Vaterländisches. Erinnerungen an die Kriegsercignisse des Jahres 1813 in Illyncn. (Fortsetzung.) «^>e moralische Wirkung, welche der Wider« stand bei Weichseldurg und die Actake hinter Ge» wtihten. 85runn hervorbrachten, ließen die Franzosen bi< Straße von Laibach mit I>ifanterNon un) i>v.i Züge Husaren zu Wochs.'lburg, mit denen Oberst von M'lutinovich nach St. Marein vorging, welchen Ort die Avantgarde fl'e» vom Femd gem.ldet hait,. Allein das plötzliche Erscheinen d.'östlbcn im Oric hätt.,' bcinohe cincn Un-f^U ^li' F>-'Ige gchal?l, lvliin der Oberst mit der nächst um slch habenden Compagnie nicht jogl.-ich >n Person angegriffen, und so seincr Truppe Zeit zur Fassung gegeben häcte, worauf der Femd aus dem Orcc und gegen Laibach geworfen ward. So liegt der Erfolg ,m Kriege oft in oer Fassung des Einzelnen. Der V'cekönig hatte von diesem Flügel der O.st.rreich.r nicht solchen Widerstand erwartet, und beschloß, ihn mit aller Kraft zi, brechen. Er seiest begab sich Mlt dcr Garde nach ^aibach und setzte Truppen von der Dräu und obern Save >n Bewegung, ,hn anzugreifen uno durch seme Vernichtung zugleich den G^n. Nugent abzuschneiden. Dieser auf das Ganze so ein» fiußrelche Angriff betraf zunächst den Oberst von Milucinovich, der nur clncm Bataillon G'-adlskaner und einem Zuge Husaren vor Sl. Marein links über Weiökirchen bis Sonnegg, rechts über Lesizhie »n Verbindung mit den Krodirn, — dle hinterher Laibach bis Gaierau (?) an d.-r Save aufgest.-llt waren, __ stand. Er hatte den Bef.hl ei halten, im F>,lle ,'N?s ernstlichen Angriffs sich auf W>''chselburg zurück^u^i.'hen, sonst aber den Posten zu behaupten. Die glückliche Losung solcher Aufgaben in einer cou-pirten G>'g''nd bleibt ünmer schivierig ; denn beim Erscheinen eines F> indes sich sogleich zurückzuziehen, kann nur ohne sichrer lleberzeugung von der Absicht und Stmke des F.-indeS geschehen. Dessen Entwicklung und Angriff aber so lange abzuwarten, bis mau von seiner Superioiität und dess.-n ernstlichen Absichten zu schlagen sich überzeugt halten kann, läßt auch in der Hand der Klügsten nicht immer die Machl, zer» streut stehende Truppen ' Abtheilungen gesammelt und ohne V.rlust zurückzuführen. Ein tapferer Mann in-desi lvird immer für die l,led.'rzcllgmig die G.fahr wagen.' (Fortsetzung fclgl.) Gmige Worte über die zweckmäßige Einrichtung der Gottesacker. (For t sc h II ü g.) Wie lange soll ein Grab unberührt bleibend denn der Anfang und die Kosten cines Gottesackers werdcn größer oder kleiner seyn, je nachdem diese Periode kürzer oder länger ist. Der allgemeine Wunsch der Menschheit geht dahin, nach dem Tode nicht gestört zu werden, in dem Grabe buchstäblich zu ruhen. Eine kl.'mliche Oeconomie oder cine gehäufte Bevölkerung ist der V.flicdigung dicseS einfachen Vorur-ll)»'>ls Nicht günstig. In einigen Begrädnißplätzen London's iv.rdcn bie Körper aus ihren letzten Wohn» stäcten herausgeworfen, ehe sie noch zu faulen anfan< gcn, und wirklich in Stücke gehauen, um für die ^hlreichci, n?uen Ankömmlinge Platz zu schaffen. E,n solches Verfahren verstößt gegen das Gefühls allcm es wäre ungcrechc, wölke man den Todte» — 192 — das ausschließliche Bcsetzungsrecht ihrer Gräber auf immer einräumen. Sie müssen zu Zeiten gestört werden und medicinisch polizeilich ist diese Zeit angezeigt durch das Ende des Verw.sungrproz.ss.s. D,e Gefühle der Ueberlebend.'N, und in volkreichen Plätzen die Ueber» lebenden selbst dauern nicht länger als die so bestimmte Zeit. Wir wollen bemerken, daß tue Verwesung vollendet s.y, wenn die weichen Theile gänzlich ver» modert und verschwunden sind. Die Knochen bleiben ganz durch Jahrhunderte. Die Zeit, welche die Verwesung benöthigt und während welcher das Grab Nlcht aufgewühlt werden sollte, ist von verschiedenen Regierungen verschieden bestimmt worden: Das Fürstcnthum Lippe.....30 Jahre Hessen. Darmstadt (1786).....30 „ Aarau (Preußen).....25 bis 30 » Sigmaringen (l834)......30 « detto (1836) .... 20 bis 23 » Frankfurt am Main......20 ,, Stralsund (Preußen)......16 « Würtemberg.........18 », Mailand (1791)........10 « München..........9 „ Frankreich..........5 » Verschiedene Individuen haben eben so verschieden diese Zeit angegeben. Gmelin, von 30 bis 40 Jahre; von Wildberg, 30 Jahre; Frank, 24bls25 Ishre; Walker, 7 Jahre; Tyler, 14 Jahre; ein Londoner Friedhof'S Inhaber, 12 Jahre. Die Zeit kann jedoch nie e,ne bestimmte Quantität seyn, denn da die Fäulnis: ein chemisch,r Proceß ist, so wird sie, wie jeder andere chemische Vorgang, sich hin» sichtlich ihrer Dau.r nach den verschiedenen Einflüssen richten. Elektricität, d.r gehinderce oder freie Zutritt der aimcsphärlschen Lütt, tie T>mp.-,-atur (65" bis 100° Fahr. ist die günstig!':.) die B'schaff.nhelt deS Bodens, seine Lockerheit, Trcckenhelt, chemische Zu» sammensetzung, alleS dnß modisicirl den Vorgang. Eine hohe und trockene Temperatur macht auS dem Körper eine Mumie, zumal wenn er mager ist; Wasser, bei einer niedern Temperatur, verseift ihn und zwar um so früher, je fetter er ist, in welchem Zustande er dann lange fortdauert. Ein Körper fault schneller als ein anderer unter anscheinend denselben Umständen. Leichen junger Leite verwesen schneller, als jene alter Personen; von Weibern früher alS von Männern, von Fetten früher als von Magern. Die Krankheit, in welcher der Mensch starb, macht einen starken Unterschied, und ebcn so s>in Gewerbe. Der Todtengräber von Stuttgart bestätigt die Mei« nung des Lhak.spear'schen Todtengräbers in Hamlet, daß die Leichen der Rothgärber am langsamsten ver» wesen. Die Tiefe des Grabes hat einen bedeutenden Einfluß; /e tiefer, desto kälter und desto nass.r, und folglich desto lan^mer die Verivesung. Zudem lön» nen die Inseclen der Fäulniß nicht zu Hilfe kom» men, wenn die Wärme und die Lufr nicht zur Leiche zu dringen vermögen. Viel Gewand Und ein Sarg aus hartem Holz verzögern d>e Fäulniß. Von der größien Wichtigkeit l'I.'ibt es auch, den fäullüße widrigen oder d.n >hr günstigen Emfluß des Bodens zo kennen. D>e Boden sind sowohl in ihrer ch.mi» schen Zusammens.tzung als in ihrer Consistenz, in ihrem Vermögen, Fruchte und Wärme zu abscrbiren, den Sauerstoff der Luft zu entziehen, verschieden. Lehmige, eisenhaltige, schieferhälr'ge, A!aun führende Boden sind d.r Verwesung nicht günstig; dasselbe gilt von Boden, welche Humuss^lre enthalten, z. B. den Sümpfen, Moorgiünden. Belege zu dieser Thatsache liefet Irland von Zeit zu Zeit, wo man nach vi,ltn Jahren fast vollkommene Leichen aus den Mo» rasten zog. Thonhaltiger Boden hat außer seiner fäulnißwldiigen Eigenschaft auch noch den weitern Nachtheil, daß er bei trockener Hitze tiefe Risse be» kommt. Ein sandiger, mergelführender, kalkiger Boden befördert die Fäulniß. Frank citllt Satzun» gen aus dem Talmud, welchen zufolge die Leiche Mit lebendigem Kalke übelschüttct weiden mußte, in der auserücdlichen Absicht, d,e Zersetzung zu begatt? sligen. Der Befehl Kaiser Joseph's lautet, daß die Leiche nur in einem Kack oder Sarg einzuschließen und das Grab mit lebendigem Kalke zu versehen sey. In Hessen-Darmstadt war es im Jahre 1786 angeordnet worden, daß in das Grab lebendiger Kalk zu schütten scy; dasselbe erfolgte zu Mailand im Jahre 1791. Der verschiedene Einfluß deS Bodens ouf die Leiche wurde bei den Begräbnißoor» schriften nicht übersehen. In Arensberg dürfte eine in morastigen oder lehmigen Boden begrabene Leiche turch 25 bis 30 Jahre nicht aufgegraben werden; in kalkigem oder sandigem Boden durch 10 Jahre. In dem Großherzogthum Baden ble,bt ein Grab in lehmigem Boden durch 25 Jahre uneröffnct, in sandigem durch 20 Jahre. Wlr haben gesehen, daß in Frankreich die voigeschriebene Zeit 5 Jahre ist. Woe her diese große Verschiedenheit zwischen den zwei Ländern? Vielleicht vom Klima, oder dem Gebräu^ che die Erde über dem Grabe stark niederzustampfen, welcher in Deutschland allgemein ist. Nach Allem könnte Man annehmen, oiß das Grab eines Erwach-senen durch 9 bis 10 Jahre, jenes eines Kindes durch 7 bis 8 Jahre uneröffnet bleiben sollte. — 193 - Fricdhöfe sollten mit Abzugsgräben für daS Wasser vcrieh.n s.Y«, und haben sie ein? steinige Schichte, so sollte diese nicht zu obelfiächlich Ilegen. O.des Lan>, w.lches Plato zu Beerdigungsplätzen empfiehlt, lst ofr zweckwidrig und sehr unöcononnsch: die Natur deS Bodens, der Anfang der E>nfr,cdulig, die Entf.rnung von der Stadt, machen es oft sehr theuer. Erhöhte Frieohöfe sizid zweckdienlich; und j< höher sie liegen, desto näher können siö der Stadt seyn, da die Fäulmßgasö leichter als dic atmosphä» rische Luft sind und in die Höhe steigen. Im Ge. genlheilc sind die Friedhöfe unter d.-m Niv.au der benachbarten Häuser sehr schlecht. Friedhöfc sollen leicht zugänglich und den U.berschwemmung.n nicht ausgesetzt seyn. Die Arensberger Vorschrift will, daß sie von der Stadt nord- oder ostwärts gelegen seyn sollen; jene von Sigmarmgen, Nordest; jene von Baden, Nord oder Nordost. Der Grund ist äugen-fallig. Da die Süd» und Westwinde feuchter sind, so nehmen sie die Fä'ulungsgase leichter auf als der Nord « oder Ostwind. Wo möglich sollte gegen Süden em Abhang seyn, der Fricdhof wird hiedurch trockener und wärmer, und darum besser; denn mä» ß,ge Trockne und Wärme begünstigen dic Fäulniß. (Beschluß folgt.) Correspond enz. An Heinrich Julius G. v. Nord zu Adelsbcrg in Vorabien. Von durio Alberto <Ül.nto^uÄßllll. (F° rtscyll n g,) 1. Oct. Die Compagnien halten in den Dorf« kirchen Kirchparade. Die betreffenden Truppen ha» ben daS Lager bezogen; Befehl zur Ausrückung am 2- uw 9 Uhr Früh zum ersten taktischen Manöver auf dem Cavallcrie.-Exercierplatz. Ich hatte zu Pettau, wo die gesammte Gineralität und die Obersten be« c>uartirt waren, sammt meinem Reitgaule, Kutsche und Wagcnpferden, eine, für diese Situation, er» träglich billige und passende Unterkunft erhalten. __ Mittags machte ich einen Besuch in St. Lorenzen, dort fand ich im großen, auch größten (denn eS war daS einzige) Gasthaus ein ^»Klo 6'koto eon-tract«, MittagScssen um 24 kr. C. M. (ohne Wein), welches in 4 Speisen bestand. 2. Oct. Früh 6 Uhr. TambourS.Getromm.l in der Ferne, zweideutige Witterung __ 7 Uhr. Die Trup» pen rücken von allen Seiten gegen ben Cavallerie< Exercierplatz, 8 Uhr Aufstellung, 9 Uhr Beginn des Manövers. Der Feind durch die Pionier. Adthei, lung mit Verstärkung, von allen Waffen marki'rtt Aufgabe: Manöver und Gefecht ,n» völlig offenen-, Terrain; Frontmäische, Fahnenlichtungen, Formi-rung der Tiraill'Uis aus den 3. Gliedern, Feuer» lilne, Deckung der Fronten, Engagement mit dem Feinde, Anrücken der feindlichen Cavall.rie. Massen, Feuer der angegriffenen Flanken, Caoallerie«Rück» zua, ?lufmarsch, Kanonendonner, Formirung, der scurm < Colonnen , Angriff mit dem Bajonnete auf das Schloß Ebei-sfeld^ abgeschlagen, ^ 3 Uhr ohne Desiliren eingerückt. Nachts Befehl auf Morgen zur AuSrückung zum zweit.» taktischen Manöver; jeder Mann erhält 100 Patronen. 3. Oct. Aufstellung und Beginn des Manövers, wo gestern aufgehört wurde. Die Jäger bilden den Feind, gewissermaßen eine Fortsetzung des gestrigen. F. M. L. Latour auf Besuch gegenwärtig. Sowohl das südwestliche als nordöstliche Corps, bloß mar» kirt; sämmtliche Truppen st«Nen, dis Infanterie, Cavallerie und Geschütz»Reserve, eine v,el größere Streitmacht vor; langerSeitenmarsch; Front gegen das Dorf Niverzcn, Sturmangriff, abgeschlagen, Defilirung mit halben Divisionen, Belobung der Unsrigen; 3 Uhr Rückmarsch in die Stationen. 7 Uhr Abends. Regen, Donner, Blitz, stark umzogcncr Himmel. Nachts der Befehl: Morgen wird Tags nicht ausgerückt, sondern erst um 9 Uhr AbiNbS zul Erequirung deS zweitenTbcilcS des Feld» Manövers. 4. Oct. Früh 8 Uhr heiterer Tag. Ich will auf Besuch zu Hohenlohe, vorzüglich nach St. Lorenzen, Vorbereitungen derOfficiere für dieBivouaque, man ist auf 2 »_ 3 Nächte gefaßt, Verproviantirungen mit Wein, Braten und andern Eßwaren; MittagS-soeisen zu St. Lorenz. Nachmittags 5 Uhr: kontra-Orcli-y, daß dcr zweideutigen Witterung wegen erst Morgen um 8 Uhr Früh bei Draßcndorf zum Feld, Manöver sich aufzustellen sey, und die Köche zur Bereitung der Menagen zurückzubleiben haben. Die Witterung schien den Bivouaquts durchaus abhold zu seyn: mir sehr unlieb, ich freute mich dieser nächtlichen Feldlagcrung und hatte bereits eine große sogenannte Bunda (ungarischen Pelz) ,n Bereitschaft, nebst einem gefüllten Flaschenteller und einige Taschen voll verschiedenen MundoorrathS, welches mein Bedienter mitnehmen sollte, um so gut equipirt und rationirt, auch diese Militär . Avanture mitzumachen, aber: I' liomms PI'0P086) vieil l1l'«P08S. 194 - S. Oct. V2 9 Uhr Früh erfolgte die Aufstellung 'der Brigade Wunpfen bei Dsastendorf, Aukaabe: Necognoscirung des südwestlichen Corps ^^gcn Pnen Umgehunq?marsch unü w.rd, als es aus einem D.füüe heraufkommt, von e>n.'N, Caoallei-leiAngriff überrascht; schnelle Formirung der Vertheidigungsmassen, Flankenfeuer, Rückzug dcr feindlichen Kavallerie, ?lus'marsch und Posicion auf der Straße, Dechargen g.'gen cine Infanterie - ?lb< theilung, ?lbmarsch <^ii (^olollli«,. Passirung einer großen sumpfigen Wi.se und emes Wassergrabens, ei« Nige Offcciere und Soldaten fall'N bls an die Knie ins W>isi'>'r; Seitenangriffs» Marsch auf ein«'Hchiller!eangrlsfe im Rücken uno von Mehreren Seiten , Massen, Klumpen, VertheldigUN^; abgeschlagen. Es ist 1 Uhr Mittags. Einrücken »n die Stationen Nachrichten, es werde dl>H"zogmn von Bcrri das l?ager besuchen. Befehl zur Aufstellung des südwestlichen Corps am 6. Früh 9 Uhr zwischen Turnisch und St. Veit; Officiere uno Mannschaft in Mühen. Neferenc sährc selben Tags abermals auf Besuch nach St. ^oren» zen und Amtmansdoi f j in ersterem spielt die Musik» banda der Unsrigen am Platz. Zwei Offitlere von Windischgratz Cheo. produciren ihre N.'itpferde, wovon eines ein Tausendguloenpferd; im Carrier davon sprengen sie rurchs Dorf. (Beschluß f^Igt.) (Fortsetzung,) Es läßt sich mit Grund behaupten, daß die Darstellung weiblicher Charaktere weit mehr Kunst erfordere, als jene der mannlichen. Den Minn leite: zunächst der Verstand, sein T^un und Lassen läßt sich berechnen, sein schmerz läßt sich ermessen, seine Liebe findet Worte, sein H,n^ einen N,im.>n, denn er denkt und fühlt, liebt und Ha5t mit Bewußtseyn. Der besonnene Verstand begleitet seine Empfindung von ihrem e.-sten Entstehen durch die ganze Stufenleiter ihres Daseyn«; darum auch kann er Andern darüber Rechenschaft geben und sagen, so üam es, so wuchs es heran, und so steht eü jetzt, und das Publikum glaubt leicht seinen Worten, glaubt g^r„e,einen Handlungen, denn es suckt und steht darin nur die G e 1 ch 1 ch t e nur die B c sch ,- eibu n g einer Empfindung. — Ganz anders das Weib, ganz anders ihr Leben. Sie schöpft nur aus dem unendlichen Meere deö Gefühls, sie erholt sich nur aus dem unuerftegbaren Vorn der Empfindung, sie weiß es nicht warum jenes ost Welttn treibt, warum dieser oft getrübt wird, und alle Gluth der Gorache und alle Nilder der Welt vermögen oft nicht ihr innerstes Leben ,o auszusprechen, wie es in ihnen so warm und frisch aufgeblüht ist. Drum auch wird es so schwer für sie, dem Publikum mehr zu geben als eben mir eine A h n u ng ihres Gefühls , als gerade nur ein G l c i ch - niß ihrer Empfindung; und wie es des Dichters höchste Aufgabe ist, weibliche Charaktere wahr und innig zu zeichnen, so halte ich es für nicht minder scbwierig, weibliche Charaktere wahr und innig darzustellen. Ich will dieses nur bemerkt haben, um die Rücksicht anzudeuten, die mi'b in meinem heutigen Berichte leitet, und schreite nun zur Sache selbst. Madame Rosen schön ist uns keine fremde Erscheinung: wir sahen sie in der Vlüche ihrer theatralischen Entwicklung schon vor mehreren Jahren, und freuen uns, sie heuer wieder zu sehen. Ihr Ipiel ist zart, ilne Aussprache schön, ihre Darstellungsart nickt ohne Kunst und Verdienst. Die Weiblichkeit in ihren schönern und geheimsten Regungen, so weit sie die gewöhnliche Sphäre und den gewöhnlichen Wirkungskreis des Weibes nicht überschreitet, weiß sie auf eine ganz eigene kindlich herzliche Weise darzustellen. In diesem Geleise findet sie sich ganz heimisch, weiter hinaus jedoch scheint entweder ihre Kraft zu gering, oder das Studium der einschlägigen Zeituerhällnisse nicht gereift genug. Docb wollen wir bei idren vielen Vorzügen gerne voraussetzen, daß nur das Letztere der Grund der nicht ganz gelungenen Darstellung der Königinn Elisabeth in „Esser", und der Königinn Christine in ,,Monal-deschi" seyn dürfte. Das Gebiet auf und in dem wir Dlle. Gebhard am öftersten sich bewegen sahen, ist das uncrforschliche Feld der Liebe mit all' ihren Zaubergärten des Glücks, mit ihren Sibmachtlaubsn der Sehniucht, mit ihren Cyprcssen - Denkmälern des getäuschten Glaubens, mit^ihren Wildbächen der Eifersucht, mit ihrem Thrä-nenlhau edler Selbstverläugnung und Aufopferung, kurz, die Liebe mit all' ihrem Gefolge, die Lieoe mit allen ihren Variationen, die Liebe mit allen ihren Arten und Unarten. In diesem Genre vcr-racy Hlle. Gebhard ein mehr als gewöhnliches Talent und eine Innigkeit und Zartheit des Gefühls, die sie 'jedesmal ihre Rolle riclnia, auffassen und gelungen durchführen läßt. Es üt nicht mcinl Aufgabe hier jede ihrer Leistungen insbesonders zu besprechen (die Stimme des Publikums übernimmt dieses in jedem einzelnen Stucke selbst), sondern ich will zu dem ihr so vielfältig gezollten Neifall nur noch hinzufügen, daß derselbe jederzeit ebenso verdient alö ungecheilt war. Dlle. Teichman, für Mütter - und carikirtc Mädchenrotten, hat uns man>i,mal herzlich lachen gemacht, und verdient in diesem Fache eine wmischenswerthe Acquisition genannt zu werden. Unge« achtet die Rollen, die sie gewöhnlich übernimmt, auf die äußerste Spitze gestellt sind, übertreibt sie dieselben doch nie, und Charaktere, die von Andern so leicht bis'zur Caricatur verzerrt werden, weist sie durch eine wohl überdachte Mäßigung zu mildern und der Wirklichkeit anzupasse,,. Es läßt sich erwarten, daß ihr uncrmü-d»c fleißiges Spiel ihr die Zufriedenheit des Publikums in dein Dlle. Ätiederleitner dürfte, wenn sie sich ihren etwas monotonen Declamationu - Ton abgewöhnen wird, eine recht braue, vor? züglich für naive Rollen verwendbare Schauspielerinn werden: sie har in ein Paar Rollen, wo sie sich vielleicht unwillkürlich von ihrem Gefühle beherrschen ließ, ihre Befähigung dazu an den Tag gelegt, und ich glaube, daß sie uns dieser Goraussetzung mit jedem Male näher führen werde. Madame Vanini, im Allgemeinen für Mütterrotten, habe ich bisher mit keiner bedeutenderen Rolle bedacht gefunden, so daß ich ihre bisherige Darstellung als Maßstab zur Beurtheilung ihrer ganzen Kraft und Fähigkeit nicht hinnehmen kann. Ich habe noch eines Mitgliedes unserer Theatcrgesellschaft Erwähnung zu thun: es ist Dlle. Henschel, die ich bisher nicht einreihen ronnte, weil sie bald im Schauspiel, bald im Lustspiel, bald in der Posse, bald im Vaudeoitte und fast immer mit gutem Erfolge verwendet wird. Als „Tochter des Regiments" ist sie der Liebling des Publikums geworden, und macht jedes Mal ein gedrängt volles Haus; ein Verdienst, das ich hier ausschließlich für sie und ihre meisterhafte Darstellung in Anspruch nehme, weil von dieser der Erfolg des ganzen Vaudevills abhängt. Als „Arthui von Montpensier", als „Chon-Chon" fand sie, imd im letzteren vorzüglich wegen ihrer äußerst glücklich gewählten Toilette, einstimmigen Beifall. Was bei ihr ganz vorzüglich Beachtung verdient, ist ihr lebendiges und richtiges Mienenspiel, ihre Gewandheit in der Action, und die Lebenssrische ihres ganzen Spiels; Vorzüge, die immerhin geeignet sind, darüber das manchmal hervortretende Fremdartige ihrer Aussprache vergessen zu machen, und es ihr nachzusehen, wenn sie mit der Männerkleidung hie und da tleine Unarten annimmt, die selbst bei Männern schon hart an der Gränze des Schicklichen stehen. Und nun, lieber Leser, will ick, Dich noch auf zwei Neuigkeiten aufmerksam machen, denen wir dem Veruehmen nach noch heuer entgegen sehen dürfen: es ist der wcitberühmte „Zaubcr-schleier" und das Lustspiel „der Steckbrief", letzteres vom Verfasser des Doctor Wespe. Vielleicht kann ich Dir seiner Zeit auch darüber umständlicher berichten, wo nicht, so sey mir für die bisherigen Berichte ein so milder Nichter als ich es Andern war. Verleger; Ignaz 3lwis Sdler v. Kleinmayr.