!iak"Läna in univki-rilktns knjiLniva v l.juk!jsni 'ML' -I vll . !! s , I . Der v öxo^ t.ox> heilige Kreuzweg v o m seligen Leonnrdus u?ortu " - Aos dem Italienischem Nebst einem vollständigen, die neuesten Entscheidungen des heil. Stuhles enthaltenden LliMrichle über die Rreuzweglmdachl, und einem Anhänge von Meß-, Deicht-, Kommunion-, Morgen-, Abend - Gebeten, Andachten zu den 5 Wunden Jesu, 7 Schmerzen Mariä, bei Desuchung der heil. Gräber, entnommen aus den Werken des heil. Franz v. Sales, Alphons Lignori n. a., herausgegeben von ^08eM SiiMN, Domherrn und Dompsarrer zn Laibach. (Mit 14 Stahlstichen als Stationsbildcrn, gezeichnet vom Prof. Joseph Führich, und erklärenden, Texte von, Dr. und Prof, der Theologie Wilhelm Rei fehl.) Mit Genehmigung des Hochwürdigsten fiirstbischöflichen Ordinariates Laibach. Laibach, 1862. Gedruckt bei Joseph Blas ulk. .1 V 2ii2ü O ihr Alle, die ihr voriibcrgchct auf dem Wege, habet Acht und schauet, ob sei ein Schmerz, gleich meinem Schmerze, Klagelied Jcremiä l, 12, Da übergab er (Pilatus) ihnen denselben, daß Er gekreuziget würde. Sie übernahmen also Zcsum und führten Ihn hinaus. Und Er trug Sein Kreuz und ging hinaus zu dem Orte, den man Schädclstätte nennt, auf Hebräisch aber Golgatha, Zoh, IS, 16, 17, Vorrcdc. MDer allgemeine Beifall, die tiefe Rührung, welche ^D-Mdie, nach den berühmten Zeichnungen des echt ka- thelischen Künstlers Professor Führich, von Joseph U Plank in Wien herrlich gemalten, am Feste der s Apostel Simon und Judas 1860 geweihten und in der hiesigen Domkirche errichteten Kreuzweg- Stationsbilder bei allen Klassen der Stadtbewohner her¬ vorgerufen; die freudige und große Theilnahme, welche die Gläubigen aus allen Ständen bei den in der heurigen Fastenzeit in slovenischer und deutscher Sprache öffentlich abgehaltenen Kreuzweg-Andachten au den Tag legten, weckte in den Herzen der Kreuzweg-Besucher die Sehn¬ lucht und das Bedürfniß nach einem Andachts- und Gebet¬ buche, welches mehrere und mannigfaltige Kreuzweg-Be¬ trachtungen enthalten und mit würdevollen, zur Erbauung dienenden Stations-Bildern verziert sein soll. Diesen frommen und gerechten Wunsch erfüllen, diesem wirklichen Bedürfnisse abhelfen, und so den Kreuz¬ weg-Besuchern, wie meinen Mitarbeitern im Weinberge des Herrn einen Dienst erweisen zu können, gereicht mir zum wahren Seelentroste. - 1* IV Vor allen wird empfohlen das inhaltreiche, berühmte Krenzweg-Andachtsbuch: „Das Licht und die Liebe der Welt Jesus Christus", welches nebst Meß-, Beichtgebeten u.s. w. 14 verschiedene Kreuzweg-Andachten, nämlich: für die Zeit des Kirchenjahres, — für Trostlose und Betrübte, — für fromme, gottliebende Seelen, — am Tage der heiligen Kommnnion, — nm eine glückliche Sterbestunde zu er¬ bitten — enthält, vor 115 Jahren vom Franziskaner-Or¬ denspriester patei- Skiiklttivr in der ersten, vor 3 Jahren vom bekannten Geistesmanne 8iiilLvI in der 15. Auflage herausgegeben wurde, uud nun auch hier, mit unten belobten 14 Stahlstichen als Stations- Bildern zn haben ist. Der Umstand, daß dieses Buch durch mehr als Ein Jahrhundert fortwährend so sehr- verbreitet, so viel benützt und so oftmal aufgelegt wurde, empfiehlt es am besten und beweist am deutlichsten, wie werthvoll und nützlich, lieb uud theuer es den Gläubigen ist. Auch „das Leiden Jesu Christi, betrachtet in heben KreuMg-Andachten", herausgegeben von der Maria« n isch e n Gesellschaft zur Verbreitung guter Bücher in Innsbruck, wird gewiß sehr willkommen uud nützlich sein. Im vorliegenden Büchlein enthält der Unterricht über den Kreuzweg Alles, was die Päpste und die Con- gregation der Ablässe bis 1859 bezüglich der Errichtung und des Besuches des Kreuzweges erlassen haben, und ich bitte denselben recht aufmerksam öfters d urch z ulese n. Die herrlichen, ausdrucksvollen Stahlstiche sind ganz die nämlichen ausgezeichnet schonen Stationsbilder von v Führich, welche in unserer Domkirche Jeden rühren und erbauen. Was des frommen Künstlers Hand an¬ derswo im großen Bilde schuf, bringt er hier im engern Raume, jedoch so glücklich, daß der Kraft und dem Geiste eines umfangreichen Gemäldes nicht Abbruch gethan ist, als eine Zierde des christlichen Hauses, als ein Mittel stiller verborgener Andacht und Erbauung, besonders für Sieche, Altersschwache und Kranke in ihrer einsamen Kammer, als eine Predigt, die durch das Auge zum Herzen spricht, damit dieses selbst aller Orten seines Erlösers gedenke und dessen, was er gelitten zu unserer Rechtfertigung und Sühne. — Durch die beigefügte aus¬ führliche Erklärung des Bildes werden die frommen Leser den erhabenen Sinn, die hohe Bedeutung der Darstel¬ lungen, den großen Werth unserer Stationsbilder in der Domkirche recht würdigen, und so das Leiden Jesu mit einer innigeren Nene und Zerknirschung betrachten können. Ein gelehrter Priester rühmt in den Blättern aus Tirol diese Bilder mit den warmen treffenden Worten: „Man sieht und fühlt es, der Meister hat diese ergrei¬ fenden Kreuzwegscenen unter Gebet und einer tief inner¬ lichen Meditation aufgefaßt". — Eine geistreiche, kunstver- ständigeOrdensperson schreibt darüber: „Der selten fromme Ausdruck der Ergebung, Milde, Hingabe, der Liebe und des Schmerzens in Jesus, Maria, Johannes und Magdalena stößt wahrhaft Vertrauen, Reue, Zerknir- ichung uud ganz eigene Gefühle ein; Jeder wird bei diejen Bildern ohne Gebetbuch tief aus dem Herzen beten können." VI So nehmet denn hin dieses Büchlein, geliebte Christen, benützet es recht ost zur Ehre Gottes, zum Heile der armen Seelen im Fegefeuer, zu Eurem Seelenheile, um zu schöpfen aus den Quellen des Erlösers, nm Euch immer mehr und mehr zu heiligen, um Eurem Jesus ähnlich zu werden im Leben, im Leiden und im Sterben! Alks, Alles zur größeren Ehre Jesu des Gekreu¬ zigten und Seiner schmerzeureichen Mutter Maria! Laibach am Feste des heil. Wulms, den 6. Lejembcr 1861, inn Luge der Feier des ÄOO jnlnigen Inbiliimns der Stillung unseres Nisthunis und NumknMs. Unterricht über den KrenMg. ErMmmg und Ursprung des Kreuzweges und der Kreuzweg-Andacht. Kreuzweg, (via eruois, via dolorosa), in Jerusalem selbst DM9„der heilige Weg" genannt, ist und heißt ursprünglich die ^sj^Wegstreckc, welche der Heiland an dem Leidensmorgcn, mit Kreuze beladen, durchschritten hat, ausgehend von dem Richthause des Pilatus bis zur Stätte seines Todes auf Gol- gatha. Die Verehrung und fromme Besuchung dieses Kreuz¬ weges (welcher die ergreifendsten Scenen jenes großen Tages immer aufs Neue in's Gedächtnis) zuerst der einstigen, noch unmittelbaren Augenzeugen zurückrief, dann aber eben durch deren Überlieferung in der Erinnerung aller Gläubigen geheiliget wird) —> geht mit ihren Anfängen in Jerusalem bis an die Wiege des Chri- stenthums selbst zurück. Beglaubigte Legende erzählt, daß die heilige Mutter des Herrn, Maria, den Kreuzweg, welchen das Blut ihres gebenedeiten Sohnes bethaut hatte, besuchte, die Apostel aber nicht minder wie die ersten Gläubigen zu Jerusalem ihr in solcher Verehrung der heil. Leidens- stättcn (Stationen) gefolgt seien. Da der Besucher, welcher den Kreuzweg durchwandelte, bei jeder einzelnen Leidensstätte mit seiner Betrachtung auch auf einem besonder» Geheimnisse ans dem Leiden 8 Christi verweilte, so erschien dieselbe in der That als Halt- oder Ruhepunkt, als Station. — Solcher Stationen des Gebetes und der Betrachtung zählt der Kreuzweg zu Jerusalem und sohin die älteste derartige Andachts-Uebung, vierzehn. Unzählige Schaaren der Gläubigen wallfahrteten seit Constantins Tagen aus allen Landen der christlichen Welt zu den Orten, welche der Gottmensch durch seine Gegenwart hienieden, durch seine Wunder, und vor Allem durch sein Leiden für immer theuer gemacht, verherrlichet und gc- heiliget hatte. — Nach Bethlechem und Nazareth aber fesselte des Pilgers Andacht nichts so sehr, als der Schmerzensweg zu Jerusalem. Reiche Ablässe und geistliche Gnaden in Fülle erthcilt von der Kirche, welche die Betrachtung des Leidens Christi mit unbegränzter Liebe jederzeit geübt und befördert hat, erhöhet«: die Sehnsucht ihrer Kinder, einmal im Leben jene heil. Stätten besuchen und die Orte, wo unser Heil so barmherzig war gewirkt worden, mit Thränen des Dankes und in Gebeten des Reueschmerzens, wie zugleich der Erlösungsfreude, verehren zu können. Doch wie zahl¬ reich auch der Pilger Schaaren, der friedlich wallenden Männer und Frauen sowohl als während der Kreuzzüge auch die Heere gewaffneter Pilger jemals gewesen; verhältnißmäßig nur Wenige:: im Ganzen ward das Glück persönlichen Besuches des wirklichen Kreuz¬ weges im Jerusalem zu Theil. Daher gestattete der apostolische Stuhl auch an anderen Orten, in den Kirchen und Kapellen Kreuze und Gemälde zn errichten, welche die rührenden Begebenheiten, die sich auf dem eigentlichen Kreuzwege zu Jerusalem zugetragen, vor¬ stellten. Der selige Alvar ans dem Prediger-Orden und später die Väter aus dem Orden des heil. Franziskus, denen seit dem Jahre 1342 die Bewachung der heil. Orte anvertraut ward, hatten diese Abbildungen oder Stationen in ganz Europa eiugeführt und verbreitet. Die vierzehn Stationen bedecken in tiefergreifender Reihen¬ folge die Seitenwände beinahe aller unserer Pfarrkirchen. Jene weißen Denkfaulen, welche so oft durch Waldesgrün herabschimmern, sanft die Höhe hinaufsteigend — eine eigenthümliche Zierde altka¬ tholischer Städte und Dörfer, — beredte Zeugen des religiösen 9 Sinnes und der Glaubenswärme unserer Vorältern, — auch sie umschließen Bilder der Stationen des Kreuzweges, bestimmt und gestiftet den Wanderer im Namen seines Heilandes zu mahnen: „Der du am Wege vorüber gehst, habe Acht und schaue, ob sei ein Schmerz gleich meinem Schmerze"! — „Die römischen Päpste", — sagt P. Maurel in seinem in Rom bestätigten Buche: Die Ablässe und ihr Wesen — „welche die Vortrefflichkeit und Wirksamkeit dieser Andacht in ihrem ganzen Umfange klar erkannten und Stationen zn errichten gestatteten, wollten dieselben zugleich mit all jenen Ablässen bereichern, die sic dem wirklichen Besuche der heiligen Orte bewilligt hatten. Also, zu Folge der Breven und Con¬ stitutionen der Päpste Innocenz XI., Jnnocenz XII., Benedict XIII., Clemens XII., Benedict XIV. gewinnen alle diejenigen, welche in der gehörigen Fassung und Gesinnung den Kreuzweg machen, alle Ablässe, die den Gläubigen, welche in eigener Person die heiligen Orte von Jeru¬ salem besuchen, bewilliget sind; und alle diese Ablässe können den Verstorbenen zugewendet werden. Nun steht es fest, wie man in dem Bullarinm des heiligen Landes sehen kann, daß denen, welche die heil. Orte von Jeru¬ salem besuchen, zahlreiche, theils vollkommene, theils unvollkommene Ablässe bewilligt sind. Aber wie lauten dieselben im Einzelnen? Die heil. Congregation der Ablässe verbietet in ihren Unterwei¬ sungen über die Art, wie man den Kreuzweg abhalten soll, welche am 3. April 1731 von Clemens XII. und am 10. Mai 1742 von Benedict XIV. bestätigt wurden, den Katecheten, Predigern und Andern, dieselben einzeln anzugeben, und namentlich, dieselben an den Stationen aufzuschreiben oder einzugraben (11. Unterweisung). Unter den Gründen dieses Verbotes war wohl auch der, daß mehrere alte Breven, durch welche die römischen Päpste dem Kreuzwege reiche Ablässe verliehen hatten, in einer Feuersbrunst, welche das Archiv der Franziskaner zu Jerusalem zerstörte, sollen verbrannt sein." 10 Notwendige Bedingungen, nm diese Ablässe zu gewinnen. I. Der Kreuzweg, der in allen Kirchen, öffentlichen und Pri- vat-Kapellen, selbst außerhalb der Kirchen und Kapellen, auf Kirch¬ höfen, Hügeln, wie auch auf der Emporkirche, im Chore, in Privat- und Krankenzimmern errichtet werden kann, muß vorschriftsmä¬ ßig eingesegnet sein. Weil die göttliche Vorsehung die heiligen Orte unserer Erlö¬ sung zu Jerusalem den Vätern aus dem Orden des h. Franziskus anvertraut hat, welche dieselben schon über 5 Jahrhunderte bewachen, am Grabe des Erlösers Tag und Nacht beten, so haben die Päpste ihnen die Vollmacht ertheilt, die Kreuzwege zu errichten und einzu- scgnen, und zwar dem General dieses Ordens und mit seiner Be¬ willigung allen ihm untergeordneten Vätern.*) Jeder andere Priester, der einen Kreuzweg einsegnen will, muß die besondere Vollmacht vom h. Stuhle dazu haben, damit bei dem¬ selben die gewöhnlichen Ablässe gewonnen werden können. Der gelehrte P. A. Manrel, Priester der Gesellschaft Jesu, führt in seinem Werke: Die Ablässe, ihr Wesen und Gebrauch (welches die heil. Congregation der Ablässe und Reliquien am 12. Dezember 1857 „nach sorgfältiger Prüfung" mit den Worten bestä¬ tigte, „daß man sich in Betreff der darin enthaltenen Dekrete und Ablässe an dasselbe halten soll") die neuesten Bestimmungen hin¬ sichtlich der Errichtung und Einsegnung des Kreuzweges an, welche für Vorsteher der Kirchen von großer Wichtigkeit sind und hier wörtlich folgen: 1. „Der Priester, welcher den Kreuzweg errichtet, muß ent¬ weder unmittelbar oder mittelbar, d. h. durch die Congregation der Breven, oder durch den Pater General der Mindern-Brüder-Obser- vanten, oder durch seinen Bischof die besondere Vollmacht hierzu vom Papste erhalten haben, wie auch, und zwar schriftlich die 8. eouxr. Rex. 1. 1t. et 10. äe vi» oruois. — 11 — Zustimmung des Bischofes und die Erlaubniß des Pfarrers der Kirche oder des Vorstehers des Ortes, wo der Krenzweg errichtet werden soll, gemäß mehreren Dekreten der h. Congregation, besonders vom 27. Jänner 1838 und vom 25. September 1841." „Die Urkunde über die Errichtung muß, um allen Zweifeln, die sich in der Folge erheben könnten, vorzubeugen, sobald als mög¬ lich ausgefertigt werden. Es muß das apostolische Reskript, kraft dessen die Errichtung stattgefunden, die Bevollmächtigung des Bi¬ schofes, die Erlaubniß des Pfarrers oder des Vorstehers jenes Ortes nnd das Datum dieser drei Aktenstücke enthalten, und von dem be¬ vollmächtigten Priester nnd dem Pfarrer oder dem Vorsteher unterzeichnet sein, ja man nimmt ganz füglich noch einige Zeugen hinzu. Dann muß dieses Aktenstück zur Aufbewahrung in die bischöfliche Kanzlei geschickt, die gleichlautende Abschrift aber, oder wenigstens ein Be- glaubigungszeugniß über die Errichtung in dem Archive der Pfarrei oder des Ortes, wo der Kreuzweg errichtet ist, aufbewahrt werden." Dekret vom 25. September 1841. „Doch hat es nach den Erklärungen, welche die h. Congrega¬ tion schon am 27. Jänner 1838 gegeben, nicht den Anschein, als seien alle diese Förmlichkeiten unter der Strafe der Ungültigkeit strenge gefordert. Man kann dieß aus dem Texte selbst beurtheilen, wie er mir im Sekretariat der Congregation gegeben wurde." Der Verfasser fuhrt mehrere Entscheidungen in lateinischer Sprache an. 2. „Die Einsegnung der vierzehn Kreuze ist für die Verlei¬ hung der Ablässe unumgänglich uothwendig, aber nicht die der Ge¬ mälde, welche nicht da zu sein brauchen: denn der Ablaß ist blos mit den Kreuzen verbunden. (Entscheidung vom 13. März 1837 — und von, 22. August 1842.) Ja nach einem Dekret vom 30. Jänner 1839 darf man die Gemälde oder Bilder nicht einsegnen: slinimo vero imuAines, per stuus UosiAnuntur 8tntion68. Ebenso sagt auch ein Dekret vom 22. August 1842. Daß die Kreuze von Holz seien, ist nach mehren Dekreten (2. Juni 1838, — 14. Juni 1845) wesentliche Bedingung. Doch kann man sie vergolden nnd mit andrer metallener Verzierung einfassen. Auf 12 Mauern gemalte Kreuze können nicht genügen. Stellt man noch Gemälde auf, so müssen dieselben die vierzehn Sceuen darstellcn, welche Jedermann bekannt, durch päpstliche Dekrete und die Ueber- lieferung bestimmt sind, und von denen die erste zeigt, wie Jesus Christus zum Tode verurtheilt wird. Diese Stationen sind grade die des Kreuzweges zu Jerusalem. Mau hat in jüngster Zeit eine neue, von der alten abweichende Ordnung der Stationen oder Ge¬ mälde ersonnen, die nach einem Dekret vom 16. Februar 1839 zu verwerfen ist." 3. „Der Kreuzweg verliert seine Einsegnung und seine Ab¬ lässe nicht, wenn man neue Gemälde an die Stelle der alten setzt, (denn die Gemälde sind hier nur Sache der Andacht), auch nicht, wenn dasselbe mit den Kreuzen geschieht, wofern man nicht den größten Theil derselben durch neue ersetzt, folglich so, daß mehr alte Kreuze bleiben, als mau neue aufstellt." (Entscheidungen vom 22. August 1842 — und vom 14. Juni 1845.) 4. „Die Ablässe gehen nicht verloren, wenn man, um die Mauern einer Kirche zu weißen, zu Putzen, auszubessern, zu bemalen oder zu schmücken, die Kreuze und Gemälde wegnimmt und sie dann wieder au ihre Stelle setzt." (Entscheidungen vom 21. März 1836 — und vom 3. August 1842.) 5. „Auch wenn man in diesem Falle ihre Stelle wechselt, uni sie in eine ebenmäßigere Ordnung zn bringen, aber in derselben Kirche oder Kapelle, behält der Kreuzweg noch seine Ablässe." (De¬ krete vom 22. August 1842 — und vom 20. August 1844.) 6. „Es ist zur Gültigkeit des Kreuzweges nicht nothwendig, daß der Priester selbst, welcher ihn errichtet, die Kreuze oder Ge¬ mälde aufstelle, sondern er kann dies einem Andern überlassen; ja dieser könnte dieselben ganz für sich allein, zu jeder andern beliebi¬ gen Zeit, ohne irgend eine Feierlichkeit und ohne Gegenwart von Zeugen an ihre Stelle bringen." (Dekrete vom 22. August 1842 — und vom 20. März 1846.) So übergibt bei der Errichtung eines Kreuzweges iu dem Chore eines Klosters, das Clausur hat, der Priester, welcher die Kreuze gesegnet hat, aber nicht zur Auf- stellung derselben das Kloster betreten darf, sie einfach den Ordens¬ schwestern, die sie dann selber aufstellen." „Nach allgemeinem Gebrauch, der auf frommen Gründen der Schicklichkeit beruht, bringt man das erste Kreuz und das erste Ge¬ mälde auf der Seite des Evangeliums an; doch ist diese Ordnung nicht strenge gefordert." (Dekret vom 13. März 1837.) II. Unsere heil. Kirche lehrt, daß derjenige, welcher einen Ablaß gewinnen Witt, im Stande der Gnade, d. i. ohne Todsünde sein muß; denn durch den Ablaß wird nicht die Sünde, sondern nur die zeitliche Strafe nachgelassen, die der Sün¬ der, nachdem er iin Sakramente der Buße Verzeihnug seiner Sün¬ den und der ewigen Strafen erhalten, entweder in diesem, oder im andern Leben leiden müßte. Wer also des Kreuzwegablasses theil- haftig werden will und sich in einer Todsünde befindet, der soll sein Gewissen durch das Sakrament der Buße reini¬ gen, oder sich doch durch eine wahre vollkommene Reue über seine Sünden in den Stand der Gnade versetzen und den ernstlichen Vor¬ satz machen, sobald als möglich dieselben zu beichten. Weil aber durch die Erfahrung bestätiget ist, daß durch den Besuch des Kreuzweges die Augen auch der verhärtetsten Sünder ge¬ öffnet, ihr Inneres erschüttert, ihr Herz mittelst der Gnade Gottes gerührt und zur Buße bewegt wird, so soll diese Andacht auch im traurigen Stande der Sünde nicht unterlassen, sondern vielmehr, um die Gnade der Bekehrung zu erlangen, mit allem Fleiße geübt werden. Kann der Sünder im Stande der Un¬ gnade für sich diese Ablässe nicht gewinnen, so kann er sie für die armen Seelen im Fegefeuer, die dort leiden, der Gnade Gottes hingegen nicht beraubt sind, aufopfern, wie diese vieles treffliche Gottesgelehrte behaupten. III. Die dritte Bedingung ist, bei der Besnchung der 14 Stationen das Leiden Jesu Christi zu betrachten. Der Verfasser des obgenannten Buches erklärt dieß auf folgende Weise: „Die Naccolta sagt nur: beim Besuchen des Kreuzweges betrachte man nach persönlicher Fähigkeit das Leiden 14 Unsers göttlichen Erlösers Jesu Christi. Sie verpflich¬ tet also nicht, wie mehrere Verfasser es verlangen, über jede der vierzehn Stationen eine besondere Betrachtung anzustellen. Die Betrachtung des Leidens im Allgemeinen genügt, und nirgends findet man die Betrachtung der vierzehn Stationen im Besondern angege¬ ben und gesondert. Zwar hat die h. Cvugrcgation der Ablässe auf eine hierüber eingegangene Anfrage geantwortet (16. Febmar 1839), man müsse über die durch die Station vorgestellteu Geheimnisse be¬ trachten; aber die Erklärung wird zu Rom als Rath betrachtet, keineswegs als eine Bedingung, deren Nichtbeachtung die Gewinnung der Ablässe verhindern würde. In der 6. Unterweisung wird mit klaren Worten gesagt, eö genüge, auch nur kurz über das Leiden Unsers Herrn zu betrachten, und dieses sei die unerläßliche Bedin gung zur Gewinnung des Ablasses. In mehreren Kirchen und Ka¬ pellen in Frankreich, Italien, u. s. w. findet man Kreuzwege nur mit Kreuzen, ohne Bilder. Nun gibt cs dort gewiß auch solche, die wohl betrachten, aber nicht lesen können oder nicht die für diese An¬ dacht passenden Bücher haben. Diesen würde es also sehr schwer fallen, den Kreuzweg zu machen, wenn sie verpflichtet wären, sich die einzelnen Stationen, eine nach der andern, vorznstellen. Man muß sich hierin an die Raccolta halten, deren 13. Ausgabe vom Jahre 1855 S. H. Pins IX. ganz eigens approbirt hat." „Die einfachen Gläubigen, welche eine zusammenhängende Be¬ trachtung nicht halten können, dürfen sich damit zufrieden stellen, nach ihrer Fähigkeit, andächtig an irgend einen Umstand des Leidens Christi zu denken. Sie werden jedoch ermahnt, aber ohne daß dieses eine Verpflichtung sei, vor jedem Kreuze ein Vater Unser und ein Gc grüß et seist du Maria zu beten und einen Act der Neue über ihre Sünden zu erwecken." (6. Unterweisung.) (Dekret vom 16. Februar 1839.) „Die Beichte und Kommunion sind nicht vorgeschrieben, sondern es genügt, im Stande der Gnade zu sein und wahre Reue über alle seine Sünden zu haben. Auch ist nicht nothwendig, bei jeder Station den ^.Uoruinus tv, OUristo . . oder Wir — 1ö — beten dich an . . bas Vater Unser, das Gegrüßet seist du und die Nissrsre riostri . . oder Erbarme dich unser . . k?iäs1iuin nuirnus . . die Seelen der verstorbenen Gläubigen . . zu beten, oder die Erwä¬ gungen zu lesen, welche in den Büchern diesen Gebeten immer bei¬ gegeben sind. Da jedoch der Gebrauch, diese Gebete zu verrichten und diese Erwägungen zu lesen, sehr heilsam ist und ganz besonders dazu beitrügt, den Kreuzweg gut zu machen, so gibt die h. Congre- gation der Ablässe den Rath, von demselben nicht abzngehen, erklärt ihn aber keineswegs für unerläßlich." (Erklärung vom 3. April 1731.^ „Auch besteht keine Verpflichtung, wenn man den Kreuzweg öf¬ fentlich mit Andern oder für sich allein, in einer Kirche oder einer Kapelle, wo er canonisch errichtet ist, abgemacht hat, zum Schluffe in der Meinung des Papstes sechs Vater Unser, Gegrüßet seist du Maria und Ehre sei dem Vater zu beten." (Dekret vom 2. Juni 1838.) bV. „Soll man wirklich alle Stationen besuchen, ohne auch nur Eine auszulasscn", sagt P. Maurel, „sich also bei jeder Station erheben, den Platz wechseln und von einer Station zur andern schreiten, es sei denn, man könne aus körperlicher Schwäche, des zu beschränkten Raumes oder der zu großen Volksmenge wegen diesen kurzen und frommen Gang nicht machen. In diesem Falle genügt es, eine kleine Bewegung zu machen und sich gegen die folgende Station zu wenden. Diese fromme Ucbnng ist im Kleinen die Pilgerfahrt des Kreuzweges zu Jerusalem. Man beachte also wohl, daß in Fällen, wo es nicht möglich ist, von einer Station zur andern zu gehen, die Dekrete der heil. Congregatiou immerhin irgend eine Bewegung des Körpers verschreiben." (Wie z. B. das Auf¬ stehen und Niederkuieen bei jeder Station.) (Dekret vom 30. Sep¬ tember 1837 und 26. Februar 1841.) V. Muß man die Stationen nach einander in einem Zuge besuchen, worüber P. Maurel wörtlich Nachstehendes sagt: "Man hatte bisher allgemein in Frankreich geglaubt und in fast 16 allen Abhandlungen' über Ablässe gelehrt, eS sei nicht nothwendig, die vierzehn Stationen nach einander durchzngehen. Ich selbst habe in der ersten Ausgabe dieses Werkes die Ansicht ausgesprochen, man könnte ein oder zwei Mal unterbrechen, wofern man nur an dem¬ selben Tage den ganzen Kreuzweg durchginge. Da hat die h. Con- gregation durch ein Dekret vom 14. December 1857, welches der h. Vater Pius IX. am 22. Januar 1858 bestätigte, bas Gegen- theil entschieden. Diesem Dekrete zu Folge gewinnt man die Ab¬ lässe des Kreuzweges nur dann, wenn man die vierzehn Stationen nach einander oder in einem Zuge besucht. Nur so kurze Unterbre¬ chungen, welche die Einheit der vorgeschriebenen Betrachtung kanm oder gar nicht stören, stehen der Gewinnung der Ablässe nicht im Wege." „Macht man mehrere Male an demselben Tage den Kreuzweg, so kann man jedes Mal die mit ihm verbundenen Ablässe gewinnen." Kruzifixe, mit welchen die Ablässe des Kreuz¬ weges verbunden sind. Die Kranken oder Schwachen, sagt die Raccolta, die Ge¬ fangenen, die Christen, welche ans der See oder in Ländern der Ungläubigen Reisen machen, und im Allgemeinen alle diejenigen, welche sich in der Unmöglichkeit befinden,*) die in einer Kirche oder einer öffentlichen Kapelle errichteten Stationen zu besuchen, können die Ablässe des Kreuzweges gewinnen, wenn sie ein hiezu eigens von einem bevollmächtigten Priester eingesegnetes Kruzifix von Holz, El¬ fenbein, Messing, Silber in der Hand halten und vierzehn Vater Unser, Gegrüßet seist du Maria, und Ehre sei dem Eine moralische Unmöglichkeit genügt: ob legitim um imxeäi- men tum, wegen eines rechtmäßigen Hindernisses, sagen die neuesten Rescripte. So können also diejenigen, die sich auf Reisen, ans dem Lande in einer beträchtlichen Entfernung von der Pfarrkirche befinden, ein Priester, ein Ordensmann, die wegen vielfacher Beschäftigungen oder aus andern wichtigen Gründen sich nicht in die Kirche begeben können, nm dort die Stationen zu besuchen, für sich allein mit ihrem Kruzisire die Kreuzweg-Andacht halten. 17 Vater und endlich für den Papst ein Vater Unser, Ge grü¬ ßet seist du Maria und Ehre sei dem Vater beten. Diese Privilegien gewährte Clemens XIV. am 26. Januar 1773 auf Ersuchen der reformirten Mindern-Brüder vom Kloster des h. Bo¬ naventura zu Rom, welche das betreffende Dekret in ihren Archiven aufbewahren. Es ist persönlich, so daß nur derjenige allein, der ein für den Kreuzweg eingesegnetes Kruzifix besitzt, die Ablässe gewinnen kann. (Dekret vom 29. Mai 1841.) Auch kann dieses Kruzifix, laut mehrerer Dekrete, Andern weder verkauft, noch geschenkt, noch geliehen werden, um sie an den Ablässen Theil nehmen zu lassen. Alle Kruzifixe, so klein sie auch sein inögen, können, streng genom¬ men, für den Kreuzweg eingesegnet werden. Doch geziemt es sich nicht, diesen Ablaß mit so kleinen Kruzifixen zu verbinden, welche in den Händen derer, die sich ihrer bedienen, fast verschwinden. Nach dem neuen oben angeführten Dekrete darf die Abbetung der zwanzig Vater Unser, Gegrüßet seist du Maria und der sechs Ehre sei dem Vater nicht, oder wenigstens nicht be¬ trächtlich, noch in einer Weise unterbrochen werden, daß die morali¬ sche Einheit des Gebetes gestört würde. Der hohe Werth und die heilsamen Früchte der h. Krcuzwegandacht. Nach dem Ausspruche des großen Papstes Benedict XIV. (Breve: Cum tuntu vom 30. August 1741) ist der Kreuzweg eine der vorzüglichsten Andachten, welche die Betrachtung des Leidens und Sterbens unsers Herrn Jesns Christus zum Gegenstände haben und so kräftig dazu beitragen, die Sünder zu bekehren, die Lauen anzuspornen, die Gerechten vollkommen zu machen. „Du kannst Gott", sagt der heil. Bonaventura, „kein wohlgefäl¬ ligeres Opfer bringen, für die Abgestorbenen keine gewissere Hülfe derschassen, den Lebendigen keine größere Freude machen, der aller- 18 heiligsten Dreifaltigkeit kein schöneres Zeichen deiner Dankbarkeit geben, als durch die tägliche Betrachtung des leidenden Heilandes." — Der heil. Franz von Sales kennt „kein wirksameres Mittel, um in der Liebe Gottes immer znzunehmen, als die Betrachtung des Leidens und Todes Iesn Christi". Er nennt sie „den süßesten und zugleich wirksamsten ans allen Beweggründen, die uns zur Tugend aneisern können". Der ehrw. Thomas von Kempen glaubt „nichts kräftigeres au¬ geben zn können, um die Sünder zu bekehren und auf den Weg der Tugend zu führen, als die andächtige Besuchung des heil. Kreuzwe¬ ges und die Betrachtung des Leidens Jesu Christi." Rührend und erbauend ist der glühende Eifer, mit welchen: der selige P. Lconardus a Portu Mauritio durch 44 Jahre wirkte, um die heil. Kreuzwegandacht zu verbreiten, die Liebe zu derselben in den Herzen der Gläubigen zu entzünden. Dieser mit apostolischem Geiste erfüllte Priester aus dem Orden des heil. Franziskus arbei¬ tete unermüdet im Weinberge des Herrn, um recht viele Seelen für den Himmel zu gewinnen. In den Städten und Dörfern Südita¬ liens hielt er mit unbeschreiblicher Mühe und bewunderungswürdiger Geduld über 300 Missionen ab, bei denen er predigte, lehrte, be¬ tete, das Volk zur Buße ermahnte, wodurch unzählig viele Sünder bekehrt und zn Gott geführt worden sind. Znm Zeichen seiner brennenden Liebe zn Gott ließ er die Fahne, welche er mit sich trug, mit dieser Inschrift zieren: Es lebe Jesus! es lebe Maria! in den Herzen aller Menschen! Eines der vorzüglichsten Mittel, die Seelen zu gewinnen, erkannte er in der Andacht des h. Kreuzweges. „Sie ist", pflegte er zu sagen,, „eine unerschöpfliche Quelle aller geistlichen und leiblichen Gaben, eine reiche Goldgrube aller himmlischen Schätze, ein bewährtes Gegengift wider die Sünde, ein starker Zaum für die sinnlichen Begierden, eine kräftige Aufmun¬ terung zur Frömmigkeit. Durch die Kreuzwegandacht wird der Ver¬ stand des Betenden erleuchtet, der Wille bewegt, das Herz erweicht, zur Reue gestimmt und zur Geduld gleichsam gezwungen. Denn wie sollte man sich den Leiden und Widerwärtigkeiten dieses Lebens 19 --- nicht niit christlicher Ergebung unterwerfen, wenn man den unschul¬ digen, und dennoch so willig für unser Heil leidenden Jesus be¬ trachtet?" Deßwcgen sah man ihn täglich zur großen Erbauung Aller mit inniger Andacht, mit tiefer Rührung und Thränen in den Augen den h. Kreuzweg besuchen. Jede Mission begann er mit der Errichtung des h. Kreuzweges oder mit der Besuchung desselben. Den Kreuzweg nannte er eine immerwährende Missionspredigt, und einen solchen errichten zu können, wozu sich ihm über 200mäl Ge¬ legenheit darbot, war für ihn die größte Freude. „O wie viele", sprach einst dieser große Geistcsmann ganz freudig bewegt zu seinen Begleitern, „o wie viele werden sich vor Sünden hüten, nachdem sie bei Besuchung dieses Kreuzweges beherzigt haben werden, was Jesus für die Sünder gelitten! Andere werden in Betrachtung dessen einen heftigen Schmerz empfinden und in wahrer Neue für ihre Sünden Buße thun." Nachdem P. Leonard bis in das 75. Lebensjahr zur Ehre Gottes und znm Heile der Seelen gearbeitet, rief ihn der Herr des Weinberges zur ewigen Belohnung in den Himmel. Er starb zu Rom den 26. Dezember 1751 im Rufe der Heiligkeit. Papst Benedict XIV. konnte sich der Thränen nicht enthalten, als man ihm sein Hinscheiden meldete, und sprach seufzend: „Biel haben wir verloren, hingegen im Himmel einen mächtigen Beschützer an ihm erhalten." Den 6. Juni 1796 hat Papst Pins VI. diesen Diener Got- tes selig gesprochen. Aber auch in leiblichen Nöthen erwirkt uns die Kreuzwegandacht Gewährung unserer Bitten. Der Heiland selbst versichert uns: „Was ihr immer den Vater in Meinem Namen bitten werdet, das wird Er euch geben." Sollte wohl der Vater uns eine Bitte ab¬ schlagen können, wenn wir im Hinblicke auf die Seufzer und Thrä¬ nen, auf die Schmerzen und Qualen, auf das Blut und den Tod seines Sohnes ihm unsere vielfachen Nöthen und Anliegen vorbrin¬ gen? O nein! solch eine Bitte kann nicht unerhört bleiben! Dir, o Allwissender! ist es bekannt, wie viele Gerechte und Sünder 20 . Gnade und Barmherzigkeit, Kleimnüthige nnd Verzagte Kraft und Stärke, Geängstigte und Versuchte Gcwissensruhe nnd Seelenfrieden, Weinende und Trauernde Trost und Beruhigung, Unglückliche und Verlassene Hülfe und Stütze, Leidende und Heimgesuchte Linderung und Erquickung schon erlangt haben und durch Jahrhunderte hinab erlangen werden, beim andächtigen Besuche des heil. Kreuzweges, bei der innigen Betrachtung des bittern Leidens und Sterbens un¬ seres Herrn und Erlösers Iesns Christus, der, unschuldig zum Tode verurthcilt, das schwere Kreuz getragen hat, unter der Last des Kreuzes dreimal gefallen und am Kreuze für uns Sünder gestorben ist; — bei der herzlichen Erwägung der Schmerzen Seiner heiligsten Mutter Maria, die ihren unschuldig zum Tode verurtheilten göttlichen Sohn auf dem Schmerzenswegc zur Richtstätte begleitete, in jener Trauer¬ stunde neben dem Kreuze staud, als der Geliebte auf demselben ver¬ blutete und verschmachtete, die den Leichnam ihres Sohnes in ihren mütterlichen Armen hielt und von einem siebenfachen Schwerte der Schmerzen durchbohrt wurde. Weil aus der Betrachtung des Leidens Christi in der Bcsn- chung des h. Kreuzweges so viele geistliche und leibliche Geschenke den Christen zufließen, haben fromme nnd heilige Seelen den Ge¬ kreuzigten zu ihrer Lieblings-Andacht gemacht. Der heil. Philippus Benitius nnd der heil. Bonaventura nannten „das Kreuz ihr liebstes Buch, woraus sie Kraft und Muth nnd himm¬ lische Weisheit schöpften". Bei allen Verfolgungen, Leiden und Widerwärtigkeiten dieses Lebens blickten sie, wie Theresia, Pe¬ trus v. Alcantara, Katharina v. Siena, Franziskus Seraph, u. s. w. unablässig hin ans den Anfänger und Vollender unseres Glaubens, der einen weit größeren Widerspruch von den Sündern erduldete nnd in ein Meer von Leiden versenkt war. Das schwerste ward ihnen leicht, wenn sie im Geiste ihrem kreuztragenden Heilande zum Cal- varienberge folgten, der mit dem Blute, das aus seinen Wunden floß, ihnen den Weg bezeichnete. Weil die Betrachtung des Leidens Jesu in der Besuchnng des Kreuzweges so viele geistliche und leibliche Vortheile gewährt, hat der — 21 — gelehrte Papst Benedict XIV., wie es im obgenannten Breve aus¬ drücklich heißt, „von dem innigsten Wunsche beseelt, daß die Besuchung des h. Kreuzweges, diese höchst verdienstliche, für das Heil der Seelen lehr nützliche heilige Uebuug immer mehr verbreitet werde", nicht nur "lle Pfarrer väterlich ermahnt, daß sie in ihren Kirchen den Kreuzweg errichte» und diese h. Andacht einführen möchten, sondern auch, Allen zur Aufmunterung und Nachahmung, im Jahre 1750 in den: Colosseum zu Rom, einem einstigen Amphitheater, wo Tausende von christlichen Märtyrern, von wilden Thieren zerrissen, ihr Zeugniß und ihre Mbe für den Gekreuzigten mit ihrem Blute und Tode besiegelt hatten, den heil. Kreuzweg mit den 14 Stationen auf eigene Kosten errichten lassen.— Diesen Wunsch, diese liebevolle Ermahnung des Vaters der Christenheit zu erfüllen und zu befolgen, beeilten sich eifrige, um das Heil der anvertrauten Seelen besorgte geistliche Hirten und führten in ihren Pfarrkirchen die heil. Kreuzwegandacht ein. O welchen Seelentrost müssen sie empfinden beim Anblicke der Hunderte und Tausende ihrer lieben Pfarrkinder, welche den leiden¬ den Heiland und seine betrübte Mutter auf dem Schmerzenswege begleiten, hingesunken auf die Knie das Leiden Jesu betrachten, an¬ dächtig beten und tief zerknirscht über ihre Sünden weinen! Schon diese geistliche Freude ist ein großer Lohn für alle Mühe und Sor¬ ge, wie groß wird der Lohn erst dort sein in der Ewigkeit! Christliche Seele! wird nicht auch dein Herz vom Eifer und vom Verlangen erfüllt, Jesu auf Seinem Kreuzgange zu folgen, den ^veuzweg zu besuchen, nachdem du den hohen Werth und die heil- füweu Früchte dieser rührenden Andacht kennen gelernt hast? Dir war xs nicht vergönnt, deinen unschuldigen Jesus zu begleiten, als Er das schwere Kreuz vom Hause des Pilatus bis auf den Calva- wenberg getragen; auch war cs dir nicht vergönnt, nach der Him¬ melfahrt Jesu in Gesellschaft der seligsten Jungfrau Maria und der Apostel den Leidensweg zu gehen; dir ist es nicht möglich, hinzu- fmlgern nach Jerusalem, die Leidcnsstätten oder Stationen zn betre- welche Jesus mit Seinen, Blute geheiliget hat, und aus dem Gnadenschatze der Kirche die hiefür bestimmten Ablässe zu gewinnen. 22 Doch sieh! au allem dem kannst du Antheil nehmen, wenn du einen vorschriftsmäßig errichteten Kreuzweg besuchest und das Leiden Jesu mit rcumnthigem Herzen betrachtest. Begleite daher von einer Station zur andern den kreuztragenden Jesus auf Seinem Leidens¬ wege, besteige im Geiste den Calvarienberg, so oft es dir möglich ist, vorzüglich an Sonn- und Feiertagen, au Freitagen, in der heil. Fastenzeit, oder wenn von der ganzen Gemeinde die Krenzwegandacht öffentlich abgehalten wird. Gering wird deine Mühe, groß dein Lohn sein. Eine halbe Stunde wirst du das Leiden Jesu betrachten, viele Gnaden vom Himmel, Nachlassung der zeitlichen Strafen, Hülfe und Errettung für die armen Seelen im Fegefeuer erlangen. O sieh nur, wie dort ein guter und treuer Diener, ein from¬ mer Verehrer des leidenden Heilandes stirbt! — In der einen Hand das Kreuz — in der andern die geweihte brennende Kerze — Ruhe und Friede auf dem Angesichte — den heitern Blick bald auf den Gekreuzigten — bald nach oben gerichtet — , so geht er ein in die Herrlichkeit Desjenigen, mit Dem er schon hier so innig vereint war durch die öftere Betrachtung seines Leidens und Sterbens beim Besuche des h. Kreuzweges! Möchte dieß auch dein großer, über¬ großer Lohn sein!! So komm' denn, christliche, fromme Seele, laß uns oft und oft den Mhrrhenbcrg besuchen! Stille wird auf dem Wege dahin herrschen, und klein wird oft die Zahl der andächtigen Waller sein, einsam wird uns der h. Berg erscheinen und nur wenige fromme Beter werden wir an dem Fuße des Kreuzes erblicken; denn Biele, ach! gar Viele, die da kommen sollten und könnten, gehen lieber hinab, wohin die Welt sie ruft. Da oben ist es ihnen zu öde und unheimlich; darum suchen sie dort unten Gesellschaft und Unterhal¬ tung ; der Anblick des Kreuzes ist ihnen zu ernst und die Worte von demselben zu strenge; darum suchen sie Reden nach ihrem Sinne; da oben wird nur der bittere Kelch der Leiden gereicht, sie aber wollen den süßen Becher der Freude leeren; laß uns daher desto öfters auf dem Calvarienberge unsere Wohnung aufschlageu, um zu 23 betrachten, was Jesus für uns erleidet, wie er aus Liebe zu uns stirbt — um neu dem göttlichen Dulder lieben und leiden — leben und sterben zn lernen. — Laß uns mit dem seraphischen h. Bcna- ventura hier drei Hütten bauen, eine in den Füßen — eine in den Händen — eine in der Seite Jesu Christi! O Jesus, Misere Liebe! — wegen Deines Leidcus und Sterbens! O Maria, unsere Hoffnung! — wegen Deiner sieben Schmerzen! flehe ich in Demuth: für alle Krcnzwegbcsnchcr — für die zur Verbreitung und Belebung der höchst verdienstlichen Kreuzweg-Andacht besorgten Seelcnhirtcu — für mich, Encrn unwürdigen Diener — in der Stunde der Todesangst — um Trost! — beim Gerichte um Barmherzigkeit! I. S Krciizweg-Alldacht. Varbereitungsgebet. u^ein gütigster Jesus! ich liebe Dich KU) über Alles, weil Du das einzige MM Gut und unendlich barmherzig bist. .PL Es reuet mich von ganzem Herzen, daß ich Dich, o höchstes Gut! je¬ mals beleidiget habe. Diesen Kreuzweg opfere ich Dir ans zu Ehren des allerschmerz- llchsten Weges, den Du für mich elenden Sünder gegangen bist. Ich verlange alle dieser Andachtsübung ertheilten Ablässe zu gewinnen, und daher mit jener frommen Meinung zu beten, welche hiezu erfordert Wird. Ich bitte Dich demüthigst, o Jesus! daß ich durch diesen Kreuzweg in dem ge¬ genwärtigen Leben Deine Barmherzigkeit, und in dem künftigen die ewige Seligkeit erlangen möge. Amen. Ies«s vrrii «n DilMs verurthciK. 25 Erste Station. Jesus wird zum Tode vcrurtheilt. Die Begebenheit bei dieser Station und Erklärung des Bildes. »Er hat Ntnnegebcn in den Tod sein Leben, und zu den Ucbclthätcrn ist Er aczühlct worden.« Is. SZ, 12. Es ist noch ziemlich frühe am Morgen; die Sonne spiegelt sich noch nicht im Mittagsglanze auf dem Mar¬ mor des Lithostroton im Gerichtshause des Pilatus, lind dennoch — wie Großes, wie Furchtbares ist schon vorgegangen zu dieser frühen Stunde des Rüsttages der Ostern in Jerusalem! Der zerbrochene Stab aus den Stufen vor dem Nichterstuhle verkündet, daß ein Todesurtheil gefällt worden. Ueber wen? Ueber den „Mann der Schmerzen", welcher bereits „verwundet ist wegen unserer Missethateu, zerschlagen ob unserer Ver¬ gehen" (Js. 53, 5.). — Jesus Christus hat das Ur- Heil seines Todes vernommen; sein Volk hat es begehrt, der heidnische Richter cs den tobenden Massen zugestanden, und ihnen Jesnm „übergeben, daß sie Ihn kreuzigten" (Joh. 19, 16.). Betrachten wir den Heiland! Seine Haltung, sein Antlitz drückt Erschöpfung aus, Müde des Todes. Lange, bange Stunden voll der Trauer, eine Nacht, ansgcfüllt mit Hohn, Mißhandlung und unnennbarer Pein, hat Jesns durchgelitten. Das 3hm eben wieder übergcworfene eigene Gewand deckt die lausend noch blutnassen Wunden seiner Geißlung, und das heilige Haupt zittert in dem glühenden Wehe der Dornenkrone. So solgt Er seinen Peinigern. Ihre stricke brauchen sich nicht zu spannen, um das schuldlose Opferlamm zum Altäre seiner Schlachtung hin- ^'ziehen. Jesus überläßt sich freiwillig den „Sünder- Händen" — und der „Sohn des Menschen gehet hin, wie von Ihm geschrieben ist" (Matth. 26, 24.), für uns aus den Weg des Kreuzes. Sehen wir nun aus die 26 übrigen Personen dieser ernsten Scene! Jene Hen¬ kersknechte, welche ihre blutgewohnten Hände nach ihrem Opfer ausstrecken, sind Typen der rohen, physischen Gewalt, die sich ohne Scheu und selbst mit Lust an dem „Heiligen der Heiligen" vergreift. Den Richter aber, welcher den „Herrn der Herrlichkeit", wider Recht, Pflicht und eigene, innere Ueberzeugung, feige vor der tumnltua- rischen Menge sich beugend, dem Tode Preis gegeben, den Landpfleger Pontius Pilatus hat der Künstler in jenem Momente dargestellt, in welchem er, Angesichts des Vol¬ kes, sich Wasser über die Hände gießen läßt, um durch diese sinnbildliche Handlung wie durch das Wort zu be¬ zeugen: „Ich bin unschuldig an dem Blute dieses Ge¬ rechten; sehet ihr zu!" (Matth. 27, 24.) Seine Miene indeß verräth, daß er selber nicht an die rechtfertigende Kraft dieser Versicherung glauben kann. Pilatus ist unzufrieden mit sich selbst; finster verbirgt er hinter dem Stolze des Römers und des Richters seine Demüthigung, seine Angst. Anders ist es mit dem Manne, welcher, der Gerichtsdiener Vornehmster, die Fasces des Prätors hält. Zur Stunde blickt dieser Lictor mit frecher Gleichgültig¬ keit auf Jerusalems Priester und auf das Volk herab, das — außerhalb der vom Künstler gezeichneten Haupt- scene — in den Höfen und Hallen vor dem Tribunal tobt und drängt. Sieh, dießmal ist dieser Niedrigste, Gleichgültigste und Verderbteste des Heidenthums ganz berechtigt, ein Volk zu verachten, welches der Herr des Himmels sein Eigenthum und seine Liebe genannt hatte. Schüchtern stehen, und der Eine fast mitleidig nach Jesus schauend, die beiden übrigen Lictoren. Es sind Sklaven; aber sie ahnen nicht, daß der Leivensmann, welcher kn harten Banden seinen Todesgang vor ihren Augen an¬ tritt, eben dieses thue und leide, um den Sklaven Frei¬ heit und den Gebundenen Erlösung zu erwirken. 27 Wir beten Dich an, o Christel und preisen Dich. H?. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset. Betrachte die wunderbare Demuth und Erniedrigung des unschuldigen Jesus, mit welcher Er das ungerechte Urtheil, ohne sich im Geringsten zu entschuldigen, angehört und angenommen hat. — Deine Sünden sind die falschen Zeugen, welche dieses Ur¬ theil verursacht haben. Die Bosheit deiner Zunge, mit welcher du dich wider Gott und deinen Nächsten versündiget hast, hat den lasterhaften Richter bethört, das Todesur- theil über den unschuldigen Jesus zu spre¬ chen. — Wende dich denn zu ihm, weine und seufze mehr mit dem Herzen als mit dem Munde: O mein geliebtester Jesus! wie uner¬ meßlich ist Deine Liebe gegen mich armen Sünder! Sollst Du denn für ein so un¬ würdiges Geschöpf Kerker, Bande, Ketten und Geißeln ausstehen, und zu einem so grausamen Tode verurtheilt sein? — Ach! das ist genug, mein Herz zu rühren, und alle mit meiner boshaften Zunge begangenen Sünden zu bereuen und zu beweinen! — ^ch beweine sie demnach, und rufe zu Dir: mein Jesus! Barmherzigkeit! — Barm¬ herzigkeit! o Jesus!'' Vater unser. Gegrüßet seift. Ehre sei dem Vater. Erbarme Dich unser, o Herr! erbarme Dich unser. 28 Zweite Station. Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern. Die Begebenheit bei dieser Station und Erklärung des Bildes. »Da sprach ich: Lieh', ich komme.« Ps. 39, 8. Jahres Erfolges sicher, hatte die Blutbegier der Feinde Christi alle Vorbereitungen zu seinem Kreuzestode ge¬ troffen, noch ehe das Urtheil war gesprochen gewesen. Dem schlimmsten Verbrecher waren sonst Tage, wenigstens doch Stunden Frist gegönnt zwischen dem Spruche und dem Vollzüge ver Strafe. Nur dem Gerechten wird nicht Rast, nicht Aufschub gewährt. Draußen gleich vor dem Nichthause des Pilatus erwarten Jesum die Scher¬ gen, die Mörder — und sein Kreuz! Doch, wer mochte wohl nach solcher Stunde mehr Verlangen getragen ha¬ ben, die Henker oder ihr Opfer? Schauen wir in das Antlitz des Herrn! Die Müde der Schmerzeil ist für diesen Augenblick aus ihm verschwunden. Licht der Freude, der Opfcrfreude, und hei¬ liger Sehnsucht verschmilzt sich in dem Auge des Heilandes mit dem Glanze der Thränen, die v o n S ch m e r z n n d L i e b e gleich sehr ihm ab¬ gerungen sind. Jesus fühlt nicht die rohe Faust des Drängers; sieht nicht den Hohn, den Ingrimm, die freche Neugierde ringsher um sich und um sein Kreuz; Er sieht nur dieses — den Altar seines Opfers, das Mittel, Pfand und Zeichen der Erlösung, den künftigen Baum des Lebens aller Welt. Was nach Ihm und um Sei¬ netwillen Erde und Himmel freudig, liebend und dankbar begrüßen sollen, Jesus begrüßet es zuerst für Alle, vor Allen — das Kreuz. Schwer wuchtet cs hier noch in den Händen der Schergen, die es mühsam heben. Noch ist's das Holz des Fluches, der Schmach, der Marter. Schwer auch wird dieß Kreuz lasten — für Ihn geheim- nißvoll beladen mit den Sünden der ganzen Welt, auf des Heilandes zarten, wunden Schultern, Aber „stark ^SAs mmmt -»s s^werr Krn^ rmf seine Lei/ulter. Slls» S03 Vpau1s3 ! upon k!s kkiou!clvs>s . — 2d — ist die Liebe, stärker als der Tod". — Darum streckt die Liebe ihre Hände aus nach der heilige» Bürde; — denn heilig wird und ist sie schon, auch nur berührt von dem „Heiligen der Heiligen". — „Sich', ich komme" — so spricht der leise geöffnete Mund des Herrn; — „ich komme" — um zu empfangen und zu vollbringen, was ich in ewiger Liebe gedacht und beschlossen habe, was meiner Menschwerdung und aller meiner Wege Ziel ge¬ wesen; — das Werk der Welterlösung durch das Kreuz. So stand es „geschrieben im Anfänge des Buches" gött¬ licher Nathschlüsse (Hebr. 10, 7.) und nun ist die „Stunde, da es erfüllt werden soll". — Wer aber aus der Umgebung des Heilandes las dazumal in Seinem Blicke das Geheimniß der ewigen Liebe? Die Henker nicht, wenn auch ihr Auge frech und lauernd sich gleich¬ sam einbohrt in das Antlitz ihres erhabenen Opfers. Vielleicht dort, nächst hinter den Schergen, die Schrift- gelehrten der Synagoge? Wohl deutet der grimme Pharisäer, den Finger auf den Daumen le¬ gend, daß Etwas so ganz richtig eingctroffen sei, wie er es gewollt und vorausgcsagt: „Sterben müsse der Na¬ zarener, der Volksverführer, der sie, die Lehrer, zu be¬ lehren sich erkühnt hatte und es verschmähte, Einer der Ihrigen zu werden. — So geschehe Ihm sein Recht — (und die geballte Faust des Sanhedristen verräth es) — wenn sie denkbar wäre, noch eine bitterere Rache, denn jetzt." — Das ohngefähr meint auch die zornige Miene des Saddueäers neben dem Drohenden. — Und ahnet Niemand das unendlich Große in dem Kreuze und seinem Empfänger? Zwei Fr au en gestalt en schauen beim Pfeiler auf Jesus hin — eine Jungfrau, fast noch Kind, ein Bild der Unschuld; ihr zur Seite eine Matrone, mitleidig weinend. Ja, so ist es; wenn je ein solches Mysterium göttlicher Liebe offenbar werden soll, wird es nur offcubar der Unschuld und der mitleidenden Liebe. 30 Wir beten Dich an, o Christel und preisen Dich. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset. Betrachte, mit welcher Sehnsucht der gütige Jesus das heilige Kreuz umarmet, und Wie geduldig Er die Schläge und Stöße des lasterhaften Volkes erträgt. — Du hingegen, voll des Unwillens und der Un¬ geduld, fliehest das Kreuz, so viel es dir möglich ist. — Weißt du denn nicht, daß ohne Kreuz kein Himmel zu hoffen ist? — Ach! beweine denn deine Blindheit. Wende dich zu deinem Herrn, und sage zu ihm seufzend: Nicht Dir, o mein Jesus! sondern mir gebührt dieses Kreuz. — O schweres Kreuz! welches Dir meine Sünden anfgeladen haben. — O geliebtester Jesus! gib mir Kraft und Stärke, alles Kreuz mit Geduld anzu¬ nehmen, das ich durch meine Sünden ver¬ dient habe. Verleihe, daß ich lebenslänglich das Kreuz umfaße, und also von dieser Welt scheide. — Flöße mir eine solche Liebe zum Kreuze ein, daß ich mit Deiner Dienerin Theresia wünsche und seufze: „lei¬ den oder sterben! sterben oder leiden!" Vater unser. Gegrüßet seist. Ehre sei dem Vater. Erbarme Dich unser, o Herr! erbarme Dich unser. Jesus E dm r-rsir MuirmLrr dem.RrrNk. !0^IL !?<,Os-oix PO^I^ In. ^ .)68U8 sa!!s stt'L^ime bv l!ie m^ssune soi8 of IuL c.'s'osZ 31 Dritte Zlatimi. Jesus fällt zum ersten Male unter dem Kreuze. Die Begebenheit bei dieser Station nnd Erklärung des Bildes. »Mein Herz erbebt, es weichet meine Kraft von mir.« Ps. 37, II. Der Trauerzug, welcher durch die schmalen, rauhen Gassen Sion's dichtgedrängt sich bewegt, macht eben un¬ willkürlich Halt. Der göttliche Kreuzesträger ist zu Bo¬ den gesunken, überwältigt von der Last, erschöpft durch die vorher erlittene Pein und durch den brennenden Schmerz der Wunden, welche „vom Scheitel bis zur Sohle Ihn bedecken, — nicht verbunden, nicht gepflegt mit Heilmitteln, nicht erweicht durch Oel" (Is. 1, 6.). — Keine Erquickung, nicht einmal ein tröstend Wort ill dem Verlassenen zngekommen, seit seiner Trennung von den Jüngern am Oelberge. Deßhalb, schwach geworden, matt und krank, wie ein gehetztes Lamm, fällt Jesus unter dem Kreuze zu Boden — für uns, die tief Gefal¬ lenen, die aller eigenen Kraft Beraubten, für uns, die Mühseligen und Beladenen, die müden und verirrten Schafe Seiner Weide. Den Staub der Erde berühren die Hände, welche Macht haben, aus dem Staube zu er¬ heben alle die Hingesunkcnen und Zertretenen des Volkes (Ps. 112, 7.). Aber sieh! diese Hände sind jetzt nicht vermögend, Denjenigen zu stützen, welcher als Wort des Vaters Alles stützt durch die Fülle Seiner Kraft und die Welt mit dem Finger der Allmacht wiegt (Hebr. 1, 3.)! — Welche Verdemüthigung! So schmerzvoll sank nicht unser Vater Adam nieder auf die nun fluchbebürdete Erde, als hinter ihm die Pforten des Paradieses sich ge¬ schlossen hatten und ein langer, dunkler Weg durch das Jammerthal der Sündenwclt sich ihm eröffnete! — Der „Du Anderen geholfen, vermagst Dir selber nicht zu helfen; wo ist nun Deine gerühmte Wundermacht, Tod- ten-Erwecker, Arzt aller Kranken, Meister in Israel?" — 82 so höhnt mit erhöbe nein Finger der Phari¬ säer. Znr Linken schauen zwei Männer in stolzer Haltung, der Eine mehr verächtlich, der An¬ dere etwas betroffen, aus den Erlöser zurück, den die zornentbrannten Schergen am Gewand und mit dem Stricke emporzuzerren sich anschickcu; ja der Grim¬ migste der Kriegs kn echte scheint das Kreuz nur für den Zweck einen Augenblick zurückzuschieben, um einen Keulenschlag nach dein Erschöpft en zu führen — auf Ihn, auf dessen Rücken „die Sünder schon so lange und so hart geschmiedet hatten" (Ps. 128,3.).— Ach, da ist Niemand, „welcher Mitleid hätte". Eher Spottgelächter verrathen die Mienen des Jünglings, wel¬ cher den Kreuzigungsapparat trägt; und selbst das Thier — der herrenlose Hund der Straßen — sperrt seinen Rachen auf, gereizt durch den Tu¬ mult, der es umringt. — Hoch zu Roß halten neben¬ an der Centurio, der Führer der Soldaten-Abthcilung, welcher den Zug bedeckt; nebeu ihm seine Begleiter. Sie haben wohl minder Gefallen an der entsetzlichen Scene. O". Wir beten Dich an, o Christel und preisen Dich. Hi. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset. Sieh und betrachte, wie dein Jesus, durch so reichlichen Blutverlust ganz kraft¬ los, das erste Mal znr Erde sinket. — Ach! wie wird Er mit Fäusten geschlagen, mit Füßen getreten, und gestoßen! — Keine Klage ist ans Seinem Munde zu Horen! Er leidet und schweigt. — Du hingegen jammerst und klagest, wenn dir nur ein ge¬ ringes Kreuz aufgelegt oder ein Unrecht zu¬ gefügt wird. — Ach! so verwünsche denn 33 deine so ungestüme Ungeduld und Hoffart, und seufze zu Jesu: O liebenswürdigster Erlöser! sieh, vor Deinen Füßen liege ich, der verworfenste Sünder. Mb! in wie viele schwere Sünden bin ich gefallen! Wie oft habe ich mich in die Tiefe der Bosheit gestürzt! — O Jesus! strecke aus Deine Arme, reiche mir Deine Hand! — Hilf, o Jesus! — Hilfe suche ich von Dir, damit ich Zeit meines Lebens in keine schwere Sünde mehr falle, und so in der Todesstunde mein ewiges Heil gesi¬ chert sei. Vater unser. Gegrüßet seist. Ehre sei dem Vater. Erbarme Dich unser, o Herr! erbarme Dich unser. Vierte Station. Jesus begegnet seiner heiligsten Mutter. Die Begebenheit bei dieser Station und Erklärung des Bildes. »Sic weinen über Ihn mit großer Klage, als über den Einziggeborcnen, nnd sie trauern um Ihn, wie man trauert bei dem Tode des Erstgeborenen.« Zach. 12, iv. „Imrch die Straßen Jerusalems wandelt" oder besser hier gesagt: „wanket, suchend Den, welchen ihre Seele liebet," — Maria, die Reine, die Auserwählte, die Braut des heiligen Geistes, die Mutter des Sohnes Gottes. »Wohin ging deiner Seele Liebe, o der Frauen Anmuth- reichste?" (Hohelied 5, 17.) Ach, nicht, wie Salomon, »zu dem Garten, zu dem Beete der Würze, um Lilien zu 3 34 sammeln." Sieh', ein „Schmerzensbräutigam", mit dem Dornenkranze, welcher Ihm am „Tage der Sehnsucht Seines Herzens" in die Stirn gedrückt worden, auf dem Wege zum Tode begegnet Jesus Seiner heiligen Mutter und den wenigen Getreuen, die in dem Muthe der Liebe und desMitleides ihrem bitteren Gange sich angeschlossen haben. — Einmal schon hat die gebenedeite Mutter den göttli¬ chen Sohn gesucht „mit Schmerzen". Damals theilte der heilige Nähr-Vater Joseph ihren Kummer und ihr Suchen, und fand sie mit unnennbarer Freude Jesum, den Knaben, in dem Tempel, in „dem Hause Seines Vaters" (Luk. 2, 49.). Aber heute, heilige Mutter! heute nach einer Nacht, deren Angst und Trauer endlos schienen, wie das Meer (Klagelied 2, 13.), heute nach Stunden unermeßlichen Leidens, wie fandest du und wo deinen Sohn? Kreuzbeladen, todeswund, um¬ geben von einer Rotte, die kein Erbarmen kennt, „ohne Schönheit, ohne Zierde, der Verachtete und der Letzte der Menschen, ein Mann der Schmerzen" — ist, zarte Jungfrau! Jesus dir begegnet, als Sein Volk, welches Er geliebt und erwählet, Ihn verstieß aus der heiligen Stadt, dem Erbe Seiner Väter; als Sion's Bauleute den Grund- und Eckstein verwarfen (Matth. 21, 42.) und der „Hirte Israels" hinausgeschleppt wur¬ de, um „außerhalb der Thore" Jerusalems zu sterben (Hebr. 13, 12.). — Weil keine Menschenhand im Stande ist, die Größe des Schmerzens und das Ehrwür¬ dige der unmittelbaren Begegnung der heiligsten Personen würdig zu schildern, hat der fromme Künstler auf unserem Bilde einen spätem Moment hervvrgehoben — den Scheideblick auf dem Kreuzwege zwischen Jesus und Maria. — Wir sehen es; der Zug muß einen Augenblick aufgehalten worden sein; denn die Abgeordneten des Synedriums sind dem befehligenden Centurio indessen vorausgeritten, während dieser selbst, I.MC drMnrt stinec Nligm MMrr 35 halb unwillig, halb in Mitleid, wie es scheint, auf die Schaarwache zurückschaut, mißbilligend, daß sie die Stö¬ rung zugclassen. Auch der nichtswürdige Scherge hat Zeit gefunden, Hammer und Nägel aus dem Rüstkorbe zu holen und selbe mit Hohn¬ geberde d er Mutter hinzu zeig en, ähnlich, wie der Jüngling mit der Kreuzes-Inschrift es zuvor gethan hat. Ein „Hinweg mit euch!" donnert der Wei¬ nenden der grimme Jude zu und lästernd hebt er die Hand aus. Von den Reitern aber scheint der Eine den Priester neben sich zu fragen: ob er die Gruppe sich wohl gemerkt, vielleicht zu späterer Ueberwachung. — Doch lassen wir Herz und Auge noch einmal auf den Heiligen unseres Bildes ruhen! Wie tiefergreifend, wie inhaltreich ist dieser Abschiedsblick des Herrn! Schmerz des Kindes und zärtlichstes Mitleid aussprechend, heftet dieser Blick sich fest und ausschließlich auf die Mutter, als sollte er der in herbster Seelenpein Zermalmtem sagen: Dein Wehe ist gerecht; doch sei ge¬ denk, daß du, die Gnadenvolle, allein auch vollkommen weißt, warum und für wen ich diesen Kreuzweg gehe! Ja, diese Frage eben, dieses Bittere: „Warum mußte so es kommen, o Meister und Herr!?" spricht aus den thrä- nenfeuchten Augen des Johannes und der Maria Salo¬ me, indeß Maria Kleophä ihr Angesicht weinend verhüllt, Maria von Magdalum aber, auf die Km'ee zufammenge- brochen, in ihrem Schmerze bei der Schmerzensreichsten, bei Maria, Zuflucht nehmen möchte, und doch wieder den Blich nicht wegwenden kann von dem Milden und Barm¬ herzigen, welcher einst so gnadenvoll auf sie gesehen, ihr die Sünden verziehen hatte — ach, Sünden — sie ah- nete cs! — deren Sühnung in Pein und Wunden eben letzt ihr Heiland trug, duldete und im Kreuzestode zu Zollenden auf dein Wege war. Wir beten Dich an, o Christel und preisen Dich. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset. - Zg Ach! welche Schmerzen haben das hei¬ ligste Herz Jesu durchdrungen! Ach! mit welcher Angst und Bitterkeit war das Herz Mariens erfüllt, als sie ihrem göttlichen Sohne begegnete! — Höre, o undankbare Seele! was hat dir mein Sohn gethan? ruft zu dir Maria. Was Leides hat dir meine Mutter gethan? fragt dich Jesus. — Ach! so verlasse doch einmal die Sunde, welche die einzige Ursache unserer Pein und Schmerzen ist! — O Sünder! was sagst du dazu? — Sage und seufze aus der Tiefe des Herzens: O göttlicher Sohn Mariens! o heiligste Mutter meines liebreichen Jesu! ganz zer¬ knirscht und gedemüthiget liege ich zu Euren Füßen. — Ich bin der Verräther: durch meine Sünden habe ich das Schwert ge¬ schärft, welches Eure Herzen durchbohrt hat. — Ach! es reuet mich inniglich; ich bitte Euch, verzeihet mir! — Barmherzigkeit, o Jesus! Barmherzigkeit, o Maria! — Durch Deine große Barmherzigkeit, o Herr! ver¬ leihe mir die Gnade, daß ich nicht mehr sündige, sondern Deine und Deiner heiligsten Mutter bitterste Schmerzen Tag und Nacht betrachten und beweinen möge. Vater unser. (Begrüßet seist. Ehre sei dein Vater. Erbarme Dich unser, o Herr! erbarme Dich unser. j S«LW HM IkSU das ?Kre»^ tragm. k>pM«r sa,vn>!X. j Zjmon ->.!c!s ^Issus 1x> t>s^ N!S 37 Fünfte Station. Simon von Chrene hilft Jesu das Kreuz tragen. Die Begebenheit bei dieser Station und Erklärung des Bildes. »Zn meinem Herzen war cs, wie Feuer, aufgliiftcnd und cingeschlosscn in meinen Gebeinen, und ich erlag, urwer-- mogcnd, cs zu tragen.« ' Jcrcm. 20, s. „— Itne sie nöthigten einen Vorübergehenden, Simon, den Cyrenäer, welcher von dem Felde kam, den Vater des Alexander und Rufus, daß er Jesu das Kreuz trüge" (Mark. 15, 21.). So erzählt das heilige Evangelium einen der rührendsten und gewiß höchst bedeutsamen Vor¬ gang auf dem Kreuzeswege unsers Herrn. Jesus ist wieder zusammengebrochen unter der Last des Kreuzes. Die geheimnißvollen Leiden Seiner Seele erschöpfen Seine körperliche Kraft, oder eigentlich die schwachen Reste der¬ selben. „Er stirbt" — ruft mit grinsendem Ge¬ sichte und mit im Schrecken ausgebreiteten Ar¬ men der Jude in Mitte des Bildes hinter Je¬ sus. — „Er stirbt — und wir bringen Ihn nicht mehr an das Kreuz!" Ja, du Grimmiger! Jesus müßte hier sterben, und die Liebe hätte ihr Opfer in unermeßlichen Leiden jetzt schon vollendet, würde sie selber es nicht anders beschlossen und die wenigen noch übrigen Augenblicke des heiligsten Lebens nicht durch einen Act der Demuth haben verherrlichen wollen, wel¬ cher in seiner Art ewig ohne Gleichen sein wird. Jesus will an dem Kreuze sterben. Hinsinkend lehnt der Herr das dorngekrönte Haupt an den Stamm desselben und Sein Arm hält fest das Werkzeug unserer Erlösung. Aber weiter kann Er es allein nicht tragen, und will es nicht allein tragen, soferne Er Seiner göttlichen Macht die hiezu nöthige Stärkung der menschlichen Natur zu gewähren versagt. Durch Menschenhand will sich helfen lassen Er, welcher aller Menschen einzige Hülfe ist. Welch' eine Demuth! Noch ehe Sein Kreuzweg ganz 38 vollbracht ist, will Jesus schon das Verdienst Seiner Nachfolge mittheilen. Welch' eine Liebe! — Aber sich! es ist ein gewaltthätiger Krieger, welcher den schlichten Landmann zn dem Kreuze hindrängt. Gewiß; und auch der milder aussehende Decurio muß, scheint es, dem guten Simon erst erklären, wie nothwendig bei solchem Zustande des zum Tode Geführten ein Mitträger des Kreuzholzes sei. Simon von Chrene ist ganz überrascht. Draußen auf dem Meierhofe hatte er noch nichts von den sich rasch folgenden Ereignissen dieses Morgens in Erfahrung gebracht. Heimgekehrt zur Stadt, um für den Festtag sich zu bereiten, wollte er auch an dem Hinrichtungszuge vorübereilen — wußte er ja doch nicht, wer hier zum Tode gehe. Da wird er aufgegrifsen, hingestvßen, — nein! doch nicht mehr blos hingestoßen zu Jesus von äußerer Gewaltsamkeit. Simon's mitleidvoller Blick, seine Hast, mit welcher er, freilich nicht geschickt genug, nm nicht von dem Henker zurechtweisenden Zuruf und von dem Deeurio leichte Nachhülfe zu brauchen, nur schnell und ängstlich nach dem Kreuze greift; — dieß beweist uns, daß auch inneres Licht in des Chrencrs Herzen tagt, daß die Gnade ihn zieht und stärkt, ihn, den Ersten unter den Vielen, welche nachmals mit Jesus den Kreuzesweg gegangen sind, geistlich und leiblich in ge¬ treuester und glückseliger Nachfolge. Simon von Chrene hat allerdings von Anfang an nicht freiwillig sich erboten, Kreuzesträger zu werden. Er wußte nicht, wie ihm ge¬ schah, daß er zu Jesus kam. Auch mochte als Schmach von den Genossen ihm zugerechnet werden, daß er des Nazareners Kreuz sich auszuladcn genöthigt wordeu. Und doch war Alles zugleich Werk der Gnade — wie oft und immerdar sich's wiederholt, wenn die Verkettung mannig¬ facher Begebenheiten und Gewalt der Bedrängnis; von eigenem Wege uns ab — wir wissen nicht, wie uns ge¬ schehen — zum Kreuze und zur demüthigen Nachfolge Christi gleichsam uns zwingt. Aber einmal die Hand an 39 diesem heiligen Kreuze, o ziehen wir sie nicht mehr zurück! — Auch Simon von Cvrene gehört von diesem Augen¬ blicke für immer zu den Erwählten des Herrn und seine Söhne waren ein Ruhm der apostolischen Kirche. Unge¬ duldig der Zögerung, stößt dort im Bilde der römische Tibiccn in seine Tuba. Er mahnt die Nächsten zum Aufbruche und kündet den Fernestehenden an, daß die düstere Procession noch auf dem Wege sei. Wir beten Dich an, o Christel und preisen Dich. H?. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset. Gedenke, du seiest jener Simon, der du, den Eitelkeiten der Welt und den Gelüsten deiner Sinne ganz ergeben, das dir aufer¬ legte Kreuz nur dem Scheine nach; oder gar nur nothgedrungen mit größter Ungeduld trägst. — Ach! erwache doch einmal, und erbarme dich über deinen so schwer beladenen Erlöser. — Nimm willig alles Kreuz und alle Drangsale an, welche dir von der vä¬ terlichen Hand deines Erlösers zugeschickt werden. — Nimm dir vor, alle Wider¬ wärtigkeiten nicht nur mit Geduld zu er¬ tragen, sondern auch deinem Gotte dafür zu danken. Bitte ihn also: O liebreichster Jesus! ich sage Dir Dank für so viele Gelegenheiten, die Du mir an die Hand gibst, etwas sür Dich zu leiden, und für mich zu verdienen. — Ach, Mein Gott! verleihe mir die Gnade, alles, Was mir Widerwärtiges in diesem Leben 40 begegnen wird, mit geduldigem Herzen zu ertragen, nnd dadurch der ewigen Freude theilhastig zu werden. Gib, o Jesus! daß ich hier mit Dir weine und leide, und also mit Dir in dem Himmel zu herrschen wür¬ dig werde. Vater unser. Gegrüßest seist. Ehre sei dem Vater. Erbarme Dich unser, o Herr! erbarme Dich unser. Sechste Station. Veronika reicht Jesu das Schweißtuch. Die Begebenheit bei dieser Station und Erklärung des Bildes. >.Zu Dir spricht mein Herz: Dich sucht mein Angesicht; o Herr! Dein Antlitz suche ich.-r Ps. 2«, 8. Unter den hohen Bogen des Gefängniß-Thores, welches das Thal Tyropöon abschließt, windet die Kreuzes-Pro¬ zession sich hindurch. Da in dem engen Durchgänge durch die Thorhallen der Zug sich theilen und verringern mußte, ist es der schmerzcnreichen Mutter mit Johannes und Maria, ihren Verwandten, wieder möglich geworden, in die Nähe des Heilandes zu kommen. Doch die Schergen drängen sich noch inzwischen, ihr Opser vorwärts und die rauhen Steinstusen hinabstoßend, und die nachfolgenden Leidträger haben somit Jesu, ihrer Liebe, nur Thränen zu bieten, keine Erleichterung. Da sieh! glücklicher ist in diesem Augenblicke Eine aus den Frauen Jerusalems. Wie es ihr gelungen, so nähe, so unmittelbar vor den göttlichen Kreuzesträger zu kommen, weiß Er allein, welcher die Seinigen in Gnade zu sich hinzieht, und Muth in die / - VrrMMA rnri't ZesW K» SllMmsL'tWch. 41 Ihn liebenden Seelen gießt „und schwache Hände stärkt und wankende Kniee festigt" (Js. 35, 3.). Seraphia — von dem Wunder, das ihr zu Theil geworden, in der christlichen Erinnerung Veronica genannt — Seraphia ist vor dem Herrn auf ihr Knie gesunken. Ihr reiches, faltigesGewand verkündet Adel des Standes, wie des Antlitzes edle Züge Reinheit und Größe der Seele. Seraphia ver¬ nimmt nichts von den zornmüthigen Abmahnungen des Pharisäers. Des wilden Knechtes Hand, der eben zu einem Schlage mit dem Stricke ausholt, schreckt sie nicht. Ihre Lippen sind im Schmerze des Mitleides geöffnet. Groß und klar, voll von Trauer und von Andacht, bittend und anbetend ruht Seraphia's Auge einzig auf Jesus. Ihr Herz spricht zu Ihm; Ihn sucht ihr An¬ gesicht, sucht nur — Sein Antlitz. Und dieß Antlitz? — Ach, es hat sich von denen „nicht abge¬ wendet, welche es zerschlugen, mißhandelt und verhöhnt haben" (Js. 50, 6.). Und darum wendet sich nnn der Jüngerin dieß heilige Angesicht zu, von Blut und Schweiß bethaut, bleich und entstellt. Das hat Scra- phia's Mitleid vorgesehen; demüthig und schüchtern reicht sie dem Herrn ein Linnentuch dar, daß Er sich das Antlitz ab trockne. Diese barmherzige Hülfe weist Jesus nicht zurück. Er wird Sein Angesicht in dieses Tuches Falten trocknen, kühlen und bergen; aber Er wird auch dieß Eine und einzige Mal seit den langen Stunden Seiner Leiden die Entäußerung aller Seiner göttlichen Macht unterbrechen, um der Liebe „ein Denkmal Seiner Wunder" wunderbar zu hinterlassen — Sein Schmerzensbild ganz und dauernd eingedrückt in das Schweißtuch, welches Er an Seraphia zurückgibt. So trägt dieß Tuch, noch bis heute aufbewahrt, das Bild des Herrn und ist die kostbarste Religuie aus dem Kreuzwege und der ewige Ruhm der glaubensstarken Tochter Jerusalems, welche nun auch in dem Chore der 42 Heiligen glückselig das Angesicht ihres Meisters schaut, jenes Antlitz, in dessen Licht und Schönheit die „Engel zu blicken" ewig Verlangen tragen, welches alle Seligen selig macht und alle Himmel erleuchtet (Js. 60, 20.). Wir beten Dich an, o Christel und Preisen Dich. R'. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset. Betrachte in diesem Tuche das heiligste Angesicht deines Erlösers. Liebe deinen Jesus, und durch die Liebe drücke sein Bild¬ nis; in dein Herz ein. — O wie glücklich wärest du, wenn du mit dem Bildnisse Jesu im Herzen leben, und mit diesem Bildnisse in die Ewigkeit scheiden würdest! — Damit du dieser Gnade theilhaftig werdest, bitte deinen Gott, und sage: O mein schmerzhafter Jesus! ich bitte Dich, drücke in mein Herz das heiligste Bildnis; Deines Angesichtes, auf daß ich ohne Unterlaß an Dich denke, Dein bitterstes Leiden Tag und Nacht vor Augen habe, und meine Sünden beweine. — O Jesus! mit dem Schmerzensbrode will ich meine Seele speisen, und Thränen sollen ohne Aufhören ans meinen Augen fließen über meine großen Mlssethaten. Vater uuser. Gegrüßet seist. Ehre sei dem Vater. Erbarme Dich uuser, o Herr! erbarme Dich unser. LkMS Mt das ziveiv Mal unter dem Nreu;e 43 Siebente Stnünn. Jesus fällt zum zweiten Male unter dem Kreuze. Die Begebenheit bei tiefer Station und Erklärung des Bildes. -.Hart lagert über mir Dein Zorn; alle Deine Wogen führest Du über mich dahin.« Ps. 87, 8. Noch wenige Schritte — und Jesus ist außer Sions Thoren. Und wie hatte Er sie geliebt „diese Thore Sions" (Ps. 86, 2.), wie so „gerne gesegnet ihre Kin¬ der in ihnen" (Ps. 147, 13.)! Sanft und milde, ein Friedenökönig, so hatte, um die Weissagung zu erfüllen, Er noch vor wenigen Tagen die „Stadt Seines Heilig- thumes" besucht, und war von Lobgesängen, vom Hosi- anna-Nuf begrüßt worden. Doch die „Stunde der Fin¬ sterniß" ward wieder siegreich über den kurzen, lichten Augenblick, während dessen Jerusalem zu erkennen schien, „was zu seinem Frieden diente". Sion stößt setzt seinen Heiland hinaus außer die Mauern der einst und bis nun so hochgeheiliPen, Gott geweihten Stadt. Jc- rnsalein hat seinen „Eck- und Grundstein verworfen". — O sieh! Er liegt hier auf der Erde, dieser „Fels und Hüter Israels" (i. Mos. 49, 24.), darniedergebrochen unter der Bürde Seines Kreuzes, und wäre es möglich, daß Gottes Heiliger die Verwesung schaue, Wohl sür immer erdrückt und zermalmt von der Wucht äußerer und innerer Leiden. Jesus, mit den Sünden Seines Volkes, wie mit denen der ganzen Welt beladen, liegt am Boden. Zorn gereizt scheinen die Männer der Synagoge Ihn zu lästern, daß Er so den Augen¬ blick verzögere, da Er am Kreuze blutend ihrer Augen Weide werde! W e l ch e V e rwü n s chu n g tönt aus dem Munde jenes üppigen Sadducäers, der mit erhobenem Arme und gerunzelter Stirne seinen Un muth ausdrückt, auch Wohl seine Furcht: es könnte mit dem Kreuzträger jetzt schon zu Ende gehen. Aehnlich fragen seine finsteren Genossen, was wohl zu 44 thnn Wäre, wenn es den Henkern nicht mehr gelänge, den Nazarener emporzuheben und znr Vollendung Seines Schmcrzensweges zu zwingen? — Wie sie so ruhig hinschreiten die römischen Krieger der den Todesgang des Herrn geleitenden Cohorte! Wenig bekümmert um das¬ jenige, was um sie vorgeht, folgen sie streng und kalt dem eisernen Gehorsame. Und ein mächtiger Gebieter wird nach Kurzen: sie rufen, diese Soldaten Roms — zu Vollstreckern Seiner Gerichte über Juda und Jerusalem. Mit eben dieser stolzen Zuversicht werden sie ihre Waffen gegen diese Mauern, Thore und Paläste wenden, um daran keinen Stein auf dem andern zu lassen. Wer ahnte aber an jenem Tage der Sünde Jerusalems den Tag, den nahen Tag des Zornes? Vielleicht jener ernste Mann und sein jugendlicher Gefährte, der an ihn sich schmiegt? Traurig sehen sie von der Balustrade des Thorweges auf die düstere Scene nieder, heimliche Freunde wohl und Jünger des Herrn. So stand einstauch Jeremias mit Baruch an dem Thore des Hauses des Herrn (Jerem. 7, 4.), klagend über Juda's Hcrzenshärte und ein Bote seiner Bestrafung, die, gleich der damaligen Sündenschuld Jerusalems, noch erträglich war, im Ver- bältnisse zu diesem Frevel an dem Heiligsten und zu dem Gerichte, welches nun darob bevorstand. Wir beten Dich an, o Christel und Preisen Dich. P'. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset. Betrachte, wie Jesus, dein Gott und Herr, auf der Erde liegt, entkräftet von Schmerzen, gepeinigt, verspottet und verlacht von seinen Feinden. — Gedenke, daß dein Hochmuth Jesnm erniedriget und zur Erde geworfen hat. Dein Ehrgeiz ist es, den Er 46 nicht ertragen kann. — Ach! so laß denn deinen Hochmuth fahren. — Bereue das Begangene, und nimm dir vor, künftig de- müthiger zu sein. Sage mit schinerz erfüll¬ tem Herzen: O gebenedeitester Erlöser! ich sehe Dich zwar auf der Erde ausgestreckt, dennoch bete ich Dich an als meinen allmächtigen, ewigen Gott. — Ich bitte Dich, vernichte meinen Hochmuth, verbanne aus meinem Herzen allen Ehrgeiz, auf daß ich mein Elend er¬ kenne, jede Berachtung mit jener Demurh annehme, die Dir so wohlgefällig ist, und dadurch das Glück erlange, Deinen so harten Fall zu erleichtern, und mit Dir in dem Paradiese erhöhet zu werden. Vater unser. Gegrüßet seist. Ehre sei dem Vater. Erbarme Dich unser, o Herr! erbarme Dich unser. Achte Station. Jesus tröstet die Frauen von Jerusalem. Die Begebenheit bei dieser Station und Erklärung des Bildes. »Zur Erde senken ihr Haupt die Töchter Jerusalems.- Klagelied 2, >o. » Eine Schaar des Volkes folgte Jesu nach, darunter „auch Frauen, welche um Ihn jammerten und weinten. „Und Jesus wendete sich zu ihnen und sprach: Töchter »Jerusalems! nicht über mich weinet, sondern weinet 46 „über euch und euere Kinder. Denn Tage werden kom- „men, da nian rufen wird: Selig die, welche nicht ge- „boren haben! Und zu den Bergen wird inan schreien: „Fallet über uns! und zu den Hügeln: Bedecket uns! „Denn wenn man solches an dem grünen Holze thnt, „was wird erst geschehen an dem dürren!" (Luk. 23, 27 ff.) — Nicht alles Volk hatte eingestimmt in den wilden Ruf: Kreuzige Ihn, kreuzige Ihn! Die Armen vornächst hatten Jesum geachtet als Propheten und hatten Ihn dankbar geliebt als ihren Freund und Tröster. Zn tiefster Bestürzung über den Rathschluß ihrer Oberhäupter gebeir diese „Armen des Volkes" dem Herrn das Trauer- geleite, darunter auch die Frauen und die Mütter mit lauter Klage. Er, der Mildeste der Menschen, der gute, heilige Meister hatte ihre Kindlein gesegnet, ihre Kranken geheilt und mit Seinem wunderbaren Worte die Herzen aufgerichtet und erleuchtet, lind nun führt man Ihn znm Tode — wer sollte um Ihn nicht weinen? weinen über Seine Leiden, weinen über den eigenen Verlust, wenn Er dahin ist? — Aber sieh! Jesus selbst hat noch herberen Schmerz in Seiner Seele, denn jener Schmerz ist, bei dessen Anblick diese Frauen weinen. Es ist Sein Schmerz über das Loos Jerusalems. Und eben dieser Tag besiegelt es, weil er das Sündenmaaß der Juden vollhäust. So wird Jesu Scheidewort an Sion ein Wort prophetischer Klage, ein Wort des herzlichsten Mitleidens! O daß diese letzte Warnung der Barmherzigkeit verstanden worden wäre von denen, welche als Wächter Jerusalems bestellt waren, um die Stunden Seiner Gnade zu erwarten und zu erkennen! Vergebens. Finstere Blicke, zornige Mienen der Pharisäer bedräuen die armen Frauen, welche cs wagen, dem Nazarener öffentlich Thränen des Mitleidens zu weihen. — Und Jesus, so tiefbewegt blickt Er auf die Mutter und die zarten Kinder. Wie möchte Er sie bergen in 47 Seinen Schutz vor dem drohenden Geschicke! — Das Trauergemälde der Zerstörung Jerusalems stand jetzt vor dem inneren Blicke des Heilandes. Er sah nicht blos das Schicksal des Ganzen; auch der Einzelnen Leid und Ausgang war Seinen: göttlichen Wissen ostenbar. Jene betagte Frau, welche mit gefalteten Händen ihr Gesicht bedeckt, um die Leidensgestalt des Herrn nicht ganz in der Nähe zu schauen, — sie ist noch nicht alt genug, daß sie nicht noch den Anfang der Gräuel in Jerusalem — den letzten Kampf desselben — erleben: könnte. Diese j ü n g e r e n F r a u e n w e r d e n i h re Söhne und ihre Enkel sterben sehen durch Hunger, Pest und Schwert; das Knäblein, das den Kreuz¬ weg Jesu ruhig in: Arme der Mutter ver¬ schläft, es wird, zum Maune gereift, wachen in schau¬ erlichen, flammenhellen Nächten, und jener andere Knabe, der halb neugierig, halb scheu sich an die schluchzende Mutter anschmiegt, wird wabrscheinlich Schrecken gegenäberstehen, für welche bis dahin keine Seele Erfahrung, keine Sprache Ausdruck hatte. — Wie erhaben, wie erschütternd aber muß der prophetische Nus des Kreuzträgcrs gewesen sein, weil ringsum Alles auf Ihn horcht — die rauhen Schergen nicht minder und die grimmen Gegner, wie jene stillen Freunde Jesu, die Sein Wort zu deuten scheinen, schmerzlich eingedenk der alten und jüngsten Frevel ihres Volkes! Dunkle Wolken ziehen über Sion herauf — Sinnbil¬ der seiner Zukunft, Boten des göttlichen Zornes! Wir beten Dich an, o Christel und preisen Dich. ht. Denn dnrch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset. Erwäge, wie viel Ursache du hast, bit¬ terlich zu klagen und zu weinen; erstens lvegen deines liebreichen Jesu, der deinet- 48 wegen so viel leidet; zweitens wegen deiner selbst, der du so undankbar bist und nicht aufhörst, Ihn zu beleidigen. — Wie kannst du beim Anblicke der grausamen Marter, welche Er leidet, noch so hartherzig und verstockt sein? — «Zieh! Jesus ist mild uud liebreich gegen jene armen Frauen; so faße denn Vertrauen zu Ihm, und seufze mit zerknirschtem Herzen: O mein allerliebster Jesus! ach! warum zerfließt nicht mein Herz vor Leid und Schmerz? — Ach! nm Thräuen bitte ich Dich, o Jesus! um Thränen wahrer Buße uud herzlichen Mitleides, damit ich mit Thränen in den Augen uud mit bußfertigem Herzen jener Gnade würdig werde, die Du den betrübten Frauen erwiesen hast. Ach! verleihe mir den Trost, daß ich, von Deinen mtldreichen Augen in diesem Jammerthale angesehen, Dich in der Sterbestunde getröstet ansehen möge! Vater unser. Gegrüßet seist. Ehre sei dem Vater. Erbarme Dich unser, o Herr! erbarme Dich unser. 4S Muck Station. Jesus fällt zum dritte» Male unter dem Kreuze. Die Begebenheit bei dieser Station und Erklärung des Bildes. »Nicdergcworfcn haben mich meine Feinde, zertreten den ganzen Tag hindurch. ^es^s !S us ^!S 53 ner Seele weiß wie der Schnee (Is. 1,18.). In diesem Bewußtsein blickt derHerr zu dem ewigen Vater empor, eingedenk dessen, was Er für die Menschen gethan zu aller Zeit kraft Seines unvordenklichen Opferwillens, und betend, daß zum Segen und nicht zum Fluche werde für uns, ivas Menschen jetzt an Ihm thun, an Ihm, dem Reinsten und Allheiligen. Und Er, der die Himmel gekleidet hat Stern an Stern, und die Erde schmückt mit wunderbarer Pracht — Er steht vor dem Kreuze so arm und nackt, zitternd in unnennbarer Pein und Schmach. Dahin hat „den Herrn der Herrlichkeit" der Rathschluß Seiner Selbstentäußerung geführt, daß in Ihm die Ge¬ walt der Sünde endigte eben darin, worin sie zuerst of¬ fenbar geworden — in dem Schmerzgefühle der Entblö¬ ßung (I. Mos. 3, 10.). — Wie der Heiland selber an diesem Tage „den Gottlosen der Erde" zur Beute gewor¬ den, so ist auch Sein letztes Besitzthum, was selbst der Aermste noch hat, wenn er vor den Menschen wandelt, von Ihm genommen, weggerissen mit Schmerz und Hohn und dahingegeben den Starken und Gewaltthätigen. Buchstäblich wird die Weissagung erfüllt: „Sie haben meine Kleider unter sich getheilt und über mein Gewand das Loos geworfen." Ueber das ungenähte, un- theilbareOberkleid würfeln dieKriegsknechte (Joh. 19, 24.). — Betrübt den Soldaten, der das heilige Kleid mit beiden Händen hält, der glückliche Wurf des Genossen? ist's Habsucht oder Ehrfurcht, was es ihm schwer macht, dieß theuere Pfand wegzugeben — dieses Sinnbild einer unzertrennlichen Einheit, die mächtiger binden wird, als das Schwert der weltherrschenden Roma? Hart neben dem Kreuze sitzend, erfüllt ein Jüngling noch sein eigenthümlich Amt. Sorglich gießt er den Myrrhcn- essig in den Becher, um den betäubenden Trank zu kre¬ denzen unmittelbar vor dem Augenblicke, in welchem die herbe Qual der Annagelung beginnen soll. 54 Wir beten Dich an, o Christel und preisen Dich. hl'. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset. Betrachte, o Seele! wie dein Jesus, äußerlich ganz zerfleischt und zerrissen, in¬ nerlich mit bitterer Galle gepeiniget wird. Sieh, wie Er durch Seine Blöße deine Mehrbarkeit in Gedanken, Worten und Werken, deine Eitelkeit in der Kleidung, m-d durch die Bitterkeit der Galle deine Unmäßigkett in Sveise und Trank abbüßt! Kannst du vielleicht deinen Jesus ohne Mitleid anschauen? Ach! wirf dich nieder zu den Füßen des entblößten JesuS, und sage zu Ihm: O betrübtefler Jesus! welch' ein Unter¬ schied ist zwischen mir und Dir! Du bist voll Wunden und Bitterkeit, und mit Blut überrennen; ich hingegen bin voll der Eitel¬ keit, voll der Freuden und Süßigkeiten dieser Welt, wenigstens verlange ich so sehr dar¬ nach. — Ach! ich wandle nicht den rechten Pfad und gehe irre. O Jesus! leite mich zum rechten Wege. Mache, daß mir die Freuden dieses Lebens bitter werden, damit in mir die Begierde entstehe, an Deinen Leiden Antheil zu nehmen, und ich so wür¬ dig werde, mit Dir die ewigen Freuden zu genießen. Vater unser. Gegrüßet seist. Ehre sei dem Vater. Erbarme Dich unser, o Herr! erbarme Dich unser. XI. wird M*s N«m 0MAMÜ . ^lesus esl c>oue L !s. ! ^ssus >z iv o^oss EMe Station. Jesus wird mr's Kreuz geheftet. Die Begebenheit bei dieser Station und Erklärung des Bildes. »Dicß leide ich ohne Unrecht meiner Hand, und rein zu Gott hinauf ist. mein Gebet!« Job 16, 18. — „Und als sie an den Ort gekommen, welcher Kal- varia genannt ist, da kreuzigten sie Ihn" (Luk. 23,33.). — Jesus ist niedergelegt aus den Stamm des Kreuzes. Das Opferlamm sür die Sünden der Welt ruht auf dem Altäre — und begonnen hat dessen schauerliche Schlach¬ tung. Nicht einfachen Tod will mein Erlöser für mich sterben, sondern einen Tod, welcher die Pein und die Dauer tausendfacher Todesnoth umfaßt. Wohl hat den Mittler unseres Heils die Bosheit der Menschen an das Kreuz gebracht (Apg. 4, 10.), aber dennoch nicht ohne und nicht wider die Macht Seines Liebeswillens, in welchem Er Sich Selber hingegeben der Bitterkeit solchen Todes, damit wir Leben, ewiges Leben empfingen durch Ihn (Joh. 10, 10.). Sieh, das Geheimniß der frei¬ willig sich opfernden Liebe verkündet im Au¬ genblicke herbster Qual das heiligste Antlitz des Erlösers. Schauerlich, Mark und Gebein der Hörer erschütternd, klingen die ersten Hammerschläge der Kreuzigung — aber Heller als sie, wenn auch nur von dem Vater im Himmel und von den Engeln vernommen, ertönt aus dem Herzen des Herrn und hinein in die Himmel die Stimme Seines Opfergebetes: „Vater! Ich heilige Mich für sie, welche Du Mir gegeben hast, auf daß auch sie geheiligt seien in der Wahrheit" (ebcnd. 17, 19.). Ein Strom von Blut entquillt der durchbohrten Hand des Heilandes, und tiefer, immer tiefer wird der gräßliche Nagel eindringen. Von erbarmungsloser Faust geschwungen, schlägt der Hammer fort und fort, und so werden Hand nach Hand und Fuß nach Fuß angeheftet, bis sie quellen die heiligen Wunden, 56 die Quellbronnen unserer Erlösung, bis die Erde sich satt trinkt in unschuldigem Blute, bis unter solchem Thaue die Felsen sich erweichen und die Berge zerfließen (Js. 64, 1.) -- und nur Eines auf Erden noch hart und starr bleiben kann — ein hochmüthiges, ein glaubensloses Mcnschenherz! — Wahrhaft! besser hätte diese entsetzliche Möglichkeit des Menschenherzens, gegen alle Gnade sich zu verhärten, nicht gesinnbildet werden können, als in jenen Männern der Synagoge dort zu Hä üb¬ ten des Erlösers, die sich eben über den Wortlaut der Kreuzes-Inschrift, wie die Ordonnanzen des Pilatus selbe ihnen überbracht haben, ereifern. „Jesus von Na¬ zareth, der König der Juden", ruft der Eine mit unver¬ kennbarer Entrüstung, — „Dieser, unser König? Er, welchen wir an's Kreuz heften? Er, jeder Macht beraubt, der Mann der Verachtung und der Marter? Er sollte unser König sein, der uns Freiheit erkämpfte, unseres Davids Thron aufrichtete und uns zum Stolze der Na¬ tionen machte?" — Ja und Amen! Es ist so. Vom Holze des Kreuzes wird der Herr als König herrschen; diese durchbohrten Hände werden uns die Freiheit der Kinder Gottes geben. Diese mit Eisennägeln gefesteten Füße werden zu glorreichem Siege schreiten und dem Gekreuzigten wird ein Name werden, in welchem alle Kniee sich beugen (Phil. 2, 10.). — Aber für die Heiligen des Herrn hatte jener Angenblick Seiner Kreuzigung nur die Fülle des Mitleidens und der Trauer, in welcher sie der Seele nach mitgekrenzigt worden mit Jesus, ihrer Liebe. — Aufrecht steht die hochgebenedeite, schinerzenreiche Mutter Maria; stärker als Hagar, die den Sohn nicht wollte sterben sehen (l. Mos. 21,16.), ruft sie zum Himmel — uni Trost für Jesus, um Gnade für uns. Das ist wohl auch das Angst-Gebet des Johannes, während Maria Magdalena in die Kniee gesunken ist, und, wie Maria Kleophä, den furchtbaren Ton des Hammers nicht mehr 57 hören kann und daher die Ohren bedeckt— den Klang, welcher wie ein Donner des Gerichtes das An¬ denken an ihre Sünden ihr wach ruft, und an die Schrecken des Gerichtes, welches nun der Sohn Gottes auf Sich genommen, auf daß es uns nicht zermalme, sondern in den Wunden des zarten Frohnleichnams seine Pfeile umwandle in Strahlen des Lichtes und des Heiles für Alle, die zu Ihm cmporblicken. Wir beten Dich an, o Christel und preisen Dich. lA. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset. Betrachte die unbeschreiblichen Schmer¬ len, welche der gütigste Jesus empfunden, da Sein Fleisch und Gebein, Seine Nerven und Sehnen an Händen und Füßen mit Nägeln so unmenschlich durchbohrt wurden! — Woher kommt es, daß dein Herz nicht bricht vor Schmerz beim Anblicke solcher Pein und Marter, die deine Sünden verur¬ sacht haben? — Wenigstens jetzt laß deine Thränen fließen; bereue deine Sünden, und sprich: O gütigster, für mich gekreuzigter Jesus! erfülle und durchdringe mein steinhartes Herz mit heiliger Furcht und Liebe zu Dir. — Und da meine Sünden jene Nägel sind, die Dich so grausam an das Kreuz geheftet haben, so erwecke in mir eine wahre und innige Neue, durch welche alle meine bösen Begierden an dieses Kreuz angeschlagen und getödtet werden, damit ich, im Leben und 58 Sterben mit Dir gekrenziget, im Himmel mit Dir ewig herrschen möge. Vater unser. Gegrüßet seist. Ehre sei dem Vater. Erbarme Dich unser, o Herr! erbarme Dich unser. ZuMe Station. Jesus wird am Kreuze erhöhet und stirbt. Die Begebenheit bei dieser Station und Erklärung des Bildes. »Und sie werden aufschaucii zu Ihm, welchen sic durch¬ bohrt haben.« Zachar. 12, 10. „Es ist vollbracht!" Vollendet ist das Mysterium der erlösenden Liebe. Jesus hat mit geneigtem Haupte Seinen Geist in des Vaters Hände besohlen und ansgehaucht. Vollbracht ist, was die Welt Furchtbares wagen, was die Gerechtigkeit Strengstes fordern, was Liebe Reichstes bieten konnte — der Opsertod des Gott-Menschen. Ja, der Tod beginnt eben an dem zarten Frohnleichnam sein stilles, schauerliches Wirken — ein Wirken, welches er freilich au dieser seiner hochgehciligten Beute nur beginnen, nicht aber fortsetzcn und vollenden darf. Denn „nimmer wird Gottes Heiliger die Verwesung schauen" sApg. 2, 27.). Darum senken sich wohl die heiligen Glieder, so weit die straffe Spannung nach den Kreuzesnägeln hin es gestattet, in die Ruhe des Todes nieder. Der grimme Schmerz hat ausgetobt; das Blut aus den heiligen Wunden träufelt still und stiller, und aus der offenen Seitenwunde perlet nur mehr Wasser und Blut. — Der Herr des Lebens, das Leben selber gab, was es für uns dein Tode zu bezahlen freiwillig übernommen — den letzten Tropfen aus des Lebens Quelle, Seines Herzens Blut. — Aber blicken wir wieder hin auf unseren Heiland am Kreuze! XII 59 Noch sind die Finsternisse über Kalvaria und Je¬ rusalem, ja über die gestimmte Schöpfung hin ausgebreitet. Glanzlos trauern die Heerschaaren des Himmels, die Ge¬ stirne, um ihren Schöpfer und Herrn. Die Schauer, welche den Erdboden durchschütterten beim Todes-Ruse des Gott-Menschen, sind noch nicht beruhigt; denn die Menge der Neugierigen flieht bestürzt den Thoren Jerusalems zu. — Nur noch die Wache hält ans; und die schinerzenreiche Mutter mit Johannes und die heiligen Frauen sind die Standhaften und Getreuen, welche das Geheimniß des Todes Jesu in tiefster Andacht betrachten, anbeten und mit frömmsten Thränen beweinen, ganz unzertrennlich von dem Kreuze, an welchem Jesus, ihre Liebe, ihr höchstes Gut, ihnen vor Augen ist. — Auch der Haupt¬ mann, zur Linken des Kreuzes, dieser furchtlose, gewal¬ tige Kriegsmann, ist von wunderbarer Gewalt besiegt. — Er gibt Gott die Ehre und spricht (wie mit zum Schwure erhobener Hand): „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn!" (Mark. 15, 39.). -- Doch die Herrlichkeit des Triumphes, welcher in dem Tode Christi über den Tod errungen ward, beurkunden noch deutlicher die ge¬ öffneten Gräber und die aus ihnen aufstei¬ genden, wiederbelebten Todten. Boten aus dem Reiche der Schatten, Zeugen für die Ankunft des Be¬ freiers in der Vorhölle, wo die Heiligen lange und sehn¬ lich Seiner gewartet; als solche schweben sie hin zu der heiligen Stadt, und sie werden Vielen erscheinen, um mit ihnen von den Wegen der göttlichen Barmherzigkeit zu sprechen. — Himmel und Erde und Unterwelt mithin vereinigen ihr Zeugniß für die Wahrheit, welche das Heil Aller in sich beschließt: „Daß Jesus für Alle gestorben Ast, damit wir nicht uns leben, sondern Ihm, welcher „für uns gestorben und von dem Tode auferstandcn ist, »unserem Herrn Jesus Christus" (II. Cor. 5, 15.). 60 Wir beten Dich an, o Christel und preisen Dich. H?. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset. Hebe allda empor deine Augen, und betrachte deinen mit Nägeln an das Kreuz gehefteten Jesus. Sieh! Sein göttliches Angesicht ist ganz erbleicht. — Höre, wie Er bittet für die, welche Ihn beleidigen, wie Er dem Schächer das Paradies verspricht, wie Er dem Johannes Seine theuerste Mutter übergibt, wie Er Seine Seele dem himmlischen Vater befiehlt, — siehe! wie Er endlich stirbt mit geneigtem Haupte! — So ist denn mein Jesus gestorben? — Ja, Er ist gestorben am Kreuze, und zwar — für mich! — O meine Seele! was willst du jetzt thun? — Ach! gehe nicht von dannen, als nur mit reuevollem und zer¬ knirschtem Herzen. Umarme das Kreuz, und ftnfze zn Jcsus: O allerliebster Heiland! ich gestehe und bekenne, daß meine Sünden die wüthenden Henker find, welche Dich so grausam getödtet haben. — Ich bin keiner Gnade würdig, nachdem ich Dich gekreuziget habe. — Aber wie getröstet ist meine Seele, da ich Dich auch für jene bitten höre, die Dich gekreu¬ ziget haben! — Was soll ich nun für Dich thun, nachdem Du so vieles für mich gethan hast? — Sieh, o Jesus! ich bin bereit. Allen zu vergeben, die mich jemals beleidiget 61 haben. Ja, mein Gott! aus Liebe zu Dir verzeihe ich Allen; ich umarme sie mit auf¬ richtigem Herzen, und wünsche ihnen alles Gute. Und darum hoffe ich, in meiner Sterbestunde von Dir die trostvollen Worte zu hören: Heute wirst du mit mir im Pa¬ radiese sein. Vater unser. Gegrüßet seist. Ehre sei dem Vater. Erbarme Dich unser, o Herr! erbarme Dich unser. Drchchnte Station. Jesus wird vom Kreuze aügenommen und in den Schoß Seiner Mutter gelebt. Die Begebenheit bei dieser Station und Erklärung des Bildes. »Mein Schmerz, mehr als Schmerz ist es, und mein Herz ist in mir gar traurig.« Jcrem. 8, >8. — Ale Finsterniß, welche die drei Stunden des Kreuzes¬ leidens Jesu hindurch war über dieses allerheiligste Opser ausgebreitet gewesen, ist wieder dem Lichte der Sonne gewichen. Es ist die Nachmittagsonne des großen Nüst¬ tages der Ostern z klar und friedlich leuchtet sie aus die heilige Gruppe nieder, welche den übrigens schon verein¬ samten Kalvarienberg noch belebt. Ein Werk ehrwürdiger Frömmigkeit hat begonnen: die letzten Dienste der Liebe werden dem hohen Tobten von Seinen Freunden erwiesen. Joseph von Arimathäa ist nach dem Verscheiden des Herrn unerschrocken zu Pilatus gegangen, ihn zu bitten um den Leichnam Jesu. Pilatus, von dem Hauptmanne über den Wirklich schon erfolgten Tod Jesu unterrichtet, schenkte dem Bittenden den Leichnam zur Abnahme von dem 62 Kreuze — und Joseph von Arimathäa ist nun mit Ni¬ kodemus, seinem Freunde und heimlichen Mitjünger, wie¬ der hinausgegangeu noch Kalvaria uud zur schinerzenreichen Mutter, und schon sehen wir — ist die Kreuz esab- nahme geschehen. Mit Schmerz und Ehrfurcht zeigt Joseph dem Freunde die großen Nägel, die Mar¬ terwerkzeuge, so schrecklich und doch jetzt ein so hei¬ liges Denkmal unserer Erlösung. Auch die Dornenkrone ist schon abgenommen und liegt auf der Tafel der Kreuzes-Inschrift. Der heilige Leichnam hat die erste Pflege liebender, wenn auch in Schinerz bebender Hand empfangen. — Uud nun mit den offenen Wundmalen — ehe sie Ihn zu Grabe tragen — ruht Jesus auf dein Schooße der reinsten, der heiligen Mut¬ ter. — Jetzt erst ist Er ihr ein „Benoni" geworden, ihr Schmerzenssohn (I. Mos. 35, 18.), und es ist mehr als Schmerz, was Mariens Seele durchschneidet; denn auch derjenige, über dessen Leichnam ihre Mutterthränen uie- derrieseln, ist mehr, als ein Mensch und Seiner Mutter Sohn; Er ist zugleich Gottes Sohn und himmlischer Bräutigam, König und Herr. So viel hatte noch keine Mutter auf Erdeu zu eigen gehabt; so viel auch keine auf Erden beweint. Den Leiden Jesu, Semen Wunden, welche ihr Auge nun alle so nahe, so zahllos erblickt, fließen der heiligen Jungfrau Thränen; und Johan¬ nes blickt so schmerzlich fragend auf: ob die Mutter, nun durch Jesu Testament auch seine Mutter, weine über den Todten, wie man weinet „um den Tod des Eiugebornen" (Zach. 12, 10.), oder ob der Trost der Auserstehungshoffnung durch die Trauer der Gcbene- deiten hindurchleuchte? Aber Maria sieht jetzt nur Je- sum, den geopferten und in den Tod gegebenen Sohn; das Geheimnis; des Schmerzes fesselt allein ihre heilige Seele. Und dennoch sich! — die Gefährtinnen der gebe- nedeiten Jungfrau, sie fühlen es, daß sie ihr Leid nicht besser answeinen können, als recht nahe bei Maria, der XllI 63 Schmerzenreichsten unter ihnen Allen. Maria von Magdalum beugt ihr Antlitz auf das Knie der Gottesmutter; Maria Kleophä schmiegt sich an Ma- ria's Seite, nnd Salome mit dem Balsam-Gefäße will auch so nahe bleiben, als es möglich ist. — Wie selig war die Weihnacht, als das göttliche Kind zum ersten Male in der jungfräulichen Mutter Armen lag; wie so erust ist dieser Abend, da man oen hehren Sohn — da man den Frohnleichnam wieder auf der Mutter Schooße ruhen läßt! Aber es war ja nur Weihnacht geworden, damit es Charfreitag werden konnte — Gottes Sohn ward Mensch, um für die Menschen zu sterben. Wir beten Dich an, o Christel und Preisen Dich. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset. Betrachte, wie schneidend das Schwert war, welches das Her; der betrübtesten Matter Maria durchstochen, als sie ihren göttlichen Sohn in ihre Arme empfangen hat. — Sie sah Ihn voll Wanden und ganz zerfleischt. O! welchen Schmerz hat ihr zartes Herz empfanden! — Allein, Welches Schwert war so scharf, daß es ihr Herz durchbohrt? Ach! die Sünde war es, Welche Iesa das Leben genommen, und das Herz Seiner Matter so schmerzhaft ver¬ wundet hat. — Beweine denn die fluch¬ würdige Sünde; vereinige deine Thränen Wit den Thrünen der betrübtesten Mutter, Und seufze zu ihr also: 64 O Königin der Märtyrer! wann werde ich im Stande sein, zu begreifen Deine über¬ große Pein und deine Schmerzen? Wann werde ich die Gnade erlangen, sie allezeit in meinem Herzen zu tragen, und mit Dir zu leiden? — O große Frau! verleihe, daß ich Tag und Nacht meine Missethaten beweine, welche Deinem Herzen so heftige Pein und Schmerzen verursacht haben, damit ich also weinen, in Hoffnung und Liebe für Dich sterben und nach dem Tode ewiglich mit Dir leben möge. Vater unser. Gegrüßet seist. Ehre sei dem Vater. Erbarme Dich unser, o Herr! erbarme Dich unser. Vierzehnte Station. Jesus wird in das Grab gelegt. Die Begebenheit bei dieser Station und Erklärung des Bildes. »Und Sein Grab wird glorreich sein.« Js. 53, s. Gesuch im Leben arm, ist im Tode reich. Joseph von Arimathäa, ein reicher Mann, hatte freigebig Linnen, Spezerei, Myrrhe und Aloe, wie zu königlichem Begräb¬ nisse, gegeben. Ein neues, in Felsen gehauenes Grab die „Grabstätte eines Reichen" — mitten in liebliche»! Garten, nimmt den Leichnam dessen auf, welchem einst als neugebornen Kindlein nur die Krippe eines Stalles das erste Belt gewesen war. Zwei vornehme Männer aus dem hohen Rathe erzeigen ehrfurchtsvoll die letzten Lie¬ besdienste dem Sohne Mariens. — Ein stiller Friede, XIV. 65 — Wie Hauch der Gnade, liegt über der abendlichen Gegend, die in der Ferne noch auf das Kreuz auf Golgatha hin¬ ausblicken läßt; — cs ist, als wollten Erde und Menschen anfangen, au dem Tobten die Härte gut zu machen, mit welcher sie dem Lebenden begegnet. Bitter doch ist das Scheiden denen, welche Icsum so innig geliebt. Seine Auferstehung, Seine Glorie ist der Gegenstand ihres Glaubens; jedoch ihr leibliches Auge sieht eben nur die hehre Gestalt des Todes; ihre Empfindung beherrscht der Schmerz des Abschiedes, und das Dunkel des offenen Grabes, in welches man den Leichnam trägt, ist traurig und räthsclhast genug, um für diesen Augenblick die Schleier der Wehmuth und tiefster Betrübniß über das Licht der Verheißung und des Glaubens zu ziehen. Ruhig ist, wenn auch unverkennbar innig, der Schinerzen saus druck iu dem Antlitze des Johannes. Eine Gnade stärkt ihn, neu, wie die Würde, für welche sie ihm verliehen worden. Er ist Sohn Mariens ge¬ worden durch Jesu Testament; Sohn Mariens, ihre Stütze, ihr Tröster, weil und seitdem der Herr auf immer Seine sichtbare Gegenwart auf Erden abgeschlossen hat. Wie demüthig, wie gehorsam ehrt die gebenedeite Jungfrau den letzten Willen des göttlichen Sohnes. Die Gnaden¬ volle, nun so Schmerzenreiche, stützt sich auf den Jünger, welchen Jesus liebte, und läßt von ihm sich trösten, während sie, die zur Trösterin aller Betrübten fortan bestimmt ist, ihre rechte Hand der weinen¬ den Schwester überläßt — um deren Trauer in der ihrigen zu heiligen. Die andere Maria hält ein kostbares Gut in Händen — Christi Dornenkrone! Sie scheint dieselbe vor den Augen der Gottesmutter zu verbergen, damit deren Betrübniß nicht durch den Anblick der Reli¬ quie aus Jesu harter Pein gesteigert werde. Von lei¬ denschaftlichem Schmerze ist nur Maria von Magdalum überwältigt. Sie fleht mit gerungenen Händen, wie um dem Himmel laut zu klagen, daß ihre 66 Sünden an solchem Jammer Mitschuld haben. — Ihr Schmerz ist der Schmerz der Reue und der Buße — und diese Thränen sind so brennend, so trostesarm, weil hin- genommcn ist „der Tröster" und zu Grabe gelegt wird, der allein unter Allen die Sünder milde und barmherzig aufnahm, und allein verzeihen konnte und immerdar es wollte. Aber es ist des Kreuzweges letzte Station; ge¬ trost! nur Stunden, kurze Stunden gehen vorüber — und jeder Schmerz wird in Freude verwandelt — ; denn dieses Grab wird seinen Tobten wiedergeben und wird glorreich werden, wenn Jesus auferstanden sein wird an dem dritten Tage, wie Er verheißen hat. Wir beten Dich an, o Christel und preisen Dich. hd. Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöset. Betrachte hier das Wehklagen und Weinen der Magdalena, des Johannes, und anderer frommen Seelen, da Jesus ihren Augen entzogen und in das Grab gelegt wurde. — Am tiefsten aber beherzige den bittersten Schmerz Mariens, Seiner heiligsten Mutter, den sie empfand, als sie sich ihres geliebtesten Sohnes beraubt sah. — In Erwägung ihres Herzensleides solltest du dich billig schämen, daß du bei Besuchung dieses Kreuzweges so geringes Mitleid bezeigt hast. — O! so ermahne dich wenigstens bei dieser letzten Station. Küsse im Geiste mit Ehrerbietung den Stein des heiligen Grabes, lege dein Herz hinein und sage zu deinem dort im Todesschlafe ruhenden Jesus'. 67 O mildreichster Jesus! der Du mir zu Liebe eiueu so schmerzhaften Weg hieher hast wandeln wollen, ich bete Dich in diesem Grabe an. — Ach! ich wünsche, Du wollest Dich in mein Herz einschließen lassen, auf daß ich, mit Dir vereiniget, durch diesen Kreuzweg zu einem neuen Leben nuferstehen und in Deiner Gnade von dieser Welt scheiden möge. Verleihe mir durch die Verdienste Deines bitteren Leidens, welches ich jetzt betrachtet habe, daß in der Sterbe¬ stunde meine letzte Speise das allerheiligste Sakrament des Altares sei, meine letzten Worte: Jesus, Maria und Joseph, und mein letzter Athemzug mit jenem vereiniget werde, mit welchen: Du am Kreuze für mich Deinen Geist ausgehaucht hast, damit ich mit lebendigem Glauben, unerschütterlicher Hoff¬ nung und glühender Liebe mit Dir und Deinetwegen sterben, und hernach mit Dir in Ewigkeit herrschen möge. Vater unser. Gegrüßet seist. Ehre sei dem Vater. Erbarme Dich unser, o Herr! erbarme Dich unser. 68 Schlußgebkt. Himmlischer Vater, ewiger Gott! in Vereinigung der Liebe, mit welcher Du mir armen Sünder Deinen eiugebornen Sohn Jesus Christus geschenkt, und mit welcher Er durch Sein bitteres Leiden und Sterben meine Erlösung bewirkt hat, opfere ich Dir diesen Kreuzweg auf, den ich mit Deiner Gnade besucht habe. Nimm auf diese An¬ dacht zu Deiner allerhöchsten Ehre uud Glorie, zur Danksagung für die mir und Anderen verliehenen Gnaden, zur Nachlassung aller Sünden der ganzen Welt, zum Troste und zur Hilfe der armen Seelen, besonders jener, für die ich Anfangs gebetet habe. O barmherziger Vater! sieh an das Antlitz Christi, Deines Sohnes, höre an die Stimme Seines Blutes, und sei gnädig und barm¬ herzig mir armen Sünder. Amen. Gelobt sei Jesus Christus, der gekreu¬ zigte Heiland! uud Seine schmerzhafte Mutter Maria! 69 Ri euzmeg-Lied. Zur Vorbereitung. Mit Dir, Jesus, will ich gehen Auf den Kreuzweg — und will sehen, Was Du hast für mich gethan Auf der bittern Todesbahn. 1. Ach, mein Jesus! willst Du sterben, Uns das Leben zu erwerben? Willst für uns als Sünder steh'n, Ohne Schuld zum Kreuztod geh'n! 2. Nur aus Liebe — ohne Klagen — Will das Kreuz mein Jesus tragen. Will als Hirt die Seelenschaar Suchen, was verloren war. 3. Sieh, dein Jesus fällt zur Erden, Will für dich ganz kraftlos werden; Sünder! — wirf hier einen Blick Reuvoll auf dich selbst zurück. 4. Sohn und Mutter, — beide Herzen Leiden große Liebesschmerzen; Sünder! sieh nur beide an, Wenn dein Herz nicht lieben kann! 70 5. Ach! wem soll das Herz nicht brechen, Wenn er höret Jesum sprechen: Keinen Tröster finde Ich, — Jünger selbst verlassen Mich! 6. Weder Angst, noch Schmach, noch Leiden Soll mich von Dir, Jesus! scheiden; Drück Dich meiner Seele ein, Lieben wird mein Leben sein! 7. Den die Himmel selbst nicht fassen, Ist von Jedermann verlassen: Der das Weltgebäud' erhält, Schmerzlich hier zu Boden fällt. 8. Höre, Sünder, Jesus Lehren, Die dein eig'nes Heil gewähren: Weine doch nicht über Mich! Weine, Sünder! — über dich. !>. Ach! mein Jesus fällt schon wieder, Ganz geschwächt liegt Er darnieder! Doch — der Sünder nicht erwacht, Noch kein End' den Sünden macht! 10. Ach! was mußte Jesus leiden! — Und ich soll die Sünd' nicht meiden? Meiden will ich jede Sünd', Wenn ich Gnad' bei Jesus find'. 11. Jesus Blut muß für mich fließen, Meine Sünden abzubüßen! Schenk mir, Jesus! Deine Huld, Tilge meine Süudenschuld! — 71 — 12. Lerne, Christ! auch Feinde lieben, Die dich hassen und betrüben! Jesus selbst für Feinde stirbt, Und Vergebung — dir erwirbt. 13. Schmerzensmutter! bitt'rer Thränen, Mögst mit Jesus uns versöhnen, Laß uns deine Kinder sein, Bricht die Nacht des Todes ein! 14. Mit Dir, Jesus! will ich sterben, Bilden mich zum Himmelserben. Will entsagen eitler Freud', Lieben Dich in Ewigkeit. Zum Schlüsse. Laß Dein Leiden, laß Dein Sterben An uns Sündern nicht verderben, Deine Marter, Qual und Pein An uns nicht verloren sein! 72 Meß-Andacht. Ehre des öttteril Leidens und werdens nnfers ^errn Jesus Christus. (Vom heil. Alphons Liguori.) Vorlicreitungs-Gebet. Herr Jesus Christus, Erlöser des menschlichen Geschlechtes! wir stud mit so vielen großen Wohlthaten vou Dir überhäuft, daß wir au Deiner göttlichen Liebe gegen uns arme Sünder nicht zn zweifeln haben; dieß bezeugt das immerwährende Gedäcbtuiß Deines heiligen und seligmachenden Todes. Damit Dein Leben und Sterben bei nus vergeßlichen Menschen in stetem An¬ denken erhalten würde, hast Du das göttliche Opfer Deines Fleisches und Blutes im letzten Abendmahle eingesetzt, und den Priestern solches zu opfern und Deinen Tod dabei zu verkündigen anbefohlen. O Herr Jesus! mache mich würdig, dieftm göttlichen Geheimnisse gebührende Ehre zu leisten und dasselbe mit und neben dem Priester zum Gedäehtniß Deines bittern Leidens und Sterbens, zur schuldigen Dankbarkeit für alle er¬ zeigten Wohlthaten, zur Austilgung meiner Schulden, zur Hülfe und zum Trost der Lebendigen und Verstor¬ benen, nnd zu unser Aller zeitlicher und ewiger Wohl¬ fahrt andächtig aufzuopfern. Amen. Es ist zu bemerken, daß die folgenden Gebete auch außer der heiligen Messe zu Ehren des Leidens Christi mit Andacht gesprochen werden können. 73 Dein, Stusen-Gebct. Der Priester geht znm Altäre und beginnt die heilige Messe; betrachte, wie sich Jesus nach dem Oelberge begeben und zu Seinem Tater gebetet hat. O Herr Jesus Christus! Du Sohn des lebendigen Gottes, der Du, als Dein bitteres Leiden herannahete, Furcht und Traurigkeit ausstehen mußtest, und in Dei¬ nem Gebete von einem Engel gestärkt, Dich völlig in den Willen des himmlischen Vaters ergeben hast; ver¬ leihe mir, daß ich in all' meinen Leiden und Trübsalen von Deinem Engel gestärkt werde, und mich vollkommen in den Willen Gottes ergeben möge. Amen. Deim Confiteor. Der Priester bückt sich zur allgemeinen Beicht; betrachte, wie §hristns vor Angst Blut geschwitzt hat n. s. w. O göttlicher Erlöser! der Du am Oelberge im Hinblicke ans meine Sünden und die Sunden der gan¬ zen Welt in eine so große Todesangst gerathen bist, daß Dein Schweiß wie Blutstropfen zur Erde rann; gib, daß ich meine Sünden und Missethaten im Leben von Herzen bereue und beweine, damit ich in meiner Todesstunde ihrer wegen nichts mehr zu befürchten habe. Amen. Deim Introitus. Der Priester geht herauf, küßt den Altar und begibt sich von ^r Mitte auf die rechte Seite desselben; betrachte, wie Christus von 2udas mit einem Kusse verrathen, und von den Juden weggeführt worden u. s. w. Liebenswürdigster Heiland! der Du von Deinem Agenen Jünger, ' Judas, verrathen, treulos Deinen Feinden überliefert und von ihnen wie ein Missethater gebunden zu Annas bist geführt worden; seßle mich 74 durch die Bande unauflöslicher Liebe gänzlich an Dich, und gib mir die Gnade, daß ich allen bösen Anfech¬ tungen stets widerstreite, um nie in die Hände des höllischen Feindes zu fallen. Amen. Beim Kyrie eleison. Der Priester geht in die Mitte des Altars, und spricht das Kyrie eleison; erwäge, wie Christus von Annas zu Kaiphas geführt, und von Petrus drei Mal verläugnet worden u. s. w. Unschuldigster Jesus! der Du im Hause des Kai¬ phas tief bist betrübt worden, da Dich Dein geliebter Jünger Petrus drei Mal verläugnet hat; verleihe mir Deine göttliche Gnade, daß ich alle bösen Gesellschaften und Gefahren zur Sünde fliehe, und Dich, meinen lie¬ ben Gott, niemals, weder durch Worte, noch durch Werke verläugne. Amen. Dei den Orationen. Der Priester wendet sich um und sagt: Dominus vobiscum; betrachte, wie sich Christus zu Petrus gewendet hat u. s. w. O Herr Jesus Christus, der Du den Petrus nach seinem Falle mit gnädigen Augen angesehen und zn herzlicher Neue und Buße bewogen hast; siehe auch mich an mit den Augen Deiner unendlichen Barmher¬ zigkeit, damit ich meine Sünden vor Deinem Angesichte recht beweine, und Dich, mein höchstes Gut, nimmermehr beleidige. Amen. Dei der Epistel. Der Priester geht zur Seite des Altars und liest die Epistel ' bedenke, wie Christus zu Pilatus geführt worden u. s. w. Geduldigster und sanftmüthigster Jesus! der D" wie der größte Miffethäter gefänglich zu Pilatus ge' führt, und von Deinen Todfeinden über lauter falsche 75 Verbrechen bist angeklagt worden; verleihe mir, daß ich alle Verleumdungen und Ehrabschneidungen der Gott¬ losen um Deinetwillen geduldig ertragen, nnd in Allem das Zeugniß eines guten und reinen Gewissens haben und erhalten möge. Amen. Deim Evangelium. Der Priester geht auf die andere Seite des Altars und liest das Evangelium; erwäge, wie Christus von Pilatus zu HerodeS geführt worden u. s. w. Anbetungswürdigster Erlöser! der Du, vor Herodes gestellt, so unzählige Lästerworte gelitten, und dieselben mit keinem Worte widerlegt hast; verleihe mir die Gnade, daß ich der Gottlosen Unbild, Schmach und Verspottung in Demuth willig auf mich nehme, den Zorn unterdrücke und Niemandem Böses mit Bösem vergelte. Amen. Beim Credo. Der Priester geht wieder in die Mitte und betet das Credo; beherzige, wie Christus von Herodes wieder zn Pilatus geschickt Morden ist u. s. w. O Herr Jesus Christus! der Du von Herodes, mit einem weißen Kleide angethan nnd verspottet, wieder zu Pilatus bist geschickt worden und Freundschaft unter ihnen verursacht haft; gib mir die Gnade, daß ich allen Anschlägen meiner Feinde stets entgehe, das Böse mit Gutem vergelte, und also vollkommener und Dir ähnli¬ cher werde. Amen. Aeim Offertorium. Der Priester deckt den Kelch ab; betrachte, wie Christus Seiner Kleider beraubt und gegeißelt worden u. s. w. , Huldvoller Heiland! der Du all' Deiner Kleider beraubt, zum größten Schimpfe entblößt, an eine Säule 76 gebunden und auf schreckliche Weise bist gegeißelt wor¬ den; verleihe mir gnädig, daß ich alle Sünden, die ich je wider die heilige Schamhaftigkeit begangen, aufrichtig bereue, daß ich die Geißeln Deiner väterlichen Züchti¬ gung geduldig annehmen, und Dich durch neue Vergehen nicht abermal geißeln möge. Amen. Der Kelch wird zugedeckt; betrachte, wie Christus gekrönt worden u. s. w. O Herr Jesus Christus! der Du zur größern Verspottung und Pein von den erbitterten Juden mit Dornen bist gekrönt worden; ich bitte Dich, nimm von mir den Stachel des nagenden Gewissens, daß ich, durch wahre Buße zerknirscht, nachmals mit Ehre und Herr¬ lichkeit möge gekrönt werden im Himmel. Amen. Der Priester wäscht seine Hände; betrachte, wie Pilatus seine Hände wäscht, Christus für unschuldig erklärt, und Ihn dem Volke vorstellt u. s. w. Leidender Erlöser! der Du von dem Richter Pi¬ latus zwar für unschuldig erkannt, aber dennoch mit einem alten Pnrpurmantel angethan, mit einer Dornen¬ krone auf dem Haupte, mit einem Rohre in der Hand, durch ihn den Juden bist vorgestellt, überliefert und dem Mörder Barabbas nachgestellt worden; verleihe mir gnädig, daß ich Dich, meinen lieben Herrn und Gott, niemals, weder der Welt, noch dem Satan, noch der Begierlichkeit des Fleisches nachsehe, sondern stets ft lebe, daß ich am jüngsten Tage mit dem hochzeitlichen Kleide der Unschuld angethan, vor Deinem Angesicht herrlich erscheinen möge. Amen. Dci der Präsation. Der Priester spricht die Präsation; bedenke, wie Christus Tode verurtheilt worden u. s. w. O Herr Jesus Christus! der Du nuschuldig das Urtheil des Todes für mich armen Sünder hast e>m 77 Pfangeu wollen; steh' mir bei mit Deiner göttlichen Hülfe, daß ich mich durch einen christlichen Lebenswandel so zu meinem zeitlichen Tode bereite, damit ich dem unwiderruflichen Urtheile des ewigen Todes entgehen möge. Amen. Deim Canon. Der Priester betet in der Stille und hält das Gedächtniß für die Lebendigen; betrachte, wie Christus Sein Kreuz getragen hat u. s. w. Schuldloses Lamm! das Du die schwere Last des Kreuzes selbst bis auf den Berg Kalvaria hast tragen müssen, und auf diesem schmerzhaften Wege die Dich beweinenden Weiber gütig ermahnt hast, nicht über Dich, sondern über sich selbst zu weinen; verleihe mir gnä¬ diglich, daß ich all' mein Kreuz und Leiden von Deiner Hand willig empfange und geduldig Dir zu Liebe täglich Nachträge; gib auch, o barmherziger Jesus! mir die Gnade, daß ich auf dieser Welt Nichts mehr beweine, über Nichts mich betrübe, als daß ich Dich, meinen allergütigsten Herrn und Gott, beleidigt habe. O Je- siis! sei mir armen Sünder gnädig. Amen. Der Priester segnet das Opfer; erwäge, wie Christus an's Kreuz genagelt worden u. s. w. O Herr Jesus Christus! der Du nm unserer Sünden willen gar unbarmherzig mit Nägeln au's Kreuz bist geschlagen worden; verleihe mir gnädiglich, daß durch Dich die Welt mir, und ich der Welt gekreuzigt ifl, und ich mein Fleisch sammt den Lastern und bösen misten also kreuzige, daß ich Dich, meinen lieben Herrn "ad Gott, niemals mehr durch meine Bosheit und durch dieselbe mich selbst kreuzige. Ameu. Dei der heiligen Wandlung. Der Priester hebt die heilige Hostie auf; beherzige, wie Kristus am Kreuze aufgehoben worden u. s. w. 78 Heiliger und anbetungswürdigster Erlöser! der Du für mich gekreuzigt, von der Erde hast wollen erhöht werden; ziehe mich und Alles, was ich habe, zu Dir hinauf, damit ich, mit Dir an's Kreuz geheftet, nunmehr nicht ich, sondern Du allein in mir, nnd ich in Dir, leben und von allen irdischen Dingen abgesondert, mit meinem Gemüthe im Himmel wohnen möge. Amen. Der Priester hebt den Kelch auf; betrachte, wie aus den Wunden Christi das heilige Blut fließt u. s. w. Unendlich liebenswürdiger Heiland! der Du aus Demen heiligen Wunden häufiges Blut zur Vergebung unserer Sünden vergoßen hast; wasche meine mit viele» schweren Sünden befleckte Seele in Deinem Blute; laß nur ein einziges Tröpflein Deines kostbaren Blutes mir zu gut kvmmeu, damit ich, vou allen meinen Sünde» gereiniget, die Früchte Deines bitter» leidens und Sterbens empfinden möge. Amen. Der Priester hält das Gedächtniß für die Abgestorbenen? erwäge, wie Christus am Kreuze für das Heil der Menschen gebetet hat u. s. w. Unaussprechlich gütiger Versöhner! der Du a»> Kreuze hängend, für das ganze menschliche Geschlecht auch für die, so Dich gekreuzigt haben, zu Deine!» himmlischen Vater gebetet hast; entzünde mein Herz i» dieser Deiner Liebe, damit ich nach Deiner Lehre »»d Deinem Beispiele auch meine Feinde aufrichtig liebe/ ihnen von Herzen verzeihe, und Jenen, die mich hasse»/ Gutes thue. Amen. Der Priester klopft an seine Brust und bittet um Vergebung der Sünden; betrachte, wie der Mörder am Kreuze sich zu Christ^ bekehrt u. s. w. O Herr Jesus Christus! der Du dem Schacht nachdem er seine Ungerechtigkeit demüthig bekannt »»d bereut hatte, die Herrlichkeil des Paradieses gütig vep sprechen hast; ich bitte Dich, stehe mich an mit de» 79 Augen Deiner unendlichen Barmherzigkeit, damit ich in meinen letzten Zügen von Dir, meinem gütigen Heilande, die gewünschten Worte Horen möge: Heute wirst du bei mir im Paradiese sein! Amen. Denn Pater naher. Der Priester spricht das Pater noster; betrachte die sieben Worte Christi am Kreuze n. s. w. Göttlicher Erlöser! der Du unter andern Worten am Krenze, Deine Mutter dem heiligen Johannes, und ihn Deiner Mutter anbefohlen hast; ich empfehle mich Dir und all' das Meinige in Vereinigung derselben Treue und Liebe, mit welcher Du sie mit einander verbunden hast, und bitte Dich, laß mich durch die Kraft solcher Liebe zur Vollkommenheit Deiner Liebe gelangen, damit Nichts in der Welt mich mehr von Deiner Liebe scheiden möge. Amen. Der Priester bricht die heilige Hostie und läßt einen Theil derselben in den Kelch fallen; beherzige, wie Christus am Kreuze gestorben, und wie Seine Seele in die Vorhölle gefahren ist n. s. w. Anbetungswürdiger Heiland! der Du, Deinen Geist in die Hände Deines himmlischen Vaters empfehlend, aus Liebe zu uns armseligen Menschen gestorben bist, dnreb Deinen Tod die Gewalt des Satans zerstört hast und sii die Vorhölle hinabgestiegen bist, nm die Seelen der Altväter durch die Botschaft der Erlösung zu erfreuen; ich bitte Dich durch die Schmerzen Deines Todes, Du sollest mir armen Sünder ein glückseliges Sterbstündlein verleihen, und die Verdienste Deines Leidens auch den leidenden Seelen im Fegfeuer zukommen lassen, ldamit !ie bald von ihren Peinen erlöst werden. Amen. Deim Agnuri Dei. Der Priester spricht drei Mal: O Du Lamm Gottes rc., brachte, wie Viele bei dem Tode Christi, ans ihre Brust schlagend, ach bekehrt haben u. s. w. 80 O Herr Jesus Christus! der Du durch Dem ge¬ duldiges Leiden uud seliges Sterben Viele bekehrt und zur Erkenntniß Deiner Gottheit gebracht hast; verleihe mir gnädiglich durch die Verdienste Deines bittern Lei¬ dens und Sterbens, daß ich herzliche Reue über meine Sunden erwecke, und Dich künftig nicht mehr beleidige. Amen. Der Priester kommnnizirt; stelle dir vor, wie Christus vom Kreuze genommen und begraben worden n. s. w. Heiliger Erlöser! der Du vom Kreuze abgenommen und in ein neues Grab bist gelegt worden; schaffe in mir ein neues und reines Herz, worin ich Deinen hei¬ ligen Frohnleickmam im heiligen Abendmahl zum Ge- dächtniß Deines Todes alle Mal würdig empfangen möge, damit die zeitliche Empfangung Deines heiligen Leibes mir ein sicheres Pfand der zukünftigen Herrlichkeit sei. Amen. Der Priester nimmt die Nachspülung und bedeckt den Kelch; erwäge, wie Christus nach dem Tode gesalbet worden u. s. w. O Herr Jesus Christus! der Du von Deiner be¬ trübten Mutter und andern Frennden mit großem Wehklagen gesalbt, in reine Leinwand eingewickelt und begraben worden; verleihe mir gnädiglich, daß, so oft ich Dich in der heiligen Kommunion empfange, ich Dick auch in einem reinen Herzen bewahre, damit Du immer in mir und ich in Dir bleibe, und um Deinetwillen das ewige Leben habe. Amen. Nach der Kommunion. Der Priester geht zur Seite des Altars und betet die Nach- kommuuion; betrachte, wie Christus von den Todten auferstanden ist u. s w. Siegreicher Ueberwinder des Todes und Grabes - der Du glorwürdig von den Todten anferstanden bist; 81 verleihe gnädiglich, daß, gleichwie Du für unsere Sünden ein Mal gestorben, forthin nicht mehr stirbst, sondern das Leben bist, also auch ich, durch Hülfe Deiner gött¬ lichen Gnade der Sünde vollkommen abgestorben, forthin in einem neuen Leben wandle, und Dir, dem lebendigen Gott, allein lebe. Amen. Dei den letzten Orationen. Der Priester wendet sich zum Bolke und sagt: Dominus vobiscum; stelle dir vor, wie Christus Seine» Jüngern erschienen ist u. s. w. O Herr Jesus Christus! der Du nach Deiner glorwürdigen Auferstehung Deiner allerheiligsten Mutter und Deinen lieben Jüngern erschienen bist; hilf meiner Schwachheit mit Deiner Gnade, daß ich auf dieser Welt mit Dir leide, damit ich einst auch mit Dir auferstehe, und, Deinem verklärten Leibe gleichförmig gemacht, Dich von Angesicht zu Angesicht in alle Ewigkeit anfchaue, lobe und preise. Amen. Der Priester betet die letzten Kollekten oder Gebete; betrachte, Ivie Christus vierzig Tage mit Seinen Jüngern umgegangen u. s. w. Triumphirender Heiland! der Du nach Deiner Auferstehung vierzig Tage mit Deinen Jüngern gewan¬ delt, und sie in allen Geheimnissen des Glaubens un¬ terwiesen hast: ich bitte Dich, lehre mich nach Deinem göttlichen Willen wandeln; stärke und befestige auch mit Deinem Geiste meinen Glauben, daß ich in keinem Stücke jemals zweifle, auf daß ich in Deiner heiligen Kirche bis an mein letztes Ende beständig verharrend, »ach der vorgesetzten Hoffnung ein Erbe des ewigen Gebens werde. Amen/ Der Priester wendet sich nochmals zum Polke und spricht. Dominus vobiscum; beherzige, wie Christus Seinen Jünger» zum ätzten Male erschiene», und znm Himmel gefahren ist u. s. w. 8L Verklärter Erlöser, Jesus Christus! der Du in Gegenwart Deiner Jünger glorwürdig in den Himmel gefahren bist, und allda zur Rechten Deines himmlischen Vaters sitzest; gib mir Deine göttliche Gnade, daß ich die Welt mit meinem Gemüthe verlasse, alles Irdische von Herzen verachte, nach Dir allein verlange, Dich allein suche, damit ich einstens auch Dir in Deine Herrlichkeit folgen möge. Amen. Denn letzten Segen. Der Priester gibt den Segen; betrachte, wie Christns den heiligen Geist gesandt hat u. s. w. O Herr Jesus Christus! der Du nach Deiner Himmelfahrt Deinen Jüngern den heiligen Geist gesandt hast; ich bitte Dich, reinige das Innerste meines Her¬ zens, damit der heilige Geist eine würdige Wohnung darin finde, mich mit seinen göttlichen Gaben und Gnaden ziere, tröste und in allem Guten stärke zum ewigen Leben. Amen. Denn letzten Evangelium. Anbetungswürdigster Herr und Heiland, Jesus Christus! der Du uns in dem allerheiligsten Opfer der heiligen Messe das Gedächtniß Deines bittern Leidens und Sterbens hinterlassen hast; verleihe gnädiglich, daß ich die Geheimnisse dieses heiligen Opfers also möge ehren, damit ich der Früchte Deiner Erlösnng auch theilhaftig werde; der Du lebest und regierest mit Gott dem Vater, in Einigkeit des heiligen Geistes, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Schlnfigebet am Altäre. O Gott, ich danke Dir für die unschätzbare Gnade, daß Du mich nun gewürdiget hast, dem Opfer der heiligen Messe beiznwohnen! 83 Verzeihe mir alle Fehler, die ich selbst in dieser heiligen Stunde des Gebetes, in diesem feierlichen Au¬ genblicke meines geistigen Verweilens auf Golgatha, durch Zerstreuung meiner Gedanken, durch Nachlässigkeit und Lauigkeit begangen habe, damit der Feind nickt über mich triumphire, weil ich sogar zur Zeit der Lob¬ preisung, des Bekenntnisses und des heiligen Abend¬ mahles Dich durch Sünden beleidiget habe, Ach, wie irdisch und eitel ist doch all' mein Thun, und wie weit unter der unermeßlichen Würde Deiner Güte für mich! Zürne mir nicht, sondern laß mich künftighin diesem heiligen Geheimnisse mit mehr Demuth, Andacht, Versammlung des Geistes und Reinheit des Herzens beiwohnen, und ersehe durch die unendlichen Verdienste Jesu Christi, was meiner Andacht heute ge¬ mangelt. Laß mich begnadigt nach Hause gehen und verleihe, daß Alles, was ich heute denken, reden, thun und lassen werde, in jener heiligen Meinung geschehe, die ich bei meinem Morgenopfer vor Dir ausgesprochen habe. Wende schützend und schirmend Alles von mir, wodurch ich Dir mißfallen und die Früchte des heiligen Meßopfers verlieren könnte. Amen. 84 Zweite Messe. (Nach dem heiligen Alphons von Lignori.) Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. In Deinem Namen, o anbetungswürdige Dreifal¬ tigkeit! will ich diesem heiligen und erhabenen Opfer beiwohnen, um Dir jene Ehre und Anbetung darzu- bringen, welche ich Dir schuldig bin. Gestatte mir, o göttlicher Heiland, daß ich mich in Gedanken mit Deinem Priester vereinige, nm dem ewigen Vater das kostbare Opfer, das für mein Heil hingegeben ist, darzubringen, und verleihe mir jene Gesinnungen, von denen ich hätte beseelt fein sollen, wenn ich auf dem Kalvarienberge dem blutigen Opfer Deines Leidens beigewohnt hätte. Zum Stasfelgcbet. Richte in der Bitterkeit deines Herzens einen Blick auf die vielen Sünden, die du in deinem Leben begangen hast, erinnere dich besonders derjenigen, welche dich am meisten erniedrigen. Stelle Gott all' dein Elend vor Augen und bitte Ihn, daß Er dir Verzeihung gewähre, und daß dieß heilige Opfer auf den Abgrund deines Elends den Abgrund Seiner Barmherzigkeit herabziehe. 85 O mein Gott, ich klage mich vor Dir aller Sunden an, deren ich mich schuldig gemacht habe. In Gegen¬ wart Mariens, der reinsten aller Jungfrauen, in Ge¬ genwart aller Heiligen und aller Gläubigen bekenne ich meine Schuld, meine größte Schuld; daher flehe ich zu der allerseligsten Jungfrau Maria und zu allen Heiligen, daß sie für mich bei Gott bitten wollen. O mein Gott, erhöre gnädiglich mein Gebet und gewähre mir Nachlassung und Verzeihung all' meiner Sünden. Zum Kyrie eleison. Suche in deinem Herzen ein großes Vertrauen auf die Güte Gottes zu erwecken, Der dir erlaubt, ein so sicheres Mittel zu benutzen, um Vergebung von Ihm zu erlangen, und Der dir zu gleicher Zeit schon im Voraus die Bürgschaft gibt, daß du Alles, um was du Ihn bit¬ test, erlangen werdest. O göttlicher Schöpfer unserer Seelen, erbarme Dich des Werkes Deiner Hände; barmherziger Vater, sei Deinen Kindern gnädig. Urheber unseres Heils, der Du für uns aufgeopfert worden bist, laß uns der Verdienste Deines Todes und des kostbaren Blutes, das Du für uns vergossen hast, theilhaftig werden. Liebevollster Heiland, süßer Jesu, habe Mitleid mit unserm Elend und vergib uns unsere Sünden. Zum Gloria. Suche eine große Begierde in deinem Herzen zu erwecken, Gott alle Ehre und dem Nächsten alles Gute, das in deinen Kräften steht, zu erweisen. Freue dich nut 86 den heiligen Engeln, daß auch du Theil hast an der Er¬ kenntlich der heiligen Geheimnisse des Glaubens. Suche dein Herz mit großen und erhabenen Gedanken über die Majestät Gottes und Seines Sohnes Jesu Christi zu erfüllen. Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede den Menschen auf Erden, die eines guten Willens sind. Wir loben Dich, wir preisen Dich, wir beten Dich au, wir verherrlichen Dich, wir danken Dir wegen Deiner großen Herrlichkeit, Herr, Gott, himmlischer König, Gott, allmächtiger Vater! O anbetungswürdigster Herr Jesus Christus, Du Eingeborener Sohn Gottes, Herr und Gott aller Dinge, Du Lamm Gottes, welches ge¬ kommen ist, die Sünden der Welt hinwegzunehmen, erbarme Dich unser! Wirf vom hohen Himmel, wo Du mit Deinem Vater herrschest, einen Blick der Barmherzigkeit auf uns herab. Erlöse uns, Herr Jesus, denn Du allein bist unendlich heilig, Du allein bist allmächtig, Du allein bist der Anbetungswürdigste, Herr Jesus Christus, mit dem heiligen Geiste in der Herr¬ lichkeit Gottes des Vaters. Amen. Znm Gebet. Verleihe uns, o Herr, durch die Vermittlung der allerseligsten Jungfrau und der Heiligen, welche wir verehren, alle Gnaden, um die der Priester, Dem Diener, Dich bittet für sich und für uns. Indem ich mich mit demselben vereinige, bete ich für alle diejenigen, für welche ich zu beten verpflichtet bin, und flehe zu Dir, Du wollest mir und ihnen, o Herr, all' den Bei- 87 stand gewähren, der uns nothwendig ist, um dereinst die ewige Seligkeit zu erlangen, im Namen unseres Herrn Jesu Christi. Amen. Zur Epistel. Versetze dich im Geiste in die Zeit der Patriarchen und Propheten zurück, die fortwährend nach dem Erlöser seufzten. Thcile ihr Verlangen, erwecke ihre Begierde, nimm dieselben Empfindungen an, von denen sie damals beseelt waren. Auch du wartest auf denselben Heiland; aber du bist weit glücklicher als sie, denn du wirst Seiner- Gegenwart theilhaftig werden. O mein Gott! unter so vielen Millionen Menschen, die in Unwissenheit dahin leben, haft Du mich zur Er¬ kenntnis! des wahren Glaubens berufen. Siehe, ich nehme ans ganzem Herzen Dein göttliches Gesetz an, ich höre mit tiefer Verehrung, was Du uns durch den Mund Deiner Propheten verkündigt hast. Ich nehme es an mit all' der Unterwürfigkeit, die ich dem Worte Gottes schuldig bin, und ich freue mich von ganzem Herzen über die Erfüllung dieser Verheißungen. O mein Gott! warum gleicht mein Herz nicht dem Herzen der Heiligen des alten Bundes! Warum habe ich nicht diesilbe Begierde, Dich zu erkennen und zu verehren, gleichwie die Patriarchen und die Propheten; warum habe ich nicht die innige Begierde der Apostel, Dich zu lieben, und bloß und allein Dir anzugehören! Zum Evangelium. Betrachte das Evangelium, welches du jetzt anhören Wirft, als die Richtschnur deines Glaubens und deines 88 Betragens — eine Richtschnur, die Jesus Christus selbst uns ertheilt hat und die wir durch das heilige Taufge¬ lübde zu befolgen versprochen haben, eine Richtschnur, gegen welche wir uns häufig verfehlen und nach welcher wir dereinst ohne Schonung und ohne Barmherzigkeit gerichtet werden sollen. Es lind nicht mehr, o mein Gott, die Propheten und Apostel, die mich über meine Pflichten belehren werden ; nein, es ist Dein eingeborener Sohn selbst, es ist Sein Wort, welches ich jetzt vernehmen werde. Aber ach! Jesu! was wird es mir nutzen, wenn ich auch ge¬ glaubt habe, daß es Dein Wort ist, und wenn ich dennoch meine Handlungen nicht nach meiner Erkenntniß eingerichtet habe! Was wird es mir, wenn ich dereinst vor Dir erscheinen werde, auch nützen, daß ich den Glauben besessen, ohne das Verdienst der Liebe und der guten Werke erlangt zu haben! Ich glaube, o mein Gott, und dennoch lebe ich, als ob ich nicht glaubte, oder als ob ich einem Evan¬ gelium glaubte, welches dem Deinigen gerade entgegen¬ gesetzt wäre. O mein Gott, richte mich nicht deshalb, weil meine Handlungen fortwährend meinen Grundsätzen widersprechen. Ich glaube, o mein Gott; gib Du mir Muth und Kraft, damit ich s , was ich glaube. Dir, o mein Heiland, wird ja alle Ehre davon znkommen. Znm Credo. Suche dich jetzt in deinem heiligen Glauben zu be¬ festigen. Alles, was die Kirche uns zu glauben vorstellt, ist auf das Wort Gottes begründet, ist von den Propheten verkündigt, in der heiligen Schrift offenbart, durch Wuw 89 der erklärt, durch die Gründung der heiligen Kirche be¬ währt, durch die heiligen Märtyrer bestätigt, durch die Heiligkeit unserer Religion und durch die Nebereinstimmung derer, die sie treu befolgen, offenbar gemacht. Ich glaube an einen einigen Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer der Welt. Und an Jesns Christus, unfern Herrn, Seinen eingeborenen Sohn, der Ihm vollkommen gleich ist, heilig, ewig, Gott gleichwie Er. Ich glaube, daß dieser anbetungswürdige Sohn aus Liebe zu uns Mensch geworden ist, daß Er gelitten hat, daß Er gestorben ist, daß Er wiederum von dem Tode auferstanden und zum Himmel aufgefahren ist, von dannen Er dereinst kommen wird, um alle Menschen zu richten, worauf Er die ganze Ewigkeit hindurch glückselig im Himmel herrschen wird. Ich glaube an den heiligen Geist, Welcher Gott ist gleichwie der Vater nud der Sohn, Der aus Beideu hervorgeht und dieselbe Herrlichkeit mit ihnen theilt, Der die Quelle des Lebens und der Urheber der Hei¬ ligung aller Menschen ist und Welcher dereinst das Licht der Propheten gewesen. Ich e an eine heilige, allgemeine, apostolische Kirche, ich glaube an die Taufe, welche zur Vergebung der Sünden eingesetzt ist, und voll Vertrauen auf die Barmherzigkeit meines Gottes erwarte ich die Auferste¬ hung der Todten und ein ewiges Leben. Amen. Zur Opferung. Erinnere dich des unbegreiflichen Glückes, dessen du theilhaftig geworden, da du in diesem Opfer Gott auf die 90 vollkommenste Weise verehren, Ihm aus eine Weise dan¬ ken kannst, die Seinen Gaben gleich kommt, gänzlich deine Sünden anslöschen und sowohl für dich als für Andere alle Gnaden erlangen kannst, die dn nnr bedarfst. Su¬ che ja alle kostbaren Augenblicke dieser Gnadenzeit gut zu benutzen. O unendlich heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, wie unwürdig ich auch sein möge, vor Dir zu erscheinen, so wage ich es dennoch, Dir diese heilige Hostie durch die Hand des Priesters darzubringen, mit derselben Meinung, mit der unser Herr Jesus Christus dieses heilige Opfer einfetzte und welche Er noch jetzt hat, da Er sich von neuem auf diesem Altäre für uns zum Opfer darbringt. Ich bringe Dir dies Opfer dar, um dadurch Deine höchste Gewalt über mich und alle Geschöpfe anzuer¬ kennen; ich bringe es Dir dar zur Auslöschung meiner Sünden nnd zur Danksagung für alle Wohlthaten, mit denen Dn mich überhäuft hast. Ich bringe Dir endlich, o mein Gott, dies erhabene Opfer dar, um von Deiner unendlichen Güte für mich, für meine Verwandten, für meine Wohlthäter, für meine Freunde und Feinde, jene kostbaren Heilsguaden zu erlangen, welche den Sündern nur um der Verdienste Desjenigen willen ertheilt werden können, Der allein der Gerechte genannt werden kann und Der für uns alle ein Sühnopfer hat werden wollen. Sei auch eingedenk, o Herr! der Seelen aller ab' gestorbenen Gläubigen, nnd um der Verdienste Deines Sohnes willen gewähre ihnen einen Wohnort des 91 Friedens, des Lichtes und des Trostes. Vergiß mich nicht, o mein Gott, Deine und meine Feinde, erbarme Dich aller Ungläubigen, aller Ketzer und aller Sünder, segne die, welche mich verfolgen, und vergib mir nur meine Sünden, gleichwie ich ihnen alles Böse verzeihe, das sie mir znfügen oder zufügen möchten. Amen. Zur Priisation. Steige im Geiste in den Himmel zu dem Throne Gottes empor. Bringe dem Herrn daselbst, voll heiliger und ehrfurchtsvoller Scheu vor Seiner erhabenen Ma¬ jestät, deine Verehrung dar und stimme ein in das Lob der Engel und Cherubim, die den Thron Gottes umgeben. Siehe, der glückliche Augenblick ist gekommen, da der König der Engel und Menschen auf diesem Altäre erscheinen wird. O mein Gott, erfülle Du mich mit Deinem heiligen Geiste, mache, daß mein Herz, von allen irdischen Din¬ gen losgetrenut, nur an Dich denke. O wie viele Ur¬ sache habe ich nicht, Dich zu allen Zeiten und an allen Orten zu preisen, o Gott deS Himmels und der Erde, unendlich großer Herr, allmächtiger, ewiger Vater! Nichts ist gerechter oder, mein Gott! nichts ist vortheilhafter, als daß wir uns mit Jesus Christus vereinigen, um Dich fortwährend anzubeten. Durch Ihn bringen die glückseligen Geister Deiner Majestät ihre Verehrung dar, durch Ihn stimmen die Kräfte des Himmels, von ehrfurchtsvoller Scheu ergriffen, in Dein Lob ein. Gestatte uns, o Herr, daß wir unser schwa¬ ches Lob mit dem Lobe der heiligen Engel vereinigen 92 und daß wir, mit ihnen vereinigt, voll Freude und Bewunderung ausrufen: Zum Sanctus. Heilig! heilig! heilig ist der Herr Gott Sabavth Himmel und Erde sind Seiner Herrlichkeit voll! Ho- sanna in der Höhe! Gebenedeit sei, Der da kommt im Namen des Herrn, Hosanna in der Höhe! Zum Kanon. Stelle dir vor, wie Jesus jetzt auf den Altar her- abkommen wirb, als auf einen Thron der Barmherzigkeit, wo auch du das Recht hast, dich einzufinden, um Jesu alt' deine Bedürfnisse vvrzustellen, um Ihn zu bitten und Alles von Gott zu erlangen. Könnte Gott uns auch wohl, nachdem Er uns Seinen eigenen Sohn geschenkt hat, noch etwas abschlagen! Wir bitten Dich inständig, o gütigster Vater, wir stehen zn Dir durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unfern Herrn, daß Du diese Gabeu gnädig annehmen und segnen wollest. Wir bringen sie Dir vorzüglich dar für Deine heilige katholische Kirche, damit Du sie aus dem ganzen Erdboden im Frieden erhalten, beschützen, vereinigen und regieren wollest, mit Deinem Diener nnserm Papst N., nnserm Bischof N., und mit allen rechtgläubigen Bekennern des katholischen nnd apostoli¬ schen Glaubens. Wir empfehlen Dir ganz besonders, o Herr, alle diejenigen, für die wir zu beten verpflichtet sind; alle, welche bei diesem anbetungswürdigsten Opfer gegen- 93 wärtig sind und vor Allem N. N. — und damit unsere Verehrung Dir noch wohlgefälliger sei, so vereinigen wir unser Gebet mit dem Gebet der glorwürdigen Jungfrau Maria, der Mutter unsers Herrn und Hei¬ landes Jesu Christi; wir vereinigen es mit den Gebeten all' Deiner Apostel und Märtyrer und aller Heiligen, welche mit Dir vereinigt die glorreiche Kirche im Him¬ mel ausmachen. O mein Gott! hätte ich jetzt jene brennende Begierde, mit der die heiligen Patriarchen die Herabkunft des Messias begehrten; o hätte ich doch ihren Glauben und ihre Liebe! Komm, mein Herr Jesu, liebeuswürdigster Erlöser der Welt, komm und vollbringe das größte all' Deiner Geheimnisse. Siehe, es kommt, das Lamm Gottes, siehe, es ist da, das anbetungswürdigste Opfer, welches die Sünden der Welt hinwegnimmt. Zur Konsekration. Siehe deinen Heiland und deinen Richter Jesus Christus auf den Altar herabkonunen. Bleibe eine Zeit lang ganz ruhig und voll Verwunderung über das, was auf dem Altäre vorgeht. Suche deinen Eifer neu zu beleben und überlasse dein Herz der Empfindung der Ehrfurcht, des Vertrauens und der kindlichen Furcht Gottes. O fleischgewordenes Wort, göttlicher Herr, wahrer Gott und wahrer Mensch, ich glaube, daß Du hier gegenwärtig bist; in der tiefsten Demuth meines Her¬ zens bete ich Dich an, ich liebe Dich von ganzem Her¬ zen, und weil Du heute aus Liebe zu mir kommst, so will ich mich auch ganz Dir weihen. 94 Ich bete dieses kostbare Blut au, welches Du, o meiu Jesu, für alle Menschen vergossen hast, ich hoffe, daß es auch für mich nicht umsonst vergossen sein werde. Gib Du mir die Gnade, daß mir die Verdienste, die Du mir dadurch erworben hast, zugethcilt werden. Siehe, mein liebevollster Jesu! ich bringe Dir meiu Herz zum Danke für die unendliche Liebe dar, die Dich bewogen hat, das Deinige aus Liebe für mich Deinem ewigen Vater darzubringen. Schluß des Kanons. Betrachte liebevoll deinen Heiland ans dem Altäre, betrachte die Geheimnisse, welche Er daselbst erneuert. Bringe Ihm dein Herz und deinen Leib zum Opfer dar. Opfere dich ganz und gar deinem ewigen Vater auf und bitte Ihn, Er wolle die Gebete, welche Ihm dieser ge¬ liebte Sohn für dich darbringt, gnädigst annehmen. — Bete auch du für die Andern. O meiu Gott, wie groß wäre wohl meiu Undank, wenn ich von neuem einwilligte iu die Sündeu, nachdem ich gesehen habe, was jetzt hier vorgegangeu ist! Nein, mein Gott, ich werde nie wieder vergessen, woran Du mich in diesem erhabenen Geheimnisse erinnert hass nämlich die Peineu, die Du bei Deinen Leiden ausge¬ standen, und Deine glorreiche Auferstehung; ich werde nie vergessen, daß Dein von Wunden zerrissener Leib, daß Dein für mich vergossenes Blnt auf diesem Altäre wirklich gegenwärtig ist. Siehe, v unendliche Majestät meines Gottes, jetzt bringe ich Dir wahrhaft das reine, heilige und unbefleckte Opfer dar, welches Du selbst uns hast schenken wollen und wovon alle andern Opfer nur Sü ein schwaches Vorbild waren. Ja, o großer Gott! hier finde ich mehr als in all' jenen Opfern, welche Abel, Abraham und Melchisedech Dir dargebracht haben. Das einzige Opfer, welches Deines Mares würdig wäre, ist unser Herr und Dein göttlicher Sohn Jesus Christus, der einzige Gegenstand Deines Wohlgefallens von Ewigkeit her. Mache, o Gott! daß Alle, welche mit Herz oder Mund an diesem heiligen Opfer Theil nehmen, mit Deinen Segnungen erfüllt werden; mache, o mein Gott, daß auch die Seelen der Gläubigen, welche im Frieden der Kirche gestorben sind, dieses Segens theilhaftig werden, besonders N. N. Um dieses Opfers willen, o Herr, befreie sie gänzlich von all' ihren Peinen. Erweist auch uns Allen dereinst die Gnade, unendlich gütiger Gott, und laß uns vereinigt werden mit den heiligen Aposteln, mit den heiligen Märtyrern und mit allen Heiligen, damit wir, mit ihnen vereinigt, Dich die ganze Ewigkeit hindurch lieben und loben können. Zum Pater noster. Wir befinden uns jetzt mit Jesus von neuem auf dem Kalvarienberge. — Bleiben wir unter dem Kreuze ^vll zärtlichen Mitleids gleichwie eine Maria Magdalena, ^vll treuer Liebe wie ein heiliger Johannes, mit der Hoffnung, unfern Heiland dereinst in der Herrlichkeit zu ^blicken, gleichwie die übrigen Jünger; blicken wir Manchmal von ferne auf sie hin und beweinen wir unsere Zünden mit dem heiligen Paulus. O wie glücklich bin ich, mein Gott, daß Du mein ^ater bist! O welche Freude verursacht mir der Ge- 66 danke, daß der Himmel, wo Dn jetzt thronest, auch dereinst meine Wohnung sein werde! Herrsche, o Herr! über alle Herzen und über den Willen aller Menschen. Versage Deinen Kindern nicht ihre geistliche und leibliche Nahrung. Siehe, ich verzeihe von ganzem Herzen allen Menschen, verzeihe auch Du mir. Stärke mich in den Versuchungen und behüte mich in den Leiden dieses elenden Lebens, behüte mich vor allen Dingen vor der Sünde, dem größten aller Uebel. Amen. Zum Agims Dei. Gott, Welcher so glorreich im Himmel, so mächtig auf Erden und so furchtbar in der Holle ist, erscheint auf dem Altäre als ein Lamm voll Sanftmuth und Güte. Er kommt, um die Sünden der Welt und ganz besonders die deinigen anszulöschen. Wie sehr soll dieser Gedanke dein Vertrauen vermehren, welch ein Trost sollte dieß für dich sein! O Du Lamm Gottes, welches Du für mich ge¬ schlachtet worden bist, erbarme Dich meiner! O anbetungswürdiges Opfer, welches Du für mein Heil dargebracht worden bist, errette mich! O göttlicher Mittler, erlange Du mir Gnade bei Deinem Vater, gib mir Deinen Frieden! Zur Kommunion. Um geistig zu kommnniziren, mußt dn durch eine" Akt des Glaubens den Gedanken an die Gegenwart Jes" Christi erneuern. Erwecke anch einen Akt von Reue und Leid und habe eine brennende Begierde, deinen Heiland mit dem Priester in deinem Herzen zn empfangen. Bitü 97 Jesus, daß Er diese Begierde gnädig ««nehme und daß Er sich durch Mktthcilung Seiner Gnaden mit dir verei¬ nige.*) Wenn du indeß wirklich kommünizircn willst, so kannst du dich der Kommunkongebete bedienen, welche du in diesem Buche findest. O mein liebenswürdigster Heiland, wie gerne möchte ich doch zur Zahl jener glücklichen Christen ge¬ hören, denen es erlaubt ist, täglich an Deinem Tische zu erscheinen! O welch ein Vortheil wäre es für mich, o mein Jesu, wenn ich Dich jetzt in meinem Herzen empfangen könnte, um Dir meine Verehrung zu beweisen, um Dir meine Bedürfnisse mitzutheilen und um Theil zu nehmen an den Gnaden, welche Dn denen zukommen läffest, die Dich wirklich empfangen! Aber weil ich diese Gnade jetzt nicht verdiene, o mein Gott, so komme Du meinem Elend zu Hülfe. Verzeih mir all' meine Sünden, denn siehe, ich verabscheue sie von ganzem Herzen, weil sie Dir mißfallen. Nimm an meinen aufrichtigen Wunsch, mich mit Dir zu vereinigen. Reinige Du mich mit einem Blick Deiner Gnade und mache, daß ich Dich so bald als möglich in meinem Herzen empfangen könne. Einst¬ weilen, o mein Gott, flehe ich zu Dir, Du wollest mich lener Gnaden theilhaftig machen, welche durch die Kommunion des Priesters auf alle Gläubigen, die die¬ sem heiligen Opfer beiwohnen, herabgezogen werden. Vermehre, o mein Gott, durch dies göttliche Sa¬ krament meinen Glauben, stärke meine Hoffnung, reinige ') Siehe bei Len Kommuniongebeten. 7 98 in mir die Liebe zu Dir, mache, daß ich nichts begehre, als Dich allein, daß ich nur noch für Dich lebe. Amen. Zu den letzten Gebeten. Siehe zu, daß du deinem Heiland Opfer für Opfer darbringst, indem du selbst ein Opfer Seiner Liebe wirst und Ihm alle Begierden der Eigenliebe, alle menschlichen Rücksichten, allen Widerwillen und alle Neigungen, die der Erfüllung deiner Pflichten entgegen sind, zum Opfer darbringest. Du kommst, o mein Gott, um Dich für mein Heil aufzuopfern, siehe, auch ich will mich für Deine Ehre znm Opfer darbringen. Siehe, ich bin Dein Opfer, verschone mich nicht. Ich nehme freudig alle Leiden an, die Du mir zuschickest, ich segne sie und empfange sie aus Deinen Händen und vereinige sie mit den Lei¬ den meines Jesu! Ich verlasse dies heilige Geheimniß, fest entschlossen, mit Abscheu den kleinsten Flecken der Sünde zu fliehen, hauptsächlich jene, zn denen meine böse Neigung mich am heftigsten reizt. Ich will Deine heiligen Gebote getreu befolgen, o mein Gott, und bin fest entschlossen, eher Alles zu verlieren und Alles zu leiden, als eines derselben zu übertreten. Zum Segen des Priesters. Segne, o mein Gott, diese heiligen Vorsätze, segne uns Alle durch die Hand Deines Priesters und mache, daß die Wirkungen Deines Segens unausgesetzt in uns verharren. Im Namen des Vaters, und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen. 99 Zum letzten Evangelium. O göttliches Wort, eingeborener Sohn des Vaters, Licht der Welt, Das Du vom Himmel herabgekommen bist, um uns den Weg dahin zu zeigen, lasse nicht zu, daß ich jenem unglücklichen Volke gleiche, welches Dich nicht für den Messias hat anerkennen wollen. O ge¬ statte nicht, mein Gott, daß ich auf dieselbe Weise verblendet werde, gleichwie jene Unglückseligen, welche lieber Sklaven des Teufels werden wollten, als Theil haben an der glorreichen Kindschaft Gottes, die Du ihnen verschafft hattest. O fleischgewordenes Wort, ich bete Dich mit der tiefsten Verehrung an; auf Dich allein setze ich all'mein Vertrauen und hoffe zuversichtlich, daß, weil Du mein Gott und ein Gott bist, der Mensch geworden, um die Menschen selig zu machen, Du mir die nothwendigen Gnaden zu meiner Heiligung hier auf Erden verleihen wollest, damit ich Dich dereinst die ganze Ewigkeit hin¬ durch im Himmel besitzen könne. Amen. 100 Mrgcn-Andacht. Morgenübung in weisen Lehren. (Vom heiligen Franz von Sales.) Unter den innerlichen Gebeten, und den mündlichen, die wir an jedem Tage verrichten sollen, behauptet, als allgemeine Vorbe¬ reitung zu allen Werken des ganzen Tages, das Morgengebet die erste Stelle. Dieses Gebet ist auf folgende Weise zu verrichten: Bete aus dem innersten Grunde des Herzens Gott, den Herrn, an, und danke ihm, daß er in der verschwundenen Nacht dich er¬ halten hat; und hast du in derselben irgend eine Sünde begangen, so bitte voll Demuth ihn um Vergebung! Erwäge, daß der heutige Tag von Gott dir verliehen ward, damit du an demselben den künftigen Tag der Ewigkeit gewännest, und fasse einen festen Ent¬ schluß, die ganze Zeit des Tages zu diesem Zwecke zu verwenden. Hierauf demüthige dich vor Gott, und erkenne, daß du aus dir selbst Nichts von Allem zu thun vermögest, was du reiflich überdacht und beschlossen hast, sowohl das Böse zu meiden, als das Gute zu üben; und gleichsam als hieltest du dein Herz in der Hand, opfere es mit allen guten Vorsätzen der göttlichen Majestät, und erflehe von ihr inbrünstig, sie möge dasselbe unter ihren Schutz nehmen und stärken, bannt es ihren Dienst getreu erfülle! — Rufe dann die hochgebenedeite Jungfrau, deinen Schutzengel und die Heiligen uw ihren Beistand an! Doch sollen alle diese Hebungen des Gemüthes kurz und nut lebendigem Gefühle vollbracht werden, und, wo möglich, noch ehe man das Zimmer verläßt; damit, kraft dieser Uebung, dein ganzes Tagewerk von dem Thaue der himmlischen Segnungen besprengt werde! Und Dieses unterlasse ja nie! 101 Morgengebet. Mein Herr und mein Gott! ich bete Dich an und danke Dir, daß Du mich zur ewigen Seligkeit erschaffen, erlöset und gcheiliget, und mir zur Erlangung derselben unzählbare Gnaden und Wohlthaten an Leib und Seele, unv diesen Tag wieder verliehen hast. Welche Liebe und Treue bin ich Dir dafür schuldig! Nur Dir gebührt meine ungetheilte Liebe, als meinem Schöpfer, Erlöser und Heiligmacher. Ich will von heute an — verzeihe, daß es bisher so nachlässig geschehen ist — alle meine Gedanken, Neigungen, Worte und Werke nur Deinem Dienste weihen. Nicht nach den Gelüsten meiner Sinn¬ lichkeit, den Eingebungen der Eigenliebe, und den bösen Beispielen der Welt, sondern allein nach Deinen Geboten ivill ich leben, um mein Heil zu wirken. Ich bitte Dich, stärke mich dazu mit Deiner Gnade, ohne die ich weder das Wollen, noch das Vollbringen des Guten habe. Himmlischer Vater! der Du aus Liebe zu mir Dei¬ nen Sohn auf die Welt gesandt und alle Geschöpfe der Erde zum Nutzen und zur Freude der Menschen erschaffen hast, beschütze mich, daß ich keines derselben mißbrauche, und durch Anhänglichkeit an sie Dir meine Liebe nicht entziehe; sondern vielmehr durch sie zu Dir geführt werde, da alle Geschöpfe Deine Allmacht, Güte, Weisheit und Schönheit verkünden. Herr Jesus Christus, mein liebreicher Erlöser! ich bitte, laß diesen Tag Dein Beispiel, Deinen Gehorsam gegen den himmlischen Vater bis zum Tode am Kreuze, Wodurch Du mich erlöset hast, und Deine Lehre mir immer vor Augen schweben, daß mein Herz durch Deine Vebe zur Erfüllung der gemachten Vorsätze bei allen Versuchungen bewogen werde; daß mein Leben durch Deine Nachfolge und Verdienste ein unablässiges Gebet, Und Deinem Vater und Dir durch Demuth, Gehorsam, 102 Sanftmuth, Geduld, Mäßigkeit, Keuschheit und Nächsten¬ liebe ein wohlgefälliger Dienst werde. Gott heiliger Geist! ich bete Dich an und bitte Dich, stärke mich mit Deiner Gnade, und heilige meine Absichten in all' meinem Thun und Lassen mit der Liebe, durch welche die Gedanken, Begierden, Gebete, Handlungen und Leiden Jesu auf Erden dem himmlischen Vater so wohl¬ gefällig geworden sind, damit auch mein heutiges Gebet, und Alles, was ich heute verlangen, denken, reden und tlmn werde, ihm wohlgefällig sei. Stärke auch, v Gott heiliger Geist! alle Vorsteher der Kirche, alle meine Ver¬ wandte und Freunde, bekehre die Sünder, und erhalte alle Gerechte in der Furcht und Liebe Gottes. Du liebreiche, jungfräuliche Mutter meines Erlösers! in Deinen mütterlichen Schutz empfehle ich auch heute meinen Leib und meine Seele, all' mein Thun und Lassen. Bitte Deinen Sohn um die Gnade, daß ich nach Deinem Beispiele ihm nachfolgen, mit keuschem Leibe ihm dienen, und mit reinem Herzen gefallen möge. Mein heiliger Schutzengel! bewahre und schütze mich auch heute in allen Versuchungen, und in meinem Streben nach einein frommen, Gott wohlgefälligen Wandel. Lenke meinen Sinn, daß ich Deine heiligen Eingebungen befolge, damit ich in der letzten Stunde meines Lebens durch Deinen Schutz und Deine Fürbitte in die Zahl der Se¬ ligen im Himmel ausgenommen werde. Ihr Heilige Gottes! die Ihr die Versuchungen der Hölle, des Fleisches und der Welt durch getreue und ernstliche Mitwirkung mit der göttlichen Gnade überwunden, bittet für mich Sünder bei Gott, daß ich in der Liebe und Treue Euch Nachfolge, besonders Dir, mein heiliger Namenspatron, um einst mit Euch Gott ewig anzubetcn und zu preisen. 103 Erinnerung an die Allgegenwart Gottes. O Gott! warum sehe ich nicht immer auf Dich, so wie Du immer mit Güte auf mich blickest? Herr! warum gedenkest Du so oft an mich, und warum denke ich so selten an Dich? Wo bist du, Seele? deine wahre Ruhe und dein Aufenthalt ist Gott; — und wo bist du? Gebet gegen die unreinen Versuchungen. Morgens und Abends nach dem Engel -es Herrn zu beten.*) O meine Herrin, o meine Mutter, ich opfere mich Dir ganz auf, und damit ich mich Dir ergeben beweise, so weihe ich Dir heute meine Augen, meine Ohren, meinen Mund, mein Herz, mich ganz und gar. Weil ich also Dein bin, o gute Mutter, so bewahre mich, beschütze mich, als Dein Besitz und Eigenthum. Kürzeres Gebet egeu jede Versuchung. O meine Herrin, c ..reine Mntter, gedenke, daß ich Dein bin. Bewahre mich, beschütze mich, als Dein Besitz und Eigenthum. *1 Papst Pins IX. hat, den Bitten des Pater General der Gesell¬ schaft Jesu gnädig willfahrend, allen Christglänbigen beiderlei Geschlechtes, welche Morgens und Abends nach dem nut Andacht und reuevollem Gemüthe gebeteten Englischen Gruße das nachstehende Gebet/gleichviel in welcher Sprache, wenn nur in getreuer Uebersetzung, verrichten, einen Ablaß von hundert Tagen, der täglich einmal zu gewinnen ist, gnädigst verliehen, denjenigen aber, welche einen Monat hindurch jeden Tag dasselbe beten, eiuen dollkommenen Ablaß, den sie monatlich einmal an dem Tage ge¬ winnen, wo sie renmüthig beichten, die heil. Commnnion empfangen und in irgend einer Kirche oder öffentlichen Kapelle einige Zeit nach der Meinung des heil. Vaters beten, und endlich einen Ablaß von vierzig Tagen, so oft sie in irgend einer Versuchung das darauf folgende kürzere Gebet, in welcher Sprache es auch sei, wenn nur in getreuer Uebersetzung, gleichfalls Wit reuevollem Herzen und mit Andacht verricht-n. (5 August 1851.) Diese Ablässe können auch den armen Seelen in. ^gfeuer zugewendet werden. 104 Gebet der heiligen Elisabeth. In gefahrvoller Lage zu spreche«. Was wird mir wohl heute noch begegnen? Mein Gott! hiervon habe ich gar keine Kenntniß. Aber dieß weiß ich: es wird mir nichts begegnen, was Du nicht schon von Ewigkeit her vorgesehen, angeordnet und be¬ schlossen hättest. Dies ist mir genug, o mein Gott! dies ist mir genug; ich bete Deine ewigen und unerforschlichen Ratksschliiffe an; ich unterwerfe mich denselben aus Liebe zu Dir von ganzem Herzen. Ich will Alles mit Erge¬ bung so hinnchmen, was und wie Du willst; ich bringe Dir Alles zum Opfer, und ich vereinige dieses Opfer mit dem Opfer Jesu Christi, meines göttlichen Erlösers. Ich bitte Dich, himmlischer Vater! in Seinem Namen und durch Seine unendlichen Verdienste um die Gnade der Geduld in meinem Kummer und Leiden, wie auch um die gänzliche Unterwerfung, die wir in Allem, was Du willst und zulässest, Dir schuldig sind. Amen. Abend-Andacht. MmkMung m meisen Lehren. (Vom heiligen Franz von Sales.) Wirf vor Gott dich in den Staub, und sammle dein Gemüth vor Jesus, dem Gekreuzigten, welchen du, durch einen Blick in dein Inneres, dir vorstellst; wolle aufs Neue in deinem Herzen anfachen die Gluth deiner Frühbetrachtimg durch einige lebendige Seufzer, durch Demüthigungen, und durch ein liebevolles Aufschauen zu diesem göttlichen Erlöser deiner Seele; oder durchgehe wiederholt Alles, was dich zumeist in der Frühbetrachtung angesprochen hat, oder aber 105 ermuthige dich selbst durch irgend einen frischen Beweggrund, wie es dir am liebsten ist! Die täglich vor dem Schlafengehen zu haltende Erforschung des Gewissens ist vorzunehmen: Man dankt Gott, daß Er, in Seiner Gnade, uns den Tag hindurch erhalten hat. Man erforscht, wie man sich zu jeder Stunde des Tages be¬ tragen; und um hierbei erleichtert zu sein, denkt man nach: Wo, mit wem, und in welchen Gesellschaften und Beschäftigungen man gewesen war. Findet man nun, daß man etwas Gutes gethan hat: so dankt man Gott dafür; findet man im Gegentheile, daß man in Gedanken, Worten und Werken sich versündigt hat: so bittet man die Majestät Gottes um Verzeihung, mit dem festen Entschlüsse, bei der ersten Gelegenheit deßhalb in der Beicht sich anzuklagen, und sorgfältig sich zu bessern. Hierauf empfiehlt man der göttlichen Vorsehung seinen Körper und seine Seele, die Kirche, Verwandte und Freunde; bittet die al¬ lerseligste Jungfrau, den heiligen Schutzengel und die Heiligen, für und über uns zu wachen, und genießt, mit den: Segen und der Gnade Gottes, die Ruhe, die Er als nothwendig uns bestimmte. Nie darf diese Uebuug, so wenig als die Morgenübnng, unter¬ lassen werden. Denn durch die Morgenandacht öffnen wir die Fenster unserer Seele der Sonne der Gerechtigkeit; durch die Abendandacht hingegen verschließen wir sie den Finsternissen der Hölle. Abendgebet. Mein Herr und mein Gott! ich bete Dich an und danke Dir für alles Gute, das ich diesen Tag wieder von Dir empfangen habe. Verzeihe mir meine Schwachheit, durch die ich die am Morgen gemachten Vorsätze und Versprechen nicht getreu gehalten habe. Wie war ich heute wieder oft so weltlich und fleischlich gesinnt, so unbehutsam und zerstreut in den äußerlichen Sinnen, so nachlässig in der Geistessammlung 106 und in den Ucbungen der Andacht, so unachtsam auf die inner« Eingebungen der Gnade, so unbehutsam im Reden, so lieblos gegen die Nächsten, so schnell bewegt znm Zorne, so lieblos im Urtheile, so geneigt, Andere zu richten, so streng gegen Andere, so nachsichtig gegen mich selbst, so unbeherrscht in meinen Neigungen und Leidenschaften, so anhänglich an das Zeitliche, so übermäßig in der Freude, und so muthlos in den Versuchungen, Widerwärtigkeiten und Leiden. An Deinem Beistände und an Deinen Er¬ mahnungen fehlte es nicht, nur an der ernstlichen Mit¬ wirkung mit Deiner Gnade. Ich gleiche wieder dem Menschen, der auf dem Wege von Jerusalem unter die Räuber gefallen ist. Sei Du wieder, o mein Jesus! mein barmherziger Samaritan, und gieße Oel und Wein in meine Wunden. Verzeihe mir jede Nachlässigkeit in der Erfüllung meiner Berufspflichten, jeden Mangel an der Selbstverläugnung und Wachsamkeit, und jede Untreue. Gib mir, o Herr! jene Liebesreue, die zur Nachlassung der täglichen Fehler nothwenvig ist, und reinige meine Seele wieder durch Dein auch für mich vergossenes Blut. Siehe auf meine Reue und erbarme Dich meiner! Gib mir die Gnade, daß ich durch die Vergehungen dieses Tages wieder demüthiger und mißtrauischer auf mich selbst werde. Mein Herr und mein Gott! der Du nie schläfst und schlummerst, schließe Du »reine Augen und beschütze mich diese Nacht vor allen Gefahren des Leibes und der Seele. Wende von mir, und von allen meinen Verwandten und Freunden ab alle bösen Gedanken, Versuchungen, Krank¬ heiten, Fenersgefahren und einen schnellen Tod. Eröffne am Morgen unsere Augen zum neuen Leben, und laß uns wieder gesund aufstehen zu Deinem Dienste, um einst der ewigen Ruhe gewürdigt zu werden. Amen. O Maria! Du unbefleckte Gottes-Mutter, es ist noch nie gehört worden, daß Jemand, ohne erhört zu werden. Dich um Fürbitte angerufen habe. Du Mutter der 107 Barmherzigkeit! suche mir die Gnade und Erbarmung Gottes zu erlangen. Nimm Dich meiner an, ich Preise Dich, ich liebe Dich, ich vertraue aus Dich, und übergebe mich Dir ganz. Mein heiliger Schutzengel, verzeihe, daß ich auch diesen Tag hindurch auf Deine Gegenwart so ost vergessen und durch die Sünden, die ich auch heute wieder begangen, Dich betrübt habe. Bitte auch mit mir um Verzeihung derseibcn, wache diese Nacht wieder an meiner Seite und wende alle Versuchungen zur Sünde und andere Nebel von mir ab. Auch Du, mein Schutzpatron und alle Heilige, bittet für mich! Sehr nützliche Erinnerung, und Gebet zu Gott, um die Gnade der Bekehrung. (Vom heil. Franz von Sales.) „Wahrlich, ich sage euch: wenn ihr euch nicht bekehret und werdet, wie die Kinolein, so werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen!" Matth. 18, 3. Erhebe dich, meine Seele, und verschiebe deine Bekehrung keinen Augenblick! Das Vergangene ist nicht mehr vorhanden, das Künftige steht nicht in deiner Ge¬ walt; nur das Gegenwärtige ist dein, und was gegen¬ wärtig ist, ist nichts als ein Augenblick, und dir nur dazu verliehen, daß du Gott dienest und die ewige Se¬ ligkeit gewinnest. Fasse wohl die Kraft dieser Worte: Es ist ein Gott, ein Augenblick, eine Ewigkeit. Ein Gott, der dich sieht; ein Augenblick, welcher dir entflicht; eine Ewigkeit, welche dich erwartet. Ein Gott, welcher Alles ist, ein Augenblick, welcher Nichts ist, eine Ewigkeit, welche dir ewig entweder Alles nimmt, oder Alles schenkt. Ein Gott, dem du so wenig dienest; ein Augenblick, welchen du so übel anwendest; eine Ewigkeit, welche du der Gefahr und dem Zufall aussetzest. O Gott! o Augenblick! o Ewigkeit! O Gott! mein Herz sieht auf Dich, mein Herz verlangt Dich, mein Herz sucht Dich, damit es sich Dir ergebe, damit es sich Dir unterwerfe, damit es mit 108 Dir erfüllet werde. Dich bitte ich, nimm es in Besitz, vertilge die Sünde, die Neigung zu den Geschöpfen, die unordentliche Liebe zu mir selbst, auf daß ich Dir alle Augenblicke meines Lebens so getreu diene, daß ich Dich in der Ewigkeit zu besitzen würdig werde. Amen. Deicht-GMe. Vorbereitung zur heiligen Beichte. (Vom heiligen Alphons von Liguori.) Stelle dir vor, als wenn diese Beicht die letzte deines Lebens wäre. Bereite dich dazu vor wie ein Mensch, der sich auf dem Krankenbette, dem Tode sehr nahe, schon am Rande des Grabes befindet. Bitte Gott um die Gnade, deine Gewissenserforschung gut anzustellen und das nöthige Verstandeslicht zu erhalten, um deine Sünden recht zu erkennen. O Gott und Vater des Lichtes, Du hast alle Menschen erleuchtet, die iu diese Welt kommen, sende doch in mein armes Herz einen Strahl des heiligen Lichtes der Liebe und Reue, damit ich im Stande sei, die wider Dich be¬ gangenen Sünden recht zu erkennen, zu bereuen und zu beichten. Du aber, o Gebärerin meines Gottes, die Du so liebevoll bist gegen die Sünder, welche wahrhaft ihre Sünden zu bereuen verlangen, stehe mir bei mit Deiner Alles vermögenden Huld und Gnade, Du, nach Gott meine einzige Hoffnung, Maria! Mein heiliger Schutzengel, hilf mir durch Deinen Beistand alle die Beleidigungen erkennen, deren ich wirb wider meinen Gott schuldig gemacht habe. 109 Alle Heiligen und Auserwählten des Himmels, bittet für mich, damit ich würdige Früchte der Buße bringe. Amen. Mete vor der heiligen Reichte. Anrufung des heiligen Geistes. Ich bin ein Sünder, v Gott! ich habe das Ver¬ sprechen nicht gehalten, welches ich Dir bei meiner letzten Beicht darbrachte, indem ich meine ehemaligen Sünden wieder begangen habe und vielleicht noch viele andere dazu. Ach Gott, wie sehr beunruhigt mich mein Gewissen; ich muß Deine unendliche Barmherzigkeit wieder anrufen. Deßwegen komme ich zu dem heiligen Sakramente, welches Du, o Jesus, zur Vergebung der Sünden eingesetzt hast. Ich wollte mich heute gern von ganzem Herzen bekehren und Deine Liebe wieder erhalten; aber aus mir selbst kann ich nichts Gutes. Darum bitte ich Dich, o heiliger Geist, um Deinen göttlichen Beistand. Erleuchte mich, daß ich alle meine Sünden erkenne und sie nicht bei mir entschuldige. Kehre mein Herz um, daß ich meine Sünden von Herzen verabscheue und mich fest und ernstlich zur Besserung entschließe. Stärke mich, daß ich in der Beicht aufrichtig meine begangenen Sünden entdecke, aus Scham¬ haftigkeit nichts verschweige oder bemäntele, und dann würdige Früchte der Buße bringe. O heiliger Geist der Gnade, verwirf nicht das Gebet eines unglücklichen Sün¬ ders! Ich bitte Dich durch Jesum Christum, unfern Herrn, erhöre mein Gebet! Amen. Met vor der gewissevsersorschuvg. Schuldbewußt und beschämt erscheine ich vor Dir, o Gott, denn ich habe Dich auf vielfache Weise und häufig 110 beleidigt und durch meine Sünden Deinen Zorn erregt. Ich weiß es, wenn Du mir keine Verleihung angcdeihen lassest, so bin ich auf ewig aus Deinem Angesicht verstoßen. Aber ich wünsche von ganzem Herzen, mit Dir ausgesöhnt zu werden, und will daher mein Inneres erforschen, um alle Vergehungen zu erkennen, wodurch ich Dich beleidigt habe; ich will ernstlich und aufmerksam jeden Winkel meiner Seele untersuchen und alle Sünden, in die ich das Unglück hatte zu fallen, vor Dir reumüthig bekennen, denn nur so darf ich hoffen, Verzeihung zu erlangen. Bei meiner Schwäche und der Neigung, mich selbst zu täuschen, bitte ich Dich aber, mir den Beistand Deines himmlischen Lichtes bei diesem Werke zu verleihen. Laß mich durch Deine Gnade alle meine Unvollkommenheiten entdecken, alle meine Verirrungen einsehen und Alles, wodurch ich Dich beleidigt und Deine Liebe mit Undank belohnt habe, klar erkennen, denn ich weiß, daß nichts vor Dir, o ewige Weisheit, verborgen ist. So viele von mir begangene Sünden auch klar vor meinem Gedächtnisse stehen, so entgeht mir doch die Erkenntnis; noch vieler anderer, da meine Eigenliebe und Selbsttäuschung über meinen sündhaften Zustand mich verblenden. Laß auch diese mich erkennen, o Herr! Erbarme Dich meiner und erleuchte die Dunkelheit meines Innern; heile meine Verblendung und entferne den Schleier, der so manche meiner Vergehungen und Nachlässigkeiten vor mir verhüllt, damit ich nicht länger mir selbst verborgen bleibe und meine Augen über den ganzen sündhaften Zustand meiner Seele geöffnet werden. Hilf mir, o Gott aller Güte und Barmherzigkeit, mich frei machen von der schweren Last, die mich drückt. Komm, heiliger Geist, und erleuchte durch einen Strahl Deines göttlichen Lichtes meinen Verstand, damit ich zur vollkommenen Erkenntniß aller meiner Mifsethaten gelange, sie aufrichtig und reumüthig bekenne und wieder in Deine Gnade ausgenommen werde. 111 ZewijMberforschung. „Du sollst Gott deinen Herrn über Alles und deinen Nächsten wie dich selbst lieben — das ist der Inbegriff aller Gebote." Wie erfüllte ich meine Pflichten gegen Gott? und zwar in Bezug auf den Glauben, die Hoffnung und die Liebe? Habe ich alle Wahrheiten der heiligen Religion, wie die Kirche sie vorstellt, fest geglaubt? Habe ich jederzeit mein Vertrauen zuver¬ sichtlich auf Gott gesetzt? — Habe ich die Liebe und Ehrfurcht, wie sie Gott gebührt, stets durch mein Denken, Thun und Lassen bewährt? — Habe ich Gottes Namen nicht mißbraucht durch Fluchen, Schwören re.? — Wie handelte ich gegen meinen Nächsten? Habe ich ihm geschadet an seinem Leibe, seiner Seele, seinem Gut oder seiner Ehre? — Durch Aerger, Haß, Kränkung, Verfolgung, Rachgier, Verletzung? — Durch Aergernißgeben, böses Beispiel, Verführung zum Bösen, verderblichen Rath? — Durch Entwendung, Betrug, Wucher, Verfälschung, falsches Zeugniß? — Durch »«gegründeten Argwohn, Verachtung, Ehrabschneiden, Verläumdung? — Wie habe ich die Pflichten der Liebe gegen meinen Nächsten ausgeübt? — Gegen Nothleidende, Arme und Hülfsbedürftige? — Wie erfüllte ich die Pflichten gegen mich selbst? Hinsichtlich der Keuschheit und Mäßigkeit? — In Gedanken, Be¬ gierden, Worten und Werken? — Habe ich die Gelegenheiten und Versuchungen zum Sündigen vermiede»? — Wie habe ich die Pflichten meines Standes erfüllt? — Habe ich an meiner Besse¬ rung mit Ernst gearbeitet? — Habe ich mich bestrebt, die Sünden, welche ich am häufigsten begehe, allmählig abzulegen? — Habe ich gewisse Sünden sogar zur Gewohnheit werden lassen? — Wie habe ich mich gegen die Gebote der Kirche verfehlt? 112 Aeöung der Reue und des Vorsatzes nach der LjeuMensersorschuuq. (Vom heil. Franz v. Sales.) Mein Herr und mein Gott! ein Herz, das sich vor Dir demüthigt, willst Du nicht verwerfen. Ich armer, Deiner Erbarmung und Gnade unwürdiger Sünder bereue in tiefster Demuth mit innigster Betrübniß zu Deinen Füßen alle meine Sünden, womit ich Dich bis auf diese Stunde beleidigt habe. Ich habe Dir die schuldige Ehr¬ furcht und Liebe nicht erwiesen, gegen den Nächsten und gegen mich selbst gesündigt. Nicht allein deßwegen bereue und verabscheue ich meine Sünden, weil ich durch sie die Ruhe des Herzens verloren und wohl verdiente Strafe zu fürchten habe; sondern vorzüglich, weil ich Dich, Du Heiligster! beleidigt, gegen Dich, mein Schöpfer und liebreichster Erlöser! so undankbar gewesen bin, und Deine Einsprechungen, Gott heiliger Gcrst! nicht getreu befolgt habe. Ich fühle cs, wie wenig ich Deine Erbarmung verdiene, wie ungenügend meine Reue ist. Erweiche, o Herr! mein so hartes Herz, das sich so schwer gegen Deine Liebe versündigte, damit es mit vollkommener Lie¬ besreue und mit einem ernstlichen Dorsatze zur Besserung erfüllt werde, damit ich keinen selbstsüchtigen Willen, keine sinnlichen Gelüste und kein Geschöpf Deinem Willen und Wohlgefallen vorziehe. Ersetze Dn, gütigster Jesus! was meiner Reue noch mangelt, durch die Verdienste Deines Schmerzes über meine Sünden am Oelberge und ain Kreuze. Stärke meine Vorsätze, Dir mit aller Treue des Herzens zu dienen, den Eingebungen des heiligen Geistes ohne Widerstrebnng zu folgen, jede Neigung der Eigen¬ liebe und Sinnlichkeit zu unterdrücken, alle Gelegenheiten ernstlich zu fliehen, die zur Sünde Veranlassung geben könnten, und alle Heilsmittel anzuwenden, um durch ein Dir wohlgefälliges Leben Deiner Liebe und Erbarmung würdig zu werden. Eröffne mein Herz und meinen Mund 113 zum reuevollen, aufrichtigen Bekenntnisse meiner Sunden, um durch die Gnade des heiligen Bußsakramentes Ver¬ zeihung, Ruhe des Herzens, und Licht und Kraft zur Besserung zu erlangen. Heilige Maria, Du Trost und Zuflucht der Sünder! bitte für mich bei Deinem Sohne, damit ich durch daS Bekenntniß meiner Sünden Barmherzigkeit und Gnade erlange. hebet zu Zesus und Maria. (Vom heil. Alphons v. Liguori.) O mein Jesus! Du hast so viel gelitten, Du hast all Dein Blut und Dein Leben dahingegeben, damit ich Dich liebe, und ich, um meine Eigenliebe zu befriedigen, habe Dir nur mit Undank vergolten. Ach, wie ort habe ich Dir den Rücken zugewendet und Deine Gnade ver¬ loren! Freilich wußte ich wohl, daß ich durch meine Sünden Dir sehr mißfallen habe, ach, ich wußte es, und that es dennoch! O mein geliebter Erlöser! heile mich, um des kostbaren Blutes willen, das Du für mich ver¬ gossen hast. Deshalb bitten wir Dich, komme Deinen Dienern zu Hülfe, dieDu durchDein kostbares Blut erlöset hast. Es reuet mich von ganzem Herzen, daß ich Deine unendliche Güte beleidigt habe. O mein Gott! vermehre diese meine Reue, gib mir einen solchen Schmerz über meine Sünden, daß ich bis zum Tode von Schmerz durchdrungen bleibe, wegen der Beleidigungen, die ich Dir zugefügt habe. Wenn ich jetzt sterben müßte, so konnte ich Dich nicht mehr lieben. O mein Gott! weil Du mir noch Zeit gibst, Dich zu lieben, so will ich Dich wahrhaft lieben und nichts An¬ deres lieben, als Dich allein. Ich liebe Dich! mein höchstes Gut! ich liebe Dich von ganzem Herzen, und ^eil ich Dich liebe, so schenke ich Dir meinen ganzen Willen. Gib mir die Gnade, Dich in der Folge immer 8 114 zu lieben, und macke alsdann mit mir und verfüge über mich, wie es Dir gefällt, denn siehe, ich nehme Alles an. Mache, daß ich in allen Versuchungen und in allen Ge¬ fahren Dich zu beleidigen, cs nie unterlasse, mich Dir anzuempfehlen. — O Maria! meine Mutter, erlange Du mir diese Gnade, daß ich in den Versuchungen immer zu Gott und zu Dir meine Zuflucht nehme, zu Dir, die Du Alles bei Gott vermagst. Hebei zur Mutier Mies. (Vom heil. BernharduS.) Erinnere Dich, o mitleidige Jungfrau, daß es noch nicht erhört worden, cs babe Jemand zu Dir seine Zu¬ flucht genommen und sei von Dir verlassen worden. Belebt von gleichem Vertrauen, erhebe ich meine Hände zu Dir, o Königin der Jungfrauen und Mutter der Barmherzigkeit, der ich seusze unter der Last meiner Sünden. Bitte für mich zu Deinem lieben Sohne um Verzeihung derselben. O verwirf nicht mein demüthiges Flehen, nimm es vielmehr auf mit Deinem liebevollen Herzen und erlange ihm die Gnade der Erhörung. Amen. Zürcheugebet. O Gott, Der Du keinen Sünder, auch den größten nicht, der sich mit zerknirschtem Herzen Dir nahet, zm rückweisest, sondern Milde, Erbarmung und Versöhnung finden lässest — sieh mit dem Blicke der Gnade herab aus. mein Flehen, das ich im Gefühle meiner Niedrigkeit darbringe, und erleuchte mein Herz, damit ich Deine Gebote zu erfüllen vermöge. Gib mir, o Herr, Beständigkeit im Glaube« an Dich und Beständigkeit im aufrichtigen Wandel vor Dir, damit mein Gemüth in der göttli¬ chen Liebe fest gegründet und die Vollkommenheit dieser Liebe durch keine Versuchung geschwächt werde. Durch Jesinn Christum Deinen Sohn, unfern Herrn. Amen. lis Litmiei i)M der Lie6e8reue. (Vom ehrw. Papst Pius VI.) Herr, erbarme Dich meiner! Christus, erbarme Dich meiner! Herr, erbarme Dich meiner! Gott Vater vom Himmel, Gott Sohn, Erlöser der Welt, Gott heiliger Geist, Heilige Dreifaltigkeit, ein einiger Gott, Der Du Deine Allmacht und Güte durch Verschonen und langmüthiges Nachsehen offenbarest, Der Du die Bekehrung der Sünder so geduldig abwartest, Der Du die Sünder zur Buße so liebreich einladest, Der Du Dich über die Bekehrung der Sünder sosehr erfreuest, Daß ich gesündigt habe, reuet mich von Herzen, o Gott! Daß ich oft und schwer gesündigt habe, Daß ich mit Gedanken, Worten und Werken gesündigt habe, Daß ich so bedachtsam und muthwillig gesündigt habe, Daß ich niit unzählbaren Nachlässigkeiten und Versäumnissen gesündigt habe, Daß ich Deine heiligen Gesetze so frech übertreten habe, Daß ich Deine Allmacht nicht gefürchtet habe, Daß ich Deine Liebe verachtet habe, Daß ich Deine Güte und Langmuth mißbraucht habe, Daß ich die Wunden und Schmerzen Deines göttlichen Soh¬ nes erneuert habe, Daß ich mich Deiner gerechten Strafe in dieser und der an¬ dern Welt schuldig gemacht habe, Biegen alles dieses reuet es mich von Herzen, o Gott! 8* Erbarme Dich meiner! Reuet mich von Herzen, o Gott! 116 Aber noch weit mehr und vor Allem wegen Deiner selbst, Weil ich Dich erzürnt habe, Weil ich Dir mißfallen habe, Weil ich Dich nicht über Alles liebe, In Vereinigung mit jener heftigen Liebesreue, welche jemals alle heiligen Büßer gehabt haben, In Vereinigung mit jenem äußersten Abscheu ob der aller¬ mindesten Sünde, welchen die jungfräuliche Mutter Maria jederzeit getragen, In Vereinigung mit jenen unbegreiflichen Schmerzen, welche Dein göttlicher Sohn auf dem Oelberge wegen meiner und der ganzen Welt Sünden in Seinem Herzen empfunden, O Du Lamm Gottes w. Vater unser rc. Hebel. O Gott, Dem es eigenthümlich ist, allezeit sich zu erbarmen und zn verschonen, sieh nicht an die Menge und Bosheit meiner Sünden, sondern die Größe Deiner Barmherzigkeit. Ach! verschmähe nicht ein zerknirschtes und gedemüthigtes Herz. Ich will mit Deiner Hülfe mein Leben bessern, alle Gefahren und böse Gelegenheiten fliehen, ja eher will ich sterben, als noch einmal eine Sünde begehen. Züchtige mich, o von mir so oft, so schwer beleidigter Gott und Herr, wie's Dir gefällt — ich habe Alles verdient. Nur nm dieses bitte ich durch Deinen geliebtesten Sohn, Der für uns Sünder gestorben ist, verstoße mich nicht auf ewig von Deinem Angesichte/ entziehe mir nicht die Gnade, noch in diesem Leben wür¬ dige Früchte der Buße zu wirken, damit ich einst ün Himmel mit allen heiligen Büßern Deine übergroße Erbarmung ewig loben und preisen möge. Durch Jesu"' Christum, unfern Herrn. Amen. 117 Erneuerung des TausgeWdes. Ich glaube an Gott, den Vater, Sohn und heiligen Geist. Ich glaube an Jesum Christum, den eingebornen Sohn Gottes, der Gott und Mensch zugleich ist, der das menschliche Geschlecht durch Sein Leiden und Sterben erlöset hat. Ich glaube Alles, was Gott geoffenbaret, was Jesus und Seine heiligen Apostel gelehret haben, und was die katholische Kirche, deren Glied ich im Leben und Sterben zu sein verlange, zu glauben vorstcllet. Ich widersage von ganzem Herzen dem Teufel, seiner Hoffart und allen seinen Werken. Ich widersage auch allen Sünden, der Pracht und allen verführerischen Lehren der Welt. Ich bin entschlossen, ein christliches Leben zu führen. Gott starke mich in meinem Borsatze durch Seine allmächtige Gnade! Amen. Nach vollendeter Gewissenserforschung und gehöriger Vorberei¬ tung verfüge dich in den Beichtstuhl. Mit einem Anstande, der sich einer solchen Person geziemt, die sich des Lasters der beleidigten allerhöchsten Majestät schuldig gemacht hat, mit Demuth, mit Einfalt des Herzens, mit innerlicher Ruhe nnd festem Vertrauen, ohne dich zu ängstigen, ob auch etwas deinem Gedächtnisse entfallen sein möchte, verrichte vor dem anwesenden Gewissensrichter deine Selbstanklage und merke mit gelehrigem Herzen aus die Ermahnungen des Beicht- Vaters. Siehe in ihm nur Jesum Christum und betrage dich, so lange du mit ihm redest, gerade so, als ob du mit Christo selbst redetest. — Hast du dich etwa einer Sünde anzuklagen, in die du zurückgefallen bist, so mache einen ganz besonder» Vorsatz, nicht mehr darein zu fallen, mit dem ernsten Versprechen, auch die Gelegenheit zu vermeiden und die voin Beichtvater dir verordneten Mittel oder diejenigen, welche du als die wirksamsten zu deiner Besserung erach¬ test, gewiß anzuwenden. 118 Gebete nach der heiligen Keicht. Lob- und Dankgebete nach dem 102. Psalm. Lobe, meine Seele, den Herrn und vergiß nicht alle seine Wohlthaten. Lobe, meine Seele, den Herrn, der alle deine Missethaten vergibt, der alle deine Schwach¬ heiten heilet; der dich vom Untergange erlöset, und dich krönet mit Gnade und Erbarmung. Der Herr ist gnädig und barmherzig, langmüthig und von großer Erbarmung. Er zürnet nicht immer, noch drohet Er ewig. Er hat uns nicht gethan nach unfern Sünden, uns nicht vergolten nach unsern Missethaten. So hoch der Himmel über der Erde, so groß ist Seine Barmherzigkeit über die, welche Ihn fürchten. So weit der Sonnenaufgang entfernt ist vom Untergang, so weit entfernt Er von uns unsere Sünden. Wie ein Vater sich erbarmet seiner Kinder, so erbarmet sich der Herr über die, welche Ihn fürchten. Denn Er kennet, was wir für Geschöpfe sind; Er gedenkt, daß wir Staub sind. Die Barmherzigkeit des Herrn wahret von Ewigkeit zu Ewigkeit über die, welche Ihn fürchten, Seinen Bund halten, und Sein Gebot thun. Ich will den Herrn preisen zu allen Zeiten; immer soll Sein Lob in meinem Munde sein. Machet groß mit mir den Herrn; lasset uns erheben Seinen Namen mit ein¬ ander. Ich habe gesucht den Herrn, und Er hat mich erhört, und aus allen meinen Trübsalen mich errettet. Der Engel des Herrn wird sich lagern nm die, welche Ihn fürchten, und sie erretten. Verkostet und sehet, denn der Herr ist süß; selig der Mann, der auf Ihn hoffet. Kommet, ihr Kinder, höret auf mich; die Furcht des Herrn will ich euch lehren. Bewahre deine Zunge voM Bösen, und deine Lippen, daß sie nicht Trug reden- Weiche vom Bösen, und thue das Gute; suche den Frie¬ den und jage ihm nach, und du wirst gute Tage sehen- 119 Nahe ist der Herr denen, die bedrängten Herzens sind, und Hilst denen, die gebeugten Geistes sind. Der Herr hat meine Seele bekehret, mich geführt auf den Weg der Gerechtigkeit um Seines Namens willen. Ich will Dich Preisen, o Herr, denn Du hast mich aufgenommen. Du hast meine Feinde sich nicht freuen lassen über mich. Herr, mein Gott, zu Dir habe ich gerufen, und Du hall mich geheilet; zu meinem Gott habe ich gestehet, und der Herr hat es gehört, und sich meiner erbarmet; der Herr ist mein Helfer geworden. Du, o Herr, hast mir ver¬ wandelt mein Weinen in Freude; mein Gott, ewig will ich Dich Preisen. Erneuerung der Vorsätze. Gütigster, barmherzigster Gott! meine Seele ist nun, wie ich zuversichtlich hoffe, im Blute Deines Soh¬ nes, Jesu Christi, von allen Sünden gereiniget, und durch die Gnade des heiligen Sakramentes wieder mit Dir ausgesohnet. Mit kindlichem Zutrauen darf ich Dich wieder meinen Vater nennen, da Du mir die Liebe Deines väterlichen Herzens abermals geschenkt hast. Diese Liebe, Deine Gnade und Freundschaft, seien mir von nun an das Theuerste auf Erden; um keinen Preis mehr will ich sie hingeben. — Herr, mein Gott! Du siehst in mein Herz; Du siehst mein aufrichtiges Verlangen nach Besserung und Heiligung meines Lebens. Ja, ein neues, Dir wohlgefälliges Leben will ich von nun an führen; nur Dir und Deinem heiligen Dienste will ich leben. Ich will fortan Gewalt brauchen, das Himmelreich an mich zu reißen, und mit Eifer das suchen, und nach dem trachten, was oben ist. Koste es mir, was es wolle, don Deinen heiligen Geboten will ich nicht mehr abwei¬ chen. Wachen und beten will ich, damit ich der Versu¬ chung nicht mehr unterliege. Fliehen will ich wie vor dem Anblicke einer Schlange vor Allem, was mich in 120 Gefahr bringen könnte, Deine Vaterhuld auf's Neue zu verlieren. Durch verdoppelten Eifer und genaue Erfüllung aller meiner Pflichten will ich hereinzubringen mich be¬ streben, was ich bisher in meiner Lauigkeit verabsäumt habe. Bitte um die Gnade der Beharrlichkeit. Herr, mein Gott, Du kennest meine Hinfälligkeit und Schwäche; Du weißt, wie unstät und veränderlich mein Wille ist. Auch ich weiß, daß ich meinen besten Vorsätzen nicht trauen darf. Darum flehe ich vom ganzen Herzen zu Dir, von dem allein nur alle unsere Kraft, alles Wollen und Vollbringen des Guten kommt. Er¬ barme Dich meiner, o Gott, um Deiner Güte, und der Verdienste Jesu willen; gib mir ein größeres Maß der Gnade, damit ich doch einmal meinen alten Menschen an das Kreuz schlage, und der Sünde hinfort nicht mehr diene, sondern, errettet jetzt aus dec Hand meiner Feinde, Dir diene in Gerechtigkeit und Heiligkeit alle Tage meines Lebens. Du weißt es, o Herr, welchen Gefahren und Anfechtungen ich stets ausgesetzt bin in einer Welt, die Dich so wenig kennet, und noch weniger liebet; darum sei Du mein treuer Hirt. Wache über mich, ermahne mich, stärke mich, und führe mich durch Deinen heiligen Geist, auf daß ich nimmer mehr in mein früheres Sün¬ denelend zurückfalle, aus dem Deine Erbarmungen mich heute errettet haben. Erhalte in mir den Geist der Buße, und hilf mir, daß ich bis zu meinem Ende getreu in Deinem Dienste verharre. Heilige Maria, Mutter der Gnaden, Du hast so vielen Sündern nicht nur die Gnade der Bekehrung, sondern auch der Beharrlichkeit im Guten von Gott er- ' " erflehe auch mir die Gnade, daß ich dasjenige, ch bei meiner heutigen Beicht Deinem göttlichen . ,.e versprochen habe, mit unverbrüchlicher Treue halte, u.w durch keine Sünde mehr von ihm getrennt werden möge. Amen. 121 Gebet zu Jesu. (Von dem heiligen Alphons von Liguori.) Nein, mein Gott! Dn hast mich lange genug er¬ tragen, ich will Dich nicht länger warten lassen, ich will mich ganz Dir schenken. Du hast mich schon so ost er¬ mahnt, der Welt zu entsagen und nur Dich zu lieben, auch heute rufest Du mich. Siehe, hier bin ich, nimm mich in Deine Arme, ich übergebe mich Dir jetzt ganz und gar! O unbeflecktes Lamm! das Du am Kreuze auf dem Kalvarienberge Dich für mich aufgeopfcrt hast, reinige Du mich vorher durch Dein Blut, vergib mir alle Beleidigungen, die ich Dir zugefügt habe und ent¬ flamme mich alsdann mit Deiner heiligen Liebe. Ich liebe Dich über Alles, ich liebe Dich von ganzem Herzen! Was könnte ich auch nur auf Erden finden, was mehr als Du meine Liebe verdiente? Wer hat mich auf Erden mehr geliebt als Du? Mutter Gottes, meine Fürspre¬ cherin Maria! bitte für mich und bewirke, daß ich wahr¬ haft und für immer mein Leben ändere; ich vertraue auf Dich. Gebet zur Mütter Gottes. (Vom heiligen Anselmus.) Gelobt sei Gott der Herr, Der mich in dem Blute Seines Sohnes gereinigt und auf Deine Fürbitte, o Maria, die Bande meiner Sünden, die mir nun nachge¬ lassen sind, zerbrochen hat! Nun darf ich in Frieden hingehen. Alle lieben Heiligen sollen mit Dir Gott ohne Ende statt meiner loben und Ihm danken wegen Seiner Tüte und unendlichen Barmherzigkeit! Ach! könnte ich jetzt mit Verrichtung meiner Buße den Herrn eben so unendlich verehren und erfreuen, wie ich Ihn durch meine Sünden entehrt und beleidigt habe! O heiligste Jung¬ frau, so überaus wohlgefällig in den Augen des Aller¬ höchsten, würdige Dich, meine Genugthuung mit dem 122 unendlichen Werthe der Gcnugthmmg Deines Sohnes, Jesu Christi, zu vereinigen und sie mit Deinen erhabenen Verdiensten den Augen der göttlichen Gerechtigkeit darzu¬ stellen. Erwirb mir die Gnade, daß ich würdige Früchte der Buße aufweise, und gestatte nicht, daß ich mit einer Halbbuße den Himmel zu täuschen suche und die Hölle wegen meiner Beichten zum Frohlocken bringe. Heilige Maria! erbitte mir bei Deinem lieben Sohne einen guten Sinn und die Weisheit der Heiligen, damit mein Wandel nach allen Geboten und Satzungen des Herrn untadelhaft werde. Amen. Gebet vom heiligen Augustin. Ich danke Dir, mein Herr und Erlöser, daß Du mich ohne alles mein Verdienst von meinen Wunden geheilet, mich versöhnet, von der Gefangenschaft des Sa¬ tans erlöset, von der Finsterniß der Sünde zum Lichte der Gnade zurückgebracht, und vom geistigen Tode wieder zum Leben erweckt hast. In Dcmuth bekenne ich meine Schwachheit, und flehe zu Deiner Barmherzigkeit um die Gnade, daß Du, weil Du mit Deinen Erbarmungen mir zuvorgekominen bist, die Gnaden und Wohlthaten in mir nicht nur bewahren, sondern auch vermehren wollest, die Du mir zu verleihen Dich gewürdiget hast. Gib, o gü¬ tiger Erlöser, daß Dein, mir freiwillig zugetheiltes Ge¬ schenk an mir nicht fruchtlos sei; vollende, was Du in mir angefangen hast, und gewähre mir das, was ich durch Deine zuvorkommende Gnade zu meiner Besserung mir vorgenvmmen habe, der Du mit dem Vater und dem heiligen Geiste von Ewigkeit zu Ewigkeit lebst und re¬ gierest. Amen. Gebet des heiligen Franz von Sales. Mein Gott, ich erscheine vor Dir armselig und leer an verdienstlichen Werken, und habe Nichts, womit ich für meine Sünden Dir Genngthuung leisten könnte; aber ich bringe Dir dar die Verdienste Jesu, Deines geliebten 123 Sohnes, welche unendlich größer sind, als alle Beleidi¬ gungen, die von wir und allen übrigen Geschöpfen jemals Dir zugefügt wurden. Ewiger Vater, ich opfere Dir den Preis der Erlösung, den er, sterbend am Holze des Kreuzes, für mich dargebracht. Siehe, o Herr, auf Deinen Sohn, und höre die Stimme Seines Blutes, die für mich um Erbarmnng ruft; und wenn meine Augen jetzt leine Thränen haben, um meine Sünden zu bewei¬ nen, und mein Herz nur innerlich sie verabscheut; so schaue vielmehr auf die Thränen Deines eingebornen Sohnes, uns ans alle die Blutstropfen, die er, im Leben wie im Tode, für meine Vergehungen vergossen hat. Verzeihe also, v mein Gott, meinem Stolze und meiner Eitelkeit durch Demes geliebtesten Sohnes unaussprechliche Demuth. Durch Seine heiligste Liebe vergib alle meine Bosheit, und durch Seine vollkommene Armuth alle meine Habsucht. Durch die jungfräuliche Neinigkeit Seines Leibes verzeihe alle Unlauterkeit meines Herzens und meiner Sinne; durch den Hunger und Durst, den Er in der Wüste und am Kreuze erduldet, alle meine Unmäßigkeit und Lüsternheit. Durch die süße Sanftmuth und Milde des unbefleckten Lammes sei nachsichtig allen Sünden meines Zornmuthcs, meiner Widerspenstigkeit und Rachsucht. Durch den liebreichen Eifer und die Sorgfalt, womit Er rastlos für mein Heil wirkte, verzeihe alle meine Fahrlässigkeit und Lauigkeit. Durch alle Seine Verdienste und unendlichen Vollkommenheiten ver¬ zeihe meine zahllosen Mängel und Gebrechen. Zur Genugthuung endlich für so viele Verschuldun¬ gen will ich, wenn es so Dir gefällt, alle Mühseligkeiten, Betrübnisse und Widerwärtigkeiten bereitwillig ertragen, sie mögen nun geradezu von Dir, oder durch Deine Ge¬ schöpfe, «ach den Anordnungen Deiner göttlichen Fürse- hung, mir gesendet werden, welcher ich vom ganzen Her¬ zen und bis zu meinem letzten Athemzuge mich unter¬ werfe. Alles, o mein Gott; nur keine Sünde mehr! 124 Kommunion-Gebete. Worin besteht die Vorbereitung zur heiligen Kommunion? Der Katechismus sagt: In der Reinheit des Gewissens, und in der Andacht des Herzens. — Soll ein Großer dieser Erde irgendwo ausgenommen werden, so ist wohl das Erste, die ihm zugedachte Wohnung möglichst von allem Schmutz und Staub zu reinigen, und Alles wegznräumen, was die Augen eines so hohen Herrn im Mindesten beleidigen könnte. Darum, mein Christ, suche auch du deine Seele durch eiue wahre Reue und gute Beicht von allem Uurathe der Sünde nach Kräften zu reinigen, ehvor du Den¬ jenigen in dein Herz aufnimmst, vor Dem alle Könige der Erde Staub sind, und Dessen Heiligkeit unendlich ist. Wenigstens mußt du von jeder schweren Sünde frei, also im Stande der heiligma¬ chenden Gnade sein. Wehe dir, weun du dieses hochzeitlichen Klei¬ des am Tische des Herrn entbehrst! — „Die Augen des Herrn sind rein, und können die Bosheit nicht ansehen." (Habak. 1, 13.) Deshalb ermahnt uns der heilige Paulus so nachdrücklich: „Der Mensch prüfe sich selbst, und dann esse er von diesem Brode." Darum sprach in den ersten Zeiten des Christenthums der Priester, bevor er den Gläubigen die heilige Kommunion austheilte, mit lauter Stimme: „Das Heilige ist nur für Heilige" d. h. der reine und heilige Leib Jesu Christi darf nur von solchen Seelen empfangen werden, die mit der heiligmachenden Gnade geschmückt sind. — Das Zweite, was zur Vorbereitung auf die heilige Kommunion gehört, ist die Andacht des Herzens. Diese in dir zu erwecken und zu pflegen, dazu mögen dir die nun folgenden Gebete vcrhilflich sein. MbertümlgMbet. Göttlicher Heiland, Jesus Christus! Du hast den beiden Jüngern, die nach Emmaus gingen, die Augen geöffnet, daß sie Dich als ihren Gott und Erlöser a>n Brodbrechen erkannten ; Du hast ihr Herz auf dem Wege 12S dahin warm gemacht, daß es von Liebe zu Dir ent¬ brannte; — siehe, ich stehe jetzt im Begriffe, mich Deinem hocherhabenen Sakramente zu nahen, und habe das auf¬ richtigste Verlangen, Dich mit jener Lebendigkeit des Glaubens und der Liebe zu empfangen, welche eine so heilige Handlung verlangt, wenn sie Dir wohlgefällig und meiner Seele ersprießlich sein soll. Darum bitte ich Dich durch jene Liebe, welche Dich bewogen hat, das heiligste Sakrament einzusetzen, komm' auch mir mit Deiner Gnade zuvor, öffne auch meine Augen, entzünde mein Herz, und bereite es Dir zu einer würdigen und angenehmen Woh¬ nung. Bewähre mich vor aller Zerstreuung und Lauig¬ keit, und vor allem dem, was Dir mißfällig wäre, und den Nutzen der heiligen Kommunion verhindern würde. Laß sie in Deiner Liebe und Erbarmung sirr mich wahr¬ haft eine Speise des Lebens, ein Verwahrungsmittel wi¬ der die Sünde, und das Untervfand meiner ewigen Se¬ ligkeit werden. Amen. Emttkmig des Glaubens. Jesus, Du ewige Wahrheit! fest und ungezweifelt glaube ich, daß Du im heiligsten Sakramente mit Gott¬ heit und Menschheit, mit Fleisch und Blut, mit Leib und Seele, wahrhaft, wirklich und wesentlich gegenwärtig bist. Zwar sehen Dich meine leiblichen Augen nicht; auch vermag es mein Verstand nicht zu begreifen, wie unter den einfachen Gestalten des Brodes und Weines Du ganz, als wahrer und lebendiger Gott und Mensch zugegen sein könnest. Gern aber gebe ich meine Sinne und meinen Verstand gefangen, denn Du hast es selbst gesagt: „Dies 'st mein Leib; dies ist mein Blut." Dein Wort trügt nicht; denn Du bist die Wahrheit, und Dein Wort ist allmächtig, und vermag mehr zu wirken, als alle Geschöpfe ä>> begreifen vermögen. Es war ja uur Deine Weisheit "ud Liebe, die Dich in die einfachen Brods- nnd Weins- 126 gestalten gehüllt hat, damit der Glanz Deiner Majestät uns nicht zurückschrecke, und es Dir möglich würde, Dich aufs Innigste mit uns zu vereinigen. Darum glaube ich, was ich nicht sehe, nnd dies so fest, daß ich für diesen meinen Glauben jede Stunde bereit bin, mein Leben zu opfern. O Jesus, Du Urheber und Vollender des Glau« bens, erhalte, stärke nnd vermehre meinen Glauben! Amen. Erweckung der Hoffnung. Jesus, Du alleinige Hoffnung aller Auserwählten, und einzige Quelle aller Gnaden! Du hast Dich wäh¬ rend Deines Wandels auf Erden herabgelasscn, mit den Zöllnern und Sündern zu speisen, und im schönen Gleichnisse vom Hochzeitmahle alle Schwachen, Armen, Lahmen und Blinden zu Dir berufen; daruni hoffe ich zu Deiner unendlichen Güte, daß Du auch mich armen, sündigen Menschen barmherzig an Deinem Tische auf¬ nehmen werdest. Ich kenne zwar meine große Unwür¬ digkeit, bei demselben zu erscheinen; aber Du ladest ja selbst alle ein, die mühselig nnd beladen sind, zu Dir zu kommen; ja Du drohest sogar mit dem ewigen Tode de¬ nen, die an diesem Gastmahle nicht Theil nehmen wollen. So will ich denn das hochheilige Sakrament Deines Fleisches und Blutes mit dein festen Vertrauen empfangen, daß Du mich, um Deiner Güte und unendlichen Ver¬ dienste willen, der darin hinterlegten Gnaden theilhaft machen werdest. Göttlicher Erlöser, Du hast verheißen: ,,Wer mich ißt, der wird leben"; Du hast versprochen, daß, wer Dein Fleisch und Blut würdig empfängt, in Dir bleibe, und Du in ihm, und er durch Dich lebe; ich bitte Dich, be¬ reichere auch meine Seele in der heiligen Kommunion mit neuen Gnaden; durch diese himmlische Speise stärke, erleuchte, reinige und heilige sie, damit ich von nun an Dir treuer und eifriger diene, und so die gegründete 187 Hoffnung haben kann, Dich ewig im Himmel zu genießen. In dieser Hoffnung nun, daß Du mir, liebvollster Hei¬ land, alles geben kannst, was ich zu meinem Heile brau¬ che, weil Du allmächtig bist, und daß Du mir auch alles dies geben willst, weil Du unendlich gütig bist, — will ich hingehen zu Deinem Tische, und Dich, mein Herr und Gott, empfangen; stärke meine Hoffnung, und laß mein Vertrauen immer lebendiger werden! Amen. Erweckung der Liebe. Unendlich liebenswürdiger Gott und Heiland! schon um Deiner selbst willen verdientest Du von uns Menschen die vollkommenste Liebe; denn Du bist das höchste, allein wahre Gut, der unendlich schone, große und gute Gott. Aber auch Deine unbegreifliche Liebe zu uns zieht uns mächtig zu Dir hin. Denn was hast Du nicht Alles gethan, um uns ewig glücklich zu machen! Deine To¬ desangst, die Bande, die Geißeln, die Dornenkrone, die Nägel, das Kreuz, find sie nicht Dein eindringlicher Zuruf an unsere Herzen: „Menschenkinder! hätte ich, euer Gott und Herr, euch undankbare Geschöpfe noch mehr lieben können?" Doch damit war Deine Liebe noch nicht zufrieden. Um Dich ganz und gar uns zu schenken, und auf's Innigste mit uns zu vereinigen, wolltest Du sogar unsere Speise werden. Und für solche Liebe begehrst Du von uns nichts Anderes, als nnr aufrichtige und treue Gegenliebe. Was ist billiger, liebenswürdigster.Heiland, als daß auch ich mich Dir hingebe, gleichwie Du Dich so ganz für mich hingegeben hast? O möchte ich rück¬ haltlos Dir zum Opfer mich darbringen! Aber Du kennst die Neigungen meines Herzens, die Uiich beständig zum Irdischen hinzichen, und mich hindern, 'Nein Herz vollkommen zu Dir zu erheben. Deshalb bitte ich Dich, o liebvollster Erlöser, gib Du selbst mir durch Dein göttliches Sakrament fene Liebe, die ich Dir 128 schuldig bin. Kehre ein in mein sinnliches Herz, und reiße es los von Allem, woran es noch zu Deinem Mißfallen hängt; es gehört ja Dir allein an, und soll darum auch Dir allein anhangen. Kehre ein in mein kaltes Herz, und entzünde in ihm jenes Feuer der Liebe, das zu bringen Du vom Himmel gekommen bist. Kehre ein bei mir, und vereinige Dich so mit mir, daß auch ich mich ganz mit Dir vereinige, und Niemand mehr von Deiner Liebe mich zu trennen vermöge. Amen. Uebung der Deiimth und der Anbetung. (Nach dem ehrwürdige» Ludwig von Granada.) Wer bist Du, o Herr, unv wer bin ich, daß ich es wagen darf, mich Dir zu nahen? Ach, ich bin ein Ge¬ fäß der Verwesung, elend in jeder Hinsicht: blind in meinen Gedanken, unbeständig in meinen Werken, unrein in meinen Begierden. So bin ich! Du aber, v Herr, bist groß, und Deine Größe kennt keine Gränzen; Du bist gut, und Deine Gute hat keine Schranken; Du bist ewig, und Deine Ewigkeit umfaßt alle Zeiten! Vor Dir scheinet die Sonne nicht hell, und die Sterne sind nicht rein vor Deinem Angesichte. Die Säulen des Himmels zittern und beben auf Deinen Wink. Die Seraphim bedecken mit ihren Flügeln ihr Angesicht, und halten sich für das geringste Wesen. Wie wird also ein so niedriges und unreines Geschöpf es wagen dürfen, sich einem Gott von so unaussprechlicher Majestät zu nahen? Johannes der Täufer, der geheiliget ward im Muttcrschooße, hielt sich nicht für würdig, Dir die Schuhriemen aufzulöscn; und der Fürst der Apostel rief aus: „Herr, gehe von mir weg, denn ich bin ein sündiger Mensch!" O wie darf ich mich Dir nahen, der ich ein so großer Sünder bin? Durfte cs Niemand wagen, der nicht rein und ge¬ heiliget war, von den Schaubroden zu essen, die doch nur ein Schatten dieses hochheiligen Geheimnisses waren; wie 129 darf ich es wagen, von dem Brode der Engel zu essen, da ich doch von jeder Heiligkeit so weit entfernt bin? Wenn ich mich eine Reihe von Jahren auf den Empfang dieses allerheiligsten Sakramentes vorbereitet hätte, ja wenn ich die Reinheit der Engel besäße, so würde ich doch diese hohe Gnade nicht verdienen; um wie viel mehr muß ich daher in Furcht sein, wenn ich bedenke, in welch einem Zustande der Sinnlichkeit ich mich befinde! Ach, wie unrein ist die Wohnung, in welche Du, Urquelle aller Schönheit und Reinigkeit, eingehen sollst! O Lieb¬ haber unbefleckter Seelen, o reines Lamm, was vermag ich Dir in meinem Herzen darznbieten? Deinen heiligsten Leichnam, als er vom Kreuze herabgenommen wurde, legte man in eine überaus reine Leinwand, und in ein neues Grab, worin noch Niemand gelegen war; allein wo finde ich in meiner Seele einen reinen Ort, wohin ich Dich legen könnte? Ach, aus meinem Herzen steigt immerwährend, wie aus einem offenen Grabe, der Mo¬ dergeruch meiner Sünden empor! O mein göttlicher Heiland! Schamröthe bedeckt meine Wangen, mich in einem solchen Zustande zu erblicken! Erweckung der Reue. Aus Liebe zu Dir, o Gott, bereue und verabscheue ich nochmals alle Sünden meines Lebens. Mit zer¬ knirschtem Herzen bekenne ich, daß ich Dich, meinen lie¬ benswürdigsten Gott und Herrn, oft und schwer beleidiget und erzürnet habe. Vom Grunde meines Herzens hasse und verfluche ich alle Sünden, weil sie ein Gräuel waren vor Deinem heiligen Angesichte, und eine Beleidigung Deiner göttlichen Majestät. Ach, könnte ich zurückrufen llne unglückliche Zeit, wo ich Dich, meinen liebevollsten Heiland, nicht geliebt, sondern vergessen und betrübt habe! 3ch hoffe zwar, daß Du mir meine Sünden verziehen, b)eil ich sie bereut und gebeichtet habe; doch bitte ich 130 Dich, liebster Jesus, abermals durch Dein heiligstes Blut und bitteres Leiden und Sterben, um vollkommene Ver¬ zeihung, und nehme mir ernstlich vor, Dich künftig mit keiner Sunde freiwillig mehr zu beleidigen. Eben des¬ wegen verlange ich jetzt in dem heiligsten Sakramente Dich zu empfangen, damit ich dadurch in Deiner Liebe und im Hasse der Sünde gestärkt werde, und Dich nie und nimmermehr beleidige. Bitte um eine würdige und fruchtreichc Kommunion. (Glbct les heiligen Thomas von Aqnin ) Allmächtiger, ewiger Gott, siche, ich komme zu dem Sakramente Deines eingcbornen SohneS, unsers Herrn Jesu Ehristi. Ich komme wie ein Kranker zum Arzte des Lebens, wie ein Unreiner zur Quelle der Erbarmung, wie ein Blinder zum Lichte der ewigen Klarheit, wie ein Armer und Dürftiger zum Herrn des Himmels und der Erde. Ich bitte Dich daher bei Deiner gränzeulosen Barmherzigkeit, heile gnädigst meine Krankheit, wasche ab meine Unreinigkeit, erleuchte meine Blindheit, bereichere meine Armuth und bekleide meine Blöße, damit ich das Brod der Engel, den König der Könige, und den Herrn der Herrscher mit so großer Ehrfurcht und Dcmuth, mit so großer Zerknirschung und Andacht, mit so reinem und gläubigem Herzen, und nut solcher Gesinnung und Mei¬ nung empfangen möge, wie cs dem Heile meiner Seele zuträglich ist. Verleihe mir, o Herr, daß ich nicht nur äußerlich das Sakrament des Leibes und Blutes Jes" empfange, sondern auch innerlich der Kraft und Fruchte dieses Sakramentes theilhaftig werde. O Gott der Liebe und Milde, verleihe mir, den Leit' Deines eingcbornen Sohnes, den Er aus Maria, der Jungfrau, angenommen hat, so zu genießen, daß ich da¬ durch Seinem geistigen Leibe cinverleibt, und Seine» Gliedern beigezählt zu werden verdiene. 131 Liebreichster Vater, verleihe mir, daß ich Deinen geliebten Sohn, welchen ich jetzt ans dieser Lebensreise unter der Gestalt des Brodcs verhüllt zu empfangen mich bereite, einst mit enthülltem Angesichte ewig anschauen möge, der mit Dir und dem heiligen Geiste lebt und re¬ giert, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen. Verlangen nach Jesus. Gütigster Erlöser, Du hast uns im heiligen Ge¬ heimnisse Deiner Liebe die heilsamste Arznei wider unsere Seelenkrankheiten, das sicherste Schutzmittel gegen alle Anfechtungen, und das kräftigste Stärkungsmittel zu jeg¬ lichem Guten bereitet, damit wir alle Hindernisse unseres Heiles muthig überwinden, und zum ewigen Leben ge¬ langen mögen. So komm denn, mein Jesus, mein Gott, Mein Leben, mein Licht, meine Kraft, mein Trost, mein Friede, meine Seligkeit, mein Alles! Siehe, ich verlange Nach Dir. Als ein armer Sünder verlange ich nach meinem Erlöser und Seligmacher, als ein schwacher Mensch nach meinem starken Gott, als ein Armer und Bedürftiger nach dem Herrn aller Güter, als ein Kranker nach dem göttlichen Seelenarzte, als ein Blinder nach dem Lichte der Welt, als ein von vielen Versuchungen Bestürmter nach dem siegreichen Ueberwinder der Hölle, als ein Hungernder nach dem Brode der Engel, als ein Dürstender nach der Quelle des Lebens. O Jesus, be¬ reichere mich durch Deine Einkehr bei mir mit den Schätzen Deiner Gnade, mache gesund meine Seele, sei wein Schild wider meine Feinde, gib mir Kraft, Licht Und Segen zu allem, was ich thue; vor Allem aber bitte ich Dich, mache, daß in mein trockenes und kaltes Herz das himmlische Oel Deiner Liebe sich ergieße, damit es Dich liebe, der Du allein aller Liebe würdig bist, und in dieser Liebe seine wahre Glückseligkeit finde — in diesem wid im andern Leben. 9* 132 Liebe und Verlangen nach dem Heilande. (Vom gottseligen Thomas von Kempen.) Mit höchster Andacht und Liebe, mit einem Herzen, das sich ganz Dir, o mein Gott! weihet und Dir allein anhängt, möchte ich Dich jetzt empfangen, empfangen mit jenem lebendigen Sehnen nach Dir, das die heiligsten und andächtigsten Menschen an Deinem Tische nach Dir empfunden haben. O mein Gott! Du meine ewige Liebe, Du mein höchstes, mein einziges Gut, Du, die unendliche Glückseligkeit und das heiligste Wesen, Dich, Dich möcht' ich in mein Herz aufnehmen mit dem lebendigsten Ver¬ langen, mit der tiefsten Anbetung, mit der heiligsten Empfindung, die je in dem Herzen eines Heiligen gelebt hat oder hätte leben können, lind ob ich gleich durchaus nicht würdig bin, alle diese Empfindungen der Andacht den Heiligen nachzuempfindeu, so opfere ich Dir dennoch mein ganzes Herz mit allen seinen Neigungen, als ob jene frommen Gefühle und Gesinnungen, die je in den Heiligen geglühet haben, in mir allein herrschten. Alles, was je eine heilige Seele denken und wünschen konnte, lege ich mit tiefster Ehrfurcht auf Deinen Altar. Nichts will ich mir Vorbehalten; mich selbst und all das Meinige will ich Dir mit der vollkommensten Willigkeit meines Herzens opfern. Ach! liebevollster Heiland, empfangen möchte ich Dich mit jener Ehrerbietung, Lobpreisung und Verherrlichung Deines Namens, mit jenem Glauben und Dankgcfühl, mit jener Würdigkeit und Lauterkeit, mit jener Zuversicht und Liebe, mit welcher Dich Deine Mutter Maria, diese heiligste Jungfrau, empfangen hat, als ihr der Engel das Gehcimniß der Menschwerdung kund machte, und sie voll Andacht und Dcmnth antwor¬ tete: „Siehe, ich bin eine Magd des Herrn, mir geschehe nach Seinem Worte." Und wie Dein seliger Vorläufer Johannes noch vor der Geburt über Deine Annäherung seine Freude zu erkennen gab, und wie er nachmals, als 133 er Dich unter den Menschen wandelnd erblickte, voll in» nigster Andacht ausrief: „Der Freund des Bräutigams, der seine Stimme hört, freut sich ob dem Laute, den er höret, weil es der Laut des Bräutigams ist", so möchte ich auch von großen, heiligen Begierden ergriffen und durchwärmt werden, daß ich mich ganz Dir allein hinge- ben könnte. Alle frommen Herzensergießungen der An¬ dächtigen, alle ihre Gefühle der Liebe, alle ihre himmli¬ schen Erleuchtungen, alle Tugenden und Lobpreisungeu der Heiligen, und alle die, welche Himmel und Erde sammt allen ihren Geschöpfen bisher dargebracht haben und noch darbringen werden, lege ich vor Dir nieder und stimme in ihr gemeinsames Loblied ein. Ich wünsche von ganzem Herzen, daß Du von allen Geschöpfen gelobt und ewig verherrlicht werdest, und flehe für mich und für Alle, die sich meiner Andacht empfohlen haben. Nimm diese meine Gelübde an und laß Dir die Wünsche meines Herzens gefallen: denn alle meine Ge¬ lübde sind nur Ein Gelübde, alle meine Wünsche nur Ein Wunsch, daß auch durch mich Dein Name ohne Ende verherrlicht werde und alle Lobpreisungen, die Dir nach der Fülle Deiner Herrlichkeit gebühren, im Himmel und aus Erden von allen Deinen Kindern Dir ohne Unterlaß geopfert werden. Dies ist mein Wunsch und mein Opfer, und dieses Lob- und Dankopfer möchte ich Dir alle Tage Meines Lebens darbrmgen. Aber weil ich mich zu schwach dazu fühle, so lade ich alle himmlischen Heerschaaren und alle Deine treuen Verehrer dazu ein, daß sie in mein Lob- und Danklied einstimmen mögen. Anmuthungen. (Bom heiligen Alphons von Liguori.) O mein Jesus, ich bin jenes Schäflein, das sich fleiwillig verirrt hat, da es von Dir, göttlicher Heiland, geflohen ist. Aber Du bist der gute Hirt, der Sem 134 Leben hingegeben, um mich zu erretten. Suche mich heim, v JesuS, und verlasse mich nicht! Suche mich, und lege mich auf Dciue Schultern; denn siehe, ich nehme mir fest vor, Dir zu dienen und Dich zu lieben, so gut ich es vermag. O mein Gott, verzeihe mir aus Liebe zu Deinem Sohne Jesus Christus alle meine Sünden, sowohl die schweren als auch die läßlichen! Verzeihe mir meine vielen Nachlässigkeiten; ich bereue sie alle, weil ich dadurch Dir, o unendliche Gute, mißfallen habe. Ich liebe Dich, o höchstes Gut, ich liebe Dich über Alles, und verspreche Dir, daß ich lieber sterben will, als Dir freiwillig auch nur das mindeste Mißfallen verursachen. Mein Jesus, Dein Tod und Dein Blut sind meine Hoffnung! O mein geliebter Heiland, vermehre meinen Glauben, und laß mich erkennen, daß Dir es bist, den ich im hei¬ ligsten Sakramente empfange. Ich liebe Dich, o Gott meiner Seele; ich liebe Dich, o mein Heiland, der Du Dein Leben für mich hingegeben hast. O mein Jesus, ich erkenne, daß ich unendlich unwürdig bin, mich Dir zu nahen und Dich zu empfangen, und dies um meiner Sünden willen, und weil mir die heilige Neinigkeit des Herzens fehlt. Deshalb rufe ich zu Dir: Herr, ich bin nicht würdig! Komm, o mein liebenswürdiger Heiland, und bewirke in mir das, warum Du gekommen bist. O komm in meine Seele, heilige sie, nimm Besitz von meinem Herzen, und reinige es; komm in meinen Leib, und bewahre ihn; laß mich nie wieder von Deiner Liebe getrennt werden- Amen. Anrufung der Mutter Gottes, der Gugel uud Heilige«. Reinste Jungfrau Maria, Mutter meines Erlösers, erflehe mir durch Deine kräftige Kürbitte nur Etwas von 135 jener Reinheit des Herzens, mit welcher Du Ihn m Deinem jungfräulichen Schooße empfangen hast, damit mein Herz eine wohlgefällige Wohnung Deines Sohnes werde, und ich thcilhaftig werden möge der Schätze Sei¬ ner Gnaden, die in diesem heiligsten Sakramente verbor¬ gen liegen. Und Du, heiliger Joseph, der Du gewürdiget worden bist, den Welterlöser auf Deinen Armen zu tra¬ gen, und von Ihm zärtlich geliebt zu werden, erbitte mir nur einige Funken jener zarten Gegenliebe, wovon Dein Herz gegen Ihn entflammt war. Heiliger Schutzengel, mein Begleiter auf allen Wegen meines Lebens, sei mir zur Seite in dieser so wichtigen Stunde, begleite mich zum heiligen Tische meines Gottes, und erwirke durch Deine Fürbitte, baß ich das Brod des Himmels würdig essen, und diese göttliche Speise mir zum ewigen Heile gereichen möge. Alle Heiligen Gottes, besonders Ihr, meine lieben Schutzpatrone, die Ihr ans Erden, mit allen Tugenden geziert, beim Liebesmahle des Herrn erschienen seid, kommt meiner Armuth durch den Reichthum Eurer Verdienste zu Hilfe, und machet mich durch Eure Fürbitte würdig der Vereinigung mit meinem Gotte, damit ich einst mit Euch am ewigen Hochzcitmahle Theil nehmen möge. Amen. Roch der heiligen Kommunion. „Ich habe Jenen gefunden, den meine Seele liebt; ich habe ihn festgehalten, und ich werde ihn nicht entlassen." Hohel. 3, 4. 1. Die Zeit nach der heiligen Kommunion sind die kostbarsten Augenblicke des Lebens, weil wir da alle Gnaden von Gott erlangen können. 136 2. Wer ohne die dringendste Nothwendigkeit nach der heiligen Kommunion sogleich die Kirche verläßt, zeigt dadurch, daß er in der Gesellschaft mit seinem Gott Langweil habe, verweigert dem himm¬ lischen Gaste die schuldige Aufmerksamkeit, und fügt ihm eine große Beleidigung zu. Oder hieltest du es nicht für eine kränkende Ge¬ ringschätzung seiner Person, wenn du z. B. einen vornehmen Herrn zuerst zu dir gebeten hättest, aber sogleich nach seinem Erscheinen davon gingest, und ihn allein in deinem Zimmer stehen ließest? Der heilige Chrysostomus sagt: „Diejenigen, die vor der Danksa¬ gung hinweg gehen, ahme» dem Judas nach", der auch gleich nach dem Genüsse des Abendmahles davon eilte. 3. Solche fügen nicht blos dem Heilande eine große Beleidi¬ gung, sondern zugleich sich selbst einen großen Schaden zu. Denn wie die heilige Theresia sagt, ist eine der Ursachen, warum so viele Christen sehr wenig Nutzen aus ihren Kommunionen ziehen, die, daß sie sich mit Jesus nach der Kommunion nicht unterhalten. Und die heilige Margareta von Kortona pflegte zu sagen: „Jesus be¬ handelt uns da, wie wir Ihn behandeln. Je lauer und unandäch¬ tiger wir sind, desto sparsamer ist Er im Geben; je aufmerksamer aber und eifriger wir sind, desto großmnthiger ist Er gegen uns in Ausspendung Seiner Gnaden." 4. Der Kommuniontag ist ein heiliger Tag, und will auch heilig zugebracht sein. Wer Jesum liebt, den drängt es zu JesuS hin, sagt Paulus; und die Braut im Hohenliede spricht: „Ich machte mich auf, den zu suchen, den meine Seele liebt." Alle hei¬ ligen und gottliebenden Seelen zog es mit unwiderstehlicher Gewalt in die Kirche zu Jesus hin. Wenn du daher am Kommnniontage deinen Heiland nicht mehr besuchest, selbst wenn du leicht Zeit hättest, wenn es dich, anstatt zu Ihm in die Kirche, zu allem Andern vielleicht gar zu sittengefährlichen Dingen mehr hinzieht, — dann ist deine Liebe dem Erkalten sehr nahe. Damit ist aber nicht gesagt, daß man am Kommuniontage keine erlaubte Unterhaltung oder Er¬ holung genießen dürfe; er darf auch ein Frendentag für den Leib sein, nur zur rechten Zeit, und im rechten Maße. 137 Anmuthuugen und Bitten nach den hh. Franz von Sales und Alphons von Lignori. Fest ist mein Glaube an Dich, o untrügliche Wahr¬ heit; unerschütterlich meine Hoffnung auf Dich, o unend¬ liche Güte; herzlich und innig meine Liebe zu Dir, höch¬ stes, liebenswürdigstes Wesen. Mein Gott und unauf¬ hörlicher Wohlthäter, Dir will ich ergeben sein, Dich lieben und preisen mein Leben hindurch, und in alle Ewigkeit. Ich habe Ihn gefunden, den meine Seele liebt. Ich halte Ihn fest, und werde Ihn nicht mehr entlassen, damit ich in Wahrheit sagen könne: „Ich lebe, aber nicht so fast ich, sondern Jesus Christus lebt in mir." Nun, o Jesus, meine Ruhe, meine einzige Freude, meine Seligkeit, nun entlassest Du Deinen Diener im Frieden, weil meine Augen Dein Heil gesehen haben. Mein Herz erfreut sich Deiner; in Dir frohlocket meine Seele. O Gott meines Herzens, möchte ich in Deiner heiligen Um¬ armung mit der Versicherung Deiner Liebe jetzt glücklich dahin sterben können! O Uebermaß der Liebe! Demüthigster Jesus, ver¬ borgener Gott, ich bete Dich an in mir. Zu gering ist Ein Herz, Dich zu lieben, zu wenig Eine Zunge, Dich zu loben! O mein Erlöser, welchen Dank bin ich schuldig, daß Du mich, Dein armes Geschöpf, so wunderbar heimsuchest? Keinen geringem, als daß ich mich selbst Dir darbringe, und verlange, daß Du allein in mir lebest. O mein Gott, Du kommst zu mir, um mich mit Dir zu vereinigen, um die Verdienste Deines Leidens mir im vollen Maße mitzutheilen, und mich zu heiligen. Wirke also in mir alles dies, wozu Du gekommen bist; laß die Frucht Deiner Ankunft nicht an mir vereitelt werden. O Jesus, der Du weißt, was mir gebricht, und Meine Schwächen kennst, gib mir Demuth, Reinigkeit des Herzens, Gleichförmigkeit mit Deinem heiligen Willen, 138 Stärke gegen böse Gewohnheit, und Geduld, um Altes, was mir widerfährt, um Deiner Liebe willen zu ertragen. O mein Erlöser! Durch jene unendliche Liebe, die Dich zur Erde herabgezogen hat, und Dich am Kreuze zu herben bewog, laß auch mich ersterben in Dir, damit Du ewiglich lebest in mir. O Gott meiner Seele, ich schätze und liebe Dich über alle Güter dieser Welt, und auch mehr als mich selbst. Daher überlasse ich mich gänzlich Dir, und un¬ terziehe mich mit Liebe und Ehrfurcht allen Deinen ge¬ rechten Fügungen, damit alles, was Du in Zeit und Ewigkeit über mich verordnet hast, erfüllet werde; doch hoffe ich einst Dein göttliches Angesicht und Deine voll¬ kommene Schönheit im Himmel zu schauen. Mein Gott und mein Alles, ich will Nichts suchen außer Dir, denn in Dir allein kann ich Alles finden. O liebreichster Vater, gib, daß meine größte Sorge sei, Dir würdig zu dienen, gleichwie Du für mein Heil so überschwengliche Sorgfalt getragen hast. O menschgewordenes Wort des ewigen Vaters, Jesuö Christus, Du bist aus keiner andern Ursache in die Welt gekommen, als uni in den Herzen der Menschen zu woh¬ nen, welche Du mit Deinem Blute erlöst hast. Mein Herz sei also ganz Dein; besitze es, erleuchte es, und mache eö bereitwillig zur Erfüllung Deines allerheiligsten Willens. Allmächtiger Jesus, nimm Alles von mir, was die Wirkungen Deiner Macht und Güte in mir hindert; heile mich von aller Unlauterkeit und Untreue, und erfülle mich mit Deiner Gnade und Weisheit. O heiliger Geist, erfülle meinen Willen mit jenem heiligen Verlangen, das an Tugenden fruchtbar wird, und laß ihm keine andere Freiheit, als die, sich gänzlich Dir zu opfern. Mein Gott, gib, daß ich Dich schaue durch lebendigen Glauben, damit ich Dich erkenne und liebe. Zeige Deinen 139 Willen mir, damit ich ihn erfülle; zeige mich selbst mir, damit ich mich demüthige und verachte; zeige mir endlich in der Einigkeit Dein göttliches und beseligendes Ange¬ sicht, damit ich Dich liebe, und nie mehr von Deiner Liebe getrennt werde. Herr, ich habe meine Zeit und Kräfte verschwendet, wie der verlorne Sohn; und dennoch konnte ich Deine Barmherzigkeit nicht erschöpfen! O laß von nun an nicht Sinnentrug, nicht Menschcnfurcht, sondern Deinen Willen die Richtschnur meines Lebens sein; schreibe in mein Herz mit unauslöschlichen Zügen das Gesetz Deiner Liebe. Mein Gott, wenn auch keine Hölle und Qual für die Sünder wäre, würde ich dennoch Dich lieben, und gern für Dich leiden. Gib, o Herr, daß ich Deinem Verlangen immer entspreche. Laß mir dieses Herz nur, damit ich Dir gehorche, diesen Leib, damit ich ihn Dir darbringe, dies Leben, damit ich's Dir weihe. Unendliche Macht, unterstütze meine Ohnmacht. Ewige Weisheit, erleuchte meine Finsternisse. Unermeßliche Güte, sei nachsichtig mit meiner Bosheit. O Güte, o Liebe, o Weisheit! Ach, wie spät habe ich Dich geliebt! Allerseligste Jungfrau, Du Gottgeliebteste, Liebreichste, Liebenswürdigste! Erlange bei Deinem Sohne mir die Gnade, allen Seinen Einsprechungen gehorsam zu sein, und lehre mich alle die Tugenden, durch deren Uebung Du auf Erden das göttliche Wohlgefallen Dir erworben hast. O gütigste Jungfrau, bitte Deinen Sohn, daß Er mit Seiner sakramentalischen Gegenwart nicht eher von mir scheide, als bis Er in meiner Seele die Fülle Seiner Segnungen niedergelegt habe. Amen. Gebet des heiligen Thomas von Aquin. Heiligster Vater, allmächtiger Gott, vom ganzen Herzen danke ich Dir, daß Du mich Unwürdigen, ohne alle Verdienste und blos aus Gnade und Erbarmung, mit 140 dem Leibe und dem Blute Deines Sohnes, meines Herrn Jesu Christi, gesättiget hast. Ich bitte Dich, laß dieses heilige Geheimniß mir nicht zum Schaden und Verderben gereichen, sondern vielmehr eine reiche Quelle der Be¬ gnadigung sür mich sein. Laß mich dadurch im Glauben gestärkt, zu allem Guten ermuntert, und im Guten be¬ festiget werden. Dieses hochheilige Sakrament bewirke, daß alle Laster und bösen Neigungen, alle fleischlichen Lüste und Begierden in mir ersterben, und daß ich immer mehr zunehme an Liebe und Geduld, an Demnth und Gehorsam, und an allen Tugenden. Es beschütze mich gegen die Nachstellungen meiner Feinde, und gegen alle heimlichen und offenbaren Gefahren. Dasselbe stille jeden Aufruhr der Leidenschaften in mir; es hefte mein Herz unzertrennlich an Dich, meinen einzigen und wahren Gott, und erwerbe mir die Gnade, in Dir selig zu sterben! — O mein Gott, ich bitte Dich, führe mich armen Sünder einst auch zu jenem unaussprechlich süßen Freudenmahle, wo Du, mit Deinem geliebten Sohne und dem heiligen Geiste, Deinen Auserwählten das wahre Licht, die voll¬ kommene Befriedigung ihrer Wünsche, ihre ewige Freude, ihre vollendete Wonne und endlose Seligkeit bist, durch Jesum Christum, unfern Herrn. Amen. Gebet des heiligen Bonaventura. O mein gütigster Erlöser, laß mein ganzes Herz durchdrungen werden von Dankbarkeit und Liebe für Deine unaussprechliche Wohlthat, für Deine Liebe, die Du mir jetzt erwiesen; laß mich rechtinnigerkennen, wie gut Du cs mit mir meinst, und daß Du Nichts von mir willst, als mein wahres Bestes, damit auch ich Dich von ganzer Seele über Alles Hochschätze, Dich liebe, und mit Freuden Alles thuc, was Dein heiliges Gesetz verlangt; daß ich Nichts wünsche, als mit Dir zu sein. Laß mein Herz mit frommer Sehnsucht nach Deinen Gaben erfüllet 141 werden; laß mich dürsten nach Dir, der Quelle des ewi¬ gen Lebens, damit ich Dir treu diene, Deinen Willen beständig erfülle, mit Herzhaftigkeit allen Versuchungen widerstehe, fest an der Tugend hange, in allen Dingen nur Dich allein suche, meinen Gott, mein höchstes Gut, Dich auch finde, und zu Dir komme in's Land der Freude und der Belohnungen. Amen. Schlußgebell Jesus, meine ewige Liebe, ich soll nun scheiden von Deinem heiligen Altar; o entlaß mich nicht, ohne mich gesegnet zu haben. Vergib mir, barmherzigster Heiland, alle Unandacht, alle Lauigkeit, allen Kaltsinn meines Herzens. Laß nur diese himmlische Speise zum Heile gereichen. Bewahre alle Gnaden in mir, die ich von Deiner unendlichen Güte empfangen habe; gib, daß ich mit denselben mitwirkc, und so daS ewige Leben erlange. O liebvollster Jesus, der Du heute meine arme Seele mit Deinem heiligsten Blute gereiniget hast, gestatte nicht, daß sie je wieder von Sünden befleckt werde. Behüte, o Quelle aller Heiligkeit, von nun an meine Augen, die Dich in den heiligen Gestalten des Brodcs erblickt haben, daß sie nichts Unreines mehr schauen; be¬ hüte meinen Mund, der Dich empfangen hat, daß er Nichts spreche, als was Dir zur Ehre und mir zum Heile gereicht; behüte mein Herz, das Dich ausgenommen hat, daß es blos Gutes denke und verlange; behüte meine Hände, die ich zu Deiner Anbetung erhoben habe, daß sie nur das rhun, was Dir wohlgefällig ist; behüte mei¬ nen Leib, mit dein Du Dich vereiniget hast, daß er in Keuschheit und christlicher Zucht Dein lebendiger und hei¬ liger Tempel bleibe; segne und behüte endlich alle Kräfte meines Leibes und meiner Seele, daß sie nicht mehr im Dienste der Sünde, sondern in dem Deinigen thätig sind, daß, o Jesus, mich Dein sein, und sei Du mein in Zeit 142 und Ewigkeit. Der Segen des allmächtigen Gvttes, des Vaters ch, des Sohnes ch und des heiligen ch Geistes komme über uns herab, und bleibe bei uns. Amen. Geistliche Kommunion. Vorbemerkung. 1. Die geistliche Kommunion ist „ein inniges Verlangen, Jesum Christum im heiligsten Sakramente zu empfangen, und eine liebevolle Umarmung des Herrn im Geiste, als wenn man Ihn in diesem Augenblicke wirklich empfangen hätte". H. Thom. v. Aquin. Wenn du, mein Christ, nicht blos mit Worten, sondern aus dem Herzen zu Jesus im Sakramente sprichst, was David sprach: „Gleichwie ein Hirsch verlangt nach Wasserquellen, also verlangt meine Seele nach Dir, o Gott (nach dem Genüsse Deines Fleisches und Blutes)" Psalm 41, 2; — dann verrichtest du eine geistliche Kommunion. 2. Die geistliche Kommunion soll von jedem Christen fleißig geübt werden; wer sie geringschätzt, zeigt damit, daß es ihm an Lebhaftigkeit des Glaubens, an Hochschätzung des heiligen Altarssa¬ kramentes, und an Innigkeit der Liebe zu Jesus fehle. Wer leben¬ dig überzeugt ist, daß er an und mit Jesus Alles — ja den Himmel selbst auf Erden schon habe, wie der heilige Augustin bemerkt, der wird sich auch nach Jesus sehnen. 3. Wie du die geistliche Kommunion üben sollst, magst du beiläufig aus den nachfolgenden Gebeten entnehmen; übrigens ist der Heiland, wie uns das Evangelium sagt, kein Freund vieler — oder schöner — Worte; Er sieht auf's Herz. 4. Wi e o ft du sie üben willst, bleibt deinem Eifer überlassen; die Kirche wünscht es während der heiligen Messe bei der Kom¬ munion des Priesters; da, heißt cs im Katechismus, soll man geist¬ licher Weise kommuniziren. Auch könntest du cs thun, so oft du vor dem ausgesetzten hochwürdigsten Gute erscheinst, und täglich Abends, ehe du dich zur Ruhe begibst. 143 5. Der Nutzen der geistlichen Kommunion ist ein vielfältiger. Erstens thust du damit etwas dem Herrn Wohlgefälliges. Würde es einem Vater nicht Wohlgefallen, wenn er wüßte, daß sein in der Fremde befindliches Kind so herzlich nach ihm verlange? — Würde er cs nicht innig entgegen lieben? — Zweitens erlangst du durch die geistliche Kommunion ähnliche Gnaden, wie bei der wirklichem Sie vereinigt uns geistlicher Weise mit Jesus, schwächt deu Hang zur Sünde und die Liebe zum Irdischen, stärkt gegen Versuchungen, vermehrt die Liebe zu Gott, u. s. w. Die geistliche Kommunion ist endlich drittens eine gute Vorbe¬ reitung auf die wirkliche; denn wir üben dabei die gleichen Tugend- akte, wie bei der wirklichen, nämlich deu Glauben, das Vertrauen, die Liebe zu Jesus, die Demuth und Neue, und das Verlangen nach dem Heiland. Dieser geistlichen Vortheile wegen wird sie von den Heiligen, von den Lehrern der Kirche und von der Tridentinischen Kirchenver- sammlnng anf's Nachdrücklichste empfohlen. So sagt z. B. die hei¬ lige Theresia: „Die geistliche Kommunion ist sehr Vortheilhaft; unterlasse sie also nicht; denn daraus erkennt der Herr, wie sehr du Ihn liebest." „Ich ermahne Jeden, der in der Liebe zu Jesus wachsen will, wenigstens einmal dcS Tages geistlicher Weise zu kommnuizireu. Diese Andacht ist weit heilsamer, als Manche meinen, und zugleich so leicht zu üben." And der Kirchenrath von Trient empfiehlt (Sitz. 13, Kap. 8 und Sitz. 22, Kap. 6) allen Gläubigen, daß sie bei jeder heiligen Messe, wenn sie nicht wirklich kommnniziren, cs doch wenigstens geistlicher Weise thun sollen, damit ihnen die Früchte dieses heiligen Opfers uni so reichlicher zu Theil werden. Uelimist der geistlichen Kommunion. (Vom heiligen Alphons von Liguori.) Meili Jesus, ich glaube, daß Du im allerheiligsteu Sakramente zugegen bist. Ich liebe Dich über Alles, ich >vünsche Dich in meinem Herzen zu empfangen. Da ich Dich aber fetzt nicht wesentlich im allerheiligsteu Sakra- 144 mente empfangen kann, so komme wenigstens geistlicher Weise in mein Herz. Ich umarme Dich, ich vereinige mich mit Dir, als ob Du schon kn mein Herz gekommen wärest. Gestatte nicht, daß ich mich je wieder von Dir trenne. Eine andere Uebung. (Nach der heil. Mcchtildis.) Süßester Jesus, wie herzlich gern wollte ich mich jetzt auch Deinem Tische nahen, wenn ich nur würdig wäre! Wie herzlich gern wollte ich jetzt dieses süße Geheimnis' Deiner Liebe empfangen, wenn ich dürfte! Well ich aber meiner vielfältigen Sünden wegen dieser Gnade unwürdig bin, so stehe ich wie der Zöllner im Tempel von ferne, und bitte Dich aus ganzem Herzen mit dem kananäischen Weibe, gib mir nur etliche Brosa¬ men von Deiner heiligen Mahlzeit, wodurch meine arme Seele erquickt und gestärkt werde, damit sie sich diesen Tag hindurch in Deiner Gnade erhalten könne, mit grö¬ ßerem Fleiße in allem Guten sich übe, und den Versu¬ chungen kräftiger« Widerstand leiste. Das verleihe mir, gütigster Jesus, durch Deine unendliche Liebe und Barm¬ herzigkeit. Amen. Eine dritte Uebung der geistlichen Kommunion. Mein Jesus, o könnte ich Dich im heiligsten Sa¬ kramente empfangen! Aber meiner Sünden wegen bin ich nicht würdig, daß Du eingchest unter mein Dach- Ich bereue vom Herzen alle Sünden meines Lebens aus Liebe zu Dir. Verzeihe mir, o Gott der Liebe, und sprich nur Ein Wort, so wird meine Seele gesund- Komm zu mir mit Deiner Gnade, reinige und heilige mein Herz, und bereite Du selbst es Dir zu einer wür¬ digen Wohnung, damit es recht bald Deiner persönliche» Heimsuchung gewürdiget werde. Amen. 145 Andacht zu den fünf Wunden des gekreuzigten Heilandes, vorzüglich geeignet beim Besuche der heil. Gräber. (Vom heiligen Alphons von Liguori.) I. Mein Herr Jesus Christus! ich bete die Wunde Deines rechten Fußes an. Ich danke Dir, daß Du die¬ selbe für mich hast leiden wollen unter so heftigen Schmerzen und mit so großer Liebe. Ich habe Mitleid mit Deinem Schmerz und mit dem Schmerz Deiner be¬ trübten Mutter. Um der Verdienste dieser heiligeu Wunde willen bitte ich Dich, Du wollest mir die Verzeihung meiner Sünden gewähren, welche ich von ganzein Herzen und mehr als jedes andere Nebel bereue, weil ich Dich, die unendliche Güte, dadurch beleidigt habe. Schmerzhafte Mutter Gottes! bitte Jesum für mich. Ein Vater unser, Ave Maria und Ehre sei w. II. Mein Herr Jesus Christus! ich bete die Wunde Deines linken Fußes an. Ich danke Dir, daß Du die¬ selbe für mich hast leiden wollen unter so heftigen Schmerzen und mit so großer Liebe. Ich habe Mitleid mit Deinem Schmerz und mit dem Schmerz Deiner be¬ trübten Mutter. Um der Verdienste dieser heiligen Wunde willen bitte ich Dich, Du wollest mir Kraft verleihen, in der Folge nicht wieder in Todsünden zu fallen, sondern in der Gnade Gottes bis zu meinem Tode zu verharren. Schmerzhafte Mutter Gottes! bitte Jesum für mich. Ein Vater unser, Ave Maria und Ehre sei rc. III. Mein Herr Jesus Christus! ich bete die Wunde Deiner linken Hand an. Ich danke Dir, daß Du die¬ selbe für mich hast leiden wollen unter so heftigen Schmerzen und mit so großer Liebe. Ich habe Mitleid wit Deinem Schmerz und mit dem Schmerz Deiner be- 10 146 trübten Mutter. Um der Verdienste dieser heiligen Wunde willen bitte ich Dich, Du wollest mich von der Hölle befreien, die ich so oft verdient habe und wo ich Dich nicht mehr lieben könnte. Schmerzhafte Mutter Gottes! bitte Jesum für mich. Ein Vater unser, Ave Maria und Ehre sei re. IV. Mein Herr Jesus Christus! ich bete die Wunde Deiner rechten Hand an. Ich danke Dir, daß Du die¬ selbe für mich hast leiden wollen unter so heftigen Schmerzen und mit so großer Liebe. Ich habe Mitleio mit Deinem Schmerz und mit dem Schmerz Deiner be¬ trübten Mutter. Um der Verdienste dieser heiligen Wunde willen bitte ich Dich, Du wollest mir die Glorie des Himmels verleihen, wo ich Dich vollkommen und aus all' meinen Kräften lieben werde. Schmerzhafte Mutter Gottes! bitte Jesum für mich. Ein Vater unser, Ave Maria und Ehre sei re. V. Mein Herr Jesus Christus! ich bete Deine heilige Seitenwunde an. Ich danke Dir, daß Du auch sogar noch nach Deinem Tode diese Beleidigung hast er¬ dulden wollen, die Du mit der größten Liebe ertragen hast, obgleich sie Dir keinen Schmerz mehr verursachen konnte. Ich habe auch Mitleiv mit Deiner betrübten Mutter, welche damals allein den Schmerz davon tragen mußte. Um des Verdienstes dieser heiligen Wunde willen bitte ich Dich, Du wollest mir Deine heilige Liebe schenken, damit ich Dill) immer hier aus Erden liebe, um Dich dereinst in feuer Welt von Angesicht zu Angesicht die ganze Ewigkeit hindurch lieben zu können. Schmerzhafte Mutter Gottes! bitte Jesum für mich. Ein Vater unser, Ave Maria und Ehre sei re. 147 Die sieben Morte de8 Mrreuzigtm. (Von Beda, dem Ehrwürdigen.) O mein Herr und Heiland, Jesus Christus, Du Sohn des lebendigen Gottes! Am letzten Tage Deines Lebens, während dem Du an dem Kreuze hiengest, hast Du noch sieben besondere Worte gesprochen, von welchen Du willst, daß wir sie stets im Gedächtnisse beherbergen sollen. Ich bitte Dich deshalb, durch die Kraft dieser sieben Worte, daß Du mir Alles, was ich in den sieben Todsünden, als da sind: Hoffart, Geiz, Unkeuschheit, Reid, Völlerei, Zorn und Trägheit, und in Allem, was denseU ben Böses entspringt, je gesündigt habe, verzeihen wollest. O Herr! der Du gesagt haft: „Vater verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie. thun!"— gib mir die Gnade, daß auch ich, aus Liebe zu Dir, Allen verzeihe, welche mir Böses zugefügt haben. O Herr! der Du zu dein Mörder gesagt hast: „Heute noch wirst du mit Mir im Paradiese sein!" — gib mir die Gnade, daß ich stets so lebe, daß Du gleichfalls zu mir, in der Stunde meines Abschei- dens, sprechen könnest: „Heute wirst du mit Mir im Paradiese sein!" O Herr! der Du zu Deiner Mutter gesagt hast: „Weib, siehe deinen Sohn!" und zu Deinem Jünger Johannes: „Siehe deine Mutter!" — gib mir die Gnade, daß auch ich, durch diese Deine Liebe und Treue, mit Deiner heiligen Mutter vereinigt werde. O Herr! der Du gerufen hast: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du Mich verlassen!" — gib mir die Gnade, daß ich in meiner Trübsal und Noth ausrufe: „O mein Vater und Herr! sei mir armen Sünder gnädig; und regiere und leite mich, Du mein König und mein Gott, der Du mich mit Deinem eigenen Blute erlöset hast." 148 O Herr! der Du gerufen hast: „Mich dürstet!" — gib mir die Gnade, daß ich immer nach Dir, dem Quell mit dem Wasser des ewigen Lebens, dürsten möge. O Herr! der Du gerufen hast: „Es ist voll¬ bracht!" — gib mir die Gnade, daß meine abscheidende Seele dereinst Deine süßeste Stimme hören dürfe: „Komme zu Mir, Meine Freundin, du Meine geliebte Brant, daß du emporsteigest, um mit den Engeln und mit Meinen Heiligen in Meinem Reiche dem Gastmahle des Lebens bnzuwohnen, und dich zu erfreuen, und da¬ selbst zu verbleiben durch alle Ewigkeit!" O Herr! der Du gerufen hast: „Vater, in Deine Hände empfehle ich meine Seele!" — ja, gib mir die Gnade, daß auch meine Seele, wenn ich hienieden dem Tod erliege, dort huldreich von Dir aus¬ genommen werde. Amen. Audacht8ü6lMlM zu deu sieben Schmelzen Mariä?) (Vom heiligen Alphons von Liguori.) Erster Schmerz. Ich habe Mitleid mit Dir, meine geliebte Mutter Maria, um des ersten Schmerzensschwertes willen, das Dein Herz durchbohrte, als Dir durch den heiligen Si¬ meon alle Mißhandlungen vor Augen gestellt wurden, *) Papst Benedikt VIll. hat 200 Tage Ablaß für jedes Vater unser >c. »nd Ge grüßet seist Du ic. denen ertheilt, die sie am Freitag nnd in der Fastenzeit beten, nnd 100 Tage Ablaß für jeden andern Tag. Wer sic alle Tage eines Monats hindurch betet, gewinnt, wenn er beichtet und kom- munizirt nnd nach der Meinung der heiligen Kirche betet, einen vollkommenen Ablaß, den man einer Seele im Fegfener zuwenden kann. 149 die Deinem Jesus von den Menschen widerfahren würden und die Dir alle durch die heilige Schrift bekannt waren, da Du sogar wußtest, daß Er vor Deinen Augen am Kreuze, nachdem Er all' Sein Blut vergossen, den Geist aufgeben werde, verlassen von Allen, ohne daß Du Ihm helfen, Ihn vertheidigen könntest. Um dieser bittern Erinnerung willen, die so lange Jahre Dein Herz betrübte, bitte ich Dich, meine Königin! erlange mir die Gnade, daß ich das Leben Christi und Deine Schmerzen, im Leben und im Sterben, immer in meinem Herzen trage. Vater unser rc. Gegrüßt seist rc. Ehre sei rc. Zweiter Schmerz Ich habe Mitleid mit Dir, meine geliebte Mutter Maria, um des zweiten Schmerzensschwertes willen, das Dein Herz durchbohrte, als Du sähest, wie Dein un¬ schuldiger, neugeborner Sohn von denselben Menschen, um deren Seligkeit willen Er in die Welt gekommen war, verfolgt wurde. Mitten in der Nacht mußtest Du damals heimlich nach Egypten fliehen. Um all' der Leiden willen, die Du, o zarte Jungfrau! mit Deinem vertriebenen Kindlein auf dieser langen und mühsamen Reise, durch wüste und rauhe Länder und während Deines Aufenthaltes kn Egypten erduldetest, wo Du unbekannt und fremd mehrere Jahre arm und verachtet lebtest, bitte ich Dich, meine geliebte Königin! erlange mir die Gnade, geduldig und mit Dir vereinigt bis zu meinem Tode alle Leiden dieses elenden Lebens zu erdulden, damit ich dereinst von den Peinen der Hölle, die ich verdient habe, befreit werde. Vater unser rc. Gegrüßt seist rc. Ehre sei rc. Dritter Schmerz. Ich habe Mitleid mit Dir, meine geliebte Mutter Maria! um des dritten Schmerzensschwertes willen, das 150 Dich durchbohrte, als Du Deinen lieben Sohn Jesus verloren hattest, da Er drei Tage lang von Dir getrennt in Jerusalem blieb. Gewiß sandest Du damals, o meine geliebte Königin! da Du deu Gegenstand all' Deiner Liebe nicht mehr bei Dir hattest und nicht wußtest, wa¬ rum Er Dich verlassen habe, Tag und Nacht keine Ruhe; gewiß hast Du damals unausgesetzt nach Dem geseufzet, der Dein höchstes Gut war. Ich bitte Dich um Deiner Seufzer willen, die Du wahrend dieser drei bittern und für Dich gar zu laugen Tage zu Gott schicktest, erlange mir die Gnade, nie wieder meinen Gott zu verlieren, damit ich immer hier auf Erden mit Gott vereinigt lebe und damit ich in Seiner Gnade dereinst diese Welt verlassen möge. Vater unser w. Gegrüßt seist re. Ehre sei w. Vierter Schmerz. Ich habe Mitleid mit Dir, meine geliebte Mutter Maria! um des vierten Schmerzensschwertes willen, das Dich durchbohrte, als Du Deinen Jesus, zum Tode ver¬ urteilt, mit Stricken und Ketten gebunden, mit Blut und Wunden bedeckt, mit Dornen gekrönt und auf dem Wege unter dem schweren Kreuze, das Er auf Seinen verwun¬ deten Schultern trug, fallen sähest, da Er wie ein un¬ schuldiges Lamm aus Liebe für uns zum Tode ging. Damals sähet Ihr einander an, und Eure Blicke wurden eben so viel schmerzliche Pfeile, mit denen Eure von Liebe zu einander entzündeten Herzen verwundet wurden. Um dieses großen Schmerzens willen bitte ich Dich, mir die Gnade zu erlangen, daß ich immer ergeben in den Willen meines Gottes lebe, und daß ich immer freudig, mit Jesus vereinigt, mein Kreuz bis zu meinem letzten Athemzuge trage. Vater unser rc. Gegrüßt seist rc. Ehre sei rc. Fünfter Schmerz. Ich habe Mitleid mit Dir, meine geliebte Mutter Maria! um des fünften Schmerzensschwertes willen, das 151 Dich durchbohrte, als Du auf dem Kalvarienberge vor Deinen Augen Deinen geliebten Sohn Jesus unter so furchtbaren Schmerzen, von den Menschen verhöhnt, nach und nach auf dem rauhen Kreuzbette sterben sähest, ohne daß Du Ihm auch nur die geringste Erleichterung, die man selbst dem größten Verbrecher in der Todesstunde nicht versagen würde, verschaffen konntest. Um der To¬ desangst willen, die Du damals, geliebte Mutter! mit Deinem sterbenden Sohne ausstandest; um der Traurigkeit willen, die Du empfandest, als Jesus zum letzten Male vom Kreuze mit Dir sprach und Abschied von Dir nahm und mit dem heiligen Johannes uns Alle als Deine Kinder Dir übergab; und um der furchtbaren Schmerzen willen, die Du erdulden mußtest, als Du Ihn Sein Haupt neigen und den Geist aufgeben sähest, bitte ich Dich, erlange mir von Deiner gekreuzigten Liebe die Gnade, daß auch ich abgestorben sei allen Dingen dieser Welt, und daß ich mein ganzes Leben hindurch nur sirr Gott lebe, und auf solche Weise dereinst dahin gelange, Ihn von Angesicht zu Angesicht im Himmel zu schauen. Vater unser rc. Gegrüßt seist rc. Ehre sei rc. Sechster Schmerz. Ich habe Mitleid mit Dir, meine geliebte Mutter Maria! um des sechsten Schmerzensschwertes willen, das Dich durchbohrte, als man das süße Herz Deines todten Sohnes durchbohrte, der schon für jene Undankbaren, die auch nach Seinem Tode nicht müde wurden, Ihn zu mißhandeln, gestorben war. Um dieses heftigen Schmer¬ zens willen bitte ich Dich, Du wollest mir die Gnade erlangen, daß ich immer in dem für mich durchbohrten und geöffneten Herzen Jesu wohne, in diesem Herzen, das jene Licbeskammer ist, in der alle Gott liebenden Seelen ihre Ruhe finden; damit ich daselbst, so lange ich lebe, all nichts Anderes denke und nichts Anderes liebe, 152 als Gott allein. O allerseligste Jungfrau Maria! Du kannst dies bewirken, von Dir hoffe ich es. Vater unser rc. Gegrüßt seist rc. Ehre sei re. Siebenter Schmerz. Ich habe Mitleid mit Dir, meine geliebte Mutter Maria! um des siebenten Schmerzensschwertes willen, das Dich durchbohrte, als Du Deinen tobten Sohn in Deinen Armen hieltest. Er ist nicht mehr lieblich und schön wie damals, da Du Ihn im Stalle zu Bethlehem in den Armen hieltest, nein, Er ist blutig, Sein heiliger Leib ist ganz zerrissen von den Geißelschlägen, und man kann so¬ gar Seine Gebeine durch die Wunden erkennen. O mein geliebter Sohn! sagtest Du damals, mein geliebter Sohn! wozu hat Deine Liebe Dich gebracht? Und als man Ihn in's Grab trug, da wolltest Du Ihn begleiten und Ihn mit Deinen eigenen Händen im Grabe zurecht legen, um, nachdem Du zum letzten Male Abschied von Ihm ge¬ nommen, Dein liebendes Herz dort zu lassen. Um all' dieser furchtbaren Leiden willen, die Deine heilige Seele erdulden mußte, erlange mir, Mutter der schönen Liebe! die Verzeihung aller Beleidigungen, die ich meinem, mich so innig liebenden Gott zugefügt habe, und die ich von ganzem Herzen bereue. Stehe Du mir bei, o Maria! in allen Versuchungen, stehe mir bei in meiner Todesstunde, damit ich durch die Verdienste Jesu und die Deinigen selig werde und eines Tages mit Deinem Beistände, nach dieser elenden Verbannung auf Erden, im Himmel Jesum und Dein Lob die ganze Ewigkeit hindurch verkündigen könne. Vater unser rc. Gegrüßt seist rc. Ehre sei rc. V - Bitte für uns, schmerzhafte Mutter Maria! P. Damit wir theilhaftig werden der Verheißungen Christi. 153 Kirchengebet. O Gott! bei dessen Leiden, nach der Weissagung Simeons, die süßeste Seele der glorreichen Jungfrau und Mutter Maria ein Schmerzensschwert durchdrang, verleihe gnädig, daß wir, die wir mit Verehrung an ihre Schmer¬ zen denken, der glücklichen Wirkungen Deines Leidens theilhaftig werden; der Du lebest und regierest in Ewig¬ keit. Amen. O meine Königin! die Du die Herzen der Menschen durch Deine Lieblichkeit raubest, hast Du mir nicht auch mein Herz geraubt? O Königin der Herzen, wann wirst Du mir mein Herz zurückgeben? Leite Du es mit Dei¬ nem Herzen und lege es in die Seite Deines göttlichen Sohnes. Dann werde ich besitzen, was ich wünsche, denn Du bist meine Hoffnung. s8. Alest. in 8-ckve 8tabat Mater. (Tkauergesang.) Jesu Mutter stand betrübet Bei dun Sohn, den sie geliebet, Als Er an dem Kreuze hing. Wie war sie voll tiefer Trauer, Als das Schwert mit Todesschauer Ihr enpfindsam Herz durchging! Wie bestüizet, wie beklommen Stand die Mutter aller Frommen Bei dem Kreuz auf Golgatha; Als sie Ihr mit bangem Sehnen Und mit ungezählten Thränen Für die Sünder leiden sah! 154 O! wer sollt' nicht Mtleidsthränen Mit der Mutter weinen können, Wo voll Elend sie erscheint? Wer sollt' sie so wenig lieben, Und sich nicht mit ihr betrüben, Die des Sohnes Tod beweint? Sie erblickt den Sohn gebunden, Voll der Schmerzen, voll der Wunden, Ach! für unsre Missethat. Sie sieht Den am Kreuze schweben, Trostlos Seinen Geist aufgeben, Den sie uns geboren hat. Schmerzensmutter, Quell' der Liebe! Daß ich mich mit Dir betrübe, Steh mir, Deinem Diener, bei. Laß mein Herz von Lieb' entbreinen, Jesu, meinen Gott, erkennen, Daß ich Ihm gefällig sei. Drücke Deines Sohnes Wundm, So wie Du sie hast empfundm, Tief in meine Seele ein. Für mich ist Sein Blut gefbssen; Laß mich einen Mitgenossen Seiner bittern Leiden seu. Laß mit Dir mich wahrhaft weinen Und mit Jesus mich vereuen, Mit Ihm theilen Seinai Schmerz. 1S5 Zu dem Kreuze mit Dir eilen, Deine Trauer mit Dir theilen; Dies, o Mutter! wünscht mein Herz. Jungfrau, aller Frauen Zierde! Wenn mir doch gegeben würde, So wie Du betrübt zu sein! Jesu Tod und Seine Plagen Möcht' an mir ich immer tragen, Und mich Seinem Dienste weih'». Möcht' ich Seiner Wunden denken, Mich mit Seinem Blute tränken, In der Lieb' mit Ihm vereint! Wird die Liebe mich entzünden, O! dann werd' ich Gnade finden, Wann Er zum Gericht erscheint. Jesu Kreuz sei meine Ehre Und Sein Tod mir Schutz und Wehre In des Erdenlebens Streit. Jesus! wenn mein Leib wird sterben, Laß dann meine Seele erben Deines Himmels Seligkeit. Amen. Gebet. Trostloseste aller Mütter, welch' ein furchtbares Schwert hat Deine Seele durchdrungen! Alle Streiche, die über Jesus kamen, trafen Dich selbst; alle Seine Schmerzen beugten auch Dich zu Boden, alle Seine Wunden verwundeten auch Dich! Am meisten aber blu¬ tete Dein ganzes Herz bei Seinem letzten Abschied, und 156 fürwahr übernatürlicher Kraft bedurfte Deine Seele, Ihn zu überleben, als Er unter dem letzten Seufzer Seine heiligste Seele aushauchte. O Mutter der Liebe und der Schmerzen, laß mich nach Deinem Beispiele lieben und leiden! Königin der Märtyrer, gib auch mir Antheil an Deiner Marter! Liebe gab Dir das Kreuzz wirke, daß das Kreuz mir Liebe gebe; und ist es Bedingniß, daß ich, um zu lieben, leiden und sterben muß, so erflehe mir die Gnade, daß ich Alles liebe, was von Gott kommt, sogar das Leiden und den Tod. Amen. EmMMng m dm Schutz der schmerzhaftm Mutter Lottes. Heilige Jungfrau Maria, Mutter meines Heilandes, ich bitte Dich um des bitteren Schmerzes willen, welcher Dein mütterliches Herz durchdrungen, da Du Deinen geliebten Sohn am Kreuze sterben sähest; erwirb mir die Gnade, daß ich meines gekreuzigten Erlösers nie vergesse, und daß ich, o liebste Mutter, die Bitterkeit Seines Todes recht lebhaft empfinde, und die Größe der Liebe erkenne, mit welcher Er Sich freiwillig in den schmerzlichsten Tod hingcgeben hat. Verschaffe mir eine heilsame Traurigkeit und Thränen der Buße, damit ich meine Sünden beweine, um derenwillen Jesus Sein Blut vergossen hat. Die Erinnerung an daö Leiden Jesu sei mir ein beständiger Antrieb, die Sünde zu meiden, meinen Gott über Alles zu lieben, und nie durch eine Sünde mich von Ihm zu trennen. Liebevolle Mutter, nimm mich als Dein Kind unter Deinen Schutz, sti meine gütige Mutter und versage mir Deinen Beistand nicht in allen meinen Nöthen, besonders in der Stunde meines Todes. Heilige Maria, beschütze — 157 mich jederzeit gegen alle Versuchungen des SatanS, sei meine Fürsprecherin bei Deinem göttlichen Sohne, und bitte, daß ich einst unter Anrufung der heiligsten Namen Jesus, Maria uud Joseph sterbe. O Mutter der Barm¬ herzigkeit, erhöre mich! Zuflucht der Sünder, zu Dir fliehe ich! Hilfe der Christen, hilf mir! Trost der Be¬ trübten, tröste mich! Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für mich armen Sünder jetzt uud in der Stunde meines Todes. Amen. Andacht liei einem Mtde de8 gekreuzigten. (Vom heiligen Franz von Sales.) O mein Gott nnd Heiland, der Du für mich ain Kreuze gestorben bist, ich werfe mich zu Deinen Füßen nieder, und übergebe meine Seele in Deine Hände, jetzt, und in der Stunde meines Todes! Da ich nicht weiß, o lieber Jesus, wann oder wie Du mich von dieser Welt abfordern werdest, so danke ich schon von diesem Augen¬ blicke an für alle die Gnaden und Wohlthaten, welche ich von Deiner göttlichen Majestät empfangen habe! Ich danke zugleich auch für diejenigen, die ich noch ferner, besonders in meiner Sterbstunde, von Dir zu empfangen hoffe! O mein Gott, lasse, ach! lasse mich doch in diesem letzten Streite nicht unterliegen! O Herr, wie fürchte ich diesen entscheidenden Augenblick; und muß ich ihn nicht fürchten, wenn ich meiner begangenen Sünden gedenke? Doch wenn ich Deine unendliche Barmherzigkeit betrachte, so werde ich auf's Neue mit Hoffnung und Vertrauen erfüllt! Ja, Dein kostbares Blut, Deine heiligsten Wunden, Dein verehrungswürdiges Kreuz, diese sind meine einzige Zuflucht, und diese werden mir zu jeder Zeit — 158 Stärke und Sicherheit wider alle Versuchungen verschaffen! Gib mir, o Jesus, durch die Kraft Deines heiligen Blu¬ tes, eine innerliche und wahre Reue über meine Sünden; verleihe mir eine aufrichtige und kindliche Liebe zu Dir, auf daß meine Seele, von allem Tadel gereiniget, in Dei¬ ner göttlichen Glvrie sich ewig zu freuen verdiene! Amen. R r e u z e 8 g r u ß. (Von dem heiligen Ansclmus.) Sei gegrüßt, o heiliges Kreuz, Du meine Stärke. Sei gegrüßt, Du anbetungswürdiges Kreuz, Du mein Lob und meine Herrlichkeit. Du meine Hülfe und meine Zuflucht, sei gegrüßt. Sei gegrüßt, o heiliges Kreuz, Du Trost aller Traurigen; sei gegrüßt, o Kreuz, Du mein Sieg und meine Hoffnung, Du mein Schutz und mein Leben, Du meine Erlösung und Befreiung, sei mir gegrüßt. Sei gegrüßt, Du Fahne des Heiles, Du unübersteigliche Schutzmauer gegen alle Gewalt des bösen Feindes. Mögest Du mir immer bleiben die Hoffnung meines Christenthums, mein Siegeszeichen wider den bösen Feind, die Quelle meines Trostes und meine Ruhe in Trübsalen. Ja, möge das heilige Kreuz mir sein der Stab meines Alters, die Arznei meiner Krankheit, das Kleid meiner Blöße, die Tröstung meines Lebens. Das Kreuz sei mir ein Heilmittel in allen Widerwärtigkeiten, ein Trost in meinen Bedrängnissen, eine Arznei meiner Krankheiten, und eine Schutzwaffe wider alle Feinde. Amen. 159 Met vor dem Bilde de8 gekreuzigten.*) Sieh, o mein gütigster und liebreichster Jesu! vor Deinem allerheiligsten Angesichte liege ich aus den Knieen und bitte Dich aus dem innersten Grunde meiner Seele, Du wollest mir lebendig in mein Herz einprägen die Gesinnungen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, einer wahren Reue über meine Sünden und den festen Vorsatz, Dich nie mehr zu beleidigen, indem ich mit un- getheilter Liebe, mit innigstem Mitleide Deine heiligen fünf Wunden betrachte, und im Geiste erwäge, was der heilige Prophet David von Dir, o mein Jesu! gesprochen hat: „Sie haben Meine Hände und Meine Füße durch¬ bohrt, sie zählten alle Meine Gebeine." (Ps. 21,17.18.) Met zum gekreuzigten Heiland**) O Gott, der Du, um die Welt zu erlösen, wolltest geboren, beschnitten, von den Juden beschimpft und ver- *) Jeder Christgläubige, welcher nach verrichteter Beicht und Kommunion mit renmüthigem Sinne obiges Gebet, in was immer für einer Sprache, jedoch getreu übersetzt, vor einem Bilde des Gekreuzigten andächtig spricht, und nebstbei für das allgemeine Anliegen der heiligen Kirche, Ausrottung der Ketzereien re. betet, kann einen vollkommenen Ablaß gewinnen. Dieser, von Clemens Vlll. und Benedikt XIV. ertheilte Ablaß wurde von Pins VII. mittels Dekrets Urbis et Orbis der heiligen Cougregation der Ablässe vom 10. April 1821 auf ewige Zeiten bestätigt, und kann gemäß Erklärung Leo Xll. mittels Dekrets derselben heiligen Cougregation vom 17. September 1825 auch den Seelen im Fegfener zngewendet werden. *') Papst Pius VII, verlieh mit Dekret vom 25. August 1820 auf dieses Gebet, verbunden mit 5 Vater unser und Ave Maria und Ehre sei einen Ablaß von 300 Tagen, einmal des TageS zu gewinnen, und den Seelen des Fegfeners znwendbar. Wer cs einen ganzen Monat hindurch täglich betet, gewinnt nach Empfang der heiligen Sakramente und Gebet für die Kirche einen vollkommenen Ablaß. 160 folgt, von Deinein Jünger Judas mit einem Kusse ver- rathen, als ein geduldiges und unschuldiges Lamm mit Stricken gebunden, und zu Annas, Kaiphas, Pilatus und Herodes schmählich geschleppt werden; der Du von falschen Zeugen verklagt, von Geißeln zerrissen, mit Dörnern ge¬ krönt, mit Fäusten geschlagen, mit Speichel besudelt, über Dein göttliches Angesicht spöttisch verhüllt, mit einem Rohre geschlagen, mit Mißhandlungen und Hohn über¬ häuft, Deiner Kleider entblößt, an das Kreuz geheftet, an demselben zwischen zwei Missethätern aufgerichtet, mit Galle und Essig getränkt, von einer Lanze durchbohrt werden, — und so das große Werk unserer Erlösung vollenden wolltest: ich flehe Dich demüthigst an, mein barmherziger Erlöser, Du wollest mich durch diese Deine schweren und grausamen Peineu, die Du aus Liebe zu mir erduldet hast, und deren ich Unwürdiger mit Weh-- muth gedenke, und durch Dein heiliges Kreuz und Deinen bittersten Tod, vor den Strafen der Hölle bewahren, und einst in den Himmel aufnehnum, wohin Du den reumü- thigen Missethäter, der mit Dir gekreuziget wurde, aus¬ genommen hast; der Du mit dem Vater und dem heiligen Geiste gleicher Gott lebst und regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Betrachtung am Hrabe des Erlösers, besonders beim Besuche der heiligen Gräber am Charfreitag und Charsamstag. (Vom heiligen Alphons von Liguori.) O Jesus, mein göttlicher Erlöser! mit Ehrfurcht und tiefer Anbetung will ich mich der ehrwürdigen Stätte im Geiste nahen, worin Dein heiliger Leib ruhet. Da, au 161 Deinem Grabe, dem Heiligthume aller Gläubigen, will ich den Empfindungen meines gerührten Herzens Raum geben, und will alles das Herzerhebende erwägen, was beim Anblick Deiner Grabstätte Dein heiliger Geist mir einflößt. Du, o Jesus! das ewige Wort des Vaters, bist Mensch geworden, alle Menschen zu erleuchten und ihnen die Macht zu geben, durch Glauben an Dich Kinder Gottes zu werden. Als Erlöser der Menschen tratest Du als Mensch unter den Menschen auf. Deine Wunder hätten den Verblendetsten verständig und den Ungläubigsten gläubig machen sollen; denn wie hättest Du diese Wunder wirken, aus sie als Zeugnisse Deiner Würde und Sendung Dich berufen können, wenn Du nicht der Messias, der Sohn Gottes wärest? Die Propheten zeugten von Dir, bestimmten den Zeitpunkt, in welchem Du erschienest, so genau, daß Deine Erwartung allgemein war. Aber Dein Volk wollte nicht, es wollte nicht verständig und gläubig werden, — weil sein und seiner Führer Wille bös war. Ach! dieser böse Willen, des Herzens Verdorbenheit, blendet noch unzählig viele Menschen; sie wollen Deine Lehre nicht kennen, aus Stolz an Dich in Wahrheit nicht glauben. O Jesus! bewahre mich vor einem bösen Her¬ zen, das des Glaubens an Dich nicht sähig ist. Deine unendlich vielen und großen Wohlthaten hätten das härteste Herz erweichen und zur Liebe gegen Dich bewegen sollen. Aber Deine Liebe ward mit Haß er- wiedert und Dein Wohlthun versteinerte die Herzen. Wie oft vergessen auch wir unsers Gottes nur desto mehr, je gütiger Er uns Seinen väterlichen Segen spendet! Be¬ wahre mich, o Jesus! vor diesem strafbaren Undank. Deine Predigten waren, wie Du selbst, ewige Wahrheit und unendliche Liebe. Auch die Boshaftesten hätten zu Deinen Füßen hinsinken und Heilung bei Dir, dem Arzte aller der Erquickung bedürftigen Seelen, suchen und annehmen sollen. Aber Dein liebevolles Wort der Wahrheit verwundete so Viele, weil sie die Wahrheit und 162 ihr Heil nicht liebten. Du, unser Vorbild, hast erfahren, daß die Wahrheit verhaßt mache. Entzünde unser Herz, o Jesus! mit Liebe zur Wahrheit, daß wir sie willig ausuehmen, ohne Furcht bekennen und mit Muth dafür leiden. Sogar Einer Deiner Jünger befreundete sich mit Deinen Todfeinden, und warum? Die Begierde nach Geld machte ihn zum undankbarsten und ruchlosesten Menschen; ,vom Apostelamte sank er zum verworfenen Verräther herab! Um dreißig Silberlinge Jesus verrathen und verkaufen, welch' eine schändliche That und Gering¬ schätzung gegen Gottes Sohn! Aber auch ich habe Dich, o Jesus, schon oft so gering und wohl noch geringer ge¬ schätzt, Dich beleivigct um einer augenblicklichen Lust willen, die mich doch nicht befriedigte; ich war Dir untreu, um zeitlichen Gewinn zu machen und Menschen zu gefallen. Bewahre mich, mein Erlöser! daß ich nie mehr durch schwere Sünden Deinem Verräther gleich werde. Für die sündige Menschheit, o Jesus! littest Du Todesangst, ließest Dich binden und vor Deine Todfeinde führen. Ihr Mordgeschrei erschreckte den feigen Richter, brachte Dich unter Mißhandlung, unter Spott und Hohn an's Kreuz. Liber auch am Kreuze, im herbsten Leiden, betetest Du für Deine Verfolger, starbest für ihre, für meine und aller Menschen Sünden! Die ganze Natur trauerte über Deinen Tod, und Viele, die Dich sterben sahen, schlugen reuig an ihre Brust und bekannten: Dieser war wahrhaft Gottes Sohn! O Jesus, mein Erlöser! in Glauben und Liebe be¬ trachte ich mit bewegtem Herzen Deinen heiligen Leichnam im Grabe. Dein Auge, woraus die Gottheit strahlte, schloß sich zur sanften Ruhe zu! Dein erblaßter Mund, der Trost, Heil und ewiges Leben predigte, schweigt in ungestörter Stille! Dein reines Ohr ist den Schmähungen und Lästerungen geschlossen, womit die zügelloseste Bosheit Dich verhöhnte! Deine bleiche, durchbohrte Hand, die Du nur zum Segen der Menschheit ausgestreckt, liegt stille 163 an Deiner blutigen Seite! Dein ganzer heiliger Leib rastet nun aus im friedlichen Grabe! Die himmlische Klarheit auf Deinem Antlitz bezeugt die große Wahrheit: Es ist vollbracht! Vollbracht das große Werk der Mcnschenerlösung, vollbracht der Menschen Heil und Glück! Vollbracht ist der ewigen Liebe anbetungswürdige That, der Vater im Himmel ist versöhnt mit der großen Sün¬ derschaar! Es ist vollbracht, Satan ist überwunden, die Sünden getilgt, der Reuige hat einen Erlöser! Voll Dank, o Vater im Himmel! bete ich Deinen unbegreifli¬ chen Rathfchluß an, den Du zu unserer Erlösung gefaßt und durch Deinen Eingebornen ausgeführt hast. Voll Dank, o Gottmensch, mein Erlöser! bete ich Deine Liebe an; denn Du hast Dein Leben für mich hingeopfert. Dein Leichnam im Grabe sagt mir: Sieh, Ich starb für dich! O Jesus! Du ruhest im Grabe. Beim Anblick Deiner Ruhe dringen mir Deine blutigen Wunden die Lehre auf: Sv mußte der Gottmensch leiden und leidend in die Herrlichkeit eingehen! Durch Leiden werde ich Dir ähnlich, o Jesus! werde nut Dir verherrlicht, wenn ich wie Du leide, geduldig und ergeben in den Willen des himmlischen Vaters. Leiden bringt Ruhm und Lohn, weil Du gelitten hast. O Jesus! Du ruhest im Grabe. Durch Dich ist das Grab geheiliget, das mich einst aufnehmen wird. Tod! du schreckst mich nicht, und Grab! du hast für mich kein Grauen, da ich Jesus todt im Grabe liegen sehe. Mein Körper wird nicht ewig verwesen, weil der heilige Leich- nam Jesu unverweslich im Grabe ruhet. O mein Herr und mein Erlöser! bei Kreuz und Leiden und im Tode will ich auf Dein Grab blicken ; denn Du, der Unschuldigste aus den Menschenkindern, hast zuvor gelitten; ich werde ruhen, wo Du zuvor geruhet hast; ich gehe hin, wohin Du mir vorausgegangen bist. O Jesus, mein Heiland! wenn meine unsterbliche Seele einst vom Leibe sich trennen wird, dann sei Du 11* — 164 — ihr Tröster, ihr erbarmender Richter, und öffne ihr die Pforten des Paradieses, der Du den Seelen der From¬ men in der Borhölle ihre nahe Erlösung und ihren bal¬ digen Einzug in den Himmel angekündigt hast. Salbe mich zur ewigen Ruhe ein, wie Deinen heiligen todten Leib einst Deine Liebenden im Grabe eingesalbt haben. Laß mein Leben ganz Dir gewidmet sein, damit Sterben mir den Gewinn bringe, daß ich Zeitliches an Ewiges, Irdisches an Himmlisches umtausche. O Jesus! laß mich den Tod des Gerechten sterben! Amen. 165 Litanei von allen Heiligen. bitt für uns! Herr, erbarme Dich unser. Christe, erbarme Dich unser. Herr, erbarme Dich unser. Christe, höre uns. Christe, erhöre uns. Gott Vater im Himmel, ) Gott Sohn, Erlöser der Welt, s erbarme Dich Gott heiliger Geist, i unser! Heilige Dreifaltigkeit, ein einiger Gott, i Heilige Maria, Heilige Gottesgebärerin, Heilige Jungfrau aller Jungfrauen, Heiliger Michael, Heiliger Gabriel, Heiliger Naphael, , Alle heiligen Engel und Erzengel, bittet für uns! Alle heiligen Chöre der seligen Geister, bittet für uns! Heiliger Johann der Täufer, bitt für uns! Heiliger Joseph, bitt für uns! Alle heiligen Patriarchen und Propheten, bittet für uns! Heiliger Petrus, - Heiliger Paulus, , bitt für uns! Heiliger Andreas, ' * 166 Heiliger Jakob , Heiliger Johannes, ! Heiliger Thomas, i Heiliger Jakob, / Heiliger Philipp, f Heiliger Bartholomäus, ! Heiliger Matthäus, ) bitt für uns! Heiliger Simon, / Heiliger Thaddäus, i Heiliger Mathias, i Heiliger Barnabas, i Heiliger Lukas, Heiliger Markus, / Alle heiligen Apostel und Evangelisten, i Alle heiligen Jünger hes Herrn, > bittet für uns! Alle heiligen unschuldigen Kinder, ) Heiliger Stephan, i Heiliger Lorenz, ) bitt für uns! Heiliger Vincenz, ! Heiliger Fabian und Sebastian, i Heiliger Johann und Paul, i , Herkger Kosmas und Damian, "Met sur uns. Heiliger Gerdas und Protas, ' Alle heiligen Märtyrer, bittet für uns! Heiliger Silvester, Heiliger Gregorius, t Heiliger Ambrosius, s Heiliger Augustinus, - bitt für uns! Heiliger Hieronymusll Heiliger Martinus, 1 Heiliger Nikolaus, / Alle heiligen Bischöfe und Bekenner, bittet für uns! Alle heiligen Lehrer, bittet für uns! Heiliger Antonius, bitt für uns! Heiliger Benediktus, bitt für uns! 167 Heiliger Bernardus, i Heiliger Dominikus, ) bitt für uns! Heiliger Franziskus, s Alle heiligen Priester und Leviten, bittet für uns! Alle heiligen Mönche und Einsiedler, Littet für uns! Heilige Magdalena,! Heilige Agatha, l Heilige Luzia, I Heilige Agnes, ) bitt für uns! Heilige Cacilia, t Heilige Katharina, 1 Heilige Anastasia, / Alle heiligen Jungfrauen und Witwen, bittet für uns! Alle Heiligen Gottes, bittet für uns! Sei uns gnädig, verschone uns, o Herr! Sei uns gnädig, erhöre uns, o Herr! Von allem Nebel, Bon aller Sünde, Von Deinem Zorne, Vom gähen und unverseheuen Tode, Von den Nachstellungen des Teufels, Vom Zorne, Hasfe und allem bösen Willen, Vom Geiste der Unlauterkeit, Vom Blitze und Ungewitter, Von der Geißel des Erdbebens, Von Pest, Hunger und Kriege, Vom ewigen Tode, Durch das Geheimnis; Deiner heiligen Mensch¬ werdung , Durch Deine Ankunft, Durch Deine Geburt, Durch Deine Taufe und Dein heiliges Fasten, Durch Dein Kreuz und Leiden, Durch Deinen Tod und Deine Begräbniß, Durch Deine heilige Auferstehung, erlöse uns, o Herr! 168 Durch Deine wunderbare Himmelfahrt, / Durch die Ankunft des heiligen Geistes s erlöse uns des Trösters, l o Herr! Am Tage des Gerichtes, / Wir arme Sünder, Daß Du uns verschonest, Daß Du uns verzeihest, Daß Du uns zur wahren Buße bringen wollest, Daß Du Deine heilige Kirche regieren und erhal¬ ten wollest, Daß Du den obersten Hirten und alle Stände der k Kirche in Deiner heiligen Religion erhalten I wollest, E Daß Du die Feinde der heiligen Kirche demüthi- > < gen wollest, 8 ; Daß Du unfern Kaiser beschützen wollest, Daß Du den christlichen Königen und Fürsten Frie- - den und wahre Einigkeit verleihen wollest, ' Daß Du dem ganzen christlichen Volke Frieden s und Einigkeit verleihen wollest, ) Daß Du uns selbst in Deinem heiligen Dienste stärken und erhalten wollest, ä Daß Du unsere Gemüther zu himmlischen Be- « gicrden erhebest, , Daß Du alle unsere Gutthäter mit den ewigen ; Gütern belohnest, Daß Du unsere und unserer Brüder, Freunde und Gutthäter Seelen von der ewigen Ver¬ dammnis; erretten wollest, Daß Du die Früchte der Erde geben und erhal¬ ten wollest, Daß Du allen abgestorbenen Christgläubigen die ewige Ruhe verleihen wollest, Daß Du uns erhören wollest, Du Sohn Gottes, / 169 O Du Lamm Gottes, welches Du hinwegnimmst die Sünden der Welt, verschone uns, o Herr! O Du Lamm Gottes, welches Du hinwegnimmst die Sünden der Welt, erhöre uns, o Herr! O Du Lamm Gottes, welches Du hinweguimmst die Sünden der Welt, erbarme Dich unser, oHerr! Christe, höre uns! Christe, erhöre uns! Herr, erbarme Dich unser! Christe, erbarme Dich unser! Herr, erbarme Dich unser! Viler unser u. s. w. L". Und führe uns nicht in die Versuchung, st. Sondern erlöse uns von dem Nebel. Amen. (Wenn das WcrhMgstc ausgcsctzt ist.') H. Du hast ihnen Brot vom Himmel gegeben, st. Das alle Annehmlichkeit in sich enthält. Lasset uns beten. O Gott! der Du unter dem wunderbaren Sakra¬ mente das Andenken Deines Leidens hinterlassen hast, wir bitten Dich, verleihe, daß wir die heiligen Ge¬ heimnisse Deines Leibes und Blutes so verehren, daß wir die Frucht Deiner Erlösung ohne Unterlaß in uns empfinden mögen. G e b r t Allmächtiger, ewiger Gott, himmlischer Vater! sieh an mit den Augen Deiner endlosen Barmherzigkeit unfern Jammer, unser Elend und unsere Noch! Er¬ barme Dich aller Rechtgläubigen, für welche Dein eingeborner Sohn, unser Herr und Heiland, Jesus Christus in die Hände der Sünder freiwillig gekom- 170 men ist, und sein kostbares Blut am Stamme des heiligen Kreuzes vergossen hat. Durch diesen Herrn Jesum wende ab, gnädigster Vater! die wohlverdiente Strafe, gegenwärtige und zukünftige Gefahren, schäd¬ liche Empörungen, Kriege, Thenerung, Krankheiten und betrübte, elende Zeiten. Allmächtiger ewiger Gott! erbarme Dich Deines Dieners N., unseres obersten Hirten, Deines Statthal¬ ters auf Erden, und leite ihn nach Deiner Milde auf dem Wege des ewigen Heiles, damit er durch Deine Hülfe, was dir gefällig ist, begehre und kräftigst vollbringe. O Jesu, Du Fürst der Hirten und Bischof un¬ serer Seelen, wir bitten Dich, erfülle unfern Bischof N. mit Deinem Geiste. Gib ihm einen lebhaften Glauben, eine unerschütterliche Hoffnung, eine thätige Liebe, himmlische Weisheit und unerschrockenen Muth. Mache ihn zu einem Hirten nach Deinem Herzen, der uns so leite, daß wir bei Deiner Ankunft zum Gerichte, welches Du über den Hirten und die Herde halten wirst, Seine Freude sein, und er die unver- welkliche Krone des ewigen Lebens erlange. O Gott! Du Beschützer aller Reiche, verleihe Deinem Diener, unserm Kaiser N., daß er Deine Macht, durch welche er sieget, erkenne und verehre, damit er, weil er durch Deine Anordnung Landesfürst geworden ist, auch durch Deinen Schutz allezeit mächtig sei. Erleuchte und stärke in allem Guten geistliche und weltliche Obrigkeiten und Regenten, damit sie alles befördern, was zu Deiner göttlichen Ehre, zn unserm Heile, zum allgemeinen Frieden und zur Wohlfahrt der Christenheit gedeihen mag. Wir bitten auch, wie Du willst, o Gott! daß wir bitten sollen, für unsere Freunde und Feinde, für Gesunde und Kranke, für alle betrübte und elende Christen, für Lebende und Abgestorbene. 171 Allmächtiger, ewiger Gott! der Du herrschest über die Lebenden und die Todten, und Dich aller erbarmest, welche Du aus ihrem Glauben und Werke für die Deinen erkennest: wir bitten Dich demüthig, daß die, für welche wir uns vorgenommen haben, unser Gebet auszugießen, die entweder noch in dieser Welt am Leben, oder davon bereits abgeschieden sind, durch Deine unendliche Güte, auf die Fürbitte aller Deiner Heiligen, Verzeihung aller ihrer Sünden erlangen. Verleihe uns, o Gott des Friedens! wahre Bereinigung im Glauben ohne alle Spaltung und Zertrennung. Bekehre unsere Herzen zur wahren Buße und Besserung des Lebens. Entzünde in uns das Feuer Deiuer Liebe. Gib uns Hunger und Eifer zu aller Gerechtigkeit, damit wir als gehorsa¬ me Kinder im Leben und Sterben Dir angenehm und wohlgefällig seien. Dir, o Herr! sei empfohlen all unser Thun und Lassen, unser Handel und Wandel, unser Leben und Sterben. Laß uns Deine Gnaden schon hier genießen, und einst dort mit allen Auserwählten er¬ langen, daß wir in ewiger Freude und Seligkeit Dich loben und ehren mögen. Dieß verleihe uns, o Herr, himmlischer Vater! durch Jesum Christum, Deinen Sohn, unfern Herrn, der mit Dir lebet und regieret in Einigkeit des heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. K. Amen. Vater unser «. s. w. Wcgrüßet «. s. w. (fünfmal). Psalm 69. Vorzüglich tür Len hei!. Mnrkustng uno die Hitttooche. zz. O Gott, merke auf meine Hülfe, K. Herr, eile mir zu helfen! 172 H. Schamroth und zu Schanden sollen werden, die meiner Seele nachstellen! st. Sie sollen zurückweichen und zu Schanden wer¬ den, die mir Uebles wollen! Sie sollen schamroth abtreten, die mir sagen: Da da, recht auf ihn! st. Mer Alle, die Dich suchen, sollen frohlocken und sich in Dir erfreuen, und die Dein Heil lieben, sollen immerdar sagen: Hochgelobt sei der Herr! Ich aber bin bedürftig und arm, o Gott, stehe mir bei! st. Denn Du bist mein Helfer und Erlöser; o Herr, verweile nicht zu lange! Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste! st. Wie sie war im Anfänge, jetzt und allezeit und zu ewigen Zeiten. Amen. Mache selig Deine Diener, st Die auf Dich hoffen, o mein Gott! Herr, sei uns ein starker Thurm, st Wider unsere Feinde! Laß den Feind nichts vermögen wider uns, st. Und das Kind der Bosheit schade uns nicht! Herr, handle nicht nach unsern Sünden, st. Und vergilt uns nicht nach unsern Bosheiten! Lasset uns beten für unfern obersten Hirten N. N. st'. Der Herr erhalte ihn, mache ihn lebendig und selig auf Erden, und übergebe ihn nicht in die Hände seiner Feinde! Lasset uns beten für unfern Kaiser N. N. st'. Herr, erhalte unsern Kaiser und erhöre uns am Tage, an dem wir Dich anrnfen! Lasset uns beten für unsere Wohlthäter. st. O Herr, Du wollest allen unsern Wohlthätern 173 um Deines Namens willen das ewige Leben verleihen. S". Lasset uns beten sür alle abgestorbenen Christ¬ gläubigen ! P. Herr, gib ihnen die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihnen! Laß sie ruhen im Frieden! Amen. Lasset uns auch beten für unsere abwesenden Brüder! P. O Gott, mache selig Deine Diener, die auf Dich hoffen! Herr sende ihnen Hülfe von Deinem Heiligthum, st. Und von Sion beschütze sie! Herr, erhöre mein Gebet, Und laß mein Rufen zu Dir kommen. Gebete. O Gott, dessen Eigenschaft es ist, sich allezeit zu erbarmen und zu verschonen, nimm an unser flehentliches Gebet, auf daß uns und alle Deine Diener, die wir mit den Ketten der Sünde stark ge¬ bunden sind, die Erbarmnng Deiner Güte gnädig auflöse. Wir bitten Dich, o Herr, nimm an unser de- müthiges Gebet und verschone Jene, die ihre Sünden bekennen, auf daß wir zugleich Verzeihung und den Frieden nach Deiner Güte erlangen. O Herr, erzeige uns gnädiglich Deine unaus¬ sprechliche Barmherzigkeit, auf daß Du uns zugleich von allen Sünden erlösest, und von der Strafe, die wir für solche verdienen, errettest. O Gott, der Du durch die Sünde beleidiget, durch die Buße aber versöhnet wirst, siehe gnädig an 174 das Gebet Demes demüthigen Volkes, und wende ab die Geißel Deines Grimmes, die wir für unsere Sünden verdienen. Allmächtiger, ewiger Gott, erbarme Dich Dei¬ nes Dieners N. N., unsers obersten Hirten, Deines Statthalters auf Erden, und leite ihn nach Deiner Milde ans dem Wege des ewigen Heiles, damit er durch Deine Hülfe, was Dir gefällig ist, begehre und kräftigst vollbringe. Wir bitten Dich, allmächtiger Gott, daß Dein Diener, unser Kaiser N. N., welcher durch Deine Gnade die Regierung des Reiches übernommen hat, auch in allen Tugenden zunehme, auf daß er, mit solchen Wohl geziert, die Gräuel der Sünden vermeiden, die Feinde überwinden und zu Dir, der Du der Weg, die Wahrheit und das Leben bist, reich an Gnade gelangen möge. O Gott, von welchem heilige Begierden, gute Vorsätze und gerechte Werke entspringen; gib Deinen Dienern einen solchen Frieden, welchen die Welt nicht geben kann, damit unsere Herzen Deinen Geboten je¬ derzeit ergeben, und die gegenwärtigen Zeiten durch Deinen Schutz vor des Feindes Furcht versichert und sriedsam seien. O Herr, entzünde unsere Nieren und Herzen mit dem Feuer Deines Geistes, damit wir mit keu¬ schem Leibe Dir dienen, und mit reinem Herzen ge¬ fallen mögen. O Gott, Du Schöpfer und Erlöser aller Gläu¬ bigen, verleihe den Seelen Deiner Diener und Die- nerinen die Verzeihung aller ihrer Sünden, damit sie die gnädige Nachlassung, welche sie allezeit gewün¬ scht haben, durch die gottselige Fürbitte erlangen. O Herr, wir bitten Dich, Du wollest unserw Thun und Lassen mit Deiner Gnade zuvorkommen, und 175 selbes durch Deine Hülfe fortsetzen, damit alle unsere Gebete und Werke von Dir jederzeit anfangen, und wie durch Dich angefangen, so auch geendiget werden. Allmächtiger, ewiger Gott, der Du herrschest über die Lebenden und die Todteu, und Dich Aller er¬ barmest, welche Du aus ihrem Glauben und Wer¬ ke für die Deinen erkennest: wir bitten Dich demü- thig, daß die, für welche wir uns vorgenommen ha¬ ben, unser Gebet auszugießen, und die entweder noch in dieser Welt am Leben oder davon bereits abgeschie¬ den sind, durch Deine unendliche Güte auf die Fürbitte aller Deiner Heiligen die Verzeihung aller ihrer Sünden erlangen mögen, durch unfern Herrn Iesum Christum, Deinen Sohn, der mit Dir lebt und regiert in Einig¬ keit des heiligen Geistes Gott von Ewigkeit zu Ewig¬ keit. Amen. H. Herr, erhöre mein Gebet, st. Und laß mein Flehen zu dir kommen. Es erhöre uns der allmächtige und barmherzige Gott, st. Amen- Und die Seelen der verstorbenen Gläubigen sollen durch die Barmherzigkeit Gottes im Frieden ruhen, st. Amen. Lauretamsche Maner. Me ste an Samstagen und Frauentagen gebetet wird Herr, erbarme Dich unser. Christe, erbarme Dich unser. Herr, erbarme Dich unser. Christe, höre uns. Christe, erhöre uns. 176 Gott Vater im Himmel, Gott Sohn, Erlöser der Welt, erbarme Gott heiliger Geist, /Dich unser! Heilige Dreifaltigkeit, ein einiger Gott,' Heilige Maria, Heilige Gottesgebärerin, Heilige Jungfrau aller Jungfrauen, Mutter Chnsti, Mutter der göttlichen Gnade, Du allerreinste Mntter, Du allerkeuscheste Mutter, Du unbefleckte Mutter, Du ungeschwächte Mutter, Du liebenswürdige Mutter, Du wunderbare Mutter, Du Mutter des Schöpfers, Du Mutter des Erlösers, Du weiseste Jungfrau, Du ehrwürdigste Jungfrau, Du lobwürdigste Jungfrau, Du mächtige Jungfrau, Du gütige Jungfrau, Du getreue Jungfrau, Du Spiegel der Gerechtigkeit, Du Sitz der Weisheit, Du Ursache unseres Heils, Du geistliches Gefäß, Du ehrwürdiges Gefäß, Du vortreffliches Gefäß der Andacht, Du geistliche Rose, Du Thurm Davids, Du elfenbeinener Thurm, Du goldenes Haus, Du Arche des Bundes, Du Pforte des Himmels, bitt für unS - 17? Du Morgenstern, Du Heil der Kranken, Du Zuflucht der Sünder, t Du Trösterin der Betrübten, I Du Hülfe der Christen, I Du Königin der Engel, I L' Du Königin der Patriarchen, ! Du Königin der Propheten, > 8' Du Königin der Apostel, - n Du Königin der Märtyrer, i Du Königin der Bekenner, t Du Königin der Jungfrauen, I Du Königin aller Heiligen, t Du Königin ohne Makel der Erbsünde em¬ pfangen, O Du Lamm Gottes, welches Du hinwegnimmst die Sünden der Welt, verschone uns, o Herr! O Du Lamm Gottes, welches Du hinwegnimmst die Sünden der Welt, erhöre uns, o Herr! O Du Lamm Gottes, welches Du hinwegnimmst die Sünden der Welt, erbarme Dich unser, o Herr' Christe, höre uns! Christe, erhöre uns! Vater unser. Gegrüßet seist Du, Maria. (Wenn das Mcrheitigstl ausgesetzt ist.) F. Du hast ihnen Brot von, Himmel gegeben, H.'. Das alle Annehmlichkeit in sich enthält. Lasset uns beten. O Gott! derDu unter dem wunderbarenSacramen- te das Andenken Deines Leidens hinterlassen hast: wir bitten Dich, verleihe, daß wir die heiligen Geheim¬ nisse Deines Leibes und Blutes so verehren, baß wir — 178 die Frucht Deiner Erlösung ohne Unterlaß in uns em¬ pfinden mögen. 'Gebet. Unter Deinen Schutz und Schirm fliehen wir, heilige Gottesgebärerin, verschmähe nicht unser Gebet in unfern Nöthen, sondern erlöse uns jederzeit von allen Gefahren, o Du glorreiche und gebenedeite Jung¬ frau, unsere Frau, unsere Mittlerin, unsere Für¬ sprecherin, versöhne uns mit Deinem Sohne, em¬ pfiehl uns Deinem Sohne, stelle uns Deinem Sohne vor. Bitt für uns, heilige Gottesgebärerin! U. Damit wir der Verheißungen Christi würdig werden. Gebet. Wir bitten Dich, o Herr! gieß Deine Gnade in un¬ sere Herzen, damit wir, die wir durch des Engels Verkündigung die Menschwerdung Christi, Deines Sohnes, erkannt haben, durch Sein Leiden und Kreuz zur herrlichen Auferstehung geführt werden. Bitt für uns, heiliger Joseph! P. Damit wir der Verheißungen Christi würdig werden. Gebet. Wir bitten Dich, o Herr, laß uns durch die Ver¬ dienste des Bräutigams Deiner heiligsten Gebärerin ge¬ holfen werden, damit wir das, was unser Vermögen nicht erhalten kann, durch seine Fürbitte erlangen. Zalve Regina. Sei gegrüßt, o Königin, Du Mutter der Barm¬ herzigkeit, unser Leben, unsere Süßigkeit und unsere 179 Hoffnung! sei gegrüßt. Zu Dir rufen wir elende Kinder Edens, zu Dir seufzen wir trauernd und wei¬ nend in diesem Thale der Zähren. Nun denn unse¬ re Fürsprecherin! wende jene Deine barmherzigen Augen zn uns, und nach diesem Elende zeige uns Jesum, die gebenedeite Frncht Deines Leibes, o gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria! Bitt für uns, o heilige Gottesgebärerin! P. Damit wir der Verheißungen Christi würdig werden! Gebet. Allmächtiger, ewiger Gott! der Du den Leib und die Seele der glorreichen Jungfrau und Mutter Ma¬ ria, damit sie würdig werde die Wohnung Deines Sohnes zu werden, durch die Mitwirkung des hei¬ ligen Geistes zubereitet hast; verleihe uus, daß wir, die wir uns in ihrem Andenken erfreuen, durch ihre milde Fürbitte von allen bevorstehenden Uebeln, und von dem ewigen Tode befreiet werden. Folgt das Gebet für alle Nöthen. Seite 169. . Gebet, um Regen zu erbitten. Gott der Güte, in dem wir leben, uns bewegen und sind, verleihe uns gnädig einen fruchtbaren Regen, daß unsere dürren Felder , benetzt mit dem Thaue des Himmels, Früchte hervorbringen zum Unterhälte Deiner Kinder, um Dich mehr zu lieben, Dir freudiger zu dienen, und durch gute Werke Früchte des ewi¬ gen Lebens zu bringen, durch Jesum Christum, un¬ fern Herrn. Amen. - 180 Um schönes Wetter zu erbitten. Allmächtiger Gott! wir bitten Dich demüthigst, Du wollest den Regengüssen ein Ende machen, und die Heiterkeit Deines Angesichtes über uns leuchten lassen, daß, nachdem wir für unsere Sünden ge- züchtiget worden sind, wir uns auch Deiner milden Er- barmungen freuen mögen, dnrch Jesum Christum, un¬ fern Herrn. Amen. Das apostolische Glaubensbekenntnis. Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater, Schöpfer Himmels und der Erde. Und an Jesum Christum, Seinen eingebornen Sohn, unfern Herrn. Der empfangen ist von dem heiligen Geiste, geboren aus Maria der Jungfrau. Gelitten unter Pontio Pilato, gekreuziget, gestorben und begraben. Abge¬ stiegen zu der Hölle, am dritten Tage wieder aufer¬ standen von den Todten. Aufgefahren in den Him¬ mel, sitzet zu der rechten Hand Gottes, des allmächti¬ gen Vaters. Von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Todten. Ich glaube an den heiligen Geist. Die heilige, katholische Kirche, Ge¬ ineinschaft der Heiligen. Ablaß der Sünden. Auf¬ erstehung des Fleisches. Und ein ewiges Leben. Amen. Hnßaki» Vorrede. Unterricht über den Kreuzweg. < Erklärung und Ursprung des Kreuzweges und der Kreuzweg-Andacht 7 Nothwendige Bedingungen, um diese Ablässe zu gewinnen . . 10 Kruzifixe, mit welchen die Ablässe des Kreuzweges verbunden sind 16 Der hohe Werth und die heilsamen Früchte der hl Kreuzwegandacht 17 Krcuzwcg-Audacht. Borbereitungsgebet.24 Die Begebenheiten bei den Stationen und Erklärung der Bilder 25—67 Schlußgebet.68 Kreuzweg-Lied.6S Meß-Andacht. Zur Ehre des bittern Leidens und Sterbens unserS Herrn ZesuS Christus. (Nach dem heil. AlphonS v. Liguori.) 72 Zweite Messe. (Nach dem heiligen AlphonS von Liguori.) . 84 Morgen-Andacht. Morgenübung in weisen Lehren. (Vom h. Franz v. SaleS.) 100 Morgengebet. (Vom heiligen Franz von SaleS.) .... 101 Erinnerung an die Allgegenwart Gottes.103 Gebet gegen die unreinen Versuchungen. (Morgens u. Abends nach dem Engel des Herrn zu beten.).103 Kürzeres Gebet gegen jede Versuchung.103 Gebet der heil. Elisabeth. (In gefahrvoller Lage zu sprechen.) 104 — 166 — Abend-Andacht. Seite Abendübung in weisen Lehren. (Vom h. Franz von Sales.) 104 Abendgebet. (Vom heiligen Franz von Sales.) .... 105 Sehr nützliche Erinnerung, und Gebet zu Gott, um die Gnade der Bekehrung. (Vom heiligen Franz von SaleS.) . 107 Bcicht-Gcbete. Vorbereitung zur h. Beichte. (Vom h. AlphonS v. Liguori.) 108 Gebete vor der heil. Beichte. (Anrufung des heil. Geistes.) 109 Gebet vor der Gewissenserforschung.lyg Gewisfcnserforschung.111 llebung der Reue und des Vorsatzes nach der Gewissenser¬ forschung. (Vom heiligen Franz von Sales.) . . . 112 Gebet zu Jesus und Maria. (Vom h. AlphonS v. Liguori.) 11z Gebet zur Mutter Gottes. (Bom heiligen Bernhardus.). . 114 Kirchengebet.114 Litanei von der Liebesreue. (Vom ehrw. Papst Pius VI.) . 115 Gebet.11k Erneuerung des Taufgelübdes.117 Gebete nach der heiligen Beicht. Lob- und Dankgebete nach dem 102. Psalm.118 Erneuerung der Vorsätze.US Bitte um die Gnade der Beharrlichkeit.120 Gebet zu Jesu. (Vom heiligen AlphonS von Liguori.) . . 121 Gebet zur Mutter Gottes. (Boni heiligen Anselmus.) . . 121 Gebet vom heiligen Augustin.122 Gebet des heiligen Franz von Sales.122 Koummnion-Gcbtte. Borbereitungsgebet.124 Erweckung des Glaubens.125 Erweckung der Hoffnung.126 Erweckung der Liebe.127 187 Uebung der Demuth und der Anbetung. (Nach dem ehrwür¬ digen Ludwig von Granada.).128 Erweckung der Rene.12g Bitte um eine würdige und frnchtreiche Kommunion. (Gebet des heiligen Thomas von Aquin.).ISO Verlangen nach Äesus.131 Liebe und Verlangen nach dem Heilande. (Vom gottseligen Thomas von Kempen.).132 Anmuthungen. (Vom heiligen Alphons von Liguori.). . . 133 Anrufung der Mutter Gottes, der Engel und Heiligen . . 134 Nach der heiligen Kommunion. Anmuthungen und Bitten nach den heiligen Franz von Sales und Alphons von Liguori. . 137 Gebet des heiligen Thomas von Aquin.139 Gebet des heiligen Bonaventura.140 Schlußgebet.141 Geistliche Kommunion. (Vorbemerkung.).142 Hebung der geistlichen Kommunion. (Vom heiligen Alphons von Liguori.). 143 Eine andere Uebung. (Nach der heiligen MechtildiS.) . . 144 Eine dritte Uebung der geistlichen Kommunion.144 Andacht zu den süns Wmidcn des gekreuzigten Heilandes, vorzüglich geeignet beim Besuche der heiligen Gräber. (Vom heiligen AlphonS von Liguori.).145 Die siebe» Worte des Gekreuzigten. (Bon Beda, dem Ehrw.) 147 AndachMbungen zu deu sieben Schmerzen Maria. (Vom heiligen Alphons von Liguori.).148 Kirchengebet.153 8tnl>nt Unter. (Trauergesang.).153 Gebet.155 — 168 — Empfehlung in den Schuh der schmerzhaften Mutter Gottes iss Andacht bei einem Bilde des Gekreuzigten. (Vom heiligen Franz von Sales.).187 Krenzcsgruß. (Boni heiligen AnselmuS^).158 Gebet vor dem Bilde des Gekreuzigten iss Gebet zum gekreuzigten Heiland.isa Betrachtung am Grabe des Erlösers, besonders beim Be¬ suche der heiligen Gräber am Charfreitag und Char- samstag. (Vom heiligen Alphons von Uguvri.) . . . 160 IN MwkUHINst PISNIM 3888883828!