„Fmhett, Wihlß»», str I»»." Rr. R«S Mittwoch, A September I8ES. VII Jahrgang Die „Marburger Zeitunq" erscheint jeden Sonntag, Miltwoch nnd Freitag. Preise — ss.? Marburg: ganziähria 6 fl.. h.'lbMiia li N vierteliiibria 1« 50 kr- k.lr I,« Hau» m°i.»IIich 10^ - Mi, P-ftv-rs-ndung^ l>»n,i°hr'g «h-lbjadris 4°i«.,e>iöh.lg 2 Dir -in Mal l>cspi»«c»c «°.m°,id,.i>c wird dei _mit 10, btl zweimaliger m,t IS, de; dreimaliger mit 20 kr. berechnet, wozu für jedesmalige Einschaltung 30 kr. Jnseraten Stempelgebühr kommen. ^jt'jchjchte de»; Tages. DieAbrustung in Preußen, tvie bismarckische Blätter die Vertagung derRekruteneinberusung nennen, wird von der unabtiängigen Presse Deutschland» mit srhr kritischem Auge betrachtet. Zu dem betrrsfknden Artikel der „Norddeutjchen Allgemeinen" bemerkt die „Frankfttrter Zeitung": Die Ansicht, daß für diese» Jahr keine Kriegsgefahr zu besorgen jei. ist ziemlich all.umein verbreitet, und eine andere Traglveite. als für die allernächste Zukunst. hat die Mabregcl nicht. WaS die Rordd. Allst. Ztg. den französischen Blättcrn von Abrüstung vorplaudert, wird in Deutschland gewiß nicht, in Frankreich schwerlich, gläubige Ohren finden. Ist cS doch zu Genüge bekannt, daß elf Tage ausreichen, um die Entlassung der Reserven nicht nur rückgängig zu machen, sondern l>je FriedknSatmee aus den Kriegsfuß zu stellen. ES wird richtig sein. lvaS das ministerielle Blatt unter einem „Mtin sagt" jo beiläufig ein« schiebt. Die Verschiebung der Einberufung der Rekruten ist eine fiaan-zielle MaßregU: man entläßt die Reserven und vertagt die Einiicrufung der jungen Mannschaft um drei Monate und rrspark damit den Solv für dieselbe Zeit. Wenn jedoch als Friedensfrage die Maßregel nur ein sekundäres Interesse liat. so hat sie daS auch als Budgetsrage nur. Wird der ersparte dreimonatliche Solv dem eisernen Budget des nord deutschen Butldes zugute kommen? Wird er ab^irzogen werden von den bekannten 66 Milliourn ? Wir sind nicht naiv genutl. um daS zu glaubt« und türchtrn. daß der ehrrnwerthe norddeutsche Reichstag nicht elnmal den Muth hat. so etwas zu Vellangen. ?iian erspart den Sold der ReklUten. um irgendwo ».ndn» im Mllitarwcicn Lückcn auszufüllen und sogenannte unabweisliche Bedürfnisse zu btfriedigen." Ein Pariser B e r i ch te r st a t t er der Kreuzzeitung betrachtet die von den Franzosen bcwertstelliilt? Befestigung von Rom als das Vorzeichen der Räutuung RomS. „DaS französische Kalunet." sagt dieser Berichterstatter, „ist sicher nicht gewlllt. auf Rom. alS einen slralegischen Punkt, zu verzichten; aber eS ist der Anficht, daß es gentlge. die Residenz deS PapsteS in einen BerthetdigungSzustand zu bringen, der sie vor einem Handstreich sichere und und eS so einer franzostschen Armee möglich Mische, zur reckten Zeit in den Kirchenstaaten zu erscheinen. Bei der letzten Schilderhebung der AktionSpartei fehlte bekanntlich — trotz der außerordentlichen Rafchheit. mit ivrlcher die Einschiffung der Truppen und deS Materials in Tonlou kiewerkstelligt werden konnte — ivenig daran, daß das Hilfsheer zu spät eintraf. DaS in englischen Blättern umlaufende Gerücht, die R^iumunl^ Roms werde nicht lange mehr auf sich warten lassen. entbtl)rt nicht des inneren BerechligungSgrundeS; doch aber bemerken wir. daß in unseren offiziellen Kreisen die Sache noch nicht eingcstandrn wird." So lvcit ist die Sache für jetzt gewiß noch nicht, und die italienische Regierung Mc^g wohl selbst der Meinung sein, ^ß vor den alljjemkinen Wahlen für den gesetzgebenden Körpel an die Räumung Roms nicht zu denken ist. da sie mit dem Gedanken umgeht. Nt.fta durch einen anderen Diplomaten auf dem Pariser Posten zu ersetzen nnd demnächst di^' Räumung Roms in bestimmtester Weise zu fordern. Im Balkan follen sich bereits 3900 Znfurgenten angesammelt haben, die natürlicher Weise einen Durchbruch nach irgend tvelcher Seite versuchen werden. Aus Ruftschut und anderen Slädtrn tt»le auch auS Vielelt Dörfern gehlN täglich junge Bulgaren nach dem Balkan ab ; mit-hiu ist dic vorige Olcichgiltigkeit. ivelche llie Landbevölkerung dem Auf« stände gegenüber zeigte, geschwunden und hat einer regen Theilnahme Platz gemacht. Der Grund hievon dürfte in dem fast unmenschlichen Verfahren des türkischen Alba Mithat Pascha liegen. Dieser General Machte mit allen sotoohl mit Waffen in der Hand ertappten, als auch dlos verdächtigen Bul.iaren kurzen Prozeß; der Ltrang empfing sie alle ohne Unterschied. Bei Ternovo hat man 50 Bulgaren den Kopf abge-liauen tlnd dann dem Pascha von d^m genannten Orte alS Sieges-trophäen überschickt. Wie man hört, liefen die Leute deS OrteS zusammen und siehe da. Jeder nahm l1ch den Kopf skineS Anae-hörigen und bestalletc ihn zur Erde. Mithat Pascha mag gedacht haben iolche Maßregeln werden die Lcute abschrecken — aber da war er ein schlechter Menschenkenner; statt c^er gehofften Wirkung bemächtigte sich der önlgaren eine u.menlosc Verzweiftuug — und nun sind sie m Allem iierelt. . - «v """ ^li-n beriitS so weit vorMungtii^ daß Asglianistan alS die Grenze zwischen ihnen und dem englisch indischen Almenrausch und Edelweiß. Von H Kchmid. (4. Forlsetzung.) Die Müllerin war inzwischen in die Stube gekommen und hatte Feuer angemacht, in dem ^oßen Ösen. der. auS dunklen, ruuden Thon-stücken zusammengesetzt, ein Viertel deS Raumes einnahm. Durch die Ritzen deS locker gebrannten LehmS fiel der Schein der Flammen auf den dunklen Bretterboden und ließ die Umrisse der Stube erkennen, denn schwarz-braune niedrige Balkendecke lief in dic lve«ßen Wände liereinreichte. Man unterschied die kleinen runden bleigefaßten Scheiben der Fenster und die um den Ofen und längs der Wand hinlaufende Sitzbank. Die Frau hatte einen Spahn angezündet und machte sich damit an eiN'M Schränkchen zu schaffen, das in die Wand eingelassen lvar und dessen zierlich geschnitztes Thürchen von bessern Tagen, die das Haus gesshen, zu elzät,ien schien. Nachdem sie ein schmutziges Oellämpchen angesteckt und in die dreieckige Mauernische daneben gestellt hatte, begann sie den Inhalt deo Kästchens zu mustern. Er bestand aus einem Weidenkörbchen mit alleiln Näh geräth. aus einigen Büchern mit braunen abgegriffenen Blälteru. aus ein paar alten Kalendern, einigen halbblinden Flafchen und Gläsern nnd einem Bündel Lumpen und Flickzeug. Die Müllerin be.^chtete all dies nicht, sondern zog unter den Fetzen eine schmutzige Schweinsblase heivor. deren Inhalt sie mit unverkennbarem Wohlgefallen musterte. Es waren einige Thnler, ein in ein Papierchen eingewickeltes Goldstück und Gegen-stände weiblichen Schmucks, eine zerbrochene Busennadel, ein einzelner Ohrring in Tropfensorm. Das Auffeuchten in den Augen des Weibes verrieth, daß die Habsucht in ihr wohnte und daß trotz Alter und Häßlichkeit die Putzsucht und Eitelkeit noch nicht von ihr gewichen ,var Sie zog das Halstuch zurecht, und strich vor dem Spiegelscherben, der an der innern Wand des Schranklhürchens angebracht lvar, das verworrene Haar zurecht; dann hielt sie den Tropfen an das Ohr und b^sah s'ie von allen Seiten. „Es sollt' mir schon ansteh'n", murmelte sie vor sich hin. „es kommt nur darauf an, daß man'S hat — dann glauben's die Leute auch . . und ich will S und muß eS haben ... ich mag nicht länger „Heda! Pst! Müllerin!" rief eS durchs Fenster, und eine kräftige Hand pochte an die fchwirrenden Scheiben. „Ist's leer im Kasten? Ein Mahlgast will zufahren!" . - der Nacht zugefahren kommt, der kann zum Teufel geh'n!" rlts das Welb, indem sie hastig ihre Schätze zusammenraffte und verbarg und das Schrankthürchen untvillig zuwarf. Es erfolgte keine Antwort von draußen, aber im nächsten Augenblick ging die Stubenthüre auf. und ein Banernbursche in schlvarzer Manchester-Zacke. aus dem Kopfe den breitet» Hut mit goldenen Schnüren und Troddeln. trat ein. „Du bist es. Ouasi?" rief dic Müllerin brummend. ,.Wo kommst Du lser um die Zeit?" ..Komm ich Dir etwan nit gelegen. Müllerin?" fragte der Bursche indem er sich ohne Anfrage oder Entschuldigung an den Tisch setzte. Du darfsi es nur sagen — so geh' ich wieder; ich find' überall Platz" für meine Thaler!" Damit hatte er einen Blasenbeutel hervorgezogen und schlug ihn auf den Tisch, daß die Münzen darin klangen. Die Müllerin horchte hoch auf und kam schnell besänftigt herbei „Mut»t es nit übel nehmen. Quasi." sagte sie zutraulich keck, „weißt ja. daß Einem oft lvas über s Leberl laufeu kann! Bist mir doch Einer von d^i Liebsten, die znkeliren. . . . Du hast ja heute ganz gewaltige Span' (Spähne)." fuhr sie fort, indem ilire Augen begierig an der vollen Börse tsalteten. „Das scheppert ja. wie wenn'S lauter Kronthaler wären Laß doch seh n. ..." Sie griff nach dem Beutel, ober der Bursche zog ihn an sich. .Hat keine Eil ." sagte er lachend. „Kannst leicht selber mehr solches G lump Habel,, wenn Du gescheidt bist — jetzt bring mir ein Quartl Pomeran-zen ... ich brauch' was zum Auswärmen für die Nacht!" Die Müllerin eilte an daS Wandkästchen nnd drückte intvendig an eine Feder; ein verborgenes Fach öffnete sich darin. anS welchem sie das Verlangte hervochollte. und das durch seine Heimlichkeit verrieth. daß in der Ledermühle eine Winkelschenke gehalten wurde. Sie stellte Quasi daS gefüllte Glas liin und rief, indem sie ihm auf dic Schulter klopfte: „Gsegn' Reiche erscheint, und Jedermann in den englischen Besitzungen den Augen-blick htrankommen steht, wo die Nebenbuhlerschaft zwischen beiden mit der Schürfe des Schwertes entschieden werden muß. Wa» im Hinblicke auf einen solchen Fall schon jetzt zu thun sei. jst unter diesen Umständen eine wichtige Aral^e, die von verschielSenen Parteien verschieden beantwortet wird. Im allgemeinen kann man sagen, daß die in Indien regierenden Enropäer. Soldaten wie Bürgerliche, entschieden die Anficht vertreten. England müsse dem vordringenden Gegner einen Schritt entgegenkommen, sich in den Besitz von Afghanistan setzen, und auf dem Boden diescS Landes oder nie melir an seiner Grenze die Sache auSfcchten. Anderseits hebt die freisinnige Presse i>ie schweren Gefahren hervor, welche die Be-fedung Afgljanistans in ihrem Gefolge haben würde. Namentlich die „Times" kommt immer wieder darauf zurück, daß man nicht den Kopf in das Wefpennest stecken dürfe, und eS lieber den Russen überlassen solle unter dkn tapferen und kriegstüchtigen Afghanen sich aufzureiben. Die letzteren würden sicher den Eindringling, sei er Enj^länder oder Rulle, mit gewaffneter Hand empfangen und den Nel)enbuhler desselben gern zum Alliirten annehmen. Lasse sich Rußland nicht durch Berge und die Krieger Afghanistans von seinem Ziele abschrecken, so inöge man dann d>e Afghanen nachdrücklichst unterstützen und im schlimmsten Falle später den jedenfalls erschöpften russischen Armren an der Schwelle Indiens die Zähne weisen. Einstweilen su Afghanistan noch «in guteS Bollwerk, und dir einzige Gefahr für England würde in einem muthwilligen Aufsuchen der Gefahr bestehen. Da» Töngerfeft i« Marburg. Marbur^^, 8. September. Die Borbereitungen zum dritten steiermärkischen Sängerfest waren am ö. Septemt^ glücklich beendigt — die Frage, ob nicht ungünstiges Wetter uns die allgemeine Freude verderben könne — hatte die Mehrzahl der Sachverständigen verneint. Die Häuser in den Gasscn und an den Plätzen, durch welche sich der Festzug bewegen sollte, prangten zum Theile schon am Bortage im Schmucke der Fahnen nnd Gehänge. Die ersten Sänger, welche am ö. September mit dem gemischten ZUj^e in Marburg eintrafen, waren die Akademiker von Graz; sie tvurden auf dem Südbahnhofe vom Herrn Professor Rieck im Namen des Fest ausschusseS willkommen geheißen, von Mitgliedern dieses Ausschusses und von Sängerfreunden unter den Klängen der Eisenbahnkapelle nach dem Rathhause geleitet. Die Turnrr sorgten für die Aufrechthaltung der Ordnung. Im Saale des Ratlihaufes wurde die Fahne aufbetvahrt ; dann erhielten die Sänger ihre BequartierungS- nnd Festkarten und wurden von Mitgliedern des BequartierungsauSschuffeS und von Turnern in die Wohnungen gesührt. Die Sänger, welche mit dem Abendzuge hier anlangten, «vurden auf die nämliche Weije begrüßt und geleitet. Der letzte Marsch nach dem Rathhause war ein lebhast^S Vorspiel des Jubels, der am Sonntage die Stadt erfüllte; die bengalische Beleuchtung aus dem Burgplatz, in der Postgaffe, in der Herrengaffe riß die Ankömmlinge, die von »iner zahllosen Menge begleitet wurden, zu stürmischen Rufen ljin. Bi« in die tiefe Nacht hinein dauerte der gesellige Berkehr zwischen den Sänger-gasten und den Marburgern. Die Sänger, die am Sonntag mit dem ersten Zuge erschienen, wurden vom Herrn Baron Rast (Ferdinand Hilarius) begrüßt. Der BergnügungSzug. den wir schon um 8 Ulir erwartet, hatte eine Verspätung von einer Stunde, lvaS die massenhafte Betheiligung deS es Gott, Quasi — ich will die Läden zumachen und die HauSthür', damit uns die Grünen nit unversehens auf den HalS kommen^'. Sie ging; der Bursche that einen tüchtigen Zug aus dem Glase und sah dann nachdenklich vor sich hin. wahrend er einige verschüttete Tropfen auf der Tischplatte wie unbewußt mit den Fingern in unregelmäßige be deutungSlose Striche und Formen auScinanl)er zog. Er war noch jung und sein Gesicht von schönem, krDigem Schnitt, ab^r über Jugend und Schönheit war ein Sturm dahingegangen und hatte seine Spuren zurück-gelassen, wie der Hagelschlag an einem jungen fruchtknospenden Baume: daS Äämmchen hat zwar die Zerstörung überdauert, aber es kränkelt seit-dem, und Rinde. Blatt und Frücht tragen die Zeichen dcr Verheerung. Es war etwas WüsteS und Unstetes in den dunklen Augen, und ein häufiges Zucken der Mundwinkel gab dem ganzen Gesichte einen unheimlichen, fast widrigen Ausdruck. „Bist nicht gut aufgelegt?" fragte die Müllerin. alS sie zurück kam und sich ihm gegenüber setzte. „WaS studirst denn auS?" „Wie wir auseinander kommen, Müllerin." sagte der Bursch. „Es thut nicht mehr gut mit unS Zwei' . . „Warum nicht gar!" rief sie mit gezwungenem Lachen. „Trink. Quasi, trink, damit Dir andere Gedanken kommen! Als wenn Du nlt wüßtest, was heut' für ein Tag ist! AlS wenn Du nit gerad' deswegen heut' gekontmen wärst!" „Ich weiß wohl, aber eS nutzt doch nichts. Ich bin erst neulich bei ihr auf der Alm gewrsen — die Kordl ist ganz umgewend't, eS ist nichts zu machen mit ihr! „Sie ist eine verrückte Person!" eiferte die Müllerin. „Mußt ihr den Kopf zurecht setzen und sie nit so leicht aufgeben! Und bin ich nit auch da? Hab' ich nit auch noch ein Wörtl d rein zu reden? Und ich mein', ich hätt Dir schon in früheren Zeiten gezeigt, ob ich waS auf Dich halt und ob ich was ausrichten kann bei dem Mädel! Aber Du mußt halt Geduld haben — eS will seine Zeit!" „Ich Hab' aber keine Zeit zum Verlieren und keine Geduld zum Warten! entgegnete Quasi ärgerlich. „Das BertelSgadener Landgericht ist hinter mir her! Der gestreng' Herr sagt, ich war ein Lump, ein Schtvärzer, ein Wilddieb; ich müßt' mich ausweisen, von was ich leb'; ich sollt' in Publikums verschuldet: in Graz allein hatten sich gegen 12VV Theil-nehmer zusamengefuuden. Als l>ie lrtzten Sanger, die von Norden kamen, nach S Uhr sich vor dem Bahnhofe aufgestellt, hielt Herr Baron Rast eine kurze Ansprache und der Einmarsch begann — ein Marsch, welcher zu den bunt-bewegtesten, großartigsten gehört, die man in Steiermark je gesehen. Bom wolkenlosen tiefblauen Himmel brannte die Sonne. Unzählige Fahnen waren aufgehißt: fchwarzrothgolden. schwarzgelb, weißgrün, weißblau, weißroth vom Kasino hingen zwei große ungarische Fahnen herab, den Hußaren zuEhren. Wappen. Teppiche, Blumen. Sträuße. Geivinde von grünem Fichtenreis zierten die Vorderseiten der Hänser. Der schönste Schmuck aber waren Marburgs Frauen und Mädchen, die im Feierkleide an den Fenstern standen, die Sänger grüßten mit Hand und Mund, mit den Tüchern wehten, Blumen und Kränze warfen. Turner hielten die Ordnung auf-r>cht. Beide Musikkapellen spielten — Tausende aus der Stadt und vom Lande ivogten zu beiden Seiten. Mittags um halb zwölf Uhr begann der Festzug; er wurde von fünf Herollien zu Pferde, in altdeutscher Lanzknecht-Tracht eröffnet, dann folgten: die Turner, eine Musikbande. der Wirthschaftsausschuß. die Gäste aus Tricst. Lail)ach. Klagenfurt. WolfSlierg und Wien, daS Bunvesbanner mit den Fahnenjungfrauen, der Bundesausschuß mit den Festchormeistern, die steiermärkischen Gesangvereine in alpl,abetischer Ordnung. eine Musikbande, der Männergesangverein von Marburg und der Festausschuß. Die Fahnenträgkr waren durchivegs prächtige Gestalten; einen besonders herrlichen Anblick gewährten aber: der Fahnenträger des Wiener Sangerbundes, Herr Georg Proßinagg aus Marburg, mit altdeutschem Federhute, in Sammtrock. weißen Beinkleidern und hohen Stiefeln — ferner l>ie Obersteirer in ihrer malerischen Volkstracht — der Träger der Bundesfahae. Herr Hermann Proßinagg. von achtzehn Jungfrauen umgeben, die weißgekleidet und mit grünen Schärpen geziert waren: MannSkrast und Mädchenschönheit fanden sich wohl selten noch in solcher Art zusammen und eine gelungenere Darstellung unserer Landesfarben in lebend.n Bildern dürfte nicht möglich sein. Am fahnengkschmückten Eingänge zum Festplatze lasen tvir als Aufschrift die Worte, die den Wahlspruch des allgemeinen deutschen Sängerbundes (Dresden) gebildet: „Herz und Lied frei, frisch, gesund. Wahre dir Golt. du Sängerbund!" Auf dem Festplatze waren achtzig Fichtenbäume gesetzt. Bon der Sängerbühne flatterten zahlreiche Achnen und Fähnchen und hoch über allen ragte daS geliebte Schwarzrothgold im Sonnenglanze. Das Bordach der SäNtierbühne trug in der Mitte daS steiermärkische Wappen Von weißgrüntn und schwarzrottjgoldenen Wappenschildern umgeben, und den Wahlspruch des Sängerbundes: „Das Herz dem Land. Der Kunst die Hand. Im Liede frei. Stets deutsch uud treu." Der Obmann deS Festausschusses, Herr Dr. Duchatsch. begrüßte von der Rednerbühne herab die. Sänger in einer längeren Rede: unter stürmischem Beifall und häufigem Schivingen der Fahnen hieß der Obmann die Versammelten willkommen, die keine Mühe gescheut, um hier einzuziehen. Die Stadt habe sich den Sängern zu Ehren verjünjit nnd geschmückt; die Theilnahme in alle» Kreisen der Bevölkerung möge ihnen den Beweis liefern, daß sie auf ihre Ankunft sich gefreut. Der Redner sprach von der versöhnenden, einigenden, begeisternden Macht des deutschen Liedes, die Arbeit gehen oder in einen ordentlichen Dienst, sonst lvill er mich aufzuheben geben in Kaisersheim . . ." Mit einem Flnch unterbrach er sich selbst und schlug die geballte Faust auf den Tisch. „Wenn der Krie-gelhos noch mein war. ließ er sich'S wohl nit einfallen, so zu reden mit mir!" „Ja, der ist hin!" lachte Müllerin spöttisch. „Der ist hinunterge-schwömmen!" „U'td warum ist er hin?" rief Quasi noch wilder. „Weil sie mir ihn abgelogen haben nnd abbetrogen. daS Landgericht und der Borsteher und die ganze Bande miteinander! Ich hätt' noch lang forthausen und mir wieder aufhelfen können; aber daS haben sie nit gewollt, weil ich kein Duckmäuser bin und ihnen niemals einen gehorsamen Diener abgeben Hab ! Drum haben sie mich hinausgejagt und mir den Hof verkauft. Niemand ist schuld daran, als die miteinander! Niemand alS die — und die Kordl mit ihrer ewigen Ziererei und Spreizerei. . . . Aber das muß anders werden! Heut' noch muß ein End' hergel)'n! Wo ist die Kordl?" „Ich weiß nit; Hab'sie nicht wiedergesch'n, seit sie gen Alm' ist . . „Sie haben heut' abgetrieben, ich Hab s erfragt. Sie muß schon lang fertig sein liei ihrem Dienstbaueru und muß jede» Augenblick kommen." „Wann sie nur überliaupt kommt!" entgegnete die Müllerin zweifelnd. „Sie ist nit gern daheim bei uns!" „Wo soll sie sonst hin? Der Dienst ist aus; sie kommt jedenfalls und will in der Mühl übernachten . . . d rum muß es heut noch richtig il'erden mit mir und ihr!" „Wie denn?" fragte fie mit listig frechen Blicken. „Du bist tvohl ein schneidiger Bursch, aber die Kordl ist widerspenstig und scheu, wie eine wilde Katze . . ." „Dafür laß mich sorgen! — Schlaft sie droben in der Kammer, wie sonst? — Merkst waS?" fuhr er fort. „Ich will schon sorgen dafür und will's erzälilen, daß ich zu ihr Gassel 'gangen bin und daß sie mich wieder angenommen hat; lvenn sie sieht, daß sie doch nimmer loskommen kann von mir, dann tvird sie sieh lvohl d rein finden und klein beigeben." „Aber wennS's so ist — waS nutzt es Dir nachher?" „Was? Dasj ich dem Gered' und Gesrag' am Landgericht ein End' machen kann! Bin ich mit dem Madl in Ordnung, so übergiebst Du mir dtffen Hüter und Wächttr im Sieirerlande die Sünti« alle sind und bleiben werden, und schloß mit den Worten: „WaS ist dtS dkutschen SängcrS Herz? ES ist ein laut'reS Gold. Drum ist man ja auch clUermarts Dem deutschen Sänger hold." Der Obmann des BundkSauSschusseS. Herr Kammerlander, begrüßte die Sänger, ob sie von den Hochalpen komme», ob von dcn Rcbenliügcln des UntrrlandeS, auS der Hauptstadt, auS den übrigen Orten. Im Liede. im Gefühle der Zusammengehörigkeit seien wir alle einig. Die Macht deö LievtS werde sich zeigen, wenn wir handeln, wie es der Wtiblspruch dkS steiermärkischen Sängerbundes verlangt. — Helr Stampfl sprach die CmpsangSrede lm Namen der Gemeinde. Das Festmahl wurde im Schalten der Kastanienbäumc eingenommen, zu musikalischen Borträgen wälirend desselben wc.r die Kapelle Ins. Reg. Maroitschitsch berufen. Die Festrede hielt Herr Dr. Duchatsch; jein Triakspruch galt dem deutschen Liede. Herr Kammerlander brachte ein „Hoch dem Kaiser" und wurde dasselbe aus den Antrag dcö Herrn G. Stopper nach Wun telegniphirt; die übrigen Trinkjprüche waren: „Auf das Baterland" (Herr Dr. Leitmaicr). „Auf den Landtag und den L.'n-deShavptmann" (Herr Dr. Vlodig. Herr Graf GleiSpach rrwitert). „Auf den Statthalter" (Herr Professor Ricck). „Aus die Sänger" (Freiherr von Mecsery). „Aus den Sängerbund" (Freiherr von Rast). „Aus die Gäste" (Herr Friedr. Brandstütter. Herr Hoftapellmeister Hcrbeck erwidert), „Aus die Stadt Marburg" (Herr Dr. Perto. Herr Stopper erwi' dert). „Aus die Frauen" (Herr Dr. Kokoschinegg). Bon Abt ii» Braun-schweig, von Wien und Klagenfurt. auS Kroatien, von Leoben. Graz u. a. O. wurden Sängergrüße tclegraphisch gemeldet. DaS Konzert begann um 5 Uhr. Die Gejammtchöre hatten natur-gemäß deS Raumes lvtgen eine stärfere Wirkung als die Ginzelvorträge. von welchen besonders der Chor der AtadkerSburgcr „Grüß Gott" und jener des Grazer MännergesangvereineS „FrühlingSlied" gefielen. Die Herren Herbeck und Schmölzer dirigirten persönlich ihre Tonwerke („Deutsch, land" und „Das Steirerland"). DaS Konzert erfrrute sich cincS zcihl-reichen Besuches ; eineS noch zahlreicheren aber die Liedertafel, bei welcher die Lieder wegen der gehobeneren Stimmung der Sänger viel scuriger gesungen wurden, wegen der Masse de« unrul)igen Publikums jedoch nicht so gut gehört werden konnten^ Nach 11 Uhr produzirten sich die Herren Absenger und Lorenz — Mitglieder des Leobner G.sangvereineS: lautlos, stehenden FusseS horchten wenigstens noch z,veltausend Personen den wundersamen Tönen deS WaldhoriiS. die l)inauStlangen in die stille, mondbeglanzte Nacht; siebenmal hielten die Bläser inne, siebenmal bewog der Strum deS Beifalls dieselben zur Fortsetzung. Am nächsten Morgen 8 Uhr spielte die Kapelle Maroitschitsch auf dem SophienplaK und zogen die Sänger mit derselben, von mehr als tausend Personen begleitet, nach der Pickardie. wo daS Frühjtück einge-nommen wurde. Die SchützengeseUschast. welche den Sängern zu Ehren ein Schießen veranstaltet hatte, empfing die Gäste nnd bethciligtrn sich dreißig von ihnen am Waffenspicl. Musik der Regimentsk«pclle. Kärntnerlieder und die Waldhornklängc der Leobner vergnügten die Gäste. Nach dem Festmal)! dankte Herr Dr. Duchatsch den Sängern für ihre Theilnahme und sprach die Hoffnung aus, daß sie alle dahcim ver» künden werden, in Marburg Sänger und Bevölkerung mit treuem deutschen Sinn gefunden zu haben. Herr Dr. Blodig machte in seinem Trinkspruche eine sinnige Anwen-dung des Liedes von „Wein. Weib und Gesang" aus daS Fest. Herr Baron Rast wandte sich an die akademische Zugend. welche Wahcheit und Freiheit zu fördern. ',u schüßen habe. Herr .Hofer. Obmann deS akadc-Vereins dankte im Namen desselben und gabi)le Berficherung. die Äugend »verde ihre Pflicht erfüllen. Um 3 Uhr Nachmittag verkündete Herr St»»pper den osfiziellen Schluß deS Festes. — Der 6. Septemb r ivar ein Ehrentag für Marburg, ein SiegeS- und Freudentag für die Liedgenossen. ein Ta.^ seliger, unauslöschlicher Erinnerung für All' die Tauiende. ivelche daran Tiieil genommen. Der steier-märkische Sängerbund hat sich befestigt, sein Bestand ist gesichert. Bermischte Nachrichten. (S t aat S a usga b e n Europa's) Nach Kolbs Statistik, neuester Ausgabe, belaufen sich die Einnahmen sämmtlicher europäischer Staaten ans 2500 Millionen Thnlcr. Der Bedarf beträgt aber 2240 Millionen Thaler. so daß ein Abgang von 260 Millionen Thaler vorlianden ist. Bon den Ausgaben verschluigen Militär und Staatsschulden Mill. Thaler oder 64^/^ der Gesammtansgaben. (F r a n z ö! i s ch e Z n st ä n d e.) In Frankreich werden die Maß-rkgeln. jeden regierungsfeindlichen Laut zu unterdrücken, gegenüber der Presse in einer Weise sortgesetzt. bei der man nicht weiß, ob mehr die Beharrlichkeit oder die Niedrigfeit der Mittel anzustaunen ist. Allervings hat schon der große Korse vor jedem Lusthauch gezittert, der durch die ZeitungSblätter streifte, aber gegenüber dem Aufschwünge der journalistischen Macht ist daS Verfahren dcs jetzigen Regiments in Frankreich noch dezem-bristischer. Die letzten B.legc liefert „Figaro" — ein Blatt. daS sich stets sehr mäßig verhielt. Nun man. ivie berichtet. eS verfolgt, grenzen die Mittel stark aiiS Aeup'iste. Der Buchhändler Vernouillet schreibt dem „Figaro", daß er von Polizei Agenten besucht und mit Drohungen beivirtljet wurde, weil er den „Figaro" verkaufe. Andere BuchhänZ)ler sind natürlich von dirscn Gästen auch nicht verschont worden. Bernonillet berits sich auf sein Berkaufsiecht. da der Berfchleiß nur für die Kioske untersagt se,. Daraus erwidertru die Polizei Agenten, daß sie dem Buch-Händler »vohl nichts anhaben könntkn. aber nicht versehlen würden, ihn anzuzeigen. Vernouillet schlicht sein Schreiben mit den Worten: „Wenn man den Beitrieb des BlattkS hlni'ern will, warum es Nicht von amts-ivegen verbieten? Es ist ja so einsach. eine bloße Entscheidung der Getvalt und Alles ist abgethan." — Wie man sieht, wird ziemlich frank und frei überm Rhein gesprochen. (Eisenbahnen.) In der Schiveiz erhebt sich eine Agitation gegen den Ausschluß der dritten Wagenklasse von den Schnellzügen. Die Regierung des KantonS Argau hat beiin Bunde daS Berlangen gestellt, daß. ebenso Ivie eS bei der Nordostliaha bereits ijtschicht. auch auf der Eentralbahn Wagen dritter Clafse den Schnellzügen beigegeben iverden. (Eine neue Krankheit.) Der StaiiSarzt Dr. Hirschberg in Posen richtet an die „Posener Zeitung" folgende Zuschrift: „Seit einigen Wochen beginnt hier eine Kranklieit sich zu zeigen, die biS jetzt hier wohl noch Nicht beobachtet worden und von Rußland auS eingewandert zu sein schrint. Diese Krankheit, welche in säst allen Fällen mit Genesung endet und epidemisch austritt, äußert sich darin, daß stch hestigeS Fieber. Hitze. Kopfschmerz und allgemeine Mattigkeit einstellen, welche nach 5—6 Tagen plötzlich, zuweilen unter ohnmachtartigen Erscheinungen, schwinden. Nach einigen Tagrn. da man den Kranken schon geneien glaubt, ivieder-holen sich in den meisten Fällen die oben geschilderten Krankheitserscheinungen. schwinden ebenso plötzlich «vie daS erstemal und machen dann einer vollständigen Grnesung Platz. Hervorstechend charakteristisch für diese Krankheitssorm ist der Umstand, daß gewöhnlich die meisten Glieder einer Famili«'. zuweilen der größte Theil der Beivohner eineS die Mühl', und wir heirathen —- ich kann nachher doch thun und treiben was ich mag. und die Schergen müssen mich in Ruh' lasien!" „Uebergeben! Als wenn das so leicht ging ! Bin ich denn allein Herr? Gehört das Sachel nit auch dem Müller? Was kannst mit ihm anfangen, seit ihn der Schlag getroffen hat? Ich Hab' schon ferten (im vorigen Jahr) angefragt beim Landgericht, wie daS lvär', da Hat'S ge« heißen, man müßt' einen Cnrater aufstellen für ihn —ctwa den Vorsteher droben am Bühel!" „Möcht' der auch wieder die Hand im G'spi! haben? Das ii är' gerade der Rechte! Nein, Müllerin, mit einem Curater ist eS nichts!" „Und anders geht's nit." „Anders geht'S nit? — Ein gescheidt's Leut, wie Du. Müllerin, und redst so daherLaß dich nicht auslachen! Es geht wohl anders auch!" Die Blicke Beider begegneten stch mit dem Aufblitz eines unheimlichen Verständnisses. „Ist der Müller nit ein elender Mensch?" fuhr Quasi leiser fort. „Ist er nit ein Krüppel, dem kein Mensch mel)? helfen kann? ... Ich mein', es war' ein Glück silr Dich und eine Wvhlthat sür ihn. ivenn er von seinen Leiden erlöst war ! — Ein lebendiger Simpel muß ivohl einen Curater haben — ein G'storbener braucht Keinen mehr!^' „Nein. Quasi . nein," sagte daS Weib, itldem sie sich abwandte ,und ihr ettvas tvie ein Schauder den Rücken überlief. ..Das ist nichts —- davon will ich nichts wissen ... ich will doch lieber mit dem Vorsteher reden. . . ." „Das kannst thun — der Leut' lvegen." entgegnete der Bursch. „vom Andern brauchst nichts zu wissen. daS ist «Neine Sach' . ." „Ich hör' was draußen auf der Grad," unterbrach ihn die Müllerin leise, „es kommt Jemand. . . „Das wird die Kordl sein," flüsterte er entgegen, „ich will fort; laß mich hinten hinaus, daß sie mich nit sieht und etwan ausmerksam »vird! Richte auch den Beutelkasten und die Truhen her in der Mübl'. damit Alles leer ist, wann wir kommen Es giebt heut Nticht eine große Schwärzerei ... die Tiroler bringen eine Menge Seidenzrug herüber und goldene Uhren. ... Bei Dir soll'S versteckt werden — ein ganzer Hut voll Kronthaler' ist unser, wann's gut geht. . . . B'hüt Gott, sagte er. sein Glas ausstürzend, „und wann etwa der Brigadier nach mir fragt — nachher wirft schon ivissen, was Du ilim zu sagen hast!" Wenige Sekunden später pochte es an der Hausthüre, die Müllerin öffnete, und Kordel trat ein. das Kopftuch auf und den Hut darüber, die gestrickte braune Jacke über das Mieder gezogen, ein Bündel mit Kleidern in der Hand. „Gri»ß' Gott. Multer." sagte sie. „das ist ja ungewohnt, daß bei uns die HauSthür' schon so früh geschlossen ist!" ..Grüß' Gott,'' erwiderte die Mntter, „das kommt Dir nur so vor, wttl Du spät d ran bist mit dem Kommen. Man muß sich wohl vorseh'n da heroben in der Einöd', es giebt gar zu viel.^chelmeuleut !" ..Ich bin nicht eher fertig geworden." sagt.. Kordel, in s Zimmer ein-tretend. „Hab' erst das Vieh besorgen müssen — sie haben mich gar so hart fortgelassen beim Bauer. . . . Aber wo ist denn der Vater ?" „Nun. es ist schon recht, weil Du luir da bist — eS geht manchmal gar nit mehr recht fort mit mir; es giebt so viel zu thun. und ich kann > Dich notliwendig brauchen. Du mußt jetzt schon dableiben, Kordl.- „Nit gern. Mutter," sagte das Mädchen zögernd, indem sie sich auf die Bank setzte und vor sich nieder sal). „Dn iveißt von früher her. daß es nit gut thut. nnd iveißt aiich warum. ... Ich möcht'^M liebsten bei meinem Bauern bleiben, dem lM's auch ganz recht. . „Nichts da!" rief heftig und herrisch die Fran. „Du gehörst zu uns — Vater und Mutter haben das erste Recht aus Dich! Sollen wir uns schinden und freUen. und unser Kind die Füß' alleweil unter fremder Leute Tisch haben?" .. „Aber wo ist denn der Vater?" fragte Kordel ausweichend, indem sie im Zimmer umher sah. Die Müllerin beachtete die Frage Kordel's nach dem Vater nicht, sondern fuhr eifrig fort: „Wir wollen uns auch einmal zur Ruh' geben, wollen's auch einmal gut haben — d rum sollst Du die Mühl übernehmen, sollst sie wieder Herrichten auf den Glanz, sollst uns unsern Austrag geben und heirathen. . . (Fortsetzung folgt) Hauses, uacheinandtr von dtrselben befallen zu werden pflegen. lvaS eben» sowohl VM der Ansteckungsfähigkeit jener Krankheit, al» auch davon abhängen ranU^ daß der ansteckende Stoff in bedeutender Menge in den Wohnungen selbst sich entwickelt. LkKtcre Annahme scheint umsomehr begründet, da jtNe Kranthkit besonders in schmutzig gehaltenen, von nr-meren Leuten bctvohnten Häusern eine epidemische Ausbreitung zu gewinnen pflegt." (Handels- und Gewerbeschule für Frauen und Mädchen.) Der Wiener Frauen-Erwerbverkin erliffnet am 1. Oktober d. I. die erste Handels- und Gewerbeschule für Frauen und Mädchen in Wien. Dieselbe ist nach dem Muster ähn'icher Anstalten in London. Paris, Berlin. Leipzig. Hamburg zc. eingerichtet und stellt sich zur Ausgabe. Mädchen und Frauen für verschiedene gewerbliche uud kausmänuische Beschäftigungen so weit auszubilden, um sich einen sicheren und anständigen Lebensunterhalt zu verschaffen, und um sie zum Eintritte in ein tausmännisches Geschäft zu befäiiigen. Der Unterricht erstreckt sich Vorläufig auf Buchsührung, kaufmännisches Rechnen, kaufmännischen Styl. Wechselkunde, Geographie, gewerbliches Zeichnen. Maschinnähen. Vorrichten. Wäschezuschneiden. Handschuhnähen. und im VorbereitungS'Kurse aus Lese«. Schreiben. Rechnen. Denk- und Sprachlehre. Die Ausdehnung deS Unterrichtes auf Sprachen. Stenographie. Telestraphie, Wanrenkunde und verschiedene weibliche ErwcrbSzweige lst schon gegenlvärtig in Aussicht l^e-nommen. Das UnterrichtSgeld beträgt in der Handelsschule monatlich 3 fl.. in der VorbereitungS- und der Zeichenschule monatlich je 1 fl. Der Berein »vird bemüht sein. auSgelernten Schülerinnen dauernde Beschäftigung und Bedienstung zu verschaffen. Mari^urger Berichte. (Ehrenbecher.) Die Gemeindevorsteher von Tobel. Haendorf. Thal. Raba und Zwararg haben dem BezirkShauptmann von Marburg,. Herrn JuliuS Seeder. einen silbernen Ehrenbrcher überreicht in dankliarer Anerkennung jener Verdienste, welche derselbe als Adjunkt des BezikkeS „Umgebung Graz" sich erworben. (Ehewerber. Brandstifter und S e l l) st m ö r d e r.) An» greitag Nachmittag 2 Uhr ist das WirthschasSgebäude deS Grundbesitzers Aranz Radl in Sulz bei Witschnn abgebrannt. Der Schaden beläuft sich auf 2000 fl. Joseph Pinitsch. Winzer deS Beschädigten, wollte sich verehelichen, wurde jedoch von diesem stets ausgefordert. biS zum Spät-herbste noch zu warten. Pinitsch wollte sich aber nicht vertrösten lassen, zündele, um sich an seinem Dienstgeber zu rächen, daS WirthschaftSgebäude desselben an und stürzte sich selbst in die Flammen, wo er auch seinen Tod fand. Alle Anstrengungen der Eltern vermochten eS nicht, den Wü-thenden von der Veriibung dcS Selbstmordes abzulialtcn. (Schwere Verwundung.) Am 5. September vor Mitter-uacht beiladen sich drei x^ute Freunde, die mehrere Stunden in einer Kneipe gesessen, nach ihrer Wohniun^ in St. Magdalena. Unter ljeftigem Wortwechsel gingen sie ilircS Weges; vor dem Pichler'schen Hause ange-kommen. drol)te de: Eine. Anton K. seinem Gegner: „Ich bringe Dich um!". worauf dieser ein Messer zog und den Mordlustigen am rechten Oberschenkel gefährlich verletzte; die Wunde verlänst von vorne jchräg nach hinten, ist tief und hat eine Län^^e von dreizel)n Zoll. (Fanatische Knechte.) Herr Marckwort hat dikser Tage in großer Lebens.-efahr gesch^vebt. Wie man erzäl>lt. wollte er in Staiuz einen freireligiösen Vortrat; hallen; sechs Knechte, die beim Grc.fen Merau dienrn. waren aber, von bekannter Seite ileljetzt. zu dem Entschluß gekommen, dies mit roher Gewalt zu verliindern; sie sanden auch Theilneh-Mer. Die GenSdarmrn solle» den Bedro1)ten geschützt und die Ruhe wieder hergestellt haben. Letzte Post. Die böhmischen Bischöfe wollen von der Regierung Auskunft verlangen über die Gebahrung mit dem Neligions- und Studien» fond ihre» Landes, welcher itl»er zwanzig Millionen betrSgt. Die^ndiauer in Neu-Mexiko haben einen Eisenbahuzug ver bräunt. Sechzehn Schaffner wurden skalpirt. »»». Wien, 8. September. Der ?.k KabinetsDirektor Braun an das Kest Eomitv de» g. steirischen Tiingerbuudes in Marburg» „Aiir die durch Telegramm vom «. d. M. Seiner MajeftSt bekannt g^e« beue und huldreichst entgegen genommene Kundgebung loyaler Ge-stnuuug des Bundes, bin ich beauftragt im Allerhi^chsteu Name« zu danken". Kundmachung. Die BezirkSvertretungSkanzlei befindet sich seit 27. August 1. I. im Hause deS Herrn Anton Badl, HauptpiaK, Rr. 93, 2. Stock, was anmit verlautbaret wird. Bezirksausschuß Marburg, 1. September 1868. Konrad Sei dl, Obmann. Zwei nmgebmlte Häuser in der Kärntnervorstadt, Nr. 93 und 98, jedeS stockhoch, mi Keller, Garten und Bninnen, sind auS freier Hand zu ver-kaufen. Nähere Auskunft beim Eigenthümer. (siv iiZK'Schöne Tafel-TrMbeuMH werden in der Pfarrhvfgasse Nr. 187, daS Pfund zu 10 kr. beim HauS-^ Meister verkauft._ _ _ _(508 NeMttk»- md Fihniskli-Watiiii. Zufolge Bewilligung deS hochlöblichen k. k. Landesgerichtes Graz vom 21. August 1868 Z. 131ö1 werden nachbenannte Realitäten öffentlich versteigert werden. alS: 1. Die beiden Häufer C.'Nr. 441 und 442 in der Neuthorgasse zu Graz u. z. C. Nr. 441 um den AuSrufSpreiS von 10.000 fl. und C.'Nr. 442 um den AuSrufSpreiS von 15.000 fl. am ^4. September 1868 Bormittag 11 Ubr im Hause Nr. 441; 2. das Haus C.-Nr. 395, Eck der Schmiedgasse in die Raubers^asse zu Graz um den AuSrufSpreiS von i!4.000fl. am 15. September 1868 Bormittag um 11 Uhr im Hause L. Nr. 441 in der Neuthorgaffe; 3. der sogenannte Seltenhammer'sche Hos in HarmSdorf bei Graz um den AuSrufSpreiS von 12.900 fl. am 16. September 1868 Vor-mittag 11 Uhr am Orte der Realität. «ndlich kommen noch verschiedene HauS- und Zimmer-EinrichtungS-stücke am 14. September 1868 Nachmittag 3 Uhr im Hause C.-Nr. 441 in der Neuthorgasse gegen baare Bezahlung und sogleiche Wegschaffung zur Versteigerung. Die erstbenannten 3 Häuser eignen sich weisen ihrer Lage in der inneren Stadt Graz zu allen GeschästS'Unternelimungcn und werfen eben deßhalb ein großes ZinSerträgnit ab. Der sogenannte Seltenvammer'sche Hof in HarmSdorf ist ebenfalls noch innerhalb deS Bezirkes Graz gelegen, umfaßt einen Grundkomplex von mehr als 12 3och Grundstücken mit guter Bodenbeschaffenheit und ist eine sehr einträgliche Realität. Sowohl Realitäten alS Fahrnisse werden unter dem AusrufSpreise nicht hintangegeben und können die RealitäteN'Beschreibungen. Grund-buchSextrakte und LizitationSbedingnisse. nach welchen insbesondere jeder Lizitant vor gemachtem Anbote ein 10"/^ Vadium in Baarem zu Händen der LizitationSkommisswn zu erlegen hat, sowohl beim gefertigten Gerichts kommissäre, als bei Herrn Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. Berze, Neuthorgaffe Nr. 447 in Gr,iz. eingesehen werden. Graz. 28. August 1868. Anton Löschnigg, k. k. Notar als GerichtSkom., 499) . Herrengasse Nr. 223, 2.' Stock. sind zu haben bei ?. in »TrdmU. 522 Nähmaschinen-Arbeiten, (514 hauptsachlich WeiHwäsche, werden in der Alleegasse, Denzlsches HauS, 1. Stock links, billig sogleich besorgt. Ei» Comnis 521 mit guten Zeugnissen und ein Lehrling, der deutschen und slovenischen Sprache mächtij^, finden in einer gemischten Handlung auf dem Lande sogleich Ausnahme. — Auskunft im Comptoir dieses BlalteS und bei Herrn Anton TombaSko. Für Sportsmen n. PferdeMchter. — Für Veconomie- n. Viehbesitzer. Heilmittel fiir alle HaMhiere, präparirt von dem patent. Droguisten und Chemiker Aug Herm. B6ldt (aktiv. Mitglied mehrerer Thierschutzvereine u. a. g. G.) in Genf. Und zwar: Vslbt s echte vegetabilische Eonstitutions - Balls (for korges, eattle «k ueat eattle) fiir Pferde, Kühe, Tchafe?e. I ganzes Packet mit 4 Gaben 2 KrcS., oder 16 Sgr., oder 1 fl. ö. W., ein halbe» mit 2 Gaben 1 KreS., oder 8 Sgr., oder ü0 tr. ö. W. Diese ConstitutionS-VallS find ein bewährtes, gutes Medikament, billiger wie Biehpulver und viel schneller wirkend, in England in g^i^oßem Ansehen und Ruf. dort brevetirt und allgemein im Gebrauch. Bei Pferden, Rind- und Kleinvieh gegen alle inneren Krankheiten zur Berbessernng der Säfte und der ganzen Confiinition vet ThiereS; bei Kühen insbesondere Erhöhung des Milchertrages von 2^4 Seitet. »Sldt's Iti W InliI gegen alle LähmunM »nd Schmerzen für Pferde. — 1 große Flasche S HreS., oder 24 Sgr., gleich 1 fl. 50 kr. ö. W. - Von nnpartheiischen Schiedsrichtern mehrmals nntersncht. für gut und tüchtig anerkannt, belobt und prämiirt. Hundepillen, englisch voK-LaU«, in England sehr gesucht und brevetirt. Diese kleinen Balls, d. h. Kugelchen, werden in ganzen und lialben Schachteln, enthaltend 80 und 40 Kügeichen zu 2 KreS. oder 1 fl. ö. W. und 1 KreS. oder 50 tr. ö. W. sammt Gebrauchsanweisung verkauft. Selbe diruen als vorzüstticheS Schntz-mittel die Hunde vor Wntl)- »nd Tollkrankheit zu bewahren und find daher iu der Heiben Sommerszeit «nd bei großer Kälte dringend anzurathen', für fette, gutgenährte Hunde aber höchst nothwendip und geboten. — Alle Hundskrankheiten junger und alter Hnnde, wie Seuche, VettStanz, Würmer, Zittern ie. werden hiermit vollkommen kurirt. Behandlungsart ist beigegeben. Ferner: echt englische IU«L»lW»lve un«I II«r»«»8»Ivr für Pferde, gegen bröckliche, spröde, spaltige Huse. gegen Ausfallen der Mähnen und Schweifhaare. Räude. Hantkrankheiten ?c.; pr. 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