(NZ Milche^ latM) Kamssag den e. Oetober 1838. Geisterstintmen. 3luö dem Schwedischen des Vitalis von Christian Wilhelm , H u b e r. ^ebcr Vlumenthäler, über Klippen, Ueber Ufer neben Silberströmen Folgte Floreus seinem düst'ren Lehrer, Wie der Nacht die Morgenröthe folget. Sinnend ließ der Lehrer, — b«m Verständniß Die Natur gab in den dunkleu Sprachen, Die gewaltet eh' des Menschen Zunge Freud' und Schmerz mit Worten hat verkündet, — Sich auf ein bemoostes Felsstück nieder. Auf die Erde sah er, wie ein Kämpfer, Schwerverwundet und zur Halste todt schvn, Seinen Nlick zum Streit aufs Schlachtfeld hinkehrt, Drauf die Freunde, treugeliebt, gefallen. An des Lehrers Seite ließ der Knabe Sich auf Blumen nieder, wie das Lächeln Schön, so über Hebe's Wangen schwebet. Und des Weltalls Geisterstimmen tauchten Aus der Nacht ringe um den frohen Engel, Der si« nicht verstand; nur jenes Tones Widerhall, den er vernahm in, Himmel, Ueberklang mit Zaubermacht sie Alle. Und die Klippe sprach: Bald, Knabe, wirst auch Du aus deiner schönen Kleinheit wachsen. Lern' von mir die Art, wie Menschen wachsen i Nosen blühten einst an meinem Busen, Doch sie welkten bald. u.,t> wurden Asche. Diese Asche, an mein Herz sich schließend, Ward zu Stein., So wuchs ich immer höher; Nunmehr streb' ich auf vom Staub der Erde, Riesenhoch, umhüllt die Stirn mit Wolken. M Und die wilde Fluth rief laut im Brausen: M Ich war auch, wie du» in meiner Kindheit: W Still und einsam war ich einst als Quelle. W Freudig war mein Vorn dem müden Wand'rer, Wie er nun sich freut bei deinem Anblick. ^ Und ich spiegelte den hohen Himmel, W So wie du, in »nei»«», stillen herzen. « Nun hab' ich hiezu „icht Zeit. Vald wuchs ich ^ In der Bäche Nündniß, die vom Ursprung Und dem süßen Frieden mich entführten, D In die Welt trat ich hinaus zum Handeln. Siehst du nun, je mehr ich eil', umbraußt mich Ringsum Schaum, und schwindet plötzlich wieder; So ist nun mein Treiben! schwach, vergänglich, Wie ein Menschenwerk; nicht Nuhe sind' ich, Eh' ich nicht mein Iiel erreicht — di« Tiefe, .M Mich hinein zu stürzen und — zu sterben. W Und zum Knaben weinten auf die Vlumen, .M Die da standen welkend auf der Wiese: M Wir auch glichen dir in uns'rer Kindheit. M Schon in zarter Knospenhülle träumten W Wir vom Licht, das wir bald schauen sollten. UnS zerriß kein Sturm; des Frühlings Winde. Schmeichelnd, wie der Menschen Hoffnung, Haussen Nur mit Kosen rings um uns're Hülle, , M Und die Sonne, wie der Menschen erste M Liebe, war nicht sengend, nur erquickend. » Auf, zum Lichte, strebten wir bethölet; — W Nun verheert der Frost, und brennt die Sonne, " Nun umbuhlt die Viene unsre Schönheit, — 458 — ^ Honigseim aus unserm Vusen nippend, Flieht, und läßt zum Danks uns nnr Wunden, ^ Kurz ist unser Lebe», doch wir stürbe» ^ Früher noch, wenn nicht au5 eignen Thränen Labung lins im Schooß der Nächte quölle. An verschwund'ns Zeit dachte der Lehrer« Dachte an sein eigenes Vlüthenalter, ,. Uno bei des Verlornen Angedenken ' Thaute eine Perl' in seinem Auge; ^ Fest an'6 warme Herz schloß er den Kleinen« k Vang, als müßt' er noch einmal in Diesem r Seiner Kindheit Freudentrauni verlieren, k Und er schlug sanft weinend seine Augsn l Auf, zum nächtlichstttlcn Himmelsdome. ^ Doch die hohen, klaren Sterne sprachen: Warum blickst du, Sohn des Lichtes, ängstlich In den Staub hin? Warum steht das Ohr dir Für den Ruf des nied'ren Lebens offen? Sieh, du bist, wie wir! Dein hoher Krliölauf, Ueber Wolken sia> und Sonn' erhebend, Strahlt, in ew'ger Ruh' und Klarheit lächelnd, Sieh, du bist, wie wir, kein Sclao' der Zeiten, Nein, du bist, wie wir, der Zeit Beherrscher, Und von dir nur hat sie lhren Anfang. Darum lausche nur dem Gvttesrufe, T>cn dein GeuiuK aus deinem Herzen Ohne Wort zu dir erhebt im Wvj)li?lailg.' .. Folg' der Kraft des LichtS und deines Geistes! Strebe aufwärts gen dein hohes UrHeim! Wand're still, wie wir, die Bahn der Klarheit! Wand're still! und denk' du b ist—- unsterblich! Der Delinquent. (Kino w.chrc Geschichte). ImIahre 17,?2, als der bekannte Dichter Bürger noch Justiz-Amtmann zu Altengleichen war, fing man daselbst einen jener Räuder ein, welche die dortige Gegend damals so unsicher machten. DcrIn-quisit bekannte — und ward endlich zum Strange verurtheilt. Auf den anberaumten Tag der Hinrichtung hatte man, nach alter Sitte, die Scharsrichter der Umgegend eingeladen, die auch nicht säumten, solch'einem festlichen Schauspiele beizuwohnen. Unter ihnen befand sich einer, den übrigen zwar unbekannt, aber legitimirt durch obrigkeitliche Papiere, der sich durch Zechspenden bei seinen Collegen beliebt zu wachen wußte, und dadurch bewirkte, daß man ihm, seinem Wunsche gemäße die Vollziehung des Urtheils überließ. Am Vorabend der Epecution hatte sonach der vermeinte Scharsrichter die Befugniß, an der Henkersmahlzeit des Delinquenten Theil zu nehmen. Kaum sah fr sich aber mit ditjem ohne Zeugen, als er sich ihm als seinen guten Bekannten und Naubgenossen ent« deckte, der bloß zu seiner Rettung die Rolle seines Henkers übernommen. Er verständigte ihn über Alles, reichte ihm das unter seinem Mantel verborgen gehaltene Flugkleid, an dessen Karabiner? Hacken «r ihn aufhängen wolle, ohne ihm die Gurgel zuzuschnüren > schrieb ihm sein Benehmen vor, damit die Täuschung nicht entdeckt werde, und versprach, ihn mit Hilfe seiner in der Nähe verborgenen Kameraden des Nachts vom Galgen zu befreien. Der Tag brach an,' das Volk versammelte sich vor dem Gefängnisse; der Delinquent wurde auf dem Leiterwagen abgeholt» der Geistliche sprach ihm Muth ein/ der Sünder Heuchelle Reue,' das Volk drängte, die Wache schlug dazwischen und deckte den Zug nach dem Richtplatze. Hier wurde der Missethäter vom Wagen auf die Leiter geHoden, der Scharfrichter legte den Strick um den Hals, zog ihm die Kappe über das Gesicht, und — ließ ihn schweben- Unter der zahlreichen Menge, von nahe und fern herdeigsellt/ um die C'recution mit anzusehen, lvar auch ein b«nc»chharl«r MüUrr. V^ch vollzogen^ Hinrichtung lMte er seine hereingebrachte Fuhre Mehs abgeliefert/ das Geld dafür eingestrichen, und sich dann im Wirthshause, wo die Tagesneuigkeit immer neuen Stoff zur Unterhaltung darbot, bis zum späten Abend gütlich gethan. Endlich machte er sich denn auch auf den Heimweg/ der ihn, in einiger Entfernung von kaum 100 Schritten, am Galgen vorbeiführt?. Der Mond trat eben aus einer Wolke hervor, und beleuchtete den Nichtplatz, dessen Säule mit ausgestrecktem Arm seine jüngste Beute vorzeigte, während aus den Trümmern cines nahen Gemäuers Eulen und Naben krächzten. Die schauerliche Ahend-landschaft machte den Müller beklommen,- er konnte nicht umhin, den eingeschlafcnen Knecht, der dcn Pferden auf dem bekannten Wege die Zügel überlassen hatte, aufzurütteln. — „Fahr doch zu!« sagte er, »mir ist hier wunderlich zu Muthe,' der Gehängte hob so eben den Arm." — Der Knecht spottete über seines Herrn Furcht, meinte übrigens, es wäre möglich, daß der Gehängte noch lebe, und erbot sich, um einen Beweis seines Muthes zu geben, an Ort und Stelle sich davon zu überzeugen. Er stieg sogleich ad, lief zum Galgen hin, und schüttelte den Gehängten an den Füßen, »Bist du da, Kamerad!" — 159 — erscholl es da von oben herab. Wer wäre da nicht erschrocken! — Der zurückgeeilte Knecht erholte sich indessen früher von seinem Schrecken, als sein Herr — und, nun ganz überzeugt, daß der Gehängte noch lebe, trug er darauf an, ihn, wo möglich, zu ret-ten. Lange sträubte sich der Müller; doch das Zureden und die Zuversichtlichkeit dcs Knechts, überwanden endlich seine Furcht, und der Gedanke, ein gutes Werk zu thun, machte ihn getrost. — Sie fuhren unter den Galgen, schnitten den vor Kälte erstarrten Sünder ab, legten ihn auf den Wagen, und eilccn davon. Spat langten sie bei der Mühle an. Die noch wache Magd wurde zu Bett geschickt, der von NiemandZesehene Gast mit Speisen gelabt; — zu einer bessern Lebensart ermahnti durch das Versprechen, ihn folgenden Tags in Sicherheit zu bringen getröstet, und ihm ein hinter dem Ofen bereitetes Lager zur Nuhe an-gewiescn. Der Knecht ging in seine Kammer; auch der Müller entkleidete sich, schnallte seine Geldkatze ab, verschloß sie in einen Vchrank, und steckte den Schlüssel in seine Westentasche, die er auf den Stuhl an seinem Vene hing, löschte dann seine Lampe aus, und legte sich mit dem Bewußtseyn einer vollbrach: ten guten That zu Bette. Als der Gast hinter dem Ofen Alles in Schlaf versunken glaubte, schlich er leise an des Müllers Vett. zog dessen Stiesel an, nahm den Schlüssel aus der Westentasche und schlich damit an den Schrank. Der Müller, den der Schlaf geflohen, sah Alles mit an, denn der Mond verbreitete Licht genug, um das Unternehmen feines saubern Gastes zu erkennen. Behende verließ er sein Bett, ergriff die hinter demselben stehende Axt, und schlug den noch mit derOeff-mmg des Schraukes beschäftigten Dieb damit auf dcn Kopf, daß er zu Boden stürzte. Bald überzeugt, daß er denselben gänzlich ge^ tobtet, ward ihm jetzt angst und bange. Wohin nun mit dem Leichnam, dessen Auffindung in seinem Hause ihm Inquisition und Gefängniß zuziehen konnte? In dieser Noth weckt? er den Knecht, machte ihn mit dem Vorgefallenes und seinen Besorgnissen bekannt. Der wußte bald Rath: «Wohlan," sagte er, „wir hängen den Kerl wieder an den Galgen; er war doch nichts Besseres werth."^ Gesagt, gethan! Der Knecht spannte an, der Todte wurde aufgeladen, und in kurzer Zeit hing er wieder in seiner vorigen Schwebe. Am folgenden Tage führte die Neugicrde das Volk nochmals auf den Richtplatz. Welch' ein neues Schauspiel! Der gestern barfuß Gehängte haltt heu- te ein Paar neue Stiefeln an. — Sonderbar! Unerklärlich! Der Vorfall ward sogleich dem Hustiz-Amtmann gemeldet. Alle Schuster der Gegend wurden requi-rirt; man zeigte ihnen die Stiefeln, und — der Müller ward verrathen, doch obgleich er der Justiz ins Amt gefallen, mit einim Verweise entlassen. ------------- »«»,„, ------------- Volkslieder der Slowaken. (Aus dcr vo» Johann Kollür mitcr dcm Titcl: I^üi-olin? «^ünimk^, i» Ofc» i82H hcrailsgcgcbcnc» Sammlung übctsctzt,) Das Schwinden der Ingend. Wehen über Eicheil dahin die Winde, Und die Jugend verweht geschwinde; Und mit der Jugend die Schönheit flieht, Wie das Wasser zur Ferne zieht. Wasser verrinnt, ein and'res rauscht nieder. — Entfloh'ne Jugend kommt nimmer wieder. Die Nachtigall. Traurig singt die Nachtigall, In dem Käfig ßingefangen; Nach den grünen Wäldern zieht Sie Erinn'rung und Verlangen. Wahrlich, so kann ich auch nie Sie mit heit'rem Lied begleiten, Vließe sin»,«id ich zurück In vergang'ne, bess're Zeiten I Feuilleton. (Die Palazzina Lazzarini, gewonnen von Jules Ianin.) Jules Ianin hat die im Herzogthume Lucca gelegene prächtige Palazzina Lazzarini gewonnen. Eines Tages, in der Zeit seines Aufenthaltes in Florenz, kam in einer Gesellschaft das Gespräch auf einige dtr schönsten italienischen Landsitze. Zu gleicher Zeit zog der Dr. F... einige Lotterielose aus seiner Tasche, welche anch bald vergriffen waren, da das Lolleriespiel zu den Lieblingsneigungen der Italiener gehört. Sein Hausherr, ein junger und lustiger Mann, nahm sie alle für sich, trug aber Ianin eines davon an, welches derselbe anfänglich nicht kaufen wollte, endlich ale>-doch behielt. Vor einigen Tagen erhielt er folgenden Brief: „Wenn Ihr Billet die zwei Nummern 72, T'S hat, so wollen wir Vivat rufen, denn Sie sind dann Eigenthümer des Schlosses.« Jules Ianin suchte sein Billet, welches er unter anderes Papierwerk in einen Korb geworfen hat, und findet richtig, daß ihn ttr — 160 — Zufall zum reichen Manne gemacht hat. Der Aufsatz des Journal des Debats, in welchem Ianin die Pa-lazzina Lazzarini bespricht, ist auS ganz natürlichen Gründen recht launig ausgefallen. (Geistesgegenwart.) Vor längerer Zeit wettete einmal Lord Berkeley eine bedeutende Summe, er werde sich aufder Neise nie von einem einzigen Manne berauben lassen/ gelange es aber einem Einzelnen, ihn zu berauben, so wolle er denselben nicht als Dieb behandeln. Dieß war für die Spitzbuben sehr lockend,' die Zeitungen machten die Wette des Lords bekannt, und dieser sah sich bald von den entschlossensten Straßenräubern angefallen. Uebrigens suchten diese etwas darin, ihn nur einzeln anzugreifen. Der Lord war jedoch immer auf seit ner Huth, und alle, die sich an ihm vergriffen, mußten schwer dafür büßen, indem er sie theils lö'dtete, theils verstümmelte, bis sich endlich keiner mehr an ihn wagte. Um diese Zeit wollte Lord Berkeley die eben entdeckte Grotte auf der Insel Stafsa besuchen, und dabei eine Neise durch Schottland machen. Die Verge von Argyle wurden damals von einem berüchtigten Rauber unsicher gemacht, der bis dahin allen Nachstellungen entgangen war. Er erfuhr jene Wette des Lords auch, und einer seiner Cameraden meldete ihm den Tag und die Stunde, wenn derselbe über Inve-rary kommen würde. Auf der Straße dabin erwartete ihn Mac Quarry, der Räuber, und sah gegen Abend den Wagen des Lords ankommen. In dem Wildesten und ödesten Tbeile einer Schlucht stellte er sich am Wege auf, und es war finster, als der Lord an diesem Hinterhalte ankam. Da er nun lange nicht angefallen worden, so war er auch nicht mehr auf seiner Huth und schlief jetzt in seinem Wagen. Plötzlich wurde er durch die Stimme eines Mannes geweckt, der ihm ein Pistol vor das Gesicht hielt, und artig zu ihm sagte: „Mylord, die Börse oder das Leben!" — ,,(^ocl