Laibacher z ^> m Nutzenund Vergnügen. F rcytag den 4> Oc tober l3>6, Soudcrdare Hochzeitsgcbrauche. ^n dcm Departenunt der beyde" Scv-? res in Frankreich (ün ehemaligen Poitou) verrichtet der Bräutigam in Begleitung eines seiner Anverwandten und eines An,', verwandten seiner Braut die Einladungen zur Hochzeit. In jedem Häuft befestigt er an dem Bette des Herrn einen kleinen L^berstvauß, mit Bändern geziert, und ladet durch eine sehr lange Mde ein, die feit undenklichen Zeiten bey allen dieselbe ist > Am Hochzeitstage finden sich die Gasts frühzeitig ein. Mehrere kommen tthon den Tag vocher an. Dieser schöne Tag wird mit Pistolenschüssen angekündigt. Die jungen Mävcken putzen die Braut an. Ihre Kleider sino schr nttt, aber von gewöhn, licher Form ; jedes junge Mädchen steckt eine Nadel hinein , weil sie auf diese Art dest? eher einen Mann zu bekommen hofft: Das S^nupftuch der Braut ist voller Bänder. so wie ihr Gürtel, an dem ein Nadelkissen und ein Gsldbeunl herabhangt. So angeputzt fttzt sich di? '5 ' ten unter d^ Hoä>zei:öZ^ste, «. . ^ >< Geschenke-von Bande/n aus. Da ä/ bc-koln»nt sie von j dcm Gaste ein'tt Kuß n>ld etlvas Geld. Man stühsi'ickt und trissl Anstalt , in yie Kirche zu gchcn. Di- B aut vergießt viele Thränen; d.'r nässte Anverwandte des Bcautniams reicht ihr die Hand und muß sie ununterbrochen bis auf den Abend begleiten. Wenn die Tvauung vorbey ist, zeigen die jungen Mädchen mit Begeisterung den g.oßen Strauß, welchen sie für die Neuvecheirathets zu-reckte gemacht haben, und biestigen denselben an ihr unter einem Gesänge, der sich seit drey Jahrhunderten ni' t verändert hat, und der alle Sorgen und Mühen schildert, welche die junge Frau im Ehestande erwarten. Dieser Snanß besteht aus einem großen Lorberzw^ge, der voll Bänder, Aepsel, Weintrauben u. s w. hängt. Hieraus kch.t man in dem nähmlichen Aufzuge wieder nach der Wohnung der jungen Frau zurück; vor ihr Nagt man einen Spinnrocken mit Flachs her, welchen ihr ihre Mutter geschen t hat, und welcher das Sinnbild der häuslichen Arbeiten ist. Man schreit aus vollem Halft -. juh! juh! und schießt mit Pi-stolen Man setzt sich zu Tische; die junge Frau erhält alle mögliche Ehrenbezeigung; ihr großer Strauß wird an der Wand übsr ihrem Haupts aufgehangen; der junge Mann ist dagegen beschäftige wahrend der ganzen Mahlzeit aufzuina^ten.. Die junge Frau muß mit allen Mannspersonen tanzen und sich von ihnen umarmen lassen In einigen Gegenden stiehlt man ihr einm Schutz und (Hut an stme Stelle einm hölzernen Pantoffel; sie muß ihn mit einem Thaler einlösen. Übrigens nimmt man der Neuverheiratheten den Schuh nw' dann, wenn der Anverwandte, deffen Aufsicht sie anvertrauet ist, sie einen Augenblick verläßt. Wenn die Nacht einbricht, verkünden neue Gesänge und Glase-gcklirre der jungen Frau, daß sie sich entfernen soll Sie schleicht sich Dom Tanze fort; ih:-e Gefährtinnen folgen ihr; sie geht nach einem fremden Hause, wo sie sich zu Bette legt; die jungen Maochen, welche sie auskleiden helfen, sorgen dafür, daß sie die Nadeln wieder bekommen, die sie in den Kopfputz der Neuverheiratheten gesteckt haben und bewahren sie als ein köstliches Gut auf. Daraus binden sie ihr die Strumpfbänder ab, die sie zerschneiden, und den andern Tag austheilen, und machen dem jungen Manne Platz. Zwey bis drey Stunden daraufmacht man eine Zwiebelsuppe zurechte; die Schussel , in die man sie thut, wird von zwey starken Mannspersonen auf einer nut einem schönen weißen Tischtuche bedeckten Trage getr.agen und alle Hockzeitsgasteverfugen sich vor die Thür der Braulkamnrer; man singt einen Gesang und verlangt hinein. Sobald der Gesang zu Ende ist, össnet sich die Thür; die Suppe seyt man den jungen Eheleuten aufs Bctte, sis essen und man ißt mit. Den andern Margen bringt man mit Verlarvungm zu- Nach dem F üMicke fangt man die Runoe an; jeder wirft sich in lächerliche V:,kleiounnn; der Eine versieht sich mit einem Spieße, cm welchen er ein B^od ooer ein Sr-ick Braten steckt; der Andere trägt ein F.iß„l^n; ein Dritter einen S^inn.ock-n. Allde-e machen in ihre Haare Schweife von Stroh und bedecken sich mit Tisch - und Handtüchern u s, w< In jedem Hause fällt man das Mchen, und das Fest enoiqt sich mit guten Wischen für daä junge Ehepaar- Einige Bemerkungen über die Armuth. Der Arme wird durch den Mangel verdorben. Dls Hartherzigkeit ist die Tochter der Noth. Sie verhärtet sein Gemüthe Die Nothwendigkeit zu fpaven wlrd zur GewoynhTit nnd wandelt sich zum. Geitzs Dle mehresten Gntzigen find reich gewordene Arme Der Arme fürchtet die Ai mutb, dis er kenlnt. Daher sein Gclohunger, der nie ganz befriediget wird D^c reich gewordene Arme ist also hartherzig ; er kann nicht ja sagen , er belauert die S Nwächen der Menschen zu seinem Vortheile, Was hat ihn verdorben ? Dte Armuth. Mm werft einen Blick in die Crimi» nalg. schichten. Smd oenn alle Reiche auf diesem W"ge reich geworden? gibt es keine rechtlichen moralischen Mittel zu Vermögen zu gelangen, oder das ererbte zu erhalten? M^lß oer Kaufmann deßhalb ein.'N Thaler an der Eile gewinne«, derarnn Iud ein-n Finger emmessen, U'd der F.-brikant sems A^'bnter echunqevn und eruieren lafs n ? Dan <» wäcs wohl der Reiche sin Bö fe- wicht, weil er reich , aber auck her llrms ein Betrüger, weil er arm ist. Jeder wuchert mit seinem Pfunde. Dsr Fcder-stand schlägt es so hoch an, als er kann. Liest man unsere philosophischen und moralischen Abhandlungen oder Fragmente, so möchte man wohl glauben, daß es ihren Verfassern bloß um die Beförderung der menschlichen Glückseligkeit zu thun sey, und daß die reinste uneigennützigste Menschenliebe ihre Feder le te; Ja ! ftagt nur die Verleger ! - Sind auch nur wenige so glücklich große Summen zu erhalten, so ist es wchrlich nicht die Billigkeit dieser Hcrnn, die sie zu mindern Preisen bewcgt, sondern die Unmöglich» keit größcre zu erhalten. Thut der Bürger, der Gewerbsmann der Bauer das nämliche, so heißt er ein Wucherer. — Aber er schreibt nicht, er vertheidigt sich nicht. Sonderbar! Man fieht wohl täglich Leutcaus den un ern Ständen sich in die obern d angen ; wie heißen aber die Männer, die den Pnicmen, die Nadel, den Hammer, den Webestuhl, oder den Pfiug gegen die Fcher eingetauscht haben? Sollte man nicht mein n, daß diese, wenn auch nicht immer mchr Glücksgüter, doch mchr Gemächlichkeit gewähre '^ Es hat Regenten und große Männer gegelxn, die der Meinung waren , daß der Slaat der glücklichste sey , in dem viel gearbeitet, und wenig geschrieben werde. Ob sie wohl recht hatten? — Anekdoten. Industrie eines Iudenbuben. Ein Arzt besuchte, wie dieß in London öfters der,Fall ist , seine K.anken zu Pferde. Bey emem Haus in Wcstminster gab er sein Ps»d einem in dsr Straße spielenden Iudenbuben zu halten. Er blieb länger aus / als er erwartet hatte, und g aubte sicherlich/ den jungen auf dem Pferde sitzend und auf und ab reitend zu erblicken. Allein er hatte sich geirrt. Der gewinnsüchtige Jude hatte unterdeß eine kleine Reitschule angelegt, und ließ kleine, Jungen für einen Penny bis zu dem Hor-seguards-Pallast, ungefähr 600 Schritte weit reiten. Der Arzt traf gerade den Augenblick, wo einer der Subscribenten seinen Ritt machte, und der junge Berei-^ ter die Ucbrigen nach der Anciennetä ordnete , und konnte sich des Lachens nicht enthalten. Gute Autwort eines Irlanders. Ein in seinem Wirkungskreise sehr geachteter Rechtsgclchrter wurde einst von dem bekannten Nenonusten Nepper Tanby zum Zweykampf herausgefordert, da Letzterer voraussetzte, er wcrde sich ni«t stellen ; der Rcchtsgelch.te vergaß jedoch ganz die Friedfertigkeit seines Standes, und versprach, sich in einer halben Stunoe zu stellen. Nun wurde Mr. Tanby friedfertig und sagte: „er verlange nur eine Erklärung , keinen Kampf." - Diese A.t den Kampf abzulchncn, setzte ihn jedoch einer so allgemeinen und beißenden V rachtung aus, daß er sich zuletzt entschloß, den Rcchts-gelehrten zum zwcyten Mahle herauszufordern: dieser aber antwo.tete ihm fthr sarkastisch: ,Herr, ich war bereit, mich mit Ihnen zu schlagen, um meine Ehre zu vertheidigen, habe aber keineswegs Lust, wich, um die Ihrige herzustellen^ zu duel-tirm. Ich habe die Ehre, zu seyn zc.. Der beschämte Lobredner. Der Graf T in Schlesien hatte seinem Jugendfreunde, GrafN versprochen, ihm alle seine sehr reitzend gelegenen G^icer zu z?igen. ?luf ihrer Wanderung d ängte sich ihnen einer ^cner unberufenel» lastig.n.Lob^ splechcr au^, die über jed.n auch noch so nnbedeutnlxn Gegenstand in ungem^ne Lobsp.ävhe aufbrechen , 5:n) langweilte die guten t.lttschcn Hor.n l)')ckll?h. Als er nun wieder beym Anblick'ein.r G^a-nd in En:zücken raftte, sagt GrafN. gleichgültig : Der Herr ist wohl ein Mahler? Ach nein , erwiederte kalt Graf T' , er ist nur ein Pinsel. Sonderbare Lcbensrettung. '- Zu Batavia, der holländischen Haupt-stad», in Java, werden in den Staorgra-ben lebendige K.okooille gehalten, «m die Flucht der angeworbenen Soldaten zu vers hindern, so wie man ehedem zn Straßburg in der nähmlichen Absicht des Nachts große Hunde in den Graben lausen ließ. Einst brach ein Krokodil! aus dem Graben hervor und verfolgte einen Soldaten, anf dem Felde, der von Angst getrieben , an den Säulen eines Galgens hinaufkletterte Das ist das erste Beyspiel, daß der bestiegene Galgen einem Menschen das Leben rettete. Denksprüche. Das Gluck ist eine Leiter: wie viels Sprossen man emporsteigt, so viele muß man wieder absteigen. Das Leben ist ein Tagebuch, worein «m gute Handlungen sollen eingeschrieben werden. Weine nicht! Weine nicht, Wenn anch Wcttcr, scbwnl und dicht, Deincn Wandcrpfad mugeocu; Lcruc dl.-ii.en Bllck crbcbcn, V,s dic Som:' ans Wolken bricht, Weine nicht! Weine nickt, Wenn dir Hol^n die Bosheit spricht. Edclmutb l'.nd Eigenwürde Lcicktcr,' jcdc S6unack) nnd Bürde, Uud ein Gott hält ci'ust Gericht. Wcii.c nicht! Wci^c nicht! Wenn dcc Lasirnng Natter sticht: Unschnld til^t den Ocklanqcngeifer; D'rnm mit deinem Tngendcifer Welche nie von Necht und Psiicht. Weine nicht! Weine nicht, Wenn der Hoffnung Anker bricht. Nach den Sternen mußt du streben; Anf das Glück im Erdcnleben Tbut ein weises Herz Verzicht, Weine nicht! Weins nicht, Wenn kein Fleiß dir Frucht verspricht. Nicht die Zeit kann dir vergelten ; Schan empor in bcss're Welten, Wo die Treue Kränze fiicht. Weine nicht! Weine nicht, Wenn dein Herz im Tode bricht; Dcmn verblnten nNe Wunden, Wcnn der Geist vom Stanb entbunden Eilt zu reinem Actherllcht. Weine nicht! Auflösung des in Nro- 33- enthaltenen Anagramm<: Ambra. Brama.