' 7 7 - 7 ' "••■ ■■, v> ■• ./• - ®wct ’-:V V . ■ > ■', -vr, ^ .v',,".:' OvV, r . V - ■ y ^>, u'r- '■Vi" >'.('/ C£ . ‘H , . Die angeborenen KoJobome des Augapfels. Eine anatomisclie und klinische Studie von Dr. Emil Bock, Primararzt der Abtheilung fur Augenkranke im Landesspitale zu Laibach. Mit 39 Abbildungen auf 6 Tafeln in Lichtdruck und 6 Figuren im Texte. WIEN. VERLAG VON JOSEF ŠAFAR. 1893. ,(J n u\ Alle Rechte vorbehalten. JsCDJ OS s I I n li a 11. Seite Vorwort. I. Eigene Fiille.1 a) Anatomische Untersuchungen. 1. Menscilenaugen. Fali I Ms X. 2. Sclivreinsaugen. Fali XI bis XXVIII.36 b) Klinische Beobachtungen.64 Fali XXIX bis LIL II. Beschreibung der angeborenen Kolobome des Augapfels und der mit ihnen zusammenhangenden Veranderungen im Gebiete desselben . 73 1. Coloboma iridis.74 2. Coloboma corporis ciliaris.86 3. Coloboma retinae et chorioidese.93 4. Coloboma maculae lutese.106 5. Coloboma nervi optici.114 6. Coloboma lentis.121 7. Coloboma Zonul* Zinnii.131 8. Coloboma corporis vitrei.133 9. Persistenz von Gefassen im Glaskorperraume.134 10. Cornea.138 11. Sklera.139 12. Form des ganzen Augapfels.143 13. Cysten des Lides und der Orbita.145 14. Allgemeines iiber Kolobome des Augapfels; Statistik; Vererbung . 152 III. Die Entstehung der Kolobome des Augapfels.159 Literatur.201 Erkliirung der Abbildungen.209 ' Vorwort. VV ie aus dem dieser Arbeit beigegebenen Literatuvverzeiebnis zu ersehen ist, hat die Zahl der Aufsatze, welche sich mit den Kolobomen des Augapfels beschaftigen, eine ansehnliche Hohe erreicht. Wenn ich es trotzdem unternommen habe dem Gegenstande eine anatomische und klinische Studie zu widmen, so hat mich dabei hauptsacblich der Umstand geleitet, dass alle diesbeztiglichen Arbeiten mehr oder weniger den Rahmen casuistischer Mittheilungen nicht iiberschritten haben. Icli bin weit davon entfernt, den Wert dieser Casuistik zu unterschatzen; ist doch die Beschreibung eines jeden Falles einer angeborenen Erkrankung des Auges ein neuer Baustein zur Ver- vollstandigung unseres Wissens auf diesem Gebiete. Seit Jahren sammle ich kranke Augen, um sie anatomisch untersuchen zu konnen. So habe ich im Laufe der Zeit 28 Bulbi zusammengebracht, welche an angeborenen Spaltbildungen litten. Abgesehen von der grossen Anzahl neuer anatomisc-her Einzel- heiten, welche die Untersuchung einer so grossen Reihe von Augen mit Kolobomen gibt, kann meine Studie deshalb Anspruch auf einen kleinen Wert machen, weil alle Befunde von einem einzigen Autor stammen, daher alles von einem einheitlichen Standpunkte betrachtet werden konnte. In meiner Untersuchungsreihe finden sich 10 menschliche Augen, darunter 2 mit dem hisher anatomisch noch nicht untersuchten Coloboma maculse luteae und 6 mit Coloboma lentis. Auch das Coloboma nervi optici findet Vertretung. Die iibrigen 18 Falle be- treffen Schweinsaugen mit verschiedenen typischen und atypischen Spaltbildungen. An diese anatomisch untersuchten Falle schliessen VI sich 24 klinische Falle von angeborenen Kolobomen des Augapfels, welche ich im Verlaufe der letzten 5 Jahre beobacbtet habe. Die Beschreibung der Falle babe ich an die Spitze meiner Arbeit gestellt; denn sie ist die hauptsachlichste Basis systematischer Schilderung der Eigenschaften verschiedener Spaltbildungen, welche den II. Abschnitt bildet. Derselbe enthalt auch noch statistische Daten und solche iiber einschlagige experimentelle Arbeiten. Im III. Abschnitte habe ich mit Hilfe meiner Falle auf Grundlage unserer heutigen embryologischen Kenntnisse es versucht, die Kolobome des Augapfels einheitlich zu erklaren. Ich war bemiiht der Literatur iiber den fraglichen Gegenstand durch Studium derselben moglichst gerecht zu werden. Solite hie und da eine Lučke vorhanden sein, so moge man beriicksichtigen, dass ich in einer Stadt. lebe, welche keine Fachbibliothek besitzt, ich daher auf das angewiesen war, was mir meine eigene Biicher- sammlung zu bieten im Stande ist. Der Beschreibung der oft recht verwickelten Verhaltnisse sollen die beigegebenen Abbildungen zu Hilfe kommen, bei deren Anfertigung vor allem eine moglichst richtige Wiedergabe der topographischen Verhaltnisse angestrebt wurde. Moge dieses Buch, das Ergebnis langer und oft miihevoller Arbeit, fiir die Lehre von den Spaltbildungen des Augapfels neues Interesse erwecken und von meinen Fachgenossen nicht zu strenge beurtheilt werden. Laibach, Ende Marž 1893. Bock. I. Eigene Falle. (t) Anatomische Untersuchungen. I)ie Augapfel waren in MiilleFscher Flussigkeit aufbewahrt und wurden dann nacli vorheriger Auswasserung in absolutem Alkohol nachgehiirtet. Die Eroffnung des Bulbus erfolgte immer von der oberen Aquatorgegend aus, um so vorsichtig eine Orientirung liber die Verhitltnisse im Innern zu gestatten. Das vordere Relief der Iris wurde nach Abtragung der Cornoa studirt, die Beschaffenheit der Linse und Zonula aber nach Abtrennung der Iris von ihrem Ciliar- rande. Zu diesem Zweeke vvurde die Regenbogenliaut in der oberen Mittellinie radiar eingeschnitten und nach beiden Seiten mit sachtem Zugo von ihrer Insertion am Ciliarrande entfernt. Behufs Anfertigung von mit dem Handmikrotom oder Reicherfschen Schlittenmikrotom ausgefiihrten Schnitten wurden die ganzen Augapfel oder Abschnitte derselben in Celloidin eingebettot. Die weitere Behandlung der Schnitte war nach vollendeter Farbung die der gewohnlichen Einschluss- methoden. Fali I. Coloboma iridis, corporis ciliaris, cliorioideae (cum ectasia cj stica), retime et nervi optici. Vaša corporis vitrei persistentia. Rochtes Auge. eines Madchons von 2 1 / 2 Jahren, welches im Jahre 1884 im St. Anna-Kinderspital zu Wien starb, von wo ich es dureli freundliche Vermittlung des Herrn Dr. Hochstetter erhielt. Das linke Auge des Kindes war normal. Makroskopischer Befund. Sagittaler Durchmesser 21 mm ; verticaler Durchmesser 22 mm, wovon 10 mm auf die obere und 12 mm auf die untere Halfte entfallen (Fig. L). Bo c k, Kolobome. 1 2 Die quer elliptische Hornhaut besass die Durchmesser 11 mm : 9 mm. Der Aug- apfel ist auffallend assymmetrisch, indem in der unteren Halfte die S ki era vom Aequator bulbi angefangen bis zum Opticus ausgeweitet ist und sich um 2 bis 3 mm unter das normale Niveau des Augapfels ausdehnt. Die vordere Grenze dieser Ektasie ist gegen die normale Sklera eine scharfe. Zwischen dem Seh- nerven und der Ektasie sitzt ein ca. p f e f f e r k o r n g r o s s e r K o r p e r, der sich derb anfiihlt, nach aussen hin eine seichte Einkerbung besitzt und aus zwei Hockern zu bestehen scheint. Er ist mit der Scheide des Sehnerven oinerseits und der Lederhaut anderseits eng verbunden. Das ihm anliegende Stilck der Scheide zeigt nasenvvarts einen kleinen Buckel, so dass an dieser Stelle der Sehnerv das Aussehen hat wie boi IIydrops vagina} nervi optici. Die Sklera bietet dem tastenden Finger im Bereiche der Ektasie keinen geringeren Widerstand, als an anderen Orten. Die Regenbogenhaut (Fig. 3) zeigt nach unten einen Defect, welcher sich mit seinen Randern unmittelbar an den Pupillarrand anschliesst und der nach unten hin spitz verlauft, so dass das Pupillargobiet, und jenes des Koloboms eine birnformige Gestalt besitzt. Die Spitze des Spaltes liegt 2 mm vom Ciliarrande entfernt. In dem so erlialten gebliebenen Bande von Irisgewebe zieht meridional von der Spitze des Koloboms bis zum Ciliarrande ein schmaler pigmentirter Streifen, in dessen Bereich das Irisgewebe etwas nach ruckwarts ausweicht. Die so entstandene seichte Furche ist mit einem sehr zarten Hautchen uberspannt. Das vordere Relief der Iris ist in bemerkenswerter Weise verandert. In der oberen Halfte sieht man die radiare Streifung deutlich ausgesprochen und ausserdem noch drei dem Ciliarrande parallel verlaufende Furchen, welche tief in das Gewebe eindringend dassolbe wulstformig vorspringen lassen. Die Furchen umgreifen die obere Halfte der Iris und stehen nach aussen bogenformig auf einer radiiir verlaufenden streifen- formigen Einsenkung, wahrend die nasalen Enden etwas unter den horizontalen Durchmesser der Iris reichen. In der unteren Halfte der Iris bemerkt man lateral 5, nasal 4 Furchen, welche, von den Schenkeln des Koloboms ausgehend, bogenformig nach beiden Seiten hin dem Ciliarrande der Iris zustreben. Unter dem horizontalen Durchmesser der Iris bemerkt man, zu jeder Seite des Koloboms, eine kleine kissenformig hervorragcnde Verdickung des Gewebes der Iris. Der kleine Iriskreis fehlt. Betrachtet man nach Entfernung der normalen L i n s e und des spaltenlosen Glaskorpers die hintere Flžiche der Iris und des Ciliarkorpers (Fig. 11), so fallt einem ausser der Spalte der Regenbogen¬ haut auf, dass in der Medianlinie nach unten die Ciliarfortsiitze ungloich gross und unregelmiissig gestellt sind, so dass manche mit ihrem keulenformigen Ende den Ciliarrand der Iris nicht erreichen und andere wieder weit iiber diese Linie hinubergreifen. Der mittlere, genau nach unten verlaufende Ciliarfortsatz aber ist sehr kriiftig entwickelt und von seiner unteren Spitze (also beilauflg der Ora serrata entsprechend) ziehen divorgirend zwei wulstfdrmige, sich deutlich abhebende, gelblichweisse Streifen, welcho mit verbreiterten Enden in der be- nachbarten Netzhaut sich verlieren. In der unteren Halfte des Augenhintergrundes bemerkt man eine gegen die normalen Partien sich scharf abgrenzende weisso Flache, welcho 12 mm lang und 11 mm breit vom untern Rande des Opticus in sagittaler Richtung sich nach vorno erstreckt. In ihrem Bereiche ist die Wand des Aug¬ apfels ausgeweitet, so dass eine beiliiufig 3 mm tiefe Grubo entsteht. Die Pap il la nervi optici ist nierenformig gcstaltet, mit ihrem liingeren Durchmesser quer 3 gestellt. und hat die MaCe 4 mm : 3 mm. Sie ist in ihren beiden seitlichen Theilen tief ausgehohlt und die beiden Gruben sind durch eine nach abwarts gegen den Rand des Koloboms der Aderhaut zu ziehende 1 mm breite Briicke getrennt. Wahrend sich der Glaskorper uberall leioht entfernen liisst, haftet er an der Selmervenscheibe und dem ihr zunachst liegenden Theile des Koloboms sehr fesi Nachdem es gelungen ist, durch Zug mit der Pincette den Glaskorper auch an den genannten Stellen abzuheben, bleibt noch immer ein 3—4 mm langer Strang ubrig, welcher, aus der Umgebung der Papille sich erliebend, in den Innenraum des Augapfels reicht. Von der Mac ul a lutea ist nichts zu finden. Mikroskopischer Befund. Schnitte durch die Eintrittstelle des Opticus und das Kolobom der unteren Augenwand {Fig. 36) ergeben: Die Insertion des normal dicken Sehnerven liegt. hoher als gewolmlich, so dass er mit der horizontalen Ebene einen deutlichen \Vinkel bildet und schief aufsteigend den Bulbus erreicht. Die obere Halfte der Papille, der Sklera («), der Chorioidea {e) und der Retina (d) (in der Zeichnung rechts) sind normal. Der auffallend enge intervaginale Raum zeigt an einer nasal beiliiufig 1 mm von der Lamina cribrosa entfernten Stelle eine Verbreiterung, so dass hier ein runder Hohlraum zu sehen ist. Die C en tr algef as s e, deren Verhalten weiter imten noch des Genaueren beschrieben werden soli, verlaufen an der Grenze zwischen dem unteren und mittleren Drittel des Sehnerven {Fig. 37). Nach Durchbohrung der Lamina cribrosa werden einzelne kleinere Zweige nach oben in die Netzhaut abgegeben. Diese letztere uberschreitet die oberen zwei Drittheile der Papille und legt sich in normaler Woise an die Aderhaut an. Im Gebiete der Papille ist an Korperchen reiches Bindegewebe auffallend. Das untere Drittel der Papille fehlt, oder, besser gesagt., es ist so stark nach unten und riickvvarts verlagert, dass es gar nicht zur Geltung kornmt, sondern in einer Grube {Fig. 36, a) vollstiindig verschwindet. Diese schliesst sich eng an den Opticus an und ist durch eine meridional nach unten verlaufende Leiste in zwei seitliche Excavationen gotlieilt, welche eine Tiefe von beiliiufig 3 mm besitzen. Dieser Excavation des Sehnervenkopfes entspricht nach riickvvarts und unten eine Ektasie der Augapfelwand. Diese Ektasie beeinflusst aber den inter- vaginalen Raum der unteren Opticushalfte keinesvvegs; denn wenn derselbe durch die Verdrangung des vorderen Endes der Sehnervenscheide aucli stark nach riickvvarts und unten verschoben, also verkurzt ist, so ist der intervaginale Raum doch von normaler Breite, indem die Duralscheide {h) dem Opticus fast unmittelbar anliegt und die Arachnoidealbiindel kurz gespannt sind. Die Sclieide des Opticus ist bei ihrer Insertion an die Wand der Ektasie verbreitert durch Auseinanderzielrang ihrer Biindel, soweit sich dies eben in dem grossen Gewirre von Fibrillen entscheiden lasst, welche an der Aussenflache der Sklera zwischen Opticus und Ektasie vorhanden sind {g). Der Boden dieser E x c a v a t i o n («) wird gebildet von eng aneinander gelagerten, derb gefiigten Bindegevvebsbiindeln, welche mit der Lamina cribrosa und der Duralscheide verbunden sind. 2 — 3 mm vom Opticus entfernt schliesst sich an den vorderen Rand der Excavation eine zweite Ektasie ( b ) an, deren Grund beiliiufig 2 mm tiefer liegt, als der Boden der Excavation der Papille. Diese Ektasie, dem schon makroskopisch beobachteten pfefferkorngrossen Knoton an der Aussenfliiche der Sklera ontsprechend, ist aber 1 * 4 keine Grabe. Sie ist eher dem Hohlraume einer Kugel (C y s t e) vergleichbar, welche nach oben in das Innere des Angapfels miindet. Dor untere und vordere Tlieil der bindegewebigen Wand dieser Cyste drangt sicli etwas unter die Sklera (i) und in dieselbe hincin, welche so mit ihrem riickvvartigen, betrachtlich verbreiterten Ende an der Bildung der Cystenwand Antheil nimmt. Wie sohon bei der makro- skopischen Beschreibung ervvahnt wurde, besteht die Excavation des Opticus aus zwei seitliclien Graben, welche durch eine Brucke getrennt sind. Diese ist aus Bindegewebe zusammengesetzt, ist von dem Boden der Excavation durch ver' quollenes, schleimgowebeartiges Bindcgewebe {Fig. 37, d) geschieden und stelit zu den Centralgefassen -in einem weiter unten noch genauer zu beschreibenden Verhiiltnis. Die ganze Excavation ist mjt einem aus Pasem bestohenden Hautchen iiberzogen, welches den Cont.uren der Aushohlung folgt. In dem noch im Bereiche der Papille liegenden Tlieile der Vertiefung haftet das genannte Hautchen der Dnterlage fest an, in der Grube selbst aber. wird sein Gefiige viel lockerer, die zelligen Elemente sind vermehrt und ausser den zur Wand der Excavation parallel verlaufendon Fasern bemerkt man stellenweise auch Biindel, welche zu ihnen senkrecht ziehen. Diese Auflockerung des Gewebes hort jedoch an der der Papille abgekehrten Wand der Excavation grossentheils auf, so dass hier die beschriebene Membran ihre in der Niihe der Papille besessene Ahnlichkeit mit der Netzhaut vollkommen verliert. An der sehr schmalen Miindung der oben erwiihnten Cyste (TOV/. 36, b) liegt, eine die Offnung fast vollkommen ausfiillende Bindegewebsmasse, von welcher in žierlichster \Veise nach allen Richtungen hin an Zellen reiclies Gewebe ausstrahlt, und zwar nicht nur gegen den Opticus und gegon die Innenflache der unteren Bulbushalfte, sondern vor allem in den Binnenraum der Cyste selbst. So stelit die Miindung derselben oinen Knotenpunkt dar fur jene Fasern, welche, von der Papille kommend, die Excavation iiberziehen und nun im Vereine mit den Bindegewebsbundeln, die von dem genannten Knotenpunkte ausstrahlen, die Innenflache der Cyste iiberkleiden. Wenn auch die Miindung dieser cine schmale ist, so hat sie docli eine Lange, welche die Dicke der Sklera an dieser Stelle beinahe ubert.rifft, so dass die unter dem ausseren Niveau der Sklera liegende Cyste mit dem Bulbus durch einen hohlen Stiel in Verbindung stelit. Die Cyste ist ampullenformig gestaltet, indem ihr Hohlraum sich nach allen Richtungen vom Stiele noch vreiter erstreckt. Man sieht daher an Schnitten, welche den Stiel der Cyste nicht mehr getroffen haben, einen unter der Sklera liegenden Hohlraum, iiber welchen die bis auf bindegewebige Verdickung normale Netzhaut hinwegzieht und dessen Communication mit der Augapfelhohle an solchen Schnitten nicht zu finden ist. Der Hohlraum des Stieles ist mit Bindegevvebsfasern und auch Gefiisson ausgefiillt bis in das Niveau der ausseren Skleralflache. Dort beginnt erst der eigentliche Hohlraum der Cyste, welcher mit einem eiweissreichen Serum an- gefullt ist; der Cysteninhalt ist nach der Hiirtung in Alkohol zu einer structurlosen, hyalinen Masse geronnen. Die Wand der Cyste ist eine auffallend diinne, ebenso das ihrer Innenflache aufliegende Fasorgewebe. Beide Schichten zusammcn- genommen besitzen annahernd. nur die Dicke einer normalen Chorioidea. Bemorkenswert ist, dass dem oben beschriebenen bindegewebigen Knoten¬ punkte an der Miindung der Cyste der Glaskorper bei deutlicher Vermehrung seiner zelligen Elemente fest anhaftet; und dass nac.li Entfernung des iibrigen 5 Glaskorpers cin kolbiges St.iick dieses Gewebos in die Augapfelhohle reicht (Fig. 36, /). In nnmittelbarem Anschlusse an die Wand der Cyste verdiinnt sich die Sklera und es entsteht durcb dcn Abgang des inneren Drittels dei' skleraleh Faserlage eine muldenformige Vertiefung. (In der Fig. 36 wurde, um eine allzu- grosse Lange derselben zu vermeiden, der grosste Tlieil dieser Ektasie weggelassen und an beiden Enden der Sklera nur angedentet). 8—9 mm von der Cystenmundung elitfernt ist die Lederhaut (») leistenformig verdickt. Bis hielier reicht das Kolobom der Chorioidea. Dasselbe zeigt ausser dem lockeron Bindegewebe, vvelches schon mehrfach ervvahnt wurde als eine die Sehnervengrube und die Innenflache der Cyste iiberkleidende Schichte, auch noch eine aus Gefassen und Fasergewebe bestehende Lage (fc), welche sich zwischen Sklera und Fortsetzung der Netzhaut einschiebt,, so dass diese beiden, das Kolobom iiberziehenden Schichten den Eindruck verkiimmerter Chorioidea und Retina machen, welcher dadurch noch verstarkt wird, als man auf der Hohe der erwahnten Leiste der Lederhaut den directen Ubergang in die normale Retina (d) und Chorioidea (e) vcrfolgen kann, in deren Bereich niichst der Leiste eine starke Lockerung des Gewcbcs der Lamina fusca auffallt. Das Pigmentepithel der Netzhaut felilt im Kolobom. Sehr bemerkenswert ist das Verhalten der Arteria ophthalmica und Arteria central is (Fig. 37). Der unter normalen Verhaltnissen 15—20 mm hinter dem Augapfel abzweigende Ast der Arteria ophthalmica (a), ivelcher in den Strang des Sehnerven eintritt und hier als Arteria centralis verliiuft, vollfuhrt in unserem Falle diesen Weg kaum 5 mm hinter dom normalen Niveau der Papille (wegen der Excavation der unteren Halfte selbstverstiindlich in Bezug auf die obere Ilftlfte der Sehnervenscheibe gemessen). Das am Opticus noch haftende Stiick der Arteria ophthalmica oder eines ihrer Zvveige liegt mit zahlreichen Nerven in dem krausen Bindegevvebe eingebettet, welches den Raum zwischen der pfefferkorngrossen Cyste (e) und dem Opticus ausfullt. Wie schon erwfihnt, ist die Gabelung und Vertheilung der Centralgefasse nacli oben (in der Figur nach rechts) eine normale, nach unten aber eine von der Regel abweichende. Gerade durch das Verhalten der grossen Gefasse in der unteren Halfte der Papille ist es erklarlich, dass dieselbe in ihrer Mittcllinie eine nur seichte muldenformige, dagegen zu beiden Seiten derselben tiefe Excavationen zeigt. Von der grossen Centralarterie aus zweigt ein auffallend starker Ast ab, welcher, in der Mittellinie verlaufend, bis zuha Stiele der Cyste (c) reicht und sich hier gabclig theilt. Der eine Ast geht nach aufwarts in dem Stiel weitcr, der andere nach abwarts, um das die Cyste auskleidende Bindegewebe zu versorgen. Der Haupt.ast, welcher von der Arteria centralis abzweigt, ist nun gewissermassen der leitende Faden, an welchen sich dicht aneinander gedrangtes Bindegewebe mit zolligen Elementen und Gefassen untermischt anschliesst und so in der Mittellinie der Papille die Excavation ausfiillt, wahrend zu beiden Seiten die Excavation eine betrachtliche Tiefe besit.zt. Das grosse Gefass verliiuft unmittelbar unter der Oberflache dieser bindegewebigen Masse. So spannt sich also eine von Gefassen getragene Brucke von der Papille bis zum Kolobom der Chorioidea. Unter diesem Strang kann man eine Schichte derben Bindegewebes unterscheiden. Dies ist die starkverdiinnte Sklera, welche die Vagina nervi optici mit der Wand der Cyste verbindet und den Boden der Excavation bildet. Zwischen diesem und dem gefassfuhrenden Strang liegt die schon erwahnte Bindegewebsmasse d. 6 Der Glasko rper, dem Inneren des Augapfels entnommen und als Flachenpraparat ausgebreitet, zeigt — besonders in seiner unteren Halfte — nicht nur eine Anzahl diinner bi n de ge webi g er Strange, sondem auch eine grosse Menge von Gefiisse n, deren Lichtung beiliiuflg zwischen einem Viertel und der Halfte einer normalen Centralarterie schwankt. Ein jedes dieser Gefasstammchen zieht eine kurze Streoke ohne Sohlangelung und ohne Ver- zweigung im structurlosen Glaskorper weiter und gabelt sieh an seinem Ende. Diese nun abgegebenen Gefassaste bebalten ilire Liclitung aber nur ein ganz kurzes Stiick; denn sie schrumpfen j tihe und plotzlic.h zu einem diinnen Binde- gewebsfaden, welcher, sich scharf zuspitzend, noeh ein Stuck weiter in den Glaskorper verfolgt werden kann. Solange die Gefiisse eine Liclitung haben, ist auch die Structur ihrer Wand nachweisbar. Diese ist sebi' diinn und besteht aus hyalinem Bindegewebe, welches der korperlichen Elemente fast vollkommen entbehrt. Stellenweise scheinen die Gefiisse varicos angeschwollen zu sein. Die oben erwalmten Bindegeivebsstrange im Glaskorper entspreehen ihrem Verlaufe und ihrer Verzvveigung nach obliterirten Gefassen. Diese Gefassverliiiltnisse liessen sich in diesem Auge dadurch so genau feststellen, weileineFarbstoff-Injectionvonder Carotis internaausgefiihrtwordenwar. Im v o rder en Abschnitte des Augapfels sind folgende histologische Veranderungen bemerkbar: Die Regenbogenhaut verdiinnt sich im Gebiete des Koloboms zu- sehends, je mehi- man sich der Spitze der Spalte nahert; wahrend in den oberen Theilen der Iris dieselbe in ihrem Pupillarantheil die bekannte keulenformige Verdickung zeigt, verlaufen in der oberen Halfte des Koloboms die Vorder- und Hinterflache der Iris untereinander parallel, in der unteren Halfte des Koloboms aber convergiren sie, so dass der Rand der Schenkeln zugescharft ist. Im Bereiche der Spalte feblt der Schliessmuskel. Das Pigment an der Hinterflache zeigt Faltungen und hockerige Verdickungen ; am Rande der Kolobomschenkel ragt es auf die Vorderflache der Iris umbiegend stark vor (Ectropium uvess). Die Spitze des Koloboms ist mit einem feinen Hautchen ausgefiillt. Dasselbe inserirt sich an dem umgeschlagenen Uvealpigment und besteht aus Binde- gewebe, dessen zarte Fasern leicht verquollen erscheinen. \Vie schon bei der tnakroskopisclien Beschreibung erwahnt, ist die Spitze des Koloboms durcli ein schmales Gewebsband vom Ciliarrande der Regenbogenhaut getrennt. Dieses besteht aus Irisgewebe und lasst in seiner Structur deutlich die Fortsetzung der Spalte erkennen, welche hier durch Bindegewebe ausgefiillt ist (Fig. 15). Dieses ist reich an Rundzellen, zwischen welchen sparliche diinnwandige Gefiisse frontal verlaufen, enthiilt aber gar kein Pigment, und ist auch an seiner Hinter¬ flache frei von Uvealpigment. Die Fasern dieses Bindegewebes haben einen bogen- formigen Verlauf nach riickwarts, so dass an der Vorderflache der Iris in ihrer Mittellinie, also der Fortsetzung der Spalte entsprechend, eine seicht.e Furche besteht, wahrend aus ihrer Hinterflache in derselben Gegend ein bindegewebiger, auf dem Quersehnitte droieckiger Kamm vorspringt. Die hint.ere Pigmentlage der Iris (a) ist durch diese Leiste unterbrochen und sind ihre beiden so ent- standenen Enden etwas verdickt. Der Ciliarkorper hat keine Liicke zwischen den Ciliarfortsatzen; denn diese sind regelmiissig aneinander gelagert. Die Skl er a ist von ihrer vorderen Grenze angefangen bis gegen den Aquator hin in ihrer Mittellinie um das zwei- bis dreifache verdickt, und zwar betrifft diese Zunahme bald den 7 — inneren, bald den ausseren Antheil der Lederhaut (Fig. 23 und 24). In dieser Verdicknng verlaufen zahlreiche grosse Gefiisse in lockerem, pigmentirtem Binde- gewebe, so dass die Sklera hier fast ein lacunares Aussehen hat. Ciliarfortsatze mit Fasern der Z o n u 1 a und den Ciliarfortsatzen ahnliche Gebilde ohne diese Fasern finden sieh aber auch von der Ora serrata angefangen weit nacb riickwarts. Un- mittelbar an den hinteren Rand des Ciliarkorpers anschliessend, erheben sich in einem Terrain, welches eine beilauflge Breite von 4 mm und meridional gemessen beilaufig 1'5 mm Ausdehnung besitzt, Ciliarfortsatze, welche regelmassig gestaltet einen normalen histologischen Bau und Zonnlafasem haben. Die Anzahl dieser Fortsatze wechselt zwischen 10 und 14. An diese Zone schliesst sich eine ziveite an, in vrelclier dicht aneinander gedrangt nur 5 bis 6 Fortsatze ohne Zonula- fasern vorhanden sind, bis endlich nach kurzer Strecke nur mehr ein ciliar- fortsatzartiges Gebilde zuriickbleibt (Fig. 23), welches, in der Mittellinie stehend, das innere Niveau des Augapfels wie ein schlanker Kamin iiberragt. Er ist das Uberbleibsel der in den vorderen Zonen sitzenden mittleren Ciliarfortsatze, welche ihre Nachbarn zur rechten und linken immer deutlich uberragen. Besonders in jener Gegend, wo nur mehr ein Ciliarfortsatz vorhanden ist, zeigt das uveale Pigment zu beiden Seiten der Mittellinie Andeutungen von Falten (Fig. 23 b). Soweit Ciliarfortsatze oder Rudimente derselben zu finden sind, fehlt die Netzhaut und man sieht nur die Zellen der Pars ciliaris retin*, trotz- dem in anderen Meridianen desselben Parallelkreises die Netzhaut normal ontvvickelt ist. Die Schichte der pigmentlosen Zellen der Pars ciliaris retina; ist temporal auffallend verbreitert. Selbstverstandlich fehlt auch die Chorioidea. Der Ciliarmuskel ist bis in die Gegend der letzten Ciliarfortsazte nachweisbar, theils als zusammenhangende Schichte, theils als versprengte Biindel (Fig. 24 b). Der oben envahnte, an der Innenflache des Augapfels weit nach ruckwart.s verschobene Kamni hat im Anfange ganz die Form und Zusammensetzung eines Ciliarfortsatzes (Fig. 23), der durch eine auffallend breite Schichte der pigment¬ losen Zellen der Pars ciliaris retina; sich auszeichnet. Im weiteren Verlaufe tritt der pigmentirte Gewebsantheil immer mehr in den Hintergrund (Fig. 24 ); die Pigmentschichte wird eine immer geringere Erhebung, bis diese nur mehr ein kleiner Hocker bezeichnet; dem entsprechend zeigt auch die Sklera einen kleinen Hugel. Eine starke Verdickung der pigmentlosen Zellen der Pars ciliaris retin* beherrscht dieses ganze Gebiet und schliesslich liegt sie als ein schon fast mit freiem Auge sichtbarer Knoten (/) an der medialen Seite des kammartigen Vorsprunges (e), welcher hier nur mehr durch eine Pigmenterhebung und die zapfenartig vorspringende Schichte der pigmentlosen Zellen angedeutet ist. Ubersicht des Befundes. Die Spaltbildung ist in diesem Falle eine vom Opticus bis in die Iris reicliende. Die untere Hiilfte des Sehnervenkopfes ist aus- gehohlt und nach riickwarts gedrangt. So ist eine Ektasie entstanden, welche mit der der unteren Augapfelhalfte in engem Zusammenhange steht. Der intervaginale Raum ist durch diese Ektasie nur verkiirzt. Der als Arteria centralis verlaufende Ast der Arteria ophthalmica betritt den schief zum Bulbus aufsteigenden Opticus erst 5 mm hinter 8 seinem Augapfelende und sendet in die obere normale Halfte der Retina Heine Aste; nacli unten zieht uber die Exeavation ein sehr dicker Zweig, der von dichtem Bindegewebe umgeben die untere Papillenhalfte des Coloboma nervi optici uberbriickt und so die Excavation in zwei seitliehe Gruben scheidet und vom Boden der Excavation durch verquollenes Bindegewebe getrennt ist. Zvvischen Kolobom der unteren Augapfelhalfte und Coloboma nervi optici ist ein cystenfdrmiger Korper eingeschaltet, der unter dem Niveau der Sklera liegend durcb einen Stiel mit dem Inneren des Augapfels communicirt. Der Boden des Coloboma nervi optici, die Wand der Cyste und der Boden des Koloboms in der aquatorialen Gegend des Bulbus \vird von skleralen Faserziigen (oder Narbengewebe) gebildet, welclie man von der Lamina cribrosa angefangen bis in die vorderen Abscbnitte der Sklera verfolgen kann und welche ausser ihren grossen Differenzen im Niveau auch mannigfaltige Anderungen betreffs der Dicke ihrer Lage erkennen lassen, so zwar, dass sie am diinnsten in der Wand der Cyste, am dicksten in der Partie zvvischen Cyste und Coloboma chorioidese sind. Die Chorioidea und das Pigmentepithel der Netzhaut fehlen im Bereiche der Spalte vollkommen und sind an den Riindern derselben scharf begrenzt; daselbst sieht man eine lierd- formige Ansammlung von Rundzellen und Verwachsung der Aderhaut mit der Netzhaut. Das Coloboma nervi optici ist von einer Faserlage bedeckt, vvelclie in der Medianlinie den Centralgefassen anschliessend eine bedeutende Miichtigkeit besitzt, zu beiden Seiten aber verdiinnt ist; von dem Coloboma kann man diese Faserlage weiter verfolgen, und zwar in die Cyste hinein, deren Wand sie auskleidet, und dann im Gebiete des Coloboma chorioidese, bis sie wieder in normale Retina iibergeht. Abgesehen von diesem topographischen Verhalten spricht noch folgender Umstand dafiir, dass man es in dieser Schichte mit einer mangelhaft entvvickelten Netzhaut zu thun habe: niimlich ihre in der Niihe der Papille netzhautahnliche Structur, besonders die Andeutung der Stiitzfasern. In der genannten Schichte verlauft im Gebiete der Papille, resp. des Koloboms der grosse von der Centralarterie ab- zweigende Ast, dessen Ramificationen dann in das Gewebe iibergehen, welches die Innenwand der Cyste auskleidet. Im Gewebe der Papille, sowie in dem der Netz- und Aderhaut am Rande des Koloboms sind Rundzellenanhaufungen bemerkbar. Der Glaskorper ist reich an noch durchgiingigen oder schon obliterirten Gofassen und an Bindegevvebs- strangen,welchein ihrer Vertheilunggeschrumpften Gefassen entsprechen. Eine Anzahl dieser Gefasse sind durch den festhaftenden Glaskorper mittelbar mit dem Kolobom des Sehnerven und mit der Mundu n g der 9 Cyste innig verbunden. Das Corpus ciliare ist nach riickvvarts und unten verzogen, so dass weit von der normalen Gegend der Ora serrata entfernt Ciliarfortsatze und schliesslich ein median gestelltes Rudiment eines solchen gefunden wird. Uberall ist an denselben die auffallend breit.e Entwicklung der Pars ciliaris retime, besonders ihrer pigmentlosen Zellen, bemerkbar, welclie in unmittelbarer Nahe des vorderen Randes des Coloboma chorioideee, zu einem Haufen geballt, an der Seite des letzten verkummerten Ciliarfortsatzes liegt. Die Sklera zeigt, der medianen Leiste am Opticus entsprechend,auf derlnnenflache ihrer vorderen Halfte eine kammfbrmige Verdickung. Das mit einer scharfen Spitze nach unten gekehrte Coloboma iridis erreicht mit dieser den Ciliarrand der Regenbogenhaut niclit. In dieser so die Spitze der Spalte vom Ciliarkorper trennenden Brucke von Irisgewebe ist das Uvealpigment der Iris unterbrochen und in der Mittellinie ein aus Rundzellen, Bindegewebe und Gefassen bestehendes Gewebe eingeschoben als Andeutung einer vorhanden gewesenen, aber dann wieder geschlossenen Spalte. Diese Intercalirung kommt an der Vorderflache der Iris als eine median nach unten verlaufende Furche, an der Hinterflache als kaijimartige Vorragung zum Aus- druck. Die Spitze des Koloboms ist durch ein ausserst- zartes Hautchen iiberzogen. Der Sphincter fehlt im Bereiche des Koloboms. Bemerkensvvert ist noch der Faserverlauf im Relief der Vorder¬ flache der Iris, wodurch sicli gleichsam eine Theilung der Iris in eine obere normale, und eine untere Halfte ergibt, in welch letzterer die radiaren und circularen Fasern an den Schenkeln des Koloboms neue Ausgangspunkte gewonnen haben. Durch Ausweitung seiner unteren Halfte ist der Bulbus assymmetrisch und hat uberdies vor dem Opticus in der unteren Medianlinie eine pfefferkorngrosse Prominenz, welche der oben beschriebenen cystenformigen Abschnurung eines Theiles des Coloboma chorioideaj entspricht. Fali II. Goloboma iridis, corporis ciliaris, cliorioideie, retinae, liervi optici, lentis, zonul® et corporis vitrei. Cataracta senilis. Das redite Auge eines 65jiihrigen Bettlers, welcher im Jahre 1888 im Laibacher Landesspitale an Marasmus starb. Makroskopischer Befund. Die MaCe des Augapfels (Fig. 2) warcn: sagittal 25 mm. horizontal 22 mm und vertical 21 mm. Die Hornhaut ist eiformig gestaltet, mit. ihrer scharfen 10 Spitze nach unten gerichtet, abgeflaclit. Ihr senkrechter Durchmesser betriigt 7 mm, ihr wagrechter 8'5 mm. Die Lederhaut ist in ihrer ganzen unteren Halfte starker vorstehend, in ihrem vorderen Abschnitte bis etwas iiber den Aquator hinaus auffallend hart, in ihrem hinteren Abschnitte verdiinnt,, leicht eindriickbar. Nach unten, durch eine kaum 1 mm breite Furche vom Sehnerven getrennt, sitzt eine lialbkugelige Prominenz mit einem Durchmesser von fast 11 mm. Dio Furche ist durch lockeres, aber fest, anhaftendes Bindegewebe aus- geftillt, welches auch die ganze Ektasie wallartig umgibt, und so die Grenze gegen die Sklera zu verwischt. Dies ist besonders nach aussen unten der Fali, wo sich die Sehne eines ausseren Augenmuskels hart an dem Rande des Staphjdoms ansetzt. Nach aussen unten schliesst sich unmittelbar an den Opticus eine flache Prominenz, welche die Grosse und Form einer Linse bat und deren weiche Wandungen leicht eindriickbar sind. Die Eintrittsstelle des Sehnerven ist nach oben verschoben; derselbe bildet mit der horizontalen Ebene der Orbita einen spitzen Winkel. Der Bulbus im Aquator geoffnet zeigt: Der Orbiculus ciliaris {Fig. 28) ist nur im unteren und oberon Quadranten vorhanden, nach beiden Seiten hin sind mit freiem Auge keine Ciliarfortsatze nachweisbar. Nach unten weichen dieselben in der Mittellinie aus- einander; diesem Spalt entsprechend sitzt auf der normalen Sklera ein binde- gewebiger Knoten. Die Linse ist oval und zeigt nach unten eine 1 mm tiefe Kerbe. Der senkrechte Durchmesser der Linse betriigt 8 mm, ihr horizontaler 7 mm. In der Mitte zivischen diesem und ihrem unteren Rande verschmiilert sie sich pldtzlich auf 5 mm. Sie ist ambrafarben, hat, einen lebhaften Kernreflox und ist nach oben verschoben; die Entfernung ihres oberen Randes von dem der Sklera betriigt 4 mm, dieselbe Dimension nach unten aber 6 mm; die Linse ist also vollstandig excentrisch gelagert. Der Verstiimmelung der Linse entsprechend fehlen die Fasern der Z o n u 1 a Z i n n i i. Zu beiden Seiten derselben ziehen aber von den Buckeln, welche die Kerbe begrenzen, straff gespannte Fasern zu den Ciliarfortsatzen. Ebenso zeigt der Glaskorper nach unten eine beilaufig 2 mm breite Spalte, welche sich bis in die Gegend des Aquators verfolgen liisst, so dass der vordere Abschnitt des Glaskorpers einem nach unten offenen, schmalen Hufeisen zu vergleichen ist. Die R e g e n b o g en h a ut, als Ganzes genommen, misst senkrecht 8 mm, wagrecht 7 mm. Die Pupille mit einem Durchmesser von 2'5 mm ist stark nach oben verschoben, so dass der obere Irisantheil nur 2 mm breit ist, dagegen auf den unteren etwas liber 3 mm entfallen. Die Schenkel des mit seiner scharfen Spitze bis fast an den unteren Ciliarrand der Iris reiehenden Koloboms sind 3'5 mm lang. In der Gegend des C o r p u s ciliare springt eine Leiste vor, welche sich mit weiter unten zu beschreibenden Dnterbrechungen bis zur Papille ver¬ folgen lasst. Weit liber die normale Grenze des Strahlenkorpers hinaus findet man ciliarfortsatzahnliche Gebilde, welche senkrecht zu der genaimten Leiste gestellt sind. Dio Sohnervenscheibe {Fig. 29) ist deutlich nach oben verschoben und nur dadurch kenntlich, dass sie sich bei einem Durchmesser von ca. 3 mm kissen- artig iiber das Niveau der Netzhaut erhebt. An ihrem unteren Rande befinden sich zwei hart nebeneinander gelegone trichterformige Griibchen (Gefasspforten?). An ihrem unteren Rande setzt sich auch die oben ervvahnte, den Bulbus in seiner 11 unteren Medianlinie durchziehende Leiste an, so dass die Papille naeh unten spitz auszulaufen scheint. Die Leiste entbundelt sich hier und ihre aus- einander tretenden Fasern reichen bis zu den seitliehen Randern der Papille, besonders za dem nasenwarts gelegenen. Im weiteren Verlaufe kann man auf dom Kamine dieser Leiste Langsfurchen sehen, als Zeichen der Zusammensetzung aus Bindegewebsbiindeln. Naoh einer Lange von ca. 6 mm theilt sich die Leiste nach vorne in zwei Zweige, welche eine ca. 5 mm lange und 3'5 mm breite seichte, stark pigmentirte, spaltenformige Grabe umgreifen. Zu beiden Seiten der Leiste liegt in der unteren Hiilfte des Augapfels je ein tiefes Staphylom: und zwar misst das nasale aquatorial 8 mm, meridional 10 mm ; das laterale aber 6 mm und 7o mm. Ihre Tiefe schwankt zwischen 2 und 3 mm. Abgesehen von der durch die grosse Verdiinnung der Sklera bedingten Durchscheinbarkeit der Ektasien sind sie durch ihren vollkommenen Pigmentmangel als gelblich- weisse Flachen leiclit kennt.lich. Die pigmentlose Zone setzt sich am lateralen Staphylom noch ein ca. linsengrosses Stiick \veiter in den nicht ektatischen Theil des Bulbus fort. Feine Zuge von Pigment umziehen diese Defecte als Grenze gegen die normale Nachbarschaft. Bis zu den Randern des Koloboms lasst sich die Netzhaut iiberall verfolgen, jedoch ist, sie allenthalben mit der Chorioidea eng verbunden. Die Kolobome vverden stellenvveise von zarten Fiiden uberbriickt und auf ihrem Boden sieht man, rippenformig vorspringend, kleine Biilkchen, welche Abzwoigungen des Bindegewebes der medianen Leiste sind. Von der Macula lutea ist nichts nachweisbar. Mikroskopischer Befund. Frontalschnitte durch den vorderen Abschnitt (Fig. 30) zeigen, dass die Sklera ihrem ganzen Umfange nach etwas diinner ist. Nach unten, dem Spalte entsprechend, erhebt sich von der inneren Begrenzung ein kloiner kegelformiger Zapfen, niedrig, mit breiter Basis, starker Spitze und ganz wenig concav eingezogenen Seitenrandern. Dieser kegelformigen Ilervor- ragung entsprechend ist die Sklera an ihrer Aussencontur abgeflacht, so dass im vorderen Abschnitte iiberhaupt der horizontale Durchmesser dem vorticalen gegeniiber iibenviegt. Ausserdem entspricht manchen Schnitten der beschriebenen skleralen Verdickung eine geringe Vertiefung der Aussenflache der Sklera, jedoch ohno Verdiinnung derselben, so dass es den Anschein eines Eindruckes oder einer Einziehung gewinnt. An der Aussenflache haftet an der Sklera nach unten dichtes Bindegevvebe mit reichlichen Gefassen. In sammtlichen Frontalschnitten, soweit uberhaupt die Linse getroffen ist, bemerkt man nur nach oben, beilaufig einem Achtel der Circumferenz entsprechend, langgestreckte, bis hart an den Linsen- rand heranreichende Ciliarfortsatze, beilaufig 9—11 an der Zahl. Zu beiden Seiten dieser Gegend sieht man je drei bis vier das Niveau des Uvealtractus iiberragende Prominenzen; dann aber kommt bis hart nach unten jederseits eine in gerader Flucht verlaufende Partie des Uvealtractus, im welchem nur hie und da eine unbedeutende wellenformige Schwankung des Pigmentes eine kleine Nivoaudifferenz ergibt. Nach unten, der beschriebenen Skleralverdickung ent¬ sprechend, erhebt sich ein niedriger, breiter Ciliarfortsatz, zu dessen beiden Seiten je zwei, hochstens drei ciliarfortsatzahnliche Gebilde zu bemerken sind. Sowohl die im oberen als auch die im unteren Segment des Augapfels beschrie¬ benen Ciliarfortsatze sind nur in der Ebene des Aquators der Linse deutlieli 12 entvvickolt; denn schon in unmittelbarer Niihe desselben zeigen sie bald cine betrachtliche Verkleinerung und Verkiimmerung. Nach oben ist der Ciliar- muskel, in normaler Breite entwiokelt, zu beiden Seiten rase,h zugespitzt. Circa ein Viertei der ganzon Cireumferenz des vorderen Abschnittes ein- nehmend, besitzt er eine mondsichelfbrmige Gestalt und iiberragt mit seinen Spitzen die Region der vollentvrickelten Ciliarfortsatze nach beiden Seiten. Nach unteri aber findet sich der Ciliarmuskel nur in beilaiifig dem zehnten Theile der Cireumferenz und ist liier dureh die in ihn hineinragende kegelformige Ver- dieknng der Sklera fast vollkommen in zwei soitliche Theile gospalten. I)as dem Innern des Bulbus zugekehrte Viertei der Breite des Ciliarmuskels ver- liiuft ohne Unterbrechnng. Auf diese Weise besitzt dioser Theil des Ciliarmuskels die Form eines kleinen Schnurrbartes. Diese soeben geschilderten Veranderungen airi Ciliarmuskel gelten nur fur die Region des Linsenspaltes; denn vor demselben ist der im oberen Theile des Augapfels verlaufende sichelformige Bestandtheil in zwei gleich grosse Hiilften geschieden, und zwar so, dass nur eine ganz schmale Brucke der Sklera anliegt. Die .uveale Piginentschichte ist liier auffallend broit. Die Ciliarfortsatze finden sich hier auch nur, soweit der Ciliarmuskel ununterbrochen reicht. Wie schon erwahnt, fehlt in dem ganzen iibrigen Bereiche, also nach beiden Seiten, der Ciliarkorper. Die stark pigmentirte Schichte deš Uvealtractus ist hier von der Sklera dureb lockeres, reiclilich vascularisirtes pigmentirt.es Bindegewebe in breiter Ausdehnung geschieden (Lamina fusca), welches sich auch in geringer Breitenausdehnung zwischen Sklera und Ciliarmuskel verfolgen lasst. Die L i n s e mit ihrem langeren Durchmesser senkrecht gestellt, liisst die schon makroskopisch besc-hriebene furchenformige Spalte an ihrem unteren Ende wahrnehmen. Die die Furche begrenzenden H6cker sind nicht, uborall gleich hoch, so dass bišweilen zwischen den beiden Vorspriingen untereinander eine deutliche Niveaudifferenz zu constatiren ist. Die Fasern der Z on ul a sind im ganzen Dmkreise der Linso zu finden, aber in verschiedenei' Ver- theilung: nach oben reichlich und regelmassig, nach unten wirr durch- einander geworfen. Im Bereiche des Linsenspaltes fehlen die Zonnlafasem voll- štiindig, so dass der dem Slderalhocker aufsitzende Ciliarfortsatz sowie die Tiefe der Linsenspalte von Zonulafasern vollkommen froi sind, wahrend an den beiden Seiten der zum Linsenspalt ziehenden Innenflachen sich sehr reichlich Zonula¬ fasern inseriren. Nach beiden Seiten findet man sowohl am Uvealtractus, als auch an der Linsenkapšel Rudimente von Fasern des Ligament.um suspensorium. Der Linsenspalt besitzt, von vorne nach rlickvirarts gerechnet, eine kurze Aus¬ dehnung, indem er eigentlich nur das Gebiot des Aquators beherrscht; kein Linsenschnitt vor und hinter demselben zeigt, eine Einkerbung. Die Linso ist in toto nach unten stark zugespitzt, so dass sie eine annahernd birnformige Gestalt besitzt; dies, sowie die verschiedene Entwicklung des Ciliarkorpers bedingen eino ungleichmassige Ausdehnung des circumlontalen Raumes. Die ganze Linse ist gleichmiissig sklerosirt und zeigt nur nach unten an der beiliiufigen Grenze zwischen dem unteren und mittleren Drittel eiuige spindelformige Lticken, welche theils mit einer coagulirten hyalinen Masse, theils mit Detritus ausgofiillt sind. Alle die beschriebenen Veranderungen liegen nicht immer genau nach unten, sondern sind auch manchmal um ein Geringes nach innen versclioben. Schon auf den Ciliarfortsatzen ist uberall eine Verbreiterung der Schichte der unpigmentirten Epithelzellen auffallend. An jenen Stellen, wo die eigentlichen 13 Ciliarfortsatze fehlen, bemerkt man an den oben beschriebenen wellenformigen llervorragungen der Uvea Anflagernngen der genannten Zellen in betrachtlicher Breite. In den iibrigen Partien fehlt jedoch iiberall die Pars ciliaris retina; und man findet sclion sehr weit naclivorne, sogar noch vor dem Aquator der Linse, eine Andeutung der Netzhaut mit besonders deutlich entwic.kelten Koriierschichten und geringer cystenfdrmiger Degeneration im Stiitzgewebe, wie es bei alten Leuten fast ein physiologischer Befund ist. Unmittelbar hinter dem Aquator der Linse lauft. zu beiden Seiten statt der ruckwartigen Theile des Ciliarkorpers dio in ihrer ganzen Breite entvvickelte Netzhaut als continuirliches Band; jedoch gelingt es liier nicht Stabchen oder Zapfen nac.hzuweisen. Horizontalschnitte dur c h den vorderen Ahschnitt im Bereiche des Goloboma iridis ergeben: Die normal gefiigte Hornhaut ist auffallend diinn und abgeflacht, die Kammer iiberall sehr seicht bei starker Ausdehnung des Kammerfalzes, welcher stellenweise ein ampullenfbrmiger Recessus ist, ohne dass mah Faserh des Ligamentum pectinatum finden konnte. Die Iris (Fig. 16) ist in den oberen Theilen des Koloboms arm an Stromapigment, vvelches aber, je naher der Spitze desselben, immer mebr zunimmt und Klumpen und Gruppen bildet. Das Uvealpigment erreicht die Rander der Kolobomschenkel nicht', sondern hort schon in einiger Entfernung von denselben auf. Im Bereiche des Koloboms verschwindet der Sphincter vollkommen. Der Ciliarantheil der Iris ist auffallend schlank, wiihrend der Pupillarantheil kolbenformig verdickt ist. Riicksichtlich der Hinterfliiche der Iris ist hervorzuheben, dass sie in der unteren Halfte des Koloboms Faltungen zeigt, so dass zahlreiche, mit Pigment iiberkleidete Bnchten in das Parenchym der Iris reichen. Die Spitze des Koloboms ist kein vollstiindiger Substanzverlust. Eine sehr dimne, aus verquollenem, hyalmem, pigmentlosem Bindegewobe bestehende Membran uberzieht die Hinter- flache des Koloboms und ist mit der vorderen Linsenkapsel verklebt. Diese ist mit Pigment beschlagen, welc.hes Pigment zwischen der Linsenkapsel und der beschriebenen Membran liegt. Audi im ganzen Bereiche des Koloboms findet sicli Pigment auf der Linsenkapsel. Die Rander des Koloboms haften der Linsenkapsel stellenweise an. Zwischen der Spitze des Koloboms und dem Ciliarkorper ist eine ganz schmale Brucke von normalem Irisgewebe vorlianden. A q u a t o r i a 1 s c h n i 11. e durch das Goloboma c h o r i O i d e a; zeigen : In der Gegend des Aquator bulbi (Fig. 34) ist die Sklera (a) nach unten hin verbreitert und, hat eine Anzahl von cy ste nf o r mi g en Hohlraumen, welclie von verschieden dicken Balken skleralen Gewebes umschlossen sind. Die Sklera hat in der Medianlinie eine Dicke von beiliiufig 5 mm und erinnert hier in ihrem Querscknitte an den Durclischnitt eines Schiffsrumpfcs, welche Ahnliclikeit dadurch noch vermehrt wird, als an der Aussenseite dieser skleralen Verdickung eine Kante kielformig vorspringt, um welche herum sicli Bindegewebe anlagert,. Dieses ist unter sicli derb verfilzt und reich mit Gefiissen versehen ( b ), aus denen mehrere grossere Stiimme in den Boden der skleralen Verdickung ein- tretcn und sicli dann in den Wiinden der oben ervvahnten Hohlriiume verzweigen. Im Vereine mit kleinen Fettlappchen ist die Verbindung des genannten Binde- gewebes mit der Sklera eine so innige, dass die hintere Contur der Lederhaut verwischt ist. Die Lederhaut zeigt zwischen dem Gebiete der genannten Cysten und der normalen Sklera eine sehr kraftige Verdickung, deren breitere Seite den Cystenraumen zugewendet ist. Wenn auch zahlreiche grossere und kleinere 14 Hohlraume zu finden sind, so lassen sich diese doch hauptsaehlich auf zwei (/) reduciren, welche symmetrisch zu beiden Seiten der Mittellinie liegen und durch eine dimne, der inneren Oberfliiche des Augapfels schief zustrebende Bindegewebs- leiste getrennt sind. Von der Innenflache der Cystenwande aus erheben sich kolbige Hervorragungen von niclit unbetrachtlicher Liinge. An ihrem Ende sich zuspitzend, vereinigen sie sich bisweilen mit derartigen Balken, welche von der entgegengesetzten Seite kommen, und so entstehen kleine secundiire Cystenraume, welche mit den grossen Hohlraumen communiciren, was man aus den stellenweise zu findenden Unterbrechungen der Scheidewande ersehen kann. In dem skleralen Boden dieses Cystenkorpers erkennt man einzelne sich iibereinander schiebende Platten von Bindegewebe, welche ineinandergreifend die Aussenwand des Bulbus bilden. Die zwischen ihnen noch ersichtlichen Lucken sind meistens die Pforten, durch welche die schon obcn ervvahnten Gefiisse den Innenraum betreten. Dieses Ubereinandergeschobensein ist am allerdeutlichsten in dem Boden und dem Dach der Cyste zu sehen; denn diese zeigen in manchen Schnitten, der Medianlinie entsprechend, einen sie schief durchsetzenden Spalt, so dass man den Eindruck gewinnt, als waren die beiden Balken durch eine ziehende oder druckende Kraft iibereinander geschoben worden. Der Raum zwischen den beiden verschobenen Enden der Balken ist durch lockeres Binde- gewebe und Gefiisse ausgefullt. In allen Dissepimenten, sowie auch in dem das Dach der Cysten (also die innere Flache der Bulbuswand) bildenden Binde- gewebsbalken kann man liings- und quergetroffene Biindel unterscheiden, in welchen Gefiisse verlaufen. Der Gefassreichthum ist ein besonders grosser in der skleralen Verdickung zu beiden Seiten der Cysten. Die kleinen Hohlraume sind noch durch lockeres Bindegewebe von dem Charakter des Schleimgewebes ausgekleidet, so dass die innere Flache dieser Hohlraume zottig aussieht. Die innere Oberfliiche der unteren Bulbuswand, also das eigentliche Kolobom, in dessen Gebiet eben die Sklera die beschriebenen Cysten enthiilt, verliiuft viel tiofor als das normale Niveau des Auges, was auf einen ziemlich j alien Abfall von der normalen Sklera in das Gebiet des Koloboms zuriickzufuhren ist. Das letztere ist so von einer skleralen Leiste wallartig umrandet. Der Boden des Koloboms zeigt zahlreiche wellenformige Erhebungen. Die Chorioidea ( d ) ist mit der Sklera innig venvachsen und bewahrt nasenwarts, von einer geringen Verdickung ab‘gesehen, ilire normale Structur bis in die Nšihe des Koloboms; hart an demselben ist sie nur mehr eine sehr schmale Strasse pigmentirten Bindegevvebes, welche scharf abgesetzt an der skleralen Leiste liaftet. Auf der temporalen Seite dagegen zeigt die Chorioidea schon eine Strecke vor dem Kolobom sclrvvielige Verdickung und ist mit der Sklera eng verbunden. Sie hort rasch abfallend, zugespitzt an der skleralen Leiste auf. Hier endigt auch die normale Retina, welche knapp vor dem Rande des Koloboms die Differenzirung ihrer Schichten verliert, und als vorwiogend bindegewebige Masse ( e ) mit der Chorioidea vereinigt, bis zur skleralen Leiste zieht. Von hier angefangen lšisst sich hie und da Bindegewebe verfolgen, welches als Fortsetzung der Netzliaut gedeutot werden muss. Auf der anderen Seite des Koloboms bewahrt die Netzliaut (c) ilire normale Structur, soweit Chorioidoalpigment vorhanden ist, d. i. also bis zum skleralen Walle. Hier sind beide Haute durch eine Anhiiufung von Rundzellen zu einer schwieligen pigmentirten Verdickung ver- waclisen. Dann geht die Retina rasch in die bindegewebige Schichte des Kolobombodens iiber. 15 Bcmerkenswert ist noch, dass in der nasalen Halfte das sklerale Gcwebe straff und derb ist, wahrend der Boden des Koloboms der temporalen Halfte unter den Kudimenten der Netzhaut sehr lockeres und zartes Gefiige zeigt. Je naher man mit den Schnitten an die Gegend des Corpus eiliare kommt, dest.o gedrungener wird die die C.ysten beherbergende Verdicknng der Sklera, die Cysten werden immer kleiner, so dass schliesslich in der (im Vergleich zu riickwarts) auf das drei- bis vierfache verdiinnten Lederhaut nnr mehr Spuren von Hohlraumen nachzuweisen sind. Die schon fruher erwahnten Gefiisso sind jetzt, auf einen kleinen Baum zusammengedrangt, noch deutlicher; jedoch kann man aucli in dieser Partie noch die mehrfachen Bindegewebsbalken erkennen, die liber- und durcheinander geschoben sind. Die die Netzhaut und Aderhaut betreffenden Verhiiltnisse sind liier die gleichen; nur sind die Enden der beiden Schichten naher aneinander geriickt und das das Kolobom iiberziehende rudimentare Netzhautgewebe ist liier kraftiger entwickelt. Die Chorioidea zeigt in der Niihe des Kolobomrandes ganz kleinc drusenformige, stark pigmentirte Excrescenzen. Hie und da findot man auch Andeutungen von \Vucherungen des Pigmentes in die Netzhaut. Horizontale Schnitte durch die E i n t ri tts s t e 11 e des Opticus mit den angrenzenden Partiendes K o lob o m s ergeben : Der S e liner v ist in seiner unteren Hiilfte von einem dichten Bindegewebe umschlossen, welches spiirliche Fettliippchen und sehr zahlreiche Gefiisse ent- halt und mit der Scheide des Opticus eng verbunden ist. Dieses Bindegewebs- lager setzt sich vom Sehnerven angefangen in der unteren Medianlinie der Sklera bis nach vorne fort,. Im unteren Quadranten ist der in den iibrigen Thoilen auffallend enge intervaginale Baum stark erweitert, vorschmiilert sich abor in der Niihe der Sklera zusehends, so dass sein an die Lederhaut an- schliossender Tlieil sehr eng ist. An manchen Stellen bemerkt man nicht nur in den ervveiterten Partien des intervaginalen Raumes, sondern auch in iibrigen Partien ausser den Arachnoidealbiindeln Strange gewohnlichen flbrillaren Binde- gewebes. Der Sehnerv ist atrophisch, und zwar zeigt sich dies nicht so sehr an der Dimne seiner Nervenfasern und geringer feinkorniger Triibung ihres Markes, als vornehmlich in der sehr starken Entwicklung des interstitiellen Bindegewebes, desson querverlaufende Verbindungen kraftig hervortreten. Die Riiume zwischen den einzelnen grossen Nervenbiindeln zeigen in nachster Niihe des Sehnerven- kopfes dichte Ansammlung von Rundzellen, welche hier in Strassen angeordnet sind, hie und da aber auch in diffuser Vertheilung von einem Zwischenraum in den andcren iibergreifen. Diese Infiltration reicht bis hart an die der Lamina cribrosa entsprechende Stelle. Diese ist nur als eine dichtere Aneinanderreihung von Fasern angedeutet,, welche sich als ein schmaler Zug nach beiden Seiten in die Sklera verfolgen lassen und ein leichtes Zuruckweichen gegen den Strang des Sehnerven zeigen, so dass der gleich zu beschreibende, stark convex vor- springende Sehnervenkopf in oiner seicliten Mulde liegt. Nur in der oberen Halfte des Sehnerven ist der Austritt seiner Fasern durch die Lamina cribrosa aus der Papille zu verfolgen. Zwischen den Nervenbundeln der oberen Papillenhiilfte bemerkt man zahl¬ reiche Liicken, wie sie boi Oedem des Sehnervenkopfes zu sehen sind. Im Bereicho der oberen Papillenhalfte ist die aussere Kornerschichte als ein continuirlicher Streifen deutlich zu verfolgen, ebenso die Limitans interna, wahrend die zwischen beiden gelegenen Schichten der Netzhaut ein ziemlich unregelmassiges Faser- - 16 werk bilden, in welcliem ausser der fibrillaren Struotur desselben nnd melrreren Gefitssen eine histologische Auflosung nicht moglich ist. Mehrere Stellen des Sehnervenkopfes sind kleinzellig infiltrirt. Die untere Hiilfte der Papille ist durch eine das normale Niveau unregelmiissig hockerig iiberragende Masse gebildet, welclie aus wirr und regellos durcheinander geworfenein und verfilztem, ziemlich derbem Bindegewebe besteht. Dieses vvird durch von der Sklera, respective der Lamina cribrosa aufsteigende Balken, welclie zapfenformig in der Zahl von 1—3 in, diese Bindegevvebsmasse hineinragen, in mehrere kleine Gruppen oder Inseln getheilt. Diese Anordnung wird in gefiirbten Praparaten desto deutlicher, als die genannten Zapfen den Farbstoff nur schlecht angenommen haben, wahrend das krause Bindegewebe sich intensiv gefiirbt hat. Auch diese Hocker in der unteren Papillenhalfte sind von einer schmalen Schichte von Fasergewebe iiberzogen, dessen Fibrillen der Oberfliiche der Hocker parallel ziehen und sich nach beiden Seiten hin in ahnliche Schichten verfolgen lassen, wie die gleich unten zu be- schreibenden, welche mit der Netzhaut zusammenhangcn, so dass man diese Faserscliichte als zur Netzhaut gehdrig ansprechen muss. Man kann aber in ihr nicht.s von Netzhautelementen nachweisen. Hart an der unteren Papillengrenze tritt das ervviihnte inselformig angeordnete krause Bindegewebe vollstiindig in den Hintergrund und die oben beschriebenen hervorstrebenden, dem Skleral- gewebe gleiclienden Zapfen driingen sich immer nahcr aneinander, so dass sie bei dem Obergange von der Papille in die untere Hšilfte der inneren Augapfel- fliiche einen stark hervorstehenden Buckel bilden, wolcher aus derbem zellarmen Bindegcwebe zusammengesetzt ist. In diesem verlaufen Gefasse, die durch ihre Anzahl und Grosse auffallen. Der Hocker hat durch seine deutlich uber- hangendon Bander eine annahernd pilzformige Gestalt, und besitzt an seiner hochsten, dem Innern des Bulbus zugekchrten Convexitiit eine Furche, welche durch drei grosse klaffende, eng aneinander gelagerte Gefasse ausgefftllt ist. Diese Gefasse verlaufen allc in genau meridionaler Richtung; denn sie sind in den Parallelschnitten alle quer getroffen. Die Prominenz verjiingt sich nun nach allen Itichtungen hin im weiteren Verlaufe gegen die unteren Abschnitte des Augapfels, so dass bald nur melir eine niedrige und schmale Leiste iibrig bleibt, deren Structur und Anordnung der Gefiisse an den Hocker der unteren Papillen¬ grenze erinnert. Sowohl dieser als auch die Leiste zeigen besonders in den ober- flachliclien Schichten kornige Infiltration und sind von der oben erwahnten fibrillaren Lage bedeckt, welche man ihres topographischen Verhaltens wegen zur Netzhaut rechnen muss. Die Sklera verhalt sich in den verschiedenen Partien des Augapfelbodens verschieden. Der Ebene der oberen Papillenhalfte entsprechend ist sie nach der einen Seite hin in unmittelbarer Niihe des Opticus von normaler Dicke, schwillt dann schnell steil hiigelformig an, um dann wieder in normale Verhaltnisse uberzugehen. Auf der andern Seite dagegen ist in dieser Ilolie die Lederhaut um die Hiilfte diinner. Ihr Gefiige ist auffallend locker und die Fasern wellenfbrmig verbogen. Auf dieser Seite erreicht die Sklera erst in der Niihe des Aquators ihre gewohnliche Dicke. In der Hohe der unteren Papillenhalfte ist dieses Verhaltnis gleich geblieben, wahrend im Bereicho der sich stetig verjiingenden Leiste die Sklera nach beiden Seiten hin die schon erwahnte Verdiinnung zeigt. In dem ganzen Bereiche der Papille, der Leiste und des irbrigen Koloboms ist das Verhalten der Chorioidea und der Netzhaut das gleiche. Die Chorioidea mit reichlich vermehrtem Pigment endet an der Grenze des Koloboms 17 scliarf abgesetzt, speciell in der Ebene der oberen Papillenhalfte. Auf der Holie der beschriebonen hugelformigen Skleralverdickung hort zugleich mit der Aderhaut auch die eigentliche Netzhaut auf, welche bis zu der genannten Grenze zu beiden Seiten der Medianlinie mit der Chorioidea nielit vervrachsen ist. Sie geht mit ihr an der Grenze des Koloboms unter Vermittlung einer die beiden Schichten stark verdickenden Anhaufung von Rundzellen eine innige Verbindung ein. Von hier angefangen kann man von der Netzhaut aus die schon mehrfach er- wahnte fibrillare Schichte verfolgen, welche das ganze Kolobom und die ganze Papille iiberzieht. Die aussere Kornerschichte ist im Bereiche der bindegevvebigen Leiste unterhalb der Papille stellenweise noch angedeutet, die Limitans interna fehlt hier vollstandig. An manchen Schnitten kann man wahrnehmen, dass die rudimentare Netzhaut sich der genannten Leiste an der einen Soite nicht vollstandig anschmiegt, sondern von der inneren Oberfliiche der Sklera aus direct der Spitze der Leiste zustrebt, so dass hier zwischen der erwiihnten rudimentaren Schichte und dem derben Bindegewebe der Leiste ein cystenformiger Hohlraum entsteht. Auch genauemNachsuchen gelingt es nicht, im Selinervenstamme Centralgefiisse oder andere Gefassausbreitungen nachzuweisen. Ebenso fehlen in der oberen Papillenhalfte die Gefasse vollstandig, mit Ausnahme der wenigen und zarten Gefiisse der verkiimmerten Netzhaut. Dagegen verlaufen, wie erwahnt, in dem bindegewebigen Hooker an der Stelle der unteren Papillenhalfte und in der bindegevvebigen Leiste zahlreiche und grosse Gefasse, we)che btindelformig an- einander gedriingt, in dieser bindegewebigen Raplie verlaufen. Von der Macula lutea ist nichts nachzuweisen. tibersicht des Befundes. Schon das Aussere des Augapfels zeigt melirfache Abweichungen von der Norm. Die Hornhaut ist eiformig, mit ihrer Spitze nach abwarts gekehrt, abgefiacht. Die untere Halfte des Bulbus iiberwiegt der oberen gegeniiber deutlich. Die Lederbaut ist im unteren aqua- torialen Antheil auffallend derb und hart, in ihrer unteren hinteren Halfte ektatiscb, diinn und leiclit eindriickbar, besonders nasenwarts; schlafenseits scbliesst sicb hieran eine kleinere Prominenz an. Mit diesen ausserlich sichtbaren Veranderungen hangen solche in der Structur der Sklera enge zusammen. Im unteren Aqnator niimlich ist die Sklera von zahlreichen grosseren und kleineren Holilraumen durchsetzt, so dass sie, um ein vielfacb.es verbreitert, dem Querschnitte eines Schiffsrumpfes vergleichbar ist. Die Wandungen der Cysten bestelien aus Balken und Platten reich vascularisirten skleralen Ge- webes, welche uber- und durcheinander geschoben mit ihrem Faserzuge alle mehr weniger dem Inneren des Augapfels zustreben. Die Wiinde der kleinen Hohlraume sind mit verquollenem Bindegewebe tiberkleidet. Die Cyst,en liegen alle unter dem Niveau der ausseren Skleralgrenze, ihr IJach ist ebenfalls tiefer gelagert als die Innenwand des Bulbus 2 Bock, Kolobome. 18 und bildet so als Mulde den Boden des Koloboms der Chorioidea. Dieses wird durch eine dem medianen Meridian entlang ziehende bindegewebige Leiste in zwei Theile getheilt, eine grossere nasale, eine kleinere temporale, an welche sich nacli vorne noch ein kleiner Defect mit nicht ektatiscben Wanden scbliesst. Die Leiste umfasst nicbt nur mit ihren entbiindelten Fasern die untere Hiilfte der Sehnervenscheibe, sondern fusst direct in der derselben und reicht bis zum Corpus ciliare. Wiihrend dieses Verlaufes zeigt sie mehrfacbe bemerkenswerte Verschiedenheiten. In der Nahe des Opticus ist sie ein bindegewebiger Hocker, der pilzformig ibren First uberragt und tlieilweise noch in die Papille hineingreift. Diese Prominenz flacht sich immer mehr ab und geht in der Gegend des Aquators schliesslich in den Wiinden der Cysten der Sklera auf, um sich dann gabelig zn theilen und einen stark pigmentirten, spatelformig gestalteten Fleck in der Chorioidea zu umgreifen. Dem Kamme der Leiste entlang verlaufen grosse Gefasse; zahlreiche Blut,- bahnen kleineren Kalibers sind in dem Bindegewobe der Leiste und der Cystenwandungen eingebettet. Sie kommen alle aus dicht ver- filztem Bindegewebe, welches der Sklera vom Opticus angefangen in der ganzen unteren Medianlinie anhaftet, nachdem sie die Wand des Augapfolbodens durchbohrt haben. Der Eintritt dieser Gefasse ist besonders im Bereiche der skleralen Cysten sehr deutlich zu verfolgen und auch weiter nach vorne, wo sie bei Verdiinnung der Sklera auf einen kleineren Platz zusammengedrangt liegen. Ahnliches ergibt sich auch in der Furche zwischen Sklera und unterer Um- grenzung des Sehnerven. Dies muss besonders betont werden, weil der atrophische, kleinzellig interstitiell infiltrirte Opticus keine Central- gefasse aufweist; auch in seinem stark verdickten bindegewebigen Geriiste sind die Gefasse nur klein und spiirlich. Es muss daher angenommen werden, dass die Ernalirung auf dem Wege von Anastomosen durch die grosse Anzahl kleiner Blutgefasse erfolge, welche in beschriebener Weise die Sklera durchbohrend in das Innere des Auges gelangen. Im intervaginalen Raume findet man ausser den Fasern der Arachnoidea auch solche gewohnlichen Bindegewebes. Die kleinzellig infiltrirte Papille ragt knopfformig liber die nach riickwarts ein wenig convexe Lamina cribrosa. In ihrer oberen Halfte ist die Netzhaut und Aderhaut normal. Nach unten aber liegt der Sehnervenkopf schon im Bereiche des Coloboma chorioidea, womit abnormes Verhalten der Retina verbunden ist. Nasalwarts reicht die Retina und Chorioidea bis nahe an die Medianlinie, verschmilzt hior zu einer schwieligen Verdiclmng, innerhalb welcher eine Auflosung 19 in histologische Details nicht mehr moglich ist. Dasselbe findet sich temporalwarts, aber schon in betrachtlicher Entfernung von der Mittel- linie des Auges. Von beiden Seiten kommend, iiberzieht das Kolobom eine aus feinen Fibrillen besteliende Schichte, welche von der Retina stammt. Die Chorioidea und das retinale Pigment felilen im Defecte vollkommen. Die Retina ist mit der Chorioidea mehrfach verwachsen und zeigt an vielen Stellen Pigmentdegeneration. Die Macula lutea ist nicht zu finden. Die Retina ist weit nach vorne zu verfolgen, sogar bis in die Gegend des Aquators der Linse. Dies hangt damit zusammen, dass das Corpus ciliare nur nach oben und anten entwiekelt ist, za beiden Seiten aber vollkommen fehlt oder durch nur unbedeutende pigmentirte Excrescenzen angedeutet ist. Der Ciliarmuskel hat am Querschnitt nach oben die Form einer Mondsichel, nach unten die eines Schnurrbartes, indem er hier durch die von ruckwarts bis nach vorne reichende sklerale Leiste unvollstandig getheilt wird. Zu beiden Seiten ist die machtige Entwicklung der reich vascularisirten Lamina fusca auf- fallend. Die nach oben verschobene getriibte Linse verjiingt sich nach unten zusehends und hat an ihrem unteren Rande eine Kerbe, wodurch zwei seitliche, an verschiedenen Stellen verschieden hohe Hocker entstehen. Die Fasern der Zonula fehlen im Gebiete des Defectes der Linse ganz, sind aber auf den Spitzen der Hocker wieder zu finden, ebenso zu beiden Seiten der verjiingten Partie, von wo sie zu den unregelmassig gestellten unteren Ciliarfortsatzen ziehen. In dem oberen Viertel entsprechen den regelmiissigen Ciliarfortsatzen auch regelmassige Fasern des Aufhangebandes. Zu beiden Seiten findet man sie aber nur rudimentar und sparlich. Der Glaskorper ist in seiner vorderen ITiilfte nach unten schmal gespalten. Das nach unten gerichtete Coloboma iridis ist an seiner Spitze von einer feinen Membran erfiillt. Die Kolobomschenkel haften stellenweise der Linsenkapsel an, welche hie und da feine Pigmentkornchen zeigt. Fali III. Goloboma iridis, corporis ciliaris, cliorioidem, retin*, optici, lentis, zonul* et corporis vitrei. (Cataracta senilis.) Linkes Auge des Mannes, dessen rechtes Auge unter II be- schrieben wurde. Makroskopischer Befund. Die Dimensionen dos Augos und seiner einzelnen Bestandtheile, bosonders der Cornea, sind dioselben wie beim II. Fali. Der innere und untere Quadrant der Sklera ist weieli und infolge von Schrumpfung ein wenig eingezogen. Nacli unten, 2 * 20 nahe dem sich etwas hoher als normal inserirenden Opticus, befindet sich eine scheibenformige Stelle von 3—4 mm Durchmesser, an welcher reicblieb lockeres Bindegewebe haftet. Del' Bulbus im Aquator geoffnet, ergibt fiir die vordere Halfte Verhaltnisse, welcbe jenen beim II. Fali vollkommen gleichen. I)as Kolobom der Linse ist. et.ivas kleiner. Der Glaskorper weist nacli unten eine grosse Spalte auf, welche durchflockige Massen ausgefiillt ist. Im Bereicbe der Verstiimmelung der Linse felilen die Fasern der Z o nul a. Im ubrigen zielien dieselben direct nacli unten und ruckwarts zu den Ciliarfortsatzen nnd ibnen ahnliclien Gebildoni welcbe, zu einer medianen Raphe senkrecht gestellt, in derselben Weise angeordnet sind wie beim II. Fali, jodoch nicht so deutlich und regelmiissig. Die Sehnervenscheibe stimmt in ihrer Form mit der beim II. Fali beschriebonen uberein, aber sie ist etwas kleiner und bat mir einen kleinen Tricbter nach unten. In der nnteren \Vand des Augapfels befindet sich ein quer- ovaler Defect mit den Malien 16 mm: 13 mm bei einer Tiefe von 2'5 mm. Durch eine meridional verlaufonde k a m m a r t i g e L e i s t e, welche vom unteren Rande der Papille bis in die Gegend der Ora serrata reicht, daselbst sich audi spatelformig erweitert (aber schmiiler als bei II), wird das Coloboma chorioideae in zwei gleiche Halften getheilt. Vom temporalen Rande der Ektasie springt ein Sporn in den Bereich derselben vor. Die Ektasie hat ein sehniges Aussehen und ist von zahlreichen Gofiissen und rippenfdrmigen Bindegewebsstr;ingen durclizogen. Auf dem Kamme der Leiste lauft ein dickes Gefass. Die iiussere innere Halfte des Augengrundes ist marmorirt infolge gleichmiissigcr Vertheilung kleiner pigmentatrophischer und hypertrophischer Stellen mit t.ypischer Pigmententartung in der Netzhaut. Von der M a cul a ist nichts zu finden. Mikroskopischer Befund. Die Verhaltnisse der skleralen Verdickung des Ciliarmuskels und der aussergewohnlich weit vorne auftretenden Netzhaut stimmen vollkommen mit den bei II gescliilderten uberein. Zu bemerken ist, dass die Cilinrfortsatze in dieser Gegend ganz regellos entwickelt und unordentlicli durcheinander ge- worfen sind, dem entsprechend liegen auch die Zon u 1 af as er n wirr und unregelmiissig. Der mittelste der Ciliarfortsiitze, welcher nur durch cine schmale Brucke des Ciliarmuskels von der Sklera getrennt ist, hat eine abnorme Gestalt.ung, er ragt bald zapfenformig vor, bald ist er schlanker gest.altet mit je einem kurzon seitlichen Fortsatz. Hervorzuheben ist der Umstand, dass zvvischon seiner Basis und dem Ciliarmuskel in vielen Sclmitten ein Hohlraum liegt, dessen Dimensionen selir wechseln. Es ist dies der unterste Theil der Kammerbucht, welche in der unteren Modianlinie so aussergewohnlich tief reicht. Die C orne a ist auf- fallend dick, mit weit iiber den Limbuš ziehendem conjunctivalen Gewebe. Die Kammer ist tief mit starker Entwickelung des Kammerfalzes, der Sphincter kraftig entwiekclt. Die Spitze des Koloboms der Iris (Fig. IT) ist durch cin an Rundzellen reiches, an Pigment urmes Bindegewebe ausgefiillt, welc,hes die beiden Kolobomschenkel miteinander verbindet und sich durch die Rundzellon- anhiiufung, sowie durch die ausserst spiirliche Pigmentirung vom Gewebe der Iris als intercalirte Masse abhebt. Diese ist an manchen Stellen zur Ebene der Iris scliief gestellt, an anderen verliiuft sie in einer Flucht mit der Regen- bogenhaut. Das Uvealpigment fehlt im Bereicbe dieses eingeschobenen jungen 21 Bindogewebes. Audi in diesem Auge haftet au der unteren Hiilfte d e L' Skl er a gefassreiches Bindegewebe. Die O p t i c us s eh eide ist verdickt. Ihre sonst normale Insertion an der Sklora ist der Gegend des Kolohoms entsprechend geandert; das Bindegewebe der Duralscheide reicht namlich mit knopfformig verdiektem Ende weit in die Sklera. Der intervaginale Raurn ist nach oben er- weitert. Die Arachnoidealbiindel sind stark verdickt; im interstitiellen Bindegewebe des Opticus findet sich rundzellige Infiltration. Die Papille erhebt sich mit einer sehr seiohten, centralen muldenformigen Vertiefung nur um ein Geringes iiber die innere Bulbusoberflache. Centralgefasse fehlen vollkommen und man sieht nur hie und da Gefasstamme mittleren Kalibers in der Gegend der hinteren Ciliargefiisse und in der des Zinn’schen Kranzes Leder- und Aderhaut durch- bohren und in die Netzhaut gelangen, so dass das Felilen auch kleinerer Gefiisse, sowie die Gefiissarmut der Netzhaut sehr auffallend ist. An der unteren Hiilfte des Sehnerven und der ihm angrenzenden Sklera haftet Bindegewebe und Fett, in welchem auch zahlreiche Gefasse und Nerven in verschiedensten Richtungen laufen und sich in den Winkel zwischen Sklera und Opticusscheide zusammen- drangen. Eine betrachtliche Anzahl der genannten Gefasse sind jene, von welchen oben erwahnt wurde, dass sie die Sklera durehbohrend in die Netzhaut gelangen. Die Lamina cribrosa weicht in geringem Grade nach riickwarts aus. Nur in der oberen Hiilfte kann man ein Durchtreten der Sehnervenfasern iiber den Papillenrand und Fortsetzung derselben in die Ne t z h au t nachweisen. Diese ist hier mit der auf einen kaum kenntlichen Saum reducirten Chorioidea ver- wachsen und stellenweise pigmentirt. Die Aderhaut hort schon ein betriichtliches Stiiek vor dem Rande der Papille auf und ist stellenweise dureh Serum von der Lederhaut getrennt. Wie schon oben erwiihnt, drangt sich das knopfformig verdickte Ende der Scheide des Sehnerven im unteren Abschnitte stark nach vorne, und ist allein an der Bildung des skleralen Ringes der Papille betheiligt. Erst daran schliesst sich die verdiinnte Sklera des unteren Abschnittes, so dass zwischen Scheide und Sklera eine dem Innern des Angapfels zugekehrte spitzwinkelige Bucht entsteht, welche dureh vascularisirtes Bindegewebe ansgefiillt ist. Von hier angefangen ist die Sklera verdiinnt, ans wellenformig verlaufendem Bindegewebe bestehend und bildet den Boden einer schwach vertieften Mulde. Die untere Hiilfte der Papille liisst noch nothdiirftig die Ausstrahlung der Sehnervenfasern erkennen; bei der oben erwahnten Bucht zwischen Opticusscheide und Sklera angelangt, verwandelt sich diese Schichte in eine Lage von Bindegewebe, welche von der Limitans interna bedeekt die envahnte Aushohlung der Sklera iiber- zieht. Mit dieser ist sie fest verbunden. Hie und da kann man Andeutungen der Komerschichten erkennen. Nach Erreichung des Kolobomrandes findet man bezliglich der Netzhaut wieder normale Verhaltnisse und dieselbe Beziehung zur Chorioidea, wie auf der andern Seite. Die Netzhaut zeigt im ganzen Auge, besonders aber in unmittelbarer Nahe des Koloboms Pigmentwuchernng, welche dureh ihre zierliche sternformige Gestalt und Anordnung, sowie dureh das Ver- halten des Pigmentes zu den Gefiissen (Einhullung der Gefasse in einen Pigment- mantel) sich als typische erweist. Die Aderhaut lasst sich hier von normaler Structur bis an die Grenze des Koloboms verfolgen. Der Boden des Augapfels, die Gegend zwischen Corpus ciliare und Papille, also das grosse Coloboma bulbi zeigt folgende Details : 22 Nur im vorderston Abschnitte hat die Sklera normale Dicke; in den iibrigen Partien aber wird sie dirnner. je mehr man sicb dem Opticus nahert. Sie bewahrt diese an maneken Stellen bis zn einem Minimum gediehene auch an beiden Seiten, besonders aber nasalwarts, ein betrachtliches Stiick, so dass Ektasie nnd Verdiinnung mehr Raum einnehmen als das untere Viertel der Circumferenz des Augapfels in seinem Aquator. Die Fasern des Bindegewebes, welclies den Boden der Ektasie bildet, sind zwar eng aneinander gefiigt, zeichnen sich aber durch ihren wellenformigen nnd verbogenen Verlauf aus, so dass hieraus kleine grubenformige Yertiefungen entstehen. Zwischen den Biindeln straffen Bindegewebes verlanfen stellenweise auch solche, welche ans locker und wellig ziehenden bestehen. Der Ubergang der Terdiinnten Sklera in die normale erfolgt nasalwarts, wo die Verdiinnung ziemlich weit nach oben reicht, viel all- mahlicher, als temporalwarts, wo die Grenze auch tiefer liegt. In dem ganzen Gebiete zwischen Corpus ciliare und Papille kann man ungezwungen drei Regionen untersčlieiden. die sich durch das Verhalten einer bindegewebigen Leiste ergeben. Diese zieht. in der unteren Medianlinie von der Opticusscheibe angefangen bis gegen das Corpus ciliare und gelit hier in den bindegewebigen Kamm iiber, welcher als leistenformiger Vorsprung sich iiber die Innenfliiche der Lederhaut erhebt und den Ciliarmuskel theilt. Hart an die untere Grenze des Selmervenkopfes erhebt sich die Leiste mit bedeutender Hohe iiber das innere Niveau der Ektasie (Fig. 33). Sie besteht hier aus zwei zapfon- artigen, mit ihren Langsseiten hart aneinander geriickten Theilen, zwischcn welchen an dem Punkte, wo ibre beiden Convexit,iiten zusammenstossen, eine Furche zu sehen ist. Beide Zapfen bestehen aus derbem skleralen Gewebe, dessen sich verschmaclitigende Fasern in die Wand der Ektasie («) nach und nach ubergehen. In jedem Theile der Leiste liegt ein Gefiiss, welches mit der Richtung der Leiste parallel verliiuft; denn man findet die Gefiisse immer quer getroffen auf jenen Schnitten, welche parallel dem Aequator bulbi gefiihrt vrarden. Zwischen den beiden Zapfen sieht man mit ihrer Liingsseite ziehendes lockeres, kleinzellig infiltrirtes Bindegewebe, vrelches, durch seine starkere Filrbung abstechend, die Grenze zwischen den beiden Bestandtheilen des Kammos gut kennzeichnet. Diese Zweitheilung, der Verlauf der Fasern in den Zapfen selbst, als auch der an den Ubergangsstellen in das fibrilliire Gewebe der Ektasie macht von vorneherein den Eindruck, dass man es in den beiden Zapfen mit den Randern der gespaltenen Sklera zu thun liabe, welche durch irgend cine Kraft, in das Innere des Auges hineingestiilpt wurden. Dieser Faserverlauf ist nur in den beiden inneren Drittheilen so deutlich; an der Aussenflache sind die Grenzen der Zapfen durch Fasern, welche wirr und unregolmassig durcheinander laufen, ganz verwaschen. In der mittleren Zone der oben angegebenen Gegend ist die bindegewebige Leiste niedriger. Ilire enge genetische Beziehung mit dem der Papille zunachst golegenen Abschnitt ersieht man aus dem Verlaufe der Fasern, welclrer die Zwei- theilung noch immer erkennen lasst, wenn auch der Kamm der Leiste gleieh- miissig kuppelformig abgerundet ist. Aber auch in dom dem Corpus ciliare naheren Abschnitte, wo der Faserverlauf ein gleichmassiger ist, erinnern die beiden Gefassquerschnitte an die Entstehung dieses bindegewebigen Hockers. In der dritten, dem Ciliarkorper am nachsten golegenen Zone erhebt sich aus normal gefugtem und normal dickem Lederhautgewebc eino walzenfonnige Leiste, welche, wie schon erwahnt, in den ebenso situirten Hocker im Gebiete des 23 Corpus ciliare ubergelit. Der seltsame und unvermittelte tlbergang der kamm- artigen Leiste in die walzenformige erklart sieh bei naherer Betrachtung sehr bald. Die Basis derselben sind zwei sklerale, niedrige, auseinanderweichende Hoclcer, deren Zwischenraum durch derbes vascularisirtes Bindogewebe aus- gefiillt ist. Es ist also hier zu den beiden gabelig voneinander abstelienden Lefzen der Sklera noch ein neues Gewebe hinzugekommen. Schon zwischen den beiden Zapfen der Leiste nahe dem Opticus wurde lockeres, rundzellig infiltrirtes Bindegewebe erwahnt. Dieselbe Gewebsart, nur massiger angehauft, fiillt weiter vorne den furchenformigen Raum zwischen den Enden der beiden Skleral- hocker aus. Der Aussenfliiche der Sklera haftet in ihrer nnteren Medianlinie lockeres, mit Gefiissen durchsetztes Bindegewebe fest an, welches an manchen Stellen in einer Grube oder Furche gebettet liegt. Die Chorioidea ist in der Nahe der Papille nur an einer Seite bis an den Band des Koloboms zu verfolgen und auch hier als eine dicbt infiltrirte verdickte, mit der Retina eng verwachsene Schiclite, nur an ihrer Pigmentirung zu crkennen, welche sicli durch grosse Unregelmassigkeit auszeichnet. Im Bereiche des Koloboms aber fehlt die Aderhaut vollkommen, ebenso auf der der vor- erwahnten Partie entgegengesetzten Seite auch noch weit iiber die sklerale Ver- diinnirng hinaus. Oberhaupt sind im ganzen Auge nur wenige Stellen zu finden, an wolchen die Chorioidea nicht, vollkommen atrophisch wiire, und auch an diesen zeigt die wechsolnde Dicke dieser Schiclite, die unregelmassige Pigmentirung, fettige Trubungen und die Unmogliclikeit, einzelne Schichten zu isoliren, dass man es mit einer in ihrer ganzen Ausdehnung scliwer erkrankt gevresenen Ader¬ haut zu thun babe. In dem weiteren Verlaufe nach vorne zu, gegen das Corpus ciliare, riickt die Aderhaut immer bis hart an den Rand des Koloboms heran und ist an dieser Grenzpartie nicht nur mit der Sklera, sondern auch mit der Retina fest vcrwachsen. Nicht selten sieht man auch an der inneren Oberfliiche der Chorioidea knopfformige drusenartige Hervorragungen, welche in die Netz- haut hineinragen und so eine abnorme Verbindung zwischen diesen beiden Schichten darstellen. Die N o t z h a u t hat im Bereiche des hinteren Drittels des Koloboms schon in einiger Entfernung von dessen Randcrn ihre dcutliche Schichtung ver- loren und endot an der Grenzo des Koloboms als eine mit der Chorioidea fest vemvachsene verbreiterte Schiclite, in wolcher man eigentlich nur eine Lage von Kornern unterscheiden kann. Diese ist in ziemlich unregelmiissig angeordnetem Fasei'gewebe eingobettet, dessen histologische Eigenschaften nicht zu entziffcrn sind. liber den Rand des Koloboms steigt nun in dasselbe hinunter eine Fort- setzung dieser veriinderten Netzliaut, welclie bedeutend diinner ist, an welcher man die Limitans interna unterscheiden kann, wahrend ihr eigentlicher Korper durch zahlreichere grossere und kleinere Hohlraume untorbrochen ist. Diese cystenahnlichen Liicken sind durch das Auseinanderweichen der bindegewebigen Stutzbalken der rudimentiiren Netzhaut entstanden. In dem hinteren Drittel des Koloboms fehlt die Netzhaut vollkommen, ausser man deutete eine ausser- ordentlich feinc Lago von fibrillarem Gewebe, welches die Inncnflache des skleralcn Bodens iiberzieht und welche sicli thatsachlich aus der Netzhaut verfolgen lasst, als Andeutungen derselben. Bei der nach vorne zunelnnenden Verschmalerung des Koloboms maclit sicli mit dem schon erwalinten Naherrucken der Aderhaut an die Kolobomgrenzen 24 auch dasselbc rflcksichtlich der Netzhaut bemerkbar, welc,he bis an den Rund des Koloboms ihre normale Schichtung bevvahrt. Am Rande der Spalte, fest mit Aderhaut verivachsen und so in geringem Grade verdickt und vvallartig vor- springend, begibt sich hier die Retina in das Gobiet des Koloboms, dessen Boden uberziehend, nnd zeigt hier verschiedene Veranderungen, wahrend sie nahe dem Rande des Koloboms nur als die schon ofters ervrahnte dimne Faserschichte zu bemerken ist. Im weiteren Verlaufe namlich, besonders aber nahe der Mittellinie, tauchen sehr haufig Verdickungen dieses Radimentes der Netzhaut anf, in welchon man Andentungen von Kornern, sowie parallel und senkrecht auf die innere Bulbus- fliiche verlaufende Bindegewebsziige nachweisen kann. Innerhalb dieser finden sich zahlreiche kleinere und grossere cystenformige Hohlraume. Dieses Rudiment der Netzhaut zieht in einer Flucht, dahin, so dass bei der oben ervvahnten wellenformigen Beschaffenheit der Sklera im Bereiclie des Koloboms zwischen der Netzhaut und Lederhaut Liicken entstehen, welche besonders in der Nahe der medialen Leiste eine betrachtliche Ausdehnnng gewinnen, indem die der Netz¬ haut entsprechende Faserschichte den einspringenden Winkel zwischen Sporn und Sklera als Sehne uberbriickt. Diese Verhiiltnisse gestalten sich oomplicirter, je naher man dem Corpus ciliare kommt, also beiliinfig in dem vorderen Drittheile des Koloboms. Hier sieht, man plotzlich einen Pigmentstreifen, welcher sich in die Chorioidea vcr- folgen lasst, aber zweifellos Uvealpigment, ist, die Sklera an ihrer ganzen inneren Oberfiache uberziehen, so dass also auch die schon oben beschriebene median gelegene, sachte abfallende Verdickung der Sklera von einem, wenn auch zarten, so doc.h deutlichen Pigmentstreifen iiberzogen ist. Zu beiden Seiten von dieser skleralen Verdickung, schon im Bereiclie der abfallenden Fliic.hen der- selben, wird die Netzhaut auf der einen Seite unvermittelt normal dick und zeigt, durch eine Rundzellenhaufung mit der darunter gelegenen Sklera ver- bunden, annahernd ihre verschiedenen Sehichten, welche nur durch zahlreiche Liicken unterbroelien und so undeutlich gevrorden sind, wahrend auf der anderen Seite die Retina mit einer knopfformig vorspringenden Verdickung endigt, welche aus einem ausserst feinen Fasergeriiste besteht. Dieses bildet ein Fachwerk, dessen Liicken mit, hohen Zellen ausgekleidet sind, welche den mipigmentirtcn Epithelzellen der Pars ciliaris reiinse entsprechen. In die dem Corpus ciliare am nachsten gelegene Partie des Koloboms sind ciliarfortsatzahnliche Gebilde liineingezogen, wahrend rechts und links davon von Ciliarfortsatzen nichts mehr nachvveisbar ist. Diese Rudimente der Ciliarfortsatze besitzen zwar alle Schiclit.en derselben, sind aber sehr niedrig, von gedrungenem Bau mit einer stelienwei se anffallond starken Verbreiternng der Pars ciliaris retin* bei Vorhandensein einer nicht unbetrachtlichen Menge von Zonulafa-sern, die sich hier sowohl auf den Firsten, als auch in den Buchten ansetzen. Die sehr uahe an die Mittellinie heranruckende Netzhaut endet in einer zu beiden Seiten und hart an der Medianlinie gelagerten schmalen Zone rudimentarer Ciliarfortsatze. Bis knapp an ihr Ende von normalem Gefiige, wird sie plotzlich etwas breiter und zeigt auffallend viole Cysten. Bemerkenswert, ist es, dass in allen jenen Theilen des Koloboms, wo die Netzhaut in einiger Ent- fernung von der Medianlinie kolbig verdickt und liist.ologisch verandert, endet, hier — also boilaufig in der vorderen Halfte des Koloboms — der Glaskorper auffallend innig an der Netzhaut liaftet, dagegen im Bereiche der Medianlinie fehlt. Die Sehichten des Glaskorpers (Fig. 26) lassen sich hier deutlich verfolgen 25 nnd haben denselben Verlauf als wie die Netzhautenden. Diese kolbigen Enden namlioh erbeben sich deutlich gegen das Innere der Augapfels, als ob eine von anten kommende Kraft. sie in das Innere des Bulbus drangen wiirde, wobei sie sich ein wenig nach innen umkrampten. Ubersicht des Befundes. Die hauptsachlichen Verhaltnisse sind dieselben wie im II. Fali. Audi liier zielit in der unteren Medianlinie ein an Gefiissen reiches Bindegewebe der Sklera entlang. Die Gefiisse durchbohren die Sklera in der Gegend der hinteren Ciliargefasse nnd bilden im Bereiehe des Zinn’schen Kranzes ein Convolut, von dem die flir den Opticus nothwendigen Gefiisse abgehen; denn auch in diesem Falle vermisst man Centralgefiisse des atrophischen, interstitiell infiltrirten Sehnerven. Die von dem unteren Rande der Papille aus die untere Bulbuswand meridional durchziehende bindegewebige Leiste bestelit aus zwei kart aneinander gelagerten, in den Glaskdrperraum reiclienden Zapfen. Sie reprasentiren mit der Sklera zusammenhangend die Riinder der Augenspalte, vvelche durch eine Kraft ins Innere des Auges verschoben wurden. Diese beiden Zapfen versclnnelzen weiter naeh vorne zu einer einzigen immer flacher werdenden hiigelformigen Verdickung der Sklera. In beiden Zapfen verlaufen grosse Gefiisse. Die Leiste reiclit bis gegen das Corpus ciliare und theilt das Coloboma chorioidea} in zwei seitliche Theile. Aus der oberen Halfte der Papille liisst sich die Netzhaut normal verfolgen, sie ist aber uberall im ganzen Auge mit der theils infiltrirten und verdickten, theils atrophischen Chorioidea verwachsen und hat reichlich Pigment um ihre Gefiisse. Die zur unteren Papillenhalfte gehbrenden und in das Kolobom ziehenden Theile der Netzhaut sind nur Rudimente derselben; ein Gewirr von feinen Fibrillen bedeckt das ganze Kolobom der Chorioidea, in dessen Bereich die Aderhaut und das Pigment der Retina ganz fehlt. Nur im vordersten Antheile des Koloboms iindern sich diese Verhaltnisse. Die einzelnen Schichten treten bei der abnehmenden Breite des Defectes naher an die Mittellinie heran und hier kann man Inseln uvealen Pigmentes auch im Gebiete des Koloboms finden. Gleichzeitig endet hier die Netzhaut mit verdickten Riindern, ihr unmittelbar vorher noch normales Gefiige ist verloren gegangen und hat einem von zahlreichen Cysten durchsetzten, schwieligen Gewebe Platz ge- macht. Diese kolbigen Enden der Netzhaut sind von der Unterlage leicht abgehoben und gegen das Innere des Auges gedriingt, Ihr schliesst sicli der Glaskdrper eng an und zeigt eine deutliche mediane Spalte. Die Ciliarfortsatze sind wie im II. Falle verzogen, aber ganz 26 unregelmassig gestellt urici reichen bis in den vorderen Abschnitt des Coloboma chorioideee. Dic Kammerbucht ist audi mit verzogen und finclet sich noch weit nach nlckwarts an der Basis des medianen verdickten Ciliarfortsatzes als grosse Lučke im Gewebe. Der Irisspalt ist mit jungem, an Rundzellen reichem Gewebe in seiner ciliaren Spitze ausgefiillt. Im ganzen Ange finden sich tiberall Reste von Wucherurigsprocessen in den Geweben, welche theils zur hoheren Organisirung, theils zur Atrophie derselben gefuhrt haben. Fali IV. Coloboma iridis, corporis ciliaris, cborioiclea*, retina) et Ientis. Rechtes Auge einer 59 Jahre alten Frau, vvelche im Jahre 1885 an Phlebitis der unteren Extremitaten im Spitale zn Sec-hshaus in Wien gestorben ist, von wo ich es durch Herrn Dr. von Sz6'nyeghy erhielt. Das linke Auge war normal. Makroskopischer Befund. Der ein wenig geschrumpfte Augapfel {Fig. 20) ist 26 mm lang, misst im horizontalen Durchmesser 23 mm, im verticalen 25 mm. Die Cornea normal gestaltet, quer elliptisch, liat die Dimensionon 11 mm : 9 mm. Der ganze Augapfel maeht den Eindruck, als hatte sich die untere Hiilfte starker entwickelt; denn diese ist deutlich prominent. In unmittelbarer Nahe des Opticus ist die Sklera in ihrer unteren Mittollinie in der Grosse einer kleinen Erbse vorgebaucht und stark verdiinnt; auch der innere untere Quadrant der Lederhaut ist diinner. Die blaugraue Iris ist sehr dick, ihre Ringfasern sind bis an die Peripherie deutlich, dagegen ist die radiare Streifung nur hie und da sichtbar, geht, aber Iris zum Kolobom, obne durch dieses verzogen zu sein. Der nach unten gerichtete Irisspalt ist schmal und reicht mit seiner Spitze bis zum Ciliarrand. Er hat eine unregelmassige Gestalt, weil sein ausserer Schenkel langer ist, als der innere. Wahrend an dem ersteren kaum eine Andeutung des Uvealpigmentes zu finden ist, ist der innere Schenkel durch eine dichte Lage heriibergeschlagenen Pigmentes ausgezeichnet, welches nahe der Sphincterecke fadenformig im Gebiete des Kolohoms flottirt. Die an Pigment armen Processus ciliares sind in ihrem Kreise nach unten durch eine Spalte unterbrochen. Die keulen- formigen Enden der Ciliarfortsatze sind gegen die Spalte, ihre ruckwartigen spitzigen Auslaufer sind nach beiden Seiten gekehrt, so dass der Spalt eine zierliche, gefaltete, wellenformige Begrenzung zeigt, welche abcr auch verzogen ist wie das unregelmassige Kolobom der Iris. Nach der Eroffnung des Augapfols ist der G las kor p er als eine geronnene brocklige Masse herausgefallen; an der Papille aber haftet er so fest, dass er auch durch kriiftigen Zug nicht entfernt werden kann. I)io N o t z h a u t hat uborail normales Aussehen; nur im unteren Quadranten ist sie merklich diinner, in der Mittellinie fast florahnlich. Hier ist sie mit ihrer Unterlage fest verwachsen, in don iibrigen Theilen aberleichtloszulosen. Dieerwahnte Anwachsung scheint an verschiedenen Stellen verschieden zu sein; denn bei der 27 Schrumpfung des Augapfels bemerkt man, dass die Retina liie und da blasen- formig abgehoben ist. Der Mittellinie der unteren Augapfelhalfte entsprechend ist eine auffallende scharf umgrenzte Pigmentanhiiufung zu sehen. Dieselbe er- streckt. sich von der Ora serrata bis iiber den Aequator bulbi. Sie ist aus einer an die Ciliarfortsatze anschliessenden dichten Pigmentirung nach riickwarts zu verfolgen. Indem sich diese Pigmentschicbte an den Orbiculus ciliaris fliigelahnlich anlehnt, verbreitert, sie sich nacli ruckwart,s sackformig und zeigt, im Aquator eine tiefe Einschniirung. Die breite Pigmentstrasse in der Gegend der Ora serrata hebt sich besonders nach innen sehr deutlich ah, wcil die ganze innere Halfte der Aderhaut auffallend pigmentarm ist, im Gegensatz zu der dunkelgefiirbten ausseren Halfte. Die Netzhaut haftet an den Randern der Pigmentanhiiufung am Boden des Angapfels sehr test., diese selbst aber iiherzieht, sie als ein flordunnes Hiiutchen. (In der Zeichnung ist die Netzhaut, um dieses Verhaltnis zu ver- anschaulichen, an ihror Peripherie mit zackigen ausgerissenen Randern dargestellt, wiihrend die hautchenartige Uberdeckung des grossen Pigmentfeldes in dem hinteren Ahsctmitte desselben angedeutet ist. Das von der Papille aus sich er- streckende sclimale hellweisse Feld der Zeiclmung ist auch die Netzhaut.) Die ganze Pigmentanhiiufung ist. etwas nach aussen von der Mittellinie verschoben. In unmit.telbarer Niihe der Sehnervenscheibe liegt, ein mit seiner Langsaze dem unteren mittleren Meridian entsprechend gelagerter elliptisclier Defect, dessen Dimension 4 mm : 3 mm sind, und welohem einer beiliiufig 3 mm tiefen Grube entspricht. Die Mtindung dieser Hohle ist durch eine Membran bedeckt, welche in der Hiihe der inneren Augapfelfliiche verliiuft. Es muss noch hervor- gehohen werden, dass an den Ciliarfortsatzen im Bereiche der Spalte zahlreic.he kleine falteniilmliche und hockerige Gebilde haften, welche diesen Stellcn ein zierliches, drusiges Aussehen verleihen. AVeiters, dass in dem inneren unteren Quadranten der A d er h ant. liie und da flcckige Anhiiufungen von Pigment zu tinden sind. Die Lin s e zeigt in der Mitte ihrer Circumferenz eine seichte Ab- plattung, so dass der untere Linsenbogen niedriger ist als der obere. Mikroskopischer Befund. Die Iris ist im Bereiche des Koloboms kurz, gedrungen, mit keulen- formiger Verdickung am Schenkelrand. Das Uvealpigment ist an der Hinterflache auffallend kraftig entwickelt, mit zahlreichen knopfformigen Ezcrescenzen. Am inneren Kolobomschenkel ist, dieses Pigment gegen die Vorderflache weit nm- geschlagen (Ectropium nveaj). Del' schon makroskopisch gosehene flottirende Pigmentfortsatz ist eine fadenformige Fortsetzung des Dvealpigmentes. Vom Rande des ausseren Kolobomschenkels ragt cin pigmentloser P’aden in das Bereich der Spalte; sein zartes Bindegewebe lasst sich in das Irisstroma ver¬ folgen. Die Itegenbogenhaut ist reich an runden Zellen mit gekomtem Lcibe, und an grosseren Zellen, welche mit hellbraunem Pigment crfullt sind. Der Schliess- muskel der Regenbogenhaut hort ober der Spalte auf. Die Pigmentirung im Stroma der Iris und der langgestreckt.cn Ciliarfortsatze ist unregelmassig. Diese sind flach, so dass der hintere Iriswinkel sehr stumpf ist. Die schon makro¬ skopisch beobachtetc Spalte im Corpus ciliare aussert sich mikroskopisch durch ein Auseinanderweichen derselben, so dass eine breite Lučke in der unteren Medianlinio des Ciliarkorpers zu sehen ist. Gleichzeitig sind aber die unteren Ciliarfortsatze nach riickwarts verzogen; denn man bemerkt noch Ciliar- 28 fortsatze und ihnen iihnliohe Gebilde in einer Gegend. wo man in der iibrigen Circumferenz schon die normale Netzhaut findet. Zn beiden Seiten der Spalte sind die Ciliarfortsatze kraftig, besonders nach innen, wo audi eine starkere Entwicklnng der Pars oiliaris retin* zn finden ist. Diese ist stellenweise so bedeutend, dass sie mit polypenahnlichen kurzen Fortsatzen sich vom Ciliar- korper erhebt und in den Innenraum des Augapfels ragt. Das betrachtlich ver- breiterte Uvealpigment reicht zwar in die Spalte hinein, liisst aber die Mittel- linie in verschiedener Breite frei und endet hier kolbig verdiekt. Der dicht infiltrirte Ciliarmuskel ist im Bereiche der Spalte untorbroohen; nur ein feines Faserbiindel bildet den der normalen Sklera hart anschliessenden Boden des Koloboms. Zu beiden Seiten desselben ist der Muskel auffallend dick und verliert sich aber dann rasch wieder gegen die normale Aderhaut nach beiden Seiten. Audi das Gewebe der Ciliarfortsatze ist mit kleinen Rundzellen infiltrirt. Die Ciliarfortsatze nehmen zu beiden Seiten der Medianlinie an Hohe rasch ab, liis nur melir kleine pigmentirte Warzchen sie andeuten; aucli diese verschwinden bald zu beiden Seiten im normalen Uvealtractus. Dasselbe Verhalten ergibt sich in der Medianlinie nach riickwarts. Bei der makroskopischen Beschreibung wurde erwiihnt, dass der Spalt mit einer aucli die Ciliarfortsatze zu beideii Seiten des¬ selben bedeckenden gelblichweissen hockerigen Masse ausgefiillt sei. Dieselbe erweist sich als eine Rundzellenanhaufung, deren Bestandtheile so eng aneinander gefiigt sind, dass man die Grundsubstanz, in welclier sie eingebettet sind, eine structurlose, hyaline Masse, kaum unterscheiden kann. Nur hie und da — vor- nehmlich an den Randern der durch Zerzupfon gewonnenen Praparate — ragt ein Netzwerk feinster Fibrillen hervor. Die Sklera ist iiberall gleich dick. In ihrem unteren Abschnitte aber birgt sie Gefiisse, langs welchen Strassen von Rundzellen sich besonders an gefiirbten Praparaten deutlich abheben. An ihrer Aussentliiclie haftet in der Mittellinie dicht verfilztes, reich vascularisirtes Binde- gewebe. Frontal gefiihrte Schnitte, welche das Gebiet vom Corpus ciliare bis zum hinteren grubenformigen Defect betreffen, ergeben, dass die Sklera in einem schmalen medianen Bezirke verdiinnt. ist. Die inneren Schichten der Lederhaut zeigen keine Niveaudifferenz, so dass es den Anschein hat, als wiire diese Ver- diinnung eher eine Abflachung in den ausseren Schichten. Schon in unmittelbaror Niihe der Mittellinie gewinnt die Sklera wieder ihr normales Aussehen, bis auf kleine Griibchen an ihrer Innenflaclie, welche an die durch entziindliche Usuren entstandenen Veriinderungen erinnern. Auch in der Niihe des Aquators findet man an der Aussenseite der Sklera von Gefiissen durchzogenes Binde- gewebe. Die Chorioidea scliniiegt. sich iiberall der Sklera eng an. In einiger Entfernung von der unteren Mittellinie normal, zeigt sie in der Nachbarschaft derselben Rundzelleninfiltration und damit verbundene Verdickung. In der Mittellinie selbst aber ist sie auf einen schmalen pigmentirten Streifen ge- schwunden, welchor keine hist.ologischen Details erkennen liisst. Diese Verjungung geht mit keilformiger Zuspitzung der infiltrirten Aderhaut successive vor sich. Sowohl die atrophische als auch die verdickte Aderhaut ist an ihrer Innenflache mit zahlreichen Drusen besetzt und zeigt aucli an ihrer Aussenseite knopfformige pigmentirte Hervorragungen, welche in die oben erwiihnten Usuren zu liegen kommen. Die Lamina fusca ist normal und das Epithel der Netzliaut haftet fest an der Chorioidea. Die normal gcschichtete Netzhaut, zeigt in der Niihe der verdickt.en Aderhaut fettige Trirbungen in der Ausbreitung der Sehnervenfasern. 29 In der unteren Mittellinie aber ist von der Netzhaut nur hie uud da eine kleine Andeutung vorhanden, welche als kriimelige Masse der atrophischen Aderhaut anhaftet. In dem Gewirre von sehr feinen Fasern und kleinen rundlichen Zellen ist weder eine histologisclie Auflosung moglicli, nocb ist, man im Stande anzu- geben, welchen Schicliten der Retina diese tiberbleibsel entspreelien. Der Uber- gang von der normalen Netzhaut in ihr soeben geschildertes Rudiment ist ein plbtzlicher, weleher Stelle entsprecbend die Verbindung zwischen Retina und Cliorioidea eine besonders innige ist. Das Epithelpigment, der Netzhaut kenn- zeichnet sich laoi Untersuchung mit kunstlichem Lichte als ein infblge von Interferenzerscheinung lebhaft griinlich und blaulich schillernder Streifen. Dieses opt.ische Phiinomen vermisst man in dem Bereiche der atrophischen Schichtcn der unteren Mittellinie vollkominen, woraus man den Schluss ziehen kann, dass hier die genannte Pigmentschichte nicht vorhanden ist. Schnitte, welche, in meridionaler Richtung gefuhrt, die Eintrittsstelle des Opticus und den ilim benachbarten grubenformigen Defect treffen, ergeben Folgendes {fig. 35): Der Sehnorv ist in der Gegend der Lamina cribrosa stark verjiingt. Die Lamina cribrosa selbst ist in ihrer unteren Halfte ein wenig nach riickwarts ver- lagert, so dass es den Eindruck macht, als trete der Sehnerv hoher oben als normal an den Augapfel und bildet so mit der horizontalen Ebene der Orbita einen Winkel. Die CentralgefSsse sind in Bezug auf Verlaut' und Vertheilung normal. Der Gefasstrichter ist der erwahnten Verschiebung der Lamina cribrosa entsprecbend dahin verzogen und kommt desto mehr zur Geltung, als die Netz¬ haut im Bereiche der Papille und der Rander derselben stark verdickt ist. Diese Verbreiterung ist auf eine Vermehrung des Bindegewebes zuriickzufuhren. Die Aderhaut ist auch in der Niihe des Sehnerven in der oberen Halfte des Aug- apfels durch Inflltration verdickt und mit der Sklera fest verwachsen. Retina. Sklera, Opticus und seine Scheiden und die Beziehungen dieser Bestandtheile zu- einander sind in der oberen Halfte des Augapfols normal. In der unteren Mittel- partie aber ist die Grenze zwischen den oben genannten Bestandtheilen ver- schwunden, indem mit einer fast das Doppelto der Norm betragenden Verdickung die Lederhaut und verbreiterte Scheido des Sehnerven ohne Grenze ineinander iibergehen, so dass der sonst iiberall gut sichtbare intervaginale Raum hier ver- schwindet oder nur stellenvveise als sehr schmale Spalte sichtbar ist. Nach kurzer Streeke verdiinnt sich die Lederhaut weit unter ihre Norm, gewinnt aber dann bald nach einer plotzlichen Verdickung wieder normale Dimensionen. Die verdunnte Sklera bildet den Boden, die Verdickungen den Rand des aus- gebuchteten Koloboms, welches so von der verdickten Sklera ringformig umgeben ist. Der Verdickung entsprecbend sind die iiusseren skleralen Lagen dicht gefiigt, iviihrend die inneren aus lockerem fibrilliiren Gewebe bestehen. Boi Vergleich melirerer aus verschiedenen Partien stammenden Schnitten sieht man, dass der Boden des Koloboms keineswegs eine fortlaufende Lage von Bindegewebe ist, sondern aus einzelnen St.ucken derben skleralen Gewebes besteht, welche mit ihren Randern dachziegelformig ubereinander greifen und an ihren Beriihrungs- flachen durch lockere Fasern verbunden sind. An der Aussenfliiche des Koloboms haftet nicht nur das gewolmliche Fot,tgewebe dieser Gegend, sondern auch dicht verfilztes Gewebe mit Gefassen. An die untere Grenze der Papille schliesst, mit der verdickten Sklera eng verwachsen, ein Stiick der drei- bis vierfach verdickten Aderhaut an. Dieses Rudiment verschmilzt, an der Grenze des Koloboms an- — 30 gekommen, mit der von der Papille herabziehenden normalen Netzhaut zu einer diinnen Membran, welche die Offnung der Grube des Koloboms uberspannt *und sich an der der Papille entgegengesetzten Randverdickung der Sklera inserirt, und zwar an einem spornartigen Fortsatz derselben, weloher aus derbem Binde- gewebe besteht nnd in die Offnung des Koloboms vorspringt. Die Grenze der Verwacbsung zwiscben Aderhaut und Netzhaut ist. durch das Verhalten des Uvealpigmentes gut gekennzeicbnet, indem dasselbe im Gebiete der beschriebenen Membran fast vollkommen fehlt. An den erwahnten Sporn anschliessend, tauclit wieder ohorioideales Gewebe auf, ist aber auch gleich wieder atrophiscli. In das Bereich der Hohlung gekommen, verlieren die an den Grenzen derselben sich vereinigenden Ader- und Netzhaut vollkommen ihren Charakter und bilden verschmolzen die oben erwalmte, das Kolobom iiberdachende Membran; ein diinner Faserzug aber zweigt von dem Vereinigungspunkte der genannten Schichten ab und iiberkleidet den Boden und die Wiinde des Koloboms. Die Membran, sowie dieser auskleidende Dberzug besteben aus sehr feinen Fibrillen und einer grossen Menge von Rundzellen. Aus der Anordnung, Abzweigung und dem Verlauf der Fasern an der Vereinigungsstelle von Retina und Chorioidea ergibt sich mit Sicherheit, dass die Fasern am Boden des Koloboms von der Chorioidea, jene der iiberbriickenden Membran von der Retina stammen. An beiden Anheftungspunkten der Membran betlieiligen sich auch Biindel skleraler Fasern an der Bildung ihrer Insertion. Vom Boden des Koloboms steigen einzelne Strange auf, die mit verbreiterter Basis der Innenfliiche der Wand aufliegen und bis zur Membran in die Hohe ziehen. In diesen Strangen kanu man Gefiisse nachweison, die durch endotheliale 'VVucherung ihr Lumen verloren haben. Ubersicht des Befnndes. Das Kolobom der Iris nach unten ist durch Verziehung assym- metrisch, so dass ein Schenkel liinger ist als der andere. Das Uveal- pigment ragt knopfformig verdickt an einer Stclle ins Gebiet der Spalte, wahrend auf der entgegengesetzten Seite ein aus dem Kolobom- schenkel spriessender Bindegevvebsfaden flottirt. Die Processus ciliares sind in der unteren Mittollinie auseinandergev/ichen, verzogen. Mikroskopisch findet man den Spalt, durch eine Lučke zwischen den Ciliarfortsatzen und eine Unterbreehung des Uvealpigmentes deutlich ausgesprochen. Dabei ist eine betrachtliehe Verbreiterung der un~ pigmentirten Zellen der Par,s ciliaris retinte auffallend. Der untere Theil des Augengrundes zeigt aneinander gelagerte grosse Pigment- plaques, welche scharf- begrenzt sind und theilweise der Netzhaut entbehren, theilweise von dieser hier atrophischen Membran schleierartig bedeckt sind. Die Chorioidea fehlt als solche hier iiberall und man lindet nur unregelmassige, aber continuirliche Anhaufungen von Pigment, welche stellenweise drusenartig vorspringen und in Usuren des inneren Skleralrandes Platz finden. Das Uveal- pigment fehlt hier iiberall. Die Chorioidea ist im ganzen Augen- 31 liintergmnde von pigmentatrophischen uncl -hypertrophischen Plaques verschiedener Grosse durchsetzt. Sehnerv und seine Papille normal. Im unteren Abschnitte des Augapfels schliesst sich an den Selmerven eine scharf umgrenzte linsengrosse tiefe Grabe an. Dieselbe ist von einem verdickten Skleralring umgeben. An ilirem dem Sehnerven zugekehrten Bande ist die Chorioidea dicht mit Rundzellen infUtrirt, aufs mehrfache verdickt und bildet einen Stumpf, welcber mit der Netzhaut vereinigt die Dberbruckung und Auskleidung der Ektasie ausfiihrt. Ein sehr feines Faserwerk zieht iiber den von verdiinntem Skleralgewebe gebildeten Boden der Ektasie, walirend eine etwas derbere Membran sich iiber die Grabe spannt. Dieses Hautclien be- steht aus straffem Bindegewebe, welches aus der vereinigten Retina und Chorioidea stammt, ohne dass man den Antheil der einen oder der anderen Schichte histologisch nachweisen konnte. Der Zug der Fasern aber zeigt, dass dieselben am Boden des Koloboms der Aderhaut, die iiberdachende Membran aber der Netzhaut angehort. An dem Rande der Ektasie, rvelcher dem Opticus abgewendet ist, tritt der Charakter der Chorioidea wieder einigermassen zutage, wahrend die Netzhaut als atrophisches Faserwerk, wie oben erwiihnt, den unteren Abschnitt des Auges iiberzieht. In der unteren Mittellinie iiaftet an der Sklera verfilztes, an Gefassen reiches Bindegewebe. Die Dinse ist an ihrer unteren Peripherie abgefiacht. Fali V.*) Goloboma iridis, corpcris ciliaris et chorioideae. Menschliches Auge von einem ca. 40 Jahre alten Mann, welches aufgeschnitten viele Jahre in Alkohol aufbewahrt war. (Fig. 9.) Die Pupille besitzt, eine unregelmassige Gestalt,, indem die Iris nacli innen und nacli unten einen Defect aufvveist. Der erstere betrifft beilaufig den sechsten Theil der Circumferenz der Pupille und ist ganz seiclit. Der nacli unten dagegen ist zwar schmaler, aber tiefor reichend. Hart an den Ciliarrand der Iris anscliliessend sitzt ein Defect im Ciliarantheile derselben, welclier von der Spalte des Pupillarrandes durch ein in der Fortsetzung der circuliiren Fasern ver- laufendes Gewebsband gotrennt ist. (Briickenkolobom.) Der Spliincter iridis ist zwar als geschlossener Kreis vorhanden, aber den Defecten entsprechend nacli innen und nach unten verzogen. Der Spalt im Čili ar k 6 r p er ist durch einen meridional verlaufenden medianen Strang gekennzeichnet, welcher vom Defecte der llegenbogenhaut bis zur Ora semita reicht und zu dessen boiden Seiten die Ciliarfortsatze ausweichen und etwas nacli ruckwarts verlaufen. An den Ciliar- *) Bereits publicirt in W e d 1—B o c k, Pathologische Anatomie des Auges, Wien 1886, S. 411. 32 kSrper anschliessend bemerkt man eine gelblichweisse Partie, welclie 10 mm lang und ebenso breit ist, nach vorne zu jedoch sich bedeutend verschmalert, so dass dieser Defect mit einer abgerundeten Spitze vonie endigt. Zn beiden Seiten desselben horen die Wirbelvenen der Aderhaut plotzlich auf. Im Gebiete des Koloboms haftet an dessen Innenseite eino dunne Membran, welche wie ein Spinngewebe den Defect iiberzielit. Die Chorioidea hort an den Randern des Koloboms scharf begrenzt auf, in iliren Randpartien kann man in der Chorio- capillaris Verfettung und Pigmentanhaufung nachweisen. Die Cliorioidea fehlt im Kolobom vollkommen. Die oben erwahnte ausserst. diinne Membran besteht, grdsstentheils aus in Verfettung begriffenen Blutgefassen. Die arteriellen Zweige haben eine hochgradig verdickte Adventitia. Die Capillaren verlaufen in bogen- formigen Schlingen, wie sie der Netzhaut zukommen. Alle Gefiisse, auch die Venen, sind durch Einlagerung winziger Fettkornchen getriibt. Diese fettigen Veranderungen finden sicli auch in straffen Faserbiindeln, welclie sich liber den Rand des Koloboms in dasselbe hinein aus der Schichte der Sehnervenfasern der benachbarten normalen Netzhaut verfolgen lassen. Macula lutea nicht zu finden. Ubersicht des Befundes. Briickenkolobom der Iris nach unten, Andeutung eines Ciliar- spaltes. Im Gebiete des Chorioidealkoloboms feines Bindegewebe mit der Netzhaut entstammenden, in Verfettung begriffenen Gefassen mit verdickter Adventitia. Auch in der Choriocapillaris fanden sich in der Nahe der Spaltbildung Verfettungen. Fali VI. Goloboma iridis et chorioideae. Linkes Auge eines an Tuberculose verstorbenen 27jahrigen Madchens. Zufalliger Leichenbefund. Makroskopischer Befund. Sagittaler Durchmesser 21 mm, verticaler Durchmesser 29 mm. Die nach unten gerichtete Spalte der Regenb ogenhaut ist kaum etwas iiher 1 mm t.ief, so dass sie mehr das Aussehen einer seichten Einkerbung bosit.zt. In der Medianlinie nach unten, ca. 6 mm vom Hornhautrande entfernt, verdiinnt sich die Sklera selir bedeutend, ist hlaulich durchschimmernd und ragt blasenartig in der Grosse einer Haselnuss vor. Die innere Offnung dieser Blase ist von einem Ringe verdickten Skleralgevvebes umgebon, hat eine elliptische Gestalt mit den Durchmessern 14 : 12 mm. Der langere Durclimesser ist meridional gcstellt. Der riickwartige Rand der Ektasie reicht bis nahe an den Opticus. In der Mitte zvvischen Kolobomrand und Hornliaut, also von dem letzteren nur 3 mm entfernt, befindet sich die Anheftung des Musculus rectus inferior. Der Musculus obliquus inferior heftot sich am Itande des Koloboms an, beilaufig 5 mm unt.er der Insertions- ebene des Rectus inferior. Der zur Sommerszeit erst 48 Stunden nacli dem Tode der Leiche ent,- nommene Augapfel war in seinen inneren Schicbten schon so verwest,, dass eine histologische Untersucbung erfolglos blieb. 33 - Fali VII und VIII.*) Goloboma maciilii' oculi utriusque. Mann, 32 Jahro alt, gestorben an crouposer Pneumonie, De¬ cember 1883. Der Kopf der Leiche vrarde zu Ubungen in meinem Operationskurse venvendet, wobei ich zufiillig die Ektasie an den hinteren Augenpolen fand. Nacli aussen vom Optična bemerkt man an beiden Augen eine bliiulich schimmernde scharf begrenzte Hervorwolbung, welche, elliptisch gestaltet, mit iiirer langeren Axe horizontal gestollt ist. Die Dimensionen der elliptischen Ektasie betragen rechts ca. 6 : 4 mm und links 3'5 : 3 mm. Die Bulbi sind auf- fallend lang; denn sie messen vom Hornhautscheitel zum Opticuseintritt 32 mm, vom Hornhautscheitel zur hochsten Stelle der Sklerektasie 34 mm. Der horizontale und verticalc Durchmesser betragt je 24 mm. Ausser der genannten centralen Ektasie finden sich noch im vorderen Abschnitte beider Bulbi ganz kleine um- schriebene atrophische Herde in der Chorioidea, in deren Bereich die Sklera auch Verduimung zeigt. Am r e c h t e n A u g e (Fig. 38) besitzt der centrale Defect die Dimensionen von 6'5 : 5‘5 mm. Die scharf umschriebene ektatische Stelle ist von einem Kranze pigmentirter Zellengruppen eingerahmt, welche central- und peripheriewarts Auslaufer entsendon. Etwas excentriscli nach aussen liegt am Boden des Ko lobom s ein gabelig getheiltes Gefiiss mit'einigen Veriistelungen, welches nicht der Retina angehort, sondern Rest eines Aderhaut- oder Lederhautgefasses ist. Die Umgebung des genannten Gefasses zeigt eine deutliche Trubung des Gewebes. Die Netzhaut ist im Bereiche des Koloboms nicht zu sehen, das pigmentirte Epithel derselben fehlt. Die grossen Gefiisse der Aderhaut horen am Rande der Ektasie plotzlich auf; im Bereiche derselben fehlt die Chorioidea vollkommen, so dass man die Biindel der Sklera frei sieht. Chorioidea und Sklera sind so innig miteinander verbunden, dass eine Trennung dieser beiden Schichten nicht ausfiihrbar ist. Der atrophische 0 p t i c u s ist an seinem Eintritt in s Auge schief gestellt und in der einen Halfte deutlich gewulstet, so dass die Papille die bekannte Form in hochgradig kurzsichtigen Augen hat. Dasselbe Aussehen hat die Papille des linken Auges (Fig. 39), und zeigt ausserdem noch eine seichte, muldenformige Vertiefung. Das liolobom ist hart an den Opticus herangoruckt und ist von einem ganz schwacben Pigmentsaum umgeben. Es ist fast kreisrund bei einem Durchmesser von 5—5'5 mm. Nach aussen obe,n fehlt ein kleines Stuck in der Scheibe desselben. liber den ganzeu Defect, mit Ansnahme einer kleinon Stelle nach unten, streifen die loicht getriibteii Biindel der Sehnervenfasern; die erwahnte kleine Stelle ist auch am meisten durchscheinend. Die Chorioidea weist in der ganzen Um¬ gebung des Koloboms zahlreiche triibe Elecke auf. Der der Papille zugekehrte Rand des Koloboms ist vervvaschen. *) Der Fali wurde schon angefiihrt in Wedl-Bock, Patholog. Anatomie des Auges, 1885, S. 221, Fig. 102 und 103. Er wird daselbst beschrieben als Staphyloma maculae, wcil rnein Mitarbeiter, weil. Prof. Wedl, ein Gegner der Anschauung war, dicse Bildungen als congonitale Veranderungen zu erklaren. B o c k, Kolobome. 3 — 84 Leider waren beide Bulbi, dem Cadaver entnommen, so schleclit erhalten, dass feinere Einzelheiten mikroskopisch nicht mehr nachgewiesen werden koimten, und eigentlich mir der makroskopische Befund bestiitigt wurde. Die Verdunnung der Sklera war eine ziemlich plotzliche nnd sehr bedeutende, die Cliorioidea fehlte im Bereiche des Koloboms vollkommen, die Retina war am rechten Auge in diesem Gebiete nur durch ein ganz zartes Iliiutchen vertreten. Am linken Auge dagegen fanden sich von ihr ausser Opticusflbrillen und zerworfenem Binde- gewebe, welches einige Gefasse einschloss, auch Andeutungen der Komerschichte. Fali IX. Goloboma lentis oculi sini stri. Das Auge stammt von einem in der Wiener Irrenanstalt im Jahre 1885 gestorbenen alteren Manne, von dessen linkem Auge nur bekannt \var, dass es mit Cataracta behaftet sei. Der damalige Assistent, dermaliger Universitatsprofessor Dr. v. Wagner, hatte die Giite, mir dasselbe zu schicken, worauf ich es, in M ii 11 e r’sche Fliissigkeit eingelegt, aufbewahrte. *) Uber den Zustand des rechten Auges besitze ich keine Angaben. Das normal grosse Auge wurde uneroffnet entwassert, dann in absolutem Alkohol nacligehartet und etwas vor dem Aquator und parallel demselben auf- gesclmitten. Nadi Entfernung des geschrumpften und wesentlich im vorderen Abschnitte des Auges liegenden Glaskorpers fiel sofort die nierenformige Gestalt der Linse auf. {Fig. 27.) Die Lage der Linse war normal; ebenso die Zonula Zinnii und auch an der Linsenkapsel konnte man mit, der Loupe keine Unter- brechung ihres Zusammenbanges nachweisen. Die Linse, von normaler sonst.iger Ausdehnung, fiillt, den Raum bis zu den CiliarfortsšLtzen vollkommen aus bis auf den dem Linsendefecte ontsprechonden Theil desselben. Die Gestalt der Linse ist im Ganzen regelmassig und entspricht — abgesehen von dem Defecte — ganz der Form eines etwas geschrumpften Altersstaros. Am unteren Rande zeigt sie eine dem Hilus der Niere ahnliche Einzieliung, welche — mit einer ganz *) Nur ein Zufall veranlasste mich, mit anderen Arbeiten beschaftigt, das Auge zu eroffnen. Herr Dr. Fritz Walther-Krause aus Leipzig hielt sich im Jahre 1889 mehrere Wochen in Laibach auf, um mit mir pathologisch- anatomische Studien zu treiben, wol)ei ich aucli das mit „seniler Cataracta" behaftete Auge Herrn Dr. Walther zur Untersuchung uberliess. Nach dem Fundeeines Coloboma lentis animirte ich Herrn Dr. "VValther, dieses Auge als Basis zu einer Arbeit uber diese so seltene Missbildung zu machen, der er sich auch mit vollem Eifer hingab. Leider begann ernstes Siechthum sehr bald seine Arbeitskraft zu liihmen; die Arbeit war noch kaum uber die ersten orientirenden Anfiinge hinaus, als Herr Dr. Walther-Krause seinem qual- vollen Leiden erlag, und so den Seinen, seinen Freunden und der Wissenschaft im bliihendsten Mannesalter durch den Tod entrissen wurde. Ich bin seiner Witwe, von welcher aucli die dazu gehorigen Zeichnungen stammen, zu grossem Danko verpflichtet, dass sio mir diese sowie alles auf die Arbeit beztigliche Hinterlassene iibergeben bat, um es weiter verwerten zu konnen. 35 geringen Abweichung nach aussen — direct nach unten gerichtet ist. Der verticale Durchmesser der Linse betriigt fast 7 mm, der horizontale 8'5 mm, so dass also der erstere um mohr als 1'5 trnu verkiirzt ist. Der normale Linsenrand gelit in sehr regelmassigen Curven zu beiden Seiten in die Begrenznng des defecten Theiles uber. Dorsolbo bleibt iiberall gleichmassig convex; in seincr Mitte erhebt sicli von dem hinteren Theile des Linsenrandes cin kleiner, blattformiger oder riisselformiger Vorspmng, von dem aus einige flache Falten nach der Hinterflache der Linse divergirend verlaufen. Das Bild der Linse von vorne betrachtet ist von dem oben geschildorten wenig vorschieden; denn nur der erwahnte Vorsprung tritt hier cin wenig mehr zuriick, als der hinteren Lmsenfliiche angehorig. In der vorderen Cortiealis sind Veranderungen vorhandon, die schon makroskopisch sichtbar, den sogenannten ICapselverdickungen iiberreifer Stare beizuzahlen sind. Der ganze Vorderabschnitt in ein mit Alkohol gefiilltes Uhrschalchcn gebracht, gestatteto bei auffallendem Lichte und ca. lOfachor Vergrosserung eine genaue Untersuchung aller Bestandtheile in normaler Lagerung, nachdem die Hornhaut, und Iris entfernt worden war. {Fig. Sl) Die zarten Fasern der Zonula. Faden gesponncnen Glases vergleichbar, ziehen von den Ciliarfortsatzen kommond, deren aussersten Gipfelimmor freilassend, zur Linse und verschwinden, hier sich wiederholt theilend in der Linsenkapsel spurlos. Der Itreis des Aufhangebandes der Linse zeigt nirgends, auch dem Linsenkolobom gegenuber, einen Defect oder eine Unterbrechung. Der griisseren Ausdehnung des circumlentalen Raumes ent- sprechend aber sind die Zonulafasern im Bcroiche des Linsendefectes langer, ohne in ihrem Verhalten zu Linsenkapsel und Vorsprung am Ciliarkorper irgend eine Abweichung von der Norm zu zeigen. Jedooh sind die Ciliarfortsatze im inneren unteren Abschnitte auffallend kurzer, niedriger, nach aussen werden sio bald langer, hoher, so dass in der Gesammtausdehnung diese Verkummerung der Ciliarfortsatze, von einer kleinen Verschiebung nach innen abgerechnet, fast genau dom Linsendefecte entspricht. Meridionale mikroskopi seli e Praparato vom vorderen Abschnitte des Auges ergaben fur unsere Missbildung nichts Bemerkenswertes. Nachdem, bis auf Spuren von Linsenfasern in dor Gegend des Aquators, diese vollkommen cataractds entartet waren, so lioss sich iiher die so interessante Frage des Verlaufes der Linsenfasern keine Untersuchung anstellen. Alle iibrigen Theile des Augapfels, der auch im hinteren Abschnitte einer genauen Zerlegung unter- worfen wurde, zeigte, abgesehen von senilen Veranderungen, keine Abweichung von der Norm. Da dieser Linsendefect in einem mit Cataracta senilis behafteten Auge gefunden wurde, so liegt. die Frage nalie, ob die Einkerbung wirklicli eine congenitale Anomalie und nicht vielleicht eine durch partielle Schrumpfung des iiberreifen Stares entstanden sei. Zuerst muss hervorgelioben werden, dass man derartige ausgedehnte, ein- seitige Schrumpfungen bisher noch nicht beobachtet hat. In unserem Falle spridit schon die Regelmiissigkeit des Defectes und die Lage desselben gegon die Moglichkeit einer solehen Annahme. Diese wird aber ganz unhaltbar, wenn wir annehmen, dass die Zonula vollkommen intact, ist und in dem entsprechenden Theile eine Streckung auf das 4 — 5fache ihrer ursprilnglichen Lange hatte erfahren miissen, und 3 * 36 dass die Ciliarfortsatze auch gestreckt worden waren, wahrend sie in unserem Falle nach innen unten verkleinert ersc-heinen. So stimmt also alles bestens zur Diagnose eines Coloboma lentis congenitum. Fali X. Defectus iridis congenitus oculi sinistri. Dieses Auge war ein zufalliger Leichenbefund. *) Nach Abpraparirung der Cornea und Sklera, so dass Iris, Corpus ciliare und Chorioidea freilagen (Fig. 8), blieb das Ligamentum pectinatum als fcines Hautchen am Eande der Iris haften. Die innere Halfte der Iris fehlt und ist durch ein zierliches Netzwerk pigmentirter Bindegewebsfaden ersetzt. Dieselben inseriren sich theils an dem Ciliarrande der Eegenbogenhaut, theils an einem derberen Balken, vvelcher median von einem Pupillarrande zum anderen zieht, wo er mit verbreiterter Basis haftet. Einige der Fiiden kleben an der Vorderkapsel der Linse. Das iibrige Auge war normal. Zeichen von Entziindung waren in keinem Theile des Auges nachvveisbar; eine genauere Untersuchung feinerer Details verhinderte die scblechte Conservirung des Auges. Fali XI. Coloboma iridis, corporis ciliaris, zonulio, rotimo et chorioidea 1 !. Schweinsauge von normaler Grosse, stark pigmentirt,. Makroskopischer Befund. Der Spalt der Iris ist nach unten gekehrt, schmal und reicht nur wenig liber den Pupiliarrand der Iris in das Parenchym derselben. Das Relief der Vorderflache der Iris ist besonders in ihrer oberen Halfte schon entwickelt; die Iris ist oben viel breiter als unten. In derunterenMittellinie des Ciliarkorpers verliiuft ein gelblicher Wulst, welcher beilaufig den Raum von zwei Ciliarfort- siitzen einnimmt. Unmittelbar daran schliesst, sich ein pigmentarmer Fleck der Chorioidea von beilaufig 3 mm Liinge und 2 mm Breite. Seine langere Dimension ist meridional gelagert, sein hinteres Ende abgerundet; mit seiner spit.zen Vorderhiilfte drangt er sich gewissermassen gegen den den Spalt in Ciliarkorper ausfiillenden gelblichen Wulst. Mikroskopischer Befund. In unmittelbarer Nahe der Iris ist der Spalt des Ciliarkorpers nur angedeutet durch einen tieferen Recessus zwischen den Ciliarfortsiitzen oder *) Bereits publicivt in Wedl—Bock, Pathologische Anatomie des Auges. Wien 1886, S. 407, Fig. 191. 37 dureli ein mehr oder weniger starkes Auseinanderweichen derselben. (Fig. 21.) Die pigmentirte Bindegewebslage (b) zwischen den Fortsatzen und dem Ciliar- muskel ist breit und locker. Der Ciliarmuskel (a) ist im Bereiche der ganzen Spalte unterbroehen und verschmiilert sich bis zur Mittellinie allmiihlich und endet daselbst zugespitzt. Die uveale Pigmentsehichte reicht nur wenig in den Spalt hinein und endet nalie dessen seitlicher Begrenzung mit kolbiger Ver- dickung. Dasselbe gilt fiir die unpigmentirten Zellen der Pars ciliaris retina;. In der Mitte der Spalte erhebt sicb ein Hocker (d), der am Durchschnitt dreieckig gestaltct mit seiner Spitze gegen das Innere des Auges gekehrt ist. Diese aus pigmentirtem Bindegewebe besteliende Hervorragung findet man der ganzen Spalte entlang, so dass man es hier also mit einer den Spalt uberziehenden Leiste zu thun bat. Unmittelbar hinter der soeben beschriebenen, der Regenbogenhaut nahe gelegenen Region, gesellt. sich zu den genannten Veranderungen in dem medialen Theile des Ciliarkorpers nocli eine abnorme Bildung, welclie dem makroskopisch beobaebteten gelben \Yulste entspricht. Der die temporale Seite des Spaltes begrenzende, et.was gedrungenere Ciliarkorper ist der Trager eines in das Innere des Auges reichenden koulenformigen Fortsatzes, welc,her an den Durcli- schnitten schon mit freiem Auge als molmkorngrosser Kbrper zu selien ist. Er besteht. aus zahlreichen Faltungen und Windungen, welche ineinander greifend die Wiinde zahlreicher grosserer und kleinerer Holilraume bilden. Wahrend die aussere Hauptumgrenzung des ganzen Gebildes und manche der Falten im Inneren eine scharfe Contour zeigen, entbehren manche Holilraume dieser nach einigen Richtungen, so dass die Cysten miteinander communiciren. Das ganze Gebilde lasst sich direct verfolgen aus den hohen unpigmentirten Zellen, welche die Ciliarfortsatze iiberkleiden, und reprasentirt so eine aus Faltungen dieser hier ubermassig entwickelten Schichte zustande gekommene abnorme Bildung. Der mehrfach veranderten Stellung des betreffenden Ciliarfortsatzes entsprechend, hat auch das keulenformige Gebilde eine verschiedene Lage: Bald geradeaus gegen den Mittelpunkt des Auges gerichtet, bald gegen die Mittellinie der Spalte geneigt,, uberdeckt es bisweilen das Kolobom vollstandig, oder ist so horizontal gestellt, dass es mit einem Theile im Bereiche der Spalte liegt, mit dem anderen aber die medialen Ciliarfortsatze beruhrt. Auf diese Weise verandert, sich die genannte Keulenform in einen quer gelagerten Wulst. Besonders bei der ersteren Gestaltung ist der Vergleich mit einem Polypen sehr naheliegend, umsomehr, als sich die uveale Pigmentsehichte des betreffenden Ciliarfortsatzes stielformig in die Hervorragung verfolgen lasst. An der Basis dieser abnormen Bildung haben die hohen Zellen der Pars ciliaris retinse ihr Aussehen voll¬ standig bewahrt, je weiter man aber diese in den Faltungen gegen die obere Hiilfte zu verfolgt, desto mehr verandern sie sich. Sie werden schlanker, starker in die Liingo gestreekt und durcli die Faltungen gegeneinander gedrangt, dass sie in dem so entstandenen Hohlraum radiiir gestellt nur an der Peripherie eine nennenswerte Breite haben, im Centrum dagegen vollkommen zugespitzt sind. Derartige Holilraume erinnern lebhaft an Querschnitte schlauchformiger Driisen mit den sie auskleidenden Epithelien. An manchen Stellen der Peripherie sind die Zellen hyalin verquollen oder auch fettig degenerirt, so dass man keine Kerne mehr nachweisen kann, walirend in den tiefer gelegenen Partien die Deutlichkeit und der Reichthum an Kernen ein auffallender ist. Diese so stark veranderten Zellen lassen sich nur mit Zuhilfenahme der verschiedenen Ober- gangsformen als der Pars ciliaris retinse zugehbrig erkennen. Es muss noch erwahnt 38 werden, dass die Scliichto dcs Uvealpigmentes des gewdssermassen den Stiel bildenden Ciliarfortsatzes an seinem hochsten Punkte klafft und durch die so entstandene Spalte fibrillares Bindegewebe in die nachst gelegenen Faltungen der gevracherten Pars ciliaris retinse ziehon. Die L in s e ist normal. Die Fasern der Z o nul a Z i n n i i fehlen aber im Bereiche der Spalte und des ihre temporale Seite begrenzenden Ciliarfortsatzes, wabrend sie sich sonst normal inseriren. Schnitte, durcb das Kolobom der Aderhaut in frontaler Riehtung gefiibrt, ergeben: Die Skl er a ist iiberall verdunnt; ihr netzformiges Strickwerk der Fasern ist deutlich; die in den Lucken desselben befindlichen Quersclmitte von Fibrillen sind in der inneren Hiilfte der Sklera zablreicher als in der ausseren. Das Netzwerk von Fasern ist besonders diclit und kleinmasohig in dem gleich zu beschreibenden Hoeker der Lederhaut, weleher besonders in der vorderen Hiilfte des Goloboma chorioideas deutlich vorspringt. Derselbe erhebt sich in einer Hohe bis zu 1 mm iiber das Niveau der Sklera und ruht auf dieser mit breiter Basis. Wahrend er auf der nasalen Seite allmahlich iiber das Niveau der Lederhaut ansteigt, ist auf der temporalen Seite der Unterschied der Ebenen desto auffallendor, als knapp neben ihm die Sklera eine Grube zeigt, welche fast immer dieselben Dimensionen bat als der Hoeker. In der inneren Hiilfte desselben ist das Binde- gewebe aueh pigmentirt. Die Chorioidea lasst sich sammt Lamina fusca bis zum Hoeker ver- folgen. Auf der lateralen Seite ist die Aderhaut mit dem Hoeker durch lockeres pigmentirtes Gewebe verbunden, welches in die beiden genannten Bestandtheile unmerlclich iibergebt. Die Grube aber wird von eben solehem Bindegewebe uber- briickt und theihveise auch ausgefullt; diese Fasern stammen zum grossten Theil aus der Lamina fusca, iiberhaupt den ausseren Schichten der Aderhaut; andererseits betheiligt sicli daran auch derbes Bindegewebe, welches aus der der Grube zugekehrten Fliiclie des Ilockers spornartig vorspringt. Ilieses pigmentirte Bindegewebe uberzieht die Kuppe des Hockers und stellt so eine Verbindung her zwischen den Randern.der hier unterbrochenen Chorioidea. Auf der Hohe des Hockers, um ein geringes gegen die Rinne zu versclioben, findet man ein beilaufig 1 mm langes und 025 mm breites Gebilde, welches zwischen die an den Randern des Vorsprunges der Lederhaut scharf absetzende Retina eingeschoben ist. Dasselbe entspricbt einer vielfach gofalteten, theils schwiolig, theils cystos degenerirten Netzbaut und erinnert so bald an die Retina in der Nahe der Ora serrata von Greisenaugen, bald an schwielige Degeneration nach Chorioiditis plastica. Untersucht man dieses Stiick mit starken Vergrosserungen, so kann man in demselben von Netzhautbestandtheilen nach- weisen: Limitans externa; verdicktes, durcheinander geworfenes und durch Hohlraume getrenntes Stiitzgewebe; Andeutung von Kornerschichten und einer inneren Grenzmcmbran; Gefiisse, und endlich am auffallendsten die pigmentlosen Zellen der Pars ciliaris retinse, welche, stark vergrossert, gestreekt sind und stellenweise hyalin verquollen erscheinen. Aus ihrer Anordnung erhellt es, dass dieser Netzhautwulst mehrfach gefaltet ist. Ausser den genannten Bestandtheilen kann man in manchen Schnitten zellige Gebilde sehen, welche sich trotz ihrer Veranderungen mit Ganglien und mit Zapfen vergleichen lassen. Das Uvealpigment fehlt im Bereiche der Spalte vollkommen. 39 libersicht des Befundes. Ausser einem seichten kerbenformigen Defect am unteren Pupillarrande der Iris ist ein Spalt der Zonula und des Ciliarkorpers vorhanden, der durcli eine wulstformige Wucherung der unpigmentirten Zellen der Pars ciliaris retinae ausgefullt ist. Diese Zellenanliaufung sitzt dem temporalen Ciliarfortsatz auf und ragt keulenformig in den Glaskorperraum. Der Spalt, durcli Auseinanderweichen der unteren Ciliarfortsatze entstanden, wird seiner ganzen Lange nach von einer mit spitzer Kante in ihn reiclienden Leiste aus pigmentirtem Binde- gewebe durchzogen, welclie sich im Gebiete des Defectes der Aderliaut in einen derben, dem Innenrande der Sklera aufsitzenden Hocker fortsetzt. Im Gebiete des Ciliarspaltes felilt die ganze Pars ciliaris retime, und der Ciliarmuskel ist unterbrochen. Die gespaltene Aderliaut inserirt sich an dem genannten Skleralhocker, mit welcliem sie durcli lockeres Bindegewebe zusammenliangt. Die Retina reiclit mit ihren verschiedenen Schichten bis an den Spalt lieran, dann aber hort das Pigmentepithel vollkommen auf und die mediane Gegend ist aus¬ gefullt von einer wulstformigen Gewebsmasse, welche einer schwielig veranderten, cystos degenerirten Netzliaut mit reichlicher Wucherung unpigrnentirter Epithelzellen entspricht. Fali XII. Coloboma iridis duplex, corporis ciliaris, chorioideae et retina 1 . Schweinsauge von mittlerer Grosse, stark pigmentirt. Makroskopischer Befund. Das Kolobom der Iris nach unten ist auffallend spite, schmal und reicht nicht bis zum unteren Ciliarrand. Nach oben ein wenig lateralwarts ver- sohoben, hat der Pupillarrand der Iris eine seichte Kerbe, deren Rand pigmentirt ist. Dioses Pigment zeigt zahlreiche kloine Zacken; derartige Pigmenthervor- ragungen sind liesojiders deutlich entwiekelt an jener Stelle, wo der Rand der Kerbe in den der Pupille iibergeht, so dass hier ein pigmentirter Sporn radiiir gestellt, vorspringt. Das Relief der Vorderflache dor Rogenbogenhaut ist, was ihre radiiire Zeichnung anbetrifft, schon entwickelt; von circnlaren Fasern ist aber nichts zn sehen, ausser man betracbtete als Ausdruck derselben einen breiten Pigmentsaum, welcher dom Pupillarrande annahernd parallel verlaufend denselben umzielit, aber hart am unteren Ende des Koloboms ungcschlossen aufhort. 5 mm vom unteren Ilornbautende entfornt ist die Sklera in einer 8 mm langen und 4 mm breiten Zone prominent, stark verdiinnt, durchscheinend und hebt sich durch dunklere Farbe von der Umgebung ab. An dem hinteren Rande dieser Hervorragung heftet sich der Musculus rectus inferior an. Der 40 Glaskorper haftet in dem Goloboma c li o r i o i d e;« sebi' fest. In der nnteren Medianlinie verlauft. im Ciliarkorper ein gelblicher Wulst,, vvelcher ein Stiick liber die Ora serrata hinansreicht. Linse normal. Mikroskopischer Befund. Die oben erwahnten, den Rand des oberen Koloboms der Iris iiberragenden pigmentirten Fortsatze sind Excrescenzen des Uvealpigmentes. Die morphologischen und liistologisc.ben Dotails der Spalte des Ciliarkorpers stimmen mit den bei Nr. XI beschriebenen iiberein. Die verschiedene Grosse der Spalte, die un- gleichmassige Entivickelung der sie begrenzenden Ciliarfortsatze, das Hiniiberneigen iiber die Spalte, die keulenformigc Wucherung der pigmentlosen Zellen der Pars ciliaris retinae auf dem temporalen Ciliarfortsatz, die Unterbrecliung des Uvealpigmentes und der in der Spalte sitzende dreieekige Bindegevvebshocker sind anch liier vorhanden. Hiezu kommt, noch, dass aucli die Skl er a, in ihrer Medianlinie verdickt, spitzliockerig gegen das Innere des Auges vordringt, dagegen unmittelbar hinter dem Corpus ciliare sich verdiinnt. Der Ciliai-mnskel weist keine offene Spaltung auf, sondern, der Verziehung des Ciliarkorpers nach riick- warts entsprechend, findet man Muskelbiindel von verschiedener Starke an den verschiedensten Stellen. Die Retina scbliesst sich auf der lateralen Seite an diese Bildung an, und es fehlen dann in diesem Bereiche die Ciliarfortsatze vollstšindig. Medial vom Spalte dagegen sind niedrige Ciliarfortsatze reichlich vorhanden und die Retina findet man dann erst in einer betriichtlichen Strecke von der Medianlinie entfernt. An meridionalen Schnitton {Fig. 22), welche das beschriebene keulen- formige Gebilde (d) anniihernd in seiner Mitte treffen, bemerkt man, dass aus seinem Stiele eine breite Strasse von Kornern sich entwickelt, und mit der Retina (#) in unmerklichem Ubergange versclimilzt. An solchen Schnitton sieht. man auch sehr gut das Verhiiltnis zvvischonC o rp u s ciliare und C horioide a (/) mit der intercalirten Schichte pigmentloser Zellen als Fortsetzung der Pars ciliaris retina;. Hervorzuheben ist noch die stumpfe Endigung des Ciliarkorpers nach ruckivarts. Wenn die Netzhaut, auch normal ist und schon knapp bei ihrem Anschlusse an die Medianlinie ihre Schichten deutlich zeigt, so sind diese doch in der Niihe der Wucherung der Pars ciliaris retina; von kleinen Cysten durch- setzt. Der Winkel zwischen der vorspringenden Wucherung und der Netzhaut ist durch daselbst fest anhaftenden, an korperlichen Elementen reiclien Glaskorper ausgefullt. In der ganzon Umgebung des Spaltes ist das Gewebe nnter dem Uvealtractus kleinzellig infiltrirt. In dem Bindogewebe manches Ciliarfortsatzes liegt ein Nest von Rundzellen. Schnitte durch das Coloboma chorioidese et retin® [Fig. 32) zeigen, dass der Boden desselben durch ein der Lederhaut almliches, aber sehr diinnes, geschiclitetes Gewebo gebildet wird. Zu beiden Riindern der Spalte, deren Boden stark ektatisch ist, steigen unter einem Winkel von beilaufig 45° zwei sporn- artige Fortsiitze (h) der Sklera (a) in die Ilohe, welche an der Aussenfliiche durch cine tiefe Furche markirt sind. Diese letztere bildet die Gronze zwischen dem eigentlichen skleralen Gewebe und dem Boden des Koloboms. Betreffend des Faserlaufes ist hervorzuheben, dass der Boden des Koloboms von Fibrillen gebildet wird, deren Zusammenhang mit den Fasern der Lederhaut nur an einigen Stellen nachzuweisen ist, so dass man sie nicht als directe Fortsetzung 41 der eigcntlichen Fasern der Sklera betrachten darf. Die Skleralfasern betheiligen sicli auch an der Bildung der genannten Sporne. Der Korper dieser ist von einem dichten, nach verschiedenen Richtungcn verlaufenden Fasergeflechte gebildet. Das Bindegewebe, ivelehes den Boden des Koloboms fonnt, ist kem continuirliches, sondern an mehrfachen Stellen unterbrochen, so dass Liicken verschiedener Grosse entstehen. Bei der Vergleichung mehrerer aufeinander folgendei' Schnitte findet man, dass plattenartige Biindel von Fasern iiber- und nebeneinander gelagert sind, wodurch eben die genannten Liicken entstehen. Eine besonders auffallonde derartige befindet sich annahernd in der Mitte des Kolobombodens, deren Bedeutung noch spater hervorgehoben werden soli. Kleine kammformige Erhebungen von der Innenflache des Koloboms sind directe Fort- setzungen der Fasern derselben und theilen so die Hohlung in kleinere und grossere Abschnitte. (Dies gilt besonders fiir die Peripherie des Koloboms, so dass diese Details in die Abbildung niolit aufgenommen vrarden.) An der Aussen- fliiche des Koloboms • — vornehmlich an seiner lateralen Seite (e) — befinden sich zahlreiche kleine Buchten, welche die iiussere Oberflache der Ektasie hockerig erscheinen lassen. Diese Vertiefungen sind alle ausgefiillt mit einem dichtverfilzten Bindegewebe, welches fast in der ganzen Mittellinie des Aug- apfels zu finden und mit der Sklera eng verwachsen ist. Ausser Bestandt.hoilen der iiusseren Augenmuskeln findet man in diesem Bindegewebe zahlreiche diinn- wandige Gefiisse mit nicht unbetrachtlichem Lumen, welche auf frontalen Schnitten moist, langs getroffen sind. Sie sind besonders lateralvviirts (e) in ein grosseres Biindel vereinigt, welches stellenweise in der iiusseren Furche zwischen Sklera und Kolobomboden eingebettot ist. Die Chorioidea (b) und Lamina fusca reichen auf der temporalen Seite et,was liber die Hohe des Spornes, medial horen sie schon ziemlich weit vor dieser Grenze auf. Dasselbe Verhaltnis zeigt das Uvealpigment und die Netzhaut (c). Ganz besondere Verhaltnisse aber machen sich im Bereiche des Koloboms gelt.end, und zwar sollen zuerst. jene Schnitte Berucksichtigung finden, welche durch den oberen und vorderen Theil des Koloboms gehen. An der medialen (in der Zeichnung rechten) Seite ist das Verhaltnis der einzelnen Schichten zu- einander ein einfaches. Die Chorioidea (h) sendet, am Sporne angekommen, iiber denselben hinaus nur ein paar sparliche Bindegewebsziige. Die Retina (c) dagegen verliert, beim Sporu angekommen, plotzlich ihre deutliche Schichtung, ldst sich in ein dichtes Gowirre von Fiiden (d) auf, welches mit Komerzellen nur sparlich durchsetzt, die, Hohe des Spornes iibcrschreitet und an der Innen- fliicho desselben hinabsteigt. Die zwischen dem geneigten Sporne und dem Boden der Ektasie bestehende Hohlung vvird so theilweise ausgefiillt, Aus dem inneren Rande dieser Anschwcllung '(d) zweigt ein ausserordentlich diinnes Hautchen ab, welches liber den Boden des Koloboms hinzieht und sich an der entgegengesetzten Wand desselben mit der dortigen Bedeckung des Spornes ver¬ einigt, Dieses Hautchen ist sehr scharf eontourirt und liegt bald dem Boden des Koloboms eng an, bald uberhriickt es die oben erwiihnten Buchten und Ver¬ tiefungen. Der Raum zwischen Membran und Boden des Koloboms ist durch grobkorniges Gerinnsel ausgefiillt. Auf der lateralen (linken) Seite sind die Ver¬ haltnisse iihnlich, nur sind hier die Hypcrplasien der Abkommlinge der Netzhaut und ilirer Epithelzellen viel machtiger. Schon ein betrachtliches Stiick vor dem Sporne hort die Chorioidea ( b ) als solehe auf und verliert sich in zugespitztem pigmentirten Endc mit einer pigmentlosen Schichte, welche der Dicke nach eine 42 normale Aderhaut um das dreifaclie iiberragt, in dem den Sporn uberziehenden Gewebe (d). Diese Schichte besteht aus epithelioiden Zellen, welcbe trot.z ihrer ge- drangten Stellung unschwer eine Anordnung in zierlich geschlangelter Linic erkennen lassen. Mit den von der Netzhaut (c) kommenden Fibrillen vereinigt, iibersetzt sie dic Hohe des Spornos und gelangt an dessen Innenflache, wo sie mit kolbiger Anschwellung in einiger Entferming vom Boden des Koloboms stumpf endigt. Dem Punkte entsprechend, wo die Chorioidea mit ihrem Pigmente absetzt, hort auoh die regelmassige Schichtung der Retina auf, sie geht in cine aus diffus aneinander gelagerten Fasern bestehonde Schichte iiber, welche mit der eben beschriebenen Zellage verschmilzt und denselben Weg wie diese einschlagt.. In den weiter nach ruckwarts gelegenen Theilen des Koloboms machen sich den eben geschilderton Partien gegentiber einige Unterschiede bomerkbar, welche abor hauptsachlich nur gradueller Natur sind. Die Sporno sind niedriger, das Kolobom ist seichter, die der Retina und Chorioidea entspringenden Schichten sind nieht so massig entwickelt. Nur das den Boden des Koloboms iiborziehonde Bindegevrebe gewinnt hier stetig an Machtigkeit. Del’ Ilohlraum der Spalte ist von zahlreichen, seinem Boden annahernd parallel verlaufenden, iiusserst zarten Bindegewebsstrangen durchzogen, welche gleicbzeitig ein Geriiste fur den ilmen anhaftenden Glaskorper abgeben. Diese Bindegewebsbalken stehen theils mit dem Gewebe, welches die Hohlung auskleidet, in Verbindung, theils mit den gleieh zu beschreibenden Blutgefassen, welche von aussen eindringen. Wie schon erwahnt, bemerkt, man an der Aussenflacho der Sklera in ihrer vorderen Mittel- linie gefiissreiches Bindegeivebe, welchcs mit ihr fest verwaehsen ist. In der lateralen Furche zwischen dem Boden des Koloboms und dem Ansatze des Spornes liegt ein Biiiidel langgestreckter Gefiisse (e), welche nach Durchbohrung der Wand in der inneren Hohlung des Koloboms auftauchen, mit Beibebaltung ihrer gestreckten Richtung, bei ausserordentlicher Starrheit ihrer Begrenzungen (/). Durch diese Gefiisse wird das Gewehe im lateralen Theile des Koloboms stark in Unordnung gebracht und man sieht stellenweise die Gefiisse in Nestern von Zellen und Kniiueln von Fibrillen stecken. Ansserdem durchbohrt cin grosseres Gefiiss den Boden des Koloboms et,was nach innen von der Mittellinie des- selben (bei g). Es ist zu beiden Seit.en auffallend breit von Bindegewebe bo- gleitet, welches, von der Wand des Koloboms gewissermassen eingeschniirt, sowohl ausserhalb als auch innerhalb der Ektasie fiicherformig auseinander strahlt, so dass dieses ganze Biindel sandulirformig gestaltet ist. Nachdem die Gefiisse die Hohlung des Koloboms betreten haben, verasteln sie sich nicht mehr weiter, sondern gehen in bindegewebige Fortsatze iiber, welche violfach mit den oben erwahnten, im Kolobom sich spannenden Faserztigon im Zusammen- hango stehen. Ausser diesen beschriebenen hauptsachlichsten Durchbruchspforten der Gefiisse gibt es auch noch im medialen Kolobomanthoil Stellen, wo kleine Gefiiss- stammchen die Wand der Ektasie perforiren. Aber nur eine verschwindende Minderheit derselben erreicht den Innenraum. Die grosste Mehrzahl endigt schon in der Wand selbst,, doren Gewebe so von kleinen Hohlraumen durchsetzt ist (in der Fig 32 rechts). Diese sind mit feinkornigem Gerinnsel angefullt, im Gegensatz zu den oben beschriebenen grosson Gefiisson, welche bis zu ihrem tlbergange in die bindegewebigen Balkon fast durchvvegs mit Blut gefiillt sind. An diesen Balken haftet in breiten Schichten Glaskorper, welcher kaum merldich gefaltet nur spiirliche zellige Elemente aufweist. 43 tibersicht des Befundes. Die Iris hat ausser einer spitzen unvollstandigen Spalte nacli abwarts noch einen zweiten Defect, welcher als seichte Kerbe am oberen Pupillarrand sitzt. An semen beiden Ubergangsstellen in denselben springen Excrescenzen der hinteren Pigmentscliiclite der Regenbogenhaut vor. Nur das radiare Relief ist vorhanden; der ganze Pupillarrand ist von einem an der Spitze der Koloboms offenen Pigmentsaum umgeben. Die Verhaltnisse des Coloboma corporis eiliaris stimmen mit jenen des XI. Falles izberem. Die vom XII. Falle gemachten Meridionalschnitte durcli die Mitte der Spalte haben einige bemerkenswerte Deta.il s zutage gefdrdert. Vor allem den directen Ubergang der Wuchernng der pigmentlosen Zellen der Pars eiliaris retinse in die normale Netzhaut. Zwisehen diese Gebilde ist ein breites Lager von Kornern eingeschoben, welches einerseits in den Stiel der Wuclierung verfolgt werden kann, andererseits ganz unvermittelt in die Netzhaut iibergeht. Weiters ist zu sehen, wie die Pigmentepithelzellen der Netzhaut, der Chorioidea sehr eng anliegend, durcli ein Band pigmentloser epithelioider Zellen mit dem Saume der boben Epitbelzellen der Pars eiliaris retina; zusammenhangen. Das Bindegewebe im Bereiche des Ciliarkorpers, sowie die anschliessende Lederbaut sind reichlich kleinzellig infiltrirt. Die Sklera erhebt. sicb in der Gegend der Ciliarspalte mit hockeriger Verdickung der inneren Oberflache. Im vorderen Abschnitte der unteren Augapfelhalfte findet sich eine elliptisehe, meridional gestellte mediane Ectasia sclerae, welche an beiden Seiten scharf begrenzt und steil abfallend nach vorne und ruckwarts aber muldenformig in die normalen Partien ubergebt. Der Boden der Ektasie wird von einer sehr diinnen Binde- gewebslage gebildet, deren Fasern zum Theile den ausseren Scliichten der Sklera entstammen, theils finden sich bindegewebige Zapfen und Platten, welche in diese Wand eingelagert sind. Die letzteren sind dacbziegelartig oder schuppenartig iibereinander verschoben, und lassen zwischen sich Hohlraume, welche mit Gewebsdetritus angefiillt sind; die Zapfen uberragen das Niveau des Bodens der Ektasie an mehreren Stellen und reichen in den Hohlraum derselben. Sie bilden die Anheftungspunkte fur bindegewebige diinne Striinge, welche den Innenraum der Ausbuchtung durcbziehen und mit dem an zelligen Elementen etwas reicheren Glaskorper in inniger Verbindung stehen. Die seitliche Begrenzung des Defectes wird gegen die normale Sklera durcli zwei kraftige Sporne gebildet, welchein einem Winkel von beilaufig 45° gegen die Mittellinie geneigt sind. An ihrer ausseren 44 und inneren Seite von skleralen Fasern uberzogen, bestehcn sie ihrer Hauptmasse nach aus derben Fibrillen, welclie in verschiedenen Richtungen verlaufen, so dass in den betreffenden Durchschnitten quer- und langsgetroffene mit schiefen abwechseln. Der Ubergang von normaler Sklera in diese Sporne bildet aucli so ziemlich die Grenze flir Chorioidea und Retina in ihrem Verhalten zum Defecte. Sie reichen mit normalem Aussehen bis hart an die Sporne heran, wandeln sich aber dann plotzlich in jene Schichten um, welche in das Bereich des Defectes treten; die eigentliehe Chorioidea hort vollkommen auf; die ihr eng verbundenen pigmentirten Epithelzellen der Retina verlieren aber dann ihren Farbstoff und bilden eine die Aderhaut an Dicke bedeutend iiberragende Schiclite, in welcher die gewuchevten Epithelzellen in zierlieh geschlangeltem Bande weiter- ziehen. Die tsetzhaut wieder lost sich in ein Stratum feiner Fibrillen auf, zwischen denen Inseln von Kornern deutlich sichtbar sind. Diese beiden eben beschriebenen Gewebslagen vereinigen sich ohne deutliche Grenze zu einer einzigen Schichte, welche die Hohe des Spornes iibersehreitend nach abwarts steigt, die Innenflache der Seitenwande des Koloboms iiberkleidet und nahe dem Boden desselben mit einer kolbigen Verdickung endet. Ein feines, scharf contourirtes Hautchen (Limitans interna) iiberzieht nicht nur die Innenflache dieser neu- gebildeten Schichte, sondern aucli den Boden der Ektasie. Sie liegt demselben nicht unmittelbar an, sondern lasst zwischen sich und ihm einen schmalen Zwischenraum, welcher mit Gerinnsel angefullt ist. Durch diese Membran sind die neugebildeten Gewebsschicliten der beiden Seiten miteinander verbunden. Der Sklera haftet ihrer unteren Medianlinie entsprechend dichtes Bindegewebe an. Dasselbe ist in der vorderen Halfte an Gefiissen reich, besonders aber im Be- reiche der Ektasie und ihrer unmittelbaren Umgebung. Diese Gefasse — vor allem in der Aussenbucht zwischen Sklera und lateralem Sporne enge aneinandergedrangt— durclibohren die Sklera, um in den lnnenraum der Ektasie zu gelangen. In der erwahnten Bucht vollfiihren sie dies mit einem geschlossenen Biindel, dessen Gefasse nicht mehr mit Blut gefiillt und mit eigenthiimlich aussehenden starren Wandungen versehen sind und wie ein langer Stachel hineinragen. Ein grosseres Gefiiss, von lockerem Bindegewebe begleitet, perforirt den Boden des Koloboms annahernd in seiner Mittellinie. Kleine Gefasse, oder von ihnen abstammende Bindegewebsstrange gelangen durch die oben erwahnten Liicken des Bodens der Ektasie in das Innere derselben. Manche der Gefasse sind mit den das Innere des Koloboms durchsetzenden Bindegewebsstrangen verbunden. 45 Fali XIII. Goloboma iridis duplex, corporis ciliaris, chorioideae, retinam, lenti s et zon ul se. Schweinsauge, mittelgross, stark pigmentirt; allem Ansclieine nach das zweite Auge zu Nr. XII. Makroskopischer Befund. Die Iris zeigt bis in die kloinsten Einzelheiten dieselben Veriinderungen als wie bei Nr. XII, nur ist das Kolobom der Iris ein wenig nach innen unten verschoben. Auf der Vorderkapsel der Lin s e kein Pigment,, an ihrem unteren Rando eine kleine Kerbe, welcher auch ein Defect der Zonula Zinnii entspricht. Der Glaskorper lasst sich in der Medianlinie nur schwer loslosen. In der Spalte des C i 1 iar k d r p er s liegt ein mit, der Retina zusammenhangender gelblicher Wulst. Die Netzhaut ist, mit ihrer Unterlago test verwaclisen und zeigt medial- vviirts von dieser Falte eine furchenformige Einzieliung, unter welcher jenseits der Ora serrata ein gelblicher Streifen durchschimmert,. Mikroskopischer Befund. Die Iris und das Kolobom des Corpus čili are bicten dieselben Details als wie bei Nr. XII. Der Spalt ist aber schmaler, wohl deshalb, weil die Ciliar- fortsiitze von beiden Seiten gegen den Defect geneigt sind. Die Spalte besitzt hier einen der inneren Oberfliiche des Augapfels parallelen Verlauf, also keine bindegewobige Protuberanz. Die polypenahnlieh vorragende \Vucherung der Pars ciliaris retina; ist bier gross und stimmt, in ihren Details mit der bei Nr. XI beschriebenen uberein. Ilervorzuheben ist jedoch, dass das Ilindegewebe im Gebiete der Spalte des Ciliarkorpers nicht nur sebr reich an Pigment, sondern auch mit Rundzellen infiltrirt ist. Von hier aus gehen auch Strassen derselben, welche sich dureh das Bindegewebe des Ciliarfortsatzes bis in die Basis der keulenformigen Wucherung verfolgen lassen. Solange deutlich entwickelte Ciliarfortsiitze vorhanden sind, zeigt die Sklera keine Veriinderung und das beschriebene keulenformige Gebilde liegt in einer seichten muldenformigen Grube des ganzen Ciliarkorpers bei sehr geringer Entwickelung desselben und medianer Unterbrechung des Musculus ciliaris. Im weiteren Verlaufe nach riickwarts aber {Fig. 25) erhebt sich aus der Sklera (a) eine leistenfiirmige Ver- dickung derselben, welche den unteren Theil des Coloboma corporis ciliaris und das Coloboma chorioideae durchzieht. An der Aussenseite entspricht diesem Hocker eine meridional verlaufende kauni angedeutete Furche derselben. Der Uvealtractus ( b ) endet, an den beiden abfallenden Wanden des Hockers, welche umsomehr in ihrer Hohe der Breite der Sklera gleichen, als der Hocker von der normalen Sklera von beiden Seiten dureh eine ihm parallel verlaufende Furche getrennt ist. Die Leiste bestcht, aus der Lederhaut gleichendem Gewebe und ist dureh kleinzellige Inflltration desselben und reichliche Pigmentirung ausgezeiclmet. Je nach der Hohe, in welcher der Schnitt liegt, ist der angrenzende Uvealtractus noch mit Ciliarfortsatzen versehen oder reprasentirt schon Chorioidea. An der Grenze dieser beiden Bezirke sieht man besonders deutlich die Anlagerung der Hockers. Wie schon envalmt, hort, der Uvealtractus an den Seitenwanden des Hockers auf, die Lamina fusc.a (c) verfilzt. sich mit dem straffen Bindegcvrebe der Leiste, das Epithel der [Ivea aber setzt mit seinen pigmentirten Zellen am Hocker scliarf ab, und eino zierlich gofaltete Schichte lebliaft gewucherter pigmentloser Zellen uberzieht die Hohe des Hockers und bildet so gevvissermassen eine Aus- fiillung der uvealen Spalto. Die Verbindung jedocb ist nicht iiberall eine voll- kommene, weil im untersten Abschnitte des Ciliarspaltes und im obersten des Koloboms der Chorioidea noch ein niedriger Theil der keulenformigen "VVucherung der Pars ciliaris retina; zu finden ist, welcbe sich in den nasalen Theil einschiebt. Bemerkenswert ist, dass liier eine starke Verziehung der einzelnen Schichten in Betreff ihres Verhaltens zum ganzen Augapfel zu verzeichnen ist; denn solange die genannte keulenfonnige Wucherung vorhanden ist, findet man im medialen Antheile des Auges noch keine Netzhaut, sondern nur Ciliarfortsiitze oder dcren Andeutung mit verbreiterter Pars ciliaris retimc, wahrend auf der lateralen Seite schon relativ hoch die Netzhaut mit allen ihren Schichten sich der Chorioidea eng anschliesst und vom Rande des Hockers angefangen ohne diese in die oben erwahnte, die Kuppe des Hockers bedeckende Schichte cpithelialer Zellen ubergeht, und so indirect auch mit der polypenahnlichen Wucherung der Pars ciliaris retina; in Zusammenhang steht. Im Bereiche des Koloboms der Aderhaut. zeigt die Sklera nach aussen nicht nur die schon makroskopisch erwahnte seichte Furche, sondern flacht sich auch nach beiden Seiten ab und wird diinner, wodurch die mediane Leiste der Lederhaut desto deutlicher vorspringt. Auch hier hort der Uvealtractus zu beiden Seiten des Hockers auf und ist durch die Lamina fusca mit ihm verwachsen. Die Netzhaut streicht ohne Unterbrechung liber die Kuppe der Leiste, verliert hier vollkommen ihre Differenzirung in einzelnen Schichten und macht sich als solche hier nur bemerkbar durch eine ihre normale Dicke beilaufig um das Doppolte ubertreffende Gewebslage, deren iiussere Halfte mit dom Hocker fest verbunden ist, deren innero aber in vielen Schnitten durch leichtes Klaffen sich losgelost hat. Die iiussere Halfte zeigt normale Schiclitung, die innere dagegen besteht aus Rudimenten der ubrigcn Netzhautschichten, welche hier ganz unregelmassig durcheinander geworfen sind, so dass man ohne histologische Details nur Fibrillen und Komer unterscheiden kann. Die Un- deutlichkeit des Bildes wird noch erhiiht durch die zaldreichon grosseren und kleineren Cysten, welche diese Schichte durchsetzen. {Mg. 25, cl.) Ubersicht des Befundes. Das Kolobom der Iris und des Corpus ciliare ist dasselbe wie in Fali XII. Rundzelleninfiltration findet sich im Bereiche der Ciliar- spalte, voji wo aus Strassen von Rundzellen in die Ciliarfortsiitze und nach riickwarts in die Sklera in der Gegend des Coloboma chorioidea; ziehen. Die Linse hat eino seichte Kerbe an ihrem unteren Rande; dem entsprechend ist auch die Zonula Zinnii mit einer Llicke ausgestattet. Von der hinteren Begrenzung des Ciliarspaltes angefangen, erhebt sich an der Innenflache in der friiher normalen Sklera eine meridional ziehende mediane, mit einem Kamm nach oben verseliene Leiste, welche zu beiden Seiten von tiefen Furchen begleitet ist. — 47 Diese bilden die Grenze gegen die normale Sklera. Der Leiste ent- sprechend, verlauft an der Aussenflache der Sklera eine seiehte Rimi e, einer Einziehung oder einem Eindruck vergleichbar. Im Gebiete des Coloboma chorioidea! hort die Aderhaut an den beiden Seiten des medianen Skleralhockers scharf auf, die Fasern ihrer Lamina fusca aber gelien in das Bindegewebe derselben iiber. Die pigment- losen Epithelzellen firllen den Defect mit einer wulstformigen Wucherung aus, welche mit der Innenwand des Hockers fest verbunden ist. Die Netzhaut reicht mit ihrer normalen Schichtung bis an die Grenze der Spalte lieran, dann aber verdickt sie sieh betrachtlich und zieht als schwielig degenerirte, von grossen und kleinen Cysten durchsetzte Membran iiber den Hocker, resp. die Wucherung der pigmentlosen Epithelzellen, mit welchen sie innig verbunden ist. Im vorderen Abschnitte der unteren Halfte des Aug- apfels macht sich eine starke Versc-hiebung der einzelnen Schichten desselben in topographischer Beziehung dahin geltend, als mediahvarts die Netzhant anniihernd ihre normalen Grenzen gegen die Ora serrata zu einhalt, dagegen laterahviirts sie erst weit nach riickwarts beginnt und diese abnorme Zone durch Ciliarfortsatze oder Rudimente derselben ausgefiillt ist. Fali XIV. Coloboma iridis, corporis ciliaris ehorioide* et retin*. Schweinsauge von normalen Dimensionen. Makroskopischer Befund. Der Iris sp alt ist sehr schmal, das Kolobom des Ciliarkorpers und der Aderliaut gross. Das letztere, 7 mm breit und 85 mm lang, ist elliptiseli gestaitot und bat seine langere Dimension meridional gestellt. Die Grenzen des gelbweissen Defectes sind scharf; derselbe ist von einer sehr zarten Membran bedeclct, welche die Ektasie des Koloboms iiberzieht. Die Peripherie desselben zeigt reichliche Pigmentirung. Der Defect schliesst unmittelbar an den Opticus an und die Lederhaut ist in seinem Rereiche papierdiinn. Mikroskopischer Befund. Der Aussenflache der Sklera haftet in der Medianlinie reicbliches Binde- gewebo. In der Nalio der Iris ausseit sich das Kolobom des Corpus čili ar e vor allom durch Verschiebung der Ciliarfortsatze bei gleichzeitigem, auffallend kraftigem Vorspringen derselben zu beiden Seiten der Spalto, vornehmlich jedoch auf der lateralen. Im weiteren Verlaufe bemerkt man auch hier den kleinen kegel- formigen, in die Spalte reichenden Bindegewebsvorsprung, dasselbe Verlialten des Uvealpigmentes, die starke Prominenz oines breiten Ciliarfortsatzes an der lateralen Seite der Spalte mit auffallender Verbreitung der Schicbte der pigment- 48 — losen Zellen der Pars ciliare retinae, und schliesslich die oystenformige 'VVnchcrungs- bildung dieser auf dem lateralen Ciliarfortsatz. Ilervorzuheben ist jedoch, dass die letztere bedeutend kleiner ist, als in den fruheren Fiillen und dass in ihrem Bereiehe zu beiden Seiten noch immer Ciliarfortsiitze vorhanden sind, zwischen denen der genannte Cystenkorper, sie nur wenig iiberragend, wie in einer Mulde liegt. An der Bildung dieser letzteren nimmt durch Zuriiek- und Auseinander- ■vveiclien der Faserbiindel das ganze Ciliarband theil, so dass dasselbe hier eine bedeutende Verdiinnung erfiihrt, und mit den erhaltenen Biindeln zu beiden Seiten des Cystenkorpers mit abgestumpften Enden in die Hobe strebt. Zu betonen ist der Dmstand, dass die hohen epithelialen pigmentlosen Zellen auf den niedrigen Ciliarfortsatzen zu beiden Seiten des Cystenkorpers aueb bedeutend gewuchert sind, so dass die ampullenformigen Raume zwischen diesen Ciliar- fortsiitzen das Aussehen von schlauchformigen Driisen haben. Die polypenformige Wucherung neigt so stark uber die Spalte hinweg auf die andere Seite, dass durch sie das Kolobom scheinbar geschlossen ist und unter ihr als Oberbleibsel desselben ein Hohlraum zu finden ist. Bei genauer Betraclitung aber sielit man eine schmale Strasse, welc.be aus diesem Hohlraum langs dem Cystenkbrper in das Innere des Bulbus fuhrt. Ebenso hervorzuheben ist es, dass hier im Bereiehe des Cystenkorpers lateralwarts dieNetzhaut sich schon voli ent- wickelt findet, wahrend auf der anderen Seite nur Rudimente derselben vor¬ handen sind. Im Bereiehe des Koloboms der Iri s ist nichts Bemerkenswertes. Der Schliessmuskel der Regenbogenhaut findet sich vollkommen erhalten. Das Kolobom des Bodens des Augapfels schliesst sich un- mittelbar an den Opticus an, und zwar ist die Ektasie nicht so selu- durch die Verdiinnung der Sklera — die allerdings eine sehr bedeutende ist — bodingt, als vielmehr durch den Umstand, dass sich die Sklera von ihrer Insertion am Opticus scharf abknickt, ohne die Scheide des Sehnerven in irgend einer Weise zu beeinflussen. Durch diese scharfe Knickung entsteht eine 2 —3 mm t.iefe Grube am Boden des Augapfels, welcho sich an den Sehnerven hart anschliesst. Ihr Boden besteht aus stark verdiinntem skleralen Gewebe, welches durch sanftes Aufsteigen bald wieder die normale Kriimmung der Lederliaut erreicht. Diese plotzliche Abbiegung der .Sklera findet sich auch noch zu beiden Seiten des Sehnerven und in etwas verringertem Grade im gesammten Bereiehe des Koloboms. Hiezu kommt noch in den ausser der Papille gelegenen Kolobom- randern eine Verdickung der Sklera, welche wallartig den Defect umgibt. Retina und Chorioidea lassen sich mit normaler Structur bis zum Kamme dieser Leiste verfolgen, liber diesen hinweg an den abst.eigenden Fliichen des Kolobomrandes aber verlieren sie sclion vollstiindig ihre Eigenthiimlichkeiten. Von der Chorioidea sieht man nur am Rande noch etwas pigmentii-tes Binde- gewebe, welches sich auch bald verliert. Die Retina ist am inneren Rande des Koloboms stark verdickt, man konnte sie fast als schwielig bezeichnen; am Boden des Koloboms aber haften ihre Reste als eine dimne vascularisirte Faser- schichte, an welcher man die Membrana limitans interna noch unterscheiden kanu. Auf dem Kamme der skleralen Verdickung findet man in manchen Schnitten in der Retina Cysten, welche in den ausseren Schichten der Netzhaut sitzen. Die den Boden des Koloboms uberziehende Membran spannt sich in der Nahe der Papille straff bis zu der Hohe derselben und liisst sich auf der Papillenflache weit.er verfolgen. Durch den schon erwahnten steilen Abfall der 49 Skleralfasern am unteren Ranile des Opticus entsteht so zvrisclien dieser Membran und dem Boden des Koloboms ein Reeessus, welcher durch ein krauses Gewirre von Gefiissen. loekercm Bindegewebe und Rundzellen ausgcfulit ist Schnitte duroh das Kolobom der Chorioidea, beilfiufig der Grenze entsprecliend zwischen jenen Partien, wo die Membran dem Kolobom anliegt, und jenen, wo sie sicli dem Opticus zn spannt, zeigen am Boden des Koloboms cine von der Medianlinie etwas nacli innen verscbobene Sp alte im Zusammenliang der Skleral¬ fasern, diese sind hier ein wenig anseinander gevrichen und der so gebildete Zwischenraum ist vom Bindegewebe ausgofiillt, in welchem man rundlicbe und aucb langsgestreckte Hohlraume findet, die zwar wie Gefasslumina ausseben, aber in bistologische Details ničbt aufgolost werden konnen. Diese Bindegewebs- bundel stammon von einom Bindegewebslager, welcbes der Aussenflache der unteren Skleralhalfte anliegt (nahe dem Opticus). Dieses Bindegewebe passirt, die Spalte, erreicht so das Innere des Augapfels und betlieiligt sicli an der Bildung der den Boden des Koloboms bedockcndon Membran. Ubersiclit des Befundes. Ausser einer schmalen Spalte der Iris nacli unten zeigt auch der Ciliarkorper einen Defect, der durch Verziehung der Bestand- theile des Ciliarkorpers, auffallende Grosse des am temporalen Rande der Spalte sitzenden Ciliarfortsatzes, hockerige Erhebung des Binde- gewebes in der Mittellinie der Spalte, Verbreitung der Pars ciliaris retina; mit Bildung einer eystenartigen Wucherung und Fehlen des Pigmentepithels in der Spalte ausgezeichnet ist. Der polypeniihnliche Fortsatz der Pars ciliaris retinse am Processus ciliaris ist so stark liber die Spalte geneigt, dass diese fast vollkommen versclmindet. Der genannte Fortsatz liegt so in einer Mulde, an deren Bildung sich das ganze Ciliarband betheiligt durch Auseinanderweichen seiner einzelnen Schichten. Das Coloboma chorioidea; ist gross, elliptiscli, mit seiner Liingsaxe meridional gestellt und reicht bis zum unteren Rande der Papille. Seine Rander sind steil abfallend, von einer skleralen Ver- dickung wallartig umgeben, sein Boden, aus Bindegewebe bestehend, ist papierdunn. Die Aderhaut hort scharf am Bande des Defectes auf, ebenso die Retina, was ihre normale Schichtung betrifft. Medial- warts aber ziebt sie schwielig verdickt liber den Rand des Koloboms und bedeckt den Boden desselben mit einer diinnen Faserlage, welche in der Niibe der Papille sich von der Unterlage abhebt und wie eine Sehne gespannt die Scheibe des Sehnerven erreicht. In der Faserlage im Gebiete des Koloboms hndet man aucb Gefasse. Ein Theil des Bindegewebes dieser Scbichte stainmt aus einom Bager,welches der Aussen¬ flache des Koloboms anhaftet und dessen Bundel die Wand desselben durchbohren. Dies ist besonders schon in der Medianlinie zu sehen, B o c It, Kolobome. 4 50 wo die Skleralfasern auseinandergewiehen sind. Der so entstandene Spalt ist durch Bindegewebe ausgefiillt. Fali XV. Goloboma iridis, corporis ciliaris et chorioideae. Schweinsauge, wenig pigmentni, von normaler Grosse. Makroskopisoher Befund. Der Defect der Iris reicht bis an den Ciliarrand, ist aber hier sehr schmal, wiihrend seine beiden Sehenkel stark divergiren. In der unteren Mittel- linie sind die Ciiiarfort siitze nnregelmassig gestellt und deutlich verschoben, so dass ihre Kopte gegen die Irisspalte zu convergirend aneinander schliessen, und ihre nach riickwarts gekehrten Spitzen stark divergiren. Wahrend nasen- warts die Ciliarfortsiitze klein sind und von ihrem radiaren Verlaufe nul’ wenig abweichen und nach einer Reihe von funt Fortsiitzen der normale Ciliarkorper zu finden ist, lagorn sicli schlafenwarts drei kraftige Ciliarfortsatze keulenformig entwickelt und sich formlich ineinander schiebond eng an die Mittellinie heran und bilden so eine schon makroskopisch deutlich sichtbare Dnterbrechung gegen den normalen Ciliarkorper. Der Defect in der Aderhaut, hat die Dimensionen 3 mm : 4 mm, ist mit soincm langeren Durchmesser meridional gestellt und hart an die Spalte des Ciliarkorpers herangeriickt. Er hat eine schmutziggelbe Farbe, ist scharf begrenzt durch einen zarten Pigmentsaum und ist leicht vertieft. Das Pigment seines Randes setzt sich in diinnen Streifen, welche dem Centrnm des Koloboms zustreben, tort. Sein vorderer und iiusserer Quadrant ist von einem dichten Pigmentnetz bedeekt,. Die iiberall leicht ablosbare Netzhaut haftet am Kolobom test. Die Vortices haben durch das Kolobom keine Veranderung erfahren. Mikroskopischer Befund. Der Schliessmuskel der Rege uboge n haut reicht liings der Kolobom- schenkel bis zum Ciliarrand und ist hier unterbrochen. Die Spalte im Ciliar¬ korper ist verschieden breit und durchsetzt die einzelnen Schichten schief bis zu dem der Innenfkiche der Sklera anliegenden pigmontirten, lockeren Binde- gewebe, welches im Bereiche der Spalte nur sparlich entwickelt ist. Die Ciliar¬ fortsatze, welche zu beiden Seiten der Spalte liegen und bedeutend hoher sind als normal, neigen iiber die Spalte hinweg gegen die Mittellinie derselben zu, so dass dieselbe in der Hohe der Firste der Ciliarfortsatze eine oft kaum bemerkbare Liicke ist. Die Zellen des Uvealpigmentes iiberkleiden auch die Basis der Spalte bis hart an die Mittellinie derselben, welche pigment.frei ist. Im Kolobom selbst und in seiner unmittelbaren Nachbarschaft ist das Pigment colloid verandert, die Verhaltnisse im Gebiete des Coloboma c 1 1 o r i o i d e ;e stimmen mit jenen im XI. Falle iiberein. libersicht des Befundes. Der Irisspalt reicht bis zum Ciliarrand und hat stark divergirende Sehenkel. Der Ciliarkorper klafft in der unteron Mittellinie; seine Fortsatze sind in dieser Gegend versclioben und unregelmassig 51 — gestellt, so zwar, dass ikre Kopfe gegen die Irisspalte gekehrt sind, ihre Spitzen aber nach beiden Seiten divergiren. Die unteren Ciliar- fortsatze sind betraehtlich grosser. Der Spalt durchsetzt die Gewebe schief bis zur Sklera, ist. oben durch Neigung der Ciliarfortsiitze selir verkleinert. Die Zellen der Dvea reiehen bis liart an die Mittel- linie. Das Coloboma chorioidese schiebt sicli bis an die Ciliarfortsšitze heran, ist leicht vertieft. von Pigment umgeben. Von diesem zieht ein feines Netzwerk audi ins Gebiet des Defectes, der histologisch mit dem des Falles XI vollkommen iibereinstimmt. Fali XVI. Coloboma iridis, corporis ciliaris et chorioidese. Schweinsauge von normalen Dimensionen, stark pigmentirt. Makroskopischer Befund. T)er Spalt der Iris reiclit nach unten bis in die Niilie des Ciliarrandes und bei der Breite seines unteren Endes divergiren seine Schenkel nur wenig. Im Ciliarkorper ist die Spaltung durch ein ganz geringes Auseinander- vveichen der Ciliarfortsiitze in der Mittellinie angedeutet Das Kolobom der Aderhaut (2 mm : 3 mm) ist mit seiner langeren Dimension meridional gestellt und hat eine unregelmassigo Form. Seine hintere Halfte ist abgerundet,, seine vordere dagegen schiebt sich zugespitzt wie ein Keil in die Spalte des Ciliar- korpers. Das Kolobom ist von schmutziggelber Farbe. Die Retina haftet ilim hier in sehr kleinc Falten gelegt an, so dass der Defect. eine raulie Ober- fliiche bat. Mikroskopischer Befund. Der Spalt zvrischen den Ciliarfortsatzen erweist sich als eine mediane Liicke von einer Breite, dass in derselben zvvei Ciliarfortsiitze Platz hatten. Der sie nasal begrenzende Ciliarfortsatz ist. bedeutend vergrossert und neigt sich in einem spitzen Winkel iiber die Liicke. In den der Iris am niichsten gelegenen Scbnitten erhebt sich ein kleiner dreieckiger Hocker, dessen Basis den Grund der Spalte ausfullt, wo aucii zu beiden Seiten das Uveal- pigmont endet; dieser Hocker besteht aus Bindogewebe, Stromapigment, Gefassen und Nerven. Ilervorzuheben ist noch, dass eine abnliche bindegewebige Prominenz sich auch vorfindet in der Medianlinie der Hinterfiache jenes schmalen Stiickes Rcgenbogenhaut, welcbes vora Ciliarantheil der Iris ungespalten iibrig geblieben ist. In Scbnitten, welche die Ciliarspalte nahe der Ora serrata treffen, ist es auffallend, dass das der Sklera anhaftende pigmentirte Bindegewebe hier so locker gefiigt, ist, dass grosse Liicken entstehen. Die Endauslaufer der Processus ciliares erheben sich hier als ganz kleine Kammchen und zeigen keine Dnter- brechung. Hier buden sicli Ausliiufer des Musculus ciliaris, welcher der Spalte entsprechend auch unterbrochen ist. Er schiebt. sich mit seinen Auslaufem keilfbrmig zvvisclien die Ciliarfortsiitze und Sklera weiter nach riickwarts bis zur vorderen Grenze des Koioboms der Aderliaut nnd endet hier an einer das Kolobom in meridionaler Richtung durchzielienden Verdickung der Ledcrhaut. 4* — 52 — Dio histologischen Verhaltnisse des Coloboma chorioidese sind hier ganz diesolben wie beim XV. Fali. Ubersicht des Befundes. Dieser Fali schliesst sich eng an den XV. an. Er ist ihm auch in histologischen Details ganz gleich. Bemerkenswert ist, dass an der Hinterflache des zwischen Spitze des Koloboms und dem Ciliarrand stehengebliebenen Iristheiles ein Bindegewebsvorsprung ist, analog dem kleinen medialen Hocker am Boden der Ciliarspalte. Das subciliare Bindegewebe ist sehr locker geftigt. Das Kolobom der Chorioidea schiebt sich mit seinem vorderen zugespitzten Ende wie ein Keil in die Liicke zwischen den Ciliarfortsatzen. Fali XVII. Coloboma iridis et chorioidem. Schweinsauge, normal gross, stark pigmentirt. Makroskopischer Befund. Der Defect der Iris reicht nach unten als eine abgerundete Bucht, bis zur Mitte zwischen Pupillarrand und Ciliarrand. Die C i 1 i arf o rt s iitz e weisen keine Liicke und keine abnorme Stellung auf. In der aussersten unteren Peripherie der Aderbaut liegt in der unteren Mittellinie ein nahezu hanfkorngrosser pigmentarmer Fleck. Die Retina lasst sicli iiberall miihelos abziehen. Mikroskopischer Befund. Der vom Kolobom nicht botrotfene Ciliartheil der Iris (Fig. Jt, d) ist verdickt. und auffallend rcich an geschliingelten Gefiissen, vorwiegend Arterien. An ihrer vorderen Fliiche zeigt, sie eine median verlaufende trichterformige Spalte (a), deren Spitze von der Sklera abgewendet ist. Dieser Niveaudiiferenz passt sich auch der Faserverlauf der Iris an dieser Stelle an, so dass die Fibrillen der vordei'en Irishalfte gebogen ziehen. An der Hinterflache der Iris bemerkt man in der Mittellinie eine seichte Delle ( b ). Die Sklera besitzt hier an ihrer Innenseite einen vorspringenden Hocker, welcher nasalwiirts von einer tiefen Furche begleitet wird. Diese Hervorragung besteht aus derbem, unregelmassig durcheinander geworfenen Bindcgewebo. Die iibrige Lederhaut zeigt in der Nahe der Medianlinie kaurn merkliche vvellenformige Unebenheiten. Die, abgesehen von unregelmiissigor Pigmentirung in der Mittellinie, normale Chorioidea ist mit der Kuppe der skleralen Hervorragung fest vervvachsen, verliiuft aber in den iibrigen Partien der Sklera parallel in der Hohe des Hockers, so dass also dieser so entstandene Zwischenraum durch die breit,- entfaltete Lamina fusca ausgefiillt wird. Retina normal. Ubersicht des Befundes. Die Spaltung der Regonbogenhaut ist in ihrem Pupillar- antlieil durch einen Substanzverlust ausgesprochen, in ihrem Ciliar- 53 antheil aber nur angedeutet; in diesem ist an der Vorderflache eine mediane trichterformige Vertiefung, an der Hinterflache aber eine Delle zn sehen mit dem entsprechend abweichenden Verlauf der Fasern des Irisparenchyms. Die Sklera ist in ihrem vordersten Antheile in der unteren Medianlinie durch einen aus ihrer Innenflaclie entspringenden Hocker verdickt, welchen nasalwiirts eine tiefe Furche von der normalen Lederhaut trennt. Die Chorioidea ist mit der Kuppe dieser Hervorragung verwachsen, im tibrigen aber, abgeselien von der unregelmassigen Pigmentirung des Stroma, normal. Die Retina ist unverandert, ebenso ilire musivische Schiclite. Fali XVIII. Goloboma iridis, corporis ciliaris, chorioideae et zonuhe. Scliweinsauge, auffallend gross und stark pigmentirt. Makroskopischer Befund. Die Iris {Fig. 5) ist schmal und hat ein regelmassiges Relief auf ihrer ganzen Vorderflache. Das Kolobom nach unten gerichtet, erreicht mit seinem Ende die Grenze zwischen peripherer und centraler Halfte der Regenbogenhaut,. Soino Schenkel verlaufen fast parallel, so dass scharfe Ecken am Pupillarrande entstelien. Die der Mittellinie zunachstliegenden Ciliarfortsatze convergiren stark gegen diese. Das kleine, langsgestellte, unregelmassig geformte, nach oben stark pigmentirte Coloboma chorioidese schiebt sich mit seinem zuge- spitzten oberen Ende in den Ciliarspalt. Der zvvischen den genannten Gebilden noch iibidg bleibende freie Raum ist durch feine Streifen und Falten ausgefiillt, welche den Auslaufern der Ciliarfortsatze gleichen und ebenfalls gegen die Mittellinie convergiren. Der Ciliarspalt wird besonders dann deutlich, wenn man die Bulbuswand liber die Fingerkuppe umstlilpt, so dass jetzt die Innen- flache des Augapfels nach aussen zu liegen kommt. Wahrend an den iibrigen Stellen die Ciliarfaltungen eng aneinander schliessen, klaffen sie in der Median¬ linie, so dass hier ein tiefer Spalt sichtbar wird. Die Retina haftet im Bereiche des Chorioidealspaltes fest. Lin se normal. Mikroskopischer Befund. Das Coloboma corporis ciliaris {Fig. 19) ist mikroskopisch durch eine mediane Lučke ausgesprochen. Die Ciliarfortsatze sind lateral kraftiger entwiekelt als medial; von beiden Seiten neigen sie stark gegen die Mittellinie, so dass sie bisvveilen den ganzen Spalt uberdecken. Der Musculus ciliaris (a) zeigt keine Unterbrechung. Das Uvealpigment reicht verschieden weit in den Spalt, dessen Boden infolge papillenartiger, bindegewebiger Erhohungen rauh aussieht. In der Mitte der Spalte erhebt sich ein dreieckiger Hocker ( b ), wolcher mit seiner Spitze gegen das Centrum des Augapfels gekehrt ist und als eine kammartige Loiste den Spalt meridional durchzieht. Er besteht, wie der ganze Boden der Spalte, aus jungem Bindegewobe, reich an Kernen, Spindelzellen, Stromapigment und Gefassen, wolche liings der Spalte verlaufen. Im Centrum dieser binde- 54 gewebigen Erhebung sielit man hohe epitlielartige Zellen mit deutlichen Kernen, welche in ihrer Anordnung an dio Querschnitte von schlauchformigen Driisen erinnern, hier abei 1 wohl nur als tiefgehende versprengte Scbleifen der pigment- losen Zellen der Pars ciliaris retinte gedeutet werden konnen. Im Gebiete der eigentlichen Spalte findet man keine Fasern der Zonula, wohl aber in dem Winkel, welcher gebildet ist durch den Boden des Koloboms und durch die aufsteigende Wand der Ciliarfortsatze, welche den Defect begrenzen. Das Goloboma chorioide* gleiebt jenem des XVII. Falles. Ubersicht des Befundes. Ausser der unvollkommenen Irisspalte ist ein Kolobom des Ciliarkorpers vorhanden, in welchem Verschiebung das Aus- einanderweichen der Ciliarfortsatze manifestirt. Diese sind stellenweise iiber die Spalte geneigt, in deren VVinkeln man Fasern der Zonula findet. Die liistologisdhen Einzelheiten des Koloboms sind dieselben wie in den friiheren Fallen, aber ohne starkere Betonung der Schichte pigmentloser Zellen in der Pars ciliaris retina. Dagegen finden sich versprengte Inseln derselben in der bindegewebigen, kantigen Leiste, welehe das Coloboma corporis ciliaris in der Mittellinie durchzieht. Der Boden der Spalte ist infolge kleiner bindegewebiger Hervor- ragungen rauh. Das Coloboma chorioideee entspricht dem des XVII. Falles. Fali XIX.*) Coloboma Miliš, corporis ciliaris et chorioideae. (Fig. 10.) Schweinsauge von normalen Dimensionen. In dem Pupillartheile der Iris fohlt nach unten ein ellipsoidisches Stiick, wahrend der Ciliartheil erhalten ist. In demselben sind einigeschrag nacb oben und aussen ziehende Falten bemerkbar. Dem Kolobom der Iris entprechend fehlt der Sphincter. Der uberall normal entwickelte Orbiculus ciliaris zeigt. nacb unten einige bemerkonswerte Abweichnngen. In nnmittelbarer Niihe der unteren Median- linie nehmen die Ciliarfortsatze siehtlich an Grosse zu; in der Richtung derselben aber ist der Kreis der Ciliarfortsatze durch einen tiefen. meridional verlaufenden Spalt unterbrochen, welcher mit gervulsteten Randern bis nahe an die Ora serrata reicht, wo sich die Enden beider Wiilste miteinander verbinden. Zu diesen Wulston, besonders zu ihren unteren Enden, laufen strahlig zierliche kleine Ciliarfortsatze, so dass ausser der Spaltung der ganze Kreis der Ciliarfortsatze auch eine Verschiebung gegen die Netzhaut zu erfahren bat. An der iiussersten unteren Peripherie bemerkt man einen kleinen runden hellweissen Fleck, welcher sich auf Durchsclmitten als scharf begrenzter Defect der Aderhaut, ervvoist. Von der Netzhaut ist im Bereiclie dieses Koloboms nur ein ganz zartes Hautchen nach- vreisbar, welches sich wie die Retina an andoren Orten, auch hier leicht weg- ziehen liisst. *) Bereits publicirt in Wedl-Bock, Pathologische Anatomie des Auges. Wien 1886. S. 410. 55 Fali XX.*) Coloboma iridis, corporis čili ari s, chorioidea?, retin* et zonulae. Schweinsauge von normalen Dimensionen. In der Regenbogenhaut ist naeh unten ein deren ganze Breite dnrch- greifender Defect vorhanden, dessen beide Schenkel sich fast unter rechtem "VVinkel treffen. Die sonst gut entwickelten Ciliarfort satz e sind zunachst der Spalte der Iris gegeneinander geneigt, und etwas nach riickwarts verschoben, so dass gegen die Ora serrata hin eine klaffende Spalte im Ciliarkorper vorhanden ist. Die Zonula fehlt in dioser Gegend. Der so entstandene Zwischenraum und die Lticke im Corpus ciliare ist mit einer gelblichen Masse ansgefullt, welehe sich unter dem Mikroskope als eine dem Schleimgewebe ahnliche Bildung erweist. An die Spalte im Ciliarkorper knapp anschliessend befindet sich eine anniihernd kreisrunde, hellweisse, tiefe Grube von beiliiufig 5—6 Papillendurchmesser. Gegen das Coloboma'corporis ciliaris spitzt sich diese Ectasie ein wenig zu. Im Bereiche dieses Koloboms der Chorioidea ist die Sklera stark verdiinnt, ektatisch, die Chorioidea und Retina fehlen hier vollkommen und setzen am Rande des Koloboms scharf ab. llbersicht des Befundes. Dieser Fali bietet mit seinen Spaltbildungen als solche nichts, was gegen die schon beschriebenen abweichen wlirde, ausser des vollkommenen Mangels der Retina im Gebiete des Coloboma cborioidese, an dessen Rand beide Membranen scharf absetzen. Sehr bemerkenswert jedoeh ist. der Befund einer dem Schleimgewebe iihnlichen Bildung, welche den Ciliarspalt und die Lučke in der Zonula ausfullt. Fali XXI. Coloboma iridis, corporis ciliaris et chorioidea!. Schweinsauge von normalen Dimensionen. Makroskopischer Befund. Die Iris hat ein normales vorderes Relief. Die Spalte reicht nur bis zur Ilillfte der Breite der Regenbogenhaut. Den Spalt im Ciliarkorper bedeckt ein Wulst von schmutziggelber Farbe, von welchem eine circa 2 mm lange Pigmentlinie in die Aderhaut weitergeht. Mikroskopischer Befund. Das mediane Sttick des noch stehengebliebenen Ciliartheiles der Iris ist um mehr als die Hiilfte dunner, und zvvar vollzieht sich diese Verdunnung plotzlich und entspriclit ihrer Ausdehnung von rechts nach links anniihernd der Breite des Koloboms in unmittelbarer Niihe seiner untersten Spitze. Das Gevvebe *) Bereits publicirt in We dl-Bo c k, Pathologisclie Anatomie des Auges. Wien 1886. S. 410. 56 in dieser verdiinnten Stelle ist ausserordentlich reich an Stromapigment. Die vordcren Schichten der Iris fehlen; denn die hintere mit Uvealpigment be- kleidete Contour verliiuft in einer Elucht gleichmassig weiter, wahrend die vordero hart an der Grenze der Verdiinnung in einem rechten Winkel steil abfallt. In den zu beiden Seiten der Verdiinnung das Niveau derselben iiber- ragenden Enden der normal dieken Iris bemerkt man stellenwcise Reste des Sphincter. Die beschriebene Verdiinnung ist eine desto bedeutendere, je mehi' man sich dem Corpus ciliare nahert. In dem der Iris zunachst gelegenen unteren Theile des Ciliarkorpers bemerkt man eine Gruppe von Ciliarfortsatzen, welehe gut um die Halfte die iibrigen Fortsšitze uberragen. Sie sind roiolilicher gefaltet, dicht gedriingt und untereinander verschlungen, so dass es nicht moglich ist, ihre Zahl anzugeben. Sie liegen an der nasalen Seite der Medianlinie und scbliessen den Spalt des Ciliarkorpers nicht in sich; denn hart an diese Gruppe starker prominirender Ciliarfortsatze sieht man das Uvealpigment nach aussen plotzlich unterbrochen und so eine zwar sehr schmale, aber ganz deutliche Spalte in demselben. Die starker vorstehenden Ciliarfortsatze drangen sich im weiteren Verlaufe nach riickwarts immer mehr auf einon Punkt zusammen, so dass schliesslich ein einziger schlanker, reichlich gefalteter Fortsatz in das Innere des Augapfels ragt. Die Schicht.e der retinalen nicht pigmentirten Zellen bildet auf diesem einen auffallend breiten Saum und endet kolbenformig. Die oben ervviihnte Unterbrechung im Uvealpigment wird breiter und cine dreieckige Verdickung des Bindegewebes zwischen Sklera und dem nicht unterbrochenen Ciliarmuskel ragt als kegelformiger Hiigol mit seiner Spitze in die Spalte. Diese zeigt nach beiden Seiten bin durcli Neigung der Ciliarfortsatze Buchten. Das Uvealpigment ist an seinen beiden die Spalte begrenzenden Enden kolbenformig verdickt. An den Zonulafasern kann man auch riicksichtlich ihres Verlaufes nichts Abnormes finden. An der Aussenfliiche der normalen Sklera haftet der Spalte entsprechend lockeres Bindegewebe mit Gefiissen. In weiterer Verfolgung sielit man in einer Gegend, wo die Ciliarfortsatze nur durch zarte Faltung des mit Pigment iiberzogenen Gewebes angedeutet sind, in der medianen Ebene den bekannten, aus violen Ilohlriiumen zusammengesetzten, keulenformig gestalteten, zierlichen Korper, dessen histologische Structur und dessen Verhalten den Nachbargebilden gegeniiber dasselbe ist, wie in friiheren Fiillen. Erhat, auf seine ganze Ausdehnung bezogen, annahernd die Form einer Birne, deren dicker Korper der Iris. deren spitzes Ende der Ora serrata zu- gekehrt ist. Mit dem dieken Theile liegt or in einer durch Unterbrechung des Ciliarmuskels entstandenen Mulde und grenzt so unmittelbar an die Sklera. Im weiteren Verlaufe aber neigt sich der Korper der Birne stark nach der einen Seite hin. Das ausserste Ende dieser Wucherung liegt verjiingt schon im Bereiche der Aderhaut und sitzt hier auf einem hiigelformigen Vorsprung der sonst normalen Lederhaut, welche aus dorbom, enggefugten Bindegewebe besteht. Die normale Aderhaut inserirt sich gespalten an die beiden abgedachten Flachen dieser Prominenz und geht, unmerklich in das Bindegewebe derselben iiber, kaum gekennzeichnet durch eine dimne Strasse pigmentirter Stromazellen. Etwas seitlicli von der Spitze golegen sitzt der cystenformige Korper. Ihm ent¬ sprechend ist das Uvealpigment gespalten. Nach der einen Seite hin schliesst sich knapp an den cystenformigen Korper — ohne Unterbrechung des Uveal- pigment.s — die Netzhaut an, welche hier in ihren erston Anfangen cystoide Degeneration zeigt. Auf der anderen Seite dagegen ist diese letztgenannte Ver- 57 anderung der Retina noch desto stiirker ausgesprochen und das Netzhautpigment zeigt ausser der schon erwahnten medialen Spalte noch eine zweite Unter- brechung auf dem Wegezur normalen Retina. Je mehr man sich in den Schnitten dem sich verjiingenden Ende des genannten birnformigen Korpers nahert, desto mehr zeigt er Theile der Netzhaut, so dass im weiteren Verlaufe ein successiver Obergang in das normale Netzhautgewebe oline Schwierigkeit zu finden ist. Die erwahnt.e kegelformige Verdickung der Sklera wird dann imtner sclimiiler nnd spit.ziger, bis sie zuletzt, ganz verschwindet, jedoch tritt die normale Structur der Netzhaut friiher ein, als Chorioidea und Sklera zur Norm zuriickkeliren. Ubersicht des Befundes. Die Lederhaut ist in ihrem unteren vorderen Abschnitte an ihver Innenflache von einer medianen bindegewebigen Leiste iiber- zogen, welcher an der Aussenseite ein AVulst vascularisirten Binde- gewebes entspricht. — Das Coloboma iridis ist unvollkommen; in dem stehen gebliebenen Ciliarantheile ist eine mediane starke Verdiinnung eingetreten, indem die vorderen Schichten der Regen- bogenhaut fehlen. Der Spalt, im Ciliarkorper ist von stark vergrilsserten Ciliarfortsiitzen begrenzt, das IJ veal pigment fehlt in seineni Bereiche; er zeigt die schon mehrfach erwahnte binde- gewebige Hervorragung in seiner Mittellinie. Die pigmentlosen Zellen der Pars ciliaris retin® sind stark gewuchert und bilden auf dem temporalen Fortsatz eine birnfbrmige Wucherung, die mit ihrem riick- seit-igen verjungten Ende successive in die Retina iibergeht. Diese letztere zeigt in der Grenzpartie cystose Degeneration. Im iibrigen verhalt sie und die Aderhaut sich im Gebiete der slderalen Leiste wie im XX. Falle. Uber dem riickwartigen Antheile dieser ist das Uvealpigment nicht gespalten, wahrend es in der vorderen Partie auf der Hohe des Ilockers fehlt. Fali XXII. Coloboma iridis duplex. Grosses Schweinsauge. Makroskopischer Befund. Die Sklera ist in ihrer unteren Halfte leicbter eindruckbar, etwas diinner, aber nicht vorgewolbt. Die Iris hat nach unten einen 2 mm breiten und 1 mm tiefen Substanzverlust, welcher in directer Fortsetzung des Pupillar- randes in die Substanz der Iris reicht; bei seiner geringen Tiefe ist der grosste Theil der Irisbreite erhalten. Nach oben zeigt der Pupillarrand cine kaum merkliche Bucht., wo das Pigment fast vollkommen fehlt. Der unteren Mittellinie entsprechend sind die Ciliarfortsatze in ganz geringem Grade nnregel- miissig angeordnet, so dass sie wie verschoben erscheinen. Dor ganze Uveal- 58 tractus ist stark pigmentirt. I)ie Aderhaut bietet makroskopisch keine Ver- anderung; aber nach unten verbindet sie eine breite Pigmentstrasse unmittelbar mit dem Corpus ciliare. Glaskorper und Netzhaut lassen sich iiberall leicht abziehen. Mikroskopischer Befund. Pie makroskopisch erwahnte Verdunnung der Skl er a findet an den Durchschnitten derselben keine Bestiitigung. Der Ciliarkorper erweist sich bei geringer Vergrosserung der unteren Fortsatze sehr gedrungen. Das lockere Bindegewebe zwischen dem normalen Ciliarmuskel und dem Processus ciliaris ist ein wenig verbreitert, so dass dadurch die Erhebung des ganzen Ciliarkorpers an dieser Stelle eine noch betrachtlichere wird. Der oben erwahnte Pigment- streifen in der Chorioidea ist eine grossere Anhaufung von Farbstoffkornchen um die Gefasse des Uvealtractus. Ubersicht des Befundes. Seichtes, buchtenformiges Kolobom der Iris nach unten und nach oben. Die Ciliarfortsatze sind im unteren Meridian ver- grossert und gering verschoben. Die Spaltbildung findet in der unteren Peripherie der Chorioidea noch Andeutung durch einen vom Corpus ciliare aus in die Aderhaut meridional ziehenden Pigmentstreifen. Fali XXIII. Coloboma iridis, corporis ciliaris, zon ul® et lentis. Schweinsauge von normalen Dimensionen, stark pigmentirt. Makroskopischer Befund. Das Coloboma iridis nach unten ist schmal und seicht. Demselben entsprechend und parallel weicht der Ciliarkorper nach riickwarts aus und hat, nach unten einen klaffenden Spalt, so dass es aussieht, als fehlte hier ein ganzer Fortsatz. Die Chorioidea und Retina sind normal. Die L in s e hat an ihrem Aquator nach unten eine ganz seichte Einkerbung. Diese ist nur boi gewissen Stellungen der Linse bemerkbar und sieht aus wie eine seichte Delle in einer modellirbaren Masse. Nach unten fehlt auch die Zonula Zinnii. Mikroskopischer Befund. Frontalschnitte durchs Corpus ciliare zeigen, dass die oben erwahnte Liicke durch Auseinanderweichen der Ciliarfortsatze entstanden ist, welche in normaler Grosse zn beiden Seiten der Spalte regelmassig angeordnet sind. In der Liicke selbst erhebt sich ein dreieckiges Gebilde, welches mit der Spitze gegen das Innero des Auges gerichtet ist und dessen Basis den Grund der Spalte ausfiillt. Dieser Hocker, der sich als Ijeiste oder Kamm in der ganzen Furche verfolgen lasst, besteht aus locker gefiigtem an Pigment reichen Bindegewebe, welches eine meridional verlaufende Arterie und ein ebenso ziehendes Nerven- biindel beherbergt. Der Ciliarmuskel ist schmachtig, aber nicht unterbrochen. Bemerkenswert ist kleinzellige Infiltration in dem lockeren, das Ciliarband und 59 Lederhaut vereinigendem Bindegewebe in der Nachbarschaft der Spalte. Die L i n s e zeigt histologisch keine Abnormitat. Ubersicht des Befundes. Schmales, buchtformiges Kolobom der Iris nach unten; geringe Versehiebung der Ciliarfortsatze, welche im unteren Meridiane klaffen. In dieser Spalte hort das Uvealpigment auf. Eine dreieckige bindegewebige Leiste ragt mit ihrer Spitze gegen das Innere des Auges gekehrt in die Spalte und trennt so die normalen Ciliar¬ fortsatze nach beiden Seiten hin. Am Aquator der Linse ist nach unten eine kleine Delle vorhanden, deren Ausdehnung entsprechend die Zonula fehlt. Fali XXIV. Goloboma iridis, corporis ciliaris et chorioideae. Mittelgrosses Schweinsauge. Makroskopischer Befund. Das nach unten gekehrte Kolobom der sonst normalen Iris ist seicht und schmal. Die Lučke im Corpus ciliare hat das Aussehen wie im XXI. Falle. Mikroskopischer Befund. Sklera auffallend diinn; in der Medianlinie ein ihre Innenflache stark iiberragender Hocker, welchor die doppelte Breite der Sklera besitzt. Wenn seine Hohe auch iiberall die gleiche ist, so ist dies keineswegs der Fali mit seiner seitlichen Ausbreitung und seinen Niveauverhaltnissen an der dem Innern des Auges zugekehrten Fliiche, ohne dass man jedoch ein bestimmtes Verhaltnis zwischen der Topographie des Sclmittes und dieser Configuration herausfinden kdnnte. Denn wahrend in manchen Schnitten diese Verdickung der Sklera kegel- formig vorragt, bemerkt man an anderen Schnitten auf der Hohe der Verdickung der Lederhaut eine Einsenkung, welche furehenformig weiterziehend die sklerale Prominenz in zwei ungleiche Halft.en theilt. Es scheint,, dass diese Furche sich besonders stark ausgepriigt in den der Iris zunachst gelegenen Schnitten findet. Die Aderhaut verdiinnt sich in der Nšihe des Hiigels zusehends und geht in sein Bindegewebe iiber. Das in die Spalte der Chorioidea eingelagerte Gewebe, die Unterbrechung des Uvealpigmentes, das Verhalten der Netzhaut u. s. w. ist hier ganz dasselbe wie beim XIII. Falle. Je weiter man in den Schnitten fortschreitet, desto mehr kann man den Ubergang dieser Gebilde in normale Netzhaut nachvveisen, desto seichter wird die Furche, desto niedriger der sklerale Hocker. Jedoch wird die Netzhaut viel friiher normal als die Sklera und Chorioidea. Auch hier liegt der bekannte keulen- formige Cystenkorper, und er sowie die vergrosserten Ciliarfortsatze der Nachbarschaft befinden sich nur auf der temporalen Seite der Ciliarspalte, welche, was Vertheilung des Uvealpigmentes anbelangt, sowie die kegelformig in die Spalte hineinragende Bindegevvebsvergrosserung ganz mit den schon friiher be- schriebenen Fallen ubereinstimmt. Bcmerkensvvert ist nur der Ubergang von 60 dieser Wucherung der pigmentlosen Zellen dor Pars ciliaris retin* zu der von Cysten durehsetzten verdickten Retinalpartie, welche in der Furche des Skleral- hockers licgt. Andeutungen der Retina namlich finden sich schon in einer Gegend, wo noch deutliche Ciliarfortsatze vorhanden sind; jodocli immer nur naeh der temporalen Seite entwickelt, wahrend nach der nasalen hin der Uvealtractus flach und ohne Hervorragungen verlauft. Ubersicht des Befundes. Die in ihrem unteren und vorderen Antheile verdiinnte Sklera hat an ihrer tnnenflache eine meridional verlaufende mediane Ver- dickung, deren Form und Ausdehnung wechselt und welche durch eine Furche in zwei seitliche Hiilften getheilt ist. Das Verhaltnis der Aderhaut und der im Bereiche der Linse verdickten und cystos degenerirten Netzhaut ist dasselbe wie im XIII. Falle. Dor Spalt des Ciliarkorpers ist auch hier durch vergrosserte Ciliar¬ fortsatze temporalwarts begrenzt, das Uvealpigment fehlt in seinem Bereiche, die pigmentlosen Zellen der Pars ciliaris retina; sind gewuchert und bilden einen keulenformigen Korper, welcher dem temporalen Ciliar- fortsatz aufsitzend in das Innere des Augapfels ragt. Diese Neubildung gelit in die in der Furche des Skleralhockers liegende sehwielig verdickte Retina liber. Fali XXV. Goloboma iridis et corporis ciliaris. Schweinsauge von normalen Dimensionen. Makroskopischer Befund. Iris schmal; das nach anten gerichtete Kolobom ist eine seichte, spitze Kerbe. In der Mittollinio der Ciliarfortsatze befindet sich ein hellgelber Wulst, von boiliiufig 2 mm Lange und 1 mm Breite. Im iibrigen zeigt das Auge keine Abweichungen von der Norm. Mikroskopischer Befund. Im Kolobomgebiete fehlt der S p h i n c t er iridis. An der ihm ent- sprechenden Stel le findet man zahlreiche Gefiisse, welche liier formliche Knauel bilden. Das Uvealpigment reicht nicht nur bis hart an den Kolobomrand, sondern noch ein wenig liber denselben, so dass die schwarze Umrandung eine sehr deutliche ist. Die histologischen Verhaltnisse im Gebiete des Coloboma corporis ciliaris sind dieselben wie beim XI. Falle. Fali XXVI. Goloboma iridis et corporis ciliaris. Schweinsauge von normalen Dimensionen, wenig piginentirt. 61 Makroskopischer Befund. Der Spalt in der unteren Halfte des Iris ist sclimal, spitz zulaufend. Seine tiefste Stelle ist von vorne gemessen 2 mm. von riickwarts gemessen aber nur 1 mm vom Ciliarrande entfernt. Es haben also die vorderen Schichten in grosserer Ausdehnung als die hinteren sich an dev Bildung des Koloboms betheiligt. Die Ciliarfortsiitze sind zu beiden Seiten der nnteren Medianlinie auffallend niedriger als die des ubrigen Kreises. Dagegen springt im Meridian nach unten im Bereiche des Ciliarkorpers ein denselbon urn das doppelte iiber- ragender Wulst hervor, welcher vom ubrigen Ciliarkorper durch eine tiefo Einkerbnng getrennt ist. Dieser Wulst ist audi nach aussen hin durch eine geringe Verdickung der Sklera angedeutet, welche tastbar ist. Die erwahnte Einkerbung ist durch Verziehung der Schichten des Augapfels als eine t.iefe, breite Furche darstellbar. Oborhaupt ist die Continuitat der Schichten an dieser Stelle eine sehr geringe; denn nicht ganz sorgfaltig eingebettete Schnitte zerfallen der Furche entsprechend in zwei Theile. L in s e normal, Retina loicht abliisbar. MikroskopisGher Befund. Der oben erwiihnte \Vulst besteht aus einem auffallend langen und kraftigen Ciliarfortsatze. Zu beiden Seiten sind die Ciliarfortsiitze nur kiimmerlich entwickelt. Die Furche oder Spalte durchsetzt ein wenig schief das Gewebe des Ciliarkorpers und reicht bis zum Ciliarmuskel, der keine Dnterbrechung zeigt. Das Uvealpigment erstreckt sich nicht bis zum Boden der Spalte, so dass dieser des Pigmentsaumes entbehrt. In diesem pigmentlosen Bereiche ragt das Bindegevvebe, welches zwischen Ciliarfortsatzen und Muskel liegt, in den der Iris zuniichst gelegenen Sclmitten als ein kleiner knopfformiger Hocker in die Spalte. Dieser ist roich an Pigmentgefassen und Nerven. Im ubrigen Bereiche der Spalte aber ist ihre Begrenzung infolge des wirre und unregelmassig durcheinander geworfenon Bindegewebes keine scharfe. In dem oben angegebenen Hocker lassen sich sparliche Biindel glatter Muskelfasern nachweisen, welche von ihrem normalen Verlaufe abweichend in die genannte Hervorragung ziehen. Ubersiclit des Befundes. Spitzes, schmales Koloborn der Iris nach unten. Die Spalte im Corpus ciliare reicht schief verlaufend bis zum Ciliarmuskel, in ihrem Bereiche fehlt das Uvealpigment. In sie ragt eine sie ausfiillende bindegewebige Leiste. Der am lateralen Rande der Spalte liegende Ciliarfortsatz ist auffallend vergrossert. Fali XXVII. Coloboma corporis ciliaris. Grosses, stark pigmentirtes Schweinsauge. Makroskopischer Befund. (Fig. 13.) Iris breit, Pupille rund. Vom oberen Pupillarrand springt ein wenig seitlich von der Medianlinie eine kleine mit Pigment besetzte Zacke vor. 62 Der sonst normale Orbiculus čili ari s reicht in der unteren Medianlinie in einer beilaufigen Breite von 5 mm nach riickwarts gegen den Aequator bulbi, so dass bei normaler Stellung der Ciliarfortsatze eine bogenformige Bucht entsteht, deren Convexitat nach ruckvvarts gekehrt ist. Der Ubergang aus dem normalen Verlaufe in den abweicbenden ist ein plbtzlicher. Die Firste der Ciliarfortsatze sind durch anhaftendes lockeres Gewebe auffallend gelblichweiss gefarbt. Der iibrige Bulbus ist normal. Mikroskopischer Befund. Die Regenbogenhaut ist sehr diinn, aber von normaler Structur. Der Sp hi n eter iridis ist als ein dickes Biindel von Mnskelfasern in den oberen drei Viertheilen der Cirknmferenz an seinem normalen Orte zn finden; im unteren Quadranten der Regenbogenhaut aber ist er nach unten verlagert und betrachtlich diinner. Der oben erwahnte pigmentirte Fortsatz ist eine aus uvealem Pigment bestehende Excrescenz. Die Ciliarfortsatze sind im unteren Theile des Or bi cul us čili ari s, also im Bereiche der medianen, buchtigen Verschiebung auffallend niedrig gedrungen. Das in sie ziehende Bindegewebe, sowie die uveale Pigmentschichte tritt vollkommen in den Hintergrund gegen die verbreiterte und vielfach geschlangelte Schichte der unpigrnentirten Zellen der Pars ciliaris retina;. Dieses Verhaltnis ist desto deutlicher ausgesprochen, je naher man dem hinteren Rande des Ciliarkorpers kommt. Hier sieht man kaum mehr eine Andeutung von pigmentirten bindegewebigen Fortsatzen, sondern nur eine sehr breite, infolge zahlreicher Falten hockerige Schichte, welche aus den pigmentlosen Zellen der Pars ciliaris retinse besteht. Die Vergrosserung dieser Schichte reicht auch nach beiden Seiten noch ein Stiick in die sonst schon mit normaler Netzhaut versehenen Abschnitte des Augapfels. In der unteren Medianlinie lcann man eine ganz geringe Verdickung des ganzen Ciliar¬ korpers, vor allem des Bindegewebes sehen. Der Ciliarmuskel ist nicht unter- brochen, ist aber in der unteren Halfte so verzogen, dass hie und da zwischen seinen Btindeln kleine Liicken entstanden sind. Die durch Verziehung des Ciliar¬ korpers entstandene Bucht (gegen den Ciliarrand der Iris) ist durch ein der Regenbogenhaut iihnliches Gewebe ausgefullt, welches mit der eigentlichen Iris unmittelbar zusammenhangt. Es besteht aus wirr und krause ineinander ver- flochtenem pigmentirten Bindegewebe mit kleinen, aber zahlreiclien Gefiissen. die in ihrem Verlaufe keine Regel erkennen lassen. In diese Schichte, welche mit der Sklera fest verwachsen ist, hat sich auch hie und da ein Biindel glatter Muskelfasern verirrt. Ubersicht des Befundes. Die Spaltbildung ist in diesem Auge auf den Strahlenkorper beschriinkt und aussert sich nicht durch Unterbrechung, sondern durch Verziehung desselben nach ruckwarts, so dass zwischen Iris und Corpus ciliare in der unteren Medianlinie eine durch irisahnliehes Gewehe ausgefilllte Bucht entstanden ist. Die Verziehung ist auch mikroskopisch zu erkennen an der Verlagerung des Sphincter pupilla; nach abwarts und der Auseinanderzerrung der Biindel des Musculus ciliaris in der Nahe der Medianlinie. Die Ciliar- 63 — fortsatze sind niedrig, gedrungen und die unpigmentirten Zellen der Pars ciliaris retinae iiberwiegen so bedeutend, dass an der Peripherie des Ciliarkorpers nur diese Gewebselenxente als eine breite, vielfach geschlangelte Schichte sichtbar sind. Nacli beiden Seiten und nacli riickwarts findet verhaltnismassig spat erst der Ubergang in die normale Netzhaut statt. Am oberen Pupillarrande ragt das uveale Pigment an einer Stelle gewuchert als eine kleine Spitze vor. Fali XXVIIII. Goloboma iridis triplex. Grosses Schweinsauge. (Fig. 12.) Ausser einem schmalen, nur als seichte Bucht vom Pupillarrande in das Gewebe der Iris nacli unten sich erstreckenden Substanzverlust, zeigt sie auch je einen Defect nach innen und nacli aussen. Der nach innen gelegene ist eine das Kolobom nacli unten in der Breite um das doppelte iibertreffende Bucht, deren Ubergang vom Pupillarrande eiu ganz allmahlicher ist, so dass eigentliclie Ecken der Kolobomschenkel nicht wahrnehmbar sind. Der obere Pupillarrand ziolit von dem genannten Defecte angefangen in einer Flucht horizontal nach aussen bis zum Ciliarrande der Iris. Hier trifft er sich unter einem 'VVinkel von 45° mit dem ausseren unteren Rande der Pupille, so dass jetzt nach aussen ein sehr spitzzulaufendes Kolobom zu finden ist. Die Iris hat nur nach oben anuahernd ilire normale Breite, wahrend sie nach beiden Seiten hin auf mehr als die Halfte reducirt ist. Die Pupille ist eine auffallend grosse und lasst. sich anniihernd mit der Form eines Kartenherzens vergleichen, dessen Spitze temporal gokehrt ist. Am ganzen Pupillarrande haftet das Pigment. In der Mittellinie nach unten sind die Ciliarfortsiitze ein wenig auseinandergeivichen und um ein geringes nach riickwarts verschoben. Linse normal. Der Augapfel, in dessen Ilohlung die Retina und der Glaskorper in einen macerirten Brei ver- wandelt liegen, ist so schleeht erhalten, dass die histologische Dntersucliung riicksiclitlicli verschiedener Einzelheiten erfolglos war. iibersicht des Befundes. Schmales, seichtes, buchtenformiges Kolobom der Iris nach unten und nacli innen; spitzwinkeliger Defect nach aussen, der bis an den Ciliarrand der Regenbogenhaut reicht. Im Ciliarkorper ist der Spalt durch Verscliiebung der Fortsatze angedeutet. 64 b) Klinisehe Beobachtungen. Fali XXIX.*) Goloboma iridis et chorioidea? in microplitlialnio, vaša eorporis vitrei persistentia oculi sinistri. Knabe, 14 Jahre alt. Anamnestisch war in Bezug auf die Augen der iibrigen Familienmitglieder nichts zu eruiren. Das redite normale Auge macht zeitvveilig zitternde Bewegungen und bat normale Sehscharfe. Die Lidspalte dos linken Auges ist bei normaler Lange auffallend nieder und kann nur durch Runzeln der Štirne erweitert werden. Der deutlich kleinere, blasse Bulbus liegt in der Orbita stark nach riickwiirts, ist nacli aussen abgelenkt und zittert von Zeit zu Zeit sehr lebliaft. Die glanzende, durchsichtige Hornhaut stcbt, senkrecht oval und misst vertical 9 mm, horizontal 7'5 mm im Durehmesser. Das Kolobom der Iris von gewohntem Aussehen ist nacli unten gerichtet und reicht bis gegen das Corpus ciliare. Die Medien sind rein. Der grosste Theil des Fundus ist dem Defecte der Aderhaut entspreehend liellweiss, gliinzend. Der iibrige dunkelroth- braune Antheil des Augenhintergrundes lasst stellenvveise die Gefiisse der Aderhaut hindurchsehen. An der Grenze dieses Terrains liegen zahlreiche Pigmentliaufchen, die theilweise auch in das Coloboma chorioideoe hineinreichen; in derselben Gegend sieht man auch schmutziggelbe pigmentatrophische Stellen, welc.he schon hart an der Grenze der ophthalmoskopischen Sichtbarkeit stehen. Annahernd in der Mitte der oberen Halfte des Defectes kommen von verscliiedenen Seiten her eine Anzahl sehr feiner Gefiisse zu einem Punkte zusammen, welcher der Papille entspricht. Diese ist erst bei genauerer Betrachtung differenzirbar, denn sie hebt sich mit ihrer fahlen, grauen Farbe kaum vom Coloboma chorioidese ab; nur nach aussen vom Zusammenflusse der Gefasse bemerlct man einen ganz foinen bogenformigen Contour, der als aussere Papillengrenze angesproclien werden muss. Einige von diesen Gefassen sind schleierartig gedeckt,, so dass ihre Grenzen nur undeutlich zu sehen sind. In der Umgebung der Papille zeigt, das Kolobom eine balkenartige Zeic.hnung; aus den hier sichtbaren Schatten kann man schliessen, dass es sich um leistenartige Prominenzen und die entsprechenden Vertiefungen handelt. Abgesehen von den zur Papille strebenden Gefassen sieht, man den ganzen Fundus von verschieden starken Blutgefiissen durchzogen, die scheinbar ganz unregelmiissig angeordnet, sich doch leiclit in cin bestimmtes System bringen lassen. Aus der in der Peripherie normalen Retina verlaufen Gefiisse von dom gew6hnlichen Kaliber derer der Netzhaut centralvviirts, biegen aber fast aile am Rande des Koloboms hakenfbrmig um; nur einige wenige gehen ins Gehiet des Defectes und verlieren sich hier. Andere wieder kommen vom Rande des Koloboms und gehen hier umbiegend in dasselbe hinein. Nach innen unten von den der Papille entsprechenden Gefiissen befindet sich im Gebiete des Koloboms der Aderhaut eine weitere Gruppe von Gefassen, welche unser Interesse in Anspruch zn nehmen bereclitigt ist. Hier bemerkt man namlich ein ganzes Biindel von Gefiissen, welche, ohne sich als Arterien oder Venen deutlich zu differenziren, annahernd parallel nach oben verlaufen und von denen zwei nntereinander eine formliche Schlinge bilden. Das nasalwiirts gelegene bricht auf dem Grunde des *) Bereits von mir publicirt in der „Allgem, Wiener medic. Zeitung“ 1888. Koloboms plotzlich ab und liisst sich nun in einen glanzenden weissen Strang verfolgen, welcher circa zwei Papillen-Durohmesser lang mit fiicherfdrmig aus- strahlenden Fasorn in dem den Spalt der Aderhaut ausfiillenden Gewebe successive verschwindet. Ausserdem kann man aber auch sehen, dass diese Gefasse sammt dem Beginne des obenerwahnten Stranges sich deutlich iiber das Niveau des Koloboms in den Glaskorper erheben. Denn wahrend der Fundus des Koloboms, annahernd in der Gegend der Papille gemessen, eine Myopie von 20 D ergibt, kann man mit — 2 D eine Andeutung dieser Gefasse im aufrechten Bilde sehen. Eine genaue Untersuchung auf diese Weise war wegen des sich gleich einstellenden Nystagmus unmoglich. Mit stark nach aussen abgelenktem Auge zahlt der Kranke Finger vor dem Ange. Die mangelnde Intelligenz des Kranken verhinderte eine Perimeter-Aufnahme. Fali XXX. Goloboma chorioide* oculi dextri. Goloboma nervi optici oculi sinistri. Mann, 40 Jahre alt. Rechtes Auge. Hart an den unteren Rand der Papille scbliesst ein Defect der Aderhaut an, vvelcher bis weit nach vorne reicht. Er ist schildformig gestaltet, seine Spitze ist gegen die Peripherie gekehrt. Von einem sehr breiten Saume dichten Pigmentes umgeben, ist seine hellweisse, gliinzende Farbe desto auffallender. Sammtliche Netzhautgefiisse ziehen iiber den Defect. In einer geringon Entfernung von der Spitze des Koloboms sitzt im Fundus ein kaum papillengrosser, scharf begrenzter gelber Ficek. Myopische Einstellung geringen Grades bei deutlichem irregularen Astigmatismus. S -fo , — 1 D ^ . Grosser Defect des Gesichtsfeldes. In dem sonst normalen linken Auge ist die Papille bei sehr kleinem verticalen Durchmesser quer gestellt. An sie schliesst sich nach unten eine kipfelformige hellweise Flaclie an, welche mit ihren beiden Spitzenenden den horizontalen Durchmesser der Papille noch iiberragen. In der Vertheilung der Gefasse ist nichts Abnormes zu bemerken. Myopische Einstellung. S t 5j, 1 I) S Fali XXXI. Goloboma iridis et chorioideae oculi utriusque. Madchen, 12 Jahre alt. Die runden Hornhiiute sind auffallend klein. In beiden Irides ist der schmale Defect nach unten gerichtet und reicht mit der Spitze bis hart an den Ciliarrand der Regenbogenhaut.. Die Papillen sind normal: an ihren unteren Rand schliesst sich eine ganz schmale Sichol. In kleiner Ent¬ fernung von dieser breitet sich in der unteren Hiilfte des Augenhintergrundes ein Defect aus, der sich bis nach vorne und sehr breit zu beiden Seiten erstreekt. Papillenrefraction: — 10 D, Refraction im Fundus des Koloboms: — lb D zahlt Finger in 2’5 — mit — 10 J S Das Kind war leider zu wenig intelligent, um eine Perimeteraufnahme machen zu konnen. Fali XXXII. Goloboma iridis et chorioideae oculi utriusque. Mann, 17 Jahre alt. Die Defecte liegen nach unten und zeigen keine Ab- weiclxung vom gewohnten Typus. Das Kolobom der Aderhaut ist gross und 5 B o c k, Kolobome. — 66 schliesst am rechten Auge die Papille in sich ein. Papillenrefraction: — 6 D. Refraction am Boden des Coloboma chorioide®: fast — 9 D. Grosser Defect des Gesichtsfeldes, zahlt Finger in 5 m, keine Correctur; Jaegor Nr. 14. Fali XXXIII. Coloboma iridis et cliorioideat oculi utriusque. Bei einem 3jiihrigen Knaben waren beide Defecte nach anten gelegen und ganz typisch gestaltot. Ein erwachsener Bruder des Kranken soli den gleichen Fehler am linken Auge haben. Fali XXXIV. Goloboma iridis et chorioideae oculi dextri. Phthisis bulbi sinistri. Taglohner, 23 Jahre alt, verlor sein linkes Auge durch das Eindringen eines Fremdkorpers vor mehreren Jaliren. Er gibt an, dass es mit, demselben angeborenen Fehler behaftet gewesen sei, als das rechte. Die nach nnten gekehrte Irisspalte ist breit, reicht aber nur bis zur Halfte der Irisbreite. Das Coloboma chorioideae ist durch einen kaum papillengrossen helhveissen Fleck in der Gegend des Aquators angedeutet. E. 8 T 8 7 , JN. 2. Fali XXXV.*) Coloboma iridis et microphthalmus oculi utriusque. Knabe, 2 Jahre, stand wegen eines Dlcus corneas p. variolas in Spitals- behandlung. Das Dlcus sass nach innen unten am Hornhautrande; das Kind war iiber und iiber mit Blatternarben bedeckt. Die Lider beider Augen sind ein- gesunken, denn der rechte Augapfel ist circa erbsengross, der linke um ein weniges grosser und beide liegen tief in der Orbita. Die sonst normale Cornea hat beiderseits einen Durchmesser von 2—3 mm und man sieht einen typischen Defect der Regenbogenhaut nach unten. Aus begreifliclien Griinden war eine Augenspiegeluntersuchung unmoglich. Fali XXXVI. Coloboma iridis et chorioideae, microcornea oculi dextri. Bergmann, 39 Jahre altj nahm meine Hilfe in Anspruch wegen einer Recidive einer Scleritis des linken Auges. Das rechte Auge hatte eine eiformige, mit ilirer Spitze nach abwiirts gerichtete Cornea. Das schmale Kolobom der Iris reichte spitz zulaufend bis an den unteren Ciliarrand. Das Kolobom der Aderhaut sass beilaufig 4 Papillen gross hart an den unteren Rand der Sehnerven- scheibe anschliessend. Es war hellweiss, scharf begrenzt. Auffallend war es, dass nur wenige und selir diinne Gefiisschen, die von seinem Rande kamen, sich im loicht ausgebuchteten Boden verliefen. H hoheren Grades. Der Kranko hatte vor 5 Jahren auch auf diesem Auge eine Scleritis uberstanden, welche stellen- weise die Sklera in ihrem vorderen Absclmitte rareficirte, so dass sie mit *) Bereits von mir publicirt in der „Allgem. Wiener med. Zeitung 11 , 1888. 67 chocoladebraunen Flecken durchsetzt war. Ausserdem waren kleine parenchymatose Randtriibungen der Cornea vorhanden, die offenbar mit der abgelaufenen Ent- ziindung im vorderen Abschnitte zusammenhiengen. — Das linke Auge war ausser der genannten kuchenformigen Exsudation in der Sklera und Flecken der Cornea normal. Wegen heftiger Lichtscheu waren genaue Sehproben nicht moglich; Patient tlieilte mir aber mit, dass er am rechten Auge fast nichts sehe. Fali XXXVII. Goloboma iridis oculi dextri. Goloboma cliorioidete oculi sinistri. Mann, 18 Jahre alt, Cretin, ist mit Hasenscharte und Wolfsrachen beliaftet und so ungeberdig, dass man nur das Vorhandensein der genannten Spaltbildungen (nach unten und innen) constatiren kann. Fali XXXVIII. Goloboma iridis et cliorioideae oculi sinistri. Frau, 28 Jabre alt. Das rechte Auge ist normal. Am linken Auge ist die Cornea quereiformig; in der Iris ist der schmale spitzzulaufende Defect nach innen unten gelegen und reicht durch die ganze Breite der Regenbogenhaut. Im sonst normalen Augenhintergrunde bemerkt man beilaufig in der Gegend des Acpiators einen circa lialbpapillengrossen weissen Fleck, der von einem scharf- begrenzten Pigmentring umgeben ist. E. Soweit sich bei der Patientin, die nicht lesen kann, feststellen liisst, ist das Sehvermogen ein gutes. Fali XXXIX. Goloboma iridis et chorioidese oculi dextri. Frau, 60 Jahre alt. Der Defect der Iris ist nach unten gerichtet und reicht vom Pupillarrande nur als ganz seichto Bucht in das Parenchym der Regenbogen- haut. Das Kolobom der Aderhaut ist nur angedeutet durch eine Reihe von in der Gegend des Aquators meridional gestellten weissen und schwarzen Stippchen. Das linke Auge hat so dichte alte Hornhauttriibungen, dass man zwar die normale Iris, aber nichts vom Fundus sehen kann. Patientin ist so wenig intelligent, dass die Vornahme von Sehproben unmoglich ist. Fali XL. Coloboma iridis et chorioideae oculi sinistri. I)as 7j iihrige Miidchen hat einen so liochgradigen Nystagmus oscillatorius, dass es nicht moglich ist, Details festzustellen. Die Defecte liegen nach unten. Das rechte Auge ist normal. Fali XLI. Coloboma iridis et cliorioideae oculi dextri. Iridocyclitis in bulbo atrophico sinistro. Miidchen, 26 Jahre alt. Die Spaltbildung des rechten Auges ist typisch geformt; das Kolobom der Chorioidea liegt hart an die Papille anscliliessend 5* 68 nach uriten und reicht. vom unteren Papillenrande bis zum Aequator bulbi. E. ziihlt Finger in 4 »»; kann niclit lesen. Das lin k e Auge ist beilaufig auf die Ilalfte verkleinert nnd schon so geschrnmpft, dass man an demselben keine Details mehr unterscheiden kann. Es ist heftig gereizt und bei Betastung schmerzhaft. Die Kranke gibt an, dass es seit 4 Jahren ohne Grund immer kleiner werde bei hiiufiger Wiederliolung von Entzundungen. (Wahrscheinlich wird auch dieses Auge eine Spaltbildung im Uvealtractus geliabt, haben.) Fali XLII.*) Goloboma iridis et chorioideseoc.uli sinistri. Atrophia bulbi dextri. Madchen, 25 Jahre alt, gibt an, dass das rechte Auge infolge einer Ver- letzung vor zwei Jahren zugrunde gieng. Dasselbe ist jetzt ganz atrophisch, liat friiher aber gewiss auch ein Coloboma iridis besessen, denn noch jetzt sieht man in der Iris nach unten eine geschlossene, aber eingezogene Spalte. Das blasse linke Auge hat in der schmutziggrunen Iris einen typischen Defect nach unten, dessen Rander dunkelbraun pigmentni sind. Die Chorioidea besitzt ein grosses Kolobom, in dessen oberem Drittel der Sehnerv eingeschlossen ist. Derselbe differenzirt sich von dem weisslichen Kolobom durch seine rothbraune Farbe. Auffallend ist die starke Verbreiterung des Bindegewebsringes, so dass ein betriichtlichor Conus, besonders nach ob o n sich zeigt. Der Glaskorper ist so stark getriibt, dass eine Detailuntersuchung scheit.ert. Bulbi nicht schmerzhaft. In diesem Falle handelt es sich wohl um eine abgelaufene sympathische Entzundung nach einer plastischen Iridochorioiditis am rechten Auge, welcho zum Verschluss des Coloboma iridis und Atropliie dieses Auges fiihrte. Fali XLIII.*) Coloboma iridis et chorioideae in microphthalmo sinistro. Mann, 28 Jahre alt. Das rechte Auge war ilim vor mehreren Jahren enucleirt vvorden, ohne dass ich die Ursache dieser Operation hatte eruiren konnen. — Das linke Auge zeigt ein typisches Kolol)om der Iris nach unten und ein ebenso gelagertes der Chorioidea, an dessen oberem Rande die Papille liegt. An der Iris ist nur bemerkenswert, dass die untere Ilalfte derselben stark pigmentirt, die obere dagegen hellgraugrftn ist. Fali XLIV. Coloboma iridis oculi dextri. Frau, 51 Jahre alt. Der Defect liegt typisch gestaltet nach unten. >S T 'j J) Jg. Nr. 6 , -f-1 D Jg. Nr. 3. Linkes Auge, normal, S §, Jg. Nr. 5, + 1 D Jg. Nr. 1. *) Bereits von mir publicirt, in der „AUgem. Wiener med. Zeit,ung“, 1888. 69 Fali XLV. Coloboma iridis oculi dextri. Der 78jahrige Mann leidet an beiderseitiger Cataracta incipiens. Im ubrigen sind die Augen normal. Das Kolobom ist nach unten gericlitet. Patient kann nicht lesen. Fali XLVI. Goloboma iridis oculi sinistri. Ein 45jahriger Beamte consultirte mich wegen seiner zunehmenden Schwach- sichtigkeit, als deren Grund sich eine clironische Intoxication mit Nicotin heraus- stellte. Das rechte Ange ivar, abgesehen von einer grauen Verfarbung des Sehnerven, normal und emmetropisch eingestellt. S r , keine Correctur; grosses centrales Scotom fiir Roth. Am linken Auge hat die Regenbogenhaut nach innen unten oinen sehr schmalen, vom Pupillarrande bis zum Ciliarrande reichenden Defect, welcher gegen die Peripherie sehr spitz zulauft. Gleichzeitig ist auch eine starke Verscliiebung der Pupille nach innen unten zu sehen, so dass es den Eindruck macht, als w;ire die Iris an der Peripherie eingeheilt und dahin verzogen. Dies wird umso tauschender, als der Sklera gleichendes weissgraues Gewebe in einer Breite von circa 4 mm nach innen unten iiber den Ilornhautrand reicht und demselben parallel in einer Breite von fast 2 mm verlauft. Die inneren Fasern des vorderon Irisreliefs verlaufen in der iiusseren oberen Halfte normal, in der inneren unteren dagegen haben dio Fasern von den Schenkeln des Koloboms ausgehend einen bogenformigen Verlauf nach oben, resp. nach unten. Die Pupille reagirt prompt. Der Spiegelbefund ist normal; doch ist auch hier die Papille graulich verfarbt. Das Auge ist stark nach aussen abgelenkt und unter- scheidet nur mehi' Licht und Dunkel. Fali XLVII.*) Goloboma iridis atypicum oculi utriusepue. Madchen, 24 Jahre alt, ist seit seiner Kindheit kurz- und schwachsichtig gewesen, soli aber sonst nie an einer Augenkrankheit gelitten haben. Die ubrigen Familienmitglieder haben gesunde Augen. Die Patientin ist kraftig gebaut, hat aber Andeutung von rhachitischen Ziihnen. Die blassen, ausserlich normalen Augen sind in fortwahrender lebhafter rotirender Bewegung begriffen. Dio sonst normale Corneades rechten A u g e s ist auffallend gross und misst im horizontalen Durch- messer 12 mm, im verticalen 13 mm. Die Kammer ist sehr t.ief, Iris und Linse schlottern deutlich. Die bronzebraune, schmale Iris (Fig. 6) zeigt nach aussen oben oinen Defect, dessen Riinder (Schenkel) genau parallel ziehen und 7'5 mm voneinander entfernt sind, so dass das so vergrosserte Pupillengebiet die Form eines regelmassigen Schlusselloches besitzt. Die Riinder desselben sind stark pigmentirt, jedoch ist dieser Pigmentsaum hie und da unterbrochen. Nach unten findet sich in dem sonst ganz scharfrandigen Pupillarrande eine mit der Spitze gegen das Parenchym der Iris gekehrte Einkerbung. Dieser Stelle entsprechend bemerkt man auch eine spitzelliptische dunkle Pigment-Ansammlung, welche wie *) Bereits von mir publicirt in der „Allgem. Wiener med. Zeitung 0 , 1888. 70 eine Raphe vom Pupillarrande der Iris bis zu deren Ciliarrande reicht. Dass man es aber hier mit einer die Dicke der Regenbogenhaut durchsetzenden Gewebsanomalie und nicht nur mit einer oberfliichlichen Pigmontirung zu thun bat, sieht man am besten am Faserzuge der Iris. Die unter normalen Ver- haltnissen bekanntlich radiiir verlaufenden Fasern der Iris ziehen fast aus der ganzen unteren Halfte der Regenbogenhaut im Bogen gegen die pigmentirte Leiste und inseriren sich an ihr unter mehr weniger spitzen “VVinkeln. Die Fasern der oberen Halfte ziehen nach oben und verlaufen, je mehr nach oben gelegen, desto mehr annahernd parallel den Schenkeln des Defectes. Die vordere Fliiche der Linse ist gleichmiissig mit kleinen rostbraunen Pigmenthiiufchen bedeckt, so dass sie wie mit Rost bestreut aussieht. Im Gebiete des Defectes der Iris ist der Linsenrand als dunkle Linie deutlich sichtbar. Im Glaskorper schwimmen einige Triibungen. Die sehr schmale Papille ist senkrecht-oval, zeigt die Andeutung eines Conus nach aussen und eine grosse physiologiscbe Excavation. Gleichzeitig ist die innere Papillenhalfte wie in einem myopischen Auge deutlich hiniiber- gezogen. Ausser der starken Pigmentzerwerfung im ganzen Fundus findet man Zeichen einer centralen Chorioiditis. Die Veranderungen am linken Auge sind jenon des rechten analog. Das Kolobom misst hier nur 65 mm und am Rande des Defectes findet sich nur am ausseren Schenkel eine Pigmentanhaufung. Wenn hier die oben beschriebone pigmentirte Raphe auch nicht vorhanden ist, so sind doch die Verhiiltnisse des Faserzuges der Iris dieselben. Die Linse, im ubrigen so bescliaffen wie die des rechten Auges, ist etwas nach innen dislocirt, ohne dass aber Zonulafasern sichtbar waren. Die Kranke zahlt mit nach abvrarts gerichtetem Blicke Finger in 60 cm und liest Jaeger Nr. 3, ohne dass eine Glasercorrectur moglich ware. Die Kreise des Keratoskops sind in senkrecht stehende Ellipsen verwandelt. . / Fali XLVIIL Defectus iridis congenitus o culi sinistri. Mann, 27 Jahre, liess sich wegen schlechtem Sehvermogen im Jahre 1891 von mir untersuchen. Das rechte Auge war normal. Auch das linke in seinen ausseren Bestandtheilen, abgesehen von der senkrechten Stellung der elliptischen Hornhaut. Dem entsprechend zeigte auch die Iris eine' nicht kreisrunde, sondern etwas in die Lange gestreckte Gestalt {Fig. 7). Die Regenbogenhaut war graugrun, die Pupille, etwas nach aussen verschoben, hatte eine fast viereckige Form bei trager Reaction. Hintere Synechien waren nicht nachzuweisen. Die Gegend des Sphincter war durch reichliches hellbraunes Pigment markirt. Die Arkadenzeichnung des vorderen Reliefs war zwar vorhanden, aber stark gegen die Peripherie verschoben. Im inneren unteren Drittel fehlte das Parenchym der Iris in der Zone zwischen Ciliar- und Pupillarantheil. Diese grosse Lučke war von zahlreichen hellweissen Faden durchzogen, welche sich radiiir vom centralen zum peripheren Rande des Defectes spannten. In der Linse zahlreiche punktformige Triibungen, so dass man vom Augenhintergrunde nichts sehen kdnnte; wohl aber bekam man rothes Licht sowohl durch das Pupillargebiet, als auch durch die grosse Lučke im Irisgewebe. 71 Fali XLIX. Coloboma nervi optici oculi dextri. Mann. 17 Jahro alt,, consultirte mich wegen seiner Kurzsichtigkeit. Am rechten Auge fand ich an den nnteren Rand der Papille anschliessend eine helhvoisse, glanzende Fliiche von fast 4 Papillendurchmesser. Das Kolobom war ganz gefilsslos; dagegen erschienen an seinem unteren Rande zahlreiche machtige Gefasse, welche sich in der Netzhaut weiter verbreiteten. Die Papille war kaum sichtbar; denn sie lag quer als ein uberaus schmales spindelformiges Gebilde von schmutzig rotbbranner Farbe am oberen Rande des Koloboms. Ans ihr entsprangen nur nach oben einige zarte Gefasse fur die Netzhaut. M 5 D\ zahlt Finger in 6 m; — 5 D S Jaeger Nr. 12. Linkes Ange ausser einer Myopie von 1'5 D normal. S -fa, — 2'5 DS T %, Jaeger Nr. 1. Fali L. Defectus papill® nervi optici oculi sinistri. Fran, 51 Jahre alt, besuchte meine Sprechstunde, um sich wegen ihrer Presbyopie eine Brille bestimmen zu lassen. Rechtes Auge. Normal. E. S f, Jaeger Nr. 5; mit + 2 D, Jaeger Nr. 1. Linkes Auge. Im iiusseren unteren Quadranten der sonst normalen Papille befindet sich eine denselben vollkommen einnehmende Grube von circa 15 mm Tiefe. I)ie Riinder sind scharf, grau und haben ein hartes Aussehen. Im umgekehrlen Bilde sieht der Defect schiefergrau, fast schwarz aus. Im aufrechten Bilde kann man bei wechselnder Stellung des Refloctors auch Licht und Schatten an den \Vanden der Excavation veriinderlich gestalten. was sich durch die Ampullenform der Grube leicht erklaren lasst. Geringe II. S — keine Correctur, Jaeger Nr. 5; keine Correctur. Fali LI.*) Goloboma macula; lutese oculi dextri. Ein alterer Herr Collega liess sich von mir mit dem Augenspiegel unter- suclien, weil er zeitweilig schlechteres Sehen am rechten Auge bemerkt hatte. Ich fand einen Defect in der Macula lutea, der eine genaue Wiederholung des im Jaeger’schen Atlas abgebildeten Falles ist ( Tuf.XX, Fig. 92), der aber zu joner Zeit von Jaeger noch nicht als Coloboma centrale gedeutet wurde. Mein Fali unterscheidet sich vom Jaeger’schen nur dadurch, dass sich nach aussen an den grossen Defect ein um mehr als die Halfte kleinerer anschloss, welcher von dem ersteren durch eine dichte Pigmentstrasse getrennt war und dass die Langsaxe des Defectes nicht genau horizontal gestellt war, sondern etwas geneigt von aussen unten nach innen oben verlief. Der an und fiir sich schone Fali gestaltete sich dadurch noch um so vieles interessanter, weil es moglich war, mit dem Perimeter beido Defecte als centrale Scotome voneinander getrennt herauszubringen. Die Sehproben ergaben am rechten Auge S -fo — 2 D f, Jaeger Nr. 1. Linkes Auge normal. *) Bereits von mir publicirt in der „Allgem. Wiener med. Zeitung 0 , 1888. 72 Fali LIL*) Goloboma macula; hite a*. Mann, 65 Jahre alt. Das reclite Auge ist normal. Am linken Auge ist die Gegend der Macula lutea von einem circa zwei Papillen grossen weissen Fleck eingenommen, der, eine kaum merkliche Vertiefung zeigend, von einem fein gezackten Pigmentsaumc nmgeben ist; dieses Pigment, iihnlich wie bei Retinitis pigmentosa gestaltet, reicht stellenwoise auch in die Netzhaut. Im Gebiete des Koloboms findet sich reichliche Gefasszeichnung. Das Auge, in geringem Grade myopiscli, ist nach aussen abgelenkt und erkennt nur mehr grosse Gegenstande. libersicht aller eigenen Ealle. Unter den 28 anatomisch untersuchten Augen mit an- geborenen Kolobomen befanden sich 19 mit typischem, 5 mit atypischem Kolobom der Iris, 20 mit Kolobom des Corpus ciliare, 18 mit solchem der Retina und Chorioidea, 2 der Macula lutea, 3 des Sehnerven, 6 der Linse, 7 der Zonula und 2 des Glas- korpers. In 2 Fallen waren persistirende Gefasse des Glaskorpers nach- zuweisen. Bei den 24 mit angeborenen Spaltbildungen behafteten klinisch beobachteten Personen fanden sich 31 Augen mit Kolobom; es war also in 7 Fallen die genannte Anomalio beiderseitig. Die einzelnen Arten der Spaltbildung vertheilten sich folgendermassen: 22 typische, 3 atypische Kolobome der Iris, 17 der Chorioidea und Retina, 2 der Macula lutea, 3 des Nervus opticus; 4mal war Mikroplithalmus, lmal waren persistirende Glaskbrpergefiisse vorhanden. *) Bereits publicirt in meinem „Bericht etc.“ 1889, S. 27. II. Besehreibung der angeborenen Kolobome des Augapfels und der mit ilmen zusammenMngenden Teranderungen im G-ebiete desselben. Angeborene Kolobome des Augapfels (xoko|36a), verkiirzen, ver- stiimmeln, xoXo^6?, gestutzt,xok6j3a)fra, Verstiimmelung) sind angeborene Liicken in irgend einem seiner Bestandtheile, die als solehe fort- bestehen konnen, oder sich dann im weiteren Verlaufe der Ent- wicklung des Auges wieder ausgefiillt haben durch eingeschobenes Bindegewebe (Narbengewebe). Hieher muss man auch jene Substanz- verluste in der Linse und dem Sebnerven reclmen, welche nicht die Form einer Spalte haben. Die Ursache dieser Defecte ist in abnormen Vorgangen vvahrend des intrauterinen Lebens zu suchen. Die Kenntnis von den Spaltbildungen des Bulbus reicht nicht besonders weit zuruck. Die alteste Erwiihnung, welche ich in der Literatur finden konnte, ist die bei Bartholinus (1673, nach De Beck), der ein Kolobom der Iris beschrieb und auch abbildete. Die verhaltnismassig mangelhafte Methode der Untersuchung brachte es mit sich, dass man die Kolobome der inneren Augenhaute lange nicht kannte. Wir finden so Ende des vorigen und Anfang des jetzigen Jahrhundertes Spalten der Regcnbogenhaut oft beschrieben und auch mehr oder weniger richtig abgebildet (A 1 b i n u s, v. Ammon, Dreschel, Helling, Heyfelder, Seiler, Wagner, v. Walther u. a.); Defecte im Innern des Auges aber werden erst erwahnt, nachdem man begonnen hatte, in dieser Richtung anatomische Untersuchungen vorzunehmen (v. Ammon [1830], Wagner, Hey- felder, Gescheidt, Warnatz, Hannover, v. Stellwag). Die 74 Erfindung des Augenspiegels kam auch auf diesem Gebiete zur fruchtbarsten Geltung, indem die Dntersucliung mit demselben die Erkennung der mannigfachen Formen der Defecte im Innern des Auges ermoglichte. Ausser vom Menschen hat man bisher Kolobome vom Schwein, vom Huhn (Warnatz), vom Hund (Heyfelder, Schultheiss) und Kaninchen (Deutschmann, Hess, Manz) anatomisch beschrieben. Genau mikroskopische Untersuchungen von Augen mit an- geborner Spaltbildung blieben natiirlich erst der neueren Zeit vor- behalten. Nach Haase (1870) veroffentlichten noch folgende Autoren einschlagige Befunde: Manz, Litten, Talko, Pause, Haab, Hirschberg, Deutschmann, Hocquart, Thalberg, Da Gama Pinto, Schultheiss, de Vincentiis, Hanel, Becker, Hess, Rindfleisch. Alle die genannten Arbeiten beriicksichtigen vor allem, das Kolobom der Dvea. Ausser diesen gibt es aber noch eine Anzahl anatomischer Untersuchungen, welche sich mit speciellen Arten der Spaltbildung befassen und die gegebenen Ortes Envahnung finden sollen. 1. Coloboma iridis (Iridoschisma). Das Coloboma iridis ist eine Spalte, eine Liicke in der Regen- bogenhaut. Abgesehen von dem hier gar nicht in Betracht kommenden, durch operatives Ausschneiden eines Stiickes Iris entstandenen Substanzverlust, muss man von vornherein z\vei Hauptgruppen der Irisdefecte unterscheiden. Wenn man auch friiher sclion immer von verschiedenen Formen der Regenbogenhautspalte gesprochen hat, so ist es doch das Verdienst von Manz diesen Unterschied zuerst genau begrenzt zu haben. Man muss voneinander trennen: 1. Die nach unten oder innen unten gelegene Liicke der Iris, Coloboma iridis typicum, oder Coloboma iridis schlecht- weg; und 2. Liicken der Iris, die nach anderen Richtungen liegen, Colo¬ boma iridis atypicum, Pseudocoloboma (Manz). Das typische Kolobom der Iris liegt nach unten oder innen unten und ist ein Gewebsverlust, vvelcher die Iris in ihrer ganzen Breite und Dicke durchsetzen oder nur Theile dieser Aus- dehnung einnehmen kann (totales und partielles Kolobom). Wiihrend bei der ersten Gruppe die Spalte vom Pupillarrand bis zum Ciliarrand reicht, ist dies bei der zweiten nicht der Fali und grossere oder kleinere verschieden gestaltete Liicken befinden sich in der der 75 Pupille zugekehrten Halfte der Regenbogenhaut. Defecte nur im Ciliarantheil kommen in anderer Weise in Beriicksichtigung. Die Grosse des Koloboms entsprieht meist l j B oder 1 j 6 , hochstens i/ 4 der Iriscircumferenz. Die Form des Koloboms ist zwar eine mannigfaltige, lasst sich aber auf einige Grundformen zuruckfiihren und bat immer den Umstand gemeinsam, dass der Querdurchmesser im Pupillarantheil betrachtlich grosser ist als im ciliaren, so dass die Kolobome eine mehr oder weniger stumpfe Spitze nach unten oder innen kehren. So entsteht als einfachste Grundform die eines Dreieckes, dessen Spitze gegen den Ciliarkorper gerichtet ist. Diese Gestalt kommt jedoch nie zur vollen Geltung, weil der Ubergang vom Pupillarrand in die Riinder der Spalte (Schenkel des Koloboms) nie ein scharfer ist, sondern diese genannten Begrenzungen in seichtem Bogen in den Kand des Sehloclies ubergehen, daher Pupillargebiet und Kolobom zusammengenommen sich mehr der Form eines Spitz- bogens oder eines Eies nahern. Ist aber in sehr seltenen Fiillen die Convergenz der beiden Schenkeln eine geringere und nahert sich der parallelen, oder sind diese sogar fast divergirend, so erinnert nun das Pupillargebiet nebst dem des Koloboms an die Gestaltung eines Schliisselloches. Die alten Autoren sprechen dann auch von einer Kometenpupille. Gescheidt hat verschiedene Grade des Koloboms unter- schieden; als ersten bezeichnet er die Ausdehnung der Spalte bis zum Ciliarrande; der zweite Grad wird von Kolobomen mit conver- girenden Randern gebildet; reicht aber der Spalt nicht bis zum Ciliar¬ rande, so ist dies der dritte Grad. Der geringste Grad eines Koloboms der Regenbogenhaut ist die vonCornaz als Pseu docoloboma bezeichnete Missbildung. Es ist dies ein schmaler Streifen, der in der Medianlinie die untere Halfte der Iris wie eine Raphe durchsetzt. Nur die Richtung und Lage unterscheiden diese pigmentfreie Stelle von theihveiser und ein- seitiger Heterochromie der Iris (M a n z). Hieher gehoren auch noch andere Andeutungen einer Spaltbildung in der Iris: streifenformige Vertiefung der unteren Medianlinie, welche mit einer Verdiinnung des Irisgevvebes in diesem Bereiche zusammenhangt; oder es ist nur ein Pigmentstreif nach unten vorhanden, gegen welchen die radiaren Fasern der Iris ziehen; und selbst dieser kann fehlen, so dass das Kolobom nur durch den oft unregelmassigen Verlauf der Fasern des Relicfs angedeutet ist. Sieht man aber nur eine Furche, deren Grund vertieft ist, so darf man keineswegs annehmen, dass dies die ubrig- gebliebene Uvealschichte sei, denn diese findet man immer unter- 70 brochen und es handelt sich hier um ein an Pigment reiches inter- calirtes Bindegewebe. Solche Andeutungen eines Koloboms gewinnen dann besonderes Interesse, wenn gleichzeitig Spaltbildungen im Innern des Auges vorhanden sind. Partielle Iriskolobome, welche nur einen kleinen Theil der Iris im Bereiche des Pupillarantheiles einnebmen, haben nie die beschriebene Spitzform, sondern sind immer einer Bucht, einer Kerbe ahnlich, so dass dann der Pupillarrand wie angenagt aussieht. Hier kommt es aber bisweilen auch vor, dass die beiden Kolobomsclienkel parallel nach abwarts laufen, wobei auch der Grund des Koloboms einen dem Pupillarrande parallelen Bogen beschreibt. Meridionale Schmitte zeigen dann d en dem Ciliarkorper aufsitzenden Stumpf der Iris (Ciliarantheil), dessen der Pupille zugewendete Rand kuppenformig abgerundet ist. Aber auch bei wirklich totalen Kolobomen ist eine Andeutung der Irisperipherie an den entsprechenden Schnitten immer nachweisbar (z. B. Fali XXIV., Fig. 18). Die partiellen Kolobome der Iris sind seltener als die totalen; das Verhaltnis zwischen beiden Formen entspricht beilaufig 20 : 30. Ein Koloboin, ob total oder partiell, kann auch eine assymmetrische Form haben, wenn der eine Sclienkel langer ist als der andere. (Fali IV.) Der liber den Pupillarrand herubergeschlagene Theil des Uveal- pigments der Iris geht in der Regel ohne Unterbrechung an den Schenkeln des Koloboms weiter und ist hier meist breiter als arn Pupillarrande. Es kann sogar Ectropium uveee vorhanden sein, wobei das Pigment nicht nur in Form von Korncrn, Zacken oder Spornen, sondern auch wie ein Faden ausgezogen ins Pupillargebiet reicht (Fali IV, XI, XII). Diese Excrescenzen konnen, sowie die Rander der Kolobomschenkel uberhaupt, der vorderen Linsenkapsel anhaften (Fali II, X). Das Relief der Vorderflache der Iris orleidet natiirlich eine vollkommene Storung. Ist die Spaltbildung durchgreifend aus- gesprochen, so ist der Sphincter unterbrochen, der Sphincterkreis ist gewissermassen geoffnet und seine beiden Enden legen sich an die Rander des Koloboms; so beschreibt er nur 1 / 2 oder 1 / 3 des Kreises. Die nach unten gekehrten Enden des Sphincter hangen zusammen mit geradlinig verlaufenden starken Faserbiindeln, welche gegen die Axe des Koloboms convergiren. Dieser Ubergang ist entweder ganz undeutlich und verwaschen, oder die beiden Enden stossen in einem abgerundeten Winkel zusammen. In manchen Fallen findet man an diesem Orte kein Uvealstroma. Nur selten umrandet der Sphincter 77 clie Pupille und das Coloboma totale bis zu seiner Spitze, vvahrend er beim partiellen als geschlossener Ringmuskel mit seinen unteren Biindeln etwas verschoben unter dem Defecte verlauft, Von den Radiarfasern der Iris sielit man in der Nachbarschaft des Spaltes solche, die von der normalen Bichtung abweichend theils am Rande desselben, theils in der Nachbarschaft an den Circular- fasern neue Stutzen und Anhaltspunkte suchen. Ein Beispiel der- artiger Verhaltnisse bietet die Iris vom Fali I, Fig. 3. Die Details der Faserzugsrichtung sind aber bei der grossen Mannigfaltigkeit ganz unerschopflich. Sie lassen sich sehr oft auch durch eine genaue Beschreibung nicht klar wiedergeben, weil die Topographie der mit Namen belegten verschiedenen Regionen der Vorderflache der Iris vollkommen verschoben ist. Die Circularfasern konnen auch vollkommen fehlen. Diese Form en des totalen typischen Koloboms konnen durch zwei Umstande geandert werden. Bisweilen erscheint auf den erstenBlick das Kolobom als ein partielles, d. h. nur die Halfte, oder zwei Drittheile der Irisbreite, vom Pupillarrand gerec-hnet, sind gespalten; der iibrige Theil ist als Gevvebe erhalten. Bei genauerer Betracbtung findet man aber dann, dass die Spalte zwar eine der ganzen Breite der Iris nach durch- greifende ist, in ihrem dem Ciliarkorper zugewendeten Theile aber durch eine diinne Membran ausgefullt ist, welche Irisgewebe vor- tauscht. Dieses Hautchen kann so fein sein, dass es, mit dem Augen- spiegel betrachtet, spinngewebsart.ig das Kolobom iiberzieht. Die geringste Andeutung einer solchen intercalirten Masse ist ein Faden aus Bindegewebe bestehend, der mit oder ohne Pigment in das Bereich der Pupille ragt. Der zweite Fali ist jener, wo die Spaltung nur das Stroma der Iris betroffen bat (Atrophie der vorderen Schichten), aber nicht das Uvealpigment. Dann findet man nach unten oder innen unten eine mehr oder weniger breite Pigmentstrasse, die auffallenderweise mit fast parallelen Randern ausgestattet ist, und natiirlich desto lebhafter hervortritt, je weniger dunkel gefiirbt das iibrige Irisgevvebe ist (Pigmentkolobom). Eine solche angeborene Anomalie konnte eventuell mit einem Nasvus der Iris venvecliselt \verden, wenn hier nicht der Pigmentstreifen unter dem Niveau der Vorderflache der Iris lage. Ein noch geringerer Fali ist jener, wenn nur das Pigment des Irisgevvebes in dem Bereiche nach unten oder innen unten fehlt, so dass dann ein sog. oberflachliches Kolobom zustande kommt. Bei fast allen partiellen Kolobomen aber wird eine genaue Betracbtung feststellen konnen, dass der stehen gebliebene Ciliarrand der Iris einen medianen Pigmentstreifen oder eine mediane, verschieden tiefe Furche besitzt. 78 Eine besondere Art des unvollkommenen Koloboms der Iris ist das so g. Briickenkolobom (Fali V). Durch einen Strang von verschiedener Dicke, welcher sich von einem Kolobomschenkel zum anderen spannt, wircl die Spalte wie durch eine Brucke in zwei Theile getheilt. Die Brucke von wechselnder Breite besteht entweder aus uvealem Pigment (zusammenstossende Auswiichse desselben), oder aus Bindegewebe, welches aus dem Stroma der Iris zu verfolgen und audi mit Stromapigment und Uvealpigment versehen ist. Die Keaction der Pupille kann ganz gut oder auch sehr trage sein, und — abgesehen von Complicationen im Bereiehe des licht- empfindenden Apparates — von dem Verhalten des Spbincter abhiingen (Spaltung, also Verlust seiner Eigenschaft als Sphincter, oder voll- kommenes Erhaltensein des Schliessmuskels). Ein Fehlen der Reaction kann auch in Anheftungen der Iris an die Linse ihren Grund haben. Durch Einwirkung von Mydriaticis wird die Pupille immer vergrossert, das Kolobom verbreitert. Kleine Defecte der Iris konnen so vollkommen verschwinden. Die Pupille hat bei Kolobom nicht immer ihre centrale Lagerung, sondern der obere Pupillarrand kann betrachtlich tiefer stehen. Dies kommt besonders dann deutlich zum Ausdrucke, wenn auch die Iris unten besonders schmal ist. Die Pupille kann aber auch nach oben verschoben sein (Fali II). Eine solche ungleiche Breite der Iris sieht man bei Thieren gar nicht so selten. Man ist aber wohl nicht berechtigt, dies als Korektopie zu bezeichnen, nachdem es besser ist, diesen Namen nur fiir die excentrische Lage der Pupille bei normaler Iris zu ge- brauchen. Die Form der Pupille und des Koloboms (beide als Ganzes ge- nommen) hangen bis zu einem gewissen Grade zusammen mit dem Verhalten des Sphincters, wenn auch nicht in dem MaaBe, als es v. S te 11 wa g annahm, nachdem der Einfluss des Sphincters und seine Krafteinwirkung auf den Verlauf der Fasern erst auf Licht- eintritt zustande kommt, der sich doch erst nach der Geburt einstellt. Die Pupille wird birnformig, wenn der Sphincter bis gegen das Corpus ciliare zieht; verlaufen die Enden des gespaltenen Schliessmuskels tangential zu den Kolobomschenkeln: eiformig. Dadurch wird die Pupille aus dem Centrum riicken, wie dies Gillebert (nach F i c h t, e) bei einem lebenden Kinde durch Lichteinfall beobachtet hat. So konnen die verschiedensten Dbergangsformen entstehen, welche durch Einschiebung von Gewebe abermals Anderungen erfahren. Gleicht der Sphincter in toto einem Hufeisen, so entsteht ein glocken- formiges Coloboma iridis, daher die Iris oben breiter ist. Eine be- 79 sondere Art des Verlaufes des Sphincter ist das Umschlagen seiner Enden auf die Hinterflache der Iris, wie es Wiethe erwahnt. Auf der Vorderflache der Iris zu beiden Seiten des Koloboms findet man bisweilen kissenfbrmige, umschriebene Verdickungen des Irisgewebes (Fali I); in anderen Fiillen wieder grossere dreieckige, grubige Vertiefungen, welche wegen ihrer dreieckigen Gestalt wohl kaum als Krypten angesprochen werden, sondern die Bedeutung von Defecten haben diirften. Die Farbe der Iris spielt keine Rolle; denn man findet das Verhaltnis zwischen lichten und dunklen gespaltenen Irides beiliiufig 35 : 20, was annahernd dem Verhaltnisse zwischen lichten und dunklen Augen entspricht. Dagegen ist es sehr haufig, dass das normale Auge eine andere Irisfarbe besitzt als das mit Kolobom behaftete desselben Individuums. Ebenso scheint das Geschlecht keinen Einfiuss zu haben. Man findet Coloboma iridis haufiger mir auf einem Auge als auf beiden; aber das Uberwiegen der linken Augen als mit Coloboma iridis behaftet ist sehr auffallend; auf 10 rechtsseitige Kolobome kommen beilaufig 15 der linken Seite, was vielleicht mit der embryonalen Seiterilage in Zusammenhang gebraclit werden kann. Im allgemeinen gehort das Coloboma iridis zu den hiiufigsten Miss- bildungen. In den zahlreichen von mir anatomisch untersuchten Fiillen von Coloboma iridis habe ich die obere liickenlose Hiilfte der Iris immer normal gefunden und auch aus der Literatur ist mir keine gegentheilige Angabe bekannt. Die histologischen Ver- iinderungen in der unteren Hiilfte sind folgende: In der oberen Hiilfte des Koloboms hat die Iris — auch in der Niilie der Schenkel — die normale Dicke und ihre beiden Flachen laufen zueinander parallel, so dass die bekannte Verdickung im Pupillartheil der Iris hier meist vermisst wird. Desto kraftiger tritt diese in der Regel in der unteren Hiilfte des Koloboms auf. Die Regenbogenhaut kann so am Kolobomschenkel eine selbst kolbige Verdickung zeigen. Das Uvealpigment ist stark entwiekelt und meist noch eine Strecke iiber den eigentlichen Schenkelrand hinubergeschlagen. Die schon makroskopisch erwiihnten Pigment- massen, welche als knotenformige Excrescenzen oder als Fžiden in den freien Raum des Koloboms ragen, sind Abkommlinge des Hveal- pigmentes,welches,wiebei manchen Thieren, besonders Pferden (Trauben- korner), verdickt den Pupillarrand iiberragt. Das Verhalten des Dveal- pigmentes ist auch an der Hinterflache der Iris bemerkbar, indem es 80 in der Hohe der Spalte bisweilen Faltungen zeigt, welche Hocker und Buchten der Iris iiberkleiden. Der Sphincter kann entweder ganz felden oder wir sehen an verschiedenen Stellen Faserbiindel desselben, welche versprengt oder verzogen eine abnorme Lagerung haben. In seltenen Fallen findet man in den unteren Partien der Iris statt der Muskelfasern Gefiisse reichlicher angehauft. Das ubrige Irisgewebe ist meist normal, man findet aber auch bisweilen das Stroma der Iris von Rundzellen durchsetzt, besonders am Kolobomrande. Diese bilden dann entvveder Nester oder sie reiehen uber den Kolobomrand hinaus, so dass an demselben knollige Auswiichse entstehen, welche stellenweise das Pigment am Bande umgreifen. Bei einem partiellen Kolobom der Iris ist der stehengebliebene Ciliarrand in der Mehrzabl der Falle normales Irisgewebe; denn das- selbe zeigt, abgesehen von den beschriebenen Pigmentveranderungen, an der Hinterflache und dem abnormen Verlauf der Fasern des Sphincter keine Anomalie. Wenn namlicli der letztere nicht auch gespalten ist, so findet man seine Bestandtheile in den verschiedenen Schnitten an verschiedenen Orten gelagert, ein Zeichen, dass er in seiner unteren Halfte verzogen nnd verzerrt ist. Bemerkenswert ist der Gefassreichthum in diesem peripheren medianen Irisantheil. Die hier verlaufenden zahlreichen Gefasse bilden an manchen Stellen Knauel. Die oben ervriihnte median nach abvvarts laufende Furclie im Parenchym der Iris, sei es, dass sie die einzige Andeutung der Spalt- biklung in der ganzen Breite der Iris, oder die Bildung einer Raphe in dem stehengebliebenen Ciliartheile ist, iiussert sich auch an mikro- skopischen Durchschnitten als eine seichte Einsenkung in der vorderen Irisflache, welche annahernd die Gestalt eines Trichters besitzt, dessen Spitze der Hinterflache der Iris zugekehrt ist. Dieser Furche entspricht an der Hinterflache eine kleine vorspringende Leiste, die auf dem Durchschnitt hockerformig in die Hinterkammer ragt (Fali XVI). Unter denselben Verhaltnissen findet man statt des Hockers eine kleine Mul de auch riickwarts (Fali XXII und XXV). Bemerkensvrert ist es, dass auch die Fasern des Irisgewebes diesen Niveaudifferenzen. folgen und von einer grosseren Anzahl von Gefassen hegleitet sind. Der genannte furchenformige Defect kann sammtliche Schichten der Iris bis auf das Uvealpigment einbegreifen. Sehr bemerkensvvert sind die histologischen Befunde in jenen Fallen, wo die Spaltung der Regenbogenhaut nur scheinbar eine partielle ist. Durchschnitte in soleh en Fallen ergeben (Fali I, II, III), 81 dass die Spaltung d er Iris zwar eine bis an den Ciliarrand reichende war, dass aber der untere Theil der Spalte durch neugebildetes, ein- geschobenes Gewebe wieder ausgefiillt wurde. Dasselbe bildet entweder eine Fortsetzung des Irisparenchyms, an welches es sich nnmittelbar anschliesst, oder aber es inserirt sich an dem umgeschlagenen Uveal- pigment (Fali I). Das Uvealpigment ist in seinem Verlaufe nieht nur unterbrochen, sondern gewohnlich auch nacli vorne geschlagen. Zwischen diesen durch das Pigment bezeichneten neuen Randern der Iris be- findet sich das eingeschobene Bindegewebe. Dieses kann die ver- schiedensten Entwicklungsstadien zeigen: vom an Rundzellen reichen und an Fasern armen, bis zu j enem, wo die korperlichen Elemente den Bindegewebsfasern gegentiber vollkommen in den Hintergrund treten. In letzterem Falle ist die Brucke meist recht diinn und nahert sich so einer in dem Kolobom ausgespannten Membran umsomehr, als dann das Ganze durch die Dndeutlichkeit der Fasern und dem fast vollkommenen Mangel an Zellen einem verquollenen Gewebe ahnlieh sieht. Eine solche Membran kann bisweilen — an beiden Schenkeln befestigt — zu klein sein, um die Mittellinie des Koloboms zu erreichen und sich so im Kolobom auszuspannen. Dann findet man in diesem Hautchen eine median verlaufende grossere oder ldeinere Liicke. Der geringste Grad dieser Bildung ist ein binde- gewebiger Faden, der dem Kolobomschenkel anhaftend, im Gebiete des Spaltes flottirt. Die intercalirtebindegewebige Masse steht fast immer mit dem Stroma der Iris in Zusammenhang. Dementsprechend ist das neugebildete Gewebe auch von Pigment durchsetzt: theils Stromapigment, theils im Bindegewebe lose angehauftes korniges Pigment. In seltenen Fallen laufen die beiden Fliiclien der intercalirten Brucke nicht in einer Fluclit mit der Vorder- und Hinterfliiclie der Iris, sondern man bemerkt Furchen, welche stufenformig die Regen- bogenhaut von der eingeschobenen Masse trennen. Bisweilen weist dieselbe eine formliche Dreliung um ihre Langsaxe auf. ( Fig. 17.) 2.Das atypischeKolobom der Iris(Pseudocoloboma 1 ) kann nacli allen moglichen Richtungen gekehrt sein. Wenn auch nicht so zahlreich als in der neueren Literatur, finden wir doch auch schon bei den alteren oculistischen Schriftstellern Angaben iiber ‘) Dieser urspriinglich von C o r n a z (s. oben) fiir eine bestimmte Art des Coloboma nach unten gebrauchter Name wird in neuerer Zeit, dem Beispiele von M a n z folgend, auch fiir atypische Spalten der Iris verwendet. Ich meine aber, dass es besser sei, denselben nur die Bedeutung nach C o r n a z bei- zulegen, weil ja Spalten der Iris nach einer andoren Richtung als nach unten auch wirkliche Kolobome, aber keine typischen sind. B o c k, Kolobome. 6 82 atypische Kolobome, natiirlich nnr der Iris; so bei v. A mm o n, Helling, Heyfelder, Lerehe, Mess, Seiler, Tourtual, Warnatz. Jiingken erwahnt ausdriicklich, dass ausser der Spalte der Regenbogenhaut nach unten auch eine solche nach allen anderen Richtungen vorkommen konne. Von den als Polykoria beschriebenen Fallen abgesehen, babe ieh mit meinen 8 Fallen 39 gefunden, in welchen eine Spalte der Regenbogenhaut angegeben wird, die eine andere Richtung besitzt, als nach unten oder innen unten. 33 davon waren einseitig, 6 doppel- seitig; auch hier iiberwog das linke Auge das rechte bedeutend (19 : 7). Nach der Richtung zusammengestellt, ergab sich Folgendes: Das atypische Kolobom war gekehrt nach: innen llmal, innen oben 6 „ oben 4 „ aussen oben 5 „ aussen 9 „ aussen unten 4 „ ; es ist also hier das Vorkommen der Spalte nach innen und aussen auffallend haufiger als nach irgend einer anderen Seite, wiihrend die anderen Stellungen sich in untereinander anniihemd gleichen Zahlen bewegen. Der geringste Grad einer atypischen Spaltbildung ist ein schmaler radiarer Streifen, eine Raphe, welche sich als eine starker pigmentirte, oder als pigmentlose Linie vom iibrigen Irisgewebe abhebt und im ersteren Falle meist gleichzeitig einer ins Parenchym der Iris einschneidenden Furche entspricht. In der Regel handelt es sich aber um wirkliche Gewebsverluste in der Regenbogenhaut, welehe aber nie eine so regelmassige Form besitzen, als die typischen Iris- kolobome. Sie durchsetzen so wie diese die Regenbogenhaut bald in ihrer ganzen Breite, bald betreffen sie nur einen Theil derselben (entweder den ciliaren oder den pupillaren) und sind im letzteren Falle Liicken, unter denen der Form nach die radiar gestellten, schlitzformigen Spalten vveitaus haufiger sind, als runde Locher. Die totalen atypischen Kolobome schwanken in der Breite einer kaum mehr als linearen Spalte bis zu breiten Defecten, deren Schenkel aber fast immer anniihernd parallel verlaufen. Birnfdrmige atypische Kolobome der Iris gehoren zu den grossten Seltenheiten. Besonders zu betonen sind Falle, in welchen mehr als ein Defect vorhanden war. Es sind jene, welche einen Ubergang ver- mitteln mit den bisher als Polykorie beschriebenen, bei denen ausser 83 einer mehr oder weniger central gestellten normalen Pupille noch andere Lucken in der Iris vorlianden gewesen sind. In den Fallen mit multiplem Kolobom reichen dieselben an den Pupillarrand heran, oder, besser gesagt, in das Pupillargebiet, indem der Defect in diesem selbst liegt. Am typischesten sielit man dies in meinen Fallen XII, XIII. Ausser dem spitz nach unten zulaufenden typischen totalen Kolobom der Iris bemerkt man nacli oben kerbenformige Einbuch- t.ungen am oberen Pupillarrande, welche nicht nur von einem dichten Pigmentsaume umgeben sind, sondern von deren Randern auch Pigmentzacken ins Pupillargebiet sich erstrecken. In dem Falle XXVIII sind ausser der typischen Spalte nach unten noch je ein Defect nach innen und aussen vorhanden, so dass das Pupillargebiet eine an- niihernd dreieckige Form hat. Sehr bemerkenswert ist der klinische Fali XLVII, in welchem ausser dem grossen Pseudokolobome nach aussen oben die Iris nach unten eine Pigmentraphe zeigte, welche die Ansatzlinie fiir die sonst circularen und jetzt unterbrochenen Fasern des vordern Irisreliefs ist. Auch in der alteren Literatur habe ich derartige Falle gefunden, so 3 Falle, welche v. Ammon beschreibt; je einen erwahnt L e r c h e und Tourtual. In der neuen Literatur scheinen mir nur die Falle von Ewers, Magnus, Manz und Makrocki hierher zu gehoren. Der Richtung nach verhielten sich die genannten Falle folgender- mafien: v. Ammon 1), nach unten und nach oben aussen. v. Ammon 2) und 3), nach unten und nach oben innen, Lerche, nach innen und aussen, Tourtual, nach unten und nach innen, Ewers, nach unten und nach innen, Magnus, nach innen und nach unten, Manz, nach unten und aussen, Makrocki, nach innen und nach unten. Es vereinigt sich also eine atypische Spalte mit einer typischen. Ausserdem finde ich noch von Williams erwahnt, er habe 2 Falle von doppeltem Kolobom der Iris beobachtet. Schon v. Stellwag betont den Zusammenhang zwischen Coloboma iridis atypicum und Polykorie. In der That sind die Beruhrungspunkte zwischen diesen beiden Processen so hervortretend, dass man verlockt werden kdnnte, sie auf eine gemeinsame Grund- form zuriickzufiihren. Die Coloboma iridis atypicum genannte an- geborene Anomalie ist eine Irisspalte, welche nicht nach unten oder innen unten gerichtet ist und meist die Iris ihrer ganzen Breite 6 * 84 nach durchsetzt. Ist nun gleichzeitig ein totales typisches Coloboma iridis vorhanden, so ist diesen beiden Defeeten entsprechend das eigentliche Pupillargebiet vergrossert. Ist aber wie bei einem Briicken- kolobom der Pupillarrand oder ein benachbarter Theil desselben er- halten geblieben, so hat man ausser der normalen, aber oft etwas verlagerten Pupille noch eine andere Lučke in der Iris, die einem accessorischen Sehloche zu vergleichen ist, was dann als Polykorio bezeichnet wird. Wie aber Francke sehr richtig hervorhebt, ist bisher kein Fali wirklicher Polykorie beim Menschen bekannt, sondern es sind dies eben immer nur Liicken im Irisgewebe ausser der nor¬ malen Pupille. Solche, sozusagen accessorische Pupillen liaben keine Muskelfasern. Der geringste Grad dieses Zustandes ware das Briicken- kolobom und man miisste, streng genommen, dann auch die auf Membrana pupillaris persistens zuriickzufiihrenden Formabweichungen und die Doppelpupille eines Cyklopenauges zur Polykorie rechnen. Francke hat aus der Literatur 24 hieher gchorende Falle gesammelt. Die nicht sparlichen Liicken konnen in verschiedenen Theilen der Iris liegen. Es gibt Falle mit einer ausserordentlich grossen Anzahl solcher Defecte in einer Iris mit normaler Pupille. So beschreibt Dubois 16 radiar verlaufende Spalten, Rumschewitsch 9 acces¬ sorische Liicken, welche um das normale Sehloch gelagert waren. Bisweilen sind aber nur auffallende Pigmontflecke der Iris An- deutungen der besprochenen Anomalio. Es sind auch Falle bekannt in welchen eine oder die andere Liicke eine dreieckige Gestalt, mit ihrer Basis gegen die normale Pupille gekehrt, besass. Besonders zu betonen ist der Umstand, dass in solchen multiplen Defeeten mit erhaltenem Rande der centralen Pupille dieser gut reagirte und die Pupille sich auf Mydriatica liier auch gut erweit,erte, wobei die Liicken mehr oder weniger schwanden, je nachdem sie naher dem pupillaren oder dem ciliaren Theile der Regenbogenhaut, lagen. In der Regel findet sich in der N ah e des Pupillarrandes eine abnorme Pigmentirung, sei es Anhaufung oder relativer Pigment- mangel, welche Zone dann in einer zierlichen Zickzacklinie die Pupille umkreiste. Die radiare Zeichnung ist immer gut sichtbar, wenn auch bisweilen durch eine oder die andere Liicke verschoben oder unterbrochen. (Fali XLVIII.) Die Veriinderungen in der Zeichnung des Reliefs der vorderen Irisflache sind so zahlreich und mannig- faltig, dass sie sich im besonderen gar nicht anfiihren lasson. Im Gegensatz zu manchen anderen Autoren muss ich betonen, dass in den von mir anatomisch untersuchten Fallen mit partiellem atypischen Defecte der Iris bei gleichzeitigem Coloboma iridis typicum 85 der Sphincter zwar ein wenig dem Rande zu verschoben war, aber keine Unterbrechungen zeigte. Wenn auch noch embryologische Untersuchungen in dieser Richtung volle Klarlieit bringen miissen, so ist doch eine grosse Ubereinstimmung zwischen atypischen Kolobomen der Iris und partieller Irideremie nicht von der Hand zu weisen. Schon IIimly hebt diese Vonvandtschaft liervor. Bezeiclmend sind solclie Fiille, wie der von Rindfleisch mit atypischem Iriskoloboin eines Auges und Irideremie des andern. Es wird Sache weiterer Forschungen sein, diese Vermuthung spruchreif zu gestalten. Bisher sind erst zwei anatomische Befunde bei Irideremia congenita bekannt, die wir Pagenstecher und Rindfleisch ver- danken. An Stelle des Ligamentum pectinatum erstreckte sich nach Pagenstecher vom Corpus ciliare ausgehend ein kleiner mit Pigment und. Gefassen versehener Fortsatz nach vorne in eine gabelige Theilung der Membrana Descemeti, so dass er also mit der Homhaut verbunden war. Der die innere Flache des Fortsatzes begrenzende Theil der Membran war mit Hornhautepithel bedeckt und schritt auf dom Strahlenkorper weiter fort, der andere Theil aber verlor sich im Gewebe an Stelle des Ligamentum pectinatum. Rindfleisch fand an der Hinterseite des Corneoscleralrandes eine Ringfurche, vvelche genau der dahinter liegenden Iris entspricht, als ob diese in der Furche gebettet gewesen und dann wieder entfernt worden wiire. Es hat also ein Anliegen der Linse an die Cornea stattgefunden wahrend der Entwicklung der Iris, wofur auch Veranderungen an der Vorderflache der Linse und die gelockerten Fasern der Zonula sprechen. Unter den Combinationen des Coloboma bulbi mit anderen congenitalen Anomalien ist eine sebr interessante jene mit Rest e n der Membrana capsulo-pupillaris und der Membrana p n pili ar is. Schon Heyfelder beschreibt einen Fali, in welchem ein Faden von der Iris in die Spalte derselben gereicht hatte, und M. J. A. Schon meint, es fehlen noch Beobachtungen iiber den von ihm vermutheten Zusammenhang zwischen Coloboma iridis und der Membrana pupillaris. Die geringsten Uberbleibsel dieser embryo- nalen Bildung sind Pigmenthaufchen auf der Vorderkapsel der Linse, oder ganz kleine bindegewebige Hervorragungen am Rande der Kolobomschenkel in der Verlangerung des kleinen Iriskreises, die wegen ihrer Lage als Reste der Membrana capsulo-pupillaris und nicht als Traubenkorner der Iris angesprochen werden mussen. Bis- weilen hangen aber ganze Faden in das Gebiet des Koloboms und 86 es sind selbst Falle bekannt, in welchen eine vollkommene Membran einen Theil des Spaltes der Regenbogenhaut ausfiillte. Ausser meinen Fiillen und dem schon erwahnten von Heyfelder sind nur hieher- gehorige von Ewers, Da Gama Pinto, Manz, Ricker, Rum- schewitsch, Seggel und Talko bekannt, wobei ich jene, in welchen nur Pigment auf der Vorderkapsel vorbanden war, nicht mitzahlte. P lan ge erwahnt, dass in 42 r 9°/ 0 der mit Spalten der Iris behafteten Falle Reste der Pupillarmembran gefunden werden. Die Bedeutung dieser Falle soli bei der Besprechung der Ent- stehung der atypischen Kolobome beleuclitet, aber aucb betont werden, dass man denselben allem Anscheine nach eine zu grosse Wichtigkeit zugeschrieben hat. 2. Coloboma corporis ciliarls. Die Lage des Strahlenkorpers und sein Verborgensein hinter undurchsichtigem Gewebe ist die Ursache, dass man seiner angeborenen Verstiimmelung nur geringe Aufmerksamkeit scbenkte und man sie nur in wenigen anatomischen Untersuchungen alterer Autoren be- schrieben findet. Nur bei Erdmann las ich eine darauf beziigliche klinische Notiz. Aus dem Umstande, dass er durch das Kolobom der Iris keine Processus ciliares gesehen hatte, zieht er den Schluss, dass sie wohl gefehlt haben mogen. Die Spaltbildung im Strahlenkorper ist ihrer Ausdelmung und Form nach sehr verschieden und mannigfaltig. Der geringste Grad besteht in einer unregelmiissigen Anordnung, einer Verschiebung der Ciliarfortsatze (Fali XV) in der unteren Mit.tellinie; oder man kann bei normaler Stellung der Ciliarfortsatze aus ihrer unteren Mittel- linie einen Pigmentstreifen oder eine pigmentlose Linie in die Ader- haut verfolgen. Nur die untere Medianlinie kommt beim Kolobom des Ciliarkorpers in Betracht, weil bisher noch keine Beobachtung vorliegt, dass derselbe nach einer anderen Richtung, z. B. in Uber- einstimmung mit einer atypischen Spaltbildung der Iris, eine Anomalie dieser Art aufwiese. Die Abweichung von der normalen Lage ist bisweilen nur eine geringe Unregelmassigkeit in der radiaren Lage der Ciliarfortsatze (z. B. Fali I). Der hohere Grad davon ist dann der, dass das ganze Strahlenband, nach unten und riickwarts ver- schoben, eine aus dem gewohnlichen Kreise lieraustretende Schleife bildet, an deren Zusammensetzung sich 4—6, auch 8 Ciliarfortsatze betheiligen (Fali XXVI). Dadurch verandert sich die Kreisform des Ciliarringes in die einer Birne, deren Spitze nach unten und riick- 87 warts gerichtet ist. Es ist dann der ciliare Antheil der Iris gewisser- massen verbreitert, indem eine der Iris zugekehrte Budit des Ciliar- korpers zur Geltnng kommt. Bei dieser Art des Koloboms ist immer eine verschiedene Grosse der unteren Ciliarfortsatze bemerkbar. Betreffs der Grossenunterschiede weise ich hier besonders hin auf die Verkummerung der Ciliarfortsatze im Bereiche des Linsenkoloboms im Falle IX. In den meisten Fallen aber ist der Zusammenhang des Ciliar- korpers nach unten thatsachlich unterbrochen, es ist eine Liicke vorhanden, welche den Strahlenkorper in seiner ganzen Breite durch- setzt, und in welcher in der Regel 1—2 Ciliarfortsatze, selten mehr, Platz fanden. Die zu beiden Seiten des Spaltes liegenden Fortsatze sind ungleicli gross; die ihm am niicbsten befindlichen aber iiber- treffen die normale Ausdehnung um ein betrachtliches, besonders die nach aussen gelegenen. Nicht immer jedoch ist der Spalt als solcher gleich sichtbar. In manchen Fallen wird die Aufmerksamkeit des Dntersuchers auf die untere Mittellinie durch eine wulstformige, aus vergrosserten Ciliarfortsatzen bestehende Hervorragung gelenkt. Kehrt man nun die Innenseite des Augapfels nach aussen, so dass die Aussenflache der Lederhaut auf der Kuppe des Fingers ruht, dann weichen diese vergrosserten Ciliarfortsatze auseinander und jetzt erst bemerkt man, dass diese, gegen die Mittellinie des Auges geneigt, einen Spalt deckten, der jetzt klafft. In anderen mit Spaltbildung des Corpus ciliare behafteten Augen ist das Kolobom durch einen gelben wulst- oder auch knoten- formigen Korper ausgefiillt, welcher die Grosse eines Hirsekornes, selbst die eines Mohnkornes erreichen kann oder es ziehen iiber den Spalt und zu seinen beiden Seiten Strange von gelblicher Farbe, welche mit den Ciliarfortsatzen und der Retina zusammenhangen (Fali I, Fig. 11). Die Bedeutung dieser Gebilde beleuchtet erst die mikroskopische Dntersuchung. Die letztgenannten Formen des Koloboms sind immer mit einer Verschiebung und Verzerrung der Ciliarfortsatze verbunden. Diese macht sich am besten an mikroskopischen Praparaten bemerkbar; denn wir finden in denselben an Stellen der unteren Mittellinien noch Ciliarfortsatze oder deren Rudimente in ver- haltnismassig weit nach riickwarts und unten gelegenen Gegenden, wo zu beiden Seiten vom unteren mittleren Meridian nur normale Chorioidea und Retina anzutreffen ist. Vorgreifend will ich hier gleich anfiihren, dass die Ciliarfortsatze nicht nur zu beiden Seiten 88 der Spalte nach und nach an Grosse abnehmen, sondern dass dieses Verliiiltnis sich auch in der Ausdehnung von vorne nach ruckwarts bemerkbar macht. So findet man also in der Peripherie des den Spalt bildenden und begrenzenden Theiles des Ciliarkorpers die kleinsten Ciliarfortsatze, oft nur mehr Eudimente derselben. Die hart an der Mittellinie liegenden ubertreffen aber immer die anderen mit ihnen im gleichen Parallelkreis liegenden Processus ciliares. Der nach ruck- warts zunehmenden Verschmalerung des ganzen Ciliarkorpers ent- sprechend verringert sich auch die Anzahl der Ciliarfortsatze oder der ihnen gleichwertigen mangelhaft entwickelten Hervorragungen. Bisweilen geht dies so weit, dass an der aussersten riickwartigen Peripherie des Koloboms in der unteren Mittellinie ein einziger Ciliar- fortsatz nur wenig hervorragend ganz vereinzelt dasteht, wahrend zu beiden Seiten kaum merkliche pigmentirte Prominenzen die Reste von Ciliarfortsatzen andeuten (Fali I, Fig. 23). Die Nachbarn der vergrosserten Ciliarfortsatze sind bei verbreiterter Basis kiirzer, so dass sie eine gedrungene Gestalt haben. Dieses Verhaltnis der Dirnensionen bleibt auch das gleiche bei den an der aussersten Peri¬ pherie stehenden Processus ciliares. An der Vergrosserung der Processus ciliares betheiligen sich alle Schichten derselben: sowohl das Bindegewebe (meist reich an grosseren Gefassen), als auch die uveale Pigmentschichte, durch massigere Entwicklung einerseits und Verbreiterung, sowie reichlichere Faltung andererseits. Besonders auffallend ist aber eine Vergrosserung der unpigmentirten, hohen Zellen der Pars ciliaris retinee, so dass diese Schichte stark verbreitert von allen in die Augen fallt. Diese Verhaltnisse machen sich vorzugsweise an den temporal gelegenen Bestandtheilen des Spaltes bemerkbar. Betreffs der sehr mannigfaltigen und interessanten Details verweise ich auf die Beschreibung des Falles I. Nur ausnahmsweise stehen die Ciliarfortsatze, gestreckt dem Inneren des Bulbus zugekehrt, mit ihrer Langsaxe senkrecht zum Boden des Koloboms, so dass dieses eine weit und offen klaffende Lučke vorstellt. In der Regel sind die Processus ciliares gegen die Medianlinie geneigt(lKg.L9LwelcheStelIungsanderungbei dervermehrten Lange derselben desto ausgepragter zur Geltung kommt. Der Winkel, welchen so die Langsaxe der den Spalt unmittelbar einsaumenden Ciliarfortsatze mit seinem Grunde bildet, kann so spitz werden, dass die Enden der Processus ciliares sich beriihren und das Kolobom vollkommen gedeckt wird. Von diesen Umstanden hangt auch die Form des Querschnittes des Koloboms ab. Dieselbe schwankt zwischen einem gegen die Mitte 89 des Augapfels zu offenen Parallelogramm, bis zu einem Dreieck, dessen Basis der Fundu's des Defectes ist und dessen Spitze in einen kaum sichtbaren' Spalt zwischen den Kopfen der sich beriihrenden, stark geneigten Processus ciliares auslauft. Zwischen diesen Formen findet man als Zwischenstufe ein nur gegen das Centrom des Bulbus zu offenes Trapez, wahrend bei der starksten Stellungsanomalie die Ciliarfortsatze mit ihren inneren Langsseiten dem Boden des Koloboms aufliegen. In letzterem Falle ist die Tiefe dessglben eine ausserst geringe, und eine wegen ihrer Schmalheit kanm sichtbare Spalte lasst sich aus der Hohle des Koloboms nur mit Muhe als eine viel- fach gewundene Strasse zwischen den Faltungen der sich beriihrenden Ciliarfortsatze in den Glaskorperraum verfolgen. Die schon oben envahnte Hyperplasie der Pars ciliaris retinse ist besonders an dem temporalen Theil der Ciliarfortsatze, welche das Kolobom einsaumen, machtig. Schon bei relativ geringer An- deutung dieser Veranderung ist die genannte Schichte fast aufs Doppelte verbreitert, aber auch reichlicher gefaltet, so dass die Kuppe des betreffenden Ciliarfortsatzes von einem formlichen Kamme einer zierlich gelialtenen Lage hoher Zellen bedeckt ist. Die hochste Ent- wicklung dieser Wucherung stellt der in den Fallen XI, XII etc. be- schriebene keulen- oder polypenformige Korper dar, welcher dem betreffenden temporalen Processus ciliaris aufsitzend in den Glaskorper¬ raum ragt. Derselbe fand schon in der makroskopischen Beschreibung Erwahnung als ein wulst- oder knotenformiges Gebilde von gelber Farbe und der Grosse eines Mohnkornes bis zu der eines Hirsekornes. Nur aus der in verschiedenen Augen verschieden starken Entwicklung dieser Protuberanz lasst sich mit Hilfe dieser Zwischenstufen seine Genese und Abstammung aus der Pars ciliaris retinee erkennen und nachweisen. Im geringsten Grade, wenn die genannte Bildung gewisser- massen nur angedeutet ist, erhebt sich auf der Kuppe des temporalen Ciliarfortsatzes eine kleine hockerige Hervorragung, welche aus hohen Zellen besteht, die facherformig angeordnet sind, so zwar, dass ihre verschmalerte, fast zugespitzte Basis dem Ciliarfortsatz zugekehrt ist, dessen Convexitat hier in der Regel einer kleinen Mulde Platz maclit, in welcher die erwahnte Hjperplasie liegt. Die Zellen sind hyalin verquollen, ihre deutlichen Kerne sind an das verbreiterte, der Basis abgewendete Ende geriickt, so dass eine in leichtem Zickzack gefuhrte Linie, aus Kernen gebildet, unter der convexen Oberflache der Wucherung verlauft. Durch periphere Einschiebung kleiner epi- thelialer, gekernter Zellen wird diese Kernzone eine besonders dichte, 90 so dass man an gefarbten Praparaten bei schwacher Vergrosserung an die wellenfdrmig verlaufende Kornerschichte einer atrophischen Netzhaut erinnert wird. Die Untersuchung mit starkeren Linsen lost aber leicht die wirkliehe Bedeutung dieser Kerne auf. Der iibrige Ciliarkorper ist normal. Der hochste Grad der Entwicklung dieser ortlichen Hyperplasie der Pars ciliaris retin® ist die keulen- oder polypenahnliche Gestalt der Wucherung. Im Gegensatz zu dem eben bescliriebenen geringsten Grade der fraglichen Anomalie finden sich nun auch bemerkenswerte Veranderungen an der Kuppe des Ciliarfortsatzes. Die schon oben angedeutete Mulde ist hier tiefer und die einem Ovoid nicht un- ahnliche Wucherung liegt in derselben wie in einem flachen Becher, dessen Stiel der Ciliarfortsatz ist. Gleichzeitig ist die Pigmentschichte unterbrochen und das Bindegewebe des Processus ciliaris, welehes stielahnlich an der Basis der Wucherung sitzt, durch diese schmale Lučke in die epitheliale Hyperplasie stellenweise zu verfolgen. Diese Liicke liegt nie auf der Hohe des Ciliarfortsatzes, sondern ist immer ein wenig nasenvvarts verriickt, was mit einer gleicbzeitigen Yer- scbiebung der beiden Pigmentrander des Fortsatzes Hand in Hand geht, so dass dann unter der Wucherung zwei fast parallele Pigment- streifen zu verfolgen sind. Die Vermehrung der hoben Zellen ist hier eine so bedeutende, dass die nach allen Richtungen an Ausdehnung vergrosserte Schichte der Pars ciliaris retin® in vielfache Palten gelegt ist. Diese Hauptfalten besitzen zahlreiche kleinere Abweiclmngen vom Verlaufe eines einfachen Bogens und Hauptziige stossen mit den secundiiren Falten an verschiedenen Stellen zusammen. Dieser Verlauf der ganzen Schichte liisst sich an der von den Zellkbrnern gebildeten Linie leicht erkennen. So kommt ein kolbiges Gebilde zustande, welches scheinbar aus zahlreichen cystenahnlichen Holil- raumen besteht, die an manchen Stellen miteinander communiciren. Die hohen, schlanken, verquollenen, aber mit deutlichen Kernen ver- sehenen Zellen bilden gewissermassen die epitheliale Auskleidung dieser Hohlraume, und das Ganze gewinnt so das Aussehen einer Driise. Dieser Vergleich wird deshalb ein noch zutreffender, als die Aussenflache der Excrescenz mit einer deutlichen Grenzlinie (Limi- tans) uberzogen ist, die hier wie eine Membrana propria imponirt. In der Gegend der hochsten Entwicklung dieses Gebildes, welche beiliiufig im mittleren Parallelkreis der Spalte eintritt, setzt dasselbe die Richtung des Processus ciliaris fort und ragt so annahernd radiar gestellt in den Glaskorperraum. Aber auch hier ist diese Regelmassigkeit der Lage nicht immer zu finden. Meist ist diese 91 Wucherung gegen die Medianlinie geneigt, so dass sie tlieils breit auf dem Ciliarfortsatz, theils mit ihrer Kuppe in der Spalte liegt und so bisweilen auch den Ciliarfortsatz der Nasenseite beriihrt oder in einer Mulde des Ciliarkorpers liegt (Fali XIV). Bei der zu- nehmenden Kleinbeit der Processus ciliares liegt der keulenformige Korper nach riickwarts immer tiefer, niedriger. Dies gibt dann durch Uberbriickung oder Ausfiillung des Koloboms sehr verwickelte Bilder, welche sieh nur mit Hilfe verschiedener Zwischenstufen in anderen Fiillen oder Praparaten richtig deuten lassen. Diese seitliche (mediane) Begrenzung der Wncherung, welclie dann natiirlich rnebr einem Knoten als einer Keule ahnlich sielit, kann bisweilen eine so extreme sein, dass das Gebilde an der Nasenseite des letzten allein, isolirt dastehenden Ciliarfortsatzes liegt (Fali I). In neuester Zeit er- wahnt Talko eines funfjahrigen Knaben, bei welcliem er in den mit Coloboma optiei behafteten beiden Augen hinter der Linse einen 2 mm langen schwarzen Korper gesehen habe, welcher aus dem Ciliarkorper herauswaclisend, unbeweglich in das Innere des Auges geragt habe. Er meint, es sei ein Melanom gewesen. Mir scheint es naher zu liegen, dass es sich hier um die mehrfach erwahnte Ver- grosserung des temporalen Ciliarfortsatzes gebandelt habe. Die Spalte selbst, bzgsw. ihr Grund, bat sehr bemerkenswerte histologische Details. Ihre der Sclera zugekehrte Wand besteht aus dem an Pigment reichen Bindegewebe, welches normal zwischen dem Ciliarbande und den Oiliarfortsatzen gelagert ist. Im Bereiche der Spalte hat es entweder sein normales Gefiige bewahrt, oder — was haufiger der Fali ist — es sind seine Biindel nur locker aneinander gereiht, so dass es einem weitmaschigen Netze entspricht, in welchem, besonders in der Medianlinie zahlreiche gewundene Gefasse angetroffen werden. Es kann so ein formliches cavernoses Gewebe vorhanden sein. Bisweilen ziehen die Fasern bogenformig geschwungen gegen die Medianlinie und enden in dieser an der Oberflache des Spalt- grundes. Dieses Verhalten wird noch desto deutlicher durch den Dmstand, dass in der Mehrzahl der Falle aus dem Boden der Spalte sich ein dreieckiger Hocker, oder — auf das ganze Kolobom be- zogen ■— eine dreieckige Leiste erhebt, welche gewissermassen eine die Oberflache iiberragende Fortsetzung dieser Fasern ist und ausser Pigment Gefasse und Nerven beherbergt. Diese verlaufen mehr oder weniger alle in der Langsrichtung dieses Kammes. Diese binde- gewebige Leiste setzt sich dann in der Regel in die sklerale Leiste des Coloboma chorioidese fort. So besonders schon im Fali XII. Andererseits correspondirt diese bindegewebige Hervorragung im 92 Ciliarkorper mit iihnlichen Bildungen bei vmvollkommenem Coloboma iridis (z. B. Fali XVI). Das Uvealpigment und die Zellen der Pars ciliaris retina reichen in der Regel nur bis zum Winkel zvvischen Boden des Koloboms und den begrenzenden Ciliarfortsatzen. Nur selten werden die beiden Seitenrander der Spalte von Uvealpigment iiberzogen, welches hier kolbig verdickt endet, oder es reicht bis hart an die Medianlinie der Spalte, so dass hier nur eine kleine Lučke iibrigbleibt. Das Pigment zeigt bisweilen colloide Metamor- pliose (Fali XV). In manchen Fallen findet man den Boden der Spalte kleinhockerig infolge kleiner Inseln von Zellen der Pars ciliaris retina, welche hier von der Hauptschichte getrennt vereinzelt auftauchen (Fali XVIII). In demselben Falle sah ich sogar in dem bindegewebigen Hocker der Mittellinie des Spaltes mit hohen Zellen ausgekleidete Lticken, so wie man es gewohnt ist, bei den Schlšingelungen tubu- loser Drusen zu sehen. Es sind dies hier versprengte Inseln der Pars ciliaris retina. Einen sehr merkwurdigen Befund gibt Fali XX, bei welchem die Liicke im Ciliarkorper mit Schleimgevvebe aus- gefiillt war. Der Ciliarmuskel ist entweder in seinem Zusammenhang un- gestbrt, oder aber im Bereiche der Spalte unterbroclien. Diese Unter- brechung ist entweder eine vollkommene oder keilformig sich an beiden Seiten zuspitzend, und bisweilen, an den Skleralhocker an- gewachsen (Fali XVI), ziehen unter dem Boden des Koloboms nocli vereinzelte Bunde! des Muskels. Die Durchmusterung zusammen- hiingendor Schnittreihen bevveist, dass der Muskel vielfach ver- zogen ist; denn man findet Biindel desselben noch weit nach ruck- warts in Gegenden, welche kaum mehr Andeutungen eines Ciliar- korpers besitzen. So haufig Ansammlungen von Rundzellen in dem Bindegewebe der medianen Hocker getroffen werden, so selten sind Zeichen von Entziindung oder Prolification des Bindegevvebes in dem der Ciliar- fortsiitze und ilrrer Basis zu finden. Im Bereiche der Spalte ist die Verwachsung der Schichten untereinander und mit der Sklera eine sehr innige. Ganz exceptionell ist das Verhalten des Corpus ciliare in den mit ausgebreiteter Spaltbildung behafteten Augen der Falle II und III. Der Ciliarkorper fehlt hier zu beiden Seiten des Auges vollkommen (d. h. temporal und nasal); nur unten und oben ist der Ciliarkorper entwickelt, und zwar oben ganz normal, nach unten aber mit be- merkensrverten Abweichungen. Die Ciliarfortsatze des oberen Qua- dranten sind kraftig und haben alle Schichten normal entwickelt; 93 der Ciliarmuskel aber erreicht liier in der oberen Mittellinie seine bedeutendste Dicke, die die Norm bedentend iibersteigt, und spitzt sich nach beiden Seiten hin allmahlich zu, so dass man seinen frontalen Durchschnitt mit der Mondsichel vergleichen kann. Im unteren Quadranten ist der Ciliarkorper und die Fortsatze in mehr- fachor Beziehung abnorm. Der Ciliarmuskel erreicht zwar auch in der Mittellinie seine grdsste Dicke, zeigt aber in dieser die An- deutung einer Spaltung. Betrcifs der merkwiirdigen Details muss hier auf die betreffenden Falle (II und III) hingewiesen werden. Sehr interessant ist das Verhalten der Netzhaut zu beiden Seiten des Spaltes. Die beschriebene Wucherung der pigmentlosen Zellen der Pars ciliaris retin® steht mit der Netzhaut in directem Zusammenhang (Fali I, XII u. a.). Solange noch Andeutungen von Ciliarfortsiitzen vorhanden sind, ist die Ketina im Bereiche derselben nur erst rudimentiir vorhanden. Dies ist temporal der Fali im Parallelkreise, wo in denselben Ebenen der nasalen Seite die Ciliar- fortsiitze schon aufgehort haben und dementsprechend ist hier auch schon voli entvvickelte Netzhaut vorhanden. So macht sich also auch betreffs der Retina der Umstand einer grosseren oder geringeren Ver- schiebung oder Verziehung der beiden seitlichen Hiilften des Aug- apfels untereinander geltend. Beziiglich des directen Dberganges der Wucherung der Pars ciliaris retin® in die Netzhaut venveise ich auf die dem Falle XII angehorende Fig. 22. 3. Goloboma retin® et, chorioideae. Der gewohnlich als Defect der Aderhaut bezeichnete angeborene Zustand des Augapfels ist immer gleichzeitig von Veranderungen der Netzhaut begleitet, die mit der Aderhautspalte in so innigem Zu- sammenliange stehen, dass eine getrennte Besprechung nicht moglich erscheint, daher die angeborenen Defecte der Aderhaut und Netzhaut unter einem betrachtet werden sollen. Der Kurze wegen wird der Name ..Goloboma chorioide®“ gebraucht werden, womit aber immer die Spaltbildung beider Schichten gemeint ist. Dass die Netzhaut gespalten ist, wissen wir schon aus dem Befunde v. Ammon’s, der eine 7'" lange, vorne 3"', hinten 2"' breite Falte beschreibt. Diese durchzog die Netzhaut im unteren Meridian vom Opticus angefangen und war durcli eine Querleiste in zwei Theile getheilt. Schdler war der erste, welcher von einer Netzhautspalte sprach und diese Bezeichnung ist die richtige, denn 94 der Entstehung nach ist die Rolle der Chorioidea und ihres Spaltes nur eine secundare. In der weitaus iiberwiegenden Anzahl der Falle ist die L a g e des Coloboma chorioidese nach unten oder nach innen unten. Wenn man von den von Johnson publicirten Fallen absieht, welche beim Coloboma maculse lutese besprochen werden sollen, so sind ausser meinem Fali XLVII nur 3 Falle bekannt, bei denen der Aderhaut- defect nach einer anderen Ric-htung gelegen ist. Diese atypischen Falle vorlaufig beiseite gelassen, werden sich die folgenden Zeilen mit dem nach unten oder nach innen unten gelegenen Coloboma retinse et chorioideae beschaftigen. Dieses Kolobom kann, in der Richtung von vorne nach riick- warts gerechnet, verschiedene Punkte einnehmen; man kennt Kolo- bome, welche liart am vorderen Rande der Aderhaut liegen, und solche, deren riickvvartige Grenze mit dem unteren Rande der Papille zu- sammenstosst. Auch ihre Ausdehnung in der angegebenen Richtung ist sehr schwankend, denn diese wechselt von einem hellweissen Fleckchen bis zu der eines Defectes, der sich vom Ciliarkorper bis zum Opticus erstreckt, ja sogar noch iiber diesen hinaus, so dass die Papille in dem hintersten Theile des Koloboms eingeschlossen ist. In einem solchen Falle ist diese fast immer querelliptisch und hebt sich meist nur durch ihre Farbe vom Kolobome ab; oder ihr Sitz wird nur durch den Gefassursprung gekennzeichnet. Oft streben dann alle Gefasse nach oben und es sieht so aus, als ob der ganze Fundus um 90° gedreht ware und die von den grossen Gefassen umkreiste Macula auch nach oben lage. Im allgemeinen kann man sagen, dass selbst die kleinsten Kolobome der Aderhaut immer grosser sind als die Papille. Bei extrem ausgedehnter Spaltbildung ist der vorderste Rand derselben mit dem Augenspiegel nicht mehr sichtbar. Der zugespitzte vordere Rand eines Coloboma chorioideEe schiebt sich bisweilen keil- fdrmig in den Spalt des Strahlenkorpers vor (z. B. Fali XVI). Die F o r m e n des Coloboma chorioideEe sind sehr verschieden. Man findet runde, ovale, scheibenformige und schildformige Kolobome. Ist die Papille in den Defect eingeschlossen, so convergiren seine Rander gegen die der Sehnervenscheibe. Immer ist der liingere Durchmesser meri- dional gestellt. Dberhaupt ist die Breitenausdelmung eines Defectes am Boden des Augapfels fast nie grosser als ein Viertel der Circum- ferenz des Bulbus. In der Literatur fand ich nur einen Fali, der seiner Form nach besondere Erwahnung verdient. Dieses Coloboma chorioidea war nierenformig gestaltet mit einer Hohe von 3 mm und einer Breite von 7 mm (L it te n). 95 Die Gestalt des Koloboms wird dadurch noch desto mannig- faltiger, als es bisvveilen durch Streifen chorioidealen Gewebes in Unterabtheilung zerfallt. So konnen runde und ovale und schildformige Gestalten des Defectes in einem Auge combinirt erscheinen. In v. Hoffmann’s Fali besorgte diese Theilung ein Streifen normaler Chorioidea. Besonders bemerkenswert erscheint mir Hirschberg’s Mittheilung irber ein Coloboma choriodea?, welches in drei Theile ge- theilt war, indem in der Mitte eine Strasse verdiinnten Aderhaut- gewebes lief. Das Coloboma chorioideae fallt immer durch die Helligkeit seiner weissen oder gelblichen Farbe auf; erstere bat sehr oft einen Stich ins Griinliche, Blauliche oder auch Graue. Der Glanz, der selbst den der Perlmutter erreichen kann, ist ein desto hellerer, von je weniger Gewebe der Boden des Koloboms bedeckt ist. Die Grenzen des Defectes sind scharf. Eine Ausnahme findet nur dann statt, wenn der denselben vollkommen oder theilweise um- schliessende Pigmentsaum keine pracise Linie bildet, sondern mit Auslaufern sowohl in das Gewebe des normalen Augenhintergrundes als auch in das Gebiet des Koloboms pigmentirte Auslaufer schickt. Diese konnen dann den Defect zierlich in Felder abtheilen. Das Ver- waschensein der Grenzen findet man ungleich haufiger an dem vor- deren oder hinteren Antheile, als an den beiden seitlichen Randern. In der Mehrzahl der Falle halt der Boden des Defectes, die Sklera oder ihr ahnliches Gewebe, das Niveau des normalen Augen¬ hintergrundes nicht ein, sondern liegt tiefer. Der Unterschied ist meist nur ein geringer, kann aber auch ein so bedeutender sein, dass die betreffende Stelle eine Vertiefung von bis zu 5—6 mm darstellt. Der Abfall ist entweder ein steiler oder allmahliger, wodurch dann im letzteren Falle muldenformige Aushbhlungen entstehen. Sehr oft ist die Ektasie nicht iiberall gleichmassig tief, so dass man in dem Kolobome gewissermassen Unterabtheilungen unterscheiden kann. In der Regel hangt das mit dem Umstande zusammen, dass von dem bindegewebigen Rande der ausseren Umhullung des Koloboms, vvelcher oft wallartig verdickt ist, bindegewebige Strange in das Bereich der Spalte treten und auf dem Boden derselben als Leisten oder auch verzvveigt (wie die Rippen eines Blattes) verlaufen. Mit dieser Bildung verbunden ist auch der Befund der dunkleren, meist grauen Farbung mancher Felder, den man mit dem Augenspiegel macht und der auf die von den Bindegewebsbalken geworfenen Schatten zuriickzufuhren ist. Eine besondere Form der Ektasie des Koloboms ist jene, bei vvelcher es zur Abschniirung eines Theiles der Ausbuchtung kommt 96 so dass ein cystenf6rmiger Hohlraum entsteht (Fali I). In neuerer Zeit sind derartige Fillle von Hess beschrieben worden. Bei den so- genannten Kolobomcysten des Dnterlides soli die Bedeutung zlieser Cyst,en noch speciell gewlirdigt werden. Nicht selten findet man ein feines Hautchen im Gebiete der Spalte, welches sicli entweder dem Grande derselben anschmiegt, oder sicli liber ihre Vertiefung bruckenformig spannt. Dieses ist bis- weilen auch der Unterscheidung mit dem Angenspiegel zugiinglich und aussert sicli bei dem Gebrauche des lichtschwachen (planen) Reflectors durch sein schleierartiges Anssehen. Seine Erkennung anf diesem Wege ist ganz unschwer, wenn es von eigenen Gefassen darchzogen ist. Die Gefasse eines Coloboma chorioidese lassen sich auf zwei Hauptgruppen zuruckfuhren: Hintere Ciliararterien und Netzhaut- gefasse. Die ersteren taucben am Rande des Defectes auf und bilden liier Knotenpunkte, von welclien Aste am Boden des Koloboms weiter- gehen. Manche von ihnen lassen sich auch verfolgen, wie sie aus der Tiefe um die wallartige Umrandung des Defectes biegen, um sich nun im iibrigen Augenhintergrunde zu verzweigen. Demselben Drsprunge entstammen auch unregelmassige Gefiissverastelungen, welche im Bereiche der Spaltbildung die Vertheilung von Aderhautgefiissen nach- ahmen und bisweilen phantastische Figuren, Schlingen u. dgl. bilden. Die Gefasse der Netzhaut sind als solche leicht zu erkennen aus ihrem Zusammenhang mit don Gefassen der normalen Retina in der Nachbarschaft des Koloboms. Sie sind es, die in dem oben erwiihnten feinen Hautchen liber den Defect dahinziehen. Die Hauptstamme der aus der Papille kommenden Gofiisse weichen dem Kolobome, besonders wenn es gross ist, aus. Die Vaša vorticosa chorioideai erleiden nur insoferne eine Anderung, als bei grossen Kolobomen der untere Vortex fehlt oder die beiden seitlichen etwas verschoben sind (Fali V). Hier will ich auch eines merkwiirdigen Rhiinomens erwahnen, welches Schlueter in seinem Falle von Kolobom der Aderhaut gesehen hat, namlich eine abwechselnde Flillung und Entleerung der Gefasse im Gebiete des Defectes. Er lasst es unerklart. Vielleicht hangt es mit dem Zuge der Narben des Kolobombodens zusammen, durch deren Gewebe die Gefasse treten und welches bei den Bewegungen des Bulbus wohl mannigfachen Verschiebungen aus- gesetzt ist. Alle diese verschiedenen morphologischen Eigenscliaften eines Coloboma chorioideie finden sich an gut entwickelten Defecten dieser 97 - # Art mehr oder weniger typisch ausgepragt. Es gibt aber auch Falle, wo die Spaltbildung gerade nur angedentet ist, so dass man nur aus dem Zusammenhange mit analogen Anomalien desselben Auges ihre Bedeutung erkennen kann. Der geringste Grad ist der, wenn nur eine im unteren mittleren Meridian verlaufende Pigmentraphe von verschiedener Lange im Augenhintergrunde auffallt, welche einer Pigmentanhaufung um die Gefiisse der Chorioidea ihren Ur- sprung verdanlit (Fali XXII). Audi diese Pigment.strasse kann unter- brochen sein, so dass sie dann eigentlich aus melireren in eine Linie aneinandergereibten Pigmentplaques bestelit. Derartige insel- formige Bildungen von Pigmenthyperplasie einerseits und pigment- atropliischen Stellen andererseits muss man — bei entspreehenden anderen Spaltbildungen desselben Auges —• audi zu den angeborenen Defecten der Aderhaut redmen. Nagel, v. Hoffman n und Talko haben in ihren Fallen nocli ausser dem Coloboma chorioideae kleine inselformige Fleeke im Augenhintergrunde gesehen, eine Beobachtung, vvelche in meinem anatomisdi untersuditen Fali IV vollkommene, und in den Fallen II und III theilweise Bestatigung findet. In vielen Fallen fehlt die Macula lutea oder scheint zu fehlen, ein Umstand, auf welehen sich erst in neuerer Zeit die Aufmerk- samkeit gelenkt hat. In den von mir untersuchten menschlichen Augen mit Coloboma chorioideae (Fali I bis VI) war ich weder ma- kroskopisch noch mikroskopisch im Stande, die Macula lutea zu finden. Nur im III. Falle war makroskopisch am iiusseren Eande des Defectes ein Griibchen in der Netzhaut zu sehen, welches sich mikroskopisch von der Umgebung nicht unterschied, dalier aucli dieser Befund nicht in Betracht kommen kann. Audi schon in alteren anatomischen Untersuchungen findet man das Fehlen der Macula lutea erwahnt Bei sehr grossen Defecten ist dies dadurcli erklarlich, dass eben die Macula ins Kolobom einbegriffen ist. S a e mi s eh dagegen konnte den gelben Fleck ophthalmoskopisch constatiren, und Coli n hebt in einem Falle die Norm der Macula lutea besonders hervor. Bei allen soeben beschriebenen Veriinderungen des Augen- hintergrundes handelte es sich um einen partiellen Defect der Ader¬ haut in der unteren Halfte des Augapfels. Es muss aber erwahnt werden, dass man auch zwei Falle kennt, in denen die Chorioidea vollkommen fehlte. Ausser Klin ko s c h, der eine hieher gehorende Beobachtung im Jalire 1766 mittheilte, beschreibt auch Mauthner eine derartige Missbildung bei einem 32 Jahre alten Manne. Er fand bei normalen Irides einen weisslichgriinen Reflex im ganzen Augen¬ hintergrunde, dessen Gefasse betreffs ilirer Vertheilung an die bei 7 B o c k, Kolobome. >•—• 98 dem gevvohnlichen Coloboma chorioidese erinnerten. Das recbte Ange hatte eine M von mit S —o unc ^ grosser Einschrankung des Gesichtsfeldes; das linke war kurzsichtig bei S mit einem nierenformigen Gesichtsfeld. Beriicksichtigt man, dass dies in einer mehr als ein Jahrhundert umfassenden Literatur die einzigen Fiille sind, so erhellt schon daraus die ausserordentliche Seltenheit so ausgebreiteter Defecte der Aderhaut. Wie schon ervvahnt, sind die Kolobome der Chorioidea typisch immer nach unten oder nach innen unten gerichtet. Es gibt aber auch atypisehe Defecte der Aderhaut, welche sich an anderen Stellen des Augenhintergrundes finden und welche man zu den congenitalen Anomalien zu ziihlen berechtigt ist. Die diesbeziiglichen Daten sind sehr sparlich. Wenn ich von den von Johnson publicirten Defecten des Augenhintergrundes absehe, so kenne ich ausser meinem Fali XLVII nur noch drei Falle von Coloboma chorioidea; atypicum. Fuchs beschreibt einen diesbeziiglichen Fali von dem linken Auge eines alteren Mannes, der am rechten Auge an Atrophia nervi optici et chorioideae in peripheria litt. Am linken Auge war der Seh- nerv auch abgeblasst. Ausserdem fand sich nach aussen oben eine cirea 4—5 Papillendurchmesser grosse Zeichnung, welche mit ihren hellgelben Linien auf schwarzem G runde an den Arbor vitte des Kleinhirns erinnerte. Im Bereiche dieses Defectes verliefen zahlreiche Gefiisse der Aderhaut, eine Vene und eine Arterie der Retina zogen dariiber. Eine Niveaudifferenz war nicht nachweisbar; ebenso bestand keinGesichtsfelddefect; S■ •§. Der vonRandal und de Schvveinitz beschriebene Defect sass nasenvvarts. Das betreffende Auge war durch einen von der Papille ausgehenden Glaskorperstrang und ein Glas- korpergefass ausgezeichnet, welches am innern Rande der Papille ent- sprang. Jod ko sah einen Defect der Aderhaut oberhalb der Macula lutea ohne Ausfall im Gesichtsfelde. Das Sehvermogen der mit Coloboma chorioideae behafteten Augen ist ein sehr verschiedenes. Fur dasselbe ist nicht immer der genannte Defect ausschlaggebend, sondern zahlreiche begleitende Momente haben hiebei massgebenden Einfluss: so die Wolbung der Hornhaut, das Verhalten der durchsichtigen Medien (z. B. Linsen- astigmatismus bei Coloboma lentis, wie in dem Falle VViethe) und nicht zum geringsten der Entwicklungszustand des Augapfels als Ganzes genommen. Naturlich kommt sehr viel auf den Zustand des Sehnerven und der Macula lutea an, so dass also Augen mit normalem Centrum der Retina ein verhaltnismassig gutes Sehver¬ mogen haben konnen, vorausgesetzt, dass die iibrigen Bedingungen 99 fur ein entsprechendes Sehen vorhanden sind. Ich verweise hier auf eigene klinische Beobachtungen, bei denen nach Correctur der be- treffenden Anomalie der Refraction S resp. und T % erreicht wurde. Solche Resultate sind natiirlich nar mit normaler Macula lutea denkbar, deren vollkommene Function dnrcli Abweichungen in den anderen Bestandtheilen des Auges beeintraehtigt wird. Ebenso sind aber anch Falle von Coloboma chorioidese bekannt, bei denen Atropina nervi optici die Ursache von Amaurosis war. In der Regel entspricht dem Defecte im Augenhintergrunde auch ein Defect des Gesiclitsfeldes, ohne dass jedoch die Riinder und Grenzen beider sich immer decken, und zwar ist dann der Ausfall im Gesichtsfelde kleiner, als man ihn nach der Grosse des Koloboms erwarten konnte. Dies, sowie der Umstand, dass es auch Fiille gibt, in denen kein Scotom gefnnden werden kann (Schmidt- Rimpler), sind die klinischen Beweise fur das Vorhandensein von Retina im Gebiete des Koloboms. Es scheint mir erwahnenswert zu sein, dass schon v. Ammon anfiihrt, dass eine mit Coloboma chorioidese behaftete Person nar mit nach abwiirts gesenktem Blicke sehen konnte. Haab fand in einem Falle trotz Gesichtsfelddefectes im Bereiche desselben die Empfindung far Blau und Roth erhalten. Das Verlialten der Aderhaut und Netzhaut in Bezug auf das Kolobom kann natiirlich nur die anatomische Untersuchung entscheiden. Betrachten wir zuerst die Aderhaut in dieser Richtung, so ergibt sich, dass in allen Fallen typischer Kolobome die Chorioidea im Bereiche. der Spaltbildung vollkommen fehlt. Sie setzt mit ihrem Parenchym, bei keilformiger Zuspitzung desselben, am Rande der Spalte scharf ab. Dies ist besonders bei den mit Ec-tasie des Bodens einhergehenden Defecten gut zu sehen, in welchen Fallen der Rand der Aderhaut mit dem scleralen Rand des Koloboms verwachsen ist. Ist aber keine solche Ausbuchtung, sondern eine kammformige Leiste in der Sclera vorhanden, so ist das eigentliche Gewebe der Aderhaut mit den aufsteigenden Fliichen des Kamrnes verwachsen und die Faserbiindel der Lamina fusca dringen, mit denen des Hockers sich vereinigend, in denselben ein, so dass also bis zu einem gewissen Grade die Suprachorioidea in dem Boden des Koloboms vorhanden ist. Wenn auch die Mehrzahl der Fiille keine anderweitigen Ver- anderungen der Aderhaut erkennen lassen, so gibt es doch auch solche mit rundzelliger und spindelzelliger Infiltration und damit verbundener Verdickung dieser Schiclite in der Nahe der Spalte. Nachdem dieser Befund in der weitaus iiberwiegenden Zahl der Beobachtungen die Regel bildet, so sind Ausnahmen davon doppelt 7* 100 bemerkenswert. Die hervorragendste hat P a us e besehrieben. Er fand in dem von ihm untersuchten Kolobome die Aderhaut und Netzhaut ganz normal, dagegen in dem entsprechenden Gebiete kein musivisehes Pigmentepithel, ein Befund, dessen AVichtigkeit hervorzuheben noch Gelegenheit sein wird. Weiters Hirschberg’s Mittheilung einer ver- diinnten und fast pigmentfreien Aderhaut in der Spalte; ebenso die von Ha as e, dass bei atrophischer Chorioidea die Glaslamelle fehlte; und die Talko’s, der im Gebiete der Spalte statt der Aderhaut Bindegewebe mit Capillaren und die Lamina fusca fand. Endlich jene Fiille, die ich als von der Regel abvveichende bezeichnen mochte. Beispiele dafur sind mein anatomisch untersuchter Fali IV und der von Deutschmann beschriebene. Die Chorioidea zeigt in ihrer unteren Medianlinie verschiedene Veriinderungen, welche nur im Ver- eine mit den ausgesprochenen Kolobomen der Iris und des Corpus ciliare zu den Spaltbildungen gezahlt werden konnen. Schon makro- skopisch bietet die Aderhaut hier in ihrem unteren mittleren Ab- schnitte das Aussehen einer durch Entziindung veranderten. Die Pigmentirung ist in Feldern, welche sich gegen die normale Nachbar- schaft scharf abgrenzen, eine unregelmassige. Es uberwiegen aber die mit Pigment uberreich versehenen Stellen solchen gegeniiber, welche ;*n Farbstoff arm sind. Durch Chorioiditis veranderte Inseln finden sich auch in der Nahe des Koloboms. Die histologische Unter- suchung gibt das Bild einer durch abgelaufene Entzundung atro- phischen Aderhaut mit allen ihren eigenthumlichen Veriinderungen: verdiinnte Stellen wechseln mit verdickten ab, welch letztere sich hie und da knopfformig liber das Niveau der Chorioidea nach innen und nach aussen erheben. So ist auch das Pigment ungleich vertheilt und Gruppen von angehauftem Pigment liegen neben ganz pigmentfreien Stellen des verdiinnten Gewebes. Die Dbereinstimmung mit dem Be- funde einer abgelaufenen Chorioiditis geht so weit, dass die im unteren und mittleren Bereiche rareficirte Sklera an ihrer inneren Fliiche Grubchen hat, in denen die knopfformigen Verdickungen der Ader¬ haut liegen. Die mit Rund- und Spindelzellen infiltrirte Chorioidea ist im ganzen Bereiche mit der Lederhaut innig verwachsen. Deutschmann beschreibt in seinem Falle noch ein derbes, pigmentirtes, vascularisirtes Narbengewebe, welches mit der Sklera verbunden in der unteren Medianlinie zwischen die Chorioidea ein- geschoben ist. Dass man es in solchen Fallen wirklich mit Abweichungen vom Typus zu thun babe, wird die Genese des Coloboma bulbi lehren. 101 Die anatomische Untersuchung zeigt, dass die Retina beim Kolobom des Augengrundes eine viel grossere Rolle spielt, als man bisher annahm, ja, dass sie — was ihr Pigmentepithel be- trifft — der einzige Antheil der Membranen des Auges ist, welchen man bei Coloboma bulbi regelmassig und i m m e r v e r m i s s t. Die Abgrenzung dieser Schichte kann eine plotzliche sein oder man findet am Rande des Koloboms noch zerstreute Inseln dieses Pigmentes (z. B. Fali IR). Diese Unregelmassigkeit betrifft immer nur den lateralen Antheil der Spalte. Die Enden der Schichte des Pigmentepithels sind oft kolbig verdickt. Die iibrigen Schichten der Retina konnen sich in so wechselnder Weise bei dieser Miss- bildung betheiligen, dass man alle Stufen findet von normaler Netz- haut, welche uber den Spalt dahinzieht, bis zu vollkommenem Fehlen derselben. Nach dieser iibersichtlichen Bemerkung konnen wir gleich den schon oben gestreiften, bis jetzt einzig dastehenden Fali vonPause an die Spitze der Erorterung stellen. In dem rechten Auge eines wahrend der Geburt gestorbenen Miidchens, welches mit Coloboma iridis et corporis ciliaris behaftet war, fand P a u s e eine normale Ader- und Netzhaut, dagegen ein Fehlen des Pigmentepithels in den der ge- nannten Spaltbildung entsprechenden Meridianen. Pause nennt diesen Zustand eine partielle Leukosis des Pigmentepithels. Wenn dies aucli eine zutreffende anatomische Bezeichnung ist, so hat aber Man z*) ganz richtig darauf hingewiesen, dass dies der geringste Grad von Spaltbildung des Augapfels sei, aus der friihesten Zeit der Ent- wicklung des Auges stammo und jene Fiille zwanglos erklare, in welchen man bei Coloboma chorioidese keinen Ausfall im Gesichts- felde finde. Dieser Mangel an pigmentirten Epithelzellen der Netzhaut im Gebiete des Koloboms ist der leitende Faden, der alle Befunde und die daran zu kniipfenden Erorterungen bei Coloboma chorioideae, resp. bulbi durchzieht. Diesem geringsten Grade der Betheiligung der Retina an der Spaltbildung steht jener entgegen, wo die Netzhaut am Rande des Koloboms mit allen ihren Schichten plotzlich und scharf abbricht, also im Spalt fehlt. Dieser vollkommene Mangel ist aber aueh nur mit einer Einschrankung richtig. Untersucht man hieher gehorende Falle auf feinen Durchschnitten genau, so wird man die Limitans interna immer verfolgen konnen, wie sie das Bindeglied bildet *) lteferat liber Pause’s Fali in Nagl’s Jahresbericht IX (1878), S. 203. 102 zwischen den Antheilen der Netzhaut zu beiden Seiten des Koloboms Meist schmiegt sie sich dem Boden der Spalte an; ist derselbe aber ausgebaucht, so ziebt das genannte Hautchen in einiger Entfernung von demselben dahin, seine Unebenheiten uberbriickend. Der so entstandene Zwischenraum ist mit geronnenen Massen erfullt (z. B. Fali II). Die unter allen Umstanden vorfindliche Vereinigung (Ver- wachsung) zwisclien Ketina und Chorioidea am Rande des Koloboms ist beim Fehlen der Netzhaut im Bereiche der Spalte eine besonders innige und nieht seiten durch Nester von Rundzellen noch speciell markirt. Sehr oft verscbmelzen in diesem Randgebiete beide Mem- branen zu einer verdickten, pigmentirten, bindegewebigen Schiehte vvelche den Eindruck einer Schwiele macht. Im allgemeinen kann man sagen, dass temporal Retina und Chorioidea fruh aufhoren, wahrend nasal beide Schichten bis hart an den Rand reichen. Vornehmlich in jenen Fiillen, welche ich oben wegen des Ver- haltens der Aderhaut als dem Typus nicht entsprechende bezeichnet habe und in welchen die Uberbleibsel einer Ghorioiditis das hervor- stechendste Moment sind, zeigt die Retina auch in einiger Entfernung vom Kolobom typische Pigmententartung. Es muss jedoclr bemerkt werden, dass diese Veranderung auch in anderen mit typischen Spalten be- hafteten Bulbis auffallt (z. B. Fali III). Zwischen diesen beiden iiussersten Formen des Verhaltens der Netzhaut bei Goloboma bulbi — vollkommenes Fehlen derselben (ab- gesehen von der Limitans interna) und vollkommene Erhaltung (mit Ausnahme des fehlenden Pigmentepithels) — gibt es eine Reihe von Zwischenstufen, welche vielfach ineinander ubergehen, so dass nur die liervortretendsten Arten geschildert werden sollen, ohne Beriick- sichtigung der zahlreichen Mischformen. Durch das plotzliche Aufhoren der Aderhaut am Rande der Spalte entsteht in dieser ein freier Raum, der theilweise oder ganz mit einer die Dicke der Chorioidea meist iibertreffenden Gewebsschichte aus- gefiillt ist. Beim Beginne einschlagiger Untersuchungen macht die- selbe in Bezug auf ihre histologische Deutung Schwierigkeiten, weil dieselbe an nichts Bekanntes erinnert. Sie besteht aus dicht anein- ander gedriingten gekernten Zellen, deren epithelialer Charakter mehr oder weniger deutlich ist. Dass sie auf einen ihnen zu kleinen Raum zusammengepresst sind, erhellt nicht nur aus ihren vielgestaltigen Abplattungsformen, sondern auch aus dem Umstande, dass sie in Falten gelagert sind und ihre Kerne zierlich gekriimmte Linien bilden. Vergleicht man die Schnitte eines Auges mit denen anderer gleicher Falle und verfolgt diese abnorme Zelianhiiufung nach vorne 103 gegen das Corpus ciliare, so findet man sehr bald den Schliissel zur Erklarung, besonders mit Hilfe jener Stellen, wo die unpigmentirten Zellen der Pars ciliaris retin® gevvuchert sind: Das in sole h en Fallen in den Spalt der Aderhaut eingeschobene Ge- webe ist eine Anhaufung von pigmentlosen Epithel- zellen, welche denen der Pars ciliaris retin® gleichen. In ihm findet man nicht selten sehr deutliche Erinnerungen an die Wucherung der Pars ciliaris retin®, welclie kolbenformig dem late¬ ralen Ciliarfortsatz aufsitzend, in das Innere des Anges ragt; nicht nur was die Anordnnng, Streckung und hyaline Verquellung der Zellen anbe- langt, sondern auch die Bildung cystenartiger Hohlraume betreffend. Audi diese Zellanhaufung z\vischen den Aderhautrandern ist lateral kraftiger als medial, was besonders in jenen Fallen in die Augen springt, wo die Wucherung eine mediane Liicke freilasst. In diesem Falle ver- einigt sich diese Zellwucherung mit fibrillaren Resten der Netzhaut und zieht als einzige dicke Schichte in das Kolobom, wo sie kolbig verdickt endet (Fali XIII). Nicht selten sieht man dann in dieser neuen Schichte eine Strasse von Kornern, die zu dicht nebeneinander liegen, als dass man sie fiir Kerne der Epithelien halten konnte und daher als Fortsetzung der Kornerschichte der Netzhaut ansehen muss. Die Retina zeigt im Dbergange zu dem beschriebenen Kolben auf dem Ciliarfortsatz eyst,6se Degeneration. Zieht die Netzhaut ununterbrochen uber die Spalte hinweg, so ist fast, iinmer ihr normales Aussehen bis zu einem gewissen Grade eine Tauschung. Genaueres Dntersuehen zeigt, dass der der intercalirten Zellschichte anliegende Theil der Netzhaut, also ihre ausserste Halfte, mehr oder weniger bedeutende Veranderungen erfahren hat. Im geringsten Grade ist wenigstens eine innige Verklebung beider Membranen zu constatiren; in der Regel handelt es sich aber um eine Venvachsung, welche durch die meist mit Rundzellen durchsetzten Fibrillen des Stutzgewebes vermittelt ist. So findet man nicht nur eine Unregel- massigkeit im Vorlaufe der einzelnen Bestandtheile der Netzhaut, sondern auch ein dem Odem derselben ahnliches Aussehen mit Bildung von bisweilen redit grossen Hohlraumen. Meist ist es an Ort und Stelle zu einer schwieligen Verbildung der das gewohnliche Niveau iiberragenden Retina gekommen, die so weit gediehen sein kann, dass man ausser Bindegewebe nur mit Muhe andere Bestandtheile der genannten Membran unterscheiden kann. Die Kornerschichten, oder ihre Dberreste differenciren sich noch am besten, indem sie als Strassen oder Ilaufchen von Zellen zwischen dem vermehrten Bindegewebe und den verzogenen Sehnervenfasern unregelmassig vertheilt liegen. 104 Es gibt jedoch auch Falle, wo es an feinen Durchschnitten moglich ist, Ganglienzellen, sowie Stabchen und Zapfen zu unterscheiden. Jederzeit aber ist die Begrenznng dieser sehvvielig entarteten Partie der Netzhaut nacli vorne und riickwarts durch ihre Grenzmembranen eine pracise, vvahrend nacli beiden Seiten hi n der Ubergang in die normale Retina ein nur allmiiliger ist. Man z konnte in einem ein- schlagigen Fali folgende Reihenfolge des Aufhorens der Schichten beirn Ubergange ins Narbengevvebe nachweisen: zuerst Pigmentepithel, dann Stabchen, Kornerschichte, Zwischenk6rnerschichte, innere Korner- schichte, innere granulirte, endlich Ganglienzellen. Statt Opticusfasern fand er grobes Bindegewebe. Diese soeben beschriebenen Verhaltnisse gelten mit wenigen Aus- nahmen nur fiir jene Kolobome, welche sich im unteren vorderen Absehnitte der Aderhaut finden und keinen ektatischen Boden, sondern meist eine leistenformige Verdickung an der Innenflache der Sklera haben, welche die Spaltung der mit ihren Randern dem Hocker an- liegenden Aderhaut noch desto auffallender macht. Auf der Kuppe der Leiste, oder in einer seichten Mulde auf ihrer Oberflache liegt die intercalirte Lage von Epithelzellen. Kolobome des Augenhintergrundes aber, welche eine grosse Aus- dehnung haben, oder nur auf den hinteren Abschnitt des Bulbus beschrankt sind, oder deren Boden ektatisch ist, sind von einer feinen Lage von Fibrillen iiberzogen, welche der bindegewebigen Aussenvvand des Defectes unmittelbar anliegt. Diese Fasern sind ausserst fein, wellig verbogen, mit zelligen Elementen kaum nennenswert versehen und bilden wirr durcheinandergeworfen ein membranartiges Geflecht. Die histologische Auflosung dieser Schichte ist eine sehr schwierige. Mit Sicherheit lassen sich die Fasern nur als Bindegewebe ansprechen; seiten findet man Bilder, welche Fasern der Sehnervenausbreitung erkennen lassen und desto schvverer als solche zu diagnosticiren sind, weil die Nervenfaserschichte im Bereiche des Koloboms immer mehr oder vveniger atrophisch ist (selbst bei sonstiger guter Conser- virung derselben) und der Befund von varicosen Anschwellungen der Nervenfasern (Hocqu a rt) zu den Ausnahmen gehort. Dagegen gestattet die Verfolgung des Zusammenlianges mit der Netzhaut die Ent- scheidung, dass diese das Kolobom iiberziehende Faserschichte zur Netzhaut gehort. Aber auch in solchen Kolobomen gibt es Partien, wo man ausser den beschriebenen Faserzugen Andeutungen anderer Bestandtheile der Retina findet, welche dann ganz regellos zerworfen sind. Bis- weilen macht das ganze Gewebe den Eindruck einer verktimmerten 105 Chorioidea und Retina. Wegen bemerkenswerten Details muss noeh auf Fali XII hingewiesen werden. Zu erwahnen ist, dass die normale Netzhaut in der Nahe des Koloboms deutlich verdickt ist. Al s fiir die Vorgange bei der Genese des Koloboms wichtiger Umstand muss noch die Form der Netzhautrander hervorgehoben werden, wie sie z. B. der Fali III zeigte. Die Netzhautenden zu beiden Seiten des Spaltes waren pldtzlieli verdickt, schwielig ent.artet und von Cysten durchsetzt. Gleichzeit.ig waren sie von ibrer Unterlage abgehoben und tendirten gegen das Innere des Auges, als ob eine von aussen kommende Kraft die Retina in das Innere gedrangt hatte. Die Lagerung der Netzhaut betreffend, gehort hieher auch der Befund, wo die Rander der Retina zipfelformig in das mediane Binde- gewebe der Kolobomwand gezogen sind. Der in den obigen Zeilen geschilderte anatomische allgemeine Befund ist in mancher Beziehung anders bei Fallen, wie meinem IV. und jenem von Deutschmann beschriebenen. Die in ihnen abgelaufene Chorioiditis macht ihren Einfluss naturlich auch auf die Retina geltend. Er aussert sich durch hyaline Degeneration im Pigment, welches in Schollen angehauft in die Netzhaut ragt. Stabchen und Zapfen fehlen vollkommen und ein machtiges Bindegewebsgeriist vermitte.lt die Verwachsung zwischen Netzhaut und atrophischer Aderhaut. Zwischen beiden Membranen liegt ein blutreiches, an Zeilen armes Exsudat. Die Retina ist am Rande des Defectes, den sie nicht iiberzieht, umgesehlagen. Ein von allen Fallen abweichendes Verhalten der Ader- und Netzhaut findet sich im Kolobome des Falles IV, und zwar im Bereiche der Ektasie, nahe dem Opt.icus. Die Netzhaut und Aderhaut sind in der Nahe der oberen Papillenhiilfte normal; ihr unterer Antheil gleich im Beginne stark verandert. Die Chorioidea ist durch Infil- tration mit Rundzellen ums mehrfache verdickt und ist ein Stiunpf, welcher an der verbreiterten Sklera anliegend, liber die Rander des Koloboms ragt. An seinem Ende verbindet er sich mit der Retina und beide Schichten formiren nun eine Bindegewebslage, welche theilweise die Ektasie iiberbriicken, theihveise ihren Boden iiberziehen. Aus dem Ursprunge der Fasern kann man aber sehen, dass die das Kolobom iiberspannende Membran der Netzhaut, die den Boden der Ektasie uberkleidenden Fasern der Aderhaut angehoren. Am entgegengesetzten, also dem der Papille abgekehrten Rande vereinigen sich beide Haute zu einer mit Rundzellen infiltrirten schwieligen Schichte, um sich dann erst wieder in ihre normale Zweitheilung zu spalten. Sowohl 106 Retina als auch Chorioidea liaben aber im Gebiete des Koloboms ihren Charakter vollkommen verloren und sind nur durch Bindegewebe vert.reten; Stromapigment und Pigmentepithel fehlen. Atypische Kolobome der Chorioidea, d. h. solche, vvelche nicht nach unten oder nach innen unten gelegen sind, waren bisher noch nie der Gegenstand anatomischer Untersuchung. 4. Coloboma maculae lutae. v. A mm on hat schon im Jahre 1852 in einem mit Iriskolobom beliafteten Auge anatomische Verhaltnisse gefunden und beschrieben, die als Coloboma in regione maculae lutee gedeutet werden mussen. Unter einer mit einer Fovea centralis versehenen, aber durch keine besondere Fiirbung ausgezeichneten Macula war ein 1"' langer und 1 / 2 "' hoher Spalt der Aderhaut vorhanden, der theilweise durch eine gefassarme Haut geschlossen war. Dadurch bekam diese Stelle ein weissliohes Aussehen, welches im Gegensatze zu der dunkel pigmen- tirten Umgebung noch desto scharfer hervortrat. Vor und nach v. Ammon mag wohl mancher hieher gehorige Befund nicht richtig anfgefasst worden sein. Ein Beispiel hiefur ist der von E d u a r d v. J a e g e r als Fig. 92 seines ophthalmoskopischen Atlas abgebildeter Fali, ein zweifelloses Coloboma maculae lutae, aber liier noch als eigenthumliche Aderliautveranderung beschrieben. Noch vor v. Jaeg er, im Jahre 1866, hat Streatfield eine diesbezugliche Veroffentlichung erscheinen lassen, so dass man seinen Fali auch an die Spitze der bis heute bekannten Falle von angeborenen Defecten in der Gegend des gelben Fleckes setzen muss. Sieht man von den 13 Fiillen Johnson’s ab, die als extra- papillare Kolobome einer besonderen Stellung und einer besonderen Besprechung bedlirfen, so weist die mir zugangliche Literatur im Ganzen 31 Ftille auf von Coloboma maculae, zu welchen noch meine beiden anatomisch untersuchten Falle YII und VIII kommen. Bei der Wichtigkeit des Gegenstandes erscheint es mir gerecht- fertigt, dieselben ubersichtlich in folgender T ab e 11 e zusammenzustellen. 107 108 Schnabel i Gegend der , I „ , , „ 1884: M a cul a waschbeckenartig, vertjeft 2 D. M 1 D centrales ocotom 109 110 111 Der Defect in der Nahe des gelben Fleckes ist meist elliptisch oder waschbeckenartig, und so gestellt, dass seine langere Axe hori¬ zontal verlauft. Nur selten ist er ganz rund oder rhombisch, oder birnfermig dreieckig. Die Grosse schwankt horizontal zwischen 2—4 - 5, vertical zwischen 1-5—35 Papillendurchmesser. Die Farbe ist ge- wohnlich weiss, durch den Skleralreflex stark glanzend; man findet aber auch gelblichweisse oder perlgraue Kolobome der Macula be- schrieben. Die Grenze gegen das normale Gewebe des Augenhinter- grundes ist eine scharfe, die durch einen den Randern des Koloboms anliegenden Pigmentsaum noch desto deutlicher wird. Die zahlreichen Verzweigungen desselben geben ilmi ein zierliches Aussehen und seine Aste reichen immer in das Gebiet der Spaltbildung und in das der normalen Netzhaut. Ahnliche Pigmentbildungen findet man auch im Bereiche des Koloboms, wo sie sich dann von dem hellweissen glanzenden Untergrund lebhaft abheben. Im, Gegensatz hiezu beschreibt Schnabel in mehreren seiner Falle einen gelblichen Saum, welcher die Trennung zvvischen dem Bereiche des Koloboms mit dem ubrigen Augenliintergrunde bildet. Diese Verschiedenheit der Pigmentirung erklart sich wohl durch den verschiedenen Zeitpunkt, in welchem wahrend des fetalen Lebens die Storung eingetreten ist: denn das Stromapigment der Chorioidea entwickelt sich ja erst in den letzten Fdtalmonaten. Die Gefiissvertheilung im Gebiete des Defectes kann eine verschiedene sein. Meist findet man in demselben mehr weniger zahlreiche Schlingen von Gefassen der Aderhaut; oder aus den Randern der Lederhaut kommende Ciliargefasse breiten sich daselbst aus; und endlich konnen auch Gefasse der Netzhaut, die in der Regel am Rande des Koloboms scharf abbrechen, verfolgt werden, wie sie das Kolobom betreten. In letzterem Falle kann man auch beobachten, wie die Netz¬ haut schleierartig iiber die Rander des Defectes in denselben hinein- ragt. Zu meinem Falle VIII zogen die Nervenfasern der Netzhaut iiber den Defect. Es konnen aber auch die Gefiisse ganzlich fehlen. Von be- sonderem Interesse ist es, dass in zahlreichen Fiillen der dem Kolobom entsprechende Theil der Sklera nicht nur verdiinnt, sondern auch ektatisch ist. Diese Ausbuchtung der Lederhaut hat zwar gewbhnlich nur die Form einer Mulde, es sind aber auch Fiille bekannt, in welchen die Rander steil abfallend zur Bildung einer Grube beitrugen, die durch verhžiltnismassig grosse Tiefe ausgezeichnet war. Es sind so Verscliiedenheiten des Niveau, zvvischen Sehnervenkopf und Tiefe des Koloboms bekannt, die 10 D ausmachten, also anniihernd 5 mm be- trugen. Aber auch in jenen Fallen, in welchen die Sklera nicht ek- 112 tatisch ist, bezeichnet das Kolobom eine seichte Grabe, welche eben im Vergleiche zum angrenzenden Niveau durch den Defect in der Ader- und Netzhaut entstanden ist, was Johnson mathematisch nachgewiesen hat. Die Papille ist meist quer gestellt und bat nicht selten einen Conus nach unten oder aussen, oder wenigstens eine Andeutung desselben. Bemerkenswert ist das gleichzeitige Vorkommen von chorioi- ditischen pigmentatrophischen oder hypertrophischen Plaques in un- mittelbarer Nahe des Koloboms oder in der Peripherie des Augen- hintergrundes (meine Falle VII und VIII, dann Wiethe, Schnabel van Duyse, Silex, Dor). Auffallend selten finden sich gleichzeitig andere angeborene Fehler des Auges: Irideremia (Montemeja), Coloboma vaginse nervi optici (Dor und Michaelsen), Mikrophthalmie und Membrana pupillaris persistens (Michaelsen), Mikrocephalie (Dor). Ist eine Ektasie vorhanden, so gibt dieselbe natiirlich fast immer myopische Refraction. Der Brechungswert des Auges, auf der Papille bestimmt, ist aber ein sehr verschiedener, indem wir ausser Emme- tropie die hochsten Grade von Hypermetropie und Myopie finden. Ebenso veriinderlich ist das Sehvermogen; von normaler Seh- schiirfe bis zu hochgradiger Sclnvachsichtigkeit sind alle Stufen ver- treten. In der iiberwiegenden Mehrzahl der Falle ist jedoch ein Aus- fall im Mittelpunkte des Gesichtsfeldos beobachtet worden, dessen Grosse aber nicht immer mit dem des Koloboms ubereinstimmt, so dass mein Fali LI als eine besondere Ausnahme hervorgehoben werden muss, umsomehr, als man die getheilte Form des Defectes auch im perimetrischen Škotom ausgedrirckt sah. Auch Schmidt-Rimpler und v. Wecker erwahnen in ihren Fallen, dass Škotom und Kolobom sich gedeckt haben. Man muss jedoch hervorheben, dass es mit unseren gewohnlichen Beleuchtungsmitteln nicht immer gelingt, die Liclit- empfindung im Bereiche des Koloboms verliisslich herauszubringen. Johnson hat zu diesem Zwecke eine elektrisehe Glirhlampe con- struirt. Er fand damit immer ein grosseres Gesichtsfeld, als durch die gevvohnliche Perimeteraufnahme mit dem Papierstiickchen, so dass also seine Skotome kleiner ausfielen. Dies liisst sich nur dahin deuten, dass am Rande des Defectes noch empfindliche Netzhaut vorhanden war. Auffallend ist der Umstand, dass das Coloboma maculae immer nur einseitig, meist am rechten Auge vorkommt; nur mein anatomisch untersuchter Fali, sowie die klinischen Falle von Fu c h s, Schmidt- 113 E. im p le r und v. Wecker betreffen beide Augen eines Individuums. Das zweite Auge ist entweder normal oder zeigt nur eine Refractionsanomalie, welclxe mit der des erkrankten Auges corre- spondirt. Dies das Augenspiegelbild, eine Zusammenfassung der rnorpho- logischen Eigenscbaften der Coloboma maculce. Betrachtet man die einzelnen Falle in ihren Details, so ergibt sich nothwendig eine Scheidung derselben in zwei Gruppen, je naclidem an der Bildung des Defectes die Aderhaut allein, oder auch die Netzhaut theilnimmt. Dass die Chorioidea in allen solchen Augen der Gegend der Macula entsprecliend felilt oder im hochsten Grade atrophisch ist, lelirt uns ausser meinen anatomischen Befunden der melir oder vveniger helle Glanz, welcher von der blossliegenden Sklera stammend, das Kolobom im Augenhintergrunde leuchtend hervortreten liisst. Die Retina kann im Bereiche des Defectes aucli fehlen, oder sie iiberzieht den- selben, sei es als unversehrte Schichte, sei es als eine zarte, schleier- artige Membran; oder ihr Vorliandensein ist durcli den Ubertritt eines Netzhautgefasses, welcbes man in seiner Continuitiit in das Kolobom verfolgen kann, nur angedeutet. So erklaren sich auch die verschiedenen Ergebnisse der Aufnahmen des Gesichtsfeldes: Fehlt die Netzhaut, so findet man den Ausfall im Centrum des Gesichts¬ feldes, wahrend sonst das Gesichtsfeld keine Abweichung von der Norm zeigt. Keineswegs aber ist das centrale Škotom auch immer mit schlechter Sehscharfe gepaart, wobei ich besonders auf meinen Fali LI mit S f und den von Nettleship (bei Johnson) mit S ■§£ hinweise. Es muss dann wohl die eigentliche Macula lutea nicht ergriffen sein, sondern ausserhalb des Defectes in abnormer Lage sein. Ein auffallendes Zusammentreffen ist es aber, dass die mit Colo¬ boma maculse und Ectasia selerae Behafteten meist herabgesetzte, ja schlechte Sehscharfe haben, im Gegensatz zu jenen olme Ausbuchtung der Lederbaut. Es mag sich dies vielleicht so erklaren lassen, dass wenn in solchen Fiillen die Netzhaut auch vorhanden ist, sie durch die mit der Ektasie verbundenen mechanischen Storungen gezerrt wird oder sie durch ihre Abhebung von der Unterlage ihrer Function entbehrt. Einen ganz speciellen Standpunkt in der Frage liber des Colo¬ boma maculse nimmt Johnson ein, der eine interessante Casuistik von 13 Fiillen mit sehr schonen Augenspiegelbildern veroffentlichte. Er nennt sie extrapapillare Kolobome und versteht darunter Defecte, vvelche mit der fotalen Augenspalte nichts zu thun haben und auch 8 Bo c k, Kolobome. 114 mit Spaltbildungen am Opticus nicht zusammcnbangen. Sie konnen iiberall im Fundus vorkommen, aber die untere Halfte des Aug- apfels und die Gegend der Macula seien bevorzugt. Er identifieirt merkwiirdigerweise seme „extrapapillaren" Kolobome mit den in der Literatur als Maculakolobome beschriebenen Veriinderungen des Augen- liintergrundes, bestreitet aber einen Zusammenhang der eigenen und der fremden Fiille mit der Macula lutea und ebenso die von Vossius bewiesene Rotation. Er vereinigt dalier in seiner Arbeit die Kolobome der Macula mit den sonst als atypisch bezeichneten Kolobomen der Chorioidea. Johnson halt dafiir, dass ein grosser Theil dieser Bildungen in ihrer Mitte die Structur von Nsevds besitze. Er beruft sich hiebei au£ die Fiille von Lawford, Horrocks und St ur ge, welche bei den letzteren mit Nsevis des Gesichtes complicirt waren. Im ubrigen ist er gegen die Annahme eines entziindlichen Ursprunges extrapapillarer Kolobome. 5. Coloboma nervi optici. Bei dieser angeborenen Anomalie muss man den Unterschied machen, ob der Sehnerv selbst, vor allem die Papille, verstiimmelt ist, oder ob sich unmittelbar an den Sehnervenkopf anschliessend Veriinderungen finden, welche man mit der totalen Augenspalte in Zusammenhang zu bringen berechtigt ist. Beide Formen konnen in einem Auge vereinigt vorkommen. Zum leichteren Verstiindnis sollen zuerst die verschiedenen Formen mit Anlehnung an die bisher gebrauchliche Bezeichnung ge- schildert und dann versucht werden, eine rationelle Eintheilung dieser Missbildungen vorzunehmen. In zahlreichen Augen findet man der Papille nach unten an¬ schliessend eine Bildung, welche ophthalmoskopisch jener vollkommen gleicht, die kurzsichtige Augen nach aussen von der Sehnervenscheibe so oft besitzen und die fiilschlicli Staphyloma posticum genannt \vird. Mit Recht bringt man diese Sichel (Conus, Meniscus) nach unten mit der totalen Spalte in Zusammenhang; ob man sie immer mit derselben Berechtigung als eine Bildungsanomalie des Sehnerven betrachten darf, scheint mir zweifelhaft, aus Griinden, die unten erortert werden sollen. Der Conus oder Meniscus nach unten wird gewdhnlich als der geringste Grad eines Coloboma vaginaj nervi optici beschrieben und schliesst sich als eine mehr oder weniger helhveisse oder auch gelbliche Sichel an den unteren Rand der elliptischen, 115 quergestellten Papille an. Die Sichel ist gegen die Netzhaut scharf abgegrenzt und liebt sich so von dieser und der Papille gut ab. Von geringen Verschiedenheiten abgesehen, entspricht die breiteste Stelle des Meniscus der Mittellinie der Sehnervenscheibe und bat durchschnittlich die Ausdehnung von einem halben Papillendurch- messer. Die Ebene der Sichel weicht vom Niveau des ubrigen Augen- hintergrundes nicht ab. Grossere „staphylornartige“, vertiefte Stellen, welche sich an den Selmerven anschliessen, sind angeborene Anomalien, welche mit tieferen Storungen am Sehnervenkopfe zusammenhangen, dalier im Vereine mit den Verstiimmelungen dieses Beriicksichtigung finden werden. Die Papille kann von der Form einer quergestellten Ellipse alle Zwischenstufen darbieten bis zu der einer spitzen quergestellten Spindel. Die Centralgefiisse zeigen immer Abweichungen von der Norm. Dies ist einer der Hauptumstande, welche diesen Zustand als mit der fotalen Augenspalte zusammenhangend bezeichnen lassen. Der Gefiissursprung ist meist um 90° gedreht; oder sammtliche Gefiisse streben nur nach einer Richtung, meist nach oben oder nach unten, so dass ein Biindel eng aneinander gedrangter Aste und Zweige der Papille zu entstromen scheint. Der Gefiissursprung ist hiiufig aulfallend excentrisch gelegen, meist nach unten. Der Gefiiss- trichter der Papille ist immer deutlich entwickelt, undauch unregel- miissig gestaltete; an den Gefassaustritt gebundene partielle Exca- vationen des Sehnerven gehoren nicht zu den Seltenheiten. Form der Papille, ihre Umgrenzung und Fliiche, Ursprung und Vertheilung der Gefasse und das Verhaltnis der ganzen Sehnervenscheibe zur Sichel nach unten sind eine unerschbpfliche Fundgrube der ver- schiedensten Abweichungen von der Regel. An die Papille anschliessende Sicheln sind verhaltnismassig hiiufig; Vossius fand unter 425 Augen die Sichel 231mal nach aussen und lllmal nach anderen Richtungen, meist nach abwiirts. Schon Ed. v. Ja ege r hat auf die Sichel nach unten aufmerksam gemacht. Ihre Bedeutung aber ist erst in neuerer Zeit gewiirdigt worden. Die Zusammenstellungen einer grosseren Anzahl damit be- hafteter Augen ergeben, dass der Conus nach unten immer mit Ver- minderung der Sehschiirfe verbunden ist und dass auch nach Correctur der gleichzeitig vorhandenen Refractionsanomalie keine normale Seh- scharfe resultirt, auch wenn kein Astigmatismus vorhanden ist, der iibrigens den Conus nach unten sehr oft begleitet. Diese Umstande weisen mit Deutlichkeit darauf hin, dass dieser geringste Grad einer 8 * 116 Spaltbildung des Auges auch mit angeborenen Fehlern im licht- empfindenden Apparate verbunden ist, die ihrer Feinbeit wegen sich der Untersuchung bisher entzogen liaben. Aus den wenigen bis nun anatomisch untersuchten Fallen und aus Vergleichen mit hochgradigen angeborenen Veriinderungen den Sehnerven betreffend, konnen wir schliessen, dass es sich dann um eine mangelhafte Entwicklung, oder ein Fehlen des Pigmentepithels im Bereiche der Sichel und wohl auch ihrer Nachbarschaft handeln mag; im Gegensatz zum envorbenen sogenannten Staphyloma posticum, bei welchem die Chorioidea atrophisch gefunden wird bei gleichzeitigen Veriinderungen der den Opticus umgebenden Hiillen und des ihm anschliessenden entsprechen- den Skleralstiickes. Van Duyse nennt das Goloboma vagin te nervi optici direct, einen partiellen Albinismus. Schnabel hat ubrigens auch bei angeborenem Conus nach aussen gefunden, dass der blinde Fleck der Ausdehnung der Sichel entsprechend vergrossert sei. Be- riicksichtigt man, wie oft Spaltbildungen am Auge nach einer anderen Richtung als der typischen, niimlich nach unten vorkommen, so liegt kein Grund vor, die Moglichkeit eines angeborenen Meniscus nach aussen zu bezweifeln. Der angeborene Conus ist sehr oft vergesellschaftet mit anderen congenitalen Anomalien, welche mit einem mangelhaften Schluss der fotalen Augenspalte im Zusammenhang stehen, oder darnit wenigstens in Zusammenhang gebracht werden, ein weiterer Beweis fur seine Stellung als angeborener Bildungsfehler; so mit Goloboma iridis ver- schiedener Stadien, Coloboma chorioidege, Coloboma maculse. Bemer- kenswert ist RandalPs Beschreibung, in welcher das eine Auge ein vollkommen entwickeltes Coloboma nervi optici, das andere aber einen Conus nach unten aufvvies; sowie auch Makrocki ! s Fali eines Meniscus nach unten mit persistirendem Canalis Cloqueti. Schon die geringste Andeutung der ubriggebliebenen Spalt¬ bildung am Sehnerven, die eigentlich nur seine Nachbarschaft betrifft, zieht die Papille sichtlich in Mitleidenschaft. Congenitale Ver- stiimmelungen des Sehnerven selbst fuhren auffallende Veriinderungen an seinem Augapfelende herbei. Soweit mir die Literatur bekannt ist, hat v. A m m o n zuerst ein Coloboma optici gesehen und beschrieben, und zwar bei einem Schaffotus. Die genaue Kenntnis datirt erst aus jiingerer Zeit (Liehreich), und mancher Fali ist ohne bestimmte Bezeichnung beschrieben, den wir heute als Coloboma nervi optici ansprechen miissen, z. B. in J a e g e r’s Ophthalmoskopischem Atlas {Fig. 87) bei Coloboma chorioidese. Neuestens ist von der Bonner Klinik durch 117 5 a e m is eh, C as p ar und Kr tiger eine reiche Anzahl von Fallen mit Coloboma optici veroffentlieht vvorden. Leider steht mir das Ori¬ ginal nicht zur Verfiigung. Trotz der mannigfaltigen Dnterschiede in ihren Einzelheiten haben die verschiedenen Kolobome des Sehnerven doch gemein- schaftlich die tiefe Excavation der Papille an ungewolinlichen Stellen und die sich ihnen anschliessenden mehr oder weniger grossen Sicheln. Die Papille kann zwar ihre Scheibenform bewahrt haben, in der Regel aber weicht ihre Gestalt sehr stark von der Norm ab; so findet man an der Stelle des Sehnerveneintrittes sogar eine drei- eckige Figur (E v e r s b u s c h). Die Vertiefungen des Selinervenkopfes nehmen denselben ent- weder nur zum Theile oder vollstiindig ein. Partielle kleinere Defecte, die sich durch Niveaudifferenz kennzeichnen, finden sich sehr selten und dann immer ohne jede andere Abnormitiit. Sie heben sich von der Papille durch ihre stahlgraue Farbe ab und konnen zu mehreren vorhanden sem. Die genannte Farbe ist durch den Schatten der Rander hervorgerufen. Sie sind immer peripherwarts gelagert (Fali L undjener vonWiethe). Andererseits kann die obere oder die untere Hiilfte der Sehnervenscheibe tief ausgehohlt sein; in der tiberwiegenden Zahl betrifft es die letztere. Die nicht excavirte Papillenhalfte ragt in der Regel als horizontaler Wulst iiber die vertiefte Partie. Am schonsten und auffallendsten wird das Bild bei anniihernd totaler Excavation der Papille, welche aber immer eine an verschiedenen Stellen verschieden tiefe ist. Man findet dann an Stelle der Sehnerven¬ scheibe eine Ampulle oder einen Tricht.er, welche die Tiefe von selbst 6 mm erreichen konnen. Damit hangt auch die blauliche oder weisse Farbe des Selinervenkopfes zusammen. Auch die Rander desselben sind ofters venvaschen. Diese beiden letztgenannten Eigenschaften werden sehr gesteigert, wenn sich an die Papille Bindegewebe anschliesst, welches meist nach unten gerichtet, die Papille aber auch umgeben kann und die Bedeutung einer sehr verbreiterten Sichel besitzt. Die Grenzen dieses bindegevvebigen, helhveissen Gebietes verlaufen nicht immer dem Rande der Papille parallel, sondern zeigen oft Buchten und Zacken, welche in den iibrigen Augenhintergrund vorspringen und stellenweise von dichtem Pigment umsaumt sind. Die Ausdehnung dieses abnormen Terrains erreicht bisweilen das zwanzigfache einer normalen Papille. Nach den bisher bekannten Fallen von Coloboma nervi optici kann man drei charakteristische Hauptformen der Gefassvertheilung unterscheiden: 118 1. Die Centralgefasse tlieilen durch ihren Drsprung in der Seh- nervenscheibe dieselbe in zwei tibereinander liegende Hiilften, von denen meist die obere die kleinere ist; 2. die Centralgefasse kommen am unteren Rande der Papille heraus und der untere Theil derselben ist der tiefste; 3. im Bereiche der Papille sind keine Gefasse sichtbar, sondern die schon vielfach getheilten Gefasse kommen am Rande der Papille in deren ganzen Umkreis hervor. Manches von diesen so austretenden Gefassen kann aber durch Schlangelung, Umbiegung u. dergl. doch noch die Papille betreten und so liber dieselbe ziehen. (Bei dieser Gefassvertheilung ist die Papille meistens stark vertieft.) Bisweilen findet man am Rande der Papille Pigment angehiiuft, vvelches bei beiderseitigem Kolobom symetrische Lagerung besitzt. Das Kolobom des Sehnerven kommt entweder allein vor oder im Vereine mit anderen Bildungsanomalien; z. B. Goloboma uvese, markhaltigen Sehnervenfasern, Glaskorpergefiissen. Gerade letztere Fiille mussen besonders hervorgehoben werden, weil sie fiir die Lehre von der Entstehung des Koloboins wichtig sind; so die Falle von B a y e r, R e m a k, Becker, v. R e u s s, vor allem jene des letzt- genannten Autors, weil alle Netzhautgefasse dem in den Glaskorper ragenden Bindegewebszapfen zustrebten. Man z sah bei einem Kaninchen einen Glaskorperstrang, der theils aus dem Opticus, theils aus der Spalte heraustrat und im Glaskorper mit einer knopfformigen Anschwellung endete, ohne jedoch die Linse zu beriihren. Ausserdem fanden sich noch verschieden getroffene Gefasse. Zu den Verstiimmelungen des Sehnerven muss man auch meine Falle II und III rechnen, welche zwar makroskopisch keine nennens- werte Abnormitiit zeigten (Verkleinerung der birnformigen mit ihrer Spitze nach unten gestellten, kissenartig vorragenden Papille), aber mikroskopisch mehrfache Verkiimmerungen, besonders Mangel an Gefassen zeigten, was bei der Anatomie des Coloboma nervi optici noch betont werden soli. Ausser meinen anatomischen Untersuchungen sind mir noch solche von L i e b r e i c h (an einem mit Coloboma uvese behafteten Auge, welches Ar It besass) aus dem Jahre 1859 und aus neuester Zeit von M a n z und Fal c h i bekannt. Abgesehen von der Bestiitigung schon makroskopisch constatirten Veriinderungen lassen sich die Resultate dieser Untersuchung in Folgendem zusammenfassen. In erster Reihe verlangen die Gefasse unsere Aufmerksamkeit. Die Centralgefasse fehlen entweder vollkommen, so dass man ausser zarten Zweigen im Stamme des Sehnerven nur in der Gegend des 119 Zinn’schen Kranzes eine grossere Ansammlung von Gefiissen kleineren Calibers findet; oder die Centralgefas.se sind zwar vorhanden, aber sie verlaufen schon im Stamme des Sehnerven abnorm. So in meinem Fali I. Hier betreten sie nach Bildung eines fast rechtwinkligen Knies den Sehnerven erst knapp vor seinem skleralen Antheil und verlaufen excentrisch in der unteren Halfte des Sehnerven. Ein kraftiger Ast des Centralgefasses zieht dann liber die excavirte untere Halfte der Papille sowie die sich ihr anschliessende Grabe des Augen- grundes und ist der leitende Theil fiir einen derben Bindegewebsbalken, welcher ineridional ziehend die Papille in zwei seitliche Hiilften theilt. Die Centralgefiisse tauchen auf aus einem dichten Knauel von Ge- fassen, welche in dem Winkel zwischen Sehnerven und der unteren Wand des Augapfels zusammengedrangt sind. Die Centralgefiisse konnen aber auch in verschiedenen Richtungen in der ausseren Scheide und im intervaginalen Raum (Fali II und III) verlaufen und ein grosseres Kaliber haben als eine Arteria centralis. Sie durchboliren den Boden des Koloboms und geben dann erst Zweige fiir die Papille ab. Auch Deutschmann beschreibt ein Fehlen der Centralgefiisse und in Litten’s Fali kam aus dem Sehnerven nur eine Arterie, wiihrend alle anderen Gefasse den Ciliargefassen entstammten. Es kommen aber auch Fiille vor, in welchen olme weitere Ver- stummelung die Hauptgefasse des Sehnerven abnorm verlaufen. So hat Bernheimer ein Auge untersucht, in welchem die atheromatos veranderte Arteria ophthalmica unter dem Sehnerven in einer Liings- furche desselben verlief, deren Richtung mit der Langsaxe des Opticus zusammenfiel. In meinem Falle II und III ragte die birnformig gestaltete Papille kisseuformig vor, was sich auch an Durchschnitten durch eine deutliche Differenz im Niveau manifestirte. Die von Rundzellen durchsetzte Prominenz bestand aus atrophischen Sehnervenfasern, zvvischen welche sich stellenweise die Kornerschichte der Netzhaut als eine zusammenhiingende Lage verfolgen liess. Bei dem schon erwahnten Mangel an Gefiissen liegt die Frage nach der Erniihrung des Seh¬ nerven nahe, die aber iiberrascbendervveise schon durch so sparliche und kleine Zweige genugend geleistet worden zu sein scheint. Im Falle I ist das untere Drittel der Papille tief excavirt, bei gleichzeitigem Zuruckweiehen der Lamina cribrosa. Die Grube ist aber nicht das Resultat einer Verdrangung des Gewebes, sondern es ist ein wirklicher Defect vorhanden. Die eigenthiimliche Nierenform der Papille ist entstanden durch die Insertion einer bindegewebigen 120 Leiste, welche ein grosses Gefass in sich bergend die Papille theilt und von dem Boden der Excavation durch eine Schichte Schleim- gewebes getrennt ist. Deri Boden der beiden seitlichen Graben iiber- zieht feines fibrillares Gewebe, welcbes der Netzhaut entstammt. An den Defect des Sehnerven schliesst sich nach anten unmittelbar eine Grabe an, die in das Coloboma retinae et chorioidese ubergeht und deren Boden von Rudimenten der Netzhaut bedeckt ist. Derselbe besteht aus derben Bindegewebsfasern, welche theils mit der Lamina cribrosa, theils mit der Insertion der Duralscheide des Seh¬ nerven in Verbindung stehen und dem Skleralgewebe gleichen. Die Scheide des Sehnerven fand sich aber fast gar nicht verandert. Vor allem war der Intervaginalraum nicht verbreitert; denn die dem Opticus sich anschliessende Excavation befand sich von demselben abgewendet an dem peripheren Rande der skleralen Anheftung der Scheide des Sehnerven. So wurde das Ende derselben nach riickwarts gedrangt und gleichzeitig verbreitert, gewissermassen fiach gedriickt. Nur an einer Stelle, vom Ende des Sehnerven ziemlich entfemt, war der intervaginale Raum an einer umschriebenen Stelle ausgeweitet, eine Veranderung, die mit der Anomalie am Sehnervenkopfe kaum in Einklang gebracht werden kann. Im Falle II und III war das weit in die Sklera/vorgeschobene Ende der Duralscheide leistenformig verdickt, so dass dasselbe auf Langsschnitten vvie ein Knopfin der Sklera lag. In manchen Schnitten fand sich aber aueh eine Verschmalerung, Zuspitzung des Endes der Scheide. An mehreren Stellen waren Yerwachsungen vorhanden zwischen Scheide und Sehnerven, welche junges Bindegewebe vermittelte. Mit meinen diesbezuglichen Befunden stehen jene anderer Autoren im Widerspruch, welche grosse Veranderungen an den Scheiden des Sehnerven hervorheben: Vor allem betrachtliche Er- weiterung des Intervaginalraumes; Abzvveigung von Fasern der inneren Scheide des Sehnerven, welche den Boden des Koloboms bilden (M a n z); oder die Vagina nervi optici ist zu einer fdrmlichen Tasclie erweitert, welche von einer vom Sehnerven heriibergehenden Membran iiberbriickt ist (Liebreich). Bei der zweifellosen Richtigkeit dieser Angaben stellt sich die Nothvvendigkeit ein, die dem Coloboma nervi optici angrenzenden congenitalen Veranderungen in zvvei Abtheilungen zu sondern: namlich in solche, vvelche die Scheide des Sehnerven und den Zvvischenscheidenraum beeinflussen, und zwar in ahnlicher Weise, als dies bei dem ervvorbenen Meniscus in kurzsichtigen Augen der Fali ist (v. J aeg er, W e is s); und in solche, wo nur das Augapfel- 121 ende der iiusseren Sehnervenscheide geringe Veranderungen zeigt, oline dass der Intervaginalraum in Mitleidenschaft gezogen wike. Die der ersten Gruppe angehorenden Fiille konnen Kolobome der Sehnerven¬ scheide genannt werden, wiewohl ich meine, dass dieser Name nicht besonders gut gewahlt ist; denn die Veranderungen der Scheide des Sehnerven kommen erst in zweiter Linie in Betracht, sie sind ja nur Folgen der mit der Verstummelung des Sehnerven einhergehenden Verdiinnung und AusweitUng jenes aus derbem Bindegewebe be- stehenden Gebietes, welches zwischen dem Rande des Opticus und dem des Skleralloches sich befindet und von dem Kuhnt’s treffliche Untersuchungen gezeigt haben, welche Schichten des Auges sich an seiner Bildung betheiligen, und wie schwer es sei, das Maafi dieser Betheiligung von Seite der einzelnen Gevvebe festzustellen. Es handelt sich also hier um nichtsweniger als eine Verstummelung der Seh¬ nervenscheide. Das abnorme Gebiet liegt aber im Bereiche des Inter- vaginalraumes. In meinem Falle I dagegen befindet sich die zweifellos mit dem Defecte des Sehnerven zusammenhiingende Ektasie jenseits des Zwischenscheidenraumes. Es scheint mir daher, dass manches soge- nannte Coloboma vaginse optici histologiscli mehr einem Coloboma retinaa et chorioidea; entspricht, seiner Lage und Verbindung nach aber doch zu den Defecten des Sehnerven gerechnet werden miisse. G. Coloboma lentis. Die angeborene Verstummelung der Linse gehort zu den seltensten Befunden am Auge. Beweis dafiir ist nicht nur die verhaltnismassig geringe Anzahl von in der Literatur verzeichneten Fallen, sondern noch mehr der Umstand, dass selbst in den grossten statistischen Aufzeichnungen und Berichten das Coloboma lentis nicht einmal er- wiihnt ist; so bei Mooren mit 108.416, und in dem Berichte der St. Petersburger Augenheilanstalt mit 59.058 Kranken. Allerdings unterliegt es keinem Zweifel, dass der seiner Ausdehnung nach geringfiigige und hinter der Iris verborgene Defect der Linse ofters der Beobachtung entgeht, zumal wenn das betreffende Auge nur ausserlich und leicht erkrankt und — wie es ja vorkommt — von sonstigen Missbildungen verschont geblieben war. Ferner ware in Betracht zu ziehen, ob nicht der eine oder der andere Fali, welcher als leichter Grad von Ectopia lentis congenita bezeichnet wurde, dem Coloboma lentis congenitum zuzurechnen sei. So schreibt Becker, nachdem er eben vom Linsenkolobom gesprochen: „Was in diesen Fallen in Zusammenhang mit anderen Bildungsanomalien ganz partiell 122 vorkommt, gibt bei Ausdehnung iiber einen grosseren Abschnitt des Linsenumfanges zur eigentlichen Ectopia lentis Veranlassung. Die Ursache derselben ist ohne Zweifel eine ungleichmassige Entwicklung der Zonula Zinnii.“ Nach seiner Auffassung besteht also zwischen Coloboma lentis und Ectopia lentis nur ein gradueller Dnterschied. Als Ursache von beiden sieht er eine ungleichmassige Ent.wicklung des Aufhangebandes der Linse an. Und da bei Ectopia lentis ein hoherer Stand der unteren Linsengrenze iibenviegt ganz wie bei Linsenkolobom, so fuhrt Becker auch diese Fiille von Ectopia lentis auf die embryonale Spalte zuriick, ebenso wie die ent- sprechenden Fiille von Linsenkolobom. Wenn man nun bedenkt, dass auch bei maximal erweiterter Pupille in diesen Fallen der obere Linsenrand nicht zu selien ist, so wiirde am Lebenden als einziges differential-diagnostisches Moment tibrig bleiben, dass bei Ectopia lentis der Linsenrand nach unten seine normale Convexitat zeigt, wiihrend beim Kolobom eine grossere oder geringere Abweichung von dieser Kriimmung nachzuweisen sein wiirde. Es fragt sich nun, ob dieser Unterschied auch immer fest- gehalten wurde. Und das scheint nicht der Fali zu sein. So be- schreibt Bowman zwei Falle von Missbildungen der Linse mit folgenden Worten: „The lenses could be seen by ophthalmoskop to be rather small and placed two high, as well as somewhat inwards, so that their lower margins crossed se pupil obliquely.“ Undweit.er: „With the ophthalmoskop the lenses are seen in about the upper twothirds of the pupils being displaced upwards.“ Nach dieser Beschreibnng hat Bowman diese beiden Fiille zvveifellos als Ectopia lentis aufgefasst, wahrend Heyl dieselben Fiille ohne weiteres dem Linsenkolobom zuzahlt. Gewiss mit Recht; denn in beiden Fiillen zeigten die Linsen Defecte in den unteren Hiilften. Es ist naheliegend, dass ahnliche Unterschiede in der Auf¬ fassung dieser Missbildung auch bei anderen Beobachtern bestanden haben und bestehen. Aber auch wenn man annimmt, dass in manchen Fiillen die Diagnose auf Coloboma lentis nicht gemacht wurde, so bleibt es doch noch immer eine sehr seltene Missbildung. Dieselbe gibt kaum je zu therapeutischen Eingriffen Veranlassung, hat also praktisch kaum eine Bedeutung; wohl aber ist die theorc- tische Wichtigkeit der angeborenen Verstlimmelung der Linse sehr kriiftig zu betonen, und man darf behaupten, dass die sich daran knupfenden entwicklungsgeschichtlichen Fragen sie zu den inter- essantesten Missbildungen des Auges macht. Denn da das Kolobom 123 in fast allen Fiillen den unteren Theil der Linse betrifft und dann sehr hiiufig mit anderen, bisweilen allerdings nur geringfiigigen Zeichen von Anomalien des Schlusses der fijtalen Augenspalte vor- kommt, so kann ein ursachlicher Zusammenhang zwischen diesen Missbildungen und der der Linse niclit von der Hand gewiesen werden. Betreffs des allgemeinen Befundes ist die Ansicht weit verbreitet, dass das Coloboma lentis ausschliesslich mit Coloboma chorioideae und iridis vereinigt vorkommt. Am enorgischesten haben diese zweifellos falsche Ansicht de Wecker und Mas selo n ausgesprochen, indem sie sclireiben: „On ne recontre jamais cette deformation (das Linsen- Kolobom), que si le manque de developpement porte sur Fanneau ciliaire, c’est a dire lorgue le coloboma chorioidien se confond avec celui de 1’iris.“ Ebenso schreibtGeor ge A. Berry betreffs des Linsen- Koloboms: „This only occurs in cases where a large and continous coloboma exists of the choroid -as well.“ Audi in einer Reihe neuester deutscher Lehrbiicher finden wir diese Ansicht, wenn auch nicht mit der Schiirfe wie bei den eben angefiihrten Autoren, ausgesprochen. So schreibt Knies: „H;iufig wird eine Einkerbung des Linsenrandes gefunden bei Kolobombildungen und vcrwandten Zustanden des Auges, wenn sie sicli auf den ciliaren Theil der Chorioidea und auf den Ciliarkorper erstrecken;“ — fernet Schmidt-Rimpler: „Mit dem Iriskolobom ist nicht selten ein Chorioidealkolobom verknupft; ebenso findet sich an der betreffenden Stelle auch ofter eine Einkerbung der Linsenperipherie;“ — und Ed. Meyer: „Das Kolobom(der Chorioidea) fiingt in der Regel in der unmittelbaren Umgebung des Sehnerven an und hort in einer gewissen Entfernung vom Ciliarkorper auf. Mitunter fehlt dieser ebenfalls und selbst die Linse kann eine Einkerbung zeigen.“ Jedenfalls geht aus diesen Auslassungen nicht mit Klarheit hervor, was Becker schon 1877 aussprach: „Dieses Linsenkolobom habo ich auch ohne gleichzeitiges Kolobom der Iris oder der Chorioidea oder des Sehnerven beobachtet.“ Congenitale Anomalien der Linse haben schon die Aufmerksamkeit der alten Autoren erregt. v. Ammon und Seiler beschreiben einen Mangel, v. Ammon und v. Stellwag angeborene Kleinheit des Krystallkorpers. Zunachst mochte ich nun ein Bild von dem Coloboma lentis entwerfen, wie sich dasselbe aus den in der Literatur niedergelegten Beobachtungen ergibt, und auf Grund der sehr interessanten, von mir pathologisch-anatomisch untersuchten Falle. 124 Soweit mir die Literatur zuganglich ist, liabe ich in derselben 40 mit Verstiimmelung der Linse beliaftete Augen beschrieben ge- funden, manche allerdings nnr gerade erwahnt. Hiezu kommen noch meine eigenen anatomisch untersuchten 6 Fiille. Die Wichtigkeit des Gegenstandes, sowie der bisherige Mangel einer einschlagigen aus- fiihrlichen Zusammenstellung rechtfertigen eine genaue Citirung der mir bekannten Falle. Ausser meinen 6 Fallen wurden bisnun 3 anatomisch untersncht. 1. und 2. v. Ammon. 52jahrige Frau. Im rechten Auge war die Linse oval, durchsichtig und lag dem Ciliarkorper dicht an, mit Ausnahme jener Stelle welche dem in der Uvea und Retina befindlichen Spalte entsprach; hier steht die Linse vom Strahlenkorper ab, so dass ein freier Raum von circa 1'" iibrig- bleibt. Am linken Auge war die Linse ebenfalls oblong und zeigte naeh mehr- tiigiger Aufl)ewabrung in Weingeist eino Spitze. Das Sehvermogen war in der Niihe und in der Ferne nicht beeintržichtigt gevvesen; jedoch versohwanden dienach aussen gelegenen Gegenstande, wenn die Bulbi stark nach abwarts gedreht wurden. 3. und 4. v. A m m o n. In den bedeutend verkleinerten Augen eines an Marasmus gestorbenen 5 Wochen alten Madchens waren die Linsen undurch- sichtig, gelb und die Oberflachen derselben pyramidal. 5. A rit. Im linken Auge einer 73jiihrigen Frau fand sich ausser einem Kolobom der Iris und einem grossen Defeot der Chorioidea nach unten bei Ver- ziehung der Ciliarfortsiitze nach ruckvvarts am unteren Rande der Linse eine seichte Einkerbung. Der linke Augapfel war etwas kleiner als der normale rechte. 6. Ar lt. Das linke Auge eines 22jiihrigen Madchens war mit Spaltbildung der Iris und Chorioidea nach unten bebaftot,. Gleichzeitig war das Corpus ciliare gespalten und verzogen und der untere Linsenrand flach eingekerbt. So ent- stand eine dreieckige Liicke, vvelche nur durch die durchsichtigen Fasern der Zonula ausgefiillt war. 7. Badal. Bei einem BOjiihrigen Individuum war Phthisis bulbi sin. nach einer Cataractaoperation vorhanden. Die total getrvibte Linse des rechten Auges wurde sammt der Kapsel extrahirt. Sie zeigte an :ihrem unteren Rande eine deutliche Einkerbung, circa 1 mm tief. Die Cataracta war tiefbraun, fast schvvarz, bei ganz normaler Kapsel. Gleichzeitig fand man ein Coloboma iridis et chorioidese. 8. und 9. Becker. Regelmassige Bulbi eines wenige Wochen alten Kindes mit angeborener Syphilis. Bei normaler vorderer Flliche fand man an der hinteren Flliche der Insertion der Zonula entsprechend jederseits eine gleich tiefe und gleich gestaltete Einschnurung. Von hinten betrachtet hatte der Sulcus die Form eines nach unten offenen Hufeisens, vvelc.hes daselbst eine normal ge- wolbte Partie der Linse umgriff. Die Kapsel war normal. Das Epithel der Linsen- kapsel reichte bis zum beschriebenen Sulcus. In der Gegend dieses weichen die sonst, normal angeordneten Linsenfasern auseinander und schliessen zvvischen sich Querschnit,te in einen senkrechten Kreis gestellter Fasern ein. Zvvischen den Fasern befinden sich dunklo, spindelformige, kleine Korperehen, deren histologische Natur unbekannt ist. Im ganzen Aquator kein mehrschichtiges Epithel oder Bildungszellen. 125 10. Becker. Kolobom der Linse nach unten ohne gleichzeitiges Kolobom der Iris oder Chorioidea. 11. Becker fand „ohne eigentliche Verschiebung der Linse nach oben und aussen, doch die untere innere Halfte der Linse dnrch zwei dunkel und breit contourirte, sich unter einem rechten Winkel sclmeidende, gerade Linien begrenzt. Die Fasern der Zonuia liessen sicli bei seitlicher Beleuchtung als feine graue Streifen zur Anschauung bringen." 12. Bowman. Ilypermetropisches Auge mit horizontaler Verstiimmelung und Einbuchtungen des unteren Linsentlieiles bei partieller Cataracta und geringer Verschiebung nach oben. Conus nach unten. 13. B o w m a n. Dreieckiges Linsenkolobom nach unten bei leichter Dislocation der Linse nach oben innen. 14. und 15. Bresgen. Ein mit auffallender Schiidelform behafteter 15jahriger Knabe, welcher sonst keine Abnormitat zeigte, hatte bei de Linsen verstummelt, indem an deren unteren Rande ein Stiick fehlte. Dabei perinucleare Triibung und solche in der hinteren Rinde. Im umgekehrten Bilde sah man die Papillen doppelt,. M S 1. 16. nnd 17. Cissel. Das nach unten gerichtete Kolobom der Linse beider Auge n war ein wenig seitlich verschoben und durch eine leicht concave Linie begrenzt. Ausser hypermetropischem Astigmatismus beiderseits war keine Anomalie an den Augen naclnveisbar. Am rectiten Auge komite man die Zonuia sehen. R. S L. S T %— 18. Griining erw;ihnt in der Discussion liber Heyl’s Vortrag einen Fali von Kolobom der Linse ohne nabere Angaben. 19. Hess. Linsenkolobom nach unten in einem Mikrophthalmus. Glaskorper- strang, welcher sich an der Linse hinten und unten ansetzt. Diesel 1 Insertion entsprechend zeigt die Linse eine betrachtliche Dolle. 20. und 21. Heyl. Mann, 57 Jahre alt; am rechten Auge ein Kolobom der Iris und ein Coloboma lentis bei vollkomrnener Blindheit. Am linken Auge ein Briickenkolobom der Regenbogenhaut,, ein Defect der Chorioidea. Der untere Rand der etwas getrubten Linse war gerade und lief an der Nasenseite hinter der Iris in einen stumpfen Hocker aus. Amblyopia. R durch die Linse myopisch. 22. H e y 1. Am linken Auge Coloboma iridis, chorioidese et lentis; der untere Linsenrand war unregelmassig ausgebuchtet. S hohe H.; rechtes Auge normal. S |J. 23. Ileyl. Eine 52jahrige Frau war infolge eines abgelaufenen Glaukoms am rechten Auge vollkommen erblindet. Die innere Halfte der Iris fehlte bis auf einen schmalen Streifen am Ciliarrand. Die Chorioidea zeigte keinen Defect, wahrend am unteren Rande der normal stehendon Linse sicli eine Bucht fand. M J. Das linke Auge war normal. 24. Heyl. Mann, 51 Jahre alt; rechtes Auge M, S -ffo. Kolobom der Iris und ausgedelmter Defect der Adorhaut. Die Linse ist nach unten durch eine horizontalo Linie begrenzt, welche nach innen in eine rundliche Erhabenheit auslauft. Am linken Auge Coloboma iridis et chorioide*. 25. H i r s c h b e r g hat (nach Becker) das Vorkommen von Coloboma lentis ohne Spaltbildungen am Auge bestšitigt' 26. v. Jaeger. Die Linse war nach untenwie abgeschnitten. 126 27. v. Jaeger. Ein mit Coloboma iridis et chorioide* nach unten auf beiden Augen behaftetes 13jahriges Miidchon hatte am iinken Auge den unteren Linsenrand 2 mm tief sattelfbrmig eingckerbt. Die Linse war duvchsichtig. M 28. Knap p. Das obere Segment der rechten Linse eines 17jahrigen Jiinglings war sattelformig eingedriickt. Von der Mitte dieser Kerbe geht ein grfinweisser Faden zum Linsencentrum, wo er in einer griinvveissen, dreieckigen Linsentriibung endigt. 29. Lang. Mann, 36 Jakre alt, soli mit dem rechten Auge nie gut ge- sehen haben, Die Iris zeigt nach aussen einen grossen Substanzverlust. Die auf ihrer Vorderflache mit braunem Pigment gesprenkelte Linse ist der Richtung des Iriskoloboms entsprechend ausgezackt. Gleichzeitig leidet das strabotiscli ab- gelenkte Auge an chronischem Glaukom. 30. Rum s c h e wi t s c h. Verstummelung der Linse am unteren Rande mit gleichzeitiger Spalte der Iris und Chorioidea, sowie Resten der Membrana pupillaris. 31. Schaumberg. Boi einem 23jiihrigen Miidchen waren die Pupillennach oben verschoben. Am rechten Auge zeigte die Linse zwei streifige, nach aussen verlaufende Rindentrubungen. Die ektopirte Linse des Iinken Auges hatte einen Defect nach aussen oben. Aus dieser Einsenkung erhob sich ein riisselformiger Vorsprung. 32. Schaumberg. Eine Fran hatte dieselbe Missbildung am rechten Auge nach innen oben. 33. Schiess-Gemuseus. 20jahriger Mann, welcher angibt, am rechten Auge immer schlechter gesehen zu haben. Auf diesem fehlt der untere und aussere Quadrant der Linse. Abgesehen von dem abnormen Verlauf des Linsen- contours und centralen Kapselauflagerungen war die Linse normal. S s-Jo- Das linke Auge war normal. S 1. E. 34. Schiess-Gemuseus. Bei einem kurzsichtigen Knaben von 12 Jahren bemerkte man am rechten Auge bei erweiterter Pupille eine starke Verkurzung des unteren Randtheiles der Linse, so dass ihr unterer Rand fast gerade verlief, bis auf zwei seichte Einkerbungen nach innen, bei feiner streifiger Trubung der hinteren Corticalis. Die Iris schlotterte; der Augenhintergrund war normal. Das linke Auge war gesund. R. S f; L. S J. Beiderseits M und intacte Zonula. 35. und 36. v. Stellvvag. In einem Mikrophthalmus war die durchsichtige Linse walzenformig mit etwas abgeplatteter vordorer und hinterer Oberflache. Ein Rand war nirgends wahrzunehmen, die Linse war an ihrer Peripherie so dick, als in ihrer Mitte. Der grossto Durchmesser fiel in die gleichzeitig vor- handene Spalte der unteren Bulbuswand. Im zweiten Auge war die durchsichtige Linse eiformig mit senkrecht stehender Axe. Die Spitze der sich nach unten verjungenden Linse stand gerade in dem unteren Spalte der inneren Hiiute des Augapfels. Audi diese Linse besass keinen eigentliclien Rand. Die Vorderflache war schwach, aber regelmiissig convex; der untere Theil der Ilinterflache aber war halbkugelig vorgebaucht. 37. Talk o. Linscnkolobom des rechten Anges combinirt mit Irisspalte und Resten der Pupillarmembran bei Goloboma chorioideae beider Augen. 38. v. Wagner. Die in der Mitte getrubte Linse war nach unten ver- stummelt, so dass sie nach unt.en wie abgeschnitten aussah und der untere Linsenrand fast horizontal verlief. Gleichzeitig war ein Goloboma iridis nach unten vorhanden. 127 39. Wiethe. 17jiihriger Jiingling mit. einem Kolobom der Iris und