——»—«««^ii ^,.—-------- Frcytag den 17. März 1826. Neber das Heirathen und Nichtheirathen. *) Von Franz Schauer» 'Vchon die Kinderspielen gern Mann und Frau; aber sonderbar und bemertenswerth «st es, daß schon in die. ser Gattung Kinderspiele das Zanken nicht unterlassen und gleichsam als etwas Wesentliches im Ehestande be» trachtet wird. Unstreitig haben die Kinder diese scherzhaf. te Balgerey von dem Originale einer ernsthaften Wirk, lichkeit entlehnt. Der milzsüchtige Hagestolz wird hier wahrscheinlich von dem Kleinen auf das Große einen Schluß machen und behaupten wollen, daß der häusliche Zwist unter den Eheleuten gewöhnlich und von ih, nen unzertrennlich sey; diese Behauptung versündigt sich gegen das ehrwürdige uralte Sprichworts welches sagt, daß die Ehen im Himmel geschlossen werd/n. Ich aNein (oder daß ich nnt mehr schriftstellerischer Kraft und Nachdruck rede) ich selbst kenn« ein Paar, welches schon durch zwanzig Jahre rerehlicht ist, und nicht mit kiner Sylbe der wechselseitigen Zärtlichkeit zu nahe tritt. Man Hort fie ine miteinander zanken und hadern jviel-Iticht hat die eheliche Eintracht dieser Leute ihren Grund barin, daß der Mann in Amsterdam lebt und di« Frau in Preßburg wohnt. Unsern oft thörichten Wünschen zu Gefallen, macht die Natur keine Ausnahme in ihrem Wirken und in ih-l«n ewigen Gesetzen; wir erhallen aus ihren Handen selten oder nie einen ganz ungetrübten Fkühling und *) Auß dem Wanderer. ganz wolkenlosen Sommer. So wird auch der Horizont der vernünftigsten Ehe und des zärtlichsten Ehepaares zuweilen von einer vorübergehenden Wolke getrübt, wo» zu schon die Kinder, die doch gewöhnlich das Band der ehelichen Liebe noch fester zu knüpfen pfiegen, oft die «rste Veranlassung geben ; wenn z. B. die blinde Liebe und »berzärtliche Zärtlichkeit der Mama mit der ernsthafteren ihres Gatten für daS künftige Wohl ihrer Lieblinge in eine ColNsson geräth. Daß das Geld, oder vielmehr dessen Mangel, die Noth, «ine Hsuptursache des ehelichen Zwiste« zu seyn pflege, bedarf keines Beweises, da es schon langst er, wiesen ist, daß dort, wo die Noth die Thüre öffnet, die Liebe zum Fenster hinausfliege. Allein daraus macheich keineswegs die rasche Schlußfolge, wie Herr Ebersberg, der in seinem Buche: „der Mensch und daS Geld" behaupten will, baß die Unbemittelten gar nicht Heirathe,, sollen. Nein, der eheliche Stand ist lein blosser Lultts -er ist in jedem wohlgeordneten Staate, auch unter der ärmeren Volksclasse, eine wohlbercchnete politische und »ine moralische Nothwendigkeit. In der bürgerlichen Ge« sellschgft braucht der Arme den Reichen, und derNei, che den Armen. Was wäre dieß für ein Jammer und Elend, wenn nur die Reichen und Vornehmen Kinder haben dürften. Ihre jungen Herren und Fräuleins muß. ten sich bann Arbeiten unterziehen, vor welchen es Mr schon der Tochter des Schreibers eines Sti«felwichsf°a« britanten eiskalt über den Nucken laust. Die Vorzüge« unseres erleuchteten Zeitalters erzeugen m,S in den nie. drigsten Standen sehr vlele dergseich«« virhudelte FreA. leinstizzen, die dieser Tochter des gnädigenHerrn Stie- , felwichsschreiberö gleichen. , In ihrer luxuriösen Tracht, in ihrem vornehmen . Anzüge glauben wir ofldie Tochter eines Vornehmen zu , erblicken; diese Täuschung dauert aber nur so lange, , als dies« maskirten Geschöpf« nichts reden; denn sobald , sie nur den Mund öffnen / so erkennt man alsogleich , aus ihrer Maulart (nicht Mundart), sowie aus ihrem ganzen Betragen / daß sie zu be» Ra^e der Bauernno» ^ blesse gehören. ^ Wahrhaft dürftige Eheleute ssnd uns vielleicht gar nicht bekannt, weil ihnen das Gefühl einer edlen Scham nicht.gestattet, fremde Wohlthätigkeit Hand« , wilksmaßig zu brandschatz«« ; diejenigen aber, welch« aus dem Betteln eine Profession machen, sind nichl fo ^ arm mid unglücklich, als sie scheinen; es wird schwer« , lich jemand ein Beyspiel aufweisen können/ baß einer von diesen Leuten im eigentlichen Sinne bes Worts vor Hunger starb; aber in Fraß und Völlerey haben schon sehr viel« ihren Tod gefunden. Für «in Paar m«chani» fche gefühllos« „Vergelt es Gott j" burchfchwelgen si« ganze Nächte; indeß vielleicht delienige, der ihnen gab, oft nur kärglich Kot. Auch um die Kinder einer solchen Ehe darf es «n< nicht bangen, denn di» lieben Ältern haben in dies«« Puncte eine groß« Portion frommer Philosoph», in welcher unendlich viel Vertrauen und Zuversicht herrsch»; denn sie denken und erwarten, daß der liebe Gott, w»l« cher die jungen Raben ernährt, auch ihre Kinder er« nähr«n und nichl verlassen werde; sievelrechnen sich auch selten, denn ihre lieb« Jugend bekömmtgewöhnlich aus den Händen wohlthatiger Menschen die Kleidung umsonst und die Nahrung gratis. Ist nun diese bösest« Epoche der Kinder für die Ältern vorüber; wachsen dieselben m Jahren und Kräften heran, so bekommen schon auch die letzteren mithelfende, arbeitende Hände, welche er» werben; daher mag «s auch kommen, daß man beym Anblicke vieler Kinder in einer Familie zu saLen pflegt: »hier ist Segen Gottes." Aber ganz anders ver. halt eS sich bey den Vornehmen und Reichen; bey diesen ^sind viele Kinder nicht such viele erwerbende Hände, son. Hern sie machen oft das größte Capital zu «inem Diminu' tiv und entblättern oft den schattenreichsten Stammbaum» Es ist nicht zu laugnen, baß es Mädchen gibt, >ie jedes schmeichelhafte Compliment mr eine LiebeSer. lärung halten, und in jeder artigen Höflichkeit «inen ?«irachsantrag zu hören glauben; aber «« ist auf der md,rn Seite auch sehr wahr, daß man wenige Mäb° hen antreffen wird, die nicht schon Gelegenheil gehabt >äc«n , sich z.u verehelichen und doch lieber ledig geblie« en sind; man ft.idet in ihrem weiblichen, freywillig gewählten Coliba« oft mehr Überlegung und Vernunft, >ls in so vielen hirnlosen Heirathen verliebter Närrin» «en, welchen der nähmlich« Pfeil, der ihr Herz so an» zenehm verwundete, oft zu spät den Star stlchl. Wenn es aber auch unbedingt wahr wäre, daß die Eitelkeit der Madchen selbst die bloß gelegenen Huldigungen und geheuchelten H«rzens«fgießungtn der Man« «er so gern« für blanke Wahrheit annimmt, so ver->ient diese weibliche Schwäche weiteherNachsicht, alS >er schön gelogen« Worttram d«K sogenannten stärkeren Veschlechts der Mann«, die oft in einem einzigen Tage zwanzig Iuramente der Lieb« schwören, zwanzig Mahl Treue u«b Heirath versprechen, aber auch zwanzig Mahl lügen, indem sie noch während ihrer Betheue« Zungen das Wort in Geheim widerrufen: ihre Eidschwü» ce sind nur «in Feigenblatt, mit dem sie di« wahren Absichten bedecken. Di« Stunden, in welchen dle theatralischen Se» ladon« so lieblich seufzen, sind oft die bösesten und zu< gleich die gefährlichsten; sie machen nicht selten den Ho« nig zum W»rmuth; darum sagt warnend ein Dichter: ,Am schönsten Sommertag' ist das Ungewictee an» nächsten, Und di« süßeste Stunde ist di« gefährlichste dir. Hüch' also, Mädchen, dein Herz, nicht wenn es Lei" den bestürmen, Hüche am sorgsamsten es, w«nA«s am glücklichsten ist." Über di« Ursachen, warum mancher heirathet/ und ein anderer mancher nicht helrathet, Iaht sich gal «lel sagen; wenn man aber viel sagä, so wird mal« gewöhnlich langweilig, darum will ich mich übel dit< sen GeZenstanb sehr kurz fassen: Viel« alt« Junggesellen fürchten die luxuriös« Putzsucht der Frauen. Wenn wir dieser Sucht rechl nahe zu Leibe gehen, so finden wir, daß die Man«^ '" ^2 rathsgut zubringen, als ein Küchengeiäthe, damit die Ehe nicht aus Eigennutz, sondern bloß aus Liebe ge» schlössen werde; jetzt werden aber die Eheverträge und Contracte in dem Comptoir abgehandelt, weil der Her« Bräutigam nichts anderes beabsichtiget, als die Flicke« rey seiner zerrütteten Finanzen. O temporal 0 wo- Wie sich das weibliche Geschlecht in allen Zonen der Erde schmmkt oder färbt. In allen Welttheilen haben nichtnur Weiber, fon» bern auch Männer den Gebrauch, sich verschiedene Theil« des Körpers schwarz, weiß, roth, gelb u. s. w<, kurz wit allen Farben zu mahlen, je nachdem die Begriffe der verschiedenen Lander »it irgend einer bestimmten Färb«, Schönheit und Werth verbinden, z. B, die schwarzen Mädchen von Senegal lassen sich größten Theils, «h« sie heirathen, d« ganze Haut mit Figuren von Thieren und Blumen von allerley Gestalt verzieren. Die Insulanerinnen von Sombro überziehen baH Gesicht mit grüner und gelber Farbe. Die Negerinnen von Sierra ?eon< bemahlen si^ ringsum die Augen weiß, gelb und roth. Die arabischen Wilden beschmieren sich das ganze Gesicht mit Roucou (ein Baum in Indien, wovon man rothe Farbe macht). Die Grölllänbtrinnen überstreichen sich das Geficht weiß und roth, und auch zur Abwechselung weiß unb gelb. Auf der Insel Sumatra hat man eine ganz weiße Schminke, Punguhrg«nannt. Sie besteht aus geweichtem, getrocknetem, gepulverten und wieder angefeuchte« tkn feinen Reis mit Ingwer und den Blättern der Pflanze Dichlum vermengt, welche emen sonderbaren Geruch gibt und kühlen soll. Auch kommen Blüthe« des Mais, Sandelholz und Samen vom Abel.Moschus dazu, man mach? daraus kleine Kügelchen, und damit, einige Mahl im Wasser angefacht«!, werden Hände, Gesicht, Hal« und Schultern gerieben. Die Mmgrelitiinnen bemahlen ober bestreichen ihr Gesicht mit verschiedenen Farben. Die Iapanescrinnen färben sich Lippen und Augenbraunen blau. Di» chinesischen Fr«um und Madchen schminken sich alle mit weißer und Rosenfarbe. I,de mischt auS beyden Farben den Ton , den sie auftragen will; daher wird der Farbenunterfchied zwischen Händen und Ge« sicht oft sehr auffallend, bs j«ne oft sehr braun sind, dieses oft ganz weiß bemahlen ist. Schon vom sieben« ten Jahre an wird daS Gesicht mit Fache belegt, bs« für verdirbt dieser Mißbrauch in China die Haut so, daß man nirgends in der Welt runzeloollere, alte Weiber sehen k«nn, als bort. Di« Beduinen, in Arabien, bestreichen ihre Haupt« undBarchaa« mit glänzend rother Farbe, ihre Frauen und Töchter die Lippen und Arme mitemer aus Fisch« galle bereiteten violetten Farbe, Uscian genannt, welche in die Haut eindringt. Sie stechen mit der Na, dcl allerley Bilder mit Puncten auf die Körpercheile, worin sich die Farbe s»hr festsetzt und bleibend zeigt. Be« sondere Zierde vornehmer Frauen ist«s, tleine, schwarze Flecken auf den Seiten des Mundes, auf der Stirn, am Kinne, an den Wangen anzubringen, und den Nageln ei. M rothe, denAugenwimpern eine schwgrzeFarbe zu geben. —^ 44 ^>^_ Die Madchen und Frauen der Perser bestreichen I ihr Gesicht mit roihgelber Salbe, und färben Haare, j Hände und Füße roth. l Die Algierer geben ihrem Haare eine rothgelbe, 5 aus der Henna-Pfianze gezogene, Farbe. l Den schwarzen Damen an derGoldkuste nimmt Vie ! Toilette viele Zeit weg, denn wenn der Kopfputz ge« l ordnet ist, salben und schminken st« de°n Körper gewöhn« z lich weiß, dänn werden allerley Thiergestalten mit hol- ' zernen Stampeln aufgetragen, und zuletzt erhalt das l Gesicht eine blaue oder grüne Farbe. , Die Birmanen, die Chinesen, diePeguaner fär< ben und beilzen die Zahne sorgfältig schwarz. Die Tscherkassen mahlen sich dieNagel roch, schmin« ken sich aber nicht im Gesichte, denn nach ihren Begriffen wenden nur unzüchtige Weibsleute diese Verschöne» eungsmittel an !«. Verbesserte Kochtöpfe. ^ Bekanntlich ist det Pap i n i a „ i sch e Topf eines der Werkzeuge, wodurch die Hibe bey filissigen Materien um ein bedeutendes erhöht, und dadurch dle , in demselben enthaltene Substanz in bewunderungs. würdiger Kürze der Zeit zersetzt ober aufgelöst wirb. Der Gebrauch desselben war jedoch uur zu Operationen . der Chemie, nichr aber für eine Haushaltlmgsküchs anwendbar, indem dabey sine möglichst genaue Vsr» ficht des ZerspringenS wegen beobachtet werden muß. Eine, allen Haushaltungen sehr willkommene Ersin« düng muß demnach die von dem ersten Mundkoche Sr. j Durchl- des Hrn. Fürsten Joseph zu Schwarzenberg, ^ F. G. Zenker, Verfasser eines bereits beliebten Koch. j buches, vervollkommnete privilegirte Vorrichtung die, i ses Gefäßes, welches derselbe „verbesserte Koch» 1 topfe" nennt, seyn, da mittelst derselben die Spei« ! sen mit Ersparung von zwey Drittheilen der sonst bep ! gewöhnlichen Kochtopfen erforderlichen Zeit, und einer ! Elsparung des Brennmaterials in ehen demselbenVer» haltniffe, auf die schmackhafteste Weise, indem die gei« stige Substanz derselben nichl verfliegt, zubereitet wer. Gedruckt bey Ignaz AloyS Edlen von Klctnmayr. 1 den können, und nicht die geringste Gefahr des Zer-springens dieser aut Kupferblech, in Form einer ge« druckten Birne verfertigten, Gefäße zu befürchten ist. Da die concentrirte Hitze in diesen Töofen der eigent» liche Grund des schnellen Kochens, aber auch zugleich die Urfach-e der Ailsdehnimg der in denselben enthalte« nen Luft und'Dampfe ist, welche Vurch den überwie« genden Druck von Innen gegen die atmosphärische Luft von Außen nothwendig die Gefahr des Zerspringens herbey führen, so hat der Erfinder, nm diese Gefahr zu beseitigen, an dem aus Gußeisen verfertigte» gena» schließende« Deckel dieser Gefäße, welcher mittelst eiiler Stangenschraube an das Gefciß festgedlückt wird, ein, mit einem Gewichte verfehenesVentil angebracht, welches erst bey einem ziemlich hohen Grade der inneen Hitze de< Gefäßes emporgehoben, «md hierdurch biege» fährlich ausgedehnt« Luft beseitigt wird. lim aber auch noch jeder, bey allenfallsiger Verstopfung des Ventils zu befürchtenden Gefah, vorzubeugen, hat derselbe in dem erwähnten Deckel höchst vorsichtig, >wch überdieß eine, mit einer Composition aus Zinn und Wismuch, verlöthete Öffnung angebracht; welche den Dämpfen, da diese beyden leichtflüssige,, Metall« bey einer innern Hitze von »io Grad Reaumur schmelzen, einen Aus, weg darbiethet, und das Gefäß auf diese Art vor jeder nur möglichen Gefahr des Zerspringens sichert. Tragbare Ochlgasbeleuchtung. In demGasihaussaale zumSpsrl in der Leopolbstatzt zu Wien hat der Besitzer desselben, Herr I. G. Scher« zer, zwey große runde Tische aufgestellt, auf deren jedem eine sehr schöne Oehlgasbeleuchtung angebracht ist, welche aus vielen hell leuchtenden Lichtströmen besteht, die durch Anwendung mehrerer hierzu g«< hörigen Aufsatzstücke, auch verschiedene Figuren bilden. Das in jedem der dabey befindlichen kupfernen Be» hältnisse eingepumpt«Gas brennt über 3a Stunden, und kann nach erfolgte? Entleerung von dem Crzeu ger in kurzer Zeit zum neuerlichen Gebrauche wieder gefüllt werde«.