L a i b a ch e r Wochenblatt z u m N ußen un d Vergnügen. Freytag den i6. August »8>6. Darstellung der Unterhandlungen mit 'dmNaubsiaamt. ^)a dls Unterhandlungen des Lords Exmoulh neuerdings sehr herabgewürvigt worden sind weil dis Raubftaaten dadurch so keck geworden zu seyn scheinen, so hat man fur nöthig geachtet, über dieselben dem Publikum eine DnM'.mg mitzutheilen , welche folgende Angaben enthalt: „Von dem ersten Besuche, dcn unsers Flotte zu Algier abstattete, hat mau ziemlich genaue Berichte im Publikum. Wir segelten von. da nach Tunis und Tripoli, und die Vorschläge des Lords, daß die Beys keine christlichen Sklaven mehr machen und die gemachten als Kriegsgefangene behandeln sollten , wurden sogleich angenommen und unterzeichnet. Wir gingen hierauf abe.mahls nach Algier, um wie es hieß, eine Revision des zwischen Algier und Nord-Amerika abgeschlossenen Vertrages zu erhalten; der Dey antwortete, daß der letzte Vertrag mit dieser Nazion zu Ende sey, und daß, wenn sie nicht die alten Verträge erneuern wolle, er keinen neuen eingehen wurde. Die Vorschläge des Lords hingegen verwarf der Dey auf das bestimmteste; das bestehende System sey der Himdel dieses Landes; Veränderung würde den Türkcn und Mamen schaden, und eine beträchtliche Zeit erfordern, um die Gemüther daran zu gewöhnen; weder der Divan noch die Milizen (Türken) winden doher dem gegenwärtigen Systeme entsagen. Als der^Lord sah, wie vergeblich es sey, weiter in dcn Dey zn dringen, begab ev sich zurück mit dem Entschlüsse, die Feindseligkeiten anzufangen. Der Dey ließ den Englischen Konsul, Hn-rn Macdonald, ins Gefängniß setzen, und alle Englischen Schiffe zu Oran in Bcsthlag nehmen. Am folgenden Tags setzte sich die Flotte in Bewegung, um den Molo zu überwältigen, und das Alaierer Geschwader zu zerstören. Aber ein Sturm hinderte sie daran, und um 4 uhr, als er ausgehört hatte, war es zu spät, um längs den Batterien eine qute Stellung zu nehmen. Die Sclüsse blieben indeß vor Anker, und der Lord verlangte vom Dey, er möchte den Englischen Konsul herausgeben. Der Dey er- Mcdovtt: ,,So5ald er die 500,000 Dollars, die er schuldig sey, bezahlt habe, könne er abreisen,,, — Der D.'y, .für seine Person , scheint der Aushebung der Sklave-rey nicht abgeneigt; er ließ dem Lsrd sagen, daß, ob or gleich zu Feindseligkeiten bereit sey, er nicht zuerst schiessen wurde; daß er wohl mit dem Königreiche Hanover einen ewigen Frieden aöschl'iessm wolle, aber über die Aufhebung der Skla-verey nichts ohne Genehmigung des Groß, Herrn verfügen könne, rveßhcub er sechs Monathe Frist verlange. Der Lord gestand dvy Monathe zn, und überließ dem Dcy die Fregatte Tago, um auf derselben seinen Abgeordneten und die für den Großherrn bestimmten Geschenke (der Dey hatte ihn: seit seiner Erhebung noch keine gemacht) nach Konstantinopel zu bringen. Der Dey und der Lord machten sich sodann die gewöhnlichen Höstichkeits-Bezeugungen, und Letzterer segelte ab, den Tago zu bezeichnetem Gebrauche zurücklassend. " „Der Dey ist ein verständiger Mann, ernst und entschlossen im Rathe, und von grossem Scharssinn Vor seiner Erhebung war er Aga , oder General, und während unsre Schisse drohten, die Batterien zu zwingen , war er Tag und Nacht am Ufer, um die Vertheidigungsmittel anzuordnen. Er regie. t ^seit einem Jahre, sein Vorgänger wurde schon nach einigen Monathen erdrosselt. Er sieht seine Diensibekleidung nur als vorläustg bis zur Wahl eines Würdigern an; sollte dieser Fall jedoch eintreten, so müßte er sterbcn ; keiner, der Dey gewesen, darf wieder Unterthan werden, er muß das Leben verlieren, hätte er auch noch so grosss Vordienste. Eb n so darfksiner jene Stelle ausschlagcn , wenn er dazu gnvählt wird. Eigentlich find die Ianitscharen (Türken) die Herrn dcs Landes; mit dem Ochwerte f^ssiren sie die Akten dss Deys und des Div^ns, die ihrem grausamen Vorurtheilen und Gesinnungen zuwider sind. Ihre Anzahl beträgt in Algier gegenwärtig 15,000 Mann. Sie halten die Emgebornen des Landes , die Mauren, und noch mehr die Juden , in der vollsten Abhängigkeit. Während unser Geschwader dort lag , wurden drey Juden verbrannt, weil sie nicht zahlen konnten. Noch wahrend der Exekuzion wurde einer darunter unschuldig erkannt — AlZ/er hat das Ansehen einer guten Festung; ftine Wälle sind beyläufig mit i(X)0 Kanonen, wannte? 200 von Erz, besetzt. Die Mauern sind hoch , und gegen Süden mit Menschen-Schädeln geschmückt. Die Häuser stehen sehr nahe bey einander Tunis hat ein sehr schönes Ansehen, besonders auf der Seite, wo das alte Carthago stand. Das Volk von Tunis , so wie jenes von Tripoli, ist mehr gebildet, und die Regierungen sind in den Familien der Deys erblich. Der Dey von Tunis hat sich am beste» gegen unsere Flotte betragen. Nach dem er in unsere Forderungen gewilligt, befahl er, daß 500 Pferde jeden Morgen vor dem Thors des Englischen Konsuls zum Dienste unserer Offiziere bereit stehen sollten. Er schickte überdieß unserem Aomiral 29 Ochsen , 54 Schaft und ein Schiff uiit allen Acten Erfrischungen. Die Algierer schätzen jeden Sklaven'auf 1200 Dolcars; dis Tuniser verlangen nur 650.,, Taschenspieler. Der Taschenspieler Iaques ds Fa-lcüse ist fortwährend eines der Wunder von Paris. Das Journal de Paris erzählt, daß sü>» B.nich uno ftm Ruf mit jedcm Tage zunehmen Eines seiner nächpsn ( Kunststücke wird folgendes seyn: Er ver- f schlingt eine lebendige Maus und hierauf l eine Katze, wclche der Maus ,n dmen , sonde, ba'/sn Schlupfwinkel na6)spürt, u^d z sie vor den Augen aller Zuschauer aus l dem Magen des Mausefressers wieder ^ a^is Tageslicht bringen wird. Sollte die K^s zu lang ausbleiben, so har Iaques , auch einm Hund in Vorrach , der nöthigen 1 falls die Katze sammt der Maus apportiren wivd. Hochsittniger Patriotism eines deutschen Weibes. Graf Gerhard von Holstein sammelte im Jahrs 1322 ein Heer, und zog zugleich mit dem Kern seines Adels nach Ditmarschen, mn dieß Land zu befehden und zu erobern. Aber das Gluck war ihm abhold. Sein Hcer wurde beinahe ganz aufgerieben und der größte Theil seiner Eolen wurde erschlagen. Allgemeines Trauern und 'Wehklagen erfüllte die Burgen, und das ganze 5and beseufzte Verwandte und Freunde, Da kam auch ein Bote zu einer, holsteinischen Edelfrau, der Gattin eines von Pogwisch, un) brachte ih? die schlimme Nachricht. ,.Ach ! edle F.au, feid ^tröstet Eure acht Söhne sind in der fürchterlichen Schlacht umgekommen, aber - euer Gatte lebt noch!" -. „Wie? antwortete sie, theilt zwischen Fassung uno Unmuth; haben mem Landsl^rr, meine Söhne "und Vn--wandten all^n so freudig und tapfer ae-iochtcn, daß sie fallen mußcon in der F'lojchiachl, ui,d mein Mann hat s-in Leben gerettet? Hat er sein Vaterland w'"lgerg.lubt als diese? Sn mir Gott gn^lg! Nm! ! Ich hegetzce keine solchen Oatten, will auch mmmsr wkdee a» seine Seite kommen " — Siehe! da fiel lhr der Bote in die Rede und sagte: „Gemach, edle Frau; euer Mann lebt . zwar noch; er ist aber so hart verwundet, daß er mit dem Leben tthwer davo» kommen dürfte!" Als sie dieß hörte, faßte sie sich wieder, schlug ihr Hände zusammen und rief fröhlichen Muthes aus: „Dank sei Gott, daß er mir solch emsn Man» und solche Söhne gegeben hat, dle Much aenug hatten, ihr Leben dahin zu gebe» für die Sache ihres Vaterlandes l* Der S h a w l. Von Adolph Bä l«erle. Zwölf Hundert Gulden forderst bu Zu einem neuen Shawl, Hier Weibchen, sind sie wohlgezähll, Kauf ihn nach deiner Wahl" — So sprach ein reichem Ehrenman» Zu seiner jungen Frau, So sprach er liebenö und galant Sechs Wschcu nuch der Trau. Das Weibchen rief den Wagen vor. Und eilte nach der Stadt, Die des gesammten Frauenschnmck's Ans allen Landern hat Sie fub r im raschen Lauf davon Sad blau und grün vor Lust, Denn ack! den Shawl bemerk« sie Schon über Arm und Brust. '. N-cht fein-e Blümchen wW' ich mir Hoch purpurroth und '.veiß, Und Muschel, gold und qluycndaelb, Gewirft mit ächtcm FK'iß Der Boden sey eiu dunkles Vraun, llud Sternchen drin Lila, Daß allcs dock) erstaunen soll Was je noch E hawle sah. Ich trag ihn tändelnd überm Arm, So scherzend luftig leicht, Damit von Weitem alles sich Ochon vor der Grazie beugt, Und geh ich Sonntags aus, und seh Wo einen andern Shawl, So soll gewißlich Jung und Alt Bewunderst, meine Wahl, So sprach die junae Frau und fuhr Nasch naher an die S'adt, Die des gesämmten ^ranenschmucks Aus allen Landern hat. Auf einmahl siebt ibr Aug' ein Weib, Dcß Auge ibr bekannt, ' Ein Kind, das sie in Lumpen trägt, Zwey Kinder an der Hand. Sie reißt das Fenster 6uf - und schreyt: Trau' ich den Blicken wohl? . Vist du es Fanny — Fanny du ? Die ich so seben soÄ?-------- IaMalchcn, ick, ich bin es, sieh In Lumpen wandr' ich her — Dcr Lurus bat mich arm gemacht, Jetzt geh ich thräncnschwer. Mciu Mann starb langst ans Herzeleid, Weil ich im eitlen Wahn Für Schleier ^ Blumen , Stroh und Band Sein ganzes Hab verthan -' Verkauft ward mir der letzte Rest, Nur Lumpen ließ man mir, Und so vom Vorwurf hart bestrast Such ich nun Schutz bey dir! Biea um mein Hanns, nach Haus, nach Haus! Schrie jetzt voll banger Qual,, Herein zn mir, die brave Frau, ^ch brauche keinen Sbawl. Was Putz! was Schmuck! der Böses wnkt — Will lieber Mutter seyn, Hat dich dein Unglück arm gemacht, Sieh'l so gedenk ich dein l So eben war mein Weg zur Stadt, So eben wollt' ich dran: Dcn Shawl zum Anfa"g, denn mein Many Hatt' spater mcsir getban — Du schützest u-id du rettest mich, Entschieden ist ^ie ^öa?l: Dn bleibst i>, dciner Noch b.y mir «^ Ich brauche kwen Shawl« Charad e. Kärgliches Licht vom Verstande geborgt, wie der dämmernde Morgen, Leuchtet nirvor. Nicht selten, wenn ich dem dämmernden Lichte Gar zu viel traue, gesellt sich ohne mein Wissen die Irrung Schleichend mir bei. Das Urtheil, das oft auf dem Fuße mir folget, Wird so, wie ich, von meinem Begleiter oft irre gefübret. - ^ Weit ist die Kluft, die von achter Ueberzeugung mich trenncr. Uebrigens bin ich der Nechchaberci einsylbigcr . Vrndcr, Treibe mein Wesen besonders in Schnlen, erweckte Gezanke, Stifte Feindschaften olt, n-.d siore den hanslichen Fru'dclj. Bin auch des wuthigen Fanatismus schwacher , Erzeuger, Schwinge die Fackel des Aufruhrs, und sucke Verdienst im Ermorden. — And'rer Natur, doch cinsylbig wie ich, ist mein Kamcrade. Nicht des Fleißes errungene Frucht, — er ' ^ v^^' ^ ' wird nur geboren, . Nnd ha.t,dM Sjz in eigentz dazu crkieseney Köpfen. '. Die er,zu Markt dringt, die Waar' ist nichts^ als Galantcriewaar Zum Belustigen mehr, als zum Unterricht aufgelegt, macht er Lachen, entfaltet oft selbst die: runzlig Stirne dcs Denkers., -, Doch gebt, er manchmal im Schackcrn zu weit, und beleidigt empfindlich. Fragst du, wie wir im Veisammenseyn uns vertragen? Sehr übel; So weit kommt es mit uns, man bringt uns am End' — in das Tollhaus. A u fl ö su lt g. des in Nw. 32 enthaltenen Palindroms: Borg. Grcb. ^