für Annst, Wissenschaft und geselliges Leben. 

Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. 222, Ä^>^^<VQ5?<2, 
^5 OA. Freitag am Z.8. December 
Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Noaen. Der Preis des Blattes ill in Laiback aanziübr,ab, 
halblährm 5 tl. Durch d,e t. l. P»ll unter l)nuv«rt mit portofreier Zusenduna nanzfäbrig », bolbiädrig 4 ri. k.M., und wird oalbiabria «»raus» 
beiahlt. Alle l. k. Posianncr nehmen Hronumerutlon an. In Laibach pränumerirt man beim Verleger am Na»n, Nr. »yu, >m crlien Vtoctc. 
Herbstlieder. 
Von Joseph Philibcrt. (Fortsetzung.) 
?Vüchsen schmettern, Waldcsschall, Bellen rascher Hunde — Freies Wild, von deinem Fall Ist's die sich'rc Kunde. 
Uebcr Felsen, Busch und Dorn, lieber Back und Quelle Folgt dir nach das Iägerborn, Und die Angst, die schnelle. 
Aus der Ferne trifft das Nohr, Blutend fällst du nieder, Und es senkt des Todes Flor Sich auf deine Lieder. 
Du gehetztes armes Wild! Schmcrzl,ch ist dein Sterbe», Unter Gottes blaue», Schild Schmerzlich dein Verderben. 
Aber durch die Wolfen dringt Deine bange Klage, Und des Menschen Schale sinkt An der Himmelswagc. 
8. 
Auf Flur und Hain und Niesenraun, Die weiße» Flocken fallen; Sich'! einen duftenden, blühende» Baum Uniwobe» von Schneelrystallen. 
Die trügende Sonne hat ihn verlockt M,t Sang und Frühlingslieben, Sie hat die Pulse, die schon gestockt Zu raschem Fluge getrieben. 
Da mordet seine Nlüthen der Frost, Er stirbt in, fruchtlosen Sehnen! So stirbt die Liebe odne Trost, Vergiftet «on Täuschungthränen. 
Die Geister der Berge, die Nebel grau , I m lollen Reigen jagen. Der Nord, der wilde Herrscher im Ga»< Verfolgt sie mit höhnenden Klage»: 
Schaut doch die Slndte des Mammons «oll, Wo ihr geschwelgt und genoßen, Die Hütten schaut, wo der Armuth Zoll, Eure nagende Thräne geflossen. 
Die Gärten, wo ihr Unkraut gesli't, Die Ströme, gcröthet «om Blute, Die Walder, durch die der Wehruf geht Von, trotzenden Iägermulhe. 
Schaut doch die letzte Behausung an Der schönen irdischen Leiber, Die aufrecht empor zum Himmel sahn, 
Ihr stolzen Männer und Weiber! 
Die Würmer kriechen dort aus und ein. Die von euern Brüdern kamen. Zerstreut in die Winde ist euer Gebein, Und verschollen ist cuer Nomen! 
10. 
Freut euch, Menschen, die ihr Schminke Tragt auf den «erblühte» Wange», Auf de» Haaren weiß geworden. Auf de» Herzen «oller Schlangen. 
Auch die welken Bäume waschen Sich mit blaue» Nebelfarben, Und mit rolher Schminke tünchen Sie die Blätter, die d» starben. 
Ei , die NKume werden wieder Leuchten in der Sonne Schimmer, Lustig grüne Blätter treiben, Und der Blüten Goldgeslimmer. 
Aber die geschminkten Herzen, Und die Wangen und die Haare, Werden nimmer jung und blühend I m Gcwitlerflug der Jahre. 
(Beschluß folgt.) 
Kurzgefaßte Darstellung des k. k. Provin­

zial-Strafarbeitshauses zu Laibach im Jahre 
1840. 
(Beschluß.) 
Ein besonderes Interesse gewähren die Depositengelder der Sträflinge, welche hauptsächlich aus dem im Straf­hause erworbenen Arbeitsüberverdienste, und allenfalls aus 


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dem, was sie bei ihrem Eintritt in die Anstalt mitbringen, bestehen, und worüber eine eigene Depositen-Verbuchung geführt wird. Der Ueberoerdienst eines Fabriksarbeiters beträgt, sobald derselbe einmal eine Fertigkeit erlangt hat, täglich nach Art der Beschäftigung 1/4 — 3 kr. Ausge­zeichnete Arbeiter können «uch noch mehr erwerben. Die Hälfte des Ueberverdienstes ist dem Sträfling zur bessern Subsistenz zu verwenden erlaubt, dafür kann er sich Brod, Schnupfraback, etwas Butter, Speck, Eßig, ein Glas Bier, nur keine geistigen Getränke, anschaffen, welche, so wie das Tabackrauchen und Spielen, durchaus verboten sind. 
Größere Beträge werden auch zinstragend bei der hiesigen Sparkasse angelegt; das diesfällige Gesammtcapi­tal der Sträflinge beträgt beinahe 400 fl. C. M . Auch ist es ihnen erlaubt, bei ihrer Entlassung sich aus ihrem Ersparnisse Kleidungsstücke anzuschaffen, und der Fall ist nicht selten, daß ein Sträfling, welcher mit ganz abgenütz­ter Kleidung in die Anstalt eingetreten ist, so ordentlich ge­kleidet dieselbe verläßt, daß nicht die mindeste Spur eines entlassenen Sträflings an seinem Aeußeren zu bemerken ist. Auf diese Art, und noch obendrein mit einem ersparten Nothpfennig versehen, ist ihm, sobald er in die Freiheit tritt, die Gelegenheit dargeboten, einem ehrlichen Gewerbe nachzugehn. 
Ueber jeden zu entlassenden Sträfling wird einen Mo­nat vor seinem Strafende die Auskunfttabelle der hohen Landesstelle vorgelegt. I n diesem Acre ist sein Betragen während der Strafzeit von Seite der Verwaltung und oes Hausseelsorgers aufgezeichnet. Am Tage der Entlassung wird jeder Sträfling von der Verwaltung und vom Hausseel­sorger zur Besserung seines Lebenswandels angemessen er­mahnt, und sodann nebst seinem Depositum unmittelbar der 
k.	 k. Polizeidireclion übergeben. Wenn ein Sträfling im Straforte stirbt, so wird der Verstorbene mit einem reinlichen Hemde bekleidet, durch 48 Stunden in der Todcenkammer bei einer Lampe ausge­setzt, und nach vorausgegangener Leichenbeschau auf die einfachste Weise auf dem hierortigen Friedhofe St . Chri­stoph zur Erde bestattet. Die sämmtlichen Funeralkosten für einen Sträfling be­tragen systcmmäßig 3 fi., welche aus seinem Nachlasse be­stritten, oder im Falle der Unzulänglichkeit von seinen Ver­wandten hereingebracht werden. Zeitpunct und Ursache des Todes werden in dem Stammbuche vorgemerkt, und so­dann hiervon die betreffenden Behörden geeignet in Kennt-Niß gesetzt. Kein Vergehen eines Sträflings im Straforte bleibt 
ungeahndet, und reichen Verweise nicht hin, so treten fol­gende Disciplinarstrafen ein: 
4.	 Entziehung der Erholungstunden; 
2.	 Fasten bei Wasser und Brod; 
3. Entziehung des Ueberverdienstes, wo es sich um einen Ersatz handelt; 
4.	 Kurz- und Krummschließen; 
s.	 Stock- und Ruthenstreiche bei besonderer Bosheit; 
s. Abgesonderter Arrest auf längere Zeit, als das wirksamste Mittel für Halsstarrige. 
Von diesen Scrafarcen darf die Verwaltung nur die ersten vier in Anwendung bringen; über die Anwendung der unter Z. und «. angeführten Strafen muß von der hohen Landesstelle erkannt werden. Uebrigens besteht ein eigenes Strafprotokoll. 
I m Falle eines begangenen Verbrechens im Straf­orte müßte natürlich die Anzeige an das Criminal-Gericht erfolgen. 
V. Oberinspection der Anstalt. 
Die Anstalt wird von einem k. k. Herrn Gubernial­rathe, welcher das Referat über das Strafhaus führt, in­spicirr, daher derselbe auch den Titel «'Etrafhaus-Director' führt. 
Derselbe begicbt sich öfters persönlich in die Anstalt, um sich von dem Zustande derselben zu überzeugen. 
Selber, oder auch ein anderer k. k. Herr Gubernial­rath, nimmt gemeinschaftlich mit einem k. k. Herrn Appel­lationsrathe die periodischen Strafhausuntersuchungen vor, bei welchen die Begnadigung- und andere Gesuche der Sträflinge aufgenommen werden können. 
Uebrigens aber wird wöchentlich zweimal an das hohe Landespräßdiuni der schriftliche Rapport über den Stand der Sträflinge und über sonstige Vorfallenheiten im Hause überreicht, und derselbe Rapport auch an den Herrn Gu­bernial-Scrafhausreferenten und Director durch einen Ver­waltungsbeamten persönlich übergeben. 
Laibach im November 4840. 
-sch-
Aus dem Leben eines obersteierischen Raub« 
schützen. 
(Beschluß.) 
Sie hatten das Wagniß unternommen, und waren aus der Festung Nachts in ein Haus der Stadt hinabge­klettert, und glücklich ins Freie gelangt. — Nun trieb er mit seinem Spießgesellen das sträfliche Werk der Wilddie­berei gemeinschaftlich; doch wurde dieser bald darauf er­griffen. — 
Aber auch aufHansen waren die Behörden aufmerk­sam geworden und setzten große Preise auf die Gefangen­nehmung desselben. Hans erfuhr dies von seinen Heh­lern, und beschloß auf der Hut zu sein. Da hörte Hans, daß Mari a schon langst mit einem Müller verheirathet sei. Dieses letzte Band hatte sich gelöst, es war ihm Nichts mehr heilig. — Er schoß nun nicht mehr bloß aus Bedürf­nis;, sondern aus Lust, zu schaden, und verwilderte so sehr, daß er die Menschen mied, so sehr er konnte. Auf den Bergen lag eben tiefer Schnee, da suchte sich Han s in der Gegend des hohen Reichhart in der Ingering eine Alpuerhütte zur Wohnung durch den Winter. Er schleppte nun in das verlassene Häuschen geräuchertes Fleisch, Speck, Mehl, Wilddecken, Gewehre, Taback und Schießbedarf, nebst einem bedeutenden Vorrath an Branntwein zusam­men, und entschloß sich, entfernt von allen Menschen, hier 

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den Winter zu verleben, um den Nachstellungen der Jä­ger zu entgehen. Bis Weihnachten ging alles ziemlich gut. Er kam nicht aus der Hütte, außer wenn er zu dem kaum fünf Schritte von selber entfernten Brunnen ging, um Wasser zu holen. Er vertrieb sich die Zeit durch Gärben der Wildhäute, rauchte Taback, und lebte zufrieden. Um das neue Jahr begann es heftig zu schneien, daß die Hütte nach drei Tagen ganz unter der ungeheuer« Menge von Schnee begraben lag. Mühsam grub er sich einen Gang zum Brunnen, da das Schneewasser ihm nicht behagte. Auch wurde der Mangel an Kochsalz, welches er bereits verbraucht hatte, bald sehr drückend. Doch das Quälendste für Hansen war, daß er sich seit einigen Tagen äußerst unwohl fühlte. Ein tödtliches Fieber harte den berüchtig­ten Naubschützen auf das Sterbelager hingeworfen. Das Feuer war ihm ausgegangen. I n jenen Augenblicken, wo er seiner Sinne mächtig war, peinigte ihn das Gefühl der Kälte, noch mehr aber die Bisse seines belasteten Ge­wissens. Wenn er dachte, daß er nun sterben müße, un­ausgcsöhnt mit Gott und seinen Feinden, da ergriff ihn die Verzweiflung-. Er schwur einen Eid, daß er sich bes­sern »volle, wenn er am Leben bliebe. — Wie lange das Fieber gedauert hatte, wußte Hans nicht anzugeben. Als er seiner Sinne ganz mächtig war, fand er, daß sein treuer Hund todt an seiner Seite lag. Endlich machte der unglückliche Hans Feuer an, und verließ nach einer Woche die Hütte, da sich der Schnee durch das inzwischen eingetretene Thauwetter bedeutend vermindert hatte. 
4. 

Mi t der Gesundheit kehrte auch die Lust zur altge­wohnten Lebensweise zurück. Hans trieb sein Unwesen ärger als je. Furchtlos durchzog er die Wälder und pürschte in allen Gegenden Obersteiermarks. I m Jagdbezirke der Herrschaft E hatte Hans wieder einen Hirschen von an­sehnlicher Größe geschossen. Sorglos schlief er in einer Hütte. Doch die lauernden Jäger hatten von seinen Um­trieben sichere Kunde. Kaum graute der Tag, so pochten sie mit Ungestüm an der Alpenhütte. Hans rührte sich nicht, denn nur zu wohl bekannt waren ihm die Stimmen seiner Feinde. Doch diese waren sehr genau von seinem Aufenthalte unterrichtet, und forderten ihn auf, die Thüre schnellstens zu offnen. Da Hans nicht gehorchte, so mach, ten die Jäger Feuer an, und steckten das Alpenhaus in Brand. Trotzig erhob sich Hans, griff nach seinem Stu­tzen und that zum Fenster hinaus einen Schuß, um die Jäger zu verscheuchen; doch diese verließen den Platz nicht, denn sie wußten, daß der Fuchs nun seinen Vau nicht länger werde bewohnen können. 
Das Feuer griff mit furchtbarer Schnelligkeit um sich. Da rief; Hans die Thüre plötzlich auf, und wollte sein Heil in der Flucht suchen. Es war zu spät. 
Die Jäger umringten den Muthigen und führten ihn mit sich. Der Gerichtsdiener war bei Hansens Ankunft eben vom Schloße entfernt, und so wurde dieser in eine Kammer des zweiten Stockwerkes versperrt. Alles ging zur Ruhe Und freute sich auf Hansens Geständniß, wel­ches er bei seiner derben Geradheit und bei der Ansicht, daß das Wildschießen nichts Schlechtes sei, dem Richter nie lange vorenthielt. — Doch mußten die guten Bewoh­ner von E auf» dieses Vergnügen verzichten. — Hans wußte die Bettdecke sammt den Leintüchern zum Stricke zu drehen und seine Rettung damit zu bewerkstelligen. — Er ließ sich von der Kammer hinab, und obgleich dieser schwache Strick nur bis in den ersten Stock reichte, so wagte Hans doch den Sprung in den ziemlich tiefen Schloßgraben — und kam glücklich davon. Zwar gelang es ihm, sich noch einige Jahre herumzutreiben, aber er war alt und schwach geworden, und nicht mehr tauglich zur Er­tragung so großer Beschwerden, mit welchen diese gefahr­volle Lebensweise verbunden war. — Er stürzte auf dem Gemsengebirge von einem Felsen, und fand seinen Tod. 
Seckau in Obcrsteicr. 
I°h. Nmz. Sonntag. 
Klugheit und Weisheit. 

Es giebt sicher wenige Vorzüge des Geistes, über de­ren Werth man so allgemein einig wäre, als über den Werch der Klugheit. Jeder hat jeden Augenblick bestimmte Zwecke, die er erreichen will; oder jeder Augenblick seiner Thätigkeit steht wenigstens zu seinen Zwecken und Absich­ten in mittelbarer oder unmittelbarer Beziehung. Da uns nun die Klugheit die Mittel lehrt, unsere Zwecke und Ab­sichten zu erreichen: so muß sie uns nothwendig so lieb sein, als diese selbst es uns sind. 
Worüber man sich mit Recht wundern kann, ist Die­ses, daß Diejenigen, welche diese Materie behandeln, im­mer vorzugsweise von der Erkenntniß und dem Gebrauche der Mittel reden, die wir anwenden sollen, um unsere Zwecke zu erreichen; in Rücksicht der letzteren hingegen höchstens im Allgemeinen darauf hinweisen, daß diese keine unsittlichen sein dürfen. Die ganze Klugheitslehre sollte aber gerade umgekehrt von den Zwecken handeln. Denn wer sich irgend eines Zweckes vollständig nach der ganzen Ausdehnung seines Begriffes nämlich, und vollkommen klar bewußt geworden ist: der wird die rechten Mittel, ihn zu erreichen, gewiß nicht verfehlen, und in der Anwendung derselben nicht leicht einen Mißgriff begehen. 
Wie alle Klugheit von den Zwecken allein, nicht von der Wahl und dem Gebrauche der Mittel abhänge, stellt Nichts so deutlich heraus, als die Betrachtung, daß wir die Erreichung eines untergeordneten Zweckes nie für einen wahren Gewinn halten können, wenn dieser untergeordnete Zweck Mit einem höheren in Widerspruch steht: so wie wir jenen Mäckler schwerlich klug nennen würden, der, um einen kleinen Gelduortheil zu erlangen, einen größeren un­beachtet, oder sich entschlüpfen ließe. Diese Reflexion nun stellt die Erreichung des sittlichen Lebenszweckes als das letzte und höchste Ziel aller Klugheit hin: weil in Bezie­hung zu diesem alle andern Zwecke als untergeordnete er­scheinen: so wie die wahre Klugheit mit der Weisheit aus diesem Gesichtspuncte durchaus in Eins zusammenfällt. 
Es gibt daher, strenge genommen, auch keine abgeson­derte Klugheitslehre. Was diesen Namen allenfalls ver­
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dienen könnte, wäre eine Prüfung der Mittel, welche wir zur Erreichung untergeordneter Zwecke anwenden, in ihrer Beziehung zu jenem höchsten und allgemeinsten Zwecke des Lebens. - M. Ent. 

Neues. 

(Die Folgen der Briefporto-Verminderung in England.) Aus den so eben in England erschie­nenen statistischen Nachweisen über die Gebahrung der dortigen Briefposten seit der dem Verkehre in jeder Hin­sicht so ersprießlichen Portoverminderung, welche durchschnitt­lich ?/« betrug, theilt die „allgemeine Theaterzeitung" folgende wichtige und anziehende Angaben mit. Vor 1838 belief sich der Ertrag des Briefpostgefälls auf ungefähr 24 Millionen Silbergulden jährlich. Die am 3. November 1839 in Wirksamkeit getretene Reducrion verursachte in diesem Gefällszweige einen Ausfall von 10 Millionen für gedachtes Jahr. I m ersten Trimester des laufenden Jah­res stellte sich ein weiterer Ausfall von 2,720.000 fi. C. M . und bis um die Mitte Juli d. I. von 5,411.000 fi. C. M. heraus. Alle diese anscheinend schlimmen Folgen der wahr­haft großartigen Nationalmaßregel sind jedoch, wie so­gleich erhellen wird, nur vorübergehend, und dürfen durch­aus nicht als An- und Wahrzeichen gleichen Ergebnißes auch nur für die nächste Folgezeit gelten, denn: den bis vor einigen Wochen reichenden ämtlichen Ausweisen zufolge sind jede Woche des laufenden Jahres 3 l/l 0 Millionen Briefe, doppelt so viel als früher, befördert worden, und alle Anzeichen deuten auf eine immer stärkere und schwung­haftere Gebahrung des Briefuerkehres hin. Da nun trotz der so bedeutenden Portoherabsetzung der Ausfall vom November 1839 bis Juli 1840 nicht mehr als etwas über 13 Millionen Gulden betragen hat, so läßt sich fast mit Gewißheit vorher sagen, daß in Folge der unberechenba­ren Zunahme der Briefmenge der Ausfall sich nicht nur bald ausgleichen, sondern schon in den nächsten Jahren ein Ueberschuß sich herausstellen wird. — 
(Eßlair.) Der berühmte Bühnenkünstler-Veteran, Eßlair, ist am 11. v. M. in dem Dorft Mühlau nächst Innsbruck, wo er die Kaltwasserkur gebrauchen wollte, im 
«8.	 Jahre seines Alters gestorben. — Das war ein Mann! nehmet Alles nur in Allem, Ich weide nimmer seines Gleichen seh'n. H a mlc t. — 
(Adam — ein Ungar.) Nach dem „Pesther Tage­blatte« starb am 4. d. M . in Eörkeny der Pfarrer, Jo­seph Gida, in seinem 63. Lebensjahre. Er hinterließ ein voluminöses Manuscript, worin er — leidenschaftlicher Al­terchumsforscher war er — wie es heißt: mit bewun­dernZwerther Sprach- und Sachkenntniß zu be­weisen sucht: daß der erste Mensch Adam und seine Nach­kommen Ungarn waren. Er hat an diesem Werke 40 Jahre gearbeitet. Wir wollen seiner Veröffentlichung entgegen sehen. — 

Qctoberfeuilleton.	 Mitteilungen aus dem Tagebuche eines Wieners. 
(Zufällig verspätet.) 

»Monta n ist über olle Berge.« so bot es vor Kurze», geheißen, und meine Freunde mußten sich wundern, wie ich so plötzlich aus ihrem Gesichtskreise entschwinden konnte; Verzeihung, meine Freunde! daß ich eine Weile den Deserteur spielte, ich liebe das Abschiednehmen nicht, und dl! es denn galt, einmal zu versuchen, ob es auch extra Vienn-, Uli»», vitoni gebe, so griff ich ohne Umstünde zum Wanderllabe und zog über alleVerge; heiße ich doch nicht umsonst Montan ! und was ich indessen erlebt, gesehen, geHort, gedacht und gefühlt? das zu wissen konnte Euch reizen und vergnü­gen? Ei, wenn ich ein Plauderer wäre! Nun, später einmal tonnt Ihr vielleicht Manches erfahren, jetzt aber laßt mich dem großen Gedanken nach­hängen, daß ich mich wieder auf der hohen flutenden Tee des wiener Lebens befinde, und daß ich — der Verqwallfabrt besondere Blätter widmend— meinem indessen brach gelegenen Stadttagebuche eine besondere Schuld zu bezahlen habe. Also frisch an's Wert! 
Es kann keine unausstehlichere Redensart geben, als die: »Was 
Liebt es Neues?» doppelt unausstehlich, d» sie gewissermaßen der Gallwe­
spenstich der Neugierde ist, womit diese ihre ganze Gcdaaten« »nd Gefühls» 
brut in jede neue und frische Frucht des Lebens hineinlegt, so daß letztere 
durch solch' unnatürliche Störung nicht selten die bizarrsten Gestaltungen 
annimmt, und in barocke Auswüchse ausartet, und doch ist sie die stehende 
Phrase in Jedermanns Munde, die allgemeine Gruß-Alloculions- »nd In« 
auisstionsformel vo» Jung und All ! Das ist die ewige Nachwirkung der 
Erbsünde, der Fluch des urerstcn mcuschlichen Wankclmuthes und Unbestan­
des. Warum fragt Niemand: »Ist uns das Neue vom Halse geblieben? 
haben wir noch das gute Alte?" Mich erfüllt die Neuigtcitsmanie meiner 
lieben Zeitgenossen zuweilen mit einer Art von panische», Schrecken, es be­
fällt mich eine schwindlige Verwirrung, und daher kommt es, daß ich die 
Fragen der Ncuigkeitskrämer häufig nur mit stnmmem Achselzucken crwie­
derc. Guter Gott, was giebt es Neues in Wien! Kennt Ihr die M,)lhe 
von Prolhcus? habt Ihr schon ein Chamäleon gesehen? London, Paris, 
Wien , alle Weltstädte sind Prolheuse, sind Chamäleons, immer neu, im­
mer cI^ni;iZ, ja man möchte beinahe sagen, sogar nicht immer »uf einen, 
und demselben Fleete. Blickt nur z. N. in die Straßen von Wien, ver­
wandeln sie sich nicht sichtlich vor Euere» Augen? Wo gestern noch ein al­
tergranes Haus gestanden, findet Ihr morge» ein palastähnliches Gebäude; 
wo Ihr jüngst »och Barriere» gefunden, heute ist es ein freier, offener, 
lichter Platz, und es soll Euch wundern, wenn Ihr nicht schon übermorgen 
dort entweder ein Monument, ein Meisterwert der Kunst, oder wenigstens 
ein Product der Lebensvcrschönernngskunst, irgend ein brillantes Etablisse­
ment schauet, wohin Euch tausend Genien des Daseinsgenußes locken und 
ziehen. Kurz, wenn es so fort geht, so wird das »in sieben Tage» zerstö­
ren und aufbauen" nicht mehr zu den Unmöglichkeiten gehöre», und an 
die Stelle des alten Wiens wird ei» modernes Babylon getreten sein. Wird 
man wohl noch unter solchen Umstände» vo» de», alten cnnischen Ausrufe: 

»8ic truriült, ^luri«, muneli!" Gebrauch machen können und nicht eher be­kennen müssen: »8ic veuit, et »(lest z^» ^ mundi,", zu deutsch: »die Welt in Floribus?« Je nun, man muß es eben geschehen lassen. Wen es aber, wie mich dllntt, am Meisten wird verwundern müssen, daß er sich so nach und nach i» ci»cr ganz veränderte» Umgebung, ja so zu sagen, in einer fremden Welt sieht, das ist der alte Stephan, falls er nicht mittler­weile andere Gedanken bekömmt, da man sich denn jetzt die Mühe nimmt, ihm den grauen Kopf zurecht zu setzen. War' ich der alte Münster, ich wüßte, was ich thäte, um mich interessant zu machen, und in einer Zeit, wo Alles modern und an der Tagesordnung ist, von meinem Alterthum zu frofitiren: ich würde Meistersäüger, versammelte das lebende Geschlecht z» meinen Füssen und offenbarte in weithin tönende» Liedern, was ich erlebt, geschaut und empfunden. Vielleicht gingen dann manche», Zuhörer doch Herz und Augen über, vielleicht stände der Strom der an mir rauschend vorüber wogende» Zeit lauschend doch ein wenig stille, und der tolle Zeit­geist hemmte vielleicht ein Nischen den athemlosen Sturm- und Carrierc­schritt; doch nein! nur keinen Stillstand! Immer vorwärts! die Menschheit hat weit und schnell genug zu laufen, um ans Ziel zu gelangen. D'ru», thut der alte Stephan recht, sie immerhin laufen zu lassen, wenn's ihr zu viel wird, hält sie ohnehin inne. 
(Fortsetzung folgt.) 


Das ist doch stark! 

I n Nr. 2Y? des »Wanderers'' ist wörtlich Folgendes zu lesen: »Die »Carniolia« sagt über den Schauspieler Hrn. Rem«»: »Herr Ncmav, früher am t. k. priv. Theater an der Wien enaagirt, seit Kurzem unser Liebling, bewährte den ihm vorausgegangenen Ruf als tiefdenkender Künst­ler, und wir wundern uns nicht, daß ihn, in Ofen Kränze geworfen wur­den. Hrn. Remav's Leistungen sind wahr und groß zu nennen. Auch als Dichter hat er sich uns vorgeführt. »Nosa, oder Trug und Fraucntu­gend", Schauspiel von ihm, hatte viel Sensation erregt.« 
Die geehrten Leser der »Carniolia« wissen, daß von all De», in unserem Blatte fein Wort enthalten war. 
Ncrichtiguna. In de», in Nr. üz dieses Blattes enthaltenen Thea­terberichte ist in der ü. Zeile vor »Schwan" das Wort »zweite" aus Versehe» weggeblieben. 

Laibach. Druck «nd Verlag des Joseph Nlasnik.