Nummer 87 Donnerstag den 4. November 1920 ——ia^———— Erscheint wöchentlich zweimal: Donnerstag und Sonntag früh. - Schrlstleitung nnb Verwaltung: Prrteruova ulica Nr k. Telephon Si. — Antilndigungtn werden in der Verwaltung gegsn Berechnung billigster Gebühren entgegergenemme-,. Bezugspreise: Für da« Inland vierteljährig K 24.—, halbjährig K 48.—, ganzjährig K 96.—. Für das Ausland emirr«Äent>e Erhöhung. — Elvjeln« Nummern > Krone. (Franko pzisch>iliert.) Drr Writgrrichtolilis. In der Franksurter Zeitung veiösfenllicht ker bekannte VülkeirechtSlehrer Waliher Schücking (Mar-bürg a. d. Lahn) das von dem 9i.it des Völkerbundes ausgearbeitete Statut für deu Welt-Gerichtshof: DaS Statut beschränkt sich nicht darauf, organi-satorische Normen zu gebe» für den Weltgerichtihof, sondern es regelt dessen Kompetenz; es überweist ihm die Entscheidung in allen Fällen, in deneu eS sich handelt 1. um die Auslegung elneS Vertrages, 2. um irgendeinen Punktes dcS Völkerrechte», 3. um das Bestehen irgendeiner Tatsache, die, wen» sie vorhanden wäre, eine Verletzung einer internationalen Ve,pflichtung darstellen würde, 4 um die Natur oder die Ausdehnung einer Wied" Schuß. Bon Karl Willi Sträub. Sin halbe« Jahr hatte die gegenseitige Heraus-sorderung und Liebkosung mit den Augen gedauert. Da« erste Mal hatten sie sich in einem überfüllten Abteil »weiter Klasse eine« Zuge« gesehen, der die Kleinstadt mit der Grobstadt verband. Sie war in Begleitung zweier Herreu gewesen, von denen der ein« ihr Satte ,u sein schien, wa« sie jedo» nicht hin-derte, den Dritten, der sich am Fenster ausgestellt hatte, von Zeit zu Zeit mit einem ihrer fragenden Blicke in jene Stimmung zu versetzen, die wir in unserer Jugendzeit al« prickelnd empfinden. Dann war da« wieder vorbei. Tage vergingen, ohne daß sie sich sahen, Begeg-neten sie sich aber dann unvorhergesehenerweise aus der Straße, im (Saf£, Im Theater, dann schienen ihr« Augen verwundert sagen zu wollen: „So lange dabei, wir eS ausgehalten, ohne etwa« zu vermissen? Wi« ist da« möglich l" Am nächsten Tage war da« wieder vergessen. Vielleicht dachten sie auch einmal daran und machten sich auf den Weg, daS Schicksal zu zwingen. Gestern waren sie sich um die Mittagszeit begegnet. Da muß-ten sie sich unbedingt andern Tag« wieder treffen. Aber e« war nicht« mit dieser Berechnung. Irgend-etwa« stimmte nicht. erlangt habt«. Süii mangelnder Einigung zwischen beiden Organe» des Völkerbundes über die not-wendige Zihl von Richter» werden die ausständigen Plätze durch eine VermittlungSkommission bcioer Organe vergeben, die dann nicht aus die vorgeschlagene» Pcisonen beschränkt ist. Gelangt auch sie nicht zum Ziel, so haben die gewählten Mitglieder des Gerichtshofes ein Recht der Selbsiergä'izung. JcdeS politische Amt tst mit der Stellung deS RichlerS unvcreiubar und selbstverständlich kann ein Richter nur durch den einstimmigen Spruch seiner sämtlichen Kollegen seines Amtes entsetzt werden. Präsident und Vizepräsident werden durch den Ge-richtshos selbst gewählt, der seinen S-tz im Haag nimmt. Nur der Präsident muß dauernd im Haag wohnen. Aber der GerichlShos hält mindestens eine oder mehr Sitzungen jährlich, die am 15. Juni be. ginnen sollen. Die Besitzung mit nenn Richtern ge-nügt, um in Funktion zu treten. Für ein summa-tische« Prozeßverfahren, das die Parteien erbitten lönnei', genügt eine Besetzung mit drei Richtern, und eS wird zu diesem Zwecke jährlich vom Gericht?» hos selbst eine Drei-Männer-Kammer konstituiert. Ist unter den Spruchrichtcrn »nr ein« streitende Paitri mit einem Richtet vertreten, so kann auch die andere Prozeßpartei einen Richier Ihrer Nationalität verlangen, kein Staat kann durch mehr als einen Richter im Gerichtshof vertreten fein. Die Einzelheiten des Verfahrens haben mehr lechnisch-juristischcS als politische« Interesse. Sie sind durchwegö den Normen für den bisherigen Haa« ger Schiedshof nachgebildet. Bedeutsam ist »ament-lich die Bestimmung, das} der Gerichtshof auch einst, weilige Verfügung treffen kann, um die Rechte jeder Partei zu schützen. • * Der Entwurf für die Errichtung deS Völker-bundgerichtShoscS steht jetzt ia Brüssel bei dem Völkerbundsrat in Verhandlung. Da der Völker-tundSrat das Statut mit einer besonders einvring-lichen Empsehlnng (datiert vom 6. Angust l. I.) überreicht hat, so ist e» zweifellos, daß er sich daran im allgemeinen für gebunden erachtet; immerhin dürften Aenderungen in Bezug auf die Ernennung der Richter und. die Zuständigkeit des Gerichte? ge-troffen werden. _ Sonderbar, daß sie Immer allein war k Schon beschäftigten sich sein« Gedanken mit ihr. Er ward fast unwillig über sich. Wa« ging ihn da! kleine Raubtier mit den gefährlichen Augen an I Am Karfreitag war sie ihm plötzlich mit dem einen jener beiden Herren in der Nähe des Bahn-Hofe« begegnet. Sie hatte offenbar Ihren Galten ab-geholt. Zum ersten Mal« empfand er e« schmerzlich, nicht an Strll« de« anderen zu sein. Und wie wen» sie da« gefühlt hätte, machten ihre Augen hinter dem Rücken ihre« Manne« eine halbe Wendung herüber. Da« sollte heißen: „Gib dich zufrieden, Freund! Du siehst, meln Mann Ist kein Hindernis, dir treu zu sein." Nun begegneten sie sich r.gelmäßig jeden Mittag um die gleich« Stunde. Nach ein paar Tagen kannte er ihre Gewohnheiten. Nun wollte er auch wissen, wo sie zu Hause war; und verfolgte sie einfach. In einer der Strißen an der Peripherie der Stadt machte sie vor einem Haus« im Vorgarten halt. AI« sie bald darauf auf dem Balkon erschien, wußte er, daß sie hier wohne. E« war ihm unbehaglich und gleichzeitig wohlig zu Mute. Nun wußte er schon so viel von ihrl Viel zu viel, um, ohne Schaden zunehmen, noch den Rückzug antreten zu können. Am nächsten Tage begegneten sie sich wie immer in der letzten Zeit. Als sie aneinander vorübergingen, hatte er plötzlich da« Gefühl: wenn ich sie heute nicht anspreche, dann ist e« für immer vorbei. Und diese« Die dkulschölkrrrichischrn Wahlen und der Anlchl-Ii (Wiener Brief.) Ein Teil der französischen Presse hat versucht, daS Ergebnis der Wahlen in Deulschösterreich im Sinne einer Abkehr vom Anschlußgedanken zu deu'en. Wie wenig diese Auffassung den Tatsachen entspricht, dafür zeugt der Nachdruck, mit dem der christlich, soziale Tiroler Anzeiger diese französischen Aus-legungSversuche ablehnt. DaS genannte Blatt, wel-cheS das Organ di9 Abgeordneten Schöpfer ist, von dem geradezu behauptet wird, daß er «in Gegner des Anschlusses sei, bemerkt zu den fraiizösischen Pressestimmen. daß die französischen Blätter in ihrem Chauvinismus aus dem Wahlergebnisse Herauelesen, was sie in ihm lesen wollen. Tatsache sei lediglich, dafj die Mehrheit.der Wähler das Bekenntnis zu einer Politik der Ordnung und deS Friedens abge-legt habe; wenn aber die französische Piesse »ine Aenderung der auswärtigen Politik Deutschösterreichs erwarte, so müsse gesagt werden, daß der Kampf um das SelbstbestimmiingSrecht noch schärfer weide fortgesetzt werden. Im übrigen ist daran zu erinnern, daß von den Parteien, die sich bei den letzten deutschöster» reichlichen Wahlen um daS öffentliche Vertrauen be-warben, sich folgende zum Anschlüsse bekannte»: Die ChristUchsoziale Partei sagte in ihr.m Wahlaufrufe: „Die nationale Politik der christlich-sozialen Partei muß aus da« Wohl der gesamien deutschen Nation abzielen. Daher ist jever Plan, der die Einigkeit und Geltung des Deutschen Reiches gefährdet, von Haus aus abzulehnen, ebenso jeder Plan, dessen Verwirklichung die Besiegelung dauern, der Unterjochung deutscher Randgebiete bedeuten würde. Der Weg auS der politischen Blockade deS deutschen Volkes heraus zur Weltgeltung führt über die deutschen Minderheiten und vor allem über Deutschösterreich, das hier dem Gesamtdeutschiun ia seiner historischen Mission zu dienen hat. In diesem Sinne harren wir der Stunde, die uns die Freiheit nationaler Selbstbestimmung wiedergibt und uns den Zusammenschluß mit den Brüdern im Reich« ermöglicht. Bis dahin gilt es, alle Kraft avfzu- Gefühl ließ ihn so erstarken, daß eS ihm die Hand nach dem Hute führen und die Worte stottern ließ: „Verzeihen, gnädige Frau, ich für meinen Teil halte r« für an der Zelt, diesem Zustande deS halben Ken-nen« ein End« zu bereiten.* Daß sie der gleichen Ansicht war, ließ sie mehr durch Gebärden al« durch Wort« «rkennen. Und so waren st« unverfrhen« in jenem Stadium angelangt, da« man al« da« de« „geistigen und seelischen Be» tasten«" bezeichnen könnte. Die gegenseitige Prüfung mußte zufriedenstelleiid ausgefallen sein, denn e« würd« für den nächst«» Tag «in Ausflug in« Glbirg« verabredet. Und dieser Ausflug bild«t« den Ausgangspunkt «Iner Leidenschaft, wie sie nur da« reife Aller kennen lernt, jeneS Alter, da« glaubt, noch einmal di« ganze Inbrunst der Jugend in sich zusammenfasse» zu müssen, ehe da« Gefäß der Liebe zerbricht! Ein Rausch jagte nun den andern. Eine Stim-mung verschlang die nächste. Ein EilebniS gebar zehn neue! Ein Entdecken in sich, um sich begann, wie e« nur die eiste Jugend kennt! Die erstaunten Augen de« einen suchten In denen de« anderen zu lesen, ob e« möglich war, so unerhörte Dinge zu empfinden und zu verarbeiten. Ihr Denken, ihr ganzer Vor-stellungSkrei« ergänzte sich derart, daß b.'I Entziehung de« einen der ganze Apparat des anderen vor dem Zusammenbiuch gestanden hatte. Ein Genuß war Seile 2 Nummer 87 wenden, um da« österreichische Deutschtum kulturell, wirtschaftlich und politisch zu seiner hohen nationalen Ausgabe im Rahmen de« großdeutschen Gedanken« zu besähigen." Im Wahlaufrufe der Kroßdeutschen Partei hieß e«: „Der unverrückbare Leitstern unserer Politik ist der Anschluß DeulschisterreichS an da« Deutsche Reich. Er allein ist für un« die Rettung au« tief-ster Not; er ist die einzige Hoffnung der von un« abgetrennten Volksgenossen. Hier schauen wir nicht nach rechts und links, nicht nach augenblicklichen Partei- und Machtve, Hältnissen. Ein« muß das ganze deutsche Volk werde», ein Volk, ein Reich!" Der sozialdemokratische Aufruf sagt«: „Vom Tage des Zusammenbräche« an haben die Sozial» dcwokralen immer wieder gesagt: Deutschösterreich ist. auf sich selbst gestellt, kein lebensfähiger Staat; unüberwindliche« wirtschajtliches Elend wird unser Los sein, solange uns nicht der Anschluß an da« Deutsche Reich au« unerträglicher Enge befreit. Die Erfahrung der letzte» anderthalb Jahre hat unsere Voraussicht furchtbar bestätigt. Wohl ist un« der Anschluß vorerst noch durch den Einspruch Frank« reich« verwehrt, aber die Geschichte der Tschechen, Polen und Südslawen beweist, daß jedes Volk trotz allen Widerstandes sein SelbstbestimmungSrecht, seine Einheil und Freiheit erringt, wenn e« nur in guten und schlechten Tagen unerschütterlich bleibt iu seinem Willen." Gras Czernin endlich sprach sich in seiner pro-grammatischen Wahlerklärung für den Anschluß aus, den auch die erdrückende Majorität Deutschösterreichs wolle, da man schwerlich aus die Dauer das Selbst-bestimmungSrecht werde mißachten können. Die Donauföderation sei undurchsührbir. Eine Volks-abstimmung in Deutschösterreich würde eine Mehrheit für den Anschluß erbringen. Da der Deutsche Bauernbund in nationaler Beziehung auf dem großdeulsche» Programme steht, Kommunisten, Zionisten, Tschechen und die hab»-burgische „Einheitsliste" sich kein einzige« Mandat sichern konnten, liegt also seitens aller Mitglieder des neuen deutschöfterreichtschen Nationalrates das verpflichtende Bekenntnis zum Anschlüsse vor; im ganzen haben Über öS % der Wähler für Anschluß-abgeordnete gestimmt. Carinthia docet.' Von Albin Prepeluh. (Naprej vom 23. Oktober 1920.) Wir Slowenen werden in Jugoslawien unser immer weniger. Der italienische imperialistische Magen hat ein gutc« Dritteil von nnS geschluckt. Vor kurzem haben wir daS in wirtschaftlicher und verkehr«, technischer Beziehung für unS so außerordentlich wichtige RadkerSburg verlöre». Jetzt sind wir auch in Kärnten um alle« gekommen. Slowenien kann in Jugoslawien jetzt etwa in die Bezeichnung „Laibach mit Umgebung" umgelaust werden. « Die schlauen Italiener haben bald nach dem Umstürze eingesehen, daß ihnen unser Verlust Kärn-tens den sogenannten veldeser Zwickel einbringen könne. In Pari« haben da» im Jahre 1919 auch nur vollkommen, wenn ihn der andere teilte. Die Vermischung war so innig, daß sich der eine nur noch mit Hilfe de» anderen al« seiend empfand. Eine Harmonie verband die beiden, wie sie so einheitlich, so sieghaft über die schale Wirklichkeit wohl selten triumphiert halte. Der volle Mond »erfühlte sie zu Kahnfahrten aus silberner Wafserbahn. Die Tonne lockte ,» wei. ten Spaziergäng«» in da« liebliche Tal. Wohl tauchte einmal von Ferne wie ein feindliche« häßliche» Tier die Frag« auf: wie soll da« enden? Aber vorerst war der Rauschzustand noch zu b«h«rrschrnd, al« daß «r Erwägungen erlaubt haben würde. Einen vollen Monat hatten sie sich so besessen, al« «in Telegramm die Rückkehr de« Gatten nnd zu-gleich eine Reise in» «u»land anzeigt«, auf der ihn seine Gattin begleiten solle. Sie schienen vernichtet. Sie erwogen die abson-derlichstrn Möglichkeiten, auf di« sonst nur ein« ro> maritische Jugend versSllt: Flucht, Duell, gemein-samer Tod. Endlich kamen sie dahin überein, nicht» zu unternehmen, wa« sie vielleicht hätte für immer tr«nn«n kennen, viel lieber sich in« Unvermeidliche sögen. Die Reise würde nicht länger al« einen Monat dauern. Dann hätten sie sich wieder. Und «» solle die Zeit der Trennung dazu benutzt werden, sich auf die Probe zu stellen, ob ihre Leidenschaft Kraft genug habe, sie V ^ __ ___ - die junge» Geographen deS Präsidenten Wilson zu verstehen gegeben. Sie waren bereit, die schon ein-gezeichneten Karawankengrenzcn abzuändern, wenn die Bevölkerung sie ander«wo haben wolle. Wilson erklärte auf unseren Appell ausdrücklich, daß e« sein Herzenswunsch sei, die Grenzfrage in gerechter Weise zu lösen. Es war zur Zeit nach jener unglücklichen slowenischen Offensive in Kärnten, von der die Oeffentlichkeit auch heule noch nicht weiß, wer sie eigentlich begonnen hat. Nur das weiß man genau, daß die damaligen Kommandanten von den Kärntner Stellungen meldeten, die Offensive werde sicherlich gelingen und die slowenischen Burschen harren schon de« Befehles, nach Klogenfurt zu dürfen. Vergebens warnte ich schon damals. Das Resultat ist allge-mein bekannt: Die slowenischen Burschen fluteten zurück, die Majore aber avancierten zu Oberstleut. nantS, die Oberstleutnant« zu Obersten.... Später haben wir Klagenfurt dennoch besetzt, daS heißt, die Serben besetzten eS. — Der Abend war umwölkt, die letzten Tage hatle e» stark geregnet. Lange Zeit wartete ich mit Philipp llratnik auf dem Klagenfurter Bahnhose, bevor wir die Militärwache passieren dursten. Trotz der jugoslawischen Besatzung zeigte die Sladt nach innen und nach außen ein deutsches Gepräge. In diesen Tagen suchten wir, Philipp Uratnik und ich, — selbstverständlich unverbindlich —, mit Milglie-dern der österreichischen Nationalvertretnng über Kärnten zu einem Einverständnis zu gelangen. ES war wenig, waS er für den Fall einer friedlichen Einigung, die Deutschösterreich wünschte, versprochen halte. AuS Klagenfurt gingen wir beide in die A.Zone ab, jeder in einer andercn Richtung. In Laidach trafen wir uns wieder. Wir waren einer Meinung: daS slowenische Nationalbewußtsein sei gering, der Einfluß der deutschen Kultur groß, die Fehler un-serer neuen Verwaltung ungeheuer. Bald darnach fand bei der Landesregierung eine jener vielen „Kärntner Sitzungen' statt. An-wefend waren die zivilen und militärischen Würden» träger und die bekannten politischen Persönlichkeiten aus Kärntm und Steiermark. Die Erörterung drehte sich um die Volksabstimmung in Kärnten und um deren Aussichten. Alle studierten mit gebeugtem Rücken die Landkarten. Ich ergriff da« Wort und schlug einen Ausgleich mit Deutschösterreich vor, der möglich war. Deutschösterreich verlangte in Kärnten die Drau al« Grenze und war bereit, bis Eisen-kappel eine Bahn zu bauen; vielleicht hätte sich bei dieser Gelegenheit auch über RadkerSburg reden lassen. Alle wiesen mich der Reihe nach schroff zurück. In Kärnten, hieß es, verlangen wir außer Klagen-furt noch das ganze nordwestliche Ufer des Körther. feeS und noch diese nnd jene 'Gemeinde. Dafür wollten wir Kleinigkeiten nachlassen, z. B. Pustritz. In RadkerSburg sitzen wir schon, von dort werden wir niemals abziehen, solange wir Prekmnrje be-sitzen. Vergeblich setzte Philipp Uratnik in klugen Worten unsere Lage auseinander. Alle hervorragenden Persönlichkeiten, die sich als ständig in Kärnten aufhielten, erklärten, daß die Stimmen in der A.Zone genau bekannt seien. Bon den Slowenen, die sür uns stimmen, wurde ein beträchtlicher Prozentsatz für ein ganze« Leben in so innige Gemeinschaft zu schnr ied«n, wi« «» di« vi«r hinter ihnen liegend«» Wochen getan hatten. Während dies«r vier folgend«» Wochen Härten sie nicht» voneinander. Er -trieb sich noch ein paar Tage in der Stadt und in der Umgebung herum damit beschäftigt, alle die Plätze aufzusuchen, deren Verschwiegenheit sie zusammen genossen hatt«n, dann reist« auch er ab, blindling«, ohne Ziel, ohn« Sinn; aber in dem Gefühle, ihr näher zu sein in der Fremde al« dort, wo ihn jeder Stein an ihr'Fernsein erinnerte. Die letzten Stunden de« l tzt«n Tage« vor ihrer Rückkunft waren kaum mehr zu «rtragen gewesen, von morgen« bi« ab«nd» lief er ruhelo» in den Straßen umher. Als der Zug gegen Abend in die Hall« don-ncrt«, waren feine Nerven einer völlige» Erschöpfung nahe. Er flog die W,g«n entlang, um ihr zu helfen, wenn sie ohne ihren Gatte» käme. Plötzlich stand st« vor ihm und lachte ihn a» mit jenem ihm bekannte» Lächeln, da» alle« in sich schloß! Und sie beeilten sich, den Bahnsteig zu v«rlass«n, der nicht Zeug« von so viel Glück zu sein brauchte. Ihr Gatte, erzählt« st«, sei Geschäfte halber noch zurückgeblieben. Al« sie in eine» wenig belebten Straßenzug eingebogen waren, zog er sie zum ersten Male an sich mit unwiderstehlicher Kraft wie früher und küßte sie auf den Mund. Aber ihre Lippen fügten sich nur fij - - - abgezogen — auf Rechnung der Wankelmütigen im letzte» Augenblicke — troydcm verblieben für un« noch wenigsten« 60 bi« 65 & sichere Stimme». Ich mußte mit Uratnik verstummen, denn die Worte triumphierten u»d da» Anbot — die ersten schüch ternen versuche eine« AnbotS! — erschien in An-betracht einer solchen Stimmung lächerlich. Jene sind ja doch die „Besiegten', wir aber sind die „Sieger". Ich erinnere mich »och lebhaft an diese erst» „Kärntner Sitzung" in. der ehemalige» landschast-lichen Burg, bevor Dr. Zolger mit seinem Begleitern nach Pari« abreiste. Wa« alles wurde dort insbe-sondere bezüglich Kärnten» verlangt 1 Mit Ferngläsern forschten wir nach, ob nicht irgendwo unter den Deutschen ein Slowene angesiedelt wäre. Dr. Dra-gotin Lontar wiederholte dort die Worte des Präsi-denten Masaryk, von dem er gerade gekommen war. Niemand wollte sie ernst nehmen. Und wie immer und überall bei solcheü Gelegenheiten siegte auch damals der — Radikalismus! Der Radikalismus zur unrichtigen Zeit aber ist schädlich, sowohl in nationalen als auch in so-zialistischen Angelegenheiten. Nicht» ist verfkhlter al« sich in Existenzkämpfen auf fremde Hilfe zu verlassen. Alle solchen Hoffnungen sind trügerisch und nicht von langer Dauer. Wir Slowenen könnten heute in Kärnten und RadkerSburg sein, wenn wir nicht in der Politik hasardiert hätten. Wir haben alle» auf einen einzigen Würfel gesetzt und haben alles verloren l Politische Nundschau. Inland. Die jugoslawischen Delegierten beim Völkerbund. Die erste Sitzung des Völkerbundes findet am 15. November statt. Jugoslawien wird hiebei durch drei Delegierte, einen Serben, einen Kroaten und einen Slowenen, vertreten sein, nämlich durch Dr. Dolik, Dr. Spalajkovil und Dr. Zolger. An den ersten Sitzunzen wird auch Ministerpräsident Dr. Vetnik teilnehmen. Die militärische Dienstleistung des Klerus. Durch die Erstreckung des serbischen Militär-gcsetzeS aus da» ganze dreinamige Königreich ist auch die Geistlichkeit zur Erfüllung der militärischen Dienstpflicht verhalten. DaS Agrame? Armeekom-mando hat bereits begonnen, die Geistlichen und Mönche zum Waffendienste einzuberufen, und scheint durch diese Maßnahme i» den beteiligten Kreisen und in der katholischen Presse große Erbitterung hervorgerusen zu haben. DaS neugegründete Laibacher Tagblatt Jatro erkennt aber im Vorgehen der Mili-tärbehörbe einen Akt ausgleichender Demokratie un» fragt, wenn jeder französische oder italienische Bischof im Heere dienen müsse, warum dies nicht auch in Jugoslawien der Fall sei» könne. Hilfsaktion für passive Gegenden. Der Ministerrat hat beschlossen, für die passr-ven Gegenden in Montenegro, Bosnien und der widerwillig und in ihrem Kirper fühlt« er deutlich ein Widerstreben. Ei? Schrei, wir ihn nur dir Not gibitrt, rang sich au» seinem schmerzlich geöffneten Munde. E« hatte sie weit vo» sich gestoßn. Nun stürzt«» ihm di« Trän«» au« d«n Augen. Sein Körper «rschüttert« o»t«r der Anstrengung d«» lrtse verhal-tene» Weinen». Er war an die niedere Einfassung«» mau?r eine« Vorgarten« g«sunk«n. Er fühlte den voden untrr sich weich«»; «r faßt« ia« Leer«; er griff wie in Schlamm! Sir stand dabei, halb unschlüssig, wa« zu »un sei. Dann versucht« st«, ihm mit gutrn Worten zu-zuredt». Sie sagte ihm, daß «r ihr währ«nd d«r langen Reis« sremd ««worden sei und daß sie sich erst wieder an ihn gewöhnen müsse; versprach ihm. daß «« wieder »erden solle »ie «inst. Und fühlt« nicht, daß da alle« vorbei war für ihn. Fühlte nicht, daß, wa« gestorb«n war, nicht wieder zum Leben «r» wtckt «erden könn«. Fühlt« nicht, wa» der Tod war. wenn »an ihn im leb«ndiz«n Leib« hatte. Fühlte nicht die Schwere de» Zusammenbruch» ein«» im Innersten Gelrossrntn. Und nun wußt« er, «< gab kein« Rettung mehr. Er Hirt« ihr längst nicht mehr zu. Er fühlte nur; die» »,r da« End«. Und wi« mechanisch griff er nach dem Revolver, den er Immer bei stch trug, und führte ihn unbemerkt an die Schläfe. Aber in demselben Augenblicke, in dem er logdrückte, war e«, wi« w«nn Nummer 87 Herzegowina 500 Waggon Kukuruz anzukaufen, welchen daS ErnährungSmtnisterium an dürftige Familien verteilen wird. Selbstverwaltung für Untersteiermark. In einer VertraucnSmännerbesprechung der flowtnisch.dtmokratischen Partei in Eilli wurde die Forderung ausgestellt, daß der steirische Wahlkreis E lli-Marburg Prekmnrje ein eigenes Verwaltung«, gebiet bilden soll, das von der Laibacher Landesregierung vollständig unabhängig zu sein hätte. Ja der Be-gründung heißt e«, daß die Cteirer die Verwaltung?' gemeinschast mit den Trainern ablehnen, weil Laibach da« nötige Verständnis für die Bedürfnisse von Steiermark und Prekmurje vermissen lasie. Auch in Medmurje im Gebiete von Warasdin mache sich eine starke Stri»nng für die neu zu schassende Drauprovinz geltend. — Alles in allem handelt es sich bei diesem Projekt offenkundig um »in Wahl. Manöver der slowenisch-demokratischen Partei, welche die von der Allslowenischen VolkSpartei ausgegebene Parole „LoZ von Belgrad!" mit dem Rufe „LoS von Laibach I' zu übertrumpfen sucht. Da außerdem mit der Schaffung einer eigenen Drauprovinz so und soviele gut dotierte neue Posten zu vergeben wären, so ist die Begeisterung gewisser Personen nnd Kreis« für diese Art Selbstverwaltung leicht verständlich. Das Schicksal der deutschen Beamten-fchaft in Slowenien. In einem führenden Laibacher Tagblatte läßt sich Anton Lajovic, dessen Name seinerzeit bei der Wegnahme der deutschen Philharmonischen Gesellschaft viel genannt wurde, über die Frag« der Weiter, belassung von deutschen Beamten im slowenischen Staatsdienste, wie folgt, vernehmen: Unser Stand-punkt gegenüber einem deutsch.'» Beamte» kann heute im Interesse des Volkes und des Staate? kein anderer sein als der nachstehende: Bist du al« Deutscher auch noch so tüchtig und so fleißig, daß du hundert Slowcucn aufwiegst, so gehölst du dennoch an kein« leitende Stelle, an keine wichtige oder Vertrauens stelle in unsere« Staate. Jeder Deutsche, der bei uns eine Anstellung sucht und unser Brot essen will, muß sich mit einer schlechten und sogar mit der allerschlechiesten Stelle zusrieden gebe». ES versteht sich von selber, daß er nicht nur feine frühere deutsche Mentalität vollständig ablegen muß, sondern daß er sich auch als Privatmann in irgend einer Form an unserem nationalen und staatlichen Leben zu beteiligen hat. Ich zweifle nicht im geringsten, daß diese Forderung der Denkweise der gesamten slowenischen Beamtenschaft entspricht, welche von unserer össentlichen Verwaltung bei der An-stellung von Deutschen in unserem StaatSdi«nste die Einhaltung der angegebenen Grundsätze mit Recht erwarten darf. Aber noch mehr! Die unserem VolkSium von der eigenen Verwaltung durch die bisherige Duldung von deutschen Beamten zugefügten Unbilden müssen dadurch wieder gutgemacht werden, daß die verschiedenen Galle, Eberle und Brak k un-verzüglich von ihren privilegierten Stellen entfernt werden. — E» müßte in ersten Augenblicke erstaunlich erscheinen, daß sich jemand wegen der zwei, drei höheren deutschen Beamten, die noch im StaatS- ein« unsichtbare Macht ihm in den Arm fiele und den Revolver in die HSH« risse. Ein starker Knall mit einem kräftigen Feuerschein, der sich an den ge» genübeiliegenden Häusern brach, zerschnitt die einsame Still« der Straße. Und mit d«m Schusse mischt sich wi« «in teuflische» Echo das Lachen eineS Irren. Er aber lacht« noch immer das gefährlich« Lachen de» Irren, der um di« geheimsten Dinge Bescheid weiß. Wie ein schwer lastender Panzer war mit einem Schlage der ganz« vergiftende Hauch, der ihn umgeben hatte, von ihm abgefallen. Er erkannt« mit Entsetzen, aber gleichzeitig mit einem Gefühle der Erleichterung, daß sich die Welt gleich gebliebrn war; daß «» nicht» gab, da» er nicht schon längst batt« kennen gelernt. Verräterin war die lockende Welt, Verführerin und Betrügerin! Und um eine» solchen Betrüge« willen wäre er fast gestorben. Um eine» Phantom» willen wäre er um die schmerzlichste, aber gesündeste Erkennt»!» betrogen worden. Der Knall hatte ihn der beruhigenden Wirklichkeit zurückgegeben. Der Schuß war da» Ventil gewesen, da» den gefähr-lichen Dünsten Abzug gewährte, die sein Körper bi« zum Bersten beherbergt hatte. Er schaute noch halb verst!ndni«lo« um sich, dann erhob er sich langsam; wi« sich ein Rekonvalk»z«nt nach langrr Verstandener Krankheit erhebt, und ging seiner Wohnung entgegen. C i l l i r t Zeitung dienst« belassen wurden, mit solch leidenschaftlichem Eifer in Harnisch werfen kann, wenn nicht die Ver-mutung naheläge, daß sich hinter dieser patriotischen Gebärde gekränkter Ehrgeizverbirgt, dessen Entfaltung durch die Belassung von langlebigen Vordermännern bisher allzu lange behindert wurde. ES ist auS diesem Grund« unnötig, über die anempfohlene Proselytenmacherei ein ernsthaftes Wort zu verlieren, da man sich bloß etwa den Verfasser als slowenischen Richter in Südkärnten in der tragikomischen Rolle eines SüdmarkmitgliedeS vorzustellen braucht, um die glatte Undurchsührbarkeit eines solchen Rezeptes handgreiflich zu offenbaren. Aber einigermaßen wundern muß man sich darüber, daß ein ernst zu nehmendes Blatt einem Autor, dessen geistiger Ho-rizont nicht über die Karawarike» zu reichen scheint, zu einer persönlichen Treibjigd Raum zu gewähren für angemessen erachtet. Unterbrechung des Eisenbahnverkehres mit Kärnten. Am 31. Oktober wurden die in der Abstim-mungSzone befindlichen jugoslawischen Eisenbahnlinien v»n der deulschösterreichischen StaatSeisenbahnver-waltung übernommen. Die deutschösterreichischen Züge verkehren nur bis Rosenbach, die jugoslawi-scheu nur bis Aßling, so daß also der direkte Eisen« bahnverkehr mit Kärnten auf der StaatSbahnlinie bi« auf weiteres unterbrochen ist. Frachtgut und Gepäck, die für Kärtner Stationen bestimmt sind, werden vorläufig von keiner Staalsbahnstation mehr zur Beförderung übernommen. Anstand. Deutschösterreichischer Staatshaushalt. Nach den vorläufigen Ausstellungen wird der deutschösterreichische Voranschlag für 1920/1921 auf der AuSgabenseite 33-19 (4- 16-87) Milliarden Kronen anfweife», denen 20-6 (-f. 14) Milliarden an Einnahmen gegenüberstehen. Das Erfordernis deS StaatsschuldendienstcS ist um 4-87 Milliarden Kronen gestiegen. Die Staatsschuld selbst betrug im ersten Jahre der Republik nach dem voraussichtlichen Anteile 44-958 Milliarden Kronen; dazu sind seither 14-9 Milliarden Kronen neuer Schulden und aus-ländische Kredite von 17-5 Milliarden Kronen ge-treten. Die Zuschüsse zur Lebensinittelbeschafsung verschlingen 7132 Millionen, wovon 6760 Millionen die staatlichen Zuschüsse zu den LebenSmittelpreisen sind. Der gesamte Personalaufwand wird mit 9-927 Milliarden Kronen veranschlagt gegen 4-57 Milliarden im Vorjahre, wobei die Kosten der „endgültigen" BesvIdungSordnuug noch nicht eingerechnet sind. Unter die Einnahmen ist der erste JabreSertrag der Vermögensabgabe mit 2-5 Milliarden eingestellt. Die öffentlichen Abgaben solle» 849.'! (-s- 6633), die Monopole 8627 (+ 2346), die Staatsbetriebe 5551 (")■ 2780), die sonstigen VerwaltungSeinnahmen 1982 2332) Millionen Kronen liefern. Insgesamt sind die direkten Steuern ohne Vermögensabgabe um 1329 Millionen, der Gewinn des Tabakmonopols um 859 Millionen höher veranschlagt; die Eisen-bahnverkehrSsteuern sollen 890 Millionen gegen 323-3 Millionen, d^e Konsumsteuer» 774 8 Millionen gegen 234-2 Millionen Kronen im Vorjahre abwersen. Das tschechische Schulwesen in Wien. Der Wiener Bezirksschulrat hat für den 10. No-vember eine Zählung der tschechischen schulpflichtigen Kinder in Wien angeordnet. In jenen Bezirken, wo Tschechen wohnen, werden ungefähr 200 Schulklassen sür Knaben und Mädchen eröffnet werden. Im ganzen wird es in Wien zwölf tschechische Volks-schulen geben. Diese Neuerung ersolgt aus Grund der Bestimmungen des Friedensvertrages von St.Germaiu, Ausschreitungen tschechischer Legionäre in deutschen Städten. Am 29. Oktober, dem tschechoslowakischen Ratio-nalseiertage, sind tschechische Legionäre in daS Rathaus der Stadt Teplitz-Schönau eingedrungen, haben den deutschen Bürgermeister mißhandelt und deutsche Ans. schristStaseln demoliert. In Reichenberg haben am gleichen Tage tschechische Legionäre das RathanS gestürmt, den Bürgermeister am Leben bedroht und da« Aushängen von weiß.rotm Fahnen erzwungen. Die Stadträte der beiden Städte habe» gegen diese Gewalttaten telegraphisch Beschwerde und Einspruch bei der Prager Regierung erhoben. Die deutsche Außenpolitik. Im deutschen Reichstag erklärte der Reichs-minister de» Aenßern Dr. Simon«, daß der Völker-bund in Deutschland immer mehr an Volkstümlichkeit eingebüßt habe. Gleichwohl werde Deutschland, wenn e» zum Beitritt ansgesordert werden sollte, nicht in Seite 3 Widersetzlichkeit »erharren. England scheine die An-Näherung an Deutschland anzustreben, da eS da« beschlagnahmte deutsche Privateigentum freigegeben habe. Ebenso habe Italien im Verhandlungswege die Beschlagnahme von 260 Millionen Mark aus-gehoben. Die Frage Südtirol« liege jedem Deutschen am Herzen und es sei zu hoffen, daß Italien da« SelbstbestimmungSrecht auch für die deutschen Grenz-länder zur Geltung bringen werde. Mit Jugoslawien werde Deutschland stets versuchen, gute Beziehungen ausrecht zu erhalten, waS umso leichter möglich sei. als die eine wunde Stelle an der Grenze durch die Kärntner Abstimmung geschlossen wurde. Die Revision des Friedensoertrages von Versailles. Einem italienischen Blatte zusolge macht sich iu der französischen Oeffentlichkeit eine immer stärkere Strömung sür die Abänderung des FriedenSvertrageS von Versailles geltend. Man gehe von der Ueber-zeugung aus, daß eine Revision unvermeidlich sei, und halte eS sür nützlicher, wenn die Abänderung im Einvernehmen mit Frankreich anstatt gegen seinen Willen und' zum Schaden seiner Interessen erfolge. Der neue Reichsverweser von Griechenland. In der am 29. Oktober abgehaltenen griechi-scheu Kammerfitzung wurde Admiral Koudurioti« mit 137 von 140 abgegebenen Stimmen zum Reichsver-meser gewählt. Er ist, wie Ministerpräsident Benizelo» auSsührte, Platzhalter für den legitime» neunzehn-jährigen Thronfolger Prinzen Paul, der gegenwärtig bei feinem Vater Exkönig Konstantin in Zürich weilt; wahrscheinlicher aber ist, daß der neue RcichSver-weser bloß eine Strohpuppe darstellt in den Händen des präsidentschaftilüsterne» Ministerpräsidenten VenizeloS. Bolschewikische Propaganda in Asien. Die letzten Nachrichten ans Afghanistan, be-sonders die Besetzung von Buchara durch die Bol-schewiken, haben in London große Aufregung hervor-gerufen. Der Emir von Buchara soll auf seiner Flucht nach Kabul gekommen sein »nd den Emir von Afghanistan um Hilfe gegen die Bolschewiken gebeten haben. Der Abgesandte von Moskau Zuru befindet sich noch immer in Kabul. Der Führer der türkischen Truppen in Syrien, Dschemal Pascha, soll nach Kabul unterwegs sein. Diese Berichte bestätigen die Vermutung, daß die Moskauer Regierung England in Indien angreifen oder ihm zumindest durch Er-regung von Ursachen Schwierigkeiten bereiten will. Aus Stadt und Land. Konzertveranstaltungen. Am 6. No- vcmber findet in Marburg (Götz) und an 7. No-vember in Cilll (Hotel Union) ein Konzert des Kammer-Streichquartettes Zika statt. — Di« Opernsängertn der Laibacher Oper Fräulei» Bilma de Thierry und der Violinprofessor de» Laibachcr Konservatoriums Herr Karl Jeraj veranstalten in Begleitung de« Kapellmeister« der Laibacher Oper Herrn Johann Brezoviek am 8. No-vember im großen Saale deS Hotel» Union in Laibach ein gemeinsame» Konzert. Die Künstler werden am 14. November in Marburg (Götz) und am 15. November in Eilli (Hotel Union) konzer-tieren. Der bekannte Klaviervirtuose Anton T r o»t wird am 14. November im großen Saal« des Hotels Union in Laibach ein auserlesene« Konzert gtben. Die Teuerungszulagen der Gen-darmen sind in Serbien und Montenegro auf 1400 Kronen, in den übrigen Gebieten deS vereinigten Königreiches auf 1200 Kronen monatlich erhöht worden. Außerdem entfällt auf jedes Fami-lienmitglied in Serbien und Montenegro eine Tage«-zulage von 16 Kronen, nördlich der Save 12 Kronen. Der Preis des Zuckers, von dessen Berbillignng im Zusammenhang« mit der beabsich-tieften Monopolisierung seinerzeit die offiziösen Ora. kel nicht genug Aushebens machen konnten, wird sich, einer Verfügung de« Ernährung«ministerS zu« folge, auf 56 Kronen für das Kilogramm belaufen. Nämlich vorläufig! Das Defizit der Post in Jugoslawien be-trägt neunzig Millionen Dinar. Die Ursache dieser Fehlsnmme glaubt da« Agramer Tagblatt mit sol-gendem zu begründen: „Der Herr Postminister war Zahnarzt und hat gezeigt, daß er vom Postwesen ebensoviel versteht wie ein Briefträger von der Zahnheilkunde". Sei!« A Cillicr Zrituuq Nummer 87 Waylmärchen. Die Marburger sozialdcmo» kratische BoltSftimme erzählt in ihrer Nummer vom 28. Oktober: Wie wir an» vtrläßlichcr Quelle er« fahren, hat einer der klerikalen Marburg« Führer bei einer Äertrauentmännerverlammlung in nächster Nähe Marburg« den Bauern versprochen, baß die Abgeordneten der Allslowenischen Bolkspar'tei in der Konstituante für eine LoStrennung Sloweniens von Serbien eintreten und für Slowenien »»bedingt die Selbständigkeit erkämpfen werden. Das vom ser-bischen Einflüsse frcigew«ide:>e Land wollen sie an — di« dentichösterreichische Republik anlehnen. Der Name des Führer», schreibt daS sojialdemokratische Blatt, dem wir die Verantwortung für dies« Mel-dung überlassen müssen, ist uns bekannt. Polnischer Brief. Ein Freund »usereS Blattes, der vor kurzem von Eilli nach Polnisch-Schlesien übersiedelt ist. hat über seine Reise »ach der neuen Heimat und die dortigen Verhältnisse an einen Eillier Bürger einen Brief geschrieben, dem wir mit srenndlicher Erlaubnis des Adressaten folgende Einzelheiten entnehmen: Nach Süstündiger Fahrt habe ich mein Reiseziel erreicht, wobei ich nur sieben Revisionen durchgemacht habe. Sehr elegant benahm sich die polnische Zollbehörde gegen das reisende Publikum. Sie funktioniert ausgezeichnet und steht der Marburger Zollbehörde nicht im ge-ringsten nach. Die Preise sind hier in der letzten Zeit in die Höhe gegangen. 1 Kilogramm Korn-oder Weizenmehl kostet 8.15 (polnische) Mark, Zucker 10 Mark, Rindfleisch 45 Mark, Petroleum 6.60 Mark, Salz 8 Mark. Schöne Kleiderstoffe bekommt man schon von 250 Mark (per Meter) angefangen. Ein eleganter Winleranzug (erstklassiger Stoff) kostet in Bielitz 4000 Mark. Die Befchnhung ist so teuer wie in Cilli. Der Tabak ist unerschwinglich, doch steht es jedermann frei, Tabak anzubauen, ohne eine Abgabe an den Staat zu entrichten. Also im Frühjahre richte ich mir eine Tabakplantage ein ... I Zentner Steinkohle kommt hier auf 150 Mark, ein Raummeter Brennholz aus 230 Mark. Das Brennholz tue ich selbst zersägen und hacken, damit die Lente nicht behaupten, ich esie umsonst. In Bielitz sind die Schulen geblieben wie sie waren und bei de» Behörden wird zweisprachig amtiert. Hier besteht noch die Vrieszensur. Ich muß mich noch sehr an die hiesigen Verhältnisse gewöhnen und glaube, daß ich vom Regen in di« Trause gekonnuen bin. Der Tod des Bürgermeisters von Cork wird von der gesamten englische» Presse bi» sprachen u, d als hochpolitisches Ereignis gcwerlet. Die Times wied«rholt di« einzelnen Phasen des Hunger-streikeS und erinnert daran, daß sie geraten habe, den Bürgermeister Mac Sweeney zu begnadigen. E« sei zu befürchten. daß die Wirkungen seine« Todes nicht auf die britischen Inseln beschränkt bleiben werden. Be-reitS habe der amerikanische PräsidentschastSkandidat Eox erklärt, er werde, sallS er Präsident werde, di* Autorität der amerikanischen Nation in die Wag-schale legen, wenn die irländische Frage bis dahin nicht gelöst sei. Die Daily NewS sieht voraus, daß der Tod deS Bürgermeisters von Cork jene» Nationalismus wieder anfachen werde, den die Engländer guthießen und unterstützten, wenn er sich in Böhmen oder Kioatle» bekunde, jedoch verurteilte», wenn er jene antreibe nnd stärke, welche di- loyalsten Freunde Englands sein könnten, wenn man sie nicht zwänge, dessen Feinde z» sein. Die Morning Po l schreibt,' man habe Gerechtigkeit üben müssen und es sei mir zu hoffen, daß sie eine heilsame Wirkung auf die irische» Rebellen ausüben werde. E» sei nicht ein-zusehen, welche Beziehung zwischen Selbstmord und Märiyrertum bestehen soll. Der Aufstand in der höheren Töchter schule. In einer höheren Töchterschule in Eh cago ist, wie ameitkaniiche Blätter berichlin, ein offener Ausstand auSgebrochcn, wegen der allzu strengen Verordnung?», die di« Schulde!,örden erlassen haben. Es ist nämlich verboten worden, daß Schm nke und Lippenstifte in die Schule mitgebracht werden; auch Puder darf nur „in mäßigen Mengen« verwendet werden urd Strümpfe sind verpönt, die „allzu durch-sichtig" sind. Zuwiderhandlung gegen diese Ver-ordnung wird mit Ausschließung auz der Schule bestraft und daS wollen sich d e jungen Damen unter keinen Umständen gefallen lassen. Spott Internationale Fuhballwettspiele. Zum erstenmale spielt in Cilli die Wiener Meistermann-schast dcS Sportklub „Rapid" gegen die jwei.CiUier Verein«: Dienstag, den 2. November, gegen den Meister von Cilli, dem SportnrKlub, und Mittwoch, den 3. November, gegen die Athletiker. Der Wiener Meister wird eines der schönsten Kombinationsspiele leisten, welche jemals in Eilli gesehen wurden, da die Mannschaft über durchwegs erstklassige Spieler, welche znm großen Teil bereits in Auswähln,ann-schaften spielte», verfügt. Am Sonntag nnd Montag spielten die Wiener gegen die beste Agramer Mann-schast, den Sportklub Gradjanski, und konnte am ersten Tag mit 6:0, am zweite» Tage mit 4:1 mühelos siegen. Bei diese» Spiele» wird die Stärke der Cillier Mannschaften am besten ersichtlich werden. Wirtschaft und DcrUeljt. Der Danknotenumlauf. Dem Ausweis« der Nztionalbank SHs vom 8. Oktober d. I. ist zu entnehmen, daß der Banknotennmlauf di« Höhe von 2 922 16)880 Dinar erreichte, d. i. um 107 841 705 Dinar mehr als Ende Sepicmber d. I. Die Produktionssteuer auf Wein, die an einigen Orten in Slowenien und Kroatien ohne Ermächiigung der Finanzbehürde bereits «in-gehoben wurde, ist zufolge «inrs Telegrammes deS Finanzministers als aufgehoben zn betrachten. Der Diehstand in den ehemaligen ungarischen Gebieten. Die südslawische Regie-rung hat in den von Ungarn abgetrennten Gebieten •ritte Konskribierung des Biehstandes durchgeführt, die folgende Z ffern ausweist: Die Z rhl der Rinder beträgt in der B 'tschka 231.1V1, im Banal 183.809 und in der Varama 71.615 Stück, di« der Pferde in der Batfchka 135.520. im Banat 175.075 un» in^der Barania 73 7ö0 Slnck. Der Zchweinestand belänst sich in der Batschka aus 453.163, im Banal auf 308.993 und in der Barania aus 93.21.2 Stück, die der Schafe in der Batfchka auf 260.144, im Banat auf 405 477 und in der Barania a»s 51.293 Stück. Hiezu komme» noch 1744 Esel und 1368 Hiegen. ^ ^ Tiefbewegten Herzens sprechen wir auf diesem Wege für die aufrichtigen Beweise warmen Mitgefühls anlässlich des Ablebens unseres unvergesslichen Gatten, bezw. Bruders, Schwiegersohnes, Schwagers etc., des Herrn OSKAB IAXLW sowie für die vielen Blumenspenden und für die ausserordentlich zahlreiche, ehrende Teilnahme andern Leichenbegängnisse, unseren wärmsten Dank aus. Vitanje (Weitenstein), 23. Oktober 1920. Die tieftrauernd Hinterbliebenen. Möbliertes Zimmer mit elektrischer Beleuchtung wird an ein Fräulein bei einer Familie in der Stadt vergeben. Anfrage unter .Möblierte* Zimmer" postlagernd Celje. 364 »6 irer und Saggermelster sowie ein Zeichner mit maschinentechnischen Kenntnissen für die Werkstatte gesucht. Anzufragen bei der Werksleltung des Kohlenwerkes Kofevjc. 2000 kg kleinere Kartoffel zu verkaufen. Kralj Petrova cesta 26, im 1. Stock links. Einkauf von altem Gold u. Silber Gold- nnd Silbermünzen, Steinen und Perlen bei F. Pacchiaffo, Tbeater-gasse Nr. 2. Tadellos funktionierende Strickmaschine zu verkaufen. Anzufragen in der Verwaltung des Blattes. 2647.1 Korke : in allen Grössen liefertj die Firma J. A. Konegger Korkwaren-Erzeugung Studenci-Brunndorf pri Mariborn. bei Marburg. OeOPPPOUPOOPQQOOPPOQPPPÖ Praktikant mit tlandelsschulbildung und vollständiger Beherrschung der deutschen und slowenischen Sprache in Wort und Schrift findet Stellung in einem Bureau in Cilli. Selbstgeschriebene Offerte unter „Strebsam 26490" an die Verwaltung des Blattes. Sehr gut erhaltener wenig getragener Frack-Anzug wie auch ein ebensolcher Smoking zu verkaufen. Nähere Angaben bei der Verwaltung dieses Blattes. 26491 Tafelbett und ein Gitterbett samt 2 Matratzen, ein zerlegbarer Kinderwagen, Einmachgläser zu verkaufen. Aleksandrova ulica Nr. 7, I. Steck (Bahnhofgasse). Zu verkaufen komplette WohoongseinrichtoDg sowie ein Pianino, ein Harmonium, und eine seltene Markensammlung. Adresse in der Verwaltung des Blatte?. 26485 Maschinschreitiunterriclit nach dem Zehnfingersystem, in Slowenisch und Deutsch, ei teilt Frau Fanny Blechinger, Levstikova ulica (Feldga9se) Nr. 1.__ Trucker. -Verleger und Herausgeber: ®«sinJbu