Nro. ra. Dienstag den 9- März  1792.
Inländische Nachrichten.
Wien, ben 27. Horn.   Nach  weil.?! Gr. Rom. K. K. Apost. Maj. Hintritte, wurde   der   Leichnam  in Feldmarschalls-Uniform gekleidet, in dem kaiserlichen Au-dienznmmer, auf eine mit schwarzem Tuch^ bedeckte Stusse gelegt, und dabey cinKru-^ zisir nebst  brennenden  Wachskerzen  aufgestellet.                                     ,   ^       .
Am <3onntag den 2l. Abends wurde der höchste Leichnam in den inwendig mtt Goldstoffe und auswendig mit schwärmn Sammet und goldenen Bordm ftber;oge-nen Sarg gelegt, und nach vorläufiger, durch den Hof, und Burgpfarrer verrichteten Einsegnung, von den K. K. Kammerdienern, muer Begleitung von Eoel-knabcn , welche brennende Wachsfackeln trugen .einer AnzM von Leidgarden , und des hinterlassenen K. K. Obersten Kämmerers wie auch einiger Kammerherrn in dle Hof-burgpfankirche übertragen, welche gan^ schwarz behängen, und mit K. K. Wap-ftn ansgcztcret, und in deren Mtttt em>
4 Stuffen hohe, prächtig beleuchtete Trau- -erbichne errichtet war,   auf die  nun   die Leiche   in dem    Sarge,   der öffentlichen Schau ausgestellt wurde.
Neben dem Sarge zu beyden Selten , l lagen auf schwarzsammetenen Polstern , die Reichskrpne,   sammt   dem   Zepter,    und Reichsapfel, und die Kaisers Hauskrone, die Ungarisch:   und   Böhmische   Kronen / der Erzherzogliche Hut,   die Toilon, und die St/Stephans -Ordenskettcn , der Mi.-litarifthe Maria Theresia Orden,   sammt Hut, Degen, Stock, und Handschuhen.
Die adelicheu Leibgarden tziclttn dabey Wache.
Auf den Altaren wurden bis Mittagszeit Messen gelesen, bey welchen die 'Minister , geheimen Rathe,  und Kümmerer, wie auch Damen ihr Gebeth verrichteten. > Dcs Morgens und Abends wurde voll der ' Hofmufik das Misere abgesimgen,    .^^^
Um bey dem Einlasse des Volks Orb-s mlllg zu erhalten , waren von allen Seiten Militairwachen ausgesetzt.
Montags den 22. um s Uhr Nachmittag gieng der Leichenzug aus der Pfarrkirche der PP. Augustiner, als dem bestimmten Versammlungsorte, über den sogenannten Spitalplaz, bis an die Kapuzinerkirche in folgender Ordnung:
Ein Kommando von der Kavallerie, dann die sämmtlichen Spitalleute, hierauf alle Ordensgeistliche nach ihrer Ordnung/ mit brennenden Wachskerzen/ die sämmtlichen Pfarren der Stadt, und der Vor» städte, der Stadtmagistrat, die N. Oest. Landstände, die Rathe vom Reichshofrath, wie auch von den Hof und Landstellen, ohne Beobachtung eines Rangs / alle in Taucrkleidern und schwarzen Mänteln, fer-ners der hinterlassene Hofstaat, von allen Hofstäben", in der vorgeschriebenen Trauerkleidung , machten die erste Abchiil'mg des Leichenzuges <ms.
Bis diese an die Kapuzinerkirche kamen, hatten sich mittlerweil die hinterlassenen Oberst Hofämter, ferner die Ritter des goldenen Vließes, die Groskreuze Kommandeurs und Ritter des Maria Theresia-Ordens, wk auch des St. Stephansor-dens, die geheimen Räthe, Kammerherren/ und der äussere Hofstaat, die Damen, endlich der Rektor Magmfikus, und die 4 Zckanen dcr Universität, wie auch das hiesige Metropolitan Kapitel in der Ka-puzinerkirche versammlet.
Von Iosephsplaz an , bis zu dieser Kir-^ che waren   brennende   Pechpfannen aufge-'' stellt, und längst derselben zu beyden Sei-! ten   machte das   Militare   eine geschlossene Reihe.    Alis dem neuen Markte para-dirten ew Bataillon Infanterie, und ein! Kommando Kavallerie.
Gleich nach 6 Uhr wurde der Leichnam von dem Trauergerüsie dnrch 3. S. Kammerdiener erhoben, der Sarg verschlossen, und von dem Hofburgpfarrer, unter Asslstirung des Hofceremoniarii, und der Hofkapläne, und in Veysein der mit brennenden Fackeln versehenen Edelknaben, der Leibgarden, des obersten Kämmerers, und des obersten Stallmeisters, wie auch der anwesenden 3 Leibgardekapitäne eingesegnet, und in den mit 6 Pferden bespannten, ringsumher mit Gläßern versehenen schwarz« drapirten Hosieichenwagen Übertrag*». Hierauf gimg der weitere Leichenzug über de« Iosephsplaz , nächst den PP. Augustinern vorbey, über den Spitalplaz in folgender Ordnung  zur Kapuzinerkirche.
Voran rttt Kavallerie, dann folgten, 1.) Zwey Einspanier; 2.) Drey vierstzi^ ge Hofwägen mit Hofkammerdieuern, und l^ammerfourieren; 3.) Ein sechsspänniger lHofwagn, worin die drey anwesenden k. k. lLeibgardenkapitäne fassen, und 4.) Ein zweyter sechsspänniger Hofwagen mit dem obersten Kämmerer, und dem obersten Stallmeister ; Hierauf folgten. 5.) Die K. K« Läufer, und Leiblakeyen in Trauerkleidungl endlich. 6.) Der Leichenwagen, mit dem auf Pölstern erhaben liegenden Sarge. Zu jeder Seite des Schlags giengen 2 Hofta« keyen, dann v-chts und links Edelknaben mit brennenden Kerzen, und weiter abwärts , nächst denselben die Armieren Mtd Leibgarden zu Fuß. Nach dem Leichen« wagen folgte. 7.) Die Köuigl. Ungarisch adel. Leibgarde zu Pferde, mit entblößte« -Seitengewehre, unter dem Spiele der mit Tuch bedeckten Paucken, und gedämpften Tromptten. 3?n Zug beschlossen^ 8 ) El-!ne Kompagnie Grenadier, und ein Kom-!mando Von Kavallerie.
(Die Fortsetzung folgt.)
Joseph , der bis in Tod seine Geschwi-' sier mit Bruderzärtlichkeit liebte, soll nach .Gchubarts Chronik, von dem Großherwg, unsern dermaligen König folgende Schil, devung gemacht haben: "Der Großherzog von Florenz ist ein Prinz, der Patriarchalische Vorzüge besitzt, als Vater seines Hauses, und von seinem Volke zugleich Wird er von jedermann geliebt. Er besitzt alle Eigenschaften, und Tugenden eines weisen, und guten Volksbcherrschers. 3oskana ist unter seiner Regierung das glücklichste Land in Iialicn."
Graz, den i. März. Der heilige Schatten unsers unsterblichen Josephs drängt sich vor allen: in die wunde Phan. tasie; sprechen wir zuerst von ihm, von seinen Schicksalen, von der Redlichkeit seines Herzens, von seiner in jeder Lage sich gleichen Seele, und von seiner beyspiellosen Standhaft igkeit selbst im Sterben. Dies erzehlt uns ein Schreiben aus Wien, welches sagt:
Die Gegenwart des Geistes bis zum 'tzten Athemzuge/ und die Standhastig-^u, welche Gott dem sterbenden Monar, ^n verliehen hat, gehn über alle Be-lü)Nibung. Ein Fclsenherz muß es seyn, Kelches dey der Erzählung dieser lczten Auf-Atte nicht innigst gerührt wird. Als dem Monarchen die lezt'e Qelung gereicht wur-^, stand der Erzherzog Frau;, kömgl.! ->oh. mit Thränen im Auge vor der TlK 'e des Sterbzimmers. „Kommen sie he-! ^" zu mir, lieber Neveu ! rief ihm der, ^lser zu, damit sie sehen, wie es beym gerben zugehet." Nach empfangener heilen Qeluna/ssn'ete der Monarch vor das ^luzifix hin, denn er war angezogen, so "?le er auch ünallsgekleidet verschied. „Herr, llef er mit starker Stimme, dich rufe ich Mn Zeugen an, denn nur du kennst mein <?erz, nur du, y Herr, weißt es, daß
laAes, was ich that und anordnete, nur z immer zum Beßteu meines Volk war, - und daß ich es gewis immer glit gemeM hab?. Ich habe aber vieles gefehlct, darum bitte ich dich , o Herr, vcrgieb mir; und ich bitte dich , vergieb auch jcncn , die mir dazu riethen." lkber dieses konnte ^ sich der Beichtvater, und wcr immcr bey diesen rührenden Szenen gegenwärtig war, der Thränen nicht eltthalten. Hierauf be- -thete der Monarch mit dem Pattr für seine verstorbene Eltern, seine zwey Gemahlinnen, hernach für die .verstorbenen Geschwistene, dann für so viele aus Liebe zum Vaterland glstorbene Soldaten, und endlich für sein ganzes Volk.
Als der  Beichtvater dem hohen   Pa-zienren den Todfall der Erzherzoginn Elisabeth vortrug; ktlmecr wieder vor das Kruzifix ,  und sagte: Herr! auch dieses   Unglück   liessest du mich erleben;   aber  dein heiliger Wille geschehe, nimm auch diesen i Schmerz als eitl^pser dcines sterbenden ! Dieners an.
Den i9ten, als am Vorabend des To-!dcs,   ließ er um 3   Uhr nachmittag   den .Beichtvater rufen , und bethete mit ihm die ^Pftlmen: Herr Gott dich loben wir; aus der Tiefe habe ich zu  dir gerufen; Herr erbarme dich meiner.    Dann entließ er den Beichtvater mit dem Beysaz, er würde ihn schon wieder rufen lassen, und fieng wieder an zu cxpedirlti.
Weil die   Leute   bis  12 Uhr Nachts sich in die Hofkapelle drcmgcn lim die verblichene Erzherzoginn zu sehen, befahl der Monarch selbe zu   schließen;   die   Leute, jsagte er,   sind doch ungestüm,  sie lassen mir nicht einmal zum Sterben eim Ruhe. Dann ordnete er alle Anstalt zur Leichenbegängnis seiner lieben Niece, der Erzherzoginn,   und auch  für   seine  Person an. Daraufnchete cr in seinem Armsilchl.   Am
Tosten morgens voe feinem Hinscheiben cr-p dirte der Monarch noch einige Briefe/ worunter wieder einer an Se. Erzellenz, den Herrn Hofkriegsrathsprasidenten war. D.1NN verlangte er noch den Beichtvater,! damit er ihm die GeneraladsoluziZn gebe, und ans seinem Betöuche vorbetc. Das geschah. Nun ist es qenüg 5 sinte der Kaiser ; dies mein Vethbuch brailche ich nicht mehr, behalten sie es zum Angedenken; bethen sie mir itt vor: Domine in manuz!
NIÄ3  commel^o 8piritu'n M2UM'. nach die^j
scn Worten sank er zurük in den Sttll / und nach 3 Schludern gab er den Geists auf.                                                                   !
Die traurige Stund war am 2osten zwischen 5 und 6 Uhr morgens, in welcher uns der Tod unsern grossen Kaiser entriß/' nachdem d:r Himmel seine Sündhaftigkeit einer sehr sch verm Prüfung unterworfen hatte. Er entschlief in der nemlichen StMl-^ de, in welcher, zween Tage zuvor, die, allgeliebte Erzherzoginn Elisabeth, zur all-^ gemeinen Bestürzung aller BewohnerWiens/ Ihr theures Leben in der blühendsten Jugend endiqte.
Anf alle Streiche des Schicksals war, der Monarch vorbereitet; Seines sichtbar' herannahenden eigenen Todes bewußt und! überzeugt, blieb er dennoch standhaft und^ gelassen, denn die Beruhigung schien ihn^ zu trösten, daß jenes unauflösliche Band,! welches Er zwischen Fwn; und Elisabeths knüpfte, Seine weit aussehenden Absicht^ in der Folge noch krönen würde. Elisa-i beths Tod allein war es, worauf er nicht gefaßt war.
Erstaune Nachwelt! — auch diese Nach-, richt erschütterte Seinen Muht nicht; sein! Geist blieb sich noch stats gleich — aber
sein Kßeper unterlag, und 5o ward er das Opfer seiner namenlosen Leiden!
Eine kur;e Lebensbeschreibung unsers qe-liebcesien Kaisers dürste eben hier am rechten Plaz stehm.
Joseph der Zweyte wurde im Jahr 17?i den 1^?. M^r; w W^en qe-byhren. Sein Vater war Franz der ite römische Kaiser und Großherzog von Tos-kana, Sein- Mutter Maria Theresia älteste Prinzessinn und Erbin Kaiser Karls VI. Er wurde in den äussersten Drangsalen des Krieges, in welchem seine Mutter nach dem Tode ihres Vaters wegen der österreichischen Erbfolge verwiklet war, geboren. Maria Theresia hatte Wien verlassen, und suchte noch den einzigen Trost und Schm bey Ihren treuen Ungarn. In dieser Absicht l??ß sie den n. September 1741 die vier Stande des Reichs nach Pres-bürg berufen, tralt mitten unter die versammelten Stande mit Joseph, welcher kaum 6 Monate alt war, auf dem Arm, und redete sie in lateinischer Sprache also an: "Von meinen Feinden verfolgt, von meinen nächsten Blutsverwandt an-gegrifen, nehme ich meine einuge Zuflucht ;u eurer Treu, euerem Muth, und mei< ner Standhaftigkeit. In euere Hände über-qebe ich den Sohn und die Tochter eurer Könige. Sie erwarten ihr Heil von euch.^ Kaum war diese rührende Rede qeendiget, so sah man ftswn die edlen Ungarn die gezogenen Schwerter über Ihreu Häuptern schwingen mit dem einmüthigen lauten Ausruf: "Wir wollen für unseren König Maria Therella sterbm." ' Die Uugaru zeua^ ten in der Folq? bey jeder Gelegenheit. dast es ihnen bey die^r Ausrufung Ernst gewesen. (Die Zortseyung folgt.)
Wird alle Dienstage nMmittai um 2. Uhr anf dem PlatzeNro. 135«in der von Klemmayerschen Buchhandlung ausgegeben.