Beilage zur Kaibacher Zeitung. ^N Z«5. Fnnstcr Jahrgang. ÄH. Dezember KOOZ. Die Erde. «Wohl hast du einst mit hoher Wonne Mein junges Her; getränkt, Natur, Wcnu mich der Glanz der Frühlingssonn? Zur Ferne zog durch Wald und Flur; Vertieft iu mich mit halbem Lauschen, An deiucu Wnudcrn streift' ich hiu, Uud wob iu all dem Blühn uud Rauschen Tcr eignen Vrnst geheimsten Sinn. Doch heilig ernster ist die Feier, Damit dn jetzt mein Herz umschwebst, Wcnu du den falt'gcn Isisschlcicr Vom hohen Antlitz liiftend hebst; Wenn dn uom Reiz der bunten Schale Mcin Auge still zur Tirfe lcnlst, Uud ans des heut'gon Tages Strahle Ius Dännncrlicht der Urzeit senkst. Ta offenbart in: Schwung der Auen In schwarzer Grotten Säulcnschooß Sich mir der Welle leises Vaueu Des Feuers jachen Zorncsstoß; Da singt der Gnrt zerborstucr Schichten Eiu heilig Lied mir vom Eutsiehu, Und läßt iu waudclndcu Gesichten Die Schöpfung mir uorübcrgchn. Uud wieder schau ich's, wie mit Toben ^ Vom untcrird'schen Durst gedrängt, Tcr flüss'gc Kern des Erdballs droben Die mccrgeborucu Krusten sprengt; Wie er ein Strom von zähen Gluten, Vis in die Wolken rauchend stürmt, Und über Thälern dann und Fluten Zcrgipfelt zn:u Gcbirg sich thürmt. O Nicscukampf der Urgewalten, Drin eine W.clt sich gährcnd rührt, Der durch dcu Kreislauf der Gestalten Mich auf cm letzt Geheimniß führt! Denn wie ich rastlos rückwärts dringe Von Form zu Form, erlischt die Spur; Ich sieh' am Abgrund, draus die Dinge Dcr erste Lrbeuöpuls dnrchfnhr. Da fällt inö zagende Gemüthe Eiu Glanz aus tiefsten Tiefen mir: „Im Anfang war die ew'ge Güte, Und tanscud Engel dienen ihr." Uud wie sie licht in Flammen wallen, In Fluteu brauscu allerorts, Empfiud' ich schauernd über allcu Den Hauch des ncnerschaffncn Worts. Die verhängnisvolle Reise. Ans den Mittheilungen meines Freundes. (Fortsetzung.) «^^cr Vortheil, den ich aus meiner unausgesetzten Beobachtung der Irrsinnigen zog, war der, daß ich die oft kaum für den Arzt bemerkbaren leisen Fortschritte in der Besserung Einzelner von Zeit zn Zeit wahrnehmen konnte. ! So hatte ein junger, wohlgestalteter Mann, mit cdlcn Gc-i sichtszügen, ganz vorzüglich meine Theilnahme durch sein i stilles, ruhiges Wesen und seine Schwcrimith erregt, welche ! Theilnahme sich zum höchsten Interesse steigerte, als ich bo j mcrkle, daß er lichte Augenblicke habe, die zwar nur km^ j waren, aber doch schon verriethen, daß er den Weg der j Heilung betrete» habe. l Wenn seine Besserung auch noch so langsam vorwärts > schreitet, dachte ich, so wird doch in nicht zu langer Zeit die Stunde seiner Erlösung schlagen und cr den Seinen ge-! sund und empfänglich si'ir die Freuden des Lebens zurückge-! geben werden; aber ich — für den es keine Genesung gibt, , weide ich wohl lebend den Pereich dieses Hauses verlassen? ! Schwermuth wollte sich wieder auf meine Seele lagern ! und Verzagtheit meines ganzen Wesens sich bemächtigten, ! als es mich plötzlich wie ein elektrischer Schlag durchzuckte, i Ein Gedanke war in mir aufgetaucht, der als lichter Hoss» ! nungsschcin in mein Inneres hineinleuchtete. Ach, es ist nur ein schwacher Däinmerschein,, dachte ich, aber wenn dn, o Hnr, willst, so wi>d er zinn strah« ' lenden sichle ireiden, dcis mich aus drr Nacht meines Elen« 5 des herausfühlen soll. ! Ich »rill eö versuchen, sprach ich zn mir, die Versian' ^ de^ki.u'te des jungen Mannes wecken zu helfen, vielleicht ! vermag ich die Vemi'ihungen des Arztes zu unterstützen und ! vielleicht vergilt mir der Genesene >— vielleicht ist er die rettende Haud, die mir der Herr bietet. Ich machte cs mir von nun a» zur Aufgabe, durch ^ einzelne Veincikungen, kurze Unterredungen u. dgl. m. — jedoch nur, wenn wir nicht beobachtet wurden, seine Auf» mersamkeit zu erregen und ihn von seinen trüben Gedanken abzuziehen. Dieß machte auf ihn guten Eindruck, er wurde etwas heiterer und suchte bisweilen meine Gesellschaft. Die üppige Vegetation des Gartens machte eö uns möglich, unser öfteres Beisammensein den Blicken unserer Hüther zn verbergen. Meine Hoffnung wuchs von Tag zu Tage, da der Zustand des jungen Mannes sich derart zu gestalten begann, i daß ich nun ein kralliges Hervorbrechen seines Verstandes tuit 'Grund el wartete. Allein diese Hoffnung war von der Furcht begleitet, daß seine Genesung zugleich eine Trennung ! zwischen uns zur Folge haben werde, bevor ich noch in der ! klage war, dem Genesenen meine wahren Verhältnisse zu entdecken und sein Mitgefühl für mich rege zu machen. Da geschah es eines Tages, daß, als ich allein mi Garten lust» wandelte, mir aus einem Gebüsche der leise Gesang einer schönen Männerstimme cnlgegentönte. Ich blieb stehen und lauschte. Es war ein mir bekanntes Lied. Der Sänger war jedoch zu einer Stelle gekommen, die ihm nicht mehr geläufig war und er versuchte vergebens dcn richtigen Wort» iaut des Tcrtcs zu finden. Ich erkannte an der Sprache dcn Gefährten, auf den ich meine stillen Hoffnungen baute, l Jetzt erhob ich meine Stimme und setzte das Lied bei ! der Stelle, wo er es unterbrochen hatte, fort, es in derselben Melodie zu Ende führend. „Ach," sprach er in freudigem Tone, indem er aus ! dem Gebüsche trat, „Sie kennen das Lied auch? Das freut mich. Aber es ist schon lange her, seit ich es nicht gehört." Er rieb sich die Stirne und blickte nachdenkend vor sich hin, dann schüttelte er den Kopf und sprach ernst: „Es stand schlimm um mein Gehirn, ich fühle es; noch kann ich meine Gedanken nicht recht sammeln, aber ich vermag doch schon in die Vergangenheit zu blicken; mir ist's, als stünde ich auf einem Berge und schaute hinunter in ein Thal, das zuvor vom Nebel verhüllt war und dessen Häuser, Hütten und Gärten nun wieder theilweise sichtbar si»d, da der Nebel sich zu zertheilen beginnt." „Sie Glücklicher," sagte ich theiluchmcnd und in wehmüthiger Freude, „ich wünsche Ihnen vom ganzen Herzen Glück zu Ihrer sichtbar vorwärtsschreitenden Genesung." Er erfaßte meine dargebotene Hand und drückte sie warm und kräftig, worauf er wieder begann: „Wer sind aber Sie, mein Herr, sollen auch Sie hier gesnud werden, oder sind Sie ein Arzt?" Ich blickte ängstlich um mich, ob wir auch allein scicn, dann trat ich ihm näher und fragte flüsternd: „Wollen Sie uicin Freund sein?" „Aus Herzensgründe, mit Leib und Seele." „Wollen Sie mit mir noch einige Zeit Umgang pflegen." „O herzlich gerne, denn ich weiß ja nicht, was mir das Leben bieten wird, in das ich zurückkehren werde und das schon tiefes Weh über mich gebracht. Er seufzte bei den letzten Worten ticf auf. „D.inn bitte ich Sie fiehcntlich, nur noch kurze Zeit dem Arzte zu verbergen, daß Ihr Gedächtniß zurückgekehrt ist, und daß Sie den Gang der täglichen Ereignisse wieder zu verstehen in der Lage sind. Sie können mich durch die Gewährung dieser Bitte vielleicht glücklich machen." „O wenn ich dieß könnte!" „Sie können es, doch nur auf die von mir bezeichnete Art. Ich sehe dort einen unserer Wächter kommen, er darf uns nicht im vertraulichen Gespräche finden." Und wir trennten uns. Am folgenden Tage hatten wir einander in demselben Gebüsche wieder gefunden und an den ruhigen, sreuudlichen Gesichtszügen des jungen Mannes erkannte ich mit Veruhi« gung, daß seine Besserung eine dauernde zu werden versprach. Cr reichte mir die Hand. „Gott grüße Sie," war seine Anrede, „und nun spre« chen Sie, auf daß wir nicht viel Zeit versäumen." „Seien Sie mir herzlich gegrüßt," antwortete ich, „und vot Allem bitte ich Sie, mir Glauben zu schenken, sonst sind alle Worte vergeblich." „Meinen unbedingten Glaubeu." „Nun denn, ich bin nicht geisteskrauk, nur Bosheit halt mich hier gefangen." Und ich erzählte ihm kurz, aus welche Weise ich Hieher gekommen und was meine gegründeten Vermuthnngen seien. Mein neuer Freund wurde ernsthaft und dachte eine Weile über daS Gehörte nach, dann begann er: „Ja, ja, man geht mit manchem Menschen hart um. Auch mich hat harte Behandlung in den Zustand versetzt, der mich für die» ses Hans reif machte. Ich lebte lange ruhig und glücklich, bis ich ein Mädchen kennen lernte, das ich mit aller Gluth wahrer Liebe in mein Herz schloß, — ach, ich glaube, sie lebt noch darin!" Er begann heftig zu zittern; nach einer kleinen Pause fuhr er fort: „Das Mädchen aber war von niederer Her« kunft und blutarm, darum wußten meine Eltern bei den ihren es zu bewirken, daß die arme Dirne sich verheiraten mußte und mir nur das Nachsehen blieb. Da begann es in meinem Kopfe wirr durcheinander zu gehen, das Herz drohte mir zu brechen, meine Nerven spannten sich an; mir war's, als sollte mein ganzer Körperban ans den Fugen gehen und ich diesem Sturm erliegen. Allein der Himmel ließ in seiner unendlichen Erbarmung cinen Schleier vor mein Seelenauge fallen, auf daß ich mcin Weh vergesse, bis der Körper so weit wieder gestählt sein würde, um das Bewußtsein erlittenen Wehes ruhiger ertragen zu können. Und Gott sei ewig dafür gepriesen, dieser Zeitpunkt ist nun da, Erinnerung kehrt wiever und ich kann jetzt mit mehr Nuhe und Fassung an das Geschehene, Unabänderliche den-kcn. Aber wie nun Ihnen hclfcn, mein guter, freundlicher Leidensgcnoffe?" „Wenn Sie mir Ihre rettende Hand bieten wollen, so gehen Sie, wenn Sie in die Hauptstadt kommen, zu dem Gcrichts'Präsidenten, Grafen O., der ein Freund mei-ncZ verstolbeucn Vaters war; erzählen Sic ihm mcin Schick- sal und bitten Sie ihn, in meinem Namen, die nöthigen ! Schritte zu meiner Befreiung gütigst einzuleiten. ! „O wie gerne »rill ich dieß thun und für Sie thätig ^ sei,,, Sie Vedauernswerther; doch will ich mich indessen z freuen, noch einige Zeit mit Ihnen verkehren zu können," „Aber lassen Sie sich nm Gottesmillcn n»r jetzt nichts ! von niisercin gegenseitigen Einverständnisse merken," bat ich, ! „Sie köunten mir sonst sehr schaden." „Seien Sie ruhig," tröstete er lächelnd, „Sie sollen sehen, daß ich auf dem Wege der Genesung mich befinde. Zum Beweise des Gesagten verlasse ich Sie nun. Morgen ' finden wir uns auf demselben Platze." (Fortsetzung folgt.) Die S'krophnlose und der Leberthran. ! Unter den egyptischen Landplagen, von welchen die ^ Bewohner großer Städte heimgesucht wurden, ist die Skro- , phulose noch die glimpflichste, obirohl von ihr das bekannte ! Sprichwort gilt, daß nuter den Blinden der Einäugige König ist. Wir Alle wissen, wie ein sfrophuloses Kind aussieht, ! aber gcwisi werden nicht alle Leser die Ursachen dieser Krank- ! heit kennen, die besonders unter dem kindlichen Alter so ! häufig auftritt. Die Ursache der Skrophulofe ist eine ver- ! schiedene. Skrophulose, tuberkulöse Eltern können sie ihren Sprossen mittheilen lind diese kommen daher entweder schon mit den sichtbare,, Keime» znr Welt, oder werden in der ^ Kindheit die Beute derselben. 'Andere Ursachen sind: schlechte, unzureichende, den Verd.mungskräftcn des Individuums nicht ^ - entsprechende Nahrungsmittel, unreine, dumpfe, lichtarme Luft, feuchte Kellerwohnungen, enge, von hohen Häusern ! eingeschlossene Straßen, enge, schattige, feuchte Thaler, Fa- ! brikcn, Arbeitshäuser, Bergwerke, Waisenhäuser :c. Nach ^ Humboldt begünstigt Mangel an atmosphärischer Elektrizität ! die Entwicklung nud den Fortschritt der Ekrophcln. z Die Skrophcln haben ihren Sitz in den Lymphdrüsen, ! der äußern Haut, den Schleimhäuten und den Knochen, wodurch Anschwellungen der Drüsen, Eiterherde, chronische Aüöschläge und Geschwüre, und der Knochenfraß hervorgerufen werden. So hat man in dem Blute Skrophulöser ^ eine verminderte Menge der Blutkörperchen gefunden, weß« ! dalh wir uns auch erklären können, daß bei ihnen eine spar- ! samere Gallenabsonderung und in Folge davon eine man« ! gclhafte Bereitung des Speisesaftes und ein verminderter ! Uebergang von Athmungsstoffcn in das Blut stattfindet. Es ^ hängt eben damit Alles zusammen, was auf eine gesunde Blutbercitung Bezug hat, denn das Blut ist der Lebens» quell, von dem die Wohlfahrt und die Gesundheit unseres ^ Körpers abhängt. Wir-Allc essen, weil wir die verbrauch« tcn Stoffe wieder ersetzen müssen, wodurch eben die Neu« ' bildung des Blutes vor sich geht. Denn die Nahrungs« sloffe werden vom Magen und Darmkanale durch die S^nig- , adcru in das Blut gebracht, wo sie dann durch den Sauerstoff der eingeathmeten Luft zur Bildung dcr ciweißartigen , ! Bestandtheile des Körpers vor- und zubereitet werden. Was l wir ebcn gesagt, gilt von Milch, Käse, Blut, Fleisch, Ein« geweide, Getreidcsamen, Hülseufrüchteu, d. i. de» sog. Vlüt-und Fleischbildern; die anderen Nahrungsmittel aber, als Schmalz, Butter, Eierdotter, Honig, Zucker, Olivenöl, ^ Alkohol :c. dienen theils zur Bildung der Gewebe, lheils ! zur Entwicklung der Eigenwärme, weßhalb eine gennschtc Kost für den Körper am zweckdienlichsten ist. Es sind also zwei Faktoren, welche für jedes Menschenleben von hoher Wichtigkeit sind.' gesunde, frische Luft und kräftige Nahrungsmittel. Diese beiden Faktoren sind aber ganz , besonders in jenen Fallen zu berücksichtigen, wo die Krankheit durch schlechte, unzweckmäßige Nahrung, durch Aufenl« halt in ungesunden Wohnungen hervorgerufen wurde. Wie. soll nun aber der vielgepriesene Leberthran, dieses Allein-^ Heilmittel gegen Skrophulose, die Grundursache dcr.Krank-^ heit beseitigen? Diese Frage soll uns nun zunächst beschäftigen. ! Es wird jederzeit das Dichten und Streben eines wahr» ! haft gebildeten Arztes sein, die Ursache jeder Krankheit auf-zusnchen und geeignete Mittel anzuwenden, welche dieselbe ! beseitigen können. Was ist nun aber hier die krankhcit-! machende Ursache? Wohl einzig und allein der Skrophclfioff. ! Ist nun dieser Skrophelstoff durch unreine, abgesperrte Luft, ! durch eine unzweckmäßige Ernährung, durch mangelhafte Vlutbildung entstanden, dann mag sich Jedermann selbst an den Fingern abzählen, wie der Leberthran, der im Ansänge ! Verdauungsstörungen und Eckel erregt, ja bei fieberhaften Zuständen gar nicht in's Blut aufgenommen wird, wie diese Anti'Skrophel-Mirtur überhaupt das leisten kann, was man von einem soliden Heilmittel mit Fug und Necht erlangen kann! Ist der Leberthran im Stande, den kranken. Stoff aus dem Organismus auszuscheiden (was eben bei der Ve-haudluug der Sfrophulosc die Hauptaufgabe des Arztes ist) und an seine Stelle einen gesunden lebensfähigen hincinzu« schaffen? Daß dieß unter den genannten Bedingungen nicht der Fall sein kann, ist jedem Laien einleuchtend, der gar keine Kenntniß von der chemischen Zusammensetzung des Leberthrans hat. Wenn das Kind nicht in eine gesunde Wohnung gebracht wird, kann sachverständlich jedes andere Heilmittel auch nichts nutzen, weil ja die krankmachende Ursache nicht entfernt ist; ist jedoch eine falsche Ernährung der Kinder an dieser Krankheit schuld, dann frage ich Jedermann, ob der Leberthran, womit man sich anderwärts die Stiefeln schmiert, wirklich ein Nahrungsmittel ist, selbst im weitesten Sinne des Wortes, indem hier nur durch gute Nahrung die gesunkenen Funktionen des Organismus, die herabgcstiinmtc Ernährung gehoben werden kann. Sachver» ständlich wird dieß nicht durch Leberthran geschehen, an den man sich wie cin eine bittere, cckle Medizin gewöhnen, den das Kind gleichsam hinunter würgen muß, und der deßhalb niemals einen Nang unter den Nahrungssioffen einnehmen wird, welche, wie alle Fette, zur Bildung der Gewebe und zur Entwicklung der Eigenwärme beitragen. Wenn es nun wissenschaftlich erwiesen ist, daß Butter, Schmalz, Gänse- uud Schweinefett ganz dieselbe Wirkung haben, wie der ' Leberthran, so wird es wohl jede vernünftige Mutter vor» ! ziehen, das Brot, welches sie ihrcu Kindern gibt, u,it But« ^ tcr oder Schweinfett zu bcstrcicheu , was doch eine angc- ! nehme und schmackhafte Speise ist, statt die Kinder mit i Thran zu regalirci, der einen trefflichen Verdauungsapparat > erfordert, wie er eben bei Skrophulöseu selten zu finden ist. ! Der letzte Einwand jedoch, daß der Lcbcrtvran jodhaltig sei lind der Iodgchalt nanicutlich ans die Lyriiphdrüsen wirke, ^ ist kinderleicht zu widerlegen, indem einerseits der Iodgc« halt sehr gering ift, anderseits dcr Arzt, »veun er Jod vcr-orducn »rill, daöselbc i» jeder beliebigen Dosis verschreiben kann, wahrend er den Iodgehalt des Leberthrans »ie genau ^ bemessen, mithin auch nicht die Wirkung desselben bemessen ^ kann, was im ersteren Falle doch an»ä'hcrungswcise mög- i lich ist. Wir sehen also, daß der Leberthran nach allen j Seiten hin entbehrlich ist, wenn es die Mütter einmal gc- ! lernt haben werde», ihre Kinder naturgemäß zu ernähren, fette Speisen zu geben nnd nicht, wie es leider allgemein ! üblich ist, dieselben als schädlich zn halten. Gewiß werden > schon viele Leser gehört haben, wie Elicrn ihreu Kindern ! liciin Essen predigten, daß fette Speisen ungesund seien, ! während sie dann anderseits durch den Leberthran die fch« , lendcu Fcttbilduer in den Organismus hineinschaffen, mit« l hin d^e Dlüumheit der Eltern sich an den eigenen Kindern ! rächt. Es ist überhaupt ein großer Fcblcr der Haushultun- ! qen in großen Städten, daß man zn mager kocht. Die Ursache darail ist oft eine nicht zu billigende Oekononue, in den meistcn Fallen aber der künstlich vertheuerte Preis der allernothwürdigsteu Nahrungsmittel. Ist nicht das Butterbrot, das für das Kiud auf dem Lande etwas gan; Alltag« ! liches ist, für das Kind in der Hauptstadt eine Delikatesse, ^ weil die Butter 7l) — 80 kr. kostet, gerade verhaltnißmaßig ! so theuer n'ic der Zucker, der leider auch einen uuvcraut» j lvorllich hohen Preis hat und in der Schweiz nur rirea 21 kr. pr. Pf»nd kostet. So luuge man also iü den Haupt« ^ städten nicht die Bauart der Häuser verbcssen, damit die Wohnungen luftig und sonnig werden, so lauge die Preise der Nahrungsmittel, welche durch ungebührliche Mittel vcr- ^ thcuert werden, uicht von Seite des Staates nnd der Polizei ! herabgemindert lvcrdcn, damit dcm Publikum nicht auf eine unverantwortliche Weise die nothwendigsten und wichtigsten Lcbcnöbcdürfuisse entzogen w'erden; so lange man nickt für ' cin gesundes, reines Triulw'asier, für die Beseitigung großer, ebener, unbebauterEaudflächcn inmitten von volkreichen Stadt» ^ lhcilei» u„d für Anlegung zierlicher Garten zur Vrholuug für die Kinder sorgt, so lange werden auch die Hauptpla« gcn der großen Siädle, als Typhus, Cholera, Tuberkulose und Skiopbulole, wenn auch uicht gänzlich beseitigt, so doch ^ üie in ihren Wirkungen abgeschwächt werden, weil eben die Ilrsachcn oder Giundbedingungen diescr Krankheiten fortbc-stchcn. So ist, uin nur cin Bcispicl zu erwähnen, in der Schweiz die Ckiophulosc eine seltene Krankheit, well dort , ulle Grundbedingungen fehlen, wodurch sie hervorgerufen wird. > Vs war uickl der Hn'eck dieser Zeilen, den Leberthran gänzlich in Mißkredit zu bringen , wao al,ch ucigcbliche Mühe lräre, weil sich gewisse Vorurthcile uicht init einem Schlage «usrotlen lasse» ; aber wir wollten den Müttern einen Fin-qeizeig geben, wie sie auf eine einfache und naturgemäße Weise die Gesundheit ihrer Kiuder schützen und erhalten ! köuiien und welche Mittel sie anwenden mögen, die bereits ! eingetretene Krankheit zu beseitige», »ras sie dann freilich . llln- i:u Vereine mit einem vcruünfligcn Arzte thun lönurn. Sobald uüsere Mütter die große Kunst erlernt haben, ihre ! Kinder naturgemäß zn ernähren und das Wohlsein derselben auf eine leichte Weise zu befördern, wird auch der Leber« thrän und mit ihm die Skrophnlose verschwinden und einem gesunden, kräftigen Geschlechte Platz macheu. Es lohnt sich deßhalb wohl der Mühe. daß Eltern der Ernährung ihrer Kinder die nöthige Aufmerksamkeit schenken, da ja der Säugling schon der richtigen Ernährung bedarf und die Sterblichkeit unter den Nengebornen gewiß weniger eine Folge des zarten kindlichen QrganiZunis, als vielmehr der fehler« haften unvernünftigen Behandlung von Seite der Er« ziehcr ist. Nnd die Kunst, Kinder naturgemäß körperlich und geistig zn erziehen, ist den Jungfrauen, den einstigen Müttern, nicht angeboren, sondern muß, wie taujcnd andere Dinge, erlernt werden. (Wandersmann.) L i t o r a t u r. Ungarn und die Ernährung Europa's. Von Eugen Vontoor, kommerziellen Direktor der k. k. priv. südlichen Staatsbahn. Aus dem Französischen. Wien Ittttl. Bei W. Araumliller. In der „Nevue des Dcur Mondes" erschien unter dem Titel „Ungarn und die Ernährung Eurova's" ein Aufsatz, der uns jetzt in deutscher Uebertragung, als Broschüre vorliegt. Der Verfasser, als Betriebsdirektor der Südbahn den Verhältnissen nahestehend und mit den Bewegungen »nd, Nichtungen des Handels wohlvertraut, behauptet, daß Un« garu eine viel wichtigere Rolle in der Ernährung Europa's zu spiele» berufen sei, alä bisher Rußland, die Donaiifür» steulhümcr, Egyptcn, Amerika, furz al? alle die Länder, die bis jetzt als Kornkammern gelten. Diese Länder wer-den ihre Bedeutung einbüßen, weun Ungarn durch Oröff» n'lng seiner Absatzwege ermuntert, seine Produftion steigert. Ueber Trieft aber wird der ungarische Getrcidebaudel nach Ober-Italien, der Schweiz, Frankreich und England sich instradiren, wie der Verfasser ausführt. Er skizzirt weiter das Netz der Verkehrswege, welche sich dcm Haudcl iu dic-scr Richtung erschließen. Wenn im I'hre 1862 die Dräu schiffbar gcmacht und die kroatische Bahn eröffnet sein wird, werden drei billige Wege der Beförderung ungarischer Pro» dukte nach Trieft offen stehen, und zwar 39l)(1 Kilometer (7.38 Kilometer — 1 Meile) Wasserstraße», von Dampfschiffen befahren, und 2WU Kilometer Eiscnbahnstraßen, ohne die Linie Mien-Triest zu rechne». Das sind die Miltcl, mit welchen mau aus die neuen Markte die Erzeugnisse cincs Landes wird bringen können, dessen Reichthum im wcstüchcn Europa noch so wenig bekannt ist. Wenn beute, !agt der Herr Verfasser, die Handclsbewcguug nach Trieft sich gegen das Jahr 1860 vervierfachte, wo eigentlich nur eine Straße, uud die theuerste eristirt, so ist es sehr möglicd, daß sie bis 18(i2 und 1863 sich »eueidiugs vervierfacht. CZ ist dem Verfasser ganz wahrscheinlich, daß dcr heuiige E'rporr Ungarns Richtung nach Nordwesien zum Thcil mit anderen vertauschen und namentlich die gegeu Trieft und das adria-tische Meer hin einschlagen wird. Schließlich weist dcr Ver^ fasser auf die Nolhwcndigkcit hin, den Triester Hafen mög» licl'st zu heben, und macht auf die vielen andern Procukte alifmcrksam, welche Ungarn zn bieten hätte, als: Wald« Produkte, Wcinc, Vieh und Talg. Oesterreich sei berufen, in der ncucn volköwirthschafllichen Aera, welche für den Osten Europa's anzubrechen scheint, tine dcr crs.cn Rollen zu spiclcn, uud es bedürfe hiezu nur des WeitcNchreite-as cnif der Bahn der Reformen, welche Handel und Ii.dustrie zu befördern geeignet sind. Truck uud Acrlag von Ign. v. Htlcinmayr 25 F. Bamberg in Laibach. — Vcrantwl.'ttlichcr Rcdacmir F. Vamberg.