UDK 801.55:929 Jochen Raecke Univerza v Tübingenu ZUM WESEN UND ZUR BEDEUTUNG MORPHOLOGISCHER KLASSIFIKATIONEN Navedek v začetku članka dopušča sklep, daje bil Ramovš - kakor veliko njegovih predhodnikov, sodobnikov in naslednikov - mnenja, da so oblikoslovne klasifikacije a) prav majhnega pomena in b) le relativne oz. poljubne kakor c) le pripomočkovne narave. Postavlja se vprašanje, ali je ta nazor utemeljen, izkaže pa se, daje sicer razumljiv, če se ostane na zgodovinski ravnini, ni pa primeren glede na dejansko bistvo in iz tega bistva izhajajoči pravi pomen oblikoslovnih klasifikacij, ker jih je mogoče zajeti le na splošni ravnini. The citation in the beginning of the article permits the conclusion that Ramovš-as many of Iiis predecessors, contemporaries and followers-was of the opinion that morphological classification is (a) of little importance, (b) only relative or random, and (c) merely of a heuristic nature. The question arises whether such a view is justified. It turns out that while it is understandable on the historical plane, it is not appropriate with respect to the actual essence and the true meaning of morphological classification that proceeds from this essence, since it is possible to embrace it only on a general plane. 1.1 »Ker je vseeno, kako si klasifikacijo zamislimo, bomo v nadaljnjem upoštevali Miklošičevo razdelbo.« Dies ist der Schlußsatz jenes Abschnitts der Morfologija slovenskega jezika von 1952, in welchem Fran Ramovš unter der Überschrift Klasifikacija glagola auf das Problem der Klassifizierung des Verbs zu sprechen kommt, und ich denke, man darf in diesem Schlußsatz zugleich auch das eigentliche Fazit dieses Abschnitts sehen. 1.2 Lautet dieses Fazit nun so, daß es letzten Endes gleichgültig sei, welcher Art Klassifikation des Verbs man sich ausdenke, und daß man deshalb auch keine neue zu ersinnen brauche, sondern getrost bei der ältesten bekanntgewordenen bleiben könne, nämlich jener, die seinerzeit von Dobrovsky eingeführt und anschließend von Miklošič übernommen wurde, - ist dieses also das Fazit der Klasifikacija glagola, dann läßt der Autor der Morfologija slovenskega jezika damit dreierlei erkennen: nämlich 1 ) daß er dem Thema der Klassifikation im Grunde genommen keine wesentliche Bedeutung beimißt, was sich - nebenbei bemerkt - auch darin dokumentiert, daß der gesamte Abschnitt gerade 14 knappe Sätze umfaßt, die auf weniger als einer Buchseite Platz haben; er läßt 2) erkennen, daß Klassifikationen für ihn etwas sind, das von Sprachwissenschaftlern ersonnen, ausgedacht oder konstruiert wird, und das heißt, daß sie für ihn den Charakter bloßer Konstrukte haben, deren Realitätsgehalt prinzipiell offen bleibt und kein Gegenstand einer sinnvollen Diskussion sein kann. Sie wären folglich - wie alle gedanklichen Hilfskonstruktionen zur Beschreibung bestimmter Phänomene - höchstens mehr oder weniger zweckmäßig, nicht aber mehr oder weniger richtig, d. h. nur besser oder schlechter, niemals aber tatsächlich falsch, da ihr Bewertungskriterium ja nicht im Grad der Annäherung an einen in der Realität vorhandenen Gegenstand läge, sondern im Grad der Realisierung eines in der Ratio gegründeten Beschreibungszieles. Als stets nur in Relation zu einem solchen in der Ratio gegründeten Beschreibungsziel sinnvoll bewertbar, wären morphologische Klassifizierungen weiterhin im strengen Sinne auch grundsätzlich beliebig. Damit läßt der Autor der Morfologija slovenskega jezika schließlich 3) erkennen, daß Klassifikationen für ihn ausschließlich instrumentalen Charakter haben und lediglich Werkzeuge, nicht aber Ziele der Deskription eines bestimmten morphologischen Bereichs sind, was mit anderen Worten heißt, daß sie für ihn zu den Voraussetzungen einer Beschreibung (etwa der Verbalflexion im Slowenischen) gehören und keineswegs zu deren Zielsetzungen. 1.3 Da Ramovš mit einer solchen Auffassung vom Wesen und von der Bedeutung morphologischer Klassifikationen zu seiner Zeit absolut nicht allein stand, und vor allem auch heute damit noch keineswegs allein stünde, halte ich es auch mehr als vierzig Jahre später noch für durchaus sinnvoll, mich mit dieser Ansicht von der a) fast unwesentlichen Bedeutung, b) der Relativität bzw. Beliebigkeit und c) dem instrumentalen Charakter morphologischer Klassifikationen auseinanderzusetzen. 2.1 Versucht man zunächst einmal zu verstehen, weshalb Ramovš dieser Ansicht war, bzw. wie er zu dieser Auffassung gelangt ist, so hilft ein Blick in einschlägige Arbeiten vieler seiner Vorgänger. Denn da ist kaum zu übersehen, daß sie - die Vorgänger - Klassifikationen selten anders als zum Zwecke der Darstellung verwandten und darüberhinaus noch ständig neue ersannen, ohne damit letztenendes die Darstellung wirklich entscheidend zu verbessern. 2.2 Ramovš Auffassung ist also alles andere als unbegründet, und sie ist des weiteren auch alles andere als unverständlich. Gerade weil sie so verständlich erscheint, reizt sie jedoch zur Frage, ob sie dem Wesen und der tatsächlich möglichen Bedeutung von Klassifikationen wirklich gerecht wird. 2.3 Allerdings ist dies eine ganz andere Frage, als sie der soeben gegebenen Begründung für Ramovš Auffassung implizit zugrundelag oder zugrundeliegt, und dementsprechend ist, um sie beantworten zu können, auch eine andere Art der Fragestellung verlangt. Sie darf nämlich nicht dahin gehen, was man in der Vergangenheit mit Klassifikationen gemacht hat bzw. zu was man sie gemacht hat, sondern sie muß nach dem Wesen und der in diesem Wesen fundierten möglichen Bedeutung von Klassifikationen gehen. Die Tatsache allein, daß man sie als Instrument gebraucht und zu einem Instrument gemacht hat, bedeutet jedenfalls noch längst nicht, daß sie auch tatsächlich nichts anderes als solcherart Instrument wären, da aus einem möglichen Gebrauch eines Dinges bekanntlich nicht ohne weiteres auf seine Natur oder sein wahres Wesen geschlossen werden darf. Und die Tatsache, daß Klassifikationen verschiedentlich ganz sicher auch zu keinem weiteren Zweck ersonnen wurden, als durch sie zu einer besseren Darstellung bestimmter morphologischer Zusammenhänge zu gelangen, heißt weder, daß sie ihrer Natur nach nichts anderes als bloße Konstrukte sein könnten und folglich, wie oben gezeigt, im strengen Sinne nur beliebig wären, noch heißt es, daß ihnen keine andere als die so in der Tat zu erschließende fast unwesentliche Bedeutung zukommen könnte. 2.4 Daraus folgt, daß die Frage nach dem Wesen und der Bedeutung morphologischer Klassifikationen keine historisch-empirische, sondern eine allgemeinsprach-lichtheoretische Frage ist, was verlangt, daß sie nicht in Form der Analyse bestim- mter, bereits existierender Klassifikationen bestimmter Autoren zu behandeln ist, sondern theoretisch allgemein, und zwar auf der Grundlage einer vorgängigen Klärung dessen, was eigentlich Morphologie ist. 3.1 In der traditionellen Grammatik wird gemeinhin ein Unterschied zwischen Morphologie und Syntax von der Art gemacht, daß Morphologie etwas sei, daß sich nur auf Wörter bezieht und Syntax etwas sei, daß sich nur auf die Kombination von Wörtern zu Sätzen bezieht. Eine solche Unterscheidung ist jedoch - wie COSERIU (1984, S. 37-42) gezeigt hat - weder in sich logisch und noch dem Gegenstand Sprache angemessen. Denn auf dereinen Seite haben bekanntlich auch Sätze eine Form oder Gestalt (also Morphë), womit es - in Form der üblichen syntaktischen Analyse von Sätzen übrigens schon lange praktiziert - genauso eine Morphologie von Sätzen gibt wie eine Morphologie von Wörtern, und auf der anderen Seite gibt es Syntax, d. h. nach bestimmten Regeln erfolgende Kombination kleinerer Einheiten zu größeren, auch unterhalb der Satzebenbe, womit es dann auch genauso eine Wortsyntax wie eine Satysyntax gibt. 3.2 Daraus folgt zunächst einmal, daß Morphologie, so wie sie traditionell verstanden wird, genauer gefaßt gehört, nämlich nicht einfach als Formenlehre, sondern speziell als Wortformenlehre und es folgt weiterhin, daß auch Wortformenlehre Syntax überhaupt nicht ausschließt, sondern sie ebenso einschließt, wie sie selber von der Syntax im Sinne von Satzsyntax eingeschlossen wird. Dies letztere nämlich deshalb, weil die Gegenstände der Morphologie im Sinne von Wortformenlehre, d. h. also die Wortformen, - außer etwa in Lehrbüchern oder Grammatiken - gar nirgendanders vorkommen als in Sätzen und auch zu gar keinem anderen Zweck gebildet werden, als um Wörter in Sätzen aus ihrer reinen Nennfunktion in Sagefunktionen zu überführen (vergl. COSERIU 1989, S. 5/6). 3.3 Wortformen, die den eigentlichen Gegenstand der Wortformenlehre bilden, sind damit ihrem Wesen nach nicht mehr und nicht weniger als Resultate bestimmter materieller Modifikationen dessen, was man als ihre Nennform bezeichnen könnte, d. h. einer Form, die für sich allein Träger der noch nicht grammatischen resp. der rein lexikalischen Bedeutung einer bestimmten sprachlichen Einheit ist und in welcher Dinge, Gegenstände, Sachverhalte, Handlungen, Eigenschaften o. ä. lediglich genannt werden, ohne daß mit ihnen oder über sie schon etwas gesagt würde. Es sind dann genau die materiellen Modifikationen, die diese Sagefunktion ebenso signalisieren (also einfach anzeigen) wie in bestimmter Weise determinieren oder präzisieren (vergl. Raecke, 1987). 3.4 Nun kann materielle Modifikation bekanntlich auf sehr verschiedenen Wegen erfolgen, wie etwa durch quantitative Veränderung einer Ausgangsform - Anfügung, Einfügung, Kürzung - oder deren qualitative Veränderung im Vokalismus oder Konsonantismus. Die Modifikation durch Anfügung einer Endung ist mithin bloß eine Art der Bildung von Wortformen unter vielen, und es gibt keinen Anlaß, sie höher zu bewerten als die anderen. Dennoch macht es natürlich eine Unterschied, ob eine Ausgangsform etwa durch vokalische oder konsonantische Alternationen resp. entsprechende Resektionen modifiziert wird, oder ob ihm Einheiten mit einer eigenen materiellen Gestalt an welcher Stelle auch immer hinzugefügt werden. Ich will diesem Unterschied terminologisch dadurch Rechnung tragen, daß ich im ersten Falle von Verfahren der Modifikation spreche, im zweiten Falle von Mittel der Modifikation. Verfahren und Mittel sind unabhängig voneinander und gleichwertig, können aber natürlich miteinander kombiniert auftreten. Tun sie das, dann stärken sie allerdings einander und heben sich keineswegs auf, wie dies traditionell wohl leider vielfach angenommen wird, indem vokalische oder konsonantische Alternationen in Verbindung mit weiteren materiellen Ausdrucksmitteln häufig als so etwas wie redundante Begleiterscheinungen - oftmals sogar separat von der eigentlichen Formenlehre -dargestellt werden. 4.1 Damit sind wir an dem Punkt, da wir-jedenfalls vorläufig - die Wortformenlehre leicht von ihrer Zielstellung und ihren Erkenntniszielen her definieren können, und zwar als linguistische Teildisziplin, in der es um die Erfassung und Beschreibung sämtlicher operationeller Verfahren und materieller Mittel zur Modifikation sogenannter Nennformen von Wörtern mit lexikalischer Bedeutung geht, resp. solcher, die diese letzteren in Sätzen ersetzen können, wobei in dieser Modifikation die Überführung solcher Wörter aus ihrer Nennfunktion in eine bestimmte Satzfunktion zum Ausdruck kommt. 4.2 Aus dieser Definition läßt sich nun des weiteren sehr einfach bestimmen, worin eigentlich das Wesen jener Tätigkeit besteht, die morphologischen Klassifikationen unmittelbar zugrundeliegt bzw. durch die sie letzlich erst Zustandekommen, nämlich des Klassifizierens. Aufgrund des soeben Entwickelten ist es zu beschreiben entweder als Aufteilung der Menge aller Wörter einer bestimmten Wortart in einer bestimmten Sprache in traditionell »Klassen« genannte Untermengen, und zwar nach dem Merkmal der Bildung des potentiell gleichen Satzes von Wortformen nach denselben Verfahren und mit denselben Mitteln, oder als Zusammenfassung aller jener Wörter einer bestimmten Sprache zu traditionell »Klassen« genannten Gruppen, deren sämtliche Formen nach den gleichen Verfahren und mit den gleichen Mitteln gebildet werden. 4.3 Aus beiden Formulierungen, die natürlich nicht alternativ gemeint sind, sondern lediglich das Gleiche unter verschiedenen Gesichtspunkten darstellen, geht deutlich hervor, daß das Klassifizieren ein sekundärer Vorgang ist, der grundsätzlich erst nach der sog. morphologischen Analyse möglich ist, und diese morphologische Analyse selbstredend voraussetzt, wie er zugleich in seinen Resultaten auch von der Art der Analyse abhängig ist. 4.4 Und aus diesem sekundären Charakter des Klassifizierens folgt selbstredend, daß Klassifikationen ihrer Natur und ihrem eigentlichen Wesen nach keine Instrumente sind, sondern lediglich dazu gemacht werden können. Denn wie gezeigt, stehen oder entstehen sie erst am Ende der morphologischen Analyse, nicht an ihrem Anfang und sie liegen der Morphologie auch nicht zugrunde, sondern gehören zu ihren Ergebnissen. Als ihrem Wesen nach somit nichts anderes als Resultate können sie jedoch zu Instrumenten gemacht werden, indem sie Beschreibungen zugrundegelegt werden, - nur sind erstens solche Beschreibungen lediglich Umkehrungen der Erforschung der Wortformenlehre und ist zweitens in der Möglichkeit, Grundlage, Schema oder Gliederungsprinzip einer morphologischen Beschreibung einer Sprache zu sein, die mögliche Bedeutung morphologischer Klassifikationen bei weitem nicht erschöpft. 5.1 Was also bedeuten Klassifikationen oder was können sie bedeuten? Hierzu heißt es, sich noch einmal bewußt zu machen, daß das Klassifizieren ganz allgemein, d. h. als bestimmte geistige Operation, sowohl auf Gemeinsamkeiten als auch auf Unterschieden beruht, und zwar auf Gemeinsamkeiten und Unterschieden zugleich, jedoch so, daß die Unterschiede wichtiger erscheinen, weil Gemeinsamkeiten allein und für sich genommen - wie jeder weiß - keine Klassen begründen können. (Eine Sprache, in der alle Substantive gleich flektiert würden, hätte eben einfach keine morphologisch begründeten Substantivklassen!) Nur werden die Gemeinsamkeiten durch die Unterschiede niemals aufgehoben und von ihnen überhaupt nicht berührt, denn Unterschiede und Gemeinsamkeiten liegen grundsätzlich auf verschiedenen Ebenen. 5.2 Auf die Wortformenlehre bezogen heißt dies, daß die Gemeinsamkeiten auf der Ebene des Inhalts liegen, die Unterschiede auf der Ebene des Ausdrucks, und das besagt, daß das morphologische Klassifizieren einfacher Reflex der Tatsache ist, daß gedanklich inhaltlich Gleiches materiell verschieden ausgedrückt werden kann. 5.3. Bedenkt man jetzt, daß der materiell verschiedene Ausdruck eines gleichen Inhalts ja keineswegs alle Wortformen aller Einheiten einer bestimmten Wortklasse wie Verben, Substantive oder Adjektive betreffen muß, sondern für durchaus verschiedene einzelne gelten kann, dann wird deutlich, daß sog. Klassen, etwa im Bereich der Verben - nicht nur, wie eben schon gesagt: »Zusammenfassungen aller jener Verben sind, deren sämtliche Formen nach den gleichen Verfahren und mit den gleichen Mitteln gebildet werden«, sondern auch viel weitergehend und allgemeiner - und das ist in diesem Zusammenhang das Entscheidende - jeweils verschiedene Kombinationen verschiedener Verfahren und Mittel zum Ausdruck jeweils gleicher grammatischer Bedeutungen sind. 6.1 Klassen, in dieser Weise gefaßt, geben einen ersten Hinweis auf die mögliche Bedeutung von Klassifikationen: sie sind Feststellungen und Beschreibungen sämtlicher in einer bestimmten Sprache zu einem bestimmten Zeitpunkt üblicher und in diesem Sinne möglicher Kombinationen aller bei der morphologischen Analyse ermittelten Verfahren und Mittel zur Formenbildung einer bestimmten Wortart. 6.2 Als solche bedeuten Klassifikationen dann aber durchaus noch mehr, nämlich erschöpfende Beschreibungen eines Teils des Wissens der Sprecher von ihrer Sprache zu sein, und zwar jenes Wissens darüber: 1. welche Verfahren und Mittel in ihrer spräche zur Formenbildung überhaupt zur Verfügung stehen, 2. wie sie jeweils miteinander verknüpft und kombiniert vorkommen und 3. welche Verben jeweils welchen Kombinationen folgen. 6.3 Dieses Wissen der Sprecher um die möglichen Kombinationen unterschiedlicher Ausdrucksmittel zum Ausdruck des inhaltlich Gleichen schließt aber -und dies läßt nun erkennen, daß Klassifikationen sogar eine außerordentliche Bedeutung im Bereich der Wortformenlehre zukommt - dieses Wissen der Sprecher um die unterschiedlichen Mittel und ihre jeweils möglichen Kombinationen schließt ein ein Wissen darüber, daß die einzelnen Klassen zum Teil ganz unterschiedliche Ausdruckstypen repräsentieren, dergestalt, daß in einer Klasse der Ausdruck der reinen Ver-balität durch die Präsenz eines Verbalitätsindikators in sämtlichen Formen das bestimmende Prinzip ist (Klasse der Verben wie delati), während in einer anderen Klasse nicht nur über Endungen, sondern auch über unterschiedliche Stammbildung zwis- chen personen-bestimmten und nicht-personen-bestimmten Verbformen unterschieden wird (Klasse der Verben wie stanovati) oder in wieder einer anderen Klasse fast vollständig das Prinzip des agglutinierenden Sprachbaus verwirklicht ist, indem nämlich Tempus und Modus (= Imperativ) jeweils ihre eigenen Ausdrucksmittel erhalten haben und sich vom gleichzeitigen oder synthetischen Ausdruck mit der Person- und Numeruskategorie gelöst haben (Klasse der Verben wie pisati). 6.4 Klassifikationen sind demnach zugleich auch Repräsentationen zum Teil ganz unterschiedlicher, in einer bestimmten Sprache aber gleichzeitig wirkender Prinzipien des formalen Ausdrucks in der Rede äquivalenter Funktionen, die als eben solche wirkenden und vor allem kopräsent wirksamen Prinzipien überhaupt erst in den Klassifikationen sichtbar werden. 7 Daß also Klassifikationen durchaus mehr sind als bloße Beschreibungsinstrumente dürfte damit deutlich geworden sein, womit numehr allein noch kurz die Frage der Beliebigkeit zu klären wäre. Kurz kann diese Klärung deshalb sein, weil die bisherigen Ausführungen längst haben erkennen lassen, daß Klassifikationen in den Sprachen ge-funden und nicht für sie er-funden werden. Denn Klassifikationen als geordnete Zusammenstellungen sämtlicher real in einer bestimmten Sprache existierender Klassen sind selber nicht mehr (aber auch nicht weniger) als vollständige Beschreibungen der Formenlehre im Bereich bestimmter Wortklassen und folglich nichts, was zum Zwecke dieser Beschreibung konstruiert werden müßte. Mithin sind sie durch die Sprache und in der Sprache vorgegeben, können also nur entdeckt werden und dementsprechend keinesfalls beliebig, sondern nur falsch oder richtig in dem Sinne sein, daß sie einer objektiven Realität vollständig oder unvollständig, teilweise oder gar nicht entsprechen. 8 Schlagen wir zum Schluß den Bogen zurück zu Ramovšens »Ker je vseeno, kako si klasifikacijo zamislimo«, so können wir die Problematik dieser Äußerung jetzt als darin liegend erfassen, daß sie keinen klaren Hinweis auf ihren eigentlichen Bezugspunkt resp. auf die Ebene enthält, für welche sie Gültigkeit beansprucht. Worauf sie sich nämlich allein sinnvoll beziehen kann und wo allein sie auch im Sinne empirisch-faktischer Gültigkeit begründet ist, ist die historische Ebene. Nur geht dies aus ihrem Wortlaut nicht eindeutig hervor, im Gegenteil, er legt sogar eher den Bezug auf die nicht-historisch allgemeine oder theoretische Ebene nahe, und da ginge sie, wie gezeigt, an Wesen und Bedeutung morphologischer Klassifikationen vorbei. Literatur E. COSERIU, 1984: Funktionelle Syntax: Vorlesung, gehalten im Sommersemester 1983. Nachschrift von H. Weber. Tübingen. --1989: Principes de syntaxe fonctionnelle. Travaux de linguistique et de philologie XXVII. 5-41. J. Raecke, 1987: Noch eine Klassifikation der serbokroatischen Verben. Slavistische Linguistik 1986. München. 283-331. F. Ramovš, 1952: Morfologija. Ljubljana. Povzetek Natančneje razčlenjen naslovni navedek vodi do sklepa, daje Ramovš oblikoslovnim klasifikacijam a) prisojal malo pomena, b) sprejemal le status konstruktov in c) priznaval samo pripomočkovni pomen. Na vprašanje, kako je prispel do tega nazora, je mogoče lahko odgovoriti, če vržemo pogled v obsežna dela njegovih predhodnikov, v katerih so oblikoslovne klasifikacije vedno znova uporabljene za namen, da stvari prikažejo in zamislijo bolje. Drugo vprašanje pa je, če je Ramovš s tem svojim izkustveno utemeljenim nazorom pravičen pravemu bistvu in iz njega izvirajočega dejansko možnega pomena oblikoslovnih klasifikacij, in to vprašanje je mogoče pojasniti le neizkustveno, tj. čisto teoretično. Zato je najprej treba ugotoviti, kaj oblikoslovje (v običajnem pomenu) navsezadnje in pravzaprav je - namreč nauk o besednih oblikah, ki se le po svojem predmetu, ne pa po svojem bistvu razločuje od nauka o stavčni obliki (splošno imenovane skladnja) -, po tem je treba določiti, v čem je bistvo klasificiranja, in dalje, kaj so od tod pravzaprav (oblikoslovni) razredi, preden se lahko ugotovi, da klasifikacije predpostavljajo v resnici natančne opise vseh v danem jeziku a) določenega časa obstoječih sredstev in postopkov za tvarno modifikacijo, pa so zato zmeraj drugotne, tj. niso pred oblikoslovnim opisom, temveč od njega odvisne, da klasifikacije b) niso nič drugega kakor popolni opisi vseh v danem trenutku v določenem jeziku možnih kombinacij sredstev in postopkov za tvarno modifikacijo besed in c) od tod dobivajo pomen, da so predstavitve vednosti govorcev, 1) kateri postopki in sredstva tvarnih modifikacij besed v njihovem jeziku obstajajo, 2) kako se eden z drugim lahko kombinirajo in 3) katera delno čisto različna načela tvarnega izraza slovnično-skladenjskih vlog v teh razredih imenovanih različnih kombinacij obstajajo istočasno v svojem jeziku. Klasifikacijam s tem gre v modernem oblikoslovju a) celo največji možni pomen, same niso b) ne končno določeni konstrukti niti c) po svojem bistvu pripomočki. Zato jih lahko napravimo le drugotno.