. Sitten 202. Siut 71. Siwah 73. Stagen 145. Skager Rak 141. Skandinavier 109, 143. Skandinavische Halbinsel 141 ff. Skandinavisches Hochgeb. 141. Sklavcnknstc 75. Sklavensee 250. Skutari, Albanien 118. — Kleinasien 103. Slaven 109,115,149,168, 204, 213, 219, 223, 231. Slavonim 206, 237. Slavonische Militärgrenze Slovaken 109, 204, 223, 231. Slovenen 109, 204, 213, 219. Smichow 224. Smithsund 258. Smolensk 152. Sniyrna 103. Socotra 78. Soest 174. Sosala 77. Sofia 118; Becken v., 115. Sognefjord 142. Soissons 193. Solfataren 127, 261. Solingen 175. Solnhofen 181. Solothurn 201. Solstcin 210. Solstitium 55. Solwaybusen 135. Somal 67, 77. Somme 189. Sondershausen 177. Sonne, scheinbarer Gang der, 51 f.; Durchmesser und Entfernung von der Erde 60. Sonneberg 177. Sonnenfinsternis 59. Sonnensystem 52 ff. Soolqucllen 14. Sorben 109. Sorrent 127. Southampton 137. Southwark 136. Spa 187. Spalato 221. Spandau 172. Spanien 131, 132. Spanier 109, 130, 131, 240, 244. Sparta 119. Specialkarten 22. Speier 181. Spencergolf 259. Spercnberger Bohrloch 27. Spessart 164. Spezzia 124. Spielberg 227. Spitzbergen 267. Spitzbergensce 267. Splügenpaß 198. Spoleto 126. Sporaden 103. Sprachen 29. Spree 167. Spreewald 167. Sqnillace, Mbs. v., 120. Srinagar 86. 293 Staat 31. Stade 173. Staffa 141. Stamm der Contiuente 32. Stanislawow 233. Stans 200. Stanzerthal 209. Stargard 172. Staßfurt 173. Stauropol 98. Stavanger 143. St. Barthelcmy 248. St. Bernhard, großer 197. — kleiner 188. St. Croix 248. St. Denis 193. St. Domingo 248. Steier, Fl. 211. — St. 216. Steierische Alpen 157, 210. Steierisches Hügelland 158, 210, 229. Steiermark 205, 218. Steilküsten 16. Stein (Kram) 219. — (Niederösterreich) 215. Steinboden 9. Steinernes Meer 211. Steppe 64. Stcppensce 14. Sternberg 227. St. Etienne 196. Stettin 172. St. Gallen 202. St. Gallner Alpen 157,198. St. Georgsarm der Donau 238. St. Georgskanal 135. St. Gotthard 197. St. Gotthardstraße 198. St. Helena 78. St. Jean 248. Stilfser Joch 212. St. Johann (Salzburg) 156. St. Johns (Neubraun- schweig) 257. — (Neufundland) 257. St. Louis (Nordamerika) 256. — (Senegal) 75. St. MichacbMbs. 188. St. Nicolas 186. Stockerau 215. Stockholm 144. Stoke-upon-Trent 139. Stolpe 172. St. Pölten 215. St. Quentin 193. Strakonitz 225. Stralsund 172. Strand 16. Straßburg 182. Straubing 180. Strom 14. Stromschnellen 15. Struma 115. Strytnon 115. St. Salvador, Republik, 247. St. Thomas 248. St. Thome 78. Stubaier Hochgebirgsgruppe 209. Stubaithal 209. Stufenläuder 10. Stuhlweißcnburg 234. Stura 156. Stuttgart 181. St. Beit 218. St. Vincentgolf 259. St. Wolfgangsee 211. Subapenninen 121. Sucre 245. Suczawa 233. Sudan 74 f. Südafrika 75 f. Südalpen 155. Südamerika 241 ff. Südaustralien 261. Südcarolina 255. Süddeutschland 164,179 ff. Süden 4. Sudeten 222. Sudetenländer 204, 221. Sudetenthore 222. Südeuropa 112. Südgriechenland 113. Südinsel 261. Süditalien 127. Südliche Alpen 261. Südlicht 265. Südpol 49. Südpolargegenden 268. Südrussische Landhöhe 147. Südrußland 153. Südstaaten, nordamerikan., 255. Südtirol 217. Südvictorialand 268. Suez 67, 71; Mbs. v., 102. Suezkanal 26, 71. Suhl 173. Sulina 238. Sulzer Belchen 162. Sumatra 88. Sumpf 9. Sund 32, 141. Sunda-Jnseln 88, 89. Sundasce 89. Sundastraße 27. Sunderland 140. Suniten 96. Sur 100. Surabaya 89. Surate 86. Suren 198. Snsa 188. Sugsuehanua 250. Süßwasserseen 14. Sweaborg 153. Swinemünde 172. Sydney 261. Sydra, Golf v., 67. Syr 95. Syra 119. Syrien 100. Syrisch - arabische Wüstem platte 98. Syrmische Hügel 230. Syrten 67. Szamos 230. Szegedin 235. Szegszard 234. Szekler 236; Land der, 237. T. Tabor 225. Tachau 225. Tadschiks 96. Täbris 97. Tafelbai 77. Tafelberg (Capland) 77. Tafelland 10. Taganrog 154. Tagbogen 51. Tagliamento 121, 212. Tahiti 264. Tajo 130. Tarninathal 202. Tanaro 120. Tanganjikasee 76. Tanger 72. Tänncngeb. 211. Tarabison 103. Tarabulus 100. Tarent 127; Mbs. v., 120. Tarim 93. Tarn 190. Tarnopol 233. Tarnow 233. Tarnowitzer Plt. 167. Tarragona 133. Tarsus 103. Tarvis 218. 294 Taschkent, 96. Tasmanien 261. Tatra, hohe, 228. Tauber 164. Tanbcrgrund 164. Taunus 165. Taurus 102. Tauß 225. Taygetus 114. Tegernsee 180. Teheran 97. Tehuantepec 247. Teich 14. Teisun 91. Tejo 134. Temesvar 235. Temperatur 61. Teneriffa 78. Tennesfee, Fl. 250. — Staat 255. Tenno 92. Teplitz (Böhmen) 226. — (Ungarn) 231. Terek 98. Terrassen (Land) 10. Territorien, nordamerika¬ nische, 254, 256. Teschen 227. Tissin, Fl. 121, 197. — Canton 202. Tetschen 226. Teutoburger Wald 165. Teverone 126. Texas 255. Texel 166, 185. Thal 13. Thalfahrt 16. Thalgehänge 13. Thalrand 13. Thalsohle 13. Thalsystem 160. Thalwand 13. Thau 63. Thaya 223. Theaki 119. Theben (Aegypten) 71. — Thalenge v., 211. Theiß 230. Themse 135. Themsebusen 135. Theodulpaß 158. Theresienstadt 226. Thermen 14. Thermometer 61. Thermopylen 114. Thessalien 114, 117. Thianschan 93. Thierkreis 53. Thonschiefer 8. Thorn 171. Thraker 116. Thun 201. Thuner See 198. Thurgau 202. Thüringen 164. Thüringer Wald 164. — Staaten 177. Tibbu 73. Tiber 122. Tiberias-See 100. Tibet 93. Tibetaner 82, 93. Ticino 121, 124. Tiefebene 10. Tiefland 10. Tieflandseen 14. Tiflis 98. Tigris 97, 99. Tilsit 171. Timbuktu 74. Timok 114. Timor 89. Tinde 142. Tirnowa 118. Tirol, Grafschaft 205, 216. — Schloß 217. Titicacasee 242. Tivoli 126. Toblacher Feld 209. Tobolsk 95. Toce 197. Tödi 197. Todtes Meer 100. Tokaj 235. Tokio 92. Toledo 132. Töll Poz 147. Tömöspaß 229. Tomsk 95. Tonalepaß 211. Tonga-Inseln 264. Torf 10. Torgau 173. Tornados 248. Tornea Elf 141. Torresstraße 27, 261. Tortosa 133. Toscana 123, 125. Toul 195. Toulon'194. Toulouse 194. Touraine 196. Tourcoing 193. Tournay 187. Tours 196. Tower 137. Treibeis 265. Transkaukasien 98. Transleithanien 205, 206; Verfassung v., 207. Transsilvanische Alpen 229. Transvaalische Republik 77. Tranversalgeb. 12. Trapezunt 103. Trastmenus-See 126. Traun 211. Traunsee 211. Trautman 226. Travemünde 179. Trebbia 120. Trebitsch 227. Trentschin 234. Treviso 125. Trichterförmige Mdg. 14. Trident 217. Trient 217. Trientiner Alpen 157, 212. Triest 220; Golf v., 203. Triglav 212. Trincomale 87. Trinidad 248. Tristan d'Acunha 78. Tripolis (Afrika) 72. - (Asien) 100. Trollhättafälle 142. Trondhjem 144. Trondjefjord 142. Tropen 52. Tropfsteinbildnngen 163. Troppau 227. Troyes 195. Tsadsee 75. Tschadda 74. Tscherkessen 98, 116. Tschuktschenvorland 95. Tsinglingschan 89. Tuamotu-Archipel 264. Tuareg 73. Tübingen 181. Tüffer 219. Tula 152. Tulln 215. Tullner Becken 203, 211. Tundren 94. Tundscha 115. Tungusien 91. Tunis 72. Turan, Tfld. v., 95. Turin 124. Türkei 111, 117. Türken 82, 96, 109, 116, 150, 154. 295 Türkisches Asien 93. Türkistan 93. Turkmenen 96. Tweed 135. Twer 152. Twerza 151. Tyrrhenisches Meer 32. Tyrus 100. Tzanasee 70. U. Udine 125. Ueberlingcr See 162. Ufer 16. Ukerewesee 70. Ukraina 152. Ulm 182. Umbrien 126. Unentwickelte Völker 30. Ungarn 206, 233. — Land der, 237. Ungarisches Erzgeb. 206. — Mittelgeb. 158, 228. Ungarisch-Hradisch 227. Union von Nordamerika 253, Unitaricr 204. Universalkarten 22. Unna 203. Unstrut 164. Untercanada 257. Unterinnthal 209. Unteritalien 127. Unterkärnten 217. Unterkrain 219. Unterlauf d. Flüsse 15. Untersbcrg 24. Untersten 201. Untersteiermark 218. Unterwalden 200. Unterwallis 198. Untiefen 15. Upsala 144. Ural, Fl. 148. — Geb. 147. Ural-altaischer Sprachstamm 82. Uranus 52. Uri 200. Ureantone 200. Urserenthal 156. Uruguay, Fl. 242. — Republik 246. Urumiasee 97. Usedom 167. Utah 256, 257. Utrecht 185. V. Baal 76. Vaduz 202. Valencia 133; Mbs.v., 128. Valenciennes 193. Valentia (Irland) 134. Valladolid 132. Val Mesocca 156. Valparaiso 245. Vancouver 250. Ban-Diemensland 261. Vardar 114. Varmas 245. Varna 118. Basarhely 235. Vayda Huniad 227. Becht 166. Vedretta 159. Vedretta diMarmolata 212. Begas 133. Vegetationsformen 64. Veglia 220. Veldeser See 219. Velebitschgeb. 220. Vendee 193. Venedig 124; Golf v., 123. Venediger 210. Venetianische Alpen 157, 212. Venetien 124. Venezuela 245; Küstengeb. v., 242. Venus 52. Veracruz 252. Verden 173. Verdon 156. Verdun 195. Vereinigte Staaten v. Nord¬ amerika 253 ff. Verespatak 237. Vermont 254. Verona 125. Veroneser Alpen 157, 212. — Klaust 212. Versailles 193. Vertesgeb. 228. Berviers 187. Verwitterung 9. Vesuv 127. Vevey 201. Via Aemilia 125. — Mala 197. Vicenza 125. Victoria (Australien) 261. - (China) 91. Victoriafälle 76. Victvrialand (antarktisch) 268. Victoria Rjanza 70. Vicuna 243. Vienne, Fl. 190. — St. 195. Vierwaldstätter Alpen 157, 197. — See 198. Villach 218. Vintschgau 209. Virginien 255. Bitoria 132. Vitosch 115. Bivarais 189. Vlämen 186. Vlissingen 185. Vogelsberg 165. Vogesen 162. Völkerthore 93, 96. Bolo, Golf v., 113. Volsker Berge 121. Volturno 122. Voralpen 158. Vorarlberg 205, 214, 217. Vorarlberger Alpen 157, 210. Vorderasien 98. Vorderindien 84 ff. Vordernberg 218. Vorgebirge 16. Böslau 215. Vranasee 220. Vulkane 27. Vulkanpaß 229. W. Waadt 201. Waag 229. Waal 166. Wadai 75. Wadden 166. Wad el Arab 100. Wagram 215. Wahabiten 102. Waidhofen a. d. Jps 215. Waigatschinsel 147. Waigatschstraße 147. Waitzen 234. Walachei 237, 238. Wald 9. Waldaihöhe 147. Waldeck 178. Waldenburger Bergld. 222. Waldcantone 200. Waldkarpathen 229. Waldlaud 64. Wales 140; Halbins. 135; Hochld. v., 135, 136. 296 Walhalla 180. Wallenfee 198. Wallgau 209. Wallis 202. Walliser 109. Walliser Alpen 197. Wallonen 186. Wallriff 262. Wälschtirol 217. Wandervölker 30. Wansee 97. Warasdin 237. Warasdiner Geb. 229. Warnsdorf 226. Warschau 153. Wartburg 177. Warthe 167. Wasgau 162. Wash 135. Washington, St. 254. — Territorium 256. Wasserfall 15. Wasserscheide 15. Watawa 222. Waterford 141. Waterlo 187. Watlings-Jnsel 248. Watzmann 211. Wechsel 210. Wedgewoodgeschirr 140. Weichboden 9. Weichsel 106, 148, 167, 230. Weide 9. Weiher 14. Weimar 177 Weinheim 182. Weinsberg 181. Weißensee 218. Weißes Meer 32, 147. Wellenbewegung des Mee¬ res 26. Wels ?16. Weltachsc 49. Weitgehenden 3. Wendekreise 52, 56. Wenden 172, 177. Wcnernsee 142. Werra 165. Werschetz 236. Werste 5. Wertach 180. Wesel 175. Weser 106, 165, 166. Weserbergld. 165. Weserkette 165. Westalpen 156. Westaustralien 261. ten 4. lend 136. terschelde 166. terwald 165. tfalen 174. tfälische Pforte 165. We Wc We We We We Westgothen 131. Westindien 248. Westindischer Handel 89. Westiran 97. Westmächte 111. Westminster 136. Westrnßland 153. Westvirginien 255. Wetter 164. Wetterau 164. Wetternsee 142. Wetzlar 175. Wick 140. Widm 118. Wieliczka 232. Wien 214. Wiener Becken 203, 211. - Neustadt 215. — Wald 211. Wiesbaden 174. Wiefelbnrg 234. Wiese 9. Wight 140. Wikinger 143. Wilczekland 267. Wildbad 181. Wildspitzc 209. Wilhelmshaven 173. Wilhelmshöhe 175. Wilia 148. Ailkesland 267. Wilno 153. Winde 61 f. Windhiakette 84. Windischc Bühl 218. Windrose 4. Windsor 139. Windstillen 62. Winipcgsee 250. Winterthur 200. Wippachthal 219. Wisby 144. Wischehrad 225. Wisconsin 256. Wisentthal 163. Wismar 178. Wittenberg 173. Wittingau 225. Wladikaukas, Straße v., 98. Wocheiner See 219. Wolfenbüttel 178. Wolfsberg 218. Wolga 148. Wolhynien 153. Wollin 167. Wolverhampton 139. Woolwich 139. Wörgl 209. Woronesch 152. Worms 179. Wormser Joch 212. Wörnitz 162, 163. Wörthersee 218. Wrangelland 267. Würmsee 162. Württemberg 181. Würzburg 181. Wupper 165. Wupperthal 175. Wüste 9, 64. Wyoming 256. F. Xanten 175. Xerez 131, 133. y. Y 185. Yankees 253. Yellowstone, Nationalpark am, 257. Yellowstonsee 257. Ymesfjeld 142. Yonne 190. York 140. — Hlbins. 259. Ml 166. Ystadt 144. Yucatan 247, 248. I. Zaandam 185. Zabern 163, 182. Zahn (Gipfelform) 11. Zahnküste 75. Zakynthos 119. Zaleszczyky 233. Zambesi 76. Zante 119. Zanzibar 77, 78. Zara 221. Zator 233. Zeitun, Mbs. v, 113. Zeitz 173. 297 Zeller See 162, 211. Zengg 237. Zcnith 49. Zenta 235. Zichyland 2S7. Zigeuner 236, 238. Zihl 198. Zillerthal 210. Zillerthaler Alpen 210. Zion 100. Zips 235. Zirknitzer See 218. Zittau 177. Znaim 227. Zodiacus 53. Zollfeld 218. Zombor 235. Zonen 56 f. Zuflüsse 14. Zug 200. Zuger See 198. Zugspitze 210. Zürich 200. Züricher See 198. Znyder See 161, 166, 183. Zwettel 215. Zwickau (Sachsen) 176. Zwillingsstrome 80. Zwitawa 223. Zwolle 185. D io u ck f e H t e v. S. 38 Zeile 25 v. o. lies » 97 . » 10 » s » » 99 '» 23 » » » » 158 » 8 » » » » 165 » 15 » » » » 173 » 25 » u. » » 179 » 25 » o. » » 181 » 21 » » » » 198 » 18 » » » » 219 » 13 » » » » 230 » 16 » » » » 258 » 16 » » » statt Lion — Lyon. » Afhanistan — Afghanistan. » Zwischenstrom — Zwischenstromland. » niederungarisches — steierisches. » Münster — Münden. » Mannsfelder — Mansfelder. » Travemüde — Travemünde. » Germesheim — Germersheim. » in — und. » Sein — Stein. » Saun — Sann. » Behringsmeer — Baffinsbai. ilcrlag von Zg. n. Kseinmayr ä: Leis. Kamberg in Laibaisi. Heinrich Anton, Professor am k. k. Obergymnasium zu Laibach, Deutsche Grkarnrnatik für Mittelschulen und verwandte Lehr¬ anstalten in mehrsprachigen Ländern. Erschien innerhalb drei Jahren bereits die 4. Auflage. 8". ft 1'10 — M. 2'20. Obiges Werk, hervorgegangen aus der 14jährigcn Schulpraxis des Ver¬ fassers, hat insbesondere seine Vorzüge" in der Accentnirnng der zu betonenden Silben, Hervorhebung der Fehler, welche Slaven, Italiener und andere Nichtdeutsche gegen die deutsche Sprache machen, Gründlichkeit und Durchsichtigkeit der Regeln -c., und ist daher in seiner Art das einzige Buch als Hilfs- und Lehrmittel zur Erlernung der deutschen Sprache für Nichtdcutsche. Heinrich Anton, Professor am k. k. Obergymnasium zu Laibach, ge¬ prüfter Lehrer der Stenographie, Gcrbelsöexgers Steno¬ graphie nach Ahn-Ollendorffs Methode in zwei bis drei Monaten durch Selbstunterricht zu erlernen. 1875. 15^/z Bog. 8°. fl. 2 ---- M. 4. Der Verfasser obigen Werkes, welcher sich durch seine »Debattenschrist« in der stenographischen Welt bereits einen gut klingenden Namen erworben hat, bezweckte mit der Herausgabe dieses Lehrbuches der Stenographie die größtmöglichste Verbrei¬ tung der Kunst Gabelsbergers. Die leicht faßliche, namentlich für den Selbstunterricht berechnete Methode zeichnet das Buch besonders aus. Heinrich Anton, Professor am k. k. Obergymnasium zu Laibach, ge¬ prüfter Lehrer der Stenographie, Die Debattenschrist, zer¬ fallend in zwei Theile: l. „Dis Etymologie" und II. „Die Syntax", mit einer Vorrede von Professor Dr. Heyde, Director des königlich sächsischen stenographischen Institutes in Dresden. 1874. fl. 1'50 M. 3. Dieses Werk, autographirt von Nrn» itmisckn-aH, Mitglied des königlich sächsische,, stmographischen Institutes in Dresden, wird als Gegenwert gegen ZeplickMl- gekrönte Preisschrift nicht verfehlen, außerordentliches Aufsehen zu erregen. Dimih August, k. k. Finanzrath, Sekretär des historischen Vereins für Kram, Geschachte Krrains von dov ältesten Zeit bis s Iahv 18i:-;. ZM besonderer Rücksicht auf Kultur- entwlcklung. 8 . 1876. 2 Bde. fl. 12, eleg. geb. fl. 14. Diimsk» Gustav, Intevesserr-Habell'en für jeden Kapitalsbctrag in österr. Währung von 1 Kreuzer bis 10,000 Gulden auf jede be¬ liebige Anzahl von Tagen und Monaten. 2. Aufl. 13 Bogen. 4°. fl. 1-20 ----- M. 2-40. uothwendige Hilfsmittel dient zur Erleichterung des Geschäfts- verk^rs für k. f. staats- und Landesbuchhaltungen, Steuerämter, Gerichte, sowie für -notare, Advokaten, Aktiengesellschaften, Banquiers und Kapitalisten und Geschäfts¬ leute überhaupt. Loicstin Dr. Fran?, Wustland seit Aussiebung der Leib eigensch ast. " fl. 4 — M. 8.