für die zweyte Classe der H a u p L - u n d S t a d tschul 4 i in den kais. kön- östcrr. Staaten. Kostet ungebund. gebunden in led. Rucken L a ib a ch, ' im Verlage der kais. kön. Volksju-ulbucher-Ver stung des Laibachcr - Gubernial-Gebiethes. im Lpceal-Gebäude. 1 8 3 0. 17 Kr. Conv. M. 4--4Kr. W. W. k Kr. Conv. M. l 574 Kr^MtzKi -) 2'12^8^ ^Ismcing m un!vei^iteins knjünics v l.jubljsni 412484 Schulgesetze für die Volksschulen in den k. k. öster¬ reichischen Erbstaaten. i. Für das Verhalten vor der Schule. 1. Kinder! habet euer Schulgeräth immer in Ordnung und Bereitschaft, beschädiget nichts daran, und haltet es reinlich- 2. Nehmet davon nie mehr in^die Schule mit, als ihr für den jedcsmahligen Unterricht nöthig ha¬ bet- Messer und Lineale dürfen ohne ausdrückliche Erlaubniß des Lehrers in die Schule nicht mitge¬ bracht werden- 3. Vor dem Weggehen vom Hause untersuchet ob eure Kleidungsstücke reinlich sind. Euer Gesicht, eure Hände und Füße müssen gewaschen, die Nägel an den Händen beschnitten, die Kopfhaare in Ord¬ nung seyn. Verrichtet auch vorher eure Nothdurft. 4. Könnet ihr wegen einer Krankheit oder we¬ gen einer andern gültigen Ursache nicht zur Schu¬ le kommen, so bittet, daß es gehörig gemeldet werde- 5- Gehet zu rechter Zeit vom Hause weg, und haltet euch auf dem Wege zur Schule nicht auf, damit ihr zur bestimmten Zeit dort cintrcffet. Es ist euch auf das strengste verbothen, an Orten 4 zu verweilen, oder wohl gar mit zu lärmen, wo Leute zusammen laufen- 6- Gehet stille und sittsam dahin- Grüßet ein¬ ander auf dem Wege. Müsset ihr über Feld gehen, so gesellet euch, Knaben zu Knaben, Mädchen zu Mädchen. 7. Wenn ihr bey dem Schulhause ankommet, streifet den Koth oder Schnee von den Füßen, schüt¬ telt diesen von Hüten und Mäntel ab. 8. Grüßet diejenigen, welche euch im Schul¬ hause begegnen. 9- . tretet, ohne euch vor oder in dem Schul¬ hause irgendwo aufzuhalten, sogleich in das Schul¬ zimmer. io- Wer zu spät kommt, muß dem Lehrer die wahre Ursache aufrichtig angeben. Wehe dem, der sich durch Lügen Helsen will! Jede Lüge wird scharf bestrafet. ii. Für das Verhalten in der Schule. i. Beym Eintritte in das Schuhimmer machet dem Lehrer oder Lehrerinn eine anständige Ver¬ beugung. Habet ihr denselben etwas zu melden, so thut es. Grüßet alsdann auch die anwesenden Schü¬ ler und Schülerinnen. 2- Eure Mäntel, Hüte, Müßen, Ueberrockc, Regenschirme, Arbeitsbeutel, Strickrahmen u. dgl. leget an den dazu bestimmten Ort, und so, daß ihr sie gleich wieder hernehmcn könnet- 3- Gehet im Winter nicht zuerst an den Ofen, im Sommer nicht zu dem Brunnen, nicht an dis 5 Fenster, sondern jedes Mahl sogleich an den euch angewiesenen Platz. 4. Beneidet einander wegen des Vorranges in den Plätzen nicht, denn sie werden nach Fleiß und Aufführung angewiesen. Bemühet euch dadurch die ersten Platze zu verdienen. 5- Euer Schulgeräth leget, bis der Unterricht anfängt, in das untere Fach der Schulbank. 6. Erwartet stille und ruhig den Anfang des Unterrichtes. Bereitet euch dazu vor. Denket un¬ terdessen, z. B. an das, worüber ihr ausgefraget werden könntet, oder leset stille in einem eurer Schulbücher. 7- Bey dem Gebethe vor dem Unterrichte ste¬ het auf; faltet die Hände, und bethet andächtig nach, was vorgebethet wird. Die Akatholischen und Juden mögen erst nach vollendetem Gebethe in das Schulzimmer eintreten. 8- Nach dem Gebethe nehmet vom Schulgeräthe nur dasjenige hervor, was ihr für den Unterricht jedesmahl brauchet. 9. Sitzet während des Unterrichtes immer ge¬ rade, und haltet die Hände, wenn sie nicht etwa mit Schreiben, Rechnen u. s. w. beschäftiget sind, gerade vor euch auf die Bank. 10. Eure Augen und Ohren richtet auf den Leh¬ rer. Thut jedes Mahl dasjenige, was euch befoh¬ len wird, willig und genau. Gehorsam ist eine un¬ erläßliche Pflicht eines jeden Schülers. 11. Diejenigen, welche zum Lesen oder Ant¬ worten aufgerufen werden, stehen auf, und nehmen eine anständige Stellung. 6 12. Diejenigen, welche gern lesen, antworten, oder fragen möchten, dürfen cs nur mit Aufhebung einer Hand bescheiden zu erkennen geben. 13. Diejenigen, welche an den Schultisch, oder an die Schultafcl gerufen werden, gehen aus ihrer Bank, ohne ihre Nebensitzenden unnöthig zu stören; eben so nehmen sie wieder ihre vorige Plätze ein, wenn sie außer denselben nichts wehr zu thun Ha¬ den. Die Nebensitzenden müssen ihnen willfährig Platz machen. 14. Ueberhaupt dürfet ihr einander nicht beun¬ ruhigen, an Kleidungsstücken, Büchern, Schriften, Zeichnungen, Rechentafeln, oder auf was immer für eine Art nicht beschädigen. 15. Ihr.dürfet nicht schwatzen, einander nichts einsagen oder nachmurmeln, auch nicht umsehen, mit den Händen nicht tändeln, mit den Füßen nicht rauschen oder schlenkern, nicht über Bänke steigen, nicht ohne Erlaubniß von eucrm Platze gehen, nicht nach Willkühr bald stehen, bald sitzen, die Bänke oder Plätze in denselben nicht verwechseln- l6- Ihr dürfet während des Unterrichtes nichts essen, auch keine Eßwarcn sehen lassen, nicht zu trinken begehren, Diejenigen, welchen wegen großer Entfernung das Mittagsbrot mitgegebcn wird, ha¬ ben dasselbe bey dem Eintritte auf den vom Lehrer bestimmten Platz abzulcgen. 17. Ihr sollet außer einer dringenden Noth nicht auf den Abtritt gehen, und nicht eher darum bitten, als bis derjenige zurückgekommen ist, wel¬ cher vorher dazu die Erlaubniß erhalten hat. 18. Wer auf den Abtritt zu gehen die Erlaub- niß erhält, darf denselben nicht beschmutzen, oder bekritzeln. Trifft er ihn beschmutzt an, so soll er es sogleich anzeigen. Er darf sich daselbst nicht langer aufhalten, als es höchst nvthig ist, und außer dem Abtritte an keinem andern Orte oder Winkel seine Nothdurft verrichten. iy. Ihr sollet einander nicht das Geringste entwenden, aber auch ohne Erlaubniß einander nichts leihen, verschenken, verkaufen, vertauschen. 20. Die euch von der Schule aus dargcreich- ten Bücher, Schriften, Rechentafeln, Lineale, Reißzeuge, Zeichnungen, Modelle, Naturalien u. dgl. dürfet ihr ohne besondere Erlaubniß nicht mit nach Hause nehmen. Verderbet nichts daran; dicß wäre ein großer Undank. " 21. Beschädiget und beschmutzet auf keine Weife die Schulbänke, Tische, Stühle, Fenster, Lhürcn, Wände u. dgl. 22. Werfet nicht Papierschnitze, unbrauchbare Federn, oder sonst etwas unter die Bänke- 23- Seyd untereinander friedlich und verträg¬ lich, gegenseitig dienstfertig und gefällig; vermeidet alles grobe und ungezogene Betragen. Unterstehet euch nicht, dicscnigen zu necken oder auszufpotten, die einem andern als dem katholischen Glaubens¬ bekenntnisse zugethan sind. 24. Wenn andere Lehrer oder Lehrerinnen, die mit den Untcrrichtsgegenständen abwechfeln, in das Zimmer treten, oder wenn der Schul - Districts- Aufseher, der Ortsscclsorger oder Katechet, der Ortsbeamte, Ortsschulauffeher, Ortsrichtcr oder sonst jemand von Ansehen erscheint; so stehet auf, 8 machet auf Erinnerung des Lehrers oder der Lehre- rinn eine Verbeugung, und bleibet in^ einer anstän¬ digen Stellung so lange stehen, bis euch niederzu- sitzcn erlaubet wird. 25. Bringet nach geendigtem "Unterrichte euer Schulgeräth wieder in Ordnung, und leget cs vor euch auf die Bank hin. 26. Wenn der Fleiß-Katalog abgelesen wird, antwortet bey dem Abrufe eueres Rahmens mit ver¬ nehmlicher Stimme: Hier. 27. Bey dem Gebcihe am Ende des Unterrich¬ tes macht es so, wie bcym Anfänge desselben. Die Matholischen und Juden mögen vor demselben ab¬ treten. 28. Nach verrichtetem Gebethe nehmet euer Schulgeräth, gehet bankweise, wie es euch jedes Mahl angezeigt wird, heraus, nehmet eure hinter¬ legten Mäntel, Hüte, Mützen u. dgl-, stellet euch nach Anweisung der Lehrer oder Lehrerinnen paar¬ weise in die Ordnung zum Fortgehen, machet den¬ selben im Vorübcrgehen eure Verbeugung, und las¬ set euch ordentlich und stille bis vor das Schulhaus führen. 2y. Geht der Weg dahin über eine Stiege, oder über einige Stufen; so gehet langsam und vorsichtig, daß niemand falle. öo. Haben einige von euch bey dem Lehrer, oder bey- der Lehrerinn etwa eine Anzeige, eine Beschwer¬ de, oder sonst etwas anzubringen, so können sie es vor dem Weggehen thun. s III. Für das Verhalten in der Kirche. 1. Diejenigen, welche vor dem Schulunterrich¬ te zum Gottesdienste geführet werden, Huben ihr Schulgeräth einstweilen in den Schulbänken zurück¬ zulassen; haben es aber mitzunehmen, wenn sie erst nach dem Unterrichte dahin gehen- 2. Sie haben paarweise, und wo die Schule gemischt ist, zuerst die Knaben, dann die Mädchen in die Kirche still, ruhig, anständig zu gehen, da¬ selbst ihre angewiesenen Plätze cinzunehmen, bey- dem Gottesdienste zu stehen oder zu knien, wie cs ihnen angedeutct wird, andächtig und chrerbicthig zu bethen, oder zu singen, nach demselben aber wie¬ der in der vorigen Ordnung und Meise wegzu¬ gehen. 3. Versammelt euch an Sonn- und Feyertagen zu rechter Zeit in der Kirche an den euch angewie¬ senen Plätzen, und wohnet dem Unterrichte auf¬ merksam, dem Gottesdienste, andächtig und ehrer- bethig bey- 4. Bey gemeinschaftlichen Gesängen und Ge- bethen schreyet nicht; bey öffentlichen Umgängen haltet gute Ordnung, und bethet oder singet nach der Anleitung des Ortsseelsorgcrs oder Katecheten. 5- So machet cs auch bey öffentlichen Spei¬ segängen und Leichcnzügcn, wenn ihr sie zu beglei¬ ten habet. 6. Diejenigen, welche an Sonntagen die nachmit¬ tägigen Christenlehren zu besuchen haben, sollen sich, wo es immer thunlich ist, in dem Schulzimmer ver¬ sammeln, paarweise, stille und anständig in die Lt) Kirche gehen, und auf ihren Plätzen dem Unter¬ richte aufmerksam zuhörcn- 7- Eben so haben sich diejenigen, welche an den bestimmten Tagen zur Beicht und heiligen Communion gehen, vorläufig, wo es thunlich ist, in der Schule zu versammeln, von da paarweise in die Kirche zu gehen, dort sich geziemend zu verhalten, und sodann stille und ruhig nach Hause zu gehen. 8. Bezeiget in Kirchen und an allen der Got- tesvcrehrung gewidmeten Oertern alle Wohlanstän- digkcit und Andacht. Sehet euch nicht leichtfertig um, gehet nicht von einem Orte zum andern, neh¬ met kein Busch- oder Blumenwerk mit. Versehet euch mit einem Gebeth - oder Gesangbuche. Suchet allem Gedränge auszuweichen, und gehet, wo es immer geschehen kann, nach geendigtem Gottes¬ dienste vor den Erwachsenen, die Knaben zuerst, dann die Mädchen, weg. Für das Verhalten außer der Kirche und Schule. i. Wenn ihr an Sonn - oder Feyertagen von Hause aus in die Kirche gehet, so betraget euch sitt¬ sam und ordentlich. Eben so gehet wieder zurück. ?. Haltet euch vor der Kirche nicht auf, wenn gleich der Gottesdienst noch nicht angefangen hat. Noch weniger dürfet ihr dort spielen. Besteiget nicht ohne Erlaubniß den Kirchcnthurm, klettert nicht auf den Kirchhvfmaucrn herum, bckratzct die Mau¬ ern daselbst nicht, schreibet, und zeichnet nichts daran. 11 3. Werdet ihr paarweise aus der Kirche, oder Schule geführet, so gehet so lauge in dieser Ord¬ nung fort, als es seyn kann. Ihr dürfet euch dem¬ nach bey dem Schulhause nicht verweilen, daselbst oder bey den Nebenhäusern oder sonst an einem öf¬ fentlichen Orte keine Nothdurft verrichten, nicht aus einander laufen, sondern müsset stille und sittsam nach Hause gehen. 4. Machet einander auf dem Wege wegen der etwa in der Schule erhaltenen Verweise, Drohun¬ gen oder Strafen keine Vorwürfe, lachet einander deswegen nicht aus, redet davon nicht zu andern. Gebet einander keine Schimpf- oder falsche Nahmen - spottet einander wegen schwächerer Talente oder kör¬ perlichen Gebrechen nicht. 5. Fallet auf den Straßen und Gasten, und nirgendwo jemanden beschwerlich, bekritzelt nirgend¬ wo die Mauern oder Planken, beschädiget nichts an Häusern, Hütten, Zäunen, Pflanzen, Bäumen, Wiesen, Aeckcrn u. dgl. 6. Entwendet niemanden etwas, vergreifet euch nicht am fremden Obste, an Weingärten, Fcldfrüch- ten u. s. w. 7- Grüßet diejenigen, die euch begegnen, und machet angesehenen Personen eine anständige Verbeu¬ gung. 8. Lernet und verfertiget zu Hause eure Auf¬ gaben : leset, schreibet, rechnet, zeichnet, wiederhoh- lct- Verrichtet aber auch willig und genau die Ge¬ schäfte, welche euch eure Aeltcrn auftragen. y. Wird euch zu spielen erlaubt, so wählet da¬ zu solche Platze, wo ihr niemanden beschwerlich fal- 12' let- Spielet abgesondert, Knaben mit Knaben, Mädchen mit Mädchen. Spielet ohne Zank und wildes Geschrey; spielet nichts, was der Gesundheit nachtheilig, wa. der Ehrbarkeit und dem Wohlstände zuwider wäre. Darüber befraget eure Aeltern und Lehrer. 10. Schleifet nicht auf gefährlichen Eisdecken, auch nicht an Häusern und andern gangbaren Oer¬ tern; badet euch nicht in gefährlichen Wässern, und nicmahls nackend. 11. Hänget euch nicht hinten auf Wägen oder Schlitten, und thut überhaupt nichts, was durch eure Vorgesetzten und Obrigkeiten verbothen wird. 12. Habet ihr aus der Schule ganz auszutre¬ ten, so meldet es gehörig, und danket allen, die mit euch zu thun gehabt haben. Sehet die Lehrer als eure größten Wohlthater an, denen ihr lebens¬ lang dankbar seyn sollet. Euren Dank beweiset zu¬ erst dadurch, daß ihr durch fleißigen Besuch des Wiederhohlungsuntcrrichtes und der Sonntagsschule die erworbenen Kenntnisse vor der Vergessenheit be¬ wahret, und nützlich anwendet. * * Beobachtet alle diese Gesetze willig und pünct- lich. Derjenige, welcher dagegen handelt, wird nach Umständen mit geheimen und öffentlichen Verwei¬ sen und Drohungen, mit der Abnahme von Fleiß- zettcln, mit dem Verluste des Ehrenplatzes, Eh¬ renzeichens , Ehrendienstes, mit dem Sitzen oder Stehen auf einem abgesonderten Platze, mit dem id ir be >d 13 Msstreichen aus dem Ehrenbuche, mit dem Schand¬ orte, mit dem Vermerken oder Einschreiben in das Schandbuch, oder' wohl gar .mit der Ruthe, oder mit dem Stäbchen bestrafet, und zi" t sich dadurch eine üble Note in Sitten zu. Dm Unw.bstferlichen werden von der Schule ausgeschlossen. Moralische Erzählungen und Gleichnisse. 1. Das Vertrauen auf Gott. Ein alter, rechtschaffener Mann, Rahmens Gott¬ fried, hatte die Gewohnheit, daß er des Abends nach dem Esten, ehe er sich schlafen legte, seine kleinen Enkel zu sich rief, und ihnen angenehme und nützliche Geschichten, erzählte, oder manche gute Lehren gab. Und die Kinder waren daran so gewohnt, und hörten ihm so gern zu, daß sie im¬ mer ungerufen herbey kamen, und ihn bathen, ihnen etwas zu erzählen. Einst erklärte er ihnen, welch ein großes Glück es für die Menschen sey, daß sie in allen Umstän¬ den ihr Vertrauen auf Gott setzen können, und ihm jedes Anliegen im Gebcthe vortragen dürfen. Ich. würde, sagte er unter andern, in meinen Leiden oft ganz trostlos geworden seyn, wenn ich nicht mit kindlicher Zuversicht auf Gott vertrauet hätte. Allein, wenn ich betrübt werden wollte, so dachte ich an den lieben Gott, klagte ihm meine Leiden, nnd ich weiß selbst nicht, wie cs kam, ich wurde nach jedem Gcbethe so ruhig, so getröstet, als wenn mir nichts fchlete. Kinder! glaubet einem alten Manne, der cs ost erfahren hat, nnd wovon uns die heilige Schrift so oft versichert: Das Eebeth des Rechtschaffenen und Frommen bleibt nie unerhört. Wenn uns auch Gott nicht immer das gibt, um was wir ihn bitten; so gibt er uns gewiß etwas Besseres, nähmlich Ru¬ he des Gemüthes, Zufriedenheit mit unserem Schick¬ sale, seinen göttlichen Segen zu unseren Arbeiten, und die sichere Hoffnung, daß Gott alles wohl ma¬ chen werde. Wie könnte uns Gott auch immer gerade das geben, um was wir bittens Wir bitten ost in un¬ serer Unwissenheit um Dinge, die uns schädlich seyn, oder uns von Gott entfernen würden. Es war einmahl ein Landmann, der glaubte, es wäre nichts besser, als Reichthum und viel Geld. Da geschah es, daß er ein großes Vermögen erbte. Sobald er das Geld hatte, verkaufte er sein Haus und seine Aeckcr, und zog in die Stadt. Er arbei¬ tete nicht mehr, seine Frau bekümmerte sich auch nicht mehr um die häuslichen Geschäfte, und die Kinder gewöhnten sich an Müßiggang und Nichts¬ thun. — Kaum waren etliche Jahre vorüber, so fin¬ gen seine liederlichen Söhne an, zuerst ihn, dann Andere zu bestehlen. Der eine wurde ertappt, und in das Gefängmß gesetzt, ein anderer lief davon, und irrte in der Welt herum. Die Aeltcrn gcricthcn ii L r r r j ( r l l ! l I I l ! l 15 so ne ich t, es ist en ich n; u- ck- n, a- as ii- li, c, d. ic. is i- ch ie i- i- in id n IN Noth und Elend, und starben aus Gram und Bctrübniß. Was hatte nun diesem Manne das Geld ge- uützet? Wie weit glücklicher würde er gewesen scyn, wenn er in seinem vorigen Stande geblieben wäre! Sehet, Kinder, so wenig wissen wir öfters, was uns wahrhaft gut und nützlich ist. Gott weiß cs allein, was zu unserm wahren Be¬ sten ist, und dem Frommen und Rechtschaffenen wird Gort gewiß Helsen. Ich war zuweilen krank; da rief ich: Gott erbarme dich meiner! und ich ward gesund. Ich war in Nöthen; da fiel ich nieder, und bcthete, und Gott errettete mich. Er schickte mir Gelegenheit, durch Arbeit mir etwas zu ver¬ dienen. Ich arbeitete, und dankte ihm, und ich wurde getröstet und beruhiget. So gütig und barm¬ herzig ist der liebe Gott! Wenn aber auch Gytt damahls, als ich ihn anrief, mich nicht von mei¬ ner Krankheit und aus meiner Noth befrcyet hatte, so würde ich deßhalb an seiner Güte doch nicht ge¬ zweifelt haben. Ich hatte daraus geschlossen, daß es mir gut sey, noch länger krank oder arm zu seyn, und damit würde ich mich getröstet und be¬ ruhiget haben. Oft ist es uns wahrhaft gut, eine Zeit lang Noth, Armuth oder andere Leiden zu erdulden. Wie mancher wäre ein Bösewicht geworden, wenn cs ihm immer wohl gegangen wäre! Das Glück macht leicht übcrmüthig aber die Noth bringt uns wieder zum Nachdenken über uns selbst und über unsere Pflichten; das Leiden führet uns wieder zu Gott zurück, auf den wir im Glücke und Wohl- 16 stände vergaßen. Ich selbst würde gewiß mich nicht so sest an meinen lieben Gott gehalten haben, wenn es mir, besonders in meinen stüngern Zähren, nicht zn weilen übel gegangen wäre. Viele Leiden und Unglücksfälle, worüber wir uns sehr grämen, werden uns von Gott zu unse¬ rem Besten zugeschickt, und bringen uns Heil und Segen für unfere unsterbliche Seele. Ich hatte einmahl Gelegenheit, mit einem vor¬ nehmen Herrn bekannt zu werden, der über das Meer reifen wollte. Diefer hatte mich so lieb ge¬ wonnen, daß er mir große Verheißungen machte, wenn ich mich entschließen könnte, ihn auf dieser Reife zu begleiten. Zch war dazu bereitwillig, und wir rüsteten uns zur Abreise. Doch da alle Anstal¬ ten schon gemacht waren, verfiel ich in eine schwere und anhaltende Krankheit, das Schiff ging in¬ dessen ohne mich ab, und die schönen Hoffnun¬ gen, die ich mir gemacht hatte, waren dahin. Das schien mir nun ein großes Unglück zu seyn, und ich hätte beynahe in meinem Unverstände wider Gott gemurret- —> Aber nach einigen Wochen er¬ fuhr ich, daß dasselbe Schiff von Seeräubern weggenommen, und alle in demselben befindlichen Menschen zu Sclaven gemacht wurden- Da er¬ kannte ich Gottes Güte gegen mich, und schämte mich meiner Unzufriedenheit- Seit der Zeit bin ich immer mit meinem Schick¬ sale zufrieden gewesen, wenn ich auch nicht allzeit begreifen konnte, wozu mir dieses oder jenes gut seyn möchte. Und wie könnten wir Menschen die¬ ses immer begreifen, da wir nicht in die Zukunft 17 sehen? Wenn uns etwas begegnet, so wissen wir nicht, was künftig einmahl, vielleicht erst nach vie¬ len Zähren, daraus erfolgen werde. Das ist allein gewiß: Gott macht alles wohl! So redete der alte Gottfried, und war dabw* innig gerührt. Stille und ernsthaft hatten ihm die Kinder zugehört, und wünschten vom Herzen, daß er noch länger reden möchte. Jetzt stand er auf, um sich zur Ruhe zu begeben. Ehe er aber die Kin¬ der von 'sich ließ, sagte er noch zu ihnen: Ach, liebe Kinder! vergesset es doch nie, was ich euch jetzt gesagt habe. Und wenn ihr in den künftigen Zähren euers bebens in Umstände kommet, wo ihr kleinmüthig werden wollet, so denket an meine Worte, denket an eueren Großvater Gottfried, der so oft ans Erfahrung gelernt hat, wie gut es sey, sich auf Gott zu verlassen. Die Kinder gaben ihm alle die Hand darauf, daß sie seine schönen Lehren lebenslang behalten, dem himmlischen Vater sich getrost überlassen, und bey ihm in jeder Noth Trost und Hülfe suchen wvllen- Du führest, Herr, die Deinen Nicht so, wie sie es meinen, Du führest sie nach deinem Rath. Ob ich mich auch betrübe, Bleibt doch dein Rath voll Liebe; Das zeigt der Ausgang mit der That. 2. Die Kraft des -GebeLhes. Gotthold, ein Mann in einem kleinen Städt¬ chen, befand sich in sehr kümmerlichen Umständen» Leseb. II. El. für Haupt- und Stadtsch. 2 13 Sein Amt trug nur 200 Gulden ein. Davon mußte er seine Frau und seine sechs Kinder ernähren. Es fügte sich gar oft, daß er nicht wußte, woher er einen Kreuzer Geld nehmen sollte, um die noth- wendigsten Bedürfnisse für sich und die Seinigen anzuschaffen. In dieser Noth hatte er noch ein anderes Lei¬ den zu ertragen. Es war nähmlich ein böser Mann in dem Orte, der feindselig gegen ihn dachte, und ihm durch allerhand Ranke sein Amt und seine kleine Besoldung zu entreißen suchte. Ungeachtet dessen war Gotthold immer zufrie¬ den und heiter. Auch gegen seinen Gegner war er stets freundlich und liebreich und erzeigte ihm viele Gefälligkeiten. Einer seiner Freunde war begierig, zu erfah¬ ren, wie Gotthold es anfange, daß er in seiner Armuth so vergnügt seyn, und auch seinem Feinde so sanftmüthig begegnen könne. Er ging deshalb zu ihm, und fragte ihn: Lieber Freund! Sage mir, wie du es anfängst, daß du bey deinem Elende immer so vergnügt bist, und deinem Feinde so lie¬ bevoll begegnen kannst? Wenn ich in einer solchen kümmerlichen Lage mich befände, wie du, ich wäre schon längst schwcrmüthig geworden. Und wenn ein Mensch mir so vielen Verdruß machte, als du von deinem Gegner erfahren mußt; ich könnte mich nicht enthalten, ihm Böses nachzure¬ den, und ebenfalls feindselig ihm zu begegnen. Eotthold antwortete: Das will ich dir gern erklären. O glaube mir, daß ich so sehr zur Lraurigkeit geneigt bin, als es jemand seyn kann. iS Ich kann auch eben so leicht zum Zorne gereiht werden, wie du. Aber das Mittel, wodurch ich meine Traurigkeit und meinen Zorn überwinde, ist das Gebeth. Wenn der Kummer mich niederdrücken will, so gehe ich in meine Kammer, richte meine Gedanken zu Gott, und bcthe: Guter Gott! du bist ja mein Vater. Du ernährest so viele Millionen deiner Ge¬ schöpfe, wie konntest du mich sammt den Meinigen zu Grunde gehen lassen? Ich sorge unermüdet und liebevoll für die Meinigen, und du, bester Vater, solltest für uns, deine Kinder, nicht sorgen, oder unser vergessen? Nein, wenn auch eine Mutter ihres Kindes vergessen könnte, so willst du doch unser nie vergessen. Wenn ein Vater auf Erden seinen Kindern gute Gaben gibt, um wie viel mehr wirst du, himmlischer Vater, allen denen Gutes geben, die dich mit frommen und vertrauensvollen Herzen darum bitten. — Wenn ich mir nun so recht vorstelle, wie gütig'Gott, wie mächtig er ist, wie er alles, was lebt, so liebreich erhält und versorget: da wird es auf einmahl hell in meiner Seele, und ich denke mir, der höchst gütige Gott kann mich unmöglich verlassen- Wenn ich bisweilen unwillig werden will, und auf den Gedanken komme, mich an meinem Feinde zu rächen, dann bethe ich: Ach lieber Gott! du verzeihest mir so viele Sünden; hilf mir, daß auch ich meinen Mitmenschen vergeben möge- Hat doch mein göttlicher Heiland seinen ärgsten Fein¬ den verziehen, die ihn bis zum Tode am Kreuze haßten und verfolgten. Er hat für sie gedeihet: 2 * 20 Vater, vergieb ihnen; sie wissen nicht, was sie thun! Und er hat uns ausdrücklich befohlen: Liebet eure Feinde, thut Gutes denen, die euch hassen, be- thet für die, welche euch beleidigen und verfolgen. — Wenn ich mir dann den liebevollen Gott recht lebhaft vorstelle, der seine Sonne auch über jene aufgehen laßt, die ihn nicht lieben, und seinen Regen herab fallen läßt auch über die Felder derje¬ nigen , die von dem Wege seiner Gebothe abwei¬ chen, und der Sünde sich hingeben; dann legt sich sogleich mein Unwille, und es entsteht in mir ein herzliches Verlangen, meinem Feinde recht viel .Gutes zu thun. So lange man recht herzlich bethen kann, ist man im Stande, die Schwermuth, den Zorn und jede unordentliche Neigung zu bezähmen und zu unterdrücken. So sprach Gotthold. Sein Freund dankte ihm herzlich für diese Belehrung, fing auch an zu be¬ then, und überzeigte sich durch seine eigene Erfah¬ rung, daß Gotthold die Wahrheit geredet habe. „Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen. Er erfüllet die Wünsche der Gottesfürchtigen, er erhöret ihr Gebeth, und hilft ihnen." Psalm- 3. Gott erhöret das Gebeth. Zn einem Dorfe lebte ein ehrlicher, gottesfürch¬ tiger Mann, der als Schneider durch 20 Jahre sich und seine Kinder redlich ernährte. Nie hatte cs ihnen an Kleidung gefehlt, und nie hatten sie Hunger gelitten. Da entstand eine große Lheuerung im Lande, und er gerieth in große Noth. Denn 21 das Brot und alle Lebensmittel waren sehr theuer, und sein Verdienst war geringer, als sonst, weil die meisten Leute all ihr Geld auf das liebe Brot verwenden mußten, und daher keine neuen Kleider machen lassen konnten. Da saß nun der gute Mann ost drey bis vier Tage ohne Arbeit und ohne Ver¬ dienst, und doch wollten er und seine Kinder alle Tage essen. In diesen schweren Zeiten war er ganz ängstlich und kleinmüthig. Schon lange hatten sie nichts anderes mehr gegessen, als Wassersuppe und troc¬ kenes Brot. Da er aber auch nicht mehr so viel Geld aufbringen konnte, als er brauchte, um sich nur das nothige Brot anzuschaffen; so mußte er seine bessern Einrichtungsstücke verkaufen, um sich mit den Seinigen vor dem Hungertods zu retten. Aber am Ende hatte er nichts mehr zu verkaufen übrig. Es kam mit ihm so weit, daß er einmahl des Mor¬ gens aufstand, ohne zu wissen, woher er auch nur einen Bissen Brot nehmen sollte. Seine Kinder traten zu ihm hin, drückten ihm die Hände, und riefen: Brot! Lieber Vater, Brot! — Da hätte ihm das Herz vor Jammer brechen mögen. Allein er faßte sich, und tröstete die Kinder mit den Worten: Diesen Morgen kann ich euch wohl kein Brot geben; aber Mittags sollet ihr euch alle sättigen können- Und woher wirst du denn, Vater, Brot be¬ kommen? fragten die Kinder. Der Vater zeigte gegen Himmel, wandte aber schnell sein Angesicht weg, denn die Lhränen stossen 22 ihm über die Wangen herab, und ging in seine Kammer. Da fiel er auf seine Knie nieder, und bethete mit bewegtem Gemiithe: Ach, Gott und Vater! Meine Kinder, — sie find ja deine Kin¬ der. Sollte ich wohl den Jammer sehen, daß meine Kinder vor mir verschmachten? Du ernährest die Vögel in der Luft, und gibst den Raben ihr Fut¬ ter. Unmöglich kannst du meine Kinder vor Hun¬ ger sterben lassen- Gewiß, das kannst du nicht; du wirst mir gewiß Brot für sie gewähren. So bethete er, und hoffte zuversichtlich, daß der liebe Gott ihm ein Mittel zeigen würde, seinen Kindern Brot zu verschaffen. Schon eine Viertel¬ stunde dachte er hin und her, wie er die Seimigen sättigen könnte; da kam unvermuthet eines seiner Kinder in die Kammer, und sagte, es wäre eine Frau da, die wolle ihn sprechen. Der Vater ging hinaus, und traf eine Bauers¬ frau an, die ihn fragte, ob er sich getraue, in einigen Tagen neue Kleider für sie und ihre Toch¬ ter zu verfertigten, die sie nothwendig habe, um den nächsten Sonntag einer Feyerlichkeit beywohnen zu können. Gern, gern! — antwortete er, und nöthigte die Frau, in die Stube zu gehen. Sic ging hinein, und sagte: Damit ihr aber desto vergnügter arbei¬ ten möget, so habe ich hier auch etwas Lebens¬ mittel für euch mitgebracht. Ley diesen Worten höhlte sie einen Korb her- bey. Alle Kinder drängten sich herzu, um zu sehen, was in demselben seyn möchte. Da brachte sie Brot 23 heraus, dann Erbsen und Linsen, Butter und ge¬ räuchertes Fleisch. Die Kinder schlugen in die Hände, sahen ein¬ ander an, und fingen an zu weinen. Der Vater selbst stand ganz stumm da, und konnte nur mit Lhränen antworten- Die Frau fragte, was das bedeute? Da er¬ zählte ihr der kummervolle Vater die betrübten Um¬ stände, in welchen er sich mit seinen Kindern be¬ funden hatte. Die Frau ward bis zu Lhränen ge¬ rührt, und freuete sich-, daß Gott durch sie diesem ehrlichen Manne und seinen Kindern geholfen habe. Sie faßte gleich den schonen Vorsatz, diese arme Familie noch ferner zu, versorgen, und sagte: Von nun an, lieber Mann, sollet ihr mit den Eurigen keine Noth mehr leiden- Ich habe von dem vorigen Jahre noch so viele Früchte aufbewahret, daß ich euch alle davon ernähren, und doch noch etwas verkaufen kann. Kommet zu mir, so oft ihr Brot brauchet; ich will euch jederzeit geben, was ihr bedürfet. Und wenn ihr andere Lebensmittel brauchet, so werde ich sie euch nicht abfchlagen. Ich will euch alles um einen billigen Preis anrech¬ nen und ihr könnet nach und nach mit eurer Ar¬ beit diese Schuld wieder tilgen. Ich habe ja auch Kinder; wer weiß, wohin sie kommen, und wer ihnen in ihrer Noth beyspringet. Lebet wohl, und verläßt euch auf mein Wort- Die ganze Familie war vor Freude außer sich. Sobald die gute Frau weg war, bereiteten sie eine Mahlzeit, und es schmeckte ihnen herrlich; denn der Hunger würzte ihnen die Speisen. 24 Sie dankten aber auch dem lieben Gott recht herzlich, der dann mit seiner Hülfe am nächsten ist. wenn wir es am wenigsten vermuthen- „Alle eure Sorgen leget auf ihn; denn er sor¬ get für euch." I. Petr, s, 7. Auf meinen lieben Gott Trau' ich in Angst und Noth; Er kann mich allzeit retten Aus Trübsal, Angst und Nöthen. „Darum sollet ihr nicht ängstlich sorgen, und sagen: Was werden wir essen? was werden wir trin¬ ken? oder womit werden wir uns bekleiden? Denn euer himmlischer Vater weiß, daß ihr alles dessen bedürfet." 4. Der fröhliche Landmann. Es lebte in einem Dorfe ein Mann, Rahmens Klaus, der konnte den ganzen Frühling hindurch Blumen sehen, Vögel singen hören, die schönsten Kornfelder durchwandeln, und dennoch kam ihm nicht ein froher Gedanke in den Sinn- Wenn er froh werden sollte, so mußte Wein oder Backwerk da seyn. Er mußte im Spielen gewinnen, oder den be¬ sten Rock in der Gesellschaft anhaben. Nur bey dergleichen Gelegenheiten pflegte er zu lachen. Einst ging er über das Feld, und sah gedan¬ kenlos, wie gewöhnlich, vor sich nieder. Da fand er seinen armen Vetter Karl vor einem wilden Aepfclbaume, der eben in voller Blüthc stand. Et- sang mit leiser Stimme den Vers: 25 Mich, ruft der Baum in seiner Pracht, Auch mich, auch mich hat Gott gemacht! Gebt unserm Gott die Ehre! und weinte vor freudiger Empfindung über die All¬ macht und Güte des Schöpfers. Wie kannst du dich über einen Baum fo freuen? fagte Klaus mürrisch zu Karl, der ihn nun mit froher und wohlwollender Seele grüßte. Ey, lieber Vetter, antwortete Karl, wenn es nicht wohlfeile Freuden gäbe, woher wollte ich Ar¬ mer solche nehmen? Ich kann keine Freuden be¬ zahlen. Aber eben deshalb habe ich den guten Gott so lieb, daß er auch uns Armen so viele Freuden bereitet hat- Ich kann ohne Kosten und Reue recht fröhlich seyn- Aber es ist dieß eine ordentliche Kunst- Nun worin besteht denn diese Kunst? fragte Klaus. Diese Kunst, wenn du mich hören willst, ant¬ wortete Karl, besteht darin: Ich sehe alles recht an, was da ist, Großes und kleines, was Gott gemacht hat, und finde alle Tage etwas Neues und Schönes. Dann denke ich nach, warum oder wozu dieses oder jenes wohl da sey, oder wozu es nützen mag. Und wenn ich dabey die Spuren der Allmacht, Weisheit und Güte des Schöpfers er¬ kenne, so erhebt sich mein Herz voll Freude und Dank zu Gott, und ich bethe ihn an, ganz durch¬ drungen von feiner unendlichen Huld und Liebe. Ich erwecke fromme Vorsätze, dem Allgütigen zu gefallen, und gehe munter und froh an meine Arbeit- Lebe wohl, sprach Klaus, und ging fort- 26 ;,Es ist ein großer Gewinn, gottselig leben, und sich mit Wenigem begnügen." I. Timoth. 6, 6. 5. Die aufgehende Sonne. Ein weiser Vater wandelte an einem Frühlings- Morgen hinaus auf das Feld. Seine zwey Sohne folgten ihm nach. Es ging eben die Sonne auf. Die Gipfel der Berge glänzten im Morgenroth, ein lieblicher Schimmer verbreitete sich über das Thal hin, und die Vögel stimmten ihr munteres Lied an, ihren Schöpfer zu preisen. ^Da erhob der Vater sein Haupt andächtig gegen Himmel, und sprach mit bewegtem Gemüthe: Sehet, liebe Söhne, dort steigt sie herauf, die herrliche Sonne! Licht, Wärme und Leben strömet aus ihr, damit die Blu¬ men und Früchte der Erde gedeihen, und das Herz des Menschen sich freue; denn sie wandelt einher. Freude und Segen verbreitend. Die Sonne, liebe Kinder, sey uns ein Bild unseres irdischen Wandels! Was sie der Welt ist, das soll jeder Mensch seyn an der Stelle, dahin ihn Gott gesetzt hat. Erfreuen und segnen im Nah¬ men Gottes, — das ist der Sonne Tagewerk. Und: Wohlthun und Segen verbreiten im Nahmen des himmlischen Vaters, — das ist auch der hohe Be¬ rus des Menschen auf Erden. Die Sonne sendet ihre wohlthätigen Strahlen über Gute und Böse, über die Hütte des Bettlers, wie über die Palläste der Reichen, und sie spiegelt sich im Lhautröpflein nicht minder, als in dem un¬ ermeßlichen Weltmeere. Also sey auch das Herz des Menschen beschaffen- Er soll Gutes erweisen 27 den Freunden und Feinden, er soll die Kleinen und Armen nicht minder ehren und lieben, als die Großen und Reichen; denn sie sind alle Kinder des rühmlichen Vaters im Himmel. Die Sonne endlich vollbringt ihr Tagewerk vom Aufgange bis zum Niedergange, ohne jemahls müde oder überdrüßig zu werden. — Eben so ver¬ halte es sich auch mit der Liebe des Menschen. Er verbittere niemahls die Wohlthat, die er dem Näch¬ sten erweiset, durch harte Worte, welche der Seele des Leidenden wehe thun; sondern er thue das Gute ohne Verdruß und mit herzlichem Wohlwollen, denn Gott liebet die fröhlichen Geber vor allem. Nachdem der weise Vater also geredet hatte, sah er die Knaben freundlich an, und schwieg. Die Söhne aber sprachen mit gerührtem Herzen: Va¬ ter, wir wollen deiner Lehren gedenken, gut und fromm sepn, und liebreich wandeln aus Erden- Die christliche Bruderliebe. Mit inniger Freude sah ein frommer und wei¬ ser Lehrer zur Zeit der Ernte das frohe Leben und Treiben, Mähen und Sammeln auf den gesegne¬ ten Fluren des Feldes, und sprach zu seinen Schü¬ lern: Die Ernte ist gleich einem festlichen Mahle, welches ein Hausvater seinen Kindern bereitete. Und an dem Tage des festlichen Mahles gab er einigen seiner Kinder mannigfaltige Gaben, und gab ihnen so reichlich, so freundlich und liebevoll, daß ihnen Lhranen des Dankes und der Freude in die Augen traten. Aber einige unter ihnen entließ 28 er ohne Gaben. Da traten diese Armen zurück, und ihren Augen entfloß auch eine Thräne, aber cs war nicht die Thräne der Freude, sondern des Schmerzens. Innig gerührt sahen dieß ihre beglückteren Brü¬ der, und sprachen mit herzlicher Lheilnahme: Nein, das kann nicht der Wille unseres guten Vaters seyn, daß ihr trauern solltet, an dem Lage, an welchem wir uns seiner Güte erfreuen. Und wie könnten wir uns auch selbst freuen, so lange wir euch trau¬ ern sehen? Kommet, und empfanget auch ihr eu¬ ren Theil von dem Segen, den der gute Vater uns gegeben hat- Also sprachen sie, und gaben mit milder Hand. Heiter wurde das Angesicht derer, die empfingen, und heiterer das Angesicht derer, die gegeben hatten. Da blickte der Vater mit Wohlgefallen auf sie alle, und sprach: Seyd mir gesegnet, liebe Kin¬ der! ihr habet .meinen Sinn errathen, und nach meinem Herzen ged^wd?ltt nicht, daß ich eines unter euch vergessen hätte. Wie konnte ich das? Ihr seyd ja alle meine Kinder- Aber absicht¬ lich vertheilte ich meine Gaben so, damit das Band der Bruderliebe durch Geben und Empfangen unter euch fester geknüpft, und der Eine durch Mildthä- tigkeit, der Andere durch Dankbarkeit veredelt wer¬ de- Ihr habet meinen Sinn errathen, und nach meinem Herzen gehandelt; darum seyd mir gesegnet, liebe Kinder! Ist dieß nicht das Bild des himmlischen Va¬ ters, und sind wir nicht Kinder dieses Vaters, und Brüder unter einander? — Gehen wir hin, und thun wir deßgleichen- 7. Die anspruchslose Nächstenliebe. 29 So recht! sprach der Gutsherr einer Gemein¬ de zu einem Landmanne, welcher mit Hülfe seiner Kinder Steine aus seinem Acker grub, diese hinab in einen Sumpf, und aus dem Sumpfe schlammi¬ ge Erde auf diesen steinigen Acker führte. Auf die¬ se Weise, durch Fleiß und Nachdenken herrscht der Mensch würdig über die Erde, und macht sie schöner und fruchtbarer. Gott segnet das Werk eu¬ rer Hände! Freundlich dankte der Landmann, trocknete sich den Schweiß von der Stirne, und erzählte mit gutmüthiger Zutraulichkeit. Schon seit Jahren merkte ich, wo es diesem Acker fehle; aber es fehl¬ te mir an Zeit, diese mühevolle Arheit zu unter¬ nehmen. Nun aber, da Gott mir Mitarbeiter an meinen Kindern gegeben hat, ist es über alle meine Erwartung gut gegangen. Ich bin mit meinem Acker wenigstens um eine Woche früher fertig ge¬ worden, als ich es hoffte. Darum hielt ich es für billig, mit der gewonnen Zeit meinem Nachbar zu dienen. Der gute Nachbar wollte diefe Arbeit selbst thun, aber eine Krankheit hinderte ihn, von welcher er jetzt erst zu genesen anfängt. Da bin ich nun so glücklich, daß ich ganz im Stillen für ihn thun kann, was er selbst in diesem Jahre nicht mehr thun konnte, weil die Zeit der Aussaat her¬ annahet. Wie? fragte der Gutsherr, euer Nachbar weiß nicht, daß ihr für ihr arbeitet? — Kein Wort, antwortete der Landmann. —- Dann aber, sprach 30 der Gutsherr, wird er euch vielleicht nicht so be¬ lohnen, wie ihr es verdienet habet. — Belohnen! entgegnete der Landmann! wer wollte einen Lohn für einen solchen Dienst der Liebe erwarten? Mein Nachbar hätte dasselbe für mich gcthan, wenn ich krank geworden wäre. Die freudige Ueberraschung, wenn er zum ersten Mahle seinen Acker wieder sieht, die wird mein Lohn seyn. Da glänzte des Gutsherrn Auge, mit beyden Händen ergriff er die Hände des Landmannes, und sprach mit gerührtem Herzen: Seyd mir gesegnet, Mann, mit einem so liebevollen Herzen! seyd mir gesegnet! Der Vater im Himmel, der Allgütige, der die Frommen liebt, der segne euch und euere Kinder, und vergelte euch im reichlichsten Maße, was ihr Gutes euerm Nachbar erweiset- „Sieh, wie angenehm und lieblich es ist, wenn Brüder friedlich bcy einander wohnen." Psalm. „Ein jeder beweise an seinem Bruder Güte und Barmherzigkeit." Zachar. 7, y. „Was du willst, daß andere dir thun sollen, das thu auch du ihnen. Matth. 7, 12. 8. Die warme Stube im Winter. Als an einem Tage ein gewaltiges Schneege¬ stöber und eine heftige Kälte einfiel, schloß man alle Thüren und Fenster zu, verstopfte die Oeffnun- gcn, und drängte sich nahe zu dem Ofen. Da lasse man, sagte der Vater, den Wind nur brausen und toben; wir sind geschützt vor Wind und Kälte durch die erwärmte Stube. we un Ai g- itr m su m ft ft d, u h il r r < - And so Muß man es ost machen, fuhr er fort, wenn böse und verführerische Menschen uns locken und reißen zur Sünde. Man muß vor ihnen die Augen schließen, damit man ihre bösen Handlun¬ gen nicht sehe, und die Ohren verstopfen, daß man ihre ärgerlichen Reden nicht höre. So muß man es auch machen, setzte die Haus¬ mutter hinzu, wenn uns Gott mit Leiden Heim¬ sucht, oder wenn er Widerwärtigkeit über uns kom¬ men läßt. Man geh in sich — in das Innerste seines Herzens, und prüfe sich, ob man es nicht fo verdienet habe. Man denke: Gott schickt es, und danke, und so fragt man dann nicht mehr viel dar¬ nach, wie es um uns her tobt und brauset; wir halten uns fest an Gott, und empfinden Trost bey ihm, und Schutz und Hülfe. Du denkst recht, liebe Mutter! sagte der Haus¬ vater. Wer an Gott sich hält, und bey ihm Schutz und Trost suchet, der ist sicher bey allen Verfol¬ gungen, in jedem Leiden und Unglücke. Haben wir es doch selbst schon ost erfahren- Was hat uns getrö¬ stet in manchen Leiden? Das Gebeth in der Stil¬ le, der Aufblick zum Himmel. Da kam himmlischer Trost, Geduld und Muth in unsere Seele. Lhrä- nen sind zwar schon ost über unsere Wangen ge¬ flossen. Aber Gott hat alle nicht nur getrocknet, er hat sie auch zuvor gezählet, und warum wohl ge¬ zählt? Gott thut nichts umsonst. Diese Lhränen, die wir in Leiden, vertrauend auf Gott, vergossen haben, werden sicher, ich glaube es fest, dort noch vergolten werden; umsonst hat sie Gott nicht ge¬ zählt- 32 Wenn uns gleich jetzt Kummer drückt. Gibt uns Gott doch Freuden; Jenseits werden wir beglückt, Frey von allen Leiden. „Wir wissen, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen." Röm. 8, 28. „Empfiehl dem Herrn deine Wege, und hoffe auf ihn; er wird alles wohl machen." Psalm. 9. Die Wasserfluth. In einem Frühjahre schmolzen Schnee und Eis bey einem heftigen Regen und warmen Winde so schnell, daß fast überall die schrecklichsten Ueber- schwemmungen entstanden. Alle Bache und Flüsse wuchsen zu reißenden Strömen an, und verbreite¬ ten Schrecken und Verwüstung in allen Gegenden, durch welche ihr Lauf ging. Hart am Ufer eines Flusses lag ein Fischerhäuschen, welches ein Mann mit seiner Frau und zwey Kindern bewohnte. Schon am Abende stieg der Fluß fast mit jeder Minute; allein der Fischer, der schon oft großes Wasser, doch ohne Gefahr für sein Haus erlebt hatte, legte sich ruhig mit den Seinigen zu Bette. Kaum hatte er eine Stunde geschlafen, als seine Frau ihn plötzlich weckte, und die Hände ringend, ihm zurief: Wir sind verloren! Diesen Augenblick wird das Wasser unser Haus mit sich fortreißen. Die Eisschollen zertrümmern es. — Plötzlich sprang er vom Lager auf, und als er die Gefahr sah, rief er aus: Gütiger Gott, erbarme dich! Das Haus lag im Wasser, wie in einer offe- 35 nen See, und von keiner Seite her war Hulse von Menschen zu erwarten. Das leicht gebaute Haus, das er bewohnte, konnte unmöglich noch lange der Gewalt der Wogen und dem Andrange der Eis¬ schollen Widerstand leisten, und alles Rufen um Hülfe war bey der Größe des Wassers, bey dem Getöse der Wogen, und bey dem Sturmgeläute, das von allen benachbarten Orten her erschallte, vergebens. Der Vater weckte seine Kinder, und warf sich mit ihnen und seinem Weibe nieder auf die Erde, um da, wo alle menschliche Hülfe unmöglich schien, von Gott Hülfe und Rettung zu erflehen. Sie la¬ gen noch auf ihren Knien, als auf einmahl das gan¬ ze Haus erbebte, eine Wand cinstürzte, und mit dem eindringenden Wasser zugleich die Spitze eines ziem¬ lich großen Kahnes durch die Wand drang. Der Fischer bemerkte den Kahn, und mit lautem Freu- dengeschrey ergriff er seine Frau und seine Kinder, und rief: Geschwind! geschwind! Gott ist da mit seiner Hülfe- So riß er sie fort, und bestieg mit ihnen den Kahn- Er trat an das Ruder, machte den Kahn los, und bald trieb ihn der Strom an einen Ort, wo eine Menge Menschen sich versam¬ melt hatte- Alle staunten, als sie das Fahrzeug auf den Wasserwogen daher eilen sahen, und bestürmten ihn mit Fragen, als er glücklich gelandet, und den Kahn verlassen hatte. Woher bekämet ihr den Kahn? rief alles. Der Fischer erzählte es. — Ein glücklicher Zufall! sagten manche. Der Stroin muß den Kabn irgendwo lvsgerissen haben. Aber der Fischer beug¬ te seine Knie, blickte mit Freudeuthränen zum Him- Lefeb. II. El- für Haupt - und Stadtsch. 7, 34 niel, und sprach: Dir, o Vater? der du alles len-- u kest und leitest, dir danke ich meine Rettung, und i ich werde sie dir danken mein Leben lang. Es gibt keine Lage des Lebens, sey sie auch t noch so gefahrvoll, aus der uns die Allmacht und f Güte Gottes nicht zu retten vermöchte. z „Gesegnet ist der Mann, der sich auf den Herrn verläßt." Jeremias. > 1 „Wo die Roth am größten ist, da ist Gottes Hülfe am nächsten." 10. Die Fruchtbäume. Es war ein schöner, warmer Frühlingstag. Da saß am Abende Vater Erhard, ein frommer, wohlhabender Landmann, mit seinen Söhnen und , Töchtern im Schatten der Fruchtbäume, die er vor vielen Jahren vor seinem Hause gepflanzet hatte. Die Sonne neigte sich eben zum Untergänge, und die Abcndluft spielte sanft in den Wipfeln der Bäume und in den silberweißen Locken des Greises. Wie erquickend sind doch, so sprach er, die lieblichen Düfte und Wohlgcrüche, die uns um¬ schweben, und wie süß schmeckt nach vollbrachter Arbeit die Ruhe im kühlenden Schatten der Bäu¬ me. Schön war der heutige Tag, liebe Kinder; aber sehet, es ist nun sein Abend gekommen. So, meine Lieben, geht es auch im Leben des Menschen. Das Leben ist gleich einem langen, freundlichen Arbeitstage, und es wird auch der Abend dieses Tages erscheinen- Mas wird aber an jenem Abende des Lebens 35 unsere Seele erquicken, und unserem Herzen sanf¬ te Kühlung zuweheu? Glaubet mir, Kinder! alle irdischen Freuden, die uns im Leben zu Theil werden mögen, werden dahin fließen wie Wasser, und sie werden keine Spur von sich zurücklassen. Was bleiben wird, ist nur Eines, die Werke unserer Gottesfurcht und Liebe. Diese wer¬ den einst wie blühende Bäume vor uns stehen, und uns erquicken in der Stunde des Todes. Jetzt, schwieg der Vater- Die Kinder aber, die sich seiner Güte und Liebe erinnerten, weinten und sprachen: O bester Vater! du hast den Samen der Lugend in unser Herz gepflanzt, du hast die Hun- gerigcn gespeiset von deinen Feldern, du hast die Nackten bekleidet von deinen Herden, und die Thro¬ nen der Unglücklichen abgetrvcknet. Siehe, diese Werke der Liebe stehen vor dir wie blühende Bäu¬ me, deren Früchte du in der Ewigkeit sammeln wirst. Mögest du noch lange unter uns leben, und spät uns verlassen, um jene himmlischen Früchte zu ernten. Und mögen wir werden, wie du, setzte der Erst¬ geborne hinzu, damit auch uns der Abend des Le¬ bens einst mild und freundlich erscheine, wie dir, liebster Vater! „Was der Mensch säet, das wird er ernten. — Wer da sparsam säet, der wird auch sparsam ern¬ ten; wer aber reichlich säet, der wird auch reichlich ernten." H. Kor. y, 6- 11. David und Goliath. Ein weiser Vater ging eines Tages mit seinen zwey Söhnen an einem Haufe vorüber, worauf der 3 36 Streit des Riesen Goliath mit dem kleinen David ge- mahlet war. — Nachdem sie das Gemälde betrachtet hatten, sprach Gottfried, der ältere Knabe: Lieb¬ ster Vater! es ist doch wunderbar, daß der unge¬ heure Riese, welcher mit Spieß und Schwert und Schild ausgezogen war, dennoch von dem Jüng¬ ling David überwunden wurde, dessen ganze Waf- senriistung die Schleuder und ein Kieselstein war. Allerdings, meine Kinder, erwiedcrte der Va¬ ter, ist diese Geschichte wunderbar, und dabey höchst lehrreich. Denn sehet: Goliath ist uns ein Bild des Stolzes, welcher gedemüthiget wird. Da er, fern von Gott, nur auf sich selbst vertraute, so konnte ihn alle seine Rüstung und Stärke nicht schützen; sondern ein Kieselstein in der Hand eines Jüng- linges war genug, den gewaltigen Riesen niederzu¬ strecken. Und so, liebe Kinder, ergeht es jedem Men¬ schen, der sein Herz von Gott wegwendet, und übermüthig nur auf seine eigenen Kräften bauet und trauet. Denn ach! früher oder später wird der Thö- richte, der sich in seinem Stolze ein Riese zu seyn dünket, ohnmächtig hinsinken, als ein Spott sei¬ ner Feinde. Dagegen ist uns David ein Bild der Demuth, welche Erhöhung findet bey Gott. — Ich komme im Nahmen Gottes her; dieß war des frommen Da¬ vid Schwert und Schild. Und weil er so dcmüthig war, und nicht auf sich sondern auf den Herrn ver¬ traute, so hat sich Gottes Kraft in dem schwachen Jünglinge verherrlichet. Darum, siebe Kinder, lernet von dem kleinen 37 David demüthig seyn, und auf Gottes Hülfe ver¬ trauen. Was ihr immer thun möget, das beginnet mit Gott, und thut es im Nahmen des Herrn. Las¬ set die Demuth eure Stärke, das Gebeth eure Waffe, und die Gottesfurcht eure volle Kampfrü¬ stung seyn. Dann werdet ihr jedes Werk herrlich zu Stande bringen, und wenn es vollbracht ist, so stimmet dem Helfer in der Höhe mit David ein Dank-und Freudenlied an. „Jede gute und vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichtes." Jacob. 17- 12. Die Sonnenfinsterniß. Es ereignete sich einst eine Sonnenfinsterniß. Die Kinder und die Dicnstlente wußten nicht, was die¬ ses wäre, und fragten ängstlich den Vater, warum es denn jetzt so dunkel werde? Die Sonne, antwortete der verständige Vater, steht jetzt, wie zuvor an dem Himmel, aber sie kann ihre Strahlen und ihr Licht nicht auf unsere Erde werfen, weil der Mond dazwischen getreten ist. Es fallen also die Strahlen der Sonne bloß auf die entgegengesetzte Seite des Mondes, und nicht auf uns. Wartet nur; bald wird es wieder anders seyn, wenn der Mond vvrübergegangeu ist. Dieß und noch mehreres erklärte er ihnen für ihren Verstand. Aber noch was Besseres sollten sie aus diesem Ereignisse lernen; daher sprach er weiter zu ihnen. Wie der Mond zwischen die Sonne und die Erde tritt, und die Strahlen der Sonne nicht 38 zu uns kommen läßt; so machen auch unsere bösen l Neigungen und Sünden eine Scheidewand zwischen s Gott und uns, und halten Gottes Stimme und i Gnade von uns ab. Da wird es in uns dunkel, H unser Herz wird kalt, und unser Wille schwach und I kraftlos zum Guten. So entsteht in uns eine Gei- < stessinstcrniß; wir tappen im Finstern, gerathen auf Abwege, und verirren uns noch tiefer in Sünden und Laster. „Dein Leben lang habe Gott vor Augen und im Herzen, und hüthe dich, daß du in keine Sün¬ de einwilligest, noch etwas thuest, was gegen Gott¬ los Geboth ist." Lob. 4, 6- 13. Der Mondesschimmer und das Sonn- nenlicht. Der Mond hat kein eigenes Licht in sich; er ist ein dunkler Körper, und konnte gar nicht glän¬ zen, wenn nicht die Sonne ihre Strahlen auf ihn werfen würde. Es geht also dem Monde, wie uns Menschen- ; Wenn Gott nicht das Licht seiner Erkenntlich über uns ausgießen, und nicht die Strahlen seiner Gnade uns zusenden würde, was wären wir? — Unwissende, sündhafte Gefchöpse. Gott ist für uns, was die Sonne für den Mond, ein Erleuchten. Zn uns selbst hat Gott ein Licht angezündet, die Vernunft, > dis uns sagen soll, was recht und unrecht, gut und böse ist, wie Gott beschaffen ist, und was er von uns haben will. Aber die Menschen haben dieses Licht ihrer Vernunft durch die Sünde verdunkelt. Da¬ her hat der liebe Gott uns noch ein anderes, Heller 39 leuchtendes Licht gegeben durch Iejum, der durch seine Lehre alle erleuchtet, die in die Welt kommen, die an ihn glauben, und für die Strahlen seines Lichtes ein offenes Auge und ein bereitwilliges Herz haben- Wenn wir jenem Lichte in uns, und diesem außer uns, welches in dem Evangelium uns so Hel¬ le Strahlen zuwirst, treu und redlich folgen; -bann wandeln wir sicher, und stoßen nirgends an- Der Mond scheinet zwar recht angenehm, aber die Sonne ist doch weit vorzüglicher. Ihr Licht ist stärker und Heller, und man geht am Tage weit sicherer, als bcy dem Mondesschimmcr. Beyde sind gut, und sind Geschenke des Himmels, aber weit schätzbarer ist denn doch die Sonne. Es verhält sich dabey so, wie mit uns Men¬ schen und mit Gott, wie mit unseren Kenntnissen und Einsichten, und mit der Weisheit Gottes. Wir können auch sreylich vieles erkennen und einsehen, aber was ist all unser Wissen gegen den höchsten Verstand Gottes? Ein bloßes Stückwerk. Wenn jemand selbst weise seyn will, und auf seine Einsichten sich stolz verläßt, so geht er gewiß irre; wer sich aber nach Gottes Rath und Weisheit richtet, und sich von dessen Lichte leiten läßt, das uns durch die Lehre Jesu aufgegangen ist, der wan¬ delt den rechten Weg. Jesus sprach ja: Ich bin als ein Licht in die Welt gekommen, damit alle, die an mich glauben, nicht in der Finsterniß wan¬ deln. Niemand kommt zum Vater, als durch mich. Nur wo Gottes Licht leuchtet, da kommt rechtes Licht in unsere Vernunft, und nur da wandeln wir sicher zum ewigen Leben. 40 14. Der Bach. Gan; nahe an Gärten und Wiesen floß stille und sanft ein kleiner Bach vorüber, und bewässerte die ganze Gegend. Kaum hörte man hier und da ein sanftes Rauschen; so stille und ruhig setzte er seinen Lauf fort, und tränkte das Gras und die Bäume. Möchten wir hierin diesem Bache gleichen, und auch so freundlich und friedlich dahinleben, und in der Stille Gutes thun. Im Verborgenen und ohne Geräusch Gutes thun, und Lugend üben, o das ist so schön, und gewährt uns recht viele innere Freuden. Darum lehrte auch Jesus: Wenn du be- thcst, so geh in deine Kammer; und bethe im Ver¬ borgenen;— wenn du Almosen gibst, so lasse cs nicht vor dir her ausrufen, sondern thue es im Verborgenen. Stille und langsam fließt der Bach, aber doch immer fort. Wer täglich und bey jeder Gelegenheit dem Guten nachstrebet, sey es auch nur im Klei¬ nen, kommt am Ende doch weit; wer täglich nur Einen Fehler an sich verbessert, wird endlich doch frey von allen. Stille wirket der fromme Christ Gu¬ tes, aber unermüdet; keinen Schritt thnt er, als nnr vorwärts zur Besserung, und keine Arbeit und keinen Lag beschließt er ohne Segen und ohne Ge¬ winn für feine Seele- Drey Tage nachher war der Bach so sehr an- gewachsen, daß das Wasser die schönsten Grund¬ stücke, Wiesen und Gärten verheerte. Was ist es doch um ein so wildes Wasser! Lag und Nacht bra der bä sch en all vc m di S v r 4t brauset es fort, und verwüstet und zerstöret, was der Landmann mit vieler Mühe gepflanzet hat- In uns selbst kann ein eben so wilder und un¬ bändiger Strom, die böse Neigung, die Leiden¬ schaft, entstehen. Diese brauset auch wild fort, und empöret sich wider unsere Vernunft. Sie reißt oft alle unsere schönen Vorsäße auf einmahl nieder; vor ihrem gewaltigen Brausen hören wir die Stim¬ me Gottes und des Gewissens nicht mehr; wir wer¬ den fortgerissen zu Sünden und Lastern. Möchten wir doch jede böse Neigung in uns gleich Anfangs bezähmen und unterdrücken, damit wir nicht von ihr hingerissen werden zur Sünde und zum ewigen Verderben. 15. Die Versuchung. Ein Schornsteinfegerjunge mußte in dem Hau¬ se einer Prinzessinn den Schornstein fegen. Da er aus dem Kamine heraus kam, befand er sich allein in einem prächtigen Zimmer, und betrachtete alles, was immer Schönes und Kostbares darin war. Hier sah er unter andern eine goldene, mit Dia¬ manten besetzte Uhr. Neugierig nahm er sie in die Hand. Da erwachte in ihm die böse Begierde, die Uhr mitzunehmen, und er fing an, mit sich selbst folgendes Gespräch zu führen: Nimm sie nur mit, sprach die böse Begierde; die Prinzessinn ist ja reich genug, und kann diese Uhr leicht entbehren. Du bist ein armer Junge, und mußt dich kümmerlich behelfen. Wenn du diese Uhr verkaufest, so kannst du viel Geld dafür erhalten und ein glücklicher Mensch werden- 42 Mer da würde ich ja ein Dieb, und im sieben¬ ten Gebothe Gottes heißt es: Du sollst nicht steh¬ len. Die Diebe, sagt die heilige Schrift, kommen nicht in den Himmel. Nein, ich will die Uhr nicht. Mer, sagte zu ihm die bose Begierde, da würdest du auf einmahl reich werden, und wer weiß es denn, daß du die Uhr genommen hast? Du machest dich gleich fort und zur Stadt hinaus; kein Mensch erfahrt es. Allein Gott weiß es doch, daß ich ein Dieb bin, und das böse Gewissen würde mich mein Le¬ ben lang nicht wieder ruhig werden lassen. Gott will ja, wir sollen jedem das Seinige lassen und geben, und fremdes Gut nicht einmahl begehren. So sprach er zu sich.selbst. Lange stand er da, und konnte sich nicht entschließen, ob er seiner bö¬ sen Begierde oder seinem Gewissen und dem Gcbo- the Gottes folgen sollte. Doch endlich überwand er seine böse Begierde, und sagte zu sich selbst: Nein, ich mag die Uhr nicht haben. Er hängte sie wieder an ihren Ort; stieg durch den Kamin hinauf, und ging von seiner Arbeit nach Hause, in der Mei¬ nung, daß ihn kein Mensch im Zimmer gesehen habe- Aber die Prinzessin, der die Uhr gehörte, hatte alles gesehen und gehöret; denn sie war in ei¬ nem Nebenzimmer, und die Thür war etwas geöff¬ net. Wenn er die Uhr genommen hätte, so würde sie schnell hcrvorgegangcn seyn; weil er sie aber wieder an die Wand hängte, so hatte sie sich ganz stille gehalten, und ließ ihn ruhig fortgehen. Doch befahl sie noch denselben Tag den ehrlichen Zungen 43 kommen zu lassen, lobte seine rechtschaffene Ge¬ sinnung, ermahnte ihn ferner, Gott zu fürchten, und ja in keine Sünde einzuwilligcn. Endlich frag¬ te sie ihn, ob er feine Hantirung fortseßen, oder lieber etwas anderes lernen wolle. Da er nun ein Verlangen bezeugte, etwas anderes zu lernen; so ließ sie ihn in allem unterrichten, wozu er Freude hatte, und weil er ordentlich, fleißig und redlich war, so wurde er ein angesehener und glüchlicher Mann- „Bleibe fromm, und halte dich allezeit recht; denn solchen wird es zuletzt wohl gehen." Psalm- 16. Die armen, aber redlichen Men. Ein Handwerker, Nahmens Ehrenreich, und sein Weib verdienen wegen ihrer Gewissenhaftigkeit und rechtschaffenen Gesinnung zum nachahmungs- würdigen Beyspiele dargestellt zu werden. Sie hatten einst im Wohlstände gelebet; es hatte ihnen an nichts gefehlet, und sie konnten auch den Armen manche Gabe mittheilen. Allein ein zerstörender Krieg hat sie in Armuth gestürzt , und nachdem der Friede wieder zurückgekehret war, ver¬ zehrte eine Feuersbrunst ihr Haus mit allem, was darin war. Was war nun zu thun? Sie waren nicht ver¬ mögend, ein neues Haus zu bauen, und wußten also keinen andern Rath, als daß sie die Brand¬ stätte einem reichen Nachbar verkauften, damit sie ihre Schulden bezahlen konnten. Darauf wander¬ ten sie nach einem andern Dorfe, und bezogen ein 44 kleines Häuschen, welches einsam vor dem Dorfe stand. Hier lebten sie in großer Dürftigkeit. Sie ar¬ beiteten zwar, so viel sie konnten; allein sie waren beyde schon alt und kraftlos, und konnten nicht mehr viel sich erwerben. Auch schämten sie sich, andere Leute um etwas anzusprechen, und litten lieber oft den äußersten Mangel, welcher zuweilen so groß war, daß sie hätten verhungern müßen, wenn nicht einige wohlhabende Einwohner des Dorfes unaufgefordert ihnen Lebensmittel mitgetheilet hätten- Einst stand der arme Greis mit nassen Augen an dem Fenster seines kleinen Hüttchens, und schau¬ te hinaus. Sein Herz war von Nahrungssorgen gedrückt, denn noch nie war ihre Noth so groß gewesen, als eben jetzt. Es war an einem Sonnta¬ ge. Man läutete zur Kirche. Er sah wohlgekleidete Männer und Frauen aus benachbarten Dörfern an seinem Hüttchen vorbcy nach der Kirche gehen. Bey ihrem Anblicke dachte er an die vorigen Zeiten, wo auch er im Wohlstände lebte, und ordentlich geklei¬ det in die Kirche gehen konnte. Die Frau saß in einem Winkel des Stübchens, hielt die Schürze vor die Augen, und weinte über ihre Noth. Der Mann blickte eine Weile starr vor sich hin in das weite Feld; dann erhob er seine Augen be- thend zum Himmel. Er nahm ein Gebethbuch, durch¬ blätterte es, und suchte ein Gebeth über die göttli¬ che Vorsehung, welches er schon oft gedeihet hatte, wenn Noth und Elend ihn schwer darnieder drückten. Wie er so aus dem Buche bethete, sah er einen 45 jungen, wohlgeklcideten Munn die Straße herauf¬ kommen, der sich vor seinem Hüttchen auf den Ra¬ sen niederfetzte, um ein wenig auszuruhen. Hier öffnete er seine Reisetasche, zog etliche Papiere her¬ vor, durchfah sie, legte sie wieder zusammen, und steckte sie in die Tasche. Bald hernach stand er auf, und wanderte auf der Landstraße weiter fort- Gleich darauf ging der Alte hinaus, um ein wenig frische Luft zu schöpfen, und in der Betrach¬ tung der schönen Natur seinen Kummer zu verges¬ sen- Von ungefähr kam er an den Ort, wo der Fremde ausruhte. Hier schimmert ihm etwas Wei¬ ßes entgegen. Er geht hinzu, und findet ein zu¬ sammen gewickeltes Papierchen. Er hebt es auf, wickelt es aus einander, und wie erstaunt er, da er mehrere große Goldstücke erblicket. Mutter, Mutter! rief er, komm doch heraus. Und da sie kam, fuhr er fort: Mutter, sieh da, was ein Wanderer hier eben jetzt verloren hat. Kennst du noch diese Münze? Guter Himmel! sagte die Frau- Siehst du, Gott verläßt uns nicht. Wenn die Noth am grö߬ ten ist, dann hilft er. Mich hungert recht sehr; ich wollte dir nur davon nichts sagen, um dich nicht zu betrüben. Und sich nur deinen Rock! Das ist mehr als genug für unsere Noth. Gott hilft. Ja, sagte der Mann, Gott hilft, aber nicht durch dieses Geld- Ich sage dir ja, es gehört ei¬ nem Wanderer. Er kann noch nicht weit von hier seyn- O der braucht es vielleicht nicht, sagte die Frau. 46 Er achtet cs gewiß nicht; sonst wäre er vorsichtiger damit umgegangen. Es mag seyn, antwortete der Mann. Dann bedachte er sich ein wenig, und fuhr fort: Aber, Mutter, es gehört doch ihm. Und wenn er es auch nicht achtet, wenn er auch nicht weiß, wo er es verloren hat, Gott weiß es doch. Fasse dich, und laß dich durch das Geld nicht blenden. Die Frau stellte ihm nochmahls die große Noch vor, worin sie sich befanden. Der Mann sing auch an, in feinem guten Entschlüsse zu wanken, und war zweifelhaft, was er thun sollte. Doch bald besann er sich wieder, und sagte: Nein, nein! Sieh nur; wie schön das Ge¬ treide steht; hier des Pfarrers Weihen, da des Nachbars Gerste, dort des Müllers Roggen. Sie können es wahrlich nicht allein verzehren, sie wer¬ den uns davon mitthcilcn. Und sieh nur, hier we¬ het der Wind schon über Stoppeln; der Herbst ist nahe, und dieser Herbst konnte uns wohl hinwcg- nehmcn von der Welt. Bald geht der Wind auch über unser Grab, und so nahe am Grabe sollten wir etwas veruntreuen? Mir wird bange, Mutter, mir wird sehr bange. Weg, weg mit dem Gelde! Ist mir doch, als wäre ich schon todt, und als stände ich vor dem Weltrichter, und als spräche er zu mir: Du trugst deine weißen Haare mit Ehren, aber nahe am Grabe hast du um ein Paar Goldstücke dein graues Haupt geschändet- Ja, Mutter! einen Fund verhehlen, ist so viel als stehlen. Diese Rede ging der Frau so zu Herzen, daß 47 sie ganz erschrocken aufschrie: Nein, o lieber Gott! wir wollen lieber verhungern, als dieses Geld be¬ halten. Du hast recht, Vater, das wäre eine große Sünde. Mir ist angst und bange; ich friere und bebe, als hätte ich schon gestohlen. Lauf, lauf, was deine alten Füße vermögen; ich will dir dei¬ nen Stock bringen. Trachte nur, daß du den Wanderer noch einhohlest! Zitternd eilte die Frau in das Haus, und zit¬ ternd schritt der Greis hin und her, und sah ängst¬ lich nach dem Wege hin. Wohl denen, welche zittern und sich fürchten, ein Unrecht zu begehen! Die heilige Schrift sagt ja, daß man mit Furcht und Zittern sein ewiges Heil wirken müsse.— Jetzt kam die Frau aus dem Hause, reichte ihrem Manne den Stock, und sagte: Da, Vater! und nun so schnell, als du kannst. Die Land¬ straße krümmt sich hier gar sehr durch das Dorf; wenn du den Fußweg durch das Gebüsche gehest, so kannst du den Fremden am Ende des Dorfes noch einhohlcn. Eile, eile! Gott im Himmel, wenn du ihn nur noch antriffst! Diese Worte rief sie ihm noch nach; denn er war schon auf dem Fußsteige. Vorwärts gebeugt schritt er dahin, und strengte alle Kräfte an, nm nur bald den Wanderer cinzuhvhlen. Die Frau sah ihm nach, und da es ihr schien, als ob er zu langsam ginge, eilte sie ihm ängstlich nach, faßte seinen Arm, und sagte: Ich bin doch noch etwas rüstiger als du, ich kann dich stützen, halte dich nur an mich! So eisten die beiden Alten mühsam fort. Wer sie so gesehen, ihre Umstände gekannt, und die Absicht gewußt Hütte, in welcher sie so mühsam dahin eilten; der hätte Freudenthränen weinen, und Gott danken müssen, daß er ihnen die Kraft gab, im Guten so fest zu stehen, daß der Hunger sie nicht erschüttern, und der Glanz des Goldes sie nicht verblenden konnte. Die beyden Alten eilten durch das Gebüsche, und erreichten bald das Ende desselben. Jetzt wa¬ ren sie an der Straße, und sahen mit innigem Vergnügen, daß sie dem Wanderer zuvorgekom¬ men seyen, und daß derselbe sich ihnen eben jetzt nähere. Mein Herr, sagte der ehrliche Greis, hier sind mehrere Goldstücke, die Sie dort auf dem Rasen, vor der letzten Hütte des Dorfes, aus ihrer Rei¬ setasche gezogen und verloren haben. Der Jüngling sah die beyden Alten mit Be¬ wunderung und Hochachtung an, betrachtete ihre zerrissenen Kleider, die sein Mitleiden erregten, und sagte: Ihr scheinet arm zu seyn. Sehr arm, antwortete der Mann. Aber wir möchten gern ehrlich bleiben, sagte die Frau; da haben Sie ihr Geld. Der Jüngling war zweifelhaft, ob er es neh¬ men sollte. Doch bedachte er sich, nahm es, und sagte: Ich nehme cs wieder, weil ich es da, wo¬ hin ich jetzt reise, brauchen werde. Doch will ich euch heute so viel geben, als ich entbehren kann; wenn ich aber wieder zurück komme, dann will ich eure Ehrlichkeit belohnen, und euch in eurerz' Ar- 49 nruth unterstützen- Ich gehe jetzt, um meine alten Aeltern zu besuchen, welche ich vor zwanzig Jahren als ein junger Handwerksbursche verlassen habe. Seit neunzehn Jahren habe ich nichts mehr von ihnen gehört, und weiß also gar nicht, in welchen Um¬ ständen sie sich jetzt befinden. Aber, mein Herr, wie kam es, sagte der alte Mann, daß Sie so lange nichts von ihren Aeltern gehört haben ? Der Jüngling antwortete: Nachdem ich von meinen Aeltern weg war, arbeitete ich in verschie¬ denen Städten; ich schrieb zwar einige Mahle, aber ich bekam keine Antwort. Vielleicht haben meine Aeltern die Briefe nicht empfangen. Endlich reifete ich gar in ein fremdes Land, wo mich Gott reichlich mit Gütern gesegnet hat- Nun bin ich zu¬ rückgekehrt, und habe mir ein Haus in einer Stadt gekauft. Von da aus habe ich wieder einen Brief an meine Aeltern geschrieben, aber auch wieder kei¬ ne Antwort erhalten; deshalb habe ich mich selbst auf den Weg gemacht, um meine lieben Aeltern auf¬ zusuchen, und sie mit mir zu nehmen, wenn sie noch leben, damit sie mit mir genießen, was mir Gott geschenket hat. Die beyden Alten hatten einen einzigen Sohn, welcher ebenfalls schon zwanzig Jahre abwesend war. Da fiel ihnen ihr eigener Sohn ein, von dem sie nicht wußten, ob er noch lebe. Endlich kamen sie auf den Gedanken, daß dieser Fremde vielleicht gar ihr Sohn seyn könnte. Sie betrachteten ihn näher, und es schien ihnen, als ob er cs wäre. — Er war es wirklich; daß sie ihn aber nicht gleich erkann« Leseb. II. El, für Haupt - und Stadtsch. 4 so ten, kam daher, weil er sich seit zwanzig Jahren sehr verändert hatte- Eben so erkannte er seine Aeltern nicht, weil die Noth und Armnth sie ganz entstellet hatte. Der alte Vater winkte seiner Frau, und sagte leise: Mutter, kommt es dir denn auch so vor? Darauf fragte er den Fremden: Wie weit haben Sie noch zu ihren Aeltern? Vier Meilen, antwortete der Jüngling, sollen noch seyn von hier bis Brunnkirchen. Wie er das Wort Brunnkirchen ausfprach, waren die alten Aeltern hoch erfreuet: denn dieß war der Nähme des Dorfes, wo sie vorher gclebet hat¬ ten. — Mein Vater, sprach er weiter, heißt Ehrenreich. Jetzt fielen die beiden Alten ihm um den Hals, und riefen entzückt aus: Ach, Wilhelm! Ach, mein Sohn! Mehr konnten sie nicht sprechen. Der Sohn erkannte nun, daß er in den Armen seiner Aeltern sey. Seine Freude war so groß, daß er nicht reden konnte. — Dann fiel er auf seine Knie, richtete seine Augen gen Himmel, hob die Hände empor, und bethete: O Gott, wie gütig und gnädig bist du gegen mich, daß du mich meine lieben Aeltern wieder finden ließest! Endlich fing der alte Vater an: O Mutter! nun hat unsere Noth ein Ende. Gott, dir sey Preis und Dank dafür in Ewigkeit! Auf Erden hoffte ich eine solche Seligkeit nicht mehr- Vertrau' auf Gott, und zage nicht. Wenn Mcnschcichülfe dir gebricht. Wer auf Gott vertraut, hat wohl gebaut. 51 „Ehre deinen Vater von ganzem Herzen, und vergiß nicht, wie viele Sorgen du deiner Mutter verursachet hast. Denke, daß sie dich mit Mühe erzogen haben, und nie kannst du ihnen das ver¬ gelten, was sie an dir von Zeigend auf gethan haben." Sirach. 17. Man soll gern ein Vergnügen entbehren, um andern zu helfen. Ein wohlhabender Bürger wollte mit seiner Frau in eine benachbarte Stadt reisen , um manche Vergnügungen und Lustbarkeiten zu genießen. Er nahm ein beträchtliches Reisegeld mit ; denn er wußte, daß dergleichen Unterhaltungen ziemlich thcucr zu stehen kommen. Als er aber unter Weges in ein Dorf kam, welches nicht lange vorher ganz abgebrannt war, und als er daselbst die Menge der unglücklichen Menschen sah , die ihr ganzes Vermögen verloren hatten, und im Mangel und Elende unter freyem Himmel, oder in elenden Hütten herum lagen: da verging ihm die Lust, in die Stadt zu reisen, und sich daselbst durch theure Unterhaltungen zu ergehen. Er hielt es für unschicklich, so viel Geld auf Lustbarkeiten zu verwenden, und seine Nebcn- menscheu im größten Mangel schmachten zu lassen. Und was that er? Er nahm alles Geld, welches er zu seiner Reise bestimmt hatte, thcilte es unter diese Unglücklichen aus, und kehrte dann wieder nach Hause zurück. Seine Frau ließ sich dieses auch gern gefallen, /4 * *52 und sagte: Gott im Himmel, wie glücklich bin ich, daß ich diesen Unglücklichen helfen kann! Diese guten Leute entbehrten also gern der Lust¬ barkeiten in der Stadt. Es machte ihnen mehr Vergnügen, die Freude und den Trost der Un¬ glücklichen zu sehen, die durch ihre Gaben erquickt wurden. O daß doch alle Reichen so gesinnet seyn möch¬ ten. Es ist zwar nicht so gemeint, daß sie aller Vergnügungen entbehren sollten, sondern daß sie nur bey ihren Lustbarkeiten auch an die Armen denken, und ihnen gern einen Theil ihres Ueber- flusses mittheilen sollten. „Vergiß des Armen nicht, wenn du einen fröhlichen Tag hast; so wird dir auch Freude wie¬ derfahren." Sirach. „Wohlzuthun und mitzutheilen vergesset nicht; den solche Opfer gefallen Gott wohl." Hebr. 13, 16- 18. Der Edelsinn. Ein Fürst wurde einst auf einer Reise, die er in Italien machte, durch eine schnelle und fürch¬ terliche Ueberschwemmung aufgehalten, und ward Augenzeuge von dem Unglücke, welches eben da¬ durch viele Menschen erlitten. Am meisten ging ihm aber das Schicksal einer Familie zu Herzen, die ihrem Untergange nahe war. Entschlossen, die Rettung dieser Unglückli¬ chen zu bewirken, wenn es nur immer möglich wäre, both er einem Müller, den er glücklicher Weise traf, zwey hundert Ducaten an, wenn er es wa- SN gen würde, jene Familie der Gefahr deS Todes zu entreißen. Nach einigem Bedenken und auf die wiederhohlte Aufforderung des Fürsten, welcher die angebothene Summe noch um hundert Ducaten erhöhte, eilte der Müller den Unglücklichen zu Hül¬ fe, deren Jammergeschrey und Händeringen die Größe ihrer Gefahr anzeigten. Glücklich arbeitet er sich durch die Wasserfluthen, und es gelingt ihm, nach und nach alle in Sicherheit zu bringen. Als er die Rettung vollendet hatte, sagte er: End¬ lich feyd ihr, Gott fey Dank, alle gerettet! Der Fürst, ganz außer sich vor Freude, eilt dem edlen Retter entgegen: Nimm hier diese 300 Ducaten, obschon deine gute Handlung nicht genug belohnt werden kann- Gnädiger Herr! antwortete der Müller, wel¬ cher das Geschenk nicht annahm: Erlauben Sie, daß ich mich erkläre. Rede, Freund, Bist du vielleicht nicht zu¬ frieden ? Sie, gnädiger Herr, denken schlecht von mir, antwortete der Müller. Ich schätze mich überaus glücklich, daß cs mir mit Gottes Hülfe gelungen ist, diesen Leuten das Leben zu erhalten. Ich fühle es, wie willkommen mir derjenige wäre, der mich retten würde, wenn ich in einer solchen Lage mich befände. Ich empfinde darüber eine unbeschreibliche Freude. Nur hätte ich Sie um ein neues Vergnü¬ gen zu bitten. Rede, ich will dir alles herzlich gern bewilli¬ gen, wenn es anders von mir abhängt, antwortete der Fürst. 54 O ja, erwiederte der Müller; Sie können cs, gnädigster Herr! — Obschon ich arm bin, so däucht es mir doch, daß diese Unglücklichen noch ärmer seyen; ich bitte daher, die Summe, die Sie mir anzubiethen so gnädig waren, ihnen zukommen zu lassen. Der Fürst, welcher durch diesen Edelsinn des Müllers iniiigst gerührt war, vergoß Thränen einer seligen Empfindung. Er gibt dem Verlangen des edelmiithigen Mannes nach, und vertheilt die 300 Dncatcn unter die Familie, die aus der Todesge¬ fahr gerettet wurde. Der Fürst wandte sich dann an den Retter mit folgenden Worten: Würdiger Manu, wie kann ich dir deine edle Gesinnung belohnen's Gott hat sie schon belohnet, antwortete der Müller, da er mir die Lhat gelingen ließ. „Durch die Liebe diene einer dem andern." Galat, ö, 13. „Lasset uns einander lieben, nicht mit bloßen Worten und mit der Zunge, sondern mit der Lhat und in der Wahrheit." I. Joh. 3, 18. 19. Die Zufriedenheit. Simon Traugott wahr durch mehrere Jahre Sol¬ dat, und hat dabey unbeschreibliche Mühseligkeiten und Gefahren erduldet. Als er endlich verwundet, und zum ferneren Dienste untauglich geworden war, bekam er feinen Abschied, und lebte in einem Dorfe mit einer kleinen Pension- Weil er aber daselbst weder Anverwandte noch Freunde hatte, die ihn S5 ^t r c l hätten unterstützen können, und seine Wunden ihm keine schweren Arbeiten erlaubten; so verlegte er sich auf das Ansdessern alter Kleider, und verdiente sich damit täglich einige Kreuzer, indem seine Pen¬ sion zur Erhaltung seines Lebens nicht hinreichte. Er aß gewöhnlich Mittags nur eine Suppe, die er selbst kochte, Erdäpfel oder Rüben, und des Abends ein Stück Brot. Nur an Festtagen konnte er sich mit einem Stückchen Fleisch gütlich thun. Reines Brunnenwasser war sein gewöhnliches Ge¬ tränk; nur wenn er eine gute Einnahme hatte, trank er etwas Bier. Eine alte Montur war sein Sonntagskleid, und in der Woche trug er einen Nock aus Zwillich. Sein Bett bestand bloß aus einem Strohsacke und einer Decke. Bey aller Armseligkeit seiner Umstände gab cs denn doch im ganzen Dorfe keinen zufriedeneren Men¬ schen, als diesen guten Mann. Niemahls sah man ihn mürrisch und mißvergnügt, stets war er heiter und frohen Muthes, er mochte Brot im Haufe ha¬ ben, oder nicht. Niemanden konnte er mehr bemitlei¬ den, als solche Menschen, die mit unnöthigcn Sor¬ gen sich quälten. Sind das nicht Thoren > rief er dann gemeiniglich aus, daß sie sich ihr Leben selbst verkümmern. Sie müssen gar nie eine Lilie in ihrer Farbenpracht, nie einen Sperling, den der Herr ernähret, betrachtet haben, und den Worten unsers lieben Erlösers gar nichts Zutrauen; sonst könnten sie nicht so ängstlich sorgen. So hatte Traugott viele Jahre in diesem Dorfe gelebt, ohne auch nur Eine unruhige Nacht oder Einen traurigen Tag zu haben. Da ging eines La- L6 ges ein Nachbar an Traugott Wohnung vorbey, und hörte ihn ein frommes Lied singen. Durch die¬ sen Gesang aufmerksam gemacht, trat er in die Hütte ein, und erstaunte sehr, als er einen schwa¬ chen Greis in einer erbärmlichen Stube mit Aus¬ besserung eines alten Kleides beschäftiget fand, der aber sogleich aufstand, und mit der heitersten Miene ihm entgegen ging. Der Nachbar grüßte ihn, und redete ihn also an: Geht euch denn wohl der Gesang vom Herzen? Warum denn nicht? versetzte Traugott. Ich habe andächtig gesungen. Aber mich dünkt doch, ein Lied passe nicht recht auf eure Umstände? Nehmet mir es nicht für ungut, ich muß lä¬ cheln. Also haltet ihr mich für unglücklich? Frey- lich habe ich heute nur eine Wassersuppe gegessen, und hier steht mein Lett; aber ich bin nichts we¬ niger als unglücklich, und tauschte vielleicht nicht mit Hunderten, die heute Braten essen, und Wein trinken, und auf weichen Betten schlafen. Und wie ist das möglich? Ich will euch meine Reichthümer aufzählen, und dann möget ihr urtheilen. Ich glaube mit fe¬ stem Vertrauen auf eine göttliche Vorsehung, an einen gnädigen Gott und Vater, an meinen göttli¬ chen Herrn und Erlöser, ich habe ein gutes Gewissen und ein frohes Herz, ich bin gesund, mit dem We¬ nigen 'zufrieden, und ich durfte selten hungcrig zu Bette gehen. Ich habe auch Gelegenheit genug, mir Vergnügen zu machen, wenn ich hinaus gehe in Gottes Schöpfung, und seine schönen Werke 57 sehe und bewundere. Mir scheinet die Sonne, mir grünet der Wald, mir blühen die Bäume, mir singen die Vögel so gut als dem Reichen; und wenn ich das alles genieße, so muß ich oft aus¬ rufen: Herr, wie groß und herrlich sind deine Werke, du hast sie alle weislich angeordnet, und die Erde ist voll von deiner Güte! Das ist alles gut und schön. Aber Kummer und Sorgen und vieles Elend in der Welt drücken doch den menschlichen Geist nieder, und rauben uns Heiterkeit, Frohsinn und Zufriedenheit. Zuweilen, ja, aber nur selten und niemahls lange, wenn man es nur recht angreift, auf Gott ver¬ traut, seine irdischen Wünsche einschränkt, an seine Bestimmung und die Ewigkeit denkt- — Ich war viele Jahre Soldat gewesen, und hatte manches Ungemach und viele Leiden zu ertragen. Aber ich ha¬ be alle Widerwärtigkeiten ruhig und standhaft erdul¬ det, ohne mich zu grämen, und sollte ich jetzt traurig seyn, da mein Ende herannahet, und ich gewiß bald am Ziele meines irdischen Lebens bin? Nein, ich will zufrieden sterben, wie ich gelebt habe. Mann, ihr scyd bcy dieser Gesinnung aller¬ dings glücklich. Gott erhalte euch in dieser Zufrie¬ denheit. Nicht lange darauf starb dieser Mann auf fei¬ nem Strohlager eines fehr sanften und ruhigen Todes. Seine Hände waren gefaltet, und hielten das Bild des gekreuzigten Heilandes; auf seinem Gesichte war immer noch die heitere Miene, die er stets in seinem Leben gehabt hatte. Er starb, wie er 58 lebte, und ist uns ein überzeigender Beweis, wie sehr ein festes Vertrauen auf Gott im Leben und im Lode uns beglücke. Mochte doch die Erzählung dieser Geschichte eine gesegnete Wirkung in uns hervor bringen, und uns in der Ueberzcugung stärken, daß der feste Glaube an die Väterliche Gottes und das Be- rvußtfeyn, gut und recht gehandelt zu haben, uns jederzeit Frohsinn und Zufriedenheit verschaffen. - LS. Der Vater der Waisen. Zn einer kleinen Stadt lebte ein Bürger, der sehr wohlthatig war. Einst besuchte er seinen Schwager, der in einem Dorfe wohnte. Als sie des Abends in vertraulichen Gesprächen vor der Thür des Hauses saßen, ging ein kleines Mäd¬ chen in erbärmlichen und zerrissenen Kleidern vor¬ über. Der Fremde bemerkte es, und sagte zu sei¬ nem Schwager: Wie das Kind so elend daher- gcht; selbst das Hemd ist zerrissen. Ihr müsser doch auch schlechte Menschen im Dorfe haben; die Mutter dieses Kindes muß sehr faul und sorglos ftyn. Der Schwager antwortete: Ach, es hat we¬ der Vater noch Mutter mehr, und es sind noch zwey andere Kinder, die dazu gehören. Seit einem Vierteljahre gehen diese Kinder in der Irre herum; niemand ist, der sich ihrer annimmt. Wenn sie hun- gerig werden, so seßen sie sich wohl vor die Lhüren der Häuser hin; gibt ihnen dann jemand einen Bissen Brot, so nehmen sic denselben mit Dank an. Aber betteln mögen sie nicht, dessen schame-n sie sich. 59 Diese Worte röhrten das Herz des guten Man¬ nes. es ist doch vor Gott nicht erlaubt, sagte er, daß die armen Kinder da so verlassen seyn sollen- Sie jammern mir herzlich, und ich muß nur ge¬ stehen, daß ich Lust habe, für sie zu sorgen, und sie mit mir zn nehmen. Zwcy oder drcy solche Kin¬ der können immer noch gespeiset und gesattiget wer¬ den; für das Uebrige lasse ich den Waisenvater da oben sorgen, seine Hand ist noch nicht abgekürzt. Der Schwager und dessen Frau gaben sich viele Mühe, ihm diesen Vorsatz aus dem Sinne zu reden. Sie stellten ihm vor, er habe ja selbst Kinder; er kenne diese Kinder gar nicht; cs wäre sehr ungewiß, was aus ihnen werden würde; wenn sie nicht wohl gcricthen , so würde er für seine Wohlthaten nichts als Herzlcid und Schande zum Lohne haben; die Kinder seyen in Schmutz und Unreinlichkeit versunken; er solle doch beden¬ ken, was für Last seine Fran davon haben würde. Durch diese und noch mehr dergleichen Vor¬ stellungen suchten sic ihn von seinem Vorsätze ab¬ zubringen. Aber der rechtschaffene Mann ließ sich nicht irre machen. Wahr ist cs, erwiederte er, ich habe selbst schon viele Kinder; aber eben darum brauche ich ja Gottes Segen, und der soll mir durch diese armen Waisen werden. Ich kenne sie zwar nicht, aber sie sind nun einmahl Kostender der göttlichen Vorsehung, und die müssen in jedem christlichen Hause ein Plätzchen am Tische finden. Ob ich fromme und rechtschaffene Menschen aus ihnen er¬ ziehen werde, weiß der liebe Gott; daß sie aber 6o hier an Leib und Seele zu Grunde gehen, ist au¬ ßer allem Zweifel. Ich nehme sie also im Nahmen Jesu auf, der wird seinen Segen auf mein christ¬ liches Werk legen, einen andern Lohn verlange ich nicht; und so, ich weiß nur zu gut, ist auch mei¬ ne Frau gesinnt. Die halbe Nacht dachte der edle Mann über die Sache nach, die er sich vorgenommen hatte, überlegte sie noch einmahl im Gebethe vor Gott, und schlief ruhig ein. Den andern Morgen ließ er das älteste Mäd¬ chen zu sich rufen, das damahls zwölf Jahre alt war, und sagte zu ihr: Wie ich höre, so hast du keine Aeltern mehr?. Und wie ich an deinen Klei¬ dern sehe, so mag es dir wohl nicht gut gehen?— Ach, es geht uns sehr schlecht! antwortete das Mäd¬ chen schluchzend. — Er fragte weiter: Hast du denn keine Verwandten, die sich deiner annehmen? Wohl habe ich einige, aber die mögen sich mit uns nicht abgeben, weil wir so arm sind. Möchtest du nun wohl mit mir reisen, und mei¬ ne Tochter werden? fragte sie der edle Menschen¬ freund mit freundlicher Stimme. — Sie antwor¬ tete: Ach ja, wie gern; aber guter Herr, was soll aus meinen zwey noch kleinern Geschwistern wer¬ den? Diese sollen zuerst versorget werden, dann erst ich-— Thränen erstickten ihre Worte. Nun ja, in Gottes Nahmen; ihr sollet alle drcy meine lieben Kinder seyn. Aber ich bin zu spfcrde hier; ich kann dich und deinen Bruder nicht gleich mit mir nehmen. Deine kleine Schwester aber, die ich gestern sah, will ich gleich auf meinem spfcr- 6i de mitnehmen. Laß die Kleine zu mir kommen, da¬ mit ich mit ihr ein wenig bekannt werde. Das kleine Kind, welches damahls vier Jah¬ re alt war, kam bald zu ihm, und faßte gleich so viel Zutrauen zu dem freundlichen Manne, daß es freudig mit ihm ging. Wie er mit dieser Gesellschaft nach Hause kam, fragte seine Frau sogleich: Lieber Mann! Was ist das für ein Kind? Es ist dein Kind, Frau. O nein, sage recht, was ist es für ein Kind? Nun erzählte er ihr kurz, wie er gestern Abends das Mädchen gesehen, ihre Armuth und ihren hülf- losen Zustand vernommen, sich ihrer erbarmet, und sie mitgenommen habe, um sie seinen eigenen Kin¬ dern gleich zu halten. Wahrend dec Erzählung hielt sich das Kind fest an den Rock des Mannes, und weinte. Die Frau zog es sanft zu sich, weinte mit dem Kinde, nahm es auf ihren Schooß, legte segnend ihre Hand auf dessen Haupt, und sprach tröstend: Hat dir mein Mann versprochen, dein Vater zu scyn, so will ich deine Mutter werden. Weine nicht, mein Töchterchen! Aber Frau, erwiederte der edle Mann, es sind noch zwcy andere Kinder, eine Schwester und ein Bruder von diesem Mädchen, denen es eben so gehet. Nun, wenn du meinst, lieber Mann, reise in Gottes Nahmen hin, und hohle sie auch.— Den andern Tag reisete er mit seinem Wagen ab, um die beyden andern Waisen ebenfalls zu hoh- 62 len- Bey dem Abschiede sagte seine Arau: Ich bin innerlich recht getrost und froh; der liebe Gott wird uns gewiß auch Brot für sic geben- Aber der Herr, dem das Dorf gehörte, wollte die Kinder nicht ziehen lassen, sondern gab dem ed¬ len Manne einen Verweis, daß er ohne seine Er- laubniß das jüngste Mädchen mitgenommen habe, und sagte: Der Vater dieser Kinder, ein Schnei¬ der, war ein Trunkenbold, (der Arme hatte oft nicht trockenes Brot genug für sich und die Scini- gen) und ist mir über fünfzig Gulden schuldig ge¬ blieben. Diese Schuld sollen mir einst diese Kin¬ der abdienen. Das gebe ich nicht zu, versetzte mit innerlichem Unwillen der rechtschaffene Mann. Wenn es wei¬ ter nichts, als auf die fünfzig Gulden ankommt, so reise ich nach Hause, und hohle sie; denn die Kinder liegen mir zu sehr am Herzen. Wer die Kin¬ der an mich gewiesen hat, wird auch das Geld für sie anwciscn. Er reiste wirklich nach Hause, kam wieder, brachte das Geld, bezahlte die Schuld, und nahm die Kleinen mit sich. Wenn man ihn dann um seine Kinder fragte, pflegte er lächelnd zu sagen: Ich habe zehn Kinder; sieben hat mir der liebe Gott geschenkt, und drey habe ich ihm abgekauft. Er zog diese Waisen in Gottesfurcht und Recht¬ schaffenheit auf, liebte sie, und sorgte für sie so gewissenhaft, wie für seine eigenen Kinder. Und wahrlich, es hat ihn auch nie gereuet; denn sie sind alle drey wohl gerathen, haben ihm treulich gear- 6s beitet, und auch hernach ihr gutes Fortkommen ge¬ funden. Eben dieser liebevolle Waisenvater hat auch hernach seinen Schwager, der nach dem Lode sei¬ ner Frau in schlechte Umstände gerathen war, nebst einigen Kindern zu sich genommen, und ernähret. Edler Menschenfreund! Mit dem frommen Zoo konntest du deinem Richter sagen: „Ich errettete den Armen, der da schrie, und den Waisen, der keinen Helfer hatte." Erfahren hast du nun schon im Lande der se¬ ligen Vergeltung das theure Wort Jesu: „Wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Nahmen, der nimmt mich auf." 21. Der dankbare Sohn. Ein Fürst traf auf einem Spazierritte einen fleißigen und frohen Landmann bey der Arbeit des Feldes an, und ließ sich mit ihm in ein Gespräch ein. Nach einigen Fragen erfuhr er, daß der Acker nicht sein Eigenthum sey, sondern daß er als Ta¬ gelöhner um fünfzehn Kreuzer arbeitet. Der Fürst, der für sein schweres Rcgicrungs- geschäft freylich mehr Geld brauchte, konnte es nicht gleich begreifen, wie cs möglich sey, täglich mit fünfzehn Kreuzern auszureichen, und noch so frohen Mulches dabcy zu feyn, und verwunderte sich darüber. Aber der brave Mann crwiederte: Es wäre sehr gefehlt, wenn ich so viel brauchte. Mir muß der dritte Theil davon genügen; mit dem' andern Drittel zahle ich meine Schulden ab, und das 64 übrige Drittel lege ich auf Kapitalien an. — Das war dem guten Fürsten ein neues Räthsel. Aber der fröhliche Landmann fuhr fort, und sagte: Ich theile meinen Arbeitslohn mit meinen alten Aeltern, die nicht mehr arbeiten können, und mit meinen Kindern, die es erst lernen müssen. Jenen vergelte ich die Liebe, die sie mir in meiner Kindheit erwiesen haben, und von diesen hoffe ich, daß sie mich einst in meinem Alter auch nicht ver¬ lassen werden. War das nicht schön gesagt, und noch schöner und edler gehandelt? Der Fürst belohnte die Recht¬ schaffenheit des braven Mannes, der für seine al¬ ten Aeltern und für feine Kinder so liebevoll und unermüdet sorgte; und der Segen, den ihm seine sterbenden Aeltern gaben, wurde ihm im Alter von seinen dankbaren Kindern durch Liebe und Unter¬ stützung im reichlichen Maße zu Theil. „Pflege deinen Vater im Alter, und betrübe ihn ja nicht, so lange er lebet; denn den Vater eh¬ ren, ist deine eigene Ehre, und deine Mutter ge¬ ring achten, ist deine eigene Schande." Sirach. Ehre Vater und Mutter, auf daß es dir wohl gehe- 22. Edelmüthige Freundesliebe. Ein rechtschaffener und reicher Kaufmann kehrte einst um Mitternacht nach Hause zurück, und als er vor der Werkstätte eines Schmides, Rahmens Jacob, vorbeyging, hörte er den guten Mann noch aus allen Kräften hämmern. 65 Seine rege Menschenliebe trieb ihn an, den armen Schmid zu fragen, ob er nicht sein Leben erhalten konnte, ohne die Arbeit des Tages so spät in die Nacht zu verlängern? Für mich, antwortete der Schmid, verdiene ich bey Tag genug, aber Sie müssen wissen, daß das Haus meines alten Freundes unglücklicher Weise vor einiger Zeit abbrannte, und daß der Arme mit seiner Frau und seinen zwey kleinen Kin¬ dern bcynahe nichts mehr zu leben hat. Ich stehe daher des Morgens zwey Stunden früher auf, als gewöhnlich, und gehe des Abends zwey Stunden später schlafen. Auf diese Weise lege ich am Ende einer jeden Woche den Verdienst von zwey Tagen auf die Seite, und überlasse ibn diesem Unglückli¬ chen. Ja, wenn ich selbst etwas besäße! Aber auch ich bin arm, und kann nichts anderes thuu, um ihm meine Liebe zu beweisen. Dieser Zug des Mitleidcns zeugt von deinem wahrhaft guten Herzen, lieber Jacob, erwiederte der Kaufmann, um so mehr, da dein Freund wahr¬ scheinlich nie im Stande seyn wird, seine Schuld zu bezahlen. O mein Herr! Ich sürchte nicht für mich, ich will nur ihm helfen. Ich bin versichert, wenn ich in seiner Lage wäre, er würde dasselbe für mich thun. Gute Nacht, Jacob! ich will dich nicht länger in deiner Arbeit stören. Der Kaufmann, gerührt von einer so edelmü-- thigen Gesinnung, beschloß sie zu belohnen. Des andern Tages kam er wieder in die Werkstätte des Leseb. II. Cl- für Haupt - und Stadtsch- 5 66 Schmides, und sagte: Hier hast du einen Beutel mit hundert Ducaten, schalte damit wie mit dei¬ nem Eigenthume. Du verdienest ein besseres Schicksal. Diese Summe wird dich in den Stand setzen, dein nöthiges Eisen in größerer Menge zu kaufen, ohne von den Kleinhändlern abzuhängen, und ein ausgedehnterer Betrieb deines Handwerkes wird dir einen Vorschub für deine alten Tage geben. Aber wie sehr erstaunte der Kaufmann, als der Schmid ihm antwortete: Ich bin Ihnen für diese Güte erkenntlich; aber ich bitte Sie, nicht zu ver¬ langen, daß ich das Geld anuehme, denn ich ha¬ be es nicht verdienet, und habe es auch nicht nöthig. Vor drey Jahren, da ich nichts hatte, als den Rock, den ich am Leibe trage, borgte mir der Klein¬ händler für hundert Gulden, und bedenken Sie nun selbst, ob es von mir nicht undankbar wäre, wenn ich ihm jetzt den Vortheil entziehen wollte, den er aus seinem Handel zieht? Wenn Sie aber einen bessern Gebrauch von ihrer Wohlthat ma¬ chen wollen, so hören Sie meine Meinung: Schenken Sie dieses Geld dem armen Manne, für den ich jetzt arbeite, und den die Feuersbrunst in das äußerste Elend stürzte. Er wird seine Um¬ stände in Ordnung bringen, und so werde auch ich die ganze Nacht ruhig schlafen können. Da der wohlthätige Kaufmann ihn auf keine Weise von seiner Weigerung abbringcn konnte, so befolgte er seinen Rath; er zog eine unglückliche Familie aus dem Elende, und in der ganzen Stadt bewunderte man den Edelmuth des Schmides Jacob. 67 „Von deinen Gütern hilf den Armen, und wende dich nicht von den Nothlcidcnden, so wird dich Gott wieder gnädig ansehen. Hast du viel, so gib reichlich; hast du wenig, so gib das Wenige mit freudigem Herzen." Lob. 4, 7 — 9. 23. Christina und ihre Mutter. Christina. Ach, warum ist cs so brennend heiß, liebe Mutter? Es ist gar nicht mehr auszu¬ halten. Sieh nur, wie mir der Schweiß ausbricht. Mutter. Warum es fo heiß ist, hat seine gute Ursache, die ich dir ein anderes Mahl sagen wer¬ de. Jetzt will ich dir bloß bemerken, daß Gott es.ist, der es fo heiß werden läßt, und daß dieser gute Gott, der aller Menschen Vater ist, nichts thut, was nicht gut wäre- Christina schwieg, und suchte die Hitze mit Ge¬ duld zu ertragen, und so ward es ihr leichter. Der Monath August ging vorüber, und mit ihm die große Hitze. Der kühlere September lockte Chri- stinchen täglich in den Garten. Das Obst wurde nun reif. Christina ergetzte sich an der Menge herr¬ licher Aepfcl, Birnen, Pflaumen und Pfirsiche, und ließ cs sich wohl schmecken. > Christ. Ach, Mutter! was für herrliche Früch¬ te hat uns der liebe Gott geschenkt. Wie gü¬ tig ist er! Wie sehr muß er uns Menschen lieben! Mutter. Ja wohl, mein Kind! aber erinne¬ re dich jetzt, fast hättest du dich in den vergange¬ nen heißen Lagen über ihn beklagt, als er uns die¬ se angenehmen Früchte bereiten wollte. Wisse nun, 68 eben die Hiße, die dich damahls ungeduldig mach¬ te, gab unseren Früchten die herrliche Farbe und den angenehmen, lieblichen Geschmack. Gewöhne dich daher, mein liebes Kind, mit allem, was Gott thut, zufrieden zu seyn; denn immer wirst du früh¬ er oder spater, auch bcy großen Leiden erfahren, daß er es jederzeit gut mit uns meine. „Gott macht alles wohl." 24> Die christliche Sparsamkeit Ms einer kleinen Stadt wurden von der Obrig¬ keit einige gut denkende Bürger in die benachbarten Dörfer abgesandt, um eine Beystcuer für die ab¬ gebrannten Einwohner der Stadt zu sammeln. Sie kamen unter andern früh Morgens auf den Hof eines wohlhabenden Bauers. Sie fanden ihn vor dem Stalle, und hörten, als sic sich ihm näherten, wie er es dem Knechte ernstlich verwies, daß er die Stricke, woran die Pferde gespannt waren, über Nacht im Regen gelassen, und sie nicht ins Troc¬ kene gebracht habe. O, der Mann ist genau! sprach einer zum andern, hier wird es nicht viel geben. Wir wollen es wenigstens versuchen, sagte der andere, und sie gingen näher. Der Herr empfing die Fremden sehr freundlich, und indem er mit ihnen in sein Haus ging, brach¬ ten sie ihre Bitte an. Wie groß war nun ihre Ver¬ wunderung, als er ihnen sehr bereitwillig ein an¬ sehnliches Geschenk an Geld gab, und noch ver¬ sprach, er wolle den Verunglückten Holz und Le- 6 9 bensmittcl zuführen lassen. Die Bürger konnten in ihrer dankbaren Rührung sich nicht enthalten, dem wohlthätigen Manne zu gestehen, daß seine Wohl- thätigkeit ihnen ganz unerwartet sey, indem der Verweis, den er vorhin dem Knechte wegen eines so unbedeutenden Versehens gegeben hatte, sie auf den Argwohn brachte, daß er wohl sehr genau seyn müsse, und daß sie daher wenig sür ihre unglück¬ lichen Mitbürger erwarten dürften. Liebe Freunde! war seine Antwort, eben da¬ durch, daß ich das Meinige jederzeit zu Rathe hielt, und auch kleine Sorglosigkeiten ahndete, kam ich in den glücklichen Zustand, gegen Nothleidende wohlthätig zu seyn. „Sammelt die übrig gebliebenen Stücke, damit sie nicht verderben." Jesus. „Wenn jemand dieser Welt Güter hat, und sicht seinen Bruder Noth leiden, und verschließt sein Herz vor ihm, wie konnte die Liebe Gottes in ihm wohnen?" I. Joh. Z, 17. 25. Die bepden Wege, Der Lehrer eines Dörfchens stand einst in sei¬ ner Schule, und lehrte, und die Söhne und Töch¬ ter des Dorfes saßen um ihn her, und hörten ihm gern zu; denn seine Lehre war freundlich- Er rede¬ te von dem guten und bösen Gewissen, und von der leisen Stimme des Herzens. Als er seine Worte geendiget hatte, sprach er zu seinen Schülern: Wer von euch kann mir ein Gleichniß dazu sagen? Da trat ein Knabe auf, und sagte: Ich könn- 70 te wohl ein Gleichm'ß davon erzählen, aber ich weiß nicht, ob es recht seyn wird? Erzähle dn nur nach deiner Weise, antworte¬ te der Lehrer, und der Knabe begann: Ich vergleiche die Ruhe des guten und die Unruhe des bösen Gewissens mit zwey Wegen, die ich einst gemacht habe. Als die feindlichen Soldaten durch unser Dörsiein zogen, hatten sie auch meinen lie¬ ben Vater und unser Pferd fortgefiihrt- Da nun der Vater nicht wieder heim kam, so weinte und jammerte die Mutter, und wir alle, und sie sandte mich in die Stadt, den Vater zu erfragen. Ich ging, aber erst spat in der Nacht kam ich mit betrübtem Her¬ zen den Weg zurück; denn ich hatte den Vater nicht gefunden. Es war eine dunkle Herbstnacht. Der Wind brauscte und heulte zwischen den Eichen und Tannen, und zwischen den Felsen. Dazu schrien die Eulen und Nachtvögel. Zn meiner Seele war der traurige Gedanke, daß wir unsern lieben Va¬ ter verloren hätten, und ich dachte an das Jammern der Mutter, wenn ich nun allein nach Hause käme. Da schauerte es mich in der düstern Nacht, und das Rauschen der Baume erschreckte mich. — Ich dachte bey mir selbst: Also möge wohl dem Men¬ schen um das Herz seyn, der mit einem bösen Ge¬ wissen wandelt- Kinder, sagte darauf der Lehrer, möchtet ihr wohl in solcher finsteren Nacht wandeln, wo ihr den Vater vergebens suchet, und wo nur das Rau¬ schen des Sturmes und das GFchrey der Raubthic- re ertönet? 71 Ach nein, riefen die Kinder alle zusammen, und schauderten. Darauf begann der Knabe abcrmahls zu er¬ zählen, und sprach: Ein anderes Mahl ging ich denselben Weg mit meiner Schwester, und wir har¬ ten allerlcy Schönes aus der Stadt gehehlt zu ei¬ nem frohen Feste, welches der Vater unserer Mut¬ ter zu ihrem Nahmenstage bereitete. Da kamen wir auch am späten Abende zurück. Es war aber im Frühlinge, und ein klarer schöner Himmel; es war überall so leise und stille, wie in einem Käm¬ merlein, so daß man das Rieseln des Bächleins am Wege vernahm, und ringsumher im Gebüsche san¬ gen die Nachtigallen. Wir beyde aber wandelten Hand in Hand, und waren so vergnügt, daß wir kaum reden mochten. Da kam uns auch noch der freundliche Vater entgegen. — Jetzt dachte ich wieder bey mir selbst: Also möge es wohl in der Seele des'Menschen seyn, der viel Gutes gethan , der ein gutes Gewissen hat. Da sah der Lehrer seine Kinder freundlich an. Die Kinder aber sagten einmüthig: Ja, wir wollen auch gute Menschen werden. 26. Die Sorge für die Nachkommen. Ein fremder Herr traf, als er einst auf der Reise war, einen alten Mann an, der einen Birn¬ baum pflanzte. Welch ein Thor ist dieser Alte, sag¬ te er zu seinen Begleitern; er thnt, als ob er noch ein Jüngling wäre, und die Früchte von diesem Bau¬ me genießen würde. Da seine Gefährten ebenfalls diesen Alten be- 7L lächelten, so ging der Herr auf ihn zu, und fragte. N Wie alt bist du? — Ueber achtzig Jahre, Herr, fi war die Antwort; aber, Gott Lob! noch so gesund, i wie einer von dreyßig Jahren. r Wie lange gedenkest du denn noch zu leben, > sprach der fremde Herr weiter, daß du in einem solchen Alter noch junge Bäume pflanzest, die so spat Früchte tragen? Warum machest du dir eine so vergebliche Arbeit? Herr, gab der Alte zur Antwort, ich bin zu¬ frieden, wenn ich die Bäume gepflanzt habe, und bekümmere mich nicht darum, ob ich oder ein an¬ derer die Früchte derselben genießen werde. Es ist billig, daß wir thun, wie unsere Vater gethan ha¬ ben. Sie pflanzten Bäume, deren Früchte wir es¬ sen ; da wir nun von der Arbeit unserer Väter ge¬ nießen, warum sollten wir gegen unsere Nachkom¬ men neidischer seyn, als man gegen uns war? Ich denke, was der Vater nicht genießt, das erntet der Sohn. Der fremde Herr, dem diese Antwort gefiel, schenkte dem Alten einige Goldstücke. Wer kann nun sagen, fuhr der Alte fort, daß ich heute vergeblich gearbeitet habe, da der junge Baum, den ich pflanzte, gleich am ersten Tage so reichliche Früchte trägt? Darum ist es war: Wer etwas Gutes thut, wird immer dafür belohnt. „Wer da weiß, Gutes zu thun, und thut es nicht, dem ist es Sünde." Jacob 4, 17. 27. Die Hammerfchläge«- Leopold war ein leichtsinniger', aber dabey gut- müthiger Knabe. Er hatte nirgends Ruhe noch 73 te. Rast- Er sprang und hüpfte, und zerbrach nicht r, selten, was ihm gerade im Wege war. Ost hatten ), ihm die Aeltern seine Unbesonnenheit verwiesen, und Leopold versprach dann immer ernstlich, stiller >, und bedachtsamer zu werden; allein der leichtsinni- m ge Junge halte seine Vorsätze bald wieder verges- o sen. Eines Tages sprang er hastig aus die Bank, !e stieß mit dem Kopfe an ein Eemahlde, und dieses fiel sammt dem Nagel herunter. - Da trat eben der Vater in das Zimmer, in- > dessen Leopold verlegen und furchtsam ans das Bild hinsah, welches zum Glücke unbeschädigt vor ihm ' lag. Unbesonnenes Kind! sprach der Vater, so sind also deine schönen Vorsätze schon wieder gebrochen? Liebster Vater! bath ihn der Knabe mit aufge¬ hobenen Händen, nur dieses Mahl verzeihe mir noch, du sollst mich nimmermehr eines solchen Feh¬ lers schuldig finden. Erlaube mir, daß ich hingehe, und einen Hammer hohle, um das Gemählde wieder an seine vorige Stelle zu befestigen. Der Vater ließ es geschehen, und Leopold kam bald mit einem Hammer zurück, schlug einige Mah- s le auf den Nagel, und wollte nun das sGemählde daran aufhängen. —So bleibt sich doch der Leicht¬ sinn überall gleich; was er thut, ist alle Mahl leicht und oberflächlich gethan, sprach der Vater; er er¬ griff bann selbst den Hammer und schlug den Na¬ gel mit vielen und starken Streichen in die Mauer hinein. Wozu, lieber Vater, fragte Leopold, so viele gewaltige Schlage? — Damit der Nagel fest und sicher halte in dem Gemäuer, versetzte der Vater. 74 Hätte er vorhin fester und tiefer gesteckt, so wär- w dest du ihn nicht so leicht losgemacht haben, — st und hätten deine Vorsätze fester und tiefer im Her¬ zen gehaftet, so hättest du nicht wieder so schnell st dieselben vergessen; denn was der wiederhohlte t Hammerschlag dem Nagel ist, das ist die Erneue- c rung edler Entschlüsse dem menschlichen Herzen. Dir i dünkt nach einigen Schlägen der Nagel schon fest; , allein du irrest; denn er wird mit jedem Hammer¬ schlage noch tiefer in die Mauer getrieben. Als¬ dann mag man sich auch auf seine Festigkeit ver¬ lassen, und er kann auch schwere Lasten tragen. Merke dir dieß, liebes Kind, und erneuere öf¬ ter deine guten Vorsätze, und präge sie immer tie¬ fer und tiefer deinem Gemüthe ein. Dann wirst du sie nicht so leicht wieder brechen oder vergessen. 28. Wende deine Jugendzeit wohl an. Mit nachdenkender Miene betrachtete einst ein Knabe das fallende Laub und den entblätterten i Baum. Mit stiller Freude belauschte der Vater den Tiefsinn des Sohnes, und segnete dessen fromme i Gedanken. Leise schlich er sich zu ihm. da umarm¬ te ihn der gefühlvolle Knabe, und sprach mit Lhrä- I uen im Auge: O mein Vater, sieh die fallenden Blätter und den entlaubten Baum! Dieß betrübt dich, mein Sohn? fragte der Va¬ ter. Kannst du die Ordnung der Natur ändern, oder die Sonne aufhalten? Ach, das kann ich nicht, sprach der ernste Kna¬ be; aber der Baum blühte so schön, seine Früchte ' 75 warm so süß, seine Matter so schattig, und siehe ihn jetzt an! Der Baum, mein lieber Sohn, antwortete der Vater, hat seine jährliche Pflicht erfüllet, und Früch¬ te getragen; gönne ihm nun seine Ruhe. Merke dir aber, mein Sohn: Der Herbst deines Lebens kommt nur. Ein Mahl. Ist dein Frühling blüthenlcer, und wird folglich dein Herbst ohne Früchte dahingchcn; ach, dann lebest du vergebens in dieser Welt, und was kannst du hoffen in der Ewigkeit? Da schmiegte sich der Sohn an seinen Vater, und diese Lehre drang tief in die Seele des gefühl¬ vollen Knaben. Von nun an sah er keinen blühen¬ den oder fruchttragenden Baum, ohne die edelsten Vorsätze für sein Leben zu fassen. „Freue dich, Jüngling, in deiner Jugend, und laß dein Herz froh und heiter feyn; aber wisse, daß du Gott über alles wirst Rechenschaft geben müs¬ sen." Ecclesiastes- 11, g. 29. Die faulen und frischen Aepfel.- Vater, so fragte ein Kind, das eben aus der Schule kam, was sind denn die bösen Gesellen? Der Herr Lehrer hat uns heute gesagt, wir sollten vor allem die bösen Gesellen meiden. Der Lehrer, antwortete darauf der Vater, hat recht gesagt, mein Kind, daß man die bösen Gesellen, so viel es möglich ist, meiden solle. Böse Gesellen sind solche Menschen, die selbst verdorben sind, und auch noch andere zum Bösen anführen. Ja, es gibt lei¬ der! auch schon solche unglückselige Kinder, die nicht genug bedenken, was der liebe Gott vcrbo- 7Ü then hat, die sich nicht schämen, wenn sie etwas Böses thun, und die zuweilen sogar auch andern Kindern sagen, daß dieses oder jenes nicht Sünde sey, was doch schändlich und abscheulich ist, und was der liebe Gott verbothen hat. Wenn nun ein gutes Kind mit ihnen umgeht, so wird es auch verdorben. Aber, lieber Vater, sagte das Kind, ich däch¬ te, gute Kinder sollten mit bösen umgehen, damit diese auch wieder gut werden. Da kam eben ein Fremder in das Haus, und der Vater wurde abgerufen, ehe er dem Kinde ant¬ worten konnte. Am Abende ließ der Vater eine Schüssel voll fauler Aepfel auf den Tisch stellen. Dann gab er dem Kinde einige frische und schöne Aepfel, und sagte: Lege diese Aepfel zu den faulen, damit die¬ se auch wieder schön und frisch werden. Nein, Vater, antwortete das Kind; denn die frischen würden ja auch von den faulen angesteckt werden. — Eben so mein Kind, versetzte der Va¬ ter, würden auch die guten Kinder von den bösen angestcckt werden, anstatt daß die Bösen von den Guten gebessert würden. Das Kind nahm sich die Worte des Vaters zu Herzen, und folgte seiner Belehrung. „Wer mit Weifen umgeht, der wird weise; wer aber der Thoren Geselle ist, der wird Unglück haben." Sprichw. Salom. iZ, 20. 30. Die Stimme des Gewissens.^ Ein reicher Mann geboth seinen Dienern, eine arme Witwe sammt ihren Kindern aus. einem sei- 77 ncr Häuser zu entfernen, weil sie die jährliche Mie- the nicht zu zahlen vermochte. Als die Diener nun kamen, sprach das Weib: Ach, verziehet ein we¬ nig, vielleicht daß euer Herr sich meiner erbarme; ich will zu ihm gehen, und ihn bitten. Darauf ging die Witwe zu dem reichen Manne mit ihren vier Kindern, den eines lag krank da¬ nieder, und alle flehten inbrünstig, sie nicht zu verstoßen. Der reiche Mann aber sprach: Meine Befehle werde ich nicht ändern, es sey denn, daß ihr euere Schuld sogleich bezahlet. Da weinte die Mutter bitterlich, und sagte: Ach, die Pflege eines kranken Kindes hat meinen kleinen Geldvorrath verzehret, und meine Arbeit gehindert. Und die Kinder flehten mit der Mut¬ ter, sie nicht zu verstoßen. Aber der reiche Mann wandte sich hinweg von ihnen, ging in sein Gartenhaus, und legte sich auf den Polster, um zu ruhen, wie er zu thun pflegte. Es war aber ein schwüler Tag. Dicht am Gartensaale floß ein Strom vorüber, der Küh¬ lung verbreitete, und es war eine Stille, daß kein Lüstchen sich regte. Da hörte der reiche Mann das Gelispel des Schilfes am User; aber es tönte ihm gleich dem Gewinsel der Kinder der armen Witwe, und -er ward unruhig auf seinem Lager- Darnach horchte er auf das Rauschen des Stromes, und es deuchte ihm, als ruhete er an dem Gestände eines fürchterlichen Meeres, und c-r wälzte sich unruhig auf seinem Polster. Als er nun wieder horchte, erscholl aus der Ferne der Donner eines aufsteigenden Gewitters. 78 Da war ihm, als vernähme er die Stimme des Gerichtes. Nun stand er plötzlich auf, eilte nach Hause, und geboth seinen Dienern, der armen Witwe das Haus zu öffnen; aber sie war sammt ihren Kindern in den Wald gegangen, und nir¬ gends zu finden- Indessen war das Wetter heraufgezogen; es donnerte, und es fiel ein gewaltiger Regen. Der reiche Mann war aber voll Unmuthes, und wan¬ delte unruhig umher. Am andern Tage vernahm er, daß kranke Kind sey im Walde gestorben, und die Mutter mit den andern hinweggezogen. Da ward ihm sein Garten sammt dem Saale und Pol¬ ster zuwider, und er genoß nicht mehr Ruhe und Frieden in seinem Herzen. Bald darnach verfiel er in eine Krankheit, und in der Hiße des Fiebers vernahm er das Gelispel des Schilfes, den rauschenden Strom und das Getöse des aufsteigenden Wetters. „Seyd barmherzig, wie euer Vater im Him¬ mel barmherzig ist." Matthaus. 51. Was man den Armen thut, das sieht Jesus so an, als ob man es ihm selbst gethan hatte- Ein reicher Jüngling lag an einer schweren Krankheit danieder. Endlich genas er, und ward gesund. Da ging er zum ersten Mahle hinaus in den Garten, er war wie neugeboren und voll Freude, und dankte Gott mit lauter Stimme. Er wandte sein Angesicht zum Himmel, und sprach: O all¬ mächtiger Gott, o bester Vater! Wie gern wollte 79 ich dir ein Opfer des Dankes bringen; allein du bedarfst keines Menschen, sondern du gibst allen Ge¬ schöpfen alles, was sie bedürfen. Dies hörte ein frommer Greis, und sprach zu dem reichen Jünglinge: Von oben kommt jede gute Gabe, dahin vermagst du nichts zu senden; aber komm, und folge mir. Der Jüngling folgte dem frommen Greise, und sie kamen in eine dunkle Hütte. Daselbst war Jam¬ mer und Elend, denn der Vater lag krank danie¬ der, und die Mutter weinte; die Kinder aber wa¬ ren nackt, und schrien nach Brot- Da erschrack der Jüngling. Der Greis aber sprach: Sieh hier einen Altar für das Opfer deines Dankes! Sieh hier des Herrn Brüder und Stellvertreter! Der reiche Jüngling that seine milde Hand über sie auf, und gab ihnen reichlich; er psiegte die Kranken, er speiste die Hungrigen, er bekleidete die Nackten, er tröstete und erquickte die Trauern¬ den. Und die erquickten Armen segneten ihn, und nannten ihn einen Engel Gottes. Der fromme Greis aber lächelte, und sprach: So wende du immer dein dankbares Angesicht zuerst gen Him¬ mel, und dann zu den Menschen, den Stellver¬ tretern des Herrn. „Was ihr dem geringsten eurer Mitmenschen gethan habet, das habet ihr mir gethan." Matth. 52. Die Reue, Ein Edelmann hatte mit eigener Hand' eine Reihe edler Obstbäume gezogen. Zu seiner größten Freude trugen sie die ersten Früchte, und er war 80 begierig zu sehen, von welcher Art sie seyn möch¬ ten. Da kam der Sohn des Nachbars, ein böser Bube, in den Garten, und lockte den Sohn des Edclmannes, daß sie hingingen, und die Bäum¬ chen ihrer Früchte beraubten, ehe sie völlig reif waren. Als nun der Herr des Gartens herzutrat, und die kahlen Bäumchen erblickte, da ward er sehr be¬ kümmert, und sprach: Ach, warum hat man mir dieses gethan? Bose Buben haben mir meine Freude geraubet. — Diese Werte gingen dem Sohne des Edclmannes sehr zu Herzen, und er lief zu dem Kna¬ ben des Nachbars, und sprach: Ach, mein Vater ist sehr betrübt über die Lhat, die wir verübet haben. Nun habe ich keine Ruhe mehr in meinem Gemüthe. Mein Vater wird mich nicht mehr lieben, sondern mit Verachtung mich strafen, wie ich es verdiene. Da antwortete jener: Du Thor, dein Vater weiß cs ja nicht, und wird es niemahls erfahren, daß wir es gethan haben. Als aber Johannes, so hieß der Sohn des Edel¬ mannes, nach Hause kam, und das freundliche An¬ gesicht seines Vaters sah, da vermochte er nicht wieder freundlich zu ihm anfzusehen; denn er dachte, wie sollte ich meinen guten Vater fröhlich ansehen können, den ich betrübt habe? Kann ich doch in mich selbst nicht froh hineinblickcn. Es liegt mir wie ein schwerer Stein auf dem Herzen. Jetzt trat der Vater hinzu, und reichte jedem seiner Kinder von dell Früchten des Herbstes, und dem Johannes desgleichen. Da hüpften die Kinder 81 'ch- sser ves m- >eif nd e- ir de 's st !. !! ! herbey, und freuten sich sehr; Johannes aber ver¬ barg sein Angesicht, und weinte bitterlich. Da sprach der Vater: Mein Kind, warum weinest du? Johannes antwortete: Ach, ich bin nicht werth, daß ich dein Sohn heiße. Ich kann cs nicht länger ertragen, daß ich vor dir anders erscheine, als ich bin, und als ich mich selbst er¬ kenne. Lieber Vater, thu mir ferner nicht mehr Gutes, sondern strafe mich, damit ich dann wie¬ der zu dir kommen darf, und Vergebung erhalte. Laß mich nun hart büßen für mein Vergehen; denn sieh, ich habe die jungen Bäumchen ihrer Früchte beraubet. — Da reichte ihm der Vater die Hand, drückte ihn an sein Herz, und sprach: ich vergebe dir, mein Kind! Nur sieh zu, daß dieses das erste und letze Mahl sey, daß du etwas zu ver¬ hehlen habest. „Böse Gesellschaften verderben gute Sitten-" I. Kor- 15, 3.5- 35. Folgen des Ungehorsams. Jacob war ein munterer, aber ungehorsamer Knabe. Wenn sein Vater, seine Mutter, oder sein Lehrer ihm etwas verbothen, so vergaß er es den Augenblick wieder, und handelte gegen das Ver¬ botst). Auch wollte er immer die Urlache wissen, war¬ um ihm dieses oder jenes verbothen wurde, und das kann man Kindern doch nicht immer begreiflich machen. Höret, wie es ihm daher gegangen ist. Jacob wollte eines Tages zur Schule gehen, und es hatte die Nacht stark gefroren. Beym Weg¬ gehen rief ihm der Vaster nach: Jacob, geh mir Leseb- II. Cl. für Haupt - und Stadtsch. 6 32 heute nicht auf das Eis. Aber Jakob ließ dieses Verboth zu einem Ohre hinein geben, und zum andern wieder hinaus. Er war kaum beym" Leiche > angekommen, welcher erst mit dünnem Eise über¬ zogen war, als er der väterlichen Warnung ver¬ gaß, und sich darauf wagte. Der Vater hatte ihm nachgesehen, und da er die Gefahr erblickte, worin Jacob schwebte, rief er ihm ganz erschrocken mit lauter Stimme zu: Jacob, Jacob! hinweg vom Eise. — Jacob hörte den Zuruf: aber anstatt auf der Stelle zu gehorchen, blieb er auf dem knackenden Eise stehen, und rief zurück: Ev, warum denn Vater? — Der Vater wollte die Ursache sagen, aber plötzlich brach das Eis, Jacob sank hinein, und mußte jämmerlich ertrinken; denn es war keine Rettung möglich. Stellet euch den Kummer seines armen Va¬ ters und seiner armen Mutter vor! Wenn deine Ältern dir was untersagen. So folge, ohne erst, warum? zu fragen. „Ihr Kinder, seyd gehorsam euern Acltcrn; denn das ist dem Herrn wohlgefällig." Collosf. 3, 20. 34. Sepd barmherzig, wie euer Vater im Fimmel barmherzig ist. FeindlichKtTruppen sind einst vor einem Dorfe vorüber gezoAn, und ließen einen kranken Solda¬ ten nahe bey demselben liegen, der nicht mehr im Stande war, weiter zu kommen. Ein Bauer aus diesem Dorfe sah ihn, und ging vorüber. Doch erzählte er es von ungefähr 83 in dem Hause seines Nachbars, wo mehr christliche Liebe wohnte. Die Frau sagte gleich zu ihrem Manne: Was meinest du? Wollen wir den kranken Soldaten nicht hereinhohlen, und ihm helfen, so gut wir können? Er ist ja doch ein Mensch. Der Mann wollte zwar nicht sogleich einwilli- gen; denn er befürchtete, das Hans möchte von einer Krankheit eingesteckt werden. Doch beredete ihn die Frau so weit, daß er hinging, es der gan¬ zen Gemeinde anzeigte, und sic zur Hülfe zu be¬ wegen suchte. Allein seine Fürbitte blieb ohne Er¬ folg, und die Gemeinde wollte sich des kranken Soldaten nicht annchmen. Als die gutherzige Frau dieses hörte, so bath sie um so dringender für den Verlassenen, und sprach: Nun müssen wir helfen. Du weißt' doch wohl, daß es ' der liebe Gott befohlen hat. Wenn sich niemand des armen Menschen annehmen will, so wollen wir ihm Barmherzigkeit erweisen, wie dort im Evangelium der Samariter dem ausge¬ plünderten und halb todt geschlagenen Juden Barm¬ herzigkeit erwies. Geh, hohle die Pferde, spanne sie vor den Wagen, und bring den Kranken herein in das Haus. Der Mann konnte nicht mehr widerstehen, und der Kranke wurde hereingehohlt- Man zog ihm reine Wasche und Kleider an, und vergrub seine zerrissenen Lumpen. Es wurde auch ein Arzt ge¬ rufen , der ihn in kurzer Zeit vollkommen gesund machte. Diese guten Leute sind ein schönes Vorbild für 6 * L4 andere Menschen, denn sie handelten genau nach den Warten der heiligen Schrift: „Brich den Hungrigen dein Brat; die im Elen¬ de sind, führe in dein Haus; wenn du einen nac¬ kend sichest, sc> bekleide ihn, und entziehe deinem Milbruder nicht deine Hülfet Jsaias. 55. Ein Spruch der heil. Schrift kann viel Gutes wirken. Es war ein armer verlassener Bcttelknabe, dessen Vater Soldat gewesen, und gestorben ist, und dessen Mutter so arm und hülflos war, daß sie ihn nicht ernahrew konnte, und nun starb auch sie. Der Knabe ging jetzt ganz verlassen im Lande herum, und suchte bey wohlthatigen Menschen sich sein Brot zu erbetteln. Ein Bauer in einem Dorfe, der den armen Waisen schon sehr viel Gutes gethan hatte, las an einem Sonntage in der heiligen Schrift- Er hörte die Stimme des verlassenen Knaben vor dem Fenster, da er eben die Worte Jesu las: „Wer ein solches Kind aufuimmt in meinem Nahmen, der nimmt mich auf." Matth. 18, s- Bey diesen Worten hielt er stille, sah seine Frau an, und sagte: Frau, hörest du? — Ja, ich höre es, sagte sie.-—Von dieser Stunde an nah¬ men sie den Knaben in ihr Haus auf, und erzogen ihn eben so treulich, wie ihre eigenen Kinder. Diese guten Leute werden auch an jenem Tage des Gerichtes mit Freuden die Worte des Richters hören: „Was ihr gethan habet einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habet ihr mir ge¬ than." Matth. 25, 40. Lo 56. Gib jedem das Seine. Ein alter, wohlhabender Landmann war dar¬ auf bedacht, bey zunehmendem Alter sich aus sein- nen Lod gehörig vorzubcreiten, und insbesondere alle seine Geschäfte in Ordnung zu bringen. Er durchging deßwegen alle seine Schriften und Rech¬ nungen, und fand von ungefähr eine alte Rech¬ nung eines Zimmermannes, die schon lange be¬ zahlt war. Er sah sie noch einmahl durch, und fand, daß der Zimmermann sich zu seinem eigenen Schaden um zwanzig Gulden verrechnet hatte. Er erschrack, da er dieses sah, denn es that ihm vom Herzen leid, daß der gute Zimmermann so sehr verkürzt worden sey, und er war sogleich darauf bedacht, den Schaden zu ersetzen. Der Zimmermann war zwar schon vier und zwanzig Jahre todt; aber er hatte Kinder und Nach¬ kommen. Der ehrliche' Landmann schickte deßwegen einen Freund zu ihnen hin, und ließ die zwanzig Gulden unter dieselben austheilcn. Wie getrost konnte ein so gerechter Mann seinem Tode entgegen gehen, und hoffen , einst die Stim¬ me des Richters zu hören: Wohlan, du from¬ mer und getreuer Knecht! weil du im Wenigen so getreu gewesen bist, so will ich dich jetzt über Vie¬ les setzen; gehe ein in die Freude deines Herrn-" Jesus. 57. Die Wahrhaftigkeit. Wilhelm und Caroline bekamen au einem scho¬ nen Nachmittage von ihrer Mutter die Freiheit, 86 allein in dm Garten zn gehen, und sich zu unter¬ halten. Sie waren sehr vergnügt, und freuten sich über die vielen und schönen Blumen und Früchte. Nun standen an der Gartenmauer verschiedene Obstbäume, unter welchen ein junger Pfirsichbaum war, der zum ersten Mahle Früchte trug. Er hatte wenige, aber desto schönere Pfirsiche. Die Mutter hatte noch keine davon gebrochen, obgleich sie schon reif waren; sie wollte sie dem Vater, der verreiset war, aufüewahren, bis er nach Hause käme. Weil sie den Kindern einmahl vcrbothen hatte, Früchte im Garten zu pflücken oder aufzulcsen, und ohne Erlaubniß zu essen, und sie von ihrem Gehorsam schon überzeugt war; so sagte sie dieses Mahl wegen der Pfirsiche nichts- Als die Kinder an den Platz kamen, wo der Pfir¬ sichbaum stand, besahen sie die schönen Früchte desselben, und freuten sich- darüber. Es lagen aber zwcy schöne Pfirsiche auf der Erde, die eben herunter gefallen waren. Wilhelm sah sie zuerst, vergaß das Verboth der Mutter, langte darnach, aß eins, und gab'Carolinen die andere, die sie auch verzehrte. Als sie damit fertig waren, fiel es Carolinen ein, daß die Mutter es ihnen oft verbothen habe, Früchte zu essen, die sie ihr nicht vorher gezeigt Härten. Ach, lieber Wilhelm, sagte sie, wir sind ungchorfam gewefen, nun wird unfcre gute Mutter unwillig auf uns werden; was wollen wir machen? Wilhelm. Sie weiß es ja nicht. Caroline. Aber sie muß es wissen, lieber 87 Wilhelm! Du weißt ja, daß sie uns auch große Fehler leichter vergibt, wenn wir nur aufrichtig sind, und sie gestehen, Wilhelm. Ja, wir sind ungehorsam gewe¬ sen, und du weißt auch, daß sie den Ungehorsam allezeit bestraft. Caroline. Und wenn sie uns auch straft, so thut sie es ja aus Liebe, und wir werden es dann künftig nicht mehr so leicht vergessen, wenn sie uns etwas verbleichet oder bestehlt. Wilhelm. Du hast recht, liebe Schwester. Aber sie wird wieder betrübt werden, daß sie uns strafen muß, und traurig kann ich sie gar nicht sehen. Caroline. Ich auch nicht, lieber Bruder; aber wird sie nicht noch betrübter werden, wenn sie cs erfährt, daß wir ihr einen Fehler verschweigen? Würden wir sie mit einem solchen heimlichen Ver¬ gehen im Herzen offen und froh ausehen können? Und müßten wir nicht roth werden, wenn sie uns liebkoset, uns ihre lieben Kinder neuner, und wir es nicht verdienen? Wilhelm. Ach, Schwester, ich sehe schon, daß es ein noch größeres Vergehen wäre, unseren Fehler zu verschweigen. Komm, wir wollen hingeh- eu zur Mutter, und ihr unsern Ungehorsam ge¬ stehen. Sie gingen Hand 'a Hand hin zur Mutter, und Caroline sagte: Liebste Mutter! wir sind un¬ gehorsam gewesen; straf uns nur, wie wir cs ver¬ dienen- Aber sey uns nur nicht böse, und betrübe dich nicht, wir hatten dein Verbots) bloß ver- grjwn. 88 Hierauf erzählte Wilhelm, was sie gcthan hat¬ ten, ganz genau, wie cs die Wahrheit war. Die Mutter war von der Aufrichtigkeit ihrer Kinder so gerührt, daß sie ihnen den Fehler ver¬ gab. Auch die Strafe des Ungehorsams erließ sie ihnen dicß Mahl gern, weil, wie sie glaubte, ihr Schmerz darüber hinreichend war, sie künftig zu warnen, wenn sie wieder in Gefahr kämen, un¬ gehorsam zu seyn. 58. Der ehrliche Bettelknabe. Als ein vornehmer Herr in Rom war, bath ihn ein armer Knabe um ein Almosen. Ich habe kein kleines Geld, sagte der Herr. Der Knabe erboth sich, hinzugehen, und ein Goldstück wechseln zu lassen. Der Herr lächelte über das sonderbare Anerbicthen, gab dem Jungen einen Ducaten, dachte aber nicht, daß er wieder kommen würde, und ging weiter auf seinem Spaziergänge fort. Aber der ehrliche Knabe eilte ihm bald nach, und brachte ihm die eingewechselte Münze. Der Herr erstaunte über diese Ehrlichkeit. Er äußerte seine Verwunderung gegen den Knaben selbst, der gar nicht begriff, wie man über so etwas sich ver¬ wundern könne. Ich that ja nichts, sagte er, als daß ich hielt, was ich versprach. Und dicß sollen ja alle Menschen thun. Denn auf dem Lodbette noch sagte mir mein Vater: Halte immer, was du versprichst; denn dieß ist der Weg zur Ehrlich¬ keit, und wenn du ehrlich bist, darfst du gewiß nicht als Bettler sterben- Der Herr war gerührt über diese Rede. Er LY nahm den Knaben zu sich, ließ ihn erziehen, und vertraute ihm seine wichtigsten Geschäfte. „Ehrlich währt am längsten." 59. Die Gutmüthigkeit. Johanna war ein artiges, und was noch mehr ist, sie war auch ein sehr gutmüthiges Kind. Mit Unglücklichen und Nothleidcnden hatte sie inniges Mitleiden, und es war ihr eine wahre Herzens¬ freude, wenn ihnen eine milde Gabe zufloß, oder sie selbst ihnen einige Hülfe geben konnte; denn ihre Aeltcrn waren eben so reich, als gut- Dabey be¬ leidigte sie niemanden, sprach von jedermann Gu¬ tes, vergab gern, wenn man sie beleidiget hatte, und handelte überhaupt gegen andere so, wie sie wünschen konnte, daß man auch gegen sie handeln möchte. Einst sagte sie zu ihret Mutter: Es schmerzt mich, wenn ich Leute sehe, die Mangel leiden müssen. Ach, wenn ich Geld hätte, wie herzlich gern würde ich ihnen helfen. Es muß ein sehr großes Vergnügen scyn, Menschen, welche wei¬ nen froh und heiter zu machen, oder sie von Sorgen und Kummer zu bcfreyen- Ihre Mutter drückte sie zärtlich an die Brust, und sagte: Liebes Kind, ich freue mich recht sehr, daß du so gutmüthig und menschenfreundlich den¬ kest. Behalte stets diese Gesinnungen, und gewiß wirst du auch selbst dabey glücklich seyn. Gerührt hörte der Vater diese Unterredung an, und sagte zur Tochter: Ich liebe dich nun noch mehr, da du so gut denkest. Zugleich zog er den 90 Beutel heraus, und gab ihr ungezählt einige Sil¬ berstücke, um sie nach ihrem Willen unter Bedürf¬ tige auszutheilen. Bald darauf ging Johanna mit ihrer Erziehe¬ rin« zu einer ihrer Freundinnen, die in einiger Entfernung wohnte. Unter Weges sah sie einen Greis mit silberweißen Haaren , der sie um eine kleine Gabe bath. Mangel und Alter hatten ihn schon ganz entkräftet, und Lhranen flößen über die Wangen herab. Johanna blieb bey ihm stehen. Er sagte, er sey aus einem benachbarten Dorfe. Ein schreckliches Ungewitter habe ihm wenige Tage vor der Ernte alle seine Feldfrüchte zerschlagen, und eine Wasserfluth sein Häuschen weggeschwemmt, aus welchem er mit vieler Mühe kaum sich selbst noch habe retten können. Jetzt müsse er in seinem siebzigsten Jahre darben, und guter Menschen Mit¬ leiden anflehen. Johanna weinte bey der rührenden Erzählung des Greisen, und schüttete all ihr Geld, in seinen Hut. Eben wollte er danken, als eine Menge Leu¬ te, welche, vor einem scheuen Pferde flohen, auf sie cindrang. Dis arme Johanna ward beynahe erdrückt; aber muthig raffte der Greis seine letzten Kräfte zusammen, stellte vor seine Wohlthaterinn sich hin, als schon das Pferd nahe war, und die Kleine gewiß zertreten hätte. Eher will ich mein Leben lassen, sagte er, als daß dem lieben guten Kinde ein Haar gekrümmt werden soll. Er hob seinen Knotenstvck auf, stürzte dem Pferde entge¬ gen, und es floh auf der Seite glücklich vorüber. So genoß die jgutmüthige Johanna das doppelte Vergnügen, cine gute That gethan zu haben, ohne eine Belohnung zu erwarten, und doch dafür be¬ lohnt zu werden. „Mit dem Maße, als ihr ausmesset, wird man euch wieder einmcssen." Luc. 6, 38. „Selig sind die Barmherzigen, denn sie wer¬ den Barmherzigkeit erlangen." Matth. 5, 7. 40. Denke öfters an den Tod. Robert, ein Landmanu, lebte mit seiner Frau und seinen sechs Kindern.recht vergnügt dahin- Er hatte eben keinen Neichthum, aber doch brachte er sich und die Seinigen mit der Arbeit seiner Hände, ehrlich fort. Er suchte, was mehr ist, als Schätze der Welt, — er suchte mit den Seinigen recht fromm und tugendhaft zu leben- Kein Tag verging, an dem sie nicht Morgens und Abends mit gefalteten Händen zu Gott bethe- ten; kein Sonn- oder Fevertag verging, wo sie nicht in der Pfarrkirche den öffentlichen Gottesdienst flei¬ ßig besuchten, aus einem guten Bucbe etwas Scho¬ nes lasen, und sich selbst mit frommen Gesprächen über Gottes Liebe und Gebothe erbauten. Kein Tag, oder wenigstens keine Woche ver¬ ging, wo nicht Robert einem Elenden Beystand geleistet hätte. War einer seiner Nachbarn krank, so war Robert der erste, der ihn besuchte, ihn trö¬ stete, und ihm half, wie er es nur immer zu thun im Stande war. Seine Kinder erzog er in der Furcht des Herrn zu allem Guten. .Wie herzlich belehrte er sie über Gottes Eigenschaften, über Gottes Willen , ü er Y2 ihre Pflichten! Wie eifrig war er für ihren "Unter¬ richt in der Schule besorgt! Wie sorgfältig ging er ihnen in allem mit seinem guten Beyspiele voran! Kam ein Unglück über ihn, so sah man Robert nicht kleiumüthig; sondern er erduldete mit kindli¬ cher Ergebung in den Willen Gottes, und mit Standhaftigkeit alle Leiden, die ihm Gottes Vater¬ hand zuschickte. Begleitete er einen seiner Freunde und Nach¬ barn zum Grabe, so dachte er auch an den Tod. Oft sprach er zu seinen Kindern von der kurzen Dauer des menschlichen Lebens. Oft ermahnte er sie, und bath sie, daß sie ja schon frühzeitig an den Tod denken, und sich darauf gefaßt machen moch¬ ten. Kinder! sprach er, ihr seyd zwar jung, aber vor dem Tode sind wir nicmahls sicher. Trachtet daher stets recht gut und fromm zu leben, und nach Tugend mit allem Eifer zu streben. Lebet immer so, damit ihr einst ruhig sterben könnet. Am Ende sei¬ nes Lebens, auf dem Lodbette erst wünschen, gut gelebt zu haben, ist zu spät- So sprach der Vater, und kehrte seine Kinder durch sein eigenes Beyspiel, wie man leben müsse, um selig sterben zu können. Aber nun wurde der gute Robert krank, ge¬ fährlich krank; es wollte nichts mehr helfen. Ach, das war eine harte Lage für seine Frau und seine Kinder, einen so guten Vater vielleicht bald ver¬ lieren zu müssen! Allein Robert blieb auch da noch ruhig und auf Gott vertrauend. Er machte sich mit völliger Ergebung in den göttlichen Willen zum Sterben ge- 93 fa§t, und als er sah, daß er immer schwächer wur¬ de, ließ er seine Frau und seine Kinder noch zu sich kommen. Da standen sie nun vor dem kranken Va¬ ter, und weinten. Der Vater nahm alle seine Kräfte zusammen, und tröstete sie. Weinet nicht, sagte er; wenn ich euch auch verlassen muß, so ist ja oben im Him¬ mel ein Vater, der für euch sorget. Und ich ver¬ lasse euch nicht auf immer; ich werde euch wieder sehen. Wenn wir uns nur an einem guten Orte wieder sehen! — Kinder! vergesset nicht, was ich euch öfter sag¬ te : Fürchtet Gott, und haltet seine Gebothe. — Bedenket, wie kurz unser Leben auf Erden dauert. — Sehet, auch ich muß eher von dieser Welt scheiden, als ich es vermuthete. — So kann, so wird es auch mit euch gehen. Zu einer Stunde, wo ihr es nicht denken werdet, wird der Lod kommen, und euch von der Welt hinwegnehmen. Denket da¬ her öfter an den Tod, und lebet stets so, wie ihr am Ende eures Lebens wünschen werdet gelebt zu haben. O wie tröstlich und süß ist das Andenken an vollbrachte gute Lhaten am Lodbette! Jetzt freuet mich zehnfach, was ich Gutes that. Ueberaus angenehm ist mir jetzt jeder Augenblick, da ich den Versuchungen und Anlockungen zur Sünde wider¬ stand. Vater im Himmel! Es geschehe nicht mein, sondern dein Wille. Ich folge dir gern. — Lebet nun wohl, bis wir uns wieder sehen, und vergesset mei¬ ne Worte nicht. Denket öfters an den Tod, und le¬ bet fromm uud tugendhaft, und Gott wird euer Va¬ ter feyn. 94 Mehr konnte der gute Vater nicht reden; er war schon zn kraftlos, und gab auch bald ruhig und sanft seinen Geist auf. — O was mar das für ein Jammer in dem Hau- sc Roberts! Was war das für ein trauriger Lci- chcnzug! Wie sehr weinten Mutter und Kinder! Die ganze Nachbarschaft, wie sehr trauerte sie um den so rechtschaffenen Robert! — Die Mutter aber tröstete die weinenden Kinder oft mir den Worten, die der Vater noch vor seinem Lode sprach: Kinder! wir werden den Vater wie¬ der sehen. Vergesset nur seine letzten Worte nicht: Denket öfters an den Tod, und lebet fromm und tugendhaft! — So sprach die Mutter, und die Kinder folgten ihr. Auch du, o Mensch, denke an den Tod, und lebe fromm und tugendhaft; fürchte Gott, und hal¬ te seine Gcbothe. Dein Leben gehe dann noch so schnell vorüber, mußt du dich auch noch so bald von deinen Freunden trennen, sollte die Todesstun¬ de für dich auch heute noch heranrücken: so soll dich nichts erschrecken. Du bist ja unsterblich nach Gottes Ebenbilde erschaffen. Jesus, der liebevollste Heiland bat für uns sein Leben hingegebeu, er hat sein Blut am Stamme des Kreuzes zur Vergebung unserer Sün¬ den vergossen. Der heilige Geist heiliget uns durch seine heilig machende Gnade, und stärket uns zu allem Guten auf dem Wege unseres irdischen Le¬ bens. Wir leben also nach dem Hingange zum Va¬ ter dort ewig fort, und zwar desto seliger, je mehr wir hier auf Erden Gutes wirkten. Ja, dort im 95 -Pimmel wird unsere Freude vollkommen senn- Kei¬ ne Throne, kein Leiden, kein Tod wird dort unse¬ re Seligkeit stören- Wir werden Gottes Majestät und Herrlichkeit sehen, seine vollkommensten und liebenswürdigsten Eigenschaften deutlicher. erkennen, und seines Umganges, und seiner Liebe ewig genießen. Denke allo, o Mensch, öfter an den Tod, und lebe fromm und tugendhaft. Erfülle eifrig deine Pflichten, und scheue keine Beschwerden, keine Hindernisse, keine Gefahren und Versuchungen. Gehe den Weg der Tugend und Rechtschaffenheit mit Muth und Standhaftigkeit. Kämpfe ohne Auf¬ hören wider die Sünde, und werde im Kampfe nicht müde. Ja, wenn es dich auch noch so viele Anstrengung und Sclbstverlaugnung kosten sollte, bleibe fromm und tugendhaft. Denn nur die, wel¬ che standhaft kämpfen, und ausharren bis an das Ende, werden gekrönet werden- Und kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat cs gehöret, und kei¬ nes Menschen Herz hat es noch empfunden, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben, und seine Gebothe beobachten- - An Hsttes Aegm D Li,) Les gelegen- 97 98 99 100 mit Oelietli verliioclen, ^aclit uns Lottes 8«A6N tincien. ^2. ^lütße urrb Frucßt- 101 102 103 104 105 io6 107 108 Ivy HO In cÜ656m Llümlein, 2ai'l und lein, In ieclem ^Vsrice, ^i-oss und lclein , In I'reud' uncl I_,eid, in Wolcl undWelis, Wo ic^ ^eli' uncl vcm icli «lklis, k'incl' ic^ 6oll, clcn' 2U mir spricl^l: I^iklies Kind, vergiss mein nielil! 11L 112 1 13 Leseb. II. Cl. für Haupt- und Sradtsch. 8 114 115 1 l6 117 i 118 11Y Spließe Ausö^eitung ber Jesu- 120 121 122 Einige Kenntnisse aus der Naturgeschichte. Von der Erde und den übrigen Himmels¬ körpern. Die Erde, worauf wir leben, ist zwar ein großer Körper; allein er ist doch nur ein kleiner Thcil von der Welt, die Gott erschaffen hat. Es gibt außer dieser Erde neck viele andere Himmelskörper, die unsere Er¬ de an Größe übertreffen. Diese Körper erblicken wir an dem unermeßlicher Gewölbe des Himmels in einer bellen Nacht. Sie scheinen uns wegen der ungchcnern Entfernung, in der wir sic erblicken, unr kleine leuch¬ tende Pnncte, funkelnde Lichter zu scyn, die Gottes Allmacht dort angezündet bat. Aber würden wir sie wohl in einer so weiten Entfernung noch bemerken, wenn sie nicht sehr groß wären? Diese leuchtenden Him¬ melskörper nennen wir überhaupt Sterne. Unter diesen scheinet uns die Sonne am größten zu scyn. Ihre wobl- thatigen Strahlen schießen durch den ungeheueren Him- meloraum auf unsere Erde herab, erleuchten und er¬ wärmen sie, und verbreiten überall Leben und Frucht¬ barkeit. Nach der Sonne scheint der Mond der größte Himmelskörper zu scyn; allein er ist kleiner, als unsere Erde, und scheinet nur wegen seiner viel größeren Nabe die übrigen Gestirne an Größe zu übertreffen Er bat kein eigenes Licht, sondern erhält von der Sonne Licht und Wärme. Jene Himmelskörper, welche sich gleich unserer Erde in bestimmten Zeiten um die Sonne bewegen, und von dieser erleuchtet und erwärmet werden, nennt man mit einem gemeinschaftlichen Nahmen Planeten - oder Wandelsterne. Um manche dieser Planeten bewegen 124 sich wieder andere kleinere Himmelskörper, und diese beißen deshalb Ncbenplancten oder Trabanten, wie der Ätond ein Nebenplanet von unserer Erde ist. Er be¬ wegt sich bcynahe monathlich um unsere Erde, und mit dieser um die Sonne. Die übrigen Himmelskörper, welche wir in unzäh¬ liger Menge am Himmel erblicken, sind solche, welche gleich unserer Sonne ibr eigenes Licht haben. Sie schei¬ nen sich nicht von ihrer Stelle zu bewegen, daher bei¬ ßen sie Fixsterne, zu welchen auch unsere Sonne gehört. Alle diese Gestirne an dem blauen Gewölbe des Himmels machen zusammen die Welt aus. Könnet ihr euch wohl dieses alles vorstellen, ohne über die Größe und Herrlichkeit des Weltgebäudes zu erstaunen, und ohne die Allmacht, Weisheit und Güte dessen zu bcwnn, dern, der alles das so schön, so herrlich, so ordentlich eingerichtet hat? Unter allen Himmelskörpern ist die Erde für uns am wichtigsten, weil sie uns von dem höchst gütigen Schöpfer zum Woblplatze angewiesen wurde, die wir daher auch näher kennen lernen sollen, weil es denn doch notbwendig ist, jenes Haus genauer zu kennen, in welchem man wohnet. Die Erde bat eine runde Gestalt. Einen runden Körper kann man ganz umgeben, so daß man bey einer immer gleichen Richtung des Weges wieder an der Stelle zurück kommt, von der man ausgeaangen ist. Wenn nun die Erde eine kugelförmige Gestalt bat, so muß man sie ebenfalls umgeben und umfahren können, und zwar so, daß man, wenn man von seinem Wohnorte be¬ ständig gegen Sonnenuntergang reiset, zuletzt von der entgegengesetzten Seite, vom Aufgange der Sonneber, wieder nach Hause käme. Diesen Versuch haben auch wirklich schon mehrere Menschen, und zwar zu Schiffe gemacht, weil die Erde auf ihrer Oberfläche größten Theils mit Wasser rnklgebcn ist. Die Erde ist also einer großen Kugel ähnlich, die aber an zwe» entgegengesetzten Seiten etwas eingedrückt 125 ist. Sie hat manche Erhöhungen und Vertiefungen auf ihrer Oberfläche, welche Berge und Tbäler genannt werden. Doch machen diese Berge, so hoch auch viele derselben sind, bei) der Größe der Erde nicht mehr aus, als was Sandkörner auf einer Kegelkugel, oder was Tropfen am Wafsercimcr sind. Man hat Bilder, auf welchen die Oberfläche der Erde im Kleinen dargestellet wird; man nennet sie Landkarten. Auf solchen Landkarten sicht man die ver¬ schiedenen Theile der Erde, die verschiedenen Länder und Reiche, die Berge, Flüsse und Meere dargcstellt, und in einem sehr verkleinerten Maßstabe abgebildet. Die Oberfläche der Erde wird in fünf Haupttheile eingetbeilt; in Europa, Asia, Afrika, Amerika und Au¬ stralien. Zu Europa gekört das Land, in welchem wir leben. Darum heißen wir Europäer. Die vielen Millio¬ nen Menschen, welche auf Erden sich befinden, sind an Gestalt, Farbe der Haut, Sprache, Sitten und Le¬ bensart von einander sehr verschieden. Diejenigen, welche in einem Lande beysammen wohnen, und eine und dieselbe höchste Obrigkeit haben, machen zusammen ein Volk oder eine Nation aus. Es gibt daher auf Er¬ den verschiedene Völker und Nationen, die mehr oder weniger mit einander gemein haben. Die meisten europäischen Völker haben eine weiße Haut. Dagegen findet man in Afrika meistens Menschen mit emer schwarzen Haut, mit kurzen wollichten Haa¬ ren, mit breiter Nase und hochrotben Lippen; sie wer¬ den Neger oder Mohren genannt. Die asiatischen Völ¬ ker sind olivenlarbig, oder auch braungelb. Die Ameri¬ kaner sind größten Theils rotbbraun oder kupferfarbig, baden einen schlanken Wuchs und tief liegende Augen. In den kältesten Ländern der Erde, wo es fast gar keine andere Jahreszeit als den Winter gibt, werden die Menschen selten über vier Fuß hoch, und sind gewöhn¬ lich ungestaltet — In Ansehung der Lebensart gibt es ge¬ sittete oder cnltivirte und wilde Völker. Manche leben vom Aeckerbaue, andere von der Jagd und Fischerep, 126 wieder andere von der Viehzucht. Unter den cultivir- tcn Völkern findet man Handwerke und Künste. Von den verschiedenen Thieren und Pro¬ dukten der Erde. Da nicht alle Gegenden der Erde eine gleiche Be¬ schaffenheit der Luft und eine gleiche Lage gegen die Sonne haben; da in einigen Ländern cs das ganze Jabr hindurch heiß, in andern kalt, und wieder in an¬ dern gemäßigt ist: so können auch nicht überall dieselben Tbiere leben, dieselben Pflanzen und Bäume fortkom- mcn, und auch die Erde ist nicht an allen Gegenden gleich fruchtbar. Doch wächst überall so viel, als die Menschen und Thierc, die dort leben, nothwendig ha¬ ben, um ihr Leben zu erhalten. Das, was die Erde hervorbringt, nennt man Products oder Erzeugnisse der Erde. Sehr weise und gütig hat cs der liebe Gott so ein¬ gerichtet, daß jedes Land, oder jeder große Erdstrich gcradc jene Thiere hat, und jene Producte der Erde bcrvorbrinat, welche für die dortigen Bewohner in Hin¬ sicht des Klima (so nennt man die Beschaffenheit der Luft und Witterung in einem Lande) die noihwcndigsten und wohlthätigstcn sind. In den heißen Ländern findet man gerade die größten und stärksten Landtbiere, wel¬ che die Beschwerden des heißen Klima ertragen können; z, B. die Elephanten, welche sehr groß werden, und doch bcy dieser Größe sich so leicht bewegen, daß sie täglich i) bis i5 Meilen zurücklcgen; die Kamcblc, diese vortrefflichen Lastthicre, welche in beißen Ländern unentbehrlich sind, weil man io bis 14 Tage mit ibnen durch brennende und wasserlose Sandwüstcn reisen kann, ohne daß man nöthig hat, sic zu tränken, und die mit einer Last von 12 Centnern in einem Tage 12 Meilen zurücklcgen. Eben so bringen die heißen Länder die kräftigsten, saftrcichsten und kühlendsten Früchte hervor, z. B. die 127 Oliven, Datteln, Melonen nnd Ananas. Natürlicher Weise sind die Menschen in den heißen Ländern nicht so stark nnd nicht so thätig, wie in den gemäßigten nnd kälteren Himmelsstrichen, nnd deswegen hat der liebe Gott den Boden in diesen Ländern so fruchtbar ge¬ macht, daß er ohne viele Bearbeitung Früchte im Über¬ flüsse hervorbringt. In den kalten Ländern kann der Boden nicht an¬ ders als unfruchtbar seyn, weil der Winter in diesen Ländern nur durch einige Wochen aufhört, und weil die in den langen Sommcrtagen unglaublich schnell empor wachsenden Pflanzen von der zurückkchrenden Kälte gar oft früher getödtct werden, als sie zur ge¬ hörigen Reife gelangen können. Die Pflanzen liefern also in diesen Ländernden Menschen fast gar keine Nah¬ rung. Aber was den Menschen dadurch entgeht, wird ihnen reichlich durch eine außerordentliche Menge von Fischen nnd wilden Thiercn ersetzt. Indem sie diese zn fangen und zn erjagen suchen, kommt ihr Blut in Be¬ wegung, nnd wird in beständiger Wärme erhalten, nnd durch die Pelze des erjagten Wildes werden sie vor dem Einflüsse der Kälte geschützt. Allein den größten Reichthum der Bewohner des kalten Erdstriches machen die Rennthiere aus. Von diesen erhalten sic alles, was wir von unserem Rind¬ vieh, von unfern Schafen nnd Pferden erhalten, so daß sie durch diese Thiere allein alle ihre Bedürfnisse befriedigen können. Auf der andern Seite dürfen sie für die Erhaltung dieser Thiere nicht die geringste Sorge tragen, denn die ganze Nahrung des Rennlbiercs be¬ steht in Baumblattcrn und Moos, und diese Nahrung sucht es sich selbst sogar im strengsten Winter, indem cs mit seinen Geweihen und seinen Hufen das Moos unter dem Schnee hervorzuhohlen weiß. Dieses so wohlthätige und unentbehrliche Thier gewöhnt sich sehr leicht an die Menschen, und wird von ihnen zum Reiten, zum Lasttragen, zum Ziehen der Schlitten gebraucht. In einem Tage läuft es 20 bis 12» 3» Meilen. Die Renntbiere geben eine sehr fette Milch, rind ihr Fleisch hat einen angenehmen Geschmack. Aus der Haut dieser Tlnere machen sich die Bewohner der kalten Länder, Kleider, Schuhe, Bettdecken und andere Dinge. Aus ihren Hörnern wissen sie ailcrley Gerätbe, aus den Knochen Messer, Löffel und Nadeln, Aus den Gedärmen und Sehnen Stricke zu machen. Die Klanen werden zu Trinkgeschirren gebraucht. Ist es nicht eine sehr bewunderungswürdige und gütige Anordnung Gottes, daß in diesen kalten Ländern ein einziges Thier", dessen Erhaltung noch überdieß sowenig kostet, alle Be¬ dürfnisse der Menschen befriediget? So geht Gottes Güte über alle Länder und Völker täglich auf, und in allen Gegenden sorget er väterlich für seine Kinder, die Menschen. Der Erdstrich, in welchem wir leben, bat weder eine sehr heiße, noch eine sehr kalte, sondern eine gemä¬ ßigte Witterung, welche eben deshalb zur Hervorbrin¬ gung der meisten Producte geschickt und geeignet ist. In keinem andern Erdstriche findet man daher eine so große Mannigfaltigkeit der Erd- und Baumsrücbte, als in dem gemäßigten, und nirgends findet man so viele Gat¬ tungen und Arten der Tbicre, als in diesem. Viehzucht, Acker- und Weinbau sind daher die Hauptbeschäftigun¬ gen der Bewohner dieses Erdstriches. Unter allen Geschöpfen der Erde kann nur der ver¬ nünftige Mensch über die verschiedenen Dinae, die sich auf unserem Wobuplahe befinden, nachdenken; nur er kann ihre Natur und Beschaffenheit tiefer erforschen, ihre Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten unter einan¬ der bemerken, ihren Nnücn erkennen, und alle vorhan¬ denen Dinge zur leichtern Ueberstcht in Classen ein- theilen. An einigen Geschöpfen bemerken wir eilten Um¬ lauf des Blutes eder anderer (?äfte, einen innern WachÄhum, Empfindung, willkührliche Bewegung und 12Y ein eigentliches Leben. Diese Geschöpfe nennet man Thiere, und den Inbegriff derselben das Thierrcich. An andern Dingen bemerken wir zwar auch einen Umlauf von Säften und einen inncrn Wachsthum, aber keine Empfindung, keine willkührlichc Bewegung, kein eigentliches Leben. Diese Dinge nennet man Pflan¬ zen, und den Inbegriff derselben das Pflanzenreich. An manchen andern Dingen bemerken wir keine dieser Eigenschaften, keinen Umlauf von Säften, keinen inneren Wachsthum, keine Empfindung, keine willkühr- liche Bewegung, wie z. B. an den Steinen und Metal¬ len. Diese Körper, die nur durch Anhäufung und Ver¬ bindung gleichartiger Tbeile entstehen, und sich ver¬ größern, nennt man Mineralien, und den Inbegriff derselben das Mineralreich. Alle Geschöpfe und Producte der Erde werden also in drcy Reiche eingethcilt, in das Thier-, Pflanzen- und Mineralreich. So wie aber jedes größere Land wie¬ der in mehrere Provinzen und Kreise abgcthcilet wird: so thcilet man auch jedes der dret) Naturreiche in meh¬ rere Elasten, Ordnungen und Arten ab, um die vielen Geschöpfe und Producte der Erde leichter übersehen zu können. Von dem Thierreiche. Das Thierreich ist uns das nächste und merkwür¬ digste. Wir kennen bis.jetzt wenigstens 3o,ooo Arten der Thiere, und die Anzahl der einzelnen Thiere ist überaus groß. Und doch fehlt keinem derselben die nö- thige Nahrung. Denn sehr weise hat es der Schöpfer so eingerichtet, daß nicht alle Thiere von cinerlcy Nah¬ rung leben, und daß kann: etwas so ungenießbar sich denken läßt, was nicht gewissen Thiergattungen zur Speise diente; sogar Giftpflanzen sind manchen Thie- rcn ein gedeihliches Nahrungsmittel. Jedes Thier wird durch seinen Naturtrieb (Jnstinct) in der Auswahl seiner Nahrungsmittel geleitet, und vor Lefcb. II. El- für Haupt-und Stadtfch. y 130 allem, was ihm schädlich ist, bewahret. Dieser Natur¬ trieb ist bey manchen Tdieren höchst bewunderungs¬ würdig, indem sie dadurch zu einem ost sehr künstlichen Baue ihrer Wohnungen, zum listigen Fange ihres Rau¬ bes, und zu manchen Verrichtungen angelcitet werden', welche Nachdenken und Urlheilokraft zu erfordern schei¬ nen, die aber die jüngsten Thiere eben so gut, wie die ältesten, ohne Unterricht und Anweisung, ader auch ohne Vervollkommnung, ohne Fortschreiten zum Bessern unternehmen. Ohne vorhergegangcnc Anweisung und Ucbung macht die junge Spinne ihr künstliches Gewebe, schwimmt die junge Ente auf dem Wasser, bauet die junge Schwalbe ihr Nest, weiß die junge Katze die Mäuse zu fangen, bereitet die Biene ihre künstliche Zelle. Damit aber jedes Tbier seine bestimmte Nahrung sich verschaffen und genießen könne: so hat auch jedes die hierzu erforderliche äußere und innere Einrichtung. Die Frcß-und Verdauuugswerkzeuge, die Füße, Flü¬ gel, Flossen, Muskeln, "das Gesicht, den Geruch, das Gehör, die Stärke und Behendigkeit, alles ist der Be¬ stimmung jedes Thiercs und dem Elemente worin cs lebt, genau angemessen. Wer suchte in dem kleinen Holzwurmc ein so starkes Gebiß, um das härteste: Holz zu durchgraben? Wer kann den Maulwurf betrachten, ohne seinen für die unterirdische Lebensart so zweckmä¬ ßig gebauten Körper zu bewunderen? Die Wasscrvvgel haben eine Schwimmhaut zwischen den Zehen; die Sumpfvögel haben lange, bis zum halben Schenkel nackte Füße, einen langen Schnabel und einen kurzen Schweif. Die Raubvögel haben kur^e, starke, mit Krallen bewaffnete Küße, einen hackcnförmigmi, kurzen und starken Schnabel, und äußerst scharfe Gesichts-und Geruchs Werkzeuge. Die Fische haben Kiemen, Flossen und eine Schwimmblase. Wisset ihr wohl die Ursache, warum Gott diese Thiere so eingerichtet und gebildet habe? — Damit jedes Thier seinen nöthigcn Unterhalt 131 sich suchen und finden, und sich seines Dascpns freuen könne. Durch manche Thiere wird zugleich iwch eine an¬ dere wohlthätige Absicht erreicht. Durch sie wird nahm- * lich die allzu große Anzahl mancher Thiergattnngen, die den Menschen sehr lästig und beschwerlich werden wür¬ den, vermindert. Die Füchse, Katzen, Eulen, und an¬ dere Raubthiere fangen viele Mäuse weg. Wie nützlich werden uns die von Jnsccten und Würmern lebenden Vogel durch ihre Emsigkeit! Wie sehr baden sich die Raupen und Schmetterlinge in jenen Gegenden ver¬ mehret, wo mau nicht bloß eine nützliche Verminderung, sondern eine völlige Vertilgung der Sperlinge zu bewir- keu suchte! Zwcy Sperlinge bedürfen in einer einzigen Woche für sich und ihre Jugend gegen /.ovo Raupen. Mit der Ausrottung der Sperlinge würde daber am Getreide lauge nicht so viel gewonnen werden, als durch die überhand nehmenden Raupen und Jnsccten an Pflan¬ zen und Früchten verloren ginge. Auch iu deu Tagen des Winters sorget der gütige Gott für die Erhaltung der Thiere. Nicht alles ver¬ grabt der Schnee; manche Standen und Gewächse er¬ heben sich aus demselben, und sättigen mit ihrem Sa¬ men auch im Winter manche Thiere. Die Distel z. B., die zum Viehfuttcr nicht mehr gebraucht werden Arnn, sobald sie zu einiger Größe herangcwachscn ist, hält durch ihre StachAn die Menschen ab, sie zu verbren¬ nen, oder sie zu sonst einer Absicht zu sammeln, damit sich der Distelfink im Winter von ihrem Samen näh¬ ren könne. Die Biene zehrt von dem für den Winter gesammelten Vorrathe. Das Rennthier gräbt das fri¬ sche Moos ans dem tiefsten Schnee heraus. Das Ka- mehl, welches oft mehrere Tage lang durch heiße, was¬ serlose Sandwüsten wandern muß, trägt in einer eige¬ nen Abtheilnng des Magens Wasser mit sich. Viele i> Thiere, besonders die Amphibien, können Wochen und Monathe lang aller Nahrung entbehren. Manche Thiere verschlafen den größten Theil des Winters. Viele Vö- y * 132 gel, besonders diejenigen, welche von Wasserthieren und Jnsecten sich nähren, ziehen vor dem Einbrüche oes Winters in ein wärmeres Land, nnd wer zeigt ihnen den Weg dahin? wer sagte ihnen, daß sie da die nö- thige Nahrung finden? Mit welcher Weisheit sorgt der liebe Gott für Ob¬ dach nnd Bekleidung der Thicre! Jedes hat entweder den^angebornen Trieb, sich ein Lager, ein Nest zu be¬ reiten, oder eine Höhle sich aufzusuchen, oder es ist schon durch seine warme Decke gegen die Härte der Witte¬ rung geschützt. Manche Thiere bauen sich äußerst künst¬ liche Wohnungen, wie der Biber, die Biene, die We¬ spe. Und wer weiß es nicht, daß die behaarten und ge¬ fiederten Thiere vor dem Eintritte des Winters eine wärmere, dichtere Bekleidung bekommen? Diejenigen, welche den Winter hindurch schlafen, wie z. B. die Frö¬ sche, gefrieren zum Theile steinhart, und erwachen doch wieder, wenn der wiederkehrende Frühling durch seine Wärme sie erwecket. Men Tbicren gab Gott ferner gewisse Waffen ge¬ gen ihre Feinde, oder doch den Naturtrieb, den Nach¬ stellungen derselben zu entfliehen. Das kleine Hühnlein, das noch gar keine Erfahrung von der Mordsucht des Habichtes hat, läuft sorglos dem Ochsen unter den Fü¬ ßen ffurch; aber cs flicht schüchtern unter die Fittige der Henne, sobald es den Sperb'er in der -hohen Luft er¬ blickt, und die Henne lockt ängstlich ihre Jungen zu¬ sammen, wenn sie auch nie den Blutdurst ihres Erb¬ feindes kennen gelcrnet hat. Der Hase verläßt sich auf die Schnelligkeit seiner Füße, und entgeht durch jplötz- liche Wendungen, oder durch schnelles' Verbergen in den Furchen dem verfolgenden Hunde. Wenn die Pferde auf der Weide von einem Wolfe angegriffen werden, so stellen sich alle mit den Köpfen dicht an einander, und machen auf diese Art einen Kreis, in den der Wolf nicht cindringen kann, weil sie mit den Hinterfüßen ausfchla- gen, und ihn dadurch zurücktreiben. Die Ochsen ma- 133 cheö es umgekehrt, und vertheidigcn sich mit den Hör¬ nern. Andere Thiere, welche im Wasser leben, machen dasselbe trübe, und entziehen sich so den Verfolgungen ihrer Feinde. Andere treffen schon bey dem Baue ihrer Wohnungen gewisse Vorkehrungen, indem sie ihr Nest in dichten Dornhecken, oder in einer Felscnspalte anle¬ gen. Die Aelster bedeckt ihr künstlich geflochtenes Nest vorsichtig mit Dornen und stacheligen Reisern. Die Grau¬ spechte und Tannenhäher legen ihre Nester in der Höh¬ lung eines Baumes an, und verstreichen die überflüssige Oeffnung mit Lehm. Der Igel krümmt sich in einen Ballen zusammen, und bietbe^ seinem Verfolger auf allen Seiten die Spitzen seiner Stacheln dar. Die Schildkröte verbirgt sich unter ihre hornfeste Decke. Die Biene, die Wespe und andere Jnsecten, machen sich ffurchtbar durch ihren Stachel. Alle wilden Thiere suchen ihre Wohnungen entwe¬ der zu verbergen, oder unzugänglich zu machen. Die Thiere, welche sich in der Erde vergraben, wie die Dachse, Füchse, Mäuse, haben entweder mehrere Aus- und Eingänge, um bey Gefahren desto leichter entwi- , sehen zu können, oder der Bau ihrer Höhle hat sonst eine Einrichtung, die sie vor der Verfolgung ihrer Feinde schützet. Allen Thieren ist zur Erhaltung ihrer Art eine zärt¬ liche Sorgfalt für ihre Jungen angeboren. Der Käfer, der Schmetterling, die Fliege^ legen ihre Eycr immer an einen solchen Ort, wo die Jungen sogleich Nahrung finden. Die Raubthiere tragen ihren Jungen Trotz dem eigenen Hunger den Raub im Munde zu. Wie uner¬ müdet sind die Vögel in der Zubereitung eines warmen Nestes, und in der Ernährung ihrer Jungen! Thcils tra¬ gen sie das Futter im Schnabel zu, und zerhacken es in kleine Theile; theils erweichen sie das barte Kernfutter im Kropfe, und reichen es den zarten Jungen dar; oder sie führen sie mit vieler Sorgfalt zum Futter. Viele Thiere verthcidigen ihre Jungen mit Aufopferung ihres 134 eigenen Lebens, oder suchen sic doch durch Wegsocken oder Hinwegtragen vor den feindlichen Nachstellungen zu sichern. In Ansehung des Alters der Tbiere findet eine sehr große Verschiedenheit Statt. Das kürzeste Leben findet man unter den Jnfecten, das höchste Alter unter den Amphibien und Fischen; doch gibt es auch Säug- thiere und Vögel, wie z. B. den Elcphanteu, den Ad¬ ler, welche fast 200 Jahre erreichen. Wir wollen nun die verschiedenen Elasten des Thier- reiches durchgehen, und die für uns nützlichsten und merkwürdigsten Thierc näher betrachten. I. Von den Säugthieren. Die Säugtbiere, deren mau nahe an 600 Arten kennet, atbmeu durch Lungen, und sind größten Theils vierfüßige Tbiere; es gibt aber auch einige unter ihnen, welche im Wasser leben, und daher statt der Füße Floß- fcdern haben. Ihr dürfet euch nicht wundern, wenn verschiedene Gattungen des Walisisches unter die Säug- thiere gerechnet werden; denn genau betrachtet, sind sie wirklich vierfüßige Tbiere, nur daß ihre Vorder- und Hinterfüße so gestaltet und gebildet sind, daß sie die Flossen zu seyn scheinen, um sic zum Schwimmen taug¬ lich zu machen. Deutlicher bemerkt man dieses an den Seehunden und andern Seethicrcn. Die Säugtbicre sind es, die besonders im gezähm¬ ten Zustande uns MensMn die größten Vortheile ge¬ währen. Was würde z. B. aus den kalten nördlichen Ländern werden, wenn man ihnen das Rennthier näh¬ me? Denn von dem Fleische und der Milch dieses Tbie- rcs nähret sich der Lappländer, und mit dessen: Felle kleidet er sich. Auf der Rennthierbaut schläft er, und mit derselben bedecket er sein Gezelt. Alles benutzt er von diesem Tbiere, und er kann damit alle seine Bedürf¬ nisse befriedigen; daher er auch nur das Rennthier als Haustbier unterhält. Fast eben so benützen wir das Rind- oder Horn- 135 Vieh. Wie viele Vortheilc verschaffen ferner nns die übrigen Hausthicre. "Einige dieser Tbicre gebraucht der Mensch zum Bewachen seines Eigcntlnuncs und zur Jagd. Die Katze, der Igel und andere vertilgen allerley schädliche Tbicre. Das Fleisch des Rindviehes, der Schafe, Ziegen, Schwei¬ ne, Hirsche, Hasen, n. s. w. dienet uns zur Speise. Auch das Schmalz, der Speck und die Milch der Tbicre die¬ nen uns zur Nahrung. Aus dem Fette der Walisische wird Thran gemacht, der vielfach verwendet werden kann. Die Lichter, mit welchen wir unsere Wohnzim¬ mer erleuchten, werden ans dem Fette der Ochsen und Schafe bereitet, welches Talg und Unschlitt genannt wird. Die Seife wird aus Talg und Pottasche ver¬ fertiget. Vorzüglich groß und ausgcbreitet ist der Nutzen, welchen die Häute und Felle der Sangthiere, ihre Haare, und besonders ihre Wolle den Menschen gewähren. Manche Feile werden so zubereitet, daß die Haare daran bleiben, und dann heißen sie Pclzwerk. Es ist das Ge¬ schäft des Kürschners, sic zuzubereiten. Das meiste Pclzwerk liefern nns außer den Schafen die wilden Tbicre, besonders die Füchse, Zobel und Hermeline. Die Häute der wilden Schweine und Seehunde werden zum Ueberziehen der Koffer gebraucht. Wenn den Häu¬ ten der Thiere die Haare genommen, und sie weich und geschmeidig gemacht werden, so werden sic Leder ge¬ nannt. Mit der Zubereitung des Leders beschäftigen sich die Loh- und Weißgärber. Sic bearbeiten vorzüg¬ lich die Häute der Ochsen, Kälber, Schafe, Ziegen nnd Nehe. Saffian, ein schönes glänzendes Leder, wird aus Ziegcnfelten, und Corduan aus Bocksfcllen gemacht. Auf mannigfaltige Weise wird das Haar der Thie¬ re, und ins besondere die Wolle der Schafe zur Be¬ kleidung der Menschen benutzt. Das Haar der Pferde, Kühe und Kälber wird zum Auspolstern der Stühle und Matratzen gebraucht. Aus den Kamehlhaarcn werden ver¬ schiedene schöne Zeuge verfertiget. Aus den Haaren der Hunde, Kaninchen und Biber verfertiget der Hutma- 136 cher verschiedene grobe und feine Hüte. Aus Schafwolle werden auf dem Webcrstuhle verschiedene Tücher ge¬ macht. Die Borsten der Schweine gebraucht der Bür¬ stenbinder. Die Hörner, die Geweihe, die Elephanten- Zähnc oder das Elfenbein werden von dem Drechsler auf allcrley Art verarbeitet. Aus den Sehnen, Knochen und Abfällen der Felle und Häute wird der Tischlerleim gesotten. Aus den Dannern macht man Saiten. Von mir gewinnet deine Mutter Kostbare Milch und Käs' und Butter. Dein Vater nimmt mir alle Jahr Mein dichtes, weiches, krauses Haar. Das gibt dir Hüte, Strümpfe, Kleider; Das nährt den Weber und den Schneider. Mein Fleisch gibt euch gesunde Speise, Mein Fell nützr ihr auf manche Weise, Mein Fett erleuchtet euch die Nacht. Könnt ihr erratben, wie ich heiße? Einen Hauptnutzen gewähren uns endlich die Zug- und Lasttbicre durch ihren Beystand, den sie uns lei¬ sten. Im kalten Norden gebraucht man dazu das Renn- thicr; in manchen Gegenden auch die Hunde; in dem heißen Himmelsstriche den Elephanten und das Kamehl. Der Elcphant kann eine Last von vielen (Zentnern tra¬ gen, und damit täglich einen Weg von 14 bis i5 Mei¬ len znrücklegen. Das Kamehl kann eine Last von 6 bis 12 (Zentnern tragen, und geht damit täglich 12 Meilen. Wir bedienen uns znm Ziehen und Lasttragen der Pferde und Ochsen. Wie würde es uns gehen, wenn wir das Ackerfeld selbst umgraben, alles Getreide nach Hause bringen, alles Holz - selbst das schwere Bauholz durch Menschenhände herbeyschafsen, alle Waaren auf. dem Schicbkarrcn herbepführen, und alle Reisen zu Fuß machen müßten? Wie würde es um den Handel ohne Lastthiere dort stehen, wo keine schiffbare Flüsse sind? Sehet, liebe Kinder, wie groß die Wohlthatcn sind, die uns der liebe Gott durch diese Thiere erweiset! 137 n. Die Vogel. Die Vogel kommen in Ansehung ihrer Bildung darin überein, daß sie zwey Füße, zwey Flügel, einen ' horuartigen Schnabel, und einen mit Federn bedeckten Körper haben. Die Federn fallen ihnen zwar in einer bestimmten Jahrszeit aus, aber es wachsen sogleich wieder andere nach. Mau nennet dieses das Mausen der Vögel. Die stärksten Federn sind in den Fittigen und , in dem Schweife, die zum Fliegen und zur Bewegung dienen. Jene heißen Schwung-, diese Steuerfedern. Bewunderungswürdig ist nicht nur das Gefieder der ' Vögel, sondern auch ihr ganzer Körperbau zum Fliegen eingerichtet! Wenn man den Fittig eines Vogels aus¬ breitet, und mit demselben schnell abwärts fährt; so fangt sich die Luft in demselben, und man bemerkt einen ziemlich großen Widerstand; fährt man aber mit dem Fittigc eben so schnell aufwärts, so gleitet die meiste Luft am Flügel ab. Warum hat der weise Schöfcr die Fittigc der Vögel so eingerichtet? Könnte der Vogel wohl stiegen, wenn seine Fittigc beym Emporschwingcn eben so viel Widerstand fänden, als beym Niederschla¬ gen? Einige Vögel haben gar keine Schwungfedern, und können daher nicht stiegen, sondern nur flattern, wie z. B. der Strauß. Die meisten Vögel leben auf Bäumen, einige auf dem Wasser, sehr wenige blos auf der Erde. Ihre Nester sind zum Thcile wahre Kunst- ß werke, und ihr Gesang belebet die ganze Natur. Sehr viele Vögel verändern ihren Aufenthalt in gewissen Jabreszeiten, und heißen daher Strich- oder Zugvögel. Sebr merkwürdig ist es, daß sie nach einer langen Abwesenheit immerZ ihre alten Nester wieder fin¬ den. Die Drosseln und Krammetsvögcl ziehen in sehr großen Schauren nach Italien, und halten dort Nach¬ lese in den Weinbergen. Die Lerchen ziehen am späte- ' sten von uns weg. Kein einziger Vogel hat Zähne, sondern diese s Thiere müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel 138 zerbeissen, oder ganz verschlucken. Bey denjenigen Vö¬ geln, welche Samen fressen, und ihn ganz verschluc¬ ken, geht die Speise nicht sogleich in den Magen, sondern wird zuvor im Kropfe oder im Vormagen eiu- gcweicht. Der Schnabel dient den Vögeln nicht bloß zum Beissen, sondern auch zum Putzen der Federn, zum Bauen ihrer Nester, Eintragung des Futters und zur Verteidigung. Das Gesicht ist bey den Vögeln überaus scharf. Die Henne bemerkt einen Habicht in einer Entfernung, wo ibn noch kein menschliches Auge erblickt, und Rot¬ schwänzchen sehen auf dem Gipfel der höchsten Bäume das kleinste Jnsect sich bewegen. Die Eulen sehen des Nachts am schärfsten, und ihre Augen leuchten. Andere Vögel haben einen überaus scharfen Geruch, wodurch sie ihre oft tief unter der Erde verborgene Nahrung ge¬ wahr werden. Die Vorsicht und Klugheit, mit welcher die Vögel ihre Nester gerade an solchen Oertern anlegen, wo sie am leichtesten ihre Bedürfnisse befriedigen, und gegen ihre Feinde sich schützen können, ist höchst bewunde¬ rungswürdig. Eben so vorsichtig wählt jeder Vogel die Bau-Materialien zu seinem Neste. Einige Vögel nehmen zum Baue ihrer Nester nur leichten und einfachen Stoff, wie z. B. Heu, Stroh, Schilf, Laub, Zweige; andere nehmen aber außer diesen Materialien noch Lehm, Moos, Wolle. Der Nutzen, denn die Vogel sowohl kn der Natur überhaupt,mls ins besondere für die Menschen stiften, ist groß. Verschiedene Raubvögel, wie die Geyer und Raben, verzehren das Aas, welches durch seine Aus¬ dünstung die Luft ^verderben würde. Die Krähen und andere Vögel fressen viele Feldmäuse weg, deren zu große Vermehrung leicht Mißwachs verursachen könnte. Unzählige schädliche Jnsecten werden von den Vögeln vertilgt, und die Erfahrung hat gelehrt, daß eine gänz¬ liche Ausrottung mancher für schädlich gehaltener Vö¬ gel, z. B. der Sperlinge und Krähen, die Folge hatte, 13Y daß manche Jnscctcn sich unglaublich vermehrten, und unersetzlichen Schaden anrichteten. Die Störche und Reiber vermindern die Frösche und Eidechsen. Die Enten reinigen die Gärten von schädlichen Schnecken; die Sperlinge, Meisen und Schwalben verzehren eine gro¬ ße Menge der schädlichen Raupen, Jnscctcn und Wür¬ mer. Unzählige Vögel sind geschäftig, das Unkraut zu vertilgen, und leisten dadurch den Menschen einen sehr großen Dienst. Wir wundern uns oft darüber, daß auf den höchsten Mauern und auf steilen Felsen, wohin kein Mensch kommen kann, manche Gewächse sieben. Die Vögel haben sie dabin gepflanzt. Sie verschlucken uähmlich die Samenkörner, geben sie oft unverdaut wie¬ der von sich, und verpflanzen eben dadurch manche Ge¬ wächse an Oerter, welche keine Menschenhand errei¬ chen kann. Für uns Menschen ins besondere sind die Vogel zwar nicht in dem Grade brauchbar, wie cs die Säug- thicre sind; allein sie gewähren uns doch auch verschie¬ dene eigeuthümliche Dortbeile. Wir benutzen von vielen Vögeln das Fleisch, die Euer, das Fett zur Nahrung , wie z. B. von den Gänsen, Enten und Hühnern; wir gebrauchen ihre Federn zu Betten, zum Schreiben, zum Putze und zn machen andern Dingen. Zwar schaden uns auch zuweilen die Vögel. Einige Raubvögel tödten manche uns nützliche Thiere. Die Fischadler sind den Fischen verderblich. Die Sper¬ linge und manche Singvögel schaden den Saaten, den Weintrauben, den Obstbäumen. Allein der Schaden, den diese Thiere anrichten, ist unbedeutend, wenn man ibn mit den Vortheilen vergleicht, welche sie uns ver¬ schaffen. So zeigt sich auch hier Gottes Weisheit und Güte im schönsten Lichte. III. Die Amphibien. Die Amphibien unterscheiden sich vorzüglich dadurch von den Säugthicren und Vögeln, daß sie kein warmes Blut haben. Ihr Körper ist daher beständig kalt. Von 140 den Fischen unterscheiden sie sich dadurch, daß sie durch Lungen athmcn. Merkwürdig ist es, daß sic des Athcm- höhlens oft sehr lange entbehren können, daher z. B. Kröten in einem engen Baumloche, oder in den engsten Steinklüften lange Zeit leben. Auch ein sehr hoher Grad der Hitze öder Kalte tödtet sie nicht; denn man hat Veyspiele, daß Frösche in dichten Eisschollen einge¬ froren waren, und doch noch lebten, als das Eis zer, schmolzen war. Die Amphibien haben eine sehr verschiedene Bil¬ dung. Einige haben Füße, wie die Schildkröten, Frö- sehe und Eidechsen; andere haben einen langgestreckten, dünnen Körper, ohne Füße. Diese können sich nur da¬ durch von einem Orte zum andern bewegen, daß sie ih¬ ren Körper zusammen ziehen, und wieder ausstrecken. Manche hauten sich von Zeit zu Zeit; andere ändern öfter ihre Farbe, wie z. B. der Laubfrosch und verschic, dene Eidechsen. Die Nahrung der Amphibien ist mannigfaltig. Fast alle können zum Erstaunen lauge fasten. Von Schild¬ kröten weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre ohne alle Nahrung ausdauern können. Noch bewunderungs¬ würdiger ist die Schnelligkeit, mit welcher den Amphi¬ bien verlorne Glieder wieder nachwachscn. Man theilet die Amphibien in kriechende und schlei¬ chende ein. Zu den kriechenden Amphibien, die auf 4 Füßen gehen, gehören: Die Eidechsen, unter welche auch das große Krokodil im Nil-Fluße in Ägypten gehört. Die Frösche und Kröten. Die Schildkröten, die ihren Nah¬ men von dem Schilde haben, den sie auf dem Rücken und unter dem Bauche tragen. Es gibt Land-und Was¬ serschildkröten. Die Riescnschildkröte ist oft 6 Fuß lang, 4 Fuß breit, und 8 Ccntner schwer. Zu den schleichenden Amphibien gehören alle Schlangenarten, von der 4» Fuß langen und manns- dicken Königsschlange, welche Menschen und Thiere anfällt, bis zur kleinen Blindschleiche herab. 14» Vor den meisten Amphibien fühlen wir einen ge¬ heimen Abscheu. Einige Schlangenarten sind mit Gift¬ zähnen versehen, aber bey weiten nicht so viele, als man gewöhnlich glaubt. Uebrigens ist das Fleisch keiner Schlange giftig, und einige derselben werden von man¬ chen wilden Völkern auch wirklich gemessen. Am nützlichsten sind die Schildkröten, deren Fleisch wohlschmeckend ist. Aus den hornartigen Schuppen (Schildplatt) aus ihrer steinharten Rückcndccke werden Kämme und allcrley Kunstsachen verfertiget. Die Wil¬ den bedienen sich auch der harten gewölbten Rückende¬ cken von den Schildkröten anstatt der Geschirre. Uebri¬ gens nützen uns die Amphibien dadurch, daß sie grö߬ ten Theils von andern schädlichen Tbieren leben. IV. Die Fische. Die Fische unterscheiden sich durch ihre Flossen und durch den Mangel an Lungen von allen übrigen Thie- ren. Statt der Lungen haben sie Kiefen oder Kiemen, so genannte Fischohren. Diese liegen zu beyden Seiten hinter dem Kopfe, meistens unter einer oder mehreren halbrunden Schuppen, welche Kiemendcckel heißen. Die Flossen oder Floßfedern bestehen aus knorplichten Grä- then, welche durch eine feine Haut mit einander ver¬ bunden sind, und vermittelst dieser verschiedenen Flossen können sich die Fische sehr mannigfaltig und schnell be¬ wegen. Der Körper der Fische ist mit hornartigen Blätt¬ chen oder Schuppen bedeckt, welche, noch mit "einem be- sondern Schleime überzogen sind. " In dem Bauche der Fische befindet sich "eine Blase, welche ihnen das Schwimmen erleichtert, und daher Schwimmblase genannt wird. Sie ziehen diese Blase zusammen, wenn sie in die Tiefe gehen, und dehnen sie aus, wenn sic in die Höhe steigen wollen. Manche Fische halten sich nur in Flüssen und Tei¬ chen, andere nur im Meere auf; diese letztcrn werden Seefische genannt. Die Eyer, welche die Fische von sich gebens heißen Rogen. Die meisten Fische leben von 142 Wasserpflanzen, kleinen Tbieren nnd andern Dingen. Einige sind Raubfische, und nähren sich von andern Fischen; deßwegen haben sie Zähne in den Kinnladen. Die Häringe und einige andere Fische machen zu be¬ stimmten Jahreszeiten in unermeßlichen Schaareu weite Züge im Meere. Einige Fische haben ein knorpelartiges, andere ein Gräthen-Gerippe; daher sic auch in Knor¬ pel- und Gräthen-Fische eingetheilet werden. Die Nutzbarkeit der Fische für das Menschenge¬ schlecht bestellt zwar fast allein in ihrem Fette und Flei¬ sche, dafür sind aber diese Vorthcile von desto größerer Wichtigkeit. Wie vielen Völkern sind die Fische fast das einzige Nahrungsmittel, und der Fischfang beynahe ihr einziges Geschäft! Manche Völker backen sogar Brot ans gedörrten nnd zu Mehl geriebenen Fischen. Die Völ¬ ker, die an den beydcn Endpolcn unserer Erde gegen Norden und Süden leben, trocknen die Fische an der iluft, essen sie wie Brot, nnd füttern ihre Hansthiere damit. Und welch eine wichtige Nahrnngs-und Erwerbs¬ quelle ist der Fischfang auch für manche gebildete Na¬ tionen! Wie vielen tausend Menschen gibt der Stock¬ fisch-, Härings- und Sardcllensang, und der Handel mit diesen Fischen Beschäftigung und Verdienst. Welch einen bedeutenden Beytrag zu unserer Nahrung geben uns die Fische, frisch, getrocknet und «ungesalzen! Aus den Gedärmen, der Blase nnd andern schleimigen Thci- Icu des Hausens wird die bekannte Hausenblase gemacht; und wer kennt nickt Len großen Handel, der mit Fisch- tbran geirieben wird? WievieleUrsacken haben wir, auch für die wichtigen Vorthcile, die rms die Fische verschaf¬ fen, dem höchst gütigen Gott zu danken, ihn zu loben und zu preisen, daß er alles auf Erden so zweckmäßig und weise, und zum Besten der Menschen eingerich¬ tet hat! V. Die Inseriert. Die Jnsecten unterscheiden sich schon dadurch, daß sie kein rothes Blut, sondern statt dessen einen weißen 143 Saft haben. Ihren Nahmen haben die Jnsectcn da¬ her, weil Kopf, Brust und Hinterleib an ihnen wie durch Einschnitte von einander abgesondert sind, ja bey den meisten fast nur durch einen Faden mit einander verbunden zu scyn scheinen; denn das Wort Jnsect bedeutet so viel als ein Tbier mit Einschnitten. Ueberdieß unterscheiden sie sich noch durch die Fäden, welche sie an dem Kopfe tragen, und Fühlhörner genannt wer¬ den; so wie durch die Zahl ihrer Füße. Sic haben ge¬ wöhnlich sechs, manche sogar 12 und 20, ja 100 bis i5>u Füße. Uebrigens ist unter den Jusecten schon in Ansehung der Bedeckung ihres Körpers ein großer Un¬ terschied. Sehr viele, wie z. B. die Käser, sind mit einer hornartigen Decke überzogen, unter welcher ihre kleinen Flügel liegen; andere sind mit feinen Haaren bedeckt; bey den Schmetterlingen und einigen andern Jnsecten sind die Flügel mit kleinen Federchen oder Schuppen versehen, die zum Theile von den schönsten Farben sind, so wie sich überhaupt unter den Jnsecten Thiere von unbeschreiblicher Schönheit befinden. Die Fühlhörner dienen den Jusecten als Werkzeu¬ ge des Gefühles, und sind für sic um so nützlicher, weil sie ihre Augen nicht bewegen können, und weil ihre harte äußere Decke ganz unempfindlich ist. Fast auf allen Thieren sind Jusecten anzntreffen; auch gibt es nur sehr wenige Gewächse, auf welchen nicht irgend eine Art von Jnsecten ihre Wohnung und ihren Aufenthalt batte; ja manche Gewächse, wie z. B. die Eichen, werden von mehr als hundert verschiedenen Arten der Jusecten bewohnt. Viele Jnsecten bauen sich sehr künstliche Wohnungen oder Gehäuse, oder sic spin¬ nen sich ein, um ihren langen Schlaf in dieser Hülle zuzubringen. Bewunderungswürdig ist die Kunst, mit der sich einige Jnsecten ihre Nahrung zu verschaffen wissen. Wer kann ein Spinnengcwebe betrachten, ohne über die Kunst des kleinen Thicres zu erstaunen? Eben so bewunde¬ rungswürdig ist die trichterförmige Fallgrube, welche 144 Der Ameisenlöwe, ein Jnsect von der Größe einer Flie- ! ge, im lockern Sandboden zu machen weiß. Er scharrt sich selbst bis an den Hals in den Sand, und lauert auf die Ameisen, welche an den Rand seiner Grube kom¬ men, und mit dem lockern Sande herabrollen. Höchst ! merkwürdig sind die Gebäude, welche die weißen Amei¬ sen, die in Afrika und Amerika gefunden werden, aus Thon und Lehm aufführcn. Sie sind kegelförmig, in¬ wendig hoch ausgewölbt, und oft io bis 12 Fuß hoch. Die Wände sind mit großen weiten Gängen durchzogen; aber alles ist so fest gewölbt, daß mehrere Menschen darauf stehen können. Eben so merkwürdig ist die Woh¬ nung der Biene, der Bienenstock mit seinen künstlichen Zellen, die keine Menschenhand so regelmäßig nachzu¬ bilden im Stande wäre. Wie herrlich zeigt sich Gottes Allmacht und Weisheit auch in diesen kleinen Thieren. Die Eßluft der Jnsecten ist außerordentlich groß, und sie sind recht eigentlich gefräßig. Eine Raupe ver¬ zehrt in 24 Stunden dreymahl mehr, als sie wiegt. Die meisten Jnsecten legen Eher, die sie nach ei¬ nem bewunderungswürdigen Jnstincte immer an solche Oerter legen, wo die künftigen Jungen am leichtestes und sichersten ihre Nahrung finden können. Die geflügelten Jnsecten nehmen ihre Gestalten an, ehe sie ihre eigentliche Bildung erlangen. Diese Veränderung der Gestalt nennt man die Verwandlung der Jnsecten. Das Thierchcn, welches aus dem Eye kriecht, heißt die Larve. So sind die Raupen Larven aus Schmetterlingseyern; die Engerlinge sind Larven von den Maykäfern. Diese Larven thun nichts, als fressen, und streifen einige Mahle ihre Haut ab — sie häuten sich. Nach einiger Zeit verfertigten sic sich eine ! Hülle, in welckcr sie gewöhnlich stille und ruhig lie¬ gen, ohne zu fressen. In dieser Gestalt heißen sie Puppen oder Nymphen. Während der Zeit, da sie ganz gefühllos und erstarrt in ihrer Hülle vergraben zu scpn scheinen, geht mit ihnen die große und bewun¬ derungswürdige Veränderung vor, durch welche sie voll- 145 kommene Jnsecten werden, und zu einer bestimmten Zeit bricht das neue Jnsect aus seiner Hülle hervor. In diesem Zustande wachsen sie nicht mehr, und fressen wenig, oder gar nicht. Diese Verwandlungen verdienen mit Recht unsere Aufmerksamkeit und Bewunderung. Wer sollte der trä¬ gen Raupe zutrauen, daß sie als ein so schönes und ge¬ flügeltes Geschöpf, als Schmetterling von einem Blu¬ menkelche zum andern fliegen werde? Und wie zweck¬ mäßig ist die Beschaffenheit dieser Thierc in jeder Le¬ bens-Periode! Als Raupen haben sie Zähne, weil sie von den Blättern der Bäume u. s. w. leben müssen. Als Schmetterlinge haben sie einen zusammen gerollten Säugrüssel, um aus den Blumenkelchen den Honig säugen zu können. Die ungeflügelten Jnsecten kommen sogleich voll¬ ständig aus den Eyern, und wachsen in diescmLZustan- de fort. Sie halten sich thcils im Wasser, theils auf dem Lande auf. Unter den Jnsecten zeichnen sich durch ihre Nutz¬ barkeit für uns der Krebs, die Seidenraupe und die Biene vorzüglich aus. Der Krebs dient uns zur Nah¬ rung , und in andern Erdtheilen genießt man auch die großen Heuschrecken, die aber bey uns nicht gefunden werden. Die Seidenraupe ist den Menschen durch ihr schö¬ nes Gcspinnst überaus nützlich; denn dieses läßt sich in einem oft 900 langen Faden abwindcn, und gibt die brauchbare Seide. Diese Raupe wird nach jeder Häutung größer, und nach der vierten Häutung spinnt sie sicb ein. Das äußerste Gewebe, welches sie den er¬ sten Tag spinnt, ist sehr unordentlich; es gibt die Flo- retscide. Am zweyten Tage spinnt sie ihre zweyte Hül¬ le , aus welcher man ordentliche Fäden erhält. Die in den eyförmigen Hüllen eingeschlossencn Puppen werden in einem Backofen, oder in heißem Wasser gctödtet, und dann wird das Gcspinnst abgchaspelt. Einige töd- tct man nicht, und aus diesen bricht nach etwa dreh Lefeb. Is. El. für Haupt- und Stadtsch. r o 146 Wochen ein weißer Schmetterling hervor, welcher Eher legt. Die Bienen gehören ebenfalls zu? den Jnsecten, welche den Menschen unmittelbar nützlich sind. Unsere Hausbienen leben in Bienenkörben oder Bienenstöcken; die wilden leben in hohlen Bäumen. In jedem Stocke befinden sich drcyerley Arten von Bienen, die von ein¬ ander sehr verschieden sind, nähmlich: eine Königinn oder der Weisel, die Arbeitsbienen, und die Drohnen. Die Königinn hält die ganze Gesellschaft zusammen, und erhalt Ordnung und Thärigkeit in derselben. Die Arbeitsbienen sind kleiner als die Königinn. Die Droh, nen sind unter allen die größten, und haben keinen Stachel. Man rechnet, daß in einem großen Stocke über io,ovo Bienen unter einer Königinn leben. Wenn die Arbeitsbienen eine neue Wohnung anle- gen und zubcreiten wollen; so sammeln sie erstlich eine Art Kitt, den sie von den klebrigen Knospen abnagen, und an ihre Füße kleben. Damit werden alle Ritze "und Fugen des Stockes bis auf die Fluglöcher verstrichen. Dann hohlen sie Materialien zum Wachse herbcy. Da¬ zu wird der Blumenstaub von unzähligen Blumen und Blüthen verwendet. Sie benetzen und verzehren ihn. Erst in ihrem Magen verwandelt er sich in Wachs. Sie schwitzen ihn wieder aus, und verfertigten damit die re¬ gelmäßigen sechseckigen Zellen. Diese" dienen thcilS zur Aufbewahrung des Honiges, theils zu Nestern für die Brut. Die gefüllten Zellen verschließen sie mit einer feinen Wachsdecke, damit der flüßige Honig nicht her¬ aus rinne. Vermittelst ihres kleinen Rüssels saugen sie den süßen Saft aus den Blumen, schlucken ihn hinun¬ ter, und verarbeiten ihn im Honigmagcn, der wie eine kleine Blase aussieht, und worin der Saft zu Honig wird. Wenn sich in einem Stocke die Bienen zu sehr ver¬ mehret haben, und ins besondere, wenn mehrere junge Königinnen da sind; so wird ein Theil davon ausgc- 14-r trieben. Diese nennt inan einen Schwarm. Sie folgen der Königin», hängen sich da, wo sie sich hinsctzt, in einen kegelförmigen, dicht zusammen gedrängten Haiu- fen an, werden so in einem leeren Bienenkörbe aufgc- fangen, und fangen sogleich an, sich anzubauen. Di'eß geschieht im May und Juny. Sobald Fröste im Spät- berbste eintretcn, verfallen die Bienen, wie die meisten Jnsecten, in einen Winterschlaf, aus dem sic, wenn die Kälte anhält, erst im Anfänge des Frühlinges er- wachen. Von andern Jnsecten erhalten wir wichtige Farbe- ftoffe. Einige werden in Apotheken als Heilmittel ge, braucht, wie z. B. die spanischen Fliegen. In den Hü¬ geln der Ameisen findet man den sogenannten Wald- Weihrauch. Groß ist endlich der Nutzen, den die Jnsecten in der ganzen Haushaltung der Natur, also mittelbar uns gewähren. Die honigsaugendcn Jnsecten befördern die Fruchtbarkeit und Mannigfaltigkeit der Pflanzen durch das Hin- und Hertragen des Blumenstaubes; andere dienen manchen uns nützlichen Thiergattungcn zur Nahrung / besonders den Fischen und Vögeln, und gewähren überdieß dem aufmerksamen Beobachter der Werke Gottes vieles Vergnügen. VI. Die Würmer. Die Würmer haben zwar auch ein weißes kaltes Blut, wie die Jnsecten, aber keine cingelcnkten Bewe¬ gungswerkzeuge, Ihr Körper ist größten Tbeils weich, ganz ohne Knochen, schleimig, ohne Haare, ohne Schup¬ pen und Stacheln. Viele Würmer wohnen in einem fe¬ sten knochenartigen Gehäuse, welches ihnen angeboren ist, wie z. B. die Schnecken. Statt der Fühlhörner haben viele Würmer so genannte Fühlfäden am Kopfe, die bcy einigen von beträchtlicher Länge sind, und an denen bey vielen Schneckenarten vorne die Au¬ gen sitzen. Manche Würmer haben einen so einfachen Körperbau, daß man gar keine abgesonderten Glied¬ maßen an ihnen unterscheiden kann. In Ansehung vor 10 * 148 Größe sind sie außerordentlich verschieden. Es gibt Mu- schelthiere, die einige Ccntner wiegen, und dagegen wieder Würmchen, welche man nur durch ein Vergrö¬ ßerungsglas erblicket. Viele Würmer halten sich im Wasser auf, einige leben bloß unter der Erde, und andere bloß in den Kör¬ pern anderer Tbiere, oder in den Eingewciden der Menschen. Ihre Nahrung suchen die Würmer in allen drey Reichen der Natur, einige leben sogar von Erde und Kalk, und viele können sehr lange fasten. Merk¬ würdig ist das zähe Leben vieler Würmer, und die Kraft, womit sie ihre abgerissenen oder abgeschnittenen Körpertheile wieder ersetzen. Der Nutzen, den die Würmer uns leisten, ist grö߬ ten Thcils mittelbar. Nur wenige ißt man, wie die Austern und Schnecken; den Blutegel gebraucht man zum Blutabzapfen; aus den Perlmutter-Muscheln und Schnecken, so wie aus den Korallen - Aesten macht man allerley Kunstarbeiten. Die Perlen liefern einen sebr kostbaren Putz - Artikel. An der See brennt man den besten Kalk aus allen Arten von Schnecken - und Mli- schclschalen. Der Badeschwamm, der das Erzeugniß und die Wohnung einer Art von Gallertwürmern ist, ist in der Haushaltung ein Bcdürfniß zur Reinigung verschiedener Dinge. Den wilden Völkern dienen die großen Muschelgattungen zu Gefäßen, wie wir die Mahlermuscheln zur Aufbewahrung der Farben ge¬ brauchen. Größer aber ist der Nutzen, den uns die Würmer mittelbar gewähren, indem von ibnen unzählige Vögel, Fische und Krebse sich nähren, deren Fleisch "und Fett wir Menschen genießen. Von dem Pflanzenreiche. Das Pflanzenreich umfaßt alle jene Körper, wel¬ che durch die Wurzeln und Blätter vermittelst unzähli¬ ger Saftgcfaße Nahrung zu sich nehmen, und wachsen, aber doch keine Empfindung und keine willkührlichc Be- -4Y wcgung haben. Zwar bewegen sich auch einige Pflan¬ zen aus einem eigenen Triebe; z. B. die Hopfeuranke windet sich um ihre Stange von der linken zur rechten Seite, und Bohnenranke von der rechten zur linken Seite; die Blumen kehren sich nach der Lichtseite, schlie¬ ßen sich zum Theile gegen Abend, und öffnen sich gegen Mittag; die Wasserlinse senkt sich im Herbste zu Bo¬ den, und steigt im Frühjahre wieder empor; aber alles das geschieht unwillkührlich, und alle diese Pflanzen rönnen nicht das Gegentheil thun. Einige Pflanzen schlagen Wurzeln im Wasser, an¬ dere auf Felsen, Mauern und Dächern, oder an Baum¬ rinden; die meisten aber lieben den Erdboden, und ge¬ deihen nur allein in diesem. Ihre Nahrung nehmen sie nicht bloß durch die Wurzeln, sondern auäh durch die Blätter zu sich, und alle bedürfen nicht nur Nahrung sondern auch Licht, Luft und Wärme zu ihrem Wachs- thume und Gedeihen. Einige dauern über hundert Jah¬ re in ihrer ganzen Gestalt fort, wie die Eichen; ben an¬ dern hält nur die Wurzel mehrere Jahre aus; noch an¬ dere gehen, wie die Sommergewachse, in einigen Mo- nathen ganz zu Grunde. Keine Pflanze ist schlechterdings schädlich oder un¬ nütz zu nennen. Was uns Menschen schädliches Unkraut dünkt, dienet andern lebendigen Geschöpfen zur Erhal¬ tung. Von vielen Pflanzen ist der Nutzen noch gar nicht bekannt, und manche sind nur unter gewissen Bedin¬ gungen schädlich; vorsichtig und mäßig gebraucht sind sie herrliche Arzeneymittel. Ohne das Pflanzenreich könnten weder die Men¬ schen, noch die Thiere bestehen. Aus dem Pflanzen¬ reiche erhalten nicht nur wir selbst alle Getreide-, Gemü¬ se- und Obstarten, sondern auch fast alle Nahrung für unser Vieh. Wir erhalten ferner daraus viele gute Ge¬ tränke, als: Traubenwein, Obstwein, Bier, Kaffeh; wir erhalten daraus das Speise- und Brennöhl, eine Menge herrlicher Gewürze, Zucker, Home,, Wachs, und die meisten Arzeneymittel; wir erhalten daraus das 150 Trenn-, Bau-, Tischler-, Drechsler- und Faßbinder- holz. Das Pflanzenreich liefert uns alle Weberep-und Strickwaaren, die aus Baumwolle, Flachs, Hanf und andern Pflanzen verfertiget werden. Das Pflanzenreich liefert uns viele Farb-Materialien, als Galläpfel, fär¬ bende Rinden und Holzer, Wurzeln, Blumen und Blät¬ ter; es liefert uns eine Menge nützlicher Säfte und Harze, wie das aus Tannen und Fichten hervorquellen¬ de Pech, das daraus geläuterte Colsphonium oder Gei¬ genharz, den Trepcnthin, den Kampher, das nur in Säuren sich auflösende Fcderharz, dessen man sich un¬ ter andern zum Wegwischen des Bleystifteö bedienet. Die¬ ses Harz gewinnen die Südamcrikaner, wenn sie einen gewissen Baum aufritzen, den herausfließcnden Saft auf allerley Forwen von Thon streichen, und denselben darauf verhärten lassen. Hierauf erweicht man den Thon im Wasser, wäscht ihn heraus, und treibt mit dem Har¬ ze, das gewöhnlich die Gestalt einer Flasche hat, einen beträchtlichen Handel. Einen großen Nutzen stiften selbst die vermodern¬ den Theile des Pflanzenreiches, indem sie den noch le¬ benden Pflanzen zur-Nahrung dienen. Der Wald düngt sich selbst durch sein abfallendes Laub, und der unter¬ gepflügte Klee ersetzt dem Acker die ihm entzogenen Nahrungssäfte wieder. überdies verschlucken die Blätter und Wurzeln der Pflanzen unzählige schädliche Dünste und Feuchtigkei¬ ten; welche die Luft verderben würden, und sie geben uns dafür reine Lebenslust und die köstlichsten Wohl¬ gerüche. Merkwürdig ist es auch, daß feder Himmelsstrich gerade diejenigen Pflanzen hervorbringt, welche für die Bewohner desselben am angemessensten sind. Die heißen Länder erzeugen die kühlendsten, sanftreichsten und ge- würzbaftesten Früchte. Wir wollen aber nicht bloß auf den Nutzen sehen den uns das Pflanzenreich verschaffet, sondern auch auf die Größe und Herrlichkeit, auf die Macht und Weis- 15t r- ch d H - - d a - - ! t I heit Gottes merken, die sich auch in diesem Thcile der Schöpfung im Hellen Lichte offenbaren. Naturforscher haben das feine Gewebe der Pflanzen, den Umlauf ihrer Säfte, ihre Saugwerkzeuge durch Vergrößerungs¬ gläser näher untersucht, und wurden mit Bewunderung erfüllet. Wenn wir bloß ein ausgeädertes Baumblatt näher betrachten, welch' ein feines Gewebe finden wir da! Und doch sehen wir hier nur das Allergröbste vom Blatte, das Gerippe. Mit bloßem Auge bemerken wir ferner an durchschnittenen Baumstämmen eine Menge Ringe. Jeder Ring ist ein Jahrgang des Baumes, in¬ dem sich jährlich unter der Rinde frischer Bast ansetzet, der sich im kommenden Jahre in Holz verwandelt. Wie würdet ihr aber erstaunen, wenn ihr durch ein Vergrö¬ ßerungsglas die unzähligen Saftgefäße eines Baumes näher betrachten könntet! Und wie unbegreiflich sind die Wirkungen dieser so künstlichen Saftgcfäße,in den Pflanzen! Neben dem bittern Wermntbe wächst die süße Erdbeere; neben dem tödtlichen Scbirlinge die gesunde Petersilie; neben der geruchlosen Tulpe die wohlriechende Nelke; neben der - blauen Lilie die weiße; neben dem Kirschbaume die Ei¬ che. — Sie stehen alle auf cinerley Boden, leben von einerlei) Säften, und doch welche Verschiedenheit ihrer Eigenschaften! Wie geht es zu, daß der wilde Baum auf dem Aste, wo ein edles Reis aufgesetzt wurde, edle Früchte bringt, während derselbe Stamm auf den übri¬ gen Äesten noch feine herben und wilden Früchte trägt? Wie sehr wird endlich die ganze Schöpfung Got¬ tes durch das Pflanzenreich verschönert! Ein blühender Baum, ein Blumengarten, eine blumige Wiese, ein grü¬ nes Aehrenfeld — wen entzücken sie nicht? Wie öde wäre diese Erde, unser Wohnplatz, ohne das Pflan¬ zenreich ! O wunderschön ist die Natur! Voll Pracht sind meines Gottes Werke! Mein Geist erstaunet, wenn ich nur Den kleinsten Theil davon bemerke! Wir theilen die Pflanzen in Bäume und Sträuche, 15L Kräuter, Gräser, Flechten und Moose, und Schwäm¬ me ein. Von den Bäumen und Sträuchen. Die Bäume und Sträuche haben festes und eigent¬ liches Holz, wachsen mehrere Jahre fort, und treiben Blätter und Zweige. Die Bäume theilet man in Palmbäume, in Na¬ del- und Laubholz. Die Palmen sind Bäume ohne Acste, aus deren Gipfel wohl zehn Fuß lange und dritthalb Fuß breite Blätter hervor wachsen. Die Früchte dieser Bäume hängen hart am Stamme. Die merkwürdigsten Palmen sind: die Dattelpalme und die Sagopalme, von wel¬ cher das Mark, und nicht die Frucht gebraucht wird. Das Nadelholz unterscheidet sich durch seine harzi¬ gen Safte von dem Laubholze, und durch die scbr schmalen und spitzigen Blätter, welche man Nadeln nennt. Die gewöhnlichsten Holzgattungcn dieser Ord¬ nung sind: die Tannen, Fichten, Kiefern, Lärchen, der Wacholderftrauch. Das Laubholz umfaßt wieder mehrere Gattungen der Bäume, unter welchen die Eiche und Buche die stärksten sind. Diejenigen Bäume, welche eßbare Früchte tragen, werden Obstbäume, alle übrigen, von welchen man nur das Holz gebrauchen kann, werden Forst- oder Waldbäume genannt. Auch einige Sträuche tragen e߬ bare Früchte. So wachsen z. B. die Haselnüsse, die Stachel- und Johannis - Beere, die Himbeere, die Weintrauben an Sträuchen. Die Bäume überhaupt haben einen Stamm, Wur¬ zeln, Aeste, Zweige, Knospen, Blüthen, Blätter und Früchte. Die Rinde schützt den Stamm. Unter der Rin¬ de liegt der Bast/ und unter diesem das weiche Holz, welches man Splint nennet. In dem festen Holze ist das Mark cingeschlossen. Ein Strauch treibt mehrere schwache Stämme aus der Wurzel. IL3 Sehr groß ist der Nutzen, den unS die Obstbaumc gewähren. Allgemein bekannt sind die Obstfrüchte, wel¬ che uns die Gärten liefern. Unter den Laubhölzern sind für uns die nützlichsten: die Eiche, deren Holz zu verschiedenen Geschirren und Fässern verbraucht wird. Auch der Baum, dessen Rinde den Kork gibt, woraus man Stöpsel macht, ist ein Ei¬ chenbaum. Das Buchenholz braucht der Tischler, und ist ein sehr gutes Brennholz. Das Holz der Birke ver¬ arbeiten am liebsten die Wagner, und cs gibt gute Koh¬ len. Aus den Birkenreisern werden Besen gemacht. Die Erle wächst hoch und gerade, und am besten in einem morastigen Grunde; ihr Holz ist besonders zu Wasser¬ rohren und Gefäßen brauchbar. Die wilde Kastanie und die Akazie sind fremde Bäume, werden aber jetzt bey uns schon sehr häufig gezogen und angepflanzt. Unter den Nadelhölzern wächst die Fichte bei) uns am häufigsten; sie hat ein sprödes Holz, das aber der Nässe und Fäulniß sehr gut widersteht. Die Tanne, ein schöner Baum, wächst vorzüglich in kalten Ländern und auf Felsen. Sie gibt ein "vortreffliches Bauholz. Bon der Weißtanne gewinnt man den Terpenthin. Die Kiefer oder der Kienbaum (Föhre) wird besonders zu Brunnröhren benützt. Der Lärchenbaum gibt ein gutes Bauholz, denn cs wird von kleinem Wurme angefressen. Die Tanne und Fichte liefern das Pech, einen harzi¬ gen Saft, der in großen Kesseln mit Wasser geschmol¬ zen, in Säcke gethan, und ausgepreßt wird. Das schwarze Pech, welches die Schuster gebrauchen, ist eingekochter und getrockneter Theer, der aus den fetten Wurzeln des Fichtenbaumes gewonnen wird. Unter den ausländischen Bäumen, welche zum Tbeile bey uns in Treib- oder Glashäusern durch Kunst gezogen werden, sind merkwürdig: Der Zittronenbaum; der Pomeranzcnbaum; der Kaffehbaum, dessen Früchte kleinen Kirschen ähnlich sind, und die Kaffehbohnen ent- 154 halten; der Thecbaum in China, dessen geröstete Blät¬ ter Tbee genannt, und sehr theuer bezahlt werden; der Gewürznelkcn-und Muskatennußbaum; der Lorbeerbaum, der Zimmetbaum, dessen Rinde ein sehr starkes Ge¬ würz ist. Eben so merkwürdig sind auch noch einige andere ausländische Bäume, welche besonders zur Ernährung der Menschen dienen, und sehr fruchtbar sind, z. B. der Feigenbaum,^ der nie blüht, und doch so viel Früchte bringt; der Ohlbaum, dessen Früchte vorzüglich zur Be¬ reitung des Baumöhls benützt werden. Der Brotbaum hat eine melonenartige Frucht, die geröstet wie Weizen¬ brot schmecket. Von den Kräutern. Die Kräuter haben kein festes Holz, sondern safti¬ ge Stängel. Wenige überwintern ganz; doch dauert bey einigen die Wurzel über den Winter, und treibt im Frühlinge neue Stängel und Blätter hervor. Diese Clas- se der Gewächse ist sehr zahlreich. Hierher gehören: die Kohl-nnd andere Gemüse-Arten; die Salätgcwächse; . die Wurzelgewächse, die man vorzüglich um ihrer star¬ ken Wurzeln willen schätzt, wie die Kohlrüben, Burgun¬ derrüben; die Knollengewächse, wie z. B. die Kartof¬ feln, die zur Nahrung, zur Bereitung der Stärke und des Branntweines gebraucht werden; die Zwiebelge¬ wächse, wie §. B. die gemeine Zwiebel, der Schnitt¬ lauch, Knoblauch. Auch der Saffran wächst aus Zwie¬ beln. Aus Zwiebeln kommen ferner viele schöne Blumen, wie die Tulpen, Lilien. Hierher gehören ferner die Bee- rcngcwächse, mit größeren und kleineren Beeren, wie B. die Kürbisse, Melonen, Gurken, Erdbeeren; die Schotten oder Hülscngewächse, wie die Erbsen, Lin¬ sen, Bohnen, Wicken; die Gewürzkräuter, wie der Fenchel, Kümmel, Anis, Majoran, Salbey, das Basi- licum, der Hopfen; die Arzeneykräuter, wie die Chamil- le, der Wermuth, die Melisse, der Lavendel, das Brech- 155 Veilchen, dessen Wurzel unter dem Nahmen Brechwur¬ zel bekannt ist. Hierher gehören ferner die Fabrik- und Manufak¬ tur-Kräuter, als: der Flachs, Hanf, Waid, Krapp, Tabak; die Oehlpflanzen, aus deren Samen Oehl ge¬ preßt werden kann; die Futterkräuter, wozu die ver¬ schiedenen Kleearten gehören; die Giftpflanzen, wie die Wolfskirsche, der Stechapfel, der Gartenschierling, der Wasserschierling, der Eisenhut, der rothe Fingerhut, die Wolfsmilch, das Bilsenkraut. Das beste Bewah¬ rungsmittel gegen den Genuß giftiger Pflanzen ist, daß man gar keine Beeren, keine Wurzeln, keinen Samen und kein Kraut genieße, wenn man sie nicht genau kennt. Hieher gehören endlich die Farrcnkräuter, wie bas Kannen- oder Zinnkraut, der Schachtelhalm. Von den Gräsern. Eine andere Classe des Pflanzenreiches machen die Gräser aus, welche zwar einen hohen, aber doch nur mit einem schwammigen Marke ausgefüllten, meistens mit Knotenabsetzen versehenen Halm und schmale Blät¬ ter haben, die den Halm bey jedem Knoten umschließen. An einigen Gewächsen dieser Classe, wie z. B. an den Nelken, wachsen aus den Knoten, wenn sie in die Er¬ de gelegt werden, Wurzeln hervor. In die Classe der Gräser gehören aber nicht nur die Grasblumsn und das Wiesengras, sondern auch ake Getreide- und Schilfarten. Unter die Getreide-Gattungen zählet man den Weitzen, den Roggen, die Gerste, den Hafer, die Hirse, den Mais, oder türkischen Weitzen, den Reis. Die Futtergräser theilen sich wieder in verschiedenen Arten. Zu den Rohrgattungon gehört das gemeine Schilf¬ rohr, das Zuckerrohr, aus dessen süßem Safte Zucker bereitet wird. Das spanische Rohr ist kein eigentliches Rohr, sondern ein Rankengewächs, welches auch nicht aus Spanien, sondern aus Ostindien kommt. 156 Von den Flechten und Moosen. Die Flechten und Moose wachsen nicht nur auf schattigem Boden rmd auf dem Grunde der Gewässer, sondern auch an vielen andern festen Körpern, auf Bäu¬ men und Steinen. Die Pflanzen dieser Classe sind von verschiedener Gestalt und Farbe. Bey einigen bemerkt man einen ordentlichen blätterigen Stiel; bey andern kann man Wurzel, Stiel und Blätter gar nicht unter¬ scheiden. Wenn man sie dürre gemacht hat, und nach etlichen Jahren wieder mit Wasser befeuchtet, so grü¬ nen sie von neuem auf. So unwillkommen uns die Moose an Bäumen, in Gärten und auf Wiesen sind, so nützlich sind sie doch in mancher anderer Hinsicht. Auf hohen Gebirgen sau¬ gen sie aus den über sie hinziehenden Wolken Wasser ein, lassen es von Moos zu Moos allmählich in das Thal träufeln, und befördern dadurch die Fruchtbarkeit der Wiesen und der Aecker. Sie schützen den Boden der Wälder vor allzu hartem Froste, und bedecken beson¬ ders die zarten Holzkeime und Grasspitzen vor Kälte. Sie machen, daß die leichte Erde, die vom Winde weg¬ getragen werden würde, festgehalten werde, und liefern selbst, wenn sie verwesen, eine Erdschichte, in welcher nützliche Pflanzen anderer Art gedeihen. Znm Einpacken gebrechlicher W^aren sind Moose vortrefflich, und die weicheren Arten, wenn sic an der Sonne gcdörret werden, lassen sich statt der Roßhaare zum Ausstopfen der Sessel benützen. Einige Moose ge¬ ben gute Arzeneymittel oder Nahrung für manche Thiere. Das isländische Moos, das auch bey uns häufig wächst, ist bleich, und hat fast die Gestalt eines Rennthierhor- nes, ist trocken und ledcrartig, von bitterem Geschmacke, und wird für das vorzüglichste Mittel gegen Schwind¬ sucht gehalten. In Island wird es häufig als Gemüse gekocht, und sogar als Brot verbacken, noch häufiger aber als Viehfuttcr verbraucht. Das Rennthicr gräbt das sogenannte Rennthiermoos aus dem tiefsten Schnee hervor. Bl, rer ger ter der eßl die gif ste Fl mc chc Si bei ckn Pf vc gr ur dc re di ui v lc b d d ? e 157 Von den Schwämmen. Die Schwämme sind fleischartige Gewächse ohne Blätter, die znm Theile in einer einzigen Nacht zu ih¬ rer ganzen Größe heranwachsen, und nach wenigen Ta¬ gen wieder zu Grunde gehen. Sie wachsen theils un¬ ter, theils aus der Erde, oder an andern Körpern. Auch der Schimmel gehört zu den Schwämmen. Unter dessErde wächst unter andern der bekannte eßbare Trüffel. Über der Erde wächst der Breitling, die Morchel u. a. m. Verschiedene Schwämme sind giftig, und die meisten ungenießbar. Einer der giftig¬ sten ist der prächtig rothe, mit weißen Warzen besetzte Fliegenschwamm. Man sollte keine Schwämme essen, die mass nicht kennt, da man leicht giftige mit unschädli¬ chen verwechseln kann. Der Zunderschwamm wächst ohne Stiel an Bäumen, wird mit einer Pottaschenlauge ge- beitzt, und nachher weich geklopft. Von dem Mineralreiche. Das Mineralreich faßt alle Körper zusammen, wel¬ che von innen nicht wachsen und zunehmen, weder em¬ pfinden, noch sich willkübrüch bewegen, sondern nur von außen durch Anhäufung gleichartiger Theile sich ver¬ größern. Die Mineralien sind entweder fest oder flüssig, und in bcyden Eigenschaften finden viele Grade Statt« Das Mineralreich ist von höchster Wichtigkeit, denn ohne dasselbe würden bis bcyden andern Natur¬ reiche nicht bestehen können. Erde und Wasser sind ja die nothwendigen Bedingungen zum Leben der Thiere und znm wachsen der Pflanzen. Dem Mineralreiche verdanken ins besondere wir Menschen große Borthei- le, indem wir die Mineralien auf das mannigfaltigste durch die Kunst bearbeiten und benützen. Wie verschie¬ denartig bearbeiten und verwenden wir die tobten Schätze der Erde, als: Steine, Thon, Metalle, Salzen, s. w. Nehmet nur das einzige Metall, das Eisen, und die einzige Erdart, den Thon, und die einzige Salzgattung, 158 das Kochsalz hinweg; wie vieler Bedürfnisse müßten wir dadurch entbehren! Man kann das Mineralreich füglich in vier Elasten eintheilen: in Erde und Steine, in Salze, in brenn, bare Mineralien, und in Metalle. Von den Erd- und Steingattungen. Die Erde löset sich nicht im Wasser auf, wie das Salz, sondern wird nur erweicht; sie brennt nicht, wie der Schwefel; sie läßt sich nicht hämmern, wie das Metall wohl aber verhärten einige Erdarten im Feuer zu Stein oder zu Glas. Die vorzüglichsten Erdgattungen sind: 1) Die Kiesel- oder Sandcrde. Im reinen Zu¬ stande ist sie ganz unfruchtbar, wie der Fluß- und Flug¬ sand; nur durch Vermischung mit andern Erdarten wird sie fruchtbar, dagegen benützt den reinen Sand der Maurer, der Glasmacher. 2) Die Kalkerde. Diese Erdgattung ist ohne fremde Beymischung ebenfalls unfruchtbar, aber ande¬ ren Erdarten bepgemischt, befördert sie die Fruchtbar, keit. Sie ist nirgends rein zu finden, als im Kalksteine und in der Bergkreide. 3) Die Thonerde. Der Lehm ist die geringste Art der Thonerde, ist mit vielerlcy fremden Theisen ver¬ mischt, und wird im Feuer nicht so hart, wie der ei¬ gentliche Thon, ist aber eben deswegen fruchtbar. Der gemeine Töpferthon enthält weniger fremde Beymischung als der Lehm; aber noch reiner und weißer ist der Pfeifenthon; am reinsten und feinsten ist der Porzellan- Thon, der mit Kieselerde vermengt sich glasartig brennt, und dann am Stahle Feuer gibt. Die Walkererde ist eine weißgraue, etwas grünliche, sehr fette Thönart, die beym Walken wollener Zeuge gebraucht wird. Mer¬ gel ist ein Gemisch aus Thon-und Kalkerde, und kann als Vcrbefferungsmittcl des Bodens auf Äckern ge¬ braucht werden. Die Damm- und Gartenerde sind Vermischungen aus allen Theilen der Natur. Die Baumerde gehört in Bä der seh ne ne: de: vi> dei wc lie Bi ste M vd de fe: au S kst S B, W> ak ze Ut si- W terr sen nn- tas eoie tall ein Zu- ug- ird der hne de- ar¬ ine llrt .er¬ ei¬ fer !Ng der an- nt, -st rt, er¬ am ge- ien örs 15Y M das Pflanzenreich, und entsteht aus vermoderten Bäumen. Die Steine sind nichts anders, als verhärtete Er¬ den, daher auch weiche Steine und harte Erdarten sehr nahe an einander gränzen, und Erdarten in Stei¬ ne, so wie Steine in Erden verwandelt werden kön¬ nen. Es gibt mehrere Gattungen der Steine. 1) Unter den Edelsteinen ist der Rubin hochroth, der Granath blutroth, der Saphir blau, der Amethist violett, der Smaragd grün, der Topas weingelb, und der kostbarste unter allen ist der wasserhelle Diamant, welcher jedoch eigentlich unter die brennbaren Minera¬ lien gehört. Je nachdem er geschliffen ist, heißt er auch Brillant. 2) Zu den Kalksteinen gehören: der gemeine Kalk¬ stein, der unserem Bauwesen so unentbehrlich ist; der Marmor, der Gyps, der Alabaster, das Fraueneis oder Marienglas, dessen man sich in einigen Gegen¬ den statt der Fensterscheiben bedienet. 3) Zu den Thonsteineu rechnet man: den Schie¬ fer, den Wetz- und Probierstein, den Alaunschiefer, aus welchem man Alaun gewinnt, den Röthcl. O Zu den Talksteincn gehört der Seifenstein, der Serpentinstein, der Meerschaum, aus dem man Pfeifen¬ köpfe „verfertiget. Übrigens gibt es noch eine Menge zusammen gesetzte Steinarten, z. B. den Sandstein, den Tripel, den Bimsstein, den man immer in der Nähe fcuerspeyender Berge findet, u. dgl. Sie enthalten bald mehr, bald weniger von dieser oder jener Erdart. Auch findet man allerley Versteinerungen aus dein Thier- und Pflan¬ zenreiche. Von den Salzen. Die Salze haben alle einen merklichen Geschmack, und lösen sieb im Wasser ganz auf. Nicht alle Salze sind aber mineralische Körper; die Pottasche und der Weinstein kommen aus dem Pflanzenreiche. r6o Zu den Salzen gehören: das Steinsalz, welches in Bergen gefunden wird; das Kochsalz, welches man aus Salzwaffcr gewinnt; das Baysalz, welches Mls dem Meerwaffer bereitet wird. Der Salpeter, der ein Hanptbestandtheil des Schießpulvers ist, den man aus der Salpetererde aus¬ lauget, und auch künstlich durch Salpeterwändc ge¬ winnt.—Der Alaun, den man aus Thonschiefer zieht, ein süßsaures Salz, das vorzüglich zur Befestigung der Farben dient.—Der Vitriol, der aus Erzen gewon¬ nen wird, und in Verbindung mit Salpeter das Scheide¬ wasser erzeugt. >— Die Bittersalzerde, die als Arzeucy gebraucht wird, und die vorzüglich^ aus Gesundbrunnen und anderen mineralischen Wässern gesotten wird. Auch aus dem Thier- und Pflanzenreiche werden sehr nützliche Salze gewonnen, wie der Salmiak, wel¬ cher am vorzüglichsten aus Ägypten kommt, und grö߬ ten Theils aus Kuh-und Kamcblmist bereitet wird; er wird als Medicin, dann zum Schmelzen des Goldes, zum Verzinnen und Färben gebraucht. Von den brennbaren Mineralien. Brennbare Mineralien sind jene, welche mit einem eigenen Gerüche brennen, oder wenigstens glimmen, und zur Unterhaltung des Feuers dienen können. Es gibt feste und flüssige brennbare Mineralien. Feste brennbare Mineralien sind; der Schwefel, den man theils rein oder gediegen findet, theils aus Schwefelkies und andern Erzarten erhält; das Reiß- bley, dessen schlechteste Gattung mgn zum Schwarzma¬ chen der eisernen Ofen, die bessere Gattung aber zu Bleystiften verbraucht; die Steinkohlen, welche aus Er¬ de bestehen, die mit Bergobl gekränkt ist; die Braun¬ kohle, ein von eben diesem Ohle durchdrungenes Holz, welches durch Überschwemmungen oder Erdbeben unter die Erde gekommen ist; der Torf, ein vom Erdpcche durchdrungenes Erd-und Wurzclgemenge; der Bern¬ stein, aus dem manAHalskoraken und andere Putzwaa- r6l. ren macht, der vorzüglich an der Ostsee gefunden wird, und ursprünglich Pflanzenharz zu seyn scheinet; das Erd-oder Judenpech, ein festes und sprödes Erdharz, das man aus mehreren Bergwerken gräbt. Flüssige brennbare Mineralien sind: die Berg- Naptha, welche man als Arzency gebraucht; das Berg - oder Steinöhl, das man in Lampen brennen kann, das man aber auch zum Firnisse und zu Salben benützt; der etwas zähere Bcrgtheer, den man wie den gemeinen Harztheer zur Wagenschmiere und zum Be¬ theeren der Schiffe gebraucht. Von den Metallen. Die Metalle sind die schwersten Körper in der Na¬ tur, und haben einen Glanz, welchen man daher den metallischen Glanz nennet; sie sind größten Thcils bieg¬ sam und dehnbar, so daß sie sich zu dünnen Blättchen ausarbeiten lassen, und viele sind so zähe, daß man daraus Drath ziehen kann. Einige Metalle schmelzen im Feuer, und nehmen nachher ihre natürliche Härte wieder an, lassen sich unter dem Hammer verarbeiten, und haben ein glän¬ zendes Ansehen. Selten findet man sie gediegen, d. h. unvermengt mit fremden Theilen. Gewöhnlich müssen sie erst aus Erzstufen, d. i. aus Steinen, in welchen Erz enthalten ist, durch Kunst geschieden werden. Diese Metalle werden in edle und unedle abgetbeilt. Edle Metalle sind: Gold, Silber, Platina. — Gold und Silber werden häuptsachlich zu Münzen gebraucht, aber auch von dem Goldschmide und Silbcrarbcitcr zu verschiedenen Gerathen verarbeitet. Der Goldschläger schlägt Gold und Silber in ganz dünne Blättchen, wel¬ che die Vergolder zu gebrauchen wissen. Auch zu Tressen wird das Gold und Silber verarbeitet. Das Platina ist noch nicht gar lange in Europa bekannt. Man fand dieses Metall, welches das schwer¬ ste unter allen Metallen ist, zuerst in Amerika, hernach auch in Spanien. Es ist silberweiß, wenn es völlig gc- > ' Lescb. II. Cl, für Haupt-und Stadtsch, i t 1Ü2 reiniget ist, und sehr schwer zu schmelzen. Es wird nie vom Roste angegriffen, und nimmt eine schöne Politur an.-. Unedle Metalle sind: das Eisen, Kupfer, Zinn, Bley u. s. w. Das Eisen wird sehr mannigfaltig be¬ nützt, indem man es entweder zu verschiedenen Werk¬ zeugen und Geräthen verarbeitet, oder es durch große Hammer zu Blech schlägt, oder es zu Drath zieht. Es kann auch durch Schmelzen und Löschen gehärtet, und zu Stahl gemacht werden. Aus dem Kupfer machen die Kupferschmide Kessel Töpfe, Kannen, Pfannen und andere Gcräthe. Durch Mischung des Kupfers mit Zink macht man Messing und andere Compositioncn. Das Zinn verarbeitet der Zinngießer; man schlägt es aber auch zu sehr dünnen Blättchen, welche Staniol oder Folie heißen, und zur Belegung der Hintern Seite des Spiegelglases dienen. Das Bley wird zu Schrot und Kugeln verarbeitet, auch zwischen Walzen ganz dünn geplattet, und als Fenster-Bley, oder zum Einpacken des Tabacks ge¬ braucht. Es ist nach dem Golde das schwerste Metall, aus welchem man auch Bleyweiß, Mennig und Bleyzucker macht. Es gibt aber auch Metalle, welche den Hammer nicht aushalten, und größten Theils spröde sind. Nur eines ist flüssig, näbmlich das Quecksilber, welches man zu verschiedenen Absichten gebraucht. Die bekannteste Benutzung des Quecksilbers ist zu Wettergläsern, zum Belegen der Spiegel und zur Medicin. Auch Silbcrar- beiter und Vergolder können es nicht entbehren. Von den festen Metallen dieser Art sind zu mer¬ ken: der Wismuth, der Zink, den man zum Kupfer setzt, um Messing daraus zu machen, das Spießglas u. a. m. Das Kupfer, das Messing und Bley sind gifthaltig. Man soll daher im unverzinntcn Kupfer nichts kochen, und auch nickt cinmahl im verzinnten Kupfer die ge¬ kochten L-peiscn, am allerwenigsten die saueren und fetten, erkalten und stehen lassen , weil diese vorzüglich 163 den giftigen Grünspan herausziehen. Fast eben so vor¬ sichtig muß man mit dem Zinne umgehen, welches oft mit Bley vermengt wird, und auf welchem man weder Milch, noch saure Speisen, noch aufgcschlagcne Eyer stehen lassen soll. Nicht minder hat man Ursache, das glasirte Tö¬ pfergeschirr vor dem Gebrauche vorsichtig auszukochen, weil zur Glasur gewöhnlich Bleyglätte genommen wird. Indessen gibt es kein Gift, das nicht, mit Kennt- niß und Vorsicht gebraucht, auch seinen eigentümlichen Nutzen brächte. Nur Unwissenheit oder Boßheit mi߬ brauchen es gegen die Absicht des Schöpfers, handeln dadurch seinen höchst weisen und gütigen Absichten ent¬ gegen, und machen sich vor ihm höchst mißfällig und strafbar, wenn sie es zum Schaden ihrer Mitmenschen mißbrauchen. Ullicbten der Idntertbanen 8 e 8 s n ibren^ Oandeslürsten, Ae^on die von ibrn a n geordneten Obriglceiten, und gegen das Vaterland. In einer jeden bäuslicben Familie, in ei¬ ner jeden Oerneinclo muss Fernand se/nz der LU bestimmen bat, wann und wie alles ge- sebeben und verliebtet werden soll, was Lur Wobllabrt der ssamilie oder der Oerneinde notbwendig ist; es muss jemand sevn, der Lu beleblen bat, was jedes einLelne Mitglied tbun, oder niebt lbun soll, damit Ordnung, Uube und Liiuglceit erbalten werde, liönnto jeder OinLölno tbun, was er will, würde niebt E Hemancl °6 VN, nacl» liessen Willen sieli alle in rler OesellselaaK rieliten müssen: so würcle Dic- orclnnng, Dnrulie uncl Dneiniglieit liie Dolge üavon se^n, uncl rlie Familie oüer Oemeinüe könnte nieüt kesteken. küen so, uncl noela weit melar ist es in einem ganzen Dancls, wo so viele Damilien, so viele Osmeinclen nncl viele tansencl Menselton De^sammen wolanen, nocü weit meirr ist es ltiee notlcwenclig, class jornancl cla ist, cler Vor- solcriüon unü (ieseiv.e sur Lsolraeütung Ino alle Dinwoüner lies Dancles giiü, nnü cler clis nö- tliigen Anstalten trilrt, clamit Orclnnng, knks nncl Diniglieit überall Derrsclae, nncl clis Lieliev- keit cles Deüens nncl lies kigentlanmes aller Dinwokner erkalten wercle. Denjenigen, wel- elier in einem sannen Dancle ocler Ke^ einem ganzen Vollcs clie nötkigen Oeset^e lur alle I^an- cleseinwoüner 211 Asüen, uncl clie allgemeinen Anstalten nur Lrlcaltnng cler Orclnnng, licclie nncl lviniglnnt, sur Licüerüeit cles I^eüens nncl cles Ligentliumes 2u trellen clas kceelit üat, nen¬ net man clie laöeüste Oüriglieit cles Ii,ancles, clen Kegenten, clen kanclssfürsten, clen Monarchen, cler naela 6er Versolneclenüeit cles Keielaes, wel- elaes er regieret , clen l'itel k^aiser, König, krsüerrog, Herzog n. s. w. luln-et. Die Oliecler einer lanrgerliclaen Desell- selcalt lieissen nnter siela Nitünr^er, nncl in ke- ^.ielmng aus clen Dancleslursten lceisson sie Dn- tertlianen. 165 Dass lisi' Oancleslurst von Oott bestimmt nncl angeorclnet «sv, lelnet cleutlicli clis lisi! igo 8elirilt: llöin. iZ, i. 2. „^eclercnann se^ der ol>riglceitlielien Oswalt uiitcmtlumig; clenn ^ecle Odriglceit ist von Oott lisstinnnt. Was lur Odriglceiten clalisr sincl, llis «incl von Oott ver- orclnet." Da cler Oancleslürst von Oott soll, st ange- oränet, nncl cler Vater seiner Ontertlianen ist; ciaker ist Keller Ontertlian scliulclig, «einein R.e- genten vor allen anclern Mensclien llosliaslituog nncl Olirliirclit v n listki gon. Dies« lrellelilt uns clis lcsilige 8olnist mit lolgsnclsn Worten : I. ?etr. 2, i „l^tirelitet Oott, nncl eliret člen lionig." Da cler Oancleslürst von Oott Irestimint, nncl cler Vater nncl Woliltlcäter seiner Onter- tlianen ist, so sincl wir ilnn sneli sine loeson- clsre lnsliS, lrsns nncl ^nliänglielilreit scliulclig. 8o wie al>er sin lOncl clie Oielis ASASn seine keltern clnrcli Avnaus nncl vvilliAS Ossol- AnnA ilarer Ilstelils l»ew eiset, eden so sollen sneli OntertliLnen ilcre l/islis gegen člen Oan- cleslursten clurela genauen nncl willigen Oslior- «arn gegen alle seine Oesetse nncl Verordnungen likLsigen. Oie Oesetre uncl Verorclnungen äie cler Oancleskürst seinen Ontertliansn gilrt, lialion ilniner clie Vlisiclrt, clis Wolillaln't cles ganzen Oancles nncl aller Mitglieder cles 8taates su Iielnrclern. lVur cler Ilegent allein Icann clie llinrislitung uncl Lescliallenlieit seines kleienes 166 vollkommen ükerseken, und dakor «m kosten wissen, welcke Oesotso und Anordnungen 2ur Woklkdn-t dos ganzen Landes notwendig und nütslick sind. Oer einzelne Lürgor des Landes kann die Ledürlnisso aller Lntertka- nen nickt ükorsokon; er kann daker in vielen fallen die Lrsacko nickt einseken; warum diese oder jene Oesetse und Verordnungen von dem Landeslurston gegeken worden. Oa- kor ist ^oder Ontortkan sckuldig, die Oesetso und Anordnungen des Landeslürsten gern, genau und ^oderseit, auck dann LU kololgon; wenn or dis Orsacke, warum sie gegeken wor¬ den, nickt oinsokon kann. Oio keiligo Lckrilt dokoklt uns ausdrück- lick, den Loloklon der Okrigkeit um dos Oo- wissons willen gokorsam LU sovn: Löm. iZ, 1—5.,, dodormann so^ der okrigkcitlickon Oe- walt untertkänig, denn jede Okrigkeit ist von Oott kestimmt. Wer sick also der Okrigkeit widersetzt, der widersetst siok der Anordnung Oottos, und wird sick 8trale Lusiekon. Oenn der Landeslurst ist ein Oiener Oottos dir smm Losten; wenn du aker Loses tkust, so lurokto dick; er trägt das Lckwert nickt umsonst; denn er ist ein Oiener Oottos, oin Läckor, d6N)e- nigen siu kestralen , der Loses tkut. Man muss also der vorgesetzten Obrigkeit gokor- cken, nickt Kloss um der Ltrale, sondern auck um dos Oowissens willen." Oie keilige Lckrilt lokret also mit deutli- cken Worten: „Wer sick der Okrigkeit 107 widersetst, der widersetzt sicll der Anordnung Oottes, und wird sieü Ltrafe vor Oott Lusieilen. I. Lktr. 2, l8 - 2^. ,,8e>'d 60616N flerren gellorsam, nielit allein den gütigen NN8 Ililli- gen, sondern ancll d6n liarten nnd strengen; denn das ist Oott angenellm, ^ enn Fernand ans Dielle su iüm nnd nn seiner ?mcllt unver- selmldete WiderwLrtiglreiten erduldet, nnd Onreellt leidet." Da der Legent von Oott bestimmt, der Va¬ ter des Dandes, und ein sebr grosser Woldtliä- 1er seiner Llntertbanen ist; so sind wir ilnn dafür vielen Danlr sebuldig, den wir ,ilnn vor- 7.ügliell dadurcll lie^eigen sollen, dass wir ilnn langes Delien, Oesundlleit und Oottes Legen bev allen V n lern el nn u ngen wünschen, und seine Oeset?.s nnd Anordnungen genau und willig befolgen. Weil slaer nur Oott es ist, der unsere Wünsebe erberen und erfüllen bann, so sol¬ len wir unsere Litten für unseren Dsndesva- ter Oott vortragen; wir sollen für illn oft nu Oott betben. Dies« bebeblt uns die beilige Lcllrift: I. Viinotli. 2, i. „Vor allen Dingen ermabne iell eueb, dass illr für alle lVlenselien Litten und Oelietbe, Lürbitten nnd Danlrsa- gungen Oott darbringet, ins lresondere für die Lönige und für alle Ollriglreitsn, damit dlr ein rnlliges und stilles Dellen in aller Oottselig- lieit und Lllrliarlreit füllren möget." /re r/r ^er/re/rr AK/rre/r /lerere, d/e Lrc/re^/rtr'/ 168 /.eöezr^ zrzzc/ z/e.? ^zA-ezz/^zrzizs^ ^ez/rez- Zzzz/ez'/Zzzz- / zre» , zzzzc/ ozv/zze/ «7/e^ «zz, zzzz.s ^zzz- /?o/z7/zz/zz'/ , c/sz-^e/öezz zzo/ZzzziezzzizH zzzzz/ z?zž/^/z7/z z'?/. Dze^e^ «/- / /z«zrzz e?' zzrc/z/ §«//-§/ z'zz er^ezzez- T^ez^zzzr //zzzzr^ z ez' öez/zrz^/'c/ez' 7/zz//« zzzzz/ z?e§ 7?«)^/«zzz/6^ «z/c/ez'6z-- Mezz^c/zezz, z/«zzzz7 z/z'e /77z/-7/«/zz'/ ^ezzzez- //zz/ez-- //zzrzzezz, ^/zžz' z/ze ez> ^rr §oz-A«zz /z«/, «zzc/z zL-z>^/zc/r ez'z'er'c/r/ zz-zvz/s. De/^/zzr/ü zz/-sz'^>z7z/ ez' ezzzz^ezr 7/zz- z ^6z'//z«zzezz ezzzezz 77/e z / .sezzzsz' /^c>7/zzzzzc/z/, z/zz z/ > z/zz^ /tsc/z/, z'zz ^ezzzszzz TVzz/zzzzezz «zz/H Ze/o/Hzzzz^ ^ezzzez- 6e^e^6 zzzzz/ ^/zzzzz'z/zzzzzzAezr ^zz z/z'/'z/ASzz , , ZŽ7-6Z- Oz-t/zzrzzz^ zzzzz/7-zz/ze ^zz zvzrc/zez?, ciezz rrzz^c/zzz/- <7z^ Aec7z'zrc7z/ezz ^/zz/6z'//z«zzezr /iec/z/ ^zz z-ez'^c/z«/'- /ezz, <7zo Äz'ez'/zA/zez/ezz /)6)^zz/e«zzz, c/z'e ^/zzAe/zoz'- ^«zzzezz Tzz 7zc^/z'zz/czz, zzzzz7 z/ezz /?Ä/z/,i-Zttzz<-7 z/cz' 7^/zz- zzo/zzzez- ^zz ös/oz-c/ez'zz. /7z'e^e ^/zz/ez //z«zzczz, zfezzezz e/ez' /,«zzc?6.s/zzz'.s/ zrzzezz 77zer7 ^erzzsz' /?6A6zzZezz- ŽV7zr7zez7ezz ^/zzz/ z;»zz c/ezzz ^«zzü'e^/zzz'- ^Zezz «zr/Ae^Ze/ZZ, zzzzc/ zzzrZ k/ez' zz»Z/zzA6zz /^o/7zzzzzc/zZ zi6z-.s6/,ezz / ^z'e ziez Zz-eZszz Z ^/ez/z-z' Z/zzZez Z/zzzzz ^c/zzzZc/zF, c/z'e > ^-/zzoz-zZzzzrzzLZzz zzzzz/ T^e/e/z/e z/ez- Oöz'ZA/zez'/ Hzz-zz, ^>ezzzrzz zzzzz/ «//e^ez/ Lzz öe/o/bszr. /7 z e /zsz/z^6 Lz7z/-//'/ l6y Le^eZrZ/ cZr'e/> «rr^rre^Zre^Z. Z'eZ^. 2, i3, i-. ^'eck/- Oö/'^/Lkr/ rrr?? cZe^ Z'e/v/r rrirZZerr A6- /ro/-^«r/r, rrre/rZ «ZZerrr c/e/rr ZsörrrAV, «/^ cZen? ^öe/r- ^/6/r Oöer'/re/'r'rr, ^»rrc/er-r?. «rre/r cZerr vozr rZrr?? 2»/' ZZeZo/r^rrrrH- c/er- /I e c Zr / s e Z? rr Z/Z E/r rr/?cZ ^rre Zie^//'«- ^Zrr??F cZer'Mr>^6Z/r«Z6/' «rr/Ae^ZeZZZe/r LZrrrrZ^ttZZer'/?.^ ^Ze>5rr^ ^eZö^Z rr/rZer-evK/vZ^re/r rZe/r? ^rr.s.s/)/?rcZ-6 cZe^ /'«»rr^c/rerr Z^«rrc//i/ZeA6r'.s Z^orrZZrr>s Z'r'ZrrZrr^, «nc/ ttrrZrz.or'ZeZe rZrrrr: ZZrr /r«ZZe^Z Zer/re (zervaZZ ribe/' mreZr, rrie/r/r ^r'e cZr> zrZcZrZ r-o/r oöerr rr/«>'6 A6- Aeöe/r rrior-cZerr. D/6 OZ-r'rAZer'Zer? roKc/rezr Zrber' Or-cZrrrrrr^, /!rr- /re rrrreZ Z^r'rrrHZer'Z, rrZrer' c/«^ />e/-s/r rr«c/ ^r^e/r- ^rr/» c/e/- /V?r/c///-«//c??. Dcr/re?' ^c>// er/? ^ec/er' ^//r- /er'//r«?r ^errre/' O/-/?F/rer^ «//e.s 6rr/e ?vrrrr^e/re/r, rrrrr/ ^er/re //H??^c/re 60// r)o,'/^«Ae/r / e?' ^0// ^/rrr> ^r'e rrr 6ott öe/Zrerr. ^erre? />«r?cr, r/r r/'e/c/rerrr r??«?? AeZ/or'er? rrrrcZ er'Lo^e?? r^or>cZerr Z?/, oc/e/- r>? reeZe/rerrr rr?«rr errrerr öZerZrerrc/err /^s/rrr^r'Zr «rr/Ae^c/rZttHer? Zr«Z, rrerrrreZ »?«» ^errr Z^«/LvZ«?rrZ. Z/r cZerrr /^«Zer-ZrrrrcZe e/'/rrr/Z ^rec/er- er'/rreZne ZVr/^o/rrrer- cZerr Trr-ZZrrAerr Z>eZ»e/r^- ?r/?Zer'/r«Z/>,- er' er-Z«r?FZ cZ« Z/rrZervreZr/ rrr cZerr rroZ/r- Lverrc/rFerr rrrreZ rrri/^ZreZrerr /ZerrrrZrrrF.serr, Z-r'ZcZrr/?^ rrrrcZ Z,'/'^r6/rrr/r^, Le/rrrZ^ rr/?cZ LrcZrer'/rer'Z ^srrre^ Z.eöerr^ rr/reZ ^errre^ Z^rAerrZ/rrrrne^, rrrrcZ rrr«rreZre «rr- cZe/'e Zo/'/ZrerZe, r^-ocZrrr-e/r r/rrr? cZre H/r«Z/rrrr^ ^er- rre^ Z-eöerr§ rrrrcZ ^er/rer' 6e^rr/?cZ/rer/, rrrrcZ cZre Z.>- eere/rrrrr.^ ^errre,- /roZrer? eror^err ZZc^/r/rrrr/rrrr^ e?'- Zere/r/er-/ re-rZcZ. ZecZer- Lrrr^eZrre e/-/r«Z/ «Z^o riorr ler¬ nen? ZerZe/'Zrr/rr/e vreZe rrrrcZ ^r-o/^e /Zo/rZzZrrrZezr. />«/Zr,' r>/ ^ecZe?' ZZrrroo/rrre/- rZe»? ZZrZer-Z«rrcZe 170 Dzrzr^. 7-Zsös rzzzci ^7zzZz«zz^Zz'cZzL6z'Z §e7rrrZcZ^. 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Kiez-c/ezz. — D«- znr7 Oz'z/zzzzzz^ rrzrc/ 7?rr/z6, z/zzzzz/Z Lr'c/zez'/zezZ <7s^ ^6- öezr^ rr/rcZ c/e^ HA6zz//zzrzzz6^ ez'/zzz/Zezr , c/Kzzrr/ cZzs ^«zr^s/Hz-F/Z/c/rszr 6e»e7L6 rzzrc/ /^ez-oz-z/zrkrzz^ezz L«- 172 obac/ziek rrzrc? rve^e/r, .r zerr? /?e«zzrie, /^ze/z/sz' rzzrc/ zrzzc/r^z-6 Doz-ALssirie, zroi/rroezrc/z'»-, roe/c/z6 rzozzr /^zz/6z'/«zzr/6 z/ezz zröi^zAezr Deöezz.szzzz- /ez-/z«/i ez'7r«7/6zr zzrrz^ezr. — Dzrzzrz/ r/sz- //«»--/e/. s-6" /rzez' ^/«zr čire ^ez^ezrckzzr^ c/ez' rz/rrzzD/zžs.szAezz Dz'^ezzAzrz>56 cies />Kzrs?6§, cize T/ez'ös/'^c/rzz^zzzro' r/sz- zroi/zz^ezr D,6öezr§öscizi^/zrz§§6 ez-Zezc/riez/ zzzzc/ Z-6/zžz-c/ez'Z rve/'- cie, zzrzz^ezr />«zr«'F/z-«.s.sszz «zrA'sZöAZ, /rz-zze/zezz ez'- LcrrzF/, rr/rcZ zzzr Hzr/ezr ^rr^ZzrzrcZs 6z-/z«//6zr reez- t/ezz. — Dzz- Dez-^oz'A zr/zF rzzrc/ /^6A-e cZez' Dz-z-rezr, /D/Mszr rrzrcZ 77«z's6/z, zi«z- /rzvzzz/zszr rrzrcZ /zzr/Zezr ^zzzc/ ezAezrs z'^oz'^zzzz^,s/z« rz.s 6 z' rzzrci _^zr- ^/«Z/ez? zzoi/zreezrz/z^. — Drzzrz/i r/z'e «zz/Ixsz'zr T^ezzr- c/s r7e^ /^«/ez'/zrzrr/e^ rzozr r/ezr 6z'«>rr6zr r/6.sse//-6zz «öZsZrzrZZe^ ttiez-cZezr, cZ«zzrr'Z r/«^^s//zs rzoz' /-«zzü zrzrc/ ^ez/rse/'zrzrA- FS/zzc/zez-Z ö/szös, ^z/zcZ Lcz/zZtt/szz rrzrrZ /t>/LA§/zeez'L zroZ/rrt-ezrcZz^. Dz6.se zzzrr^ez? ez-zrzž/zz'/, rzez'Loz'AZ, zzzz/ r§Z, /rsz'öe^^rr^c/zzr^ezr, zzzzz cZze zroZ/revszrcZzAezr De/zz'ez-, DüerzzzZezz zzzzz/ Lo/cizr- /ezz 'zz öe^o/czezr zzzrz/ zzez'.soz'^ezr, zzzzr «//e 6z-/oz'- c/ez'/ze/zezr Dzz^/zz//ezz z/es .5/ezzz/6.s «zz/ž-sc/z/ eDitt/Zezr, öz'zzzze/z/ c/«.s D«/ez'D'zzz/ 6eD rrzrc/ z.'6z'- ^c/zz'ez/ezze «zrc/e/'e Dz'/?,»«. Dez^ 6e/e/ zzzrc/ z/ze Dzzr- A^s, zzze/c/ze /zzz- c/«^ D«/ez'/«zz!/ zz zz//z zzz ezrz/z^ ^zzrc/, zze/zzze/ zzz/zzz c/zs DsM^/zrz^s c/e^e/Zzezr. /?sz/ «//s z/ze^e Dzr.s/«//6zr x:zzzzr ^s/^/szr cie^ K«zrrezr Dczzzz/e^, rzzrc/ ^rzz' /Do/z//«/zz-/ /ez/e.s sz'zz- ^e/zrezr Dzz/zzz-//zczzz6^ zzo/Zzzzzezzz/z^ rz/rc^ zrzž/-/ze/z Fzzrc// §o §oZZ ezzz /ec/ez', c/ez' ^ez/r /^r/LZ'/Kzrc^ /ze/ze/, «rr^ ^zrc> I. / ezzrz /ZKŽ ^z/zz ZZ6Z rrr Zb k/z6 ciez rez' ^6 c/e, /z« cke^ /ro D // r/z ckz ü'i /z it 8 2» cd c2 8^, 8 ^8 ^- ? "? L 7 ? Z r? c^, dr^ 8 8 2 8 S 8 K- - A K. « dv k L 8 L L 2! 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Ulzz/zz'/zzz// ^6Az/ezz z/z/z/ ösA/zzc^ezr /c«zzzr. /Tez' ^e/'/z. ^tt/6z-7«zrc/ z6'«^z-7z«/7 /z'eöe/, rz)z><7 z/zz/-6z' «zzz /z §6/7/6 /77zzr§6/z6^//žz' c//6 /7o/z//«//z'/ c?6§ ^tt/6z'/«zz- ck§ 6«t/ r,oz-/z'KA67Z, 6Z' rvz>^ ^7.'Z' e/«§§6/ö6 ö/7ez' z/z/z/ /z6z'^//'c/z ö6/7/6zz. 777z- §o/?6zr eu6z's6zz, c7/r/§ Z6/Z' ^/7žz' z/«§§6//-6 <-/7ez- 2/r 6c-zz /-6//Z6ZZ, vozr ciezzr «ZZe/zr «//s§ 6zz/6 /zozz/zzz/. §l67^6zr/^6^ wö/e/e/ <<6z/z6zzr ^«-r- c//6 z/zzr ^'s^.'/r/e-rc/s c/^oc/r- 176 cc/cc-r ^L.nc/rccc 6-r tt// c/c/r ^c/ ^c//c/ -c/s/^c-rc^e^ c/c/ c/ccr i-o-r c/scrr ^cr-rc/s^E^^6-r /c-r ^/oc/ccc/^E^ cc/rc/ ^o/^/cH<^6-r wc//ccr6ir ^c/o/^crM /sc- Leseb. H. Cl- für Haupt- und Stadtsch. is 177 /^6-T.'// c/«<< ^Z/ZiZ/ c/^s/Zs?? ^o// «M e-6- " E6//67' <^/-r /ec/sM, «ttc/ rn 6Et/ZZ 6^^ ^> ^s/^r/Ap r/s>^-/.--^ / r/s/^/^AS ^r?/ r/sr/^r /s^o ^s^vr-^ r/s^s^k-s^ r/b'/7/77A/)/S77 7^ ^)A7/ z>5^s?b>^/, s-^> r/s/s/ -/S5? ' ^/-s/ US^P>//7/ssö^)rLV^ A^A-Ass A!-/--/ .«-/ ,7^7 s /A--/^A^SP^A-^L>^ As/^A^jvAr-^^ /s^?s 7/5>/A^- /S^> ^AV^/A^r/^ s/-As/ -/S^) ^S^VAA^ r/S^9-//^ s?s>-^> As/-7^ A-^v -A-/ S^b-^o? ^r^vo L^//^ Pb-/^A AS^SssrttSP / 7/^// p6^7/7?/^/ ^)77/7 /-^/77/7/b--9^/ PS^-A^/S^--^ ssA?//b)? 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SiLLensprüche. Das Itind, das sieb seines beblors seliämt, Ail»t HotlnunZ Lin- LesserunA. Oer lVlensola rnuss so lanAe leinen, als er ledi; denn nie kann er sa^en: Kun weiss ick al¬ les, was lVlenscken verstellen und wissen können. Iledecke deinen Auten Kakrnen durck keine sckändlicke Vkat; ein Auter Kus ist rnekr wertk, als ksicktkum uncl Lokätse, Das Olück versckallet uns kreunde, das On- ^lück stellt sie aus die kroke. Arbeit entsernt von uns dre^ grosse Oekel: Oie lange Weile, das Oaster, und die Kotli. Kickt allen lVlenscken, nur VernünKigen und kecktsckalsenen 2u gesallen, lass deine 8orge ss^n. kür ein grosses Olöck gekört auclc eins grosse Leele, sonst ricktet es den lVlenscken su 6runde. Viele ^densellvn ertragen leicllter das IInAlücl<, als ein grosses 61üel«; sie wissen niclct irn 6lü- clie illre Kei^unAen und Oeidensclialten Lu l>e- lierrsclien, und siel» stets würdig und dankbar ASAen 6ott 2u betragen. Wir sollen uns ^ewöbnen, die Menscbsn nacli der VuAend und nacli ibrer Würde «u sebät^en, und niellt naeb den OlücliSAÜtern, die sie besitzen. 185 Oes M'men West ist die läolänung auf 6ott, Zes länglücldichen Vrost ist der Olauho an das I'.ünstige hessere Oehen, dos unharnihor^igen Keichen Irrest ist sein Oeld; wessen Vrost ist dor hests und dauerhafteste? Oin verletztes Oewissen verursachet grösse¬ re Lchmersen, als eine Wunde am Körper. Oie Kode ist ein getreues Kild der Leele; durch sie Hann man den Vorhand und clas hlörL eines Menschen erlconnen. Os nütst dir nichts, viele gute Kenntnisse «Ur erworhon LU hahen, wenn du aufhörst, gut LU handeln. Man lernt ja nur, um darnach Lu handeln. Oer Olaubo ohne gute Werlco ist todt. Oas, was rocht unä gut ist, erhennon, und dar- nach lohen, macht uns vor Oott uncl allen guten Menschen angenehm. Oer Knecht, cler cles Herrn Willen weiss, uncl nicht clarnach handelt, wird hart h es traft werden. Wer läedenlren trägt, höse Kinder Lu stra¬ fen, der macht sie noch schlimmer. Wer Höss Ohaten der Kinder und Ontergehenen den kel¬ tern und Vorgesetzten verheimlichet, macht sich ihrer London theilhaftig. Oie l^eit schwächt und Lerstöret alles, nur die Hosen Oewolmheiten nicht; denn diese werden desto stärher, je länger sie fortgesetzt werden. In der äugend muss man sich Orüchte sam¬ meln, die man im Mter geniessen will. Wer die 2eit der äugend unhenüt^t vorühergehenlässt, wird im Mter Lchande und lXoth einernten. 16Ü Wvke den Kindern, die mit 8ckmoicklern umgekon! Durck salsclies Imk getäusckt, lernen sie nie ikre Meiller erkennen; sie werden daker dieselken auck nickt aklegen, sondern mit den- solken auswacksen. Wie glücklick ist derjenige, dem in seinem Deken der Himmel einen freund gegoken Kat, aus dessen Irrens er rechnen kann! Ikn lickt koinDeid, kein Kummer an. klr Kat in allen Deiden und Drangsalen eine 8tnt2o, aus die er vertrauen kann. Niemand, Kinder, kann aus klrdon Olmo lugend glücklick werden. Oloickwie die Düge nur in dem Munde eines Ileucklers und Kotriegers gesunden wird: so wolmt die Disko rmr Wakrkeit stets in einem redlicken gutgesinnten Herren, Lin lügcnkastcr Mund ist vor Oott ein Oräuel. Ks gikt mancko 8türme im menscklicken Ko¬ ken; derMensck wird ost von Deiden und Drang¬ salen keimgesuckt; er wird ge^rüst, wie das Ookl iinlouor geläutert wird. Wokl ilnn, wenn er stand- kalt auskält, und seine lugend und Frömmigkeit in der 2eit derkrüsung kewäkret! Dort wartet aul ikn die unvorwolklicke Krone der ewigen 8eligkeit. Wenn wir auck die günstigste Oelegenkeit kätten, uns an unserem keinde ru räckon, und uns dadurck von allen künstigen Veilolgungen su ke- sreven so dürson wir es dock nickt tkun. Die Keli- gion gekietket uns, dem leinds grossmütkig 2U vorgeken, und Köses mit Outen Lu vergelten. Diamanten verlieren nickts von ikrem Olan/.e und ikrein innern Wertko, wenn sie auck im 8tau- irn j, 6 ver^raden lieALn: eden 50 verlieren die ^len- scden niedts von idren derrlicden Ki^ensedatken und VorLÜAen, wenn 816 ^leicd von der Welt niedt erdannt worden, und im Verdorbenen loden. Oie ddaedt der Oowodndoit Aloielit eisernen Kesseln, durcd die wir «u deson KandlunAen lnn- ^orisson worden. Die Dowodndeit ist so stard irn dlensedon, dass ost weder äussere Deivalt, noed Ltraso sie ausLurotton vormaA. Loldst die Doit, die docd allo Dingo «cdwaedt, und naed und naed 2or- rdedtot, gidt dor Dowodndoit durcd andaltonde Dauer neue Kraste. V/as man in dor dugond tdut, von dem wird man im Vlter niedt leicdt adstoden. dedor Odense!, dat an seinem (Gewissen einen undostecdliedon Kicdtor, vor dem er in godeim an- godlagt, und ron dem er mit verdienten Vorwor¬ ten gostrast wird ; er dat an seinem Dewissen einen treuen Dedror, durcd dessen Vussprücdo seine lXoi- gungon und Friede in Ordnung ^edalten werden; er Kat an seinem Dewissen einen autricdtiAen Kreund, der iim vor Dastern und ddmrlieiten war¬ net, dm von Irrwegen Luruesn'dedt, und dm durcd deständi^en 2uru5 aus die DaVn der Duzend und DrömmiAdeit IiinLusüdren suedt. Die Desediedte und die tä^iicden Le^s^iele steden uns das Dngiüed und Verderden vor ^NAen, in weledes sied dis Ddordeit und das Daster stür¬ men, und doed tassen sied viele Menseden niedt warnen. Verdienen sie niedt unser Vlilleid? Idaden deine Kanddm^en den LeviaH Dottes, und deines Oe wisse ns, so dars died der d^ade! der ddensedeu niedt drändon: denn niedt immer lassen 188 sie derVu^end und dem Verdienste Oereclitigbeit wiedersabrün. Hiss mit Oott! Warum? Denbst du allem, was du tbust, an Oott; so wirst du clir nichts Lo¬ ses erlauben; clenn Oott will nur (las Oute, uncl verabscbeuet alles Löse. Du wirst mit Lreudigbeit und Krast das Oute tbun und auslubren; denn dasu Kat dir Oott die Kräste ^eKeben, und du wirst dicb dadurcb seines WoblAetallens würdig macben. Du w irst für das Oute einen ^lücblicben blrlolA bollen; denn Oott lässt alles Oute am Lnde docb AelinAen; nur das Löss Zerstöret sieb selbst. Du wirst dicb trösten, wenn das Oute nicbt überall erbannt wird. Der böcbst Aerecbte und allwissende Kicbter erbennet es docb, belobnet dicb dafür scbon bier durcb ein Autes Oewissen, und dort einst mit un- auss^recblicber LeliZbeit. Wenn dir ^nlanA« etwas sauer wird, ver- ?.a^e nicbt. Wisse: ^ller ^nsanA ist scbwer. I^ur Hebung macbt den Meister. Wäble 2U deinen Verrieb tunken imm er die be¬ ste ^eit. Man bann nicbt alle Va^e säen und pllan- 2en. Mies bat seine ^eit. Die 2eit bringt Kosen. Wenn man Zuweilen etwas mit Oelabr unter¬ nommen, und Alücblicb vollendet bat, so w ird man dadurcb dreister. Man sollte vielmebr desto vor- sicbti^er werden. Der KrnA Aebt oft lan^e Lumllrun- nen, cbe ibn eine unAescbibte ldand serbricbt. Oeberle^e es wobl, ebs du etwas anlanAst. Vor ^etlran und nacb bedacbt, bat scbon Vielen Deid ffebracbt! Die Keue ist ein lnnbender Ilo- tbe; sie bommt ost »u s;,ät. 18Y Klingst du 68 mit aller Kecktsckasionkeit nickt sc> weit, dir ein Vermögen iru sammeln; se^ dess- kalk nickt ketrükt. Den Ire nur: ^rmutlr sckän- det nickt, ^rm und ekrlick se^n, ist kesser, al8 grosse Keicktkümer kesitsen, die man unAereck- ter Weise «ick erworken Kat. ^uck ein kleines Out erkält ke/ .lrokem Mutk. KraZe kluAö uncl ersakrne K-eute um Katk, und befolge denselken Zern. 8onst trisst click das 8prick- wort: Wem niekt Lu ratken ist, dem ist nickt LU Kelten. Ktwas nickt wissen, ist nickt 8ckande; aker 8ckancle ist es, es nickt lernen wollen. ^Iles, was deine ?llickt ist, ersülle mit I?reu- diAkeit. Was wir Aern tkun, wird uns nickt sauer, da, Imst und Inek «u einem Oin^, mackt alle lVlük' und ^rkeit rinA. Werde nickt müde und unAkduldi», wenn du in einer sckwieriAen 8acke nickt scknell wei¬ ter kommst, ^ul einen kliek sällt kein Kaum. Keiner wird als Geister gekoren. Wende alle deine Kraste an, dein 6ewer- ko 2U ketreiken, aker verdirk es nickt durck OekereilunA. Kile mit Weile, knien tkut selten Aut. OekerlkAk, ok die Mittel und Kosten nickt tkeuerer sind, als der Xweck und knkol». Wer kluA ist, wird nickt mit goldenen ^nAeln kscken. k,ass dick nickt durck Ikindernisse aksckre- cken. klekerwinde sie durck lVackdenken, Kleiss und lVkutk. l?risck Aewa^t, ist kalk gewonnen. Kommt 2eit, kommt Katk. 1Y0 llütke diek, etwas 2U unternekrnen, was dnrckaus über deine Kräfte ^ekt. kkai» INU88 nieki fließen wollen, eke dis Klü^el Agwacksen sind. Wei- sick in Oekd»»' ke^ikt, l'.onnnt darin uni. ldeseKäftiAS dick nickt nrit un^ewissern Or- werke. Lleik kei deinen» Lerufe; treike reckt, was du arn Kesten verstekst. Wer dre^ekn Idand- werke treikt, darf das vier^ekute nickt erst ler- nen; ss keisst Ketteln. Oewökne dien ke^ 2eiten an Oleiss und Ord¬ nung. dun» Aewoknt, alt ßetkan! Was klänns- eken nickt lernte, lernt ldanns nickt n»ekr. 8teks frük auf, und rneide den lVdüssi^Asn^. Oie Wor^snstunds Kat Oold inr lVlunde. lVdüssi^- ganA ist aller Oaster i^nlanA, lVacli verrieliteter i^r- lieit ist Aut rulren. Wer in der duzend rnüssiA gelit, rnuss inr Uter darlien oder lretteln. ^rlisite lur ändere elirliel» und redlicli. Oem treuen Arbeiter wird inan innner melir anver¬ trauen, und rneln- «u verdienen Aklisn. Oine treue ldand Aelit dureli das Aanxe Oand. Olirliela walirt ana längsten. Was der On»ereelite und lletriecrer siel» er¬ wirkt, ist kein kleikender Oewinn, und Kat kei¬ nen 8e»en. OnAsreektes 6ut tkut niernakls xut, es konrmt selten auf den dritten Orken. Wie Aewonnen, so verronnen. dlaufst du , so »akle ekrliek; vei'kaufst du, ko ^ik redlick! dedein das LeiniAv! 1Y1 Le^nÜAedicdde^ deinerLrdeit mit einem dled nen Oswinne. Man wird dir desto öder etwas r-u verdienen Aeden. Viele Lsenni^e macden sneli ei- « nen Oulden. Weni^ und ed— ncaedt au en reicd. Vers^ricd nicdt leiedtsinni^. Versprecden macdt Italien, Lalts Aelreu, was du vers^rocden dast. Das Versprecden soll man nicdt l>recin>n. Verspre- eden unddlaltenistLdicdt dir clie düngen und Mten. Denl-e an 6 a« Vergeltungsreedt. VI >u nicdts Löse«, 80 widersalrrt clie nicdts Loses. Mil dem Masse, womit clu ausmissest, wird man clie wieder einmessen. Wie clie M-deit, so der Lodn. Was du nicdt willst, clas ändere clie tdun sollen, clas tlm aucd clu idnen nicdt. Willst clu nicdt sum Lösen verlüdest cvvr- clen, so dütde clicd vor dösen Oese'lscdaden. Wer Lecd angreid, desudelt sied. Löse Oesell- scdadon verderden gute Lilien. Lin rä - ul i ees 8eda5 dann eins Aanxe Ilercle ansleeden. Wenn clicd döse Lincler locden, so lolAS idnen niclct, sio verludren clied Lum Lösen. IdUde clied, aucd nur einmadl eins döse llancl- lun-r '/,vi dsAkdsn, uncl -leinen VaInnen mit einer scdäncllicdsn Ldat ru dsllscden. Llsr erste 8e!irilt macl>t olt ^Iles. Wer einmadl stisdlt, dleidt oL sein Leden lan-^ ein Lied. Ilütde clied vor cler er¬ sten LüAS. Wer InAt, dein ^laudt man nicdt, seldst dann, wenn er die Wadrdeit s^ricdt. Lende an deine eigenen Ledler öder, als an die Ledler deines IXäcdslen. Ledre Zuerst vor dei¬ ner Ldnr. Aede den Leiden Zuerst au.s deinem 1Y2 ^UKS, äann sieb, wie dolrt der ist reielr, der viel lresit^t, sondern der nrit We- niAenr Lusrieden ist. Lin unAersclrter Mann wanlit, wie ein Llatt; der Oereelrte wurselt fest, wie ein Kaum, ^uelr - 13 * iy6 grosse OnglücLssällk lionnen ilin nielit 2U Lo- den drüelisn. Oie Lede des 8clrwät2ers ist ein 8clrwert, das verwundet; die Lede des Weisen ist ein Oielrt, das leuclrtet, ein Leuer, das erwärmet, ein Lalsam, der Ireilet, lVlit der Walirlreit lzestelrt man sein ganzes Oelrsn, mit der Lüge ost iraum eine 8tunde. Lntwürse su dein Onglüelce eines ändern selraden dem, der sie maeirt; lreilsame La tliselilags Luin Lösten Anderer nützen dein, der sie girrt. Oer 'Llior laust, und stürmt; der Weise sräldt dis 8eliritte, und Irommt ilim vor. Lesserein 8tücliclmn Lrot rnit ^usriedenlieit; als ein grosser Leielitlinrn niit Onrulm und 6s- wissensangst. Lesser ein Oemüss an der 'Lasel des Lriedsns und der Lintraclit, als ein lVdastlrals» an denr 'Liselis des 2anlrss und des lVeides. Oott SkAnet dis IdnterneliniunAen des 6s- reeliten, und seins Leinde arkeitsn iru seinern Olüeirs. Oer On^oreclits verwiolielt sieli in sein eigenes l^ets. Lesser ein Heller rnit Leclrt, als ein 6ul- den mit Onreclit. llossart Irornrnt vor denr Lalle. Wer siclr sellrst erlrölret, der wird erniedriget werden. Lin sreundliclies Wort au« einem guten Iler- Len ist ein Lalretrunlr aus reiner (Quelle. 197 Oer laäol äes Weisen ist besser, als clas Oob «les Iberen. Was nütset «las Oolcl in cler Iranci lies labe¬ ren? Weisbeit uncl Z^ugoncl bann er sieb cloob niebt bauten. Oer Oeitsigo bat b'reucle be^m Istaben. Oer Wobltbäter trobloebet be^rn Oeben. ^Lntangs bürt mau lieber «len Lebineiebler, als ben 'IHIer: aber am linbe rlanbt man clie- sem, unll tliebet feuen. Oes Vaters 8egeu bauet clen ltinäern Häu¬ ser, «ler blutter b'Iucb reisst sie niecler. Oott segnet clen 8obn im Himmel, clen seine keltern aut Orclen segnen. Wenn es noeb so triibe uncl «lüster in kleiner 8eele ist, so se^ OottesWort «leine Oeucbte, unä seine Verbeissung cler 8tab aut deinem Wege. Regeln zu einem wohlanständigen Verhalten. Ä)enn Wohlanständigkcit unsere guten Sitten beglei¬ tet, so werden uns die Menschen geneigter seyn. Ein wohlanständiges Betragen gehöret also zu den Mit¬ teln, uns die Liebe und Zuneigung anderen Menschen zu verschaffen, unsere Ehre und unsere Wohlfahrt zu befördern. Merket euch daher folgende Lehren: 1Y6 i) Sobald ihr vom Bette aufgestanden seyd, klei¬ det euch sauber an, aber nicht in Gegenwart anderer Leute, wenn es seyn kann. Waschet Gesicht und Hände mit frischem Wasser, und kämmet die Haare ordentlich aus. Viele Kinder müssen, wenn sie sich des Morgens ankleiden wollen, erst lange nach ihren Kleidern su¬ chen; dieses kommt von ihrer Unordnung her. Kinder! lernet doch Ordnung, und gewöhnet euch frühzeitig daran. Ordnung ist die Seele aller Geschäfte. Ord¬ nung erspart euch Mühe und Schande. Schon in der Jugend müßt ihr ordentlich zu seyn euch angewöhnen, wenn in der Folge etwas aus euch werden soll. Durch Ordnung oft erlanget man. Was Arbeit nicht gewähren kann. Und Zeit, Verdruß und Müh' Ersparet man durch sie. r) Sehet zu, ob alle Kleidungsstücke gehörig an euch stehen, Schuhe oder Stiefel geputzt, Wäsche und Kleidung reinlich, und nichts zerrissen sey. Die zerlumpt und schmutzig gehen. Mag man gar nicht gerne sehen. s) Der erste Gedanke beym Aufstehen sey auf Gott gerichtet. Daher sollet ihr, sobald ihr angezogen seyd, euer Morgengebeth recht herzlich nnd andächtig verrich¬ ten; ihr sollet dabey dem lieben Gott danken, daß er euch, eure guten Aeltern und Geschwister in der Nacht vor allem Nebel bewahret, und euch Ruhe und Stärkung zur Arbeit gegeben hat; ihr sollet.ihn bitten, daß er euch den Tag hindurch segnen, und euch, euren Ael¬ tern und Geschwistern alles nöthige Gute geben wolle. 4) Gehet dann hin zu euren Aeltern, oder zu den Verwandten und Ziehältern, bey denen ihr lebet, ma- 1YY chet eine höfliche Verbeugung, oder küsset ihnen die Hände, und wünschet ihnen nach gewöhnlicher Art ei¬ nen guten Morgen; dann begebet euch zu euren Ge¬ schäften. Zn Ansehung der Leibcsstellung. i) Haltet den Kopf im Stehen gerade, verun¬ staltet euer Gesicht nicht durch Augenverdrehen, durch Mundkrümmungen u. dgl. Setzet die Füße nicht ein¬ wärts. L) Beym Gehen machet gleiche, nicht bald kurze, bald lange Schritte, hüpfet und stolpert nicht. 3) Im Sitzen leget weder die Knie noch die Füße über einander, haltet sie stille, und lehnet den Rücken nicht an den Sessel. Stützet weder den Kopf auf die Hände, noch die Elbogen auf den Tisch. Haltet euch gerade. Bey Tische. 1) Nach dem Tischgcbcthe setzet euch erst dann nieder, wenn Vornehmere Platz genommen haben. 2) Lasset zuerst die Vornehmeren Speisen heraus¬ nehmen, und wenn dieses geschehen ist, kommt die Reihe an euch. Gebrauchet bey Tische Löffel, Gabel und Messer anständig, und hüthet euch, das Tischtuch oder eure Kleider aus Unachtsamkeit zu beschmutzen. 3) Esset nicht zu geschwind und gierig, sondern kauet die Speisen gehörig und hinlänglich. 4) Blaset die Speisen nicht ungezogen, sondern wartet lieber, bis sie kühler geworden sind. Beschmu¬ tzet die Hände nicht, und hüthet euch, die Finger un¬ anständig bey dem Essen zu gebrauchen. 5) Stehet nicht ohne Nothwendigkcit vom Tische 20V auf, und danket nach dem Essen euren Aeltern recht herzlich. 6) Nach Tische bethet andächtig, und danket dem lieben Gott, daß er euch so liebreich die nöthige Nah¬ rung gegeben habe. Zm Umgänge mit Andern. 1) Grüßet jedermann freundlich, und danket ihnen höflich, wenn sie euch gegrüßet haben. 2) Wenn ihr zu Bekannten kommet, so wünschet ihnen nach Beschaffenheit der Zeit, einen guten Mor¬ gen, einen guten Abend. 3) Begegnet euch eine vornehme Person, oder ein Vorgesetzter, so nehmet in einiger Entfernung den Hut ab, machet eine Verbeugung, flehet ein wenig stille, und setzet den Hut nicht eher auf, bis er etliche Schritte vorüber ist. 4) Kommet ihr zu jemanden kn das Haus, so klopfet leise an der Thür des Zimmers, und wartet eine kleine Weile, ehe ihr wieder klopfet, wenn män euch nicht das erste Mahl schon gehöret hat. Tretet dann mit abgenommenem Hute und ohne Geräusch in das Zimmer, und machet die Thür sachte hinter euch zu. Machet dann eine Verbeugung, und redet und antwor¬ tet nun kurz und deutlich, was ihr zu reden und zu antworten habet. Habet ihr eure Sache ganz vollen¬ det, so empfeblet euch höflich, uud entfernet euch an¬ ständig und ehrerbiethig. 5) Machet nicht Bewegungen mit den Händen, wenn ihr sprechet. Gähnet auch nicht; müsset ihr aber gähnen, so öffnet den Mund nicht, daß es jedermann sehe, sondern haltet die Hand oder das Sacktuch vor. 6) Auf öffentlichen Plätzen mit sich allein lachen, singen, einem andern laut nachrufen, Hunden etwas nachwerfen, u. dgl. sind unanständige Dinge. 201 7) Kommet ihr in einen fremden Garten, so hü- thct euch, ohne Erlaubnis Blumen oder Früchte abzu¬ brechen , und auf Blumenbeeten oder Grasplätzen her¬ umzuspringen. Man könnte euch noch mehr Regeln von der Wohlanständigkeit hersetzen. Merket aber nur darauf, wie es wohlerzogene Leute machen, und folget ihnen nach. Ein Mensch von rohen Sitten Ist nirgends wohl gelitten. Du sollst gegen Groß und Klein Höflich und bescheiden seyn. Bescheidenheit und Höflichkeit Ist gar ein lieblich Ehrenkleid; Es ziert das Kind, es schmückt den Mann, Wohl dem, der es sich angethan. Wie ihr euch als Schüler zu verhalten habet, sa¬ gen euch die Schulgesetze. Einige Regeln zur Erhaltung der Gesundheit. Gewöhnlich wird schon in der frühen Jugend entwe¬ der zu einer dauerhaften Gesundheit, oder zu einem stechen Körper und frühen Tod der Grund gelegt. Da- 202 her sind einige Regeln, wie man seine Gesundheit er¬ halten und befördern, und einige Warnungen, welchen Gefahren man ausweichen müsse, die unser Leben be¬ drohen, oder die uns doch in manche Krankheiten stür¬ zen könnten, für uns von großer Wichtigkeit. Denn was halse uns Reichthum, was Ansehen und Ehre vor der Welt, was Ueberfluß an allen irdischen Gütern ohne Gesundheit? Könnten wir wohl mit einem kranken oder siechen Körper des Lebens recht froh werden, und uns der Wohlthaten Gottes freuen? Könnten wir in einem kranken Zustande die Pflichten unseres Berufes genau und vollständig erfüllen? Könnten wir da unsere Be¬ stimmung eben so leicht und sicher erreichen; wie wir dieses im gesunden Zustande zu thun im Stande sind? Und ist die Erfüllung unserer Berufspflichten, ist die Erreichung unserer Bestimmung nicht von großer Wich¬ tigkeit? Wenn man seine Gesundheit erhalten will, so muß man seinen Körper durch Speise und Trank nähren, und durch Bewegung und Ruhe stärken. Die beste Be¬ wegung ist Arbeit, und die beste Ruhe der Schlaf. Man kann krank werden durch Zorn und Neid, oder wenn man zu heftig sich bewegt und springt, und dadurch sich erhitzet; wenn man zu viel ißt und trinkt; wenn man bey erhitztem Körper sich der Zugluft ausstel¬ let, oder sich plötzlich entkleidet und erkältet, wenn man sich nicht reinlich hält, und in seinem Thun und Lassen keine Ordnung beobachtet. Wollet ihr eure Gesundheit erhalten, und froh und munter eure Tage hier auf Erden verleben: so folget genau folgende Regeln, welche dazu dienen, euer Leben zu erhalten, und eure Gesundheit zu stär¬ ken und zu befördern. Von der Nahrung. Wir bedürfen der Speise und des Trankes, um un¬ seren Körper zu nähren, und die Kräfte desselben zu er- S r l l e i S r d S o ü k u 8 8 n si u di dl se 203 halten und zu stärken. Unsere vorzüglichsten Nahrungs¬ mittel sind: Brot, Gemüse, Obst, Milch, Fleisch und Fische. Unsere Mahlzeiten sollen aus einem kleineren Theile Fleisch, und aus einem größeren Theile Gemüse bestehen. Von bloßen Fleischspeisen geräth das Blut leicht in Fäulniß; werden aber mit den Fleischspeisen Brot und Gemüse verbunden, so wird der Körper dadurch am besten genährt und gestärkt. Soll uns das Essen recht wohl schmecken, und zur Erhaltung und Stärkung unserer Leibeskräfte die¬ nen; so dürfen wir nur dann essen, wenn wir Hunger fühlen. Der Hunger ist der beste Koch; denn wenn man hungcrig ist, so schmeckt auch die einfachste Kost recht gut, und nützt uns zur Stärkung unserer Kräfte. Man muß fleißig arbeiten, und täglich einige Zeit sich in freyer Luft bewegen; dann wird man gewiß mit Hun¬ ger zu Tische kommen, und die Nahrung, die man ge¬ nießet, wird uns zur Stärkung und zur Gesundheit dienen. Aber merket euch, was das Sprichwort sagt: Allzu viel ist ungesund. Denket nicht: Viel Essen gibt Nahrung; denn wenn das, was man genießt, von dem überfüllten Magen nicht ordentlich verdauet werden kann; so schadet es nur der Gesundheit, und schwächet unfern Körper, statt ihn zu stärken. Man hüthe sich, fette Speisen in Menge zu genie¬ ßen, denn sie verderbenden Magen, und schwächen die Verdauung. Scharfe und gewürzte Speisen erhitzen das Blut, und sind ungesund. Viel, und besonders alten Käse zu essen, ist schädlich, weil dadurch Schleim im Magen erzeugt, und Schärfe dem Blute zugeführet wird. Künstliche und vielfach zusammengesetzte Speisen schwächen den Magen, und unterdrücken die Verdauung und Eßlust. Man genieße die Speisen nicht zu heiß; denn dadurch verdirbt man nicht nur seine Zähne, son¬ dern auch den Magen. Kupferne Geschirre müssen hinreichend überzinnt seyn^und irdene Gefäße müssen eine gute Glasur ha- 204 ben, sonst können sie für die Gesundheit schädlich werden. Vorzüglich hüthe man sich, saure Speisen in kupfernen und zinnernen Gefäßen zuzubereitcn und aufzubewah- ren; denn sie lösen das Kupfer, oder das dem Zinne gewöhnlich beygemischte Bley auf, und verwandeln es in Gift. Wer unglücklicher Weise etwas Giftiges genossen hat, muß sogleich viel warme Milch, oder ein mit fri¬ scher geschmolzener Butter oder mit Oehle vermischtes Wasser trinken. Brechmittel sind am wirksamsten, wenn jemand Schierling, Wolfskirschen oder andere giftige Kräuter gegessen hätte. Kuchen und Semmel schaden sehr, wenn sie warm genossen werden. Das Roggenbrot muß einige Tage alt seyn, wenn es der Gesundheit nicht schaden soll. Das gesundeste Getränk für die Menschen ist reines kaltes Wasser; cs kühlet, verdünnet und reiniget das Blut, erhält den Magen in Ordnung, und stärket ihn, und macht den Menschen ruhig, froh und heiter. Wein und Bier sollen nur erwachsene Menschen, oder die stark arbeiten müssen, und stets nur im kleinen Maße trinken; der Branntwein ist aber für jedermann ein sehr schädliches Getränk. Es hindert die Verdau¬ ung, macht Wallung, erhitzet das Blut, und wirkt so stark auf das Gehirn, daß derselbe, der mehr davon genießt, alle Besinnung verliert, und so kraftlos wird, Laß er nicht mehr auf seinen Füßen stehen kann. Wie schrecklich und eckelhaft ist der Anblick eines Betrunke¬ nen! Und wie traurig sind die Folgen davon! Der Ma¬ gen wird geschwächt, die Eßlust geht verloren; Blut¬ husten, Lungensucht, Wassersucht und andere Nebel können daraus entstehen; sogar die Geisteskräfte und Las Gedächtniß werden abgestupft, und ein solcher Mensch wird zu seinen Berufsgeschaften untauglich. Er sinkt unter das unvernünftige Tbier herab, ist zum Streite und Zanke, und zu vielen bösen Handlungen geneigt, verliert die Achtung und das Zutrauen seiner Mitmen- 205 r e n n i- s n »e m lt -s rs a, r, -n mr ri¬ so on 'd, Zie ke- ta- ut- bel nd j er Er ste ;t, en- fchen, und zieht sich im hohen Grade das Mißfallen und die Strafe Gottes zu; denn die heilige Schrift sagt: „Unmäßige und Volltrinker werden das Reich Gottes nicht erben." Von der Kleidung. Die Kleidung muß gerade so beschaffen seyn, wie eS die Witterung erfordert; sie sey weder zu kalt noch zu warm, und richte sich nach der Jahreszeit, und ins¬ besondere nach dem Gesundheitszustände eines jeden Menschen. Es ist gut, von Jugend auf sich mehr an eine kühle, als an eine sehr warme Kleidung zu gewöhnen, und sich überhaupt gegen Kälte und jede ungünstige Witterung abzuhärten, weil man leicht in Umstände kommen kann, wo man der wärmeren Kleidung ent¬ behren, oder einer nachthciligen Witterung sich aussetzen muß. Schädlich ist es; sich übermäßig warm zu klei¬ den; denn zu warme Kleider bringen bey der gering¬ sten Bewegung das Blut in Wallung, erschweren das Athemhohlen, und setzen der Gefahr aus, sich leicht zu verkälten. Die Kleider sind zur Bedeckung des Körpers und zum Schutze gegen die Witterung bestimmt. Auf diese Zwecke muß man mehr sehen, als auf Mode und herr¬ schende Gewohnheit. Die Kleider dürfen nicht zu enge seyn, damit sie nicht den Körper pressen; sic müssen, wenn sie von Nässe oder vom Schweiße durchdrungen sind, vorsichtig gewechselt und gcrciniget werden. Der Kopf soll kühl gehalten werden. Dicke Hals¬ tücher, besonders wenn sic fest zugeschnürt werden, sind der Gesundheit nachthcilig. Der Unterleib muß warm gehalten werden; Verkältung desselben kann leicht Durchfall und Koliken erzeugen. Auch die Füße ertra¬ gen gern mehr Wärme. Nur ein gesunder und abge¬ härteter Mensch kann mit bloßen Füßen geben. Die engen und spitzigen Schuhe und Stiefel gehören auch 206 zu den schädlichen Kleidungsstücken; denn sie verderben die Füße, machen die Gelenke der Zehen steif, und erzeugen die schmerzhaften Hühneraugen, woran viele im Alter leiden, und ihre Unvorsichtigkeit oder Eitelkeit schwer büßen müssen. Hüthet euch, Kleider anzuziehen und zu gebrau¬ chen, welche ein Schwindsüchtiger, oder sonst jemand, der mit einer Krankheit behaftet war, getragen hat. Wie viele sind durch das Anziehen solcher Kleider krank geworden, und früh gestorben! Von der Wohnung- Wenn eine Wohnung gesund seyn soll, so muß sie hell, geräumig und luftig seyn. In dunkeln, dum¬ pfigen und feuchten Wohnungen werden die Menschen gar oft schwächlich, gichtisch und kränklich, verdrießlich und schwermüthig. Wer aus Armuth in solchen feuchten Stuben wohnen muß, soll um so mehr für eine reine frische Luft in denselben sorgen, und alles entfernen, was die ohnehin dumpfige und feuchte Luft noch mehr verderben könnte. Die Wohnzimmsr sollen alle Tage gekehrt und ge- reiniget, und wenn es möglich ist jährlich geweißt werden. Dieß ist der Gesundheit zuträglich und ist ein Zeichen der Liebe zur Ordnung und Reinlichkeit. In einer reinlichen Wohnung sieht man kein Spinnengewebe, keinen Staub und keinen Unrath. Die Fenstcn sind hell Und klar, und man spüret keinen üblen Geruch, oder andere unangenehme schädliche.Ausdünstungen. Im Winter heiße man die Zimmer nicht unmässig warm, setze oder stelle sich nicht zu dem warmen .Ofen; denn eine zu große Ofenhitze verursachet Kopfschmerzen, und macht krank. Eine sehr üble und gefährliche Ge¬ wohnheit ist es, das Schlafzimmer noch kurz vor dem Schlafengehen zu heitzen; denn das ist der Ge- 207 sundheit nachtheilig, und' es kann daraus auch manche Feuersgefahr entstehen. Acußerst nachthcilig und gefährlich ist es, das Zimmer oder die Kam¬ mer durch Holzkohlen, welche in einem Fcuerbccken oder in einem Topfe hinein gestellt werden, zu er¬ wärmen. Wie leicht kann man von dem Dampfe der Kohlen, besonders wenn sie noch nicht völlig ausgebrannt sind, ersticken! Wie viele Menschen sind deßhalb schon ein trauriges Opfer ihrer Unvor¬ sichtigkeit geworden! Von der Luft- Eines der notbwendigsten Mittel zur Erhaltung der Gesundheit ist die reine Luft. Eine reine, frische und trockene Luft muntert auf zur Arbeit, macht froh und heiter, vermehrt den Hunger, macht daß die Speisen wohl gedeihen, und gicbt einen ruhigen und sanften Schlaf. Wie peinlich ist es, und wie sehr beängstiget es uns, wenn wir mit vielen Menschen in einer kleinen Stube lange bev- sammen seyn müssen, und weder Fenster noch Thür geöffnet werden können! Schlechte und unreine Luft schwächt den Menschen, macht ihn Lxaurig und ver¬ drießlich, und zieht ihm in der Länge der Zeit aller- lep Nebel und Krankheiten zu. Die frische und reine Luft ist also dem Men¬ schen zum Gesundseyn eben so nothwendig, wie Speise und Trank. Was dem Fische das frische Wasser, das ist dem Menschen die reine Luft. Ha¬ bet ihr noch nicht bemerkt, daß Pflanzen in der besten Erde ohne Luft verderben, und daß Thicre bey dem besten Futter ohne reine und frische Luft nicht gedeihen? Wie könnte der Mensch ohne reine und frische Luft gesund und froh bleiben? Wie sehr freuen wir uns; wenn wir lange im Zimmer sitzen 208 mußten, und dann in die freye und reine Lust kom¬ men, und wie wohl befinden wir uns in derselben! Man sorge daher stets für eine reine und fri¬ sche Luft in seiner Wohnung. Man 'öffne täglich auf einige Minuten die Fenster und die Thür, um die cingeschloffene Luft mit einer frischen zu vertauschen. Aber thun das alle Menschen? Wie viele sagen im Winter: Es wäre Schade, wenn man die Wärme wollte zum Fenster hinausgehcn lassen. Allein ist es nicht besser, ein wenig frieren, und dabey gesund seyn, als warm sitzen, und dabey kränklich und schwächlich seyn? Wenn in einem kleinen Zimmer mehrere Men¬ schen bcy einander wohnen; so verdirbt leicht die Luft. Aber noch schlimmer ist es, wenn in dem Zimmer auch noch der Dampf von Oehllampen, von Talglichtern, vom Bügeln der Wäsche, oder von brennenden Holzkohlen dre Luft angefüllet und ver¬ derbet hat. Man muß in einem solchen Falle so¬ gleich dafür sorgen, daß diese schlechte, ungesunde Luft mit einer reinen ersetzt, oder verbessert werde. Man kann eine verdorbene Luft dadurch verbessern, wenn man Essig auf einen glühenden Stein, oder auf ein glühendes Eisen gießt. Wer in einer Stube schläft, in welcher frische Wäsche zum Trocknen auf- gebängt ist, setzt sich einer sehr großen Gefahr aus, plötzlich an einem Schlagflusse zu sterben, oder doch unerträgliche Kopfschmerzen und heftigen Schwin¬ del zu bekommen. Eben so schädlich sind die Aus¬ dünstungen stark riechender Blumen, die Ausdün¬ stungen frisch mit Kalk übertünchter, oder mit Far¬ ben bemahlter Wände. 209 Von der Reinlichkeit, Bewegung und Ruhe. Reinlichkeit erhält die Gesundheit, und macht ffiber- all beliebt. Diese Wahrheit drücket euch tief ein, und befolget sie. Wenn ihr anfsteht, so waschet und kämmet euch, und reiniget eure Kleidungsstücke gehörig. Spüh- let den Mund mit reinem und kalten Wasser aus, rei, rüget die Zähne von dem anklebenden Schleime, wa¬ schet das Gesicht und die Ohren. Das macht froh und munter, und befördert die Gesundheit. Die Unreinlichkeit ist die Ursache von vielen, be, sonders ansteckenden Krankheiten, und von einem bösen Ausschlage. Wer davor bewahrt bleiben will, muß sich der strengsten Reinlichkeit än seinem Körper, in sei¬ ner Kleidung und in seiner Wohnung befleißen. Daher soll man nicht nur seinen Körper und seine Kleidung durch öfteres Waschen reinigen, sondern auch das Haus- geräth, die Betten und die Stube stets reinlich hatten. Und jede Unreinlichkeit entfernen. Die körperliche Bewegung, besonders in freyer Luft, hat vielfachen Nutzen für den Menschen. Die Bewegung bewirkt Hunger und Durst, und macht, daß die zu sich genommene Nahrung gedeihe, sie reiniget das Blut, 'und erhält die Eingeweide gesund, sie gibt Ruhe und einen sanften Schlaf. Ins besondere ist die körperliche Arbeit dem Menschen sehr zuträglich; sie ver¬ schafft ihm eine blühende Gesundheit und langes Leben, schenkt ihm Heiterkeit und Wohlstand, und bewahret ihn vor vielen Übeln des Leibes und der Seele, denen der Müßiggänger unterworfen ist. Ohne körperliche Be¬ wegung und ohne eine standesmäßige Arbeit kann der Mensch nicht lange gesund bleiben. Den Kindern ist körperliche Bewegung eben so uotbwendig, als Erwachsenen. Kinder, welche viel sitzen müssen, werden leicht krank, daher sollen sie täglich ei¬ nige Zeit in freyer Luft sich bewegen. Leseb. II. El- für Haupt-und Stadtsch. 14 210 Die Bewegung und Arbeit kann nur dann schaden, wenn der Mensch seine Kräfte übermäßig anstrengt, oder in der zarten Jugend sehr schwere Arbeiten anbal- rend verrichten muß. Dadurch wird nicht nur der Kör¬ per entkräftet und geschwächt, sondern auch nicht selten verkrüppelt, und vor der Zeit alt. Wer sich so stark bewegt, oder wer so angestrengt ar¬ beitet, daß er sich erhitzet, und in Schweiß geräth, der hüthe sich, auf einmahl still zu sitzen, oder sich der Zugluft auszusetzen, oder einen kalten Trunk zu ma¬ chen; denn durch alles dieses setzt er seine Gesundheit und selbst sein Leben in die größte Gefahr. Wie viele Jünglinge und Mädchen mußten früh und elend an der Lungensucht und Abzehrung sterben, weil sie im Sprin¬ gen, im Laufen oder Tanzen sich erhitzten, und dann sich plötzlich abkühlten, oder in der Hitze tranken! Wie manche Kinder haben sich bey ihren Spielen zu sehr erbitzt, und bey erhitztem Körper die Kleider plötzlich geöffnet, oder sich auf die kühle Erde ruhig hingelegt, oder von einer nahen Quelle getrunken, und sich da¬ durch den frühen Tod zugezogen, oder sich doch ein mühseliges und sieches Leben bereitet! Die beste Ruhe nach einem mühevollen Tage, nach angestrengten Kräften ist der Schlaf. Wer ruhig schla¬ fen will, muß sich aber nicht mit vollem Magen nieder¬ legen, sondern den Tag hindurch sich müde gearbeitet, und ein gutes Gewissen haben. An einem ruhigen, festen Schlafe ist sehr viel gelegen; denn wer nicht ruh¬ ig und erquickend geschlafen hat, kann des Morgens nicht froh und munter erwachen, und weder Kraft noch Lust zur Arbeit haben. Das Schlafgemach soll nicht warm und niedrig, sondern kalt und geräumig seyn, und frische Luft haben. Daher ist es gut, im Schlafzimmer am Tage fleißig die Fenster zu öffnen. Auf oder unter Federbetten zu schla¬ fen, ist nicht gnt! denn diese Betten sind zu warm, halten leicht schädliche und ungesunde Ausdünstungen 21 1 zurück, und verursachen manche Krankheiten. Ins be¬ sondere erzeugen sie ost Flüsse, Kopf-, Zahn-, Ohren- und Gichtschmerzen. Die besten Betten sind die von Pferd¬ haaren, und zur Bedeckung dienen vorzüglich baumwol¬ lene, oder wollene durchuähte Decken. Sollte man aber doch nur Federbetten haben können; so müssen sie oft an die Luft gebracht, ausgeklopft, und öfter mit reinen Ucberzügen versehen werden. Muß man auf der Reise in fremden Betten schla¬ fen: so thut man wohl, wenn man sich nicht ganz ent¬ kleidet, oder mit einem reinen Strohlager sich begnüget. Ohne dringende Noth sollen niemahks Kinder bey Erwachsenen, öder zwey Kinder in eiüem Bette schla¬ fen, weil man dadurch die Ausdünstungen eines andern cinathmct, und nicht ruhig schlafen kann. Aber nock- weit schädlicher und gefährlicher ist es, wenn man sich iu ein Bett leget, worin ein Kranker gelegen ist, ohne daß es zuvor gelüftet, ausgeklopft; und ganz gcrciniget worden wäre. Ist die Krankheit im hohen Grade an¬ steckend gewesen; so muß man die Betten verbrennen, weil sonst leicht die ansteckende Krankheit sich weiter verbrei¬ ten, und ganze Familien und Gemeinden verheeren könnte. Welche Vorsicht ist bey Erhitzungen und Ver¬ kältungen anzuwenden. Wenn man durch eine heftige körperliche Bewe¬ gung, durch Arbeiten, Springen "oder Tanzen sich sehr erhitzet bat; so darf man sich nicht auf einmahl ruhig niedcrsetzcn oder nicderlegen, sondern man soll in einer mäßigen Bewegung bleiben, bis die Hitze allmählich sich verliert. Man hüthe sich, in dem Zustande der Er¬ hitzung etwas Kaltes zu trinken. Auch von Wein, Kaf- feh, oder andern hitzigen Getränken muß man sich ent¬ halten, und cs ist ein höchst verderbliches Vorurthcil , daß man Hitze durch Hitze vertreiben müsse; Lungen- 212 sucht und ein früher Tod würden davon die unaus¬ bleibliche Folge seyn. Man hüthe sich, im Zustande der Erhitzung ein¬ zelne Theile des mit Schweiße bedeckten Körpers der kühlen Luft oder dem Winde auszusetzen, oder die Klei¬ der zu öffnen, und in die freye Lust zu gehen. Viele langwierige und schmerzliche Krankheiten entstehen aus einer plötzlichen, unvorsichtigen Abkühlung, und gar oft muß man eine solche vermeinte Erquickung mit dem Le¬ ben bezahlen. Man hüthe sich, bey erhitztem Körper zu baden, oder in Kleidern stille zu sitzen, die vom Regen oder Schweiße durchnäßt sind. Man lege sich in diesem Zu¬ stande nicht in das Gras oder an einen kühlen Ort, noch weniger darf man in dieser Lage schlafen; denn davon kann man an allen Gliedern gelähmt werden, und sehr leicht die Schwindsucht oder die Gicht sich zuziehcn. Ist der Körper aus was immer für einer Ursache stark erhitzt, so soll man in einer mäßigen Bewegung bleiben, und sich nur allmählich abzukühlen suchen; man soll die vom Schweiße durchnäßten Kleidungs¬ stücke nur nach und nach mit trockenen verwechseln, und nur langsam seinen Durst löschen. Kann der Mensch bey schwerer Arbeit und brennendem Durste nicht länger aushalten; so mag er seinen Durst mit einem in Bier oder Wein cingetauchten Stückchen Brot löschen, und er suche nur allmäblich von der Bewegung in den Stand der Ruhe überzugehen, und sich abzukühlen. Wenn er aber seinen Durst mit Vorsicht gestillet hat; so soll er wieder zu seiner vorigen Arbeit gehen, und in gleiche Bewegung, wie zuvor, zu kommen suchen. Wer sich in feuchter und kalter Witterung, oder im Winter verkältet hat, trinke warmes Master, wel¬ ches mit dem vierten Tbeile Essig vermischt ist, bedecke sich recht warm mit Kleidern, und suche durch eine starke Bewegung das Blut wieder nach der Haut zu treiben, oder lege sich in das Bett. 213 Wenn der Körper und die Füße naß und kalt ge¬ worden sind; so trockne man die Haut ab, und ziehe warme Kleider an. Unterläßt man dieses, so können leicht Flüsse, Gliederreißen und Gicht entstehen. Eben diese Uebel kann man sich zuziehen, wenn ein Theil des Körpers der Zugluft oder der Kälte ausgesetzt ist, während der ganze übrige Körper warm gehalten wird. Man wird sich am besten vor diesen Nebeln verwahren, wenn man die Haut von Kindheit an durch Waschen und frische Luft rein erhält, sich an jede rauhe und unan¬ genehme Witterung gewöhnt, und in jeder Jahreszeit mit gehöriger Vorsicht sich viel in freper Luft beweget. Von der Sorge für die Sinneswerkzeuge und andere Theile unseres Körpers. Die Sinneswerkzeuge sind eine große Wohlthat, die wir oft nicht genug erkennen und schätzen. Wie un¬ glücklich ist der Mensch, welcher auch nur Einen seiner Sinne nicht gebrauchen kann; er muß viele Freuden und Annehmlichkeiten entbehren, und manches Leiden erdulden. Wir müssen daher unsere Sinnenswerkzeuge mit aller Sorgfalt gesund zu erhalten suchen. Die Werkzeuge des Sehens und Hörens, das Auge und das Ohr werden durch fleißige Uebung in freyer und reiner Luft gesund erbalten, gestärkt und ge¬ schärft. Diesen Sinneswerkzeugcn schadet nichts so sehr, als das übermäßige Warmbalten des Kopfes; denn da¬ durch wird das Blut im Kopfe angehäuft, cs entstehen Flüsse und andere Uebel, welche nachthcilig auf die Au¬ gen und Ohren einwirken. Dem Auge schadet ins besondere ein blendendes, ungleiches und schnell abwechselndes Licht. Daher soll man nickt so sitzen, daß das Gesicht gegen eine frisch geweißte Mauer gerichtet ist, auf welche die Sonne scheinet; oder daß die Sonnenstrahlen auf das Blatt 214 einfallen, worauf wir kesen oder schreiben. Eben so schädlich ist es, das Bett so zu stellen, daß das Tages¬ licht gerade in die Augen fällt. Schädlich ist es eben¬ falls, sich lange in verdorbener, mit Staub, Rauch, oder feuchten Dünsten angefüllten Luft aufzuhalten, oder in der Dämmerung die Augen anzustrengen. Dem Gehöre schaden Federbetten, Staub, jeder gar zu starke Schall, jeder unerwartete Knall, das Zu¬ sammendrücken der äußern Ohren durch Mützen und Kopfbinden. Es ist äußerst gefährlich, die von der Kälte er¬ starrten Hände am heißen Ofen, oder gar am Feuer zu erwärmen; man reibe sie vielmehr, und suche sie dadurch zu erwärmen. Eben so schädlich ist es, die Hände, welche man eben im kalten Wasser gehabt hat, sogleich in warmes zu tauchen, oder sie am Ofen zu trocknen und zu erwärmen. Am besten ist es, crfrorne Hände oder Füße gleich mit Schnee zu reiben, wo¬ durch die Stockung der Säfte aufgehoben wird, und die erstarrten Glieder wieder neues Leben erhalten. Auch die Zähne gehören zu denjenigen Theilen un¬ seres Körpers, welche wir mit großer Sorgfalt gesund erhalten sollen; denn sie sind nicht bloß zum Sprechen, sondern auch zum Käuen der Speisen nothwendig. Wenn die Speisen nicht gehörig gekäuet, und dadurch in einen Brey verwandelt werden; so kann sie der Magen nicht verdauen, und sie werden unseren Körper auch nicht näh¬ ren und stärken, sondern vielmehr unserer Gesundheit schaden. Wer seine Zähne gesund erhalten will, der hüthc sich, sehr heiße Speisen zu essen, und viele warme Getränke zu genießen. Man esse gekochte Speisen nicht eher, als bis sie lauwarm sind; man reinige des Morgens beym Ausstich¬ en, und Abends vor dem Schlafe den Mund und die Zähne mit reinem Wasser; man setze keine Ebre dar¬ ein, die härtesten Fruchtkerne zu zerbeissen; man sto¬ chere auch nicht mit Messern, Gabeln, oder Nadeln in 215 r d r e e den Zähnen, sondern bediene sich dazu eines spitzigen Holzes oder eines Federkieles. Man suche seine Zähne nicht durch Zahnpulver oder andere Arzeneyen, sondern einzig durch Reinlichkeit und kaltes Wasser zu verbes¬ sern. Man lasse sich ja nicht voreilig die Zähne aus¬ ziehen, welche zu schmerzen anfangen; sondern man versuche vorher andere unschädliche Mittel, um den Schmerz zu stillen. >- d r- d r, n n >t j- it j, u ie )- ie e- >- n Inhalt. Seite. Schulgesetze, für die Volksschulen in den k. k. öster¬ reichischen Staaten . .... 3 Moralische Erzählungen und Gleichnisse « . i3 Einige Kenntnisse aus der Naturgeschichte . . rs3 Pflichten der Unterthanen gegen ihren Landcsfür, sten, gegen die von ihm angcordnetenObrig, keiten, und gegen das Vaterland. . . i63 Sittensprüche ...... i83 Regeln zu einem wohlanständigen Verhalten . 198 Einige Regeln zur Erhaltung der Gesundheit . »02 Gedruckt mit Blasnik'schen Schriften. 412484