. Nro. 74. ^^^^^^^^^^ LMchcr WM Zellmg. Dienstag den 14. Christm. 1792. Inländische Nachrichten. Wien den 8- clhristm. Des Ko^ nigs von ??eapel Vliaj. smd gestern Nach-wictags, beo rollkommener Gesundheit/ aus Böhmen zurückgekommen. Sc. Ma^. der Kaiser und I. Maj. die Koilgln von N apel sind S?. Maj. bis En^ersdort entgegen gefahren. - Am heuttqen Fran-ema'g? Mariä Emvlangn.ß haben ^ Maj. der Kaiser um i l Uhr, mlt den Ercherwaen, unter Aufwartung des Hofstaates , dem Toisonamte in der Ho burg-Pfarrkirche beygewohnet. Sonntags den s. d. M. hat der am kaiserlichen Hofe residirende Minister vo« Ansvach, und Gotha, Herr von dtr Lleth,Se.Ma. dem Kasser von diesen beyden Hof", i". ne neue Beglaubigungsschreiben m emer besondern Audienz überreicht. Ofen den ,. (lhriitm. Die M Pest in Garnison gestandenen Granchatalllone von Broder und Oraoiskanerregm ent; jlno bereits in der vorigen Woche nach Sla« Vonim abmarschirl, und dafür ist das Infanterieregiment Iordis in Pest einge« rückt. Das hier in Ofen bisher gelegene Infanterieregiment Er,;her c»g Ferdinand geht nach Preßburg ab, und die hiesigen Garnisondienste übernimmt das Regiment Durlach. — Gestern ist die ungarische Krone unter Bedeckung einer Anzahl vom Pester adclichen Panderium, und unter Lautung aller Glocken, nach , Uhr hier wieder angekommen. Die bürgerlichen Kompagnien von Pest, und Ofen standen in Parade ;u Fuß. und zu Pferd, und der hiesige Stadtmagistrat stand ben dem Wiener Thor, woselbst der hiesige Stadtno-tär Herr Spöth, im Namen des Magistrats eine Lateinische Anrede an die beyden Herren Kronhüter hielt. Trieft den 6. Chrisim. Auf einem aus Smnna am 24. November im un«- ftrn^Hafett an ^kommenen vene.wni-! schen Schiffe des Kapitäns Vasil Giuras-sowich, sind 6 Personen von der Familie! des jllngsthin zu Ruschuk hingerichteten Hofpodars der Wallachey, sammt zwey Dienstmädchen eingetroffen. Mit einem venezianischen Schiffe des Kapitäns Nikolaus Zubaz sind noch 2 Personen gedachter Familie angekommen, welche in dem Hause zur heil. Theresia die Reinigung «ushalten. Brüssel den 25. V)interm. Ungeachtet der fortdaurcnden und fruchtlosen! Hartnäckigkeit der Insurgenten, hat den-noch der Hr. Graf vön Mcrcy-Argenttali am Schlüsse seines Schreibens, das er am 22. Winterm. an den Hrn. F. M< von Bender erlassen / nochmals alle mögliche Mässigung, und Schonung auf das dringendste empfohlen , Wir führen hier seine Vorstellungen, wegen ihres vorlresii^ chen Inhalts, wörtlich an : " Es ist von D größter Wichtigkeit , ( Ew. Erzell. wer-l den es leicht einseheu, und Sie können l den ausdrücklichen Willen des Kaifers hie-! W rin ) daß man in das Land mit einer k gänzlichen Vergessenheit des Vergangenen U einrücke; daß man sich keine Gewaltthä-l tigkeit weder an den Personen noch an U den Besitzungen erlaube; das alle Maaß-M regeln auf die Wiederherstellung des Ver-l trauens, der Ruhe, Ordnung, und des U feugen Laufes der Gcrechrigkeit abzielen; l daß man sich darauf einschränke, den An-M griff der bewaffneten Leute Zurückzutreiben, U ihren Widerstand zu besiegen, und sie R zu zerstreuen / wo möglich , ohne Blut U Oergiessen. Man muß ein verführtes Volk k zmt Gelindigkeit behandeln. Se. Majestät wollen nur durch Gnade, und dn Gebrauch Seiner Gewalt wurde Seinc^ großmüthigem Herzen widerstreben, wemi rs nicht bald darauf ankäme, einen zahl« reichen Theil seiner Unterthanen von der Unterdrückung zu befteycn , und die öffentliche. Wohlfahrt auf einen unerschütterlichen Grund wieder herzustellen. Suche« Sie, Herr F. M. den braven Truppen, die Sie kommandiren , die bürgerlichen Tll« genden einzuprägen, welche ihre Tapferkeit krönen müssen: daß überall, wo es ruhig seyn wird, nie die Fragen von vergangenen Unruhen sey, daß alle Stände und Klassen auf gleiche Art den Schutz der Gesetze gemessen, und daß die militärische Gcwalt bloß ,m ihrer Unterstützung diene. Se. Maj. wollen ihrer Armee doppelt verbindlich seyn , für alles Blut, das nicht Vergossen wird, für alles Eigenthum, das respektirs wird, u>ch für die Beweise !dcr Tapferkeit , wenn sie nöth'g sind, um eine hartnackige Widersetzlichkeit gegen ,die Herstellung Seiner rechtmassigen Autorität zu besiegen. Nur diejenigen sollcn als Feinde angesehen werden / welche die ! Waffen gegen seine Truppen führen, und l strafbare Fen'dseligkeiten erregen werden. Di? Gesinnungen der Hochachtung und Zuneigung, die sich Ew. Ex-ell. in der getreuen Provin; /.u verschaffen wußten, wo Sie wahrend 4. Jahren kommandirten, sind mir Bürge von Ihren Grundsätzen.,, ! Luxemburg den «c> Wintrrm. Aus Herve wird unter dem 6. dieses berichtet: "Heute ist eine Abtheilung K. K. Grenadiere in hiesige Stadt einmarschirt. Vom frühen Morgen stand die ganze Bürgerschaft unter Waffen , und alles gieng vor die Stadt, unter Voraustret« tung der Kriegsmusik, diesem Helden entt gegen. Sobald man den Herrn General 'F. M. L Freyherrn von Alvin i erblick-l,!ie, wurden unsere Kanonen abgefeuert z l^und es erscholl ein unaufhörliches Freu* dengeschrei : Ks lebe Leopold ! worauf der erste Bürgermeister folgende Anrede, an den Befehlshaber hielt: " Monsieur, " da wir allezeit an den Angelegenheiten " unsers durchlauchtigsten Beherrschers An-" theil nehmen, so sind wir auch dem " Helden, der für desseu Rechte zu käm-" pfen uud zu siegen kömmt, Tribute " schuldig, jene, die wir Ihnen bringen, " sind zwar an sich geringe. Allein, sie ^ werden in Ihren Augen dennoch groß! " erscheinen, wenn Sle dieselben nach " unserer Liebe gegm Leopolden, und " nach unserer Freude abmessen wollen, " welche uns Ihre Ankunft macht. „ Die ganze Begleitung führte nachher den General bis nach ftiner Wohnung , wobey sich eine unbeschreibliche Menge Menschen aus den Straßen eingesunden hatte, alles war zärtlichst gerührt,-, und alles drückte seine Freude durch tausendmal wiederhol» tes Rufen aus: Ls lcbe Leopold l l^s lebe Alvincv! Am Rathhause überreichten zwey junge Mädchen, schön an Gestalt! und jungfräulicher Eingezogenheit , Sr. Excellenz den Ehrenwein. Als der General in seinem Quartiere angekommen war, gieng die gan e Begleitung zu den^! Truppen zurück, und machte ihnen fol-^' gendes Kompliment: "Messieurs. Ihre "Ankunft zerstreuet unsere Beklemmung " erfüllt unsere Freuden, und krönet un-" scre Hoffnung; indem wir dem Zcit-" punkte entgegen sehen , da Sie die " Schlange des Brabäntischen Aufruhrs " erlegen, und durch Ihre Siege den " Triumph unsers unvergleichlichen Leopold, "' festsetzen werden. Genießen Sie das^ ^Vergnügen, eine Provinz zu sehen,! ^ und sie zu bewohnen, die nie aufge-! ^ hört hat, noch jemals aufhören wird, ' Ihn zu lieben.,, Der Einmarsch in diej ^?tadt gleng in der schönsten OrbnunH vor sich. Das Geläute aller Glocken der Donner der Kanonen, Musik und Freudengeschrey machten zusammen das angenehmste Koncert; mit einem Worte-alles stellte das schönste und rührendste Schauspiel vor. Ausländische Nachrichten. Deutschland. Köln den 28. V)interm. So freudig ich ihnen mit der lezten Post die Nachrichten von Brüssel, und Mastricht mcderchrieb, so betrübt muß ich Ihnen diesmal sagcn , sie war zuvoreic.., ! oder besser zu jagen, es war blos der Entschluß dcr beyden ersten Standen , dem der dritte Stand ulltcr der Anführung der Herren van Eupen und van dcr Noot aus allen Kräften entgegen arbeitet. Seit dem ka-ben wir Vliese aus Brüssel vom 23. 24. und 25. und selbst die jüngste Brüfficr-Zeitung, welche gerade das Gegentheil meltxn, und in dem romanhaftesten Ton von nichts als von dem Gewühle der Schlachten und von lärmenden Anstalten zur h/lltnackigsten Gegenwehr sprechen , aber auch die Strafe wird diesem Frevel auf dem Fusse folgen. — Gestern ist von dem Altane vor hiesigem Nathhause abgelesen wor^ den, daß die 3 vermittelnden Mächte es durchaus nicht zugeben werden, daß Kaiser Leopold unser Land mit Gewalt unterjoche. Sobald unsere Freywilligen die« ses vernahmen , so belebte s« ihr voriget Muth wieder, so, daß sle selbigen Nachmittags noch nach Arscot zogen , von wy dieselben bis nach Halen bey Diest auf die äußerste Gränze Vyu Brabant marschirm werden. k Uchen den 27. N)interm. Wir ver». »nehmen so eben eine gan; unerwartete l Nachricht» Zur nemlichen Zeit, da man e Sch zu Brüssel zur Unterwerfung entschloß, ^ haben die vermittelnden Gesandten im Haag gegen das Benehmen des Grafen von . Mercy Argenteail, Bevollmächtigten des Kaisers Leopold bey dem Kongresse zur' Schlichtung der belgischen Angelegenheit ten, protessirt, mit der Erklärung im, Namen ihrer respektiven Höft, daß sie ei^ ne gewaltige Unterjochung der Belgier nie, zugeben würden. Dem ungeachtet rücken! die kailerl. Truppen mit starken Schrittes nach Brabant. Als sie nach Huy kamen,!i waren die daselbst liegenden brabantischen! Freywilligen so eilig davon gelaufen, daß fie ihr ganges tresiich angefülltes Maga-! zin hinterließen, welches die kaiserl. nutz allen herkömmlich üblichen Zeremonien in Empfang nahmen. Dieses hat hier schon^ so viel gefruchtet, daß das anbestellte Korn und Haber abgesagt , und das Malters Roggen für m?s Bürger um l8 Mark! abgeschlagen ist. Fittich den 24. Mmterm. Der! Major Baron v. Nspre, ist, nachdem- er die Seite von Slv Walburga rekognosci-ret, mit einer starken Patroulle qester»' durch unsere Stadt gebogen. Die Oesterreichischen Truppen sind heute früh umiz '8 mit Gewalt einmarschirt. Es scheint,-! haß ein Theil hier verbleiben, und eini< ge Korps sich nach Samt Trond und^, Tongres ziehen werden. Die Schleifung^' der Gebäude und Kasernen der Cittadelle^ ^lvird eifrigst fortgesett, so sehr auch der! trste und Adelstand sich darwieder setzet. Frankreich, p^ris den 22. winterm. Es ist nicht das Volk vou Frankreich noch weniger von Paris, denn dieses liebt seine theuerste Königin von ganger Seele, es ist d^r durch das Gold der Hoffeinde ge-dmiM« frecheste Auswurf des Pöbels, der sich am i^. dieses die kränkendsten Ausrufe in den Thuillerien ellaubtt, weiche von Ihrer Majestät in ihren Zimmern leicht gehört werden konnten. " An der Spiz^ dieses zügellosen Haufens stand selbst ein Obrisilieutenant, Hr. v.Menieu^ welcher während dieser Aufbrausung des Volkes auch noch die Freyheit hatte zu sagen: daß )O,Ooc) Bajonett den Herren von Kastries und die Plünderung seines Hotels rächen würden. Nach diesem Wor-»ten umrang ihn der Pöbel wie ein Idol, schrie laut um Rache, und zeigte sich bereit alles zu unternehmen / wozu man ihm nur den Wink geben würde. Zugleich drang sich der ganze Haufen von taufender wüthiger Menschen gegen das Thor, welches m den königlichen Zimmern führt. Der König, welcher in diesen Augenblicken eben zu ebner Erde sich befand / ward in Schrecken geftu / und rief-- rettet euch vor dlesem frechen Gesinde, und stoh in das Innerste des Pallastes, wo er sich verborgen hielt. Ihre Majestät die Königin verlor bey dieser fruchtbaren Szene nicht nur nicht die Gegenwart des Geistes, sondern ertheilte selbst augenblicklich dee Nazionalgarde den Befehl das Thor des Schlosses zu vertheidigen, und die Thuil-lerien zu'usperren. Die Garde gehorchte, sie ! stellte sich in doppelten Reichen vor den Thoren, trieb das Volk zurück, und verschloß die Thuillerien. 'Wird alle Dienst-und Freytaye nachmittags um 4. Uhr aus dem Platze Nro. M ,35. in der von Kleinmayerschen Buchhandlung ausgegeben..