'F"69381 A«Ls« KLsHs durch Gottes Erbarmimg und des heiligen apostolischen Stuhles Gnade Fürst - Dischof von Laibach rc. Der gesammten ehrwürdigen Geistlichkeit and allen geliebten Diöeesanen Heil und Segen vom Herrn! meinem Hirtenschreiben für die vorjährige vierzigtägige Fasten hatte ich Euch, geliebte Diözesanen! zu Gemüthe geführt, daß die katholische Kirche die einzig wahre Kirche Christi ist, daß alle Schätze der Wahrheit und des Heils, welche Christus der erlöseten Menschheit hinterlassen, in ihr hinterlegt sind, und in ungeschwächter Lebenskraft bis ans Ende der Zeiten gespendet werden. Jeder aufmerksame Beobachter so mancher Ereignisse, welche seitdem an uns vorüber gezogen und noch vorüber ziehen, wird es gewiß nicht ohne lebhafte Theilnahme wahrgenommen haben, wie sich in immer weitern Kreisen die Ueberzeugung festzustellen beginnt, daß nur auf dem Grunde der christlichen Wahrheit, wie die katholische Kirche sie bewahrt und lehret, das Heil und wahre Glück der christlichen Gesellschaft wie der einzelnen Menschen dauerhaft begründet werden kann. Und wahrlich für die brennenden Wunden, an denen die Völker sich verbluten, fließt zufolge allgemeiner Erfahrung lindernder Balsam nirgends, als am Lebensbaume der Kirche, in welcher nach OriZene« die ganze Ankunft des Menschensohnes ist, der mit unabläßiger Liebe Alle zu sich ruft, die da leiden und beladen sind! Darum rufe ich Euch, geliebte Diözesanen! am Beginne der heurigen vierzigtägigen Fasten zu: Umfasset das kostbare Kleinod des katholischen Glaubens, in welchem Ihr durch Gottes Gnade geboren seid, mit aller Inbrunst Eueres Herzens; haltet es fest mit der Treue jener Liebe, die der Heiland selbst (Matth. XXII. 37.38.) als das größte und erste Geboth bezeichnet; ringet mit aller Gluth des Eifers nach einer genauen und gründlichen Erkenntniß der Wahrheiten des christkatholischen Glaubens; und zeiget durch Eueren ganzen Wandel, daß Ihr des herrlichen Namens, den Ihr führet, in der Wahrheit auch würdig seid. Der wahrhaft katholische Christ darf sich mit einer oberflächlichen Kenntniß der Heilswahrheiten nicht begnügen, denn nach der Forderung des Apostels Paulus (Lpllesei IV. 13—IS.) müssen wir streben zur Erkenntniß des Sohnes Gottes, zur vollkommenen Mannheit, zum Maße des vollen Alters Christi, damit wir nicht mehr Kinder seien, die (wie Meereswellett) hin und her fluthen und von jedem Winde der Lehre hin und her getrieben werden durch Schalkheit der Menschen, durch die arglistigen, Kunstgriffe der Verführung zum Jrrthume, sondern daß wirWahrheit übe» in Liebe, und zunehmen in allen Stücken in ihm, der das Haupt ist, Christus.« Wenn ferner der Heiland selbst (Johannes XVII. 3.) sagt: »Das ist das ewige Leben daß sie dich, den allein wahren Gott erkennen, und den du gesandt hast, Jesum Christum; wenn der Apostel Paulus (Philipper III. 8.) »Alles für Schaden hält, wegen der Alles übertreffenden Erkenntniß Jesu Christi, seines Herren, wenn er um seinetwillen auf Alles verzichtet, uud es fürKoth erachtet, damit er Christum gewinne«; — so sollte es unter uns doch wohl Niemanden geben, der in gedankenloser Gleichgil¬ tigkeit gegen die christlichen Glaubenswahrhciten dahin wandeln könnte. Gibt es ja doch im menschlichen Leben so viele Räthsel, deren sichere Lösung nur das Christenthum gewährt. Muß nicht doch vor Allem der Anblick der dunklen Pforte des Todes, durch welche jeder Erdgeborne ziehen muß, auch den Lauesten aus seinem Schlummerleben wecken? und jedem die Frage vor die Augen der bangenden Seele schreiben, was jenseits der Gränze dieses Erdenlebens liege? ob hinter der Hülle des dichten Vorhanges ein anderes seligeres Leben blühe, oder aber im Sterben der ganze Mensch untergche, und das düstere Grab alle Hoffnungen, wie allen Durst nach Seligkeit versenke? — Diesem ernsten Gedanken, meine Geliebten! wird Niemand entrinnen können, so sehr er sich auch dagegen sträuben und durch zerstreuende Ergvtzlichkeiten die mahnende Stimme seines Innern übertäuben möge. Tausendmal zurück gedrängt wird er wieder auftauchen im Bewußtsein und das zerrissene Herz ängstigen und quälen. Vergebens wird der Gequälte nach einem Auswege aus diesen Geistessinsterniffen blicken, nach Licht und Trost sich sehnen, allenthalben werden verwirrende Zweifel ihm begegnen; oder höchstens Ahnungen und Wünsche. Das Christenthum allein erhebt die dunklen Ahnungen zu klaren Erkenntnissen, und gibt der unaustilgbaren Sehnsucht nach Unsterblichkeit einen sichern Ankergrund. Es lehrt mit einer Gewißheit, die das Siegel göttlichen Ursprunges trägt, daß der Mensch für Gott geschaffen, und bestimmt sei, in liebender Vereinigung mit ihm beseligt zu werden, und deßhalb so lange nicht rnhen könne, bis er in Gott Ruhe gefunden habe. Es lehrt mit zweifelloser Gewißheit, daß Gott den Menschen mit Unsterblichkeit gekrönt habe, durch die Sünde aber der Tod in die Menschenwelt eingedrungen sei, und mit ihm das zahllose Heer von Uebeln, unter deren Last wir erseufzen; daß aber durch die Gerechtigkeit des Einen, wenn wir in Selbstverläugnung und Liebe ihm Nachfolge», die Fülle unsterblichen ewigen Lebens uns verbürgt werde. Sollten etwa nicht diese eben so gewissen, als beruhigenden Aufschlüsse, welche das Christenthum über die höchsten Fragen des menschlichen Lebens biethet, und dadurch einzig und allein der geängstigten Menschenbrust den ersehnten Frieden bringt, Jeden aus Euch, meine Geliebte»! zum festen Entschlüsse lenken, Geist und Herz milder Erkenntniß der christlichen Glaubenswahrheiten möglichst zu durchdringen? Es wäre ein majestätisches Schauspiel, wenn ich Euch die lange Reihe von Männern vorführen könnte, die ihr ganzes Leben der Ergründung des christlichen Glaubensschatzes geweihet haben — von Männern, die ebenso durch den Glanz ihres Wissens, wie durch die demuthvolle Hingabe an das Geheimniß des Kreuzes die herrlichsten Zierden unseres Geschlechtes waren und sind. Was soll man nun von Christen denken, die es nicht der Mühe werth erachten, jede Woche einige Viertelstunden der Unterweisung in den christlichen Religionswahrheiten obzuliegen? — Eine solche Gleichgiltigkeit in den höchsten Angelegenheiten des Lebens würde nur von einer tiefen Versunkenheit des Gemüthes Zeugniß gebe», und mein Geist erbebt vor der Größe der Strafgerichte, die einen solchen Gleichgiltigen treffen müssen, da jedem Gläubigen die Gelegenheit zur Erlangung gründlicher Kenntniß in der christkathvlischen Lehre durch die in allen Curatkirchen gehaltenen Predigten und Christenlehren gegeben ist. Wer also zur Erkenntniß derselben nicht gelangt, dessen Unwissenheit ist eine verschuldete, und es gelten ihm die Worte des Herrn: Wenn ich nicht gekommen wäre, und zu ihnen nicht geredet hätte, so hätten sie keine Sünde; nun aber haben sie keine Entschuldigung für ihre Sünde.« (Joh. XV. 22.). Außer den kirchlichen Religionsvorträgen sucht aber der wahrhaft katholische Christ seine Kenntnisse in den christlichen Religionswahrheiten auch durch das Lesen katholischer, im Geiste der Kirche geschriebenen Bücher zu erweitern und zu begründen. Auf diesem Wege wird er mit dem ganzen Inhalte der kostbaren Hinterlage des Glaubens immer ver¬ trauter, erkennt den ganzen Reichthum ihrer innern Herrlichkeit, lernt dadurch die Kirche, unsere liebende Mutter, erst mit aller Gluth des Herzens lieben, und ihr anhängen mit jener felsenfesten Treue, die durch keinen Sturm gebrochen werden kann. Staunend schauet er die wunderbare Harmonie nnd Einheit der ganzen Kirchenlehre, darin den Gewährbrief ihres göttlichen Ursprunges lesend , während alle andern, von ihr getrennten Bekenntnisse an zahllosen unversöhnlichen Widersprüchen leiden, und dadurch einen andern Ursprung bekunden. Im Bewußtsein dieses unvergleichlichen Vorzugs hat auch die katholische Kirche die wahre wissenschaftliche Forschung nie gescheuet, sondern geachtet und gepflegt, in der festen Zuversicht, daß deren Ergebnisse der Wahrheit ihrer Lehre Zeugniß geben müssen, und diese ihre Zuversicht hat gemäß dem Zeugnisse der Geschichte bis auf den heutigen Tag aufs Glänzendste sich bewährt, und wird sich auch bis ans Ende der Zeiten bewähren. Darum meine Geliebten! befreundet Euch mit Schriften von Männern, deren Wissenschaft nicht minder, als ihre katholische Gesinnung hervorleuchtet, und suchet Euch in den katholischen Religionswahrheiten um so mehr zu kräftigen, als der Feind des christlichen Heiles unablässig bemühet ist, Unkraut unter den Weizen zu säen, auf daß den Menschen nicht leuchte die Erleuchtung des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi. Und da er es liebt, sich in einen Engel des Lichtes zn verwandeln, gelingt es ihm auch, Viele der Erlöseten durch seine lügenhaften Vorspiegelungen zu verlocken. Geblendet von dem Glanze seiner Verheißungen folgen die Bethörteu seinen Worten, und versinken in Jrrthum und Lüge. Mit sich selbst zerfallen rennen sie dann eitlen Hirngespinnsten nach, und abgewendet von der göttlichen Liebe erstarrt ihr Herz in schnöder Selbstsucht. Hinter tönenden Phrasen von Menschenwohl und Menschcnbeglückung sich verbergend, wissen sie so manchen Unvorsichtigen in ihre verderblichen Netze zu verstricken. Wenn aber auch solche in allen Künsten der verwerflichsten Heuchelei wohlerfahrnen Verführer itzt, — Dank der göttlichen Barmherzigkeit! nach ihrer wahren Gestalt immer allgemeiner erkannt zu werden beginnen, so sind sie doch noch insbesondere bemühet, ihr Gift durch manche periodischen Blätter zu verbreiten. Es ist Euch, geliebte Diözesanen! nicht unbekannt, wie die Gährung der eben abgewichenen Jahre eine Menge von Tagesblättern an das Tageslicht gefördert hat, die sich nicht scheuten, die heilige Kirche zu schmähen, ihre Diener zu lästern, ihre Heiligthümer zu besudeln, und ihr erhabenes Oberhaupt mit frechem Hohne zu verunglimpfen; — Blätter, denen nichts heilig war auf Erden, die cs sich zur Aufgabe machten, den Jrrthum zu verbreiten und die Sitten zu verderben, auf den Umsturz von Altar und Thron, auf die Mißachtung aller Obrigkeit und auf die Verwirrung aller gesellschaftlichen Ordnung offen hinzuwirken. Solche Blätter weiset der wahrhaft katholische Christ mit Abscheu von sich; aber er liesst und kaufet auch solche nicht, die nur im versteckt feindseligen Geiste gegen die Kirche geschrieben sind, damit er sich durch Unterstützung solcher verpestenden Machwerke nicht in seiner heiligsten Pflicht, das Wachsthum des Bösen nach Kräften zu hindern, schwer versündige, und er rüstet sich überhaupt gegen die oberwähnten heuchlerischen Verführer mit den festesten Waffen der Ueberzeugung von der Wahrheit der christlichen Lehre, weil er die Mahnung des Apostelfürsten (1. Peter III. 15.) kennt, daß er als Christ allezeit bereit sein muß zur Verantwortung gegen Jeden, der von ihm Rechenschaft fordert, über seine Hoffnung, und weil er sich schämen müßte, wenn er einem Anders¬ gläubigen gegenüber seine ungenügende Wissenschaft in Sachen des katholischen Glaubens einzugestehen gezwungen wäre. Wer aber in dieser Weise in die Wahrheiten des christkatholischen Glaubens eingedrungen ist, und die innige Ueberzeugung von denselben sich erworben hat, der wird auch seinen ganzen Wandel nach seinem Glauben einrichten; er wird die kirchlichen Feiertage und Sonntage heiligen, dem Gebethe mit Eifer obliegen, im Sakramente der Buße Nachlaß seiner Sünden, wie in dem allerheiligsten Sakramente des Altars Gnade und Kraft mehrmal im Jahre suchen; das kirchliche Fastengeboth und sonst alles beobachten, was die katholische Kirche den Gläubigen vorschreibt. Die kirchlichen Feiertage sind die Glanzpunkte im Leben der Kirche, die ihre ganze innere Schönheit an denselben entfaltet und jedes fühlende Herz wunderbar erhebt und erquickt. Wer zu sehr ins Irdische vertieft ist, beachte an solchen Festen nur die feierliche Stimmung der wahren Gläubigen, und er wird die Nähe einer höher» ihm unbekannten Macht fühlen. Wer sich ganz in dieselben hineiugelebt und sein Gemüth mit ihrem Geiste durchdrungen hat, der wird es sagen können, wie er im Umschwünge des jährlichen Festkreises die ganze Geschichte der Menschheit an seinem Geistesauge vorbei¬ ziehen sieht, und es recht lebendig inne wird, daß Christus der Mütelpunct ist, um den die Geschicke der Völker aller Zeiten sich drehen. Der Herr hat es selbst also geordnet, daß sechs Tage der Arbeit gewidmet, der siebente aber als Ruhetag seinem ausschließlichen Dienste geweihet werden solle, damit er seinen Segen über unserer Hände Arbeit ausgieße. Dadurch, daß am Sonntage der Geist frei zu Gott sich aufschwingt, erhält das Werk der sechs Tage die Weihe des Himmels. Niemand möge sich täuschen und sagen, daß die Ruhe des Sonntags seinem zeitlichen Fortkommen schade, sondern er halte sich nur auf die Heiligung dieses Tages des Herrn mit gewissenhafter Treue, und er kann versichert sein, daß derjenige, der alle Wesen erfüllt mit seiner Segnung, die ihm geweiheten Dienste ihm gewiß reichlich belohnen wird. Wer aber den Dienst des Herrn am siebenten Tage vernachläßigt um der Arbeit willen, oder auch andere zu dieser Vernachlässigung verleitet, der wird vielleicht bald die betrübende Erfahrung machen, daß ihm auch die Frucht der Arbeit von sechs Tagen unter der Hand verschwindet; denn Gott kann in seiner Vaterliebe nicht zulassen, daß wir bei unsern irdischen Bestrebungen seiner vergessen Wenn ich aber kraft meines apostolischen Hirtenamtes allen meinen gläubigen Diözesanen die Heiligung der Sonn- und Feiertage nachdrücklichst empfehle, so will ich damit nichtsagen, daß cs in Bezug auf das Heil Euerer unsterblichen Seelen gleichgiltig sei, wie die sechs zur Arbeit bestimmten Tage der Woche zugebracht werden. Der echte Christ weihet dem Herrn jeden Augenblick seines Lebens, er heiliget auch die einzelnen Abschnitte des Tages mit einem Gebethe, und macht selbst die Arbeit dadurch zu einem Gottesdienste, daß er sie in der Absicht verrichtet, weil es also der Wille Gottes an ihn ist. Das Gebeth ist ja für den Geist das, was die Nahrung für den Leib, es ist der Athemzug, der Pulsschlag des denkenden, wollenden Geistes, der für Gott geschaffen ist, und zu ihm emporstreben soll. Darum sollen wir bethen, lehrt der h. Augustin, damit unsere Sehnsucht nach Gott geübt, unser geistiges Leben, welches von unserer Seite liebendes Streben zu ihm ist, unterhalten, und gefördert werde, und damit wir durch eben diese Uebung uns immer fähiger machen, jene reichen Gaben zu empfangen, die seine mittheilende unendliche Liebe uns bereitet hat. Deßhalb soll also der Christ bethen nicht nur, wenn er dem öffentlichen Gottesdienste pflichtgetreu obliegt, sondern auch sein Familienleben soll er durch die Weihe des Gebethes heiligen. Der reichste Segen Gottes müßte sich über ein Hauswesen verbreiten, in welchem die alte fromme Sitte als unverbrüchliche Pflicht von allen Hausgenossen beobachtet würde, am Morgen gemeinschaftlich die Herzen zu Dem zu erheben, der den Bewohnern des Hauses diesen neuen Tag geschenkt hat, und mit seinem Vaterauge voll Liebe über dasselbe wacht; ebenso am Abende, ehe man sich zur Ruhe begibt, mit dankerfüllter Brust allen Kummer und alle Sorge in seinen Schoß zu legen und sich seiner Barmherzigkeit zu empfehlen, und endlich vor der Mahlzeit über die Gaben seiner Güte die Hände zum vertrauensvollen Gebethe zu falten, nach derselben aber für die genossenen ehrfurchtsvoll zu danken, gemäß den Worten des Psalmiste«: »Preise meine Seele den Herrn, und vergiß nicht die Wohlthaten dessen, der dein Verlangen mit Gütern erfüllt. (Pf. 611. 2. 5.) Ein einziges andächtig gesprochenes Vater unser würde wie ein angenehmer Wohlgeruch zu unserm himmlischen Wohlthäter emporsteigen, weil er darin die Worte seines Sohnes erkennt. Wenn uns verheißen ist, sagt der h. Cyprian, daß wir alles erlangen, um was wir im Namen Jesu bitten (Johannes XIV. 13. 14.), um wieviel wirksamer wird unser Flehen sein, wenn wir nicht nur in seinem Namen, sondern auch mit seinen Worten bitten. So wie aber schon das Gebeth des Einzelnen wohlgefällig zu dem himmlischen Vater dringt, um so wohlgefälliger muß es dahin gelangen, und um so sicherer kann es auf Erhörung rechnende mehrere sich zum gemeinschaftlichen inbrünstigen Gebethe vereinigen; »Wenn zwei aus euch, sagt Christus bei Matth. XVIII. 19. 20., auf Erden einstimmig sein werden über was immer für eine Sache, um die sie bitten wollen, so wird es ihnen von meinem Vater, der im Himmel ist, gegeben werden; denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen»; daher denn auch die vielen frommen Vereine, die in der katholischen Welt mit Gutheißung der Bischöfe zu manchfachen heilsamen Zwecken sich bilden, und ihre christlichen Bestrebungen mit vereintem Gebethe unterstützen, nicht genug empfohlen werden können, da sie so manchen heillosen Bestrebungen gegenüber auf eine Umkehr zu bessern Gesinnungen hinwirken, und nur eine reuige Umkehr das göttliche Vaterherz und dessen Barmherzigkeit dem Sünder wieder zuzuwenden vermag. Zu dieser reuigen Umkehr ladet uns die Kirche eben itzt beim Beginne der vierzigtägigen Fasten, welche eine allgemeine feierliche Bußzeit ist, ganz besonders ein. Beim Eintritte derselben wollen wir es uns daher nicht verhehlen, sondern mit dem demüthigen und reuevollen Könige David bekennen, daß wir alle Sünder sind, und der Erlösung bedürfen, welche nur durch das Verdienst des genugthuenden Gehorsams Christi uns zu Theil werden kann. Benützet daher, geliebte Diözesanen! diese heilige Zeit, um im Sakramente der Buße durch Christi Blut Euch rein zu waschen von Euer« Sünden, und den verlornen Frieden des Herzens wieder zu gewinnen; benützet sie, um im allerheiligsten Sakramente des Altars zur Einhaltung der gefaßten guten Vorsätze und zur Ausdauer im Kampfe gegen die Sünde Euch zu stärken; benützet sie, um durch Werke der Buße, als da sind: Gebeth, Almosen und Fasten, zur vollkommenen Aussöhnung mit Gott zu gelangen »Das Gebeth mit Fasten und Almosen ist besser, als- Schätze von Gold aufzuhäufen, sprach Raphael zu Tobias XII. 8—9.; denn das Almosen errettet vom Tode, reinigt vo n Sünden und macht, daß man Barmherzigkeit und das ewige Leben finde.« Darum meine Geliebten! sei Euer Gebeth setzt häufiger. Euere Mildthätigkeit freigebiger und reichlicher, Euere Hebung in jeder Art von Entsagung und Vcrläugnung bereitwilliger, und vor Allem freudig die demüthige Unterwerfung unter das Fastengeboth, welches die Kirche, Eure liebende Mutter, zu Eurem Heile Euch auferlegt; denn wer weiß es nicht, daß das. Leben des Menschen ein beständiger Kampf ist, daß der Mensch den gefährlichsten Feind seines Heils in sich selbst herum trägt, welcher da ist die Begierlichkeit des Fleisches, das gegen den Geist begehrt. Eine schmählichere Knechtschaft aber kann man sich wohl nicht denken, als wenn der Mensch seines geistigen Adels vergessend, den sinnlichen Trieben dienstbar wird, und dießfalls nicht selten unter das unvernünftige Thier herabsinket. Deßhalb ist es der Wille Gottes, verkündigt allen Menschen durch seinen Eingebornen, daß der Geist gegen das Fleisch begehre und von diesem sich nicht beherrschen lasse. »Wer nach mir kommen will, verläugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich.« (Luk. IX., 23.). Jede Vcrläugnung ist aber ein Kampf. Die Kirche, wohlkennend die Schwäche ihrer Kinder, will dieselben für diesen Kampf einüben; sie legt ihnen geringe Entbehrungen auf, damit sie durch deren Uebernahme gestärkt, auch größere Prüfungen im Kampfe siegreich bestehen können; sic ermäßigt eben darum das kirchliche Fastengeboth, welches die Gläubigen einst strenge hielten, und seiner Strenge durch ihren Eifer sogar voraneilten, und läßt dabei Milderungen eintreten, die einen nur geringen Aufwand von Selbstverläugnung erheischen, damit selbst derjenige, in dessen Herzen der Glaube abgemattct ist, keine Entschuldigung finde, sich dieser Entbehrung zu entziehen, sondern seiner Pflicht gerne ein Opfer bringe, durch welches sein Glaube erwärmt, seine Anhänglichkeit an die katholische Kirche gekräftiget und zugleich ein äußeres Bekenntniß des katholischen Glaubens gegeben wird. Indem ich, geliebte Diözesanen! einerseits auf Eure gute Gesinnung vertraue, und von derselben die genaue Einhaltung des kirchlichen Fastengebothes erwarte, andererseits aber der menschlichen Schwäche zu Hülfe kommen möchte, will ich, wie im verflossenen Jahre, auch in dem gegenwärtigen eine Milderung des Fastengebothes eintretcn lassen, und ertheile für die heranrückende vierzigtägige Fastenzeit bis zur nächstjährigen, kraft der vom heiligen Stuhle erhaltenen Vollmacht und mit Berücksichtigung der Zeitverhältnisse hinsichtlich der gebothenen Enthaltung vom Fleischgenuße nach¬ stehende Dispens: das eigentliche Fasten, -.h. -er Abbruch an der Nahrung bleibt gebothen, und nur einmalige Sättigung ist gestattet: 1. An allen Tagen der vierzigtägigen Fastenzeit, mit einziger Ausnahme der Sonntage; 2. an allen Mittwochen und Freitagen des Advents; 3. an allen Quatember-Mittwochen, Freitagen uud Samstagen; 4. an dem Sonnabende vor Pfingsten (29. Mai), an den Vorabenden der Feste: der h. Apostel Peter nnd Paul (28. Juni), Mariä Himmelfahrt (14. August), Allerheiligen (31. October), Mariä Empfängniß (7. Dezember), der Geburt des Herrn (24. Dezember). «. Das Geboth, sich des Fleisch-Essens zu enthalten, besteht: 1. Für alle Freitage des ganzen Jahres; 2. für alle Quatembertage; 3. für alle Samstage der Fastenzeit, für den Aschermittwoch und für den Gründonnerstag; 4. für den Sonnabend vor Pfingsten und für die 5 übrigen obenbezeichneten Vorabende höherer Feste. Wer indessen von dieser Dispens keinen Gebrauch machen, sondern nach dem alten christkatholischen Gebrauche an allen gebotheuen Fasttagen, so wie auch an den Samstagen des ganzen Jahres, keine Fleischspeisen genießen will, wird vor Gott und der Kirche besonders verdienstlich erscheinen, wenn er dieses aus srommen Eifer thut, und diejenigen nicht verachtet, die sich der kirchlichen Milderung dieses Gebothes bedienen. So wie es aber jedem unbenommen bleibt, nach dem Maße seines innern Dranges sich selbst größere Entbeh¬ rungen im Geiste wahrer Demuth und Buße aufzulcgen, so mnß denjenigen, die von dieser Dispens Gebrauch machen werden, hiemit ausdrücklich bemerkt werden, daß an jenen gebotheuen Fasttagen, an welchen der Genuß der Fleisch¬ speisen gestattet wird, nämlich an den dispensirten Tagen der vierzigtägigen Fastenzeit mit Ausnahme der Sonntage, und an den Mittwochen des Advents, Fleisch nur zu Mittag, dagegen Abends vom Fleische nur die Suppe genossen werden darf, es feie denn, daß Alters-, Armuths-, schwere Arbcits- oder mißliche Gesundheits-Verhältnisse Abends den Mitgenuß einer Fleischspeise erheischen; daß es aber jedenfalls an solchen dispensirten Fasttagen verbothen bleibt, Fische und Fleischspeisen zugleich zu genießen und daß jeder, der von dieser kirchlichen Dispens Gebrauch macht, mit vermehrtem Eifer sich angelegen sein lassen muffe, die Absicht des kirchlichen Fastengcbothes, unsere Heiligung, durch Bezähmung der Sinnlichkeit, durch Ucberwindnng böser Neigungen, durch dankbare Erinnerung an das Leiden und Sterben des göttlichen Erlösers Jesu Christi und durch Werke hülfrcicher Nächstenliebe zu erreichen. Solchen, die in drückender Armuth, oder gar von der Mildthätigkeit Anderer leben, oder sonst hinsichtlich der Nahrung von Andern ganz abhängen, können die Beichtväter und Seelsorger auch eine ausgedehntere Dispens ertheilen; Andere aber, deren Verhältnisse allenfalls eine solche erheischen, mögen sich deßhalb an das Ordinariat wenden. Ordenspersonen bleiben zu den durch ihre Regel vorgeschriebenen Fasten verpflichtet. Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit Euch Allen! Gegeben am bischöflichen Wohnsitze zu Laibach, am » Februar 18S2. Anton Aloys m p Fürstbischof.