LalZllchtr ^M'-ö Zclmg. Freytag den 4. Winterm. 1791. Inländische Nachrichten. N)ien den 29. Vl3einm. Se. f. k. Maiestat haben in dem Ercherzogthume Oesterreich, unter der Ens, den dießjah-riqen Landtag anf dm 24. Weinm. ausschreiben zn lassen geruhn, und vermittels Hofdckrets vom ltt. d. M. allergnä-digst bewilliget, daß den 23. dieses «ine ansehnliche standische Deputazion frühe um halb i2 Uhr aus Sr, Maj. eigenen Handen die Landtagspostulate empfange. — Dem :u Folge sind auf Einladung des H?rrn Landmarschalls, die hierzu bestimmten Herrn Deputtrten besagten Tages im - Landhause erschienen, und sind von da aus durck die Herrngasse in die k. k. Burg in folgender Ordnung abgefahren. — Die Landschaftsportiere , die Bedienten der Herren Depulirten, die Landschaftstrowpe-ter, dann die Hausoffiziere des Herrn Landmarschalls tratten vor; diesen folgte des Herrn Äbten zu Molk viersitziger, zweyspanniger Galawagen, worin die drey Haupter jeden Standes, Franz Graf V. 1 Khevenhüller Metsch, Landmarschall, der^ Mt zu Molk, des Pralatenstandes Prä- i ses, und Herr Xuowlg v. Hacque, als^ Landuntermarschall, sich befanden. — Itt^ dcm Wagen des Hrrn Landmarschalls wa-i ren die ältesten Herren Ausschüsse, Graf^ Leopold v. Schallenbcrg, Berthold Abt^ zu Menburg, und Herr Karl Leopold v. Moftr. — In dem Wagen des Herrn^ Landuntcrlandmarsthalls folgten' die altestell' Hern LandesverordnettN, Floridus Probst zn Klosterneuburg, Ferdinand Baron v. Gala, und Ioh. Joseph Herr v. Stiebar, dann der Landschaftssimdikus , Leopold Edler v. Fillenbaum, in seinem Wagen, wolnach die Deputirten des vierten Standes, Herr Adam v. Geiger, der Stadt Wi?n Oberkammcrer , Herr Hieronymus Hörl, Rachsherr, und der Einnehmer ches halben vierten Standes, Herr Christian Dietrich, in hren Wagen, den Schluß machten. In dieser Ordnung gelang die Deputazion, unter Paradirung der Wache, in der k. k. Burg an, allwo sie bcy der Bothschaftertreppe abstiegen, und von den k. k. Kammcrfourieren bis in das k. k. Vorgemach , unter Paradirnng der adc-lichen Gard^ begleitet wurden , wo sie Von dem k. k. Herrn Oberstkammcrer, Fürsten v. Rosenberg , bey Sr. k. k. Maj. angemeldet, und vorgelassen wurden. Se. Maj befanden sich auf Dero Thron, Welchem der Herr QberstkämMerer und ein k. k. Kammerherr zur linlen Hand standen. Der Herr Landmarschall machte eine Anrede, worauf Se. Maj. demsl-ben dic Landtagspostulate übergaben , sodann die Deputazion allergnäoigst entlies-sen, welche nachhin in vorbesagter Ordnung sich Zurück in das Landhaus begab, tlnd nach einem kurzen Aufenthalte, auseinander ging. — Den 24. darauf haben fich die Herren Stande in häufiger Anzahl früh »lli, l l Uhr im Landhause versammelt , wohin auch der Herr Landmarschall in einem sechsspännigen Galawagen , unter Vortrtttung seiner Livrebedicnten und Hausoftiiiere, wie auch der Landschaftstrompeter , abgefahren sind, und vermittelst Ablesung der allerhöchsten Postulaten, den Landtag eröffnet haben. Den 25. d. M. hat der k. k. Hofrath ber, der geheimen Hof - und Staats-kan^le.) , Freyherr v. Sperges , des kön. St. Stephansordens Ritter, und Präses der hiesigen Akademie bildender Künste, nach einer kurzen Krankheit, mm nicht geringen Leidwesen aller derjenigen , welche die Verdunste dieses Mannes kennen, das Zeitliche verlassen. Seine gründliche Ge^ lehrsamkeit und tiefen Einsichten, verbunden mit der edeln Denkungsart eines wahren Menschenfreundes, hatten ihm die allgemeine Hochschä.'zung erworben. Durch seine Verdienste sowoyl um den Staat , als um die Musen hat er sich ein so rühmliches Andenken gestiftet, daß es hier über-flllßiq seyn würde , desselben vorzügliche Eigenschaft^ mit Lobsprü hen zu erheben. priest' dcn Zl. LVeinm. Der Umstand , daß in der Mitte Herbstmonats ein von Fiume kommendes, mit Schiffbauholz beladtnes Schiff unter Ocsterrei-chischer Flagge, im Angeslchte des Marseille von einer Algierischen Schebkcke gekapert wurde, hat verursacht, daß dcr Hof an den Fre.)hkrrn von Herbert d?ti Befehl erließ, dieses Schiff samt Mannschaft und dem Ersatz alles Schadens von der Pforte zurück zu fordern ; besonders nachdem die Wegnahm? dieses Schiffes zu einer solchen Zeit geschah, da die Algierer von der Lage der Sachen, oder dem zu Stande, gekommenen Frieden bereits Nachricht haben konnten. . Oftn den 26. 5v?inm< Als eill rühmliches Beyspiel von dem Fortgange, welchen Aufklärung und Duldung in Ungarn machen, wird in einem Schreiben aus Debrec>in grmeldet , der Magistrat dieftr Stadt habe zum Bchuf der dort wohnenden und häufig auf die Märkte kommenden Juden , auf eigene Kosten, denselben eine Synagoge erbauen lassen, damit sie des Trostes gemessen, in dieser Stadt, nach ihren Religionsbegriffen, den Allmächtigen zu verehren. Die ncuerbaute Synagoge ward wahrend des letzten Iahr-markis von der Iudenlchast , in Gegenwart mehrerer Magistratspersonen und ansehnlicher Bürqer , fe^er-ich und mit den innigsten Gcfützlen des Dankes eröffnet. Lsmberg ben ?o. Dl)einm. Den 16. 17. und 8. d. M- wurde hier die lliber-fetzung der Überbleibsel des fteligcn Dlener Gottes, Jakob de Strepa, auf das feierlichste begangell. Den 15. vorher wurden selbige in tm.r zahlreichen Prozeßion, wel-clnr alle Ordensgeistlichen / der gesammte K rus und sämmtliche Domherrn, unter Anführung des lateinischen Erzbischofs, und unter AWirung des Armenischen Erzbischofs , wie auch des lateinischen Weihbi-schofts und Susfragans, aus der vormahligen Iesllitcrkirche in die Kathedralkirche übertragen; am 16. darauf wurde in solcher das Hochamt von dem Armenischen Erzbilchof / und am 18. von dem lateinischen ErMchofe angestimmet, welchen allzeit eine Menge von andächtigen Verehrern beywohnten. Abends waren durch alle 4 Tage die Erz - und Bischöflichen Gebäude , so wie auch die Wohnungen der Domherrn und übrigen Pfarrgeistlichen beleuchtet. Jakob de Strepa, aus dem Mino-ritenorden, war der erste Erzbischof von Lemberg, welcher durch apostolischen Eifer in seinem Hircelianu? , durch eifrige Verbreitung der wahren Religion , durch sanfte Herbenführung der Irrgläubigen, durch Aneiserung der ihm anvertrauten Schafe zur ungeheuchelten Andacht, durch Benle-gung innerer Zwisiig reiten und selbst durch wüthige Vertheidigung seines Vaterlandes wider auswärtige Fcinde, sich durch die 18 Jahre, als er dem Erchisthume vor« stand , allgemeine Vrehrung erworben hat. Er starb «m Jahr 141 l. SemUn den 17. N)einm. Vorgestern ist der Herr General Clernel von der Festung Qrsova hier in Scmlin eingetrofen, nm der Nachricht, daß besagter Platz nun endlich an die Türken übergeben, und daß dabey alles gut und ordentlich Vor sich gegangen sey. Am Ende gratusirte mau dem Pascha, der die Festung übernahm. DerMuselmann dankte zwar auf die höflich» sie Art, und scheint über' das besonders menschenfreundliche Benehmen der Kaiserlichen sehr gerührt; allein er äußerte grosses Mißvergnügen über die Bestimmung, welche ihn zum Kommandanten iu Orsova gemacht hatte. " Q vielmals wü schte " ich , sagte er ferner, von ganzem Her-" zen, daß doch die Kaiserlichen diese " Festung von Grund uns zerstören und " vertilgen möchten, damit ich der Ehre, " hier Kommandant zu werden, enthoben ^ st»'» könnte. — Bey dieser Zögerung der Türken, wodurch unsere Besatzung in Bclgrad um so langer zurückgehalten wird, werden auf Verlangen des Herrn Generals Grafen v. Kollowrat, hcute wieder frische Lebensmittel und ein beträchtlicher Vorrath von Wien hinüber transportirt. Brüssel den 28. N)einm. Die durchs. Generalgouverneure hüben in allen Häven bekannt machen lassen, " Se. k. k. Maj. hätten auf Ansuchen des Königs von Frankreich , beschlossen, die französische Nationalflagge anzuerkennen, und hiernach hatten sie sich von nun an die Vorsteher des Polizey - und Seewesens in dell k. k. Häfen zu achten. Ausländische Nachrichten. Spanien. Madrit den 6. "Wnnm. Des spanischen Infanten Dun (üailos Gesundheit nimmt sehr ab, und haben die Aerzte we-nig Hoffnung, ihn u erhallen. — Der Hof hat sich entschlossen , die Festung Oran aufzugeben, lind solche unter Vermittlung des Dej von Algier an den Dej von "5»as?ara abzutreten ; doch werden vorher alle neuen Festungswerke niederge-risstn , und soll der Haven von ^aüll^ivir beibehalten, und von der Landseite befestigt werden. — Briefe aus Hadix bringen die unvermuthete Nachricht, daß das Knegstheater vor Cmta von keiner Dauer seyn werde. - Der Kaiser von Maroko habe eilig mit dem Kommandanten von C'Uta Frieden schließen muffen / weil sein Bruder sich wider ihn empört , und eine Armee von 40,020 Mann zusammengebracht hat , gegen den er nun seine Waffen wenden muß. Italien. Rom den ,0. Weinm. Die Groß-herwgm von Toskana, welche scit einiger Zeit unpäßlich war, will j?zt mit dem Großhrr.og eine Neise mr Luftveränderung nach Neapel machen, wo Höchstselbe auf unbestimmte Zeit :u verbleiben gedenken. — Auf Anrathen der Aerzte muß sich der heilige Vater noch immer vor dcr zu starken Theilnehmung an den gegenwartigen Angelegenheiten in etwas enthalten. Karl v. Lo:"enik , Erzbischof v. Sens, der bekanntlich am 27. Herbstmonats vmn Pabst der Kardinalswürde entsetzt wurde, bey welcher Entsc.ungszeremome sich der heilige Vater durch seine mit vaterlicher Warme gehaltene Anrede einen nmen Gtckkatharr mgezogen hatte , soll nicht den Abbe Maury , sondern einen pabstli-chen Nuntius an einem grossen deutschen Hofe mm Nachfolger erhalten. Ein grosser Abt hat von Sr. Heiligkeit den Auftrag bekommen , alle Hirtenbriefe jener französischen Kirchenvorsteher zu sammeln, welche den Eid versagt haben. Schweiz. Rern den io. N)einm. Bekanntlich hat das schweizerische, unter dcr Oder-Herrschaft des Kantons Bern stehende, Landchen Wadt (?ai8 äe Vauä) die Venerische Herrschaft abwerfen, und dem Beyspiel von Avignon folgen wollen; das heißt, das 3 M il lange und eine Meil breite schweizerische Landchen Wadt hat ein Bischen zu rebellireu beliebt. Die Regierung von Bern hat dabeo ein Meisterstük der Klugheit gethan. Niemand wußte etwas von ihren Gegenvorkehrungen / als auf einmal 4000 Mann Bernerischer Truppen einrückten , und die Aufwiegler beom Kopf nahmen, wovon jezt alle Gefängnisse voll sind. Deutschland. Potsdam den 19. N)einm. Der Herzog von Hort .^nd h<>r Erbprinz von Qranien , be^de in Gesellschaft -hrer Frauen Gemahlinnen, ingleichen die Frau Erb-statthalterin, nachdem sie sich am königl. Preußischen Hofe auf das zärtlichste beurlaubet hatten, sind am 17. Weinm. des Abends von Berlin, erstere nach London, letztere nach dem Haag gereiset. — Die sogenannte Prinzeßinnen Steuer , welche bey der Ausstattung einer jeden Prinzeßin aus dem PreußischmHause, hundert tausend Tha« l^r. iuii) bey der gegenwärtigen zwiefachen Vermählung zweymal so viel betragt, und von dem platten Lande aufgebracht werden muß , haben Se. Preußische Majestät dem Lande zu erlassen geruhet. Wird alle Dienst - und Freytaye nachmittags um 4. Uhr auf dem Platze Nro-133. in der von Klemmaysrschen Buchhandlung ausgegeben.